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Wirtschaftswissenschaften

2017
978-3-7398-0266-4
UVK Verlag 
Prof. Dr. Franz Xaver Bea
Prof. Dr. Birgit Friedl
Prof. Dr. Alexander Hennig
Prof. Dr. Peter von der Lippe
Dr. Thieß Petersen
Dr. Dr. Gerald Pilz
Angelika Rehborn
Prof. Dr. Jörg Wöltje

Verständliche Einführung in die Wirtschaftswissenschaften: Dieses Buch erklärt die wichtigsten Grundlagen inklusive wissenschaftlicher Methodik. Dies umfasst die betriebswirtschaftlichen Themen Bilanzierung, Kosten- und Leistungsrechnung, Controlling, Finanzierung, Personalwirtschaft, Marketing und Projektmanagement. Darüber hinaus die drei volkswirtschaftlichen Fächer Mikro- und Makroökonomie sowie Außenwirtschaft. Abgerundet wird das Werk mit den Kapiteln zur Statistik für Wirtschaftswissenschaftler und dem Wissenschaftlichen Arbeiten. Alle Kapitel beinhalten Fragen und Aufgaben, deren Lösungen sich am Ende des Buches finden. Ein Glossar mit zentralen Begriffserklärungen ist ebenfalls Bestandteil. Ein Buch, das jeder Erstsemesterstudent der Wirtschaftswissenschaften zum Studieneinstieg lesen sollte. Auch geeignet für alle, die mit wirtschaftswissenschaftlichen Themen in Berührung kommen und berufliche Quereinsteiger.

Wirtschaftswissenschaften Franz Xaver Bea, Birgit Friedl, Alexander Hennig, Peter von der Lippe, Thieß Petersen, Gerald Pilz, Angelika Rehborn, Jörg Wöltje WWi ir rttssc chhaaffttssw wiis ssseennssc chha afftteenn 12 Kernfächer mit Aufgaben, Lösungen und Glossar z Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten <http: / / dnb.ddb.de> abrufbar. ISBN 978-3-86764-779-3 (Print) ISBN 978-3-7398-0265-7 (EPUB) ISBN 978-3-7398-0266-4 (EPDF) Das We Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbeson- Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. 2017 Einbandgestaltung: Susanne Fuellhaas, Konstanz UVK Verlagsgesellschaft mbH 78462 Konstanz Tel. 07531-9053- -9053-98 www.uvk.de Vorwort Wirtschaftswissenschaften ist längst nicht mehr nur eine universitäre Disziplin. In unserer Gesellschaft ist sie inzwischen zu einer Kulturkompetenz geworden. Kaum eine private Handlung als Konsument, eine berufliche Tätigkeit oder ein Verständnis von tagtäglichen Nachrichten ist ohne ein ökonomisches Grundwissen denkbar. So zielt dieses Buch darauf ab, grundlegende Wissensinhalte in 12 Kernfächern in aller gebotenen Kürze darzustellen. Für wen ist das Buch gedacht? Angehende Studierende der BWL, VWL oder angrenzender Studiengänge haben mit diesem Buch die Sicherheit, dass es das Kernwissen umfasst, das in einem Bachelorstudium behandelt wird - und zu einem gewissen Anteil oftmals gar vorausgesetzt wird. Immer beliebter werden Fernstudiengänge in wirtschaftswissenschaftlichen Disziplinen. Das Buch ist eine ideale Ergänzung zu den spezifischen Lehrbriefen und Online-Lern- Angeboten. Vor allem betriebswirtschaftliche Kenntnisse werden zunehmend in Studiengängen vorausgesetzt und vermittelt, die auf den ersten Blick gar nicht erkennen lassen, dass BWL im Nebenfach Bestandteil des Hochschulabschlusses ist. Gerade hierfür eignet sich dieses Werk außerordentlich gut. Für alle studentischen Zielgruppen wurde bewusst das Kapitel „Wissenschaftliches Arbeiten“ eingefügt. 6 Vorwort Das Buch eignet sich darüber hinaus hervorragend für kaufmännische Ausbildungswege und eine duale Ausbildung: begleitend oder als Lernergänzung. Und schließlich profitieren berufliche Quereinsteiger von diesem Buch. Wer weder in Ausbildung noch im Studium oder in der bisherigen Berufspraxis keine Begegnung mit betriebs- oder volkswirtschaftlichen Themen bzw. Fragestellungen hatte, kann mit diesem Werk die Sicherheit gewinnen, grundlegende Zusammenhänge des Wirtschaftslebens zu verstehen. Inhaltsübersicht Gerald Pilz A Bilanzierung ..................................................................... Birgit Friedl B Kosten- und Leistungsrechnung ...................................... Gerald Pilz C Controlling ..................................................................... Jörg Wöltje D Finanzierung .................................................................. Gerald Pilz E Personalwirtschaft ........................................................ Alexander Hennig F Marketing ...................................................................... Franz Xaver Bea G Projektmanagement...................................................... Thieß Petersen H Mikroökonomie ............................................................. Thieß Petersen I Makroökonomie ............................................................ Thieß Petersen J Außenwirtschaft ............................................................ Peter von der Lippe K Statistik.......................................................................... Angelika Rehborn L Wissenschaftliches Arbeiten ......................................... Glossar ................................................................................ Lösungen............................................................................. Inhalt A Bilanzierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 1 Rechnungswesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 2 Bilanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 3 Jahresabschlussanalyse/ Bilanzanalyse . . . . . . . . . . 23 4 Gewinn- und Verlustrechnung . . . . . . . . . . . . . 31 5 Rentabilitätsanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 6 Bilanzielle Bewertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 7 Handelsbilanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 8 Steuerbilanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 9 Internationale Rechnungslegung . . . . . . . . . . . . 55 B Kosten- und Leistungsrechnung . . . . . . . . . . . . . . . 59 1 Zwecke der Kosten- und Leistungsrechnung . . . 61 2 Gliederung der Kosten- und Leistungsrechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 3 Gegenstand der Kosten- und Leistungsrechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 4 Kostenartenrechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 5 Kostenstellenrechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 6 Kalkulation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 7 Betriebsergebnisrechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 C Controlling . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 1 Aufgaben und Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . 103 2 Kosten- und Leistungsrechnung . . . . . . . . . . . . 111 3 Kalkulation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121 4 Teilkostenrechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 5 Die Investitionsrechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . 131 6 Das strategische Controlling . . . . . . . . . . . . . . . 135 7 Das operative Controlling . . . . . . . . . . . . . . . . . 140 10 Inhalt D Finanzierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145 1 Systematik der Finanzierung . . . . . . . . . . . . . . . 147 2 Finanzierungsarten im Überblick . . . . . . . . . . . 150 3 Kreditfinanzierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 4 Mezzanine Finanzinstrumente . . . . . . . . . . . . . . 172 5 Beteiligungsfinanzierung . . . . . . . . . . . . . . . . . 173 6 Innenfinanzierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177 7 Finanzkennzahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 180 8 Derivate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185 E Personalwirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191 1 Einordnung und Ziele der Personalwirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193 2 Personalplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197 3 Personalbeschaffung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 201 4 Personaleinsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205 5 Personalentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210 6 Personalführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213 7 Personalvergütung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 220 8 Personalverwaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 224 9 Personalfreisetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227 10 Personalcontrolling . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 231 F Marketing . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 237 1 Grundbegriffe des Marketings . . . . . . . . . . . . . 239 2 Strategisches Marketing . . . . . . . . . . . . . . . . . . 246 3 Produkt- und Programmpolitik . . . . . . . . . . . . 253 4 Markenpolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 258 5 Preis- und Konditionenpolitik . . . . . . . . . . . . . . 262 6 Distributionspolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 268 7 Kommunikationspolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . 275 11 Inhalt G Projektmanagement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 283 1 Zunehmende Bedeutung der Projektwirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 285 2 Projektmanagement als Führungskonzeption . . . 287 3 Management von Projekten . . . . . . . . . . . . . . . . 289 4 Machbarkeitsstudie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 295 5 Die Phasen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 296 6 Management durch Projekte . . . . . . . . . . . . . . . 305 7 Verständnisfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 311 H Mikroökonomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 315 1 Was ist Mikroökonomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . 317 2 Grundlegende Begriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 318 3 Haushaltstheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 321 4 Produktionstheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 328 5 Kostentheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 331 6 Konsumenten- und Produzentenrente . . . . . . . . 337 7 Preisbildung auf Märkten . . . . . . . . . . . . . . . . . 342 8 Marktversagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 347 9 Markteingriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 352 I Makroökonomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 359 1 Grundlegende Begriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 361 2 Der Gütermarkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 365 3 Der Geldmarkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 372 4 Geschlossene Volkswirtschaft mit konstantem Preisniveau (IS-LM-Modell) . . . . . . . . . . . . . . . . . 377 5 Devisenmarkt, Wechselkurs und Außenbeitrag . . 382 6 Offene Volkswirtschaft mit konstantem Preisff niveau (IS-LM-Z-Modell) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 387 7 Der Arbeitsmarkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 393 8 Geschlossene Volkswirtschaft mit flexiblem Preisniveau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 398 12 J Außenwirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 405 1 Was Sie vorher wissen sollten . . . . . . . . . . . . . . 407 2 Reale Außenwirtschaftstheorie . . . . . . . . . . . . . 408 3 Wechselkurstheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 413 4 Monetäre Außenwirtschaftstheorie . . . . . . . . . . 417 5 Globale Leistungsbilanzungleichgewichte . . . . . 422 6 Feste oder flexible Wechselkurse . . . . . . . . . . . . 428 7 Zolltheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 432 8 Internationaler Konjunkturzusammenhang . . . . 438 9 Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/ 2009 . . . . . 441 K Statistik für Wirtschaftswissenschaften . . . . . . . . . 451 1 Was ist Statistik? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 453 2 Gegenstände der Statistik . . . . . . . . . . . . . . . . . 456 3 Deskriptive Statistik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 462 4 Wahrscheinlichkeitsrechnung . . . . . . . . . . . . . . 480 5 Induktive Statistik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 485 L Wissenschaftliches Arbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . 499 1 Was ist wissenschaftliches Arbeiten? . . . . . . . . . 501 2 Literaturrecherche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 509 3 Thema bearbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 518 4 Richtiges Zitieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 520 5 Gliederung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 525 6 Wissenschaftliches Schreiben . . . . . . . . . . . . . . 528 7 Gestaltung der Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 533 8 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 535 9 Service . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 537 Inhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gerald Pilz A Bilanzierung 15 Bilanzierung 1 Rechnungswesen Das Rechnungswesen erfasst alle Geschäftsvorfälle und dokumentiert die betriebliche Leistungserstellung. Es wird zwischen dem externen und dem internen Rechnungswesen unterschieden. Zum externen Rechnungswesen gehören die Finanzbuchhaltung (auch FiBu oder Finanzbuchführung genannt) und der Jahresabschluss. Der Jahresabschluss besteht aus zwei Hauptteilen: der Bilanz und der Gewinn- und Verlustrechnung (kurz: GuV). Je nach Unternehmensgröße sind zusätzliche Informationen wie ein Anhang oder ein Lagebericht erforderlich. Das interne Rechnungswesen umfasst die Kostenrechnung. Darüber hinaus erstreckt sich das Rechnungswesen auf die Erstellung betrieblicher Statistiken und die Planungsrechnung. extern intern Rechnungswesen Finanzbuchhaltung Jahresabschluss Kostenrechnung betriebl. Statistik Planungsrechnung Bilanz GuV Anhang Lagebericht Die Bilanz ist eine zeitpunktbezogene Gegenüberstellung des Unternehmensvermögens und des Kapitals. Die Gewinn- und Verlustrechnung beinhaltet die Umsätze, die Aufwendungen und Erträge. Im Anhang werden Informationen zu Abschreibungen, Abschreibungsmethoden und Bewertungsmaßstäben 16 Bilanzierung gegeben. Im Lagebericht fügen größere Unternehmen einen Ausblick auf die wirtschaftliche Entwicklung hinzu. Finanzbuchhaltung Die Finanzbuchhaltung (FiBu) ist die Grundlage für die Erstellung des Jahresabschlusses. Sie erfasst lückenlos alle Geschäftsvorfälle des Unternehmens. Kostenrechnung Die Kostenrechnung (auch Kosten- und Leistungsrechnung genannt) stellt das interne Rechnungswesen dar. Sie bildet die Grundlage für Preiskalkulationen und steuert Unternehmensprozesse. Betriebliche Statistik und Planungsrechnung Zum Rechnungswesen gehören auch die betriebliche Statistik und die Planungsrechnung. Das Unternehmen benötigt zur langfristigen Planung Absatz-, Produktions- und Personalstatistiken. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: Was ist eine Bilanz? zeitraumbezogene Gegenüberstellung zeitpunktbezogene Gegenüberstellung transitorische Gegenüberstellung 17 Bilanzierung Woraus besteht ein Jahresabschluss? Bilanz Anhang Lagebericht Inventar Gewinn- und Verlustrechnung Was umfasst das externe Rechnungswesen? Finanzbuchführung (FiBu) Geschäftsbuchführung Jahresabschluss Kosten- und Leistungsrechnung 18 Bilanzierung 2 Bilanz Die Bilanz hat folgende Funktionen: Informationsfunktion (Planung, Entscheidung, Unternehmensentwicklung, Kontrolle) Dokumentation (Geschäftsvorfälle) Erfolgsermittlung (Besteuerung des Unternehmens) Rechenschaftslegung (gegenüber Gläubigern, Aktionären, Finanzamt, Öffentlichkeit), Erfolgs-, Kapital-, Vermögens- und Liquiditätsausweis Sicherung (gegenüber Gläubigern) Bilanzstruktur Die Bilanz zielt auf eine umfassende Darstellung der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Unternehmens. Die Adressaten sind: Gläubiger, der Kapitalmarkt, Kapitalgeber, die Öffentlichkeit, Arbeitnehmer und der Fiskus. Bilanz Aktiva (Vermögensverwendung) Passiva (Vermögensherkunft) Gesamtvermögen Gesamtkapital Anlagevermögen Grundstücke Gebäude Maschinen, Fuhrpark Büro- und Geschäftsausstattung Eigenkapital Grundkapital Kapitalrücklage Gewinnrücklage Umlaufvermögen Roh-, Hilfs-, Betriebsstoffe erworbene Handelswaren Erzeugnisse Finanzanlagen Kasse, Konto Fremdkapital Sonderposten Rückstellungen Verbindlichkeiten Rechnungsabgrenzungsposten Rechnungsabgrenzungsposten 19 Bilanzierung Die Bilanz wird in T-Form erstellt. Sie besteht aus Aktiva (Mittelverwendung) und Passiva (Mittelherkunft). Die Aktiva werden in Anlagevermögen (längerfristig gebundene Vermögensgegenstände) und in Umlaufvermögen (kurzfristig gebundene Vermögensgegenstände) untergliedert. Die Passiva werden in Eigenkapital und Fremdkapital unterteilt. Das Anlagevermögen und Umlaufvermögen ergeben zusammen das Gesamtvermögen (oder die Bilanzsumme). Das Eigenkapital und das Fremdkapital sind zusammen das Gesamtkapital (oder die Bilanzsumme). Gesamtvermögen und Gesamtkapital müssen die gleiche Höhe aufweisen (Bilanzidentität). Inventur Wenn eine Bilanz aufgestellt wird, muss vorher eine wert- und mengenmäßige Bestandsaufnahme des Unternehmens durchgeführt werden. Es gibt verschiedene Inventurverfahren . Hierzu gehören die Stichtagsinventur, die verlegte Inventur, die permanente Inventur und die Stichprobeninventur. Bestandsänderungen innerhalb dieser Tage (bei Verlegung) müssen aber durch Wertrückrechnungen bzw. Wertfortschreibungen berücksichtigt werden. Die verlegte oder zeitverschobene Inventur kann auch drei Monate vor oder zwei Monate nach dem Ende des Geschäftsjahres erfolgen. Das Geschäftsjahr eines Unternehmens muss nicht mit dem Kalenderjahr identisch sein. Eine dritte Inventurmethode ist die permanente Inventur. Bei diesem aufwändigen Verfahren werden alle Zu- und Abgänge in einer Datei registriert. Für den Bilanzstichtag werden dann die Lagermengen oder der aktuelle Wert der Vermögensge- 20 Bilanzierung genstände hochgerechnet. Da solche Verfahren nicht absolut zuverlässig sind (aufgrund von Schwund etc.), muss zusätzlich eine körperliche Bestandsaufnahme erfolgen. Der Zeitpunkt kann aber frei gewählt werden. Die permanente Inventur ist nur für Unternehmen zugelassen, die über Waren verfügen, die nicht leicht verderben oder abhandenkommen. Inventar Aus der Inventur ergibt sich das Bestandsverzeichnis (das Inventar). Im Inventar sind alle Vermögensgegenstände und Schulden nach Art, Menge und Wert einzeln in Staffelform aufgelistet. Es besteht aus dem Vermögen, den Schulden und dem Eigenkapital (Reinvermögen). Das Reinvermögen wird berechnet, indem von dem Vermögen die Verbindlichkeiten abgezogen werden. Bilanzierungspflichtig sind: Kaufleute (Unternehmen ab einer gewissen Umsatzhöhe oder ab einem festgelegten Gewinn), Kapitalgesellschaften (Aktiengesellschaften, GmbHs), bestimmte Personengesellschaften, eingetragene Genossenschaften und Unternehmen bestimmter Geschäftszweige. Freiberufler (z. B. Kammerberufe, Künstler) und Kleingewerbetreibende erstellen eine Einnahmen-Überschuss-Rechnung. 21 Bilanzierung Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: Was kennzeichnet die Aktiva? Mittelherkunft Mittelverwendung Anlagevermögen und Umlaufvermögen Fremdkapital und Eigenkapital rechte Seite der Bilanz Was gehört zum Umlaufvermögen? Lizenzen Vorräte Kasse und Konto Rohstoffe Verbindlichkeiten Wie setzt sich das Eigenkapital zusammen? Gesamtkapital gezeichnetes Kapital Fremdkapital Gewinnrücklage Kapitalrücklage Rückstellung Jahresüberschuss Goodwill Was gehört zum Fremdkapital? Kapitalrücklagen Verbindlichkeiten 22 Bilanzierung Rückstellungen passivischer Rechnungsabgrenzungsposten Eventualverbindlichkeiten Welcher Begriffentspricht der Bilanzsumme? Eigenkapital Gesamtvermögen Gesamtkapital Woraus besteht eine Inventur? Bilanz körperliche Bestandsaufnahme buchmäßige Inventur Was enthält das Inventar? die Vermögensgegenstände die Schulden des Unternehmens die Gewinne des Unternehmens 23 Bilanzierung 3 Jahresabschlussanalyse/ Bilanzanalyse Die Jahresabschlussanalyse wird häufig auch Bilanzanalyse genannt. Sie bezieht aber auch Kennzahlen der Gewinn- und Verlustrechnung mit ein, so dass die Bezeichnung „Jahresabschlussanalyse“ korrekter ist. Es wird zwischen vertikalen und horizontalen Bilanzkennzahlen sowie Renditekennzahlen unterschieden. Vertikale Bilanzkennzahlen (Aktivseite, Vermögensstruktur) Vertikale Bilanzkennzahlen setzen zwei Bilanzgrößen in vertikaler Richtung in Beziehung. Beispiele auf der Aktivseite (Vermögensseite), die die Vermögensstruktur charakterisieren, sind: Anlagenintensität (Anlagevermögen in Relation zum Gesamtvermögen), Umlaufintensität (Umlaufvermögen in Relation zum Gesamtvermögen). Einige vertikale Bilanzkennzahlen gehen auch auf einige Unterkategorie des Anlage- oder Umlaufvermögens ein: Wichtige Kennzahl: Sachanlageintensität = Sachanlagen ___ Gesamtvermögen Vorratsintensität = Vorratsvermögen ___ Gesamtvermögen Forderungsintensität = Forderungen ___ Gesamtvermögen 24 Bilanzierung Vertikale Bilanzkennzahlen (Passivseite, Kapitalstruktur) Vertikale Bilanzkennzahlen, die auf der Passivseite die Kapitalstruktur beschreiben, sind: Wichtige Kennzahl: Eigenkapitalquote = Eigenkapital ___ Gesamtkapital Die Berechnung des Eigenkapitals ist komplex, daher verwendet man in der Praxis der Bilanzanalyse ein schematisiertes Verfahren. Das Eigenkapital wird wie folgt ermittelt: Grundkapital + Kapitalrücklagen + Gewinnrücklagen + 50 % Bilanzgewinn + 50 Prozent Sonderposten mit Rücklageanteil Der Begriff Grundkapital wird für das gezeichnete Kapital einer Aktiengesellschaft verwendet und entspricht der Gesamtsumme aller Nennbeträge der ausgegebenen Aktien. Der Nennbetrag der Aktien wurde bei der Emission festgelegt und ist nicht mit dem aktuellen Aktienkurs identisch. Bei einer GmbH entspricht das gezeichnete Kapital dem Stammkapital. Die Kapitalrücklage ergibt sich beim Börsengang einer Ak e kk tiengesellschaft. Sie entsteht aus der Differenz zwischen dem Nennwert der Aktien und dem Erstkurs an der Börse. 25 Bilanzierung Die Gewinnrücklage enthält Gewinne, die nicht an die Ak e kk tionäre oder Anteilseigner ausgeschüttet werden. Der Bilanzgewinn berechnet sich folgendermaßen: Jahresüberschuss + Gewinnvortrag + Entnahme aus den Rücklagen - Verlustvortrag - Einstellung in die Rücklagen = Bilanzgewinn Die Fremdkapitalquote (der Anspannungsgrad) setzt den An e teil der Verbindlichkeiten in Relation zum Gesamtkapital. Das Fremdkapital wird folgendermaßen schematisch berech l net: Verbindlichkeiten + Rückstellungen + passive Rechnungsabgrenzung + 50 % Bilanzgewinn (Ausschüttung an Aktionäre) Fremdkapital wird in kurzfristig, mittel- und langfristig untergliedert. Zum Fremdkapital gehören beispielsweise Bankkk darlehen und Lieferantenkredite. Bei Verbindlichkeiten sind Höhe und Fälligkeit bekannt. Rückstellungen sind am Abschlussstichtag wahrscheinliche oder sichere Aufwendungen, die in ihrer Höhe oder dem Zeitpunkt der Fälligkeit unbestimmt sind. Rückstellungen werden für Pensionsverpflichtungen, Garantieverpflichtungen (Gewährleistungen ohne rechtliche Verpflichtung), drohende 26 Bilanzierung Verluste aus schwebenden Geschäften (Drohverlustrückstellungen), schwebende Prozesse, Steuernachzahlungen und unterlassene Reparaturen gebildet. In der Praxis machen häufig Pensionsrückstellungen den größten Anteil aus. Auch der passive Rechnungsabgrenzungsposten wird zum Fremdkapital gerechnet. Er umfasst Zahlungen an das Unternehmen, die bereits im laufenden Geschäftsjahr erfolgen, obwohl sie erst nach dem Bilanzstichtag fällig sind. Eine weitere Kennzahl ist der Anteil des langfristigen Fremdkapitals : Wichtige Kennzahl: langfristiges Fremdkapital ____ Gesamtkapital Das langfristige Fremdkapital lässt sich nur durch eine Analyse des Anhangs erheben. Der Verschuldungsgrad berechnet sich wie folgt: d Wichtige Kennzahl: langfristiges Fremdkapital ____ Gesamtkapital Fremdkapital __ Eigenkapital 27 Bilanzierung Horizontale Bilanzkennzahlen Horizontale Bilanzkennzahlen beschreiben die Finanzierungsstruktur eines Unternehmens. Dabei wird die Vermögensseite mit der Kapitalseite verglichen. Die Goldene Bilanzregel besagt: Das Anlagevermögen sollte möglichst durch Eigenkapital finanziert werden. Die Goldene Finanzierungsregel bedeutet: Es sollte Fristenkongruenz vorliegen. Langfristiges Vermögen wird durch langfristiges Kapital, kurzfristiges Vermögen durch kurzfristiges Kapital finanziert. Es gibt folgende wichtige horizontale Bilanzkennzahlen: Deckungsgrade Liquiditätskennzahlen Deckungsgrade (obere Bilanzpositionen - horizontale Struktur) Wichtige Kennzahl: Anlagendeckung I = Eigenkapital ___ Anlagevermögen Bei einer optimalen Finanzierungsstruktur beträgt dieser Wert 100 Prozent. 28 Bilanzierung Wichtige Kennzahl: Anlagendeckung II = Eigenkapital + langfristiges Fremdkapital ______ Anlagevermögen Bei einer optimalen Finanzierungsstruktur liegt dieser Wert stets über 100 Prozent. Wichtige Kennzahl: Anlagendeckung III = Eigenkapital + langfristiges Fremdkapital _______ Anlagevermögen + langfristiges Umlaufvermögen Liquiditätskennzahlen (untere Bilanzpositionen - horizontale Struktur) Die Liquiditätskennzahlen ermitteln die Liquiditätslage eines Unternehmens und betrachten die Relationen zwischen dem Umlaufvermögen und dem kurzfristigen Fremdkapital. Liquidität ist definiert als die Fähigkeit des Unternehmens, Zahlungsverpflichtungen bei der Fälligkeit einer Forderung in voller Höhe nachkommen zu können. Liquidität wird nach Graden von 1 bis 3 abgestuft. Zu den liquiden Mitteln ersten Grades gehören die Kasse, die Sicht- und Termineinlagen bei Banken, Schecks und diskontfähige Wechsel. 29 Bilanzierung Die Liquidität ersten Grades (Barliquidität), die sich auf die unmittelbare Zahlungsfähigkeit des Unternehmens bezieht, wird folgendermaßen berechnet: Wichtige Kennzahl: Liquiditätsgrad ersten Grades = flüssige Mittel _____ kurzfristige Verbindlichkeiten Die Liquidität zweiten Grades (einzugsbedingte Liquidität) (( erfasst die mittelfristige Zahlungsfähigkeit des Unternehmens und sollte im Idealfall 100 Prozent betragen. Wichtige Kennzahl: Liquiditätsgrad zweiten Grades = kurzfristiges Umlaufvermögen _____ kurzfristige Verbindlichkeiten Die Liquidität dritten Grades (umsatzbedingte Liquidität) (( ist noch umfassender ausgerichtet. Der ideale Richtwert beträgt 150 Prozent. Wichtige Kennzahl: Liquiditätsgrad dritten Grades = gesamtes Umlaufvermögen _____ kurzfristige Verbindlichkeiten 30 Bilanzierung Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: Was sind Kennzahlen der Vermögenslage? horizontale Bilanzkennzahlen vertikale Bilanzkennzahlen relative Bilanzkennzahlen Was sind Beispiele für Kennzahlen der Finanzierungsstrukkk tur? Deckungsgrade Liquiditätskennzahlen Anspannungsgrad Was ist ein Synonym für Liquidität ersten Grades? Barliquidität umsatzbedingte Liquidität einzugsbedingte Liquidität 31 Bilanzierung 4 Gewinn- und Verlustrechnung Die Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) ist eine zeitraumbezogene Rechnung. Die Gewinn- und Verlustrechnung unterscheidet zwischen Erträgen und Aufwendungen. Aufwendungen sind der Werteverzehr eines Unternehmens an Gütern und Dienstleistungen. Unter Erträgen versteht man den Wertzuwachs aus dem Erlös von Erzeugnissen und Dienstleistungen. Darstellungsform Die Gewinn- und Verlustrechnung kann als Konto- oder als Staffelform dargestellt werden. Die weniger detaillierte Kontoform ist Einzelunternehmen und Personengesellschaften vorbehalten, die zwischen den beiden Kontoformen wählen können. Bei der Kontoform wird am Ende des Geschäftsjahrs ein Abschlusskonto erstellt, das das Gewinn- und Verlustkonto umfasst. Die Aufwendungen werden im Soll gebucht und die Erträge im Haben. Das Unternehmen kann einen Gewinn vorweisen, wenn die Erträge größer sind als die Aufwendungen. Danach wird der Reingewinn oder -verlust in der Bilanz unter dem Eigenkapital erfasst. 32 Bilanzierung GuV Aufwendungen Erträge Roh-, Hilfs, Betriebsstoffe Gehälter, Löhne, Sozialabgaben Abschreibungen auf Anlagen und auf Forderungen Steuern, Zinsen Umsatzerlöse Bestandsmehrungen Eigenleistungen Mieterträge Instandhaltung außerordentliche Aufwendungen Erträge aus Verkauf von Vermögensgegenständen Zinseträge außerordentliche Erträge Gewinn Die Umsatzerlöse haben den größten Anteil an den Erträgen. Aber auch Bestandsmehrungen wie fertige Erzeugnisse auf Lager oder Eigenleistungen (z. B. die Herstellung oder Verbesserung einer Maschine in der Produktion) können zu hohen Erträgen führen. Verfahren Bei der Aufstellung der Gewinn- und Verlustrechnung wird das Gesamtkosten- oder das Umsatzkostenverfahren verwendet. 33 Bilanzierung Umsatzkostenverfahren Gesamtkostenverfahren Umsatzerlöse Umsatzerlöse +/ - Bestandsveränderun- gen fertige und unfer- tige Erzeugnisse + andere aktivierte Eigenleistungen Aufwendungen Erträge Aufwendungen in der Produktion +/ - Bestandsverän- derungen fertigen und unfertigen Erzeugnissen - Aufwendungen für andere aktivierte Eigenmleistungen Aufwendungen in der Produktion Staffelform der GuV Die Staffelform kommt weitaus häufiger als die Kontenform vor, da Kapitalgesellschaften wie die GmbH oder AG sie einsetzen müssen. Sie enthält mehr Einzelheiten und sieht Zwischenergebnisse und -summen vor. Die genaue Zusammensetzung der verschiedenen Positionen ist detailliert vorgeschrieben. Die Staffelform der Gewinn- und Verlustrechnung besteht aus folgenden Positionen: Gesamtleistung Betriebsergebnis Finanzergebnis Außerordentliches Ergebnis Steuern Jahresüberschuss/ Jahresfehlbetrag Bilanzgewinn oder Bilanzverlust 34 Bilanzierung Die Staffelform beginnt mit der Gesamtleistung. Sie umfasst die gesamten Leistungen des Unternehmens in einem Geschäftsjahr und enthält vier Positionen, die als Bruttorechnung bezeichnet werden. Gesamtleistung Umsatzerlöse + Erhöhung des Bestandes an fertigen und unfertigen Erzeugnissen + andere aktivierte Leistungen + sonstige betriebliche Erträge = Gesamtleistung Die Umsatzerlöse entstehen aus dem Verkauf von Erzeugnissen und Handelswaren (von anderen Unternehmen bezogene Produkte). Fertige oder nicht ganz fertige Erzeugnisse sind teilweise noch im Lager. Bestandsmehrungen und -minderungen beziehen sich auf die Veränderungen der Lagerbestände. Sie müssen berücksichtigt werden, da sie zur Leistungserstellung gehören. Aktivierte Eigenleistungen sind beispielsweise eine Verbesserung von Maschinen in der Produktion, die das Unternehmen selbst durchgeführt hat. Die sonstigen betrieblichen Erträge umfassen folgende Erträge: Erlöse aus Nebentätigkeiten und Dienstleistungen, Vermietungen, Verpachtungen, Buchgewinne aus dem Verkauf von Anlagevermögen, Kursgewinne (Devisenkurs), Erträge aus Wertpapiergeschäften, Gewinne aus der Veräußerung von Be- 35 Bilanzierung teiligungen, Erträge aus der Auflösung von Rückstellungen, Auflösung des Sonderpostens mit Rücklageanteil, erhaltene Investitionszulagen und andere staatliche Zuschüsse. Rohergebnis Das Rohergebnis wird berechnet, indem von der Gesamtleistung die Aufwendungen für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe sowie bezogene Waren und Leistungen subtrahiert werden. Das Rohergebnis wird lediglich in den Jahresabschlüssen von kleinen und mittelgroßen Kapitalgesellschaften erwähnt. Rohergebnis = Gesamtleistung - Materialaufwand (Roh-, Hilfs-, Betriebsstoffe, bezogene Waren) - Aufwendungen für bezogene Leistungen Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit ist die Summe des Betriebs- und des Finanzergebnisses. Betriebsergebnis + Finanzergebnis = Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit Voraussetzung für die Berechnung des Ergebnisses der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit ist zuvor die Ermittlung des Betriebs- und des Finanzergebnisses. 36 Bilanzierung Betriebsergebnis Das Betriebsergebnis erhält man, wenn von der Gesamtleistung Material- und Personalaufwand, Abschreibungen und sonstige betriebliche Aufwendungen abgezogen werden. Gesamtleistung - Materialaufwand - Personalaufwand - Abschreibungen - sonstige betriebliche Aufwendungen = Betriebsergebnis Zu den sonstigen betrieblichen Aufwendungen zählen: Soziale Abgaben aufgrund von Tarifverträgen, Fahrtkostenzuschüsse, Aus- und Fortbildungskosten, Verwaltungs- und Vertriebskosten, Vertreterprovisionen, Wohngeldzuschüsse, Instandhaltungsaufwendungen, Garantieaufwendungen, Rechts- und Beratungskosten, Beiträge und Gebühren, Ausgangsfrachten, Mieten und Pachten, Währungs- und Kursverluste, Bildung von Rückstellungen, Abschreibungen auf Forderungen und andere Gegenstände des Umlaufvermögens. Finanzergebnis Das Finanzergebnis betrachtet die Erträge, die aus Finanzanlagen stammen, und berücksichtigt Abschreibungen auf Finanzanlagen. Erträge können durch Beteiligungen und aus Unternehmen resultieren, die einem Gewinnabführungsvertrag unterliegen. Andere Erträge ergeben sich aus Dividenden von Aktien oder Zinserträgen aus Krediten an verbundene Unternehmen. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge fassen 37 Bilanzierung Zinserträge aus Forderungen an Dritte, aus Dividenden von Aktien im Umlaufvermögen und Zinsen für Beteiligungen zusammen. Zinsen und ähnliche Aufwendungen beziehen sich beispielsweise auf Bankkredite, Darlehen und Lieferantenkredite sowie Hypotheken und diskontierte Wechsel. Das Finanzergebnis wird wie folgt berechnet: Erträge aus Beteiligungen + Erträge aus anderen Wertpapieren und Ausleihungen des Finanzanlagevermögens + sonstige Zinsen und ähnliche Erträge + Zinsen und ähnliche Aufwendungen = Finanzergebnis Jahresüberschuss und Bilanzgewinn Für den Begriff „Gewinn“ gibt es in der Betriebswirtschaftslehre mehrere exakte Definitionen. Das Ergebnis vor Steuern (Englisch: Earnings before taxes - EBT) wird ermittelt, indem vom Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit das außerordentliche Ergebnis abgezogen wird. Das außerordentliche Ergebnis besteht aus der Differenz von außerordentlichen Erträgen und Aufwendungen. Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit - außerordentliches Ergebnis = Ergebnis vor Steuern Außerordentliche Erträge dienen nicht unmittelbar dem e Betriebszweck und gelten als Nebenerlöse. Ein Beispiel dafür sind Betriebsveräußerungen oder staatliche Zuschüsse. 38 Bilanzierung Außerordentliche Aufwendungen sind nicht Teil der betrieblichen Leistungserstellung, sondern fallen für einmalige außergewöhnliche Ereignisse an (Bsp.: Versicherungsschutz nach Katastrophen). Der Jahresüberschuss oder der Jahresfehlbetrag ergibt sich, g wenn vom Ergebnis vor Steuern die Steuern vom Einkommen und Ertrag sowie die sonstigen Steuern abgezogen werden. Zu den Steuern vom Einkommen und Ertrag rechnet man g die Körperschaftsteuer und die Gewerbeertragsteuer. Unter den sonstigen Steuern werden folgende Steuerarten und Abgaben subsumiert: Grund-, Erbschaftssteuer- und Schenkungsteuer, Kraftfahrzeug-, Mineralöl-, Versicherungssteuer sowie Ausfuhrzölle. Gewinne, die nicht ausgeschüttet werden, verbleiben im Unternehmen (werden thesauriert) und werden als Gewinnrückkk lage in der Bilanz ausgewiesen e . Bei der Berechnung des Bilanzgewinns (bzw. Bilanzverlusts) werden Gewinne, die in die Gewinnrücklage eingestellt wurden, wieder abgezogen. Ergebnis vor Steuern - Steuern vom Einkommen und Ertrag - sonstige Steuern = Jahresüberschuss bzw. -fehlbetrag - Einstellung in Rücklagen = Bilanzgewinn bzw. -verlust 39 Bilanzierung Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: Was sind Beispiele für Erträge? Umsatzerlöse Bestandsmehrungen Eigenleistungen Verkauf von Unternehmensteilen Löhne und Gehälter Welche Größen werden beim Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit berücksichtigt? Betriebsergebnis außerordentliches Ergebnis Finanzergebnis Wie lautet der Fachbegrifffür das Einbehalten von Unterrr nehmensgewinnen? Prolongierung Forfaitierung Factoring Thesaurierung 40 Bilanzierung 5 Rentabilitätsanalyse Rentabilitätskennzahlen benötigen zur Berechnung immer die Angaben in der Gewinn- und Verlustrechnung. Die Rentabilität eines Unternehmens resultiert aus dem Verhältnis von Gewinn und Kapital oder Umsatz. Eigenkapitalrentabilität Die Eigenkapitalrentabilität setzt den Gewinn, der als Bilanzgewinn, Jahresüberschuss oder Ergebnis vor Steuern definiert werden kann, in Beziehung zum Eigenkapital. Die Eigenkapitalrentabilität weist darauf hin, wie hoch das eingesetzte Eigenkapital durch den Bilanzgewinn des Unternehmens verzinst wird. Wichtige Kennzahl: Eigenkapitalrentabilität = Bilanzgewinn (bzw. -verlust) ____ Eigenkapital Gesamtkapitalrentabilität Die Gesamtkapitalrentabilität gibt die Verzinsung des gesamten Kapitals im Unternehmen an. 41 Bilanzierung Wichtige Kennzahl: Gesamtkapitalrentabilität = Bilanzgewinn + Fremdkapitalkosten ______ Gesamtkapital Umsatzrentabilität Die Umsatzrentabilität setzt den Bilanzgewinn in Beziehung zum Umsatz. Wichtige Kennzahl: Umsatzrentabilität = Bilanzgewinn bzw. -verlust ____ Umsatz Der Cashflow ist eine Kennziffer, die den Überschuss der zahlungswirksamen Einnahmen über die zahlungswirksamen Ausgaben erfasst. Der Cashflow macht deutlich, welche liquiden Mittel einem Unternehmen aus den Umsätzen zur Verfügung stehen, und gibt damit die Innenrefinanzierungskraft eines Unternehmens an. 42 Bilanzierung Bilanzgewinn (bzw. Bilanzverlust) + Abschreibungen + Zunahme bzw. Abnahme der langfristigen Rückstellungen + außerordentliche periodenfremde Aufwendungen - außerordentliche periodenfremde Erträge + Zuführungen zu den Rücklagen (- Auflösungen von Rücklagen) = Cashflow Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: Was spiegelt der Cashflow wider? Anlagendeckung Kapitalstruktur Innenrefinanzierungskraft Vermögensstruktur Was ist der Cashflow? relative Kennzahl absolute Kennzahl 43 Bilanzierung 6 Bilanzielle Bewertung Die Vermögensgegenstände in der Bilanz müssen bewertet werden, beispielsweise um die Höhe der Abschreibung zu ermitteln. Für die bilanzielle Bewertung gibt es folgende Bewertungsmaßstäbe: Grundsätze ordnungsmäßiger Bilanzierung Grundsätze ordnungsmäßiger Speicherbuchführung Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung (GOB) Grundsätze ordnungsmäßiger Inventur Bewertungsmaßstäbe Prinzip der Vollständigkeit Saldierungsverbot Prinzip der Bilanzwahrheit Prinzip der Bilanzklarheit Prinzip der Bilanzstetigkeit und Bilanzkontinuität Grundsätze ordnungsmäßiger Bilanzierung Prinzip der Vollständigkeit: Das Prinzip der Vollständigkeit bedeutet, dass im Jahresabschluss alle Vermögensgegenstände erfasst werden. Saldierungsverbot: Aktiva dürfen nicht mit Passiva verrechnet werden. Dasselbe gilt für Erträge und Aufwendungen. Prinzip der Bilanzwahrheit: Der Jahresabschluss muss wahr und richtig sein. Ansonsten liegt Bilanzverschleierung oder gar Bilanzfälschung vor. Prinzip der Bilanzklarheit: Ein transparenter und nachvollziehbarer Jahresabschluss ist unbedingt notwendig. Alle Bilanzpositionen müssen klar und einheitlich gegliedert werden. Ein sachverständiger Dritter muss sich innerhalb angemessener Zeit einen Überblick über die Ge- 44 Bilanzierung schäftsvorfälle und die Vermögens- und Ertragslage des Unternehmens verschaffen können. Prinzip der Bilanzstetigkeit und der Bilanzkontinuität: Die äußere Form der Bilanz und der Gewinn- und Verlust- Rechnung müssen auch in zukünftigen Jahresabschlüssen beibehalten werden. Abweichungen sind im Anhang zu erläutern. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: Auf welchen rechtlichen Grundlagen beruht die bilanzielle Bewertung? BGB HGB Steuerrecht praktische Übung ordentlicher Kaufleute Wofür steht die Abkürzung „GoB“? Gesamtheit ordentlicher Buchführung Grundsätze ordnungsmäßiger Bilanzierung Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung Wie wird der Grundsatz für die Beibehaltung der Darstellungsform bezeichnet? ] formale Bilanzkontinuität materielle Bilanzkontinuität Darstellungsstetigkeit 45 Bilanzierung Was sind Beispiele für Bewertungsgrundsätze? Unternehmensfortführung Einzelbewertung Going Concern Principle Darstellungsstetigkeit Realisationsprinzip Imparitätsprinzip 46 Bilanzierung 7 Handelsbilanz Die Erstellung der Handelsbilanz folgt den gesetzlichen Bestimmungen im Handelsgesetzbuch ( HGB ) und den Grundsätzen ordnungsmäßiger Buchführung ( GoB ) und Bilanzierung. Die Steuerbilanz wird von der Handelsbilanz abgeleitet ( Maßgeblichkeitsprinzip ); die Steuerbilanz muss zusätzlich pp steuerrechtlichen Vorschriften mit einbeziehen. Veröffentlicht wird nur die Handelsbilanz. In anderen Rechnungslegungssystemen wie dem der Europäischen Union (IFRS) oder der USA (US-GAAP) wird nicht zwischen Steuer- und Handelsbilanz unterschieden. Die steuerrechtliche Bemessung erfolgt in den USA auf eine andere Weise. Bewertungsprinzipien in der Handelsbilanz Anschaffungswert Marktpreis Herstellungswert Börsenpreis Tageswert 47 Bilanzierung Anschaffungswertprinzip Das Anschaffungswertprinzip wird auch Pagatorik bezeichnet. Jeder Vermögensgegenstand (im Steuerrecht: Wirtschaftsgut) wird mit dem Anschaffungs- oder Herstellungswert bewertet. Dies ist der Höchstwert, der in der Handelsbilanz zulässig ist. Das Gegenteil des Anschaffungswertes ist der Wiederbeschafff fungswert, der in der Kostenrechnung zum Einsatz kommt. Beim Umlaufvermögen und bei Finanzanlagen wird auch das Tageswertprinzip in der Handelsbilanz eingesetzt. Anlagevermögen: Anschaffungs- oder Herstellungskosten Umlaufvermögen: Anschaffungs- oder Herstellungskosten, Tageswert am Bilanzstichtag Gläubigerschutzprinzip Das HGB rückt den Gläubigerschutz in den Mittelpunkt der Bilanzierung. Vermögensgegenstände müssen vorsichtig bewertet werden (dadurch bilden sich „stille Reserven“), und Verbindlichkeiten müssen möglichst hoch angesetzt werden (Höchstwertprinzip). Der Gläubigerschutz wird durch das Imparitäts-, das Realisations- und das Niederstwertsowie das Höchstwertprinzip konkretisiert. Gläubigerschutz Imparitätsprinzip Realisationsprinzip auch drohende Verluste ausweisen nur realisierte Gewinne ausweisen 48 Bilanzierung Imparitätsprinzip Verluste und Gewinne werden in der Bilanz unterschiedlich bewertet. Verluste müssen schon ausgewiesen werden, wenn sie am Bilanzstichtag noch nicht eingetreten sind, aber möglicherweise in der Zukunft anfallen. Hierfür werden Drohverlustrückstellungen gebildet. Realisationsprinzip Gewinne dürfen erst ausgewiesen werden, wenn sie realisiert (also vorhanden sind). Bei Großprojekten gilt ein Gewinn erst als realisiert, wenn das Projekt vollständig abgeschlossen und bezahlt ist. Niederstwertprinzip Wenn an einem Bilanzstichtag mehrere Bewertungen möglich sind, muss der Ansatz vorgenommen werden, der am niedrigsten ist. Das Niederstwertprinzip darf nur auf Vermögensgegenstände angewandt werden. Es wird unterschieden zwischen dem strengen und dem gemilderten Niederstwertprinzip. Niederstwertprinzip gemildertes Niederstwertprinzip strenges Niederstwertprinzip Anlagevermögen: Wahlrecht vorrübergehende Wertminderung Umlaufvermögen: kein Wahlrecht 49 Bilanzierung Höchstwertprinzip Das Höchstwertprinzip gilt für alle Verbindlichkeiten des Unternehmens und auch bei der Bilanzierung von Rückstellungen (Bsp.: Pensionen). Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: Was sind Kennzeichen der HGB-Bilanzierung? Gläubigerschutzprinzip Investorenschutzprinzip stille Reserven Bewertung von Immobilien zum Verkehrswert Was besagt das Imparitätsprinzip? Schulden müssen nie ausgewiesen werden. Gewinne müssen zuerst ausgewiesen werden. Schulden müssen ausgewiesen werden, wenn sie bereits drohen. Was besagt das Realisationsprinzip? Gewinne können immer ausgewiesen werden. Gewinne können erst ausgewiesen werden, wenn sie realisiert sind. Schulden werden ausgewiesen, wenn Sie realisiert sind. 50 Bilanzierung Was bedeutet das Niederstwertprinzip? Am Bilanzstichtag muss der niedrigste Wertansatz gewählt werden. Der niedrigste Wert bleibt bei der bilanziellen Bewertung außer Acht. Das Niederstwertprinzip wird auf Verbindlichkeiten angewandt. Worauf wird das strenge Niederstwertprinzip angewandt? Eigenkapital Umlaufvermögen Anlagevermögen Gewinnrücklagen Was wird nach dem Höchstwertprinzip bilanziell bewertet? Eigenkapital Kapitalrücklagen Vorräte Forderungen Verbindlichkeiten 51 Bilanzierung 8 Steuerbilanz Bewertung in der Steuerbilanz Es gilt das Maßgeblichkeitsprinzip. Die Steuerbilanz wird von der Handelsbilanz abgeleitet. In der Praxis wird die Handelsbilanz meist so erstellt, dass steuerrechtliche Bestimmungen bereits weitgehend berücksichtigt werden. In der Praxis wird daher das umgekehrte Maßgeblichkeitsprinzip umgesetzt. Maßgeblichkeit Maßgeblichkeitsprinzip: Ableitung der Steuerbilanz von der Handelsbilanz Umgekehrtes Maßgeblichkeitsprinzip: Handelsbilanz berücksichtigt steuerrechtliche Vorschriften Die Unterschiede zwischen Handels- und Steuerbilanz treten in der Bewertungswahlrechten zutage. Aktivseite Auf der Aktivseite wird unterschieden zwischen: Aktivierungspflicht Aktivierungswahlrecht Aktivierungsverbot Zu den Aktivierungswahlrechten zählen: ein entgeltlich erworbener (derivativer) Firmen- oder Geschäftswert 52 Bilanzierung ein Rechnungsabgrenzungsposten für als Aufwand eingestufte Zölle und Verbrauchsteuern auf das Vorratsvermögen Rechnungsabgrenzungsposten für als Aufwand berückkk sichtige Umsatzsteuer auf am Stichtag auszuweisende Anzahlungen. Ein Aktivierungsverbot besteht für: t Aufwendungen für die Gründung des Unternehmens und für die Beschaffung des Eigenkapitals Nicht entgeltlich erworbene immaterielle Vermögensgegenstände Kosten Handelsrecht Steuerrecht Materialkosten Aktivierungspflicht Aktivierungspflicht Fertigungskosten Aktivierungspflicht Aktivierungspflicht Sondereinzelkosten der Fertigung Aktivierungspflicht Aktivierungspflicht Materialgemeinkosten Aktivierungspflicht Aktivierungspflicht Fertigungsgemeinkosten Aktivierungspflicht Aktivierungspflicht Verwaltungsgemeinkosten Aktivierungswahlrecht Aktivierungswahlrecht Vertriebsgemeinkosten Aktivierungsverbot Aktivierungsverbot Sondereinzelkosten des Vertriebs Aktivierungsverbot Aktivierungsverbot Passivseite Auf der Passivseite gibt es analog Passivierungswahlrechte: Rückstellungen für unterlassene Instandhaltungsaufff wendungen , die bis spätestens drei Monate nach dem Bilanzstichtag vorgenommen werden. 53 Bilanzierung Rückstellungen für Aufwendungen , die am Stichtag wahrscheinlich oder sicher sind, deren Höhe oder Eintritt unbestimmt ist. Der Sonderposten mit Rücklageanteil . Aufgrund der möglichen unterschiedlichen Bewertung in der Handels- und in der Steuerbilanz kommt es zu laaa tenten Steuern . Wenn der Handelsbilanzgewinn größer ist als der in der Steuerbilanz, dann ist der Steueraufwand in der Handelsbilanz niedriger, da die Steuerbilanz als Bemessungsgrundlage fungiert. Unterschiede zwischen Steuer- und Handelsbilanz zeigen sich auch in den Abschreibungen und den Abschreibungsmethoden. Im Steuerrecht spricht man von Absetzung für Abnutzung (AfA). Die Nutzungsdauer von Wirtschaftsgütern wird in AfA-Tabellen festgelegt. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: Für welche Kosten besteht ein Aktivierungsverbot? allgemeine Verwaltungskosten Materialeinzelkosten Vertriebskosten Fertigungseinzelkosten 54 Bilanzierung Was darf bei den Herstellungskosten nicht berücksichtigt werden? Materialkosten Fremdkapitalzinsen Forschungskosten Verwaltungskosten Vertriebskosten Sondereinzelkosten der Fertigung Welche Begriffe stammen aus dem Steuerrecht? Absetzung für Abnutzung (AfA) Wirtschaftsgut Teilwertabschreibung Was besagt das Maßgeblichkeitsprinzip? Ableitung der Handelsbilanz von der Steuerbilanz Ableitung der Steuerbilanz von der Handelsbilanz Ableitung der Bilanz von der GuV 55 Bilanzierung 9 Internationale Rechnungslegung Bei der Internationalen Rechnungslegung wird zwischen der in Deutschland vorgeschriebenen HGB-Bilanzierung, der Bilanzierung nach IFRS und der Bilanzierung nach US-GAAP unterschieden. Standard Prinzip Geltung HGB Gläubigerschutz Deutschland Unternehmen IFRS Investorenschutz Europäische Union Konzerne US-GAAP Investorenschutz USA Der Rechnungslegungsstandard der HGB -Bilanzierung gilt für alle Unternehmen in Deutschland. Zusätzlich müssen Konzerne eine Konzernbilanz nach EU-weit gültigen Standard IFRS (International Financial Reporting Standard) vorlegen. Der Standard US-GAAP ist nur für Unternehmen in den USA verpflichtend. Die 7 Bestandteile des IFRS-Jahresabschlusses Bilanz 1 Gewinn- und Verlustrechnung 2 Eigenkapital-Veränderungsrechnung 3 Kapitalflussrechnung 4 Anhang 5 Anlagespiegel (Sachanlagen, Goodwill) 6 Segmentberichterstattung 7 56 Bilanzierung IFRS unterscheidet sich grundlegend von der deutschen HBG- Bilanzierung. Im Mittelpunkt steht der Investorenschutz : Investorenschutz (True and Fair View) keine abgeleitete Steuerbilanz (kein Maßgeblichkeitsprinzip) Bewertung mit Wiederbeschaffungskosten möglich Rückstellungen nur bei hoher Wahrscheinlichkeit Zwischengewinnausweis bei Projekten Aspekt IFRS HGB Unterschiede Prinzipien Steuerbilanz Anlagevermögen Rückstellungen Konzernstruktur Projekte Investorenschutz Gläubigerschutz keine Ableitung der Steuerbilanz Maßgeblichkeitsprinzip Anschaffungs- oder Wiederbeschaffungskosten Anschaffungskosten bei hoher Wahrscheinlichkeit auch bei drohenden Verlusten stets im Konzernabschluss kein Einbezug von Tochtergesellschaften Zwischengewinnausweis Realisationsprinzip (Fertigstellung) 57 Bilanzierung Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: Welche wichtigen Rechnungslegungsstandards gibt es? HGB-Bilanzierung IFRS US-GAAP GuV IKR GKR Welchen Standard müssen deutsche Einzelunternehmen befolgen? HGB-Bilanzierung IKR US-GAAP IFRS Unter welchen Voraussetzungen wird IFRS angewandt? Einzeljahresabschluss Konzernjahresabschluss in der EU Kapitalmarktorientierung Was umfasst IFRS zusätzlich? Eigenkapital-Veränderungsrechnung Anlagespiegel Kapitalflussrechnung 58 Bilanzierung Literaturtipps Barth, Thomas u.a. (2014): Jahresabschlussanalyse mit Kennzahlen. 1. Auf. ff Konstanz/ München: UTB / UVK Lucius. Berkau, Carsten (2012): Bilanzen n . 3. Aufl. Konstanz / München: UTB / UVK Lucius. Buchholz, Rainer (2013): Grundzüge des Jahresabschlusses nach r HGB und IFRS. 8. Aufl. München: Vahlen. Heno, Rudolf (2011): Jahresabschluss nach Handelsrecht, Steuer f recht und internationalen Standards (IFRS). 7. Aufl. Berlin, Heidelberg: Physica-Verlag. Heyd, Reinhard (2014): Jahresabschluss d . 1. Auf. ff Konstanz / München: UTB / UVK Lucius. Küting, Karlheinz und Weber, Claus-Peter (2012): Die Bilanzana r lyse. Beurteilung von Abschlüssen nach HGB und IFRS. 10. Aufl. Stuttgart: Schäffer-Poeschel. Weber, Jürgen und Weißenberger, Barbara (2010): Einführung in a das Rechnungswesen. Bilanzierung und Kostenrechnung. 8. Aufl. Stuttgart: Schäffer-Poeschel. Wulf, Inge und Müller, Stefan (2013): Bilanztraining. 13. Aufl. Freiburg: Haufe. Birgit Friedl B Kosten- und Leistungsrechnung 61 Kosten- und Leistungsrechnung 1 Zwecke der Kosten- und Leistungsrechnung Das Rechnungswesen dient der Erfassung, Verarbeitung und Auswertung mengen- und wertmäßiger Informationen über die wirtschaftlichen Aktivitäten einer Periode. Nach den Empfängern dieser Informationen wird es in das externe und das interne Rechnungswesen gegliedert. Das externe Rechnungswesen umfasst die Bilanz- und die GuV-Rechnung. Es stellt Informationen für unternehmungsexterne Interessierte bereit, wie z. B. Anteilseigner und Gläubiger. Die Kosten- und Leistungsrechnung ist ein Teilsystem des internen Rechnungswesens . Es erfasst den bewerteten Einsatzgüterverbrauch für die Erstellung und Verwertung des Leistungsprogramms der Unternehmung und bereitet diese Daten für die Zwecke unternehmungsinterner Informationsempfänger auf. ff Zu den Zwecken der Kosten- und Leistungsrechnung gehören die Ermittlung von Herstellungskosten für die Bewertung selbst erstellter Anlagen sowie der Bestände fertiger und unfertiger Erzeugnisse in der Bilanz, die Unterstützung von Entscheidungen über das Leistungsprogramm der Unternehmung, die Erfolgskontrolle sowie die Wirtschaftlichkeitskontrolle. 62 Kosten- und Leistungsrechnung Extern Intern Rechnungswesen Bilanz Gewinn- und Verlustrechnung … Kosten- und Leistungsrechnung … Ermittlung der Herstellungskosten Unterstützung von Entscheidungen Erfolgskontrolle Wirtschaftlichkeitskontrolle Kosten der Produkte Kosten der Periode Kosten der Kostenstellen Für die Bewertung in der Bilanz und die Unterstützung von Entscheidungen über das Leistungsprogramm sind die Kosten der Produkte zu ermitteln. Um den Erfolg kontrollieren zu können, sind die Kosten der Periode zu bestimmen und den e Erlösen gegenüberzustellen. Zur Kontrolle der Wirtschaftlichkeit der Leistungserstellung und -verwertung werden die Kosten der Periode mit einer Normgröße verglichen. Bei dieser Normgröße kann es sich um die Kosten der Vorperiode (Zeitvergleich) oder einer anderen Unternehmung (Betriebsvergleich) handeln. Als Normgröße können auch die Kosten geplant werden, die bei wirtschaftlicher Leistungserstellung und -verwertung unter den gegebenen Bedingungen angefallen wären. Um die Verantwortlichkeit für Abweichungen der realisierten Kosten von der Normgröße feststellen zu können, wird dieser Vergleich nicht auf Unternehmungsebene, sondern auf Kostenstellenebene durchgeführt. Für diesen Zweck sind deshalb auch die Kosten einzelner Kostenstellen zu ermitteln. 63 Kosten- und Leistungsrechnung Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Die Ermittlung der Kosten einer Rechnungsperiode ist die Aufgabe der … Wirtschaftlichkeitskontrolle Erfolgskontrolle Bilanz Gewinn- und Verlustrechnung Ermittlung der Herstellungskosten 2. Erläutern Sie die Einordnung der Kosten- und Leistungsrechnung in das Rechnungswesen. 3. Die Zwecke der Kosten- und Leistungsrechnung werden auch als Rechnungsziele der Kosten- und Leistungsrechnung bezeichnet. Nennen Sie die Rechnungsziele der Kosten- und Leistungsrechnung. 4. Wie kann die Wirtschaftlichkeit kontrolliert werden? 64 Kosten- und Leistungsrechnung 2 Gliederung der Kosten- und Leistungsrechnung Die Informationen über die Kosten der Periode, der Kostenstellen und der Produkte werden in den drei Teilrechnungen der Kostenrechnung ermittelt: der Kostenartenrechnung, der Kostenstellenrechnung und der Kostenträgerrechnung mit der Kalkulation und der Betriebsergebnisrechnung. Die Kostenartenrechnung ist eine reine Erfassungsrechnung und gibt Auskunft über die Höhe der Kosten, die während der Periode entstanden sind. Die Kostenstellenrechnung informiert über die Höhe der g Kosten, die in den einzelnen Kostenstellen angefallen sind. Kostenstellen sind Teilbereiche der Unternehmung, für die Kosten gesondert erfasst, geplant, kontrolliert und verrechnet werden. In der Kostenträgerrechnung werden die Kosten den Kostenträgern zugerechnet, die sie verursacht haben. Kostenträger sind alle End- und Zwischenprodukte sowie die selbst erstellten Anlagegüter. Die Kostenträgerrechnung informiert darüber, wofür die Kosten der Periode angefallen sind. Die Kostenträgerrechnung umfasst die Kalkulation (Kostenträgerstückrechnung) und die Betriebsergebnisrechnung (Kostenträgerzeitrechnung). In der Kalkulation aa werden die Kosten einem einzelnen Kostenträger zugerechnet. Ermittelt werden die Selbstkosten, d. h. die Gesamtkosten eines Kostenträgers. In der Betriebsergebnisrechnung werden die Kosten g 65 Kosten- und Leistungsrechnung für die in der Periode abgesetzten Mengen aller Kostenträger ermittelt und den Periodenerlösen gegenübergestellt, um den Periodenerfolg zu bestimmen. In den Teilrechnungen der Kostenrechnung wird angestrebt, die Kosten bei den Leistungen auszuweisen, für die sie angefallen sind. Die Kostenrechnung wird deshalb um eine Leistungsrechnung ergänzt. Diese weist die Leistungen der Unternehmung und der einzelnen Kostenstellen aus. Kostenartenrechnung Kostenstellenrechnung Kostenträgerrechnung - Kalkulation - Betriebsergebnisrechnung 66 Kosten- und Leistungsrechnung Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Die Kostenträgerrechnung enthält … Kalkulation und Spesenrechnung Kalkulation und Betriebsergebnisrechnung Kalkulation und Stellenrechnung Kostenartenrechnung und Abrechnung Kostenstellenrechnung und Betriebsergebnisrechnung 2. In welche Teilrechnungen ist die Kostenrechnung gegliedert? 3. Warum wird die Kostenrechnung durch eine Leistungsrechnung ergänzt? 67 Kosten- und Leistungsrechnung 3 Gegenstand der Kosten- und Leistungsrechnung Kosten sind der bewertete sachzielbezogene Güterverbrauch einer Periode. Mit dem Merkmal „sachzielbezogen“ wird zum Ausdruck gebracht, dass nur derjenige Güterverbrauch zu Kosten führt, der mit dem Leistungsprogramm der Unternehmung im Zusammenhang steht, d. h. mit den am Markt abzusetzenden Produkten. Um den Erfolg zu ermitteln, werden den Kosten die Erlöse gegenübergestellt. Sie sind die bewertete, sachzielbezogene Güterentstehung einer Periode. Unter der Leistung wird die art- und mengenmäßige Ausbringung einer Kostenstelle verstanden. Werden in einer Kostenstelle verschiedenartige Leistungen erbracht, wird die Leistung mit Hilfe einer Maßgröße gemessen, die diese Leistungsarten gleichnamig macht. Diese Maßgröße wird als Bezugsgröße bezeichnet. Als Bezugsgröße zur Messung der Leistung einer Mehrproduktfertigung kann z. B. die Fertigungszeit herangezogen werden. In der Beschaffung kann die Leistung z. B. über die Anzahl der Bestellungen erfasst werden. Im externen Rechnungswesen wird der Güterverbrauch über den Aufwand erfasst. Das ist der entsprechend den gesetzlichen Regeln meist mit Ausgaben bewertete gesamte Güterverbrauch einer Periode. 68 Kosten- und Leistungsrechnung Aufwand Neutraler Aufwand Sachzielfremder Aufwand Außerordentlicher Aufwand Bewertungsbedingter Aufwand ... Zweckaufwand Grundkosten Kalkulatorische Kosten Anderskosten Zusatzkosten Kosten Gesetzliche Regelungen legen die Art, den Umfang und die Bewertung des Güterverbrauchs fest, der als Aufwand erfasst werden darf. ff Der als Aufwand abgebildete wertmäßige Güterverbrauch kann sich deshalb von dem unterscheiden, der als Kosten in die Kostenrechnung eingeht. Der neutrale Aufff wand ist der Teil des Aufwandes, dem keine Kosten oder Kosten in anderer Höhe gegenüberstehen. Nach seinen Ursachen werden u. a. der sachzielfremde, der außerordentliche und der bewertungsbedingte Aufwand unterschieden. Kalkulatorischen Kosten steht kein Aufwand (Zusatzkosten) oder ein Aufwand in anderer Höhe (Anderskosten) gegenüber. Für die Teile des Aufwandes (Kosten), die mit den Kosten (Aufwand) übereinstimmen, haben sich die Bezeichnungen „Zweckaufwand“ und „Grundkosten“ durchgesetzt. Neutraler Aufwand Als Aufwand wird der gesamte Güterverbrauch der Periode erfasst. Dagegen wird nur der Güterverbrauch, der durch 69 Kosten- und Leistungsrechnung die Realisation des Leistungsprogramms ausgelöst worden ist, als Kosten berücksichtigt. Hinter dem sachzielfremden Aufwand verbirgt sich der Güterverbrauch, der nicht für die d Realisation des Sachziels der Unternehmung angefallen ist. Als Beispiel für den neutralen Aufwand können Spenden für karitative Zwecke genannt werden. Der außerordentliche Aufwand ist ein Güterverbrauch, der nach Art oder Umfang im Rahmen der betrieblichen Tätigkeit ungewöhnlich ist, wie z. B. Schäden durch Brand. In die Kostenrechnung wird dieser Güterverbrauch nicht einbezogen, da er zu stark schwankenden Kosten im Zeitablauf führen würde. Diese würden schwankende Produktkosten ergeben, die Erfolgsinformationen der Betriebsergebnisrechnung verzerren, eine Analyse der Erfolgsentwicklung erschweren und unter Umständen sogar zu Fehlentscheidungen führen. An die Stelle des außerordentlichen Güterverbrauchs treten in der Kostenrechnung deshalb kalkulatorische Wagnisse . Durch sie werden in der Kostenrechnung nicht versicherte Einzelwagnisse in einer Höhe berücksichtigt, von der erwartet werden kann, dass die erfassten Kosten über einen längeren Zeitraum hinweg mit dem außerordentlichen Aufwand übereinstimmen. Dem bewertungsbedingten Aufwand liegt ein mengenmäßiger Güterverbrauch zugrunde, der im gleichen Umfang auch zu Kosten führt. Dieser Güterverbrauch wird im externen und internen Rechnungswesen jedoch unterschiedlich bewertet. Bewertungsunterschiede gibt es z. B. bei den Abschreibungen. Der Wertansatz bilanzieller Abschreibungen unterliegt handels- und steuerrechtlichen Vorschriften. Diese werden nicht zwingend in die Kostenrechnung übernommen, da über die Abschreibungen in der Kostenrechnung (kalkulatorische Abschreibungen) der auf die Periode entfallende Werteverzehr der Anlagegüter möglichst exakt erfasst werden sollte. 70 Kosten- und Leistungsrechnung Kalkulatorische Kosten Zusatzkosten liegt der Verbrauch und die Nutzung von Gütern zugrunde, die nicht mit Ausgaben verbunden sind und damit auch nicht zu Aufwand führen. Zu den Zusatzkosten zählen der kalkulatorische Unternehmerlohn und die kalkulatorischen Mieten. Anderskosten steht ein Aufwand in anderer Höhe gegenüber, d. h. ein außerordentlicher oder ein bewertungsbedingter Aufwand. Anderskosten sind die kalkulatorischen Abschreibungen, die kalkulatorischen Wagnisse und die kalkulatorischen Zinsen. Der kalkulatorische Unternehmerlohn findet in Einzelunternehmen und Personengesellschaften Eingang in die Kostenrechnung. Bei diesen Rechtsformen ist der Wert der Arbeitsleistung, die der Eigentümer, ein Gesellschafter oder die ohne feste Entlohnung mitarbeitenden Angehörigen erbringen, über den Gewinn zu entgelten und darf im externen Rechnungswesen nicht als Aufwand erfasst werden. Durch die Erfassung des kalkulatorischen Unternehmerlohns in der Kostenrechnung soll zum einen die Vergleichbarkeit der Kosten von Unternehmungen verschiedener Rechtsformen herbeigeführt werden. Zum anderen wird damit die vollständige Erfassung des Güterverzehrs einer Periode angestrebt. Aus diesem Grund werden in der Kostenrechnung für Anlagegüter, die der Unternehmung unentgeltlich oder zu Mieten unterhalb der üblichen Höhe zur Verfügung stehen, kalkulatorische Mieten erfasst. Im externen Rechnungswesen werden die tatsächlich gezahlten Fremdkapitalzinsen als Aufwand berücksichtigt. Die Erfassung nur dieser Fremdkapitalzinsen wird für die Kostenrechnung überwiegend abgelehnt, da dadurch die Höhe der Kosten vom Verhältnis zwischen Eigen- und Fremdkapital abhängig wäre. 71 Kosten- und Leistungsrechnung In der Kostenrechnung werden deshalb kalkulatorische Zinsen erfasst, d. h. Zinsen auf das Eigen- und das Fremdkapital der Unternehmung auf der Basis eines einheitlichen Zinssatzes. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Die Teile des Aufwandes (Kosten), die mit den Kosten (Aufwand) übereinstimmen, sind … Zeitaufwand und Zusatzkosten Investition und Anderskosten Zweckaufwand und Grundkosten Zweckaufwand und kalkulatorische Kosten Außerordentlicher Aufwand und Grundkosten 2. Nach der Ursache können verschiedene Arten des neutralen Aufwands unterschieden werden. Erläutern Sie diese verschiedenen Formen des neutralen Aufwands. 3. Was wird unter den kalkulatorischen Kosten verstan den? 4. Nennen Sie Beispiele für Zusatz- und Anderskosten. 5. Was wird unter dem kalkulatorischen Unternehmerlohn verstanden? Aus welchen Gründen wird er in der Kosten rechnung erfasst? 72 Kosten- und Leistungsrechnung 6. Führen die folgenden Geschäftsvorfälle in einer Unternehmung, die Fahrräder produziert, zu neutralem Aufwand, Zweckaufwand / Grundkosten, Anderskosten oder Zusatzkosten? Die Zinsen für einen Bankkk kredit werden bezahlt. Die Rechnung für Reifen wird beglichen. Eine Maschine ist für 100.000 € angeschafft worden. Bilanziell wird sie mit 10 % pro Jahr abgeschrieben. In der Kostenrechnung wird sie mit 7,5 % pro Jahr abgeschrieben. Ein Kunde hat Insolvenz angemeldet. Die Unternehmung wird informiert, dass 25 % der Forderung gegenüber dem Kunden in Höhe von 50.000 € beglichen werden. Für das betriebsnotwendige Kapital sind 12.000.000 € ermittelt worden. Der kalkulatorische Zinssatz liegt bei 8,5 %. 73 Kosten- und Leistungsrechnung Zu ihrem 350. Geburtstag werden einer Universität 50 Fahrräder in den Universitätsfarben für die Aktion „campusrad“ auf Dauer zur Verfügung gestellt. 74 Kosten- und Leistungsrechnung 4 Kostenartenrechnung Aufgabe der Kostenartenrechnung ist es, die Kosten einer Periode kostenartenweise zu erfassen, die Kostenhöhe festzustellen und die Kosten nach ihrer Zurechenbarkeit zu den Kostenträgern zu gliedern. Kostenarten werden durch die Art des verbrauchten Einsatzgutes abgegrenzt. Beispiele für Kostenarten sind Materialkosten, Personalkosten, Abschreibungen und Zinsen. Nach ihrer Zurechenbarkeit zu den Kostenträgern werden die Kosten in der Kostenartenrechnung in Einzel- und Gemeinkosten gegliedert. Einzelkosten fallen ausschließlich für einen Kostenträger an und können bei diesem erfasst werden. Sie können diesem Kostenträger deshalb direkt zugeordnet werden. Gemeinkosten sind die Kosten, die entweder für mehrere Kostenträger gemeinsam anfallen oder für mehrere Kostenträger gemeinsam erfasst werden. Sie können einem Kostenträger nicht direkt zugeordnet, sondern nur indirekt über Hilfsgrößen zugerechnet werden. Einzel- und Gemeinkosten werden in der Kostenrechnung nach unterschiedlichen Verfahren auf die Kostenträger verrechnet. 75 Kosten- und Leistungsrechnung Kostenartenrechnung Gemeinkosten Einzelkosten Sondereinzelkosten Kostenstellenrechnung Kostenstelle Kostenart Materialstelle Fertigungsstelle Verwaltungsstelle Vertriebsstelle Gehälter Hilfslöhne … Kostenstellenkosten Gemeinkostenzuschlagssatz Kalkulation Betriebsergebnisrechnung Produkt Kostenart 1 … N Kosten Erlöse Produkt 1 … Produkt N (Periodenverlust) Produkt 1 … Produkt N Periodengewinn Materialeinzelkosten Materialgemeinkosten … Produktkosten (1) (2) (3) Die Einzelkosten werden aus der Kostenartenrechnung unmittelbar in die Kostenträgerrechnung übernommen und den Kostenträgern direkt zugeordnet (1). Nach diesem Verfahren werden Materialeinzelkosten und Fertigungslöhne auf die Kostenträger verrechnet. Materialeinzelkosten sind der direkt bei den Kostenträgern erfasste bewertete Materialverbrauch. Sie fallen für Rohstoffe, Einzelteile und Baugruppen an. Fertigungslöhne sind die Summe aus den Entgelten für unmittelbar an den Kostenträgern erbrachte Arbeitsleistungen und den zugehörigen Sozialkosten. 76 Kosten- und Leistungsrechnung Die Gemeinkosten stehen nur in einer mittelbaren Beziehung zu den Kostenträgern. Sie fallen für die Leistungen an, die in den Kostenstellen erbracht werden (z. B. Bereitstellung von Einsatzgütern, Montageleistungen). Eine Beziehung zu den Kostenträgern entsteht erst, wenn diese Leistungen von den verschiedenen Kostenträgern in Anspruch genommen werden. Die Gemeinkosten werden deshalb aus der Kostenartenrechnung in die Kostenstellenrechnung übernommen und den Kostenstellen zugerechnet (2). Die in den Kostenstellen ausgewiesenen Kosten werden anschließend in der Kostenträgerrechnung im Verhältnis der beanspruchten Kostenstellenleistung auf die Kostenträger verrechnet (3). Neben den Einzel- und Gemeinkosten werden noch Sonderkosten abgegrenzt. Das sind Einzel- oder Gemeinkosten, die aufff grund eines speziellen Informationsbedarfs gesondert ausgewiesen werden. Als Sondereinzelkosten werden meist Kosten ausgewiesen, die einem Produkt oder einem Auftrag direkt zugerechnet werden können. Nach dem Ort ihrer Entstehung werden Sondereinzelkosten der Fertigung (z. B. Kosten für Spezialwerkzeuge) und Sondereinzelkosten des Vertriebs (u. a. Zölle, Frachten, Provisionen) unterschieden. Diese werden aus der Kostenartenrechnung unmittelbar in die Kostenträgerrechnung übernommen und dem jeweiligen Kostenträger direkt zugeordnet. Erfassung der Kosten Kosten werden nach der Mengen- und Wertkomponente ge e trennt erfasst. Das setzt jedoch voraus, dass der mengenmäßige Güterverbrauch feststellbar und der Preis pro Mengeneinheit definiert ist. Erfüllt sind diese Voraussetzungen u. a. 77 Kosten- und Leistungsrechnung beim Verbrauch von Rohstoffen, Einzelteilen, Baugruppen und Hilfsstoffen und bei den kalkulatorischen Zinsen. Als Mengenkomponente der kalkulatorischen Zinsen wird das betriebsnotwendige Kapital herangezogen, d. h. das um das Abzugskapital verminderte betriebsnotwendige Vermögen. Zum betriebsnotwendigen Vermögen zählen alle Teile des Anlage- und Umlaufvermögens, die der Erfüllung des Sachziels der Unternehmung dienen. Das Abzugskapital umfasst den Teil des Fremdkapitals, dessen Überlassung nicht über Fremdkapitalzinsen, sondern in anderer Form entgolten wird, und dessen Überlassungskosten in der Kostenrechnung deshalb bereits erfasst sind. Zum Abzugskapital zählen Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen, deren Überlassung über erhöhte Einstandspreise entgolten wird, und Kundenanzahlungen, wenn sie mit einer Reduzierung der Verkaufspreise verbunden sind. Durch die Multiplikation des betriebsnotwendigen Kapitals mit einem kalkulatorischen Zinssatz ergeben sich die kalkulatorischen Zinsen. Als kalkulatorischer Zinssatz kann u z . a. der landesübliche Zinssatz für sichere Kapitalanlagen zuzüglich einer Risikoprämie herangezogen werden. Wenn die Voraussetzungen der getrennten Erfassung nicht vorliegen, wird der gesamte Kostenbetrag erfasst, ohne dass g auf die Mengen- oder die Wertkomponente zurückgegriffen wird. Bei Steuern, Abgaben, Beiträgen und Dienstleistungen, für die Globalentgelte entrichtet werden, kann als Kostenbetrag der in der Finanzbuchhaltung erfasste Aufwand direkt in die Kostenartenrechnung übernommen werden. Für kalkulatorische Kosten, denen kein messbarer Einsatzgüterverbrauch zugrunde liegt, wie z. B. für kalkulatorische Abschreibungen und kalkulatorische Wagnisse, wird der in der Kostenrechnung zu berücksichtigende Betrag zweckbezogen festgelegt. 78 Kosten- und Leistungsrechnung Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Kostenarten sind z. B. … Gehälter Materialeinzelkosten Vertriebskosten Verwaltungskosten kalkulatorische Kosten 2. Welche Aufgabe hat die Kostenartenrechnung? 3. In einer Unternehmung werden Fahrräder produziert. Nennen Sie Beispiele für Einzel- und Gemeinkosten. 4. Wie werden die Einzelkosten auf die Kostenträger ver rr rechnet? 5. Wie werden die Gemeinkosten auf die Kostenträger verrr rechnet? 6. Welche Zinsen gehen als kalkulatorische Zinsen in die Kostenrechnung ein? 79 Kosten- und Leistungsrechnung 5 Kostenstellenrechnung Für die Kostenstellenrechnung wird die Unternehmung in Kostenstellen gegliedert, auf welche anschließend die Gemeinkosten verrechnet werden. Für eine verursachungsgerechte Verrechnung der Gemeinkosten auf die Kostenträger sollten die Kostenstellen so abgegrenzt werden, dass sich jeweils eine Maßgröße der Kostenstellenleistung (Bezugsgröße) finden lässt, die in einem ursächlichen Zusammenhang mit den Kosten der jeweiligen Kostenstelle steht. Sind die Kostenstellen gebildet, werden in der Kostenstellenrechnung die folgenden Aufgaben ausgeführt: Verrechnung der Gemeinkosten auf die Kostenstellen, innerbetriebliche Leistungsverrechnung sowie Berechnung der Gemeinkostenzuschlagssätze für die Kostenträgerrechnung. Verrechnung der Gemeinkosten auf Kostenstellen Nach der Zurechenbarkeit der Gemeinkosten zu den Kostenstellen werden Kostenstelleneinzel- und Kostenstellengemeinkosten unterschieden. Kostenstelleneinzelkosten fallen ausschließlich für eine Kostenstelle an und können auch bei dieser erfasst werden. Ist in einem Gebäude nur eine Kostenstelle untergebracht, stellen die Kosten für die Miete des Gebäudes Kostenstelleneinzelkosten dar. Kostenstelleneinzelkosten werden den Kostenstellen direkt zugerechnet. Kostenstellengemeinkosten fallen entweder für mehrere Kostenstellen gemeinsam an oder werden für mehrere Kostenstellen gemeinsam erfasst. Bei den Mietkosten handelt es sich um Kostenstellengemeinkosten, wenn in dem Gebäude mehrere Kostenstellen untergebracht sind. Kostenstellengemeinkosten 80 Kosten- und Leistungsrechnung können den Kostenstellen nicht direkt, sondern nur über Kostenschlüssel zugerechnet werden. Für die Verrechnung der Miete auf die Kostenstellen in einem Gebäude kann z. B. die Fläche als Kostenschlüssel herangezogen werden. Weitere Beispiele für Kostenschlüssel sind die Lohn- und Gehaltskosten für die Verrechnung der Sozialkosten und der Wert des Anlagenbestandes in der Kostenstelle für die Verrechnung der kalkulatorischen Zinsen. Innerbetriebliche Leistungsverrechnung Als „innerbetrieblich“ werden Leistungen bezeichnet, die Kostenstellen für andere Kostenstellen erstellen, wie z. B. Reparaturleistungen, welche die Kostenstelle „Werkstatt“ für eine Fertigungskostenstelle erbringt. Mit der innerbetrieblichen Leistungsverrechnung wird angestrebt, die Kosten der inner g betrieblichen Leistungen bei den Kostenstellen auszuweisen, die sie verursacht haben, d. h. die innerbetriebliche Leistung verbraucht haben. In der Kostenstellenrechnung werden deshalb liefernde Kostenstellen von den Kosten der innerbetrieblichen Leistungen entlastet, empfangende Kostenstellen werden mit diesen Kosten belastet. Nach den zu erbringenden Leistungen werden in der Kostenstellenrechnung Vor- und Endkostenstellen unterschieden. Vorkostenstellen erbringen ausschließlich innerbetriebliche Leistungen, während Endkostenstellen primär Absatzleistungen erstellen. Die Kosten von Vorkostenstellen werden deshalb vollständig auf andere Kostenstellen verrechnet. Nach Abschluss der innerbetrieblichen Leistungsverrechnung weisen damit nur die Endkostenstellen Kosten aus. Es werden in der Regel folgende Arten von Endkostenstellen abgegrenzt: Material-, Fertigungs- und Verwaltungs- und Vertriebsstellen. 81 Kosten- und Leistungsrechnung Die Kosten, die nach der innerbetrieblichen Leistungsverrechnung für diese Endkostenstellen ausgewiesen werden, sind die Material-, Fertigungs-, Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkosten . Ermittlung der Gemeinkostenzuschlagssätze Die für die Endkostenstellen ermittelten Gemeinkosten werden in der Kostenträgerrechnung entsprechend der in Anspruch genommenen Kostenstellenleistungen auf die Kostenträger verrechnet. Für diese Verrechnung werden für die Endkostenstellen Gemeinkostenzuschlagssätze berechnet e . Der Gemeinkostenzuschlagssatz einer Endkostenstelle wird ermittelt, indem die ihr zugerechneten Gemeinkosten durch die von ihr erbrachte Leistung dividiert wird. Es ist üblich, für die Messung der Leistungen der Endkostenstellen die Materialeinzelkosten, die Fertigungslöhne und die Herstellkosten heranzuziehen. Die Herstellkosten sind die Summe aus den Materialeinzel- und -gemeinkosten, den Fertigungslöhnen und den Fertigungsgemeinkosten. Die Gemeinkostenzuschlagssätze der Endkostenstellen werden damit wie folgt berechnet: Materialstelle: Materialgemeinkostenzuschlagssatz = Materialgemeinkosten ____ Materialeinzelkosten Fertigungsstelle: Fertigungsgemeinkostenzuschlagssatz = Fertigungsgemeinkosten ____ Fertigungslöhne Die Leistung von Fertigungsstellen kann auch über die erbrachten Maschinenstunden erfasst werden. In diesem Fall wird ein Maschinenstundensatz als Quotient aus Fertigungsgemeinkosten und geleisteten Maschinenstunden berechnet. 82 Kosten- und Leistungsrechnung Verwaltungs- / Vertriebsstelle: Verwaltungs- / Vertriebsgemeinkostenzuschlagssatz = Verwaltungs- / Vertriebsgemeinkosten ______ Herstellkosten Betriebsabrechnungsbogen als Instrument Der Betriebsabrechnungsbogen ist die tabellarische Übersicht über die Verteilung der Gemeinkosten auf die Kostenstellen, die innerbetriebliche Leistungsverrechnung sowie die Berechnung der Gemeinkostenzuschlagssätze. Die Struktur eines r Betriebsabrechnungsbogens kann durch die Spalten- und Zeilengliederung beschrieben werden. Die Spalten enthalten die Kostenstellen. In den ersten Zeilen werden die Gemeinkosten, die aus der Kostenartenrechnung übernommen werden, auf die Kostenstellen verrechnet. Die zweite Gruppe von Zeilen ist der innerbetrieblichen Leistungsverrechnung gewidmet. Die letzte Zeile des Betriebsabrechnungsbogens enthält die Berechnung der Gemeinkostenzuschlagssätze. Die Struktur des Betriebsabrechnungsbogens soll an einem Beispiel veranschaulicht werden. Beispiel In einer Unternehmung sind in einer Periode die folgenden Kosten angefallen: Kostenart Kostenbetrag Einzelkosten Materialeinzelkosten 291.000 € Fertigungslöhne 219.280 € Gemeinkosten Kostenstelleneinzelkosten Gehälter 90.000 € Stromkosten 25.200 € Kostenstellengemeinkosten Sozialkosten 45.000 € Heizungsenergie 18.000 € Miete 28.800 € 83 Kosten- und Leistungsrechnung Die Unternehmung ist in folgende Kostenstellen gegliedert worden: Gebäudereinigung (Vorkostenstelle), Materialstelle, Fertigungsstelle, Verwaltungs- / Vertriebsstelle (Endkostenstellen). Die nachfolgende Tabelle informiert über die Kostenschlüssel zur Verrechnung der Kostenstellengemeinkosten auf die Kostenstellen. Kostenstelle Gemeinkostenart Kosten schlüssel Summe der Schlüsselwerte Schlüsselwerte der Kostenstellen Gebäudereinigung Material stelle Fertigungsstelle Verwal tungs- / Vertriebs stelle Sozialkosten Gehälter 90.000 € 8.000 € 4.000 € 63.000 € 15.000 € Heizungsenergie Raummaß 9.000 m³ 900 m³ 900 m³ 6.900 m³ 300 m³ Miete Flächenmaß 3.000 m² 300 m² 300 m² 2.300 m² 100 m² Die Gebäudereinigung erbringt in der Periode 180 Arbeitsstunden. Davon entfallen 120 auf die Fertigungsstelle und jeweils 30 Arbeitsstunden auf die Material- und die Verwaltungs- / Vertriebsstelle. Aus diesen Angaben ergibt sich der folgende Betriebsabrechnungsbogen: 84 Kosten- und Leistungsrechnung Kosten stelle Kostenart Summe Gemeinkosten Gebäudereinigung Materialstelle Fertigungs stelle Verwal tungs- / Vertriebsstelle Gehälter 90.000 € 8.000 € 4.000 € 63.000 € 15.000 € Sozialkosten 45.000 € 4.000 € 2.000 € 31.500 € 7.500 € Heizungsenergie 18.000 € 1.800 € 1.800 € 13.800 € 600 € Stromkosten 25.200 € 240 € 1.080 € 22.800 € 1.080 € Miete 28.800 € 2.880 € 2.880 € 22.080 € 960 € Summe 207.000 € 16.920 € 11.760 € 153.180 € 25.140 € Innerbetriebliche Leistungsverrechnung 2.820 € 11.280 € 2.820 € Summe nach Umlage 207.000 € 14.580 € 164.460 € 27.960 € Bezugsgröße Materialeinzelkosten Fertigungslöhne Herstellkosten1) Gemeinkostenzuschlagssätze 14.580 € _ 291.000 € · 164.460 € _ 291.280 € · 27.960 € _ 689.320 € · 1) Berechnung der Herstellkosten: 291.000 € (Materialeinzelkosten) + 14.580 € (Materialgemeinkosten) + 219.280 € (Fertigungslöhne) + 164.460 € (Fertigungsgemeinkosten) = 689.320 € 85 Kosten- und Leistungsrechnung Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Was ist ein geeignetes Instrument für die Kostenstellenrechnung? Kalkulation Betriebsergebnisrechnung Deckungsbeitragsrechnung Leistungsrechnung Betriebsabrechnungsbogen 2. Erläutern Sie den Aufbau eines Betriebsabrechnungsbogens. 3. Welchen Zweck hat die innerbetriebliche Leistungsver rr rechnung? 4. Was sind Kostenstellengemeinkosten? Nennen Sie Beispiele für diese Kostenkategorie. 5. Wie unterscheiden sich Vor- und Endkostenstellen? 6. Welche Arten von Endkostenstellen werden unterschie den? 7. Welchem Zweck dienen die Gemeinkostenzuschlagssät tt ze, die im BAB berechnet werden? 86 Kosten- und Leistungsrechnung 8. In einer Unternehmung, die Fahrräder produziert, sind in einer Periode die folgenden Kosten angefallen: Kostenbetrag Materialeinzelkosten 3.137.500 € Fertigungslöhne 351.210 € Gehälter 240.000 € Hilfslöhne 40.000 € Sozialkosten 48.000 € Kosten für Hilfs- und Betriebsstoffe 26.000 € Mieten 120.000 € Kalkulatorische Abschreibungen 150.000 € Kalkulatorische Zinsen 96.000 € Die Unternehmung ist in folgende Kostenstellen gegliedert: Gebäudereinigung, Reparaturwerkstatt, Materialstelle, Fertigungsstelle, Verwaltungs- / Vertriebsstelle. Die Gehälter, die Hilfslöhne und die Kosten für Hilfs- und Betriebsstoffe sind Kostenstelleneinzelkosten. Die folgende Tabelle zeigt die Gehälter, die in den einzelnen Kostenstellen verursacht worden sind. Die Hilfslöhne sind je zur Hälfte in der Gebäudereinigung und der Ferrr tigungsstelle angefallen. Von den Kosten für die Hilfs- und Betriebsstoffe sind 2.000 € in der Gebäudereinigung, 4.000 € in der Reparaturwerkstatt und 20.000 € in der Fertigungsstelle angefallen. Die nachfolgende Tabelle informiert über die Kostenschlüssel zur Verrechnung der Kostenstellengemeinkosten auf die Kostenstellen. 87 Kosten- und Leistungsrechnung Gemeinkosten Kostenstelle Sozialko s te n Mieten Kalkulatorische Abschreibung und Kalkulatorische Zinsen Kostenschlüssel Gehälter Fläche Gebundenes Kapital Schlüsselwerte Gebäudereinigung 20.000 € 300 m2 80.000 € Reparaturwerkstatt 40.000 € 1.000 m2 100.000 € Materialstelle 60.000 € 1.200 m2 20.000 € Fertigungsstelle 60.000 € 8.500 m2 800.000 € Verwaltungs- und Vertriebsstelle 60.000 € 1.000 m2 200.000 € Die Gebäudereinigung und die Reparaturwerkstatt errr bringen für die anderen Kostenstellen Leistungen. Folgende Tabelle fasst die Daten über die Leistungsverflechtungen zusammen: Liefernde Kostenstelle Empfangende Kostenstelle Gebäudereinigung Reparaturwerkstatt Gesamtleistung 327 St. 350 Std. Gebäudereinigung − − Reparaturwerkstatt 25 Std. − Materialstelle 62 Std. 100 Std. Fertigungsstelle 140 Std. 200 Std. Verwaltungs- und Vertriebsstelle 100 Std. 50 Std. Erstellen Sie den Betriebsabrechnungsbogen in folgenden Schritten: a) Verrechnen Sie die Kostenstellengemeinkosten auf die Kostenstellen und ermitteln Sie die Summe der Gemeinkosten, die in jeder der fünf Kostenstellen angefallen ist. 88 Kosten- und Leistungsrechnung b) Führen Sie die innerbetriebliche Leistungsverrechnung durch. c) Berechnen Sie die Gemeinkostenzuschlagssätze der Endkostenstellen. Die Kosten der Materialstelle sollen über die Materialeinzelkosten, die der Fertigungsstelle über die Fertigungslöhne und die Kosten der Verwaltungs- und Vertriebsstelle über die Herrr stellkosten verrechnet werden. 89 Kosten- und Leistungsrechnung 6 Kalkulation Mit der Kalkulation werden die Kosten eines Kostenträgers ermittelt. Da jede Erscheinungsform der Produktion andere Anforderungen an die Berechnung der Kosten eines Kostenträgers stellt, haben sich in der Unternehmungspraxis mehrere Kalkulationsverfahren herausgebildet. Ein sehr vielseitig einsetzbares Verfahren ist die Zuschlagskalkulation. Zuschlagskalkulation Die Materialeinzelkosten und die Fertigungslöhne werden als Einzelkosten direkt auf die Kostenträger verrechnet. Die Gemeinkosten der Endkostenstellen, die der jeweilige Kostenträger durchlaufen hat, werden in der Zuschlagskalkulation über die Gemeinkostenzuschlagssätze verrechnet. Wenn für ein Produkt Materialeinzelkosten von 840 € / St. und Fertigungslöhne von 680 € / St. anfallen, können mit den Gemeinkostenzuschlagssätzen aus dem Betriebsabrechnungsbogen die Selbstkosten pro Stück des Produkts wie folgt berechnet werden: Materialeinzelkosten 840,00 € + Materialgemeinkosten (5 %) 42,00 € + Fertigungslöhne 680,00 € + Fertigungsgemeinkosten (75 %) 510,00 € = Herstellkosten 2.072,00 € + Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkosten (4 %) 82,88 € = Selbstkosten 2.154,88 € 90 Kosten- und Leistungsrechnung Eine Sonderform der Zuschlagskalkulation ist die Maschinenstundensatzkalkulation . Die Kosten der Fertigungsstellen werden bei diesem Kalkulationsverfahren über Maschinenstundensätze auf die Kostenträger verrechnet. Weitere Kalkulationsverfahren Es gibt einfache Produktionsstrukturen , bei denen hinreichend genaue Informationen über die Kosten eines Kostenträgers mit Kalkulationsverfahren ermittelt werden können, welche auf eine getrennte Verrechnung von Einzel- und Gemeinkosten verzichten. Zu diesen Verfahren zählen die Divisions- und die Äquivalenzziffernkalkulation. Die Divisionskalkulation ist anwendbar, wenn ein Produkt in großen Mengen hergestellt wird. Bei diesem Kalkulationsverfahren werden zur Ermittlung der Stückkosten dieses Produktes die Gesamtkosten durch die Produktionsmenge dividiert. Der Anwendungsbereich der Äquivalenzziffernkalkulation ist die Sortenfertigung, bei der mehrere Produkte aus den gleichen Ausgangsstoffen nach weitgehend identischen Produkkk tionsverfahren produziert werden. Die Produkte unterscheiden sich nur geringfügig in Abmessung, Gestalt, Qualität oder Format (z. B. verschiedene Abmessungen von Blechen oder Papier). Das Grundprinzip der Äquivalenzziffernkalkulation besteht darin, die Produktionsmenge jedes Produktes über Äquivalenzziffern in die Menge eines Einheitsprodukts umzurechnen, die zu Kosten in identischer Höhe führen würde. Äquivalenzziffern bringen zum Ausdruck, in welchem Verhältnis die Kosten des Produktes zu den Kosten des Einheitsproduktes stehen. Aus den über alle Produkte ermittelten Mengen werden die Stückkosten des Einheitsproduktes ermit- 91 Kosten- und Leistungsrechnung telt. Die Stückkosten eines Produktes können anschließend durch die Multiplikation der Stückkosten des Einheitsproduktes mit der jeweiligen Äquivalenzziffer berechnet werden. Dieses Kalkulationsverfahren soll an einem Beispiel veranschaulicht werden. Beispiel: Es werden drei Varianten einer Kunststoffplane hergestellt, die sich in der Stärke und der Größe unterscheiden. Die Äquivalenzziffern sollen aus dem Gewicht der Plane ermittelt werden. Die Kosten der Periode betragen 191.250 €. Es liegen weiterhin die folgenden Daten vor: Variante Produktionsmenge Gewicht A 1.200 St. 4 kg / St. B 800 St. 3 kg / St. C 600 St. 5 kg / St. Wird Variante A als Einheitsprodukt gewählt, werden die Kosten der Varianten wie folgt berechnet: Variante Äquivalenzziffer Produktionsmenge Kostenidentische Menge des Einheitsproduktes Stückherstellkosten Periodenherstellkosten A 1,0 1.200 St. 1.200 St. · 1 = 1.200 St. 1,0 · 75 € = 75 € 90.000 € B 3/ 4 = 0,75 800 St. 800 St. · 0,75 = 600 St. 0,75 · 75 € = 56,25 € 45.000 € C 5/ 4 = 1,25 600 St. 600 St. · 1,25 = 750 St. 1,25 · 75 € = 93,75 € 56.250 € Kostenidentische Gesamtmenge des Einheitsproduktes 2.550 St. Stückherstellkosten des Einheitsproduktes = 191.250 __ 2.550 St. = 75 € _ / St. 92 Kosten- und Leistungsrechnung Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Welche Kosten können direkt auf die Kostenträger verrr rechnet werden? Fertigungslöhne Verwaltungskosten Selbstkosten Materialeinzelkosten Gemeinkosten 2. Welche Aufgabe hat die Kalkulation? 3. Wie unterscheiden sich die Divisions- und die Äquivaaa lenzziffernkalkulation von der Zuschlagskalkulation? 4. Kalkulieren Sie mit den in Kapitel 5, Aufgabe 8 berechne ten Gemeinkostenzuschlagssätzen die Selbstkosten eines Auftrags über 120 Fahrräder des Typs „Unirad“. Für ein Fahrrad dieses Typs entstehen Materialeinzelkosten in Höhe von 550 € und Fertigungslöhne in Höhe von 85 €. Zudem entstehen für den Auftrag Verpackungs- und Transportkosten in Höhe von 1.200 €. 93 Kosten- und Leistungsrechnung 5. Eine Unternehmung stellt vier verschiedene Arten von Stumpenkerzen her, die sich in der Höhe und im Durchmesser unterscheiden. Es liegen die folgenden Daten vor: Variante Produktionsmenge Höhe × Ø (in cm) A 12.000 St. 10 × 7 B 8.000 St. 20 × 7 C 20.000 St. 8 × 5 D 5.000 St. 10 × 10 Selbstkosten der Periode 102.080 € Berechnen Sie mit einer Äquivalenzziffernkalkulation die Stückselbstkosten jeder Kerzenart. 94 Kosten- und Leistungsrechnung 7 Betriebsergebnisrechnung Aufgabe der Betriebsergebnisrechnung ist die Bereitstellung von Informationen über den Erfolg einer Periode. Um Erfolgsentwicklungen frühzeitig erkennen zu können, wird die Betriebsergebnisrechnung mehrfach im Jahr durchgeführt. Als Abrechnungszeitraum werden Quartale, Monate oder Wochen gewählt. Zur Berechnung des Periodenerfolgs werden in der Betriebsergebnisrechnung die Kosten und Erlöse der Periode gegenübergestellt. In der Kostenrechnung werden die Kosten der während der Periode produzierten Produktmengen erfasst. Die Erlöse der Periode beziehen sich dagegen auf die Absatzmengen. Sind Bestände an fertigen oder unfertigen Erzeugnissen auf- oder abgebaut oder Anlagegüter selbst erstellt worden, stimmen die Produktions- und Absatzmengen nicht überein. Die Kosten und Erlöse einer Periode sind damit nicht unmittelbar vergleichbar und müssen um die Bestandsverrr änderungen oder selbst erstellten Anlagen korrigiert werden. Nach dieser Korrektur werden das Gesamtkosten- und das Umsatzkostenverfahren unterschieden. Beide Verfahren führen zu identischen Periodenerfolgen. Gesamtkostenverfahren Beim Gesamtkostenverfahren werden die Erlöse korrigiert. Zur Ermittlung des Periodenerfolges werden die nach Kostenarten gegliederten Gesamtkosten der Periode, d. h. die Kosten der produzierten Produktmengen, den um den Wert der Bestands r veränderungen oder selbst erstellte Anlagen korrigierten Erlöse der Periode gegenübergestellt r . 95 Kosten- und Leistungsrechnung Umsatzkostenverfahren Das Umsatzkostenverfahren nutzt die Kostenkorrektur. Zur Ermittlung des Periodenerfolges werden die Erlöse der Absatzmengen den nach Produkten gegliederten Selbstkosten der Absatzmengen gegenübergestellt. Ermittelt werden diese Kosten, indem die Stückherstellkosten aus der Kalkulation mit den Absatzmengen multipliziert werden. Da Vertriebskosten nur für abgesetzte Erzeugnisse anfallen und dies auch für die Verwaltungskosten angenommen wird, gehen die Verwaltungs- und Vertriebskosten der Periode in vollem Umfang in die Betriebsergebnisrechnung nach dem Umsatzkostenverfahren ein. Das Umsatzkostenverfahren weist den Vorteil auf, dass sowohl die Kosten als auch die Erlöse nach Produktarten gegliedert sind, so dass Informationen über die Erfolgsbeiträge der verschiedenen Produkte für Gewinn- und Verlustquellenanalysen hergeleitet werden können. Betriebsergebnisrechnung nach dem Gesamtkostenverfahren Kosten Erlöse Selbstkosten der Periode Materialeinzelkosten Fertigungslöhne Hilfslöhne Herstellkosten der Bestandsminderungen Saldo: Betriebsgewinn Erlöse der Periode Produkt 1 Produkt 2 Produkt N Herstellkosten der Bestandsmehrungen Saldo: Betriebsverlust Summe Summe 96 Kosten- und Leistungsrechnung Betriebsergebnisrechnung nach dem Umsatzkostenverfahren Kosten Erlöse Herstellkosten der abgesetzten Produktmengen Produkt 1 Produkt 2 Produkt N Verwaltungs- und Vertriebskosten der Periode Saldo: Betriebsgewinn Erlöse der Periode Produkt 1 Produkt 2 Produkt N Saldo: Betriebsverlust Summe Summe Im folgenden Beispiel wird auf der Grundlage der Daten aus dem Betriebsabrechnungsbogen und der Zuschlagskalkulation der Betriebserfolg nach dem Gesamtkosten- und dem Umsatzkostenverfahren berechnet. Die Abweichung zwischen dem Betriebsgewinn nach dem Gesamtkosten- und dem Umsatzkostenverfahren folgt aus Rundungsfehlern bei der Berechnung der Gemeinkostenzuschlagssätze. 97 Kosten- und Leistungsrechnung Beispiel: Zu den beiden Produkten der Unternehmung liegen folgende Daten vor: Produkt 1 Produkt 2 Absatzmengen 180 St. 170 St. Absatzpreis 2.500 € / St. 2.200 € / St. Erlöse 2.500 € / St. · 180 St. = 450.000 € 2.200 € / St. · 170 St. = 374.000 € Produktionsmengen 172 St. 179 St. Herstellkosten pro Stück 2.072 € / St. 1.860 € / St. Bestandsveränderung - 8 St. + 9 St. Herstellkosten der Bestandsveränderung 2.072 € / St. · 8 St. = 16.576 € 1.860 € / St. · 9 St. = 16.740 € Herstellkosten der abgesetzten Menge der Produkte 2.072 € / St. · 180 St. = 372.960 € 1.860 €/ St. · 170 St. = 316.200 € Betriebsergebnisrechnung nach dem Gesamtkostenverfahren Kosten Erlöse Materialeinzelkosten 291.000 € Fertigungslöhne 219.280 € Gehälter 90.000 € Stromkosten 25.200 € Sozialkosten 45.000 € Heizungsenergie 18.000 € Miete 28.800 € Herstellkosten der Bestandsminderung 16.576 € Betriebsgewinn 106.884 € Erlöse Produkt 1 450.000 € Erlöse Produkt 2 374.000 € Herstellkosten der Bestandserhöhung 16.740 € 840.740 € 840.740 € 98 Kosten- und Leistungsrechnung Betriebsergebnisrechnung nach dem Umsatzkostenverfahren Kosten Erlöse Herstellkosten Produkt 1 372.960 € Herstellkosten Produkt 2 316.200 € Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkosten 27.960 € Betriebsgewinn 106.880 € Erlöse Produkt 1 450.000 € Erlöse Produkt 2 374.000 € 824.000 € 824.000 € Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Welche Aussagen treffen auf das Umsatzkostenverfahren zu? Die Erlöse werden korrigiert. Die Kosten werden korrigiert. Die Stückherstellkosten werden mit den Absatzmengen multipliziert. Vertriebskosten fallen nur für abgesetzte Erzeugnisse an. 2. Welche Aufgaben hat die Betriebsergebnisrechnung? 3. Wie unterscheiden sich das Gesamt- und das Umsatzkostenverfahren? 4. Welchen Vorteil hat das Umsatzkostenverfahren gegenüber dem Gesamtkostenverfahren? 99 Kosten- und Leistungsrechnung 5. In der Unternehmung aus Kapitel 5, Aufgabe 8 werden drei Typen von Fahrrädern produziert und verkauft. Für die letzte Abrechnungsperiode liegen die folgenden Da aa ten vor. Unirad Cityrad Ausflugsrad Materialeinzelkosten 550,00 € / St. 400,00 € / St. 630,00 € / St. Fertigungslöhne 85,00 € / St. 40,00 € / St. 71,98 € / St. Produktions mengen 650 St. 3.800 St. 2.000 St. Absatzmengen 680 St. 3.000 St. 2.200 St. Absatzpreis pro Stück 800 € / St. 630 € / St. 850 € / St. Ermitteln Sie das Betriebsergebnis nach dem Gesamttt kosten- und dem Umsatzkostenverfahren. Da es sich um eine Quartalsabrechnung handelt, kann davon ausgegangen werden, dass sich die Herstellkosten der Produkte, die sich auf Lager befinden, nicht verändert haaa ben. Gerald Pilz C Controlling 103 Controlling 1 Aufgaben und Funktionen Das Controlling gewinnt zunehmend an Bedeutung, denn durch die fortschreitende Globalisierung und den stärkeren g internationalen Wettbewerbsdruck müssen Unternehmen die k angestrebten Ziele optimal und in einem überschaubaren Zeitraum erreichen. Hinzu kommen staatliche Regulierungen , der technologische Fortschritt und eine weitgehende t Markttt sättigung in den entwickelten Ländern, die es für die Unter g nehmen erforderlich macht, alle Prozesse zu optimieren. Das Controlling trägt maßgeblich dazu bei, die Ressourcen in einem Unternehmen optimal zu nutzen und ein efff fizientes Planungs- und Steuerungssystem zu etablieren. Das moderne Controlling stützt sich nicht nur auf Kenn g zahlen und Informationen aus dem Rechnungswesen, sondern bezieht auch zusätzliche Daten mit ein, die durch systematische empirische Erhebungen gewonnen werden und auch qualitativen Charakter haben können. Charakteristische Aufgaben des Controlling sind beispielsweise: Die Umsetzung, Entwicklung und Steuerung einer Unternehmensstrategie die Operationalisierung von Zielen, so dass sie in der Praxis konkret anwendbar und anhand von Kriterien intersubjektiv überprüfbar sind die systematische Beschaffung und Auswertung von Informationen die Entscheidungsfindung anhand von Kennzahlen die Steuerung und Optimierung von Unternehmensprozessen. 104 Controlling Das Controlling lässt sich in einzelne Grundfunktionen auf n ff fächern: die Ermittlungs- und Dokumentationsfunktion die Planungs-, Prognose- und Beratungsfunktion die Steuerungsfunktion die Kontrollfunktion Der Begriff „ ff Controlling“ muss eindeutig vom umgangssprachlichen Wort „Kontrolle“ abgegrenzt werden. „Kontrolle“ im Sinne von Überwachung und Revision stellt nur einen nebensächlichen und untergeordneten Teilaspekt des Controlling dar. Das Controlling ist primär gegenwarts- und zukunftsbezogen und rückt die innovative Weiterentwicklung und Optimierung der Unternehmensziele in den Vordergrund. Das externe Rechnungswesen, das unter anderem als Datenbasis dient, ist hingegen vorwiegend vergangenheitsorientiert. Die Aufgabe des Controlling besteht auch darin, die vergangenheitsbezogene Perspektive des Rechnungswesens in eine zukunftsorientierte Vision zu übersetzen, die es dem Unternehmen ermöglicht, sich neue Märkte zu erschließen und zu expandieren. Das Rechnungswesen beruht auf einer Ex-post-Betrachtung , während das Controlling eine Ex-ante-Betrachtung vornimmt, die die Innovationsfähigkeit und das Entwickkk lungspotenzial des Unternehmens akzentuiert. 105 Controlling Es wird differenziert zwischen strategischem und operaaa tivem Controlling . Das strategische Controlling fokussiert sich auf den langfristigen Erfolg des Unternehmens und versucht, das Gesamtpotenzial, die adäquate Positionierung auf den Absatzmärkten und die strategische Ausrichtung zu fördern. Das operative Controlling befasst sich mit der Sicherung der Rentabilität, des unternehmerischen Erfolgs und der Produktivität auf den einzelnen Unternehmensebenen bis hin zu den verschiedenen Ablaufprozessen. Strategisches Controlling Operatives Controlling langfristig kurzfristig Gesamtunternehmen im Blickfeld einzelne Abteilungen, Maßnahmen, Prozesse Gesamtpotenzial Optimierung einzelner Abläufe Stärken-Schwächen-Analyse, Marktpotenzial Kosten und Leistungen, Prozessorganisation primär qualitative Analyse primäre quantitative Analyse zusätzliche Erhebungen als Datenquelle vorrangig Rechnungswesen als Datenquelle 106 Controlling kurzfristig einzelne Abteilungen, Maßnahmen, Prozesse Optimierung einzelner Abläufe Vorrangig Rechnungswesen als Datenquelle primäre quantitative Analyse Kosten und Leistungen, Prozessorganisation langfristig Gesamtunternehmen im Blick Gesamtpotenzial zusätzliche Erhebungen als Datenquelle primäre qualitative Analyse Stärken- Schwächen- Analyse, Marktpotenzial Controlling operatives strategisches Das strategische Controlling hat eine unterstützende und beg ratende Funktion für das Management und trägt dazu bei, das Erfolgspotenzial eines Unternehmens zu realisieren. Diese Zielsetzung erfolgt durch eine systematische Prozessoptimierung, durch eine umfassende Koordination und eine gezielte Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen. Dabei werden verschiedene Etappenziele definiert und entsprechende Kennzahlen e festgelegt, die bei der Analyse von Soll-Ist-Abweichungen behilflich sind und eine präzise Auswertung gestatten. Beim operativen Controlling geht es um die einzelnen Unternehmensebenen, -bereiche und -prozesse, die optimiert werden sollen. 107 Controlling Das operative Controlling bezieht die wichtigsten Kennzah g len aus dem internen und externen Rechnungswesen (Finanzbuchhaltung, Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung). Diese Größen beleuchten den Aufwand und den Ertrag sowie Kosten und Leistungen, die im Unternehmen anfallen. Das operative Controlling ermöglicht eine systematische Koordination der einzelnen Maßnahmen im Rahmen des Gesamtplans. Dabei werden die vorab definierten Ziele einem Controlling unterzogen und überprüft. Eine zentrale Aufgabe des operativen Controlling besteht auch in der Budgetierung , bei der einzelne Bereiche anhand von Kennzahlen bewertet werden. Bei Abweichungen von den festgelegten Budgetwerten werden neue Ziele ins Visier genommen und ausgearbeitet. Eine weitere Funktion des operativen Controlling ergibt sich aus der Budgetkontrolle , die anhand von verschiedenen Informationen erfolgt. Die genaue Analyse ergibt sich bei dem Vergleich zwischen Plan- und Ist-Werten sowie durch die n Ermittlung von Plan-Ist-Abweichungen , die sich als Leistungs- oder Verbrauchsabweichungen manifestieren können. Darüber hinaus trägt das operative Controlling die Verantwortung für die Informationsversorgung im Unterrr nehmen . Durch die Rückmeldungen in den einzelnen Unternehmensbereichen und -sparten wird es ermöglicht, die Unternehmenssteuerung genauer zu justieren und zu verfeinern. Das operative und das strategische Controlling sind miteinander vernetzt und ergänzen sich im unternehmerischen Alltag. 108 Controlling Die Controllingabteilung Die Aufgaben einer Controllingabteilung sind: g Erstellung, Ausarbeitung und Umsetzung von Unternehmenszielen und -strategien, Berichterstattung, Auswertung und Interpretation von Kennzahlen-Kontrolle und Revision von Zielvorgaben strategische und operative Unternehmensentwicklung Planung, Implementierung und Steuerung der Budgetierung Beratung des Managements und Unterstützung bei der Entscheidungsfindung Die Controllingabteilung kann hinsichtlich der Organisaaa tionsstruktur weiter aufgefächert werden, um ein höheres r Maß an Differenzierung und Arbeitsteilung zu erzielen. Hierbei unterscheidet man zwischen der Spezialisierung nach Verrichtungen, nach Funktionen und nach Adressaten. Ein weiteres Kriterium der Systematik in Controllingbereichen ist die Divergenz zwischen einem dezentralen und einem zentralen Controlling . Beim dezentralen Controlling wird häufig das Projektmanagement als ein autonomer Bereich angesehen. Auch die Implementierung eines regionalen Controlling spielt beim dezentralen Controlling eine gewisse Rolle. In kleinen und mittelständischen Unternehmen wird häufig keine eigene Controllerstelle bereitgestellt, um Kosten zu sparen. In diesen Fällen werden die unterschiedlichen Controllingaufgaben vom Rechnungswesen wahrgenommen, was jedoch in der Praxis zur Überforderung führen kann. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, Controllingaufgaben ausgewählten Führungsstellen zuzuordnen, die dann für die 109 Controlling Koordination und für die Umsetzung des Controlling in den verschiedenen Unternehmensbereichen verantwortlich zeichnen. Eine grundlegende Systematik der Controllingorganisation kann nach den jeweiligen Organisationstypen vorgenommen werden. Organisationstypen Linienorganisation Stab-Linien-Organisation Matrixorganisation Spartenorganisation Tensororganisation Projektorganisation Darüber hinaus kann das Controlling auch ein Costcenter oder ein Profitcenter umfassen r . Controlling wird auch zunehmend in der staatlichen Verwaltung und im öffentlichen Dienst praktiziert, um die einzelnen Prozesse und Abläufe weiter zu optimieren und Einsparungspotenziale zu realisieren. Im Zusammenhang mit dem öffentlichen Dienst spricht man von Public Management . Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Was sind Aufgaben des Controlling? Steuerung des Unternehmens Kontrolle Dokumentation und Beratung 110 Controlling 2. Wie kann eine Controlling-Abteilung organisiert sein? Spartenorganisation Nichtregierungsorganisation Matrixorganisation Ablauforganisation Tensororganisation 3. Welche Aufgaben hat das Controlling? Kontrolle und Revision von Zielvorgaben mehr Effizienz und Effektivität höhere Innovationsfähigkeit strategische Unternehmensentwicklung 4. Welche Formen des Controlling können unterschieden werden? strategisches Controlling temporäres Controlling operatives Controlling 111 Controlling 2 Kosten- und Leistungsrechnung Aufgaben der Kosten- und Leistungsrechnung Kalkulation von Waren und Dienstleistungen Preiskalkulation Wirtschaftlichkeitskontrolle (Soll-Ist-Analyse) Kostenvergleichsrechnung (alternative Produktions- und Absatzprogramme) Erfolgsermittlung Gewinnschwellenanalyse Die Kostenrechnung ist ein Bereich des betrieblichen Rechnungswesens und wird aufgegliedert in Kosten- und Leistungsrechnung Kostenartenrechnung Kostenstellenrechnung Kostenträgerrechnung Die Kosten- und Leistungsrechnung ermöglicht eine systematische und effiziente Kontrolle der Wirtschaftlichkeit des Unternehmens, indem die einzelnen Kostenarten systematisiert und verschiedenen Kostenstellen im Rahmen der Kostenstellenrechnung zugeordnet werden. Hierzu verwendet man einen Betriebsabrechnungsbogen (BAB) , der die Verrechnung der angefallenen Kosten zwischen verschiedenen Kostenstellen ermöglichen soll. Darüber hinaus dient die Kosten- und Leistungsrechnung als Grundlage für die systematische Preiskalkulation bei der Ermittlung von Verkaufs- und Absatzpreisen. Dieses Verfahren wird im Rahmen der Kostenträgerrechnung angewendet, wobei die Zuschlagskalkulation in der Praxis eine herausragende Stellung einnimmt. 112 Controlling Bei der Kostenzurechnung werden bestimmte Prinzipien an g gewandt. Eines der wichtigsten ist das Verursachungsprinzip , dem zufolge die entstandenen Kosten nur einen bestimmten Kostenträger zugeschrieben werden sollen. Darüber hinaus gibt es noch andere Kriterien wie beispielsweise das Tragfähigkeitsprinzip oder das Beanspruchungsprinzip , das bei der Zuordnung von Kostenstellen maßgeblich ist. Auch das Kostenüberwälzungsprinzip , das in der Vollkostenrechnung zum Tragen kommt, spielt bei der Analyse eine entscheidende Rolle. Die Kostenrechnung kann entweder als Vollkostenrechnung praktiziert werden oder als Teilkostenrechnung. Die Kostenartenrechnung Die Kostenartenrechnung unterscheidet nach einer Systematik die verschiedenen im Unternehmen angefallenen Kosten. Dabei werden verschiedene Kriterien zur Kategorisierung herangezogen. Kostenartenrechnung Aspekt Kostenart Produktionsfaktor Materialkosten Personalkosten Dienstleistungskosten Unternehmensfunktion Fertigungskosten Beschaffungskosten Lagerkosten Verwaltungskosten Vertriebskosten 113 Controlling Verrechnung Einzelkosten Gemeinkosten Erfassung Aufwandsgleiche Kosten Zusatzkosten Anderskosten Variabilität Fixe Kosten Variable Kosten Gemischte Kosten Kalkulatorische Kosten Zusatzkosten Anderskosten kalkulatorische Miete kalkulatorische Abschreibung kalkulatorische Eigenkapitalzinsen kalkulatorische Wagnisse kalkulatorischer Unternehmerlohn Nach Art der betrieblichen Funktionen gliedert man die Kosten in Beschaffungskosten, Lagerkosten, Vertriebskosten, Verwaltungskosten und Fertigungskosten. Hinsichtlich der Art der Verrechnung wird differenziert zwischen Einzelkosten , die dem Kostenträger unmittelbar zugeordnet werden können wie beispielsweise Fertigungsmaterial und Fertigungslöhne, Sondereinzelkosten der Fertigung, die für Spezialwerkzeuge oder für einzelne Modelle anfallen, oder Sondereinzelkosten des Vertriebs, wie sie für Sonderfrachten oder Spezialverpackungen erforderlich sind. 114 Controlling Neben den Einzelkosten und den Sondereinzelkosten gibt es noch die Gemeinkosten, die mehr oder weniger direkt einen Kostenträger zugeordnet werden können. Hierzu zählen Mietkosten, Kosten für Energie und Wasser sowie die Gehälter von Angestellten in Verwaltungspositionen. Wichtige Kennzahl: Gemeinkostenzuschlagssatz = Gemeinkosten ___ Zuschlagsbasis Es wird weiter differenziert in echte und unechte Gemeinkosten . Von unechten Gemeinkosten spricht man, wenn die Gemeinkosten zwar im Prinzip aufgegliedert werden können, aber der Aufwand für eine solche Kostenerfassung zu hoch wäre. Ein weiteres Kriterium für die Systematisierung der Kosten ist die Art der Erfassung . Hierbei gibt es zwei grundlegende Kategorien, nämlich aufwandsgleiche Kosten, die direkt aus dem externen Rechnungswesen und der Finanzbuchhaltung entnommen werden können, und kalkulatorische Kosten, die in Zusatzkosten und Anderskosten aufgeschlüsselt werden. Die Zusatzkosten stellen keinen Aufwand dar, es handelt sich beispielsweise um den kalkulatorischen Unternehmerlohn, kalkulatorische Eigenkapitalzinsen, die kalkulatorische Miete. Anderskosten sind aufwandsungleiche Kosten, die sich von dem erfassten Aufwand in der Finanzbuchhaltung unterscheiden. Beispiele dafür sind kalkulatorische Wagnisse und kalkulatorische Abschreibungen. 115 Controlling Eine weitere Systematik bezieht sich auf die Variabilität der Kosten , die durch Beschäftigungsänderungen entstehen. Hierbei wird grundlegend unterschieden zwischen fixen Kosten und variablen Kosten, die weiterhin in proportionale, degressive oder progressive Kosten untergliedert werden. Die Kostenstellenrechnung In der Kostenstellenrechnung erfolgt die innerbetriebliche Verrechnung, bei der anhand innerbetrieblich festgelegter Bezugsgrößen die Kosten auf die einzelnen Kostenstellen verteilt werden. Hierfür ist der Betriebsabrechnungsbogen (BAB) zuständig, der monatlich erstellt wird. Die Aufgaben der Kostenstellenrechnung sind: die Verteilung der Gemeinkosten aus der Kostenartenrechnung die Durchführung der innerbetrieblichen Leistungsverrechnung die Vorbereitung einer verursachungsgerechten Kalkulation die Kontrolle und sorgfältige Überprüfung der Wirtschaftlichkeit Kostenstellen gelten als Teilbereiche im Unternehmen, in denen Dienstleistungen und Produkte verbraucht werden. Die Kostenstellen können weiter aufgefächert werden in Hauptkostenstellen und Hilfskostenstellen sowie Vor- und Endkostenstellen. 116 Controlling Kostenstellenplan Vorkostenstelle Endkostenstelle Hilfskostenstelle Hauptkostenstelle Die Verrechnung der Kosten erfolgt mithilfe von Zuschlagssätzen , um die Gemeinkosten genauer zuzuweisen. Als Schlüssel für die Verteilung der Gemeinkosten dienen Leistungseinheiten, Äquivalenzziffern oder vorgegebene Ersatzschlüssel. Die Kriterien für einen optimalen Kostenstellenplan: Genaue, objektive und eindeutige Maßstäbe der Kostenverursachung festlegen systematische und konsistente Zuordnung aller vorhandenen Kostenbelege ermöglichen selbstständige und sinnvolle Verantwortungsbereiche definieren. Bedeutsam ist, dass die Kostenverursachung genau für eine Kostenstelle definiert wird. Systematik der Kostenstellen funktionsorientiert Allgemeiner Bereich Materialbereich Fertigungsbereich Vertriebsbereich raumorientiert Niederlassung Zweigwerk Zentrale organisationsorientiert Costcenter Servicecenter Sparte rechnungsorientiert versachungsgerechte Einheiten 117 Controlling Damit die Kosten auch sinnvoll verwaltet und verringert werden können, ist es unerlässlich, dass jede Kostenstelle eigenständig über die Kosten zumindest bis zu einem gewissen Ausmaß bestimmen kann. Nur dann lässt sich das Wirtschaftlichkeitsprinzip durch den Kostenstellenplan realisieren. Die Berechnung der Gemeinkostenzuschläge geschieht wie folgt: Wichtige Kennzahlen: Ist-Materialgemeinkostenzuschlag = Materialgemeinkosten ____ Fertigungsmaterial Ist-Fertigungsgemeinkostenzuschlag = Fertigungsgemeinkosten ____ Fertigungslöhne Ist-Verwaltungsgemeinkostenzuschlag = Verwaltungsgemeinkosten _____ Herstellkosten des Umsatzes Ist-Vertriebsgemeinkostenzuschlag = Vertriebsgemeinkosten _____ Herstellkosten des Umsatzes Bei der innerbetrieblichen Leistungsverrechnung kommen unterschiedliche Verfahren zum Einsatz, die entweder einseitig oder reziprok (gegenseitig) erfolgen. Eine bekannte Methode der gegenseitigen Leistungsverrechnung ist das Verrechnungspreisverfahren . Einseitige Leistungsverrechnung Kostenartenverfahren Kostenstellenausgleichsverfahren Kostenträgerverfahren 118 Controlling Gegenseitige Leistungsverrechnung Verrechnungspreisverfahren Beim Kostenartenverfahren werden nur die Einzelkosten, die auf der Kostenstelle angefallen sind, der empfangenden Kostenstelle zugewiesen; die Gemeinkosten bleiben unberücksichtigt. Dadurch werden die Gemeinkostenzuschläge beträchtlich erhöht. Beim Kostenstellenausgleichsverrr fahren werden die Gemeinkosten zusätzlich der empfangenden Kostenstelle zugerechnet. Bei dem komplexeren Kostenträää gerverfahren werden die entstandenen Einzel- und Gemeinkosten einer Ausgliederungsstelle zugeordnet. Dies dient der Ermittlung der Kosten aktivierbarer Eigenleistungen und dem Vergleich von Eigen- und Fremdfertigung im Sinne einer Make or Buy Decision. Beim Verrechnungspreisverfahren , das auf dem Prinzip der Gegenseitigkeit beruht, werden unternehmensinterne Wertansätze oder Marktpreise mit einbezogen, um die Verrechnung vornehmen zu können. In der daran anschließenden Kostenträgerrechnung werden die Einzelkosten der Kostenartenrechnung und die Gemeinkosten der Kos- Phasen der Kostenstellenrechnung Phase 1 Erhebung der Einzelkosten Phase 2 Erhebung der Gemeinkosten Phase 3.1 Verteilung der primären Gemeinkosten Phase 3.2 Verteilung der sekundären Gemeinkosten Phase 4 Ermittlung der Gemeinkostenzuschläge Phase 5 Ermittlung der Normal-Gemeinkosten Phase 6 Feststellung von Über- oder Unterdeckungen 119 Controlling tenstellenrechnung berücksichtigt. Die zentrale Aufgabe der Kostenträgerrechnung besteht darin, die einzelnen Kosten auf die Kostenträger, das sind in der Regel Waren oder Dienstleistungen, die das Unternehmen erstellt, umzulegen. Die Kostenträgerrechnung Die Kostenträgerrechnung spielt eine wichtige Rolle bei der Kosten- und Erfolgsermittlung des Unternehmens. Sie ist zeit- und auch stückbezogen. Die Verrechnung auf einzelne Kostenträger erfolgt nach dem Prinzip der Kostenverursachung. Die Kostenträgerrechnung wird untergliedert in die Kostenträgerstückrechnung und die Kostenträgerzeitrechnung. Entscheidende Aufgaben der Kostenträgerrechnung sind: die stück- und zeitbezogene Ermittlung der Kosten der Kostenträger die stück- und zeitbezogene Erhebung des Erfolges der Kostenträger die Zurverfügungstellung von exakten Informationen für die Programmpolitik, die Beschaffungswirtschaft, die Bewertung der Bestände und die verschiedenen Planungsrechnungen. Bei der Kostenträgerstückrechnung geht es um die Prinzipien der Kalkulation, wobei man zwischen Vorkalkulation, Zwischenkalkulation und der eigentlichen Kalkulation unterscheidet. 120 Controlling Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Was sind Teilbereiche der Kosten- und Leistungsrechnung? Kostenstellenrechnung Gewinn- und Verlustrechnung Kostenträgerzeitrechnung Kalkulation Kostenartenrechnung 2. Welche Kostenarten werden unter dem Kriterium der Verrechnung unterschieden? Fixkosten Fertigungskosten Gemeinkosten Prozesskosten 3. Was sind Kostenträger? soziale Einrichtungen Produkte und Dienstleistungen Abteilungen 4. Welches Kalkulationsverfahren wird vorwiegend in Rohstoffunternehmen mit nur einem Produkt verwendet? Zuschlagskalkulation Kuppelkalkulation Äquivalenzziffernkalkulation Divisionskalkulation 121 Controlling 3 Kalkulation Die Kostenträgerstückrechnung (Kalkulation) ermittelt die Herstellkosten und die Selbstkosten des Unternehmens für eine Kostenträgereinheit. Kalkulation der Selbstkosten Kosten Zuschlagsbasis Materialeinzelkosten (MEK) + Materialgemeinkosten (MGK) = MEK Materialkosten (MK) Fertigungseinzelkosten (FEK) + Fertigungsgemeinkosten (FGK) + FEK Sondereinzelkosten d. Fertigung (SEF) = Fertigungskosten (FK) Herstellkosten (HK) = MK + FK Verwaltungsgemeinkosten (VwGK) HK Vertriebsgemeinkosten (VtGK) HK Sondereinzelkosten des Vertriebs (SEV) Selbstkosten = HK + VwGK + VtGK + SEV Die Vorkalkulation dient als Vorschaurechnung vor der Annahme eines Auftrags und vor dem Beginn der eigentlichen Produktion und fungiert daher als Angebotskalkulation; sie beinhaltet die Schätzung der zu erwartenden Herstellkosten und Selbstkosten. Bei Produkten, die eine längere Herstellungszeit haben wird eine Zwischenkalkulation angefertigt. Die Nachkalkulation erfolgt nach der Herstellung der Erzeugnisse und umfasst die angefallenen Herstell- und Selbstkosten. 122 Controlling Die Anwendung dieser Kalkulationsansätze richtet sich nach der Art des Fertigungsverfahrens. Kalkulation Zuschlagskalkulation Einzel- und Serienfertigung, auch Dienstleistungen Divisionskalkulation Massenfertigung (auch Rohstoffsektor) Äquivalenzziffernkalkulation artverwandte Produkte, Sortenfertigung Kuppelkalkulation gleichzeitig entstehende Maschinenstundensatzrechnung maschinelle Einzel- und Serienfertigung Die Anwendung dieser Kalkulationsansätze richtet sich nach der Art des Fertigungsverfahrens. Die Divisionskalkulation beispielsweise wird in der Massenfertigung eingesetzt. Die Divisionskalkulation lässt sich unterteilen in eine einstufige Divisionskalkulation (summarische Divisionskalkulation) und eine mehrstufige Rechnung, bei der Lagerbestandsveränderungen in die Kalkulation mit einfließen. Bei der einstufigen Variante geht es um einfache Massen e produkte wie beispielsweise die Zementherstellung. Bei der mehrstufigen Divisionskalkulation liegt eine mehrstufige Produktionsweise zugrunde. Bei der einstufigen Divisionskalkulation werden die Stückselbstkosten durch Division ermittelt, und zwar aus dem Quotienten der Gesamtkosten des Abrechnungszeitraums und der entsprechenden Produktionsmenge. 123 Controlling Das Äquivalenzziffernkalkulationsverfahren wird verwendet bei Produktionsweisen, bei denen verschiedene Varianten unterschieden werden können. Beispielsweise sind dies anspruchsvollere Produkte, die in der Fertigung nur geringfügig von der Standardproduktionsweise abweichen. Um nun die Kosten zu ermitteln, werden die jeweiligen Produkte mit einer Äquivalenzziffer multipliziert, die den Unterschied zum Standard widerspiegelt. Ein häufig verwendetes Kalkulationsverfahren ist die Zuschlagskalkulation , bei der die Einzelkosten unmittelbar dem Erzeugnis zugeordnet werden können und die Gemeinkosten durch den Betriebsabrechnungsbogen und den darin enthaltenen Zuschlagsätzen auf die jeweiligen Zuschlagsgrundlagen bezogen werden. Speziell für Maschinen wird die so genannte Maschinenstundensatzkalkulation verwendet n . Bei ihr erfolgt die Gemeinkostenrechnung auf der Basis der Kostenträger, die Maschinenzeit benötigen. Der Maschinenstundensatz errechnet sich, indem die maschinenabhängigen Gemeinkosten durch die geleisteten Maschinenstunden dividiert werden. Die Maschinenstundensatzrechnung weicht lediglich bei der Berechnung der Fertigungskosten von der Zuschlagskalkulation ab. Die Gemeinkosten werden nach der Maschinenabhängigkeit differenziert: 124 Controlling Maschinenabhängige Gemeinkosten Energiekosten, Instandhaltungskosten, Werkzeugkosten, kalkulatorische Abschreibungen, kalkulatorische Zinsen, Raumkosten Maschinenunabhängige Gemeinkosten Hilfslöhne, Gehälter, Sozialkosten, Heizungskosten, Hilfsstoffe, Umlagen von Hilfskostenstellen Die Maschinenlaufzeit setzt sich aus den Faktoren gesamte Maschinenlaufzeit, Stillstandszeit und Instandhaltungszeit zusammen. Ein weiteres wichtiges Verfahren ist die Kalkulation von Kuppelprodukten . Die Kuppelproduktion spielt vor allem in der Chemiebranche eine wichtige Rolle, wenn beispielsweise aus einem Ausgangsstoff wie Rohöl verschiedene Zwischen- oder Endprodukte entstehen. Bei Rohöl könnte man als Beispiel Benzin, Diesel, Kerosin und Heizöl anführen. Für solche Produkte gibt es spezielle Berechnungsverfahren, wobei die Produktionsmenge des jeweiligen Kuppelprodukts berücksichtigt wird und dadurch die Äquivalenzziffern, die Recheneinheiten und die Gesamtkosten ermittelt werden. Bei der Kuppelkalkulation gibt es zwei Ansätze, nämlich die Restwertrechnung (bei der ein Hauptprodukt vor g liegt, aber mehrere Nebenprodukte vorhanden sind) und die Verteilungsrechnung (mehrere Hauptprodukte) g . Die Berechnung stützt sich auf Marktpreise (Marktpreismethode) oder auf Verrechnungspreise. 125 Controlling Ein weiteres Teilgebiet der Kostenträgerrechnung ist die Kostenträgerzeitrechnung , die die angefallenen Kosten und die Erlöse eines Zeitabschnitts erfasst. Ihre Hauptaufgabe besteht in der Berechnung der Selbstkosten , die auf einzelne Erzeugnisgruppen herunter gebrochen werden können. Im Mittelpunkt stehen auch die Wirtschaftlichkeitskontrolle und die kurzfristige Erfolgsrechnung. Der Erfolg kann nach unterschiedlichen Aspekten ausgewertet werden wie beispielsweise nach den verschiedenen Absatzgebieten, den Kundengruppen, den Fertigungsbereichen und den Absatzwegen. Bei der Kostenträgerzeitrechnung werden in der Praxis zwei verschiedene Verfahren verwendet, und zwar das Gesamt- und das Umsatzkostenverfahren . Umsatzkostenverfahren Umsatzerlöse (bereinigt um Erlösschmälerungen) - Herstellungskosten der absetzten Leistungen = Bruttoergebnis vom Umsatz - Vertriebskosten - allgemeine Verwaltungskosten - sonstige betriebliche Aufwendungen = Betriebsergebnis Gesamtkostenverfahren Umsatzerlöse abzüglich Erlösschmälerung +/ - Bestandsveränderungen an un- und fertigen Erzeugnissen + andere aktivierte Eigenleistungen = Gesamtleistungen - betriebliche Aufwendungen = Betriebsergebnis 126 Controlling Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Was ist eine retrograde Kalkulation? Prozesskostenrechnung Break-Even-Analyse Zielkostenrechnung Zuschlagskalkulation Äquivalenzziffernkalkulation 2. Was entspricht einer Aktivität in der Vollkostenrechnung? gar nichts Zuschlagsbasis Unterkostenstelle 3. Was sind die Verwaltungskosten in einer Bestellabteilung? leistungsmengeninduziert leistungsmengenneutral keines von beiden 4. Wie wird die Break-Even-Analyse noch bezeichnet? Gemeinkostenmanagement Activity Based Costing Gewinnschwellenanalyse Prozesswertanalyse 127 Controlling 4 Teilkostenrechnung Bei der Teilkostenrechnung werden verschiedene Ansätze unterschieden. Die Teilkostenrechnung ist ein eigenständiges Kostenrechnungssystem , das die Kosten in fixe und variable Bestandteile aufspaltet. Bei gemischten (semivariablen) Kosten, die sowohl fixe als auch variable Bestandteile enthalten, kann es erforderlich sein, sie durch ein mathematisches Verfahren, nämlich die Regressionsrechnung, zu trennen. Folgende Systeme der Teilkostenrechnung werden differen g ziert: die einstufige Rechnung, die mehrstufige Rechnung, die auch Fixkostendeckungsrechnung genannt wird, und die Rechnung mit relativen Einzelkosten, die auch relative Einzelkostenrechnung genannt wird. Dies sind Kostenrechnungssysteme auf Teilkostenbasis. Teilkostenrechnung Deckungsbeitragsrechnung (Direct Costing) (Fixkostendeckungsrechnung) mit relativen Einzelkosten Bei der einstufigen Rechnung, die auch als Direct Costing be g zeichnet wird, werden lediglich die variablen Kosten berückkk sichtigt und die Fixkosten ausgeklammert. 128 Controlling Bruttoerlös - Erlösschmälerungen = Nettoerlös - variable Erzeugniskosten = Bruttoergebnis = Deckungsbeitrag I = Deckungsbeitrag II = Deckungsbeitrag III = Deckungsbeitrag IV = Nettoergebnis Die einstufige Rechnung findet vor allem bei der Optimierung des kurzfristigen Produktionsprogramms in einem Unternehmen Anwendung. Hierbei wird die kurzfristige Preisuntergrenze ermittelt, indem festgestellt wird, ob der Preis e größer oder gleich den variablen Stückkosten ist. Die langfristige Preisuntergrenze ergibt sich, wenn man vergleicht, ob der Preis größer oder gleich den gesamten Stückkosten zusätzlich der Fixkosten ist. Ist ein Unternehmen nach dieser Berechnung nicht vollständig ausgelastet, so können zusätzliche Aufträge angenommen werden. Die Entscheidung über die Aufträge erfolgt mithilfe der einstufigen Rechnung und der Ermittlung der Preisuntergrenzen. Durch dieses Verfahren kann das kurzfristige Produktionsprogramm optimiert werden. Kostenrechnungssysteme Kostenrechnungssysteme gehen von einer unterschiedlichen Basis der Kosten aus. Hierbei wird differenziert zwischen der Istkosten-, der Normalkosten- und der Plankostenrechnung. 129 Controlling Bei der Istkostenrechnung werden nur die g tatsächlich vorhandenen Kosten berücksichtigt. Die Normalkostenrechnung hingegen geht von Durch g schnittskosten aus, die aus den Vergangenheitswerten ab r geleitet werden. Kostenrechnungssysteme Vollkostenrechnung Normalkostenrechnung Plankostenrechnung Istkostenrechnung Teilkostenrechnung Normalkostenrechnung Plankostenrechnung Istkostenrechnung Die Plankostenrechnung hingegen berücksichtigt erwartete g oder zukünftige Kosten, die durch eine Schätzung ermittelt werden. Bei der Normalkostenrechnung kann von Verrechnungspreisen ausgegangen werden oder von normalisierten Kostensätzen oder Kalkulationsätzen. Die Plankostenrechnung wird untergliedert in eine starre Plankostenrechnung, eine flexible Plankostenrechnung und eine Grenzplankostenrechnung. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Durch welche Kosten unterscheiden sich Deckungsbeitrag III und IV? durch erzeugnisfixe Kosten durch Kostenstellenfixkosten durch bereichsfixe Kosten durch Unternehmensfixkosten 130 Controlling 2. Was ist ein Synonym für Fixkostendeckungsrechnung? Prozesskostenrechnung Direct Costing mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung Gewinnschwellenanalyse 3. Welche Größen liegen der Normalkostenrechnung zugrunde? Ist-Werte Planwerte Durchschnittswerte Soll-Werte 131 Controlling 5 Die Investitionsrechnung Die Investitionsrechnung ermöglicht es, den Nutzen und die Rentabilität einer Investition zu ermitteln. Sie dient zudem der Entscheidungsunterstützung. Neben ökonomischen Faktoren kommen auch andere Aspekte wie rechtliche, technologische und ökologische Gesichtspunkte zum Tragen, die die Entscheidung für oder gegen eine Investition beeinflussen. Eine Investition ist eine Umwandlung von Kapital in Sach- oder Finanzvermögen. Finanzmathematisch gilt eine Investition als der gesamte Zahlungsstrom von Ein- und Auszahlungen. Grundsätzlich wird zwischen statischen und dynamischen Verfahren der Investitionsrechnung differenziert. Statische Ansätze beruhen auf den Erfolgs e größen der Kostenrechnung, wobei Durchschnittswerte zugrunde gelegt werden. In der betrieblichen Praxis führt diese Vereinfachung zu Ungenauigkeiten. Bei den dynamischen Verfahren erfolgt eine stärkere Difff ferenzierung, bei der einzelne Perioden betrachtet werden. Der Barwert einer Investition wird mit dem Barwert der Einnahmen verglichen. Hierfür verwendet man die Verfahren der Auf- und Abzinsung. 132 Controlling Investitionsarten: Investitionen Immaterielle Investitionen Finanzinvestitionen Sachinvestitionen Ersatzinvestition Rationalisierungsinvestition Erweiterungsinvestition sonstige Investitionen Bei den Ersatzinvestitionen kommt es nur darauf an, ein bereits vorhandenes Objekt durch Investitionen zu ersetzen. Eine solche neue Investition kann unter Umständen kostengünstiger sein, als das alte Objekt beizubehalten. Darüber hinaus kann der technologische Fortschritt erfordern, dass einzelne Maschinen oder Anlagen durch technologisch neuere ersetzt werden. Bei den Rationalisierungsinvestitionen steht die Verbesserung der Leistungsfähigkeit des Unternehmens im Mittelpunkt. Der Rationalisierungseffekt wird meist durch Ersatzinvestitionen bewerkstelligt. Erweiterungsinvestitionen dienen dazu, das Potenzial des Unternehmens und die Produktionskapazitäten zu erhöhen, um Engpässe zu vermeiden. Durch zusätzliche Investitionsobjekte wird die Effektivität und Effizienz der Fertigung und der Dienstleistungen beträchtlich erhöht. Die Investitionsrechnung selbst wird untergliedert in Verfahren der Wirtschaftlichkeitsrechnung und jene der Unternehmensbewertung. 133 Controlling Die Verfahren der Wirtschaftlichkeitsrechnung werden wei g ter aufgeschlüsselt in statische Verfahren und dynamische Verfahren. Zu den statischen Verfahren zählen die Gewinnvergleichsrechnung, die Kostenvergleichsrechnung, die Rentabilitätsrechnung und die Amortisationsrechnung. Die dynamischen Verfahren werden systematisiert in die Kapitalwertmethode, die interne Zinsfußmethode und die Annuitätenmethode. Im Rahmen des Controlling kann auch eine Bewertung des Unternehmens vorgenommen werden, um dessen Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit zu bestimmen. Hierfür gibt es verschiedene Verfahren in der Betriebswirtschaftslehre, die weit verbreitet sind. Eine dieser Methoden ist der Zukunftserfolgswert , der auf einem subjektivem Bewertungsansatz basiert. Dabei wird der zukünftige Erfolg als Zukunftserfolgswert zusammengefasst. Traditionelle Verfahren der Unternehmensbewertung sind das Ertragswertverfahren , das Substanzwertverfahren und das Mittelwertverfahren. Beim Ertragswertverfahren werten die Zinsgewinne des Unternehmens ermittelt. Als Zukunftserfolgswert wird der Kalkulationszinsfuß für risikofreie Anlagen zugrunde gelegt. Dieser Ansatz ist abhängig von der jeweiligen Rechtsform des Unternehmens, der Größenklasse sowie der Branche. 134 Controlling Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Was sind Ansätze in der dynamischen Investitionsrechnung? Kapitalwertmethode Amortisationsrechnung Annuitätenmethode 2. Wie sind Beispiele für Sachinvestitionen? Erweiterungsinvestitionen Rationalisierungsinvestitionen Finanzinvestitionen immaterielle Investitionen Ersatzinvestitionen 3. Welcher Ansatz der Unternehmensbewertung beruht auf dem Reproduktionswert? Ertragswertverfahren Substanzwertverfahren Mittelwertverfahren 135 Controlling 6 Das strategische Controlling Ein wichtiger Gesichtspunkt bei der Umsetzung ist die Strategiedefinition, die für jedes Unternehmen unerlässlich ist. Beim Strategieprozess geht es darum, eine Strategie zu entwickeln, die differenziert den Rahmenbedingungen und den spezifischen Charakteristika des Unternehmens entspricht. Funktionen von Zielen Steuerungsfunktion Orientierungsfunktion Motivationsfunktion Beurteilungsfunktion Kontrollfunktion Filterfunktion Magnetfunktion Rückkopplungsfunktion Die SWOT-Analyse Die SWOT-Analyse ist eine Methode, um bei Unternehmen die Stärken und Schwächen zu ermitteln. Sie dient als Instrument zur Strategieentwicklung. Das Akronym SWOT steht für die englischen Begriffe S trengths (Stärken), W eaknesses (Schwächen), WW O pportunities (Chancen) und T hreats (Risiken). Das Life Cycle Costing Aus dem Lebenszyklusmodell wurde ein eigenes Controlling- Instrument entwickelt, das als Life Cycle Costing (LCC) oder auf Deutsch als Lebenszykluskostenrechnung bezeichnet wird. 136 Controlling Dabei wird der gesamte Prozess bei der Herstellung eines Produkts beleuchtet und die Kosten, die in den einzelnen Phasen anfallen, werden umfassend analysiert. Bei den Kosten wird zwischen zeitlichen und sachlichen Aspekten differenziert. Die sachlichen Kriterien thematisieren das herzustellende Objekt, während die zeitlichen Aspekte die Struktur der Phasen e und die Dauer untersuchen. Neben den Produktionskosten (auch Produktentwicklung, Design, Verpackung, Logistik, Kundenservice) werden auch Kosten für das Recycling und die Entsorgung berücksichtigt. Die Portfolioanalyse Bei der Portfolioanalyse erfolgt eine Positionierung innerhalb eines Quadrantensystems. Berücksichtigt werden Aspekte wie der Produktlebenszyklus sowie der Marktlebenszyklus. Die Portfolioanalyse unterscheidet bestimmte Bereiche, in denen das Unternehmen eingeordnet wird. Hierfür gibt es so genannte Matrizen, die der Veranschaulichung dienen. Die Vier-Felder-Matrix betrachtet vorwiegend das Markt x wachstum und den relativen Marktanteil, der sich aus dem Quotienten von dem Marktanteil des Unternehmens und dem Marktanteil des stärksten Wettbewerbers ergibt. Ein weiteres Instrument des strategischen Controlling ist die Produkt-Markt-Matrix , die nach dem Erfinder auch Ansoff- Matrix oder Z-Matrix genannt wird x . Sie dient der Strategieselektion. Die Ansoff-Matrix differenziert zwischen vorhandenen und neuen Produkten. In einer zweiten Dimension 137 Controlling berücksichtigt sie die Märkte und die Intensität der Marktdurchdringung. Ein weiteres Hilfsmittel der Portfolioanalyse im Rahmen des strategischen Controlling ist das McKinsey-Portfolio, das auch den Namen Marktattraktivitäts-Wettbewerbsstärken- Portfolio oder Neun-Felder-Portfolio trägt. Die Balanced Scorecard Die Balanced Scorecard (auf Deutsch: „Ausgewogenes Kennzahlensystem“) ist ein Controllinginstrument, das für verschiedene Bereiche zur Steuerung des Unternehmens komplexe Kennzahlen zur Verfügung stellt. Dabei werden verschiedene Bereiche des Unternehmens mit einbezogen, die auch qualitative Aspekte wie Kundenzufriedenheit widerspiegeln. Durch einen Soll-Ist-Vergleich soll festgestellt werden, wie hoch der Zielerreichungsgrad ist. Die Kennzahlen fungieren als Indikatoren für den Erfolg eines Unternehmens und stellen eine Rückmeldung für das Management dar. Shareholder Value und Stakeholder Value Der Shareholder Value betrachtet das Unternehmen aus der Sicht des Kapitalmarktes und strebt eine Erhöhung des Wertes für den Anteilseigner an. Im Vordergrund stehen daher Rentabilitätskennzahlen. Besonders häufig zum Einsatz gelangen der Discounted Cashflow ( DCF ) und das Konzept des Economic Value Added ( EVA ) AA . 138 Controlling Der Stakeholder-Value-Ansatz fokussiert sich auf die so genannten Anspruchsgruppen. Hierzu gehören neben den Mitarbeitern und Führungskräften auch Kunden, Anteilseigner, Lieferanten und Geschäftspartner. Wissensmanagement und Wissensbilanz Eine Wissensbilanz (im Englischen: intellectual capital statement) ist eine Methode, um das Wissenspotenzial eines Unternehmens zu erfassen und zu bewerten. Das Wissen der Mitarbeiter wird als eine strategisch äußerst bedeutsame Ressource aufgefasst, die maßgeblich zum Unternehmenserfolg beiträgt. Das Wissensmanagement ist auf der operativen Ebene angesiedelt, während die Wissensbilanz die strategische Dimension beleuchtet. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Wofür steht das „s“ in der Abkürzung SWOT? Strengths Strategy Sign 2. Welcher Aspekt wird vom Lebenszyklusmodell vorwiegend berücksichtigt? Marketingaspekte Organisationsaspekte ökologische Aspekte 139 Controlling 3. Wofür stehen die Quadranten in der BCG-Matrix? Stars, Question Marks, Wild Dogs, Slow Cats Stars, Question Marks, Poor Dogs, Cash Cows Stars, Question Marks, Poor Dogs, Money Foxes 4. Welche Determinanten beeinflussen die Marktattraktivität? Marktwachstum Marktgröße Markteintrittsbarrieren 5. Welche Perspektiven umfasst die Balanced Scorecard? Finanzperspektive Kundenperspektive Mitarbeiterperspektive 140 Controlling 7 Das operative Controlling Das operative Controlling hat einen mittelfristigen und kurzfristigen Zeithorizont und dient vor allem dazu, die Liquidität im Unternehmen zu sichern und die Produktivität zu erhöhen und das Unternehmen insgesamt zu optimieren und Kostensenkungsprogramme zu implementieren. Budgetierungsverfahren Ein wichtiges Instrument im Bereich des operativen Controlling sind die Budgetierungsverfahren. Die Budgetierung ist die Planung des Einsatzes von Finanzmitteln. Für einzelne Pläne wie den Absatz-, Umsatz-, Personal-, Liquiditäts- oder Marketingplan werden eigene Budgets definiert. Das Zero Base Budgeting (die Nullbasis-Budgetierung) ist g eine Controllingmetheode, die im Rahmen des Kostenmanagements erfolgt. Bei diesem Budgetansatz wird in einer Fikkk tion so gehandelt, als ob das Unternehmen von Grund auf neu gegründet und das Budget entsprechend geplant würde. Sinn und Zweck dieser Vorstellung ist es, alle bisherigen Budgetplanungen und die Routinen, die dadurch entstanden sind, zu durchbrechen. Benchmarking Unter Benchmarking versteht man den Vergleich mit den besten innerhalb der Branche. Das Benchmarking ermöglicht eine Optimierung der Ausrichtung des Unternehmens und eine Verbesserung der operativen Abläufe. Benchmarking kann intern erfolgen, wobei ein Vergleich innerhalb des Unternehmens oder einer Unternehmensgruppe angestellt wird, 141 Controlling sowie extern, wenn andere Unternehmen in den Vergleich mit einbezogen werden. Hauptziel des Benchmarking ist die Leistungsoptimierung durch die Best Practices anderer Unternehmen oder Branchen. Die Effizienz („die Dinge richtig tun“) und die Effektivität („die richtigen Dinge tun“) sollen gesteigert werden. Berichtswesen und Reporting Das betriebliche Berichtswesen (Reporting) umfasst alle Mittel, Ressourcen und Maßnahmen eines Unternehmens, die der Informationsversorgung und -verarbeitung im Unternehmen dienen. Berichte sind systematisch aufbereitete Informationen. Kennzahlensysteme Ein Kennzahlensystem ist eine Anzahl von aufeinander abgestimmten Kennzahlen, die den gesamten Erfolg eines Unternehmens anschaulich und nachvollziehbar abbilden sollen. Kennzahlensysteme berücksichtigen verschiedene Kriterien, die bei ihrer Zusammensetzung zur Anwendung kommen. Eines der wichtigsten Kriterien ist die Quantifizierbarkeit der Kennzahlen; denn sie müssen sich mengenmäßig erfassen lassen. Darüber hinaus ist es erforderlich, dass die Kennzahlen nur einen begrenzten Umfang von Daten widerspiegeln, denn die Beschaffung von einer hohen Menge von Informationen wäre im Unternehmen zu aufwändig und würde die Wirtschaftlichkeit des Controlling beein- 142 Controlling trächtigen. Zudem sollten die Kennzahlen eine hohe Prognosequalität enthalten, die auch einen Zukunftsbezug ermöglicht. Früherkennungssysteme Durch Früherkennungssysteme wird es möglich, sich schneller an die Umwelt- und Unternehmensveränderungen anzupassen und auch mögliche Gefahren frühzeitig zu identifizieren. Darüber hinaus geht es darum, auch Chancen rechtzeitig wahrzunehmen und zu nutzen. Zu den strategischen Früherkennungssystemen zählt beispielsweise die Gap-Analyse. Die Gap-Analyse ermöglicht es, Lü e cken, die bei der Zielerreichung auftreten, zu identifizieren. Die Gap-Analyse gestattet somit eine sachliche und eine zeitliche Kontrolle. Diese Kontrolle erstreckt sich auch auf die Implementierung und potenzielle Prognosefehler. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Was ist eine andere Bezeichnung für Zero Base Budgettt ing? Grundbugetierung Nullbasis-Budgetierung Nullgrundlagen-Budgetierung 143 Controlling 2. Welche Budgetformen gibt es im Zero Base Budgeting? Minimalbudget Normalbudget Standardbudget Spezialbudget 3. Wie findet der Vergleich beim Best-Practice-Benchmarkkk ing statt? zwischen Abteilungen zwischen Unternehmen derselben Branche zwischen Unternehmen aus verschiedenen Branchen zwischen Unternehmen in einem Konzern 4. Was wird mit der Gap-Analyse ermittelt? der Zielerreichungsgrad die Aufbauorganisation die Divergenz zwischen Soll- und Ist-Werten die Wettbewerbslücke der Cashflow 144 Controlling Literaturtipps Friedl, Birgit (2013): Controlling. 2. Auf. ff Konstanz/ München: UTB/ UVK Lucius. Friedl, Birgit (2012): Fit für die Prüfung: Kosten- und Leistungsrechnung (Lerntafel). Konstanz/ München: UTB/ UVK Lucius. Horváth, Peter (2009): Controlling. 11. Aufl. München: Vahlen. Jung, Hans (2011): Controlling. 3., überarb. Aufl. München: Oldenbourg. Nagel, Michael; Mieke, Christian (2014): BWL-Methoden. Konstanz/ München: UTB/ UVK Lucius. Schmeisser, Wilhelm u. a. (2014): Personalcontrolling. Konstanz/ München: UTB/ UVK Lucius. Weber, J.; Schäffler, U. (2010): Einführung in das Controlling. 12. Aufl. Stuttgart: Schäffer-Poeschel Jörg Wöltje D Finanzierung 147 Finanzierung 1 Systematik der Finanzierung Unter Finanzierung versteht man die g Kapitalbeschaffung (einschließlich der Kapitaltilgung) und die Kapitalverwendung . Den Kapitalnehmern steht eine große Anzahl an Finanzierungsinstrumenten zur Verfügung. Die Systematik der Finanzierungsformen zeigt Abbildung 1. Finanzierungsregeln Die goldene Finanzierungsregel besagt, dass die Fristigkeit des Kapitals der Fristigkeit des finanzierten Vermögens entsprechen soll, d. h. langfristige Investitionen sollen auch langfristig finanziert werden: Daraus lässt sich ableiten: Wichtige Kennzahl: langfristiges Vermögen ____ langfristiges Kapital ≤ 1 _ bzw. kurzfristiges Vermögen ____ kurzfristiges Kapital ≥ 1 _ Gemäß der goldenen Bilanzregel (im engeren Sinne) soll das Anlagevermögen durch dauerhaft zu Verfügung stehendes Eigenkapital (EK) oder durch langfristiges Fremdkapital (FK) finanziert werden. Somit gilt: EK + langfristiges FK ≥ Anlagevermögen Bei der goldenen Bilanzregel (im weiteren Sinne) sollte neben dem Anlagevermögen auch das langfristige Umlaufvermögen langfristig finanziert werden. Somit gilt: EK + langfristiges FK ≥ Anlagevermögen + langfristiges Umlaufvermögen 148 Finanzierung Systematisierung der Finanzierung Finanzierungsanlass Kapitalüberlassungsdauer Rechtsstellung der Kapitalgeber Kapitalherkunft Erfüllungszeitpunkt laufende Finanzierung einmalige Finanzierung bei Gründung Wachstum, Erweiterung Übernahme Sanierung Umfinan- zierung unbefristete Finanzierung befristete Finanzierung kurzfristig (bis 1 Jahr) mittelfristig (1 bis 5 Jahre) langfristig (ab 5 Jahre) Eigenfinanzierung Beteiligungs- finanzierung Selbstfinan- zierung (einbehaltene G ewinne) Fremdfinanzierung Kreditfinan- zierung Rückstellungen Mezzanine Finanzierung (Hybridkapital = Mischung aus Eigen- und Fremdkapital) Außenfinanzierung Beteiligungs- finanzierung (z. B. Gesell- schaftereinlagen) Fremdfinan- zierung (z. B. Kredite) Innenfinanzierung aus Umsätzen aus Kapitalfrei- setzung Kassamarkt Geldmarkt Kapitalmarkt Terminmarkt (Derivate) Abb. 1: Systematisierung der Finanzierung 149 Finanzierung Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Sind die folgenden Aussagen richtig oder falsch? Marrr kieren Sie bitte durch Ankreuzen, ob folgende Aussagen richtig oder falsch sind. Aussagen richtig falsch a) Zur Außenfinanzierung zählt die Beteiligungsfinanzierung. b) Zur Innenfinanzierung zählt die Finanzierung über Rückstellungen. c) Zur kurzfristigen Fremdfinanzierung gehört die Kundenanzahlung. d) Kundenanzahlungen sind Kundenkredite, die oft Finanzierungshilfen für Hersteller darstellen. e) Die Beteiligungsfinanzierung ist eine Form der Innenfinanzierung. f) Unter dem Begriff „Finanzierung“ versteht man die Beschaffung finanzieller Mittel und die Vermeidung von Auszahlungen. 2. Beschreiben und erklären Sie kurz die zwei verschiedenen Formen der „goldenen Bilanzregel“. 150 Finanzierung 2 Finanzierungsarten im Überblick Die Finanzierungsalternativen können zum einen nach der Rechtsstellung der Kapitalgeber in r Eigen- und Fremdfinanzierung und zum anderen nach der g Kapitalherkunft in t Außen- und Innenfinanzierung unterschieden werden g . Finanzierungsarten Eigenfinanzierung Mezzanine Finanzierung Fremdfinanzierung Beteiligungs- und Einlagenfinanzierung Selbstfinanzierung aus Gewinnen und Abschreibungen durch Kapitalfreisetzung aus Krediten und aus Kreditsurrogaten (z. B. Leasing, Factoring) durch Bildung von Rückstellungen Innenfinanzierung Außenfinanzierung Abb. 2: Finanzierungsarten Eine Mischform aus Eigen- und Fremdkapitalfinanzierung ist die Mezzanine Finanzierung . Das Mezzanine Kapital ist nachrangig gegenüber dem Fremdkapital aber vorrangig gegenüber dem Eigenkapital. Die folgende Tabelle grenzt die Finanzierungsformen nach der Rechtsstellung der Kapitalgeber ab r . 151 Finanzierung Tab. 1: Finanzierungsformen nach der Rechtsstellung der Kapitalgeber Unterschiede zwischen Eigen-, Fremd- und Mezzanine-Kapital Kriterien Eigenkapital Mezzanine-Kapital Fremdkapital Finanzierungsart Beteiligungs- Hybrid-Kapital, d. h. Mischung aus Eigen- und Fremdkapital Rechtsverhältnis Beteiligungsverhältnis es dominiert der Fremdkapitalcharakter Schuldverhältnis Beispiel für Kapitalgeber Stammaktionär, GmbH-Gesellschafter Genussscheininhaber, Stiller Gesellschafter Kreditgeber (Bank), Leasinggesellschaft Haftung für Verluste (Mit-)Eigentümerstellung, mindestens in Höhe der Einlage Rangrücktritt gegenüber erstrangigem Fremdkapital Gläubigerstellung, keine Haftung Ertragsanteil volle Teilhabe an Gewinn und Verlust (variable Vergütung), Teilnahme am Wert zuwachs feste und / oder erfolgsabhängige Verzinsungsanteile i. d. R. fester Verzinsungsanspruch, kein Anteil an Gewinn oder Verlust und keine Teilnahme am Wertzuwachs Verfügbarkeit i. d. R. unbefristet befristet i. d. R. befristet Vermögensanspruch Quotenanspruch bei Unternehmensverkauf, wenn Liquidationserlös größer als Schulden optionale Beteiligung an Wertsteigerung Rückzahlungsanspruch in Höhe der Gläubigerforderung Unternehmensleitung i. d. R. volle Informations-, Kontroll- und Stimmrechte Informations- und Kontrollrechte möglich grundsätzlich ausgeschlossen, aber teilweise faktisch möglich, keine Leitungsrechte, wenig Informations-, Kontroll- und Mitwirkungsrechte steuerliche Behandlung Gewinn voll belastet durch ESt, KSt, GewSt (variiert nach Rechtsform) Zinsen als Aufwand steuerlich absetzbar (Einschränkung bei der Gewerbesteuer) Zinsen als Aufwand steuerlich absetzbar (Einschränkung bei der Gewerbesteuer) Kapazität begrenzt durch das private Vermögen und die Bereitschaft der Kapitalgeber orientiert sich primär an zukünftig erwar- abhängig vom Rating, d. h. der Bonität und dem Vorliegen von Sicherheiten 152 Finanzierung Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Sind die folgenden Aussagen richtig oder falsch? Markieren Sie durch Ankreuzen, ob folgende Aussagen richtig oder falsch sind. Aussagen richtig falsch a) Die Kreditfinanzierung ist eine Form der Innenfinanzierung. b) Zur Innenfinanzierung zählt die Subventionsfinanzierung. c) Die Selbstfinanzierung ist eine Form der Fremdfinanzierung. d) Die Beteiligungsfinanzierung zählt zur Innenfinanzierung. f) Zur Fremdfinanzierung gehört auch die Finanzierung aus Gewinnen und Rückkk lagen. g) Zur Fremdfinanzierung zählt man die Inanspruchnahme von Kontokorrent- und Lieferantenkrediten. h) Unter der Außenfinanzierung versteht man die Finanzierung von Objekten außerhalb des Unternehmens (z. B. Finanzierung der Kunden). i) Zur Außenfinanzierung zählt die Beteiligungsfinanzierung. j) Zur Innenfinanzierung zählt die Finanzierung über Rückstellungen. k) Zur kurzfristigen Fremdfinanzierung gehört die Kundenanzahlung. 153 Finanzierung 2. Sind die folgenden Aussagen richtig oder falsch? Markieren Sie durch Ankreuzen, ob folgende Aussagen richtig oder falsch sind. richtig falsch Welche der folgenden Finanzierungsarten gehören zur Innenfinanzierung ? Finanzierung aus Abschreibungen, Inanspruchnahme des Kontokorrentkredits, Finanzierung durch Einlagen der Anteilseigner, Ausgabe einer Schuldverschreibung, Gewinne thesaurieren, anstatt auszuschütten. 3. Nennen Sie bitte die Unterschiede zwischen Eigen-, Fremd- und Mezzanine Kapital in Bezug auf drei unterrr schiedliche Kriterien. 4. Nennen und erläutern Sie die folgenden Finanzierungsarten: Außenfinanzierung, Beteiligungsfinanzierung, Kreditfinanzierung, Innenfinanzierung. 154 Finanzierung Sie stellt eine bedeutende Form der Außenfinanzierung dar. Bei der Kreditfinanzierung steht dem Kreditnehmer das Fremdkapital nur für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung. Für die Überlassung des Fremdkapitals hat der Kreditgeber einen vertraglichen Anspruch auf Rückzahlung des nominalen Kreditbetrags und Anspruch auf eine laufende Verzinsung zu einem variablen oder festen Zinssatz. Vor einer Kreditvergabe überprüft der Fremdkapitalgeber die Kreditwürdigkeit des Kreditnehmers. Die Kreditwürdiggg keitsprüfung / Bonitätsprüfung umfasst mindestens die rechtliche Kreditfähigkeit des Schuldners, persönliche Kreditwürdigkeit (Vertrauen), wirtschaftliche Kreditwürdigkeit (z. B. Jahresabschlussanalyse, aktueller Kreditstatus, Betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA), Finanz-/ Businessplan, Kreditsicherheiten etc.) und Kapitaldienstfähigkeit. Bei den kurzfristigen Krediten (Laufzeit bis zu 12 Monaten) unterscheidet man zwischen Handels- und Bankkrediten . Die Bankkredite lassen sich unterteilen in e Geldkredite (Bank e stellt finanzielle Mittel zur Verfügung) und Kreditleihen (Bank verbürgt sich für den Kunden). Die folgende Abbildung zeigt die wesentlichen Arten kurzfristiger Kredite ohne Außenhandelskredite. 155 Finanzierung Kurzfristige Kredite Handelskredite Bankkredite Geldkredite Kreditleihe K ontokorrentkredit L ombardkredit Wechseldiskontkredit Avalkredit Akzeptkredit L ieferantenkredit K undenkredit (K undenanzahlung) Abb. 3: kurzfristige Kredite Lieferantenkredit Beim Lieferantenkredit gewährt der Verkäufer dem Käufer einer Ware oder Dienstleistung ein Zahlungsziel (z. B. 30 Tage) und räumt in der Regel eine Skontofrist (z. B. 10 Tage) ein. Die Kosten des Lieferantenkredits werden durch den Skontosatz ausgedrückt. Der Skontosatz entspricht dem prozentualen Preisabzug, der dem Käufer gewährt wird, wenn er innerhalb der Skontofrist bezahlt. Wird die Skontofrist nicht genutzt, geht der Skonto verloren. Der entgangene Skonto entspricht rechnerisch dem Jahreszinskostensatz des Lieferantenkredits. Den Jahreszinssatz (i appr ) kann man mit der folgenden praxisüblichen Faustformel berechnen: Wichtige Kennzahl: i appr = Skontosatz _____ Zahlungsziel - Skontofrist × 360 Tage _ 156 Finanzierung Beispiel: Berechnung des Jahreszinssatzes eines Lieferantenkredits Die Zahlungsbedingungen des Lieferanten lauten: 2 % Skonto bei Zahlung innerhalb von 10 Tagen, sonst rein netto innerhalb von 30 Tagen. Bei Nichtinanspruchnahme des Skontos bedeutet dies einen Jahreszinssatz in Höhe von: Wichtige Kennzahl: i appr = 2 % ___ 30 Tage - 10 Tage × 360 Tage = 36 _ % Der Jahreszinssatz (approximativer Effektivzinssatz) für die Inanspruchnahme des Lieferantenkredits beträgt 36 % p. a. Merke : Der Lieferantenkredit ist in der Regel sehr teuer. Kundenanzahlung Kunden können in Form von Anzahlungen dem Verkäufer einen direkten Kredit gewähren (Vorauszahlungskredit). Üblich ist diese Form der Kreditfinanzierung bei Auftragsproduktionen, z. B. im Großanlagenbau. Durch die Anzahlung wird das Risiko reduziert, dass der Kunde die bestellte Ware nicht abnimmt oder keine Zahlung leistet. Kundenanzahlungen werden entweder bei Vertragsabschluss (Erteilung des Auftrags) oder nach teilweiser Fertigstellung bezahlt. Kontokorrentkredit Bei einem Kontokorrentkredit wird dem Unternehmen von einer Bank auf dem Kontokorrentkonto (Girokonto) nach 157 Finanzierung einer Kreditwürdigkeitsprüfung eine Kontokorrentkreditlinie eingeräumt, die das Unternehmen je nach Bedarf in flexibler Höhe ausschöpfen kann. Für die Inanspruchnahme des Kontokorrentkredits sind variable Zinsen zu zahlen. Die Kreditkosten setzen sich zusammen aus den Sollzinsen, der Kreditprovision, der Bereitstellungsprovision, den Kontoführungsgebühren, und bei der Überschreitung der Kontokorrentkreditlinie wird eine Überziehungsprovision fällig. Der Kontokorrentkredit sollte nicht dauerhaft in Anspruch genommen werden, da die Zinskonditionen regelmäßig über den Kosten eines Festkredits liegen. Wechseldiskontkredit Die Grundlage für einen Diskontkredit ist ein Wechselgeschäft. Der gezogene Wechsel enthält die unbedingte Anweisung des Wechselausstellers (Gläubigers, Trassant) an den Bezogenen (Schuldner, Trassat) eine bestimmte Geldsumme an ihn oder einen Dritten (Wechselnehmer, Remittent) zu zahlen. Der Bezogene wird zur Zahlung aus dem Wechsel verpflichtet, wenn er den Wechsel durch seine Unterschrift angenommen und akzeptiert hat. Der Besitzer eines Wechsels kann diesen vor Fälligkeit als Zahlungsmittel auch an eigene Gläubiger weitergeben, damit begleicht er seine Verbindlichkeit, oder ihn bis zur Fälligkeit selbst behalten bzw. ihn bei einem Kreditinstitut diskontieren lassen. Unter der Diskontierung eines Wechsels versteht man den Ankauf einer noch nicht fälligen Wechselforderung von einer Bank, unter Abzug der Zinsen (Diskont), für die Zeit vom Ankaufstag bis zum Fälligkeitstag. Es handelt sich hierbei um ein Kreditgeschäft, da der Wechseleinreicher der 158 Finanzierung Bank gegenüber solange verpflichtet bleibt, bis der Bezogene die Zahlung geleistet hat. Die Kosten des Diskontkredites setzen sich aus dem Diskont und den Diskontspesen zusammen. Wechselaussteller / Trassant / Lieferant / Gläubiger z. B. Großhändler Wechselbezogener / Trassat / Schuldner / Akzeptant z. B. Einzelhändler Beim Solawechsel identisch Kreditinstitut / Wechselnehmer / Remittent (3) Diskontierung (Bank kauft Wechsel auf) (6) Zahlung bei Fälligkeit (5) Vorlage bei Fälligkeit Wechselnehmer z. B. Hersteller oder Weitergabe Vorlage und Zahlung (4) Bevorschussung (1) Ausstellung des Wechsels durch Trassant (2) Bezogener akzeptiert Wechsel durch Unterschrift (Akzept) Abb. 4: Wechselgeschäft und Diskontkredit Beispiel zur Effektivzinsberechnung eines Wechsels Ein Händler liefert einem Handwerker Waren für 100.000 €. Der Handwerker befindet sich zum Zeitpunkt der Lieferung in einem finanziellen Engpass und bittet um Zahlungsaufschub um 90 Tage. Der Händler ist einverstanden, verlangt aber einen Wechsel, den er bei seiner Hausbank zum Diskont einreichen möchte. Den Aufwand trägt der Handwerker. Die Hausbank verlangt für 90 Tage 1,6 % und pauschal 0,15 % Diskontspesen. Ermitteln Sie den Ausstellungsbetrag für den Wechsel und den effektiven Jahreszins des Diskontkredits. 159 Finanzierung Ermittlung Ausstellungsbetrags: - - Wechselsumme Diskontspesen 100.000,00 € -1.600,00 € -150,00 € = Auszahlungsbetrag (Prozentsatz) = 98.250,00 € Gesamtforderung 100.000,00 € Wechselsumme (100.000 : 0,9825) = 101.781,17 € 100,00 % Ermittlung des effektiven Jahreszinssatzes (i eff ): Wichtige Kennzahl: i eff = Kosten der Diskontierung _____ Kredit × _ 360 Tage __ Laufzeit × 100 = 1.781,17 __ 100.000 × _ 360 _ 90 × 100 = 7,12468 % Lombardkredit Unter einem Lombardkredit versteht man die Ausreichung eines kurzfristigen Darlehens durch eine Bank gegen Verpfändung von Wertpapieren, Waren, Wechseln, Forderungen oder Edelmetallen. Die verpfändeten Güter werden jedoch nicht in voller Höhe ihres Wertes beliehen. Akzeptkredit Beim Akzeptkredit handelt es sich um eine Kreditleihe , d. h. das Unternehmen erhält von der Bank kein Geld, sondern die Bank stellt lediglich als Bezogener eines Wechsels ihre Kreditwürdigkeit zur Verfügung. Das Unternehmen (Aussteller des Wechsels) muss jedoch den Wechselbetrag bei Fälligkeit 160 Finanzierung zur Verfügung stellen, damit der Wechsel zu dessen Lasten eingelöst werden kann. Avalkredit Unter einem Avalkredit versteht man die Übernahme einer t Bürgschaft oder Garantie durch eine Bank im Auftrag eines Kunden (Avalkreditnehmer) gegenüber einem Dritten (Avalbegünstigter). Das bedeutet, dass die Bank eine Garantie dafür abgibt, dass der Avalkreditnehmer einer bestimmten Verpflichtung nachkommen wird. Langfristige Kredite haben eine Laufzeit von mehr als fünf Jahren. Langfristige Kredite Darlehen verbrieft Schuldscheindarlehen Anleihe unverbrieft fristenkongruentes Schuldschein- darlehen revolvierendes Schuldschein- darlehen Festzinsanleihe Wandelanleihe Optionsanleihe Nullkuponanleihe (Zero Bonds) Floating Rate Notes Gewinnanleihe Annuitäten- darlehen Ratendarlehen Endfälliges Darlehen Abb. 5: Langfristige Kredite Die Tilgungsmodalitäten von (langfristigen) Darlehen können unterschiedlich ausgestaltet sein. Zu unterscheiden sind im Wesentlichen drei Varianten. 161 Finanzierung Annuitätendarlehen Ratendarlehen Endfälligkeitsdarlehen Tilgung steigende Tilgung während der Laufzeit immer gleich hohe Tilgungsraten einmalige Rückzahlung am Ende der Laufzeit Zinsen langsam sinkende Zinszahlungen schneller sinkende Zinszahlungen konstante Zinszahlungen Liquidität konstante Liquiditätsbelastung, da Summe aus Zins und Tilgung bei jeder Zahlung identisch zunächst hohe, dann niedrigere Liquiditätsbelastung geringe laufende Liquiditätsbelastung während der Laufzeit Kosten mittlere Finanzierungskosten geringere Finanzierungskosten höhere Finanzierungskosten Beispiel: Tilgungsmodalitäten der verschiedenen Darlehensarten Es wird ein Darlehen in Höhe von 100.000 € mit einer Laufff zeit von vier Jahren und einem Zinssatz von 8 % vergeben. Annuitätendarlehen Beim Annuitätsdarlehen zahlt der Kreditnehmer über die gesamte Laufzeit eine konstante Kreditrate, bestehend aus Zinsen und Tilgung. Zunächst wird die Annuität mithilfe des Kapitalwiedergewinnungsfaktors (KWF) berechnet. Wichtige Kennzahl: KWF = (1 + i) n × i __ (1 + i) n - 1 Annuität = Darlehensbetrag × KWF Annuität = 100.000 € × (1 + 0,08) 4 × 0,08 ___ (1 + 0,08) 4 - 1 = 30.192,08 € 162 Finanzierung Tilgungsplan Annuitätendarlehen Jahr Restschuld Jahresanfang Zinsen (8 %) Tilgung Annuität Restschuld Jahresende a b = (a x 0,08) c = (d - b) d e = (a - c) 1 100.000,00 € 8.000,00 € 22.192,08 € 30.192,08 € 77.807,92 € 2 77.807,92 € 6.224,63 € 23.967,45 € 30.192,08 € 53.840,47 € 3 53.840,47 € 4.307,24 € 25.884,84 € 30.192,08 € 27.955,63 € 4 27.955,63 € 2.236,45 € 27.955,63 € 30.192,08 € 0,00 € Summe 20.768,32 € 100.000,00 € 120.768,32 € Ratendarlehen Bei einem Ratendarlehen nimmt die Kreditrate im Zeitverlauf ab. Die Tilgungshöhe bleibt immer gleich, aber die Zinsen sinken, da sie sich nur auf die Restschuld beziehen. Tilgungsplan Ratendarlehen Jahr Restschuld Jahresanfang Zinsen Tilgung Kapitaldienst Restschuld Jahresende a b = (a x 0,08) c d = (b + c) e = (a - c) 1 100.000 € 8.000 € 25.000 € 33.000 € 75.000 € 2 75.000 € 6.000 € 25.000 € 31.000 € 50.000 € 3 50.000 € 4.000 € 25.000 € 29.000 € 25.000 € 4 25.000 € 2.000 € 25.000 € 27.000 € 0 € Summe 20.000 € 100.000 € 120.000 € Endfälliges Darlehen Beim endfälligen Darlehen erfolgen über die Laufzeit nur Zinszahlungen, während die Tilgung des Kredits in voller Höhe erst zum Vertragsende erfolgt. Zunächst werden die jährlichen Zinsen berechnet: 100.000 € × 0,08 = 8.000 € 163 Finanzierung Tilgungsplan endfälliges Darlehen Jahr Restschuld Jahresanfang Zinsen Tilgung Kapitaldienst Restschuld Jahresende a b = (a x 0,08) c d = (b + c) e = (a - c) 1 100.000 € 8.000 € 0 € 8.000 € 100.000 € 2 100.000 € 8.000 € 0 € 8.000 € 100.000 € 3 100.000 € 8.000 € 0 € 8.000 € 100.000 € 4 100.000 € 8.000 € 100.000 € 108.000 € 0 € Summe 32.000 € 100.000 € 132.000 € Effektivverzinsung bei endfälligem Darlehen mit Disagio Die Effektivverzinsung gibt Auskunft über die tatsächlichen Finanzierungskosten eines Darlehens. Der Effektivzinssatz (i eff ) kann mit folgender Näherungsformel berechnet werden: Wichtige Kennzahl: i eff = i nom + R - A _ n __ A × 100 _ i eff = Effektivzinssatz i nom = Nominalzinssatz (dezimal) R = Rückzahlungskurs (dezimal) A = Auszahlungskurs (dezimal) n = Laufzeit (Jahre) Beispiel: Effektivverzinsung eines endfälligen Darlehens Es wird ein Darlehen von 100.000 € zu einem Nominalzinssatz von 6 % bei einer Auszahlung von 98 % über 4 Jahre gewährt. Das Darlehen wird zum Ende des 4. Jahres zurückgezahlt . 164 Finanzierung Wichtige Kennzahl: i eff = f 0,06 + 1,00 - 0,98 __ 4 ___ 0,98 × 100 = 6,63 _ % Der approximativ berechnete effektive Jahreszinssatz beträgt ca. 6,63 %. Schuldscheindarlehen Schuldscheindarlehen sind große Kredite, die von Kapitalsammelstellen (z. B. Lebensversicherungen, Pensionsfonds) an große Industrie- oder Dienstleistungsunternehmen, Banken oder die öffentliche Hand vergeben werden. Die Rückzahlung erfolgt in der Regel am Ende der Laufzeit. Anleihen (Schuldverschreibungen) Anleihen sind Forderungspapiere, durch die ein Kredit am Kapitalmarkt aufgenommen wird. Im Unterschied zu Privatkrediten werden Anleihen öffentlich und nur von juristischen Personen herausgegeben. Anleihen sind verzinsliche Wertpapiere, durch die ein Kredit am Kapitalmarkt aufgenommen wird. Sie werden an der Börse gehandelt und lauten auf einen bestimmten Nennwert. Die Laufzeit liegt i. d. R. zwischen 5 und 10 Jahren. Sie sind meistens mit einem festen Nominalzins ausgestattet. Die Rückkk zahlung erfolgt am Ende der Laufzeit. Anleihen können als: Festzinsanleihen haben über die Laufzeit einen festen Zinssatz, 165 Finanzierung Wandelanleihen (Convertible Bonds) gewähren zusätzlich zu den Rechten normaler Anleihen das Recht beziehungsweise die Option auf Umtausch der Schuldverschreibungen in Aktien, also der Umwandlung von Fremdkapital in Eigenkapital, Optionsanleihen (Bond Warrants) gewähren dem Gläubiger über seine normalen Rechte wie Zinszahlung und Rückzahlung des Kredites zusätzlich das Recht zur Anleihe Aktien zu vorab festgelegten Bedingungen während einer bestimmten Frist zu beziehen, Zero Bonds gewähren keine laufenden Zinszahlungen. Erst am Ende der Laufzeit zahlt der Emittent die Zinsen, Zinseszinsen und den Emissionsbetrag, Floating Rate Notes sind variable verzinste Anleihen und Gewinnanleihen verbriefen neben dem Verzinsungs- und Tilgungsanspruch zusätzlich einen mit der Dividende gekoppelten Gewinnanspruch. herausgegeben werden. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. a) Mit was ist ein entgangener Skonto vergleichbar? b) Nennen Sie die wichtigsten Faktoren eines Lieferantensowie eines Kundenkredites. c) Durch welche Besonderheit zeichnet sich der Zinssatz bei einem Kontokorrentkredit aus? Nennen Sie einen wesentlichen Unterschied zwischen Kontokorrent- und Lombardkredit. 166 Finanzierung d) Unterscheiden Sie kurz den Akzeptkredit von dem Avalkredit. e) Beschreiben Sie die „Möglichkeit zur Weitergabe“ bei einem Wechsel. Gehen Sie insbesondere auf die Diskon tierung ein. f) Ein Hersteller für Bürobedarf beliefert ein kleines Wa aa renversandhaus mit Waren im Wert von 79.000 €. Aufff grund eines finanziellen Engpasses seitens des Warenverrr sandhauses, wird ein Zahlungsaufschub um 90 Tage in Form eines Wechsels vereinbart. Der Wechsel wird von dem Hersteller für Bürobedarf bei seiner Hausbank zum Diskont eingereicht. Einvernehmlich wird der entste hende Aufwand von dem Warenversandhaus getragen. Für 90 Tage verlangt die Hausbank 1,73 % und pauschal 0,17 % Diskontspesen. Bitte ermitteln Sie zuerst den Ausstellungsbetrag für den Wechsel und anschließend den effektiven Jahreszins des Diskontkredits. g) Beschreiben Sie die unterschiedlichen Tilgungs- und Zinsverläufe für alle drei Formen der langfristigen Kre ditfinanzierung. h) Nennen und beschreiben Sie drei verschiedenen Formen einer Anleihe. 2. Tilgungsformen von Darlehen Eine Bank bietet für ein Darlehen folgende Konditionen an: Nennbetrag: 100 T€ Disagio: 2 T€ Laufzeit: 8 Jahre Tilgungsfreie Jahre: 3 Jahre Nominalzinssatz: 8 % 167 Finanzierung Tragen Sie aus Kundensicht für die drei bekannten Tilgungsformen die Einzahlungen (+) - und Auszahlungen (-) für jedes Jahr in die folgenden Tabellen ein: a) Ratendarlehen Jahr 01 02 03 04 05 06 07 08 Einzahlung Zinsen Tilgung Zins + Tilgung b) Festdarlehen Jahr 01 02 03 04 05 06 07 08 Einzahlung Zinsen Tilgung Zins + Tilgung c) Annuitätendarlehen Jahr 01 02 03 04 05 06 07 08 Einzahlung Zinsen Tilgung Zins + Tilgung 3. Vergleich von Darlehensangeboten Die IM AG möchte im Januar des nächsten Geschäftsjahrs in Ihrem Werk in Karlsruhe eine neue Produktionsanlage (Anschaffungskosten = 3 Mio. €) mit einem Bankdarlehen finanzieren. Das Bankdarlehen soll nach fünf Jahren voll - 168 Finanzierung ständig getilgt sein. Der IM AG liegen zwei Darlehensangebote vor: Angebot der Volksbank eG Abzahlungsdarlehen: Darlehensbetrag = 3.125.000 €, Auszahlung = 96 %, Nominalzinssatz = 6,5 %, Zins und Tilgung erfolgen immer am Jahresende [Hinweis: das Disagio würde die IM AG aktivieren (akkk tiver RAP) und über die Laufzeit gleichmäßig verteilen (abschreiben)]. Angebot der Baden Bank AG Annuitätendarlehen: Darlehensbetrag = 3.000.000 €, Auszahlung 100 %, Nominalzinssatz = 7,0 %, die Zah lung der Annuitäten erfolgt immer am Jahresende. a) Ermitteln Sie den Effektivzinssatz für das für das Abzahlungsdarlehen der Volksbank e. G. mit der Faustformel. b) Ermitteln Sie für beide Darlehen die Aufwands- und die Liquiditätsbelastungen für die gesamte Darlehenslauf ff zeit. Steuern sind nicht zu berücksichtigen. Nutzen Sie bitte für die Lösungen die beiden folgenden Tabellen. Abzahlungsdarlehen der Volksbank e. G. Jahr Darlehensbetrag Tilgung Zinsen Disagio Aufwand Liquiditätsbelastung 1 2 3 4 5 Summe 169 Finanzierung Annuitätendarlehen der Baden Bank AG Berechnung der Annuität Jahr Darlehensbetrag Annuität Tilgung Zinsen Aufwand Liquiditätsbelastung 1 2 3 4 5 Summe 4. Die Formenbau KG bezieht von der Chemie AG ihre Rohstoffe. Die Rechnungsstellung erfolgt monatlich. Der Rechnungsbetrag beträgt pro Monat durchschnitttt lich 45.000 EUR, wobei die Zahlung innerhalb 14 Tage abzüglich 2 % Skonto bzw. innerhalb von 30 Tagen netto Kasse zu erfolgen hat. Ermitteln Sie den effektiven Zinssatz für den Fall, dass die Formenbau KG das Zahlungsziel ausnutzt, mithilfe der praxisüblichen Faustformel. 5. Sind die folgenden Aussagen richtig oder falsch? Markieren Sie durch Ankreuzen, ob folgende Aussagen richtig oder falsch sind. Aussagen richtig falsch a) Eine Sonderform der Anleihe ist das Schuldscheindarlehen. b) Beim Annuitätendarlehen nimmt im Zeitablauf der Zins zu und die Tilgung ab. c) Beim Ratendarlehen nimmt im Zeitablauf der Zins ab und die Tilgung zu. 170 Finanzierung richtig falsch d) Beim Endfälligkeitsdarlehen nimmt im Zeitablauf die Tilgung ab. e) Beim Ratendarlehen kann eine Tilgungsaussetzung vereinbart werden. f) Beim Endfälligkeitsdarlehen erfolgt die Tilgung immer am Jahresende. g) Der Kontokorrentkredit ist ein kurzfristiger Kredit, kann aber durch Prolongation langfristigen Charakter haben. h) Ein Kontokorrentkredit ist im Vergleich zum Ratendarlehen in der Regel teurer. i) Beim Annuitätendarlehen bleibt während der Kreditlaufzeit die Summe aus Zinsen und Tilgungen immer gleich hoch. j) Der Effektivzinssatz eines Annuitätendarlehens mit Disagio, erhöht sich, wenn unter sonst gleichen Bedingungen die Halbjahresraten statt bisher nachträglich im Voraus fällig sind. k) Beim Annuitätendarlehen ist während der Gesamtlaufzeit die Summe aus Zinsen und Tilgungen in jeder Periode gleich groß. l) Beim Tilgungsdarlehen sinkt im Zeitablauf die absolute Höhe der in den Raten enthaltenen Zinszahlungen. m) Beim endfälligen Darlehen ist die mittlere Laufzeit des Darlehens identisch mit der Gesamtlaufzeit des Darlehens. 171 Finanzierung richtig falsch n) Endfällige Darlehen wurden in der Vergangenheit oft in Verbindung mit der Ablaufleistung einer Kapitallebensversicherung getilgt. o) Beim Ratendarlehen nimmt die Gesamtrate aus Zins und Tilgung während der Kreditlaufzeit grundsätzlich progressiv ab. p) Der Effektivzinssatz eines Annuitätendarlehens erhöht sich, wenn die Bearbeitungsgebühr erhöht wird. r) Ein Avalkredit ist für einen Kunden so lange kostenlos, so lange an den Begünstigten keine Zahlung erfolgt. s) Schuldscheindarlehen und Industrieobligationen gehören zur langfristigen Fremdfinanzierung. 172 Finanzierung 4 Mezzanine Finanzinstrumente Eine Form der Außenfinanzierung. Mezzanine-Kapital umfassen alle Finanzierungsarten, die in ihren rechtlichen und wirtschaftlichen Ausgestaltungen eine Mischform zwischen Eigen- und Fremdkapital darstellen. Das Mezzanine-Kapital kann in Form von Genussrechten, wertpapierverbrieften Genussscheinen, stillen Beteiligungen, Wandel- oder Optionsanleihen, Nachrangdarlehen oder Gesellschafterdarlehen begeben werden. Bei der Jahresabschlussanalyse wird das Mezzanine Kapital i. d. R. dem wirtschaftlichen Eigenkapital zugeordnet. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Was versteht man unter der „Mezzanine Finanzierung“? 2. Erläutern Sie je zwei Vor- und zwei Nachteile von Mezza aa nine-Kapital gegenüber einem traditionellen Bankdarlehen. 173 Finanzierung Eine Form der Außenfinanzierung. Die Rechtsform des Unternehmens hat einen starken Einfluss auf die Möglichkeiten der Beteiligungsfinanzierung. Generell ist bei der Beteiligungsfinanzierung zu unterscheiden zwischen: ohne Börsenzugang (Gesellschaftereinlagen, GmbH-An g teile) Erhöhung der Kapitalanteile bisheriger Gesellschafter Aufnahme neuer Gesellschafter oder stiller Gesellschafter Kapitalbeteiligungs- oder Venture Capital Gesellschafff ten mit Börsenzugang (Emission von Aktien bei Aktienge g sellschaften) Formen der Kapitalerhöhung bei Aktiengesellschaften Voraussetzung. : Zustimmung mit 75 % Mehrheit der Hauptversammlung. Ordentliche Kapitalerhöhung : Ausgabe neuer Aktien gegen Einlagen bei Gewährung des Bezugsrechtes an die Altaktionäre. Bedingte Kapitalerhöhung : Zulässig zur Abdeckung der Umtauschrechte bei Wandel-/ Optionsanleihen, zur Vorbereitung von Unternehmenszusammenschlüssen sowie zur Gewährung von Bezugsrechten an Arbeitnehmer und die Mitglieder der Geschäftsführung im Rahmen von Mitarbeiterbeteiligungsprogrammen. 174 Finanzierung Genehmigte Kapitalerhöhung : Vollmacht der Hauptversammlung an den Vorstand zur Erhöhung des Grundkapitals (max. für fünf Jahre, max. 50 % des bisherigen Grundkapitals). Der Vorstand kann dann mit Zustimmung des Aufsichtsrats flexibel entscheiden. Nominelle Kapitalerhöhung : Erhöhung des Grundkapitals aus Gesellschaftsmitteln durch Umwandlung von offenen Gewinn- und Kapitalrücklagen in Grundkapital, d. h. es fließen keine zusätzlichen Finanzmittel zu. Bezugsrecht bei Kapitalerhöhung Das Bezugsrecht ist ein Recht der Altaktionäre auf den Bezug neuer Aktien im Rahmen einer Kapitalerhöhung. Das Bezugsrecht schützt den Altaktionär vor einer Kapitalverwässerung. Berechnung des Bezugsverhältnisses. Wichtige Kennzahl: Bezugsverhältnis = bisheriges Grundkapital ____ Grundkapitalerhöhung oder Anzahl alter Aktien ____ Anzahl neuer Aktien 175 Finanzierung Rechnerischer Wert des Bezugsrechts mit Dividendennachteil Wichtige Kennzahl: Rechnerischer Wert des Bezugsrechts = Kurs alte Aktien - (Kurs neue Aktien + Dividendennachteil) ________ Bezugsverhältnis + 1 Ermittlung des rechnerischen Mischkurses Wichtige Kennzahl: Neuer Mittelkurs = Kurswert alte Aktien + Kurswert neue Aktien ________ Anzahl Altaktien + Anzahl Jungaktien Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. a) Erklären Sie die unterschiedlichen Arten der Kapitalerrr höhung und zwar: ordentliche Kapitalerhöhung bedingte Kapitalerhöhung genehmigte Kapitalerhöhung nominelle Kapitalerhöhung 176 Finanzierung b) Von welchen Faktoren ist der rechnerische Wert des Bezugsrechts abhängig? c) Ein kleines Warenversandhaus plant eine Kapitalerhö hung um 2.000.000 € auf 12.000.000 €. Der bisherige Kurs der Aktien beträgt 40 €/ Aktie und die jungen Akkk tien werden für 25 €/ Aktie herausgegeben. Berechnen Sie das Bezugsrecht und den neuen Mittelkurs. d) Nennen Sie den wesentlichen Unterschied zwischen Überschuss- und Umschichtungsfinanzierung. Nennen und erläutern Sie zusätzlich zwei Bestandteile der Über rr schussfinanzierung. 2. Ist die folgende Aussage richtig oder falsch? Markieren Sie durch Ankreuzen, ob folgende Aussage richtig oder falsch sind. Aussage richtig falsch Der Umfang des Mittelzuflusses bei einer Neuemission von Aktien wird ausschließlich durch die Höhe des Ausgabekurses der emittierten Aktie bestimmt. 177 Finanzierung Die Innenfinanzierung besteht im Wesentlichen aus der Überschussfinanzierung und g Umschichtungsfinanzierung . Zur Überschussfinanzierung gehören: Die offene Selbstfinanzierung (Gewinneinbehaltung aus g versteuerten Gewinnen) ist aus dem Jahresabschluss ersichtlich. Die stille Selbstfinanzierung ist aufgrund der Bildung von g stillen Reserven aus dem Jahresabschluss nicht erkennbar. Stille Reserven entstehen durch Unterbewertung von Akkk tiva (z a . B. Unterlassung von Aktivierungen bzw. Verrechnung von zu hohen Abschreibungen) oder Überbewertung von Passiva : (durch die Bildung von zu hohen Rückstellungen, z. B. Gewährleistungs- oder Prozesskostenrückkk stellungen). Der Finanzierungseffekt aus Abschreibungen entsteht dadurch, dass Abschreibungen zwar Aufwendungen, aber keine Auszahlungen bewirken und die Ersatzinvestitionen erst zu einem späteren Zeitpunkt, d. h. nach Ablauf der Nutzungsdauer getätigt werden müssen. Der Finanzierungseffekt entsteht dadurch, dass Aufwand und Auszahlung auseinanderfallen. Die Abschreibungen verringern den Jahresgewinn, ohne dass der Gewinnminderung im gleichen Jahr eine Auszahlung gegenübersteht. Bei der Finanzierung aus Abschreibungen lassen n sich zwei Formen unterscheiden: der Kapitalfreisetzungseffekt und der t Kaaa pazitätserweiterungseffekt . Den Kapazitätserweiterungseffekt können Sie mit folgender Formel berechnen: 178 Finanzierung Wichtige Kennzahl: Kapazitätsmultiplikator = 2 ____ 1 + 1 ___ Nutzungsdauer Der Finanzierungseffekt aus Rückstellungen entsteht, da n die Bildung einer Rückstellung sofort als Aufwand verrechnet wird, während die korrespondierende Auszahlung erst zu einem späteren Zeitpunkt entsteht. Umschichtungsfinanzierung Sie erfolgt durch die Finanzierung aus sonstigen Kapitalfreisetzungen, d. h. aus dem Verkauf von Gütern und Finanztiteln sowie dem Finanzierungseffekt durch Rationalisierung. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Sind die folgenden Aussagen richtig oder falsch? Markieren Sie durch Ankreuzen, ob folgende Aussagen richtig oder falsch sind. Aussagen richtig falsch Zur Innenfinanzierung zählt man: a) die Bildung von Rückstellungen; b) eine weitere Kapitaleinlage eines Personengesellschafters aus seinem Privatvermögen; 179 Finanzierung c) die Finanzierung zusätzlicher Periodenkapazitäten aus Abschreibungsgegenwerten. 2. Zeigen Sie die Unterschiede zwischen stiller und offener Selbstfinanzierung auf. 3. Die M-Metall AG möchte zur Finanzierung des Kaufs einer neuen Lackieranlage in Höhe von 36 Mio. € eine ordentliche Kapitalerhöhung durchführen. Der Kurs der M-Metall Aktie wird vor der Kapitalerhöhung mit 220 €/ Aktie notiert, der Bezugskurs der jungen Aktie beträgt 180 €/ Aktie. Das Grundkapital der M-Metal AG vor der Kapitalerhöhung betrug 3 Mio. €. Dabei ist jede Aktie mit einem Nennwert von 5 € je Aktie ausgestattet. Die Jahresdividende soll 6 € pro Aktie betragen, wobei die jungen Aktien nur zur Hälfte dividendenberechtigt sind. Ermitteln Sie den rechnerischen Kurs der M-Metall Akkk tie nach Durchführung der Kapitalerhöhung. 180 Finanzierung 7 Finanzkennzahlen Liquiditätskennziffern Cashflow Beim Cashflow handelt es sich um die Summe aller Ein- und Auszahlungen eines Unternehmens innerhalb eines Geschäftsjahres. Direkt wird der Cashflow wie folgt ermittelt: - zahlungswirksame Erträge zahlungswirksame Aufwendungen = Indirekte Ermittlung des Cashflows nach dem Umsatzkostenverfahren - Umsatzerlöse Herstellungskosten des Umsatzes = - - - + +/ - Bruttoergebnis vom Umsatz Vertriebskosten Allgemeine Verwaltungskosten Sonstige betriebliche Aufwendungen Sonstige betriebliche Erträge Ergebnis aus Beteiligungen, Wertpapieren etc. (ohne Zinsaufwendungen) = - EBITDA (Earnings before Interest, Tax, Depreciation and Amortization = operatives Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) Abschreibungen = - EBIT (Earnings before Interest and Tax = operatives Ergebnis vor Zinsen und Steuern) Ertragsteuern auf EBIT = +/ - +/ - NOPAT vor Zinsen und nach Steuern Abschreibungen/ Zuschreibungen Erhöhung/ Minderung langfristiger Rückstellungen 181 Finanzierung = -/ + +/ - Investitionen/ Desinvestitionen im Anlagevermögen Verminderung/ Erhöhung des Nettoumlaufvermögens (Net Working Capital) = Der Brutto-Cashflow kann für Investitionen, Erhöhung des w Nettoumlaufvermögens, Schuldentilgungen, Zinszahlungen und Gewinnausschüttungen genutzt werden. Der freie Cashflow steht für Schuldentilgungen, Zinszahlungen und Ge w winnausschüttungen zur Verfügung. Liquiditätsgrade Die Liquidität ist die Fähigkeit eines Unternehmens, jederzeit seine fälligen Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen. Wichtige Kennzahlen: Liquidität 1. Grades = liquide Mittel ____ kurzfristiges Fremdkapital × 100 _ Liquidität 2. Grades = monetäres Umlaufverm. (= liquide Mittel + kurzfr. Forder.) _____ kurzfr. Fremdkapital × 100 _ Liquidität 3. Grades = kurzfr. Umlaufverm. (= monetäres Umlaufverm. + Vorräte) _____ kurzfr. Fremdkapital × 100 _ 182 Finanzierung Deckungsgrade Wichtige Kennzahlen: Deckungsgrad A = Eigenkapital ___ Anlagevermögen × 100 _ Deckungsgrad B = Eigenkapital + langfristiges Fremdkapital ______ Anlagevermögen × 100 _ Deckungsgrad C = Eigenkapital + langfristiges Fremdkapital _______ Anlagevermögen + langfristiges Umlaufvermögen × 100 _ Rentabilitätskennziffern Wichtige Kennzahlen: Eigenkapitalrentabilität (EKR) = Gewinn __ Eigenkapital × 100 _ Gesamtkapitalrentabilität (GKR) = Gewinn + Fremdkapitalzinsen _____ Gesamtkapital × 100 _ Betriebskapitalrentabilität (BKR) = Betriebsergebnis ____ betriebsnotwendiges Kapital × 100 _ Cashflow-Rate = Cashflow __ Umsatz × 100 _ Leverage-Faktor = Eigenkapitalrendite ____ Gesamtkapitalrendite × 100 _ 183 Finanzierung Leverage-Effekt (= Hebel-Effekt) Als Leverage-Effekt bezeichnet man den Fall, dass sich die Eigenkapitalrentabilität (EKR) durch die Aufnahme von zusätzlichem Fremdkapital (FK), d. h. mit einem zunehmendem Verschuldungsgrad (FK : EK), erhöhen lässt, solange der Fremdkapitalzinssatz (FKZ) niedriger ist als die Gesamtkapitalrentabilität (GKR). Die Leverage-Formel lautet: Wichtige Kennzahl: Eigenkapitalrentabilität (EKR) = GKR + (GKR - FKZ) × FK _ EK Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. a) Nennen Sie die direkte Formel zur Berechnung des Cashflows. b) Nennen Sie jeweils zwei Verwendungszwecke des Brutto- Cashflows sowie des freien Cashflows. c) Was beschreibt der EBIT? d) Wie drückt sich der Unterschied der Berechnung von der Liquidität 1. und 2. Grades aus? e) Wie drückt sich der Unterschied der Berechnung von Deckungsgrad B und C aus? 184 Finanzierung f) Beschreiben Sie kurz den Leverage-Effekt und nennen Sie die Formel. 2. Sind die folgenden Aussagen richtig oder falsch? Markieren Sie durch Ankreuzen, ob folgende Aussagen richtig oder falsch sind. Aussagen richtig falsch a) Als Leverage-Effekt bezeichnet man die Steigerung der Eigenkapitalrentabilität durch die zusätzliche Aufnahme von Fremdkapital, wobei der Fremdkapitalzinssatz niedriger sein muss als die Gesamtkapitalrentabilität. b) Als Leverage-Effekt bezeichnet man die Zunahme der Gesamtkapitalrentabilität bei zusätzlicher Aufnahme von Fremdkapital. c) Bei Verringerung der Verschuldung steigt die Eigenkapitalrentabilität, wenn der Fremdkapitalzinssatz größer als die Gesamtkapitalrentabilität ist. 185 Finanzierung 8 Derivate Finanzgeschäfte können nach dem Zeitpunkt der Konditionenfestlegung in Kassageschäfte und in e Termingeschäfte untergliedert werden. Bei Termingeschäften fallen im Gegensatz zu den Kassageschäften der Geschäftsabschluss und die Erfüllung zeitlich auseinander. Termingeschäfte sind in bedingte und unbedingte Termingeschäfte zu unterteilen e . Bei letzterem verpflichten sich die Vertragspartner zur unbedingten Zahlung und Lieferung. Bei bedingten Termingeschäften besteht für einen Kontraktpartner ein Wahlrecht bezüglich Rücktritt oder Erfüllung. Die folgende Abbildung zeigt eine Systematisierung der Termingeschäfte (Derivate). Abb. 6: Derivate und ihre Basiswerte Basiswerte Aktien, Zinstitel, Indizes, Währungen, Rohstoffe, Edelmetalle, Waren etc. Caps, Floors, Collars Termingeschäfte (Derivate) Unbedingte Termingeschäfte Bedingte Termingeschäfte außerbörslich börslich außerbörslich börslich Optionen Forwards Swaps Futures Derivate sind Wertpapiere, die in der Zukunft fällig werden und deren Preis von einem Basiswert (Underlying), z. B. Rohstoffe, Aktien, Indizes etc. abhängt. 186 Finanzierung Bedingte Termingeschäfte Bei bedingten Termingeschäften hat eine der beiden Vertragspartner das Wahlrecht (Option), zu einem späteren Zeitpunkt nachdem bessere Informationen vorliegen entweder die Vertragserfüllung zu verlangen oder das Geschäft verfallen zu lassen. Im letzteren Fall wird auf einen Austausch des Basiswertes (Underlyings) und die Zahlung des vereinbarten Preises verzichtet. Im Folgenden werden die Zinsoptionen erläutert n . Zins-Cap: Dies ist die Vereinbarung einer Zinsobergrenze (Basispreis, Strike), d. h., der Käufer eines Caps hat das Recht, vom Verkäufer die Zinsdifferenz aus dem vereinbarten nominellen Kapitalbetrag für den vereinbarten Zeitraum zu verlangen, die sich daraus ergibt, falls der Marktzinssatz die vereinbarte Zinsobergrenze überschreitet. Zins-Floor: Dies ist die Vereinbarung einer Zinsuntergrenze (Basispreis, Strike). Entsprechend verpflichtet sich der Verkäufer eines Floors dem Käufer die Zinsdifferenz zu erstatten, die sich ergibt, wenn der Marktzinssatz die vereinbarte Zinsuntergrenze unterschreitet. Zins-Collars: Sie stellen eine Kombination aus Cap und Floor dar. Die zwei Parteien vereinbaren sowohl eine Zinsobergrenze als auch eine Zinsuntergrenze und einen Referenzzinssatz. Der Käufer hat dann das Recht, eine Ausgleichszahlung zu verlangen, wenn der Marktzins die Zinsobergrenze überschreitet. Er muss aber seinerseits eine Ausgleichszahlung leisten, wenn der Marktzins die vereinbarte Zinsuntergrenze unterschreitet. Optionen Eine Option wird zwischen Käufer und Verkäufer vertraglich geregelt. Daraus ergeben sich unterschiedliche Rechte 187 Finanzierung und Pflichten für beide Positionen. Der Käufer , auch Inhaber genannt, erwirbt gegen Zahlung des Optionspreises (die Optionsprämie) das Recht, einen festgelegten Gegenstand (Basiswert oder Underlying) in einer festgelegten Menge (Kontraktgröße) innerhalb eines bestimmten Zeitraumes (amerikanischer Typ) oder zu einem bestimmten Zeitpunkt (europäischer Typ) zu einem festgelegten Preis (Basispreis) zu kaufen (Kaufoption Call) oder zu verkaufen (Verkaufsoption Put). Der Verkäufer einer Option, auch Stillhalter genannt, hat nach Erhalt der Optionsprämie die Pflicht, den Basiswert zum Basispreis zu liefern (Call) oder zu kaufen (Put), wenn der Käufer von seinem Wahlrecht gebraucht macht, d. h. seine Option ausübt. Die Optionstypen Aufgrund der Ausgestaltung von Optionen ergeben sich vier Grundpositionen. Als Käufer einer Option nimmt man die r Position „Long“ und als Verkäufer einer Option die „ r Short-“ Position ein. Des Weiteren wird eine Kaufoption als „Call“ und eine Verkaufsoption als „Put“ bezeichnet. Somit ergeben sich die folgenden vier Grundpositionen: Käufer einer Kaufoption ( Long-Call ), Verkäufer einer Kaufoption ( Short-Call ), Käufer einer Verkaufsoption ( Long-Put ) und tt Verkäufer einer Verkaufsoption ( Short-Put ) t . 188 Finanzierung Die folgende Tabelle veranschaulicht die vier Grundpositionen. Käufer / Long zahlt Optionsprämie, aktives Entscheidungsrecht Verkäufer / Short erhält Optionsprämie, passive Ver- Kaufoption / Call Recht zum Kauf Erwartungshaltung steigender Preis des Basiswertes fallender Preis des Basiswertes maximaler Gewinn unbegrenzt Optionsprämie maximaler Verlust Optionsprämie unbegrenzt Verkaufsoption / Put Recht zum Verkauf Erwartungshaltung sinkender Preis des Basiswertes steigender Preis des Basiswertes maximaler Gewinn Basispreis ./ . Optionsprämie Optionsprämie maximaler Verlust Optionsprämie Basispreis ./ . Optionsprämie Abb. 7: Grundpositionen von Optionen Unbedingte Termingeschäfte Unbedingte Termingeschäfte sind charakterisiert durch die Verpflichtung der beiden Vertragsparteien, die vertraglich vereinbarten Leistungen unabhängig vom Eintritt weiterer Bedingungen - also „unbedingt“ - nachzukommen. Als unbedingte Termingeschäfte sind e Future , das Forward Rate Agreement und t Swaps zu nennen. Swaps Bei einem Swap einigen sich zwei Parteien auf den Austausch von Zahlungsströmen zu einem fest vereinbarten Zeitpunkt in 189 Finanzierung der Zukunft, um Zins- und / oder Währungsrisiken zu reduzieren oder sogar zu eliminieren. Die beiden Vertragspartner tauschen bspw. bei einem Zins-Swap gegenseitig Zinszahlungen aus. Es findet diesbezüglich ein Austausch von variablem und fixem Zinssatz statt. Beim Währungs-Swap werden Kapitalbeträge unterschiedlicher Währungen auf Basis des aktuellen Kassakurses getauscht. Futures Bei den Futures handelt es sich um standardisierte Finanzterminkontrakte, die an Börsen gehandelt werden. Im Voraus werden die Erfüllungskriterien wie z. B. die Menge, der Preis, der Zeitpunkt oder der Erfüllungsort festgelegt, die verpflichtend abzunehmen (Käufer des Futures) oder zu liefern (Verkäufer des Futures) sind. Forward Rate Agreements (FRA) Der Käufer eines FRA sichert sich den Zins für eine Geldaufff nahme in der Zukunft. Mit diesem Termingeschäft können Zinsänderungsrisiken für aktuelle oder zukünftig geplante Geldanlagen und Kreditaufnahmen abgesichert werden. Bei einem FRA legen zwei Parteien zum heutigen Zeitpunkt (t 0 ) einen Zinssatz (FRA-Satz) fest, der nach einer bestimmten Vorlaufperiode (t 0 bis t 1 ) für die Dauer einer bestimmten FRA-Periode (abgesicherte Referenzperiode t 1 bis t 2 ) für einen bestimmten Nominalbetrag gelten soll. Außerdem wird ein variabler Referenzzins vereinbart, mit dem der FRA-Satz am Fixingtag verglichen wird. An diesem Tag kann es zu folgenden Szenarien kommen: Szenario 1: Referenzzins > FR A-Satz In diesem Fall muss der Verkäufer des FRA einen Ausgleich an den Käufer zahlen. 190 Finanzierung Szenario 2: Referenzzins < FR A-Satz Hier muss der Ausgleichsbetrag vom Käufer an den Verkäufer gezahlt werden. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. a) Wie lassen sich die Derivate unterteilen? b) Nennen Sie mindestens drei verschiedene Basiswerte für Derivate. c) Erläutern Sie eine der drei Zinsoptionen. d) Nennen Sie drei Rechte, die ein Käufer einer Option er rr wirbt, sowie zwei Pflichten, die der Verkäufer einer Option innehat. e) Beschreiben Sie Erwartungshaltung, maximalen Ge winn und maximalen Verlust für zwei der Grundpositionen von Optionen. f) Wodurch zeichnet sich ein Swap aus? Gerald Pilz E Personalwirtschaft 193 Personalwirtschaft 1 Einordnung und Ziele der Personalwirtschaft Definition: Die Personalwirtschaft ist ein für die Ertragssituation und die Innovationsfähigkeit maßgeblicher Funktionsbereich im Unternehmen. Die Personalwirtschaft umfasst das gesamte unternehmensinterne System der Dienstleistungen, die mitarbeiterrelevant sind. Ohne ein hoch qualifiziertes und engagiertes Personal kann ein Unternehmen die optimale Position auf den Weltmärkkk ten und die Wettbewerbsfähigkeit langfristig nicht aufrecht erhalten. Daher haben die Personalwirtschaft und das Personalmanagement einen herausragenden, primären Stellenwert für die Effizienz , die Effektivität und die t Produktivität des t Unternehmens. Definition: Das Personal lässt sich definieren als die Belegschaft, die in einer Organisation arbeitet und gegen Entgelt Arbeit leistet, um die Unternehmensziele zu erreichen. Das Personal ist für die Umsetzung der Geschäftsprozesse zuständig. Begriffsabgrenzungen Der Begriff der Personalwirtschaft ist eng verwandt mit dem des Personalmanagements , der das Konzept der Führung und der Leitung des Personals in den Vordergrund stellt. Darüber hinaus wird auch der Terminus des Human Resource Managements verwendet, der vor allem in den USA etabliert ist. Das HRM hat in seinem Bedeutungsumfang eine ganzheitliche Sichtweise der Personalwirtschaft hervorgehoben. 194 Personalwirtschaft Wissenschaftliche Einordnung Die Personalwirtschaftslehre fungiert als eine Teildisziplin der Betriebswirtschaftslehre, die in verschiedene Einzelbereiche unterteilt werden kann. Diese Einzeldisziplinen sind beispielsweise das Personalcontrolling, die Personalpolitik, die Personalentwicklung, der Personaleinsatz, die Personalplanung, die Personalverwaltung und andere. Die Personalwirtschaft beruht auf einer interdisziplinären Perspektive, die auf verschiedene andere Sozialwissenschaften wie beispielsweise die Psychologie, die Soziologie, die Rechtswissenschaft, die Volkswirtschaftslehre und die Berufspädagogik zurückgreift. Aktueller Trend: Eine zunehmende Bedeutung in der Personalwirtschaft gewinnt der Begriff des Personalmarketings , der sich vorrangig auf die Personalbeschaffung und auf die Platzierung des Unternehmens am Arbeitsmarkt bezieht. Bei diesem Ansatz wird zwischen einem internen und einem externen Personalmarketing unterschieden. Das interne Marketing stützt sich auf Maßnahmen wie g eine aktive Karriereförderung, ein wettbewerbsfähiges Vergütungssystem, Erfolgsbeteiligungen und umfassen- 195 Personalwirtschaft de Sozialleistungen. Entscheidend ist auch das Ansehen (Employer Branding) des Unternehmens als Arbeitgeber. Beim externen Personalmarketing nimmt die Perso g nalabteilung aktiven Einfluss auf die Positionierung im Arbeitsmarkt. Gängige Maßnahmen sind die Teilnahme an Jobmessen, ein differenziertes Hochschulrecruiting, Praktika für Absolventen, finanzielle Förderung von Abschlussarbeiten, Kooperationen im Forschungssektor sowie Bewerbertage und eine auf das Personalmarketing fokussierte Öffentlichkeitsarbeit. Weitere Ziele sind die langfristige Sicherung der Arbeitsplätze und die Einführung einer sinnvollen und effizienten Führungskultur, die die Implementierung von modernen und adäquaten Führungsstilen ermöglicht. Zielsetzung Die Ziele der Personalwirtschaft lassen sich in organisatorische, wirtschaftliche und soziale Ziele auffächern. Die organisatorischen Ziele beziehen sich auf die organi e satorische Struktur des Unternehmens. Die wirtschaftlichen Ziele der Personalwirtschaft beste e hen in dem optimalen Einsatz der menschlichen Arbeit und der Minimierung der dabei entstehenden Kosten, die nach dem ökonomischen Effizienzprinzip des Personalcontrolling und nach differenzierten Kennzahlensystemen bewertet werden. Zudem definiert die Personalwirtschaft soziale Ziele , die der Verbesserung der sozialen Lage der Belegschaft dienen sollen. Hierzu gehören die ergonomische Arbeitsplatzgestaltung, der umfassende Arbeitsschutz, die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, 196 Personalwirtschaft eine optimale Personalführung, eine innovative und zukunftsorientierte Personalentwicklung und eine moderne Form der Mitbestimmung, die dazu beitragen soll, das Arbeitsklima erheblich zu verbessern und die Eigenverantwortung zu stärken. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Welche Ziele strebt die Personalwirtschaft an? Kostenreduzierung mehr Effizienz und Effektivität höhere Innovationsfähigkeit Abbau der Personalfluktuation 2. Was beinhaltet das Personalmarketing? besserer Verkauf von Gütern optimale Positionierung auf dem Arbeitsmarkt Verbesserung der Attraktivität als Arbeitgeber 3. Was gehört zum externen Personalmarketing? Jobmessen Unternehmensbeteiligungsmodelle Bewerbertag Praktika für Studierende Diversity Management Hochschulrecruiting 197 Personalwirtschaft 2 Personalplanung Definition: Die Personalplanung ist eine umfassende Konzeption zur Steuerung des Personalbestandes. Die Personalplanung bezieht sich auf einzelne personalwirtschaftliche Funktionen, zu denen die Personalbeschaffung, der Personaleinsatz und die Personalfreistellung gehören. Personalplanung personenbezogen unternehmensbezogen Karriereplanung Personalbestandsplanung Laufbahnplanung Personalbedarfsplanung individuelle Personalentwicklungsplanung Personaleinsatzplanung Einsatzplanung Personalentwicklungsplanung Besetzungsplanung Personalkostenplanung Förderplanung Personalfreistellungsplanung Bei der Personalplanung unterscheidet man je nach Zeithorizont eine kurzfristige Personalplanung, eine mittelfristige Personalplanung, eine langfristige Personalplanung. Die übergreifende Aufgabe der Personalplanung ist die Sicherung der vorhandenen Arbeitskräfte und der effiziente Personaleinsatz. Die Ziele des Unternehmens im personalwirtschaftlichen Bereich bestehen in einer Personalkostensenkung, 198 Personalwirtschaft einer Verbesserung der Effizienz beim Einsatz des Personals, einer Ausweitung des Marktanteils und einer Verbesserung des Personalmarketings. Darüber hinaus impliziert die Personalplanung auch eine Steigerung der Arbeitsleistung und eine Verbesserung der Rentabilität des Unternehmens. Phasen der Zielentwicklung Phase 1: Zielsuche Phase 3: Zielentscheidung Phase 4: Zielkonkretisierung und -operationalisierung Phase 5: Zielimplementierung Phase 6: Zielkontrolle Aus mitarbeiterbezogener Sicht hat die Personalplanung zum t Ziel, die Arbeitsbedingungen erheblich zu verbessern, Handlungsspielräume zu erweitern und Befugnisse zu vergrößern, die Arbeitsinhalte zu verbessern und anzureichern, die Arbeitszeiten zu optimieren und den Erhalt der Arbeitsplätze zu sichern. Hinsichtlich der Organisation wird zwischen einer dezentralen Personalplanung und einer zentralen Personalplanung differenziert, die unmittelbar von der Personalabteilung ausgeht. Bei der zentralen Personalplanung fokussieren sich die gesamten organisatorischen Aufgaben auf eine bestimmte Ab- 199 Personalwirtschaft teilung. Bei beiden Arten der Personalplanung wird differenziert und systematisiert zwischen einer gegenstandsbezogenen Personalplanung, einer umfangbezogenen Personalplanung, einer fristbezogenen Personalplanung und einer inhaltsbezogenen Personalplanung. Bei der gegenstandsbezogenen Personalplanung geht man g von einem Personalbestand aus, der nach verschiedenen quantitativen und qualitativen Kriterien bewertet wird, um eine zuverlässige und zielgenaue Prognose für die Zukunft vornehmen zu können. Bei der eigentlichen Personalbedarfsplanung werden un g terschiedliche Verfahren eingesetzt, die es ermöglichen, den erforderlichen Personalbedarf genauer einzugrenzen. Hierbei spielt als weiterer Aspekt die Personaleinsatzplanung eine primäre und ausschlaggebende Rolle. Bei der Personalbeschafff fung muss zusätzlich berücksichtigt werden, ob eine interne oder externe Personalbeschaffung vorgenommen wird. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Welche Zeithorizonte werden bei der Personalplanung unterschieden? mittelfristig kurzfristig langfristig 200 Personalwirtschaft 2. Was sind Beispiele für eine unternehmensbezogene Perrr sonalplanung? Personalbedarfsplanung Karriereplanung Laufbahnplanung Personalentwicklungsplanung Personaleinsatzplanung 3. Was bedeutet Zieloperationalisierung? verschiedene Operationen des Ziels konkrete Zieldefinition Auffächerung des Ziels nach messbaren Kriterien 201 Personalwirtschaft 3 Personalbeschaffung Definition: Die Personalbeschaffung umfasst die Bereitstellung der erforderlichen Beschäftigten im Unternehmen. Dabei muss sie den Personalbedarf sowohl in qualitativer als auch in quantitativer Hinsicht berücksichtigen und das notwendige Personal am Arbeitsmarkt beschaffen. Intern Extern Innerbetriebliche Stellenausschreibung Versetzung Stellenanzeige Internet Mehrarbeit Arbeitsvermittlung Arbeitnehmerüberlassung Personalentwicklung Personalberatung Direktansprache Executive Search Die externe Personalbeschaffung fokussiert sich auf externe g Beschaffungswege wie beispielsweise elektronische Jobbörsen, Recruitingmessen, Personalvermittler, Arbeitsagenturen und die anzeigengestützte Suche sowie Personalberatungen. 202 Personalwirtschaft Aktuelle Trends: Eine immer größere Bedeutung gewinnt die Stellensuche im Internet , die vor allem durch eine Vielzahl von verschiedenen Jobportalen erfolgt. Solche Jobbörsen ermöglichen es, die Stellensuche anhand vieler Kriterien einzugrenzen und intelligent zu gestalten. Darüber hinaus bieten diese Jobbörsen vielfältige Dienstleistungen an, die zusätzlich genutzt werden können. Heutzutage nimmt auch die Stellenanzeige auf der Unternehmenswebsite eine immer größere Bedeutung ein und hat in e ihrem Stellenwert bei großen Unternehmen bereits die Jobportale überholt. Eine weitere Methode, um kurzfristig Personal zu beschaffen, besteht darin, eine Arbeitnehmerüberlassung mit einzubeziehen. Diese Zeitarbeit ist gewissen gesetz t lichen Rahmenbedingungen unterworfen. In der Praxis wird Personal auch dadurch beschafft, dass Mitarbeiter gebeten werden, Vorschläge zu unterbreiten oder in ihrem Bekannten- und Verwandtenkreis nach geeigneten Personen zu suchen. Auch der Kontakt mit Bildungseinrichtungen wie Hochschulen oder die Teilnahme an entsprechenden Tagungen und Messen kann dazu beitragen, Personal leichter und zielgerichteter für einzelne Aufgaben zu rekrutieren. Die Reputation eines Unternehmens und dessen Attraktivität bestimmt die Positionierung auf dem Arbeitsmarkt und t beeinflusst die Kosten für die Personalbeschaffung. Unternehmen mit einem hohen Ansehen haben es wesentlich leichter, interessante Bewerber zu finden. 203 Personalwirtschaft Das Assessmentcenter ist ein in der Praxis häufig angewandtes r Auswahlverfahren. Methoden im Assessmentcenter Interviews Intelligenztest Gruppendiskussion Fragebogen Postkorbübung Präsentationsübung Fallstudie Simulation Interaktionsübung Psychologische Tests Essen („Gabeltest“) Die interne Personalbeschaffung erfolgt über innerbetrieb g liche Beschaffungswege, zu denen die innerbetriebliche Stellenausschreibung, die Beförderung, die Versetzung, die Mehrarbeit sowie die Personal- und Organisationsentwicklung gezählt werden. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Welche internen Beschaffungswege gibt es? interne Stellenausschreibung Versetzung Direct Search 204 Personalwirtschaft 2. Welche Methoden kommen in einem Assessmentcenter zum Einsatz? Gruppendiskussion psychologische Tests Postkorbübung grafologische Verfahren 205 Personalwirtschaft 4 Personaleinsatz Der optimale und zielgerichtete Personaleinsatz hat im Unternehmen einen herausragenden Stellenwert; um Ressourcenengpässe und Produktionsschwierigkeiten zu vermeiden. Es wird differenziert zwischen 1. einer zeitpunkt p bezogenen Personaleinsatzplanung und g 2. einer zeitraumbezogenen Personaleinsatzplanung . Ad 1: Bei der zeitpunkt p bezogenen Personaleinsatzplanung wird unterschieden zwischen einer qualitativen zeitlichen Personaleinsatzplanung und einer quantitativen zeitlichen Personaleinsatzplanung. Bei der qualitativen Personaleinsatzplanung wird festgelegt, g ob die jeweilige Person für die Aufgaben und Anforderungen der Tätigkeit infrage kommt. Bei der quantitativen Personaleinsatzplanung geht es vorrangig darum sicherzustellen, dass g genügend Personen verfügbar sind, um den Ablauf eines betrieblichen Prozesses zu gewährleisten. Die zeitliche Personaleinsatzplanung beschäftigt sich damit, einen angemessenen Zeitplan für den Mitarbeitereinsatz und z eventuelle Schichtmodelle zu erstellen e . Ad 2: Bei der zeitraumbezogenen Einsatzplanung geht es vor allem darum festzulegen, in welchem Zeitraum ein Personalzugang oder g -abgang erfolgt g . Bei der Arbeitszeit gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, sie t effektiv und effizient zu organisieren. Man differenziert zwischen den herkömmlichen Formen der Arbeitszeitorganisation, modernen Zeitflexibilisierungssystemen und komplexen Systemen, die auch eine Gleitzeitregelung einschließen. 206 Personalwirtschaft Bei der Arbeitszeitflexibilisierung gab es in den vergangenen g Jahren eine merkliche Veränderung und die Zahl der Modelle und Ansätze hat stark zugenommen. Es wird zwischen Teilzeitarbeit, gleitender Arbeitszeit, kapazitätsorientierter variabler Arbeitszeit (KAPOVAZ), Jahresarbeitszeit und Vertrauensarbeitszeit differenziert. Am weitesten verbreitet ist die Teilzeitarbeit , die sich besonders hoher Beliebtheit erfreut und die Möglichkeit eröffnet, Familie und Beruf zu vereinbaren. Diese Organisationsform ermöglicht es, dass ein Arbeitsplatz von zwei Mitarbeitern geteilt wird. In diesem Zusammenhang spricht man auch von Jobsharing. Problematisch ist es in der Praxis häufig, die Arbeitsaufgaben gerecht zu verteilen und entsprechende Arbeitszeitregelungen zu finden, die sich mit den Wünschen der betroffenen Arbeitnehmer vereinbaren lassen. Immer stärkere Zuwendung erfährt auch die gleitende Arrr beitszeit , die die Arbeitszeitflexibilisierung in der heutigen Zeit vorantreibt. Dabei wird differenziert zwischen einer Gleitzeit ohne Ausgleich und einer Gleitzeit mit Ausgleich. Gleitende Arbeitszeit beinhaltet meist eine Rahmenarbeitszeit, die festlegt, wann die Arbeit generell frühestens beginnt und wann sie spätestens endet. Innerhalb dieses Rahmens können die Beschäftigten individuell ihre Arbeitszeit festlegen. Ergänzend wird eine Kernarbeitszeit bestimmt, in der die Belegschaft anwesend sein soll, damit Projekte und Einzelaufgaben sinnvoll koordiniert werden können. Die Mitarbeiter müssen sich jedoch an die geltende Wochenarbeitszeit halten t . Bei einfachen Zeitmodellen kann der Mit- 207 Personalwirtschaft arbeiter nur den Beginn der Arbeit individuell wählen. Bei flexiblen Gleitzeitsystemen kann der Einzelne sowohl den Beginn als auch das Ende des Arbeitstags selbst festsetzen. Häufig wird das Modell der Gleitzeit mit einem Arbeitszeittt konto verknüpft, bei dem ein Zeitguthaben erworben werden kann. Wurden zu wenige Arbeitsstunden geleistet, resultiert daraus eine Zeitschuld. Viele Ansätze in der Praxis sehen nur Zeitguthaben vor. Dieses kann dann durch zusätzliche freie Tage verringert werden oder - sofern ein Arbeitsvertrag oder ein Tarifvertrag dies versieht - vergütet werden. Im Regelfall werden Zeitwertkonten aber über Betriebsvereinbarungen eingeführt. Zeitwertkonten Eine immer größere Verbreitung finden Zeitwertkonten, bei denen Zeitguthaben angesammelt werden können. Das vorhandene Wertguthaben kann in Form von freien Tagen genutzt werden. Problematisch sind solche Zeitwertkonten, wenn das Arbeitsverhältnis endet und das Guthaben noch nicht aufff gebraucht wurde. In einem solchen Fall wird das Guthaben monetär ausbezahlt. Personen, die die Altersgrenzen für den Ruhestand erreicht haben, können das Guthaben auf ihre betriebliche Altersversorgung transferieren lassen. Bei der Kontoführung in Zeit wird das Wertguthaben in Zeiteinheiten, beispielsweise in Stunden, festgehalten. Eine Stunde während der Arbeitsphase bleibt auch in anderen arbeitsfreien Perioden (Freistellung, Elternzeit) erhalten. Eine Kontoführung ist in Geld- oder in Zeiteinheiten mög g lich, wobei sich die pekuniäre Berechnung eher durchsetzt, da die Kalkulation in Geldeinheiten einfacher und flexibler ist und eine Verzinsung eingeführt werden kann. 208 Personalwirtschaft Das Zeitwertkonto wird geführt, um dem Arbeitnehmer freie Tage zu ermöglichen, die dazu genutzt werden können, um sich einer Fortbildung zu widmen, früher in den Ruhestand zu gehen oder Elternzeiten zu verlängern. Gleitende Übergänge sind auch durch eine Verringerung der Arbeitszeit machbar. Bisweilen gibt es für solche Arbeitszeitkonten Restriktionen, dass beispielsweise die Freistellung nur für einen vorgezogenen Ruhestand verwendet werden kann. Moderne Ansätze, die in der Praxis bislang selten vorkommen, sehen auch eine Kreditgewährung auf ein Zeitkonto vor. So könnte beispielsweise für eine Umschulung das Zeitkonto überzogen werden, während der Arbeitgeber weiterhin das Gehalt bezahlt. Das Defizit wird dann durch eine höhere Arbeitsstundenzahl wieder allmählich ausgeglichen. In sehr gefragten Berufen könnte auf diese Weise eine Finanzierung der Umschulung oder Weiterbildung durch das jeweilige Un g ternehmen erfolgen. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. In welche Kategorien wird die Personaleinsatzplanung eingeteilt? zeitraumbezogen zeitpunktbezogen unternehmensbezogen 209 Personalwirtschaft 2. Welche Methoden gibt es bei der Personaleinführung? Patensystem Coaching Mentoring Supervision 3. Hat der Betriebsrat beim Personaleinsatz ein Mitwirrr kungsrecht? ja nein 4. Was sind Beispiele für Formen der Arbeitszeitflexibilisierung? Teilzeitarbeit Sabbatical Job Sharing Gleitzeit 210 Personalwirtschaft 5 Personalentwicklung Definition: Die Personalentwicklung umfasst alle Maßnahmen, um die Qualifikation der Mitarbeiter zu erhalten, auszubauen und kontinuierlich zu verbessern. Personalentwicklung Externe Personalentwicklung Interne Personalentwicklung Seminare Training on the job, near the job, off the job Trainings Job rotation, Job enlargement, Job enrichment Coaching Supervision Führungs- und Nachwuchskräfteentwicklung, Mentoring Die Personalentwicklungsmaßnahmen erstrecken sich auf ein ganzes Spektrum verschiedener Formen. Beispielsweise rechnet man auch die Ausbildung, die Weiterbildung, die Umschulung und das Training am Arbeitsplatz zu den Personalentwicklungsmaßnahmen. Darüber hinaus werden in einzelnen Unternehmen Supervision und zunehmend Coaching für Führungs- und Fachkräfte angeboten. Die Aufgaben der Personalentwicklung bestehen darin, die Kompetenzen und Fertigkeiten der Mitarbeiter zu verbessern und zu erweitern. Die Personalentwicklung wird ergänzt durch die Organisations- und die Teamentwicklung, die eine 211 Personalwirtschaft Gesamtheit bilden. Zu den zu fördernden Kompetenzen gehören die Fachkompetenz, Sozialkompetenz und Methodenkompetenz. Darüber hinaus sollen Fachkenntnisse und Fertigkeiten vermittelt werden, damit die Mitarbeiter die Anforderungen im Unternehmen angemessen bewältigen können. Beim Training unterscheidet man beispielsweise: Training on the job, Training off the job und Training near the job. Supervision wurde ursprünglich aus der Psychotherapie entlehnt und kommt heute überwiegend in der Führungskräfff teentwicklung zum Einsatz. Insbesondere das Coaching von g Fach- und Führungskräften hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Beim Coaching geht es darum, individuelle Probleme in Praxisfeldern zu lösen. Die strategische Personalentwicklung in einem Unternehmen g trägt maßgeblich zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit bei. Denn in einem rohstoffarmen Land wie Deutschland sind Schlüsselqualifikationen und hohe Kompetenzen die entscheidende Basis für eine weiter steigende Wettbewerbsfähigkeit in einer wachsenden Weltwirtschaft. 212 Personalwirtschaft Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Welche Formen des Trainings werden unterschieden? Training on the job Training off the job Training around the job Training near the job 2. Was ist Coaching? eine Seminarmethode eine Form des Controlling ein Ansatz in der Psychotherapie eine konstruktive Führungskräfteentwicklung 3. Welche Kompetenzen können unterschieden werden? Führungskompetenz Fachkompetenz Sozialkompetenz Methodenkompetenz Amtskompetenz 213 Personalwirtschaft 6 Personalführung Die Personalführung und das Management haben die Aufff gabe, die Arbeitsorganisation und die Führung der Mitarbeiter zu optimieren. Die Vorgesetzten sind daher gehalten, zur Motivation und zur Verbesserung der Leistungen beizutragen. Hierfür haben sie bestimmte Mittel, die sie situationsspezifisch einsetzen können. Bei der Personalführung differenziert g man zwischen Führungsmitteln, Führungsstilen und dem jeweiligen Führungskonzept. Der Führungsprozess enthält jeweils einen sachlichen und einen personellen Aspekt. Die Ziele sollten innerhalb eines Führungsmodells genau definiert werden. Man unterscheidet hier zwischen einem Top-down-Modell , bei dem von den obersten Zielen Unterziele abgeleitet werden. Das Gegenteil ist das Bottom-up-Modell , bei dem von unten nach oben Ziele definiert werden. Bei den Zielen wird weiter systematisiert : in Formal- und Sachziele sowie in Haupt- und Nebenziele, aber auch in der vertikalen Dimension in Ober- und Unterziele. Ziele können des Weiteren dahingehend analysiert werden, ob sie sich komplementär verhalten oder als konkurrierende Ziele auftreten, die miteinander unvereinbar sind. Es gibt in der Praxis komplexe Führungsmodelle , die verschiedene Dimensionen vorsehen. Sehr weit verbreitet sind die so genannten Management-by-Ansätze . 214 Personalwirtschaft Ein wichtiges Modell in diesem Zusammenhang ist das Management by Objectives , bei dem eine Personalführung anhand vorgegebener Ziele und Vereinbarungen erfolgt. Für das Unternehmen ist es von entscheidender Bedeutung, ein sinnvolles Führungsmodell zu wählen, das zu den spezifischen Anforderungen der Organisation passt und die Ablauforganisationen weiter optimiert. Führungssysteme erfordern umfassende Informationen und einen Ausbau der Kommunikation. Anhand von Förder- und Beratungsgesprächen soll eine Optimierung der Zielerreichung im Unternehmen ermöglicht werden. Ein weiteres komplexes Managementmodell ist das Maaa nagement by Delegation , bei dem Aufgaben an die einzelnen Mitarbeiter delegiert werden und deren Handlungsbereitschaft und Unternehmensverantwortung gestärkt wird. Weitere komplexe Führungsmodelle sind das Management by Exception , bei dem lediglich in seltenen Ausnahmefällen in die Befugnisse und die Arbeit des Mitarbeiters eingegriffen wird. Eine solche Intervention muss sorgfältig geplant und objektiv begründet sein. Sie ist nur statthaft, wenn der einzelne Mitarbeiter mit den Aufgaben überfordert ist und nicht vorankommt. Sie folgt dem Gedanken der Subsidiarität. Darüber hinaus gibt es weitere komplexe Ansätze wie beispielsweise das Management by Systems , bei dem das gesamte Systemumfeld in die Managementaufgaben und die Führungsverantwortung mit einbezogen werden. Weitere gängige Modelle sind das Harzburger Modell, bei dem gewisse Befugnisse klar definiert sind. Für das Unternehmen ist es von entscheidender Bedeutung, ein sinnvolles Führungsmodell zu wählen, das zu den spezi- 215 Personalwirtschaft fischen Anforderungen der Organisation passt und die Ablaufff organisationen weiter optimiert. Führungssysteme erfordern umfassende Informationen und einen Ausbau der Kommunikation. Dabei sollte man vor allem auf moderne Kommunikationsmöglichkeiten setzen, die von Systemen und den organisatorischen Strukturen vorgegeben werden. Kommunikation kann etabliert werden in Form von n Gesprächen, Besprechungen und Konferenzen, die der Koordination von Aufgaben und Zielen dienen. Bei den Gesprächen differenziert man verschiedene Arten, die einzelne Aufgaben erfüllen. Am weitesten verbreitet ist das Mitarbeitergespräch, das der Information, aber auch der Beratung dient. Mitarbeitergespräche können in Zielvereinbarungssysteme eingebettet werden, die bei der Vergütung als Richtlinie für die Höhe des Entgelts und eventueller Gratifikationen und Prämiensysteme dienen. Daneben gibt es Beurteilungsgespräche etwa im Rahmen e der Personalbeurteilung und der Personalförderung sowie Kritikgespräche und e Vorgesetzten- und Beförderungsgespräche . Bei den Besprechungen unterscheidet man zwischen einer Mitarbeiterbesprechung , bei der einzelne Aufgaben geklärt oder Zuständigkeiten erörtert werden, und Expertenbesprechungen , bei denen Fachleute zur Lösung eines Problems herangezogen werden. Ein wichtiger Aspekt bei der Führung ist auch die Kooperaaa tion und die Delegation . Delegation stellt im betrieblichen Alltag eine erhebliche Arbeitserleichterung dar, wobei ein- 216 Personalwirtschaft zelne Aufgaben an die Mitarbeiter weitergegeben werden, die diese eigenverantwortlich bearbeiten und lösen. Durch dieses Verfahren werden die Handlungsverantwortung, das unternehmerische Denken und die Problemlösungskompetenz des einzelnen Mitarbeiters gestärkt. Man differenziert beispielsweise zwischen einem aufgabenorientierten Führungsstil , der die Erledigung einer Sache in den Vordergrund rückt, und einen personenbezogenen Stil , der sich auf die Person fokussiert. Bei den Führungsstilen wird unterschieden zwischen einem autoritären Führungsstil und einem kooperativen Führungsstil . Aktueller Trend: Beim autoritären Führungsstil steht die Kontrolle und Disziplinierung des jeweiligen Mitarbeiters im Vorder g grund. Aufgrund des autoritären Führungsstils werden die Innovationsfähigkeit und die Leistungsfähigkeit des Mitarbeiters eingeschränkt. In modernen Unternehmen hat der autoritäre Führungsstil kaum noch eine Chance. Stattdessen dominiert der kooperative Führungsstil, bei dem die Delegation von Aufgaben und die Mitwirkung des Mitarrr beiters im Vordergrund steht. Dies setzt ein hohes Maß an Kooperationsfähigkeit, Teamfähigkeit und Kommunikationsvermögen voraus. Es wurden in den vergangenen Jahren diverse moderne Ansätze für Führungsstile konzipiert; am weitesten verbreitet ist beispielsweise das so genannte Mangerial Grid . Dieses Modell 217 Personalwirtschaft umfasst zwei Dimensionen, wobei eine Dimension die personenorientierte Führung und die andere Dimension die aufgabenorientierte Führung beschreibt. Darüber hinaus wurden weitere Konzeptionen entwickelt, die ein dreidimensionales Modell vorsehen. Entscheidend für den Führungserfolg ist die jeweilige Autorität des Vorgesetzten, die auf einer formalen, personalen oder funktionalen Autorität beruhen kann. Die funktionale Autorität resultiert aus dem hohen Anse t hen und dem Expertenwissen des einzelnen, wohingegen die personale Autorität auf der persönlichen t Ausstrahlung, der Integrität und dem Charisma beruht. Die formale Autorität hingegen leitet sich aus der Position t und dem Status im Unternehmen ab. Führung ist ein komplexes Merkmal und erfordert bestimmte Eigenschaften der Persönlichkeit . Der Erfolg bemisst sich an der Effektivität und Effizienz der Führung und inwieweit im Unternehmen Arbeitszufriedenheit erzeugt wird und die t Mitarbeiter auf Dauer motiviert werden können. Auch das Betriebsklima spielt als Determinante beim Führungserfolg eine primäre Rolle. Der Begriff der Partizipation beschreibt n die Mitbestimmung im Unternehmen, bei der Mitarbeiter die Chance bekommen, sich aktiv an den Entscheidungen beteiligen zu können. Partizipation ist ein wichtiges Gütekriterium für die Unternehmensorganisation, denn es stärkt die innerbetriebliche Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen und g einen Konsens anzustreben, der von allen getragen wird. 218 Personalwirtschaft Rechte des Betriebsrats Mitbestimmungsrechte Informationsrechte Festlegung Arbeitszeit, Pausen, Mehrarbeit Einstellung, Versetzung, Kündigung, Umgruppierung Betriebsordnung Personalplanung Verhalten der Mitarbeiter (Parkplatz-, Kleiderordnung) Arbeitsschutz Arbeitsschutz Unfallschutz Vergütungssystem, Akkordlöhne, Prämien Umweltschutz Urlaub und Urlaubsplan Arbeitsgestaltung, Arbeitsverfahren betriebliches Vorschlagswesen Umbauten Sozialeinrichtungen Berufsbildung Weiterbildung, Personalentwicklung Soziale Angelegenheiten Arbeitsmethoden, Fertigungsverfahren Beschäftigung von Subunternehmern, Honorarkräften, freien Mitarbeitern, Leiharbeitnehmern Betriebsänderungen (Fusion, Stilllegung, Verlegung) Einstellung, Versetzung, Kündigung 219 Personalwirtschaft Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Welche Management-by-Ansätze gibt es? Management by Systems Management by Turtle Management by Exception Management by Objectives 2. Was ist ein Managerial Grid? ein Raster zur Darstellung von Führungsstildimensionen ein Ansatz für mehrdimensionale Führungsstile ein Führungskennzahlensystem eine Form des Führungscontrolling 3. Was sind Charakteristika des Managments by Exception? Intervention nur in Ausnahmefällen Prinzip der Subsidiarität Delegation von Aufgaben 4. Womit können Zielvereinbarungssysteme gekoppelt werden? Arbeitszeitkonten Prämiensysteme Vergütungssysteme 220 Personalwirtschaft 7 Personalvergütung Definition: Die Personalvergütung umfasst alle Formen der Vergütung der Arbeitsleistung der Arbeitnehmer. Hierzu gehören neben Leistungen in Geld wie beispielsweise Gehälter, Löhne, Zulagen und Gratifikationen auch geldwerte Leistungen wie etwa die Nutzung von Handys, Notebooks, Smartphones, Dienstfahrzeugen und anderen Vergünstigungen. Das Entgelt ist häufig der Überbegriff für die Vergütung. Aus der Sicht der Kostenrechnung spielen vor allem die Personalkosten eine wichtige Rolle. Man differenziert zwischen Personalbasiskosten wie beispielsweise Löhnen und Gehältern auf der einen Seite und Personalzusatzkosten , die gesetzlich, tarifvertraglich oder freiwillig gewährt werden. Das Gehalt oder der t Lohn des jeweiligen Arbeitnehmers orientiert sich an den verfügbaren Qualifikationen und Kompetenzen sowie an den bisherigen Berufserfahrungen und an den Leistungen und den Anforderungen, die ein spezieller Arbeitsplatz stellt. Die Lohnfindung kann anhand der Qualifikationen erfolgen, g aber auch sich primär an den Anforderungen des Arbeitsplatzes orientieren. Vor allem im Bereich der Fertigung beruht eine gängige Systematik auf der summarischen oder der analytischen Arbeitsbewertung. Bei der summarischen Arbeitsbewertung wird wiederum unterschieden in das Rangfolge- und das Lohngruppenverfahren: 221 Personalwirtschaft Beim Rangfolgeverfahren werden alle Tätigkeiten, die in einer Arbeitsbeschreibung enthalten sind, aufgelistet und dann analysiert. Bei dieser Analyse wird eine Rangfolge hergestellt. Aus dieser Abstufung ergibt sich dann der Schwierigkeitsgrad, der dem einzelnen Mitarbeiter zugeordnet wird. Beim Lohngruppenverfahren indes werden Lohn und Gehaltsgruppen formiert, bei denen eine Lohngruppendefinition erfolgt. Bei der Lohngruppendefinition ist eine Staffelung nach dem Schwierigkeitsgrad möglich, der in Prozent ausgedrückt wird. Je höher der Anforderungsgrad ausfällt, desto höher ist auch die Vergütung des einzelnen Mitarbeiters. Bei der analytischen Arbeitsbewertung wird die jeweilige Anforderung genauer definiert und eingegrenzt. Diesem Verfahren liegt das so genannte Genfer Schema zugrunde, das die Anforderungsarten in verschiedene Kategorien aufgegliedert. Diese Kategorien sind Können, Verantwortung, Belastung und Arbeitsbedingungen. Die bereits erwähnten Kategorien werden weiter aufgefächert in ergonomische Aspekte . So kann zum Beispiel aufgeschlüsselt werden in eine Tätigkeit, die vorwiegend körperlich belastend ist oder eine Tätigkeit, die den Körper nicht zu sehr belastet. Darüber hinaus werden Umgebungseinflüsse mit einbezogen. Das Modell differenziert dann weiter die beiden Anforderungsarten anhand dieses Schemas und untergliedert in Kenntnisse, Geschicklichkeit, Verantwortung, geistige Belastung, 222 Personalwirtschaft körperliche Belastung und Umgebungseinflüsse. Die analytische Arbeitsplatzbewertung wird unterteilt in das Rangreihenverfahren und das Stufenwertzahlverfahren: Beim Rangreihenverfahren werden die Tätigkeiten von der einfachsten bis zur komplexesten Tätigkeit aufgefächert und mit einer Prozentzahl bewertet die von 0 % bis 100 % reicht. Dabei gibt es Rangreihenverfahren, die getrennt gewichtet oder die insgesamt eine Gewichtung vornehmen und dabei einen absoluten Arbeitswert ermitteln. Das Stufenwertzahlverfahren teilt die Tätigkeiten in Kategorien ein und verknüpft damit eine Zahl. So können einfache Tätigkeiten mit einer geringen Zahl versehen werden und komplexe und vielschichtige Tätigkeiten mit einer höheren Zahl, was Einfluss auf die entsprechende Vergütung hat. Auch hierbei ist es möglich, Gewichtungsfaktoren zu benennen oder einzelne Faktoren zusammenzufassen. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Was sind Beispiele für geldwerte Vorteile? Zurverfügungstellung eines Dienstwagens Belegschaftsrabatt Provision 223 Personalwirtschaft 2. Was sind Personalbasiskosten? Gratifikationen Leistungsprämien Lohn Gehalt 3. Welche zwei Hauptkategorien gibt es bei der Arbeitsbewertung? summarisch kumulativ analytisch synthetisch 224 Personalwirtschaft 8 Personalverwaltung Definition: Die Personalverwaltung umfasst eine Vielzahl von Aufgaben wie beispielsweise die gesamte Abwicklung der Korrespondenz, die Erstellung von Stellenausschreibungen, die Verwaltung von Bewerbungsunterlagen, die Entgeltabrechnung, die Lohnsteueranmeldung und andere Aufgaben. Unterstützend sind in der Personalverwaltung Informationssysteme , die die Administration und Verarbeitung der Personaldaten erheblich erleichtern und systematisieren. Moderne Personalinformationssysteme ermöglichen eine elektronische und systematische Organisation von Personalakten und die Verwaltung von Abrechnungsdaten, wie sie für die Personalentlohnung erforderlich sind. Zu den Basisaufgaben von Personalinformationssystemen gehören neben der Personalabrechnung und der Zeitermittlung (Fehlzeitenverwaltung), die allgemeine Personalverwaltung, die Personalplanung, die Administration der Stammdaten der Belegschaft und die Personalberichterstattung in Form von automatisierten Auswertungen und Personalstatistiken. Personalakten werden heutzutage überwiegend elektronisch geführt. Vor allem in Großunternehmen bietet die elektronische Personalakte erhebliche Vorteile, da diese in das vorhandene Dokumentenmanagementsystem und Workflow-Managementsysteme eingefügt werden kann, was Ablaufprozesse beträchtlich vereinfacht und beschleunigt. Elektronische Akkk 225 Personalwirtschaft ten können kostengünstig archiviert und nach Schlüsselbegriffen durchsucht werden. Personalakten enthalten die Bewerbungsunterlagen, den Arbeitsvertrag, Sozialversicherungsunterlagen, Bescheinigungen und Zertifikate (bei Qualifizierungsmaßnahmen), andere Unterlagen und Korrespondenz, aber auch Abmahnungen und Gegendarstellungen Aktueller Trend: Einige Unternehmen haben den so genannten Employee Self Service (ESS) eingeführt, bei dem der Mitarbeiter Da e ten selbstständig in das System eintragen und aktualisieren kann. Dieses Verfahren entlastet die Personalabteilung, da der Beschäftigte auf diese Weise selbst Adressänderungen, Urlaubsanträge oder Anmeldungen für Seminare oder Bewerbungen für innerbetriebliche Stellenausschreibungen eingeben kann. Der Employee Self Service ist vom Intranet des Unternehmens zugänglich oder über eine Schnittstelle im Internet, die von Zuhause aus erreicht werden kann. Solche Systeme sehen Zugriffsbeschränkungen vor und unterziehen die eingegebenen Daten einer Plausbilitätsprüfung, um zu verhindern, dass Formularfelder irrtümlich falsch ausgefüllt werden. 226 Personalwirtschaft Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Was sind Beispiele für die Aufgaben in der Personalverrr waltung? Erfassung der Daten für die gesetzliche Krankenversicherung Verwaltung der Personalakten Erstellung von Controlling-Kennzahlen 2. Was ist ein Personalinformationssystem? ein System zur Verwaltung von Personaldaten eine Datenbank im Internet häufig ein Modul in einem Gesamtpaket 227 Personalwirtschaft 9 Personalfreisetzung Der Abbau von Arbeitsplätzen ist stets eine schwierige und für alle Beteiligte unangenehme Aufgabe . Die Personalabteilung kann durch eine umsichtige Organisation solche Prozesse gestalten und soziale Härten abfedern. Wichtig sind dabei auch die Beachtung aller rechtlichen Aspekte beispielsweise bei e der Ausgestaltung von Aufhebungsverträgen, Abfindungen und Sozialplänen. Hierzu gehören Aspekte wie die Altersrente, die Altersteilzeit, der Vorruhestand sowie die Organisation von Kurzarbeit bei Problemen auf dem Arbeitsmarkt. Bei der Kündigung wird zwischen g fristgemäßen (ordentlichen) Kündigungen und fristlosen (außerordentlichen) Kündigungen unterschieden, die aus wichtigem Grund erfolgen können. Ein wichtiger Grund ist dann gegeben, wenn eine Fortsetzung des Vertrags d verhältnisses aufgrund eines schwerwiegenden Vorfalls bis zum Ablauf einer Kündigungsfrist für den Arbeitgeber unzumutbar ist. Hierbei handelt es sich um gravierende Vorkommnisse (wie Spionage, Sabotage, Gewalt, Unterschlagung, andere strafff bare Handlungen), die eine fristlose Kündigung rechtfertigen. Eine solche außerordentliche Kündigung ist nur dann statthaft, wenn sie innerhalb von zwei Wochen nach dem Vorfall ergeht. Das Arbeitsgericht kann die Kündigung, wenn es den Vorfall als nicht gravierend betrachtet, die Kündigung in einer fristgemäße umwandeln oder für unzulässig erklären. 228 Personalwirtschaft Bei einem Aufhebungsvertrag einigen sich der Mitarbei g ter und der Arbeitgeber darauf, das Arbeitsverhältnis einvernehmlich aufzuheben. In der Praxis wird dieses Verfahren verwendet, um einen Stellenbau ohne Prozesse vor dem Arbeitsgericht durchzuführen. Dafür werden bei Aufhebungsverträgen höhere Abfindungen zugesagt, wenn der Mitarbeiter sich verpflichtet, auf eine Kündigungsschutzklage zu verzichten. Der Kündigungsschutz wird nur auf Arbeitsverhältnisse an z gewandt, die länger als sechs Monate bestehen. Diese Frist ist unabhängig von einer Probezeit, da diese nur die Kündigungsfrist, aber nicht den Kündigungsschutz beeinflusst. Die Kündigung muss immer schriftlich erfolgen. Ein mündliche Kündigung oder eine Kündigung per E-Mail ist unwirksam. Gesetzlich sind nur drei Kündigungsgründe anerkannt: Betriebsbedingte Kündigung Verhaltensbedingte Kündigung Personenbedingte Kündigung Eine verhaltensbedingte Kündigung kann bei einem Fehlver g halten ausgesprochen werden. Bei einem weniger gravierenden Fehlverhalten (häufiges Zuspätkommen und ähnliches) kann eine ordentliche Kündigung nur dann erfolgen, wenn zuvor abgemahnt wurde. Einige Mitarbeiter klagen daher bereits gegen eine Abmahnung , da eine Aufhebung der Abmahnung vor Gericht eine Kündigung erschwert. Bei einer verhaltensbedingten Kündigung kann die Arbeitsagentur eine Sperrfrist für die Auszahlung des Arbeitslosengeldes verhängen. 229 Personalwirtschaft Eine betriebsbedingte Kündigung beruht auf einer Werks g schließung, der Umorganisation einer Abteilung oder anderen betrieblichen Änderungen, die durch Wirtschaftskrisen und Umsatzeinbrüche verursacht werden können. Bei einer betriebsbedingten Kündigung muss der Arbeitgeber eine Sozialauswahl vornehmen, die sich an den Kriterien der Dauer der Betriebszugehörigkeit, dem Lebensalter, und möglichen Unterhaltspflichten sowie einer Schwerbehinderung orientiert. Eine personenbedingte Kündigung bezieht sich auf Grün g de, die in der Person des Betreffenden liegen und von ihm nicht beeinflusst oder unmittelbar verändert werden können (Krankheit, Sucht). Aktueller Trend: Um Streitigkeiten vor dem Arbeitsgericht zu vermeiden, beauftragen Unternehmen eine Outplacementberatung . Diese berät bei der Gestaltung des Aufhebungsvertrags, ist den Gekündigten bei der Entwicklung einer Bewerbungsstrategie und bei der Platzierung in einem neuen Unternehmen behilflich. Die Outplacementberatung kann auch als Zusatz in einem Sozialplan vereinbart werden. Während früher Outplacementberatungen fast ausschließlich für Führungskräfte herangezogen wurden, denen dann für die Bewerbungsphase ein eigenes Büro in der Outplacementberatung zustand, werden heute auch die Mitarbeiter anderer Hierarchieebenen professionell betreut. 230 Personalwirtschaft Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Welche Kündigungsgründe gibt es? betriebsbedingte Kündigung verhaltensbedingte Kündigung personenbedingte Kündigung altersbedingte Kündigung 2. Wann ist eine außerordentliche Kündigung möglich? aus schwerem Grund Sabotage häufiges Zuspätkommen häufige Erkrankung Werksspionage 3. Unter welchen Bedingungen ist eine Abmahnung möggg lich? genauer Zeitpunkt und Datum genaue Beschreibung des Verhaltens abmahnbares Verhalten Zeugen Abmahnung innerhalb von 2 Monaten Abmahnung innerhalb von 2 Wochen eine Gegendarstellung ist möglich eine Gegendarstellung ist nicht möglich gegen die Abmahnung kann geklagt werden 231 Personalwirtschaft 10 Personalcontrolling Personalcontrolling ermöglicht die systematische Kontrolle und Weiterentwicklung des personalwirtschaftlichen Ein g satzes anhand von Kennzahlen und wird je nach Zeithorizont in ein operatives, taktisches und strategisches Personalcontrolling untergliedert. Im Mittelpunkt steht die Steigerung der Arbeitsproduktivität und der Arbeitsleistungen durch einen zielgerechten und adäquaten Einsatz des Personals. Dabei werden unterschiedliche Kennzahlen ermittelt, um die Effektivität und Effizienz des Personaleinsatzes sicher zu messen. zeitlich inhaltlich strategisch Effektivitätscontrolling taktisch Effizienzcontrolling operativ Kostencontrolling Das Personalcontrolling nimmt eine Koordinationsfunktion wahr und dient der Steuerung des Personaleinsatzes g . In der Fachliteratur unterscheidet man eine Aufbau- und eine Ablauforganisation, die sich in der Prozessorganisation widerspiegelt. Das Controlling hat die Aufgabe, diese Prozess- und Aufbauorganisation systematisch zu optimieren und weiter zu entwickeln. Auch die Organisation von Projekten wird maßgeblich begleitet von der Personalorganisation, und man spricht daher vom Personalmanagement in Einzelprojekten. Die optimale Organisation der Arbeitsprozesse setzt eine Systematisierung 232 Personalwirtschaft voraus, die zwischen primären und sekundären Prozessen difff ferenziert. Definition: Primäre Prozesse in der Arbeitsorganisation sind jene Abläufe, die vorrangig zum Wertschöpfungsprozess Unternehmens beitragen. Als sekundäre Prozesse werden hingegen Abläufe betrachtet, die vor allem der Verwaltung des Unternehmens zugute kommen und in erster Linie als Kostenfaktor wahrgenommen werden. Aktueller Trend: In modernen Unternehmen kommt es darauf an, sekundäre Prozesse in primäre Prozesse umzuwandeln oder zumindest deren Kosten zu senken, damit der Wertschöpfungsprozess des Unternehmens im Mittelpunkt aller Bemühungen steht. Zur weiteren Verfeinerung der Controllinginstrumente werden Szenariotechniken herangezogen, die Personaltrends im Unternehmen unter bestimmten Hypothesen simulieren können. Auf diese Weise kann die strategische Unternehmensentwickkk lung unterstützt werden. Das Personalcontrolling bedient sich sowohl quantitativer als auch qualitativer Personaldaten, um einen umfassenden Überblick über den Stand der personalwirtschaftlichen Funktionen zu erhalten und die Wertschöpfung zu optimieren. Quantitative Daten , die in aggregierter Form oder als Einzeldaten vorliegen können, beziehen sich beispielsweise auf die Personalkosten, die nach der Kosten- und Leistungsrechnung weiter systematisiert und aufgeschlüsselt werden können, auf die Produktivität, Leistungskennziffern, den Personalbestand und andere Größen. 233 Personalwirtschaft Qualitative Personaldaten erfassen die Motivationshöhe, die Mitarbeiterzufriedenheit, das Betriebsklima und die vorhandenen Kompentenzen sowie andere qualitative Parameter, die die Ertragskraft eines Unternehmens beeinflussen. Das Personalcontrolling veranschaulicht die Aufgaben ähnlich wie das Vier-Quadranten-Modell im Marketing anhand eines Human-Resources-Portfolios. Das Humanressourcenportfolio besteht aus zwei Dimensionen, bei denen es sich um das Verhalten und das Entwicklungspotenzial der Mitarbeiter handelt. Das Diagramm wird in vier Quadranten untergliedert. Dabei unterscheidet man als Kategorien „leistungsschwache Mitarbeiter“, „Arbeitstiere“, „Stars“ und „Problemfälle“. Arbeitstiere Stars leistungsschwache Mitarbeiter Leistung Problemfälle Potenzial hoch hoch gering Diese Differenzierung soll dazu beitragen, die Personaleinsatzplanung für den einzelnen Mitarbeiter zu optimieren und die Effizienz und Effektivität des Personalmanagements zu verbessern. Leistungsschwache Mitarbeiter müssen stärker gefördert und in die Personalentwicklung mit einbezogen werden. Arbeitstiere hingegen werden durch ein besseres Führungsmodell vorrangig angespornt, während Problemfälle eine umfassende Einzelbetreuung benötigen. Spitzenkräfte und High Potentials hingegen werden in das Nachwuchskräfteprogramm mit 234 Personalwirtschaft einbezogen und sollten eine besondere Förderung erhalten, die ihren Fähigkeiten, ihren Qualifikationen und Kompetenzen gerecht wird. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Was bedeutet Controlling? die Kontrolle der Beschäftigten die Optimierung anhand von Kennzahlen die Analyse von Kennzahlen 2. Was bedeutet Effektivität? die Dinge richtig tun die richtigen Dinge tun 3. Ein Human-Resources-Portfolio ist ein …? Arbeitsplatzmodell ein Vergütungssystem ein Vier-Quadranten-Modell 235 Personalwirtschaft Literaturtipps Albert, Günther (2011): Betriebliche Personalwirtschaft. 11., aktualisierte u. erw. Aufl. Herne: Kiehl. Becker, Manfred (2010): Personalwirtschaft. Lehrbuch für Studium und Praxis. Stuttgart: Schäffer-Poeschel. Drumm, Hans Jürgen (2008): Personalwirtschaft. 6., überarb. Aufl. Berlin: Springer. Eisele, Daniela (2010): Praxisorientierte Personalwirtschaftslehre. 7., vollst. überarb. Aufl. Stuttgart: Kohlhammer. Herrfurth, Nadin; Schmeisser, Wilhelm (2014): Familienfreundliche Personalpolitik. Konstanz/ München: UVK. Link, Jörg (2011): Führungssysteme. Strategische Herausforderung für Organisation, Controlling und Personalwesen. 6., überarb. u. erw. Aufl. München: Vahlen. Nagel, Michael; Mieke, Christian (2014): BWL-Methoden. Konstanz/ München: UTB/ UVK Lucius. Nicolai, Christiana (2014): Personalmanagement. 3. A. Konstanz/ München: UTB/ UVK Lucius. Oechsler, Walter A. (2011): Personal und Arbeit. Grundlagen des Human- Resource-Management und der Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Beziehungen 9., akt. u. überarb. Aufl. München: Oldenbourg. Schmeisser, Wilhelm; Andresen, Maike; Kaiser Stephan (2012): Personalmanagement. Konstanz/ München: UTB/ UVK Lucius. Schmeisser, Wilhelm; Sobierajzyk, Patrick; Zinn, Anastasia (2012): Personalcontrolling. Konstanz/ München: UTB/ UVK Lucius. Vahs, Dietmar (2011): Personalentwicklung für die Praxis. Stuttgart: Schäffer-Poeschel. Alexander Hennig F Marketing 239 Marketing 1 Grundbegriffe des Marketings Marketing ist in enger Definition alles das, was ein Unternehmen tut, damit der Kunde dessen Produkte kauft. Diese absatzwirtschaftliche Definition des Marketings ( Ab (( satzmarketing ) hat in den letzten Jahrzehnten eine Erweiterung erfahren, weil nicht mehr nur Unternehmen Marketing betreiben, und weil auch andere Handlungen als der Kauf von Produkten durch Marketing erreicht werden sollen. Marketing ist g in weiter Definition alles das, was jemand tut, damit jemand anderes etwas tut. Beim Beschaffungsmarketing geht es um die Entscheidungen und Maßnahmen eines Unternehmens, die einen begehrten Lieferanten dazu bewegen sollen, an das Unternehmen und vielleicht nicht an andere zu liefern. Das Personalmarketing umfasst alle Entscheidungen und g Maßnahmen eines Unternehmens, die dazu dienen, gute neue Mitarbeiter zu gewinnen. Das B-to-B-Marketing (Business-to-Business-Marketing) g ist das Marketing von Unternehmen gegenüber anderen Organisationen wie Herstellern, Handelsunternehmen und öffentliche Institutionen. Nicht gewinnorientierte Institutionen wie Behörden und Nichtregierungsorganisationen betreiben Non-Profit-Marketing , um Bürger oder Unternehmen zu einem bestimmten Handeln zu bringen. 240 Marketing Doppelfunktion des Marketings Das moderne Marketing hat in Unternehmen eine Doppelfunktion zu übernehmen, die sich in zwei Aufgaben äußert: Unter dem Marketing als Leitkonzept der Unternehmensführung versteht man die Grundhaltung, dass sämtliche g Unternehmensaktivitäten konsequent an den Anforderungen der Märkte und hier insbesondere der Kunden und der Wettbewerber auszurichten sind. Das Marketing als Unternehmensfunktion hingegen be n trifft die konkrete Ausgestaltung der Absatzfunktion und entspricht damit weitgehend dem Einsatz von absatzwirtschaftlichen Instrumenten, wie sie das operative Marketing im Marketing-Mix kennt x . Marketing in der Unternehmensführung Das Marketing wird in den Regelkreis der Unternehmensführung integriert, so dass auch von einem Marketing-Regelkreis gesprochen werden kann. 241 Marketing Preis- und Konditionenpolitik Produkt- und Programmpolitik Distributionspolitik Kommunikationspolitik Operatives Marketing (Marketing-Mix) Marketing-Controlling Kaufverhalten von Personen und Organisationen Marketing-Ziele Marktforschung Strategisches Marketing Makro- und Mikroumwelt Markenpolitik Marketing-Regelkreis Am Anfang stehen die Marketing-Ziele als angestrebte Soll e zustände in der Zukunft, die mittels Marketing erreicht werden sollen: Beispiele : Umsatz, Deckungsbeitrag, Marktanteil, Zahl der Neukunden, Bekanntheit, Image, Kundenzufriedenheit, Kundenbindung Abgeleitet von den festgelegten Marketing-Zielen, die auch Teil des gesamten Zielkatalogs eines Unternehmens sind, wird im strategischen Marketing festgelegt, mit Hilfe welcher g Potenziale das Unternehmen die Ziele erreichen möchte. 242 Marketing Um die Frage beantworten zu können, mit welchen Strategien die gewünschten Ziele erreicht werden können, braucht es die Marktforschung . Die konkrete Umsetzung der Marketing-Strategien wird im Operativen Marketing geplant und umgesetzt g . Hierzu gehören alle Instrumente, die zum Zwecke des Marketings von Unternehmen eingesetzt werden können, und in ihrer „Mischung“ als Marketing-Mix bezeichnet werden x . Der letzte Schritt, das Marketing-Controlling , ist die Gesamtheit der Aktivitäten, die den Prozess sowie das Ergebnis von Marketingentscheidungen überprüfen. Marktforschung Unter dem Begriff Marktforschung werden alle unterneh g merischen Aktivitäten zusammengefasst, die dazu dienen, Informationen über alle marketingrelevanten Bereiche des Unternehmens sowie der Unternehmensumwelt zu gewinnen und aufzubereiten. Zwei Arten der Marktforschung können unterschieden werden: Primärforschung ist die Gewinnung von Wissen durch g eigene Erhebung von Informationen (Befragung, Beobachtung, Experiment, Meta-Analyse). Sekundärforschung ist die Gewinnung von Wissen g durch Übernahme oder Auswertung bereits vorhandener Informationsquellen. 243 Marketing Kundenzufriedenheit und Kundenbindung Kundenzufriedenheit Kundenzufriedenheit ist das Ergebnis eines psychischen t Vorgangs, bei dem der Kunde zwischen der von ihm wahrgenommenen Leistung eines Unternehmens (Ist-Leistung) und seinen Erwartungen (Soll-Leistung) vergleicht. Ausgangspunkt sind die Erwartungen , die der Kunde an ein Unternehmen und die Nutzung eines Produktes hat. Diese Erwartungen sind bestimmt durch die Bedürfnisse des Kunden, die bisherigen Erfahrungen mit dem Unternehmen und den Produkten und die Erfahrungen mit Wettbewerbsprodukten . Das Unternehmen nimmt nun die Erwartungen der Kunden unvollständig und fehlerhaft wahr. Daraufhin gestaltet das Unternehmen nun seine Leistung . Sie besteht in den angebotenen Produkten und den ergänzenden Dienstleistungen . Zur Leistung gehören aber auch die Prozesse , mit denen das Angebot des Unternehmens erstellt wird. Ebenfalls zur Leistung eines Unternehmens gehört das Verhalten des Unternehmens in der direkten Interaktion mit n dem Kunden. Diese Leistung des Unternehmens wird nun wieder vom Kunden wahrgenommen. Aus dem Vergleich der Kundenerwartungen und der vom Kunden wahrgenommenen Leistung entsteht nun Zufriedenheit oder Unzufriedenheit . Zufriedenheit kann dazu führen, dass sich der Kunde an das Unternehmen gebunden fühlt ( Kundenbindung ). Sie führt nicht zur Kundenbindung, wenn der Kunde zwar zufrieden ist, aber trotzdem andere Produkte ausprobieren möchten ( Abwechslungs (( - 244 Marketing neigung , Variety Seeking). Bei Unzufriedenheit reagieren die Kunden mit Beschwerde oder mit e Abwanderung . Kundenbindung Unter dem Begriff Kundenbindung versteht man das Ge g bundensein eines Kunden an einen bestimmten Anbieter in der Hinsicht, dass innerhalb eines Zeitraums Geschäftsabschlüsse getätigt und wiederholt werden. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Das strategische Marketing wird auch Marketing-Mix genannt. richtig falsch 2. Der Marketing-Mix besteht aus drei Feldern. richtig falsch 3. Marketing in der weiten Definition ist alles, was jemand tut, damit jemand anderes etwas tut. richtig falsch 245 Marketing 4. Marketing meint heute nur die Unternehmensfunktion des Absatzes (Absatzwirtschaft). richtig falsch 5. Marketing richtet sich immer nur an Kunden. richtig falsch 6. Marketing-Ziele können nur quantitative Zielgrößen sein. richtig falsch 246 Marketing 2 Strategisches Marketing Wettbewerbsvorteile Ein Wettbewerbsvorteil ist ein für den Kunden wichtiger Vorteil, den ein Unternehmen und seine Produkte aus Sicht der Kunden dauerhaft gegenüber den Wettbewerbern haben. In der Praxis des Strategischen Marketings hat sich gezeigt, dass es zwei Arten von Wettbewerbsvorteilen gibt, die erfolgversprechend sind: Um aus Sicht der Kunden Leistungsvorteile zu haben, e muss das Unternehmen etwas anbieten, das nach Meinung der Kunden einzigartig und besonders ist und von den Kunden wertgeschätzt wird. ( Differenzierungsstrategie ) ee . Um aus Sicht der Kunden Preisvorteile zu haben, muss e das Unternehmen in der Wahrnehmung der Kunden die Produkte mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis anbieten. Um dauerhaft die geringsten Preise verlangen zu können, muss das anbietende Unternehmen im Vergleich zu den Wettbewerbern die geringsten Kosten haben ( Kostenführerschaftsstrategie ) ee . Genauso wie bei den Leistungsvorteilen gilt auch bei den Kostenvorteilen, dass sie im Laufe der Zeit verlorengehen können. Marktbearbeitungsstrategien Ein wichtiges strategisches Marketing-Werkzeug ist die Produkt-Markt-Matrix (Ansoff-Matrix). 247 Marketing Bestehende Produkte Marktdurchdringung Produktentwicklung Marktentwicklung Diversifikation Neue Produkte Bestehende Märkte Neue Märkte Abb. 2: Produkt-Markt-Matrix Bei der Marktdurchdringungsstrategie hat das Unterneh e men das Ziel, mit den derzeitig angebotenen Produkten mehr Erfolg auf den derzeit bearbeiteten Märkten zu haben (Erhöhung der Verwendungsintensität oder Gewinnung neuer Kunden). Bei der Marktentwicklungsstrategie hat das Unterneh e men das Ziel, mit den derzeitig angebotenen Produkten auf den neuen, derzeit noch nicht bearbeiteten Märkten Erfolg zu haben (neue Verwendungszwecke oder neue Verwender, z. B. Internationalisierung). Bei der Produktentwicklungsstrategie hat das Unterneh e men das Ziel, auf den derzeit bearbeiteten Märkten mit neuen Produkten mehr Erfolg zu haben (Produktvariation oder Produktinnovation). Bei der Diversifikationsstrategie hat das Unternehmen e das Ziel, mit neuen, bislang nicht angebotenen Produkten neue, derzeit nicht bearbeitete Märkte zu erschließen. Lebenszyklus-Analyse Die Lebenszyklus-Analyse basiert auf der Annahme, dass Produkte - wie auch biologisches Leben - einen Lebenszyklus durchlaufen, der von der Markteinführung des Produktes bis zum Verschwinden des Produktes vom Markt reicht. Statt eines Produkts können auch Marken und Märkte in ihrer Entwickkk lung mit Hilfe der Lebenszyklus-Analyse eingeschätzt werden. 248 Marketing Absatz und Gewinn Entwicklung Einführung Wachstum Reife Lebenszyklus Absatz Degeneration Verluste Gewinn Zeit Abb. 3: Lebenszyklus-Analyse Die Einführungsphase ist durch geringe Umsätze und e langsames Wachstum gekennzeichnet. Aufgabe des Unternehmens ist es, auftretende Produktmängel („Kinderkrankheiten“) abzustellen und durch Marketingmaßnahmen die Bekanntheit des Produktes zu vergrößern und Kunden zum Erstkauf zu motivieren. In der Wachstumsphase wird das Produkt bekannter und e beliebter, so dass die Umsätze kräftig anwachsen. Zu Beginn der Wachstumsphase wird die Gewinnschwelle erreicht. In der Reifephase (Sättigungsphase) sinken die Wachs e tumsraten der Umsätze ab, bis schließlich kein Wachstum mehr erreicht werden kann. Am Ende der Reifephase kommt es oft vor, dass das Unternehmen mit preisgünstigen Modellen des Produktes dessen Bekanntheit nochmals für Abverkäufe nutzt. Die Degenerationsphase ist die letzte Phase des Produkts, e die im Verschwinden des Produktes vom Markt mündet. Die Umsätze gehen zurück, bevor das Unternehmen entscheidet, das Produkt vom Markt zu nehmen. 249 Marketing Einzelne Produkte haben unterschiedliche Lebenszyklen, die sich durch verschieden große Verweildauern in den einzelnen Phasen und durch unterschiedliche Umsatzniveaus ergeben. Portfolio-Analyse Die Portfolio-Analyse dient dazu, einzelne strategische Geschäftseinheiten und Geschäftsfelder, Produkte, Marken oder Kunden zu betrachten und sie bezüglich ihrer Bedeutung für das Unternehmen und ihrer zukünftigen Chancen und Risiken einzuordnen In der BCG-Portfolio-Analyse werden e zwei Kriterien herangezogen, in denen die betrachteten Objekte bewertet werden: Das reale Marktwachstum gibt an, wie attraktiv der Markt ist, in dem das Unternehmen mit den betrachteten Produkten tätig ist. Der relative Marktanteil gibt an, wie erfolgreich das l Unternehmen mit den betrachteten Produkten im betrachteten Markt ist, wie gut also seine Wettbewerbsposition ist. Relativer Marktanteil Reales Marktwachstum Question Marks hoch niedrig hoch niedrig Poor Dogs Stars Cash Cows Abb. 4: BCG-Portfolio-Analyse 250 Marketing Question Marks (Fragezeichen) sind strategische Geschäftseinheiten oder Produkte, die auf attraktiven, wachsenden Märkten nur eine schwache Wettbewerbsposition haben. Meist handelt es sich dabei um Neuheiten auf vergleichsweise jungen Märkten. Als Stars (Sterne) werden strategische Geschäftseinheiten oder Produkte bezeichnet, die auf attraktiven, wachsenden Märkten eine starke Wettbewerbsposition haben. Das Unternehmen erzielt mit den Stars hohe Umsätze, die stabil sind und mitunter sogar wachsen. Cash Cows (Geldkühe) sind strategische Geschäftseinheiten oder Produkte, die auf nicht mehr sonderlich attrakkk tiven Märkten eine starke Wettbewerbsposition haben. Die noch hohen Umsätze wachsen nicht mehr, sondern bleiben bestenfalls stabil oder gehen zurück. Poor Dogs (arme Hunde) sind strategische Geschäftseinheiten oder Produkte, die auf nicht mehr attraktiven Märkkk ten nur eine schwache Wettbewerbsposition haben. Der Cashflow ist hier bestenfalls neutral, da die Umsätze nur noch gering und zudem instabil sind. SWOT-Analyse Die SWOT-Analyse verbindet als strategisches Marketing- Werkzeug zwei Informationsmengen : die Erkenntnisse aus der Umweltanalyse , die dem Unternehmen Auskunft über den Status und die Veränderungen in der Unternehmensumwelt sowie die daraus resultierenden Chancen und Risiken gibt die Erkenntnisse aus der Unternehmensanalyse , die dem Unternehmen Auskunft über die eigenen Stärken und Schwächen gibt. 251 Marketing Dabei stehen die Buchstaben für die entsprechenden englischen n Begriffe: S für Strengths (Stärken), W für Weaknesses (Schwächen), O für Opportunities (Chancen, Gelegenheiten) und T für Threats (Risiken, Gefahren). Es ergeben sich vier Fragestellungen: Welche Chancen kann das Unternehmen mit seinen Stärken nutzen? Welche Risiken sind für das Unternehmen wegen dessen Stärken nicht so gefährlich? Welche Chancen verpasst das Unternehmen wegen seiner Schwächen? Welchen Risiken ist das Unternehmen wegen seiner Schwächen ausgesetzt? Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Bei der BCG-Portfolio-Analyse werden das reale Markttt wachstum und der absolute Marktanteil betrachtet. richtig falsch 2. Bei der Differenzierungsstrategie versucht das Unternehmen, etwas Besonderes, vielleicht Einzigartiges anzubieten, das die Kunden wertschätzen. richtig falsch 252 Marketing 3. Bei der Marktentwicklungsstrategie hat das Unternehmen das Ziel, mit den derzeitig angebotenen Produkten auf neuen Märkten Erfolg zu haben. richtig falsch 4. Fixkostendegression meint den Effekt, dass bei höherer Produktionsmenge die Fixkosten sinken. richtig falsch 5. In der BCG-Portfolio-Analyse sind Question Marks Produkte, die auf attraktiven Märkten eine starke Wettbewerbsposition haben. richtig falsch 6. Marktdurchdringung heißt, den Absatz bestehender Produkte auf bestehenden Märkten zu verstärken. richtig falsch 7. Skaleneffekte sind ein Grund, warum viele Unternehmen ihren Marktanteil erhöhen möchten. richtig falsch 253 Marketing 3 Produkt- und Programmpolitik Die Produktpolitik als Teil des Marketing-Mixes umfasst k alle Entscheidungen und Maßnahmen, welche die Gestaltung des Leistungsprogramms umfassen. Der produktpolitische Gestaltungsspielraum erstreckt sich auf drei Ebenen, deren Abgrenzung nicht immer möglich ist: Der substanzielle Produktbegriff (auch Grundleistung ff oder Kernleistung) umfasst jene Leistungsbestandteile eines Produkts, die für den Kunden selbstverständlich sind und beim Kunden den Grundnutzen stiften. Der erweiterte Produktbegriffbeinhaltet zusätzlich auch ffnoch den Zusatznutzen, der über die Befriedigung des Grundnutzens hinausgeht, z. B. durch Verpackung und produktbegleitende Dienstleistungen. Der generische Produktbegriffenthält den gesamten von ff Kunden empfundenen Nutzen eines Produkts und damit zusätzlich zum erweiterten Produktbegriff auch noch den emotionalen Zusatznutzen (Erbauungsnutzen) sowie den sozialen Zusatznutzen (Geltungsnutzen). Produktvariation und Produktdifferenzierung Produktvariation bezeichnet die Veränderung von bereits im Produktprogramm enthaltenen Produkten im Laufe der Zeit, wobei das bisherige Produkt durch das neue Produkt ersetzt wird. Anlass für eine Produktvariation ist die Veränderung von Kundenbedürfnissen, die technische oder ästhetische Alte- 254 Marketing rung der bisherigen Produkte, die Markteinführung neuer Konkurrenzprodukte oder die Bestimmung neuer gesetzlicher Anforderungen an die Produkte. Produktdifferenzierung ist die Schaffung einer weiteren g Produktvariante als zusätzliches Angebot. Anlass für eine Produktdifferenzierung kann der Wunsch nach einer besseren Bedürfnisbefriedigung für ein Kundensegment (höhere Zielgruppenadäquanz) oder die Realisierung von Mengeneffekten durch den Verkauf weiterer Produktvarianten sein. Der Extremfall der Produktdifferenzierung ist die Mass- Customization (kundenindividuelle Massenproduktion). Servicepolitik Die Servicepolitik als Teil der Produkt- und Programm k politik umfasst alle Maßnahmen und Entscheidungen, welche die Gestaltung von ergänzenden Dienstleistungen betreffen. Ob ein Unternehmen zu den eigentlichen Produkten ergänzende Dienstleistungen anbietet, hängt vom Produkt sowie vom Bedarf und der Zahlungsbereitschaft der Kunden ab. Die ergänzenden Dienstleistungen können danach unterschieden werden, ob sie für die Zeit vor dem Kauf (Pre-Sales-Services) oder nach dem Kauf (After-Sales-Service), und ob sie im kaufff männischen Bereich oder im technischen Bereich angeboten werden. 255 Marketing Verpackungspolitik Die Verpackungspolitik als Teil der Produkt- und Pro k grammpolitik umfasst alle Maßnahmen und Entscheidungen, welche die Gestaltung der Verpackungen betreffen. Die Verpackung kann so gestaltet werden, dass dadurch auch das verpackte Produkt attraktiver erscheint. Die Verpackung dient dazu, Informationen über das verpackte Produkt darzubieten. Außerdem können Kommunikationswege angegeben sein. Die Verpackung kann das Produkt besonders gut und mehr als aus logistischen Gründen nötig schützen, um den besonderen Wert des verpackten Gutes deutlich zu machen. Sie kann so gestaltet sein, dass die Verwendung der Verpackung oder des Produkts für den Kunden besonders vorteilhaft und bequem ist (Conveniencefunktion). Die Verpackung kann auch so gestaltet sein, dass auch sie dabei hilft, dass das Produkt vom Kunden als Markenprodukt identifiziert wird. Programmpolitik Die Programmpolitik als Teil der Produkt- und Pro k grammpolitik umfasst alle Maßnahmen und Entscheidungen, welche die Gestaltung der gesamten Angebotspalette eines Unternehmens betreffen. Die Programmpolitik ist also nicht für die Gestaltung einzelner Produkte verantwortlich, sondern bestimmt über Umfang und Struktur des gesamten Angebots sowie den Zusammenhang der einzelnen Produkte. Dieser Zusammenhang kann hergestellt werden durch Dachmarken, aufeinander bezogene Produktnamen und gemeinsame Designelemente. 256 Marketing Programmbreite ist die Anzahl der Produktlinien e . Programmtiefe ist die Anzahl der Varianten innerhalb ei e ner Produktlinie. Bei der Gestaltung des Programms orientieren sich Unternehmen meist als Produktspezialist an der Kompetenz des Unterneh t mens mit größerer Programmtiefe und geringerer Programmbreite als Kundenspezialist am Bedarf der Kundengruppe mit t größerer Programmbreite und geringerer Programmtiefe. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Bei der Produktdifferenzierung besteht die Gefahr der Image-Verwässerung. richtig falsch 2. Die eigenen Mitarbeiter sind keine geeignete Quelle bei Produktinnovationen. richtig falsch 3. Ein Nutzentreiber ist eine Produkteigenschaft, die wichtig ist, weil sie beim Kunden dessen Nutzen bei der Produktnutzung stark beeinflusst. richtig falsch 257 Marketing 4. Ein Unternehmen, das Kundenspezialist ist, hat meist eine größere Programmbreite und eine geringere Programmtiefe. richtig falsch 5. Ergänzende Dienstleistungen können vom Unternehmen nur vor dem Kauf angeboten werden. richtig falsch 6. Mass-Customization ist eine extreme Form der Produktvariation. richtig falsch 7. Produktvariation ist die Veränderung des Produkts im Zeitablauf bei Ersatz des bisherigen Produkts. richtig falsch 8. Wenn ein Kunde die Verpackung besonders bequem benutzen kann, spricht man von der Consequencefunktion der Verpackung. richtig falsch 258 Marketing 4 Markenpolitik Eine Marke (Brand) ist die Gesamtheit aller Eigenschaften e , die der Kunde mit einem Unternehmen oder einem Produkt verbinden soll, um es von anderen zu unterscheiden. Innerhalb einer Markenfamilie gibt es unter meist einer Dachmarke mehrere e Familienmarken , zu denen dann die Monomarken der einzelnen Produkte sortiert sind. Die Konstellation verschiedener Marken in einem Unternehmen wird auch als Markenarchitektur bezeichnet r . Neben Produktmarken gestalten die meisten Unternehmen heute auch ihre Unternehmensmarke (Corporate e Brand) mit Blick auf potenzielle und aktuelle Kunden und ihre Arbeitgebermarke (Employer Brand) mit Blick auf e potenzielle und aktuelle Mitarbeiter. Die Markenpolitik als Teil des Marketing-Mixes umfasst k alle Entscheidungen und Maßnahmen, welche die Gestaltung einer Marke umfassen. Der Markenname und e / oder das Markenzeichen sind die sichtbarsten Zeichen der Markenpolitik. Oft kommen noch rechtliche geschützte Markenfarben und Markenschriftarten hinzu. Eine Marke kann mit bestimmten Produkteigenschaften und einer bestimmten Verpackung verbunden sein, die g dabei helfen sollen, dass das Produkt vom Kunden als eben jenes Markenprodukt identifiziert wird. Eine Marke kann mit einer bestimmten Preis- und Konditionenpolitik , Distributionspolitik und Kommunikaaa tionspolitik verbunden sei, die für die Marke typisch ist. 259 Marketing Die Bestandteile der Markenpolitik haben in Gesamtheit zum Ziel, die Markenbotschaft an den Kunden zu vermit t teln. Die Markenbotschaft kann aufgefasst werden als alles das, was die Kunden nach den Vorstellungen des Unternehmens mit einer Marke verbinden sollen. Das, was der Kunde tatsächlich mit einer Marke verbindet, wird als Markenimage bezeichnet e . Funktionen einer Marke Aus Sicht der Kunden kann eine Marke drei Funktionen er n füllen: Informationseffizienz : Der Kunde kann mit einer Marke spezielle Eigenschaften eines Produkts verbinden, die er dann nicht mehr zu überprüfen braucht. Risikoreduktion : Der Kunde verbindet mit einer Marke, dass er ein niedrigeres Risiko bei der Nutzung des Produktes eingeht. Risikoreduktion bedeutet also, dass der Kunde bei einer Marke zu wissen glaubt, was er an negativen Eigenschaften nicht bekommt. Ideeller Nutzen : Eine Marke bedeutet für den Kunden einen ideellen Nutzen, da die Marke mit Tradition, gesellschaftlichem Status, Prestige im Bekanntenkreis oder Akzeptanz in einer sozialen Gruppe verbunden sein kann. In unterschiedlichen Produktbereichen ist die Wichtigkeit der Markenfunktionen unterschiedlich ausgeprägt. Die Markenrelevanz gibt an, wie wichtig das Produktmerkmal der Marke insgesamt ist. 260 Marketing Markenstrategien Es gibt vier Markenstrategien , die sich daraus ergeben, dass ein Unternehmen bestehende und / oder neue Produkte sowie bestehende und / oder neue Marke anbieten kann. Bei der Erweiterung der Produktlinie setzt das Unterneh e men eine etablierte Marke für eine etablierte Produktlinie ein, erweitert sein Angebot aber nicht um gänzlich neue Produkte und neue Marken. Bei der Markenerweiterung (Markentransfer) überträgt g ein Unternehmen eine etablierte Marke und deren Bekanntheit und Image auf neue Produkte oder Produkte, die ursprünglich nicht mit der etablierten Marke ausgezeichnet waren. Bei der Mehrmarkenstrategie vermarktet ein Unterneh e men seine etablierten Produkte unter mehreren Marken. Unterschiedliche Marken werden dabei z. B. für unterschiedliche Länder und für unterschiedliche Preislagen genutzt. Bei der Diversifikation (Produkt- und Markeninnovation) entscheidet sich ein Unternehmen, neue Produkte mit neuen Marken zu versehen. Beim Co-Branding wird im Rahmen einer Kooperation g ein Produkt mit zwei Marken gleichzeitig markiert, die meist von unterschiedlichen Unternehmen stammen, deren Ziel es ist, die Bekanntheit und das Image zweier Marken für den Vertrieb eines Produktes zu nutzen. 261 Marketing Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Bei einer Mehrmarkenstrategie vermarktet ein Unternehmen seine bestehende Marke mit mehreren Produkten. richtig falsch 2. Die beiden einzigen Funktionen einer Marke sind Inforrr mationseffizienz und ideeller Nutzen. richtig falsch 3. Die Markenpolitik beeinflusst alle vier übrigen Bereiche des Marketing-Mixes. richtig falsch 4. Die Verpackung von Markenprodukten kann nichts zur Markenbildung beitragen. richtig falsch 5 Beim Co-Branding wird im Rahmen einer Kooperation ein Produkt mit zwei Marken gleichzeitig markiert. richtig falsch 262 Marketing 5 Preis- und Konditionenpolitik Die Preis- und Konditionenpolitik als Teil des Marketing- Mixes umfasst alle Entscheidungen und Maßnahmen, welche die Gestaltung des Preises ( Preispolitik ) und aller wei kk teren Vertragsbedingungen ( Konditionenpolitik ) betreffen kk . Die Preispolitik hat starke Absatzwirkungen , weil Kunden meist deutlich mit ihrer Nachfrage auf den Preis reagieren, erfordert im Gegensatz zu den anderen Feldern des Marketing-Mixes vorab keine Investitionen , bietet im Vergleich zu den anderen Feldern des Marketing-Mixes eine schnelle und kostengünstige Umsettt zung und g schnelle Reaktionsmöglichkeiten auf Nachfrageverrr änderungen und Konkurrenzverhalten . Preisbestimmung Wichtigste Aufgabe der Preispolitik ist die Bestimmung eines Preises für das angebotene Produkt. Dies geschieht bei der Neueinführung eines Produktes und bei g Veränderung einer Bestimmungsgröße des Preises e . Bei der kostenorientierten Preisbestimmung dienen die g Gesamtkosten des Produkts als Ausgangspunkt der Preisfindung. Bei der progressiven Kalkulation ergibt sich der Angebotspreis aus der Addition der Kosten und eines Gewinnzuschlags. Bei der retrograden Kalkulation (Target Costing) geht das Unternehmen von dem am Markt durchsetzbaren Preis aus und ermittelt unter Abzug eines Gewinnabschlags die gewünschten Zielkosten. Bei der konkurrenzorientierten Preisbestimmung orien g tiert sich das Unternehmen an den von den Konkurrenzunternehmen verlangten und am Markt durchgesetzten Preisen. 263 Marketing Bei der kundenorientierten Preisbestimmung orientiert g sich die Preisfindung an der Nutzenwahrnehmung der Kunden und deren Zahlungsbereitschaft. Im Zentrum steht hier also die Frage, wie groß der Nutzen des Produkts in der Wahrnehmung des Kunden ist und welchen Preis er deswegen zu zahlen bereit ist. Preisstrategien Bei einer Produktinnovation gibt es zwei mögliche Preisstrategien: Bei der Abschöpfungsstrategie (Skimmingstrategie) e wird das Produkt zu einem vergleichsweise hohen Preis eingeführt. Mit zunehmender Markterschließung und aufkommendem Wettbewerbsdruck wird der Produktpreis dann sukzessive abgesenkt, so dass neue Kunden gewonnen werden können und deren Zahlungsbereitschaft nach und nach abgeschöpft werden kann. Bei der Penetrationsstrategie (Durchdringungsstrate e gie) wird das Produkt zu einem vergleichsweise niedrigen Preis eingeführt. Das Ziel dieser Preisstrategie ist es, mit dem attraktiv niedrigen Preis schnell viele Kunden und einen hohen Marktanteil zu gewinnen und so große Absatzmengen und niedrige Stückkosten zu erreichen. Preisdifferenzierung Von Preisdifferenzierung wird gesprochen, wenn dasselbe g Unternehmen für dasselbe Produkt unterschiedliche Preise verlangt. 264 Marketing Bei der zeitlichen Preisdifferenzierung verlangt dasselbe g Unternehmen für dasselbe Produkt zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedliche Preise. Grund ist die Ausschöpfung von zeitlich unterschiedlichen Zahlungsbereitschaften und / oder die gleichmäßigere Kapazitätsauslastung durch Verschiebung der Nachfrage von nachfragestärkeren zu nachfrageschwächeren Zeiten. Bei der räumlichen Preisdifferenzierung verlangt dasselbe g Unternehmen für dasselbe Produkt an unterschiedlichen Orten unterschiedliche Preise. Gründe können regional oder situativ unterschiedliche Zahlungsbereitschaften, Kostensituationen, Konkurrenzsituationen an unterschiedlichen Orten sein. Bei der personenbezogenen Preisdifferenzierung ver g langt dasselbe Unternehmen für dasselbe Produkt von unterschiedlichen Personengruppen unterschiedliche Preise. Gründe können die Ausschöpfung unterschiedlicher Zahlungsbereitschaften, die Schaffung von Kundenbindung, unterschiedliche Kosten in Abhängigkeit vom Kunden und die Ausnutzung von Meinungs- und Nutzerführerschaft sein. Bei der vertriebswegbezogenen Preisdifferenzierung verlangt dasselbe Unternehmen für dasselbe Produkt in unterschiedlichen Vertriebswegen unterschiedliche Preise. e Grund sind unterschiedliche Kosten der verschiedenen Vertriebswege, die ganz oder teilweise an die Kunden weitergegeben werden sollen. Bei der mengenbezogenen Preisdifferenzierung verlangt g dasselbe Unternehmen für dasselbe Produkt bei unterschiedlichen Verkaufsmengen unterschiedliche Preise. Mit größeren Verkaufs- und folglich Herstellungsmengen sind Kosteneinsparungen (Skaleneffekte) verbunden, die mittels Mengenrabatt an den Kunden weitergegeben werden. 265 Marketing Konditionenpolitik Zu den Konditionen gehören die Preisermäßigungen , die eine Variation der Listenpreise darstellen und entweder als Geldleistung oder Naturalleistung angeboten werden. Das Skonto ist eine Preisermäßigung, die bei Einhaltung einer vorgegebenen Zahlungsfrist gewährt wird. Ziel des Unternehmens bei Gewährung von Skonto ist es, die Rechnungsbeträge früher zu erhalten. Ein Rabatt ist eine Preisermäßigung, die relativ zum Ab t satz oder Umsatz gewährt wird. Ein Bonus ist ein einmaliger Preisabschlag, der bei Erreichen eines Absatz- oder Umsatzzieles gewährt wird. Die Zahlungsbedingungen regeln, wann der Kunde welche Zahlungen zu leisten hat. Dabei können Anzahlungen, Vorauszahlungen, Abschlagszahlungen, Teilzahlungen und Zahlungsfristen (Zahlungsziele) vereinbart werden. Das Unternehmen kann den Kunden mit mangelnder Kaufkraft Finanzierungsbedingungen anbieten. Das Unternehmen kann freiwillig Garantiebedingungen anbieten, die in der Gültigkeitsdauer oder dem abgesicherten Mängelumfang über die gesetzliche Gewährleistung hinausreichen. Auch sonstige Vertragsbedingungen wie Transport- und Lieferbedingungen oder das n Angebot von Versicherungen gehören zu den Maßnahmen der Konditionenpolitik. 266 Marketing Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Bei Gütern, die nicht aufbewahrt werden können, ist der Konsumdruck höher, je kürzer der Zeitpunkt der Zahlung zurückliegt. richtig falsch 2. Der Preis hat als Erfolgsfaktor in den letzten Jahren an Bedeutung verloren. richtig falsch 3. Die Höhe der Preiselastizität ist auch davon abhängig, wie transport- und lagerfähig das betrachtete Produkt ist. richtig falsch 4. Die Preis- und Konditionenpolitik wird auch als Leistungspolitik bezeichnet. richtig falsch 5. Die Preiselastizität zeigt an, wie stark die Nachfrage auf Preisveränderungen reagiert. richtig falsch 267 Marketing 6. Einzige Einflussgrößen auf die Preisfestlegung sind die Kosten und das Wertempfinden der Kunden. richtig falsch 7. Es kann sinnvoll sein, dass ein Unternehmen einen Preis anbietet, der unter der kurzfristigen Preisuntergrenze liegt. richtig falsch 8. Mittels der Penetrationsstrategie ist es möglich, die Preisbereitschaft des Kunden graduell abzuschöpfen. richtig falsch 9. Nur wenn das Produkt neu eingeführt wird, muss ein Preis festgelegt werden. richtig falsch 268 Marketing 6 Distributionspolitik Die Distributionspolitik als Teil des Marketing-Mixes um k fasst alle Entscheidungen und Maßnahmen, die der akquisitorischen und physischen Verteilung der hergestellten Güter dienen. Bei der akquisitorischen Distribution bearbeiten die Distributionsorgane zwei Aufgabenfelder: Im Rahmen der Informationsaufgaben gibt das Distributionsorgan Informationen über das Unternehmen und die Produkte an den potenziellen Kunden weiter ( aktive Informationsaufgabe ) ee . Daneben kann es auch Aufgabe sein, Marktforschung zu betreiben und Informationen über den Kunden und seine Nachfrage zu erlangen ( passive Informationsaufgabe ) ee . Bei der kontrahierungswirksamen Aufgabe geht es e um die Vorbereitung und konkrete Durchführung von Kaufabschlüssen. Die physische Distribution umfasst die körperliche Transformation der Güter zwischen Anbietern und Nachfragern. Sie betrifft Entscheidungen zur Lagerhaltung, zum Transport und zur Lieferung der Produkte und ist eine Aufgabe für Betriebswirte, weil die physische Distribution eine absatzbeeinflussende Wirkung entfaltet g . Sie kann sowohl aktuelle als auch zukünftige Kaufentscheidungen beeinflussen. Besonders die Liefergeschwindigkeit, Pünktlichkeit, Lieferbeschaffenheit und Lieferflexibilität haben einen Einfluss auf die Kundenzufriedenheit. Das Unternehmen muss entscheiden, welche Personen und Organisationen mit den distributionspolitischen Aufgaben 269 Marketing betraut werden ( Distributionsorgane ), auf welchen Wegen ee die Produkte an die Nutzer gelangen ( Absatzwege (( ) und ee welche Verkaufsmethoden eingesetzt werden sollen ( Verrr kaufstypologien ) nn . Distributionsorgane Interne Distributionsorgane sind Distributionsorgane, die rechtlich zum Unternehmen gehören. Dies können Personen (Mitarbeiter) und Organisationen (Abteilungen, Filialen, Tochtergesellschaften) sein. Die Geschäftsführung selbst kann Distributionsorgan eines g Unternehmens sein. In der Organisation des Unternehmens kann es eine Verkaufsabteilung oder g Vertriebsabteilung geben, die Aufgaben der akquisitorischen Distribution übernimmt. Ein Unternehmen kann auch eigene Verkaufsorgane haben, die als selbstständige Verkaufsstandorte rechtlich und wirtschaftlich in die Organisation des Herstellers eingebunden ( Verkaufsniederlassung, Filiale ) e . Viele Unternehmen, die an gewerbliche Kunden verkaufen, haben einen eigenen Außendienst , eine Organisation von Mitarbeitern, welche die Kunden besuchen. Externe Distributionsorgane sind unternehmensfremde e Personen und Institutionen, die von dem distribuierenden Unternehmen mit distributionspolitischen Aufgaben beauftragt werden. Sie sind prinzipiell rechtlich und wirtschaftlich vom dem beauftragenden Unternehmen unabhängig. 270 Marketing Franchising und Vertragshändler sind externe Distributionsorgane, die zwar rechtlich unabhängig sind, aber wirtschaftlich in starker Abhängigkeit zu dem distribuierenden Unternehmen stehen. Beim Franchising schließt das distribuierende Unter g nehmen (Franchisegeber) einen Vertrag mit einem selbstständigen Unternehmen (Franchisenehmer). Vertragshändler sind r rechtlich selbstständige Handelsunternehmen, die durch einen Händlervertrag an den distribuierenden Hersteller gebunden sind. Absatzhelfer sind externe Distributionsorgane, die (im r Gegensatz zu den Absatzmittlern) kein Eigentum an der zu distribuierenden Ware erwerben. Als Absatzhelfer im engeren Sinne bezeichnet man Handels e vertreter, Makler und Kommissionäre. Handelsvertreter sind selbstständige Distributionsorgane, die ähnliche Aufgaben wie ein Außendienstmitarbeiter übernehmen. Makler ver r mitteln im Auftrag von Anbietern oder Nachfragern einen Kaufvertrag. Kommissionäre handeln in eigenem Namen für e fremde Rechnung, indem sie Ware des distribuierenden Unternehmens an Kunden verkaufen. Absatzhelfer im weiteren Sinne sind sonstige absatzunterstützende Dienstleister wie e Warenlogistik- und Finanzdienstleister. Absatzmittler sind externe Distributionsorgane, die Ei r gentum an der zu distribuierenden Ware erwerben. Das Verkaufsrisiko geht also auf die Absatzmittler über. Absatzmittler sind Handelsunternehmen, die in Großhandel und Einzelhandel unterschieden werden. Der Begriff Großhandel kommt daher, dass in diesen Handelsunternehmen üblicher- 271 Marketing weise große Mengen gehandelt werden. Der Einzelhandel verkauft (im Unterschied zum Großhandel) vorwiegend an Endverbraucher. In der Praxis haben sich viele Formen des Einzelhandels herausgebildet. Marktveranstaltungen sind institutionalisierte Gelegenheiten zur Gewinnung von Informationen, zur Herstellung und Pflege von Kontakten und zu der Anbahnung und dem Abschluss von Geschäften (z. B. Wochenmärkte, Großmärkte, Messen, Ausstellungen, Auktionen, Warenbörsen). Absatzwegepolitik Die Absatzwegepolitik beschäftigt sich mit der Gestal k tung der Absatzwege vom Unternehmen zum Kunden. Beim direkten Absatz verkauft das Unternehmen direkt z an die Verwender und hat einen großen Einfluss auf den Vertriebskanal sowie unmittelbaren Zugang zu den Kunden. Beim indirekten Absatz verkauft das Unternehmen z seine Produkte nur an Absatzhelfer und Absatzmittler, so dass mit geringerem Kapitalaufwand ein großer Anteil der relevanten Kundengruppe erreicht werden kann. Beim exklusiven Absatz verkauft das Unternehmen seine z Produkte über wenige Absatzwege und nur an wenige, ausgewählte Absatzmittler. Beim selektiven Absatz verkauft z das Unternehmen an alle Absatzmittler, welche die Kriterien des Handelsunternehmens erfüllen. Beim intensiven Absatz verkauft das Unternehmen an alle Absatzmittler, z die das Produkt kaufen und weiterverkaufen möchten. 272 Marketing Beim ubiquitären Absatz (Überallerhältlichkeit) verkauft z das Unternehmen an möglichst viele Absatzmittler, und dies selbst dann, wenn es aus wirtschaftlichen Gründen eigentlich nicht sinnvoll ist. Beim eingleisigen Absatz hat das Unternehmen nur ei z nen einzigen Absatzweg, über den die Produkte vertrieben werden. Beim mehrgleisigen Absatz ( z Multi-Channeling ) verkauft das Unternehmen seine Produkte über mehrere Absatzkanäle. In den letzten Jahren ist ein Trend zum Multi-Channeling festzustellen, und dies vor allem deswegen, weil viele Hersteller zusätzlich zu den bisherigen Vertriebswegen das Internet als Absatzkanal entwickelt haben. Verkaufstypologie Die Verkaufstypologie bezeichnet die Form des Kontakts e zum Kunden. Das Unternehmen muss entscheiden, wie es mit dem Kunden in Kontakt tritt und kommuniziert. Beim persönlichen Verkauf , bei dem sich der Anbieter und ff der Kunde (bzw. bei Institutionen wie Unternehmen oder staatlichen Stellen deren Mitarbeiter) persönlich begegnen, gibt es drei Formen: Beim Domizilprinzip treffen sich Unternehmen und Kunde beim Kunden. Beim Residenzprinzip treffen sich Unternehmen und Kunde beim Unternehmen. Beim Treffprinzip treffen sich Unternehmen und Kunden an einem dritten Ort. 273 Marketing Heute haben sich viele Verkaufsformen herausgebildet: Beim Haustürverkauf wird Privathaushalten etwas an f deren Haustür angeboten. Beim Filialverkauf kommen Kunden in die Zweigstel f len des Anbieters. Beim Fahrverkauf werden Produkte mit einer mobilen Verkaufsstätte verkauft. Beim Party- oder Eventverkauf werden die Produkte f im Rahmen einer Veranstaltung verkauft, die meist auch Produktvorführungen und Produktproben beinhaltet. Beim Telefonverkauf oder Telefonkonferenzverkauf findet der Kontakt distanzpersönlich statt. Beim Teleshopping wird das Fernsehen in Verkaufssen g dern oder Dauerwerbesendungen als Präsentationsmedium genutzt. Beim E-Commerce (Electronic Commerce) wird das In e ternet als Verkaufsplattform genutzt. Beim M-Commerc e (Mobile Commerce) findet e der Verkauf mittels einer Softwareanwendung auf einem Smartphone statt. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Absatzhelfer erwerben Eigentum an der Ware, Absatzmittler nicht. richtig falsch 274 Marketing 2. Bei vielen kleinen Abnehmern empfiehlt sich der direkte Absatz. richtig falsch 3. Beim exklusiven Absatz setzt ein Hersteller alle Händler ein, die festgelegte Kriterien erfüllen. richtig falsch 4. Beim Vertrieb erklärungsbedürftiger Produkte empfiehlt sich der indirekte Absatz. richtig falsch 5. Die physische Distribution kann den Absatz nicht beeinflussen. richtig falsch 6. Franchising kann wegen der hohen wirtschaftlichen Abhängigkeit auch als quasi-internes Distributionsorgan gesehen werden. richtig falsch 7. Im Rahmen der passiven Informationsaufgabe gibt ein Distributionsorgan Informationen an den Kunden. richtig falsch 275 Marketing 7 Kommunikationspolitik Die Kommunikationspolitik als Teil des Marketingk Mixes umfasst alle Entscheidungen und Maßnahmen, die der Gestaltung von Informationen dienen, die auf die Umwelt und die Mitarbeiter des Unternehmens gerichtet sind. Wichtig ist beim Einsatz der Kommunikationsinstrumente, dass sie aufeinander abgestimmt sind. In dieser integrierten Marketing-Kommunikation umfasst eine kommunikationspolitische Kampagne meist mehrere Kommunikationsinstrumente, die inhaltlich und grafisch einen deutlichen Bezug zueinander haben. Kommunikationspolitische Maßnahmen dienen häufig einer Push-Strategie und / oder einer Pull-Strategie: Bei der Push-Strategie (Angebotsdruckstrategie) wer e den die Produkte mit Marketingaktivitäten gegenüber der nächsten Absatzstufe, den Absatzhelfern und Absatzmittlern (Handelsunternehmen), attraktiv gemacht. Bei der Pull-Strategie (Nachfragesogstrategie) richten e sich die Marketing-Aktivitäten unter Umgehung der Absatzmittler und Absatzhelfer an die Endverbraucher. Sie sollen dann infolgedessen die Produkte bei den Handelsunternehmen nachfragen und diese Wertschöpfungsstufe dadurch gleichsam zwingen, die Produkte beim Hersteller zu kaufen. 276 Marketing Kommunikationspolitische Instrumente Werbung (Advertising) als Teil der Kommunikationspoli g tik umfasst die Gestaltung und den Einsatz von Mitteln, die Aufmerksamkeit erzeugen, über Produkte und Marken informieren und Anreize zu deren Kauf setzen sollen. 1. Ein systematischer Werbeprozess beginnt mit der Definition der Werbeziele , die mit den Werbemaßnahmen erreicht werden sollen. 2. Im zweiten Schritt muss das Werbebudget festgelegt wer t den, das für die Werbung verausgabt werden soll. 3. Der dritte Schritt ist die Festlegung der Werbestrategie . Dazu wird zunächst die Werbebotschaft entwickelt, vorab t getestet und dann praktisch umgesetzt, indem Werbemittel konkret gestaltet werden. Danach wird die Medienauswahl getroffen und dabei entschieden, welche Medien für die Werbemaßnahmen genutzt werden und wie die Kampagne zeitlich ablaufen soll. 4. Im vierten Schritt wird dann während und nach der Werbekampagne der Werbe erfolg der Maßnahmen gemessen g . Um Aufmerksamkeit für Werbung zu erregen, wird von den t werbetreibenden Unternehmen mit physischen, emotionalen oder kognitiven Reizen gearbeitet. Die Verkaufsförderung (Sales Promotion) als Teil der g Kommunikationspolitik umfasst alle Maßnahmen und Instrumente, die der kurzfristigen Absatzsteigerung dienen. Bei Außendienstpromotions richtet sich das Unternehmen mit seiner Verkaufsförderungsaktion an die eigenen 277 Marketing Außendienstmitarbeiter, die angereizt werden sollen, alle oder bestimmte Produkte verstärkt zu verkaufen. Bei Händlerpromotions richten sich die Verkaufsförderungsmaßnahmen an die Handelsunternehmen, welche die Produkte weiterverkaufen. Bei Verbraucherpromotions wenden sich die verkaufsförderungsmaßnahmen an den Konsumenten und finden häufig direkt im Ladengeschäft (Point of Sale) statt. In der Praxis hat sich eine Vielzahl von Verkaufsförderungsinstrumente etabliert, z. B. Stammkundenbonus, Coupons, „Geld zurück“-Angebote, Sonderpreispackungen, Muster, Gewinnspiele und Werbegeschenke. Die Öffentlichkeitsarbeit (Public Relations) als Teil der t Kommunikationspolitik umfasst alle Maßnahmen und Entscheidungen, welche die Gestaltung der Beziehungen zur Öffentlichkeit betreffen und nicht der konkreten Absatzsteigerung dienen. Ziel der Öffentlichkeitsarbeit ist, gute Beziehungen zu allen Ansprechpartnern des Unternehmens herzustellen und zu erhalten, bei diesen Ansprechpartnern eine vorteilhafte Meinung zugunsten des Unternehmens zu erzielen und einen positiven Gesamteindruck über das Unternehmen in der Öffentlichkeit zu erreichen. Beim Sponsoring unterstützt ein Unternehmen (Sponsor) g Einzelpersonen, Institutionen oder Veranstaltungen mit Geld, Sachgütern oder Dienstleistungen und erhält im Gegenzug dafür vorher klar definierte Leistungen. 278 Marketing Das Prinzip von Leistung und Gegenleistung unterscheidet das Sponsoring von einer Spende. Es gibt Sportsponsoring, Kultursponsoring, Umweltsponsoring, Soziosponsoring und Wissenschaftssponsoring. In der Praxis haben sich viele weitere Instrumente herausgebildet: Beim Direkt-Marketing wird ein direkter Kontakt zwi g schen dem verkaufenden Unternehmen und dem potenziellen Kunden hergestellt, wobei auch versucht wird, auf die persönlichen Präferenzen des jeweiligen Kunden einzugehen. Beim Product Placement wird ein Produkt optisch oder t textlich in einem Spielfilm oder im redaktionellen Teil eines Beitrags in Zeitung, Hörfunk oder Fernsehen platziert. Beim Event-Marketing organisiert das Unternehmen be g sondere Ereignisse, die nicht nur große Aufmerksamkeit erzeugen, sondern auch die Markenbotschaft des Produkts oder des Unternehmens transportieren und so zur Imagebildung beitragen sollen. Beim Online-Marketing wird das Internet als kommuni g kationspolitische Infor mations- und Kommunikationsplatttt form eingesetzt. Beim viralen Marketing nutzt das Unternehmen soziag le Netzwerke und Medien (z. B. E-Mails, Blogs, Twitter, Youtube, Facebook), um Kunden zu animieren, eine meist ungewöhnlich verpackte Werbebotschaft selbst weiterzuverbreiten. Beim Ambush Marketing nutzt das Unternehmen die me g diale Aufmerksamkeit einer Großveranstaltung, ohne allerdings selbst offizieller Sponsor dieses Ereignisses zu sein. Beim Ambient Marketing versucht das Unternehmen, mit g seinen Werbemitteln in das Lebens- und Freizeitumfeld (Ambiente) von Zielgruppen zu kommen. 279 Marketing Beim Social Media Marketing nutzen Unternehmen g Social-Media-Plattformen (z. B. Facebook, Twitter, Xing, Google+), um über Produkte zu informieren, mit dem Kunden zu kommunizieren, Weiterempfehlungen anzureizen, Kundenbeschwerden aufzunehmen und öffentlich darauf reagieren zu können. Corporate Identity Corporate Identity ist die Unternehmenspersönlichkeit, y also alle Merkmale eines Unternehmens. Corporate Behavior ist das Verhalten des Unternehmens r und seiner Mitarbeiter nach innen (gegenüber anderen Mitarbeitern) und nach außen (gegenüber Kunden, Lieferanten, Anwohnern, Öffentlichkeit). Dazu gehören z. B. das Verhalten gegenüber Journalisten und die Art der persönlichen Ansprache. Corporate Communication ist der abgestimmte Einsatz aller Kommunikationsinstrumente mit dem Ziel, eine einheitliche Vorstellung von dem Unternehmen bei Außenstehenden und Mitarbeitern zu erreichen. Corporate Design ist die abgestimmte Gestaltung aller visuellen Elemente, mit denen das Unternehmen bei Außenstehenden und Mitarbeitern wahrgenommen wird. In Corporate-Design-Richtlinien werden die Nutzung von Markenzeichen, Markenname und Schriftarten geregelt sowie die Gestaltung von Homepage, Briefbögen, Visitenkarten, Folienpräsentationen, Mitarbeiterkleidung, Broschüren, Werbemitteln und Architektur vorgeschrieben. 280 Marketing Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Bei der Push-Strategie adressiert ein Hersteller sein Marrr keting an Endkunden, die dann beim Händler das Produkt kaufen möchten. richtig falsch 2. Beim Product Placement wird ein direkter Kontakt zwischen dem verkaufenden Unternehmen und dem potenziellen Kunden hergestellt. richtig falsch 3. Bekanntheit und Image sollten sich immer auf die relevante Zielgruppe beziehen. richtig falsch 4. Das Instrument der Öffentlichkeitsarbeit dient der kurzfristigen Absatzsteigerung. richtig falsch 5. Das Instrument der Verkaufsförderung dient der kurzfristigen Absatzsteigerung. richtig falsch 281 Marketing 6. Die Glaubwürdigkeit der Werbung aus Sicht der Kunden hat in den letzten Jahrzehnten abgenommen. richtig falsch 7. Die Kommunikationspolitik richtet sich nur an die Kunden des Unternehmens. richtig falsch 8. Kommunikationspolitische Maßnahmen können die Aufgabe haben, den Kunden nach dem Kauf in seiner Kaufentscheidung zu bestätigen. richtig falsch 9. Nur positive emotionale Reize können in der Werbung Aufmerksamkeit erregen. richtig falsch 282 Marketing Literaturtipps Becker, Jochen (2012): Marketing-Konzeption: Grundlagen des ziel-strategischen und operativen Marketing-Managements, Vahlen. Bruhn, Manfred (2007): Marketing - Grundlagen für Studium und Praxis, Gabler. Meffert, Heribert; Burmann, Christoph; Kirchgeorg, Manfred (2011): Marketing: Grundlagen marktorientierter Unternehmensführung. Konzepte - Instrumente - Praxisbeispiele, Gabler. Hennig, Alexander (2013): Fit für die Prüfung: Marketing (Lernbuch). Konstanz/ München: UTB/ UVK Lucius. Hennig, Alexander; Schneider, Willy (2008): Lexikon Kennzahlen für Marketing und Vertrieb: Das Marketing-Cockpit von A-Z, Springer. Kotler, Philip; Armstrong, Gary; Saunders, John; Wong, Veronica (2010): Grundlagen des Marketing, Pearson. Nagel, Michael; Mieke, Christian (2014): BWL-Methoden. Konstanz/ München: UTB/ UVK Lucius. Pechtl, Hans (2014): Preispolitik. 2.A. Konstanz/ München: UTB/ UVK Lucius. Sander, Matthias (2011): Marketing-Management. 2. A. Konstanz/ München: UTB/ UVK Lucius. Schweiger, Günter; Schrattenecker, Gertraud (2012): Werbung. 8. A. Konstanz/ München: UTB/ UVK Lucius. Schneider, Willy (2013): Operatives Marketing, Oldenbourg Franz Xaver Bea G Projektmanagement 285 Projektmanagement 1 Zunehmende Bedeutung der Projektwirtschaft Empirische Untersuchungen zeigen, dass die Wertschöpfung in Unternehmen mehr und mehr über Projekte g stattfindet. Der Grund für die zunehmende Bedeutung der Projektwirtschaft ist darin zu sehen, dass die volkswirtschaftlichen, gesellschaftlichen und technologischen Trends eine zunehmende D ynamik des Wandels begünstigen. Diese Entwicklungen führen zu bedeutenden Anforderungen an die Unternehmen: Frühzeitige Wahrnehmung von sowie g gesteigerte Flexibilität gegenüber Umweltveränderun t gen. Die durch Globalisierung, weltweite Vernetzung und wachsenden Wettbewerbsdruck gesteigerte Dynamik der k Umweltveränderungen werden diese Anforderungen in der Zukunft noch verstärken. Das Projektmanagement stellt eine ideale Basis für die Bewältigung dieser Herausforderungen dar, denn es findet in dezentralen Projektteams statt, die nahe am Markt und an den Kunden agieren. Projektteams sind somit geradezu prädestiniert für eine frühzeitige Wahrnehmung und Bewältigung von Veränderungen, sie tragen zur Steigerung der organisationalen Lernfähigkeit und der Fähigkeit des Unternehmens zur gezielten Generierung und Nutzung von Wissen bei. Die wachsende Bedeutung von Projekten ist in der Betriebswirtschaftslehre bislang wenig beachtet, sondern weitgehend den Ingenieuren überlassen worden. Diese wiederum sehen im 286 Projektmanagement Projektmanagement hauptsächlich eine Abwicklungstechnik, bei der die Netzplantechnik eine dominierende Rolle spielt. In diesem Brückenkurs werden die Grundzüge eines betriebswirtschaftlich ausgerichteten Projektmanagements dargelegt. Detaillierte Ausführungen zu den skizzierten Themen finden sich im Buch F. X. Bea / S. Scheurer / S. Hesselmann: Projektmanagement, 2. A., Konstanz / München 2011. 287 Projektmanagement 2 Projektmanagement als Führungskonzeption Bei der Interpretation des Projektmanagements als reine Abwicklungsmethodik geht man davon aus, dass Projekte k vorhanden sind und die Aufgabe des Projektmanagements im Wesentlichen darin besteht, für eine effiziente Durchführung von Projekten zu sorgen. Aufgrund der in der ersten Box skizzierten Entwicklungen gewinnt das Projektmanagement allerdings einen zunehmend strategischen Charakter : Wenn das Projektmanagement als Mittel der strategischen Unternehmensführung begriffen wird, können bei der zunehmenden Komplexität und Dynamik des unternehmerischen Umfelds besonders nachhaltige Wettbewerbsvorteile erzielt werden e . Dazu müssen die Ziele, Aufgaben und Methoden des Projektmanagements unmittelbar mit der strategischen Entwicklung des Unternehmens verknüpft werden. Wir unterscheiden daher 2 Ebenen des Projektmanagements: Die operative Ebene : Hauptziel ist eine möglichst effiziente Abwicklung eines Projektes. Die strategische Ebene : Hier stehen die Auswahl von zieladäquaten Projekten und ihre erfolgreiche Umsetzung mit Hilfe eines systematischen Multiprojektmanagements im Vordergrund. 288 Projektmanagement Beide Ebenen des Projektmanagements können mit ihren jeweiligen Managementaufgaben in Führungsregelkreisen er n fasst werden. Auf der operativen Ebene findet das Management von Projekten ( management of projects) statt, auf der strategischen ss Ebene das Management durch Projekte (management by projects) ss . Umsetzung der Projektplanung Erfassung von Ist-Projektdaten Durchführung eines Soll-Ist-Vergleichs (Abweichungsanalyse) Konsequenzen aus den Abweichungen Korrigierende Steuerungsmaßnahmen Gesamtunternehmensplanung Planung der Unternehmensentwicklung Planung der Wertentwicklung Entscheidung für ein Projektportfeuille Änderung der Gesamtunternehmensplanung, evtl. Projektabbruch Einzelprojektplanungen (Vorgabe von Soll-Daten) Änderung der Einzelprojektplanung Sukzessiver Planungsfortschritt Durchführung eines Soll-Wird-Vergleichs (Planfortschrittskontrolle) Strategische Überwachung Strategische Überwachung Strategische Prämissenkontrolle Umsetzung der Multiprojektplanung Korrigierende Steuerungsmaßnahmen Strategische Ebene Operative Ebene Strategische Durchführungskontrolle Abb. 1: Die Führungsregelkreise des Projektmanagements 289 Projektmanagement 3 Management von Projekten Projekt“ Ein Projekt ist ein Vorhaben, das zeitlich befristet ist, sich durch Neuartigkeit und Einmaligkeit auszeichnet sowie eine beachtliche Größe und einen hohen Grad an Komplexität aufweist. Mit dieser Definition sind die Merkmale und damit auch die wichtigsten Herausforderungen des Managements von Projekten angesprochen: Zeitliche Befristung : Für ein Projekt ist von Anfang an ein Endtermin vorgesehen, somit ist die Dimension „Zeit“ in Projekten ein bedeutendes Zielkriterium. Das „Magische Dreieck des Projektmanagements“ verdeutlicht anschaulich die Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Zieldimensionen in einem Projekt: Zwischen den Kosten des Projektes, der Zeit, die für das Projekt notwendig ist, und der zu erbringenden Leistung herrschen erhebliche Interdependenzen. Muss beispielsweise die Projektdauer verkürzt werden, e so kann dies eine Steigerung der Kosten (z. B. durch vermehrten Arbeitseinsatz) und / oder eine Verkürzung des Leistungsumfangs und eine Verschlechterung der Leistungsqualität zur Folge haben. 290 Projektmanagement Kosten Zeit Leistung Quantität Qualität Abb. 2: „Magisches Dreieck des Projektmanagements“ Einmaligkeit und Neuartigkeit : Die mit einem Projekt verbundene Innovation ist i. d. R. mit einem beachtlichen Risiko verbunden. Dies unterscheidet ein Projekt von einer Routineaufgabe, für die eine beachtliche Erfahrung vorliegt. Komplexität und Größe : Ein Projekt setzt sich aus einer Reihe von Teilaufgaben zusammen. Zur Erstellung des gewünschten Projektergebnisses ist es i. d. R. notwendig, dass Mitarbeiter aus verschiedenen Fachgebieten miteinander arbeiten. So entsteht ein größerer Komplex mit Schwierigkeiten bei der Koordination zu einem abgestimmten und zielorientierten Vorhaben. Projektorganisation Voraussetzung für das Gelingen der Koordinationsaufgabe in einem Projekt ist die Etablierung einer auf die Eigenschaften des Projektes zugeschnittenen Projektorganisation. Die Lösung dieser Aufgabe bewegt sich im Spannungsfeld von Dauerhafff 291 Projektmanagement tigkeit des Unternehmens und dem Grad der Selbständigkeit des Projektes. Im Folgenden werden behandelt: Organisationseinheiten Modelle der Projektorganisation (1) Organisationseinheiten Die Aufgaben im Rahmen der Projektorganisation werden von Organisationseinheiten wahrgenommen. Die wichtigsten Organisationseinheiten sind: Projektauftraggeber Projektleiter Projektcontoller Projektteam Der Projektauftraggeber : Bei externen Projekten bestimmt der externe Auftraggeber die Anforderungen an das Projekt, i. d. R. in einem sog. Lastenheft. Interne Auftraggeber sind für jedes Projekt unverzichtbar r . Mindestens ein (Top-)Manager des eigenen Unternehmens initiiert das Projekt und erteilt den Projektauftrag. Mit ihm werden die wichtigsten Ziele abgesteckt und die finanziellen Mittel für das Projekt freigegeben. Bei sehr großen Projekten wird ein Projektlenkungsausschuss (Steering Committee, Steuerungsgruppe) eingerichtet, in dem mehrere Entscheidungsträger als Gremium die Rolle des Aufff traggebers wahrnehmen. Der Projektleiter konkretisiert, führt und steuert das Projekt r . Er ist verantwortlich für die Erfüllung des Projektauftrags und damit für die Erreichung der Projektziele unter den gegebenen Rahmenbedingungen. 292 Projektmanagement Dem Projektcontroller kommt neben der Planung und Kon r trolle von Kosten auch eine besondere Dienstleistungs- und Unterstützungsfunktion für alle Projektmanagementaufgaben, wie etwa die Informationsversorgung und die Koordination der verschiedenen Führungssubsysteme zu. Zur Erfüllung der Projektaufgabe ist ein Projektteam erforderlich. Meist fungieren Teammitglieder als Vertreter ihrer Abteilung in der Stammorganisation, wie dem Einkauf, der Produktion oder dem Vertrieb. Sie übernehmen dann die Aufgaben, die zu ihrem Kompetenzprofil passen (2) Modelle der Projektorganisation Für die Gestaltung der Projektaufbauorganisation stehen unterschiedliche Modelle der Projektorganisation zur Verfügung: Stabsprojektorganisation Matrixorganisation Reine Projektorganisation Bei der Stabsprojektorganisation übernehmen Stäbe die Projektleitung im Rahmen der ansonsten unveränderten Stammorganisation eines Unternehmens. Der für das Projekt verantwortliche Stab besitzt keine Weisungsbefugnis gegenüber den Linienstellen; seine Aufgaben bestehen vielmehr aus der Informationsbeschaffung und Informationsweitergabe, der Koordination und der Entscheidungsvorbereitung. Bei der Matrixorganisation werden die Kompetenzen zwischen einem funktionalen und einem projektorientierten Leitungssystem aufgeteilt. Auf diese Weise ist dafür gesorgt, dass 293 Projektmanagement der Projektleiter Verantwortung für das Projekt übernimmt und die Linieninstanzen eine auf ihr Spezialwissen zugeschnittene Aufgabenbearbeitung ermöglichen. Mit der zweidimensionalen Konstruktion der Matrix-Organisation entsteht ein Konfliktpotenzial , das eine Matrixkultur verlangt, die für eine Kompromissbereitschaft im Dienste des Projektes sorgt. Unternehmensleitung Beschaffung Produktion Absatz Vorteile Nachteile Projekt A Projekt B + Mehr Verantwortungsgefühl + Keine Unsicherheit für Mitarbeiter + Gezielte Übertragung von Spezialwissen + Flexibler Personaleinsatz − Konfliktpotenzial wegen Doppelunterstellung − Übergenaue Dokumentation − Herumreichen des „Schwarzen Peters“ Abb. 3: Matrix-Projektorganisation Bei der Reinen Projektorganisation werden die Projektmitarbeiter für die Dauer des Projektes aus der Linienorganisation ausgegliedert und dem Projekt zugeteilt. Die Reine Projektorganisation ist am stärksten auf die Anforderungen eines Projektes ausgerichtet. Die weitest gehende Ausprägung der Reinen Projektorganisation besteht in der Gründung eines eigenständigen Unternehmens für die Durchführung eines (Groß-)Projektes, etwa in Form einer Projekt-GmbH. 294 Projektmanagement Die Bedeutung der Projektkultur Die Projektkultur ist die Gesamtheit der in einem Projekt entstandenen Werte und Normen, die über bestimmte Wahrnehmungsmuster, Denkmuster und Verhaltensmuster das Entscheiden und Handeln des Projektteams prägen. Als positive Wirkungen der Projektkultur sind zu nennen: Koordination (gemeinsames Orientierungsmuster) Integration (Wir-Gefühl) Motivation (Engagement für das Projekt) Repräsentation (Positives Erscheinungsbild eines Projektes) Als negative Wirkung ist insbesondere der hohe Grup g pendruck hervorzuheben: Gruppenkonformes Verhalten wird gefördert, abweichende Problemsichten werden unterdrückt. In der Praxis des Projektmanagements hat sich eine grundlegende Vorgehensweise herausgebildet, mit der sich die Vielzahl von Aufgaben rund um das Projekt strukturieren lässt. Die einzelnen Projektphasen vom Projektstart bis zum Projektabschluss sind unten dargestellt. 295 Projektmanagement 4 Machbarkeitsstudie Im Rahmen der Machbarkeitsstudie, auch als Durchführungsstudie oder als feasibility study bezeichnet, ist zu y klären, ob ein Projekt aus heutiger Sicht grundsätzlich machbar erscheint. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn das Projekt aus technischen wirtschaftlichen rechtlichen ökologischen sozialen risikobezogenen Aspekten als durchführbar einzustufen ist. Grundlage für die Überprüfung dieser Erfordernisse ist eine genaue Beschreibung des Projektes. Ergänzend hierzu ist eine Marktanalyse vorzunehmen, die e über die Abschätzung von Preisen, Absatzmengen, Kosten sowie weiterer prognostizierter Rahmenbedingungen wie Zinsentwicklungen, Währungsentwicklungen und Inflationsentwicklungen eine erste grobe Bestimmung der Projekteinzahlungen zulässt. 296 Projektmanagement 5 Die Phasen Um ein Projekt möglichst effizient abwickeln zu können, hat es sich als zweckmäßig erwiesen, für das Management einen systematischen Prozess , also eine logische Abfolge verschiedener Aktivitäten, festzulegen. Die Phasen des Managementprozesses sind: Projektstart Zielpräzisierung Projektplanung Projektumsetzung Projektkontrolle mit Projektsteuerung Projektabschluss Der Projektmanagementprozess wird von zwei Querschnittsaktivitäten begleitet: dem Qualitätsmanagement sowie dem Chancen- und Risikomanagement 297 Projektmanagement Projektplanung Projektumsetzung Zielpräzisierung Projektkontrolle Projektstart Projektabschluss Qualitätsmanagement Chancen- und Risikomanagement Abb. 4: Die Phasen des Projektmanagementprozesses (1) Ein gelungener Projektstart stellt eine wichtige Grundla t ge für alle weiteren Phasen und somit für den Gesamterfolg des Projektes dar. Er benötigt daher eine sorgfältige Vorbereitung, in der die wichtigsten Rahmenbedingungen für das Projekt geklärt werden, wie beispielsweise die Konkretisierung des Projektauftrages, die Zusammenstellung des Projektteams und die Durchführung einer ersten grundlegenden Projektumfeldanalyse. 298 Projektmanagement (2) Vor dem eigentlichen Projektbeginn steht die strategisch sinnvolle Auswahl von Projekten im Mittelpunkt. In der Projektstartphase arbeitet der Projektleiter konsequent daran, die strategischen Ziele zu präzisieren. Die einzelnen Schritte der Zielpräzisierung sind: Erste Zielanalyse im Rahmen der Vorbereitung des Pro e jektes durch den Projektleiter: Analyse der Zielinterdependenzen Analyse der Präferenzen durch Gewichtung Analyse der Ziel-Mittel-Verhältnisse, also Operationalisierung der stategischen Zielsetzungen Möglichst vollständige und motivierende Formulierung der Ziele Gemeinsame Zielanalyse mit dem Projektteam e Einigung auf ein gemeinsames Zielsystem Grundlage für die Zielpräzisierung sind das Lastenheft und das Pflichtenheft. Das Lastenheft ist nach DIN die vom Auftraggeber festgelegte Gesamtheit der Forderungen eines Auftragnehmers an die Lieferungen und Leistungen innerhalb eines Projektauftrages. Das Pflichtenheft umfasst nach DIN die vom Auftrag t nehmer erarbeiteten Realisierungsvorgaben auf der Basis des vom Auftraggeber vorgegebenen Lastenheftes. (3) Von herausragender Bedeutung im Rahmen des Projektmanagementprozesses ist die Projektplanung . Sie zielt darauf ab, die Unsicherheit zu reduzieren, die Effizienz zu steigern, die Ziele genauer zu verstehen und somit den Anforderungen des Auftraggebers bessere gerecht zu werden sowie 299 Projektmanagement eine Grundlage für die Projektumsetzung und -kontrolle zu schaffen. Die Projektplanung besteht aus verschiedenen Teilprozessen : (a) Strukturplanung: Zerlegung der gesamten Projektaufgabe in einzelne Arbeitspakete mit Hilfe von Projektstrukkk turplänen. (b) Arbeitsaufwandsplanung: Abschätzung des Arbeitsaufff wands und der notwendigen Zeitdauer zur Erledigung der jeweiligen Arbeitspakete. Der Arbeitsaufwand wird gewöhnlich in Manntagen, Mannwochen usw. gemessen. Nicht nur die Arbeitszeit spielt bei dieser Planung eine Rolle, sondern auch die Dauer, also der Zeitraum, über den sich diese Leistungserbringung erstrecken wird. Dies hängt zum Großteil von der Art und Weise ab, wie die Arbeit erbracht werden kann: Arbeitspakete, deren Aktivitäten von mehreren Personen parallel erledigt werden können, sind von kürzerer Dauer als Vorgänge mit gleichem Aufwand, deren Arbeitsschritte sich nur sequenziell abarbeiten lassen. Will man eine Antwort auf die Frage, was das Projekt kosten wird, so muss der Arbeitsaufwand mit Preisen bewertet werden. (c) Ablaufplanung: Erstellung eines zeitlichen und logischen Ablaufs der Aufgaben. Im Vordergrund steht die Untersuchung der Abhängigkeiten zwischen den Aktivitäten, n von Möglichkeiten zur Parallelisierung von Aktivitäten, g der notwendigen Zeitabstände zwischen den Aktivi e täten sowie der Schnittstellen zwischen den Aktivitäten. 300 Projektmanagement Die Projektablaufplanung bildet die Grundlage für die Planung der Termine, der Ressourcen und der Kosten. Eine bewährte Methode zur Analyse, Beschreibung, Planung, Kontrolle und Steuerung von komplexen Projektabläufen stellt die Netzplantechnik dar k . Grundgedanke der Netzplantechnik ist die Darstellung der Vorgänge und ihrer sinnvollen Reihenfolge. Meist wird diese Methode auch für die Zeitplanung und Terminplanung genutzt. Der Name „Netzplantechnik“ geht auf die Darstellungsform dieser Methode zurück. Bei Projekten mit vielen Vorgängen ähnelt die graphische Darstellung einem Netz. (d) Terminplanung: Im Rahmen der Projektablaufplanung wird die Anordnung der Aufgaben festgelegt, die im Projektverlauf erledigt werden müssen. Der nächste Schritt besteht nun in der Ermittlung der Zeit für die in der Ablaufplanung beschriebene Aktivitätenfolge. Die wichtigste Methode für die Terminplanung ist die Ne tzplantechnik . Für die Terminplanung müssen die Ergebnisse der Zeitanalyse noch in Kalendertermine umgerechnet werden. Die meisten Projektmanagement-Softwarepakete bieten die Möglichkeit, diese Umrechnung vorzunehmen. Sie berücksichtigen dabei Sonn- und Feiertage sowie andere arbeitsfreie Tage. (e) Ressourcenplanung: Ermittlung der notwendigen Ressourcen in quantitativer und qualitativer Hinsicht: Personal, Sachmittel, Material, Finanzen 301 Projektmanagement (f) Kostenplanung: Die Projektkostenplanung muss folgende Aufgaben erfüllen: Bei Kundenprojekten Bereitstellung von Informationen für die Projektkalkulation Sicherung der Wirtschaftlichkeit durch Bereitstellung t von Daten für die laufende Kostenkontrolle Bereitstellung von Daten für die Berechnung des Projektwertbeitrages Bereitstellung von Daten für die Finanzplanung Soll die Kostenplanung speziell auf Projekte zugeschnitten werden, ist eine Reihe von Besonderheiten zu beachten: Bei vielen Projekten finden große Teile der Wertschöpfung in indirekten Leistungsbereichen, wie der Forschung und Entwicklung statt. Für die verursachungsgerechte Zuordnung der Kosten der indirekten Leistungsbereiche eignet sich die Prozesskostenrechnung . Eine weitere Besonderheit ergibt sich aus der Tatsache, dass Projekte gewöhnlich einen längeren Betrachtungszeitraum aufweisen und typischerweise über mehrere Perioden abgewickelt werden. Diese Eigenschaft von Projekten lässt sich im Rahmen des Life Cycle Costing berücksichtigen g Ein wichtiger Erfolgsfaktor für ein Projekt ist die Einbeziehung des Kunden und seiner Vorstellungen bezüglich Preis und Funktionalität. Im Rahmen des Target Costing lassen sich die Preisvorstellungen g des Kunden für bestimmte Funktionen als Grundlage der Produktentwicklung berücksichtigen. 302 Projektmanagement In folgender Übersicht sind einzelne Planungstechniken aufgeführt, die zur Unterstützung der genannten Teilprozesse herangezogen werden können. Teilprozesse der Projektplanung Planungstechniken Strukturplanung Projektstrukturpläne Arbeitsaufwandsplanung Expertenschätzungen Multiplikatormethode Parametrische Methode Beispiele für spezielle Techniken in der Softwareentwicklung: COCOMO II, Function Point Analysis Ablaufplanung Listen zur Ablaufplanung Balkenpläne Netzpläne Terminplanung Geschwindigkeitsdiagramm Terminliste Vernetzter Balkenplan Netzplan Ressourcenplanung Personal Sachmittel Material Finanzen Ermittlung des Ressourcenbedarfs auf Arbeitspaketebene und aggregiert pro Mitarbeiter- diagramm) Detaillierte oder pauschale Kapazitätsermittlung Ressourcenvergleich und -optimierung Sachmittelplanung auf Arbeitspaketebene und aggregiert Kapazitätsermittlung (z. B. mit Belegungsplan) Ressourcenvergleich und -optimierung Materialplanung auf Arbeitspaketebene und aggregiert Materialplanung und -optimierung für den gesamten Produktlebenszyklus planung Kostenplanung Prozesskostenrechnung Life Cycle Costing Target Costing Integrierte Projektkostenplanung 303 Projektmanagement (4) Projektumsetzung: Die Pläne dienen als Grundlage für die Projektumsetzung. Beim Vergleich von Planwerten und Istwerten treten Probleme auf, die im Rahmen eines Änderungsmanagements und eines Vertrags- und Nachforderungsmanagements zu lösen sind. Das Änderungsmanagement befasst sich mit der Festlegung und Einhaltung einer systematischen Vorgehensweise zur Freigabe und Überwachung von Änderungen. Es besteht aus folgenden Schritten: Erstellung eines Änderungsantrages (change request) Genehmigung oder Ablehnung des Änderungsantrages Durchführung der Änderung Rückmeldung der erfolgreichen Änderung. Das Nachforderungsmanagement ( t Claim Management) umfasst die Überwachung der Verträge auf Ansprüche hinsichtlich Mehr-, Minder- oder Andersleistungen sowie den Abschluss von Vertragsänderungen, die eine angemessene Entschädigung vorsehen. Die Bedeutung des Claim Management ist nicht zu unterschätzen, denn hohe Nachforderungen wirken sich i. d. R. stark auf den wirtschaftlichen Erfolg aus. (5) Projektkontrolle: Die Kontrolle ist eine Folge der Planung: Planung ohne Kontrolle ist sinnlos, Kontrolle ohne Planung unmöglich. 304 Projektmanagement Die Projektkontrolle besteht aus der Leistungskontrolle . Um den Leistungsfortschritt des gesamten Projektes beurteilen zu können, wird für jedes Arbeitspaket der Fortschrittsgrad in Prozent erhoben. der Terminkontrolle . Ausgangspunkt ist die Schätzung des zeitlichen Fortschrittsgrades. Er stellt das Verhältnis von Ist-Dauer zur voraussichtlichen Gesamtdauer dar. Die voraussichtliche Gesamtdauer ergibt sich aus der Ist-Dauer und der realistisch geschätzten voraussichtlichen Restdauer, die auch „Time-to-Completion“ genannt wird. der Kostenkontrolle . Ein wesentlicher Bestandteil der Kostenkontrolle ist die Gegenüberstellung der tatsächlichen Kosten (Istkosten) mit den geplanten Kosten (Plankosten). Abweichungen vom Plan sollten möglichst frühzeitig erkannt werden, um Gegenmaßnahmen einleiten zu können. (6) Projektabschluss : Zu einem systematischen Projektabschluss gehören folgende Teilprozesse: Endabnahme der Projektergebnisse Projektauswertung Projektinterne Abschlussbesprechung im Team Abschlussgespräche mit den wichtigsten Stakeholdern Abschlussbericht und Fertigstellung der Projektdokumentation (7) Das Qualitätsmanagement und das t Management von Chancen und Risiken begleiten die Prozesse des Managements von Projekten. Für beide Bereiche werden unternehmensweite Ziele festgelegt, die jeweils den Ausgangspunkt für das systematische Management von qualitätsrelevanten Themen sowie von Chancen und Risiken darstellen. 305 Projektmanagement 6 Management durch Projekte Ziele des Managements durch Projekte Ist ein einzelnes, bereits definiertes Projekt zu realisieren, bewegt man sich auf der operativen Ebene. Dabei geht es - wie bisher beschrieben - um das Management eines Einzelprojektes. Der Erfolg eines Unternehmens hängt jedoch i. d. R. nicht nur von der effizienten Abwicklung eines bestimmten Projektes ab, sondern vielmehr von der Auswahl der „richtigen“ Projekte . In der ersten Box wurde bereits dargelegt, dass das Projektmanagement in einer Zeit mit zunehmender Dynamik und Komplexität auch an strategischer Bedeutung gewinnt: In den meisten Unternehmen werden immer größere Anteile des Umsatzes über Projekte erwirtschaftet e . Im Management durch Projekte bewegen wir uns auf der straaa tegischen Ebene der Führungsregelkreise e . Ausgangspunkt ist die Gesamtunternehmensplanung, die i. d. R. vorrangig zwei Ziele verfolgt: Die Unternehmensentwicklung und g die Wertsteigerung des Unternehmens g . Beiden Zielen soll die Zusammenstellung eines entsprechenden Projektportefeuilles und dessen Umsetzung im Rahmen eines systematischen Multiprojektmanagements dienen. 306 Projektmanagement Multiprojektmanagement Das Multiprojektmanagement besteht aus 3 Phasen: Strategische Multiprojektplanung Operative Multiprojektplanung Multiprojektplanung Multiprojektumsetzung Multiprojektkontrolle Multiprojektmanagement Schaffung der organisatorischen Voraussetzungen Konkrete Umsetzungsmaßnahmen, wie z.B. Koordination der operativen Projektumsetzung Strategische Multiprojektkontrolle Strategische Überwachung Strategische Prämissenkontrolle Strategische Durchführungs- kontrolle auf der Grundlage der operativen Multiprojektkontrolle Operative Multiprojektkontrolle Abb. 5: Phasen des Multiprojektmanagements (1) Im Zentrum der Multiprojektplanung steht die Auswahl g jener Projekte, die den strategischen Zielen des Unternehmens entsprechen, d. h. zur gewünschten Unternehmensentwickkk lung und zur Wertsteigerung des Unternehmens beitragen. Ein wichtiges quantitatives Kriterium zur Messung des Beitrages eines einzelnen Projektes zur Wertsteigerung des gesamten Unternehmens ist der Projektwertbeitrag , der auf Basis der geplanten Projekt-Free Cash-flows (FCF) mit Hilfe der folgenden Formel berechnet werden kann: 307 Projektmanagement Projektwertbeitrag (PWB) = ; t = 0 T Projekt FCF t ___ (1 + WACC) t mit WACC Weighted Average Cost of Capital Die Analyse der strategischen Eignung eines Projektes für die gewünschte Unternehmensentwicklung kann mit Hilfe der Balanced Scorecard erfolgen: Für die einzelnen Felder der d Balanced Scorecard werden strategische Ziele definiert. Den Feldern werden dann Projekte zugeordnet. Schließlich lässt sich feststellen, welche Projekte zur Verwirklichung der strategischen Ziele beitragen können. Beispiel: Im Balanced Scorecard-Feld „Finanzen“ wird u. a. folgendes Projekt eingetragen: Projekt zur Senkung der eingesetzten Kapitals durch Entwicklung eines neuen Logistiksystems (z. B. Just-in-time-Bestellstrategie). Auf diese Weise wird das Ziel einer Senkung der Kapitalbindungskosten angesteuert. Die Auswahl der einzelnen Projekte kann mit Hilfe der Nutzwertanalyse erfolgen, die sowohl quan e titative (z. B. Projektwertbeitrag) als auch qualitative Kriterien (z. B. Projektkomplexität, Projektrisiken) verarbeiten kann. Sie liefert eine Anordnung der untersuchten Projekte nach der Höhe der Nutzwerte. Sind die richtigen Projekte ausgewählt, gilt es im nächsten Schritt der Multiprojektplanung die zur Verfügung stehenden Ressourcen über alle Projekte hinweg möglichst sinnvoll einzusetzen und Synergieeffekte zu realisieren e . 308 Projektmanagement (2) Wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Multiprojektumsetzung ist die Schaffung der organisatorischen Voraussetzung. Es müssen zusätzliche Organisationseinheiten eingerichtet werden: Der Multiprojektlenkungsausschuss und das Projektmanagementoffice. Beide Organisationseinheiten stellen eine Brücke zwischen e der Stammorganisation und der sekundären Projektorganisation her. Unternehmensleitung Betriebsleiter Bereichsleiter Hauptabteilungsleiter Abteilungsleiter Meister Mitarbeiter Projektmanagementoffice Multiprojektlenkungsausschuss Primärorganisation (Linienorganisation) Sekundäre Organisation (Projektorganisation) Projekt A Projekt B Projekt D Projekt C zeitlich unbegrenzt vorhandene Organisationseinheiten und dauerhafte Koordinationsverbindungen temporär begrenzt vorhandene Organisationseinheiten und Koordinationsverbindungen Abb. 6: Multiprojektorganisation Der Multiprojektlenkungsausschuss besteht aus einer Arbeitsgruppe, die Fragen der inhaltlichen Abstimmung 309 Projektmanagement zwischen den Projekten klärt, die die strategische Ausrichtung der ganzen Unternehmung betreffen. Das Projektmanagementoffice (PMO) übernimmt ins e besondere die Koordination zwischen den verschiedenen Projekten, ist aber auch für die Entwicklung einheitlicher Projektmanagementstandards für alle Projekte und den Aufbau von Projektmanagement-Know-how im Unternehmen zuständig. (3) Die Multiprojektkontrolle überprüft insbesondere, ob ein strategischer Handlungsbedarf zur Überarbeitung des Projektportefeuilles im Lichte neuer Erkenntnisse besteht. Der Multiprojektlenkungsausschuss besteht aus einer Arbeitsgruppe, die Fragen der inhaltlichen Abstimmung zwischen den Projekten klärt, die die strategische Ausrichtung der ganzen Unternehmung betreffen. Er sollte sich zusammensetzen aus Mitgliedern der Unternehmensleitung Mitgliedern des PMO Dem Leiter des Fachbereichs „Strategieentwicklung“ Dem Leiter des Fachbereichs „Unternehmenscontrolling“ Im Falle besonders wichtiger strategischer Projekte auch aus Projektleitern. Das Projektmanagementoffice (PMO) übernimmt ins e besondere die Koordination zwischen den verschiedenen Projekten, ist aber auch für die Entwicklung einheitlicher Projektmanagementstandards für alle Projekte und den Aufbau von Projektmanagement-Know-how im Unternehmen zuständig. 310 Projektmanagement Dies gilt insbesondere dann, wenn zwischen Projekten und Linienmanagement Ressourcenkonflikte auftreten. Zudem kommt dem PMO im Hinblick auf den Einsatz von Ressourcen die Aufgabe eines systematischen Synergiemanagements zu. 311 Projektmanagement 7 Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Ein Projekt ist ein Vorhaben, das zeitlich befristet ist ständig wiederholt wird als Routineaufgabe verstanden werden kann 2. Ein typisches Modell der Organisation von Projekten stellt die Funktionale Organisation die Matrixorganisation die Stabsprojektorganisation dar 3. Nachteile der Matrixprojektorganisation sind Konflikte wegen Doppelunterstellung Herumreichen des „Schwarzen Peters“ flexibler Personaleinsatz 4. Die Projektkultur ist die Gesamtheit der in einem Projekt gültigen Werte und Normen, die über bestimmte Verhaltensmuster Denkmuster Leistungsprozesse das Entscheiden und Handeln des Projektteams prägen. 5. Positive Wirkungen der Projektkultur: gemeinsames Orientierungsmuster Wir-Gefühl Gruppendruck 312 Projektmanagement 6. Die Machbarkeitsstudie steht am Anfang eines Projektes bei einzelnen Meilensteinen eines Projektes am Abschluss eines Projektes 7. Das Lastenheft enthält die vom Auftraggeber eines Projektes formulierten Forderungen bezüglich der Leistungen des Auftragnehmers genannten finanziellen Belastungen zur Durchführung des Projektes fixierten Vorschläge des Kunden bezüglich der Merkmale des Projektes 8. Die Projektablaufplanung befasst sich mit der Planung der Termine der Kosten der Anforderungen an die Ressourcen 9. Das Nachforderungsmanagement (claim management) umfasst die Überwachung der Verträge in Bezug auf die erbrachten Leistungen die Beschreibung der einzelnen Meilensteine die Bemessung der Entschädigung für Vertragsverletzungen 10. Die Arbeitsaufwandsplanung lässt sich mit Hilfe folgender Planungstechniken unterstützen: Balkenpläne Netzpläne Multiplikatormethode 313 Projektmanagement 11. Die Prozesskostenrechnung eignet sich insbesondere zur verursachungsgerechten Zurechnung der indirekten Leistungsbereiche zur Ermittlung der Preisuntergrenze für ein Projekt 12. Die Earned Value Technik eignet sich insbesondere für die Terminkontrolle ermöglicht ein Bild vom aktuellen Stand eines Projektes 13. Projektstrukturpläne lassen sich bilden durch eine funktionsorientierte Gliederung eine objektorientierte Gliederung eine kostenorientierte Gliederung 14. Quality Gates stellen Meilensteine der Erreichung bestimmter Qualitätsanforderungen im Rahmen des Projektverlaufs dar Voraussetzungen für die Fortsetzung der Realisation eines Projektplanes dar 15. Das Management durch Projekte befasst sich mit der Planung und Realisation eines einzelnen Projekkk tes mit der Auswahl der „richtigen“ Projekte 16. Ein Balkenplan ist die graphische Darstellung von Terminen und Dauern für die einzelnen Arbeitspakete der Kostenentwicklung im Rahmen eines Projektverlaufes 314 Projektmanagement 17. Die Kosten von Projekten fallen i. d. R. deshalb höher aus als geplant, weil zur Durchsetzung eines Projektvorhabens bei den Entscheidungsträgern von idealen Bedingungen ausgegangen wird im Laufe des Projektvollzugs ständig neue Ideen vorgebracht werden keine geeigneten Methoden der Projektkontrolle zur Verfügung stehen 18. Ein Projektcontroller nimmt folgende Aufgaben wahr: die Planung und Kontrolle von Kosten die Zusammenstellung des Projektteams die Beschaffung und Aufbereitung von Informationen für die Projektleitung 19. Die Portfolio-Analyse ist eine Methode zur Optimierung der Multiprojektplanung Überwachung des Projektfortschrittes 20. Ein projektorientiertes Unternehmen zeichnet sich dadurch aus, dass das Projektmanagement in die Entwicklung des gesamten Unternehmens integriert ist. nimmt nur dann Projekte in Angriff, wenn eine Ausnahmesituation zu bewältigen ist Thieß Petersen H Mikroökonomie 317 Mikroökonomie 1 Was ist Mikroökonomie Die Mikroökonomie beschäftigt sich mit den theoretischen Grundlagen der Funktionsweise von Märkten und Preisen. Sie untersucht das Nachfrageverhalten von Konsumenten und das Angebotsverhalten von Unternehmen. Aus dem Zusammenspiel der Aktivitäten aller Konsumenten und Unternehmen auf einem Markt ergibt sich ein Marktgleichwicht. Bei diesem Gleichgewicht ist der Preis so hoch, dass die zu diesem Preis angebotene Gütermenge genauso groß ist wie die nachgefragte Menge. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Welcher Disziplin wird die Mikroökonomie zugerechnet? Betriebswirtschaftslehre Volkswirtschaftslehre 2. Womit beschäftigt sich die Mikroökonomie nicht? Nachfrager (= Konsumenten) Anbieter (= Unternehmen) Wechselkurse Märkte Preise 318 Mikroökonomie 2 Grundlegende Begriffe Die zentralen Akteure der Mikroökonomie sind Haushalte und Unternehmen. Haushalte erzielen durch das Angebot ihrer Arbeitskraft ein Einkommen, das sie für den Kauf von Gütern ausgeben. Unternehmen produzieren diese Güter mit dem Ziel, einen Gewinn zu erzielen. Bei allen Akteuren wird angenommen, dass sie das ökonomische Prinzip anwenden. Dies bedeutet, dass entweder ein gegebenes Ziel mit minimalen Einsatz an Mitteln (Input) erreicht wird, oder dass mit einem gegebenen Bestand an Mitteln der maximale Output erreicht wird. Güter sind dabei definiert als Mittel zur Bedürfnisbefriedi r gung. Der Austausch von Gütern erfolgt auf dem Markt. Der Markt ist der Ort, an dem sich Angebot und Nachfrage eines t Gutes treffen. Das Angebot bezeichnet dabei die Bereitschaft eines wirtschaftlichen Akteurs, eine bestimmte Menge eines Gutes zu einem bestimmten Preis zu verkaufen. Die Nachfrage bezeichnet hingegen die Bereitschaft, eine bestimmte Menge eines Gutes zu einem bestimmten Preis zu kaufen. Der Preis eines Gutes wird in Geldeinheiten ausgedrückt und gibt an, wie viele Geldeinheiten für eine Mengeneinheit des Gutes bezahlt werden müssen. Das auf einem Markt gehandelte Gut ist im Normalfall ein homogenes Gut. Dies bedeutet, dass die Konsumenten alle Mengeneinheiten dieses Gutes als vollkommen gleich ansehen. Es liegt eine vollkommene Ersetzbarkeit - in der Sprache der Ökonomen Substituierbarkeit - der Gütereinheiten vor. Das Gut ist zudem ein knappes Gut. Dies bedeutet, dass 319 Mikroökonomie das Gut nicht in so großer Menge vorhanden ist, dass jeder Haushalt seine Bedürfnisse nach diesem Gut in beliebigem Umfang befriedigen kann und der Preis für das Gut größer als Null ist. Knappheit stellt somit ein Spannungsverhältnis zwi t schen unbegrenzten Bedürfnissen und begrenzten Mitteln zur Befriedigung dieser Bedürfnisse dar. Ziel des wirtschaftlichen Handelns ist es, dieses Spannungsverhältnis zu verringern. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Welche beiden Akteure stehen in der Mikroökonomie im Mittelpunkt? Wirtschaftspolitiker Haushalte Zentralbanken Unternehmen 2. Ergänzen Sie die Sätze: befriedigen die Bedürfnisse der Haushalte. Diese werden von produziert. 3. Welche Aussage ist falsch? Die Menge an Geldeinheiten, die ein Haushalt für ein Gut bereit ist zu bezahlen, entspricht dem Preis eines Gutes. Der Preis eines Gutes ergibt sich aus dem Kräftespiel zwischen Angebot und Nachfrage. Durch Geldeinheiten kann ein Preis ausgedrückt werden. 320 Mikroökonomie 4. Was ist kein homogenes Gut? Strom Stammaktien eines Unternehmens Smartphones 5. Ergänzen Sie den Satz: Ein Gut liegt nicht in so großer Menge vor, dass jeder sein Bedürfnis danach in beliebigem Ausmaß stillen kann. 321 Mikroökonomie 3 Haushaltstheorie Die Haushaltstheorie beschäftigt sich mit dem Verhalten der Mitglieder von privaten Haushalten. Dabei geht es primär um das Konsumverhalten. Es wird untersucht, nach welchen Kriterien Konsumenten ihr Geld für den Kauf verschiedener Güter aufteilen, und wie sie auf Preisänderungen reagieren. Nutzen und Präferenzen Konsumenten benötigen eine Vielzahl von Gütern. Ein Güterbündel besteht aus den Mengen verschiedener Güter. Eine Möglichkeit zur Bewertung der Wünschbarkeit von Güterbündeln ist der Nutzen. Der Nutzen ist eine Zahl, die das Nutzenniveau widerspiegelt, das ein Haushalt dadurch erreicht, indem ein bestimmtes Güterbündel konsumiert wird. Die Zuweisung einer Nutzenzahl zu einem Güterbündel erfolgt mit Hilfe der Nutzenfunktion. Die erste Ableitung dieser Funktion stellt den Grenznutzen dar. Er gibt den zusätzlichen Nutzen an, den ein Haushalt daraus zieht, dass er eine zusätzliche Einheit dieses Gutes konsumiert. Zur Nutzentheorie gehört das Gesetz vom abnehmenden Grenznutzen. Es besagt, dass der Grenznutzen eines Gutes mit zunehmendem Konsum dieses Gutes immer geringer wird. Grafisch lässt sich die Bewertung von Güterbündeln mit Hilfe von Indifferenzkurven durchführen. Die Indifferenzkurve ist die Kurve, auf der alle Güterbündel liegen, die für einen Haushalt den gleichen Nutzen stiften. Die Steigung in einem Punkt einer Indifferenzkurve wird als Grenzrate der Substitution bezeichnet und sagt etwas darüber aus, wie viele zusätzliche Einheiten eines Gutes ein Haushalt erhalten muss, wenn der 322 Mikroökonomie Konsum eines anderen Gutes um eine Einheit reduziert wird und der Gesamtnutzen trotzdem unverändert bleiben soll. Budgetrestriktion eines Haushalts Ein Haushalt verfügt über ein bestimmtes Einkommen. Die Güterbündel, die sich ein Haushalt angesichts dieser finanziellen Restriktion und der herrschenden Marktpreise leisten kann, stellt die Konsummöglichkeitsmenge dar. Grafisch lässt sich die Budgetrestriktion im Fall von nur zwei Gütern durch die Budgetgerade darstellen. Auf der Budgetgeraden liegen alle Güterbündel, die sich der Haushalt mit dem gegebenen Einkommen maximal leisten kann. Die Lage der Budgetgeraden hängt von zwei Größen ab, dem Einkommen und den Preisen. Eine Erhöhung des Einkommens bewirkt in einem Zwei-Güter-Diagramm eine Parallelverschiebung der Budgetgeraden nach rechts, weil der Haushalt nun von jedem der Güter eine größere Menge kaufen kann. Bei der Erhöhung eines Güterpreises kommt es hingegen zu einer Drehung der Budgetgeraden hin zum Ursprung, und bei einer Preissenkung zu einer Drehung weg vom Ursprung. Optimaler Konsumplan eines Haushalts Ein Haushalt hat seinen optimalen Konsumplan erreicht, wenn er die ihm zur Verfügung stehende Geldsumme so für den Kauf verschiedener Güter verwendet, dass er das höchstmögliche Nutzenniveau erreicht. Formal ergibt sich der optimale Konsumplan dadurch, dass die Nutzenfunktion des Haushalts maximiert wird und dabei die Budgetrestriktion eingehalten wird. 323 Mikroökonomie Grafisch lässt sich der optimale Konsumplan im Fall von nur zwei Gütern mit Hilfe der Budgetgeraden und der Indifferenzkurve ermitteln. Ziel eines nutzenmaximierenden Haushalts ist es, angesichts seiner Budgetrestriktion die Indifferenzkurve zu erreichen, die am weitesten vom Ursprung entfernt ist. Dieses Ziel wird realisiert, wenn die Budgetgerade eine Indifferenzkurve tangiert. Der so gefundene Tangentialpunkt stellt den optimalen Konsumplan des Haushalts dar. Er zeichnet sich dadurch aus, dass die Steigung der Indifferenzkurve mit der Steigung der Budgetgeraden übereinstimmt (siehe Abb.1 ). Der optimale Konsumplan zeichnet sich außerdem dadurch aus, dass das Verhältnis der Grenznutzen der beiden Güter dem Verhältnis der Güterpreise entspricht. Bei einer Änderung des Verhältnisses der Güterpreise ändert sich deshalb auch der optimale Konsumplan. Menge Gut 1 Menge Gut 2 Indifferenzkurve Budgetgerade optimaler K onsumpunkt 0 ● Abb. 1 324 Mikroökonomie Substitutions- und Einkommenseffekt einer Preisänderung Eine Preiserhöhung für ein Gut hat zur Folge, dass der Haushalt von dem teurer gewordenen Gut eine geringere Menge nachfragt und anstelle des verteuerten Gutes vermehrt Güter nachfragt, deren Preis unverändert geblieben ist. Die Reaktion des Haushalts auf die Veränderung der relativen Preise der verschiedenen Güter wird als Substitutionseffekt bezeichnet t . Die Preiserhöhung bei einem Gut wirkt darüber hinaus wie eine Verringerung des verfügbaren Einkommens. Die Reaktion des Haushalts auf die Reduzierung der Kaufkraft wird als Einkommenseffekt bezeichnet t . Der Gesamteffekt einer Preisänderung setzt sich aus dem Einkommens- und dem Substitutionseffekt der Preisänderung zusammen. Er ist nicht eindeutig. Von einer normalen Nachfrage wird gesprochen, wenn ein Haushalt auf einen Preisanstieg eines Gutes mit einer Reduzierung der nachgefragten Menge dieses Gutes reagiert und bei einem Preisrückgang mit einer Erhöhung der nachgefragten Menge. Von einer anomalen Nachfrage wird hingegen gesprochen, wenn ein Haushalt auf einen Preisanstieg eines Gutes mit einer Erhöhung der nachgefragten Menge dieses Gutes reagiert und bei einem Preisrückgang mit einer Reduzierung der nachgefragten Menge. Preis- und Einkommenselastizität der Nachfrage Die Elastizität gibt die Stärke eines Ursache-Wirkungsbezugs an. Hierzu wird die relative Änderung des Funktionswertes (z. B. die nachgefragte Gütermenge) in Relation zur relativen Änderung der Ursache (z. B. dem Preis) gesetzt. Es gibt verschiedene Nachfrageelastizitäten (direkte Preiselastizität der Nachfrage, Kreuzpreiselastizität der Nachfrage, Einkommens- 325 Mikroökonomie elastizität der Nachfrage), die unter anderem für die Definition von verschiedenen Güterbzw. Nachfragetypen verwendet werden. Zwei Güter werden als komplementäre Güter bezeichnet, e wenn sie aus Sicht der Konsumenten beide zusammen konsumiert werden müssen, z. B. Autos und Benzin. Die Kreuzpreiselastizität der Nachfrage ist bei komplementären Gütern kleiner als Null. Zwei Güter werden als substitutive Güter bezeichnet, e wenn sie aus Sicht der Konsumenten beide in der Lage sind, ein bestimmtes Bedürfnis zu befriedigen, z. B. Butter und Margarine. Die Kreuzpreiselastizität der Nachfrage ist bei substitutiven Gütern größer als Null. Ein Gut wird als inferior bezeichnet, wenn ein Anstieg des r verfügbaren Einkommens dazu führt, dass die Nachfrage nach diesem Gut abnimmt. Die Einkommenselastizität der Nachfrage ist bei einem inferioren kleiner als Null. Ein Gut wird als superior bezeichnet, wenn ein Anstieg des r verfügbaren Einkommens dazu führt, dass die Nachfrage nach diesem Gut zunimmt. Die Einkommenselastizität der Nachfrage ist bei einem inferioren größer als Null. Nachfragegesetz Im Fall einer normalen Nachfrage gilt das so genannte Nachfragegesetz. Dieses Gesetz beschreibt den im Normalfall erwarteten Zusammenhang zwischen dem Preis eines Gutes und der nachgefragten Menge dieses Gutes und zeichnet sich durch folgende Zusammenhänge aus: Wenn der Preis eines Gutes hoch ist, ist die nachgefragte Menge des Gutes gering. Bei einem geringen Preis ist die nachgefragte Menge des Gutes hingegen hoch. Wenn der 326 Mikroökonomie Preis eines Gutes steigt, geht die nachgefragte Menge des Gutes zurück. Bei einem sinkenden Preis nimmt die nachgefragte Menge des Gutes zu. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Womit beschäftigt sich die Haushaltstheorie primär? Produktion Konsum 2. Ein Haushalt kauft Brot und Butter. Wie kann man diese beiden Produkte in der Haushaltstheorie nennen? Güterbündel Güter-Mix Güterkonsum 3. Vervollständigen Sie den Satz zu dem folgenden Gesetz aus der Nutzentheorie: a) Der eines Gutes wird mit zunehmenden Konsum dieses Gutes geringer. b) Fällt ihnen dazu ein Beispiel aus Ihrem Alltag ein? 4. Nehmen Sie an, Sie haben 500 Euro pro Monat zur Verrr fügung. Was stellen diese 500 Euro für Sie mikroökonomisch gesehen dar? die Konsumquote die Sparquote eine Budgetrestriktion 327 Mikroökonomie 5. Im optimalen Konsumpunkt berühren sich zwei Kurrr ven, welche? Und: Zeichnen Sie die Kurven auch in das Diagramm ein und benennen Sie die beiden Achsen. die Budgetgerade und die Indifferenzkurve zwei Budgetgeraden die Budgetgerade und die Isoquante 0 6. Sie kaufen jeden Monat drei Tafeln Schokolade. Der Schokoladenpreis steigt pro Tafel um 5 Cent. Sie kaufen in den folgenden Monaten nur noch zwei Tafeln. Welche Kennzahl aus der Mikroökonomie bildet einen solchen Preis-Mengen-Zusammenhang ab? die Preiselastizität die Einkommenselastizität 328 Mikroökonomie 4 Produktionstheorie Die Produktionstheorie beschäftigt sich mit der Güterproduktion in einer Volkswirtschaft. Dabei werden die Zusammenhänge zwischen dem Input, d. h. den Produktionsfaktoren Arbeit, Kapital und Boden sowie dem technisch-organisatorischen Wissen, und dem Output analysiert. Eine Produkkk tionsfunktion ordnet jeder Kombination dieser drei Produkkk tionsfaktoren und dem technisch-organisatorischen Wissen die maximal herstellbare Menge eines bestimmten Gutes zu. Der Grenzertrag eines Faktors gibt an, wie sich der Gesamter g trag verändert, wenn der Einsatz eines Produktionsfaktors um eine Einheit erhöht wird und alle anderen Faktoreinsatzmengen konstant bleiben. Drei Arten von Produktionsfunktionen Es gibt drei Arten von Produktionsfunktionen: die neoklassische, die ertragsgesetzliche und die limitationale Produkkk tionsfunktion: Bei einer neoklassischen Produktionsfunktion ist das Verhältnis der eingesetzten Produktionsfaktoren vollkommen flexibel, sodass jede Menge eines Faktors durch bestimmte Mengen eines anderen Faktors ersetzt werden kann. Diese Funktion zeichnet sich außerdem durch positive, aber abnehmende Grenzerträge aus. Bei einer limitationalen Produktionsfunktion ist das Verhältnis der eingesetzten Produktionsfaktoren fix, sodass überhaupt keine Substitutionsmöglichkeiten bestehen. Die Grenzerträge sind zunächst positiv und konstant, erreichen dann aber einen Wert von Null. Die ertragsgesetzliche Produktionsfunktion zeichnet sich e dadurch aus, dass die Produktionsfaktoren in begrenztem 329 Mikroökonomie Maße substituierbar sind. Diese Funktion hat darüber hinaus zunächst positive und steigende Grenzerträge. Die Grenzerträge erreichen dann einen Maximalwert, danach liegen positive, aber abnehmende Grenzerträge vor. Der Grenzertrag erreicht schließlich einen Wert von Null oder wird sogar negativ. vv Isoquanten und Grenzrate der Faktorsubstitution Die Isoquante einer Produktionsfunktion gibt alle Kombina e tionen von Inputmengen an, die den gleichen Gesamtertrag hervorbringen. Die Grenzrate der Substitution, die der Steigung der Isoquanten entspricht, gibt an, wie viele zusätzliche Einheiten eines Faktors in der Produktion eingesetzt werden müssen, wenn der Einsatz eines anderen Produktionsfaktors um eine Einheit reduziert wird und der Gesamtoutput trotzdem unverändert bleiben soll. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Ergänzen Sie den Satz: Die Produktionstheorie analysiert unter anderem den Zusammenhang zwischen und . 2. Nennen Sie drei wichtige Produktionsfaktoren aus der Produktionstheorie? , und . 330 Mikroökonomie 3. Welche drei Produktionsfunktionen sollten Sie kennen? , und Produktionsfunktion 4. Was ist eine Isoquante? alle Kombinationen von Inputmengen, die den gleichen Output erzeugen sie entspricht der Minimalkostenkombination der Produkkk tionsfaktoren 5. Was entspricht der Steigung der Isoquante? sie entspricht dem Verhältnis von Input zu Output sie entspricht der Grenzrate der Substitution die Steigung einer Isoquante liegt stets bei 1 331 Mikroökonomie 5 Kostentheorie Kosten sind der mit Geldeinheiten bewertete Verbrauch von Produktionsfaktoren, die zur Herstellung einer bestimmten Produktionsmenge erforderlich sind. Da kurzfristig die Einsatzmenge einiger Faktoren nicht verändert werden kann, fallen die mit diesen Faktoren verbundenen Kosten unabhängig von der produzierten Menge an. Diese Kosten sind die Fixkosten. Die variablen Kosten sind hingegen die Kosten der Faktoren, deren Einsatzmengen von der produzierten Menge abhängen. Isokostengerade und Minimalkostenkombination In einem Arbeitsmengen-Kapitalmengen-Diagramm liegen alle Kombinationen, die die gleichen Gesamtkosten verursachen, auf der so genannten Isokostengeraden . Je weiter diese Gerade vom Ursprung entfernt ist, desto höher sind die Gesamtkosten. Dem Prinzip der Kostenminimierung folgend, lässt sich für jede hergestellte Menge die Minimalkostenkombination bestimmen, also das Bündel an Inputfaktoren, das eine bestimmte Produktionsmenge zu den niedrigsten Kosten herstellen kann. Die Minimalkostenkombination liegt dort, wo eine Isoquante von einer Isokostengeraden tangiert wird (siehe Abb. 2) 332 Mikroökonomie Menge Faktor 1 Menge Faktor 2 0 Isoquante ● Isokostengerade Minimalkostenkombination Abb. 2 Die Minimalkostenkombination zeichnet sich dadurch aus, dass das Verhältnis der Grenzproduktivitäten der beiden Produktionsfaktoren dem Verhältnis der Faktorpreise entspricht. Bei einer Änderung des Verhältnisses der Faktorpreise ändert sich deshalb auch die kostenminimierende Kombination der Produktionsfaktoren. Dabei wird die Einsatzmenge des Produktionsfaktors, dessen Preis steigt, reduziert und durch die Produktionsfaktoren kompensiert, deren Preis unverändert geblieben ist. Angebotsfunktion eines gewinnmaximierenden Unternehmens Ziel eines Unternehmens ist es, den Gewinn - also die Difff ferenz zwischen dem Erlös und den Produktionskosten - zu maximieren. Dieses Ziel wird erreicht, wenn der Erlös, der mit der letzten verkauften Gütereinheit erzielt wird (der Grenzerrr lös ), genau so groß ist wie die Kosten, die mit der Produktion s dieser Gütereinheit verbunden sind (die Grenzkosten ) n . Die gewinnmaximale Menge ist erreicht, wenn der am Markt erzielbare Preis gleich den Grenzkosten der Produktion ist. Voraussetzung für einen Gewinn ist jedoch, dass der Gesamterlös 333 Mikroökonomie alle Kosten deckt. Daher muss der Preis mindestens so hoch sein wie die Durchschnittskosten. Ein Unternehmen bietet die Produktionsmenge an, bei der die Grenzkosten der Produktion mit dem am Markt vorherrschenden Preis für eine Einheit des hergestellten Produkts übereinstimmen und bei der dieser Preis mindestens so groß ist wie die Durchschnittskosten. Grafisch stimmt die Angebotsfunktion mit der Grenzkostenkurve überein, sofern die Grenzkostenkurve über den Durchschnittskosten liegt (siehe Abb. 3). Preis Gut 1, Grenzkosten, Durchschnittskosten Menge Gut 1 0 Grenzkostenkurve minimale Durchschnittskosten Durchschnittskostenkurve Angebotskurve = Grenzkostenkurve oberhalb der minimalen Durchschnittskosten Abb. 3 Marktangebotskurve Im Regelfall wird in der Mikroökonomie von einer neoklassischen Produktionsfunktion ausgegangen. Diese zeichnet sich durch eine abnehmende Grenzproduktivität und damit durch steigende Grenzkosten aus. Das Angebotsverhalten eines gewinnmaximierenden Unternehmens, für das der Preis 334 Mikroökonomie eine vom Markt vorgegebene exogene Größe ist, zeichnet sich deshalb durch folgende Zusammenhänge aus: Wenn der Preis eines Gutes hoch ist, ist die angebotene Menge des Gutes hoch. Bei einem geringen Preis ist die angebotene Menge hingegen gering. Wenn der Preis eines Gutes sinkt, geht die angebotene Menge des Gutes zurück. Bei einem steigenden Preis nimmt die angebotene Menge des Gutes zu. Dieser Zusammenhang zwischen der angebotenen Menge eines bestimmten Gutes und dessen Preis gilt auch das gesamte Marktangebot. Das Marktangebot ist das Gesamtan t gebot aller Anbieter, die auf dem Markt das betreffende Gut anbieten. Formal ist das Marktangebot die Summe aller individuellen Angebote der Unternehmen. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Was sind Fixkosten? sie fallen unabhängig von der produzierten Menge an sie fallen abhängig von der produzierten Menge an 2. Was bildet eine Isokostengerade ab? sie bildet die variablen Kosten ab die Kosten, die unabhängig von der produzierten Menge anfallen die Kombinationen von Produktionsfaktoren, die die gleichen Gesamtkosten verursachen die Kombinationen von Produktionsfaktoren, die den gleichen Output erzielen 335 Mikroökonomie 3. Was besagt die Minimalkostenkombination? Und: Benennen Sie die Achsen des unten stehenden Dia aa gramms und zeichnen Sie eine Minimalkostenkombinaaa tion ein. sie zeigt die Produktionsmenge auf, bei der die Kosten der Inputfaktoren am niedrigsten sind sie ist die Kombination von Inputfaktoren, die eine bestimmte Produktionsmenge zu den niedrigsten Kosten anbietet 0 4. Wann erreicht ein Unternehmen die gewinnmaximale Ausbringungsmenge? sie liegt vor, wenn die Durchschnittskosten am niedrigsten sind wenn der am Markt erzielte Preis den Grenzkosten der Produktion entspricht; die Grenzkosten sind dabei die Kosten, die anfallen, wenn eine zusätzliche Einheit produziert wird sie ist immer dann erreicht, wenn eine Minimalkostenkombination vorliegt 336 Mikroökonomie 5. Welcher Zusammenhang gilt bei einer neoklassischen Angebotskurve? wenn der Preis eines Gutes hoch ist, dann ist auch das Angebot hoch wenn der Preis eines Gutes hoch ist, dann sinkt das Angebot wenn der Preis eines Gutes niedrig ist, dann steigt das Angebot 337 Mikroökonomie 6 Konsumenten- und Produzentenrente Konsumenten ziehen einen Nutzen aus dem Konsum von Gütern, und Produzenten erzielen einen Gewinn bzw. ein Faktoreinkommen, wenn sie Güter herstellen. Die Konsumenten- und die Produzentenrente sind Maße für die Vorteilhaftigkeit der gesamten Volkswirtschaft, die mit der Produktion und dem Konsum einer bestimmten Gütermenge verbunden sind. Konsumentenrente Die Konsumentenrente ist Maß für die Vorteile, die ein Haushalt daraus zieht, dass er eine bestimmte Menge eines Gutes kauft und konsumiert. Zentral für die Messung der Konsumentenrente ist die maximale oder marginale Zahlungsbereitschaft eines Haushalts t . Sie spiegelt den in Geldeinheiten gemessenen Nutzen wider, den der Haushalt der entsprechenden Gütereinheit zuordnet. Die Konsumentenrente resultiert daraus, dass die marginale Zahlungsbereitschaft eines Konsumenten für ein Gut bis zu einer bestimmten Gütermenge größer ist als der Preis, der für jede einzelne Gütereinheit zu zahlen ist. In einem Preis-Mengen-Diagramm ist die Konsumentenrente die Fläche zwischen der Nachfragekurve des Haushalts und dem am Markt zu zahlenden Preis (siehe Abb. 4). Die Konsumentenrente kann auch für die gesamte Volkswirtschaft angegeben werden. In diesem Fall ist die Konsumentenrente die Fläche zwischen der Marktnachfragekurve und dem am Markt herrschenden Gleichgewichtspreis. 338 Mikroökonomie Produzentenrente Die Produzentenrente ist Maß für die Vorteile, die ein Unternehmen daraus zieht, dass es eine bestimmte Menge eines Gutes produziert und anschließend auf dem Markt verkauft. Die Produzentenrente resultiert aus der Differenz zwischen dem Preis, den ein Anbieter am Markt für eine Gütereinheit erzielen kann, und dem Preis, zu dem er bereit wäre, diese Gütereinheit zu verkaufen. In einem Preis-Mengen-Diagramm ist die Produzentenrente die Fläche zwischen der Angebotskurve des Anbieters und dem am Markt zu erzielenden Preis (siehe Abb. 4). Die Produzentenrente kann auch für die gesamte Volkswirtschaft angegeben werden. In diesem Fall ist die Produzentenrente die Fläche zwischen der Marktangebotskurve und dem am Markt herrschenden Gleichgewichtspreis. Konsumenten- und Produzentenrente als Maß der Wohlfahrt Ein Instrument zur Messung der Wohlfahrt besteht aus der Summe der Konsumenten- und der Produzentenrente. Diese Summe gibt an, wie hoch die in Geldeinheiten ausgedrückte Vorteilhaftigkeit für die Gesellschaft als Ganzes ist, die sich daraus ergibt, dass eine bestimmte Menge eines Gutes von den Unternehmen produziert und anschließend von den Haushalten konsumiert wird. Die Summe der Konsumenten- und der Produzentenrente wird maximiert, wenn genau die Menge produziert und konsumiert wird, die sich durch den Schnittpunkt der Marktangebotskurve und der Marktnachfragekurve ergibt. Mit diesem Schnittpunkt erreicht eine Volkswirtschaft ihr Wohlfahrtsmaximum. 339 Mikroökonomie Jede Abweichung hiervon ist mit einem Wohlfahrtsverlust für die Volkswirtschaft verbunden. 0 Preis Gut 1 Menge Gut 1 Angebotskurve Nachfragekurve Gleichgewichtspreis Produzentenrente Konsumentenrente Abb. 4 Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Stellen Sie sich vor, Sie möchten sich ein Smartphone eines bestimmten Herstellers kaufen. Wann realisieren Sie eine Konsumentenrente? wenn der Preis des Smartphones niedriger ist, als ihre maximale Zahlungsbereitschaft wenn der Preis des Smartphones höher ist, als ihre maximale Zahlungsbereitschaft wenn der Preis des Smartphones genau Ihrer Zahlungsbereitschaft entspricht 340 Mikroökonomie 2. Ein Unternehmen stellt eine Kaffeemaschine her und möchte diese Kaffeemaschine für mindestens 20 Euro verkaufen. Wann realisiert das Unternehmen keine Pro duzentenrente? wenn die Kaffeemaschine für 25 Euro verkauft wird wenn die Kaffeemaschine für 22 Euro verkauft wird wenn die Kaffeemaschine für 20 Euro verkauft wird 3. Was ist korrekt? Wohlfahrt = Konsumentenrente + Produzentenrente. Wohlfahrt = Konsumentenrente - Produzentenrente Wohlfahrt = Produzentenrente - Konsumentenrente 4. Benennen Sie im folgenden Diagramm die Achsen und zeichnen Sie dort beispielhaft eine Angebots- und Nachfragekurve sowie die Konsumenten- und Produzentenrente ein? 0 341 Mikroökonomie 5. Durch welche Strategie kann der Hersteller von Kaffeemaschinen Konsumentenrente abschöpfen? indem er die Kaffeemaschine in einer simplen und in einer Premiumversion (mit weiteren Produkteigenschaften) zu unterschiedlichen Preisen anbietet indem er die baugleiche Kaffeemaschinen in unterschiedlichen Farben zu unterschiedlichen Preisen anbietet (bei gleichen Herstellkosten) 342 Mikroökonomie 7 Preisbildung auf Märkten Durch das Zusammenspiel aus Nachfrage und Angebot ergibt sich ein Marktgleichgewicht. Ein Marktgleichgewicht liegt vor, wenn die angebotene Menge und die nachgefragte Menge übereinstimmen. Jeder Nachfrager kann zum herrschenden Preis die Menge an Gütern kaufen, die er möchte. Jeder Anbieter kann zum herrschenden Preis die Menge an Gütern verkaufen, die er möchte. Dieser Preis wird Gleichgewichtspreis genannt, die dazugehörende Gütermenge ist die Gleichgewichtsmenge. Preisbildung bei vollständiger Konkurrenz Auf einem Markt herrscht vollständige Konkurrenz, wenn die folgenden Bedingungen erfüllt sind: Es wird ein homogenes Gut gehandelt und es herrscht Markttransparenz. Dies bedeutet, dass das Gesetz von der Unterschiedslosigkeit des Preises gilt. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von Anbietern und Nachfragern. Daraus folgt, dass alle Anbieter und Nachfrager auf diesem Markt als Mengenanpasser agieren. Ein Mengenanpasser passt die von ihm angebotenen Mengen so an die herrschenden Preise an, dass er unter den für ihn geltenden Restriktionen seinen Gewinn maximiert. Der Markteintritt und der Marktaustritt sind frei, d. h. es liegt ein offener Markt vor. Der Preis für das auf dem Markt gehandelte Gut ist nach oben und unten vollkommen flexibel. Auf einem Markt unter vollständiger Konkurrenz ergibt sich das Marktgleichgewicht aus dem Schnittpunkt der Marktangebotskurve und der Marktnachfragekurve. Da die Marktangebotskurve im Fall der vollständigen Konkurrenz der ge- 343 Mikroökonomie samtwirtschaftlichen Grenzkostenkurve entspricht, stimmt der Gleichgewichtspreis mit den gesamtwirtschaftlichen Grenzkosten überein. Das Marktgleichgewicht verändert sich, wenn die Nachfrage oder das Angebot zu- oder abnehmen. Eine Erhöhung der Nachfrage bedeutet z. B., dass nun zu jedem Preis eine größere Gütermenge nachgefragt wird. Die Nachfrageerhöhung hat zur Folge, dass beim alten Gleichgewichtspreis ein Nachfrageüberhang besteht (siehe Abb g . 5). Dies bedeutet, dass nicht alle Nachfrager die Menge erwerben können, die sie erwerben möchten. Daher sind einige Nachfrager bereit, einen höheren Preis zu zahlen. Die Anbieter bemerken dies und sind nun nur noch bereit, jede Mengeneinheit zu einem höheren Preis zu verkaufen. Damit steigt der Preis. Der steigende Preis hat zur Folge, dass erstens die Nachfrage nach dem Gut zurückgeht und dass zweitens das Angebot zunimmt. Dieser Prozess setzt sich so lange fort, bis der Nachfrageüberhang abgebaut ist. Im neuen Markgleichgewicht wird eine höhere Menge zu einem höheren Preis gehandelt. Preis Gut 1 Menge Gut 1 Angebotskurve Nachfragekurve alt ursprünglicher Gleichgewichtspreis Nachfrageüberhang Nachfragekurve neu 0 Abb. 5 344 Mikroökonomie Preisbildung bei einem Monopolmarkt Das entscheidende Kriterium für einen Monopolmarkt ist, dass es nur einen einzigen Anbieter gibt, den Monopolisten . Ihm steht eine große Zahl an Nachfragern gegenüber. Der Monopolist hat Einfluss auf den Preis, weil er bei seiner Preisgestaltung nicht auf die Reaktionen anderer Anbieter Rücksicht nehmen muss. Das Gewinnmaximum eines Monopolisten liegt bei der Menge, bei der die Grenzkosten der Produktion mit dem Grenzerlös übereinstimmen. Der Grenzerlös ist dabei - anders als auf einem Markt mit vollständiger Konkurrenz - keine konstante Größe. Grafisch lässt sich das Monopolgleichgewicht durch den Schnittpunkt der Grenzerlöskurve und der Grenzkostenkurve bestimmen. Dieser Schnittpunkt bestimmt die vom Monopolisten angebotene Gütermenge. Der Gleichgewichtspreis entspricht dem Preis, zu dem die Konsumenten bereit sind, die vom Monopolisten angebotene Gütermenge abzunehmen. Im Vergleich zur vollständigen Konkurrenz bietet der Monopolist eine geringere Menge an, die er zu einem höheren Preis verkauft. Wird die Summe aus Produzenten- und Konsumentenrente als Maßstab für die gesellschaftliche Wohlfahrt herangezogen, so ist mit dem Monopol ein Wohlfahrtsverlust verbunden. 345 Mikroökonomie Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Ergänzen Sie den Satz: Wenn Angebot und Nachfrage übereinstimmen, dann ist der Markt im . 2. Welche Bedingung ist bei vollständiger Konkurrenz nicht erfüllt? es wird ein homogenes Gut gehandelt es herrscht vollkommene Markttransparenz es gibt viele Anbieter und viele Nachfrager die Anbieter sind Preisanpasser es gibt keine Markteintritts- und Marktaustrittsbarrieren der Preis ist vollkommen flexibel 3. Benennen Sie die beiden Achsen und leiten Sie mit Hilfe einer Angebots- und Nachfragekurve einen Gleichgewichtspreis her. Zeigen Sie auch auf, wie sich der Gleichgewichtspreis bei einem Nachfrageüberhang entwickelt. 0 346 Mikroökonomie 4. Was zeichnet ein Monopol aus? es gibt nur einen Anbieter und viele Nachfrager es gibt nur einen Nachfrager es gibt nur einen Anbieter und einen Nachfrager 5. Wie entwickeln sich Preise in einem Monopol - im Verrr gleich zur vollständigen Konkurrenz? es wird mehr von einem Produkt angeboten und der Preis ist höher als bei vollständiger Konkurrenz es wird weniger von einem Produkt angeboten und der Preis ist niedriger als bei vollständiger Konkurrenz es wird weniger von einem Produkt angeboten und der Preis ist höher als bei vollständiger Konkurrenz 347 Mikroökonomie 8 Marktversagen Von einem Marktversagen wird gesprochen, wenn die marktmäßige Koordination zu einem Ergebnis führt, das von dem Ergebnis auf einem Markt mit vollständiger Konkurrenz abweicht. Für diese Abweichung gibt es verschiedene Ursachen. Externe Effekte Externe Effekte liegen vor, wenn die privaten Kosten einer ökonomischen Entscheidung nicht mit den sozialen Kosten dieser Entscheidung übereinstimmen oder wenn der private Nutzen der Entscheidung nicht mit dem sozialen Nutzen übereinstimmt. Die sozialen Kosten sind alle Kosten, die für die Gesellschaft - also die Summe aller Wirtschaftssubjekte - anfallen. Wenn die sozialen Kosten höher sind als die privaten, liegen negative externe Effekte vor (Beispiel: Umweltver e schmutzung). Wenn der soziale Nutzen größer ist als der private, liegen positive externe Effekte vor (Beispiele: gepflegter e Garten, Bildung). Eigeninteressierte Wirtschaftssubjekte berücksichtigen bei ihren Entscheidungen lediglich die privaten Kosten und den privaten Nutzen. Das Ergebnis individuell rationaler Entscheidungen ist aus gesamtwirtschaftlicher Sicht nur optimal, wenn das Wirtschaftssubjekt alle anfallenden Kosten und Nutzen berücksichtigt. Im Fall eines negativen externen Effekts wird von nutzenmaximierenden Individuen eine Entscheidung getroffen, die aus gesellschaftlicher Sicht nicht optimal ist. Durch das Abwälzen eines Teils der Kosten auf die Allgemeinheit wird ein eigeninteressiertes Individuum ein zu großes Aktivitätsniveau wählen (siehe Abb. 6). 348 Mikroökonomie Im Fall von positiven externen Effekten wählt ein rational entscheidender Akteur ein Aktivitätsniveau wählen, das gemessen an den gesamtwirtschaftlichen Vorteilen zu gering ist, weil der Akteur zwar alle Kosten trägt, aber nicht sämtliche Vorteile in Anspruch nehmen kann. Preis Gut 1 Menge Gut 1 (x) 0 private Grenzkosten Nachfragekurve negativer externer Effekt soziale Grenzkosten x* gesell. x* privat Abb. 6 Steigende Skalenerträge Durchschnittskosten. Die sinkenden Durchschnittskosten führen langfristig dazu, dass ein Unternehmen durch eine Ausweitung der Produktion alle Konkurrenten vom Markt drängen kann, die eine geringere Menge zu höheren Durchschnittskosten herstellen. Dieser Verdrängungsprozess dauert so lange, bis nur noch ein Anbieter übrig ist. Dieser Alleinanbieter agiert dann wie jeder Monopolist und bietet im Vergleich zur vollständigen Konkurrenz eine geringere Menge des Gutes an, die er zu einem höheren Preis verkauft, was einen Wohlfahrtsverlust darstellt. Das aus steigenden Skalenerträgen bzw. sinkenden Durchschnittskosten resultierende Monopol wird als natürliches Monopol bezeichnet. 349 Mikroökonomie Öffentliche Güter Ein öffentliches Gut zeichnet sich im Wesentlichen dadurch aus, dass keine Rivalität im Konsum besteht. Dies bedeutet, dass der Konsum eines Gutes durch eine Person nicht alle anderen Personen vom Konsum dieses Gutes ausschließt. Ein öffentliches Gut zeichnet sich darüber hinaus dadurch aus, dass keine Person vom Konsum dieses Gutes ausgeschlossen werden kann. Die fehlende Möglichkeit zum Ausschluss anderer Personen von dem Konsum eines öffentlichen Gutes führt dazu, dass kein Konsument bereit ist, für den Konsum dieses Guts zu bezahlen. Nichtrivalität Rivalität Nichtausschließbarkeit Öffentliches Gut (Landesverteidigung) Allmendegut (Fischbestände im Meer) Ausschließbarkeit Klubgut (Sportverein) Privates Gut (ein Stück Kuchen) Die individuell rationale Lösung ist stattdessen die Bereitstellung des Gutes und Finanzierung durch andere. Da jedoch alle Konsumenten so denken, findet sich kein Konsument, der bereit ist, etwas für das Angebot dieses Gutes zu bezahlen. Dies führt dazu, dass dieses Gut von keinem Unternehmen angeboten wird. Trittbrettfahrer: Ein Trittbrettfahrer ist eine Person, die sich nicht an der Finanzierung der Bereitstellung eines Gutes beteiligt, dieses Gut anschließend aber dennoch konsumiert. 350 Mikroökonomie Tragik der Allmende: Die Tragik der Allmende beschreibt den Umstand, dass es bei einem Gut, an dem mehrere Personen ein gemeinsames Eigentumsrecht haben, zu einer systematischen Übernutzung kommt, die langfristig zum Ruin des gemeinschaftlich genutzten Gutes führt. Asymmetrische Informationen Informationsasymmetrien liegen vor, wenn eine der beiden Marktseiten besser über die Qualität des betreffenden Gutes informiert ist als die andere. Wenn Informationen asymmetrisch verteilt sind, kann dies zu einem Marktversagen führen. Das Marktversagen äußert sich darin, dass nicht die Güter mit einer geringen Qualität vom Markt verdrängt werden, sondern dass sich die schlechte Qualität durchsetzt und die qualitativ hochwertigen Güter vom Markt verschwinden. Dieses Phänomen wird auch als adverse Selektion bezeichnet. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Ergänzen Sie den Satz: Von Marktversagen wird gesprochen, wenn die marktmäßig Koordination zu einem Ergebnis führt, das von dem Ergebnis auf einem Markt mit abweicht. 2. Was ist kein negativer externer Effekt? Umweltverschmutzung durch Straßenverkehr Überfischung der Weltmeere Impfpflicht 351 Mikroökonomie 3. Was passiert auf einem Markt, wenn ein Unternehmen steigende Skalenerträge realisiert? andere Unternehmen mit geringerer Größe werden vom Markt verdrängt der Gleichgewichtspreis auf dem Markt sinkt die Nachfrage nimmt zu und deswegen steigen die Preise 4. Welche Aussage ist falsch: ein öffentliches Gut zeichnet sich durch Nichtrivalität im Konsum und Nichtausschließbarkeit aus bei Kluggütern werden einige Nutzer bewusst ausgeschlossen bei Allmendegütern liegt eine Rivalität im Konsum vor, einige Nutzer können ausgeschlossen werden bei einem privaten Gut liegt Ausschließbarkeit und Rivalität im Konsum vor 5. Was besagt die adverse Selektion? durch bestehende Informationsasymmetrien werden Güter mit höhere Qualität von Gütern mit geringerer Qualität verdrängt Güter mit hoher Qualität verdrängen Güter mit geringerer Qualität 352 Mikroökonomie 9 Markteingriffe Ein Markteingriff liegt vor, wenn die freie Preisbildung am Markt beeinträchtigt wird. Es kann dabei zwischen marktkonformen und nichtmarktkonformen Eingriffen unterschieden werden. Ein marktkonformer Eingriff ermöglicht die Funktionsfähigkeit des Marktes. Ein nichtmarktkonformer Eingriff stört hingegen die Funktionsfähigkeit des Marktes. Steuern Wird auf ein bestimmtes Gut eine Steuer in Form eines festen Steuerbetrags pro Mengeneinheit erhoben (Mengensteuer), so treibt diese Steuer einen Keil zwischen den Preis, den die Anbieter für eine Einheit dieses Gutes erhalten (Produzentenpreis), und den Preis, den die Nachfrager für eine Einheit dieses Gutes zahlen müssen (Konsumentenpreis = Produzentenpreis plus Mengensteuer). Die Konsumenten können nur eine geringere Menge konsumieren, für die sie zudem einen höheren Preis zahlen müssen. Dies verringert die Konsumentenrente. Die Produzenten können nur eine geringere Menge verkaufen, für die sie zudem einen geringeren Preis erhalten. Dies verringert die Produzentenrente. Diese Verringerung der Konsumenten- und Produzentenrente wird nur zum Teil durch die Steuereinnahmen kompensiert. Per Saldo ist die Summe aus Konsumentenrente, Produzentenrente und Steueraufkommen jedoch geringer als die ursprüngliche Summe aus Konsumenten- und Produzentenrente. Eine Steuer kann aber auch ein marktkonformer Eingriff sein, der die Funktionsfähigkeit des Marktes ermöglicht bzw. sicherstellt. Ein Beispiel hierfür ist eine Steuer bei negativen externen Effekten. Wenn eine Steuer erhoben wird, die genau der 353 Mikroökonomie Differenz zwischen den sozialen und den privaten Kosten entspricht, so sind die Kosten, die ein gewinnmaximierender Anbieter berücksichtigen muss, genauso hoch wie die sozialen Kosten. Subventionen Auch im Fall einer Mengensubvention wird ein Keil zwischen den Konsumentenpreis und den Produzentenpreis getrieben. Die Subvention wirkt für die Anbieter wie eine zusätzliche Einnahme. Im Vergleich zur Situation ohne die die Subvention wird nun eine größere Menge am Markt gehandelt. Die Zahlung einer Subvention ist, so wie auch die Erhebung einer Steuer, mit einem Wohlfahrtsverlust verbunden, weil die gesamtwirtschaftlichen Kosten, die mit der größeren Gütermenge verbunden sind, größer sind als der damit verbundene gesamtgesellschaftliche Nutzen. Allerdings ist es auch im Fall von Subventionen möglich, durch die Zahlung einer Subvention eine Erhöhung der Wohlfahrt zu erreichen. Ein Beispiel dafür ist die Zahlung einer Subvention im Fall positiver externen Effekte. Wenn den Konsumenten eine Subvention gezahlt wird, die genau der Differenz zwischen dem sozialen und dem privaten Nutzen entspricht, so fragen die Konsumenten das Gütervolumen nach, das auch aus gesamtwirtschaftlicher Sicht optimal ist. Höchst- und Mindestpreise Ein Höchstpreis ist ein gesetzlich festgelegter Preis, der unter dem Gleichgewichtspreis liegt, der sich auf dem Markt ohne diesen Markteingriff ergeben würde. Ein Höchstpreis darf unterschritten, aber nicht überschritten werden. Ziel des 354 Mikroökonomie Höchstpreises ist es, die Konsumenten vor zu hohen Preisen zu schützen. Der Höchstpreis führt zu einem dauerhaften Nachfrageüberhang (siehe Abb. 7). Aus einem Höchstpreis ergeben sich weitere Folgewirkungen wie z. B. Schwarzmärkte, Bestechungsgelder oder überhöhte Abstandszahlungen. Ein Mindestpreis ist ein gesetzlich festgelegter Preis, der über dem Gleichgewichtspreis liegt, der sich auf dem Markt ohne diesen Markteingriff ergeben würde. Ein Mindestpreis darf überschritten, aber nicht unterschritten werden. Ziel des Mindestpreises ist es, die Verkaufserlöse und damit auch das Einkommen der Anbieter zu steigern und/ oder einen kostendeckenden Preis zu sichern. Bei vollständiger Konkurrenz führt der Mindestpreis zu einem dauerhaften Angebotsüberschuss (siehe Abb. 7). Aus einem Mindestpreis ergeben sich weitere Folgewirkungen wie z. B. Butterberge und Milchseen, eine staattt lich verordnete Produktionsbeschränkung, die das Entstehen von Angebotsüberschüssen verhindert, oder der Aufkauf des Angebotsüberschusses und dessen Lagerung durch den Staat. Preis Gut 1 Abb. 7 Menge Gut 1 Angebotskurve Nachfragekurve Mindestpreis Höchstpreis Angebotsüberschuss Nachfrageüberhang 0 355 Mikroökonomie Sowohl bei einem Höchstals auch bei einem Mindestpreis fallen Wohlfahrtsverluste an, die sich wiederum mit Hilfe der Produzenten- und Konsumentenrente messen lassen. In beiden Fällen ist die konsumierte Gütermenge geringer ist als die Menge, die sich im Fall der vollständigen Konkurrenz ohne Eingriffe in die freie Preisbildung ergeben würde. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Was ist kein Markteingriff? Steuern Subventionen Höchstpreise Preisdifferenzierung 2. Wie wirkt eine Mengensteuer auf die Konsumentenrente? sie reduziert die Konsumentenrente sie steigert die Konsumentenrente eine Mengensteuer beeinträchtigt die Konsumentenrente nicht 3. Ergänzen Sie die beiden Sätze: Subventionen wirken auf Unternehmen wie eine zusätzliche . Werden Subventionen für ein Produkt an Unternehmen gezahlt, dann wird eine Menge am Markt gehandelt. 356 Mikroökonomie 4. Was kann sich bei staatlich festgesetzten Höchstpreisen bei Wohnungen nicht ergeben? Schwarzmärkte Bestechungen mehr neu gebaute Wohnungen 5. Wozu führen Markteingriffe in der Regel, d. h. im Fall der vollständigen Konkurrenz? zu Wohlfahrtsgewinnen zu Wohlfahrtsverlusten zu einer unveränderten Wohlfahrtssituation 357 Mikroökonomie Literaturtipps Lehrbücher, die Sie kennen sollten Aus der großen Zahl vertiefender Lehrbücher sei hier auf fünf Werke hingewiesen. Eine vertiefende Übersicht über die hier behandelten Themen bietet die „Einführung in die Mikroökonomie“ von Herdzina und Seiter . Das Lehrbuch ist mit rund 250 Seiten relativ knapp gehalten. Umfangreicher ist das zu Recht als internationales Standardwerk untertitelte Lehrbuch von Samuelson und Nordhaus . Die Mikröokonomie wird in der ersten Hälfte ihres mehr als 1.000 Seiten umfassenden Einführungsbuches in die Volkswirtschaftslehre behandelt. Der internationale Klassiker der Mikroökonomie schlechthin sind die „Grundzüge der Mikroökonomie“ von Varian . Auf rund 700 Seiten wird verständlich und mit zahlreichen Grafiken ein umfassender Überblick über alle relevanten mikroökonomischen Themen gegeben. Auf rund 900 Seiten präsentieren Pindyck und Rubinfeld ebenfalls eine umfassende Darstel d lung der Mikroökonomie. Die Leser finden dort auch einen Einstieg in die Spieltheorie, die für wirtschaftliche Entscheidungsprozesse relevant ist, und über die Grundlag en von Regressionsanalysen, die in empirischen Studien verwendet werden. Thematisch am breitesten aufgestellt ist das Lehrbuch von Schumann, Meyer und Ströbele . Auf etwas mehr als 500 Seiten gehen sie auch auf intertemporale Entscheidungen des Haushalts ein sowie auf die Theorie der erschöpfbaren Ressourcen, die Grundlagen der Ungleichgewichtstheorie und sogenannte „Neue Institutionenökonomik“, die sich mit den Anreizstrukturen einer Gesellschaft auseinandersetzt. Dieses Buch ist vor allem für fortgeschrittene Mikroökonomen zu empfehlen. Thieß Petersen I Makroökonomie 361 Makroökonomie 1 Grundlegende Begriffe In der Makroökonomie geht es um die Frage, wie es auf zentralen Märkten (Gütermarkt, Geldmarkt, Devisenmarkt, Arbeitsmarkt) zu einem Ausgleich von angebotenen und nachgefragten Mengen kommt und welche Wechselwirkungen zwischen den Märkten bestehen. Für die Makroökonomie sind vier Sektoren relevant: Der Haushaltssektor umfasst alle privaten Haus r halte. Private Haushalte sind an erster Stelle Konsumeinheiten. Der Unternehmenssektor umfasst alle privaten Unternehmen, r d. h. Produktionseinheiten, die ihren Gewinn maximieren wollen. Der Staat umfasst neben den Gebietskörperschaften die t Träger der sozialen Sicherung. Der Staat bietet Sachgüter und Dienstleistungen an, die vom Unternehmenssektor erworben werden. Das Ausland umfasst schließlich alle natürlichen und d juristischen Wirtschaftseinheiten, die ihren Wohnsitz bzw. ihren Unternehmensstandort nicht im Inland haben. Entscheidend für die Zuordnung zum Inland oder zum Ausland ist nicht die Nationalität, sondern ausschließlich der Wohnbzw. Standort. Wenn eine Volkswirtschaft mit dem Ausland Güter austauscht, handelt es sich um eine offene Volkswirtschaft . Wenn grenzüberschreitende Aktivitäten nicht stattfinden, liegt eine geschlossene Volkswirtschaft vor t . Ein zentrales Untersuchungsobjekt der Makroökonomie ist das Volkseinkommen , d. h. die Summe der gesamten Wertschöpfung aller Inländer. Die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung kennt neben dem Volkseinkommen verschiedene andere Einkommenskonzepte (Bruttobzw. Nettoinlandsprodukt, Bruttobzw. Nettonationaleinkommen etc.). Aus Gründen der Vereinfachung wird auf derartige Unterschiede verzichtet, d. h. die Begriffe Volkseinkommen, Inlandsprodukt oder Nationaleinkommen werden hier synonym verwendet. 362 Makroökonomie Die Untersuchung ökonomischer Größen kann sich auf reale oder auf nominale Größen beziehen. Reale Größen beziehen sich auf Mengengrößen, z. B. auf die Menge der Güter und Dienstleistungen, die innerhalb eines Jahres in einer Volkswirtschaft produziert werden. Diese Größe ist das reale Bruttoinlandsprodukt. Nominale Größen sind hingegen das Produkt aus Mengeneinheiten und den dazu gehörenden Preisen. Wird das gesamtgesellschaftliche Preisniveau jedoch auf eins gesetzt und konstant gehalten, stimmen nominale und reale Größen vom Wert her überein. Sie unterscheiden sich jedoch bezüglich ihrer Dimensionen (Mengeneinheiten versus Geldeinheiten). In den nachfolgenden Ausführungen wird zunächst davon ausgegangen, dass das gesamtwirtschaftliche Preisniveau (P) konstant ist und zudem auf eins normiert ist. Alle hier verwendeten Größen, die sich auf den Gütermarkt beziehen, sind reale Größen, also z. B. das reale Volkseinkommen (Y), die realen Exporte (EX) oder der reale Konsum (C). Aus Platzgründen wird dabei auf den Zusatz ‚real‘ verzichtet. Darüber hinaus ist bei makroökonomischen Analysen noch zwischen endogenen und exogenen Größen zu unterscheiden. Eine endogene Größe ist eine Größe, die durch das betrachtete Modell erklärt wird. Eine exogene Größe ist hingegen eine Größe, die nicht durch das betrachtete Modell erklärt wird, sondern vorgegeben wird. 363 Makroökonomie Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Welcher der genannten Märkte ist nicht Gegenstand der Makroökonomie? Gütermarkt Geldmarkt Monopolmarkt Arbeitsmarkt Devisenmarkt 2. Welche Sektoren sind für die Makroökonomie relevant? 3. Was ist das Volkseinkommen? die Summe aller Einkünfte der inländischen privaten Haushalte die Summe der gesamten Wertschöpfung der Inländer (Inlandsprodukt) die Summe aller inländischen Unternehmensgewinne 4. Was ist keine reale, sondern eine nominale Größe? Konsum einer Volkswirtschaft Importe einer Volkswirtschaft Preisniveau Bruttoinlandsprodukt 364 Makroökonomie 5. Ergänzen Sie den Satz: In der Makroökonomie wird zwischen endogenen und exogenen Größen unterschieden: Endogene Größen werden durch erklärt. Exogene Größen sind hingegen . 365 Makroökonomie 2 Der Gütermarkt Das Gütermarktgleichgewicht Auf dem Gütermarkt wird ein Universalgut gehandelt, das sowohl für Konsumals auch für Investitionszwecke verwendet werden kann. Für das Gütermarktgleichgewicht spielen drei Größen eine zentrale Rolle: Das realisierte Inlandsprodukt (Y), das gesamtwirtschaftliche Güterangebot (Y s YY ) und die gesamtwirtschaftliche Güternachfrage (Y d YY ). Im Fall von Y = Y s YY > Y d YY stellen die Unternehmen fest, dass sie zu viel produziert haben und reduzieren daher das Güterangebot. In der Makroökonomie passt sich also das gesamtwirtschaftliche Güterangebot an die Nachfrage an. Die gesamtwirtschaftliche Güternachfrage hat in einem ersten Modell zwei Nachfragegrößen: die Konsumnachfrage der privaten Haushalte (C) und die Investitionen der Unternehmen (I). Bei der Konsumnachfrage gibt es einen Basiskonsum (B), der unabhängig von der Höhe des Inlandsprodukts besteht und selbst bei einem Volkseinkommen in Höhe von Null getätigt wird. Eine zweite Konsumnachfragekomponente hängt in positiver Weise von der Höhe des Volkseinkommens ab. Eine Steigerung des Volkseinkommens führt jedoch nur zu einer unterproportionalen Steigerung der Konsumnachfrage. Die Konsumenten geben nur einen prozentualen Anteil ihres Einkommens für Konsumzwecke aus. Wird dieser Anteil mit c bezeichnet, so resultiert daraus folgende Verhaltensgleichung: C = B + c · Y mit 0 < c < 1. Das c wird marginale Konsumneigung genannt g . Die zweite Nachfragekomponente sind die Investitionen (I). Zunächst wird angenommen, dass Investitionen eine exogene Größe sind (autonomen Investitionen I a ). Auf der Basis dieser Überlegungen lässt sich ein Gütermarktmo- 366 Makroökonomie dell mit vier Gleichungen erstellen: (1) Y d YY = Y s YY = Y, (2) Y d YY = C + I, (3) C = B + c · Y und (4) I = I a . Werden die Gleichungen zusammengefasst, so ergibt sich Y = B + c · Y + I a bzw. Y · (1 - c) = B + I a . Aufgelöst nach Y resultiert daraus die Bestimmungsgleichung zur Berechnung des gleichgewichtigen Inlandsprodukts (Y*): (5) Y* = 1 _ 1 - c · (B + I a ). Das Gütermarktgleichgewicht lässt sich auch grafisch bestimmen (siehe Abb. 1). Um die Auswirkungen einer Investitionserhöhung zu berechnen, muss Gleichung (5) nach I a abgeleitet werden: d Y _ d I a = 1 _ 1 - c . Der Ausdruck 1 _ 1 - c ist der _ Investitionsmultiplikator . Er gibt an, wie sich das Inlandsprodukt Y verändert, wenn die Investitionsnachfrage um einen bestimmten Betrag steigt. Da die marginale Konsumneigung annahmegemäß zwischen Null und eins liegt, ist der Investitionsmultiplikator größer als eins. Y s , Y d , C, I Y 0 I a Y * Y s = Y d = Y I a B B + I a I a Y d = I a + C C = B + c · Y Q * Abb. 1 Für das Gütermarktgleichgewicht gibt es neben der „Y s YY = Y d YY - Bedingung“ noch eine alternative Gleichgewichtsbedingung: Das Inlandsprodukt lässt sich für Konsumzwecke und Inves t - 367 Makroökonomie titionszwecke verwenden (Y = C + I). Das Volkseinkommen kann entweder für Konsumzwecke verwendet oder gespart werden (Y = C + S). Da Volkseinkommen und Inlandsprodukt identisch sind, gilt: C + I = C + S bzw. I = S. Die I = S-Bedingung ist folglich eine gleichwertige Formulierung für ein Gütermarktgleichgewicht. Berücksichtigung staatlicher Aktivitäten Der Staat fragt Güter nach, die er vom Unternehmenssektor bezieht. Die damit verbundenen Ausgaben werden mit G bezeichnet (G für „government“). Der Staat finanziert seine Ausgaben durch die Erhebung von Steuern (T für „taxes“). Die Steuereinnahmen sind direkt proportional zum Volkseinkommen Y, der Steuersatz (t) ist dabei konstant: T = t · Y mit 0 < t < 1. Für das Modell mit den Gleichungen (1) bis (4) ergeben sich daraus zwei Modifikationen. Zum einen kommt bei der gesamtwirtschaftlichen Güternachfrage mit der Staatsnachfrage G eine zusätzliche Nachfragekomponente hinzu. Zum anderen hängt die Konsumnachfrage jetzt vom verfügbaren Einkommen ab (Y v YY = Y - T = Y - t · Y = (1 - t) · Y). Für die Konsumnachfrage bedeutet dies: C = B + c · Y v YY = B + c · (1 - t) · Y. YY Die Bestimmungsgleichung zur Berechnung des gleichgewichtigen Inlandsprodukts lautet dann: Y* = 1 ___ 1 - c · (1 - t) · (B + I _ a + G). Aus dieser Gleichung lassen sich der Investitionsmultiplikator und der Staatsausgabenmultiplikator berechnen r . Der Zahlenwert des Multiplikators ist in beiden Fällen identisch: d Y _ d I a = d Y _ d G = 1 ___ 1 - c · (1 - t) . 368 Makroökonomie Die IS-Gerade Eine Investition wird durchgeführt, wenn ihre erwartete Rendite mindestens so hoch ist wie der Marktzinssatz (i). Falls der Zinssatz einer Volkswirtschaft hoch ist, sind nur wenige Investitionen lohnend, sodass auch die Investitionsnachfrage gering ist. Bei sinkenden Zinsen nimmt die Zahl der lohnenden Investitionen zu. Die zinsabhängige Investitionsnachfragefunktion lautet daher I = I (i). Die erste Ableitung dieser Funktion ist negativ, d. h. ein Anstieg des Zinssatzes führt zu einem Rückgang der Investitionsnachfrage. Die Bestimmungsgleichung zur Berechnung des gleichgewichtigen Inlandsprodukts lautet damit Y* = 1 ___ 1 - c · (1 - t) · (B + I _ (i) + G). Diese Gleichung hat zwei Unbekannte: Y und i. Es gibt daher keine eindeutige Lösung, sondern viele Kombinationen von Zinssatz und Inlandsprodukt, bei denen der Gütermarkt geräumt ist. Dabei gelten folgende Zusammenhänge: Wenn der Zinssatz hoch ist, sind die zinsabhängigen Investitionen gering. Ein Gütermarktgleichgewicht verlangt nach der I = S- Bedingung, dass die Ersparnisse ebenfalls gering sind. Da die Höhe der Ersparnisse in positiver Weise von der Höhe des Volkseinkommens abhängt, sind die Ersparnisse gering, wenn das Volkseinkommen gering ist. Bei einem niedrigen Zinssatz ist die Investitionsnachfrage hingegen hoch. Hohe Investitionen verlangen nach der I = S-Bedingung hohe Ersparnisse. Bei einem niedrigen Zinssatz muss das Volkseinkommen daher hoch sein, um ein Gleichgewicht auf dem Gütermarkt zu erreichen. In einem Zins-Volkseinkommen-Diagramm (i-Y-Diagramm) lassen sich alle Zinssatz-Volkseinkommen-Kombinationen, die zu einem Gütermarktgleichgewicht führen, durch die 369 Makroökonomie IS-Gerade (Kurzform für I e = S-Gerade) darstellen. Diese Gerade hat einen fallenden Verlauf. ff Jede Kombination über der IS-Geraden bedeutet einen Angebotsüberschuss auf dem Gütermarkt, jede Kombination unter der IS-Geraden einen Nachfrageüberhang. Die Lage der IS-Geraden verändert sich, wenn sich die autonomen Komponenten der gesamtwirtschaftlichen Güternachfrage ändern. Eine Erhöhung der Staatsausgaben führt zu einer Verschiebung der IS-Geraden nach rechts. Wenn die Unternehmen befürchten, dass sie eine größere Gütermenge nur schwer auf dem Markt verkaufen können, werden sie wenige Investitionsvorhaben realisieren. Eine Zinssenkung hat daher nur einen geringen Anstieg der Investitionen zur Folge. Die IS-Gerade verläuft relativ steil. Im Extremfall verläuft die IS-Gerade vollkommen zinsunelastisch, d. h. die Unternehmen reagieren überhaupt nicht auf eine Zinssenkung. In diesem Fall verläuft die IS-Gerade parallel zur Zinsachse. Die Volkswirtschaft befindet sich in der Investitionsfalle . Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Zur Bestimmung eines Gütermarktgleichgewichts müssen Sie eine der genannten Größen nicht kennen, welche ist das? das realisierte Inlandsprodukt (Y) das Preisniveau (P) das gesamtwirtschaftliche Güterangebot (Y s YY ) die gesamtwirtschaftliche Güternachfrage (Y d YY ) 370 Makroökonomie 2. Wie kann der Investitionsmultiplikator mathematisch dargestellt werden? 3. Welche wichtig Beziehung besteht zwischen Investitionen der Unternehmen und Sparen der Haushalte? 4. Welche Bedingung muss gelten, damit Unternehmen investieren? erwartete Rendite einer Investition > Zinsatz (i) erwartete Rendite einer Investition = Zinssatz (i) erwartete Rendite einer Investition < Zinsatz (i) 5. Ergänzen Sie die folgenden Sätze: In einem Zinssatz-Volkseinkommen-Diagramm (i-Y-Diagramm) lassen sich alle Kombinationen darstellen, die zu einem führen. Diese IS-Gerade hat einen Verlauf. ff IS steht hier für die Bedingung gleich . 371 Makroökonomie 6. Benennen Sie die Achsen und zeichnen Sie eine IS-Kurve ein: 372 Makroökonomie 3 Der Geldmarkt Geldangebot und Geldnachfrage Einen Markt, auf dem Geld angeboten und nachgefragt wird, gibt es in der Realität zwar nicht. Eine Betrachtung des Geldmarktes macht dennoch Sinn, weil sich damit die Höhe des Zinssatzes in einer Volkswirtschaft erklären lässt. Angeboten wird Geld von der Zentralbank. Das gesamtwirtschaftliche Geldangebot (M) wird im Folgenden als eine exogene Grö t ße angesehen, die von der Zentralbank vollkommen gesteuert werden kann. Neben der nominalen Geldmenge (M) spielt später auch die reale Geldmenge ( M _ P ) eine Rolle. Für die Nachfrage nach Geld gibt es in der Makroökonomie zwei zentrale Gründe. Beim Transaktionsmotiv fragen Wirtschaftssubjekte Geld nach, weil sie das Geld zur Abwickkk lung von Güterkäufen benötigen. Die Geldmenge, die dafür benötigt wird, heißt Transaktionskasse (L e T LL ). Dabei wird ein proportionaler Zusammenhang zwischen dem Inlandsprodukt und der Transaktionskasse angenommen (L T LL = λ · Y). Das Spekulationsmotiv der Geldnachfrage hängt mit der Ersparnisbildung und dem Kauf von Wertpapieren zusammen. Wenn der Kurs eines Wertpapiers zu Beginn einer Anlageperiode den Wert KW 0 WW hat, der Anleger am Ende der Anlageperiode den Kurswert KW 1 erw. erwartet und der Zinsbetrag, der innerhalb der Anlageperiode eingenommen wird, die Höhe ZE hat, lässt sich mit dem Kauf eines Wertpapiers der folgende erwartete Ertrag (E erw. ) erzielen: E erw. = KW 1 erw. - KW 0 WW + ZE. Falls diese Gleichung positiv ist, lohnt sich der Kauf des Wertpapiers. Der Sparer wird sein gesamtes erspartes Geld für den Kauf von Wertpapieren verwenden und kein Geld halten. Seine Spekulationskasse (L e s ) ist gleich Null. 373 Makroökonomie Die Entscheidung für das Halten einer Spekulationskasse lässt sich auch in Abhängigkeit vom Marktzins fällen: Die effektive Verzinsung eines Wertpapiers (i) ergibt sich aus der Division der festen Zinszahlung in Euro (ZE) durch den Kurswert (KW): i = ZE _ KW . Ein Anstieg des Kurswerts ist folglich mit einem Zinsrückgang verbunden. Wenn ein Sparer glaubt, dass der Kurs des Wertpapiers gegenwärtig relativ niedrig ist und Kursgewinne zu erwarten sind, die für den Kauf eines Wertpapiers sprechen, bedeutet dies: Die Person glaubt, dass der gegenwärtige Zinssatz relativ hoch ist und zukünftig sinken wird. Bei einem relativ hohen Zinssatz entscheidet sich die Person für den Kauf des Wertpapiers, sodass die Spekulationskasse gleich Null ist (L s = 0). Wenn der Zinssatz sinkt, nimmt die Nachfrage nach Spekulationskasse somit zu. Schließlich gibt es noch einen Kurswert, bei dem der erwartete Ertrag, der sich aus dem Kauf eines Wertpapiers ergibt, gleich Null ist. Damit gibt es zugleich einen aktuellen Zinssatz, bei dem dieser Ertrag gleich Null ist. Dieser Zinssatz ist der kritische Zinssatz . Da Erwartungshaltungen von persönlichen Meinungen abhängen, haben alle Wirtschaftssubjekte unterschiedliche kritische Zinssätze. Der geringste kritische Zinssatz, der in einer Volkswirtschaft anzutreffen ist, ist die Zinsuntergrenze . Sie kann nicht mehr unterschritten werden, weil die Wertpapierkurse bereits so hoch sind, dass kein Wirtschaftssubjekt bereit ist, einen höheren Kurs zu bezahlen. Ohne einen Anstieg des Wertpapierkurses ist jedoch eine Reduzierung des Zinssatzes nicht möglich. Dieser Bereich wird Liquiditätsfalle genannt e . Die LM-Kurve Ein Geldmarktgleichgewicht verlangt die Einhaltung der Gleichung M = L mit L = L (Y, i) = λ · Y + L S (i). So wie auf dem Gütermarkt gibt es auch auf dem Geldmarkt nicht 374 Makroökonomie nur eine einzige Zinssatz-Volkseinkommen-Kombination, die zu einem Geldmarktgleichgewicht führt, sondern eine ganze Reihe von Kombinationen. In einem i-Y-Diagramm lassen sich diese Kombinationen durch die LM-Kurv e (Kurzform e für L = M-Kurve) darstellen (siehe Abb. 2). Sie hat drei Bereiche: In dem Bereich zwischen den Punkten a und b verlangt ein steigendes Inlandsprodukt einen steigenden Zinssatz, um einen Ausgleich von Geldangebot und Geldnachfrage zu erreichen: Das steigende Inlandsprodukt impliziert eine steigende Nachfrage nach Transaktionskasse. Die Nachfrage nach Spekulationskasse muss zurückgehen, um bei dem unveränderten Geldangebot ein Geldmarktgleichgewicht zu erreichen. Eine sinkende Nachfrage nach Spekulationskasse verlangt sinkende Wertpapierkurse, damit das Geld für den Kauf von Wertpapieren verwendet wird. Ein sinkender Wertpapierkurs hat einen Anstieg der effektiven Verzinsung zur Folge, also auch einen Anstieg des Zinssatzes. Ab dem Punkt b wird die gesamte Geldmenge für die Finanzierung der Güterkäufe benötigt. Die Spekulationskasse ist gleich Null und die Transakkk tionskasse stimmt mit dem Geldangebot überein (L T LL = M). Dieser Bereich ist der klassische Bereich der LM-Kurve. Der Bereich i u bis a entspricht der Liquiditätsfalle . Die LM-Kurve stellt also alle Kombinationen von Volkseinkommen Y und Zinssätzen i dar, die auf dem Geldmarkt für ein Gleichgewicht sorgen. Jede Kombination über der LM-Geraden stellt einen Angebotsüberschuss auf dem Geldmarkt dar, jede Kombination unter der LM-Geraden einen Nachfrageüberhang. Eine Erhöhung des Geldangebots durch die Zentralbank führt zu einer Verschiebung der LM-Kurve nach rechts. Der Bereich der Liquiditätsfalle der LM-Kurve bleibt dabei unverändert. 375 Makroökonomie Y 0 i u Angebotsüberschuss LM-Kurve i Nachfrageüberhang klassischer Bereich Liquiditätsfalle a b Abb. 2 Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Was beeinflusst nicht die Geldnachfrage? Transaktionskasse (L T LL ) Spekulationskasse (L S ) Investitionskasse (L I ) 2. Welche Situation liegt einer Liquiditätsfalle zugrunde? der Zinssatz entspricht der Zinsuntergrenze und die Wertpapierkurse sind so hoch, dass kein Wirtschaftssubjekt bereit ist, einen höheren Wertpapierkurs zu bezahlen der Zinssatz entspricht der Zinsobergrenze und die Wertpapierkurse sind so hoch, dass kein Wirtschaftssubjekt bereit ist, einen höheren Wertpapierkurs zu bezahlen der Zinssatz entspricht der Zinsuntergrenze und die Wertpapierkurse sind so niedrig, dass kein Wirtschaftssubjekt bereit ist, in Wertpapiere zu investieren 376 Makroökonomie 3. Welche Bedingung gilt auf den Punkten der LM-Kurve? Transaktionskasse = Spekulationskasse Geldangebot = Geldnachfrage Spekulationskasse + Transaktionskasse = Geldnachfrage 4. Benennen Sie die Achsen und zeichnen Sie eine LM-Kurrr ve mit „Liquiditätsfalle“ und „klassischem Bereich“ ein: 0 5. Was passiert mit der LM-Kurve, wenn die Zentralbank die Geldmenge senkt? sie verschiebt sich nach rechts sie verschiebt sich nach links sie bleibt unverändert 377 Makroökonomie 4 Geschlossene Volkswirtschaft mit konstantem Preisniveau (IS-LM-Modell) Grafisch ergibt sich das simultane Güter- und Geldmarktgleichgewicht, indem die IS-Gerade und die LM-Kurve in ein i-Y-Diagramm eingezeichnet werden. Der Schnittpunkt beider Kurven ergibt die Zins-Volkseinkommen-Kombination, die sowohl ein Gütermarktgleichgewicht hervorruft als auch ein Geldmarktgleichgewicht. Jede andere Kombination führt auf mindestens einem der beiden Märkte zu einem Ungleichgewicht. Expansive Geldpolitik Eine Erhöhung der nominalen Geldmenge hat eine Rechtsverschiebung der LM-Kurve zur Folge. Wie in Abb. 3 zu erkennen ist, bewirkt dies eine Erhöhung des Volkseinkommens und eine Verringerung des Zinssatzes. Der Anpassungsprozess zum neuen Gleichgewicht lässt sich wie folgt erklären: Die Erhöhung der Geldmenge hat zur Folge, dass die Wirtschaftssubjekte zu viel Geld halten. Das überschüssige Geld wird für den Kauf von Wertpapieren verwendet. Damit steigt die Nachfrage nach Wertpapieren, was einen Anstieg der Wertpapierkurse und einen sinkenden Zins zur Folge hat. Der sinkende Zins bewirkt einen Anstieg der Investitionsnachfrage. Die höhere Investitionsnachfrage und die mit dem Investitionsmultiplikator verbundenen Nachfrageeffekte führen zu einem Anstieg der gesamtwirtschaftlichen Güternachfrage. Der Unternehmenssektor passt sich daran an, sodass das Inlandsprodukt steigt. Es gibt allerdings auch Situationen, in denen eine expansive Geldpolitik keine Erhöhung des Volkseinkommens bewirkt. Wenn sich die Volkswirtschaft in 378 Makroökonomie der Liquiditätsfalle befindet, kann die Geldmengenerhöhung e keine Zinssenkung hervorrufen, sodass auch die Investitionen unverändert bleiben. Auch wenn sich die Gesellschaft in der Investitionsfalle befindet, kann eine Geldmengenerhöhung keine e Steigerung des Volkseinkommens bewirken. Es kommt zwar zu einer Zinssenkung, aber die Erwartungshaltung der Investoren ist so pessimistisch, dass sie ihre Investitionen selbst bei sinkenden Zinsen nicht erhöhen. Abb. 3 Y 0 i 0 LM 1 i i 1 LM 0 M ↑ IS Q 0 Q 1 Y 1 Y 0 Expansive Fiskalpolitik Eine expansive Fiskalpolitik liegt vor, wenn der Staat seine Ausgaben für Güter erhöht. Diese Staatsausgabenerhöhung ist unmittelbar nachfragewirksam, weil der Staat als Nachfrager am Gütermarkt auftaucht. In einem i-Y-Diagramm bedeutet dies eine Rechtsverschiebung der IS-Geraden. Der Unternehmenssektor passt sich an die höhere Güternachfrage an, sodass das Inlandsprodukt steigt. Damit nimmt der Bedarf an Transaktionskasse zu. Der Haushaltssektor verkauft Wertpapiere, um das benötigte Geld zu erhalten. Damit sinkt der Kurs der Wertpapiere, sodass der Zinssatz steigt. Die Zinssteigerung reduziert die Investitionsnachfrage. Es kommt zu einer zinsindu- 379 Makroökonomie zierten Verringerung der gesamtwirtschaftlichen Güternachfrage. Diese negative Rückwirkung des Geldmarktes auf den Gütermarkt wird Crowding-out-Effekt genannt t . Trotz des Rückgangs der Investitionsnachfrage überwiegen jedoch die positiven Nachfrageeffekte der Staatsausgabenerhöhung, sodass per Saldo das Inlandsprodukt steigt. Im Ergebnis kommt es bei einer expansiven Fiskalpolitik zu einer Steigerung des Zinssatzes und des Inlandsprodukts. Anders als die Geldpolitik hat eine expansive Fiskalpolitik auch dann eine Steigerung des Inlandsprodukts zur Folge, wenn sich die Volkswirtschaft in der Liquiditätsfalle oder der Investitionsfalle befindet. Allerdings ist eine expansive Fiskalpolitik nicht in allen Fällen wirksam. Wenn sich die Gesellschaft mit ihrem simultanen Güter- und Geldmarktgleichgewicht im klassischen Bereich der LM-Kurve befindet, ist eine expansive Fiskalpolitik unwirksam. Hier kommt es zu einem totalen zinsinduzierten Crowding-out. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Was ergibt sich aus dem Schnittpunkt zwischen IS- und LM-Kurve? die Kombination aus gleichgewichtigem Preisniveau und gleichgewichtigem Zinssatz die Kombination aus gleichgewichtigem Volkseinkommen und gleichgewichtigem Zinssatz die Kombination aus gleichgewichtigem Preisniveau und gleichgewichtigem Volkseinkommen 380 Makroökonomie 2. Wie wirkt eine expansive Geldpolitik auf den Zinssatz? er bleibt unverändert er steigt an er sinkt 3. Ist es möglich, dass eine expansive Geldpolitik zu keiner Veränderung des Volkseinkommens führt? ja, wenn sich eine Volkswirtschaft in der Liquiditätsfalle befindet nein, eine Erhöhung der Geldmenge geht zwangsläufig mit einem höheren Volkseinkommen einher 4. Wie verhalten sich Unternehmen in einer Investitionsfalle? sie investieren nicht, weil die Zinsen zu hoch sind bzw. die Geldmengte zu niedrig sie investieren auch bei sinkenden Zinsen nicht, weil sie extrem pessimistische Zukunftserwartungen haben 5. Was passiert bei einer expansiven Fiskalpolitik? der Staat tritt als Nachfrager auf, die IS-Kurve verschiebt sich nach rechts, Zinsen und Volkseinkommen steigen der Staat tritt als Nachfrager auf, die IS-Kurve verschiebt sich nach links, Zinsen sinken und das Volkseinkommen steigt der Staats tritt als Anbieter auf, die IS-Kurve verschiebt sich nach links und die Zinsen und das Volkseinkommen sinken 381 Makroökonomie 6. Ergänzen Sie den Satz: Eine zinsinduzierte Verringerung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage infolge einer expansiven Fiskalpolitik wird auch -Effekt genannt. 382 Makroökonomie 5 Devisenmarkt, Wechselkurs und Außenbeitrag Devisenmarkt und Wechselkurs Devisen sind ausländische Währungseinheiten, aus Sicht der Europäer z. B. US-Dollar. Der Wechselkurs (e) als Preis für einen US-Dollar wird auf dem Devisenmarkt bestimmt. Nachgefragt werden US-Dollar von inländischen Wirtschaftseinheiten, die amerikanische Güter und Dienstleistungen kaufen (aus Sicht des Inlands Importe = IM) oder amerikanische Wertpapiere und Aktien erwerben und damit aus Sicht des Inlands einen Kapitalexport (K EX ) tätigen. Wie bei allen Gütern wird auch bei Devisen davon ausgegangen, dass die Nachfrage nach einer Devise zurückgeht, wenn der Preis für die Devise steigt. Angeboten werden US-Dollar von ausländischen Wirtschaftseinheiten, die deutsche Güter und Wertpapiere kaufen, die sie in Euro bezahlen müssen. Um die dafür notwendigen Euro zu erhalten, müssen US-Dollar angeboten und gegen Euro eingetauscht werden. Aus Sicht des Inlands entspricht das Devisenangebot damit den Exporten (EX) und den Kapitalimporten (K IM ). Das Devisenangebot nimmt mit einem Abb. 4 Wechselkurs (Euro pro $) Dollar-Menge ($) 0 $-Angebot = EX + K IM $ * $-Nachfrage = IM + K EX Gleichgewichtswechselkurs i ↑, P ↓ Y ↑ Q * 383 Makroökonomie steigenden Preis für die Devise zu. Zu den Lageparametern der Angebots- und Nachfragekurven des US-Dollars gehören u. a. der Zins im Inland (i), das inländische Preisniveau (P) und das inländische Volkseinkommen (Y). Das Gleichgewicht auf einem Devisenmarkt inklusive der genannten Lageparameter ist in Abb. 4 dargestellt. Die Änderungen der drei genannten Größen führen somit auch zu Wechselkursänderungen. Ein höheres inländisches Volkseinkommen bewirkt beispielsweise eine größere Nachfrage der Inländer nach Produkten aus dem Ausland. Da die ausländischen Produkte in US-Dollar bezahlt werden müssen, erhöht die größere Importnachfrage die Nachfrage nach US- Dollar. Dies führt zu einem Nachfrageüberhang auf dem Devisenmarkt. Dadurch steigt der Preis für einen US-Dollar. Ein höherer Preis für den US-Dollar bedeutet, dass ein Dollar nun mehr wert ist. Es wird daher auch von einer Aufwertung des g US-Dollars gesprochen. Das Spiegelbild eines teureren US- Dollars ist ein weniger wertvoller Euro, also eine Abwertung des Euros. Zahlungsbilanz und Außenbeitrag Die Zahlungsbilanz erfasst sämtliche ökonomischen Transakkk tionen zwischen den inländischen und ausländischen Wirtschaftseinheiten, die innerhalb eines Jahres stattfinden. Auf der Aktivseite werden die Aktivitäten aufgeführt, die einen Zahlungseingang für das Inland darstellen: der Export von Gütern und Dienstleistungen (EX), Kapitalimporte (K IM ) und schließlich der Verkauf von Gold- und Devisenbeständen der Zentralbank, was eine Gold- und Devisenbestandsverminderung bedeutet (GDB Ver ). Die Passivseite erfasst die Aktivitäten, die zu einem Zahlungsausgang führen: der Import 384 Makroökonomie von Gütern und Dienstleistungen (IM), Kapitalexporte (K EX ), und der Kauf von Gold- und Devisenbeständen der Zentralbank im Ausland, der eine Erhöhung des Gold- und Devisenbestands bedeutet (GDB Erh ). In der Zahlungsbilanz werden alle Transaktionen doppelt gebucht. Sieht man von statistisch nicht aufgliederbaren Transaktionen ab, so ist die Zahlungsbilanz definitionsgemäß stets ausgeglichen. Damit gilt folgender Zusammenhang: EX + K IM + GDB Ver = IM + K EX + GDB Erh . Die Umformung dieser Gleichung stellt die definitorischen Zusammenhänge zwischen dem Handelsbilanzsaldo (EX - IM), dem Kapitalbilanzsaldo (K EX - K IM ) und dem Saldo der Gold- und Devisenbilanz (GDB Erh - GDB Ver ) dar: (EX - IM) = (K EX - K IM ) + (GDB Erh - GDB Ver ). Der Handelsbilanzsaldo wird auch als Außenbeitrag bezeichnet g . Geht man von einem Devisenbilanzsaldo von Null aus, dann entspricht ein Exportüberschuss (EX > IM) einem Nettokapitalexport (K EX > K IM ). Die Höhe der Exporte und der Importe hängt maßgeblich von der Höhe des Wechselkurses ab. Im Normalfall wird davon ausgegangen, dass die Abwertung der heimischen Währung zu einer Verbesserung des Handelsbilanzsaldos führt, weil der Exportwert eindeutig steigt und der Importwert sinkt bzw. nur geringfügig zunimmt. Diese Entwicklung wird Normalreaktion der Handelsbilanz bzw. des Außenbeitrags genannt. In den nachfolgenden Ausführungen wird stets von einer Normalreaktion des Außenbeitrags auf eine Wechselkursänderung ausgegangen. 385 Makroökonomie Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Was ist aus Sicht eines Deutschen keine Devise? US-Dollar Pfund Euro Franken 2. Wann fragen Deutsche keine US-Dollar nach? wenn sie Güter aus den USA importieren wenn sie Güter in die USA exportieren wenn sie amerikanische Wertpapiere kaufen 3. Benennen Sie die Achsen und bestimmen Sie einen gleichgewichtigen Euro-Dollar-Wechselkurs. 0 386 Makroökonomie 4. Was ist eine Zahlungsbilanz? sie erfasst sämtliche ökonomische Transaktionen zwischen inländischen und ausländischen Wirtschaftseinheiten. sie erfasst Zahlungen vom Inland ins Ausland sie erfasst nur Kapitalimporte und -exporte 5. Ergänzen Sie die folgende Formel, die eine ausgeglichen Zahlungsbilanz charakterisiert: (EX = Exporte, IM = Importe, K IM KK = Kapitalimporte, K EX KK = Kapitalexporte, GDB Ver = Gold- und Devisenbestand Verringe r rung, GDB Er = Gold- und Devisenbestand Erhöhung) r + K IM + GDB Ver = + K EX + GDB Erh 6. Was wird unter Normalreaktion der Handelsbilanz verrr standen? bei Abwertung der heimischen Währung steigt der Export, dies führt zu einem verbesserten Handelsbilanzsaldo bei Aufwertung der heimischen Währung steigt der Export, dies führt zu einem verbesserten Handelsbilanzsaldo bei Abwertung der heimischen Währung steigt der Export, dies führt zu einem verschlechterten Handelsbilanzsaldo 387 Makroökonomie 6 Offene Volkswirtschaft mit konstantem Preisniveau (IS-LM-Z-Modell) Simultanes Gleichgewicht auf dem Geld-, Güter- und Devisenmarkt Auf dem Gütermarkt hat die Berücksichtigung des Auslands zur Folge, dass die Exporte (EX) eine zusätzliche Nachfragekomponente darstellen und dass die Konsummöglichkeiten durch Importe (IM) erweitert werden. Damit gelten folgende Zusammenhänge: Y = C + I + G + (EX - IM). Der Anstieg des Preises für die ausländische Währung - also eine Abwertung der inländischen Währung - hat zur Folge, dass g der Außenbeitrag zunimmt. Ein Anstieg des Wechselkurses bewirkt folglich eine Verschiebung der IS-Geraden nach rechts. In einer offenen Volkswirtschaft setzt sich die Zentralbankgeldmenge (M) aus zwei Komponenten zusammen: der heimischen Komponente (HK), die aus Forderungen ge e genüber inländischen Wirtschaftseinheiten besteht, und der ausländischen Komponente (AK), die den Forde e rungen der Zentralbank gegenüber ausländischen Wirtschaftseinheiten entspricht und mit den Währungsreserven der Zentralbank übereinstimmt (M = HK + AK). Eine Verschiebung der LM- Kurve nach rechts resultiert daher sowohl aus einer Erhöhung der inländischen Komponente als auch aus einer Erhöhung der ausländischen Komponente (siehe Abb. 5). Ein gesamtwirtschaftliches makroökonomisches Gleichgewicht muss bei einer offenen Volkswirtschaft auch ein Devisenmarktgleichgewicht erreichen t . Dies verlangt eine Übereinstimmung des Devisenangebots ($ A = EX + K IM ) und der Devisennachfrage ($ N = IM + K EX ). Wird die Differenz zwischen dem $ A und der $ N mit Z bezeichnet, so liegt ein Devisen- 388 Makroökonomie marktgleichgewicht vor, wenn Z = (EX + K IM ) - (IM + K EX ) = 0 gilt. Damit lassen sich alle Kombinationen des inländischen Volkseinkommens und Zinssatzes angeben, bei denen ein Devisenmarktgleichgewicht erreicht wird: Bei einem geringen Volkseinkommen sind die Importe des Inlands niedrig. Geringe Importe implizieren eine geringe Devisennachfrage. Für ein Devisenmarktgleichgewicht muss das Devisenangebot ebenfalls gering sein. Dies ist der Fall, wenn der inländische Zinssatz niedrig ist, denn dann ist es für ausländische Anleger unattraktiv, die Wertpapiere des Inlands zu erwerben. Ein hohes Volkseinkommen verlangt hingegen einen hohen Zinssatz, um ein Devisenmarktgleichgewicht zu erreichen. In einem i-Y-Diagramm hat die Gerade, auf der alle i-Y- Kombinationen liegen, die zu einem Devisenmarktgleichgewicht führen, daher einen steigenden Verlauf (siehe Abb. 5). Diese Gerade wird Z-Gerade (Kurzform für Z e = 0-Gerade) genannt. Über der Z-Geraden herrscht auf dem Devisenmarkt ein Angebotsüberschuss, unter ihr ein Nachfrageüberhang. Eine Abwertung der heimischen Währung (e g ) hat eine Verschiebung der Z-Geraden nach rechts zu Folge. Die Höhe der Kapitalmobilität ist ebenfalls relevant für den Verlauf der Z-Geraden. Bei einer hohen Kapitalmobilität führt eine ge t ringe Erhöhung des inländischen Zinssatzes zu einem großen Zufluss von Kapital aus dem Ausland. Dies bedeutet einen großen Anstieg des Devisenangebots. Zum Ausgleich muss auch die Devisennachfrage stark ansteigen. Dies setzt wiederum einen starken Anstieg der Importe voraus, also eine große Zunahme des inländischen Volkseinkommens. Die Z-Gerade verläuft daher relativ flach. Bei einer geringen Kaaa pitalmobilität verläuft die Z-Gerade hingegen relativ steil t . 389 Makroökonomie Der Schnittpunkt aller drei Geraden (IS-Gerade, LM-Kurve und Z-Gerade) ergibt schließlich die Zins-Volkseinkommen- Kombination, bei der alle drei Märkte im Gleichgewicht sind (siehe Q* in Abb. 5). Abb. 5 Y 0 i * LM-Kurve i Y * IS-Gerade Z-Gerade G ↑, e ↑ HK ↑, AK ↑ e ↑ Q * Expansive Geldpolitik einer Steigerung der Investitionsnachfrage und des Volkseinkommens führt. Das höhere Volkseinkommen bewirkt über die steigende Importnachfrage eine höhere Devisennachfrage, während der sinkende Zins einen Rückgang des Devisenangebots zur Folge hat. Es kommt zu einem Nachfrageüberhang auf dem Devisenmarkt. In einem System fester Wechselkurse muss die Zentralbank zusätzliche Devisen anbieten, um den Nachfrageüberhang abzubauen. Dies reduziert die ausländische Komponente der inländischen Zentralbankmenge. Damit sinkt die Geldmenge und der Zins steigt. Im Fall von festen Wechselkursen hat eine expansive Geldpolitik negative Sekundäreffekte, deren Wirkungen auf den Zinssatz und das Volkseinkommen vom Betrag her genau- 390 Makroökonomie so groß sind wie die positiven Primäreffekte der ursprünglichen Geldmengenerhöhung. Die Geldpolitik ist daher vollkommen unwirksam. Im Fall flexibler Wechselkurse führt der Nachfrageüberhang e auf dem Devisenmarkt zu einer Aufwertung der ausländischen Währung und damit zu einer Abwertung der heimischen g Währung, wodurch die Exporte des Inlands zunehmen. Die Abwertung der heimischen Währung hat einen positiven Sekundäreffekt, der zu einer weiteren Steigerung des Volkseinkommens führt. Expansive Fiskalpolitik Eine Staatsausgabenerhöhung bewirkt eine Steigerung der gesamtwirtschaftlichen Güternachfrage und des Volkseinkommens sowie einen Zinsanstieg. Das höhere Volkseinkommen führt über die steigende Importnachfrage zu einer höheren Devisennachfrage. Der steigende Zins bewirkt eine Zunahme des Devisenangebots. Ob die Zunahme der Devisennachfrage größer ist als die Zunahme des Devisenangebots oder umgekehrt, hängt von der Kapitalmobilität ab. Bei einer hohen Kapitalmobilität reagieren die ausländischen t Anleger sehr stark auf den gestiegenen inländischen Zinssatz. Schon ein geringer Zinsanstieg lässt ihre Nachfrage nach inländischen Wertpapieren - und damit ihr Devisenangebot - stark ansteigen. Es kommt zu einem Angebotsüberschuss auf dem Devisenmarkt. Im Fall fester Wechselkurse kauft die Zentral e bank den Angebotsüberschuss auf und erhöht so die Zentralbankgeldmenge (M↑ infolge von AK↑ K ). Die damit verbundene Zinssenkung erhöht die Investitionen und hat daher einen positiven Sekundäreffekt. Im Fall flexibler Wechselkurse führt e der Angebotsüberschuss zu einer Abwertung der ausländischen 391 Makroökonomie Währung und zu einer Aufwertung der heimischen Währung g . g Daher gehen die Exporte zurück. Es kommt zu einem partiellen wechselkursbedingten Crowding-out . Bei einer geringen Kapitalmobilität entsteht ein Nachfrage t überhang auf dem Devisenmarkt. Im Fall fester Wechselkurse erhöht die Zentralbank das Devisenangebot und reduziert so die ausländische Komponente der Zentralbankgeldmenge. Es kommt zu einer Verringerung der Geldmenge. Dies führt zu einer Erhöhung des Zinssatzes und zu einem Rückgang der Investitionsnachfrage mit einem partiellen zinsinduzierten Crowding-out. Im Fall flexibler Wechselkurse bewirkt der e Nachfrageüberhang auf dem Devisenmarkt eine Abwertung der heimischen Währung, die die Exporte steigert und so das Volkseinkommen zusätzlich erhöht. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Welche Gleichung gilt bei offenen Volkswirtschaften? (Y = Volkseinkommen, C = Konsum, I = Investition, G = Staatsnachfrage, EX = Exporte, IM = Importe) Y = C + I + G + (EX - IM) Y = C + I + G + (IM - EX) Y = C + I + G - (EX - IM) 2. Ergänzen Sie den Satz: Ein gesamtwirtschaftliches makroökonomisches Gleichgewicht muss bei einer offenen Volkswirtschaft auch ein -gleichgewicht erreichen. 392 Makroökonomie 3. Benennen Sie die Achsen und zeichnen Sie ein gesamttt wirtschaftliches makroökonomisches Gleichgewicht mit IS-, LM- und Z-Kurve ein. Wann verschieben sich diese drei Kurven in welche Richtung? 0 4. Welche Aussage ist falsch? bei festen Wechselkursen ist eine expansive Geldpolitik keine positiven Effekte - sie ist unwirksam bei flexiblen Wechselkursen führt eine expansive Geldpolitik zu einer Abwertung der heimischen Währung (Aufff wertung der ausländischen Währung) und einer Zunahme der Exporte bei festen Wechselkursen führt eine expansive Geldpolitik zu einer Senkung der Importe und damit zu einer Verbesserung des Außenbeitrags 393 Makroökonomie 7 Der Arbeitsmarkt Das Arbeitsmarktgleichgewicht Das Arbeitsangebot (A s ) einer Volkswirtschaft resultiert aus der Bereitschaft der privaten Haushalte, ihre Arbeitskraft gegen die Zahlung eines Lohnsatzes auf dem Arbeitsmarkt anzubieten. Das Arbeitsangebot nimmt mit steigendem Lohnsatz zu. Unternehmen fragen Arbeitskräfte nach, um mit ihnen Güter zu produzieren, die sie anschließend auf dem Gütermarkt anbieten. Die Arbeitsnachfragekurve entspricht dem Wertgrenzprodukt des Faktors Arbeit. Daraus folgt, dass die Arbeitsnachfrage (A d ) mit steigendem Lohnsatz abnimmt. Das Marktgleichgewicht ergibt sich aus dem Schnittpunkt der Arbeitsangebots- und Arbeitsnachfragekurve (siehe Abb. 6). Abb. 6 Arbeitsmenge (A) 0 A * Q * (w/ P) * w/ P A d A s Arbeitslosigkeit (w/ P) neu P ↓ A neu Wenn es zu einer Erhöhung des Arbeitsangebots kommt, bedeutet dies eine Rechtsverschiebung der Arbeitsangebotskurve. Dies hat zur Folge, dass beim alten Gleichgewichtslohn ein Angebotsüberschuss besteht. Dieser bewirkt einen Lohnrückgang, der so lange andauert, bis der Angebotsüberschuss abgebaut ist. Sowohl das ursprüngliche als 394 Makroökonomie auch das neue Arbeitsmarktgleichgewicht zeichnen sich dadurch aus, dass auf dem Arbeitsmarkt Vollbeschäftigung herrscht: Jeder Haushalt, der zum herrschenden Marktlohn seine Arbeitskraft anbietet, findet ein Unternehmen, das diese Arbeitskraft nachfragt. Gleichzeitig kann jedes Unternehmen zum herrschenden Marktlohn die Arbeitsmenge erwerben, die es zum Zwecke der Gewinnmaximierung benötigt. Wenn nun der Lohnsatz nach unten hin nicht flexibel ist - z. B. weil es tarifliche Löhne gibt, die nicht unterschritten werden -, so bleibt der Angebotsüberschuss dauerhaft bestehen. Damit kommt es zur Arbeitslosigkeit. Arbeitsmarktgleichgewicht und gesamtwirtschaftliches Güterangebot Das gesamtwirtschaftliche Güterangebot wird in den Modellen der kurzfristigen Makroökonomie mit Hilfe der Produkkk tionsfaktoren Arbeit und Kapital hergestellt. Der Bestand an Kapital ist dabei annahmegemäß konstant. Daher hängt das gesamtwirtschaftliche Güterangebot (Y s YY ) - und damit auch das Inlandsprodukt (Y) - von der eingesetzten Arbeitsmenge (A) ab, d. h. es gilt: Y s YY = Y = Y (A). Diese Arbeitsmenge ergibt sich aus dem Beschäftigungsniveau, das mit dem Arbeitsmarktgleichgewicht verbunden ist. Um daraus das gesamtwirtschaftliche Güterangebot zu bestimmen, muss diese Arbeitsmenge in die gesamtwirtschaftliche Produktionsfunkkk tion eingesetzt werden. Dabei wird eine neoklassische Produkkk tionsfunktion angenommen. Wird nun die Annahme eines fixierten Preisniveaus aufgegeben, so lässt sich die Höhe des gesamtwirtschaftlichen Güterangebots in Abhängigkeit vom Preisniveau (P) bestimmen. Diese Abhängigkeit ergibt sich über den Reallohnsatz (w/ P). 395 Makroökonomie Wenn ausgehend von einem Arbeitsmarktgleichgewicht in Abb. 6 das Preisniveau sinkt, hat dies eine Steigerung des Reallohnsatzes zur Folge, d. h. es gilt (w/ P) neu > (w/ P)*. Bei einem steigenden Reallohn geht die Arbeitsnachfrage des Unternehmenssektors zurück, während das Arbeitsangebot des Haushaltssektors steigt. Es kommt zu einem Angebotsüberschuss. Wenn der Nominallohnsatz (w) vollkommen flexibel ist, bewirkt der Angebotsüberschuss eine Reduzierung des Nominallohnsatzes. Die Nominallohnsenkung dauert so lange an, bis der Angebotsüberschuss abgebaut ist. Dies ist der Fall, wenn der Reallohnsatz wieder sein ursprüngliches Niveau (w/ P)* erreicht hat. Bei vollkommen flexiblen Nominallöhnen herrscht daher stets Vollbeschäftigung. Daraus folgt, dass unabhängig von der Höhe des Preisniveaus stets die zum Vollbeschäftigungsniveau gehörende Gütermenge (Y Vollb. = Y max YY ) angeboten wird. Die gesamtwirtschaftliche Güterangebotskurve verläuft in einem Preis-Mengen-Diagramm parallel zur Preis-Achse. Bei einem nach unten hin starren Nominallohnsatz kann der Angebotsüberschuss nicht durch eine Reduzierung des Nominallohns erreicht werden. Der Angebotsüberschuss ist dauerhaft. Damit ist auch das Beschäftigungsniveau geringer als im Fall der Vollbeschäftigung. Dies hat ein geringeres Güterangebot zur Folge. Ausgehend von dem Preisniveau P* hat jede Preisniveausenkung eine Reduzierung des Güterangebots zur Folge, sodass die gesamtwirtschaftliche Güterangebotskurve unterhalb von P* preiselastisch verläuft. Für das Beschäftigungsniveau und das gesamtwirtschaftliche Güterangebot ergibt sich damit eine entscheidende Konsequenz: Wenn die Nominallöhne in einer Volkswirtschaft nach unten hin starr sind, führt die Reduzierung eines einmal erreichten Preisniveaus dazu, dass es zu dauerhafter Ar- 396 Makroökonomie beitslosigkeit kommt. Die gesamtwirtschaftliche Güterangebotskurve verläuft dann nicht mehr parallel zur Preis- Achse, sondern sie bekommt in einem Preis-Mengen-Diagramm in Höhe des einmal erreichten Preisniveaus einen Knick. Dieser Effekt wird Sperrklinken-Effekt genannt t . Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Benennen Sie die Achsen und zeichnen eine Arbeitsangebots- und Nachfragekurve ein. Zeigen Sie wo der gleichgewichtige Lohn liegt und wie Arbeitslosigkeit entsteht. 0 2. Ergänzen Sie den Satz: Die Arbeitsnachfragekurve entspricht dem des Faktors Arbeit. 397 Makroökonomie 3. Wozu können bestehende Tariflöhne führen? bei sinkender Arbeitsnachfrage aufgrund der nach unten starren Löhne zu Arbeitslosigkeit bei steigender Arbeitsnachfrage aufgrund der nach unten starren Löhne zu Arbeitslosigkeit bei konstanter Arbeitsnachfrage zu sinkenden Löhnen 4. Wie stellt sich ein Sperrklinken-Effekt grafisch dar? die gesamtwirtschaftliche Güterangebotskurve verläuft parallel zur Preis-Achse die gesamtwirtschaftliche Güterangebotskurve verläuft parallel zur Preis-Achse, macht dann aber einen Knick auf Höhe des einmal erreichten Preisniveaus die gesamtwirtschaftliche Güterangebotskurve verläuft parallel zur Mengen-Achse 398 Makroökonomie 8 Geschlossene Volkswirtschaft mit Die gesamtwirtschaftliche Güternachfrage In der Makroökonomie hat das Preisniveau keinen direkten Einfluss auf die Güternachfrage. Das Preisniveau wirkt indirekt über den Geldmarkt auf die Güternachfrage: Eine Preisniveaureduzierung erhöht die reale Geldmenge und führt dadurch zu einer höheren Investitionsnachfrage. Der Umstand, dass eine Preisniveauveränderung nur indirekt über Zinsänderungen und daraus resultierende Änderungen der Investitionsnachfrage auf die gesamtwirtschaftliche Güternachfrage wirkt, wird Keynes-Effekt genannt t . Wenn sich die Volkswirtschaft in der Investitionsfalle oder der Liquiditätsfalle befindet, versagt der Keynes-Effekt. In beiden Fällen wird von einem Nachfragedefekt gesprochen t . In einer geschlossenen Volkswirtschaft mit einem flexiblen gesamtwirtschaftlichen Preisniveau hängt die Wirksamkeit der Geld- und Fiskalpolitik entscheidend davon ab, ob Nachfragedefekte vorliegen (Investitionsfalle oder Liquiditätsfalle) und ob der Nominallohnsatz nach unten hin flexibel ist oder nicht. Expansive Geld- und Fiskalpolitik bei In einer Situation ohne Nachfragedefekte und einer vollkommenen Flexibilität des Nominallohnsatzes kann weder eine expansive Geldpolitik noch eine expansive Fiskalpolitik das Volkseinkommen und die Beschäftigung steigern. Die Geld- und die Fiskalpolitik sind mit Blick auf die realwirtschaftlichen Größen (Güternachfrage, Güterangebot, Volkseinkommen, Reallohnsatz, Beschäftigung) vollkommen wirkungslos. 399 Makroökonomie Es kommt lediglich zu einer Erhöhung des gesamtwirtschaftlichen Preisniveaus und des Nominallohnsatzes. Die Wirkungslosigkeit staatlicher Eingriffe in die Wirtschaft ist jedoch unproblematisch, weil die Volkswirtschaft von selbst den Zustand der Vollbeschäftigung erreicht und damit auch das Vollbeschäftigungseinkommen. Sobald jedoch Nachfragedefekte vorliegen, kann es passie e ren, dass die Volkswirtschaft ein Volkseinkommen produziert, bei dem es selbst im Fall vollkommen flexibler Preise und Nominallöhne zu Arbeitslosigkeit kommt ( neoklassischen Variant e des makroökonomischen Totalmodells mit e Nachfragedefekten). Wenn sich die Volkswirtschaft in der Investitionsfalle oder der Liquiditätsfalle befindet, kann sie nur mit Hilfe einer Staatsausgabenerhöhung für Güter die Beschäftigung und das Volkseinkommen steigern. Die Geldpolitik ist in beiden Fällen wirkungslos, weil sie entweder gar nicht in der Lage ist den Zinssatz zu verringern (Liquiditätsfalle) oder weil die Unternehmen auf niedrigere Zinsen nicht mit einer Erhöhung der Investitionsnachfrage reagieren (Investitionsfalle). Expansive Geld- und Fiskalpolitik bei nach unten starren Lohnsätzen Im Fall eines nach unten hin starren Nominallohnsatzes ( Keynessche Variante des makroökonomischen Totalmo e dells) kann es sowohl beim Vorliegen von Nachfrageeffekkk ten als auch in einer Situation ohne einen Nachfragedefekt zu einem dauerhaften Unterbeschäftigungseinkommen mit Arbeitslosigkeit kommen. 400 Makroökonomie Eine expansive Fiskalpolitik kann in jedem Fall zu einer Steigerung von Volkseinkommen und Beschäftigung führen. Die Geldpolitik erreicht dies nur, wenn eine Erhöhung der nominalen Geldmenge zu einer Zinssenkung führt und die Unternehmen darauf mit einer Erhöhung der Investitionsnachfrage reagieren. Entscheidend für den Erfolg der wirtschaftspolitischen Eingriffe ist es, dass dieser Eingriff auf dem Gütermarkt einen Nachfrageüberhang und damit einen Anstieg des gesamtwirtschaftlichen Preisniveaus hervorruft, denn bei einem nach unten hin starren Nominallohnsatz lässt sich nur so eine Verringerung des Reallohnsatzes erreichen, die wiederum die Voraussetzung für eine höhere Arbeitsnachfrage und für eine höhere Beschäftigung ist. Exemplarisch lassen sich die Auswirkungen einer expansiven Geld- und Fiskalpolitik in der Keynesschen Variante im Fall der Liquiditätsfalle durch Abb. 7 darstellen. Die expansive Geldpolitik (M↑) verschiebt die gesamtwirtschaftliche Güternachfragekurve nur nach oben (von Y d YY 0 nach Y d YY 1 ), ohne dass sich das Volkseinkommen erhöht. Eine expansive Fiskalpolitik (G↑ G ) verschiebt die gesamtwirtschaftliche Güternachfragekurve hingegen nach rechts (von Y d YY 0 nach Y d YY 2 ) und erhöht damit auch das Volkseinkommen. Das Preisniveau nimmt dabei ebenfalls zu. Abb. 7 Y 0 P Y 2 Y d 0 G ↑ Q 2 Y d 1 Y d 2 M ↑ Q 0 = Q 1 Y s Y 0 = Y 1 401 Makroökonomie Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Was besagt der Keynes-Effekt? eine Preisniveauänderung wirkt nur indirekt über Zinsänderungen und die daraus resultierenden Änderungen der Investitionsnachfrage auf die gesamtwirtschaftliche Güternachfrage eine Preisniveauänderung wirkt nur direkt auf die gesamtwirtschaftliche Güternachfrage eine Preisniveauänderung wirkt nur indirekt über die Reallöhne auf die gesamtwirtschaftliche Güternachfrage 2. Wann wird nicht von einem Nachfragedefekt gesprochen? wenn sich eine Volkswirtschaft in einer Liquiditätsfalle befindet wenn sich eine Volkswirtschaft in einer Investitionsfalle befindet wenn die Löhne aufgrund von Tariflöhnen nach unten starr sind 3. Wie wirkt expansive Geld- und Fiskalpolitik bei flexiblen Lohnsätzen ohne Nachfragedefekte? sie kann das Volkseinkommen und die Beschäftigung steigern sie hat keine Auswirkungen auf Volkseinkommen und Beschäftigung sie senkt das Volkseinkommen und die Beschäftigung 402 Makroökonomie 4. Mit welcher Maßnahme kann bei starren Löhnen das Volkseinkommen und die Beschäftigung eher gesteigert werden? durch eine expansive Fiskalpolitik durch eine expansive Geldpolitik nur durch eine Kombination aus expansiver Fiskal- und Geldpolitik 403 Makroökonomie Literaturtipps Lehrbücher, die Sie kennen sollten Aus der großen Zahl vertiefender Lehrbücher sei auf fünf Werke hingewiesen. Die optimale Ergänzung des hier vorliegenden Textes ist das Lehrbuch von Hans-Werner Wohltmann . Dieses Lehrbuch hat mich maßgeblich geprägt, sodass auch die Ausführungen dieses einführenden Textes auf den Darstellungen von Wohltmann basieren. Auf rund 450 Seiten finden die Leser dort vertiefende Ausführungen zu sämtlichen hier behandelten Themen. Zudem behandelt Wohltmann makroökonomische Zusammenhänge bei flexiblen Preisen in der offenen Volkswirtschaft und geht dabei sowohl auf den Fall des kleinen als auch des großen Landes ein. Die Darstellungen von Wohltmann eignen sich zudem hervorragend zum Selbststudium. Ein Standardwerk aus Deutschland, das mittlerweile auch in andere Sprachen übersetzt wurde, ist das Lehrbuch von Bernhard Felderer und r Stefan Homburg . Bereits in der 9. Auflage erschienen, wird dieses Lehrbuch an vielen Universitäten eingesetzt. Felderer und Homburg gehen auf die verschiedenen makroökonomischen Theorien ein (klassisch-neoklassisch, Keynesianisch, neokeynesianisch, neukeynesianisch und neuklassisch) und arbeiten die damit verbundenen wirtschaftspolitischen Implikationen heraus. Besonders empfehlenswert für die mathematisch interessierten Leser ist der knapp 100 Seiten umfassende mathematische Anhang. Bereits in der 8. Auflage erschienen und damit ebenfalls ein Standardwerk, ist das Lehrbuch von Lothar Funk , Dieter Voggenreiter und r Carsten Wesselmann . Behandelt wird dort das makroökonomische Grundmodell einer geschlossenen Volkswirtschaft. Dieses Lehrbuch zeichnet sich dadurch aus, dass es die grundlegenden Konzepte, die der Makroökonomie quasi vorgelagert sind (kreislauftheoretische Zusammenhänge bzw. volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, gesamtwirtschaftliche Produktionsfunktionen, Produktivitätsfortschritte und Arbeitsmarkt), ausführlich darstellt. Leser, denen diese Aspekte in dem hier vorliegenden Text fehlen, können diese Lücke mit dem Lehrbuch von Funk, Voggenreiter und Wesselmann schließen. Schließlich sind noch zwei internationale Standardwerke zu erwähnen, die seit Jahren auch auf Deutsch vorliegen. Bei dem ersten Werk handelt es sich um das zu Recht als internationales Standardwerk 404 Makroökonomie der Makro- und Mikroökonomie untertitelte Lehrbuch von Paul Saaa muelson und n William D. Nordhaus . Die Makroökonomie wird in der zweiten Hälfte ihres mehr als 1.000 Seiten umfassenden Einführungsbuches in die Volkswirtschaftslehre behandelt. Verständlich geschrieben, präsentieren Samuelson und Nordhaus eine Einführung in die Makroökonomie, die auch Themen wie Konjunkturzyklen und Wirtschaftswachstum abdeckt. Als internationaler Klassiker der Makroökonomie gilt das Lehrbuch von N. Gregory Mankiw , das in zahlreiche Sprachen ww übersetzt worden ist. Auf rund 750 Seiten wird ein umfassender Überblick über alle relevanten makroökonomischen Themen gegeben. Zahlreiche Fallstudien und aktuelle Daten unterstützen die Ausführungen, bei denen auch auf die letzte Finanz- und Wirtschaftskrise eingegangen wird. Thieß Petersen J Außenwirtschaft 407 Außenwirtschaft 1 Was Sie vorher wissen sollten Die Außenwirtschaftstheorie beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit dem Güterhandel, der zwischen verschiedenen Ländern stattfindet. Untersucht werden dabei unter anderem die Ursachen für die Aufnahme des internationalen Handels, die ökonomischen Konsequenzen dieses Handels für die beteiligten Volkswirtschaften, die Bedeutung des Wechselkurses für den Außenhandel und die aus dem internationalen Handel resultierenden ökonomischen Abhängigkeiten. 408 Außenwirtschaft 2 Reale Außenwirtschaftstheorie Konsumenten entscheiden sich bei gleichwertigen Gütern für den Anbieter, der den geringsten Preis fordert. Sie kaufen ein ausländisches Produkt daher nur, wenn dieses preiswerter ist als das entsprechende inländische Gut. Ursache für die Aufff nahme von Handel sind letztlich aber nicht die absoluten Preisvorteile, sondern die Unterschiede bei den relativen Preisen, d. h. die unterschiedlichen realen Austauschverhältnisse zwischen den beiden Produkten in jedem Land. Der Wechselkurs wandelt die relativen Preisvorteile dann in absolute Preisvorteile um. Ursachen für relative Preisvorteile Für relative Preisvorteile gibt es im Wesentlichen drei Ursachen: technologisch bedingte Produktivitätsvorteile, geringe Produktionskosten infolge eines reichlichen Angebots an Produktionsfaktoren und eine geringe Nachfrage nach dem Exportgut im eigenen Land. Produktivitätsunterschiede sind auf Unterschiede bei den Produktionsfunktionen zurückzuführen und können sich auf partielle Produktivitäten beziehen oder auf die Gesamtproduktivität. Aus Produktivitätsunterschieden resultieren komparativen Kostenvorteile. Entscheidend für den Handel zwischen zwei Ländern sind nicht die absoluten, sondern die relativen Kosten. Selbst wenn ein Land bei der Produktion aller Produkte absolut betrachtet einen Kostennachteil hat, ist die Aufnahme des Handels für alle beteiligten Länder sinnvoll. Ein Land exportiert dabei die Güter, bei denen es relativ gesehen, d. h. im Vergleich zu anderen Ländern, entwe- 409 Außenwirtschaft der die größten absoluten Kostenvorteile hat oder die geringsten absoluten Kostennachteile. Außenhandel kann auch entstehen, wenn die beteiligten Länder über unterschiedliche Faktorausstattungen verfügen. Diese Konstellation wird im Heckscher-Ohlin-Modell analysiert. In diesem Modell gibt es zwei Produktionsfakkk toren - z. B. Arbeit und Kapital - sowie zwei Güter, von denen eines relativ kapitalintensiv und das andere relativ arbeitsintensiv produziert wird. Die generelle Heckscher-Ohlin-Aussage lautet wie e folgt: Ein arbeitsreiches Land exportiert das Gut, das arbeitsintensiv hergestellt wird, ein kapitalreiches Land exportiert das kapitalintensiv produzierte Gut, ein bodenreiches Land exportiert das Gut, zu dessen Produkkk tion viel Boden benötigt wird, und ein umweltreiches Land produziert umweltintensive Güter. Selbst bei identischen Produktionsfunktionen und Faktorausstattungen in zwei Ländern kann es beim Vorliegen homogener Güter zum Handel zwischen den beiden Ländern kommen, wenn unterschiedliche Nachfrageverhältnisse zu relativen Preisunterschieden führen. Dabei wird jede Volkswirtschaft das Produkt exportieren, das vor der Aufnahme des Außenhandels im Inland relativ schwach nachgefragt wird und daher relativ preiswert ist. Außenhandel und Wohlfahrtseffekte Außenhandel erhöht die Wohlfahrt aller beteiligten Volkswirtschaften in dem Sinne, dass die zur Verfügung stehenden Gütermengen größer sind als ohne den Außenhandel. Die Wohlfahrtssteigerung durch Außenhandel lässt sich grafisch mit Hilfe der Transformationskurve und der soziale Indiffe- 410 Außenwirtschaft renzkurve verdeutlichen. Die Gesamtheit aller möglichen herstellbaren Güterkombinationen lässt sich grafisch durch die Transformationskurve abbilden e . Die soziale Indifferenzkurrr ve ist die Kurve, auf der alle Güterbündel liegen, die für die e Gesellschaft den gleichen Nutzen stiften. Ziel einer wohlfahrtsmaximierenden Gesellschaft ist es, angesichts dieser Produktionsrestriktion die Indifferenzkurve zu erreichen, die am weitesten vom Ursprung entfernt ist. Dieses Ziel wird realisiert, wenn die Transformationskurve eine Indifferenzkurve tangiert. Der so gefundene Tangentialpunkt stellt den optimalen Produktions- und Konsumpunkt der Gesellschaft dar. Ohne die Möglichkeit des Außenhandels sind der optimale Produktionspunkt (Q P QQ *) und der optimale Konsumpunkt (Q K Q *) identisch. Durch die Aufnahme von Außenhandel kann das Inland seine Konsummöglichkeiten vergrößern. Die Möglichkeiten eines Tauschs heimischer Produkte gegen Produkte aus dem Ausland werden durch die Tauschgerade dargestellt. Der optimale Produktionspunkt nach Aufnahme des Außenhandels Q P * bei Außenhandel Menge Gut 1 soziale Indifferenzkurven ohne Außenhandel: Q P * = Q K * Menge Gut 2 Abb. 1 Tauschgerade Q K * bei Außenhandel 0 411 Außenwirtschaft findet sich, indem die Tauschgerade soweit vom Ursprung entfernt wird, dass sie die Transformationskurve gerade noch tangiert. Durch das Verschieben der Tauschgerade vergrößert die Gesellschaft ihre Konsummöglichkeiten. Anschließend findet sie den optimalen Konsumpunkt, indem sie die soziale Indifff ferenzkurve wählt, die am weitesten vom Ursprung entfernt ist und die Tauschgerade tangiert (siehe Abbildung 1). Außenhandel und Einkommensverteilung Im Heckscher-Ohlin-Modell hat der Außenhandel gravierende Konsequenzen für die Einkommensverteilung. Die Aufnahme des Außenhandels führt dazu, dass der im Inland relativ knappe - und daher im Autarkiezustand relativ teure - Faktor verliert, während der relativ reichlich vorhandene - und daher ursprünglich auch relativ preiswerte - Faktor gewinnt. Diese Verteilungswirkungen zu Gunsten des reichlich vorhandenen Produktionsfaktors und zu Ungunsten des relativ knappen Faktors werden durch das so genannte Stolper-Samuelson-Theorem beschrieben. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Womit beschäftigt sich die reale Außenwirtschaft primär? mit dem Austausch von Gütern zwischen (zwei) Ländern mit der Entwicklung von Wechselkursen mit den Auswirkungen von Importen / Exporten auf den Wechselkurs 412 Außenwirtschaft 2. Was ist ausschlaggebend für Außenhandel? absolute Preisvorteile relative Preisverhältnisse 3. Was ist keine Ursache für relative Preisvorteile zwischen zwei Ländern? Produktivitätsunterschiede zwischen zwei Ländern unterschiedliche Faktorausstattungen zwischen zwei Ländern unterschiedliche Nachfrageverhältnisse identischer Produktivität und Faktorausstattung in zwei Ländern 4. Ergänzen Sie den Satz: Durch Außenhandel erhöht sich die aller beteiligten Volkswirtschaften, in dem Sinne, dass die zur Verfügung stehenden Gütermengen sind als ohne Außenhandel. 5. Was bildet eine Transformationskurve ab? die Gesamtheit aller möglichen herstellbaren Güterkombinationen alle Güterbündel, die für die Gesellschaft den gleichen Nutzen stiften 413 Außenwirtschaft 3 Wechselkurstheorie Der Devisenmarkt Der Wechselkurs ist der Preis für Devisen. Devisen sind n ausländische Währungseinheiten, aus Sicht der Europäer z. B. US-Dollar. Der Wechselkurs (e) als Preis für einen US- Dollar wird auf dem Devisenmarkt bestimmt. Die nachfolgenden Ausführungen behandeln Europa als das Inland, die USA als das Ausland und den Preis für einen US-Dollar in Euro als Wechselkurs. Nachgefragt werden US-Dollar von europäischen Wirtschaftseinheiten, die amerikanische Güter und Dienstleistungen kaufen (aus Sicht des Inlands Importe = IM) oder amerikanische Wertpapiere erwerben und damit aus Sicht des Inlands einen Kapitalexport tätigen (K EX ). Angeboten werden US-Dollar von amerikanischen Wirtschaftseinheiten, die deutsche Güter, Dienstleistungen, Wertpapiere und Aktien kaufen, die sie in Euro bezahlen müssen. Um die dafür notwendigen Euro zu erhalten, müssen US-Dollar angeboten und gegen Euro eingetauscht werden. Aus Sicht des Inlands entspricht das Devisenangebot damit den Exporten t (EX) und den Kapitalimporten (K IM ). Das Gleichgewicht auf dem Devisenmarkt wird in Abbildung 2 dargestellt. Abb. 2 Wechselkurs (Euro pro $) Dollar-Menge ($) 0 Gleichgewichtswechselkurs $-Angebot = EX + K IM $-Nachfrage = IM + K EX $* 414 Außenwirtschaft Wenn sich einzelne Lageparameter verändert, kommt es zu einem neuen Gleichgewicht auf dem Devisenmarkt. Eine Zunahme der Dollar-Nachfrage hat beispielsweise zur Folge, dass der Preis für einen US-Dollar steigt. Ein höherer Preis für den US-Dollar bedeutet, dass ein Dollar nun mehr wert ist. Es wird daher auch von einer Aufwertung des US-Dollars g gesprochen. Das Spiegelbild eines teureren US-Dollars ist ein weniger wertvoller Euro, also eine Abwertung des Euros g . Drei Wechselkurstheorien Von den zahlreichen Wechselkurstheorien werden hier drei zentrale Theorien vorgestellt: Die Kaufkraftparitätentheorie des Wechselkurses basiert auf der Annahme, dass mit einem Euro an jedem Ort der Welt grundsätzlich die gleiche Menge an Gütern gekauft werden kann bzw. dass jedes Produkt an jedem Ort der Welt grundsätzlich den gleichen Preis haben sollte. Wenn also eine Tonne Stahl in Europa 100 Euro kostet und in den USA 125 US-Dollar, liegt der Wechselkurs zwischen Euro und US-Dollar gemäß dieser Theorie bei 1,25 Dollar je Euro bzw. bei 0,80 Euro je Dollar. Ausgangspunkt der Zinsparitätentheorie des Wechselkurses ist die Überlegung, dass ein Anleger sein Vermögen entweder im Inland oder im Ausland anlegen kann. Wenn ein Europäer beispielsweise bei einer Anlage in Europa eine Rendite von acht Prozent erwarten kann, in den USA aber nur fünf Prozent, wird er sich für eine Anlage in Europa entscheiden. Ein derartiger Zinsunterschied kann nur existieren, wenn eine dreiprozentige Aufwertung des US-Dollars erwartet wird. Wird nun als Indikator für die Rendite in den beiden Ländern der jeweilige Zinssatz (i Inl. 415 Außenwirtschaft und i Ausl. , Angabe in Prozent) gewählt und die erwartete Wechselkursänderung (e Änd. erw. , Angabe in Prozent), muss nach der Zinsparitätentheorie des Wechselkurses die Gleichung i Inl. = i Ausl. + e Änd. erw. erfüllt sein. Ausgangspunkt der Keynesianischen Wechselkurstheorie ist die Überlegung, dass Devisen nachgefragt werden, um damit den Import von Gütern und Dienstleistungen zu finanzieren. Für den Wechselkurs bedeutet dies Folgendes: Die Währung eines Landes mit einem Exportüberschuss (EX > IM) wird tendenziell aufgewertet, während die Währung eines Landes mit einem Importüberschuss (EX < IM) tendenziell abgewertet wird. Der Wechselkurs wird folglich von dem Handelsbilanzsaldo - definiert als Differenz zwischen den Exporten und den Importen eines Landes - bestimmt. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Welcher Markt wird im Rahmen der Wechselkurstheorie untersucht? Devisenmarkt Gütermarkt Weltmarkt 2. Welche Währung ist aus Sicht eines Deutschen keine Devise? Dollar Franken Euro Yen 416 Außenwirtschaft 3. Bestimmen Sie beispielhaft den gleichgewichtigen Wechselkurs zwischen Euro und Dollar zeichnerisch in folgendem Diagramm. Benennen Sie auch die Achsen des Diagramms. 0 4. Nennen Sie drei Wechselkurstheorien. 5. Nehmen Sie an, eine Tonne Stahl kostet in Deutschland 100 Euro und in den USA 125 US-Dollar. Können Sie auf Basis dieser Zahlen einen Wechselkurs bestimmen? Welche der drei oben genannten Theorien hilft Ihnen daaa bei? Wechselkurs: Dollar pro Euro Theorie: 417 Außenwirtschaft 4 Monetäre Außenwirtschaftstheorie Zahlungsbilanz und Zahlungsbilanzausgleich Die Zahlungsbilanz erfasst sämtliche ökonomischen Trans z aktionen zwischen den inländischen und ausländischen Wirtschaftseinheiten, die innerhalb eines Jahres stattfinden. Auf der Aktivseite werden die Aktivitäten aufgeführt, die einen Zahlungseingang für das Inland darstellen: der Export von Gütern und Dienstleistungen (EX), Kapitalimporte wie beispielsweise der Verkauf von Wertpapieren an ausländische Wirtschaftseinheiten oder eine Schuldenaufnahme im Ausland (K IM ) und der Verkauf von Gold- und Devisenbeständen der Zentralbank, was eine Gold- und Devisenbestandsverminderung bedeutet (GDB Ver ). Die Passivseite erfasst die Aktivitäten, die zu einem Zahlungsausgang für das Inland führen: der Import von Gütern und Dienstleistungen (IM), Kapitalexporte (K EX ) und der Kauf von Gold- und Devisenbeständen der Zentralbank im Ausland, der eine Erhöhung des Gold- und Devisenbestands bedeutet (GDB Erh ). Die Grundstruktur einer Zahlungsbilanz kann Abbildung 3 entnommen werden. Zahlungseingänge Zahlungsausgänge EX IM K IM K EX GDB Ver GDB Erh Gold- und Devisenbilanz Handelsbzw. Leistungsbilanz Kapitalbilanz Abb. 3 418 Außenwirtschaft Hieraus ergibt sich folgender Zusammenhang: EX + K IM + GDB Ver = IM + K EX + GDB Erh . Die Umformung dieser Gleichung stellt die definitorischen Zusammenhänge zwischen dem Handelsbzw. Leistungsbilanzsaldo (EX - IM), dem Kapitalbilanzsaldo (K EX - K IM ) und dem Saldo der Gold- und Devisenbilanz (GDB Erh - GDB Ver ) bzw. dem Devisenbilanzsaldo dar: (EX - IM) = (K EX - K IM ) + (GDB Erh - GDB Ver ). Damit gilt: Geht man von einem Devisenbilanzsaldo von Null aus, entspricht ein Leistungsbilanzüberschuss (EX > IM) einem Nettokapitalexport (K t EX > K IM ). Wechselkurs und Güterhandel Die Konsequenzen einer Wechselkursänderung können exemplarisch an einer Euro-Abwertung verdeutlicht werden. Eine Euro-Abwertung bedeutet, dass ein Euro an Wert verliert und beispielsweise statt 1,00 US-Dollar nur noch 0,80 US-Dollar kostet. Ein PKW im Wert von 20.000 Euro kostet in den USA vor der Abwertung 20.000 US-Dollar, danach jedoch nur noch 16.000 US-Dollar. Der Export deutscher PKW in die USA nimmt daher zu. Für die Anbieter amerikanischer Güter stellt die Euro-Abwertung eine Dollar-Aufwertung dar. Diese Aufwertung hat zur Folge, dass ein Produkt im Wert von 10.000 US-Dollar in Deutschland vor der Abwertung 10.000 Euro kostet, nach der Abwertung jedoch 12.500 Euro. Der Import amerikanischer Güter geht daher in Europa mengenmäßig zurück, der in Euro gerechnete Preis je Importgut steigt. Die Auswirkungen auf die Leistungsbzw. Handelsbilanz sind deshalb nicht eindeutig z . Im Normalfall wird jedoch davon ausgegangen, dass eine Abwertung der heimischen Währung zu einer Verbesserung des Handelsbilanz- 419 Außenwirtschaft saldos führt, weil der Exportwert steigt und der Importwert sinkt bzw. nur geringfügig zunimmt. Geld- und Fiskalpolitik in einer offenen Volkswirtschaft Nachfolgend werden die Konsequenzen einer expansiven Geld- und Fiskalpolitik für den Fall untersucht, dass der Wechselkurs flexibel und das Preisniveau fixiert ist. Die modelltheoretische Grundlage ist das auf eine offene Volkswirtschaft erweiterte keynesianische Fixpreismodell, das auch als Mundell-Fleming-Modell bezeichnet wird. Bezüglich der Konsequenzen einer Wechselkursänderung auf den Leistungsbilanzsaldo wird eine Normalreaktion unterstellt. Das Inland wird dabei als eine kleine Volkswirtschaft angesehen, d. h. die wirtschaftlichen Aktivitäten des Inlands haben keinen Einfluss auf die Weltmarktpreise. Eine expansive Geldpolitik - d. h. eine Geldmengenerhöhung - bewirkt eine Verringerung des Zinssatzes. Diese führt zu einer Erhöhung der Investitionsnachfrage, die über den Investitionsmultiplikator das Inlandsprodukt und die Beschäftigung erhöht. Neben diesen Primäreffekten hat die Geldmengenerhöhung noch Sekundäreffekte. Das höhere Inlandsprodukt führt über die größere Importgüternachfrage zu einer Abwertung der heimischen Währung (Keynesianische Wechselkurstheorie). Wegen des geringeren Zinssatzes sinkt die Nachfrage nach inländischen Wertpapieren, was ebenfalls eine Abwertung der heimischen Währung zur Folge hat. Die Abwertung erhöht die Exportchancen, verbessert die Leistungsbilanz und führt damit zu einer weiteren Steigerung von Inlandsprodukt und Beschäftigung. 420 Außenwirtschaft Die Konsequenzen einer expansiven Fiskalpolitik - also einer kreditfinanzierten Erhöhung der Staatsausgaben - sind nicht eindeutig vorhersehbar. Eine kreditfinanzierte Staatsausgabenerhöhung führt zunächst über den Nachfrageeffekt zu einer Erhöhung des Inlandsprodukts. Die Ausgabe zusätzlicher staatlicher Wertpapiere erhöht den Zinssatz, was zwar zu einer Verdrängung privater Investitionen führt, aber per Saldo immer noch ein höheres Inlandsprodukt zur Folge hat. Die Auswirkungen auf die Entwicklung des Wechselkurses sind jedoch unklar. Wegen des höheren Inlandsprodukts und der steigenden Importgüternachfrage kommt es zu einer Abwertung der heimischen Währung (Keynesianische Wechselkurstheorie). Der gestiegene Zinssatz verbessert jedoch die Rendite inländischer Wertpapiere und bewirkt damit eine Aufwertung der heimischen Währung. Ob per Saldo die Abwertungs- oder die Aufwertungstendenz überwiegt, hängt von der Zinselastizität der internationalen Kapitalströme ab. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Was erfasst eine Zahlungsbilanz? alle ökonomischen Transaktionen zwischen inländischen und ausländischen Wirtschaftseinheiten innerhalb eines Jahres ausschließlich die Kapitalströme zwischen inländischen und ausländischen Wirtschaftseinheiten innerhalb eines Jahres ausschließlich die Warenströme zwischen inländischen und ausländischen Wirtschaftseinheiten innerhalb eines Jahres 421 Außenwirtschaft 2. Welche Bilanz ist keine Teilbilanz der Zahlungsbilanz? Leistungsbilanz Kapitalbilanz Transferbilanz Gold- und Devisenbilanz 3. Was wird nicht auf der Aktivseite einer Zahlungsbilanz erfasst? Export von Gütern Verkauf von Wertpapieren ins Ausland Import von Gütern Schuldenaufnahme im Ausland 4. Welche Folge hat es für die deutsche Automobilindustrie, wenn der Euro im Vergleich zum Dollar an Wert verliert (Euro-Abwertung)? es werden in den USA mehr deutsche Autos verkauft es werden in den USA weniger deutsche Autos verkauft 5. Auf welchen Überlegungen basiert das Mundell-Flemming-Modell? auf keynesianischen Überlegungen auf neoklassischen Überlegungen auf klassischen Überlegungen 422 Außenwirtschaft 5 Globale Leistungsbilanzungleichgewichte Die Leistungsbilanz ist eine Teilbilanz der Zahlungsbilanz. Sie erfasst auf der Einnahmeseite die Exporte von Gütern und Dienstleistungen, die Einnahmen aus Erwerbs- und Vermögenseinkommen und die erhaltenen laufenden Übertragungen. Auf der Ausgabenseite stehen die Ausgaben für Importe, die Ausgaben für Erwerbs- und Vermögenseinkommen an das Ausland und laufende Übertragungen, die das Inland an das Ausland leistet. Der größte Posten der Zahlungsbilanz besteht aus den Exporten und Importen. Länder mit einem Exportüberschuss bzw. mit einem positiven Außenbeitrag (Exporte > Importe) weisen in der Regel auch einen g Leistungsbilanzüberschuss auf. ff Grundlegende makroökonomische Zusammenhänge Die von einer Volkswirtschaft innerhalb eines Jahres produzierte Menge an Gütern und Dienstleistungen (Y) kann von den privaten Haushalten konsumiert werden (C), für Investitionen verwendet werden (I), vom Staat verbraucht werden (G) oder ins Ausland exportiert werden (EX). Die Konsummöglichkeiten des Inlands werden durch den Import von Gütern und Dienstleistungen aus dem Ausland (IM) erweitert. Damit gelten folgende Zusammenhänge: Y + IM = C + I + G + EX bzw. Y - (C + I + G) = (EX - IM). Die Komponenten C, I und G stellen den inländischen Verbrauch dar. Dabei gelten definitionsgemäß folgende Zusammenhänge: Y > (C + I + G) ⇒ (EX - IM) > 0. 423 Außenwirtschaft In diesem Fall verbraucht die Volkswirtschaft nicht alle Güter und Dienstleistungen, die sie hergestellt hat. Die Gesellschaft lebt unter ihren Verhältnissen. Diese Zusammenhänge können um die Staatseinnahmen (T) erweitert werden: Y - T = C + I + G - T + (EX - IM). Unter Berücksichtigung der Ersparnisse (S = Y - T - C) gilt folgender Zusammenhang: S = I + (G - T) + (EX - IM). Der Ausdruck (G - T) beschreibt den Saldo der staatlichen Ausgaben und Einnahmen. Damit gilt folgender weiterer Zusammenhang: S > I + (G - T) ⇒ (EX - IM) > 0. In diesem Fall sind die Ersparnisse größer als zur Bildung der Investitionen und zur Deckung des Staatsdefizits erforderlich. Die Gesellschaft kann einen Teil ihrer Wirtschaftsleistung dem Ausland zur Verfügung stellen, d. h. sie exportiert mehr Güter, als sie importiert. Auch hier lebt die Gesellschaft unter ihren Verhältnissen. Wenn eine Volkswirtschaft einen Exportüberschuss erwirtschaftet, gibt sie damit im Außenhandel weniger Geld aus, als sie einnimmt. Das Einkommen der Volkswirtschaft wird also nicht vollkommen ausgegeben, die gesamtgesellschaftliche Ersparnis ist positiv. vv Ein Exportüberschuss hat somit für das betreffende Land einen Vermögensaufbau gegenüber dem Ausland zur Folge. Schließlich haben Exportbzw. Importüberschüsse noch Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Ein Land mit einem Exportüberschuss produziert mehr Güter und Dienstleistungen, als es verbraucht. Würde es nur die Dinge produzieren, die es selbst benötigt, wäre dies mit einem geringeren Einsatz von Produktionsfaktoren verbunden, also auch mit einem geringeren Arbeitseinsatz. 424 Außenwirtschaft Herausforderungen für Überschussländer und die Welt Eine unausgeglichene Leistungsbilanz stellt vor allem für die z Defizitländer ein Problem dar. Auf dem Arbeitsmarkt kann der Importüberschuss zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit führen. Die Verschuldung im Ausland führt zu Zinszahlungen und Tilgungen, d. h. das Land muss in den Jahren nach dem Importüberschuss einen Teil der wirtschaftlichen Wertschöpfung an das Ausland abführen. Besonders problematisch wird es, wenn die Leistungsbilanzdefizite über viele Jahre bestehen. Dies bewirkt einen permanenten Anstieg der Verschuldung im Ausland. Sofern das Ausland angesichts eines steigenden Schuldenstands das Vertrauen in die Bonität des Defizitlands verliert, ist das Ausland nicht mehr bereit, die Leistungsbilanzdefizite durch eine Kreditvergabe zu finanzieren. Für Überschussländer sind globale Leistungsbilanzungleichgewichte relativ u nproblematisch n . Ein Exportüberschuss baut die Arbeitslosigkeit ab und mit ihr alle sozialen Folgekosten. Die Exportüberschüsse erhöhen das Vermögen gegenüber dem Rest der Welt. Zudem erhöhen die ausländischen Vermögenstitel über die damit verbundenen Einkommenszuflüsse (Zinsen, Gewinne, Dividenden) das verfügbare Einkommen der Bevölkerung und damit ihre langfristigen Konsummöglichkeiten. Dennoch sind globale Ungleichgewichte auch für die Überschussländer nicht vollkommen risikofrei. Die starke Exportabhängigkeit des Arbeitsmarktes führt zu einem raschen Rückgang der Beschäftigung, wenn der Welthandel einbricht. Der Zufluss von Gold- und Devisenbeständen erhöht die monetäre Basis der Volkswirtschaft, was zu inflationären Tendenzen führen kann. Und das Vermögen gegenüber dem Ausland kann an Wert verlieren, wenn die Forderungen gegenüber dem Ausland wertlos werden (Bankrott der betrefff 425 Außenwirtschaft fenden Unternehmen oder sogar des Staates) oder wenn die Währung des Auslands stark abgewertet wird. In diesem Fall hätte das Überschussland seine Güter gegen wertlose Forderungen eingetauscht und damit letztendlich verschenkt. Leistungsbilanzungleichgewichte können wegen der genannten Folgewirkungen Konsequenzen für die gesamte Weltwirtschaft haben und damit auch die Volkswirtschaften betreffen, die ausgeglichene Leistungsbilanzsalden besitzen. Zu nennen sind in diesem Kontext vor allem die Gefahr eines wachsenden Protektionismus und das Entstehen von Spekulationsblasen . Mechanismen des Leistungsbilanzausgleichs Ein Leistungsbilanzausgleich erfolgt bei einem flexiblen Wechselkurs primär über eine Wechselkursänderung. Wenn ein Land einen Leistungsbilanzüberschuss aufweist, bedeutet dies, dass es eine hohe Nachfrage nach der Währung dieses Landes gibt, weil Exporte letztendlich immer in der Währung des Exportlandes bezahlt werden müssen. Der Exportüberschuss bewirkt damit eine Aufwertung der heimischen Währung. Diese verteuert die Exporte, was zu einem Exportrückkk gang führt. Zudem verbilligt die Aufwertung die Produkte g aus dem Ausland, was zu einer Importzunahme führt. Beide Entwicklungen wirken auf einen tendenziellen Ausgleich von Exporten und Importen hin. Im Fall eines Leistungsbilanzdefizits kommt es durch eine Abwertung der heimischen zu einem Leistungsbilanzaus g gleich. Im Fall fester Wechselkurse erfolgt der Ausgleich vor allem über Preisänderungen. In einem Überschussland (EX - IM > 0) kommt es tendenziell zu einer Preissteigerung, die die 426 Außenwirtschaft Exporte verteuert. Diese Preissteigerung resultiert aus der hohen Nachfrage nach Gütern des Überschusslandes. Zudem bedeutet die hohe Exportnachfrage eine hohe Nachfrage nach Produktionsfaktoren, was zu einem Anstieg der Löhne und Zinsen führt. Die Preissteigerung führt zu einem Rückgang der Exportgüternachfrage. Gleichzeitig werden die heimischen Konsumenten verstärkt auf die preiswerteren Produkte aus dem Ausland zurückgreifen, sodass die Importe zunehmen. In einem Defizitland (EX - IM < 0) stellt sich die entgegengesetzte Preisentwicklung ein, sodass dort die Exportgüternachfrage steigt und die Importgüternachfrage sinkt. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Welche Positionen sind die größten in der deutschen Leistungsbilanz? Dienstleistungsimporte und -exporte Kapitalimporte und -exporte Warenimporte und -exporte laufende Übertragungen 2. Welcher ökonomische Zusammenhang ist nicht korrekt? (Y = produzierte Menge an Gütern und Dienstleistungen in einer Volkswirtschaft in einem Jahr, IM = Importe, EX = Exporte, I = Investitionen, G = Staatsverbrauch) Y = C + I + G + (EX - IM) Y + IM = C + I + G + EX Y - (C + I + G) = (IM - EX) 427 Außenwirtschaft 3. Welche drei Länder haben gegenwärtig ein Leistungsbilanzdefizit? Deutschland Kolumbien USA China Marokko 4. Welche Folge kann ein über Jahre wachsendes Leistungsbilanzdefizit im Inland haben? steigende Arbeitslosigkeit Zufluss an Devisenbeständen Aufwertung der eigenen Währung 5. Ergänzen Sie die Sätze: Bei flexiblen Wechselkursen wird ein Leistungsbilanzungleichgewicht durch den ausgeglichen. Und: Bei festen Wechselkursen wird ein Leistungsbilanzungleichgewicht durch die ausgeglichen. 428 Außenwirtschaft 6 Feste oder Bei einem flexiblen Wechselkurs bildet sich der Preis für eine Devise auf dem Devisenmarkt . Er ist dabei vollkommen flexibel, kann also beliebig steigen oder fallen. Hiermit sind einige ökonomische Vorteile verbunden. Zunächst einmal ist ein flexibler Wechselkurs in der Lage, produktionstechnologische Nachteile einer Volkswirtschaft auszugleichen und damit deren internationale Wettbewerbsfähigkeit zu sichern: Wenn ein Land geringere Produktivitätsfortschritte als der Rest der Welt aufweist, bedeutet dies eine Verringerung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit. Durch eine Abwertung der heimischen Währung kann das wirtschaftlich schwache Land seine Wettbewerbsfähigkeit wieder herstellen. Ein flexibler Wechselkurs hat darüber hinaus den Vorteil, dass er eine Anpassung an einen exogenen Schock ermöglicht. Ein Beispiel für einen exogenen Schock ist ein Wirtschaftseinbruch im Ausland. Mit einem flexiblen Wechselkurs kann zudem ein Inflationsimport aus dem Ausland verhindert werden. Flexible Wechselkurse haben außerdem den Vorteil, dass die Flexibilität des Wechselkurses zu einem Ausgleich der Leistungsbilanz führt. Argumente für feste Wechselkurse Das Gegenteil von flexiblen Wechselkursen sind feste Wechselkurse oder eine Einheitswährung wie der Euro (eine Währung für ganz Europa wirkt so wie ein unwiderruflich fester Wechselkurs zwischen den Währungen der beteiligten Volkswirtschaften). Im Fall eines festen Wechselkurses wird der Preis für eine Devise auf einen bestimmten Wert fixiert und dann nicht mehr verändert. Auch feste Wechselkurse haben 429 Außenwirtschaft ökonomische Vorteile. Zunächst einmal schaffen feste Wechselkurse eine sicherere Kalkulationsbasis für Unternehmen, die Produkte ins Ausland verkaufen und / oder Vorprodukte aus dem Ausland beziehen. Dies führt zu einer Intensivierung des grenzüberschreitenden Handels. Mit einem System fester Wechselkurse lassen sich darüber hinaus Abwertungswettläufe und das Entstehen von Spekulationsblasen an den Devisenmärkten verhindern. Optimaler Währungsraum Wenn zwischen heterogene Volkswirtschaften ein fester Wechselkurs besteht, reduziert dies die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Länder, die bei der Produktivitätsentwickkk lung hinterherhinken. Ein fester Wechselkurs ist in diesem Fall nur sinnvoll, wenn die wirtschaftlich schwachen Länder ihre Produktionskosten anders als über den technologischen Fortschritt senken. Hier ist vor allem an ein Absenken der Löhne zu denken. Sofern sich Lohnsenkungen nicht durchsetzen lassen, kann ein Land mit einer unterdurchschnittlichen Produktivitätsentwicklung einen Anstieg der Arbeitslosigkeit nur verhindern, wenn die heimischen Arbeitskräfte mobil sind und in die Länder ziehen, in denen es eine höhere Produktivität mit höherer Produktion und Beschäftigung gibt. Die Mobilität des Faktors Arbeit sorgt dann dafür, dass in der Volkswirtschaft mit den Produktivitätsnachteilen die Arbeitslosigkeit nicht ansteigt, weil die überschüssigen Arbeitskräfte das Land verlassen. Eine Währungsunion ist daher für wirtschaftlich heterogene Regionen nur sinnvoll, wenn eine hohe Faktormobilität zwischen den Regionen herrscht bzw. wenn die Faktorpeise flexibel sind. 430 Außenwirtschaft Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Welche Vorteile birgt ein flexibler Wechselkurs für ein kleines Land mit geringer Produktivität? es kann durch Aufwertung der Währung mehr Waren auf dem Weltmarkt kaufen es kann durch Abwertung der eigenen Währung die Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt steigern es durch Aufwertung der eigenen Währung die Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt steigern 2. Welches Argument spricht für feste Wechselkurse in einem Währungsraum wie der Eurozone? Unternehmen erhalten eine sichere Kalkulationsgrundlage es kann Inflation aus einem Land der Eurozone in das andere übertragen werden es können Spekulationsblasen in der Eurozone entstehen 3. Ergänzen Sie den Satz: Ein Währungsraum ist dann optimal, wenn die Länder im Währungsraum vergleichbare haben. Ist dies nicht der Fall, dann müssen Produktionsfaktoren sein und deren Preise flexibel. 431 Außenwirtschaft 4. In einem Währungsraum befindet sich ein Land mit hoher und niedriger Produktivität. Welche Möglichkeit r bleibt dem Land mit niedriger Produktivität, um die eigen e Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und welches e Risiko ergibt sich daraus für dieses Land? es muss die Löhne senken und setzt sich dem Risiko aus, das gutausgebildete und mobile Arbeitnehmer in das Land mit der höheren Produktivität abwandern es muss die Löhne steigern und setzt sich dem Risiko aus, dass die Unternehmen zunehmend unrentabler werden 432 Außenwirtschaft 7 Zolltheorie Zollwirkungen auf dem Importmarkt Wenn das Inland einen Mengenzoll auf die Einfuhr von Gütern aus dem Ausland einführt, treibt der Zollsatz einen Keil zwischen den Preis, den die inländischen Konsumenten zahlen müssen, und den Preis, den die Anbieter erhalten. Der neue Gleichgewichtspreis für die Konsumenten entspricht dem neuen Weltmarktpreis zuzüglich der Mengensteuer. Im neuen Gleichgewicht wird eine geringere Menge gehandelt. Der Preis im Inland ist dabei höher als der im Rest der Welt gezahlte Preis, weil die inländischen Konsumenten zusätzlich zum Preis noch den Importzoll zahlen. Für die Gesellschaft als Ganzes ist der Importzoll mit einem Wohlfahrtsverlust verbunden. Sowohl die Konsumentenals auch die Produzentenrente sinken in Folge des Importzolls. Diesem Wohlfahrtsverlust der inländischen Konsumenten und der ausländischen Produzenten stehen zwar die Zolleinnahmen des Inlands gegenüber. Sie können die Verluste der Konsumenten- und der Produzentenrente jedoch nicht ausgleichen. Partialanalyse der Zollwirkungen im Inland Ausgangspunkt ist der inländische Markt für ein bestimmtes Produkt, das sowohl von inländischen als auch von ausländischen Produzenten angeboten wird. Wird davon ausgegangen, dass das Land ein kleines Land ist, für das der auf dem Weltmarkt herrschende Preis eine exogene Größe darstellt, so hängen die im Inland nachgefragte Menge (x N ) und die von den inländischen Produzenten angebotene Menge (x A ) von dem Weltmarktpreis ab. Der im Inland herrschende Gleichgewichtspreis (P Inl ) ist identisch mit dem Weltmarktpreis (P W ). 433 Außenwirtschaft Sofern die im Inland nachgefragte Menge x N bei diesem Preis höher ist als die von den inländischen Produzenten angebotene Menge x A , wird die Differenz von den ausländischen Produzenten angeboten. Die Differenz zwischen x N und x A wird durch Importe gedeckt. Wenn die Regierung des Inlands einen Mengenzoll auf das betreffende Produkt erhebt, verschiebt sich die horizontal verlaufende Angebotskurve des Auslands um den entsprechenden Zollsatz (t) nach oben (vgl. Abbildung 4). Der im Inland herrschende Preis erhöht sich um den Zollsatz (P Inl = P W + t), sodass der Inlandspreis und der Weltmarktpreis auseinander fallen. Infolge des höheren Preises im Inland geht die Nachfrage nach dem Produkt zurück und damit auch das Angebot der ausländischen Produzenten, während das Angebot der inländischen Produzenten zunimmt. Die damit verbundene Erhöhung der Produzentenrente geht jedoch wiederum mit einer Verringerung der Konsumentenrente und einem gesamtgesellschaftlichen Wohlfahrtsverlust einher. Der Schutz der Produzenten erfolgt also zu Lasten der heimischen Verbraucher. Diese können nun wegen des Mengenzolls nur eine geringere Menge an Gütern konsumieren, für die sie einen höheren Preis bezahlen müssen. 434 Außenwirtschaft Preis Gütermenge (x) Abb. 4 0 Angebot des Inlands Nachfrage des Inlands Weltmarktpreis ohne Zoll Inlandspreis mit Zoll Angebot des Auslands ohne Importzoll Angebot des Auslands mit Importzoll Importmenge Zollsatz x A ohne Zoll x N ohne Zoll x A mit Zoll x N mit Zoll Dynamische Wirkungen eines Importzolls für das Inland Neben den bisher genannten Effekten eines Importzolls, die das Resultat einer komparativ-statischen Analyse sind, gibt es dynamische Zollwirkungen. Ein Importzoll reduziert die Importe des Inlands. Da die Importe des Inlands die Exporte des Auslands sind, sinken die Exporte des Auslands. Damit gehen im Ausland Produktion und Beschäftigung zurück. Dies führt zu einer Verringerung der Güternachfrage im Ausland, also auch der Importe. Damit gehen die Exporte des Inlands zurück. Wenn die Exporte des Auslands sinken, geht die Nachfrage nach der Währung des Auslands zurück. Daraus resultiert eine Abwertung der ausländischen Währung, also g eine Aufwertung der heimischen Währung. Die Aufwerrr tung der heimischen Währung reduziert die inländischen g Exporte. 435 Außenwirtschaft Ein Importzoll erhöht die Preise für Vorprodukte im Inland. Dies erhöht die Produktionskosten und damit die Preise für die inländischen Produkte. Daher gehen die Exporte des Inlands zurück Viertens ist nicht auszuschließen, dass das Ausland auf einen Importzoll des Inlands reagiert und ebenfalls einen Importzoll erhebt. Ein solcher Retorsionszoll wirkt sich wiederum negativ auf die Exporte des Inlands aus und verringert die Beschäftigung und das Sozialprodukt im Inland. Gründe für die Erhebung von Zöllen Für die Erhebung von Importzöllen gibt es eine Reihe von Rechtfertigungsversuchen, von denen abschließend einige kurz vorgestellt werden sollen. Erziehungszollargument: Basis dieses Arguments ist die Überlegung, dass es im Inland junge Sektoren gibt, die vor der ausländischen Konkurrenz solange geschützt werden müssen, bis sie international wettbewerbsfähig sind. Optimalzoll: Die Idee des Optimalzolls basiert auf der Überlegung, dass ein großes Land in der Lage ist, den Weltmarktpreis eines Produkts durch Nachfrageänderungen zu beeinflussen und so die eigenen Konsummöglichkeiten zu verbessern und ein höheres Wohlfahrtsniveau zu erreichen. Autarkieargument: Aus Angst vor einer zu großen Abhängigkeit vom Ausland bzw. vor Versorgungskrisen dient der Importzoll dem Schutz der Sektoren, die die Importgüter herstellen. 436 Außenwirtschaft Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Wie wirkt ein Zoll auf Autos im Inland? er verteuert ausländische Automobile für Inländer, hat allerdings keine Auswirkungen auf die Wohlfahrt er verteuert ausländische Automobile für Inländer und führt zu einem Wohlfahrtverlust (Konsumentenrente ), der durch die Zolleinnahmen und die höhere Produzentenrente nicht kompensiert werden kann er verteuert ausländische Automobile für Inländer und führt zu einem Wohlfahrtsgewinn (Konsumentenrente ), da die Zolleinnahmen steigen 2. Zeichnen Sie eine inländische Angebotskurve und Nachfragekurve und ergänzen Sie diese um ein Angebot des Ausland mit Zoll und ohne Zoll (Weltmarktpreis). Annahme: Das Inland ist ein kleines Land und die Nachfrage beeinflusst nicht den Weltmarktpreis. 0 437 Außenwirtschaft 3. Welche dynamische Wirkung hat ein Importzoll auf ausländische Autos nicht auf das Inland? die Importe ausländischer Autos sinken die Währung des Inlands wertet ab inländische Autos verteuern sich, Exporte inländischer Autos in das Ausland gehen zurück es besteht das Risiko, dass das Ausland einen Retorsionszoll erhebt 4. Welches Argument spricht gegen die Einführung von Zöllen? Erziehungszollargument Optimalzollargument Autarkiezollargument Wohlfahrtsargument 5. Ergänzen Sie den Satz: Ein Erziehungszoll schützt Sektoren vor Konkurrenz und erlaubt es diesen Sekkk toren, aufzubauen. 438 Außenwirtschaft 8 Internationaler Konjunkturzusammenhang Bedeutung des Außenhandels für Wirtschaftswachstum Im Regelfall kann ein Land durch eine Steigerung seiner Exporte die inländische Beschäftigung erhöhen und dadurch das verfügbare Einkommen der Beschäftigten. Dies erhöht die Konsumnachfrage, also auch die Beschäftigung in der heimischen Konsumgüterindustrie, was weitere Einkommenssteigerungen hervorruft und damit einen Wachstumsprozess anstößt. Wird zudem davon ausgegangen, dass die Exporterlöse für den Kauf von Importgütern verwendet werden, steht der Volkswirtschaft im Zuge des Wachstumsprozesses trotz des gestiegenen Exports eine größere Menge an Gütern und Dienstleistungen für Konsum- und Investitionszwecke zur Verfügung, d. h. der materielle Wohlstand nimmt zu. Internationaler Konjunkturzusammenhang Durch den internationalen Güterhandel wird ein globaler Wachstumsprozess angestoßen, der sich selbst verstärkt: Wenn in einem Land die Produktion und die Beschäftigung zunehmen, erhöht dies das Einkommen der Menschen in diesem Land und damit deren Nachfrage nach Gütern. Die erhöhte Güternachfrage bezieht sich sowohl auf heimische als auch auf ausländische Produkte, d. h. die Importe des Inlands nehmen zu. Die Importe des Inlands sind die Exporte des Auslands, sodass im Ausland die Produktion dieser Güter steigt. Dadurch kommt es im Ausland zu einem Anstieg der Produktion und der Beschäftigung. Die damit verbundene Einkommenserhöhung äußert sich wiederum in einer höheren 439 Außenwirtschaft Güternachfrage. Die höhere Güternachfrage des Auslands hat positive Rückwirkungen auf das Inland, denn eine höhere Importgüternachfrage des Auslands bedeutet für das Inland eine Steigerung der Exporte inklusive der damit verbundenen Produktions- und Beschäftigungszuwächse. Die damit verbundene Abhängigkeit von der Wirtschaftsentwicklung in anderen Ländern hat aber auch ihre Schattenseiten: Wenn in einer Volkswirtschaft das reale Bruttoinlandsprodukt schrumpft, gehen dort die Produktion, die Beschäftigung und damit auch das Einkommen zurück. Dies reduziert die Güternachfrage des Landes, also auch die Nachfrage nach Produkten aus dem Ausland. Ein wirtschaftlicher Abschwung breitet sich damit auf die Handelspartner aus und reduziert dort Produktion und Beschäftigung. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Wie wirkt Außenhandel auf das Wirtschaftswachstum des Inlands? es steigert das Wirtschaftswachstum und erhöht die Beschäftigung es senkt das Wirtschaftswachstum, da Importe die inländische Wirtschaft langfristig schwächen es hat keine Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum, da Importe und Exporte sich in der Regel ausgleichen 440 Außenwirtschaft 2. Ergänzen Sie den Satz: Durch Außenhandel wird ein Wachstumsprozess angestoßen, der sich selbst . Das Phänomen beschreibt den Konjunkturzusammenhang. 3. Kann Außenhandel auch einen negativen Konjunkturrr zusammenhang haben (am Beispiel Automobilindustrie)? ja, wenn die Auslandsnachfrage nach inländische Autos aufgrund einer Krise sinkt, sinkt die Nachfrage und in Folge auch die Beschäftigung in der inländischen Automobilindustrie ja, wenn die Auslandsnachfrage steigt, verteuern sich die inländischen Autos für die Inländer nein, Außenhandel wirkt für Inland und Ausland gleichermaßen positiv 441 Außenwirtschaft 9 Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/ 2009 Im September 2008 kam es mit der Pleite der Lehman Brothers Bank zu einer globalen Finanzkrise, die sich schnell zu einer weltweiten Wirtschaftskrise entwickelte. In Deutschland kam es beispielsweise 2009 im Vergleich zum Vorjahr zu einem Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts von fast 5 Prozent. Ein zentrales Element der Finanzkrise des Jahres 2008 war das Platzen der US-Immobilienblase. Eine solche Blase konnte nur entstehen, wenn die dafür notwendigen Geldmittel vorhanden sind. Diese hat die US-Notenbank durch ihre expansive Geldpolitik der Jahre 2001 bis 2004 zur Verfügung gestellt, um über geringe Zinsen das Wirtschaftswachstum anzukurbeln und damit die befürchteten Produktions- und Beschäfff tigungseinbrüche infolge der geplatzten Dotcom-Blase und der Terroranschläge des 11. Septembers 2001 abzumildern. Infolge der sinkenden Zinsen in den USA führten auch andere Notenbanken eine expansive Geldpolitik durch, sodass die Liquidität weltweit zunahm. Psychologische Elemente (Gier, Neid, Herdentrieb, die systematische Unterschätzung von Risiken und die Überzeugung, dass der Einzelne schlauer ist als der Markt) und die Ineffizienzen der Finanzmärkte (vor allem asymmetrischen Informationen) haben zum Entstehen der Finanzkrise beigetragen; aber ohne die monetären Wurzeln fehlt die Liquidität, die für eine Spekulationsblase erfor e derlich ist. Die geldpolitischen Maßnahmen zur Bekämpfung der Krise des Jahres 2001 sind daher die zentrale Keimzelle der Krise des Jahres 2008. Das Platzen der US-Immobilienblase vernichtete enorme Geldvermögen. Diese Vermögensverluste führten zu einer Übertra- 442 Außenwirtschaft gung der Finanzkrise auf die Realwirtschaft. Die wichtigsten Übertragungskanäle und -mechanismen waren dabei: Der Vermögensverlust hatte zur Folge, dass die Konsumnachfrage der von den Verlusten betroffenen Personen nachließ. Der generelle Kurseinbruch an den Wertpapiermärkten bewirkte zudem eine allgemeine Vertrauenskrise. Die damit verbundene steigende Unsicherheit führte bei vielen Konsumenten zu einem Angstsparen, wodurch die Konsumnachfrage weiter reduziert wurde. Die Vertrauenskrise hatte darüber hinaus eine Verringerung der Renditeerwartungen bezüglich anstehender Investitionsprojekte zur Folge. Damit verringerte sich die Investitionsgüternachfrage. Notwendige Abschreibungen von wertlosen Forderungen erfolgten bei den Banken zu Lasten des Eigenkapitals. Dies engte die Spielräume der Banken zur Kreditvergabe ein. Dadurch reduzierte sich das gesamtwirtschaftliche Kredittt angebot, sodass es schwieriger wurde, Investitionen zu finanzieren und die Investitionsgüternachfrage geringer wurde. Die Vertrauenskrise bezüglich der Rückzahlung von Krediten führte zu einem Anstieg der Risikoprämien, die die Banken für einen Kredit verlangten. Auch dies hatte negative Konsequenzen für die Investitionsnachfrage. Der generelle Rückgang der Güternachfrage führte schließlich zu einer Verringerung der gesamtwirtschaftlichen Produktion und der Beschäftigung. Der Beschäfff tigungsrückgang verringerte das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte, sodass deren Konsumnachfrage weiter zurückging. Insgesamt bewirkten diese Folgewirkungen der geplatzten spekulativen Immobilienblase einen Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Güternachfrage, der zu einer Reduktion 443 Außenwirtschaft der Produktion führte und die Arbeitslosigkeit erhöhte. Der Nachfragerückgang fand zunächst im Ursprungsland der geplatzten Immobilienblase statt, aber durch die außenwirtschaftlichen Verflechtungen aller Volkswirtschaften übertrug er sich letztendlich auf alle Länder und wurde so zu einer globalen Wirtschaftskrise. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Was löste die Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 aus? ein sprunghafter Anstieg der Arbeitslosigkeit in den USA das Platzen der US-Immobilienblase und die Pleite der Lehman Brothers Bank eine restriktive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank 2. Was war keine Keimzelle der Wirtschaftskrise von 2008? die Terroranschläge des 11. September 2001 das Platzen der Dotcom-Blase 2000 Einführung des Euro als Buchgeld 1999 3. Um wie viel Prozent ging das Bruttoinlandsprodukt 2009 im Vergleich zum Vorjahr in Deutschland zurück? Prozent 444 Außenwirtschaft 4. Infolge der Finanz- und Wirtschaftskrise entstand eine Vertrauenskrise - wie äußerte sich diese nicht? die Investitionsgüternachfrage sank die europäische Union führte Zölle ein, um sich vor negativen Konjunktureffekten aus den USA zu schützen die Risikoprämien bei der Kreditnachfrage stiegen kräftig an 445 Außenwirtschaft Wichtige Daten und Zahlen zum deutschen und europäischen Außenhandel Die folgenden Daten und Zahlen sollten Sie als Studierende(r) der Außenwirtschaft kennen. • Wichtige Daten 1957 Römische Verträge, Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) 1971 Gründung des Weltwirtschaftsforums 1973 Erste Ölkrise (OPEC I) 1979 Zweite Ölkrise (OPEC II) 1981 ECU wird in der EG eingeführt (nur als Verrechnungseinheit, nicht als Bargeld) 1987 Schwarzer Montag (Börsencrash) 1992 Vertrag von Maastricht 1993 Europäischer Binnenmarkt 1997 Vertrag von Amsterdam (in Kraft 1999) 1999 Einführung des Euro als Buchgeld 2000 Platzen der Dotcom-Blase 2001 Vertrag von Nizza (in Kraft 2003) 2002 Einführung des Euro als Bargeld 2007 Vertrag von Lissabon (in Kraft 2009) 446 Außenwirtschaft • Wichtige Kennzahlen Deutschland (2014) Exporte 1.134 Mrd. Euro Importe 917 Mrd. Euro Exportüberschuss 217 Mrd. Euro Exportquote 40 % Importabhängigkeitsquote 35,3 % Quelle: www.destatis.de (2015), Zahlen und Fakten Gesamtwirtschaft, Außenhandel Europäische Union (2013) Wareneinfuhr 1.682 Mrd. Euro Warenausfuhr 1.737 Mrd. Euro Anteil am weltweiten Warenexport (2012) 15,5 % Quelle: www.destatis.de (2015), Europa, Außenhandel 447 Außenwirtschaft • Entwicklung des deutschen Außenhandels in Mrd. EUR • Die größten Handelspartner Deutschlands 2014 in Mrd. EUR 448 Außenwirtschaft • Die wichtigsten deutschen Handelswaren 2014 in Mrd. EUR • Außenhandelssaldo 2013 (Überschüsse (+) und Defizite (-) in Mrd. Euro 449 Außenwirtschaft Literaturtipps Lehrbücher, die Sie kennen sollten Für einen generellen Überblick über die Außenwirtschaft bieten sich vor allem die Bücher von Krugmann und Obstfeld (2009), Rose und Sauernheimer (2006) sowie Siebert und Lorz (2006) an z . Sie sind „Klassiker“ der Außenwirtschafstheorie und decken das gesamte Spektrum ab: reale und monetäre Außenwirtschaft, Wechselkurstheorien und Wechselkurssysteme, Zölle, Währungsintegration, internationaler Konjunkturzusammenhang etc. Der Umfang dieser Bücher variiert erheblich: das Buch von Siebert und Lorz umfasst rund 300 Seiten, Rose und Sauernheimer bringen es auf 675 Seiten, und bei Krugmann und Obstfeld stehen dem Leser Informationen auf 900 Seiten zur Verfügung. Zur Vertiefung der realen Außenwirtschaftstheorie bietet sich das gleichnamige Lehrbuch von Rübel an. Neben Ausführungen zu neueren Entwicklungen in der realen Außenwirtschaftstheorie (z. B. Bedeutung steigender Skalenerträge, Produktdifff ferenzierung, monopolistische Marktstrukturen und strategische Handelspolitik) finden sich hier auch vertiefende Analysen zur Zolltheorie sowie zum Zollabbau und zu den Wirkungen einer Zollunion. Wer die Ausführungen zur monetären Außenwirtschaft vertiefen möchte, sollte sich an die beiden Bände von Jarchow und Rühmann halten n . Der erste Band ist dabei für diejenigen gedacht, die sich für die facettenreichen - und zum Teil auch recht anspruchsvollen - Theorien der monetären Außenwirtschaft interessieren. Der zweite Band setzt den Schwerpunkt bei der Währungspolitik und behandelt u. a. die verschiedenen Wechselkurssysteme sowie die Europäische Währungsintegration. Einen guten Überblick über das Thema der internationalen Währungspolitik bietet Willms . Hier finden die Leser Ausführungen über die verschiedenen Wechselkurstheorie und Wechselkurssysteme, über Wechselkursstabilisierung und Währungsintegration sowie ü ber die internationalen Finanzmärkte und den internationalen Kapitalverkehr. Für eine intensivere Beschäftigung mit Fragen der Europäischen Wirtschaftsintegration, die in diesem Buch lediglich angedeutet werden konnte, bietet sich schließlich die Publikation von Ribhegge an e . Dort werden u. a. Fragen der gemeinsamen Finanz-, Geld-, Beschäftigungs- und Sozialpolitik erörtert. Peter von der Lippe K Statistik für Wirtschaftswissenschaften 453 Statistik für Wirtschaftswissenschaften 1 Was ist Statistik? Gesamtheit: Eine Zusammenfassung von Einheiten (Elementen), bei denen Merkmale erhoben werden und die somit Gegenstand einer Statistik ist. Merkmale: Sie werden mit x oder y bezeichnet. Der bei Einheit i beobachtete (gemessene, oder allgemein „erhobene“) Wert bezüglich der Variable x ist x i . Ein Merkkk mal ist durch seine Merkmalsausprägungen (im Falle des Merkmals Geschlechts: männlich und weiblich), bzw. möglichen Messwerte oder einfach „Werte“ definiert. Merkmale werden auch Variablen genannt. Stichprobe: Die Stichprobe ist eine Teilerhebung, wenn die Einheiten aus der „Grundgesamtheit“ nach dem Zufallsprinzip ausgewählt werden. Statistik: Die Statistik ist (1.) eine Wissenschaft, (2.) eine empirische Untersuchung (ein entsprechender Text mit Tabellen, Graphiken usw.) und (3.) eine Kennzahl auf Basis von Stichprobendaten. Die Statistik begegnet Ihnen in vielen Bereichen des täglichen Lebens. Denken Sie nur an Ihre Semesterarbeit, in der Sie statistisches Datenmaterial auswerten müssen, oder an Glücksspiele wie zum Beispiel Würfeln oder Lotto. Sie ist die Lehre der Methoden zur Gewinnung und Analyse von zahlenmäßigen Informationen über die Wirklichkeit. 454 Statistik für Wirtschaftswissenschaften Diese Informationen stammen aus der Befragung, Beobachtung oder Messung von Merkmalen (z. B. Alter, Einkommen etc.) an Einheiten (z. B. Personen, Betriebe oder auch Objekte wie z. B. Wohnungen) einer statistischen Masse ( Gesamtheit ) t . Statistiker sammeln also Informationen und werten sie aus. Wissenschaftlich ausgedrückt erheben sie Daten über eine Gesamtheit, Teilgesamtheit oder speziell eine Stichprobe - letztere wird nach dem Zufallsprinzip ausgewählt. Sie tun dies, indem sie feststellen, welche Merkmalsausprägungen bzw. welche Messwerte bei einer Einheit vorliegen. Beispiele für Merkmalsausprägungen in der Statistik Das Alter x nimmt bei Person i den Wert x i = 21 Jahre an. Oder: Der Umsatz eines Unternehmens liegt in der Größenklasse zwischen 150.000 und 200.000 €. Das Ziel der Statistik ist es, Aussagen über „Massen“ in Bezug auf Merkmale (Variablen) zu machen und zu prüfen, ob derartige Feststellungen, wenn sie aufgrund einer Stichprobe gewonnen wurden, verallgemeinerungsfähig sind g . Diese Massen sind hinsichtlich sachlicher, räumlicher und zeitlicher Kriterien sinnvoll gebildete Gesamtheiten. 455 Statistik für Wirtschaftswissenschaften Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1) Ergänzen Sie den Satz: Die Statistik ist die Lehre der Methode zur _______________ und ______________ von zahlenmäßigen Informationen über die Wirklichkeit. 2) Was untersuchen StatistikerInnen nicht? Merkmale Beschreibung einer einzelnen Einheit statistische Masse (Gesamtheit) 3) Was ist kein Merkmal? Alter Einkommen eine einzelne Person P 4) Wo verfährt man nach dem Zufallsprinzip? Bei der … Auswahl der Einheiten der Grundgesamtheit im Falle einer Stichprobe Befragung einer wie immer bestimmten Teilgesamtheit (z. B. der zufällig anwesenden Hörer einer Vorlesung) 456 Statistik für Wirtschaftswissenschaften 2 Gegenstände der Statistik Deskriptive Statistik „beschreiben“ Statistik Induktive Statistik „schätzen/ testen“ Wirtschaftsstatistik Wahrscheinlichkeitsrechnung Abb. 1: Die Statistik im Überblick Die Statistik lässt sich in die Beschreibende bzw. Deskriptive und e die Schließende bzw. Induktive Statistik unterscheiden. An einigen Hochschulen wird auch noch Wirttt schaftsstatistik gelehrt k . Deskriptive Statistik Bei der Deskriptiven Statistik geht es um die Gewinnung aussagekräftiger Maßzahlen , wie z. B. Mittelwerte, Streuungsmaße, Indexzahlen, Korrelationskoeffizienten usw. Diese Maßzahlen helfen dabei, einen Datensatz sinnvoll zu beschreiben und zu charakterisieren. Mittelwerte kennzeichnen die Größenordnung oder das Niveau, in der bzw. auf dem sich die einzelnen Werte bewegen. 457 Statistik für Wirtschaftswissenschaften Beispiel für Mittelwerte Ein Mittelwert _ x beantwortet die Frage, ob aktuell die Preise für Laptops „im Schnitt“ bei 500 Euro liegen. Da es in der Regel Abweichungen nach oben oder unten gibt, sollte nicht nur ein Mittelwert , sondern auch die Streuung ge g messen werden. Dabei hilft die Varianz s x 2 . Sie zeigt die Unterschiedlichkeit der erhobenen Merkmalsausprägungen (Werte) für eine Variable x an und damit die Homogenität einer Masse (Gesamtheit) bezüglich x. Eine Streuung liegt bezogen auf das obige Beispiel vor, wenn es auch Laptops gibt, die günstiger oder auch teurer als 500 € angeboten werden. In der Deskriptiven Statistik spielt es keine Rolle, ob die Daten für die Berechnung einer Maßzahl (wie z. B. der oben genannte Mittelwert _ x oder die Varianz s 2 = s x 2 ) aus einer Stichprobe (Zufallsauswahl), einer nichtzufälligen Teilerhebung oder aus einer Vollerhebung stammen. Statistiker sprechen von einer Vollerhebung , wenn die gesamte Grundgesamtheit untersucht wird. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn ohne Ausnahme alle Absolventen eines Jahrgangs zu einem Thema befragt werden. Eine Teilerrr hebung - insbesondere wenn die Einheiten nach dem Zu g fallsprinzip ausgewählt wurden - liegt vor, wenn lediglich eine Stichprobe aus der Grundgesamtheit befragt wird, e also zum Beispiel nur 25 von 1.000 Absolventen befragt werden. Im Zusammenhang mit Stichproben ist es üblich, griechische Buchstaben zu verwenden, wie zum Beispiel μ oder ; lassen Sie sich davon nicht abschrecken. 458 Statistik für Wirtschaftswissenschaften Aber berücksichtigen Sie im Hinblick auf die Induktive Statistik das Folgende: In der Induktiven Statistik müssen Sie durch Symbole unterscheiden, ob sich etwas auf die Grundgesamtheit oder auf die Stichprobe bezieht. Um hier Klarheit zu schaffen verwenden Statistiker lateinische Buchstaben (z. B. Standardabweichung s) wenn es sich um die Stichprobe handelt und griechische Buchstaben (Standardabweichung der Grundgesamtheit ) wenn die Grundgesamtheit gemeint ist. Induktive Statistik Bei der Induktiven Statistik geht um die Beur k teilung einer Maßzahl (etwa _ x) im Vergleich zur unbekannten entsprechenden Größe μ x in der Grundgesamtheit, die mit _ x geschätzt wird (μ x wird „Parameter“ genannt). 1 Zentrale Gegenstände der Induktiven Statistik sind deshalb das Schätzen von Parametern (wie μ bzw. 2 usw.) aufgrund entsprechender Schätzfunktionen (wie _ x oder s 2 , bzw. ˆ 2 ) mit Werten aus der Stichprobe, und das Testen von Hypothesen über Parameter. Eine Hypothese ist in der Statistik eine Annahme über die e Grundgesamtheit, die durch Daten der Stichprobe geprüft werden kann. Beispiel Prüfung einer Hypothese Die Wirkung von Schlankheitspillen kann durch zwei Gruppen getestet werden: Die erste Stichprobe ( Experimentgruppe ) nimmt die Pillen ein und eine zweite Stiche 1 Denn _ x wird nicht geschätzt, sondern μ x wird durch _ x geschätzt ( _ x ist ein Schätzwert für μ x ). 459 Statistik für Wirtschaftswissenschaften probe ( Kontrollgruppe ) nicht ee . Nach der Einnahme zeigt sich, dass die durchschnittliche Gewichtsabnahme _ x 1 in der Experimentgruppe mit n 1 = 10 Personen größer ist als die durchschnittliche Gewichtsabnahme _ x 2 in der Kontrollgruppe mit n 2 =10 Personen. In Zahlen lässt sich das wie folgt ausdrücken: _ x 1 − _ x 2 = 5 kg − 1 kg = 4 kg. Sie sind der Meinung, dass die Pillen wirken? Vorsicht: Dadurch ist noch nicht bewiesen, dass die Pillen tatsächlich gewirkt haben, denn _ x 1 und _ x 2 wurden jeweils nur in einer Stichprobe erhoben und sind folglich nur Schätzwerte für die wahren Werte μ 1 und μ 2 . Es kann durchaus sein, dass die wahren Werte μ 1 und μ 2 gleich sind, und die Pillen wirkungslos sind. Statistiker stellen deswegen die sogenannte Nullhypothese auf, die lautet e H 0 = μ 1 − μ 2 = 0, und sie stellen sich die Frage, wie wahrscheinlich _ x 1 − _ x 2 = 4 ist, wenn in der Tat μ 1 − μ 2 = 0 ist. Wenn dieses Ergebnis noch im Rahmen des Zufalls liegt, dann wird die Nullhypothese H 0 nicht verworfen und die Wirksamkeit der Pillen wird als „nicht gesichert“ bezeichnet. Wenn es dagegen wenig wahrscheinlich ist, kann die Hypothese „verworfen“ werden. Der Unterschied ist „signifikant“, die Pillen dürften also wirksam sein. Dieses Beispiel zeigt, dass bei Stichproben immer ein Auswahlfehler vorliegt r . Aber dieser Auswahlfehler ist ein Zufallsfehler, weil der Stichprobe eine Zufallsauswahl zugrunde liegt. Auf ihn, und damit auch auf das Schätzen und Testen sind die Regeln und Sätze der Wahrscheinlichkeitsrechnung anwendbar g . Die Wahrscheinlichkeitsrechnung ist deshalb auch die theoretische Grundlage für die Induktive Statistik. 460 Statistik für Wirtschaftswissenschaften Wirtschaftsstatistik Neben der Deskriptiven und der Induktiven Statistik gibt es ein drittes Teilgebiet der Statistik - die Wirtschaftsstatistik (Wirtschafts- und Sozialstatistik), die heute allerdings im Bachelorstudium oft nicht mehr gelehrt wird. Sie widmet sich der Analyse der begrifflichen und methodischen Grundlagen der Daten der amtlichen Statistik. Dazu zählt z. B. die Berechnung von Sterbetafeln (woraus sich die Lebenserwartung ergibt), der Arbeitslosenquote, des Kapitalstocks, des Inlandsprodukts usw. oder die Bestimmung von Indizes, wie ein Verbraucherpreis-, Auftragseingangs- oder Produktionsindex. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1) Was ist kein Teilbereich der Statistik? Deskriptive Statistik Analyse der Eigenschaften einer einzelnen Einheit (z. B. der Person P) Induktive Statistik 2) Was bedeutet deskriptiv? beschreiben erklären vorhersagen 3) Was berechnet die deskriptive Statistik nicht? Mittelwerte Korrelationen Auswahlfehler 461 Statistik für Wirtschaftswissenschaften 4) Ergänzen Sie den Satz: Zentrale Gegenstände der induktiven Statistik sind das ___ ______________ von Parametern und das _____________ von Hypothesen über Parameter. 5) Was ist ein Gegenstand der Wirtschaftsstatistik? Daten und Formeln zur Berechnung der Arbeitslosenquote sowie deren Interpretation Auswertung einer Stichprobe um Schätzwerte für die Grundgesamtheit zu gewinnen 6) Was besagt die „Nullhypothese“? μ 1 - μ 2 = 0 _ x 1 - _ x 2 = 0 Schlankheitspillen wirken nicht weil die Gewichtsabnahme mit (μ 1 ) und ohne Pillen (μ 2 ) gleich groß ist 7) Was das Bruttoinlandsprodukt BIP ist (bedeutet) und wie die Größe des BIPs berechnet (geschätzt) wird ist ein Gegenstand der Deskriptiven Statistik Wirtschaftsstatistik Induktiven Statistik 462 Statistik für Wirtschaftswissenschaften 3 Deskriptive Statistik Deskriptive Statistik: Teilgebiet der Statistik, in dem es um die zahlenmäßige (numerische) Beschreibung von Datensätzen durch geeignete Maßzahlen geht. Häufigkeitsverteilung: Sie ist eine Zusammenstellung der vorkommenden Merkmalsausprägungen und ihrer jeweiligen absoluten und relativen Häufigkeiten - in einer Tabelle oder grafisch in einem Säulendiagramm. Maßzahlen: Maßzahlen sind rechnerische Größen, mit denen Daten zusammenfassend gekennzeichnet werden, z. B. Mittelwerte, Streuungsmaße, Korrelationskoeffizienten oder Indexzahlen usw. Legt man Wert auf die Unterscheidung zwischen einer Maßzahl auf Basis von Stichprobenwerten oder aufgrund der Daten der Grundgesamtheit, dann spricht man im ersten Fall auch von einer Kennzahl (Stichproben- oder Schätzfunktion, engl. statistic) und im c Falle der Grundgesamtheit von einem Parameter. Querschnittsdaten: Daten (Zahlenwerte) eines Merkmals (x). also x 1 , x 2 , …, x n oder mehrerer Merkmale (x, y, …), die verschiedene Einheiten (z. B. n Personen) zu einem Zeitpunkt (oder Intervall, allgemein: in einer Periode) betreffen. Skala: Skalen ordnen Merkmalsausprägungen Zahlen zu. Es gibt unterschiedliche Skalenniveaus, je nachdem welche Aussagen die Zahlen erlauben. Beispiel: Ein Preis von 100 Euro ist doppelt so hoch wie ein Preis von 50 Euro und der Abstand zwischen 50 und 100 ist genauso groß, wie zwischen 100 und 150. Solche Aussagen, die nur bei 463 Statistik für Wirtschaftswissenschaften einer metrischen Skala möglich sind, kann man z. B. nicht bei Zensuren oder gar bei einer 0-1 Codierung (hier ist x = 0 nur „anders“, nicht weniger als x = 1) treffen, da hier eine andere Skala zugrunde liegt. Zeitreihen: Zeitreihen sind Daten (Zahlenwerte) x 1 , x 2 , …, x T xx (oder y 1 , y 2 y , …, y T yy ) die sich auf die gleiche Einheit zu T aufeinanderfolgenden Zeitpunkten oder Zeitintervallen beziehen, im Unterschied zu Querschnittsdaten, die verschiedene Einheiten (z. B. n Personen) zu nur einem Zeitpunkt (oder Intervall) betreffen. In der Deskriptiven Statistik müssen Sie zwischen den folgenden Daten unterscheiden: Querschnittsdaten beziehen sich auf Merkmalswerte von n verschiedenen Einheiten (x-Werte x 1 , x 2 , …, x n ) zu einem Zeitpunkt oder Zeitraum (allgemein Periode) - z. B. das Einkommen x von n weiblichen Singles im letzten Jahr. Zeitreihen betreffen die gleiche Variable (meist y genannt) über mehrere Perioden (z. B. über T aufeinanderfolgende Jahre y 1 yy , y 2 yy , …, y T yy ). So können Sie z. B. den „Trend“ im Einkommen weiblicher Singles von 2002 bis heute analysieren. Zeitreihenanalyse Ziel der Zeitreihenanalyse ist es, die „Ursprungswerte“ y t , also die Daten der Zeitreihe, in „Komponenten“ zu zerlegen, wie etwa in einen Trend (m t ), eine Saisonkomponente (s t ) und eine Restkomponente (r t ), wobei sich diese Komponenten gemäß y t = m t + s t + r t überlagern. Es ist naheliegend, den Trend m t als eine Art Mittelwert zu definieren, als Funktion der Zeit m t = f (t), etwa ein linearer Trend 464 Statistik für Wirtschaftswissenschaften m t = a + b · t oder ein parabolischer Trend m t = a + b · t + c · t 2 , wobei a, b und c feste Größen (sogenannte Parameter) sind, die aus den Daten zu schätzen sind. Zeitreihen werden in den Wirtschaftswissenschaften übrigens sehr häufig betrachtet: Beispiele hierfür sind Wachstumsraten oder Indexzahlen (z. B. Preisindizes). Querschnittsdaten über eine Variable x oder mehrere Variablen x, y, … werden üblicherweise in Form von ein- oder mehrdimensionalen Häufigkeitsverteilungen analysiert. Bei ihnen (wie auch bei Zeitreihen) wird im Folgenden davon ausgegangen, dass die Daten x i (i = 1, …, n) Zahlen auf einer metrischen Skala darstellen, mit einer Maßeinheit (z a . B. Liter beim Kraftstoffverbrauch eines Autos) und einem Nullpunkt, so dass Summen und Quotienten gebildet werden können. Beispiel metrische Skala Weil der Kraftstoffverbrauch gemessen als Liter pro 100 km metrisch skaliert ist, kann man sagen, dass ein Verbrauch von 4 Liter nicht nur „mehr“ ist als ein Verbrauch von 2 Litern, sondern doppelt so viel. Aber bei Zensuren kann man nur argumentieren, dass die Note 2 besser, aber nicht „doppelt so gut“ ist wie eine 4. Der Grund: Zensuren sind auf einem niedrigeren Skalenniveau gemessen. 465 Statistik für Wirtschaftswissenschaften Es ist sehr wichtig, bei statistischen Methoden darauf zu achten, ob sie auch für das betreffende Skalenniveau geeignet sind. Das bereits erwähnte arithmetische Mittel _ x oder die Varianz s 2 sind z. B. nicht anwendbar, wenn für das Merkmal x keine metrische Skala definiert ist. Im besonderen Fall einer 0-1-Codierung (etwa x = 0 für männlich und x = 1 für weiblich) wäre jedoch die Summe x 1 + x 2 + … + x n = x (wobei einzelne Werte, etwa x 1 oder x 3 usw. 0 sind, andere, etwa x 2 , x 4 x , x 5 usw. 1 sind) eine sinnvolle Größe, nämlich die Anzahl und entsprechend l ˆ π = x _ n der Antei l der Frauen in der Stichprobe l . Man kann den Anteil ˆ π als Schätzwert (Schätzer) für den wahren Anteil π der Frauen ˆ in der Grundgesamtheit betrachten, so wie _ x ein Schätzwert für μ ist. Bei einer 0-1-Variable x übernimmt ˆ π die Rolle, die ˆ _ x bei einer metrisch skalierten Variable x spielt. Die Werte x 1 , x 2 , …, x n können als n Einzelwerte (x i , i = 1, …, n) vorliegen, etwa die 11 bereits der Größe nach geordneten Zahlen 0, 0, 0, 1, 1, 2, 2, 3, 3, 4, 6 oder als Häufigkeitsverteilung . Dies geschieht in der folgenden Tabelle (dunkelgrauer Teil), in der auch noch weitere Spalten aufgenommen worden sind. Tab. 1: (eindimensionale) Häufigkeitsverteilung x j x n j h j H j x j x n j 0 3 3/ 11 = 0,273 3/ 11 =0,273 0 1 2 2/ 11 = 0,182 5/ 11 = 0,455 2 2 2 2/ 11 = 0,182 7/ 11 = 0,636 4 3 2 2/ 11 = 0,182 9/ 11 = 0,818 6 4 1 1/ 11 = 0,091 10/ 11 = 0,909 4 5 0 0/ 11 = 0,000 10/ 11 = 0,909 0 6 1 1/ 11 = 0,091 11/ 11 = 1,000 6 11 1 22 466 Statistik für Wirtschaftswissenschaften Die hellgraue Zeile oben ist die Kopfzeile und die letzte, hellgraue Zeile unten ist die Summenzeile. Die Summe der absoluten Häufigkeiten ist gleich n (also ∑ n j = n) und deshalb addieren sich auch die relativen Häufigkeiten h j = n j _ ∑ n j zu 1 (also 100 %). Der Merkmalswert x = 3 kommt z. B. zweimal vor, oder mit einer relativen Häufigkeit von 0,182 (also 18,2 %). Mit H j sind die (bis j) kumulierten (aufaddierten) relativen Häufigkeiten (Summenhäufigkeiten) gemeint H j = h 1 + h 2 + … + h j . Beispielsweise x ≤ 3 kommt in 81,8 % der Fälle vor (H = 0,818). Bei der ersten und vierten Spalte (also x j und H j ) ist es nicht sinnvoll, eine Summe zu bilden. Mittelwerte In der Folge werden drei Mittelwerte unterschieden, das arithmetische Mittel , geometrische Mittel und harmonische Mittel . Aber zunächst müssen Sie den Zentralwert oder Median ˜ x kennen lernen: Er teilt eine „Reihe“ x 1 , …, x n in zwei gleiche Teile und ist bei n Werten der (n + 1)/ 2-te Wert, im Beispiel (siehe Häufigkeitstabelle oben) mit den n = 11 Werten der sechste Wert, also 2. Es sind nämlich 5 Werte kleiner als 2 und auch 5 Werte größer oder gleich 2. Das arithmetische Mittel ist nach der Formel _ x = 1 _ n ∑ i = 1 n x i = 1 _ n (x 1 + x 2 + … + x n ) zu berechnen, also im Beispiel (0 + 0 + … + 6)/ 11 = 22/ 11 = 2, wenn es aus Einzelwerten berechnet wird. Man nennt das auch ein ungewogenes arithmetisches Mitte l und es ist das, was 467 Statistik für Wirtschaftswissenschaften im Alltag auch als „ Durchschnitt “ bezeichnet wird. Es ist klar, dass man das gleiche Ergebnis, nämlich 2 erhält, wenn man das gewogene arithmetische Mittel nach der Formel _ x = 1 _ n ∑ j = 1 m x j n j = ∑ x j n j _ ∑ n j = ∑ j = 1 m x j h j berechnet, mit n j bzw. h j als sogenannte „Gewichte“. Im Beispiel ist ∑ x j n j = 22 und ∑ n j = n = 11. Gewogen oder ungewogen geht nur auf die Frage ein, wie die Daten vorliegen: als Häufigkeitsverteilung (gruppierte Daten) oder als n Einzelwerte. Statt „ungewogen“ könnte man auch „gleichgewogen“ sagen, weil jeder Wert x 1 , x 2 , …, x n gleich stark (mit 1/ n) ins Gewicht fällt. Im Beispiel ist der Median ˜ x = 2, und auch das arithmetische Mittel _ x ist 2. Das ist nicht notwendigerweise so: Wäre z. B. der größte Wert nicht 6 sondern 5, dann wäre _ x = 21/ 11 = 1,909, oder wäre er 16 statt 6, dann wäre _ x = 32/ 11 = 2,909, aber ˜ x wäre in beiden Fällen weiterhin 2, weil die Mitte weiter an der 6-ten Stelle ist. Der Median ˜ x ist also weniger „empfindlich“ gegenüber Ausreißern als _ x. Statistiker sagen auch, er ist „robuster“. Das arithmetische Mittel kann in vielen Fällen berechnet werden, aber es gibt auch Fälle, in denen es nicht angebracht ist: Ein Mittelwert von Zinssätzen (etwa 1 %, 2 % und 6 % in drei aufeinanderfolgenden gleich langen Perioden) dürfen Sie nicht als (1 + 2 + 6)/ 3 = 3 % bestimmen. Hier müssen Sie das geometrische Mittel _ x G der Wachstumsfaktoren bestimmen: 33 ------------- 1,01 · 1,02 · 1,06 = 1,0298. Das Ergebnis sind also 2,98 % (anstatt 3 %). Zur Bestimmung des geometrischen Mittels gilt: _ x G = nn -------- x 1 x 2 … x n . 468 Statistik für Wirtschaftswissenschaften Einen Mittelwert aus Geschwindigkeiten errechnet man als harmonisches Mittel _ x H . Bei zwei gleich langen Strecken (etwa 10 km hin und 10 km zurück) ist es das ungewogene harmonische Mittel. Die Durchschnittsgeschwindigkeit bei 30 km/ h auf dem Hinweg und 90 km/ h auf dem Rückweg ist nicht etwa _ x = 60, sondern nur 45 km/ h. Das ergibt sich aus _ x H = n _ ∑ 1 _ x i = ( 1 _ n ∑ 1 _ x i ) −1 = 2 __ 1 _ 30 + 1 _ 90 = 45. Werfen Sie einen Blick auf die Zeiten, die Sie für den Hin- und Rückweg aufbringen müssten. Sie erkennen dann sehr schnell, dass _ x = 60 falsch und _ x H = 45 richtig ist. Denn bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 60 hm/ h benötigen Sie für die gesamte Strecke von 20 km (hin und zurück) 20 Minuten. Wenn Sie aber mit 30 km/ h auf dem Hinweg fahren, benötigen Sie für diese 10 km bereits 20 Minuten. Sie müssten also zurück mit unendlich hoher Geschwindigkeit fahren, um auf einem Schnitt von 60 km/ h zu kommen. Also kann _ x bei Geschwindigkeiten nicht der richtige Mittelwert sein. Die Mittelwerte _ x, _ x G und _ x H sind Spezialfälle eines allgemeineren Mittels, des sogenannten „ power mean “, dessen Formel im gewogenen Fall _ x p, r = (x 1 r h 1 + x 2 r h 2 + ... + x m r h m ) 1 _ r = ( ∑ j = 1 m x j r h j ) 1 _ r ist. Die Berechnung aus Einzelwerten (ungewogen) ist wieder der Spezialfall gleicher Häufigkeiten (einheitlich h i = 1/ n), also _ x p, r = ( 1 _ n ∑ i = 1 n x i r ) 1 _ r in unserer Symbolik. Spezialfälle hinsichtlich r sind: r = -1 liefert das harmonische Mittel und r = 1 das arithmetische Mittel sowie r 0 (also r strebt gegen 0) liefert das geometrische Mittt tel . 469 Statistik für Wirtschaftswissenschaften Es lässt sich zeigen, dass aus -1 < 0 < 1 für r auch folgt _ x H ≤ _ x G ≤ _ x. Das Gleichheitszeichen gilt nur dann, wenn alle Werte gleich sind, wenn also gilt x 1 = x 2 = … = x n . In diesem Fall ist dann auch _ x H = _ x G = _ x. Streuungsmaße und Momente Wenn die einzelnen Werte x 1 , x 2 , …, x n zwischen 80 und 120 € oder aber zwischen 10 und 210 € liegen, kann in beiden Fällen das arithmetische Mittel durchaus gleich groß sein, etwa _ x = 100 €. Aber im ersten Fall ist die Streuung geringer (und _ x typischer für die einzelnen Werte x i ) als im zweiten. Das in Zahlen auszudrücken, ist Aufgabe eines Streuungsmaßes. Es gibt verschieden konstruierte Streuungsmaße. In Ihrem Bachelorstudium lernen Sie in der Regel die Varianz s 2 und die Standardabweichung s kennen g . Die V arianz berechnet sich mit z s 2 = 1 _ n ∑ i = 1 n (x i − _ x) 2 bzw. mit s 2 = ∑ j = 1 m (x j − _ x) 2 h i , woraus auch folgt, dass s 2 nicht negativ sein kann. Die Berechnung lässt sich auch vereinfachen zu s 2 = 1 _ n ∑ i = 1 n x i 2 − _ x 2 bzw. zu s 2 = ∑ j = 1 m x j 2 h j − _ x 2 . Sind die x-Werte Eurobeträge, dann hat die Varianz die Dimension € 2 , was unschön ist und vermieden wird, wenn man 470 Statistik für Wirtschaftswissenschaften die Standardabweichung als s g = + -- s 2 bestimmt. Betont man den Charakter von s 2 als Schätzwert für die Varianz 2 in der Grundgesamtheit kann man auch ˆ 2 statt s 2 schreiben (man dividiert dann in der Regel durch n - 1 statt durch n wie bei s 2 ). Ein anderes Konstruktionsprinzip der Streuungsmessung wäre z. B. die Berechnung des Abstands zwischen zwei Werten (etwa dem größten x max und dem kleinsten x min ), was man Spannweite (range) R nennt (R = x max - x min ). Schließlich kann man Streuung auch als mittlerer Abstand aller Merkkk malswerte untereinander, also der Größen |x 1 - x 2 |, |x 1 - x 3 |, |x 2 - x 3 | usw. messen. Der Variationskoeffizient V t = s/ _ x ist ein Maß der relativen Streuung, denn hier wird ein absolutes Streuungsmaß (s) dividiert durch einen Mittelwert _ x und weil beide die gleiche Maßeinheit haben ist V dimensionslos (Sie können V mit 100 multiplizieren, die Standardabweichung also in Prozent des Mittelwerts _ x ausdrücken). Das arithmetische Mittel _ x und die Varianz s 2 sind Spezialfälle einer allgemeineren Größe, den sogenannten Momenten . Die Größe m k (a) = 1 _ n ∑ i = 1 n (x i − a) k ist das k-te Moment um einen Wert a. Man unterscheidet Anfangsmomente (oder Momente um Null, also um a = 0) m k = m k (a = 0) und zentrale Momente (um a = _ x, also um ein „Zentrum“, d. h. Mittel) z k = m k (a = _ x) . Wie man sieht ist m 1 = m 1 (a = 0) = _ x = ∑ x i 1 / n = ∑ x i / n und z 2 = s 2 (die Varianz ist also das zweite zentrale Moment und das arithmetische Mittel das erste Anfangsmoment). Ferner gilt z 1 = 0 und m 0 = 1. Die Größe m k = 1 (a, b) = 1 _ n ∑ i = 1 n (x i − a) (y i − b) 471 Statistik für Wirtschaftswissenschaften ist ein Produktmoment . Das dritte zentrale Moment z 3 erscheint im Schiefemaß = z 3 __ s 3 . Ist positiv, dann ist die Häufigkeitsverteilung linkssteil (kleine x-Werte sind häufig, große selten) und bei < 0 rechtssteil (was viel seltener vorkommt). Bei = 0 ist die Verteilung symmetrisch (wie z. B. die Normalverteilung, also die bekannte Glockenkurve , siehe Abb. 4). Das vierte zentrale Moment z 4 spielt eine Rolle bei der sog. Wölbung einer Verteilung. Indexzahlen In der Ökonomie wird die durchschnittliche Entwicklung einer Gruppe verschiedener Größen (z. B. der Preise von n Waren) im Zeitablauf gerne in Gestalt von Indizes dargestellt. Ein gutes Beispiel dafür ist ein Preisindex. Man bezieht die Preise p 1 t , p 2 t , …, p n t in der jeweiligen Berichtsperiode t (t = 0, 1, 2, …, etwa die Jahre 2000, 2001, 2002, …) auf den entsprechenden Preis in der Basisperiode 0 (z. B. das Jahr 2000) p 10 , p 20 , …, p n 0 (allgemein p i0 ) dann ist p i t / p i 0 = 1,2 gleichbedeutend damit, dass sich die Ware i von 0 bis t um 20 % verteuert hat. Ein sinnvolles Maß der durchschnittlichen Teuerung könnte ein gewogenes Mittel dieser Preismesszahlen sein, also ∑ i p i t _ p i 0 · g i . Das Gewicht g i bringt die Wichtigkeit der Ware i zum Ausdruck. Es gilt 0 ≤ g i ≤ 1 und ∑ g i = 1. Eine Möglichkeit wäre für g i den Ausgabenanteil zur Basiszeit p i 0 q i 0 __ ∑ p i 0 q i 0 472 Statistik für Wirtschaftswissenschaften einzusetzen, wobei q i0 die entsprechende Menge der Ware i ist, die man in 0 gekauft hat. Man erhält dann den bekannten Preisindex von E. Laspeyres P 0t L = ∑ p t q 0 _ ∑ p 0 q 0 (wir lassen ab jetzt zur Vereinfachung das „Subskript“ i weg; und es ist klar, dass über i summiert wird), den man auch so interpretieren kann: der Warenkorb (gleiche Güter i = 1, …, n und gleiche Mengen q i 0 in 0 und t), der in 0 ∑ p 0 q 0 gekostet hat, kostet jetzt bei den aktuellen Preisen (p t statt p 0 ) ∑ p t q 0 . Der Standardeinwand gegen diese Formel ist die allmähliche Veralterung der (Mengen) Gewichte, weil diese konstant bleiben. Andererseits stellt der Laspeyres-Index auch einen reinen Preisvergleich dar, weil sich aufeinanderfolgende Wert nur durch die Preise unterscheiden P 01 L = ∑ p 1 q 0 _ ∑ p 0 q 0 , P 02 L = ∑ p 2 q 0 _ ∑ p 0 q 0 , …usw. Die feste Gewichtung wird aber oft als so unpassend empfunden, dass man vermehrt einen Kettenindex (statt einen x direkten Index) nach Laspeyres berechnet. Die einzelnen Kettenglieder werden miteinander multipliziert und man erhält beispielsweise bei nur zwei Kettengliedern _ P 02 L = ∑ p 1 q 0 _ ∑ p 1 q 0 ∑ p 2 q 1 _ ∑ p 1 q 1 ≠ P 02 L . Die andere sehr verbreitete Formel stammt von H. Paasche , als direkter Index: P 0t P = ∑ p t q t _ ∑ p 0 q t . Dieser Index verwendet also die Mengen der Berichtsperiode t und nicht der Basisperiode, wie bei Laspeyres. Auch diese 473 Statistik für Wirtschaftswissenschaften Formel - wie jede Indexformel - lässt sich als Kettenindex schreiben, und man erhält z. B. bei drei Kettengliedern _ P 03 P = ∑ p 1 q 1 _ ∑ p 1 q 1 ∑ p 2 q 2 _ ∑ p 1 q 2 ∑ p 3 q 3 _ ∑ p 2 q 3 , was auch hier wieder in der Regel nicht gleich dem direkten Index ist: P 03 P = ∑ p 3 q 3 _ ∑ p 0 q 3 . Zweidimensionale Streuungsdiagramm Wie im eindimensionalen Fall können auch hier die Daten als Einzelbeobachtungen oder gruppiert vorliegen. Im ersten Fall liegt eine Liste von sogenannten Tupeln (Wertepaaren) (x 1 , y 1 ), (x 2 , y 2 y ), …, (x n , y n ) vor. Eine grafische Darstellung von n Tupel (x i , y i ) ist das Streudiagramm (scatter plot; vgl. Abb. 2), oder Streuungsdiagramm. Jedes Tupel i stellt darin einen Punkt dar mit den Koordinaten x i (Abszisse) und y i (Ordinate). In einer zweidimensionalen Häufigkeitsverteilung werden zwei Variablen (Merkmale) betrachtet: x nimmt die Werte x j (j = 1, …, J) und y die Werte y k (k = 1, …, K) an, und h j k ist die relative Häufigkeit für x = x j und y = y k . Summieren Sie über die Spalten, so erhalten Sie ganz rechts die Spalte der Randverteilung von x. Dabei ist h j. = h j 1 + … + h j K . Entsprechend erhalten Sie durch Summation über die Zeilen (h .k = h 1 k + … + h J h k ) die Randverteilung von y als letzte Zeile unten. 474 Statistik für Wirtschaftswissenschaften Tab. 2: Zweidimensionale Häufigkeitsverteilung (relative Häufigkeiten): Variable x Variable y Randverteilung x y 1 y 2 ... y k ... y K x 1 h 11 h 12 ... h 1k ... h 1K h 1. x 2 h 21 h 22 ... h 2k ... h 2K h 2. ... ... ... . . . ... . . . ... ... x j x h j1 h j2 ... h jk ... h jK h j. ... ... ... . . . ... . . . ... ... x J h J1 h J2 ... h Jk ... h JK h J. Randverteilung y h .1 h .2 ... h .k ... h .K 1 Kovarianz und Korrelation Maßzahlen der Randverteilungen sind die Mittelwert _ x und _ y sowie die Varianzen s x 2 und s y 2 . Eine Maßzahl der gemeinsamen Verteilung (joint distribution) von x und y ist die so genannte Kovarianz mit: s xy = ∑ j = 1 J ∑ k = 1 K (x j − _ x) (y k − _ y) h jk = ∑ j = 1 J ∑ k = 1 K x j y k h jk − _ x · _ y bei Berechnung aus der Häufigkeitstabelle. bzw. s xy = 1 _ n ∑ i = 1 n (x i − _ x) (y i − _ y) = 1 _ n ∑ i = 1 n x i y i − _ x · _ y bei Berechnung aus den einzelnen Wertepaaren (quasi „ungewogen“). Die Kovarianz ist nach unten und oben nicht beschränkt. Dividiert man sie durch das Produkt der beiden Standardabweichungen erhält man den Korrelationskoeffizient r xy (oder einfach r) mit r xy = s xy / s x s y . Er ist auf den Wertebereich von -1 bis +1 normiert (d. h. es gilt -1 ≤ r xy ≤ +1). Die Kovarianz kann dagegen z. B. auch 83 oder -267 betragen. 475 Statistik für Wirtschaftswissenschaften Sie ist übrigens das oben erwähnte Produktmoment mit a = _ x und b = _ y. Der Korrelationskoeffizient r (es gibt auch andere Maße der Korrelation) heißt deshalb auch Produkt-Moment- Korrelation . Es ist gut möglich, dass man bei jeweils zwei gleichen Randverteilungen eine sehr unterschiedliche gemeinsame Verteilung hat. Im Fall J = K = 2 (Vierfeldertafel) und den beiden Merkmalen x = Geschlecht (x = 0 männlich, x = 1 weiblich) und y = Klausurerfolg (y = 0 bestanden, y = 1 nicht bestanden) könnte man z. B. folgende Daten der Tab. 3 haben: Tab. 3: Beispiel für zwei Vierfeldertafeln (0 - 1 Variablen für x und y) y = 0 y = 1 y = 0 y = 1 x = 0 0,525 0,225 0,75 x = 0 0,45 0,3 0,75 x = 1 0,175 0,075 0,25 x = 1 0,25 0 0,25 0,7 0,3 1 0,7 0,3 1 Die Randverteilungen (hellgrau hinterlegt) sind gleich. In beiden Fällen haben 70 % bestanden und 30 % nicht bestanden und es waren jeweils 75 % der Teilnehmer männlich, 25 % weiblich. Im linken Fall sind Geschlecht und Klausurerfolg unkorreliert (die „Durchfallquote“ ist bei beiden Geschlechtern gleich, nämlich 30 % (0,225/ 0,75 und 0,075/ 0,25 ist jeweils 0,3). Aber im rechten Fall sind Geschlecht und Klausurerfolg in der Weise korreliert, dass alle Frauen die Klausur bestehen, die Männer aber nur zu 60 %, denn 0,45/ 0,75 = 0,6. Wenn Sie die Zusammenhänge zwischen zwei Variablen x und y feststellen möchten, dann reicht es nicht aus, allein die beiden eindimensionalen Randverteilungen zu betrachten. 476 Statistik für Wirtschaftswissenschaften 5 10 15 20 25 0 0 2 4 6 8 10 12 14 16 y x 5 10 15 20 25 0 2 4 6 8 10 12 0 x y 5 10 15 20 25 0 5 10 15 20 25 30 0 x y Abb. 2: Verschiedene Streuungsdiagramme Abb. 2 zeigt, ob sich die Regressionsgeraden ˆ y bei einem positiven (linke Punktwolke) oder negativen (rechts) linearen Zusammenhang den Beobachtungen (Punkten) gut (die Punkte streuen dann wenig um die Gerade und die Korrelation ist betragsmäßig hoch) oder weniger gut anpasst, und ob nicht vielleicht ein nichtlinearer (z. B. parabolischer) Zusammenhang besteht (wie im mittleren Teil). Die Korrelationen sind hier r = + 0,2408, r = 0 und r = - 0,9727. Regressionsgerade Das Streuungsdiagramm zeigt an, ob ein Zusammenhang zwischen x und y besteht, etwa in der Weise, dass y im Wesentlichen linear von x abhängt, in Gestalt von einer Regressionsgerade: ˆ y i = a + b x i . Aber weil die Punkte in der Regel nicht genau auf der Geraden, sondern oberhalb (u i = y i - ˆ y i > 0) oder unterhalb (u i < 0) liegen, ist der Zusammenhang nicht streng funktional, sondern von einer „Störgröße“ u i überlagert, so dass gilt y i = a + bx i + u i = ˆ y i + u i . 477 Statistik für Wirtschaftswissenschaften Es gilt nun a und b zu schätzen. Die hier übliche Methode der kleinsten Quadrate beruht darauf, dass man die Funktion e ∑ u i 2 = f (a, b) bezüglich a und b minimiert. Das ergibt zwei Gleichungen: b = ∑ (x i − _ x) (y i − _ y) ___ ∑ (x v − _ x) 2 = s xy _ s x 2 und a = _ y − b _ x. Sie bestimmen also am besten zunächst die Steigung b der Geraden als Verhältnis zwischen Kovarianz s xy und Varianz von x und können dann leicht a berechnen. Mit der gleichen Methode der kleinsten Quadrate können Sie auch die Regressionskoeffizienten b 0 , b 1 , …, b K in einer multiplen linearen Regressionsfunktion bestimmen: ˆ y i = b 0 + b 1 x 1i + b 2 x 2i + … + b K x Ki . Es heißt „multipel“ (und nicht, wie leider oft zu lesen ist, „multivariat“) weil, es hier mehrere (K > 1) Einflussfaktoren (Regressoren) x 1 , x 2 , …, x K gibt und weiterhin nur eine zu erklärende Variable (Regressand) y. Trend Auf die Analyse von Komponenten einer Zeitreihe wurde bereits hingewiesen. Sie können einen linearen Trend m t bestimmen, wenn Sie in ˆ y i = a + b x i statt x die Zeit t einsetzen, also a und b in m t = ˆ y t = a + b t schätzen (t = 1, …, T). Eine andere Art einen Trend aus den T Ursprungswerten y t zu bestimmen sind gleitende Mittelwerte ˜ y t zu je p Perioden. Im einfachen Fall von p = 3 gilt ˜ y 2 = 1 _ 3 (y 1 + y 2 + y 3 ), ˜ y 3 = 1 _ 3 (y 2 + y 3 + y 4 ) usw. 478 Statistik für Wirtschaftswissenschaften Die so entstehende Kurve verläuft glatter als die Zeitreihe der Ursprungswerte, aber es geht am Anfang und am Ende jeweils ein Wert verloren. Der erste ˜ y-Wert ist ˜ y 2 und der letzte ist ˜ y T - 1 = 1 _ 3 (y T−2 + y T−1 + y T ). Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1) Worauf beziehen sich Querschnittsdaten? Merkmalswerte von n verschiedenen Einheiten zu einem Zeitpunkt oder Zeitraum Einheiten im Zeitverlauf 2) Was betrachten Zeitreihen? Die Streuung einer Wertes Eine Variable über mehrere Perioden 3) Was ist kein Mittelwert aus der Statistik? arithmetisches Mittel zweidimensionales Mittel geometrisches Mittel harmonisches Mittel 4) Was ist kein Streuungsmaß? die Varianz die Standardabweichung die Kovarianz 479 Statistik für Wirtschaftswissenschaften 5) Ergänzen Sie den Satz: In der Ökonomie wird ein zusammenfassendes Maß für die zeitliche Entwicklung vieler Preise (einer Gesamtheit von Preisen), etwa der Preise von n Waren, als _ __________________ __ bezeichnet. Entsprechend wäre ein Maß für die Entwicklung der Umsätze von n Betrieben ein ___________________ . 6) Wie bestimmt man die Größen a und b einer Regressionsgerade? Mit der Methode der kleinsten Quadrate der größten Quadrate der kürzesten Abstände 480 Statistik für Wirtschaftswissenschaften 4 Wahrscheinlichkeitsrechnung Wahrscheinlichkeitsrechnung: Teilgebiet der Statistik und Mathematik, das sich mit Rechenregeln für Zufallsereignisse und -variablen sowie mit Wahrscheinlichkeitsverteilungen und Grenzwertsätzen beschäftigt. Letztere sind die Grundlage für das Schätzen und Testen. Das Wort Stochastik (das Wort leitet sich aus dem Altgriechischen und Lateinischen ab; Ratekunst) ist ein Oberbegriff für Wahrscheinlichkeitsrechnung/ Statistik. Die theoretische Basis für die Induktive Statistik ist die Wahrscheinlichkeitsrechnung. In der Wahrscheinlichkeitsrechnung geht es um das Rechnen mit Wahrscheinlichkeiten für „Ereignisse“ und „Zufallsvariablen“, Wahrscheinlichkeitsverteilungen (wie z. B. die unten genannte Binomial- und die Normalverteilung und viele andere Verteilungen) und um Grenzwertsätze (Gesetz der großen Zahl und asympto e tische Verteilungen). Beispiel Sie möchten wissen, wie wahrscheinlich es ist, beim Ziehen aus einer Urne mit schwarzen und weißen Kugeln eine schwarze zu ziehen? Oder Sie fragen sich, wie wahrscheinlich es ist, beim Würfeln eine „Sechs“ zu haben? Die Wahrscheinlichkeitsrechnung gibt Ihnen auf diese Fragen präzise mathematische Antworten. 481 Statistik für Wirtschaftswissenschaften Enthält eine Urne 5 weiße und 3 schwarze Kugeln - also 8 Kugeln -, dann ist die Wahrscheinlichkeit P (W) für das Ereignis W = Ziehen einer weißen Kugel: P(W) = 5/ 8 und für S = Ziehen einer schwarzen Kugel: P(S) = 3/ 8. Zwischen Ereignissen (wie W oder S) und Zufallsvariablen bestehen enge Beziehungen. Die Augenzahl, die man beim Werfen eines Würfels erhält kann man als Zufallsvariable aufff fassen (man schreibt X weil die Variable verschiedene Werte annehmen kann, die man x nennt, wie z. B. bei einem Würfel x = 1, x = 2, …, x = 6). Ein „Ereignis“ A kann auch sein, dass die Augenzahl beim Würfeln x ≥ 5 ist, dann ist P(A) = 2/ 6 = 1/ 3 (nämlich 1/ 6 für x = 5 plus 1/ 6 für x = 6). Oder man kann X verabreden als die Anzahl der weißen Kugeln, die man bei n maligem Ziehen aus der Urne mit schwarzen und weißen Kugeln erhält. Dabei spielt es eine große Rolle, ob man mit oder ohne Zurücklegen zieht. Im einfacheren ersten Fall ist die Wahrscheinlichkeit P (W) bei jedem Zug gleich π = P (W) = 5/ 8, und entsprechend ist auch die Wahrscheinlichkeit für eine schwarze Kugel 1 - π konstant 3/ 8). Bei n = 2 Zügen mit Zurücklegen kann X die Werte x = 0, x = 1 oder x = 2 annehmen, und zwar mit den Wahrscheinlichkeiten (1 - π) 2 = 0,1406, 2π (1 - π) = 0,4688 und π 2 = (5/ 8) 2 = 0,3906 (die Summe dieser Wahrscheinlichkeiten ist 1). Sie haben es hier mit einer Wahrscheinlichkeitsverteilung zu tun. Siehe hierzu Abb. 3; im Unterschied zur Häufigkeitsverteilung stehen jetzt an der Ordinate Wahrscheinlichkeiten statt relative Häufigkeiten h j : 482 Statistik für Wirtschaftswissenschaften 0 1 2 0 0,1 0,2 0,3 0,4 Abb. 3: Wahrscheinlichkeitsverteilung Die speziell in diesem Beispiel vorliegende Wahrscheinlichkeitsverteilung ist die Binomialverteilung , die zwei Parameter nämlich n und π hat, die für die Gestalt der Verteilung verantwortlich sind (bei n ≠ 2 und/ oder π ≠ 5/ 8 sieht sie anders aus als in Abb. 3). Im etwas schwierigeren Fall „ohne Zurückkk legen“ erhält man dagegen die hypergeometrische Verteilung . Beides sind diskrete Verteilungen weil die Zufallsvariable X nur ganz bestimmte Werte annehmen kann, im Fall der Anzahl weißer Kugeln sogar nur die natürlichen Zahlen 0, 1, 2, …, n. Neben solchen diskreten gibt es auch stetige Zufallsvariablen, die beliebig viele Abstufungen erlauben, und entsprechend stetige Verteilungen . Es gibt auch Beziehungen zwischen Wahrscheinlichkeitsverteilungen n . Bei π = ½ und n ∞ (also mit wachsendem n) geht die Binomialverteilung in die Normalverteilung (als asymptotische Verteilung ) über, die eine stetige Verteilung ist und zwei Parameter hat, μ und . 483 Statistik für Wirtschaftswissenschaften Das ist die bekannte Glockenkurve (Abb e . 4), die symmetrisch ist um μ und zwei Wendepunkte hat, x = μ - und x = μ + . Die Größe entspricht der Standardabweichung , die wir bisher mit s bezeichneten und der Erwartungswert μ bei einer t Wahrscheinlichkeitsverteilung entspricht _ x bei einer Häufigkeitsverteilung. Für die spezielle Standardnormalverteilung mit μ = 0 und = 1 der („standardisierten“) Variable z gibt es Tabellen, denen man Wahrscheinlichkeiten (das sind Flächenabschnitte unter der Glockenkurve) entnehmen kann: z = -1 z = +1 0 ф(z) Abb. 4: Standardnormalverteilung („Glockenkurve“) Tab. 4: Einige Tabellenwerte zur Standardnormalverteilung Wahrscheinlichkeit für ein gegebenes z z für eine gegebene Wahrscheinlichkeit z z 1 0,6827 1,645 2 0,9545 1,960 3 0,9973 2,576 Danach liegen zwischen z = -1 und z = +1 (also im 1 Sigma Bereich) 68,27 % der Werte und im 3 Sigma Bereich (also zwischen z = -3 und z = +3) ist die Wahrscheinlichkeit 99,73 %. Für die Praxis ist es oft interessanter zu wissen, zwischen welchen z-Werten 90 %, 95 % usw. der Beobachtungen liegen. 484 Statistik für Wirtschaftswissenschaften Nach obiger Tabelle liegen z. B. 95 % der Werte (Wahrscheinlichkeit (z) = 0,95) zwischen -1,96 und +1,96. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1) Ergänzen Sie den Satz: Die theoretische Basis der ___________________ Statistik ist die Wahrscheinlichkeitsrechnung. 2) Eine Urne enthält 10 Kugeln; 7 weiße und 3 schwarze Kugeln. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, eine schwarze Kugel zu ziehen? 3/ 10 3/ 7 7/ 3 3) Wann ist eine Zufallsvariable X (und damit auch ihre Verteilung) stetig? Wenn X innerhalb eines Intervalls (etwa im Intervall 10 ≤ x ≤ 13) nur endlich viele Werte x annehmen kann wie z. B. x = 10, x = 11, x = 12 und x = 13 Wenn X innerhalb eines solchen Intervalls unendlich viele Werte annehmen kann, also nicht nur 10, 11 usw., sondern auch x = 10,1 oder x = 10,104 oder x = 12,34567 usw. 4) Wie wird eine Standardnormalverteilung noch genannt? Wahrscheinlichkeitskurve Glockenkurve Beobachtungskurve 485 Statistik für Wirtschaftswissenschaften 5 Induktive Statistik Induktive Statistik: Sie beschäftigt sich mit Schlüssen (also Schätzen und Testen von Parametern) von Stichproben auf die zugrundeliegende Grundgesamtheit. Testen von Hypothesen über Parameter der Grundgesamtheit: Ein Verfahren, in dem angesichts eines Stichprobenergebnisses über Annahme oder Ablehnung einer Hypothese entschieden wird. Die Hypothese ist immer eine Vermutung über die Grundgesamtheit. Sie kann - wie im folgenden Text, der nur Parametertests behandelt - darin bestehen, dass ein Parameter, etwa m einen ganz bestimmten (Zahlen)Wert hat, sie kann aber z. B. auch besagen, dass x in der Grundgesamtheit normalverteilt ist, oder dass bei einer Regressionsgleichung bestimmte Modellannahmen erfüllt sind. Schätzen von Parametern Nach dem zentralen Grenzwertsatz, sind Summen und arithmetische Mittel von Zufallsvariablen, asymptotisch (also bei großem n) normalverteilt. Abb. 5 veranschaulicht, dass die Wahrscheinlichkeitsverteilung der Augensumme X =∑ X i (i = 1,…, n) beim n-maligen Würfeln schon bei 4 oder 5 Würfen ganz gut nach einer Normalverteilung aussieht. Die Verteilung hat, wie man sieht den Erwartungswert n μ (beim Würfeln 3,5 wenn n = 1 ist, 7 bei n = 2 usw.) und die Standardabweichung -- n, die mit zunehmendem n von n = 1 bis n =5 immer grö- 486 Statistik für Wirtschaftswissenschaften ßer wird, so dass die Glocke immer breiter wird. Entsprechend ist die Zufallsvariable _ X = 1 _ n X asymptotisch normalverteilt mit einem Erwartungswert von _ X der gleich μ ist (man schreibt dann (E ( _ X) = μ) und einer Standardabweichung von _ X in Höhe von _ x = _ -- n - . 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 0 0,02 0,04 0,06 0,08 0,1 0,12 0,14 0,16 0,18 n = 1 n = 2 n = 3 n = 4 n = 5 Abb. 5: Verteilung der Augensumme bei n = 1, 2, … Würfeln VV (bzw. n-mal Werfen eines Würfels) Gibt man einen konkreten Wert etwa ˆ μ = 498 als Schätzwert für das unbekannte „wahre“ μ der Grundgesamtheit an, spricht ff man von Punktschätzung . Man kann zeigen, dass das arithmetische Mittel der konkreten Stichprobe ˆ μ 1 = _ x ein besserer (gemessen an Kriterien, wie „Effizienz“, „Konsistenz“ usw., auf die hier nicht weiter eingegangen werden kann) Punktschätzer für μ ist, als z. B. der Median ˆ μ 2 = ˜ x (konkret: _ x ist effizienter als ˜ x, weil _ x < ˜ x ). 487 Statistik für Wirtschaftswissenschaften Bei einer Intervallschätzung wird dagegen ein Wertebereich g (etwa von 496,43 und 499,57) für den zu schätzenden Parameter angegeben, der z. B. bei einer vorgegebenen Vertrauenswahrscheinlichkeit 1 - = 0,95 gelten soll. Die beiden Grenzen dieses sogenannte Konfidenzintervalls für μ bei einer Wahrscheinlichkeit von 95 % (oder einem von 5 %) errechnen sich nach der Formel: _ x ± z _ -- n wobei dann 1,96 für z einzusetzen ist weil 1 - = 0,95 also 95 % sein soll. Da man hier (wegen des zentralen Grenzwertsatzes) mit der Normalverteilung rechnen darf, gelten für z = z und 1 - = (z) die Werte der obigen Tabelle. Beispiel Angenommen man habe bei einer Qualitätskontrolle in der Getränkeindustrie eine Stichprobe von n = 100 Flaschen gezogen und dabei eine mittlere Füllmenge von _ x = 498 cm 3 gefunden. Die Standardabweichung sei bekannt (oder geschätzt ˆ ) als 8 Kubikzentimeter. Ein 95 % Konfidenzintervall hätte dann die Grenzen 498 ± 1,96 · 8 __ ---- 100 - d. h. 496,43 und 499,57. Bei einer Sicherheit von 1 - = 0,99 also 99 % wäre z = 2,576 und die Grenzen wären dann 498 ± 2,576 · 8 __ ---- 100 - d. h. 495,95 und 500,05. Wegen der größeren Sicherheit (99 % statt 95 %) ist das Intervall auch breiter. 488 Statistik für Wirtschaftswissenschaften Testen von Hypothesen über Parameter Jeder Hypothesentest hat folgende fünf Bestandteile: 1) eine Nullhypothese H 0 und eine Alternativhypothese H 1 (hier möge gelten H 0 : μ = μ 0 = 500 und H 1 : μ ≠ 500), 2) eine Prüfgröße (Teststatistik), die hier e z = _ x − μ 0 _ _ x = _ x − μ 0 _ _ -- n - ist und wofür man in unserem Beispiel z = (498 - 500)/ 0,8 = -2,5 erhält (z ist praktisch eine mit _ x standardisierte Abweichung von _ x von μ 0 ), und 3) eine bekannte Verteilung der Prüfgröße (in unserem Fall e ist z standardnormalverteilt, so dass die obigen Tabellenwerte für z gelten, vgl. Tab. 4), 4) ein vorgegebenes Signifikanzniveau und damit eine Schranke z für den „kritischen Bereich“, die der Tab. 4 zu entnehmen ist 5) eine Entscheidungsregel : wenn |z| ≤ |z | dann H 0 annehmen, wenn |z| > |z | ist die Abweichung groß und z fällt in den „kritischen Bereich“ (oder „Ablehnungsbereich“), so dass dann H 0 abzulehnen ist. Im Beispiel war der absolute Wert der Prüfgröße 2,5. Testet man auf dem 5 % Signifikanzniveau, dann ist H 0 zu verwerfen, weil 2,5 > 1,96, aber auf dem 1 % Niveau ist H 0 nicht abzulehnen, weil 2,5 < 2,576. Anders gesagt _ x ist „signifikant“ (oder: „signifikant verschieden von 500“) aber nicht „hochsignifikant“. Es ist klar, dass ein Test und ein Konfidenzintervall nur eine etwas andere Formulierung desselben Sachverhalts sind. Das Ergebnis beim Test (signifikant bei 5 % aber nicht bei 1 %) ist nichts anderes als die Feststellung, dass μ 0 = 500 nicht im 95 %, wohl aber im 99 % Konfidenzintervall enthal- 489 Statistik für Wirtschaftswissenschaften ten ist (die Obergrenze beim 95 % Intervall ist 499,57 < 500 und beim 99 % mit 500,06 knapp über 500). Die hinter dem Test stehende Logik lässt sich wie folgt zusammenfassen: Man tut so, als wäre H 0 (dass μ = μ 0 = 500 ist) richtig und fragt sich, wie wahrscheinlich dann das Ergebnis _ x ≠ μ 0 ist. Ist die Differenz _ x - μ 0 gering, dann dürfte sie noch „im Rahmen des Zufalls“ liegen, also ziemlich wahrscheinlich sein. H 0 ist dann nicht zu verwerfen. Ist die Wahrscheinlichkeit dagegen klein (genauer: geringer als ), dürfte es vernünftig sein, H 0 zu verwerfen. Der Unterschied zwischen _ x und μ 0 ist dann „signifikant“. Das heißt nicht (wie es leider oft missverstanden wird), dass H 0 falsch ist, sondern nur: wenn H 0 richtig wäre, dann wäre das Stichprobenergebnis sehr wenig wahrscheinlich. Was hier am Beispiel von _ x und μ demonstriert wurde gilt ganz entsprechend für andere Parameter, etwa für die Varianz 2 , einen Regressionskoeffizienten , oder Korrelationskoeffizienten usw. im Verhältnis zu den entsprechenden Stichprobengrößen b und r usw. Jetzt können jedoch für die Prüfgrößen (als Funktionen der entsprechenden Stichprobengrößen s 2 , b oder r usw.) auch andere Wahrscheinlichkeitsverteilungen als die Normalverteilung auftreten. Notwendiger Stichprobenumfang und Repräsentativität“ Oft interessiert, wie viele Einheiten befragt werden müssen, d. h. wie groß eine Stichprobe sein muss und es wird oft argumentiert, dass die Stichprobe nicht „repräsentativ“ ist, weil z. B. nur n = 50 Personen befragt wurden. 490 Statistik für Wirtschaftswissenschaften Der notwendige Stichprobenumfang n hängt offensichtlich von der geforderten Genauigkeit und Sicherheit ab, aber auch von der Homogenität der Grundgesamtheit, gemessen an der Varianz 2 . Dass die Varianz 2 von x in der Grundgesamtheit eine große Rolle spielt, ist leicht zu sehen: Wie groß muss eine Stichprobe sein? Ist 2 = 0, dann sind alle Werte in der Grundgesamtheit von N > n Einheiten x 1 , x 2 , …, x N gleich und damit auch gleich μ = _ x, dann reicht eine Stichprobe vom Umfang n = 1 aus N aus, um μ mit Sicherheit und ohne Fehler zu „schätzen“. Genaugenommen ist es im Grenzfall 2 = 0 eigentlich kein Schätzen mehr, denn mit x 1 ist auch μ bekannt, weil x ja keine anderen Werte als μ annimmt. Ist 2 > 0 wird n > 1 sein müssen, und je größer 2 ist, desto größer wird auch n sein müssen. Das zeigt übrigens auch: Wenn 2 entsprechend klein ist, dann kann n = 50 also sehr wohl repräsentativ sein. Worauf es ankommt, ist der Stichprobenfehler _ x und nicht eine nicht exakt zu definierende „Repräsentativität“ (was deshalb auch kein Fachbegriff der Statistik ist). Versteht man unter Genauigkeit eine (möglichst) geringe halbe Breite (Länge) e des Konfidenzintervalls, dann kann man den mindestens erforderlichen Stichprobenumfang bestimmen, indem man e = z _ x = z _ -- n nach n auflöst. Danach muss n mindestens ( z _ e ) 2 sein. Im oben erwähnten Beispiel mit der Flaschenfüllmenge gilt danach: ist = 8 und verlangt man ein e von ± 2 Kubikkk zentimeter und eine Sicherheit von 95 % (so dass z = 1,96 ist), dann sollte n mindestens ((1,96 · 8)/ 2) 2 = 61,47 also 62 sein. 491 Statistik für Wirtschaftswissenschaften Verlangt man 99 % (also z = 2,576) und ± 1,5 Kubikzentimeter steigt der mindestens erforderliche Stichprobenumfang nach obiger Formel auf 189. Das Problem bei dieser Art der Abschätzung des erforderlichen Stichprobenumfangs ist jedoch, dass man eine Vorstellung von der Varianz des Merkmals x in der Grundgesamtheit haben muss, was häufig nicht der Fall ist. „Repräsentativität“ ist, wie gesagt, kein Fachbegriff der Statistik. Oft heißt es, eine Stichprobe sei „repräsentativ“, wenn sie die gleiche Struktur hat wie die Grundgesamtheit. Am Beispiel der Struktur in Bezug auf das Merkmal „Geschlecht“ wird schnell klar, wohin ein solches Denken führt. Wenn es in der Grundgesamtheit genauso viele Männer wie Frauen gibt, dann ist danach also eine Stichprobe mit 3 Männern und 3 Frauen gut und eine mit 305 Männern und 295 Frauen schlecht. Oder hat man 3 Männer gezogen, aber 4 Frauen (nämlich A, B, C und D) dann müsste die Stichprobe dadurch besser werden, dass man einfach die Daten einer der Frauen unter den Tisch fallen lässt. Aber von welcher der vier Frauen? Die von A oder die von B? Oder gar die von D? Mehr noch: bei solchen unsinnigen Betrachtungen über „Repräsentativität“ ist kein Zusammenhang mit n oder mit der Varianz 2 in der Grundgesamtheit gegeben, aber das sind genau die Größen, auf die es ankommt. Ganz anders ist das beim Stichprobenfehler, der wie erwähnt _ x = _ -- n - ist. 492 Statistik für Wirtschaftswissenschaften Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1) Was sind nach dem zentralen Grenzwertsatz Summen und arithmetische Mittel von Zufallsvariablen? Asymptotisch normalverteilt Linkssteil verteilt Rechtssteil verteilt 2) Das Ergebnis beim Schätzen von Parametern (etwa von dem Mittelwert μ = μ x also dem mittleren x-Wert in der x Grundgesamtheit) mit Daten einer Stichprobe kann sein eine konkrete Zahl, etwa ˆ μ = _ x = 14,5 (Punktschätzung) ein Trend ˆ μ = 9 + 0,8 · t mit der Variable t als Zeit eine Regressionsgerade ˆ x = 3 + 2,1 · y wobei y eine andere Variable (als x) ist ein Konfidenzintervall (Intervallschätzung) 3) Was ist kein Bestandteil des Signifikanztests? Nullhypothese Prüfgröße Verteilung der Prüfgröße Median Vorgegebenes Signifikanzniveau Entscheidungsregel 493 Statistik für Wirtschaftswissenschaften 4) Was führt einen Statistiker zum genauest möglichen bzw. sichersten Ergebnis? Kleine Stichprobe Vollerhebung Große Stichprobe 5) Ein Signifikanztest, wenn die Daten praktisch eine Vollerhebung der Grundgesamtheit darstellen, zeigt Ihnen, dass beispielsweise Ihr Ergebnis _ x = 14,5 signifikant größer ist als μ = 0 („Nullhypothese“), dass Sie also etwas herausgefunden haben, was wesentlich (= „signifikant“) ist. macht keinen Sinn; denn Sie könnten hier zwar ein Konfidenzintervall für μ berechnen, aber keinen Test über eine μ betreffende Hypothese durchführen. macht überhaupt keinen Sinn, weil _ x = μ ist, denn Sie kennen bereits den „wahren“ Mittelwert der Grundgesamtheit, weil Ihre Daten ja keine Stichprobe sind, sondern die Grundgesamtheit schon vollständig erfassen (praktisch eine Vollerhebung). 6) Wann ist das Ergebnis einer kleinen Stichprobe sicher bzw. genau? Wenn die Grundgesamtheit sehr homogen ist. Wenn die Grundgesamtheit sehr heterogen ist. 494 Statistik für Wirtschaftswissenschaften Wie lernt man Statistik und wie nutzt man sie im Studium und später im Beruf? Statistik fällt in vieler Hinsicht aus dem Rahmen, weil sie anders ist als andere Fächer im wirtschaftswissenschaftlichen Studium. Es ist nicht unbedingt sinnvoll, viele Bücher zu lesen, zumal in ihnen ohnehin meist das Gleiche steht, nur mit anderen Worten und mit anderen Symbolen in den entsprechenden Formeln. Vor allem aber ist es völlig sinnlos, etwas auswendig zu lernen, was man nicht verstanden hat. Es ist schwer, sich Sinnloses zu merken, auch wenn es nur wenig ist. Aber es ist vergleichsweise leicht, etwas zu überblicken, auch wenn es viel Stoff ist, wenn man es verstanden hat, d. h. wenn man Zusammenhänge und dahinter stehende Prinzipien erkannt hat. Bloß muss man erst einmal bis zum Verstehen kommen und viele haben damit die größten Schwierigkeiten (weshalb es ja auch gerade auf diesem Gebiet so viele Bücher und für sie immer noch genug Käufer gibt), weil man dazu leider auch viel Zeit und Übung braucht. Das und natürlich auch die hohen Durchfallquoten, sowie das verbreitete Vorurteil, man brauche so etwas nur für den „Schein“ und später nicht mehr (ein Vorurteil basierend auf der unbewiesenen Behauptung, dass ein großer Schaden entsteht, wenn man zu viel gelernt hat), machen das Fach Statistik ausgesprochen unbeliebt. Statistik ist nicht leicht zu verstehen und es ist ein Quatsch zu meinen, man verstünde es besser mit den heutzutage so beliebten wortreichen Büchern, die einem versprechen, dass man alles mit ihnen auch ganz ohne Formeln und Mathematik super leicht versteht. Niemand versteht Statistik, der nur darüber geredet hat und sich nicht die Mühe gemacht hat, einen genauen Blick auf die Formeln zu werfen und auch das 495 Statistik für Wirtschaftswissenschaften eine oder andere Rechenbeispiel durchzurechnen. Es reicht eben nicht aus, etwas einmal gehört oder gelesen zu haben. Jeder kennt das: man glaubt, etwas in der Vorlesung oder in einem Buch verstanden zu haben und bei einer konkreten Frage oder Rechenaufgabe steht man dann trotzdem „auf dem Schlauch“. Ganz wichtig ist es, sich klar zu machen, dass Statistik nicht Mathematik und auch nicht Rechnen ist. Anders als viele Mathematiker glauben, kann man Statistik auch ohne die in der Mathematik obligatorischen Beweise verstehen. Statistik ist aber auch nicht Rechnen. Zwar sind Rechenbeispiele unbedingt notwendig, um zu sehen, was genau bei einer Formel „gespielt“ wird, aber die Zahlenbeispiele müssen nicht realistisch sein. Denn bei Beispielen mit wirklichen Daten hat man meist unheimlich viele Zahlenangaben und kann das dann ohnehin nicht auf einem Blatt Papier und mit dem Taschenrechner, sondern nur mit dem Computer durchrechnen. Per Mausklick allein hat aber noch nie jemand einen Rechengang verstanden. Viel nützlicher sind kleine fiktive Beispiele, die dann meist auch mit wenigen „glatten“ Zahlen auskommen und die man schnell mit dem Taschenrechner durchrechnen kann. Dass mehr Motivation und Spaß aufkommt, wenn man stattdessen mit ellenlangen Listen von tatsächlichen Daten einer Firma F oder eines Lands L rechnet, ist sehr zu bezweifeln. Auf der Website www.von-der-lippe . .org des Autors finden Sie unter Downloads-Bücher viel Hilfreiches, u. a. Formelsammlungen , Rechenbeispiele sowie e Klausuraufgaben zum freien Download. 496 Statistik für Wirtschaftswissenschaften Ebenfalls kostenlos downloaden kann man dort unter Downloads-Allgemein (dann unter Nummer 16, 21, 22 und 25/ 25a) Aufsätze, die besonders für Studierende der Wirtschaftswissenschaften zu empfehlen sind 1. Statistik für Schaumschläger (16) 2. Wie argumentiert man gegen eine Statistik, die einem nicht passt? (21) 3. Lügen mit Statistik (22) 4. Das statistische Paralleluniversum in der BWL (25a und 25 worauf sich 25a bezieht) Es sind sehr einfach zu lesende, meist etwas ironische und satirische Texte, die aber ernst zu nehmende Probleme und Fehlentwicklungen bei der Anwendung von Statistik betreffen: 1. Gerade weil viele Statistik und Mathematik als schwierig empfinden, kann man mit so etwas Eindruck machen, zumal sich nur wenige Menschen trauen, Defizite in ihren Statistikkenntnissen zuzugeben. Man erlebt also nicht selten in der Wissenschaft Schaumschlägerei vor Hörern, die sich mit gewichtiger (Verstehen signalisierender) Miene den ganzen Unsinn anhören und bemüht sind, sich nicht anmerken zu lassen, dass sie in Wahrheit nur Bahnhof verstehen. 2. Ganz anders kann es unter Praktikern der Wirtschaft zugehen, vor allem dann, wenn es um (viel) Geld geht. Dort ist nicht Zuhören mit einer nach Durchblick aussehenden Miene angesagt, sondern Kopfschütteln, Widerspruch und den Gegner auseinandernehmen. Für diesen Fall ist es beruhigend zu wissen, dass man immer wirkungsvoll gegen eine Statistik argumentieren kann, die einem nicht passt, auch dann, wenn man nur wenig Ahnung von Statistik hat. Man findet immer etwas, was an der Methode auszu- 497 Statistik für Wirtschaftswissenschaften setzen wäre oder was zumindest als „problematisch“ hingestellt werden kann. 3. Sehr beliebt ist das - bei genauem Hinsehen allerdings ausgesprochen alberne - Gerede über „Lügen“ mit Statistik. Natürlich kann man alles, je nach Bedarf, in hellem oder dunklem Licht erscheinen lassen (nicht nur mit Zahlen). Viel reifer und fortgeschrittener ist es zu sehen, dass die zahlenmäßige Beschreibung der Wirklichkeit schnell an natürliche Grenzen stößt. Wie will man z. B. das „Glück“ messen, oder ob und in welchem Maße A „glücklicher“ ist als B? Was immer man hier ausrechnet, wird schon wegen des vagen Begriffs „Glück“ leicht als „Lüge“ bezeichnet werden können. Die Krankheit ist nicht die Statistik, sondern der Glaube mit ihr alles messen zu können und zu sollen. 4. Eine andere Krankheit ist, zu glauben man müsse einen Signifikanztest rechnen, auch da wo so etwas eigentlich ziemlich unsinnig ist, nur weil alle anderen das auch so machen oder weil andernfalls die Arbeit als „unwissenschaftlich“ belächelt wird. Viele glauben, eine Arbeit wird umso „wissenschaftlicher“, je mehr in ihr mit komplizierten statistischen Methoden herumgewirbelt wird. Dabei beschränken sich die Methodenkenntnisse solcher Leute oft nur auf einige einführende Texte z. B. bei Wikipedia oder in den Handbüchern zur Statistiksoftware. Das ist nicht weiter schlimm, weil man ja oft auch gar nicht die viele Zeit hat, die nötig ist, um sich in Statistik so zu vertiefen, dass man sie wirklich versteht. Schlimm ist es nur, wenn man sich auf einer solchen Basis sein eigenes „Paralleluniversum“ aufbaut und meint, Statistiker seien überflüssig. Es ist kein Zufall, dass es heutzutage gerade in Sachen Statistik so viel Schaumschlägerei und Besserwisserei gibt; denn beide Dinge sind ein Produkt der enorm gestiegenen Bedeutung der 498 Statistik für Wirtschaftswissenschaften Statistik und sie haben viel gemeinsam: man glaubt, man blamiert sich, wenn man nicht versucht, „Erkenntnisse“, die eigentlich kaum der Rede wert sind, mit neuesten statistischen Methoden zu „veredeln“ und man will unbedingt den Eindruck erwecken, dass man mitreden kann und einem nichts zu kompliziert ist (mit der Zeit glaubt man selbst daran, vor allem wenn man nur unter Seinesgleichen verkehrt). Klar dass man sich dann auch von Leuten, die sich hauptberuflich mit Statistik beschäftigen nichts sagen lassen will. Wer wirklich etwas von Statistik versteht, wird so etwas nur kindisch und albern finden und er/ sie wird nur zu genau wissen, dass man auf diesem Gebiet nicht einfach mal so eben und ganz nebenbei zu einem Experten wird und dass man sich auch nicht schämen muss zuzugeben, dass man bei manchen Methoden der Statistik keine Ahnung hat oder selbst große Schwierigkeiten hat, sie zu verstehen. Angelika Rehborn L Wissenschaftliches Arbeiten 501 Wissenschaftliches Arbeiten 1 Was ist wissenschaftliches Arbeiten? Wissenschaftliches Arbeiten ist eine Methode zur Aneiggg nung von Wissen und zur Gewinnung neuer Kenntnisse . Durch ein planvoll geordnetes Vorgehen lassen sich diese Erkenntnisse mittels Kommunikation in der Regel in Form von schriftlichen Veröffentlichungen verbreiten. Damit tritt man in den Dialog mit der Gemeinschaft von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen (Scientific Community) des eigenen Faches ein (Esselborn-Krumbiegel, 2012, S. 11). Man muss daher neben den Methoden der Erkenntnisgewinnung den Gegenstand und vor allem den aktuellen Forschungsstand kennen (Kornmeier, 2007, S. 1 f. ff ). Tipp: Setzen Sie sich im Laufe Ihres Studiums mit den wissenschaftstheoretischen Grundlagen und Methoden der Erkenntnisgewinnung Ihres Faches gezielt auseinander. Wissenschaftliches Arbeiten folgt präzisen Regeln, die mehr oder weniger festgelegt sind. Diese Regeln müssen nicht nur gelernt werden, sondern ständig geübt werden. Je besser dies gelingt, desto leichter ist es, eine wissenschaftliche Arbeit zu verfassen. 502 Wissenschaftliches Arbeiten Wert einer wissenschaftlichen Arbeit Der Wert einer wissenschaftlichen Arbeit reicht weit über das Studium hinaus. Auch im späteren Berufsleben sind selbstständig verfasste komplexe Texte unabdingbar. Wer anderen schwierige Zusammenhänge verständlich, anschaulich und nachvollziehbar vermitteln kann, wird Anteil an vielen guten Problemlösungen haben. Damit sichert man sich das eigene berufliche Fortkommen. Wissenschaftliches Lesen und Schreiben gehören daher zu den wichtigsten Schlüsselkompetenzen, die man im Studium erwerben kann. Sie sind weit mehr als ein notwendiges Übel. Es lohnt sich, auf den Erwerb dieser Fähigkeiten Zeit und Energie zu verwenden. Schulen Sie auch unbedingt Ihre sprachlichen Kompetenzen. Perfektionieren Sie Ihre Kenntnisse der deutschen Rechtschreibung und Grammatik. k Frischen Sie Ihre Englischkenntnisse und die anderer Fremdsprachen auf. ff Prinzipien wissenschaftlichen Arbeitens Vorhandenes Wissen wird anhand der eigenen Fragestellung neu bewertet. Dabei ist es durchaus zulässig, eigene Ideen zu entwickeln und neue Fragestellungen aufzuwerfen. Dies geschieht jedoch immer mit Rückgriff auf die vorhandene Literatur durch sogenannte Zitate . Es kann nicht genug betont werden, dass dabei äußerst sorgfältig vorgegangen werden muss. Ein Leser bzw. eine Leserin muss in der Lage sein, die Argumentation anhand der angegebenen Literatur nachvollziehen zu können. 503 Wissenschaftliches Arbeiten Kritische Distanz Die wichtigste Grundhaltung wissenschaftlichen Arbeitens ist die kritische Distanz (vgl. Kornmeier, 2007). Das bedeutet, dass alle Aussagen anderer, bevor sie Eingang in die eigene Arbeit finden, kritisch zu überprüfen sind. Im Vordergrund steht dabei die Frage, ob es zu dem, was man gerade verfasst, eine andere (widersprechende) Meinung gibt. Damit verknüpft ist eine weitere Grundhaltung: der Respekt vor dem Autor t / der Autorin eines Textes und Respekt vor dem Leser / der Leserin des Textes, die dadurch sicher sein können, dass die Aussagen nicht ungeprüft präsentiert werden. Gerade als Student oder Studentin dürfen Sie alles, was Ihnen beigebracht wird, kritisch hinterfragen. Das macht Sie neugierig auf eigene Erkenntnisse und schützt Sie davor, Sachverhalte unreflektiert zu akzeptieren, nur weil ein Experte Ihres Faches es präsentiert. Tipp: Suchen Sie sich einen bedeutenden Vertreter oder eine Vertreterin Ihres Faches und erkunden Sie wie er / sie zu den jeweiligen Erkenntnissen gelangt ist. Eigenständigkeit Viele Studierende glauben, sie müssten in ihrer eigenen Arbeit neue (revolutionäre) Gedanken (er)finden, um die Forderung nach Eigenständigkeit zu erfüllen. Das ist falsch! Eigenständigkeit bedeutet lediglich, dass die Arbeit selbstständig und ausschließlich mit den angegebenen Quellen verfasst wurde. Vorhandenes Wissen wird durch die Fragestellung in einen 504 Wissenschaftliches Arbeiten bestehenden Kontext eingeordnet und bewertet. Eigene Behauptungen und Argumente werden so durch den Rückgriff auf anerkannte Experten und Expertinnen untermauert. Am Ende der eigenen wissenschaftlichen Arbeit steht dann die Beantwortung der durch das Thema aufgeworfenen Fragestellung. Die Tatsache, dass die Arbeit eigenständig verfasst wurde, sichert einem auch das Urheberrecht und damit die Verwertungsrechte. Ehrlichkeit Nachvollziehbarkeit Logische Argumentation Verständlichkeit Überprüfbarkeit Originalität/ Eigenständigkeit Vollständigkeit Gültigkeit/ Verlässlichkeit Objektivität Relevanz Die 10 goldenen Regeln Ehrlichkeit ist das Grundgesetz wissenschaftlichen t Arbeitens. Es bedeutet, dass Sie Ihre Arbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe verfassen und sämtliche Quellen, die in Ihre Arbeit eingeflossen sind, angeben (zitieren). Nachvollziehbarkeit bedeutet, dass eine Leserin bzw. ein Leser Ihrem Gedankengang folgen kann. Dazu gehört auch, dass Ihre Zitate anhand des Literaturverzeichnisses in Ihrer Arbeit überprüft werden können. Eine logische Argumentation hilft dem Leser / der Leserin, Ihren Gedankengängen zu folgen. Eine klare Gliederung und eine schlüssige Argumentationskette sind Grundlage für den „roten Faden“ Ihrer Arbeit. Verständlichkeit erreichen Sie durch einen guten t Schreibstil. Sie müssen zwar die fachwissenschaftlichen 505 Wissenschaftliches Arbeiten Termini Ihrer Fachsprache durchgängig verwenden; das bedeutet jedoch nicht, dass Sie sie mit Fremdwörtern überfrachten müssen oder Ihre Argumentation in schwer lesbaren Bandwurmsätzen verstecken. Es genügt in wissenschaftlichen Arbeiten nicht, nur Behauptungen aufzustellen. Behauptungen müssen unter Rückgriff auf die vorhandene Fachliteratur überprüfff bar sein r . Sie müssen Ihre „Fundstellen“ daher in Form sogenannter Zitate angeben. Diese Angaben müssen vollständig sein, damit ein Dritter Ihre Angaben in der Literatur auffinden kann und somit ihre Argumentation prüfen kann. Eigene Erhebungen, z. B. Umfragen oder Ergebnisse von Versuchsreihen, müssen Sie dokumentieren, damit Sie sie anderen vorlegen können. Das gilt auch bei klassischen Feldforschungen. Damit erreichen Sie, dass eine andere Person Ihres Faches Ihre Ergebnisse reproduzieren kann, was wiederum Ihre Arbeit absichert. Originalität erreichen Sie am besten, indem Sie Ihre t Argumente mit eigenen Worten in dem Ihnen eigenen Schreibstil darlegen. Dabei sind originelle Ideen durchaus erlaubt, solange sie von Ihnen wissenschaftlich fundiert vorgetragen und seriös vermittelt werden. Vollständigkeit bedeutet, immer an das aktuelle Wis t sen zum Thema anzuknüpfen, indem man die wichtigsten Theorien, Aussagen und Arbeiten sowie den aktuellen Forschungsstand zum jeweiligen Themengebiet referiert. Detailliert darzustellen sind dabei nur die Aspekte, die für die eigene Untersuchung von Relevanz sind. Sie können den Umfang auch begrenzen, indem Sie erläutern, warum Sie bestimmte Sachverhalte in Ihrer Arbeit ignorieren. Vollständigkeit be- 506 Wissenschaftliches Arbeiten deutet auch, auf ungelöste Fragen, Widersprüche oder Forschungslücken hinzuweisen. Wer auf die Aussagen anderer zurückgreift, muss prüfen, ob diese Aussagen gültig (=valide) und verlässlich (=reliabel) sind. Anfängern fällt es naturgemäß schwer, die Gültigkeit und Verlässlichkeit der Aussagen Dritter zu beurteilen. Sie müssen sich darauf verlassen, dass andere die Aussagen vor Ihrer Veröffentlichung daraufff hin geprüft haben. In empirischen Untersuchungen ist es dagegen gute Praxis, die Validität und Reliabilität der Aussagen in Bezug auf die Fragestellung statistisch nachzuweisen und diesen Nachweis auch zu referieren. Eine kritische Grundhaltung trägt sehr dazu bei, bei der Bearbeitung eines Themas objektiv zu v bleiben . Auch wenn Sie von der Richtigkeit Ihrer Argumentation überzeugt sind, versuchen Sie selbst Argumente zu finden, die Ihre Ideen widerlegen könnten. Können Sie diese Argumente entkräften, stärken Sie Ihre eigene Argumentation und wappnen sich gleichzeitig gegen mögliche Kritik. Nur durch ständiges Fokussieren auf die zentrale Frage der eigenen Arbeit kann es gelingen, die Relevanz eines Textes für die eigene Arbeit zu beurteilen und die richtige Abgrenzung zu finden. Die Beachtung dieser Regeln ist ein Garant für die Qualität Ihrer Arbeit. Prüfern und Prüferinnen dienen solche Kriterien als Maßstab für die Beurteilung Ihrer Arbeit. Aber auch Sie dürfen diese Qualitätsregeln getrost zugrunde legen, wenn Sie die Relevanz anderer Arbeiten beurteilen wollen. Scheuen Sie sich dabei nicht, Veröffentlichungen, die diese Regeln (auch teilweise) nicht hinreichend erfüllen, aus Ihrer Betrachtung auszuklammern. 507 Wissenschaftliches Arbeiten Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1) Ergänzen Sie den Satz: Wissenschaftliches Arbeiten ist eine Methode zur Aneignung von Wissen und zur Gewinnung _______________ ________________. 2) Wer ist die Scientific Community? Die Professoren und die Professorinnen an Ihrer Hochschule Die Gemeinschaft von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen allgemein Die Forscher und Forscherinnen in Unternehmen 3) Was bedeutet kritische Distanz? Aussagen anderer müssen von Ihnen geprüft werden, bevor diese Eingang in Ihre Arbeit finden Hinterfragen Sie das Thema Ihrer wissenschaftlichen Arbeit auch während des Schreibens und passen Sie die Themenstellung falls notwendig an 4) Müssen Sie in einer wissenschaftlichen Arbeit neue (revolutionäre) Ansätze finden, um die Forderung nach Eigenständigkeit zu erfüllen? Ja Nein 508 Wissenschaftliches Arbeiten 5) Kreuzen Sie die zehn goldenen Regeln des wissenschafttt lichen Arbeitens an: gute Literaturlage Ehrlichkeit Nachvollziehbarkeit Aktualität des Themas Logische Argumentation Verständlichkeit Überprüfbarkeit Interdisziplinarität Eigenständigkeit Vollständigkeit Effektivität Gültigkeit/ Verlässlichkeit Objektivität Effizienz Relevanz Internationalität Empirie 509 Wissenschaftliches Arbeiten 2 Literaturrecherche Die Kommunikation wissenschaftlicher Erkenntnisse erfolgt zum weitaus größten Teil über wissenschaftliche Fachpublikationen in Form von Lehrbüchern, Dissertationen, Nachschlagewerken, Monografien oder Zeitschriftenaufsätzen usw. Daher ist es unerlässlich, sich von Beginn des Studiums an mit der wissenschaftlichen Fachliteratur intensiv auseinanderzusetzen. Die Flut der Fachliteratur ist heute kaum noch überschaubar, wobei die Quantität nicht unbedingt ein Indiz für die Qualität darstellt. Um dennoch möglichst viel Fachliteratur bearbeiten zu können, muss man sich eine entsprechende Lesekompetenz aneignen. Lesekompetenz Eine hohe Lesekompetenz ist neben dem Schreiben die Schlüsselqualifikation wissenschaftlichen Arbeitens. Da die erforderliche Lesekompetenz weit über das bis zum Abitur Gelernte hinausreicht, ist es empfehlenswert, sich mit verschiedenen Lesemethoden zu beschäftigen. Kennzeichen aller Lesemethoden ist eine aktive Auseinandersetzung mit dem zu lesenden Text. Sie vermitteln Strategien, die helfen, die Relevanz einer Veröffentlichung zu beurteilen, ohne sie vorher vollständig lesen zu müssen. Eine der anerkanntesten ist die SQ3R- Methode nach Robinson (= e S urvey, O rientation, R ead, RR R ecite, RR R eview) RR . Es gibt keine beste Lesemethode, entwickeln Sie daher eine eigene Lesestrategie. Lesen Sie täglich einen Fachaufsatz aus Ihrem Wissensgebiet und wenden Sie dabei verschiedene Strategien an, bis sie Ihre Methode gefunden haben! 510 Wissenschaftliches Arbeiten Aktives Lesen wissenschaftlicher Texte bedeutet selektives Lesen , d. h. sie werden nicht vom ersten bis zum letzten Wort gelesen wie ein Roman. Man nähert sich dem Text am besten durch folgende Schritte: Überblick verschaffen Inhaltsverzeichnisse, Stichwortverzeichnisse und Literaturangaben verschaffen einen ersten Eindruck. Brauchbarkeit beurteilen Einleitungen und Zusammenfassungen beinhalten eine Fülle von Informationen zur Beurteilung der Relevanz der vorliegenden Veröffentlichung. Sie sollten daher zuerst gelesen werden, bevor man sich mit dem eigentlichen Text intensiv beschäftigt. Niveau einschätzen Hat die Prüfung bis hierher ergeben, dass die Veröffentlichung für die eigene Fragestellung infrage kommt, so sollte vor dem eigentlichen Lesen unbedingt geprüft werden, ob ihr Niveau mit dem eigenen bisherigen Wissensstand kompatibel ist. Wenn nicht, sollten vor dem Lesen des Textes die Wissenslücken unbedingt beseitigt werden. Erst nachdem diese Schritte durchlaufen sind, wird der eigentliche Text gelesen. Die konsequente Anwendung der Methode vermeidet viel Frust: Denn, wenn man erst nach dem Lesen eines Textes merkt, dass man ihn für die Fragestellung gar nicht verwenden kann, so hat man nicht nur Zeit verschwendet, sondern möglicherweise auch viel Eifer für die Beantwortung der eigentlich spannenden Fragestellung verloren. Schlimmstenfalls ist man durch die für die Fragestellung unbrauchbare Literatur vom eigentlichen Thema abgekommen und hat Schwierigkeiten den roten Faden wieder aufzugreifen. 511 Wissenschaftliches Arbeiten Englischsprachige Fachliteratur Die wissenschaftliche Fachwelt ist heute von der englischen Sprache dominiert. Daher ist es unerlässlich, englischsprachige Bücher und Fachaufsätze fließend lesen zu können. Schulen Sie daher Ihre englische Lesekompetenz: Tipp: Lesen Sie einen guten englischsprachigen Roman. Am besten einen, dessen Handlung Sie schon kennen. Lesen Sie als nächstes ein englischsprachiges Lehrbuch zu Ihrem jeweiligen Thema / Modul. Sie werden feststellen, dass die meisten englischsprachigen Lehrbücher über eine ausgezeichnete Didaktik verfügen, die es Ihnen sehr erleichtert, das Gelesene zu begreifen. Schlagen Sie dabei alle Vokabeln nach, e die Sie nicht auf Anhieb übersetzen können. Die wissenschaftliche Kommunikation findet neben der Fachliteratur auch auf Konferenzen und Kongressen statt, deren Vorträge häufig auch in englischer Sprache gehalten werden. Dort erfährt man eine Menge über den aktuellen Forschungsstand und die Debatte des eigenen Faches. Besuchen Sie solche Veranstaltungen und schulen Sie zuvor Ihr Hörverständnis. Tipp: Schauen Sie sich einen guten Kinofilm in der englischen Originalsprache an und aktivieren Sie dabei die englischen Untertitel. Oder tauschen Sie sich mit Kommilitonen in englischer Sprache über Ihr Fach aus. 512 Wissenschaftliches Arbeiten Literatursuche Gerade für Anfänger ist es schwer, sich in der unübersichtlichen Literaturfülle zurechtzufinden, geschweige denn diese auf ein bestimmtes Thema hin einzugrenzen. Daher sind bestimmte Strategien hilfreich: Vorwärtssuche: In Schlagwort- und Stichwortverzeichnissen wird aktiv nach der zu einem bestimmten Thema vorhandenen Literatur gesucht. Vorteil: Man findet sehr schnell die aktuellste Literatur VV zum Thema. Nachteil: Man muss die „erfolgreichen“ Schlag- und Stichworte sehr genau kennen. Rückwärtssuche: Auswertung von Literaturverzeichnissen. Vorteil: Man hat bereits einen konkreten Anknüpfungs VV punkt. Nachteil: Man kann naturgemäß nur Literatur finden, die älter ist als das Datum der ausgewerteten Literaturquelle. Tipp: Suchen Sie eine möglichst aktuelle Dissertation zu Ihrer Fragestellung und werten Sie deren Literaturverzeichnis gründlich aus. Gute Dissertationen bilden den aktuellen Forschungsstand vollständig ab und sind daher eine wahre Fundgrube. Zur Literaturrecherche stehen heute in Bibliotheken elektronische Kataloge zur Verfügung. Angehörige von Hochschulen erhalten über ihre Bibliothek auch Zugang zu Datenbanken : Es gibt heute zu fast jedem Fachgebiet einschlägige Datenbanken zur Literaturrecherche, die auch Zugriff auf die gängigen Aufsätze in Fachzeitschriften be- 513 Wissenschaftliches Arbeiten inhalten. Einen Überblick über fast die gesamte weltweit verfügbare Literatur bietet der Karlsruher Katalog (http: / / www.ubka.uni-karlsruhe.de/ kvk.html). Internetquellen : Eine Vielzahl von Literatur ist heute bequem im Internet zu finden. Prüfen Sie unbedingt die Seriosität der Internetseite, bevor Sie die Quelle für Ihre Arbeit verwenden. Sichern Sie sich unbedingt den Fundort im Internet und greifen Sie vor Abgabe Ihrer Arbeit auf die Seite noch einmal zu. Dokumentieren Sie das Datum Ihres letzten Aufrufes. Hinweise zur Verwendung von Internetquellen finden Sie unter http: / / mediensprache.net. Bitte bedenken Sie, Wikipedia ist im wissenschaftlichen Umfeld (noch) keine zitierfähige Internetressource! Tipp: Nutzen Sie Ihre Bibliothek vor Ort regelmäßig und lassen Sie sich vom Fachpersonal in die Nutzung einweisen. Aber Achtung: Prüfen Sie vor dem Download oder dem Ausdrucken, ob die Literatur für Sie bzw. Ihre Fragestellung wirklich relevant ist. Literaturverwaltung Sollen die recherchierten Literaturquellen zu einem späteren Zeitpunkt wieder zur Verfügung stehen, müssen sie archiviert werden. Literaturverwaltungsprogramme Heute stehen moderne Computerprogramme zur Literaturverwaltung zur Verfügung. Sie erfordern jedoch eine intensive Auseinandersetzung mit den Programmspezifika. Besonders für Studierende, die eine wissenschaftliche 514 Wissenschaftliches Arbeiten Laufbahn anstreben, sind sie unverzichtbar. Aber auch sonst sind sie von unschätzbarem Wert, wenn man sie wie alle Datenbanken sorgfältig pflegt. Eine anwenderfreundliche Benutzeroberfläche mit praktischen Tools bietet die Software „Citavi“ (citavi.com/ de). Karteikarten Trotz der modernen technischen Möglichkeiten sind auch Karteikarten noch immer ein probates Mittel zur Literaturverwaltung. Mit ein wenig Handarbeit lässt sich in kurzer Zeit ein respektables Verzeichnis anlegen, das Ihnen auch zur Verfügung steht, wenn der Strom ausfällt, der Rechner versagt. Egal für welches System man sich entscheidet, sorgfältiges Arbeiten ist in jedem Fall unabdinglich. Literaturrecherche ist auch bei aller elektronischen Erleichterung immer noch eine aufwendige und zeitraubende Arbeit. Für die Qualität der eigenen wissenschaftlichen Arbeit ist sie jedoch unerlässlich. Wer auf die Materialsuche einiges an Zeit aufwendet und diese sorgfältig aus e führt, sichert sich einen tiefen Einblick in das jeweilige Wissensgebiet und kann die eigene Fragestellung kompetent bearbeiten. Denken Sie aber daran, dass die Literaturrecherche Ihnen nur den Zugang zum Thema sichert. Sie müssen die Literatur auch noch lesen und intensiv bearbeiten, damit Sie die entsprechende Fragestellung angemessen bearbeiten können. Trennen Sie daher konsequent TT Relevantes von Unwichtigem. Und haben Sie keine Scheu, einen Aufsatz oder ein Buch zu einem bestimmten Zeitpunkt zu ignorieren. Falls er / es dennoch relevant sein sollte, werden Sie in der weiteren Arbeit an Ihrem Thema wieder darauf oder auf Vergleichbares stoßen. 515 Wissenschaftliches Arbeiten Haben Sie auch Mut zum „Redaktionsschluss“. Eine wissenschaftliche Arbeit entsteht normalerweise unter einem gewissen Zeitdruck, weil Sie einen festen Abgabetermin haben. Nutzen Sie dies und stellen Ihre Materialsuche rechtzeitig ein, damit genügend Zeit für die Erarbeitung Ihres eigenen Textes bleibt. Niemand erwartet von Ihnen, dass Sie alles, was es zum Thema gibt, gelesen haben. Literatur auswerten / Exzerpieren Da man nicht alles, was man zu einem Thema gelesen hat, behalten kann, muss man sich das Gelesene für einen späteren Zugriff aufbereiten (exzerpieren). Ein Exzerpt ist eine mehr t oder weniger kurze Zusammenfassung eines gelesenen Textes. Es kann sich auf eine Textstelle, einen Aufsatz oder ein ganzes Buch beziehen. Die Wiedergabe geschieht am besten mit eigenen Worten. Das sichert das Behalten des Gelesenen. Die Länge eines Exzerptes hängt dabei nicht unbedingt von der Länge des verarbeiteten Textes ab, sondern von der Relevanz des Gelesenen für die eigene Fragestellung. Trennen Sie beim Exzerpieren unbedingt die Wiedergabe der Aussage von Ihren eigenen Gedanken zum Thema oder zum gelesenen Text. Sie können sonst später Ihre Exzerpte nicht ohne Rückgriff auf die Originalliteratur weiterverwenden. Exzerpte sind, sofern sie akkurat erstellt sind, eine unschätzbare Hilfe beim Schreiben eines eigenen Textes. Sie enthalten auf wenigen Seiten umfangreiches Wissen in komprimierter Form. Sie ermöglichen später, einen eigenen Text aus einer relativ überschaubaren Informationsmenge zusammenzustellen. 516 Wissenschaftliches Arbeiten Computer: Sie können Ihre Exzerpte direkt auf Ihrem Computer erfassen. Der Vorteil dabei ist, dass Sie später beim Schreiben Ihres Textes unmittelbar darauf zugreifen können. Beachten Sie aber, dass Einscannen und Ko d pieren eines Textes kein Exzerpt darstellen t . Beachten Sie bitte auch, dass die Übersichtlichkeit auf dem Computer eingeschränkt ist, vor allem wenn Sie Ihre Dateien nicht äußerst sorgfältig bezeichnen. Papier: Exzerpte auf Papier sind mühsam, aber genau das können Sie nutzen, um die Fülle von Informationen zu beschränken. Darüber hinaus ist die Papierversion unschlagbar, wenn es darum geht, das Gelesene und im Exzerpt verarbeitete Wissen auch zu behalten. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1) Wie werden wissenschaftliche Erkenntnisse kommuni WW ziert? Per E-Mail und Telefon Durch Fachpublikationen Durch Tageszeitungen Im Fernsehen 2) Was bedeutet „aktives Lesen“ wissenschaftlicher Texte? WW Selektives Lesen Akribisches Lesen Lautes Lesen 517 Wissenschaftliches Arbeiten 3) Welche Sprache gilt in Deutschland als Wissenschafts WW sprache? Deutsche Sprache Englische Sprache Spanische Sprache 4) Welche Aussage ist falsch? WW Durch die Vorwärtssuche finden Sie schnell die aktuellste Literatur zu Thema Die Literatursuche ist stets eine Schlagwortsuche Bei der Rückwärtssuche werten Sie Literaturverzeichnisse aus 5) Was ist ein Exzerpt? WW Eine Zusammenfassung eines gelesenen Textes Eine wissenschaftliche Arbeit Ein Instrument der Literaturrecherche 518 Wissenschaftliches Arbeiten 3 Thema bearbeiten Weil sich jedes Thema in einen größeren Kontext einordnet, fällt es vielen Studierenden bei ihren wissenschaftlichen Arbeiten schwer, einen roten Faden zu finden. Ursache dafür ist eine nicht tief genug reichende Kenntnis des Fachgebietes und daraus resultierende Unsicherheit. Dies kann man bewältigen, wenn man folgende Aspekte beachtet: Verschaffen Sie sich einen Überblick über den Kontext des Themas. Recherchieren Sie den aktuellen Forschungsstand. Erfassen Sie die für Ihr Thema relevanten Theorien und Modelle. Grenzen Sie Ihr Thema ein und halten Sie diesen Fokus konsequent bei. Sie müssen für die Bearbeitung Ihres Themas wesentlich mehr Literatur lesen, als Sie nachher für Ihren eigentlichen Text benötigen. Diese scheinbare Mehrarbeit sichert Ihnen jedoch einen umfassenden Überblick über das Themengebiet. Nur wenn Sie möglichst viel über Ihr Thema wissen, können Sie auch eigene Ideen entwickeln und Sie sind bei einer eventuellen Verteidigung Ihres Themas in der Lage, weitergehende Fragen sicher zu beantworten. Scheuen Sie auch nicht den Blick „über den Tellerrand“, indem Sie Informationen verwandter Disziplinen zurate ziehen. 519 Wissenschaftliches Arbeiten Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1) Was fällt Studierenden regelmäßig schwer? WW Den roten Faden durch ein Thema zu legen Geeignete Literatur zu finden Das Thema zu verstehen 2) Was hilft Ihnen nicht dabei, ein Thema in einen größe WW ren Kontext einzuordnen? Den aktuellen Forschungsstand recherchieren Die relevante Theorien und Modelle erfassen Die wichtigsten statistischen Methoden analysieren 3) Sie müssen wesentlich mehr Literatur lesen, als Sie nachher im Text verwenden können. Richtig Falsch 4) Was ist mit „Blick über den Tellerrand“ gemeint? WW Ziehen Sie auch verwandte wissenschaftliche Nachbardisziplinen zurate Grenzen Sie Ihr Thema nicht ein und öffnen Sie berückkk sichtigen Sie angrenzenden Fragestellungen 520 Wissenschaftliches Arbeiten 4 Richtiges Zitieren Ein Zitat gibt die Gedanken und Argumente anderer Autoren und Autorinnen wieder. Man benötigt diesen Rückgriff auf Experten eines Faches, um die eigene Argumentation zu untermauern. Da es sich dabei um fremdes Gedankengut handelt, muss man die zitierte Quelle immer belegen. Zitate sind deshalb der sensibelste Teil jeder wissenschaftlichen Arbeit. Hier werden die meisten Fehler gemacht. Deshalb ist hierauf größte Sorgfalt zu legen. Umgekehrt ist es jedoch Ihr gutes Recht, aus jedweder wissenschaftlichen Veröffentlichung zitieren zu dürfen, ohne vorher den Autor oder die Autorin um Erlaubnis bitten zu müssen. Von diesem sogenannten Zitatprivileg sollten Sie daher rege g Gebrauch machen, weil Sie nur so Ihre eigene Argumentation sicher untermauern können. Zitierweisen Zitieren mit Vollbeleg Hierbei werden die Quellenangaben als Fußnoten am unteren Blattrand angegeben. Es werden sämtliche bibliografischen Angaben in der Fußnote erfasst (Autor, Erscheinungsjahr, Titel der Veröffentlichung, bei Zeitschriften: Name der Zeitschrift, Jahrgang und Heft; Erscheinungsort, Seiten, auf die sich das Zitat bezieht). Zitieren mit Kurzbeleg Hierbei werden die Quellenangaben als Fußnoten am unteren Blattrand angegeben. Die bibliografischen Angaben werden hier verkürzt angegeben (Autor, Erscheinungsjahr und Seitenangabe). 521 Wissenschaftliches Arbeiten Harvard-Zitierweise Variante des Kurzbelegs: Die Quellenangabe erfolgt im laufenden Text in Klammern: (Autor, Erscheinungsjahr, Seitenangabe). Regeln für das Zitieren Wer zitiert, zeigt, dass er die Ansicht der zitierten Person teilt, wenn nicht, muss man das klar zum Ausdruck bringen. Aus dem Zitat müssen sich Autor und Quelle eindeutig ergeben. Fremdsprachige Autoren werden bei wörtlichen Zitaten in der Originalsprache zitiert. Zitate dürfen nicht sinnentstellend erfolgen oder aus dem Zusammenhang gerissen werden: Das sind Mittel der Politik, nicht der Wissenschaft. Indirekte Zitate Dies ist die häufigste Form des Zitats. Dabei wird das Zitat in indirekter Sprache in den Textfluss zur Unterstützung der eigenen Argumentation eingebaut. Indirekte Zitate sind das Herzstück Ihrer Arbeit. Mit deren Hilfe untermauern Sie Ihre Argumentation. Sie brauchen jedoch nicht auf eigene Ideen verzichten. Im Gegenteil: Wenn Sie einen guten Gedanken haben, recherchieren Sie in der Literatur nach einer vergleichbaren Argumentation und zitieren Sie diese Fundstelle. Damit haben Sie den Beweis erbracht, dass Ihr Gedanke alles andere als abwegig ist. Vielen Studierenden fällt es naturgemäß schwer, indirekte Zitate sicher zu erstellen. 522 Wissenschaftliches Arbeiten Tipp: Überprüfen Sie schon während Ihres Studiums die Zitate anderer. Beschaffen Sie sich die Literatur, die eine andere Person zitiert, und vollziehen Sie nach, wie diese Fundstelle in der Ihnen vorliegenden Arbeit eingearbeitet wurde. Wenn Sie Belege anderer auf diese Weise regelmäßig nachvollziehen, werden Sie immer sicherer in der Technik des indirekten Zitats. Wörtliche Zitate Dabei wird der Gedanke der zitierten Person wörtlich in Anführungszeichen wiedergegeben. Wörtliche Zitate sollten äußerst sparsam verwendet werden. Für studentische Arbeiten gilt: Verwenden Sie wörtliche Zitate so wenig wie möglich. Verwenden Sie wörtliche Zitate nur, wenn das Zitat so prägnant ist, dass Sie es selber mit eigenen Worten nicht ausdrücken können. Anzahl von Zitaten Zur Untermauerung der eigenen Ansicht ist das Zitat unumgänglich. Zitate sind Indizienbeweise, die die Argumentationskette einer wissenschaftlichen Arbeit absichern. Da eine wissenschaftliche Arbeit aber eine eigenständige Leistung der verfassenden Person sein muss, darf sie nicht nur aus einer Aneinanderreihung verschiedener Zitate bestehen. Als Faustregel gilt, dass man ca. 1,5 Zitate im Durchschnitt pro Druckseite verwenden sollte. Bei einer 30-seitigen Arbeit umfasst das Li- 523 Wissenschaftliches Arbeiten teraturverzeichnis dann ca. 45 unterschiedliche Quellenangaben. Je nach Gepflogenheiten des einzelnen Fachgebietes sind Abweichungen selbstverständlich möglich. Formulierung von Zitaten Bei einem indirekten Zitat genügt es nicht, den zitierten Text nur umzuformulieren. Das Zitat muss mit eigenen Worten wiedergegeben werden und so dem eigenen Sprachstil angepasst werden. Dies bedarf einiger Übung. Wörtliche Zitate sind auch deshalb nur sparsam zu verwenden, weil sie den Lesefluss stören. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1) Welches ist keine gängige Zitierweise? WW Harvard-Zitierweise Zitieren mit Kurzbeleg Cambridge-Zitierweise Zitieren mit Vollbeleg 2) Was müssen Sie bei der Verwendung eines Zitates unbe WW dingt tun? Autor bzw. Quelle eindeutig nennen Den Verlag und Verlagsort nennen Fremdsprachige Zitate immer ins Deutsche übersetzen 524 Wissenschaftliches Arbeiten 3) Wie sollten Sie in Ihrer wissenschaftlichen Arbeit häu WW figer zitieren? Indirekt/ in eigenen Worten Direkt/ wörtlich 4) Wie viel Zitate sollten Sie pro Druckseite durchschnitt WW tt lich verwenden (Faustregel)? 3 Zitate/ Druckseite 1,5 Zitate/ Druckseite 5 Zitate/ Druckseite 5) Was müssen Sie bei einem indirekten Zitat leisten? WW das wörtliche Zitat leicht umformulieren das wörtliche Zitat komplett in eigenen Worten formulieren das wörtliche Zitat nicht verändern 525 Wissenschaftliches Arbeiten 5 Gliederung Eine gute Gliederung ist bereits die halbe Arbeit. Sie sichert den roten Faden und hilft das Thema vom größeren Kontext abzugrenzen. Gerade wissenschaftliche Arbeiten sind mehr als nur die Aneinanderreihung von Behauptungen und Gedanken. Wissenschaftliche Arbeiten gliedern sich immer in die klassischen drei Stufen: Einleitung oder Problemstellung, Hauptteil und Schluss bzw. Zusammenfassung oder Fazit. Die Einleitung und die Zusammenfassung sind die Klam g mer, die das ganze Werk zusammenhält. Sie werden immer als letztes verfasst, aber grundsätzlich zuerst gelesen! Man beginnt daher die Arbeit mit dem Hauptteil und dort mit den zentralen Gedanken und fügt die anderen Kapitel wie Zwiebelschalen an. Gliederungsprinzipien Am häufigsten verwendet wird heute die numerische Gliederung nach dem Abstufungsprinzip , weil diese Form zur Übersichtlichkeit wissenschaftlicher Arbeiten beiträgt: 1. Einleitung 2. Hauptteil 2.1 Erstes Hauptkapitel 2.1.1 Erstes Unterkapitel 2.1.2 Zweites Unterkapitel ZZ 2.2 Zweites Hauptkapitel … usw ZZ . 3. Schluss Hinzu treten unterschiedliche rhetorische Gliederungsprinzipien (Beispiele: ) 526 Wissenschaftliches Arbeiten Vom Allgemeinen auf das Besondere schließen ( deduktiv (( ) v oder umgekehrt vom Besonderen auf das Allgemeine ( induktiv ) v . Man kann auch chronologisch gliedern oder nach Ursache und Wirkung sbeziehungen. Ebenso lässt sich nach Gleichheiten und Unterschieden ( Relationen ) gliedern n . Auch sind Gliederungen nach dem Gefühl , die von Wichtigem zu Unwichtigem fortschreiten oder umgekehrt, gän ff gig. Ein weiteres bislang im wissenschaftlichen Umfeld selten eingesetztes Gliederungsprinzip ist das der Abduktion . Dieses auch als Suche nach der besten Erklärung bezeichnete Verfah g ren wenden wir im Alltag ständig an (vgl. Kornmeier, S. 80 ff ff . ff ). Es funktioniert ähnlich wie die Arbeit eines Kriminalisten, der nur aufgrund vorhandener belegbarer Indizien Rückschlüsse zieht, die zur Überführung des Täters bzw. der Täterin führen. Besonders in den empirischen Wissenschaften verdichten sich die Anzeichen, dass substanziell neue Erkenntnisse nur mit der Abduktion zu gewinnen sind (vgl. Kornmeier, S. 83). Wofür Sie sich letztendlich entscheiden, hängt von den Ge WW pflogenheiten Ihres Faches, Ihrem Thema und letztlich auch von Ihrem Geschmack ab. Gliederungstiefe Wie tief eine Arbeit zu gliedern ist, hängt in erster Linie von ihrem Umfang ab. Grundsätzlich wird bei wissenschaftlichen Arbeiten in der Regel nur der Hauptteil weiter untergliedert. Beachten Sie auch, dass jede Gliederungsebene mindestens zwei Kapitel umfassen muss (auf 1 folgt immer 2). 527 Wissenschaftliches Arbeiten Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1) Was leistet eine Gliederung? WW Sie legt den roten Faden durch das Thema Sie fasst das Thema sinnvoll zusammen Sie lehnt sich an eine andere wissenschaftliche Arbeit an 2) Ergänzen Sie den Satz: Einleitung und Zusammenfassung sind die ___________, die das ganze Werk zusammenhält. Sie werden immer als ____________ verfasst. 3) Welche Gliederungsform ist in wissenschaftlichen Ar WW rr beiten gängig? Die numerische Gliederung [1, 2, 3 …] Die alphabetische Gliederung [a, b, c …] 4) Welche Aussage über die Gliederungsprinzipien is WW t falsch? ff Die deduktive Gliederung schließt von Allgemeinen auf das Besondere Die induktive Gliederung schließt von Besonderen auf das Allgemeine Die abduktive Gliederung stellt Ursache und Wirkung dar 5) Was versteht man unter Gliederungstiefe? WW Die Anzahl der Untergliederungspunkte Die Länge der Gliederung 528 Wissenschaftliches Arbeiten 6 Wissenschaftliches Schreiben Eigene wissenschaftliche Texte zu verfassen gehört zu den größten Herausforderungen im Studium. Von der ersten Hausarbeit über Seminararbeiten bis hin zur Bachelorarbeit steigt das Niveau dabei stetig an. Je sicherer man allgemein im Umgang mit der wissenschaftlichen Fachliteratur ist, desto besser ist man auch in der Lage, eigene Texte zu verfassen. Prozess wissenschaftlichen Schreibens Wissenschaftliches Schreiben ist ein Schaffensprozess, der nach außen nicht sichtbar wird, weil nur das fertige Endprodukt in Form eines Fachaufsatzes, eines Lehrbuches oder einer anderen Veröffentlichung in Erscheinung tritt. Dieser Schaffensprozess ist von mehr oder weniger starken Gefühlen begleitet. Weil dies aber im wissenschaftlichen Betrieb kaum kommuniziert wird, ist es besonders für Anfänger schwer, mit diesen Gefühlen umzugehen (vgl. Lutz von Werder, 1993). Obwohl der dahinterliegende Prozess verborgen bleibt, wird von Studierenden verlangt, dass sie ihn beherrschen. Es wird von einem Begabungsmythos ausgegangen nach dem Motto: Wissenschaftliches Schreiben kann man eben oder nicht! (U. Scheuermann, 2012). Nutzen Sie Ihre Gefühle beim Schreiben: Ein gutes Gefühl zeigt, dass Sie auf dem richtigen Weg sind. Ein überschwängliches Gefühl sollte Sie aber warnen, dass Sie sich vielleicht in eine „fixe Idee verrennen“. Ein schlechtes Gefühl zeigt entweder, dass Sie unsicher sind oder sich noch nicht hinreichend mit dem Thema beschäftigt haben. Informieren Sie sich, ob es an Ihrer Hochschule Hilfestellungen für den Erwerb dieser Fähigkeit gibt (z. B. Schreibwerkstatt). 529 Wissenschaftliches Arbeiten Schreibhemmungen Die wissenschaftliche Sprache setzt einen hohen Grad an Abstraktionsfähigkeit voraus. Sie ist eine Monologsprache. Um diese zu beherrschen, ist es notwendig, die eigene innere Sprache, das schweigende mit-sich-selber-Sprechen, in eine äußere Schriftsprache zu übersetzen. Dies ist auch eine der zentralen Ursachen für Hemmungen, die Studierende beim Erwerb der entsprechenden Qualifikation erfahren. Gerade zu Beginn fällt es schwer, die spezifischen Fachbegriffe angemessen zu verwenden, da zu diesem Zeitpunkt tiefgreifende Fachkenntnisse noch fehlen (L. von Werder, 1993, S. 18 ff ff . ff ). Der wissenschaftliche Schreibprozess ist individuell sehr unterschiedlich. Ein Patentrezept gibt es daher nicht, aber ein paar gute Strategien: Journalschreiben (L. von Werder, 1993) Mithilfe der Journaltechnik lassen sich bereits bekanntes Wissen und neues Wissen schriftlich festhalten. Auch eigene Gedanken und ungeklärte Fragestellungen lassen sich hier notieren. Dadurch werden Zusammenhänge besser ersichtlich. Am besten legen sie sich eine Loseblattsammlung in Ringbuchform an, in der Sie alles notieren, was Sie im Laufe Ihres Studiums beschäftigt. Ihr Journal sollte alle Aufzeichnungen aus Vorlesungen, Seminaren oder Übungen enthalten. Auch die Ergebnisse Ihres Selbststudiums können Sie hier festhalten. Notieren Sie in einer separaten Spalte Ihre eigenen Gedanken und Ideen oder Fragen zu einem bestimmten Thema. Das fördert Ihre Schreibkompetenz. Sie können natürlich auch Ihre elektronische Variante „erfinden“. Draufloschreiben (A. Jäger, 2007) Wenn man den Kopf voll mit Ideen hat, hilft es, einfach WW drauflos zu schreiben. Dabei umgehen Sie die „Selbstzen- 530 Wissenschaftliches Arbeiten sur“, denn der Text muss nicht druckreif sein, korrigieren können Sie immer noch. So gehen keine Ideen verloren. Schreibdenken (U. Scheuermann, 2012) So wie man beim Sprechen bereits vorausdenken kann, kann man auch schreiben und denken gleichzeitig. Auch hier wird zunächst völlig unzensiert „ins Unreine geschrieben“. Das hilft bei „Aufschieberitis“ und eignet sich besonders bei fehlender Schreibroutine. Sprache und Schreibstil Wissenschaftliche Texte haben die Aufgabe, fachbezogene Sachverhalte darzustellen. Dafür ist ein hohes sprachliches Niveau erforderlich. Fachtermini sind in wissenschaftlichen Arbeiten unumgänglich, eine hohe Fremdwortdichte ist aber nicht nötig. Ebenso ist ein komplizierter und verschachtelter Satzbau kein Kennzeichen guter wissenschaftlicher Texte. Jeder Gedankengang verdient einen eigenen Absatz. Schreiben Sie im Präsens, so vermeiden Sie einen Erzählstil. Verzichten Sie auf unscharfe Begriffe (eigentlich, ungefähr, irgendwie usw.). Bleiben Sie sachlich und neutral. Geschickte Übergänge zwischen den Kapiteln erhöhen die Lesbarkeit. Vermeiden Sie Nominalstil (Behördendeutsch). Vermeiden Sie doppelnde Adjektive (weiße Schimmel, kalkulierte Berechnungen). Verwenden Sie keine Superlative. Es gibt keine „beste Theorie“! 531 Wissenschaftliches Arbeiten Das früher vor allem in Deutschland gültige Verbot, wissenschaftliche Texte in der Ich-Form zu verfassen, hat sich inzwischen gelockert. Da es aber hier disziplintypische Präferenzen gibt, müssen Sie sich informieren, wie es in Ihrem Fachgebiet gehandhabt wird (vgl. H. Esselborn- Krumbiegel, 2010; S. Kühtz, 2011). Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1) Welche wissenschaftliche Arbeit hat das höchste Niveau? WW Hausarbeit Bachelorarbeit Seminararbeit 2) Was ist eine Schreibwerkstatt? WW Ein Angebot der Hochschule, wissenschaftliches Schreiben zu erlenen Ein Zusammenschluss von Ghostwritern Ein Raum in der Hochschulbibliothek, in dem Sie Ihre wissenschaftliche Arbeit verfassen können 3) Was ist keine gute Schreibstrategie? WW Journalschreiben Drauflosschreiben Kompetenzschreiben Schreibdenken 532 Wissenschaftliches Arbeiten 4) Was versteht man unter Fachtermini? WW Definierte Begriffe aus dem wissenschaftlichen Sachgebiet Wissenschaftliche Fremdwörter Eine Sammlung von Schlagwörtern 5) Ergänzen Sie den Satz: Schreiben Sie im ______________, so vermeiden Sie einen Erzählstil. 533 Wissenschaftliches Arbeiten 7 Gestaltung der Arbeit Moderne Textverarbeitungsprogramme bieten heute nahezu perfekte Layoutmöglichkeiten. Deren Anwendung wird daher in wissenschaftlichen Prüfungsarbeiten von Ihnen erwartet. Legen Sie sich eine Textvorlage nach den Angaben Ihres Fachgebietes an. Gestalten Sie Seiten- und Absatzumbrüche einheitlich. Aktivieren Sie die automatische Silbentrennung. Vertrauen Sie nicht blind auf die Rechtschreibprüfung. Generieren Sie das Inhaltsverzeichnis automatisch. Abbildungen und Tabellen können zum Inhalt einer wissenschaftlichen Arbeit einen wichtigen Teil beitragen. Kopieren Sie diese aber nicht einfach in Ihre Arbeit hinein, sondern gestalten Sie sie selbst. Es ist durchaus zulässig, eine Abbildung aus einer anderen Veröffentlichung im eigenen Layout „nachzubauen“. Geben Sie aber unbedingt die Quelle als Zitat an. Für die Gestaltung einer wissenschaftlichen Prüfungsarbeit gibt es von jedem Lehrgebiet entsprechende Vorgaben als Hilfestellung (z. B. Schriftart, Schriftgröße, Zeilenabstand, Seitenränder usw.). Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1) Sind technische Hilfsmittel bei der Erstellung einer wissenschaftlichen Arbeit erlaubt? Nein, eine wissenschaftliche Arbeit muss handschriftlich verfasst werden 534 Wissenschaftliches Arbeiten Ja, ein Computer und ein Textverarbeitungsprogramm (z. B. Microsoft Word) 2) Dürfen Abbildungen aus anderen Veröffentlichungen in einer wissenschaftlichen Arbeit verwendet werden? Ja, Sie können die Abbildung einscannen und in Ihrer Arbeit verwenden Ja, aber gestalten Sie diese Abbildung in Anlehnung an die Vorlage selbst 3) Gibt es Vorgaben zur Gestaltung einer wissenschaftlichen Arbeit? Nein, Sie müssen lediglich sauber und nachvollziehbar arbeiten Ja, es gibt deutschlandweit einen Standard, nachdem Sie sich richten müssen Ja, es gibt Vorgaben, die sich von Fachgebiet zu Fachgebiet unterscheiden können 4) Müssen Sie Internetquellen in das Literaturverzeichnis aufnehmen? Nein Ja, unbedingt mit URL Nur, wenn es sich um überregionale Tageszeitungen handelt 535 Wissenschaftliches Arbeiten 8 Literaturverzeichnis Das Literaturverzeichnis ist der Indizienbeweis Ihrer Arbeit. Die Erstellung des Literaturverzeichnisses muss daher äußerst sorgfältig erfolgen. Hier werden alle zitierten Arbeiten aufgenommen. Alles, was man sonst noch zum Thema gelesen hat, gehört hier nicht hinein. Es wird alphabetisch und chronologisch (das Jüngste zuerst) nach dem Familiennamen des Verfassers bzw. der Verfasserin geordnet. Prüfen Sie bei der Korrektur Ihrer Arbeit jedes Zitat auf die Richtigkeit der bibliografischen Angaben. Geben Sie bei Zitaten aus dem Internet die URL an. Hinweise für das Zitieren von Internetquellen finden Sie unter: http: / / www.mediensprache.net. Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1) Was muss in das Literaturverzeichnis aufgenommen WW werden? Die in der wissenschaftlichen Arbeit zitierte Literatur Weiterführende Literatur 2) Wie muss ein Literaturverzeichnis geordnet werden? WW Chronologisch und dann alphabetisch Nach Relevanz der zitierten Literatur Alphabetisch und dann chronologisch 536 Wissenschaftliches Arbeiten 3) Müssen Sie Internetquellen in das Literaturverzeichnis aufnehmen? Nein Ja, unbedingt mit URL Nur, wenn es sich um eine bekannte Website handelt 537 Wissenschaftliches Arbeiten 9 Service Zeitplan Die Bearbeitungszeit für eine Bachelorarbeit beträgt ca. 8 Wochen, für eine Hausarbeit oder Seminararbeit steht entsprechend weniger Zeit zur Verfügung. Beginnen Sie daher möglichst früh mit der Recherche und Materialauswertung. Schreiben Sie auch zeitig Ihre Rohfassung, und zwar bevor die Recherche abgeschlossen ist. Nutzen Sie den Zeitdruck, um Ihre Recherche zu beenden, damit Sie sich vollständig auf die Überarbeitung und Korrektur Ihres Textes konzentrieren können. Man kann nicht alles zu einem Thema lesen und das erwartet auch niemand. Damit der Zeitdruck nicht zu groß wird, gibt es eigentlich nur einen einzigen Rat: Fangen Sie einfach mit dem Schreibprojekt an und schieben Sie nichts auf! Denken Sie dabei auch daran, dass der Bearbeitungsprozess eines wissenschaftlichen Projekts nicht linear verläuft, sondern Recherche, Materialauswertung und Schreiben parallel stattfinden. Idealtypischer Zeitplan Lassen Sie sich von Ihrem Projekt nicht ablenken! Überblick Literaturauswertung max. 50 % der verfügbaren Zeit Rohtexte möglichst früh beginnen Überarbeiten viel Zeit einplanen Endfassung 1 Woche ca. 12 % 1. Redaktionsschluss 2. Redaktionsschluss Schreibstart 538 Wissenschaftliches Arbeiten Checkliste: Was ich vor der Abgabe der Arbeit unbedingt prüfen sollte Deckblatt Eidestattliche Erklärung Inhaltsverzeichnis Literaturverzeichnis Fachtermini Abbildungen / Tabellen Format / Layout Rechtschreibung erfüllt die erforderlichen Angaben ist unterschrieben Nummerierungen der Kapitel und die Kapitelüberschriften stimmen mit dem Text überein Seitenangaben stimmen enthält nur die im Text zitierten Fundstellen enthält wirklich alle im Text zitierten Fundstellen werden konsequent in derselben Schreibweise verwendet sind richtig beschriftet passen sich gut in das Layout des Textes ein Tabellen- und / oder Abbildungsverzeichnis stimmen Verweise auf Abbildungen und / oder tigen Stelle im Text erfüllt tatsächlich die amtlichen Vorr gaben Schriftarten und Schriftgrößen sind einheitlich wurde intensiv geprüft 539 Wissenschaftliches Arbeiten Notwendige Ressourcen/ Handapparat Deutsches Wörterbuch / Duden Merke: Fremdwörterbuch unbekannte Fremdworte, Fachwissenschaftliches Lexikon Fachbegriffe oder Englisches Wörterbuch und Fachwörterbuch Vokabeln Rechtschreib- und Grammatikregeln IMMER SOFORT Lehrbücher nachschlagen Bitte beachten Sie, dass alle Angaben in dieser Lerntafel nur allgemeine Hinweise darstellen. Anleitungen und Regeln Ihres Betreuers oder Ihrer Betreuerin haben immer Vorrang. Informieren Sie sich rechtzeitig über die entsprechenden Gepflogenheiten in Ihrem Fachgebiet.                          540 Wissenschaftliches Arbeiten Literaturtipps Esselborn-Krumbiegel, H. (2012): Richtig wissenschaftlich schreiben. 2. Aufl. Paderborn: Schöningh, UTB Gleitsmann, B., Suthaus, C. (2013): Wissenschaftliches Arbeiten im Wirtschaftsstudium. München: UVK Lucius, UTB Jäger, A. (2007): Erfolgreich schreiben im Beruf. ff Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft Kornmeier, M . (2007): Wissenschaftstheorie und wissenschaftliches Arbeiten. Heidelberg: Physica Kühtz, S. (2011): Wissenschaftlich formulieren. Paderborn: Schöningh, UTB Scheuermann, U. (2012): Schreibdenken. Opladen: Barbara Budrich, UTB von Werder, L. (1993): Lehrbuch des wissenschaftlichen Schreibens. Berlin: Schibri Voss, R. (2011): Wissenschaftliches Arbeiten … leicht verständlich, 2. Aufl. München: UVK Lucius, UTB AA GGlloossssaarr Glossar Abfindung Einmalige Geldleistung zur Ablösung von Ansprüchen, z.B. bei Kündigung gem. §§ 9 ff. KSchG oder Ausscheiden aus einem Unternehmen bzw. einem Arbeitsverhältnis. Gem. §§ 304 ff. AktG ist bei Abschluss eines Beherrschungs- oder Gewinnabführungsvertrages im Zusammenhang mit einem Unternehmenszusammenschluss eine angemessene Abfindung zu zahlen, um eine Benachteiligung außenstehender Aktionäre zu vermeiden. Gleiches gilt bei Betriebsänderungen gem. §§ 113 ff. BetrVG. Abfindungen werden auch häufig innerhalb von Sozialplänen (§§ 112 ff. BetrVG) vereinbart. Die Bemessung der Abfindung bei Ausscheiden aus einer Gesellschaft kann z.B. mittels der Barwertmethode erfolgen. Abfindungen sind für Arbeitnehmer gem. Sozialgesetzbuch bis zu bestimmten Beträgen steuerfrei. Absatz Die Generierung von Umsatz im Unternehmen erfolgt durch den Absatz von mit Preisen versehenen Produkten bzw. Dienstleistungen. Dieser erfolgt vom Produzenten bzw. einkaufenden Unternehmen zum Endkunden bzw. Wiederverkäufer (Handel) durch den Marktkanal. Unterschieden wird dabei zwischen direktem (Direktvertrieb) und indirektem Absatz (Vertrieb) mit Hilfe verschiedener Absatzmittler und Absatzhelfer in einem langen Marktkanal. Absentismus Absentismus bezeichnet Fehlzeiten, die nicht krankheitsbedingt, sondern infolge privater Probleme oder motivationaler Ursachen entstehen. 4 Glossar Abtretung Hier handelt es sich um die Übertragung einer Forderung auf eine andere Person durch Rechtsgeschäft. Agilität Agilität ist die Fähigkeit einer Organisation, flexibel, aktiv, anpassungsfähig und mit Initiative in Zeiten des Wandels und der Unsicherheit zu agieren. Aktie Aktien sind Wertpapiere, die das Mitgliedschaftsrecht an einer Aktiengesellschaft (AG) verbriefen. Eine Aktie gewährt das Stimmrecht. Vorzugsaktien können als Aktie ohne Stimmrecht ausgegeben werden. Aktiengesellschaft AG: Gesellschaft mit eigener Rechtspersönlichkeit, an der sich die Gesellschafter (Aktionäre) durch Einzahlung auf das in Aktien zerlegte Grundkapital beteiligen. Für die Verbindlichkeiten der Gesellschaft haftet den Gläubigern nur das Gesellschaftsvermögen (§ 1 AktG). Die AG gilt auch dann als Handelsgewerbe, wenn der Gegenstand des Unternehmens nicht im Betrieb eines Handelsgewerbes besteht (§ 3 AktG). Die AG ist körperschaftlich organisiert und vom Bestand der Mitglieder unabhängig. Das Aktiengesetz ergänzend gelten die Bestimmungen über das Recht des rechtsfähigen Vereins. Der oder die Gründer müssen gegen Einlagen die Aktien übernehmen (§ 2 AktG) und die Satzung feststellen, die der notariellen Beurkundung bedarf (§ 23 AktG). Glossar 5 Eine AG hat drei Organe: - Vorstand (Unternehmensleitung), - Aufsichtsrat (Überwachung der Geschäftsführung) und - Hauptversammlung (Interessenvertretung der Aktionäre). Allgemeine Geschäftsbedingungen AGB Um Geschäfte möglichst einheitlich, einfach und reibungslos abwickeln zu können, sind sogenannte Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB) entwickelt worden. Sie stellen standardisierte Vertragsbedingungen dar. Allokation Hierbei handelt es sich um die Verteilung von Produktionsfaktoren bzw. Gütern auf alternative Verwendungs- oder Produktionszwecke, Produktionsstruktur einer Volkswirtschaft. Angebot Das Angebot bezeichnet die Bereitschaft eines wirtschaftlichen Akteurs, eine bestimmte Menge eines Gutes zu einem bestimmten Preis zu verkaufen. Im Normalfall nimmt die Bereitschaft, Mengeneinheiten des Gutes zu verkaufen, mit steigendem Preis zu. Anleger Hierbei handelt es sich um potentielle Käufer und Verkäufer von Wertpapieren, die für sich selbst und nicht für Dritte, wie z.B. Wertpapiermakler, handeln. Man unterscheidet Privatanleger und institutionelle Anleger. Zu letzteren zählt man ge- 6 Glossar wöhnlich Kapitalanlagegesellschaften, Versicherungsunternehmen, Pensionsfonds, Stiftungen, mitunter aber auch Kreditinstitute. Anleihe Die Anleihe ist ein verbriefter Kredit. Sie wird auch als Rente oder Obligation (Industrieobligation) bezeichnet. Im Englischen wird dafür der Begriff Bond verwendet. Annuität Hierbei handelt es sich um einen gleichbleibenden Betrag des Kapitaldienstes im Zusammenhang mit der Zinszahlung und Tilgung eines Darlehens. Man spricht von einer Kreditbedienung bei konstanter Verzinsung der ausstehenden Verbindlichkeit. Die Annuität setzt sich zusammen aus einem Tilgungs- und einem Zinsanteil. Zu Beginn der Annuitätenzahlung ist der Tilgungsanteil gegenüber dem Zinsanteil geringer als gegen Ende der Annuitätentilgung. Grund dafür ist der sich mit jeder Tilgungsleistung verringernde Kreditbetrag, so dass ein immer kleiner werdender Betrag verzinst werden muss. Man spricht auch von der Methode der Effektivverzinsung. Anstellung Hierbei handelt es sich um die vertragliche Verbindung der Geschäftsleiter mit ihrer Kapitalgesellschaft (entgeltlicher Geschäftsbesorgungsvertrag). Arbeit Arbeit ist zielgerichtete menschliche Tätigkeit zum Zwecke der Transformation und Aneignung der Umwelt aufgrund Glossar 7 selbst- oder fremddefinierter Aufgaben, mit gesellschaftlicher, materieller oder ideeller Bewertung, zur Realisierung oder Weiterentwicklung individueller oder kollektiver Bedürfnisse, Ansprüche und Kompetenzen. Aufsichtsrat Neben der Hauptversammlung und dem Vorstand notwendiges Organ bei einer Aktiengesellschaft (AG); in gewissen Fällen auch Organ bei einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH). Die Hauptaufgabe des Aufsichtsrats besteht in der Überwachung der Geschäftsführungstätigkeit des Vorstands (§ 111 AktG); sie kann als Gegengewicht zu der eigenverantwortlichen Leitungsbefugnis des Vorstands gesehen werden. Die Kontrollfunktion wird primär im Nachhinein vorgenommen; dazu gehört auch die Prüfung und Durchsetzung von Schadensersatzansprüchen der Gesellschaft gegenüber dem Vorstand. Die Kontrolle erfasst aber auch die regelmäßige Beratung zu grundsätzlichen Fragen der Geschäftspolitik. Als Mittel zur Überwachung stehen dem Aufsichtsrat vor allem Informationsrechte zu (vgl. §§ 111 Abs. 2, 125 Abs. 2 AktG). Zudem vertritt der Aufsichtsrat gegenüber Vorständen die Gesellschaft gerichtlich und außergerichtlich (§ 112 AktG), auch die Bestellung und Abberufung des Vorstandes erfolgt durch den Aufsichtsrat (§ 84 AktG). Ferner hat der Aufsichtsrat die Kompetenz, eine Hauptversammlung einzuberufen, wenn das Wohl der Gesellschaft es fordert (§ 111 Abs. 3 AktG). Der Aufsichtsrat besteht grundsätzlich aus drei Mitgliedern, wobei die Satzung eine bestimmte höhere durch drei teilbare Zahl festsetzen kann (§ 95 AktG). Die persönlichen Anforderungen für die Wählbarkeit sind in § 100 AktG genannt. Dem Aufsichtsrat kann für seine Tätigkeit eine Vergü- 8 Glossar tung gewährt werden (§ 113 AktG). Die zivilrechtliche Haftung des Aufsichtsrats für Pflichtverletzungen entspricht im Wesentlichen derjenigen des Vorstandes (§ 116 AktG). Auch bei der GmbH kann ein Aufsichtsrat eingerichtet werden (fakultativer Aufsichtsrat). Für diesen gelten, unter Vorbehalt abweichender Satzungsregelungen, über die Verweisung des § 52 GmbHG die aktienrechtlichen Vorschriften; im Gegensatz zur AG ist bei der GmbH die Einrichtung eines Aufsichtsrats nur in seltenen Fällen zwingend (obligatorischer A.) vorgegeben (vgl. § 77 Betriebsverfassungsgesetz). In Gesellschaften, die den gesetzlichen Regelungen zur Mitbestimmung unterliegen, werden Aufsichtsratsämter auch an Arbeitnehmervertreter vergeben (vgl. etwa § 77 BetrVG i.V.m. § 95 AktG). Auktion Die Auktion ist eine Marktveranstaltung, bei der zu veräußernde Produkte zunächst körperlich dargeboten werden und anschließend der Verkauf an den Meistbietenden erfolgt. Basispreis Beim Optionsgeschäft wird außer der zu zahlenden Prämie (Optionsprämie) auch der Preis des zugrundeliegenden Basistitels bei Vertragsabschluss festgesetzt. Bedürfnis Hierbei handelt es sich um körperlich oder geistig-seelisches Mangelempfinden des Menschen, das dieser beheben will bzw. muss. Glossar 9 Besitz Hierbei handelt es sich um die tatsächliche Herrschaftsgewalt über eine Sache, faktische Möglichkeit auf diese zuzugreifen. Bestellung Hierbei handelt es sich um einen einseitigen korporativen Akt, der eine natürliche Person zum Geschäftsleiter oder Aufsichtsrat einer Kapitalgesellschaft macht. Betrieb In der Betriebswirtschaftslehre wird als Betrieb die ökonomische, technische, soziale und umweltbezogene Einheit (Wirtschaftseinheit) mit der Aufgabe der Bedarfsdeckung, mit selbstständigen Entscheidungen und mit eigenen Risiken bezeichnet. Betriebsrat Als Betriebsrat wird das gesetzliche Vertretungsorgan der Arbeitnehmer zur Wahrung der Mitbestimmung gegenüber den Arbeitgebern in Betrieben des privaten Rechts bezeichnet. Abzugrenzen hiervon ist die Mitbestimmung durch Arbeitnehmervertreter in Aufsichtsräten von Kapitalgesellschaften sowie die Mitwirkung im öffentlichen Dienst. Regelungen zu den Rechten des Betriebsrats finden sich im Betriebsverfassungsgesetz von 1972 (BetrVG). 0 Glossar Betriebsverfassungsgesetz Das BetrVG von 1972 ersetzte das Betriebsverfassungsgesetz von 1952 und wurde im Juli 2001 novelliert. Es regelt die Mitwirkung sowie die Mitbestimmung der Arbeitnehmer auf betrieblicher Ebene. Bewertung Die Bewertung ist ein entscheidender Prozess der Bilanzierung. Den einzelnen Vermögensgegenständen werden Geldwerte zugeordnet. In der Handels- und Steuerbilanz wird das Anschaffungswertprinzip (Pagatorik) angewandt. Bilanz Hierbei handelt es sich um eine stichtagbezogene Gegenüberstellung von Vermögen und Kapital. Auf der linken Seite der Bilanz werden die Vermögensgegenstände (Aktiva, Mittelverwendung) aufgeführt; auf der linken Seite notiert man das Kapital (Passiva, Mittelherkunft). BIP Bonität Hierbei handelt es sich um die Güte eines Unternehmens als Schuldner nach Finanzmarktkriterien: Kreditwürdigkeit (Schuldner-Qualität); primär dessen Zahlungsfähigkeit bzw. die Sicherheit einer Geldforderung. Relevant hinsichtlich des mit der Geldanlage (Kapitalüberlassung) verbundenen Risikos und der geforderten Verzinsung des überlassenen Kapitals. Glossar 1 Börse Eine Börse ist ein organisierter Markt für vertretbare Güter. Vertretbar (börsenfähig, fungibel) bedeutet, dass das handelbare Gut einer Gattung zuzurechnen ist, z. B. ein Barrel (159 Liter) Rohöl der Sorte Light Sweet Crude 1 oder eine Feinunze Gold. Bruttoinlandsprodukt Hierbei handelt es sich um die Summe aller Güter und Dienstleistungen, die während eines bestimmten Zeitraums - i. d. R. ein Jahr - innerhalb eines Landes hergestellt wurden. Buchführung Die Buchführung erfasst alle Geschäftsvorfälle eines Unternehmens in zeitlicher und sachlicher Ordnung. Es wird zwischen der Finanzbuchführung (FiBu) oder Geschäftsbuchführung und der Betriebsbuchführung (die ein Synonym für die Kostenrechnung ist) differenziert. Die Finanzbuchführung bildet die Grundlage für die Erstellung der Bilanz und der Gewinn- und Verlustrechnung. Buchung Die Buchung beinhaltet die Erfassung und Dokumentation eines Geschäftsvorfalls anhand eines Buchungssatzes in der Finanzbuchführung. Bei jeder Buchung in der doppelten Buchführung sind ein Soll- und ein Habenkonto beteiligt. 2 Glossar Bundesbank Hierbei handelt es sich um den Zinssatz, zu dem die Deutsche Bundesbank Kreditinstituten kurzfristige Lombardkredite gewährte, die durch die Verpfändung erstklassiger Wertpapiere, z.B. Handelswechsel oder Anleihen der öffentlichen Hand, gesichert waren. Der Lombardsatz lag im Allgemeinen einen Prozentpunkt über dem Diskontsatz der Deutschen Bundesbank. Bundeskartellamt Das Bundeskartellamt ist eine Bundesbehörde, welche die im Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) festgelegten Aufgaben wahrnimmt (z. B. Überwachung der Zusammenschlusskontrolle). Bürge Er verpflichtet sich gegenüber dem Gläubiger, für die Erfüllung der Verbindlichkeiten des Schuldners einzustehen. Im Gegensatz zur Garantie ist das Schuldverhältnis zwischen Bürge und Gläubiger in seinem Bestand vom Umfang der Hauptschuld zwischen Gläubiger und Schuldner abhängig. Bürgschaft Durch den Bürgschaftsvertrag verpflichtet sich der Bürge gegenüber dem Gläubiger eines Dritten, für die Erfüllung der Verbindlichkeiten des Dritten einzustehen (§ 765 BGB). Glossar 3 Bürokratie Der Soziologe Max Weber (1864-1920) hat Bürokratie als Form der Ausübung von Herrschaft in Unternehmen interpretiert. Coase-Theorem Hierbei handelt es sich um einen Ansatz, der zeigt, dass eine Internalisierung externer Effekte über die Marktkräfte, d. h. ohne staatliche Eingriffe, erfolgen kann. Darlehen Hierbei handelt es sich um ein Rechtsgeschäft, durch das der Darlehensschuldner Geld oder andere vertretbare Sachen empfängt und verpflichtet ist, dem Darlehensgläubiger das Empfangene in Sachen von gleicher Art, Güte und Menge zurückzuerstatten (vgl. §§ 607 ff. BGB). Es handelt sich meist um ausgereichte oder erhaltene Kredite mit festem Betrag und fester Laufzeit (in der Regel mehrere Jahre) sowie festvereinbarter Kündigungs- oder Rückzahlungsmodalität. Gegensatz: Kontokorrentkredit. DAX DAX ist die Abkürzung von Deutscher Aktienindex. Er ist der Leitindex der Deutschen Börse und setzt sich aus den dreißig größten deutschen börsennotierten Aktiengesellschaften (AG) zusammen. Entscheidend für die Aufnahme einer AG in den DAX sind die Marktkapitalisierung und der Börsenumsatz. Der Streubesitz muss mindestens 10 % betragen. Dies ist besonders wichtig für AGs, die in fester Hand sind. 4 Glossar Demoskopie Hierbei handelt es sich um Umfrageforschung, Meinungsforschung, Survey-Research also um eine Untersuchung sozialer Sachverhalte mit Hilfe von Befragungen. Deregulierung Die Deregulierung umfasst wirtschaftspolitische Initiativen zur Verringerung des Staatseinflusses und zur Erweiterung der Entscheidungsspielräume von Unternehmen. Ziel der Deregulierung ist die Förderung von Privatinitiativen. Beispiele für Deregulierungen sind die Liberalisierung des Strommarktes, der Abbau von Bürokratie und die Vereinfachung von Unternehmensgründungen. Devisen Devisen sind Forderungen, die auf fremde Währung lauten und im Ausland zahlbar sind, bestehend aus Schecks, Wechsel und Guthaben in fremder Währung bei ausländischen Banken. Banknoten zählen nicht zu den Devisen. Differenzierung Differenzierung ist eine der drei Wettbewerbsstrategien nach Porter. Die weiteren Wettbewerbsstrategien sind die Kostenführerstrategie und die Nischenstrategie. Das Ziel der Strategie der Differenzierung besteht in der Herstellung und dem Angebot eines Produktes, das sich in Qualität und Service von den Konkurrenzprodukten deutlich abhebt. Glossar 5 Distributionspolitik Hierbei handelt es sich um die Einkommensverteilungspolitik in einer Volkswirtschaft. Die Primärverteilung durch Marktprozesse soll nach Redistribution durch den Staat als Sekundärverteilung an sich einerseits bestimmten Gerechtigkeitsüberlegungen genügen und Anreize zur Teilnahme am Produktionsprozess setzen, andererseits aber auch ein menschenwürdiges Dasein aller Bürger gewährleisten. Die tatsächliche Distributionspolitik wird oft von Partialinteressen gesteuert. Economies of scale Im Fall von economies of scale - auch steigende Skalenerträge genannt - führt eine Verdoppelung aller Produktionsfaktoren dazu, dass sich die Produktionsmenge mehr als verdoppelt. Economies of scale bedeuten daher sinkende Grenz- und Durchschnittskosten und sind eine produktionstechnologische Ursache für das Entstehen eines Monopols. Economies of scope Economies of scope (scope engl.: Tätigkeitsbereich) entstehen bei mehrfacher Nutzung von Erfahrung. Dabei findet eine Übertragung von Kernkompetenzen auf andere Bereiche statt. Beispiel: Ein Hersteller von Kohlekraftwerken erweitert seine Produktpalette um Fotovoltaik-Kraftwerke. Die praktische Bedeutung der Economies of scope liegt in der horizontalen Diversifikation. Effektivität Effektivität soll ausdrücken, dass ein Prozess den richtigen Output zur richtigen Zeit am richtigen Ort zum richtigen Preis 6 Glossar liefert. Maßstab für die Effektivität eines Prozesses sind die Erwartungen der Kunden. Effizienz Effizienz soll das ökonomische Prinzip in den Ausprägungen des Maximal- und Minimalprinzips zum Ausdruck bringen: maximales Leistungsniveau bei konstantem Verbrauch von Ressourcen wie Material, Raum, Arbeitszeit und Maschinen oder Minimierung des Ressourcenverbrauchs. Einkommen Hierunter werden Arbeitsentgelt, Zinsen, Gewinne, Mieteinnahmen erfasst, die den Bevölkerungsgruppen während eines Jahres zufließen. Einkommensteuer Hierbei handelt es sich um die Steuer, die vom Einkommen von Privatpersonen und Selbständigen erhoben wird. Einzelkaufmann Einzelfirma, Einzelunternehmung. 1. Unternehmungsform mit einem das Handelsgewerbe als Alleininhaber betreibenden Kaufmann. Gegensatz: Handelsgesellschaft. 2. Die Firma des Einzelkaufmanns muss den Zusatz „eingetragener Kaufmann (e.K.)“ enthalten, § 19 HGB. Zweigniederlassung ist möglich. Auflösung durch Liquidation formlos, kein Abwickler. Glossar 7 3. Der Einzelkaufmann haftet mit seinem gesamten, d.h. auch mit seinem privaten Vermögen. 4. Der Erwerber haftet für die Verbindlichkeiten, wenn der Ausschluss nicht ins Handelsregister eingetragen wird. 5. Erben haften, wenn sie die Firma der Einzelunternehmung fortführen und die Erbschaft nicht ausschlagen. Die bloße Errichtung einer Einzelunternehmung als solche unterliegt keiner Steuer. Abgaben, wie z.B. die frühere Gesellschaftsteuer, bei denen die bloße Aufbringung des Kapitals für eine Kapitalgesellschaft schon Steuern auslöste, sind hier also unbekannt, jedoch muss die Eröffnung des Unternehmens den Finanzbehörden angezeigt werden (§ 138 AO). Der laufende Geschäftsbetrieb löst dann aber anschließend infolge der anfallenden Umsätze und Gewinne i.d.R. Einkommen-, Gewerbe- und Umsatzsteuer aus. Der Einzelkaufmann ist von der Buchführung und Inventaraufstellung befreit, wenn er an den Abschlussstichtagen von zwei aufeinanderfolgenden Geschäftsjahren nicht mehr als 500.000 € Umsatz und 50.000 € Gewinn aufzuweisen hat (§ 241a HGB). Elastizität Die Elastizität ist das Maß für die Veränderung einer Wirkungsgröße im Verhältnis zur Einflussgröße. Sie ist als Verhältnis einer relativen Änderung der Wirkungsgröße zur relativen Änderung der Einflussgröße definiert. Erfahrungskurve Eine Erfahrungskurve (Lernkurve) erklärt den Zusammenhang zwischen menschlichen Erfahrungen aus wiederholter Tätigkeit und sinkenden Stückkosten (Kalkulation). Der 8 Glossar Grund dieses Erfahrungseffekts liegt im individuellen oder kollektiven Lernen der Beteiligten. Diese Kurve heißt daher auch Lernkurve (experience curve, learning curve, progress curve). Erlöse Erlöse sind die Rechnungsbeträge aus Verkäufen (Umsätzen). Von den Erlösen werden Rabatte (Mengen-, Staffel-, Treuerabatte), Skonti, Boni und die Umsatzsteuer abgezogen. Ertrag Hierbei handelt es sich um einen monetär bewerteten Wertzuwachs eines Unternehmens. Ertrag ist das Gegenteil von Aufwand. Als weiterer Ertragsbegriff wird der Rohertrag (gross profit) und Vorsteuergewinn (net profit) verwendet. Erwerbslose Hierbei handelt es sich um Personen ohne Arbeitsverhältnis, die sich um eine Arbeitsstelle bemühen unabhängig davon, ob sie beim Arbeitsamt gemeldet sind. Erwerbspersonen Hierbei handelt es sich um alle Personen mit Wohnsitz im Bundesgebiet, die eine unmittelbar oder mittelbar auf Erwerb gerichtete Tätigkeit ausüben oder suchen, unabhängig von der tatsächlich geleisteten oder vertragsmäßig zu leistenden Arbeitszeit. Die Erwerbspersonen setzen sich zusammen aus den Erwerbslosen und den Erwerbstätigen. Glossar 9 Erwerbsquote Hierbei handelt es sich um den Anteil der Erwerbspersonen an der gesamten Bevölkerung bzw. der Bevölkerung entsprechenden Alters, Geschlechts oder Familienstandes. ex ante Dieser Begriff bedeutet „im Voraus“. ex post Dieser Begriff bedeutet „im Nachhinein“. Finanzmärkte Finanzmärkte sind Märkte für den Handel mit Finanzinstrumenten (z. B. Aktien, Anleihen, Finanzderivate). Auf ihnen sind Akteure mit verschiedenen Interessen und Zielen tätig. Die Käufe und Verkäufe von Wertpapieren lassen sich in die GeschäfteSpekulation, Arbitrage und Kurssicherung gliedern. Diese Geschäfte unterscheiden sich durch die Ziele der Akteure und durch deren Einstellung zu Rendite und Risiko ihrer Kapitalanlage. Finanzpolitik Hierbei handelt es sich um die Summe aller Entscheidungen, welche die Ausgaben und Einnahmen öffentlicher Haushalte betreffen. 0 Glossar Fluktuation Verlässt ein Arbeitnehmer die Organisation auf Dauer spricht man von Fluktuation. Die jährliche Mitarbeiterfluktuation errechnet sich aus der aufsummierten Zahl der Ein- und Austritte in einem Unternehmen im Verhältnis zur durchschnittlichen Beschäftigtenzahl. Fremdkapital Hierbei handelt es sich um alle über Fremdfinanzierung beschafften Geldmittel (Lieferantenverbindlichkeiten, Bankverbindlichkeiten, Rückstellungen, passivische Rechnungsabgrenzungsposten). Das Fremdkapital wird in kurz-, mittel- und langfristig unterteilt. Das Fremdkapital wird nach der Fristigkeit (Fälligkeit) gegliedert. Für die Bewertung von Verbindlichkeiten gilt das Höchstwertprinzip. Führung In einer engen Interpretation wird hierunter die Personalführung verstanden d.h., es geht um die zielgerichtete Beeinflussung von Mitarbeitern durch Führungskräfte. In einer weiteren Fassung wird hierunter jede Beeinflussung innerhalb einer Auftraggeber-/ Auftragnehmerbeziehung verstanden. Gebrauchsgüter Hierbei handelt es sich um Güter, die ihren Nutzen über einen längeren Zeitraum abgeben. Glossar 1 Gebühren Gebühren zählen neben den Steuern und Beiträgen zu den öffentlich-rechtlichen Abgaben. Gebühren stellen Entgelte für empfangene Leistungen der öffentlichen Hand dar (Grundsatz der speziellen Entgeltlichkeit). Beispiele: Studiengebühren, Rundfunkgebühren, Parkgebühren. Geld Hierbei handelt es sich um die Aktiva, die von Gläubigern zur Abdeckung von Verbindlichkeiten angenommen werden. Zu dieser Annahme sind sie aufgrund gesetzlicher Regelungen verpflichtet oder sie tun es aufgrund von Marktkonventionen. Geldpolitik Die Geldpolitik bezeichnet Veränderungen der gesamtwirtschaftlichen Geldmenge durch die Zentralbank eines Landes. Eine Erhöhung der nominalen Geldmenge wird als expansive Geldpolitik bezeichnet Geschäftsführung Jedes Tätigwerden zur Erreichung des Gesellschaftszweckes i.S.d. Unternehmensleitung mit Ausnahme der Grundlagenentscheidungen, die den Gesellschaftern vorbehalten sind. Gewerbe Hierbei handelt es sich um die planmäßige und dauerhafte selbständige Tätigkeit mit Gewinnerzielungsabsicht. 2 Glossar Gewerkschaften Die Gewerkschaften sind aus der deutschen Arbeiterbewegung zum Ende des 19. Jahrhunderts entstandene Interessenorganisationen der Arbeitnehmer. Gläubiger Hierbei handelt es sich um eine Person, der ein Anspruch, z.B. auf Zins und Tilgung, gegen einen anderen, den Schuldner, zusteht, den er auch im Insolvenzverfahren des Schuldners geltend machen kann. Handelsregister Verzeichnis aller vollkaufmännisch geführten Unternehmen mit Ausnahme der Genossenschaften, da diese ins Genossenschaftsregister einzutragen sind. Das Handelsregister hat eine Abteilung A, in welche vollkaufmännische Einzelunternehmen und Personengesellschaften eingetragen werden. In Abteilung B werden Kapitalgesellschaften geführt. In Abteilung A lautet die Spaltengliederung: 1. Nummer der Eintragung 2. Firma, Ort der Niederlassung bzw. Sitz der Gesellschaft, Gegenstand des Unternehmens 3. Geschäftsinhaber, persönlich haftende Gesellschafter (Komplementäre), Vorstand, Abwickler 4. Prokura 5. Rechtsverhältnisse 6. Tag der Eintragung und Unterschrift, Bemerkungen. In Abteilung B ist zusätzlich noch eine Spalte vorgesehen für die Höhe des gezeichneten Kapitals. Vgl. im Einzelnen §§ 8 ff. HGB. Glossar 3 Hauptversammlung Nach dem Aktiengesetz oberstes Organ der Aktiengesellschaft (AG), gesetzlich vorgesehene und mit besonderen Rechten ausgestattete Versammlung aller Aktionäre und Instrument der Eigentümer einer Aktie zur Wahrnehmung ihrer Mitverwaltungsrechte. Die H. bestimmt nämlich über Bestellung und Abberufung der Aufsichtsratsmitglieder (§§ 101, 103 Aktiengesetz AktG), die wiederum über die Bestellung und Abberufung des Vorstandes entscheiden (§ 84 AktG). Anders als die Gesellschafterversammlung einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) stellt die H. im Tagesgeschäft jedoch nicht das zentrale Entscheidungsorgan dar. Aufgrund der gesetzlich vorgeschriebenen Kompetenzverteilung zwischen den Organen einer AG ist sie insbesondere nicht befugt, dem Vorstand und dem Aufsichtsrat direkte Weisungen zu erteilen (§ 119 AktG). Unterschieden wird zwischen der ordentlichen und der außerordentlichen H. Die ordentliche H. (§ 175 I 2 AktG) muss mindestens einmal jährlich in den ersten acht Monaten des Geschäftsjahrs stattfinden und behandelt insbesondere die jährlich wiederkehrenden Beschlüsse (Vorlage Jahresabschluss, Verwendung des Bilanzgewinns, Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat, Bestellung des Abschlussprüfers). Die außerordentliche H. hat in rechtlicher Hinsicht keine andere Qualität und liegt vor, wenn neben der ordentlichen H. eine weitere H. einberufen wird. Die Zuständigkeit der H. ist auf die im Gesetz und in der Satzung ausdrücklich bestimmten Fälle beschränkt (§ 119 AktG) und kann kaum erweitert werden (vgl. § 23 V AktG); ihre Kompetenz umfasst nach § 119 AktG vor allem: 1. die Bestellung der Mitglieder des Aufsichtsrates, 4 Glossar 2. die Entlastung der Mitglieder des Vorstands und des Aufsichtsrats, 3. die Bestellung des Abschlussprüfers, 4. die Verwendung des Bilanzgewinns, 5. Satzungsänderungen, 6. Maßnahmen der Kapitalbeschaffung und der Kapitalherabsetzung, 7. Die Bestellung von Prüfern zur Prüfung von Vorgängen bei der Gründung oder der Geschäftsführung, 8. die Auflösung der Gesellschaft. Weitere im Gesetz genannte Befugnisse sind z.B. 9. der Verzicht bzw. Vergleich über Ersatzansprüche (§§ 50, 93 IV, 116 AktG), 10. die Abberufung von Aufsichtsratsmitgliedern (§ 103 AktG). Einberufen wird die H. in der Regel durch den Vorstand (§ 121 II AktG), ausnahmsweise durch den Aufsichtsrat (§ 111 III AktG). Die H. entscheidet durch (mehrheitliche) Beschlüsse. Teilnahme- und stimmberechtigt sind grundsätzlich alle Aktionäre, soweit es sich nicht um Inhaber von Vorzugsaktien ohne Stimmrecht (§§ 139 ff. AktG) handelt. Die Stimmkraft richtet sich nach Aktiennennbeträgen (§ 134 AktG). Die Beschlüsse bedürfen der einfachen Mehrheit der abgegebenen Stimmen (einfache Stimmenmehrheit), soweit nicht Gesetz oder Satzung eine größere Mehrheit oder weitere Erfordernisse bestimmen (§ 133 AktG); Letzteres ist etwa der Fall bei Grundlagenbschlüssen (z.B. Satzungsänderungen, § 179 II AktG, Beschlüsse über Unternehmensverträge, § 293 I AktG). Jeder Beschluss der H. ist durch eine über die Verhandlung notariell aufgenommene Niederschrift zu beurkunden; bei Glossar 5 nichtbörsennotierten Gesellschaften reicht eine vom Vorsitzenden des Aufsichtsrats zu unterzeichnende Niederschrift aus, soweit keine Beschlüsse gefasst worden sind, für die das Gesetz eine 3/ 4- oder größere Mehrheit bestimmt (§ 130 I AktG). Diese ist nach Beendigung der H. unverzüglich zum Handelsregister einzureichen (§ 130 V AktG). Neben dem Stimmrecht steht dem Aktionär in der H. auch ein umfassendes Auskunftsrecht (§§ 131, 132 AktG) zu. Homo Oeconomicus Der Homo Oeconomicus ist ein fiktiver Modellmensch, welcher sich in Entscheidungssituationen bei gegebenen Präferenzen und Restriktionen stets rational und selbstinteressiert für die Alternative entscheidet, die ihm den höchsten (materiellen) Nutzen einbringt. Von Ökonomen wird das Modell mit dem Hinweis verteidigt, es handle sich eben nur um ein fiktives Modell, ein Analyseschema, und nicht um eine Behauptung über die Realität. Unter der Hand wird aber doch meist unterstellt, dass die meisten Menschen diesem Modell entsprechen und dass man sich deshalb am besten darauf einstellt, bspw. bei der Gestaltung von Institutionen. Dadurch, dass der Homo Oeconomicus mit Begriffen wie „rational“ und „nutzenmaximierend“ in Verbindung gebracht wird, entsteht schließlich sogar der Eindruck, man habe es mit einem Vorbild für menschliches Handeln zu tun. Humankapital Humankapital gilt als Unwort des Jahres 2005. Philologen vertreten dabei die Ansicht, dass man Menschen nicht verkaufen darf und kann (Sklaverei! ? ). Sie verwechseln in ihrem rigorosen, ethischen Kritizismus den „Menschenverkauf“ mit dem „Arbeitsleistungsverkauf“ eines Menschen. Beispielsweise 6 Glossar verkaufen auch Germanisten ihre Arbeitsleistung, z.B. die Deutschstunde gegen Gehalt. Betriebswirte wollen also wissen, was das Know-how oder die Arbeitsleistung im Unternehmen wert ist (welcher Ertrag der Mitarbeiter erbringt) und welches Gehalt dafür zu bezahlen ist. Wissensbasiertes Humankapital: Erarbeitung qualitativ neuartigen Wissens z.B. durch die Ingenieure im Forschungs- und Entwicklungsbereich eines Unternehmens, das idealerweise zu einer Erfindung einem Patent und zu einem Prototyp einer Innovation führt. Man kann auch sagen, das wissensbasiertes Humankapital durch den Kognitionsprozess bei Erfindern beschrieben werden kann: Der Kognitionsprozess bei Erfindern ist d ur ch d as naturwiss en sc ha ft lic hte ch nisch e Be ob ac ht en und technische Nachdenken des Erfinders geprägt, damit er dadurch seine Erkenntnisse sein naturwissenschaftlich-technischen Wissen bewahrt und zu neuen Erkenntnissen gelangt, sprich zu einem wissensbasierten Humankapital. Technologisches Humankapital bzw. technologieorientiertes Humankapital: Überführung des wissensbasierten Humankapitals in technologisches, arbeitsteiliges Wissen der Mitarbeiter im Produktions- und Marketingbereich, um die Innovation in einem Diffusionsprozess massenhaft herzustellen und zu vermarkten. Die externe Qualifizierung der Mitarbeiter und die interne Schulung der Mitarbeiter durch Personalentwicklungsmaßnahmen dienen dazu. technische Innovationen im Industriebetrieb beherrschen zu lernen. Import Als Export bzw. Import wird der klassische Außenhandel bezeichnet, bei dem ein internationales Unternehmen Güter aus dem Inland ins Ausland ausführt bzw. Güter aus dem Ausland ins Inland einführt. Export bzw. Import kann entweder direkt Glossar 7 (ohne Handelsmittler im Inland bzw. Ausland) oder indirekt (mit Handelsmittlern im Inland bzw. Ausland) erfolgen. Informationsasymmetrie Die Informationsasymmetrie ist ein von der Neuen Institutionenökonomik, insbesondere vom Principal-Agent-Ansatz, in die Diskussion eingeführter Begriff. Während im Modell des idealen Marktes unterstellt wird, dass alle Marktteilnehmer über alle Bedingungen des Tausches informiert sind (vollkommene Markttransparenz), bestehen tatsächlich Informationsmängel. Mit der Informationsasymmetrie wird zum Ausdruck gebracht, dass eine Vertragspartei besser über die Tauschbedingungen informiert ist als die andere. Diesen Informationsvorsprung kann man opportunistisch ausnutzen. Es entsteht ein „moral hazard“, ein moralisches Risiko. So könnte bspw. ein Verkäufer die Kunden über Mängel der Waren im Unklaren lassen oder ein Arbeitnehmer den Arbeitgeber durch heimliches Faulenzen schädigen. Die vertragliche Einigung der beiden Parteien auf einen Tausch (Geld gegen Ware, Leistung gegen Lohn) ist dann kein Garant mehr für die Gerechtigkeit des Tauschs. Innovation Der Innovationsbegriff erfährt in der Literatur ein differenziertes Verständnis und deshalb legen Autoren auch unterschiedliche Inhalte ihren Definitionen zugrunde. Hier werden also nur exemplarische Definitionen vorgestellt: Der Begründer der wirtschaftswissenschaftlichen Innovationsforschung Josef A. Schumpeter erläuterte und beschrieb 1911 Innovationen folgendermaßen: Innovationen sind für ihn neue Kombinationen, die er auf verschiedene Anwendungsfälle verstanden wissen möchte: Herstellung eines neuen Gutes oder einer 8 Glossar neuen Qualität eines Gutes, Einführung einer neuen Produktionsmethode, Erschließung eines neuen Absatzmarktes, Eroberung einer neuen Bezugsquelle von Rohstoffen oder Halbfabrikaten, Durchführung einer Neuorganisation. Pragmatisch kann man das Innovationsphänomen auf Produkte, Dienstleistungen, Organisationsprozesse (z.B. Just-In-Time-System) und Sozialsysteme (Betriebliche Altersversorgung, Pflegeversicherung) beziehen. Innovation kann mit einem patentfähigen Neuheitsbegriff verknüpft werden. Mehr pragmatisch gilt in der Betriebswirtschaftslehre jedoch das subjektive Neuheitsverständnis von Innovationen, dass die Neuheit für den Betrieb und den Markt heraushebt und nicht die Anzahl der bestehenden oder nicht bestehenden Patente sowie das sich die Innovation ökonomisch verkaufen lässt und rechnet. Innovationsphänomen: Innovation gilt als die Quelle der Produktivität, des materiellen Reichtums und der Zerstörung alter Arbeitsplätze. Der Ansatz bei Systemen der Innovation gilt dem Studium der Innovation und dem technologischen Wandel. Innovationen sind neue Schöpfungen ökonomischer Signatur. Es handelt sich um Prozesse, durch welche technologische Innovationen hervorkommen. Diese sind extrem komplex und umfassen Wissenselemente, Handlungselemente und die Überführung von technischem Wissen und Handeln in neue Produkte. Innovationen werden heute nicht allein oder von einzelnen Firmen durchgeführt. Wenn wir den Prozess der Innovation beschreiben, verstehen, erklären und möglicherweise auch beeinflussen wollen, müssen wir alle wichtigen Faktoren erfassen, die Innovationen gestalten und beeinflussen. Es geht um die Struktur und die Dynamik solcher Systeme, die als Nationales System der Innovation (NIS) bezeichnet werden. Der Berliner Humankapitalorientierte Innovati- Glossar 9 onsansatz und der Integrierte Berliner Innovationsansatz gehen wie Irrgang von einem technischen Verständnis von Innovationsphänomenen in Industrieunternehmen aus, um wettbewerbsfähig zu bleiben. 1. Im Industriebetrieb erfolgt die Erarbeitung qualitativ neuartigen Wissens, z.B. durch die Ingenieure im Forschungs- und Entwicklungsbereich eines Unternehmens, das idealerweise zu einer Erfindung, einem Patent und zu einem Prototyp einer Innovation führt Man kann auch sagen, dass das wissensbasierte Humankapital durch den Kognitionsprozess bei Erfindern beschrieben werden kann: Der Kognitionsprozess bei Erfindern ist durch das naturwissenschaftlich-technische Beobachten und technische Nachdenken des Erfinders geprägt, damit er dadurch seine Erkenntnis über das naturwissenschaftlich-technische Wissen bewahrt und zu neuen Erkenntnissen gelangt, sprich zu einem wissensbasierten Humankapital. 2. Überführung des wissensbasierten Humankapitals in technologisches, arbeitsteiliges Wissen der Mitarbeiter im Produktions- und Marketingbereich, um die Innovation in einem Diffusionsprozess massenhaft herzustellen und zu vermarkten. Die externe Qualifizierung der Mitarbeiter und die interne Schulung der Mitarbeiter durch Personalentwicklungsmaßnahmen dienen dazu, technische Innovationen im Industriebetrieb beherrschen zu lernen. Durch Innovationen treten betriebswirtschaftlich mehrere Phänomene auf, die von den Betroffenen emotional und rational unterschiedlich bewertet werden, und zwar Zerstörung alter Arbeitsplätze, Erhöhung der Produktivität der neuen Arbeitsplätze, Senkung der Personalkosten, Erhöhung des Shareholder Values und Erhöhung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens. 0 Glossar Invention Eine Invention wird als eine Erfindung verstanden, die sich im Ideenstadium befindet und für die es noch keine ersten Vermarktungsschritte gibt. Investition Unter Investition ist die Umwandlung (Bindung) von Kapital bzw. Geld in Sachgüter (Sachinvestition) oder Wertpapiere und Forderungen (Finanzinvestition) zu verstehen, die sich über mehrere Perioden erstreckt. Umgekehrt ist die Desinvestition die Freisetzung gebundenen Kapitals aus Sach- oder Finanzinvestitionen. juristische Person Hierbei handelt es sich um Rechtssubjekte, die durch Eintragung in ein staatliches Register (z. B. Handelsregister) uneingeschränkte Rechtsfähigkeit erlangen; typisch für Körperschaften. Kapazität Hierbei handelt es sich um das generelle Leistungsvermögen einer Einheit in einem Zeitabschnitt. Dabei ist es unerheblich, ob es sich um eine wirtschaftliche oder technische Einheit handelt. Differenzierend wird zwischen qualitativer und quantitativer Kapazität unterschieden. Kartell Kartelle und andere Formen der Verhaltensabstimmung betreffen Vereinbarungen zwischen Konkurrenten über den Glossar 1 Einsatz absatzpolitischer Instrumente. Beides ist nur in Ausnahmefällen zulässig. Gegenstand der unerwünschten Kooperation sind meist die Preisgestaltung und eine Aufteilung des Marktes. Käufermarkt Ein Käufermarkt zeichnet sich im Gegensatz zum Verkäufermarkt dadurch aus, dass sich die Käufer gegenüber den Verkäufern in der verhandlungstaktisch besseren Position befinden, da das Angebot die Nachfrage übersteigt. Kaufkraft Kaufkraft ist der Geldbetrag, der Konsumenten für Konsumzwecke zur Verfügung steht. Kommunikationspolitik Die Kommunikationspolitik ist das Instrument des Marketingmix, mit dem Informationen vom Unternehmen an die aktuellen bzw. potenziellen Abnehmer und die Öffentlichkeit übermittelt werden, um z. B. Präferenzen und Einstellungen zu beeinflussen (Sprachrohr des Marketings). Kompetenz 1. Fähigkeiten, Fertigkeiten und andere Ressourcen einer Organisation, die ein effektives Handeln und Wertschöpfung ermöglichen. 2. Disposition eines Individuums zu einem selbstorganisierten Handeln, welche sich insbesondere in der Bewältigung zuvor nicht bekannter, komplexer Aufgaben zeigt und entwickelt. 2 Glossar Komplementärgüter Hierbei handelt es sich um Güter, die im Zusammenhang genutzt werden, z. B. Computer und Drucker, PKW und Anhängerkupplungen. Konjunktur Hierbei handelt es sich um eine wirtschaftliche Aktivität einer Volkswirtschaft im Verhältnis zur Aktivität im längerfristigen Gleichgewicht. Konkurs Ein Betrieb wird zwangsweise aufgelöst, wenn ein Konkurs über das Vermögen eines Betriebes eröffnet wird. Die Eröffnung des Konkursverfahrens setzt die Zahlungsunfähigkeit des Gesamtschuldners voraus. Zahlungsunfähigkeit ist insbesondere dann anzunehmen, wenn Zahlungseinstellung erfolgt ist (§ 102 Konkursordnung). Konsumentenrente Unter Konsumentenrente versteht man denjenigen Betrag, den ein Nachfrager für eine bestimmte Marke eines Produktes weniger zu zahlen hat, als er aufgrund seiner Präferenzen zu zahlen bereit ist. Hinter dem Konzept der Konsumentenrente steht die Vorstellung, dass es so etwas wie individuelle Preisabsatzfunktionen gibt. Kündigung Die Kündigung bezeichnet eine einseitige, empfangsbedürftige (schriftliche) Willenserklärung über die Beendigung eines Glossar 3 Dauerschuldverhältnisses (Verträge) und ist damit allgemeingültig auf das Vertragsrecht anwendbar. Liberalismus Der Liberalismus ist eine politische Strömung, eine Weltanschauung. Die Vertreter des Liberalismus, vor allem Adam Smith (1723-1790) und David Ricardo (1772-1823), gehen von der Vorstellung aus, dass die freie Entfaltung des Einzelnen zur Steigerung der Wohlfahrt des Ganzen beiträgt. Nach Adam Smith (vgl. dazu sein Standardwerk Wohlstand der Nationen von 1776) transformiert die unsichtbare Hand (invisible hand) des freien Wettbewerbs den Eigennutz in Gemeinwohl. Deshalb fordern die Liberalen zur Stärkung des Wettbewerbs u. a. Vertragsfreiheit, Gewerbefreiheit und Niederlassungsfreiheit. Kennzeichen einer liberalen Wirtschaftsordnung sind die Dominanz des Marktes, des Privateigentums und des Gewinnstrebens. Makler Makler werden für die Vermittlung eines Vertragsabschlusses zwischen Käufer und Verkäufer eingesetzt. Wird infolge der Maklertätigkeit ein rechtsgültiger Vertrag zwischen Käufer und Verkäufer geschlossen, verpflichtet sich der Auftraggeber mit dem Abschluss eines Maklervertrags zur Zahlung einer Vergütung (Provision, Maklerlohn). Management, internationales Die zunehmende Globalisierung der Wirtschaft stellt an das Management international tätiger Unternehmen hohe Anforderungen. 4 Glossar Marke Der Begriff Marke geht auf das griechische Marka (dt.: Zeichen) zurück. In der betriebswirtschaftlichen wie auch juristischen Betrachtungsweise ist damit ein Warenzeichen verbunden, wobei auch Dienstleistungen unter einem geschützten Zeichen vertrieben werden können. Marktwirtschaft Die Marktwirtschaft ist eine Wirtschaftordnung bei welcher die Versorgung der Bürger mit Gütern und Dienstleistungen durch das freie Spiel von Angebot und Nachfrage gewährleistet werden soll. Die Marktwirtschaft gilt als dem Gegenmodell, der zentralen Planwirtschaft, überlegen bei der Aufgabe der Versorgung. Von Ökonomen wird sogar behauptet, die „unsichtbare Hand“ des Marktes führe von selbst zum Gemeinwohl. Allerdings gilt das nur in einem fiktiven idealen Markt. Tatsächlich weist die Marktwirtschaft zahlreiche Mängel auf. Vom Markt wird nur die kaufkräftige Nachfrage bedient, Bedürfnisgerechtigkeit spielt keine Rolle. Der Markt bedient auch eine „unmoralische“ Nachfrage, bspw. nach Drogen, Kinderpornografie oder Waffen für Straftaten. Er kennt keine Maßstäbe für gute und schlechte Produkte. Die Tauschgerechtigkeit ist gefährdet durch Macht- und Informationsasymmetrien. Ein Arbeitgeber kann bspw. einen Arbeitgeber durch seine Machtposition dazu nötigen, auch zu einem Hungerlohn zu arbeiten. Ein Anbieter von Konsumgütern kann die Käufer in vielerlei Hinsicht über die Qualität der Ware täuschen. Da der Markt nur auf Preise reagiert, wird er das „freie Gut“ Umwelt ausbeuten. Und die Anbieter versuchen, den Wettbewerb durch Absprachen und Zusammenschlüsse zu unterlaufen. Die Marktwirtschaften in den westlichen Gesellschaften sind daher auch stark staatlich reglementiert und in ein elaboriertes Glossar 5 System von ergänzenden Institutionen eingebettet. In Westdeutschland wurde nach dem Zweiten Weltkrieg explizit eine „Soziale Marktwirtschaft“ etabliert, welche als „dritter Weg“ zwischen einem reinen Wirtschaftsliberalismus und einer zentralen Planwirtschaft nicht nur für Wohlstand, sondern auch für mehr soziale Gerechtigkeit und Schutz der Schwachen sorgen soll. Matrixorganisation Hierbei handelt es sich um eine zweidimensionale Organisationsform mit Zweiliniensystem, bestehend aus den Ebenen der Matrix-Leitung (1. Ebene), zweite Ebene aus den Matrix-Stellen (Matrix-Manager) aus den beiden Matrix-Dimensionen und der dritten Ebene, den Matrix-Schnittstellen. Das Aufgabengebiet jeder Einheit auf dieser dritten Ebene ist durch eine Kombination von zwei Aufgabenmerkmalen definiert, beispielsweise „Marketing/ Produktgruppe B“. Monopol Falls sich nur ein Anbieter auf dem relevanten Markt befindet, so hat dieser eine Monopolstellung. Er berücksichtigt daher z.B. bei seiner Preispolitik (Cournotscher Punkt) bzw. der Gestaltung des gesamten Marketingmix lediglich die Reaktionen der Nachfrager. Monopson Mit Monopson wird eine Marktform des Monopols beschrieben, in der nur ein Nachfrager auf mehrere Anbieter trifft. 6 Glossar Nachfrage Die Nachfrage bezeichnet die Bereitschaft eines wirtschaftlichen Akteurs, eine bestimmte Menge eines Gutes zu einem bestimmten Preis zu kaufen. Im Normalfall nimmt die Bereitschaft, Mengeneinheiten eines Gutes zu kaufen, mit steigendem Preis ab. Nachhaltigkeit Nachhaltigkeit ist ein Begriff, der zur Zeit sehr in Mode ist. Er hat seinen Ursprung im ökologischen Bereich und meint dort die langfristige Nutzung natürlicher Ressourcen, wobei langfristig meint, auch noch an die kommenden Generationen zu denken. Wenn wir heute bspw. die nicht-erneuerbaren Energien Öl und Gas verbrauchen, dann müssen künftige Generationen darauf verzichten. Am nachhaltigsten ist es, wenn man immer nur das verbraucht, was auch wieder erneuert werden kann, bspw. wenn man für Bäume, die gefällt werden, wieder neue Bäume pflanzt. Der Nachhaltigkeitsgedanke wurde inzwischen auf ökonomische und soziale Ziele ausgedehnt. Man spricht auch vom Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit oder von drei Dimensionen der Nachhaltigkeit. Für die wirtschaftliche und soziale Nachhaltigkeit ist aber nicht so klar, was gemeint ist. Man könnte bei ökonomischer Nachhaltigkeit daran denken, dass Unternehmen oder auch Wirtschaftsräume langfristig wirtschaftlich gesund sein sollen. Nicht nachhaltig wäre dann eine Art des Wirtschaftens, welche riesige Schulden anhäuft, die spätere Generationen zahlen müssen. Auch die soziale Nachhaltigkeit ist nicht klar definiert. Angelehnt an die ökologische Nachhaltigkeit könnte man als sozial nachhaltig eine Entwicklung ansehen, welche die sozialen Ressourcen Toleranz, Soli- Glossar 7 darität, Gemeinsinn nicht überstrapaziert, sondern immer wieder erneuert und auf Dauer ein friedliches Miteinander ermöglicht. Nicht sozial nachhaltig wäre dann bspw. die zunehmende Kluft zwischen Arm und Reich, weil über das damit verbundene Unrechtsempfinden Unfrieden entsteht. Ökonometrie Die Ökonometrie ist eine statistisch-ökonomische Interdisziplin, die sich mit der Modellierung (Modelle) und Analyse ökonomischer Daten und Beziehungen (Strukturen) befasst. Opportunitätskosten Diese entstehen, wenn ein Wirtschaftssubjekt bei Befriedigung seines Bedürfnisses X durch das Gut A auf die Befriedigung des Bedürfnisses Y durch Gut B verzichtet. Wählt also das Wirtschaftssubjekt Gut A, dann muss es auf Gut B verzichten, d.h., Gut A „kostet den Verzicht auf Gut B“. Dieser Nutzenentgang wird als Opportunitätskosten bezeichnet. Ordinalskala Bei einer Ordinalskala erfolgt eine Zuweisung von Rangziffern, die eine Anordnung ermöglichen. Beispiele: Schulnoten, Produkt A wird dem Produkt B vorgezogen. Organisation Unter Organisation wird die ordnende Gestaltung (Strukturierung) von Potenzialen und Prozessen in Institutionen verstanden. Diese Institutionen können Unternehmen, Haushalte, Verbände, Kirchen, Heere, Theater, Museen, Schulen, Behörden u.a. sein. Mit Organisation wird traditionell sowohl der 8 Glossar Vorgang des Gestaltens (ein Unternehmen wird organisiert) als auch das Gestaltungsergebnis (ein Unternehmen hat eine Organisation) bezeichnet. Planung Hierunter ist ein geistiger Akt zur Lösung von Entscheidungsproblemen unter Beachtung von Zielvorstellungen zu verstehen, d.h., es geht um die gedankliche Vorwegnahme zukünftiger Handlungen. Mit der Planung werden folglich mehrere Merkmale angesprochen: 1. sie ist zukunftsorientiert, 2. sie ist eine gedankliche Vorwegnahme zukünftiger Handlungen und 3. sie ist zielorientiert. Ergebnis dieses Prozesses ist dann ein Plan, d.h. ein System von Vorgaben, das den Handlungsspielraum der Ausführenden und die zu vollziehenden Maßnahmen einengt und strukturiert. Polypol Im Polypol ist der Anbieter hinsichtlich seiner Gestaltungsmöglichkeiten durch seine vergleichsweise minimale Bedeutung bzw. geringen Einflussmöglichkeiten (Marktformen) zu einer relativ passiven Hinnahme der Marktgegebenheiten gezwungen. Produktivität Die Produktivität stellt eine Ausprägung von Wirtschaftlichkeit dar. Wirtschaftlichkeit ist das Verhältnis von Güterertrag zu Gütereinsatz. Wählt man als Output die produzierte Menge Glossar 9 und als Input die Menge an Einsatzfaktoren, erhält man die Produktivität. Projekt Ein Projekt ist ein Vorhaben, das sich durch folgende Merkmale auszeichnet: Zeitliche Befristung: Für ein Projekt ist von Anfang an ein Termin für den Projektabschluss vorgesehen. Neuartigkeit: Ein Projekt stellt eine Herausforderung dar, da es sich nicht um einen wiederholten Routinevorgang handelt, sondern um das Eindringen in ein mehr oder weniger unbekanntes Terrain. Einmaligkeit: Ein Projekt ist ein einmaliges Vorhaben und unterscheidet sich insofern von den Routineaufgaben. Größe: Da ein Projekt ein spezifisches Management, u. a. einen spezifischen Planungsprozess und eine eigenständige Projektorganisation verlangt, muss eine bestimmte Größenordnung vorliegen, die diesen Einsatz rechtfertigt. Komplexität: Ein Projekt besteht aus verschiedenen voneinander abhängigen Teilaufgaben, die aufeinander abzustimmen sind, etwa durch Einsatz der Netzplantechnik. Prokura Prokura ist eine ausdrücklich und persönlich zu erteilende handelsrechtliche Vollmacht, die einen gesetzlich festgelegten Inhalt besitzt und im Handelsregister eingetragen werden muss. 0 Glossar Qualität Die Qualität (qualitas [lat.] = Eigenschaft, Güte, Beschaffenheit) eines Produkts ist eine Relation, nach der die Produkteigenschaften bestimmten Zielvorgaben entsprechen sollen. Rating Rating ist die Eingruppierung von Unternehmen, Emittenten und Wertpapieren nach ihrer Bonität. Ratings werden regelmäßig von Ratingagenturen durchgeführt. Die bekanntesten Agenturen sind Standard & Poor’s (S&P), Moody’s und Fitch. Realwissenschaft Realwissenschaft ist die Bezeichnung für die Dokumentation der betrieblichen Aktivitäten in Form von Zahlen aus dem Rechnungswesen. Regelkreis Unter einem Regelkreis versteht man den geschlossenen Ablauf einer selbsttätigen Regelung. Rentabilität Die Rentabilität ist der Quotient aus einer Erfolgsgröße und einer diesen Erfolg mitbestimmenden Einflussgröße. Als Einflussgröße finden das Eigenkapital (Eigenkapitalrentabilität), das Gesamtkapital (Gesamtkapitalrentabilität) und der Umsatz (Umsatzrentabilität) Verwendung. Glossar 1 Scheck Hierbei handelt es sich um eine unbedingte Anweisung des Ausstellers an die bezogene Bank, zu Lasten seines Kontos den angegebenen Betrag auszuzahlen. Auf Grund des Scheckgesetzes ist der Scheck ein geborenes Orderpapier. Üblicherweise ist jedoch auf den Bank-Vordrucken die sog. Überbringerklausel eingedruckt, so dass der Scheck zum Inhaberpapier wird, d.h. der angegebene Betrag ist an den Vorleger der Urkunde auszuzahlen. Schufa Hierbei handelt es sich um eine Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung; Evidenz-Zentrale. Shareholder Ein Shareholder ist ein Anteilseigner. Steuern Steuern sind nach § 3 Abs. 1 Abgabenordnung Geldleistungen, die nicht eine Gegenleistung für eine besondere Leistung darstellen und von einem öffentlich-rechtlichen Gemeinwesen zur Erzielung von Einnahmen allen auferlegt werden, bei denen der Tatbestand zutrifft, an den das Gesetz die Leistungspflicht knüpft; die Erzielung von Einnahmen kann Nebenzweck sein. Der fehlende Leistungsbezug von Steuern unterscheidet sie von Beiträgen und Gebühren. 2 Glossar Stille Reserve (Arbeitsmarkt) Hierzu zählen Personen, die nicht beim Arbeitsamt gemeldet sind, keinen Anspruch auf Arbeitslosenunterstützung haben und nicht erwarten, dass die Arbeitsagentur ihnen eine Arbeitsplatzofferte unterbreiten kann. Dieser Teil der Stillen Reserve, ist nicht direkt messbar. Strategie Strategie ist die subjektive Erkenntnis über das Wesen einer grundsätzlichen Lösung. Das Ergebnis einer Strategie ist ein Finalbild, im militärischen Sinne ein zu erreichender Endzustand bzw. im technischen Sinne eine Prinzipkonstruktion in der Zukunft. Technischer Fortschritt Was sich mit dem technischen Fortschritt verselbständigt, ist nicht die Technik, sondern es sind die Folgen kollektiven Technikgebrauchs - die Auswirkungen der Technik auf die Formen menschlichen Zusammenlebens, auf die Umwelt und auf unsere eigene Natur. Die Technik verselbständigt sich, wenn ihr Gebrauch nicht diejenigen Ideen realisiert, die dem Entwurf von Technik zugrunde liegen. Soweit die Klimaerwärmung mittlerweile als eine Tatsache akzeptiert wird, die durch kollektiven Technikgebrauch verursacht ist, besteht die Tendenz, sie als ein unabänderliches Naturgeschehen zu betrachten. Der homo faber ist zugleich homo oeconomicus. Technik zielt auf den effizienten sparsamen, zweckrationalen mit einem Wort ökonomischen - Umgang mit menschlicher Arbeitskraft und anderen knappen Ressourcen. Die Ambivalenzen technischen Fortschritts haben mit den Schattenseiten der Glossar 3 Effizienzsteigerungen zu tun, die wir der industriellen Produktionsweise und der ökonomischen Verwertung technischer Innovation verdanken. Nur nachhaltige Technik, die langfristig umweltfreundlich und sozialverträglich ist, dient der Gesellschaft. Umweltpolitik Die Umweltpolitik umfasst sämtliche politischen Maßnahmen, die zur Erhaltung der natürlichen Lebensbedingungen beitragen. Veblen-Effekt Einige auf Märkten beobachtbare Effekte menschlichen Verhaltens sind mit dem Modell des Homo oeconomicus der Mikroökonomie nicht vereinbar (siehe auch Snob-Effekt). Der Veblen-Effekt beschreibt das Phänomen, dass die Nachfrage einer Person nach einem Produkt bei einer Erhöhung des Preises für dieses Produkt steigt. Vertrag Hierbei handelt es sich um ein Rechtsgeschäft, das aus den inhaltlich übereinstimmenden Willenserklärungen von mindestens zwei Personen besteht. Vollmacht Hierbei handelt es sich um eine durch Rechtsgeschäft erteilte Vertretungsmacht. 4 Glossar Wirtschaftsordnung In einer Wirtschaftsordnung ist geregelt, in welchem Umfang einzelne Wirtschaftssubjekte über Entscheidungskompetenz verfügen und in welchem Rahmen sich die Beziehungen zwischen Wirtschaftssubjekten bewegen dürfen. Wirtschaftswachstum Wirtschaftswachstum ist definiert als eine Zunahme des Bruttoinlandsprodukts im Zeitablauf, also als eine Steigerung des Werts aller Güter und Dienstleistungen, die innerhalb der Grenzen eines Landes in einem Jahr produziert werden. Wohlfahrt Die Wohlfahrt ist ein abstraktes Konstrukt, das den ökonomischen Wohlstand der Gesamtheit aller Mitglieder einer Volkswirtschaft misst. Ein Instrument zur Messung der Wohlfahrt besteht aus der Summe der Konsumenten- und der Produzentenrente. Zielsystem Ein Zielsystem ist ein konsistentes (widerspruchsfreies) Bündel von Zielen die ein Unternehmen gleichzeitig erreichen will. Notwendig ist eine horizontale und vertikale Abstimmung der Ziele, da die einzelnen Ziele gleichrangig oder hierarchisch gegliedert sein können. AA LLöössuunnggeenn Lösungen 1 Rechnungswesen Was ist eine Bilanz? zeitraumbezogene Gegenüberstellung zeitpunktbezogene Gegenüberstellung transitorische Gegenüberstellung Woraus besteht ein Jahresabschluss? Bilanz Anhang Lagebericht Inventar Gewinn- und Verlustrechnung Was umfasst das externe Rechnungswesen? Finanzbuchführung (FiBu) Geschäftsbuchführung Jahresabschluss Kosten- und Leistungsrechnung 2 Bilanz Was kennzeichnet die Aktiva? Mittelherkunft Mittelverwendung Anlagevermögen und Umlaufvermögen Fremdkapital und Eigenkapital rechte Seite der Bilanz Was gehört zum Umlaufvermögen? Lizenzen Vorräte Kasse und Konto Rohstoffe Verbindlichkeiten Wie setzt sich das Eigenkapital zusammen? Gesamtkapital gezeichnetes Kapital Fremdkapital Gewinnrücklage Kapitalrücklage Rückstellung Jahresüberschuss Goodwill Was gehört zum Fremdkapital? Kapitalrücklagen Verbindlichkeiten Rückstellungen passivischer Rechnungsabgrenzungsposten Eventualverbindlichkeiten Welcher Begriffentspricht der Bilanzsumme? Eigenkapital Gesamtvermögen Gesamtkapital Woraus besteht eine Inventur? Bilanz körperliche Bestandsaufnahme buchmäßige Inventur Was enthält das Inventar? die Vermögensgegenstände die Schulden des Unternehmens die Gewinne des Unternehmens 3 Jahresabschlussanalyse/ Bilanzanalyse Was sind Kennzahlen der Vermögenslage? horizontale Bilanzkennzahlen vertikale Bilanzkennzahlen relative Bilanzkennzahlen Was sind Beispiele für Kennzahlen der Finanzierungsstruktur? Deckungsgrade Liquiditätskennzahlen Anspannungsgrad Was ist ein Synonym für Liquidität ersten Grades? Barliquidität umsatzbedingte Liquidität einzugsbedingte Liquidität 4 Gewinn- und Verlustrechnung Was sind Beispiele für Erträge? Umsatzerlöse Bestandsmehrungen Eigenleistungen Verkauf von Unternehmensteilen Löhne und Gehälter Welche Größen werden beim Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit berücksichtigt? Betriebsergebnis außerordentliches Ergebnis Finanzergebnis Wie lautet der Fachbegrifffür das Einbehalten von Unternehmensgewinnen? Prolongierung Forfaitierung Factoring Thesaurierung 5 Rentabilitätsanalyse Was spiegelt der Cashflow wider? Anlagendeckung Kapitalstruktur Innenrefinanzierungskraft Vermögensstruktur Was ist der Cashflow? relative Kennzahl absolute Kennzahl 6 Bilanzielle Bewertung Auf welchen rechtlichen Grundlagen beruht die bilanzielle Bewertung? BGB HGB Steuerrecht praktische Übung ordentlicher Kaufleute Wofür steht die Abkürzung „GoB“? Gesamtheit ordentlicher Buchführung Grundsätze ordnungsmäßiger Bilanzierung Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung Wie wird der Grundsatz für die Beibehaltung der Darstellungsform bezeichnet? ] formale Bilanzkontinuität materielle Bilanzkontinuität Darstellungsstetigkeit Was sind Beispiele für Bewertungsgrundsätze? Unternehmensfortführung Einzelbewertung Going Concern Principle Darstellungsstetigkeit Realisationsprinzip Imparitätsprinzip 7 Handelsbilanz Was sind Kennzeichen der HGB-Bilanzierung? Gläubigerschutzprinzip Investorenschutzprinzip stille Reserven Bewertung von Immobilien zum Verkehrswert Was besagt das Imparitätsprinzip? Schulden müssen nie ausgewiesen werden. Gewinne müssen zuerst ausgewiesen werden. Schulden müssen ausgewiesen werden, wenn sie bereits drohen. Was besagt das Realisationsprinzip? Gewinne können immer ausgewiesen werden. Gewinne können erst ausgewiesen werden, wenn sie realisiert sind. Schulden werden ausgewiesen, wenn Sie realisiert sind. Was bedeutet das Niederstwertprinzip? Am Bilanzstichtag muss der niedrigste Wertansatz gewählt werden. Der niedrigste Wert bleibt bei der bilanziellen Bewertung außer Acht. Das Niederstwertprinzip wird auf Verbindlichkeiten angewandt. Worauf wird das strenge Niederstwertprinzip angewandt? Eigenkapital Umlaufvermögen Anlagevermögen Gewinnrücklagen Was wird nach dem Höchstwertprinzip bilanziell bewertet? Eigenkapital Kapitalrücklagen Vorräte Forderungen Verbindlichkeiten 8 Steuerbilanz Für welche Kosten besteht ein Aktivierungsverbot? allgemeine Verwaltungskosten Materialeinzelkosten Vertriebskosten Fertigungseinzelkosten Was darf bei den Herstellungskosten nicht berücksichtigt werden? Materialkosten Fremdkapitalzinsen Forschungskosten Verwaltungskosten Vertriebskosten Sondereinzelkosten der Fertigung Welche Begriffe stammen aus dem Steuerrecht? Absetzung für Abnutzung (AfA) Wirtschaftsgut Teilwertabschreibung Was besagt das Maßgeblichkeitsprinzip? Ableitung der Handelsbilanz von der Steuerbilanz Ableitung der Steuerbilanz von der Handelsbilanz Ableitung der Bilanz von der GuV 9 Internationale Rechnungslegung Welche wichtigen Rechnungslegungsstandards gibt es? HGB-Bilanzierung IFRS US-GAAP GuV IKR GKR Welchen Standard müssen deutsche Einzelunternehmen befolgen? HGB-Bilanzierung IKR US-GAAP IFRS Unter welchen Voraussetzungen wird IFRS angewandt? Einzeljahresabschluss Konzernjahresabschluss in der EU Kapitalmarktorientierung Was umfasst IFRS zusätzlich? Eigenkapital-Veränderungsrechnung Anlagespiegel Kapitalflussrechnung 1 Zwecke der Kosten- und Leistungsrechnung 1. Die Ermittlung der Kosten einer Rechnungsperiode ist die Aufgabe der … Wirtschaftlichkeitskontrolle Erfolgskontrolle Bilanz Gewinn- und Verlustrechnung Ermittlung der Herstellungskosten 2. Erläutern Sie die Einordnung der Kosten- und Leistungsrechnung in das Rechnungswesen. Das Rechnungswesen wird nach den Empfängern seiner Informationen in das externe und das interne Rechnungswesen gegliedert. Die Kosten- und Leistungsrechnung ist ein Teilsystem des internen Rechnungswesens. Es erfasst den bewerteten Einsatzgüterverbrauch für die Erstellung und Verwertung des Leistungsprogramms der Unternehmung und bereitet diese Daten für die Zwecke unternehmungsinterner Informationsempfänger auf. 3. Die Zwecke der Kosten- und Leistungsrechnung werden auch als Rechnungsziele der Kosten- und Leistungsrechnung bezeichnet. Nennen Sie die Rechnungsziele der Kosten- und Leistungsrechnung. Rechnungsziele der Kosten- und Leistungsrechnung sind die Bereitstellung von Informationen für − die Bewertung selbst erstellter Anlagen sowie der Bestände fertiger und unfertiger Erzeugnisse in der Bilanz, − die Unterstützung von Entscheidungen über das Leistungsprogramm der Unternehmung, − die Erfolgskontrolle sowie − die Wirtschaftlichkeitskontrolle. 4. Wie kann die Wirtschaftlichkeit kontrolliert werden? Zur Kontrolle der Wirtschaftlichkeit der Leistungserstellung und -verwertung werden die in der Periode tatsächlich angefallenen Kosten (Ist-Kosten) mit einer Normgröße verglichen. Als Normgröße können herangezogen werden: − die Kosten der Vorperiode (Zeitvergleich), − die Kosten einer anderen Unternehmung (Betriebsvergleich) oder − die Kosten, die bei wirtschaftlicher Leistungserstellung und -verwertung unter den gegebenen Bedingungen angefallen wären (Soll-Ist-Vergleich). 2 Gliederung der Kosten- und Leistungsrechnung 1. Die Kostenträgerrechnung enthält … Kalkulation und Spesenrechnung Kalkulation und Betriebsergebnisrechnung Kalkulation und Stellenrechnung Kostenartenrechnung und Abrechnung Kostenstellenrechnung und Betriebsergebnisrechnung 2. In welche Teilrechnungen ist die Kostenrechnung gegliedert? Die Kostenrechnung ist in die folgenden Teilrechnungen gegliedert: − Kostenartenrechnung Sie ist eine reine Erfassungsrechnung und gibt Auskunft über die Höhe der Kosten, die während der Periode entstanden sind. − Kostenstellenrechnung Sie informiert über die Höhe der Kosten, die in den einzelnen Kostenstellen angefallen sind. − Kostenträgerrechnung In dieser Teilrechnung werden die Kosten den Kostenträgern zugerechnet, die sie verursacht haben. Die Kostenträgerrechnung informiert darüber, wofür die Kosten der Periode angefallen sind. Sie umfasst Die Kosten werden einem einzelnen Kostenträger zugerechnet. Ermittelt werden die Selbstkosten, d. h. die Gesamtkosten eines Kostenträgers. nung) Die Kosten für die in der Periode abgesetzten Mengen aller Kostenträger werden ermittelt und den Periodenerlösen gegenübergestellt, um den Periodenerfolg zu bestimmen. 3. Warum wird die Kostenrechnung durch eine Leistungsrechnung ergänzt? In den Teilrechnungen der Kostenrechnung wird angestrebt, die Kosten bei den Leistungen auszuweisen, für die sie angefallen sind. Die Kostenrechnung wird deshalb um eine Leistungsrechnung ergänzt. Diese weist die Leistungen der Unternehmung und der einzelnen Kostenstellen aus. 6 3 Gegenstand der Kosten- und Leistungsrechnung 1. Die Teile des Aufwandes (Kosten), die mit den Kosten (Aufwand) übereinstimmen, sind … Zeitaufwand und Zusatzkosten Investition und Anderskosten Zweckaufwand und Grundkosten Zweckaufwand und kalkulatorische Kosten Außerordentlicher Aufwand und Grundkosten 2. Nach der Ursache können verschiedene Arten des neutralen Aufwands unterschieden werden. Erläutern Sie diese verschiedenen Formen des neutralen Aufwands. Nach der Ursache der Entstehung werden die folgenden Arten des neutralen Aufwands unterschieden: − Sachzielfremder neutraler Aufwand Hierbei handelt es sich um einen Güterverbrauch, der nicht für die Realisation des Sachziels der Unternehmung angefallen ist. Als Beispiel können Spenden für karitative Zwecke genannt werden. − Außerordentlicher neutraler Aufwand Diese Form des neutralen Aufwands ist ein Güterverbrauch, der nach Art oder Umfang im Rahmen der betrieblichen Tätigkeit ungewöhnlich ist, wie z. B. Schäden durch einen Brand. − Bewertungsbedingter neutraler Aufwand Diesem neutralen Aufwand liegt ein mengenmäßiger Güterverbrauch zugrunde, der im externen und internen Rechnungswesen unterschiedlich bewertet wird. Bewertungsunterschiede gibt es z. B. bei den Abschreibungen. 3. Was wird unter den kalkulatorischen Kosten verstanden? Kalkulatorischen Kosten steht kein Aufwand (Zusatzkosten) oder ein Aufwand in anderer Höhe (Anderskosten) gegenüber. Zu den kalkulatorischen Kosten zählen der kalkulatorische Unternehmerlohn, die kalkulatorischen Mieten, die kalkulatorischen Abschreibungen, die kalkulatorischen Wagnisse und die kalkulatorischen Zinsen. 4. Nennen Sie Beispiele für Zusatz- und Anderskosten. Zu den Zusatzkosten zählen der kalkulatorische Unternehmerlohn und die kalkulatorischen Mieten. Anderskosten sind die kalkulatorischen Abschreibungen, die kalkulatorischen Wagnisse und die kalkulatorischen Zinsen. 5. Was wird unter dem kalkulatorischen Unternehmerlohn verstanden? Aus welchen Gründen wird er in der Kostenrechnung erfasst? Der kalkulatorische Unternehmerlohn ist der Wert der Arbeitsleistung, die der Eigentümer, ein Gesellschafter einer Personengesellschaft oder die ohne feste Entlohnung mitarbeitenden Angehörigen erbringen. Dieser ist über den Gewinn zu entgelten und darf deshalb im externen Rechnungswesen nicht als Aufwand erfasst werden. Durch die Erfassung des kalkulatorischen Unternehmerlohns in der Kostenrechnung soll zum einen die Vergleichbarkeit der Kosten von Unternehmungen verschiedener Rechtsformen herbeigeführt werden. Zum anderen wird damit die vollständige Erfassung des Güterverzehrs einer Periode angestrebt. 6. Führen die folgenden Geschäftsvorfälle in einer Unternehmung, die Fahrräder produziert, zu neutralem Aufwand, Zweckaufwand / Grundkosten, Anderskosten oder Zusatzkosten? Die Zinsen für einen Bankkredit werden bezahlt. Bewertungsbedingter neutraler Aufwand; Anderskosten, da in der Kostenrechnung die Zinsen auf das betriebsnotwendige Kapital einbezogen werden Die Rechnung für Reifen wird beglichen. Zweckaufwand, Grundkosten Eine Maschine ist für 100.000 € angeschafft worden. Bilanziell wird sie mit 10 % pro Jahr abgeschrieben. In der Kostenrechnung wird sie mit 7,5 % pro Jahr abgeschrieben. Bewertungsbedingter neutraler Aufwand 2.500 €; Zweckaufwand/ Grundkosten 7.500 € Ein Kunde hat Insolvenz angemeldet. Die Unternehmung wird informiert, dass 25 % der Forderung gegenüber dem Kunden in Höhe von 50.000 € beglichen werden. Bewertungsbedingter neutraler Aufwand 37.500 €; Anderskosten, da die Forderungsabschreibung in den kalkulatorischen Wagnissen berücksichtigt werden Für das betriebsnotwendige Kapital sind 12.000.000 € ermittelt worden. Der kalkulatorische Zinssatz liegt bei 8,5 %. Anderskosten 1.020.000 €; bewertungsbedingter neutraler Aufwand, da im externen Rechnungswesen die Fremdkapitalzinsen erfasst werden Zu ihrem 350. Geburtstag werden einer Universität 50 Fahrräder in den Universitätsfarben für die Aktion „campusrad“ auf Dauer zur Verfügung gestellt. Sachzielfremder neutraler Aufwand; keine Kosten 4 Kostenartenrechnung 1. Kostenarten sind z. B. … Gehälter Materialeinzelkosten Vertriebskosten Verwaltungskosten kalkulatorische Kosten 2. Welche Aufgabe hat die Kostenartenrechnung? Aufgabe der Kostenartenrechnung ist es, die Kosten einer Periode kostenartenweise zu erfassen, die Kostenhöhe festzustellen und die Kosten nach ihrer Zurechenbarkeit zu den Kostenträgern zu gliedern. 3. In einer Unternehmung werden Fahrräder produziert. Nennen Sie Beispiele für Einzel- und Gemeinkosten. − Einzelkosten Materialeinzelkosten des Ausgangsmaterials für den Rahmen (Stahl, Aluminium, Titan) sowie der Bauteile, die von außen bezogen werden, z. B. Reifen und Lichtanlagen − Gemeinkosten Abschreibung auf die Werkshalle, Miete für das Verwaltungsgebäude, Gehalt des Buchhalters, kalkulatorische Zinsen 4. Wie werden die Einzelkosten auf die Kostenträger verrechnet? Einzelkosten werden aus der Kostenartenrechnung unmittelbar in die Kostenträgerrechnung übernommen und den Kostenträgern direkt zugeordnet. 5. Wie werden die Gemeinkosten auf die Kostenträger verrechnet? Gemeinkosten werden aus der Kostenartenrechnung in die Kostenstellenrechnung übernommen und den Kostenstellen zugerechnet. Die in den Kostenstellen ausgewiesenen Kosten werden anschließend in der Kostenträgerrechnung im Verhältnis der beanspruchten Kostenstellenleistung auf die Kostenträger verrechnet. 6. Welche Zinsen gehen als kalkulatorische Zinsen in die Kostenrechnung ein? In die Kostenrechnung werden nicht die Zinsen des Fremdkapitals einbezogen, sondern die Zinsen auf das betriebsnotwendige Kapital. 5 Kostenstellenrechnung 1. Was ist ein geeignetes Instrument für die Kostenstellenrechnung? Kalkulation Betriebsergebnisrechnung Deckungsbeitragsrechnung Leistungsrechnung Betriebsabrechnungsbogen 2. Erläutern Sie den Aufbau eines Betriebsabrechnungsbogens. Der Betriebsabrechnungsbogen ist die tabellarische Übersicht über die Verteilung der Gemeinkosten auf die Kostenstellen, die innerbetriebliche Leistungsverrechnung sowie die Berechnung der Gemeinkostenzuschlagssätze. Der Aufbau eines Betriebsabrechnungsbogens kann durch die Spalten- und Zeilengliederung beschrieben werden. Die Spalten enthalten die Kostenstellen. In den ersten Zeilen werden die Gemeinkosten, die aus der Kostenartenrechnung übernommen werden, auf die Kostenstellen verrechnet. Die zweite Gruppe von Zeilen ist der innerbetrieblichen Leistungsverrechnung gewidmet. Die letzte Zeile des Betriebsabrechnungsbogens enthält die Berechnung der Gemeinkostenzuschlagssätze. 3. Welchen Zweck hat die innerbetriebliche Leistungsverrechnung? Mit der innerbetrieblichen Leistungsverrechnung wird angestrebt, die Kosten der innerbetrieblichen Leistungen bei den Kostenstellen auszuweisen, die sie verursacht haben, d. h. die innerbetrieblichen Leistungen verbraucht haben. Deshalb wer- den die liefernden Kostenstellen von den Kosten der innerbetrieblichen Leistungen entlastet, die empfangenden Kostenstellen werden mit diesen Kosten belastet. 4. Was sind Kostenstellengemeinkosten? Nennen Sie Beispiele für diese Kostenkategorie. Kostenstellengemeinkosten fallen entweder für mehrere Kostenstellen gemeinsam an oder werden für mehrere Kostenstellen gemeinsam erfasst. Kostenstellengemeinkosten können den Kostenstellen nicht direkt, sondern nur über Kostenschlüssel zugerechnet werden. Beispiele für Kostenstellengemeinkosten sind die Abschreibungen auf Gebäude, in denen mehrere Kostenstellen untergebracht sind, die Gehälter von Mitarbeitern, die für mehrere Kostenstellen tätig sind, die kalkulatorischen Zinsen, die kalkulatorischen Wagnisse und Versicherungsprämien. 5. Wie unterscheiden sich Vor- und Endkostenstellen? Vorkostenstellen erbringen ausschließlich innerbetriebliche Leistungen, während Endkostenstellen primär Absatzleistungen erstellen. Die Kosten von Vorkostenstellen werden vollständig auf andere Kostenstellen verrechnet. Nach Abschluss der innerbetrieblichen Leistungsverrechnung weisen nur die Endkostenstellen Kosten aus. 6. Welche Arten von Endkostenstellen werden unterschieden? Es werden in der Regel folgende Arten von Endkostenstellen abgegrenzt: Material-, Fertigungs-, Verwaltungs- und Vertriebsstellen. 7. Welchem Zweck dienen die Gemeinkostenzuschlagssätze, die im BAB berechnet werden? Gemeinkostenzuschlagssätze werden für die Kostenträgerrechnung zur Verrechnung der Gemeinkosten auf die Kostenträger ermittelt. 8. In einer Unternehmung, die Fahrräder produziert, sind in einer Periode die folgenden Kosten angefallen: Kostenbetrag Materialeinzelkosten 3.137.500 € Fertigungslöhne 351.210 € Gehälter 240.000 € Hilfslöhne 40.000 € Sozialkosten 48.000 € Kosten für Hilfs- und Betriebsstoffe 26.000 € Mieten 120.000 € Kalkulatorische Abschreibungen 150.000 € Kalkulatorische Zinsen 96.000 € Die Unternehmung ist in folgende Kostenstellen gegliedert: Gebäudereinigung, Reparaturwerkstatt, Materialstelle, Fertigungsstelle, Verwaltungs- / Vertriebsstelle. Die Gehälter, die Hilfslöhne und die Kosten für Hilfs- und Betriebsstoffe sind Kostenstelleneinzelkosten. Die folgende Tabelle zeigt die Gehälter, die in den einzelnen Kostenstellen verursacht worden sind. Die Hilfslöhne sind je zur Hälfte in der Gebäudereinigung und der Fertigungsstelle angefallen. Von den Kosten für die Hilfs- und Betriebsstoffe sind 2.000 € in der Gebäudereinigung, 4.000 € in der Reparaturwerkstatt und 20.000 € in der Fertigungsstelle angefallen. Die nachfolgende Tabelle informiert über die Kostenschlüssel zur Verrechnung der Kostenstellengemeinkosten auf die Kostenstellen. Gemeinkosten Kostenstelle Sozialkosten Mieten Kalkulatorische Abschreibung und Kalkulatorische Zinsen Gehälter Fläche Gebundenes Kapital Kostenschlüssel Schlüsselwerte 20.000 € 300 m2 80.000 € Gebäudereinigung 40.000 € 1.000 m2 100.000 € Reparaturwerkstatt 60.000 € 1.200 m2 20.000 € Materialstelle 60.000 € 8.500 m2 800.000 € Fertigungsstelle Verwaltungs- und Vertriebsstelle 60.000 € 1.000 m2 200.000 € Die Gebäudereinigung und die Reparaturwerkstatt erbringen für die anderen Kostenstellen Leistungen. Folgende Tabelle fasst die Daten über die Leistungsverflechtungen zusammen: Liefernde Kostenstelle Empfangende Kostenstelle Gebäudereinigung Reparaturwerkstatt 327 St. 350 Std. Gesamtleistung − − Gebäudereinigung 25 Std. − Reparaturwerkstatt 62 Std. 100 Std. Materialstelle 140 Std. 200 Std. Fertigungsstelle 100 Std. 50 Std. Verwaltungs- und Vertriebsstelle Erstellen Sie den Betriebsabrechnungsbogen in folgenden Schritten: a) Verrechnen Sie die Kostenstellengemeinkosten auf die Kostenstellen und ermitteln Sie die Summe der Gemein- kosten, die in jeder der fünf Kostenstellen angefallen ist. − Verrechnung der Sozialkosten Gebäudereinigung Reparaturwerkstatt Materialstelle Fertigungsstelle Verw./ Vertriebsstelle 4.000 € 8.000 € 12.000 € 12.000 € 12.000 € − Verrechnung der Mieten Gebäudereinigung Reparaturwerkstatt Materialstelle Fertigungsstelle Verw./ Vertriebsstelle 3.000 € 10.000 € 12.000 € 85.000 € 10.000 € − Verrechnung der kalkulatorischen Abschreibungen Gebäudereinigung Reparaturwerkstatt Materialstelle Fertigungsstelle Verw./ Vertriebsstelle 10.000 € 12.500 € 2.500 € 100.000 € 25.000 € − Verrechnung der kalkulatorischen Zinsen Gebäudereinigung Reparaturwerkstatt Materialstelle Fertigungsstelle Verw./ Vertriebsstelle 6.400 € 8.000 € 1.600 € 64.000 € 16.000 € − Gemeinkosten der Kostenstellen Gebäudereinigung Reparaturwerkstatt Materialstelle Fertigungsstelle Verw./ Vertriebsstelle 65.400 € 82.500 € 88.100 € 361.000 € 123.000 € b) Führen Sie die innerbetriebliche Leistungsverrechnung durch. Gebäudereinigung Reparaturwerkstatt Materialstelle Fertigungsstelle Verw./ Vertriebsstelle - 65.400 € 5.000 € -87.500 € 12.400 € 25.000 € 28.000 € 50.000 € 20.000 € 12.500 € c) Berechnen Sie die Gemeinkostenzuschlagssätze der Endkostenstellen. Die Kosten der Materialstelle sollen über die Materialeinzelkosten, die der Fertigungsstelle über die Fertigungslöhne und die Kosten der Verwaltungs- und Vertriebsstelle über die Herstellkosten verrechnet werden. − Gemeinkosten der Kostenstellen nach der innerbetrieblichen Leistungsverrechnung Gebäudereinigung Reparaturwerkstatt Materialstelle Fertigungsstelle Verw./ Vertriebsstelle − − 125.500 € 439.000 € 155.500 € − Gemeinkostenzuschlagssätze Materialgemeinkostenzuschlagssatz = 125.500 € 3.137.500 € · 100 = 4 % Fertigungsgemeinkostenzuschlagssatz = 439.000 € 351.210 € · 100 = 124,996 % Herstellkosten = 3.137.500 € (Materialeinzelkosten) + 125.500 € (Materialgemeinkosten) + 351.210 € (Fertigungslöhne) + 439.000 € (Fertigungsgemeinkosten) = 4.053.210 € Verwaltungs-/ Vertriebsgemeinkostenzuschlagssatz 155.500 € 4.053.210 € · 100 ≈ 3,836 % 6 Kalkulation 1. Welche Kosten können direkt auf die Kostenträger verrechnet werden? Fertigungslöhne Verwaltungskosten Selbstkosten Materialeinzelkosten Gemeinkosten 2. Welche Aufgabe hat die Kalkulation? Mit der Kalkulation werden die Kosten eines Kostenträgers ermittelt. 3. Wie unterscheiden sich die Divisions- und die Äquivalenzziffernkalkulation von der Zuschlagskalkulation? Die Zuschlagskalkulation zeichnet sich durch die getrennte Zurechnung der Einzel- und der Gemeinkosten auf die Kostenträger aus. Bei der Divisions- und Äquivalenzziffernkalkulation wird auf eine getrennte Verrechnung der Einzel- und Gemeinkosten verzichtet. 4. Kalkulieren Sie mit den in Kapitel 5, Aufgabe 8 berechneten Gemeinkostenzuschlagssätzen die Selbstkosten eines Auftrags über 120 Fahrräder des Typs „Unirad“. Für ein Fahrrad dieses Typs entstehen Materialeinzelkosten in Höhe von 550 € und Fertigungslöhne in Höhe von 85 €. Zudem entstehen für den Auftrag Verpackungs- und Transportkosten in Höhe von 1.200 €. Materialeinzelkosten 66.000,00 € + Materialgemeinkosten (4 %) 2.640,00 € + Fertigungslöhne 10.200,00 € + Fertigungsgemeinkosten (124,996 %) 12.749,59 € = Herstellkosten 91.589,59 € + Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkosten (3,836 %) 3.513,38 € + Sondereinzelkosten 1.200,00 € = Selbstkosten 96.302,97 € 5. Eine Unternehmung stellt vier verschiedene Arten von Stumpenkerzen her, die sich in der Höhe und im Durchmesser unterscheiden. Es liegen die folgenden Daten vor: Variante Produktionsmenge Höhe × Ø (in cm) A 12.000 St. 10 × 7 B 8.000 St. 20 × 7 C 20.000 St. 8 × 5 D 5.000 St. 10 × 10 Selbstkosten der Periode 102.080 € Berechnen Sie mit einer Äquivalenzziffernkalkulation die Stückselbstkosten jeder Kerzenart. − Berechnung der Äquivalenzziffern Variante Produktionsmenge Höhe × Ø (in cm) Volumen Äquivalenzziffern A 12.000 St. 10 × 7 384,85 cm3 1,0 B 8.000 St. 20 × 7 769,69 cm3 2,0 C 20.000 St. 8 × 5 157,08 cm3 0,41 D 5.000 St. 10 × 10 785,40 cm3 2,04 − Äquivalenzziffernkalkulation Variante Äquivalenzziffer Produktionsmenge Kostenidentische Menge des Einheitsproduktes Stückherstellkosten Periodenherstellkosten A 1,0 12.000 St. 12.000 St. · 1 = 12.000 St. 1,0 · 2,20 €/ St. = 2,20 €/ St. 26.400 € B 2,0 8.000 St. 8.000 St. · 2 = 16.000 St. 2,0 · 2,20 €/ St. = 4,40 €/ St. 35.200 € C 0,41 20.000 St. 20.000 St. · 0,41 = 8.200 St. 0,41 · 2,20 €/ St. = 0,902 €/ St. 18.040 € D 2,04 5.000 St. 5.000 St. · 2,04 = 10.200 St. 2,04 · 2,20 €/ St. = 4,488 €/ St. 22.440 € Kostenidentische Gesamtmenge des Einheitsproduktes 46.400 St. 102.080 € Stückherstellkosten des Einheitsproduktes = 102.080 46.400 St. = 2,20 €/ St. 7 Betriebsergebnisrechnung 1. Welche Aussagen treffen auf das Umsatzkostenverfahren zu? Die Erlöse werden korrigiert. Die Kosten werden korrigiert. Die Stückherstellkosten werden mit den Absatzmengen multipliziert. Vertriebskosten fallen nur für abgesetzte Erzeugnisse an. 2. Welche Aufgaben hat die Betriebsergebnisrechnung? Aufgabe der Betriebsergebnisrechnung ist die Bereitstellung von Informationen über den Erfolg einer Periode. 3. Wie unterscheiden sich das Gesamt- und das Umsatzkostenverfahren? Beim Gesamtkostenverfahren werden zur Ermittlung des Periodenerfolgs die nach Kostenarten gegliederten Gesamtkosten der Periode, d. h. die Kosten der produzierten Produktmengen, den um die Bestandsveränderungen und selbst erstellten Anlagen korrigierten Erlöse der Periode gegenübergestellt. Beim Umsatzkostenverfahren werden zur Ermittlung des Periodenerfolgs die Erlöse der Absatzmengen den nach Produkten gegliederten Selbstkosten der Absatzmengen gegenübergestellt. Da Vertriebskosten nur für abgesetzte Erzeugnisse anfallen und dies auch für die Verwaltungskosten angenommen wird, gehen die Verwaltungs- und Vertriebskosten in vollem Umfang in die Betriebsergebnisrechnung nach dem Umsatzkostenverfahren ein. 4. Welchen Vorteil hat das Umsatzkostenverfahren gegenüber dem Gesamtkostenverfahren? Das Umsatzkostenverfahren weist den Vorteil auf, dass sowohl die Kosten als auch die Erlöse nach Produktarten gegliedert sind, so dass Informationen über die Erfolgsbeiträge der verschiedenen Produkte für Gewinn- und Verlustquellenanalysen hergeleitet werden können. 5. In der Unternehmung aus Kapitel 5, Aufgabe 8 werden drei Typen von Fahrrädern produziert und verkauft. Für die letzte Abrechnungsperiode liegen die folgenden Daten vor. Unirad Cityrad Ausflugsrad Materialeinzelkosten 550,00 € / St. 400,00 € / St. 630,00 € / St. Fertigungslöhne 85,00 € / St. 40,00 € / St. 71,98 € / St. Produktionsmengen 650 St. 3.800 St. 2.000 St. Absatzmengen 680 St. 3.000 St. 2.200 St. Absatzpreis pro Stück 800 € / St. 630 € / St. 850 € / St. Ermitteln Sie das Betriebsergebnis nach dem Gesamtkosten- und dem Umsatzkostenverfahren. Da es sich um eine Quartalsabrechnung handelt, kann davon ausgegangen werden, dass sich die Herstellkosten der Produkte, die sich auf Lager befinden, nicht verändert haben. − Berechnung des Betriebserfolgs nach dem Gesamtkostenverfahren Unirad Cityrad Ausflugsrad Materialeinzelkosten 550,00 €/ St. 400,00 €/ St. 630,00 €/ St. + Materialgemeinkosten 22,00 €/ St. 16,00 €/ St. 25,20 €/ St. + Fertigungslöhne 85,00 €/ St. 40,00 €/ St. 71,98 €/ St. + Fertigungsgemeinkosten 106,25 €/ St. 50,00 €/ St. 89,97 €/ St. = Herstellkosten 763,25 €/ St. 506,00 €/ St. 817,15 €/ St. rungen Unirad Cityrad Ausflugsrad Wert der Bestandsveränderungen Produktionsmengen 650 St. 3.800 St. 2.000 St. Absatzmengen 680 St. 3.000 St. 2.200 St. Bestandserhöhung 800 St. 404.800,00 € Bestandsminderung 30 St. 200 St. 186.327,50 € Betriebsergebnisrechnung nach dem Gesamtkostenverfahren Kosten Erlöse Materialeinzelkosten 3.137.500,00 € Fertigungslöhne 351.210,00 € Gehälter 240.000,00 € Hilfslöhne 40.000,00 € Sozialkosten 48.000,00 € Kosten für Hilfs- und Betriebsstoffe 2 ff 6.000,00 € Mieten 120.000,00 € Kalkulatorische Abschreibungen 150.000,00 € Kalkulatorische Zinsen 96.000,00 € Herstellkosten der Bestandsminderung 186.327,50 € Betriebsgewinn 3 13.762,50 € Erlöse Unirad 544.000 € Erlöse Cityrad 1.890.000 € Erlöse Ausflugsrad 1.870.000 € Herstellkosten der Bestandserhöhung 404.800 € 4.708.800,00 € 4.708.800 € − Berechnung des Betriebserfolgs nach dem Umsatzkostenverfahren Unirad Cityrad Ausflugsrad Absatzmengen 680 St. 3.000 St. 2.200 St. Herstellkosten pro Stück 763,25 € 506,00 € 817,15 € Herstellkosten der abgesetzten Menge 519.010,00 € 1.518.000,00 € 1.797.730,00 € Betriebsergebnisrechnung nach dem Umsatzkostenverfahren Kosten Erlöse Herstellkosten Unirad 519.010,00 € Herstellkosten Cityrad 1.518.000,00 € Herstellkosten Ausflugsrad 1.797.730,00 € Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkosten 155.500,00 € Betriebsgewinn 313.760,00 € Erlöse Unirad 544.000,00 € Erlöse Cityrad 1.890.000,00 € Erlöse Ausflugsrad 1.870.000,00 € 4.304.000,00 € 4.304.000,00 € Die Differenz zwischen dem Betriebsgewinn nach dem Gesamtkostenverfahren und dem nach dem Umsatzkostenverfahren berechneten Betriebsgewinn geht auf Rundungsfehler zurück. 1 Aufgaben und Funktionen 1. Was sind Aufgaben des Controlling? Steuerung des Unternehmens Kontrolle Dokumentation und Beratung 2. Wie kann eine Controlling-Abteilung organisiert sein? Spartenorganisation Nichtregierungsorganisation Matrixorganisation Ablauforganisation Tensororganisation 3. Welche Aufgaben hat das Controlling? Kontrolle und Revision von Zielvorgaben mehr Effizienz und Effektivität höhere Innovationsfähigkeit strategische Unternehmensentwicklung 4. Welche Formen des Controlling können unterschieden werden? strategisches Controlling temporäres Controlling operatives Controlling 2 Kosten- und Leistungsrechnung 1. Was sind Teilbereiche der Kosten- und Leistungsrechnung? Kostenstellenrechnung Gewinn- und Verlustrechnung Kostenträgerzeitrechnung Kalkulation Kostenartenrechnung 2. Welche Kostenarten werden unter dem Kriterium der Verrechnung unterschieden? Fixkosten Fertigungskosten Gemeinkosten Prozesskosten 3. Was sind Kostenträger? soziale Einrichtungen Produkte und Dienstleistungen Abteilungen 4. Welches Kalkulationsverfahren wird vorwiegend in Rohstoffunternehmen mit nur einem Produkt verwendet? Zuschlagskalkulation Kuppelkalkulation Äquivalenzziffernkalkulation Divisionskalkulation 3 Kalkulation 1. Was ist eine retrograde Kalkulation? Prozesskostenrechnung Break-Even-Analyse Zielkostenrechnung Zuschlagskalkulation Äquivalenzziffernkalkulation 2. Was entspricht einer Aktivität in der Vollkostenrechnung? gar nichts Zuschlagsbasis Unterkostenstelle 3. Was sind die Verwaltungskosten in einer Bestellabteilung? leistungsmengeninduziert leistungsmengenneutral keines von beiden 4. Wie wird die Break-Even-Analyse noch bezeichnet? Gemeinkostenmanagement Activity Based Costing Gewinnschwellenanalyse Prozesswertanalyse 4 Teilkostenrechnung 1. Durch welche Kosten unterscheiden sich Deckungsbeitrag III und IV? durch erzeugnisfixe Kosten durch Kostenstellenfixkosten durch bereichsfixe Kosten durch Unternehmensfixkosten 2. Was ist ein Synonym für Fixkostendeckungsrechnung? Prozesskostenrechnung Direct Costing mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung Gewinnschwellenanalyse 3. Welche Größen liegen der Normalkostenrechnung zugrunde? Ist-Werte Planwerte Durchschnittswerte Soll-Werte 6 5 Die Investitionsrechnung 1. Was sind Ansätze in der dynamischen Investitionsrechnung? Kapitalwertmethode Amortisationsrechnung Annuitätenmethode 2. Wie sind Beispiele für Sachinvestitionen? Erweiterungsinvestitionen Rationalisierungsinvestitionen Finanzinvestitionen immaterielle Investitionen Ersatzinvestitionen 3. Welcher Ansatz der Unternehmensbewertung beruht auf dem Reproduktionswert? Ertragswertverfahren Substanzwertverfahren Mittelwertverfahren 6 Das strategische Controlling 1. Wofür steht das „s“ in der Abkürzung SWOT? Strengths Strategy Sign 2. Welcher Aspekt wird vom Lebenszyklusmodell vorwiegend berücksichtigt? Marketingaspekte Organisationsaspekte ökologische Aspekte 3. Wofür stehen die Quadranten in der BCG-Matrix? Stars, Question Marks, Wild Dogs, Slow Cats Stars, Question Marks, Poor Dogs, Cash Cows Stars, Question Marks, Poor Dogs, Money Foxes 4. Welche Determinanten beeinflussen die Marktattraktivität? Marktwachstum Marktgröße Markteintrittsbarrieren 5. Welche Perspektiven umfasst die Balanced Scorecard? Finanzperspektive Kundenperspektive Mitarbeiterperspektive 7 Das operative Controlling 1. Was ist eine andere Bezeichnung für Zero Base Budgeting? Grundbugetierung Nullbasis-Budgetierung Nullgrundlagen-Budgetierung 2. Welche Budgetformen gibt es im Zero Base Budgeting? Minimalbudget Normalbudget Standardbudget Spezialbudget 3. Wie findet der Vergleich beim Best-Practice-Benchmarking statt? zwischen Abteilungen zwischen Unternehmen derselben Branche zwischen Unternehmen aus verschiedenen Branchen zwischen Unternehmen in einem Konzern 4. Was wird mit der Gap-Analyse ermittelt? der Zielerreichungsgrad die Aufbauorganisation die Divergenz zwischen Soll- und Ist-Werten die Wettbewerbslücke der Cashflow 1 Systematik der Finanzierung 1) Sind die folgenden Aussagen richtig oder falsch? Markieren Sie bitte durch Ankreuzen, ob folgende Aussagen richtig oder falsch sind. Aussagen richtig falsch a) Zur Außenfinanzierung zählt die Beteiligungsfinanzierung. b) Zur Innenfinanzierung zählt die Finanzierung über Rückstellungen. c) Zur kurzfristigen Fremdfinanzierung gehört die Kundenanzahlung. d) Kundenanzahlungen sind Kundenkredite, die oft Finanzierungshilfen für Hersteller darstellen. e) Die Beteiligungsfinanzierung ist eine Form der Innenfinanzierung. f) Unter dem Begriff „Finanzierung“ versteht man die Beschaffung finanzieller Mittel und die Vermeidung von Auszahlungen. 2) Beschreiben und erklären Sie kurz die zwei verschiedenen Formen der „goldenen Bilanzregel“. Die goldenen Bilanzregeln lassen sich in die ‚goldene Bilanzregel im engeren Sinne‘ und in die ‚goldene Bilanzregel im weiteren Sinne‘ unterteilen. Bei ersterer soll das gesamte Anlagevermögen durch Eigenkapital oder langfristiges Fremdkapital finanziert werden, wobei die goldene Bilanzregel im weiteren Sinne sogar noch weitergeht. Hier soll nicht nur das Anlagevermögen, sondern auch das langfristige Umlaufvermögen, durch Eigenkapital oder langfristiges Fremdkapital finanziert werden. Goldene Bilanzregel im engeren Sinne: Eigenkapital (EK) + langfristiges Fremdkapital (FK) ≥ Anlagevermögen Goldene Bilanzregel im weiteren Sinne: EK + langfristiges FK ≥ Anlagevermögen + langfristiges Umlaufvermögen 2 Finanzierungsarten im Überblick 1. Sind die folgenden Aussagen richtig oder falsch? Markieren Sie durch Ankreuzen, ob folgende Aussagen richtig oder falsch sind. Aussagen richtig falsch a) Die Kreditfinanzierung ist eine Form der Innenfinanzierung. b) Zur Innenfinanzierung zählt die Subventionsfinanzierung. c) Die Selbstfinanzierung ist eine Form der Fremdfinanzierung. d) Die Beteiligungsfinanzierung zählt zur Innenfinanzierung. f) Zur Fremdfinanzierung gehört auch die Finanzierung aus Gewinnen und Rücklagen. g) Zur Fremdfinanzierung zählt man die Inanspruchnahme von Kontokorrent- und Lieferantenkrediten. h) Unter der Außenfinanzierung versteht man die Finanzierung von Objekten außerhalb des Unternehmens (z. B. Finanzierung der Kunden). i) Zur Außenfinanzierung zählt die Beteiligungsfinanzierung. j) Zur Innenfinanzierung zählt die Finanzierung über Rückstellungen. k) Zur kurzfristigen Fremdfinanzierung gehört die Kundenanzahlung. 2. Sind die folgenden Aussagen richtig oder falsch? Markieren Sie durch Ankreuzen, ob folgende Aussagen richtig oder falsch sind. richtig falsch Welche der folgenden Finanzierungsarten gehören zur Innenfinanzierung? Finanzierung aus Abschreibungen, Inanspruchnahme des Kontokorrentkredits, Finanzierung durch Einlagen der Anteilseigner, Ausgabe einer Schuldverschreibung, Gewinne thesaurieren, anstatt auszuschütten. 3. Nennen Sie bitte die Unterschiede zwischen Eigen-, Fremd- und Mezzanine Kapital in Bezug auf drei unterschiedliche Kriterien. Unterscheidung nach Eigenkapital Mezzanine- Kapital Fremdkapital Finanzierungsart: Beteiligungsfinanzierung Hybrid-Kapital Kreditfinanzierung Rechtsverhältnis: Beteiligungsverhältnis Fremdkapitalcharakter Schuldverhältnis Kapitalgeber: Stammaktionär Stiller Gesellschafter Kreditgeber Haftung für Verluste: Eigentümerstellung, Haftung mindestens in Höhe der Einlage Rangrücktritt gegenüber erstrangigem Fremdkapital Gläubigerstellung 6 Ertragsanteil: volle Teilhabe an Gewinn und Verlust feste und / oder erfolgsabhänge Verzinsungsanteile Fester Verzinsungsanspruch Verfügbarkeit: unbefristet befristet befristet Vermögensanspruch: Quotenanspruch bei Verkauf optionale Beteiligung an Wertsteigerung Rückzahlungsanspruch Unternehmensleitung: Informations-, Kontroll- und Stimmrechte Informations- und Kontrollrechte möglich Grundsätzlich ausgeschlossen steuerlicher Behandlung: Gewinn wird steuerlich voll belastet Zinsen steuerlich absetzbar Zinsen steuerlich absetzbar finanzieller Kapazität: begrenzt durch privates Vermögen orientiert sich am erwarteten Cashflow abhängig vom Rating 4. Nennen und erläutern Sie die folgenden Finanzierungsarten: Außenfinanzierung: Zufuhr von finanziellen Mitteln von außen, z. B. durch Kapitalerhöhung der Anteilseigner oder Aufnahme eines Kredits. Beteiligungsfinanzierung: Erhöhung der Kapitaleinlagen von bereits vorhandenen oder neu hinzukommenden Anteilseignern des Unternehmens. Die Anteilseigner haben folgende Rechte und Pflichten: Beteiligung sowohl am Gewinn als auch am Verlust, Anspruch der Anteilseigner am Liquidationsnettoerlös, in der Regel Mitspracherecht bei der Unternehmensleitung und unter Umständen kann eine Nachschusspflicht bestehen. Kreditfinanzierung: Es sind verschiedene Formen der Kreditfinanzierung möglich (z. B. Bankdarlehen, Gesellschafterdarlehen, Genussrechte etc.). Fremdkapitalzinsen stellen Aufwendungen in der Gewinn- und Verlustrechnung dar und vermindern den Gewinn. Kredite sind in der Regel zweckgebunden. Kredite müssen getilgt werden, in der Regel haben die Fremdkapitalgeber keinen Einfluss auf die Geschäftspolitik des kreditnehmenden Unternehmens. Innenfinanzierung: Finanzierung aus einbehaltenen Gewinnen, Finanzierung aus Abschreibungsgegenwerten, Finanzierung durch Bildung von (langfristigen) Rückstellungen, Finanzierung durch Vermögensumschichtung und Finanzierung durch Rationalisierung und Reduzierung der Außenstände. 1. a) Mit was ist ein entgangener Skonto vergleichbar? Der Skonto stellt einen Preisnachlass dar, der dem Käufer gewährt wird, wenn er innerhalb einer vereinbarten Frist bezahlt. Bei einem Lieferantenkredit entspricht der entgangene Skonto rechnerisch dem Jahreszinskostensatz des Lieferanten, denn der Skontosatz entspricht den Kosten des Kredits. Wird dieser Skonto vom Käufer nicht in Anspruch genommen, bedeutet das für den Lieferanten keine Preisreduzierung. b) Nennen Sie die wichtigsten Faktoren eines Lieferantensowie eines Kundenkredites. Ein Kundenkredit wird dem Verkäufer durch den Käufer in Form einer Anzahlung gewährt. Die Anzahlung reduziert das Risiko des Verkäufers und werden entweder nach Abschluss des Vertrags oder nach, vorher definierten, Zeitpunkten der Fertigstellung bezahlt. Hingegen wird ein Lieferantenkredit einem Käufer durch einen Verkäufer gewährt. Es wird ein Zahlungsziel und eventuell eine Skontofrist eingeraumt. Bezahlt der Käufer innerhalb der gesetzten Skontofrist, so wird der Kaufpreis um den vorher festgelegten Skontosatz, welcher einem prozentualen Preisabzug entspricht, reduziert. c) Durch welche Besonderheit zeichnet sich der Zinssatz bei einem Kontokorrentkredit aus? Nennen Sie einen wesentlichen Unterschied zwischen Kontokorrent- und Lombardkredit. Der Zinssatz bei einem Kontokorrentkredit ist ein variabler Zinssatz. Er setzt sich aus den Sollzinsen, einer Kreditprovision, einer Bereitstellungsprovision, den Kontoführungsgebühren und, bei Überschreitung der Kontokorrentkreditlinie, einer Überziehungsprovision zusammen. Der Kontokorrentkredit stellt einen Bankkredit gegen zusätzliche Kreditkosten dar, wobei der Lombardkredit die Ausreichung eines kurzfristigen Darlehns gegen Verpfändung von Gütern (materiell und immateriell) darstellt. d) Unterscheiden Sie kurz den Akzeptkredit von dem Avalkredit. Zwar haben beide Kreditarten Gemeinsamkeiten, allerdings lassen sie sich durch ein wesentliches Merkmal unterscheiden. Bei beiden Formen übernimmt die Bank zwar eine Bürgschaft für das Unternehmen und stellt somit ihre Kreditwürdigkeit zur Verfügung. Allerdings definiert sich der Akzeptkredit durch, dass die Bank die Kreditwürdigkeit als Bezieher eines Wechsels zur Verfügung stellt, wobei hingegen bei einem Avalkredit die Bank eine Bürgschaft oder Garantie bezüglich einer Verpflichtung des Unternehmens gegenüber einem Dritten bereitstellt. e) Beschreiben Sie die „Möglichkeit zur Weitergabe“ bei einem Wechsel. Gehen Sie insbesondere auf die Diskontierung ein. Ein Wechsel oder Diskontkredit enthält die unbedingte Anweisung des Wechselausstellers an den Bezogenen eine bestimmte Geldsumme an ihn oder an einen Dritten zu zahlen. Ein Wechsel kann auch weitergegeben werden. Entweder wird der Wechsel an einen Gläubiger weitergegeben, wodurch die Verbindlichkeit beglichen wird, oder der Wechsel wird bei einem Kreditinstitut diskontiert. Bei einer Diskontierung wird eine noch nicht fällige Wechselforderung von einer Bank angekauft, wobei Zinsen für die Zeit vom Ankaufstag bis zum Fälligkeitstag anfallen. f) Ein Hersteller für Bürobedarf beliefert ein kleines Warenversandhaus mit Waren im Wert von 79.000 €. Aufgrund eines finanziellen Engpasses seitens des Warenversandhauses, wird ein Zahlungsaufschub um 90 Tage in Form eines Wechsels vereinbart. Der Wechsel wird von dem Hersteller für Bürobedarf bei seiner Hausbank zum Diskont eingereicht. Einvernehmlich wird der entstehende Aufwand von dem Warenversandhaus getragen. Für 90 Tage verlangt die Hausbank 1,73 % und pauschal 0,17 % Diskontspesen. Bitte ermitteln Sie zuerst den Ausstellungsbetrag für den Wechsel und anschließend den effektiven Jahreszins des Diskontkredits. Wechselsumme 79.000,00 € 100,00 % - Diskontbetrag - 1.366,70 € 1,73 % - Diskontspesen - 134,30 € 0,17 % = Auszahlungsbetrag 77.499,00 € 98,10 % Gesamtforderung 79.000,00 € 98,10 % Wechselsumme 80.530,10 € 100,00 % Ermittlung des effektiven Jahreszinssatzes (i eff ): i eff = f Kosten der Diskontierung Kredit × 360 Tage Laufzeit × 100 e = 1.501 79.000 × 360 90 × 100 = 7,6 % g) Beschreiben Sie die unterschiedlichen Tilgungs- und Zinsverläufe für alle drei Formen der langfristigen Kreditfinanzierung. Annuitätendarlehen Ratendarlehen Endfälligkeitsdarlehen Tilgung steigende Tilgung während der Laufzeit immer gleich hohe Tilgungsraten einmalige Rückzahlung am Ende der Laufzeit Zinsen langsam sinkende Zinszahlungen schneller sinkende Zinszahlungen konstante Zinszahlungen h) Nennen und beschreiben Sie drei verschiedenen Formen einer Anleihe. I. Festzinsdarlehen: Haben über die Laufzeit einen festen Zinssatz. II. Wandelanleihendarlehen: Gewähren das zusätzliche Recht/ die Option auf Umtausch der Schuldverschreibungen auf Aktien. III. Optionsanleihen: Gewähren das zusätzliche Recht Aktien zu vorab festgelegten Bedingungen, während einer bestimmten Frist zu beziehen. IV. Zero Bonds: Beinhaltet keine laufenden Zinsen. Alle Zahlungen erfolgen am Ende der Laufzeit. V. Floating Rate Notes: Dies sind variabel verzinste Anleihen. VI. Gewinnanleihen: Besitzen einen zusätzlichen, mit einer Dividende gekoppelten, Gewinnanspruch. 2. Tilgungsformen von Darlehen Eine Bank bietet für ein Darlehen folgende Konditionen an: Nennbetrag: 100 T€ Disagio: 2 T€ Laufzeit: 8 Jahre Tilgungsfreie Jahre: 3 Jahre Nominalzinssatz: 8 % Tragen Sie aus Kundensicht für die drei bekannten Tilgungsformen die Einzahlungen (+) - und Auszahlungen (-) für jedes Jahr in die folgenden Tabellen ein: a) Ratendarlehen Jahr 01 02 03 04 05 06 07 08 Einzahlung +98 Zinsen -8 -8 8 -8 -6,4 -4,8 -3,2 -1,6 Tilgung 0 0 0 -20 -20 -20 -20 -20 Zins + Tilgung -8 -8 -8 -28 -26,4 -24,8 -23,2 -21,6 b) Festdarlehen Jahr 01 02 03 04 05 06 07 08 Einzahlung +98 Zinsen -8 -8 8 -8 -8 -8 -8 -8 Tilgung 0 0 0 0 0 0 0 -100 Zins + Tilgung -8 -8 -8 -8 -8 -8 -8 -108 c) Annuitätendarlehen Jahr 01 02 03 04 05 06 07 08 Einzahlung +98 Zinsen -8 -8 -8 -8 -6,636 -5,163 -3,573 -1,855 Tilgung -17,045 -18,409 -19,882 -21,473 -23,190 Zins + Tilgung -8 -8 -8 -25,045 -25,045 -25,045 -25,045 -25,045 Annuität = 100 € × 1,08 5 × 0,08 1,08 5 - 1 = 25,045,64 € / Jahr 08 Jahr Restschuld Annuität Zinsen Tilgung 1 100.000,00 8.000,00 0 2 100.000,00 8.000,00 0 3 100.000,00 8.000,00 0 4 100.000,00 25.045,64 8.000,00 17.045,64 5 82.954,35 25.045,64 6.636,35 18.409,29 6 64.545,06 25.045,64 5.163,61 19.882,03 7 44.663,03 25.045,64 3.573,04 21.472,60 8 23.190,43 25.045,64 1.855,23 23.189,77 3. Vergleich von Darlehensangeboten Die IM AG möchte im Januar des nächsten Geschäftsjahrs in Ihrem Werk in Karlsruhe eine neue Produktionsanlage (Anschaffungskosten = 3 Mio. €) mit einem Bankdarlehen finanzieren. Das Bankdarlehen soll nach fünf Jahren vollständig getilgt sein. Der IM AG liegen zwei Darlehensangebote vor: Angebot der Volksbank eG Abzahlungsdarlehen: Darlehensbetrag = 3.125.000 €, Auszahlung = 96 %, Nominalzinssatz = 6,5 %, Zins und Tilgung erfolgen immer am Jahresende [Hinweis: das Disagio würde die IM AG aktivieren (aktiver RAP) und über die Laufzeit gleichmäßig verteilen (abschreiben)]. Angebot der Baden Bank AG Annuitätendarlehen: Darlehensbetrag = 3.000.000 €, Auszahlung 100 %, Nominalzinssatz = 7,0 %, die Zahlung der Annuitäten erfolgt immer am Jahresende. a) Ermitteln Sie den Effektivzinssatz für das für das Abzahlungsdarlehen der Volksbank e. G. mit der Faustformel. Berechnung des Effektivzinssatzes t m = 5 + 1 2 = 3 Jahre 1 i eff = f i nom + R - A t m A = 0,065 + 1,0 - 0,96 3 0,96 × 100 = 8,16 % 3 b) Ermitteln Sie für beide Darlehen die Aufwands- und die Liquiditätsbelastungen für die gesamte Darlehenslaufzeit. Steuern sind nicht zu berücksichtigen. Nutzen Sie bitte für die Lösungen die beiden folgenden Tabellen. Abzahlungsdarlehen der Volksbank e. G. Jahr Darlehensbetrag Tilgung Zinsen Disagio Aufwand Liquiditätsbelastung 1 3.125.000 € 625.000 € 203.125 € 25.000 € 228.125 € 828.125 € 2 2.500.000 € 625.000 € 162.500 € 25.000 € 187.500 € 787.500 € 3 1.875.000 € 625.000 € 121.875 € 25.000 € 146.875 € 746.875 € 4 1.250.000 € 625.000 € 81.250 € 25.000 € 106.250 € 706.250 € 5 625.000 € 625.000 € 40.625 € 25.000 € 65.625 € 665.625 € Summe 3.125.000 € 609.375 € 125.000 € 734.375 € 3.734.375 € Annuitätendarlehen der Baden Bank AG Berechnung der Annuität Annuität = K 0 KK × KWF = 3.000.000 € × 0,07 × 1,07 3 1,07 3 - 1 = 3.000.000 € × 0,243890694 = 731.672,08 Jahr Darlehensbetrag Annuität Tilgung Zinsen Aufwand Liquiditätsbelastung 1 3.000.000,00 731.672,08 521.672,08 210.000,00 210.000,00 731.672,08 2 2.478.327,92 731.672,08 558.189,13 173.482,95 173.482,95 731.672,08 3 1.920.138,79 731.672,08 597.262,37 134.409,71 134.409,71 731.672,08 4 1.322.876,42 731.672,08 639.070,73 92.601,35 92.601,35 731.672,08 5 683.805,69 731.672,09 683.805,69 47.866,40 47.866,40 731.672,09 Summe 3.658.360,41 3.000.000,00 658.360,41 658.360,41 3.658.360,41 4. Die Formenbau KG bezieht von der Chemie AG ihre Rohstoffe. Die Rechnungsstellung erfolgt monatlich. Der Rechnungsbetrag beträgt pro Monat durchschnittlich 45.000 EUR, wobei die Zahlung innerhalb 14 Tage abzüglich 2 % Skonto bzw. innerhalb von 30 Tagen netto Kasse zu erfolgen hat. Ermitteln Sie den effektiven Zinssatz für den Fall, dass die Formenbau KG das Zahlungsziel ausnutzt, mithilfe der praxisüblichen Faustformel. Ermittlung des Jahreszinssatzes = i appr = S z - f × 360 = f 2 30 - 14 × 360 = 45 % 5. Sind die folgenden Aussagen richtig oder falsch? Markieren Sie durch Ankreuzen, ob folgende Aussagen richtig oder falsch sind. Aussagen richtig falsch a) Eine Sonderform der Anleihe ist das Schuldscheindarlehen. b) Beim Annuitätendarlehen nimmt im Zeitablauf der Zins zu und die Tilgung ab. c) Beim Ratendarlehen nimmt im Zeitablauf der Zins ab und die Tilgung zu. d) Beim Endfälligkeitsdarlehen nimmt im Zeitablauf die Tilgung ab. e) Beim Ratendarlehen kann eine Tilgungsaussetzung vereinbart werden. f) Beim Endfälligkeitsdarlehen erfolgt die Tilgung immer am Jahresende. g) Der Kontokorrentkredit ist ein kurzfristiger Kredit, kann aber durch Prolongation langfristigen Charakter haben. h) Ein Kontokorrentkredit ist im Vergleich zum Ratendarlehen in der Regel teurer. i) Beim Annuitätendarlehen bleibt während der Kreditlaufzeit die Summe aus Zinsen und Tilgungen immer gleich hoch. j) Der Effektivzinssatz eines Annuitätendarlehens mit Disagio, erhöht sich, wenn unter sonst gleichen Bedingungen die Halbjahresraten statt bisher nachträglich im Voraus fällig sind. richtig falsch k) Beim Annuitätendarlehen ist während der Gesamtlaufzeit die Summe aus Zinsen und Tilgungen in jeder Periode gleich groß. l) Beim Tilgungsdarlehen sinkt im Zeitablauf die absolute Höhe der in den Raten enthaltenen Zinszahlungen. m) Beim endfälligen Darlehen ist die mittlere Laufzeit des Darlehens identisch mit der Gesamtlaufzeit des Darlehens. n) Endfällige Darlehen wurden in der Vergangenheit oft in Verbindung mit der Ablaufleistung einer Kapitallebensversicherung getilgt. o) Beim Ratendarlehen nimmt die Gesamtrate aus Zins und Tilgung während der Kreditlaufzeit grundsätzlich progressiv ab. p) Der Effektivzinssatz eines Annuitätendarlehens erhöht sich, wenn die Bearbeitungsgebühr erhöht wird. r) Ein Avalkredit ist für einen Kunden so lange kostenlos, so lange an den Begünstigten keine Zahlung erfolgt. s) Schuldscheindarlehen und Industrieobligationen gehören zur langfristigen Fremdfinanzierung. 4 Mezzanine Finanzinstrumente 1. Was versteht man unter der „Mezzanine Finanzierung“? Die ‚Mezzanine Finanzierung‘ bezeichnet alle Finanzierungsarten, die eine Mischform aus Eigen- und Fremdkapitalfinanzierung darstellen. Außerdem ist sie der Form nach eine Außenfinanzierung. 2. Erläutern Sie je zwei Vor- und zwei Nachteile von Mezzanine-Kapital gegenüber einem traditionellen Bankdarlehen. Vorteile: Die Banken erkennen das Mezzanine-Kapital in der Regel als Eigenkapital an. Dies verbessert das von den Kreditinstituten ermittelte Haftungskapital. Durch die Nachrangigkeit des Kapitals und den weitest gehenden Verzicht auf Sicherheiten bietet Mezzanine-Kapital die Möglichkeit, weiteres Fremdkapital aufzunehmen. Nachteile: In der Regel hohe Gesamtkosten, da der Zinssatz oft zwischen 10 % und 20 % liegt. Das höhere Risiko des Kapitalgebers wird durch eine höhere Verzinsung im Vergleich zur klassischen Kreditverzinsung ausgeglichen. Mezzanine-Finanzierungsinstrumente richten sich an einen kleinen Empfängerkreis, der vor allem Unternehmen mit stabilem Cashflow und hohen Wachstumserwartungen anspricht. Für kleine Unternehmen oder Unternehmen mit geringem Kapitalbedarf ist die Finanzierung mit Mezzanine-Kapital eher ungeeignet. 1. a) Erklären Sie die unterschiedlichen Arten der Kapitalerhöhung und zwar: ordentliche Kapitalerhöhung bedingte Kapitalerhöhung genehmigte Kapitalerhöhung nominelle Kapitalerhöhung Ordentliche Kapitalerhöhung: Hierbei handelt es sich um eine ordentliche Kapitalerhöhung, d. h. es werden neue (junge) Aktien gegen Einlagen ausgegeben, um die Eigenkapitalbasis der Gesellschaft zu vergrößern. Bedingte Kapitalerhöhung: Sie ist für den Fall vorgesehen, dass die Gesellschaft zu dem Zeitpunkt der Entscheidung über die Kapitalerhöhung noch nicht genau weiß, wie viele junge Aktien überhaupt benötigt werden. In derartigen Fällen kann die Hauptversammlung eine Kapitalerhöhung beschließen, die nur so weit durchgeführt wird, wie von Umtausch- oder Bezugsrechten Gebrauch gemacht wird. Das Aktiengesetz sieht folgende Fälle vor: Gewährung von Umtausch- oder Bezugsrechten an Gläubiger von Wandelschuldverschreibungen oder Optionsanleihen, Gewährung von Umtausch- oder Bezugsrechten zur Vorbereitung von Unternehmenszusammenschlüssen sowie Gewährung von Bezugsrechten an eigene Mitarbeiter (Ausgabe von Belegschaftsaktien). Genehmigte Kapitalerhöhung: Hier genehmigt die Hauptversammlung dem Vorstand einer AG, das Grundkapital bis zu einem bestimmten Zeitpunkt zu erhöhen, ohne dass hierzu eine erneute Zustimmung der Hauptversammlung eingeholt werden muss. Die Kapitalerhöhung kann innerhalb eines Zeitraums von fünf Jahren durchgeführt werden und das genehmigte Kapital darf 50 % des bisherigen gezeichneten Kapitals nicht übersteigen. Auch eine Kapitalerhöhung in mehreren Schritten ist möglich, solange die Summe der Teilerhöhungen nicht den genehmigten Gesamtbetrag übersteigt. Nominelle Kapitalerhöhung: Das Grundkapital einer Aktiengesellschaft kann auch erhöht werden, indem Teile der Rücklagen in gezeichnetes Kapital gewandelt werden. Diesen Vorgang bezeichnet man auch als Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln. Die Bilanzsumme bleibt gleich, es findet lediglich ein Passivtausch statt, d. h. die Relation zwischen Grundkapital und offenen Rücklagen ändert sich. Die dabei ausgegebenen jungen Aktien werden als Berichtigungsaktien oder als Gratisaktien bezeichnet und den Altaktionären entsprechend ihrer Beteiligungsquote an der Gesellschaft ausgegeben, ohne dass ein Bezugspreis zu zahlen ist. b) Von welchen Faktoren ist der rechnerische Wert des Bezugsrechts abhängig? Bezugsverhältnis alter zu junger Aktien, Bezugskurs der jungen Aktien, Börsenkurs der alten Aktien und eventuell der Dividendenberechtigung der jungen Aktien. c) Ein kleines Warenversandhaus plant eine Kapitalerhöhung um 2.000.000 € auf 12.000.000 €. Der bisherige Kurs der Aktien beträgt 40 €/ Aktie und die jungen Aktien werden für 25 € / Aktie herausgegeben. Berechnen Sie das Bezugsrecht und den neuen Mittelkurs. Bezugsverhältnis = bisheriges Grundkapital Grundkapitalerhöhung = 10.000.000 € 2.000.000 € = 5 1 Bezugsrecht = Kurs alte Aktien - (Kurs neue Aktien + Dividendennachteil) Bezugsverhältnis + 1 = 40 € Aktie - ( 25 € Aktie + 0 ) 5 + 1 = 15 6 = 2,5 € / Aktie 5 Neuer Mittelkurs = Kurswert alte Aktien + Kurswert neue Aktien Anzahl Altaktien + Anzahl Jungaktien = (40 € × 5) + (25 € × 1) 5 + 1 = 37,50 € Aktie d) Nennen Sie den wesentlichen Unterschied zwischen Überschuss- und Umschichtungsfinanzierung. Nennen und erläutern Sie zusätzlich zwei Bestandteile der Überschussfinanzierung. Während die Umschichtungsfinanzierung aus sonstigen Kapitalfreisetzungen (z. B. Verkauf von Gütern) erfolgt, sind bei der Überschussfinanzierung verschiedene Formen möglich. Beispielsweise kann die Finanzierung durch Abschreibungen oder Rückstellungen erfolgen, sowie durch stille Reserven oder Gewinneinbehaltung aus versteuerten Gewinnen. Die Umschichtungsfinanzierung erfolgt also durch den Verkauf durch Gütern, und den Ankauf mit den dadurch entstanden Mitteln, wobei die Überschussfinanzierung, wie der Name schon sagt, aus entstanden Überschüssen des Jahres erfolgt. 2. Ist die folgende Aussage richtig oder falsch? Markieren Sie durch Ankreuzen, ob folgende Aussage richtig oder falsch sind. Aussage richtig falsch Der Umfang des Mittelzuflusses bei einer Neuemission von Aktien wird ausschließlich durch die Höhe des Ausgabekurses der emittierten Aktie bestimmt. 1. Sind die folgenden Aussagen richtig oder falsch? Markieren Sie durch Ankreuzen, ob folgende Aussagen richtig oder falsch sind. Aussagen richtig falsch Zur Innenfinanzierung zählt man: a) die Bildung von Rückstellungen; b) eine weitere Kapitaleinlage eines Personengesellschafters aus seinem Privatvermögen; c) die Finanzierung zusätzlicher Periodenkapazitäten aus Abschreibungsgegenwerten. 2. Zeigen Sie die Unterschiede zwischen stiller und offener Selbstfinanzierung auf. Die stille Selbstfinanzierung ist nicht aus dem Jahresabschluss g ersichtlich. Durch die Bildung stiller Reserven entstehen Kapitalreserven. Sie basieren auf einer positiven Wertdifferenz zwischen dem Wiederbeschaffungspreis und dem Buchwert. Auslöser sind Bilanzierungswahlrechte, Bewertungswahlrechte und Ermessensspielräume (Unterbewertung der Aktiva, Überbewertung der Passiva), die liquide Mittel im Unternehmen binden und dies nicht als Gewinn ausweisen. Bei der offenen Selbstfinanzierung ist die Gewinnerzielung g Voraussetzung, wobei der Gewinn einbehalten und in der Bilanz ausgewiesen, versteuert und nicht an die Gesellschafter des Unternehmens ausgeschüttet wird. Diesen Gegenwert findet man entweder als Guthaben, soweit noch keine Investitionen erfolgt sind, wieder oder als Investitionen innerhalb des Umlauf- und Anlagevermögens. 3. Die M-Metall AG möchte zur Finanzierung des Kaufs einer neuen Lackieranlage in Höhe von 36 Mio. € eine ordentliche Kapitalerhöhung durchführen. Der Kurs der M-Metall Aktie wird vor der Kapitalerhöhung mit 220 €/ Aktie notiert, der Bezugskurs der jungen Aktie beträgt 180 €/ Aktie. Das Grundkapital der M-Metal AG vor der Kapitalerhöhung betrug 3 Mio. €. Dabei ist jede Aktie mit einem Nennwert von 5 € je Aktie ausgestattet. Die Jahresdividende soll 6 € pro Aktie betragen, wobei die jungen Aktien nur zur Hälfte dividendenberechtigt sind. Ermitteln Sie den rechnerischen Kurs der M-Metall Aktie nach Durchführung der Kapitalerhöhung. Kurs nach Kapitalerhöhung: Kurs vorher - Wert des Bezugsrechts Wert des Bezugsrechts = Kurs alte Aktien - (Kurs neue Aktien + Dividendennachteil) Bezugsverhältnis + 1 = 220 € Aktie - 180 € Aktie - 3 € Aktie Bezugsverhältnis + 1 , (das Bezugsverhältnis Aktie muss noch berechnet werden) Bezugsverhältnis (BV) = Anzahl der alten Aktien Anzahl der jungen Aktien Anzahl der alten Aktien = bisheriges Grundkapital (alt) Nennwert = 3 Mio. € 5 € / Aktie = 600.000 Aktien Anzahl der neuen Aktien = Mittelzufluss Bezugskurs = 36 Mio. € 180 € / Aktie = 200.000 Aktien Bezugsverhältnis (BV) = Anzahl der alten Aktien Anzahl der jungen Aktien = 600.000 Aktien 200.000 Aktien = 3 1 Bezugsverhältnis = 3 : 1 Wert des Bezugsrechts = 220 € Aktie - 180 € Aktie - 3 € Aktie 3 + 1 = 9,25 € / Aktie Kurs nach Kapitalerhöhung = 220 € / Aktie - 9,25 € / Aktie = 210,75 € / Aktie oder K mittel = K alt × a + (K neu + DN) × n a + n = 220 € / St. × 600.000 St. + (180 € / St. + 3 € / St.) × 200.000 St. 600.000 St. + 200.000 St. = 210,75 € / St. 7 Finanzkennzahlen 1. a) Nennen Sie die direkte Formel zur Berechnung des Cashflows. Cashflow = zahlungswirksame Erträge - zahlungswirksame Aufwendungen Cashflow = Einzahlungen - Auszahlungen b) Nennen Sie jeweils zwei Verwendungszwecke des Brutto- Cashflows sowie des freien Cashflows. Verwendungszwecke Brutto-Cashflow: I. Investitionen II. Erhöhung des Nettoumlaufvermögens III. Schuldentilgungen IV. Zinszahlungen V. Gewinnausschüttungen Verwendungszwecke freier Cashflow: I. Schuldentilgungen II. Zinszahlungen II. Gewinnausschüttungen c) Was beschreibt der EBIT? Das EBIT, oder „Earnings before Interest and Taxes“ ist mit dem deutschen „operativen Ergebnis vor Zinsen und Steuern“ gleich zusetzten und bietet eine gute Vergleichsbasis für Unternehmen. d) Wie drückt sich der Unterschied der Berechnung von der Liquidität 1. und 2. Grades aus? Die Liquidität 1. Grades setzt das kurzfristige Fremdkapital lediglich ins Verhältnis zu den liquiden Mitteln, wobei die Liquidität 2. Grades einen Schritt weiter geht und das kurzfristige Fremdkapital dem gesamten monetären Umlaufvermögen, also den liquiden Mitteln und den kurzfristigen Forderungen, gegenüberstellt. e) Wie drückt sich der Unterschied der Berechnung von Deckungsgrad B und C aus? Der Deckungsgrad B setzt das Eigenkapital und das langfristige Fremdkapital in Verhältnis zum vorhandenen Anlagevermögen. Der Deckungsgrad C geht einen Schritt weiter und setzt nicht nur das Anlagevermögen, sondern auch das langfristige Umlaufvermögen dem gegenüber. f) Beschreiben Sie kurz den Leverage-Effekt und nennen Sie die Formel. Der Leverage-Effekt, oder auch Hebel-Effekt, drückt aus, dass sich die Eigenkapitalrentabilität durch die Aufnahme von zusätzlichem Fremdkapital erhöhen lässt. Allerdings gilt dieser Effekt nur, solange der Fremdkapitalzinssatz niedriger ist als die Gesamtkapitalrentabilität. EKR = GKR + (GKR - FKZ) × FK/ EK 2. Sind die folgenden Aussagen richtig oder falsch? Markieren Sie durch Ankreuzen, ob folgende Aussagen richtig oder falsch sind. Aussagen richtig falsch a) Als Leverage-Effekt bezeichnet man die Steigerung der Eigenkapitalrentabilität durch die zusätzliche Aufnahme von Fremdkapital, wobei der Fremdkapitalzinssatz niedriger sein muss als die Gesamtkapitalrentabilität. b) Als Leverage-Effekt bezeichnet man die Zunahme der Gesamtkapitalrentabilität bei zusätzlicher Aufnahme von Fremdkapital. c) Bei Verringerung der Verschuldung steigt die Eigenkapitalrentabilität, wenn der Fremdkapitalzinssatz größer als die Gesamtkapitalrentabilität ist. 8 Derivate 1. a) Wie lassen sich die Derivate unterteilen? Einfach ausgedrückt, lassen sich die Derivate in unbedingte und in bedingte Termingeschäfte unterteilen. Demgegenüber lässt sich die Kreditfinanzierung in kurzfristige und langfristige Kreditfinanzierung unterteilen. Genau genommen können die bedingten und unbedingten Termingeschäfte beide weiter in außerbörsliche und börsliche Geschäfte unterteilt werden. b) Nennen Sie mindestens drei verschiedene Basiswerte für Derivate. I. Aktien II. Zinstitel II. Indizes IV. Währungen V. Rohstoffe VI. Edelmetall VII. Waren VIII. etc. c) Erläutern Sie eine der drei Zinsoptionen. I. Zins-Cap: Beim Zins-Cap wird eine Zinsobergrenze vereinbart. Der Käufer hat also das Recht, vom Verkäufer die Zinsdifferenz aus dem vereinbarten Kapitalbetrag zu verlangen, falls der Marktzinssatz die vereinbarte Zinsobergrenze überschreiten sollte. II. Zins-Floor: Beim Zins-Floor wird eine Zinsuntergrenze vereinbart. Der Verkäufer verpflichtet sich dem Käufer gegenüber die Zinsdifferenz zu erstatten, falls der Marktzinssatz die vereinbarte Zinsuntergrenze unterschreiten sollte. III. Zins-Collars: Die Zins-Collars stellen eine Kombination aus Zins-Cap und Zins-Floor dar. Es wird eine Zinsobergrenze, eine Zinsuntergrenze sowie ein Referenzzinssatz vereinbart. Der Käufer hält das Recht, eine Ausgleichszahlung zu verlangen, wenn der Marktzins die Zinsobergrenze überschreitet, allerdings muss er eine Ausgleichszahlung leisten, wenn der Marktzins die Zinsuntergrenze unterschreitet. d) Nennen Sie drei Rechte, die ein Käufer einer Option erwirbt, sowie zwei Pflichten, die der Verkäufer einer Option innehat. I. Rechte: 1. festgelegter Gegenstand 2. festgelegte Menge 3. bestimmter Zeitraum/ Zeitpunkt 4. festgelegter Preis 5. Kauf-/ Verkaufsmöglichkeit II. Pflichten: 1. Basiswert/ Basispreis muss eingehalten werden. 2. Lieferungs- oder Kaufpflicht. e) Beschreiben Sie Erwartungshaltung, maximalen Gewinn und maximalen Verlust für zwei der Grundpositionen von Optionen. I. Long-Call: 1. Erwartungshaltung: steigender Preis des Basiswertes 2. Max. Gewinn: unbegrenzt 3. Max. Verlust: Optionsprämie II. Short-Call: 1. Erwartungshaltung: fallender Preis des Basiswertes 2. Max. Gewinn: Optionsprämie 3. Max. Verlust: unbegrenzt III. Long-Put: 1. Erwartungshaltung: sinkender Preis des Basispreises 2. Max. Gewinn: Basispreis ./ . Optionsprämie 3. Max. Verlust: Optionsprämie IV. Short-Put: 1. Erwartungshaltung: steigender Preis des Basiswertes 2. Max. Gewinn: Optionsprämie 3. Max. Verlust: Basispreis ./ . Optionsprämie f) Wodurch zeichnet sich ein Swap aus? Es wird, zwischen zwei Parteien, ein Austausch von Zahlungsströmen zu einem fest vereinbarten Zeitpunkt vereinbart. Das Ziel ist die Reduzierung bzw. Eliminierung von Zinsund/ oder Währungsrisiken. 1 Einordnung und Ziele der Personalwirtschaft 1. Welche Ziele strebt die Personalwirtschaft an? Kostenreduzierung mehr Effizienz und Effektivität höhere Innovationsfähigkeit Abbau der Personalfluktuation 2. Was beinhaltet das Personalmarketing? besserer Verkauf von Gütern optimale Positionierung auf dem Arbeitsmarkt Verbesserung der Attraktivität als Arbeitgeber 3. Was gehört zum externen Personalmarketing? Jobmessen Unternehmensbeteiligungsmodelle Bewerbertag Praktika für Studierende Diversity Management Hochschulrecruiting 2 Personalplanung 1. Welche Zeithorizonte werden bei der Personalplanung unterschieden? mittelfristig kurzfristig langfristig n 2. Was sind Beispiele für eine unternehmensbezogene Personalplanung? Personalbedarfsplanung Karriereplanung Laufbahnplanung Personalentwicklungsplanung Personaleinsatzplanung 3. Was bedeutet Zieloperationalisierung? verschiedene Operationen des Ziels konkrete Zieldefinition Auffächerung des Ziels nach messbaren Kriterien 3 Personalbeschaffung 1. Welche internen Beschaffungswege gibt es? interne Stellenausschreibung Versetzung Direct Search 2. Welche Methoden kommen in einem Assessmentcenter zum Einsatz? Gruppendiskussion psychologische Tests Postkorbübung grafologische Verfahren 4 Personaleinsatz 1. In welche Kategorien wird die Personaleinsatzplanung eingeteilt? zeitraumbezogen zeitpunktbezogen unternehmensbezogen 2. Welche Methoden gibt es bei der Personaleinführung? Patensystem Coaching Mentoring Supervision 3. Hat der Betriebsrat beim Personaleinsatz ein Mitwirkungsrecht? ja nein 4. Was sind Beispiele für Formen der Arbeitszeitflexibilisierung? Teilzeitarbeit Sabbatical Job Sharing Gleitzeit 6 5 Personalentwicklung 1. Welche Formen des Trainings werden unterschieden? Training on the job Training off the job Training around the job Training near the job 2. Was ist Coaching? eine Seminarmethode eine Form des Controlling ein Ansatz in der Psychotherapie eine konstruktive Führungskräfteentwicklung 3. Welche Kompetenzen können unterschieden werden? Führungskompetenz Fachkompetenz Sozialkompetenz Methodenkompetenz Amtskompetenz 6 Personalführung 1. Welche Management-by-Ansätze gibt es? Management by Systems Management by Turtle Management by Exception Management by Objectives 2. Was ist ein Managerial Grid? ein Raster zur Darstellung von Führungsstildimensionen ein Ansatz für mehrdimensionale Führungsstile ein Führungskennzahlensystem eine Form des Führungscontrolling 3. Was sind Charakteristika des Managments by Exception? Intervention nur in Ausnahmefällen Prinzip der Subsidiarität Delegation von Aufgaben 4. Womit können Zielvereinbarungssysteme gekoppelt werden? Arbeitszeitkonten Prämiensysteme Vergütungssysteme 7 Personalvergütung 1. Was sind Beispiele für geldwerte Vorteile? Zurverfügungstellung eines Dienstwagens Belegschaftsrabatt Provision 2. Was sind Personalbasiskosten? Gratifikationen Leistungsprämien Lohn Gehalt 3. Welche zwei Hauptkategorien gibt es bei der Arbeitsbewertung? summarisch kumulativ analytisch synthetisch 8 Personalverwaltung 1. Was sind Beispiele für die Aufgaben in der Personalverwaltung? Erfassung der Daten für die gesetzliche Krankenversicherung Verwaltung der Personalakten Erstellung von Controlling-Kennzahlen 2. Was ist ein Personalinformationssystem? ein System zur Verwaltung von Personaldaten eine Datenbank im Internet häufig ein Modul in einem Gesamtpaket 9 Personalfreisetzung 1. Welche Kündigungsgründe gibt es? betriebsbedingte Kündigung verhaltensbedingte Kündigung personenbedingte Kündigung altersbedingte Kündigung 2. Wann ist eine außerordentliche Kündigung möglich? aus schwerem Grund Sabotage häufiges Zuspätkommen häufige Erkrankung Werksspionage 3. Unter welchen Bedingungen ist eine Abmahnung möglich? genauer Zeitpunkt und Datum genaue Beschreibung des Verhaltens abmahnbares Verhalten Zeugen Abmahnung innerhalb von 2 Monaten Abmahnung innerhalb von 2 Wochen eine Gegendarstellung ist möglich eine Gegendarstellung ist nicht möglich gegen die Abmahnung kann geklagt werden 10 Personalcontrolling 1. Was bedeutet Controlling? die Kontrolle der Beschäftigten die Optimierung anhand von Kennzahlen die Analyse von Kennzahlen 2. Was bedeutet Effektivität? die Dinge richtig tun die richtigen Dinge tun 3. Ein Human-Resources-Portfolio ist ein …? Arbeitsplatzmodell ein Vergütungssystem ein Vier-Quadranten-Modell 1 Grundbegriffe des Marketings 1. Das strategische Marketing wird auch Marketing-Mix genannt. richtig falsch 2. Der Marketing-Mix besteht aus drei Feldern. richtig falsch 3. Marketing in der weiten Definition ist alles, was jemand tut, damit jemand anderes etwas tut. richtig falsch 4. Marketing meint heute nur die Unternehmensfunktion des Absatzes (Absatzwirtschaft). richtig falsch 5. Marketing richtet sich immer nur an Kunden. richtig falsch 6. Marketing-Ziele können nur quantitative Zielgrößen sein. richtig falsch 2 Strategisches Marketing 1. Bei der BCG-Portfolio-Analyse werden das reale Marktwachstum und der absolute Marktanteil betrachtet. richtig falsch 2. Bei der Differenzierungsstrategie versucht das Unternehmen, etwas Besonderes, vielleicht Einzigartiges anzubieten, das die Kunden wertschätzen. richtig falsch 3. Bei der Marktentwicklungsstrategie hat das Unternehmen das Ziel, mit den derzeitig angebotenen Produkten auf neuen Märkten Erfolg zu haben. richtig falsch 4. Fixkostendegression meint den Effekt, dass bei höherer Produktionsmenge die Fixkosten sinken. richtig falsch 5. In der BCG-Portfolio-Analyse sind Question Marks Produkte, die auf attraktiven Märkten eine starke Wettbewerbsposition haben. richtig falsch 6. Marktdurchdringung heißt, den Absatz bestehender Produkte auf bestehenden Märkten zu verstärken. richtig falsch 7. Skaleneffekte sind ein Grund, warum viele Unternehmen ihren Marktanteil erhöhen möchten. richtig falsch 3 Produkt- und Programmpolitik 1. Bei der Produktdifferenzierung besteht die Gefahr der Image-Verwässerung. richtig falsch 2. Die eigenen Mitarbeiter sind keine geeignete Quelle bei Produktinnovationen. richtig falsch 3. Ein Nutzentreiber ist eine Produkteigenschaft, die wichtig ist, weil sie beim Kunden dessen Nutzen bei der Produktnutzung stark beeinflusst. richtig falsch 4. Ein Unternehmen, das Kundenspezialist ist, hat meist eine größere Programmbreite und eine geringere Programmtiefe. richtig falsch 5. Ergänzende Dienstleistungen können vom Unternehmen nur vor dem Kauf angeboten werden. richtig falsch 6 6. Mass-Customization ist eine extreme Form der Produktvariation. richtig falsch 7. Produktvariation ist die Veränderung des Produkts im Zeitablauf bei Ersatz des bisherigen Produkts. richtig falsch 8. Wenn ein Kunde die Verpackung besonders bequem benutzen kann, spricht man von der Consequencefunktion der Verpackung. richtig falsch 4 Markenpolitik 1. Bei einer Mehrmarkenstrategie vermarktet ein Unternehmen seine bestehende Marke mit mehreren Produkten. richtig falsch 2. Die beiden einzigen Funktionen einer Marke sind Informationseffizienz und ideeller Nutzen. richtig falsch 3. Die Markenpolitik beeinflusst alle vier übrigen Bereiche des Marketing-Mixes. richtig falsch 4. Die Verpackung von Markenprodukten kann nichts zur Markenbildung beitragen. richtig falsch 5. Beim Co-Branding wird im Rahmen einer Kooperation ein Produkt mit zwei Marken gleichzeitig markiert. richtig falsch 5 Preis- und Konditionenpolitik 1. Bei Gütern, die nicht aufbewahrt werden können, ist der Konsumdruck höher, je kürzer der Zeitpunkt der Zahlung zurückliegt. richtig falsch 2. Der Preis hat als Erfolgsfaktor in den letzten Jahren an Bedeutung verloren. richtig falsch 3. Die Höhe der Preiselastizität ist auch davon abhängig, wie transport- und lagerfähig das betrachtete Produkt ist. richtig falsch 4. Die Preis- und Konditionenpolitik wird auch als Leistungspolitik bezeichnet. richtig falsch 5. Die Preiselastizität zeigt an, wie stark die Nachfrage auf Preisveränderungen reagiert. richtig falsch 6. Einzige Einflussgrößen auf die Preisfestlegung sind die Kosten und das Wertempfinden der Kunden. richtig falsch 7. Es kann sinnvoll sein, dass ein Unternehmen einen Preis anbietet, der unter der kurzfristigen Preisuntergrenze liegt. richtig falsch 8. Mittels der Penetrationsstrategie ist es möglich, die Preisbereitschaft des Kunden graduell abzuschöpfen. richtig falsch 9. Nur wenn das Produkt neu eingeführt wird, muss ein Preis festgelegt werden. richtig falsch 6 Distributionspolitik 1. Absatzhelfer erwerben Eigentum an der Ware, Absatzmittler nicht. richtig falsch 2. Bei vielen kleinen Abnehmern empfiehlt sich der direkte Absatz. richtig falsch 3. Beim exklusiven Absatz setzt ein Hersteller alle Händler ein, die festgelegte Kriterien erfüllen. richtig falsch 4. Beim Vertrieb erklärungsbedürftiger Produkte empfiehlt sich der indirekte Absatz. richtig falsch 5. Die physische Distribution kann den Absatz nicht beeinflussen. richtig falsch 6. Franchising kann wegen der hohen wirtschaftlichen Abhängigkeit auch als quasi-internes Distributionsorgan gesehen werden. richtig falsch 7. Im Rahmen der passiven Informationsaufgabe gibt ein Distributionsorgan Informationen an den Kunden. richtig falsch 7 Kommunikationspolitik 1. Bei der Push-Strategie adressiert ein Hersteller sein Marketing an Endkunden, die dann beim Händler das Produkt kaufen möchten. richtig falsch 2. Beim Product Placement wird ein direkter Kontakt zwischen dem verkaufenden Unternehmen und dem potenziellen Kunden hergestellt. richtig falsch 3. Bekanntheit und Image sollten sich immer auf die relevante Zielgruppe beziehen. richtig falsch 4. Das Instrument der Öffentlichkeitsarbeit dient der kurzfristigen Absatzsteigerung. richtig falsch 5. Das Instrument der Verkaufsförderung dient der kurzfristigen Absatzsteigerung. richtig falsch 6. Die Glaubwürdigkeit der Werbung aus Sicht der Kunden hat in den letzten Jahrzehnten abgenommen. richtig falsch 7. Die Kommunikationspolitik richtet sich nur an die Kunden des Unternehmens. richtig falsch 8. Kommunikationspolitische Maßnahmen können die Aufgabe haben, den Kunden nach dem Kauf in seiner Kaufentscheidung zu bestätigen. richtig falsch 9. Nur positive emotionale Reize können in der Werbung Aufmerksamkeit erregen. richtig falsch 1. Ein Projekt ist ein Vorhaben, das zeitlich befristet ist ständig wiederholt wird als Routineaufgabe verstanden werden kann 2. Ein typisches Modell der Organisation von Projekten stellt die Funktionale Organisation die Matrixorganisation die Stabsprojektorganisation dar 3. Nachteile der Matrixprojektorganisation sind Konflikte wegen Doppelunterstellung Herumreichen des „Schwarzen Peters“ flexibler Personaleinsatz 4. Die Projektkultur ist die Gesamtheit der in einem Projekt gültigen Werte und Normen, die über bestimmte Verhaltensmuster Denkmuster Leistungsprozesse das Entscheiden und Handeln des Projektteams prägen. 5. Positive Wirkungen der Projektkultur: gemeinsames Orientierungsmuster Wir-Gefühl Gruppendruck 6. Die Machbarkeitsstudie steht am Anfang eines Projektes bei einzelnen Meilensteinen eines Projektes am Abschluss eines Projektes 7. Das Lastenheft enthält die vom Auftraggeber eines Projektes formulierten Forderungen bezüglich der Leistungen des Auftragnehmers genannten finanziellen Belastungen zur Durchführung des Projektes fixierten Vorschläge des Kunden bezüglich der Merkmale des Projektes 8. Die Projektablaufplanung befasst sich mit der Planung der Termine der Kosten der Anforderungen an die Ressourcen 9. Das Nachforderungsmanagement (claim management) umfasst die Überwachung der Verträge in Bezug auf die erbrachten Leistungen die Beschreibung der einzelnen Meilensteine die Bemessung der Entschädigung für Vertragsverletzungen 10. Die Arbeitsaufwandsplanung lässt sich mit Hilfe folgender Planungstechniken unterstützen: Balkenpläne Netzpläne Multiplikatormethode 11. Die Prozesskostenrechnung eignet sich insbesondere zur verursachungsgerechten Zurechnung der indirekten Leistungsbereiche zur Ermittlung der Preisuntergrenze für ein Projekt 12. Die Earned Value Technik eignet sich insbesondere für die Terminkontrolle ermöglicht ein Bild vom aktuellen Stand eines Projektes 13. Projektstrukturpläne lassen sich bilden durch eine funktionsorientierte Gliederung eine objektorientierte Gliederung eine kostenorientierte Gliederung 14. Quality Gates stellen Meilensteine der Erreichung bestimmter Qualitätsanforderungen im Rahmen des Projektverlaufs dar Voraussetzungen für die Fortsetzung der Realisation eines Projektplanes dar 15. Das Management durch Projekte befasst sich mit der Planung und Realisation eines einzelnen Projektes mit der Auswahl der „richtigen“ Projekte 16. Ein Balkenplan ist die graphische Darstellung von Terminen und Dauern für die einzelnen Arbeitspakete der Kostenentwicklung im Rahmen eines Projektverlaufes 17. Die Kosten von Projekten fallen i. d. R. deshalb höher aus als geplant, weil zur Durchsetzung eines Projektvorhabens bei den Entscheidungsträgern von idealen Bedingungen ausgegangen wird im Laufe des Projektvollzugs ständig neue Ideen vorgebracht werden keine geeigneten Methoden der Projektkontrolle zur Verfügung stehen 18. Ein Projektcontroller nimmt folgende Aufgaben wahr: die Planung und Kontrolle von Kosten die Zusammenstellung des Projektteams die Beschaffung und Aufbereitung von Informationen für die Projektleitung 19. Die Portfolio-Analyse ist eine Methode zur Optimierung der Multiprojektplanung Überwachung des Projektfortschrittes 20. Ein projektorientiertes Unternehmen zeichnet sich dadurch aus, dass das Projektmanagement in die Entwicklung des gesamten Unternehmens integriert ist. nimmt nur dann Projekte in Angriff, wenn eine Ausnahmesituation zu bewältigen ist 1 Was ist Mikroökonomie 1. Welcher Disziplin wird die Mikroökonomie zugerechnet? Betriebswirtschaftslehre Volkswirtschaftslehre 2. Womit beschäftigt sich die Mikroökonomie nicht? Nachfrager (= Konsumenten) Anbieter (= Unternehmen) Wechselkurse Märkte Preise 2 Grundlegende Begriffe 1. Welche beiden Akteure stehen in der Mikroökonomie im Mittelpunkt? Wirtschaftspolitiker Haushalte Zentralbanken Unternehmen 2. Ergänzen Sie die Sätze: befriedigen die Bedürfnisse der Haushalte. Diese werden von produziert. 3. Welche Aussage ist falsch? Die Menge an Geldeinheiten, die ein Haushalt für ein Gut bereit ist zu bezahlen, entspricht dem Preis eines Gutes. Der Preis eines Gutes ergibt sich aus dem Kräftespiel zwischen Angebot und Nachfrage. Durch Geldeinheiten kann ein Preis ausgedrückt werden. 4. Was ist kein homogenes Gut? Strom Stammaktien eines Unternehmens Smartphones 5. Ergänzen Sie den Satz: Ein Gut liegt nicht in so großer Menge vor, dass jeder sein Bedürfnis danach in beliebigem Ausmaß stillen kann. Güter Unternehmen knappes Haushalt 3 Haushaltstheorie 1. Womit beschäftigt sich die Haushaltstheorie primär? Produktion Konsum 2. Ein Haushalt kauft Brot und Butter. Wie kann man diese beiden Produkte in der Haushaltstheorie nennen? Güterbündel Güter-Mix Güterkonsum 3. Vervollständigen Sie den Satz zu dem folgenden Gesetz aus der Nutzentheorie: a) Der eines Gutes wird mit zunehmenden Konsum dieses Gutes geringer. b) Fällt ihnen dazu ein Beispiel aus Ihrem Alltag ein? Zum Beispiel: Der Nutzen des ersten Stifts in Ihrem Mäppchen ist hoch, der Nutzen des 10 Stifts hingegen geringer. 4. Nehmen Sie an, Sie haben 500 Euro pro Monat zur Verfügung. Was stellen diese 500 Euro für Sie mikroökonomisch gesehen dar? die Konsumquote die Sparquote eine Budgetrestriktion Grenznutzen 5. Im optimalen Konsumpunkt berühren sich zwei Kurven, welche? Und: Zeichnen Sie die Kurven auch in das Diagramm ein und benennen Sie die beiden Achsen. die Budgetgerade und die Indifferenzkurve zwei Budgetgeraden die Budgetgerade und die Isoquante Menge Gut 1 Menge Gut 2 Indifferenzkurve Budgetgerade optimaler K onsumpunkt 0 ● 6. Sie kaufen jeden Monat drei Tafeln Schokolade. Der Schokoladenpreis steigt pro Tafel um 5 Cent. Sie kaufen in den folgenden Monaten nur noch zwei Tafeln. Welche Kennzahl aus der Mikroökonomie bildet einen solchen Preis- Mengen-Zusammenhang ab? die Preiselastizität die Einkommenselastizität 6 4 Produktionstheorie 1. Ergänzen Sie den Satz: Die Produktionstheorie analysiert unter anderem den Zusammenhang zwischen und . 2. Nennen Sie drei wichtige Produktionsfaktoren aus der Produktionstheorie? , und . 3. Welche drei Produktionsfunktionen sollten Sie kennen? , und Produktionsfunktion 4. Was ist eine Isoquante? alle Kombinationen von Inputmengen, die den gleichen Output erzeugen sie entspricht der Minimalkostenkombination der Produktionsfaktoren 5. Was entspricht der Steigung der Isoquante? sie entspricht dem Verhältnis von Input zu Output sie entspricht der Grenzrate der Substitution die Steigung einer Isoquante liegt stets bei 1 Input Arbeit neoklassische Kapital limitationale Boden ertragsgesetzliche Output 5 Kostentheorie 1. Was sind Fixkosten? sie fallen unabhängig von der produzierten Menge an sie fallen abhängig von der produzierten Menge an 2. Was bildet eine Isokostengerade ab? sie bildet die variablen Kosten ab die Kosten, die unabhängig von der produzierten Menge anfallen die Kombinationen von Produktionsfaktoren, die die gleichen Gesamtkosten verursachen die Kombinationen von Produktionsfaktoren, die den gleichen Output erzielen 3. Was besagt die Minimalkostenkombination? Und: Benennen Sie die Achsen des unten stehenden Diagramms und zeichnen Sie eine Minimalkostenkombination ein. sie zeigt die Produktionsmenge auf, bei der die Kosten der Inputfaktoren am niedrigsten sind sie ist die Kombination von Inputfaktoren, die eine bestimmte Produktionsmenge zu den niedrigsten Kosten anbietet Menge Faktor 1 Menge Faktor 2 0 Isoquante ● Isokostengerade Minimalkostenkombination 4. Wann erreicht ein Unternehmen die gewinnmaximale Ausbringungsmenge? sie liegt vor, wenn die Durchschnittskosten am niedrigsten sind wenn der am Markt erzielte Preis den Grenzkosten der Produktion entspricht; die Grenzkosten sind dabei die Kosten, die anfallen, wenn eine zusätzliche Einheit produziert wird sie ist immer dann erreicht, wenn eine Minimalkostenkombination vorliegt 5. Welcher Zusammenhang gilt bei einer neoklassischen Angebotskurve? wenn der Preis eines Gutes hoch ist, dann ist auch das Angebot hoch wenn der Preis eines Gutes hoch ist, dann sinkt das Angebot wenn der Preis eines Gutes niedrig ist, dann steigt das Angebot 6 Konsumenten- und Produzentenrente 1. Stellen Sie sich vor, Sie möchten sich ein Smartphone eines bestimmten Herstellers kaufen. Wann realisieren Sie eine Konsumentenrente? wenn der Preis des Smartphones niedriger ist, als ihre maximale Zahlungsbereitschaft wenn der Preis des Smartphones höher ist, als ihre maximale Zahlungsbereitschaft wenn der Preis des Smartphones genau Ihrer Zahlungsbereitschaft entspricht 2. Ein Unternehmen stellt eine Kaffeemaschine her und möchte diese Kaffeemaschine für mindestens 20 Euro verkaufen. Wann realisiert das Unternehmen keine Produzentenrente? wenn die Kaffeemaschine für 25 Euro verkauft wird wenn die Kaffeemaschine für 22 Euro verkauft wird wenn die Kaffeemaschine für 20 Euro verkauft wird 3. Was ist korrekt? Wohlfahrt = Konsumentenrente + Produzentenrente. Wohlfahrt = Konsumentenrente - Produzentenrente Wohlfahrt = Produzentenrente - Konsumentenrente 4. Benennen Sie im folgenden Diagramm die Achsen und zeichnen Sie dort beispielhaft eine Angebots- und Nachfragekurve sowie die Konsumenten- und Produzentenrente ein? 0 Preis Gut 1 Menge Gut 1 Angebotskurve Nachfragekurve Gleichgewichtspreis Produzentenrente Konsumentenrente 5. Durch welche Strategie kann der Hersteller von Kaffeemaschinen Konsumentenrente abschöpfen? indem er die Kaffeemaschine in einer simplen und in einer Premiumversion (mit weiteren Produkteigenschaften) zu unterschiedlichen Preisen anbietet indem er die baugleiche Kaffeemaschinen in unterschiedlichen Farben zu unterschiedlichen Preisen anbietet (bei gleichen Herstellkosten) 7 Preisbildung auf Märkten 1. Ergänzen Sie den Satz: Wenn Angebot und Nachfrage übereinstimmen, dann ist der Markt im . 2. Welche Bedingung ist bei vollständiger Konkurrenz nicht erfüllt? es wird ein homogenes Gut gehandelt es herrscht vollkommene Markttransparenz es gibt viele Anbieter und viele Nachfrager die Anbieter sind Preisanpasser es gibt keine Markteintritts- und Marktaustrittsbarrieren der Preis ist vollkommen flexibel 3. Benennen Sie die beiden Achsen und leiten Sie mit Hilfe einer Angebots- und Nachfragekurve einen Gleichgewichtspreis her. Zeigen Sie auch auf, wie sich der Gleichgewichtspreis bei einem Nachfrageüberhang entwickelt. Preis Gut 1 Menge Gut 1 Angebotskurve Nachfragekurve alt ursprünglicher Gleichgewichtspreis neuer Gleichgewichtspreis Nachfrageüberhang Nachfragekurve neu 0 Gleichgewicht 4. Was zeichnet ein Monopol aus? es gibt nur einen Anbieter und viele Nachfrager es gibt nur einen Nachfrager es gibt nur einen Anbieter und einen Nachfrager 5. Wie entwickeln sich Preise in einem Monopol - im Vergleich zur vollständigen Konkurrenz? es wird mehr von einem Produkt angeboten und der Preis ist höher als bei vollständiger Konkurrenz es wird weniger von einem Produkt angeboten und der Preis ist niedriger als bei vollständiger Konkurrenz es wird weniger von einem Produkt angeboten und der Preis ist höher als bei vollständiger Konkurrenz 8 Marktversagen 1. Ergänzen Sie den Satz: Von Marktversagen wird gesprochen, wenn die marktmäßig Koordination zu einem Ergebnis führt, das von dem Ergebnis auf einem Markt mit abweicht. 2. Was ist kein negativer externer Effekt? Umweltverschmutzung durch Straßenverkehr Überfischung der Weltmeere Impfpflicht 3. Was passiert auf einem Markt, wenn ein Unternehmen steigende Skalenerträge realisiert? andere Unternehmen mit geringerer Größe werden vom Markt verdrängt der Gleichgewichtspreis auf dem Markt sinkt die Nachfrage nimmt zu und deswegen steigen die Preise 4. Welche Aussage ist falsch: ein öffentliches Gut zeichnet sich durch Nichtrivalität im Konsum und Nichtausschließbarkeit aus bei Kluggütern werden einige Nutzer bewusst ausgeschlossen bei Allmendegütern liegt eine Rivalität im Konsum vor, einige Nutzer können ausgeschlossen werden bei einem privaten Gut liegt Ausschließbarkeit und Rivalität im Konsum vor vollständiger Konkurrenz 5. Was besagt die adverse Selektion? durch bestehende Informationsasymmetrien werden Güter mit höhere Qualität von Gütern mit geringerer Qualität verdrängt Güter mit hoher Qualität verdrängen Güter mit geringerer Qualität 9 Markteingriffe 1. Was ist kein Markteingriff? Steuern Subventionen Höchstpreise Preisdifferenzierung 2. Wie wirkt eine Mengensteuer auf die Konsumentenrente? sie reduziert die Konsumentenrente sie steigert die Konsumentenrente eine Mengensteuer beeinträchtigt die Konsumentenrente nicht 3. Ergänzen Sie die beiden Sätze: Subventionen wirken auf Unternehmen wie eine zusätzliche . Werden Subventionen für ein Produkt an Unternehmen gezahlt, dann wird eine Menge am Markt gehandelt. 4. Was kann sich bei staatlich festgesetzten Höchstpreisen bei Wohnungen nicht ergeben? Schwarzmärkte Bestechungen mehr neu gebaute Wohnungen 5. Wozu führen Markteingriffe in der Regel, d. h. im Fall der vollständigen Konkurrenz? zu Wohlfahrtsgewinnen zu Wohlfahrtsverlusten zu einer unveränderten Wohlfahrtssituation Einnahme höhere 1 Grundlegende Begriffe 1. Welcher der genannten Märkte ist nicht Gegenstand der Makroökonomie? Gütermarkt Geldmarkt Monopolmarkt Arbeitsmarkt Devisenmarkt 2. Welche Sektoren sind für die Makroökonomie relevant? 3. Was ist das Volkseinkommen? die Summe aller Einkünfte der inländischen privaten Haushalte die Summe der gesamten Wertschöpfung der Inländer (Inlandsprodukt) die Summe aller inländischen Unternehmensgewinne 4. Was ist keine reale, sondern eine nominale Größe? Konsum einer Volkswirtschaft Importe einer Volkswirtschaft Preisniveau Bruttoinlandsprodukt Haushaltssektor Unternehmenssektor Staat Ausland 5. Ergänzen Sie den Satz: In der Makroökonomie wird zwischen endogenen und exogenen Größen unterschieden: Endogene Größen werden durch erklärt. Exogene Größen sind hingegen . unabhängig von dem Modell vorgegeben oder das Modell 2 Der Gütermarkt 1. Zur Bestimmung eines Gütermarktgleichgewichts müssen Sie eine der genannten Größen nicht kennen, welche ist das? das realisierte Inlandsprodukt (Y) das Preisniveau (P) das gesamtwirtschaftliche Güterangebot (Y s YY ) die gesamtwirtschaftliche Güternachfrage (Y d YY ) 2. Wie kann der Investitionsmultiplikator mathematisch dargestellt werden? 3. Welche wichtig Beziehung besteht zwischen Investitionen der Unternehmen und Sparen der Haushalte? 4. Welche Bedingung muss gelten, damit Unternehmen investieren? erwartete Rendite einer Investition > Zinsatz (i) erwartete Rendite einer Investition = Zinssatz (i) erwartete Rendite einer Investition < Zinsatz (i) 5. Ergänzen Sie die folgenden Sätze: In einem Zinssatz-Volkseinkommen-Diagramm (i-Y-Diagramm) lassen sich alle Kombinationen darstellen, die zu einem führen. Diese IS-Gerade hat einen Verlauf. IS steht hier für die Bedingung g . 1 (1 - c) Investitionen = Sparen bzw. I = S Gütermarktgleichgewicht fallenden Investitionen Sparen gleich 6. Benennen Sie die Achsen und zeichnen Sie eine IS-Kurve ein: i Y IS 3 Der Geldmarkt 1. Was beeinflusst nicht die Geldnachfrage? Transaktionskasse (L T LL ) Spekulationskasse (L S ) Investitionskasse (L I ) 2. Welche Situation liegt einer Liquiditätsfalle zugrunde? der Zinssatz entspricht der Zinsuntergrenze und die Wertpapierkurse sind so hoch, dass kein Wirtschaftssubjekt bereit ist, einen höheren Wertpapierkurs zu bezahlen der Zinssatz entspricht der Zinsobergrenze und die Wertpapierkurse sind so hoch, dass kein Wirtschaftssubjekt bereit ist, einen höheren Wertpapierkurs zu bezahlen der Zinssatz entspricht der Zinsuntergrenze und die Wertpapierkurse sind so niedrig, dass kein Wirtschaftssubjekt bereit ist, in Wertpapiere zu investieren 3. Welche Bedingung gilt auf den Punkten der LM-Kurve? Transaktionskasse = Spekulationskasse Geldangebot = Geldnachfrage Spekulationskasse + Transaktionskasse = Geldnachfrage 7 4. Benennen Sie die Achsen und zeichnen Sie eine LM-Kurve mit „Liquiditätsfalle“ und „klassischem Bereich“ ein: Y 0 i u Angebotsüberschuss LM-Kurve i Nachfrageüberhang klassischer Bereich Liquiditätsfalle a b 5. Was passiert mit der LM-Kurve, wenn die Zentralbank die Geldmenge senkt? sie verschiebt sich nach rechts sie verschiebt sich nach links sie bleibt unverändert 4 Geschlossene Volkswirtschaft mit konstantem Preisniveau (IS-LM-Modell) 1. Was ergibt sich aus dem Schnittpunkt zwischen IS- und LM-Kurve? die Kombination aus gleichgewichtigem Preisniveau und gleichgewichtigem Zinssatz die Kombination aus gleichgewichtigem Volkseinkommen und gleichgewichtigem Zinssatz die Kombination aus gleichgewichtigem Preisniveau und gleichgewichtigem Volkseinkommen 2. Wie wirkt eine expansive Geldpolitik auf den Zinssatz? er bleibt unverändert er steigt an er sinkt 3. Ist es möglich, dass eine expansive Geldpolitik zu keiner Veränderung des Volkseinkommens führt? ja, wenn sich eine Volkswirtschaft in der Liquiditätsfalle befindet nein, eine Erhöhung der Geldmenge geht zwangsläufig mit einem höheren Volkseinkommen einher 4. Wie verhalten sich Unternehmen in einer Investitionsfalle? sie investieren nicht, weil die Zinsen zu hoch sind bzw. die Geldmengte zu niedrig sie investieren auch bei sinkenden Zinsen nicht, weil sie extrem pessimistische Zukunftserwartungen haben 5. Was passiert bei einer expansiven Fiskalpolitik? der Staat tritt als Nachfrager auf, die IS-Kurve verschiebt sich nach rechts, Zinsen und Volkseinkommen steigen der Staat tritt als Nachfrager auf, die IS-Kurve verschiebt sich nach links, Zinsen sinken und das Volkseinkommen steigt der Staats tritt als Anbieter auf, die IS-Kurve verschiebt sich nach links und die Zinsen und das Volkseinkommen sinken 6. Ergänzen Sie den Satz: Eine zinsinduzierte Verringerung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage infolge einer expansiven Fiskalpolitik wird auch -Effekt genannt. Crowding-out 5 Devisenmarkt, Wechselkurs und Außenbeitrag 1. Was ist aus Sicht eines Deutschen keine Devise? US-Dollar Pfund Euro Franken 2. Wann fragen Deutsche keine US-Dollar nach? wenn sie Güter aus den USA importieren wenn sie Güter in die USA exportieren wenn sie amerikanische Wertpapiere kaufen 3. Benennen Sie die Achsen und bestimmen Sie einen gleichgewichtigen Euro-Dollar-Wechselkurs. Wechselkurs (Euro pro $) Dollar-Menge ($) 0 $-Angebot = EX + K IM $ * $-Nachfrage = IM + K EX Gleichgewichtswechselkurs Q * 4. Was ist eine Zahlungsbilanz? sie erfasst sämtliche ökonomische Transaktionen zwischen inländischen und ausländischen Wirtschaftseinheiten sie erfasst Zahlungen vom Inland ins Ausland sie erfasst nur Kapitalimporte und -exporte 5. Ergänzen Sie die folgende Formel, die eine ausgeglichen Zahlungsbilanz charakterisiert: (EX = Exporte, IM = Importe, K IM KK = Kapitalimporte, K EX KK = Kapitalexporte, GDB Ver = Gold- und Devisenbestand Verringerung, r GDB Er = Gold- und Devisenbestand Erhöhung) r + K IM + GDB Ver = + K EX + GDB Erh 6. Was wird unter Normalreaktion der Handelsbilanz verstanden? bei Abwertung der heimischen Währung steigt der Export, dies führt zu einem verbesserten Handelsbilanzsaldo bei Aufwertung der heimischen Währung steigt der Export, dies führt zu einem verbesserten Handelsbilanzsaldo bei Abwertung der heimischen Währung steigt der Export, dies führt zu einem verschlechterten Handelsbilanzsaldo EX IM 6 Offene Volkswirtschaft mit konstantem Preisniveau (IS-LM-Z-Modell) 1. Welche Gleichung gilt bei offenen Volkswirtschaften? (Y = Volkseinkommen, C = Konsum, I = Investition, G = Staatsnachfrage, EX = Exporte, IM = Importe) Y = C + I + G + (EX - IM) Y = C + I + G + (IM - EX) Y = C + I + G - (EX - IM) 2. Ergänzen Sie den Satz: Ein gesamtwirtschaftliches makroökonomisches Gleichgewicht muss bei einer offenen Volkswirtschaft auch ein -gleichgewicht erreichen. 3. Benennen Sie die Achsen und zeichnen Sie ein gesamtwirtschaftliches makroökonomisches Gleichgewicht mit IS-, LM- und Z-Kurve ein. Wann verschieben sich diese drei Kurven in welche Richtung? Devisenmarkt 4. Welche Aussage ist falsch? bei festen Wechselkursen ist eine expansive Geldpolitik keine positiven Effekte - sie ist unwirksam bei flexiblen Wechselkursen führt eine expansive Geldpolitik zu einer Abwertung der heimischen Währung (Aufwertung der ausländischen Währung) und einer Zunahme der Exporte bei festen Wechselkursen führt eine expansive Geldpolitik zu einer Senkung der Importe und damit zu einer Verbesserung des Außenbeitrags 7 Der Arbeitsmarkt 1. Benennen Sie die Achsen und zeichnen eine Arbeitsangebots- und Nachfragekurve ein. Zeigen Sie wo der gleichgewichtige Lohn liegt und wie Arbeitslosigkeit entsteht. Die Arbeitsnachfragekurve entspricht dem des Faktors Arbeit. 3. Wozu können bestehende Tariflöhne führen? bei sinkender Arbeitsnachfrage aufgrund der nach unten starren Löhne zu Arbeitslosigkeit bei steigender Arbeitsnachfrage aufgrund der nach unten starren Löhne zu Arbeitslosigkeit bei konstanter Arbeitsnachfrage zu sinkenden Löhnen Wertgrenzprodukt 4. Wie stellt sich ein Sperrklinken-Effekt grafisch dar? die gesamtwirtschaftliche Güterangebotskurve verläuft parallel zur Preis-Achse die gesamtwirtschaftliche Güterangebotskurve verläuft parallel zur Preis-Achse, macht dann aber einen Knick auf Höhe des einmal erreichten Preisniveaus die gesamtwirtschaftliche Güterangebotskurve verläuft parallel zur Mengen-Achse 8 Geschlossene Volkswirtschaft mit 1. Was besagt der Keynes-Effekt? eine Preisniveauänderung wirkt nur indirekt über Zinsänderungen und die daraus resultierenden Änderungen der Investitionsnachfrage auf die gesamtwirtschaftliche Güternachfrage eine Preisniveauänderung wirkt nur direkt auf die gesamtwirtschaftliche Güternachfrage eine Preisniveauänderung wirkt nur indirekt über die Reallöhne auf die gesamtwirtschaftliche Güternachfrage 2. Wann wird nicht von einem Nachfragedefekt gesprochen? wenn sich eine Volkswirtschaft in einer Liquiditätsfalle befindet wenn sich eine Volkswirtschaft in einer Investitionsfalle befindet wenn die Löhne aufgrund von Tariflöhnen nach unten starr sind 3. Wie wirkt expansive Geld- und Fiskalpolitik bei flexiblen Lohnsätzen ohne Nachfragedefekte? sie kann das Volkseinkommen und die Beschäftigung steigern sie hat keine Auswirkungen auf Volkseinkommen und Beschäftigung sie senkt das Volkseinkommen und die Beschäftigung 4. Mit welcher Maßnahme kann bei starren Löhnen das Volkseinkommen und die Beschäftigung eher gesteigert werden? durch eine expansive Fiskalpolitik durch eine expansive Geldpolitik nur durch eine Kombination aus expansiver Fiskal- und Geldpolitik 2 Reale Außenwirtschaftstheorie 1. Womit beschäftigt sich die reale Außenwirtschaft primär? mit dem Austausch von Gütern zwischen (zwei) Ländern mit der Entwicklung von Wechselkursen mit den Auswirkungen von Importen / Exporten auf den Wechselkurs 2. Was ist ausschlaggebend für Außenhandel? absolute Preisvorteile relative Preisverhältnisse 3. Was ist keine Ursache für relative Preisvorteile zwischen zwei Ländern? Produktivitätsunterschiede zwischen zwei Ländern unterschiedliche Faktorausstattungen zwischen zwei Ländern unterschiedliche Nachfrageverhältnisse identischer Produktivität und Faktorausstattung in zwei Ländern 4. Ergänzen Sie den Satz: Durch Außenhandel erhöht sich die aller beteiligten Volkswirtschaften, in dem Sinne, dass die zur Verfügung stehenden Gütermengen sind als ohne Außenhandel. 5. Was bildet eine Transformationskurve ab? die Gesamtheit aller möglichen herstellbaren Güterkombinationen alle Güterbündel, die für die Gesellschaft den gleichen Nutzen stiften Wohlfahrt größer 3 Wechselkurstheorie 1. Welcher Markt wird im Rahmen der Wechselkurstheorie untersucht? Devisenmarkt Gütermarkt Weltmarkt 2. Welche Währung ist aus Sicht eines Deutschen keine Devise? Dollar Franken Euro Yen 3. Bestimmen Sie beispielhaft den gleichgewichtigen Wechselkurs zwischen Euro und Dollar zeichnerisch in folgendem Diagramm. Benennen Sie auch die Achsen des Diagramms. Wechselkurs (Euro pro $) Dollar-Menge ($) 0 Gleichgewichtswechselkurs $-Angebot = EX + K IM $-Nachfrage = IM + K EX $* 4. Nennen Sie drei Wechselkurstheorien. 5. Nehmen Sie an, eine Tonne Stahl kostet in Deutschland 100 Euro und in den USA 125 US-Dollar. Können Sie auf Basis dieser Zahlen einen Wechselkurs bestimmen? Welche der drei oben genannten Theorien hilft Ihnen dabei? Wechselkurs: Dollar pro Euro Theorie: Kaufkraftparitätentheorie Zinsparitätentheorie Keynesianische Wechselkurstheorie Wechselkursparitätentheorie 1 25 4 Monetäre Außenwirtschaftstheorie 1. Was erfasst eine Zahlungsbilanz? alle ökonomischen Transaktionen zwischen inländischen und ausländischen Wirtschaftseinheiten innerhalb eines Jahres ausschließlich die Kapitalströme zwischen inländischen und ausländischen Wirtschaftseinheiten innerhalb eines Jahres ausschließlich die Warenströme zwischen inländischen und ausländischen Wirtschaftseinheiten innerhalb eines Jahres 2. Welche Bilanz ist keine Teilbilanz der Zahlungsbilanz? Leistungsbilanz Kapitalbilanz Transferbilanz Gold- und Devisenbilanz 3. Was wird nicht auf der Aktivseite einer Zahlungsbilanz erfasst? Export von Gütern Verkauf von Wertpapieren ins Ausland Import von Gütern Schuldenaufnahme im Ausland 4. Welche Folge hat es für die deutsche Automobilindustrie, wenn der Euro im Vergleich zum Dollar an Wert verliert (Euro-Abwertung)? es werden in den USA mehr deutsche Autos verkauft es werden in den USA weniger deutsche Autos verkauft 5. Auf welchen Überlegungen basiert das Mundell-Flemming- Modell? auf keynesianischen Überlegungen auf neoklassischen Überlegungen auf klassischen Überlegungen 7 5 Globale Leistungsbilanzungleichgewichte 1. Welche Positionen sind die größten in der deutschen Leistungsbilanz? Dienstleistungsimporte und -exporte Kapitalimporte und -exporte Warenimporte und -exporte laufende Übertragungen 2. Welcher ökonomische Zusammenhang ist nicht korrekt? (Y = produzierte Menge an Gütern und Dienstleistungen in einer Volkswirtschaft in einem Jahr, IM = Importe, EX = Exporte, I = Investitionen, G = Staatsverbrauch) Y = C + I + G + (EX - IM) Y + IM = C + I + G + EX Y - (C + I + G) = (IM - EX) 3. Welche drei Länder haben gegenwärtig ein Leistungsbilanzdefizit? Deutschland Kolumbien USA China Marokko 4. Welche Folge kann ein über Jahre wachsendes Leistungsbilanzdefizit im Inland haben? steigende Arbeitslosigkeit Zufluss an Devisenbeständen Aufwertung der eigenen Währung 5. Ergänzen Sie die Sätze: Bei flexiblen Wechselkursen wird ein Leistungsbilanzungleichgewicht durch den ausgeglichen. Und: Bei festen Wechselkursen wird ein Leistungsbilanzungleichgewicht durch die ausgeglichen. Wechselkurs Preise 1. Welche Vorteile birgt ein flexibler Wechselkurs für ein kleines Land mit geringer Produktivität? es kann durch Aufwertung der Währung mehr Waren auf dem Weltmarkt kaufen es kann durch Abwertung der eigenen Währung die Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt steigern es durch Aufwertung der eigenen Währung die Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt steigern 2. Welches Argument spricht für feste Wechselkurse in einem Währungsraum wie der Eurozone? Unternehmen erhalten eine sichere Kalkulationsgrundlage es kann Inflation aus einem Land der Eurozone in das andere übertragen werden es können Spekulationsblasen in der Eurozone entstehen 3. Ergänzen Sie den Satz: Ein Währungsraum ist dann optimal, wenn die Länder im Währungsraum vergleichbare haben. Ist dies nicht der Fall, dann müssen Produktionsfaktoren sein und deren Preise flexibel. Produktivitäten mobil / flexibel 4. In einem Währungsraum befindet sich ein Land mit hoher und niedriger Produktivität. Welche Möglichkeit bleibt dem Land mit niedriger Produktivität, um die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und welches Risiko ergibt sich daraus für dieses Land? es muss die Löhne senken und setzt sich dem Risiko aus, das gutausgebildete und mobile Arbeitnehmer in das Land mit der höheren Produktivität abwandern es muss die Löhne steigern und setzt sich dem Risiko aus, dass die Unternehmen zunehmend unrentabler werden 7 Zolltheorie 1. Wie wirkt ein Zoll auf Autos im Inland? er verteuert ausländische Automobile für Inländer, hat allerdings keine Auswirkungen auf die Wohlfahrt er verteuert ausländische Automobile für Inländer und führt zu einem Wohlfahrtverlust (Konsumentenrente ), der durch die Zolleinnahmen und die höhere Produzentenrente nicht kompensiert werden kann er verteuert ausländische Automobile für Inländer und führt zu einem Wohlfahrtsgewinn (Konsumentenrente ), da die Zolleinnahmen steigen 2. Zeichnen Sie eine inländische Angebotskurve und Nachfragekurve und ergänzen Sie diese um ein Angebot des Ausland mit Zoll und ohne Zoll (Weltmarktpreis). Annahme: Das Inland ist ein kleines Land und die Nachfrage beeinflusst nicht den Weltmarktpreis. Preis Gütermenge (x) 0 Angebot des Inlands Nachfrage des Inlands Weltmarktpreis ohne Zoll Inlandspreis mit Zoll Angebot des Auslands ohne Importzoll Angebot des Auslands mit Importzoll Importmenge Zollsatz x A ohne Zoll x N ohne Zoll x A mit Zoll x N mit Zoll 3. Welche dynamische Wirkung hat ein Importzoll auf ausländische Autos nicht auf das Inland? die Importe ausländischer Autos sinken die Währung des Inlands wertet ab inländische Autos verteuern sich, Exporte inländischer Autos in das Ausland gehen zurück es besteht das Risiko, dass das Ausland einen Retorsionszoll erhebt 4. Welches Argument spricht gegen die Einführung von Zöllen? Erziehungszollargument Optimalzollargument Autarkiezollargument Wohlfahrtsargument 5. Ergänzen Sie den Satz: Ein Erziehungszoll schützt Sektoren vor Konkurrenz und erlaubt es diesen Sektoren, aufzubauen. junge ausländischer Wettbewerbsfähigkeit 8 Internationaler Konjunkturzusammenhang 1. Wie wirkt Außenhandel auf das Wirtschaftswachstum des Inlands? es steigert das Wirtschaftswachstum und erhöht die Beschäftigung es senkt das Wirtschaftswachstum, da Importe die inländische Wirtschaft langfristig schwächen es hat keine Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum, da Importe und Exporte sich in der Regel ausgleichen 2. Ergänzen Sie den Satz: Durch Außenhandel wird ein Wachstumsprozess angestoßen, der sich selbst . Das Phänomen beschreibt den Konjunkturzusammenhang. 3. Kann Außenhandel auch einen negativen Konjunkturzusammenhang haben (am Beispiel Automobilindustrie)? ja, wenn die Auslandsnachfrage nach inländische Autos aufgrund einer Krise sinkt, sinkt die Nachfrage und in Folge auch die Beschäftigung in der inländischen Automobilindustrie ja, wenn die Auslandsnachfrage steigt, verteuern sich die inländischen Autos für die Inländer nein, Außenhandel wirkt für Inland und Ausland gleichermaßen positiv globaler verstärkt positiven 9 Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/ 2009 1. Was löste die Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 aus? ein sprunghafter Anstieg der Arbeitslosigkeit in den USA das Platzen der US-Immobilienblase und die Pleite der Lehman Brothers Bank eine restriktive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank 2. Was war keine Keimzelle der Wirtschaftskrise von 2008? die Terroranschläge des 11. September 2001 das Platzen der Dotcom-Blase 2000 Einführung des Euro als Buchgeld 1999 3. Um wie viel Prozent ging das Bruttoinlandsprodukt 2009 im Vergleich zum Vorjahr in Deutschland zurück? Prozent 4. Infolge der Finanz- und Wirtschaftskrise entstand eine Vertrauenskrise - wie äußerte sich diese nicht? die Investitionsgüternachfrage sank die europäische Union führte Zölle ein, um sich vor negativen Konjunktureffekten aus den USA zu schützen die Risikoprämien bei der Kreditnachfrage stiegen kräftig 5 1 Was ist Statistik? 1) Ergänzen Sie den Satz: Die Statistik ist die Lehre der Methode zur _______________ und ______________ von zahlenmäßigen Informationen über die Wirklichkeit. 2) Was untersuchen StatistikerInnen nicht? Merkmale Beschreibung einer einzelnen Einheit statistische Masse (Gesamtheit) 3) Was ist kein Merkmal? Alter Einkommen eine einzelne Person P 4) Wo verfährt man nach dem Zufallsprinzip? Bei der … Auswahl der Einheiten der Grundgesamtheit im Falle einer Stichprobe Befragung einer wie immer bestimmten Teilgesamtheit (z. B. der zufällig anwesenden Hörer einer Vorlesung) G i A l 2 Gegenstände der Statistik 1) Was ist kein Teilbereich der Statistik? Deskriptive Statistik Analyse der Eigenschaften einer einzelnen Einheit (z. B. der Person P) Induktive Statistik 2) Was bedeutet deskriptiv? beschreiben erklären vorhersagen 3) Was berechnet die deskriptive Statistik nicht? Mittelwerte Korrelationen Auswahlfehler 4) Ergänzen Sie den Satz: Zentrale Gegenstände der induktiven Statistik sind das ___ ______________ von Parametern und das _____________ von Hypothesen über Parameter. 5) Was ist ein Gegenstand der Wirtschaftsstatistik? Daten und Formeln zur Berechnung der Arbeitslosenquote sowie deren Interpretation Auswertung einer Stichprobe um Schätzwerte für die Grundgesamtheit zu gewinnen S hä T 6) Was besagt die „Nullhypothese“? μ 1 - μ 2 = 0 x 1 - x 2 = 0 Schlankheitspillen wirken nicht weil die Gewichtsabnahme mit (μ 1 ) und ohne Pillen (μ 2 ) gleich groß ist 7) Was das Bruttoinlandsprodukt BIP ist (bedeutet) und wie die Größe des BIPs berechnet (geschätzt) wird ist ein Gegenstand der Deskriptiven Statistik Wirtschaftsstatistik Induktiven Statistik 3 Deskriptive Statistik 1) Worauf beziehen sich Querschnittsdaten? Merkmalswerte von n verschiedenen Einheiten zu einem Zeitpunkt oder Zeitraum Einheiten im Zeitverlauf 2) Was betrachten Zeitreihen? Die Streuung einer Wertes Eine Variable über mehrere Perioden 3) Was ist kein Mittelwert aus der Statistik? arithmetisches Mittel zweidimensionales Mittel geometrisches Mittel harmonisches Mittel 4) Was ist kein Streuungsmaß? die Varianz die Standardabweichung die Kovarianz 5) Ergänzen Sie den Satz: In der Ökonomie wird ein zusammenfassendes Maß für die zeitliche Entwicklung vieler Preise (einer Gesamtheit von Preisen), etwa der Preise von n Waren, als _ __________________ be- __ zeichnet. Entsprechend wäre ein Maß für die Entwicklung der Umsätze von n Betrieben ein ___________________ . U i d P i i d 6) Wie bestimmt man die Größen a und b einer Regressionsgerade? Mit der Methode der kleinsten Quadrate der größten Quadrate der kürzesten Abstände 7 4 Wahrscheinlichkeitsrechnung 1) Ergänzen Sie den Satz: Die theoretische Basis der ___________________ Statistik ist die Wahrscheinlichkeitsrechnung. 2) Eine Urne enthält 10 Kugeln; 7 weiße und 3 schwarze Kugeln. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, eine schwarze Kugel zu ziehen? 3/ 10 3/ 7 7/ 3 3) Wann ist eine Zufallsvariable X (und damit auch ihre Verteilung) stetig? Wenn X innerhalb eines Intervalls (etwa im Intervall 10 ≤ x ≤ 13) nur endlich viele Werte x annehmen kann wie z. B. x = 10, x = 11, x = 12 und x = 13 Wenn X innerhalb eines solchen Intervalls unendlich viele Werte annehmen kann, also nicht nur 10, 11 usw., sondern auch x = 10,1 oder x = 10,104 oder x = 12,34567 usw. 4) Wie wird eine Standardnormalverteilung noch genannt? Wahrscheinlichkeitskurve Glockenkurve Beobachtungskurve ind kti e 5 Induktive Statistik 1) Was sind nach dem zentralen Grenzwertsatz Summen und arithmetische Mittel von Zufallsvariablen? Asymptotisch normalverteilt Linkssteil verteilt Rechtssteil verteilt 2) Das Ergebnis beim Schätzen von Parametern (etwa von dem Mittelwert μ = μ x also dem mittleren x-Wert in der Grundx gesamtheit) mit Daten einer Stichprobe kann sein eine konkrete Zahl, etwa ˆ μ = x = 14,5 (Punktschätzung) ein Trend ˆ μ = 9 + 0,8 · t mit der Variable t als Zeit ˆ eine Regressionsgerade ˆ x = 3 + 2,1 · y wobei y eine andere ˆ Variable (als x) ist ein Konfidenzintervall (Intervallschätzung) 3) Was ist kein Bestandteil des Signifikanztests? Nullhypothese Prüfgröße Verteilung der Prüfgröße Median Vorgegebenes Signifikanzniveau Entscheidungsregel 4) Was führt einen Statistiker zum genauesten bzw. sichersten Ergebnis? Kleine Stichprobe Vollerhebung Große Stichprobe 5) Ein Signifikanztest, wenn die Daten praktisch eine Vollerhebung der Grundgesamtheit darstellen, zeigt Ihnen, dass beispielsweise Ihr Ergebnis x = 14,5 signifikant größer ist als μ = 0 („Nullhypothese“), dass Sie also etwas herausgefunden haben, was wesentlich (= „signifikant“) ist. macht keinen Sinn; denn Sie könnten hier zwar ein Konfidenzintervall für μ berechnen, aber keinen Test über eine μ betreffende Hypothese durchführen. macht überhaupt keinen Sinn, weil x = μ ist, denn Sie kennen bereits den „wahren“ Mittelwert der Grundgesamtheit, weil Ihre Daten ja keine Stichprobe sind, sondern die Grundgesamtheit schon vollständig erfassen (praktisch eine Vollerhebung). 6) Wann ist das Ergebnis einer kleinen Stichprobe sicher bzw. genau? Wenn die Grundgesamtheit sehr homogen ist. Wenn die Grundgesamtheit sehr heterogen ist. 1 Was ist wissenschaftliches Arbeiten? 1) Ergänzen Sie den Satz: Wissenschaftliches Arbeiten ist eine Methode zur Aneignung von Wissen und zur Gewinnung _______________ ________________. 2) Wer ist die Scientific Community? Die Professoren und die Professorinnen an Ihrer Hochschule Die Gemeinschaft von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen allgemein Die Forscher und Forscherinnen in Unternehmen 3) Was bedeutet kritische Distanz? Aussagen anderer müssen von Ihnen geprüft werden, bevor diese Eingang in Ihre Arbeit finden Hinterfragen Sie das Thema Ihrer wissenschaftlichen Arbeit auch während des Schreibens und passen Sie die Themenstellung falls notwendig an 4) Müssen Sie in einer wissenschaftlichen Arbeit neue (revolutionäre) Ansätze finden, um die Forderung nach Eigenständigkeit zu erfüllen? Ja Nein neuer Erkenntnisse 5) Kreuzen Sie die zehn goldenen Regeln des wissenschaftlichen Arbeitens an: gute Literaturlage Ehrlichkeit Nachvollziehbarkeit Aktualität des Themas Logische Argumentation Verständlichkeit Überprüfbarkeit Interdisziplinarität Eigenständigkeit Vollständigkeit Effektivität Gültigkeit/ Verlässlichkeit Objektivität Effizienz Relevanz Internationalität Empirie 2 Literaturrecherche 1) Wie werden wissenschaftliche Erkenntnisse kommuniziert? Per E-Mail und Telefon Durch Fachpublikationen Durch Tageszeitungen Im Fernsehen 2) Was bedeutet „aktives Lesen“ wissenschaftlicher Texte? Selektives Lesen Akribisches Lesen Lautes Lesen 3) Welche Sprache gilt in Deutschland als Wissenschaftssprache? Deutsche Sprache Englische Sprache Spanische Sprache 4) Welche Aussage ist falsch? Durch die Vorwärtssuche finden Sie schnell die aktuellste Literatur zu Thema Die Literatursuche ist stets eine Schlagwortsuche Bei der Rückwärtssuche werten Sie Literaturverzeichnisse aus 5) Was ist ein Exzerpt? Eine Zusammenfassung eines gelesenen Textes Eine wissenschaftliche Arbeit Ein Instrument der Literaturrecherche 3 Thema bearbeiten 1) Was fällt Studierenden regelmäßig schwer? Den roten Faden durch ein Thema zu legen Geeignete Literatur zu finden Das Thema zu verstehen 2) Was hilft Ihnen nicht dabei, ein Thema in einen größeren Kontext einzuordnen? Den aktuellen Forschungsstand recherchieren Die relevante Theorien und Modelle erfassen Die wichtigsten statistischen Methoden analysieren 3) Sie müssen wesentlich mehr Literatur lesen, als Sie nachher im Text verwenden können. Richtig Falsch 4) Was ist mit „Blick über den Tellerrand“ gemeint? Ziehen Sie auch verwandte wissenschaftliche Nachbardisziplinen zurate Grenzen Sie Ihr Thema nicht ein und öffnen Sie berücksichtigen Sie angrenzenden Fragestellungen 4 Richtiges Zitieren 1) Welches ist keine gängige Zitierweise? Harvard-Zitierweise Zitieren mit Kurzbeleg Cambridge-Zitierweise Zitieren mit Vollbeleg 2) Was müssen Sie bei der Verwendung eines Zitates unbedingt tun? Autor bzw. Quelle eindeutig nennen Den Verlag und Verlagsort nennen Fremdsprachige Zitate immer ins Deutsche übersetzen 3) Wie sollten Sie in Ihrer wissenschaftlichen Arbeit häufiger zitieren? Indirekt/ in eigenen Worten Direkt/ wörtlich 4) Wie viel Zitate sollten Sie pro Druckseite durchschnittlich verwenden (Faustregel)? 3 Zitate/ Druckseite 1,5 Zitate/ Druckseite 5 Zitate/ Druckseite 5) Was müssen Sie bei einem indirekten Zitat leisten? das wörtliche Zitat leicht umformulieren das wörtliche Zitat komplett in eigenen Worten formulieren das wörtliche Zitat nicht verändern 7 5 Gliederung 1) Was leistet eine Gliederung? Sie legt den roten Faden durch das Thema Sie fasst das Thema sinnvoll zusammen Sie lehnt sich an eine andere wissenschaftliche Arbeit an 2) Ergänzen Sie den Satz: Einleitung und Zusammenfassung sind die ___________, die das ganze Werk zusammenhält. Sie werden immer als ____________ verfasst. 3) Welche Gliederungsform ist in wissenschaftlichen Arbeiten gängig? Die numerische Gliederung [1, 2, 3 …] Die alphabetische Gliederung [a, b, c …] 4) Welche Aussage über die Gliederungsprinzipien ist falsch? Die deduktive Gliederung schließt von Allgemeinen auf das Besondere Die induktive Gliederung schließt von Besonderen auf das Allgemeine Die abduktive Gliederung stellt Ursache und Wirkung dar 5) Was versteht man unter Gliederungstiefe? Die Anzahl der Untergliederungspunkte Die Länge der Gliederung Kl l 6 Wissenschaftliches Schreiben 1) Welche wissenschaftliche Arbeit hat das höchste Niveau? Hausarbeit Bachelorarbeit Seminararbeit 2) Was ist eine Schreibwerkstatt? Ein Angebot der Hochschule, wissenschaftliches Schreiben zu erle nen Ein Zusammenschluss von Ghostwritern Ein Raum in der Hochschulbibliothek, in dem Sie Ihre wis-senschaftliche Arbeit verfassen können 3) Was ist keine gute Schreibstrategie? Journalschreiben Drauflosschreiben Kompetenzschreiben Schreibdenken 4) Was versteht man unter Fachtermini? Definierte Begriffe aus dem wissenschaftlichen Sachgebiet Wissenschaftliche Fremdwörter Eine Sammlung von Schlagwörtern 5) Ergänzen Sie den Satz: Schreiben Sie im ______________, so vermeiden Sie einen Erzählstil. P ä 7 Gestaltung der Arbeit 1) Sind technische Hilfsmittel bei der Erstellung einer wissenschaftlichen Arbeit erlaubt? Nein, eine wissenschaftliche Arbeit muss handschriftlich verfasst werden Ja, ein Computer und ein Textverarbeitungsprogramm (z. B. Microsoft Word) 2) Dürfen Abbildungen aus anderen Veröffentlichungen in einer wissenschaftlichen Arbeit verwendet werden? Ja, Sie können die Abbildung einscannen und in Ihrer Arbeit verwenden Ja, aber gestalten Sie diese Abbildung in Anlehnung an die Vorlage selbst 3) Gibt es Vorgaben zur Gestaltung einer wissenschaftlichen Arbeit? Nein, Sie müssen lediglich sauber und nachvollziehbar arbeiten Ja, es gibt deutschlandweit einen Standard, nachdem Sie sich richten müssen Ja, es gibt Vorgaben, die sich von Fachgebiet zu Fachgebiet unterscheiden können 4) Müssen Sie Internetquellen in das Literaturverzeichnis aufnehmen? Nein Ja, unbedingt mit URL Nur, wenn es sich um überregionale Tageszeitungen handelt 8 Literaturverzeichnis 1) Was muss in das Literaturverzeichnis aufgenommen werden? Die in der wissenschaftlichen Arbeit zitierte Literatur Weiterführende Literatur 2) Wie muss ein Literaturverzeichnis geordnet werden? Chronologisch und dann alphabetisch Nach Relevanz der zitierten Literatur Alphabetisch und dann chronologisch 3) Müssen Sie Internetquellen in das Literaturverzeichnis aufnehmen? Nein Ja, unbedingt mit URL Nur, wenn es sich um eine bekannte Website handelt www.uvk.de STUDIEREN IM QUADRAT Erfolgreich studieren, das ist leichter gesagt, als getan. Denn zwischen Hörsaal, Bibliothek und Prüfungen gibt es im Studi-Alltag so manche Herausforderung zu meistern. Die UVK-Reihe »Studieren im Quadrat« hilft Ihnen dabei, in allen Lebenslagen cool zu bleiben - vom Praktikum, über die Studienkrise bis hin zur Gründung des ersten Startups. Also keine Sorge, die bunten Bücher stehen Ihnen bei Fragen rund ums Studium bei. I S B N 9 7 8 - 3 - 8 6 7 6 4 - 7 0 2 - 1 I S B N 9 7 8 - 3 - 8 6 7 6 4 - 7 0 3 - 8 I S B N 9 7 8 - 3 - 8 6 7 6 4 - 7 6 4 - 9 I S B N 9 7 8 - 3 - 8 6 7 6 4 - 7 0 0 - 7 I S B N 9 7 8 - 3 - 8 6 7 6 4 - 7 6 5 - 6 I S B N 9 7 8 - 3 - 8 6 7 6 4 - 7 0 1 - 4 I S B N 9 7 8 - 3 - 8 6 7 6 4 - 7 0 4 - 5 I S B I S B N 9 N 9 7 8 - 7 8 - 3 - 8 3 - 8 6 7 6 6 7 6 4 - 7 4 - 7 0 4 - 0 4 - 55 I S B I S B N 9 N 9 7 8 - 7 8 - 3 - 8 3 - 8 6 7 6 6 7 6 4 - 7 4 - 7 0 1 - 0 1 - 44 I S B I S B N 9 N 9 7 8 - 7 8 - 3 - 8 3 - 8 6 7 6 6 7 6 4 - 7 4 - 7 0 0 - 0 0 - 77 I S B I S B N 9 N 9 7 8 - 7 8 - 3 - 8 3 - 8 6 7 6 6 7 6 4 - 7 4 - 7 6 5 - 6 5 - 66 I S B I S B N 9 N 9 7 8 - 7 8 - 3 - 8 3 - 8 6 7 6 6 7 6 4 - 7 4 - 7 0 2 - 0 2 - 11 I S B I S B N 9 N 9 7 8 - 7 8 - 3 - 8 3 - 8 6 7 6 6 7 6 4 - 7 4 - 7 0 3 - 0 3 - 88 I S B I S B N 9 N 9 7 8 - 7 8 - 3 - 8 3 - 8 6 7 6 6 7 6 4 - 7 4 - 7 6 4 - 6 4 - 99