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Metrische Runeninschriften in Skandinavien

2018
978-3-7720-5652-9
A. Francke Verlag 
Hans-Peter Naumann

Die Runeninschriften gehören zu den frühesten Zeugnissen der festlandskandinavischen Sprachen und ihrer Literatur. Ein nicht geringer Anteil dieser Inschriften ist - in den meisten Fällen teilweise - in poetischer Sprache verfasst. Der vorliegende Band bietet eine komplette Zusammenstellung der skandinavischen Runeninschriften mit poetischer sprachlicher Gestaltung. Insgesamt werden 159 Inschriften aus den drei hauptsächlichen Perioden runischer Überlieferung behandelt: der urnordischen Zeit, der Wikingerzeit und des frühen nordischen Mittelalters. Die Inschriften werden mit Angaben zu ihrer Materialität, Forschungsgeschichte und aktuellen philologisch-linguistischen Interpretation präsentiert und unter dem Gesichtspunkt ihrer metrischen Gestaltung analysiert. Der Edition ist eine ausführliche zusammenfassende Einführung vorangestellt. Hans-Peter Naumann ist emeritierter Ordinarius für Nordische Philologie an der Universität Zürich.

Hans-Peter Naumann Metrische Runeninschriften in Skandinavien Einführung, Edition und Kommentare BEITRÄGE ZUR NORDISCHEN PHILOLOGIE 60 Metrische Runeninschriften in Skandinavien Beiträge zur Nordischen Philologie Herausgegeben von der Schweizerischen Gesellschaft für Skandinavische Studien Redaktion: Silvia Müller, Klaus Müller-Wille, Hans-Peter Naumann, Anna Katharina Richter, Lena Rohrbach, Barbara Sabel, Thomas Seiler Beirat: Michael Barnes, François-Xavier Dillmann, Stefanie Gropper, Annegret Heitmann, Andreas G. Lombnæs Band 60 · 2018 Hans-Peter Naumann unter Mitarbeit von Marco Bianchi und Ulrike Marx-Alberding Metrische Runeninschriften in Skandinavien Einführung, Edition und Kommentare Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http: / / dnb.dnb.de abrufbar. © 2018 · Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 · D-72070 Tübingen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Internet: www.francke.de E-Mail: info@francke.de Printed in Germany ISSN 1661-2086 ISBN 978-3-7720-8652-6 Titelbild: Im Vordergrund: Stein von Högby, Ög 81, B-Seite - Foto © Bengt A. Lundberg, Riksantikvarieämbetet (CC BY). Im Hintergrund: Stein von Högby, Ög 81, A-Seite - Abbildung aus Johan Göransson, Bautil, Stockholm 1750. Inhalt Vorwort und Dank- ............................................................................................................... 7 Abkürzungsverzeichnis- ....................................................................................................... 9 Einführung- .......................................................................................................................... 11 I Urnordische Inschriften - .................................................................................. 37 II Inschriften der Wikingerzeit - ......................................................................... 61 A. Dänemark (mit Skåne)- ............................................................................................. 63 Schleswig- ................................................................................................................. 63 Jylland- ...................................................................................................................... 66 Lolland-Falster- ....................................................................................................... 80 Sjælland-- .................................................................................................................. 81 Bornholm- ................................................................................................................ 85 Skåne- ........................................................................................................................ 87 Ausserhalb Dänemarks-......................................................................................... 95 B. Schweden- .................................................................................................................. 101 Öland- .................................................................................................................... 101 Gotland- ................................................................................................................. 112 Småland- ................................................................................................................ 123 Östergötland- ........................................................................................................ 136 Västergötland-....................................................................................................... 156 Södermanland- ..................................................................................................... 160 Uppland- ................................................................................................................ 226 Västmanland- ........................................................................................................ 292 Närke- ..................................................................................................................... 300 C. Norwegen- ................................................................................................................. 303 Opland- .................................................................................................................. 303 Buskerud- .............................................................................................................. 305 Sogn og Fjordane- ................................................................................................ 306 Troms- .................................................................................................................... 307 D. Ausserhalb Skandinaviens- ..................................................................................... 311 6 Inhalt III Inschriften des nordischen Mittelalters - ............................................... 313 A. Dänemark (mit Skåne)- .......................................................................................... 315 Jylland- ................................................................................................................... 315 Fyn- ......................................................................................................................... 319 Skåne- ..................................................................................................................... 320 B. Schweden- .................................................................................................................. 323 Öland- .................................................................................................................... 323 Östergötland- ........................................................................................................ 323 Västergötland-....................................................................................................... 324 Hälsingland- .......................................................................................................... 331 IV Verzeichnisse - ...................................................................................................... 333 A. Literaturverzeichnis-................................................................................................ 335 B. Inschriftenkonkordanz- ........................................................................................... 361 C. Inschriftenverzeichnis- ............................................................................................ 365 D. Verzeichnis der Fundorte- ...................................................................................... 373 E. Verzeichnis der signierten und attribuierten metrischen Inschriften-........... 377 F. Verzeichnis metrischer Inschriften der Ingvarr-Steine-.................................... 379 V Tafeln -....................................................................................................................... 381 Vorwort und Dank Dieses Runenwerk hat - mit vielen Unterbrechungen - einen langen Weg hinter sich. Grundlegende Vorarbeiten gehen bis auf die letzte Dekade des vorigen Jahrhunderts zurück. Mein Dank geht an alle Angehörigen der Abteilung für Nordische Philologie der Universität Zürich, die während dieser Zeitspanne zum Gelingen beigetragen haben: Susanna Flühmann, Franziska Lanter, Britta Juska-Bacher, Corinne Susanek und Oliver Szokody. Während die Untersuchung im Entstehen begriffen war, wurde an mich der Plan herangetragen, den schwedischen Inschriftenbestand in dem von Edith Marold (Universität Kiel) betreuten Band VI „Runic Poetry“ im Rahmen des Projekts „Scaldic Poetry of the Scandinavian Middle Ages“ (2007ff.) erscheinen zu lassen. Verschiedene Gründe haben mich indessen bewogen, das skandinavische Gesamtmaterial in der hier vorliegenden Form selbständig zu publizieren. Für fruchtbare Diskussionen, vor allem die schwierige Abgrenzung der relevanten Quellen betreffend, bin ich Frau Marold Dank schuldig, ebenso für die Durchsicht der Inschriften von Sjörup, Skåne (Nr. 21) bis Skaft arp, Småland (Nr. 45). Für vielfältige Anregungen und kollegiale Kritik danke ich herzlich dem Altmeister der deutschsprachigen Runenforschung Klaus Düwel (Universität Göttingen). Dass diese Arbeit, die in viele Fragenkreise runologischer, kultur- und vershistorischer Spezialforschung führte, endlich ihr Ziel erreicht hat, beruht nicht zuletzt auf der fachkundigen Mitwirkung von Marco Bianchi (Universität Uppsala), der die Durchsicht und Herstellung des Gesamtmanuskripts auf sich nahm. Für die Bildbeschaffung und die Schlusskorrekturen sorgte Frau Ulrike Marx-Alberding (Universität Basel). Beiden Mitarbeitern gebührt mein ausdrücklicher Dank. Schliesslich sei der Schweizerischen Akademie für Geistes- und Sozialwissenschaften (Bern) gedankt, die durch grosszügige finanzielle Unterstützung die Herausgabe dieses Bandes in den „Beiträgen zur nordischen Philologie“ ermöglich hat. Hans-Peter Naumann Zürich, im März 2018 Abkürzungsverzeichnis Allgemeine Abkürzungen Adj. Adjektiv Adv. Adverb Dat. Dativ dial. dialektal f. feminin, feminines Geschlecht Gen. Genitiv Inf. Infinitiv Interj. Interjektion Konj. Konjunktion m. maskulin, maskulines Geschlecht n. neutrum, neutrales Geschlecht Nom. Nominativ Num. Numerale Part. Partizip Perf. Perfekt Pl. Plural poet. poetisch PPerf. Partizip Perfekt PPräs. Partizip Präsens PPrät. Partizip Präteritum Präp. Präposition Pron. Pronomen refl. reflexiv Sg. Singular stVb. starkes Verb swVb. schwaches Verb Subst. Substantiv Vb. Verb Abkürzungen der Sprachbezeichnungen adän. altdänisch ae. altenglisch afries. altfriesisch agerm. altgermanisch agutn. altgutnisch air. altirisch ahd. althochdeutsch aisl. altisländisch an. altnordisch anorw. altnorwegisch aon. altostnordisch as. altsächsisch awn. altwestnordisch dän. dänisch engl. englisch fär. färöisch finn. finnisch fries. friesisch germ. germanisch got. gotisch ir. irisch isl. isländisch kelt. keltisch ndän. neudänisch nhd. neuhochdeutsch nisl. neuisländisch nnorw. neunorwegisch (bokmål bzw. nynorsk) 10 Abkürzungsverzeichnis nordgerm.nordgermanisch nschwed. neuschwedisch run. runisch schwed. schwedisch skand. skandinavisch skr. sanskrit urgerm. urgermanisch urnord. urnordisch Zeichenerklärungen * erschlossene Form / Versgrenze | Zeilenende † verlorene, aber aus älteren Quellen bekannte Inschrift Notationen der Lesung (Transliteration) fett eindeutig lesbare Runen [fett] erschlossene Lesungen aus Resten von Runen, älteren Quellen sowie Argumenten aus Forschung und Metrik ạ Punkt unter dem Buchstaben kennzeichnet unsichere Lesung - unlesbare Rune ... ‚Einheitslakune‘, d. h. nicht mehr sichtbare Runen, defekte Stelle a͡R Binderunen : · + × etc. verschiedene Arten von Worttrennern Notationen der Interpretation (Transkription) kursiv Inschrift in normalisierter Sprachform (kursiv) Emendationen, Konjekturen, Hinzufügungen ... Teile der Inschrift verloren oder zweifelhaft, nicht leserlich ? normalisierte Form zweifelhaft Einführung § 1. Das Korpus. — Unter ‚metrischen Runeninschriften‘ sind Texte mit versförmigen Inhalten auf Stein, Metall, Knochen, Holz usw. in den germanisch-skandinavischen Schriftsystemen des älteren wie jüngeren Futhark zu verstehen. Sie übergreifen vom 5. bis ins 14. Jahrhundert einen beträchtlichen Zeitraum und verteilen sich hauptsächlich auf die Länder des Nordens. Diese Dichtungsform rückte in den Blick der Altertumswissenschaft, als im Jahre 1891 in Stockholm unter dem Titel „Runverser“ eine vom Schweden Erik Brate veranstaltete und durch sprachlich-philologische Kommentare des Norwegers Sophus Bugge ergänzte Ausgabe mit 167 Nummern erschien, die überwiegend Runensteinen entnommen waren und sich auf Schweden mit Einschluss Ölands und Gotlands sowie der Landschaften Blekinge, Skåne und Bohuslän bezogen (Brate-Bugge 1891). Trotz ihrer umfangsmässigen wie geographischen Begrenzung kam der Sammlung hinreichendes Gewicht zu, um das altnordische Gattungsspektrum um eine genuin festlandskandinavische, poetische Spielart zu erweitern. Im Vergleich zur skaldischen und eddischen Überlieferung, die sich auf ca. 20 000 bzw. 7 000 Langzeilen bemisst, ist das runische Korpus klein und dürfte trotz zahlreicher Neufunde nach derzeitigem Wissensstand kaum mehr als 500 Langzeilen umfassen (Naumann 1994: 491). Nur das Althochdeutsche hat mit rund 200 Zeilen weniger bewahrt (Altenglisch ca. 30 000 Langzeilen, Altsächsisch 6 000). Als primäre Quellenkategorie liegt die runenepigraphische Überlieferung den handschriftlichen Konkretisationen von Stabreimmetrik im allgemeinen voraus. Die gilt uneingeschränkt für die altgermanische Periode bis ins 8.-9. Jahrhundert, in Skandinavien aber insbesondere auch für die entwickelte Versdichtung auf Runensteinen bis zum Ausgang des 11. Jahrhunderts und teilweise noch darüber. Unter vershistorischem Aspekt ist die handschriftlich bewahrte Stabreimdichtung in ihren altenglischen, althochdeutschen und altsächsischen Vorkommensbereichen streng genommen ebenso Spätüberlieferung wie danach die altisländische. Entsprechend hoch zu veranschlagen ist der unmittelbare Aussagewert metrischer Inschrifteninhalte, einerseits für die frühmittelalterliche Mentalitätsgeschichte, andererseits für unsere Kenntnis über die Entwicklung des germanisch-nordischen Verses und seiner Kunstregeln. Erst mit dem 13. Jahrhundert beginnt im Norden epigraphische und volkssprachlich-lateinische Schriftlichkeit ineinanderzugreifen. Mit der Vollendung bzw. dem Voranschreiten der nationalen Runeneditionen in Dänemark (1941-1942), in Norwegen (1941-1960; mit späteren Nachträgen) und in Schweden (1900 ff., nicht abgeschlossen) wurde schon seit den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts von namhafter altgermanistischer Seite nachdrücklich auf die Erfordernis einer Gesamtausgabe runeninschriftlicher Verszeugnisse hingewiesen. 12 Einführung Der Schweizer Germanist Stefan Sonderegger bemerkte an zentraler Stelle: „Eine sich auf die grossen Inschriftenwerke der nordischen Länder abstützende Ausgabe sämtlicher Runenverse ist nachgerade ein für Literatur-, Überlieferungs- und Versforschung zentrales Desideratum der älteren Germanistik geworden.“ (1964: 716). Jahrzehnte zuvor schon hatte der Kieler Nordist Hans Kuhn „eine gute und sorgfältige Zusammenstellung aller Strophen und Verse in den Runeninschriften aller nordischen Länder“ als eine Voraussetzung für das Studium der altgermanischen Versgeschichte erachtet (1934: 438). Auf die Notwendigkeit einer Neusammlung, speziell des umfangreichen schwedischen Materials, haben später auch Dietrich Hofmann (1971: 158) und zuletzt Fred Wulf (2003: 979) aufmerksam gemacht. In die vorliegende Sammlung aufgenommen wurden insgesamt 159 Inschriften nach Kriterien, die unter § 2 näher erläutert werden. Ihre Darstellung gliedert sich unter runologisch-chronologischem Aspekt in drei Abschnitte: 1. Urnordische Inschriften, d. h. Inschriften im älteren Futhark von 24 Zeichen aus einem Belegzeitraum von ca. 400-700. Von den ca. 370 heute bekannten Inschriften im älteren Futhark (vgl. Düwel 2008: 11) erfüllen allerdings nur 7 Zeugnisse metrische Parameter, die eindeutig zu kontrollieren sind. Die Inschriftenträger sind Metallgegenstände (Nr. 1 Goldhorn von Gallehus und 3 Brakteat von Tjurkö 1), Runensteine (Nr. 2 Tune, 5 Stentoften und 6 Björketorp) sowie ein Arbeitsgerät aus Sandstein (4 Strøm) und eine Steinplatte (7 Eggja). 2. Inschriften der Wikingerzeit, d. h. Inschriften im jüngeren Futhark von 16 Zeichen in seinen beiden Varianten: Langzweigrunen (schwed. långkvistrunor), auch als dänische Runen oder Normalrunen bezeichnet sowie Kurzzweigrunen (schwed. kortkvistrunor, norw. stuttruner), für die in der älteren Forschung auch die Benennung schwedisch-norwegische Runen bzw. Rök-Runen verwendet wurde. Die Versinschriften auf bearbeiteten und errichteten Steinen - seltener auch Felsblöcke oder Felswände - sind hauptsächlich in Langzweigrunen verfasst. Es finden sich ausserdem Mischtypen beider Schriftsysteme sowie Einschläge von sowohl stablosen Runen (Hälsinge-Runen) und gebundenen Runen (schwed. samstavsrunor) als auch kryptischen Zeichen. In Schweden ritzt man ab dem 11. Jahrhundert zum Zwecke phonologischer Differenzierung zunehmend auch punktierte Runen (schwed. stungna runor). Aus stilchronologischen Erwägungen (s. unter § 6) umfassen die unter ‚wikingerzeitlich‘ zusammengefassten vershaltigen Texte den Belegzeitraum ca. 800-1125. Neben den weitaus dominierenden Steininschriften (132 Nummern) sind folgende Inschriftenträger zu verzeichnen: Menschliche bzw. tierische Skelettfragmente (Nr. 9 Hirnschale von Ribe, 138 Rippenknochen von Sigtuna 4), Gegenstände aus Kupfer bzw. Silber (Nr. 30 Södra Kvinneby, 135 Sigtuna 1, 136 Sigtuna 2, 147 Senja), hölzerne Runenstäbe (Nr. 8 Schleswig, 148 Alt-Ladoga) sowie in einem okkasionellen Fall auch ein kostbarer Runeneintrag auf einem angelsächsischen Pergamentblatt (25 Canterbury-Formel). 13 Einführung 3. Inschriften des nordischen Mittelalters, d. h. Inschriften im jüngeren Futhark aus der Zeit ca. 1125-1300, welche typologisch unzweifelhaft als nachwikingerzeitlich gelten müssen. Die Kriterien metrischer Kontrolle erfüllen 4 Texte aus Dänemark (Nr. 149-152) und 7 aus Schweden (Nr. 153-159). Das Spektrum der Inschriftenträger in dieser letzten Periode ist so vielfältig wie die überlieferten Versformen und Inhalte. Es begegnen Holzinschriften (Nr. 149 Ribe, 151 Svendborg, 158 Lödöse), Ritzungen auf Knochen oder Metall (152 Lund, 157 Högstena, 159 Delsbo) sowie Steininschriften, die allerdings nicht mehr der Runensteinsitte, sondern kirchlichem Milieu zuzuordnen sind (150 Øster Brønderslev, 153 Löt, 154 Roglösa, 155 Vårkumla, 156 Näs). Aus norwegischem Geltungsbereich wurden nur die wenigen gesicherten Inschriften aus wikingerzeitlicher Überlieferung aufgenommen (Nr. 144-147), nicht jedoch die späten sog. ‚Stadtinschriften‘. Dies gilt insbesondere für das umfangreiche, aus den Ausgrabungen an der ‚Deutschen Brücke‘ in Bergen stammende Fundmaterial (heute Brygge museum in Bergen) mit insgesamt 31 bisher als metrisch eingestuften Inschriften, die in den Zeitraum 1170-1335 zu datieren sind. Die Funde gehören in Hinblick auf Inschriftenträger (Runenhölzchen, aisl. rúnakefli), Aussage und Stil einer speziellen Überlieferungskategorie an. Ihre Inhaltstypen orientieren sich mental an einer Lebenswelt, die sich wesentlich lateinisch geprägter Schriftkultur angenähert hat. Die Edierung dieser Zeugnisse ist noch nicht befriedigend abgeschlossen (vgl. dazu Liestøl 1964, 1973b, 1974; Knirk 1993; Haavaldsen/ Ore 1995; Verskommentare bei Marold 1998; Forschungsüberblick von Düwel 2008: 153ff.). Zu dieser späten Überlieferungsform zu zählen sind auch die Kirchenbzw. Holzgeräteinschriften von Ål (N 122), Vinje (N 171), Urnes (N 319), Årdal (N 344), Tønsberg (A 39) und andere. § 2. Formprobleme. — Ein prinzipielles methodisches Problem bildet die Formfrage, d. h. die in der metrischen Literatur bisher sehr unterschiedlich beurteilte Bestimmung potentiell vershaltiger Inschriften, und zwar möglichst unabhängig von subjektiven und spekulativen Versauff assungen (Heusler 1925, I: 4-8; Breuer 1981: 11-24). Die Schwierigkeiten ergeben sich dadurch, dass in bestimmten Vorkommensbereichen rhythmisierte, stabende Prosa sich nur graduell von gebundener Rede abhebt bzw. die eine Ausdrucksweise in die andere übergehen kann. Die trifftbeispielsweise auf gewisse altnordische Rechtstexte zu und ist auch geistlich-gelehrtem Stil nicht fremd. In besonderem Masse gilt dies freilich für die runeninschriftliche Sprachverwendung, die ohnehin vielfach Ausdrucksweisen anstrebt, die stilistisch wie intentional kaum als ‚normalsprachlich‘ zu betrachten sind (von See 1967: 17f.). Gezielt rhythmisierende Textformung vermittels normabweichender Wortfolge und alliterierender Satzglieder verraten künstlerischen Gestaltungswillen, ohne dass die Schwelle von Prosa zu Vers bereits überschritten würde. Entsprechende Belege stilisierender Prosa in schwedischen Inschriften haben Wessén (1936: LX) für Söder- 14 Einführung manland und Svärdström (1970: XXXVI) für Västergötland beigebracht. Metrische Signifikanz nach strengen Kriterien verbürgen für den Stabreimvers jedoch erst folgende Parameter: 1. Metrische Kontrolle von An- und Abvers, gegebenenfalls mit Zäsur; 2. Rhythmisierung durch Repetition zweier Hebungen in jedem Halbvers; 3. Iktenregelung durch Prosodie und Wortgewicht. Struktursignale strophischer Art können verschiedentlich die metrische Kontrolle stützen, und in Einzelfällen vermag auch der Wortschatz Hinweise zu liefern, sei er archaischer Prägung oder poetischer, d. h. skaldischer bzw. eddischer Provenienz. In nicht wenigen Fällen erbringt aber allein schon der Anbringungsmodus einer Inschrift Aufschlüsse über die metrische Werthaltigkeit - bestes Beispiel ist die geradezu plakative Disposition der berühmten Theoderich-Strophe auf dem Stein von 49 Rök (Ög 136). Dem Aspekt der Visualisierung metrischer Texteinheiten wird in den Ausführungen besondere Aufmerksamkeit gewidmet sein (vgl. dazu Bianchi 2008: 49, 54-56, 58-61). Der mit feinem musikalischen Gefühl und Gehör ausgestattete Altmeister der germanischen Versforschung, Andreas Heusler, erkannte dem rezitativischen Moment letztlich die entscheidende Signifikanz bei einer Versbestimmung zu: „‚Verse‘ sind uns taktierte, takthaltige Rede.“ (Heusler 1925: I: 4). Gleichzeitig wird jedoch betont, dass erst die planvolle Rhythmisierung das ausschlaggebende Unterscheidungsmerkmal von Vers und Prosa liefere. „Planvoll“ bedeutet hier aber nichts anderes als die Erfüllung der oben angeführten Stabreimparameter. Der Unterschied wird deutlich, wenn man einen Text in hochstilisierender, stabender Rede (Stein von Härlingstorp, Vg 61) mit einer Inschrift vergleicht, die den Minimaltext über die Alliteration hinaus durch Ikten und Wortgewicht regelt (92 Stein von Nybble, Sö 213): Härlingstorp Sā varð dauðr ā vestrvegum ī vīkingu. „Er starb auf den ‚Westwegen‘ im Wiking.“ Nybble ′Hann var ′bōandi ′bæztr ī ′Kīli. „Er war der beste ‚Bauer‘ in Kil.“ Ein Blick auf die Forschungsgeschichte lässt freilich eine klare methodische Linie vermissen. Man beobachtet vielmehr weit voneinander abweichende Positionen. So lagen der erwähnten ersten Ausgabe metrischer Inschriften Schwedens von Brate und Bugge noch kaum ausdifferenzierte Kriterien zugrunde, was trotz Anerkennung der Pionierleistung schon früh zu entsprechenden Einwänden führen musste (Heusler 1894: 30; Olrik 1897: 114-116; Jónsson 1904: 80-84). Andererseits sind die grossen skandinavischen Runenwerke bei der Beurteilung metrischer Parameter weitgehend restriktiv verfahren, was im übrigen auch für Wolfgang Krauses Analysen der Inschriften im älteren Futhark zutrifft (Krause 1966). In neuerer Zeit allerdings sind vor allem von Niels Åge Nielsen (1983) eine grössere Anzahl von urnordischen 15 Einführung und dänischen Inschriften der versifizierten Kategorie zugewiesen worden, freilich unter Anlegung sehr freier Versbegriffe. Auch Edith Marold zieht in einer Studie zu den urnordischen Inschriften (2012: 72-93) die Grenze zwischen stabender Wortfolge und regelhafter Versförmigkeit relativ weit und diskutiert nicht weniger als 15 skandinavische Inschriften im älteren Futhark unter metrischen Prämissen. Noch weiter ging Bernard Mees (2007), der eine Methode vorschlug, um urnordische Stabreimmetrik vermittels sog. isosyllabischer Silbenzählung isolieren zu können (zu metrischen Problemen im älteren Futhark vgl. auch Schulte 2010a). Was die Inschriften im jüngeren Futhark betrifft, so ist Frank Hübler in der 1996 erschienenen Arbeit „Schwedische Runendichtung der Wikingerzeit“ (Runrön 10) äusserst selektiv vorgegangen. Nach seinem Verständnis weisen auf wikingerzeitlichem schwedischen Sprachgebiet von insgesamt 203 näher untersuchten Steininschriften gerade 48 Nummern regelrechte Versform auf bzw. wären zur Kategorie ‚hochstilisierter Prosa‘ zu stellen (Hübler 1996: 165ff.). Die von ihm angelegten Kriterien sind Alliteration, Wortwahl und Syntax, während Faktoren wie Rhythmus, Figurenrede, epische Formeln oder Dichtungszitate keinerlei Berücksichtigung finden. Doch muss gerade die rhythmische Akzentuierung, mit der das metrische Schema erfüllt wird, ein ausschlaggebender Gradmesser für die Poezität einer Inschrift gelten. Hüblers Verfahren ist auf berechtigte Ablehnung gestossen (vgl. die Rezension von Wulf 1998: 93-97; auch Marold 2012: 69). Der Frage nach inschriftlicher Poetizität ist ausgehend von Hüblers Material zuletzt Frands Herschend (2001) nachgegangen. Er sieht in den Inschriften des Mälartals zwei metrische Systeme in Konkurrenz: Einmal die traditionelle, alliterierende und vierhebige Langzeile, zum anderen den ‚Dreiheber‘, der mit wandelndem Kulturverständnis Mitte des 11. Jahrhunderts als kontinentaler Import zugewandert sein soll. Die Frage nach innovativen rhythmischen Formen in runischer Dichtung, die auf Kulturkontakte deuten könnten, ist zweifellos interessant. Doch zeigt sich dieser Ansatz methodisch mindestens in zweierlei Hinsicht angreifbar. Nicht nur bewegt sich das dargebotene Material auf äusserst schmaler Grundlage, um daraus Rückschlüsse auf eine zumindest tendenziell trimetrische Formung ziehen zu dürfen, sondern es wird unterlassen, den Trimeter nach etwaigen Ikten- und Silbenverhältnissen im runeninschriftlichen Kontext überzeugend zu definieren. § 3. Vers und Versart. — Metrisch gestaltete bzw. teilgestaltete Inschriften sind prinzipiell den gleichen Bedingungen runischer Schriftverwendung unterworfen wie andere Vertextungen auch (im Hinblick auf Inschriftenträger, Ritzfläche, individuelle Kompetenz der Urheber etc.). Entstellungen, Defekte, aber auch die phonologischen wie prosodischen Unwägbarkeiten zweifelhafter Lesungen und Interpretationen können zu Fehleinschätzungen der Form verleiten, wo es sich vielleicht nur um akzidentielle Phänomene handelt. Runische Schriftlichkeit besagt darüber hinaus, dass die sprachlichen Gestaltungsmittel in möglichst knapper Verwendung eingesetzt werden. Nicht nur die Füllung des Versrahmens, sondern der metrisch- 16 Einführung strophische Duktus überhaupt bleiben einem lapidaren Stil verhaftet. Die häufigste Darbietungsform von Runenmetrik sind dementsprechend die einfache Langzeile bzw. das Kurzverspaar (Vísufjórðungr) sowie der Zweizeiler (Vísuhelmingr). Diese beiden Versformen, welche in den prosaeingeleiteten Memorialinschriften des 11. Jahrhunderts vielfach Höhepunkt und Ausklang des Epitaphs bilden, sind im Material mit 51 bzw. 52 Belegen vertreten. Eine speziell runische Spielart bietet die Strophe zu drei Langzeilen, d. h. die ‚Sechsversgruppe‘, die man - wohl ritzflächenbedingt - als ‚reduzierte‘ Vollstrophe betrachten darf (17 Belege). Es finden sich darüber hinaus unpaarige Kurzverse sowie Sonderformen, die sich metrischer Taxonomie vollends entziehen. Dazu gehören u. a. die Inschriften 36 St. Hans, Visby (G 343) und 76 Aspa 3 (Sö Fv 1948). Erstere setzt eine siebensilbige und in sich stabende Verszeile gleichsam mottohaft einer regelrecht gebauten Halbstrophe voran, letztere kombiniert Kurzverseinheiten zu einer ganz ungewöhnlichen strophischen Figur. Stellvertretend für viele andere Texte bezeugt der Stein Aspa 3 eindrücklich, zu welchen Leistungen verstechnischer Improvisation manche Runenmeister fähig waren. Die komplett ausgebildete Strophe zu vier Langzeilen bzw. acht zweihebigen Versen ist steininschriftlich seltener vertreten als in den spätmittelalterlichen Dichtungsbelegen, die aus dem losen Fundgut stammen. Wir verzeichnen für die Vollstrophe im steininschriftlichen Bereich insgesamt 13 Belege. Eine spezielle Erweiterung begegnet allerdings mit dem Strophentypus zu fünf Langzeilen, der in zwei in Aussage und Gestaltung aufwendigen Inschriften aus Småland und Östergötland vorgeführt wird (38 Nöbbele, 47 Högby). Durch ihre grosse Form, bestehend aus 8 Kurzversen sowie einer Vollzeile, zeichnet sich auch die heraushebende Inschrift von 96 Turinge (Sö 338) aus. Welche Restriktionen der metrischen Durchformung längerer Textgebilde entgegenstehen, zeigen anschaulich die Inschriften von Tjuvstigen, Södermanland und Bällsta, Uppland (Nr. 57-58, 106-107), die ihre sechs bzw. sieben Kurzverspaare auf jeweils zwei Steine verteilen. Eine andere, wenn auch etwas kürzere Doppelinschrift, ist bei der Kirche von Överselö in Södermanland (Nr. 89-90) auf Paarsteinen festgehalten, die ursprünglich - ebenso wie Tjuvstigen und Bällsta - eine geschlossene Denkmalgruppe gebildet haben. Fasst man Vorkommen und Verteilung der Versarten ins Auge, so dominieren im älteren Futhark die germanische Langzeile und als ihre nordische Weiterentwicklung im jüngeren Futhark das strophische Fornyrðislag. Die Reduktionen bzw. Amplifikationen der Langzeile, nämlich Kviðuháttr und Málaháttr, sind höchstens punktuell zu sichern, doch sind die dafür in Frage kommenden Beleginschriften verhältnismässig früh datiert. Der Kviðuháttr, eigentlich ein skaldisches Versmass, das den Wechsel von stumpfen dreisilbigen und klingenden viersilbigen Versen voraussetzt, lässt sich im Ansatz bereits in der vieldiskutieren ‚Theoderich-Strophe‘ auf dem Stein von 49 Rök, fassen, der auf Anfang bis Mitte des 9. Jahrhunderts gesetzt wird. Die Strophe wurde von Klaus von See (1967: 47f.) als Vorläufer des skaldischen Submetrums gesehen, 17 Einführung das sich im Merkgedicht ‚Ynglingatal‘ des Norwegers Þjóðólfr sodann voll entfalten wird (Diskussion unter 49 Rök; vgl. auch Gade 1995: 235). Im übrigen könnte genealogische Dichtung von der Art des ‚Ynglingatal‘ in mündlicher Tradition durchaus Einfluss auf die Ausgestaltung inschriftlicher Familienmemoria genommen haben (vgl. besonders 47 Högby). In ausgefeilter Formung begegnet der Kviðuháttr in einer vollständigen Halbstrophe noch einmal spätwikingerzeitlich auf dem Stein von 122 Ågersta (U 729), als deren Urheber sich der Runenmeister und Dichter Balli zu erkennen gibt. Die von Snorri als Málaháttr (‚Spruchton‘) bezeichnete schwerer gefüllte Versvariante des Fornyrðislag kommt spurenhaft in zwei dänischen Gedenkinschriften vor. Schon Olrik (1897: 121f.) hatte darauf aufmerksam gemacht, dass die Inschrift von 18 Tryggevælde, Sjælland (DR 230) eine Langzeile enthält, die als fünfsilbig aufgefüllter Málaháttr gelesen werden kann. Das allgemein um 900 datierte, imposante Monument bietet das früheste Beispiel einer wikingerzeitlichen Memorialinschrift, die das Prosaformular durch einen versförmigen Nekrolog ergänzt. Das bedeutsame Zeugnis steht damit am Anfang einer langen Entwicklung. Die betreffende Langzeile ist überdies durch Litotes rhetorisiert und liefert auch für diese Figur den frühesten Beleg in der Runendichtung. Der Stein von 12 Sønder Vissing 1, Jylland (DR 55), der historisch auf ca. 950-975 datiert werden kann, da er der Memorialpflege der dänischen Herrscherfamilie um Harald Gormsson zuzurechnen ist und das Andenken an die Königinmutter überliefert, verwendet als heraushebenden Schmuck gleichfalls eine Art von fünfgliedrigem Málaháttr, den durchlaufende klingende Kadenz zusätzlich akzentuiert. Beide Steine gehören ohne Zweifel der Kategorie der sog. ‚Hochstatus-Denkmäler‘ an, und es stellt sich die Frage, warum das dekorative Versmass nur in dänischer, nicht aber in schwedischer Runendichtung Verwendung fand. Auf norwegischer Seite ist versucht worden, den Málaháttr auch für den - freilich verlorenen - Stein von †145 Hønen, Buskerud (N 102) zu sichern (vgl. Bugge 1902), doch ist die Überlieferungslage für eine Beurteilung letztlich zu unsicher. Beim Ljóðaháttr (‚Liedton‘) handelt es sich um eine strophische Versart, die der Wechsel von einer Langzeile und einer zäsurlosen, in sich stabenden und meist dreihebigen sog. Vollzeile kennzeichnet. In eddischer Dichtung bilden in der Regel zwei aus Langzeile + Vollzeile gebildete Paare eine syntaktisch verbundene Gesamtstrophe. Runisch hingegen ist nur das einfache Paar bezeugt. Falls Bestimmungsvorschläge für zwei der Inschriften im älteren Futhark zutreffen sollten, müsste das Spruchmetrum schon auf vershistorisch altertümlicher Stufe, d. h. in sprachlicher Entwicklung noch vor der Synkopezeit, ausgebildet gewesen sein. Die mit erheblichen Deutungsproblemen behaftete Inschrift auf dem Stein von 2 Tune, Østfold (KJ 72) aus der Zeit um 400 n. Chr. ergibt im abschliessenden Segment die Wortfolge arbija arjosteR arbijano, welche als Vollzeile einer frühen und noch unentwickelten Halbstrophe im Ljóðaháttr aufgefasst werden kann (Lehmann 1956: 78; zusammenfassend Grønvik 1981: 70ff.). Im Hinblick auf die metrische 18 Einführung Struktur etwas anders verhält es sich mit der Brakteateninschrift von 3 Tjurkö I (KJ-136; um 500), die zuerst Evert Salberger (1956: 13) als „helming i primitiv ljóðaháttr“ („Halbstrophe in primitivem Ljóðaháttr“) gelesen hatte. Was die Inschriften im jüngeren Futhark angeht, so hatte, wie schon zuvor Rosenberg (1878: 129) und Brate-Bugge (1891: 282, 394), auch der Versspezialist Andreas Heusler in den metrischenTeilen der Inschriften von 21 Sjörup (DR 279) und - freilich mit Reservation - auch 96 Turinge (Sö 338) je eine Halbstrophe als Ljóðaháttr gelten lassen (1925: 242f. mit Anm. 1). Der Stein von Turinge, dessen ebenso umfangreiche wie ungewöhnliche Textfigur sich aus der Kombination von Ljóðaháttr und Fornyrðislag erschliesst und mit einem speziellen Alliterationsmuster zusätzlichen Schmuck bringt, ist ebenfalls als Denkmal mit Hochstatus-Charakter anzusprechen. Keinerlei Einwände haben sich gegen eine Klassifizierung im Spruchmetrum von 11 Randbøl (DR 40) erhoben, und für den Stein von 131 Fjuckby (U-1016) lässt sich die exzeptionelle strophische Formation „Langzeile + Langzeile + Vollzeile“ anführen. Möglicherweise liegt eine weniger entwickelte Sonderform vom Ljóðaháttr in der Inschrift von 92 Nybble (Sö 213) vor (vgl. Salberger 1962- 63: 345f., erneut 1995: 25). Im losen Fundgut ist eine Vollzeile im ‚metrum strophicum‘ gesichert auf dem Holzstäbchen von 8 Schleswig (Moltke 1975: 84), welches archäologisch ins 11. Jahrhundert datiert werden kann. Auf dem Kupferblech-Amulett von 136 Sigtuna 2 (U-Fv 1933: 134ff.), ebenfalls 11. Jahrhundert, können, wie schon Lindquist (1932: 43f) vermutete, möglichweise zwei Verszeilen im Galdralag (,Versmass in Zaubergesängen‘) gelesen werden, d. h. einer dem Ljóðaháttr nahestehenden Versform. Im inschriftlichen Formenspiegel der Wikingerzeit spielt der Ljóðaháttr, obwohl er Versfüllungen von weiter Variabilität erlaubt, aufs ganze gesehen dennoch eine untergeordnete Rolle, und eine funktionale Differenzierung, wie sie die westnordisch ausgebildeten Liedtypen des Codex regius vorführen, ist überhaupt nicht erkennbar. Evert Salberger hat in zahlreichen seiner Veröffentlichungen zwar immer wieder den Versuch unternommen, Versinhalte hauptsächlich schwedischer Provenienz einer speziellen, noch unentwickelten Abart vom Ljóðaháttr zuzuweisen, doch haben sich bei genauerem Hinsehen nur wenige der Vorschläge als tragfähig erwiesen. Dennoch führt das Metrum formgeschichtlich allem Anschein nach auf frühe Stufen der Überlieferung zurück. Aus epigraphischem Blickwinkel dürfte sich daher die von Hans Kuhn geäusserte Vermutung bestätigen lassen, dass das Spruchmetrum „in manchen Dingen sehr altertümlich ist und wahrscheinlich sogar der älteste Zweig der nordischen Dichtung-...“ (1933: 49). Es bleibe nicht unerwähnt, dass zwei schwedische Steine, nämlich 69 Kolunda (Sö-113) und 83 Grinda 2 (Sö 166), sehr spezielle Versmuster vorführen, die sich signifikant vom usuellen Memorialschema abheben. Erik Brate hatte daher den Verstext von Sö 113 als „Kolunda-Strophe“ und denjenigen von Sö 166 als „Grinda- Strophe“ apostrophiert (Brate-Bugge 1891: 351ff.; Brate 1898: 70f.). Da jedoch die beiden vermuteten Strophenformen sonst nirgends belegt sind, was Brate unter 19 Einführung Hinweis auf die erklärte Sonderstellung von Runenmetrik zu begründen suchte, ist man seinen Interpretationsversuchen zunächst mit Skepsis, zuletzt aber auf Grund modifizierter Lesungen auch zustimmend begegnet (vgl. die ausführliche Diskussion unter Nr. 69 und 83). Das Versmass der skaldischen Dichtung, das Dróttkvætt, liegt in einer klassisch durchgebildeten Nachrufstrophe auf dem öländischen Stein von 26 Karlevi (Öl 1) vor. Ins späte 10. Jahrhundert datiert, liefert die Inschrift zugleich das erste zeitgenössische und somit originale Zeugnis für die artifizielle Dichtform des skaldischen Preislieds. Die Frage der Provenienz ist nicht eindeutig zu klären. Die verwendete Futhąrk- Version und Boustrophedon-Technik sprechen für dänische Mitwirkung, während sprachliche Züge und insbesondere die Beherrschung skaldischer Kunstregeln eine norwegische bzw. isländische Urheberschaft voraussetzen dürften. Eine ganz andere Ausdrucksabsicht als die des Karlevi-Steins liegt hinter dem Dróttkvætt-Zweizeiler auf der Kupferdose von 135 Sigtuna (U Fv 1912: 8), der in den gleichen Zeitraum vor oder um 1000 zu gehören scheint, aber auf einen schwedischen Urheber hindeutet. Die Funktion der kleinen Dose - sie diente als Behältnis zweier Waagschalen für das Zuwiegen von Edelmetall - lässt darauf schliessen, dass mit dem Zweizeiler eine Art von Simile-Magie angestrebt war. Der Endreim schliesslich tritt runeninschriftlich erstmals auf dem ins frühe 11. Jahrhundert datierten Stein von 105 Vallentuna (U 214) als sog. Haufenreim in Erscheinung. Er ist allerdings nicht rein durchgeführt, sondern verbindet sich in dreihebigen Zeilen jeweils mit Alliteration. Aber auch andere schwedische Inschriften des 11. Jahrhunderts weisen in Kombination mit Stabsetzung reimfähige Endsilben auf (z. B. 76 Aspa 3, 85 Tystberga, 87 Gripsholm). Die weitere Entwicklung des Endreims, z. T. nach wie vor in Verbindung mit Alliteration, zeigen die schwedischen Inschriften Nr. 153-159 Löt (Öl 54), Roglösa (Ög 49), Vårkumla (Vg 138), Näs (Vg 144), Högstena (Vg 216), Lödöse 2 (Vg 279) und Delsbo (Hs 13) sowie auf dänischer Seite Nr. 151 Svendborg (DR 186). § 4. Stil und Wortschatz. — Die um 900 in Dänemark einsetzende und von der Jahrtausendwende an bis zum Übergang vom 11. zum 12. Jahrhundert vor allem in Södermanland und Uppland zur Blüte gelangende Runensteinmetrik ist zu ihrem weit überwiegenden Teil, - auch wenn sie an rechtliche, ökonomische oder politische Verhältnisse anknüpfen und sie bewahren sollte -, Nachrufdichtung und erfüllt als solche zweierlei Funktionen: Die versförmigen Nekrologe dienen enkomiastischen Zwecken, und sie realisieren über die metrisch-rhetorische Gestaltung Dekormöglichkeiten, die als exzeptionelle Stilcharakteristika gewollt Abstand zur Masse der prosaischen Gedenkinschriften schaffen. Denkmäler des hierher gehörenden Typs lassen fast ausnahmslos eine familiare Struktur erkennen; sie übergreifen meist zwei oder - bei Nennung des Vaternamens der Stifterinnen und Stifter - auch drei Generationen. Die Kommemoration des oder der Toten bedeutet Selbstvergewisserung der sozialen Gruppe und ihrer Geschichte oder anders ausgedrückt: sie dient der 20 Einführung Definition des Geschlechts. Die Versinhalte selbst wie die sie umgebenden Prosatexte und liefern zugleich unmissverständliche Hinweise, dass gebundene Runenmemoria im wesentlichen als Standesdichtung zu betrachten ist. Der heraushebende Denkmalscharakter vieler hierher gehörender Zeugnisse unterstreicht diesen Befund (vgl. dazu Düwel 2013). Runische Memorialdichtung ist dem Wesen nach grundsätzlich rühmend und panegyrisch. Der Nachruf dient der virtus des Toten. Ihre Sprache vollzieht sich in Charakterisierungen und Wertungen, sie ist affektiv und expressiv. Am Textaufbau sind Stilmittel figürlicher Art beteiligt, unter denen in semantischer Hinsicht Litotes, Hyperbel, synonymische Variation und emphatische Negation auffallen. Als stiltypische, an die Panegyrik gebundene Übertreibungsfigur trägt das implizite und hyperbole Adynaton zur Verskonstitution bei (vgl. zusammenfassend 109 Sälna, U 323 mit Verweisen). Zu textgrammatischen bzw. syntaktischen Kategorien sind Wiederholungsfiguren wie Anaphora und Epiphora sowie Parallelismus zu rechnen. Die der Dichtersprache geläufige syntaktische Verfremdungsfigur der Anastrophe zeigt besonders anschaulich die Inschrift 139 von Lilla Kyringe (Vs 15). Allein die Häufung dieser Stilmittel hebt Runendichtung von eddischer Dichtweise ab. Das gleiche gilt für die Versbehandlung im engeren Sinne. Diese folgt pragmatischen Erfordernissen und zeigt vielfach Abweichungen von eddischen Wortstellungs- und Betonungsregeln. Neben allerlei Formspielereien, die in den Kommentaren eigens hervorgehoben werden, tritt als begleitender Schmuck des Verses nicht selten die gekreuzte und die umschliessende Alliteration hinzu (ab : ab bzw. ba : ab). Schon früh bezeugt ist als metrische Besonderheit das Prinzip der Versverschränkung oder ‚Anreimung‘ (vgl. 3 Tjurkö, KJ 136), und mehrere Inschriften, davon das Hochstatus-Denkmal von 47 Högby (Ög 81) mit einer der umfangreichsten Erinnerungsstrophen überhaupt, demonstrieren die exzeptionelle Versfigur des ‚Hakenreims‘. Zu den Spezifika inschriftlicher Gedenkpflege gehört die Bewahrung umfangreichen Namenguts. Dies gilt auch für die Runenmetrik, denn es werden mit hoher Frequenz Eigennamen in das Versschema eingebunden, und zwar erstaunlicherweise seltener der Name des Toten, da dieser oft in der prosaischen Erichterformel zu finden ist, sondern vor allem die Männer- und Frauennamen des familiaren Umfelds und nicht selten auch der des Ritzers. Sofern die Lokalität des Ablebens fern der Heimat hervorgehoben wird, kommen Orts- und Ländernamen ins Spiel, und bei der Angabe von Herkunfts- oder Besitzverhältnissen, auch Siedlungsnamen. Die Integration der Namensprache in die angestrebten metrischen Strukturen stellt die Autoren vor erhebliche Probleme, wobei dithematische Personennamen, d. h. Namen, die sich aus zwei Gliedern zusammensetzen, verstechnisch die grösste Herausforderung bieten (vgl. dazu Wulf 2003: 996ff.). Bei christlich orientierten Steinen, die ihren Text mit einer Fürbittformel beschliessen, werden gelegentlich auch die Namen des die Gebetsbeziehung stiftenden Personenkreises metrisch integriert, unter Umständen mit Anleihe von Formelgut aus der lateinischen Totenliturgie. 21 Einführung Wirft man einen Blick auf Frequenz und Stilgewicht der verschiedenen Wortarten, so besteht kein Zweifel, dass runeninschriftliche Sprachverwendung vom Nominalstil geprägt ist (Naumann 1994: 493f.). Im versinternen Zusammenspiel der Wortarten und im Ineinandergreifen von Bedeutungsgewicht und Stabsetzung verdienen aber speziell die Adjektive (z. T. auch die Adverbien) textuales Interesse. In runenmetrischer Verwendung ist die Wirkungsrelevanz gerade dieser Wortklasse verhältnismässig hoch, was funktional mit der charakterisierenden, urteilenden Aussagekraft des Adjektivs zusammenhängt und sich auch verssyntaktisch erklären lässt, indem es als attributiver Begleiter dem altnordischen Substantiv entweder voran- oder nachgestellt werden kann oder auch prädikativ verfügbar ist. Es folgt also nicht nur dem Rhythmus des Verses, sondern lässt sich gleichzeitig figürlich anordnen und ist überdies steigerungsfähig. Die Einsatzmöglichkeiten der Vergleichsformen Komparativ, Superlativ und Elativ im Situationsbezug des Totenpreises liegen auf der Hand. Exklusiv ist in der norwegischen Inschrift von 144 Dynna (N 68) die Verwendung des höchsten Vergleichsgrads des nur hier belegten und auf eine junge Frau bezogenen Adjektivs hannarr „kunstfertig, geschickt“ (mær hǫnnurst / á Haðalandi). Unter den schwedischen Inschriften besitzen die Adverbien drængila und fulldrængila besonderen Stilwert, da sie - wie schon Salberger (1957) gezeigt hat - ausschliesslich in metrischer Bindung vorkommen. Das Adverb drængila „mannhaft, nach Art eines drængR“ ist in seiner Verwendung auf Södermanland konzentriert (69, Sö 113; 72, Sö 130; 81, Sö 164; 87, Sö 179; vgl. aber auch 147 Senja, N 540), während die zusammengesetzte und steigernde Form fulldrængila einzig in einer Inschrift aus Närke (143 Apelboda, Nä 29) nachgewiesen ist, ansonsten aber im Altschwedischen fehlt. In diesen Wortkreis gehört auch das nur auf 64 Ösby (Sö 61) bezeugte Adverb ǣfila „(für) immer, ewig“: ǣfila stændr „ewig steht er (der Stein)“. Ein hochpoetisches Adjektiv aus der Terminologie runischer literacy, ebenfalls nur metrisch belegt, dürfte in rȳnn „runenkundig“ (122, U 729) und im Superlativ-Tropus rȳnastr (62, Sö-56) zu fassen sein (vgl. dazu weiter Olsen 1932: 167ff.). Auch unter den Substantiven finden sich Belege, die sich nur runenmetrisch sichern lassen. Dazu gehören Frauenbezeichnungen, denen man besonderen Stilwert zubilligen darf, nämlich hīfrøya „Ehefrau, Hausfrau“ im emphatischen Einleitungssatz von 141 Hassmyra (Vs 24) und - allerdings in der Setzerprosa - liki m. (! ) in der Bedeutung „Ehegattin, Gefährtin“ (Akk. Sg. aft lika brutia ) auf dem Stein von 11 Randbøl (DR 40). In schwedischen Inschriften tauchen in Genitivkonstruktionen die Führerbezeichnungen grimmʀ, vīsi und forungi auf, die der Dichtersprache vorbehalten sind: folks grimmʀ „Volkshäuptling“ bzw. „Häuptling der Kriegerschar“ (71, Sö-126), skæiðar vīsi „Führer des Langschiffs (skæið)“ (84, Sö 171), liðs forungi „Anführer des Zugs“ bzw. „Schiffshäuptling“ (96, Sö 338; 100, U 112). Zwei zentrale Begriffsfelder verdienen ebenfalls Interesse. Dies sind einmal die Wörter für das Runendenkmal bzw. die Denkmalgruppe selbst, zum anderen die für die memorierten Verstorbenen verwendeten Standesbzw. Rangbezeichnungen. 22 Einführung Über die Terminologie der sog. ‚Denkmalsmarkierer‘ (schwed. monumentmarkörer) hat zuletzt in grundsätzlicher Weise Klaus Düwel (2013: 33-35) gehandelt (vgl. auch Palm 1992: 177 und passim; Ebel 1963: 99ff.). Dazu gehören in metrischer Bindung stæinn, mærki, stafʀ, vitring und kum(b)l. Die hochfrequente Markierung stæinn, allein für Schweden verzeichnet ‚Runordsregister‘ 1424 Belege, bedarf keiner weiteren Erläuterung. Das Wort mærki n. ist vor allem mittelschwedisch verbreitet und kann sowohl „Runenzeichen“ wie auch das Denkmal selbst meinen. Metrische Inschriften verwenden mærki aber ausschliesslich als Denkmalsmarkierer. Als schmückende Beiwörter, die auf die besondere Qualität des Monuments hinweisen, treten in Stabstellung die Adjektive mikill/ mykill und mærkilīkʀ „bemerkenswert, stattlich“ hinzu: mærki it mikla (59 Björke, Sö 41), mykit mærki (99 Viby, U 102), mærki mikit/ mykit (108 Skånela, U 300; 133 Bo gård, U-Fv 1986). Das Epitheton aschwed. mærkilīkʀ findet sich auf der fragmentarischen Inschrift des einst bedeutenden gotländischen Steins von 32 Mästerby (G 188): merki merkiligt. Verstärkende Wirkung kommt dem Komparativ zu: Munu æigi mærki / mæiʀi verða „Es werden keine Denkmäler / grösser sein-...“ (106 Bällsta, U 225; vgl. auch 98 Eggeby, U 69). Auch die Bedeutung von stafʀ m. „Runenstab“ bzw. „Stab, Stange“, d. h. ein zu einem Denkmal gehörender Bestandteil, ist erst aus dem Kontext erschliessbar. In wörtlichem Sinne „Runenstäbe“ sind gemeint auf 38 Nöbbele (Sm 16): Meðan stæinn lifiʀ / auk stafiʀ rūn[a] „Solange der Stein lebt / und die Stäbe der Runen.“ Der oft zitierte dänische Dreizeiler von 11 Randbøl (DR 40) bezieht sich ebenfalls auf die Stäbe der Runen selbst: Þēr stafaʀ / munu Þōrgunni / miǫk længi lifa „Diese Stäbe werden / für Thorgunn / sehr lange leben.“ Auf dem Grossmonument von 106 Bällsta (U 226) dürfte stafʀ jedoch auf einen bestimmten Gegenstand im Denkmalsbezirk rekurrieren: Ræistu stæina / ok staf unnu / ok inn mikla / at iarteknum „Sie errichteten Steine / und machten den ‚Stab‘ / auch den grossen / als Wahrzeichen (seines Ruhms).“ Die achtzeilige Vollstrophe auf dem Felsblock von 62 Fyrby (Sö- 56) besetzt ihren zweiten Helming mit der Paarformel stæin ok stafa: Sattu stæin / ok stafa marga / æftiʀ Frøstæin / faður sinn „Sie setzten den Stein / und viele (Runen-)Stäbe / zum Gedenken an Frøstæinn / ihren Vater.“ Sven B. F. Jansson (1984: 129) hatte vermutet, dass mit stafa marga vielleicht um das Denkmal gruppierte Holzpfähle gemeint sein könnten, aber die oben angeführten Belege wie auch die Länge der Inschrift von Fyrby selbst legen nahe, dass tatsächlich hier die Schriftzeichen angesprochen werden. Der Begriff vitring f. (adän. witring , witrind) „Wahrzeichen; Bekanntmachung“, aber auf den gesamten Stein bezogen, ist in je zwei dänischen und schwedischen Inschriften metrisch bezeugt: 16 Tillitse (DR 212) und fragmentarisch, aber nahezu wohl gleichlautend 17 Sandby 3 (DR 229). Auf dem Stein von Tillitse verbindet sich die Denkmalsmarkierung mit einem impliziten Adynaton, einer runenmetrisch verbreiteten Unmöglichkeitsbzw. Übertreibungsfigur: Ē mun standa, / með stēn lifiʀ / vitring sū, / eR vann Æskæll. „Stets wird stehen / solange der Stein lebt / dieses ‚Wahr- 23 Einführung zeichen‘ / das Æskill machte.“ In den schwedischen Inschriften von 44 Bräkentorp (Sm 45) und 45 Skaftarp (Sm 60) bezieht sich vitring in nahezu identischer Formulierung auf die Denkmalsmarkierung kum(b)l: S[v]æinn/ S[t]æinn ok Starki gærðu kumbl þessi æftiR Guðmund, faður sinn, vitring þasi / ā vegamōti (Sm 60): „Svæinn/ Stæinn und Starki errichteten diese kumbl zum Gedenken an Guðmundr, ihren Vater, dieses ‚Wahrzeichen‘ / an der Wegkreuzung.“ Das Wort kum(b)l n. ist mehrdeutig. Es kann „Monument“, „Merkzeichen“, aber auch „Grabhügel“ besagen oder sich im Pluralgebrauch auf eine bestimmte Denkmalsgruppe und nicht nur auf den einzelnen Runenstein beziehen (vgl. den Plural von Nr. 44 Bräkentorp und 45 Skaftarp, beide Småland). Bei der Formulierung ræisti kuml lässt sich allerdings nicht entscheiden, ob Singular oder Plural vorliegt. In der Inschrift von 38 Nöbbele (Sm 16) z. B. ist grammatikalisch unmissverständlich nur ein Denkmal, d. h. der betreffende Stein bezeichnet. Aus Gründen der Reimfindung steht auf 109 Sälna (U 323) das nur runisch bezeugte Kompositum brautaʀkuml „Weg-Denkmal“: Mā æigi brautaʀkuml / bætra verða. „Nie wird ein Denkmal am Wege / besser sein.“ Abgesehen von den Verwandtschaftsbezeichnungen sind þægn, drængʀ und bōndi in den Runeninschriften der Wikingerzeit die mit Abstand häufigsten Männerepitheta. Dies trifft gleichermassen auf die runenmetrische Praxis zu. Wie Wulf (1988: 80ff.) darlegt, werden þægn und bōndi auf Vater und Bruder bezogen, drængʀ auf Sohn oder Bruder. Über die Bedeutungsinhalte der drei Bezeichnungen, und zwar auch ausserhalb der Familienstrukturen, wird nicht zuletzt in Hinblick auf die historisch-politischen Entwicklungen der Wikingerzeit seit langem eine rege Diskussion geführt. Für awnord. þegn verzeichnet Baetke (1976 s. v.) die Bedeutungen „freier, unabhängiger Mann“, aber auch „Gefolgsmann eines Königs und Herrn, Untertan“. Svend Aakjær knüpfte an die angelsächsischen Quellen an, in denen þegnas und drengas als Lehnsträger erscheinen und rechnet mit der Möglichkeit, dass auch die þægnaʀ und die institutionell eng verbundenen drængiaʀ der dänischen Runensteine des 10. Jahrhunderts Angehörige des königlichen Dienstadels gewesen sein könnten: „There can thus be no doubt that also the Nordic thegns und drengs were once such royal servants, members oft he king’s attendant nobility and of his hird or bodygard.“ (Aakjær 1927/ 28: 28). Dagegen hat sich Widerspruch erhoben. Hans Kuhn erkannte in awnord. þegn und drengr keine Gefolgschaftstermini, sondern verwies auf die runisch durch die Attribute gōðr und harða gōðr hervorgehobene ethische Bedeutung und argumentierte, dass zu Beginn des 11. Jahrhunderts „der gute Dreng den guten Degen abgelöst“ habe (Kuhn 1944: 113). K. M. Nielsen hob die militärischen wie maritimen Kontexte hierher gehörender Inschriften hervor (vgl. z. B. Nr. 23 Hällestad 1, 147 Senja) und erwog drængiaʀ als Bezeichnung „für Mitglieder einer Organisation, einer Bruderschaft von Männern der Hird oder Wikinger“ (Nielsen 1945: 118). Unter den von Arndt Ruprecht untersuchten schwedischen Inschriften für drængʀ entfällt mehr als ein Drittel auf Wikingerbelege. Mit dem Rückgang der 24 Einführung Auslandsfahrten allerdings „scheint drængʀ im letzten Teil der Runensteinperiode nur noch oder überwiegend den allgemeinen ethischen Sinn von ‚ein rechter (junger? ) Mann‘ gehabt zu haben.“ (Ruprecht 1958: 64f.). Zuletzt hat Jan Paul Strid die beiden Termini behandelt. Für þægn, in Schweden vor allem in Västergötland belegt, schliesst er im Anschluss an Aakjær die Denotation „a warrior in the service of a king or chieftain“ für bestimmte Inschriften nicht aus, hält aber in Hinblick auf das Epithet þiaknar kuþiʀ (Nr. 57, Tjuvstigen 1, Sö 34) auch die Bedeutungsvariante „good men, noble men“ oder „good warriors“ für möglich (Strid 1987: 305). Für drængʀ legt die Durchsicht metrischer Inschriften in Södermanland und Uppland es nahe (u. a. Nr. 60, 61, 69, 72, 80, 81, 87, 94, 122), eine weiter gefasste Bedeutung anzusetzen: „In Svealand the word drængʀ can be applied to mature married men as well as to young, unmarried ones. Drængiaʀ often died abroad, many of them apparently killed in action.“ (Strid 1987: 312). Abschliessend stellt Strid resignierend fest: „It is difficult to give good translations of words like þægn and drængʀ.“ (ibd.). Der Begrifflichkeit von bōndi ist Klaus Düwel nachgegangen. Das Wort lässt sich nach ‚Svenskt runordsregister‘ zwar mit „Bauer“ übersetzen, trägt aber auch die Bedeutungen „Gatte, Ehemann“ oder „Hausherr“ (wie dän. husbond, schwed. husbonde; vgl. Peterson 1994 s. v.). Düwel konstatiert, dass runisch bōndi wesentlich mit den Merkmalen „ansässig (fester Wohnsitz), unabhängig, frei, verheiratet“ konnotiert ist, während sich gleichzeitig aus den Zeugnissen „nicht der geringste Anhaltspunkt für eine agrarische Tätigkeit“ ergibt (Düwel 1975: 191). Eine adäquate Übersetzung wäre auch bei diesem Terminus schwer möglich (vgl. auch § 5). Im runenmetrischen Material lassen sich an Männertermini vereinzelt ausserdem verzeichnen: būmaðr, landmaðr, karl und bryti. Būmaðr findet sich ausschliesslich auf dem schonischen Stein 22 Sövestad 2 (han waʀ bæztr būmanna). Die Aussage zielt nicht auf besondere Fähigkeiten als Agrarier, sondern der Tote wird als „vorzüglicher Wirtschafter“ gerühmt (vgl. Düwel 1975: 194f.). Den Versbeleg für landmaðr enthält die Vollstrophe von 96 Turinge (Sö 338). Auch hier ist nicht der Bauernstand im Sinne von „Landmann“ gemeint, vielmehr dürfte es sich um eine Funktionsbezeichnung im sörmländischen Adelsstand handeln, vergleichbar anorw. lendrmaðr (Ljunggren 1959; Düwel 1975: 195ff.). Karl kommt runisch in vier Inschriften vor, davon sind drei metrisch: Nr. 47 Högby (Sö 81), 74 Aspa 1 (Sö 137), 83 Grinda 2 (Sö 166). ‚Svenskt runordsregister‘ übersetzt mit „karl, man“, jedoch nicht mit „Bauer“. Für Högby bietet sich eine Wiedergabe „alter Mann, der Alte“ an, während in Grinda 2 (borgiʀ ā Saxlandi / sōtti karla) nicht das Substantiv, sondern vielleicht auch karla, d. h. eine Adverbialableitung auf -la im Sinne von „mannhaft“ vorliegen kann. Der Terminus bryti schliesslich begegnet in der Begleitprosa zu den Verstexten von 11 Randbøl (DR-40) und 97 Hovgården (U 11) und lässt sich für Randbøl mit „Aufseher; Verwalter“ (schwed. bryte) übersetzen, während im Falle von Hovgården ein königlicher Beamter gemeint sein dürfte, der auf dem Königsgut Adelsö sass (Düwel 1975: 200f.). Da die genannten Begriffe nahezu ausschliesslich in metrischem Zusammenhang erscheinen, darf man ihnen besonderen Stilwert zuerkennen. 25 Einführung § 5. Inhaltstypen. — Man hat, und das völlig zu Recht, die wikingerzeitliche Runendichtung als „Erzählkunst in improvisierten Versen“ charakterisiert (Hofmann 1971: 158). Sichtlich erkennbar sind viele Versinschriften ad hoc konzipiert, folgen keinem festen Schema, sondern es werden Inhalte improvisiert, die man exklusiv zum Ruhm des Toten der Nachwelt erhalten wollte. Zwar kommen Zitate aus eddischem Kontext und anderer dichterischer Überlieferung vor (vgl. dazu besonders 49 Rök, 79 Skarpåker, 87 Gripsholm), und auch allerlei Formelgut wird gerne wiederholt, doch im Prinzip folgt die poetische Texterzeugung auf knappstem Raum pragmatischen Bedingungen. Vergleicht man die Einleitung von Elias Wessén in ‚Södermanlands Runinskrifter‘ (SRI 3: LVI-LIX) zu inschriftlichen Inhalten, so unterscheiden sich die versförmigen Steininschriften auf den ersten Blick nicht grundsätzlich von prosaischer Runenmemoria. Interessant wäre aber dennoch die bisher kaum gestellte Frage, in welchen thematischen Bezügen metrisch geformte Inschriften vielleicht sogar bevorzugt stehen. Für die urnordische Periode lässt sich dies kaum generell beantworten, da jede einzelne Inschrift ihr eigenes Gepräge hat. In der Spätzeit, im Nordischen Mittelalter, dominieren neben einigen Gedenkinschriften allerdings die sog. ‚losen Funde‘, welche mittelalterliche Vorstellungen der Volksfrömmigkeit und des Aberglaubens im Fokus haben und sich auf Heilung von Krankheiten richten, auf Bannung des Bösen und Schutz vor Unheil. Im wikingerzeitlichen Material ist dieser Überlieferungstyp seltener, aber schon früh vertreten (vgl. 8 Schleswig, 9 Ribe, 25 Canterbury sowie 135, 136 und 138 Sigtuna). Aber auch im Kulturspiegel der Wikingerzeit heben sich mehrere Bezüge deutlich heraus. So wird ein spezielles Thema runischer Erinnerungskultur überwiegend in Versform ausgedrückt. Es handelt sich dabei um eine Inschriftengruppe, die den Toten als Repräsentanten der Sippe oder Familie nicht in erster Linie in seinen militärischen oder maritimen Aktivitäten ehrt, sondern das Epitaph in ganz anderer Qualität offenbart. Sven B. F. Jansson hatte seinerzeit einen Ausschnitt der damit gemeinten Topik unter dem Titel „Der gute Bauer“ („Den gode bonden“) bekanntgemacht (1984: 131ff; vgl. auch Jansson 1964). In metrischen Kontexten stehen die hierzu gehörenden Männerbezeichnungen bōndi, būmaðr, landmaðr (vgl. § 4) und, etwas überraschend, auch ōnīðingʀ. Den Nachruf auf den fürsorglichen Hausvorstand begleiten Zusätze ethischer Art. Hervorgehoben werden als Qualitäten insbesondere die Ideale der Freigebigkeit und Beredsamkeit. Auf 96 Turinge (Sö 338) werden verstorbene Brüder als bæztra manna gerühmt, gefolgt vom Nachsatz heldu sīna / hūskarla vel „sie hielten ihre Hausleute gut“, d. h. sie kamen ihren Unterhaltspflichten grosszügig nach. In einer Inschriftengruppe spezieller Art werden die Mannestugenden zu Reimpaaren verknüpft und die Grosszügigkeit der Versorgung in Verbindung mit der Kommunikationsfähigkeit des Brotherrn gebracht, z. B. 124 Gådi (U 739): Hann vaʀ mildr mataʀ / ok māls risinn „er war freigebig im Essen (bzw. gastfreundlich) und redegewandt“ (ähnlich 42 Ryssby, Sm 39; 43 Ivla, Sm 44; 72 Hagstugan, Sö 130; 120 Väppeby, U 703 und 22 Sövestad, DR 291). 26 Einführung Für das schwer zu übersetzende Substantiv ōnīðingʀ finden sich runisch acht Belege, vier davon in metrischer Relation. ‚Svenskt runordsregister‘ bietet als Übersetzung „Un-Niding, geachteter Mann, freigebige Person“. Auf dem Stein 41 Rörbro (Sm 37) steht: Hann vaʀ manna / mæstr ōnīðingʀ / var yndr mataʀ / ok ōmun hats. Gōðr þægn Guðs trō / gōða hafði. „Er war der grösste ‚Un-Niding‘ unter Männern (oder: Menschen); er war freigebig an Essen und dachte nicht an Hass. Ein guter þægn, war fest im Glauben.“ Damit verbinden sich zwei memorialbezogene Topoi: Zum einen der bereits aus dem Beowulf-Epos bekannte Platz vom ‚guten Brotherrn‘ (yndr mataʀ), gekoppelt an ein wohl schon in christlichem Sinne zu interpretierendes Werturteil (ōmun hats), zum anderen um die verstechnisch originell gestaltete Glaubensaffirmation am Ende des Epitaphs. Bedeutungsumfang und Stilwert des Litoteswortes ōnīðingʀ genauer zu bestimmen, stösst auf Probleme. Ausserrunisch ist die Bildung nicht belegt, und sie kann auch nicht ohne weiteres aus den pejorativen Konnotationen des geläufigen anord. Nomen agentis níðingr „Neiding, Schurke“ und dem zugrundeliegenden Simplex níð „was zur Beschimpfung, Verhöhnung“ dient erklärt werden. Vielmehr setzt die Bildung einen bestimmten Gegenbegriff voraus. Eine solche Möglichkeit hatte bereits der Herausgeber von ‚Smålands runinskrifter‘, Ragnar Kinander, erwogen (SRI 4: 33f.), indem er auf die aisl. belegten Komposita féníðingr „geizige Person, Geizhals“ und matníðingr „einer, der seine Leute hungern lässt“ hinwies. Sollte diese Komponente hineinspielen und mit der Litotes die grosszügige Erfüllung von Versorgungspflichten gegenüber Verwandten, Hausleuten, Schiffsmannschaft usw. herausgestellt werden, dann könnte man zu Recht von einer ‚sozialen Topik‘ unter wikingerzeitlichen Lebensbedingungen sprechen (weitere Versinschriften 13 Århus 5, DR 68; 37 Transjö, Sm 5; 46 Hovgården, Ög 77; Prosa Sm 2; Sm 147; Sö 189; Ög-217. Vgl. zudem Naumann 1994). Aber nicht nur männliche Ideale der Wikingerzeit werden herausgestrichen, auch Frauenlob wird metrisch gefasst. Zwar sind aus natürlichen Gründen in zahlreichen Inschriften Witwen, Töchter, Schwestern und sogar Enkelinnen namentlich benannt, doch findet sich ihre Erwähnung meist in der Errichterprosa, und zwar in der Funktion von Auftraggeberinnen. Die Memoria in Versform hingegen ist nur wenigen Frauen vorbehalten, jedoch überwiegend an Hochstatus-Denkmäler gebunden. In der bereits erwähnten dänischen Inschrift von 11 Randbøl (DR 40) ist der Nachruf auf die Ehefrau in Form einer Ewigkeitsfigur rhetorisiert. Die Inschrift Nr. 100 auf dem mächtigen Runenblock in Uppland (U 112) ist der Fastvī von Ed gewidmet; das bemerkenswerte Denkmal 141 aus Västmanland (Vs 24) steht zum Gedenken an Ōðin-Dīsa, die Gattin des Errichters. Schon allein ihr Name ist hervorstechend. Auf 144 Dynna in Hadeland (N 68) stiftet die Mutter nicht nur das bebilderte Denkmal zum Gedenken an ihre Tochter Āstrīðr, sondern sie lässt zu deren Seelenheil ausdrücklich auch eine Brücke bzw. Wegbefestigung anlegen. Auf dem Stein von 54 Norra Härene (Vg 59) nennt sich die Setzerin Āsa an prominenter Stelle im Verstext und gibt ihrer Trauer um den Ehemann in Form einer stiltypischen Übertreibungsfigur Ausdruck: Svā hæfiʀ Āsa / es æigi mun / sum kvæn æft ver / sīðan 27 Einführung gærva „So hat Āsa [gehandelt], wie danach keine Frau zum Gedenken an ihren Mann tun wird.“ Die Inschrift 36 auf der Grabplatte von St. Hans in Visby (G 343) weist eine Frau unzweifelhaft als Mitverfasserin der christlich geprägten, artifiziellen Versbotschaft aus. Als visionäres Pilgerziel einer offenbar hochgestellten Person namens Ingirūn gibt die uppländische Inschrift von 114 Stäket (U-605) Jerusalem (Jōrsaliʀ) an. Es dürfte sich wohl um ein Gelübde handeln, das - aus welchem Grund auch immer - nicht eingelöst werden konnte. Jedenfalls wird dem ausdrücklichen Pilgerwunsch in diesem einzigartigen Zeugnis metrische Gestalt verliehen. Als besonderes Merkmal in religiöser wie auch sozialer Hinsicht sei unterstrichen, dass in nicht wenigen Inschriften metrischer Art explizit der Bau einer „Brücke“ (gæra brō) erwähnt wird. Auch dieser Ausdruck tätigen Andenkens ist allermeist von Frauen initiiert: vgl. 16 Tillitse (DR 212), 17 Sandby (DR 229), 33 Hogrän (G 203), 86 Aspö (Sö 174), 98 Eggeby (U 69), 99 Viby (U 102), 101 Runby (U 114), 109 Sälna (U 323), 113 Tjäran (U 512), 134 Arlanda (U Fv 1992), 144 Dynna (N 68). Der Akt der Kommemoration ist hier - wie in zahlreichen prosaischen Inschriften - mit dem Gelöbnis auf Stiftung einer Wohltat verbunden. Es handelt sich am häufigsten um den Bau eines Weges, eines Knüppel- oder Steindamms, einer Brücke oder einer Anlegevorrichtung für Schiffe. Was den Denkmalcharakter dieser Gruppe runischer Erinnerungskultur indessen auszeichnet, ist der poetisch-rhetorische Schmuck. Als Beispiel sei 101 Runby (ca. 1070-1110) in Uppland herausgegriffen. Die Witwe Ingrīðr bekundet die Errichtung einer ‚Ladebrücke‘ (laðbrō) für das Seelenheil ihres Mannes und zweier Söhne, und zwar unter ausdrücklichem Verweis auf den Erbbesitz des Geschlechts Runby. Es wäre möglich, dass es sich zugleich um die Sicherung eines Erbtitels der Witwe handelt. Der metrische Schlussteil der Inschrift appelliert aber nicht nur an das kollektive Gedächtnis, sondern es wird das Memento sub specie aeternitatis eingefordert: Þæt skal at minnum manna / meðan mænn lifa! „Dies soll [stehen] zum Gedächtnis dieser Männer, / solange Menschen leben! “ Dieses Denkmal verdeutlicht - und Runby steht nicht allein - was der runeninschriftliche Memorialgedanke in seiner reifsten Form auszusagen vermag. Streiflichter über Auslandsbeziehungen werfen die sog. Ostbzw. Westfahrersteine, die freilich sehr verschiedene Aktivitäten widerspiegeln. Es kann sich um Wikingerbewegungen oder Handelsunternehmen drehen, aber auch Pilgerziele werden genannt. Angaben zum Sterbeort liefern genauere Auskunft, wo die Fahrten endeten: in Dänemark, in England, im Osten, in Griechenland, in ‚Särkland‘. Als Besonderheit zeichnet sich die Inschrift auf dem in Nordnorwegen aufgefundenen Silberhalsring von 147 Senja (N 540) aus, die eine Ausfahrt nach Friesland schildert - sei sie kommerzieller oder kriegerischer Natur - , aber doch ganz im Stile der Runensteinmetrik verfasst ist. Beim Blick auf die räumliche Verteilung in Schweden, wo die Auslandsfahrten am häufigsten steininschriftlich belegt sind, ist die Konzentration auf Södermanland auffällig (Ruprecht 1958: 52f.). Die in der Wikingerzeit relativ dicht besiedelte Landschaft mit guten Wasserverbindungen zur Ostsee weist unter den 43 aufgenommenen Versinschriften nicht weniger als 28 Belege aus, die sich auf Fahrten 28 Einführung ins Ausland beziehen. Die höchste Konzentration findet sich mit 67% im ohnehin runenreichen Rönö-Härad an der Südostküste, so dass man hier geradezu von einem Modetrend sprechen könnte. Dieser Befund lässt auf einen gewichtigen Anteil sozial hochgestellter Familien aus diesem Landesteil an Auslandsunternehmen schliessen, was sich durch archäologische und siedlungsgeschichtliche Untersuchungen bestätigen lässt (Larsson 1986: 98ff.). Diese Leute waren zugleich in der Lage, kunstmässige Versinschriften auf dekorierten Steinen in Auftrag zu geben. Darauf deutet nicht zuletzt eine kommemorierte Person namens Ragnvaldr auf dem bedeutsamen Stein 76 an der Brücke von Aspa, der in Dänemark den Tod fand. Diese Namensform erscheint im Runenmaterial äusserst selten und wurde von Jansson (1948: 295) als Adelsname eingeschätzt. Unter den Ostfahrersteinen hebt sich eine markante Gruppe ab, welche - nach freilich unterschiedlichen Kunstprinzipien - die Expedition des Ingvarr nach Särkland thematisiert (vgl. „Verzeichnis der metrischen Inschriften der Ingvarr-Steine“). Das Unternehmen wurde oft besprochen, doch liegen Zweck und Ziele nach wie vor im Dunkeln. Die Umrisse seien in aller Kürze skizziert: Nach der isländischen ‚Yngvars saga víðfǫrla‘ (‚Saga vom weitgereisten Yngvarr‘), die ins 14. Jahrhundert datiert wird, aber auf eine um 1200 verfasste lateinische Vorlage über Yngvarr zurückgeführt werden kann, war er mit dem schwedischen Königshaus verwandt und soll nach den isländischen Annalen 1041 gestorben sein. Dies stimmt zur stilchronologischen Zuordnung der Steine (s. § 6). Sie erlaubt auf Grund des typischen Dekors für die Errichtung eine Zeitstellung zwischen 1040-1050. Ob Ingvars Fahrt im Auftrag der Königsmacht stattfand, ob es sich um ein kriegerisches Unternehmen handelte oder Handelszwecken diente, bleibt unklar. Das Einzugsgebiet, aus dem die Teilnehmer der katastrophal endenden Expedition kamen, lässt sich nach den Standorten der Gedenksteine indessen in Umrissen eingrenzen. Die allermeisten entstammten Gegenden des Mälartals, also aus Södermanland (ca. 17 Steine) und Uppland (ca. 11), nur einzelne Mannschaften stiessen aus dem nordöstlichen Östergötland (2 Steine) oder aus Västmanland im Norden hinzu (2 Steine). Die Diskussion um das Ziel der Fahrt knüpfte an der Bedeutung von ‚Särkland‘ an. Man rechnete mit Särkland = ‚Sarazenenland‘ bzw. ‚Land um die Stadt Sarkel am Don‘ oder um eine Verbindung mit lat. sericum ‚Seide‘, also ursprünglich ‚Seidenland‘, d. h. die Gebiete des abbesidischen Kalifats mit der Hauptstadt Bagdad. Der bisher letzte Vorschlag, der sich sowohl auf die isländische Tradition in ihren glaubwürdigen Teilen wie auf georgische Quellen stützt, wurde von Larsson (1982: 95ff.) vorgetragen. Larsson hält einen Vorstoss über die Dnjepr-Route ins Schwarze Meer und einem anschliessenden Landtransport über die Wasserscheide der Flussläufe Rion und Kura in Georgien für möglich. Das nach wie vor ungeklärte Ziel, wahrscheinlich aber im Einzugsgebiet des Kaspischen Meers, wäre dann mit kleinen Booten und einer Besatzung von höchstens 300-400 Mann erreicht worden (Larsson 1982: 97). Auf welchem Weg auch immer die Nachricht von der Katastrophe die schwedische Heimat erreicht haben mag, so sind bisher ca. 30 Inschriften bekannt, welche 29 Einführung die Erinnerung bewahrt haben. Davon ist etwa die Hälfte (15 Belege) im Nekrologteil metrisch gestaltet, was den Schluss nahelegt, dass das schicksalhafte Ereignis das Bedürfnis nach besonderer Ausformung der Kommemoration geweckt hat. Aber wer wird kommemoriert? Ein Zeugnis (87 Gripsholm) betrifft den schwedischen Hochadel, aber es wird auch mehrfach die Funktion als Schiffsführer bzw. Schiffseigner hervorgehoben (95 Ärja; 112 Steninge; 117 Varpsund; 125 Svinnegarn). Man darf mit gutem Grund davon ausgehen, dass es sich bei diesen Nekrologen um Statusmarkierungen (schwed. statusmarkörer) handeln dürfte. Auch die metrischen Inschriften folgen dem oben skizzierten landschaftlichen Verteilungsmuster: Je 6 entfallen auf Södermanland und Uppland, eine Inschrift ist im Norden von Östergötland lokalisiert (Nr. 50), zwei weitere finden sich in Västmanland (Nr. 140, 142). Dabei konnten immer wieder Neufunde registriert werden. Die letzte Entdeckung eines Ingvarr-Steins fiel ins Jahr 1990, als bei Strassenbauarbeiten ca. 1 km nordöstlich der Ausfahrt von der Autobahn E 4 zum Flughafen Arlanda mehrere Fragmente eines offenbar beim Aushub beschädigten Runensteins freigelegt wurden (Nr. 134). Da es sich aus Verkehrsgründen verbot, das restaurierte Denkmal am ursprünglichen Ort aufzurichten, liess man den Stein 1991 zum Flughafen transportieren, wo er seither in der Abflughalle Arlanda 2 in einer Vitrine gezeigt wird. Wie die Inschrift 134 von Arlanda demonstriert, gewinnt das Memorabile die metrische Grundformel aus der stets wiederholten und eingängigen Alliteration austr : Ingvarr. Auf diesem Stein lassen drei Männer zum Gedenken an ihren Bruder Þōrstæinn schlicht festhalten: Es vas austr dauðr / með Ingvari „Er starb im Osten / zusammen mit Ingvarr.“ Der Kristallisationskern ist ein vokalisches Alliterationspaar, bestehend aus dem Adjektiv austr bzw. dem Adverb austarla und dem Namen Ingvarr. Daraus lässt sich, wie Arlanda zeigt, eine einfache Langzeile bilden (vgl. auch 95 Ärja; 118 Råby). Die Aussage ist lapidar, das Formenspektrum allerdings reich. Die Stabformel wird von spezifischer Verbsemantik begleitet; naturgemäss handelt es sich um die Wortfelder des Sterbens und der Ausfahrt: vera austr dauðr, vera austr drepinn, falla austr, døyia austarla, faras austarla „im Osten umkommen, fallen, untergehen“; fara austr, styra austr „nach Osten fahren, steuern“. In neun Fällen wird der Abvers durch með Ingvari gefüllt (73, Sö 131; 85, Sö 173; 94, Sö 320; 95, Sö 335; 112, U-439; 116, U 644; 118, U- 661; 134, U Fv 1992; 140, Vs 19). Die Präposition steht in der Vorsenkung, während der dithematische Name beide Hebungen trägt. Dass dithematische Personennamen in der Runendichtung allein einen Kurzvers bilden, ist zuerst von Wulf beobachtet worden. Er nennt es geradezu ein „Charakteristikum der Runenverse“ (2003: 996). In der Lieder-Edda sind zweihebige Eigennamen in Stabposition weitaus seltener. Die gattungsspezifische Doppelbetonung der beiden Namenselemente schafft Emphase, wobei allerdings nicht der Name des Toten hervorgehoben wird, da er in der Regel im Ingress der Inschrift genannt wird, sondern der Name des Heerführers, der für den ruhmreichen oder fatalen Zug nach Särkland steht. Um Amplifikationen des Grundmusters waren die Runenmeister aber keineswegs verlegen. Auf dem Stein von Tystberga (Nr. 85), der das Schema vom ein- 30 Einführung fachen Verspaar zu einem Helming ausbaut, wird nicht nur die Ostfahrt mit Ingvarr herausgehoben, sondern es werden auch Orientierungen „nach Westen“ erwähnt. Hier wird poetisch mit dem endreimenden Paar austarla : vestarla eine morphologische Erweiterung adverbialer Art gesucht, die eine vorher nie beobachtete Bereicherung des Vokabulars altnordischer Dichtung bedeutet: Hann hafði vestarla / um vaʀit længi, / dōu austarla / með Ingvari „Er war im Westen / lange gewesen, / sie starben ostwärts / zusammen mit Ingvarr.“ Der biografische Sinn des zwei Generationen übergreifenden Nachrufs ergibt sich aus der Opposition vestarla : austarla. Der im Ingress genannte Vater Holmstæinn hatte sich zunächst „im Westen“, d. h. wohl am ehesten in England aufgehalten und Vater und der Sohn namens HrōðgæiRR sind später gemeinsam im Osten auf dem Ingvarr-Zug umgekommen. Das Formular wird vielfach variiert und bis zur 6-Versgruppe erweitert (vgl. Nr. 87, 94). In der oft zitierten und dichterisch ausgefeilten Strophe auf dem Stein des Schlosses von Gripsholm (87, Sö 179), der von Tola zur Erinnerung an ihren Sohn Haraldr, dem Bruder Ingvars, errichtet wurde, fällt neben den Anleihen aus eddischer oder vielleicht skaldischer Dichtung mit der Formulierung fara fiarri at gulli und der Umschreibung gæfa ærni „Adler füttern“ für „töten“ besonders auch die spezielle Klangfigur auf -la bzw. -arla ins Auge (drængila - austarla - sunnarla). Die wohl berühmteste Inschrift der Ingvarr-Steine sei zum Abschluss dieses Abrisses in ihrer Vollform zitiert: Þæiʀ fōru drængila Sie fuhren mannhaft fiarri at gulli fern nach Gold ok austarla und im Osten ærni gāfu, gaben (sie) dem Adler (Speise), dōu sunnarla (sie) starben im Süden ā Særklandi. in Särkland. § 6. Chronologie. — Die Datierung von Runeninschriften bietet seit jeher Probleme. Als Mittel zur Altersbestimmung in einem enger begrenzten Zeitraum dienten vor allem runographische, linguistische, archäologische oder kunsthistorische Kriterien. Eine zeitnahe Bestimmung erlauben indessen nur die relativ seltenen Inschriften, die sich direkt auf historische Personen oder Ereignisse beziehen (z. B. Nr. 12 die dynastische dänische Inschrift Sønder Vissing 1 oder die schwedische Expedition Ingvars nach Särkland). Die dänische und schwedische Runenforschung hat dennoch Modelle entwickelt, die nach den genannten Kriterien eine zeitliche Zuordnung in einem bestimmten Rahmen erlauben. Nach „Danmarks Runeindskrifter“ (DR I: 1014-1042) verteilen sich die Inschriften auf folgende Perioden: Periode 1. ca. 200-750/ 800. 1.1. Völkerwanderungszeit, ca. 200-650. Urnordisch. 1.2. Zeit nach der Völkerwanderung, ca. 650-750/ 800. Späturnordisch. 31 Einführung Periode 2. ca. 750/ 800-1050. Wikingerzeit 2.1. Helnæs-Gørlev-Typus, ca. 750-970. Frühes Altdänisch. 2.2. Vor-Jellinger-, Jellinger-, Nach-Jellinger-Typus, ca. 970-1050. Altdänisch. Periode 3. ca. 1050-1150. Vormittelalter. Altdänisch. 3.1. Die o-Rune ist noch nicht im Gebrauch. 3.2. Die o-Rune ist eingeführt bzw. ʀ > r. Periode 4. ca. 1100-1350. Nordisches Mittelalter. Altdänisch. Das Futhark ist weitgehend dem lateinischen Alphabet angepasst. Zu 1.1. — Die Texte sind im alten germanischen 24-typigen Futhark verfasst. Hierher gehören in unserem Korpus (unter Einschluss Norwegens) die Inschriften auf dem Goldhorn (B) von Nr. 1 †Gallehus (Schleswig), Nr. 2 Stein von Tune (Østfold), Nr. 3 Brakteat Tjurkö 1 (Blekinge), Nr. 4 Wetzstein von Strøm (Sør- Trøndelag). Zu 1.2. — Metrisch belegt sind einzig Steininschriften in z. T. reduziertem alten Futhark: Steine von Nr. 5 Stentoften und Nr. 6 Björketorp (beide Blekinge) sowie Nr. 7 Steinplatte von Eggja (Sogndal, Norwegen). Für die Stentoften-Björketorp- Steine wird auch eine Zeitstellung vor 650 erwogen. Zu 2.2. — Der sog. Jellinger-Typus in altdänischer Sprachform versammelt die Mehrzahl metrischer Inschriften Dänemarks. Sie finden sich ausschliesslich auf errichteten Steinen und werden hauptsächlich in die Zeit ca. 970-1020 datiert: Nr. 10 Egtved, 11 Randbøl, 12 Sønder Vissing 1, 13 Århus 5, 14 Ålum, 15 Års, 21 Sjörup, 22 Sövestad, 23 Hällestad 1, 24 Hällestad 2. Der undekorierte Stein Nr. 18 von Tryggevælde gehört der älteren Wikingerzeit an, lässt sich jedoch sprachlich-runologisch nicht präziser als ca. 900-950 datieren. Die Inschrift Nr. 9 vom Schädelfragment Ribe ist in frühem Altdänisch verfasst und wird in die Zeit ca. 725-760 gesetzt. Zu 3.2. — Bis auf das Schleswiger Holzstäbchen (Nr. 8) und die Canterbury- Formel (Nr. 9) handelt es sich bei den vormittelalterlichen Zeugnissen wiederum um Steine, die zwischen 1025 und Anfang des 12. Jahrhunderts errichtet wurden: Nr. 16 Tillitse, 17 Sandby, 19 Ny Larsker 2, 20 Vester Marie 5. Zu 4. — Das nur noch spärliche Fundgut in Dänemark und Schweden in metrischer Gestalt umfasst sog. lose Objekte oder findet sich in kirchlichem Zusammenhang (Nr. 149-159). Inschriften auf weltlichen Gegenständen haben fast ausschliesslich amulettartigen Charakter. Für wikingerzeitliche Steininschriften Schwedens, speziell für die runenreiche Landschaft Uppland, hatte zuerst Otto von Friesen (1913) ein Datierungsmodell entwickelt, das einerseits von linguistischen Gesichtspunkten ausging, sich andererseits aber auch auf die sog. historischen Inschriften abstützte. Es ergab sich aus diesem Ansatz folgende Chronologie: 32 Einführung a) Undekorierte Steine; b) das Werk von Åsmund Kareson, ca. 1025-1050; c) die Ingvarr-Steine, ca. 1040; d) die Fot-Balle-Gruppe, ca. 1050-1070; e) das Werk von Visäte und der friesischen Gilde, ca. 1060-1075; f) das Werk von Öpir, ca. 1070-1100. Diese Chronologie, die gewöhnlich auf die Uppland benachbarten Runenprovinzen übertragen wurde, blieb bis ins letzte Viertel des vorigen Jahrhunderts allgemein akzeptiert, bis von runologischer wie archäologischer Seite differenziertere Datierungsvorschläge kamen, welche sich vornehmlich auf stilistische Kriterien beriefen (C. Thompson 1975; S. H. Fuglsang 1998; zu historischen Inschriften vgl. auch E. Wessén 1960). In mehreren Studien hat zuletzt Anne Sofie Gräslund Datierungsvorschläge unterbreitet, die auf archäologischen Grundlagen beruhen und sich speziell an der zoomorphen Stiltypik ornamentierter Steine orientieren (Gräslund 1991/ 92; 1994; 1998; 2003; 2006). Nach dieser, ständig verfeinerten Typologie werden folgende Stilperioden (Pr = Profil) unterschieden: Undekoriert: ca. 980? -1015 Fp: ca. 1010-1050 Pr 1: ca. 1010-1040 Pr 2: ca. 1020-1050 Pr 3: ca. 1045-1075 Pr 4: ca. 1070-1100 Pr 5: ca. 1100-1130 Bei der ältesten Gruppe handelt es sich um Steine ohne jegliches Dekor („unornamented“). Die Stilgruppe Fp (= Vogelperspektive, „Bird’s-eye-view“) wird gleichzeitig mit Pr 1 und Pr 2, ca. 1010-1050 angesetzt. Die Steine zeigen einen von oben gesehenen Schlangenkopf mit zwei Augen. Hinzu kommt die nicht-zoomorphe Stilgruppe RAK (Runenschlingen mit „rak avslutning“, d. h. mit geradem Abschluss), die Gräslund ebenfalls für die Zeit ca. 980-1015 ansetzt. Zumindest für Uppland dürften diese Inschriften jedoch auch später zu datieren sein (Källström 2007: 65ff.). Gräslunds Typologie wurde bei den Analysen zur Altersbestimmung beigezogen (s. jeweils Abschnitt c). Geografisch ergibt sich ein aufschlussreiches Verteilungsbild. Während die Inschriften Ölands und Gotlands relativ spät datieren (ca. 1050-1100), sind die Steine in den Landschaften Småland und Västergötland ausschliesslich im RAK-Stil gestaltet. Von den aufgenommenen Inschriften Södermanlands (im Korpus 41) weisen nicht weniger als 34 Zeugnisse die Stilformen der frühen Profile vor 1050 auf. Für Uppland ergibt sich allerdings ein etwas anderes Bild, indem die Mehrzahl der Denkmäler auf die Zeitgruppen Pr 3 und Pr 4 hingeführt werden muss (1045-1100). Kein einziges Denkmal ist jedoch im Stil der Gruppe Pr 5 (1100-1130) ausgeführt. 33 Einführung Gesamthaft ergibt sich ein deutliches Übergewicht für die Perioden vor 1050. Darin zeigt sich, dass versförmige Formen vor allem in der älteren schwedischen Wikingerzeit als Wirkmittel der Totenmemoria bevorzugt waren. Zugleich wurde deutlich, dass ein Teil dieser nach Gräslund periodisierten Inschriften sich verhältnismässig schlecht mit der gängigen Zeitstellung von Ritzersignaturen oder historisch bestimmbaren Ereignissen vereinbaren lässt. Eine starre Handhabung der Altersbestimmung nach stiltypologischen Kriterien stösst folglich an ihre Grenzen und bedarf im Einzelfall der Korrektur. Dies gilt auch für die dänische Chronologie, die auf dem Wissensstand der vierziger Jahre des vorigen Jahrhunderts beruht, aber durch zahlreiche Neufunde verändert und präzisiert wurde (zur Kritik vgl. Stoklund 2006: 377). § 7. Distribution. — Von den wenigen aufgenommenen Inschriften vor 700 sind drei Denkmäler in Blekinge nachgewiesen sowie ebenfalls drei in Norwegen (Østfold, Sør-Trøndelag und Sogn og Fjordane). Eine urnordische Inschrift ist für Dänemark einzig mit Nr. 1 Gallehus bezeugt, während sich die wikingerzeitlichen Verstexte auf Schleswig, Jylland, Lolland-Falster, Bornholm und Skåne verteilen. Relativ reich erweisen sich die Landschaften Jylland (7 Texte) und Skåne (4 Texte). Im Vergleich zu Schweden bewahrt Dänemark zwar weit weniger versförmige Inschriften, die sich dafür durch einen vergleichsweise hohen Grad an Poetizität und metrischer Originalität auszeichnen. Der auf ca. 900-950 datierte Stein von 18 Tryggevælde liefert überhaupt den Erstbeleg für eine metrisch geformte Memorialinschrift. In Schweden lassen sich metrische Inschriften fast im gesamten wikingerzeitlich besiedelten Gebiet von Öland und Gotland im Süden bis Hälsingland im Norden sichern. Keine Nachweise fanden sich bisher in den generell runenarmen Landschaften Jämtland, Medelpad, Gästrikland, Värmland und Halland. Setzt man metrische und prosaische Inschriften zueinander ins Verhältnis, so ergibt sich ein überraschend scharfes Muster der Verteilung, insbesondere für die runenreichen Landschaften der Mälarregion. Von Schwedens etwa 2500 erhaltenen Runeninschriften der Wikingerzeit finden sich ca. 1300 in Uppland und ca. 400 in Södermanland. Von den uppländischen Inschriften sind jedoch in unserem Korpus nur 42 als metrisch verzeichnet, während sich ihr Anteil in Södermanland mit 41 Nachweisen auf ca. 10% aller Inschriften beläuft. Aber auch Småland zeigt einen verhältnismässig hohen Wert an strophischen Inschriftenanteilen (9 von ca. 120). Ein spezielles Bild regionaler Verteilung ergibt sich für Södermanland (vgl. Karte SRI 3: 426). Östlich der Linie Södertälje-Trosa, d. h. auf Södertörn (Svartlösa hd und Sotholms hd) findet sich, trotz einer bedeutenden Anzahl an Runensteinen nicht eine einzige Inschrift, die metrisch geformt ist. Westlich dieser Linie (Hölebo hd, Rönö hd, Jönåkers hd und Oppunda hd) konzentriert sich jedoch der Hauptteil, wobei Rönö hd mit insgesamt 16 Inschriften metrischer Art den absolut höchsten Anteil aufweist, d. h. diese machen nicht weniger als etwa ein Viertel des gesamten Bestandes dieses Bezirks aus (nach Wessén SRI 3: XXII insgesamt 59 Inschriften, 34 Einführung zuzüglich einiger Neufunde). Westlich von Rönö im Gebiet von Jönåkers hd und Oppunda hd ist das Runenvorkommen mit 37 Inschriften zwar geringer, doch sind davon nicht weniger als 9 Fälle wiederum metrischer Natur, also ebenfalls ca. ein Viertel. Insgesamt 9 metrische Inschriften begegnen am Mälar (Mariefred, Strängnäs, Selaön und Aspö), machen in dieser runenreichen Gegend aber einen wesentlich geringeren Prozentsatz aus. Nur drei metrische Inschriften finden sich unter den ebenfalls zahlreich vorkommenden Steinen im nördlichen Södermanland (Västerrekarne und Österrekarne). Es lässt sich somit feststellen, dass im südöstlichen Södermanland (Rönö, Jönåker, Oppunda) eine bemerkenswerte Konzentration versförmiger Inschriften zu verzeichnen ist, während sie im östlichen Teil Södermanlands völlig fehlen. Den Schlüssel zur Erklärung dürfte Wessén (SRI 3: XXII) zumindest teilweise geliefert haben, wenn er die Runensteinsitte als Zeit- und Modeerscheinung deutet: „Runstensresandet har varit begränsat till en relativt kort tid och då varit i viss mån en modesak. Exemplets makt har därför varit av stor betydelse. Om en minnessten har blivit rest på en gård, har det ofta lett till att närliggande gårdar och byar skaffat sig liknande minnesvårdar.“ § 8. Anlage der Artikel. — Die Artikel im urnordischen Textteil folgen chronologisch der Beurteilung der runologisch-archäologischen Datierung der Objekte (ca. 400- 700). Alle anderen Artikel sind nach den Ländern angeordnet, und zwar jeweils in der Reihenfolge Dänemark, Schweden, Norwegen. Innerhalb der Ländergrenzen orientiert sich die Gliederung an topographischen Kriterien, d. h. zuerst Süden, dann Norden. Für Dänemark steht somit Schleswig am Anfang, den Schluss bilden Bornholm und die Provinz Skåne, die aus historischen Gründen unter den wikingerzeitlichen Landesgrenzen von Dänemark figuriert. Für Schweden werden zunächst die Inseln Öland und Gotland behandelt, sodann Småland, Östergötland, Västergötland, Södermanland und Uppland bis Västmanland, Närke und Hälsingland im Norden. Ausserhalb stehen die Inschriften von 25 Canterbury und 148 Alt-Ladoga. Die Artikel vermerken eingangs die für jede Einzelinschrift beigezogenen Editionen (a). Es folgt die möglichst eingehende Beschreibung des Objekts, u. U. mit den betreffenden Fundumständen und der Relation zu anderen Artefakten im Gelände (b). Düwel (2012: 285) fordert bei ortsfesten Runensteinen: „Ursprünglicher Standort, eventuelle Ortsveränderung, ursprüngliche Position [...], Teil einer Steinsetzung oder einzeln stehender Stein, naturräumliche Gegebenheiten, Verbindung mit einem Grab [...] bzw. einem Gräberfeld, Verbindung zu besonderen Fundkategorien (Horte) in der Umgebung.“ All diesen Bedingungen wird nach Möglichkeit Rechnung getragen. Es wird sodann im Detail die jeweilige Anordnung der Inschrift dargelegt und gegebenenfalls auf das Dekor Bezug genommen. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei der vom Urheber in zahlreichen Fällen angestrebten Hervorhebung des metrischen Inschriftensegments, d. h. der Visualisierung der dichterischen Aussage. Die Ausführungen werden im 35 Einführung Tafelteil, so weit angezeigt oder möglich, durch Fotografien ergänzt, die für die Lesung relevante Details besonders auch der metrischen Passagen erkennen lassen sollten. Es schliesst sich (c) die Diskussion der Datierung an, und zwar unter Erwähnung der Ritzersignatur, wo vorhanden, bzw. der Attribuierung an einen bestimmten Ritzer seitens der Forschung. Es folgen die Lesung oder Transliteration (d) sowie die Transkription (e). Erstere besagt die Umsetzung der Runen in halbfette lateinische Buchstaben; letztere eine runengetreue Wiedergabe der Inschrift in normalisierter Sprachform. Diese orientiert sich an der gängigen altostnordischen (altgutnischen, altdänischen, altschwedischen) bzw. der altwestnordischen (altnorwegischen, altisländischen) genormten Orthographie. Grundlage der Normierung für das Altschwedische bildet ‚Svenskt runordsregister‘ (Peterson 1994), während für die Namensprache ‚Nordiskt runnamnslexikon‘ (Peterson 2007) als Referenz diente. Zur Textwiedergabe vergleiche man die Notationen unter „Zeichenerklärungen“ im Abkürzungsverzeichnis. Die Verstexte werden normalerweise mit Zeilenbruch nach den Halbversen dargestellt, wo etablierte strophische Formen (Dróttkvætt, Ljóðaháttr usw.) vorliegen, hingegen in Langzeilen. Dies entspricht seit jeher runenschwedischer Gepflogenheit und sichert unter methodischem Aspekt die Überprüfbarkeit der differenzierten metrischen Formen. Die Übersetzungen (f), welche neben der Versaussage auch sämtliche Prosaelemente wiedergeben, werden zum weit überwiegenden Teil der Inschriften erstmals in moderner deutscher Sprache vorgelegt. Zeittypische Personen- oder Denkmalsbezeichnungen werden nach gängiger skandinavischer Praxis nicht übersetzt, sondern erscheinen in der Originalform (wie þægn, drængʀ bōndi; vitring , kuml usw.). Die dem Verständnis dienenden Erläuterungen finden sich unter § 4. Den Abschluss des jeweiligen Inschriftenartikels bildet ein Kommentar (g), der sich unter Berücksichtigung bisheriger Interpretationen auf metrische, stilistische und rhetorische Gesichtspunkte konzentriert, aber auch Hinweise auf literarische, mental- und kulturhistorische Zusammenhänge liefern soll. Zum jeweiligen Runenobjekt wird am Ende der Artikel die beigezogene, d. h. in erster Linie metrisch relevante Literatur zitiert. I. Urnordische Inschriften 39 1. †Gallehus. Sønderjylland 1. †Gallehus. Sønderjylland a) KJ 43; DR 12 b) Goldenes Horn. — Beim Dorf Gallehus im südwestlichen Jütland wurden 1639 (A) und 1734 (B) in direkter Nähe zwei ca. 50-60 cm lange Goldhörner aufgefunden, von denen Horn B eine gravierte Runeninschrift aufwies. Die beiden kostbaren Funde gelangten jeweils unmittelbar in den Besitz der dänischen Krone. Die äussere Kurve des Horns B betrug ca. 51,6 cm, die innere Kurve ca. 43,7 cm, der obere Umfang ca. 30 cm; das Goldgewicht wurde auf ca. 3,7 kg geschätzt. Das Runenhorn war auf fünf erhaltenen Bildreifen mit Relieffiguren und Ornamenten geschmückt. Verschiedene Bildmotive deuten auf Kontakte mit dem Mittelmeerraum. Die Funktion der Hörner (Trinkhörner und/ oder Blasinstrumente) lässt sich nicht eindeutig bestimmen. Die archäologische Forschung geht heute davon aus, dass sie mit politischen Macht- und religiösen Kultzentren der Völkerwanderungszeit (wie Gudme auf Fünen, Sorte Muld auf Bornholm) zu assoziieren sind: „Nur in diesem Milieu von Heiligtumsüberlieferung ist ein kunsthandwerkliches und ikonographisches Meisterwerk wie die Goldhörner überhaupt vorstellbar.“ (Axboe-Nielsen-Heizmann 1998: 344). 1802 wurden beide Hörner aus der kgl. Kunstkammer zu Kopenhagen entwendet und eingeschmolzen. Die Forschung stützt sich seither auf Originalabzeichnungen, die von Paulli und Krysing (beide 1734) sowie Frost (1736) angefertigt wurden. Reproduktionen und Diskussion der Abzeichnungen finden sich zuletzt bei Klingenberg (1973: 20ff.) und Moltke (1985: 81ff.). c) Die Hörner werden archäologisch um oder nach 400 n. Chr. datiert und dürften auf dem Boden des heutigen Dänemark bzw. im Raum Süd-Skandinavien gefertigt worden sein. Parallelen existieren zu ornamentierten Objekten im Sösdala-Stil und zu Urnen mit plastischen Figuren aus Süderbrarup (Axboe- Nielsen-Heizmann 1998: 334f.). Auf Ursprungsgebiet und Zeitstellung ca. 400 verweist auch die Sprache der Inschrift, die als nordwestgermanisch bestimmt werden kann. d) [ekhlewagastiʀ ⁞ holtijaʀ ⁞ horna ⁞ tawido ⁞] Rechtsläufig. Rune 2 k hat die altertümliche Form K, Rune 10 s ist dreiteilig. Mit Ausnahme des Schlusswortes tawido sind die Runen zweistrichig geritzt. Wie Klingenberg überzeugend gezeigt hat, folgt die ringförmig am oberen Hornrand verlaufende Inschrift nach Buchstabenanzahl und Proportion ihrer durch Worttrenner abgesetzten Segmente dem Goldenen Schnitt (13 : 8 : 5 : [3]) und enthält darüber hinaus die Fibonacci-Reihe. Klingenberg charakterisiert die Inschrift ferner als „das vollkommen durchmathematisierte Runenwerk“ (1973: 27) und will unter gematrischem Gesichtspunkt im Runenkomplex die Verherrlichung der Primzahl 13 bzw. ihrer Multiplikatoren erkennen. 40 Urnordische Inschriften e) ek Hlewagastiʀ Holtijaʀ horna tawidō Hlewaentweder zu germ. *hlewa-, anord. hlé n. „Schutz; Leeseite“ (vgl. hier 5 Stentoften), ae. hlēow, as. hleo oder zu idg. *klewo- „Ruhm“, gr. klé(w)os, d. h. der „geschützte“ oder „berühmte Gast“; -gastiʀ Nom. Sg. m. (vgl. -gastiʀ KJ 63 Einang, Asugasdiʀ KJ 77 Myklebostad, Saligastiʀ KJ 86 Berga, Widugastiʀ KJ 90 Sunde); Holtijaʀ Nom. Sg. m. zu *hultijaz (vgl. ahd. holz, ae., as. holt) wurde vielfach als Patronymikon zum Namenwort Holtaaufgefasst „Sohn, Abkömmling des Holtaʀ“, „Sohn des *Holta-gastiʀ“, „aus dem Geschlecht der Holte“, „Holting“. Da aber ein patronymisches Suffix -iaurnord. nicht zu belegen ist (vgl. Kousgård Sørensen 1984 s.v.), kann auch Ableitung von einer Ortsbezeichnung „aus Holt (=- Holstein)“, „aus dem Walde“ oder Einwohnername „Waldbewohner“ vorliegen. horna Akk. Sg. n., vgl. got. haurn, ahd., ae., as., anord. horn (nach Vennemann 1989 aber Akk. Dual „die beiden Hörner, das Hörnerpaar“); tawidē 1.-Sg. Ind. Prät. (vgl. 3. Sg. Prät. tawidē KJ 30 Garbølle) zu *taujan, vgl. got. taujan „tun, machen“, ae. tawian „bereiten, fertig machen, bearbeiten“, as. tōgean „machen“, ahd. zouwen „zurecht machen“. Die von Rooth (1984) vorgeschlagene Bedeutung „setzte (wieder) instand, reparierte“ ist mit Blick auf die Herstellerinschrift auf dem Kästchen von Garbølle abzulehnen. f) „Ich Hlewagastiʀ Holtijaʀ (= Sohn des Holtaʀ/ der aus Holt) machte das Horn.“ g) Die Gallehus-Inschrift „zeigt schon eine vollendete stabreimende Langzeile“ (v. See 1967: 12) und repräsentiert neben der Inschrift von Tune (hier Nr. 2) das älteste Zeugnis dichterischer Überlieferung in germanischer Sprache. Sie liefert gleichzeitig eine der frühesten bekannten Aussagen in vollständiger Satzform, wenn vielleicht auch nicht mit regulärer Satzgliedfolge, da hier (metrisch bedingt? ) Endstellung des Verbs vorliegt (SOV gegen SVO). Sie besitzt vor vielen Inschriften der älteren Periode zugleich den Vorzug unmittelbarer Lesbarkeit. Typologisch gehört die Gallehus-Langzeile zur Kategorie der sog. Runenmeisterinschriften. Obwohl die gegebene Taktfüllung (ausgewogene Zweihebigkeit der Halbverse) wie die Stabsetzung an entscheidender dritter Hebungsposition ′horna (Stabstellung a a a x) einen hohen Grad an metrischer Kontrolle gewährleisten sollte, ist ihr Status als regelrechter Langzeilenvers immer wieder grundsätzlich bestritten worden, allerdings mit z. T. widersprüchlichen, wenn nicht völlig unhaltbaren Argumenten. So geht z. B. Aage Kabell in seiner Versgeschichte davon aus, dass runische Stabreimmetrik generell erst unter dem Einfl uss der Buchdichtung entstanden sei und möchte den frühesten Nachweis für geregelte Bindung auf der norwegischen Inschrift der Grabplatte von Eggja (hier Nr. 7) erkennen, d. h. erst rund 300 Jahre nach Gallehus (Kabell 1978: 31f.). In ganz andere Richtung wiederum zielt ein Vorschlag von Niels Aage Nielsen (1983: 32f.), der in Gallehus keine Langzeile, sondern eine archaische Form von ljóðaháttr also ‚metrum strophicum‘, vorliegen sieht. Nielsen interpretiert das 41 2. Tune. Østfold Segment holtijaʀ horna tawidō als dreihebige Vollzeile, der ein einzelner Kurzvers vorangestellt sein soll: ek ′Hlewa ′gastiʀ ′Holtijaʀ ′horna ′tawidō. Der Vorschlag vermag allein schon aus formgeschichtlichen Gründen wenig zu überzeugen, und Nielsen liefert drüber hinaus keine stichhaltigen Argumente, die gegen die traditionelle Langzeilenanalyse mit An- und Abvers und regelhafter Iktenverteilung sprechen würden. Literatur: KJ 97ff. (Abb. 12 u. 13); DR 24ff., 587 (Atlas 36-43); v. Liljenkron & Müllenhoff 1852: 5; Bugge, 1866/ 67: 222, 229; Gislason 1869: 36f.; Rosenberg 1878: 387f.; Heusler 1894: 130; v. Grienberger 1907: 66; Heusler 1923: 81; Ders. 1925: 150, 169; Ders. 1941: 84; Bæksted 1943: 39ff. (Abb.); Andersen 1949: 428; Salberger 1950: 11; Gutenbrunner 1956: 66f.; Lehmann 1956: 28f., 77; Andersen 1961: 108ff.; v. See 1967: 1, 12, 26; Krause 1971: Nr. 30; Moltke 1972: 135ff. (Abb.); Klingenberg 1973: 17ff., 321ff. (Abb.); Antonsen 1975a: Nr. 23; Moltke 1976: 73f. (Abb.); Kabell 1978: 24, 31f.; v. See 1980: 414f.; Nielsen 1983: 32f.; Kousgård Sørensen 1984: 33ff.; Rooth 1984: 20f.; Gschwantler 1985: 93; Moltke 1985: 81ff.; Penzl 1989: 87; Vennemann 1989: 355ff.; Klein 1992: 212ff.; Axboe-Nielsen-Heizmann 1998: 330ff. (Abb.); Looijenga 2003: 167f.; Düwel 2008: 32f., 209, 219 (Abb.). 2. Tune. Østfold a) KJ 72; NIæR I; Antonsen 27; (Taf. 1) b) Runenstein. — Die Höhe des Denkmals aus rötlichem Granit in Bautasteinform beträgt über Erdboden 192 cm, die Gesamthöhe 220 cm. Der gleichmässig ca. 40 cm dicke Stein ist auf zwei Breitseiten beschriftet, wobei Seite A (Basis 72 cm, Spitze 19 cm) zuerst beritzt sein dürfte, während B (Basis 75 cm, Spitze 34 cm) vielleicht von anderer Hand stammt. Grønvik (1981: 139f.) sieht jedoch keinen typologischen Unterschied der Beschriftungen von A und B, sondern argumentiert, dass die Frontseite, welche den Nachruf enthält, dekorativer ausgeführt sei als B. Der Umstand, dass die Spitze von Seite A abgebrochen ist, hat zu verschiedensten Ergänzungsvorschlägen geführt. Der Stein wurde 1627 in der westlichen Kirchhofsmauer von Tune entdeckt, wo er in aufrechter Stellung eingemauert war. Die Erstveröffentlichung stammt von Ole Worm 1636. Da die im 11. Jahrhundert gestiftete Fylkes-Kirche von Tune über einer alten Grabanlage bzw. einer Kultstelle errichtet war, ist nicht auszuschliessen, dass das Denkmal ursprünglich seinen Platz auf einem benachbarten Grabhügel fand. Aufbewahrungsort: Universitetets Oldsaksamling Oslo. 42 Urnordische Inschriften c) Der Stein von Tune kann nicht archäologisch datiert werden, doch verweisen proto-nordische Sprache und die klassischen älteren Runenformen auf hohes Alter. „Die Inschrift dürfte kaum jünger als ungefähr 400 sein.“ (KJ 72: 167) d) (A1) ekwiwaRafter · woduri (A2) dewitad͡ah͡alaiban : worahto : ? (B1) [...]Rwoduride : staina · (B2) þrijoRdohtriʀd͡alidun (B3) arbijasijosteRarbijano Alle fünf Zeilen sind senkrecht angebracht, wobei A1 sowie B3 rechtsläufig, A2, B1 und B2 linksläufig verlaufen (boustrophedon). Da der Nominalkomplex B1 woduride staina in seiner syntaktischen Beziehung mehrdeutig ist, bleibt auch die intendierte Lesefolge unklar. Antonsen ergänzt vier erkennbare Stabfragmente Anfang B1 zu ME = me und liest (mē)z 1. Sg. Dat. Pers. Pron., anord. mér „mir“. Grønvik (1981: 168ff.) hingegen schlägt für B1 ʀ die Lesung h H vor, gefolgt von : und erschliesst für die Lakune die Zeichenfolge fAl fal , ergänzt zu falh 1. Pers. Ind. Prät. zu *felhan, anord. fela in der Bedeutung „übertragen, widmen, reservieren“. Diese Emendationen beeinflussen die Gesamtlesung kaum, besitzen aber Bedeutung für die angenommene dichterische Ausdrucksabsicht der Inschrift (s. unter g). e) Metrische Variante 1: ek Wīwaʀ after Wōdurīdē wita(n)da-halaiban worahtō (? ? ? ) Wōdurīdē staina. Þrijōʀ dohtriʀ dālidun arbija (ā)sijōstēʀ arbijanō. Metrische Variante 2: ek Wīwaʀ after Wōdurīdē wita(n)da-halaiban worahtō (? ? ? ) Wōdurīdē staina. Þrijōʀ dohtriʀ dālidun arbija (ā)sijōstēʀ arbijanō. Die nach Lesung und Deutung in Einzelheiten stark umstrittene doppelseitige Gedenkinschrift enthält die möglicherweise theophoren PN Wīwaʀ Nom. Sg. m. (nach KJ vielleicht zu *weigwaz, vgl. anord. vígja „weihen“, nach Antonsen aber zu *weygwaz, vgl. anord. víkva „weichen, wenden; gehen“, ahd. wīhhan, ae. wīcan, as. wīkan) und Wōdurīdē Dat. Sg. m. zu *Wōdu-rīdaʀ „der wütende Reiter“ (vgl. unwōdiʀ KJ- 12 Gårdlösa); witada-halaiban = witanda-hlaiban Dat. Sg. m., zu got. witan „achtgeben, bewachen“, anord. vitaðr „zugewiesen“ und *hlaibaʀ „Brot“, vgl. got. hlaifs, anord. hleifr, also „Brotwart“, d. h. „Hausherr“ (vgl. ae. hlāford > 43 2. Tune. Østfold Lord); worahtō 1. Sg. Ind. Prät. zu *wurkian, anord. yrkja „verfertigen“. B: staina Akk. Sg. m., anord. steinn; þrijōʀ Nom. Pl. f., anord. þrjár f. „drei“; dohtriʀ Nom. Pl. f., anord. dœtr „Töchter“; dālidun 3. Pl. Ind. Prät. evtl. zu urnord.*dālian „passend machen, bereiten“, vgl. anord. dæll „leicht, umgänglich“; arbij- (mit Ausfall von -avor folgendem Vokal) zu *arbija n., anord. erfi „Erbe, Begräbnismahl zum Gedenken an einen Toten“; Krauses ansprechende Lesung B3 arjosteʀ als Nom. Pl. m. Superl. zu *arja- „vornehm bzw. legitim“, gr. áristos „der Beste“, aind. arya- „legitim, vornehm“ zu ie. *aryōstoes (Antonsen) muss aus epigraphischen Gründen aufgegeben werden. Grønvik (1981: 182f.) liest asijosteʀ und stellt die Form als Superl. zu *āsijain der Bedeutung „lieb, beliebt“. Diese Lesung dürfte sich weitgehend durchgesetzt haben. arbijanō Gen. Pl. m. zu arbijan- „der Erbe“, vgl. got. arbja, ahd. arpeo, erbo; die erwartete anord. Form wäre *erfi, belegt ist aber nur arfi „der Erbe, Erbin“. Eine Zusammenfassung abweichender Interpretationen bieten Grønvik 1981 und Knirk 2006. f) „Ich Wiwaʀ nach [zum Gedenken an] Woduridaʀ, dem Brotwart [d. h. Herrn], machte [die Runen ? ] ... dem Woduridaʀ den Stein / / drei Töchter veranstalteten das Erbmahl, die liebsten [die nächsten, die legitimiertesten? ] der Erben.“ Alternativ: „... / / dem Woduridaʀ errichteten drei Töchter den Stein / / das Erbmahl [richteten aus] die liebsten [die nächsten, die legitimiertesten? ] der Erben.“ g) Der Gedenkstein zeigt Ansatz zu strophischer Gliederung, ohne dass wie bei 1 Gallehus eine regelrechte Langzeilenstruktur erkennbar wäre. Es herrscht aber weitgehende Übereinstimmung darüber, dass der Inhalt der umfangreichsten Inschrift der Völkerwanderungszeit metrischen Intentionen untergeordnet ist, wobei es vom Interpretationsstandpunkt abhängt, ob rhythmisierte und stilistisch gesteigerte stabende Prosa oder mehr oder weniger geregelte Alliterationsverse gelesen werden dürfen. Bei letzterer Annahme wären zwei metrische Einheiten zu je drei Kurzversen möglich (Variante 1) oder ein schwerer gefüllter Langzeilenkomplex (Variante 2). Der zweite Teil der Inschrift (B2-B3 bzw. B1-B3) könnte, wie schon Lehmann vorgeschlagen hatte, den Erstbeleg einer frühen, noch unentwickelten Halbstrophe im ljóðaháttr liefern. Es kommt darauf an, ob das Segment B3 arbija (ā)sijōstēʀ arbijanō als sinnbeschliessende, dreihebige- (? ) Vollzeile aufgefasst werden darf. Lehmann hatte u. a. Zustimmung bei Klingenberg gefunden, der den Text in je zwei Lang- und Vollzeilen untergliedert und vorbehaltlos als Zeugnis für „alliterierende, metrisch gebundene urnordische Dichtersprache“ versteht. Schon Marstrander hatte aus der feierlich-stilisierten Diktion des Memorialteils A1-B1 auf frühe Formen germanischer Preisdichtung geschlossen. Dazu passt die Beobachtung, dass das Partizipialkompositum witanda-hlaiba als gehobenes Epithet eher dem Wortschatz der Dichtersprache angehören dürfte und nicht nur eine Standesbezeichnung ausdrückt (Knirk 2006: 333). Grønvik (1981: 145ff.) hatte vorgeschlagen, die vielfach vermutete Lakune A2 nicht durch rūnōʀ zu 44 Urnordische Inschriften ergänzen (d. h. worahtō [rūnōʀ], vgl. hier 3 Tjurkö: wurte runoʀ ), sondern den Satzteil mit dem absolut stehenden Verb worahtō zu beenden, und zwar in der spezialisierten Bedeutung von anord. yrkja „dichten“. Seine Wiedergabe von A1- B1 lautet in Übersetzung: „Ich Wiwaʀ, dichtete [den Totenpreis] auf Wōdurīdaʀ, den Brotgeber; widmete Wōdurīdaʀ den Stein.“ Der an sich zusagende Vorschlag hängt nicht zuletzt von der Frage ab, ob *wurkian- > anord. yrkja tatsächlich um das Jahr 400 n. Chr. als „dichten, verfassen“ interpretiert werden kann und nicht vielmehr in der konkreten Bedeutung „wirken, machen, verfertigen“ steht, die der Runentechnik adäquat wäre (vgl. 3 Tjurkö und die dort angegebenen Belege). Literatur: KJ 72ff. (Taf. 33); NIæR I, 1ff. (Abb.), II, 510ff. (Abb.); v. Friesen 1900: 191ff.; Jónsson 1920: 17; Noreen 1921: 36; Marstrander 1930: 294ff.; Jónsson 1931: 142; v. Friesen 1933: 23; Bæksted 1943: 34; Lehmann 1956: 78; Høst 1960: 464; Andersen 1961: 112; Sanness Johnsen 1969b: 44; Seip & Saltveit 1971: 11f. (Abb.); Klingenberg 1973: 163 (Abb.); Høst 1976: 109ff. (Abb.); Høst 1977: 437ff.; Kabell 1978: 31; Grønvik 1981: 142ff., 215f. (Abb.); Gschwantler 1985: 94; Antonsen 1986: 329ff.; Grønvik 1998: 35ff.; Spurkland 2001: 46ff. (Abb.); Looijenga 2003: 349f.; Knirk 2006: 332ff. (Abb.); Düwel 2008: 38 (Abb.). 3. Tjurkö 1. Blekinge a) KJ 136; IK 184; DR BR 75 b) Brakteat (Typus C). — In der Nähe des Hofes Målen auf der Insel Tjurkö in den Schären der früher dänischen, heute schwedischen Landschaft Blekinge wurde 1817 und 1838 ein vermutlich zusammengehörender Brakteatenhort aufgefunden. Der Hort umfasste vier Brakteaten (drei beschriftete IK 183; IK 184; IK 185 und ein unbeschrifteter IK 150, 2) sowie einen im Jahre 443 geprägten Goldsolidus des Kaisers Theodosius II. (408-450 n. Chr.). An gleicher Stelle wurde später eine weitere Münze des Theodosius gefunden. Der Brakteat IK 184 (27 mm; 3,858 gr.) gehört mit insgesamt 37, gut lesbaren Runen zu den längsten bekannten Brakteateninschriften. Das Bildfeld zeigt menschliches Haupt über Vierbeiner von rechts, antithetisches Tier von links (Hauck). Aufbewahrungsort: Statens Historiska Museum Stockholm. c) Der Brakteat IK 184 ist der Zeit 475-500 zuzuordnen (Axboe). d) wurterunoRanwalhakurne·· heldaRkunimudiu··· 45 3. Tjurkö 1. Blekinge Linksläufig. Die Inschrift beginnt rechts unterhalb der Öse und folgt in zwei Zirkellinien dem gesamten Rand. e) wurtē rūnōʀ an walha-kurnē Heldaʀ Kunimu(n)diu wurtē mit h-Ausfall < *wurhtē 3. Sg. Prät. „wirkte, machte, verfertigte“ (vgl. hier 2 Tune worahtō; KJ 71 By ortē „machte, verfertigte“), aber nur auf der Tjurkö- Inschrift wird das Verb eindeutig mit dem Objekt rūnōʀ Akk. Pl. f. verbunden (vgl. aber KJ 17a Eikeland, KJ 70 Järsberg); an Präp., anord. á „auf “ (vgl. KJ-73 Rö); walhazum VN ahd. Wal(a)h, ae. Wealh, anord. Valir Pl. m. „Welsche“, d. h. allgemeiner „Ausländer“ und spezieller „Einwohner Nordfrankreichs; Kelten“, ursprünglich Übertragung des alten lat.-kelt. VN Volcae auf alle kelt. Nachbarstämme der Germanen; -kurnē Dat. Sg. n. zu *korna „Korn“ (vgl. got. kaurn, ahd. chorn, ae. corn, as., anord. korn). Heldaʀ Nom. Sg. m. ist am ehesten zur Namengruppe wie ahd. Held-, Helt-, Hildi-, Hiltimit der Grundbedeutung „Kampf; Kämpfer“ zu stellen. kunimudiu = Kuni-mundiu Dat. Sg. m. zu *Kunimunduʀ, wobei kunizu got. kuni, ahd. chunni, as. kunni, ae. cynn, anord. kyn „Geschlecht; Familie“ und -mundiu zu ahd. munt, ae., as., anord. mund „Hand; Schutz“, also „Beschützer des Geschlechts“ (vgl. ahd. Chunimunt, ae. Cynemund, aschw. kunmuntaʀ Pl., vgl. hier 49 Rök). f) „Es wirkte [die] Runen auf dem Welsch-Korn [dem Gold, dem Brakteaten? ] Heldaʀ dem Kunimunduʀ.“ Das Kompositum walha-kurnē Dat. Sg. bedeutet wörtlich „Welsch-Korn“ und ist der früheste poetische Beleg einer kenningartigen Vertauschungsfigur, wobei sich der umschriebene Sinn entweder auf das durch Plünderung oder Sold aus dem Süden gekommene Edelmetall (d. h. das römische, gallische Gold) oder auf den Brakteaten selbst beziehen könnte. Grønvik (1987: 151) rechnet dagegen mit einem Beinamen und dem Adressaten der Inschrift und übersetzt: „Heldaʀ an Kunimunduʀ: [Er] wirkte die Runen für Walhakurne.“ (Zu anderer Interpretation auch Looijenga.) g) Die Inschrift verbürgt planvolle metrische Gliederung und Iktenverteilung und wurde zuerst von Salberger als „helming i primitiv ljóðaháttr“ (Helming in primitivem ljóðaháttr) erschlossen (1962-63: 336ff.; 1976: 41). Handhabe von Salbergers Deutung bietet die aus Eddadichtung und späterer Runenmetrik bekannte, aber auch im Heliand vorkommende, Versverschränkung in Form von zeilenüberschreitender Stabung oder ‚Anreimung‘ (Sievers 1893: 83f.), vgl. z. B. Hávamál 80: 1-3 in einer ljóðaháttr-Halbstrophe: Þat er þá reynt, at þú at rúnum spyrr inom reginkunnum. 46 Urnordische Inschriften Die Annahme dieses versbildenden Prinzips setzt für Tjurkö voraus, dass das Kompositionsglied kurne in walhakurne sowohl Iktus als auch Alliteration trägt und folglich mit kunimudiu stabt. Damit werden zwei verschiedene Reimsysteme miteinander kombiniert, nämlich w-Stäbe im a- und b-Vers (wurte : walha), k-Stäbe im b- und c-Vers (kurne : Kunimu[n]diu). Da die Versfigur nicht nur in eddischer Dichtung nachgewiesen ist, sondern spätere Inschriften sie formidentisch wiederholen, hat der Vorschlag hohe Wahrscheinlichkeit für sich. Zum Vergleich sei die Versinschrift des schwedischen Steins von Nybble aus der Wikingerzeit angeführt (Sö 213, hier Nr. 92): Hann vaʀ bōndi bæstr ī Kili. Rāði sāʀ kunni. Wie die wikingerzeitliche Inschrift von Nybble zeigt, kann das Prinzip der Versverschränkung oder ‚Anreimung‘ im Rahmen der ljóðaháttr-Halbstrophe, wie es auf dem Brakteaten Tjurkö 1 vor oder um 500 vorgebildet ist, auf eine lange Formgeschichte zurückblicken. Literatur: KJ 272 ff. (Taf. 60); DR BR 75, 547 ff. (Atlas 421); Bugge 1871: 195; Bugge 1905: 315; v. Grienberger 1907: 64, 100; Lindquist 1923: 108; DR 983; Salberger 1956: 1ff.; Andersen 1961: 112 (mit Anm. 81); Salberger 1962-63: 336ff.; Krause 1971, Nr. 101; Antonsen 1975a, Nr. 109; Moltke 1976: 90, 94, 96; Salberger 1976: 41; Nielsen 1978: 356; Nielsen 1983: 36ff.; Jansson 1984: 15ff.; Hauck 1985: 1f., Nr. 184 (Taf. 239-240); Grønvik 1987: 148ff. (Abb.); Aag 1987: 20; Naumann 1997: 698; Looijenga 2003: 218f. (Abb.); Axboe 2004: 83, 325; Düwel 2006: 14f. (Abb.); Düwel 2008: 48, 51f. (Abb.). 4. Strøm. Sør-Trøndelag a) KJ 50; NIæR 52; (Taf. 2) b) Wetzstein. — Aufgefunden auf der Gemarkung des Hofes Strøm auf der Insel Hitra im Strømsfjord im Jahre 1908 unter einem Steinhaufen (steinrøys), der möglicherweise die Reste einer Grabanlage bewahrte. Seine Länge beträgt 14,5 cm, die grösste Breite 1,9 cm, die Dicke 1,2-1,3 cm. Er besteht aus feinkörnigem, glimmerhaltigem Sandstein und war ursprünglich - wie bei rezenten Exemplaren mit gleicher Funktion nachgewiesen - wohl mit einem Horngriff versehen. Begleitfunde wurden nicht gesichert. Die deutlich geritzte Inschrift verläuft mit je einer Runenzeile auf den beiden Schmalseiten. Aufb ewahrungsort: Vitenskapsmuseet Trondheim. c) Runologisch wäre eine Datierung in die zweite Hälfte des 6. Jh.s zu erwägen (Spurkland 2001: 43). Krause argumentiert nach runologischen und linguistischen 47 4. Strøm. Sør-Trøndelag Kriterien (Hinweis auf i-Synkope) und setzt „die Zeit um 600“ an. Die Inschrift würde dann zur älteren Gruppe der sog. Übergangsinschriften gehören (Schulte 2006: 365). Nach Antonsen (1986: 336) hingegen käme auf Grund sprachlicher Indizien eine Entstehungszeit nicht später als 450 in Betracht. d) (A) wateh͡alihinohorn͡a (B) h͡ah͡askaþih͡aþuligi Beide Zeilen sind rechtsläufig. Auffällig ist der Gebrauch von Binderunen: neben na ist ha viermal gebunden, wobei in der Auflösung die Buchstabenzahl jeweils 17 beträgt. Die k -Rune, B4, hat die gleiche Form wie auf den Blekinger Steinen (hier Nr. 5 u. 6) und auf der Bügelfibel von Eikeland aus Südwestnorwegen (KJ-17a). e) wātē hal(l)i hino horna! hāha skaþi! haþu lig(g)i! wātē 3. Sg. Konj. Präs. (Krause) bzw. 2. Sg. Imp. (Antonsen) zu *wātian, aisl. væta „netzen“ (vgl. ae. wæt, aisl. vátr „nass“) bzw. wǣtē zu *wētjan, deadjektivisches Faktitivum mit der Bedeutung „nass machen, benetzen“ (Schulte 2000: 13); hali Akk. Sg. m. zu anord. hallr „Stein“ (vgl. halaʀ KJ-81 Stenstad); hino Akk. Sg. m. Dem.pron. (vgl. got. hina, ae. hine, späturnord. hin vgl. hier Nr. 7 Eggja sowie minino KJ 75 Kjølevik); horna Nom. Sg. n., anord. horn (vgl. hier 1 Gallehus). Die Interpretation der Verszeile B ist problematisch. Deutungsvorschläge, welche von einem funktionellen Zusammenhang zwischen Text und Inschriftträger ausgehen, verdienen den Vorzug: hāha als Akk. Sg. m. vielleicht zu anord. há f. „Nachmahd, Grummet“ (< *hagwō), norw.-dial. ho m. u. f., schwed.-dial. hå f. u. håv m. oder (mit Antonsen) als Nom. Sg. m. (< *hahōn) zur Sippe anord. haki „Haken“, as. haco, ahd. hāko, ae. hōc usw.; skaþi 3. Sg. Konj. bzw. 2. Sg. Imp. zu anord. skaða „schaden“; haþu Nom. Sg. f. „das Gehauene, die Mahd“ (< *hawiþu) oder (mit Antonsen) Nom. Sg. n. zu anord. hǫð f. „Kampf “, Hǫðr „Name eines Gottes“, ae. heaðu-, as. hathu-, ahd. hathu-, hadu- (vgl. Hadu-laikaʀ KJ 75 Kjølevik); lig(g)i 3. Sg. Konj. bzw. 2. Sg. Imp. zu anord. liggja „liegen“. f) „Es netze diesen Stein das Horn! Schädige das Grummet! Es liege die Mahd! “ (KJ 50) „Netze diesen Stein, Horn! Sichel, schädige! Gehauenes [Gras], liege! “ (Antonsen 1986) g) Falls die hier vertretenen Lesungen zutreffen, welche die runeninschriftliche Aussage auf die vermutete Funktion des Gegenstands beziehen, so liegt mit Strøm ein aus der Volksliteratur wohlbekannter sog. ‚Arbeitsspruch‘ vor. Die fünffach auf h alliterierende, streng trochäische Rhythmusformel mit Taktwechsel zwischen vier betonten und vier unbetonten Silben in jeder Zeile ist dem Arbeitsvorgang des Schärfens einer Sichel (oder Waffe? ) unterlegt, wobei die Interpretation sachlich 48 Urnordische Inschriften voraussetzt, dass der Wetzstein in einem wassergefüllten Horn getragen wurde. Es handelt sich unter dieser Sicht um den frühesten nordischen Nachweis der Gatt ung ‚Einfache Formen‘. Stilisierte, literarische Zeugnisse für längere Arbeitslieder bezeugen für die altnordische Zeit das eddische Mühlenlied Grottasǫngr und das Weblied Darraðarljóð, das in der Njáls saga überliefert ist. Literatur: KJ 110ff. (Taf. 22); NIæR II, 67ff. (Abb.); III, 266f.; Olsen 1909a, 1909b: 100, 163; v. Grienberger 1910: 393; Kiil 1953: 80ff.; Sanness Johnsen 1969a: 18ff. (Abb.); Krause 1970: 73f.; Krause 1971, Nr. 94; Antonsen 1975a, Nr. 45; Antonsen 1975b: 123ff.; Høst 1976: 29f. (Abb.); Aag 1980: 144ff.; Gschwantler 1985: 94; Antonsen 1986: 335f.; Grønvik 1996: 136ff.; Schulte 1998: 99ff.; Schulte 2000: 3ff.; Spurkland 2001: 42ff. (Abb.); Looijenga 2003: 357f.; Schulte 2006: 364ff.; Düwel 2008: 34. 5. Stentoften. Blekinge a) KJ 96; DR 357; Williams 2001: 510; (Taf. 3) b) Runenstein. — Zusammen mit den Steinen von 6 Björketorp, Gummarp (KJ 95) und Istaby (KJ 98) gehört Stentoften zu einer geographisch eng benachbarten Denkmalgruppe, den sog. Blekinger Steinen, die auf Grund der Namensprache Angehörigen desselben Geschlechts zugeordnet werden können und die auch mit Hinblick auf runologische Merkmale auf eine gemeinsame Quelle zurückgehen dürften. Die relative Chronologie der vier Inschriften ist jedoch unklar. Der Stein von Gummarp ging 1728 beim Brand von Kopenhagen verloren, doch ist seine Inschrift durch ältere Abzeichnungen ( Jon Skonvig) bekannt. Von den vier Steinen, die zusammen mit der Steinplatte von Eggja (hier Nr. 7) die wichtigsten Zeugnisse für die späturnordische Sprachperiode repräsentieren, beinhalten aber nur Stentoften und Björketorp vershaltige Texte. Der Stein von Stentoften „Steinacker“ wurde um 1830 mit der Schriftfläche nach unten nahe beim Schloss Sölvesborg auf einem Wiesenhang aufgefunden und soll von fünf Bautasteinen umgeben gewesen sein. Der Stein misst 118 cm in der Höhe, 77 cm in der Breite und ist 46 cm dick. Er besteht aus stark verwittertem, grauem Gneis. Die Inschrift verläuft in sechs parallel, von links unten nach rechts oben angeordneten Zeilen auf der vorderen Breitseite und greift mit den Zeilen V und VI auf die linke Schmalseite über. Die eindeutig lesbaren Zeilen I-III enthalten den Versteil. 1864 wurde das Denkmal in der Vorhalle der Kirche von Sölvesborg aufgestellt. c) Auf Grund archäologischer Kriterien scheint nach Birkmann (1995: 141f.) eine Datierung „um 600 oder davor“ möglich, während Antonsen (1975a) mit dem Zeitraum 600-650 rechnet. Schulte (2006: 405) datiert präziser und setzt die Zeit um 600-625 an. 49 5. Stentoften. Blekinge d) I niuhᴀborumʀ II niuhagestumʀ III hᴀþuwolᴀfRgafj IV hᴀriwolᴀfʀ-ᴀg̣ịusnuhịe V hideRrunonofel--ekᴀhederᴀginoronoʀ VI herᴀmᴀlᴀsᴀRᴀrᴀgeuweḷᴀ̣dudsᴀþᴀtbᴀriutiþ Die Inschrift weist keine Worttrenner auf. Die Transliteration folgt der Zeileneinteilung von Krause und wird ergänzt durch die vorläufig letzte Lesung durch Williams (2001: 510). Die Zeilen I-IV enthalten die Hauptinschrift mit aktueller Aussage, die Zeilen V und VI ein Runenmeister- und Fluchformular. Letzteres findet sich in besserer Überlieferung auf 6 Björketorp und wird dort ausführlicher diskutiert. Die altertümliche j -Rune von Ende der Zeile III in Form von © wird seit Otto von Friesen als Begriffsrune j(āra) „(gutes) Jahr, Ernte, Reichtum“ aufgelöst. Zur bemerkenswerten Zeichenvariation der Inschrift sei auf Krause und zuletzt Santesson (1993: 246) sowie Williams (2001: 511) verwiesen. e) Hauptinschrift: niuhAborumʀ niuhagestumʀ hAþuwolAfʀ gaf j(ara) ? hAriwolAfʀ ... Von den zahlreichen vorgeschlagenen Interpretationen der schwer zugänglichen Inschrift vermag bisher keine weder formal noch inhaltlich restlos zu befriedigen. Für eine metrische Beurteilung der graphisch unproblematischen ersten Zeilen bietet jedoch die von Krause (KJ 96 sowie Krause 1971, Nr. 91) und Williams (2001) dargebotene Lesung eine ausreichende Grundlage. Den derzeitigen Forschungsstand referieren ausführlich Birkmann (1995) unter runologischlinguistischem sowie Düwel (1992) und Sundqvist (1997) unter religionshistorischem Aspekt. Zusammenfassend haben Williams (2001), Reichert (2003), Grünzweig (2006) und Schulte (2006) mit unterschiedlicher Position Stellung genommen. Die metrisch geformten Eingangszeilen verbinden identische Anfangsglieder mit parallel gestellten Nominalteilen, die in der Übersetzung gewöhnlich als Dativ Pl. gedeutet werden. niuhᴀborumʀ = niuha-būrumʀ (nach Krause), wobei unter dieser Segmentierung niuhaentweder zu anord. nío „neun“ oder anord. ný- „neu“ zu stellen wäre; -būrumʀ Dat. Pl. m. „Bauern, Ansiedler“ zu germ. *ga-būran-, vgl. ahd. gibûro, ags., anord. búr „Lagerhaus“; niuhagestumʀ -gestumʀ Dat. Pl. m. (vgl. -gastiʀ hier 1 Gallehus). Von der älteren Forschung wurden die Runen h ᴀ und A a unterschiedslos mit <a> transkribiert und trugen einer möglichen phonologischen 50 Urnordische Inschriften Differenzierung von niuhᴀ und niuha keine Rechnung. Hier setzte Santesson (1989, 1993) mit einer Neuinterpretation an, die weithin Akzeptanz gefunden hat (abweichend allerdings zuletzt Grünzweig). Sie unterscheidet offenes a für ᴀ und nasalisiertes ą für a und stellt ha[n]gestumʀ ( [n] für den mit ą verbundenen Nasal) zu germ. *hangistaz „Hengst“ (vgl. ae. hengest, hengst, ahd. hengist usw.) und hᴀborumʀ ( o -Rune als Bezeichnung für den Svarabhaktivokal) zu germ. *haƀraʀ „Bock“ (vgl. lat. caper, anord. hafr, dt. Habergeiss). Mit niu knüpft sie an die etablierte Deutungsvariante „neun“ an und erschliesst aus dem Kurztext eine ‚Blutopferinschrift‘ (vgl. weiter unter f): niu hᴀborumʀ niu ha[n]gestumʀ hᴀþuwolᴀfʀ HAþuwolAfʀ, zu anord. haþu f. „Kampf “ und anord. úlfr „Wolf “ (anord. Hálfr, vgl. ae. Haeþuwulf, ahd. Hathowulf, hAþuwulafʀ KJ-98 Istaby, hAþuwolAfA KJ 95 Gummarp); gᴀf 3. Sg. Prät. zu anord. gaf „gab“; hᴀriwolᴀfʀ zu anord. herr „Heer“ und úlfr (anord. Herjólfr, vgl. ae. Herewulf, ahd. Heriolf, hAriwulafa KJ-98 Istaby, hAriwulfʀ KJ 80 Rävsal). Ende Z. IV: Die Runenfolge -ᴀg̣ịusnuhịe ist unklar (letzte Diskussion bei Birkmann 1995: 125ff. und Williams 2001: 510). Krause liest am Zeilenende -snuh-e und löst folgendermassen auf: ...s = Kopula anord. es „ist“, nu = Adv. nú „jetzt“, hle = anord. hlé n. „Schutz“ (vgl. Hlewahier 1 Gallehus). Fluchformel: hideʀ runono felAhekA hederA ginoronoʀ. herAmAlAsAʀ ArAgeu welAdud sA þAt bAriutiþ. Vgl. dazu weiter 6 Björketorp. f) „Den neuen Bauern, den neuen Fremdlingen gab Haduwolf gutes Jahr. Hariwolf für [...] ist jetzt Schutz.“ (KJ 96) Krause rechnet bei dieser Interpretation offenbar mit einer Migrationsbewegung ins westliche Blekinge, dergestalt, „dass Haduwolf, vermutlich ein in Lister eingefallener Kleinkönig, den neuen Siedlern und den neuen ‚Gästen‘ (Gefolgsleuten ? ) gutes Jahr, d. h. wohl für eine längere Zeit gute Ernten gab.“ (KJ: 213). Weitere Deutungsversuche verzeichnet Düwel (2008: 21). „Mit neun Böcken mit neun Hengsten gab Haþuwolfʀ gutes Jahr.“ (Santesson) Santesson geht von einem von Haþuwolfʀ veranstalteten Opferzeremoniell mit je neun Opfertieren männlichen Geschlechts aus, das seine Bestätigung bei Adam von Bremen in der ‚Hamburgischen Kirchengeschichte‘ (IV, 27) findet, wo es von 51 6. Björketorp. Blekinge den Blutopfern in Alt-Uppsala heisst: „Die Opferfeier geht folgendermassen vor sich: von jeder Art männlicher Lebewesen werden neun Stück dargebracht; mit ihrem Blut pflegt man die Götter zu versöhnen.“ Nach Düwel (1992: 353) repräsentiert der Stentoften-Text „den ersten inschriftlichen und den frühesten Beleg überhaupt [...] für ein genau bezeichnetes vollzogenes Tieropfer, das offenbar zu einem so ‚guten Jahr‘ geführt hat, dass der Name des Opferherrn, die Opfertiere und die Opferfolge inschriftlich festgehalten wurden.“ g) Zur Hauptinschrift: Die lexematische Segmentierung der Eingangszeilen entscheidet über die metrische Form, wobei je nach Ansetzung der Wortgrenzen auch die Ikten unterschiedlich fallen (niuhA borumʀ / / niuha gestumʀ gegen niu hAborumʀ / / niu hagestumʀ mit gekreuzter Alliteration). Unter formal-metrischem Aspekt würde die Annahme durchgehender h-Alliteration (hAborumʀ - hagestumʀ - hAþuwolAfʀ) gegen Krauses Interpretation sprechen. Nielsen liest drei Kurzverse mit abschliessender Vollzeile (′hAriwolAfʀ ′mAgʀ us nu ′hle) und sieht eine ljóðaháttr-Variante vorliegen. Ivar Lindqvist hatte der Hauptinschrift metrische Form abgesprochen und diese als „stavrimslös galderform“ („stabreimlose Galderform“) bestimmt. Literatur: KJ 209ff. (Taf. 43); DR 400ff. (Atlas 817-825); NIæR I 1891- 1903, 23f.; v. Friesen 1916: 35ff.; Lindroth 1918: 167ff.; Brate 1919: 184ff.; Kock 1921: 2ff.; Lindquist 1923: 61ff. (Abb.); v. Friesen 1933: 32f.; Jacobsen 1935: 15ff. (Abb.); Marstrander 1952: 114ff.; Nielsen 1968: 37f.; Krause 1971, Nr. 91; Klingenberg 1973: 96ff., 232ff. (Abb.); Antonsen 1975a, Nr. 119; Nielsen 1983: 42ff.; Buti 1987: 2ff.; Grønvik 1987: 114ff; Santesson 1989: 221ff.; Grønvik 1990: 287ff.; Düwel 1992: 348ff; Santesson 1993: 241ff.; Birkmann 1995: 125ff.; Ebel 1995: 243; Benson 1996: 29; Grønvik 1996: S.155ff.; Sundqvist 1997: 135ff.; Williams 2001: 509ff.; Looijenga 2003: 181f.; Reichert 2002: 347ff.; Nedoma 2005: 71f.; Grünzweig 2006: 413ff.; Schulte 2006: 399ff.; Düwel 2008: 21f.; Schulte 2010: 163ff. 6. Björketorp. Blekinge a) KJ 97; DR 360; (Taf. 4) b) Runenstein. — Seine Höhe über Erdboden beträgt 4 m, die Seite A ca. 83 cm, die Seite B ca. 155 cm. Bestehend aus grobkörnigem, dunkelgrauem Granit mit rautenartigem Querschnitt bildet das Monument zusammen mit zwei inschriftlosen, etwas kleineren Bautasteinen die nach Norden weisende Spitze eines gleichschenkligen Dreiecks (Seiten ca. 7 m, Basis ca. 5 m). Da sich in nächster Umgebung weitere Steinsetzungen befinden, könnte das Björketorp-Ensemble eine Funktion im Rahmen eines Kultplatzes ausgeübt haben. Die Inschrift ver- 52 Urnordische Inschriften läuft waagerecht einzeilig auf der A-Seite und in sechs Zeilen auf der B-Seite. Die eindrucksvolle Denkmalgruppe befindet sich am ursprünglichen Platz auf der heutigen Gemarkungsgrenze zwischen den Dörfern Björketorp, Leråkra und Listerby. c) Birkmann (1995: 141f.) datiert den Stein von Björketorp wie Stentoften „um 600 oder davor“. Antonsen (1975a) setzt die Periode von 600-650 an, während für Schulte die Zeit 625-650 in Frage kommt. Die Inschrift von Björketorp wäre dieser Zeitbestimmung zufolge nach Stentoften entstanden. d) (A) uþᴀrᴀbᴀsbᴀ (B) I hᴀidRrunoronu II fᴀlᴀhᴀkhᴀiderᴀg III inᴀrunᴀRᴀrᴀgeu IV hᴀerᴀmᴀlᴀusR V utiᴀRwelᴀdᴀude VI sᴀRþᴀtbᴀrutʀ Die nach gängiger Auffassung rechtsläufig von unten nach oben zu lesenden Zeilen mit durchschnittlich 18 cm hohen Runen bilden mit Ausnahme von B II jeweils Wortbzw. Sinneinschnitte. Der Aussage in B II ist - vielleicht durch ein Versehen des Ritzers - ein g angefügt, das zweifellos den Anlaut von inᴀrunᴀʀ der Zeile III bildet. Die ebenfalls rechtsläufige Einwortinschrift auf der A-Seite und die B-Inschrift mit der Fluchformel bilden deutlich voneinander abgehobene Einheiten. Die Runenformen entsprechen im wesentlichen denen auf dem Stein von Stentoften. e) (A) ūþarba-spā! (B) haidʀ-rūnō ronu falhk hedra, gina-rūnaʀ. ærgiu hearma-lausʀ ūti æʀ wēla-daude, sāʀ þat brȳtʀ. A: uþᴀrᴀbᴀsbᴀ = ūþarba- Nom. Sg. f. zu anord. óþǫrf f. „unnütze Sache“, Adj. óþarfr „unnütz; schädlich“, -spā Nom. Sg. f., zu anord. spá f. „Prophezeiung“, d. h. „schädliche Prophezeiung, Unheilsprophezeiung“. B: hᴀidʀ zu *haidiz n. „Himmelsglanz“, anord. heið n. „heiterer Himmel, klares Wetter“ (vgl. ae. hādor „Glanz, Helle“); runo = anord. rúna Gen. Pl. f., zu rún f. „Geheimnis; Rune“; ronu = ronu Akk. Sg. f., vgl. anord. runi „Lauf, Fluss“, renna „fliessen, laufen“, wohl auf die Runenreihe zu beziehen; fᴀlᴀh - 1. Sg . Prät. Ind. zu *felhan, anord. fela „verbergen“, ᴀk enklitisches Pers. Pron. 1. Sg.; hᴀiderᴀ = anord. heðra „hier“ (vgl. got. hidre, ae. hider „hierher“); ginᴀrunᴀʀ = *ginorūnōʀ Akk. Pl. „machtvolle, zauberkräftige Runen“, vgl. anord. ginn-heilagr „sehr heilig“, ginn-regin „die mächtigen Götter“ (vgl. ginu- KJ 27 Kragehul); ᴀrᴀgeu Dat. Sg. f. < urnord. *argia, zu anord. ergi f. „Perversität“ (vgl. ahd. argi „Bösheit, 53 6. Björketorp. Blekinge Geiz“), anord. argr „unmännlich; pervers; feige“ (vgl. ahd. ar(a)g „geizig, feige“, ae. aerg, as. arug); hᴀerᴀmᴀlᴀusʀ = herma-lausʀ Adj. „rastlos, ruhelos“, wobei hermazu germ. *hermian, vgl. as. gehirman, mndl. (ge)hermen, ahd., mhd. (ge) hirmen „ruhen usw.“, schweiz. hirme „vor Müdigkeit kurze Rast machen, Atem schöpfen“. Als Adjektivbildung ist herma-lausʀ synonym mit ahd. ungahirmi, mhd. ungehirme „rastlos“. Die frühesten literarischen Belege finden sich bei Notker von St. Gallen (De Interpretatione I; 5 und Boethius 4, 22). In innerschweizer Dialekten begegnet das Lexem in verbaler Form als hirme(n) „vor Müdigkeit kurze Rast machen, Atem schöpfen unterwegs, besonders mit einer Bürde, die man abstellt, ausruhen“ sowie substantivisch als Hirmi bzw. G’hirmi, Kirmi f. „Rast; Ort, wo man auszuruhen pflegt“ (vgl. Naumann 1998: 109f. im Anschluss an Lindqvist 1923: 185f.). Dem Sinn nach ebenfalls möglich, sprachlich aber weniger überzeugend: hᴀerᴀmᴀ - = hjærma- < germ. *herm-a-, dän. ON Hjerm, ahd. skirm, skerm „Schirm, Schutz“, as. (bi)skirmian „(be)schützen“, also „schutzlos“ (Antonsen). utiᴀʀ = ūti æʀ Adv. u. 3. Sg. Präs. Ind. „draussen (d. h. in der Fremde) ist“; welᴀdᴀude = wēla-daude Dat. Sg. m. „wer einen tückischen Tod hat“, zu anord. véla „betrügen“ u. dauðr m. „Tod“; sᴀRþᴀtbᴀrutʀ = saʀ þat brȳtʀ „der dies (sc. Denkmal) zerstört“, saʀ Nom. Sg. m. Dem. Pron. + Relativpartikel, þat Akk. Sg. n. Dem. Pron., brȳtr 3. Sg. Präs. Ind. zu anord. brjóta „brechen, vernichten.“ f) „Unheilsprophezeiung! “ „Die Reihe der Glanzrunen verbarg ich hier, machtvolle Runen. Durch Perversität rastlos draussen (in der Fremde) ist eines tückischen Todes, wer dies (sc. das Denkmal) zerstört.“ g) Nielsens (1968, 1983) Annahme einer „Urform“ von ljóðaháttr (drei Kurzverse mit abschliessender Vollzeile ′uti Aʀ ′welAdAude sAʀ þAt ′bArutʀ mit Alliteration u : w) muss als verfehlt gelten. Looijenga konzidiert vorbehaltlos metrische Form: „The text is actually a poem in the sense of a spell.“ Die von ihr angestrebte Versgestalt gelingt jedoch nur durch radikale Umstellung der etablierten Lesefolge der A- und B-Seite. Hervorstechendes Merkmal der Björketorp-Inschrift ist die auff ällige Kongruenz von syntaktisch-semantischer Gliederung und Zeilenform verbunden mit planvoller Alliteration und Taktierung. Zuzustimmen ist daher der Analyse von Krause (KJ 97): „Vier je zweitaktige Halbzeilen, jede mit starker Nebenhebung in der Art von eddischem Málaháttr, paarweise durch Stab zusammengehalten.“ Der Schlussappell der Fluchformel (sAʀ þAt bArutʀ) steht ausserhalb des Versrahmens. Eine Charakterisierung der Inschrift als galdr (Zauberspruch) besagt nichts über den metrischen Status. Literatur: KJ 214ff. (Taf. 44, 45); DR 410ff. (Atlas 832-840); v. Grienberger 1907: 74ff.; v. Friesen, 1916: 5ff. (Abb.); NIæR II 1917, 626f.; Brate 1919: 184ff; Kock 1921: 22ff.; Lindqvist 1923: 158ff., 184ff.; Palmér 1930- 54 Urnordische Inschriften 31: 300ff.; Jacobsen 1935: 24ff.; Marstrander 1952: 114ff. (Abb.); Nielsen 1968: 28ff. (Abb.); Krause 1971, Nr. 7; Antonsen 1975, Nr. 120; Klingenberg 1973: 96ff., 259f. (Abb.); Jansson 1984: 24ff. (Abb.); Nielsen 1983: 42ff. (Abb.); Birkmann 1995: 114ff. (Abb.); Ebel 1995: 243; Grønvik 1996: 155ff. (Abb.); Naumann 1998: 109f.; Looijenga 2003: 177ff.; Grünzweig 2006: 413ff.; Schulte 2006: 399ff.; Düwel 2008: 43; Kortland 2008: 19ff.; Schulte 2010: 163ff. 7. Eggja. Sogndal, Sogn og Fjordane a) KJ 101; NIæR 55 b) Steinplatte. — Die Platte von 161 cm Länge, 72 cm Breite und 10 cm Dicke, bestehend aus feinkörnigem, mit Glimmer durchsetztem Gneis, wurde 1917 in der Nähe des Hofes Eggja am Sognefjord auf einem natürlichen kleinen Hügel beim Pflügen aufgedeckt. Sie lag bei der Auffi ndung mit der Runenseite nach unten über einem sehr flachen Grab mit nur wenigen männlichen Beigaben. Es ist möglich, dass es sich dabei um ein geplündertes und stark gestörtes Flachgrab handelt, doch wurde angesichts der geringen Höhe der Grabkiste mit nur 20 cm Abstand zwischen Deckplatte und Grundgestein schon früh die Ansicht geäussert (Nordén 1934, Gjessing 1943), dass u. U. ein Kenotaphgrab (Leer- oder Scheingrab) vorliegt. Gedächtnismale dieser Art werden für Personen errichtet, die auf See oder in der Fremde den Tod fanden und nicht nach geltender Sitte bestattet werden konnten. Etwa in der Mitte der Plattenfläche befindet sich eine fragmentarische, stilisierte Pferdefigur, die offenbar vor der Inschrift angebracht wurde, da die Runen sie weitmöglich zu umgehen suchen. Die 3-5,2 cm hohen Runen verlaufen in zwei längeren Zeilen mit ca. 120 (A) bzw. ca. 70 Zeichen (C) von links nach rechts; eine kürzere, dazwischenliegenden Zeile (B), deren 10 Zeichen auf dem Kopf stehen, befindet sich deutlich abgesetzt rechts von der Pferdefigur. Ob die Figur einen Bezug zum Text aufweist, wurde häufig diskutiert, bleibt jedoch ungewiss. Aufb ewahrungsort: Bergen Museum. c) Den Schlüssel zur Datierung der Inschrift liefert die Pferdefigur, die ikonographischen Mustern des 7. Jahrhunderts folgt und stilistisch zweifelsfrei der jüngeren Phase von Salins Tierstil II (Vendelstil C) zugeordnet werden kann. Sie erlaubt eine archäologische Bestimmung von Grablegung und Steinplatte für die Zeit „spätestens um 700“ (Fett 1986). Obwohl nicht mit Sicherheit geklärt ist, ob Figur und Inschrift gleichzeitig entstanden sind (d. h. möglicherweise mit dem gleichen Ritzgerät angebracht wurden), schliesst sich die runologische und sprachliche Beurteilung dem archäologischen Befund allgemein an, und man kann davon ausgehen, dass die Eggja-Inschrift nicht wesentlich später als um ca. 700 entstanden ist. Grønvik (1985, 1988) möchte die mögliche Entstehungs- 55 7. Eggja. Sogndal, Sogn og Fjordane zeit mit runologischen Argumenten allerdings schärfer eingrenzen und rechnet für Eggja mit der Periode ca. 650-680 (zur Datierungsfrage zusammenfassend Birkmann 1995: 97ff., Bjorvand 2010: 209ff.). d) (C) nissolusotuknisᴀksestᴀinskorin ni----mąʀnᴀkdąnisnịþ̣rịṇʀniwiltiʀmąnʀlᴀgi-- (A) hinwᴀrbnᴀseumąʀmᴀdeþᴀimkᴀibᴀibormoþᴀhuni huwᴀ̣ʀobkąmhᴀriṣąhiąlątgotnᴀ fiskʀoʀf--nᴀuimsuẉịmądefoklịf-ą-----gᴀląndẹ̣ (B) ᴀlumisurki Bei der Steinplatte von Eggja mit ihren ca. 200 bewahrten Zeichen handelt es sich um den längsten bisher bekannten Runentext aus der älteren Sprachperiode. Mit einer Mischung von älteren und jüngeren Runenformen steht die Inschrift bereits im Übergang vom Älteren zum Jüngeren Futhark. Sie markiert durch sprachliche Merkmale den Umbau des Späturnordischen zum Altnordischen (Altnorwegischen) und weist gegenüber den sog. Übergangsinschriften des 7. Jahrhunderts (vgl. hier 5 Stentoften, 6 Björketorp) sprachtypologisch jüngere Züge auf (Schulte 2006a). Obwohl den Fundumständen nach in Westnorwegen lokalisiert, lassen sich einzelne ostnordische Sprachmerkmale sichern. In der Transkription bezeichnet ᴀ orales a, æ, ǫ; ą vertritt nasales -. In der langen Forschungsgeschichte zur z. T. durch Verwitterung zerstörten und entsprechend schwer zu deutenden Inschrift hat sich die Lesefolge der Zeilen C-A-B (wie KJ 101, Høst 1986) etabliert. Abweichende Lesefolgen (wie Nielsen 1968, Grønvik 1985, 1988) beeinflussen die formale Beurteilung nicht. Die oben angebene Transliterierung folgt KJ-101. e) Interpretationsdifferenzen ergeben sich vor allem hinsichtlich der Lakunen, die zu erheblich voneinander abweichenden Rekonstruktionen geführt haben. Dies gilt vor allem für die A-Reihe. Im Folgenden werden die Lesungen von Krause (KJ 101, Krause 1971) und Nielsen (1968), beide in Anschluss an Høst (1960), sowie davon abweichend Grønvik (1985, 1988), ohne weitere Kommentare gegenübergestellt. Grønvik hatte zur A-Zeile weitere Lesevarianten vorgeschlagen (2000, 2002), welche die metrische Form nicht tangieren und hier unberücksichtigt bleiben. Den Forschungsstand referieren ausführlich Birkmann (1995: 100ff.), Spurkland (2001: 65ff., 2005: 54ff.) und zuletzt Bjorvand (2010: 209ff.). Krause 1966: (C) Ni′s sólo sótt ok ni saxe stæin skorinn. Ni l(æggi)mannʀ nækðan, is niþ rinnʀ, ni viltiʀ mænnʀ læggi a(b). Krause 1971: is niþ rinnʀ > ni sn(a)r(ði)r (? ) 56 Urnordische Inschriften (A) Hinn(n) varp *náseó mannʀ, máðe þæim kæipa í bormóþa húni. Hwæʀ ob kam *hæriss (? ) hí á land gotna ? Fiskʀ óʀ f[ir]na-*vim suwim(m)ande, fogl í f[i]an[dalið (? )] galande. (B) Alu *misyrki! Nielsen 1968: (A) hin wᴀrb nᴀseu mąʀ mᴀde þᴀim kᴀibᴀ i bormoþᴀ huni . huwᴀʀ ob kąm hᴀrąs ą hi ą ląt gotnᴀ fiskʀ oʀ fiądᴀ uim suwimąde fokl ą fiądᴀ liþ gᴀląnde (B) ᴀlu misurki (C) ni s solu sot uk ni sᴀkse stᴀin skorin ni sᴀti mąn nᴀkdą ni snᴀrþiʀ ni wiltiʀ mąnʀ lᴀgi ᴀt Grønvik 1988: (A1) Mīn warp nāsēu wīlʀ, māðe þaim kaipa ī bor-mōþa hūni. (A2) Huwær ob kam hærje ā hitt land? (A3) Gotna fiskʀ oʀ firnæy-īm, suwimande foki af fān-wanga lande (B) ai au is urki (C) Ni s sōlu sott, uk ni sakse, stain skorinn. Ni wīti manʀ, nǫkðan, is nā wrīnʀ, ni wiltiʀ mænnʀ læggis! 57 7. Eggja. Sogndal, Sogn og Fjordane f) Krause 1971: (C) „Nicht ist’s von der Sonne getroffen und nicht der Stein von einem Sax (= eisernem Messer) geschnitten. Nicht möge jemand [den Stein] nackt hinlegen. 1966: Nicht lege man [ihn] entblösst hin, wenn der abnehmende Mond [über den Himmel] wandert. Nicht mögen in die Enge getriebene, nicht irregeleitete Männer [den Stein] weglegen.“ (A) „Diesen Stein bewarf der Mann mit Leichensee (= Blut), rieb ab damit die Dollen in dem bohrmüden Bären (= Schiff). Als wer (= in welcher Gestalt? ) ist der Heer-Ase (= Odin? ) gekommen hierher auf das Land der Krieger? Fisch aus dem Schreckensstrom schwimmend, Vogel in der Feinde Schar schreiend.“ (B) „Zauber dem Missetäter! “ Nielsen 1968: (A) „Der Mann (= der Tote) vergoss Blut, begoss damit die Ruderdollen in dem bohrmüden Boot (= untergehenden) Boot. Als wer (= in welcher Gestalt) kam der Heer-Ase (= Odin) hierher in das Land der Menschen? Als ein Fisch aus dem Strom der Feinde schwimmend, als ein Vogel in die Schar der Feinde schreiend.“ (B) „Abwehr gegen den Missetäter! “ (C) „Nicht soll das Joch (= der Grabstein) von der Sonne getroffen, nicht der Stein von einem Sax geschnitten werden. Nicht sollen Männer [ihn] blosslegen, nicht sollen perverse, ekstatische Männer [ihn] weglegen.“ Grønvik 1988: (A) „Über meine Lieben warf sich eine Leichenwelle, die Dollen zerbrachen ihnen an der bohrmüden Mastspitze. Wer führte die Schar hinüber in jenes Land? Der Menschen-Fisch von den Stromfurchen bei Firnøy, schwimmend in der Gicht, vom Land mit den leuchtenden Wiesen.“ (B) „[Er] der Reichtum und Glück bewirkt.“ (1985: „Immer Hilfe, wenn ich dichte! “) (C) „Nicht in der Sonne und nicht mit dem Schwert möge man den beritzten Stein suchen. Nicht soll ein Mann, der eine nackte Leiche beschreit [und] nicht geisteskranke Männer diese Grabstätte aufsuchen! “ g) Von den zahlreichen Deutungsversuchen, die bisher vorgetragen wurden, vermögen jene am ehesten zu überzeugen, welche die Inschrift mit Bestattungsriten und damit zusammenhängenden Glaubensvorstellungen in Verbindung bringen. Ihre dichterisch gehobene Sprache lässt Ansätze zu skaldischem Bild- 58 Urnordische Inschriften gebrauch erkennen: nᴀseu - anord. ná-séo „Leichen-See“ = „Blut“; i bormoþᴀ huni - anord. í bormóþa húni „im bohrmüden Bären“ = „Schiff “? ; hᴀriṣą - anord. her-áss „Heer-Ase“ = „Odin“? ; ląt gotnᴀ - anord. land gotna „Land der Krieger“, vielleicht auch „Land der Rosse“. Im Hinblick auf die metrische Konstitution weichen die einzelnen Interpretationsvorschläge stark voneinander ab. Nielsen betrachtet den Text als das „älteste überlieferte Skaldengedicht“ und erschliesst aus A einen Vierzeiler im galdralag sowie aus C eine „kunstfertige ljóðaháttr-Strophe“ (1968: 75,124f.). Mit Ausnahme des ersten Teils der A-Zeile erkennt auch Grønvik der Inschrift durchgebildete metrische Gestalt zu (1988: 164f.). Nach seiner Beurteilung handelt es sich jedoch um einen Vierzeiler im kviðuháttr (A3) sowie um eine Variante von málaháttr (C). Weit zurückhaltender unterscheidet Krause (KJ 101) zwischen Segmenten mit nur lockerer Stabbindung und solchen mit kontrollierbarer Formrelevanz. Eine „festere metrische Form“ postuliert er für den als Fragesatz verstandenen Abschnitt A41-67: huwᴀ̣ʀ ob kąm hᴀriṣą hi ą ląt gotnᴀ Völlig unbezweifelt ist der metrische Status von C1-30: nis solu sot uk ni sᴀkse stᴀin skorin Springer (1968: 31) hat zu Recht darauf aufmerksam gemacht, dass mit der Langzeilenbindung syntaktischer Parallelismus korrespondiert und dass zudem der reicher gefüllte b-Vers Achtergewicht aufweist. In der auff älligen Lautrepetition von ssieht er überdies ein onomatopoetisches Wirkmittel vorliegen („flüsterndes“ s-). Die Fortsetzung C31-70 ist teilweise zerstört: fiskʀ oʀ f--nᴀuim suẉịmąde fokl ị f-ą-----gᴀląndẹ Die Verssyntax ergibt sich aus der graphisch unzweideutig abzulesenden Koppelung von Klangfigur und semantisch variiertem Parallelismus. Ansonsten ist die Auffüllung der Lakunen umstritten, wobei Grønviks eigenwillige Textauslegung (s. oben) dem erkennbaren Muster geradezu widerspricht. Eine bildhafte Komponente käme hinzu, falls die von Høst (1960: 32; 1986: 464) vorgeschlagene und von Krause, Nielsen und anderen akzeptierte Übersetzung „als Fisch ... schwimmend“, „als Vogel ... schreiend“ zutrifft. Dieser metaphorische Bezug liesse sich der Intention nach unter magischem Aspekt verstehen, wenn mit hᴀriṣą = her-áss „Heer-Ase“ tatsächlich der Gott Odin gemeint sein sollte: „Als wer, in welcher Gestalt, kam der Heeresgott ...? “ Zweifellos lässt sich festhalten, dass die Eggja-Inschrift durch metrische, figürliche wie semantische Textmerkmale dichterische Qualität erlangt. Ob tatsächlich Anfänge skaldischer Kunstausübung in entwickelter Form fassbar werden, wie Nielsen es sieht, bleibe dahin gestellt. Für die Erschliessung einer planvollen metrischen Gesamtform sind die graphischen Grundlagen jedenfalls zu schmal. 59 7. Eggja. Sogndal, Sogn og Fjordane Literatur: KJ 227ff. (Taf. 49-51); NIæR III, 77ff., 268ff. (Abb.); Jónsson 1920: 33ff.; Burg 1921: 298ff.; Brate 1922: 210; Krause 1927: 230ff.; Jacobsen 1931: 87f. m. Anm. 1 (Abb.); Heiermeier 1934: 84ff.; Meissner 1934: 196f.; Gjessing 1943: passim; Lundberg 1949: 32f.; Kiil1955: 129ff.; Høst1960: 489ff. (Abb.); Nordén 1934: 114; Kiil 1964: 21ff.; Springer 1966: 31f.; Nielsen 1968: 53ff. (Abb.); Krause 1971: 143f.; Grønvik 1985: 163ff. (Abb.); Fett 1986: 460f.; Høst 1986: 461ff. (Abb.); Buti 1987: 47ff.; Grønvik 1988: 36ff.; Birkmann 1995: 97ff.; Grønvik 2000: 5ff.; Spurkland 2001: 65ff. (Abb.); Grønvik 2002: 29ff.; Looijenga 2003: 341ff. (Abb.); Spurkland 2005: 54ff. (Abb.); Schulte 2006a: 364; Düwel 2008: 40f.; Bjorvand 2010: 209ff. II. Inschriften der Wikingerzeit A. Dänemark (mit Skåne) Schleswig 8. Rathausmarkt, Stadt Schleswig a) Moltke 1975: 84; Stoklund/ Düwel 2001: 211; (Taf. 5) b) Holzstäbchen (rúnakefli). — Das vierkantige, nur leicht beschädigte Stäbchen von ca. 13 cm Länge und 1-1,4 cm Dicke wurde 1973 bei den Ausgrabungen in der Schleswiger Altstadt (Schicht XXI) aufgefunden. Es ist auf allen vier Seiten mit gut lesbaren Langzweigrunen beschriftet und bewahrt mit insgesamt 83 Zeichen einen relativ langen, sorgfältig durch Wortt renner gegliederten Text, wobei die Fläche der Seite D mit drei Worteinheiten nur etwa zur Hälfte ausgenützt ist. Die Runenhöhe beträgt 1-1,2 cm. Am Ende des Stäbchens ist ein Kreuz eingeschnitten, das nach Stoklund/ Düwel vermutlich die Lesefolge der Seiten A-D anzeigen soll. Aufb ewahrungsort: Archäologisches Landesmuseum der Christian-Albrechts-Universität Schloß Gottorf. c) Der Fund datiert nach neueren Untersuchungen archäologisch ins 11. Jahrhundert. Typologisch gehört die Inschrift „eher der späten Wikingerzeit“ an (Stoklund/ Düwel) und wird sprachlich der Periode 1050-1100 (Altdänisch) zugeordnet (Moltke 1976: 389; Nielsen 1983: 214). d) Die Transliteration folgt der bisher letzten Autopsie von Stoklund/ Düwel: (A) runaʀ · iag · risti · a · rikiata · tre · sua (B) reþ · saʀ · riki · mog̣ʀ · asiʀ · a · artagum (C) hulaʀ · auk · bulaʀ · meli · þeʀ (D) ars · sum · magi Rune A 8 ist als punktiertes k = g zu lesen, obwohl ein Pronomen iag Altdänisch problematisch ist. Mit Lesung der Rune A 13 als i ist rikiata (gegen rekiata ) als korrekt zu betrachten. Ausserdem muss auf der B-Seite artagum gegen Moltke artakum gelesen werden. Zur typologisch aufschlussreichen Graphie vgl. weiter Stoklund/ Düwel 2001: 208ff. e) Rūnaʀ iak rīsti ā rikianda trǣ 64 Inschriften der Wikingerzeit • Dänemark swā reþ sāʀ rīki mǫgʀ ǣsiʀ ā ārdagum hullaʀ ok bullaʀ mǣli þǣʀ ars sum magi. f) „Runen ich ritzte / auf steuerndes Holz, / so deutete der mächtige Herr sie: / Die Asen aus uralten Tagen (d. h. die uralten Götter), / die ‚Huller‘ und ‚Buller‘-/ würden dir sagen: Für dich ist Arsch wie Magen! “ (vgl. Moltke 1976: 387, 1985: 484; kritisch Andersen 1985: 5ff.). Folgenden Übersetzungsvorschlag macht Aag (1988: 22): „Runen ich ritzte / auf treibendes Holz (bzw. auf ein ‚Spott-Holz‘). / So deutet der mächtige junge Mann: / Asen in der Urzeit! / Gepolter und Krach sollen dir Magen und Arsch sagen.“ g) Die sechszeilige Strophe in deutlich angestrebtem Ljóðaháttr enthält Reminiszenzen an eddische und skaldische Dichtung. Durchgeführtes Versmass zeigt aber nur die erste Halbstrophe, die mit dreihebiger Vollzeile und geforderter stumpfer Kadenz das Muster korrekt erfüllt. Abweichend vom regelrechten Metrum ist in der zweiten Versgruppe die in sich stabende Halbzeile 4 (æ : a), während die Halbzeile 5 (hullaʀ ok bullaʀ) ganz auf Stabreim verzichtet. Die Füllung der abschliessenden Vollzeile liegt wiederum im Rahmen der metrischen Regeln, aber auffällig ist die Spreizposition der stabtragenden Glieder, die wohl der Einfügung einer sprichwortartigen Wendung in das Schema geschuldet sein dürfte. Der betreffende phraseologische Vergleich (ars sum magi), ein Frühbeleg für das Dänische nebenbei, korrespondiert aber mit dem Sprechcharakter des Versmasses. Wie bereits Aag (1988: 19) gezeigt hatte, greift die Schleswiger Inschrift mit der ersten Versgruppe die verbreitete und vielfach variierte Formel rísta : rúnar, ráða : rúnar auf (vgl. metrisch z. B. Nr. 97 Hovgården, U 11; übrige Belege bei Meijer 1997: 90); hier steht ráða allerdings nicht wie üblich als Aufforderung, sondern wird indikativisch verwendet und auf das Subjekt der Vollzeile mǫgʀ bezogen. Da Vergleichsmöglichkeiten fehlen, bleibt das Segment rikianda trǣ im Abvers problematisch, doch würde die von Aag alternativ vorgeschlagene Übersetzung „spottepinne“ die Gesamtaussage von vornherein in einen scherzhaften bzw. parodistischen Kontext rücken. Anbindung an eddische Dichtung, vielleicht mit einem gewissen weihevollen Ton, verbürgt in der zweiten Gruppe der Vers ǣsiʀ ā ārdagum. Das Kompositum anord. ár-dagar m. Pl., eigtl. „Tage der Vorzeit“ ist an 13 Stellen in der Lieder-Edda belegt, allerdings nicht in der Verbindung á árdagum (Dat. Pl.), sondern nur als í árdaga (Akk. Pl.) „in der Vor- oder Urzeit“ (z. B. ‚Völuspá‘, Str. 60/ 61: æsir ... í árdaga). Trotz der grammatikalischen Variation dürfte kaum Zweifel bestehen, dass der Ritzer einen Versinhalt eddischer Herkunft anzitiert. Was die Übersetzungsvorschläge von Moltke und Aag betrifft, so resultieren sie in ihren divergierenden Teilen im wesentlichen aus der Polysemie von anord. mǫgʀ „Sohn; Knabe“, in dichterischer Sprache 65 8. Rathausmarkt, Stadt Schleswig aber auch allgemein für „Mann“, und aus der Unbestimmbarkeit der Paarformel hullaʀ ok bullaʀ. Moltke fasste diese beiden Lexeme als Namenwörter auf, d. h. als Decknamen bzw. Appositionen zu „Asen“. Aag hingegen möchte an die mittelniederdeutsch belegte (bzw. früh von dort entlehnte) Wortverbindung hulter de/ up pulter anknüpfen, die skandinavisch wie hochdeutsch phraseologisch fortlebt (vgl. dän. hulder - bulder, schwed. huller om buller, hd. holter die polter). Es fragt sich allerdings, ob gegenwartssprachliche Bedeutungsinhalte phraseologischer Art direkt auf ein Zeugnis aus dem 11. Jahrhundert übertragbar sind. Der Funktion nach hält Aag den Text für ein reines Scherzgedicht, während Marold (1998: 679f.) im Wechsel von feierlich-altertümlichem Sprachstil zu vulgärer Ausdrucksabsicht mit analer Pointe eine Parodie auf heidnische gnomische Dichtung sieht. Derart weitreichende stilbzw. mentalitätshistorische Rückschlüsse erlaubt das in seiner Art bisher einzigartige Zeugnis bei heutigem Kenntnisstand jedoch kaum. Auch der Hinweis auf mögliche thematische Verwandtschaft mit einem Runenstäbchen aus dem Fundgut von Bergen führt nicht weiter, da die betreff ende Stadtinschrift (B 584) erst um1250 datiert und damit längst nicht mehr einem wikingerzeitlichen Kulturmilieu zugerechnet werden kann. Das nordische ‚metrum strophicum‘, der Ljóðaháttr, ist ausserhalb der isländischnorwegischen Überlieferung relativ selten bezeugt. Allem Anschein nach führt dieser Subtyp im eddischen System aber formgeschichtlich auf frühe Stufen der metrischen Entwicklung zurück. Vorstadien werden für uns mit den behandelten urnordischen Inschriften Nr. 2 und Nr. 3 greifb ar: Aus der Zeit um 400 mit dem Stein von Tune in Østfold und mit der ca. 475-500 datierten Blekinger Brakteateninschrift von Tjurkö. Aus vershistorischem Blickwinkel war schon der Nordist Hans Kuhn zu der Beurteilung gelangt, dass das Spruchmetrum „in manchen Dingen sehr altertümlich ist und wahrscheinlich sogar der älteste Zweig der nordischen Dichtung [...]“ (1933: 49). Weder der Kleintext aus dem Münzschatz von Tjurkö noch die Inschrift von Tune, immerhin die umfangreichste der Völkerwanderungszeit, lassen nähere Aussagen sprachgeographischer Art zu, zumindest liegen beide Fundplätze nicht im Kerngebiet des sich heranbildenden Westskandinavischen (vgl. Bandle 1973: 110ff. mit Karte 22). Es besteht mithin kein Grund zu der Annahme, dass das alte Metrum sich nicht bereits in der sprachlich-kulturellen Gemeinsamkeit des Nord-Westgermanischen herausgebildet haben könnte. In seiner einflussreichen ‚Deutschen Versgeschichte‘ (I, 1925: § 331) vertrat allerdings Andreas Heusler die Auffassung, dass der Ljóðaháttr, zumal in seiner entwickelten Gestalt der Sechsversstrophe, eine norwegische Neuschöpfung sei, die ihre Ausformung vor der „irisch-skaldischen Welle“, d. h. vor 800 erfahren habe. Altenglische Belege, wie sie sich aus den Merksprüchen des Exeter-Buchs und aus Wulfstan beibringen lassen, betrachtete er als westgermanisch akzidentielles Phänomen, und auch die gesicherte Halbstrophe aus der ihm vorliegenden schonischen Inschrift von Nr. 21 Sjörup (DR 279) liess er nur als metrischen Sonderfall des Ostnordischen gelten. Das Schleswiger Stäbchen repräsentiert zwar 66 Inschriften der Wikingerzeit • Dänemark die bisher einzige bekannte Sechsversgruppe ausserhalb der norrönen Dichtung, doch besteht kein Grund, von norwegischer oder gar isländischer Urheberschaft auszugehen. Sie kann auch nicht als isolierte Erscheinung gelten, da gerade auf dänischem Gebiet das Versmass durch eine zahlenmässig zwar kleine, aber doch auff ällige Konzentration von Halbstrophen bezeugt ist: Ausser Sjörup ist in Schonen - allerdings mit Vorsicht - die Inschrift von Nr. 22 Sövestad 2 (DR 291) zu nennen, in Nordjütland der Stein Nr. 11 Randbøl (DR 40) und - ebenfalls mit Vorbehalt - Nr. 13 Århus 5 (DR 68), sodann unter den schwedischen Versinschriften die Steine von 92 Nybble und 96 Turinge, beide aus Södermanland. Auch wenn die Kontrolle der kennzeichnenden Vollzeile im Einzelfall Probleme aufwirft und nicht alle Bestimmungsvorschläge allgemein Anerkennung gefunden haben (vgl. Naumann 1998: 699), so darf man nach heutigem Quellenwissen durchaus mit einer ostnordischen Traditionslinie rechnen. Literatur: Moltke 1975: 76ff. (Abb.); Moltke 1976: 387ff.; Laur 1980: 107, 109ff.; Nielsen 1983: 214f.; Foote 1985: 321; Moltke 1985: 483ff. (Abb.); Andersen 1985: 5ff.; Aag 1988: 17ff. (Abb.); Marold 1998: 679f.; Naumann 1998: 697ff.; Stoklund/ Düwel 2001: 210ff. (Abb.); Düwel 2008: 162. Jylland 9. Ribe a) Moltke 1976: 121; Stoklund 1996: 201; (Taf. 6) b) Schädelfragment (Hirnschale). — Das Knochenstück aus einem alten menschlichen Schädel wurde 1973 bei Ausgrabungen (Keller Kunstmuseum) in der Stadt Ribe freigelegt. Der Fund stammt vom zentralen Handelsplatz Ribe, der zwischen 704 und 710, wahrscheinlich auf königliche Veranlassung, angelegt worden war und dem Kulturkreis der nordwesteuropäischen Wic-Siedlungen angehört. Das Fragment misst 8,2 × 6 cm und ist von der Innenseite her von einem 4-5 mm breiten kreisrunden Loch durchbohrt. Die insgesamt 63 Runen sind zwischen 5-9 mm hoch und folgen in flüchtiger, aber scharfer Ritzung mit der ersten Zeile der Knochenkante von links nach rechts. In der zweiten Zeile befindet sich zwischen Rune 59 und 60 das Loch, das vor der Ritzung gebohrt wurde. Aufbewahrungsort: Ribes Vikinger på Odins Plads, Ribe. c) Die Inschrift vom Schädelfragment gehört der frühen Wikingerzeit, sprachlich dem frühen Altdänisch an. Die ursprüngliche dendrochronologische Bestimmung der Fundschicht führte zunächst auf die Jahre ca. 717-730, musste aber nach neueren Untersuchungen auf die Zeit ca. 725-760 korrigiert werden 67 9. Ribe (Stoklund 2010: 240). Daraus ergeben sich Konsequenzen für die Datierung der Schreibreform, die zur Herausbildung des jüngeren Futhąrk geführt hat. d) Transliteration nach Moltke 1976 und nach letzter Autopsie von Stoklund 1996: ulfuʀᴀukuþinᴀukʜutiuʀ ︲ ʜiᴀlbburis ︲ uiþʀ þᴀiᴍᴀuiᴀrkiᴀuktuirkuniɢ [Loch] buur (Moltke) ulfuʀᴀukuþinᴀukʜutiuʀ ︲ ʜiᴀlbburiịsuiþʀ þᴀiᴍᴀuiᴀrkiᴀuktuirkunin buur (Stoklund) Fraglich sind die Lesungen der Rune 31 als i (oder nur Strich? ) und von Rune 59 vor der Lochung, die Stoklund jedoch deutlich als n identifiziert hat, d. h. Part. Prät unin , anord. unninn „besiegt“. Die Runenreihe ist auf 16 Zeichen reduziert, doch verwendet der Ritzer mit den ʜ -, ᴀ - und ᴍ -Runen noch das ältere Futhark. In hiᴀlb ist iᴀ wahrscheinlich für Diphtong verwendet (Brechung), aber als Digraph für æ in uiᴀrki , anord. verkr „Schmerz“ (Stoklund 1996: 202ff; 2001: 119). e) Ulfʀ ok Oþin ok Hydiuʀ viþr þæima værki ok ... ... (Moltke) Ulfʀ auk Ōþin auk Hōtiuʀ . Hialp buri es viþʀ þæima værki. Auk dverg unninn. Bōurr. (Stoklund) f) Moltke legt sich auf keine eindeutige Übersetzung fest, hält jedoch die Wortfolge viþr þæima værki „against that pain“ für gesichert. Stoklunds Wiedergabe lautet: „Ulfʀ and Ōðinn and Hightiuʀ . Help is buri “ or „by means of bur against this pain. And the dwarf (is) conquered. Bōurr.“ Birkmann (1995: 231) stimmte der Lesung Stoklunds zu, schlug aber vor, den Schluss der Inschrift anders zu segmentieren: Hjálp Buri es wiðr þæima værki auk dwerg(i). Unninn Buur. „Hilfe ist Buri gegen diesen Schmerz und den Zwerg. Besiegt ist Buur.“ Zuletzt hat Grønvik (1999: 113), offenbar in Unkenntnis der eingehenden Neuuntersuchung Stoklunds von 1996, anstelle von ᴀuk tuirk unin die Lesung ᴀuk tuirkuniu vorgeschlagen und auf einen Dativ zu dem sonst unbelegten Femininum *dvergynja „weiblicher Zwerg, Zwergenfrau“ geraten. Er übersetzt: „Hilf dem/ meinem Sohn, der gegen diesen Schmerz kämpft und [gegen] die Zwergenfrau, Bōurr.“ (Grønvik 1999: 123). g) Nach allgemeiner Auffassung handelt es sich beim Schädelfragment von Ribe um eine Amulett-Inschrift mit apotropäischer Formel gegen þᴀiᴍᴀ uiᴀrki „diesen Schmerz“, vielleicht Kopfweh. Sie gehört sprachlich-typologisch zu den sog. Übergangsinschriften, die bereits ein reduziertes Futhark mit phonematisch mehrdeutigen Graphemen aufweisen, jedoch noch vereinzelte altrunische Zeichen verwenden (zu Ribe und zum Problemkreis der Übergangsinschriften vgl. Schulte 2006a, 2006b, ferner 2010). Von Stoklund (2003: 555) wurde darauf aufmerksam gemacht, dass dieses frühe Zeugnis runischer Sonderentwicklung an einem Platz gefunden wurde, der in enger Beziehung zum friesischen Einflussbereich stand und auch dem gleichen Zeithorizont entstammt, in welchem sich die Ausbildung des anglo-friesischen Futharks vollzog. 68 Inschriften der Wikingerzeit • Dänemark Der Text ist von religionshistorischer Relevanz, da hier der früheste altnordische Beleg für den Götternamen Óðinn vorliegt, der offenbar in der durch die Konjunktion ᴀuk verbundenen, einleitenden Triade ulfuʀ uþin ʜutiuʀ auftritt. Falls es sich bei den begleitenden Sprachformen um Namen handeln sollte, kann ulfuʀ als Ulfurr (< germ. *wulfaz) und ʜutiuʀ als Hō-tiwʀ („der hohe Gott“ oder „Hoch-Tyr“, urnord. *tīwaʀ) aufgefasst werden (zur Diskussion vgl. Marold 2003: 404ff.). Eine Dreiergruppe von Göttern Ulfuʀ, Ōðinn und Hōtiwʀ ist mythologisch zwar nicht belegt, doch fügt sich diese Inschriftstruktur in andere Triaden, die mit dem Odinsnamen verknüpft sind (Marold 2003: 413ff.). Eine überzeugende Gesamtlesung der bemerkenswerten frühwikingerzeitlichen Inschrift ist bisher nicht gelungen. Für metrischen Status hatte bereits Kabell 1978 plädiert, und Einigkeit dürfte darüber bestehen, dass derText- soweit erschliessbar - keine prosaische Wortfolge aufweist. Es ist weiter zu beachten, dass die letzte Runenfolge der Inschrift buur durch die Lochung getrennt und auch syntaktisch unverbunden steht. Nielsen (1983: 55) stützt seine metrische Analyse auf die Anlautrekurrenzen u : o, h : h, w : w und setzt eine Gruppe im Ljóðaháttr mit nur drei Kurzversen und Halbassonanz (wærki : dværg-) in der von ihm vermuteten Vollzeile an: Ulfurr auk Óþinn auk Hotyr hialp Buri is ′wiþr þæima ′wærki auk ′dwærgunniu. Legt man die Transkription und Lesung Stoklunds zugrunde, so lässt sich auch unter Verzicht auf die von Nielsen intendierte, doch höchst zweifelhafte Vollzeile ein relikthaftes Muster von Hebungen und Alliteration erschliessen: UlfuR auk Ōðinn auk Hǫ-tiuʀ. Hialp buri es viðr þæima værki. Auk dverg unninn. Bōur[r]. Vergleichbare Zeugnisse mit apotropäischen Formeln gegen einen Krankheitsdämon liegen vor in 149 Ribe, Heilstab sowie im Text von Canterbury (Nr. 25) und den beiden Inschriften von Sigtuna (Nr. 135, Nr. 136). Der altsächsische Wurmsegen Contra vermes (‚Gegen Würmer‘, Anfang 10. Jahrhundert) richtet sich an den als Wurm gedachten Krankheitsdämon mit dem Namen Nesso. Es ist zu beachten, dass diese und andere verwandte Zauberformulare sprachlich meist sorgsam komponiert, bewusst rhythmisiert und in aller Regel alliterationstragend sind. Literatur: Moltke 1973: 377ff.; Moltke 1976: 120f. (Abb.); Kabell 1978a: 38ff.; Nielsen 1980: 276ff.; Nielsen 1983: 53ff. (Abb.); Moltke 69 10. Egtved 1985: 346f. (Abb.); Mørup 1989: 408ff.; Birkmann 1995: 230f.; Stoklund 1996: 199ff. (Abb.); Naumann 1998: 706f.; Grønvik 1999: 103ff.; Stoklund 2001: 119f.; Marold 2003: 403ff.; Stoklund 2003: 554f.; Schulte 2006a: 366; Schulte 2006c: 3ff.; Düwel 2008: 69; Schulte 2010b: 163ff.; Stoklund 2010: 240f. 10. Egtved a) DR 37; Moltke 1985: 522 b) Runenstein, Fragment. — Der Stein von Egtved, Jerlev hd, Nordjütland, wurde 1863 an der Innenseite der südlichen Friedhofsmauer aufgefunden und zum heutigen Standort in der Vorhalle der Kirche verbracht. Sein ursprünglicher Standort ist unbekannt. Die erhaltene Höhe des Steins aus grobkörnigem, grauem Granit beträgt 80 cm, die grösste Breite 55 cm, die Dicke 43 cm. Die Runenhöhe schwankt zwischen 9,5-20 cm. Die parallel angeordnete Inschrift beginnt senkrecht an der rechten unteren Ecke mit Zeile eins, setzt sich in der linken Zeile fort und wendet rechtsläufig in die mittlere Zeile (boustrophedon). Da die Basis offenbar abgeschlagen wurde, fehlen den äusseren Zeilen jeweils der Anfang, der mittleren Zeile der Schluss. c) Der undekorierte Stein gehört der Jüngeren Wikingerzeit an (Periode 2.2., Jellinger Typus, Altdänisch) und lässt sich nach DR I sprachlich-runologisch auf ca. 970-1020 datieren. d) … at ︲ faiṇ [︲] ṭu ¦ i suiu ︲ raist … uþiʀ ︲ aft ︲ bruþur stain ︲ sasi ︲ skarni ︲ … e) ... at fāinn, dō ī Svīu. Ræist ... [br]ōþiʀ æft brōþur. Stæinn sāsi skarni ... Prosa: Fāinn wäre als Beiname möglicherweise als „der Bemalte“ oder „Tätowierte“ (Moltke 1985: 343) aufzufassen. Ob Svīa sich auf den Volksnamen bezieht, ist fraglich. Nach Jacobsen könnte es sich um den alten Handelsplatz dieses Namens im Kirchspiel Vaksala, Uppland, handeln (vgl. auch Peterson 2007: 321 s.v.). Unerklärt ist skarni , wahrscheinlich eine Fehlschreibung. f) „[N.N. errichtete das (die) kumbl nach ? ] ... at , den Bemalten (? ); er starb in Svia. Es ritzte [Runen Br]uder nach Bruder. Dieser (oder: diesen) Stein skarni ...“ g) Die fragmentarische Inschrift enthält nach der Prosaeinleitung einen deutlich rhythmisierten Teil und dürfte einen versförmigen Schluss des Inhalts enthalten haben, dass der Stein „ewig“ stehen möge. Zu dieser verbreiteten metrischen Formel vgl. Nr. 11 Randbøl (DR 40), 15 Års (DR 131), weiter 16 Tillitse 70 Inschriften der Wikingerzeit • Dänemark (DR-212), 17 Sandby 3 (DR 229), in Schweden 101 Runby (U 114) sowie auf Gotland 36 Visby Kirchenruine (Fv 1983). Jacobsen hatte folgende Halbstrophe rekonstruiert: Rest [runaʀ] [br]oþiʀ æft broþur. Sten sasi skarni [længi]. Literatur: DR 62, 984, Atlas 103-105; Jacobsen 1935: 185ff.; Ruprecht 1958: 126; Nielsen 1983: 114f.; Moltke 1985: 192, 312, 343, 522. 11. Randbøl a) DR 40; Moltke 1985: 299 b) Runenstein, Fragment. — Die Inschrift von Randbøl, Tørrild hd, Nordjütland, wurde 1874 von einem Steinhauer beim Spalten eines Steinblocks entdeckt, der halb verschüttet auf einem Sandhügel gelegen hatte. Die erhaltenen Bruchstücke, mit der Schriftfläche nach unten geborgen, wurden mehrfach restauriert und nach einer letzten Instandsetzung 1984 mit einem ergänzenden Sockel am ursprünglichen Platz auf Randbøl hede wiederaufgestellt. Bei der Nachuntersuchung 1875 durch Wimmer und Engelhardt wurde im flachen Hügel ein Skelettgrab nachgewiesen. Die erhaltenen Stücke aus grobkörnigem, grauem Granit messen zusammengesetzt 185 cm in der Höhe, 100 cm in der Breite und sind 30 cm dick. Die ursprüngliche Höhe kann 220 cm, der Durchmesser 1 m betragen haben. Die Runengrösse beläuft sich auf 11,5-15 cm. Die in drei parallelen Zeilen senkrecht angeordnete Inschrift beginnt mit der längeren Mittelzeile, danach ist zunächst die linke, dann die rechte Zeile zu lesen. Die Prosa der mittleren Zeile greift mit dem letzten Wort brutia in den metrischen Teil hinein. Das Fundensemble aus Hügelgrab und Gedenkstein in situ ist auf dänischem Boden einmalig. c) Der undekorierte Stein gehört der Jüngeren Wikingerzeit an (Periode 2.2., Jellinger Typus, Altdänisch) und lässt sich nach DR I sprachlich-runologisch auf ca. 970-1020 datieren. d) tufi ¦ bruti ¦ risþi ¦ stin ¦ þansi ¦ aft ¦ lika ¦ brutia ¦ þiʀ ¦ stafaʀ ¦ munu ¦ þurkuni ¦ miuk ¦ liki ¦ lifa ¦ e) Tōfi Bryti rēsþi stēn þænsi æft līka brytia. Þēr stafaʀ munu Þōrgunni miǫk længi lifa. 71 12. Sønder Vissing 1 f) „Der Aufseher (bryti) Tofi errichtete diesen Stein zum Gedenken an des Aufsehers līki ‚Gattin‘ (oder ‚Ebenbürtige; Partnerin‘). Diese Stäbe werden / für Thorgunn / sehr lange leben.“ g) Der oft zitierte Text von Randbøl wurde bereits von DR unter die rhythmisierten Formen aufgenommen, gleichzeitig unter Hinweis auf die stilistische Markierung der Prosa ( lika für * kunu , lika brutia für lika * sin ). Kabell und Nielsen hatten den Versteil als regelrechte Halbstrophe im Ljóðaháttr beurteilt, wogegen sich in der Diskussion keinerlei Einwände erhoben haben. Moltke hatte in Anschluss an DR das Hilfsverb munu in den Anvers gestellt, Nielsen hingegen richtigerweise in den Abvers. Diese Auffassung teilt auch Wulf, verweist aber zu Recht darauf, dass in Kurzversen beide Hebungen durch dithematische Namen besetzt sein können (munu ′Þōr′gunni gegen Nielsens ′munu ′Þōrgunni). Unterschiedlich ist auch die Messung der Vollzeile. Während Nielsen mit Dreihebigkeit rechnet (′miǫk ′længi ′lifa), stellt Wulf wie schon zuvor Kabell das Gradadverb miǫk als schwächer betontes Versglied in die Vorsenkung und liest die Vollzeile zweigipflig (miǫk ′længi ′lifa). Eine Beurteilung des intendierten Hebungsmusters der kritischen Vollzeile ist hier wie in anderen ähnlich gelagerten Fällen kaum möglich. Zur Nachruffi gur mit Adverb længi vgl. Nr. 15 Års (DR 131) sowie DR 119 Stein von Spentrup. Literatur: DR I, 65, 984, Atlas 109-110; Hjärne 1945: 70; Kabell1978: 186 mit ausführlicher Anm. 83; Nielsen 1983: 115ff. (Abb.); Moltke 1985: 296 (Abb.), 298f.; Naumann 1998: 699; Wulf 2003: 996, 998; Düwel 2013: 41, 49. 12. Sønder Vissing 1 a) DR 55; Moltke 1985: 203; (Taf. 7) b) Runenstein. — Im Jahr 1836 wurden in Sønder Vissing, Tyrsting hd, Ostjütland, ca. 35 km nördlich von Jelling, zwei Runensteine entdeckt. Ihr ursprünglicher Standort ist unbekannt. Der grössere Stein Vissing 1 mit der hier zu behandelnden Inschrift war in die östliche Seite der Friedhofsmauer eingelassen und diente, mit der Schriftfläche nach aussen, als Stütze für die Friedhofspforte. Er besteht aus grauem, grobkörnigem Granit, 245 cm hoch, 108 cm breit und 108 cm dick, und wurde zunächst in der Vorhalle aufgestellt, aber 1897 an den heutigen Standort ins Innere der Kirche neben der Orgel verbracht. Auf beiden Seiten des Steins sind schälchenartige Vertiefungen zu erkennen. Die Inschrift, deren Runenhöhe zwischen 12,5-15 cm beträgt, verläuft in zwei mal zwei eingefassten Schriftbändern von unten nach oben und ist von links nach rechts zu lesen. Im vierten Schriftband stehen, voneinander durch deutlichen Abstand getrennt, in jeweils eigener Umrahmung nur die beiden Wörter kuna und sunaʀ. Die Transliteration sucht der speziellen Platzierung Rechnung zu tragen und folgt darin der Wiedergabe von DR. 72 Inschriften der Wikingerzeit • Dänemark c) Die mit einfachem Ornament versehene Inschrift ist historisch in Beziehung zu setzen zur Jelling-Dynastie, kann aber kaum präziser als in die 2. Hälfte des 10. Jahrhunderts datiert werden. Sprachlich-runologisch gehört sie dem Jellinger Typus (Periode 2.2., Altdänisch) an. d) tufa ︲ lʀt ︲ kaurua ︲ kubl mistiuis ︲ tutiʀ ︲ uft ︲ muþur sina ︲ harats ︲ hins ︲ kuþa ︲ kurms kuna sunaʀ In der Inschrift steht die ʀ -Rune sowohl für das palatale r in tutiʀ und sunaʀ wie für einen e-æ-Laut in lʀt = lēt „liess“. Sie enthält ausserdem einen Schreibfehler ( harats statt haralts ). Als Konjektur der angeblich fehlerhaften Ritzung transliteriert Stoklund (2005: 204) Z. 3-4 als sina kuna harats hins kuþa kurms sunaʀ . e) Tōfa lēt gørva kumbl, Mistivis dōttiʀ, æft mōþur sīna, Hara[l]ds hins gōþa Gōrms sonar kona. f) „Tova liess das (die) kumbl machen, Mistivojs Tochter, / zum Gedenken an ihre Mutter / Haralds des Guten / Gorms Sohns Gattin.“ g) Die fürstliche Gedenkinschrift, die der Memorialpflege der dänischen Königsfamilie um Harald Gormsson (gest. wohl 987) zuzurechnen ist, überliefert das Andenken an die namentlich unbekannte Königinmutter und bewahrt gleichzeitig den Namen der sonst nicht bezeugten Stifterin. Der Beiname „der Gute“ ist für Harald, den die altnordische Überlieferung „Blauzahn“ (Haraldr blátönn) nennt, nicht literarisch bezeugt, doch wird er in der ‚Roskildechronik‘ als mitissimus „der Sanfteste“ erwähnt. Das stattliche Denkmal ist als authentisches Zeugnis dänischer Frühmittelaltergeschichte häufig diskutiert worden (vgl. zusammenfassend Stoklund 2005: 204f.). Es wird allgemein angenommen, dass der Text eine politisch motivierte Ehe zwischen der Jellingdynastie und einer Tochter des Obodritenkönigs Mistivoj (runisch Mistiwiʀ, gest. um 990) dokumentiert, der 983 im Aufstand gegen Kaiser Otto II. Hamburg zerstörte. Im Kontext der inschriftlichen Gedenkpflege ist dabei der Umstand besonders hervorzuheben, dass hier ausdrücklich eine Frau die Kommemoration einer Frau veranlasst hat. Bei Lesung und Interpretation bietet die Setzung von kuna ein zweifaches Problem. Das Wort im Nominativ steht syntaktisch in einer Fernstellung bzw. „Umrahmung“ (dän. omramning) und bezieht sich formal auf das Subjekt des Satzes Tova. In Verbindung mit der Deutung der Inschrift auf dem kleinen Jelling- Stein (DR 41) wurde jedoch geltend gemacht, dass kuna als freie Apposition auch mit dem Akkusativ muþur sina korrespondieren könne, woraus sich der aus 73 12. Sønder Vissing 1 Datierungsgründen eher unwahrscheinliche Schluss ergeben würde, dass Harald die geschiedene Gattin Mistovojs geheiratet haben sollte und Tova folglich als seine Stieft ochter anzusehen wäre (B. und S. Saywer 2003: 689ff.). Mit diesem Ansatz jedoch könnte ein möglicher Erbanspruch und die gesellschaftliche Position der Stifterin des Denkmals eine Erklärung erfahren. Ebenso umstritten ist die Frage der Platzierung von kuna in der Lesefolge der Inschrift. Stoklund (2005: 204) argumentierte im Anschluss an die Interpretation von DR, dass kuna im Kontext „vergessen“ und nachträglich unter Zeile drei der Inschrift als Konjektur * kuna harats gesetzt worden sei. Dafür gibt es aber keine plausible Begründung. Denn es wäre kaum zu erklären, warum ausgerechnet das sinnschwere, auf die dynastische Verbindung hinweisende Wort ausgelassen sein sollte. Genau so gut kann die Setzung von kuna in seiner herausgehobenen und mit eigenem Schriftrahmen versehenen Position auf dem Stein als explizite Anweisung für die Lesung am Ende des Textes verstanden werden. Dies hatte schon Wimmer in seinem Runenwerk (I, 73ff.) mit bisher nicht eindeutig widerlegten Argumenten vorgeschlagen: harats hins kuþa kurms sunaʀ kuna . In einer kritischen Stellungnahme zu Wimmers Lesung hatte Axel Kock (1928: 236) die logische und bisher auch unwidersprochene Feststellung gemacht, dass kuna zum Genitiv harats zu stellen ist. In der langen Forschungsdiskussion wurde aber nie die eigentlich naheliegende Frage aufgeworfen, in welcher Position das maskuline Genitivobjekt zum Bezugswort kona im Altdänischen usuell steht, d. h. in welcher syntaktischen Relation die Ehestandsmarkierung „Frau des- ...“ quellenmässig tatsächlich bezeugt ist. Für das Runendänische hätte ein Blick auf den Inschriftenbestand Jütlands den Aufschluss eigentlich schon erbringen müssen. Denn in unmittelbarer geografischer Nähe zu Sønder Vissing 1 leitet sich die um 970-1020 datierte Inschrift auf dem Stein von Ålum 4 (DR 97, hier Nr. 14) unmissverständlich mit der Wortfolge ein: þurui uikuts kuną . Für das Altwestnordische sind in Fritzners Wörterbuch (s.v. kona) für den Typ zwei Belege angeführt: Evu Adams konu (Hom. 31) und Sigrið Halldórsdótter Arna kona (DN I, 314), jedoch nicht die Stellung: *Eva kona Adams. Unter den 192 Belegen für das Lemma kona, die das elektronisch zugängliche ‚Ordbog over det norrøne prosasprog‘ (ONP, s.v.) verzeichnet, finden sich sechs Einträge für die Bezeichnung des Gattenverhältnisses, die ausnahmslos Endstellung von kona bezeugen (z. B. Guðrun Køijv kona, DN I, 120). Mit dieser klaren Beleglage sollte feststehen, dass für das Altnordische der Stellungstypus FN + MN Gen + kona konstitutiv ist, und nicht *Tova kona Haralds, wie Kock und andere vorausgesetzt hatten. Der womöglich erbrechtlich belangreiche Begriff für die Ehefrau trägt, auch stilistisch gesehen, das Achtergewicht der Ritzung. In Hinblick auf die Fernstellung von Tova und kona hatte Kabell (1978: 43), der vorbehaltslos die metrische Form stützt, die Beobachtung beigetragen, dass verschiedene Inschriften dem Muster der Umrahmung folgen, indem sie die Bezeichnungen für die hinterlassene Person ebenfalls an den Anfang und das 74 Inschriften der Wikingerzeit • Dänemark Ende der Inschrift setzen (so DR 108, DR-149, DR 269, U 896). In einer Studie zu ‚Dichterischen Wortstellungstypen im Altgermanischen‘ hatte Stefan Sonderegger mit zahlreichen Belegen das Stilmittel der Fernstellung als „Erscheinung dichterisch gestalteter Wortfolge“ charakterisiert und ausdrücklich auf den Typ der doppelten Umrahmung mit Sønder Vissing als Beleg hingewiesen (1998: 28, 41). Übersehen wurden bisher auch die erstaunlichen formalen Entsprechungen zur Skaldendichtung und ihrer Tendenz, wichtige Satzglieder bis zu ihrer „Erledigung“ ans Ende der Aussage zu stellen (Mohr 1933: 4ff.). Der von Wimmer vertretenen versförmigen Lesart stimmten Axel Olrik (1897: 121) und Finnur Jónsson (1904: 76) ohne Einwände zu, - nur Hugo Gering äusserte in seinen beiden Besprechungen (1898; 1910) von Wimmers Runenwerk gewisse Bedenken. Betrachtet man die Inschrift nach dieser, hier nachdrücklich vertretenen Leseordnung unter metrischem Aspekt, so folgt auf die prosaische Einleitungsformel eine aus vier Kurzversen gebildete Halbstrophe, die nicht dem vierhebigen Fornyrðislag, sondern einem fünfgliedrigem Verstyp angehört, wie er z. B. in den jüngeren eddischen ‚Atlamál‘ verwendet wird. Schon Olrik hatte darin eine Art von fünfsilbigem Málaháttr erkannt, den durchlaufende klingende (weibliche) Kadenz zusätzlich akzentuiert. Der fünfgliedrige Verstyp ist mit Hinblick auf Füllung und Stabbindungen freilich nicht rein durchgeführt, doch ist vershistorisch bemerkenswert, dass das Metrum in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts mehrfach im skaldischen Fürstenpreis auftaucht (Eiríksmál, um 950; Hákonarmál, um 961). Es ist nicht ausgeschlossen, dass der Schöpfer von Sønder Vissing 1 Anbindung an diese Art der Formkunst gesucht hat. An der fürstlichen Gedenkinschrift fällt aber nicht allein das heraushebende metrische Dekorum auf, sondern sie veranschaulicht zugleich die Möglichkeiten planvoller Distribution von Namensprache und Genealogie im Alliterationsmuster. Es lassen sich zahlreiche Gegenbeispiele anführen, wo das Namenproblem nicht bewältigt wird, sondern die Namenprosa als Ingress, Einschub bzw. Nachtrag getrennte und die metrische Gestalt störende Texteinheiten bildet. Literatur: DR 93ff., 873f., Atlas 156-157; Wimmer 1895: 73ff.; Olrik 1897: 34, 121; Gering 1898: 370; Jónsson 1904: 76; Gering 1910: 239; Kock 1928: 234ff.; K. M. Nielsen 1974: 160ff.; Kabell 1978: 43; Moltke 1985: 198, 202f. (Abb.); Lerche Nielsen 1994: 79f.; Naumann 1998: 700f.; Sonderegger 1998: 25ff.; Larsson 2002: 152; Stoklund 2005: 203ff. 13. Århus 5 a) DR 68; Moltke 1985: 551; (Taf. 8) b) Runenstein, früher Århus 6. — Der Stein aus feinkörnigem, rötlichem Granit von 157 cm Höhe über Erde und 55-67 cm Breite wurde 1905 im Fundament unter 75 13. Århus 5 dem Chorgewölbe von Frue Kirke, Stadt Århus, aufgefunden und 1910 zunächst in das Museum von Århus verbracht. Der ursprüngliche Standort ist unbekannt. Auf der linken Seite der Basis ist ein Stück abgeschlagen, was den Verlust einer Rune verursacht hat. Die dekorativ, aber zugleich kompliziert angelegte Inschrift mit einer Runenhöhe von 9,8-14,5 cm befindet sich auf zwei im Winkel anstossenden Seiten und verläuft in Konturbändern beginnend mit der A-Seite links unten. Auf beiden Seiten ist eine doppelt eingerahmte Mittelzeile eingefügt, die auf B, von oben nach unten verlaufend, als deutlich abgesetzter Schluss der Inschrift zu lesen ist. Der vershaltige Teil beginnt am Ende der linken B-Zeile mit saʀ tu und setzt sich im rechten Band fort. Die Schriftbänder sind von Spiralen eingefasst und auf Seite B oben mit einem Pflanzenornament ergänzt. Ein kleines Kreuz steht am Schluss der Inschrift. Aufb ewahrungsort: Moesgård Museum, Højbjerg. c) Der Stein gehört der Jüngeren Wikingerzeit an (Periode 2.2., Nach-Jellinger Typus, Altdänisch) und lässt sich nach DR I sprachlich-runologisch auf ca. 970- 1020 datieren. Die charakteristische Verbindung von Spiral- und Blattornamentik findet sich auch auf schwedischen Steinen vom Anfang des 11. Jahrhunderts (Christiansson 1959). d) (A) [-]usti × auk × hufi × auk × þir × frebiurn × risþu × stin × þąnsi × eftiʀ × × ąsur × saksa × filaka × sin × harþa × (B) kuþan × trik × saʀ × tu × × mana × mest × uniþikʀ × saʀ × ati × skib × miþ × arną + Die m -Rune in mana und mest zeigt die punktierte Variante µ, die auch in schwedischen Verbreitungsgebieten (Småland, Södermanland und Västergötland) anzutreffen ist (vgl. SRI III: LXIV). Die verlorene Rune A1 war höchstwahrscheinlich durch ein t repräsentiert. Der Superlativ mest steht endungslos und wäre durch ʀ zu ergänzen (vgl. Nr. 37 Transjö; 41 Rörbro; 46 Hovgården). e) [T]osti ok Hōfi ok þēʀ Frøbiorn rēsþu stēn þannsi æftiʀ Assur Saksa, fēlaga sinn, harða gōðan dræng. Sāʀ dō manna mæst[ʀ] ūnīðingʀ. Sāʀ ātti skip með Arna. Prosa: Saksa Akk. m. ist evtl. als Beiname zu verstehen und vielleicht zum Volksnamen Saxar m. Pl. ‚Einwohner von Sachsland; Deutsche‘ zu stellen. Es wäre aber auch eine Ableitung zu sax n. ‚Kurzschwert‘ (vgl. den awnord. Schwertnamen Saxi) zu erwägen (Peterson 2007 s.v.). Zu drængʀ vgl. ausführlicher unter Einführung §4. f) „Tosti (? ) und Hovi errichteten zusammen mit Frøbiorn (oder: mit Frøbiorn und den Seinen) diesen Stein zum Gedenken an Azur Saxi, ihren ‚Fahrtgenossen‘ 76 Inschriften der Wikingerzeit • Dänemark (félagi), einen sehr wohlgeborenen drængʀ. Er starb als der grösste ‚Un-Niding‘ (d. h. der ehrenhafteste oder freigebigste) unter Männern (oder: Menschen). Er besass ein Schiff zusammen mit Arni.“ Möglich wäre auch die Übersetzung ‚das Schiff ‘ und würde dann jenes Schiff betreffen, mit dem Saxi und die anderen erwähnten Männer auf See waren. g) Die Halbstrophe im Fornyrðislag beginnt mit der Langzeile ′Sāʀ dō ′manna / ′mæst ′ūnīðingʀ, die stilistisch durch Litotes und den Superlativ-Tropus (mæst ūnīðingʀ) besonders markiert ist. Es handelt sich dabei um eine der beliebtesten Memorialformeln, deren Vorkommen von Nordjütland über Småland (Nr. 37 Transjö, 41 Rörbro) bis Östergötland (46 Hovgården) bezeugt ist. In all diesen Zeugnissen erhält die Formel ihr besonderes stilistisches Gewicht, indem sie nach der stereotypischen Errichtungsprosa direkt in die Funktion des Nekrologs eintritt. Ihre grammatikalische Gestalt ist im wesentlichen identisch, nur der Ingress zeigt kleinere Variationen ohne Einfluss auf das Metrum (Århus 5 hat als Subjekt das Pronomen saʀ ‚dieser, er‘; als Prädikat tu ‚starb‘; Transjö, Rörbro und Hovgården das Pronomen han ‚er‘ als Subjekt und faʀ , uaʀ , uas ‚war‘ als Prädikat). Es ist durchaus möglich, dass es sich um ein Zitat aus einem Nachrufgedicht handelt. Der Tropus wird auf sämtlichen Steinen durch individualisierte Zusätze zum Zwei- oder Dreizeiler erweitert. Auch im Falle von Århus 5 hat man die abschliessende Zeile trotz der prosaischen Syntax schon früh als Vers aufgefasst (Olrik 1897: 115f.; Wimmer 1907-08: IV, 223), und Evert Salberger zog in einer vergleichenden Studie überzeugend das Fazit: „de båda saʀ -satserna i slutet av inskriften formar sig till en helming i metrum fornyrðislag- ...“ (1961: 111; dazu Kabell 1978, vgl. auch die Schiffs-Formel von Västra Strö 2, DR 335). Auch Nielsen stützt die metrische Form, rechnet jedoch mit einer abschliessenden Vollzeile im Ljóðaháttr (Sāʀ ′ātti ′skip með ′Arna). Wulf lehnt diese Deutung mit Hinblick auf die deutliche Zäsur nach skip und die klingende Kadenz ab, setzt aber wie Salberger ebenfalls einen Vers an, und zwar mit zwei Hebungen auf dem Personennamen (Sāʀ ′ātti ′skip / með ′Ar′na). Berücksichtigt man den speziellen Anbringungsmodus dieses in sich abgeschlossenen Textsegments wird man in jedem Fall mit besonderer Ausdrucksabsicht und in Hinblick auf die inhaltlich verwandten Inschriften auch mit intendierter Vershaftigkeit rechnen dürfen. Den Bedeutungsumfang und Stilwert der Litotes ūnīðingʀ bzw. ōnīðingʀ genauer zu bestimmen, ist schwierig. Der Begriff taucht in vier weiteren schwedischen Prosainschriften auf (Sm 2†, Sm 147, Ög 217, Sö 189), ist aber ausserrunisch nicht belegt. Das Wort kann dabei nicht einfach als semantische Opposition zum geläufigen anord. Nomen agentis níðingr ‚Neiding, ehrloser Mensch, Schurke‘ und dem zugrundeliegenden Simplex níð ‚Beschimpfung, Verhöhnung‘ erklärt werden, sondern setzt einen spezialisierteren Gegenbegriff voraus (zu níð im übrigen einlässlich Meulengracht Sørensen 1980). Eine solche Möglichkeit hatte bereits Kinander erwogen (Sm, SRI IV: 33), indem er auf die bei Fritzner 77 14. Ålum 4 und Claesby-Vigfússon angeführten Komposita féníðingr ‚knarrig Person, Gnier‘ und matníðingr ‚one who starves his people‘ hinwies. Sollte diese Komponente hineinspielen, könnte mit der Litotes die grosszügige Erfüllung von Versorgungspflichten gegenüber Verwandten, Hausleuten, der Schiffsmannschaftusw. gemeint sein. Peterson (1994 s.v.) glossiert ōnīðingʀ in diesem Sinne: „icke niding, aktad man, frikostig person“. Bei den Versinschriften, welche die Figur verwenden, wäre dann zu Recht von einer ‚sozialen Topik‘ zu sprechen. Diese dürfte jedoch auf die speziellen Bedingungen der späteren Wikingerzeit abheben, da das Wort, dem man gern poetisch-gehobene Färbung zutraut, mit dem Ausklingen der Runensteinsitte völlig obsolet geworden zu sein scheint. Literatur: DR 105, 964, 984, Atlas 109-110; Olrik 1897: 115f.; Wimmer 1895-1908: IV,2, Indledning: XC; Jacobsen 1935a: 23; Christiansson 1959: 68ff.; Ruprecht 1958: 127f.; Salberger 1961: 107ff.; Kabell 1978: 39; Nielsen 1983: 147ff. (Abb.); Moltke 1985: 20f., 35, 192, 551 (Abb.); Naumann 1994: 499ff.; Wulf 2003: 976, 999f. 14. Ålum 4 a) DR 97; Moltke 1985: 190; (Taf. 9) b) Runenstein. — Der Stein Ålum 4, Sønderlyng hd, Nordjütland, wurde 1902 bei Reparaturen der Friedhofsmauer geborgen. Bereits 1890 war ein stattlicher Stein am Fusse des Kirchhügels von Ålum, wahrscheinlich der ursprüngliche Standort, aufgefunden worden. Dieser, Ålum 3 (DR 96), wurde bei der Kirche aufgestellt und Ålum 4 darauf daneben platziert. Als Setzer wird auf Ålum 3 ein Wigot genannt, der auf Ålum 4 als Ehemann der Setzerin Thorwi erscheint. Auch typologisch wie ornamental sind beide Inschriften eng verwandt. Ålum 4 besteht aus feinkörnigem, blaugrauem Granit und ist über Boden ca. 150 cm hoch, die Breite beträgt 116 cm und die Dicke ca. 22 cm. Die Runen sind 14-17,5 cm gross und verlaufen in einfacher Randlinie von links unten spiralig von aussen nach innen. Das Nachrufsegment am Inschriftenende hebt sich visuell deutlich ab. c) Der undekorierte Stein gehört der Jüngeren Wikingerzeit an (Periode 2.2., Nach- Jellinger Typus, Altdänisch) und lässt sich nach DR I sprachlich-runologisch auf ca. 970-1020 datieren. d) þurui : uikuts : kuną : lit : risa : stin : þąnsi : eftiʀ : þurbiurn : sun : sibu : sustlik : sin : is : hun : hukþi : b[i]tr : þąn : suasum : suni : Es lässt sich nicht sicher entscheiden, ob i in bitr punktiert ist. e) Þōrvī, Wigots kona, lēt rēsa stēn þænsi æftiʀ Þōrbiǫrn, sun Sibbu. Systling sin 78 Inschriften der Wikingerzeit • Dänemark æs hon hugþi bætr þan swāsum syni. f) „Thorwi, Wigots Frau, liess diesen Stein errichten zum Gedenken an Thorbiorn, den Sohn von Sibba, / ihren Verwandten (systling Akk. Sg.) / den sie mehr liebte / als ihren eigenen (swāsum) Sohn .“ g) Der metrische Status der Inschrift ist spät erkannt worden, darf aber als gesichert gelten. Der Nachrufteil endet bereits stabend (′sun ′Sibbu) und leitet drei in sich stabende Kurzverse ein. Nielsen hatte eine Halbstrophe im Ljóðaháttr mit dreihebiger Vollzeile angesetzt (′bætr þan ′swāsum ′syni), während Kabell und im Anschluss Wulf den Vers 3 korrekt ohne Starkton auf dem Gradadverb bætr lesen (bætr þan ′swāsum ′syni). Wulf merkt ausserdem an, dass die ersten beiden Verse nicht als Langzeile gelten können und verweist im übrigen auf das Vorkommen unpaariger Verse in der Kleindichtung (dazu auch Heusler 1925: §§ 333-339). Anord. systlingr, dän. søstling, meint „Sohn der Tante bzw. des Mutterbruders; Vetter“; bei anord. sváss „lieb, traut“ handelt es sich um ein Epithet aus der Dichtersprache, das runisch nur durch Ålum 4 belegt ist. In der Liederedda wird es vorzugsweise auf verwandte Personen bezogen (z. B. ‚Guðrúnarkviða‘ III, Str. 8: svásir brœðr; ‚Atlakviða‘, Str. 38: svásir burir). Auch ‚Hildibrands Sterbelied‘ aus der ‚Ásmundar saga kappabana‘ bezeugt poetischen Gebrauch, und zwar interessanterweise mit gleicher Wortbindung wie Ålum 4 (Str. 4: Þár liggr en svási sonr at höfði-...). Literatur: DR 132f., Atlas 252; Kabell 1978: 39; Nielsen 1983: 161ff. (Abb.); Moltke 1985: 187, 190 (Abb.); Wulf 2003: 992. 15. Års a) DR 131; Moltke 1985: 314 b) Runenstein. — Der Stein von Års, Års hd, wurde 1654 von Johan Meier erstmals erwähnt und lag mit der Rückseite nach oben auf dem Friedhof. Die Runen der Vorderseite wurden erst 1838 bekannt, als ihn P. G. Thorsen in der Vorhalle der Kirche untersuchte. Heute steht der Stein über einem kleinen Hügel auf dem Friedhof. Er besteht aus grobkörnigem, rötlichem Granit und misst über dem Boden 160 cm, in der grössten Breite 77 cm und in der Dicke 36 cm. Die 14-19,4 cm hohen Runen befinden sich auf beiden Breitseiten und sind als Bustrophedon zu lesen. Die Inschrift beginnt rechts unten Seite A längs der Kante und endet mit dem Zusatz „sin“ ausserhalb des Textbandes. Die Seite B beinhaltet, ebenfalls in der rechten unteren Ecke beginnend, den Versteil und endet in einem inneren Textband, das von unten nach oben weist und mit einer Spitze abgeschlossen ist. 79 15. Års Ornamental begleiten je zwei innere Halbkreise die Rahmenlinien der beiden Seiten. Vier kleine Kreuze. c) Der Stein gehört der Jüngeren Wikingerzeit an (Periode 2.2., Nach-Jellinger Typus, Altdänisch) und lässt sich nach DR sprachlich-runologisch auf ca. 970- 1020 datieren. Vom gleichen Ritzer stammt mit hoher Wahrscheinlichkeit die Inschrift von DR 129 Durup. d) (A) : ąsur : sati : stin : þąnsi : aft : ual : tuka : trutin : × sin (B) × stin : kuask : hirsi : stąnta : ląki : saʀ : ual : tuka × × uarþa : nafni e) Assur satti stēn þannsi æft Val-Tōka, drōttin sinn. Stēnn kvæðsk hērsi standa længi, sāʀ Val-Tōka varða næfni. f) „Azur setzte diesen Stein zum Gedenken an Waltoki, seinen Herrn. Der Stein verkündet, / dass er hier lange stehen werde. / Er soll die ‚Warte‘ (das Denkmal) / Waltokis nennen.“ g) Die verstechnisch raffinierte Halbstrophe in regelrechtem Fornyrðislag hebt sich stilistisch durch die aussergewöhnliche performative Formel (stēnn kvæðsk) im ersten Vers heraus. Es fällt die Umstellung der Normalprosa zugunsten des Metrums in der zweiten Langzeile auf, während beide Langzeilen zugleich in synonymischer Relation stehen (stēnn - sāʀ, kvæðsk - næfni). Gegen Kabell und Nielsen liest Wulf den Halbvers 3 nicht mit Hebung auf dem druckschwächeren Pronomen, sondern mit guter Begründung als Doppelhebung auf den Namengliedern (sāʀ ′Val-′Tōka). Der MN Val-Tōki dürfte das Beinamenpräfix anord. valr m. „die auf dem Schlachtfeld Gefallenen; Walstatt“ enthalten, wird sich aber kaum, wie früher angenommen, auf Toki Gormsson von Nr. 22 Hällestad 1 beziehen. Übereinstimmend wird varða nicht als Verbalform, sondern als Akk. Sg. zu anord. varði m. „Steinmerkzeichen; Warte“ aufgefasst. Zur Abschwächungsformel standa længi findet sich eine Parallele in Egill Skallagrímssons Lobgedicht ‚Arinbjarnarkviða‘ (vielleicht um 962), Str. 25, 5-6: hloðk lofkǫst / þanns længi stendr), vgl. auch Nr. 11 Randbøl sowie DR 119 Stein von Spentrup. Literatur: DR 168f., 932, 984, Atlas 325-328; Olrik 1897: 35; Gering 1898: 373; Jacobsen 1935b: 192f.; Bæksted 1968: 71ff. (Abb.); Kabell 1978: 41; Nielsen 1983: 180ff. (Abb.); Moltke 1985: 304f., 314 (Abb.); Wulf 2003: 996, 998. 80 Inschriften der Wikingerzeit • Dänemark Lolland-Falster 16. Tillitse a) DR 212; Moltke 1985: 388; (Taf. 10) b) Runenstein. — Der Stein bei der Kirche von Tillitse, Lollands Sønder hd, ist seit ca. 1627 als Bestandteil der Friedhofsmauer beschrieben. Der ursprüngliche Standort ist unbekannt. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts diente er als Grund- und Eckstein in der Vorhalle und wurde 1931 aussen an die Nordwestecke der Vorhalle versetzt. Die Masse des Steins aus grobkörnigem, rötlichem Granit mit weissen Quartseinschlüssen sind 143 cm in der Höhe, 81 cm in der grössten Breite und 43 cm in der Dicke. Die Runenhöhe beträgt 9-19 cm. Der Stein wurde zweimal beschriftet und enthält auf der A-Seite und der B-Seite die vermutete Primärinschrift, die der Setzer Eskil Sulkesøn für sich selbst anfertigen liess sowie auf der C-Seite eine weitere Inschrift von einem gewissen Toki zum Gedenken an seine Stiefmutter. Hier wird nur die vershaltige A-Inschrift behandelt, die in vier gerahmten und parallel verlaufenden Zeilen von unten links nach rechts angeordnet ist und offensichtlich planvoll vorbedacht mit der letzten Rune l in eskil präzis an der rechten oberen Ecke des Denkmals endet. Der Versteil beginnt nach sik in der dritten Zeile. Seite B enthält eine Seelenformel. Auf der zweiten Breitseite befindet sich ein Prozessionskreuz in Flachrelief. c) Die A-Inschrift gehört in den Übergang Wikingerzeit/ nordisches Mittelalter (Periode 3.2., Altdänisch) und lässt sich nach DR I sprachlich-runologisch in die Zeit ca. 1025-1075 datieren. d) (A) eskil : sulka : sun : let : res[a] sten : þena : eft : sialfan sik · emun · stanta · meþ · sten lifiʀ · uitrint · su · iaʀ · uan · eskil (B) kristr · hialbi · siol · hans aok · santa · migael e) Ǣskæll Sūlka sun lēt rēsa stēn þænna æft sialfan sik. Ē mun standa, með stēnn lifiʀ, vitrind [vitring] sū, eʀ vann Æskæll. Kristr hialpi siōl hans ok santa Mikael. 81 17. Sandby 3 f) „Æskil, der Sohn von Sulki, liess diesen Stein zum Gedenken an sich selbst errichten: Stets wird stehen, / solange der Stein lebt / dieses ‚Wahrzeichen‘, / das Æskil machte. Christus helfe seiner Seele und Sankt Michael.“ g) Die Halbstrophe im Fornyrðislag findet sich auch fragmentarisch auf dem Stein von Nr. 17 Sandby 3. Das Alliterationsmuster der Langzeilen st : st, v : v wird durch artifizielle Umstellung der Komponenten im Relativsatz gewonnen (Prosawortfolge: Ē mun vitrind sū, eʀ Æskæll vann, standa, með stēnn lifiʀ). Hinter der Form uitrint kann fehlerhafte Lautanalyse für uitrik = vitring/ witring bzw. Schwächung und Zusammenfall der Nasalkombinationen ng, nd, nn vermutet werden (vgl. DR I: 738; Brøndum-Nielsen 1932: § 326). Die Inschrift von Sandby 3 sowie die småländischen Steine Sm 45 und Sm 60 haben witring, entsprechend anord. vitring f. ‚Offenbarung‘, Ableitung zum Verb vitra ‚benachrichtigen, verkünden‘. Als Bedeutung des seltenen Wortes setzt Nielsen ‚Bekanntmachung, Gedenkschrift‘ an, Foote übersetzt ‚geschmücktes Wahrzeichen‘. Die Kontexte der Steine Sm 45 und Sm 60 legen nahe, dass es sich wie bei den beiden dänischen Inschriften um eine Bezeichnung für das Gesamtdenkmal und nicht nur für den einzelnen Stein handelt (Wulf 2003: 978). Tillitse ist der einzige bekannte Stein in Dänemark, den ein Setzer für sich selbst errichtete, und es ist möglich, dass schwedische Selbstsetzersteine als Vorbilder gedient haben. Auch die Parallelen zur Formulierung anderer Memorialinschriften lassen auf engere Berührung schliessen. Dies betrifft nicht nur die Denkmalbezeichnung, sondern vor allem auch das implizite Adynaton, das mit den expressiven Ausdrucksabsichten des Textes korresponiert (Ē mun standa, með stēnn lifiʀ). Die auffällige Figur ist in mehreren schwedischen Versinschriften und höchstwahrscheinlich auch auf 17 Sandby 3 enthalten, vgl. Nr. 38 Nöbbele (Sm 16), 98 Eggeby (U 69), 101 Runby-Block (U 114), 106-107 Bällsta (U225/ 226) und erst 1982 entdeckt Nr. 36 Visby kyrkoruin St. Hans (Fv 1983: 225). Literatur: DR 255ff., 738, 809, 985, 990, Atlas 503-508; Nielsen 1983: 216ff. (Abb.); Moltke 1985: 94, 385ff.; Foote 1985: 321; Hübler 1996: 68f.; Naumann 1998: 709; Wulf 2003: 978, 1002; Källström 2007: 97ff.; Düwel 2013: 40. Sjælland 17. Sandby 3 a) DR 229; Moltke 1985: 388 82 Inschriften der Wikingerzeit • Dänemark b) Runenstein, Fragment. — Der Stein ist erstmals in Ole Worms Runenwerk erwähnt und befand sich in der Chormauer der Kirche von Sandby, Tyberg hd. Die Spitze fehlte bereits bei der Auffindung. 1928 wurde der Stein aus der Mauer entfernt, nach Kopenhagen verbracht und 1867 im Nationalmuseum aufgestellt. Die Höhe des Fragments aus feinkörnigem, blauschwarzem Granit beträgt 144 cm, die Breite 79 cm und die Dicke zwischen 20-32 cm. Die Runengrösse schwankt zwischen 5 und 12 cm. Die bewahrten Inschriftsegmente stehen auf beiden Breitseiten. Die A-Inschrift beginnt in der untersten linken Ecke und verläuft u-förmig in fünf Konturbändern. Die stark zerstörte B-Inschrift enthält den metrischen Teil. Sie beginnt unten in der Mittelzeile und dürfte im Runenband um die mittlere Zeile von links nach rechts verlaufen sein. Aufb ewahrungsort: Nationalmuseets runehal, København. c) Die Inschrift gehört in den Übergang Wikingerzeit/ nordisches Mittelalter (Periode 3.1., Altdänisch) und lässt sich nach DR I sprachlich-runologisch in die Zeit ca. 1025-1100 datieren. d) (A) sylfa : rest… …i : sbalklusu : eyfti : susur : faþur …ṛþi : bru : þisi : iki : þurils : brþur : sin : (B) imun · san… …if · uitrik · susi · eʀ · uan · sil… Auf Seite A fehlen nach rest 12-13 Runen, nach faþur ca. 5 Runen. iki ist Verschreibung für ift . Auf der B-Seite wird die Lücke nach san bis zu 10 Zeichen betragen haben. Die Runen i , u und m sind punktiert. e) Sylfa rēst[i] ... ... Spalkløsu øfti[ʀ] Sǫssur, faþur [ok] [gæ]rði brō þæssi æftiʀ Þōrgīsl, brōþur sinn. Ē mun ... ... vitring sūsi, eʀ vann Syl[fa]/ sial[fʀ]. f) „Sylfa errichtete ... in Spalklausa (d. h. Spragelse, vgl. Peterson 2007 s.v.) zum Gedenken an [seinen] Vater Sazur [und mach]te diese Brücke zum Gedenken an seinen Bruder Thorgisl. Stets wird san… dieses ‚Wahrzeichen‘, das Sylfa (? ) bzw. er selbst (? ) machte.“ g) Es wurde mehrfach versucht, den fragmentarischen Text mit Hinblick auf 16 Tillitse zu rekonstruieren. Möglicherweise handelt es sich wie dort um eine schwedisch beeinflusste Halbstrophe. Die hier wiedergegebene Besserung Nielsens erscheint insofern plausibel, als einleitendes Adynaton mit Stabbindung standa : sten angenommen werden darf (anders dagegen Jacobsen): E mun ′standa mæþ ′sten a lif ′witring susi æʀ ′wan Sølva. 83 18. Tryggevælde Literatur: DR 279ff., 810, 985, Atlas 554-555a; Brate-Bugge 1891: 346; Jacobsen 1935b: 202f.; Nielsen 1983: 219f.; Moltke 1985: 388; Naumann 1998: 709; Källström 2007: 97f.; Düwel 2013: 40f. 18. Tryggevælde a) DR 230; Moltke 1985: 226; Lerche Nielsen 2006; (Taf. 11) b) Runenstein. — Das imposante Monument wurde 1597 erstmals in der Literatur (Bonaventura Vulcanius) mit damaligem Standort im Schlosshof von Tryggevælde, Hårlev sg, Fakse hd, erwähnt, wohin es um 1550 von einem nahegelegenen Hügel (Keyserhøye bzw. Kishøj oder einem Hügel auf dem Friedhof von Hårlev) verbracht worden war. Der Stein gelangte nach mehreren Zwischenstationen 1867 ins Museum nach Kopenhagen und besteht aus grobkörnigem, hellgrauem Granit mit rötlichen Einschlüssen. Er misst 325 cm in der Höhe, 124 cm in der Breite und ist 30-45 cm dick. Die Runengrösse beträgt 13-25 cm. Die Inschrift verteilt sich auf drei Seiten und verläuft in senkrechten, von unten her zu lesenden Bändern. Die Hauptinschrift auf der Breitseite A beginnt mit der Mittelzeile und ordnet sich 3, 2, 1, 4, 5. Der metrische Teil beschliesst gut lesbar die Zeile 5. Der ansonsten gut erhaltene Stein weist fünf Bohrlöcher auf, die vielleicht dem Transport dienten. Von der gleichen Setzerin Ragnhildr und dem gleichen Ritzer stammt der ca. 150 km entfernte Stein von Glavendrup auf Fyn (DR 209). Aufb ewahrungsort: Nationalmuseets runehal, København. c) Der undekorierte Stein gehört der Älteren Wikingerzeit an (Periode 2.2., Vor- Jellinger Typus, Altdänisch), lässt sich aber sprachlich-runologisch nicht präziser als ca. 900-950 datieren. Allgemein neigte die Forschung einer Datierung um 900 zu (z. B. Moltke 1985: 226). d) (A) raknhiltr ︲ sustiʀ ︲ ulfs ︲ sati ︲ stain þnnsi ︲ auk ︲ karþi ︲ hauk ︲ þąnsi auft auk skaiþ ︲ þaisi kunulf ︲ uar sin ︲ kląmulan man ṣun ︲ nairbis ︲ faiʀ ︲ uarþa ︲ nu futiʀ ︲ þąi batri (B) sa uarþi ︲ at ︲ ̣ rita ︲ is ailti stain þąnsi (C) iþa hiþan traki Das erste n (n) in þnnsi Z. 2 ist mit Wahrscheinlichkeit Fehlschreibung für a (a). Die Wortfolge auk skaiþ þaisi ist offenbar falsch platziert und als Nachtrag gesetzt worden, nachdem der Ritzer bereits auft geschrieben hatte. e) Ragnhildr, sȳstiʀ Ulfs, satti stæin þænnsi ok gærði haug þænnsi øft, ok skæið þæssi, Gunnulf, ver sin, glamulan mann, sun Nærfis. 84 Inschriften der Wikingerzeit • Dänemark Fāiʀ verða nū fø̄ ddiʀ þæim bætri Sā verði at rita es ailti stæin þænnsi eða heðan dragi. f) „Ragnhild, die Schwester Ulfs, setzte diesen Stein und machte diesen Hügel zum Gedenken - und diese Schiffssetzung - an Gunnulf, ihren Gatten, einen glamulan (‚bellenden‘, ‚wohlredenden‘? ) Mann, den Sohn von Nærfi. Wenige werden jetzt / geboren, besser als er. Der werde zum rita (Dat. Sg.), der diesen Stein zerstört (? ) ( ailti 3. Pers. Präs. Konj.) oder von hinnen schleppt.“ Zur rita und ailti in Zeile B vgl. die Diskussion bei Lerche Nielsen (1998: §2) zur gleichlautenden Fluchformel von Glavendrup. g) Der allgemein um 900 datierte Stein bietet das früheste Beispiel einer wikingerzeitlichen Memorialinschrift, die das Prosaformular durch einen versförmigen Nekrolog ergänzt. Das bedeutsame Zeugnis steht damit am Anfang einer langen Entwicklung. Das betreffende Verspaar vom Ende der A-Zeile ist zudem als Litotes rhetorisiert und liefert auch für diese Figur den frühesten Beleg in der Runendichtung, wozu anzumerken ist, dass litotetische Ausdrucksweise runeninschriftlich fast nur in metrischer Bindung erscheint (Naumann 1994: 494f.): vgl. für Dänemark Nr. 13 Århus 5, 20 Sjörup, 22 Hällestad 1, für Schweden 37 Transjö (Sm 5), 41 Rörbro (Sm 37), 46 Hovgården (Ög. 71), 141 Hassmyra (Vs-24). Schon Olrik (1897: 33, 121f.) hatte gesehen, dass die sowohl im Awie im B-Teil markiert rhythmisierte Inschrift eine Langzeile enthält, deren Analyse jedoch Probleme aufwirft. Er schlug vor, den Abvers (fø̄ ddiʀ þæim bætri) als fünfsilbigen Málaháttr zu lesen, der normwidrig mit viersilbigem Fornyrðislag verbunden sei, sofern nicht der Anvers ebenfalls als Málaháttr zu interpretieren wäre. Ausschlaggebend ist die Bestimmung von fāiʀ als Zwei- oder Einsilbler. Kabell (1978: 36) entscheidet sich für erstere Möglichkeit und fasst fāiʀ verða nū ebenfalls als Málaháttr auf. Da das Metrum im Formenspiegel der Runendichtung nur spurenhaft auftaucht (vgl. doch Sønder Vissing 1), ist mangels Vergleichsmöglichkeiten eine Entscheidung schwierig. Der Akzeptanz der von Olrik und Kabell vorgeschlagenenen fünfsilbigen Auflösung des Anverses steht jedoch nichts entgegen, so dass auch angesichts der Rhetorik der Zeile mit zumindest angestrebtem Málaháttr gerechnet werden kann. Diskutabel ist die von N. Å. Nielsen (1969a: 112f. und zuletzt 1983: 89f.) vorgenommene metrische Beurteilung des Gesamtt extes, die u. a. vorsieht, die Tryggevælde beschliessende Fluchformel (B- und C-Zeile) unter Hinweis auf andere Fluchformeln (Stentoften, Björketorp, Glavendrup) als Halbstrophe im Ljóðaháttr zu taktieren. Er liest die angenommene Vollzeile dreihebig mit Stab auf der Konjunktion (′eða ′heðan ′dragi), was selbst für einen Frühbeleg sehr ungewöhnlich wäre. Nielsen Vorschlag hat in der metrischen Literatur keine Zustimmung gefunden. 85 19. Ny Larsker 2 Die bisher letzte Würdigung der Inschrift durch Lerche Nielsen (2006: 301) begnügt sich mit knappem Hinweis auf den poetischen Status der eindeutig gesicherten Verszeile: „The stone raiser’s formula is followed by a short poetical praising of the desceased with the alliteration fāiʀ ‚few‘ - fø̄ ddiʀ ‚[are] born‘. Lerche Nielsen betont an gleicher Stelle die historische Bedeutung der Monumente von Tryggevælde und Glavendrup in ihrem gemeinsamen Kontext: „The two inscriptions [...] demonstrate the widespread realm and potential power of the Viking-Age yeomen at the time of the rise of the royal dynasty in Denmark.“ Es sei darauf aufmerksam gemacht, dass die unter 12 behandelte dynastische Inschrift von Sønder Vissing 1 als Dekor den Málaháttr verwendet, der im 10. Jahrhundert als bevorzugtes metrisches Mittel Eingang in die fürstliche Preisdichtung der Skaldik gewinnt. Literatur: DR 281ff., 593, Atlas 556-560; Olrik 1897: 33, 121f.; Nielsen 1968: 10ff.; Nielsen 1969a: 112f.; Kabell 1978: 36f.; Nielsen 1983: 78ff. (Abb.); Moltke 1985: 226, 229 (Abb.); Lerche Nielsen 2006: 300ff.; Düwel 2008: 100f. Bornholm 19. Ny Larsker 2 a) DR 380; Moltke 1985: 336 b) Runenstein. — Der Stein wurde erstmals 1643 in Ole Worms ‚Monumenta Danica‘ erwähnt und lag bis 1855 vor der Vorhalle der Kirche Ny Lars, Vester hd. 1855 wurde er an den heutigen Platz innerhalb der Vorhalle umgesetzt. Der ursprüngliche Standort ist unbekannt. Er besteht aus weissgrauem Sandstein, Höhe 186 cm, Breite 146,5 cm, Dicke 17 cm. Die Inschrift mit 8,5-11,5 hohen Runen steht auf der Breitseite und beginnt in einfachem Rahmenband links unten. Der vermutete metrische Teil beginnt in der zweiten Schlinge rechts unten (Lakune) und setzt sich im inneren Band fort, das in die Seelenformel überleitet. Gleicher Ritzer wie 20 Vester Marie 5. An der Spitze des Steins kleines Flechtkreuz. c) Die undekorierte Inschrift stellt sich zu einer Gruppe von Bornholmer Steinen aus dem Übergang Wikingerzeit/ nordisches Mittelalter (Periode 3.2., Altdänisch). Sprachlich-runologisch wird sie nach DR in die Zeit ca. 1050-1125 datiert. DRI begrenzt die Entstehungszeit auf 1075-1125. d) kobu : suain : raisti : stain : þ[e]na : af ̣ tir : bausa : sun : sin : trị… …n : þan : is : tribin : uaṛþ : i : ụṛostu : at : ut : laṇḳiu : kuþ : trụtin : hiạlbi : hans : ont : auk : sata : mikial : 86 Inschriften der Wikingerzeit • Dänemark e) Kopu-(? )Swen rēþsi stēn þænna æftiʀ Bø̄ sa, sun sin, dræ[ng] [gōþa]n, þan æs dræpin warþ ī orrostu at Ūtlængiu. Guþ drōttin hialpi hans ond ok santa Mikael. f) „Kopu-(? )Swen errichtete diesen Stein zum Gedenken an Bøsi, seinen Sohn, einen [wohlgeborenen drængʀ], der erschlagen wurde / im Kampf / bei Utlängan. Gott, der Herr, helfe seinem Geiste und Sankt Michael.“ g) Die metrische Lesung als Helming im Fornyrðislag wurde erstmals von Lindquist vorgeschlagen. Sie wird durch die Restitution von 5 Zeichen in der ersten Verszeile nicht beeinflusst (Alliteration d : d, o : u). Auch der Einbezug von Ortsnamen in Alliterationsmuster ist an sich nicht ungewöhnlich (Ūtlængia = Utlängan, Insel vor der Küste von Blekinge). Dennoch wird die Inschrift hier unter grossem Vorbehalt aufgenommen. Grundsätzlich wäre einzuwenden, dass der komplexe Relativsatz þan æs dræpin warþ ī orrostu at Ūtlængiu unverkürzte Normalwortfolge aufweist und zwanglos auch als Prosa gelesen werden kann; vgl. dagegen den benachbarten Stein 20 von Vester Marie 5. Literatur: DR 436-438, Atlas 916-917; Lindquist 1958: 17; Nielsen 1983: 225f.; Moltke 1985: 336ff. (Abb.). 20. Vester Marie 5 a) DR 387; Moltke 1985: 332 b) Runenstein. — Der Stein wurde 1884 unter der Südmauer der Kirche Vester Marie, Vester hd, aufgefunden und diente als Bauelement. Heute befindet er sich zusammen mit fünf weiteren Steinen vom Fundplatz Vester Marie in der sog. Runensteinanlage auf dem Friedhof südwestlich des Kirchturms. Er besteht aus grobkörnigem Granit und ist 210 cm hoch und 59 cm breit. Sein Querschnitt bildet ein gleichschenkliges Dreieck mit der Inschriftseite als Grundlinie. Die Inschrift mit 7,2-9,5 cm hohen Runen beginnt links unten unmittelbar neben dem Kopf eines Runentiers und folgt der Steinkante in einem Schriftband, das sich im Innern fortsetzt. Das äussere Schriftband endet im Schwanz des Runentiers. Der einwandfrei lesbare metrische Teil beginnt am Ende des äusseren Bandes und setzt sich im Innern fort. Gleicher Ritzer wie 19 Ny Larsker 2 und vermutlich anderer Bornholmer Steine. c) Die Inschrift stellt sich wie Ny Larsker 2 zu einer Gruppe von Bornholmer Steinen vom Übergang Wikingerzeit/ nordisches Mittelalter (Periode 3.2., Altdänisch). Sprachlich-runologisch wird sie nach DR in die Zeit ca. 1050-1125 datiert. DR-I 87 21. Sjörup datiert auf 1075-1125. Moltke rechnet auf Grund orthographischer Eigenheiten eher mit der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts. Der ornamentalen Gestaltung zufolge (Gräslund) gehört die Inschrift zur Stilgruppe Pr2-Pr3, d. h. in die Zeit ca. 1020-1075. d) : asualdi : risti : stein : þinsa : iftʀ : alfar : bruþur : sin : drinr : koþr : trebin u : syni : auk : skogi : suek : saklausan : e) Aswaldi rēsþi stēn þænsa æftiʀ Alfar, brōþur sin, drængʀ gōþr, dræpin ōsyniu, ok Skōgi swēk sakløsan. f) „Aswaldi errichtete diesen Stein zum Gedenken an Alfar, seinen Bruder. Ein wohlgeborener drængʀ, / schändlich erschlagen / und Skogi verriet / den hilflosen (bzw. verriet ihn treulos).“ g) Es sind verschiedene Lesarten vorgeschlagen worden. Problematisch ist u. a. der ungewöhnliche Worttrenner in Z. 2 u: syni . Allgemein wird die Form als Adverb zu anord. ósynju „unbedachter-, unglücklicherweise; zu Unrecht“ gestellt. Der Anvers drængʀ gōþr ist als Ellipse aufzufassen. Getreu seiner metrischen Maxime interpretierte Nielsen den Text als Helming im Ljóðaháttr (Vollzeile: ok ′Skōgi ′swēk ′sakløsan). Zweifellos handelt es sich aber um zwei Langzeilen, jeweils mit Zäsur und klingender Kadenz. Wulf weist darauf hin, dass in der zweiten Langzeile (ok ′Skōgi ′swēk / ′sak ′løsan) der Name zwar in der Hebung steht, aber regelwidrig vor dem stabtragenden Verb stablos auftritt. Die Inschrift liefert ein gutes Beispiel für die Schwierigkeiten, welche die Namensprache im Alliterationsmuster bietet. Vgl. dagegen die Inschrift Nr. 12 von Sønder Vissing 1. Literatur: DR 444f., 895, 934, Atlas 936-937; Nielsen 1983: 225ff. (Abb.); Moltke 1985: 332ff. (Abb.); Wulf 2003: 1000. Skåne 21. Sjörup a) DR 279; Moltke 1985: 294; (Taf. 12) b) Runenstein, Fragment. — Der restaurierte Stein befindet sich am Eingang zum Friedhof der Alten Kirche von Sjörup, Ljunits hd. Einer Mitt eilung von Skonvig (ca. 1627) zufolge soll er von einem Hügel in der Nähe stammen und bei einer 88 Inschriften der Wikingerzeit • Dänemark Steinbrücke aufgestellt gewesen sein, einen „Pfeilschuss“ weit nordöstlich der Kirche. Er besteht aus grobkörnigem, grauem Granit (erhaltene Höhe ca. 154 cm, grösste Breite ca. 90 cm), wurde aber im 19. Jahrhundert gesprengt und seine sechs Fragmente zum Bau einer neuen Brücke über den Fluss Skivarp verwendet. Fünf Teile waren im Brückengewölbe sichtbar, und es existieren Zeichnungen aus dem 17. Jahrhundert (Skonvig, Peringskiöld), dem 18. Jahrhundert (Lagerbring) und dem 19. Jahrhundert (N. M. Petersen), die eine mehr oder weniger sichere Lesung gewährleisten. 1985 wurden vier Fragmente auf Veranlassung von Riksantikvarieämbetet (Sveriges runverk) aus der Brücke entfernt und der restaurierte und ergänzte Stein 1989 an der alten Brücke wiederaufgestellt. 1996 wurde er an seinen heutigen Standort verbracht. Die gerahmte Inschrift mit 9-19 cm hohen Runen befindet sich auf der einen Breitsseite und beginnt unten rechts der Aussenkante folgend. Der Versteil ist in einer weiteren inneren Zeile angeordnet, die ebenfalls unten rechts beginnt und in einer Kurzzeile in der Mitte endet. Kleines Kreuz nach älteren Zeichnungen vermutlich rechts unten. c) Der Stein gehört der Jüngeren Wikingerzeit an (Periode 2.2., Nach-Jellinger Typus, Altdänisch) und wird nach DR I sprachlich-runologisch auf ca. 970-1020 datiert. Falls eine Verbindung des metrischen Teils mit der Schlacht am Fyris- Fluss (ca. 980) zutreffend wäre (s. dazu unten), müsste man den Stein eher Ende 10. Jahrhundert datieren und könnte eine Verbindung mit den Steinen um Sven Gabelbart annehmen (Moltke 1985: 294). d) Die hier vorgelegte Lesung beruht auf der Zeichnung der Fragmente von N. M. Petersen. Die in Klammern wiedergegebenen Runen fehlen an den Fragmenten und wurden aus früheren Zeichnungen ergänzt: [+ sa]ksi : sati : st[in] : þasi : huftiʀ : ą[s]biurn : ṣin : filạgą ︲ ṭu-a[s : sun : ] : saʀ : flu : aki : a[t : ] ub: salụm : an : ua : maþ : an : u abn : af ̣ þi · Die zur Verfügung stehenden Zeichnungen stimmen hinsichtlich der Position des Kreuzes nicht überein. ṭu-a[s] : das mittlere Zeichen kann f oder k sein. e) Saxi satti stēn þæssi æftiʀ Æsbiorn, sin fēlag[a], Tō[f]a/ Tō[k]a sun. Sāʀ flō ægi at Upsalum, æn wā mæþ [h]an wāpn [h]afþi. Prosa: fēlaga (Akk. Sg.): Die Schreibung filagn ist als Fehlritzung für filagą zu betrachten. Tōfa/ Tōka PN (Gen. Sg.): Auf Grund der Überlieferungslage verzichtet DR auf eine Entscheidung zwischen den beiden Namen; mit Hinblick auf den Hällestad-Komplex (DR 295-297) gebührt der Lesung Tōka jedoch der Vorzug. Das s in ṭu-a[s] ist als Fehlschreibung (Vorwegnahme des s von sun ) zu interpretieren. 89 21. Sjörup Vers: Fehlendes h in an und af ̣ þi (sowie pleonastische Schreibweise in huftiʀ ) weisen auf dialektale Unsicherheiten. Die erstere Form an kann daher auch als han gelesen werden, doch wird allgemein der Konjunktion æn der Vorzug gegeben. f) „Saxi errichtete diesen Stein zum Gedenken an seinen ‚Kameraden‘ Æsbiorn, den Sohn von Tofi bzw. Toki: Er floh nicht / bei Uppsala, / sondern (oder: er) kämpfte, solange er Waffen hatte.“ g) Die vieldiskutierte metrische Inschrift, deren erster Teil auch in Nr. 23 Hällestad 1 zitiert ist, wurde schon früh mit einer mehrfach in der Sagaliteratur, bei Adam von Bremen und in weiteren Quellen erwähnten Schlacht am Fyris-Fluss bei Uppsala in Verbindung gebracht, die um das Jahr 980 stattgefunden haben soll. Nach der ‚Ynglingasaga‘, Kap. 22 war es kein Scharmützel, sondern mikil orrosta. Die historisch unzuverlässige ‚Knýtlinga saga‘ (Mitte 13. Jh.) bezieht das für die Dänen fatale Schlachtereignis auf die Regierung von Erik Segersäll (gest. ca. 995). Zur Frage der Historizität äussert sich DR, Sp. 333 jedenfalls kritisch: „Hypotesen mangler holdbar historisk basis, og indskriftens runeog sprogformer gør - ligsom anvendelsen av korset - en datering til 10. årh. yderlig usandsynlig.“ (vgl. dazu Snædal 1985, Stoklund 1991). Abgesehen davon, dass die Ritzung des ohnehin zweifelhaften Kreuzes kaum chronologische Relevanz besitzt und auch nachträglicher Zusatz sein könnte, hält Moltke (1985: 294f.) eine frühere Datierung sowohl von Sjörup wie der Hällestad-Steine für vertretbar. Eine weitere Möglichkeit wäre jedoch, in der Halbstrophe Zitatgut aus älterer Dichtung anzunehmen (s. unten). Das Versmass wurde in der langen, bis auf das vorletzte Jahrhundert zurückgehenden Forschungsdiskussion unterschiedlich - entweder als Fornyrðislag oder Ljóðaháttr - beurteilt. Unbestritten ist die Lesung des ersten Verspaars mit Iktus und Alliterationen ( saʀ : flu : aki : / at : ub : salụm ). Hierzu hat Salberger (2002: 48) die Beobachtung beigetragen, dass chiastische Stabsetzung s a u s nach dem Schema a b b a vorliegt (Sāʀ flō ægi / at Upsalum). Probleme bietet der zweite Teil. Erik Brate hatte sich 1891 für Fornyrðislag entschieden und einen zweisilbigen Anvers vor die Zäsur gesetzt: en vá með (h)ann vápn (h)afði Der Versteil wurde jedoch schon früh als Vollzeile aufgefasst, und Brate räumte selbst ein: „Måhända kan det dock vara ett tänkvärdt förslag att sammanföra dessa båda verser till en, eheru dess byggnad blefve något fri- ...“ (1891: 282). Andreas Heusler, der 1890 nahezu gleichzeitig mit Brate-Bugges ‚Runverser‘ eine Studie über den Ljóðaháttr vorgelegt hatte, entschied sich in seiner ‚Versgeschichte‘ für eine Vollzeile und klassifizierte Sjörup als seltenen ostnordischen Beleg für das Metrum (vgl. hier auch die Bemerkungen zu Nr. 8). N. Å. Nielsen schloss 90 Inschriften der Wikingerzeit • Dänemark sich vorbehaltlos der Auff assung Heuslers an, und auch Ivar Lindquist plädierte zunächst für eine Halbstrophe im Ljóðaháttr (1932: 87f.), legte aber später eine revidierte Version im Fornyrðislag vor, die sich freilich auf willkürliche Texteingriffe stützen muss (1973: 17). Dies gilt auch für Evert Salberger, welcher nur durch fragwürdige Änderungen „en oklanderlig helming i fornyrðislag“ (2002: 59) vorzuschlagen weiss. Anstössig in Brates Version ist natürlich der Anvers, und selbst wenn man zuletzt wie Wulf das erste an nicht als æn, sondern - was durchaus möglich wäre - mit stabloser Hebung als hann liest (′Hann ′wā / mæþ hann ′wāpn ′hafþi), läge der Anvers „an der absolut unteren Füllungsgrenze“ (Wulf 2003: 974). Da alle diese Vorschläge unbefriedigend sind, wäre an Heuslers Interpretation als Helming im Ljóðaháttr festzuhalten. Kritisch bleibt freilich die klingende Kadenz, welche die norrøne Dichtung als Ausgang der Vollzeile strikt meidet, die man aber der Runendichtung als eine ihrer häufigen Lizenzen zutrauen würde. Das „flō ægi“-Motiv des ersten Anverses ist richtigerweise als Litotes und enkomiastische Ausdruckweise im Nachruf aufzufassen und kaum auf ein aktuelles Ereignis zu beziehen, dergestalt, dass der Tote tapfer gefallen, die Genossen aus Skåne aber geflohen wären (wie Lindquist 1973: 19ff. und zuletzt die laienhaften Ausführungen bei Enoksen 1999: 66; vgl. dazu die Diskussion in DR, Sp. 349f., Anm. 4). Wie die parallele Formulierung auf Hällestad 1 nahelegt, könnte es sich um ein Zitat handeln, das der Urheber vielleicht einer ærfidrápa entnommen hat (so Wulf 2003: 973f.). Tatsächlich aber dürften zwei verschiedene Traditionen zusammengeflossen sein. Zum einen das Memorabilium einer berühmten Schlacht auf den Fyris-Feldern, - welcher Art auch immer - , zum andern eine Formel heroischer Dichtung, möglicherweise nord-westgermanischer Provenienz. So hat an etwas entlegener Stelle R. I. Page darauf aufmerksam gemacht, dass die Vollzeile mit einer altenglischen Verspaarformel aus ‚The Battle of Maldon‘ korrespondiert: þa hwile þe hi (he) wæpna wealdan moston, „as long as they (he) could wield weapons“ (II, 83, 272); und im ‚Beowulf ‘ wird vom Tod des Heathobald in seiner Fehde mit den Dänen berichtet: þenden hie ðam wæpnum wealdan moston, „as long as they could wield those weapons“ (I, 2038). Die Halbstrophe von Sjörup und Hällestad 1 vereint ihr spezielles Metrum - ob Fornyrðislag oder Ljóðaháttr - mit rhetorischer Stilisierung (Litotes, Synonymie sāʀ / han, flō ægi / wā) und gewinnt durch ihren Anspielungscharakter historische Tiefe. Literatur: DR 332ff., Atlas 661-663; Brate-Bugge 281ff.; Heusler 1925: §331; Lindquist 1932: 87f.; Lindquist 1973: 9ff.; Nielsen 1983: 193f.; Moltke 1985: 294f.; Snædal 1985: 13ff.; Page 1987: 5ff.; Stoklund 1991: 292; Naumann 1994: 495; Hübler 1996: 132f.; Naumann 1998: 698; Enoksen 1999: 65ff.; Salberger 2002: 42ff. (Abb.); Wulf 2003: 974, 1000. 91 22. Sövestad 2 22. Sövestad 2 a) DR 291; Moltke 1985: 298; (Taf. 13) b) Runenstein, früher auch Krageholm I. — Der Stein von Sövestad 2, Herrestads hd, besteht aus grobkörnigem, rotem Granit (Höhe 150 cm, Breite 85 cm, Dicke ca. 46 cm) und wurde 1757 mit der Schauseite nach unten in einem Waldstück am grossen See von Krageholm aufgefunden. Er steht heute zusammen mit einem Bildstein (Sövestad 1, DR 290) im Park von Schloss Krageholm. Eine Verbindung zwischen beiden Steinen wäre möglich, aber kaum zu sichern. Die Runen sind zwischen 7,2 und 13,3 cm hoch. Die sehr dekorative Inschrift ist als Schlange bzw. Drache geformt. Sie beginnt über dem Tierkopf am linken unteren Rand und verläuft über die gesamte Schaufläche. Der Schluss der Inschrift ( ×-miltastr-× mataʀ ) ist abgesetzt und bildet das Zentrum der Tierfigur. c) Die Inschrift gehört der Jüngeren Wikingerzeit an (Periode 2.2., Nach-Jellinger Typus, Altdänisch) und lässt sich nach DR sprachlich-runologisch auf ca. 970- 1020 datieren. Der ornamentalen Gestaltung zufolge (Gräslund) gehört der Stein zur Stilgruppe Fp, d. h. in die Zeit ca. 1010-1050. Die beiden Datierungsvorgaben stehen im Widerspruch. d) × tuna × sati × stain × þansi × aftiʀ × bram × bunta × sin × auk × askutr × sunʀ × hans × han × uaʀ × bastr × bumana × auk × × miltastr × mataʀ e) Tonna satti stēn þænsi æftiʀ Bram, bōnda sin, ok Āsgautr, sunʀ hans. Han waʀ bæztr būmanna auk miltastr mataʀ. Prosa: Die Form Nom. Sg. sunʀ , anstelle für sun , kann als archaisierende Schreibung betrachtet werden. f) „Tonna errichtete diesen Stein zum Gedenken an Bram, ihren Gatten, zusammen mit Asgut, seinem Sohn. Er war der beste von den būmenn / und der freigebigste an Essen.“ Tonna, die den Stein zusammen mit Asgut setzt, ist wahrscheinlich die Stiefmutter. Die Bedeutung von Gen. Pl. bumana , Pl. Nom. būmenn, Sg. būmaþr ist nicht ganz klar. Moltke (1985: 298) setzt an „estate-man“, d. h. „housholder, resident on his own land“, erwägt aber auch die Möglichkeit von „som kind of royal bailiff “, vgl. auch DR, Sp. 344, Anm. 3. g) Von Brate ist der metrische Teil, allerdings mit Zurückhaltung, als Ljóðaháttr beurteilt worden (vgl. dazu Lindquist). Nielsen setzt für den Zweizeiler Fornyrðislag an. Heusler las dagegen zu Recht zwei unpaarige Kurzverse. Die spiegelbildliche Wiederholung (Chiasmus) der Hyperbel (bæztr : miltastr) spricht für gewolltes 92 Inschriften der Wikingerzeit • Dänemark Reimschema und poetische Form. Auff ällig ist auch die Varianz der Vokale nach Konsonant im Alliterationsmuster (æ : u : i : a). Snorri Sturluson schätzt variierten vokalischen Stabreim, der „schöner“ sei als gleichlautender: „... ok er þá fegra, at sinn hljóðstafr sé hverr þeira.“ (Ht, 4). Die Forderung nach Variation wird auf Sövestad 2 - wie häufig in der runischen Kleindichtung - auf den Folgevokal der Stäbe ausgedehnt (vgl. auch von See 1967: 15). Die Formel, die den Ruhm eines freigebigen bzw. gastfreundlichen Toten hervorhebt, ist verbreitet und könnte aus einem Totenpreislied stammen. Sie findet sich in variierter Form in schwedischen Inschriften (Nr. 42 Ryssby, Sm 39; 72 Hagstugan, Sö 130; 120 Väppeby, U 703; 124 Gådi, U 739). Von Beowulf wird gesagt, er sei gewesen manna mildust ond mon(ðw)ærust (‚Beowulf ‘ 3181). Vergleichbare Belege liefert die eddische Dichtung: mildr matar (‚Fjǫlsvinsmål‘ 4), mildr „freigebig“ von Männern (‚Hávamál‘ 39, 48), mild als Epitheton einer Frau (‚Helreið Brynhildar‘ 2, ‚Oddrúnargrátr‘ 7). Als lobende Bezeichnung für den freigebigen, gastfreundlichen Mann vergleichbar ist ūnīðingʀ, vgl. dazu Nr. 13 Århus 5 und DR, Sp. 733. Literatur: DR 343f., 984; Atlas 688-689; Brate-Bugge 280; Lindquist 1940: 156; Heusler 1925: § 331, Anm. 1; Kabell 1978: 39; Nielsen 1983: 201f.; Moltke 1985: 298; Naumann 1998: 699; Wulf 2003: 975f., 992. 23. Hällestad 1 a) DR 295; Moltke 1985: 293; (Taf. 14) b) Runenstein. — Der Stein 1 von Hällestad, Torna hd, gehört zu einer Gruppe von insgesamt drei Steinen, die 1668 entdeckt wurden. Alle drei waren als Baumaterial für die Kirche von Hällestad verwendet worden. Ihr ursprünglicher Standort ist unbekannt, doch dürften sie Bestandteil eines bedeutenden Monuments gewesen sein, das einen dänischen Heerführer Toki Gormsson kommemoriert, der bei Uppsala gefallen sein soll. Zur Frage der Historizität nimmt DR, Sp. 349 kritisch Stellung (vgl. auch zu 21 Sjörup). Um 1828 wurden die Inschriften von Åkerman freigelegt und konnten vollständig gelesen werden. Der Stein Hällestad 1 aus braunem Sandstein (sichtbare Höhe 133 cm, Breite Seite A ca. 50 cm, Seite B 33 cm, Seite C 14-15 cm, Dicke unbekannt) ist in der südöstlichen Ecke der Chormauer eingelassen, wobei Mauer und Kalk heute den obersten Teil der Seite C verdecken. Die als Pflugwende angelegte Inschrift mit 6,5 - 13 cm hohen Runen beginnt links unten auf der A-Seite. Der metrische Teil beginnt nach trutin in der dritten Zeile von unten und setzt sich auf Seite B und C fort. c) Der undekorierte Stein gehört der Jüngeren Wikingerzeit an (Periode 2.2., Nach- Jellinger Typus, Altdänisch) und lässt sich nach DR I sprachlich-runologisch auf ca. 970-1020 datieren. 93 23. Hällestad 1 Punktierte m -Rune wie Hällestad 3 (DR 257) und vermutlich gleicher Ritzer. d) (A) : askil : sati : stin : þansi : ift[iʀ] : tuka : kurms : sun : saʀ : hulan : trutin : saʀ : flu : aigi : at : ub : : salum (B) satu : trikaʀ : iftiʀ : sin : bruþr stin : ą : biarki : stuþan : runum : þiʀ : (C) ḳụṛṃṣ : ̣ ṭụḳạ : kiku : ṇịṣṭ[iʀ] Seite C ist ergänzt nach Wimmer 1895-1908. e) Āskæll satti stēn þænsi æftiʀ Tōka Gorm sun, sēʀ hullan drōttin. Sāʀ flō ægi at Upsalum. Sattu drængiaʀ æftiʀ sinn brōþur stēn ā biargi stø̄ þan rūnum. Þēʀ [Gorms Tōka] gingu [nǣstiʀ]. f) „Æskil errichtete diesen Stein zum Gedenken an Toki, Gorms Sohn, seinen huldreichen Herrn. Er floh nicht bei Uppsala. / Es errichteten ‚drængiaʀ‘ / zum Gedenken an ihren ‚Bruder‘ / den Stein auf dem Hügel / standfest (bzw. befestigt) mit Runen. / Sie, die Gorms Toki / am nächsten gingen.“ stø̄ þan rūnum: DR, Sp. 350, Anm. 5 neigt der Interpretation zu, dass der Stein, durch die Kraft der Runen geschützt, unantastbar stehen möge. g) Die Kommemoration Toki Gormssons leitet den Verstext mit der bekannten Litotes-Formel ein. Es folgt ein mittlerer Abschnitt und die abschliessende Information über die Steinsetzer. Entsprechend unterscheidet DR, Sp. 983 f. ein Verspaar Seite A, eine Halbstrophe im Fornyrðislag im Abschnitt B sowie ein Verspaar von Ende B ( þiʀ ) bis C. Die enge syntaktische Verklammerung von Mittelteil und Schlusspassage macht es jedoch sehr wahrscheinlich, dass - wie oben wiedergegeben - eine regelrechte Vollstrophe intendiert ist. Nielsen macht auf die relativ hohe Frequenz von Assonanzen aufmerksam (drængiaʀ : gingu; sin : stēn : rūnum; brōþur : stø̄ þan). Literatur: DR 347-350, 983-984, Atlas 692-695; Brate-Bugge 285ff.; Olrik 1897: 34f.; Gering 1889: 372f.; Lindquist 1973: 16ff.; Nielsen 1983: 203f.; Moltke 1985: 291, 293ff.; Foote 1985: 320f.; Page 1987: 5; Naumann 1994: 495f.; Hübler 1996: 132f.; Marold 1998: 670; Wulf 2003: 973, 996; Düwel 2013: 44. 94 Inschriften der Wikingerzeit • Dänemark 24. Hällestad 2 a) DR 296; Moltke 1985: 294; (Taf. 15) b) Runenstein. — Der Stein Hällestad 2, Torna hd, besteht aus rotem Granit (sichtbare Höhe 122 cm, Breite 51 cm) und wurde wie Hällestad 1 und 3 (DR 295, 297) im Jahr 1668 entdeckt. Er war in der Südmauer des Chors eingelassen und wurde bei der Restauration der Kirche waagerecht in den nördlichen Teil der Ostmauer eingesetzt. Die Inschrift mit 6,5 - 9,3 cm hohen Runen beginnt in der jetzigen Position des Steines links und bildet in Pflugwende vier parallele Zeilen, die durch Rahmenlinien getrennt sind und in drei kleinen Schlangenköpfen enden. c) Die Inschrift gehört der Jüngeren Wikingerzeit an (Periode 2.2., Nach-Jellinger Typus, Altdänisch) und lässt sich nach DR sprachlich-runologisch auf ca. 970- 1020 datieren. Der ornamentalen Gestaltung zufolge (Gräslund) gehört der Stein zur Stilgruppe Fp, d. h. in die Zeit ca. 1010-1050. d) : ąskautr : ristþi : stin : þansi : ̣ : ̣ ịftiʀ : airu : brþur : sin : ian : : saʀ : uas : him : þiki : tuka : nu : : skal : statą : stin : ą : biarki : Die Schreibung ristþi ist möglicherweise als Wiedergabe der Aussprache resdi aufzufassen. e) Āsgautr rēþsi stēn þænsi æftiʀ Ærru, brōþur sin. Æn sāʀ was hemþægi Tōka. Nū skal standa stēn ā biargi. f) „Asgut errichtete diesen Stein zum Gedenken an Erra, seinen Bruder. Und dieser war ‚Gefolgsmann‘ (hemþægi) von Toki. Nun soll stehen / der Stein auf dem Hügel.“ Hemþægi Nom. Sg. Der Gefolgschaftsbegriff, der westnord. unbekannt ist, setzt sich zusammen aus hem ‚Heim, Haus‘ und -þægi (Nomen agentis zu þiggja ‚annehmen; erhalten‘); synonym ist húskarl (Brate-Bugge 284). Zur runeninschriftlichen Verwendung siehe weiter DR, Sp. 664 s.v. g) Die Inschriftendet mit einem Verspaar (bzw. Langzeile)im Fornyrðislag. Metrische Kontexte sind Hällestad 1 (Sattu drængiaʀ ... stēn ā biargi) und der gotländische Stein von 33 Hogrän (hier mun stanta stain ... a biergi). Klose (2009: 149ff.) diskutiert die Ortsbeschaffenheiten dieser drei Steine, die sich auf das Wort bjarg n. ‚Berg, Klippe, Fels‘ beziehen, jedoch ohne konkrete Ergebnisse. Es wird nicht in Erwägung gezogen, dass bjarg - sofern der Begriff nicht überhaupt dichterisch und formelhaft verwendet wird - nicht auch einfach die Grablege generell 95 25. Canterbury-Formel bezeichnen könnte. Zur verbreiteten Wunschformel ‚Her/ Hiar skal/ mun standa stæinn + Ergänzung‘ vgl. Hübler (1996: 139ff.) und Wulf (2003: 976f.). Literatur: DR 347-350, 984, Atlas 696-697; Brate-Bugge 283f.; Olrik 1897: 34; Lindquist 1973; Nielsen 1983: 205f.; Moltke 1985: 291, 294; Hübler 1996: 140; Wulf 2003: 974; Düwel 2013: 44. Ausserhalb Dänemarks 25. Canterbury-Formel a) DR 419; Lindquist 1932: 30; Moltke 1985: 360 b) Runenmanuskript. — Der seit dem frühen 18. Jahrhundert bekannte Eintrag mit dänischen Runen findet sich p. 119 v -120 r (neuere Paginierung 123 v -124 r ) der Handschrift Cotton Caligula A XV 4: o, British Museum, London. Wie die Fotografie von Lindquist (1932, Pl. 4) zeigt, sind die Runen in einer durchlaufenden Zeile auf freiem Raum unter den beiden Blättern eingeschrieben. Die Hand des Runeneintrags ist nach Lindquist identisch mit derjenigen der Anlage des Codex, der kalendarische, astronomische, komputistische, annalistische sowie medizinische Notizen und daneben mehrere Beschwörungsformeln enthält. Die Sammelhandschrift gehört nach Canterbury - daher der von Lindquist geprägte Name der Runenaufzeichnung - und dürfte um 1073 abgeschlossen gewesen sein. Die Provenienz der skandinavischen Vorlage ist nicht eindeutig geklärt. Die Verwandtschaft mit dem nahezu gleichaltrigen Exorzismus auf dem Kupferblech- Amulett von Nr. 136 Sigtuna deutet auf schwedische Herkunft. Andererseits lässt die Runenspezifik den Schluss zu, dass der Kopist auf eine dänische Vorlage aus der Zeit spätestens um 1000 zurückgreift, als die Missionsbeziehungen zwischen der angelsächsischen Kirche mit Canterbury an der Spitze und Dänemark besonders intensiv waren. c) Die Datierung des Eintrags ergibt sich aus der Handschriftenlage, d. h. Periode 3.2., Vor-Mittelalter (Altdänisch). d) kurilsarþuarafarþunufuntinistuþuruigiþik þorsatrutiniurilsarþuarauiþraþrauari · Die ersten beiden Zeichen p. 124 r lassen sich nach Autopsie von 1971 (Ingrid Sannes Johnsen) einwandfrei als êÈ identifizieren (Moltke 1985: 366), wobei o vor rsa wohl als Verschreibung für u zu betrachten ist. Die Wiederholung iuril p. 124 r steht allem Anschein fehlerhaft für kuril. 96 Inschriften der Wikingerzeit • Dänemark In Wortauflösung und emendiert: kuril sarþuara far þu nu funtin istu þur uigi þik þursa trutin kuril sarþuara uiþr aþra uari e) Gyril sārþwara! Far þū nū! Fundinn æstu. Þōr wīgi þik, þ[u]rsa drōttin! [G]yril sārþwara! Wiþr āþra wari. f) „Gyril des Wundenstockes! Entweiche nun! / Du bist entdeckt. / Thor ‚weihe‘ dich (d. h. töte, mache dich unschädlich) / Herr der Thursen (der Riesen, Dämonen)! / Gyril des Wundenstockes! Gegen Eiter in den Adern.“ g) Die hier wiedergegebene Disposition des Textes wurde zuerst von Sperber in ihrem Grundzug erkannt. Er plädierte für die Abtrennung der Schlusspartie uiþraþrauari und grenzte gleichzeitig den als poetisch gewichteten Mittelteil gegen die Umrahmungen kurilsarþuara bzw. iurilsarþuara ab. Wie Lindquist danach überzeugend vorgeschlagen hat, gehört die zweifache formelhafte Anrufung des Wundendämons untrennbar zur sprachlichen Äusserung der rituellen Handlung und damit in den metrischen Gesamtkontext (s. u.). Felix Genzmer hatte die treffende Beobachtung beigetragen, dass iuril , den unfesten angelsächsischen Anlautverhältnissen bei Fremdnamen entsprechend, als graphische Variante von kuril aufzufassen sei: „Es handelt sich also nur um eine verschiedene Schreibart; die Namen Gyrill und Jyrill sind identisch.“ (1950: 152f.). Der Schluss von p. 124 r mit uiþr aþrauari ist gewissermassen als Überschrift der Formel bzw. als Kommentar des Schreibers zu verstehen. Eine vergleichbare Disposition kennt der ‚Strassburger Blutsegen‘ Tumbo saz in berke, der die Überschrift Ad stringendum sanguinem ebenfalls an den Schluss stellt (Genzmer 1950: 151). Der Exorzismus im Mittelteil ist sorgfältig komponiert, wobei sich der gattungsadäquate „Gleichlauf der Glieder“ (de Boor) als formales Mittel augenfällig ausdrückt: Syntaktisch durch Parallelismus der Verben bzw. Substantive, metrisch und rhythmisch durch paarige Kurzverse mit Alliteration jeweils auf der ersten Hebung (far - fundinn, Þōr - þursa). Die citatio des Dämons ist selbst nicht stabtragend, doch sind Anfangs- und Endzeile durch auffällige Assonanzen in das Gedicht eingebunden. Binnenreime dieser Art und Häufung sind für Verstypen im Fornyrðislag recht ungewöhnlich. Eine durchlaufende Lautfigur konstituiert sich markiert durch die Wiederholung von Vokal + Konsonant r, und einzig die Kurzzeile fundinn æstu ist von diesem euphonischen Muster ausgenommen (Gyril sārþwara - far þū nū - Þōr wīgi þik - þursa drōttin - Gyril sārþwara). Die 97 25. Canterbury-Formel umgreifende Wiederholung der Klangfigur deutet darauf hin, dass tatsächlich von einem ästhetischen Gesamtkonzept auszugehen ist. Während Bugge den Text noch als drastischen Spottvers (níð) gelesen hatte, waren Sperber und im Anschluss Lindquist und Genzmer zur Auff assung gelangt, dass eine Heilungs- oder Beschwörungsformel vorliegen müsse, die sich gegen āþra war, d. h. eitrige Adernentzündung bzw. Blutvergiftung richtet (āþra f. „Blutader“, war n. „Eiter; Flüssigkeit“, vgl. dän. vor). Der Krankheitsdämon heisst Gyril und hat den Beinamen sār-þwara: eigentl. „Wundenstange“ bzw. „Wundenstock“, was allgemein als eine echte Kenning für „Schwert“ bzw. „Speer“ betrachtet wurde (-þwara, obliquer Kasus von þwari m. „Stange, Stock, Bohrer“). Ein sachlicher Bezug erschliesst sich durch den angelsächsischen ‚Hexenstichsegen‘, der das entsprechende Leiden auf einen kleinen Speer bezieht, der im Körper steckt: ūt, lytel spere, gif her inne sy! , „heraus, kleiner Speer, wenn er hier innen ist! “ (zit. nach Genzmer 1950: 151). Der Genitiv der Kenning sārþwara scheint bei erstem Zusehen merkwürdig, doch bringt Lindquist (S. 34) eine Reihe von Beispielen aus der Literatur für den Typ des beschreibenden, assoziativen Genitivs bei, der zusammen mit der Personenbezeichnung steht, im Sinne von: Du Gyrill med ditt svärd! Mit der Nennung des Namens ist die Macht des Dämons gebrochen (fundinn æstu), und es ergeht der Befehl, aus dem Kranken zu fahren (far þū nū). Die zugrunde liegende Vorstellung ist im Volksglauben verbreitet und findet sich sowohl als Märchenmotiv (Stith Thompson C432.1, 443.3; Grimm, Nr. 55) wie implizit in einem althochdeutschen Zeugnis, und zwar in der stabreimenden sog. ‚Züricher Hausbesegnung‘ mit der Überschrift Ad signandum domum contra diabolum (11. Jahrhundert): Wola, wiht, taz tu weist, / taz tu wiht heizist, / Taz tu neweist noch nechanst / cheden, chnospinci! („Wohlan, Wicht, dass du weisst, dass du Wicht heisst, dass du weder weisst noch kannst [Zauber] sprechen, du Knösperich! “; vgl. Sonderegger 1970: 76f.; Haubrichs 1995: 352f.). Werden Gyril und der Märchendämon Rumpelstilzchen bei ihrem vollen Namen angerufen, so bewirkt beim Hausdämon chnospinci die herabsetzende Verkleinerungsform bereits den bannenden Effekt. Aber auch der Name Gyril ist individualisierend-pejorativ angelegt. Entsprechend der ekelerregenden Symptome seiner Wirkung, kann er mit Exkrementen übelster Sorte assoziiert werden: Das Nomen agentis, wie hefill zu hefja, lemill zu lemja gebildet, gehört zur Wortsippe germ. *gora- „Gegohrenes, Schmutz, Eiter, geronnenes Blut“, adän./ awnord. gor n., aschwed. gor- „halbverdauter Darminhalt von Tieren“, schwed. dial. går „Eiter“(de Vries s.v. gor, gyrja; Rietz s.v. går). Sperber schlägt zu Recht die Übersetzung „Eitererreger“ vor. Was den Beinamen sārþwara angeht, so hatte Anne Holtsmark argumentiert, das Kompositum nicht einfach als Schwert-Kenning zu betrachten. Unter Berufung auf Überlieferungen norwegischer Volksmedizin möchte sie den Begriff vielmehr konkret auf den Krankheitsbefund bezogen wissen und mit dem 98 Inschriften der Wikingerzeit • Dänemark nekrotischen Verschluss einer eitrigen Geschwulst identifizieren, für den der norwegische Volksglaube u. a. den Namen „vågmor“ kennt (våg bzw. vog, dial. „Eiter“, also „Eitermutter“). Die westnordische Tradition hat dafür das Wort kveisu-nagli m. „Eiterpfropf, Eiterstock“. Eine erfolgreiche Extraktion wird in der ‚Hrafnkels saga‘, Kap. 8 beschrieben (Holtsmark 1951: 216ff.). Mit der letzten Sequenz des Exorzismus wirdThor aufgefordert, den Dämonenfürsten (þursa drōttin) Gyril mit der Verfluchung (exsecratio) zu strafen und folglich zu beseitigen. Die Thor-Anrufung, verbunden mit dem Verb wīgia, ist stereotypisch in der Formel „Thor weihe diese Runen“ auf drei dänischen Runensteinen bezeugt, wo sie den Schutz des betreffenden Denkmals bewirken soll (DR 110 Virring, DR 209 Glavendrup, DR 220 Södra Kirkeby; vgl. dazu Marold 1974). Einzig im Eintrag von Canterbury jedoch ist wīgia in der spezialisierten Bedeutung „dem Untergang, dem Verderben weihen; vernichten“ als performatives Verb im magischen Sprechakt einer Zauberhandlung nachgewiesen. Wie vergleichbare Zeugnisse der volkssprachlichen, d. h. der althochdeutschen altsächsischen und altenglischen Überlieferung von Zaubersprüchen, Segen, Beschwörungen zeigen, ist auch die Canterbury-Formel in einem „charakteristischen Gebrauchsrahmen“ (Haubrichs 1995: 348) eingebunden und findet sich ähnlich wie diese als Marginalie in einer Handschrift mit verstreutem, darunter auch medizinischem Inhalt. Bezeichnenderweise steht sie auch nicht isoliert. Wie Lindquist (S. 30) mitteilt, enthält die Handschrift mehrere Beschwörungen auf Latein, darunter drei, die altenglische Überschriften tragen: wið gedrif „gegen Fieber“, wið poccas „gegen Pocken“, wið gespell „gegen Verhexung“. Am englischen Schreibort zeigt sich ein Interesse an Zauber- und Segensmedizin, das sich am ehesten aus ihren Zusammenhängen mit der zeitgenössischen Heilpraxis erklären dürfte. In diese Funktionsbereiche wird bemerkenswerterweise der in skandinavischen Runen vermittelte Spruch gegen Vereiterung bzw. Blutvergiftung einbezogen. Vor diesem mentalitätsgeschichtlichen Hintergrund wäre es nicht nur aus runologischer Sicht wünschbar, der Handschrift Cotton Caligula A XV 4: o erneut Augenmerk zu widmen. Gleichzeitig ist die Canterbury-Formel einem genuinen Zweig runeninschriftlicher Überlieferung zuzuweisen. Nächst verwandt in Form und Inhalt ist die Inschrift auf dem Kupferblech-Amulett aus Sigtuna, datiert auf Mitte des 11. Jahrhunderts, die mit der Beschwörung eines Fieberdämons beginnt: þur × sarriþu × þursa trutin fliu þu nu͡funtin is „Geschwür des Wundfiebers, Herr der Thursen (der Riesen, Dämonen)! Fliehe du nun! Du bist entdeckt! “ (Nr. 136). Auch die 1998 erstmals beschriebene sog. „Fieberrippe“ von Sigtuna mit über einhundert Zeichen vom Ende des 11. bzw. Anfang des 12. Jahrhunderts bewahrt ein Formular zur Fieberbeschwörung. Poetische Stilisierung der Inschrift ist unverkennbar, die Aussage in Einzelheiten jedoch noch ungeklärt (vgl. ausführlicher unter Nr. 138). Zur gleichen Vorstellungswelt gehört schliesslich die öländische Amulett-Inschrift Nr. 30 von Södra Kvinneby. 99 25. Canterbury-Formel Literatur: DR 488-490 (Abb.); Bugge 1899: 263ff.; Sperber 1912: 150ff.; Lindquist 1932: 28ff. (Abb.); Genzmer 1950: 150ff.; Holtsmark 1951: 216ff.; Moltke 1985: 360f., 366 (Abb.); Düwel 2008: 136. B. Schweden Öland 26. Karlevi a) Öl 1; DR 411; Moltke 1985: 320; (Taf. 16) b) Runenstein. — Der Stein wurde erstmals 1634 in einer Tagebuchaufzeichnung von Jonas Rhezelius anlässlich einer antiquarischen Erkundungsgreise durch die Insel Öland erwähnt. Er erhielt den Namen nach dem Dorf Karlevi, Vickleby sn, und befindet sich heute nahe der ursprünglichen Fundstätte westlich von Karlevi auf freiem Feld, ca. 300 m vom Kalmarsund entfernt. Aus einer späteren Aufzeichnung (Ahlqvist 1822) geht hervor, dass er am Fuss einer Grabanlage gestanden hat, bevor er auf einen kleinen künstlichen Hügel gesetzt wurde. Der Name des heutigen Dorfes führt auf ein *karlaby zurück, was sich mit „Dorf der Mannschaft“ übersetzen lässt (karla- „Krieger niederen Ranges, im Dienst einer Obrigkeit“). Das zugrundeliegende Appelativ dürfte sich auf eine militärische Organisationsform beziehen und somit „eine Art vorgeschichtlicher Garnison“ bezeichnen (Andersson 2000: 274f.). Das Denkmal besteht aus Smålands-Porphyr (früher fälschlicherweise als Granit bzw. Sandstein angegeben) und ist nahezu quadratisch mit abgerundeter Spitze (Höhe über dem Boden 137 cm, Durchmesser 68-72 cm). Die Inschrift mit 10-12 cm hohen Runen ist in Rahmenlinien gefasst und verläuft im Boustrophedon, beginnend unten in der Mitte des Steins. Sie wendet sich in drei Zeilen nach rechts (Prosateil), und ebenfalls in der Mitte unten ansetzend in sechs Zeilen nach links (metrischer Teil). Prosaische Gedenkformel und Nachruf-Strophe sind durch unterschiedliche Schriftrichtung deutlich voneinander abgehoben und benutzen überdies verschiedene Worttrenner. Auf der Rückseite des Steins (B-Seite) befindet sich eine bisher ungedeutete Inschrift in Majuskeln. Verschiedene Symbole umrahmen den Text: Ein griechisches Kreuz steht vor dem Prosateil, ein lateinisches nach der Majuskelinschrift. Direkt vor dem metrischen Teil und nach der Buchstabenfolge ... NINONI auf der B-Seite befinden sich T-förmige Symbole, die man als liegende Hammerzeichen deuten könnte (Moltke 1985: 272, 322). 102 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden Die Inschrift verwendet die dänische Futhąrk-Variante (abgesehen von N n neben n). Die ą -Rune (Ê) ist noch vorhanden, wird aber nicht konsequent für nasales a geschrieben. Hingegen steht r stets für ʀ, was auf norwegischen bzw. isländischen Einfluss deutet. Die ältere Präposition aft ist bereits durch aiftir ersetzt (Peterson 1996). Es fällt besonders auf, dass Karlevi das gleiche Futhąrk wie der 1987 aufgefundene dänische Malt-Stein ( Jylland) kennt (Thuesen 1990: 14). Die verwendete Futhąrk-Version und Boustrophedon-Technik sprechen für dänische Teilhabe, während sprachliche Züge und insbesondere die Beherrschung skaldischer Kunstregeln eine norwegische bzw. isländische Urheberschaft voraussetzen dürften. Was die Strophe betrifft, so ist kaum davon auszugehen, dass Ritzer und Verfasser identisch sind. c) Nach Ausweis der Runen- und Sprachformen gehört die Hauptinschrift des undekorierten Steins in das späte 10. Jahrhundert (Periode 2.2., Nach-Jellinger Typus). Die Sprache wurde allgemein als westnordisch identifiziert, doch finden sich zugleich ostnordische Merkmale, so dass eine eindeutige sprachareale Zuordnung bei genauerer Betrachtung schwierig ist (Marold 2000: 280f.). Die Normalisierung unter Rubrik e) folgt der westnordischen Sprachnorm, doch sind die fehlenden Umlaute in rógstarkr und Danmarku beibehalten. d) (A) + stain : sasi : ias · satr · aiftir · siba [· …] : kuþa · sun · fultars ︲ inhąns liþi ︲ sati ︲ at ︲ u ︲ tausaiþ ︲ ̣ […] +: fulkin : likr : hins : fulkþu : flaistr [: ] uisi : þat · maistar · taiþir : tulka þruþar : traukr : i : þaimsi · huki : munat : raiþ : uiþur : raþa : ruk : starkr i [: ] tanmarku : ąịntils : iarmun · kruntar : urkrąntari : ląnti (B) ... NINONI + ... EH + e) Steinn sási es sattr eptir Sibba [...] góða, son Foldars. En hans liði satti at [...] Folginn liggr hinns fylgðu - flestr vissi þat - mestar dæðir, dolga Þrúðar draugr í þeimsi haugi. Munat reið-Viðurr ráða rógstarkr í Danmarku Endils iarmungrundar ørgrandari landi. 103 26. Karlevi Prosa: Vor kuþa in Z. 2 fehlen 3-4 Runen. Grammatikalisch bietet sich am ehesten eine Ergänzung durch Artikel hin oder þąn an. Dann würde kuþa als Adjektiv in bestimmter Form mit vorangestelltem Artikel aufzufassen sein. Ältere Vorschläge, die kuþa als Akk. zu goþi m. „Priester, Gode“ stellen, müssen aus zeitlichen wie religionsgeschichtlichen Gründen aufgegeben werden. Der Name Foldarr/ Fuldarr ist im Altnordischen sonst nicht belegt, kommt aber wahrscheinlich als nordischer Name in England vor (Peterson 2007: 71 s. v.). Der zweite Teil der Prosaeinleitung ist nicht restlos erklärt; liþi wurde als liþi m. „Gefolgsmann“ interpretiert und wäre dann mit dem Steinsetzer zu identifizieren, dessen Name wohl deshalb nicht genannt wird, weil seine Beziehung zum Toten klar war (zur Forschungssituation zusammenfassend Marold 2000: 276f.). f) „Dieser Stein ist gesetzt zum Gedenken an Sibbi [den] Guten, Foldars Sohn. Und sein Gefolgsmann setzte [...] Verborgen liegt er, - das wissen die meisten - dem die grössten Taten folgten, der Baum/ das Gespenst der Kampfgöttin [der Krieger], in diesem Hügel. Nie wird ein kampft üchtiger Seefürst makelloser als er über dänisches Land gebieten.“ dolga Þrúðar draugr: Þrúðr = Name einer Tochter von Thor, eigtl. „Kraft“, hier als Heiti für „Walküre“ (vgl. ‚Grímnismál‘, Str. 36); draugr m. „Baum“, Grundwort in einer Umschreibung für „Krieger“, in prosaischer Überlieferung aber auch „Gespenst; Bewohner eines Grabhügels“. Endils iarmungrundar reið-Viðurr: Viðurr = Odinsname + reið f. „Wagen“; Endill = Name eines (sagenhaften) Seekönigs; iarmungrund f. „weites Land; Erde“ (vgl. ‚Beowulf ‘, V. 859: eormen-grund; ‚Grímnismál‘, Str. 20: iormun-grund). Endils iarmungrundar = Meer, d.h „Gott des Wagens des Meeres = Schiff “ = Seefahrer, Wikingerführer. g) Die Dróttkvætt-Strophe von Karlevi entspricht allen Regeln des skaldischen Versmasses sowohl in Hinblick auf die Setzung der Stab- und Binnenreime wie der Anzahl von Silben und Hebungen in jedem der acht Kurzverse. Zwar enthält die Zeile 3a statt der regelrechten sechs Silben deren sieben, jedoch mit erlaubter Auflösung in der Eingangssenkung (munat), und auch der Abvers 3b wäre insofern nicht normgerecht, als das vierte Versglied hier nicht aus einer schwachtonigen Silbe besteht, sondern von einem dreisilbigen Substantiv mit Stammbetonung besetzt ist (Danmarku). Bei Substantiven und Eigennamen im Versschluss ist dies jedoch gestattet (vgl. Sievers 1893: § 3; von See 1967: 45). Sibbi Foldarson, ganz unzweifelhaft ein ranghoher Mann, wird in der ersten Halbstrophe als draugr der Walküre bezeichnet. Das Substantiv draugr kann als Grundwort in einer Krieger-Kenning stehen, ist aber auch in der Bedeutung „Gespenst, Wiedergänger, Bewohner eines Grabhügels“ belegt. Ob eine bewusste Mehrdeutigkeit vom Dichter intendiert ist, lässt sich kaum entscheiden, aber es fällt auf, dass die gewichtigen Glieder der Aussage ihre Ausdruckstelle ganz am Ende der Halbstrophe erhalten. Peter Foote wollte in seiner feinsinnigen Inter- 104 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden pretation der Inschrift „mit Absicht einen Klang von Abwehrzauber“ heraushören, dergestalt dass „sie [die Kenning] - doppeldeutig, aber durch den Reim draug- : haugsorgfältig betont - eine Verbindung zwischen dem Insassen und dem Grab herstellt.“ (Foote 1985: 327). In der zweiten Halbstrophe wird der Geehrte in zweierlei Funktion angesprochen: als Seefahrer und als Gebieter über Land in Dänemark. Seine Qualitäten als Herrscher hebt stilistisch eine Unmöglichkeitsfigur hervor: Munat ørgrandari ... „Niemals wird ein makelloserer Seefürst- ...“ Edith Marold spricht von einem „Unvergleichlichkeitstopos“ (1998: 670), doch handelt es sich bei diesem rhetorischen Schmuckelement präziser gesagt um ein Adynaton. Die Figur erfüllt runeninschriftlich (vgl. Nr. 16 Tillitse) wie skaldisch dieselben Gebrauchsfunktionen: sie steht in Totengedichten und dient enkomiastischen Zwecken. Zu vergleichbarer Ausdrucksweise greift Arnórr jarlaskáld in mehreren Preisstrophen auf König Magnus den Guten (gest. 1047). So heisst es in den abschliessenden Verszeilen der ‚Magnúsdrápa‘ oder ‚Hrynhenda‘: Skjǫldungr, mun þér annarr aldri œðri gramr und sólu fœðask. (Skj. B 1: 311) „Herrscher, ein zweiter Fürst, herrlicher als Du, wird niemals unter der Sonne geboren werden.“ Wie Bjarne Fidjestøl gezeigt hat, erweist sich rhetorisches Pathos dieser Ausprägung geradezu als Propagandamittel norrøner Königsideologie, zumal wenn der Tod des Herrschers in apokalyptische Dimensionen gerückt wird (Fidjestøl 1982: 191-193; hier zugleich Hinweise auf weitere Adynatabelege in der Skaldik). Vgl. zum Problembereich ausführlicher Naumann 2002: 128ff. Der öländische Stein von Karlevi führt das Metrum in einer klassisch durchgebildeten Nachrufstrophe vor und liefert zugleich das erste zeitgenössische und somit originale Zeugnis für die Dichtform. Vergleicht man sie mit dem frühest datierten normgerechten Dróttkvætt-Gedicht aus handschriftlicher Tradition, Þorbjǫrn hornklofis fragmentarischer ‚Glymdrápa‘, Ende des 9. Jahrhunderts zugeschrieben, so lassen sich rein formal gesehen weder Unterschiede in der Hendingtechnik noch im Kenninggebrauch feststellen. Eine ganz andere Ausdrucksabsicht als die des Karlevisteins liegt hinter dem Dróttkvætt-Zweizeiler auf der Kupferdose von Sigtuna (hier Nr. 135), der in den gleichen Zeithorizont um 1000 zu gehören scheint, aber auf einen schwedischen Urheber schliessen lässt. Ansonsten ist das Metrum runeninschriftlich nur durch die bisher bekannt gewordenen späten norwegischen Dróttkvætt-Zeugnisse des 13. und 14. Jahrhunderts belegt, die hauptsächlich aus dem Fundgut von Bergen stammen. Es hat nicht am Versuch gefehlt, auch der Prosawidmung der Inschrift Versförmigkeit zuzuweisen. Bereits anlässlich der Karlevi-Edition von Söderberg in ‚Ölands runinskrifter‘ (SRI 1) hatte Sophus Bugge in seiner Rezension mit Hilfe verschiedener Konjekturen vorgeschlagen, die einleitenden Zeilen 1-3 105 27. Gårdby als „kunstloses Fornyrðislag“ zu lesen (Bugge 1900: 2). Dieser Ansatz wurde erst nahezu einhundert Jahre später von Evert Salberger weiterverfolgt. In einer grossangelegten Studie suchte er nicht nur ein - freilich hypothetisches - Namenproblem zu lösen, sondern er kommt zur Auffassung, dass es sich auch bei den Einleitungszeilen um eine vollständige Strophe in „primitivem Ljóðaháttr“ mit mehreren Anreimungen handle (Salberger 1997: 114). Bei allem philologischen Scharfsinn bleibt die Frage grundsätzlich unbeantwortet, warum konzeptuell unbefriedigende metrische Verfahren mit der planvollen Durchsetzung einer hochartifiziellen Dichtungsform im gleichen inschriftlichen Kontext korrelieren sollten. Literatur: SRI 1, 14-47 (Abb.), Tillägg 134-142; DR 471-476, Tillæg 594, Atlas 1006-1016; Brate-Bugge 1891: 260ff.; Wimmer I, 1, 1907-1908: CXIVff.; Brate 1898: 70; Bugge 1900: 2ff; Olrik 1897: 107ff.; Gering 1906: 141ff.; Moltke 1932: 279ff.; Jacobsen-Moltke 1933: 71ff.; Olsen 1957; Frank 1978: 29, 121, 128f.; Nielsen 1983: 212f.; Jansson 1984: 139ff.; Foote 1985: 322f., 327 (Abb.); Moltke 1985: 320ff. (Abb.); Salberger 1997: 88ff.; Marold 2000: 275ff.; Jesch 2001: 1ff. (Abb.); Widmark 2001: 112f.; Wulf 2003: 972f.; Düwel 2008: 134f; Düwel 2013: 50ff. 27. Gårdby a) Öl 28; Jansson 1947: 193; Nilsson 58; (Taf. 17) b) Runenstein. — Der Stein befindet sich auf dem Friedhof von Gårdby, Gårdby sn, Möckleby hd, südöstlich der Kirche. Er wurde erstmals 1741 in Linnés ‚Öländska och Gothländska Resa‘ erwähnt. Sein ursprünglicher Standort ist unbekannt. Der Stein ist nur 10 cm dick und besteht aus grauem Kalkstein (Höhe ca. 146 cm, grösste Breite ca. 112 cm). Die links unten ansetzende Inschrift verläuft in einem Band, das den Kanten des Steins folgt. Die versförmige Zeile verläuft von unten nach oben im Fussteil eines Kreuzes, welches das Zentrum des Steins schmückt ( Jansson fig. 2). Die Höhe der Runen beträgt zwischen 7-20 cm. Die Lesung von Söderberg (SRI 1) ist heute aufgegeben und durch Jansson 1947 bzw. im Anschluss Salberger 1995b ersetzt (s. unten). Hier wird der Lesung von Jansson der Vorzug gegeben. c) Der ornamentalen Gestaltung zufolge (Gräslund) gehört der Stein mit einer gewissen Unsicherheit zur Stilgruppe Pr 2, d. h. wahrscheinlich in die Zeit ca. 1020-1050. Ritzer: Brand, signiert. d) harþruþr + raisti + stain + þinsa + aiftiʀ + sun + sin + sṃiþ + trak + kuþan + halfburin + bruþiʀ ans + sitr + karþum brantr + rit- + iak þu raþa + khn 106 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden Jansson liest im Versteil einwandfrei rit , Nilsson 58 und Salberger 1995b hingegen riti . e) Hærþrūðr ræisti stæin þennsa æftiʀ sun sinn Smið, dræng gōðan. Halfburinn, brōðiʀ hans, sitr Garðum. Brandr rētt hiogg , þȳ rāða kann. Prosa: Die Diskussion dreht sich darum, ob Part. prät. Halfburinn als Appelativum „halbgeboren, d. h. Halbbruder“ oder als Personenname zu interpretieren ist. Möglicherweise ist der Name repräsentiert auf dem Runenblock von Brössike (Sö 195; vgl. Peterson 2007: 103 s. v.). Mit Garðar/ Garðir m. Pl. ist aschwed. Garðarīki gemeint, d. h. die Siedlungsgebiete der Rusen (Waräger) in Osteuropa während der Wikingerzeit und im Mittelalter. f) „Hærþrūðr errichtete diesen Stein zum Gedenken an ihren Sohn Smiðr, einen wohlgeborenen drængʀ. Halfburinn, sein Bruder, sitzt in Garðar. Brandr ritzte (hieb) richtig, / deswegen kann man deuten.“ g) Die Interpretation von Jansson intendiert, dass Brandr der Ritzer ist und es sich somit um eine signierte Inschrift handelt. Salberger (1995b: 119) hatte vorgeschlagen, den Namen zur Prosa zu stellen und liest den Versteil: Rētt [ī] hiogg , þȳ rāða kann. Trotz unterschiedlicher Lesarten bliebe der metrische Status der beiden schlichten Fornyrðislag-Halbzeilen gewahrt. Janssons Versgestalt ist jedoch der Vorzug zu geben, da der Komplex brantr … khn eine klar abgegrenzte epigraphische Einheit im Fuss des Kreuzes bildet. Källström (2007) hat ergänzend darauf aufmerksam gemacht, dass die Ortsangabe karþum nicht vollständig im Runenband Platz gefunden hatte, sondern dass der Wortt eil þum in Gegenrichtung zur Hauptinschrift ausserhalb der Randlinie angebracht wurde. Zur Frage der Poetizität der Inschrift hat Bianchi (2010) die Beobachtung beigetragen, dass das Adverb þȳ im wikingerzeitlichen Inschriftenmaterial selten auftritt und dann an Hochstatusdenkmäler bzw. Versinschriften gebunden ist, z. B. hier Nr. 38 Nöbbele (Sm 16) und Nr. 107 Bällsta (U 226). Die Selbstversicherung runischer Kompetenz im Topos vom „richtigen Ritzen“ findet sich übrigens bereits in einer Zeile im ‚Beowulf ‘ (V. 1695), wenn es von der Verzierung eines Schwertgriffs heisst: þurh rūnstafas / rihte gemearcod „with runes properly marked“. Literatur: SRI 1, 89-93, Pl. XVIII; Brate-Bugge 1891: 252ff.; Jansson 1947: 186ff. (Abb.); Jansson 1984: 64f.; Salberger 1995b: 103ff. (Abb.); Källström 2007: 343f.; Bianchi 2010: 180 (m. Anm. 13). 107 28. Lerkaka 28. Lerkaka a) Öl 37; Nilsson 69; (Taf. 18) b) Runenstein. — Der Stein befand sich bei der Erstbeschreibung in liegender Lage südlich des Dorfes Lerkaka, Runstens sn, Runstens hd, nahe der Landstrasse und wurde in neuerer Zeit am alten Fundort wiederaufgerichtet. Die Inschrift war Ende des 17. Jahrhunderts noch vollständig erhalten (Zeichnungen Rhezelius, Hilfeling u. a.). Nach Rhezelius 1634 soll er ehemals in einer Brücke verbaut worden sein. Im jetzigen Zustand ist der Stein im linken unteren Viertel beschädigt, so dass betreffende Teile der Inschrift nach den älteren Aufzeichnungen ergänzt werden müssen. Er besteht aus grauem Kalkstein (liegende Länge 260 cm, Dicke 126 cm). Die Runenhöhe variiert zwischen 10-12 cm. Das Prosa-Segment beginnt rechts oben im Schwanz eines Runentiers und folgt in einem Rahmenband der Steinkante. Der versifizierte Teil, ebenfalls rechts ansetzend, verläuft in einem inneren Band. (Öl 37, Pl. XXIII, gibt den Stein in falscher Lage wieder.) c) Der ornamentalen Gestaltung zufolge (Gräslund) gehört der Stein zur Stilgruppe Pr 3, d. h. in die Zeit ca. 1045-1075. d) olafʀ × auk × kamal × auk × sagsi × raistu × stain × þina × aftiʀ × [un × faþur × sin × kai]ʀ̣ui lit × at × bonta × sin × hiarsu[k] kubl þsi fiaʀun olafʀ hefnt[i at miomu ati un hiar hal]f ̣ an by e) Ōlafʀ ok Gamall ok Saxi ræistu stæin þenna æftiʀ Unn, faður sinn. Gæiʀvī lēt at bōnda sinn hiarsug kumbl þessi. Fēaʀ-Unn Ōlafʀ hæfndi at Muhumaa(? ). Ātti Unn hiar halfan bȳ. f) „Ōlafr und Gamall und Saxi errichteten diesen Stein zum Gedenken an Unnr, ihren Vater. Gæirvī liess zum Gedenken an ihren Gatten diese kumbl hier [machen]. Den Fēar-Unn („Reich-Unnr“) rächte Ōlafr bei miomu . / Unnr besass hier / das halbe Dorf.“ g) Allgemein rechnet man, wie bereits Brate zu Öl 37 vorgeschlagen hatte, mit einer Halbstrophe im Fornyrðislag. Im ersten Verspaar könnte nach Brate Vokal mit anlautendem halliterieren (Ōlafʀ : hæfndi). Für metrischen Status spricht in jedem Fall die Wortfolge im Anvers mit vorangestelltem, d. h. ausgeklammertem Akkusativobjekt, das hier durch einen sog. Präfixbeinamen (Fēaʀ-Unn) besetzt ist (vgl. Källström 2007). Die Wortfolge im Anvers des zweiten Verspaares mit ausgeklammertem Prädikat spricht ebenfalls für Versförmigkeit. Die Angabe at miomu Dat. Sg. könnte sich auf einen Ortsnamen beziehen, vielleicht auf die Insel Mon, östlich von Ösel, estnisch Muhumma, Muhho, Mohumaa. Die Runenfolge ist 108 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden allerdings unsicher und wurde sehr verschieden gelesen. Skeptisch äussern sich Williams (1990: 22) und Salberger (1994: 89ff.); vgl. auch Peterson (2007: 326 s. v.). Von metrischem Standpunkt aus liesse sich mit Brate argumentieren, dass der Beiname bewusst gesetzt wurde, um die Alliteration auf fin einem entsprechenden Ortsnamen zu gewinnen. Salberger hingegen möchte aus der Zeichenfolge at miomu eine „runenschwedische Lokalphrase“ (at midhiom mo „vid mitten av mon“) erschliessen und rekonstruiert seiner metrischen Methode entsprechend eine „Halbstrophe im Ljóðaháttr“ (Salberger 1994: 99). Literatur: SRI 1, 101f.; Fig. XXIII; Williams 1990: 22; Salberger 1994: 85ff.; Källström 2007: 239 m. Anm. 264. 29. Bägby a) Öl 39; Nilsson 72; (Taf. 19) b) Runenstein. — Der Stein von Bägby, Gärdslösa sn, Runstens hd, befand sich einer Mitteilung von Rhezelius zufolge ursprünglich in der nördlichen Brücke von Bägby und wurde 1634 an deren südlichem Brückenkopf aufgestellt. Heute steht er in einer Mauer westlich der Strasse. Er ist 2 m hoch, am Fuss 106 cm breit und 18 cm dick und besteht aus grauem Kalkstein. Die Höhe der Runen beträgt 8 cm. Die deutlich lesbaren Zeichen verlaufen links unten ansetzend in einem Band längs der Kanten. c) Der ornamentalen Gestaltung zufolge (Gräslund) gehört der Stein zur Stilgruppe Pr 2, d. h. in die Zeit ca. 1025-1050. d) × suaịṇ kiarþi × iftiʀ × sin × faþur × uikar × sun × ainiki × sialfʀ × raisti × stain × e) Svæinn gærði æftiʀ sinn faður, Vīkar, sunn æinigi sialfʀ ræisti stæin. f) „Svæinn machte (dies) zum Gedenken / an seinen Vater, Vīkarr; / der einzige Sohn / errichtete selbst den Stein.“ g) Die Herstellung der Halbstrophe geht auf Bugge zurück, der ihren zweiten Teil für einen gesicherten Vers hielt. Auf poetische Form im ersten Halbvers deutet nach Bugge aber auch das Verb gærði, das hier objektlos steht. Auff ällig sind bei dieser Interpretation die durchlaufenden s-Stäbe in den Eingangshebungen. Eine andere Lesart für den Halbvers 2 bietet Wulf. Er rückt æftiʀ in den Auftakt und liest: æftiʀ ′sinn faður ′Vīkar. Für vergleichbare schwere Füllungen der Senkungen führt Wulf eine Reihe von runischen Belegen an, unter denen eine Langzeile auf 109 30. Södra Kvinneby dem Stein von 104. Råcksta (U 208) im Abvers das exakte Gegenstück zu Öl 39 bietet: ′syniʀ ′algōðiʀ / at ′sinn faður ′Sterkār. Literatur: SRI 1, 103f., Fig. XXV; Brate-Bugge 1891: 251f.; Wulf 2003: 981f. 30. Södra Kvinneby a) Nilsson 52; Lindqvist 1987: 23; Öl SAS 1989: 43 b) Kupferblech-Amulett. — Die mit Runen beschriftete kleine Metallplatte aus Kupfer wurde 1955 aufgefunden und stammt von einem Villengrundstück aus Södra Kvinneby, Stenåsa sn, Möckleby hd, belegen auf der östlichen Seite von Öland. Gleichzeitig wurden zwei vorgeschichtliche Gräber aufgedeckt, denen die Inschrift vermutlich zugeordnet werden kann. Im Jahre 1957 wurde der Fund dem damaligen Reichsantiquar Sven B. F. Jansson übergeben, der ihn anschliessend erstmals beschrieb ( Jansson 1957). Das Metallstück ist nahezu quadratisch und misst nur 52 × 49 mm. Die Runenhöhe beträgt ca. 7 mm. In der Mitte der einen Seite findet sich ein Loch, das eines der Zeichen (Rune 30) beschädigt hat und demnach später gebohrt wurde. Man geht nicht fehl in der Annahme, dass das kleine Blech wie ein Amulett an einer Schnur getragen wurde. Oberfläche und Kanten ist offenbar durch längeren Gebrauch abgenutzt. Trotz des kleinen Formats handelt es sich mit insgesamt 143 Zeichen um eine vergleichsweise lange Inschrift, die im Boustrophedon verläuft, auf der A-Seite fünf gerahmte Zeilen und vier auf der B-Seite enthält und im dänischen Futhąrk mit gewissen Modifikationen verfasst wurde (vgl. weiter Grønvik 1992: 80f.; Louis-Jensen 2005: 194f.). Der eindeutig bestimmbare metrische Teil bildet den Abschluss der Inschrift und beginnt mit den Runen 92- 94 fly in Zeile B1. Nach den beiden Runen um von Zeile B4 ist rahmenfüllend ein Fisch eingeritzt. Aufb ewahrungsort: Statens historiska museum, Stockholm. c) Der Graphembestand der Inschrift deutet auf eine Entstehung im 11. Jahrhundert. Für eine genauere Zeitstellung fehlen jedoch die Anhaltspunkte. Gegen eine spätere Datierung sprechen vor allem religionsgeschichtliche Erwägungen. d) (A1) × hiristik þiʀ birk (A2) bufi meʀ fultihu (A3) þis þeʀ uis in bral (A4) tilu fran bufa þor keti h (A5) ans miʀ þem hamri sam huʀ (B1) hafi kam fly fran iluit (B2) feʀ eki af bufa kuþ iʀu (B3) untiʀ hanum auk yfiʀ han (B4) um 110 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden Prosa: Die hier vertretene Lesung orientiert sich an der Transliteration von Westlund (1989: 43). Den Anfang von Zeile A1 bilden Binderunen bzw. Doppelrunen, die nicht mit Sicherheit aufgelöst werden können. Westlund schlägt allerdings vor, die entsprechenden Zeichen 1, 3, 5 und 9 als Einfachbuchstaben h , r , s und þ zu lesen (d. h. mit sprachlich irrelevanten Beistäben): hir Adv. hǣr/ hēr/ hiar „hier“; risti Präs. Konj. bzw. Prät. Ind. rīsti „ritze/ ritzte“; Runenfolge 7-8 ik ergibt durch Doppellesung von i Pron. ek „ich“. Die Zeichenreihe 12-15 birk wird als Substantiv berg Akk. f. erklärt und zu altwestnord. bjǫrg „Schutz“ gestellt. Auch die Lesung der Runenfolge 20-32, Zeile A2/ A3 meʀfultihuþis ist wegen Doppelrunen nicht sicher, hat aber keinen Einfluss auf die Interpretation des metrischen Teils. Ebenfalls problematisch ist die Runenfolge 79-91, Zeile A5/ B1 samhuʀhafikam . Westlund verzichtet auf eine Deutung, doch hatte Nilsson (1976: 238) die akzeptable Lesung sam ūʀ hafi kom „which came from the sea“ vorgeschlagen, die hier lautlich modifiziert übernommen wird. Westlunds Interpretation der Prosa, die sich teilweise auf Nilssons Ansatz stützt, unterscheidet sich grundsätzlich von den spekulativen und z. T. sehr phantasievollen Auslegungen, die Lindqvist (1987) und Grønvik (1992) geboten haben. Wenn auch gewisse Zweifel bleiben, geht seine Transkription offenkundigen Fehllesungen und entsprechenden Missdeutungen weitgehend aus dem Weg und liefert einen plausiblen Erklärungsrahmen für die Funktion des Inschriftenträgers als Schutzamulett. e) Hǣr rīsti ek þǣʀ berg, Bōfi, með [...] þǣʀ eʀ vīss. En brā [h]aldi illu frān Bōfa. Þōrr gǣti hans meʀ þēm hamri sem ūʀ hafi kom. Flȳ frān illvǣtt! Fǣr ækki af Bōfa. Guð eʀu undiʀ hānum ok yfiʀ hānum. f) „Hier ritze (oder: ritzte) ich dir Schutz, Bōfi, mit [...] ist für dich sicher (gewiss). Und der Blitz möge Böses von Bōfi fernhalten. Thor schütze ihn mit dem Hammer, der aus dem Meer kam. Fliehe hinweg, böses Wesen! / Es bekommt (oder: du bekommst) nichts von Bōfi. Es sind Götter unter ihm / und über ihm.“ g) Die Meinungen zur Metrizität der Inschrift divergieren erheblich. Während Nilsson (1976: 243ff.) aus dem Abschnitt Þōrr gǣti ... yfiʀ hānum mit Hinweis auf die vorkommenden Binnenreime vier Langzeilen im Dróttkvætt (genauer Hrynhent) rekonstruierte, legte Lindqvist (1987: 76ff.) unter dem Titel ‚Lobgesang an die Göttin Jord‘ eine metrische Gesamtfassung vor, in welcher sich seiner Auffassung nach Versteile im Ljóðaháttr und Fornyrðislag durchmischen. Grønvik hingegen, der den Text als religiöses Zeugnis, d. h. als heidnisches Gebet gegen Pocken verstanden haben wollte, sah weder Verse noch Strophen, sondern erkannte der eigenen Textherstellung lediglich den Status von „høyprosa med 111 30. Södra Kvinneby visse tilløp til stavrim och rytme“ zu (1992: 81). Westlund (1989: 50) wendet sich gegen Lindqvists elaboriertes poetisches Konzept, spricht aber im übrigen der Inschrift, deren magische Funktion er ausdrücklich hervorhebt, stabreimenden und rhythmischen Charakter keineswegs ab. Jonna Louis-Jensen (2001: 111ff.) nimmt Grønviks Lesung zum Ausgangspunkt ihrer Analyse und legt zu Einzelheiten neue Deutungsvorschläge vor, doch werden metrische Probleme nicht explizit berücksichtigt. Ihrer Textherstellung (2001: 112; zuletzt 2005: 194) sind, abgesehen von den letzten vier Zeilen, jedenfalls keine metrischen Parameter zu entnehmen. Die Funktion des Amuletts sieht sie in der eines magischen Mittels bei einer Kur gegen eine Hautkrankheit. Am Rande sei Krause erwähnt, der Kvinneby in seinem runologischen Leitfaden von 1970 kurz streifte. Er nahm keine Stellung zur Metrik, sondern begnügte sich mit der etwas kuriosen Notiz: „Es handelt sich bei dieser Inschrift zweifellos um einen Fischzauber, der sich gegen einen Mitfischer, einen ‚Buben‘ (bove) richtet, den ‚Thor holen möge‘.“ (1970: 56). Die bisher vorgelegten metrischen Rekonstruktionen rekurrieren jeweils auf mehr oder weniger subjektive Textherstellungen und kommen zu entsprechend unterschiedlichen Ergebnissen. Auch der hier vertretene Analyseversuch muss sich auf die unter e) wiedergegebene Lesung stützen und wird von deren Kriterien bestimmt. Demnach wäre zunächst ein längerer Prosateil von einem sicher versförmigem Segment zu trennen, das mit der stabtragenden Rune 92 f in fly auf der B-Seite beginnt. Der Prosateil wiederum zerfällt dem Sinn nach in zwei Abschnitte. Zunächst wendet sich ein Sprecher (Ritzer) in der „ich“-Form an den Adressaten und verheisst mit dem Alliterationspaar berg : Bōfi Schutz. Versförmig ist die Aussage dennoch nicht. Der folgende Abschnitt, der ein formelhaftes Schutzgebet, verbunden mit einer Thor-Anrufung bringt, wechselt in die dritte Person. Er enthält zwar zwei Alliterationspaare (brā : Bōfa, hamri : hafi), lässt aber kein konkret rhythmisches Muster erkennen. Die Wortfolge ist Normalsyntax, und es fehlen Merkmale einer prosodischen Gliederung. Ins Gewicht fällt bei einer Beurteilung, dass sich die Thor-Anrufung verwandter Zeugnisse ganz anders, nämlich pointiert rhythmisch-metrisch ausdrückt. Man vergleiche mit der Canterbury-Formel (Nr. 25) und mit der Inschrift vom Sigtuna-Amulett (Nr. 136): Þōr wīgi þik, Þōr sārriðu þursa drōttin! þursa drōttin. (Canterbury) (Sigtuna) Der hier metrisch dargestellte Teil, eine Halbstrophe im Fornyrðislag , beinhaltet den Exorzismus. Dieser wird, worauf schon Lindqvist (1987: 29) hingewiesen hatte, mit einem Imperativ als Stabträger eingeleitet (flý : fǣr). Nur in diesem Segment ergeben sich formal wie z. T. auch inhaltlich unübersehbare Parallelen zu Canterbury (Far þū nū! / Fundinn æstu.) und Sigtuna (Fliū þū nū! / Fundinn 112 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden is.). Im betreffenden Halbvers wird der Krankheitsdämon als illvætt „böses Wesen, Unhold“ umschrieben. Lindquists Vorschlag, in der Bildung einen endungslosen Vokativ, zusammengesetzt aus anord. ill- „böse“ und vættr f. „Wesen, Wicht“ zu sehen (1987: 29, 32f.), ist allgemein akzeptiert worden. Anders als bei Lindquist wird die Runenfolge fran hier aber nicht als Adjektiv, sondern mit Grønvik (1992: 79) als adverbial verwendete Präposition „hinweg, fort“ aufgefasst. Das letzte Verspaar ist in der Deutung unumstritten, wobei mit guð n. Pl. unzweideutig die heidnischen Götter gemeint sind. Metrisch ist die Zeile jedoch insofern problematisch, als sich die Ikten auf die präpositionalen Stäbe undiʀ : yfiʀ stützen. Man müsste wohl mit emphatischer Betonung rechnen. Die Fischfigur, mit welcher der Ritzer die Inschrift beschliesst, hat bisher keine befriedigende Erklärung gefunden. Man sollte aber davon ausgehen, dass sie keine rein ornamentale Funktion erfüllt, sondern in irgendeiner Weise auf die Botschaft des Textes Bezug nimmt. In seiner Rezension von Lindquist 1987 hatte Hultgård (1988: 143) den Gedanken geäussert, dass die Figur u. U. auf eine rituelle Handlung anspielen könnte, gleichzeitig aber darauf verwiesen, dass das Fischsymbol auch in einem dezidiert christlichen Kontext denkbar wäre. Mit der Annahme einer Addition von paganen und christlichen Vorstellungen und Zeichen im Umkreis von Schutz- und Abwehrriten wäre die eigenartige Inschrift von Södra Kvinneby als Zeugnis synkretistischer Vorstellungen im 11. Jahrhundert zu werten. Literatur: Jansson 1957: 74ff. (Abb.); Krause 1970: 56; Nilsson 1976: 236ff. (Abb.); Lindqvist 1987 (Abb.); Hultgård 1988: 137ff.; Westlund1989: 25ff. (Abb.); Grønvik 1992: 71ff; Louis-Jensen 2001: 111ff. (Abb.); Louis-Jensen 2005: 193ff.; Düwel 2008: 136. Gotland 31. Ardre 3 a) G 113; Snædal 2002: 72; (Taf. 20) b) Runenstein. — Das Denkmal besitzt die Form eines Bildsteins und besteht aus grauem Sandstein (Höhe 84 cm, Breite zwischen 48-67 cm, Dicke 5,3-6 cm). Es handelt sich um einen Fund, der im Sommer 1900 zusammen mit anderen Runensteinen bei Reparationsarbeiten unter dem Boden der Kirche von Ardre, Ardre sn, Kräklinge ting geborgen und anschliessend in Statens Historiska Museum verbracht wurde. Der Stein enthält auf beiden Seiten je ein Reliefbild, das an den Kanten von einem Inschriftband umgeben ist. Die Bilddarstellung auf 113 31. Ardre 3 Seite A wird von zwei ineinander verschlungenen Tieren eingenommen und zeigt innerhalb der Verflechtungen zwei kleine menschliche Figuren. Die Verzierung auf Seite B wird durch ein einziges, eigentümlich gewundenes Tier gebildet. Ausführliche Beschreibungen beider Bildseiten liefert Sune Lindqvist (1941: 21), zur Seite A mit ikonographischer Analyse vgl. zuletzt Oehrl (2006: 91ff.). Das sorgfältig angelegte Runenband, welches die Bilddarstellungen beidseitig umgibt, ist nur 2-3 cm breit und die Runenhöhe entsprechend klein. Deutlich grösser ist der Querbalken auf Seite B, der die Signatur des Ritzers enthält. Die unteren Bänder beider Inschriftseiten werden an den Ecken durch kreuzförmige Ornamente begrenzt. Ansonsten beinhaltet das Denkmal weder eine christliche Aussage noch christliche Symbole. Aufbewahrungsort: Deponie aus Statens Historiska Museum in Gotlands Fornsal, Visby. c) Der Stiltypologie von Gräslund entsprechend käme möglicherweise Pr 3, d. h. die Zeit ca. 1045-1075, in Frage. Samnordisk runtextdatabas datiert Ardre 3 jedoch in die ausgehende Wikingerzeit, ca. 1100-1130. Ritzer: Līkraifʀ, signiert. d) (A) ᛭ utar + ak + kaiʀuatr + ak + aiuatr + þaʀ + setu + stain + ebtir + liknaṭ + faþur ᛭ sen + (B) ᛭ raþialbr + ak + kaiʀaiauṭ- + þaiʀ kiarþu + merki + kuþ + ubtir + man + saaran ᛭ likraibr + risti + runaʀ Verwendet sind die normalen dänischen Runen. In utar und kuþ steht u als Zeichen für den langen o-Laut, nach Wessén (SRI 11: 207) ein altertümlicher Zug. Die Kopula „und“ wird ak geschrieben (für auk ); in þaʀ auf Seite A ist ein i ausgelassen (für þaiʀ) . Das Pron. sen von Ende Seite A fand offenbar keinen Platz im Text und steht ausserhalb des Ornaments. In kaiʀaiauṭ- Seite B ist a nach ʀ Fehlritzung für n ; dasselbe gilt für a nach s in saaran Seite B. e) Ōttarr auk Gaiʀhvatr auk Aihvatr þa[i]ʀ settu stain eptiʀ Līknhvat, faður senn. Rāðþialfʀ auk Gaiʀ[n]iaut[r], þaiʀ giarðu merki gōð yptiʀ mann s[n]aran. Līkraifʀ rīsti rūnaʀ. f) „Ōttarr und Gairvatr und Aivatr, sie setzten den Stein zum Gedenken an Līknat, ihren Vater. Rāðþialfr und Gairnjautr, sie machten ‚gute Gedenkzeichen‘ (merki) / zur Erinnerung an einen (snaran) Mann. Līkraifr ritzte die Runen.“ g) Die Kommemoration von Līknat (aschwed. Līknhvatr, latinisiert Liknatus, vgl. Peterson 2007 s. v.) endet als Verspaar im Fornyrðislag. Die Alliteration ist beabsichtigt, und die poetische Form wird durch Parallelismus und synonymische Variation gestützt. Die Formel mit mærki und einem mit m anlautenden Wort kommt nach Wulf (2003: 980) nur auf Gotland und in den Mälarlandschaften vor (Uppland, Södermanland, Närke und Västmanland). Der Tote wird als mann 114 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden snaran (Akk.) charakterisiert. Das Adj. anord. snarr „schnell, scharf, gewandt“ kann sowohl körperliche wie geistige Eigenschaften bezeichnen (vgl. auch ae. snear „hurtig“). Die ungewöhnlich namenreiche Inschrift enthält ausser dem Namen des Toten sechs Namen von Männern, die mit der Kommemoration zu tun hatten: neben den drei Söhnen die der beiden Steinmeister und der Runenritzer. Drei der Namen enthalten im Zweitglied das Adjektiv -hvatr „schnell, mutig, männlich“, welches - worauf Wessén (SRI 11: 209) aufmerksam macht - sinnfällig mit dem semantischen Feld von snarr korrespondiert. Der versförmig geschilderte Arbeitsschritt gæra merki gōð meint nicht die Beschrift ung, sondern dürfte sich auf ein „spezielles Moment“ (Källström 2007: 159) bei der Herstellung des beidseitig verzierten Denkmals beziehen. Literatur: SRI 11, 205-209, Pl. 62-63; Lindqvist 1941: 56f.; 87, 89, 95, 122f. (Abb.); Lindquist 1942: 18f., 20f.; Hübler 1996: 65f.; Wulf 1998: 97; Snædal 2002: 72f.; Wulf 2003: 980; Oehrl 2006: 91ff.; Källström 2007: 159, 202, 346. 32. Mästerby a) G 188; Snædal 2002: 77 b) Runenstein, Fragment. — Das erhaltene Bruchstück soll gemäss Svärdström (SRI 12: 129) in der Sakristei der Kirche von Mästerby, Mästerby sn, Banda ting aufb ewahrt sein. Die zum allergrössten Teil verlorene Inschrift wird in SRI 12 und durch Snædal 2002 nach älteren Aufzeichnungen (Linné, Ekdahl, Liljegren) ergänzt. Die Fragmentierung erfolgte zwischen 1741 (Linnés Beschreibung in ‚Iter Gotlandicum‘) und 1826. Nachforschungen nach übrigen Teilen des einst bedeutenden Steins wurden verschiedentlich angestellt, blieben aber bis 1976 ohne Resultat. Die Grösse des bewahrten Fragments aus grauem Kalkstein beträgt 46-42 cm, die Dicke 11 cm. Die gut gehauenen Runen sind zwischen 6-8 cm hoch. c) Nach Svärdström (SRI 12: 134) handelt es sich beim Text um einen „typischen Exponenten“ der ausgehenden Wikingerzeit. Es wird eine Datierung auf Ende 11. Jahrhundert bzw. um 1100 angesetzt. d) [… auk × botaiþr × þaun litu × raisa s… haito × mirki mirlakt eftir man koþ-n · kiarn uaʀ × hann arla × a × kuþ troa × rumshafþ ×] raþẹt × miþ rẹtu m[iug × tyrlak × ta · ta × uam · la · reksþe …]ḅin × sialu h- … [lit × kiarþi stain × uataruek…] Zur Lesung und Rekonstruktion der Inschrift vgl. ausführlich Svärdström (SRI 12: 132f.). Das erhaltene Fragment umfasst R. 87-99 raþẹt × miþ rẹtu m sowie darunter R. 124-133 ḅin × sialu h-… . 115 33. Hogrän e) ... auk Bōtaiðr þaun lētu raisa s[tain]-... haitu(? ) merki merkiligt/ mēr(i)lekt eftiʀ mann gōðan. Giarn vaʀ hann ārla ā Guð trōa ... miuk(? ) dȳrlek ... [hial]pin siālu h[ans] ... giarði stain ... f) „... und Bōtaiðr, sie liessen den Stein errichten ... nannten(? ) (ihn/ es) ein bedeutendes/ rühmenswertes Denkmal / zum Gedenken an einen guten Mann. Gerne war er früh dabei, an Gott zu glauben ... sehr(? ) prachtvoll ... möge seiner Seele helfen ... machte den Stein ... “ g) Die ursprünglich sehr lange (auf ca. 5 m geschätzte! ) und originelle Inschrift enthält neben alliterierender Prosa (Giarn vaʀ hann ārla ā Guð trōa) ein Verspaar mit der verbreiteten mærki-Formel. Der Versteil ist gut lesbar. Verloren ist u. a. der Name des Toten und desjenigen/ derjenigen, welche zusammen mit der Bōtaiðr den Stein errichten liessen. Die Runenfolge mirki mirlakt liest Svärdström als mærki mærkiligt und verweist auf eine parallele Formulierung auf den Stein U 773 ( merki merilit Akk.). Das Adj. wäre nach ‚Svenskt runordsregister‘ (1994: 36 s. v.) dann als Akk. Sg. n. zu runenschwed. mærkilīkʀ „bemerkeswert, stattlich“ zu stellen. Snædal normalisiert den Ausdruck als merki mēr(i)lekt und bezieht das sonst unbelegte Adj. *mēr(i)lekt auf anord. mærr, aschwed. mær „berühmt, rühmenswert“. Denkbar wäre, dass sich der Passus miug × tyrlak , d. h. miuk dȳrlek „sehr prachtvoll“ ebenfalls auf das Prunkdenkmal beruft. Literatur: SRI 12, 129-134, Pl. 46; Snædal 2002: 72f.; Wulf 2003: 980; Düwel 2013: 36. 33. Hogrän a) G 203; Snædal 2002: 78; (Taf. 21) b) Runenstein. — Das Denkmal in Bildsteinsform besteht aus hellgrauem Kalkstein und wurde erstmals in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts auf dem Kirchhof von Hogrän, Hogräns sn, Stenkumla ting registriert (Georg Wallin). Die Inschrift selbst verweist darauf, dass der Stein ursprünglich an einer „Brücke“ stand, doch hat sich bisher keine entsprechende Lokalität in der Umgebung von Hogrän sichern lassen. 1893 wurde der Stein nach Visby in Gotlands fornsal verbracht. Seine Masse betragen 254 cm in der Höhe, 18 cm in der Dicke. Die Runenhöhe im drachenförmigen Runenband beträgt ca. 4-8 cm. Die Inschrift beginnt links unten im Körper des Runentiers direkt hinter der Schenkelspirale und folgt der charakteristischen, pilzförmigen Kontur des Steins. Die Runen im Rahmenband sind im allgemeinen gut bewahrt und deutlich. Der metrische Teil ist kompliziert angebracht und steht - gewissermassen als Nachtrag - im inneren Teil des Steins. 116 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden Wo Schäden vorliegen, ist die Inschrift nach älteren Aufzeichnungen ergänzt. Seine heutige Ausmalung erhielt der Stein 1962 durch Sven B. F. Jansson. Aufbewahrungsort: Gotlands fornsal, Visby. c) Der ornamentalen Gestaltung zufolge (Gräslund) ist der Stein der Stilgruppe Pr 4, d. h. der Zeit ca. 1070-1100, zuzuordnen. Hogrän gehört zusammen mit den Steinen von Sjonhem (G 134, G 135) und Nr. 34, 35 Stenkumla (G 207, G 208) zum gleichen Bildsteintyp. Nach sprachlichen Kriterien (Noreen, v. Friesen) wird die Gruppe in die Zeit um 1100 datiert. Ritzer: Gaiʀviðr, Rōðbiern, Gaiʀlaifʀ, gemeinsam signiert. d) (Rahmenb.) sigmutr let rasa sain eftiʀ bruþr : sina : auk : bro : kierua : eftiʀ: sikbiern : santa mikal hie[lbi] … ans auk : at : botraif auk at sigraif : auk : at aibiern : faþur þaiʀa : altr : auk bikui han : i by : sunarst kaiʀuiþr lekþi ormaluʀ nemʀ : in[t]i uʀ (Querb.) sikmutr [--fiʀ : ] sliku : unit kuml (Oberteil, innen) karmanum : þet aʀ [: ] … kun : hier : mun : stanta stain : a[t] : merki bietr a : bierki in bro furiʀ (Unterteil, innen) roþḅiern risti runịʀ [þ]esa kaiʀl-ifʀ (senkrecht) sumaʀ aʀ karla kan Die Inschrift ist sprachlich wie technisch wohlgeformt, doch sind verschiedene Ritzfehler zu beachten: i fehlt vor R. 13 s ( ra[i]sa ), t vor R. 16 a ( s[t]ain ), a nach R. 126 r ( altr[a] ), r vor R. 247 t ( bie[r]tr ), ʀ nach R. 287 a ( þesa[ʀ] ). Die wenigen Lakunen lassen sich nach Svärdström (SRI 12: 187) wie folgt ergänzen: nach R. 73 in der Seelenformel ant bzw. sial ; nach R. 184 die Verbform hafiʀ , nach dem Wortt renner nach R. 215 r möglicherweise kuml oder merki . e) Sigmundr lēt ra[i]sa s[t]ain eftiʀ brȳðr sīna auk brō gierva eftiʀ Sigbiern - santa Mikāl hiel[pi sial/ ant h]ans - auk at Bōtraif auk at Sigraif auk at Aibiern, faður þaiʀa aldr[a], auk byggvi han ī bȳ sunnarst. Gaiʀviðr legði ormāluʀ, Nēmʀ/ nēmʀ innti ūʀ. Sigmundr [ha]fiʀ slīku unnit kuml. Karlmannum þet aʀ [kuml/ merki] kunn(? ). Hier mun standa stain at merki, bie[r]tr ā biergi, en brō fyriʀ. Rōðbiern rīsti rūniʀ þessa[ʀ], Gaiʀl[a]ifʀ sumaʀ, aʀ garla kann. f) „Sigmundr liess den Stein errichten zum Gedenken an seine Brüder und die Brücke (den Wegdamm) machen zum Gedenken an Sigbiern - der heilige Michael 117 33. Hogrän helfe seiner Seele! - und zum Gedenken an Bōtraifr und zum Gedenken an Sigraifr und zum Gedenken an Aibiern, den Vater von ihnen allen, und er wohnte im Dorf (oder Gehöft) am südlichsten. Gairviðr legte die Schlangenbänder (? ), Nēmr führte sie aus/ geschickt (nēmr) führte (er) sie aus. Sigmundr hat damit ein Denkmal geschaffen. Den Männern ist das Gedenkzeichen bekannt-(? ). Hier soll stehen / der Stein als Zeichen, / hell auf dem Hügel, / und die Brücke davor. / Rōðbiern ritzte / diese Runen, / etliche (aber) Gairlaifr / der (es) genau (garla) versteht.“ g) Es handelt sich um eine vollständige Fornyrðislag-Strophe mit regelmässigem viersilbigem Versbau und deutlicher inhaltlich-syntaktischer Zäsur nach dem ersten Helmingr. Sie schmückt eines der stattlichsten Runenmonumente Schwedens. Die einleitende Prosa, die ausser drei verstorbenen Brüdern und ihrem Vater einen vierten Bruder als Setzer nennt, ist durch mehrfache Alliterationen stilisiert (byggvi : bȳ; ormāluʀ : innti; Sigmundr : slīku). Die der Strophe unmittelbar vorangehende Runenfolge 203-218 wurde von Brate als Langzeile aufgefasst, und zwar mit gekreuzter Alliteration (abba), sofern die Konjektur *merki zutreffend wäre (′karl′mannum þet / aʀ ′merki ′kunn). Aber auch eine Konjektur *kuml würde metrische Form ergeben, allerdings mit zweifacher Stabstellung im Abvers (′karl′mannum þet / aʀ ′kuml ′kunn). Der Stein lässt uns wissen, dass drei Meister an der Fertigstellung beteiligt waren. Rōðbiern und Gairlaifr bewirkten die Herstellung der Schrift, während Gairviðr als Bildner die Ornamentik schuf (ormāla f. „Schlangenbzw. Drachenschlinge“, nur hier belegt). Ob ein weiterer Urheber am Kunstwerk beteiligt war, ist umstritten und hängt von der Interpretation der Passage nemʀ : inti uʀ ab. Noreen hatte das Lexem nemʀ als Personenname gedeutet und übersetzte: „Nemr führte (sie) aus“ (Noreen 1904: 487). Ein anderer Vorschlag stammt von Hjärne, der das Adjektiv aschwed. nǣmʀ „geschickt, gelehrig, annehmbar“ ansetzte und es auf die literarischen Kapazitäten von Gairviðr bezog: „Gairvid uppritade ormslingorna. Förståndig (uttänkte och) framsade han (texten).“ (Hjärne 1945: 70). Nach Svärdström (SRI 12: 190) sind beide Möglichkeiten in Betracht zu ziehen (zusammenfassend zur Diskussion Källström 2007: 199f.). Die Runenfolge karla in der Strophe wird allgemein als Adv. anord. gerla, agutn. garla „vollkommen, genau, deutlich“ normalisiert. Der Hogrän-Stein war bemalt (vgl. Stein von Pilgårds G 280) und stand ursprünglich auf einer wie auch immer beschaffenen Erhöhung (biertr ā biergi). Das künstlerisch bedeutsame Denkmal besitzt Parallelen im metrischen Teil der Inschrift von Nr. 109 Sälna (U 323), während die Formulierung stain ā biergi in Versbindung auf den beiden Steinen von Hällestad in Skåne (DR 295, 296) belegt ist: Sattu drængiaʀ / æftiʀ sinn brōþur / stēn ā biargi / stþan rūnum (Hällestad 1); nū skal standa / stēn ā biargi (Hällestad 2, vgl. oben Nr. 23 und 24, dort auch weiteres zum Terminus biarg n.) 118 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden Literatur: SRI 12, 176-191, Pl. 59; Brate-Bugge 1891: 291ff.; Noreen 1904: 486f.; von Friesen 1942: 77; Hjärne 1945: 43ff.; Jansson 1984: 120, 164ff.; Foote 1985: 320; Hübler 1996: 140, 148; Snædal 2002: 78ff., 90; Wulf 2003: 977, 980; Källström 2007: 199f.; Düwel 2013: 44f. 34. Stenkumla 1 a) G 207; Snædal 2002: 80 b) Runenstein, Fragment. — Vom ursprünglichen Stein 1 von der Kirche von Stenkumla, Stenkumla sn, Stenkumla ting, ist nur der untere Teil bewahrt. Das Fragment aus hellgrauem Kalkstein befindet sich seit 1941 im Turmzimmer der Kirche hinter der Orgel, und zwar neben G 208 (s. 35 Stenkumla 2). Bei der Erstbeschreibung 1799 (C. G. Hilfeling) lagen beide Steine „südlich der Kirche“ und wurden später an der Kirchhofsmauer aufgestellt (vgl. Foto Stenberger 1940, SRI 12, Fig. 87). Der ursprüngliche Standort ist unbekannt. Die bewahrte Höhe von G 207 beträgt 163 cm, die grösste Breite 135 cm und die Dicke 18-20 cm. Ursprünglich war der Stein mit Gestalt eines Bildsteins ca. 2,50 m hoch. Der Fuss ist sekundär behauen worden, unbekannt zu welchem Zweck. Das Textband mit 4,5-6 cm hohen Runen in Form einer Drachenschlinge, von der allerdings heute nur noch Reste zu erkennen sind, folgt der Kante der pilzförmigen Kontur des Steins. Die Inschrift, die nach älteren Aufzeichnungen (C. G. Hilfeling, G. Wallin) ergänzt ist, beginnt unter dem Kopf des Runentiers links unten. Nach der Abzeichnung von Hilfeling (SRI 12, Fig. 84) ist der metrische Teil, der von der Bruchkante an den Schwanz des Runentiers einnimmt, in seiner erhaltenen Form gut lesbar. Eine Fortsetzung im verlorenen Querband wäre möglich, ist aber nicht mehr zu eruieren. c) Eine stilistische Periodisierung ist nicht möglich. Nach sprachlichen Kriterien wird der Stein auf ca. 1100 datiert (vgl. 33 Hogrän). Gleicher Ritzer wie G 208. d) butmuntr : auk : butraifʀ : auk : kunu [ ar : þaiʀ : raistu : stain … arþi : karþ ] : auk : sunarla : sat : miþ : skinum : auk : han : entaþis : at : ulfshala : þa : (Querband) [han : hilḳị…] Die von Svärdström (G 207) und Snædal wiedergegebene Transliteration beruht auf der Lesung von A. Noreen (1904: 497). Die Runenfolge 44-51 arþi : karþ ist nur bei Wallin verzeichnet (vgl. SRI 12, Fig. 83), R. 99-106 han : hilḳị… nur bei Hilfeling. e) Bōtmundr auk Bōtraifʀ auk Gunnvarr, þaiʀ raistu stain ... garð Auk sunnarla sat með skinnum. 119 35. Stenkumla 2 Auk hann endaðis at Ulfshala. Þā ... f) „Bōtmundr und Bōtraifʀ und Gunnvarr, sie errichteten den Stein ... Hof. Und im Süden / sass er mit Fellen (trieb Pelzhandel). / Und er starb / bei Ulfshali/ Ulfshale. Da ...“ g) Die alliterierende und rhythmisierte Runenfolge (auk ... Ulfshala) ist unzweifelhaft metrisch gestaltet und repräsentiert in ihrer überlieferten Form eine regelmässig gebaute Halbstrophe im Fornyrðislag. Falls im Anvers 3 mit auk hann eine Aufl ösung vorliegen sollte, müsste nach Bugge (1891: 298) die Aussprache ok gewesen sein. Das Adv. þā, das als letztes Wort in der Runenschlinge Platz findet, dürfte zur verschwundenen Folgeaussage gehören, während die Einleitung der Halbstrophe durch die Koordinationpartikel auk auf einen Sachverhalt im vorangehenden Kontext verweist. Dieser könnte ebenfalls metrisch gestaltet gewesen sein (nach Hilfelings Abzeichnung fehlt zwischen stain und auk der gesamte Text im oberen Runenband). Die Inschrift ist bemerkenswert, weil sie das einzige Zeugnis in metrischer Form bietet, das eine Handelstätigkeit thematisiert. Der Geehrte war „im Süden“, d. h. wohl südlich der Ostsee im Handel mit Pelzen oder Lederwaren tätig, und die Halbstrophe erwähnt darüber hinaus den Sterbeort. Der Ortsname Ulfshali ( ulfshala Dat.) „Wolfsschwanz“ dürfte sich auf die Landspitze Ulfshale auf der dänischen Insel Møn beziehen (Peterson 2007: 322 s. v.). Literatur: SRI 12, 198-210, Pl. 64, 65; Brate-Bugge 1891: 296ff.; Noreen 1904: 497; Ruprecht 1958: 163f.; Jansson 1984: 63; Jesch 2001: 64; Düwel 2008: 128. 35. Stenkumla 2 a) G 208; Snædal 2002: 80 b) Runenstein, Fragment. — Der Stein 2 von der Kirche von Stenkumla, Stenkumla sn, Stenkumla ting, besteht aus hellgrauem Kalkstein. Die Spitze ist abgeschlagen. Das Fragment ist 165 cm hoch, 119 cm breit und 17 cm dick und befindet sich heute im Turmzimmer der Kirche hinter der Orgel, und zwar neben G 207 (s. 34 Stenkumla 1). Die ursprüngliche Höhe betrug ca. 200 cm. Offensichtlich ist die Überlieferungsgeschichte der beiden Steine G 207 und 208 identisch. Auch die Anlage der Ritzung von G 208 mit 3,5-6 cm hohen Zeichen folgt dem gleichen Muster, ist aber besser bewahrt. Wie auf G 207 sind die Runen im Querband durch Abnutzung weitgehend unleserlich. Der Text ist nach der Abzeichnung von Hilfeling (SRI 12, Fig. 91) ergänzt und wird von Svärdström (SRI 12: 211) und 120 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden Snædal nach der Lesung von Sven Söderberg wiedergegeben. Wie auf G 207 besetzt das gut lesbare metrische Segment den Schwanz des Runentiers. c) Wie G 207 wird der Stein auf Grund sprachlicher Kriterien auf ca. 1100 datiert (vgl. 33 Hogrän). Gleicher Ritzer wie G 207. d) [b]u[t]muntr : auk : butraifʀ : auk : kunua[r : -] … tu : stain : þ… …[at : faþur : si]n : kuþ : hịalbi : ṣelu : hans : auk : kus : muþiʀ : ḅetr : þen : uiʀ : ḅiþia : kunin · (Querbalken) ạ…ạ-ṇ : ̣ e) Bōtmundr auk Bōtraifʀ auk Gunnvarr, [þaiʀ raist]u stain þ[inna] ... [hv]at? faður sinn. Guð hialpi sēlu hans auk Guðs mōðir betr þen vīʀ biðia kunnin ... f) „Bōtmundr und Bōtraifʀ und Gunnvarr, [sie errichteten] diesen Stein ... [zum Gedenken an] ihren Vater. Gott helfe seiner Seele und die Mutter Gottes besser als wir / beten können.“ g) Schon Bugge betrachtete den Abschluss der Fürbittformel als Verspaar. Alliteration und Rhythmisierung sind beabsichtigt und werden gestützt durch die metrische Formung des Paarsteins G 207, der die gleichen Errichter bzw. Ritzer nennt. Als blosse Zwillingsformel kann die Bindung der unterschiedlichen Wortklassen betr : biðia jedenfalls nicht gelten. Der kommemorierte Vater der drei Brüder dürfte kaum mit dem Pelzhändler von G 207 identisch sein, da es sonst kaum eines zweiten Denkmals bedurft hätte. Svärdström zieht folgendes Fazit: „Samhörigheten mellan inskrift erna är dock påtaglig och ger oss med suggestiv styrka en sällspord direktkontakt med gutarnas materiella välfärd genom framåtanda och rörligt arbetsliv och med deras andliga tillgångar i traditionell släktgemenskap och nyväckt kristen tro, allt värden som kommit till konstnärligt utt ryck i det ovanligt ståliga parmonument.“ (SRI 12: 216). Literatur: SRI 12, 210-216, Pl. 66, 67; Brate-Bugge 1891: 298; Ruprecht 1958: 163f. 36. St. Hans Visby a) G 343; Fv 1983: 225; Snædal 2002: 84; (Taf. 22) b) Grabplatte, sekundäre Verwendung. — Die mit Runenornamentik verzierte und beschriftete Platte aus grauem Kalkstein wurde 1982 bei archäologischen Untersuchungen in der Kirchenruine von St. Hans, Stadt Visby, Visby sn geborgen. Bei der Auffindung bestand sie aus drei Teilen, welche die Seitenwände einer Grab- 121 36. St. Hans Visby kiste bildeten, die ins 13. Jahrhundert datiert werden kann. Bei näherer Untersuchung zeigte es sich, dass die Fragmente ursprünglich zu ein und derselben Runenplatte (runhäll) mit einer Länge von ca. 2 m und einer Breite von knapp 70 cm gehörten, die ihrerseits aus einem gotländischen Bildstein geformt worden war. Der primären Ornamentik in ihren Resten nach zu urteilen, gehörte der Bildstein einem altertümlichen Typus des 5.-6. Jahrhunderts an. Bei der mit Runen beschrifteten und mit zwei Runentieren dekorierten Platte handelt es sich also nicht um einen eigentlichen Runenstein, sondern um ein Monument über einer christlichen Grablege. Die Sitte lässt sich in zentral orientierten Kirchen auf Gotland, in Uppland und Östergötland verfolgen (Beschreibung und Erstedition bei Gustavson 1983: 224ff. mit Hinweis auf den Fundbericht). Der erhaltene Teil der Inschrift beginnt im linken Rahmenband mit einer Errichterformel. Das rechte Rahmenband enthält den metrischen Text, der bis auf das erste Zeichen des letzten Worts einwandfrei zu lesen ist. Über dem linken Rahmenband findet sich ein Eintrag mit der Ritzersignatur. Aufbewahrungsort: Gotlands fornsal, Visby. c) Auf Grund sprachlicher und runographischer Kriterien kann die Inschrift in die Zeit ca. 1050-1100 datiert werden. Sie gehört chronologisch zur Gruppe von 33 Hogrän und 34, 35 Stenkumla 1 und Stenkumla 2 (Gustavson 1983: 227). Ritzer: Þōrlaifʀ und evtl. eine Frau (s. u.). Signiert. d) (Rahmenb., links) …n : raisti : kubl : eftiʀ : hailkaiʀ : fa… (Rahmenb., rechts) ḳ-… … -aulu : hans : eu : miþan : uaralt : uakiʀ : ligʀ : merki : hier : yfiʀ : mani : þaim : aʀ : erfiki : iftiʀ -erþi (Rahmenb., links innen) …auk : þorlaifʀ : þau : ristu stain Bei den Runen handelt es sich um den Normaltyp, Rune s erscheint auch in Kurzzweigform. Die Runen y und e sind punktiert. Rune a in uaralt kann möglicherweise für e im Umlaut stehen: vereld (Snædal 2002: 89). e) ... n raisti kumbl eftiʀ Hailgaiʀ fa[ður](? ) ... G[uð](? ) ... [s]āulu hans. Ey miðan verald vakiʀ liggʀ merki hier yfir manni þaim aʀ erfingi eftiʀ [g]ierði. ... auk Þōrlaifʀ, þau rīstu stain. f) „... errichte das/ die kumbl zum Gedenken an Hailgair, Vater (? ). Gott (? ) ... seiner Seele. Immer, solange die Welt wacht (besteht) / liegt das merki hier / über diesem Mann / dem es der Erbe / zum Gedenken machte. ... und Þōrlaifr, sie beritzten den Stein.“ 122 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden g) Die originelle Inschrift ist in ihrem, das rechte Rahmenband einnehmenden Mittelteil ohne Zweifel metrisch überlegt und in einer durchlaufenden Relativkonstruktion auch syntaktisch kohärent formuliert. Das einleitende, emphatisch hervorgehobene Segment bildet das Fundament der Aussage und erfüllt ein Satzschema, wie es aus der eddischen Dichtung im Ljóðaháttr geläufig ist. Ungewöhnlich ist die fünfzeilige Strophengestalt, die eine siebensilbige Zeile mit nur drei Hebungen gleichsam wie ein Motto vier regelmässig gebauten Kurzversen voransetzt (′ey miðan ′verald ′vakiʀ). Da es sich nicht um eine regelrechte Langzeile handeln kann, gibt Wulf (2003: 1003) zu bedenken, dass tatsächlich eine Anlehnung an eine Vollstrophe im Ljóðaháttr vorliegen könnte, und er verweist auf einen inhaltlich vergleichbaren Vers in den ‚Fiǫlsvinnsmál‘ 12 6 (æ, meðan ǫld lifir). Dieses späte Lied aus dem 13. Jahrhundert, das nicht im Codex Regius der Liederedda steht, käme als Prätext aber allein schon aus zeitlichen Gründen kaum in Frage. Nun ist in eddischer Dichtung die Ewigkeitstrope mehrfach als Kurzvers (meðan ǫld lifir) belegt (z. B. ‚Völuspá‘ 16 6 ; ‚Grípisspá‘ 23 6 sowie vier weitere Stellen), so dass man davon ausgehen könnte, dass ein altüberliefertes rhetorisches Muster rezipiert und tradiert wird. Auch Gustavson (1982: 227) rechnet mit Anlehnung an eine Formulierung aus altnordischer Dichtung und erinnert an den bedeutenden Stein von 109 Sälna (U 323), der ebenfalls auf die Figur zurückgreift (æi mun liggia / með aldr lifiʀ). Auch wenn das gleiche Denkmodell zugrunde liegt, sollte allerdings nicht übersehen werden, dass sich das verbreitete Verwendungsschema ǫld/ aldr lifa von der auf G 343 - und nur hier - bezeugten stabenden Kollokation runenschwed. verald vaka sowohl in formaler wie semantischer Hinsicht unterscheidet. Wortgeschichtlich wäre zu beachten, dass anord. verǫld f. in Dichtung und Prosa erst spät und relativ selten nachgewiesen ist und deshalb auch als Entlehnung aus ae. weorold angesehen wurde (vgl. de Vries 1977: 657 s. v.). Die beiden einzigen Belege in eddischer Dichtung bietet die ‚Völuspá‘, und zwar in der Bedeutung „Welt“ (áðr verold steypiz, 45 10 ) sowie „einzelne der Welten, Zeitalter“ (of verold hveria, 29 6 ). In beiden Bedeutungen aber handelt es sich im Altnordischen wie in anderen germanischen Sprachen um die Wiedergabe von Kirchenlateinisch saeculum (vgl. DWB 1984: 1457f. s. v.). Dieser Wortsinn spiegelt sich auch in den frühesten altnordischen Prosaaufzeichnungen. Beispielsweise findet sich im ‚Isländischen Homilienbuch‘, das in seinen Quellen auf das frühe 12. Jahrhundert zurückgeht, eine Reihe von Belegen, die unmissverständlich bezeugen, dass lat. saeculum für die Verwendung von anord. verǫld bestimmend geworden ist: ynþe varalldar p. 25,3 für lat. delectatio sæculi; of allar aldir veralda p. 28,22 für lat. omnia sæcula sæculorum; verolden guþs p. 26,24 usw. (alle Belege nach ONP 1995ff.: s. v. verǫld). Die stabende Figur, weder literarisch noch sonst runisch bezeugt, dürfen wir als eigens für die Grabplatte (liggʀ merki hier yfiʀ) konzipierte Schöpfung betrachten, wobei verald wohl bewusst in christlichem Sinne für sæculum gesetzt wurde. 123 37. Transjö Neben ihrer metrischen und figuralen Originalität weist die Inschrift eine weitere Besonderheit auf, die sich aus der Ritzerformel erschliesst. Wie schon Gustavson (1983: 227) gezeigt hat, gibt das mit dem Ritzernamen verbundene Pronomen þau, das als Neutrum Pluralis hier in zusammenfassender Funktion steht, darüber Auskunft, dass der defekte Satz ursprünglich von einem Frauennamen eingeleitet wurde. Dass Frauen als Ritzerinnen bezeugt sind, kommt in einigen Fällen vor (vgl. Källström 2007: 242). Ob die unbekannte Runenmeisterin von G 343 auch für das Textkonzept verantwortlich war, darüber lassen sich nur Vermutungen anstellen (zum Problem grundsätzlich Wulf 2003: 969ff.). Literatur: Gustavson 1983: 224ff. (Abb.); Jansson 1984: 169; Hübler 1996: 145f.; Snædal 2002: 84 (Abb.); Gustavson 2003a: 53ff. (Abb.); Wulf 2003: 980, 2002f.; Källström 2007: 214, 242; Düwel 2013: 41f., 47f. Småland 37. Transjö a) Sm 5; (Taf. 23) b) Runenstein. — Der Stein von Transjö, Hjortsberga sn, Albo hd, steht in einer zum Hof Dalbogård gehörenden Einhegung nördlich der Landstrasse. Ca. 60 m nördlich des heutigen Standorts befindet sich ein Gräberfeld mit 15 Hügeln. Die Höhe des säulenartigen und vierkantigen Steins aus Gneis beträgt 250 cm. Die Inschrift verläuft auf drei Seiten: Seite A ist 28 cm breit an der Basis, 33 cm an der Spitze, Seite B ist 50 cm breit an der Basis und 29 an der Spitze und Seite C ist 63 cm breit an der Basis und 35 cm an der Spitze. Der versförmige Teil beginnt mit 6 Runen im oberen Ende von Seite B und verläuft mit 32 Runen über die gesamte Seite C. Die Runen sind eingerahmt von einfachen Randlinien und mit einer Höhe von 17-22 cm ungewöhnlich gross. c) Der undekorierte Stein lässt sich in die Wikingerzeit datieren. Nach Gräslunds Chronologie gehört er zur nicht-zoomorphen Stilgruppe RAK, d. h. in die Zeit ca. 980? -1015. Historisch wäre auch eine Datierung vor oder um 1050 denkbar. d) (A) : kotr : sati : sten: þana : eftʀ : ketil : (B) : sun : sin : han : faʀ : (C) : mana : mesr : o: niþikʀ : eʀ a : eklati : ali tunþi Die beiden m -Runen sind punktiert, die l - und k -Runen haben Beistäbe auf der linken Seite. In eftʀ, mesr und ali sind Runen übersprungen worden, in faʀ ist die Schreibung mit f auffällig. 124 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden e) Gautr satti stæin þenna æft[i]ʀ Kætil, sun sinn. Hann [v]aʀ manna mæs[t]r ōnīðingʀ, eʀ ā Ænglandi al[dr]i tȳnði. f) „Gautr setzte diesen Stein zum Gedenken an Kætil, seinen Sohn. Er war der grösste „Un-Niding“ (d. h. der ehrenhafteste bzw. freigebigste) unter Männern (oder: Menschen), der in England das Leben verlor.“ g) Die Halbstrophe im Fornyrðislag ist sehr regelmässig gebaut. Auch die fünfsilbige Zeile 2a mit dreisilbigem Ländernamen (Ænglandi) entspricht der Norm (nach Sievers Typ C 1 mit Auflösung). In der Langzeile Hann vaʀ manna / mæstr ōnīðingʀ, die stilistisch durch Litotes und Superlativ-Tropus markiert ist, wurde das Anlautpaar manna : mæstr vom Dichter bewusst als Reim gesetzt, obzwar die Wortfolge der Prosa entspricht. Die gleiche Versformel erscheint auf dem Stein von 13 Århus 5 in Nordjütland (DR 68), auf dem von Transjö nicht allzu weit entfernten Stein von 41 Rörbro (Sm 37) sowie in Östergötland auf 46 Hovgården (Ög 77). Stilwert und Bedeutungsumfang der Litotes ōnīðingʀ bzw. ūnīðingʀ sind unter 13 Århus 5 ausführlich behandelt. Jesch (2001: 259) gibt aber zu Recht zu bedenken, dass der in England verstorbene Sohn von Gautr in Transjö wohl kaum wegen Grosszügigkeit gegenüber der Hausgemeinschaft oder Sippe als ōnīðingʀ gepriesen worden sei, sondern der Begriff hier eher auf einen militärischen Kontext abzielen dürfte. Transjö gehört zu den relativ zahlreichen Steinen, die Männern gedenken, die in England bzw. auf der Fahrt dorthin verstorben sind. Im Runennamenlexikon von Peterson (2007: 324) finden sich unter dem Eintrag Ængland 25 Belege für entsprechende Denkmäler. Die Urheber der Inschriften konnten offenbar auf einen gewissen, geographisch orientierten Formelschatz zurückgreifen. Die zweite Langzeile eʀ ā Ænglandi / aldri tȳnði steht jedenfalls nicht isoliert. Sie wiederholt sich wörtlich als metrischer Abschluss der Inschrift von 55 Vist, Vg 187 (eʀ ā Ænglandi / aldri tȳnði). Der in der Zeile enthaltene umschreibende Ausdruck tȳna aldri „das Leben verlieren“ ist literarisch nicht belegt, aber sicherlich dichterischer Sprache zuzuzählen. Es ist möglich, dass Kætil an einem der dänischen Versuche, England wiederzugewinnen (1066? , 1069? ) teilnahm. Es könnte sich bei ihm aber auch um einen Kaufmann oder ein Mitglied des tingmannalið gehandelt haben, d. h. um einen Angehörigen der Leibtruppe der englischen Könige von 1017-1066 (vgl. Ruprecht 1958: 135; Jesch 2001: 70ff.). Literatur: SRI 4, 41-44, Pl. III-V; Brate-Bugge 1891: 246ff.; Jansson 1964: 233; Jansson 1984: 133; Salberger 1990: 177; Naumann 1994: 500f.; Hübler 1996: 92, 127; Jesch 2001: 58, 70ff., 259; Wulf 2003: 976. 125 38. Nöbbele 38. Nöbbele a) Sm 16; (Taf. 24) b) Runenstein. — Der 135 cm hohe Stein aus Gneis steht auf einem Feld östlich des Hofes Trottagården im Dorf Nöbbele, Östra Torsås sn, Konga hd. Auf dem Hofareal befand sich ein Grabhügel mit Funden aus der Jüngeren Eisenzeit. Die Grundfläche des Steins ist dreieckig. Die 8 cm hohen Runen sind auf zwei Seiten geritzt, jeweils in einem einfachen Rahmenband. Die zweite Rückseite blieb unbeschriftet. Die Inschrift beginnt auf der Seite A (1 m breit) rechts unten im Rahmenband, das der Kontur des Steins folgt. Der letzte Teil der Inschrift auf Seite A verläuft links unten mit insgesamt 9 Runen in einer inneren Zeile (vermutlich nachgetragen). Der Inschriftenteil der Rückseite B (65 cm breit) setzt ebenfalls rechts unten an. Auf der Vorderseite ist ein einfaches Ringkreuz eingehauen. c) Der undekorierte Stein lässt sich in die Wikingerzeit datieren. Nach Gräslunds Chronologie gehört er zur nicht-zoomorphen Stilgruppe RAK, d. h. in die Zeit ca. 980? -1015. d) (A) rostein · auk · eilifʀ · aki : auk · hakun : reisþu · þeiʀ · sueinaʀ · iftiʀ sin · faþur · kubl · keni · likt · (B) ftiʀ · kala · tauþan : þy : mun · ko… …-m kitit · uerþa · meþ · sin · lifiʀ · auk · stafiʀ · run Die Runenfolge ko… …-m Seite B kann nach Kinander (SRI 4: 65) mitt els anderer Inschriften ergänzt werden zu koþs mans um . Das letzte Wort von B run steht unmitt elbar über der unteren Kante, wo ein Stück abgeschlagen ist, das mit hoher Wahrscheinlichkeit die Rune a enthielt. Gleiches mag für Kantenanfang B gelten, wo in ftiʀ der Anfangsvokal fehlt. e) [H]rō[ð]stæinn auk Æilīfʀ, Āki auk Hākon ræisþu þæiʀ svæinaʀ æftiʀ sinn faður kumbl kænnilīkt [æ]ftiʀ Kala dauðan. Þȳ mun gō[ðs manns u]m gætit verða, með[an] s[tæ]inn lifiʀ auk stafiʀ rūn[a]. f) „Hrōðstæinn und Æilīfʀ, / Āki und Hākon / diese svæinaʀ errichteten / zum Gedenken an ihren Vater / das kumbl erkennbar / zum Gedenken an Kali (oder Kalli), den Toten. / Daher wird der gute Mann / in Erinnerung bleiben, / solange der Stein lebt / und die Stäbe der Runen.“ 126 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden g) Die gesamte Inschrift ist metrisch geformt. Auch die Namen der vier erwähnten Söhne im Errichtungstext sind kunstvoll in ein Versschema eingebunden. Hübler (1996: 63f.) macht auf die besondere Anordnung der paarweise durch auk koordinierten Namenlexeme und auf die rhythmisierende Auslassung der Konjunktion vor Āki aufmerksam, lehnt aber die Lesung von rostein als *Hrōðstæinn, die Kinander (SRI 4: 65, 67) vorgeschlagen hatte, ab. Kinanders Vorschlag ist jedoch namenphilologisch wohlbegründet und hat von berufener Seite Anerkennung gefunden (vgl. Peterson 2007: 120f. s. v.). Es ist folglich von einem elaborierten Namenmuster mit umschliessender Alliteration (baab) auszugehen: Hrōðstæinn : Æilīfʀ : Āki : Hākon. Die unverhältnismässig ausführliche Kommemoration von Kali oder Kalli (vgl. Peterson 2007: 145 s. v.) erstreckt sich auf insgesamt fünf Langzeilen, wobei die ersten drei und die abschliessenden zwei jeweils syntaktisch zusammengefasst sind. Eine strophische Gestaltung dieser Form ist sehr ungewöhnlich. Die auf den Nameningress folgenden Stäbe svæinaʀ : sinn, kumbl : kænnilīkt : Kala werden fortgesetzt in den Reimpaaren des Nachrufsegments gōðs : gætit und stæinn : stafiʀ. Die Alliteration des Possessivpronomens sinn mit seinem Relationsnomen svæinaʀ ist emphatisch beabsichtigt und ergibt zusätzlichen Binnen- und Halbreim (svæinaʀ : sinn). Dies ist auch auf dem uppländischen Stein von 109 Sälna (U 323) der Fall (svæinaʀ gærðu / at sinn faður). Nr. 29 Bägby (Öl 39) hat die Formulierung mit der Bezeichnung des Sohnes im Singular (Svæinn gærði æftiʀ / sinn faður, Vīkar). Es ist sehr wahrscheinlich, dass in Hinblick auf dieses Segment ein altes, lexikalisch mehr oder weniger festgelegtes Vertextungsmuster des Nachrufs vorliegt, das in etwas abgewandelter Form bereits in früher skaldischer Dichtung nachzuweisen ist, vgl. ‚Gísla saga‘, Kap. 36, Str. 37, 7-8. Bemerkenswert ist ferner, dass einzig in der Inschrift von Nöbbele das Adjektivattribut kænnilīkʀ mit dem Substantiv kumbl, und zwar in der Singularform, alliteriert. Es zeigt sich in aller Deutlichkeit, dass Nöbbele - wie viele andere metrische Inschriften - in transtextuellen Beziehungen steht bzw. auf einen Fundus semantisch-stilistischer Figuren zurückgreift, die für die Nachrufdichtung konstituierend sind. Das panegyrische Adynaton aus dem zweiten Teil des Textes (meðan stæinn lifiʀ) besitzt Entsprechungen in der gotländischen Grabinschrift 36 von St. Hans, Visby (G 343), 98 Eggeby (U 69) und 106-107 Bällsta (U 225/ 226) sowie auf inseldänischer Seite in 16 Tillitse (DR 212) und fragmentarisch in 17 Sandby (DR 229). Über das Vorkommen der Figur in skaldischer Dichtung hat Fidjestøl (1982: 191ff.) gehandelt, zur Poetologie in nordischer Dichtung allgemein sei auf Naumann (2002: 119ff.) verwiesen. Zur Alliteration stæinn : stafiʀ existiert eine Parallele auf dem gotländischen Stein von Linde (G 80): Stain lit Bōtulf(ʀ) stafamerki- ... (vgl. Snædal 2002: 70f.). Die Formulierung des Gesamtt extes erinnert auff allend an die metrische Gestaltung der Paarsteine von 106-107 Bällsta (vgl. dort). Auch zur aussergewöhnlichen syntaktischen Konstruktion des Schlussatzes durch einen Kausalsatz, der durch das Adverb þȳ eingeleitet wird, findet 127 39. † Rottnekvarn sich auf Bällsta eine Parallele wie auch in der öländischen Inschrift von 27 Gårdby (Öl 28; vgl. dort). Die Personenbezeichnung svæinaʀ m. Pl. ist semantisch nicht ganz eindeutig, scheint aber in dieser Inschrift primär „junge Männer“ zu meinen. Hans Kuhn (1944: 116f.) hat Belege aus der Skaldendichtung und aus Inschriften der Wikingerzeit untersucht und verglichen. Er stellte fest, dass westnord. sveinn für Männer niederer Dienststufen, aber auch für Jungen und Männer allgemein verwendet wurde, während ostnord. svæinn in Schweden im 11. Jahrhundert noch ein angesehenes Dienstverhältnis bedeuten konnte. Jedenfalls dürfte die Personenbezeichnung auf dem Stein von Nöbbele positiv und lobend konnotiert gewesen sein (vgl. dazu auch Ruprecht 1958: 67). Literatur: SRI 4, 64-67, Pl. XIII; Brate-Bugge 1891: 248f.; von Friesen 1933: 182 (Abb.); Jansson 1984: 142; Hübler 1996: 63f.,144f.; Naumann 1998: 708f.; Widmark 2001: 111f.; Düwel 2013: 40, 42f. 39. † Rottnekvarn a) Sm 20 b) Runenstein, abgegangen. — Der Stein von Rottnekvarn, Söraby sn, Norrvidinge hd, ist heute verschwunden. Er stand 1667 noch aufrecht, ist aber nur bekannt durch eine fragmentarische Abzeichnung in Bautil (vgl. SRI 4, Fig. 11). Nach Bautil waren die Runen auf drei vertikale Zeilen verteilt. Sonstige Originalabzeichnungen sind nicht nachgewiesen. Bugge interpretierte die erhaltenen Zeichen als Kurzzweigrunen. Falls diese, von Kinander (SRI 4: 76) und Johnsen (1968: 163) kommentarlos übernommene Analyse zutreffen sollte, könnte die Inschrift als Zeugnis früher metrischer Überlieferung gelten. Sie ist nur unter dieser Voraussetzung und zu Vergleichszwecken hier aufgenommen. c) Falls die Schriftanalyse Bugges zutreffen sollte, kann der undekorierte Stein der frühen Wikingerzeit zugeordnet werden. d) (A) [--r-uf--u þaiʀ iʀu --þu--u-u--nb] [efr--ai uarin iʀ uku butr þịu] (B) [------------------] Ich schliesse mich hier der mit der linken Zeile beginnenden Lesung von Johnsen (1968: 163) an, während Bugge die rechte Zeile der Seite A - wohl mit Hinblick auf die ersten Zeilen des Röksteins, aber ohne nähere Begründung - an den Anfang stellte: af[t]rstaiuariniʀukubutrþiu . e) ... þæiʀ eʀu ... af[t]r [sta]ai Varin, 128 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden eʀ hioggu bøndr þiu ... f) „... sie sind ... nach Varinn stehe (? ), den die Bauern niederhieben (? ).“ g) Bugge rechnete mit einer Strophe von insgesamt drei Langzeilen, die er jedoch hauptsächlich aus möglichen Anlauten mit sehr freier Abfolge der Verse ohne nähere Begründung rekonstruierte. Kinander (SRI 4: 77) druckte Bugges Version ab, äusserte sich aber im Detail verständlicherweise ablehnend kritisch. Auf eine Wiedergabe wird hier verzichtet. Die vermutete ursprüngliche Länge der Inschrift legt jedoch metrischen Status nahe. Zur lesbaren Wortfolge Varin, eʀ hioggu bøndr, þiu-..., die auch Kinander gelten lässt, existieren inhaltliche Parallelen, z. B. Ög 93. Der Name Varinn steht bekanntlich im Anfang der Inschrift des Röksteins (Ög- 136), der ebenfalls in Kurzzweigrunen verfasst ist. Die Namenparallele deutet darauf hin, dass es sich beim MN Varinn von Rottnekvarn wie bei dem von Rök um reale, nicht um fingierte oder mythische Personen handelt (vgl. aber Peterson 2007: 247 s. v. mit Lit.). Literatur: SRI 4, 75-77, Fig. 11; Brate-Bugge 1891: 249ff.; Johnsen 1968: 163. 40. Replösa a) Sm 35; (Taf. 25) b) Runenstein. — Das in älterer Literatur als Sickinge-Stein geführte Denkmal aus dem Dorf Replösa, Ljungby sn, Sunnerbo hd, steht an ursprünglichem Platz auf einem zum Hof Björke gehörigen Feld 10 m von der Landstrasse entfernt in direkter Verbindung zu einer Schiffssetzung und zu vier unbeschrifteten Bautasteinen (vgl. SRI 4, Fig. 13 und Foto Pl. XXIV). Der Stein besteht aus Gneis. In unmittelbarer Nähe des Steins befand sich eine alte Weggabelung sowie 300 m weiter südlich eine Brücke über den Fluss Lagan. Die Umgebung des Standorts ist überaus reich an Gräberfeldern mit mehreren bedeutenden Grabhügeln. Der Stein ist 178 cm hoch, 80 cm breit an der Basis und 20-22 cm dick. Die Runen sind 13-14 cm hoch und verlaufen links unten ansetzend in einem doppelten Rahmenband. Der Versteil beginnt in der Mitte der rechten Seite und setzt sich im inneren Rahmenband fort. c) Der undekorierte Stein lässt sich in die Wikingerzeit datieren. Nach Gräslunds Chronologie gehört er zur nicht-zoomorphen Stilgruppe RAK, d. h. in die Zeit ca. 980? -1015. d) : kutraþr : karþi : kubl : þisi : iftiʀ : astraþ : faþur : sin : þan : frita : ak : þih : na : bistan : iʀa : f-n: iþ- : forþum : ufaʀi : 129 40. Replösa Die Runenfolge 50-54 þih : na wird gedeutet als þægna Gen. Pl. von þægn. Für 64-69 f-n: iþhat sich allgemein die Interpretation finhiþi durchgesetzt (s. u.). In 76-80 ufaʀi steht f sowohl als letztes Zeichen der Partikel of wie für anlautendes v im Verb Konj. Impf. vari (vgl. Nr. 37 Transjö faʀ) . e) Gautrāðr gerði kumbl þessi æftiʀ Āstrāð, faður sinn, þann frænda ok þægna bæztan, eʀ ā F[i]nnhæið[i] forðum of vāʀi. Prosa: Bei der Denkmalbezeichnung kumbl þessi Akk. n. handelt es sich unmissverständlich um die Pluralform, die sich hier auf ein aus Gedenkstein und anderen Artefakten (Bautasteine, Schiffssetzung? ) bestehendes Ensemble beziehen könnte. f) „Gautrāðr machte diese kumbl zum Gedenken an Āstrāðr, seinen Vater, den besten der Verwandten und þægnaʀ, der vordem in Finnhæiðr (Finnveden) lebte.“ g) Jansson und Wulf lesen übereinstimmend eine Halbstrophe, die allerdings unregelmässig geformt und in der textuellen Anbindung sehr ungewöhnlich ist. Die Errichtungsprosa leitet syntaktisch direkt in den Verstext über, wobei der Anschluss durch das Demonstrativpronomen þann hergestellt wird. Nicht das Substantiv (frænda), sondern das normalerweise unbetonte Pronomen trägt hier den Stab. Die besondere syntaktisch-metrische Figur kann nicht einfach als Ungeschicklichkeit abgetan werden, sondern dürfte auf deiktische Ausdrucksabsicht zurückzuführen sein. Vergleichbare Fälle, die ein Pronomen (sinn) in deiktischer und stabender Funktion zeigen, sind unter 38 Nöbbele (Sm 16) behandelt. Die zweite Langzeile ist metrisch normgerecht. In 2a besetzt ein dreisilbiges Substantiv korrekt den Versausgang (vgl. Nr. 26 ī Danmarku, Nr. 37 ā Ænglandi). In Zeile 2b ist die Verwendung der Expletivpartikel of auffällig, die grammatisch der Perfektivierung dient (of vāʀi). In runeninschriftlicher Verwendung ist of in vier Fällen nachgewiesen, in Versbindung aber nur ein weiteres Mal auf Nr. 81, Stein von Spånga, Sö 164 (liggʀ vestarla of hulinn). Zum prosodischen Status des Füllworts of in westnordischer Dichtung sei vergleichend auf die Forschungen Hans Kuhns (1929) verwiesen. Der Tote wird lobend als þægna bæztan bezeichnet. Wie Hans Kuhn (1944: 105ff.) gezeigt hat, dürfte der Begriff þægn in der Wikingerzeit einer Rangbezeichnung entsprechen, wobei das Ansehen der betreffenden Person in der Mehrzahl der Inschriften durch das Adjektiv gōðr und ähnliche Attribute hervorgehoben wird. Für Replösa dürfte die von Kuhn angesetzte Bedeutung „vollberechtigter, freier Angehöriger des Volkes“ zutreffen (vgl. auch Ruprecht 1958: 63). Für das runeninschriftlich nur hier bezeugte Adverb forðum liegen zwei Belege aus eddischer Dichtung vor (‚Völuspá‘, 2; ‚Hávamál‘, 47). Der aus f-n: iþbzw. finhiþi (vgl. Sm 52) erschlossene Ortsname Finnhæiðr (bzw. -æið/ -æiði) 130 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden bezieht sich nach allgemeiner Auffassung auf die Landschaft Finnveden im südwestlichen Teil von Småland, die heute die Bezirke Sunnerbo, Västbo und Östbo umfasst (vgl. Peterson 2007: 311f. s. v.). Die kulturlandschaftliche und historischsoziale Geltung der Memoria von Replösa fasst Kinander (SRI 4: 108) trefflich zusammen: „Det ståtliga intryck, minnesmärkena vid Replösa ännu i deras ramponerade skick göra, harmonierar med inskriften, vars ordalag också ge en antydan om den makt och glans, som i livet omgivit Replösaätten.“ Literatur: SRI 4, 106-116, Pl. XXIV, XXV; Brate-Bugge 1891: 239ff.; Jansson 1984: 107f.; Hübler 1996: 57f.; Wulf 2003: 991, 1001. 41. Rörbro a) Sm 37; (Taf. 26) b) Runenstein. — Der Stein aus Gneis befindet sich an seinem ursprünglichen Standort am Ufer des Rörån an der alten Brücke von Rör (Rörbro), Nöttja sn, Sunnerbo hd (vgl. SRI 4, Foto Pl. XXVIII). Er hat eine Höhe von 185 cm, die Breite beträgt an der Basis 120 cm und 110 cm an der Spitze und weist eine Dicke von 37 cm auf. Die Runen sind zwischen 10 und 17 cm hoch und verlaufen von links unten in einem Rahmenband, das der Steinkante folgt und sich in mehreren Windungen im Innern der Steinfläche fortsetzt. Der metrische Teil beginnt an der rechten Steinschulter und ist überlegt geplant, da er den vorhandenen Platz im inneren Rahmenband buchstäblich bis zum letzten Zeichen füllt. Das obere Drittel des Steins schmückt ein Kreuz, bei dem es sich möglicherweise um ein Konsekrationskreuz handelt. c) Der undekorierte Stein lässt sich in die Wikingerzeit datieren. Nach Gräslunds Chronologie gehört er zur nicht-zoomorphen Stilgruppe RAK, d. h. in die Zeit ca. 980? -1015. d) : a[su]r · karþi : kubl : þesi : eftiʀ : uit : faþur : sin : han uaʀ : mana : mestr : uniþikʀ : uaʀ : [in]tr : mataʀ : uk umun hats : kuþr · þi-[n] kus tru : kuþa : hafþi-: e) Assur gærði kumbl þessi æftiʀ Øynd, faður sinn. Hann vaʀ manna mæstr ōnīðingʀ var yndr mataʀ ok ōmun hat[r]s. Gōðr þæ[g]n Gu[ð]s trō gōða hafði. Prosa: Die Form uit wird als MN Øynd Akk. zu Øy[vi]ndr aufgelöst (vgl. Peterson 2007: 269f. s. v.). 131 42. Ryssby f) „Assur errichtete diese kumbl zum Gedenken an Øynd, seinen Vater. Er war der grösste „Un-Niding“ (d. h. der ehrenhafteste) unter Männern (oder: Menschen); er war freigebig an Essen und dachte nicht an Hass. Ein guter þægn, war fest im Glauben an Gott.“ g) Die aus drei Langzeilen gebildete Strophe bringt in der ersten die verbreitete ōnīðingr-Formel (vgl. 13 Århus 5; 37 Transjö, Sm 5; 46 Hovgården, Ög- 77) und verarbeitet gesamthaft poetisches und ethisch charakterisiertes Vokabular. Die Alliterationen der zweiten Langzeile sind yndr : ōmun, die der dritten gōðr : Guðs : gōða, wobei hier die Binnenreime ins Auge fallen. Es ist originell, dass die Bezeugung des christlichen Glaubens des kommemorierten Øynd ostentativ in den Versteil einbezogen wird. Vermutlich handelt es sich um einen Neophyten. Die dreizeilige Strophenform fällt indessen aus dem Rahmen. Strophentechnisch könnte man von einem runenüblichen, regelmässig gebauten Helmingr ausgehen, dem eine eigens gebildete Langzeile christlichen Inhalts angehängt wurde. Die mit vier einsilbig-betonten Nomen überschwer gefüllte Zeile 3a kennt in der ganzen Runendichtung kein Gegenbeispiel. Die gleiche Person Øynd ist auf Sm 36, Bolmaryd, erwähnt, wo er zusammen mit Svæinn ein Monument zum Gedenken an Assur errichtet. Die Steine von Bolmaryd und Rörbro, die sich auf der Gemarkung ein und derselben Siedlung befinden, nennen augenscheinlich vier Mitglieder der gleichen Familie und repräsentieren drei Generationen (Assur - Øynd (Svæinn) - Assur). Literatur: SRI 4, 119-122, Pl. XXVI, XXVIII; Brate-Bugge 1891: 243ff.; Salberger 1990: 177; Naumann 1994: 500; Hübler 1996: 127; Wulf 2003: 976. 42. Ryssby a) Sm 39; Fv 1964: 227 b) Runenstein. — Auf dem an Altertümern reichen Gemeindegebiet von Ryssby, Sunnerbo hd, wurden vier Runensteine gefunden, drei davon bei der Kirche. In der Nähe befindet sich ein Gräberfeld mit Hügelbesetzung. Der Stein Sm 39 (Ryssby kyrka) soll unter der linken Tür der mittelalterlichen Kirche gelegen haben, die 1844 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt wurde. Der Stein wurde erneut vermauert, doch vorher von Pfarrer Lindroth abgezeichnet (vgl. SRI 4, Fig. 16). Im Jahre 1964 wurde er aus der Kirchenmauer entfernt und von Sven B. F. Jansson erstmals vollständig beschrieben (Kinander in SRI 4 stützte sich auf die Abzeichnung Lindroths). Der heutige Standort befindet sich rechts vom Eingang der Kirche. Der Stein besteht aus Gneis, die Höhe beträgt 250 cm, die grösste Breite 95 cm (unten), die Dicke 25 cm. Die 13-21 cm hohen Runen stehen auf der rechten Schmalseite (A) und auf der Vorderseite (B). Die Inschrift setzt in einem Rahmenband unten auf der Schmalseite an, folgt auf der Vorderseite zunächst der 132 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden Kontur, um in einer senkrechten Zeile unterhalb eines einfachen Kreuzes zu enden. Im Modus der Ritzung ergeben sich deutliche Übereinstimmungen mit 37 Transjö und 45 Skaftarp, die ebenfalls die rechte Schmalseite zum Schriftansatz nutzen. c) Der undekorierte Stein lässt sich in die Wikingerzeit datieren. Nach Gräslunds Chronologie gehört er zur nicht-zoomorphen Stilgruppe RAK, d. h. in die Zeit ca. 980? -1015. d) (A) : kuni : sati : stin : þana : iftiʀ (B) : suna : faþr : sin : milan : u… … mataʀ kuþa… : Punktierte m -Runen, k -Runen mit Beistab links. Die teilweise zerstörte Runenfolge milan : u… … mataʀ kuþa… kann durch andere Inschriften sicher ergänzt werden. e) Gunni satti stæin þenna æftiʀ Suna, faður sinn, mil[d]an o[rða ok] mataʀ gōða[n]. f) „Gunni errichtete diesen Stein zum Gedenken an Suni, ihren Vater, mild an Worten / und freigebig im Essen.“ g) Das rühmende Verspaar muss beliebt und verbreitet gewesen sein, da es in identischer bzw. leicht variierter Form auf mehreren Gedenksteinen erscheint, vgl. 72 Hagstugan, Sö 130, 120 Väppeby, U 703, 124 Gådi, U- 739. Auch auf dem schonischen Stein 22 Sövestad 2 wird Freigebigkeit im Essen dem Toten nachgerühmt (miltastr mataʀ). Interessante Parallelen zu dieser Formel, die wohl ein Zitat aus der Dichtung ist, finden sich auf den geografisch benachbarten Steinen von 41 Rörbro, Sm 37 und 43 Ivla, Sm 44. Da sich textuale Querverbindungen überdies zum Stein 37 Transjö, Sm 5 ergeben, schliesst Jansson (1964: 234), dass für diese Gedenksteingruppe in Småland der gleiche - freilich namenlose - Ritzer zuständig war. Literatur: SRI 4, 125-127; Jansson 1964: 225ff. (Abb.); Jansson 1984: 131ff., 144; Naumann 1994: 500; Hübler 1996: 55; Wulf 2003: 975. 43. Ivla a) Sm 44; (Taf. 27) b) Runenstein. — Der Stein steht bei Yttergården im Dorf Ivla, Ljunga sn, Sunnerbo hd, westlich der Landstrasse und war ursprünglich mit einem Grabhügel verbunden. Nördlich und östlich ist er von einem eisenzeitlichen Gräberfeld umgeben. Der Stein aus Amphibolit ist 130 cm hoch und 67 cm breit an der Basis, die beschädigt ist. Die kompliziert angelegte Inschrift steht auf der südöstlichen 133 44. Bräkentorp Breitseite und der nordöstlichen Schmalseite und beginnt mit maximal 15- 16 cm hohen Runen in der unteren linken Ecke der Breitseite (A). Der Text setzt sich auf der rechten Schmalseite (B) fort. Das Ende der Inschrift befindet sich in einem von links nach rechts verlaufenden Bogen wiederum auf der Breitseite (A). Der metrische Abschnitt setzt in der Mitte von (B) an. c) Der undekorierte Stein lässt sich in die Wikingerzeit datieren. Nach Gräslunds Chronologie gehört er zur nicht-zoomorphen Stilgruppe RAK, d. h. in die Zeit ca. 980? -1015. d) (A) [: uim]ut[r] : [sa]ti : sten : þana … (B) [b]ruþr : s[in … ịn miḷ… …sina] … (A) m[a]tʀ : kuþan : [i] urþ[l]uf: i . at[ra : m…r] Die Lesung von Kinander (SRI 4: 137ff.) ist nach älteren Aufzeichnungen (Bautil 1012) ergänzt. Die k -Rune hat einen linken Beistab. e) Vīmundr satti stæin þenna ... brōður sinn [Svæ]in, mil[dan við] sinna [ok] mataʀ gōðan, ī orðlofi allra m[ikl]u. f) „Vīmundr errichtete diesen Stein ... seinen Bruder Svæinn, grosszügig zu seinen Gefährten / und freigebig im Essen, / im Rufe hochgepriesen. g) Die metrisch korrekte Halbstrophe bildet inhaltlich und formal eine Erweiterung zur Aussage in 42 Russby (Sm 39, vgl. dort). Weder orðlof n. „Lob, Ruhm, Ehre“ noch sinni m. „Begleiter, Gefährte“, das zuerst Brate als Deutung für sina in die Diskussion gebracht hatte, sind runisch an anderer Stelle belegt. Beide Wörter sind im Altwestnordischen indessen gehobener Stilschicht zuzurechnen, wobei sinnar Pl. als Synonym für félagar bzw. húskarlar stehen dürfte, vgl. 96 Turinge (Sö 338): heldu sina huskarla ve[l]. Auf eine eddische Parallele der Alliterationspaare mildr : matargōðr in ‚Hávamál‘, 39 1-2 hatte Jansson aufmerksam gemacht: Fanca ec mildan mann eða svá matargóðan. Literatur: SRI 4, 136-140, Pl. XXX, XXXI, XXXII; Brate-Bugge 1891: 241ff.; Jansson 1984: 133. 44. Bräkentorp a) Sm 45; (Taf. 28) 134 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden b) Runenstein. — Der Stein von Bräkentorp, Tudaryds sn, Sunnerbo hd, wurde 1894 auf einem südlich vom Hof belegenen Acker aufgefunden (zum Fundort vgl. SRI 4, Abb. XXXIV). Ob es sich um den ursprünglichen Standort handelt, ist indessen unklar. Die Inschrift bezeugt, dass der Stein an einer Wegkreuzung stand ( a u-ki · muti ), von der jedoch keine Spuren mehr vorhanden sind. Der eigentümlich geformte Stein aus Gneis misst 85 cm in Höhe und Breite und hat eine Dicke von 25 cm. Die Inschrift mit ca. 10 cm hohen Runen verläuft in einer merkwürdigen Randschlinge, die links unten ansetzt und sich spiralförmig ins Zentrum des Steins windet. Die Lesung der an der linken Kante beschädigten Inschrift ist nach anderen Steinen sicher ergänzt. c) Der undekorierte Stein lässt sich in die Wikingerzeit datieren. Nach Gräslunds Chronologie gehört er zur nicht-zoomorphen Stilgruppe RAK, d. h. in die Zeit ca. 980? -1015. d) · uestin · kar-- · --b- · þesi · efteʀ · esburn · bruþur · sin · uitrik · þesi · auki · muti Die beschädigte Sequenz von fünf Runen in kar-- · --bwird aufgelöst als gærði kumbl, vgl. hier 45 Skaftarp (Sm 60) und zahlreiche andere Inschriften. Die Form au-ki · muti lässt sich sicher nach Skaftarp ergänzen. e) Vīstæinn gær[ði kum]b[l] þessi æftiʀ Æsbiorn, brōður sinn, vitring þessi ā v[e]gamōti. f) „Vīstæinn errichtete diese kumbl zum Gedenken an Æsbiorn, seinen Bruder, dieses „Wahrzeichen“ / an der Wegkreuzung.“ g) Die Formulierung der einfachen Langzeile dürfte sich auf das gesamte Denkmal beziehen, da das Substantiv vitring f. in Apposition zu kumbl steht. Der Vers kehrt wörtlich in 46 Skaftarp (Sm 60) wieder; dieser Stein ist nur ca. 25 km Luftlinie von Bräkentorp entfernt. Wahrscheinlich handelt es sich um ein Zitat, da es auch die schonischen Steine von 16 Tillitse (DR-212) und 17 Sandby (DR 229) kennen. Die Bedeutung von vitring ist nicht ganz klar. Der Begriff wird hier mit „Wahrzeichen“ wiedergegeben, doch sind auch Bedeutungen wie „Verkündung, Offenbarung“ erwogen worden. ‚Svensk runordsregister (Peterson 1994: 73 s. v.) übersetzt mit „kungörelse; minnesvård“. Literarisch ist das Wort nur in ‚Íslenzk Homiliubók‘, p. 203,13 in der Bedeutung „Offenbarung“ belegt. Ein eddischer Zusammanhang zur Inschrift ergibt sich aus ‚Hávamál‘ 72, 4-6: sialdan bautasteinar standa brauto nær, nema reisi niðr at nið. „Selten stehen Gedenksteine am Weg, wenn sie nicht ein Verwandter setzt.“ 135 45. Skaftarp Literatur: SRI 4, 140-143, Pl. XXXIII, XXXIV; Jansson 1984: 145; Hübler 1996: 68f.; Wulf 2003: 978; Düwel 2013: 43. 45. Skaftarp a) Sm 60; (Taf. 29) b) Runenstein. — Der Stein steht auf einer Steinschüttung (stenröse) östlich der Landstrasse bei Skaftarps Södergård in Rydaholms sn, Östbo hd. Dieser Standort ist bereits für 1690 nachgewiesen. Der Stein besteht aus Gneis und besitzt eine Höhe von 167 cm. Die Vorderseite misst in der Breite 50 cm, die beschriftete linke Schmalseite 21 cm. Die Inschrift mit 9 cm hohen Runen setzt unten an der Schmalseite (A) in einem Rahmenband an, folgt auf der Vorderseite (B) der Steinkante und windet sich mit den letzten Worten ins Innere des Steins. Die metrische Runenfolge beginnt in der Mitte der linken Kante (B). Die Innenfläche ist mit einem einfachen Kreuz besetzt. c) Der undekorierte Stein lässt sich in die Wikingerzeit datieren. Nach Gräslunds Chronologie gehört er zur nicht-zoomorphen Stilgruppe RAK, d. h. in die Zeit ca. 980? -1015. d) (A) · sen · uku · starki · karþu · (B) · kubl · þesi · efeiʀ · kuþmut · faþur · sin · uitrk · þasi · o ueha · muti · Punktierte m -Rune in muti . e) S[v]æinn/ S[t]æinn ok Starki/ [Ō]starki gærðu kumbl þessi æftiʀ Guðmund, faður sinn, vitring þasi ā vegamōti. Prosa: Salberger (1979: 40) transkripiert Zeile A als: · sen · uk u·starki · karþu : und übersetzt: Svæinn/ Stæinn ok Ōstarki gærðu. Er erschliest aus u·starki den PN Ōstarki und sieht eine Ableitung zur bestimmten Form des Adjektivs aonord. ústerkr „schwach, kraftlos“. Ein solcher PN ist weder runisch noch literarisch belegt, hingegen ist der Beiname Starki, zum Adj. sterkr „stark, kräftig“ sowohl Altostwie Altwestnordisch bezeugt (vgl. Peterson 2007: 176, 204 s. v.). f) „Svæinn/ Stæinn und Starki/ Ōstarki errichteten diese kumbl zum Gedenken an Guðmundr, ihren Vater, dieses „Wahrzeichen“ / an der Wegkreuzung. g) Auf den Status der korrekten Langzeile hat Salbergers Namenerklärung keinen Einfluss. Zu ihren Zusammenhängen vgl. ausführlicher 44 Bräkentorp (Sm 45). Literatur: SRI 4, 172f.; Salberger 1979: 36ff.; Jansson 1984: 145; Hübler 1996: 68f.; Wulf 2003: 978; Düwel 2013: 43. 136 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden Östergötland 46. Hovgården a) Ög 77 b) Runenstein. — Der Stein aus rotem Granit wurde 1867 bei der Reparatur eines Kellers auf der Gemarkung von Hovgården, Hovs sn, Göstrings hd, in drei Teilen aufgefunden. Das kleinste, linke Bruchstück bildet den Anfang der Inschrift, ein weiterer Teil den Steinsockel. Ein drittes Fragment enthielt den Hauptt eil des Textes (vgl. SRI 2, Pl. XXV). Der ursprüngliche Standort ist unbekannt. Das reparierte Denkmal steht heute an der Ostgrenze des Parks von Hovgården. Seine Höhe beträgt 188 cm, die Breite max. 171 cm. Die Runen, die in einem links angesetzten, einfachen Rahmenband der Kontur folgen, sind 10-13 cm hoch. Der einwandfrei lesbare metrische Abschluss steht im rechten Rahmenband. Kreuz im Mittelfeld. c) Der undekorierte Stein gehört der Wikingerzeit an. Eine nähere Datierung erlaubt der Stein von 47 Högby (vgl. dort), so dass die Inschrift an den Beginn des 11. Jahrhunderts gesetzt werden kann. Ritzer: Zuschreibung an Þorkell. d) : tuna : sati : stin : þ-… --tʀ : sin : uar : þurfast : uas han : man : mist : uniþik-· Der letzte Teil des Textes man : mist : uniþik · ist verkürzte Ritzung, die sich nach 37 Transjö mana : mesr : o: niþikʀ und 41 Rörbro mana : mestr : uniþikʀ problemlos ergänzen lässt. e) Tonna satti stæin þ[ansi æf]tiʀ sinn ver Þōrfast. Vas hann man[na] mæst[r] ōnīðing[ʀ]. Prosa: Der selten bezeugte Name der Steinsetzerin Tonna (vgl. Peterson 2007: 222 s. v.) kommt im ‚Verbrüderungsbuch der Abtei Reichenau‘ als letzter Eintrag einer ostskandinavischen Namenliste vor, die sich der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts zuordnen lässt (vgl. Naumann 1992: 706, Abb. 5, p. 162). f) „Tonna setzte diesen Stein zum Gedenken an ihren Ehemann Þōrfastr.Er war der grösste ‚Un-Niding‘ (d. h. der ehrenhafteste) unter Männern (oder: Menschen).“ g) Die Litotes-Formel mæstr ōnīðingʀ in der Langzeile wurde für 13 Århus 5 (DR-68), 37 Transjö (Sm 5) und 41 Rörbro (Sm 37) registriert und dort ausführlicher behandelt. Bei Hovgården handelt es sich geografisch gesehen um den nördlichsten Beleg der Figur. In den metrischen Inschriften Södermanlands und Upplands ist sie nicht nachgewiesen. Literatur: SRI 2, 78-79, Pl. XXV; Brate-Bugge 1891: 350; Naumann 1994: 499f.; Hübler 1996: 127; Wulf 2003: 976, 982f. 137 47. Högby 47. Högby a) Ög 81; Andersson 1971: 17f.; (Taf. 30) b) Runenstein. - Der stattliche, nahezu 3,5 m in der Höhe messende Stein aus rötlichem Granit befand sich bis 1874 in der östlichen Mauer der Vorhalle der alten romanischen Kirche von Högby, Göstrings hd, wobei nur die Vorderseite mit Kreuzornament sichtbar war. Erst beim Abbruch der Kirche wurde die ebenfalls beschriftete Rückseite entdeckt. Das säulenartige Denkmal (Sockelbreite 60 cm) steht heute am erhöhten Platz der vormaligen Kirche unweit des Pfarrhofs von Högby, nunmehr zur Stadt Mjölby gehörig. Der ursprüngliche Standort ist unbekannt, darf aber innerhalb der an Altertümern ungewöhnlich reichen Gemarkung von Högby vermutet werden (vgl. Selinge 1987: 59ff.). Die Inschrift setzt auf der Vorderseite (A) links unten in einer 10-12 cm breiten Tierschlinge mit dem Errichtertext an. Die überlegt geplante, eng beschriftete Rückseite (B) enthält den Versteil, der in einer Mehrfachschlinge steht, deren Breite aussen 16-17 cm und in der Mitte 14-15 cm beträgt und unten neben dem Kopf des Runentiers beginnt. Unmittelbar schliesst sich ein Ritzertext mit Signatur an. Die dafür verbleibende Schriftfläche wurde indessen falsch kalkuliert, so dass die drei letzten Zeichen ( naʀ in runaʀ ) mit weitem Abstand vom Beginn des Wortes ausserhalb der Schlinge neben dem Schwanz des Runentiers gesetzt werden mussten. c) Auf Grund sprachlicher und runologischer Kriterien kann die Ritzung in die Zeit um oder kurz nach 1000 datiert werden. Der ornamentalen Gestaltung zufolge (Gräslund) ist das Denkmal der Stilgruppe Pr 1, d. h. der Zeit ca. 1010-1040 zuzuordnen. Ritzer: Þorkell, signiert. Nach Brate (SRI 2: 87) war Þorkell für die Beschriftung fünf weiterer Steine verantwortlich, davon drei in Högby (Ög 82, 83, 84) sowie mit metrischem Inhalt 46 Hovgården (Ög 77) und 51 Skänninge (Ög 165); drei der Inschriften sind signiert (Ög 81, 82 und 165), die anderen (Ög 77, 83 und 84) werden Þorkell attribuiert (vgl. weiter Brate 1925: 130; Källström 2007: 256). d) (A) · þukir · resþi · stin· þansi · eftiʀ · asur · sin · muþur · bruþur · sin · iaʀ · eataþis · austr · i · krikum · (B) · kuþr · karl · kuli · kat · fim · suni · feal · ą · furi · frukn · treks · asmutr · aitaþis · asur · austr · ikrikum · uarþ · ąhulmi · halftan · tribin · kari · uarþ · atuti · auk · tauþr · bui · þurkil · rist · runaʀ · Die Inschrift hat mehrere Besonderheiten: Die sog. ås-Rune (Ê) wird als Zeichen für nasaliertes ą verwendet; die m -Rune zeigt den in Schweden seltenen, altertümlichen Typ mit gerundeter Form; der Diphthong æi ist monophthongiert: resþi , stin , rist , der alte Diphthong au hingegen mit au wiedergegeben: austr , auk , tauþr . Es finden sich verschiedene Ritzfehler: þukir wird allgemein als FN Þōrgærðr aufgefasst, die Form treks (B) als Fehler für trekʀ , d. h. drængʀ. In 138 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden der Errichterzeile (A) ist das Possessivpronomen sinn offenbar verdoppelt: sinn mōðurbrōður sinn (vgl. Ljunggren 1964: 44ff.; Andersson 1971: 20). Der im Ingress und sodann in der Strophe erwähnte Völkername Grikk(i)aʀ „Griechenland, eigtl. Griechen“ erscheint im Dat. als i-Stamm: krikum (vgl. Peterson 2007: 313, s. v; Jansson 19954a: 34ff.). e) Þōrgærðr (? ) ræisþi stæin þannsi æftiʀ Assur, sinn mōðurbrōður sinn, eʀ ændaðis austr ī Grikkum. Gōðr karl Gulli gat fēm suni. Fell ā Fri frkn dræng[ʀ] Āsmundr, ændaðis Assur austr ī Grikkum, varð ā Holmi Halfdan drepinn, Kāri varð at Uddi (? ) auk dauðr Bōi. Þorkell ræist rūnaʀ. f) „Þōrgærðr errichtete diesen Stein zum Gedenken an Assur, ihren Onkel (Mutterbruder), der ostwärts in Griechenland starb. Der gute Mann Gulli / bekam fünf Söhne. / Fiel bei Fyris / der tapfere Kämpfer Āsmundr; / es starb Assur / ostwärts in Griechenland, / wurde auf Bornholm / Halfdan erschlagen / Kāri wurde bei (? ), auf (? ) Udde (? ) [erschlagen] / und tot ist Bōi. Þorkell ritzte die Runen.“ g) Die Inschrift gewährt Einblick in die vielfältigen und ausgreifenden Aktivitäten der schwedischen Wikingerzeit in den Jahren um 1000. Ihr Verstext ist deshalb oft zitiert und besprochen worden, wobei vor allem der Inhalt und weniger die ungewöhnliche Form der fünfzeiligen, katalogartigen Fornyrðislag-Strophe die Diskussion bestimmte. Die kunstmässig gebaute Strophe erfüllt mit den ersten vier Langzeilen ein planvolles Versmuster, indem zwei Hebungen im Anvers (in Zeile 4 jedoch nur die zweite) mit der ersten Hebung des Abverses alliterieren. Mit Ausnahme von Halbvers 3a und 5a sind die Verse viersilbig gefüllt und zeigen bis auf 2b durchgehende klingende (weibliche) Kadenz. Als übergreifendes Strukturmuster lässt sich ein konsequent durchgeführter Parallelismus fassen, der sich metrisch dadurch ausdrückt, dass in sämtlichen Verspaaren der Hauptstab auf die erste Hebung des Abverses fällt. Syntaktische Äquivalenzen ergeben sich durch die Spitzenstellung der finiten Verben in den Versen 2a (fell), 3a (ændaðis) und 4a (varð ... drepinn), wobei es sich gleichzeitig um synonymische Variation - wiederum ein poetisches Merkmal - der Sterbevokabel handelt. Es ist darauf aufmerksam gemacht worden, dass auch die Setzung der Namen an unterschiedlicher 139 47. Högby Position in den jeweiligen Verszeilen dem Prinzip der Variation folgt (Hübler 1996: 84). Das Verfahren der Äquivalenz wiederholt sich mit der Heraushebung von vier Sterbeorten der Brüder (ā Fri, ī Grikkum, ā Holmi, at Uddi), und nur der letzte - Bōi - ist vom Schema ausgenommen, wohl aus ganz bestimmtem Grund. Die Versinschrift zeichnet aber ausserdem, worauf seinerzeit Wilson (1990) aufmerksam gemacht hatte, durch eine Besonderheit aus, die zur Hebung ihres Kunstcharakters beiträgt. Das besprochene Alliterationsmuster wird bei genauerem Zusehen überlagert durch eine spezielle Strukturrelation, für die man den Begriff ‚Hakenreim‘ geprägt hat. Diese Stabvariante drückt sich im Falle Högby in der Weise aus, dass das letzte betonte Wort der Anverse konsequent mit dem ersten Wort der Abverse eine zusätzliche Reimbindung schafft: Gulli : gat, Fri : frkn, Assur : austr, Holmi : Halfdan, Uddi : auk (zusätzlich aber auch 2b : 3a: Āsmundr : ændaðis). Dieses additive Stilmittel der Alliteration bindet aber bereits den quasi-metrischen Relativsatz des Errichtertextes an die erste Hebung der Strophe und bildet dergestalt eine zusätzliche Konvergenz (... eʀ ændaðis austr ī Grikkum : gōðr karl Gulli). Hakenreime sind aus ‚Beowulf ‘, ‚Heliand‘ und ‚Hildebrandslied‘ häufiger bezeugt (vgl. Beyschlag 1932: 225ff. mit Lit.; Wilson 1990: 164f.). Andreas Heusler kannte den Begriff noch nicht, sondern er verwendete in seiner „Deutschen Versgeschichte“ für die Fortführung des Satzes über die metrische Grenze der Langzeile oder des Reimpaars hinweg die Bezeichnungen „Verssprung“ bzw. „Zeilensprung“ (1925: 40), ohne auf die Implikation additiver Stabmuster näher einzugehen (vgl. auch 1925: 254ff., 236ff.). In eddischer Dichtung finden sich vereinzelte Belege im ‚Hunnenschlachtlied‘ (Str. 1 6-7 , 14 2-3 , 34 2-3 ), doch kann es sich, ganz im Gegensatz zu Högby, in diesem fragmentarisch überlieferten Heldenlied auch um akzidentielle Fälle handeln. Einen im runischen Zusammenhang interessanten Einzelbeleg liefert allerdings die bekannte Halbstrophe aus ‚Hávamál‘ (72 4-6 ), in welcher von der Gedenksitte, Bautasteine zu setzen, die Rede ist: sialdan bautasteinar standa brauto nær, nema reisi niðr at nið. „Selten stehen Gedenksteine am Weg, wenn sie nicht ein Verwandter setzt.“ Das Gestaltungsmittel der „Verhakung“ tritt hier deutlich hervor. Es fragt sich allerdings, warum diese Stilfigur, die nicht mit der sog. „Anreimung“ zu verwechseln ist (vgl. Nr. 3 Tjurkö), eddisch wie runisch sehr selten auftritt. Denn Wilson (1990: 168, 170) hatte an inschriftlichen Zeugnissen lediglich zwei weitere eindeutige Beispiele benennen können: Einmal die norwegische oder vielleicht auch schwedische Halbstrophe auf dem Halsring von 147 Senja (Troms fylke, N 540), zum anderen die fragmentarische Auslandfahrerinschrift 131 von Fjuckby (U 1016): 140 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden Senja: Fórum drengila Fríslands á vit, ok vígs fǫtum vér skiptum. „Wir fuhren mannhaft nach Friesland / und Waffenstücke kauften (bzw. teilten) wir.“ Fjuckby: Stȳrði [k]nærri, kvam hann Grikk-hafniʀ, hæima dō ... „Er steuerte den Knörr, / erreichte die Häfen der Griechen, / starb daheim.“ Die Häufung von metrischer, syntaktischer und semantischer Äquivalenz gekoppelt mit dem Stilmittel der Variation sowie das additive Strukturmuster des Hakenreims erweist sich im Falle Högby als komplexes ästhetisches Phänomen und zugleich als Prinzip runischer Dichtkunst auf engstem steininschriftlichem Raum. In seinem Forschungsabriss zur Högby-Inschrift verkannte Torsten Andersson diese rhetorische Situation leider völlig, wenn er urteilt: „Raderna sammanhålls med allitteration, men i övrigt saknas speciella poetiska stilmedel.“ (1971: 22f.). Man hat vermutet, dass Assur, dem der Stein von der Nichte gestift et wurde, als letzter der Brüder umkam (Ruprecht1958: 137). Die ihm gewidmete Verszeile ist im Ingress, wie erwähnt, alliterierend vorformuliert. Es könnte sich aber auch so verhalten, dass er unter den Verwandten das höchste Sozialprestige genoss, da sein zweifach erwähnter Sterbeort „östlich in Griechenland“, d. h. irgendwo im Byzantinischen Reich persönliche Leistung besonderer Art und entsprechende Berühmtheit verbürgt haben dürfte. Die übrigen Ortsnamen sind weniger exklusiv und geografisch zudem diskutabel. Für ā Fri wurde früher gern die Teilnahme an der berühmten, historisch zweifelhaften, wenn nicht halbmythischen Fyrisschlacht angenommen, doch hat sich allgemein die Auff assung durchgesetzt, dass es sich um die Ortsangabe „Föret“, d. h. ein Überschwemmungsgebiet am Fyriså bei Uppsala handle. Für ā Holmi bietet sich am ehesten die Identifikation mit der Insel Bornholm an (Andersson 1971: 23ff.; Peterson 2007: 312, 314 s. v.). Zu unterschiedlicher Beurteilung hat seit jeher das letzte Verspaar geführt. Es fügt sich scheinbar nicht in den metrischen Gesamtrahmen. Einerseits ist der Abvers nicht unproblematisch, indem nur auk - entweder als stark betonte Konjunktion bzw. als Adverb - als Stabträger in Frage kommt, andererseits bietet die Runenfolge atuti Schwierigkeiten. Übereinstimmung herrscht darüber, dass die Sequenz Kāri varð-... als Ellipse zu lesen und durch Part. Perf. drepinn aus Vers 4b zu ergänzen ist. Auch wäre es logisch, dass der strikte Parallelismus der Strophe 141 48. Harstad für atuti ein toponymisches Lexem verlangt, das sich auf auk reimen müsste. Unter den divergierenden Vorschlägen dürfte, wie schon von Brate (SRI 2: 83) erwogen, die Lesung at Uddi „vid Udden“ am plausibelsten sein, womit wahrscheinlich Sjællands Odde, d. h. die sich vom Nordwesten Sjællands aus erstreckende lange Landzunge gemeint sein könnte (zusammenfassend Andersson 1971: 34ff.; Peterson 2007: 322 s. v.). Der Högbystein ist nach seinen Dimensionen, seiner vermuteten ehemaligen Platzierung an einem Zentralort und seiner gestalterischen wie metrisch- stilistischen Ausformung zweifellos ein Denkmal mit Hochstatuscharakter. Die memoria der Sippe Gullis vollzieht sich in einem herausgehobenen gesellschaftlichen Kontext, und es wäre nicht von vornherein von der Hand zu weisen, dass mit der katalogartigen Erinnerungsstrophe nicht auch der Anschluss an gewisse überlieferte Formen des Ahnengedenkens gesucht wird. Denn Merkgedichte dieser Art scheinen eine bestimmte Tradition vorauszusetzen. Diese wäre wohl am ehesten im Umkreis einer Totenmemoria zu suchen, wie sie in altnordischer Dichtung künstlerisch entwickelt am deutlichsten im ‚Ynglingatal‘ ausgebildet ist. Bei allen formalen Unterschieden lässt sich kaum übersehen, dass Högby derselben Topik folgt wie das Ahnengedicht auf die schwedischen Ynglingar: In skaldischer Fassung werden Strophe für Strophe Fürstenname, Todesart und Grabstätte memoriert, in typisch inschriftlicher Reduktion stehen in verknapptem Versrahmen Brudername, Sterbevokabel und Sterbeort. Die Frage der Urheberschaft des Verskomplexes wird unter 51 Skänninge (Ög-165) näher erörtert. Literatur: SRI 2, 80-83, Pl. XXVI; Brate-Bugge 1891: 227ff.; von Friesen 1933: 183ff. (Abb.); Jansson 1957: 30; Ruprecht 1958: 137; Ljunggren 1964: 43ff. (Abb.); Wessén 1970: 21ff.; Andersson 1971: 17ff. (Abb.); Kabell 1978: 45; Jansson 1984: 93ff. (Abb.); Selinge 1987: 255ff. (Abb.); Wilson 1990: 164ff.; Hübler 1994: 82ff.; Marold 1998: 672; Wulf 2003: 982; Källström 2007: 256f. 48. Harstad a) Ög 94 b) Runenstein. — Der Stein aus rötlichem Granit befindet sich in der südöstlichen Ecke des aufgelassenen Friedhofs der vormaligen Kirche von Harstad, Väderstads sn, Götsringe hd. Der ursprüngliche Standort ist unbekannt. Er misst 200 cm in der Höhe und 118 cm in der unteren, 100 cm in der oberen Breite. Die Dicke schwankt zwischen 10-25 cm. Die doppelte Schlinge, deren äusseres Band 15 cm, das innere 13-14 cm misst, setzt rechts unten im Kopfe des Runentiers an. Da für das letzte Wort der Platz am Ende der Schlinge nicht ausreichte, wurden 142 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden die beiden abschliessenden Zeichen um links unten über dem Schlingenende angebracht. Kreuz im Mittelfeld. c) Der Stein lässt sich in die Wikingerzeit datieren. Der ornamentalen Gestaltung zufolge (Gräslund) ist das Denkmal der Stilgruppe Pr 1, d. h. der Zeit ca. 1010- 1040 zuzuordnen. d) : askata : auk : kuþmutr : þau : risþu : kuml : þ [ i ] ṭa : iftiʀ : u-auk : iaʀ : buki : haþistaþum : an : uaʀ : bunti : kuþr : taþr : i : ki [ ṛ ] k[ịụṃ] Samnordisk runtextdatabas gibt für i in Runenfolge 47-50 buki Doppellesung an: buki| |i . e) Āsgauta/ Āskatla (? ) auk Guðmundr þau ræisþu kuml þ[e]tta æftiʀ Oddlaug/ Ōtrygg (? ), eʀ byggi ī Haðistaðum. Hann vaʀ bōndi gōðr, dauðr ī Grikkium (? ). Prosa: Für askata hatte Brate (SRI 2: 95) die feminine Movierung zu Āsgautr erwogen, doch ist der FN *Āsgauta runisch sonst nicht nachgewiesen. Für Āskatla hingegen finden sich ausser Ög 94 zwei inschriftliche Belege in Schweden und einer in Dänemark (Peterson 2007: 30f. s. v.). Die von Samnordisk runtextdatabas wiedergegebene Folge 38-42 u-auk (Brate utluk ) liest Gustavson vorsichtig (1975: 176) als utruk, d. h. MN Ōtryggʀ, wobei er sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auf den 1974 in Harstad aufgefundenen Nachbarstein zu Ög 94 stützen kann. Dieser Name ist runisch gut bezeugt, nicht hingegen *Oddlaugr. Sollte die Lesung Āskatla zutreffen, so ergeben sich bedenkenswerte Beziehungen zum ‚Verbrüderungsbuch der Abtei Reichenau‘. Diese Movierung zu Āskæll/ Ǣskæll, die weder ‚Sveriges medeltida personnamn‘ noch ‚Danmarks gamle Personnavne‘ verzeichnen, dürfte tatsächlich nicht selten gewesen sein, da sie mit insgesamt 8 Einträgen aus 6 verschiedenen Einschreibungslisten in der Gedenküberlieferung der Bodenseeabtei relativ häufig vertreten ist. Der Name kommt in der betreff enden Liste von eindeutig nordischer Provenienz, die wohl vom Ende 11. Jahrhunderts stammen dürfte, als Ascatala zusammen mit Guotmunt vor (Eintrag von insgesamt 36 Namen p. 138 X1-5 ). Indessen stehen Ascatala und Guotmunt nicht als Paar, sondern sind durch andere Namen voneinander getrennt, so dass sich weiter reichende Schlüsse von selbst verbieten (Listennachweis und Namenfrequenz bei Naumann 1992: 718f., 725). Immerhin bleibt festzuhalten, dass zwei runeninschriftlich verbürgte Namensträger aus Östergötland gemeinsam in einer kontinentalen Quellenkatagorie fassbar werden. f) „Āskatla (? ) und Guðmundr errichteten dieses kuml zum Gedenken an Ōtryggʀ (? ). Er wohnte in Haddestad. Er war ein guter ‚Bauer‘ (Hausherr), / starb in Griechenland.“ 143 49. Rök g) Brate (SRI 2: 95) erkennt ein Verspaar, allerdings unter gewissem Vorbehalt, und verweist auf den bindewortlosen Anschluss des Abverses als poetisches Indiz. Seine Lesung des letzten Wortes als kirkium scheint problemlos, während Samnordisk runtextdatabas verwitterungsbedingt eine defekte Wiedergabe bietet. Literatur: SRI 2, 93-95, Pl. XXXI; Brate-Bugge 1891: 235ff.; Gustavson 1975: 175f. (Abb.); Hübler 1996: 130f. 49. Rök a) Ög 136; Wessén 1958: 24; (Taf. 31) b) Runenstein.— Die Inschrift auf dem Gedenkstein bei der Kirche von Rök, Röks sn, Lysings hd, beinhaltet mit ca. 750 Zeichen nicht nur den umfangreichsten, sondern zugleich den am häufigsten diskutierten und entsprechend kontrovers behandelten Text runischer Überlieferung überhaupt. Der naturbelassene Steinblock besteht aus hellgrauem, feinkörnigem Granit und misst insgesamt 382 cm in der Höhe; er ist am Fuss 138 cm breit und verjüngt sich leicht nach oben, während die Dicke zwischen 22-43 cm variiert. Die Höhe über dem Boden beträgt ca. 250 cm. Das Denkmal verfügt folglich über ein massives Fundament von nahezu einem Drittel der Gesamthöhe, was zu seinem guten Erhaltungszustand beigetragen haben dürfte. Das Volumen des Steins beträgt ca. 2 m 3 und entspricht einem Gewicht von ca. 5,5 Tonnen (Grønvik 1983: 141, Anm. 1). Der Name Rök enthält semantisch die Grundkomponente „(spitz) emporragend“ und ist urkundlich primär an die Kirche gebunden (1282 de røskyrc). Es darf jedoch angenommen werden, dass er von Anfang an das imposante Monument an seinem ursprünglichen Platz selbst bezeichnet hat (Nyman 2003: 62). Seit dem Mittelalter in die Wand einer Zehntscheune vermauert und dort erstmals 1624 vom Altertumsforscher Johannes Bureus beschrieben, wurde der Stein 1843 entfernt, sodann in die Innenseite der Sakristei eingesetzt und endlich 1933 am heutigen Standort unter einem Schutzdach aufgerichtet. Nahezu die gesamte verfügbare Schriftfläche ist mit Runenzeichen bedeckt, wobei Kurzzweigrunen (oder ‚Rök-Runen‘) den Klartext der Zentralpartien auf Vorder- und Rückseite ergeben, während verschlüsselte bzw. kryptographische Runen sieben verschiedener Art zumeist auf den Randpartien stehen. Bei den hier diskutierten metrischen Teilen handelt es sich einerseits um die sog. ‚Þiaurikʀ-Strophe‘, andererseits um ein als ‚Þula‘ bezeichnetes Merkversgedicht, welches den Klartext der Rückseite beschliesst. Zur metrischen Gesamtbeurteilung bzw. Literarität von Rök siehe unter g). Wie schon von Wessén (1958: 43) betont, hat der Ritzer die ‚Þiaurikʀ-Strophe‘ absichtsvoll in einer Weise angeordnet, dass sie inhaltlich wie schrifttechnisch ein eigenes Textsegment erfüllt. Sie beginnt - plakativ gegen den senkrechten Duktus 144 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden der Schaufläche gesetzt - in zwei waagerechten Zeilen am Fuss der Vorderseite (A9, A10) und findet Fortsetzung und Abschluss, von unten anhebend, auf der gesamten rechten Schmalseite (B11). Es dürften kaum Zweifel bestehen, dass Anordnung und Segmentierung nicht nur Aufmerksamkeit beanspruchen, sondern zugleich auf umfassende Verständlichkeit beim Leser abzielen sollten. Etwas anders verhält es sich mit der ‚Þula‘. Auch sie ist als eigene, am Anfang und Schluss durch Trennzeichen markierte Einheit erkennbar, folgt aber ansonsten dem senkrechten Schriftduktus der Rückseite (C17-19). Es bliebe jedoch anzumerken, dass Strophe und Þula den Klartext der Rückseite als akzentuierte Abschnitte umrahmen und gleichsam eine ‚metrische Klammer‘ bilden. c) Die Inschrift auf dem Stein von Rök kann mit grosser Wahrscheinlichkeit in die 1. Hälfte des 9. Jahrhunderts datiert werden. Dafür sprechen sprachhistorische wie runographische Kriterien, aber auch Indizien, die sich aus der Interpretation der ‚Þiaurikʀ-Strophe‘ (s. u.) ergeben. Sophus Bugge (1910: 220ff.) hielt einen Zeitraum von 830-840 für möglich, während Ottar Grønvik (1983: 139; 2003: 92) für die Jahre um 810-820 plädierte (zusammenfassend Gustavson 2003b: 70). d) Umschrift und Zeilenanordnung nach Wessén (1958: 24f.). ‚Þiaurikʀ-Strophe‘: (A9) raiþ [þ]iaurikʀ hin þurmuþi stiliʀ (A10) flutna strąntu hraiþmaraʀ sitiʀ nu karuʀ ą (B11) kuta sinum skialti ub fatlaþʀ skati marika ‚Þula‘: (C17) + ualkaʀ fim ra͡þulfs [s]u (C18) niʀ hraiþulfaʀ fim rukulfs [s]uniʀ hąislaʀ fim haruþ (C19) s suniʀ kunmuntaʀ fim ḅi[a]rnaʀ suniʀ × e) ‚Þiaurikʀ-Strophe‘: Raið Þiōðrīkʀ hinn þurmōði stilliʀ flutna strandu Hraiðmaraʀ. Sitiʀ nū garuʀ ā guta sīnum, skialdi umb fatlaðʀ, skati Mǣringa. ‚Þula‘: Valkaʀ fim, Rāðulfs syniʀ; Hræiðulfaʀ fim, 145 49. Rök Rugulfs syniʀ; Hāīslaʀ fim, Haruðs syniʀ; Gunnmundaʀ fim, Biarnaʀ syniʀ. f) ‚Þiaurikʀ-Strophe‘: „Es herrschte/ ritt Theoderich / der kühngemute / der Fürst der (See-)Krieger / über den Strand des Hreidmeeres. / Jetzt sitzt er gerüstet / auf seinem (gotischen) Ross, / den Schild im Gehänge, / der Held der Märinge.“ ‚Þula‘: „Fünf Valkaʀ, / die Söhne von Rāðulfʀ; / fünf Hræiðulfaʀ, / die Söhne von Rugulfʀ; / fünf Hāīslaʀ, / die Söhne von Haruðr/ Harðr; / fünf Gunnmundaʀ/ Kynmundaʀ, / die Söhne von Bjǫrn.“ g) Wenngleich die Interpretationsansätze zur Rök-Inschrift erheblich divergieren, so bestehen doch hinsichtlich ihrer Bedeutung und Literarität kaum irgendwelche Zweifel. Sven B. F. Jansson hat dies in seiner Übersichtsarbeit ‚Runinskrifter i Sverige‘ (1984: 33f.) überzeugend auf den Punkt gebracht: „Rökstenen är icke endast det ståtligaste minnesmärke, som i vårt land har rests efter en död frände; den är den svenska forntidens stora litterära minnesmärke. Visserligen finns poetisk formade inskrifter redan från folkvandringstiden [...] Men ingen runinskrift ger oss så djupa inblickar i forntidens litterära värld som Rökstenen.“ Es dürfte feststehen, dass sich die Bestimmung der Literarität des Rök-Textes aus dem Zusammenspiel mit seiner Poetizität ergibt, entweder in Bezug auf die Gesamtinschrift oder doch zumindest einzelner ihrer Segmente. Die verschiedenen Positionen liegen jedoch weit auseinander. Niels Åge Nielsen (1969) interpretierte Rök als metrisch durchkomponiertes Gesamtkunstwerk, das er textuell in ein Memorialgedicht („Minnedigtet“), eine Odins-Anrufung („Odinspåkaldelsen“) und eine Thors-Anrufung („Torpåkaldelsen“) gliederte, die er im Wechsel zwischen - seiner Ansicht nach - durchgeführtem Ljóðaháttr und Fornyrðislag auf insgesamt 12 Strophen verteilte. Auch Lars Lönnroth (1977) geht von einem strukturierten Konzept aus, und zwar dergestalt, dass auf dreimal zwei Rätselfragen in Prosa jeweils eine strophische Antwort im Fornyrðislag erfolgen würde. Diese wären erstens die ‚Þiaurikʀ-Strophe‘ (A 9, A10, B11), zweitens die ‚Þula‘ (C17-19) und drittens eine Strophe, die Lönnroth aus den kryptographischen Runen der schwer zugänglichen Randpartien der Inschrift (C 23-25, D, E) erschliessen möchte. Sein Vorschlag beruft sich auf die in ‚Háttatal‘ und ‚Háttalykill‘ als greppaminni kurz erwähnte poetische 146 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden Erzähltechnik, die auf einem Wechselspiel von Fragen und Antworten basiert. Darauf hatte bereits Bugge (1910: 245) aufmerksam gemacht, und erneut ist Vésteinn Ólason (1969: 198f.) diesem wohl altertümlichen Verfahren und seinen Spuren im germanischen Sprachraum nachgegangen. Gun Widmark (1992: 38ff.) hat diesen Ansatz, ohne auf die metrischen Implikationen näher einzugehen, weiterverfolgt, indem sie argumentiert, dass mit der Dialogform von greppaminni „Minne der Dichter“ bzw. im Rök-Text mogminni „Minne des Nachkommen“ im Zusammenwirken zwischen Vortragendem und Rezipienten bestimmte Traditionen und Riten überliefert würden. Durch diese sozial definierte Kommunikationsweise ergeben sich (wie auch durch die Numerierung der Abschnitte þat sagum annart ... þat sagum tvalfta etc.) zwangsläufig gliedernde bzw. figurale Momente. In dieses Konzept gehöre auch die ‚Þiaurikʀ-Strophe‘. Was die metrische Beurteilung betrifft, so ist die von Lönnroth angesetzte dreiteilige Superstruktur in zweifacher Hinsicht anfechtbar. Erst durch komplizierte Umstellung der Geheimschriftpartien lässt sich die dritte von ihm postulierte Strophe überhaupt gewinnen, und das Resultat entspricht bei genauerem Zusehen kaum den Ansprüchen des Versmasses nach seinen üblichen Takt- und Alliterationsregeln, selbst wenn behauptet wird, es handle sich um eine „metrically correct stanza in fornyrðislag“ (S. 12). Man beachte bereits die regelwidrige Kolongrenze im ersten Halbvers (knūa knātti iatun kann als Sprecheinheit nicht getrennt und auf zwei Halbverse verteilt werden, vgl. auch Grønvik 1983: 126). Die widersprüchliche Textform stellt sich wie folgt dar (Längenzeichen nach Lönnroth): Vilinn es þat knua knatti iatun; Vilinn es þat nýt(i), sibi viavari. Ōl nirøðʀ, upp af ōx - sagum mog minni - Þorr. Auch Nielsens poetisches Konstrukt überzeugt weder syntaktisch noch metrisch und hat keine Anerkennung erfahren. Es sei jedoch angemerkt, dass bereits Sievers (1918: 5ff.), allerdings auf damaligem Kenntnisstand, eine strophische Gliederung der Gesamtinschrift erwogen hatte. Die meisten Anhänger dürfte Elias Wessén (1958; 1976) mit der sog. epischen „Repertoire-Theorie“ gefunden haben (vgl. zuletzt Widmark 1992; 1997; zusammenfassend Gustavson 2003b). Er geht (wie vorher ansatzweise schon Bugge 1878 und Schück 1908) davon aus, dass es sich bei der Inschrift um ein literarisches Dokument handle, welches in fragmentarischer, d. h. verrätselter oder andeutender Form aus Mythen, Sagen und Heldenliedstoffen zitiere. Diese, auf die Literarität der Inschrift zielende Position lässt sich allein schon mit Blick 147 49. Rök auf sprachlich-stilistische Textmerkmale überzeugend stützen. Relevant sind poetisch gehobene Wortschatzteile, normabweichende Wortstellung (mit dem Vorbehalt, dass unsere Kenntnis des Sprachzustandes von Rök in syntaktischer Hinsicht höchst unzureichend ist), Rhythmisierung und Stabreime - markiert in der einleitenden Gedenkformel des Steins (fāði faðiʀ aft faigian sunu) - , dazu phonästhetische und figurale Elemente. Wessén selbst (1958: 79) und vor ihm wiederum Bugge (1910: 217ff.) hatten eine Reihe dieser Kriterien aus dem Prosakontext benannt. Auf Wortschatzebene valrauf (A4) „Kriegsbeute“, meðr Hraiðgutum (A7) „bei den Reidgoten“, die Kenning hæstʀ Gunnaʀ (C12-13) „das Pferd Gunns (d. h. der Walküre) = Wolf “, vettvangʀ (C13) „Schlachtfeld“, hūsl „Opfer“, kvǣn „Frau; Ehefrau“: kvānaʀ hūsli (C21-22). Syntaktische Besonderheiten sind die Distanzstellung in ān urði (yrði) fiaru (A6) „verlor das Leben“ (? ), die nachgestellte Präposition vettvangi ā „auf dem Schlachtfeld“. Hinzu kommen Hendingar, d. h. Binnenreime: fāði : faðiʀ (A2), knātti : iatun (C24-25). Auf eine spezielle Lautfigur, die man zugleich als Wortspiel auffassen könnte, hatte seinerzeit Kabell (1964: 28) aufmerksam gemacht und zugleich auf die ins Auge fallende Anordnung des betreffen Segments auf der C-Seite (21- 22) hingewiesen: hvāʀ Inguldinga : vāʀi guldinn. Es ist auch verschiedentlich diskutiert worden, welche sprachbzw. stilhistorischen Hinweise sich den unsynkopierten Formen von Rök entnehmen lassen (zuletzt Grønvik 2003: 86f.). Es handelt sich dabei um Lexeme, in denen kurzes i und u im Auslaut nach einer Kurzsilbe erhalten sind. Dies betrifft sunu in der Gedenkzeile (A2), sitiʀ, garuʀ in der Strophe (A10), niþiʀ (C12-13) sowie evtl. fiaru (A6) und hvaʀ (A6) (vgl. Grønvik 1983: 135). Diese Formen gehören älterer Sprachstufe an und könnten somit auf dichterische Vorlagen hindeuten oder - wie Widmark (1992: 36) es sieht - als Indikatoren feierlichgehobener Rezitation gelten. Wie auch immer, so gewinnt der Rök-Text durch diese Archaismen an Poetizität. Zur ‚Þiaurikʀ-Strophe‘. Die vieldiskutierte Vollstrophe zeigt ungleiche Silbenzahl. Sie ist in Zeile 1 dreisilbig (raið Þiōðrīkʀ, mit Nebenton auf der Endung), in Zeile 2 viersilbig (hinn þurmōði). Die dritte Zeile ist ebenfalls viersilbig (stilliʀ flutna), ebenso Zeile 7 (skialdi umb fatlaðʀ, mit Elision). Auch der Rest der Verse entspricht den Regeln im Fornyrðislag (Zeile 5 in synkopierter Form wäre allerdings ebenfalls dreisilbig: sitr nū gǫrr). Zum Typ der fünfsilbigen Zeile 4 (strandu Hraiðmaraʀ) hatte Bugge (1910: 217) eine Reihe von Querbelegen aus eddischer Dichtung beigebracht. Der Wechsel drei- und viersilbiger Verse gilt als Kennzeichen der Kviðuháttr-Dichtart und der ihr „stilistisch und thematisch“ nahestehende Stein von Rök wurde von Klaus von See (1967: 47f.) als Vorläufer des skaldischen Submetrums gesehen, das sich frühestens in Þjóðólfs ‚Ynglingatal‘ (9. Jh.) entfaltet. Ellen Gade beurteilt die Strophe als „a hybrid between syllablecounting kviðuháttr and fornyrðislag“ und folgert - ähnlich wie von See: „and it is possible that a similar (Swedish? ) genealogical poem could have served as 148 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden a model for Þjóðólfr’s ‚Ynglingatal‘ and prompted the formation of kviðuháttr“ (1995: 235). Stilistisch ins Gewicht fällt des weiteren die ausgefeilte Assonanztechnik. Darauf war summarisch bereits von Lindquist (1932: 91) und im Anschluss Vogt (1937-38: 229) aufmerksam gemacht worden. Bei näherer Betrachtung ergeben sich aufschlussreiche Details in Hinblick auf Frequenz, Distribution und Figurensystem. Die Strophe enthält acht Binnenreime, die sich auf sieben Halbzeilen verteilen, wobei in der Eingangszeile auf drei Silben zwei Reime fallen und nur Zeile 3 assonanzfrei bleibt. Der prozentuale Anteil an der Gesamtsilbenzahl ist folglich beträchtlich und beträgt fast 25%. Jede Halbstrophe ist indessen der Zahl nach gleichmässig besetzt und wird jeweils durch ein reimtragendes Verb in Spitzenstellung eingeleitet (1. raið- ... - 5. sitiʀ- ...), d. h. der erste Binnenreim fällt auf die erste Hebung der betreffenden Anverse. Die Zäsur in der Strukturmitte der Strophe wird somit nicht nur durch syntaktischen Parallelismus, sondern gleichzeitig durch metrische Äquivalenz markiert. In der ersten Halbstrophe werden die Binnenreime viermal von der Lautkombination Vokal + Konsonant ð bestimmt (normalisiert: 1. raið : Þiōðrīkʀ : 2. þurmōði : 4. Hraiðmaraʀ). In der zweiten Halbstrophe wird die Verbindung durch Vokal + Konsonant t getragen, wiederum in vierfacher Sequenz (5. sitiʀ : 6. guta : 7. fatlaðʀ : 8. skati). Man kann diese Assonanzstrukturen zweifelsohne als durchlaufende Reime auffassen, und es dürfte klar sein, dass ein scharf betontes Doppelmuster wie das vorliegende nicht dem Zufall unterliegen kann. Es wurde bisher auch übersehen, dass das Kombinationsschema der Verszeilen 1-4 eine bestimmte figurale Funktion erfüllt, indem die Assonanz aið : aið (in der Umschrift: aiþ : aiþ ) die Halbstrophe aussen umklammert. Es handelt sich folglich um eine spiegelbildliche Wiederholung, d. h. um einen Chiasmus nach dem Schema abba (zum System phonologischer Figuren vgl. im übrigen Plett 2000: 73ff.). In der zweiten Halbstrophe ergibt sich der Vollreim at : at (7. fatlaðʀ : 8. skati), ansonsten jedoch kein konturiertes Muster, sieht man vom vielleicht ästhetisch gewollten Vokalwechsel i : u : a einmal ab. Wenn sich in der Skaldik die komplizierte Hending-Technik spätestens mit dem 10. Jahrhundert als metrische Norm etabliert hat, so sollte man annehmen dürfen, dass auch die entwickelten Assonanzfiguren von Rök sehr bewusst gesetzt wurden und nicht einfach auf „volkstümlichem Formsinn“ (Vogt 1937-38: 229) beruhen. Bekanntlich sind Assonanzen im Fornyrðislag selten. Um so mehr rückt die Strophe mit den aufgezeigten Stilzügen in die Nähe der Skaldendichtung oder ihrer Vorstufen. Die ‚Þiaurikʀ-Strophe‘ gilt als „Schlüsselstelle“ der Rök-Interpretation. Die herkömmlichen Deutungsansätze, gipfelnd in der Kontroverse zwischen Exponenten der „Repertoire-Theorie“ und der „Rache-Theorie“ (vgl. Gustavson 2003: 63ff.), haben indessen die Versgestalt nicht berührt. Eine zentrale Rolle in der Diskussion spielte seit jeher die Namensform Þiaurikʀ, awnord. Þjóðrekr (Peterson 2003: 306 jedoch Þiūðrīkʀ), die zumeist auf Theoderich den Grossen 149 49. Rök (ca. 474-526) bezogen wurde, dessen Reiterstatue vor dem Palast in Ravenna stand und die Karl der Grosse im Jahre 801 nach Aachen verbringen liess. Trifft diese Motivierung zu, dann handelt es sich im zweiten Teil der Strophe um eine Ekphrasis, um die literarische Form einer Bildbeschreibung. Andere Erklärungen zielten auf einen sonst unbekannten Fürsten Theoderich aus dem Stammesgebiet der Ostgoten an der Weichsel (von Friesen 1920: 46ff.). Kemp Malone (1934) und danach Lis Jacobsen (1961: 8ff.) vermuteten den Frankenkönig Theoderich (511-534), der gegen den Dänen Hugelaik Krieg führte, und Nils Åge Nielsen (1969: 31, 37ff.) wollte den Namen als Odinsheiti verstanden wissen. Lars Lönnroth (1977: 26f.) schliesslich hielt an der opinio communis fest, dachte aber an Theoderich den Grossen als Toten, der, aufrecht zu Rosse sitzend, bewaffnet und kampfb ereit, in seinem Grabhügel ruht. Für eine derartige Annahme fehlt freilich die archäologische Evidenz. Schon Wessén (1976: 47) hatte nachdrücklich auf den Kontrast der Prädikatsverben raið - sitiʀ hingewiesen sowie auf den Umstand, dass der Reiter skialdi umb fatlaðʀ „den Schild im Gehänge“ vorgestellt wird. „Den Schild an der linken Schulter“ („scutum sinistro gerebat humero“), so wird die ‚Reiterstatue Theoderichs des Grossen‘ 839 von Agnellus beschrieben („Pontificalis ecclesiæ Ravennaticæ“, c. 94; Quelle bei Brate SRI 2: 237). Für die Opposition von „einst“ und „jetzt“ der Strophe findet sich eine auff ällige und immer wieder beigezogene Parallele im ‚Ynglingatal‘, auf die wohl zuerst Magnus Olsen (in Bugge 1910: 242f.) aufmerksam gemacht hatte (zum besseren Vergleich wird Rök in normalisierter awnord. Form zitiert): Rök Yngl., 35: 5-8 Réð Þjóðrekr Réð Óláfr hinn þormóði, Upsa forðum stillir flotna, víðri grund strǫndu Hreiðmarar. ok Vestmari. Yngl., 36: 5-8 Sitr nú gǫrr Nú liggr gunndjarfr á gota sinum á Geirstǫðum skildi um fatlaðr herkonungr skati Mæringa. haugi ausinn. Die formalen Analogien wirken auf den ersten Blick bestechend: Die beiden ersten Zeilen sind dreihebig, und auf réð folgt jeweils ein zweisilbiger Name. Im Schluss der Halbstrophe von Rök steht der Gen. -marar, Yngl. hat den Dat. -mari, beide zu marr ‚Meer‘. In den zweiten Halbstrophen berühren sich eng sitr nú : nú liggr. Weitere, allerdings weniger überzeugende Ähnlichkeiten semantischer Art sind von Bugge (1910: 243f.) und zuletzt von Bo Ralph (2007: 127) angeführt 150 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden worden. Ralph gibt aber zugleich - und völlig zu Recht - zu bedenken, dass es sich im Falle von ‚Ynglingatal‘ um ein Konstrukt handelt, indem aus zwei verschiedenen Strophen (Yngl. 35 und 36) jeweils die zweiten Halbstrophen herausgelöst und miteinander kombiniert wurden. Die Beleglage ist folglich zweifelhaft, und auch die Situation ist keineswegs identisch. Da ‚Ynglingatal‘ allein schon aus zeitlichen Gründen als Prätext ausscheidet, müssen wir uns mit der Annahme begnügen, dass es sich in beiden Fällen um die Reproduktion semantisch-metrischer Versatzstücke aus alter Merkversdichtung, vielleicht genealogischer Art, handeln könnte. Die Parallele der ersten beiden Halbverse hatte Wessén und andere Interpreten (z. B. Jacobsen 1961, Lönnroth 1977) dazu bewogen, das Initialwort der Strophe raiþ als Präteritum von ráða ‚herrschen, entscheiden‘ zu lesen und raiþ strąntu mit „herrschte über den Strand“ (d. h. die Küste des Hreidmeers) zu übersetzen. Vielfach erörtert (u. a. von Kabell 1964, Grønvik 2003) wurde aber auch die sich anbietende Alternative mit Lesung raiþ als Präteritum reið von ríða ‚reiten‘. In einer ausführlichen Würdigung der Röker Inschrift unter sprachhistorischem Aspekt hatte zuletzt Ralph (2007: 121ff.) für letzteres plädiert. Er präsentierte zugleich eine radikal neue Textform, indem die Zeilen 1 und 2 in folgender Weise segmentiert werden: raiþ iau rikʀ hin þurmuþi . Dies bedeutet zum einen, dass das Zeichen þ in raiþ nicht gedoppelt und als Anlaut des nächsten Wortes gelesen wird (obwohl diese Doppellesungen auf Rök usuell sind) und zum andern, dass iau awnord. jó (Nom. jór ‚Pferd‘) entsprechen soll, also reið jó ‚ritt das Pferd‘. Als Subjekt der Verbalphrase wird rikʀ angesetzt und als rinkʀ gedeutet, d. h. rinkʀ hinn þurmoði, wobei rinkʀ mit dem Erstglied von Ortsnamen wie schwed. Rinkeby identifiziert und awnord. rekkr ‚Recke, Krieger‘ an die Seite gestellt wird. Die rekonstruierte Halbstrophe nach Ralph: Reið jó rinkʀ hinn þurmoði, stilliʀ flotna, strandu hreiðmaraʀ. Es ist anzumerken, dass bereits Kabell (1964: 8) in iaurikʀ eine Entsprechung zu awnord. jór vermutet hatte und die Lesung anbot: Raið jáurikʀ, hinn þormóði Es wird übersetzt: „Ritt ross-reich, / der kühngemute-...“. Stabreim enthält das Verspaar freilich nicht, während Ralph in reið : rinkʀ eine korrekte Alliteration gewinnt. Die Zweihebigkeit des Anverses, die an der absoluten Untergrenze metrischer Erfordernisse im Fornyrðislag liegt, wird durch Hinweis auf den Typ zweihebiger Kurzverse wie Deyr fé aus den ‚Hávamál‘ (Str. 76-77) erklärt. Es liesse sich natürlich formal einwenden, dass für die akzidentiellen eddischen Verse, die sonst nirgends 151 49. Rök nachgewiesen sind, Sprichwortgut die Basis abgibt (vgl. von See 1967: 53), doch ist die Aufgabe des etablierten Namens Þiaurikʀ/ Þjóðrekr weit gravierender. Aus der auf awnord. jór ‚Pferd‘ abzielenden Lösung ergibt sich ein inhaltlich wenig befriedigendes Reitergedicht, und man müsste sich fragen, warum der Urheber die Strophe an dermassen prominenter Stelle des Steins platziert haben sollte (vgl. dazu oben). Ralph freilich argumentiert, es handle sich bei jór um ein heiti für „Schiff “ und bei strand hreiðmarar ebenfalls um eine Schiffsbestimmung, so dass die erste Halbstrophe sinngemäss wie folgt lauten würde (S. 134): „Den hugstore (eller modige) krigaren (eller mannen), sjökrigarnas hövding, seglar på ett skepp.“ Auch die zweite Halbstrophe wird in die Schiffsmetaphorik einbezogen und der Reiter auf seinem Pferd (ā guta sīnum; guti = Schiff) als segelnder Häuptling aufgefasst. Es wird sich zeigen müssen, ob Ralphs Konzept der Diskussion standhalten kann oder ob der Identifikation des Reiters mit dem Ostgoten Theoderich und der Visualisierung seines Standbilds zu Aachen im zweiten Teil des Gedichts in letzter Konsequenz nicht doch der Vorzug gebührt. Zur ‚Þula‘. Die an Anfang und Ende durch Trennzeichen markierte Runenfolge der Zeilen C17-19 auf der Rückseite des Steins bringt in 8 Halbversen die Reihung ebenso vieler Namen von vier Vätern und Söhnen, die paarweise angeordnet und jeweils im Anvers durch das Zahlwort fim, im Abvers durch die Verwandtschaftsbezeichnung syniʀ ergänzt werden: Valkaʀ fim/ Rāðulfs syniʀ; Hræiðulfaʀ fim/ Rugulfs syniʀ; Hāīslaʀ fim/ Haruðs syniʀ; Gunnmundaʀ fim/ Biarnaʀ syniʀ. Die Vollstrophe im Fornyrðislag ist mit Ausnahme der dreisilbigen Eingangszeile durchgehend viersilbig gebaut und wurde wohl deshalb nicht immer als Verstext akzeptiert, weil lediglich das Verspaar 5-6 durch Alliteration gebunden ist (Hāīslaʀ : Haruðr). Rhythmisierung und konsequente Kontiguität der Wiederholungsglieder fim und syniʀ in der Figur der Epiphora liefern jedoch unzweifelhaft das Signal für einen poetischen Text in der Art eines Kataloggedichts, einer Þula. Was die Merkverskette mit ihrer Gruppierung von Namen bezweckt, ist höchst umstritten (zusammenfassend Grønvik 2003: 64ff.). Die überwiegend fehlende Stabbindung könnte auf reale Namengebung hindeuten und die Strophe selbst in irgendeiner Weise auf historische Ereignisse der frühen Wikingerzeit anspielen, die den Rezipienten von Rök bewusst waren. Ob es sich dabei um Dichtungszitate oder Reflexe einer militärischen Organisationsform vom Typ der Trelleborg auf Seeland handelt, die Otto Höfler (1952) auf originelle Weise in die Diskussion einbrachte, gehört zu den zahlreichen ungelösten Problemen der Inschrift. Literatur: Zitiert wird im wesentlichen Literatur, die in Bezug zu den vershaltigen Teilen steht. - Zur ‚Þiaurikʀ-Strophe‘: SRI 2, 231-255, Pl. LXC, Fig. 1-3; Pl. LXCI, Fig. 1-3; Brate-Bugge 1891: 306.ff.; Bugge 1910: 40ff., 216ff.; Sievers 1918: 7ff.; von Friesen 1920: 41ff. (Abb.); Vogt 1937/ 38: 229; Wessén 1958: 25, 43ff., 47ff. (Abb.); Kabell 1964: 6ff; von See 1967: 47f.; Nielsen 1969: 29ff.; Wessén 152 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden 1976: 43, 47f.; Lönnroth 1977: 9, 27ff.; Kabell 1978: 50ff.; Grønvik 1983: 115ff, 119ff. (Abb.); Jansson 1984: 33ff. (Abb.); Birkmann 1995: 292ff.; Gade 1995: 235ff.; Widmark 1997: 165ff.; Reichert 1998: 84ff.; Widmark 2001: 118ff.; Grønvik 2003: 55ff. (Abb.); Gustavson 2003b: 62ff. (Abb.); Ralph 2007: 125ff., 139ff.; Düwel 2008: 114ff. (Abb.). - Speziell zur ‚Þula‘: Sievers 1918: 7ff; Kabell 1964: 20f.; Nielsen 1969: 36f.; Lönnroth 1977: 9, 32ff.; Kabell 1978: 50ff.; Grønvik 1983: 120ff.; Birkmann 1995: 296; Reichert 1998: 98f.; Grønvik 2003: 63ff. 50. Dagsberg a) Ög 145 b) Runenstein, Fragment. — In Brates Beschreibung war das Bruchstück aus Granit 1911 in der südlichen Kirchhofmauer von Dagsberg, Lösings hd, horizontal verbaut. Die erhaltene Länge misst 67 cm, die Breite 30-45 cm. Nach Samnordisk runtextdatabas befindet sich der Stein heute vor der westlichen Mauer. Das Fragment enthält mit einer Lücke den Schluss der Inschrift, die sich vom linken Rahmenband (7,5- 9 cm) in einer Schlinge unterhalb des Kreuzes im Mittelfeld (nach Brate rechts vom Kreuz) fortsetzt. c) Der undekorierte Stein gehört mit Vorbehalt zur Gruppe der Ingvarr-Steine, die sich in die Zeit um 1040 datieren lässt (von Friesen 1913). Eine stilchronologische Datierung ist nicht möglich. d) … … ur : sin : eʀ : furs : … hilfnai : ạụstr Die Restzeichen ur im Rahmenband lassen auf die Vaterbzw. Bruderangabe im Akk. schliessen. Die Lücke vor hilfnai möchte Brate mittels Ög 155 Sylten ergänzt wissen ( i ikuars hilfniki ). Den Schluss liest Brate sicher als austr . e) ... [fað]ur/ [brōð]ur sinn, eʀ fōrs [ī Ingvars] hælfningi(? ) austr. f) „... (zum Gedenken an seinen Vater/ Bruder), welcher umkam (in Ingvars? ) / Heerschar im Osten.“ g) Brate liest mit Reservation ein Verspaar mit Stäben auf *Ingvars und schwachtonigem h in hælfningi. Falls Versförmigkeit beabsichtigt sein sollte, kann der Name, wie Hübler zu Recht betont hat, aber nur mit austr alliterieren, das jedoch in der letzten Hebung des Abverses steht. Berücksichtigt man allerdings die Wortwahl, so gehören das seltene Verb faras „vergehen, umkommen“ wie hælfningʀ „Truppenabteilung; eigtl. Hälfte“ gehobener Stilschicht an; aisl. 153 51. Skänninge helfningr, helmingr „Schar, Heerschar“ ist für die Skaldendichtung gut bezeugt (vgl. Lex. poet. s. v.). Zudem ist das Verspaar in vorliegender Form deutlich rhythmisiert, so dass sich - vom denkwürdigen historischen Kontext ganz abgesehen - eine Reihe von Poetizitätsmerkmalen ergeben. Literatur: SRI 2, 136f., Pl. XLVI, Fig. 2; Brate-Bugge 1891: 232f.; Hübler 1996: 98f. 51. Skänninge a) Ög 165; (Taf. 32) b) Runenstein. — Der Stein aus grauem Granit wurde 1874 bei der Reparatur der um 1300 erbauten Kirche von Skänninge geborgen, wo er als Schwelle der nördlichen Kirchentür gedient hatte. Die memorialen Zusammenhänge, in die sich seine Inschrift fügt, lassen den Schluss zu, dass sich der ursprüngliche Standort in Högby befunden haben könnte und das Denkmal von dort nach Skänninge transportiert wurde. Diese Auffassung hatte Selinge in seiner Behandlung des Högby- Komplexes vertreten und sowohl archäologische wie sozio-historische Kriterien angeführt (1987: 273f.). Wiedererrichtet befindet sich der Stein zwischen Kirche und dem grossen Platz von Skänninge. Er misst in der Höhe 230 cm, seine Breite am Fuss beträgt 94 cm, an der Spitze 85 cm, die Dicke schwankt zwischen 34- 44 cm. Die Inschrift steht auf drei Seiten, wovon Vorderseite (A) sowie linke Schmalseite (B) den Verstext enthalten und die rechte Schmalseite (C) den Ritzertext zusammen mit der Signatur. Die Inschrift setzt auf Seite A in einem 24- 26 cm messenden, ungewöhnlich breiten Konturband rechts unten an und wird auf Seite B in einem Rahmenband (15-21 cm breit), ebenfalls von unten nach oben, fortgeführt. Die Seite C mit 18-22 cm hohen Runen ist zweizeilig angelegt und führt von links unten nach oben und wendet mit der letzten Zeile wieder nach unten. Die allein schon durch die Runengrösse monumental wirkende, kreuzlose Ritzung ist schrifttechnisch eine Meisterleistung, indem die eingeplante Textfläche bis auf das letzte Zeichen praktisch massgenau gefüllt wurde. c) Der undekorierte Stein lässt sich in die Wikingerzeit datieren, nach Samnordisk runtextdatabas wohl auf Ende 10. Jahrhundert. Gemäss Gräslunds Chronologie gehört er zur nicht-zoomorphen Stilgruppe RAK, d. h. in die Zeit ca. 980? -1015. Ritzer: Þorkell, signiert (vgl. dazu 47 Högby). d) (A) · ̣ þurun · risti · auk × þiʀ × bruþr × suniʀ : (B) × tusta × iftiʀ · sin · faþur (C) × þurkil×k rist × stin : þansi : aufti : tusta : Prosa (C): Brate schlug vor, das k -Zeichen nach þurkil für enklitisches, d. h. schwachbetont angehängtes Pronomen ek „ich“ zu lesen. 154 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden e) Þōrunnr ræisti auk þæiʀ brðr, syniʀ Tosta, æftiʀ sinn faður. Þorkell’k ræist stæin þannsi æftiʀ Tosta. f) „Þōrunnr errichtete / und die Brüder / die Söhne Tostis / zum Gedenken an ihren Vater (den Stein). Ich, Þorkell, errichtete diesen Stein zum Gedenken an Tosti.“ g) Die Halbstrophe im Fornyrðislag ist in textueller Hinsicht insofern ungewöhnlich, als ihr keine Prosaeinleitung vorangeht, sondern die Errichtungsformel in metrischer Gestalt selbst den Ingress bildet. Ihre Stilmittel syntaktischer Art sind einerseits Auflösung der Prosawortfolge, andererseits die Objektellipse (ræisti *stæin). Es wird Viersilbigkeit in den Halbversen angestrebt, doch setzen die Alliterationen mit Pronomen (Þōrunnr : þæiʀ brðr; syniʀ : sinn faður) emphatische Betonung voraus, was aber in der Runenpoesie nicht ungewöhnlich ist (dazu mit Belegen Hübler). Nur sehr selten kommt es vor, dass der Ritzer seinen Namen zusammen mit dem Personalpronomen der 1. Person nennt (vgl. Källström 2007: 160). Spricht hier der Berufsstolz des Runenmeisters? Wulf beurteilte den Signatursatz, allerdings mit Vorbehalt, ebenfalls als Langzeile (′Þorkell′k ræist ′stæin / ′þannsi æftiʀ ′Tosta), während Wessén von feierlicher, rhythmisierter Prosa sprach. Wessén vertrat auch die Meinung, dass Þorkell als Urheber der von ihm signierten Versinschriften in Frage komme, d. h. von Högby Ög 81 und Skänninge Ög 165 (vgl. Wessén 1970: 21ff.; Wulf 2003: 982f.). Die ihm ebenfalls zugeschriebene Inschrift Hovgården Ög 77 stellt allerdings keine originale Leistung dar, da es sich um ein Zitat handelt. Die sozialen und historischen Verhältnisse, in deren Umkreis Þorkell wirkte, hatte zuletzt Selinge (1987: 276ff.) ausführlich dargestellt. Literatur: SRI 2, 155, Pl. LV, Fig. 1-3; Wessén 1970: 21ff. (Abb.); Selinge 1987: 273f., 276ff.; Hübler 1996: 42f.,169f.; Wulf 2003: 969, 982f.; Källström 2007: 83, 160, 256f. 52. Viby a) Fv 1965: 54; (Taf. 33) b) Runenstein. — Der Stein aus hellgrauem Granit wurde 1962 anlässlich der Restauration der Kirche von Viby, Viby sn, Vifolka hd, freigelegt. Er diente als Fundamentstein des Kirchenbaus, der sich in die 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts datieren lässt und lag bei der Auffindung unter der nördlichen Turmmauer. Nach der Bergung fand er seinen Platz an der nördlichen Seite der Turmpforte (vgl. Jansson 1965: 51, Fig. 1). Bereits im Jahr 1912 wurde bei einem Umbau von Viby ein unbeschrifteter Stein mit Kreuzdekor geborgen (Ög 244), der heute ca. 40 m 155 52. Viby nordwestlich vom Turmeingang steht. Jansson vermutet, dass beide Steine jene Denkmalgruppe ( kuml ) bildeten, von der in der Inschrift die Rede ist. Die Höhe des Steins beträgt 283 cm, die grösste Breite (unten) 109 cm und die Dicke 34 cm. Die 18-24 cm breiten Runen setzen in einem Konturband rechts unten an und wenden mit den letzten drei Worten in einem inneren Band von links unten nach oben. Das Mittelfeld ziert ein Kreuz, das im unteren Teil mit nicht-zoomorphen Schlingen dekoriert ist. Im teilweise abgeschlagenen Oberteil ist über der Inschrift ein einfaches kleines Kreuz geritzt. c) Der Stein lässt sich in die Wikingerzeit datieren, nach Jansson auf Grund altertümlicher sprachlich-runologischer Charakteristika wohl auf Beginn des 11. Jahrhunderts. Gemäss Gräslunds Chronologie gehört er zur Stilgruppe RAK, d. h. in die Zeit ca. 980? -1015. d) : haukʀ · risþi · ift · hifan · trik · kuml · ift · sun · sin · ukiþila · trik · alkuþan saʀ · hit · krimar e) Haukʀ ræisþi æft hæfan dræng kumbl æft sun sin ukiþila dræng allgōðan. Sāʀ hēt Grīmarr. f) „Haukʀ errichtete zum Gedenken an einen tüchtigen drængʀ das/ die kumbl zum Gedenken an seinen Sohn [ ukiþila] einen hervorragenden drængʀ. Er hiess Grīmarr.“ g) Die bis auf die Runenfolge 36-42 ukiþila (syntaktisch als Adjektiv oder Substantiv möglich) gut lesbare Inschrift zeugt, wie schon Jansson hervorhebt, von ausgeprägtem Stilisierungswillen und bemerkenswerter Originalität. Obwohl metrisch nur im Ansatz durchgeformt, erreicht sie rhetorische Effekte nicht nur durch die Rahmenstellung der Namen von Vater (Haukʀ) und Sohn (Grīmarr), sondern auch durch Setzung der Epitheta hæfr/ allgōðr, die der Altersstufenbzw. Standesbezeichnung drængʀ vor- und nachgeordnet sind und einen Chiasmus ergeben. Eine vergleichbare Namenfigur wiederholt sich auf Nr. 102 Östra Ryd (U-166). Ob mit der greifbaren Stilisierung des letzten Satzes ein metrisches Element mitspielt, z. B. in Form der „Anreimung“ (allgōðan : Grīmarr ) ist schwer zu entscheiden. Salberger hatte versucht, für die Runenfolge ukiþila eine semantisch wie metrisch vertretbare Lösung zu finden und vorgeschlagen, die Zeichengruppe in uk und iþila zu trennen und als ok Eðla zu lesen, d. h. als Frauennamen im usuellen Schema Konjunktion ok + N. N. Seiner Meinung nach ist die Inschrift in ihrer Gesamtheit versifiziert und repräsentiert „en autentisk strof i primitiv ljóðaháttr från vikingatidens Östergötland.“ (S. 41). In einer kritischen Stellungnahme zu Salberger kam allerdings Hübler zum gegenteiligen Schluss, „dass eine Aufstellung der Inschrift in Versform kaum gerechtfertigt ist.“ (S. 51). 156 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden Literatur: Jansson 1965: 50-59 (Abb.); Salberger1976: 33ff.; Hübler 1996: 49ff. Västergötland 53. Kållands-Åsaka a) Vg 32; (Taf. 34) b) Runenstein.—Im Jahr 1874 wurde der Stein bei Reparaturarbeiten in der Kirche von Kållands-Åsaka, Kållands hd, in der südlichen Chormauer entdeckt (vgl. SRI 5: 49f., Fig. 44, 45) und danach 1936 durch Riksantikvarieämbetet auf dem Friedhof, ca. 15 m nördlich der Kirche, platziert. Er besteht aus rötlichem Granit und misst 173 cm in der Höhe und 55 cm in der Breite. Die Inschrift setzt in einer Schlinge links unten an und folgt der Steinfläche in einem geschlossenen Bogen. Innerhalb der Schlinge ist eine Männerfigur im Profil geritzt, die einen gegürteten Leibrock und einen spitzen Hut trägt. Die eine Hand ist erhoben und könnte einen Gegenstand umfasst haben, der sich jedoch nicht mehr erkennen lässt. Einfaches Kreuz im Mittelfeld. c) Der Stein lässt sich in die Wikingerzeit datieren. Nach Gräslunds Chronologie gehört er zur nicht-zoomorphen Stilgruppe RAK, d. h. in die Zeit ca. 980? -1015. Die Figur liefert keinen festeren Anhaltspunkt. d) þurþr × uk : þurun × þana × risþu × stin × efti × era × alkuþan : trik e) Þōrðr ok Þōrunn þenna ræistu stæin æftiʀ Ærra, allgōðan dræng. f) „Þōrðr und Þōrunn / errichteten diesen Stein / zum Gedenken an Ærra, / einen sehr vortrefflichen drængʀ.“ g) Die Halbstrophe im Fornyrðislag zeigt eine ungewöhnliche Verschiebungsfigur, indem im Abvers der ersten Langzeile das Demonstrativpronomen vor das finite Verb tritt. Mit der grammatischen Inversion wird indessen der Stab auf die beiden Errichternamen gewonnen und eine formgerechte Langzeile mit entsprechender Prosodie erreicht. Inversionen dieser Art finden sich, wenn auch sehr selten, in eddischer Dichtung (Belege bei Salberger 1959: 232f.). Bereits Bugge hatte der Inschrift Versförmigkeit zuerkannt, jedoch im Abvers die Versgrenze nach þenna ræistu gezogen und stæin in den Anvers der zweiten Zeile gestellt. Vom Stilmittel der Inversion offenbar verleitet, sind ihm Salberger, Svärdström und Hübler 157 54. Norra Härene unkritisch gefolgt, während Wulf in seiner Rezension zu Hübler 1996 zu Recht darauf hinweist, dass die Sinneinheit þenna ræistu stæin nicht auf zwei Halbzeilen verteilt werden kann, sondern dass die Grenze des Kolons nach stæin zu setzen ist. Eine vergleichbare Konstruktion weist Nr. 64 Ösby (Sö 61) auf. Literatur: SRI 5, 49f., Pl. 28; Brate-Bugge 1891: 367f.; Salberger 1959: 227ff.; Svärdström 1970: XXXVI; Hübler 1996: 44f.; Wulf 1998: 94. 54. Norra Härene a) Vg 59; (Taf. 35) b) Runenstein. — Das stattliche Denkmal aus rotem Granit mit einer Höhe von 338 cm und einer unteren Breite von 115 cm steht heute im westlichsten Teil des Parks von Dagsnäs, Bjärka sn, Kinnefjärdings hd. Nach Dagsnäs wurde der Stein 1795 von Per Tham von einem Standort in Resville, Norra Härene sn verbracht. Bei Resville stand die alte Kirche von Härene, in deren Südwand der Stein nach Beschreibung aus dem 17. Jahrhundert (A. A. Unge) vermauert war (vgl. SRI 5: Fig. 84-86). Der ursprüngliche Standort ist unbekannt. Die Disposition der mit insgesamt 146 Zeichen überdurchschnittlich langen Inschrift dürfte nicht leicht gefallen sein. Sie setzt mit dem Errichtertext links unten an und folgt nach rechts verlaufend der gesamten Kontur, wobei das letzte Wort þign in einem unteren Querband Platz finden musste. Der beiden ersten Langzeilen des Verstextes bilden indessen eine klar abgegrenzte Einheit, die im Innenband von links unten nach oben führt und wieder nach unten wendet. Der Ritzertext beginnt mit hialmʀ im Querband und besetzt danach im dritten inneren Band den noch freien Raum. c) Der undekorierte Stein lässt sich in die Wikingerzeit datieren. Nach Gräslunds Chronologie gehört er zur nicht-zoomorphen Stilgruppe RAK, d. h. in die Zeit ca. 980? -1015. Ritzer: Hialmʀ und Hialli, signiert. d) rifnikʀ : auk : kiali : auk : brunulfʀ : auk : kifulfʀ : satu : stin : þonsi : iftiʀ : fut : faþur : sin : harþa : kuþon : þign : sua : hifiʀ : osa : as : igi : mun : sum : kuin : ift : uir : siþon : kaurua : : hialmʀ : auk : hiali : hiaku : runaʀ · Vor Rune 1 r ist keine Ritzspur zu erkennen. Runen 78 g und 94 g sind punktiert. e) [H]ræfningʀ auk Gialli auk Brunulfʀ auk Gæfulfʀ satti stæin þannsi æftiʀ Fōt, faður sinn, harða gōðan þegn. Svā hæfiʀ Āsa es æigi mun sum kvæn æft ver sīðan gærva. 158 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden Hialmʀ auk Hialli hioggu rūnaʀ. Prosa: rifnikʀ lässt sich am ehesten als MN Hræfningʀ, d. h. ing- Ableitung zu awnord. hrafn „Rabe“ erklären. Er kommt runisch vielleicht auch auf U 759 als hrifnkʀ vor (vgl. Peterson 2007: 122 s. v. mit Lit.). Als Personenname ist Hræfningʀ ansonsten nicht sicher bezeugt, kann aber u. U. in spätahd. Lautung als Reuinning im ‚Verbrüderungsbuch der Abtei Reichenau‘ identifiziert werden. Der hier einmalig belegte Name steht in einer Liste auf Pergamenteinzelblatt p. 162 A1-D1, A2-C2 , das nordische Namen in grosser Zahl aufgenommen hat und nicht vor der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts beschriftet wurde. Die betreffende, von sehr sorgfältiger Hand geführte Liste weist die Eigenart auf, dass Frauen und Männer zumeist planmässig als Paare eingeschrieben sind. Als zwölftes Namenpaar hat der Schreiber Asa neben Reuinning eingetragen. Dies kann natürlich auf Zufall beruhen, zumal Asa/ Esa mit 59 Einträgen im Verbrüderungsbuch die höchste Frequenz unter den Frauennamen aufweist. Andererseits wäre zu bedenken, dass die Liste kopialer Natur sein könnte, die ihren Ursprung bereits in Skandinavien hat und lebende wie tote Personengemeinschaften der Gebetsverbrüderung zuführen wollte (vgl. zum Handschriftenbefund Naumann 1992: 712, 721, 726). Die übrigen der auf Vg-59 angeführten Namen sind im Verbrüderungsbuch nicht nachgewiesen. f) „Hræfningʀ und Gialli und Brunulfʀ und Gæfulfʀ setzten den Stein zum Gedenken an Fōtr, ihren Vater, einen sehr vortrefflichen þegn. So hat Āsa [gehandelt], wie danach keine Frau zum Gedenken an ihren Mann tun wird. Hialmʀ und Hialli hieben die Runen.“ g) Die metrische Vertextung der Inschrift gliedert sich, wie schon Salberger (1975: 112) hervorgehoben hatte, in eine Halbstrophe im Fornyrðislag und die angeschlossene, aber im Anbringungsmodus deutlich abgehobenen Ritzersignatur in einem weiteren Verspaar. Die Halbstrophe, mit komplexer Binnengliederung und ungewöhnlicher Iktenbildung, exponiert auf rhetorischer Sinnebene die Übertreibungsfigur des Adynatons, was der affektiven Absicht des Nachrufs der Witwe entspricht: „Niemals wieder wird eine Ehefrau gleich Āsa- ...“ Der erste Halbvers ist elliptisch gebildet, indem Part. Prät. zu kuarua *gært „gemacht, gehandelt“ zu ergänzen ist (Salberger 1982: 28). Wie bereits von Bugge (1891: 269) angedeutet, kann satzeinleitendes sum im zweiten Anvers schon aus metrischen Gründen nicht als Relativpartikel aufgefasst werden, sondern ist als Nom. Sg. Fem. eines indefiniten Pronomens, und zwar als adjektivische Bestimmung eines Substantivs zu sehen. Dafür bringt Salberger (1975: 117ff.) überzeugende Belege bei. Das Wort sum in der Wortgruppe sum : kuin des zweiten Anverses, so folgert er, verlangt daher Starkton, dem sich das Substantiv kuin unterordnet sowie Alliteration mit dem Adverb siþon im Abvers. Alliterationsmuster und Iktenbildung sind unter diesem Aspekt zwar immer noch exzeptionell, doch kann die Metrizität der Halbstrophe anders kaum 159 55. Vist begründet werden. Der Ritzertext weist Prosawortfolge auf, mit seinen h-Stäben und deutlicher Prosodierung kann man ihn ebenfalls als versförmig gelten lassen, aber doch gewissermassen nur als Nachtrag des artifiziellen Helmings. Literatur: SRI 5, 84-87, Pl. 46, Fig. 84-87; Brate-Bugge 1891: 267ff.; Brate 1925: 130; Svärdström 1970: XXXVIf.; Salberger 1975: 111ff; Jansson 1984: 134; Salberger 1989: 28; Hübler 1996: 148f.,155. 55. Vist a) Vg 187; (Taf. 36) b) Runenstein. — Der Stein aus rötlichem Granit befindet sich ca. 20 m östlich der Kirche von Vist, Vists sn, Redvägs hd, nahe der Friedhofsmauer. Er wurde 1891 beim Abbruch der alten Kirche von Vist vermauert in der südlichen Längsseite aufgefunden. Der ursprüngliche Standort ist unbekannt. Seine Höhe beträgt 185 cm, die Breite 97 cm. Die Inschrift setzt rechts unten an und folgt in einem Rahmenband der Kontur. Die Inschrift wird an Anfang und Ende durch Kreuzsymbole begrenzt. Einfaches Kreuz im Mittelfeld. c) Der undekorierte Stein lässt sich in die Wikingerzeit datieren. Nach Gräslunds Chronologie gehört er zur nicht-zoomorphen Stilgruppe RAK, d. h. in die Zeit ca. 980? -1015. d) + giʀi · sati · stin · þana · eftiʀ · bruþur · sin · eʀ · a ok·lanti · altri · tynþi + R. 1 g und 51 u sind punktiert. e) Gæiʀi satti stæin þenna æftiʀ Guða, brōður sinn. Eʀ ā Ænglandi aldri tȳnði. f) „Gæiʀi setzte den Stein zum Gedenken an Guði, seinen Bruder, der in England das Leben verlor.“ g) Der Ritzer greift mit der Langzeile sicherlich auf verbreitetes Formelgut zurück, vgl. dazu 37 Transjö (Sm 5). Literatur: SRI 5, 335, Pl. 153; Ruprecht 1958: 133; Kabell 1987b: 40f.; Hübler 1996: 92f., 127; Wulf 2003: 976. 160 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden Södermanland 56. Gåsinge a) Sö 14; (Taf. 37) b) Runenstein. — Das Denkmal bei der Kirche von Gåsinge, Gåsinge sn, Daga hd, besteht aus rotem Sandstein und misst 196 cm in der Höhe, 55-58 cm in der Breite und ist ca. 14 cm dick. Der Stein soll sich früher „in der Kirchentür“ (Bautil 718) befunden haben, war später in der Vorhalle vermauert und anscheinend damals schon in zwei Teile zerbrochen, die 1830 mit Eisenbändern armiert wurden. Heute findet sich der Stein aussen an der Kirchhofsmauer links der Pforte. Der ursprüngliche Standort ist unbekannt. Die 8-9 cm breite Doppelschlinge setzt links unten hinter dem Kopf eines bezahnten Runentiers an und führt im Bogen wiederum auf den Kopf eines Runentiers zu, um sich mit dem zweiten Teil im inneren Band von links nach rechts fortzusetzen. Der metrische Abschnitt besetzt ab dem Worte uaʀ gesondert das rechte Innenband und ist ganz offenbar als deutlich markierte Einheit zu lesen. Die den Versteil einleitende Phrase uit · iak · þet steht bemerkenswerter Weise am Ende des linken Innenbandes, ohne den Bogen jedoch auszufüllen, so dass von einer überlegten textuellen Disposition auszugehen ist. Dünnes Kreuz in Art eines Wiederkreuzes („korsat kors“) auf halbkugeliger Erhebung im unteren Bereich. c) Nach sprachlich-runologischen Kriterien (Wessén SRI 3: LXXIIIff.) wurde der dekorierte Stein vor ca. 1040 beschriftet. Er gehört nach Gräslunds Chronologie zur Stilgruppe Fp (Vogelperspektive), d. h. in die Zeit ca. 1010-1050. Falls sich die Runenfolge kuti am Ende der Inschrift als MN Knūtr deuten lässt (s. u.), kann der Stein der Herrschaft Knuts d. Grossen in England zugeordnet werden. d) rakna · raisti · stain · þansi · at · suin · buta · sit · auk · sifa · auk · rknburk · at · sit · faþur · kuþ · hil[b]i · at · [hat]s · uit · iak · þet · uaʀ · sui- · uestr · miþ · kuti Die Inschrift, die im Mittelteil durch Trittabnutzung stark gelitten hat, zeigt einige Besonderheiten: Nach buta bonda werden alle n mit t wiedergegeben: sit sin, hats hans, sui[t ] Svæinn. Die o -Rune wird nicht verwendet, vielmehr ist o durch die u -Rune vertreten: buta , rknburk . In rknburk ist offenbar die a -Rune übersprungen, die Runenfolge miþ : kuti ist möglicherweise Fehlritzung für miþ- : knuti (vgl. Ög 111: trak : þan : aʀ · uaʀ · miʀ · knuti : ). e) Ragna ræisti stæin þannsi at Svæin, bōnda sinn, ok Sefa ok R[a]gnborg at sinn faður. Guð hialpi and hans. Væit iak, þæt vaʀ Svæi[nn] vestr með Knūti. 161 56. Gåsinge Prosa: Der Errichtertext zeigt ein Beispiel für Nachbenennung: Ragnborg ist mit dem Erstglied nach der Mutter benannt. Vers: Brate hatte die Namenform kuti als Dat. Gauti, Sg. Gautr gelesen, während von Friesen und im Anschluss Wessén den Namen mit grösserer Wahrscheinlichkeit und im historischen Rahmen als Knūti, Sg. Knūtr angesetzt hatten. f) „Ragna errichtete diesen Stein zum Gedenken an Svæinn, ihren Mann, und Sefa und Ragnborg zum Gedenken an ihren Vater. Gott helfe seinem Geiste! Ich weiss, dass Svæinn / westwärts war zusammen mit (oder bei) Knūtr.“ g) Es handelt sich um einen Westfahrerstein, d. h. um eine Inschrift, die sich relativ früh historisch einordnen liesse, falls die Runenfolge kuti auf Knūtr, d. h. Knut d. Grossen zutreffen würde. Wenn Wessén (SRI 3: LVIII) die Übersetzungsalternative „var västerut med Knut (eller: hos Knut)“ vorschlägt, so besagt dies, dass Svæinn entweder an der Eroberung Englands vor oder um 1017 beteiligt war oder danach in Knuts Tingmannalið gedient hat. Das einfache Verspaar wird mit der formelhaften Phrase væit iak eingeleitet, welche den Stab auf vestr setzt. Diese Formel wiederholt sich runeninschriftlich, metrisch allerdings abgewandelt, in 62 Fyrby (Sö 56): Iak væit Hāstæin þā Holmstæin brøþr / mænnr rȳnasta ā Miþgarþi. Der Ausdruck mit scheinbar ungewöhnlicher ich-Form hat zu Diskussionen geführt (vgl. Källström 2004: 161; Bianchi 2010: 94). Es wurde jedoch übersehen, worauf bereits Wulf (2003: 995f.) mit Scharfb lick hingewiesen hatte, dass es sich dabei um eine geläufige epische Formel der altgermanischen Dichtung handelt. Wir kennen sie aus as. und ae. Überlieferung: ik uuet bzw. ik uuaniu. Sievers (1878: 506) präsentiert Belege aus der Skaldik. In eddischer Dichtung ist die Formel verbreitet, z. B. ‚Hávamál‘, 138 1 : Ueit ec, at ec hecc ... Im Edda-Kommentar von Detter/ Heinzel heisst es dazu: „Das ueit ec ist von sehr schwacher Bedeutung, fast pleonastisch. Seine Verwendung gehört zum Stil der Eddalieder.“ (1903, II: 138 mit Belegsammlung). Man kann darüber spekulieren, wie die Formel in die Runendichtung gelangt ist, doch zeigt sie weder einen Sprecherwechsel, noch den Bezug auf einen bestimmten Ritzer an: „Iak væit heisst hier nicht, dass der Stein spricht oder der Ritzer, sondern ist ein Signal: Jetzt beginnt ein Vers.“ (Wulf 2003: 996). Im metrischen Zusammenhang sei erwähnt, dass Salberger (1981: 80f.) eine v-Alliteration am Hilfsverb uaʀ festmachen und einen „helming i primitiv ljóðaháttr“ rekonstruieren wollte: uit iak þet uaʀ suit uestr miþ kuti. Literatur: SRI 3, S. 9, 367, Pl. 4, 18; Brate-Bugge 1891: 192; von Friesen 1933: 188f; Ruprecht 1958: 139; Wessén 1960: 29; Salberger 1981: 80f.; Salberger 1989: 62f.; Larsson 1990: 52f., 147; Hübler 1996: 103f.; Wulf 162 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden 1998: 96; Jesch 2001: 70, 73; Wulf 2003: 995; Källström 2004: 109, Anm. 94, 161; Bianchi 2010: 94, 153. 57. - 58. Tjuvstigen a) Sö 34-35; (Taf. 38) b) Runensteine. — Die längste metrische Inschrift Södermanlands findet sich in Vagnhärads sn, Hölebo hd, und verteilt sich auf zwei Steine mit unterschiedlicher Ornamentik. Sie sind heute an einem Waldweg aufgerichtet, der zwischen Vrå in Hölö sn und Nora in Vagnhärads sn verläuft. Um 1840 wurden sie von einem früheren Standort „einige hundert Schritte nach Süden“ versetzt (SRI 3: 26f.) und dürften wohl ursprünglich die nordöstliche Grenze der Gemarkung von Nora bezeichnet haben. Zu Nora gehören vier weitere Runensteine (Sö 28, 29, 30, 31) sowie ein Gräberfeld mit Hügeln (vgl. Larsson 1990: 147). Das an Altertümern reiche Gebiet von Hölebo hd beherbergt mit Sö 24 Berga und Sö 32 Skåäng im übrigen auch zwei urnordische Inschriften. Der Wegename Tjuvstigen kann mit grosser Wahrscheinlichkeit von aonord. *þiūdhstīgher hergeleitet werden, was awnord. þjóðvegr bzw. þjóðbraut „allgemein benutzter Weg“ entsprechen würde (vgl. Strid 1987: 303). Sö 34 besteht aus Feldstein und ist 203 cm hoch, am Fusse 242 cm und an der Spitze 100 cm breit. Die Breite der Runenschlinge beläuft sich auf 7 cm. Der unmittelbar versförmig einsetzende und gut lesbare Text beginnt links unten im Band und zieht sich im Bogen um den Stein, um mit þurkil im rechten Fuss eines am Schaft geteilten Mittelkreuzes zu enden. Der linke Kreuzfuss enthält von unten nach oben die Konjunktion auk . Der aus Platzgründen oder sonstigen Erwägungen merkwürdig angeordnete Rest der Inschrift bringt links vom Kreuz horizontal und auf dem Kopf stehend sturbiarn und sodann vertikal þiaknaʀ kuþiʀ. Sö 35 besteht ebenfalls aus Feldstein und ist 160 cm hoch, am Fusse 135 cm und an der Spitze 90 cm breit. Die Breite der Runenschlinge beläuft sich auf 8-9 cm. Der gleichfalls einwandfrei lesbare Text beginnt wiederum links unten und endet wohlgeplant mit der Fürbittformel im Kopf des nach rechts gewendeten Runentiers. Im nach links weisenden Schwanz des Runentiers steht elegant die Ritzersignatur þuriʀ hiu . Die Unterschiede in Planung und künstlerischer Gestaltung der beiden Steine sind auffällig. c) Nach sprachlich-runologischen Kriterien (Wessén SRI 3: LXXV) wurden die beiden Steine vor der Mitte des 11. Jh.s beschriftet. Der dekorierte Stein Sö- 35 gehört nach Gräslunds Chronologie zur Stilgruppe Pr 2, d. h. in die Zeit ca. 1020-1050. Ritzer: Sö 35 Þōriʀ, signiert; Wessén (SRI 3: XXX) weist Þōriʀ, trotz der stilistischen Unterschiede, auch Sö 34 zu, ausserdem die benachbarten, nichtmetrischen Inschriften Sö 27 Sörhusby sowie Sö 36 Trosa bro. 163 57. - 58. Tjuvstigen d) Sö 34: styrlaugʀ · auk · hulmbʀ · staina · raistu · at · bryþr · sina · brauṭu · nesta · þaiʀ · entaþus · i · austruiki · þurkil · auk sturbiarn þiaknaʀ · kuþiʀ Sö 35: lit · igikeʀ · anan · raisa · stain · at · suni · sina· su[n·]a · kiarþi · kuþ · hialbi · ant · þaira × þuriʀ · hiu · Sö 34: Punktiert sind die Runen 3 und 35 y , 8 g , 49 und 57 e . Nicht punktiert sind 85 u , 95 und 99 k sowie 71 i . Sö 35: Punktiert ist 5 g und wahrscheinlich 8 e . Beide Inschriften verwenden die u -Rune für langes o: kuþiʀ , þuriʀ , hiu . e) Styrlaugʀ ok Holmbʀ stæina ræistu at brðr sīna brautu nǣsta. Þæiʀ ændaðus ī austrvegi, Þōrkell ok Styrbiǫrn, þiagnaʀ gōðiʀ. Lēt Ingigæiʀʀ/ Ingigærðr annan ræisa stæin at syni sīna, sȳna gærði. Guð hialpi and þæiʀa. Þōriʀ hiō. Die Namenform igikeʀ Sö 35 hatte schon Brate (SRI 3: 28) als MN Ingigæiʀʀ aufgefasst, aber auch die Möglichkeit als FN Ingigærðr erwogen. Letzterer Erklärung neigt auch Peterson (2007: 137 s. v.) zu, während P. Larsson (2002: 56ff., 63f.) wiederum für MN Ingigæiʀʀ plädierte. Wessén (SRI 3: 369) hatte sowohl Vater wie Mutter der beiden Söhne als Setzer in Betracht gezogen und somit die Frage in der Schwebe gelassen. Die Runenfolge su[n·]a · kiarþi las Wessén sȳna gærði, d. h. sȳna Akk. Pl. m. zu sȳnn „sichtbar“, awnord. sýnn „sichtbar; deutlich, klar“ und gærði 3. Prät. Sg. zu gæra „tun, machen“. f) „Styrlaugʀ und Holmbʀ / errichteten die Steine / zum Gedenken an ihre Brüder-/ dem Weg am nächsten. / Sie endeten / auf Ostfahrt, / Þōrkell und Styrbiǫrn,-/ vortreffliche þægnaʀ. / Es liess Ingigæiʀʀ bzw. Ingigærðr / den anderen Stein errichten / zum Gedenken an seine bzw. ihre Söhne / er bzw. sie machte diese (d. h. die beiden Ritzungen) sichtbar. Gotte helfe ihrem Geist! Þōriʀ hieb.“ 164 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden g) Die lange Versinschrift von zwölf Halbversen im Fornyrðislag gliedert sich inhaltlich in drei Halbstrophen. Der erste Helmingr nennt zwei Brüder als Steinsetzer, der zweite beschreibt das Schicksal der Kommemorierten im Osten, der dritte, etwas rätselhafte, bringt eine zusätzliche Errichtungsformel des Vaters/ der Mutter. Ausserhalb des Versrahmens stehen Fürbittformel und Ritzersignatur. Verstechnisch ist die Doppelinschrift keine Meisterleistung, doch gilt es zu bedenken, dass zwei Namenpaare sowie ein Einzelname in die Reimstruktur eingebunden werden sollten. Dies geschieht u. a. durch Abänderungen der Wortstellung. Auf Styrlaugʀ im ersten Anvers wird der Stab durch grammatische Inversion stæina ræistu (OP) gewonnen, und eine weitere Permutation liegt vor im Abvers annan ræisa stæin, wo annan den Vokalstab auf den Vater-/ Mutternamen bringt. Eine stilistische Verklammerung der Inschriftteile Sö 34 und Sö-35 ergibt sich aus dem syntaktischen Parallelismus at brðr sīna : at syni sīna (in Distanzstellung). Das letzte Verspaar Sö 35 weist in vorliegender Textform metrisch zwei Eigenheiten auf: Einerseits bildet die Folge syni : sīna : sȳna Binnenreime, andererseits würde die versüberschreitende lautliche Äquivalenz sīna : sȳna die Forderungen eines Hakenreims erfüllen (vgl. Nr. 47 Högby), sofern es sich nicht um reinen Zufall handelt. Einige Besonderheiten zeigen sich in der Wortwahl der Doppelinschrift: So ist die Standortbezeichnung brautu nǣsta runeninschriftlich sonst nicht belegt (vgl. aber ‚Hávamál‘, 72 4-5 : sialdan bautasteinar / standa brauto nær). Auch die Apposition Pl. Nom. þiagnaʀ gōðiʀ ist singulär, was besonders auffällt, als speziell in Södermanland sonst ausschliesslich die Formel þrōttaʀ þiagn üblich ist(vgl. Bianchi 2010: 158, m. Anm. 33). Für sȳna gærði hat sich bisher keine Parallele gefunden, so dass dem Deutungsvorschlag Wesséns (s. o.) nach wie vor der Vorzug gebührt. Ein Versatzstück der Runenmemoria ist die Formulierung ændaðus ī austrvegi, wie der 1949 aufgefundene, fragmentarische Stein von Lagnö, Vansö sn (Sö Fv 1954: 22) zeigt: iʀ : entaþr : i : austruiki (vgl. Jansson 1954: 20ff. mit Querbelegen). Auf Nr. 71 Fagerlöt (Sö 126) begegnet in metrischer Bindung ī austrvegi. Literatur: SRI 3, S. 26-28, 368f., Pl. 10, 24; Brate-Bugge 1891: 155ff.; von Friesen 1933: 200f. Abb.); Jansson 1954: 20ff.; Jansson 1984: 144f.; M. Larsson 1990: 52f., 147; Hübler 1996: 69ff., 84f.; Bianchi 2010: 158; Düwel 2013: 43, 49. 59. Björke a) Sö 41; Källström 2004: 158; (Taf. 39) b) Felsritzung. — Die Ritzung findet sich an einer ca. 160 cm hohen Felskante am Weg durch eine Feldwiese nördlich vom Hof Björke, Västerljungs sn, Hölebo hd, und ist auf der östlichen Seite des Felsens, dem Weg abgewandt, angebracht. Der 165 60. Bjudby 1 Abstand zum gewachsenen Boden beträgt 52 cm, die Länge der Ritzung 120 cm. Die Schlinge ist 8 cm breit. Im Umkreis der Ritzung sind zahlreiche Grabhügel, Schiffsetzungen und andere Funde lokalisiert. Die bis auf den Schluss gut lesbare Inschrift beginnt links im Schwanz eines Runentiers und führt im Bogen rechts auf dessen Kopf zu. Die Worttrenner sind kreuzförmig. Grosses Kreuz im linken Feld. c) Nach sprachlich-runologischen Kriterien wurde der dekorierte Stein in der zweiten Hälfte des 11. Jh.s beschriftet. Er gehört nach Gräslunds Chronologie zur Stilgruppe Pr 3, d. h. in die Zeit ca. 1045-1075. d) tati + iok + eftiʀ + faþur + sin × skaka × mirkit + mikla + man + ịauʀn Nach letzter Lesung (Källström 2007) wäre für die erste Rune der letzten Runenfolge nicht ụ (wie Wessén, S. 370), sondern beschädigtes ị anzusetzen. Eine überzeugende Deutung kann auch mit dieser Konjektur nicht geboten werden (vgl. auch Bianchi 2010, S. 175f.). e) Tati/ Tatti hiogg æftiʀ faður sinn Skakka/ Skaga mærki [i]t mikla man ịauʀn . Prosa: Beide nicht ganz eindeutigen Namenformen sind als Beinamen belegt (vgl. Peterson 2007: 196, 219 s. v.). Vers: Bei der Form man handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um 3. Sg. Präs. zum Hilfsverb munu „wollen; sollen, werden“. f) „Tati/ Tatti hieb (die Runen) zum Gedenken an seinen Vater Skakka/ Skagga: Das grosse Denkmal / soll ...“ g) Der zweite Teil der Inschrift enthält ein Verspaar, dessen Ausgang allerdings unklar ist. Brate (SRI 3: 31f.) hatte als Basis des letzten Wortes eine Form ähnlich aisl. heyrn f. „Gehör; das Hören“ vermutet und die Übersetzung „det skall alltid höras talas därom“ angeboten. Källström (2007: 159, Anm. 167) ist diesem Ansatz gefolgt, schlägt aber die Segmentierung ị-auʀn ī (h)øyʀn vor. Baetke (s. v.) verzeichnet aisl. die Phrase í heyrn e-m „so, dass jmd. es hört, vor jmds. Ohren“. Angesichts des Umstands, dass zahlreiche Denkmäler - versförmig oder nicht - ihre Nekrologe mit Übertreibungsfiguren schmücken, ist dieser Deutungsversuch nicht von vornherein abzulehnen. Literatur: SRI 3, S. 31f., 370, Pl. 27; Brate-Bugge 1891: 316ff.; Källström 2007: 158f., m. Anm 166, 167; Bianchi 2010: 175f.; Düwel 2013: 37f. 60. Bjudby 1 a) Sö 54; (Taf. 40) 166 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden b) Runenstein. — Der Stein aus Granit befindet sich westlich von Bjudby, Blacksta sn, Oppunda hd, im Winkel zweier Wege, die nach Bjudby und Bettna führen. Seine Höhe beträgt 295 cm, die Breite am Fuss 106 cm, an der Spitze 79 cm. Die Runenschlinge ist 12 cm breit. Die Runenhöhe ausserhalb der Schlinge schwankt. Den historischen Fundberichten nach stand Sö 54 wohl zusammen mit dem jüngeren Stein Nr. 61 von Bjudby (Sö 55) in der Nähe zweier Schiffssetzungen und eines grossen Hügels, der der Überlieferung nach als „Tinghügel“ bezeichnet wurde. Wessén (SRI 3: LI) nimmt daher an, dass beide Steine einen Tingplatz markierten. Schiffsetzungen und Hügel sind heute verschwunden und wurden zum Strassenbau verwendet. Innerhalb der Gemarkung von Bjudby sind ein Gräberfeld und zahlreiche weitere Altertümer nachgewiesen (Larsson 1990: 148). Die Anordnung der relativ langen und namenreichen Inschrift wirkt auf den ersten Blick kompliziert, doch erscheinen, wie bei vielen anderen Steinen, die verschiedenen Formelteile als klar getrennte visuelle Einheiten (vgl. ausführlicher Bianchi 2010: 95ff.). Dies gilt im Falle von Bjudby Sö 54 speziell für den metrischen Abschnitt, aber auch für die Ritzerformel, die ausserhalb der Hauptinschrift auf der rechten Schmalseite platziert wurde. Der Text beginnt links unten unterhalb vom Kopf eines Runentiers und führt im Bogen zum Schwanz, wo jedoch das letzte Wort der Errichtungsformel sin offensichtlich keinen Raum mehr fand und ausserhalb geritzt wurde. Der metrische Teil setzt im Schaft des Mittelkreuzes an und enthält raumfüllend die vollständige erste Langzeile. Die zweite Langzeile verläuft im Bogen innerhalb der oberen Schlinge und ist ebenfalls den Platzverhältnissen perfekt angepasst. Diese Segmentierung metrischer Einheiten, die sehr ungewöhnlich ist, spricht von ausgeprägtem Formsinn. c) Nach sprachlich-runologischen Kriterien (Wessén SRI 3: LXXV) wurde der dekorierte Stein vor der Mitte des 11. Jh.s beschriftet. Er gehört nach Gräslunds Chronologie zur Stilgruppe Pr 2, d. h. in die Zeit ca. 1020-1050. Ritzer: Stæinkæll, signiert. d) þurstain : auk : aystain : auk : natfari : raistu : stain : at : finuiþ : auk : ulif : þurkil buruþr sin Kreuzschaft: uaru · aliʀ · uikiks · suniʀ Oberer Schlingenbogen innen: latburniʀ · man · litu · rita · stain Rechte Schmalseite: stainkil · rist · runaʀ Die Inschrift verwendet die u -Rune für o: þurstain , þurkil , ulif . - buruþr sin : Formen mit Vokaleinschub bei brðr kommen häufiger vor (s. Peterson 1994: 8 s. v.), Pron. sin dürfte für Akk. Pl. sīna stehen. e) Þōrstæinn ok Øystæinn ok Nāttfari ræistu stæin at Finnvið ok Ōlæif, Þōrkel, brðr sīna. Vāʀu alliʀ Vīkings syniʀ, landburniʀ mænn, 167 61. Bjudby 2 lētu rētta stæin. Stæinkell ræist rūnaʀ. Prosa: Bei dem nur Sö 54 belegten MN Nāttfari „der des Nachts draussen geht“ (vgl. Peterson 2007: 167 s. v.) könnten übernatürliche Assoziationen anklingen, vielleicht handelt es sich auch um ein heiti für „Wolf “. Nächtlichen Gestaltenwechsel schreibt die ‚Egils saga‘ dem Kveld-Úlfr zu (dazu Breen 1997: 7, 16). Vers: Adj. landburinn wird in Peterson (1994: 29 s. v.) als „född till jordegendom, odalboren“ erklärt. Vgl. dazu weiter Kinander (SRI 4: 110) mit Hinweisen auf ‚Västgötalagen‘ und Literatur. f) „Þōrstæinn und Øystæinn und Nāttfari errichteten den Stein zum Gedenken an Finnvið und Ōlæif, Þōrkel, ihre Brüder. Sie waren alle / die Söhne Vikings, / zu Erbbesitz geborene Männer / liessen den Stein errichten. Stæinkell ritzte die Runen.“ g) Die Aussage der anspruchslosen Halbstrophe ist nicht restlos erklärt. Die regelmässig gebaute Langzeile vāʀu alliʀ / Vīkings syniʀ dürfte sich sowohl auf die Steinsetzer wie die Verstorbenen beziehen. Den letzten Vers lētu rētta stæin vergleicht Brate mit ae. þrȳðlic þegna heáp (nach Sievers E 1, vgl. auch Brate 1891: 10). Literatur: SRI 3, S. 40f., 375, Pl. 32; Brate-Bugge 1891: 319f.; Bianchi 2010: 97, m. Anm. 25. 61. Bjudby 2 a) Sö 55; (Taf. 41) b) Runenstein. — Auch das zweite grosse Denkmal von Bjudby, Blacksta sn, Oppunda hd, befindet sich auf dem Hofgelände, und zwar in der Nähe des Fundplatzes von Nr. 60 (zur Fundumgebung vgl. dort). Der Stein aus Granit wurde zu Beginn des 19. Jh.s gesprengt, doch fand Brate bei seiner Begehung 1898 im ganzen 10 Stücke vor, die zusammengefügt bis auf Schäden auf der linken Seite den ursprünglichen Zustand bewahrt hatten (vgl. SRI 3: 41). Im Jahr 1934 wurde der Stein restauriert und am heutigen Platz aufgerichtet (vgl. Pl. 203). Die Höhe bemisst sich auf 295 cm, die untere Breite an erhaltener Stelle auf 128 cm, die obere auf 88 cm. Die Breite der Schlinge beträgt 10 cm. Die Komposition entspricht mehr oder weniger derjenigen von 60 Bjudby Sö 54, doch ist das Dekor weit üppiger. Der Text beginnt links unter dem Kopf eines Runentiers und führt im Bogen zum eingerollten Schwanz. Der vollständig bewahrte metrische Teil beginnt rechts der Bogenspitze und endet massgenau im Schwanzende. Im Schaft des Kreuzes steht eine Fürbittformel, während eine Ritzersignatur sich im Innern der linken Schlinge befindet. 168 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden c) Nach sprachlich-runologischen Kriterien wurde der dekorierte Stein nach Mitte des 11. Jh.s beschriftet. Der Ornamentik zufolge müsste er Gräslunds Stilgruppe Pr 2, d. h. der Zeit ca. 1020-1050 zuzurechnen sein, was aber nicht zum sprachlich-runologischen Befund stimmt. Der Widerspruch erklärt sich jedoch, wenn man davon ausgeht, dass die beiden Ritzer eine bewusste, den Vorgängerstein künstlerisch überbietende Nachbildung anstrebten. Wessén (SRI 3: LVIII) rechnet damit, dass Sö 55 ein bis zwei Jahrzehnte nach 1050 gestaltet wurde. Ritzer: Brūni und Slōði, signiert. d) þorstain ḷị … sa : stain : þena : … sik : sialfan : auk : sun : sin : hefni : uaʀ til : enklans : ukr : trenkr : farin : uarþ : þa · haima : at : harmi tauþr Kreuzschaft kuþ hialbi : sialu : þaima Linke Schlinge innen bruni : auk : sloþi : þaiʀ …ụ stan þena Die Lücken nach R. 9-10 ḷị , vor 22-24 sik und vor 133 ụ lassen sich nach Usus anderer Inschriften plausibel ergänzen. Mögliche Einwände, die Källström (2007) geltend macht, sind für den metrischen Teil nicht relevant. Die Inschrift verwendet die o -Rune für o in der Form o in þorstain , sloþi . Auf Grund des Abstandes zwischen þena und sik muss als Präposition aftiʀ und nicht at angesetzt werden. e) Þōrstæinn lē[t ræi]sa stæin þenna [æftiʀ] sik sialfan ok sun sinn Hæfni. Var til Ænglands ungʀ drængʀ farinn, varð þā hæima at harmi dauðr. Guð hialpi siālu þæiʀa. Brūni ok Slōði þæiʀ [rīst]u stæin þenna. f) „Þōrstæinn [liess] diesen Stein errichten [zum Gedenken an] sich selbst und seinen Sohn Hæfniʀ. Er war nach England / als junger drængʀ gefahren, / fand dann zu Hause / zum Kummer den Tod. Gotte helfe ihrer Seele! Brūni und Slōði, sie [beritzten] diesen Stein.“ g) Die Inschrift ist in ihrem Ingress ungewöhnlich, als hier ein Errichter das Denkmal „zum Gedenken an sich selbst“ („und seinen Sohn Hæfniʀ“) setzen lässt. Diese Formel begegnet in der Wikingerzeit auf der dänischen Inschrift von Tillitse (Lolland-Falster, DR 212, siehe Nr. 16) und in Schweden nur ein zweites Mal auf der Felsplatte von Sö 176 Kärnbo (vgl. Wessén SRI 3: LV). Was den historischen Bezug betrifft, so kann Hæfniʀ nicht an den Aktivitäten Knuts d. Gr. beteiligt gewesen sein, da der Stein erst nach 1050, wahrscheinlich 10-20 Jahre später, beschriftet wurde und der Vater als Errichter zu dieser Zeit noch am Leben war. Falls Hæfniʀ überhaupt an einer grösseren militärischen Aktion beteiligt gewesen sein sollte, könnte es sich um das Expeditionskorps gehandelt haben, das der Dänenkönig Svend Estridsen 1069 gegen Wilhelm d. Eroberer 169 62. Fyrby nach England entsandt hatte, welches aber unverrichteter Dinge zurückkehrte (vgl. Brate SRI 3: 42). Den Errichtertext begleiten markierte Stabsetzungen: Þōrstæinn : stæin : þenna - sik sialfan : sun : sinn, die jedoch nicht verskonstitutiv sind. Der metrische Teil, eine überlegt geformte, durchwegs vierhebige Halbstrophe, ist auf den Nekrolog eingestimmt. Die Alliterationen mit rekurrenter, regelkonformer Stabstellung (xa: ax, xb: bx) werden durch Umstellung der Satzgliedfolge vermittels Spitzenstellung der Hilfsverben gewonnen, die ihrerseits eine lautidentische Figur im syntaktischen Parallelismus, aber natürlich keinen Stabreim, ergeben (var : varð). In der ersten Langzeile fallen die Binnenreime ins Auge: Ænglands : ungʀ : drængʀ. Es handelt sich alles in allem um eine wohlkomponierte Halbstrophe, die den imitierten Vorgängerstein 60 Bjudby Sö 54 in schöpferischer Hinsicht weit übertrifft. Für die exklusive Formulierung varð þā hæima at harmi dauðr gibt es zumindest eine semantische Parallele: harmdauð mykinn (Sö 318 Sund). Die Bekundung von Trauer führt die bekannte Inschrift von 107 Bällsta (U 226) vor Augen. Literatur: SRI 3, S. 41f., 375, Pl. 33, 203, 204; Brate-Bugge 1891: 3420f.; Ruprecht 1958: 86; Salberger 1962-63: 343; Jansson 1984: 85f.; Larsson 1990: 148; Hübler 1996: 124f.; Marold 1998: 669; Källström 2007: 359. 62. Fyrby a) Sö 56; (Taf. 42) b) Felsblock. — Der Feldsteinblock in Blacksta sn, Oppunda hd, befindet sich an der Südseite der Landstrasse nordöstlich von Fyrby. Die der Strasse zugewandte Inschriftfläche des Felsens ist 225 cm hoch, im unteren Teil 82 cm und am Oberteil der Schlinge 47 cm breit. Die 9 cm breite Schlinge setzt links unten an, zieht sich im Bogen über die gesamte Blockhöhe, um in einem inneren Band zur Mitte des Felsens hin mit dem Wort marga zu enden. Innerhalb der rechten Schlinge steht von oben nach unten zu lesen und ohne Rahmen der Rest der Inschrift, beginnend mit eftiʀ. Kein Kreuz. c) Nach sprachlich-runologischen Kriterien gehört Fyrby zur älteren Gruppe sörmländischer Steine und wurde vor Mitte des 11. Jh.s beschriftet. Stilistisch wäre der undekorierte Stein der nicht-zoomorphen Stilgruppe RAK (Gräslunds Chronologie), d. h. der Zeit ca. 980? -1015 zuzuordnen. d) iak · uait : hastain : þa : hulmstain : bryþr · menr : rynasta : a : miþkarþi : setu : stain : auk : stafa : marga eftiʀ · fraystain · faþur · sin · Die u -Rune bezeichnet o: hulmstain . Rune a steht für nasaliertes ą: a : miþkarþi . 170 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden Die längere Diskussion um Rune 35 r (anstelle für k ) hat sich erledigt, und es kann für 35-41 rynasta (anstelle für * kynasta ) angesetzt werden (vgl. SRI 3: 375f.). e) Iak væit Hāstæin, þā Holmstæin brðr mænnr rȳnasta ā Miðgarði. Sattu stæin ok stafa marga æftiʀ Frøystæin, faður sinn. f) „Ich weiss Hāstæinn / ihn und Holmstæinn, die Brüder, / als die runenkundigsten Männer / in Mittelgard. / Sie setzten den Stein / und viele (Runen-)Stäbe / zum Gedenken an Frøstæinn / ihren Vater.“ g) Die rhythmisch durchgestaltete Vollstrophe wird mit der (pleonastischen) epischen Formel iak væit eingeleitet - man vergleiche die Hinweise unter Nr. 56 Gåsinge (Sö 14) - und bindet metrisch die Namen der beiden Errichter im ersten Verspaar und den des Verstorbenen am Schluss. Die Inschriftliefert über das Zweitglied der erwähnten Namen zugleich einen aufschlussreichen Beleg für das Prinzip der Nachbenennung. Wulf (2003: 996) hatte gezeigt, dass dithematische Namen häufig für sich allein einen Kurzvers füllen, so dass æftiʀ in 4a keine Hebung tragen dürfte (æftiʀ ′Frøy′stæin). Die Alliteration in den Zeilen 2a - 2b mænnr : Miðgarði ist exzeptionell, während sich für 3a - 3b stæinn : stafʀ Parallelen finden. Mit stafa marga sind entgegen Jansson (1984: 129) sicherlich keine vielleicht um das Denkmal gruppierten Holzpfähle gemeint, sondern - wie andere metrisch geformte Inschriften in unserem Corpus es nahelegen - die Stäbe der Runen selbst. Man vergleiche mit Nr. 11 Randbøl (DR 40), wo nur Runenstäbe gemeint sein können: Þēr stafaʀ munu Þōrgunni miǫk længi lifa. Einen weiteren Hinweis liefert Nr. 38 Nöbbele (Sm 16), wo es unmissverständlich heisst: meðan stæinn lifiʀ auk stafiʀ rūna. Källström (2007: 92) hat die Beobachtung beigetragen, dass das inschriftlich ungewöhnliche Verb sætia wohl eher mit dem Objekt stafiʀ als mit stæinn korreliert und darauf verwiesen, dass es in Inschriften Upplands häufiger an metrische Segmente gebunden ist. In Södermanland kommt sætia nur noch in der metrischen Inschrift Nr. 70 Kolunda (Sö 113) vor. Wenn man dies bedenkt, wäre stæinn eher als Stabfüllsel aufzufassen, während Wessén (SRI 3: 376) damit argumentiert, dass die Inschrift vorformuliert gewesen sein müsste, bevor sie auf den nie von Menschenhand bewegten Felsblock gesetzt wurde. Nicht nur in rhetorischer Hinsicht bemerkenswert ist der Superlativ-Tropus mænnr rȳnasta mit Achtergewicht auf dem Abvers ā Miðgarði. Exklusive Runenkenntnis wird mit der Mitteilung verbunden, dass die Brüder mit ihrer literacy 171 63. Stav sich im Zentrum des Weltenkreises finden, wobei Miðgarðr an „hochpoetischen Wortschatz“ (Beck 2001: 10) anknüpft: got. midjungards, ahd. mittingart, ae. middangeard (zum Superlativ-Tropus in metrischen Inschriften vgl. auch Naumann1994: 499f.). Das Adj. rȳnn „runenkundig“, das in Schweden nur ein weiteres Mal im metrischen Text Nr. 122 Ågersta (U 729) erscheint, steht im Superlativ in der skandinavischen Inschrift 20 von Maeshowe auf den Orkneys (zit. nach Barnes 1994: 152ff.): Þessar rúnar ræist sá maðr, er rýnstr er fyrir vestan haf [...] „Diese Runen ritzte der Mann, welcher der runenkundigste ist westlich des Meeres.“ Auffällig ist, dass die Lexeme aonord. rȳnn, rȳnastr, awnord. rýnstr ausschliesslich in metrischen Kontexten notiert werden können (vgl. dazu auch Olsen 1932: 167ff.). Literatur: SRI 3, S. 42, 375f., Pl. 33; Brate-Bugge 1891: 323ff.; Kabell 1978b: 44f.; Jansson 1984: 129, 143 (Abb.); Foote 1985: 320; Hübler 1996: 60f.; Beck 2001: 9f.; Wulf 2003: 995f., 1001; Källström 2007: 96f., 161. 63. Stav a) Sö 58 b) Runenstein, Fragment. — Beim Abbruch eines Grabhügels wurden 1863 auf dem Hofgelände von Stav, Floda sn, Oppunda hd, drei Fragmente eines Runensteins entdeckt. Im Jahre 1934 wurden die Stücke ca. 300 m nordöstlich des Hofes am Rand eines Moränenhügels lokalisiert und in die Vorhalle der Kirche von Floda verbracht. 1956 wurde der Stein restauriert und bei der Kirche aufgerichtet. Fragment A ist 95 cm lang, die Breite beträgt 49-64 cm, die Schlinge 8 cm; Fragment B ist 59 cm lang und 33-38 cm breit; Fragment C ist 74 cm lang und enthält ausser einer Einzelrune nur den Ansatz der Schlinge. A und B bewahren den unteren Teil der Inschrift, die mit grosser Wahrscheinlichkeit mit R. 1-8 lifstain beginnt. c) Der dekorierte Stein gehört in die Wikingerzeit, doch lässt er sich weder sprachlich-runologisch noch stilchronologisch genauer einordnen. d) lifstain · … fraubiarn · au … uniʀ : suarthaufþa : eftiʀ : sin faþ… e) Līfstæinn [ok] Frøybjǫrn o[k] ... [s]yniʀ Svarthaufða æftiʀ sinn faður. 172 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden f) „Līfstæinn (und) Frøybjǫrn (und) ... die Söhne von Svarthǫfði / zum Gedenken an ihren Vater.“ g) Das einfache, der Namenform wegen fünfsilbige Verspaar hatte Brate aufgestellt. Es hat bisher nur eine einzige Erwähnung gefunden, und zwar vermerkt Wulf, dass æftiʀ in Sö 58 „notfalls mit einer Hebung belastet werden [konnte].“ Literatur: SRI 3, S. 44, 377f., Pl. 34; Wulf 2003: 998. 64. Ösby a) Sö 61; (Taf. 43) b) Runenstein. — Der Stein befindet sich auf dem Gelände der aufgelassenen Hofstelle Ösby, Husby-Oppunda sn, Oppunda hd, an einem Nebenweg zur Landstrasse nach Nyköping. Er besteht aus Feldstein und misst 134 cm in der Höhe, am Fuss 51 cm in der Breite und an seiner breitesten Stelle über dem Kopf des Runentiers 67 cm. Die Schlingenbreite beträgt 10 cm. Die guterhaltene Inschrift beginnt rechts unter dem Kopf eines schwach stilisierten Runentiers und führt im Bogen zum eingerollten Schwanz, um hier mit salui zu enden. Der Rest des Textes auk - boroþur verläuft rahmenlos innerhalb der Schlinge. Kein Kreuz. c) Nach sprachlich-runologischen Kriterien gehört der dekorierte Stein zur jüngeren Gruppe sörmländischer Inschriften und wurde nach Mitte des 11. Jh.s beschriftet. Nach Gräslunds Chronologie wäre er der Stilperiode Pr 2, d. h. der Zeit ca. 1020-1050 zuzuordnen. d) þorstain : lit : þina : rita : stain : ef ̣ ila : stetr : eftiʀ : þorbiarn : salui : auk : simiþr : at · sen boroþur R. 64-66 sen ist mit Sicherheit als Pron. sinn zu lesen. Ösby verwendet die o -Rune für den Laut o (und nicht die u -Rune). e) Þōrstæinn lēt þenna rētta stæin, (h)ǣfila stændr æftiʀ Þōrbiǫrn, Salvi ok Smiðr at sinn brōður. f) „Þōrstæinn liess / diesen Stein errichten / ewig steht er / zum Gedenken an Þōrbiǫrn, / Salvi und Smiðr (errichteten ihn) zum Gedenken an ihren Bruder.“ g) Die Runenfolge ef ̣ ila bietet das Problem, dass awnord. das Adv. æfiliga, ævinliga „(für) immer“ bzw. als Adj. ævinligr „(ein Leben lang) dauernd, ständig, immerwährend“ gut bezeugt ist (vgl. Baetke s. v.), während runenschwed. hǣfila, was 173 65. Hässlö von Brate (SRI 3: 47) und Wessén (SRI 3: 414) in Erwägung gezogen wird, in der Bedeutung „dugligt, präktigt“ nur erschlossen werden kann (Peterson 1994: 25 s. v. gibt unsichere Deutung an). Bugge hatte der Lesung efila „evindelig“ ohne Frage den Vorzug gegeben. Diese lässt sich nicht nur metrisch begründen, sondern entspricht auch dem Stil der runeninschriftlichen Panegyrik. Die Formulierung ǣfila stændr lässt sich vergleichen mit anderen Inschriften, welche in ihrem Nachrufen die Figur des Adynatons verwerten: Ē mun standa / með stēnn lifiʀ (Nr. 16, Tillitse DR 212), vgl. auch Nr. 36 St. Hans, Visby, G 343: Ey miðan verald vakiʀ / liggʀ merki hier (weitere Belege Nr. 38 Nöbbele Sm-16, 98 Eggeby U 69, 101 Runby U 114, 106-107 Bällsta U 225-226). Die aus drei Langzeilen gebildete und deutlich rhythmisierte Strophe enthält Verstösse gegen metrische Regeln, die der Runenpoesie aber durchaus zuzutrauen sind, wenn man emphatische Betonung voraussetzt. Wulf (2003) hat dies in einer scharfsichtigen Analyse dargelegt: In der ersten Langzeile trägt das Demonstrativpronomen den Hauptstab, in der zweiten bilden Adverb und Präposition ǣfila : æftiʀ das Alliterationspaar, und im letzten Vers besetzt wiederum ein Pronomen die entscheidende dritte Stabposition. Was die Behandlung von Adverbien allgemein im germanischen Stabreimvers betrifft, so sind vorausgehende emphatische Adverbien üblicherweise stabtragend (vgl. von See 1967: 21, mit Belegen). Wenn aber die Setzung von ǣfila als durchaus normgerecht gelten kann, dann ist die Aufstellung der Inschrift mit dem angenommenen Stabpaar stæinn : stændr, was Bugge gegen Brate erwogen hatte, hinfällig (vgl. zur Diskussion 1891: 186, SRI 3: 47). Im übrigen ist der Halbvers 1b þina : rita : stain durch die verförmige Parallele in Nr. 53 Kållands-Åsaka (Vg-32) þana × risþu × stin überzeugend gesichert (vgl. auch Salberger). Literatur: SRI 3, S. 47, 378, Pl. 14, 36; Brate-Bugge 1891: 185f.; Salberger 1959: 231ff.; Hübler 1996: 43f.; Wulf 1998: 94; Wulf 2003: 977f. 65. Hässlö a) Sö 62 b) Runenstein. — Der Stein befindet sich östlich vom Hof Hässlö, Lerbo sn, Oppunda hd, am Rand einer Koppel, die sich zum See Långhalsen erstreckt, und zwar nahe zweier Grabhügel und einer Steinsetzung. Zum Areal von Hässlö gehört ausserdem ein Gräberfeld mit 35 Artefakten (Larsson 1990: 148). Das Denkmal besteht aus Feldstein (Granit) und ist 280 cm hoch, am Fuss 100 cm und an der Spitze über der Schlinge 57 cm breit, wobei die Breite der Schlinge 10 cm beträgt. Die Inschrift hat dünn geritzte Runen, ist jedoch sehr deutlich. Sie beginnt links unten über dem Kopf eines Runentiers und führt im Bogen massgenau in den eingerollten Schwanz auf der rechten Seite. Kreuz im Mittelfeld. 174 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden c) Nach sprachlich-runologischen Kriterien gehört Hässlö zur älteren Gruppe sörmländischer Steine und wurde vor Mitte des 11. Jh.s beschriftet. Stilistisch ist der Stein nach Gräslunds Chronologie der Stilkategorie Pr 1, d. h. der Zeit ca. 1010-1040 zuzuordnen. d) kuni : rasti stan : þansi : a ragna : sun san : kuþan : i uak : uaþ : taþʀ uastr Bugge deutete R. 28-30 san = Pron. sinn, R. 47-51 uastr = vestr und R. 26-29 i uak = ī veg. In R. 40-43 uaþ bezeichnet þ die Lautverbindung rð: varð (vgl. Bianchi). Die u -Rune steht für o: kuþan . e) Gunni ræisti stæin þannsi at Ragna, sun sinn gōðan, ī veg varð dauðr vestr. f) „Gunni errichtete den Stein zum Gedenken an Ragni, seinen vortreffl ichen Sohn. Er fand auf dem Weg nach Westen den Tod.“ g) Das einfache Verspaar verbindet einen Dreisilbler im Anvers mit zweisilbigem Abvers. Ein näherer zeitlicher Bezug des Westfahrersteins lässt sich nicht herstellen, ausser dass die Fahrt des Ragni vor ca. 1050 stattgefunden haben müsste. Literatur: SRI 3, S. 48, 378, Pl. 9, 36; Brate-Bugge 1891: 187f.; Ruprecht 1958: 143; Salberger 1962-63: 343; Bianchi 2010: 127 m. Anm. 10. 66. Djulefors a) Sö 65; (Taf. 44) b) Runenstein. — Für das Denkmal von Djulefors, Stora Malms sn, Oppunda hd, ist eine komplizierte und bewegte Fundgeschichte zu verzeichnen (vgl. ausführlich SRI 3: 50, 379). Die früheste Nachricht aus Rannsakningar (1667-1684) bestimmt als Fundort den Hof Djulefors, und zwar „på fyra andra stenar“. Auf der Gemarkung ist ein Gräberfeld mit 44 Artefakten nachgewiesen (Larsson 1990: 148). Ende 18. Jh. wurde der Stein in eine Gartenmauer beim Schloss Eriksberg vermauert, diente aber seit ca. 1840 als Türschwelle der Häuslerstelle Grindstugan, nachdem zu diesem Zweck ca. 1/ 3 der linken Seite weggesprengt worden war. Nach Brate stand der beschädigte Stein 1924 aufgerichtet im Park von Eriksberg (vgl. Pl. 205) und besass folgende Masse: Höhe 150 cm, erhaltene Breite am Fuss 71 cm, an der Spitze 63 cm, Breite der Schlinge 10 cm. Im Jahre 1934 wurde in der westlichen Umfassungsmauer von Eriksberg ein 78 cm langes und 32 cm breites Fragment entdeckt, bei dem es sich um den fehlenden linken Teil des Steins handelte. Das Bruchstück wurde eingepasst und der restaurierte Stein neben der Auffahrt zum Schloss aufgestellt. 175 66. Djulefors Die Runen sind allgemein gut lesbar. Der ursprünglich verlorene Text lässt sich nach Bautil 787 bzw. nach der Abzeichnung von Peringskiöld 1686 rekonstruieren (vgl. Abb. SRI 3: 380), abgesehen von einer alten Beschädigung im oberen rechten Teil, die etwa 8 Runen enthalten haben mag. Der metrische Text, der bis auf das letzte Wort einwandfrei zu lesen ist, beginnt nach dem Ingress übergangslos in der oberen rechten Hälfte der Schlinge und endet links unten neben dem Hals des Runentiers. Kreuz im Mittelfeld. c) Nach sprachlich-runologischen Kriterien gehört Djulefors zur älteren Gruppe der sörmländischen Steine und wurde vor Mitte des 11. Jh.s beschriftet. Stilistisch ist der Stein nach Gräslunds Chronologie der Stilkategorie Pr 1, d. h. der Zeit ca. 1010-1040 zuzuordnen. d) [inka : raisti : stain : þansi : at : ulai]f ̣ : sin : [a…k] : han : austarla : arþi : barþi : auk : o : lakbarþilanti : [anlaþis +] In Runenfolge 70-76 anlaþis steht l fehlerhaft für t . Die o -Rune bezeichnet den Laut a: o : lakbarþilanti ; der o-Laut wird durch die u -Rune wiedergegeben: ulaif . e) Inga ræisti stæin þannsi at Ōlæif sinn ... Hann austarla arði barði ok ā Langbarða landi andaðis. Wie Brate zu Recht anmerkt, kann antaþis aus metrischen Gründen nicht als aschwed. ændaðis gelesen werden, sondern entspricht phonetisch awnord. andask „sterben“. f) „Inga errichtete diesen Stein zum Gedenken an Ōlæifʀ, ihren ... Nach Osten er / mit dem Steven (das Meer) pflügte / und im Langobarden- / land fand er den Tod.“ g) Die höchst artifizielle Halbstrophe verbindet auf verwickelte Art Alliteration, Schlagreim (arði : barði) und Assonanzen. Das in der Pänultima stehende Assonanzsegment -arðlenkt einerseits die Reimfolge arði : barði : barða und ist andererseits Glied der vierfachen Phonemkombination -ar- (-arla : arði : barði-: -barða). Das Muster wiederholt sich leicht variiert im zweiten Abvers mit dem Binnenreim and : and und der Lautsequenz -an- (Lang- : landi : andaðis). Gleichzeitig wird die unverkennbare lautliche Konturierung durch den a-Vokal (Frequenz 13 : 5) jeweils in den Abversen durch das additive Klangbild a : i überlagert. Auffällig ist ferner die Neigung zur Glättung der Verse und der Rhythmuswechsel von Vierzu Fünfsilblern. Schon Bugge hatte darauf aufmerksam gemacht, dass sich die Halbstrophe von Djulefors als etwas freiere Variante zu Str. 72 in Snorris ‚Háttatal‘ stellen lässt, 176 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden welche das Submetrum hinn skammi háttr, d. h. die verkürzte sog. „Grönländische“ Versart illustrieren soll. Die verwendete poetische Formel erja barði (Prät. arði) „mit dem Steven (barð n.) pflügen“ gehört, wie Jansson (1984: 145) im Anschluss gezeigt hat, in weitere intertextuelle Bereiche und ist der westnordischen Dichtung von Island bis hin zu den Orkneys geläufig. In einer fragmentarisch überlieferten, wohl um 1200 entstandenen grammatischen Abhandlung (Codex Wormianus der Snorra Edda) wird die Metapher zitiert, um die Figur der Ellipse zu illustrieren: Sá’s af Íslandi / arði barði „Er, der von Island aus / pflügte mit dem Steven.“ Im Jahre 1152 bedient sich ihrer der in Südnorwegen geborene Orkadenjarl Rǫgnvaldr kali in einer Stegreifstrophe (lausavísur 31), als er sich auf seiner bewaffneten Pilgerfahrt, die ihn zunächst ins Heilige Land geführt hatte, nach Byzanz einschifft (Skj. B, I: 486): Ríðum Ræfils Vakri rekuma plóg af akri, erjum úrgu barði út at Miklagarði. „Wir wollen segeln / hinaus nach Miklagård, / wir ziehen den Pflug nicht übers Feld, / wir pflügen mit dem nassen Steven (erjum úrgu barði).“ Die Dróttkvætt-Halbstrophe des dichtenden Jarls präsentiert sich in einer Mischung aus regelmässig durchgeführten Endreimen sowie Binnenreimen, wobei sich die exklusive Assonanz arð : arð wie beim Verfasser von Djulefors im zweiten Glied ausgerechnet auf einen geographischen Namen bezieht: barði : Miklagarði. Peter Foote (1985: 325f.) hatte erwogen, ob dem gebildeten, mit dem Jarltum der Orkneys belehnten Norweger der Gemeinplatz „mit dem Steven pflügen“ nicht auch aus lateinischer Tradition - Catull bzw. Ovid - bekannt gewesen sein könnte (man vgl.: Navis praefixo concita rostro sulcat aquas; simul ac rostro ventosum proscidit aquor). Der authentische Runentext, unbeeinflusst vom Latein und mehr als ein Jahrhundert vor der lausavísa des Jarls entstanden, legt indessen die Annahme nahe, dass wir eine Reimformel mit Wurzeln in der maritimen Wikingerzeit vor uns haben, die in ganz Skandinavien geläufig gewesen sein dürfte. Die in der Inschrift benannte Region Langbarðaland meint nicht die heutige Lombardei, sondern gibt den griechischen Namen für Unteritalien, Longibardía, wieder. Apulien mit dem langobardischen Herzogtum Benevent standen 1010-1070 unter byzantinischer Oberherrschaft. Die Byzantiner waren speziell um 1030-1040 in schwere Konflikte mit den Normannen verwickelt, die sich in Süditalien festzusetzen begannen. Die Kombination von Langbarðaland mit dem vorgängigen Adverb austarla „ostwärts“ liesse die Annahme zu, dass Ōlæifʀ sich zunächst nach Byzanz gewandt hat und anschliessend in Diensten des Kaisers in Apulien gefallen ist. Vielleicht hat er der kaiserlichen Leibgarde angehört. 177 67. Valby Neben Djulefors nennen zwei uppländische Steine in nahezu gleichlautender Formulierung Süditalien als Sterbeort: U 133 Täby kyrka und U 141 Fittja, Täby sn: hann dō ā Langbarðalandi. Auch die 1949 aufgefundene, aber fragmentarische Inschrift aus Södermanland (Lagnö, Vansö sn, Åkers hd) dürfte im Rahmen eines vermutlich versförmigen Nachrufs den Namen Langbarðaland enthalten haben, und zwar in Verbindung mit der Phrase ī austrvegi „auf dem Ostweg“: han : iʀ : entaþr : i : austruiki : ut : o : la- … „Er endete auf dem Ostweg draussen in La[ngbarðaland]-... ? “ ( Jansson 1954: 20ff.). Literatur: SRI 3, S. 49f., 379f., Pl. 10, 37, 205; Brate-Bugge 1891: 187; Lindquist 1931: 86, 91; Ruprecht 1958: 143; Salberger 1962-63: 339f.; von See 1967: 54; Jansson 1984: 77, 145; Foote 1987: 321f., 325f.; Hübler 1996: 110f.; Jesch 2001: 87ff., 177; von See 2003: 147f., Wulf 2003: 1000f. 67. Valby a) Sö 88; Källström 2007: 90; (Taf. 45) b) Runenstein. — Das Denkmal besteht aus Granit und befindet sich heute im Park von Stora Sundby nordöstlich des Schlosses jenseits einer kleinen Bucht. Als ursprünglicher Standort wird die Gemarkung von Valby, Öja sn, Västerrekarne hd, angegeben (Bautil 759). Die Höhe beträgt 230 cm, die Breite am Fuss 95 cm, an der Spitze 78 cm, und die Breite der Schlinge beläuft sich auf 10-12 cm. Die sehr gut erhaltene Inschrift beginnt links unten unmittelbar hinter den Augen eines Runentiers und zieht sich im Bogen bis in den eingerollten Schwanz, der den Namen ulfuiþ enthält, wobei die Rune 60 u umgekehrt ausserhalb der Schlinge offenbar nachgetragen ist. Der als metrisch interpretierte Schluss besetzt nach kilfs die innere Schlinge, doch sind die drei letzten Zeichen in hulmlaukaʀ ausserhalb geritzt. Kein Kreuz. c) Nach sprachlich-runologischen Kriterien gehört Valby zur älteren Gruppe sörmländischer Steine und wurde vor Mitte des 11. Jh.s beschriftet. Stilistisch ist der Stein nach Gräslunds Chronologie der Stilkategorie Fp (Vogelperspektive), d. h. der Zeit ca. 1010-1050 zuzuordnen. d) stin : fastulfʀ : heriulfʀ : ristu stin : þansi : eftiʀ : kilf : faþur : sin : auk at ulfuiþ briuþur : kilfs : karþu : kuml : snaliʀ : suniʀ : hulmlaukaʀ Runenfolge 75-79 hat Källström(2007: 90), wie schon von Brate vermutet, bei Besichtigung sicher als karþu gelesen. Die u -Rune wird für o verwendet: hulmlaukaʀ. e) Stæinn, Fastulfʀ, Hæriulfʀ ræistu stæin þannsi æftiʀ Gælf, faður sinn, ok at Ulfvið, brōður Gælfs. 178 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden Gærðu kuml snialliʀ syniʀ Holmlaugaʀ. Prosa: Die Brüder Fastulfʀ und Hæriulfʀ sind im Zweitglied -ulfʀ nach dem Vater benannt: Gælfr = kontrahierte Form von Gæirulfʀ (vgl. Peterson 2003: 100 s. v.). Zum Namenschema der Sippe stimmt auch der Vaterbruder Ulfviðr. f) „Stæinn, Fastulfʀ, Hæriulfʀ errichteten diesen Stein zum Gedenken an Gælfʀ, ihren Vater, und zum Gedenken an Ulfviðr, den Bruder von Gælfʀ. Sie machten das Denkmal, kluge / Söhne der Holmlaug.“ g) Bugge 1891: 220 und Brate SRI 3: 64 setzten ohne Bedenken eine Langzeile mit Zäsur nach snialliʀ an. Es liesse sich jedoch einwenden, dass damit die Sinneinheit snialliʀ syniʀ auf zwei Halbzeilen verteilt wird, während die Grenze des Kolons regelkonform nach kuml zu setzen wäre. Für poetische Form spricht wiederum die Inversion im Satz sowie das rühmende Epithet sniallr, das sich auch mit „gewandt (im Ritzen von Runen? )“ übersetzen liesse. Awnord. ist die Bedeutung „gewandt, bes. im Reden“ belegt (vgl. Baetke, s. v.). In der Skaldensprache findet sich auch die Nebenbedeutung „klug, weise“ (Lex. poet. s. v.). Källström, der die Inschrift behandelt, nimmt zur Versförmigkeit keine Stellung, äussert sich jedoch skeptisch, ob der Satz tatsächlich eine Ritzerformel darstellt. Auf alle Fälle geben sich die Söhne einer Frau als Hersteller des Denkmals zu erkennen. Literatur: SRI 3: 64, Pl. 8, 43; Brate-Bugge 1891: 220ff.; Källström 2007: 90 m. Anm. 75, 184f., 250. 68. Kungshållet, Kjula ås a) Sö 106; (Taf. 46) b) Runenstein. — Das imposante Monument befindet sich auf Kjula ås, Kjula sn, Österrekarne hd, neben einem Grosshügel und einem Gräberfeld am alten Tingplatz von Rekarne im nördlichen Teil Södermanlands. Die Örtlichkeit wird auch als „Kungshållet“ bezeichnet. Wahrscheinlich handelt es sich um den ursprünglichen Standort. Stein und Gräberfeld dürften einst zur Gemarkung von Blacksta gehört haben, die sich durch eine ungewöhnliche Konzentration von Altertümern auszeichnet (vgl. Larsson 1990: 148f.). Der säulenartige Stein besteht aus Granit und misst 330 cm in der Höhe, in der Breite am Fuss 109 cm und an der oberen Kante 110 cm. Die Breite der Schlinge beträgt 12 cm. Die Inschrift ist in zwei getrennten Bändern angeordnet, die jeweils längs der Kanten verlaufen und sich im unteren Teil parallel zur Mitte des Steins hinbiegen. Errichterformel und metrischer Teil sind visuell deutlich segmentiert. Erstere beginnt links unten mit alrikʀ zwischen zwei Kreuzen und endet an der Spitze des Steins mit sbiut . In der rechten oberen Ecke geht die Schlinge in einen Tierkopf über (vgl. SRI 3: XXXIV, 179 68. Kungshållet, Kjula ås Fig. 26). Danach beginnt der Verstext, der jedoch am Schluss nicht vollständig Platz fand, so dass sein letztes Wort alaʀ links unten zwischen die Schlingen gesetzt wurde, aber so exakt unter alrikʀ, dass die beiden Anfangsrunen al deckungsgleich stehen. Kreuz im oberen Feld. c) Den Stein hatte von Friesen (1933: 192) auf ca. 1020 datiert. Nach Gräslunds Chronologie ist er der Stilkategorie Pr 1, d. h. der Zeit ca. 1010-1040 zuzuordnen. d) Linke Schlinge: alrikʀ  raisti  stain × sun × siriþar × at × sin faþur × sbiut × Rechte Schlinge: × saʀ × uisitaula × um × uaʀit : hafþi × burg × um brutna : i : auk × um barþa +× firþ × han × karṣaʀ + kuni + alaʀ × In der Runenfolge 102-106 kuni ist n stablos. e) Alrīkʀ ræisti stæin, sunn Sigrīðaʀ, at sinn faður Spiūt. Sāʀ vestarla um varit hafði, borg um brutna (ī) ok um barða, færð hann karsaʀ kunni allaʀ. Prosa: Beim nur hier belegten MN Spiūtr liesse sich eine Ableitung zu awnord. spjót n. „Spiess“ ansetzen, was die Form als Beinamen erklären könnte (vgl. Peterson 2003: 203 s. v.). f) „Alrīkʀ errichtete den Stein, der Sohn der Sigrīðr, zum Gedenken an seinen Vater Spiūtr. Der im Westen / gewesen war, / Burg gebrochen / und besiegt, / die Arten von Festungen (Raubzügen ? ) / kannte er alle.“ g) Übersetzung: Für Part. Prät barða, das mit borg f. „Burg“ korreliert, hatte Jansson (1984: 79) nicht die Übertragung „geschlagen“, sondern „besiegt“ gewählt, was dem bedeutungsweiten Feld von awnord. berja durchaus entspricht. Schwieriger ist der Halbvers færð hann karsaʀ zu erklären. Subst. færð f. „Fahrt; Weg“, entsprechend awnord. fœrð f. „Beschaffenheit des Weges“, liesse sich in übertragenem Sinn auch mit „Verfahren, Art u. Weise“ wiedergeben. Anstelle für karṣaʀ hatte von Friesen (1933: 190) karụaʀ gelesen und auf awnord. kǫr f. „Krankenlager; Bett“ i. S. v. „Krankheit, Seuche“ bezogen: Ferð hann kǫrvar / kunni allrar - „alle Arten von Seuchen kannte er.“ Für karṣaʀ hatte aber schon Bugge (1891: 218, erneut SRI 3: 79 gestützt von Brate) den Anschluss an ae. ceaster, cæster (mit Metathese und Ausfall von -t-: kas(t)raʀ > karsaʀ) erwogen bzw. *kars / *kǫrs mit byz. ϰούρσον „Streifetog til Sös med lette Skibe“ zusammengebracht. Beide Möglichkeiten dürften den Sinn der Langzeile besser treffen als der Vorschlag von Friesens. Was die metrische Seite betrifft, so ist Vers 2b problematisch, weil sich nicht plausibel machen lässt, welche Funktion Rune 79 i (Präp. ī ? ) in syntaktischer bzw. 180 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden metrischer Hinsicht erfüllen sollte. Vielleicht handelt sich um ein Versehen, was aber nicht erklärt, warum i (bzw. nur ein Strich ? ) ausgerechnet zwischen zwei deutliche Trennmarkierungen geritzt wurde. Jedenfalls haben fast alle Interpreten das Zeichen bei ihrer metrischen Lesart unberücksichtigt gelassen. Davon abgesehen, lässt sich die regelmässig gebaute dreizeilige Strophe am ehesten dem verbreiteten Textmuster eines Helmings zuweisen, dem ein Nachsatz angehängt ist. Die initiale Langzeile hat eine metrische Parallele in 85 Tystberga (Sö-173): Hann hafði vestarla / um varit længi, mit dem entscheidenden Unterschied, dass in 1b der Hauptstab durch Inversion auf der dritten Hebung gewonnen wird: Sāʀ ′vest′arla / um ′varit ′hafði. Inversion aus prosodischen Gründen liegt auch in Vers 3a vor. Eine Besonderheit zeigt Vers 2b. Er gehört zu den ganz wenigen Beispielen der Runendichtung, wo der Hauptstab auf der vierten Hebung statt auf der dritten liegt: ′borg um ′brutna / ′ok um ′barða (vgl. Wulf 2003: 986). In Wortwahl und Metrik weist die Strophe Affinitäten zur eddischen Dichtung auf. Metrisch betrifft dies die Expletivpartikel um, die in dieser Funktion aus prosodischen Gründen dreimal gesetzt wird: um varit hafði, um brutna, um barða. In der Edda ist um (bzw. of ) als reines Füllwörter relativ häufig. Es kommt proklitisch hauptsächlich bei Verbformen vor und wird wie in der Inschrift von Kjula am häufigsten vor Part. Prät. gesetzt (s. dazu Neckel-Kuhn 1968: 156, 208 s. v.). Der Halbvers 2a borg um brutna hat seine inhaltliche Parallele im späten Lied ‚Oddrúnargrátr‘ (18 3 ): oc borg brotin (ähnlich ‚Vǫluspá‘ 24 5-6 und ‚Helgaqviða Hundingsbana‘ I, 3 3 ). Das um 1020 geschaffene Gesamtkunstwerk auf Kjula ås wurde von der gleichen Grossbauernfamilie in Auftrag gegeben wie die wohl um 1040 entstandene Felsinschrift mit der berühmten Sigurd-Darstellung von Ramsundberg (Sö 101). Hier erscheint Sigrīðr Ormsdōttir, die Mutter Alrīks, als Stifterin einer Brücke zum Seelenheil ihres Schwiegervaters Holmgæiʀʀ und ihres zweiten Ehemannes Sigrøðr. Die inschriftlich komplizierten Verwandtschaftsverhälnisse hat ausführlich Ruprecht behandelt (1958: Exkurs S. 114-124; vgl. auch S. Lindqvist 1914: 203ff., Wessén SRI 3: 390f.). Wessén hatte in der Einleitung zu Sö (XXXIV) im übrigen auf eine Reihe von Indizien hingewiesen, die nahelegen, dass der Meister von Kjula auch als Schöpfer von Ramsundberg in Frage kommen dürfte. Literatur: SRI 3, S. 77-79, 389-392, Pl. 8, 50; Brate-Bugge 1891: 216ff.; von Friesen 1933: 190f. (Fig. 33); Ruprecht 1958: 114ff., 119f., 145; Jansson 1984: 79, 129; Hübler 1996: 107ff.; Jesch 2001: 60ff.; Wulf 2003: 986; Bianchi 2010: 64, 133, 150 (Pl. 14). 69. Kolunda a) Sö 113; (Taf. 47) 181 69. Kolunda b) Runenstein. — Der mit einer Höhe von ca. 100 cm kleinste Stein Södermanlands, Stenkvista sn, Österrekarne hd, wurde 1856 auf der Gemarkung von Kolunda in einem Grabhügel aufgefunden, der eingeebnet werden sollte. Es ist jedoch anzunehmen, dass er ursprünglich auf der Kuppe des Hügels stand und sekundär abgesunken war. 1934 wurde er neben Sö 112 auf dem Hofplatz von Kolunda Richtung Landstrasse Malmköping-Eskilstuna aufgestellt. Das Material ist Feldstein (Granit). Es handelt sich bei Sö 113 nicht nur um das kleinste, sondern zugleich älteste Denkmal Södermanlands, das im Jüngeren Futhąrk beschriftet wurde und das eine eigenartige Mischung von dänischen oder Normalrunen (d. h. Langzweigrunen) und Rök-Runen (Kurzzweigrunen) aufweist. Die zur Gänze metrische Inschrift ist in vier senkrechten Zeilen zwischen parallelen Rahmenlinien (zwischen 7,5 und 10 cm breit) angeordnet und beginnt links unten. Es fehlt jegliches Dekor. c) Allgemein wird Sö 113 als ältestes Denkmal sörmländischer Steine der Wikingerzeit beurteilt und dürfte nach Anbringungsmodus und Kriterien runologischsprachlicher Art noch vor oder um 1000 beschriftet worden sein. Stilistisch wäre der Stein der nicht-zoomorphen Stilgruppe RAK (Gräslunds Chronologie), d. h. der Zeit ca. 980? -1015 zuzuordnen. d) : þaiʀ : situ : stin : suniʀ : þurkitils : auk : fulku hiar : faþur : auk : muþur : iftiʀ · kiarþu · trikila : Um Kurzzweigrunen handelt es sich bei den Formen Rune 4 ʀ und Runen 5, 9, 13, 26 s . Auffällig ist die Form der Rune 47 m mit gerundeten Zweigen. Die o -Rune wird nicht verwendet, sondern Rune u steht für o: þurkitils , fulku , muþur . e) Þæiʀ sattu stæin syniʀ Þōrkætils ok Folku, hiar faður ok mōður æftiʀ gærðu drængila. f) „Sie setzten den Stein / die Söhne von Þōrkætill und Folka, / hier, Vater und Mutter / zum Gedenken machten sie mannhaft (das Denkmal).“ g) Die ungewöhnlich formulierte, aber doch deutlich rhythmisierte Inschrift beginnt mit der seltenen sætia-Formel (þæiʀ sattu stæin), und zwar in Form einer Ausrahmung. Eine vergleichbare Vertextung mit Nachordnung des Namens begegnet auf 70 Skresta. Im Abvers der ersten Zeile steht das Verwandtschaftsnomen syniʀ stablos in der Vorsenkung vor dem zugehörigen Eigennamen. Das kommt gelegentlich in der Edda vor (vgl. Heusler 1925, § 139). Brate (1898: 70) hatte die Halbstrophe, und zwar in der Zeilenanordnung der Inschrift selbst, ihrer Spezifik wegen als „Kolunda-Strophe“ bezeichnet und neben þæiʀ : Þōrkætils 182 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden auch eine, allerdings zweifelhafte, Alliteration von hiar : æftiʀ angesetzt. Er hat seine Auffassung gegenüber von Friesen energisch verteidigt (vgl. SRI 3: 85f.). Während auch Wessén (SRI 3: 395) einer ausgebildeten Versform skeptisch gegenüberstand, setzt Wulf (2003: 993f.) in 2a-2b eine „stablose Langzeile“ an und bringt dafür Beispiele aus eddischer Dichtung bei. Wulf hält auch die Nachstellung der Präposition æftiʀ, die in dieser Position betont ist, für ein Versindiz. Für Versförmigkeit spricht aber auch die sætja-Formel (vgl. 62 Fyrby) und nicht zuletzt die Verwendung des Adverbs drængila, das ausschliesslich in metrischen Inschriften vorkommt; vgl. unten: Nr. 72 Hagstugan (Sö 130), Nr. 81 Spånga (Sö-164), Nr. 87 Gripsholm (Sö 179); fulldrængila Nr. 143 Apelboda (Nä 29). Literatur: SRI 3: 85f., 395, Pl. 53; Brate-Bugge 1891: 330f.; Brate 1898: 70; von Friesen 1933: 189f. (Abb.); Wulf 2003: 981, 984, 993; Källström 2007: 97. 70. Skresta a) Sö 122; Källström 2007: 94; (Taf. 48) b) Runenstein. — Die beiden Steine Sö 122 und Sö 123 von Skresta, Allhelgona sn, Rönö hd, standen 1870 noch am ursprünglichen Platz in „skrestagärde“, d. h. nördlich von Skresta an einem Waldhang, der heute noch dicht mit Grabhügeln besetzt ist. 1971 wurde der wohlproportionierte Stein Sö 122 restauriert und westlich der Landstrasse 53 auf einem flachen Hügel am Hang wiederaufgestellt (Information Riksantikvarieämbetet vor Ort). Er besteht aus rotem Gneis und ist 194 cm hoch, 100 cm breit am Fuss und 75 cm an der Spitze. Die Breite der Schlinge beträgt 8-10 cm. Die Inschrift beginnt versförmig links unten hinter dem Kopf eines Runentiers und führt im Bogen bis zur Mitte der rechten Steinkante. Der metrische Teil ist deutlich segmentiert, da nach tauþan eine grössere Lücke gelassen ist, bevor mit oskutr die Errichterformel folgt, die im eingerollten Schwanz endet. Ausserhalb der Schlinge sollen nach Brate (SRI 3: 92) die Runen te zu lesen sein. Diese sind weder auf der Ausmalung Wesséns (SRI 3: 396, Pl. 207) noch bei eigener Besichtigung (Sommer 2012) zu erkennen. Das Mittelfeld wird durch ein reich dekoriertes Palmettenkreuz eingenommen, das mit dem Schaft in einem Boot steht. c) Nach sprachlich-runologischen Kriterien gehört Skresta zur älteren Gruppe sörmländischer Steine und wurde vor Mitte des 11. Jh.s beschriftet. Stilistisch ist der Stein nach Gräslunds Chronologie der Stilkategorie Pr 2, d. h. der Zeit ca. 1020-1050 zuzuordnen. d) : stain : stanr : it : histain : raisþi stalfʀ : faþiʀ : at : sun tauþan Lücke oskutr : kiarþi : tre 183 71. Fagerlöt R. 26-31 stalfʀ ist Fehlritzung für sialfʀ, wohl verursacht durch dreimal vorangehendes st . Die Inschrift bewahrt þ statt t in raisþi . Die o -Rune steht für ā: oskutr . e) Stæinn standr at Hāstæin. Ræisþi sialfʀ faðir at sun dauðan. Āsgautr gærði tre- ... Prosa: Es wäre möglich, dass tre für das Adverb drængila steht, das aus Platzgründen aber nur anzitiert wird; vgl. 69 Kolunda, wo trikila den Text beschliesst. f) „Der Stein steht / zum Gedenken an Hāstæinn. / Der Vater errichtete (ihn) selbst / zum Gedenken an den toten Sohn. Āsgautr machte (mannhaft ? ).“ g) Der kunstlose Helmingr beginnt mit zweisilbigem Anvers, der die verbreitete stæinn standa-Formel völlig ungewöhnlich mit dem Zweitglied eines dithematischen Namens staben lässt (′Hā′stæin). Es folgt eine normale Langzeile. Brate (SRI 3: 92) erschien 2b aber offenbar zu schwach gefüllt, weswegen er sich veranlasst sah, ræisþi gegen die Kolonregel in den Vers zu ziehen (Stæinn standr / at Hāstæin; ræisþi). Die Errichtungsformel findet sich auch auf dem Paarstein Sö 123: oskutr : rsþi : stan : þansi : at : hastin : Literatur: SRI 3, S. 91f., 396f., Pl. 56, 207; Brate-Bugge 1891: 362f.; Wulf 2003: 977, 996ff.; Källström 2007: 94, 361. 71. Fagerlöt a) Sö 126; (Taf. 49) b) Felsritzung. — Die Ritzung befindet sich an einem Felsen im Wald von Hamra, Bogsta sn, Rönö hd, neben einem Pfad in Richtung des Hofes Berga und dürfte ursprünglich dessen südwestliche Grenze markiert haben. Auf der Gemarkung liegt ein Gräberfeld mit 55 Artefakten (Larsson 1990: 149). Die Länge der waagerecht angebrachten Ritzung misst 178 cm, ihre Höhe 92 cm. Die Breite der Schlinge beläuft sich auf 10 cm. Die Inschrift beginnt im unteren Teil der Doppelschlinge rechts und endet mit der Runenfolge eftiʀ. Die obere Schlinge beginnt links mit eskil · faþur · sin . Darauf folgt der metrische Teil. Dieser gliedert sich überraschend in seine beiden Langzeilen: Die erste steht massgenau in der Schlinge, die zweite ohne Rahmenlinie über der unteren Schlinge. Zentrales Kreuz im Mittelfeld. c) Nach sprachlich-runologischen Kriterien gehört der dekorierte Stein zur jüngeren Gruppe sörmländischer Inschriften und wurde nach Mitte des 11. Jh.s beschriftet. 184 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden Stilchronologisch ist eine Zuordnung schwierig, da sowohl Pr 2, d. h. ca. 1020- 1050 als auch Pr 3, ca. 1045-1075 in Frage kommt. d) huḷṃf ̣ riþ · ilin--r · [þ]aʀ · litu · hakua · stain · eftiʀ Obere Schlinge eskil · faþur · sin · han · trauh · orustu · i · austru[i]hi Über der unteren Schlinge aþaa · fulks·krimʀ · fala · orþi R. 59 liest Wessén (SRI 3: 398) gegen Brate als h , d . h. Runen 55-59 trauh : draug, Prät. zu driūga „ausführen, vollenden“. R. 79 a ist Fehlritzung für n . Runen 34 und 39 e sind punktiert. e) Holmfrīðr [ilin--r], þāʀ lētu haggva stæin æftiʀ Æskel, faður sinn. Hann draug orrustu ī austrvegi, āðan folks grimmʀ falla urði. Prosa: Pron. þāʀ f. Pl. zeigt an, dass der zweite Name ebenfalls einer Frau gehörte. f) „Holmfrīðr (...), sie liessen den Stein behauen zum Gedenken an Ǣskell, ihren Vater. Er führte Kämpfe / im Osten, / ehe der Anführer der Krieger / fallen musste.“ g) Die Halbstrophe fällt durch ihren ungewöhnlichen Wortschatz auf. Er weist in gehobene Stilschichten. Nur hier belegt sind die Formulierungen driūga orrustu „Kampf vollbringen“, folks grimmʀ sowie die Umschreibung falla verða (urði = 3. Konj. Sg.). Das starke Verb driūga (vgl. got. driugan „Kriegsdienst tun“, ae. dreogan „aushalten, ausführen“) ist ausgestorben. Jansson (1984: 141) wollte es mit dem poetisch belegten Nomen draugr m. verbinden, das in der Dróttkvætt-Inschrift von Karlevi in der Kenning dolga Þrúðar draugr steht (vgl. Nr. 26). In der Skaldensprache wird draugr aber ausschliesslich mit der Bedeutung „Baum“ in Umschreibungen für „Mann“ verwendet und hat eine eigene Etymologie (vgl. de Vries, s. v. draugr 2). Unklar ist die Bildung folks grimmʀ. In der Skaldik ist awnord. grimmr als „grausam, hart, gefährlich“ bezeugt. Bugge (1891: 161) hatte das Adj. awnord. gramr gleichgesetzt, aber auf die substantivische Bedeutung „Häuptling“ verwiesen, also: „Volkshäuptling“ oder auch „Häuptling der Kriegerschar“ (vgl. Skj. s. v. gramr 2, grimmr). Jansson übersetzte: „krigarskarans hårde hövding“. Literatur: SRI 3: S. 94, 397f., Pl. 12, 58, 208; Brate-Bugge 1891: 160f.; Jónsson 1904: 81; Jansson 1954: 23f.; Ruprecht 1958: 139; Salberger 1962-63: 339; Jansson 1984: 141, 146; Hübler 1996: 110. 72. Hagstugan a) Sö 130; Bianchi 2010: 119; (Taf. 50) 185 72. Hagstugan b) Runenstein. — Der 1928 wohl am ursprünglichen Standort wiederaufgerichtete Stein befindet sich nördlich der Häuslerstelle Hagstugan auf der Gemarkung von Sparsta, Lids sn, Rönö hd, in der Nähe eines eingeebneten Gräberfeldes. Auf dem Hofareal von Sparsta ist ein weiteres Gräberfeld mit 45 Artefakten lokalisiert (Larsson 1990: 149). Der viereckige, der Form nach etwas bizarre Stein aus hellem Granit ist 182 cm hoch und zwischen 62-92 cm breit. Der Text der dekorierten Seite (A) beginnt links und führt im Bogen bis auf trikela . Die Fortsetzung steht innerhalb der Schlinge und setzt sich sodann mit kuþan : þat ausserhalb der linken Schlinge fort, doch ist der Stein an der Kante abgeschlagen und der Rest der Runen weitgehend verloren. Auf der linken Schmalseite (B) finden sich acht Zeichen in einer Mischung aus Langzweigrunen und kryptischen Zeichen (Zweigbzw. Systemrunen). Diese Runenfolge wird hier nicht weiter behandelt; vgl. dazu grundsätzlich Bianchi (2010: 119f., mit Fig. 9). Dünnes Kreuz in Art eines Wiederkreuzes im unteren Teil. c) Nach sprachlich-runologischen Kriterien gehört Hagstugan zur älteren Gruppe sörmländischer Steine und wurde vor Mitte des 11. Jh.s beschriftet. Stilistisch ist der Stein nach Gräslunds Chronologie der Kategorie Fp (Vogelperspektive) bzw. Pr 1, d. h. dem Zeitraum ca. 1010-1050 zuzuordnen. d) fiuriʀ : kirþu : at : faþur : kuþan : tyrþ : trikela Innerhalb der Schlinge : at : tumara : miltan : urþa uk : mataʀ Ausserhalb der linken Schlinge kuþan : þat : ụ-ḥ---ụ--ụḳþ̣ Der Laut o wird in der Inschrift durch Rune u bezeichnet: kuþan (2), tumara , urþa . Die Runenfolge 24-27 tyrþ hatte schon Brate als aschwed. dȳrð f. aufgefasst und mit „Ehre“ wiedergegeben. Jansson (1984: 144) vergleicht das Wort mit aisl. dýrð f. „Ansehen, Herrlichkeit, Pracht usw.“ und übersetzt „ett ståtligt minnesmärke“. e) Fiūriʀ gærðu at faður gōðan dȳrð drængila at Dōmara, mildan orða ok mataʀ gōðan, þat ... f) „Vier (Söhne) machten / zum Gedenken an den guten Vater / mannhaft das prächtige Denkmal / zum Gedenken an Dōmari, / mild an Worten / und freigebig im Essen ...“ g) Bianchi geht mit Brate davon aus, dass die gesamte Inschrift metrisch verfasst war und auch die Seite B Teile eines Nekrologs enthalten habe. Rechnet man von þat an gesamthaft mit ca. 20-22 weiteren Zeichen, inklusive der verschlüsselten, 186 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden so dürfte der Stein eine Vollstrophe im Fornyrðislag getragen haben. Die von Bugge (1891: 322) und erneut Brate (SRI 3: 97) rekonstruierte letzte Langzeile ist allerdings nicht nachvollziehbar. Der bis þat ... einwandfrei lesbare Teil A umfasst drei regelmässig gebaute Zeilen, die in verzweigten inschriftlichen Textbezügen stehen. Die Rühmung des „guten Brotgebers“ war unter 22 Sövestad 2 (DR 291) und 42 Ryssby (Sm 39) behandelt worden. Es bleibt festzuhalten, dass die beliebte Stabformel von Schonen über Småland und Södermanland bis nach Uppland (Väppeby U 703, Gådi U 739) geläufig war. Zum ebenfalls verbreiteten poetischen Epitheton drængila vgl. 69 Kolunda (Sö 113). Es ist mit Hinblick auf die Phrase mildan orða diskutiert worden, ob der Männerbzw. Beiname Dōmari nicht auch appellativisch für awnord. dómari m. „Richter“ stehen könnte (Otterbjörk 1983: 41). Unsere spärlichen Einsichten in die wikingerzeitlichen Rechtsverhältnisse Schwedens und speziell Södermanlands lassen die Annahme einer richterlichen Institution jedoch kaum zu. Literatur: SRI 3, S. 96-98, 399, Pl. 59, 60, 209; Brate-Bugge 1891: 321f.; Ruprecht 1958: 60; Jansson 1984: 132, 144; Hübler 1996: 55f.; Wulf 1998: 96; Wulf 2003: 975, 984, 994; Bianchi 2010: 119f., 122, 143f., 152ff., 161f., Fig. 9. 73. Lundby a) Sö 131; (Taf. 51) b) Runenstein. — Der stark verwitterte Stein aus Granit befindet sich ca. 400 m südlich vom Hof Stora Lundby, Lids sn, Rönö hd, gut sichtbar in einer Kurve der kleinen Verbindungsstrasse nach Ånstad. Seine Höhe beträgt 158 cm, die Breite am Fuss 76 cm, im oberen Teil 46 cm; die Breite der Schlinge beläuft sich auf 7-10 cm. Ursprünglich soll er sich an der Spitze bzw. am Ende einer Schiffssetzung unterhalb eines Grabhügels befunden haben, dessen Durchmesser ca. 30 m betragen haben könnte (Dybeck). Hügel und Schiffssetzung sind heute verschwunden. Auf der Gemarkung von Stora Lundby sind mehrere Gräberfelder mit zahlreichen Artefakten nachgewiesen (Larsson 1990: 149f.). Die Inschrift setzt nach deutlichem Kolon in der Schlinge links unten an und führt im Bogen längs der Kante nach rechts unten, um in zwei Innerbändern und einem Mittelteil, jeweils in Pflugwendeform, zu enden. Der Verstext beginnt übergangslos in der rechten Mittelschlinge. Kleines Kreuz im oberen Segment. c) Nach sprachlich-runologischen Kriterien gehört Lundby zum älteren Typus der Steine in Rönö hd und wurde folglich vor Mitte des 11. Jh.s beschriftet. Stilistisch ist der undekorierte Stein nach Gräslund der Kategorie RAK zuzuordnen. Historisch gehört er zu den datierbaren Ingvarr-Steinen aus der Zeit ca. 1040- 1050 und bildet nach von Friesen das konservativste Denkmal der Gruppe. 187 73. Lundby d) : sbiuti : halftan : þaiʀ : raisþu : stain : þansi : eftiʀ : skarþa : bruþur sin : fur : austr : hiþan : miþ : ikuari : o sirklanti : likʀ : sunʀ iuintaʀ Nasaliertes ą wird durch die o -Rune bezeichnet: o sirklanti ; die u -Rune steht für o: bruþur , fur . In sbiuti , stain , þansi , sirklanti weist Rune s die Variante ś auf. e) Spiūti, Halfdan, þæiʀ ræisþu stæin þannsi æftiʀ Skarða, brōður sinn. Fōr austr heðan með Ingvari, ā Særklandi liggʀ sunʀ Øyvindaʀ. f) „Spiūti, Halfdan, sie errichteten diesen Stein zum Gedenken an ihren Bruder Skarði. Er fuhr von hier nach Osten, / zusammen mit Ingvarr, / in Serkland / liegt der Sohn von Øyvindr.“ g) Die Halbstrophe im Fornyrðislag zitiert in der ersten, usuell gebildeten Langzeile das historisch motivierte Memorialschema austr með Ingvari (alle Belege bei Hübler 1996: 93). Es ist nicht ausgeschlossen, dass Lundby sogar das früheste inschriftliche Zeugnis für die Formel bietet (s. oben). Problematisch ist die zweite Zeile. Bugge (1891: 323) hatte die Zäsur nach Særklandi angesetzt, während Brate (SRI 3: 99) den Abvers mit sunʀ einleitet und liggʀ zum Anvers stellt: ā Særklandi liggʀ. Bugges Segmentierung gebührt jedoch der Vorzug. Zwar wäre die Stellung des finiten Verbs vor dem Hauptstab auf sunʀ nicht regelkonform, doch haben wir gleichzeitig aussagekräftige Belege dafür, dass eine dreibzw. viersilbige geographische Bezeichnung zusammen mit einer Präposition im Auftakt die komplette Füllung korrekter Halbverse ergibt (d. h. Sievers Typ C 1): 62: ā Miðgarði (Sö 56) 71: ī austrvegi (Sö 126) 84: ī Holmgarði (Sö 171) 87: ā Særklandi (Sö 179) 144: á Haðalandi (N 68) Es liegt somit ein Regeltyp der Formelbildung vor, und das Nomen mit klingender Kadenz erweist sich ohne jeglichen Nachtrag als verskonstitutiv (vgl. mit Relativpartikel bzw. Konjunktion im Auftakt auch: 37, Sm 5; 40, Sm 35; 66, Sö 65). Setzen wir die Zäsur vor liggʀ, so lässt sich ein weiteres Muster alter Memorialdichtung ablesen, das sich im Parallelismus der Verben fōr (Präteritum) und liggʀ (Präsenz) ausdrückt. Die Opposition von Prädikatsverben im Schema „einst“ und „jetzt“ bildet eine überkommene Figur der runischen wie skaldischen Nachrufdichtung und ist in der ‚Theoderich-Strophe‘ des Röksteins strukturierendes Prinzip: Raið Þiōðrīkʀ - Sitiʀ nū ... (vgl. 49 und die dort geführte Diskussion). Die durch Kreuz gekennzeichnete Inschrift verwendet das Verbum liggia. Gschwantler hatte die interessante - jedoch schwer zu beantwortende Frage - auf- 188 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden geworfen, ob Lundby bereits die hic iacet-Formel mittelalterlicher Gedenksteine vorausnimmt (vgl. 155, Vg 138 Vårkumla; 156, Vg 144 Näs) oder doch noch in vorchristlicher Dichtungstradition steht, wie sie runeninschriftlich beispielsweise durch die Gedenkstrophe von Karlevi (Folginn liggr ..., vgl. 26, Öl 1) bezeugt ist. Literatur: SRI 3, S. 98f., 399, Pl. 60, 210; Brate-Bugge 1891: 322f.; von Friesen 1933: 193 f. (Abb.); Jansson 1984: 68f.; Hübler 1996: 93f., 96; Gschwantler 1998: 192ff. 74. Aspa 1 a) Sö 137; Bianchi 2010: 122; (Taf. 52) b) Runenstein. — Die mit Versinschriften versehenen Steine Aspa 1-3 bilden zusammen mit Sö 136 und Sö 141 ein Ensemble, das an der Brücke von Aspa, Ludgo sn, Rönö hd, beidseits der von Gnesta nach Nyköping führenden Landstrasse 223 zusammengestellt wurde. Es darf angenommen werden, dass sämtliche Steine in direkter Verbindung standen zum alten Thingplatz von Aspa, der noch heute durch den in nächster Nähe befindlichen Hügel „Tingshögen“ (Höhe ca. 4 m, Durchmesser ca. 30 m) markiert wird. Auf der Gemarkung von Aspa ist weiter ein Gräberfeld mit 12 Artefakten nachgewiesen. Nach einer Abbildung in Rannsakningar zu schliessen, sollen sich ausserdem 8 Hügel bzw. Steinsetzungen bei Aspa löt befunden haben (vgl. Larsson 1990: 150, zuletzt aber Norr/ Sanmark 2009: 389ff.). Der auf zwei Seiten beschriftete Stein Aspa 1, der den ursprünglichen Standort ā þingstaði explizit erwähnt, ist heute westlich der Landstrasse aufgerichtet. Er besteht aus grauem Granit („gråsten“), misst 185 cm in der Höhe und ist am Fuss 82 cm und an der Spitze 38 cm breit. Die wohlproportionierte und visuell klar gegliederte Inschrift beginnt an der linken Kante der Seite A mit dem Errichtertext, der unten ansetzt und oben kantengenau abschliesst (Bandbreite 10- 11 cm). Rechts vom Band finden sich schwache Ritzspuren, die vielleicht einer Zeichnung angehört haben. Der separat gesetzte Versteil auf Seite B ist in drei Bändern angeordnet (rechts 10-11 cm, Mitte 18 cm, links 16-18 cm). Er beginnt, wie schon Bugge (1891: 166) gesehen hatte, im mittleren Band am Steinfuss und wendet sich an der Spitze im rechten Band nach unten. Der Rest der Inschrift verteilt sich von unten nach oben verlaufend auf das linke Band der B-Seite und bezeugt in einer Mischung aus stablosen Runen („Hälsinge-Runen“), einer „samstavs“-Rune sowie Langzweigrunen kryptischen Runengebrauch. Trotz verschiedener Deutungsversuche (Brate, Wessén, v. Friesen) ist die abschliessende Partie ungeklärt und wird hier nicht berücksichtigt. Es ist jedoch anzunehmen, dass diese Textsegmente ebenfalls zur Aussage des Nekrologs gehörten (vgl. zusammenfassend Bianchi 2010: 122f., mit Fig. 11). 189 74. Aspa 1 c) Nach sprachlich-runologischen Kriterien stellt sich Aspa 1 zur älteren Gruppe sörmländischer Steine, die vor Mitte 11. Jh. beschriftet wurden. Stilistisch ist der undekorierte Stein der Gruppe RAK (Gräslunds Chronologie), d. h. der Zeit ca. 980? -1015 zuzuordnen. Historisch wäre ein Zeitstellung möglich, die auf den Englandzug Knuts zutreffen könnte (Ruprecht 1958: 141). d) (A) þura : raisþi : stin : þiisi : at : ubi : buanti : sin (B) : stain : saʀ : si : stanr : at : ybi : o þik·staþi : at : þuru : uar : han : uistarla : uakti : karla […] Nasaliertes ą wird durch die o -Rune wiedergegeben: o þik·staþi , jedoch stanr „steht“; die u -Rune bezeichnet o: þura , buanti , þuru . Ältere Sprachform liegt vor in raisþi (mit þ ). e) Þōra ræisþi stæin þ[ann]si at pi, bōnda sinn. Stæinn sāʀsi stan[d]r at pi ā þingstaði at Þōru ver. Hann vestarla vǣk[n]ti karla ... Vers: Die Runenfolge uakti hatte Brate (SRI 3: 104) als 3. Sg. Prät. zu aschwed. vǣkna, Nebenform zu vǣpna „wappnen, zum Kampf rüsten“ aufgefasst und mit Ausfall von n in der Konsonantenfuge erklärt. Diese Deutung dürfte sich allgemein durchgesetzt zu haben (vgl. aber v. Friesen 1933: 189). Substantivisch ist die Doublette awnord. vápn/ vákn „Waffe“ gut bezeugt (vgl. de Vries s. v.). f) „Þōra errichtete diesen Stein zum Gedenken an pir, ihren Mann. Dieser Stein / steht zum Gedenken an pir / auf der Thingstätte / zum Gedenken an den Mann von Þōra. / Zum Westzug / wappnete er die Männer ...“ g) Geht man davon aus, dass die ungeklärte linke Zeile der B-Seite ca. 30 Zeichen enthalten haben mag (s. Bianchi 2010: 122f.), so dürfte der metrische Text von Aspa 1 gesamthaft als Vollstrophe im Fornyrðislag konzipiert gewesen sein. Elias Wessén hatte aus medialer Sicht den ansprechenden Gedanken beigetragen, dass die Vervollständigung der Strophe qua Lösung des kryptischen Schlussteils eine Art Denksportaufgabe für „de ansedda och kloka bland tingsmännen“ bedeutet haben könnte (SRI 3: XLV). Dazu stimmen aus neuerer Zeit die grundsätzlichen Überlegungen von Heinrich Beck (2001: 8), der für die Rezipienten runeninschriftlicher Mitteilungen in Hinblick auf ihre „soziale Verortung“, ihren Wissensstand und Ausbildung einen gewissen Grad an Exklusivität voraussetzt. Die sörmländischen Versinschriften, die mit abweichenden Schriftsystemen bzw. kryptischen Sequenzen zusätzliche Entschlüsselungsprobleme stellen, dürften 190 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden diesen Befund bestätigen: vgl. ausser Aspa 1 auch 72 Hagstugan (Sö 130), 78 Innberga (Sö 148), 79 Skarpåker (Sö 154). Die lesbaren drei Langzeilen setzen mit einem dreisilbigen Anvers ein, während die folgenden Halbverse durchgehend als Viersilbler gebildet sind. Diesem Äquivalenzprinzip müsste theoretisch der kryptische Strophenrest folgen, sofern eine weitere Langzeile vermutet werden könnte (vgl. Bugge 1891: 167). Die verbreitete standa-stæinn-Formel (Belege bei Wulf 2003: 976f.) ist in ihren Gliedern umgestellt, was ein weiteres Mal nur auf Sö 340† der Fall war (Stæinn saʀsi s[t]an[d]r at Frosta). Für Poetizität der Inschrift zeugt die Wortwahl: verr „Mann; Ehemann, Gatte“ vor allem poetisch belegt, aber selten runisch; vǣkna/ vǣpna nur hier. Schon Bugge hatte einen Binnenreim vestarla - karla gesehen, doch wäre auch mit der Möglichkeit zu rechnen, dass der Urheber einen speziellen Hakenreim angestrebt hat (vgl. dazu 47 Högby, Ög 81). Literatur: SRI 3, S. 102-104, 399f., Pl. 12, 62, 63, 79; Brate-Bugge 1891: 163ff.; von Friesen 1933: 158f., 188f. (Abb.), 225, 227f.; Ruprecht 1958: 141; Kabell 1978: 45; Jansson 1984: 129; Larsson 1990: 150; Hübler 1996: 76f., 109; Wulf 2003: 977; Källström 2007: 67; Bianchi 2010: 122f., 143f., 146ff., 152, 154ff. (Pl. 15). 75. Aspa 2 a) Sö 138; (Taf. 53) b) Runenstein. — Aspa 2 befindet sich gegenüber von Aspa 1 nördlich der Landstrasse nach Nyköping. Das Denkmal („gråsten“) misst 158 cm in der Höhe, ist am Fuss 86 cm und an der Spitze 64 cm breit. Die Breite der Runenschlinge beträgt 7-10 cm. Die gesamte Inschrift ist metrisch gestaltet. Anbringungsmodus und Versform sind exzeptionell. Der deutlich geritzte Text beginnt in einer spiralförmigen Schlinge links unten und führt im Bogen bis zur Runenfolge þur am rechten unteren Ende. Das Wort wird mit den Runen unaʀ fortgesetzt, die in einem kleinen Kreis im Inneren über einem Querband geritzt sind. Der Rest der Inschrift ist in sog. „freistehenden“ Runen formuliert, die im gegenläufigen Bogen von rechts nach links innerhalb der Schlinge führen (zur Komposition vgl. Bianchi 2010: 60, 63, 67, Pl. 16). Kein Kreuz. c) Sprachlich-runologisch gehört Aspa 2 zur jüngeren Gruppe der sörmländischen Steine. Stilistisch wäre der dekorierte Stein nach Gräslunds Chronologie der Kategorie Fp (Vogelperspektive), d. h. dem Zeitraum ca. 1010-1050 zuzuordnen. Es wird angenommen, dass das Denkmal vom gleichen Familienverband wie dem von Aspa 1 errichtet wurde, jedoch eine Generation jünger ist und einen Sohn des pir und der Þōrunn (= Þōra) kommemoriert. 191 76. Aspa 3 d) : hiar : stainr : stin : at : kuþan : ybis : arfa : ak : þurunaʀ kylu : broþurs : kuþ hialbin : at : Sowohl die o -Rune wie die u -Rune werden für den Laut o verwendet: broþurs , aber: kuþan , þurunaʀ. e) Hiar stændr stæinn at gōðan pis arfa ok Þōrunnar, Gyllu brōðurs. Guð hialpin and. Die Verbform hialbin hatte schon Brate (SRI 3: 105) als 3. Pl. Präs. Konj. aufgefasst und aus dem Nachleben des heidnischen Götterplurals guð n. erklären können. Das Präsensprädikat im Plural auf -in ist mehrfach in Fürbittformeln uppländischer Steine belegt: U 41, U 56, U 272, U 971 (Peterson 1994, s. v. hialpa). f) „Hier steht der Stein / zum Gedenken an den vortrefflichen Erben pirs / und der Þōrunn / Gyllas Bruders (Stein). / Gott helfe seinem Geiste.“ Übersetzung: Brate meinte mit Bestimmtheit, dass sich broþurs nur auf ybis beziehen könne, während v. Friesen (1931: 189) davon ausging, dass mit Gylla die Schwester des Verstorbenen als Steinsetzerin gemeint sei. Diese Auffassung teilt auch Wessén (SRI 3: 400). g) Alliteration und deutliche Rhythmisierung infolge syntaktischer Deviationen sprechen für Versförmigkeit, doch ist die Inschrift nicht leicht zu beurteilen. Während Brate (1891: 170) den Text in sechs Halbverse gliederte (mit zweisilbigem Eingangsvers: hiar stændr), hat Wulf (2003: 993) vorgeschlagen, die Eingangsformel in zwei in sich stabende Kurzzeilen aufzuteilen (wie oben wiedergegeben). Bei dieser Segmentierung wäre die Stellung von hiar und gōðan in unbetonter Position zwar regelwidrig, unter pragmatischem Gesichtspunkt jedoch vertretbar, weil sich Kolongrenzen und Versgrenzen decken. Im übrigen sind in sich stabende Kurzverse im Corpus hinlänglich bezeugt. Auch der nichtstabende Vers mit dithematischem Personennamen, der zwei Hebungen aufweist (′Þōr′unnar), ist inschriftlich gut belegt (Beispiele bei Wulf 2003: 996). Schliesslich ist anzumerken, dass durch die Satzspaltung (Gyllu brōðurs) auch die Fürbittformel in das Versschema einbezogen wird. Literatur: SRI 3, S. 105, 400, Pl. 12, 63. Brate-Bugge 1891: 168ff.; Hübler 1996: 76f.; Wulf 2003: 993, 996, 998; Bianchi 2010: 60, 63, 67, Pl. 16. 76. Aspa 3 a) Sö Fv 1948: 289; (Taf. 54) 192 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden b) Runenstein.—Im Jahre 1937 wurde bei Strassenarbeiten bei der Brücke von Aspa, Ludgo sn, Rönö hd, ca. 2 m unter dem heutigen Strassenniveau ein spektakulärer Neufund aufgegraben. Der Stein aus grauem Granit, dessen Masse 243 cm in der Höhe, in der grössten Breite 74 cm betragen, wurde westlich der Landstrasse Gnesta-Nyköping ca. 6 m neben Sö 141 aufgestellt (zum Fundmilieu vgl. unter 74 Aspa 1). Die Ritzflächen sind z. T. stark abgenutzt, da der Stein vermutlich zur Füllung der Wegspur benutzt worden war (zu den Fundumständen Jansson 1948: 286). Die Inschrift ist in vier parallelen Schlingen angelegt, deren Textteile jeweils von links unten nach rechts unten gelesen werden sollen. Der Errichtertext besetzt die äussere Schlinge, der Verstext, visuell deutlich abgesetzt, die beiden inneren, wobei allerdings die letzte Rune u in der Schlinge keinen Platz mehr fand und zusammen mit dem folgenden Trennzeichen ausserhalb der Schlinge geritzt werden musste. Auch diese Inschrift verrät eine überlegte Komposition, welche die Prosa der Errichterformel konsequent vom Versteil zu trennen versteht. Kein Kreuz. c) Die Inschrift gehört sprachlich-runologisch der älteren Gruppe in Södermanland an. Nach Gräslunds Chronologie wäre der dekorierte Stein der Stilkategorie Fp (Vogelperspektive), d. h. der Zeit ca. 1010-1050 zuzuordnen. d) ostriþ : lit : -ira : kuṃ… …usi  at : anunt  auk : raknualt : sun : sin  : urþu : ta…ʀ : -ṭan…-…ḳu : ua-u : rikiʀ : o rauniki : ak : snialastiʀ : i : suiþiuþu : Nach Jansson lässt sich die Runenfolge 10-19 problemlos als kira : kumbl : þusi komplettieren. Die Herstellung der beschädigten Runenfolge 49-60 tauþiʀ : [ i ] tanmarku : uaʀu wurde bisher nicht bestritten. e) Āstrīð lēt [g]æra kum[bl] [þa]usi at Anund ok Ragnvald, sun sinn. Urðu da[uðī]ʀ [ī] Dan[mar]ku, va[ʀ]u rīkiʀ ā Rauningi ok sniallastiʀ ī Svēþiūðu. f) „Āstrīð liess dieses Denkmal errichten zum Gedenken an Anund und Ragnvald, ihren Sohn. Sie starben in Dänemark, / waren mächtig in ‚Rauningi‘ / und die Tüchtigsten in Svitjod.“ Übersetzung: Den Ortsbezug ā Rauningi hatte Hellberg (1942: 96) als nschwed. Rönninge wiedergegeben und mit der alten Landschaftsbezeichnung Rönö hundare verknüpft, d. h. als Ableitung im Vorderglied zu aschwed. Røntunum (belegt 1302), das heutige Runtuna. Hellberg hatte dahinter eine Zentralsiedlung der Wikingerzeit vermutet. Das Adj. sniallr wird von Peterson (1994: s. v.) als „rask, duktig, duglig“ übersetzt. Der Superlativ Pl. m. Nom. sniallastiʀ ist nur hier belegt. Den Ländernamen Svēþiūð „Svitjod“ bezeugen auch zwei dänische Inschriften (DR 216 Tirsted; DR 344 Simris). 193 77. † Eneby g) Gegen Janssons Rekonstruktion des leicht beschädigten Textes lassen sich kaum Einwände erheben. Jede andere Konjektur würde die sprachlich-metrische Balance stören. In drei syntaktischen Einheiten zu je acht Silben wiederholt sich eine aus Adjektiven und Namenwörtern zusammengesetzte prägnante Alliterationsfigur mit superlativischem Achtergewicht (dauðīʀ - Danmarku, rīkiʀ - Rauningi, sniallastiʀ - Svēþiūðu). Indem sich mit der Ausdruckssteigerung der dritten Zeile auch der Rhythmus umstellt, wird zugleich die metrische Äquivalenz der ersten beiden Verspaare variiert. Gleichzeitig ergibt sich aus dem Wiederholungsmuster die Klangfigur der Pluralendungen -iʀ (dauðīʀ - rīkiʀ - sniallastiʀ). Was das Taktschema betrifft, so widerspricht es nicht nur allen eddischen wie skaldischen Kunstregeln, sondern lässt sich auch verschieden auff assen. Entweder liest man drei überstark gefüllte, in sich stabende, zäsurlose Vollzeilen - wie oben wiedergegeben und runeninschriftlich vielfach bezeugt - oder setzt sechs stakkato-artige Viersilbler mit Zäsur im Fornyrðislag an (so Salberger 1962-63: 342 und im Anschluss Hübler 1996: 90): Urðu dauðīʀ ī Danmarku, vaʀu rīkiʀ ā Rauningi ok sniallastiʀ ī Svēþiūðu. Wie hier und in anderen Fällen die Entscheidung auch immer ausfallen mag, so wird man die Kleinformen runischer Dichtung an ihren eigenen Masstäben messen müssen und mannigfaltige Lizenzen des Abweichens von Konventionen etwa der geglätteten Eddadichtung in Rechnung stellen. In formaler Hinsicht ist die Inschrift beispielhaft für die runenmetrische Tendenz zur Versverknappung und Silbenzählung. Aus gestalterischer Perspektive bezeugt das stattliche Denkmal in der visuellen Trennung von Errichterformel und versförmigem Nachruf wohlüberlegte Textanlage. Der Hochstatuscharakter von Aspa 3 wird schliesslich unterstrichen durch das Namenmuster der kommemorierten Personen: Während Anundr, - mit grosser Wahrscheinlichkeit der Ehemann von Āstrīð - , im sörmländischen Material gut vertreten ist, ist Ragnvaldr äusserst selten und wird von Jansson (1948: 295) als Adelsname bewertet. Literatur: Jansson 1948: 286-290, 295 (Abb.); Ruprecht 1958: 142; Salberger 1962-63: 342; Jansson 1984: 108ff. (Abb.); Hübler 1996: 89f.; Bianchi 2010: 125. 77. † Eneby a) Sö 145 194 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden b) Runenstein. — Der abgegangene Stein aus grauem Granit soll sich in der Nähe von Sö 148 Innberga am dortigen Bach befunden haben. Nach Bautil 779 sollen seine Masse 140 cm in der Höhe, 119 cm Breite am Fuss und 95 cm an der Spitze betragen haben. Der Stein war auf zwei Seiten beschriftet. c) Der Stein gehört der Wikingerzeit an. Eine genauere stilchronologische Bestimmung ist nicht möglich. Grosses Zentralkreuz auf der Vorderseite. d) (A) [: tusti : austin: þiʀ : raistu : at : tuka : sniʀ : kiarþu · at : san : : faþur : : snialan : ] (B) [: tuki : ati : ru harfan : krimulfu : : ati : hafan : iu : ata i : : u þuli] e) Tosti, Øystæinn, þæiʀ ræistu at Tōka. Syniʀ giærðu at sinn faður sniallan. Tōki ātti by (? ) halfan (? ). Grīmulfʀ ātti halfan (? ) by (? ) alda (? ) ī ōðali. f) „Tosti, Øystæinn, sie errichteten (den Stein) zum Gedenken an Tōki. Die Söhne machten (das Denkmal) / zum Gedenken an den tüchtigen Vater. Tōki besass das halbe Gehöft/ Dorf (? ). Grīmulfʀ besass das halbe Gehöft/ Dorf als altes Odalgut-(? ). g) Die Verszeile mit Doppelalliteration im Abvers (at ′sinn faður ′sniallan) ist runeninschriftlich selten belegt (vgl. Belege bei Wulf). Auf die schwer zu beurteilenden, womöglich erbrechtlich relevanten Informationen der verlorenen Inschrift ist hier nicht weiter einzugehen. Literatur: SRI 3, S. 109f., 402f., Pl. 11; Brate-Bugge 1891: 176ff.; v. Friesen 1909: 78; Wulf 2003: 981f., 995. 78. Innberga a) Sö 148; Bianchi 2010: 126; (Taf. 55) b) Runenstein. — Der Stein von Innberga bzw. heute Inneberga (vgl. Terrängkartan 594 Gnesta, Lantmäteriet 2011) in Runtuna sn, Rönö hd, steht südlich eines Baches an der nördlichen Gemarkungsgrenze von Inneberga und ist von der den Bach querenden Landstrasse 223 von Aspa nach Nyköping gut sichtbar. Wahrscheinlich handelt es sich um den ursprünglichen Standort an einer ehemaligen Brücke. Auf dem Hofareal ist ein Grabhügel (Durchmesser 13-14 m) sowie ein Gräberfeld mit 64 Artefakten lokalisiert (Larsson 1990: 150). Der Stein aus grauem Granit misst 240 cm in der Höhe und 80-86 cm in der Breite, die Schlinge ist 10 cm breit. Die Inschrift beginnt links unten in der Schlinge, welche sich rechts in der Mitte des Steins nach innen krümmt. Der an die Errichterformel direkt anschliessende versförmige Nekrolog setzt sich aus stablosen Runen und 195 79. Skarpåker Langzweigrunen zusammen. Ausserhalb der Schlinge hatte Brate (SRI 3: 112) am Ende ein m gelesen, dessen Spuren von Wessén (SRI 3: 404) nicht mehr gesichert werden konnten. Die Inschrift ist von Flechten überwuchert und heute schwer lesbar (dazu und zur Lesung Bianchi 2010: 126f.). Kreuz im oberen Mittelfeld. c) Nach sprachlich-runologischen Kriterien gehört Innberga zur älteren Gruppe sörmländischer Steine und wurde vor Mitte des 11. Jh.s beschriftet. Eine stilchronologische Gruppierung ist nicht möglich. d) þiuþulfʀ : bui : þaiʀ : raisþu : stain þansi : at farulf : faþur : sin : han uas antaþ austr i kaþụṃ Der Laut o wird durch die u -Rune bezeichnet: bui . Altes þ erscheint im Prät. Pl.: raisþu . e) Þiūðulfʀ, Bōi, þæiʀ ræisþu stæin þannsi at Farulf, faður sin. Hann vas ændaðr austr ī Garðum. f) „Þiūðulfʀ, Bōi, sie errichteten diesen Stein zum Gedenken an Farulfʀ, ihren Vater. Er fand sein Ende / im Osten in Gardariki (Russland).“ g) Das einfache Verspaar im Fornyrðislag trägt die stabende Verbindung ændaðis-: austr. Diese Fügung ist im Material sechsmal belegt (Hübler 1996: 81f.). Die geografische Bezeichnung Garðar kommt inschriftlich auf acht Steinen vor: Öl 58, Sö- 130, Sö 148, Sö 338, U 209, U 636, G-114, N 62, evtl. auch Vs 1). In Verbindung mit einer Sterbevokabel und in metrischem Bezug steht die Kollokation austr ī Garðum auch auf dem Stein von 96 Turinge Sö 338: fial i urustu austr i garþum lis furungi. Literatur: SRI 3, S. 111f., 404, Pl. 67; Von Friesen 1933: 159f. (Abb.); Ruprecht 1958: 140; Hübler 1996: 81; Jesch 2001: 96; Bianchi 2010: 126f., 152ff. 79. Skarpåker a) Sö 154; Bianchi 2010: 129; (Taf. 56) b) Runenstein. — Das Denkmal weist eine bewegte, z. T. ungeklärte Fundgeschichte auf. Nach Wessén (SRI 3: 406) wurde der Stein Ende des 19. Jahrhunderts auf dem Gelände von Skarpåker, Runtuna sn, Rönö hd, aus einem Acker geborgen, darauf mit Dynamit gesprengt, aber nach Entdeckung der Inschrift wieder zusammengefügt. Später wurde der Stein nach dem ca. 5 km entfernten Gut Lindö transportiert, wo er ca. 40 Jahre unbeachtet liegen blieb, bevor er 1929 - wie Wessén mitteilt - neben der Auff ahrt nach Lindö aufgerichtet wurde. Nach Brate (SRI 3: 116f.) war der graue Granitstein mit abgesprengtem Sockel noch 190 cm hoch, unten 118 cm breit und an der Spitze 52 cm; Breite 196 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden der Schlinge 10-12 cm. Die offenbar einzig existierende, technisch allerdings gute Fotoaufnahme (SRI 3: Pl. 70), die zwischen 1928-36 entstanden ist, zeigt Sö-154 vor einem Gebäude in Blockbauweise am heutigen Standort. Die gut lesbare Inschrift beginnt links unten über dem Kopf eines Runentiers und führt im Schlingenbogen nach rechts zum eingerollten Schwanz. Die Errichterformel beginnt mit gewöhnlichen Langzweigrunen, während der Versteil in einer Mischung aus normalen und stablosen Runen verfasst ist. Das Mittelfeld ist mit einem dekorativen, raumfüllenden Palmettenkreuz besetzt, das in einem Boot steht, dessen Steven die Schlingen tangieren (vgl. Wessén SRI 3: XLI mit Fig. 33). Diese Partie wurde allerdings durch die Sprengung stark beschädigt. c) Skarpåker gehört zur älteren Gruppe der sörmländischen Steine. Von Friesen (1933: 158) setzte eine Datierung „till något före mitten av 1000-talet“ an. Nach stilchronologischen Kriterien (Gräslund) ist der Stein der Kategorie Pr 1, d. h. der Zeit ca. 1010-1040 zuzuordnen. d) kunar : raisþi : stain : þansi : at lyþbiurn : sun : sin : iarþsalrifna ukubhimin Altes þ erscheint im Prät.: raisþi . e) Gunarr ræisþi stæin þannsi at Lȳðbjǫrn, sun sinn. Iarð s[k]al rifna ok upphiminn. Vers: Die hier vorgelegte Normalisierung hatte Otto v. Friesen vorgeschlagen (1928: 41ff.; 1933: 159f.). Sie hat sich allgemein durchgesetzt, während Brate (SRI 3: 117f.) für die Runenfolge iarþsalrifnaukubhimin die Lesung Iarðsalr hifna / ok upphiminn „Himlarnas jordsal och himlen däruppe“ diskutiert hatte. Eine weiterer Vorschlag stammt von Aage Kabell (1962: 53ff.). Er liest iarþ s | | kal rifna uk | | sua himin „Jorden ska rämna och så himlen“. Diese Lösung hat keine Anerkennung gefunden, vor allem auch deshalb nicht, weil sie dem Zitatcharakter der Verszeile formal widerspricht. f) „Gunarr errichtete diesen Stein zum Gedenken an Lȳðbjǫrn, seinen Sohn. Die Erde wird zerreissen / und oben der Himmel.“ g) Die stabreimende, antithetische Reimformel anord. iǫrð - upphiminn „Erde und Oberhimmel“ ist im Nord- und Westgermanischen verbreitet und in der Regel auf An- und Abvers einer Langzeile verteilt. Der runische Beleg von Skarpåker wird allgemein als Zitat aus eddischer Dichtung betrachtet. Als Prätext könnte man sich ein schwedisches Schöpfungslied vorstellen (Beck 1986). Die Formel begegnet in diesem Bezug im Schöpfungsmythus der ‚Völuspá‘ 3: iǫrð fannz æva né upphiminn 197 79. Skarpåker Althochdeutsch steht sie als ero/ ufhimil im einleitenden Schöpfungsgedicht des ‚Wessobrunner Gebets‘: Dat gafregin ih mit firahim firiwizzo meista: Dat ero ni was noh ufhimil Bei der Reimformel mit der speziellen Amplifikation upphiminn / ufhimil „der obere Himmel“ dürfte es sich um ein Relikt früher Dichtersprache handeln, wie verwandte Zeugnisse aus westgermanischer Überlieferung nahelegen (as. ‚Heliand‘ V. 2886; ae. ‚Andreas‘ V. 798; ‚Christ‘, V. 967). Eddisch findet sie sich ausserdem in ‚Vafþrúðnismál‘ 20, ‚Þrymskviða‘ 1-2 sowie ‚Oddrúnargrátr‘ 17. Den frühesten Beleg liefert altenglisch eine archaische Zauberformel, die wohl auf das 8. Jahrhundert zurückgeführt werden kann (‚For Unfruitful Land‘, V. 4): eorðan ic bidde and upheofon Den letzten Reflex der Formel, die einen Überlieferungsrahmen von ca. 500 Jahren erfüllt, bietet die aus der Zeit um 1300 stammende exorzistische Inschrift auf dem unter Nr. 150 behandelten hölzernen Amulett von Ribe: iorþ biþak uarþæ ok uphimæn Zur Beleglage allgemein Lönnroth (1981) und zuletzt Schulte (2007); zu den nordischen Zeugnissen Jansson (1967; 1984), zusammenfassend Wulf (2003) und Düwel (2008). Was die Reimformel von Skarpåker betrifft, darf freilich nicht übersehen werden, dass sie durch das Verb rifna „zerbrechen, sich spalten“ (de Vries s. v.) gebunden und somit in den Zusammenhang einer Katastrophe versetzt wird, weswegen Jansson (1967; 1984) an ein schwedisches Ragnarök-Gedicht als Vorlage dachte. Dieser Auffassung steht jedoch entgegen, dass die Innenfläche des Steins deutlich von einem christlichen Kreuz beherrscht wird (vgl. Schulte (2007: 64). Die Frage nach einem besonderen poetischen Vorbild entfällt jedoch, wenn man sich die rhetorische Funktion der Verszeile im Zusammenspiel mit dem Kontext vor Augen führt. Es handelt sich um einen Unmöglichkeits- oder Überbietungstropus, oder präziser gesagt, um ein implizites Adynaton: Eher werden Erde und Himmel vergehen, bevor ein Mann wie Lydbjörn wiedergeboren wird. Im Nekrolog von Skarpåker ist die Figur streng verknappt und daher nicht unmittelbar durchsichtig. Das Stilmittel ist seit der Antike vertraut und bezieht seine affektische Wirkung aus der Umschreibung des abstrakten Begriffs „niemals“ (bzw. aus der Formel „eher x, als y“). Im Rahmen der Runenmemoria erfüllt das Adynaton als rhetorisches Mitt el eine angemessene Gebrauchsfunktion, indem der pietätvolle Wunsch herausgestrichen wird, dass der Nachruf des Toten am liebsten den Zustand der Welt 198 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden - oder häufiger - die Lebensdauer des Steins, auf dem er eingeritzt ist, oder die der Brücke, die zu seinem Andenken errichtet wurde, überdauern möge. Die runischen Belege des 11. Jahrhunderts sind situationsgebunden und authentisch, ihr pathetisches Aussageziel ist die Heraushebung der virtus des Toten. Im Falle der Skarpåker-Zeile dient ein Endzeitmotiv aus germanischer Dichtungstradition als Basis der spezifischen Figur. Entsprechende runeninschriftliche Belege waren bereits unter 16 Tillitse (DR-212), 36 St. Hans, Visby (G 343) und 38 Nöbbele (Sm 16) angesprochen worden. Weitere Zeugnisse finden sich auf 98 Eggeby (U 69), 101 Runby (U- 114), 106-107 Bällsta (U 225/ 226) sowie 109 Sälna (U 323) und werden unter letzterer Inschrift abschliessend behandelt. Literatur: SRI 3, S. 116-118, 405f., Pl. 70; v. Friesen 1928: 41ff.; v. Friesen 1933: 159f. (Abb.); Kabell 1962: 53ff.; Jansson 1967: 31f.; Lönnroth 1981: 311ff.; Jansson 1984: 146ff.; Beck 1986: 417; Hübler 1996: 155f.; Marold 1998: 670; Naumann 2002: 122f., 128ff.; Wulf 2003: 1002; Schulte 2007: 57ff.; Düwel 2008: 137f.; Bianchi 2010: 129f., 146f. 80. Rycksta a) Sö 163; (Taf. 57) b) Runenstein. — Der Stein steht heute einige Schritte westlich der Einfahrt zum Herrenhof Täckhammar, Bärbo sn, Rönö hd. Bis ca. 1830 befand er sich auf einem inzwischen eingeebneten Hügel auf der Gemarkung von Rycksta, Råby- Rönö sn. Bei Rycksta sind ein Gräberfeld mit zehn Artefakten sowie zwei separate Grabhügel nachgewiesen (Larsson 1990: 150). Das Denkmal besteht aus grauem Sandstein und misst 122 cm in der Höhe, in der Breite am Fuss 100 cm und an der Spitze 88 cm; die Breite der Schlinge beträgt 10 cm. Der Errichtertext setzt links unten an und führt im Schlingenbogen nach rechts unten bis zur Runenfolge for . Der Rest der Inschrift besetzt den linken Rand ausserhalb der inneren Schlinge. Palmettenkreuz im Zentrum. c) Rycksta gehört zur jüngeren Gruppe sörmländischer Steine, die nach Mitte des 11. Jh.s beschriftet wurden. Gemäss Gräslunds Chronologie wäre der Stein jedoch der Stilgruppe Fp (Vogelperspektive), d. h. der Zeit. ca. 1010-1050 zuzuordnen. d) þruʀikr : stain : at : suni : sina : sniala : for : ulaifr : i : krikium : uli : sifti : Runenfolge 52-54 uli hatte Brate als gulli erklärt, welches mit krikium = Grikkium alliterieren müsste. 55-59 sifti steht sicher für skifti. e) Þrȳ(ð)rikʀ [ræisti] stæin at syni sīna, 199 81. Spånga snialla drængia. Fōr Ōlæifʀ ī Grikkium [g]ulli s[k]ifti. f) „Þrȳ(ð)rikʀ [errichtete] den Stein zum Gedenken an seine Söhne, / tüchtige drængiaʀ. / Fuhr Ōlæifʀ; in Griechenland / ‚teilte‘ er Gold.“ Übersetzung: Schon Brate hatte deutlich gemacht, dass sich i : krikium , Dat. Pl., nur auf sifti beziehen kann und nicht auf for , das Akk. Pl. verlangen würde. g) Die Versform von Rycksta ist schwer zu bestimmen. Brate hielt den Text für „en egendomlig blandning av prosa och vers“ (SRI 3: 124) und wollte nur at syni sīna / snialla drængia und ī Grikkium / gulli skifti als regelrechte Verspaare gelten lassen. Setzt man, wie oben wiedergegeben, eine stark gefüllte Zeile fōr Ōlæifʀ ī Grikkium an, so macht die durch die Syntax vorgegebene Kolongrenze nach dem Namen Schwierigkeiten. Was mit der Phrase skifta gulli „Gold teilen“ genauer gemeint ist, bleibt unklar. Die gleiche Formulierung, und zwar in Verbindung mit „Griechenland“, kehrt auf Nr. 82, dem Stein von Grinda Sö 165 wieder, der ebenfalls in Rönö hd steht, so dass ein Zusammenhang auf der Hand liegen dürfte. Nr. 83 Grinda Sö 166 kennt den Ausdruck skifta gialdi. Das Verb skifta ist runisch ausschliesslich auf diesen drei sörmländischen Steinen belegt. Ein spezielles Verskonzept hatte Evert Salberger (1995) für die Inschrift vorgelegt. Er rechnet mit dem Prinzip der „Anreimung“ und konstruiert darüber hinaus einen „helming i primitiv ljóðaháttr“, was aber nur durch eine Reihe anfechtbarer Konjekturen gelingt. Literatur: SRI 3, S. 123f., 408, Pl. 13, 72; Brate-Bugge 1891: 178f.; Ruprecht 1958: 143; Salberger 1995: 25ff. (Abb.); Hübler 1996: 52f.,115f. (dazu Wulf 1998: 95); Wulf 2003: 984f.; Düwel 2008: 124. 81. Spånga a) Sö 164; Bianchi 2010: 133; (Taf. 58) b) Runenstein. — Der Stein aus rötlichem Granit steht an seinem ursprünglichen Ort auf einer Wiese ca. 30 m hinter dem alten Hof von Spånga, Råby sn, Rönö hd, in unmittelbarer Nähe zu einem Gräberfeld mit 14 Artefakten (Larsson 1990: 150). Er misst 196 cm in der Höhe, ist am Fuss ca. 98 cm breit, an der Spitze über der Schlinge 38 cm; die Breite der Schlinge beträgt 9-11 cm. Die Mitte des Steins nimmt ein kunstvolles Palmettenkreuz ein, das ähnlich wie auf 79 Skarpåker den Mast eines Schiffes bildet. Unter dem Kiel sind kryptische Runen geritzt. Die Inschrift setzt links unten in der Schlinge an, führt im Bogen bis zum eingerollten Schwanz des (fragmentarischen) Runentiers und endet in einem unteren 200 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden Querband mit dem letzten in Langzweigrunen verschrift eten Wort uistarla . Unter dem Schiff stehen fünf Zweigrunen und sechs stablose Runen. Die Inschrift vereinigt folglich drei Schriftsysteme (vgl. zusammenfassend Bianchi 2010: 134, 141f., 144, Tabelle 26). Prosa- und Versteil sind visuell nicht getrennt, wohl aber die verschlüsselte Zeile. c) Spånga gehört zur älteren Gruppe sörmländischer Steine und wurde vor Mitte des 11. Jh.s beschriftet. Stilistisch wäre der Stein der Stilgruppe RAK (Gräslunds Chronologie) zuzuordnen, d. h. der Zeit ca. 980? -1015. Diese Frühdatierung auf stilchronologischer Basis ist allerdings fraglich. d) kuþbirn : uti : þaiʀ rạisþu : stan þansi : at : kuþmar : fạþur : sin : stuþ : triki : lạ : i · stafn skibi : likʀ uistarla Zweigrunen: uf hul Stablose Runen: n bar… Der Laut o wird durch die u -Rune bezeichnet: uti , stuþ . Altes þ erscheint im Prät. Pl.: raisþu . Brate (SRI 3: 125f.) hatte für die verschlüsselte Runenfolge die Aufl ösung uf huln sar tu vorgeschlagen und als Füllung einer abschliessenden Verszeile die Lesung of hulinn, sar dō „(liegt westwärts) begraben, er, der starb“ geboten. Diese Version ist seither vielfach ungeprüft übernommen worden (z. B. Ruprecht 1958: 140, Gschwantler 1998: 193, Wulf 2003: 994 etc.). Wie allerdings Bianchi (2010: 134) zuletzt gezeigt hat, ist Brates Lesung der stablosen Runen höchst zweifelhaft, weshalb die kryptischen Elemente der Inschrift hier unberücksichtigt bleiben müssen. e) Guðbiǫrn, Oddi, þæiʀ ræisþu stæin þannsi at Guðmarr, faður sinn. Stōð drængila ī stafn skipi, liggr vestarla ... f) „Guðbiǫrn, Oddi, sie errichteten diesen Stein zum Gedenken an Guðmarr, ihren Vater. Er stand wie ein drængʀ / im Steven des Schiffs, / liegt westwärts ...“ g) Hübler bezweifelt den metrischen Status. Subjektellipse und emphatische Ausrahmung des Verbs sind für ihn „kein Indiz für dichterische Gestaltung, der Satzbau entspricht einem Prosatext.“ (1996: 110). In eddischer Dichtung existieren unzählige Belege für „prosaische“ Wortfolge und dennoch ergeben sich aus dem Zusammenspiel von Stabreim, Silbenzahl und Rhythmus geregelte metrische Perioden. Die ersten beiden Halbverse sind in jeder Hinsicht untadelig. Hübler übersieht auch, dass das Adverb drængila exklusiven Stilwert besitzt, da es - wie schon Salberger (1957) gezeigt hat - ausschliesslich in metrischen Inschriften steht, die sich nebenbei hauptsächlich auf Södermanland konzentrieren: Ausser Sö- 164 sind dies 69 Kolunda (Sö 113), 72 Hagstugan (Sö 130), 87 Gripsholm (Sö 179); fulldrængila steht auf 143 Apelboda (Nä 29). Über die Fortsetzung der Langzeile kann man nur spekulieren. Vielleicht war ein helmingr intendiert. Auch die geheimrunischen Segmente dürften zur Aussage 201 82. Grinda 1 des Nekrologs gehört haben. Eine besondere Stilnuance im Rahmen der Runenmemoria vermittelt das Verb liggia, das in der Halbzeile liggr vestarla in Bezug auf den Toten verwendet wird. Otto Gschwantler (1998) hatte den durch das Palmettenkreuz christlich gekennzeichneten Stein neben diejenigen Zeugnisse gestellt, welche bereits früh die hic jacet-Formel verwerten (vgl. auch oben 73 Lundby, Sö 131: ā Særklandi liggʀ / sunʀ Øyvindaʀ). Der Stein von Spånga weist eine weitere Besonderheit auf. Jesch (2001) hat darauf aufmerksam gemacht, dass es sich um das einzige Denkmal handelt, das einen unmittelbaren Text-Bild- Bezug herstellt (vgl. auch Oehrl 2006: 81). Literatur: SRI 3, S. 124-126, 408, Pl. 13, 73; Brate-Bugge 1891: 179ff.; Salberger 1957: 145ff.; Ruprecht 1958: 140; Jansson 1984: 79; Hübler 1996: 110; Gschwantler 1998: 192ff.; Jesch 2001: 120f. (Abb.); Wulf 2003: 994; Düwel 2008: 120; Bianchi 2010: 133f., 141f., 144. 82. Grinda 1 a) Sö 165; (Taf. 59) b) Runenstein. — Der Stein 1 von Grinda, Spelviks sn, Rönö hd, steht zusammen mit Grinda 2 (Sö 166) am Rande einer Weide, ca. 40 m nordwestlich der Landstrasse 223 von Aspa nach Nyköping. Der heutige Nachbarstein Grinda 2 wurde ursprünglich im Steven einer 19 m langen Schiffssetzung nachgewiesen. Parallel dazu befand sich möglicherweise eine zweite Setzung mit einer Länge von 11 m. Zum nordwestlich vom Standort belegenen Hof Grinda gehört ein Gräberfeld mit 23 Artefakten (Larsson 1990: 150f.). Der Stein aus grauem Granit (oder Gneis? ) misst 161 cm in der Höhe, in der Breite, am Fuss 57 cm, an der Spitze 51 cm; die Breite der Schlinge beträgt 7-9 cm. Die Inschrift setzt in der Schlinge links unten an und führt im Bogen nach rechts unten bis zum Wort han . Der Rest der Inschrift steht in zwei von unten nach oben zu lesenden Mittelzeilen. Kein Kreuz. c) Grinda 1 gehört zur älteren Gruppe sörmländischer Steine und wurde vor Mitte des 11. Jh.s beschriftet. Stilchronologisch ist der undekorierte Stein schwer zu beurteilen. d) kuþrun : raisti : stain : at : hiþin : uaʀ : nafi suais : uaʀ : han : Rechte Mittelzeile: : i : krikum : iuli skifti Linke Mittelzeile: : kristr : hialb : ant : kristunia : iuli steht fehlerhaft für kuli Dat. Sg. „Gold“ (vgl. uli in 80 Rycksta). Die Runenfolge kristunia hatte Brate (SRI 3: 126) als krist uni a transkribiert und uni als 3. Sg. Prät. zu aschwed. unna „lieben“ aufgefasst. Wessén (SRI 3: 408) liest unter Vorbehalt Gen. Pl. kristinna, und zwar unter Hinweis auf U 1143 kristina (vgl. Peterson 1994: s. v.). 202 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden e) Guðrūn ræisti stæin at Heðin, vaʀ nefi Svæins. VaR hann ī Grikkium, [g]ulli skifti. Kristr hialp and kristinna! (Brate: Kristr hiælp and! Krist unni ā.) f) „Guðrūn errichtete den Stein zum Gedenken an Heðinn. (Er) war Neffe von Svæinn. Er war in Griechenland, / teilte Gold. - Christus, hilf dem Geist der Christen! “ g) Die Alliterationsformel in der Langzeile Grikkium : gulli war bereits unter 80 Rycksta (Sö 163) näher besprochen. Hübler (1996) sieht indessen „kein Indiz für Dichtung“, obwohl Wortwahl und Hebungsstruktur Zweifel an der Vershaftigkeit kaum zulassen. Brate hatte unter Einbezug der abschliessenden Fürbitte sogar eine Halbstrophe im Fornyrðislag angesetzt (mit Stäben auf Kristr : Krist). Falls die Interpretation von kristunia als Adj. kristinn zutreffen würde, wäre die Formulierung exzeptionell und würde geradezu missionarischen Anspruch verraten. Klarheit müsste eine Durchsicht der schwedischen (und dänischen) Fürbitten im Vergleich mit der mittelalterlichen Totenliturgie erbringen. Ansätze dazu finden sich bei Gschwantler (1992; 1998). Das Verwandtschaftsverhältnis ist etwas unklar. War Heðinn der Ehemann der Steinsetzerin oder möglicherweise ihr Vater? Die Verwandtschaftsbezeichnung aschwed. nefi, d. h. der Bruderbzw. Schwestersohn ist runisch ein weiteres Mal nur auf Ög 206 bezeugt (vgl. Peterson 1994: s. v.). Literatur: SRI 3, S. 126, 408, Pl. 12, 73; Brate-Bugge 1891: 172ff.; Ruprecht 1958: 141; Jansson 1984: 49, 93f. (Abb.); Hübler 1996: 115f., 152f.; Wulf 2003: 984f. 83. Grinda 2 a) Sö 166; (Taf. 60) b) Runenstein. — Der Stein Grinda 2 (zur Lage und archäologischen Situation siehe 82 Grinda 1) besteht aus grauem Gneis und misst 175 cm in der Höhe, in der unteren Breite 113 cm und an der Spitze 64 cm; die Breite der äusseren Schlinge beträgt 8 cm, die der inneren 7 cm. Die Inschrift setzt links unten in einer äusseren Schlinge an und führt im Bogen bis zum letzten Wort des Errichtertextes snialan . Der Folgesatz beginnt mit dem Namen kuþuiʀ in einem unteren rechteckigen Band, besetzt sodann die innere Schlinge, um in einem zweiten unteren Querband zu enden. Palmettenkreuz im Mittelfeld. c) Grinda 2 gilt nach sprachlich-runologischem Befund als einer der ältesten Steine in Södermanland (Wessén SRI 3: 193). Nach Gräslunds Chronologie wäre der undekorierte Stein der Stilkategorie RAK, d. h. der Zeit ca. 980 (? ) - 1015 zuzuordnen. 203 83. Grinda 2 Aus historisch-biografischem Blickwinkel ist eine Zeitstellung für die Jahre nach 1020 bzw. 1030 erwogen worden (s. u.). d) : kriutkarþr : ainriþi : suniʀ : kiarþu : at : faþur : snialan : kuþuiʀ : uaʀ uastr : a : aklati : kialti : skifti : burkiʀ : a : sahks: lanti : suti : kaula Die Rune u bezeichnet den Laut o: burkiʀ, suti . In der Runenfolge 96-100 kaula steht Rune 98 u für r : karla . Von Friesen (1909: 74, Anm. 1) hatte das Wort durch awnord. gerla „vollkommen, genau, deutlich“ erklären wollen. Wessén (SRI 3: 408) hingegen schlägt eine Adverbialableitung auf -la zu karl vor, und zwar nach dem Muster drængila zu drængʀ in der Bedeutung „mannhaft“. e) Griūtgarðr, Æinriði, synir giærðu at faður sniallan. Guðvēʀ vaʀ vestr ā Ænglandi, gialdi skifti. Borgiʀ ā Saxlandi sōtti karla. f) „Griūtgarðr, Ænriði, / die Söhne, machten (das Denkmal) zum Gedenken an ihren kühnen Vater. / Guðvēʀ war westwärts in England, / ‚teilte‘ [Dänen]tribut (d. h. nahm seinen Anteil), / Burgen in Sachsen / griff er mannhaft an.“ g) Die Inschrift weist mit Alliterationen, Ansätzen zu rhythmischer Gliederung, syntaktischen Normabweichungen wie Ellipse und Objektausrahmung unbestreitbar poetizitätshaltige Merkmale auf. Auch die Konstitution des Textes unterscheidet sie klar vom usuellen Memorialschema. Brate (1891; 1898) hatte - ähnlich wie bei 69 Kolunda (Sö 113) - eine spezielle, sonst aber nicht belegte Strophenform, die ‚Grinda‘-Strophe, angesetzt. Erste Zweifel hatte aber schon v. Friesen (1909: 74ff., m. Anm.) vorgebracht. In Wesséns Zusammenstellung der poetischen Inschriften (SRI 3: LXf.) fehlt Grinda 2, doch erwähnt er den Stein zumindest und räumt Merkmale wie Alliteration und Rhythmisierung ein, bezweifelt aber gleichzeitig die Strophenhaftigkeit. Jansson (1967; 1984: 93) hingegen übernahm Brates Textversion ohne jeden Eingriff und trug gleichzeitig die Beobachtung bei, dass die Zeile borgir ā Saxlandi sōtti karla einer ähnlichen Formulierung im skaldischen Gedicht Víkingavísur des Sighvatr Þórðarson (entstanden um 1014/ 15) nahekommt: Rétt’s, at sókn vas en sétta - snarr þengill bauð Englum at - þars Aleifr sótti - Yggs - Lundúna bryggjur. (Skj. B 1, Sigv. 1, 6). „Es ist richtig, dass es der sechste Angriff war, als Olav die Brücken Londons stürmte (sótti Lundúna bryggjur). Der tapfere Häuptling erbot den Engländern Kampf.“ 204 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden Zuletzt hatte sich Wulf (2003) ausführlicher mit der Inschrift auseinandergesetzt. Er lässt die Strophenform zwar gelten, macht aber auf die prosodischen Defekte aufmerksam und bemängelt gleichzeitig die Textherstellung Brates und Janssons, die beide jeweils syniʀ hebungslos in den Anvers und damit in die Kadenz stellen (Griūtgarðr, Æinriði, syniʀ). Will man an einer strophischen Gestaltung festhalten, dann gehört, wie oben wiedergegeben, die Verwandtschaftsbezeichnung in die Vorsenkung des zweiten Verses. Dafür gibt es eine Reihe von inschriftlichen Belegen. Ansonsten ist Wulfs Urteil nur zuzustimmen, wenn er abschliessend zu Grinda 2 bemerkt: „Mit einer mustergültigen Strophe haben wir es hier nicht zu tun. Der Verfasser dieser Strophe hielt vermutlich die Alliteration für das wesentliche Merkmal des Verses, von den Regeln für die Füllung der Verse, für die Zahl der Hebungen und die Stellung der Stäbe wusste er nicht viel. Es wird der Runenmeister gewesen sein, der sich daran versuchte, Verse zu schmieden.“ Der Nekrolog hält fest, dass der Verstorbene in England „skifti gialdi“ und dass er in Norddeutschland (Saxland) „Burgen“ d. h. Städte angegriffen habe. Wessén (RGI 3: 194) geht mit guten Gründen davon aus, dass Guðvēʀ als junger Mann Ende des 10. Jahrhunderts zunächst an einem Englandzug teilnahm und darauf an den Wikingereinfällen im Elbe-Wesergebiet (Stade, evtl. Bardowiek) beteiligt war, die für ca. 994-1010 bezeugt sind. Da die Inschrift sprachlich-runologisch zwei bis drei Jahrzehnte später zu datieren ist, müsste er nach Schweden zurückgekehrt und vielleicht im Alter von 45 Jahren verstorben sein. Otto von Friesen (1909: 77, m. Anm., 85; 1933: 191f.) setzte den „Grindameister“ in das zweite bzw. dritte Jahrzehnt des 11. Jahrhunderts. Brate (SRI 3: 126) hingegen rechnete mit dem Sold, den Knut d. Grosse 1018 nach seiner Invasion Englands an die Kriegsteilnehmer auszahlen liess und mit einem viel später stattfindenden Wikingereinfall an die Wesermündung im Jahre 1040, von dem Adam von Bremen berichtet. Eine Entstehung der Inschrift um oder nach 1040 lässt sich aber weder runologisch noch stilchronologisch wahrscheinlich machen. Literatur: SRI 3, S. 127-129, Pl. 74; Brate-Bugge 1891: 351ff.; Brate 1898: 71; v. Friesen 1909: 74ff. (Abb.); v. Friesen 1933: 191f.; Ruprecht 1958: 143; Jansson 1967: 28; Jansson 1984: 85, 93f. (Abb.); Hübler 1996: 47, 116f.; Wulf 2003: 985; Bianchi 2010: 159, Pl. 18. 84. Esta a) Sö 171; (Taf. 61) b) Felsblock. — Die schwerzugängliche Ritzung in Säterstads sn, Rönö hd, findet sich auf der westlichen Flanke eines wuchtigen Feldsteinblocks von 210 cm 205 84. Esta Höhe. Dieser liegt neben zahlreichen weiteren Blöcken im westlichen Teil einer steilen Anhöhe auf der Gemarkung von Esta direkt über der Landstrasse zwischen Sättersta und Lästringe, ist aber von der Strasse aus nicht sichtbar. Am Fusse der Anhöhe befand sich der heute ausgetrocknete Esta- (bzw. Sättersta-)See. Larsson (1990: 151) geht davon aus, dass der Felsblock die alte Grenze von Esta markiert hat. Die Ritzung ist 160 cm hoch und ca. 103 cm breit; die Breite der Schlinge beträgt 8 cm. Der Anbringungsmodus ist sehr originell. Die Inschrift setzt in einer linken Schlinge an, die ihren Anfang im Zentrum eines Mittelkreuzes nimmt, führt sodann im Bogen nach rechts, um wiederum in einer Schlinge zu enden, die mitten auf das Kreuz hinführt. Das Objekt ist durch Verwitterung stark beschädigt, doch lässt sich die Inschrift mit Hilfe älterer Abzeichnungen (z. B. Bautil) sicher komplettieren. Drei Fragmente befinden sich in Statens Historiska Museum, Stockholm (Reg.nr. 24015). c) Esta gehört zur älteren Gruppe sörmländischer Steine und wurde vor Mitte des 11. Jh.s beschriftet. Stilchronologisch ist der Felsblock schwer zu beurteilen, da von der Tierornamentik jede Spur verschwunden ist. Ritzer: Þōriʀ, attribuiert. d) ịnkịfạ[s]tr · l[i]ṭ ḥạku… stạ…n · eftiʀ · sihuiþ · faþ-r · si[n · han · fial · i h] ulṃ[karþi · skaiþaʀ · uisi mi]þ · ski…ra Der Laut o wird durch die u -Rune bezeichnet: hulmkarþi . e) Ingifastr lēt haggv[a] stæ[i]n æftiʀ Sigvið, fað[u]r sinn. Hann fioll ī Holmgarði, skæiðar vīsi með ski[pa]ra. f) „Ingifastr liess den Stein behauen zum Gedenken an Sigviðr, seinen Vater. Er fiel / in Holmgard / als Führer des Langschiffs (skæið) / mit [seiner] Schiffsbesatzung (skipara Akk. Pl.).“ g) Die Halbstrophe ist in ihrer ersten Langzeile problematisch. Der Anvers hann fioll mit gerade zwei Silben liegt an der untersten Grenze des Füllungsschemas. Bugge (1891) beurteilte den Satz daher am ehesten als Prosa und bekam Zustimmung von Finnur Jónsson (1904). Brate hingegen (SRI 3: 133) hielt unter Verweis auf 71 Fagerlöt (Sö 126) und 85 Tystberga (Sö- 173), die jeweils das Pronomen hann in die erste Hebung stellen, am Verskriterium fest. Auch Jansson (1984) hatte die Inschrift offenbar ohne zu zögern in Versgestalt geboten. Da auch der Abvers ī Holmgarði schwach gefüllt ist, kommt Wulf (2003) zum Schluss, dass „zumindest keine wohlgeformte Langzeile“ vorläge. Hübler (1996) stellt sich auf den Standpunkt, dass es sich um einen Prosasatz mit „bewusster Stilisierung durch die Alliteration“ handle. Auf die Prosa-Vers-Diskussion ist hier nicht weiter einzu- 206 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden gehen, auch nicht, was runische Dichtung scheinbar regelwidrig darf und kann. Auf jeden Fall weist die Inschrift mit lakonischer Verknappung einen hohen Grad an Stilisierung auf, und sie enthält eine Anleihe aus skaldischer bzw. eddischer Dichtung. Ist auf Fagerlöt die nur dort belegte Benennung folks grimmʀ stilistisch belangreich, so ist es auf Esta das runisch einzig hier nachgewiesene Epithet vīsi „Anführer, Fürst“. Es handelt sich dabei um einen sehr altertümlichen Heerführerbegriff, der in der Edda nur in den Helgi-Liedern und in der ‚Vǫlundarkviða‘ V. 13 (vísi álfa „Fürst der Elben“, d. h. Völund) vorkommt, aber in der Skaldik als Mittel der Fürstenpanegyrik häufig ist und sogar als Umschreibung für „Gott“ dient (vgl. Lex. poet. s. v.). Wie Jesch (2001: 124ff.) völlig zu Recht annimmt, legt die Kollokation skæiðar vīsi das Kommando über ein Kriegsschiff nahe, und es ist anzunehmen, dass die Nennung des Sterbeortes ī Holmgarði zur Hebung des Nachruhms beigetragen haben dürfte (vgl. Wulf 2003: 996). Literatur: SRI 3, S. 133f.; Pl. 12, 76; Brate-Bugge 1891: 162; Jónsson 1904: 81f,; Ruprecht 1958: 140; Jansson 1984: 51f.; Hübler 1996: 120f.; Wulf 2003: 986f., 991, 996. 85. Tystberga a) Sö 173; (Taf. 62) b) Runenstein. — Der Stein wurde 1939 von seinem ursprünglichen Platz in einem Acker auf der Gemarkung von Tystberga, Tystberga sn, Rönö hd, entfernt und ca. 60 m in nördlicher Richtung neben der kleinen Strasse aufgestellt, die von der Kirche von Tystberga nach Ekensholm und Älghammar führt. Mit grosser Wahrscheinlichkeit dürfte sich in der Nähe des Fundorts der Nachbarstein Sö 374 sowie ein Gräberfeld befunden haben, das zusammen mit beiden Monumenten die Grenze von Tystberga markiert haben wird (Larsson 1990: 151). Sö 173 bildet heute ein Ensemble zusammen mit einem grossen Bautastein und dem 1936 aufgefundenen, christlich gekennzeichneten Stein Sö 374, der zum Gedenken an Manni/ Mani steht, dem Bruder von Myskia (s. u.). Der graue, ursprünglich nahezu vierkantige Granit ist 120 cm hoch, am Fuss 86 cm und an der Spitze 118 cm breit und 35-40 cm dick; die Breite der Schlinge beträgt 8 cm. An der rechten Unterseite fehlt offenbar eine Ecke ausserhalb der Schlinge. Der Anbringungsmodus der Inschrift ist sehr ungewöhnlich. Sie besetzt zwei Runentiere unterschiedlicher Grösse, die für sich jeweils eine äussere und eine innere Schlinge bilden. Die Errichterformel beginnt links unten im Kopfe des grösseren Runentiers und zieht sich im äusseren Bogen bis zum eingerollten Schwanz. Gegenläufig im Kopf des kleineren Runentiers, das die innere Schlinge bildet, setzt rechts unten der Verstext an, der bis zur Runenfolge 97-99 tuu führt. Der Rest des Verstextes steht vermittels Pflugwende mit freistehenden Runen 207 85. Tystberga innerhalb der kleineren Schlinge. Tystberga bietet wiederum den überzeugenden Beleg für eine gestalterische Absicht, welche die Prosa der Errichterformel konsequent vom Verstext des Nekrologs zu trennen sucht. Kein Kreuz. c) Tystberga lässt sich der älteren Gruppe sörmländischer Steine zuordnen, die vor der Mitte des 11. Jh.s beschriftet wurden. Stilchronologisch kommen wegen der unterschiedlichen Darstellung der Runentiere die Kategorien Fp (Vogelperspektive), ca. 1010-1050 bzw. Pr 2, ca. 1020-1050 (Gräslund) in Frage. Aus historischer Sicht gehört Tystberga zu den datierbaren Ingvarr-Steinen aus der Zeit ca. 1040-1050. d) Grösseres Runentier: mus: kia : aụ[k : ] ṃanị : litu : rasa : ku[ṃḷ : þausi : at : b] ruþur : ṣin : hrụþkaiʀ · auk : faþur sin hulm: stain · Kleineres Runentier: · han hafþi · ystarla uṃ : uaʀit · lenki : tuu : Freistehende Runen: a : ustarla : meþ : inkuari Der Laut o wird durch die u -Rune bezeichnet: bruþur , hrụþkaiʀ, hulm: stain , tuu . Rune 86 hatte Wessén (SRI 3: 410) gegen Brate sicher als m gelesen sowie Rune 93 als e , und er schlägt die Lesung vor: hann hafði vestarla um varit længi mit perspektivischer Bedeutung der Expletivpartikel um. e) Myskia ok Manni/ Māni lētu ræisa kumbl þausi at brōður sinn Hrōðgæiʀ ok faður sinn Holmstæin. Hann hafði vestarla um vaʀit længi, dōu austarla með Ingvari. Prosa: Myskia lässt sich der Endung nach nicht eindeutig bestimmen und könnte daher ebensogut Frauenwie Männername sein (vgl. Peterson 2003: s. v. mit Lit.). f) „Myskia und Manni/ Māni liessen diese kumbl errichten zum Gedenken an ihren Bruder Hrōðgæiʀʀ und ihren Vater Holmstæinn. Er war im Westen / lange gewesen, / sie starben ostwärts zusammen mit Ingvarr.“ g) Es liegt eine nach Stab- und Iktenverteilung einwandfreie Halbstrophe im Fornyrðislag vor, inhaltlich dergestalt, dass sich der Vater der beiden Steinsetzer zunächst „westwärts“, d. h. wohl in England aufgehalten hatte und dass Vater und Sohn (dōu Pl.) später gemeinsam im Osten auf dem Ingvarr-Zug umkamen. Das verseinleitende Pronomen hann steht anaphorisch und kann sich nur auf das Objekt des Vorgängersatzes Holmstæin (Akk.) beziehen. Die Einwände, die Hübler (1996: 105f.) gegen die Lesung von ystarla als vestarla erhebt, sind gegenstandslos. Aus der Opposition vestarla : austarla erschliesst sich der biografische Sinn des zwei Generationen übergreifenden Nachrufs. Die Formulierung von 208 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden Tystberga kann man überdies vergleichen mit benachbarten sörmländischen Nekrologen, nämlich von 68 Kungshållet, Kjula ås (Sö 106): Sāʀ vestarla / um varit hafði. Und ähnlich mit partiell stablosen Runen und vielleicht sogar in versförmiger Gestalt Sö 159 Österberga: Han vestr hafʀ of vaʀit længi, ebenfalls mit Expletivpartikel, hier of (vgl. Wessén SRI 3: 407, dazu Bianchi 2010: 133). Literatur: SRI 3, S. 133f., 410, Pl. 13, 77, 212; Brate-Bugge 1891: 158f.; Jansson 1984: 78; Hübler 1996: 105ff.; Jesch 2001: 69. 86. Aspö a) Sö 174; (Taf. 63) b) Runenstein. — In Rannsakningar 1668 wird dokumentiert, dass der Stein „unter der Kirchentür“ von Aspö, Selebo hd, lag. Er wurde aufgerichtet und steht vermauert in der nördlichen Innenwand der Vorhalle der Kirche von Aspö. Der graue Granitstein ist 207 cm hoch, am Fuss 106 cm breit, in der Mitte 131 cm und an der Spitze 105 cm; die Breite der Schlinge beträgt 7-9 cm. Die Inschrift setzt links unten in einer einfachen Schlinge an und führt im Bogen bis zum eingerollten Schwanz des Runentiers rechts im Binnenteil. Innerhalb der Schlinge, von unten nach oben zu lesen, ist nach halta in freistehenden Runen die Fürbittfomel geritzt. Errichter- und Verstext sind optisch nicht getrennt. Zentrales Kreuz im oberen Mittelfeld. c) Aspö gehört zur Gruppe der älteren Inschriften in Södermanland, die vor der Mitte des 11. Jh.s beschriftet wurden. Nach stilchronologischen Kriterien (Gräslund) ist der Stein der Kategorie Pr 1, d. h. der Zeit ca. 1010-1040 zuzuordnen. d) [ub]lubʀ · lit : kira : kuml : likhus : auk : bru · at sun sin : biurn : uaʀ trebin : a : kut: lanti : þy : lit : fiur : sit : fluþu : kankiʀ : þaiʀ uiþ[ulkuʀ] : uiltu iki halta : guþ : hilbi : anta : hans Der Laut o wird durch die u -Rune bezeichnet: bru , biurn , fiur . Wessén liest Rune 90 gegen Brate nicht als b , sondern als þ : uiþ[ulkuʀ] . Eine überzeugende Interpretation für die Ausfüllung der heute unleserlichen Lücke nach uiþ hat sich bisher nicht finden lassen (s. unten). e) [ub]lubʀ lēt gæra kumbl, līkhūs/ līknhūs ok brō at sun sinn Biǫrn, var dræpinn ā Gutlandi. Þȳ lēt fior sitt, flȳðu gængiʀ, þæiʀ við ... vildu ækki halda. Guð hialpi anda hans. 209 86. Aspö Prosa: Die Namenform [ub]lubʀ hatte Otterbjörk (1983) mit awnord. Óblauðr zusammengestellt, während Larsson (2003) Upp(h)laupʀ vorschlägt und dahinter einen ursprünglichen Beinamen vermutet (zu awnord. upplaup n. „Aufruhr, Unruhe“). Das Lexem likhus lässt die Interpretation līkhūs „Sarg“ bzw. līknhūs „Haus der Barmherzigkeit, Herberge“ zu, wobei letztere Lesung den Vorzug verdient (vgl. Peterson 1994: s. v.; Williams 1996: 60f.). f) Ōblauðr/ Upp(h)laupʀ liess kumbl, Sarg bzw. Herberge und Brücke machen zum Gedenken an seinen Sohn Biǫrn, (er) wurde erschlagen auf Gotland. Deshalb liess er sein Leben / weil seine Genossen (gængiʀ m. Pl.) flohen / sie ... / wollten nicht halten bzw. widerstehen(? ). Gott helfe seinem Geiste! “ g) Ganz offenbar ist mit dem metrischen Teil von Aspö eine Halbstrophe intendiert. Die erste Langzeile weist wohlgeformten Bau auf. Syntax, Wortschatz und inhaltliche Aussage bezeugen im ganzen eine exzeptionelle Art des Nekrologs. Schon die Einleitung durch einen Kausalsatz mit Adverb þȳ ist im wikingerzeitlichen Runenmaterial selten und kommt in Versinschriften nur auf 27 Gårdby (Öl 28), 38 Nöbbele (Sm 16) und 107 Bällsta (U 226) vor. Bianchi (2010: 180, m. Anm. 13) sieht diese Satzeinleitung an Hochstatusdenkmäler gebunden. Das Substantiv fior/ fiǫr ist runisch ausser auf Sö 174 nur zweimal nachgewiesen (Sm-92, Ög 136), und die Kollokation lāta fior „das Leben lassen“ überhaupt nur hier. In der Edda findet sich die Verbindung in zwei Fällen: fiǫr sitt láta (Fáfnismál, 22 4 ), fiǫrvi láta (Sigurðarkviða skamma, 15 6 ). In skaldischer Dichtung fehlt die Wortverbindung überhaupt. Der Runenmeister greift offensichtlich auf seltene, vielleicht sogar archaische Wortschatzteile zurück. Auch die Runenfolge kankiʀ, von Bugge als gængiʀ m. Pl. zu awnord. gengr „gehfähig“ gestellt, kommt nur in dieser Inschrift vor. Die angesetzte Bedeutung „Gefolgsleute, Genossen“ ist zwar naheliegend, aber nicht zwingend. Zur Stütze Bugges sei jedoch ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Inschrift Nr. 23 Hällestad 1 (DR 295) im Kontext des Gefolgschaftsmilieus das Verb ganga verwendet: Þēʀ Gorms Tōka gingu næstiʀ. Durch die Neulesung der Runenfolge uib als uiþ durch Wessén erledigt sich die von Brate vorgeschlagene Auffüllung der Lakune (þæiʀ vē Biarnaʀ / vildu ækki halda „Björns Feldzeichen / wollten sie nicht halten.“). Eine befriedigende Lösung, die ein alliterierendes Lexem auf vildu bieten müsste, ist bisher nicht gefunden. Die Runenfolge nach uiþ dürfte fünf Zeichen enthalten haben. Eine semantisch verträgliche stabende Komponente wäre evtl. awnord. viðborði m. „die dem Feind (im Seekampf) zugewandte Schiffsseite“: vera á viðborða: „an gefährlicher, exponierter Stelle stehen“; hafa sik á viðborða „sich der Gefahr aussetzen“ (vgl. Baetke s. v.). Demnach: Þȳ lēt fior sitt, flȳðu gængiʀ, þæiʀ viðborða vildu ækki halda. 210 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden „Deshalb liess er sein Leben / weil seine Genossen flohen, / die (gefährliche) Schiffsseite / wollten sie nicht halten.“ Literatur: SRI 3, S. 135f., 410, Pl. 7, 77; Brate-Bugge 1891: 203ff.; Ruprecht 1958: 144; Jansson 1967: 29; Jansson 1984: 92, 105; 116; Hübler 1996: 134. 87. Gripsholm a) Sö 179; Snædal 1999: 57; (Taf. 64) b) Runenstein. — Der Stein von Gripsholm, Kärnbo sn, Selebo hd, wurde 1827 im Ostturm des Schlosses, dem sog. „Theaterturm“, entdeckt. Er lag mit sichtbarer Schriftfläche als Türschwelle im Eingang zwischen Kellergewölbe und Hauptgebäude. Im Jahre 1930 wurde er an der östlichen Seite der Auffahrt zum Schloss vor dem Wallgraben aufgerichtet und steht heute unmittelbar neben dem zweiten Stein von Gripsholm (Sö 178). Bei der Auffi ndung war der Stein mit Teer überdeckt, was darauf hindeuten könnte, dass er aus einer älteren Bebauung stammte. Man vermutet das Kartäuserkloster von Mariefred, das im 16. Jahrhundert abgerissen und dessen Material für den Schlossbau verwendet wurde. Der ursprüngliche Standort wird von Larsson (1990: 151) auf dem Gräberfeld von Finsta backe auf der Gemarkung von Gripsholm westlich von Mariefred vermutet. Der unregelmässig geformte Block aus grauem Granit ist ca. 200 cm hoch, die Breite oberhalb der Endspirale beträgt 105 cm. Die gut lesbare Inschrift beginnt im Kopf eines nach innen gebogenen Runentiers und führt in nahezu rechteckiger Form um die Steinfläche herum, um in einer eingerollten Schwanzspirale in der Steinmitte zu enden. Rechts oben sind unmittelbar am Beginn des Verstextes, und zwar innerhalb der Schlinge, die freistehenden Runen þaiʀ geritzt. Es dürfte sich dabei um einen Nachtrag handeln (s. unten). Ansonsten ist die Grenze zwischen Errichterformel und Verstext nicht markiert. Kein Kreuz. c) Gripsholm gehört zur älteren Gruppe sörmländischer Steine und wurde vor Mitte des 11. Jh.s beschriftet. Stilchronologisch ist die Ritzung der Kategorie Fp (Vogelperspektive) zuzuordnen, d. h. der Zeit 1010-1050. Aus historischer Sicht gehört Gripsholm zu den datierbaren Ingvarr-Steinen aus der Zeit ca. 1040- 1050. Ritzer: Ǣskell 2, attribuiert. d) × tula : lit : raisa : stain : þinsat : sun : sin : haralt : bruþur : inkuars þaiʀ furu : trikila : fiari : at : kuli : auk : a: ustarlar : ni : kafu : tuu : sunar: la : a sirk: lan: ti Der Laut o wird durch die u -Rune bezeichnet: bruþur , furu , tuu . Für þinsat ist Doppellesung þinsa at anzusetzen, für a: ustarlar : ni die Doppellesung a: ustarla ar: ni . 211 87. Gripsholm e) Tōla lēt ræisa stæin þennsa at sun sinn Harald, brōður Ingvars. Þæiʀ fōru drængila fiarri at gulli ok austarla ærni gāfu, dōu sunnarla ā Særklandi. f) „Tōla liess diesen Stein errichten zum Gedenken an Haraldr, Ingvars Bruder. Sie fuhren mannhaft / fern nach Gold / und im Osten / gaben sie dem Adler (Speise), sie starben im Süden / in Serkland.“ g) Die wohl berühmteste Inschrift der Ingvarr-Steine ist oft besprochen worden, nicht zuletzt in ihren genealogischen und historischen Zusammenhängen (vgl. M. Larsson 1983; 1986; zusammenfassend Snædal 1999). Aus ästhetischer Sicht hat die Ritzung mit ihrem schlichten Anbringungsmodus - zumindest in den Augen Otto von Friesens - jedoch keine Gnade gefunden, als er „den mycket dilettantmässigt utförda Gripsholmsstenen“ 1933 kurz behandelte. Die Strophe gliedert sich in drei Langzeilen im Fornyrðislag und kann zum Typus des erweiterten Helmings gestellt werden. Ihre Versgestalt hatte zuerst Svend Grundtvig (1866) erkannt; sie ist seither nie bestritten worden. Auffällig ist die Ritzung von þaiʀ ausserhalb der Schlinge, aber präzis am Verseinsatz. Es kann sich um eine Korrektur handeln, die ein Versäumnis des Ritzers zu beheben suchte. Aber man könnte ebensogut eine „Nachbesserung“ vermuten, indem das anaphorische Pronomen zur genaueren Verständlichkeit nachträglich in den Auftakt des Anverses gerückt wird. Die ursprünglich vielleicht angestrebte Spitzenstellung von fōru hätte der zur Viersilbigkeit tendierenden Balance der Strophe freilich eher entsprochen und zugleich den beabsichtigten Chiasmus fōru - gāfu im ersten Satz eindrücklicher modelliert. Die Kreuzstellung der Prädikatsverben ist aber nur eines unter den Kunstmitteln der Strophe. Neben regelmässiger Alliteration und Prosodie fällt die Häufung der Adverbien auf, die ihrerseits eine spezielle Klangfigur auf -la bzw. -arla bilden (drængila - austarla - sunnarla). In semantischer Hinsicht ist die exzeptionelle Formulierung fara fiarri at gulli hervorzuheben und natürlich die oft besprochene Umschreibung gefa ærni „Adler füttern“ für „töten“, welche die Inschrift in intertextuelle Zusammenhänge mit eddischer und skaldischer Dichtung rückt. Man hat die Kenning daher wohl zu Recht als Zitat behandelt (ausführlich dazu Jansson 1967, 1984; Foote 1985). Literatur: SRI 3; S. 153-156, Pl. 87; Grundtvig 1866: 602; Brate-Bugge 1891: 194ff.; v. Friesen 1933: 193; Jansson 1967: 26f.; Jansson 1984: 69ff.; Foote 1985: 319, 327f.; Hübler 1996: 114; Snædal 1999: 57ff.; Wulf 2003: 984,f., 994, 996; Düwel 2008: 121f. (Abb.). 212 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden 88. Mervalla a) Sö 198; (Taf. 65) b) Runenstein. — Der Stein steht auf einer Feldwiese in der Gemarkung von Mervalla, Ytterselö sn, Selebo hd, ca. 200 m östlich der Landstrasse von Stallarholmen nach Åsa (zur Lage s. SRI 3, Pl. 97). In nächstem Umkreis findet sich ein grosses Gräberfeld mit 109 Artefakten sowie mehrere Grabhügel mit einem Durchmesser zwischen 15 und 22 m (Larsson 1990: 151). Das Material besteht aus Granit, die Höhe des rechteckigen Steins beträgt 110 cm, die Breite 120-140 cm. Die Ritzung ist teilweise beschädigt, wohl durch Feuereinwirkung, lässt sich aber nach älteren Zeichnungen befriedigend ergänzen. Die Inschrift setzt links unten im nach innen gebogenen Kopf des Runentiers an und zieht sich im Bogen bis zum eingerollten Schwanz in der rechten inneren Hälfte, endend mit der Runenfolge tụru[m] . Der Rest des Textes ist in freistehenden Runen kopfständig im Innern der Schlinge geritzt. Errichterformel und Versteil sind visuell nicht getrennt. Radkreuz im Mittelfeld (vgl. SRI 3: XXXI, Fig. 21, 22). c) Mervalla gehört zur älteren Gruppe der Steine in Södermanland und wurde vor der Mitte des 11. Jh.s beschriftet. Stilchronologisch kann der Stein der Gruppe Fp (Vogelperspektive) zugeteilt werden, d. h. der Zeit ca. 1010-1050. Ritzer: Balli, attribuiert (Brate 1925: 56). d) siriþ · lit · resa · stan · [þin]ạ [·] ạṭ · suen · sin · [b]unta · h[n] · uft · siklt · til-· simkạḷạ · tụru[m] · knari · um · tumisnis Der Laut o wird durch die u -Rune bezeichnet: bunta , uft , tumisnis . Die Runen 10 und 20 e sind punktiert. e) Sigrīðr lēt ræisa stæin þenna at Svæin, sinn bōnda. Hann oft siglt til Sæimgala, dȳrum knærri, um Dōmisnæs. f) „Sigrīðr liess diesen Stein errichten zum Gedenken an Svæinn, ihren Mann. Er segelte oft / nach Semgallen / mit wertvollem Schiff / um Domesnäs herum.“ g) Die regelmässig gebaute Halbstrophe im Fornyrðislag weist bei knappster Gestaltung Besonderheiten hinsichtlich Syntax, Wortstellung und Wortwahl auf. Im ersten Anvers müssen wir Ellipse des Hilfsverbs ansetzen: hann (hafir) oft siglt (vgl. Wessén SRI 3: 174), vorausgesetzt, es handelt sich bei siklt nicht um eine Verschreibung für siklti „segelte“. Die beiden geografischen Angaben fügen sich korrekt ins Versschema. Sie steuern jedoch die Semantik der nur hier bezeugten alliterierenden Komponenten (siglt, dȳrum) und bewirken überdies die Ver- 213 89. - 90. Överselö 1-2 schiebung der syntaktischen Komponenten. Den Instrumental dȳrum knærri (awnord. knǫrr m. „grosses Handels- oder Kriegsschiff “) hatte schon Bugge (1981) unter Bezug auf die ‚Egils saga‘ als Anleihe aus der Dichtung erwiesen. In Kap. 40 dichtet der junge Egil: ... standa upp í stafni stýra dýrum knerri. (Egil, lv 1, Skj. B I) „...-oben stehn im Steven, steuern den teuren Knörr.“ Weitere Belege für das hochpoetische Attribut dȳrr hat Wulf (2003: 988f.) aus der Skaldendichtung beigebracht. In der Lieder-Edda dient es als Fürstenbezeichnung (dȳrr konungr, ‚Grípisspá‘ 27, ‚Fáfnismál‘ 41), aber auch dem Lob des Rauschtranks (dȳrr mioðr, ‚Hávamál‘ 105 u. 140). Die Inschrift besitzt historisches Interesse, da sie wikingerzeitliche Handelsschiffahrt über Gotland nach Lettland bezeugt. Bei Dōmisnæs (Domesnäs) handelt es sich um die Nordspitze Kurlands, mit Sæimgaliʀ (Semgallen, eigtl. die Stammesbezeichnung, lett. Zemgale) ist die Küstenlandschaft südlich der Rigaer Buch am Unterlauf der Düna, d. h. die semgaller Niederung gemeint (zu den Namen vgl. Peterson 2003: s. v.). Literatur: SRI 3, S. 172-175, Pl. 5, 6, 97, 98; Brate-Bugge 1891: 200f.; Brate 1925: 56; v. Friesen 1933: 199; Ruprecht 1958: 142; Jansson 1984: 55f. (Abb.); Hübler 1996: 125; Wulf 2003: 988ff. 89. - 90. Överselö 1-2 a) Sö 206; Sö 208; (Sö 204); Källström 1997: 16; (Taf. 66) b) Runensteine. — Die zwei Steine bei der Kirche von Överselö, Överselö sn, Selebo hd, bildeten, wie aus den Inschriften selbst hervorgeht, ursprünglich ein zusammengehörendes Denkmal. Wo der Ursprungsstandort der Doppelsteine belegen war, ist unbekannt. Sö 206 wurde 1882 bei der Reparation der Kirche in der südlichen Turmmauer unter dem Boden, mit der Ritzfläche nach unten weisend, aufgefunden. Der Stein wurde bei der Bergung zwar zerschlagen, doch ist die Inschrift wohlbewahrt. Er wurde in der nordwestlichen Ecke des Kirchhofs von Överselö aufgestellt. Sö 208 wurde 1883 in der Umfassungsmauer des Kirchhofs entdeckt. Der untere Teil war abgeschlagen, und auch an der rechten Kante ist die Inschrift beschädigt. Der Stein wurde im Schulgarten von Överselö aufgestellt. Im Jahr 1939 wurden beide Steine jedoch verlegt und zusammen unmittelbar vor der Südwand der Kirche aufgerichtet. Von metrischem Interesse ist eine weitere Inschrift von Överselö, nämlich der Stein Sö 204, der ebenfalls in der Kirche geborgen wurde. Die Inschrift ist stark 214 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden fragmentarisch, doch hat Magnus Källström in einem Rekonstruktionsversuch (1997: 54) eine Halbstrophe erschliessen wollen. Diese wird unter e) ebenfalls wiedergegeben, bleibt aber ohne weiteren Kommentar. Beide Steine sind ungewöhnlich klein. Sö 206 misst 111 cm in der Höhe und 47-64 cm in der Breite. Sö 208 ist in erhaltenem Zustand noch 107 cm hoch, 90 cm breit und weist eine eigentümliche, nahezu dreiseitige Form mit einer mittleren Wölbung auf, welche die Ritzung in zwei Hälften mit je einer separaten Schlinge teilt. Auf Sö 206 ist die Ritzung in zwei symmetrisch gegenüberliegenden Schlingen angeordnet. Die Inschrift setzt im gebogenen Kopf des linken Runentiers versförmig mit der verbreiteten standa-Formel ein und führt im Kantenbogen nach innen, um im Schwanz mit der Runenfolge ru-niʀ zu enden. Die Fortsetzung mit raisti beginnt im Schwanz des rechten Runentiers und zieht sich längs der Kante wiederum bis zum Kopf, wo der Text hinter dem Tierauge massgenau mit sina · endet. Die Textur der Inschrift ist bemerkenswert. Auf Sö 208 sind Tierornamentik und Schriftanordnung weit komplizierter angelegt, letztere aber weniger gelungen. Die Tierschlingen sind ebenfalls symmetrisch angeordnet, doch mehrfach nahezu spielerisch verflochten. Der Text setzt hinter dem Kopf des rechten Tiers an und führt im Bogen nach rechts unten, um sodann in einer inneren Schlinge mit þorstain zu enden. Die Fortsetzung beginnt mit boanta hinter dem Kopf des linken Tiers, führt sodann im Bogen nach links unten und endet in einer sich kreuzenden inneren Schlinge mit inibra . Der Wortrest taʀ : findet sich als freistehende Runen in der freien Fläche daneben. Beide Steine sind kreuzlos. c) Die Steine sind nach sprachlich-runologischen Kriterien jünger als 1040. Stilchronologisch wird Sö 206 in Samnordisk runtextdatabas der Stilgruppierung Pr 4, d. h. der Zeit ca. 1070-1100 zugeordnet, Sö 208 jedoch der Kategorie Pr- 3- Pr 4, d. h. ca. 1045-1075 oder später. Der Versuch einer stilchronologischen Bestimmung ist in diesem Fall aber äusserst fraglich. Da beide Steine unmissverständlich von denselben Stifterinnen errichtet wurden, offensichtlich vom gleichen Ritzer stammen und Sö-206 explizit von ihrer Setzung im Plural spricht, dürften sie mehr oder weniger zeitgleich sein, was eine Datierung nach Pr 4 unwahrscheinlich macht. d) Sö 206: : hir : skal : stenta : staena : þisiʀ : runum : ru-niʀ : · · raisti : k---auk : at syni : sina : auk : hielmlauk : at bryþr : sina · Sö 208: : kuþlauk · auk : hielmlaug : þaʀ : ----ụ · raistu : … ern : auk : at : þorstain : 215 89. - 90. Överselö 1-2 : boanta : koþan : buki : i frayslutum : arfi : fuḷ … sum iʀ : sustursun inibrataʀ : Sö 206: Punktiert sind die Runen 10 e , 52, 75 y , wahrscheinlich auch 17, 64 e . Der Plural staena steht ohne Nominativendung ʀ. Das Subjekt verlangt beim Prädikatsverb den Plural, doch steht skal im Singular. Die Inkongruenz lässt sich aus der Formelhaftigkeit der Verseinleitung erklären. In ru-niʀ hatte schon Brate sicher þ ergänzt. Sö 208: Die o -Rune steht für den Laut o (jedoch nicht die u -Rune): þorstain , boanta , koþan . Punktiert sind die Runen 13, 34 e , 69 y , unsicher ist 19 g . e) Sö 206: Hēr skal standa stæinaʀ þessiʀ, rūnum ru[ð]niʀ, ræisti G[uð]laug at syni sīna, ok Hialmlaug at brðr sīna. Sö 208: Guðlaug ok Hialmlaug þaʀ ... ræistu ... ...-[b]ærn ok at Þōrstæin, bōnda gōðan, byggi ī Frslundum, arfi Full[uga], ... sum eʀ systursun Ænnibrantaʀ. Sö 204 (Källström 1997: 54): Hēr skal standa stæinn at Ingiald, rūnum ruðniʀ, ræisti Varfæitr eftir faðurs brōður sinn. f) Sö 206: „Hier sollen stehen / diese Steine / mit Runen gerötet / errichtete sie Guðlaug / zum Gedenken an ihre Söhne, und Hialmlaug zum Gedenken an ihre Brüder.“ Sö 208: „Guðlaug und Hialmlaug ... sie errichteten ... ...[b]ærn und zum Gedenken an Þōrstæinn, einen vortrefflichen Ehemann/ Hausherrn / er wohnte in Frøslundiʀ, / der Erbe von Full(h)ugi? , ... welcher der Schwestersohn von Ænnibrantr ist.“ Sö 204: „Hier soll stehen / der Stein zum Gedenken an Ingialdr / mit Runen gerötet / errichtete (ihn) Varfæitr zum Gedenken an seinen Vaterbruder.“ 216 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden g) Sö 206: Die regelmässig gebaute Halbstrophe wird mit der frequenten skalstanda-Formel eingeleitet (Belegsammlung bei Hübler 1996: 139ff. und Källström 1997). Im Anvers der zweiten Langzeile steht die in sich stabende, okkasionelle Figur rūnum ruðniʀ, deren Alliteration vom vorangestellten Verb ræisti im Abvers aufgenommen wird. Wessén (SRI 3: 183) erklärte rūnum als „dativus limitationis“ und übersetzte rūnum ruðniʀ mit „rödfärgade med hänsyn till runorna.“ Der Verstext geht am Ende in Prosa über. Auch stabendes at syni sīna wäre noch metrisch vertretbar, doch aus dem Nachsatz lässt sich wegen mangelnder Alliteration keine regelrechte Versform gewinnen. Offenbar von der deutlichen Rhythmisierung veranlasst, hatte Jansson (1984: 163) jedoch eine Strophe aus sieben Kurzversen dargestellt. Die Inschrift besagt, dass die Runen „gerötet“, d. h. ausgemalt waren (ruðniʀ Part. Prät. Pl. Nom. zu riūða „rotmachen“, vgl. awnord. rjóða). Für diese Praxis haben Jansson und zuletzt Düwel (2008) Querbelege aus Lieder-Edda und Sagaliteratur beigebracht. Sö 208: Die zweite Inschrift ist in ihrem Mittelteil ebenfalls metrisch geformt. Sie enthält eine bisher übersehene Langzeile, die zugleich den Ortsnamen mit dem Personennamen der Folgezeile durch Hakenreim verbindet (Frøslundum : Fulluga). Dies ist sehr ungewöhnlich, zeigt aber zumindest den Versuch zur Stilisierung auch beim Doppelstein Sö 208. Man beachte zudem die verknappte, katalogartige Ausdrucksweise sowie die stabende Voranstellung des Verbs im Abvers. Literatur: SRI 3, S. 182f., Pl. 104; Jansson 1984: 162ff.; Hübler 1996: 72f., 141; Källström 1997: 13ff. (Abb.); Düwel 2008: 125. 91. Överselö 3 a) Sö 207 b) Runenstein. — Der Stein bei der Kirche von Överselö, Överselö sn, Selebo hd, wurde 1882 bei Reparationsarbeiten über dem Eingang der Vorhalle zur Kirche geborgen. Das Denkmal aus rotbraunem Sandstein, heute an der Südmauer der Kirche aufgerichtet, ist schwer beschädigt; bei der Auffi ndung war ca. ein Drittel der Ritzfläche zerstört. Die Masse betragen 146 cm in der Höhe und 86 cm in der erhaltenen Breite. Die vorhandene Ritzung ist gut erhalten. Der gesicherte Verstext beginnt links unten in einer einfachen Schlinge, die sich im Bogen ins Innere zieht und dort mit einer Fürbittformel endet. Kreuz im Mittelfeld. c) Sö 207 gehört zur älteren Gruppe der Steine in Södermanland und wurde vor der Mitte des 11. Jh.s beschriftet. Stilchronologisch kann der Stein der Gruppe Fp (Vogelperspektive) zugeteilt werden, d. h. der Zeit ca. 1010-1050. Ritzer: Balli, attribuiert (Brate 1925: 56). 217 92. Nybble d) kuþr… … f ̣ aþur sin · fur · hfila · hn · til · iklans · kuþ halbi · sil hns Der Laut o wird durch die u -Rune bezeichnet: fur . In vier Wörtern ist eine vokalische Rune ausgelassen, und zwar jeweils nach Rune h : hfila , hn , halbi , hns . Möglicherweise liegen kryptische Binderunen vor (SRI 3: 184). e) Guð-... ... faður sinn. Fōr hǣfila hann til Ænglands. Guð hialpi sāl hans. f) „Guð-... (MN bzw. FN mit dem häufigen Vorderglied guð-)-... [zum Gedenken] an seinen/ ihren Vater. Er fuhr mannhaft / nach England. Gotte helfe seiner Seele.“ g) Die Langzeile lässt sich vergleichen mit 126 Ulunda, U 792: Fōr hǣfila / fēar aflaði. Wie allerdings Wulf (2003) überzeugend deutlich gemacht hat, ist U 792 regelkonform, während auf Sö 207 hǣfila stabt und einsilbiges fōr vor dem ersten Stab des Verses, d. h. ohne dazwischenliegende Senkung, in die Hebung rückt, was mit dem fallenden germanischen Satzton nicht zu vereinbaren wäre (vgl. auch v. See 1967: 29). U 792 hat die bevorzugte Stabstellung a x a x, Sö 207 hingegen die in der Regel gemiedene Position x a im Anvers. Literatur: SRI 3, S. 184, Pl. 105; Ruprecht 1958: 140; Hübler 1996: 120, 122; Wulf 2003: 988. 92. Nybble a) Sö 213; (Taf. 67) b) Runenstein. — Der Stein von Nybble, Överselö sn, Selebo hd, wurde 1667 erstmals auf der Gemarkung des Hofs erwähnt, geriet darauf in Vergessenheit und wurde 1850 von Dybeck wiederaufgefunden. Im Jahr 1864 wurde er auf dem Hofplatz aufgestellt. Das Material des wohlproportionierten Steinblocks ist Granit, die Höhe der Ritzung beträgt 136 cm, ihre grösste Breite 138 cm. Der kompliziert angelegte, von der usuellen Form der Gedenkinschriften abweichende Text hatte in der frühen Runologie zu Verständnisschwierigkeiten geführt. Zwar war die Versform von Liljegren und Stephens bereits erkannt worden (vgl. Salberger 1995: 19), aber noch Brate bezeichnete seinen Interpretationsversuch des „dunklen Anfangs“ als „höchst unsicher“ (1891: 201). Der Kommentar Bugges (1891: 202) brachte den Aufschluss, dass der Anfang als s͡tain zu lesen ist. Das Wort steht gewissermassen „im Nacken“ des rechten Runentiers in der oberen Ritzfläche. Sodann wird der Text in der rechten Schlinge im Bogen bis zum eingerollten Schwanz im Innern geführt, wo er mit dem Wort sin endet, was die Spaltung der Subjektphrase zur Folge hat (vgl. Bianchi 2010: 87). Die 218 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden Fortsetzung steht, beginnend mit auk , unten im eingerollten Schwanz des linken Runentiers und zieht sich im Bogen auf den Kopf zu, ohne diesen doch zu erreichen. Eine Trennung von Vers und Prosa ist nicht erkennbar. Die Steinmitte ist von einem vierfüssigen Tier mit gesenktem Kopf und heraushängender Zunge und Oberschenkelspiralen an beiden Vorderbeinen besetzt (vgl. dazu Oehrl 2010: 19f.). Kein Kreuz. c) Nybble gehört der jüngeren Gruppe der Steine in Södermanland an und wurde nach 1040 beschriftet. Samnordisk runtextdatabas schlägt die Stilgruppierung Pr 3-Pr 4 vor, d. h. den Zeitraum ca. 1045-1075 bzw. danach. Ritzer: Ǣsbjǫrn 1, signiert. d) s͡tain : hiuk : esbern : stintn : at : uitum : bat miþ : runum : raisti : kyla : at : gaiʀbern : boanta : sin : · auk · kofriþ : at : faþur : sin : han uaʀ : boanti : bestr i : kili : raþi : saʀ : kuni : Die o -Rune wird für den Laut o verwendet: boanta , kofriþ , boanti. Punktiert sind die Runen 9, 12, 56, 100 e , wahrscheinlich ebenfalls 46 y und 51 g . Die Lesung 1 s͡t ist gesichert. e) Stæin hiogg Ǣsbjǫrn, stæindan at vitum, bant með rūnum, ræisti Gylla at Gæirbjǫrn, bōanda sinn, ok Guðfrīðr at faður sinn. Hann var bōandi bæztr ī Kīli. Rāði sāʀ kunni. f) „Den Stein bearbeitete Ǣsbjǫrn, / bemalt zum Gedenkzeichen, / er band ihn mit Runen, / Gylla errichtete ihn zum Gedenken an Gæirbjǫrn, ihren Gatten, und Guðfrīðr zum Gedenken an ihren Vater. Er war der beste Bauer in Kīll (d. h. der nordwestliche Teil von Selaön). Deute [die Runen], wer kann.“ g) Die Inschrift ist nach ihren einzelnen Textteilen ungewöhnlich gestaltet. Auf den versförmigen Errichtertext, der eine Halbstrophe im Fornyrðislag besetzt, folgt die prosaische, aber stilisierte Dedikation, darauf der Nekrolog, wiederum versförmig, und am Ende steht ein Deutungsappell. Der Versuch nach umfassender metrischrhythmischer Durchdringung der langen Aussage ist greifbar. Ihr Urheber steht vor der häufig zu beobachtenden Herausforderung, dithematische Namenformen in die angestrebte metrische Partitur einzubinden. Verstechnisch wird dies auf Nybble zwar keiner Lösung zugeführt, aber zumindest ist der Prosaeinschub durch Parallelismus der Satzglieder (ab : ab) und unter Ausnutzung der beiden durch die Namen vorgegebenen Alliterationsstellen (g : g) auf originelle Weise stilistiert. 219 92. Nybble Entsprechend markiert ist in dieser syntaktischen Figur auch der Rhythmus. Salberger (1995: 24f.) allerdings ging weiter, indem er auch die Zweitglieder der Namen -bjǫrn und -frīðr ins Metrum zu stellen versuchte und mit bōanda und faður Verspaare bilden liess: at Gæirbjǫrn, bōanda sinn, ok Guðfrīðr at faður sinn. Damit würden sich zwar Alliterationspaare herstellen lassen, welche die unabweisbare Tendenz zur Stilisierung des at-Satzes stützen könnten, aber prosodisch ergibt dies wenig Sinn, da der Stab völlig regelwidrig auf die Nebenhebung der Namen, d. h. in die metrische Senkung fallen müsste. Dieser Vorschlag ist, soweit ich sehe, auch nirgends aufgegriffen worden. Auf das Kurzverspaar mit der Gradierungsformel bōandi bæztr ī Kīli folgt abschliessend eine dreihebige Zeile, an der nicht nur die Hinwendung an den versierten Rezipienten auffällt, sondern auch eine spezielle Form der „Anreimung“ (Kīli : kunni) Interesse verdient. Diese Spielart stabreimender Kohärenz findet sich gelegentlich in der Edda (Háv. 80 1-3 ; Lok. 2 4-6 , 14 1-3 ), wie auch im ‚Heliand‘ (Sievers 1893: 83f.). Vergleichbare Stellungsvarianten sind aber auch in runischer Überlieferung bezeugt (vgl. hier Nr. 3 Brakteat von Tjurkö 1, DR 75; auch Stein von Härlingstorp, Vg 61). Salberger (1962-63: 345f., erneut 1995: 25) hält es daher für möglich, dass hier ein wenig entwickelter Subtyp („primitiv underart“) im Ljóðaháttr vorliegen könnte: Hann var bōandi bæztr ī Kīli. Rāði sāʀ kunni. Die Inschrift ist in ihrem Anfang schwierig zu entschlüsseln, und zwar wohl mit Absicht. Bugge (1891: 202) kommentierte: „Det er Kunstleri, som skal vanskliggjöre Förståelsen.“ Und der Ritzer selbst drückt aus, dass sein Text Erwartungen an den Rezipienten stellt, zu denen u. a. die Kompetenz zur Auflösung von metrischen Finessen und figuralen Elementen gehören dürfte. Salbergers Annahme einer beabsichtigten versüberschreitenden Stabung Kīli : kunni - auf die im übrigen schon Brate verwiesen hatte - besitzt durchaus ihre Wahrscheinlichkeit, zumal sich literarisch wie runisch Parallelen der Versfigur finden. Fraglich ist, ob mit rāði sāʀ kunni tatsächlich eine zäsurlose Vollzeile angesetzt werden darf. Literatur: SRI 3, S.188f., Pl. 107; Brate-Bugge 1891: 201ff.; Brate 1925: 60; Salberger 1962-63: 336ff.; Jansson 1984: 164; Naumann 1994: 497f.; Salberger 1995: 17ff. (Abb.); Hübler 1996: 72f., 130; Naumann 1998: 698; Wulf 2003: 1001; Källström 2007: 165, 168, 364; Düwel 2008: 125, 134; Düwel 2013: 45. 220 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden 93. Strängnäs a) Sö 281 b) Runenstein, Fragment. — Das Bruchstück aus Sandstein wurde 1863 als Türschwelle in der Domkirche von Strängnäs entdeckt und 1874 aussen in die westliche Giebelwand der Kirche eingelassen. Der bewahrte Teil ist 100 cm lang, 82-67 cm breit und mit der mittleren Partie des Runensteins zu identifizieren. Nach Wesséns Auffassung (SRI 3: 247) dürften die unten und oben fehlenden Teile nicht allzu viele Runen enthalten haben. c) Die Inschrift von Strängnäs lässt sich stilchronologisch, dem fragmentarischen Dekor nach zu urteilen, der Kategorie Fp (Vogelperspektive), d. h. der Zeit ca. 1010-1050 zuordnen. Historisch gehört Sö 281 zu den datierbaren Ingvarr- Steinen aus der Zeit ca. 1040-1050. d) …ạlui : lit · kira : kubl : ifti… …burþur : ulfs · þiʀ · aụ… … ṃiþ · ikuari : o : sirk·laṭ… e) ...(a)lvi lēt gærva kumbl æfti[ʀ] ... brōður Ulfs. Þæiʀ au[str] ... með Ingvari ā Særkland[i]. Mit Wessén lässt sich die Langzeile metrisch sinnvoll wie folgt darstellen: Þæiʀ au[str fōru] með Ingvari ā Særklandi. f) „ …ạlui (am ehesten FN, vgl. Otterbjörk 1983: 38f.) liess kumbl errichten zum Gedenken an ... (vermutlich eine Verwandtschaftsangabe) den Bruder Ulfs. Sie fuhren nach Osten / mit Ingvarr nach/ in Serkland.“ g) Der stabende Topos austr með Ingvari ist inschriftlich insgesamt in 11 Fällen nachgewiesen (Belege bei Hübler 1996). Der Anvers wäre in der angegebenen Herstellung völlig regelkonform. Erstaunlicherweise merkt aber Hübler an, dass sich der gesamte Satz nicht in Versform bringen lasse, da der Zusatz ā Særklandi für einen Abvers zu „lang“ sei. Wulf hat zu Recht darauf hingewiesen, dass der Abvers zwar zwei volle Takte bildet, aber die Verslänge, für sich genommen, kein Kriterium sein kann. Literatur: SRI 3, S. 246f., Pl. 139; Hübler 1996: 93f.; Wulf 1998: 95 (zu Hübler). 94. Stäringe a) Sö 320; (Taf. 68) 221 94. Stäringe b) Runenstein. — Der Stein von Stäringe, Årdala sn, Villåttinge hd, wurde noch im Jahre 1882 in der Gemarkung von Stäringe an der Südseite des Sees Uren im Abhang zu einem Bach („Stallberget“) nachgewiesen. Dabei dürfte es sich um den ursprünglichen Standort gehandelt haben. Der Stein wurde später zusammen mit Sö 319 in den westlichen Teil des Parks von Stäringe verlegt. Die Umgebung von Stäringe ist mit einer Konzentration von Gräberfeldern, Grabhügeln und Schiffssetzungen ungewöhnlich reich an Altertümern (Larsson 1990: 153). Der im oberen Teil spitz zulaufende Granitstein ist 223 cm hoch und an der Basis 62 cm breit. Die Inschrift beginnt hinter dem Kopf des sich in die Steinmitte neigenden Runentiers und zieht sich im Schlingenbogen bis in den nach innen gewundenen Schwanz, wo das Schlingensegment mit der Runenfolge austr · miþ endet. Der Rest der Inschrift, beginnend mit ikuari , ist in freistehenden Runen links ausserhalb der Schlinge geritzt. Die Ritzung ist deutlich und guterhalten. Kein Kreuz. c) Stäringe gehört in die Gruppe der älteren Steine in Södermanland. Nach stilchronologischem Befund lässt sich der Stein der Kategorie Fp (Vogelperspektive) zuordnen, d. h. der Zeit ca. 1010-1050. Historisch ist Sö 320 zu den datierbaren Ingvarr-Steinen aus der Zeit ca. 1040-1050 zu stellen. d) : kaiʀuatr : auk : anutr : auk : utamr : rita : stain : at : byrstạin · bruþur : sin : saʀ uaʀ : austr · miþ ikuari : trik : snialan : sun : lifayaʀ × Der Laut o wird durch die u -Rune bezeichnet: utamr , bruþur . Rune 37 y ist wahrscheinlich punktiert, Rune 91 y deutlich. In utamr wird die Rune r statt zu erwartendes ʀ verwendet. e) Gæiʀhvatr ok Anundr ok Ōtamʀ [lētu] rētta stæin at Biūrstæinn, brōður sinn. Sāʀ vaʀ austr með Ingvari, dræng sniallan, sun Hlīføyaʀ. f) „Gæirhvatr und Anundr und Ōtamʀ (liessen) den Stein zum Gedenken an Biūrstæinn errichten, / ihren Bruder, er war im Osten / zusammen mit Ingvarr / ein tapferer drængʀ, Sohn der Hlīføy.“ g) Die etwas unregelmässige, hier in drei Langzeilen dargestellte Strophe verwertet den gängigen Topos austr með Ingvari (vgl. 93 Strängnäs). Brate und im Anschluss Wessén hatten at Biūrstæinn, brōður sinn nicht zum Verstext gestellt. Man kann den at-Satz als stabende Prosa beurteilen, die, wie häufig belegt, als Teil der Errichterformel den Verstext einleitet. Formal lassen sich indessen kaum Einwände geltend machen. Die Stabsetzung der ersten Zeile wäre völlig regelkonform, und wesent- 222 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden liches Textmerkmal ist die meist dreisilbige Füllung der Kurzverse. Allein der letzte Anvers dræng sniallan ist problematisch, da sich das Nomen stablos dem nachfolgenden stabenden Glied sniallan unterordnen muss, worin Wulf (2003) einen groben Regelverstoss sieht (vgl. dazu von See 1967: 20). Hübler spricht der Inschrift, gewiss kein Meisterwerk, die Vershaftigkeit grundsätzlich ab. Literatur: SRI 3, S. 298-301, Pl. 13, 160; Brate-Bugge 1891: 189f.; Hübler 1996: 52ff., 93, 95; Wulf 2003: 990f., 996ff.; Düwel 2013: 50. 95. Ärja a) Sö 335 b) Runenstein. — Der Stein wurde bei Ausgrabungen in der Kirchenruine von Ärja, Åkers sn, Åkers hd, im Jahr 1919 als Schwelle im Eingang der Vorhalle der Kirche aufgefunden. Der Stein war in zwei Teile zerbrochen, liess sich jedoch restaurieren und wurde zuletzt vor der Ostmauer der Vorhalle aufgestellt. Das Material besteht aus rotem Sandstein, die Höhe beträgt 150 cm, die grösste Breite 190 cm. Die Inschrift ist vollständig erhalten und gut lesbar. Sie setzt links unten im Kopf des Runentiers an und folgt der nahezu sechseckig angelegten einfachen Schlinge bis zum eingerollten Schwanz, der allerdings zu schmal konzipiert wurde und nur die Silbe hulm aufnehmen konnte, so dass der Wortrest stains in freistehenden Runen ausserhalb gesetzt werden musste. Kreuz im linken oberen Feld. c) Ärja gehört zur älteren Gruppe sörmländischer Steine, die vor Mitte des 11. Jh.s beschriftet wurden. Stilchronologisch kommt die Kategorie Fp (Vogelperspektive), d. h. der Zeitraum ca. 1010-1050 in Frage. Im historischen Bezug der Ingvarr-Steine wäre die Zeit ca. 1040-1050 anzusetzen. d) u ulf͡ui : raisti : stain þanat bruþur sin : u: snikin saʀ furs : a: ust: arla : maþ : i: ikn: u: ari : ksibari hulmstains Der Laut o wird durch die u -Rune bezeichnet: bruþur , u: snikin , furs , hulmstains . Runenfolge 16-20 þanat ist Doppellesung für þana at . Vertauschte Runen liegen vor in 58-59 kn für nk und 64-65 ks für sk . Vor ikn: u: ari ist ein i gedoppelt, wahrscheinlich auch u am Anfang. e) ... Ulfʀ(? ) ræisti stæin þenna at brōður sinn Ōsnīkin, sāʀ fōrs austarla með Ingvari, skipari Holmstæins. f) „Ulfʀ(? ) errichteten diesen Stein zum Gedenken an seinen Bruder Ōsnīkinn, der nach Osten fuhr / zusammen mit Ingvarr, (er war) Holmstæins Schiffsgenosse.“ 223 96. Turinge g) Die verbreitete Reimformel austr með Ingvari ist mit dem Adverb austarla variiert. Austr, austarla, austrvegʀ sind nach Wulf in metrischen Kontexten häufiger als in prosaischen. Hübler bestreitet indessen die Vershaftigkeit der Langzeile. Ob die Apposition skipari Holmstæins, mit akzentuierter Betonung, ebenfalls als metrisch aufgefasst werden könnte, ist eine Frage der Interpretation. Literatur: SRI 3, 320f., Pl. 170; Brate 1922: 73; Hübler 1996: 105; Wulf 2003: 997. 96. Turinge a) Sö 338; (Taf. 69) b) Runenstein. — Der Ersterwähnung zufolge (Rannsakningarna 1667-84) fand sich das Denkmal Ende des 17. Jahrhunderts an der Kirche von Turinge, Turinge sn, Öknebo hd, wo es pietätvoll in die östliche Giebelwand eingesetzt war. Der ursprüngliche Standort ist unbekannt. Im 18. Jahrhundert wurde der Stein jedoch aus der Mauer entfernt, diente später als Schwelle zur westlichen Kirchentür und wurde 1864 in die Vorhalle der Kirche verbracht, wo er mit Krampen an der östlichen Mauer fixiert wurde. Das stattliche, wohlproportionierte Denkmal aus rotem Sandstein ist mit glatten Seitenkanten sorgfältig in rechteckiger Form behauen. Die Oberkante ist leicht gewölbt. Seine Höhe beträgt 209 cm, die grösste Breite 119 cm. Die Inschrift ist im grossen und ganzen gut lesbar, aber in einzelnen Abschnitten kompliziert gestaltet. Der Errichtertext beginnt links unten und zieht sich in der Schlinge um die gesamte Kontur, um im eingerollten Schwanz des Runentiers massgenau mit buanta sin zu enden. Der Verstext, visuell deutlich getrennt, setzt hinter einer Spirale im Unterteil des nach innen gebogenen Halses des Runentiers an und endet mit lanti, wobei Rune 136 i im Auge des Runentiers zu stehen kommt. Die Runen 111 u und 119 a in bruþr und þaʀ sind ausserhalb der Schlinge nachgetragen. Der metrische Teil findet mit auk seine Fortsetzung in einer separaten Schlinge innerhalb der Kantenschlinge, wo er mit uiendet. Der Rest ist auf der rechten Schmalseite geritzt, die jedoch nicht genug Platz bot, so dass das letzte Wort bestr ausserhalb der Mitte nachgetragen werden musste. Grosses Kreuz im oberen Mittelfeld. c) Turinge gehört zur jüngeren Gruppe sörmländischer Steine und wurde nach Mitte des 11. Jh.s beschriftet. Sprachlich-runologisch ist das Alter der Inschrift allerdings schwierig zu bestimmen. Stilchronologisch wäre der Stein der Kategorie Pr- 4, d. h. der Zeit ca. 1070-1100 zuzuweisen. Ritzer: Øystæinn 1, attribuiert bzw. Þōrbjǫrn skald, attribuiert (Westlund 1989: 50 Anm. 27). d) (A) · ketil : auk + biorn + þaiʀ + raistu + stain + þin[a] + at + þourstain : faþur + sin + anuntr + at + bruþur + sin + auk : hu[skar]laʀ + hifiʀ + 224 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden iafna + ketilau at + buanta sin · bruþr uaʀu þaʀ bistra mana : a : lanti auk : i liþi : uti : hịḷṭu sini huskaṛla : ui- + (B) han + fial + i + urustu + austr + i + garþum + lis + furugi + lanmana + bestr Die Rune o steht in þourstain , im übrigen verwendet die Inschrift aber u : bruþur , buanta , urustu, furuki . Rune 2 e und 211 e sind punktiert, wahrscheinlich ebenfalls 92 e . Rune 201 g ist punktiert, Rune 188 g wahrscheinlich. e) Kætill ok Bjǫrn þæiʀ ræistu stæin þenna at Þōrstæin, faður sinn, Anundr at brōður sinn ok hūskarlaʀ æf[t]iʀ(? ) iafna, Kætiløy at bōanda sinn. Brøðr vāʀu þæiʀ bæztra manna, ā landi ok ī liði ūti. Heldu sīn[a] hūskarla ve[l]. Hann fioll ī orrustu austr ī Garðum, liðs forungi, landmanna bæztr. Prosa: Problematisch sind die Runenfolgen hifiʀ und iafna . Otto von Friesen hatte hifiʀ als Fehlritzung für æftiʀ, mit Auslassung von t , erklärt. Die Präposition würde zwar zur üblichen Formulierungspraxis des Errichterteils passen, steht aber in Opposition zur dreimal im Kontext verwendeten Präposition at. Für iafna hatten Brate und Bugge (1891: 150) übereinstimmend einen Eigennamen angesetzt, während von Friesen (1911) für ein Appelativum iafni m., entsprechend awnord. jafningi m. „Gleicher, Ebenbürtiger“, plädierte. Da sich aber iafna ebenso wie faþur , bruþur und buanta auf den kommemorierten Þōrstæinn beziehen müsste, hatte zuletzt Wessén (SRI 3: 338) einen ehrenden Beinamen Þōrstæinn iafni i. S. v. „Þōrstæinn der Gerechte“ bzw. als Simplex Iafni vorgeschlagen. f) „Kætill und Bjǫrn, die errichteten den Stein zum Gedenken an Þōrstæinn, ihren Vater, Anundr zum Gedenken an seinen Bruder und die Gefolgsleute zum Gedenken an den ‚Gerechten‘(? ), Kætiløy zum Gedenken an ihren Gatten. Die Brüder waren / unter Männern die besten / zu Lande und draussen ‚auf See‘ (ī liði ūti). / Sie hielten / ihre Gefolgsleute gut(? ). / Er fiel im Kampfe / ostwärts in Gardar / der Anführer des Zugs (liðs forungi) / der beste der ‚Landmänner‘ (landmenn).“ Übersetzung: Der Begriff lið n., im Gedicht zweimal verwendet, ist nicht eindeutig. Er muss nicht auf „Gefolge, Kriegerschar“ eingeengt sein. Mit der Opposition von land und dem Adverb ūti „draussen; aussen auf See“ in Z. 3 kann lið auch als maritimes Unternehmen verstanden werden, und mit liðs forungi 225 96. Turinge dürfte der Befehlshaber der Expeditionsflotte selbst gemeint sein (vgl. Ljunggren 1959: 125f.; Jesch 2001: 187). Wessén (SRI 3: 325) gibt lið konsequent mit „ledung“ wieder. Die Bedeutung von landmaðr ist ebenfalls nicht ganz klar. Ljunggren (1959) vermutete eine Funktionsbezeichnung im sörmländischen Adelsstand, vergleichbar anorw. lendrmaðr „Lehensmann.“ g) Allgemein setzt man für Turinge eine überlange Strophe im Fornyrðislag an, die aus fünf Langzeilen gebildet wäre bzw. nach inhaltlichen Kriterien eine Form aus 3 + 2 Versen. Tatsächlich ist das Versmuster verwickelter. Schon Andreas Heusler (1925) hatte die Möglichkeit gesehen, die zweite Langzeile ā landi ok ī liði ūti als dreihebige Vollzeile zu lesen. Daraus ergibt sich eine Textfigur, die sich aus einer Halbstrophe im Ljóðaháttr und drei anschliessenden Langzeilen im Fornyrðislag bildet: Brøðr vāʀu þæiʀ bæztra manna, ā landi ok ī liði ūti. [...] Für diese Textherstellung spricht, dass weder die Segmentierung ā landi noch ā landi ok, wie es Bugge (1891) vorgeschlagen hatte, einen annähernd befriedigenden Halbvers ergibt, während die Vollzeile die normativen Bedingungen der strophischen Versart in keinem ihrer Merkmale verletzt. Für den Wechsel zur Vollzeile würde auch passen, dass die Aussage durch das Wortpaar land ok lið geprägt ist, was spruchhaften Eindruck erweckt. Wulf (2003) sah darin eine Anlehnung an eddische oder skaldische Dichtung, wo die Paarformel lýsir ok lǫnd „Leute und Land“ belegt ist (Gðr I 21, Gðr II 33, Od 17 usw.), doch ist lið semantisch nicht mit dem allgemeinen Plural lýsir gleichzusetzen. Die Führerbezeichnung aschwed. forungi kommt ein weiteres Mal nur auf der ebenfalls metrischen Inschrift von 100 Ed (U 112) vor. Die Versinschrift von Turinge ist aussergewöhnlich. Sie zeichnet sich nicht nur durch ihre grosse Form, die Kombination zweier Versarten und Spezialwortschatz (lið, forungi, landmaðr) aus, sondern zeigt mit Alliteration auf den jeweils ersten Hebungen in vier ihrer Anverse besonderes metrisches Dekor. Sie erzielt mit zweimal gesetztem Superlativ-Tropus, wohlbemerkt in chiastischer Gestalt (bæztra manna : landmanna bæztr), hyperbolische Wirkung. Inschriftgestaltung, Bildkunst und die Sorgfalt der Steinmetzarbeit weisen den Stein von Turinge zweifellos als Denkmal mit Hochstatus-Charakter aus. Literatur: SRI 3, S. 323-330, Pl. 14, 172, 173, 193; Brate-Bugge 1891: 148ff.; v. Friesen 1911: 120f.; Brate 1922: 116; Heusler 1925: 242f. m. Anm. 1; v. Friesen 1933: 198f. (Abb.); Ruprecht 1958: 140f.; Ljunggren 1959: 115ff.; Hofmann 1971: 158f.; Kabell 1978: 45; Jansson 1984: 63ff. (Abb.); Naumann 1994: 498; Hübler 1996: 112f.; Naumann 1998: 698f.; Jesch 2001: 187f.; Düwel 2003: 531; Wulf 2003: 991f.; Düwel 2008: 123, 133f. 226 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden Uppland 97. Hovgården a) U 11; (Taf. 70) b) Felsblock. — Der Granitblock aus hellem, feinkörnigem Material steht am ursprünglichen Platz auf der Gemarkung von Hovgården, Adelsö sn, Färentuna hd, ca. 125 m nordöstlich der Kirche und südwestlich von Alsnö hus, und zwar ca. 70 m nördlich des Weges zur lokalen Anlegebrücke am Mälar. Das sorgfältig in Dreiecksform gebrachte und üppig dekorierte Denkmal misst 178 cm in der Höhe und 115 cm in der mittleren Breite. Auf der rechten Seite sind ca. 70 cm der Ritzung schon seit dem 17. Jahrhundert verloren. Eine überzeugende Gesamtlesung ist daher nicht möglich. Die Gestaltung der Inschrift bietet einen exemplarischen Beleg für die Absicht des Ritzers, den Versteil zu visualisieren. Dieser besetzt nämlich für sich allein die zentrale, nahezu kreisförmige innerste Schlinge, beginnend rechts hinter dem kleinen Kopf des Runentiers und endend mit einem deutlich markierenden Trennzeichen. Der weitere Text steht in komplizierter Anordnung in der äusseren Schlinge und deren inneren Fortsetzungen. c) Nach historischen Kriterien dürfte die Inschrift in die Zeit ca. 1075-1085 fallen (s. u.). Gemäss Gräslunds Chronologie gehört die Dekoration zur Stilgruppe Pr-4, d. h. in die Zeit ca. 1070-1100. Ritzer: Þōrgautr Fōtsarfi bzw. Ōlæifʀ, beide attribuiert. Die Zuschreibungen wurden jedoch zuletzt von Källström (2007: 251 m. Anm. 272) deutlich in Frage gestellt. d) raþu : runaʀ : ret : lit : rista : toliʀ : bry[t]i : i roþ : kunuki : toliʀ : aụk : gyla : litu : ris… … - : þaun : hion : eftiʀ …k : merki srni… hakuṇ : ḅaþ : rista Die Runen 11, 69, 76 e sind punktiert, ebenso 28, 50 y sowie 49 g . e) Rāð þū rūnaʀ! Rētt lēt rīsta Tōliʀ bryti ī rōði konungi. Tōliʀ ok Gylla lētu rīs[ta] ..., þaun hiōn æftiʀ [si]k? mærki ... Hākon bað rīsta. f) „Deute du die Runen! / Richtig liess sie ritzen Tōliʀ, Aufseher (bryti) im Bezirk „Roden“ (rōðr), beim König. Tōliʀ und Gylla liessen ritzen (diese Runen), beide Eheleute zum Gedenken an sich ein Denkmal ... Hākon befahl zu ritzen.“ g) Die Vertextung der Inschrift ist aussergewöhnlich. Sie beginnt versförmig mit einem Leserappell und einer damit verzahnten Ritzerlegitimation, während der folgende Inhalt, nach heutigem Erhaltungszustand zu urteilen, keine 227 98. Eggeby metrischen Indizien aufweist. Bugge (1891: 75) allerdings hatte auch weitere Textteile metrisch segmentieren wollen, was freilich schon früh auf Einwände stiess ( Jónsson 1904: 82). Wessén (SRI 6: 20) hegte an der Versförmigkeit des Eingangs keinerlei Zweifel, stiess jedoch bei Hübler auf Widerspruch, welcher vornehmlich aus syntaktischen Gründen sich dagegen wehrte, einen Vers zu lesen: „Es scheint sich hier um hochstilisierte Prosa zu handeln“ (1996: 155). Hübler übersieht indessen, dass der rhythmisch akzentuierte Parallelismus der beiden viersilbigen Zeilen mit durchlaufender r-Alliteration gerade aus der normabweichenden Anordnung der syntaktischen Komponenten resultiert: Der Imperativsatz des Anverses weist explizites Subjekt auf, und den Abvers markiert die Figur der Ausrahmung mit satzinitialem Adverb. Eine weitere Eigenart zeichnet das Verspaar darin aus, dass das letzte betonte Wort des Anverses mit dem ersten betonten Wort des Abverses eine zusätzliche Versbindung, einen ‚Hakenreim‘, erzeugt: rūnaʀ : rētt (vgl. dazu ausführlicher Nr. 47 Högby, Ög-81). An Vershaftigkeit und Literarität des Texteinsatzes von Hovgården kann überhaupt kein Zweifel bestehen. Aus der Inschrift geht hervor, dass der bryti Tōliʀ im Auftrag von König Håkan („der Rote“, reg. ca. 1073/ 1074-1085) das Denkmal anfertigen und beschriften liess. Es handelt sich dabei um eine vom Grundherrn abhängige Verwaltungsfunktion, die offenbar an das Königsgut „Hovgården“ auf Adelsö gebunden gewesen sein dürfte (vgl. Brink 2012). Der Begriff ist auf zwei weiteren Runensteinen nachgewiesen: In metrischem Kontext auf DR 40 Randbøl (hier Nr. 11) sowie Sö 42 Gillberga. Literatur: SRI 6, S. 11-20, Pl. 4, 5; Brate-Bugge 1891: 72ff.; v. Friesen 1913: 57f. (Abb.); Brate 1922: 75f.; Brate 1925: 85; Düwel 1975: 200f., 205; Gustavson 1991b: 14 (Abb.); Hübler 1996: 154f.; Brink 2012: 140f. 98. Eggeby a) U 69 b) Runenstein. — Der Stein befindet sich auf der Gemarkung von Eggeby, Spånga sn, Sollentuna hd, ca. 200 m südöstlich des Hofs an einer kleinen Erhebung, und zwar neben einem Feldweg, der von der Hofeinfahrt in östlicher Richtung verläuft. Nördlich der Erhebung liegt eine heute kultivierte, ehemals wohl versumpfte Senke, über welche jene Brücke geführt haben dürfte, von der im Text die Rede ist. Der Fundplatz dürfte mit dem ursprünglichen Standort identisch sein. Der Stein besteht aus Gneis und misst 155 cm in der Höhe sowie 133 cm in der mittleren Breite. Die bis auf eine Schadstelle an der rechten Seite gut lesbare Inschrift verläuft in einer einfachen Bandschlinge links unten ansetzend und endend in einem Mittelband. Grosses Kreuz auf der Rückseite. 228 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden c) Der undekorierte Stein gehört nach Gräslunds Chronologie in die Periode RAK, d. h. in die Zeit ca. 985? -1015. d) raknilfʀ × lit × kirua × bru × þasi × iftiʀ × anunt × sun s[i]ṇ [× k]uþan × kuþ ---bi-× ons × ant × uk × salu × bitr × þan × on krþi × til × munu × iki × mirki × miʀi-× uirþa × muþiʀ × karþi × if ̣ tiʀ × sun × sin × ainika × Nicht punktierte Runen sind: 3, 12, 45, 74, 86, 107, 127 k sowie 5, 10, 13, 24, 66, 85, 89, 94, 98, 112 i . Möglicherweise ist 86 k punktiert: g . e) Ragnælfʀ lēt gærva brō þessi æftiʀ Anund, sun sinn gōðan. Guð [hial]pi hans and ok sālu bætr þan hann gærði til. Munu æigi mærki mæiʀi verða. Mōðir gærði æftiʀ sun sinn æiniga. Prosa: Die Formel guð hialpi hans and ok sālu mit der Ergänzung bætr þan hann gærði til begegnet leicht variiert in mehreren Gedenkinschriften (vgl. dazu Jansson 1984, Düwel 2008). f) „Ragnælfʀ liess diese Brücke errichten zum Gedenken an Anund, ihren guten Sohn. Gott helfe seinem Geist und seiner Seele besser als er es verdient hat. Es mögen keine Denkmäler / grösser sein. Die Mutter machte (Sg.) zum Gedenken an ihren einzigen Sohn.“ g) Die Inschrift enthält eine unbestrittene, regelkonforme Langzeile, die vermittels ihrer Übertreibungsfigur persuative Wirkung entfaltet. Da der Tropus formal identisch auf einem weiteren uppländischen Stein begegnet (Nr. 106 Bällsta, U 225), ist nicht auszuschliessen, dass wir es mit einem Zitat zu tun haben. Nach Brate (1891: 80) wäre die weitere Textfolge ebenfalls metrisch geformt, und auch Wulf (2003: 979) erwog die Möglichkeit, dass zwei Langzeilen intendiert sein könnten. Zweifellos liefert der Nachtrag der Errichterin prosodische und alliterative Signale, die auf bewusste Stilisierung hindeuten. Doch selbst wenn man mit Lizenzen des Urhebers rechnet, ist der Erfüllungsgrad möglicher metrischer Schemata niedrig anzusetzen. Literatur: SRI 6, S. 92f., Pl. 43; Brate-Bugge 1891: 79f.; Brate 1922: 111; Brate 1925: 20; Jansson 1984: 121; Hübler 1996: 142; Wulf 2003: 979; Düwel 2008: 145. 99. Viby a) U 102 b) Felsplatte. — Die Inschrift von Viby, Sollentuna sn, Sollentuna hd, befindet sich ca. 15 m westlich der Verbindungsstrasse zwischen Viby und Norrviken auf 229 99. Viby einem anstehenden Felsbuckel. Sie war seit dem 17. Jahrhundert bekannt, geriet aber offenbar durch Bewuchs in Vergessenheit und wurde erst 1924 durch Zufall wiederentdeckt. Heute ist der Fels erneut stark von Moos überwachsen und die Inschrift nahezu unleserlich (Begehung Verf. 1.8.2013). Die Fotowiedergabe in SRI 6, Pl. 66 ist jedoch von guter Qualität und erlaubt eine Beurteilung (vgl. auch Zeichnung Rhezelius, Fig. 86). Die Ritzung mit einer Länge von 235 cm und einer Breite von 180 cm wurde in die natürliche, vom eiszeitlichen Gletscher glattgehobelte Fläche des Felsbuckels gehauen. In direktem Anschluss findet sich ein ausgedehntes Gräberfeld mit Hügeln und Steinsetzungen. Die Inschrift beginnt innerhalb einer kompliziert gestalteten Schlinge in einem inneren Kreis links hinter dem Kopf des Runentiers, folgt sodann im Bogen der Kontur und endet im eingerollten Schwanz im Zentrum der Ritzung. Der metrische Teil ist nicht abgesetzt. Trennzeichen fehlen weitgehend. Kleines Kreuz im oberen Feld. c) Die dekorierte Platte gehört gemäss Gräslunds Chronologie zur Kategorie Pr 4, d. h. in die Zeit ca. 1070-1100. d) kalit hkua heli þisa iftiʀ · suni sina toa · auk þau ikiþora · bʀạina kiarþu mukit mirki furiʀ arkum mani Rune 11 e ist punktiert, auch Rune 71 u könnte punktiert sein, nicht jedoch 1, 7, 41, 54, 62, 77 k sowie 4, 15, 18 i und 24, 61 u . Die initiale Folge kalit lässt sich auflösen in kali lit . e) Kali lēt haggva hælli þessa æftiʀ syni sīna tvā, ok þau Ingiþōra br[ō] æina giærðu, mykit mærki fyriʀ [m]argum manni. f) „Kali liess diese Felsplatte behauen zum Gedenken an seine zwei Söhne, und er und Ingiþōra errichteten eine Brücke, ein grosses Denkmal / für viele Männer (bzw. Menschen).“ g) Der metrische Teil, ein Verspaar im Fornyrðislag , ist lebhaft diskutiert worden. Anlass bot die Form arkum , die in der Literatur bis hin zu Brate (1891: 81) mit aisl. argr „pervers“ identifiziert wurde. Er übersetzte: „En stor minnesvård för hvar dålig man.“ Eine derartige Lesung wäre in enkomiastischem Zusammenhang semantisch indessen völlig ungewöhnlich, wenn nicht undenkbar. Es hat sich daher die Emendation [m]arkum manni , d. h. margum Sg. m. Dat. zu margʀ, durchgesetzt, wobei sich der zusammenfassende Singular fyriʀ margum manni aus den Anforderungen des Metrums erklären dürfte. Eine Normabweichung in metrischer Hinsicht läge darin, dass der Abvers, durch die Emendation bedingt, Doppelalliteration aufweist (margum manni). Runisch ist dieses Alliterationsmuster nur in vier weiteren Fällen nachzuweisen, doch sind überschüssige Stäbe im Abvers in eddischer Dichtung keine Seltenheit (Belege bei Wulf 2003: 995). 230 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden Literatur: SRI 6, S. 139-146, Pl. 65, 66; Brate-Bugge 1891: 81ff.; Brate 1925: 122; Hübler 1996: 66ff.; Wulf 2003: 981, 994f.; Düwel 2013: 38. 100. Ed a) U 112; (Taf. 71) b) Findling. — Der mächtige, auf zwei Seiten beschriftete Runenblock befindet sich an einer historischen Wegführung (kyrkstigen) ca. 1 km südlich der Kirche von Ed, Eds sn, Sollentuna hd. Die Strecke stellte vermutlich schon seit der Eisenzeit die Verbindung zwischen den Siedlungen um Ed und der Gegend südlich des Sees von Ed her. Aus der Inschrift selbst geht der Hofbzw. Dorfname Ed (Æið) hervor. Larsson (1990: 137) vermutet, dass der Fels die alte Besitztumsgrenze im Süden markiert hat. Auf der Gemarkung befinden sich im übrigen vier weitere beschriftete Steine (U 106, 111, 113 sowie ein Neufund), ausserdem zwei Gräberfelder mit zusammen 40 erhaltenen Anlagen. Der Felsblock ist 5 m breit, 3-4 m tief, 3 m hoch und misst im Umkreis ca. 18 m. Die Inschriften sind im Winkel zueinander auf die südliche und westliche Steinfläche verteilt. Die südliche Inschrift (A) ist 192 cm hoch und misst an der breitesten Stelle 113 cm; die langgestreckte westliche (B) ist 90 cm hoch und 191 cm breit. Die Schlingenbreiten betragen ca. 8 cm. Beide Inschriften sind sorgfältig angelegt und gut erhalten. Prosa und Vers bilden separate Einheiten und besetzen je eine der Flächen. Die prosaische Teilritzung (A) beginnt rechts im eingerollten Halsabschnitt eines Runentiers und führt im Bogen über die gesamte Fläche, ohne doch die Schlinge im Schwanzteil auszufüllen. Der metrische Text (B) setzt ebenfalls rechts hinter dem Kopf eines Runentiers an und folgt der sich kreuzenden Schlinge bis zu deren Mitte, wobei der Schlingenrest ebenfalls unbeschriftet blieb. Beide Schlingen hätten ihrer Anlage nach eine grössere Menge an Runenzeichen aufnehmen können. Die Gesamtinschrift ist ohne Kreuz. Der Runenblock von Ed kann als bedeutendes Strassendenkmal gelten und sollte - wie Wessén (SRI 6: 157) hervorhebt - von den Benutzern der alten Verkehrsverbindung gewiss auch gelesen werden. Und wie zu zeigen ist, dürfte seine ebenso pietätvolle wie prestigeträchtige Botschaft ohne Zweifel Publizität gefordert haben. c) Die Dekoration beider Flächen des Runenblocks lässt nach Gräslunds Chronologie eine Datierung in die Kategorie Pr 4, d. h. in die Zeit ca. 1070-1100 zu. Die Ritzung wurde drei verschiedenen Urhebern zugeschrieben: Þōrgautr Fōtsarfi bzw. Ōlæifʀ bzw. Fōtr 2. d) (A) · rahnualtr · lit · rista · runar · efʀ · fastui · moþur · sina · onems · totʀ · to i · aiþi · kuþ · hialbi · ant · hena · 231 100. Ed (B) runa · rista · lit · rahnualtr · huar a × griklanti · uas · lis · forunki · Punktiert sind die Runen 23, 43 und 70 e , 99 g . Ohne Punktierung sind 11, 83, 101, 112 i sowie 119 k . Etliche Runen in (A) wurden vom Ritzer vergessen bzw. übersprungen: efʀ für eftiʀ , totʀ für totiʀ , hena für henaʀ und runa für runaʀ. Wahrscheinlich steht in (B) lis für liþs . Die Runenfolge huar wird von Wessén als Prät. vaʀ „war“ verstanden. e) Ragnvaldr lēt rīsta rūnaʀ æf[ti]ʀ Fastvī, mōður sīna, Ōnǣms dōtt[i]r, dō ī Æiði. Guð hialpi and henna[ʀ]. Rūna[ʀ] rīsta lēt Ragnvaldr. Var ā Griklandi, vas li[ð]s forungi. f) „Ragnvaldr liess ritzen die Runen zum Gedenken an Fastvī, seine Mutter, die Tochter Ōnǣms, sie starb in Æið (d. h. Ed). Die Runen ritzen / liess Ragnvaldr. / (Er) war in Griechenland, / war Anführer (forungi) der Kriegerschar (lið).“ g) Die Inschrift ist gesamthaft hochstilisiert. Sie beginnt auf Seite (A) mit ausgeprägtem Rhythmus im Prosimetrum, indem der Name Ragnvaldr mit rīsta rūnaʀ stabt. Im folgenden Satz alliterieren die Glieder Ōnǣms dōttir mit dō ī Æiði, d. h. man könnte umschliessende Alliteration (abba) ansetzen. Die Seite (B) beinhaltet einen wohlgeformten Helmingr. Aussergewöhnlich ist die Formulierung der ersten Langzeile. Sie rekurriert auf den prosaischen Eingangssatz, stellt dessen Glieder jedoch in der Weise um, dass sich ein korrektes Stabschema mit entsprechenden Versakzenten ergibt (der dithematische Name Ragnvaldr enthält zwei hebungsfähige Silben, lēt steht im Auftakt). Die andere Langzeile, bestehend aus zwei parallel gestellten, asyndetischen Sätzen, bringt das klassische Beispiel einer ‚Anreimung‘, indem das iktustragende Zweitglied in Grik-landi mit dem Substantiv liðs (Gen. Sg.) im Abvers stabt. Der hohe Stilisierungsgrad korrespondiert mit der Aussage der Inschrift. Im seltenen Namen des Setzers sieht Wessén „ett utpräglat hövdinganamn, som under vikingatiden och tidigare troligen endast förekommit i stormannaätter.“ (SRI 6: 161f.). Der Titel liðs forungi, der auch auf dem Hochstatus-Denkmal von Nr. 96 Turinge Sö 338 erwähnt wird, dürfte sich auf eine hohe Position in der Warägergarde in Byzanz beziehen. Es ist dabei nicht auszuschliessen, dass Ragnvaldr als Anführer eines Ledung-Unternehmens nach Griechenland gelangt ist (vgl. Jesch). Schon Wessén hatte auf den bemerkenswerten Umstand verwiesen, dass die attraktivere, dem Weg zugewandte Schauseite dem Nachruf der Fastvī von Æið, der Mutter, gewidmet ist, während Ragnvaldr seinen eigenen Ruhm als Kriegsherr auf der weniger prominenten Ritzfläche verewigen liess. 232 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden Literatur: SRI 6, S. 157-164, Pl. 72-74; Brate-Bugge 1891: 84ff.; Hjärne 1945: 61; Salberger 1956: 10f.; Ruprecht 1958: 159; Salberger 1976: 40; Kabell 1978: 58; Jansson 1984: 46ff. (Abb.); Hübler 1996: 42, 112f.; Jesch 2001: 99; Düwel 2008: 124. 101. Runby a) U 114; (Taf. 72) b) Findling. — Der Steinblock von Runby, Eds sn, Sollentuna hd, befindet sich ca. 300 m nördlich der Bahnstation von Väsby an einem kleineren Geländesporn, ca. 50 m westlich der Eisenbahnlinie. Die Inschrift verteilt sich auf zwei Seiten des Blocks und beginnt auf der östlichen Seite (A), der Schluss (B) mit dem metrischen Teil verläuft auf der südwestlichen Seite. Die Ritzung Seite A misst 170 cm in der Länge und 116 cm in der mittleren Breite, Seite B misst 127 cm und 100 cm. Beide Ritzungen, die 1935 konserviert wurden, sind durch Verwitterung beschädigt. Die fehlenden Segmente sind aus älteren Aufzeichnungen (wie Bautil 165) ergänzt. Während der Nekrolog der A-Seite sich der Schlinge wohlgeformt anpasst, mussten auf der B-Seite der metrische Abschluss von Rune 137-140 mana an abgetrennt und in freistehenden Zeichen innerhalb der Schlinge gesetzt werden. Keine Kreuze auf beiden Seiten. c) Die Dekoration der beiden Ritzflächen lässt nach Gräslunds Chronologie eine Datierung in die Kategorie Pr 4, d. h. in die Zeit ca. 1070-1100 zu. d) (A) · ikriþ ︲ l[i]t · laþbo · kiara ︲ auk · stain · haku[a eftir] ikim[a]r ḅọ[ta s]in-· auk · eftar · tan · auk · eftir · baka · suni · sina (B) ︲ þaiʀ byku ︲ i rynby ︲ auk ︲ bo atu ︲ [kr]istr · ialbi ︲ sạḷụ · þai[r - ·] þ̣it skal-︲ at minum · mana ︲ miþan · min li[fa] In 9-13 laþbo ist die Rune r ausgelassen; 109-113 ialbi steht nach uppländischer Aussprachenorm ohne anlautendes h . Die ʀ -Rune kommt nur einmal vor, ansonsten steht r für ʀ : eftir , eftar , eftir , þai[r-] . Für den o-Laut wird die o -Rune verwendet. e) Ingrīðr lēt laðb[r]ō gæra ok stæin haggva æftiʀ Ingimar, bōnda sinn, ok æftiʀ Dan ok æftiʀ Bagga/ Banka, syni sīna. Þæiʀ byggu ī Runbȳ ok bō āttu. Kristr hialpi sālu þæiʀ[a]. Þæt skal at minnum manna, meðan mænn lifa. 233 101. Runby Prosa: Das Fem. (h)laðbrō Akk. Sg. wird von Jansson (1984: 11) erklärt als ‚lastbrygga‘, von Peterson (1994 s. v.) als ‚stenfylld vägbank‘. Beide Möglichkeiten können zutreffen: de Vries (1962 s. v. hlað) verzeichnet nisl. hlað, nnorw. hlad ‚Steinschicht, Stapel‘ sowie als weitere Bedeutung nschwed. lad, adän. lad ‚Gerüst auf dem etwas ruht‘. f) „Ingrīðr liess eine ‚Ladebrücke/ Wegbefestigung‘ herrichten und den Stein behauen zum Gedenken an Ingimarr, ihren Mann, und zum Gedenken an Danr und an Baggi/ Banki, ihre Söhne. Sie wohnten in Runbȳʀ / und besassen dort ein Gehöft. Krist helfe ihrer Seele. Dies soll zum Gedenken der Männer sein / solange Menschen leben.“ g) Der metrische Teil der Inschrift konstituiert sich aus zwei, inhaltlich völlig disparaten Langzeilen, die überdies durch eine Fürbittformel voneinander getrennt sind. Es handelt sich also nicht um eine kohärente Halbstrophe, sondern um zwei selbständige Einheiten. Das erste Verspaar bezieht sich konkret auf den Wohnsitz der Sippe Ingmars und könnte eine Vergewisserung bzw. Dokumentation des Erbanspruchs der Witwe vermuten lassen. Das zweite Verspaar indessen ist rhetorisch hochstilisiert und ruft mit der Figur des Adynatons eine typische Übertreibungs- und Verfremdungstrope der runischen Memorialdichtung ab. Was die metrische Seite betrifft, so weisen beide Verspaare Besonderheiten auf. Im Abvers der ersten Zeile trägt der zusammengesetzte Ortsname Runbȳ im Zweitglied sowohl Iktus wie Alliteration und dürfte folglich mit bō im folgenden Viersilbler staben: Þæiʀ byggu ī Run-bȳ ok bō āttu. Da bō „Wohnsitz, Hof “ wohl bewusst gesetzt ist - es wären auch andere Bezeichnungen möglich - darf man mit einem zusätzlichen alliterativen Element, d. h. mit einer gezielten Anreimung rechnen. Die zweite Langzeile wurde von Hübler (1996: 146f.) nicht als Versbeispiel, sondern „trotz seiner vierfachen m-Alliteration“ als rhythmische Prosa bewertet. Auch sei der Anvers „bei schlechter Stabverteilung“ zu lang. Dagegen ist einzuwenden, dass überhaupt keine vierfache Alliteration vorliegt, denn die Konjunktion des Abverses meðan steht stablos im Auftakt (für Brate 1891: 89 ein C 3-Vers! ). Auch weist der Anvers keineswegs Überlänge auf, da þæt skal at dreisilbigen Auftakt bildet, und die monierte Stabverteilung ist ebenfalls normgerecht (vgl. die kritische Besprechung von Hübler durch Wulf 1998, bes. S. 94). Der Auftakt hat pragmatische Funktion und ist durch die Folgeaussage geradezu gefordert. Dennoch weist das Alliterationsmuster eine Besonderheit auf, die allerdings als zusätzlicher metrischer Schmuck verstanden werden kann, indem die stabenden Lexeme durchgehend Binnenreime auf Vokal + Doppel- 234 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden konsonanz -nnmit ästhetisch wohl gewolltem Vokalwechsel i-a-æ bilden: minnum - manna - mænn. Die Ewigkeitsformel des Adynatons begegnet, und zwar bezogen auf das Denkmal oder die Brücke, die zur Erinnerung an die Toten errichtet wurden, in ähnlicher Formulierung in der Halbstrophe von 16 Tillitse (DR- 212) sowie in der Inschrift des geografisch benachbarten uppländischen Steins von 109 Sälna (vgl. zusammenfassend dort). Literatur: SRI 6, S. 165-172, Pl. 75-77; Brate-Bugge 1891: 86ff.; v. Friesen 1913: 59; Brate 1922: 109; Jansson 1984: 114 (Abb.); Hübler 1996: 135, 146f.; Wulf 1998: 94 (zu Hübler 1996); Wulf 2003: 1002. 102. Östra Ryd a) U 166 b) Runenstein.—Der Stein aus grauem Material sitztin derNordmauer der Kirche von Östra Ryd, Ryds sn, Danderyds skeppslag, rechts neben der nördlichen Kirchentür. Unbestimmte Zeit früher diente er als Schwelle unter der Tür zur Sakristei. Der ursprüngliche Standort ist unbekannt. Die erhaltenen Teile messen 130 cm in der Länge und 82 cm in der Breite. Die trotz Abnutzungsspuren gut erhaltene Inschrift beginnt rechts unten hinter dem Auge eines Runentiers und führt in komplizierter Schlingenführung bis zum eingerollten Schwanz in der rechten mittleren Hälfte. Eine Segmentierung des metrischen Teils ist nicht erkennbar. Kein Kreuz. c) Der dekorierte Stein gehört nach Gräslunds Chronologie zur Gruppierung Pr 4, d. h. in die Zeit ca. 1070-1100. d) ku lit · rasa · kuþlauh · iftiʀ · sun · miuk · nutan · trik · mirki · þisa · an it · sihuastr · Es kommen keine punktierten Runen vor. Beim Namen der Mutter kuþlauh handelt es sich offenbar um einen Nachtrag, die Kopula auk wurde ausgelassen. Die Runenfolge 1-5 ku lit , liesse sich nach Wessén auch als kuli [li]t lesen e) Gȳ[i] lēt ræisa [ok] Guðlaug æftiʀ sun [sinn], miok nȳtan dræng , mærki þessa. Hann hēt Sig fastr. f) „Gȳi liess errichten (und) Guðlaug zum Gedenken an (ihren) Sohn, einen sehr tüchtigen drængʀ, diese Denkmäler. Er hiess Sigfastr.“ g) Während Wéssen in SRI 6: 251ff. keine metrische Version anführt, hatte schon Bugge, allerdings mit etwas abweichender Lesung, eine Halbstrophe gebildet. Auch Hübler lässt, wie zuvor bereits Jansson (1965: 57), eine Halbstrophe gelten, die man ohne Wesséns Emendationen wie folgt darstellen kann: 235 103. - 104. Råcksta Gȳi lēt ræisa Guðlaug æftiʀ sun, miok nȳtan dræng , mærki þessa. Hann hēt Sig fastr. Rhythmisierung, Wortstellung, Satzspaltung sowie Ellipse von Kopula und Pronomen sprechen für beabsichtigte Versförmigkeit. Die den Setzer und den Toten je am Anfang und Ende der Inschrift hervorhebende Namenfigur hat ihre Parallele auf dem 1962 aufgefundenen Stein von Viby, Östergötland (vgl. hier Nr. 52). Die Einbindung von stabenden Namen in das Versschema ist im Corpus häufig zu beobachten, und auch der Halbvers 3, der ein in der Senkung stehendes Nomen (′miok nȳtan ′dræng) aufweist, stellt, wie Wulf gezeigt hat, in runischer Dichtung keine Seltenheit dar. Literatur: SRI 6, S. 251-253, Pl. 108; Brate-Bugge 1891: 124f.; Jansson 1965: 50ff.; Hübler 1996: 52; Wulf 2003: 981f. 103. - 104. Råcksta a) U 207-208; (Taf. 73) b) Runensteine. — Die beiden Denkmäler stehen nebeneinander auf einer kleinen Erhebung im Anschluss an ein Gräberfeld (Larsson 1990: 156) ca. 100 m westlich von Råcksta, Angarns sn, Vallentuna hd. U 207 besteht aus grauem Granit und misst 122 cm in der Höhe und 93 cm in der Breite, U 208 ist aus rötlichem Granit und misst 128 cm resp. 80 cm. Beide Objekte sind ungewöhnlich klein, die Ritzungen trotz gewisser Schäden gut erhalten. Die Inschriften bilden eine textuelle Einheit und sind zusammen zu lesen. Auf U 207 beginnt der Text hinter dem nach rechts geneigten Kopf eines Runentiers in der Steinmitte und zieht sich entlang der Schlinge bis zum eingerollten Schwanz, ohne diesen jedoch auszufüllen. U 208 enthält den Verstext, der optisch die gesamte Schlinge besetzt. Dieser beginnt unter dem nach oben zeigenden Kopf des Runentiers und zieht sich im Bogen bis zum eingerollten Schwanz. Auch die abschliessende Ritzerformel bildet eine visuelle Einheit. Sie ist in freistehenden Runen auf den drei unteren Armen eines Kreuzes platziert, das die obere Hälfte des Steins füllt. c) Nach stilchronologischen Kriterien (Gräslund) gehört die Gesamtritzung zur Kategorie Pr 3, d. h. in die Zeit ca. 1045-1075. Ritzer: Vīseti, signiert. d) U 207: ulfr ︲ auk ︲ þurmontr ︲ auk ︲ kamal ︲ lata ︲ reisạ þisa ︲ stina ︲ þar + eftʀ-︲ faþur ︲ sin ︲ 236 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden U 208: ristu ︲ merkị at ︲ man ︲ metan ︲ sunir ︲ alkoþir ︲ at ⁃ sin ︲ faþur sterkar usiti ︲ rsti stina Der Gesamttext weist Schriftmischung auf: Von den s -Runen sind 35, 37, 59, 77, 91, 107, 112, 115 vom schwed.-norw. Typus (Kurzzweigrunen), 31 und 54 s jedoch Normalrunen (Langzweigrunen). Sämtliche t -Zeichen sind Kurzzweigrunen. Punktiert sind die Runen 29, 45, 63, 73, 101 e . e) Ulfʀ ok Þōrmundr ok Gamall lāta ræisa þessa stæina þar æftiʀ faður sinn. Rīstu mærki at mann mǣtan, syniʀ allgōðiʀ at sinn faður Sterkar. Vīseti rīsti stæina. Prosa: Auffällig ist die Verwendung der Präsensform lāta „lassen“ sowie des Ortsadverbs þar, das im gegebenen Sachverhalt „hier“ bedeuten müsste. f) „Ulfʀ und Þōrmundr und Gamall lassen errichten diese Steine hier zum Gedenken an ihren Vater. Ein Denkmal ritzten (bzw. errichteten) sie / zum Gedenken an einen gepriesenen Mann, / hervorragende Söhne zum Gedenken an ihren Vater Sterkar. Vīseti beritzte die Steine.“ g) Die Halbstrophe im Fornyrðislag variiert im Grunde nur den Prosaingress, allerdings unter Verwendung ausgefallener expressiver Epitheta (mǣtr, runisch nur hier; allgōðr, sehr selten belegt). Durch die Verwendung des ungewöhnlichen Adjektivs mǣtr wird jedoch eine Doppelalliteration im Abvers der ersten Langzeile erzeugt. Ein Abweichungsmuster bietet auch der Abvers der zweiten Langzeile, indem das Pronomen sinn den Stab trägt, so dass eines der beiden folgenden Nomen in der Senkung zu stehen kommt. Der Iktus dürfte auf den Personennamen und nicht auf die Verwandtschaftsbezeichnung fallen (vgl. Wulf 2003: 981). Die emphatische Hervorhebung des Possessivums sinn korrespondiert aber nicht nur den affektiven Ausdrucksabsichten, sondern bezeugt zusammen mit der exklusiven Wortwahl die Originalität des Nachrufgedichts. Man darf davon ausgehen, dass Vīseti insbesondere den Versteil ohne spezielles Vorbild geschaffen hat. Literatur: SRI 6, S. 311-315, Pl. 129, 130; Brate-Bugge 1891: 100ff.; Brate 1925: 73; v. Friesen 1933: 221; Gustavson 1991b: 41f., 107ff. (Abb.); Hübler 1996: 62; Wulf 1998: 96 (zu Hübler 1996); Wulf 2003: 981; Källström 2004: 173, 265, 374; Bianchi 2010: 67. 237 105. Vallentuna 105. Vallentuna a) U 214; (Taf. 74) b) Runenstein. — Der Stein wurde 1937 in der Kirche von Vallentuna, Vallentuna sn, Vallentuna hd, bei Sanierungsarbeiten aufgefunden und dürfte, den Bergungsumständen nach zu urteilen, als Fundament einer mittelalterlichen Mauer der Kirche gedient haben. Der ungewöhnliche Textbeginn mit der Kopula uk deutete darauf hin, dass es sich um die Fortsetzung einer weiteren Inschrift handelt und U- 214 folglich zu einem Doppelmonument gehört haben dürfte. Ebenfalls bei der Restauration wurde ein 45 × 24 cm grosses Fragment geborgen, das von S. B. F. Jansson dem verlorenen Paarstein U 215 zugewiesen werden konnte, der durch Johannes Bureus belegt ist und sich in der vormaligen Tür zur Sakristei befunden hatte (Abzeichnung Aschaneus). Beide Inschriften sind zusammen zu lesen. Das Fragment sowie U 214 wurden 1937 in Statens Historiska Museum verbracht. Der Stein U 214 wird heute jedoch in der Vorhalle der Kirche von Vallentuna gezeigt. U 214 besteht aus rötlichem Sandstein und misst 134 cm in der Höhe und 69 cm in der Breite. Die deutlich lesbare und von scharfen Bandlinien gerahmte Inschrift setzt rechts ohne Trennzeichen mit uk an und führt im Bogen nach links unten. Der dreiteilige metrische Text beginnt nach Trennzeichen exakt in der oberen Bandmitte und führt mit dem ersten Segment bis auf haf . Die zum Wort gehörende Dativendung i ist abgeteilt und steht vor einem Trennzeichen zu Beginn des Folgetextes. Dieser verläuft in freistehenden Runen und ist ebenfalls segmentiert, indem der zweite Satz rechts vom Band, der dritte aber links vom Schaft eines Prozessionskreuzes geritzt wurde. Der Versteil ist somit nicht nur von der Prosa abgesetzt, sondern zudem grafisch in seine Sinneinheiten gegliedert, d. h. es werden vom Ritzer die Kola markiert, die im Falle von U 214 mit den Versgrenzen identisch sind. Es handelt sich mit anderen Worten um eine virtuos gehandhabte und inschriftlich bewusst ins Werk gesetzte Visualisierung eines metrischen Kontextes. c) Der undekorierte Stein wird von Jansson auf Anfang 12. Jh. datiert, Samnordisk runtextdatabas setzt entsprechend die Entstehungszeit auf ca. 1100 an. Für diese Zeitstellung wurden aber keine zwingenden Kriterien beigebracht. Auch eine frühere Datierung scheint möglich. Nach Gräslunds stilchronologischem Konzept wäre der Stein der Kategorie RAK, d. h. der Zeit ca. 980-1015 zuzuweisen, woraus sich eine Diskrepanz von rund einhundert Jahren ergeben würde. Selbst wenn man die Möglichkeit einbezieht, dass Steine ohne Dekoration bis ins 12. Jh. aufgestellt wurden, wäre in Hinblick auf die vershistorische Bedeutung der Inschrift eine exaktere Zeitanalyse erwünscht. Ritzer: Drōsbōi (? ), attribuiert (Stille 1999: 205, Anm. 6). 238 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden d) U 215 (nach Bureus): þaniltr · uk · olfilr · litu stain eftiʀ faþor · uk broþor sin · U 214: uk × inkiber × eftiʀ × buanta × sin ︲ han ︲ troknaþi  a ︲ holms ︲ hafi ︲ skreþ-︲ knar ︲ hans ︲ i ︲ kaf þriʀ ︲ eniʀ ︲ kamo ︲ af e) U 215: Ra[g]nhildr(? ) ok Ulfhildr lētu stæin æftiʀ faður ok brōður sinn U 214: ... ok Ingebærg æftiʀ bōnda sinn. Hann drunknaði ā Holms hafi, skræið knarr hans ī kaf, þrīʀ æiniʀ kāmu af. Zum Ortsnamen Holmʀ vgl. 47 Högby Ög 81 sowie Jansson (SRI 6: 327). f) „Ragnhildr und Ulfhildr liessen (errichten) den Stein zum Gedenken an ihren Vater und Bruder ... und Ingebærg zum Gedenken an ihren Ehemann. Er ertrank auf dem Holms-Meer. / Sein Schiff (knarr m.) ging unter, / nur drei kamen davon.“ g) Mit dem Stein von Vallentuna kyrka ist nach allgemeiner Auffassung in altostnordischer Versgeschichte erstmals der Endreim bezeugt. Allerdings wird gerne übersehen, dass auch andere Inschriften reimfähige Endsilben aufweisen, und zwar noch im 11. Jahrhundert (z. B. 76 Aspa-3, 85 Tystberga, 87 Gripsholm). Auch darf das Erscheinen der Reimform in runischer Kleindichtung wohl kaum als verstechnische Innovation aufgefasst werden, bedenkt man die mittellateinische wie germanischsprachige Vorgeschichte im Althochdeutschen und Altenglischen und ihre frühe Verbreitung im 10. Jahrhundert bis hinauf nach Island (Egill Skalla- Grímsons Hǫfuðlausn ‚Haupteslösung‘; vgl. dazu Wåhlin 1991: 158). Bezeichnenderweise ist der Endreim auch noch nicht rein durchgeführt, sondern er verbindet sich in den dreihebigen Zeilen jeweils mit Alliteration (hann : Holms : hafi; knarr : kaf; æiniʀ : af). Aber nicht nur die Verschränkung der beiden metrischen Systeme zeichnet die Inschrift aus. Eine zusätzliche Besonderheit liegt in der Versfolge selbst, mit welcher vielleicht fortgesetzter Reim aaa (‚rime continue‘) erprobt werden soll, wie er der mittellateinischen und volkssprachlichen romanischen Dichtung bereits geläufig ist (vgl. Breuer 1981: 42ff., 51). Dass die Verwirklichung eines regelrechten Haufenreims an der Dativform hafi scheitert, muss nicht von vornherein gegen diese Möglichkeit sprechen. Es wurde oben auf die skripturale Besonderheit hingewiesen, dass der Ritzer das Endungsi vom Wortstamm trennt und an den Beginn der Folgezeile setzt. Schon Jansson (SRI 6: 328f.) hatte 239 106. - 107. Bällsta auf diesen Umstand verwiesen und zu Recht die Frage gestellt: „Kan den egendomliga placeringen av i : et ha sin förklaring däri, att ristaren och skalden, som väl varit samma person, har velat m a r k e r a s l u t r i m m e t ? “ Die eigenwillige Disposition des metrischen Teils dürfte eine andere Auffassung kaum zulassen. Jansson macht an gleicher Stelle darauf aufmerksam, dass zwei weitere Inschriften, nämlich Nr. 155 Vårkumla (Vg 138) und 156 Näs (Vg 144) ebenfalls die Kombination von Alliteration und Endreim belegen (vgl. dort). Sie werden auf die Zeit um 1200 datiert, d. h. mindestens 100 Jahre nach Vallentuna. Beide Inschriften sind jedoch bereits in Knitteln verfasst und stehen folglich auf ganz anderer Stufe der Versentwicklung. Der Verfasser von U 214 verwendet jedoch nicht den Paarvers, sondern demonstriert mit einer in sich stabenden Dreireimgruppe eine Spielart der Verskunst, wie sie in runischer Kleindichtung beispiellos ist. Eine Verbindungslinie zwischen den drei Inschriften ist schwerlich zu entdecken. Weitere endreimende Inschriften liegen vor in: 151 Svendborg DR 186, 153 Löt Öl 54, 154 Roglösa Ög 49, 157 Högstena Vg 216, 158 Lödöse 2 Vg 279 sowie 159 Delsbo (Hs 13). Literatur: SRI 6, S. 325-330, Pl. 135, 138; Jansson 1942: 228f. (Abb.); Jansson 1967: 33f. (Abb.); Jansson 1984: 148f. (Abb.); Gustavson 1991b: 58ff. (Abb.); Hübler 1996: 120ff.; Wulf 1997a: 175ff.; Naumann 1998: 710f.; Steuer/ Stille 2007: 366ff. 106. - 107. Bällsta a) U 225-226; (Taf. 75) b) Runensteine. — Die beiden Denkmäler von Bällsta, Vallentuna sn, Vallentuna hd, stehen in leichter Hanglage ca. 50 m nordöstlich vom Vallentuna-See und ca. 400 m in südwestlicher Richtung zum alten Hof Bällsta, der sich nunmehr von Villensiedlungen umgeben sieht. Die Steine sind ca. 12 m voneinander platziert und befinden sich in unmittelbarer Nähe einer viereckigen Steinfassung, deren eine Kante ca. 5 m vom westlichen Stein entfernt ist (vgl. SRI 6: 348, Fig. 218 von 1750). Sie dürfte das Zentrum des Thingplatzes gebildet haben, der in U 225 Erwähnung findet und seit dem 17. Jahrhundert als „Arkils tingstad“ bekannt ist. Der Standort behielt allerdings nicht lange diese Funktion, da der Stein U- 212 (Vallentuna kyrka) bezeugt, dass der Magnat Jarlabanke ca. drei bis vier Jahrzehnte später eine Thingstätte in Vallentuna begründete. Schon seit dem 17. Jahrhundert hatten die Denkmäler von Bällsta das Interesse der schwedischen Altertumswissenschaft geweckt und - wenn auch als schwer zu deutende, wenn nicht geheimnisvolle Zeugnisse des runischen Schriftsystems - zur Beflügelung der Ideologie des ‚Gotizismus‘ beigetragen (vgl. den ausführ- 240 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden lichen Forschungsabriss von S. B. F. Jansson, SRI 6: 352-369). Heute ist der naturschöne Ort ein beliebtes Ausflugsziel und gilt als eine der bedeutendsten archäologischen Stätten Schwedens. Der Stein U 225 besteht aus rotem Granit und misst in der Höhe 180 cm und in der mittleren Breite 94 cm; U 226 ist aus rötlichem sog. Stockholmsgranit und misst in der Höhe 170 cm, in der Breite 122 cm. Die Lagerstätte beider Steine dürfte sich in allernächster Nähe (ca. 125 m südöstlich) befunden haben. Beide Steine bilden textuell eine Einheit. Die Inschriften sind trotz Verwitterung im grossen und ganzen gut bewahrt. Sie sind nach einem gemeinsamen Schema komponiert, indem jeweils zwei Doppelschlingen durch Koppel miteinander verbunden werden. U 225 bildet im oberen Drittel unter der Koppel ein kleines Kreuz ab und beginnt links unten mit dem Prosaingress, der exakt bis zum Ende der linken Schlinge führt. Der deutlich abgetrennte Versteil besetzt die gesamte rechte Steinseite und ist in drei Bändern angelegt, wobei das letzte betonte Wort der Strophe faþur gewissermassen als Kolongrenze die Inschrift massgenau beschliesst. Auch im Falle von Bällsta U 225 ist sehr konkret - wie bei anderen bedeutsamen Denkmälern - von einer geplanten Visualisierung der Metrik auszugehen. Auf Bällsta U 226 ist der gesamte Text, abgesehen von der Ritzersignatur, die in freistehenden Runen unter den Schlingen nachgetragen ist, metrisch geformt und beginnt links hinter dem Kopf eines Runentiers. Die Planung des Ritzers war indessen beim Paarstein so unvollkommen, dass der aus der Runenfolge 156-167 bestehende Rest der Inschrift ( ti · kiatit lata ) in eng gedrängten, freistehenden Runen innerhalb der rechten oberen Schlinge nachgetragen werden musste. c) Gemäss der Stilchronologie Gräslunds wäre der undekorierte Stein U 225 dem Profil RAK, d. h. der Zeit ca. 980-1015, der dekorierte Stein U 226 jedoch Pr- 1, d. h. ca. 1010-1040 zuzuweisen. Es zeigen sich wiederum die Unschärfen des Konzepts, so dass man an der herkömmlichen, wenn auch allgemeineren Datierung, anfangs 11. Jh. festzuhalten hat. Källström (2007: 70) rechnet bei vorsichtiger Einschätzung mit der Zeit um 1020. Ritzer: Gunnarr; signiert. d) U 225 … uk · arkil · uk · kui · þiʀ · kariþu · iar · þikstaþ … …unu · iki mirki · maiʀi · uirþa · þan · ulfs · suniʀ · iftiʀ · kir… …iʀ · suinaʀ · at · sin · faþur U 226 ristu · stina · uk · staf · uan · uk · in · mikla · at · iartiknum uk kuriþi · kas at · uiri · þu mon i krati · kiatit lata kunar ik stin U 225: Vor der Runenfolge 1-2 uk finden sich keine Zeichen mehr, doch sind die Rahmenlinien so weit verlängert, dass sich ein Name vor der Kopula befunden haben müsste, der sich mit Hilfe des Steins von Risbyle U 160 als ulfkitil sicher 241 106. - 107. Bällsta ergänzen lässt (vgl. SRI 6: 371). Die Rune 29 t hatte der Ritzer offenbar vergessen, sodann aber innerhalb der Schlinge über s und a nachgetragen. Nach Rune 31 þ und vor 32 u sowie nach 72 r und vor 73 i dürften sich - den Rahmenlinien nach zu urteilen - ebenfalls Zeichen befunden haben. Jansson rechnet mit der Möglichkeit, dass nach 25-31 þikstaþ ein Pronomen angeschlossen war: [þenna] . U 226: Rune 132 k ist wahrscheinlich nicht punktiert, 153 k deutlich nicht. e) [Ulfkell] ok Arnkell ok Gȳi þæiʀ gærðu hiar þingstað [þenna]? U 225 U 226 [M]unu æigi mærki Ræistu stæina mæiʀi verða, ok staf unnu(? ) þan Ulfs syniʀ ok inn mikla æftiʀ gær[ðu], at iarteknum. [sniall]ir svæinar, Ok Gyrīði at sinn faður. gats at veri. Þȳ man ī grāti getit lāta. Gunnarr hiogg stæin. f) „[Ulfkell] und Arnkell und Gȳi, die machten hier (diesen) Thingplatz. Es werden keine Denkmäler / grösser sein / als jene, die Ulfs Söhne / zum Gedenken (an ihn) errichte[ten, / tapfe]re Burschen (svæinaʀ)/ nach ihrem Vater (U 225). Sie errichteten Steine / und machten den Stab / auch den grossen / als Wahrzeichen (seines Ruhms). / Und Gyrīðr / liebte ihren Mann. / Deshalb soll in Trauer (oder: Tränen) / (seiner) gedacht werden. / Gunnarr hieb (die Runen) in den Stein (U 226).“ g) Bällsta repräsentiert in strophischer Hinsicht eine der seltenen Grossformen runischer Dichtung und verteilt den inhaltlich kohärenten metrischen Text auf zwei Inschriftträger. Dies ist ein weiteres Mal nur bei den Paarsteinen 57-58 Tjuvstigen (Sö 34-35) der Fall. Der Verstext von U 225 umfasst drei Langzeilen im Fornyrðislag, während U- 226 eine vierzeilige Vollstrophe mit markierter Strukturgrenze nach dem ersten Helmingr bietet. Die Doppelinschrift zeigt aber bereits im Errichtertext alliterative Merkmale, so dass Ohlmarks (1978: 43) durch Ergänzung der Lücke nach þingstað eine erste Langzeile zu rekonstruieren suchte (in seiner Schreibweise): þaeiʀ goerðu hiar þingstað góðan. Es wäre dabei aber anzumerken, dass runenschwedisch gōðr in metrischen Inschriften fast ausschliesslich als personenbezogenes Epithet verwendet wird, während die von Jansson erwogene Ergänzung durch deiktisches Pronomen þenna semantisch verträglich ist. Metrische Form wird von Jansson für den Ingress jedoch nicht in Betracht gezogen. Bewusste Stilisierung mit pronominaler Anaphora steht jedoch ausser Zweifel. 242 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden Verstechnisch fällt die relativ hohe Frequenz an Binnenreimen ins Auge. Auf die sieben Langzeilen verteilen sich nicht weniger als vier Halbreime (svæinaʀ : sinn; stæina : unnu; mikla : iarteknum; Gyrīði : veri) sowie ein Vollreim (grāti : lāta). Zu den Lautfiguren gesellt sich als rhetorischer Schmuck die Übertreibungstrope des Adynatons in der ersten Langzeile: Munu æigi mærki, / mæiʀi verða - „Keine Denkmäler (als diese) werden grösser sein- ...“ (vgl. dazu die identische Formulierung auf 98 Eggeby, U 69). Von stilistischer Relevanz ist ferner die Konstruktion des abschliessenden Satzes mit adverbialer Einleitung þȳ, die in erster Linie Versinschriften bzw. Hochstatus-Denkmälern vorbehalten ist (vgl. Bianchi 2010: 180 m. Anm. 13). Parallelen finden sich in den Inschriften von 27 Gårdby (Öl 28) sowie 38 Nöbbele (Sm 16). Letztere weist sogar Anklänge in der Vertextung auf; man vergleiche: Þȳ man ī grāti / getit lāta - Þȳ mun gōðs manns / um gætit verða (Sm 16), worauf der Urheber der småländischen Inschrift ein Adynaton folgen lässt: meðan stæinn lifiʀ / auk stafiʀ rūna - „solange der Stein lebt und die Stäbe der Runen.“ Aus literaturhistorischer Perspektive ist die Runenfolge i krati von Belang. Sie hat zu längeren Diskussionen geführt, ohne dass bisher ein Konsens gefunden wäre. Es geht dabei um die Frage, ob grātr dem Wortsinn nach als „Weinen“ bzw. „Trauer“ aufgefasst werden muss oder ob ein nordischer Terminus für die Gattung ‚Klagelied‘ bzw. ‚Elegie‘ vorliegen könnte (zur Diskussion zuletzt Harris 2006b). Auch in Hinblick auf die Verbalphrase man ... getit lāta sind entsprechend unterschiedliche Lösungen erwogen worden. Bugge und Brate (1891: 98) hatten übereinstimmend i krati als ‚i gråt, i sorg‘ wiedergegeben, und Bugge übersetzte den Gesamtsatz mit „de sige, at hun nævner ham i Graad.“ Jansson formulierte in einer ersten Version: „Därför i tårar skall talas om honom“ (SRI 6: 349) und griff damit einen Vorschlag von Friesens (1913) auf. Er änderte jedoch später seine Auff assung und übersetzte in ‚Runinskrifter i Sverige‘ (1963: 121): „Därför i ett sorgekväde skall han ‚besjungas‘.“ Den Anstoss für die revidierte Version Janssons bot ein kurzer Beitrag von Jón Helgason (1944: 159-162), der für ī grāti die Lesung „i en klagosång“ erörterte, und zwar unter Berufung auf die spezielle Verwendung der Präposition ī an dieser Stelle. Er verwies zugleich auf die Totenklage ‚Eiríksmál‘, welche die Witwe Gunnhildr nach der ‚Fagrskinna‘ für König Eirik Blutaxt hatte dichten lassen. Weitere Bezugspunkte in norröner Literatur sieht er in Egils Trauergedicht ‚Sonatorrek‘ auf die gefallenen Söhne sowie unter terminologischem Vorzeichen im - allerdings sehr jungem - Eddalied ‚Oddrúnargrátr‘ und in der erst um 1400 entstandene Marienklage ‚Maríugrátr‘. Helgasons Auffassung von inschriftlich grātr im Sinne einer gemeinnordischen Gattungsbezeichnung ist nicht ohne Kritik geblieben. Insbesondere Klaus von See hatte eine Übersetzung des Wortes mit „Klagelied“ entschieden abgelehnt. Anlass bot die Abhandlung ‚Sorg och elegi i Eddans hjältediktning‘ des Schweden Daniel Sävborg, der darin mehrfach zu Bällsta (und im übrigen kritisch gegenüber 243 108. † Skånela Helgason) Stellung genommen hatte (1997: 175ff., 423). Die Studie war in einem Review-Artikel 1998 von Klaus von See ausführlich rezensiert worden, und dieser wendet sich angesichts der postulierten Gattungsverwendung des Wortes grátr explizit gegen Helgasons Deutung und zugleich gegen die letzte Übersetzung Janssons: „Dieser schwedische grátr-Beleg steht aber gänzlich isoliert und räumlich von den westnordischen Belegen weit entfernt; einen gemeinnordischen Terminus für die ‚Elegie‘ kann er daher keineswegs konstituieren. Ohnehin wäre der Hinweis auf dem Runenstein, ein ausführlicher Nachruf werde in Gedichtform folgen, wenig glaubhaft. Die richtige Übersetzung kann nur lauten: ‚Deshalb soll man seiner in Trauer gedenken.‘ “ (1998: 99) Peter Foote hatte die Übersetzungsfrage in der Schwebe gelassen: „Die ‚Klage‘ kann sich auf eine besondere Totenklage beziehen; die Formulierung kann aber auch einfach ‚Trauer‘ bedeuten.“(1985: 320). Klaus Düwel wählte zuletzt die konkrete Wiedergabe „in Trauer (Tränen)“ (2008: 130). Dieser Lösung wird hier im Anschluss an Bugge, Brate sowie Jansson in seiner ursprünglichen Version ebenfalls der Vorzug gegeben. Über die genealogischen Verhältnisse, in welche der kommemorierte Vater Ulfr und seine Frau Gyrīðr gehören, hatte zuletzt Källström gehandelt (2007: 69ff.). Literatur: SRI 6, S. 346-369, Pl. 139, 140, 141; Brate-Bugge 1891: 91ff.; v. Friesen 1913: 13, 29f., 31, 83, 88 (Abb.); Brate 1925: 14f.; v. Friesen 1933: 205f.; Helgason 1944: 159ff.; Jansson 1967: 30f.; Jansson 1984: 125ff.; Foote 1985: 319f.; Gustavson 1991b: 67ff. (Abb.); Hübler 1996: 143f.; v. See 1998: 98f.; Harris 2000: 223ff.; Düwel 2003: 507; Wulf 2003: 979f.; Källström 2007: 264ff. (Abb.); Steuer/ Stille 2007: 368; Düwel 2008: 130; Düwel 2013: 37 f. (Abb.), 39f. 108. † Skånela a) U 300 b) Runenstein, abgegangen. — Der Stein soll auf dem Friedhof der Kirche von Skånela, Skånela sn, Seminghundra hd, über einem gewöhnlichen Grab gelegen haben (Peringskiöld) und wurde 1727 letztmals beschrieben (Celsius). Seither gibt es keine Nachricht mehr. Die ungefähre Grösse wird mit einer Höhe von ca. 150 cm und einer Breite von ca. 130 cm angegeben, das Material als Kalkstein beschrieben. Die offenbar gut erhaltene Inschrift (Abzeichnungen Rhezelius bzw. Bautil 43, Fig. 6 u. 7) setzte links unten hinter einer Schenkelspirale an, zog sich im Bogen um den Stein und endete im eingerollten Schwanz des Runentiers, ohne diesen auszufüllen. Kreuz im oberen Feld. 244 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden c) Gemäss Gräslunds Stilchronologie kann der dekorierte Stein unter Vorbehalt der Periode Pr 4, d. h. der Zeit 1070-1100 zugeordnet werden. d) [þyrui + lit + raisa + stain + eftiʀ + hlftain + merki + mukit + eftiʀ × man kuþan] In der Runenfolge 24-30 hlftain dürfte eine Fehlritzung vorliegen. e) Þyrvi lēt ræisa stæin æftiʀ Halfdan, mærki mykit æftiʀ man gōðan. f) „Þyrvi liess den Stein errichten zum Gedenken an Halfdan, ein grosses Denkmal / nach einem guten Mann.“ g) Zu Recht ging schon Wessén davon aus, dass es sich bei der einfachen Langzeile um ein gängiges Versatzstück handeln müsse. Die 1984 aufgefundene Inschrift von Bo gård auf Lidingö (Fv 1986: 84) enthält die Formulierung: Hiar mærki mykit / at man gōðan. Wulf deutet an, dass die Versbildung vom rühmenden Epithet man gōðan (Akk.) den Ausgang genommen haben könnte. Literatur: SRI 7, S. 7-9, Fig. 6 u. 7; Brate-Bugge 1891: 102; Kabell 1978: 39f.; Wulf 2003: 979f.; Düwel 2013: 36. 109. Sälna a) U 323; (Taf. 76) b) Runenstein. — Für den bedeutenden Stein von Sälna, Skånela sn, Seminghundra hd, ist eine bewegte Denkmalgeschichte zu notieren. Nach den ältesten Aufzeichnungen (u. a. Rannsakningarna) ist das Monument bei der Brücke von Sälna bezeugt („Wijd Sälna Steenbroon“), d. h. an der alten Wegstrecke zwischen Skånela und Vallentuna ca. 1 km westlich vom Dorf Sälna. (vgl. SRI 7, Pl. 12). Im Jahr 1820 wurde der Stein jedoch nach Skånelaholm verbracht und auf einem - heute schwer zugänglichen und verwilderten - Hügel im Park nordöstlich des Schlosses aufgestellt. Um den schweren Steinblock mit einem Ochsengespann leichter transportieren zu können, wurden zwei Seitenstücke abgeschlagen. Sie dienten danach als Torpfosten an der Auffahrt zum Schloss. Dadurch wurde ein wesentlicher Teil der Inschrift (R. 28-38) beschädigt bzw. ging verloren. Auch die Spitze wurde abgeschlagen. Sie trug ein einfaches Kreuz (Abzeichnung Peringskiöld, Fig. 34). Bei einer Restaurierung 1940 zeigte es sich, dass das Kopfstück nicht zum Steinkörper passte, sondern dass ein Zwischenteil von ca. 25 cm Höhe fehlte, das mit Zement aufgefüllt wurde (vgl. Abb.). Nach dem Transport zum Schloss 1820 kam es zu einer pietätlosen Verfremdung des Denkmals, indem auf der Rückseite eine banale Ehechronik der damaligen 245 109. Sälna Schlossbesitzer eingemeisselt wurde (vgl. dazu SRI 7: 43). Es wäre zu fragen, warum die schwedische archäologische Behörde nicht längst die Rückführung des Steins an seinen ursprünglichen Standort veranlasst hat, zumal letzterer noch 1868 (Dybeck) glaubhaft gezeigt wurde. Der Stein besteht aus graurotem Granitgneis und besitzt viereckige Form. Seine heutige Höhe beträgt über Boden 314 cm. Die Breite der inschriftlichen Seite beläuft sich bei 120 cm Höhe über Boden auf 69 cm. Abgesehen von der Runenfolge 28-38 ist die Ritzung gut erhalten. Die Runen auf dem fehlenden oberen Zwischenteil lassen sich nach den älteren Abzeichnungen (Bureus, Fig. 33; Peringskiöld, Fig. 34) problemlos ergänzen. Die Inschrift steht in einer wohlproportionierten Doppelschlinge und beginnt mit dem Errichtertext links unten. Dieser endet mit der Runenfolge sutiʀ in einem kurzen unteren Querband. Der etwa gleich lange metrische Teil besetzt für sich die gesamte innere Schlinge und bildet eine visuell klar abgehobene Einheit. c) Gemäss Gräslunds stilchronologischer Bestimmung gehört der undekorierte Stein der Kategorie RAK an und dürfte demnach der Zeit ca. 980? -1010 zuzuordnen sein. d) (Die in [ ] gesetzten Teile sind nach Bureus und Peringskiöld ergänzt): × iystin × auk × iuruntr × auk × biurn × þiʀ [× byryþr × risþu] … …stin- × trums × f[aþur] × sin × kuþ × ihlbi × ons × ont × auk × selu + fur+kifi × onum × sakaʀ × auk × sutiʀ × × hi × mun × ligia × meþ + altr + lifiʀ × bru × hrþ×slagin × briþ × e[ft × k]uþ-suenaʀ k[arþu ×] at × sin × faþur × mo × igi-× brutaʀ×kuml × betra × uerþa + Da der Ritzer nur sehr flache Punkte setzt, ist schwer zu entscheiden, welche Runen punktiert sind und welche nicht (vgl. dazu ausführlich Wessén SRI 7: 45). Die o -Rune wird für nasaliertes ą verwendet: ons , ont , onum , mo . Die u -Rune steht für den Laut o: bru . Der Diphthong io wird durch iu wiedergegeben: iuruntr , biurn und Laut y durch die u -Rune: sutiʀ . Diphthonge werden meist durch Einzelvokal bezeichnet: iystin , þiʀ , [risþu] , stin , briþ , suenaʀ, igi , brutaʀ . Anlautendes h fehlt in ons , onum . Aussergewöhnlich ist die Verwendung der h -Rune für a in ihlbi (hialpi), hi (æi), hrþ (harð-). Als altertümliches Merkmal wird von Wessén die Setzung von þ in risþu erachtet. Die Runen 43-47 in trums sind nach den früheren Abzeichnungen sicher zu lesen. e) Øystæinn/ Iōstæinn ok Iǫrundr ok Biǫrn þæiʀ brðr ræisþu ... ...stæin Drums(? ), faður sinn. Guð hialpi hans and ok sēlu, forgefi hanum sakaʀ ok syndiʀ. Æi mun liggia, með aldr lifiʀ, brō harðslagin, 246 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden bræið æft gōð[an]. Svæinaʀ gærðu at sinn faður. Mā æigi brautaʀkuml bætra verða. Prosa: Für Øystæinn wäre nach Lagman (1990: 45) richtiger Iōstæinn anzusetzen. Für Drums wurde von Peterson (2007: 57 s. v.) ein Beiname in Betracht gezogen. f) „Øystæinn bzw. Iōstæinn und Iǫrundr und Biǫrn, die Brüder, errichteten [diesen Stein zum Gedenken an ...] -stæin Drums, ihren Vater. Gott helfe seinem Geist und seiner Seele, vergebe ihm Schuld (Pl.) und Sünde (Pl.). Immer soll liegen / solange Menschen leben, / die Brücke, festgebaut, / breit, zum Gedenken an den Guten. / Die jungen Männer (svæinaʀ) machten (sie) / für ihren Vater. / Nie wird ein Denkmal am Wege/ besser sein.“ g) Wie schon von See (1967: 17f.) dargelegt hatte, ist bereits die Prosaeinleitung durch Stabstellungen und Stilisierung akzentuiert. In der Namenaufzählung finden sich „ungeregelte Stäbe“ (Øystæin/ Iōstæinn ok Iǫrundr sowie Biǫrn þæiʀ brðr), sodann folgen Zwillingsformeln, wovon die zweite alliterierend ist (and ok sēlu ... sakaʀ ok syndiʀ). Im Ingress fällt zudem der christliche Lehnwortschatz auf (sēla bzw. sēl, forgefi, syndiʀ). Wie Düwel (2008: 145) anmerkt, handelt es sich bei der runeninschriftlich verbreiteten Formel and ok sēla um eine Tautologie und nicht um die geistliche Diff erenzierung von spiritus und anima. Die anschliessende Vollstrophe im Fornyrðislag ist, abgesehen vom stark gefüllten Halbvers 4a mit der nur hier belegten Wortbildung brautarkuml „Wegdenkmal“, sehr regelmässig und durchwegs viersilbig gebaut. Das erste Verspaar bringt als zusätzlichen metrischen Schmuck gekreuzten Stabreim a b a b (æi : l / a : l). In den folgenden Zeilen wird das Alliterationsmuster von Binnenreimen überlagert, die sich mit Ausnahme von Vers 2b (bræið : gōðan) auf die stabtragenden Lexeme verteilen (svæinaʀ : sinn; brautaʀkuml : bætra). Kreuzalliteration und klangliche Verdichtung sind als bewusst gesetzte Kunstmittel zu verstehen und heben die Poetizität der Strophe. Im Verspaar 3a-3b stabt das dem Substantiv vorangestellte Possessivum sinn und ist in dieser Position, wie häufiger zu beobachten, druckstark. Es ist darauf hingewiesen worden (Hübler 1996: 146), dass in Halbvers 2b (bræið æft gōðan) die seltene und möglicherweise archaisierenden Präposition æft steht, während in Halbvers 3b die usuelle Variante at gesetzt wird (at sinn faður). Lena Peterson (1996: 244f.) ist der interessanten Frage nachgegangen, ob die Wahl der inschriftlich verwendeten Präpositionalformen aft/ æft - at - æftiʀ sich im Gegensatz von Vers und Prosa ausdrücken könnte, kommt aber zu keinem signifikanten Ergebnis: „Det finns alltså - tyvärr vill man tillägga - inget belägg för hypotesen att variationen [...] skulle hänga samman med motsatsen vers : prosa.“ (S. 245). Der artifizielle Chrakter von Sälna lässt indessen den 247 110. Orkesta naheliegenden Schluss zu, dass die syntaktische Variation gezielt als zusätzliches Mittel der Stilisierung genutzt wird. In einer früheren runenmetrischen Arbeit (Naumann 1998: 709) war auf eine metrisch-rhetorische Konvergenz hingewiesen worden, welche die Sälna- Strophe auf besondere Weise auszeichnet. Es wurde gezeigt, dass die gekreuzte Alliteration der ersten Zeile auf elaborierte Weise eine semantische Figur, nämlich ein implizites Adynaton, hervorhebt (Æi mun liggia, / með aldr lifiʀ). Lapidarem Stil entsprechend ist die syntaktische Einkleidung der Figur streng verknappt. Sie wird daher nicht unmittelbar durchsichtig und könnte leicht mit einer Hyperbel verwechselt werden. Der auf Menschenwie Naturunmögliches zielende Sinn, - dergestalt, dass der Nachruf des Toten die Lebensdauer des Steins selbst, auf dem er eingeritzt ist oder die der Brücke, die zu seinem Andenken errichtet wurde, überdauern möge, - wird jedoch klar, wenn man statt der auf Sälna verwendeten „immer“-Formel das Gedankenmodell des „niemals“ unterlegt: „Eher gehe die Brücke, der Stein, die Menschheit (aldr) unter, bevor ...“ Das Adynaton als typische Übertreibungs- und Verfremdungsfigur lässt sich in seiner Verwendung in runischen wie übrigens auch skaldischen Nachrufgedichten angemessen aus den affektiven und expressiven Ausdrucksbedürfnissen der Panegyrik erklären. In der Sälna-Strophe wird dieses rhetorische Mittel, allerdings in abgeschwächter Form, in der letzten Langzeile ein weiteres Mal eingesetzt (mā æigi brautaʀkuml / bætra verða), so dass sich aus der stilistisch-rhetorischen Verklammerung von Anfang und Ende des Gedichts ein zusätzlicher Kunstgriff ergibt. Die runischen Belege für die Verwendung der Adynaton-Figur seien hier zusammenfassend nachgewiesen. Auf Uppland verteilen sich die Belege ausser 109 Sälna auf 98 Eggeby (U 69), 101 Runby (U 114), 106-107 Bällsta (U 225/ 226); Gotland: 36 St. Hans, Visby (G 343); Småland: 38 Nöbbele (Sm 16); Södermanland: 79 Skarpåker (Sö 154). Auf dänischer Seite finden sich: 16 Tillitse (DR 212) und fragmentarisch 17 Sandby (DR 229). Literatur: SRI 7, S. 42-49, Pl. 12, 13; Brate-Bugge 1891: 102ff.; v. Friesen 1913: 13, 15, 33; Brate 1925: 23; v. Friesen 1933: 205f.; v. See 1967: 17f., 32; Kabell 1978: 44; Jansson 1984: 133f. (Abb.); Foote 1985: 320; Hübler 1996: 145f., 152; Peterson 1996: 244f.; Naumann 1998: 708; Naumann 2002: 128ff.; Düwel 2003: 507; Marold 2003: 371f.; Wulf 2003: 1003; Düwel 2008: 145. 110. Orkesta a) U 336 b) Runenstein. — Der Stein wurde im 19. Jahrhundert (Dybeck 1868) auf dem Kirchhof von Orkesta, Orkesta sn, Seminghundra hd, aufgefunden. Der 248 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden ursprüngliche Standort wird von Wessén (SRI 7: 68) auf der Gemarkung von Bårresta vermutet. Heute steht der Stein vor der Kirchenmauer links neben dem Eingang zur Vorhalle. Der Stein aus grauem Granit misst 165 cm in der Höhe und 64 cm in der Breite. Die Inschrift beginnt unten links und folgt der gewölbten Schlinge bis zu deren Ende, wobei allerdings die letzten beiden Runen 62-63 am innerhalb des Bandes freistehend geritzt werden mussten. Links unten ist ein Stück des Steins mit zwei Runen abgeschlagen. Sire sind nach B 5 ergänzt. Kein Kreuz. c) Gemäss Gräslunds Chronologie gehört der undekorierte Stein der Periode RAK, d. h. der Zeit ca. 1080? - 1015 an. Otto v. Friesen rechnete ihn zur ältesten Gruppe der mit Langzweigrunen beschrifteten Steine in Uppland. Ritzer: Ulfr i Bårresta, attribuiert. d) [ul]fʀ × lit × risa stin × þi[n]a × iftiʀ × unim × faþurs × bruþr sin þir × buku × baþir × i × baristam ︲ e) Ulfʀ lēt ræisa stæin þenna æftiʀ Ōnǣm, faðursbrōður sinn. Þæiʀ byggu bāðir ī Bāristam. f) „Ulfʀ liess diesen Stein errichten zum Gedenken an Ōnǣmʀ, seinen Vaterbruder. Sie wohnten beide / in Borresta. g) Das einfache Verspaar wurde bereits von Brate-Bugge angesetzt. Die stabenden Belege der Wohnortformel, die evtl. für Erbvorgänge von Belang war, hat Hübler zusammengestellt. Der Name Bārastaðir wird auf den der Kirche von Orkesta benachbarten Hof Borresta bezogen (Peterson 2007: 310 s. v. ). Literatur: SRI 7, S. 68f., Pl. 22; Brate-Bugge 1891: 115; Brate 1925: 21; v. Friesen 1913: 29; v. Friesen 1933: 205; Gustavson 1991: 149; Hübler 1996: 134f. 111. Broby a) U 437 b) Runenstein, Fragment. — Der Stein von Broby, Husby-Ärlinghundra sn, Ärlinghundra hd, ist nur teilweise erhalten. Er war im 17. Jahrhundert bereits beschädigt, doch sind zwei Teile der rechten Hälfte in Bautil 179 abgezeichnet. Später waren sie verschollen. Im Jahre 1956 wurden zwei Stücke des von Bautil abgezeichneten Fragments wiederaufgefunden (Runverket RAÄ 146: 1). Sie wurden zusammengefügt und im Garten ca. 40 m östlich des Hauptgebäudes vom Hof Broby aufgestellt. Der heutige Standort befindet sich ca. 100 m südlich 249 111. Broby des alten Fundplatzes. Die beiden restaurierten Stücke aus grauem Granit sind 110 cm hoch, 75 cm breit und an der Basis 41 cm dick. Sie bildeten den unteren und den linken Teil des Ursprungssteins. Ca. 9 m östlich vom Standort am Wegrand befindet sich ein weiteres Fragment in der Grösse von 150 × 38 cm. Die Inschrift war symmetrisch in einer offenbar durchlaufenden Schlinge angelegt. Die erhaltenen Teile beginnen nach Bautil 179 links mit kuta und rechts mit sikbiar jeweils hinter dem Kopf eines eingerollten Runentiers. In der Mitte befand sich ein einfaches grosses Kreuz. Wessén (SRI 7: 228) veranschlagt die ursprüngliche Höhe gemäss Bautil auf ca. 325 cm und die grösste Breite auf ca. 215 cm. Es handelte sich, wie die Inschrift selbst bezeugt, um ein imposantes Denkmal. Steine mit vergleichbaren Dimensionen sind sehr selten. c) Gemäss Gräslunds Stilchronologie käme eine Datierung nach der Kategorie Pr 1 bzw. Pr 2, d. h. der Zeitraum 1010-1050, in Frage. d) (Die in [ ] gesetzten Teile sind nach Bautil ergänzt): kuna : a[uk su]tari : ristu sṭ[… … sikbiarsati : iftiʀ : sin faþur : stin : almykin : i : s…] e) Gunna ok Sūtari ræistu st[æin] ... Sigbiǫr[n] satti æftiʀ sinn faður stæin allmikinn ī s ... f) „Gunna und Sūtari errichteten den Stein ... Sigbiǫrn setzte / zum Gedenken an seinen Vater / einen sehr grossen Stein ...“ g) Die drei erhaltenen Halbverse sind rhythmisch durchformt, in der ersten Langzeile alliterierend und ohne Zweifel von metrischer Gestalt. Das Pronomen sinn im zweiten Halbvers ist - wie oft zu beobachten - dem Substantiv stabend und iktustragend vorangestellt. Offenbar war auf der Inschrift ein Helmingr intendiert. Die rudimentären Zeichen ī s ... möchte Wessén, nach einem Stab auf stsuchend, zu *ī stað þenna ergänzt wissen. Bugge hingegen hatte eine Ausfüllung *æi standa bað „er sagte, er möge ewig stehen“ erwogen (vgl. ‚Helgakviða Hundingsbana‘ I, 4 8 : ey bað hon halda). Wessén hatte demnach die Form einer einfachen Deixis vor Augen, während Bugge - wohl in Hinblick auf die aussergewöhnlichen Dimensionen des Denkmals - mit der Übertreibungsfigur eines Ewigkeits-Adynatons rechnete. Das Adj. allmikill steht ein weiteres Mal auf dem metrischen Stein 123 Langarnö U 735, der sicher dem Ritzer Balli zugeordnet werden kann. Literatur: SRI 7, S. 228f.; Brate-Bugge 1891: 119f.; Hübler 1996: 64f.; Wulf 2003: 987f. 250 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden 112. † Steninge a) U 439 b) Runenstein, abgegangen. — Die einzige Nachricht über den Stein von Steninge, Husby-Ärlinghundra sn, Ärlinghundra hd, stammt von Johannes Bureus, der einen Holzschnitt angefertigt hatte, welcher mit „Widh Steninge bryggia“ überschrieben war (Monumenta Sveo Gothica 1624). Mitte des 17. Jahrhunderts soll der Stein dann verloren gegangen sein. Nach dem Holzschnitt (SRI 7, Fig. 149) zu urteilen, zeigte der Stein eine Doppelschlinge, die unten und oben durch Koppel verbunden war. Das untere Koppel wird in der Mitte von einem Prozessionskreuz durchbohrt. Die Inschrift setzt links unten hinter dem Kopf-(? ) eines Runentiers an. c) Nach Gräslunds stilchronologischer Bestimmung würde der Stein in die Kategorie Fp (Vogelperspektive) fallen, d. h. in die Zeit ca. 1010-1050. d) Inschrift (nach Bureus u. Wessén): [harlaif × auk × þurkarþr × litu × raisa × stain × þina at × sabi faþur sin × isturþi × austr × skibi × maþ ikuari askalat-] e) Hærlæif ok Þōrgærðr lētu ræisa stæin þenna at Sæbiǫrn(? ), faður sinn. Es stȳrði austr skipi með Ingvari [ā] Æistaland(? )/ Særkland[i](? ). f) „Hærlæif ok Þōrgærðr liessen diesen Stein errichten zum Gedenken an Sæbiǫrn(? ), ihren Vater. Er steuerte das Schiff ostwärts zusammen mit Ingvarr nach Estland(? )/ Särkland(? ).“ g) Der metrische Status der Inschrift ist schwer bestimmbar. Die verbreitete Formel austr með Ingvari verbürgt zwar ein Alliterationspaar, doch sind die metrischen Zusammenhänge unklar. Bugge hatte die Langzeile: með Ingvari / ā Æistalandum angesetzt. Wessén gibt überhaupt keine metrische Form an. Wulf rechnete mit einer Langzeile, ohne die Runenfolge askalat , die seiner Meinung nach auf einer Fehlschreibung bzw. Fehllesung beruht, zu erklären: Es stȳrði austr skipi / með Ingvari askalat . Nach Williams (1990: 96, Anm. 26) könnte U 439 dem Ritzer Ǣskill zugeschrieben werden. Hübler (1996: 94) hält es deshalb für möglich, dass askalatden Anfang der Signatur enthalten könnte (zustimmend Källström 2007: 379). Der metrische Nekrolog würde dann wie in 116 Ekilla, U 644 und 117 Varpsund, U 654 ohne den Zusatz eines Ländernamens abschliessen. Literatur: SRI 7, S. 232-235; Brate-Bugge 1891: 121; Jansson 1946: 263f.; Jansson 1984: 72; Hübler 1996: 93ff.; Wulf 2003: 983f., 996; Källström 2007: 379. 251 113. Tjäran 113. Tjäran a) U 512; Jansson 1954: 92; (Taf. 77) b) Runenstein. — Der Stein von Tjäran, Fasterna sn, Sjuhundra hd, war 1946 bei Erscheinen von SRI 7, Teil 2 nur als Fragment seines unteren Teils bekannt. Im Jahre 1948 wurden am Ufer von Skedviken unter der Wasserlinie zwei beschriftete Stücke aufgefunden und im Anschluss daran von S. B. F. Jansson mit grossem Spürsinn als die fehlenden Mittel- und Oberteile von U 512 identifiziert. 1952 wurden die Bruchstücke restauriert und zusammengesetzt und am ursprünglichen Platz, ca. 100 m östlich von der Einfahrt zum Hof Tjäran, aufgerichtet (vgl. Abb. Jansson 1954c, Fig. 4 u. 5). Der Standort lässt sich in direkter Nähe zur alten Landstrasse zwischen Uppsala und Norrtälje lokalisieren und war mit grosser Wahrscheinlichkeit auch nicht weit von der Landebrücke am damaligen Ufer des Metsjö entfernt, die in der Inschrift erwähnt wird. Ein kleinerer Teil des Steins wird noch vermisst (zur Fundgeschichte ausführlich Jansson, S. 86ff.). Der Stein besteht aus grauem, feinkörnigem Granit und misst 250 cm in der Höhe, 80 cm in der Breite und ist 20-30 cm dick. Die Runenhöhe beträgt 6-8 cm. Die Inschrift ist durch Verwitterung und andere Einwirkungen zum Teil beschädigt. Sie verläuftin 5 parallelen Schlingen auf der abgewinkelten Vorderseite (A) und in einer kurzen Zeile auf der Rückseite (B), die höchstwahrscheinlich die Fortsetzung des Haupttextes bildet. Der metrische Teil beginnt in der rechten Binnenschlinge und ist bis zum Schluss einwandfrei zu lesen. Kreuz an der Spitze. c) Der undekorierte Stein gehört nach Gräslunds Stilchronologie zur Kategorie RAK und wäre somit der Zeit ca. 980? - 1010 zuzuordnen. Ritzer: Gunnarr; attribuiert. d) (A) fryb… … …i × huk fṛ… …f ̣ -þr × þiʀ ristu × sti- -…ṇa × iftiʀ × kuþ-ar × … ạþur × sin kuþan × huk tuma + ḅ… -þur × sin ×× kuþ…i ot × þiʀa × huk × salu × hu… … …uþiʀ × bitr × þan × þiʀ × -ar- × h… …ir × skal × stan͡ta × stin × uiþbryku × syniʀ × at × faþur satu · kuþan · kaiʀ-… … (B) --ụ-aʀ × mirki × at × bua-… … Die Runen 3, 127, 131 y sind punktiert. Binderune nt findet sich 115. Die Runenfolge 60-64 ergänzt Jansson zu bruþur ; die Runen 85-90 werden als × huk × kuþs × muþiʀ gelesen und die Runenfolge 98-107 ergänzt zu × þiʀ × kart × hafa × hir × . e) Frøyb[jǫrn] ... ... ok Fr[øy]...(? ) ...f[i]ðr, þæiʀ ræistu stæ[in þe]nna æftiʀ Guð[m]ar(? ), [ f]aður sinn gōðan ok Tuma/ Tumma, b[rō]ður sinn. Guð [hialp]i and þæiʀa ok sālu o[k Guðs mō]ðiʀ bætr þan þæiʀ [g]ært h[afa]. [H]ēr skal standa stæinn við[r] bryggiu. 252 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden Syniʀ at faður sattu gōðan. Gæiʀ ... ... mærki at bōa[nda] ... Prosa: Das Zweitglied -fiðr im dritten Namen des Ingresses liesse sich zu Guð-, Þōr-, Vīergänzen (vgl. Peterson 2007: 64 s. v.). Das Vorderglied Gæiʀim Nachtrag der Errichterformel gehört einem Frauennamen an. f) „Frøybjǫrn ... und Frøy ... (und) ... -finnr, sie errichteten diesen Stein zum Gedenken an Guðmarr, ihren guten Vater und Tuma/ Tumma, ihren Bruder. Gott und die Mutter Gottes helfe ihrem Geist und ihrer Seele besser als sie es verdient haben. Hier soll stehen / der Stein an der Brücke. / Die Söhne zum Gedenken an den Vater, / den Guten, setzten (ihn).“ g) Die Halbstrophe im Fornyrðislag greift in der ersten Zeile die verbreitete standastæinn-Formel auf, und zwar verbunden mit dem runenschwedisch nur hier belegtem Wort bryggia f. „Brücke, Anlegesteg“. Bemerkenswert ist die syntaktische Struktur der zweiten Langzeile. Rhythmus und Reimstellung werden durch grammatische Inversion (Anastrophe) und Abtrennung des attributiven Adjektivs erreicht (aschwed. Prosawortfolge wäre: Syniʀ sattu at faður gōðan). Trotz Schlichtheit der Aussage ist der Helmingr verstechnisch originell. Literatur: SRI 7, S. 367f., Pl. 106; Jansson 1954c: 86ff. (Abb.); Hübler 1996: 141f.; Wulf 2003: 977. 114. † Stäket a) U 605 b) Felsplatte, abgegangen. — Die Inschrift von Stäket, Stockholms-Näs sn, Bro hd, soll sich nach der ältesten Aufzeichnung (Aschaneus) an einem Felsen an der westlichen Brücke nach Stäksön nördlich der Landstrasse befunden haben. Höchstwahrscheinlich ist die Ritzung bei Wegarbeiten zerstört worden. Sie dürfte nach Aschaneus ca. 120 cm hoch und 85-90 cm breit gewesen sein. Sie steht in zwei, unten und oben durch Koppel verbundenen Tierschlingen. Kein Kreuz. c) Gemäss Gräslunds Stilchronologie dürfte die Inschrift, ihrem Dekor nach zu urteilen, der Kategorie Pr 3, d. h. der Zeit ca. 1045-1075 angehören. Ritzer: Fōtr; signiert bzw. attribuiert (vgl. Wessén SRI 8: 10). d) (Text nach Aschaneus): [· iskirun · harþiʀ · totiʀ · lit · risti · runiʀ · ati · sik · sialfan · hn · uil · austr-· fara · auk · ut · til · iursala · fair · risti · runiʀ ·] 253 115. Tibble (Granhammar) Die Abzeichnung von Aschaneus enthält nach Wessén die folgenden Fehllesungen: R. 2 s für n , 12, 26, 30, 86 i für a , 34 i dürfte keine Rune, sondern eine Vertiefung gewesen sein und 44 n wurde als Trennzeichen missverstanden. Auch 74-77 fair hält Wessén für eine falsche Lesung von fotr Fōtr. e) I[n]girūn(? ) Harðar dōttir lēt rīsta rūnaʀ at sik sialfa. Hon vill austr fara ok ūt til Iōrsala. F[ō]tr(? ) rīsti rūnaʀ. f) „Ingirūn, die Tochter von Harðr, liess die Runen ritzen zum Gedenken an sich selbst. Sie will nach Osten fahren / und hinaus nach Jerusalem (Iōrsaliʀ). Fōtr ritzte die Runen.“ g) Die Selbstkommemoration der offenbar hochgestellten Frau ist nicht zuletzt wegen des Pilgerorts, von dem sie fürchtete, nicht zurückzukehren, oft besprochen worden. Die an sich regelkonforme Langzeile, allerdings mit Doppelstabung im Abvers, ist von Brate als möglich erachtet worden. Wessén bietet keine Versform. Metrische Stilisierung dürfte der Aussage, die trotz der Formulierung in der dritten Person wohlgemerkt einen Sprechakt artikuliert, durchaus angemessen sein. Die Willenserklärung der Pilgerin hätte sich auch ohne emphatische Stabstellung der Ortsadverbien ausdrücken lassen. Literatur: SRI 8,3, S. 4-10; Brate-Bugge 1891: 71f.; Brate 1925: 119; Jesch 1991: 48ff, 68f.; Jesch 2001: 67f. (Abb.); Wulf 2003: 995; Düwel 2008: 124f. 115. Tibble (Granhammar) a) U 611 b) Runenstein. — Der Stein steht am vermuteten ursprünglichen Ort ca. 50 m nördlich des Wegs Lerberga-Granhammar neben einem grossen Gräberfeld auf der Gemarkung des ehemaligen Dorfes Tibble, Ryds sn, Bro hd. Der Besitz gehört heute zu Granhammar. Es ist möglich, dass er zusammen mit dem Figurenstein U 612 (Tibble, Granhammar, vgl. Pl. 2) in unmittelbarer Beziehung zu einer grösseren Schiffssetzung stand (Larsson 1990: 141). Der Stein besteht aus hellgrauem Granit und ist über Boden 155 cm hoch und 65 cm breit. Oben ist ein Stück abgeschlagen und einige Runen verloren, doch ist die Ritzung gesamthaft gut lesbar. Kopf und Schwanz eines Runentiers sind unten durch ein Koppel verbunden, welches gleichzeitig ein Stabkreuz trägt. Die Inschrift beginnt links unten hinter dem Kopf und zieht sich in einfacher Schlinge um den Stein bis zum eingerollten Schwanz. Der metrische Teil schliesst sich unmittelbar an den Errichtertext an. 254 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden c) Gemäss Gräslunds Stilchrononologie gehört der Stein zur Kategorie Pr 1, d. h. in die Zeit ca. 1010-1040. d) biurn : auk : stnfriþ : litu : arisa s--n : afti : kisila : han : uti : fial : i liþi : frekis-· Der Ritzer hat mehrere Fehler begangen: In stnfriþ fehlt eine Rune, ebenso in afti , im Namen kisila hingegen steht ein überschüssiger Vokal und in arisa sind die ersten beiden Zeichen umgestellt. e) Biǫrn ok Stæinfrīð lētu ræisa s[tæi]n æftiʀ Gīsla. Hann ūti fiǫll ī liði Frøygæiʀs(? ). f) „Biǫrn ok Stæinfrīð liessen den Stein errichten zum Gedenken an Gīsli. Er fiel im Ausland / im Gefolge FrøygæiRs.“ g) Wessén registrierte ein Verspaar wie zuvor bereits Brate, dieser allerdings mit abweichender Lesung des ersten Halbverses. Hübler erkennt keine Versförmigkeit, trotz der Inversion des Ortsadverbs ūti mit daraus resultierender Rhythmisierung. Der Gefolgschaftsbegriff lið steht in genitivischer Kollokation zum Namen des Kriegsherrn Frøygæiʀʀ, den schon Bugge (1891: 61) mit U-518 frikiʀ (Nom.) und Gs 13 fraukiʀi (Dat.) zusammengestellt hatte. Für Ruprecht kommt eine Identifikation wegen der geografischen Nähe jedoch am ehesten mit U 698 (Veckholm, Trögds hd) in Frage, wo von einer Unternehmung FrøygæiRs nach Livland die Rede ist (vgl. weiter SRI 7: 378f. zu U 518). Literatur: SRI 8,3, S. 16-18, Pl. 2; Brate-Bugge 1891: 55ff., 61; v. Friesen 1913: 36; Ruprecht 1958: 154; Hübler 1996: 100f.; Jesch 2001: 188, 201. 116. Ekilla a) U 644; (Taf. 78) b) Runenstein. — Das Denkmal befindet sich beim alten Brückenkopf von Ekilla, Yttergrans sn, Håbo hd, südlich von Vi auf einer leichten Anhöhe im Anschluss an drei Gräberfelder mit zahlreichen Artefakten und dürfte die Südgrenze von Vi markiert haben (Larsson 1990: 142f.). In direkter Umgebung sind die Steine Ekilla bro U 442 und U 643, in näherem Anschluss U 654 Varpsund lokalisiert. Der Stein besteht aus hellem Granit und misst 220 cm in der Höhe und 124 cm in der mittleren Breite. Die Inschrift ist am Anfang beschädigt, ansonsten gut lesbar. Die einfache, aber ästhetisch ansprechende Dekoration besteht aus zwei symmetrisch angeordneten Tierschlingen, deren Köpfe einander zugewandt sind und auf den oberen und unteren Balken eines Mittelkreuzes blicken. Die Textgestaltung ist aussergewöhnlich und artifiziell. Der Verstext schliesst übergangs- 255 117. Varpsund los am Errichtertext an, besetzt aber massgenau den eingerollten Schwanz des oberen Runentiers. Der Errichtertext beginnt hinter dem Kopf des unteren und setzt sich hinter dem Kopf des oberen Runentiers fort. Die Fürbittformel ist vom Hauptt ext getrennt und findet sich als selbständiges Segment, wiederum massgenau, im eingerollten Schwanz des unteren Tiers. Es handelt sich um eine überlegt geplante und meisterlich ausgeführte Leistung des Ritzers. c) Nach Gräslunds stilchronologischem Konzept gehört der dekorierte Stein der Kategorie Fp (Vogelperspektive), d. h. der Zeit ca. 1010-1050 an. Ritzer: Alrīkʀ; attribuiert. d) anụịṭr : auk · kiti : auk · kar : auk · blisi · auk · tiarfr · þir · raistu · stain þina · aftiʀ · kunlaif · foþur : sin han : fil · austr : miþ : ikuari kuþ heabi ontini e) Andvēttr ok kiti ok Kārr ok Blesi ok Diarfʀ þæiʀ ræistu stæin þenna æftiʀ Gunnlæif, faður sinn. Hann fell austr með Ingvari. Guð hialpi andinni. Prosa: Die Form kiti , offenbar ein Kurzname, ist bisher ungeklärt. Von Friesen (1933: 215) hatte Gīsli mit Binderune sl angesetzt, doch ist die Lesung kiti nach Wessén sicher. f) „Andvēttr und kiti und Kārr und Blesi und Diarfʀ, sie errichteten diesen Stein zum Gedenken an Gunnlæifʀ, ihren Vater. Er fiel im Osten / zusammen mit Ingvarr. Gott helfe dem Geiste.“ g) Die Belege für die über Södermanland und Uppland verbreitete Reimformel, die das Ortsadverb austr mit Ingvarr kombiniert, hat Hübler zusammengestellt. Literatur: SRI 8,3, S. 93-96, Pl. 20; v. Friesen 1913: 16, 46f.; Brate 1925: 68; v. Friesen 1933: 215f.; Hübler 1996: 93; Wulf 2003: 984, 996. 117. Varpsund a) U 654; (Taf. 79) b) Runenstein. — Es handelt sich bei U 654 um den Schwesterstein von 116 Ekilla. Er steht am ursprünglichen Ort leicht erhöht auf einem Kiesrücken ca. 100 m südwestlich der Brücke von Varpsund, Övergrans sn, Håbo hd, und zwar an der nordöstlichen Gemarkungsgrenze von Vi (zur archäologischen Situation vgl. Larsson 1990: 142). Das Denkmal aus Gneis misst 294 cm in der Höhe und ist über der Kreuzmitte 57 cm breit. Es muss vom Wasserweg aus weithin sichtbar gewesen sein. 256 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden Die Ornamentierungen von 116 Ekilla und 117 Varpsund folgen dem gleichen symmetrischen Schlingenmuster. Überdies ist der Textanfang, d. h. die Errichterformel, weitgehend identisch. Varpsund enthält jedoch textuelle Zusätze, die visuell als Schrifteinheiten getrennt sind (vgl. Bianchi 2010: 97). Der Errichtertext beginnt hinter dem Kopf des unteren Tieres und füllt den Körper massgenau bis zum eingerollten Schwanzende. Auch der Text der oberen Schlinge ist genau berechnet. Er beginnt jedoch im eingerollten Schwanz, und zwar mit der Mitt eilung über das Schicksal des Toten. Sodann folgt rechts die Fürbittformel, die mit dem letzten Wort þaira auf gegenläufige Schriftrichtung trifft, die exakt hinter dem oberen Tierkopf beginnt und die Ritzersignatur enthält. Der Wechsel der Schriftrichtung hat offenbar der Hervorhebung der Signatur zum Zweck (vgl. Källström 2007: 177f.). Die letzte Mitteilung steht als selbständiges Segment ausserhalb der Schlingen in einem Band auf der rechten unteren Steinhälfte. Auch auf Varpsund blicken die Tierköpfe von unten und oben auf ein Kreuz. Die Inschrift ist durch Verwitterung teilweise schwierig zu lesen, lässt sich aber aus Ekilla ergänzen. c) Wie 116 Ekilla gehört 117 Varpsund gemäss Gräslunds stilchronologischem Konzept der Kategorie Fp (Vogelperspektive), d. h. der Zeit ca. 1010-1050 an. Ritzer: Mit grosser Wahrscheinlichkeit Alrīkʀ; signiert. d) + a--itr : auk · kaṛ auk : kiti : auk : -[l]isi : auk · tiarfr : ris[t]u : stain : þena : aftir : kunlaif : foþur sin is u[a]s nusṭṛ ·m[i]þ̣ ikuari : tribin kuþ : hialbi : oṭ þaira al-ikraistik · runar is kuni + ual · knari stura e) A[ndv]ēttr ok Kārr ok kiti ok [B]lesi ok Diarfʀ ræistu stæin þenna æftiʀ Gunnlæif, faður sinn. Es vas austr með Ingvari drepinn. Guð hialpi and þæiʀa. Al[r]īkʀ ræist-ek rūnaʀ. Es kunni val knærri stȳra. f) „Andvēttr und Kārr und Blesi und Diarfʀ errichteten diesen Stein zum Gedenken an Gunnlæifʀ, ihren Vater. Er wurde im Osten / zusammen mit Ingvarr erschlagen. Gott helfe ihrem Geiste. Ich, Alrīkʀ ritzte die Runen. Er konnte gut / das Schiff (knarr m.) steuern. g) Die Inschrift ist mit ca. 150 Runen eine der längsten in Uppland. Ihr metrischer Status wird unterschiedlich beurteilt. Zur ersten Zeile hatte Brate (1891: 27, Anm. 11) notiert: „Uppgiften [...] kan ej gerna vara vers, ehuru så antages af Grundtvig.“ Die regelmässig gebaute zweite Zeile lässt er zu Recht als Vers gelten. Wulf als Kenner der Runenmetrik hatte an der Vershaftigkeit beider Segmente keinen 257 118. Råby Zweifel. Man könnte die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass das metrisch „überschüssige“ Partizip tribin zur ausgewogenen Füllung der kompliziert angelegten Schlinge gedient hat. Literatur: SRI 8,3, S. 112116, Pl. 25, 26; Brate-Bugge 1891: 21ff.; v. Friesen 1913: 16, 43; Brate 1925: 67; Jansson 1984: 72, 75 (Abb.); Hübler 1996: 93; Wulf 2003: 983f.; Källström 2007: 167. 118. Råby a) U 661 b) Runenstein. — Der Stein von Råby, Håtuna sn, Håbo hd, befindet sich ca. 400 m südwestlich der Kirche von Håtuna in Wegnähe auf der Gemarkung von Råby und ist von Gräberfeldern (Långbacken) mit zahlreichen Artefakten umgeben (zur archäologischen Situation vgl. Larsson 1990: 143). Er besteht aus grauem Granit mit weissen Einlagerungen und ist über Boden 200 cm hoch, die Breite beträgt 73 cm. Die Ritzung ist gut erhalten. Die Inschrift verläuft in einer Doppelschlinge, die unten und oben durch Koppel verbunden ist, wobei aus dem unteren Koppel ein Prozessionskreuz ragt. Die Inschrift beginnt hinter dem Kopf des linken Runentiers und endet massgenau mit einer Fürbittformel im eingerollten Schwanz des rechten Runentiers. Die Ornamentik weist so deutliche Angleichungen an die Steine 116 Ekilla und 117 Varpsund auf, dass angenommen werden darf, dass U 661 von gleicher Ritzerhand stammt. c) Nach Gräslunds Stilchronologie ist der Stein der Kategorie Fp (Vogelperspektive), d. h. der Zeit ca. 1010-1050 zuzuordnen. Ritzer: AlrīkR; attribuiert. d) kairui × auk × kula × ristu × stain þina × aftir × onunt × foþur sia is uas × austr × tauþr × miþ × ikuari × kuþ × hialbi ot × onutar R. 45 a ist Fehlritzung für n . e) Gæirvī ok Gulla rīstu stæin þenna æftiʀ Anund, faður sinn. Es vas austr dauðr með Ingvari. Guð hialpi and Anundaʀ. f) „Gæirvī und Gulla errichteten diesen Stein zum Gedenken an Anundr, ihren Vater. Er starb im Osten / zusammen mit Ingvarr. Gott helfe dem Geist von Anundr.“ g) Zwei Töchter mit seltenen, aber stabenden Namen und offenbar die einzigen Nachkommen, gedenken ihres Vaters mit einer Variation der Ingvarr-Formel, die 258 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden metrisch identisch auf dem Stein 134 Arlanda (U Fv 1992: 157) bezeugt ist: Es vas austr dauðr / m[eð Ingv]ari. Literatur: SRI 8, S. 127-130, Pl. 29; v. Friesen 1913: 14; Brate 1925: 68; Hübler 1996: 93f.; Wulf 2003 983f., 996. 119. Amnö a) U 699; (Taf. 80) b) Runenstein. — Der Stein stand ursprünglich in einem Acker auf der Gemarkung von Amnö, Veckholms sn, Trögds hd. In der Nähe befinden sich zwei Gräberfelder (Larsson 1990: 144). Im Jahr 1860 (Dybeck) ist er stark beschädigt als Kücheninventar nachgewiesen („såsom spishäll i en af stugorna“). Bei der Inventarisierung der Runeninschriften in Uppland 1940 lag der Stein in zwei Stücken zerschlagen im Park von Ekholmen und wurde nach einer Restaurierung 1945 ca. 100 m östlich vom Hauptgebäude aufgerichtet. Der Granitblock ist heute 152 cm hoch und 81 cm breit. Der obere rechte Teil und der Fuss fehlen. Die Inschrift ist nur noch resthaft hauptsächlich auf der linken Seite und in einer separaten inneren Schlinge erhalten, lässt sich aber nach Bautil ergänzen. Kreuz im oberen Teil. c) Nach Gräslunds Chronologie gehört der Stein zur Stilgruppe Pr 3, d. h. in die Zeit ca. 1045-1075. Ritzer: Balli; signiert. d) (Die in [ ] gesetzten Teile sind nach Bautil ergänzt): [ikilaif · let · r]as[a · st-at · bruna · boanta ·] s[in] · hạn : ụarþ [·] tauþr · a t[an]ṃạrku · i huita · uaþum [· bal]i · [-r]ist… e) Ingilæif lēt ræisa st[æin] at Brūna, bōanda sinn. Hann varð dauðr ā Danmarku ī hvītavāðum. Balli rīst[i]. Die Ritzersignatur [· bal]i · [-r]ist… wurde von Källström (2007: 177, 386) als [·-bal]i · [n r]ist… gelesen und die ergänzte n -Rune, allerdings unter Vorbehalt, als Präposition ā aufgefasst: Balli ā(? ) rīst[i]. „Balle ristade härpå(? ).“ f) „Ingilæif liess den Stein errichten zum Gedenken an Brūni, ihren Ehemann. Er starb / in Dänemark in weissen Kleidern. Balli ritzte.“ g) Auf U 896 Håga findet sich für einen in Dänemark Getauften die Formulierung ... dauðr ī hvītavāðum ī Danmarku. Dort sind zwar d-Stäbe vorhanden, doch verbietet die Stellung der beiden Objekte die Annahme einer Langzeile. Ritzer Balli hat jedoch eine andere Wortfolge gewählt, wodurch er zwei Halbverse 259 120. Väppeby gewinnt. Hübler hat den metrischen Charakter mit dem Argument bestritten, dass der Satz „von der Silbenzahl her hecklastig“ sei. Wulf sieht indessen keinen Regelverstoss, sondern verweist auf die Tendenz der Kompensation von leichter und schwerer gefüllten Versgliedern, d. h. die Füllung des Abverses „balanciert“ gewissermassen den dreisilbigen Anvers aus (vgl. Heusler 1925: § 226, 230). Angesichts des Umstandes, dass es sich bei Balli um den Ritzer mit der höchsten Anzahl metrisch geformter Inschriften überhaupt handelt, bestehen für Wulf kaum Zweifel, dass auch auf U 699 eine Langzeile intendiert ist. Literatur: SRI 7, 3, S. 218-221, Pl. 50, 51; Brate 1925: 54; Ruprecht 1958: 151; Jansson 1984: 116, 118; Hübler 1996: 89; Stille 1999: 36; Wulf 2003: 988, 991; Düwel 2008: 142. 120. Väppeby a) U 703; (Taf. 81) b) Runenstein. — Der Stein von Väppeby, Veckholms sn, Trögds hd, wurde Anfang 20. Jahrhundert in einem Acker ca. 30 m westlich der Landstrasse zwischen Segla und der Kirche von Veckholm aufgefunden. Der Fundplatz dürfte mit dem ursprünglichen Standort identisch sein. Nach der Auffi ndung wurde der Stein gesprengt und zum Bau einer kleinen Feldbrücke verwendet. Über 100 Bruchstücke (! ) wurden 1927 auf Veranlassung von Riksantikvarieämbetet zusammengesetzt und der restaurierte Stein ca. 60 m östlich des Ursprungsplatzes aufgerichtet. Da einige Teile nicht wiedergefunden werden konnten, sind textrelevante Runen verloren. Der Stein aus grauem Granit misst 230 cm in der Höhe und 160 cm in der Breite. Die Ritztechnik ist hochwertig, ebenso die Dekoration. Sie zeigt im unteren Teil zwei frontierte Runentiere, die an den Hälsen durch ein Koppel verbunden sind. Ein kleineres Tier windet sich um die oberen Schlingenteile. In der Mitte des Steins ist ein Vierfüssler mit deutlich ausgebildeten Schenkelspiralen platziert. Die Inschrift setzt hinter dem Kopf des linken Runentiers an und führt bis zur Runenfolge koþan · im Schwanz. Der Folgesatz beginnt mit · han im Schwanzende des rechten Tiers, und der abschliessende versförmige Teil mündet massgenau am Kopfende. Für diese eigentümliche Textur, die eine Art Flügelstellung ergibt, findet sich im versinschriftlichen Material nur das Gegenbeispiel 124 Gådi, U 739 (s. d.). Ohne Kreuz. c) Nach Gräslunds Chronologie gehört der Stein zur Stilgruppe Pr 3, d. h. in die Zeit ca. 1045-1075. Ritzer: Balli; attribuiert. d) : -sui · let [·] rnisa · stain [·] þisa · at · anulf · sun · sen · koþan · · han · byki · her …- · mantr · matar · -o-r · auk · mls · riṣia · 260 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden R. 9 n ist Fehlritzung für a . R. 44 y ist punktiert. Die Runenfolge 61-64 lässt sich zu koþr ergänzen. R. 75 a ist Fehlritzung für n . Die Folge mls · riṣia kann nach 124 Gådi sicher hergestellt werden. Jansson (S. 227) hatte für die Runenfolge 40-50 die Komplettierung durch eine Ortsangabe vorgeschlagen: · han · byki · her [· i · uaby] . Stille weist aber darauf hin, dass die Lakune für fünf Runen und zwei Trennzeichen nicht ausreiche und schlägt eine Verkürzung vor: [i uaby] . e) [Āsvī] lēt ræisa stæin þennsa at Arnulf, sun sinn gōðan. Hann byggi hēr ..., mandr mataʀ [g]ō[ð]r ok māls risinn. f) „Āsvī liess diesen Stein errichten zum Gedenken an ihren guten Sohn Arnulf. Er wohnte hier in [Väppeby], ein gastfreundlicher / und redegewandter Mann.“ g) Die Langzeile wird mit leichter Veränderung auf 124 Gådi, U 739 wiederholt: mildr mataʀ / ok māls risinn. Hübler spricht beiden Zeilen „wegen schlechter Verteilung der Stäbe auf zwei aufeinanderfolgende stark betonte Silben“ (S. 130) den Verscharakter ab. Er übersieht dabei, dass der Stellungstyp in eddischer Dichtung keineswegs eine Seltenheit darstellt (vgl. Wulf 1998 zu Hübler). Es ist längst bekannt (vgl. Jansson 1964 zu Sm-42 Ryssby), dass es sich um eine nordwie westgermanisch verbreitete Dichtungsformel mit altertümlichen Wurzeln handelt, die in runeninschriftlicher Überlieferung in variierten Formen für das rühmende Totengedenken genutzt wird. Vgl. weiter 42 Ryssby, Sm 39; 43 Ivla, Sm-44; 72 Hagstugan, Sö 130; 128 Gådi, U 739. Literatur: SRI 8, S. 225-227, Pl. 52; Jansson 1984: 131f. (Abb.); Hübler 1996: 129f.; Wulf 1998: 95 (zu Hübler 1996); Stille 1999: 37; Wulf 2003: 975. 121. Kungs-Husby a) U 707; Jansson 1966: 29; Källström 2007: 164 b) Runenstein. — Der vom Runenmeister Balli signierte Stein galt seit dem 18. Jahrhundert als verschollen, wurde aber 1965 bei der Restauration der Kirche von Kungs-Husby, Kungs-Husby sn, Trögds hd, wiederentdeckt. Er war bei der Auffi ndung in der Südwand der Vorhalle vermauert und von einer dicken Putzschicht bedeckt (Fundbericht bei Jansson 1966: 27ff.). Der Stein besteht aus blaugrauem, feinkörnigem Granit und misst in erhaltenem Zustand 161 cm in der Höhe und 73 cm in der Breite. Spitze und Kanten sind abgeschlagen und Zeichenfolgen dadurch verloren. Der Text lässt sich jedoch teilweise ergänzen durch das Fragment U 710 von Kungs-Husby, das als Bruchstück von U 707 erwiesen ist (vgl. SRI 8,3: 236; Källström 2007: 164, Anm. 173). Die Inschrift ist in zwei Runentieren mit komplizierter Schlingenführung 261 121. Kungs-Husby angelegt und beginnt hinter dem (verschwundenen) Kopf des oberen Tiers. Unklar ist die Abfolge der letzten beiden Texteinheiten. Jansson (1966: 29) hatte die Ritzersignatur ans Ende der Inschrift gesetzt, während Stille (1999: 38f.) und danach Källström (2007: 164) umgekehrt lesen. Källström gibt gleichzeitig zu bedenken, dass der Ritzer die Entscheidung den Lesern überlassen haben könnte. c) Der Stein wurde stilchronologisch bisher nicht näher bestimmt. Da die Ritzung jedoch von Balli signiert ist, kommt für die Datierung das dritte Viertel des 11. Jh.s in Frage. d) Die Lesung im Anschluss an Källström 2007: · ysurkʀ --… · stan · þina · nt · kaụbm…ṇ · faþur · sen · koþan · ḥ…ṇ · byki · hụ… · bali · risti · rụ--r · þis-ṛ · hier · man · stanta · stan · neṛ ḅṛ-…-u · e) Ōsyrgʀ [lēt ræisa] stæin þenna at Kaupm[a]nn, faður sinn gōðan. H[a]nn byggi ī Hū[sabȳ](? ) Balli rīsti rū[na]ʀ þess[a]ʀ. Hēr man standa stæinn nǣʀ br[au]tu. Prosa: Ein PN *Kaupmann/ Kaupmaðr, den Källström vermutet, ist bisher nicht bezeugt, hingegen der Beiname Kaupi in kaubi „Käufer, Kaufmann“ auf Sö 325 (vgl. Peterson 2007: 148 s. v.). f) „Ōsyrgʀ liess diesen Stein zum Gedenken an seinen guten Vater Kaupmann(? ) errichten. Er wohnte in Husby(? ). Balli ritzte diese Runen. / Hier soll stehen / der Stein nahe am Weg.“ g) Mit der von Källström im Anschluss an Stille wiedergegebenen Leseordnung ergibt sich eine rhythmisierte und durchwegs viersilbig ausbalancierte Halbstrophe im Fornyrðislag. Zwar liegt in der ersten Zeile ein Verstoss gegen die Alliterationsregeln vor, da der Eigenname sich nicht stablos dem folgenden finiten Verb unterordnen dürfte (vgl. von See 1967: 20; Wulf 2003: 987), doch liesse sich die Deviation leicht dadurch erklären, dass der Ritzer seinen Namen selbstbewusst an die Eindrucksstelle des Satzes rücken wollte. Davon abgesehen ergeben sich aus der vorliegenden Stabpartitur syntaktische Äquivalenzen, indem jeweils das letzte Wort der Anverse (Verb) mit dem ersten Wort der Abverse (Substantiv) alliteriert. Der ausgeprägte Parallelismus bliebe auch dann erhalten, wenn man die beiden Langzeilen gegeneinander austauscht. Zwar sind beide Versteile semantisch nicht kohärent, an der Erfüllung des metrischen Schemas kann dennoch kein Zweifel bestehen. Dem in der Runendichtung bewanderten Meister Balli ist die bewusste Schöpfung zuzubilligen, selbst wenn es sich um die 262 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden einfache Kombination zweier geläufiger Formeln handelt. Man sollte zugleich den Aspekt der Verrätselung beachten, der in der speziellen Anordnung der stabenden Segmente in der Dekoration angelegt sein dürfte. Die Formulierung Hēr/ hiær man/ mun standa stæin verwendet Balli auch auf 122 Ågersta, U 729 sowie 128 Ryda, U 838. Literatur: SRI 8, S. 231-233; Brate-Bugge 1891: 135f.; Brate 1925: 53; Jansson 1966: 27ff. (Abb.); Hübler 1996: 140; Stille 1999: 38f.; Wulf 2003: 976f., 987, 990; Källström 2007: 164, 169, 386. 122. Ågersta a) U 729; (Taf. 82) b) Runenstein. — Das viel besprochene Denkmal befindet sich am ursprünglichen Ort ca. 100 m südlich von Ågersta, Löts, sn, Trögds hd, und zwar zwischen einem Feldrain und dem vorbeiführenden Weg zum benachbarten Gehöft von Hummelsta. Es ist davon auszugehen, dass der Stein, wie seine Inschrift bezeugt, die alte Gemarkungsgrenze zwischen den Gütern Ågersta und Hummelsta bezeichnet hat (SRI 8: 260, 265). In nächster Umgebung ist ein grösseres Gräberfeld lokalisiert. Der unregelmässig geformte Block aus grauem Granit misst 207 cm in der Höhe und 200 cm in der Breite. Sowohl die Ornamentik wie die Inschrift selbst sind deutlich und gut erhalten. Den Runenrahmen bilden zwei Tiere, welche die Steinfläche perfekt ausfüllen und sich in jeweils vier runden Schleifen kompliziert umeinander winden (zur Schlingenform vgl. Bianchi 2010: 64). Spielerisch verschränken sich in der oberen Hälfte zwei Vorderbeine, während Hinterbeine bzw. Schwänze sich um untere Schlingen legen. Die verwickelte Schleifenform hat zur Folge, dass auch die Inschrift vielfache Wortkreuzungen aufweist. Sie beginnt mit uiþugsi im Halsteil des rechten Runentiers und setzt sich mit agurstam - wiederum im Hals - des linken Tiers fort, um nach einem Trennzeichen unmittelbar in den Versteil überzuleiten. Eine spezielle Markierung des metrischen Textes war offenbar nicht beabsichtigt, doch endet dieser passgenau mit risti · im letzten Segment der unteren rechten Schlinge, so dass insgesamt von einer wohlüberlegten Disposition auszugehen ist. c) Nach Gräslunds Stilchronologie gehört der Stein in die Kategorie Pr 3, d. h. in die Zeit ca. 1045-1075. Ritzer Balli, signiert. d) · uiþugsi · lit · raisa · stain · þiasn · iftiʀ · seref · faþur · sen · koþan · han · byki · agurstam · hier mn · stanta · stan · miþli · bua · raþi · tekr · þaʀ · ryn si · runum · þim sum · bali · risti · Rune 1 u und 117 l sind Sturzrunen. Runen 5 und 57 g sind punktiert, ebenso 32, 34, 42 e sowie 53 y . 263 122. Ågersta e) Vīðhugsi lēt ræisa stæin þennsa æftiʀ Sǣræif, faður sinn gōðan. Hann byggi ī Agurstaðum. Hiær mun standa stæinn miðli bȳia. Rāði d[r]ængʀ/ tkʀ þāʀ rȳnn sē rūnum þæim, sum Balli rīsti. f) „Vīðhugsi liess diesen Stein zum Gedenken an seinen trefflichen Vater Sǣræifʀ errichten. Er wohnte in Agurstaðiʀ. Hier soll stehen / der Stein zwischen Höfen. / Es rate/ deute ein drængʀ (bzw. es rate/ deute geschickt), / der runenkundig ist, / diese Runen, / die Balli ritzte.“ g) Die Versinschrift bietet - entgegen der Auffassung von Wulf, der „drei zusammengehörende Langzeilen“ las (2003: 986) - keine geschlossene strophische Form. Sie gliedert sich vielmehr in eine inhaltlich wie syntaktisch selbständige Langzeile mit dem Standortt hema sowie einen ebenfalls autonomen Helmingr, der einen Deutungsappell mit der Ritzerformel verbindet. Langzeile und Helmingr unterscheiden sich auch in ihrem metrischen Status (s. u.). Zwischen beiden Segmenten besteht indessen eine bewusst erzeugte Relation von Äquivalenz, indem die Versspitzen jeweils durch eine Betonungsfigur der Emphase intensiviert sind: Durch die Deixis hiær in der ersten Hebung der Zeile und durch den Imperativ rāði im Einsatz der Halbstrophe. Textuell ergibt sich zwischen den beiden Verseinheiten ein interessantes Wechselspiel dergestalt, dass in der Langzeile die geläufige standa-stæinn-Formel das verskonstitutive Alliterationspaar ergibt, während in der Halbstrophe der ebenfalls mehrfach belegte Deutungsappell rāða-rūnar das Fundament bildet, aber semantisch gezielt zur vierfachen Stabung auf -rhingeführt wird: rāði : rȳnn : rūnum : rīsti. Zur Poetizität der Halbstrophe trägt gewiss auch die gewollte Variation der Langvokale (ā-ȳ-ū-ī) in den Stabsilben bei. Die in runischer Dichtung nur hier belegte phonästhetische Struktur verbindet folglich eine prosodische Figur (vierfacher r-Stab) mit einer Figur lautlicher Deviation (vierfache Vokalvariation). Im Gegensatz zur normgerechten, aber unspezifischen Langzeile wechseln sich in der Halbstrophe zweihebige Kurzverse mit stumpfer und anschliessender klingender Kadenz ab, wobei die a-Verse jeweils dreisilbig, die b-Verse aber viersilbig sind (unter Voraussetzung, dass 1b si 3. Pers. Sg. Präs. Konj. langsilbig als *sēï gelesen werden kann). Das Metrum ist - wie schon von Bugge (1891: 134) scharfsichtig erkannt - also nicht gängiges Fornyrðislag, sondern es handelt sich um die u. a. aus ‚Ynglingatal‘ und ‚Háttatal‘ bekannte Subgattung Kviðuháttr. Über die ausgefeilte verstechnische Qualität der Inschrift, insbesondere ihres zweiten Teils, dürften kaum Zweifel bestehen. Mit einer kleinen Einschränkung urteilte auch Wulf (2003: 986): „Es gibt keine überzähligen Hebungen, die Stäbe stehen 264 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden auf den stärkst betonten Silben (rāði in Zeile zwei kann den Stab tragen, da es vor dem Substantiv steht), es steht lediglich in Zeile 3 der Hauptstab auf der vierten Hebung statt auf der dritten.“ Es ist auffällig, dass sich das Vokabular von runischer Schriftproduktion und -rezeption auf knappstem Raum in metrischer Bindung vereinigt findet. Der Meister von Ågersta hat dies in einer vollgültigen Halbstrophe bewältigt, aber es gibt für die erweiterte Fassung der Ritzerformel verschiedentlich Entsprechungen, und zwar auch in vershaltigen Texten. Zuletzt hat Källström (2007: 162f., m. Anm. 171) diese zusammengestellt (vgl. auch Hübler 1996: 148ff.). Es handelt sich um folgende weitere Inschriften: hier 27 Gårdby, Öl 28; 33 Hogrän, G 203; 129 Skillsta, U 887 und ausserdem U 847, Västeråkers kyrka sowie Vg 119, Sparlösa. Källström bemerkt dazu: „Rätt slående är att samtliga dessa ristarformler antingen är versifierade eller innehåller avsiktliga allitterationer och att inte mindre än tre av dem handlar om tydandet av runorna.“ (2007: 162). Deutungsprobleme der Halbstrophe bot die Runenfolge tekr . Bugge (1891: 133) hatte das Wort auf aisl. tengr, Akk. Pl. zu tǫng, hingeführt und der Bedeutung nach als „meget indviklede Slyngninger“ auf die komplizierte Dekoration bezogen. Von Friesen (1913: 60) allerdings rechnete mit einer Fehlritzung für * t[r]ekr und las drængʀ. Die Lesung trekr für tekr wurde danach von Jansson als „bestmögliche“ Lösung gestützt („avgjort rimligast“, SRI 8: 264). Sie kam im übrigen der allgemeinen Auff assung von runischer literacy entgegen, besonders weil die gehobene Personenbezeichnung drængʀ, wie Jesch in einer Arbeit zu Ågersta betonte, „a strong connotation of the intimacy and exclusivity of an ingroup“ (1998: 468) auszudrücken scheint. Beck (2001: 9) fügte ganz in diesem Sinne hinzu: „In dieser Insider-Gruppe sucht der Errichter des Steines den Adressaten - einen unter ihnen, der runenkundig ist.“ So ansprechend die drængʀ-Version auch erscheinen mag, so gibt es im Material kaum einen überzeugenden Beleg für Ausfall einer postkonsonantischen r -Rune (so bereits Jesch 1998: 465, m. Anm. 10; vgl. auch Bianchi 2010: 37). Salberger (2003) hatte deshalb vorgeschlagen, die Runenfolge tekr als Adj. tkʀ (awnord. tœkr, aschwed. tøker) „rask, flink, fyndig“ zu lesen. Die Diskussion darüber ist noch nicht abgeschlossen, doch hat Düwel im Anschluss an Salberger zuletzt (2008: 133) die Übersetzung „Es lese/ rate findig (zügig)-...“ gefunden. Die Diskussion um die Einsilbenwörter drængʀ/ tkr hat keinen Einfluss auf den metrischen Status der Inschrift. Unbestreitbar handelt es sich beim Stein von Ågersta um ein Gesamtkunstwerk, das textuelle und dekorative Elemente mit metrischer Finesse vereint. Düwel nennt das Denkmal „ein herausragendes Beispiel für eine textliche und visuelle Verknüpfung. Sowohl die Situation der Äusserung (Schreiber, Leser, Akt des Schreibens, Ort und Zeit) als auch ihre Visualisierung in zwei Schlangen, durch deren Verschlingung Wortkreuzungen entstehen, sind bemerkenswert-...“ (2008: 133). 265 123. Långarnö Literatur: SRI 8, S. 259-265, Pl. 67, 68; Brate-Bugge 1891: 130ff.; v. Friesen 1913: 23, 60f.; Brate 1925: 54; v. Friesen 1933: 213f. (Abb.); Jansson 1984: 100ff. (Abb.); Hübler 1996: 140, 149; Jesch 1998: 462ff. (Tafel 9); Andrén 2000: 18; Beck 2001: 8f.; Salberger 2003: 672ff. (Abb.); Wulf 2003: 977, 986f.; Källström 2007: 162f., 387; Düwel 2008: 133; Bianchi 2010: 36ff., 64 (Pl. 8); Düwel 2013: 43f., 48. 123. Långarnö a) U 735; (Taf. 83) b) Runenstein. — Der Stein von Långarnö, Villberga sn, Trögds hd, befindet sich ca. 20 m nordwestlich vom Hauptgebäude von Långarnö und ca. 150 m westlich der Landstrasse Långarnö-Ramby. Nach der Beschreibung von Dybeck (1860) soll er auf einem kleinen Hügel gestanden haben. Der Stein besteht aus rotem Granit und ist nahezu quadratisch. Seine Höhe beträgt 190 cm, die Breite 189 cm. Die Ritzung ist tief und deutlich. Die Inschrift umfasst zwei inhaltlich und syntaktisch getrennte Einheiten, die je für sich eine Schlinge beanspruchen. Beide beginnen mit einem Namen. Mit dem Namen des Vaters des Kommemorierten wird der Versteil eingeleitet, der hinter dem Kopf des rechten Runentiers ansetzt und bis zur Kopula auk im eingerollten Schwanz führt. Das zweite Textglied beginnt spiegelbildlich mit dem Namen der Mutter im Schwanz des linken Runentiers und führt massgenau bis hinter den Kopf. Auch diese Inschrift ist chiastisch angelegt und überdies in der Weise gestaltet, dass jeder Elternteil ein deutlich visualisiertes Textsegment besetzt (vgl. Bianchi 2010: 86). Radkreuz im Mittelfeld. c) Nach Gräslunds Chronologie gehört der Stein zur Stilgruppe Pr 3, d. h. in die Zeit ca. 1045-1075. Ritzer: Balli; attribuiert. d) · ueþralti ︲ lit ︲ uʀ · lakarni · stan · almikin · uʀ · staþi · fyra · auk · · arker ︲ þau ︲ litu ︲ kubl ︲ raisa · þisa · at ︲ siktryk ︲ sun · sen ︲ R. 2 e ist punktiert, ebenso R. 40 y , 49 e , 78 y sowie 84 e . e) Veðraldi lēt ūʀ Langgarni stæin allmikinn ūʀ staði fra | ok Arngærðr, þau lētu kumbl ræisa þessa at Sigtrygg , sun sin. f) „Veðraldi liess / aus Langgarn / einen mächtigen Stein / von seinem Platze führen, und Arngærðr. Sie liessen diese kumbl (Pl.) errichten zum Gedenken an ihren Sohn Sigtryggʀ.“ 266 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden g) Die Inschrift mit der Halbstrophe im Fornyrðislag ist textuell ungewöhnlich, indem der inhaltlich unabhängige Versteil einleitende Funktion übernimmt und die Errichterformel nachgestellt wird. Wie Wulf deutlich gemacht hat, muss sich im ersten Anvers der Name stablos dem folgenden finiten Verb unterordnen (vgl. 121 Kungs-Husby, U 707), also wiederum eine Lizenz, die sich der Ritzer Balli erlaubt. Beide Satzsegmente weisen syntaktische Deviationen auf, indem die Akkusativobjekte (stæin, kumbl) dem finiten Verb vorangehen (vgl. Jansson S. 277). In der Veränderung der durch die Norm festgelegten Wortstellung kann man ein Stilmittel sehen. Eine weitere Besonderheit liegt natürlich darin, dass die Beschaffung des Materials für das Denkmal in Verse gesetzt wird. Weitere inschriftliche Transportnotizen hat Källström (2007: 190ff.) zusammengestellt. Jansson (a. a. O.) hat darauf aufmerksam gemacht, dass die pluralische Bezeichnung kumbl þessa sich nicht auf den Steinblock allein beziehen kann, sondern das Gesamtdenkmal einschliesst. Literatur: SRI 8, S. 272-277, Pl. 70; Brate-Bugge 1891: 127ff.; v. Friesen 1913: 62; Brate 1925: 58; v. Friesen 1930: 109; Hübler 1996: 64f.; Stille 1999: 45f.; Wulf 2003: 987. 124. Gådi a) U 739; (Taf. 84) b) Runenstein. — Der Stein von Gådi, Boglösa sn, Trögds hd, befindet sich am ursprünglichen Standort an der Westgrenze einer Weide, und zwar ca. 200 m südöstlich der Landstrasse Gådi-Klarbo, wo er 1945 von Riksantikvarieämbetet wieder aufgerichtet wurde. Der Stein aus grobkörnigem Granit misst 144 cm in der Höhe und 122 cm in der Breite. Die Ritzung ist gut erhalten. Sie ist in einer Doppelschlinge angebracht, die sich um ein Kreuz in der Mitte ordnet. Zwei Runentiere sitzen sich mit abgewandten Köpfen gegenüber. Die Inschrift beginnt hinter dem Kopf des rechten Tiers und folgt der Schlinge bis zum Schwanz mit dem Wort sialfan . Die Fortsetzung mit haunaʀ setzt im Schwanzsegment des linken Tiers oben an und folgt der Schlinge bis zum Kopf. Man vergleiche die Textur auf 120 Väppeby, U-703. c) Nach Gräslunds Chronologie gehört der Stein zur Stilgruppe Pr 3, d. h. in die Zeit ca. 1045-1075. Ritzer: Balli; attribuiert. d) · hulbiorn · lit · raisa · stan · at ︲ sik · sialfan · ︲ haunaʀ · miltr · mataʀ · auk · mals · risin · e) Holmbiǫrn lēt ræisa stæin at sik sialfan. Hann vaʀ mildr mataʀ ok māls risinn. 267 125. Svinnegarn f) „Holmbiǫrn liess den Stein für sich selbst errichten. Er war gastfreundlich / und redegewandt.“ g) Die Versformel wurde unter 120 Väppeby, U 703 behandelt. Vgl. dazu weiter 42 Ryssby, Sm 39; 43 Ivla, Sm 44; 72 Hagstugan, Sö 130. Literatur: SRI 8, S. 280-283, Pl. 72, 73; Brate-Bugge 1891: 129f.; v. Friesen 1913: 61; Brate 1925: 57; Jansson 1984: 132; Hübler 1996: 129f.; Stille 1999: 46; Wulf 2003: 975, 989f. 125. Svinnegarn a) U 778; (Taf. 85) b) Runenstein. — Der grossformatige Stein steht seit 1853/ 54 verankert in der Mauer der Vorhalle der Kirche von Svinnegarn, Svinnegarns sn, Åsunda hd. Zuvor diente er als Schwelle der Kirchenpforte. Der ursprüngliche Standort ist unbekannt, darf aber auf der Gemarkung von Husby vermutet werden, wo sich in Kirchennähe nach Dybeck (1862) jene Bautasteine befunden hatten, die in der Inschrift erwähnt werden, aber heute verschwunden sind. Auf der Gemarkung von Husby werden zwei Gräberfelder sowie ein Grabhügel von 35 m Durchmesser lokalisiert (Larsson 1990: 144f.). Der Stein besteht aus rotgrauem Granit und misst 235 cm in der Höhe und 133 cm in der Breite. Die Inschrift ist deutlich und besetzt zwei sich überkreuzende Runentiere. Sie beginnt rechts im Schwanzende des oberen Tieres und führt mit dem Wort ain direkt bis hinter den Kopf. Der zweite Teil fängt im Schwanzende des unteren Tieres an und schliesst massgenau mit der Ritzersignatur am Augenband ab. Der metrische Teil ist visuell nicht kenntlich gemacht. Grosses Radkreuz im Mittelfeld. c) Der dekorierte Stein gehört nach Gräslunds Chronologie zur Stilgruppe Fp (Vogelperspektive) und ist dem Zeitraum ca. 1010-1050 zuzuordnen. Ritzer: Ǣskill; signiert. d) þialfi × auk × hulmnlauk × litu × raisa × staina þisa × ala × at baka × sun sin-× is ati × ain × sir × skib × auk × austr × stu[rþi ×] i × ikuars × liþ × kuþ hialbi × ot × baka × askịl × raist e) Þialfi ok Holmlaug lētu ræisa stæina þessa alla at Bankas/ Bagga, sun sinn. Es ātti æinn sēr skip ok austr stȳrði ī Ingvars lið. Guð hialpi and Banka/ Bagga. Ǣskill ræist. Prosa: Die Formulierung lētu ræisa stæina þessa alla deutet nach Jansson (S. 361) an, dass man ausser dem Runenstein auch unbeschriftete Steine aufgestellt hat. 268 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden f) „Þialfi und Holmlaug liessen alle diese Steine zum Gedenken an ihren Sohn Banki/ Baggi errichten. Er besass für sich ein Schiff / und steuerte ostwärts in Ingvars Gefolge. Gott helfe der Seele von Banki/ Baggi. Ǣskill ritzte.“ g) Es lässt sich eine stark gefüllte Langzeile isolieren, welche allerdings im Abvers Doppelstab (austr : Ingvars) aufweist. Wulf (2003: 995) zieht daher in Erwägung, die Zäsur nach stȳrði zu setzen, wie es bereits Bugge (1891: 139) vorgeschlagen hatte. Die sich daraus ergebende Vertextung wäre allerdings sehr ungewöhnlich. Hübler (1996: 98) urteilt: „Insgesamt kann man den Satz in Versform aufstellen, Stab- und Wortstellung sprechen dafür.“ Jesch hält ihre Beurteilung in der Schwebe: „The stone ist large and well-made, and the text is either consciously in verse, or at least in highly stylised prose ...“ (2001: 181). Ein zusätzliches stilistisches Indiz liefert das Pronomen es, das in der Inschrift anaphorisch und nicht relativ verwendet wird (vgl. Wessén SRI 8,3: 359 mit Hinweis auf die metrische Inschrift 112 Steninge, U 439: Es stȳrði austr skipi / með Ingvari-...). Literatur: SRI 8, S. 357-361, Pl. 98, 99; Brate-Bugge 1891: 138f.; Brate 1925: 66; Jansson 1946: 265f.; Jansson 1984: 72f. (Abb.); Hübler 1996: 97f.; Beck 2000: 430; Jesch 2001: 181f.; (Abb.); Wulf 2003: 981, 983f, 995; Källström 2007: 389; Düwel 2008: 121. 126. Ulunda a) U 792; (Taf. 86) b) Runenstein. — Das Denkmal von Ulunda, Tillinge sn, Åsunda hd, befindet sich am ursprünglichen Platz ca. 30 m nordöstlich der Brücke (ehemals eine Furt) über den Enköpingsån auf der Gemarkung von Ullbro (vgl. SRI 8, Pl. 108), und zwar an der Grenze zu Ulunda, früher auch als Urlunda bezeichnet. Die Umgebung ist reich an Altertümern (Larsson 1991: 145). Nach älteren Beschreibungen lag der Stein halbversunken in der Uferböschung und wurde erst 1946 durch Riksantikvarieämbetet aufgerichtet. Der Stein besteht aus grauem Granit, seine Höhe beträgt 165 cm, die Breite 119 cm. Die Inschrift ist in einer einfachen Schlinge angeordnet und beginnt links unten hinter dem Kopf des Runentiers. Sie führt mit dem Wort aflaþi bis zum eingerollten Schwanz und setzt sich sodann in freistehenden Runen innerhalb der Schlinge fort. Eine Trennung von Prosa und Vers ist nicht erkennbar. Radkreuz im Mittelfeld. c) Nach Gräslunds Stilchronologie gehört der Stein der Kategorie Fp (Vogelperspektive) an und damit in die Zeit ca. 1010-1050. Vom gleichen Ritzer stammen die Inschriften Nr. 88 Mervalla, Sö 198 (metrisch), Sö-200 (nicht metrisch) sowie Nr. 91 Överselö, Sö 207 (metrisch). Ob die Inschrift U 792 freilich 269 127. Enberga Balli zugeschrieben werden kann, wie Brate vermutete (1925: 58), ist fraglich (vgl. Jansson SRI 8, 3: 385). d) kar lit · risa · stin · þtina · at · mursa · faþur · sin · auk · kabi · at · mah sin · fuhfila · far · aflaþi ut i · kri[k]um · arfa · sinum Die Runenfolge fukann entsprechend Nr. 91 Överselö, Sö 207 zu fur ergänzt werden. e) Kārr lēt ræisa stæin þenna at Horsa(? ), faður sinn, ok Kabbi(? ) at māg sinn. Fō[r] hǣfila, fēaʀ aflaði ūt ī Grikkum arfa sīnum. f) „Kārr liess diesen Stein zum Gedenken an seinen Vater Horsi (? ) errichten, und Kabbi (? ) zum Gedenken an seinen Verwandten (Schwager). Fuhr mannhaft / erwarb Habe / draussen in Griechenland / seinem Erben.“ g) Die Halbstrophe im Fornyrðislag besteht aus regelmässigen Viersilblern mit jeweils zwei iktusfähigen Silben und zeigt somit - wie Heusler es ausdrückt - „leichteste Füllungen“ (1925: § 221f.). Wie vielfach im Corpus belegt, sind Versschemata dieser Art für die runische Kleinkunst gattungstypisch. Die Stäbe fallen durchgehend auf die erste Hebung der Halbverse (a x a x). Rhetorischer Effekt wird durch syntaktische Verknappung (Subjektellipse) erreicht. Für Hübler indessen ist „die Stabverteilung ungünstig und die Wortstellung prosagemäss“, so dass hier „nicht notwendigerweise Dichtung“ (1996: 119) anzunehmen sei. Zu Recht hält jedoch Wulf die Halbstrophe für „metrisch einwandfrei“ (2003: 988). Für poetische Formung spricht der Vergleich mit 91 Överselö, Sö 207, wo das Adverb hǣfila ein weiteres Mal bezeugt ist (fōr hǣfila / hann til Ænglands). Es wird übersehen, dass der Urheber von Ulunda in der ersten Zeile die spezielle Variante eines ‚Hakenreims‘ gesetzt hat, indem die vorletzte Silbe des Anverses mit dem ersten Wort des Abverses eine Reimbindung herstellt (fōr hǣfila : fēaʀ aflaði). Diese ungewöhnliche Art von Stabbindung, allerdings mit abweichender Textherstellung, hatte bereits Bugge erkannt. Er las: fullfengila / fear aflaði (1891: 138). Literatur: SRI 8, S. 379-385, Pl. 108, 109; Brate-Bugge 1891: 136ff.; Brate 1925: 56, 58, 125; Ruprecht 1958: 158; Hübler 1996: 118f.; Salberger 1997b: 51ff.; Stille 1999: 61; Wulf 2003: 988ff.; Düwel 2008: 124. 127. Enberga a) U 808; (Taf. 87) 270 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden b) Runenstein. — Der Stein von Enberga (Hamra), Fröslunda sn, Lagunda hd, steht heute unmittelbar nördlich der Landstrasse zwischen Görlinge und der Kirche von Fröslunda, ca. 400 m nordwestlich von Enberga (vgl. Pl. 117). Der ursprüngliche Standort ist ungewiss, dürfte sich aber in nächster Nähe befunden haben. Ein Gräberfeld mit sechs Bautasteinen ist in direktem Anschluss lokalisiert. Der Stein besteht aus rotgrauem Granit und bemisst sich auf 207 cm in der Höhe und 148 cm in der Breite am Fuss. Die Inschrift ist tief und deutlich. Sie beginnt hinter dem Kopf des linken Runentiers und führt in der Schlinge bis zum Namen halftan im eingerollten Schwanz. Der zweite Inschriftteil setzt spiegelbildlich im Schwanzende des anderen Tiers an und schliesst massgenau mit dem Wort nu ︲ hinter dessen Kopf. Die ausgefeilte textuell-ornamentale Technik begleiten zwei kleinere Runentiere in spielerischer Umschlingung. Eine Trennung von Vers und Prosa ist nicht erkennbar. Radkreuz im unteren Mittelfeld. c) Nach Gräslunds Stilchronologie gehört der Stein in die Kategorie Pr 3. d. h. in die Zeit ca. 1045-1075. Ritzer: Balli, sicher attribuiert. d) · kisl · auk · nkimuntr · koþir ︲ trekaʀ ︲ kerua · litu · merki · at · halftan ︲ · faþur ︲ sin ︲ auk ︲ at ︲ aytisi · moþur ︲ sina · kuþ ︲ hielbi · sal · henar ︲ uel nu ︲ R. 23 e ist wie 28, 37, 83, 91 punktiert ebenso 64 y . R. 85 b weist eine Form auf, die Ritzer Balli sonst verwendet. e) Gīsl ok Ingimundr, gōðiʀ drængiaʀ, gærva lētu mærki at Halfdan, faður sinn, ok at Øydīsi, mōður sīna. Guð hialpi sāl hænnaʀ vel nū. f) „Gīsl und Ingimundr, / gute drængiaʀ, / liessen machen / das Wahrzeichen zum Gedenken an ihren Vater Halfdan und zum Gedenken an ihre Mutter Øydīs. Gott helfe jetzt wohl ihrer Seele.“ g) Brate hatte metrische Form, allerdings mit einem Fragezeichen, für den gesamten Anfang der Inschrift angesetzt, während Bugge nur die wohlgeformte Langzeile gōðiʀ drængiaʀ / gærva lētu gelten lassen wollte. Da indessen die Einbindung von Namen in die Versschemata ein beliebter Kunstgriff der Runendichtung ist, wird man Brates Vorschlag wohl zustimmen dürfen. Literatur: SRI 8, S. 412-416, Pl. 117, 118; Brate-Bugge 1891: 141f.; Hübler 1996: 61f.; Stille 1999: 64; Wulf 2003: 988ff. 128. Ryda kungsgård a) U 838; (Taf. 88) 271 128. Ryda kungsgård b) Runenstein. — Der seit dem 17. Jahrhundert bekannte Stein von Ryda kungsgård, Nysätra sn, Lagunda hd, befindet sich direkt an der Verbindungsstrasse zwischen den Kirchen von Nysätra und Torstuna ca. 100 m südöstlich von Ryda kungsgård (vgl. Pl. 130). Der ursprüngliche Standort ist unbekannt, dürfte aber in unmittelbarer Nähe gelegen haben. Der Stein besteht aus grauem Granit und ist 260 cm hoch und am Fuss 193 cm breit. Seine Vorderseite ist sorgfältig in pyramidaler Form behauen. Der Anbringungsmodus der Inschrift ist sehr ungewöhnlich. Sie beginnt rechts neben einem Ornament an der Denkmalspitze und zieht sich längs der Kante bis zum eingerollten Schwanz, wo der Errichtertext massgenau mit dem Wort koþan · endet. Die gesicherte Langzeile beginnt mit · hir maa direkt hinter dem Kopf des grossen Runentiers und schliesst sich sodann übergangslos dem folgenden Prosatext an, der links zur Spitze des Denkmals zurückführt. Der Einsatz des versförmigen Textabschnitts ist demnach deutlich visualisiert. Die Bildmitte wird von einem Vierfüssler mit ausgeprägten Schenkelspiralen beherrscht, in dessen Hals und Vorderfuss sich zwei Runentiere verbeissen. Kein Kreuz. c) Nach Gräslunds Stilchronologie gehört der Stein in die Kategorie Pr 3, d. h. in die Zeit ca. 1045-1075. Ritzer: Balli, sicher attribuiert. d) þufr · auk · þorfatr · þair · litu ︲ raisa ︲ stan · at · þorborn · faþur · sen · koþan · · hir maa ︲ stanta ︲ stain ︲ ner ︲ brautu ︲ auk ︲ ḳilauk ︲ riþ · kirua ︲ merki ︲ [at] ḅọa--- · sen : R. 47 e ist punktiert, ebenso 72 e , 98 e , 111 e . e) Þōlfʀ(? ) ok Þōrfastr þæiʀ lētu ræisa stæin at Þōrbiǫrn, faður sinn gōðan. Hēr mā standa stæinn nǣʀ brautu ok Gillaug rēð gærva mærki at bōa[nda] sinn. f) „Þōlfʀ(? ) und Þōrfastr, sie liessen den Stein zum Gedenken an ihren guten Vater Þōrbiǫrn errichten. Hier soll stehen / der Stein nahe am Weg / und Gillaug liess das Denkmal zum Gedenken an ihren Mann machen.“ g) Die tadellose Langzeile wird von zwei Errichterformeln umklammert. Ihre toposartigen Entsprechungen finden sich auf Nr. 57 Tjuvstigen, Sö 234, 121 Kungs- Husby, U 707 sowie 122 Ågersta, U 729. Bugge (1891: 143) hatte auch für den Errichtertext der Ehefrau metrische Form in Betracht gezogen (ok Gillaug rēð / gærva mærki) wie überhaupt die Gesamtinschrift von der frühen Runenforschung (Liljegren, C. C. Rafn) als Vollstrophe beurteilt wurde (vgl. Jansson SRI 8: 468). Zweifellos liefert der Errichtertext allein schon über die Namensprache alliterative Signale, doch lassen sich äquivalente prosodische Einheiten kaum isolieren. 272 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden Literatur: SRI 8,3, S. 466-470, Pl. 130, 131; Brate-Bugge 1891: 142f.; v. Friesen 1913: 15, 61; Hübler 1996: 73f.; Stille 1999: 73f.; Wulf 2003: 977, 990. 129. Skillsta a) U 887; Källström 2007: 117; (Taf. 89) b) Runenstein. — Der Stein von Skillsta, Skogstibble sn, Hagunda hd, befindet sich auf einer kleineren Erhebung ca. 125 m nördlich der Landstrasse zwischen Möjbro und der Kirche von Skogstibble und ca. 300 m nordöstlich der Einfahrt zu Ångelsta. Nach Dybeck (1857, 1862) sollen sich in nächster Nähe ein Hügelgräberfeld sowie mehrere Steinsetzungen befunden haben, die der Urbanisierung weichen mussten. Der Stein wurde 1946 von Riksantikvarieämbetet in seine heutige Lage gebracht. Das stattliche Denkmal aus rötlichem Granit misst 291 cm in der Höhe und 163 cm in der Breite. Die Inschrift ist deutlich und gut erhalten und nur an der Spitze leicht beschädigt. Ihre Dekoration ist raffiniert angelegt und verrät grosses künstlerisches Geschick. Die untere Steinfläche wird von einem Runentier beherrscht, dessen Schlingen den gesamten Text aufnehmen. Das obere Drittel füllt rein dekorativ ein Flugdrache mit ausgeprägten Schenkelspiralen. Von beiden Tieren führt je eine kreisförmige Schlinge in der Steinmitte über das Schriftband hinweg bis zur äussersten Kante des Denkmals, die für diesen Zweck nicht geglättet wurde, sondern rechts und links Ausbuchtungen bildet. Am Sockel findet sich ein Ornamentband mit rechtwinklig gebrochenen, wellenartigen Elementen. Als Vorbild könnte die sog. ‚Wellenspirale‘ bzw. der ‚Laufende Hund‘ gedient haben. Kein Kreuz. Die Inschrift beginnt in Prosa nach einem Trennzeichen links unten und führt in Wenderunen um die gesamte Kante bis zur Runenfolge frehn im Schwanz. Die metrische Texteinheit beginnt mit normalen Runen im Vorderfuss des Runentiers und endet massgenau mit kuni direkt hinter dem Kopf. Prosaingress und Versteil sind folglich nicht nur optisch getrennt, sondern überdies durch den Schriftduktus voneinander unterschieden. c) Gemäss Gräslunds Stilchronologie gehört der Stein in die Kategorie Pr 4, d. h. in die Zeit ca. 1070-1100. Ritzer: Ørīkʀ, signiert. d) × iokeʀ × auk × fastkeʀ × auk auṛịḳr × litu · rita · sten × yftiʀ × borkeʀ × faþur sin frehn selfr · hiok × aurikr × yfti : sin · faþur · runi · þisa · roþi ︲ sa ︲ kuni R . 1-60 sind Wenderunen; sämtliche e -Runen sind punktiert, ebenso 37 und 76 y . Wessén verweist auf die besondere Orthographie des Ritzers. Er verwendet die o -Rune für langes wie kurzes o in iokeʀ , borkeʀ , hiok , aber auch für a in roþi . In yfti und runi · þisa ist palatales R ausgelassen. 273 130. Örby e) Iōgæiʀʀ ok Fastgæiʀʀ ok Øyrīkʀ lētu rētta stæin æftiʀ Borggæiʀ, faður sinn frǣgan. Sialfʀ hiogg Øyrīkʀ æftiʀ sinn faður rūni[ʀ] þessa[ʀ]. Rāði sā[ʀ] kunni. f) „Iōgæiʀʀ und Fastgæiʀʀ und Øyrīkʀ liessen den Stein errichten zum Gedenken an Borggæiʀ, ihren berühmten Vater. Selbst hieb Øyrīkʀ / zum Gedenken an seinen Vater / diese Runen. / Rate, wer kann! “ g) Die normgerechte Halbstrophe im Fornyrðislag ist aus geläufigen Formelteilen komponiert, wobei die Umstellung der Satzgliedfolge die alliterationsfähigen Wortpaare sialfʀ : sinn und rūniʀ : rāði ergibt. Und auch das Lob des Verstorbenen im Ingress ist rhythmisiert und stabtragend (faður sinn frǣgan) und könnte als Kurzvers durchgehen, liesse sich jedoch nicht in die Strophenform integrieren, zumal der Ritzer selbst die Zäsur schrifttechnisch und visuell nach frǣgan gesetzt hat. Das rühmende Epithet frǣgr „weithin bekannt, viel besprochen, berühmt“ ist eddisch belegt (‚Oddrúnargrátr‘, 4 1 ) und besonders der Skaldensprache geläufig, kommt runisch aber allein auf U 887 vor. Schon Bugge hatte scharfsinnig angemerkt, dass sich der Leserappell rāði sāʀ kunni auf die Wenderunen des Prosateils beziehen müsse, und Düwel (2008: 188) meint grundsätzlich zur Motivation der Verrätselungen: „Der Reiz, auf der einen Seite zu kodieren und auf der anderen zu dekodieren, ist nicht hoch genug zu veranschlagen.“ Literatur: SRI 8, S. 588-591, Pl. 159; Brate-Bugge 1891: 332f.; Brate 1925: 77; Kabell 1978: 41; Hübler 1996: 47f., 149f.; Källström 2007: 117, 163; Bianchi 2010: 94f. (Abb. 10). 130. Örby a) U 1011; (Taf. 90) b) Runenstein. — Der formvollendet auf zwei Seiten dekorierte Stein von Örby, Rasbo sn, Rasbo hd, war seit dem 16. Jahrhundert bekannt (Bureus) und soll sich ursprünglich südlich von Örby inmitten ausgedehnter Grabanlagen befunden haben (Rhezelius). Ende des 17. Jahrhunderts wurde der Stein nach Uppsala verbracht und fand zunächst seinen Platz im Garten des Gustavianums. Im Jahre 1868 wurde er zusammen mit zwei anderen uppländischen Steinen an der Weltausstellung in Paris gezeigt (und prämiert), ging jedoch auf dem Rücktransport beim Umladen im Hafen von Le Havre im Meer verloren, wo er Ende des Jahrhunderts bei Baggerarbeiten glücklich wiederentdeckt und geborgen wurde. 1949 wurde der dekorative Stein an seinen heutigen Platz im Park der Universität Uppsala nördlich der Auffahrt aufgestellt. 274 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden Der Stein besteht aus hellem, feinkörnigem Granit und ist auf zwei Seiten (A und B) beritzt. Seine Höhe beträgt 185 cm, die Breite auf Seite A 70 cm, auf B 50 cm. Die Ritzung ist deutlich und gut erhalten. Die Inschriften beginnen auf beiden Seiten im Hals des Runentiers. Auf der Vorderseite (A) verläuft der Text von links nach rechts, auf der Rückseite (B) jedoch von rechts nach links, so dass sich Wenderunen ergeben. Beide Inschriften ergänzen einander inhaltlich, doch nur (A)enthält ein metrisches Element, das allerdings visuell nicht explizit gemacht wird. Beide Seiten zeigen je ein Kreuz über den Inschriften. c) Entsprechend der Stilchronologie von Gräslund kann der Stein der Kategorie Pr-4, d. h. der Zeit ca. 1070-1100 zugeordnet werden. Ritzer: Vīgmundr, signiert. Die Zuweisung ist jedoch umstritten (vgl. dazu zuletzt Källström 2007). d) (A): uihmuntr ︲ lit ︲ agua · stain · at ︲ sik ︲ selfon ︲ slyiastr ︲ mono ︲ guþ ︲ ia[l]bi ṣial ︲ uihmuntar · styrimons (B): uihmuntr · auk ︲ afiriþ : eku merki ︲ at kuikuan · sik · R. 13, 25, 44 g sind punktiert, ebenso R. 34, 67 y . e) Vīgmundr lēt haggva stæin at sik sialfan slgiastr manna. Guð hialpi siāl Vīgmundar stȳrimanns. - Vīgmundr ok Āfrīð hioggu mærki at kvikvan sik. f) „Vīgmundr liess den Stein meisseln zum Gedenken an sich selbst / der Kunstfertigste der Männer. Gott helfe der Seele Vīgmunds, des ‚Steuermanns‘. - Vīgmundr und Āfrīðr meisselten das Denkmal (mærki), als er (noch) lebte.“ g) Die Inschrift ist aus zwei Errichtungs- und einer eingeschobenen Fürbittformel komponiert und gehört zur Gruppe der sog. ‚Selbstsetzersteine‘. Ihr Sinnbezug ist umstritten. Insbesondere ist unklar, ob der ‚Steuermann‘ Vīgmundr tatsächlich als Urheber der Inschrift betrachtet werden darf, da es ausdrücklich heisst: Vīgmundr lēt haggva- ... Beachtenswert ist auch die B-Seite. Schon von Friesen hatte darauf hingewiesen, dass das Adj. kvikvan nur als Sg. Akk. m. verstanden und deshalb nicht kollektiv auf Vīgmundr und seine Frau Āfrīðr bezogen werden darf. Wessén (SRI 9: 208) hatte deshalb die Interpretation „Vigmund lät hugga, medan han levde, detta märke efter Åfrid, sin hustru“ vorgeschlagen. Die Langzeile mit Superlativ-Tropus hatte schon Bugge erkannt, doch ist unklar, worauf das rühmende Epitheton zielt. Das nur hier bezeugte Adj. slgr muss nicht zwingend auf die Kunst des Runenritzens verweisen, sondern könnte auch andere Qualifikationen meinen. Literatur: SRI 9, S. 200-209, Pl. 49; Brate-Bugge 1891: 53f.; v. Friesen 1913: 40f.; Ruprecht 1958: 160; Jansson 1984: 73f.; Hübler 1996: 60; Wulf 2003: 1001; Källström 2007: 103ff. (Abb.). 275 131. Fjuckby 131. Fjuckby a) U 1016; Wulf 1997b: 195; (Taf. 91) b) Runenstein. — Der Stein von Fjuckby, Ärentuna sn, Norunda hd, befindet sich am ursprünglichen Ort am Rande einer Waldweide ca. 5 m westlich der Dorfstrasse nach Fjuckby und ca. 100 m südöstlich des Hofs Fjuckby 3, der auch den Namen „Runsten“ trägt. Auf dem Gelände sind Steinsetzungen, Hügel sowie zwei Gräberfelder mit 102 Artefakten, darunter eine 15 m lange Schiffssetzung nachgewiesen (Larsson 1990: 144). Der Stein besteht aus hellgrauem, grobkörnigem Granit. Seine Höhe bemisst sich auf 191 cm, die grösste Breite beträgt 162 cm, die mittlere Breite über der Ritzung 134 cm. Die Hauptschlinge, die nur die obere Hälfte füllt, ist kreisförmig angelegt, links beginnend und rechts endend mit der Runenfolge -ṇari · . Eine kleine Innenschlinge in der Mitte enthält rechts die Runenfolge kuam · und links : hn krik · . In ein mit Trennzeichen klar abgesetztes inneres Sonderband ist das Segment : hafnir : haima tu : geritzt. Zwei flach gehauene Runenbänder stehen rechts innerhalb der Schlinge. Sie sind kaum noch zu lesen und dürften die Ritzersignatur enthalten haben (vgl. aber Wessén unten). Flechtkreuz im oberen Feld. c) Die zurückhaltend und nicht im Tierstil dekorierte Ritzung kann unter Vorbehalt nach Gräslunds Chronologie der Kategorie Pr 2, d. h. der Zeit ca. 1020-1050 zugeordnet werden. Die Sprachformen sind relativ altertümlich: Akk. Pl. sunu (statt syni), Prät. kvam, Partikel sem. Wessén (SRI 9: 231) sieht Zusammenhänge mit englischer und irischer Bandornamentik. Jansson (SRI 9: 569) weist auf Übereinstimmungen ornamentaler wie schrifttechnischer Art mit U 1146 Gillberga hin und vermutet für beide Steine den gleichen Ritzer. d) · liutr : sturimaþr · riti : stain : þinsa : aftir : sunu · sina : sa hit : aki : sims uti furs : sturþị · -ṇari · kuam · : hn krik · : hafnir : haima tu : …-mu-… … ḳạṛ…ịuk ṛụ-ạ · … e) (Der metrische Teil nach der Lesung von Wulf): Liūtr styrimaðr rētti stæin þennsa æftiʀ sunu sīna. Sā hēt Āki, sem’s ūti fōrs, stȳrði [k]nærri, kvam hann Grikk(i)a. Hæfniʀ hæima dō. f) „Liūtr ‚Schiffsführer‘ errichtete diesen Stein zum Gedenken an seine Söhne. Der hiess Āki, / der im Ausland umkam, / steuerte das Schiff (knarr), / kam nach Griechenland. / Hæfniʀ starb daheim.“ 276 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden g) Brate(1891: 47) hatte die gesamte Inschrift, allerdings mit abweichender Lesart, für metrisch erachtet. Wessén (SRI 9: 231ff.) rechnete mit dem Verlust eines Kurzverses, der den Namen des zweiten Sohnes enthalten haben könnte und mit sturþị alliteriert. Diesen Versteil vermutete er in den separaten Runenbändern auf der rechten Seite des Steins. Seine Rekonstruktion ergibt eine Versform von drei Langzeilen im Fornyrðislag: Sā hēt Āki, sem’s ūti fōrs, [Styrr var annar] stȳrði [k]nærri. Kvam hann Grikk-hafniʀ, hæima dō. Vorausgesetzt, dass die durch zwei Trennzeichen separierte Runenfolge krik · : hafnir tatsächlich als sonst unbelegtes Kompositum Grikk-hafniʀ zu lesen wäre, wird die Stabbindung der dritten Langzeile durch einen „Hakenreim“ (Grikkhafnir : hæima) erzeugt. Wie Wulf (S. 194f.) indessen gezeigt hat, müsste in diesem Fall hafniʀ eine Haupthebung bzw. einen starken Nebenton tragen, das Nomen Grikkjedoch in der Senkung stehen. Selbst wenn man diesen groben Verstoss gegen die Versregeln gelten liesse, ist die Konstruktion Grikkhafniʀ fragwürdig. Schon Hübler (S. 124) hatte darauf hingewiesen, dass die Runenfolgen krik und hafnir in deutlich getrennten Schlingen stehen und vorgeschlagen, krik als verkürzte Schreibung für Grikkium oder Grikklandi und hafnir als Namen Hæfniʀ für den zweiten Sohn aufzufassen. Diesem Vorschlag ist Wulf (S. 193, 195) gefolgt. Auch er setzt verkürzte Schreibung krik statt krik ( i ) um bzw. krik ( i ) a an und rechnet mit PN Hæfniʀ (vgl. Peterson 2007: 126 s. v. doch mit Hinweis auf Appellativum hafniʀ). Wulfs Lesart der dreizeiligen Fjuckby-Strophe im Fornyrðislag hat allerdings einen gravierenden Mangel. Wie er selbst (S. 195) einräumt, dürfte der auf das Namenwort Hæfniʀ reduzierte dritte Anvers kaum den Füllungsbedingungen genügen. Entweder ist er einhebig zu lesen oder er verstösst gegen die Regel, dass die kurzsilbige Endung -niʀ nicht mit einer Hebung belastet werden kann, wenn - wie in diesem Fall - mit hæima unmittelbar eine zweite Hebung folgt (dazu von See 1967: 23). Das Problem löst sich jedoch, wenn man für das Segment hæfniʀ hæima dō nicht eine Langzeile, sondern eine zäsurlose, dreihebige Vollzeile im Ljóðaháttr ansetzt. Dies hatte bereits Åke Ohlmarks (1970: 37) in einer sonst wenig beachteten metrischen Arbeit, allerdings in der älteren Textversion, vorgeschlagen. So gesehen ergibt sich eine interessante strophische Formation „Langzeile + Langzeile + Vollzeile“. Die Vollzeile bildet im Falle von Fjuckby eine syntaktische Einheit und wird vom Runenmeister in ein visuell verdeutlichtes, eigenes Runenband gesetzt. Literatur: SRI 9, S. 222-233, Pl. 52, 53; Brate-Bugge 1891: 38ff.; Ruprecht 1958: 155; Ohlmarks 1970: 37f.; Jansson 984: 50f., 74; Mejer 1992: 57; Hübler 1996: 122ff.; Wulf 1997: 185ff. (Abb.); Wulf 2003: 1001; Källström 2007: 397. 277 133. Bo gård 132. Bärmö a) U Fv 1983: 228 b) Runenstein. — Der Stein wurde 1982 in einem Acker auf der Gemarkung von Bärmö, St. Pers sn, Ärlinghundra hd, ca. 500 m östlich des Hofs und ca. 300 m nördlich der Strasse von Bärmö nach Sigtuna aufgefunden. Der ursprüngliche Standort ist unbekannt, doch kann angenommen werden (Snædal Brink), dass der Stein sich in direktem Anschluss an ein altes Wegsystem in Richtung Sigtuna befunden hat. Er steht heute am Waldrand ca. 50 m nordöstlich des Fundplatzes. Der nur 30 cm dicke Stein aus Gneis misst 260 cm in der Höhe und 175 cm in der Breite. Die Ritzung füllt nur die obere Hälfte. Sie setzt nach einem Trennkreuz links hinter dem Kopf des Runentiers an und führt im Randbogen bis in den Kreuzfuss und den oberen Kreuzarm. Dieser Inschriftteil, der ca. 10 Zeichen enthalten haben mag, ist indessen durch Verwitt erung verloren. c) Der Stein kann nach Gräslunds Chronologie der Kategorie Pr 3, d. h. der Zeit ca. 1045-1075 zugewiesen werden. Ritzer: Þōrbiǫrn, attribuiert (Snædal Brink). d) × nesbiurn : ḷit : raisa : sta-n : þensa : eftiʀ : ọlaif : sun : sin : hiar : skal : stanta : stain · a : lạị…au… e) Næsbiǫrn lēt ræisa stæ[i]n þennsa æftiʀ Ōlæif, sun sinn. Hiar skal standa stæinn ā ... f) „Næsbiǫrn liess diesen Stein zum Gedenken an seinen Sohn Ōlæifʀ errichten. Hier soll stehen / der Stein auf (bzw. am) ...“ g) Die Langzeile verwertet die geläufige standa-stæinn-Formel und dürfte, wenn auch nur fragmentarisch bewahrt, durch die Deixis hiar die Funktion des Steins als Wegedenkmal bezeugen. Die vollständige Belegsammlung findet sich unter Nr. 133 Bo gård (zur Verbreitung der Formel vgl. auch Hübler und Wulf). Literatur: Snædal Brink 1983: 228f. (Abb.); Hübler 1996: 140; Wulf 2003: 977f. 133. Bo gård a) U Fv 1986: 84; (Taf. 92) b) Felsplatte. — Die Ritzung auf anstehendem Fels wurde im Jahr 1984 ca. 400 m östlich von Bo gård auf Lidingö entdeckt. Sie befindet sich 10 m westlich der Strasse Askrikevägen 2-10 in direktem Anschluss an ein umfangreiches eisenzeitliches Gräberfeld mit über 50 Artefakten, welches sich der mittelalterlichen 278 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden Zentralsiedlung Vikby zuordnen lässt. Das Neutrum bo im Namen Bo gård kann der Bedeutung nach als „Verwaltungshof, Hauptgehöft in einem Bezirk“ wiedergegeben werden und dürfte ein administratives Zentrum auf Lidingö bezeichnet haben (Gustavson 1986: 86). Die Ritzung, die auf dem Fels eine Fläche von ca. 200 × 140 cm einnimmt, wird von Gustavson als etwas unregelmässige, kreisförmige Tierschlinge beschrieben. Innerhalb der Schlinge und links unter ihr findet sich weitere, z. T. verwitterte Schlingenornamentik und in ihrem Oberteil ein gleicharmiges Kreuz. Die Inschrift beginnt mit dem Prosaingress links unten in der Hauptschlinge und endet an fast gleicher Stelle mit der Runenfolge ulfs . Der metrische Teil ist abgesetzt und füllt für sich eine kleinere innere Schlinge unter dem Kreuz. Auch Bo gård liefert das Zeugnis für eine bewusste Segmentierung und Visualisierung des metrisch geformten Nekrologs. c) Das Alter der originellen Ritzung ist nicht eindeutig bestimmbar. Nach Gräslunds Stilchronologie könnte sie sowohl der Kategorie Pr 3 (ca. 1045-1075) wie auch Pr 4 (ca. 1070-1100) zugewiesen werden. Wahrscheinlich handelt es sich um eine Übergangsform. Sprachlich-runologische Merkmale sprechen für rel. späte Entstehung gegen Ende 11. Jahrhundert (Salberger 1989c: 44). Falls die Errichterformel wörtlich genommen werden kann, war Āsmundr der Ritzer (vgl. dazu Källström 2007: 233). d) asmu-tr … ris-- · runaʀ · eftiʀ × stein · faþurs · faþur · sin · auk · faþur · siba · ok × geiʀbiarnaʀ × aok … ulfs · eaʀ · merki · mikit · at · man · koþan × Nach R. 7 r und R. 69 k sind ca. 10 cm lange Partien verwittert, die je ein Trennzeichen enthalten haben dürften. R. 18, 25, 57, 78 e sind deutlich punktiert, ebenso R. 56 g . Für die Konjunktion ok werden drei verschiedene Schreibweisen verwendet: auk , ok , aok . e) Āsmu[n]dr rīs[ti] rūnaʀ æftiʀ Stæin, faðursfaður sin, ok faður Sibba ok Gæiʀbiarnaʀ ok Ulfs. Hiar mærki mikit at mann gōðan. Prosa: Die Verwandtschaftsbezeichnung faðursfaður (hier Akk. Sg.) „Vatersvater“ mit Genitiv-s ist auch auf U 350 Solsta sowie Sö 195 Brössike belegt. f) „Āsmundr ritzte die Runen zum Gedenken an Stæinn, seinen Vatersvater und Vater von Sibbi und GæiRbjǫrn und Ulf. Hier ein mächtiges Denkmal / zum Gedenken an einen vortrefflichen Mann.“ g) Das einwandfreie Verspaar im Fornyrðislag wird nach der Erstlesung Gustavsons (1986; erneut 1987) vom Ortsadverb eaʀ = hiar angeführt. Für diese Verseinleitung finden sich speziell in Uppland und Södermanland eine Reihe von 279 134. Arlanda Parallelen, welche die Deixis jedoch durchwegs an die standa-stæinn-Formel binden, zum Vergleich: Hēr man standa / stæin nǣʀ brautu (121 Kungs-Husby U 707 ) Hiær mun standa / stæinn miðli bȳia (122 Ågersta U 729) Hēr mā standa / stæinn næʀ brautu (128 Ryda U 838) Hiar skal standa / stæinn ā ... (132 Bärmö U Fv 1983) In diesen Versinschriften, die mit Ausnahme von Bärmö von Balli stammen oder ihm zugeschrieben werden, zieht das Ortsadverb die erste Hebung auf sich (Wulf 2003: 980). Die mærki-Formel hingegen verbindet sich nur in einem einzigen Fall mit dem Ortsadverb, und zwar auf der Grabplatte von Visby, wo es als Hebung in der Kadenz steht: liggʀ merki hier / yfir manni þaim (36 Visby G 343) Die naheliegende Lesung von eaʀ = hiar in betonter Stellung ist indessen von Salberger in Frage gestellt worden. Da im Anvers mit dem Alliterationspaar merki : mikit zwei Hebungen bereits besetzt sind, könne eaʀ nicht betont sein. Er schlägt dagegen vor, eaʀ als eʀ, d. h. 3. Pers. Sing zu vesa/ veʀa zu lesen, und er übersetzt die Langzeile: „Minnesmärket är stort efter en god man.“ Im runischen Versmaterial ist freilich kein einziger Beleg für verseinleitendes Hilfsverb nachgewiesen. Vielmehr werden finite Formen von vesa/ veʀa offensichtlich als redundant betrachtet. Die Inschrift von 99 Viby U 102 mit der mærki-Formel erspart das finite Verb: mykit mærki / fyriʀ [m]argum manni Ebenso 108 Skånela U 300: mærki mykit / æftiʀ man gōðan. Die Repräsentation von hiar durch eaʀ ist ungewöhnlich. Stilistisch bedeutet es allerdings einen Unterschied, ob ein semantisch schwach gefülltes Hilfsverb in der Vorsenkung steht oder ein deiktisches Adverb mit emphatischer Betonung (vgl. dazu Heusler 1925: §136; von See 1967: 20f.). Der Lesung Gustavsons eaʀ -= hiar gebührt zweifellos der Vorzug. Literatur: Gustavson 1986: 84ff. (Abb.); Gustavson 1987: 138ff. (Abb.); Salberger 1989c: 43ff.; Hübler 1996: 66f.; Wulf 2003: 980; Källström 2007: 233, 408. 134. Arlanda a) U Fv 1992: 157; (Taf. 93) 280 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden b) Runenstein. — Im Jahre 1990 wurden bei Strassenbauarbeiten ca. 1 km nordöstlich der Ausfahrt von der Autobahn E 4 zum Flughafen Arlanda auf der Gemarkung von Måby, Husby-Ärlinghundra sn, Ärlinghundra hd, mehrere Fragmente eines offenbar beim Aushub beschädigten Runensteins direkt neben einem Wildschutzzaun freigelegt (zur Situation vgl. Snædal Fig. 6). Der ursprüngliche Standort liess sich nicht mit letzter Gewissheit bestimmen, dürfte aber in unmittelbarer Umgebung des Fundplatzes zu vermuten sein. Eine archäologische Nachuntersuchung ergab, dass in direktem Anschluss ein ca. 3-3,5 m breiter Kiesweg verlief, der von Måby Richtung Südosten führte. Östlich des Fundplatzes befand sich historischem Kartenmaterial zufolge niedrig gelegenes bzw. versumpftes Gelände, dass von einem Wasserlauf durchquert war. Snædal (1992: 158) schliesst aus der lokalen Situation, dass sich die inschriftliche Bemerkung karþ[u br]u þisi auf eine entsprechende Brücke bezogen haben dürfte. Da es sich aus Verkehrsgründen verbot, den Stein am ursprünglichen Ort aufzurichten, liess man ihn 1991 zum Flughafen transportieren, wo er seither in der Abflughalle Arlanda 2 in einer Vitrine aus rostfreiem Stahl gezeigt wird. Bei der Auffindung lagen zwei grosse Fragmente nebeneinander. Das eine misst 166 cm in der Höhe und ist an der Basis 173 cm breit, das andere besitzt die Masse 73 × 68 cm. Zwei kleinere Fragmente, die den Stein an der Spitze rechts und links ergänzen, wurden bei der Ausgrabung gesichert. In restauriertem Zustand ist das Denkmal 230 cm hoch und besteht aus hellgrauem, feinkörnigem Granit mit braunen Einsprengseln. Die Inschrift ist in zwei Tierschlingen angelegt, die oben und unten durch Koppel verbunden sind und im Mittelfeld ein Flechtkreuz umschliessen. Der Text setzt in der linken Schlinge nach einem kleinen Kreuz als Trennzeichen an und führt bis auf die Runenfolge þurst… Die Fortsetzung steht in der rechten Schlinge. Sie beginnt wiederum nach einem kleinen Kreuz mit bruþur sin , worauf der Versteil und der Rest der Inschrift folgt. Die letzten beiden Runen si sind in den rechten Kreuzarm geritzt. c) Nach Gräslunds Stilchronologie ist der Stein der Kategorie Fp (Vogelperspektive), d. h. der Zeit ca. 1010-1050 zuzuordnen. Ritzer: Ǣskill bzw. Alrīkʀ, attribuiert (Snædal 1992: 158). d) × kunar : auk biurn : auk × þurkrimr × ra-… …tain : þina · at þurst… × bruþur sin : is uas austr : tauþr · m… …ari × auk × karþ… …u þisi Der Stein ist an der rechten oberen Kante beschädigt, so dass 4-5 Runen fehlen, doch kann die Lücke durch m[iþ iku]ari sicher ergänzt werden. Auch der Schluss ist unvollständig. Es bietet sich mit Snædal die Rekonstruktion karþ[u br]u þisi an. e) Gunnarr ok Biǫrn ok Þōrgrīmʀ ræ[istu s]æin þenna at Þōrst[æin] brōður sin. Es vas austr dauðr m[eð Ingv]ari. Ok gærð[u br]ō þessi. 281 135. Sigtuna 1 f) „Gunnarr und Biǫrn und Þōrgrīmʀ errichteten diesen Stein zum Gedenken an ihren Bruder Þōrstæinn. Er starb im Osten / zusammen mit Ingvarr. Und machten diese Brücke.“ g) Die hier vorliegende Langzeilen-Variante der Ingvarr-Formel ist metrisch identisch auf dem Stein 118 Råby (U 661) eingeritzt: Es vas austr dauðr / með Ingvari. Die Ergänzung des Textes von Arlanda darf daher als gesichert gelten. Es handelt sich um den bisher letzten Fund der heute bekannten Ingvarr-Inschriften, deren Gesamtzahl sich auf etwa 26 Steine beziffern lässt. Jesch (2001: 103) bemerkt dazu: „No doubt further Ingavarr-stones will be discovered, and it is likely that some of those of whom it is only said that they ‚died in the east‘ also perished with Ingvarr.“ Über die Hälfte der Ingvarr-Inschriften ist im Nekrologteil metrisch gestaltet, was den Schluss nahelegt, dass das schicksalhafte Ereignis das Bedürfnis nach besonderer Ausformung der Kommemoration geweckt hat. Zum Gesamtcorpus s. Anhang „Verzeichnis metrischer Inschriften der Ingvarr-Steine“. Literatur: Snædal 1992: 156ff (Abb.); Hübler 1996: 93f.; Jesch 2001: 103f.; Wulf 2003: 983f., 996; Bianchi 2010: 67 m. Anm 8. 135. Sigtuna 1 a) U Fv 1912: 8; (Taf. 94) b) Kupferdose. — Im Jahre 1911 wurde auf der Gemarkung von Sigtuna, Sigtuna sn, am Ufer des Mälarsees eine Kupferdose aufgefunden, die der Aufb ewahrung zweier zusammenlegbarer Waagschalen zum Abwiegen von Edelmetall diente. Der Gegenstand setzt sich aus einem Deckel (10 cm Durchmesser) und der eigentlichen Dose (9,6-9,8 cm) zusammen, die jeweils durch eine vertikale, zentimeterbreite Kante begrenzt sind. Beide Kanten sind mit haarfeinen Zeichen beritzt, wobei auf der Deckelkante nach R. 16 i ca. 10 Runen durch Verwitterung verloren sind. Die Deckelkante (A) enthält einen Schenkertext und eine Ritzerformel, die parallel dazu angeordnete Inschrift der Dosenkante (B) eine versförmige Beschwörungsformel. Aufb ewahrungsort: Statens historiska museum, Stockholm. c) Spätwikingerzeitlich, aber nicht jünger als 1050 (von Friesen 1912: 19). Ritzer: Værmundr, signiert. d) (A) tiarfr × fik af × simskum × moni × skalaʀ × þis[aʀ] ×̣ i …ọtị × in uirmuntr × fạþi × runor × þisar (B) fuhl × ualua × slait × f ̣ aluon × fon kauk × o nos au-a (A + B): Die o -Rune wird konsequent für nasaliertes ą verwendet: moni , runor , f ̣ aluon , fon und o nos . (B): In der Runenfolge au-a ist an dritter Stelle nur noch ein Stab erhalten, doch kann die beschädigte Rune sicher als k gelesen werden (s. u.). 282 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden e) (A) Diarfʀ fækk af semskum manni skālaʀ þessar ī(? ) ...[l]andi. En Værmundr fāði rūnaʀ þessaʀ. Brate (1925: 46) hatte vorgeschlagen, die Lücke i …ọtị mit i[simkala × l]oti „im Lande der Semgallen“ zu ergänzen. (B) Fugl vælva slæit falvan, fann gauk ā nās au[k]a. f) „Diarfʀ bekam von einem samländischen (bzw. semgallischen) Mann diese (Waag)schalen [im ... lande? ]. Und Værmundr machte diese Runen. Ein Vogel zerfleischte den fahlen Räuber. / Man (ich) sah, wie sich der Leichenkukuck blähte.“ g) Die Doseninschrift überliefert einen Zweizeiler im Dróttkvætt, welcher allen Regeln des skaldischen Versmasses sowohl in Hinblick auf die Setzung der Stab- und Binnenreime wie der Anzahl von Silben und Hebungen in jedem der beiden Kurzverse entspricht. Die plausible Lesung von au-a erschliesst sich, wie schon von Friesen (1912: 12) gezeigt hatte, aus der Erfordernis der Vollassonanz (Aðalhending) im Abvers: kauk : auka . Das Substantiv ualua = vælva Akk. hatte von Friesen zu got. wilwa „Räuber“ gestellt. Dieser Deutung wurde bisher nicht widersprochen. Die Lesung fann gauk ā nās auka setzt subjektlose Verbform fann voraus (vgl. awnord. finna á e-n e-t „man merkt etwas, wird gewahr“; auka ist Objekt zu fann und Akk. Sg. zu auki m. „Zuwachs, Vergrösserung“). Jansson (1984: 39) liest indessen fann’k mit enklitischem Pronomen (d. h. Binderune k in fonkauk ), was metrisch jedoch ohne Konsequenz ist. In der zweigliedrigen Kenning im Abvers wird das Grundwort gauk durch den Genitiv nās bestimmt: nās gaukr „Leichenkuckuck“ = „Rabe“. Die Kenning ist auf die Rolle des Raben als leichenfressender Vogel bezogen und in der Anspielung leicht durchschaubar. Peter Foote (1985: 327) zieht die Inschrift der Kupferdose als Beispiel für einfacheren Kenningstil bei und bemerkt: „In der Kenning (Kuckuck des Leichnams) für „Rabe“ auf dem Kästchen [sic] von Sigtuna liegen Verschlüsselung und Auflösung näher beieinander, denn Kuckuck wie Rabe sind Vögel. Dies aber führt zu einem typisch ironischen Kontrast, denn die Assoziationen beim frühlingsverkündenden Kuckuck sind andere als beim Eingeweide verschlingenden Raben.“ Aus dem Umstand, dass die Dose als Behältnis zweier zusammenlegbarer Waagschalen für das Zuwiegen von Edelmetall diente, wird sinnfällig, dass mit dem Zweizeiler eine Art von Simile-Magie, d. h. ein Analogiezauber angestrebt war. Jansson (1984: 139) und im Anschluss Düwel (2008: 135) sehen im Dróttkvætt- Gedicht einen Beleg dafür, dass die skaldische Dichtart nicht ausschliesslich auf westnordisches Gebiet beschränkt war. Im runenmetrischen Corpus ostskandinavischer Provenienz ist das Dróttkvætt allerdings nur auf dem Stein von Karlevi, Öland (Nr. 26) ein weiteres Mal belegt. 283 136. Sigtuna 2 Literatur: v. Friesen 1912: 6ff. (Abb.); Brate 1925: 45, 52; Sierke 1939: 92; Ruprecht 1958: 159; Krause 1970: 101; Jansson 1984: 59f., 139 (Abb.); Foote 1985: 323, 327; Düwel 1987: 323f.; Naumann 1998: 701; Jesch 2001: 64f.; Gustavson 2005: 410; Källström 2007: 144ff, 168, 406; Düwel 2008: 128, 135. 136. Sigtuna 2 a) U Fv 1933: 134-136; (Taf. 95) b) Kupferblech-Amulett. — Im März 1931 wurden bei Ausschachtungen in der Gemarkung Malmen im Stadtquartier Granhäcken, Sigtuna, unter zahlreichen losen Funden ein beidseitig mit Runen beschriftetes Blech aus Kupfer geborgen. Das ca. 0,1 cm starke Metallstück ist 8,2 cm lang und ca. 2,8 cm breit. Es weist abgeschnittene Kanten auf und besitzt am einen Ende ein gestanztes Loch, das vor der Beritzung angebracht wurde und der Aufnahme einer Schnur oder eines Riemens diente, was eine Funktion als auf der Brust bzw. um den Hals getragenes Schutzmittel nahelegt. Die Runen sind mit scharfer Spitze eingegraben und fast ausnahmslos gut lesbar. Dem Runentyp nach handelt es sich um Langzweigrunen mit Einschüben von stablosen Runen (Hälsinge-Runen). Die insgesamt 109 Zeichen umfassende Inschrift ist in zwei parallelen Zeilen auf der Seite A und in drei Zeilen auf der Seite B geritzt. Auf der A-Seite sind die drei Zeichen fia nachgetragen, die in der dritten Zeile der B-Seite keinen Platz mehr fanden (vgl. Eriksson/ Zetterholm Fig. 35). Sämtliche Zeilen sind durch Randlinien begrenzt, und die Inschrift verläuft beidseitig im Bustrophedon. Aufbewahrungsort: Statens historiska museum, Stockholm. c) Sowohl runologische wie sprachliche Indizien lassen auf eine Entstehung ca. Mitte 11. Jh. schliessen. d) (A) þur × sarriþu × þursa trutin fliu þu nu͡funtin is Samnordisk runtextdatabas nennt auch die Möglichkeit þurs sarriþu mit Doppellesung von s : das Trennzeichen befindet sich nicht zwischen r und s , sondern steht darüber und könnte auch rein dekorativen Charakter besitzen. Bei R. 31 handelt es sich um Binderune u͡f . (B) af þiʀ þriaʀ þraʀ ulf × af þiʀ niu noþiʀ ulfr iii isiʀ þis isiʀ auk is uniʀ ulfr niut lufia Die B-Seite enthält folgende Hälsinge-Runen: 35 r , 40 s , 43 þ , 45 s , 51 u , 54 s , 55 und 59 u sowie 62 r . 284 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden e) Þōr/ Þurs sārriðu, þursa drōttin! Fliu þū nū! Fundinn es[tu]. Haf þæʀ þriāʀ þrāʀ, Ulfʀ! Haf þæʀ nīu nauðiʀ, Ulfʀ! Für die auf drei „Eisrunen“ folgende Zeile B 3 ist trotz vielfacher Versuche bisher keine befriedigende Lösung gefunden worden (vgl. Lindquist 1932: 67f.; Eriksson/ Zetterholm 1933: 145; Pipping 1933: 11; Moltke 1934: 436; Flowers 1986: 288). Samnordisk runtextdatabas transkribiert wie folgt: iii isiʀ þis isiʀ auk is uniʀ , Ulfʀ. Niūt lyfia! Es wäre durchaus möglich, dass in Zeile B 3 eine dritte, aus Kurzversen bestehende Strophe intendiert ist (vgl. die Rekonstruktionsversuche durch Pipping 1933: 11 und Eriksson/ Zetterholm 1933: 145). Eine gesicherte Lesung bietet jedoch nur der abschliessende Appell: ulfr niut lufia . f) „Thor ( þur ) bzw. Geschwür des Wundfiebers ( þurs sarriþu ), Herr der Thursen (der Riesen, Dämonen)! Fliehe du nun! Du bist entdeckt! Habe du dreifache Sehnsüchte, du Wolf ! Habe du neunfache Nöte, du Wolf! [iii isiʀ þis isiʀ auk is uniʀ] Wolf! Geniess des Zaubers bzw. Heilmittels ( niut lufia ).“ g) Die A-Seite enthält eine regelmässig gebaute Halbstrophe im Fornyrðislag mit gleichlaufender Stabsetzung jeweils auf der ersten Hebung der An- und Abverse (Þōr/ Þurs - þursa, fliu - fundinn), begleitet von auffälligen Assonanzen. Schon früh wurde erkannt, dass es sich bei dieser an einen Wundendämon gerichteten Übelabwehr um eine direkte Parallele zur Canterbury-Formel handeln muss. Dieser Beschwörungstext wurde unter Nr. 25 ausführlich behandelt. Er lautet wie bekannt (ohne Anfangs- und Endzeilen): Far þū nū! Fundinn æstu. Þōr wīgi þik, þ[u]rsa drōttin. Der Vergleich lässt erkennen, dass die Versglieder vertauscht sind und dass Canterbury eine explizite Anrufung des Gottes (Þōr) enthält. Letzteres hatte Magnus Olsen (1940: 3ff.) wie vorher bereits Eriksson/ Zetterholm (1933: 139f.) veranlasst, auch auf dem Sigtuna-Amulett den Namen Thor ( þur ) anzusetzen. Dieser müsste sich in Anlehnung an den Halbvers Þōr wīgi þik mit imperativischer Verbform verbinden, die Olsen (7-11) sogar zweifach aus sarriþu erschliessen möchte: Þórr sær! (H)ré þú! „Thor, verwunde! Du (Herr der Dämonen) schlage zu! “ Dagegen hatten schon Pipping (1933: 5) und im Anschluss Gerd Høst (1952: 285 137. Sigtuna 3 344f.) überzeugend die Lesung þurs sārriðu „Geschwür des Wundfiebers“ (sārriðu obliquer Kasus von sār-riða f.) vorgeschlagen. Wie Canterbury und die 1996 aufgefundene Beschwörung auf der sog. „Fieberrippe“ von 138 Sigtuna (NoR 1998: 25) zeigen, beginnt auch die Inschrift auf dem Kupferblech-Amulett mit der formelhaften Anrufung eines Krankheitswesens (vgl. auch Gustavson 2010: 66). Die Verszeilen B 1-2 sind streng stilisiert, sowohl was die rhythmische Figurierung wie den „Gleichlauf der Glieder“ der Abwehrformel betrifft. Der strikte Parallelismus drückt sich teils in der Anaphora (haf þæʀ) aus, teils im Typ der Epiphora mit dem Wort ulfr in betonter Stellung (Achtergewicht), hier wohl mit der Bedeutung „schädliches Wesen, Untier, Räuber etc.“ Die beiden Zeilen sind ohne Zäsur in sich stabend (þriāʀ þrāʀ, nīu nauðiʀ), wobei ihre Verdoppelung ein Versmuster erzeugt, das schon Lindquist (1932: 43f.) als „galderförmig“ charakterisiert hatte, d. h. dem Metrum Galdralag nahestehend, das in verschiedenen Zauberstrophen der Liederedda (u. a. ‚Hávamál‘ ‚Grímnismál‘ ‚Skírnismál‘) verwendet wird. Die lesbaren Teile der Inschrift demonstrieren auf einzigartige Weise die Koppelung zweier eddischer Verssysteme. Literatur: Lindquist 1932 (Abb.); Eriksson/ Zetterholm 1933: 129ff. (Abb.); Pipping 1933: 37ff.; Moltke 1934: 436; Sierke 1939: 93f.; Olsen 194 (Abb.); Nordén 1943: 171f.; Holtsmark 1951: 216ff.; Høst 1952: 343ff. (Abb.); Moberg 1961: 51ff.; Krause 1970: 55f.; Flowers 1986: 288 m. Anm. 307; Gustavson 2005: 410; Düwel 2008: 135f. 137. Sigtuna 3 a) U Fv 1984: 257; Gustavson 2012 b) Wetzstein. — Im Jahre 1976 wurde dem Museum in Sigtuna von einer Privatperson ein mit Runen beschrifteter Wetzstein übergeben, der sich im Aushub einer archäologischen Ausgrabung im Quartier Humlegården, Sigtuna, befunden haben soll. 1982 wurde der Inschriftträger für nähere Beurteilung Runverket in Stockholm zugeleitet. 2011 gab ein zum Zeitpunkt der Ausgrabung 13-jähriger Knabe zu, die Inschrift auf einem im Grabungsaushub gefundenen Stein angebracht zu haben (Gustavson 2012). Da die Diskussion über die Inschrift forschungsgeschichtlich interessant ist, wird sie hier trotzdem behandelt. Der Wetzstein, der vollständig erhalten scheint, besteht aus grauem Schiefer mit Schleifspuren an der oberen Kante und der Rückseite. Er ist 51 mm lang und 22 mm breit, seine Dicke beträgt 12-13 mm. Die Inschrift nimmt die gesamte Vorderseite ein und verteilt sich auf vier, durch Rahmenlinien abgegrenzte Zeilen. Die Zeichen von 2-6 mm Höhe sind überwiegend deutlich, zeigen aber Spuren von Abnutzung. An der unteren Kante befindet sich die Ritzung einer ca. 12 mm grossen Frauenfigur. Aufb ewahrungsort: Sigtuna museum. 286 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden c) Die ungeklärten Fundumstände lassen eine archäologische Datierung nicht zu. Runologische und sprachliche Indizien deuten auf das 12. Jh., doch kann nach Snædal Brink nicht ausgeschlossen werden, dass verschiedene Runenformen auf das 11. Jh. hinweisen: die a -, n - und t -Runen sind wikingerzeitlich, während die r - und þ -Runen dem mittelalterlichen Typ zuzugehören scheinen. Nach Strid (s. u.) ist die Ritzung neuzeitlichen Ursprungs. Dass die Inschrift tatsächlich eine moderne Fälschung ist, hat Gustavson (2012) nachweisen können. Ihm ist es gelungen, den Urheber aufzuspüren und zu einem Geständnis zu bewegen. d) : þa : heiirir : þu : hrafna × giala : at : tauþr : stoþan runum × anþ- · risti · kuþ · hia-… ant · han- R. 4 e und 18 g sind punktiert. e) Þā høyriʀ þū hrafna gjalla at dauðan(? ). Staðinn rūnum. anþrīsti. Guð hia[lpi] and han[s]. f) „Da hörst du / Raben schreien / über dem Toten. / Befestigt mit Runen (geschützt durch Runen? ). Anti/ Ante(? ) ritzte. Gott helfe seinem Geiste.“ g) Die Inschrift beginnt versförmig, und zwar, wie schon Snædal Brink (1984a: 258) gezeigt hatte, mit einer wörtlichen Entsprechung zum Eddalied ‚Guðrúnarkviða önnur‘, Str. 8 3-4 : þá heyrir þú hrafna gialla, ǫrno gialla, æzli fegna-... Die Fortsetzung at : tauþr müsste sich zwingend auf giala beziehen, steht jedoch im Nominativ anstelle des nach der Präposition at zu erwartenden Akkusativs: at : tauþan . Mit der Phrase stoþan runum folgt eine zweite textuelle Entsprechung, die in direkte Beziehung zur metrischen Inschrift Nr. 23 von Hällestad 1 (DR 295) gesetzt werden kann, wo der Abvers stuþan runum mit dem Anvers stin : ą : biarki alliteriert und zusammen mit der vorangehenden Langzeile eine kohärente Halbstrophe ergibt: Sattu drængiaʀ æftiʀ sinn brōþur stēn ā biargi støþan rūnum. „Es errichteten ‚drængiaʀ‘ / zum Gedenken an ihren ‚Bruder‘ / den Stein auf dem Hügel / standfest (bzw. befestigt) mit Runen.“ 287 138. Sigtuna 4 Snædal Brink hatte bei ihrer Erstbeschreibung der Inschrift diese Zusammenhänge registriert, aber keine weiteren Schlüsse daraus gezogen. Die Echtheitsfrage stellte sich auch für Salberger nicht, als er den Wetzstein 1990 in einem ausführlichen Artikel im Arkiv för nordisk filologi behandelte. Die Essenz seiner weitgreifenden Analyse ist die Rekonstruktion einer Halbstrophe im Fornyrðislag, die auf zwei wesentlichen Konjekturen beruht: Einmal wird nach at : tauþr eine Ellipse angesetzt und in Anlehnung an Hällestad 1 und eine Reihe anderer Inschriften stain (bzw. stein , stin ) ergänzt, wodurch sich eine st -Alliteration mit stoþan bilden liesse (S.166f.); zum andern liest Salberger (167f.) die Runenfolge at nicht als Präposition, sondern er setzt mit Doppellesung der a -Rune in at die Form aat an, welche sich aus der Verbform ā 3. Pers. Sg. Präs. zu aschwed. ægha „haben, besitzen“ und der Negativpartikel -at „nicht“ zusammensetzen würde. Daraus ergibt sich nach Meinung Salbergers (S. 177) folgende Halbstrophe: : þa : heiirir : þu : hrafna × giala : at : tauþr : [stein] : stoþan runum × Und in Übersetzung: „Da hörst du Raben schreien. Der Tote hat keinen [Stein] stehend mit Runen.“ Zuletzt wurde die Inschrift von Gustavson (2012) ausführlich behandelt und als Fälschung ausgewiesen. Zuvor hatten bereits Källström (2007) und Strid (1993) Zweifel an deren Echtheit geäussert. Unter Hinweis auf Strid urteilt Källström: „Fyndomständigheterna är mycket oklara och texten innehåller i övrigt flera märkligheter, vilket talar för att det rör sig om en sentida inskrift- ...“ Strid meint die Quelle der Zitate aus der Liederedda und vom Hällestad-Stein verorten zu können und will sie in der 1977 erschienenen zweiten Auflage von S. B. F. Janssons populärer Darstellung „Runinskrifter i Sverige“ (S. 70, 88) finden. Dies kann allerdings nicht zutreffen, da der Wetzstein schon 1976 an das Museum in Sigtuna gelangte. Als Inspirationsquelle kommt also nur die Erstauflage von 1963 (S. 69, 88) in Frage. Literatur: Snædal Brink 1984a: 250ff. (Abb.); Salberger 1990: 161ff. (Abb.); Strid 1993: 193ff. (Abb.); Källström 2007: 407; Gustavson 2012. 138. Sigtuna 4 a) U NoR 1998: 25; Gustavson 2010: 64; (Taf. 96) b) Rippe. — Bei der Auswertung eines geschlossenen Fundkomplexes, der aus einer 1996 durchgeführten Ausgrabung im Quartier Professorn 4 der historischen Stadtanlage von Sigtuna stammte, wurde im Jahre darauf im Museum von Sigtuna ein beidseitig mit Runen beritztes Stück einer Kuhrippe entdeckt. Die Rippe ist 240 mm lang, 16-26 mm breit und 8-13 mm dick. Die mehr als einhundert 288 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden Zeichen bewahrende Inschrift steht mit einer Zeile auf der Vorderseite (A) und mit zwei Zeilen auf der Rückseite (B1-B2). Über der Runenfolge 6-11 s + ouriþ Seite (A) befinden sich 8 kryptische Zeichen. Der letzte Inschriftteil (B2) steht mit Sturzrunen im Boustrophedon. Die Runenhöhe schwankt zwischen 11- 19 mm. Aufbewahrungsort: Sigtuna museum. c) Der archäologische Kontext lässt eine Datierung auf Ende 11. bzw. Anfang 12. Jh. zu. d) (A) iorils × ouriþ × uaksna ur : kroke × bat han × riþu × bar-… (B1) han : riþu × aok × siþa × sarþ × sararan × uara × hafir × fult (B2) fekit × fly : braot riþa R. 24 und 78 e sind punktiert, ebenfalls R. 84 y . Die Vorderseite (A) endet mit einer möglicherweise beschädigten Rune nach bar- . e) Iorils (ō)vrið! Vaksna ūʀ krōki! Bant han riðu, bar[ði] han riðu. Ok sīða(? ) sarð sārarann-vara. Hafiʀ fullt fengit. Flȳ braut riða! f) „Jorils (Wunden)-Knebel! / Wachse aus Krōkr bzw. aus dem Haken! / Band er (der Exorzist) das Fieber. / Schlug(? ) bzw. bezwang(? ) er das Fieber. / Und darauf verwünschte (er) / sararan × uara . / Hat voll empfangen! / Entfliehe, Fieber! “ g) In der hier dargebotenen, normalisierten Lesart ergeben sich nach Stabsetzung, Silbenzahl und Iktenverteilung formal gesehen 8 Kurzverspaare bzw. 4 Langzeilen und somit eine komplette Strophe im Fornyrðislag. Es handelt sich mit anderen Worten um ein voll durchgebildetes Stabreimgedicht. Die alliterierenden Lexeme lassen sich eindeutig bestimmen. Anvers 1a zeigt Stab auf der zweiten Hebung (x-a), die Anverse 3a und 4a legen jeweils nach Auftakt den Stab auf beide Hebungen (a a). Das Verspaar 2a-2b weist Kreuzreim auf (Schema: a b a b) und spiegelt im identischen Versschema nahezu totale Lautgleichheit. Der Halbvers 1b ist durch vollständigen Binnenreim (vaksna : krōki) akzentuiert. Die letzten sechs Lexeme der Inschrift bilden zwei durch Trennzeichen markierte syntaktische Einheiten, woraus formal unangreifbar die emphatisch ausschwingende vierte Langzeile ihre metrische Textur gewinnt. Wir befinden uns in der günstigen Situation, dass ein nachprüfb ares metrisches Gerüst die philologische Interpretation zu stützen vermag. Die poetische Stilisierung ist unverkennbar, während die Aussage der Strophe in Einzelheiten allerdings noch als 289 138. Sigtuna 4 ungelöst gelten muss. Die Parallelen zur Canterbury-Formel (Nr. 25) und zum Kupferblech-Amulett von Sigtuna (Nr. 136) liegen auf der Hand. Zum Vergleich sollte überdies der versifizierte Exorzismus auf dem Kupferblech-Amulett von Södra Kvinneby auf Öland (Nr. 30) beigezogen werden. Durchlaufendes Thema der Strophe ist riða. Das nschwed. dialektal als rid „kurze Zeit, Krankheitsanfall“ bewahrte Femininum gehört zu aschwed. rīdh bzw. ridha „Fieber, Schüttelfrost“, adän. ride, ae. rido, ahd. (h)rit(t)o und zusammen mit ahd. ridōn „zittern“ zur h-anlautenden Form germ. *hrið (vgl. de Vries s. v. hríð und riða; Hellquist s. v. rid). Es handelt sich folglich um die Beschwörung eines mit dem Namen Iōrill angesprochenen Fieberdämons. Darin stimmen die beiden schwedischen Runologen, welche die Inschrift als Einzige bisher eingehender gewürdigt haben, überein, wenngleich sie in der Interpretation punktuell voneinander abweichen (Gustavson 1998; in erweiterter Fassung 2010; Källström 2012). Die Komposition des Krankheitszaubers ist ungewöhnlich und weicht vom geläufigen, formal meist zweigliedrigen Typus mitt elalterlicher Zaubersprüche und Segen ab. Es handelt sich bei der Inschrift der „Fieberrippe“ um einen komplexen magischen Sprechakt, welcher zunächst den Vorbericht (Iorils ōvrið) mit einer Mahnformel (vaksna ūʀ krōki) verbindet. Darauf folgt ein längerer epischer Abschnitt, der rituelle Einzelheiten der Zauberhandlung benennt (Verszeilen 2 und 3). Ob sich Vers 4a (hafiʀ fullt fengit) tatsächlich an den Krankheitsdämon richtet, ist nicht ganz klar, doch zielt auf seine vollständige Bezwingung der abschliessende Exorzismus mit der Befehlsformel: Flȳ braut riða! Der Text beginnt mit der Benennung des Dämons und der durch ihn verursachten Krankheit. Gustavson (2010: 67f.) vergleicht das einleitende, im Genitiv stehende Segment iorils mit dem Namenpaar kuril/ iuril der Canterbury- Formel und bezieht Iōrill nominativisch wohl zu Recht auf den dort als Gyrill bezeichneten Krankheitsdämon (zur bisher unbestrittenen Namenbedeutung siehe näher unter Nr. 30, vgl. auch DR: 658 s. v. Gyril). Källström (2012: 40f.) hingegen sucht für iorils eine Anknüpfungsmöglichkeit in der Wortbasis des im Norden nicht ungewöhnlichen Gewässernamens Jōra (urnord. *eur-, vgl. awnord. aurigr „nass“, aurr m. „Wasser“, úr „feiner Regen“ usw.). Er stützt seine Auffassung durch die interessante Beobachtung, dass das zur Wortsippe zu stellende Substantiv awnord. vari m. „Flüssigkeit, Wasser“ (vgl. de Vries s. v. vari 2) auch in der im zweiten Teil der Inschrift vorkommenden Form vara vorliegen könnte. Für das zweite Wort der Inschrift ouriþ wird von Gustavson (ibid.) eine digraphische Schreibung für runenschwed. vrið (wrið) erwogen. Der verbreitete Wortstamm germ. *wrið- (vgl. aisl. ríða < älter wríða, nschwed. vrida, ae. wrīðan, ahd. rīdan „winden“; de Vries s. v. ríða 2) bezieht sich auf den Vorgang des „Flechtens, Knüpfens, Windens“, und Gustavson nimmt als eine der Hauptbedeutungen „något ihopvridet“ an. Diese Annahme lässt sich mit Blick auf entsprechende Ableitungen im Deutschen näher präzisieren: Man vergleiche nämlich mhd. reitel, 290 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden mndd. wre(i)del, nhd. Reitel, welche alle die Bedeutung „Knebel, Drehstange“ besitzen (Kluge 2011 s. v. Reitel). Im Isl. liegt das Substantiv riðill „kjevle derom at binde net“ vor, norw. dialektal gleichbedeutend ridel (Falk-Torp 1991 s. v. vride). Die von Gustavson vorgeschlagene Übertragung „Jorills (sår)pinne“, d. h. „Jorils (Wunden)-Stock“ bzw. treffender „(Wunden)-Knebel“ wäre durchaus vertretbar. Gleichzeitig wird von Gustavson die Frage gestellt, ob ouriþ nicht auch als zusammengesetzte Form gelten und negierendes ōbzw. verstärkendes ofals Vorsilbe wiedergeben könnte. Dieser Anregung ist Källström (2012: 39) insofern gefolgt, indem er zwar das Präfix ōansetzt, jedoch nicht in der usuellen, negierenden Bedeutung, sondern unter Hinweis auf SAOB (O 5) mit pejorativem Wortinhalt zwecks Bezeichnung abnormer Umstände (vgl. schwed. oart, odjur, ogärning usw.). Seine Wiedergabe der Eingangsphrase lautet daher Iōrils ōvrið „Iorils abnorma vred“. Auch in dieser Lesart ergibt sich, wie Källström (ibid.) zugleich zeigt, ein tadelloses Verspaar, und zwar mit Stabung -vauf der druckstarken zweiten Silbe im Anvers (wie in eddischer Dichtung mehrfach bezeugt, vgl. z. B. ‚Skírnismál‘ 19 6 : óleiðastan lifa): Iōrils ōvrið vaksna ūʀ Krōki. Die von der Präposition ūʀ „aus, aus - heraus, weg von“ bestimmte Dativform kroke im Abvers 1b wird von beiden Interpreten diskussionslos als Männername Krōkʀ aufgefasst. Runisch ist der Name (bzw. Beiname) in mindestens neun dänischen und schwedischen Inschriften bezeugt (vgl. Peterson 2007: 151 s. v.). Dieser Befund dürfte eine Ad-hoc-Bildung ausschliessen. Für eine Individualisierung würde zudem die verwandte Amulett-Inschrift von Södra Kvinneby (vgl. Nr. 30) sprechen. Sie bezeugt ebenfalls die Bitte um magischen Schutz und bezieht sich, sogar mit dreifacher Benennung, auf eine Person namens Bōfi. Es wäre aber auch denkbar, dass das Grundwort awnord. krókr m. „hakenförmiges Gerät, Haken, Widerhaken, Hakenspiess“ appellativisch verwendet ist. Es bietet sich wiederum der Vergleich mit der Canterbury-Formel an. Hier trägt der Krankheitsdämon Gyrill den Beinamen sār-þvari „Wundenstange“ bzw. „Wundenstock“, was auch als Kenning für „Schwert“ bzw. „Spiess“ aufgefasst werden kann. Die Funktion einer Spitzwaffe im Kontext eines Austreibungsrituals lässt sich typologisch erklären. Im ags. ‚Hexenstichsegen‘ wird das Leiden (Rheumatismus? ) auf einen kleinen Speer bezogen, der im Körper steckt: ūt, lytel spere, gif her inne sy! , „heraus, kleiner Speer, wenn er hier innen ist! “ (zit. nach Genzmer 1950: 151). Gegen wurmartige Krankheitsdämonen richten sich die in asächs. und ahd. Version aus dem 10. Jahrhundert überlieferten „Nesso“-Segen. Der Wurm mit Namen Nesso (vulgärlat. nessio zu nescius „unbekannte Krankheit“) sitzt im Mark der kranken Stelle. Von dort soll er herausgehen in den Knochen, in das Fleisch, in die Haut, sodann „von der Haut in diese Pfeilspitze“ (fonna demo felle in diz tulli). Schliesslich soll der infizierte Pfeil verschossen werden (vgl. zusammenfassend Reiche 1977; Haubrichs 1995: 352). 291 138. Sigtuna 4 Es wäre vor diesem Hintergrund zu erwägen, ob der Vers 1b vaksna ūʀ krōki nicht ebenfalls eine analoge Handlungsanleitung wiedergeben könnte. Den epischen Abschnitt leitet das Verspaar 2a-2b mit einem ersten Schritt der Fieberbeschwörung ein. Die Verse beschreiben eine Analogiehandlung des Fortbannens der Fiebererkrankung durch den Exorzisten: „Band er das Fieber, schlug er das Fieber“. Dies erfolgt metrisch-stilistisch in identischer Form, parallel gegliedert und asyndetisch gereiht: Bant han riðu, bar[ði] han riðu. Der Exorzist wird in der dritten Person angesprochen. Schwierigkeiten bereitet die anscheinend beschädigte letzte Rune der Seite (A) in bar- . Gustavson (2010: 64) lässt offen, ob es sich ursprünglich um eine þ , u oder I -Rune gehandelt haben könnte. Der strikte Parallelismus des Verspaars setzt zwingend eine Verbform im Präteritum voraus, sodass auf den ersten Blick wohl einzig awnord. berja (3. Sg. Prät. barði) „schlagen, prügeln, zerschlagen“ in Frage käme. Verstechnisch gesehen wäre jedoch das starke Verb bera (mit einsilbigem Präteritum bar) „tragen, von der Stelle schaffen, befördern“ weit passender, da sich ein identischer viersilbiger Abvers ergeben würde. Auch semantisch dürfte bera mit der Absicht der Aussage verträglicher sein. Dieses Problem müsste eine Nachuntersuchung der Rippe abschliessend klären. Die schwierigste Interpretationsfrage bietet die epische Fortsetzung der Strophe in einer weiteren rituellen Handlung im Verspaar 3a-3b: Ok sīða(? ) sarð sārarann-vara. Textlinguistisch gesehen stellt die mit ok koordinierte Langzeile eine sequentielle Relation zu den beiden Vorgängersätzen in 2a-2b her. Es wäre daher anzunehmen, dass sarð als 3. Pers. Prät. sich auf den zuvor mit han bezeichneten Exorzisten bezieht. Zur Sukzession des Rituals würde ein Zeitadverb passen, dass sich aus sīða ergibt, nämlich z. B. sīðan „dann, darauf, danach“ bzw. als Komparativ sīðar(r). Man müsste in diesem Fall von einer defekten Form bzw. von einem Ritzfehler ausgehen. Gustavson (2010: 69f) diskutiert diese Möglichkeiten, verwirft sie aber und denkt anstelle an eine sonst nirgends belegte Abstraktbildung *sīða „Zauberei“ zum starken Verb sīða „zaubern, mit Magie angreifen“. Darüber, dass sarð am ehesten als Präteritum zu awnord. serða, runenschwed. siærða, aschwed. særþa „perversen Verkehr haben, bes. Sodomie“ zu stellen ist, besteht Einigkeit. Aber die Kombination eines Subjektabstraktums *sīða mit dem Prädikat serða wirkt doch höchst unwahrscheinlich, auch wenn man für serða andere pejorativen Bedeutungsvarianten als die rein sexuellen in Erwägung zieht. Man könnte sich als Übersetzung auch eine Sinngebung wie: „Und darauf verwünschte (er) heftigst-...“ vorstellen. 292 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden Der Abvers lässt sich durch die mit Trennzeichen segmentierten Einheiten × sararan × uara einwandfrei füllen. Die oblique Form uara kann zu vari m. „Flüssigkeit, Wasser; Augenschleim, Eiter“ gestellt werden (vgl. norw./ schwed. var, auch ahd. warah „Materie in Wunden“). Das eigentliche Problem bietet sararan . Gustavson (2010: 70f.) denkt an ein Kompositum runenschwed. sārarann „Wunden-Haus“, wohl im Sinne einer Kenning für die wässrige Eiterbeule, und er kann sich dabei auf das aisl. Substantiv rann n. „(grosses) Haus“ berufen (ibid., Anm. 8b). Die Runenfolge aok × siþa × sarþ × sararan × uara × hafir × fult fekit liest er als: Ok sīða(? ) sarð sārarann. Vara hafiʀ (hann) fullt fengit, d. h. „Och sejandet gjorde slut på sårhuset. Han har fångat varet fullständigt.“ (d. h. „Und die Zauberei machte dem ‚Wunden-Haus‘ ein Ende. Er hat das Eiter vollständig eingefangen“). Man mag dem Interpreten allen Scharfsinn zubilligen, aber seine Lesart ergibt keine Verse. Will man den Text als Vollstrophe gelten lassen, darf vara nicht vom Abvers 3b getrennt werden, da es ohne Zweifel in der Kadenz steht. Erst mit hafiʀ beginnt der letzte Anvers. Nicht nur aus formalen Erwägungen harrt die Passage sararan × uara weiterhin ihrer Lösung. Die Inschrift illustriert runische Verskunst im Gebrauchsrahmen magischer Medizin und ist wie viele andere Zauberformulare sprachlich allem Anschein nach sorgfältig konzipiert. Sie bietet allerdings eine Reihe ungeklärter Fragen. Zu ihren Besonderheiten zählen die kryptischen Zeichen der Seite (A) und nicht zuletzt der Umstand - worauf Gustavson aufmerksam macht - dass im Text fast der gesamte Lautbestand des Jüngeren Futhark (mit Ausnahme der Rune m ) verwertet ist. Literatur: Gustavson 1998: 25f.; Gustavson 2010: 61ff. (Abb.); Källström 2012: 37ff. (Abb.). Västmanland 139. Lilla Kyringe a) Vs 15; (Taf. 97) b) Runenstein. — Der auf zwei Seiten beritzte Stein befand sich ursprünglich auf der alten Gemarkung von Lilla Kyringe, Björksta sn, Yttertjurbo hd, wurde aber anfangs der 1860er Jahre am heutigen Standort beim nahegelegenen Gutshof Målhammar verbracht, wo er 5 m westlich der nördlichen Einfahrt aufgestellt ist. Das stattliche Denkmal aus grauem Granit misst 285 cm in der Höhe und 150 cm in der mittleren Breite. Die Zeichen sind auf der Vorderseite (A) tief und deutlich geritzt, während die Rückseite (B) leicht verwittert ist, doch kann der Runen- 293 139. Lilla Kyringe bestand nach Bautil (B. 1084) nahezu vollständig ergänzt werden. Zur archäologischen Situation von Lilla Kyringe vgl. Larsson 1990: 161. Die Inschrift ist in ihren beiden Teilen ungewöhnlich konstruiert. Diese enthalten je eine Errichterformel und besagen ausserdem, dass ein Runenmeister namens Balli an der Herstellung des Denkmals sowohl als Auftraggeber wie Ritzer beteiligt war. Da die ursprüngliche Platzierung des Steins bei Lilla Kyringe unbekannt ist, lässt sich nicht mit Gewissheit sagen, auf welcher Seite die Inschrift tatsächlich ihren Anfang nehmen sollte. Jedenfalls ist der Verstext (B) visuell wie syntaktisch konsequent von Seite (A) getrennt. Auch die Runenformen, die Orthographie und nicht zuletzt die Dekoration der beiden Steinflächen weisen signifikante Unterschiede auf. Williams (1990: 160) stellt daher die berechtigte Frage, ob beide Seiten vom gleichen Ritzer stammen. Die Inschrift Seite (A) beginnt nach einem Kreuz als Trennzeichen in einer komplizierten Schlinge links unten und endet wiederum links unten in einer kleineren Binnenschlinge. Links ausserhalb der Schlinge sind, ihrerseits durch Trennzeichen markiert, die Namen bali und knutr geritzt. Seite (A) ist üppig dekoriert und enthält neben mehreren kleineren Runentieren einen in der oberen Hälfte platzierten, mit dem Haupt nach links zeigenden Vierfüssler mit ausgeprägten Schenkenspiralen und einem von der Oberseite des Oberkiefers herabhängenden sog. „Lippenlappen“ (vgl. Oehrl 2010a: 37). Die Inschrift der B-Seite setzt nach einem Trennzeichen gleichfalls links unten an, steht jedoch in einem einfachen Band. Aber auch diese Seite ist mit einem Vierfüssler dekoriert, der sich in der oberen Steinfläche spiegelbildlich nach rechts wendet. Unterhalb des Bandes sind, auf dem Kopf stehend, die Zeichen bali geritzt. c) Gemäss Gräslunds Chronologie gehört die Dekoration in die Stilgruppe Pr 4, d. h. in die Zeit ca. 1070-1100. Setzte man zunächst den bekannten Ritzer Balli aus Uppland als Urheber an, der hauptsächlich in den Jahren 1050-60 wirkte (vgl. v. Friesen 1933: 215, danach noch Jansson SRI 13: 49), so haben sich inzwischen berechtigte Zweifel an seiner Identität mit dem unter der Signatur Balli hinn rauði (Vs 15) bzw. Rauð-Balliʀ (Vs- 24, Nr. 141) ritzenden Meister aus Västmanland ergeben (vgl. Philippa 1977: 42f., mit Nachdruck auch Williams 1990: 160). Ritzer: Balli hinn rauði, signiert. d) (A) × higulfr × lit × kira × merki × þisa × at × knut × faþur san × uk × kuþlug · u × ksistur × hanis × bali × riti × istaen × bali  knutr × (B) × sten : hafir × riton × þon × stonta × mo × bali ḥirauþi × yftir × bruþ[u]r × bali Folgende Runen sind punktiert: 3 g ; 16 e ; 45 g ; 71, 84 e ; 119 y . Graphisch unterscheiden sich insbesondere die a - und n -Runen auf Vorder- und Rückseite. e) Hægulfʀ lēt gæra mærki þessa at Knūt, faður sinn, ok Guðlaugu, systur hans. Balli rētti stæin. Balli. Knūtr. 294 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden Stæin hafiʀ rēttan, þann standa mā, Balli hinn rauði æftiʀ brōður. Balli. f) „Hægulfʀ liess diese Denkmäler errichten zum Gedenken an Knūtr, seinen Vater, und (zum Gedenken an) Guðlaug, dessen Schwester. Balli errichtete den Stein. Balli. Knūtr. Den Stein hat errichtet, / wie er stehen soll, / Balli der Rote / dem Bruder zum Gedenken. Balli.“ g) Die Gesamtinschrift ist beherrscht vom PN Balli, der viermal aufgerufen wird. In der Fornyrðislag-Halbstrophe füllt er in der Wortverbindung Balli hinn rauði (vgl. dazu Wessén 1965: 44) den Halbvers 2a, worauf die Dedikationsformel æftiʀ brōður folgt. Die Wiederaufnahme des Namens am Schluss steht - fast spielerisch - ausserhalb der Schlinge und gehört nicht zum Verstext. Es ist kritisiert worden, dass im letzten Halbvers der Hauptstab normwidrig auf der zweiten Hebung liegt (Hübler 1996: 74, Wulf 2003: 987). Brate (1891: 223) hatte keinen Verstoss gesehen und den Vers nach der Sievers’schen Metrik kommentarlos unter Verstyp A 3 rubriziert. Hübler möchte das Dilemma lösen und zieht in Erwägung, die Wortfolge Balli hinn rauði æftiʀ brōður als dreihebige Vollzeile im Versmass Ljóðaháttr zu betrachten. Er verkennt jedoch, dass in diesem Fall eine klingende (weibliche) Kadenz vorliegt, die als Schlussfüllung im Ljóðaháttr nicht erlaubt ist (vgl. Heusler 1925: 240). Wir dürfen davon ausgehen, dass der letzte Vers æftiʀ brōður sich in erster Linie pragmatischen Bedingungen verdankt. Ansonsten ist die Halbstrophe einwandfrei geformt, und sie besitzt besonderen Kunstcharakter, indem hier das Stilmittel der Anastrophe (d. h. eine Form der grammatischen Inversion) inschriftlich in einmaliger Weise demonstriert wird. Denn der aktive Satz Balli rētti stæin im Prosateil wird in Versform transformiert zu: Akkusativobjekt (stæin) + Prädikat Perfekt (hafiʀ rēttan) ... + nachgestelltes Subjekt (Balli hinn rauði). Literatur: SRI 13, S. 44-49, Fig. 22-24, Pl. 12-14; Brate-Bugge 1891: 222ff.; Brate 1925: 51f., 59; v. Friesen 1933: 215; Williams 1990: 155ff., 158ff (Abb.); Hübler 1996: 73f.; Wulf 2003: 977, 987; Källström 2007: 210 m. Anm. 218, 249, 258f. 140. Berga a) Vs 19 b) Runenstein. — Den frühesten Bericht über den Stein, der sich auf der Gemarkung von Berga, Skultuna sn, Norrbo hd, befunden haben soll, liefern Rannsakningarna 295 140. Berga von 1682. Bei der Auffindung dürfte er als Türschwelle auf dem Hof Berga gedient haben und beim Abriss des betreffenden Hauses zerstört worden sein. Zwischen 1868 und 1871 wurden die Fragmente nach Skultuna bruk verbracht, später repariert und neben einem zweiten, ebenfalls aus Berga stammenden Stein (Vs 18) im Gutspark von Skultuna aufgestellt (zur archäologischen Situation von Berga vgl. Larsson 1990: 145). Der Stein aus grauem Granit misst 137 cm in der Höhe und 50 cm in heutiger Breite. Seine Inschrift, die nach älteren Lesungen ergänzt werden kann, beginnt ohne Trennzeichen links hinter dem Kopf des Runentiers und setzt sich bis zum eingerollten Schwanz fort, wo sie mit den Runen 63-64 ik endet. Der Rest des Wortes uari ist in freistehenden Runen innerhalb der Schlinge geritzt, ebenso die abschliessende Seelenformel. Die Runen sind mit 5,5 - 9,5 cm bemerkenswert gross, was dazu geführt haben dürfte, dass der Versteil mit seinem letzten Wort ikuari nicht mehr vollständig in der Schlinge Platz fand. Kein Kreuz. c) Nach Gräslunds Stilchronologie ist der Stein der Kategorie Fp (Vogelperspektive), d. h. der Zeit ca. 1010-1050 zuzuordnen. Zur historischen Datierung vgl. Jansson (SRI 13: 61). Es handelt sich um den gleichen Ritzer wie bei Vs 18. d) khu[nal-]ṛ · [ḷit … stain · þinsa ef]tir · horm · stob sen · treku- … n · auk · uas · farin · ọṣ-r · miþ · ikuari · hiolbi k[-þ · salu h …ns ·] e) Gunnal[d]r lēt [ræisa] stæin þennsa æftiʀ Orm, stiūp sinn, dræng gō[ð]an, ok vas farinn aus[t]r með Ingvari. Hialpi G[u]ð sālu h[a]ns. f) „Gunnaldr liess diesen Stein errichten zum Gedenken an Orm, seinen Stiefsohn, einen guten jungen Mann (drængʀ), und er war nach Osten gefahren / zusammen mit Ingvarr. Helfe Gott seiner Seele.“ g) Die hier vorliegende Langzeilenvariante der Ingvarr-Formel unterscheidet sich nur insofern von anderen Texten, indem als Prädikat vas farinn gesetzt wird (z. B. anstelle von vas austr dauðr, vgl. 118 Råby, U 661; 134 Arlanda, U Fv 1992). Zum Gesamtcorpus s. Anhang „Verzeichnis metrischer Inschriften der Ingvarr- Steine“. Jansson (SRI 13: 60) misst der Inschrift besonderes Gewicht bei, als es sich beim Standort in Västmanland um den nördlichsten Beleg der historisch belangreichen Inschriftengruppe handelt. Besonderes Interesse verdient auch der Umstand, dass der Nachbarstein Vs 18 vom gleichen Setzer Gunnaldr stammt, jedoch dem eigenen Sohn gewidmet ist, der auf einem Englandzug umkam. Die beiden Berga-Inschriften belegen somit - nach Osten und Westen - zwei zentrale wikingerzeitliche Unternehmungen. 296 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden Literatur: SRI 13, S. 57-61, Fig. 32-33, Pl. 16-17; Brate 1925: 127; Ruprecht 1958: 56, 162; Jansson 1984: 78; Hübler 1996: 93; Jesch 2001: 89, 103f., 230. 141. Hassmyra a) Vs 24; (Taf. 98) b) Runenstein. — Nach Rannsakningarna zu urteilen soll sich das bemerkenswerte Denkmal noch im Jahre 1667 an der höchsten Erhebung auf dem Gelände des Pfarrhofs von Fläckebo, Fläckebo sn, Norrbo hd, befunden haben, war aber zu diesem Zeitpunkt bereits in zwei nahezu gleich grosse Hälften gespalten. Heute ist der Stein, der 1959 letztmals repariert wurde, auf dem Gelände des Heimatvereins (hembygdsföreningen) ca. 250 m südwestlich der Kirche von Fläckebo aufgestellt. Der Stein besteht aus grauem Gneis mit verwitterter Oberfläche. Seine Masse sind 215 cm in der Höhe und 122 cm in der grössten Breite. Die Spitze ist abgerundet und die Basis im Verhältnis zur Breite schmal, was dem Denkmal eine ungewöhnliche, fast eiförmige Gestalt verleiht. Links oben ist der Stein beschädigt, wodurch ein Segment der Inschrift verloren ist. Diese beginnt rechts unten hinter dem Kopf eines Runentiers und zieht sich in der Schlinge bis zum Schwanz. Der Verstext ist nicht abgesetzt, fand jedoch in der Schlinge nicht vollständig Platz, so dass die Zeichenfolge 81-87 byi raþr in freistehenden Runen links vom Schwanzende nachgetragen werden musste. Die Fortsetzung der Inschriftfindet sich in einem separaten Band an der linken Kante. Die gesamte Innenfläche beherrscht ein grosser Vierbeiner, der eine schlangenartige kleinere Kreatur mit seinen Klauen packt (vgl. Oehrl 2010a: 45). Kein Kreuz. c) Die Stilgruppierung nach Gräslund verweist auf die Kategorie Pr 4, d. h. auf den Zeitraum ca. 1070-1100. Noch von Jansson (SRI 13: 76) wurde Balli aus Uppland als Urheber angesetzt und die Ritzung von Hassmyra als sein „stattlichstes Werk“ herausgestellt. Diese Auffassung ist inzwischen erheblich in Zweifel gezogen worden (s. unter 139 Lilla Kyringe, Vs 15). Ritzer: Rauð-Balliʀ, signiert. d) buonti × kuþr × hulmkoetr × lit × resa × ufteʀ × oþintisu × kunu × seno × kumbr-× hifrya × til × hasuimura × iki betr × þon × byi raþr roþbalir × risti × runi × þisa × sikmuntaʀ × uaʀ … sestʀ × kuþ Punktiert sind die e -Runen 17, 24, 30, 75, 122 sowie Rune 82 y . Das verlorene Segment an der oberen linken Kante dürfte nach Rune 120 Platz für 7 Runen und zwei Trennzeichen geboten haben (SRI 13: 73). e) Bōandi gōðr Holmgautr lēt ræisa æftiʀ Ōðin-Dīsu, kunu sīna. Kumbʀ hīfrøya 297 141. Hassmyra til Hasvimȳra æigi bætri, þan bȳi rāðr. Rauð-Balliʀ rīsti rūniʀ þessar. Sigmundaʀ vaʀ [Ōðin-Dīsa] systiʀ gōð. f) „Der gute ‚Bauer‘ (bōandi) Holmgautr liess (den Stein) errichten zum Gedenken an Ōðin-Dīsa, seine Frau. Es kommt keine bessere Hausfrau nach Hassmyra, den Hof zu führen. Rauð-Balliʀ (Balli der Rote) ritzte diese Runen. Dem Sigmund war [Ōðin-Dīsa] eine gute Schwester.“ g) Hassmyra gehört zu den seltenen Versinschriften, die ausdrücklich einer Frau gewidmet sind. Die Bildung des Frauennamens Dīsa mit dem Götternamen Ōðinn als Beinamenpräfix ist höchst ungewöhnlich (vgl. Peterson 2007: 171 s. v.). Auch hinter der Namenform Dīsa verbirgt sich ein theophores Element. Das Simplex anord. dís f. gehört zur Vorstellungswelt der „Disen“ (Pl. anord. dísir), welche ein Kollektiv weiblicher göttlicher Wesen ohne individuelle Namen bilden. Ein über west- und ostskandinavisches Gebiet verbreiteter, teils häuslich-privater, teils öffentlicher Kult mit altertümlichen Merkmalen (z. B. das aschwed. dísablót „Disenopfer“) scheint sie vor allem als Vegetationsgottheiten auszuweisen. Dem Fruchtbarkeitscharakter der Disen entspricht eine komplementäre Seite ihres Wesens, die sie in die Nähe von Todesgöttinnen rückt, wobei in den awnord. Quellenzeugnissen vor allem der Bezug zum Gott Ōðinn hervortritt: So etwa werden sie im eddischen Lied ‚Guðrunarkviða‘ I 19 als Herjans dísir, d. h. „Disen Odins“ bezeichnet. Allerdings ist in anord. poetischer Verwendung auch der Singular dís als „Frau; Fürstin“ bezeugt (zur Quellenlage allgemein Naumann 1984: 494ff.). Man kann darüber nur rätseln, ob die Herrin von Hassmyra in irgendeiner Weise mit einem Disenbzw. Odinskult verbunden war, zumal wir uns der Zeitstellung der Inschrift nach schon am Ende der Bekehrungszeit befinden. Jedenfalls dürfte dem Namen Ōðin-Dīsa eine bestimmte Bedeutsamkeit nicht abzustreiten sein. Bereits der Einleitungssatz ist durch die vorangestellte Apposition Bōandi gōðr Holmgautr ausdrücklich stilisiert, und er weist zugleich prägnanten Prosarhythmus auf. Darauf hatte schon Jansson (SRI 13: 75) aufmerksam gemacht. Als Erster hatte Bugge (1891: 225) den Versteil als Vollstrophe im Fornyrðislag hergestellt, allerdings mit teilweise noch unbefriedigender Lesung. Die gültige Gestalt der Strophe wurde dann von Jansson 1966 (SRI 13: 72) vorgelegt, später (1984: 134) erneut, jedoch mit einer minimalen Korrektur, welche die Namenergänzung im zweiten Helming betrifft (s. u.). Abgesehen von dieser Konjektur ist ihm ein Versspezialist wie Aage Kabell in seinen ‚Metrischen Studien‘ (1978: 44) ohne Einwand gefolgt. Kritisch stellte sich später Hübler 298 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden (1996: 131f.). Er hält es zwar für „möglich“, den ersten Satz (d. h. Helming) „in Versform darzustellen“, schliesst dies in Verkennung der Bedingungen und Möglichkeiten der Runenpoesie jedoch kategorisch für den zweiten Strophenteil aus und versteigt sich zur Schlussfolgerung: „Es ist meiner Meinung nach unverständlich, warum Jansson trotz der verstechnischen Mängel am Vorliegen einer Strophe festhält.“ (1996: 132; zur Arbeit von Hübler vgl. die grundsätzliche kritische Stellungnahme von Wulf 1998). Nun lässt sich bei einer genaueren Analyse gewiss nicht übersehen, dass die beiden Strophenhälften inhaltlich wie verstechnisch unterschiedliche Einheiten bilden. Aber es handelt sich eben nicht um eine beliebige Fornyrðislag- Strophe und einer auf dem Edda-Corpus beruhenden Regelhaftigkeit, vielmehr um pragmatische und zugleich formelhaft gestaltete Nachrufdichtung, zu deren grundsätzlichen Bedingungen nicht zuletzt die Eingliederung der Namensprache in die Versgestalt gehört. Der erste Helming ist syntaktisch kohärent formuliert. Mit der nur hier belegten Zusammensetzung hīfrøya „Hausfrau, Ehefrau“ (vgl. dazu Peterson 1994b: 248) wird in der ersten Langzeile der Stab auf den Hofnamen Hasvimȳra gewonnen. Die zweite Langzeile ist rhetorisch originell. Sie beinhaltet eine Abschwächungsfigur der Negation, d. h. eine Litotes, wobei die Untertreibungsformel durch gezielte Nachstellung und Achtergewicht ihre Wirkung entfaltet. Der affektive Stärkegrad der Figur wird durch Negation (æigi) neben positivem Adjektiv (bætri) bezeichnet. In beiden Langzeilen müssen sich xa-Stäbe der Aussageabsicht unterordnen. Der andere Helming besteht aus einer Ritzerformel und einem zweiten, auf den Bruder Sigmundr zielenden Nachruft eil, d. h. aus zwei syntaktischen Einheiten. Die Ritzerformel weist zwar Prosawortfolge auf, was Hübler offenbar zu stören scheint, ist jedoch unüberhörbar rhythmisiert und entspricht in der Stabsetzung den Normen der Runendichtung. Der letzte, nach Wortstellung und Stabung ohne Zweifel vershafte Satz beginnt mit einem ausgerahmten Genitivobjekt (Sigmundaʀ), welches zwingend ein Subjekt erfordert, was logischerweise mit dem Namen der Schwester identisch sein müsste. Jansson (SRI 13: 72) hatte sich zunächst für die mögliche dreisilbige Form Ōðindīs entschieden, später für Ōðindīsa (1984: 134; zur Namendiskussion bereits Peterson 1981: 149). Hier wie in vielen anderen Fällen hat sich das Metrum den familiaren Erfordernissen zu fügen. Es besteht aber keinerlei Grund, nicht von einer kompletten Strophe mit vier Langzeilen auszugehen. Zuletzt hatte Källström (2007: 167) zur Inschrift Stellung genommen. Er konstatiert mit Blick auf Versform wie Textgestaltung: „Att inskriften på Hassmyrastenen (Vs-24), där både ristarformeln och den följande texten ingår i ett versifierat parti, har varit noggrant planerad råder det inget tvivel om.“ Literatur: SRI 13, S. 69-76, Fig. 39-40, Pl. 22-23; Brate-Bugge 1891: 224ff.; Brate 1925: 51; Kabell 1978: 44; Jansson 1984: 133f.; Williams 1990: 156ff. (Abb.); Naumann 1994: 495; Peterson 1994b: 247f.; Hübler 1996: 131, 148; Källström 207: 166f., 210 m. Anm. 218; 240, 368. 299 142. Jädra 142. Jädra a) Vs Fv 1988: 36 b) Runenstein. — Es handelt sich um einen Neufund aus einer Ackerfläche des Hofes Jädra, Hubbo sn, Gorunda hd, der 1986 vom Besitzer gemacht wurde. Der Fundort befindet sich unweit einer historischen Wegverbindung entlang des Badelunda-åsen und in direktem Anschluss an ein Gräberfeld mit 10 Artefakten (zur Fundsituation vgl. Larsson 1990: 146). Der Stein besteht aus hellem, leicht rötlichem Granit und misst 227 cm in der Höhe und 90 cm in der Breite. Der Sockel hat quadratische Form und misst 65 × 65 cm. Die normale Runenhöhe beträgt 10-12 cm, verringert sich jedoch entsprechend der Schlingenbreite am Anfang und Ende auf 5-6 cm. Die Inschrift steht in einer ovalen Tierschlinge, deren Enden durch ein Koppel verbunden sind. Ausserhalb der Tierschlinge verläuft ein weiteres Schriftband. Die Inschrift beginnt mit der Runenfolge taf in der Schlinge links unten und setzt sich bis aust : arla rechts unten fort. Ein langes Stück der linken Kante ist abgeschlagen, so dass die Fortsetzung des Textes auf dem äusseren Schriftband nur fragmentarisch bewahrt ist. Auch ein Teil der oberen rechten Ecke fehlt. Bei der Auffi ndung wurden in den Ornament- und Schriftbandlinien deutliche Spuren der ursprünglichen Bemalung entdeckt. Dies deutet darauf hin, dass der Stein bereits relativ früh mit der Schauseite nach unten zu liegen kam. Im oberen Teil finden sich Reste eines Kreuzes. c) Die Inschrift gehört nach Gräslunds Stilchronologie der Formengruppe Fp (Vogelperspektive), d. h. der Periode ca. 1010-1050 an. Sollte es sich tatsächlich um einen Stein der Ingvarr-Gruppe (s. u.) handeln, so wäre der Zeitraum wohl auf die Jahre 1040-1050 einzugrenzen. d) taf : lit : risa : estn : þina : hitiʀ : kriṃut : uas : farin : sun : ụiþfast -- : aust-: arla (Äussere Schlinge: ) ulfr : auk : uibiurn : - … kitilas : krþi : b- … ụ · ọ : s--- Sämtliche s -Runen sind vom Kurzzweigtypus. Bei Rune 41 u handelt es sich um eine Sturzrune. e) Taf(? ) lēt ræisa stæin þenna æftiʀ Grīmmund. Vaʀ farinn, sunn Viðfast[aʀ], austarla. ... Ulfʀ ok Vībjǫrn ... Kætilhǫss(? ) gærðu b[ryggi]u ā ... f) „Taf liess diesen Stein zum Gedenken an Grīmmundr errichten. Er war gefahren, der Sohn von Viðfastr, nach Osten. ... Ulfʀ und Vībjǫrn ... Kætilhǫss machten eine Brücke auf ...“ g) Die namenreiche Inschrift gliedert sich deutlich in Errichterformel, einen versförmigen Nekrolog sowie einen Nachtrag, der die Stiftung einer „Brücke“ (hier 300 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden bryggia nicht brō) bezeugt. Die nach der Präposition ā (R. 90) verlorene Runenfolge könnte laut Strid ein Geländewort bzw. einen Ortsnamen enthalten haben. Für die Versförmigkeit des Nekrologs entscheidend ist jedoch die Beurteilung der Textlücke nach aust : arla in der Tierschlinge und vor ulfr an der fehlenden linken Steinkante. Strid (1988b: 18f.) hat den bedenkenswerten Vorschlag gemacht, diese mit der Bestimmung * miþikuari „zusammen mit Ingvarr“ aufzufüllen. Er verweist darauf, dass die Formulierung vas (var) farinn sehr selten auft ritt und ausser auf drei Englandfahrersteinen (metrisch: 61 Bjudby Sö 55; 143 Apelboda Nä 29; in Prosa: Vs 18) ausschliesslich auf Ingvarr-Steinen anzutreffen ist (Sö 105 Högstena, Sö 107 Balsta, Sö 108 Gredby, evtl. Sö- 360 Bjudby). Die dem Jädra- Stein direkt benachbarte Inschrift Vs 19 Berga (Nr. 140) bringt die Verszeile: ok vas farinn austr / með Ingvari. Ergänzend wäre hervorzuheben, dass die metrischen Ingvarr-Inschriften in ihrem Versschema ausnahmslos entweder die Adverbialverbindungen fara austr/ austarla oder mit variabler Verbbasis vera/ deyja/ falla austr/ austarla verwerten, und zwar hauptsächlich mit dem Zusatz með Ingvari (vgl. Verzeichnis der metrischen Ingvarr-Steine). Der Verskenner Fred Wulf hat die Beobachtung gemacht, dass die an sich nicht poetizitätshaltigen Richtungslexeme austr, austarla, austrvegʀ „in metrischen Teilen von Inschriften wesentlich häufiger sind als in prosaischen“, und er hat dies sogar statistisch belegen können: austarla z. B. steht in fünf Fällen in metrischen Inschriften und nur einmal prosaisch (2003: 997). Es gibt demnach gewichtige Gründe, dem Rekonstruktionsvorschlag von Strid zuzustimmen und den metrischen Abschnitt von Jädra wie folgt darzustellen: Vaʀ farinn, sunn Viðfastaʀ, austarla með Ingvari. Die zweite Langzeile der Halbstrophe im Fornyrðislag bedarf keines weiteren Kommentars. Auffällig ist hingegen die erste, mit welcher der Urheber von Jädra den Namen des Vaters pietätvoll in das Versschema integriert und damit eine der seltenen Doppelalliterationen erzeugt (vaʀ farinn / sunn Við-fastaʀ). Literatur: Strid 1988a: 35ff. (Abb.); Strid 1988b: 7ff. (Abb.); Jesch 2001: 89. Närke 143. Apelboda a) Nä 29; (Taf. 99) 301 143. Apelboda b) Runenstein. — Das Denkmal steht auf einer leichten Erhebung ca. 150 m südlich von Apelboda, Glanshammars sn, Glanshammars hd, mitten in einem Feld, ca. 50 m Südsüdost der Landstrasse Örebro-Fellingsbro (Eriksgatan). Der heutige Platz dürfte mit dem ursprünglichen Standort identisch sein. Um 1885 wurde der umgestürzte und mit der Ritzung nach unten weisende Stein als Baumaterial für eine Scheune gesprengt, wobei glücklicherweise die Ritzung entdeckt und anschliessend Reparatur und Wiederaufrichtung vorgenommen wurde. Der Stein besteht aus dunkelgrauem Granit und misst 215 cm in der Höhe und in der mittleren Breite 95 cm. Die wohlgeformten Zeichen sind mit 9-10 cm ungewöhnlich hoch. Der bis auf eine beschädigte n -Rune einwandfrei lesbare Text beginnt links unter dem Hals (oder Schwanz? ) eines Runentiers und zieht sich in einer einfachen Schlinge längs der Kontur bis zum Schwanz (oder Kopf ? ), ohne die Schlinge vollständig zu füllen. Auf der linken Schlingenseite stehen die Zeichen relativ dicht, auf der rechten aber weisen sie z. T. grosse Zwischenräume auf, woraus sich schliessen lässt, dass die Planung nicht ganz geglückt war. Kein Kreuz. c) Nach Gräslunds Stilchronologie kann die Periode Pr 1, d. h. die Zeit ca. 1010- 1040 angesetzt werden. d) bofriþr : let resa eftir biurn : bruþur : siṇ : han uar farin fultrekila Punktiert sind die e -Runen 9, 12, 15 und 50. e) Bōfrīðr/ Bōtfrīðr/ Bōtfreðr(? ) lēt ræisa æftiʀ Biǫrn, brōður sinn. Hann var farinn fulldrængila. Prosa: Jansson (SRI 14: 92) hatte bofriþr als Bōfrīðr gelesen und einen Frauennamen bestimmt. Es kommt aber auch Bōtfrīðr fem. bzw. Bōtfreðr mask. in Frage (vgl. zur Namendiskussion Peterson 1981: 21f., 165; 2007: 48 s. v.). f) „Bōfrīðr/ Bōtfrīðr/ Bōtfreðr(? ) liess (den Stein) errichten zum Gedenken an Biǫrn, ihren/ seinen Bruder. Er war sehr mannhaft (weit) gefahren.“ g) Die Inschrift ist in knappster Weise geformt und enthält nur Widmung und den in eine einwandfreie Fornyrðislag-Zeile gefassten Nachruf, dessen Prägnanz sich freilich mit einem hohen Grad an Poetizität verbindet und zugleich - wie Jansson (1952: 24f.) es ausgedrückt hat - „uns etwas von der Sicht des alten Bewohners des Nordens auf das Leben ahnen lässt ..., wenn etwas wirklich Ehrenvolles von einem toten Verwandten gesagt werden sollte.“ Bereits das einfache Adverb drængila „mannhaft, nach Art eines drængʀ“ ist ausschliesslich versförmigen Inschriften vorbehalten (vgl. 69, Sö 113; 72, Sö 130; 81, Sö 164; 87, Sö 179). Die zusammengesetzte und steigernde Form fulldrængila ist nur in der Inschrift aus Närke nachgewiesen, aber sonst im Altschwedischen unbekannt. ‚Lexicon 302 Inschriften der Wikingerzeit • Schweden poeticum‘ verzeichnet das Wort zweimal für die Skaldendichtung (Lex. poet. 137 s. v.). Der eine Beleg findet sich in den ‚Austrfararvísur‘ (um 1019) des Sigvatr Þórðarson (ca. 995-ca. 1045), wo es Ende Str. 15 heisst: Sjá hefr ... minn ... fótr á fornar brautir fulldrengila gengit. ( Jónsson 1972, B. II: 224) „So ist dieser mein Fuss mannhaft auf alten Wegen gegangen.“ Das skaldische Zeugnis ist deswegen besonders erwähnenwert, weil es der Entstehung nach zeitlich nahe an der Inschrift Nä 29 liegt und überdies von einer „Reise nach Osten“, d. h. nach Schweden handelt, die Sigvatr im Auftrag des Heiligen Olaf unternahm. Evert Salberger hatte dem Nachruf eine ausführliche Abhandlung gewidmet und zieht als Fazit: „Die Übereinstimmung zwischen dem altwestnordischen Skaldenwort und dem schwedischen Runenwort ist ein interessantes Zeugnis der nordischen Sprachgemeinschaft unter der abklingenden Wikingerzeit.“ (1957: 157). In vergleichbarer Textumgebung begegnet die exklusive Wortverbindung erst im 14. Jahrhundert ein weiteres Mal in einer Strophe des Skalden Einarr Gilsson. Zu den altisländischen Belegen vgl. auch Jansson (SRI 14: 92). Literatur: SRI 14, S. 89-92, Fig. 69, Pl. 14, 15; Jansson 1952: 22ff.; Salberger 1957: 145ff.; Hübler 1996: 125; Jesch 2001: 230; Wulf 2001: 994. C. Norwegen Opland 144. Dynna a) N 68; (Taf. 100) b) Runenstein/ Bildstein. — Älteren Aufzeichnungen zufolge war der Stein auf einem Grabhügel platziert, und zwar in unmittelbarer Nähe zum Gehöft Nordre Dynna, Gran sn, Gran hd. Aus chronologischen Gründen kann das Denkmal jedoch nicht mit der Anlage des Hügels in Verbindung gebracht werden. Der ursprüngliche Standort ist unbekannt. Nach mehreren Ortswechseln gelangte der Stein 1879 nach Oslo (Oldsaksamling). Er besteht aus rotem Ringerike-Sandstein und misst 282 cm in der Höhe. Die Breite über dem Sockel beträgt 54 cm, doch verjüngt sich die Fläche bis zur Spitze auf 16 cm. Die Steinspitze neigt sich in einer Art Tierkopf nach vorn, wodurch die Charakteristik der Form zusätzlich hervorgehoben wird. Die Vorderseite von Dynna enthält ein Bildprogramm, das als christlich aufgefasst wird und wohl Motive aus dem Weihnachtsevangelium enthält, darunter die Darstellung der hl. drei Könige. Eine in der Interpretation zurückhaltende, sachlich doch treffende Bildbeschreibung bringt Düwel (2008: 152): „Im unteren Teil sieht man ein um 90° nach links gedrehtes Haus mit Personen darin. Rechts davon bewegt sich am Boden des Hauses ein Pferd aufwärts. Nach einer deutlich ornamentierten Begrenzung stehen drei Pferde mit Reitern übereinander und darüber befindet sich eine christliche Figur mit Heiligenschein und Weihnachtsstern.“ Dag Strömbäck hatte die Ikonographie von Dynna in einer kleinen Schrift (1970: 3ff.) eingehend behandelt. Er kam zum Schluss, dass eine altertümliche Legendenüberlieferung vorliegen müsste, die letztlich bis auf das ‚Opus imperfectum in Matthaeum‘ aus dem 6. Jahrhundert zurückführt. Als vermitt elnde Institution dürfte am ehesten die angelsächsische Mission in Frage kommen. In jedem Fall repräsentiert Dynna die älteste Version der Überlieferung von den drei „Magiern“ im Norden. Die bis auf die leicht beschädigten letzten drei Runen gut erhaltene Inschrift ist in die rechte Schmalseite geritzt und verläuft auf einer Breite von 17 cm von unten nach oben. Aufbewahrungsort: Kulturhistorisk Museum, Universitetet i Oslo. 304 Inschriften der Wikingerzeit • Norwegen c) Eine Datierung nach stilchronologischen Kriterien ist nur bedingt möglich. Samnordisk runtextdatabas setzt die Periode ca. 1025-1050 an (Ringerike-Stil). Sprachlich-runologische Erwägungen führen auf die Zeit um 1040 (NIyR 1: 202). d) × kunuur × kirþi × bru × þryrikstutir × iftirąsriþi × tutur × sina × suuasmar hanarst × ąhaþalanti Die Inschrift bietet eine Mischung aus Langzweigrunen und Kurzzweigrunen. Variierende Formen finden sich für t in tutir (R. 22-26) sowie für a in haþalanti (R. 62-71). Offenbar aus Platzgründen steht einmal die Kurzzweigvariante für s (R. 47). e) Gunnvǫr gerði brú, Þrýðriks dóttir, eptir Ástríði, dóttur sína. Sú vas mær hǫnnurst á Haðalandi. f) „Gunnvǫr machte die Brücke, Þrýðriks Tochter, zum Gedenken an Ástríðr, ihre Tochter. Sie war das handfertigste Mädchen / in Hadeland.“ g) Im Rahmen der Runenmemoria ist die Dynna-Inschrift exzeptionell. Nicht nur stiftet eine Frau, d. h. die Mutter Gunnvǫr, das auffällig geformte und sinnhaft bebilderte Denkmal zum Gedenken an ihre Tochter, sondern sie lässt zu deren Seelenheil und zum Wohle der Allgemeinheit ausdrücklich auch eine Brücke bzw. Wegbefestigung anlegen (gera brú). Der Datierung der Inschrift nach zu urteilen dürfte Gunnvǫr Christin gewesen sein, vielleicht in der ersten oder auch der zweiten Generation. Die Erwähnung von Brückenbauten findet sich speziell in metrischen Inschriften relativ häufig, und zwar vor allem in Schweden (vgl. Nr. 33, 86, 98, 99, 101, 109, 113, 134), während in Norwegen eine weitere Brückeninschrift (nicht metrisch) bisher nur auf dem 1972 aufgefundenen Stein von Eik (Rogaland, N A53) nachgewiesen ist (vgl. dazu Düwel ibid.). Die Verbindung von metrischem Dekor mit der Erwähnung von Brückenbauten verweist auf den Hochstatuscharakter dieser Denkmalgruppe. Zur Besonderheit von Dynna gehört aber auch, dass der Verstext u. U. auf den Bildinhalt Bezug nimmt. Magnus Olsen (NIyR 1: 201) hatte die Überlegung geäussert, dass möglicherweise ein Bildteppich die Vorlage geliefert und sich die Handfertigkeit der Ástríðr folglich auf die Kunst des Webens oder der Stickerei bezogen haben könnte. Der in eine Fornyrðislag-Langzeile gefasste Nachruf auf die Tochter stellt sich inhaltlich zum Frauenlob von 141 Hassmyra Vs 24 und wird rhetorisch durch den höchsten Vergleichsgrad des Adjektivs getragen: hǫnnurst Nom. Fem. Superlativ zu hannarr „handfertig, kunstfertig, geschickt“. Das Adjektiv hannarr ist sonst nur in Zusammensetzungen belegt und dürfte eine veraltete Form repräsentieren, was zur poetischen Hebung des Kontextes beiträgt. Bei der Ausformung der 305 145. † Hønen Aussage verrät sich allerdings die Schwierigkeit der Reimfindung, die sich in der Lizenz stabloser Hebung auf mær äussert, d. h. das erste von zwei Nomina im ersten Halbvers bleibt ohne Stab. Diese Stabstellung im Anvers (x a), welche die zweite Hebung über die erste „dominieren“ lässt, wird in der Dichtung sonst weitgehend gemieden (vgl. von See 1967: 19, 29). Literatur: NIyR 1, S. 192-202, Abb. S. 193, 194, 195, 197 (Inschrift); Olsen 1933: 92, 95 (Abb.); Strömbäck 1970: 3ff. (Abb.); Kabell 1978: 40; Naumann 1994: 497; Spurkland 2001: 117ff. (Abb.); Wulf 2003: 1001; Düwel 2008: 152. Buskerud 145. † Hønen a) N 102 b) Runenstein, abgegangen. — Der Stein ist benannt nach dem Hof Hønen, Norderhov sn, Norderhov hd (Buskerud fylke). Hier und auf der Gemarkung des benachbarten Hofes Tanberg wurden zwischen 1810-20 mehrere Runensteine aufgegraben. Die Kenntnis der Inschrift verdankt sich einer 1823 vom Altertumsforscher L. D. Klüwer angefertigten Abzeichnung. Zwischen 1828-34 dürfte der Stein, wahrscheinlich bei Bauarbeiten, verlorengegangen sein. 1838 hatte indessen W. F. K. Christie, der Begründer von Bergens Museum, eine Kopie des später verschollenen Klüwer’schen Manuskripts angefertigt, auf die sich die Forschung heute einzig stützen kann. Nach Klüwers Notizen dürfte der Stein ca. 125 cm hoch, aber nur ca. 21 cm breit gewesen sein. Die Inschrift soll - ähnlich wie bei 144 Dynna - sich auf einer der beiden Schmalseiten befunden und in zwei parallelen Zeilen von unten nach oben verlaufen sein. c) Bugge hatte vor allem Kurzzweigrunen gelesen und die Inschrift aus typologischen Gründen in die Zeit ca. 1010-1050 gesetzt. d) [ut uk ︲ uit ︲ uk þurba ︲ þiru ︲ uḳas ︲ uin ︲ kaḷṭą ︲ isa ︲ i ubukþ aþ kụạmu auþ ma ilt ︲ uika ︲ taui ︲ ar] e) Út ok vítt, ok þurfa þerru ok áts, vindkalda á ísa, í óbygð at kómu. Auð má illt vega [at] deyi ár. 306 Inschriften der Wikingerzeit • Norwegen Bugge (1902) las die Runenfolge 23-30 als uin(l)a(t)ią „nach Vinland“, während Olsen mit poetischer Wortstellung besser begründet vindkalda á ísa „auf windkaltes Eis“ vorschlug. Bugges Lesung löste indessen beidseits des Ozeans eine lebhafte Diskussion aus, in die auch Fridtjof Nansen eingriff (vgl. NIyR 1: 25, 46f.). f) „Sie kamen weit hinaus [nach Westen übers Meer], bedürftig der Trocknung und Nahrung, auf windkaltes Eis in unbesiedeltes Land [vielleicht Ost-Grönland? ]. Das Schlimme kann das Glück hinwegnehmen, (so dass) man früh sterben muss.“ g) Die fragwürdige Überlieferungssituation lässt eine Beurteilung weder runologisch noch metrisch nach exakten Kriterien zu. Dennoch haben Sophus Bugge und danach Magnus Olsen versucht, den Text in weite literarische und nicht zuletzt auch historische Zusammenhänge zu stellen. Olsen interpretierte die Inschrift als Zeugnis für eine von Ringerike ausgehende norwegische Handelsfahrt nach Grönland mit unglücklichem Ausgang. Nach Bugges Beurteilung setzt sich die mit vielen Senkungssilben unregelmässig gebaute 6-zeilige Strophe aus Halbversen im Málaháttr (1 sowie 3-5) und Fornyrðislag (2 und 6) zusammen. Die vier Málaháttr-Verse haben durchwegs klingende (weibliche) Kadenz. Auffällig sind die überwiegend vokalischen Alliterationen. Parallelen zur sechszeiligen Strophenform finden sich auf schwedischen Steinen, während fünfsilbiger Málaháttr in älteren dänischen Inschriften belegt ist (vgl. 12 Sønder-Vissing 1 DR 55 und 18 Tryggevælde DR 230). Literatur: NIyR 2, S. 23-68 (Abb.); Bugge 1902; Gering 1906: 14f.; Bugge 1910: 158f., 217; Olsen 1933: 92; Sannes Johnsen 1968: 175f.; Marold 1998: 673; Düwel 2008: 150. Sogn og Fjordane 146. † Kvamme a) N 413 b) Runenstein, abgegangen. — Nach der einzigen vorhandenen Beschreibung (Paaske 1626) soll der Stein sich auf der Gemarkung des Hofes Kvamme, Kvamsøy sn, Vik hd, befunden haben. Seine ungewöhnlichen Masse werden mit ca. 440 cm in der Höhe und 157 cm im Umfang angegeben. Die Spitze fehlt, so dass die Gesamtgrösse ursprünglich ca. 5 m betragen haben mag. Gegenüber von Kvamme liegt im Sognefjord die Insel Kvamsøy, die einen natürlichen Hafen bietet. Die Inschrift verläuft in zwei parallelen Zeilen, wobei (A) von unten nach oben und (B) nach unten zu lesen ist. 307 147. Senja c) Nach runologisch-sprachlichen Kriterien dürfte die Inschrift dem frühen 11. Jh. angehören. d) Transliteration nach der Abzeichnung 1626: (A) [+ krur : biria : suar : risti : stin : þinat : nu- … … (B) katils : sunar : is : nir : uas : naukuin : is : itin : sia : stinr +] Restituierung nach NIyR 4: 218f.: (A) [+ krimr : birsa : sunr : risti : stin : þinat : þur … … (B) katils : sunar : is : hir : uas : haukuin : is : stin : sia : st-r + ] e) Grímr Bersason reisti stein þenna at Þór- (N. N.s son) Ketilssonar, es hér vas hǫggvinn es steinn sjá stendr. f) „Grímr Bersason errichtete diesen Stein zum Gedenken an Þór- [Sohn von N. N. ] Ketilsson, der hier erschlagen wurde, / wo dieser Stein steht.“ g) In der gesamten Runenmemoria ist kein zweiter Fall belegt, wo das Denkmal (steinn sjá) und der Todesort (hér) in direkte Beziehung gesetzt werden. Metrisch handelt es sich, wie Wulf gezeigt hat, um zwei in sich stabende Kurzverse und nicht um eine Fornyrðislag-Langzeile. Eine Parallele bietet 75 Aspa 2, Sö 138: Hiar stændr stæinn at gōðan pis arfa-... Olsen zitiert für den Typ in sich stabender Verse ein Beispiel aus ‚Harbarðljóð‘ 18 7-8 (oc ór dali diúpom / grund um grófo). Literatur: NIyR 4, S. 217-220; Kabell 1978: 39; Wulf 2003: 993. Troms 147. Senja a) N 540; Brate 1906; (Taf. 101) b) Silberner Halsring. — Im Jahre 1905 wurde an der Nordspitze der nordnorwegischen Insel Senja (Troms fylke) auf der Gemarkung Botnhavn ein Depotfund gemacht, der ausser einem Kreuz und einem Hängeschmuck zwei Halsringe aus Silber umfasste. Die geflochtenen Ringe enden beide in ausgehämmerten Platten, die beim Tragen durch Loch und Haken verbunden werden (vgl. Abb. NIyR 5: 131ff.). Der kleinere von ihnen, ca. 19 cm im Durchmesser mit einem 308 Inschriften der Wikingerzeit • Norwegen Gewicht von 296 gr, ist auf der Innenseite beider Platten (A und B) mit Runen beschriftet. Das Fundensemble ist wertvoll. Allein der kleinere Ring repräsentierte im 11. Jahrhundert nach norwegischen Preisverhältnissen ein Gewichtsgeld von weit über einer Mark Feinsilber (die Mark ca. 204 gr) und dürfte immerhin dem Gegenwert von mindestens 5-6 sog. ‚Kuheinheiten‘, anorw. kýrlag, entsprochen haben (vgl. Naumann 1987). Die Herkunft der Ringe ist unklar. Sie könnten in Skandinavien hergestellt sein (Roesdahl/ Wilson 1992, Nr. 348), aber es wurde auch friesische Provenienz erwogen (Graham/ Cambell 1980, Nr. 303). Nach den Runenformen zu urteilen kann die Inschrift sowohl norwegischen wie schwedischen Ursprung haben. Bugge hatte mit Hinblick auf die spezielle Ausdrucksweise und Dichtungspraxis am ehesten schwedische Urheberschaft in Betracht gezogen. Eine nähere Bestimmung nach sprachlichen Kriterien ist jedoch nicht möglich. Aufbewahrungsort: Tromsø museum. c) Der Ring kann archäologisch in den Anfang des 12. Jh.s gesetzt werden. Sprachlich-runologisch wird die Inschrift auf die Zeit um 1025 datiert (NIyR 5: 128, 137). Auf christliches Kulturmilieu, d. h. auf die Missionszeit, deutet das zum Fund gehörende Kruzifix. d) (A) furutrikia frislats a (B) uit auk uiks fotum uir skiftum Olsen (NIyR 5: 131) las die durch Halbstab angedeutete „Rune 5“ in furuals m , und zwar unter Hinweis auf die Form 1. Pers. Prät. Pl. skiftum (R. 39-45). Eine Untersuchung durch Brate (1907: 94f.)ergab, dass das zweite i in trikia (R. 10) von einem weiteren Strich begleitet ist, der sich als l interpretieren lässt und die Lesung drengila gestattet (s. u.). Auch Olsen (NIyR 5: 130) registrierte die Besonderheit, zog jedoch keine Schlüsse daraus. e) Fóru[m] drengi[l]a Fríslands á vit, ok vígs fǫtum vér skiptum. f) „Wir fuhren mannhaft nach Friesland / und Waffenstücke erwarben (bzw. teilten) wir.“ g) Die inhaltliche Beurteilung der Fornyrðislag-Halbstrophe hängt wesentlich von der Lesung der Runenfolge trikia ab. Olsen (NIyR 5: 131) hatte Gen. Pl. drengja angesetzt (fórum drengja / Fríslands á vit), und er übersetzte: „Vi fór til møte med Frislands ‚drenger‘, og krigsbytte vi (mellem oss) delte“, d. h. „Wir fuhren zum Treffen mit Frieslands Kriegern, und die Kriegsbeute teilten wir (unter uns).“ Olsen rechnet demnach mit einem erfolgreichen militärischen Unternehmen, und im „Siegesjubel“ über die gemachte Beute sei die kleine Halbstrophe im Kollektiv 309 147. Senja („av et skrålende mannskor“) rezitiert worden (S. 137). Dieser fantasievollen Auslegung lässt sich jedoch entgegenhalten, dass eine Konstruktion mit doppeltem Genitiv (fara á vit [Gen. Pl.] drengja [+ Gen.] Fríslands) sehr ungewöhnlich wäre - wir finden bei Wessén (Svensk språkhistoria III, § 12ff.) keinen einzigen Beleg dafür. Das ausschliesslich an runenmetrische Aussagen geknüpfte Adverb drengila/ drængila hingegen ist gut bezeugt. Das Paradebeispiel für die Kollokation fara + drængila hatte Brate angeführt: þæiʀ fōru drængila / fiarri at gulli (87 Gripsholm Sö179). Auf 143 Apelboda Nä 29 steht: hann var farinn-/ fulldrængila, und 81 Spånga Sö 164 bringt in verwandter Formulierung: stōð drængila / ī stafn skipi. Schliesslich lässt sich die Verbindung fara + hæfila anführen: fōr hæfila / hann til Ænglands 91 Överselö 3 Sö 207; fōr hæfila / fēaʀ aflaði 126 Ulunda U- 792. Wir haben es mit flexibel verfügbarem Formelgut zu tun, dessen semantischer Kern das Adverb bildet. Verstechnisch gesehen kommt hinzu, dass bei den Formulierungen fara drængila/ hæfila der rhythmische Sinneinschnitt eindeutig nach dem Adverb liegt, während zwischen den Genitivkomponenten drengja Fríslands kein Kolon vorkommen dürfte. Diese Beobachtung dürfte dem versierten Metriker Brate kaum entgangen sein. Auch deshalb verdient seine Lesung den Vorzug. Zuletzt hatte Judith Jesch (1997: 7ff.) den Senja-Ring gewürdigt. Sie hält zwar in diesem Beitrag zunächst noch an der Lesung drengjar Fríslands fest, stellt aber die Inschrift nicht primär in militärische Bezüge, sondern geht von den bezeugten Handelsverbindungen zwischen Skandinavien und Friesland in der ausgehenden Wikingerzeit aus. Sie verweist insbesondere auf den Umstand, dass mehrere Runensteine, darunter zwei oft diskutierte Inschriften aus Sigtuna (U 379 und U-391) aus der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts, ausdrücklich von einem Personenverband berichten, der als „der Friesen Gildebrüder“ ( frisa : kiltar U 379) bezeichnet wird. Düwel hat in einer grundlegenden Studie (1987: 313ff.) die betreffenden Inschriften eingehend behandelt, und er folgert „Es muss demnach an dem bedeutenden Handelsplatz [Sigtuna] eine Gilde von Friesen gegeben haben, die zweifellos als Kaufmannsgilde fungiert hat-...“ (337). Man darf daraus schliessen, dass ein friedlicher Friesenhandel existiert hat. Die Übersetzung von Jesch trägt diesen Umständen Rechnung und bietet eine Wiedergabe, welche sich von derjenigen Olsens dezidiert unterscheidet: „We visited our trading-partners in Frisia and bought (sold or exchanged? ) war-gear.“ (1997: 11). In einer späteren Publikation (2001: 80) lässt sie allerdings die Lesung Brates zumindest als Alternative gelten und gibt die Runenfolge furutrikia frislats a vit wie folgt wieder: „we visited Frisia in a drengr-like fashion / the drengir of Frisia.“ Die Halbstrophe ist unter der in e) vorgelegten Form regelhaft gebaut und straff rhythmisiert. Problematisch wäre einzig die letzte Halbzeile, die einen dreihebigen Vers (vér skiptum) bietet, welcher in geraden Zeilen sehr selten anzutreffen ist. Brate (1892: 383, 386) registriert in seinem schwedischen Corpus nur 10 Fälle. Olsen verweist auf den dominierenden i-Vokal und die alliterierenden Labiale (f-f-v-v), worin er emphatische Ausdrucksmittel sieht. 310 Inschriften der Wikingerzeit • Norwegen Die beiden Langzeilen bilden syntaktische Einheiten, sind aber gleichwohl stilistisch wie metrisch verklammert. Dies betrifft einmal die Verbformen fórum- skiptum, die an Anfang und Ende der Halbstrophe stehen und eine „Flügelstellung“ bilden, die sich als Chiasmus (a b b a) interpretieren lässt. Diese Kreuzstellung setzt einen zusätzlichen rhetorischen Akzent. Zum Kunstcharakter von Senja trägt zum anderen das Gestaltungsmittel des ‚Hakenreims‘ bei, indem das letzte betonte Wort des Abverses (vit) mit dem ersten betonten des Anverses (vígs) eine additive Alliteration bildet (vgl. 47 Högby Ö 81): Fríslands á vit, ok vígs fǫtum-... Die Ringinschrift von Senja gehört in ihrer speziellen Performanz nicht in den Kontext der - hauptsächlich schwedisch bezeugten - Runenmemoria. Gleichwohl übernimmt der Dichter Formelgut und Stilmittel nachweislich aus dieser Quellenkategorie und verrät damit ihre intime Kenntnis. Wenngleich das Fundensemble in Nordnorwegen geborgen wurde, so weisen doch alle Indizien, wie schon von Bugge gesehen, auf schwedische Urheberschaft. Literatur: NIyR 5, S. 127-140, Abb. S. 129, 131ff.; Bugge-Olsen 1906 (Abb.); Brate 1907: 94f.; Cucina 1989: 471ff., 728f.; Jesch 1997: 7ff.; Marold 1998: 670; Jesch 2001: 80; Spurkland 2001: 132f. (Abb.); Düwel 2008: 149f. D. Ausserhalb Skandinaviens 148. Alt-Ladoga a) RU NLT2004: 5 b) Hölzerner Stab. — Bei Ausgrabungen in Staraja Ladoga, Obl. St. Petersburg wurde 1950 in einer aus dem 8. oder 9. Jahrhundert stammenden Kulturschicht ein 42 cm langer, leicht gebogener Holzstab (wahrscheinlich Fichte) geborgen. Sein Durchmesser beträgt 1,5 - 2,6 cm. Die ohne Wortt renner geritzte Inschrift ist 12 cm lang und besteht aus insgesamt 52 Runen, die bis auf einige strittige Zeichen gut lesbar sind. Die Höhe der Runen beträgt 0,8 bis 1,0 cm. Die Funktion des Stabs ist unklar. Er könnte als Schreibmaterial (rúnakefli) gedient haben, aber er wurde auch als Amulett, als Teil eines Bogens und zuletzt als Spinnrocken (Kuzmenko 2013: 350) angesprochen. Aufbewahrungsort: Hermitage, St. Petersburg. c) Aus runologischer Sicht kann die Inschrift ins 9. Jh. datiert werden. Grønvik rechnet mit der Zeit um 800. Krause hielt eine gotländische Urheberschaft aus der 2. Hälfte des 9. Jh.s, „spätestens aber gegen 900“ (1960: 563) für möglich. d) … ṭ ufir uf uaRiþʀ hali ual-ʀ̣ ri-s frąnṃąna -rąt fibulsini bluka Beim Runentyp handelt es sich um Kurzzweigrunen. e) Im Anschluss an Grønvik (2004: 16) lässt sich eine Halbstrophe bilden: [helt] yfir - of variðr halli vall[a]ʀ rīfs frān-manna grænd fimbul-sinni plōga. f) - g) Die metrische Gestalt der Inschrift von Alt-Ladoga ist schon früh erkannt worden. Grønvik bestimmte sie näher als zweite Halbstrophe eines Gedichts in der Versform Málaháttr, d. h. als die schwerer gefüllte Variante des Fornyrðislag. Krause rechnete mit einer Halbstrophe „eddischer Prägung, jedoch in skaldischem Stil und in der Art eines Preisgedichts“ und fügte hinzu: 312 Inschriften der Wikingerzeit • Ausserhalb Skandinaviens „Der Halbstrophe von Alt-Ladoga ist trotz gewisser formaler Härten und Schwerfälligkeiten dichterischer Schwung nicht abzusprechen: Gerade die im Rahmen der Skaldik vereinzelt dastehende Erd-Kenning fimbul-sinn plōga scheint den Eindruck wiederzuspiegeln, den unser Dichter von den unendlichen Weiten der östlichen Landschaft empfangen hatte.“ (1960.561). S. B. F. Jansson (1984: 51) misst der Inschrift bedeutendes Interesse aus kulturhistorischer und literarischer Sicht zu, da sie das Vordringen der schwedischen Kultur im Ladoga-Gebiet bezeugen würde, äussert sich aber nicht näher zur metrischen Form. Die bisherigen Interpretationsansätze sind unvereinbar: Høst 1960 (Schildgedicht), Krause 1960 (Gedenkinschrift für einen toten Krieger), Kiil 1964b (jagdmagische Amulettinschrift), Grønvik 2004 (Heroisierung eines Bauernhäuptlings als Neusiedler im Ladoga-Gebiet), Kuzmenko 2013 (Inschrift nimmt Bezug auf Funktion des Stabs, der als Spinnrocken interpretiert wird). Eine neusprachliche Wiedergabe wäre nach heutiger Forschungssituation nicht angebracht. Literatur: Liestøl 1959: 133ff.; Høst 1960: 418ff. (Abb.); Krause 1960: 554ff.; Kiil 1964b: 31ff.; Krause 1970: 100; Krause 1973b: 224f.; Jansson 1984: 51; Birkmann 1995: 319ff.; Grønvik 2004: 3ff.; Düwel 2005: 521; Düwel 2008: 125f.; Kuzmenko 2013: 348ff. (Abb.). III. Inschriften des nordischen Mittelalters A. Dänemark (mit Skåne) Jylland 149. Ribe a) Moltke 1985: 493 b) Hölzernes Amulett, auch sog. ‚Heilstab‘. — Der fünfkantige, ca. 30 cm lange Stab aus Kiefernholz wurde 1955 bei Ausgrabungen des Nationalmuseums Kopenhagen in Ribe, Grønnegade 15, geborgen. Er ist auf 5 Seiten sorgfältig bearbeitet und trägt über 300 Runen von 6-7 mm Höhe. Es finden sich mehrere Verbesserungen sowie Neuanfänge nach Abschabung. Die letzte Zeile weist nur fünf Zeichen auf und ist ebenso wie der Beginn der Inschrift durch ein Kreuz begrenzt. Auffällig sind die zahlreichen, z. T. ungewöhnlichen Binderunen. Aufbewahrungsort: Nationalmuseet København. c) Die hochmittelalterliche Inschrift wird auf Grund runologischer und sprachlicher Kriterien „in or near the year 1300“ (Moltke 1985: 497) bzw. ins späte 13. Jh. (Stoklund 2003: 555) datiert und überliefert mit ihrem ungewöhnlich umfangreichen Text eines der letzten versförmigen Runenzeugnisse aus dänischem Sprachraum. d) (A) + io͡rþ ⁝ biþa͡k ⁝ ua͡rþæ ⁝ o͡k ⁝ uphimæn ⁝ so͡l ⁝ o͡k ⁝ sa͡nt͡æmaria ⁝ o͡k ⁝ salfæn ⁝ gudrotæn ⁝ þæt han ⁝ læ mik ⁝ læknæs ⁝ ha͡nd ⁝ o͡k lif ⁝ tuggæ ⁝ at͡liuæ (B) uiuindnæ ⁝ þær ⁝ botæ ⁝ þa͡rf ⁝ or ⁝ ba͡k ⁝ ok or bryst ⁝ or lækæ ⁝ o͡k or lim-⁝ or øuæn ⁝ o͡k or øræn ⁝ or ⁝ a͡llæ þe ⁝ þær ⁝ ilt ⁝ kaniat (C) kumæ ⁝ suart ⁝ hetær ⁝ sten ⁝ ha͡n ⁝ stær ⁝ i ⁝ hafæ ⁝ utæ ⁝ þær ⁝ ligær ⁝ a-⁝ þe ⁝ ni ⁝ no͡uþær ⁝ þær : l---r ạ : þ̣en-nþþæþeskulhuærki (D) skulæ ⁝ huærki ⁝ søtæn ⁝ sofæ ⁝ æþ ⁝ uarmnæn ⁝ uakæ ⁝ førræn ⁝ þu ⁝ þæssa ⁝ bot ⁝ biþær ⁝ þær ⁝ a͡ko͡rþ ⁝ at kæþæ ⁝ ro͡nti ⁝ amæn ⁝ o͡k (E) þæt ⁝ se + Als Fehlschreibung erklärt Moltke auf Seite A gg für ng in tuggæ , auf Seite B steht lækæ für likæ und kaniat wohl für kan ⁝ at bzw. kan i at , auf Seite D ist uarmnæn fehlerhaft für uarmæn und kæþæ für kuæþæ . Die d -Rune in gudrotæn Seite A kann doppelt gelesen werden, so dass die Form auch als Guþ 316 Inschriften des nordischen Mittelalters • Dänemark drottin aufzulösen wäre. Die Inschrift weist dialektale Besonderheiten auf: So deuten Formen wie a͡k „ich“, øuæn „Augen“ und stær „ steht“ auf Entstehung in Jütland, während der Ausdruck læknæs ⁝ ha͡nd „heilende Hand“, die Präposition or „aus“ sowie die Nominalformen himæn (dän. himmel) und no͡uþær „Not“ (mit Diphtong ou) norwegisches Sprachsubstrat vermuten lassen. Das teilweise noch lesbare Ende der Seite C ist abgeschabt, wird aber offensichtlich mit Anfang Zeile D nachgebessert. Die Konnexion der Zeilen C/ D vermittels Pronomen und Verb þær : [Abschabung] skulæ wäre syntaktisch korrekt. e) Iorþ biþak uarþæ ok uphimæn sōl ok santæ Maria ok sālfæn Godrōtæn, þæt han lǣ mik læknæs hand ok lif-tu[n]gæ at liuæ uiuindnæ þær bōta þarf: ōr bak ok ōr bryst, ōr [lī]kæ ok ōr lim, ōr øwæn ok ōr øræn ōr allæ þē þær ilt kan ī at kumæ. Svart hetær stēn, han stǣr ī hafæ ūtæ þær ligær ā þē nī nouþær, þær ... ... skulæ huærki søtæn sofæ æþ uarmæn uakæ førr æn þū þæssæ bōt bīþær, þær ak orþ at k[u]æþæ rōnti. Amen ok þæt sē! Eine vorläufige metrische Gliederung hatten bereits Hammerich (1963: 151), dieser allerdings mit Fehllesungen, und - mit weitgehenden Lizenzen - auch Marold (1998: 685) vorgeschlagen. Da der Heilspruch eine Reihe von Norwagismen aufweist bzw. überhaupt auf eine norwegische Vorlage zurückgehen könnte, sei auch die rekonstruierte westnordische Fassung Hammerichs angeführt: Jǫrð bið ek varða ok upphimin, sól ok sankta Maríu ok sjálfan Guð dróttin, þat hann lé mik læknishǫnd ok lyf-tungu at lyfja bifanda (? ) er bóta þarf: ór bak[i] ok ór brjóst[i], ór líki ok ór lim, 317 149. Ribe ór augum ok ór eyrum, ór ǫllu því er ilt kann í at koma. Svartr heitir steinn, hann stendr í hafi úti, þar liggr á þær níu nauðir, þær ... ... skulu huárki sœtan sofa eða varman vaka fyrr en þú þessa bót bíðir, þar ek orð at kveða rúnti. Amen ok þat sé! f) Der folgende Übersetzungvorschlag schliesst sich Moltke (1984: 493f.), Stoklund (2003: 555f.) sowie mit der ersten Halbstrophe Düwel (2008: 138) an: „Die Erde bitte ich um Schutz und den Himmel darüber, / die Sonne und die heilige Maria und den Herrgott selbst, / dass er mir heilende Hand verleihe / und heilende Zunge (oder „Zunge des Lebens“), um zu liuæ „heilen“ (anord. lyfja? ) uiuindnæ (? ), / was Genesung braucht (oder Moltke: „to cure the Trembler, when treatment is needed“): Aus Rücken und Brust / aus Leib und Gliedern / aus Augen und Ohren / aus alledem, wo Übel angreifen kann. - Schwarz heisst ein Stein, er steht draussen im Meer. Darauf liegen neun Nöte ( nouþær ). Sie [...] sollen weder sanft schlafen noch warm wachen, bevor du [d. h. der Kranke] Genesung erlangst, von dem, worüber ich Worte zu sprechen „gerunt“ habe ( at k[u]æþæ ronti ). Amen und so sei es! “ g) Den sich auf Heilung richtenden, fünfgliedrigen Spruchtext charakterisiert eine, wie es scheint, sorgfältig durchdachte Mischung von Langbzw. Kurzzeilen sowie stabender Prosa. Der Anfang besteht aus vier Langzeilen im Fornyrðislag und nimmt als Anrufung Bezug auf das gesamte Universum („Erde, Himmel, Sonne“) mit der Bitte um Beistand bei der Gottesmutter und dem Herrgott selbst. Auf die Evokation folgt ein Exorzismus, formal bestehend aus drei in sich stabenden Kurzzeilen mit bekanntem Muster syntaktischer und gedanklicher Repetition. Die beiden nächsten Segmente (allæ þē þær ilt kan ī at kumæ; svart hetær stēn, han stǣr-...) sind metrisch schwer bestimmbar: Zwar scheint die Stabsetzung dem Fornyrðislag nachempfunden, doch fehlt das bestimmende Hebungsmuster. Es handelt sich am ehesten um imitative stabende Prosa. Der nachfolgende narrative Teil enthält Stabreimformeln (nī nouþær, søtæn sofa, uarmæn uakæ, bōt bīþær) und gilt der machtvollen Bannung bzw. Abschreckung des krankheitsstiftenden Dämons mit der sich anschliessenden Drohung. Der performativ formulierte Abschluss („worüber ich Worte zu sprechen ‚gerunt‘ [d. h. auf den Stab in Runen geritzt] habe“) mündet in der Bekräftigung Amen, was sicherheitshalber übersetzt wird: ok þæt sē! Es lässt sich nicht entscheiden, gegen welches Leiden sich die Abwehr des Heilstabs tatsächlich richtet. Moltke (1960) hatte das ungeklärte Lexem 318 Inschriften des nordischen Mittelalters • Dänemark uiuindnæ durch *biwindæ „die bebende (Krankheit)“, d. h. Malaria, Wechselfieber, Schüttelfieber (mit b-Stab auf botæ) ersetzen wollen (vgl. zur Fieberabwehr hier ausführlich Nr. 138 Sigtuna 4; gegen Vereiterung der Adern Nr. 25 Canterbury-Formel). Ebenfalls aus metrischen Gründen rechnete Hammerich (1963: 151) mit einer Form *binundæ „tödliche oder todesgefährliche Wunde“. Zu Recht fragt aber Stoklund, warum der Urheber der Ritzung, die mehrere sorgfältig ausgeführte Korrekturen aufweist, nicht das vielleicht fehlerhafte initiale u durch b ersetzt haben sollte. Man wird an der inschriftlichen Form uiuindnæ festhalten müssen, die allerdings einer schlüssigen Erklärung harrt. Die einleitende Stabformel iorþ ok uphimæn ist germanisch zeiträumlich weit verbreitet und erweist das Zeugnis von Ribe gewissermassen als Endglied einer langen, bis an die Schwelle des 14. Jahrhunderts reichenden Tradition. Die Antithese findet sich runisch vorgebildet in Nr. 79 Skarpåker (Sö 154) als implizites Adynaton, d. h. als ein auf den Weltuntergang bezogenes Übertreibungsparadox der Nachrufdichtung (Iarð skal rifna / ok upphiminn) und ist dort zusammen mit den literarischen Belegen ausführlicher besprochen. Literatur: Moltke 1960: 122ff.; Hammerich 1963: 147ff.; Moltke 1985: 493ff. (Abb.); Marold 1998: 684f.; Marold 2003: 372; Stoklund 2003: 555f.; Düwel 2008: 137f. 150. Øster Brønderslev a) DR 163; Moltke 1985: 419 b) Kirchenportalstein. — Der bearbeitete Stein aus rötlichem Granit (Länge 145 cm, Breite 21 cm, Dicke 27 cm) aus der Kirche von Øster Brønderslev, Børglum hd, ist seit 1627 bekannt (Skonvig). Er wurde 1652 nach Kopenhagen verbracht, überstand den Brand von 1728 und gelangte anschliessend ins Nationalmuseum. Mit Sicherheit hat der Stein zur ursprünglichen romanischen Kirche von Brønderslev gehört. Seine Funktion als Portalstein (Bestandteil des Türrahmens) erschliesst sich nicht zuletzt aus der Anordnung der Inschrift auf zwei anstossenden Seiten. Die Inschrift mit 21-27 cm hohen Runen ist dekorativ angelegt und beginnt von links unten auf der rechten Seite und setzt sich von unten aus gesehen auf der linken Seite fort. Auf der Kante zwischen den beiden Seiten ist eine r -Rune hinzugefügt. Ein Kreuz auf der linken Seite trennt zwei Sinneinheiten voneinander ab. Aufbewahrungsort: Nationalmuseet København. c) Der Stein wird nach DR der Periode 4 (Mittelalter, Älteres Mitteldänisch) zugeordnet und lässt sich archäologisch auf den Zeitraum 1150-1200 eingrenzen. d) (A) kirkia : er : kriste : kænt : ma͡nom (B) suen : su͡n : germu͡nta͡r × til : misgu͡nta | r 319 151. Svendborg Neben der gewöhnlichen punktierten k-Rune g für g verwendet der Ritzer auch die späte und seltene Form £. e) Kirkia ær Kriste kend, mannom til miskundar. - Swen sun Germundar - f) „Die Kirche ist Christus geweiht, / den Menschen zur Gnade. Swen, Germunds Sohn (liess die Kirche bauen).“ g) Die originelle, wohlgeformte Bauherreninschrift besteht aus zwei regelmässig gebauten, unpaarigen Kurzversen im Fornyrðislag, die in der B-Zeile den Namen des Stifters umrahmen. Literatur: DR 198f., 985, Atlas 392; Brøndum Nielsen 1933: 139; Moltke 1985: 418f. (Abb.). Fyn 151. Svendborg a) DR 186; Moltke 1985: 468; (Taf. 102) b) Messerschaft. — Das eiserne Messer (Gesamtlänge 29,5 cm, Klinge 18,2 cm) wurde 1915 bei Ausschachtungen an Brogade 27 in Svendborg, Sunds hd, gefunden und lag 2-3 m unter der Erdoberfläche auf einem flachen Stein in einer Sumpfaufschüttung. Die Runen (0,5 cm) sind von links nach rechts auf dem Schaft (Länge 11, 3 cm, 2,7-2,9 cm im Durchmesser) eingeritzt. Das Holz ist abgenutzt, mehrere Runen an den Spitzen beschädigt und die meisten Zeichen sehr schwach erkennbar. Aufb ewahrungsort: Nationalmuseet København. c) Der Fund wird von DR der Periode 4, d. h. 1100-1350 (Mittelalter, Älteres Mitteldänisch) zugeordnet. DR I gibt mit archäologischer Datierung die Zeit 1200-1300 an. d) -ạrlmærgesg-a͡uhæftæ a͡rælæḳæþesgæf ̣ ṭ- Eine von DRI im Jahre 2007 durchgeführte Autopsie ergab, dass die ersten beiden Runen k und a , aus denen der Name Karl erschlossen wurde, verschwunden sind. Die Lesung der Zeichenfolge sg-a͡u ist unsicher, doch kann das Verb skæra vermutet werden. Die letzte Rune scheint durch Bruch verschwunden. Moltke liest in der zweiten Hälfte das Prädikatsverb læḳæþe „verlängerte“ (DR læmæþæ ‚lähmte‘) und rechnet mit Ausfall des Nasals (wie in anderen Inschriften kab für kamb). 320 Inschriften des nordischen Mittelalters • Dänemark e) [Ka]rl mærke sk[ar] o hæftæ, Aræ læ-æþe skæft[æ]. f) „Karl schnitt Zeichen ins Heft, / Ari ... den Schaft.‘ Die älteren Erklärungsversuche læmæþæ/ lengæþæ „lähmte“ bzw. „verlängerte“ lassen sich nach DR I nicht aufrechterhalten. Eher dürfte ein Zusammenhang mit awnord. líka „polieren“ zu erwägen sein, vgl. Messerschaft von Lindholm (Moltke 1985: 348): līkaþi. g) Die Inschrift enthält einen Zweizeiler mit klingendem Endreim und liefert den vielleicht ältesten dänischen Nachweis für das endreimende Metrum. Literatur: DR 219f., Atlas 448-449a; Brøndum Nielsen 1917: 186ff; Brøndum Nielsen 1933: 139; Moltke 1985: 467f.; Fafner 2000, II, 1: 24. Skåne 152. Lund, Knochen 4 a) DR Tillæg 5; Moltke 1985: 460; (Taf. 103) b) Rippenknochen . — Das Knochenstück wurde 1938 bei Ausgrabungen in der Stadt Lund, Lunds hd, im Quartier Glambeck 5 aufgefunden. Es ist auf beiden Seiten deutlich lesbar in Längsrichtung beschriftet und misst 16 × 2,5 cm, die Runenhöhe beträgt 1-2 cm. Aufbewahrungsort: Kulturen i Lund. c) Der Fund wird von DR der Periode 4, d. h. 1100-1350 (Mittelalter, Älteres Mitteldänisch) zugeordnet. DR I gibt als Zeitraum 1050-1300 an, verweist jedoch darauf, dass bisher keine zusammenfassende Chronologie der Inschriften von Lund vorliegt. d) (A) bondi × ris×ti × mal×runu × (B) araʀ × ara × æru × fiaþraʀ ×̣ Die Inschrift ist typologisch bemerkenswert. Der Ritzer unterscheidet zwei r-Laute und bezeichnet palatales ʀ im Auslaut durch punktierte Rune ( araʀ , fiaþraʀ ). Die o -Rune in bondi ist doppelseitig mit Zweigen von rechts nach links geritzt, und es wird zwischen a-Zeichen und æ-Zeichen unterschieden. e) Bōndi rīsti mālrūnu. Ārar āra æru fiaþrar. 321 152. Lund, Knochen 4 f) „Bondi ritzte ‚Rederunen‘. Die Ruder des Adlers / sind die Federn (d. h. die Flügel).“ g) Man kann den B-Teil als Langzeile im Fornyrðislag lesen (aa/ ax), wobei allerdings der Stab des Abverses auf ein bedeutungsschwaches Hilfsverb fällt. Dies wohl deshalb, weil der Ritzer die Verbindung ārar āra nicht aufl ösen wollte. Die Assonanzen (ār : ār : ær) wirken gesucht und spielerisch. Die Zeile könnte als Erklärung einer Kenning („Ruder des Adlers“) bzw. als Lösung eines Rätsels aufzufassen sein. Bæksted (1952: 36) rechnet mit magischer Ausdrucksabsicht, während Moltke bei diesem kleinen und späten Zeugnis didaktische Intention in Erwägung zieht: „The hole thing may be a sort of school exercise.“ Unklar ist das Verhältnis der B-Zeile zum A-Teil mit dem Begriff anord. málrúnar f. Pl. „Redebzw. Verhandlungsrunen“ . Eddisch ist das Wort u. a. belegt in ‚Sigrdrifomál‘, Str. 12, wo die Walküre Sigrdrífa sagt, dass málrúnar gegen böse Worte anderer gebraucht werden können. In ‚Guðrúnarkviða‘ I 23 , sind málrúnar diejenigen Runen, die Gudruns Zunge lösen und sie zum Sprechen bringen. Bei allen Deutungsversuchen ist allerdings zu beachten, dass runu , welches formal für den Akk. Pl. eines ōbzw. i-Stammes (-rúnaʀ/ -rúniʀ) stehen müsste, auch anders verstanden werden kann. Die spezielle Bildung ist bisher nicht hinreichend erklärt worden. Literatur: DR 584f., Atlas 1053-1054; Bæksted 1952: 36, 223; Moltke 1985: 460; Stoklund 2001: 40; Düwel 2008: 162. B. Schweden Öland 153. † Löt a) Öl 54; Nilsson 168 b) Säuleninschrift, abgegangen. — Die gemalte bzw. geritzte Inschrift befand sich an einer Säule im Chor der Kirche von Löt, Löts sn, Slättbo hd. Nach 1634 ist sie offensichtlich zerstört worden. Die Lesung folgt der Aufzeichnung von Rhezelius. c) Die Inschrift ist mittelalterlich. Sprachlich gehört sie ins Altschwedische. d) [hævðen : þe ⁝ mera ⁝ mik ⁞ givit : þt ⁝ u͡æret ⁞ bætar ⁝ skivit] þt ist vermutlich Fehllesung für þa ; zu skivit merkt Brate an, dass es sich um ein Versehen des Ritzers oder auch von Rhezelius selbst handeln könnte. e) Havđen þe mera mik givit, þa waret bætar sk[r]ivit. f) „Hätten sie mir mehr gegeben, / dann wäre (es) besser geschrieben.“ g) Es handelt sich um ein eher formloses Paar Knittelverse mit acht bzw. sieben Silben und weiblicher (klingender) Kadenz. Der Urheber scheint mit einem Lohn unzufrieden zu sein, es ist jedoch unklar, worauf er anspielt. Brate (SRI 1: 122) erwägt, dass er möglicherweise mit einem Lob (vielleicht zum Kirchenbau), zurückhält, das er ansonsten hätte vermerken können (zum metrischen Status vgl. Nr. 156 Näs, Vg 144). Literatur: SRI 1, S. 121f., Pl. XXXI, Fig. 54. Östergötland 154. Roglösa a) Ög 49 324 Inschriften des nordischen Mittelalters • Schweden b) Grabplatte. — Die Platte aus grauem Kalkstein soll sich westlich der Vorhalle der Kirche von Roglösa, Roglösa sn, Dals hd, über der Grablege des Hofes Häsleby befunden haben. Ein wiedergefundenes Fragment wird heute in der Turmkammer aufbewahrt. Die einzige Quelle für den Anfang der Inschrift bietet Bautil (B 920). Die Masse sollen 248 cm in der Länge und 90-134 cm in der Breite betragen haben. Die Runen stehen mit dem Fuss nach innen und beginnen mit der oberen linken Seite. Vor der Inschrift ist ein gleicharmiges Kreuz geritzt. c) Die Inschrift ist mittelalterlich. Nach Bugge lässt sie sich möglicherweise auf ca. 1200 datieren. d) Die Lesungen von Bugge und Jansson (1959; zit. in Samnordisk runtextdatabas) divergieren z. T. erheblich. Mit Vorbehalten wird hier Jansson der Vorzug gegeben: [+ ges : krist : þn alt ma : ] siali : æ̣ ṣụ [sial] i þn nistiaa : i steṇn lik a ka e) Eine metrische Wiedergabe wäre folgendermassen möglich: Ies[us] Krist, þæn alt mā siæli(? ) Ǣsu siāl. Ī [þæn nist ī dō], ī stēn līk ā gā. f) „Jesus Krist, der alles vermag / sei Æsas Seele gnädig (? ). / Sie starb in (? ), / in den Stein (d. h. das gemauerte Grab) hat die Leiche zu gehen.“ g) Wie Bugge zu Recht anmerkt, bestehen die Endreime aus durchgehenden Assonanzen, was aber in der aschwed. Dichtung (z. B. ‚Hertig Fredrik‘) nicht aussergewöhnlich ist. Die Länge und Prosodie der Inschrift legt metrische Gestalt nahe. Literatur: SRI 2, S. 49f., Pl. XVIII, Fig. 1; Brate-Bugge 1891: 301ff. Västergötland 155. Vårkumla a) Vg 138; (Taf. 104) b) Grabstein. — Die dreistufige Grabplatte aus Sandstein liegt heute auf dem Friedhof von Vårkumla, Vårkumla sn, Frökinds hd, ca. 2 m südlich der Kirche. Die Länge beträgt 190 cm, die Breite 61 cm. Die Inschrift ist im Relief gehauen und beansprucht, links beginnend, die beiden Schrägseiten. Die mittlere Partie schmückt eine Ranke aus Palmetten. Am Anfang und Ende der Inschrift wie auch im Mittelteil sind Georgskreuze eingearbeitet. 325 156. Näs c) Die Inschrift lässt sich nach Svärdström (SRI 5: LV) in die Zeit um 1200 datieren. d) (A) ᛭ hær ⁝ liggia ⁝ faþhar ⁝ tuer ⁝ (B) hiþinn ⁝ ok ⁝ ̣ enarr ⁝ hæto ⁝ þer ᛭ Runen 6 und 7 g sind punktiert. e) Hēr liggia fæðgar tvæiʀ. Heðinn ok Æinarr hētu þæiʀ. Für MN Heðinn könnte nach Peterson (1998) auch die Wechselform Hiðinn angesetzt werden (vgl. weiter Peterson 2007: s. v.). f) „Hier liegen Vater und Sohn, zu zweit. / Heðinn ok Æinarr hiessen sie.“ g) Die Inschrift vermittelt einen der ältesten Belege für Endreim im Schwedischen. Trotz Bugges Einwand - „neppe med tilsigtet Alliteration“ - dürft e der h-stabende Anfangsreim kaum Zufall sein. Zum Endreim und vergleichbaren Belegen ausführlicher 156 Näs, Vg 145. Literatur: SRI 5, S. 263-265, Pl. 115; Brate-Bugge 1891: 300. 156. Näs a) Vg 144; (Taf. 105) b) Grabstein. — Die dreistufige Grabplatte aus Sandstein befand sich bis 1877 auf dem Friedhof der Kirche von Näs, Näs sn, Vartofta hd, und wurde anschliessend nach Statens historiska museum verbracht. Die Länge beträgt 196 cm, die Breite 60 cm. Die Inschrift ist im Relief gehauen und beansprucht, links beginnend, die beiden Schrägseiten. Die mittlere Partie schmückt eine Ranke aus Palmetten. Am Anfang und Ende der Inschrift wie auch im Mittelteil sind Georgskreuze eingearbeitet. Der Grabstein von Näs gleicht demjenigen von Nr. 155 Vårkumla (Vg 138) bis ins Detail, so dass nur der gleiche Steinmetz bzw. die gleiche Werkstatt für die Herstellung in Frage kommt. Aufbewahrungsort: Statens historiska museum, Stockholm. c) Die Inschrift lässt sich in die Zeit um 1200 datieren. d) (A) ᛭ bRrr ⁝ ligr ⁝ innan ⁝ þæssi ⁝ þro ⁝ guþ ⁝ (B) givi ⁝ sial : hans ⁝ glæþi ⁝ ok ⁝ ̣ ro ᛭ Die Inschrift ist leicht beschädigt, doch gut lesbar. Rune 27 v ist punktiert, ebenso die Runen 7, 22, 25, 37 g . e) Byrr liggr innan þæssi þrō. Guð gefi siāl hans glæði ok rō. 326 Inschriften des nordischen Mittelalters • Schweden Byrr lässt sich als Beiname deuten (zu aisl. byrr m. „Brise, günstiger Fahrwind“). Þrō f. „Sarg“, aisl. þró „ausgehöhlter Stock, hölzerne Wasserrinne“ (de Vries, s. v.), vgl. runschwed. stæinþrō f. „stenkista“, Sm 101 (Peterson 1994, s. v.). f) „Byrr liegt in diesem Steinsarg. / Gott gebe seiner Seele Freude und Ruhe.“ g) Vg 144 zeigt ein durch Endreim verbundenes Verspaar mit angestrebter Vierhebigkeit bei wechselnder Silbenzahl und stumpfer (männlicher) Kadenz. Vergleichbare Belege für diesen ältesten paarreimenden Typus (mit alternierender Kadenz) sind bisher der Messerschaft von Svendborg (Nr. 151, DR 186), die Säuleninschrift von †Löt (Nr. 153, Öl 54) sowie der Vg 144 benachbarte Grabstein von Vårkumla (Nr. 155, Vg 138): DR 186: [Ka]rl mærke sk[ar] o hæftæ, Aræ læ-æþe skæft[æ]. Öl 54: Havđen þē mēra mik givit, þā waret bætar sk[r]ivit. Vg 138: Hēr liggia fæðgar tvæiʀ. Heðinn ok Æinarr hētu þæiʀ. Alle vier Denkmäler, hervortretend in Vg 144 und Vg 138, bewahren Alliterationen neben den Paarreimen. Unter dem Blickwinkel der Distributionen beträgt das Verhältnis alliterativer Konsonanten zu den Endreimen in Vg 144 immerhin 5 : 2, in Vg 138 noch 3 : 2. Da auch DR 186 und Öl 54 Reminiszenzen erkennen lassen, wird deutlich, wie stark das habituelle Alliterationsprinzip in die neue Endreimdichtung hineinwirkt. Die Inschriften von Vårkumla und Näs weisen eine weitere Eigenart auf, indem sie beide das Verb liggia verwenden, was die Kenntnis der hic iacet-Formel auf mittelalterlichen Grabsteinen bedingt (vgl. dazu Gschwantler 1998: 192). Andersartige Typen von Endreim vertreten die Zeugnisse von Nr. 154 † Roglösa (Ög 49), Nr. 157 Högstena (Vg 216) sowie 159 Delsbo (Hs- 13). In eine divergente Formkategorie gehört sicherlich die spätwikingerzeitliche Inschrift Nr. 105 Vallentuna (U 214), die versgeschichtlich nicht mit den mittelalterlichen Paarreimversen verglichen werden kann (vgl. dort). Literatur: SRI 5, S. 272f., Pl. 119; Brate-Bugge 1891: 299f. 157. Högstena a) Vg 216; (Taf. 106) b) Runenblech.—Das runenbeschriftete Bronzeblech wurde Anfang des Jahres 1920 bei der Ausschachtung eines Grabes auf dem Kirchhof von Högstena, Högstena 327 157. Högstena sn, Gudhems hd, ca. 13 m nördlich vom Chor der Kirche entfernt aufgefunden. Das Zeugnis gehört somit in den Bereich der Gräberfunde auf mittelalterlichen Friedhöfen. Die Platte war bei der Bergung in zwei Teile zerbrochen, dürfte aber bereits vor der Niederlegung umgebogen worden sein, was den Bruch erklären würde. Ihre Länge beträgt 88 mm, die Breite 19-20,5 mm, die Dicke 1,3-1,4 mm. Die Runen sind ca. 10 mm hoch. Trotz des leichten Schadens an der Bruchkante kann angenommen werden, dass die Runen in ihrer Gesamtheit bewahrt sind. Sie verlaufen in zwei Zeilen auf jeder Seite und füllen jeweils die gesamte Schriftfläche. Aufbewahrungsort: Statens historiska museum, Stockholm. c) Jungner (1936: 303) datierte die mittelalterliche Inschrift mit runologischen Argumenten auf Beginn des 12. Jh.s. Hingegen zog Svärdström (1967: 20) das gesamte 12. Jh. ohne Einschränkung in Betracht. In diesen Zeitraum fällt aller Wahrscheinlichkeit nach auch der Bau der Kirche von Högstena. d) (1) kalandauiþrkanklauiþrriþaṇdauiþ (2) uiþrrinandauiþrs--iandauiþ (3) rsikn--auiþrf-rạṇdauiþrf ̣ liuh (4) ạ ͡nḍas-aḷṭfu--naukumdu-a Wortauflösung nach Svärdström (1967: 16): (1) kal anda uiþr kankla uiþr riþaṇda uiþ (2) uiþr rinanda uiþr s--ianda uiþ (3) r sikn--a uiþr f-rạṇda uiþr f ̣ liuh (4) ạ ͡nḍa s-aḷṭ fu--na uk um du-a Die Inschrift enthält ausser der Rune t für d (6, 27, 41, 53, 75, 105) keine punktierten Runen. e) Die von Svärdström (1967: 19) vorgeschlagene Lesung ist zuletzt von Strid (1994: 304ff.) in einigen Punkten revidiert worden: Gal anda viðr, gangla viðr, rīðanda við[r], viðr rinnanda, viðr s[it]ianda, viðr sign[and]a, viðr f[a]randa, viðr fliūghanda. S[kal] alt fy[r]na ok um dø[i]a. f) „Ich zaubere wider den Geist (? ), wider den Gehenden, wider den Reitenden, wider den Rennenden, wider den Sitzenden, wider den Zubodensinkenden 328 Inschriften des nordischen Mittelalters • Schweden (Strid 1994: 306: ‚den Segnenden bzw. Beschwörenden‘), wider den Fahrenden, wider den Fliegenden. Alles soll seine Lebenskraft verlieren und sterben.“ g) Der eigenartige und in skandinavischer Überlieferung vorbildlose Beschwörungstext zerfällt in zwei Teile: einen aufzählenden und einen exorzistischen. Er entspricht, den Fundumständen nach zu urteilen, einer speziellen Situation und lässt sich als Zauberspruch (galdr) gegen umgehende Tote oder „Wiedergänger“ (anord. draugr) begreifen. Das Zeugnis ist zuerst von Jungner (1936), danach von Svärdström (1967) und zuletzt von Strid (1994) eingehend behandelt worden, doch haben dabei Zugänge zur sprachlich-metrischen Komposition eine untergeordnete Rolle gespielt. Jungner hatte für die einleitende Runenfolge kalanda das Präsenspartizip galanda angesetzt und rechnete gleichzeitig mit einer impliziten Wortwiederholung bzw. Ellipse, jeweils bezogen auf die Verbalform *gal: [gal] galanda. Svärdström löste die Phrase in zwei Worte auf: gal, 1. Sg. Präs. von gala „singen, schreien, Zauberformeln hersagen“ und anda, Akk. Sg. von andi m. „Geist, Seele, Geisterwesen“. Mit diesem Vorschlag würde ein performatives Verb an die Spitze der vorzunehmenden Beschwörungshandlung rücken und folglich ein aktiv als Exorzist wirkendes Individuum bedingen. In christlicher Umgebung der Übergangszeit könne man unter Vorbehalt einen Urheber aus dem niederen Klerus vermuten. Auch die Übergänge zwischen heidnischer und christlicher Zauberpraxis sind fliessend. Anlässlich literaturhistorischer Behandlung ahd. Zauber und Segen stellte der Altgermanist Wolfgang Haubrichs fest: „In der Alltagsfrömmigkeit konnte die theologisch fundamentale Grenze zwischen Magie und und christlicher Beschwörung, christlicher Besegnung leicht verschwimmen: beide Male galt der Kampf den Mächten des Unheils, des Bösen, den Dämonen.“ (Haubrichs 1995: 343). Es ist in diesem Zusammenhang nicht ohne Bedeutung, dass hinter der kopialen Überlieferung der in Runen verfassten dänischen Beschwörungsformel in der Handschrift von Canterbury (vgl. Nr. 25), die aus dem 11. Jahrhundert stammt, am ehesten das Interesse eines Klerikers stehen dürfte. Formal gewinnt der Spruch von Högstena seine Besonderheit aus dem ungewöhnlichen Alliterationsmuster der asyndetischen Kurzversreihung. Gedanklicher und syntaktischer Gleichlauf resultiert aus der Abfolge von Präsenspartizipien, die aus Bewegungsverben gebildet sind: rīðanda : rinnanda, sitianda : signanda, faranda : fliūghanda. Sie binden in der Aufzählung der möglichen Erscheinungsbilder des Wiedergängers je zwei, meist viersilbige Kurzverse durch Stab, auf welche die Beschwörungsformel folgt. Weil der Parallelismus der Verse 4-8 (viðr + Part. Präs. m. bzw. n.) ein durchgängiges Prinzip erwarten lässt, erschliesst Jungner für Vers 1-3 entsprechend: *viðr galanda, *viðr ganglanda, *viðr rīðanda. Prosodische und syntaktische Figur kämen dadurch zur Deckung, was die Kom- 329 158. Lödöse 2 plett ierung der Verspartitur bedeuten würde. Die Neulesung der Inschrift durch Svärdström, der hier gefolgt ist, scheint dies jedoch zu widerlegen. Die Stabmuster der Verse 3-8 werden durch Binnenreime begleitet oder sogar überlagert, die sich aus den Äquivalenzen der Partizipialendungen ergeben und gleichzeitig Endreime bilden. So lässt der Spruch die sorgsame phonästhetische Gestaltung volkssprachlicher Zaubertexte deutlich hervortreten. Obwohl für diesen galdr jegliches anord. Vorbild fehlt, setzen konservativ-formelhafte Wortwahl und Syntax ältere Vorstufen voraus. Es wurde bisher auch übersehen, dass der Spruch ein Beispiel für das altertümliche metrische Prinzip der „Anreimung“ bietet, indem die abschliessende Beschwörungsformel durch die Alliterationskette faranda : fliūghanda : fyrna in das Klangbild integriert wird (zur Stilfigur der Anreimung vgl. auch Nr. 3, Brakteat von Tjurkö; Nr. 92, Stein von Nybble, Sö-213). Von Jungner und Svärdström wurde das Zeugnis in Hinblick auf die Bergung auf einem alten Begräbnisplatz übereinstimmend als Abwehrformular gegen Wiedergänger interpretiert. Was den dämonologischen Aspekt betrifft, so fallen für Strid weniger die Fundumstände ins Gewicht, die für die Wiedergängerkonzeption sprechen würden, als vielmehr die quasiheidnische Wortwahl, welche den Spruch in synkretistischer Umgebung als magisches Instrument ebenso gegen Lebende wie überirdische Mächte denkbar erscheinen lässt. Wie dem auch sei, so können wir doch feststellen, dass der Urheber seine sprachlichen Mittel zum Schutz vor Unheil bewusst und sorgfältig wählt und in eine Form bringt, wie sie für den Norden bisher beispiellos ist. Literatur: SRI 5, S. 394-403, Pl. 168; Jungner 1936: 278ff. (Abb.); Nordén 1943: 143ff.; Svärdström 1967: 12ff. (Abb.); Strid 1994: 303ff.; Naumann 1998: 711f.; Düwel 2008: 136. 158. Lödöse 2 a) Vg 279; Fv 1974: 36; (Taf. 107) b) Hölzernes Webschwertchen. —In zentralen Teilen der mittelalterlichen Siedlung von Gamla Lödöse, St. Peders sn, Ale hd, ca. 40 km nordöstlich von Göteborg, wurden seit Beginn der 1960er Jahre systematisch archäologische Grabungen durchgeführt, die im reichen Fundgut auch ca. 50 Objekte mit runischer Beschriftung zu Tage förderten. Drei Holzgegenstände mit Runen wurden im Sommer 1974 im Quartier Kroken 14: 2 ergraben, und zwar an der Westseite des heutigen Marktplatzes von Lödöse, worunter sich ein spachtelförmiges, aus Wacholder geschnitztes Gerät befand, das letztlich als kleines Webschwert identifiziert werden konnte (Svärdström 1982). Der Gegenstand ist insgesamt 20 cm lang, 2,5-3,3 cm breit und 0,6-1,4 cm dick und endet in einem Griff, der als Tierkopf mit Ohren, offenem Maul und Reisszähnen ausgeformt ist. Die eine Seite 330 Inschriften des nordischen Mittelalters • Schweden trägt eine 16 cm lange, wohlgeritzte und deutliche Inschrift mit 2,5 cm hohen Zeichen (A), in die andere Seite ist zentral ein Zickzackband geschnitzt, unter welchem sechs weniger deutliche Runen stehen (B). Aufbewahrungsort: Depot in Lödöse Museum. c) Die Inschrift ist mittelalterlich. Graphematisch-sprachliche wie siedlungsarchäologische Gründe legen eine Datierung ins 12. Jh. nahe. d) (A) mun : þu · mik : man : þik : un : þu : mẹr : an : þRr (B) brmRmk Rune 20 (A) ist wahrscheinlich Punktierung für e , 25 ʀ kann sicher gelesen werden, wobei in þRr hier ʀ für e steht. Dieser spezielle Gebrauch ist in Steininschriften aus dem 11. Jh. in Västergötland nachgewiesen (Svärdström 1974: 37). Unter Vorbehalten schlägt Svärdström für die B-Seite eine Ergänzung von a zwischen b und r sowie von i zwischen m und k vor: b[a]rmʀ m[i]k . e) (A) Mun þū mik, man þik! Unn þū mēr, ann þēʀ! (B) Barmi (? ) mik (? )! f) „Denk du an mich, / ich denke an dich! / Lieb du mich, / ich liebe dich! “ „Erbarme du dich (oder: sie sich) über mich! “ g) Das kleine in zwei Verszeilen (A) zu je fünf Silben gegliederte Zeugnis aus offenbar weiblichem Besitz zeigt bei sparsamster Wortverwendung einen artifiziellen Bau, der Alliteration mit Assonanz und Endreim verknüpft. Auff ällig ist phonologischer Parallelismus in den Verbformen ( mun : man / un : an ), zur Verknappung unter syntaktischem Aspekt führt elliptisches Subjekt ( man : an ). Es fällt schwer, den Text vershistorisch einzuordnen. Denn bei genauem Zusehen zeigt sich, dass den beiden Endreimen eine Stabreimpartitur unterlegt ist, die ausser dem Pronomen mẹr in Zeile 2 jedes eingesetzte Wort umfasst (Schema: abaab/ abxab). Aus dem Umstand, dass sämtliche Lexeme an der Verschränkung der drei metrischen Systeme beteiligt sind, ergibt sich neben der klanglichen Verdichtung ein höchstmöglicher Grad an struktureller Geschlossenheit. Schon von Svärdström (1974: 37) ist auf eine Parallele zum zweiten Versteil von (A) im Fundgut der Stadtinschriften von Bergen aufmerksam gemacht worden (B-118): Unn þú mér, ann ek þér. Gunnhildr kyss mik, kann ek þik. „Lieb du mich, / ich liebe dich. / Gunnhild / küss mich / ich kenne dich.“ Es wäre möglich, dass es sich bei diesem Liebestext, der auf ca. 1200 datiert werden kann, um ein Zitat der Formel handelt, wie Marold (1998: 686, m. Anm. 331 159. Delsbo 71) vermutet. Auf ca. 1185 lässt sich die Inschrift B 465 datieren, welche das Gedicht in anorw. Form vollständig überliefert: Mun þú mik, man ek þik! Unn þú mēr, ann ek þér! Der einzige Unterschied zu Lödöse 2 besteht in der expliziten Setzung des Subjekts, woraus sich freilich die komplette prosodische Äquivalenz der jeweils dreisilbigen Halbverse ergibt. Svärdström allerdings hält den aschwed. Text auf Grund des runologischen Befunds für die ursprünglichere Version: „De många ålderdomliga dragen talar för betydligt äldre datum än vad de medeltida innebär“ (1974: 36). Für die Existenz eines verbreiteten volkssprachlichen Typs, und zwar nicht nur auf ost- und westnordischem Sprachgebiet, spricht der Umstand, dass die Treueformel, eigentlich wohl ein Verlobungsspruch, auch in mhd. Literatur erscheint, worauf schon Düwel (zuletzt 2008: 159) aufmerksam gemacht hat. Zu den sog. verfasserlosen Strophen, die im Eingang von ‚Minnesangs Frühling‘ gesammelt sind, gehört die bekannte Zeile Dû bist mîn, ich bin dîn- ... (3, 1), die dem Versschema der nordischen Zeugnisse kongruent ist. Literatur: Svärdström 1974: 35ff. (Abb.); Svärdström 1982: 15ff.; Düwel 2008: 159, 165. Hälsingland 159. Delsbo a) Hs 19; (Taf. 108) b) Kirchentürring. — Der aus Eisen bestehende Ring mit einem Durchmesser von 30 cm stammt aus der mittelalterlichen Kirche von Delsbo, Delsbo sn, Norra Hälsinglands domsagas tingslag hd. Beim Brand der Kirche 1740 wurde er schwer beschädigt und die Runen nahezu zerstört, jedoch wurde die Inschrift anschliessend wieder hergestellt. Noch im gleichen Jahr wurde die Ruine durch eine turmlose Steinkirche ersetzt, welche 1892 ihrerseits zu einer neuromantischen Basilika umgebaut wurde. Ausser dem Türring sind mehrere Holzskulpturen aus dem 13. Jahrhundert erhalten. Der Ring ist in vier Sektionen gegliedert. Der gesamte Verstext steht fortlaufend auf der rechten, die Worte siluk und maria in je einer Sektion der linken Seite. Die von Liljegren 1833: 228 (Nr. 1953) gegebene Lesung unterscheidet sich von derjenigen Åhléns (Hs 19) nur geringfügig und berührt die 332 Inschriften des nordischen Mittelalters • Schweden Versgestalt nicht. Der Ring wird heute in der Sakristei der Kirche von Delsbo aufbewahrt. c) Bugge setzte die Inschrift mit Fragezeichen ins Ende des 13. Jh.s. Åhlén (1994) gibt für den Ring allgemein 13. Jh. an. Sprachlich wird diese Zeitstellung durch das Auft reten des Schlussartikels in kirkian gestützt. d) sia : ma : þu : a · mkh : æi : ma þu : fa : mik : kunnar : karþi : mik : kirkian : a : mkh : siluk · maria e) Sēa mā þū ā mik, æi mā þū fā mik. Gunnarr gærði mik. Kirkian ā mik. Sēlug Maria. f) „Beschauen darfst du mich, / nie haben darfst du mich. / Gunnarr machte mich. / Die Kirche besitzt mich. Selige Maria! “ g) Der Ring von Delsbo bewahrt die jüngste der hier behandelten metrischen Inschriften und zugleich die nördlichste in Schweden. Die vierzeilige Strophe mit durchlaufender endreimender Kadenz mik lässt sich auf den ersten Blick als Form des Haufenreims (rime continue) beurteilen. Zur totalen Lautgleichheit tritt jedoch bemerkenswerter Weise ein weiteres Versmuster, indem die Reimhäufung im ersten Verspaar überlagert wird sowohl durch Stäbe (mā : mik) wie durch Assonanzen (mā : ā; mā : fā). Auch die dritte Zeile zeigt Stabbindung (Gunnarr : gærði). Ohlmarks sah seinerzeit nur den Endreim und stufte die Strophe als „halb balladenmässig und halb predigthaft“ ein. Unter vershistorischem Gesichtspunkt handelt es sich jedoch um eine höchst interessante Demonstration von Verswissen aus alter Stabreimtechnik und neuer Endreimtradition. Literatur: Åhlén 1994: 45f. (Abb.); Brate-Bugge 1891: 299; Ohlmarks 1978: 41. IV. Verzeichnisse A. Literaturverzeichnis A + Nummer = Runeninschrift ausserhalb Bergens, die bereits registriert, aber noch nicht in NIyR publiziert wurde. Register Runearkivet Oslo. Aag, Finn-Henrik 1980. Strøm runebryne. In: Maal og Minne. S. 144-149. Aag, Finn-Henrik 1987. Slesvig runepinne. In: Maal og Minne. S. 17-23. Aarbøger = Aarbøger for nordisk Oldkyndighed og Historie. Bd. 1-. København 1886-. Åhlén, Marit 1994. Runinskrifter i Hälsingland. In: Hälsinglands bebyggelse före 1600. Bebyggelsehistorisk tidskrift 27. S. 33-50. Åhlén, Marit 1997. Runristaren Öpir. En monografi. Uppsala. (Runrön 12). Aakjær, Svend 1927-28. 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ZfdA = Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur. ZfdPh = Zeitschrift für deutsche Philologie. B. Inschriftenkonkordanz DR 37, Egtved-............................... Nr. 10 DR 40, Randbøl-............................ Nr. 11 DR 55, Sønder Vissing- ................ Nr. 12 DR 68, Århus 5- ............................. Nr. 13 DR 97, Ålum 4- .............................. Nr. 14 DR 131, Års- ................................... Nr. 15 DR 163, Øster Brønderslev- ...... Nr. 150 DR 186, Svendborg-.................... Nr. 151 DR 212, Tillitse- ............................ Nr. 16 DR 229, Sandby 3- ........................ Nr. 17 DR 230, Tryggevælde- .................. Nr. 18 DR 279, Sjörup- ............................. Nr. 21 DR 291, Sövestad 2- ...................... Nr. 22 DR 295, Hällestad 1-..................... Nr. 23 DR 296, Hällestad 2-..................... Nr. 24 DR 380, Ny Larsker 2-.................. Nr. 19 DR 387, Vester Marie 5- ............... Nr. 20 DR 411, Karlevi- ............................ Nr. 26 DR 419, Canterbury- .................... Nr. 25 DR Moltke 1975, Schleswig-......... Nr. 8 DR Moltke 1976, Ribe Schädelfragment-....................... Nr. 9 DR Moltke 1985, Ribe Amulett- Nr. 149 DR Tillæg 5, Lund Knochen 4- Nr. 152 Fv 1974, Lödöse 2- ...................... Nr. 158 G 113, Ardre 3- .............................. Nr. 31 G 188, Mästerby- ........................... Nr. 32 G 203, Hogrän- .............................. Nr. 33 G 207, Stenkumla 1-...................... Nr. 34 G 208, Stenkumla 2-...................... Nr. 35 G 343, St. Hans, Visby-................. Nr. 36 Hs 19, Delsbo-.............................. Nr. 159 KJ 43, Gallehus- ............................... Nr. 1 KJ 50, Strøm- .................................... Nr. 4 KJ 72, Tune-...................................... Nr. 2 KJ 96, Stentoften- ............................ Nr. 5 KJ 97, Björketorp- ........................... Nr. 6 KJ 101, Eggja-................................... Nr. 7 KJ 136, Tjurkö 1- ............................. Nr. 3 N 68, Dynna- ................................ Nr. 144 N 102, †Hønen- ........................... Nr. 145 N 413, †Kvamme- ....................... Nr. 146 N 540, Senja- ................................ Nr. 147 Nä 29, Apelboda- ......................... Nr. 143 Ög 49, Roglösa- ........................... Nr. 154 Ög 77, Hovgården- ........................ Nr. 46 Ög 81, Högby- ................................ Nr. 47 Ög 94, Harstad-.............................. Nr. 48 Ög 136, Rök- .................................. Nr. 49 Ög 145, Dagsberg-......................... Nr. 50 Ög 165, Skänninge- ....................... Nr. 51 Ög Fv 1965, Viby- ......................... Nr. 52 Öl 1, Karlevi- .................................. Nr. 26 Öl 28, Gårdby- ............................... Nr. 27 Öl 37, Lerkaka- .............................. Nr. 28 Öl 39, Bägby- .................................. Nr. 29 Öl 54, †Löt- .................................. Nr. 153 Öl SAS 1989, Södra Kvinneby-... Nr. 30 RU NLT2004; 5, Alt-Ladoga- .... Nr. 148 Sm 5, Transjö-................................. Nr. 37 Sm 16, Nöbbele- ............................ Nr. 38 Sm 20, Rottnekvarn- ..................... Nr. 39 Sm 35, Replösa- ............................. Nr. 40 Sm 37, Rörbro-............................... Nr. 41 Sm 39, Ryssby- ............................... Nr. 42 Sm 44, Ivla- ..................................... Nr. 43 Sm 45, Bräkentorp- ....................... Nr. 44 Sm 60, Skaftarp- ............................. Nr. 45 Sö 14, Gåsinge-............................... Nr. 56 Sö 34, Tjuvstigen 1-....................... Nr. 57 Sö 35, Tjuvstigen 2-....................... Nr. 58 Sö 41, Björke- ................................. Nr. 59 362 Inschriftenkonkordanz Sö 54, Bjudby 1- ............................. Nr. 60 Sö 55, Bjudby 2- ............................. Nr. 61 Sö 56, Fyrby- .................................. Nr. 62 Sö 58, Stav-...................................... Nr. 63 Sö 61, Osby-.................................... Nr. 64 Sö 62, Hässlö- ................................. Nr. 65 Sö 65, Djulefors- ............................ Nr. 66 Sö 88, Valby- ................................... Nr. 67 Sö 106, Kungshållet- ..................... Nr. 68 Sö 113, Kolunda- ........................... Nr. 69 Sö 122, Skresta- .............................. Nr. 70 Sö 126, Fagerlöt- ............................ Nr. 71 Sö 130, Hagstugan- ....................... Nr. 72 Sö 131, Lundby-............................. Nr. 73 Sö 137, Aspa 1-............................... Nr. 74 Sö 138, Aspa 2-............................... Nr. 75 Sö 145, Eneby- ............................... Nr. 77 Sö 148, Innberga-........................... Nr. 78 Sö 154, Skarpåker-......................... Nr. 79 Sö 163, Rycksta-............................. Nr. 80 Sö 164, Spånga- .............................. Nr. 81 Sö 165, Grinda 1-........................... Nr. 82 Sö 166, Grinda 2-........................... Nr. 83 Sö 171, Esta- ................................... Nr. 84 Sö 173, Tystberga- ......................... Nr. 85 Sö 174, Aspö- ................................. Nr. 86 Sö 179, Gripsholm- ....................... Nr. 87 Sö 198, Mervalla- ........................... Nr. 88 Sö 206, Överselö 1- ....................... Nr. 89 Sö 207, Överselö 3- ....................... Nr. 91 Sö 208, Överselö 2- ....................... Nr. 90 Sö 213, Nybble- ............................. Nr. 92 Sö 281, Strängnäs- ......................... Nr. 93 Sö 320, Stäringe- ............................ Nr. 94 Sö 335, Ärja- ................................... Nr. 95 Sö 338, Turinge- ............................ Nr. 96 Sö Fv 1948, Aspa 3-....................... Nr. 76 U 11, Hovgården - ......................... Nr. 97 U 69, Eggeby - ................................ Nr. 98 U 102, Viby-.................................... Nr. 99 U 112, Ed - .................................... Nr. 100 U 114, Runby- .............................. Nr. 101 U 166, Östra Ryd-........................ Nr. 102 U 207, Råcksta 1-......................... Nr. 103 U 208, Råcksta 2-......................... Nr. 104 U 214, Vallentuna-....................... Nr. 105 U 225, Bällsta 1- ........................... Nr. 106 U 226, Bällsta 2- ........................... Nr. 107 U 300, Skånela- ............................ Nr. 108 U 323, Sälna- ................................ Nr. 109 U 336, Orkesta- ............................ Nr. 110 U 437, Broby- ............................... Nr. 111 U 439, Steninge- .......................... Nr. 112 U 512, Tjäran- .............................. Nr. 113 U 605, Stäket- ............................... Nr. 114 U 611, Tibble- .............................. Nr. 115 U 644, Ekilla- ................................ Nr. 116 U 654, Varpsund-......................... Nr. 117 U 661, Råby-................................. Nr. 118 U 699, Amnö-............................... Nr. 119 U 703, Väppeby- .......................... Nr. 120 U 707, Kungs-Husby- ................. Nr. 121 U 729, Ågersta- ............................ Nr. 122 U 735, Långarnö-......................... Nr. 123 U 739, Gådi- ................................. Nr. 124 U 778, Svinnegarn-...................... Nr. 125 U 792, Ulunda- ............................ Nr. 126 U 808, Eneberga- ......................... Nr. 127 U 838, Ryda - ................................ Nr. 128 U 887, Skillsta- ............................. Nr. 129 U 1011, Örby- .............................. Nr. 130 U 1016, Fjuckby- ......................... Nr. 131 U Fv 1912, Sigtuna 1, Kupferdose- ............................ Nr. 135 U Fv 1933, Sigtuna 2, Kupferblech-........................... Nr. 136 U Fv 1983, Bärmö- ...................... Nr. 132 U Fv 1984, Sigtuna 3, Wetzstein- ............................... Nr. 137 U Fv 1986, Bo gård- .................... Nr. 133 U Fv 1992, Arlanda- .................... Nr. 134 U NoR 1998, Sigtuna 4, Rippe- Nr. 138 Vg 32, Kållands-Åsaka - ................ Nr. 53 Vg 59, Norra Härene- .................... Nr. 54 363 Inschriftenkonkordanz Vg 138, Vårkumla- ....................... Nr. 155 Vg 144, Näs- .................................. Nr. 156 Vg 187, Vist-.................................... Nr. 55 Vg 216, Högstena- ....................... Nr. 157 Vs 15, Lilla Kyringe- .................... Nr. 139 Vs 19, Berga- ................................. Nr. 140 Vs 24, Hassmyra- ......................... Nr. 141 Vs Fv 1988, Jädra- ........................ Nr. 142 C. Inschriftenverzeichnis 1. (Gallehus. Sønderjylland): 12, 31, 33, 39-41, 43, 47, 49, 50 2. (Tune. Østfold): 12, 17, 31, 40, 41-44, 45, 65, 383 3. (Tjurkö 1. Blekinge): 12, 18, 20, 31, 44, 44-46, 65, 139, 219, 329 4. (Strøm. Sør-Trøndelag): 12, 31, 46-48, 383 5. (Stentoften. Blekinge): 12, 31, 40, 47, 48-51, 52, 55, 84, 384 6. (Björketorp. Blekinge): 12, 31, 47-50, 51-54, 55, 84, 385 7. (Eggja. Sogndal, Sogn og Fjordane): 12, 31, 40, 47 f., 54-59 8. (Rathausmarkt, Stadt Schleswig): 12, 18, 25, 31, 63-66, 89, 386 9. (Ribe): 12, 25, 31, 66-69, 386 10. (Egtved): 31, 69-70 11. (Randbøl): 18, 21, 22, 24, 26, 31, 66, 69, 70-71, 79, 170, 227 12. (Sønder Vissing 1): 17, 30 f., 71-74, 84, 85, 87, 306, 387 13. (Århus 5): 26, 31, 66, 74-77, 84, 92, 124, 131, 136, 388 14. (Ålum 4): 31, 73, 77-78, 389 15. (Års): 31, 69, 71, 78-79 16. (Tillitse): 22, 27, 31, 69, 80-81, 82, 104, 126, 134, 168, 173, 198, 234, 247, 390 17. (Sandby 3): 22, 27, 31, 70, 81, 81-83, 126, 134, 247 18. (Tryggevælde): 17, 31, 33, 83-85, 306, 391 19. (Ny Larsker 2): 31, 85-86, 86 20. (Vester Marie 5): 31, 84, 85 f., 86-87 21. (Sjörup): 18, 31, 65, 87-90, 92, 392 22. (Sövestad 2): 24 f., 31, 66, 79, 84, 91-92, 132, 186, 393 23. (Hällestad 1): 23, 31, 88-90, 92-93, 94, 117, 209, 286, 287, 394 24. (Hällestad 2): 31, 88 f., 92, 94-95, 117, 395 25. (Canterbury-Formel): 12, 25, 34, 68, 95-99, 111, 284, 289 f., 318, 328 26. (Karlevi): 19, 101-105, 129, 184, 188, 282, 396 27. (Gårdby): 105-106, 127, 209, 242, 264, 397 28. (Lerkaka): 107-108, 398 29. (Bägby): 108-109, 126, 399 30. (Södra Kvinneby): 12, 98, 109-112, 289 f. 31. (Ardre 3): 112-114, 400 32. (Mästerby): 22, 114-115 33. (Hogrän): 27, 94, 115-118, 118, 120 f., 264, 304, 401 34. (Stenkumla 1): 116, 118-119, 119-121 35. (Stenkumla 2): 116, 118, 119-120, 121 36. (St. Hans Visby): 16, 27, 70, 81, 120-123, 126, 173, 198, 247, 279, 402 37. (Transjö): 26, 75, 76, 84, 123-124, 129, 131 f., 136, 159, 187, 403 38. (Nöbbele): 16, 22 f., 81, 106, 125-127, 129, 170, 173, 198, 209, 242, 247, 404 366 Inschriftenverzeichnis 39. († Rottnekvarn): 127-128 40. (Replösa): 128-130, 187, 405 41. (Rörbro): 26, 75 f., 84, 124, 130- 131, 132, 136, 406 42. (Ryssby): 25, 92, 131-132, 133, 186, 260, 267 43. (Ivla): 25, 132, 132-133, 260, 267, 407 44. (Bräkentorp): 23, 81, 133-135, 135, 408 45. (Skaftarp): 23, 81, 132, 134, 135, 409 46. (Hovgården): 26, 75 f., 84, 124, 131, 134, 136, 137, 154 47. (Högby): 16 f., 20, 24, 136, 137- 141, 153 f., 164, 190, 227, 238, 310, 410 48. (Harstad): 141-143 49. (Rök): 14, 16 f., 25, 45, 128, 143- 152, 187, 209, 411 50. (Dagsberg): 29152-153 51. (Skänninge): 137, 141, 153-154, 412 52. (Viby): 154-156, 235, 413 53. (Kållands-Åsaka): 156-157, 173, 414 54. (Norra Härene): 26, 157-159, 415 55. (Vist): 97, 124, 159, 416 56. (Gåsinge): 160-162, 170, 417 57.-58. (Tjuvstigen): 16, 24, 162-164, 241, 271, 418 59. (Björke): 22, 164-165, 419 60. (Bjudby 1): 24, 165-167, 167, 169, 420 61. (Bjudby 2): 24, 166, 167-169, 300, 421 62. (Fyrby): 21 f., 161, 169-171, 182, 187, 422 63. (Stav): 171-172 64. (Ösby): 21, 157, 172-173, 423 65. (Hässlö): 173-174 66. (Djulefors): 174-177, 187, 424 67. (Valby): 177-178, 425 68. (Kungshållet, Kjula ås): 178-180, 208, 426 69. (Kolunda): 18 f., 21, 24, 180-182, 183, 186, 200, 203, 301, 427 70. (Skresta): 170, 181, 182-183, 428 71. (Fagerlöt): 21, 164, 183-184, 187, 205, 429 72. (Hagstugan): 21, 24 f., 92, 132, 182, 184-186, 190, 195, 200, 260, 267, 301, 430 73. (Lundby): 29, 186-188, 201, 431 74. (Aspa 1): 24, 188-190, 190 f., 432 75. (Aspa 2): 188, 190-191, 307, 433 76. (Aspa 3): 16, 19, 28, 188, 191-193, 238, 434 77. († Eneby): 193-194 78. (Innberga): 190, 194, 194-195, 435 79. (Skarpåker): 25, 190, 195-198, 199, 247, 318, 436 80. (Rycksta): 24, 198-199, 201 f., 437 81. (Spånga): 21, 24, 129, 182, 199- 201, 301, 309, 438 82. (Grinda 1): 199, 201-202, 202, 439 83. (Grinda 2): 18, 19, 24, 199, 201, 202-204, 440 84. (Esta): 21, 187, 204-206, 441 85. (Tystberga): 19, 29, 180, 205, 206-208, 238, 442 86. (Aspö): 27, 208-210, 304, 443 87. (Gripsholm): 19, 21, 24 f., 29 f., 182, 187, 200, 210-211, 238, 301, 309, 444 88. (Mervalla): 212-213, 268, 445 89.-90. (Överselö 1-2): 16, 213-216, 446 91. (Överselö 3): 49, 216-217, 268 f., 309 92. (Nybble): 14, 18, 46, 66, 217-219, 329, 447 93. (Strängnäs): 220, 221 367 Inschriftenverzeichnis 94. (Stäringe): 24, 29, 30, 220-222, 448 95. (Ärja): 29, 222-223 96. (Turinge): 16, 18, 21, 24 f., 66, 133, 195, 223-225, 231, 449 97. (Hovgården): 24, 64, 226-227, 450 98. (Eggeby): 22, 27, 81, 126, 173, 198, 227-228, 242, 247, 304 99. (Viby): 22, 27, 228-230, 279, 304 100. (Ed): 21, 26, 225, 230-232, 451 101. (Runby): 27, 70, 81, 173, 198, 232-234, 247, 304, 452 102. (Östra Ryd): 155, 234-235 103.-104. (Råcksta): 109, 235-236, 453 105. (Vallentuna): 19, 237-239, 326, 454 106.-107. (Bällsta): 16, 22, 81, 106, 126, 169, 173, 198, 209, 228, 239-243, 247, 455 108. († Skånela): 22, 243-244, 279 109. (Sälna): 20, 23, 27, 117, 122, 126, 198, 234, 244-247, 304, 456 110. (Orkesta): 247-248 111. (Broby): 248-249 112. († Steninge): 29, 250, 268 113. (Tjäran): 27, 251-252, 304, 457 114. († Stäket): 27, 252-253 115. (Tibble, Granhammar): 253-254 116. (Ekilla): 29, 250, 254-255, 255-257, 458 117. (Varpsund): 29, 250, 254, 255- 257, 257, 459 118. (Råby): 29, 257-258, 281, 295 119. (Amnö): 258-259, 460 120. (Väppeby): 25, 92, 132, 186, 259-260, 266 f., 461 121. (Kungs-Husby): 260-262, 266, 271, 279 122. (Ågersta): 17, 21, 24, 171, 262, 262-265, 271, 279, 462 123. (Långarnö): 249, 265-266, 463 124. (Gådi): 25, 92, 132, 186, 259 f., 266-267, 464 125. (Svinnegarn): 29, 267-268, 465 126. (Ulunda): 217, 268-269, 309, 466 127. (Enberga): 269-270, 467 128. (Ryda kungsgård): 262, 270-272, 279, 468 129. (Skillsta): 264, 272-273, 469 130. (Örby): 273-274, 470 131. (Fjuckby): 18, 139, 275-276, 471 132. (Bärmö): 277, 279 133. (Bo gård): 22, 244, 277, 277-279, 472 134. (Arlanda): 27, 29, 258, 279-281, 295, 304, 473 135. (Sigtuna 1): 12, 19, 25, 68, 104, 281-283, 474 136. (Sigtuna 2): 12, 18, 25, 68, 95, 98, 111, 283-285, 289, 475 137. (Sigtuna 3): 285-287 138. (Sigtuna 4): 12, 25, 98, 285, 287-292, 318, 476 139. (Lilla Kyringe): 20, 292-294, 296, 477 140. (Berga): 29, 294-296, 300 141. (Hassmyra): 21, 26, 84, 293, 296-298, 304, 478 142. ( Jädra): 29, 299-300 143. (Apelboda): 21, 182, 200, 300, 300-302, 309, 479 144. (Dynna): 13, 21, 26 f., 187, 303- 305, 305, 480 145. († Hønen): 13, 17, 305-306 146. († Kvamme): 13, 306-307 147. (Senja): 12 f., 21, 23, 27, 139, 307-310, 481 148. (Alt-Ladoga): 12, 34, 311-312 149. (Ribe): 13, 31, 68, 315-318 150. (Øster Brønderslev): 13, 31, 197, 318-319 151. (Svendborg): 13, 19, 31, 239, 319-320, 326, 482 368 Inschriftenverzeichnis 152. (Lund, Knochen 4): 13, 31, 320-321, 483 153. († Löt): 13, 19, 31, 239, 323, 326 154. (Roglösa): 13, 19, 31, 239, 323- 324, 326 155. (Vårkumla): 13, 19, 31, 188, 239, 324-325, 325, 326, 484 156. (Näs): 13, 19, 31, 188, 239, 323, 325, 325-326, 485 157. (Högstena): 13, 19, 31, 239, 326, 326-329, 486 158. (Lödöse 2): 13, 19, 31, 239, 329-331, 487 159. (Delsbo): 13, 19, 31, 239, 326, 331-332, 488 DR 12: Siehe - 1. (Gallehus. Sønderjylland) DR 41: 72 DR 68: Siehe - 10. (Egtved) DR 96: 77 DR 97: Siehe - 13. (Århus 5) ; Siehe - 14. (Ålum 4) DR 108: 74 DR 110: 98 DR 119: 71, 79 DR 129: 79 DR 131: Siehe - 15. (Års) DR 149: 74 DR 163: Siehe - 150. (Øster Brønderslev) DR 171: Siehe - 151. (Svendborg) DR 209: 83-85, 98 DR 212: Siehe - 16. (Tillitse) DR 216: 192 DR 220: 98 DR 229: Siehe - 17. (Sandby 3) DR 230: Siehe - 18. (Tryggevælde) DR 257: 93 DR 269: 74 DR 279: Siehe - 21. (Sjörup) DR 290: 91 DR 291: Siehe - 22. (Sövestad 2) DR 295: Siehe - 23. (Hällestad 1) DR 296: Siehe - 24. (Hällestad 2) DR 297: 88, 92, 94 DR 335: 76 DR 344: 192 DR 357: Siehe - 5. (Stentoften. Blekinge) DR 360: Siehe - 6. (Björketorp. Blekinge) DR 380: Siehe - 19. (Ny Larsker 2) DR 387: Siehe - 20. (Vester Marie 5) DR 411: Siehe - 26. (Karlevi) DR 419: Siehe - 25. (Canterbury-Formel) DR BR75: Siehe - 3. (Tjurkö 1. Blekinge) DR EM85; 348: 320 DR EM85; 493: Siehe - 149. (Ribe) DR Til5: Siehe - 152. (Lund, Knochen 4) G 80: 126 G 113: Siehe - 31. (Ardre 3) G 114: 195 G 134: 116 G 135: 116 G 188: Siehe - 32. (Mästerby) G 203: Siehe - 33. (Hogrän) G 207: Siehe - 34. (Stenkumla 1) G 208: Siehe - 35. (Stenkumla 2) G 280: 117 G 343: Siehe - 36. (St. Hans Visby) Gs 13: 254 Hs 19: Siehe - 159. (Delsbo) IK 183: 44 IK 184: Siehe - 3. (Tjurkö 1. Blekinge) IK 185: 44 KJ 12: 42 KJ 17a: 45, 47 KJ 27: 52 KJ 30: 40 KJ 43: Siehe - 1. (Gallehus. Sønderjylland) KJ 50: Siehe - 4. (Strøm. Sør-Trøndelag) KJ 63: 40 KJ 70: 45 KJ 71: 45 KJ 72: Siehe - 2. (Tune. Østfold) KJ 73: 45 KJ 75: 47 KJ 77: 40 369 Inschriftenverzeichnis KJ 80: 50 KJ 86: 40 KJ 90: 40 KJ 95: 48, 50 KJ 96: Siehe - 5. (Stentoften. Blekinge) KJ 97: Siehe - 6. (Björketorp. Blekinge) KJ 98: 48, 50 KJ 101: Siehe - 7. (Eggja. Sogndal, Sogn og Fjordane) N 62: 195 N 68: Siehe - 144. (Dynna) N 102: Siehe - 145. († Hønen) N 122: 13 N 171: 13 N 319: 13 N 344: 13 N 413: Siehe - 146. († Kvamme) N 540: Siehe - 147. (Senja) Nä 29: Siehe - 143. (Apelboda) N A39: 13 N A53: 304 N B118: 330 N B465: 331 N B584: 65 NIæR 1: Siehe - 2. (Tune. Østfold) NIæR 5: Siehe - 7. (Eggja. Sogndal, Sogn og Fjordane) NIæR 52: Siehe - 4. (Strøm. Sør-Trøndelag) Ög 77: Siehe - 46. (Hovgården) Ög 81: Siehe - 47. (Högby) Ög 82: 137 Ög 83: 137 Ög 84: 137 Ög 93: 128 Ög 94: Siehe - 48. (Harstad) Ög 111: 160 Ög 136: Siehe - 49. (Rök) Ög 155: 152 Ög 165: Siehe - 51. (Skänninge) Ög 206: 202 Ög 217: 26, 76 Ög 244: 154 Ög Fv1975; 174: 142 Öl 1: Siehe - 26. (Karlevi) Öl 28: Siehe - 27. (Gårdby) Öl 37: Siehe - 28. (Lerkaka) Öl 39: Siehe - 29. (Bägby) Öl 54: Siehe - 153. († Löt) Öl 58: 195 Öl SAS1989; 43: Siehe - 30. (Södra Kvinneby) Or Barnes20: 171 RU NLT2004; 5: Siehe - 148. (Alt-Ladoga) Sm 2: 26, 76 Sm 16: Siehe - 38. (Nöbbele) Sm 20: Siehe - 39. († Rottnekvarn) Sm 35: Siehe - 40. (Replösa) Sm 36: 131 Sm 37: Siehe - 41. (Rörbro) Sm 39: Siehe - 42. (Ryssby) Sm 44: Siehe - 43. (Ivla) Sm 45: Siehe - 44. (Bräkentorp) Sm 52: 129 Sm 60: Siehe - 45. (Skaftarp) Sm 92: 209 Sm 101: 326 Sm 147: 26, 76 Sö 14: Siehe - 56. (Gåsinge) Sö 24: 162 Sö 27: 162 Sö 28: 162 Sö 29: 162 Sö 30: 162 Sö 31: 162 Sö 32: 162 Sö 34: Siehe - 57.-58. (Tjuvstigen) Sö 35: Siehe - 57.-58. (Tjuvstigen) Sö 36: 162 Sö 41: Siehe - 59. (Björke) Sö 42: 227 Sö 54: Siehe - 60. (Bjudby 1) Sö 55: Siehe - 61. (Bjudby 2) Sö 56: Siehe - 62. (Fyrby) Sö 58: Siehe - 63. (Stav) 370 Inschriftenverzeichnis Sö 61: Siehe - 64. (Ösby) Sö 62: Siehe - 65. (Hässlö) Sö 65: Siehe - 66. (Djulefors) Sö 88: Siehe - 67. (Valby) Sö 101: 180 Sö 105: 300 Sö 106: Siehe - 68. (Kungshållet, Kjula ås) Sö 107: 300 Sö 108: 300 Sö 112: 181 Sö 113: Siehe - 69. (Kolunda) Sö 122: Siehe - 70. (Skresta) Sö 123: 182, 183 Sö 126: Siehe - 71. (Fagerlöt) Sö 130: Siehe - 72. (Hagstugan) Sö 131: Siehe - 73. (Lundby) Sö 136: 188 Sö 137: Siehe - 74. (Aspa 1) Sö 138: Siehe - 75. (Aspa 2) Sö 141: 188, 192 Sö 145: Siehe - 77. († Eneby) Sö 148: Siehe - 78. (Innberga) Sö 154: Siehe - 79. (Skarpåker) Sö 159: 208 Sö 163: Siehe - 80. (Rycksta) Sö 164: Siehe - 81. (Spånga) Sö 165: Siehe - 82. (Grinda 1) Sö 166: See - 83. (Grinda 2) Sö 171: Siehe - 84. (Esta) Sö 173: Siehe - 85. (Tystberga) Sö 174: Siehe - 86. (Aspö) Sö 176: 168 Sö 178: 210 Sö 179: Siehe - 87. (Gripsholm) Sö 189: 26, 76 Sö 195: 106, 278 Sö 198: Siehe - 88. (Mervalla) Sö 200: 268 Sö 204: 213, 215, 345 Sö 206: Siehe - 89.-90. (Överselö 1-2) Sö 207: Siehe - 91. (Överselö 3) Sö 208: Siehe - 89.-90. (Överselö 1-2) Sö 213: Siehe - 92. (Nybble) Sö 281: Siehe - 93. (Strängnäs) Sö 318: 169 Sö 319: 221 Sö 320: Siehe - 94. (Stäringe) Sö 335: Siehe - 95. (Ärja) Sö 338: Siehe - 96. (Turinge) Sö 340: 190 Sö 360: 300 Sö 374: 206 Sö Fv1948; 289: Siehe - 76. (Aspa 3) Sö Fv1954; 22: 164, 177 U 11: Siehe - 97. (Hovgården) U 41: 191 U 56: 191 U 69: Siehe - 98. (Eggeby) U 102: Siehe - 99. (Viby) U 106: 230 U 111: 230 U 112: Siehe - 100. (Ed) U 113: 230 U 114: Siehe - 101. (Runby) U 133: 177 U 141: 177 U 160: 240 U 166: Siehe - 102. (Östra Ryd) U 207: Siehe - 103.-104. (Råcksta) U 208: Siehe - 103.-104. (Råcksta) U 209: 195 U 212: 239 U 214: Siehe - 105. (Vallentuna) U 215: 237 f. U 225: Siehe - 106.-107. (Bällsta) U 226: Siehe - 106.-107. (Bällsta) U 272: 191 U 300: Siehe - 108. († Skånela) U 323: Siehe - 109. (Sälna) U 336: Siehe - 110. (Orkesta) U 350: 278 U 379: 309 U 391: 309 U 437: Siehe - 111. (Broby) 371 Inschriftenverzeichnis U 439: Siehe - 112. († Steninge) U 442: 254 U 512: Siehe - 113. (Tjäran) U 518: 254 U 605: Siehe - 115. (Tibble, Granhammar) U 612: 253 U 636: 195 U 643: 254 U 644: Siehe - 116. (Ekilla) U 654: Siehe - 117. (Varpsund) U 661: Siehe - 118. (Råby) U 698: 254 U 699: Siehe - 119. (Amnö) U 703: Siehe - 120. (Väppeby) U 707: Siehe - 121. (Kungs-Husby) U 710: 260 U 729: Siehe - 122. (Ågersta) U 735: Siehe - 123. (Långarnö) U 739: Siehe - 124. (Gådi) U 759: 158 U 773: 115 U 778: Siehe - 125. (Svinnegarn) U 792: Siehe - 126. (Ulunda) U 808: Siehe - 127. (Enberga) U 838: Siehe - 128. (Ryda kungsgård) U 847: 264 U 887: Siehe - 129. (Skillsta) U 896: 74, 258 U 971: 191 U 1011: Siehe - 130. (Örby) U 1016: Siehe - 131. (Fjuckby) U 1146: 275 U Fv1912; 8: Siehe - 135. (Sigtuna 1) U Fv1933; 134: Siehe - 136. (Sigtuna 2) U Fv1965; 54: Siehe - 52. (Viby) U Fv1983; 228: Siehe - 132. (Bärmö) U Fv1984; 257: Siehe - 137. (Sigtuna 3) U Fv 1986; 84: Siehe - 133. (Bo gård) U Fv1992; 157: Siehe - 134. (Arlanda) U NoR1998; 25: Siehe - 138. (Sigtuna 4) Vg 32: Siehe - 53. (Kållands-Åsaka) Vg 59: Siehe - 54. (Norra Härene) Vg 61: 14, 219 Vg 119: 264 Vg 138: Siehe - 155. (Vårkumla) Vg 144: Siehe - 156. (Näs) Vg 187: Siehe - 55. (Vist) Vg 216: Siehe - 157. (Högstena) Vg 279: Siehe - 158. (Lödöse 2) Vs 1: 195 Vs 15: Siehe - 139. (Lilla Kyringe) Vs 18: 295, 300 Vs 19: Siehe - 140. (Berga) Vs 24: Siehe - 141. (Hassmyra) Vs Fv1988; 36: Siehe - 142. (Jädra) D. Verzeichnis der Fundorte Ågersta, U 729- ............................ Nr. 122 Alt-Ladoga (Stab), Ru NLT2004; 5- ........................... Nr. 148 Ålum 4, DR 97- .............................. Nr. 14 Amnö, U 699- ............................... Nr. 119 Apelboda, Nä 29-......................... Nr. 143 Ardre 3, G 113- .............................. Nr. 31 Århus 5, DR 68- ............................. Nr. 13 Ärja, Sö 335- ................................... Nr. 95 Arlanda, U Fv 1992- .................... Nr. 134 Års, DR 131- ................................... Nr. 15 Aspa 1, Sö 137-............................... Nr. 74 Aspa 2, Sö 138-............................... Nr. 75 Aspa 3, Sö Fv 1948-....................... Nr. 76 Aspö, Sö 174-.................................. Nr. 86 Bägby, Öl 39- .................................. Nr. 29 Bällsta 1, U 225- ........................... Nr. 106 Bällsta 2, U 226- ........................... Nr. 107 Bärmö, U Fv 1983- ...................... Nr. 132 Berga, Vs 19- ................................. Nr. 140 Björke, Sö 41- ................................. Nr. 59 Björketorp, KJ 97- ........................... Nr. 6 Bjudby 1, Sö 54- ............................. Nr. 60 Bjudby 2, Sö 55- ............................. Nr. 61 Bo gård, U Fv 1986- .................... Nr. 133 Bräkentorp, Sm 45- ....................... Nr. 44 Broby, U 437- ............................... Nr. 111 Canterbury (Pergament), DR-419- ..................................... Nr. 25 Dagsberg, Ög 145-......................... Nr. 50 Delsbo, Hs 19- .............................. Nr. 159 Djulefors, Sö 65- ............................ Nr. 66 Dynna, N 68- ................................ Nr. 144 Ed, U 112- ..................................... Nr. 100 Eggeby, U 69-.................................. Nr. 98 Eggja, KJ 101-................................... Nr. 7 Egtved, DR 37-............................... Nr. 10 Ekilla, U 644- ................................ Nr. 116 Eneberga, U 808- ......................... Nr. 127 Eneby, Sö 145-................................ Nr. 77 Esta, Sö 171- ................................... Nr. 84 Fagerlöt, Sö 126- ............................ Nr. 71 Fjuckby, U 1016-.......................... Nr. 131 Fyrby, Sö 56- ................................... Nr. 62 Gådi, U 739- ................................. Nr. 124 Gallehus, KJ 43- ............................... Nr. 1 Gårdby, Öl 28- ................................ Nr. 27 Gåsinge, Sö 14-............................... Nr. 56 Grinda 1, Sö 165-........................... Nr. 82 Grinda 2, Sö 166-........................... Nr. 83 Gripsholm, Sö 179- ....................... Nr. 87 Hagstugan, Sö 130- ....................... Nr. 72 Hällestad 1, DR 295-..................... Nr. 23 Hällestad 2, DR 296-..................... Nr. 24 Harstad, Ög 94-.............................. Nr. 48 Hässlö, Sö 62- ................................. Nr. 65 Hassmyra, Vs 24- ......................... Nr. 141 Högby, Ög 81- ................................ Nr. 47 Hogrän, G 203- .............................. Nr. 33 Högstena (Blech), Vg 216-......... Nr. 157 Hønen, N 102†- ........................... Nr. 145 Hovgården, U 11- .......................... Nr. 97 Hovgården, Ög 77- ........................ Nr. 46 Innberga, Sö 148-........................... Nr. 78 Ivla, Sm 44 - .................................... Nr. 43 Jädra, Vs Fv 1988- ........................ Nr. 142 Kållands-Åsaka, Vg 32-................. Nr. 53 Karlevi, DR 411; Öl 1-.................. Nr. 26 Kolunda, Sö 113- ........................... Nr. 69 Kungs-Husby, U 707- ................. Nr. 121 Kungshållet, Sö 106- ..................... Nr. 68 Kvamme, N 413†-........................ Nr. 146 374 Verzeichnis der Fundorte Långarnö, U 735- ......................... Nr. 123 Lerkaka, Öl 37- .............................. Nr. 28 Lilla Kyringe, Vs 15- .................... Nr. 139 Lödöse 2 (Webschwert), Fv 1974- ........................................ Nr. 158 Löt, Öl 54†- .................................. Nr. 154 Lund (Knochen 4), DR Tillæg-5- .................................. Nr. 152 Lundby, Sö 131- ............................. Nr. 73 Mästerby, G 188- ........................... Nr. 32 Mervalla, Sö 198-........................... Nr. 88 Näs, Vg 144- .................................. Nr. 156 Nöbbele, Sm 16- ............................ Nr. 38 Norra Härene, Vg 59- .................... Nr. 54 Ny Larsker 2, DR 380-.................. Nr. 19 Nybble, Sö 213- ............................. Nr. 92 Örby, U 1011-............................... Nr. 130 Orkesta, U 336-............................ Nr. 110 Osby, Sö 61- .................................... Nr. 64 Øster Brønderslev, DR 163- ...... Nr. 150 Östra Ryd, U 166-........................ Nr. 102 Överselö 1, Sö 206- ....................... Nr. 89 Överselö 2, Sö 208- ....................... Nr. 90 Överselö 3, Sö 207- ....................... Nr. 91 Råby, U 661- ................................. Nr. 118 Råcksta 1, U 207-......................... Nr. 103 Råcksta 2, U 208-......................... Nr. 104 Randbøl, DR 40-............................ Nr. 11 Replösa, Sm 35- ............................. Nr. 40 Ribe (Amulett, Heilstab), Moltke 1985- .......................... Nr. 149 Ribe (Schädelfragment), Moltke 1976- .............................. Nr. 9 Roglösa, Ög 49- ........................... Nr. 154 Rök, Ög 136- .................................. Nr. 49 Rörbro, Sm 37- ............................... Nr. 41 Rottnekvarn, Sm 20- ..................... Nr. 39 Runby, U 114- .............................. Nr. 101 Rycksta, Sö 163-............................. Nr. 80 Ryda, U 838- ................................. Nr. 128 Ryssby, Sm 39- ............................... Nr. 42 Sälna, U 323- ................................ Nr. 109 Sandby 3, DR 229- ........................ Nr. 17 Schleswig, Moltke 1975- ................ Nr. 8 Senja, N 540- ................................ Nr. 147 Sigtuna 1 (Kupferdose), U Fv 1912- ........................................ Nr. 135 Sigtuna 2 (Kupferblech), U Fv 1933- ........................................ Nr. 136 Sigtuna 3 (Wetzstein), U Fv 1984- ........................................ Nr. 137 Sigtuna 4 (Rippe), U NoR 1998- ........................................ Nr. 138 Sjörup, DR 279- ............................. Nr. 21 Skaftarp, Sm 60- ............................. Nr. 45 Skånela, U 300- ............................ Nr. 108 Skänninge, Ög 165- ....................... Nr. 51 Skarpåker, Sö 154- ......................... Nr. 79 Skillsta, U 887- ............................. Nr. 129 Skresta, Sö 122- .............................. Nr. 70 Södra Kvinneby, Öl SAS 1989- ... Nr. 30 Sønder Vissing, DR 55- ................ Nr. 12 Sövestad 2, DR 291- ...................... Nr. 22 Spånga, Sö 164- .............................. Nr. 81 Stäket, U 605- ............................... Nr. 114 Stäringe, Sö 320- ............................ Nr. 94 Stav, Sö 58- ...................................... Nr. 63 Steninge, U 439- .......................... Nr. 112 Stenkumla 1, G 207-...................... Nr. 34 Stenkumla 2, G 208-...................... Nr. 35 Stentoften, KJ 96- ............................ Nr. 5 Strängnäs, Sö 281- ......................... Nr. 93 Strøm, KJ 50- .................................... Nr. 4 Svendborg, DR 186- ................... Nr. 151 Svinnegarn, U 778-...................... Nr. 125 Tibble, U 611- .............................. Nr. 115 Tillitse, DR 212-............................. Nr. 16 Tjäran, U 512- .............................. Nr. 113 Tjurkö 1, KJ 136- ............................. Nr. 3 Tjuvstigen 1, Sö 34-....................... Nr. 57 Tjuvstigen 2, Sö 35-....................... Nr. 58 Transjö, Sm 5-................................. Nr. 37 Tryggevælde, DR 230- .................. Nr. 18 Tune, KJ 72 -..................................... Nr. 2 375 Verzeichnis der Fundorte Turinge, Sö 338-............................. Nr. 96 Tystberga, Sö 173- ......................... Nr. 85 Ulunda, U 792- ............................ Nr. 126 Valby, Sö 88- ................................... Nr. 67 Vallentuna, U 214-....................... Nr. 105 Väppeby, U 703- .......................... Nr. 120 Vårkumla, Vg 138- ....................... Nr. 155 Varpsund, U 654-......................... Nr. 117 Vester Marie 5, DR 387- ............... Nr. 20 Viby, Ög Fv 1965- .......................... Nr. 52 Viby, U 102- .................................... Nr. 99 Visby, St. Hans, G 343- ................. Nr. 36 Vist, Vg 187-.................................... Nr. 55 E. Verzeichnis der signierten und attribuierten metrischen Inschriften 27. (Gårdby): Brandr, sign. 31. (Ardre 3): Līkraifʀ, sign. 33. (Hogrän): Gaiʀviðr, Rōðbiern, Gaiʀlaifʀ, sign. 36. (St. Hans Visby): Þōrlaifʀ (und evtl. eine Frau), sign. 46. (Hovgården): Þorkell, attr. 47. (Högby): Þorkell, sign. 49. (Rök): Varinn (fingiert? ) 51. (Skänninge): Þorkell, sign. 54. (Norra Härene): Hialmʀ, Hialli, sign. 57. - 58. (Tjuvstigen): Þōriʀ, sign. 60. (Bjudby 1): Stæinkæll, sign. 61. (Bjudby 2): Brūni, Slōði, sign. 84. (Esta): Þōriʀ, attr. 87. (Gripsholm): Æskell 2, attr. 88. (Mervalla): Balli, attr. 91. (Överselö 3): Balli, attr. 92. (Nybble): Æsbjǫrn 1, sign. 96. (Turinge): Øystæinn 1, attr. bzw. Þōrbjǫrn skald, attr. 97. (Hovgården): Þōrgautr Fōtsarfi, attr. bzw. Ōlæifʀ, attr. 103. - 104. (Råcksta): Vīseti, sign. 105. (Vallentuna): Drōsbōi (? ), attr. 106. - 107. (Bällsta): Gunarr, sign. 110. (Orkesta): Ulfʀ i Borresta, attr. 113. (Tjäran): Gunarr, attr. 114. († Stäket): Fōtr (? ), sign. bzw. attr. 116. (Ekilla): Alrikʀ, attr. 117. (Varpsund): Alrikʀ, sign. 119. (Amnö): Balli, sign. 120. (Väppeby): Balli, attr. 121. (Kungs-Husby): Balli, sign. 122. (Ågersta): Balli, sign. 123. (Långarnö): Balli, attr. 124. (Gådi): Balli, attr. 125. (Svinnegarn): Ǣskill, sign. 126. (Ulunda): Balli, attr. 127. (Enberga): Balli, sign. 128. (Ryda kungsgård): Balli, attr. 130. (Örby): Vīgmundr, sign. 132. (Bärmö): Þōrbjǫrn, attr. 134. (Arlanda): Æskill bzw. Alrīkʀ, attr. 135. (Sigtuna 1): Værmundr, sign. 139. (Lilla Kyringe): Balli hinn rauði, sign. 141. (Hassmyra): Rauð-Balliʀ, sign. F. Verzeichnis metrischer Inschriften der Ingvarr- Steine Östergötland Ög 145, Dagsberg-......................... Nr. 50 Södermanland Sö 131, Lundby-............................. Nr. 73 Sö 173, Tystberga- ......................... Nr. 85 Sö 179, Gripsholm- ....................... Nr. 87 Sö 281, Strängnäs- ......................... Nr. 93 Sö 320, Stäringe- ............................ Nr. 94 Sö 335, Ärja- ................................... Nr. 95 Uppland U 439, Steninge- .......................... Nr. 112 U 644, Ekilla- ................................ Nr. 116 U 654, Varpsund-......................... Nr. 117 U 661, Råby-................................. Nr. 118 U 778, Svinnegarn-...................... Nr. 125 U Fv 1992, Arlanda- .................... Nr. 134 Västmanland Vs 19, Berga- ................................. Nr. 140 Vs Fv 1988, Jädra- ........................ Nr. 142 V. Tafeln 383 Tafeln Tafel 1. (2) Stein von Tune, KJ 72. Au. B-Seite. Foto: Christer Hamp. Tafel 2. (4) Wetzstein von Strøm, KJ 50. Au. B-Seite. Foto: Ole Fretheim. Universitetet i Oslo. Kulturhistorisk museum. Runearkivet. 384 Tafeln Tafel 3. (5) Stein von Stentoften, KJ 96. Foto: Nationalmuseet. Kopenhagen. 385 Tafeln Tafel 4. (6) Stein von Björketorp, KJ 97. Au. B-Seite. Foto: Bengt A. Lundberg, Riksantikvarieämbetet, CC BY. 386 Tafeln Tafel 5. (8) Holzstäbchen von Schleswig, Moltke 1975: 84. 4 Seiten. Foto: Archäologisches Landesmuseum, Schloss Gottorf. Schleswig. Tafel 6. (9) Schädelfragment von Ribe, Moltke 1976: 121. Foto: Nationalmuseet. Kopenhagen. 387 Tafeln Tafel 7. (12) Stein von Sønder Vissing 1, DR 55. Foto: Nationalmuseet. Kopenhagen. 388 Tafeln Tafel 8. (13) Stein von Århus 5, DR 68. Foto: Nationalmuseet. Kopenhagen. 389 Tafeln Tafel 9. (14) Stein von Ålum 4, DR 97. Foto: Nationalmuseet. Kopenhagen. 390 Tafeln Tafel 10. (16) Stein von Tillitse, DR 212. A-Seite. Foto: Nationalmuseet. Kopenhagen. 391 Tafeln Tafel 11. (18) Stein von Tryggevælde, DR 230. A-Seite. Foto: Nationalmuseet. Kopenhagen. 392 Tafeln Tafel 12. (21) Stein von Sjörup, DR 279. Foto: Bengt A. Lundberg, Riksantikvarieämbetet, CC BY. 393 Tafeln Tafel 13. (22) Stein von Sövestad 2, DR 291. Foto: Nationalmuseet. Kopenhagen. 394 Tafeln Tafel 14. (23) Stein von Hällestad 1, DR 295. Foto: Bengt A. Lundberg, Riksantikvarieämbetet, CC BY. 395 Tafeln Tafel 15. (24) Stein von Hällestad 2, DR 296. Foto: Bengt A. Lundberg, Riksantikvarieämbetet, CC BY. 396 Tafeln Tafel 16. (26) Stein von Karlevi, Öl 1. A-Seite. Foto: Bengt A. Lundberg, Riksantikvarieämbetet, CC BY. 397 Tafeln Tafel 17. (27) Stein von Gårdby, Öl 28. Foto: Bengt A. Lundberg, Riksantikvarieämbetet, CC BY. 398 Tafeln Tafel 18. (28) Stein von Lerkaka, Öl 37. Foto: Bengt A. Lundberg, Riksantikvarieämbetet, CC BY. 399 Tafeln Tafel 19. (29) Stein von Bågby, Öl 39. Foto: Bengt A. Lundberg, Riksantikvarieämbetet, CC BY. 400 Tafeln Tafel 20. (31) Stein von Ardre 3, G 113. Au. B-Seite (von oben). Foto: Bengt A. Lundberg, Riksantikvarieämbetet, CC BY. 401 Tafeln Tafel 21. (33) Stein von Hogrän, G 203. Foto: Bengt A. Lundberg, Riksantikvarieämbetet, CC BY. 402 Tafeln Tafel 22. (36) Grabplatte St. Hans Visby, G 343. Foto: Bengt A. Lundberg, Riksantikvarieämbetet, CC BY. 403 Tafeln Tafel 23. (37) Stein von Transjö, Sm 5. Au. B-Seite. Foto: Christer Hamp. 404 Tafeln Tafel 24. (38) Stein von Nöbbele, Sm 16. Foto: Catasa (Åsa Johansson), CC BY-SA via Wikimedia Commons. 405 Tafeln Tafel 25. (40) Stein von Replösa, Sm 35. Foto: Bengt A. Lundberg, Riksantikvarieämbetet, CC BY. 406 Tafeln Tafel 26. (41) Stein von Rörbro, Sm 37. Foto: Pål-Nils Nilsson, Riksantikvarieämbetet, CC BY. 407 Tafeln Tafel 27. (43) Stein von Ivla, Sm 44. Foto: Christer Hamp. 408 Tafeln Tafel 28. (44) Stein von Bräkentorp, Sm 45. Foto: Christer Hamp. 409 Tafeln Tafel 29. (45) Stein von Skaftarp, Sm 60. Foto: Christer Hamp. 410 Tafeln Tafel 30. (47) Stein von Högby, Ög 81. Au. B-Seite. Foto: Bengt A. Lundberg, Riksantikvarieämbetet, CC BY. 411 Tafeln Tafel 31. (49) Stein von Rök, Ög 136. Au. C-Seite. Foto: Bengt A. Lundberg, Riksantikvarieämbetet, CC BY. 412 Tafeln Tafel 32. (51) Stein von Skänninge, Ög 165. A- (oben), Bu. C-Seite. Foto: Christer Hamp. 413 Tafeln Tafel 33. (52) Stein von Viby, Fv 1965: 54. Foto: Bengt A. Lundberg, Riksantikvarieämbetet, CC BY. 414 Tafeln Tafel 34. (53) Stein von Kållands-Åsaka, Vg 32. Foto: Bengt A. Lundberg, Riksantikvarieämbetet, CC BY. 415 Tafeln Tafel 35. (54) Stein von Norra Härene, Vg 59. Foto: Christer Hamp. 416 Tafeln Tafel 36. (55) Stein von Vist, Vg 187. Foto: Christer Hamp. 417 Tafeln Tafel 37. (56) Stein von Gåsinge, Sö 14. Foto: Bengt A. Lundberg, Riksantikvarieämbetet, CC BY. 418 Tafeln Tafel 38. (57/ 58) Paarsteine von Tjuvstigen, Sö 34-35 (von oben). Foto: Catasa (Åsa Johansson), CC BY-SA via Wikimedia Commons. 419 Tafeln Tafel 39. (59) Felsritzung von Björke, Sö 41. Foto: Bengt A. Lundberg, Riksantikvarieämbetet, CC BY. 420 Tafeln Tafel 40. (60) Stein von Bjudby 1, Sö 54. Foto: Christer Hamp. 421 Tafeln Tafel 41. (61) Stein von Bjudby 2, Sö 55. Foto: Bengt A. Lundberg, Riksantikvarieämbetet, CC BY. 422 Tafeln Tafel 42. (62) Felsblock von Fyrby, Sö 56. Foto: Bengt A. Lundberg, Riksantikvarieämbetet, CC BY. 423 Tafeln Tafel 43. (64) Stein von Ösby, Sö 61. Foto: Riksantikvarieämbetet. 424 Tafeln Tafel 44. (66) Stein von Djulefors, Sö 65. Foto: Christer Hamp. 425 Tafeln Tafel 45. (67) Stein von Valby, Sö 88. Foto: Christer Hamp. 426 Tafeln Tafel 46. (68) Stein von Kjula ås, Sö 106. Foto: Bengt A. Lundberg, Riksantikvarieämbetet, CC BY. 427 Tafeln Tafel 47. (69) Stein von Kolunda, Sö 113. Foto: Peo Rehn. 428 Tafeln Tafel 48. (70) Stein von Skresta, Sö 122. Foto: Christer Hamp. 429 Tafeln Tafel 49. (71) Felsritzung von Fagerlöt, Sö 126. Foto: ATA. 430 Tafeln Tafel 50. (72) Stein von Hagstugan, Sö 130. Foto: Bengt A. Lundberg, Riksantikvarieämbetet, CC BY. 431 Tafeln Tafel 51. (73) Stein von Lundby, Sö 131. Foto: Bengt A. Lundberg, Riksantikvarieämbetet, CC BY. 432 Tafeln Tafel 52. (74) Stein von Aspa 1, Sö 137. Foto: Marco Bianchi, CC BY. 433 Tafeln Tafel 53. (75) Stein von Aspa 2, Sö 138. Foto: Bengt A. Lundberg, Riksantikvarieämbetet, CC BY. 434 Tafeln Tafel 54. (76) Stein von Aspa 3, Fv 1948: 289/ SöNf 193. Foto: Bengt A. Lundberg, Riksantikvarieämbetet, CC BY. 435 Tafeln Tafel 55. (78) Stein von Innberga, Sö 148. Foto: Otto von Friesen, Public Domain. 436 Tafeln Tafel 56. (79) Stein von Skarpåker, Sö 154. Foto: Harald Faith-Ell, Riksantikvarieämbetet, Public Domain. 437 Tafeln Tafel 57. (80) Stein von Rycksta, Sö 163. Foto: Helen Simonsson, CC BY-SA 438 Tafeln Tafel 58. (81) Stein von Spånga, Sö 164. Foto: Harald Faith-Ell, Riksantikvarieämbetet, Public Domain. 439 Tafeln Tafel 59. (82) Stein von Grinda 1, Sö 165. Foto: Bengt A. Lundberg, Riksantikvarieämbetet, CC BY. 440 Tafeln Tafel 60. (83) Stein von Grinda 2, Sö 166. Foto: Marco Bianchi, CC BY. 441 Tafeln Tafel 61. (84) Felsblock von Esta, Sö 171. Foto: Riksantikvarieämbetet. 442 Tafeln Tafel 62. (85) Stein von Tystberga, Sö 173. Foto: Leif Ericsson, Svenska kulturbilder. 443 Tafeln Tafel 63. (86) Stein von Aspö, Sö 174. Foto: ATA. 444 Tafeln Tafel 64. (87) Stein von Gripsholm, Sö 179. Foto: Bengt A. Lundberg, Riksantikvarieämbetet, CC BY. 445 Tafeln Tafel 65. (88) Stein von Mervalla, Sö 198. Foto: Bengt A. Lundberg, Riksantikvarieämbetet, CC BY. 446 Tafeln Tafel 66. (89) Stein von Överselö, Sö 206. Foto: Bengt A. Lundberg, Riksantikvarieämbetet, CC BY. 447 Tafeln Tafel 67. (92) Stein von Nybble, Sö 213. Foto: Bengt A. Lundberg, Riksantikvarieämbetet, CC BY. 448 Tafeln Tafel 68. (94) Stein von Stäringe, Sö 320. Foto: Helen Simonsson, CC BY-SA. 449 Tafeln Tafel 69. (96) Stein von Turinge, Sö 338. Foto: Bengt A. Lundberg, Riksantikvarieämbetet, CC BY. 450 Tafeln Tafel 70. (97) Felsblock von Hovgården, U 11. Foto: Bengt A. Lundberg, Riksantikvarieämbetet, CC BY. 451 Tafeln Tafel 71. (100) Felsblock von Ed, U 112. Au. B.-Seite (von oben). Foto: Bengt A. Lundberg, Riksantikvarieämbetet, CC BY. 452 Tafeln Tafel 72. (101) Felsblock von Runby, U 114. Au. B-Seite (von oben). Foto: Christer Hamp. 453 Tafeln Tafel 73. (103/ 104) Steine von Råcksta, U 207-208. Foto: Stockholms läns museum. 454 Tafeln Tafel 74. (105) Stein von Vallentuna, U 214. Foto: Bengt A. Lundberg, Riksantikvarieämbetet, CC BY. 455 Tafeln Tafel 75. (106/ 107) Steine von Bällsta, U 225-226. Foto: Bengt A. Lundberg, Riksantikvarieämbetet, CC BY. 456 Tafeln Tafel 76. (109) Stein von Sälna, U 323. Foto: Bengt A. Lundberg, Riksantikvarieämbetet, CC BY. 457 Tafeln Tafel 77. (113) Stein von Tjäran, U 512. Foto: Catasa (Åsa Johansson), CC BY-SA via Wikimedia Commons. 458 Tafeln Tafel 78. (116) Stein von Ekilla, U 644. Foto: Christer Hamp. 459 Tafeln Tafel 79. (117) Stein von Varpsund, U 654. Foto: Bengt A. Lundberg, Riksantikvarieämbetet, CC BY. 460 Tafeln Tafel 80. (119) Stein von Ämnö, U 699. Foto: ATA. 461 Tafeln Tafel 81. (120) Stein von Väppeby, U 703. Foto: Bengt A. Lundberg, Riksantikvarieämbetet, CC BY. 462 Tafeln Tafel 82. (122) Stein von Ågersta, U 729. Foto: Bengt A. Lundberg, Riksantikvarieämbetet, CC BY. 463 Tafeln Tafel 83. (123) Stein von Långarnö, U 735. Foto: ATA. 464 Tafeln Tafel 84. (124) Stein von Gådi, U 739. Foto: ATA. 465 Tafeln Tafel 85. (125) Stein von Svinnegarn, U 778. Foto: Bengt A. Lundberg, Riksantikvarieämbetet, CC BY. 466 Tafeln Tafel 86. (126) Stein von Ulunda, U 792. Foto: Bengt A. Lundberg, Riksantikvarieämbetet, CC BY. 467 Tafeln Tafel 87. (127) Stein von Enberga, U 808. Foto: Peo Rehn. 468 Tafeln Tafel 88. (128) Stein von Ryda, U 838. Foto: Peo Rehn. 469 Tafeln Tafel 89. (129) Stein von Skillsta, U 887. Foto: Bengt A. Lundberg, Riksantikvarieämbetet, CC BY. 470 Tafeln Tafel 90. (130) Stein von Örby, U 1011. Foto: Erik Brate, Riksantikvarieämbetet, Public Domain. 471 Tafeln Tafel 91. (131) Stein von Fjuckby, U 1016. Foto: Bengt A. Lundberg, Riksantikvarieämbetet, CC BY. 472 Tafeln Tafel 92. (133) Felsblock von Bo gård, Lindingö, U Fv 1986. Foto: Christer Hamp. 473 Tafeln Tafel 93. (134) Stein von Arlanda, U Fv 1992. Foto: Bengt A. Lundberg, Riksantikvarieämbetet, CC BY. 474 Tafeln Tafel 94. (135) Sigtuna 1, Kupferdose, U Fv 1912. Foto: Gabriel Hildebrand, Statens historika museum. Stockholm. 475 Tafeln Tafel 95. (136) Sigtuna 2, Kupferblech, U Fv 1933. Au. B-Seite. Foto: Statens historiska museum. Stockholm. 476 Tafeln Tafel 96. (138) Sigtuna 4, Rippe, U NoR 1998. Foto: Bengt A. Lundberg, Riksantikvarieämbetet, CC BY. 477 Tafeln Tafel 97. (139) Stein von Lilla Kyringe, Vs 15. Au. B-Seite. Foto: Bengt A. Lundberg, Riksantikvarieämbetet, CC BY. 478 Tafeln Tafel 98. (141) Stein von Hassmyra, Vs 24. Foto: Bengt A. Lundberg, Riksantikvarieämbetet, CC BY. 479 Tafeln Tafel 99. (143) Stein von Apelboda, Nä 29. Foto: ATA. 480 Tafeln Tafel 100. (144) Stein von Dynna, N 68. Foto: Universitetet i Oslo. Kulturhistorisk museum. Runearkivet. 481 Tafeln Tafel 101. (147) Halsring von Senja, N 540. Foto: Universitetet i Oslo. Kulturhistorisk museum. Runearkivet. 482 Tafeln Tafel 102. (151) Stein von Øster Brønderslev, DR 163. Foto: Nationalmuseet. Kopenhagen. 483 Tafeln Tafel 103. (152) Lund, Rippenknochen 4, DR Tillæg 5. Au. B-Seite. Foto: Nationalmuseet. Kopenhagen. 484 Tafeln Tafel 104. (155) Grabstein von Vårkumla, Vg 138 M. Foto: Harald Faith-Ell, Riksantikvarieämbetet, CC BY. 485 Tafeln Tafel 105. (156) Grabstein von Näs, VG 144 M. Foto: ATA. 486 Tafeln Tafel 106. (157) Runenblech von Högstena, Vg 216 M. Au. B-Seite. Foto: Bengt A. Lundberg, Riksantikvarieämbetet, CC BY. 487 Tafeln Tafel 107. (158) Lödöse, Webschwertchen 2, Vg 297 M. Foto: Bengt A. Lundberg, Riksantikvarieämbetet, CC BY. 488 Tafeln Tafel 108. (159) Türring von Delsbo, Hs 19. Foto: Otto von Friesen, Public Domain. Beiträge zur Nordischen Philologie Band 1 Oskar Bandle: Die Gliederung des Nordgermanischen. 1973, 117 Seiten und 23 Karten Band 2 Conradin Perner: Gunnar Ekelöfs Nacht am Horizont. 1974, 250 Seiten Band 3 Heinz Klingenberg: Edda - Sammlung und Dichtung. 1974, 185 Seiten Band 4 Oskar Bandle u.a.: Studien zur dänischen und schwedischen Literatur des 19. Jahrhunderts. 1976, 225 Seiten Band 5 Hartmut Röhn: Untersuchungen zur Zeitgestaltung und Komposition der Islendingasögur. 1976, 159 Seiten Band 6 Ulrike Sprenger: Untersuchungen zum Gebrauch von sá und nachgestelltem inn in der altisländischen Prosa. 1977, 282 Seiten Band 7 Hans-Peter Naumann: Sprachstil und Textkonstitution. Untersuchungen zur altwestnordischen Rechtssprache. 1979, 188 Seiten Band 8 Wilhelm Friese u.a.: Strindberg und die deutschsprachigen Länder. Internationale Beiträge zum Tübinger Strindberg-Symposion 1977. 1979, 396 Seiten Band 9 Wolfgang Pasche: Skandinavische Dramatik in Deutschland. Björnstjerne Björnson, Henrik Ibsen, August Strindberg auf der deutschen Bühne 1867-1932. 1979, 310 Seiten Band 10 Aldo Keel: Innovation und Restauration. Der Romancier Halldór Laxness seit dem Zweiten Weltkrieg. 1981, 161 Seiten Band 11 Oskar Bandle u.a.: Strindbergs Dramen im Lichte neuerer Methodendiskussionen. Beiträge zum IV. Internationalen Strindberg-Symposion in Zürich 1979. 1981, 289 Seiten Band 12 Jürg Glauser: Isländische Märchensagas. Studien zur Prosaliteratur im spätmittelalterlichen Island. 1983, 357 Seiten Band 13 Radko Kejzlar: Literatur und Neutralität. Zur schwedischen Literatur der Kriegs- und Nachkriegszeit. 1984, 278 Seiten Band 14 Hans Joerg Zumsteg: Olav Duuns Medmenneske-Trilogie. 1984, 304 Seiten Band 15 Festschrift für Oskar Bandle. Zum 60. Geburtstag am 11. Januar 1986. Herausgegeben von Hans-Peter Naumann unter Mitwirkung von Magnus von Platen und Stefan Sonderegger. 1986, 316 Seiten Band 16 Bjørnstjerne Bjørnsons Briefwechsel mit Deutschen. Herausgegeben von Aldo Keel. I. Teil: 1859-1898. 1986, 414 Seiten Band 17 Bjørnstjerne Bjørnsons Briefwechsel mit Deutschen. Herausgegeben von Aldo Keel. II. Teil: 1899-1909. 1987, 330 Seiten Band 18 Andreas Heusler an Wilhelm Ranisch. Briefe aus den Jahren 1890- 1940. In Zusammenarbeit mit Oskar Bandle herausgegeben von Klaus Düwel und Heinrich Beck. 1989, 739 Seiten Band 19 Nordische Romantik. Akten der XVII. Studienkonferenz der International Association for Scandinavian Studies 7-12. August 1988 in Zürich und Basel. 1991, 528 Seiten Band 20 Stefanie Würth: Elemente des Erzählens. Die þættir der Flateyjarbók. 1991, 170 Seiten Band 21 Susan Brantly: The Life and Writings of Laura Marholm. 1991, 206 Seiten Band 22 Thomas Seiler: På tross av - Paal Brekkes Lyrik vor dem Hintergrund modernistischer Kunsttheorie. 1993, 193 Seiten Band 23 Karin Naumann: Utopien von Freiheit. Die Schweiz im Spiegel schwedischer Literatur. 1994, 226 Seiten Band 24 Wilhelm Friese: Halldór Laxness. Die Romane. Eine Einführung. 1995, 164 Seiten Band 25 Stephen N. Tranter: Clavis Metrica: Háttatal, Háttalykill and the Irish Metrical Tracts. 1997, 226 Seiten Band 26 Stefanie Würth: Der „Antikenroman“ in der isländischen Literatur des Mittelalters. Eine Untersuchung zur Übersetzung und Rezeption lateinischer Literatur im Norden. 1998, 294 Seiten Band 27 Wolfgang Behschnitt: Die Autorfigur. Autobiographischer Aspekt und Konstruktion des Autors im Werk August Strindbergs. 1997, 325 Seiten Band 28 Hans-Peter Naumann / Silvia Müller (Hrsg.): Hochdeutsch in Skandinavien. Internationales Symposium, Zürich 14.-16. Mai 1998. 2000, 254 Seiten Band 29 Bettina Baur: Melancholie und Karneval. Zur Dramatik Cecilie Løveids. 2002, 234 Seiten Band 30 Uwe Englert: Magus und Rechenmeister. Henrik Ibsens Werk auf den Bühnen des Dritten Reiches. 2001, 368 Seiten Band 31 Oskar Bandle: Schriften zur nordischen Philologie. Sprach-, Literatur- und Kulturgeschichte der skandinavischen Länder. Herausgegeben von Jürg Glauser und Hans-Peter Naumann. 2001, 638 Seiten Band 32 Jürg Glauser / Barbara Sabel (Hrsg.): Skandinavische Literaturen in der frühen Neuzeit. 2002, 350 Seiten Band 33 Susanne Kramarz-Bein: Die Þiðreks saga im Kontext der altnorwegischen Literatur. 2002, 396 Seiten Band 34 Astrid Surmatz: Pippi Långstrump als Paradigma. Die deutsche Rezeption Astrid Lindgrens und ihr internationaler Kontext. 2005, 618 Seiten Band 35 Iris Ridder: Der schwedische Markolf. Studien zu Tradition und Funktion der frühen schwedischen Markolfüberlieferung. 2002, 276 Seiten Band 36 Barbara Sabel: Der kontingente Text. Zur schwedischen Poetik in der Frühen Neuzeit. 2003, 171 Seiten Band 37 Verschränkung der Kulturen. Der Sprach- und Literaturaustausch zwischen Skandinavien und den deutschsprachigen Ländern. Zum 65. Geburtstag von Hans-Peter Naumann herausgegeben von Oskar Bandle, Jürg Glauser und Stefanie Würth. 2004, 582 Seiten Band 38 Silvia Müller: Schwedische Privatprosa 1650-1710. Sprach- und Textmuster von Frauen und Männern im Vergleich. 2005, 370 Seiten Band 39 Klaus Müller-Wille: Schrift, Schreiben und Wissen. Zu einer Theorie des Archivs in Texten von C.J.L. Almqvist. 2005, XII, 510 Seiten Band 40 Jürg Glauser (Hrsg.): Balladen-Stimmen. Vokalität als theoretisches und historisches Phänomen. 2012, 195 Seiten Band 41 Anna Katharina Richter: Transmissionsgeschichten. Untersuchungen zur dänischen und schwedischen Erzählprosa in der frühen Neuzeit. 2009, X, 327 Seiten Band 42 Jürg Glauser / Anna Katharina Richter (Hrsg.): Text - Reihe - Transmission. Unfestigkeit als Phänomen skandinavischer Erzählprosa 1500-1800. 2012, 319 Seiten Band 43 Lena Rohrbach: Der tierische Blick. Mensch-Tier-Relationen in der Sagaliteratur. 2009, XII, 382 Seiten Band 44 Andrea Hesse: Zur Grammatikalisierung der Pseudokoordination im Norwegischen und in den anderen skandinavischen Sprachen. 2009, 254 Seiten Band 45 Jürg Glauser / Susanne Kramarz-Bein (Hrsg.): Rittersagas. Übersetzung, Überlieferung, Transmission. 2014, 274 Seiten Band 46 Klaus Müller-Wille (Hrsg.): Hans Christian Andersen und die Heterogenität der Moderne. 2009, 241 Seiten Band 47 Oskar Bandle: Die Gliederung des Nordgermanischen. Reprint der Erstauflage mit einer Einführung von Kurt Braunmüller. 2011, XXV + 117 Seiten und 23 Karten Band 48 Simone Ochsner Goldschmidt: Wissensspuren. Generierung, Ordnung und Inszenierung von Wissen in Erik Pontoppidans Norges naturlige Historie 1752/ 53. 2012, 296 Seiten Band 49 Frederike Felcht: Grenzüberschreitende Geschichten. H.C. Andersens Texte aus globaler Perspektive. 2013, 312 Seiten Band 50 Thomas Seiler (Hrsg.): Wildgänse und Windmühlen. Aspekte skandinavisch-iber(oamerikan)ischer Kulturbeziehungen. 2013, VIII, 231 Seiten Band 51 Klaus Müller-Wille / Joachim Schiedermair (Hrsg.): Wechselkurse des Vertrauens. Zur Konzeptualisierung von Ökonomie und Vertrauen im nordischen Idealismus. 2013, XXVI, 213 Seiten Band 52 Hendrik Lambertus: Von monströsen Helden und heldenhaften Monstern. Zur Darstellung und Funktion des Fremden in den originalen Riddarasögur. 2013, 260 Seiten Band 53 Alois Wolf: Die Saga von der Njálsbrenna und die Frage nach dem Epos im europäischen Mittelalter. 2014, 121 Seiten Band 54 Walter Baumgartner: Gibt es den Elch? - Fins elgen? Aufsätze 1969- 2011 zur neueren skandinavischen Lyrik. Essays 1969-2011 om nyere skandinavisk lyrikk. 2014, 338 Seiten Band 55 Lukas Rösli: Topographien der eddischen Mythen. Eine Untersuchung zu den Raumnarrativen und den narrativen Räumen in der Lieder- Edda und der Prosa-Edda. 2014, VIII, 227 Seiten Band 56 Katharina Seidel: Textvarianz und Textstabilität. Studien zur Transmission der Ívens saga, Erex saga und Parcevals saga. 2014, 248 Seiten Band 57 Laura Sonja Wamhoff: Isländische Erinnerungskultur 1100-1300. Altnordische Historiographie und kulturelles Gedächtnis. 2016, 260 Seiten Band 58 Klaus Müller-Wille / Sophie Wennerscheid (Hrsg.): Kierkegaard und das Theater. 2018 (in Vorbereitung), ca. 220 Seiten Band 59 Klaus Müller-Wille / Kate Heslop / Anna Katharina Richter / Lukas Rösli (Hrsg.): Skandinavische Schriftlandschaften. Vänbok till Jürg Glauser. 2017, XVI, 329 Seiten., mit zahlreichen Illustrationen und Karten Die Runeninschriften gehören zu den frühesten Zeugnissen der festlandskandinavischen Sprachen und ihrer Literatur. Ein nicht geringer Anteil dieser Inschriften ist - in den meisten Fällen teilweise - in poetischer Sprache verfasst. Der vorliegende Band bietet eine komplette Zusammenstellung der skandinavischen Runeninschriften mit poetischer sprachlicher Gestaltung. Insgesamt werden 159 Inschriften aus den drei hauptsächlichen Perioden runischer Überlieferung behandelt: der urnordischen Zeit, der Wikingerzeit und des frühen nordischen Mittelalters. Die Inschriften werden mit Angaben zu ihrer Materialität, Forschungsgeschichte und aktuellen philologisch-linguistischen Interpretation präsentiert und unter dem Gesichtspunkt ihrer metrischen Gestaltung analysiert. Der Edition ist eine ausführliche zusammenfassende Einführung vorangestellt. Hans-Peter Naumann ist emeritierter Ordinarius für Nordische Philologie an der Universität Zürich.