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Geisterspiele und Kommerz

2022
978-3-7398-8209-3
UVK Verlag 
Christof Seeger
Oliver Pfander
10.24053/9783739882093

Was wäre die Welt nur ohne den Fußball? Fußball steht für Leidenschaft, Emotionen und Zusammenhalt. Der Fußball verbindet Woche für Woche Fans aller Couleur mit dem gemeinsamen Ziel, den Sieg der eigenen Mannschaft zu feiern. Die Autoren analysieren die aktuelle Situation im deutschen Profifußball. Bereits vor der Covid-19-Pandemie sorgte die voranschreitende Kommerzialisierung für viel Unmut und kontroverse Diskussionen unter zahlreichen Fangruppierungen. Viele sind der Meinung, im Fußball gehe es nur noch um das Geld. In diesem Buch werden nun Handlungsfelder auf allen Ebenen aufgezeigt, dieser Entfremdung entgegenzuwirken.

Christof Seeger / Oliver Pfander Geisterspiele und Kommerz Die Entfremdung im deutschen Profifußball während der COVID-19-Pandemie Geisterspiele und Kommerz Die Reihe Sport & Kommunikation greift die Tatsache auf, dass Kommunikationsthemen im Sport immer wichtiger werden. In Breitensportvereinen und Verbänden, aber auch in professionellen Sportorganisationen werden Kompetenzen, vor allem in der digitalen Kommunikation und im Austausch mit Mitgliedern, Athlet: innen, Fans und Sponsoren, zukünftig benötigt. Die ausgewählten Bandthemen bieten eine verständliche und fundierte Einführung für Studierende aus den Bereichen Sportkommunikation, Sportjournalismus, Sportökonomie und -marketing und der Kommunikations- und Medienwissenschaft. Aber auch Praktiker: innen können einen fundierten Mehrwert daraus ziehen. Prof. Christof Seeger ist seit 2005 Professor an der Hochschule der Medien in Stuttgart. Er lehrt und forscht zu kommunikationswissenschaftlichen Themen der Digitalisierung in der Pressebranche und zur Medienrezeption. 2021 begründete er die Vertiefungsrichtung Sportkommunikation im Master Crossmedia Publishing & Management an der HdM. Oliver Pfander studiert im Master Crossmedia Publishing & Management mit dem Schwerpunkt Sportkommunikation an der Hochschule der Medien in Stuttgart. Als aktiver Tischtennisspieler und langjähriger Fußballfan ist er sehr mit dem Sport verbunden. Christof Seeger Oliver Pfander Geisterspiele und Kommerz Die Entfremdung im deutschen Profifußball während der COVID-19-Pandemie UVK Verlag · München Umschlagmotiv: © iStock aquatarkus Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http: / / dnb.dnb.de abrufbar. DOI: https: / / doi.org/ 10.24053/ 9783739882093 © UVK Verlag 2022 - ein Unternehmen der Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 · D-72070 Tübingen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Alle Informationen in diesem Buch wurden mit großer Sorgfalt erstellt. Fehler können dennoch nicht völlig ausgeschlossen werden. Weder Verlag noch Autor: innen oder Herausgeber: innen übernehmen deshalb eine Gewährleistung für die Korrektheit des Inhaltes und haften nicht für fehlerhafte Angaben und deren Folgen. Diese Publikation enthält gegebenenfalls Links zu externen Inhalten Dritter, auf die weder Verlag noch Autor: innen oder Herausgeber: innen Einfluss haben. Für die Inhalte der verlinkten Seiten sind stets die jeweiligen Anbieter oder Betreibenden der Seiten verantwortlich. Internet: www.narr.de eMail: info@narr.de CPI books GmbH, Leck ISSN 2752-1303 ISBN 978-3-7398-3209-8 (Print) ISBN 978-3-7398-8209-3 (ePDF) ISBN 978-3-7398-0601-3 (ePub) Vorwort Seit dem Wintersemester 2020/ 21 gibt es die Vertiefungsrichtung Sportkommunikation im Master Crossmedia Publishing & Management an der Hochschule der Medien (HdM). Schon zur Vorbereitung des späteren Masterstudiums werden bereits im Bachelor Abschlussarbeiten mit einem klaren Sportbezug geschrieben. Mit diesem Buch machen wir deshalb den Auftakt für unsere Reihe Sport + Kommunikation und wollen damit relevante Themenfelder in der Schnittstelle zwischen Medien und dem Sport aufarbeiten und interessierten Leser: innen zugänglich machen. Die Zielgruppen sind Studierende aus dem Fachgebiet, aber auch andere an der Thematik Interessierte. Wir versuchen deshalb auch, Themenbereiche leicht und verständlich aufzubereiten und gehen dabei bewusst ein, dass der ein oder andere wissenschaftliche Diskurs noch vertiefend geführt werden könnte. Der erste Band dieser Reihe beschäftigt sich mit den Entwicklungen im Profifußball aus Perspektive der Kommerzialisierung und der Medialisierung. Wir lassen bewusst Vertreter: innen aus der Fan-Szene aller drei Profi-Ligen in Deutschland unverblümt zu Wort kommen und betrachten deren Meinung und Position zu den herausgearbeiteten Handlungsfeldern im Fußball. Gerade die COVID-19-Pandemie hat im Fußball, aber auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen wie ein Brennglas oder als Katalysator gewirkt und Problemfelder zu Tage gefördert, deren Diskurs weiter stattfinden muss. Um auch Anmerkungen und Anregungen aufzunehmen, haben wir eigens eine Mail-Adresse unter sportkommunikation@uvkmuenchen eingerichtet, und freuen uns über jeden Austausch und Hinweis. Stuttgart, im September 2022 Prof. Christof Seeger Oliver Pfander Inhalt Vorwort..................................................................................................... 5 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis ............................................... 9 1 Einleitung.................................................................................... 11 2 Fußball und die Gesellschaft............................................... 17 2.1 Fußball als Kulturgut .................................................................. 23 2.2 Nachhaltigkeit .............................................................................. 24 2.3 Gesellschaftliche Verantwortung ............................................ 27 3 Profifußball in Deutschland................................................ 31 3.1 Strukturen des deutschen Fußballs ......................................... 33 3.1.1 Deutscher Fußball Bund (DFB)...................................... 33 3.1.2 Der Ligaverband und die Deutsche Fußball Liga (DFL).................................................................................... 34 3.1.3 Lizenzierungsverfahren .................................................. 35 3.2 Die Entwicklung der Bundesliga ............................................. 37 3.3 Die Entwicklung der 2. Bundesliga ......................................... 41 3.4 Die Entwicklung der 3. Liga...................................................... 45 4 Kommerzialisierung im Profifußball.............................. 51 4.1 Finanzierung................................................................................. 54 4.2 Innenfinanzierung im Fußball .................................................. 56 4.3 Außenfinanzierung im Fußball ................................................ 59 4.4 Der Einstieg finanzieller Interessensgruppen ....................... 60 5 Einfluss der Medien ................................................................ 67 5.1 Medien und Fußball .................................................................... 73 5.2 Steigende Medienerlöse ............................................................. 73 8 Inhalt 6 Der Fußball und seine Fans ................................................. 79 6.1 Geschichte des Fantums .............................................................81 6.2 Definition und Bedeutung von Fans ........................................84 6.3 Fan-Partizipation und Beziehung zu Spieler und Verein ....88 7 Die Auswirkungen durch die COVID-19-Pandemie .. 93 7.1 Der deutsche Profifußball in der Pandemie ...........................95 7.2 Die deutsche Fan-Kultur in der Pandemie .............................97 8 Was beschäftigt die deutschen Fußballfans? .............. 101 8.1 Gruppendiskussion als Erhebungsmethode .........................103 8.2 Zusammensetzung der Gesprächsgruppen ..........................105 8.3 Ergebniszusammenführung und -darstellung .....................107 9 Handlungsfelder im deutschen Profifußball............109 9.1 Entwicklung im Profifußball ...................................................111 9.2 Kommerzialisierung ..................................................................116 9.3 Gesellschaftliche Verantwortung ...........................................124 9.4 COVID-19-Pandemie .................................................................128 10 Was kann der Fußball daraus lernen? .......................... 141 Literaturverzeichnis............................................................................153 Stichwortverzeichnis ..........................................................................163 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis Abb. 1 Grundstruktur des deutschen Fußballs ..................................35 Abb. 2 Umsatz der 1. und 2. Fußball-Bundesliga von der Saison 2004/ 05 bis zur Saison 2018/ 19 .................................................38 Abb. 3 Zuschauerzahlen in Stadien der 1. und 2. Fußball- Bundesliga von 2005/ 06 bis 2019/ 20 ........................................39 Abb. 4 Erträge in der Saison 2020/ 21 pro Verein ..............................46 Abb. 5 Aufwendungen in der Saison 2020/ 21 pro Verein ...............48 Abb. 6 Das „magische Dreieck der Finanzwirtschaft“ .....................54 Abb. 7 Wechselbeziehungen zwischen Medien, Publikum, Sport und Wirtschaft ..................................................................69 Abb. 8 Vorteilsdimensionen durch mediale Berichterstattung ......71 Abb. 9 Bundesliga Erlöse ........................................................................74 Abb. 10 Handlungsfelder im deutschen Profifußball .......................111 Tab. 1 Kriterien der Lizenzierungsordnung ......................................37 Tab. 2 Transferaufwendungen der 18 Bundesliga-Klubs................40 Tab. 3 Personalaufwand Spielbetrieb der Fußball-Bundesliga ......40 Tab. 4 Die Erträge der medialen Verwertung in der 2. Bundesliga ................................................................................42 Tab. 5 Transferaufwendungen aller 18 Zweitligisten .....................43 Tab. 6 Erträge und Aufwendungen der jeweiligen Drittliga- Mannschaften...............................................................................47 Tab. 7 Erlös der medialen Verwertung der Bundesliga und 2. Bundesliga in den letzten drei Saison ................................75 1 Einleitung Was wäre die Welt nur ohne den Fußball? Fußball steht für Leidenschaft, Emotionen und Zusammenhalt. Er steht auch für Hoffnung, Liebe und Hass. Der Fußball verbindet Woche für Woche Fans aller Art, welche alle dasselbe Ziel verfolgen: den Sieg der eigenen Mannschaft zu feiern und Emotionen zu erleben. Es ist ein Sport, den Millionen Menschen verfolgen. Für viele Fans ist der Sport mehr als nur ein Hobby, und die Identifikation geht weit über die 90 Minuten Spielzeit hinaus. Aber der Fußball ist auch ein Geschäft, in dem es um Geld und Einfluss geht, und entwickelte sich in den letzten Jahren immer mehr zu einem veritablen Wirtschaftszweig (vgl. Hasel 2019, S.2 ff.). Die Einschränkungen während der COVID-19-Pandemie haben einige Problemfelder im deutschen Profifußball zu Tage gefördert, die es zwar auch schon vorher gegeben hat, aber in der besonderen Situation nochmals deutlicher zu Tage getreten sind. Zwei zentrale Bereiche sind an dieser Stelle zu identifizieren, die selbst nicht losgelöst voneinander zu betrachten sind. Ein wichtiger Punkt ist die Fan-Entfremdung samt den Herausforderungen einer neuen und digitalisierten Kommunikation mit den verschiedenen Stakeholdern eines Vereins. Primär hatten viele Vereine mit finanziellen Sorgen während den Lock-Down-Phasen zu kämpfen. Vor allem die eingeschränkten finanziellen Möglichkeiten durch geringere Einnahmen sind ein Thema, mit dem die Vereine umgehen müssen. Einige Klubs taten sich damit zu Beginn sehr schwer und hätten ohne die frühzeitige Auszahlung der noch ausstehenden TV-Gelder Insolvenz anmelden müssen. Daher stellt sich die Frage, warum die Vereine nach nur ein paar Wochen ohne Einnahmen bereits vor dem Kollaps stehen. Und das in einem Business, in dem Millionen an Geldern fließen. Dieser Umstand zeigt, dass nachhaltiges Wirtschaften bei einigen Klubs nicht existent ist und der Erhalt der Strukturen stark von Fernsehgeldern abhängig ist. 14 Einleitung Die Fußballfans verfolgen die Entwicklungen im Fußballgeschäft weiterhin sehr genau. Mitglieder und Fans erwarten zunehmend Erklärungen und eine transparente Kommunikation seitens der Vereine. Das ist auch an den zahlreichen Statements und Protesten während der Geisterspiele zu sehen gewesen. Besonders hochgekocht sind die Emotionen bei der Verkündung der European Super League. Dabei wollten sich anfangs zwölf Top-Klubs aus Europa aus der von der UEFA organisierten Champions League abspalten und eine eigene Liga gründen mit dem Ziel, die TV-Einnahmen zu erhöhen. Diese Entscheidung löste ein regelrechtes Beben aus, nicht nur in Deutschland. Massenweise Fans, Spieler, Vereine und sogar die UEFA kritisieren die Pläne. Letztere treibt seit Jahren die Kommerzialisierung im Fußball an und hat sich nun ironischerweise bei den Diskussionen rund um die European Super League plötzlich als Beschützer des Fußballs dargestellt. Trotz des direkten Rückzugs ist das Thema Super League noch lange nicht vom Tisch. Die Befürworter machen sich für einen zweiten Anlauf bereit und ziehen mit einer Klage gegen FIFA und UEFA vor ein spanisches Gericht. Die Klage soll prüfen, ob die beiden Instanzen rechtmäßig als Kartell für den europäischen Fußball die Einführung einer Super League verhindern. Das Gericht in Madrid leitete den Fall an den Europäischen Gerichtshof weiter, der am 15. Dezember 2022 ein abschließendes Gutachten vorliegen will. Ein endgültiges Urteil wird Anfang 2023 erwartet (vgl. o.V. 2022b). Den Fußballfans blieb lange Zeit nichts anderes übrig, als den Sport an den Bildschirmen zu verfolgen. Doch ohne die Stimmung und Emotionen der Fans ist das für viele nicht vergleichbar. Sehr deutlich hat das auch die „Sportschau“ zu spüren bekommen. Vor der Pandemie haben ca. fünf Millionen Menschen den reichweitenstarken ARD-Klassiker am Samstagabend eingeschaltet, seit Beginn der Pandemie nur noch ca. vier Millionen, was den drastischen Verlust von etwa einer Million Zuschauern darstellt (vgl. Einleitung 15 o.V. 2022c). Leere Zuschauerränge, keine spannende Meisterschaft und tendenziell weniger Spiele zur Hauptspielzeit um 15: 30 könnten hierfür verantwortlich sein. Doch für manche Menschen hat der Fußball vielleicht nicht mehr den Stellenwert, den er vor der COVID-19-Pandemie hatte; stattdessen rücken andere Dinge in den Fokus. Eine komplette Abneigung gegenüber dem Sport ist allerdings nicht eingetreten. Das spiegelt sich unter anderem an den Zuschauerzahlen zum Ende der Spielzeit 2021/ 22 wider. 2 Fußball und die Gesellschaft Es ist noch nicht lange her, dass Fußball in Deutschland als Sport von Proleten angesehen worden ist und in der Gesellschaft alles andere als etabliert war. Gerade in der Anfangszeit des Fußballs, also Ende des 19. Jahrhunderts, wurde der Fußball noch als „Fußlümmelei“ und „Stauchballspiel“ beschrieben (vgl. Planck, 1898). Diese Beurteilung und Einordnung sind der damaligen Zeit geschuldet, in der Sport - vor allem das Turnen - keineswegs zur körperlichen Fitness oder zum Zeitvertreib betrieben wurde, sondern die Leibesübungen durchaus auch militärischen Zwecken dienen sollten. Eine tiefgreifende sporthistorische Betrachtung, vor allem auch im Vergleich der verschiedenen kulturellen Entwicklungen in England und Deutschland, findet man zum Beispiel bei Maurer (2010). Der Sport im Allgemeinen hat dabei, vor allem in England, eine gesellschaftliche Entwicklung genommen, die von unterschiedlichen Rahmenbedingungen begleitet gewesen sind - allerdings ging es am Anfang zunächst gar nicht um Fußball. Zu Beginn standen häufig direkte Wettbewerbe „Mann gegen Mann“ im Mittelpunkt, so etwa beim Boxen oder Fechten - auch wenn bereits in der Antike und im Mittelalter fußballähnliche Spiel stattgefunden haben. Der sportliche Wettkampf war dabei auch lange Zeit mehr zur Belustigung und hatte einen Jahrmarktcharakter (Maurer 2010). Dabei muss man sich in die Lebensrealität des 19. Jahrhunderts hineinversetzen, die geprägt war durch große gesellschaftliche Umbrüche. Die Stände wie Adel und Arbeiter waren im Alltag stark getrennt und die Industrialisierung nahm an Fahrt auf. Im Sport, so wie er in England betrieben wurde, konnten diese Grenzen überwunden werden. In England wurden nämlich sportliche Wettkämpfe nicht selten zwischen Opponenten ausgetragen, die sich im realen Leben der damaligen Gesellschaft nicht auf Augenhöhe begegnet wären (Maurer 2020). Nur der Sport bot den 20 2 Fußball und die Gesellschaft Rahmen, einen Faustkampf zwischen einem Arbeiter und einem Adeligen durchzuführen, ohne das gesellschaftliche System an sich ins Wanken zu bringen. Diese Besonderheit des Sports bildet eine wichtige Grundlage für das, was der Sport auch noch in der heutigen Zeit in seiner integrativen Funktion darstellt. Dass diese besonderen Konstellationen auch publikumswirksame Veranstaltungen waren, zeigte sich alsbald in der Nachfrage und den zahlreichen Besuchen von sportlichen Wettkämpfen. An dieser Stelle ergeben sich schon die ersten ökonomischen Zusammenhänge, die das Publikum mit einbeziehen. Wenn mehr finanzielle Mittel durch einen hohen Verkauf an Eintrittskarten zur Verfügung stehen, können auch attraktivere Wettkämpfer engagiert werden, die wiederum das Publikum unterhalten, und die Menschen für die Unterhaltung dann auch eher bereit sind, Geld auszugeben. Ebenso wurde schon früh auf den Ausgang von Wettkämpfen gewettet. Es gibt jedoch auch Gegenbeispiele wie die Tour de France, die von Journalisten bewusst mit dem Ziel der Steigerung des Absatzes einer Zeitschrift gegründet worden ist. Vorformen des Fußballs bzw. das Spiel an sich, in dem sich zwei konkurrierende Teams gegenüberstehen und einen Ball oder einen anderen Gegenstand in einem Tor oder in einer bestimmten Zone des Gegners unterzubringen versuchen, wurden schon im Altertum durchgeführt. Auch heute noch gibt es verschiedene Subformen des Fußballspiels, wie zum Beispiel das Calcio fiorentino . Dieser Wettkampf wird nur in Florenz gespielt und ist eine Mischung aus Fußball und Rugby, was als eine der Wurzeln des modernen Fußballs zählt. Der englische Pädagoge und Lehrer Thomas Arnold hatte durch seine Erziehungsprinzipien im Wesentlichen den Sport an den Schulen reformiert und war damit beispielgebend für andere Schulen (vgl. Dunning 1998). „Der moderne Fußball ist ein Kind des 19. Jahrhunderts. Seine Entstehung ist eng verknüpft mit verschiedenen sozial- und kulturhistorischen Prozessen, die im Zeitalter der Industrialisierung zunächst Großbritannien erfassten, um sich dann mit einer gewissen zeitlichen Verschiebung in 2.1 Fußball als Kulturgut 21 West- und Mitteleuropa zu wiederholen.“ (Koller 2006, S. 14). Durch seine Reformen wurde der Sport regelbasierter und organisierter. Diese Transformation hatte zur Folge, dass sich aus dem Rugby zusätzlich das Fußballspiel herauskristallisierte. Das erste Fußballregelwerk erschien 1845 in „The Laws of Football as Played in Rugby School”. Damit wurde Fußball zu einem regulierten Wettkampf, mit einer festgelegten Anzahl von Spielern, Spieldauer und Spielfeldgröße. An der Public School von Eton gab es 1849 eine weitere Regel von zentraler Bedeutung: das Verbot, den Ball mit der Hand zu spielen. Was einerseits zu einer weiteren Selbstdisziplinierung der Spieler führte und zum anderen die Trennung zum Rugby noch deutlicher machte. Somit war der Grundstein für den modernen Fußball in Eton gelegt worden, deren Schüler meist eher von aristokratischer Abstammung waren und sich noch deutlicher vom bürgerlichen Status distanzieren wollten. Schnell ist der Fußball aus dem rein schulischen Umfeld (der Public Schools) entwachsen, und in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam die institutionelle Organisation des Sports auf nationaler Ebene hinzu. Am 26. Oktober 1863 wurde die Football Association ins Leben gerufen und die Regeln weiterhin vereinheitlicht. Das erste Fußballspiel fand nur wenige Wochen später, am 19. Dezember 1863, zwischen Barnes und Richmond statt und endete in einem torlosen Unentschieden. Wobei anzumerken ist, dass die Organisation der Verbände und damit auch die Durchführung von Wettbewerben den höheren gesellschaftlichen Schichten vorwiegend vorbehalten war. Da die Fußballregeln im Grunde sehr einfach sind und neben einem Ball im Grunde nur zwei Tore vonnöten sind, breitete sich das Spiel schnell über die englischen Grenzen hinaus aus und begeisterte auch Arbeiterschichten und Menschen aus einem weniger gut situierten Umfeld. Die Begeisterung lag einerseits darin, Fußball selbst zu spielen, aber auch Fußball anzuschauen. Der erste Fußballverein wurde in Hannover 1878 gegründet. Auch die 22 2 Fußball und die Gesellschaft Verbandsgründungen nahmen zu. 1904 wurde die heute noch bestehende „La Fédération Internationale de Football Association“ (FIFA) gegründet. Gesellschaftlich kann die Industrialisierung als weiterer Faktor gesehen werden, welche die Ausbreitung des Fußballsports in den Arbeiterschichten begünstigt hat. Durch die bereits oben erwähnte Simplizität des Spiels und den geringen Aufwand war es möglich, Fußball quasi überall zu spielen. Man kann sich also gut vorstellen, dass es vielen Arbeitern außerhalb der monotonen Fabrikarbeit ein Bedürfnis war, einen Ausgleich zu suchen. Eine theoretische Erklärung für dieses Verhalten gibt die Kompensationstheorie (vgl. Fatheuer 1985, S. 17), die vereinfacht ausgedrückt sagt, dass Menschen in der Freizeit einen Ausgleich suchen, der ihnen während der Arbeit versagt bleibt. Die Freizeit bietet Möglichkeiten, etwaigen negativen Einflüssen der Arbeitswelt zu entfliehen und sich davon abzugrenzen. 1 Die Neuordnung der Arbeit durch feste Arbeits- und Freizeiten haben zudem ermöglicht, dass es zum Beispiel an arbeitsfreien Tagen am Wochenende die Möglichkeit gegeben hat, sich mit anderen zu verabreden. Dabei spielte neben dem Spiel an sich auch der Aspekt eine Rolle, sich in einer Gruppe zu treffen und Gemeinschaft und Geselligkeit zu erleben. Die weitere Entwicklung führte schließlich zur Gründung von vielen Fußballvereinen, oftmals in Kneipen, die schnell zu einer Art Vereinsheim wurden und auch als sozialer Treffpunkt zum Austausch und zur Kommunikation dienten (vgl. Rautenberg 2008). 1 Den Verfassern ist bewusst, dass die Kompensationstheorie nach Plessner (1952) und Habermas (1958) nicht die einzige Erklärung für das Freizeit- und Sportverhalten von Menschen ist und es einen breiten Diskurs für die Motive des Sporttreibens und der Freizeitgestaltung gibt (Opaschowski 1990, 1996). 2.1 Fußball als Kulturgut 23 2.1 Fußball als Kulturgut Warum Fußball als Kulturgut gelten kann, fasst Schiffer (2006, S. 12 f.) sehr treffend zusammen. Einerseits ist der Fußball - zumindest in Europa - ein akzeptierter Teil des gesamtgesellschaftlichen Lebens geworden. Dabei haben nicht nur die Spiele und das direkte Aufeinandertreffen zweier Mannschaften einen Einfluss auf einen gesamtgesellschaftlichen Diskurs, sondern vor allem auch die Geschichten und Ereignisse rund um das System Fußball. Nicht zuletzt, weil in diesem System große ökonomische Abhängigkeiten und Erwartungen vorhanden sind. Dies zeigt auch die Diskussion um die besondere Stellung des (Profi-)Fußballs während der COVID-19-Pandemie. Der Fußball hat aufgrund des öffentlichen Interesses und der medialen Reichweite wie kaum eine andere Sportart das Potenzial, auch Inhalte und Botschaften zu transportieren, die mit dem eigentlichen Sportereignis zunächst wenig zu tun haben. Allein in Deutschland bezeichnen sich mehr als 40 Millionen Menschen als Fußballfans, die Bundesliga hat dabei sogar einen Bekanntheitsgrad von 99 Prozent (vgl. Rauball 2019, S. 11). Die Bundesliga ist aber nicht nur bekannt, sondern genießt in Deutschland generell ein großes Ansehen. In einer kurz vor dem Ende der Saison 2018/ 19 durchgeführten Studie bezeichneten 74 Prozent der Befragten die Bundesliga als festen Bestandteil der Gesellschaft (vgl. DFL 2020, S. 9). Darüber hinaus gaben jeweils 67 Prozent der Befragten an, der Fußball verbinde Menschen miteinander und diene als Vorbild für jüngere Sportler (vgl. ebd., S. 9). Die gesellschaftspolitische Kraft, die der Sport dadurch ausüben kann, ist enorm. Durch die Popularität des Sports wächst somit auch die Verantwortung des Profifußballs, wichtige Impulse für die Stärkung der Werte der Gesellschaft zu setzen und auf viele Probleme aufmerksam zu machen. Vor allem sportliche Großereignisse wie eine Fußball-Weltmeisterschaft sind dabei ein wichtiger Rahmen für unterschiedliche 24 2 Fußball und die Gesellschaft Stakeholder, um im Zuge der medialen Aufmerksamkeit intendierte Botschaften zu platzieren. Ihle (2017) hat herausgestellt, dass Großereignisse auf das Erzeugen von öffentlicher Aufmerksamkeit ausgelegt sind. Dies geschieht in modernen Gesellschaften überwiegend durch mediale Aufmerksamkeit. So wird beispielsweise bei einer Fußball-Weltmeisterschaft nicht nur der Sport in den Fokus gerückt, sondern auch das Gastgeberland wird selbst zum Gegenstand der Berichterstattung und zunehmend auch Teil einer kritischen Auseinandersetzung um Vergaberichtlinien, Menschenrechtsdiskussionen, Arbeitsbedingungen und vielem mehr. Die symbolischen und politischen Dimensionen sind ein wichtiger Bestandteil derartiger Mega-Events. Häufig nutzen Politiker und andere Interessensgruppen die Veranstaltung und ihre mediale Aufmerksamkeit, um in die eigene Bevölkerung hinein positive Signale zu senden. So bietet die Austragung dem Gastland die Chance, positive Vorstellungen zu bestärken und neue positive Assoziationen zu erzeugen (vgl. Schallhorn, 2017, S. 78). 2.2 Nachhaltigkeit Die Themen, die mit einer nachhaltigen Entwicklung einhergehen, nehmen derzeit in der Öffentlichkeit immer mehr an Relevanz zu. Der Umweltschutz scheint eine der wichtigsten Aufgaben unserer Gesellschaft zu sein, v.a. um künftigen Generationen ein gutes Leben zu ermöglichen. Laut einer Studie der Europäischen Kommission ist es neun von zehn Verbrauchern aus Deutschland wichtig zu wissen, inwiefern Unternehmen ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nachkommen, was gleichzeitig den höchsten europäischen Wert darstellt (vgl. Türck 2019, S. 92). Es ist deswegen nicht mehr nur der Fußball, der zählt, sondern es rücken auch die gesellschaftlichen Perspektiven und die sozialen Faktoren in den Fokus, vor allem vor dem Hintergrund, dass sich die Fußballvereine in den letzten Jahren regelrecht zu Wirtschaftsunternehmen entwickelt haben. Das Profifußballgeschäft 2.2 Nachhaltigkeit 25 verzeichnet seit 2008 ein reales Wachstum von 6,1 Prozent und ist dadurch schneller gewachsen als die meisten Industrien (vgl. Wagner 2019, S. 53). Außerdem sind in der Bundesliga und der 2. Bundesliga mittlerweile ca. 56.000 Menschen beschäftigt, wodurch sich der Wert damit im Zehn-Jahres-Vergleich um 52 Prozent gesteigert hat (vgl. DFL 2020, S. 19). Nachhaltiges Management wird somit größtenteils verpflichtend für die Vereine, da man diese als vollwertige Unternehmen betrachten und auch dasselbe Vorgehen beim Thema Nachhaltigkeit und Verantwortung erwarten kann (vgl. Wagner 2019, S. 53). Im Gegensatz zu klassischen Wirtschaftsunternehmen besitzt der Profifußball aber eine viel engere Bindung zur Gesellschaft und kann hier somit als eine Art Vorreiter tätig werden. Das Wirkungsdreieck zwischen sportlichem Erfolg, wirtschaftlichem Auftreten und der gesellschaftlichen Wirkung wird zur Basis des zukünftigen Handelns im Profifußball (vgl. Schmidpeter 2019, S. 5). Der VfL Wolfsburg hat die Wichtigkeit dieses Themas schon vor vielen Jahren erkannt. Als erster Verein weltweit hat er seine Ziele in einem GRI-geprüften Nachhaltigkeitsbericht definiert und sich dazu noch klare Ziele und Fristen für die Umsetzung gesetzt. Dabei hat sich der Verein auch auf eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts forsa gestützt. Laut dieser fordern 77 Prozent von 1.000 Befragten eine konsequente CSR- Strategie von Vereinen, 87 Prozent sprachen sich sogar für eine direkte Beteiligung von Fans aus (vgl. Röttgermann 2014, S. 14). Die Fußballvereine müssen deshalb auch den Ansprüchen der eigenen Mitglieder und Sponsoren gerecht werden. Daher ist es das klare Ziel als Verein zu kommunizieren, welchen gesellschaftlichen Nutzen sie haben, um sowohl für eine Identifikation mit den derzeitigen Mitgliedern zu sorgen als auch attraktiv für neue zu sein, was natürlich am besten gelingt durch den Versuch, die Mitglieder in die Prozesse mitzuintegrieren (vgl. Bornemann/ Klement 2019, S. 71 ff.). Die starke Bindung der traditionellen Vereine zu den Fans ist nämlich auch das, was den Fußball so besonders macht. Diese Bindung wirkt sich nicht nur auf die sportliche Tä- 26 2 Fußball und die Gesellschaft tigkeit aus, sondern macht sich auch bei der Akzeptanz von wirtschaftlichen Entscheidungen bemerkbar. Die getroffenen Entscheidungen sind oft erst dann erfolgreich umgesetzt, wenn sie nicht von den eigenen Fans kritisiert, sondern idealerweise sogar unterstützt werden. Dafür ist es wichtig, dass die Vereine ihre Strategien an der vereinseigenen Markenidentität ausrichten, denn laut einer CSR-Studie im Fußball gaben nämlich 67 Prozent der im Rahmen der Studie befragten Fans an, dass das soziale Engagement ihres Vereins eine starke Auswirkung auf die emotionale Bindung hat (vgl. Werheid/ Mühlen 2019, S. 32 f.). Die Nachhaltigkeitsaspekte bieten somit neue Möglichkeiten, sich sowohl als Verein als auch als Unternehmen zu verbessern und zu profilieren. Langfristig wirkt sich nämlich die Steigerung des eigenen Images positiv aus, was vor dem Hintergrund der Mitgliedergewinnung als enorm wichtig erscheint. Aber auch für die bestehenden Mitglieder, für die eine hohe Identifikation mit dem Verein sehr wichtig ist, ist das Image des Vereins essentiell. Für die Herausforderungen, die das Thema Nachhaltigkeit in den Fußballvereinen mit sich bringt, bietet sich CSR somit für wichtige Impulse in den gesellschaftlichen Bereichen an (vgl. Bornemann/ Klement 2019, S. 71 ff.). Zur Saison 2022/ 23 startet die DFL als erste große Profifußball- Liga eine Pilotphase, um langfristig Nachhaltigkeitskriterien in die Lizenzierungsordnung aufzunehmen. Die konkreten Kriterien werden noch mit allen Teams der Bundesliga und der 2. Bundesliga abgestimmt, die dann eine Saison lang Zeit haben, ihr Kerngeschäft darauf basierend umzustellen. Ab der darauffolgenden Saison sollen die Kriterien dann verpflichtend sein. Werden die Kriterien nicht erfüllt, müssen die Vereine mit entsprechenden Sanktionen rechnen. 2.3 Gesellschaftliche Verantwortung 27 2.3 Gesellschaftliche Verantwortung Der Fußball ist ein Massenereignis. Das wird besonders bei Welt- und Europameisterschaften deutlich. Menschen treffen sich in großen Gruppen, und selbst diejenigen, die sich sonst nicht so sehr für den Fußball begeistern können, fiebern bei den Spielen mit. Der Fußball sorgt für ein Gemeinschaftsgefühl und bringt Menschen zusammen, die sich für dieselbe Sache begeistern. Fast überall auf der Welt zieht der Fußball Menschen in seinen Bann. Dabei ist es unwichtig, welche Herkunft, Geschlecht oder gar Religion jemand hat, denn der Sport ist multikulturell und darf niemanden ausschließen. Selbstverständlich gilt das auch für den deutschen Profifußball. In die Stadien zu den Fußballspielen der Bundesliga strömen die Zuschauer jedes Wochenende. Die Bundesliga und die 2. Bundesliga verzeichnen jährlich mehr als 19 Millionen Zuschauer, in der Bundesliga schauen sich durchschnittlich über 40.000 Menschen ein Spiel live im Stadion an, wodurch die Bundesliga die zuschauerstärkste Fußball-Liga der Welt ist (vgl. o.V. 2018a). 57 Prozent der Deutschen schauen außerdem Fußball am Bildschirm, was gleichzeitig den mit Abstand größten TV-Sportkonsum in Deutschland darstellt (vgl. Türck 2019, S. 85). Während andere Bereiche in der Gesellschaft immer mehr an Zuspruch verlieren, kann sich der deutsche Profifußball einer immer größer werdenden Beliebtheit erfreuen, welcher damit zu den größten deutschen sozialen Investoren zählt (vgl. ebd., S. 97). Die gesellschaftliche Verantwortung für den deutschen Profifußball ist damit Pflicht und Chance zugleich. Der deutsche Profifußball ist sich seiner Strahlkraft und Vormachtstellung im Sport durchaus bewusst. In Deutschland gibt es zum Beispiel regelmäßig Aktionen gegen Rassismus und Diskriminierung und für Toleranz und Fair Play. Viele Vereine verfügen bereits über eigene CSR-Abteilungen, die Mitarbeiter bekommen von der DFL sogar speziell auf den Profifußball zugeschnittene Weiterbildungen (vgl. Türck 2019, S. 92). Alle 36 Vereine der Bun- 28 2 Fußball und die Gesellschaft desliga und der 2. Bundesliga haben außerdem bereits eigene regionale Projekte und Stiftungen ins Leben gerufen (vgl. Wagner 2019, S. 56). Die Vereine setzen jährlich gemeinsam mit der DFL- Stiftung fast 30 Millionen Euro für die Gesellschaft ein (vgl. Rauball 2019, S. 13). Das Ziel der DFL-Stiftung dabei ist vor allem, dass die gesellschaftliche Verantwortung im deutschen Profifußball noch mehr wahrgenommen wird, und setzt die Schwerpunkte auf die Integration und Teilhabe junger Menschen, die Förderung eines gesunden und aktiven Aufwachsens und in die Unterstützung junger Spitzensportler (vgl. Türck 2019, S. 88). Die DFL-Stiftung wird insgesamt als Vorreiter des gesellschaftlichen Engagements im deutschen Profifußball angesehen. Im Geschäftsjahr 2017/ 18 ist das Engagement im Vergleich zu drei Jahren davor bereits um 40 Prozent gewachsen, und über 450 Projekte konnten dabei schon realisiert werden (vgl. ebd., S. 97). Aber auch die Vereine stehen sich in nichts nach, rund 70 Prozent der Klubs haben ihre Ressourcen erweitert, um der gesellschaftlichen Verantwortung künftig mehr gerecht zu werden (vgl. ebd., S. 97). Die Vorbildfunktion des Fußballs Die gesellschaftliche Verantwortung bezieht sich aber nicht nur auf die DFL und die einzelnen Vereine. Vor allem die Spieler müssen sich im Klaren sein, dass sie selbst auch Vorbilder für Kinder und Jugendliche sind. Viele Kinder beginnen aufgrund ihres Idols mit dem Fußballspielen und tragen schon früh ein Trikot mit dessen Namen darauf. Mehr als 50 Prozent der Befragten einer Studie unter jugendlichen Fußballfans gaben an, dass ihr Lieblingsfußballer sie im Leben motiviert (vgl. ebd., S. 86). Die Vorbildfunktion gilt also nicht nur in Bezug auf den Fußballplatz, sondern auch für das Verhalten neben dem Platz. Hier scheint es aber noch Verbesserungspotenzial zu geben. Laut einer 2019 durchgeführten Studie findet nur ungefähr jede zweite der befragten Personen, dass Fußballprofis ihrer Vorbildfunktion in der Gesellschaft gerecht werden (vgl. Vollmering 2020, S. 85). 65 Prozent der Befrag- 2.3 Gesellschaftliche Verantwortung 29 ten wünschen sich darüber hinaus generell von den Bundeligavereinen mehr soziales Engagement (vgl. ebd., S. 85). Auch in der COVID-19-Pandemie spielte diese Vorbildfunktion eine wichtige Rolle. Allerdings kam es vereinzelt zu Verstößen, indem z.B. illegale Partys gefeiert wurden. Laut einer Umfrage des Bundesliga-Barometers gaben über 90 Prozent der Befragten an, dass die Bundesligaklubs die Spieler in ihrer Vorbildfunktion während der Pandemie noch stärker sensibilisieren sollten (vgl. Ostermeier 2020). Das Thema rund um die gesellschaftliche Verantwortung bei der Weiterführung des Profifußballs ist während der Lock-down- Phase viel diskutiert worden. Dabei ging es vor allem um die Vorbildfunktion des Sports und der Verhältnismäßigkeit der Fortsetzung während der COVID-19-Pandemie. Viele Fans warfen den Vereinen vor, dass der Fußball Privilegien genieße, die andere Bereiche in dieser Zeit nicht innehatten. Vor allem für den Amateur- und Breitensport, der in dieser Zeit nicht stattfinden durfte, war dies schwer zu verstehen. Andererseits war die Fortsetzung auch nachvollziehbar, da im Profisport das Fußballspielen der Beruf ist und jeder Arbeitnehmer während der COVID-19-Pandemie froh war, seinem Job noch nachgehen zu können. Außerdem stehen hinter dem Verein auch viele Mitarbeiter, auf den Geschäftsstellen und in den Organisationen. Vielen Fans fehlte dabei trotzdem das Verständnis. Sie unterstellten der DFL, dass es bei der Fortsetzung des Profifußballs hauptsächlich um die Einnahmen und um ökonomische Interessen gehe. Der bundesweite Zusammenschluss „Fanszenen Deutschlands“ stellte sich klar gegen die Geisterspiele und forderte eine komplette Umstrukturierung des Profifußballs (vgl. Wigger 2020). Ihrer Meinung nach sei es gegenüber dem Rest der Gesellschaft nicht vertretbar, wenn die Saison fortgeführt werden sollte (vgl. ebd.). Der damalige DFL-Chef Christian Seifert reagierte darauf seinerseits mit Unverständnis und fürchtete um das finanzielle Überleben einiger Vereine. Und so ging der Profifußball dank eines umfangreichen Hygienekonzepts und mit der Zusicherung, 30 2 Fußball und die Gesellschaft die notwendigen Corona-Tests keiner systemrelevanten Gruppe wegzunehmen, weiter. Der Plan ging weitestgehend auf, es gab so gut wie keine größeren Corona-Ausbrüche in einer Mannschaft und somit mussten auch selten komplette Teams in Quarantäne, was den Spielplan auf Dauer sehr verzerrt hätte. Auch die Anzahl der Corona-Tests der DFL sind nicht wirklich relevant. Die DFL führte wöchentlich zwischen 3.000 und 3.600 Tests durch, was Ende Dezember 2020 einen Wert von gerade einmal 0,2 Prozent ausmachte (vgl. Köster 2020). Vor allem die Diskussion um die Testungen haben einmal mehr gezeigt, wie sehr auch vom Profifußball gesellschaftlich verantwortungsbewusstes Handeln erwartet wird (vgl. ebd.). 3 Profifußball in Deutschland Um die Strukturen und die wirtschaftliche Entwicklung im Profifußball zu verstehen und nachvollziehen zu können, betrachten wir im Folgenden die drei deutschen Profi-Ligen und skizzieren kurz die wichtigsten wirtschaftlichen Eckdaten. 3.1 Strukturen des deutschen Fußballs Wie andere Sportarten auch, ist der Fußball in Deutschland in einer Verbandsstruktur organisiert. Das Prinzip dahinter ist, dass es für jede Sportart einen Weltfachverband geben soll, der wiederum nur einen kontinentalen sowie nationalen Fachverband als Mitglied akzeptiert. Damit wird das Ziel verfolgt, dass es beispielsweise eine einheitliche Auslegung von Spielregeln gibt und die Planung und Durchführung von internationalen Turnieren vereinfacht wird. Dieses „Ein-Platz-Prinzip“ ist die Basis des pyramidalen Konstruktionsprinzips im deutschen Fußball. 3.1.1 Deutscher Fußball Bund (DFB) Der Deutsche Fußball Bund (DFB) steht als höchste Institution an der Spitze des organisierten Fußballs. Mit der Gründung am 28. Januar 1900 wurde auch der Grundstein zur dynamischen Entwicklung des Fußballs als Volkssport Nr. 1 gelegt. Heute bezeichnet sich der DFB selbst als einer der stärksten Weltfachverbände des Weltsports (vgl. dfb.de). Die Mitglieder des DFB bestehen wiederum aus den Regional- und Landesverbänden sowie der Deutschen Fußball Liga (DFL). Insgesamt sind mehr als 25.000 Mitgliedsvereine und über 7,1 Mio. Mitglieder unter dem Dach des DFB organisiert (vgl. ebd.). Die allgemeinen Bedingungen, Rechtsformen, Aufgaben oder auch der Zweck des DFB sind in seiner Satzung konstituiert. Der eingetragene Verein (e.V.) hat seinen Sitz in Frankfurt. Zu den wichtigsten Aufgaben gehören nach Satzung, neben der Interessenvertretung der Mitglieder im In- und Ausland auch „die Aus- 34 3 Profifußball in Deutschland übung des Fußballsports in Meisterschaftsspielen“ (vgl. DFB-Satzung 2019, Präambel). Ebenso ist in der Satzung verankert, dass es zu den Aufgaben gehört, den Fußball nachhaltig zu fördern sowie Nachwuchstalente zu entwickeln und Infrastrukturprojekte zu initiieren und zu fördern. Neben den organisatorischen Aufgaben gehört es zu den Kernfeldern, den „Fair-Play“-Gedanken im Teamsport zu fördern und gegen Diskriminierung und Rassismus auf und neben dem Fußballplatz einzustehen. Darüber hinaus beschäftigt sich der DFB mit der Gewaltprävention und mit weiteren sozialen Angelegenheiten. Durch die vereinseigene „DFB- Stiftung Egidius Braun“ werden beispielsweise Integrationsprojekte unterstützt. 3.1.2 Der Ligaverband und die Deutsche Fußball Liga (DFL) Der Spielbetrieb des professionellen deutschen Fußballs oblag bis Ende der Saison 2000/ 01 dem DFB. Am 18. Dezember 2000 wurde der Ligaverband „Die Liga - Fußballverband e.V.“ als Tochterverein des DFB gegründet. Bis zum August 2016 war dies auch die offizielle Bezeichnung. Mittlerweile führt der Verein die Bezeichnung „DFL Deutsche Liga e.V.“ Mit dieser Neugründung ging der Spielbetrieb der Bundesliga und der 2. Bundesliga auf den Ligaverband über. Dadurch wurde die Trennung zwischen dem Profifußball und dem Amateur- und Breitensport vollzogen. Um für die Fußballklubs sowie für deren Sponsoren und strategische Partner ein attraktives Umfeld zu schaffen, wurde die „Deutsche Fußball Liga GmbH“ gegründet; sie vermarktet seit dem 1. Juli 2001 die Bundesliga sowie die 2. Bundesliga. Neben der Rechtevermarktung arbeitet die DFL an den Rahmenbedingungen des Fußballs, ist aber auch Vorreiter im Bereich eSports und der virtuellen Bundeliga sowie Co-Gründer der Sporttechnologiemesse „SportInnovation“. Mit der Gründung der „DFL for Equity“ im Jahr 2018 verfolgt man das Konzept, sich an innovativen Start- Ups sowie an mittelständischen Unternehmen der Technologie-, Medien- und Sportbranche zu beteiligen (vgl. DFL Wirtschaftsreport 2019). Durch Büros in den USA oder in China wird zudem 3.1 Strukturen des deutschen Fußballs 35 eine Internationalisierungsstrategie vorangetrieben, um das Produkt „Bundesliga International“ auf ausländischen Märkten zu positionieren. Die Marktzugänge und Kontakte zu Marketing- und Medienpartnern sind im Zuge einer Expansion und weiteren Kommerzialisierungsabsichten wichtige Eckpfeiler. Ähnlich wie auch der DFB vertritt die DFL soziale Wertestrukturen und setzt sich gegen Rassismus und Diskriminierung ein. Es werden auch ganz konkrete Projekte unterstützt, um die Inklusion zu fördern oder bei der Integration von Flüchtlingen zu helfen. Abbildung 1: Grundstruktur des deutschen Fußballs (Quelle: eigene Abbildung) 3.1.3 Lizenzierungsverfahren Für die Teilnahme an der Bundesliga und der 2. Bundesliga müssen sich die Vereine lizenzieren lassen. In der Lizenzordnung werden die Richtlinien und Vorgaben genau beschrieben, und es handelt sich dabei um ein formalisiertes Verfahren, welches regelmäßig durchgeführt werden muss. Im Falle einer Lizenzverweigerung droht der Zwangsabstieg in eine niedere Spielklasse. Um die Lizenzen tatsächlich zu erhalten, müssen die Vereine zahlreiche Kriterien erfüllen. Neben den rein sportlichen Aspekten Deutscher Fußball Bund e.V. • Gründung • 28.1.1900 • Rechtsform • eingetragener Verein nach §§21 ff. BGB • Mitglieder • Regional- und Landesverbände • Die Liga • Aufgaben • Deutsche National-mannschaft • Förderung des Sports • Führung & Organisatino des Spielbetriebs bis zur 3. Liga Ligaverband e.V. • Gründung • 18.9.2000 • Rechtsform • eingetragener Verein nach §§21 ff. BGB • Mitglieder • lizenzierte Fußballvereine • Kapitalgesellschaften • Aufgaben • Betrieb der Lizenzligen • Teilnehmer an internat. Wettbewerben DFL GmbH • Gründung • 19.12.2000 • Rechtsform • Gesellschaft mit beschränkter Haftung • Gesellschafter • Die Liga -Fußballverband e.V. • Aufgaben • operatives Geschäft des Ligabetriebs der Bundesliga und der 2. Bundesliga • Vermarktung der Ligen • Internationalisierung 36 3 Profifußball in Deutschland handelt es sich dabei um rechtliche, infrastrukturelle, administrative sowie medientechnische Kriterien. Ein wichtiges Kriterium ist der Nachweis der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit. Damit soll sichergestellt werden, dass ein Verein während der laufenden Saison den Spielbetrieb nicht aufgrund finanzieller Schwierigkeiten einstellen muss und insolvenzbedingt ausscheidet. Diese wirtschaftlichen Nachweise sind jeweils für die kommende Saison zu erbringen. Man kann hier schon sehen, dass die Finanzierungen der Vereine eine eher kurzfristige Perspektive haben und der Fokus der DFL auf der reibungslosen Organisation und Durchführung des Ligabetriebes liegt (vgl. Teichmann 2007, S. 238). Die lizenzierten Vereine verpflichten sich zudem, einen Anteil in einen solidarischen Sicherheitsfonds einzubezahlen, um im Notfall anderen Vereine über wirtschaftliche Engpässe zu helfen. Die Inanspruchnahme der Notfallreserve ist klar geregelt und geht auch mit Abzug von Tabellenpunkten einher. Neben der Sicherstellung der finanziellen Rahmenbedingung werden in der Lizenzierungsordnung weiterhin viele Regelungen getroffen, die im Sinne einer Vereinheitlichung und der Schaffung von notwendigen Standards sinnvoll sind, allerdings auch die Vereine in manchen Bereichen im eigenen Innovations- und Kreativitätspotenzial einschränken. Ein solches Beispiel ist die Präsentation von Werbepartnern auf Trikots. Es ist nämlich genau festgelegt, an welcher Stelle und in welcher Größe Werbung platziert werden kann. Eine individuelle Lösung ist nicht möglich. Damit kann ein Verein an dieser Stelle potenziellen Werbepartnern auch kein Alleinstellungsmerkmal anbieten. Während der Corona-Hochphase hat die DFL die Lizenzierungskriterien sogar nochmals etwas verschärft, um drohenden Ausfällen von Vereinen entgegenzuwirken. Die wichtigsten Kriterien in der Lizenzierungsordnung sind in Tabelle 1 dargestellt. 3.2 Die Entwicklung der Bundesliga 37 Tabelle 1: Kriterien der Lizenzierungsordnung (Quelle: eigene Darstellung) 3.2 Die Entwicklung der Bundesliga Die Fußball-Bundesliga ist die höchste Spielklasse im deutschen Profifußball. Der Wettbewerb wird mit 18 Mannschaften ausgetragen und wird von der DFL organisiert und vermarktet. Schon seit Jahrzehnten gehört die Bundesliga zur internationalen Spitzenklasse und zählt zusammen mit den ersten Ligen aus England, Spanien und Italien zu den Top-Ligen Europas. Im internationalen Vergleich zählt die Bundesliga zur drittbesten Liga in der UEFA- Fünfjahreswertung. Dies ist nicht zuletzt durch die Champions League- und Europa League-Erfolge deutscher Vereine, allen voran dem FC Bayern München, begründet. Die Bundesliga zählt zudem zu den wirtschaftlich größten Fußball-Ligen. In der Saison 2016/ 17 konnte die Bundesliga Einnahmen von fast drei Milliarden Euro verzeichnen und wurde damit nur von der englischen Premier League übertroffen (vgl. Hassel 38 3 Profifußball in Deutschland 2019, S. 9). In der Saison 2018/ 19 hat die Bundesliga zum ersten Mal sogar die vier Milliarden-Marke überschritten und damit den 15. Umsatzrekord in Folge aufstellen können (vgl. DFL 2020, S. 2). In nur sieben Jahren konnte die Bundesliga dadurch ihren kompletten Umsatz verdoppeln (vgl. Abbildung 2). Abbildung 2: Umsatz der 1. und 2. Fußball-Bundesliga von der Saison 2004/ 05 bis zur Saison 2018/ 19 (Quelle: statista nach: DFL) Auch die Zuschauerzahlen der Bundesliga haben internationales Top-Niveau. In der Saison 2018/ 19 war die Bundesliga im Schnitt mit 42.738 Zuschauern die zuschauerstärkste Liga der Welt und erreichte damit gleichzeitig auch den dritthöchsten Zuschauerschnitt der Bundesliga-Historie (vgl. DFL 2020, S. 40). Der Wert von über 13 Millionen Zuschauern pro Saison konnte trotz leichtem Rückgang zur Vorsaison erneut übertroffen werden (vgl. Abbildung 3). 3.2 Die Entwicklung der Bundesliga 39 Abbildung 3: Zuschauerzahlen (in Mio.) in Stadien der 1. und 2. Fußball- Bundesliga von 2005/ 06 bis 2019/ 20 (Quelle: statista nach: dfb.de) Steigende Zahlen vor der Pandemie in allen Bereichen Doch nicht nur der Umsatz und die Stadionbesuchszahlen sind gestiegen, dasselbe gilt auch für die Gehälter der Spieler und Trainer und die Transferausgaben der Vereine. Letztere erreichten in der Saison 2019/ 20 ihren absoluten Höchstwert mit über 900 Millionen Euro, wodurch sich die Werte innerhalb von fünf Saisons quasi verdoppelt haben (vgl. Statista 2021, S. 46). Möglicherweise wären die Werte ohne die COVID-19-Pandemie auch noch weiter angestiegen, doch durch diese waren die Vereine zum wirtschaftlichen Haushalten gezwungen. Das hat sich eben auch auf die Transferausgaben ausgewirkt, welche in der Saison 2020/ 21 um 118 Millionen Euro niedriger lagen als im Vorjahr (vgl. Tabelle 2). Damit lagen die Ausgaben sogar unter dem Wert aus der Saison 2017/ 18. 40 3 Profifußball in Deutschland Saison Transferaufwendung 2017/ 18 839.018 2018/ 19 842.447 2019/ 20 910.025 2020/ 21 791.928 Tabelle 2: Transferaufwendungen der 18 Bundesliga-Klubs (in tausend Euro). Quelle: Eigene Darstellung nach DFL Report 2021, S. 19 und DFL Report 2022, S. 23) Der Personalaufwand (Spielbetrieb), worunter die Spieler- und Trainergehälter fallen, lag zur Saison 2018/ 2019 erstmals über 1,4 Milliarden Euro und stieg zwei Jahre später auf über 1,5 Milliarden Euro (vgl. Tabelle 3). Saison Personalaufwand Spielbetrieb 2017/ 18 1.317.801 2018/ 19 1.431.633 2019/ 20 1.446.791 2020/ 21 1.567.363 Tabelle 3: Personalaufwand Spielbetrieb der Fußball-Bundesliga (in tausend Euro). (Quelle: Eigene Darstellung nach DFL Report 2021, S. 19 und DFL Report 2022, S. 23) Auch die Kaderwerte der Bundesliga-Teams haben sich dem wirtschaftlichen Anstieg angeglichen. Zwischen den Spielzeiten 2014/ 15 und 2018/ 19 lässt sich ein Anstieg von zwei auf viereinhalb Milliarden Euro verzeichnen, was einem Zuwachs von 125 Prozent entspricht (vgl. McKinsey & Company 2020, S. 9). 14 der 18 Vereine und Kapitalgesellschaften schrieben in der Saison 3.3 Die Entwicklung der 2. Bundesliga 41 2018/ 19 schwarze Zahlen (vgl. DFL 2020, S. 9). Im Wirtschaftsreport der DFL wird den meisten Vereinen eine wirtschaftliche Stabilität und ein solides Wirtschaften bescheinigt. Dies zeigt sich auch darin, dass am letzten Stichtag vor der COVID-19-Pandemie am 31. Dezember 2019 alle Vereine ein positiv korrigiertes Eigenkapital vorweisen konnten (vgl. DFL 2021, S. 10). Durch die COVID-19-Pandemie hat diese Entwicklung nicht nur einen Dämpfer erhalten, sondern es wurden auch einige Punkte deutlich, die mögliche Grenzen des Systems aufzeigen und kritisch hinterfragt werden müssen. 3.3 Die Entwicklung der 2. Bundesliga Die 2. Bundesliga ist die zweithöchste deutsche Spielklasse. Sie besteht ebenfalls aus 18 Mannschaften und wird, wie die Bundesliga, ebenso von der DFL vermarktet. Sie wurde im Jahr 1974 gegründet, um die damals großen wirtschaftlichen Differenzen zwischen der Fußball-Bundesliga und dem Amateurbereich zu schließen. Die Liga zählt zu den besten zweiten Ligen der Welt. Dies liegt auch daran, dass sich teilweise viele große Traditionsvereine in der Liga wiederfinden. Zur Saison 2021/ 22 kamen mit dem FC Schalke 04, dem SV Werder Bremen, dem FC Hansa Rostock und der SG Dynamo Dresden vier solcher Traditionsvereine mit einer großen Anhängerschaft in die Liga. Drei davon haben die Liga allerdings nach einer Saison wieder verlassen, entweder aufgrund eines Aufstiegs in die Bundesliga oder durch einen Abstieg in die 3. Liga. Zusammen mit Vereinen wie dem Hamburger SV, dem 1. FC Nürnberg, Hannover 96 oder auch Fortuna Düsseldorf ist die 2. Bundesliga auch für viele Fußballbegeisterte attraktiv. Die Einschaltquoten sprechen jedenfalls dafür: Die Durchschnittszahl bei den Live-Übertragungen sind beim Pay-TV-Sender Sky um 54 Prozent auf 1,81 Millionen Zuschauer pro Spieltag gestiegen (vgl. Jörgensen 2022). Auch die Werbeblöcke auf Sky waren mit 94 Prozent fast komplett ausgebucht, in der Vorsaison lag der Wert mit 64 Prozent noch deutlich darunter (vgl. ebd.). Daraus lässt sich 42 3 Profifußball in Deutschland ableiten, dass die Beliebtheit der 2. Bundesliga stark von den Vereinen und deren zahlenmäßiger Anhängerschaft abhängt, in Kombination mit einem spannenden Aufstiegskampf, wie es ihn in dieser Saison ebenfalls gegeben hat. Rekordwerte vor der Pandemie auch in der 2. Bundesliga Auch in der 2. Bundesliga sind beim wirtschaftlichen Wachstum aktuell ähnliche Tendenzen wie in der Bundesliga zu erkennen. Allerdings steigen die Umsatzwerte in der 2. Bundesliga viel langsamer an, als es in der Bundesliga der Fall ist. Wie in der Abbildung 2 weiter oben zu sehen ist, hat die 2. Bundesliga in der Saison 2018/ 19 aber ebenfalls einen Umsatzrekord erzielt. Die Vereine setzten insgesamt 782 Millionen Euro um, was einem Zuwachs von 28,5 Prozent im Vergleich zur Vorsaison entspricht (vgl. DFL 2020, S. 13). Den größten Teil des Umsatzes generierten die Teams ähnlich wie in der Bundesliga durch die Medienrechte; mit einem Umsatzanteil von 32 Prozent war dieser gleichermaßen so hoch wie noch nie (vgl. ebd., S. 13). Durch die COVID-19-Pandemie mussten dann in fast allen Bereichen deutliche Umsatzrückgänge verzeichnet werden, zum Beispiel in der Werbung, im Merchandising oder bei den Transfererlösen (vgl. DFL 2022, S. 30). Lediglich die Werte der medialen Verwertungsrechte sind während der COVID-19-Pandemie weiter angestiegen (vgl. Tabelle 4). Saison mediale Verwertung 2017/ 18 208.198 2018/ 19 250.493 2019/ 20 266.401 2020/ 21 287.185 Tabelle 4: Die Erträge der medialen Verwertung in der 2. Bundesliga (in tausend Euro). (Quelle: Eigene Darstellung nach DFL Report 2021, S. 26 und DFL Report 2022, S. 30) 3.3 Die Entwicklung der 2. Bundesliga 43 Der Umsatzrekord aus der Saison 2018/ 19 konnte in den folgenden beiden Spielzeiten nicht mehr erreicht werden. Zur Saison 2020/ 21 lag der Umsatzerlös mit 576 Millionen Euro sogar deutlich darunter (vgl. DFL 2022, S. 30). Gleichzeitig ist der Anteil des Medienerlöses zwischen diesen Saisons von 32 Prozent auf 50 Prozent angestiegen (vgl. ebd., S. 30). Ähnlich wie die Bundesliga-Vereine mussten auch die Klubs der 2. Bundesliga ihre Ausgaben zur Saison 2020/ 21 drastisch reduzieren. Im Vergleich zur Rekordsaison 2019/ 20 mit 782 Millionen Euro gaben die Zweitligisten 173 Millionen Euro weniger aus (vgl. ebd., S. 31). Die Aufwendungen sind dabei in allen Bereichen gesunken. Den stärksten Rückgang um mehr als ein Drittel gab es bei den Transferaufwendungen, nämlich von 92,1 auf 57,4 Millionen Euro (vgl. ebd., S. 31). Generell haben sich die Transferausgaben in den Saisons 2018/ 19 und 2019/ 20 auf einem Rekordhoch bewegt. Mit ca. 100 Millionen Euro wurde der Wert aus der Saison 2017/ 18, als alle Klubs zusammen gerade einmal 43 Millionen Euro ausgaben, um mehr als das Doppelte übertroffen (vgl. Tabelle Nr. 5). Trotzdem steht dieser Wert in keinem Verhältnis zur Fußball-Bundesliga, denn die 2. Bundesliga stellt damit nur ein Neuntel der Transfer-Ausgaben der Bundesliga dar (vgl. DFL 2020, S. 13). Saison Transferaufwendung 2017/ 18 42.672 2018/ 19 90.918 2019/ 20 92.177 2020/ 21 57.491 Tabelle 5: Transferaufwendungen aller 18 Zweitligisten (in tausend Euro). (Quelle: Eigene Darstellung nach DFL Report 2021, S. 27 und DFL Report 2022, S. 31) 44 3 Profifußball in Deutschland 2. Bundesliga wird immer beliebter Ein Grund für die steigenden Zahlen vor der COVID-19-Pandemie ist wohl auch der größere Bekanntheitsgrad der 2. Bundesliga in der deutschen Bevölkerung. Dieser lag laut dem Marktforschungsunternehmen Kantar kurz vor Ende der Spielzeit 2018/ 19 bei 85 Prozent und hat sich damit seit 2013, als der Wert noch bei 75 Prozent lag, stetig erhöht (vgl. DFL 2020, S. 13). Das zeigt sich auch an den Zuschauerzahlen, die sich seit der Saison 2014/ 15 deutlich erhöht haben (vgl. Abbildung 3). Einzige Ausnahme bildet dabei die Saison 2017/ 18, doch in der darauffolgenden Saison konnte der Wert wieder um fast neun Prozent gesteigert werden und erreichte mit durchschnittlich 18.980 Zuschauer den dritthöchsten Wert der Geschichte (vgl. DFL 2020, S. 13). Allerdings kommt es bei der Zuschaueranzahl und den wirtschaftlichen Kennzahlen auch auf die Zusammensetzung der Liga an, die in der 2. Bundesliga durch mögliche drei Auf- und Absteiger mehr variiert, als das in der Bundesliga der Fall ist. Auch die Teams der 2. Bundesliga haben sich den wirtschaftlichen Gegebenheiten angepasst. Genau wie in der Bundesliga haben auch in der zweiten Liga 14 von 18 Vereinen in der Saison 2018/ 19 schwarze Zahlen geschrieben (vgl. DFL 2020, S. 14). Auch in den beiden darauffolgenden Saisons, die entweder teilweise oder komplett durch die COVID-19-Pandemie geprägt waren, war die Anzahl an Klubs, die ein positives Ergebnis nach der Saison aufweisen konnten, nahezu identisch zur Bundesliga. Auch die 2. Bundesliga schloss dann zweimal in Folge die Spielzeit mit einem negativen Ergebnis ab (vgl. DFL 2022, S. 32). In der Saison 2020/ 21 gab es bei einem Verlust von insgesamt 34,1 Millionen lediglich fünf Vereine, die schwarze Zahlen schrieben (vgl. DFL 2022, S. 32). In der 2. Bundesliga sind damit vor der COVID-19-Pandemie in allen wirtschaftlichen Bereichen eindeutig steigende Tendenzen zu erkennen, die sich größtenteils auch mit dem Wachstum der Bundesliga decken. Die erwartbaren finanziellen Schwierigkeiten durch Corona sind aber auch in der 2. Bundesliga dann deutlich zu spüren gewesen. Trotzdem sind zwischen diesen beiden Ligen 3.4 Die Entwicklung der 3. Liga 45 erhebliche wirtschaftliche Unterschiede vorhanden und es besteht die Gefahr, dass die Schere zwischen den beiden Ligen immer größer wird. Es ist davon auszugehen, dass die zukünftige Entwicklung der 2. Bundesliga stark von der Entwicklung der Bundesliga abhängen wird. Umso mehr Geld die Bundesliga in Zukunft generieren wird, umso schwieriger wird es für die aufsteigenden Teams, im Fußball-Oberhaus Fuß zu fassen. 3.4 Die Entwicklung der 3. Liga Die 3. Liga ist die dritthöchste Spielklasse im deutschen Profifußball. Diese ist die jüngste der drei Profifußballligen in Deutschland, denn sie wurde erst zur Saison 2008/ 09 eingeführt. Sie ist aus den zwei damaligen Regionalligen (Nord und Süd) entstanden, um eine höhere Leistungsdichte herzustellen, den Abstand zwischen dem Profifußball und dem Amateursport zu verringern und um gleichzeitig eine bessere Vermarktung einer eingleisigen dritten Spielklasse zu erreichen (vgl. DFB o.J.). Im Gegensatz zur Bundesliga und der 2. Bundesliga wird die 3. Liga nicht von der DFL, sondern vom DFB vermarktet und organisiert. Deswegen darf die Liga auch nicht den Namen „3. Bundesliga“ tragen. Ein weiterer Unterschied ist die Anzahl an teilnehmenden Mannschaften. Während in der Bundesliga und der 2. Bundesliga jeweils 18 Teams antreten, sind es in der 3. Liga 20 Vereine. Die 3. Liga hat sich mittlerweile im deutschen Profifußball etabliert und konnte wie die Bundesliga und die 2. Bundesliga in den letzten Saisons einige Höchstwerte verzeichnen. Zum ersten Mal in der Geschichte der 3. Liga kamen in der Saison 2018/ 19 insgesamt über drei Millionen Zuschauer in die Stadien, was im Schnitt mit 8.132 Fans pro Spiel einen neuen Rekordwert darstellte (vgl. DFB 2019, S. 16). Der bisherige Rekord mit 7.071 Fans pro Spiel aus der Saison 2015/ 16 wurde damit deutlich übertroffen (vgl. ebd., S. 76). Ohne die Corona-Unterbrechung wäre vermutlich der aufgestellte Rekord sogar nochmal deutlich überboten worden, denn bis zum Abbruch verzeichnete die 3. Liga in der Saison 46 3 Profifußball in Deutschland 2019/ 20 einen Zuschauerschnitt von 8.699 Fans pro Spiel (vgl. DFB 2020, S. 7). Im Vergleich zur 2. Bundesliga ist die Differenz von rund 10.000 Zuschauern damit in etwa halb so groß wie der Unterschied der 2. Bundesliga zur Fußball-Bundesliga. Allerdings muss auch hier bei der Zuschaueranzahl und den wirtschaftlichen Kennzahlen die wechselhafte Zusammensetzung der Liga beachtet werden, die mit zwei sicheren Aufsteigern und vier sicheren Absteigern sogar noch höher ist als in der 2. Bundesliga. Außerdem fließen die Werte der Zweitvertretungen (zum Beispiel FC Bayern München II) nicht mit ein. Abbildung 4: Erträge in der Saison 2020/ 21 pro Verein (in Millionen Euro). (Quelle: DFB Saisonreport 2022, S. 37) Ebenfalls einen Rekordwert konnte beim Gesamtertrag der Vereine erzielt werden, welcher trotz der Corona-Pandemie in der Saison 2020/ 21 bei 215,8 Millionen Euro lag (vgl. DFB 2022, S. 36). Damit konnten die Vereine zum dritten Mal in Folge über 200 Millionen Euro erlösen. Der Gesamtertrag pro Klub lag folglich bei 11,3 Millionen Euro. Betrachtet man die Ertragsstruktur genauer, werden die Auswirkungen der Pandemie deutlich. Während die Spielerträge aufgrund der zahlreichen Kapazitätsbeschränkungen auf ein Minimum zurückgegangen sind, gab es bei den Sonstigen Erträgen, hauptsächlich verursacht durch öffentliche Zuschüsse 3.4 Die Entwicklung der 3. Liga 47 wie Corona-Hilfen, eine deutliche Steigerung (vgl. Abbildung Nr. 4). Dem gegenüber passt sich der Gesamtaufwand den erhöhten Einnahmen an. Nachdem die Erträge in drei aufeinander folgenden Saisons die 200 Millionen Euro übertrafen, knackten auch die Aufwendungen diese Marke. Vor allem zwischen den beiden Saisons 2017/ 18 und 2018/ 19 ist bei beiden Einheiten ein gewaltiger Sprung zu erkennen (vgl. Tabelle 6). Saison Gesamtertrag Gesamtaufwand 2017/ 18 154,3 166,6 2018/ 19 206,9 234,4 2019/ 20 205,3 235,6 2020/ 21 215,8 224,2 Tabelle 6: Erträge und Aufwendungen der jeweiligen Drittliga-Mannschaften (in Millionen Euro). (Quelle: Eigene Darstellung nach DFB Saisonreport 2022, S. 36 und 41) Die Tabelle zeigt auch, dass sich die Lücke zwischen den Aufwendungen und Erträgen zur Saison 2020/ 21 wieder reduziert hat. Trotzdem schlossen lediglich sechs Vereine die Spielzeit mit einem Saisonüberschuss ab, 13 Klubs erzielten einen Fehlbetrag (vgl. DFB 2022, S. 45). Auch in der vorherigen Saison waren diese Werte identisch, wobei es an dieser Stelle wichtig zu erwähnen ist, dass in der Historie der 3. Liga maximal zehn Vereine pro Saison (Saison 2018/ 19) einen Jahresüberschuss aufweisen konnten (vgl. ebd., S. 45). Der mit Abstand größte Posten unter den Aufwendungen stellt der Personalaufwand Spielbetrieb dar, worunter die Kosten für die Mannschaft und das Trainerteam fallen. Dieser Wert steigt von Saison zu Saison immer weiter an. Zur Saison 2020/ 21 erhöhten sich die Ausgaben auf einen Rekordwert von 93,5 Millionen 48 3 Profifußball in Deutschland Euro, eine Saison davor waren es noch 80,5 Millionen Euro (vgl. DFB 2022, S. 41). Damit betragen die Werte ca. ein Drittel des Personalaufwands Spielbetrieb der 2. Bundesliga. Die Personalaufwendungen Spielbetrieb in der 3. Liga umfassen knapp 42 Prozent der Gesamtausgaben (vgl. Abbildung 5). Abbildung 5: Aufwendungen in der Saison 2020/ 21 pro Verein (in Millionen Euro). (Quelle: DFB Saisonreport 2022, S. 42) Wie an den wirtschaftlichen Kennzahlen zu sehen ist, stellte die 3. Liga vor der COVID-19-Pandemie in fast allen Bereichen Rekordwerte auf. Die Entwicklung ist also sehr ähnlich mit denen der Bundesliga und der 2. Bundesliga. Dass die Attraktivität der 3. Liga generell stark ansteigt, lässt sich auch an den TV-Einschaltquoten ausmachen. In der Saison 2019/ 20 schalteten pro Spieltag ca. eine Million Zuschauer ein (Free-TV und Pay-TV), was einen Rekord für die 3. Liga darstellte (vgl. DFB 2020, S. 77). Doch die meist negativen Wirtschaftsergebnisse der 3. Liga sind ein Problem. Das wirtschaftliche Wachstum und vor allem der starke Anstieg an Spielergehältern zeigen, wie sehr die Vereine in die 2. Bundeliga drängen wollen. Denn ein Aufstieg bedeutet gleichzeitig einen großen Sprung an steigenden Einnahmen. 3.4 Die Entwicklung der 3. Liga 49 Während der DFB an die 20 Drittligavereine insgesamt ca. eine Million Euro verteilt, schüttet die DFL mindestens acht Millionen an die Klubs aus der 2. Bundesliga aus, wodurch sich für manche Teams eine Steigerung um bis zu 100 Prozent des Gesamtumsatzes ergeben würden (vgl. o.V. 2019a). Insgesamt lässt sich bei allen wirtschaftlichen Kennzahlen auch ein deutlicher Unterschied zwischen der 2. Bundesliga und der 3. Liga erkennen. Daher ist ein Aufstieg aus der 3. Liga sehr verlockend, um die finanziellen Möglichkeiten mehr auszuschöpfen. Sollte sich an der Struktur der 3. Liga nichts ändern, könnte der Unterschied zwischen den Profi-Ligen noch deutlicher werden und es damit für die Aufsteiger schwieriger werden, in der 2. Bundesliga konkurrenzfähig zu sein. 4 Kommerzialisierung im Profifußball Geld regiert die Welt. In der Politik, in der Wirtschaft, in der Gesellschaft und seit einigen Jahren auch im Fußball. Die Strukturen und Interessen der Fußballvereine entwickeln sich immer mehr in die von Wirtschaftsunternehmen. Das Fußballgeschäft im deutschen Profifußball wächst kontinuierlich. In der Saison 2017/ 18 lag die Gesamtwertschöpfung bei ca. 11 Milliarden Euro und ist damit vergleichbar mit dem gesamten produzierenden Gewerbe von kleineren Bundesländern, wie zum Beispiel dem Saarland. Im Fünf-Jahres-Vergleich ist das ein Anstieg von etwa 40 Prozent und dieser liegt damit deutlich höher als in der deutschen Gesamtwirtschaft. Verursacht wurde dieser Anstieg vor allem durch die hohen Medieneinnahmen, einer stärkeren Eigenvermarktung und steigenden Transferpreisen. Insgesamt entwickelt sich der deutsche Profifußball dadurch immer mehr zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor (vgl. McKinsey & Company 2020, S. 7 f.) Viele Fans und Mitglieder stehen der zunehmenden Kommerzialisierung skeptisch gegenüber und sehen darin nicht nur Gefahren für den eigenen Verein, sondern auch für das Fußballerlebnis an sich. Nicht nur dass unvorstellbare Summen im globalen Transfermarkt im Umlauf sind und immer mehr Fußball-Legionäre „eingekauft“ werden, die so schnell sie kommen, auch wieder weg sind. Immer häufiger werden sogar minderjährige Top-Talente in die Mannschaften geholt, wobei die Chancen des eigenen Nachwuchses aus den Leistungszentren, den letzten großen Schritt in den Profifußball machen zu können, sinken. Der kommerzialisierte Fußball führt zu einer Eventisierung, auch im Stadion. Der Fan wird zum Kunden und er soll möglichst ausreichend konsumieren. Neben dem Ticketverkauf und dem Konsum im Stadion werden die Angebote von Merchandising-Artikeln in den Fan-Shops immer reichhaltiger. Der Slogan „Gegen den modernen Fußball“ ist mittlerweile zu einem weit verbreiteten Motto von Fußballfans geworden. Im Zuge des steigenden Kommerzes gilt es zu verhindern, dass die Interessen am Fußball zwischen den Ver- 54 4 Kommerzialisierung im Profifußball antwortlichen und den Fans immer weiter auseinander gehen (vgl. Fritz 2019, S. 8). Im Rahmen dieses Buches betrachten wir die Finanzierung als Teilaspekt der Kommerzialisierung, da dieses Thema gerade zu Beginn der COVID-19-Pandemie viel diskutiert wurde. Der Schwerpunkt liegt dabei in der Betrachtung des steigenden Einflusses der Medien und der Einstieg von finanziellen Interessengruppen - auch wenn es weitere Aspekte der Kommerzialisierung gibt. 4.1 Finanzierung Finanzierung ist im Grunde nichts anderes als die Beschaffung von geldwerten Gütern und Kapital sowie die Sicherung, Reduzierung und Umschichtung von Kapital (vgl. Becker/ Peppmeier 2018, S. 125). Die Beschaffung von Kapital kann grundsätzlich von innen heraus, also durch erwirtschaftete Gewinne erfolgen oder durch Beschaffung von externem Kapital, wie beispielsweise von Banken oder durch Investoren. Abbildung 6: Das „magische Dreieck der Finanzwirtschaft“ nach Becker/ Peppmeier (Quelle: eigene Darstellung) Rentabilität Liquidität Sicherheit Sicherheit 4.1 Finanzierung 55 Die drei finanzwirtschaftlichen Ziele werden auch als das „magische Dreieck der Finanzwirtschaft“ beschrieben (vgl. ebd. 2018, S. 9). Rentabilität Die Rentabilität drückt den finanziellen Gewinn eines Unternehmens aus. Es handelt sich dabei um eine Kennzahl, die sich aus dem Verhältnis zwischen einer Ergebnisgröße, wie Gewinn oder Cash-Flow, und dem Umsatz oder dem Eigen- oder Fremdkapital gebildet wird. Die Rentabilität ist für wirtschaftlich geführte Unternehmen eine der aussagekräftigsten Kennzahlen zur Beurteilung des unternehmerischen Erfolgs. Liquidität Ein Unternehmen muss zu jedem Zeitpunkt in der Lage sein, den fälligen Zahlungsverpflichtungen nachkommen zu können. Wenn die Liquidität nicht gesichert ist, drohen einem Unternehmen die Zahlungsunfähigkeit und damit auch die Insolvenz. Gerade im Fußball ist dies eine wichtige Kenngröße, da während einer Saison eine hohe Liquidität vorhanden sein muss, um vor allem die Spielergehälter bezahlen zu können. Bei der Lizenzierung steht gerade auch die Liquidität im Fokus. Kann also ein Fußballverein für die kommende Saison nachweisen, dass er in der Lage ist, die anstehenden Verpflichtungen zu bezahlen? Sicherheit Sicherheit bedeutet im Grunde, eintretende Risiken zu erkennen und zu bewerten. Es kann im sportlichen Umfeld ein Szenario geben, in dem man viel Geld in den Spielerkader investiert, um einen Aufstieg in die nächste Liga zu schaffen. Niemand weiß zum Zeitpunkt der Investition in die Spieler, ob diese beispielsweise gesund bleiben und ob der Aufstieg tatsächlich eintritt. Da Fußballvereine eher in einem kurzfristig angelegten Wirtschaftssys- 56 4 Kommerzialisierung im Profifußball tem agieren, wird beispielsweise der langfristige Aufbau von Vermögenswerten seltener praktiziert als in anderen Wirtschaftsbereichen. Entsprechend können bei eintretenden Risiken und unvorhersehbaren Ereignissen, wie z.B. die COVID-19-Pandemie die Vermögenswerte zum Sicherheitsausgleich u.U. nicht herangezogen werden. 4.2 Innenfinanzierung im Fußball Zur Innenfinanzierung gehören zunächst einmal alle Prozesse, die aus den Geschäftsvorgängen innerhalb eines Klubs resultieren. Es ist eine Maßnahme der Kapitalbeschaffung. Erwirtschaftete Erlöse werden einbehalten und zur Vereinsfinanzierung verwendet. Der Einnahmenmix im Profifußball kann mit sechs Erlösquellen beschrieben werden (vgl. DFL Wirtschaftsreport):  Erlöse aus medialer Verwertung,  Erlöse aus Sponsoring und Werbung,  Erlöse aus dem laufenden Spielertrag,  Erlöse aus Transfereinnahmen,  Erlöse aus Merchandising,  Erlöse aus sonstigen Einnahmen. Erlöse aus medialer Verwertung Wie in Kapitel 4.4 genauer beschrieben wird, sind die medialen Verwertungsrechte eine zentrale Einnahmequelle. Ein Streitpunkt unter den Fußballmanagern ist dabei immer die Verteilung in den vergangenen Jahren gewesen. Denn die Gesamterlöse durch die mediale Verwertung sind zwar kontinuierlich gestiegen, aber das bestehende Verteilungsmodell wird auch vielfach von den Klubchefs kritisch betrachtet. Generell wird eine sportliche 5-Jahres- Wertung herangezogen, die noch ergänzt um Sportliche Nachhaltigkeit , Nachwuchsförderung und Wettbewerb wird. Die Perspektive des Wettbewerbs teilt die Bundesligatabelle in drei Regionen ein. Jeweils sechs Vereine befinden sich entweder in der „Spitze“, 4.2 Innenfinanzierung im Fußball 57 in der „Mitte“ oder in der Gruppe „Abstiegs- und Aufstiegskampf “. Ohne die Medienerlöse wurde die Deutsche Fußball Liga ca. ein Drittel weniger Umsatz generieren. Erlöse aus Sponsoring und Werbung Der Fußball ist aufgrund seiner großen Öffentlichkeit und der medialen publikumswirksamen Präsentation für Unternehmen interessant, um sich zu darzustellen. Das Sponsoring und die Werbung sind die zweitgrößte Einnahmequelle. Hierbei ist allerdings wiederum zu unterscheiden, wer die Rechte an der Vermarktung von diversen Präsentationsflächen hat. So wird beispielsweise von „vereinsgeborenen“ und „stadiongeborenen“ Sponsoringrechten gesprochen. Die Trikotvermarktung ist beispielsweise ein „vereinsgeborenes“ Recht, d.h. es obliegt dem Verein, mit welchem Werbepartner die Trikots ausgestattet werden. Die stadiongeborenen Rechte sind quasi Werberechte, die an das Stadion gebunden sind; beispielsweise Bandenwerbung, Hospitality und Logen, Produktplatzierungen, aber auch die Namensrechte an den Arenen (vgl. Krüger/ Dreyer 2004, S. 72). Bereits 1973 wurde die Trikotwerbung auf dem Bundestag des DFB zugelassen, und mittlerweile gibt es viele Facetten des Sponsorings auf Trikots, also Sportausrüster und in verschiedenen Partnerschaftsmodellen für regionale, überregionale oder internationale Co-Sponsoren. Die Vermarktung der Namensrechte an den Fußball-Arenen hat rund um den Jahrtausendwechsel so richtig an Fahrt aufgenommen. Und für viele Fans ist dies immer noch ein kritischer Punkt, weshalb oft die traditionellen Namen der Stadien weiterverwendet werden. Erlöse aus dem laufenden Spielertrag Die drittwichtigste Säule besteht in der Selbstfinanzierung. Darunter zählen die Verkäufe aus dem Ticketing, Einnahmen durch das Catering, aber auch Prämien für Siege in diversen Wettbewerben. Die wohl größte Herausforderung dabei ist eine Balance zu finden, die bezogen auf die Kapazität eine gute Auslastung des 58 4 Kommerzialisierung im Profifußball Stadions bietet. Hierbei ist die Herausforderung vielschichtig. Einerseits müssen die Bedürfnisse unterschiedlicher Stadionbesucher berücksichtigt werden, andererseits dürfen die Preise die jeweiligen finanziellen Möglichkeiten nicht überstrapazieren. Menschen gehen mit unterschiedlichen Erwartungen in ein Fußballstadion (siehe auch Kap. 5). Die höchste Planungssicherheit haben die Vereine mit dem Absatz von Dauerkarten für eine Saison. Für die VIP-Zuschauer müssen auch rund um den Fußball im Bereich des Catering und der Sitzplätze Angebote bereitgestellt werden, welche die höheren Preise im Ticketing rechtfertigen. Spielertragssteigerungen können deshalb am ehesten durch die Erweiterung der Stadien durch „Business Seats“, oder „VIP-Logen“ realisiert werden. Erlöse aus Transfereinnahmen Transfererlöse sind im Grunde liquide Mittel, die durch einen Spielerverkauf aktiviert werden. Nach erfolgreichem Transfer wird die Spielerregistrierung auf den aufzunehmenden Klub übertragen. Es handelt sich beim Transfergeschäft um einen immateriellen Vermögenswert, der zu Finanzierungszwecken veräußert wird. Die eigentlichen Transfergeschäfte können nur während den zugelassenen Transferperioden durchgeführt werden, auch wenn die Verhandlungen und Gespräche zwischen Vereinen, Beratern und Spieler permanent zugange sind. Die Transfererlöse können eine hohe finanzielle Hebelwirkung entfalten, wenn ein Spieler zum Zeitpunkt des eigenen Einkaufs günstig war und durch eine positive sportliche Entwicklung zum Verkaufszeitpunkt einen höheren Marktwert erzielt. Es kann aber auch das Gegenteil eintreten. Durch lange Verletzungen oder langanhaltende Formschwächen können sich die Marktwerte von Spielern auch nach unten entwickeln. Eine weitere nachvollziehbare Strategie ist es, aus dem eigenen Nachwuchsbereich Talente so zu fördern und zu entwickeln, dass sie einen Profi-Status erlangen können. Wenn ein solches Talent im eigenen, also im ausbildenden Verein, spielt, kann auch von einer erfolgreichen Jugendarbeit ge- 4.3 Außenfinanzierung im Fußball 59 sprochen werden. Im Verkaufsfall ist es in der Regel in jedem Fall ein rentables Geschäft, da die Ausbildung weniger gekostet hat, als mögliche Transfererlöse erbringen. Auch hier existieren mittlerweile viele Facetten über den klassischen Kaufen-Verkaufen- Prozess hinaus - so gibt es beispielsweise Leihmodelle oder Saleand-Lease-Back-Modelle. Erlöse aus Merchandising Merchandising ist eher ein Zusatzgeschäft für die Vereine, in dem es auch um die Bindung von Fans an den Verein geht. Der wichtigste Aspekt hierbei ist der Verkauf von Vereins-Trikots. Dabei werden nicht nur jede Saison neue Trikot-Kollektionen vorgestellt, sondern es gibt während der Saison immer häufiger Sondertrikots mit limitierter Auflage. Ganze Fashion-Serien begleiten noch die Textilverkäufe, und in den Online-Shops der Vereine sind vielfältige Artikel mit einem einschlägigen Branding zu erwerben. Erlöse aus sonstigen Einnahmen Durch sonstige Einnahmen können kurzfristig Liquiditätszuflüsse generiert werden, die nicht aus dem laufenden Geschäftsbetrieb stammen. 4.3 Außenfinanzierung im Fußball Die Außenfinanzierung ist längst ein Teil des Handwerkszeugs eines Vereinsmanagements. Großprojekte wie Stadionumbauten, Internationalisierungsstrategien, Infrastrukturmaßnahmen können in den seltensten Fällen durch eine Selbstfinanzierung gemeistert werden. Kreditfinanzierung Wie jedes andere Unternehmen auch, kann eine Fremdkapitalaufnahme durch Bankkredite realisiert werden. In den vergangenen Jahren ist die konventionelle Finanzierungsart aber zurückgegan- 60 4 Kommerzialisierung im Profifußball gen. Dies liegt vor allem an den Eigenkapitalanforderungen der Banken durch Basel II oder Basel III. Fußballklubs werden als risikoreich eingeschätzt, so dass die Bereitstellung von Fremdkapital entweder eingeschränkt oder sehr teuer ist. Der Vorteil bei einer reinen Bankfinanzierung ist, dass die Kreditinstitute keinen Einfluss auf das operative Geschäft nehmen und nach Tilgung der Verbindlichkeiten auch keine weiteren Ansprüche erheben. Einige Vereine gehen auch den Weg über eine Fan-Anleihe. Anders als bei Bankkrediten erfolgt die Tilgung der Anleihen erst mit der Endfälligkeit, nicht mit der Amortisierung während der Laufzeit eines Kredits. Fan-Anleihen zeigen auch eine hohe Verbundenheit der Fans mit dem Verein. Allerdings ist das Emissionsvolumen daher auch als eingeschränkt zu beurteilen. Beteiligungsfinanzierung Neben dem Börsengang gibt es noch die Möglichkeit des strategischen Investors. Der Gang zu Börse ist bislang im Profifußball selten praktiziert worden; nur Borussia Dortmund wird an der Börse gehandelt. Viel häufiger ist eine strategische Partnerschaft zu beobachten. Die Eigenkapitalbeschaffung erfolgt durch Anteilsverkäufe und in der Regel mit einer Zusicherung von Mitspracherechten, beispielsweise durch einen Sitz in einem Aufsichtsgremium. Auf die Besonderheiten wird auch im Rahmen der 50+1-Regelung nochmals separat eingegangen. 4.4 Der Einstieg finanzieller Interessensgruppen Die Kommerzialisierung des deutschen Profifußballs führt zu einer Situation, dass sich viele Vereine an das Verhalten von eher mittelständischen Unternehmen annähern. Das bezieht sich nicht nur auf die Rechteinhaber der Medien, sondern gilt auch für die Investoren. Die DFL lässt nämlich seit 1998 neben der Rechtsform des eingetragenen Vereins auch Kapitalgesellschaften zu (vgl. Leister 2007). Diese Öffnung hat es ermöglicht, dass sich die Vereine in gewinnorientierte Wirtschaftsunternehmen entwickeln 4.4 Der Einstieg finanzieller Interessensgruppen 61 konnten. Dabei gibt es unterschiedliche Kapitalgesellschaften, zum Beispiel die GmbH, die AG oder die KGaA. In der abgelaufenen Saison 2020/ 21 gab es in der Bundesliga mit dem SC Freiburg, dem 1. FSV Mainz 05, dem FC Schalke 04 und dem 1. FC Union Berlin nur noch vier eingetragene Vereine, welche sich nicht in eine Kapitalgesellschaft ausgegliedert haben. Um sich in eine Kapitalgesellschaft zu verwandeln, bedarf es einer Aus-gliederung der Lizenzspielerabteilung des eingetragenen Vereins. Diese wird dann vom Verein abgetrennt und eigens organisiert. Da es sich dabei um eine Satzungsänderung handelt, braucht es die Zustimmung der Mitglieder. Meistens ist dafür eine Mehrheit von 75 Prozent auf einer Mitgliederversammlung nötig. Die Möglichkeiten der Vereine dieser „Ausgliederung“ wird sehr konträr diskutiert, dennoch haben viele Vereine diesen Weg beschritten. Das kann zum einen durch das Einsteigen eines Investors als alleinstehende Person erfolgen, wie es beispielsweise mit Dietmar Hopp bei 1899 Hoffenheim oder mit Martin Kind bei Hannover 96 der Fall ist. Zum anderen können auch ganze Unternehmen Teile eines Vereins übernehmen, wie zum Beispiel Bayer bei Bayer 04 Leverkusen oder Volkswagen beim VfL Wolfsburg. Beide Vorgänge gehen mit einer enormen Finanzspritze einher. Diese Entwicklung hat einen bedeutenden Einfluss auf den sportlichen Wettbewerb. Die Kritik, mit der sich die Investoren konfrontiert sehen, ist oft der Vorwurf der fehlenden Verbundenheit zur Tradition und zum Verein. Auch wenn viele Einzelinvestoren ihr Engagement als eine Art „Herzensangelegenheit“ darstellen und kommunizieren, nehmen die Fans den wenigsten diese Bekenntnisse ab. Bei investierten Unternehmen wird diese Verbundenheit sogar noch weniger glaubwürdig. Wirtschaftsunternehmen haben zum Ziel, strategische und wirtschaftliche Ziele zu verfolgen. Diese sind mit einer Vereinstradition nur schwer vereinbar. Wenn sich dann noch 62 4 Kommerzialisierung im Profifußball internationale Konzerne aus dem Ausland an den Klubs beteiligen, bleibt von der besagten „Herzensangelegenheit“ wenig übrig. Besonders wurde dies beim DFB-Pokalfinale 2022 deutlich. RB Leipzig hat erstmals in seiner Geschichte das Pokalfinale gewonnen. Die Reaktionen der Fans in Fußball-Deutschland waren wenig positiv. Selbst die Bundesliga-Konkurrenz gratulierte nicht zum Titel, was normalerweise üblich ist. Die Investitionsstrategie von Dietrich Mateschitz bietet vielfach Ansatz zur Kritik. Während sich andere - dennoch ebenfalls sich in der öffentlichen Kritik befindliche - Personen über den Fußball hinaus noch in ihrer Region vielfach engagieren, ist die Absicht des österreichischen Unternehmens Red Bull sehr offensichtlich. Man kauft einfach die Spielberechtigung eines anderen Vereins auf, um an dessen Stelle weiterzuspielen. Dabei suchen sich die Verantwortlichen von Red Bull immer Vereine, die in wirtschaftlicher Not sind, was dann kein klassisches Sponsoring mehr darstellt, sondern eher einer Übernahme gleicht. Mittlerweile besitzt Red Bull Vereine in Deutschland, Österreich, Brasilien, Ghana und den USA. Ein Dorn im Auge ist den Fans dabei auch die fehlende Tradition der Vereine (vgl. Hock 2018, S. 164 ff.). Mehr finanzielle Mittel gegen Abhängigkeit von Investoren Ein beabsichtigter Vorteil einer Ausgliederung besteht darin, dass durch den Verkauf der Klubanteile neues Geld in den Verein fließt. Dafür ist eine Ausgliederung zwingend notwendig, denn externe Investoren können an einem eingetragenen Verein keine Anteile erlangen (vgl. Leister 2007). Je nach ermitteltem Marktwert der ausgegliederten Organisationseinheit unterscheiden sich die Preise für die Anteile an der Kapitalgesellschaft. Dennoch muss eine Ausgliederung bestimmten Regularien folgen, damit die Investoren keine uneingeschränkte Kontrolle über die Vereine erlangen. So erteilt die DFL beispielsweise nur dann eine Lizenz, wenn der Verein mehrheitlich an der Kapitalgesellschaft beteiligt ist (50+1-Regelungen). Allerdings haben es auch immer wieder Vereine geschafft, an dieser Stelle Ausnahmetat- 4.4 Der Einstieg finanzieller Interessensgruppen 63 bestände herbeizuführen. Die veräußerten Anteile einer Kapitalgesellschaft dürfen auch nicht ohne weiteres an Dritte weiterveräußert werden. Der Nachteil an einer Ausgliederung ist, dass das Mitspracherecht der Vereinsmitglieder eingeschränkt wird. Diese bestehen des Öfteren darauf, dass der Verein den Mitgliedern gehört. Trotz des Investoreneinstiegs ist dies dank der 50+1-Regel in Deutschland auch weiterhin möglich. Allerdings verringert sich durch einen neuen Anteilseigner der Stimmenanteil des Vereins, der weiterhin von den Mitgliedern kontrolliert wird (vgl. ebd.). Auch ist die Mitgliederversammlung als höchstes Gremium in manche Entscheidungen nicht mehr eingebunden, denn in der Kapitalgesellschaft sitzen Personen, die in unterschiedlichen Funktionen, z.B. als Präsident oder als Aufsichtsrat, die Interessen des Vereines vertreten sollen. Ein weiterer Nachteil ist die Abhängigkeit von den Investoren. Klar sorgen diese auch für eine Finanzspritze, doch was passiert, wenn der Investor das Interesse verliert? Genau das musste zum Beispiel der KFC Uerdingen erleben. Nachdem der Investor Mikhail Ponomarev den Verein verlassen und diesen auf enormen Schulden sitzen gelassen hatte, konnte der Verein die Auflagen für die 3. Liga nicht mehr erfüllen, und es kam zu einem Zwangsabstieg. Auch dem Verein Türkgücü München erging es in der Drittligasaison 2021/ 22 nicht besser. Da Präsident und Geldgeber Hasan Kivran nicht mehr bereit war, den Verein zu unterstützen, musste ebenfalls Insolvenz angemeldet werden. Da dies mitten in der Saison passierte, wurden alle bisherigen Spiele aus der Wertung genommen. Das hatte zum Teil großen Einfluss auf das Tabellenbild und löste bei den betroffenen Vereinen massiv Kritik aus. Diskussionen um 50+1 durch Corona neu entfacht Wie beschrieben soll die 50+1-Regel die Mitsprache der Mitglieder schützen und die Vereinsinteressen sollen gewahrt bleiben. Eine komplette Klubübernahme wie in anderen Ländern ist also für Investoren in Deutschland aktuell nicht möglich. Die Anteils- 64 4 Kommerzialisierung im Profifußball eigner können sich lediglich Mitbestimmungsrechte am Verein erkaufen, diese ihm aber nicht streitig machen. Diese Regel ist in den Statuten des Deutschen Fußball-Bundes und der Deutschen Fußball-Liga festgeschrieben. Seit einiger Zeit befasst sich auch das Bundeskartellamt mit den Statuten. Zum einen geht es um die allgemeine 50+1-Regel und das Kartellrecht, zum anderen um Ausnahmen von der Regel und deren Rechtmäßigkeit. Vereine, die seit mehr als 20 Jahren ununterbrochen von einem Investor in „erheblichem“ Umfang unterstützt werden, sind nämlich nicht an die Regel gebunden. In der Bundesliga betrifft das Bayer 04 Leverkusen mit Investor Bayer , den VFL Wolfsburg mit Investor VW und die TSG 1899 Hoffenheim mit dem Milliardär Dietmar Hopp als Eigentümer und Mäzen. Hier hat das Bundeskartellamt auch Bedenken geäußert, da es einen Nachteil für die nicht profitierenden Klubs gibt und der Einfluss des Muttervereins gering erscheint. Wie es in dieser Diskussion weitergeht, ist jetzt allerdings noch offen (vgl. o.V. 2021d). Durch die Abhängigkeit von den Fernsehgeldern ist in der Corona-Krise auch verstärkt über die 50+1-Regel diskutiert worden. 13 von 36 Teams aus der Bundesliga und der 2. Bundesliga drohte nach nur wenigen Wochen Spielunterbrechung die Insolvenz, und sie konnten kurzfristig nur durch die vorgezogene Bezahlung der letzten TV-Rate gerettet werden. Einige Vertreter bemängelten in diesem Zusammenhang die 50+1-Regel, die den Einstieg von zahlungskräftigen Geldgebern zur finanziellen Unterstützung der Vereine verhinderte. Einige Vereine hätten somit wohl die Krise besser überstanden. Die Fans dagegen fordern, dass ein Verein seinen Fans und Mitgliedern gehören muss und nicht einer Einzelperson oder einem Unternehmen (vgl. Ford 2020). Außerdem hat die Corona-Krise offengelegt, wie nah am Limit viele Vereine wirtschaften. Die Meinung, ob die 50+1-Regel in Deutschland früher oder später fallen wird, wird sehr konträr diskutiert. Es gibt gewisse Vor- und Nachteile, die mit einer Abschaffung einhergehen. Auch hier 4.4 Der Einstieg finanzieller Interessensgruppen 65 werden es vermutlich vor allem die großen Vereine sein, die aufgrund der internationalen Wettbewerbsfähigkeit eine Abschaffung anstreben. Denn in den anderen Top-Ligen Europas gibt es diese Regel nicht. Die meisten englischen Traditionsvereine sind längst zum Spielball von ausländischen Multimilliardären geworden, die keinerlei Bezug zum Verein haben. Die komplette Abhängigkeit von einer Person birgt große Gefahren, sollte diese das Interesse am Verein verlieren (vgl. Hock 2018, S. 167 f.). 5 Einfluss der Medien Der Sport im Allgemeinen hat in den letzten Jahrzehnten fortwährend an Bedeutung gewonnen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass er generell nach und nach zum Liebling der Medien wurde. Medien benötigen Inhalte, die die Massen begeistern, und der Sport eignet sich besonders dafür, da er durch die Wettkampfsituation nicht planbar ist und dadurch Spannung und ungewissen Ausgang liefert. Die Identifikation mit Vereinen und Spielern kann auf einer parasozialen Ebene geschehen, und der Sport ist unterhaltend. Die damit einhergehende hohe Reichweite der Medien durch die Sportübertragung sorgt für dessen Popularität, was wiederum Sponsoren anlockt. Der Sport, die Medien und die Wirtschaft stehen also in einem engen Verhältnis zueinander (vgl. Bertling/ Schierl 2020, S. 79). Abbildung 7: Wechselbeziehungen zwischen Medien, Publikum, Sport und Wirtschaft (Quelle: eigene Darstellung) Wenn das Verhältnis zwischen Sport und Medien betrachtet wird, wird schnell klar, dass weitere Akteure an dieser Beziehung beteiligt sind. Zunächst ist die Gesellschaft zu nennen, die die po- 70 5 Einfluss der Medien tenziellen Rezipienten für die Berichterstattung der Medien umfasst. Zudem sind professionelle Sportvereine abhängig von Sponsoren aus der Wirtschaft. Auch für die Medien gilt, dass sie sich in der Regel zumindest teilweise durch Werbung finanzieren. In Bezug auf die genannten Akteure kann somit von einer Wechselbeziehung von verschiedenen Stakeholdern gesprochen werden. Die Akteure im Kontext Sport sind daran interessiert, dass sie und ihr Sport in den Massenmedien präsent sind. Im Idealfall sollen die Spiele oder Wettkämpfe live im Fernsehen übertragen werden. Regelmäßig stattfindende Sportereignisse generieren nicht nur eine große Öffentlichkeit und Reichweite, sondern sie sind vor allem auch planbar. Durch die Diversität der Zielgruppe unter den Zuschauern können dadurch auch verschiedene Zielgruppen angesprochen werden. Die Bevölkerung möchte bestimmte Themen und Sportarten mehr oder weniger gern in den Medien sehen und sich dabei überwiegend unterhalten lassen, wobei der einzelne Zuschauer individuelle Bedürfnisse und Interessen hat. Vor allem Sportarten außerhalb des Fußballs haben es allerdings schwer, mediale Aufmerksamkeit zu erzielen. Häufig geschieht dies nur im Rahmen von internationalen Wettbewerben wie Welt- oder Europameisterschaften oder Sportgroßveranstaltungen wie die Olympischen Spiele. Medienakteure haben ein Interesse daran, Inhalte zu produzieren, die bei den Zuschauern für eine hohe Nachfrage sorgen. Dies stellt auch eine wirtschaftliche Basis dar, um Einnahmen zu generieren. Medienunternehmen können durch den Sport sogar wachsen. Dies zeigt sich vor allem im Bereich des Bezahlfernsehens am Beispiel von DAZN sehr deutlich. Für die Medienunternehmen sind Sport-Events zudem die Basis für weitere Sendeformate. In diversen Kanälen kann man an einem Bundesliga- Wochenende am darauffolgenden Sonntag Talkshows und Stammtische anschauen, in denen Experten auftreten oder auch Verantwortliche von Vereinen oder sogar Spieler direkt zu Wort kommen. Der Sport selbst profitiert, wie bereits an anderer Stelle ge- 5 Einfluss der Medien 71 schrieben, direkt von den Erlösen der TV-Gelder. Durch die zunehmende Ausdifferenzierung und Verflechtung der Bereiche Medien, Sport, Gesellschaft und Wirtschaft ist ein komplexes Verhältnis mit wechselseitigen Wirkungen entstanden. Die Medien fungieren dabei als Gatekeeper und wählen nach Medienlogik und journalistischen Qualitätskriterien Inhalte aus, die dann gesendet oder publiziert werden. Die Sportarten konkurrieren mit anderen Themen und anderen Sportarten um Sendezeit, oder allgemeiner ausgedrückt: um die Berücksichtigung in den Medien und um finanzielle Mittel. Auch innerhalb einer Sportart herrscht Konkurrenz um die genannten Ressourcen: zwischen verschiedenen Ligen und Wettbewerben, zwischen Frauensport, Männersport und Jugendsport, zwischen den verschiedenen Vereinen und so weiter. Die Sponsoren aus der Wirtschaft verfolgen das Ziel, die eigenen Produkte und Dienstleistungen mit Hilfe des Sports und der Medien zu vermarkten und direkte Abverkäufe zu erzielen, oder das eigene Image im Kontext des Sports zu verbessern beziehungsweise die Markenbekanntheit zu steigern. Abbildung 8: Vorteilsdimensionen durch mediale Berichterstattung (Quelle: eigene Darstellung) 72 5 Einfluss der Medien Medien unterliegen einer eigenen Logik. Es geht im Grunde darum, wie die Medien Inhalte transportieren und darstellen (vgl. Altheide/ Snow 2016). Vor allem durch die Digitalisierung und dem Aufkommen von neuen Medienformaten entstehen dadurch neue Medienlogiken. Medialisierung, Mediatisierung und der englische Begriff mediatization sind mit der Vorstellung verbunden, dass der Einfluss der Medien allgemein zunimmt. Es gibt einen wissenschaftlichen Diskurs, wie die Begriffe zu verwenden sind. Dies liegt in Deutschland vor allem darin, dass die Teilbereiche eigene Forschungstraditionen entwickelt haben (vgl. Birkner, 2019, S. 16). Die Konzepte weisen einige Gemeinsamkeiten auf, sodass die Begriffe teilweise synonym verwendet werden. Die Medialisierungs- und die Mediatisierungsforschung unterscheiden sich jedoch in ihrer Perspektive und haben jeweils eine eigene Forschungstradition entwickelt. „Der Begriff Medialisierung impliziert […], dass gesellschaftliche Veränderungen als Folgen von massenmedial vermittelter Kommunikation verstanden werden können“ (Meyen 2014, S. 380). Er ist also mit der Annahme verbunden, dass mediale Kommunikation Auswirkungen auf gesellschaftliche Bereiche hat, die sich allerdings nicht nur auf den Sport beschränken. Gerade bei der Medialisierung geht es um die Anpassung an die Medienlogik (vgl. Altheide und Snow, 2016). Dies gilt auch für die Teilsysteme Politik oder Wissenschaft. Das Konzept der Mediatisierung steht dafür, „dass wir uns auf neue Weise mit Medienkommunikation beschäftigen müssen und dabei stärker das Wechselverhältnis des Wandels von Medien und Kommunikation auf der einen Seite und Kultur und Gesellschaft auf der anderen Seite in den Vordergrund rücken, statt uns mit Medien als separierten Institutionen zu befassen“ (Hepp 2013, S. VI). 5.1 Medien und Fußball 73 5.1 Medien und Fußball Bereits seit der Saison 1965/ 66 werden die Übertragungsrechte vermarktet. Bis 1998 wurden die durch die Fernsehübertragung erzielten Erlöse zu gleichen Teilen an alle teilnehmenden Vereine der Bundesliga verteilt. Erst seit dem Jahr 2000 gibt es auch so genannte „erfolgsabhängige Komponenten“ bei der Erlösverteilung. Mittlerweile handelt es sich um ein sehr kompliziertes System, welches zur Saison 2017/ 18 nochmals überarbeitet wurde. So wurden neben einer Fünfjahreswertung der sportlichen Leistung drei weitere Säulen eingeführt, die in die Ausschüttungsmodalitäten einfließen: Sportliche Nachhaltigkeit, Nachwuchsförderung und Wettbewerb. Dies führt dazu, dass vor allem die Vereine in der Spitzengruppe im längeren Vergleich mehr Einnahmen durch die Verwertungsrechte erhalten haben. Die Medien haben mittlerweile auch im deutschen Profifußball eine zentrale Rolle eingenommen (vgl. Hintermeier 2020, S. 129). In den letzten 30 Jahren haben die Medien den notwendigen Rahmen der Öffentlichkeit geschaffen, um für Sponsoren und Werbetreibende attraktiv zu sein und dadurch mehr Geld in den Fußball zu befördern. Mittlerweile erhalten die europäischen Top-Ligen mehr als eine Milliarde für die Übertragungsrechte (vgl. ebd., S. 14). Die Rechteinhaber haben aber nicht nur die Spielübertragung direkt im Sinn, sondern auch den Eventcharakter. Dies hat zur Folge, dass eine Fußballberichterstattung heutzutage nicht mehr nur 90 Minuten dauert, sondern aufgrund der Vor- und Nachberichte deutlich mehr Zeit einnimmt. Aber vom Fußball profitieren nicht nur das Bewegtbild, sondern alle Medien, denn Fußballberichterstattung ist die sicherste Garantie für die Auflage oder die Quote (vgl. Hintermeier 2020, S. 143). 5.2 Steigende Medienerlöse In der Bundesliga ist die mediale Vermarktung für die Vereine mittlerweile die Haupteinnahmequelle. In der Saison 2019/ 20 beliefen sich die Medienerlöse auf insgesamt 1,49 Milliarden Euro, 74 5 Einfluss der Medien was gleichzeitig einen neuen Rekordwert darstellte und ca. 40 Prozent vom Gesamtumsatz der 36 Teams ausmacht (vgl. DFB, S. 18). Dieser Wert wurde zur Saison 2020/ 21 mit 1,65 Milliarden Euro nochmal gesteigert (vgl. DFL 2022, S. 22). Außerdem steigt auch der Anteil der medialen Verwertung am Gesamterlös jede Saison an, zuletzt sogar sehr deutlich aufgrund der fehlenden Ticketerlöse wegen der Geisterspiele (vgl. Abbildung 9). Abbildung 9: Bundesliga Erlöse (Quelle: DFL Wirtschaftsreport 2022, S. 22) Auch in der 2. Bundesliga sind in der Saison 2019/ 20 neue Rekorderlöse durch die mediale Verwertung verzeichnet worden. Die Erträge stiegen im Vergleich zur Vorsaison um 15,9 Millionen Euro auf den Rekordwert von 266,4 Millionen Euro, was zugleich einen 5.2 Steigende Medienerlöse 75 Anteil von 39,17 Prozent am Gesamterlös darstellt (vgl. DFL 2021, S. 26). Damit ist der Anteil der medialen Vermarktung am Gesamterlös in der Bundesliga und 2. Bundesliga fast identisch, der Wert des Gesamterlöses allerdings ist in der Bundesliga mehr als fünfmal so hoch. Allerdings beziehen sich die Werte auf alle Wettbewerbe und somit fließen bei der Bundesliga auch die internationalen Wettbewerbe mit ein. Außerdem erreichen meistens mehr Teams aus der Bundesliga die letzten Runden im DFB-Pokal und nehmen dadurch mehr TV-Gelder ein, was den Unterschied nochmals vergrößert. Saison Bundesliga 2. Bundesliga 2018/ 2019 1.483.048 250.493 2019/ 2020 1.489.186 266.401 2020/ 2021 1.658.678 287.185 Tabelle 7: Erlös der medialen Verwertung der Bundesliga und 2. Bundesliga in den letzten drei Saisons (in tausend Euro). (Quelle: Eigene Darstellung nach DFL Report 2022, S. 22 und 30) Verteilung der TV-Gelder Wie vorhin bereits erwähnt, kommt es bei der Verteilung der TV- Gelder stark auf den erreichten Tabellenplatz an. 70 Prozent der nationalen Einnahmen wurden zwischen den Saisons 2017/ 18 und 2020/ 2021 der Säule 1, dem Bestand, zugeordnet. Das bedeutet, dass sowohl für die Teams aus der Bundesliga als auch für die Vereine der 2. Bundesliga eine Fünf-Jahres-Wertung herangezogen wird, in der die abgeschlossene Saison am meisten gewichtet wird (vgl. o.V. 2016). Darüber hinaus bezieht sich auch die zweithöchste Säule, nämlich die Säule 4 Wettbewerb, auf die Platzierungen, da dort die Vereine für die Bewertung in unterschiedliche Tabellenregionen eingeteilt werden und ebenfalls nach einer gewichteten Fünf-Jahres-Wertung entlohnt werden, wobei hier das 76 5 Einfluss der Medien Abschneiden aller 36 Teams berücksichtigt wird (vgl. ebd.). Kritiker bemängeln, dass die ungleiche Verteilung zu einem Realitätsverlust der Vereine führt, die Wettbewerbsverzerrung vorantreibt und für Langeweile in der Liga sorgt (vgl. Hintermeier 2020, S. 15). Auf der anderen Seite argumentieren vor allem die Top-Klubs der Bundesliga damit, nur so mit den Spitzenvereinen aus ganz Europa mithalten zu können, und sehen in diesem Modell die Grundlage, um international wettbewerbsfähig zu sein. Durch die mehrjährig gültigen TV-Verträge ergibt sich für die Vereine eine Planungssicherheit. In den vergangenen Jahren sind zudem die Erlöse durch die TV-Vermarktung regelmäßig angestiegen und es sind in jeder neuen Saison neue Rekordwerte verzeichnet worden. Diese Zusammenhänge zeigen, wie eng der Sport, die Medien und die Wirtschaft miteinander verwoben sind. Aufgrund der immer umfangreicher werdenden Berichterstattung ist der Fußball auch für Sponsoren immer interessanter geworden, weshalb auch dort mehr Gelder geflossen sind. Im Juni 2020 sind die nationalen Medienrechte für vier Jahre ab der Saison 2021/ 2022 neu vergeben worden. Dabei ist ein leichter Rückgang der Vermarktungserlöse von insgesamt 4,64 auf 4,4 Milliarden Euro zu verzeichnen, und es stellt sich auch bei den TV-Rechten nun die Frage, ob diese irgendwann an ihrem Maximum angekommen sind und weiterhin als Wachstumsmotoren dienen können (vgl. McKinsey & Company 2020, S. 21). Zur Saison 2018/ 19 wurde auch in der 3. Liga ein neuer Medienrechte-Vertrag eingeführt. Mit MagentaSport (Pay-TV) und der ARD (Free-TV) gibt es seitdem zwei Vertreter für die Erst-Rechte. Eine solche Mischung gibt es in den beiden anderen Profi-Ligen, in denen die Spiele zum Großteil nur im Pay-TV laufen, nicht. Allerdings sind somit weniger Spiele im frei empfangbaren Fernsehen zu sehen. In den Dritten Programmen der ARD und auf Sport1 wurden insgesamt 441 Stunden Live-Fußball übertragen - ein Rückgang von sechs Prozent zum Jahr davor. Der führende Berichterstatter ist dabei der MDR, wobei auch die meisten Profivereine dem Sendegebiet dieser Liga angehören. Bei MagentaTV 5.2 Steigende Medienerlöse 77 liefen dagegen 922 Stunden Fußball. Die Reichweite erhöhte sich dabei um ganze 76 Prozent im Vergleich zur Vorsaison (vgl. DFB 2019, S. 28 ff.). Doch trotz des neuen Medienrechtevertrags gibt es weiterhin deutliche Unterschiede zwischen der 3. Liga und der 2. Bundesliga in Bezug auf die TV-Gelder. Während in der 3. Liga jeder Verein in etwa eine Million Euro erhält, bekommen die Vereine aus der 2. Bundesliga wenigstens das Achtfache ausgeschüttet, je nach Tabellenplatz und Mehrjahres-Ranking (vgl. o.V. 2019a). Eine Möglichkeit wäre es, den Unterschied zu verringern und die zentral verteilten Gelder differenzierter aufzuteilen, dadurch würde aber teilweise der Unterschied zwischen Bundesliga und 2. Bundesliga wieder wachsen (vgl. ebd.). Andererseits wäre ein Abstieg aus der 2. Bundesliga dann wirtschaftlich besser verkraftbar für die Vereine. Hier müssen der DFB und die DFL an einer einvernehmlichen Lösung arbeiten, um die ansteigenden Mediengelder sinnvoll und fair zu verteilen und um den Ligen-Unterschied so gering wie möglich zu halten. Das Problem insgesamt muss aber unter Umständen sogar international betrachtet werden. Wenn die deutschen Ligen finanziell nicht mit internationalen Maßgaben mithalten können, gäbe es dann die Gefahr, dass sich Spieler verstärkt um Vereine im Ausland bemühen, weil es dort lukrativer ist? Die Kommerzialisierung würde in eine neue Runde gehen. Kampf um die Übertragungsrechte Die Mediengelder sind in den letzten Jahren vor allem aufgrund der hohen Konkurrenz stark angestiegen. Lange Zeit hatte das Unternehmen Sky die Vormachtstellung inne, doch mittlerweile streben vor allem der Streamingdienst DAZN oder auch Amazon Prime nach mehr Sendezeit (vgl. Hintermeier 2020, S. 132). Immer mehr Medienkonzerne wollen Teil des Fußballs sein, was ein regelrechtes Wettbieten um die mittlerweile 14 Rechtepakete ausgelöst hat. Infolgedessen sind die Preise für die Pakete gestiegen, ohne dass die Verantwortlichen der DFL und der Vereine etwas 78 5 Einfluss der Medien dafür tun mussten. Für die Fans allerdings hat das Wettbieten eher negative Folgen. Durch die Ausdifferenzierung der Pakete kommt es dazu, dass man immer mehr bezahlte Abonnements von Anbietern benötigt. Zudem steigen die einzelnen Preise, da sich die Anbieter nachvollziehbarerweise rückfinanzieren müssen. Außerdem sorgt dies auch für eine weitere Zerstückelung der Spieltage, damit mehr Partien aufgeteilt werden und damit exklusiv gezeigt werden können. Gerade die COVID-19-Pandemie hat aufgezeigt, wie stark die Vereine auf die Verwertungserlöse angewiesen sind bzw. wie wenig Rücklagen manche Vereine gebildet haben. Die Kombination aus dem Ausschluss der Stadionbesucher und den damit fehlenden Ticketerlösen sowie den teilweisen Komplett-Lockdowns im Frühjahr 2020 hat einige Vereine in finanzielle Nöte gebracht. 6 Der Fußball und seine Fans Wie wichtig Fans für den Fußball sind, zeigt sich darin, dass in der Fußball-Nation Deutschland jede Saison Millionen von Menschen mit ihrem Lieblingsverein mitfiebern. Laut der Allensbacher Markt- und Werbeträger-Analyse 2020 sind ca. 24 Millionen Menschen in Deutschland am Fußballsport ganz besonders interessiert, und mehr als die Hälfte der deutschen Gesamtbevölkerung bezeichnet sich als Fußball-Fan (vgl. Pawlik 2020). Die Verbundenheit zu einem Verein entwickelt sich vor allem durch die regionale Nähe zu einem Verein oder durch den Einfluss von Familie oder Freunden (vgl. ebd.). Der Fan steht dabei nie im Rampenlicht und trotzdem prägt er ganz entscheidend die Fußballkultur mit. 6.1 Geschichte des Fantums Der Begriff Fan geht bis ins Ende des 19. Jahrhunderts zurück. Am 26. März 1889 erschien dieser erstmals in einem Artikel von einer Tageszeitung in Kansas City, als ein Reporter über den lokalen Baseballverein und seinen Anhängern, den „Kansas City baseball fans“, schrieb (vgl. Schmidt-Lux 2017, S. 39). Danach breitete sich der Begriff, vor allem unter Reportern, relativ schnell aus. Verwunderlich ist allerdings, dass die Ausbreitung des Fan-Begriffs von einer Sportart ausging, die lange Zeit auf Nordamerika beschränkt war und erst mit dem Einsetzen der Globalisierung des Sports durch die Medien auch außerhalb Amerikas bekannt wurde (vgl. Fritz 2019, S. 14). Der Baseball hatte zur damaligen Zeit allerdings schon sehr früh definierte Rollen und professionelle Strukturen vorzuweisen, vor allem im Hinblick auf Spieler, Schiedsrichter und Fans (vgl. Schmidt-Lux 2017, S. 40). Etymologischen Wurzeln zufolge liegen die Vorläufer des Fan-Begriffs im Wort „fanatic“. Der Ausdruck kann erstmals für das 16. Jahrhundert nachgewiesen werden und geht auf das lateinische „fanaticus“ zurück. Der Begriff beschreibt Personen, die mit voller 82 6 Der Fußball und seine Fans Hingabe ein bestimmtes Ziel verfolgen und teilweise schon davon besessen sind. Im Deutschen ist das Wort „fanatic“ unter dem Begriff „fanatisch“ in den Sprachgebrauch gekommen und hat eine ähnliche Bedeutung wie die Wörter begeistert, leidenschaftlich und eifernd. Im Duden werden Fans als „begeisterte Anhänger“ und ein Fanatiker als jemanden, „der sich für eine Überzeugung, eine Idee fanatisch einsetzt“ beschrieben. Heute wird aber oftmals für beide Varianten der Begriff Fan verwendet (vgl. ebd., S. 40). Neben Fan und Fanatiker taucht im deutschen Sprachgebrauch des Öfteren noch das Wort „Anhänger“ auf. Hier liegt der Unterschied in der Ausprägung des Fan-Seins. Rein formal unterstützt ein Anhänger sein Team nicht so leidenschaftlich wie ein überzeugter Fan. Trotzdem lässt sich heutzutage in den Medien auch dieser Begriff regelmäßig beobachten (vgl. Fritz 2019, S. 15). Nicht nur in Deutschland, sondern auch in den meisten anderen Ländern ist der Fan-Begriff mittlerweile fest im Sprachgebrauch verankert. Im Mutterland des Fußballs werden Fans oft als „supporters“ bezeichnet, da der Begriff „fanatic“ dort eher negativ aufgefasst wird. Eine Ausnahme bildet außerdem Italien, wo der Begriff Fan vor allem im Sportbereich zwar verständlich ist, meistens aber die Bezeichnung „tifoso“ verwendet wird. Der Ausdruck ist deutlich jünger als der Fan-Begriff und stammt vermutlich aus dem Milanesischen. „Tifo“ steht eigentlich für eine bakterielle Infektion, in der Kombination „fare il tifo“ hat der Ausdruck aber als Synonym für „anfeuern“ und „unterstützen“ seine Bedeutung erweitert und steht somit für eine „brennende Leidenschaft oder enthusiastische Verpflichtung für einen Athleten oder eine Mannschaft“ (vgl. Schmidt-Lux 2017, S. 41). Vor der begriffsgeschichtlichen Betrachtung stellt sich noch die Frage, welche Personen früher als Fans hätten angesehen werden können. Ersten Überlieferungen zufolge gab es das Sportpublikum bereits in der griechischen Antike. Es liegen Berichte über damalige Wettkämpfe vor, in denen auch das Publikum erwähnt wird. Die hauptsächlich männlichen Zuschauer sollen mit leidenschaftlicher und lautstarker Unterstützung die Athleten des eige- 6.1 Geschichte des Fantums 83 nen Heimatortes angefeuert haben. Dies belegen Berichte über Stadien mit Zuschauerrängen und aufgeschütteten Erdwällen, zum Beispiel in dem im 6. Jahrhundert v.Chr. errichteten Stadion von Olympia (vgl. ebd., S. 42). In der römischen Antike gab es mit den Wagenrennen und Gladiatorenwettkämpfen ebenfalls Veranstaltungen, die auf großes Zuschauerinteresse gestoßen sind. Und auch die Arenen machten ein großes Zuschaueraufkommen möglich. Die größten Gladiatorenarenen fassten bis zu 50.000, der Circus Maximus in Rom sogar 250.000 Menschen. Allerdings gab es bei den großen Zuschauermassen auch einmalige Besucher, bei denen der Begriff Fan dann kaum Anwendung findet. Die hohen Besucherzahlen der teilweise mehrmals in der Woche stattfindenden Rennen lassen aber den Schluss zu, dass ein Großteil der Zuschauer vermutlich regelmäßig zu den Veranstaltungen gegangen ist. Hier kommt dann das Fantum wieder ins Spiel, da bei den Wettkämpfen hauptsächlich für einen Favoriten Stimmung gemacht wurde und nicht für mehrere Athleten, da die Herkunft oder Familie der Kämpfenden dabei wohl nur eine untergeordnete Rolle gespielt hat (vgl. ebd., S. 42). Man kann also durchaus, bei aller Vorsicht der begrifflichen Verwendung, von einem Fantum bereits in der Antike sprechen. Auch im Mittelalter gab es Veranstaltungen, die als Zuschauermagnet bekannt waren. Hier sind vor allem die Ritterturniere zu nennen, die für viel Unterhaltung gesorgt haben. Der sportliche Aspekt stand dabei nicht bei Allen im Vordergrund. Sportlicher wurde es dagegen beim Bogenschießen, wodurch ebenfalls viele Zuschauer angelockt wurden. Über die Zusammensetzung der Zuschauer und damit den Fan-Anteil ist aber zu wenig überliefert, um eine konkrete Aussage treffen zu können. Klar ist aber, dass es ähnlich wie in der römischen Antike Personen gab, die regelmäßig und mit starker Begeisterung für spezifische Teilnehmer die Turniere besuchten (vgl. ebd., S. 43). Mit Beginn der Neuzeit nimmt dann sowohl die Häufigkeit an Überlieferungen als auch die Veränderung von Fan-Objekten zu. 84 6 Der Fußball und seine Fans Immer deutlicher kristallisieren sich somit die einzelnen Fan- Gruppen heraus, die sich innerhalb der großen Zuschauermasse bildeten. Auf großes Interesse stießen zum Beispiel verschiedene Wettkämpfe von und mit Tieren, wie Hahnenkämpfe und Stierreiten im 16. Jahrhundert und später auch Pferderennen im 17. Jahrhundert. Bei Letzteren traf man meist auf ein gemischtes Publikum mit vielen regelmäßigen Besuchern. Auch die wohlhabendere Elite zog es zu den Rennen, nachdem die Glückspielindustrie den Pferdesport für sich entdeckt hatte. Parallel dazu entwickelte sich der Boxsport, welcher zuschauermäßig mit dem Pferdesport mithalten konnte. Der Fußball dagegen wurde zu Beginn viel innerhalb der Stadtmauern gespielt und zog nicht zuletzt deshalb auch des Öfteren keine größeren Zuschauermassen an. Auch klare Strukturen und eine Trennung von Spieler und Zuschauer fehlten noch eine lange Zeit. Hier galten die Gründung von Sportvereinen und das Medieninteresse als Katalysatoren. Infolgedessen interessierten sich mehr Menschen für den Sport, und die Entwicklungen von Fan-Beziehungen begannen. Der Besuch von Sportveranstaltungen wurde populärer und häufiger. Im deutschen Fußball fand diese bahnbrechende Entwicklung vor allem in der Zwischenkriegszeit statt (vgl. ebd., S. 44 ff.). 6.2 Definition und Bedeutung von Fans Eine einheitliche Definition für einen Fan zu finden ist nicht so einfach, denn den klassischen Fan gibt es nicht. Es gibt aber verschiedene Fan-Typen, zwischen denen man differenziert. Giulianotti (2002) unterscheidet in seiner Fan-Taxonomie zwischen den vier Fan-Typen  Supporter,  Fan,  Follower und  Flaneur. 6.2 Definition und Bedeutung von Fans 85 Der Supporter spiegelt dabei den traditionellen Fan wider, welcher eine emotionale Bindung zum Verein entwickelt hat. Der Unterschied zum Fan besteht darin, dass letzterer aufgrund der Kommerzialisierung den direkten Draht zu den Spielern verloren hat und dies über die sozialen Medien auszugleichen versucht. Der Follower interessiert sich sehr für den Fußball, hat aber oft keinen Lieblingsverein, sondern ist eher geprägt auf einzelne Spieler oder Trainer. Er hat kein Interesse an einem traditionellen Fantum, sondern unterstützt gerade die erfolgreichen Mannschaften, meistens auch nur am Bildschirm, und ist somit konsumorientiert (vgl. ebd.; Fritz 2019, S. 33 ff.). Die Einteilung von Guilianotti ist allerdings auf die englischen Fußballfans fokussiert und daher nur bedingt auf die deutsche Fußballfanszene übertragbar. In der deutschen Fan-Forschung hat sich daher die Fan-Taxonomie nach Heitmeyer etabliert, wonach die Fußballfans in die drei Kategorien  konsumorientierter Fan,  fußballzentrierter Fan und  erlebnisorientierter Fan eingeteilt werden. Der konsumorientierte Fan sucht, wie der Name bereits vermuten lässt, ein besonderes Fußballerlebnis und stört sich nicht an der zunehmenden Eventisierung. Der fußballzentrierte Fan hat einen Lieblingsverein, ist oftmals Mitglied in einem Fan-Klub oder in einer Fan-Gruppierung und besucht häufig die Spiele im Stadion. Der fußballzentrierte Fan trägt eher beispielsweise Team-Fashion und zeigt damit seine Verbundenheit. Der erlebnisorientierte Fan letztlich erfreut sich am Spektakel rund um ein Fußballspiel. Fußball an sich steht hier nicht an erster Stelle (vgl. ebd., S. 39 ff.). Als der wichtigste Faktor für die Fan-Definition wird allgemein die emotionale Bindung angesehen, welche teilweise so weit geht, dass dieser andere Lebensbereiche untergeordnet werden (vgl. ebd., S. 29). Die Bindung hält oft ein ganzes Leben lang und überdauert etliche Trainer, Spieler und Manager, oft auch über große 86 6 Der Fußball und seine Fans Entfernungen hinweg (vgl. Roose/ Schäfer/ Schmidt-Lux 2017, S. 1). Die Intensität der Beziehung ist keinesfalls über das komplette Leben hinweg dieselbe, aber ohne Leidenschaft und Emotionen ist kein Fantum möglich (vgl. ebd., S. 4). Außerdem bedarf es für das Fan-Sein auch eine zwingende Handlung, denn eine emotionale und leidenschaftliche Beziehung kann nur durch häufiges Besuchen des Fan-Objektes entstehen und ist somit mit der Investition von Zeit und Geld verbunden (vgl. ebd., S. 5). Der Unterschied zwischen Fans und „normalen“ Zuschauern ist, dass bei den Letztgenannten die emotionale Bindung nach dem Spiel oder beim Verlassen des Stadions wieder erlischt (vgl. Fritz 2019, S. 30). Man spricht dabei auch vom so genannten Eventpublikum. Der traditionelle Fußballfan geht öfter ins Stadion und begleitet den Verein durch Höhen und Tiefen, als es das Eventpublikum macht. Für die Vereine ist aber gerade auch das Eventpublikum allerdings von Interesse, da Event-Fans häufig zahlungskräftiger sind und auch eher an den Zusatzprodukten der Marke interessiert sind, anstatt am Verein an sich. Fan-Gruppierungen stemmen sich gegen Eventisierung Dass viele Fans den Fußball nicht zu einem richtigen Event machen wollen, wird immer wieder deutlich. Ein prominentes Beispiel hierzu liefert das DFB-Pokalfinale 2017 im Berliner Olympiastadion zwischen Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt. Zum ersten Mal führte der DFB eine Halbzeit-Show ein, die sonst hauptsächlich nur von Sportveranstaltungen aus den USA bekannt sind. Der Auftritt von Helene Fischer , der damals in den Medien groß angekündigt wurde, endete allerdings in einem Desaster. Über die komplette Dauer wurde der Song „Atemlos durch die Nacht“ von einem schrillen Pfeifkonzert begleitet. Der Protest richtete sich dabei allerdings nicht gegen die Schlagersängerin persönlich, sondern gegen den Eventcharakter des Fußballspiels. Die Fans möchten in ihrer kurzen Halbzeitpause lieber in ihrer Stimmung bleiben als ein künstliches Rahmenprogramm vorgesetzt bekommen. Seitdem gab es keinen Versuch des DFB mehr, 6.2 Definition und Bedeutung von Fans 87 eine Halbzeit-Show zu integrieren, was zeigt, dass die Fußballfans durchaus einen gewissen Einfluss auf das Geschehen haben (vgl. ebd., S. 2 ff). Die Fans sind aber nicht nur emotional bedeutsam für die Vereine. Sie sind auch ein sehr wichtiger Wirtschaftsfaktor, sie kaufen Tickets und Fan-Artikel und erhöhen somit auch das Interesse von Sponsoren (vgl. Rudolph et al. 2017, S. 14). Das hängt wiederum teilweise mit den Spielern zusammen, welche der Verein verpflichtet, da zum Beispiel der Trikotverkauf eng mit dem Spielernamen verbunden ist. Als 2017 der brasilianische Superstar Neymar zu Paris Saint-Germain wechselte, wurden bereits am ersten Tag nach Transferverkündung über 10.000 Trikots verkauft und dadurch ein Umsatz von knapp 1,5 Millionen Euro generiert, was doppelt so viel wie im kompletten Jahr davor war (vgl. Fritz 2019, S. 26). Folglich kann schon ein einzelner Spielertransfer ein enormes Einnahmepotenzial durch die Fans beim Verkauf von Merchandising verursachen. Nicht zuletzt sind auch ein ausgeprägtes Fantum und ein volles Stadion eine Chance zur Vermarktung und eine Anziehung für eine TV-Übertragung, die zusätzliches Geld in die Kassen spült. Durch die COVID-19-Pandemie wurde auch nochmal deutlich, welchen Beitrag die Fußballfans für den Sport leisten. Geisterspiele ohne Fans und ohne richtige Atmosphäre im Stadion sind nicht vergleichbar. Die Fans fehlen als elementarer Bestandteil des Fußballspiels. Doch auch der Einfluss, den die Fans auf das Spiel haben, ist durch die Geisterspiele nicht mehr gegeben. Zum ersten Mal war es möglich zu untersuchen, wie sich die veränderten Rahmenbedingungen auf den Fußball direkt auswirken. Vor allem der Heimvorteil und die damit zusammenhängende wirkliche Bedeutung der Fans stand dabei im Fokus der Untersuchungen. Viele Studien beweisen, dass es einen Zusammenhang zwischen den fehlenden Zuschauern und dem geringeren Heimvorteil gibt (vgl. Follert/ Daumann/ Passon 2020, S. 40). Als hauptsächliche Begründung wird dabei die fehlende Beeinflussung der Schiedsrichter genannt (vgl. ebd., S. 40). Der geringere soziale 88 6 Der Fußball und seine Fans Druck, der durch die Fans ausgelöst wird, führte durch die Geisterspiele folglich auch zu einem geringeren sportlichen Erfolg der Heimmannschaft (vgl. ebd., S. 40 f.). Dieses Phänomen trifft auch teilweise auf den deutschen Profifußball zu. Interessant zu betrachten ist, dass es sowohl in der 2. Bundesliga als auch in der 3. Liga zu keinen signifikanten Änderungen gekommen ist (vgl. Losse 2020). Hier könnte beispielsweise aber die Größe des Stadions oder die bereits eher durchschnittliche Auslastung der Stadien vor den Geisterspielen eine Rolle spielen (vgl. ebd.). In der Saison 2019/ 20 gab es vor der CO- VID-19-Pandemie aber in der Bundesliga im Schnitt noch 45 Prozent an Heimsiegen, seit den Geisterspielen liegt der Wert nur noch bei 33 Prozent (vgl. ebd.). Auch in der abgelaufenen Saison 2020/ 2021 kam ein ähnlicher Wert zustande, die Quote für einen Heimsieg betrug lediglich ca. 38 Prozent (vgl. Steinle 2021). In den letzten beiden Spielzeiten war somit der Punktedurchschnitt der Heimmannschaften so niedrig wie noch nie (vgl. ebd.). Fans und deren Support spielen damit also zumindest in der Bundesliga eine wesentliche Rolle bei den Ergebnissen und bei der Art und Weise, wie die Mannschaft auftritt. Umso wichtiger ist es für die Vereine, sich um eine zufriedene Fanbase zu kümmern. Dies stellt eine wichtige Grundlage für einen sportlichen und damit auch wirtschaftlichen Erfolg dar. 6.3 Fan-Partizipation und Beziehung zu Spieler und Verein Der Begriff Partizipation wird in vielen Fachbereichen angewendet. Bekannt ist der Ausdruck aber vor allem aus der Politik, da dort die Partizipation mit der Beteiligung von Menschen an den öffentlichen Entscheidungsprozessen verbunden wird. Die politische Partizipation bildet damit den Grundsatz für die demokratische Freiheit. Auch die Kontrollfunktion gegenüber den politischen Organen und die Verhinderung von illegalen Aktivitäten wie der Sabotage gehören zum Verständnis der Partizipation, 6.3 Fan-Partizipation und Beziehung zu Spieler und Verein 89 weshalb diese auch noch als Widerstand gegen die Staatsgewalt fungieren kann (vgl. Richter 2018, S. 531 ff.). Die Partizipation spielt aber auch im Fußball eine große Rolle, wie im vorangegangenen Kapitel herausgearbeitet werden konnte. Allerdings gilt es, den Unterschied zwischen Vereinsmitgliedern und Fans zu bedenken. Mitgliederpartizipation und -rechte sind in Satzungen von eingetragenen Vereinen klar geregelt und ein zentraler Teil einer Vereinsstruktur. Bei jährlich durchzuführenden Jahreshauptversammlungen haben die Mitglieder die Möglichkeit, durch Teilnahme und Abgabe ihrer Stimme beispielsweise die Besetzung von Vereinsgremien zu bestimmen, Satzungsänderungen vorzunehmen und den handelnden Personen für die Arbeit im abgelaufenen Geschäftsjahr Entlastung zu erteilen. Oftmals handelt es sich bei Traditionsvereinen allerdings auch um so genannte Mehrspartenvereine. D.h. die „Fußballabteilung“ ist neben anderen Sportarten, häufig im Amateur- und Breitensport, nur eine, wenn auch sicherlich die bedeutendste Abteilung. Jedoch ist nicht jedes Mitglied an der allgemeinen Vereinspolitik interessiert, sondern im Fußball ergeben sich durch eine Mitgliedschaft oftmals Vorteile im Erwerb von Eintrittskarten oder durch Rabattaktionen im Merchandising-Bereich. Durch die Ausgliederung des Profifußballs ist der Einfluss auf die entstandenen Kapitalgesellschaften in der Regel nur noch indirekt über die Entsendung von Vereinsvertretern möglich, oder durch einen direkten Sitz in einem Aufsichtsgremium, z.B. in einem Aufsichtsrat. Ganze 20 der 36 Vereine aus der Bundesliga und der 2. Bundesliga haben ihren Profibereich ausgegliedert und damit die Partizipation von Mitgliedern zumindest eingeschränkt. Aber nicht jeder Fan ist auch Mitglied und dennoch ist es das Anliegen von vielen Fans, mit ihren Meinungen und Positionen gehört und ernstgenommen zu werden. Das Verhältnis der Fans zu ihrem Fan-Objekt ist im Grunde geprägt von Loyalität (vgl. Roose/ Schäfer 2017, S. 320). Ein loyales Publikum zeichnet sich durch zwei Dinge aus: Unterstützung und Partizipation (vgl. Roose/ Schäfer 2017, S. 320). Im Fußball sind diese beiden Eigenschaften oft eng 90 6 Der Fußball und seine Fans miteinander verbunden. Durch die Organisation von Fan-Gruppen zeigt sich nämlich die Unterstützung vor allem in Form von Fan-Gesängen und Choreografien, während die Partizipation hauptsächlich durch Spruchbänder oder öffentliche Stellungnahmen ausgedrückt wird. Durch die Organisationsstruktur der Vereine wird eine direkte Einflussnahme daher immer schwieriger. Die Fans wollen oft nicht einfach nur unterstützen, sie wollen mitreden und mitentscheiden. Eine allgemeine Möglichkeit zum Beispiel wäre es, Fan-Beauftragte oder Fan-Vertreter in eine Stellung im Verein zu bringen, in der diese eine direkte Chance auf die Einflussnahme besitzen (vgl. ebd., S. 178). In vielen Klubs wird deshalb versucht, über regelmäßige Dialogformate im Austausch zu bleiben, um die Meinung der Fans mit einzubeziehen. Wenn dies nicht mehr stattfinden würde, bestünde die Gefahr, dass das Fan-Interesse im Laufe der Zeit sinkt. Nicht nur aus politischer Sicht, sondern auch aus ökonomischen Gründen kann und will sich ein Verein eine sinkendes Fan-Interesse aber nicht leisten. Aus Protest gegen die Kommerzialisierung oder den Einstieg eines Investors haben sich in Europa schon mehrere Fans von ihrem Verein abgewandt und einen neuen Verein gegründet. Diese sind zumeist in den Amateurligen zu finden. Die prominentesten Beispiele in Europa sind der Football Club United of Manchester und der SV Austria Salzburg. In Deutschland gründeten 2014 einige HSV-Fans aus Protest den Fan-Verein HFC Falke. Nicht wenige fordern, dass der Fan in Zukunft stärker in das Geschehen der Vereine eingebunden wird und an Entscheidungen mitbeteiligt ist (vgl. Klose/ Zeyn 2017, S. 176). Fehlende Bindung durch Corona und Social Media Loyalität und Identifikation entstehen häufig durch eigenes Erleben. Die Atmosphäre im Stadion, das gemeinsame Feiern von Siegen oder die Verarbeitung von Niederlagen tragen dazu bei. Aber nicht nur die Mega-Events wie Spieltage sind wichtige Faktoren. 6.3 Fan-Partizipation und Beziehung zu Spieler und Verein 91 Viele Fans besuchen auch Trainingseinheiten der Mannschaften und kommen so den Spielern, z.B. nach dem Training, noch näher, wenn dieser am Spielfeldrand Autogramme gibt. Durch die CO- VID-19-Pandemie ist die Beziehung der Fans zu den Spielern jedoch von Distanz geprägt, da nicht nur Spieltage unter Ausschluss der Öffentlichkeit als Geisterspiele durchgeführt worden sind, sondern nachvollziehbarerweise auch Trainingseinheiten nicht besucht werden konnten. Wobei an dieser Stelle anzumerken ist, dass es für immer mehr Vereine zu einer Selbstverständlichkeit gehört, im Geheimen zu trainieren. Die Begründung ist aus sportlicher Sicht nachvollziehbar. Man möchte den kommenden Gegner, der sicherlich Beobachter an den Spielfeldrand entsendet, nicht in die eigenen Karten schauen lassen. Allerdings entfällt dadurch der persönliche Kontakt zwischen der Mannschaft und den Fans. Durch die Verbreitung der sozialen Medien hat sich der Kontakt in den letzten Jahren zunehmend virtualisiert und die Spieler positionieren sich außerhalb des Fußballs nicht selten als eigene Marke und werden so zu Influencern, die beispielsweise Einblicke in das Privatleben geben oder sich zu Themenfeldern außerhalb des Fußballs äußern. Die führt ebenfalls zu einer Bindung zu den Fans (vgl. Lamster/ Gottberg 2018, S. 68), allerdings ist durch den digitalen Raum der Ort, an dem die Bindung stattfindet, unter Umständen losgelöst von einem Verein. Für den Spieler selbst bedeuten die sozialen Medien allerdings auch Risiken, denn durch einen falschen Beitrag oder Kommentar kann der Spieler seinen Ruf schädigen (vgl. ebd., S. 69). Außerdem müssen die Spieler generell aufpassen, was sie im Internet schreiben oder in einem Interview sagen, denn durch das Internet verbreiten sich alle Nachrichten heute rasend schnell, die wiederum in Foren und Gruppen innerhalb der sozialen Netzwerke diskutiert werden. Dies gilt auch für Verlautbarungen durch den Verein selbst. Bei einer repräsentativen Studie zur Identifikation von Fans mit Klubs und Spielern der App FanQ gaben fast 90 Prozent der Be- 92 6 Der Fußball und seine Fans fragten an, eher Fan von ihrem Verein als von ihrem Lieblingsspieler zu sein (vgl. Lammert et al., S. 8). Außerdem hat laut der Umfrage nur eine sehr geringe Anzahl der Befragten jemals ihren Lieblingsverein gewechselt, was ebenfalls für die starke Bindung zwischen Fans und Vereinen spricht (vgl. ebd., S. 8). Umso stärker die Verbindung der Fans mit der Mannschaft ist, desto größer wird hingegen auch die Anzahl der Stadionbesuche, welche wiederum einen direkten wirtschaftlichen Einfluss auf die Vereine haben (vgl. Sachse/ Rühling 2017, S. 32 f.). Bei der Bindung scheint es nicht von großem Interesse zu sein, wie die Spieler und der Verein sportlich abschneiden, sondern viel bedeutsamer sind der Charakter der Profis und Fan-Nähe des Vereins (vgl. Lammert et al., S. 11 f). Eine enge Verbindung zwischen Verein, Spielern und Fans ist somit für das langfristige Überleben und den Mannschaftserfolg von großer Bedeutung (vgl. Hasel 2019, S. 196). Es muss also immer im Interesse der Vereine liegen, die Fans ernst zu nehmen, die wiederum mit ihrer Unterstützung die Mannschaft motivieren. 7 Die Auswirkungen durch die COVID-19- Pandemie Die COVID-19-Pandemie hatte weitreichende Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft. Die schwerwiegenden gesamtwirtschaftlichen Folgen machten auch vor dem Sport keinen Halt. So wirkte sich die COVID-19-Pandemie auf die wirtschaftliche Situation des Sports allgemein und dem Profifußball im Besonderen aus (vgl. Drewes et al. 2020). Die Vereine und die Fans sahen sich nun mit einer komplett neuen Situation konfrontiert. 7.1 Der deutsche Profifußball in der Pandemie Der 11. März 2020 ging durch das erste Bundesliga-Geisterspiel in die Geschichte ein. Das Spiel zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln wurde aufgrund des lokalen Infektionsgeschehens im naheliegenden Kreis Heinsberg ohne Zuschauer ausgetragen (vgl. Schallhorn/ Kunert 2020). Das war bereits das erste Indiz dafür, dass die COVID-19-Pandemie auch deutliche Auswirkungen auf den Sport haben wird. Dies bewahrheitete sich, nachdem zwei Tage später die DFL beschloss, die kommenden Spiele der Bundesliga und der 2. Bundesliga zu verschieben, um sie kurze Zeit später komplett abzusagen (vgl. DFL 2021, S. 9). Auch für die Vereine und die Spieler war es eine völlig neue Situation, da sie auf den Kontakt mit Fans und Medienvertretern verzichten mussten. Die Trainingseinheiten wurden zudem erstmal ins Homeoffice verlegt, sodass auch kein Kontakt zwischen den einzelnen Spielern möglich war. Während des Shutdowns wurde eine Sonderkommission „Task Force Sportmedizin/ Sonderspielbetrieb“ unter dem Vorsitz des Arztes der deutschen Nationalmannschaft Prof. Dr. Tim Meyer einberufen, um eine schnellstmögliche Fortsetzung der Profi-Ligen in Gang zu setzen (vgl. Vollmering 2020, S. 46 ff.). Am 6. Mai 2020 segneten dann Bund und Länder eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs in der Bundesliga und der 2. Bundesliga 96 7 Die Auswirkungen durch die COVID-19-Pandemie ab, und somit wurden die beiden Ligen zehn Tage später nach insgesamt 66 Tagen Spielpause mit dem 26. Spieltag fortgesetzt (vgl. DFL 2021, S. 15). Der Grundbaustein dafür war ein extra ausgearbeitetes Hygienekonzept der Sonderkommision. Dieses beinhaltete unter anderem die Durchführung der Spiele als Geisterspiele ohne Zuschauer, regelmäßige Tests und verpflichtende Quarantäne bei einer Infizierung. Die deutsche Bundesliga war dabei die erste große bedeutende Sportliga weltweit, die den Spielbetrieb wieder aufgenommen hat (vgl. Vöpel 2020). Dadurch profitierte sie auch von einer internationalen Aufmerksamkeit und rückte in den Fokus etlicher Medien und Fans (vgl. ebd.). Auch die 3. Liga profitierte von dem DFL-Hygienekonzept. Allerdings war dort der Weg bis zu einer Fortführung deutlich langwieriger. Denn bei den Vereinen gab es durch die örtlichen Bestimmungen teils deutliche Unterschiede bei dem Termin der Trainingsrückkehr, sodass der Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung erhoben wurde. Geisterspiele als einzige Überlebenschance Allen Profivereinen und der DFL war insgesamt aber schnell bewusst, dass die Aufrechterhaltung des Spielbetriebs nur ohne Zuschauer vor Ort möglich war. Hier hat sich der Begriff der Geisterspiele herausgebildet (vgl. Gugutzer 2020, S. 319); sie waren, zumindest für eine kurze Zeit, die einzige Möglichkeit, den Wettbewerb weiterhin fortzuführen. Dadurch konnten auch einigen Vereinen die Überlebenschance zugesichert werden. Bei einem Abbruch drohten den Vereinen aus der Bundesliga und der 2. Bundesliga nämlich ein Verlust von bis zu 750 Millionen Euro (vgl. Vollmering 2020, S. 58). Die vier deutschen Vereine, die in der Saison 2019/ 20 an der Champions League teilnahmen, erklärten sich dahingehend bereit, insgesamt 20 Millionen Euro den anderen Vereinen bereitzustellen, um die Situation zumindest kurzfristig zu entlasten (vgl. Drewes et al. 2020). Trotz der Konkurrenzsituation war dies wichtig, denn im Endeffekt profitieren alle Mannschaften von einer sportlichen Existenz der anderen 7.2 Die deutsche Fan-Kultur in der Pandemie 97 Mannschaften, um das Produkt Profifußball am Laufen zu halten. Allerdings haben die Teams aus der 3. Liga von dieser Aktion nicht profitieret, da die Liga, wie bereits erwähnt, unter dem Dach des DFB organisiert und nicht von der DFL vermarktet wird. Die Existenz einiger Profi-Klubs wurde aber auch durch die Medienpartner gesichert, welche die restlichen zu erwarteten Zahlungen schrittweise an die Vereine auszahlten, wodurch diese Abhängigkeit beim Abbruch Fragen zur wirtschaftlichen Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells Profifußball aufgeworfen hat (vgl. McKinsey & Company 2020, S. 5). Die eingeplanten Einnahmen von insgesamt 304 Millionen Euro der letzten TV-Geldrate wurden bereits im Vorfeld direkt wieder in Transferausgaben und Spielergehälter investiert. Folglich wurden so gut wie keine Rücklagen gebildet (vgl. Drewes et al. 2020). Die COVID-19-Pandemie hat daher bisher ungeahnte Defizite im System Profifußball aufgedeckt und gezeigt, mit welchem Risiko die meisten Vereine wirtschaften und was passiert, wenn unerwartet gewisse Einnahmen nicht wie geplant zur Verfügung stehen. Die Gelder aus der nationalen Vermarktung der Medienrechte werden in sog. Abschlagszahlungen an die Vereine ausgeschüttet. Seit der Saison 2020/ 21 gibt es davon insgesamt zwölf in unterschiedlicher Höhe, davor war die Summe aufgeteilt auf vier Raten pro Saison. 7.2 Die deutsche Fan-Kultur in der Pandemie Auch die Fußballfans traf die COVID-19-Pandemie selbstverständlich sehr hart. Für viele war es ein tiefer Einschnitt, plötzlich ohne den Fußball, ohne das größte Hobby und ohne die Gemeinschaftserlebnisse auskommen zu müssen. Vor allem für diejenigen Fans, die fast wöchentlich ihren Verein quer durch Deutschland begleiten, war die neue Situation besonders herausfordernd. Allerdings leisteten viele Fans dafür einen großen Beitrag für die Gemeinschaft, in dem sie sich in verschiedenen Projekten enga- 98 7 Die Auswirkungen durch die COVID-19-Pandemie gierten. Vor allem taten sich dabei die aktiven Fan-Szenen aus ganz Deutschland hervor. Sehr schnell, bereits März, gab es bundesweit über 20 Initiativen von Mitgliedern aktiver Fan-Szenen (vgl. Vollmering 2020, S. 81). Dabei wurden vor allem Einkaufshilfen sowie Boten- oder Gassigänge organisiert (vgl. ebd., S. 82). Neben der konkreten Hilfe sorgten die Fans aber auch noch für moralische Unterstützung. So wurden in etlichen Städten Plakate und Spruchbänder erstellt und an zentralen Plätzen, an Brücken oder vor Supermärkten und Krankenhäusern aufgehängt (vgl. ebd., S. 82). Durch die Botschaften auf den Spruchbändern und Plakaten sollte hauptsächlich der Zusammenhalt demonstriert und den Menschen in systemrelevanten Berufen gedankt werden. Außerdem riefen noch zahlreiche Fan-Gruppen zu diversen Spendenaktionen auf. Trotz aller Hilfeleistungen blickten einige Fans auch sehr kritisch auf die Geisterspiele und die Fortsetzung des Profifußballs. Sie argumentieren, dass der Fußball nicht systemrelevant sei und nicht in einer Zeit fortgesetzt werden dürfe, in welcher die Gesellschaft stark eingeschränkt ist (vgl. ebd., S. 83). Viele Fans konnten sich mit den möglichen Geisterspielen also von Anfang an nicht anfreunden, da der Fußball ohne Fans schwer vorstellbar ist. Laut einer Umfrage vom ARD-Morgenmagazin befürworteten kurz vor dem Re-Start lediglich knapp ein Drittel der Befragten eine Fortsetzung der Bundesliga (vgl. Geyer/ Nufer 2020, S. 3). Dies deckt sich auch mit den Ergebnissen des ZDF-Politbarometers, bei welchem 82 Prozent von ca. 1.300 Befragten für einen vorzeitigen Abbruch stimmten (vgl. Statista 2021, S. 95). Generell haben die Fans die Fußballpause genutzt, um für eine Neuausrichtung der Strukturen des Fußballs zu werben. In einer medienwirksamen Initiative „Unser Fußball“ wurden deutschlandweit Unterschriften von über 2.650 Fan-Klubs und fast 14.000 Einzelpersonen gesammelt. Die Hauptbotschaft dahinter war, dass der Fußball basisnaher, nachhaltiger und zeitgemäßer werden muss. Dabei wurden vier zentrale Forderungen aufgestellt: 7.2 Die deutsche Fan-Kultur in der Pandemie 99  ein Wettbewerb mit fairen Rahmenbedingungen und eine gleichmäßigere Verteilung der TV-Gelder;  ein Fußball als gesellschaftliches Vorbild gegen Diskriminierung, Korruption und Menschenrechtsverletzungen;  demokratisch & wirtschaftlich nachhaltig: Berücksichtigung der 50+1-Regel und nachhaltigeres Wirtschaften;  Fußball lebt durch seine Fans: Berücksichtigung von Fan-Interessen. Dass die Fans nicht zurück in die Stadien drängen, wurde bei der Rückkehr der Zuschauer in die Stadien zu Saisonbeginn 2020/ 2021 teilweise deutlich. Denn nicht in allen Stadien wurde das überhaupt schon sehr geringe Angebot an Karten voll genutzt. Allerdings spielte dabei vermutlich auch bei vielen Fans der gesundheitliche Gedanke mit. Von Seiten der aktiven Fans fand dabei auch keine organisierte Unterstützung statt. Neben der generellen Kritik der Fortsetzung lehnen diese nämlich auch das Stehplatz- und Alkoholverbot, den Ausschluss der Gäste-Fans und die personalisierten Tickets ab (vgl. ebd., S. 4). Das sind alles Punkte, gegen die die Fans generell seit Jahren ankämpfen und darüber hinaus nun befürchten, dass diese Maßnahmen, entgegen der Versicherungen der DFL, noch eine Weile beibehalten werden (vgl. ebd., S. 4). Im März 2022 war es dann nach knapp über zwei Jahren wieder so weit. Nach einem Bund-Länder-Beschluss wurden am 20. März alle tiefgreifenden Maßnahmen gegen das Corona-Virus aufgehoben, sodass einer Vollauslastung der Stadien nichts mehr im Wege stand. Nach und nach kehrten damit auch die Fans zurück, sodass es in nahezu jedem Stadion wieder Zuschauer gab. Am 28. Spieltag meldeten Borussia Dortmund, der SC Freiburg und der 1. FC Union Berlin ein ausverkauftes Haus und auch in den anderen Stadien lag die Auslastung bei mindestens 75 Prozent (vgl. o.V. 2022). Die einzige Ausnahme war das Spiel der TSG Hoffenheim gegen den VFL Bochum, dort lag die Auslastung nur bei knapp 50 Prozent (vgl. ebd.). 100 7 Die Auswirkungen durch die COVID-19-Pandemie Allerdings waren nicht überall die Bedingungen identisch, da die Vereine zum Beispiel die Verpflichtung zum Tragen von Masken oder die 2G-Regel unterschiedlich auslegten. Dies war aber auch den unterschiedlichen Regelungen der jeweiligen Bundesländer geschuldet. So gab es beispielsweise deutliche Unterschiede im Hinblick auf die erlaubte Zuschauerauslastung. Inwieweit die Geisterspiele der Fan-Kultur und der Zuschauerbindung geschadet haben, kann noch nicht abschließend beurteilt werden. Fakt ist, dass mit der Möglichkeit der Vollauslastung die Stadien wieder gut besucht sind. Neben den Erlösen durch die Vermarktung der Medienrechte sind Zuschauerzahlen ein wichtiger Indikator. Ein Blick auf die Zuschauerzahl zeigt die Größenunterschiede schon sehr deutlich. In der Saison 2017/ 18 haben 13,4 Millionen Zuschauer die Spiele besucht, während es in der 2. Bundesliga mit 5,3 Millionen Zuschauer sogar weniger als die Hälfte waren. Die Spiele in der 3. Liga wurden insgesamt von 2,3 Millionen Zuschauern besucht (vgl. Hassel 2019, S. 14). Entsprechend ist es leicht vorstellbar, welche Auswirkungen Geisterspiele auf die Einnahmenseite der Vereine gehabt haben. Die fehlenden Erlöse durch Ticketverkäufe waren nicht leicht zu ersetzen, auch wenn bei der Durchführung von Geisterspielen einige Kosten, beispielsweise Security oder Hospitality, nicht angefallen sind. 8 Was beschäftigt die deutschen Fußballfans? In den vorangegangenen Kapiteln wurden die Struktur und die Entwicklungen in den deutschen Profi-Ligen dargestellt, aber auch die Bedeutung der Fans und der Mitglieder herausgearbeitet. Wie wichtig der Fan-Szene eine Partizipation und eine Kultur des „Gehörtwerdens“ sind, konnte ebenfalls deutlich gemacht werden. Grund genug, sich mit Vertretern von Fan-Szenen auszutauschen und über die Handlungsfelder im Fußball zu diskutieren. Zum besseren Verständnis werden wir die Erhebungsmethode kurz erläutern, um transparent darzustellen, wie wir zu den Aussagen gekommen sind. 8.1 Gruppendiskussion als Erhebungsmethode Die Gruppendiskussion hat im Vergleich zum Einzelinterview den Vorteil, dass sich die Teilnehmer untereinander austauschen können und auf diese Weise weitere inhaltliche Aspekte zu Tage treten können. Die gegenseitige Debatte und der Bezug auf Formulierungen helfen dabei, sich auf Positionen zu verständigen oder konträre Meinungen argumentativ deutlicher herauszuarbeiten. Aufgrund der pandemischen Lage während des Erhebungszeitraums und der geographischen Distanz der Teilnehmenden wurden die Gesprächsrunden als Videokonferenz durchgeführt. Es ist in der wissenschaftlichen Arbeitsweise üblich, den Gesprächsverlauf aufzuzeichnen und anschließend mit den geeigneten Methoden zu transkribieren, also zu verschriftlichen. Auf diese Weise können die Ergebnisse nachvollziehbar gesichert werden. Ebenso wird den beteiligten Personen Anonymität zugesichert, denn es geht um den formulierten Inhalt und nicht um die Person, die ihn mitteilt. Deshalb ist die Zusage, dass die Aussagen weder auf die Person noch auf den Fan-Klub zurückzuführen sind, wichtig. Durch die Zusammensetzung der Diskutanten kann davon ausgegangen werden, dass es eine Motivation gibt, die eigene Meinung zur aktuellen Situation im deutschen Profifußball offen anzuspre- 104 8 Was beschäftigt die deutschen Fußballfans? chen. Dadurch wird ein reger Austausch über die verschiedenen Meinungen und Erfahrungen ermöglicht (vgl. Blank 2007, S. 284). Eine weitere Stärke der Methode ist die Kommunikation zwischen den Teilnehmer, die ein offenes Gespräch miteinander zulässt und weniger zu Frage-Antwort-Situationen führt (vgl. Kühn/ Koschel 2011, S. 36). Die Gruppendiskussion wird von einem Moderator begleitet, der den Bezug zum Themenfeld sicherstellen muss und während der Diskussion eine neutrale Position einnimmt. Um die Diskussion zu strukturieren, wird ein so genannter Leitfaden erstellt, anhand dessen der Moderator sich während der Diskussionsphase orientiert. Der Leitfaden dient generell als zentrales Strukturelement, ohne in der Diskussion von vornherein eine eigene Dynamik zu unterbinden. Dies bedeutet, dass die Teilnehmer auch eigene thematische Schwerpunkte setzen können, wodurch dem Grundprinzip der Offenheit gefolgt wird (vgl. ebd., S. 101). Für den Leitfaden wurden vier Hauptthemenfelder definiert, auf die im Laufe der Diskussion eingegangen wurde. Diese sind:  Entwicklung des deutschen Profifußballs − Wie werden die generellen Entwicklungen im deutschen Profifußball aus Sicht der Diskutanten beurteilt? − Wo werden Grenzen gesehen und welche Auswirkungen hatte die Corona-Pandemie?  Kommerzialisierung − Welchen Einfluss haben die Medien auf den Fußball und wie werden die Verteilmechanismen der TV-Gelder beurteilt? − Was ist die Meinung zur 50+1-Regel und zu den Entwicklungen, dass immer mehr Investoren im Fußball präsent sind?  Gesellschaftliche Verantwortung − Wie wird die Sonderrolle des Profifußballs während der Lockdown-Phasen beurteilt, vor allem auch in Bezug auf die Amateur-Ligen? 8.2 Zusammensetzung der Gesprächsgruppen 105 − Welche Bedeutung hat das Thema Nachhaltigkeit in den verschiedenen Facetten?  COVID-19-Pandemie − Wie war das eigene Verhalten während der Lockdown- Phase, und − wie hat man den Fußball und den eigenen Verein (medial) verfolgt und wahrgenommen? 8.2 Zusammensetzung der Gesprächsgruppen Ziel für die Zusammensetzung der Gesprächsgruppen war die Rekrutierung von höchstens vier Gesprächssteilnehmer*innen aus allen drei Profi-Ligen. Über die optimale Größe der Zusammensetzung von Diskussionsgruppen gibt es in der Literatur unterschiedliche Auffassungen. Je größer die Gruppe, desto vielfältiger können zwar die Meinungen und Standpunkte sein, aber der Diskussionsfluss wird mit wachsender Zahl an Teilnehmenden schwieriger. Je größer die Erfahrungshorizonte der Teilnehmer sind, desto kleiner kann die Gruppengröße auch sein (vgl. Kühn/ Koschel 2011, S. 86). Es konnten also drei unabhängige Diskussion mit Fan-Vertretern aus derselben Liga durchgeführt werden. Dabei war die Ligazugehörigkeit in der Saison 2020/ 21 ausschlaggebend. Neben der Ligazugehörigkeit wurden weitere Kriterien identifiziert, die eine gewisse Heterogenität in der Zusammensetzung gewährleisteten, um dadurch auch ein Spannungsverhältnis aufzubauen und dadurch die Diskussion in Gang zu bringen. Diese Auswahl wird auch als Fallkontrastierung bezeichnet (vgl. Schreier 2007, S. 241 f.) Als Eigenschaften für die Auswahl der Teilnehmer werden bei der Methode die Art der Rechtsformen (zum Beispiel e.V. oder AG), falls möglich der Stand des Vereins zur Kommerzialisierung im Fußball sowie die generellen finanziellen Möglichkeiten betrachtet (Beispiel: Teilnahme am internationalen Wettbewerb oder die Investoren-Situation). Alternativ wird versucht, in jede Diskussi- 106 8 Was beschäftigt die deutschen Fußballfans? onsrunde noch ein: e Vertreter: in eines Vereins zu integrieren, der nach der Saison 2020/ 2021 einen Auf- oder einen Abstieg zu verzeichnen hatte. Die Rekrutierung von geeigneten Gesprächsteilnehmern gestaltete sich im Grunde schwieriger als gedacht. Einige angeschriebene Fan-Vertreter haben sich gar nicht zurückgemeldet, oder es mussten bereits getätigte Zusagen erkrankungsbedingt wieder zurückgenommen werden. Am Ende konnten die Gesprächsgruppen folgendermaßen zusammengesetzt werden:  Gruppe Bundesliga: − 1. FC Union Berlin − FC Schalke 04 − Borussia Mönchengladbach (erkrankungsbedingte kurzfristige Absage)  Gruppe 2. Bundesliga: − Hamburger SV − SV Darmstadt 98 − FC St. Pauli − VfL Osnabrück  Gruppe 3. Liga − SG Dynamo Dresden − TSV 1860 München − SV Waldhof Mannheim Bis auf eine Vertreterin des FC Schalke 04 waren alle Teilnehmenden der Diskussionsrunden männlich. Die Gruppendiskussionen fanden am 30.6.2022 und am 15.7.2022 statt und dauerten zwischen 90 Minuten und 2,5 Stunden. Bei der Interpretation der Ergebnisse ist es nicht nur nachvollziehbar, sondern nochmals wichtig zu betonen, dass es sich nicht um repräsentative Ergebnisse handelt. Dies ist auch die nicht die Aufgabe von qualitativ angelegten Studien, die Ergebnisse liefern 8.3 Ergebniszusammenführung und -darstellung 107 vielmehr vertiefte Einblicke in die Gedanken, Meinungen und Standpunkte der Diskutanten. 8.3 Ergebniszusammenführung und -darstellung Auch wenn die Gruppendiskussionen zu verschiedenen Zeitpunkten durchgeführt worden sind, macht eine Zusammenführung nach den Themenfeldern Sinn, um die verschiedenen Positionen im direkten Vergleich sehen zu können. Um die Authentizität der Aussagen nicht zu verfälschen, werden die Aussagen anonymisiert, aber wörtlich wiedergegeben. Lediglich Hinweise auf die Zugehörigkeit des Vereins, die Verletzung möglicher Persönlichkeitsrechte Dritter und bestimmte Kraftausdrücke haben die Autoren aus den Zitaten entfernt. Um einen besseren Überblick über die Aussagen zu wahren, wurden die Aussagen der 1. Bundesliga mit (A), die der 2. Bundesliga mit (B) und der 3. Liga mit (C) gekennzeichnet. 9 Handlungsfelder im deutschen Profifußball Die Gesprächsergebnisse der Gruppendiskussionen werden im Folgenden detailliert dargestellt. Während sich die Handlungsfelder aus den im Leitfaden festgelegten Themenbereich ergeben, sind innerhalb der Hauptkategorien die Antworten aus den Diskussionsrunden induktiv eingeflossen. Abbildung 10: Handlungsfelder im deutschen Profifußball (Quelle: eigene Darstellung) 9.1 Entwicklung im Profifußball Die Entwicklung des deutschen Profifußballs wird zuerst einmal allgemein durchgängig sehr skeptisch gesehen. „Also ich glaube, Corona hin, Corona her, das Bild der letzten Jahre ist sicherlich kein gutes, und da lassen sich glaub’ ich ganz, ganz viele Geschichten erzählen.“ (B2: Abs. 18). Von den Teilnehmern wird die Handlungsfelder im deutschen Profifußball Entwicklung im Profifußball Kommerzialisierung gesellschaftliche Verantwortung COVID-19- Pandemie 112 9 Handlungsfelder im deutschen Profifußball wirt-schaftliche Ausrichtung als grundsätzliches Problem betrachtet. „Die Fußball-Präsidenten und ihre Gremien, die Aufsichtsräte, vor allem Vertrieb und Marketing haben eine ganz klare Arbeitsplatzbeschreibung und die heißt Geld verdienen und den Verbleib in einer Profisportindustrie zu sichern.“ (B4: Abs. 22). Auch die fehlende Identifikation durch die Entwicklung wird angesprochen. „Und wenn dann Leute in der Lage sind, den Friseur einfliegen zu lassen, [...] dann ist die Frage, was soll aus dem Profi werden, was soll aus den Nachwuchsleuten werden, die sehen, [...], dass Geld keine Rolle spielt? “ (A2: Abs. 50). Von den Vertretern der 3. Liga wird daher auch angesprochen, dass sie selbst den Auswüchsen in ihrer Liga nicht so sehr ausgesetzt sind und darüber auch nicht unglücklich sind. „Ich bin sehr froh, dass ich die Auswüchse des Kommerzfußballs, sag ich mal in Arenen mit Beschallung von früh bis spät, am Ende noch Cheerleader und was weiß ich alles, dass wir das aktuell bei unseren Heimspielen nicht mehr haben, im [...] Stadion und man das maximal bei einem Auswärtsspiel noch mitkriegt. Also ja, man muss immer drauf aufpassen, dass man nicht mehr romantisiert, wie es früher war, aber ganz aktuell bin ich tatsächlich, so vertrete ich die Haltung, ich finde die 3.Liga eigentlich ganz geil.“ (C3: Abs. 6). Durch die problematische Entwicklung kommt es bei den Fan- Vertretern selbst auch schon zu Ermüdungstendenzen. „[…] also ich glaube insgesamt eine sehr sehr bedenkliche Entwicklung, die auch bei immer mehr Leuten dazu führt, dass eine Ermüdungserscheinung entsteht […].“ (C2: Abs. 8). Diese Müdigkeit wirkt sich dann eben auch auf ganze Fan-Szenen aus. „Vor zwei, drei Jahren hatte ich schon noch die Hoffnung, dass sich da quasi durch eine Aktivität innerhalb der Fan-Gruppen und Fan-Szenen da entsprechend was tun kann, weil ich selber die Erfahrung gemacht hab’, wenn man aktiv für ein Thema einsteht, dass man da quasi auch Dinge verändern kann. Aber ich glaube, die Macht von denjenigen, die den Fußball kontrollieren wollen, die ist halt so groß und ich sehe was auch vorher schon gesagt wurde eine starke Müdigkeit gerade bei den aktiven Fans, was natürlich dann dazu führen 9.1 Entwicklung im Profifußball 113 wird, dass langfristig gesehen eben nicht mehr so diese sachliche und konstruktive Mitarbeit für Verbesserung dann im Vordergrund stehen wird […].“ (C1: Abs. 9). „Ja also bei mir ist es tatsächlich so, […] wenn ich jetzt mal auf die Motivation gehe oder dass die Kommerzialisierung des Fußballs gemacht hat, das führt dazu bei, dass ich zum Beispiel auch, dass ich jetzt gar nicht mehr so die Energie aufbringen kann mich noch über unseren eigenen Verein mich jetzt noch bei unserer Kurve einzubringen, weil ich langsam das Vertrauen oder den Glauben daran verloren hab’, dass man noch viel bewegen kann, sondern dass ich glaube dass sich das ganze immer weiter noch in schlechtere (…) die Entwicklung immer schlechter wird .“ (C2: Abs. 8). Es wird deutlich, dass die Einflussmöglichkeiten der Fans in den vergangenen Jahren immer kleiner geworden sind. „Ich glaube, wir als Fan-Szenen, als Fan-Vertreter, als Organisation, wir führen seit Jahren Rückzugsgefechte, wir versuchen eigentlich immer nur den Ist-Zustand irgendwie zu erhalten, zu konservieren.“ (B3: Abs. 14). Die wirtschaftlichen Unterschiede zwischen den drei Ligen werden ebenfalls als ein Problem in der Entwicklung angesehen. „Ich bin was deine Frage angeht eher so bisschen zwiegespalten, weil ich natürlich subjektiv als Fußballfan sage, es ist eine Katastrophe, dass der FC Bayern […] Abonnement-Meister ist und dann nur noch entscheidend ist, wird Leverkusen oder Wolfsburg oder Leipzig oder vielleicht mal noch Dortmund Vizemeister oder konkurriert mit denen halbwegs. Das ist natürlich (...) da macht sich die DFL ihr Produkt absolut kaputt damit.“ (C3: Abs. 27). Die Teilnehmer beziehen das aber oft nicht nur auf die ersten drei Ligen. „Ich glaube, der Spagat wird ja mit jeder Liga, die du runtergehst, immer schlimmer.“ und „Es gibt ja auch einen Grund, warum aus der Oberliga Hamburg mittlerweile kaum noch jemand aufsteigen will. Die Barrieren werden immer höher, die Auflagen, Reisekosten, was für abstruse Auflagen für die Stadien du dahaben musst. Das ist ja teilweise wirklich vollkommen gaga.“ (B3: Abs. 65). Dagegen wird aber auch thematisiert, dass die erhöhten Kosten ein generelles Problem des Systems sind und sich das nicht nur besonders auf die unteren Ligen auswirkt. „Also bei uns habe ich 114 9 Handlungsfelder im deutschen Profifußball auch manchmal das Gefühl, weil wir ja ganz lange in der 4. und 5. Liga gespielt haben. In der 4. Liga haben sie zu uns immer gesagt, das ist die Todesliga, wir müssen unbedingt in die 3. Liga kommen. Jetzt sind wir in der 3. Liga und dann ist es auch immer noch so eine Art Todesliga, so wird es immer wieder gesagt. Unsere finanzielle Situation hat sich auch nicht so viel verbessert und unser Investor muss auch immer Geld nachschießen.“ (C2: Abs. 16). Dadurch, dass in der höheren Liga auch immer mehr TV- Gelder winken, setzen Teams öfters auf einen schnellen Aufstieg, was vor allem auf manche Vereine in der 3. Liga zutrifft. „Also wie gesagt, bei uns heißt es immer wir müssen unbedingt in die 2. Liga, da winken mehr TV-Gelder, da können wir uns quasi sanieren, und völlig ausgeblendet wird aber, dass natürlich auch die Kosten damit steigen. […] damit [wird] das Risiko sehr groß, dass man sich da finanziell übernimmt, wenn es da nicht klappt.“ (C3: Abs. 17). Auch die Zusammensetzung der Ligen wurde von den Teilnehmern angesprochen, wobei sich vor allem aus der Diskussion mit Vertretern der 2. Bundesliga und der 3. Liga herausstellt, dass die Bundesliga für diese nicht mehr so attraktiv ist. „Dann sage ich subjektiv, die in der Bundesliga sollen machen, was sie wollen, ich spiele lieber in der 2. Liga im hinteren Drittel gegen einen HSV im [...] Stadion als in der Bundesliga in der Arena gegen Leipzig.“ (C3: Abs. 27). Das deckt sich auch stark mit einer anderen Aussage: „Weil also, ohne einzelnen Vereinen zu nahe treten zu wollen, aber wenn du die 1. Liga anguckst und wenn du die 2.Liga anguckst, dann ist glaube ich relativ klar, wo nächste Saison die vermeintlich interessantesten Spiele stattfinden. Also in der Bundesliga gibt es vielleicht noch fünf, sechs Vereine, die eine gewisse Fanbase haben und wie gesagt, ich möchte auch keinem Verein zu nahe treten, aber ich bin auch arrogant genug zu behaupten, dass jeder von uns [...] einen interessanteren Verein vertritt, als es vielleicht Hoffenheim oder Wolfsburg ist.“ (B3: Abs. 49). „Nein, aber Spaß beiseite, ich glaube schon, dass die DFL auch nächstes Jahr ein großes Problem haben wird und ich hatte jetzt mal irgendwie […] ausgerechnet, es wäre ja jetzt sogar theoretisch und praktisch 9.1 Entwicklung im Profifußball 115 möglich, wenn wir jetzt eine normale Saison hätten, dass die 2. Liga einen höheren Zuschauerschnitt hat als die Bundesliga.“ (B3: Abs. 53). Eine spannende Aussage dahingehend ist auch: „Und das Interessante ist meiner Meinung nach, wenn die 1. Liga tatsächlich so richtig scheiße besetzt ist, also aus Fan-Sicht bewertet natürlich, dass dann auch mal die DFL merkt, was Fans und Vereine mit Fans ausmacht. Wenn die merken, […] dass plötzlich bei der Sky Einzelspieloption kein Schwein mehr irgendwelche [Spiele] [...] guckt. Aber dafür gucken sie sich alle ein Spiel um die goldene Ananas in der 2. Liga an […].“ (B1: Abs. 54). Als weiteres Kernproblem wird die fehlende übergeordnete Instanz thematisiert. „Weil nichts anderes ist halt die DFL, eine Summe aus 36 und es gibt keine übergeordnete Instanz und bei jedem Verband ist das glaub’ das Problem, dass es diese übergeordnete Instanz nicht gibt, die quasi den Wettbewerb hüten will.“ Und „Niemand ist zuständig, niemand nimmt die Sache in die Hand und jeder verweist immer auf den anderen.“ (B2: Abs. 75). Auch der DFB wird durch folgende Aussage in die Pflicht genommen: „Und der DFB, der das eigentlich sein könnte, eine übergeordnete Instanz, hat halt einfach vor Jahren kapituliert und die Segel gestrichen und das ist auch total witzig, weil in den Diskussionen kriegst du immer zu hören, ja der DFB ist ja der größte Fachverband der Welt und vertritt so und so viel Millionen [Mitglieder]. Und wenn du dann wirklich mal fragst, wie sieht es denn aus DFB, [heißt es] also wir sind ja nur die 21 Landesverbände, die es irgendwie gibt und wir können gar nichts und wir managen auch nur die 3. Liga und das Schiedsrichterwesen und die Sportsgerichtbarkeit und bisschen Nationalmannschaft [...], aber ansonsten haben wir nichts damit zu tun und sind nicht zuständig.“ (B2: Abs. 75). Auch die Zuschauereinnahmen werden von den Vertretern angesprochen. „Die Vereine brauchen die Zuschauereinnahmen, die brauchen diese, weil es eine planbare Größe ist.“ (B3: Abs. 49). Hier besteht allerdings laut folgender Aussage die Möglichkeit, dass diese sich durch die Entwicklung im deutschen Profifußball 116 9 Handlungsfelder im deutschen Profifußball verringern könnten: „Die Zuschauerzahlen stagnieren, nicht weil schlechter Fußball gespielt wird und nicht, weil wir einen immer größer werdenden Anteil von anderen Spielern aus anderen Ländern haben. Im Gegenteil. Das stagniert deshalb, weil sie die Schnauze voll haben, weil eben Helene Fischer im Stadion singt in der Halbzeit, dass der Millionenschuss gemacht wird, die Ecke wird präsentiert von einer Apotheke [XY], die Verletzung alles sowas.“ (A2: Abs. 74).“ 9.2 Kommerzialisierung Als Hauptkritikpunkt an der Kommerzialisierung ließ sich aus den Diskussionen schnell die TV-Geldverteilung herauslesen. „Also wir brauchen glaub’ ich nicht darüber reden, dass die Verteilung der TV-Gelder der entscheidende Faktor ist, dass quasi auch diese finanzielle Ungleichheit nicht nur da ist, sondern auch immer größer wird.“ (C1: Abs. 38). Dabei wird kritisiert, dass die großen Vereine viel mehr Geld bekommen als die kleineren. „Wenn die Dicken immer mehr kriegen und die Kleinen […] immer am Tropf hängen, dann wirst du sportlich nicht auf Augenhöhe sein, dann ist der Fußball wieder verfälscht. Klare Sache für mich.“ (A2: Abs. 82). Die folgende Aussage zeigt aber auch teilweise Verständnis für die großen Teams: „Wahrscheinlich aus Sicht der Marktführer in der Bundesliga, sei es jetzt Bayern oder Dortmund, die sind da immer so bisschen zwiegespalten, weil die sagen natürlich einerseits soll die Bundesliga ein attraktives Produkt bleiben und andererseits wollen die natürlich international mithalten und in dem Spannungsfeld bewegen die sich so. Und bislang hat man immer den Eindruck gehabt, also es zählt nur, was international geschieht und dass es in der Bundesliga einen Serienmeister gibt, das wird irgendwie nicht so groß als Problem gesehen.“ (C3: Abs. 39). Vor allem für Absteiger aus der 2. Bundesliga ist der Einschnitt gewaltig. „Und TV-Geldverteilung ist halt schon krass, also alleine durch den Abstieg fehlen uns locker flockig zehn Millionen 9.2 Kommerzialisierung 117 im Etat, die einfach nur über die TV-Geldvergabe kommen.“ (B1: Abs. 85). Trotzdem profitieren die Absteiger aus der 2. Bundesliga noch vom DFL-Solidaritätstopf, der allerdings trotzdem als nicht zwingend notwendig erachtet wird. „Umgekehrt, wenn du dir das anguckst, jetzt ist glaube ich der TSV Havelse ist ja in die 3. Liga aufgestiegen, ich glaube die sind da mit 800.000 Euro, da haben die ungefähr ihren Saison-Etat in der Höhe und das bekommt man als Absteiger aus der 2. Liga einfach so mal hinterhergeschossen. Da stimmt ganz gewaltig was nicht, das kann man nicht anders sagen. Das ist ein riesiges Ungleichgewicht.“ (B1: Abs. 85).“ Insbesondere die Drittligateams leiden aber darunter, dass diese vom DFL-Medientopf nichts abbekommen. „Ja also, wenn man es mal rein vom Fernsehgeld ausmacht, ist natürlich die 2. Liga attraktiver und lukrativer, also die Schere ist schon relativ groß.“ (C1: Abs. 15). Dieser Umstand setzt bei vielen Teams offenbar die falschen Reize zum falschen Zeitpunkt. „Jetzt ist gerade Krise, jetzt ist gerade nirgendwo Geld da. Genau jetzt müssen wir ganz viel Geld in die Hand nehmen, damit wir jetzt sportlichen Erfolg haben, der dann wiederum mittelbis langfristig den wirtschaftlichen Erfolg garantiert. […] So kriegst immer bisschen mehr Geld, bist du sportlich immer bisschen besser dabei, kriegst du wieder bisschen mehr Geld und so weiter und so fort. Genau dieser Anreiz wurde gesetzt und sorry, das hat ja nichts mehr mit vernünftigem Wirtschaften zu tun.“ und „Aber ich komme doch nicht auf die Idee, genau jetzt noch mehr Geld mir reinzuholen, das ich gar nicht habe, um mehr Geld in der Zukunft eventuell erlösen zu können. Weil dann steigst du ja ein in so ein Rat-Race, wo es im Grunde kaum Gewinner geben kann.“ (B1: Abs. 69). Durch die ungleichberechtigte TV-Geldverteilung und den daraus resultierenden Anreizen wurde bereits deutlich, dass die Medien einen Einfluss auf den Fußball haben, welcher in den Gesprächen noch weiter ausdiskutiert wurde. „Also ich finde, der Einfluss der Medien ist definitiv sehr groß, auf alles was im Fußball passiert.“ (C1: Abs. 36). Diese Meinung wird an sich von allen Vertretern geäußert, sogar ein möglicher Einfluss auf die Politik wird durch folgende Aussage thematisiert: „Zum einen die Medien im Sinne 118 9 Handlungsfelder im deutschen Profifußball von denjenigen, die Übertragungsrechte am Fußball haben, da glaube ich, dass der Einfluss extrem hoch ist, weil das sind einfach die, die die meisten Einnahmen der Klubs generieren und wahrscheinlich glaube ich auch, dass der Einfluss der Medien auch in die politische Ebene hinein reicht. C2 hat es vorher gesagt, es musste dann damals zügig weiter gehen als es mit Corona gewesen ist. Also ich glaube schon, dass auf der bundesweiten Ebene der Einfluss sehr, sehr hoch war.“ (C1: Abs. 33).“ Dem Einfluss der Medien kann aber auch etwas Positives abgewonnen werden. „In Deutschland eigentlich genauso ähnlich und ich glaub’ schon, dass quasi durch die Medien versucht wird oder vielleicht immer noch der Fußball genau deswegen so populär ist, weil halt die Medien noch nach wie vor an diesem ganzen Konstrukt quasi auch mit partizipieren und für die das ja auch ein lukrativer Markt ist,“ (C1.: Abs. 36). Genau dieser lukrative Markt wird auch von einem anderen Teilnehmer angesprochen, der diesen nur deutlich kritischer sieht. „Die Medien sind ein Geschäftsmodell. Die Medien haben entdeckt, dass sie durch die Sendung vom Fußball immens viel Werbung verkaufen können. Und das ist ja die ganze Diskussion auch von internationaler Vermarktung und so weiter. Das macht sichtbar. Du bringst die Leute an das Fernsehgerät und damit ist es billigend in Kauf genommen worden, dass das Fernsehgeld den Sport zerstören darf.“ (B2: Abs. 89). Es wird deutlich, dass sich der Fußball durch die Medieneinnahmen eher an den Fernsehzuschauer richtet, was auch durch folgende Aussage nochmals begründet wird: „[…] naja, wenn man es mal ganz betriebswirtschaftlich offiziell betrachtet, dann hat man hier die paar Prozent, die ins Stadion gehen und dann hat man XY Millionen Fernsehzuschauer, die irgendwie erstmal in Deutschland sitzen. Plus nochmal die weltweite Vermarktung und noch mehr Millionen und damit ist der Fußball in Deutschland natürlich ein digitales Produkt und die Hauptzielgruppe sind die Zuschauer […], aber die Zuschauer am Fernseher.“ (B1: Abs. 48). Diese Entwicklung bringt aber auch Nachteile mit sich, vor allem für die unterklassigen Vereine. „So dann sind wir zwei Monate 9.2 Kommerzialisierung 119 später aufgestiegen und dann durften wir mal eben kurz in zwei Monaten Sommerpause Glasfaserleitungen am Stadion verlegen, damit Köln in Echtzeit sieht, ob der Ball jetzt drin war oder nicht drin war oder ob es Abseits war oder nicht Abseits war. Glasfaser mal eben so verlegen in dem Umfang ist jetzt auch nicht ganz billig, muss man sagen.“ (B1: Abs. 85). Durch ihr Engagement wollen die Medien aber auch erreichen, dass ihre Anforderungen umgesetzt werden, was sich in folgender sehr treffenden Aussage zeigt: „Und da sind so viele Kleinigkeiten wieder zusammengekommen, die am Ende ja zum weit überwiegenden Teil zurückzuführen sind auf Anforderungen der TV-Anstalten, die für den normalen Stadion-Fan überhaupt nichts bringen, die für den Fußball auch nichts bringen, […] nur es hat halt für den reinen Fußball im Stadion, und darum geht es ja der Runde glaub’ ich die wir hier zusammenhaben in erster Linie, für diesen Fußball bringt das alles gar nichts, aber trotzdem wird es verlangt von den Medienanstalten und damit sie es verlangen dürfen, buttern sie ordentlich Kohle rein und kaufen sich damit diese Rechte, was ich aus Sicht der Medienanstalten durchaus sogar verstehen kann.“ (B1: Abs. 85).“ Beim Thema Medieneinfluss beschränkten sich die Fan-Vertreter in den Diskussionen aber nicht nur auf die TV-Medien, sondern thematisierten ebenso auch die Printmedien. Auch für diese spielt der Fußball laut folgender Aussagen eine große Rolle: „Also ich glaube, wenn man allgemein den Fußball nimmt, dann weiß man ja, dass zum Beispiel für die BILD oder so die Bundesliga ganz ganz wichtig ist, einfach auch damit das Produkt läuft sozusagen. Also umso früher der Fußball wieder anfing nach Corona, umso besser sozusagen auch für die Medien, weil es halt ja ein wichtiger Selling-Point ist.“ und „Ich glaube es gibt Regionen, wo wirklich fast eine Symbiose ist zwischen Lokalzeitung und Verein, […] ich glaube, das hängt immer vom Standort ab, aber ich glaube dann um ja auf der größeren Ebene ist das einfach ein wichtiges Thema und sorgt dafür, dass es viel zu berichten gibt und ist glaube ich auch für den wirtschaftlichen Erfolg beider Seiten auch ganz wichtig .“ (C2: Abs. 32).“Dabei wurde aber nicht nur der Einfluss 120 9 Handlungsfelder im deutschen Profifußball der Printmedien auf die Fans thematisiert, sondern auch auf die Spieler und den Verein. „Aber du wirst immer merken, auch in anderen Zeitungen, da wird Lunte gelegt, da wird spekuliert, da wird vermutet, da werden Fragezeichen gesetzt, die im Kopf weiterdenken lassen. […]. Das macht auch mit den Spielern oder den Funktionären glaub’ ich was.“ und „Wenn du jeden Tag liest du bist ne Pfeife und du hast das Tor nicht geschossen oder hast doch Tor geschossen, aber ein Eigentor, dann macht das mit dir irgendwas. Und die Verantwortlichen kennen die Medien, aber sie spielen natürlich auch bewusst mit Emotionen.“ (A2: Abs. 91). Ein Punkt, bei dem sich alle Teilnehmer sehr schnell einig waren, ist die Erhaltung der 50+1-Regel im deutschen Profifußball. „Also 50+1 keine Kompromisse, es bleibt ein Fußball für die Menschen und nicht eine Spielwiese für Investoren.“ (A2: Abs. 114).“ Dabei kristallisierte sich aus den Diskussionen heraus, dass die Mitbestimmung der Mitglieder als sehr wichtig erachtet wird. „Also an sich absolut also ohne Einschränkung pro 50+1, das ist mein Verständnis von Fußball und auch vom Spitzenprofifußball muss und soll so organisiert sein, dass immer der Mitgliederwille irgendwie zählt.“ (C3: Abs. 44). Aber die Mitglieder werden auch in die Pflicht genommen, diese Mitbestimmung zu nutzen, was folgendes Zitat belegt: „Also wenn man wirklich zehn Prozent der Mitgliedschaft bewegt bekommt, überhaupt auf so eine Versammlung zu gehen, ist das ja trotzdem eigentlich ziemlich mau, dafür dass wir sagen, 50+1 ist unser großes Ding, das wir verteidigen müssen und um Mitgliederrechte und um Mitbestimmung kämpfen und dann sind dann halt, dass was in großen Vereinen, wie ich sag jetzt mal 1. FC Köln, mit irgendwie über 100 000 Mitgliedern (...), da sind dann halt 8000 Mitglieder bei so einer Mitgliederversammlung und dann fragt man sich halt schon, wie stellt man das eigentlich sicher, wie das, was uns wichtig ist, auch wirklich erhalten bleiben kann und haben vielleicht dann doch die Konsumisten einfach recht, die sagen, naja das mit der Mitgliederbestimmung und so weiter, das ist nett (...), aber am Ende geht es halt doch um den Konsum .“ (B2: Abs. 33). 9.2 Kommerzialisierung 121 Die Mitbestimmung kann aber für einige nicht weit genug gehen, was folgende Aussage zeigt: „[…], dass man quasi die Mitbestimmung und Mitgestaltung von Mitgliedern oder von überhaupt den Möglichkeiten für Mitglieder eröffnet, den Verein sozusagen mitzugestalten und eben über bestimmte Themenentscheidungen eben mitzuentscheiden. Weil 50+1 auf dem Papier sag ich mal konform der Regel wie halt sich das Kartellamt jetzt sich vielleicht vorstellt wie wir uns das als Fußballfans vorstellen, das ist halt zwar schön, aber das ist aus meiner Sicht nicht ausreichend, um eben halt vielleicht diesen fanpolitischen Einfluss und eben diesen Einfluss dahingehend zu stärken.“ (C1: Abs. 46). Doch oft sind die Fans dahingehend auch im Zwiespalt, was folgendes Zitat verdeutlicht: „Auf der einen Seite sagen die Leute, wir wollen Investoren haben und wir wollen aber auch noch mitreden und das geht ja irgendwie beides zusammen geht ja irgendwie nicht mehr.“ (B3: Abs. 105). Da sich bei den Diskussionen für den Erhalt von 50+1 stark gemacht wurde, geht damit die Ablehnung der Investoren und einer Ausgliederung Hand in Hand. „Und am Anfang ist ein Investor ganz toll, da kriegt man ganz viel Geld und dann geht es nach hinten los und dann stehst du halt vor einem Scherbenhaufen. Und es gibt ja mehr negative Beispiele aus der Bundesliga als positive Beispiele.“ (B3: Abs. 105). Die Ausgliederung alleine ist nicht automatisch gleichzusetzen mit Erfolg, sondern es kommt vor allem auf die handelnden Personen und den Umgang mit dem Geld an. „Den Leuten wird ja suggeriert, mit der Ausgliederung kommt das Allheilmittel, da kommen Millionen rein, du investierst in Spieler, die Spieler schlagen ein, du verkaufst sie dann teuer und dann ist alles toll und du stehst in zwei Tagen wieder auf dem Rathausmarkt. Aber auch da kommt es ja nicht auf das Geld an, sondern auf die Personen und den Leuten wird einfach Sand in die Augen gerieben. Man darf ja immer nicht vergessen, was man daraus erwirtschaftet.“ (B3: Abs. 105). Ein Punkt, über den ebenfalls diskutiert wurde, ist der Zeitpunkt der Ausgliederung, wobei sich herausstellte, dass es durchaus 122 9 Handlungsfelder im deutschen Profifußball auch Ausnahmen gibt. „Und die Bayern haben das auch in einem Moment gemacht, wo sie am erfolgreichsten waren. Wo es vielleicht sogar Sinn gemacht hat, das zu machen, weil man eben enorm viel Geld bekommen hat.“ (B3: Abs. 105). „Aber alle anderen [...] holen sich ja einen Investor rein in einer Phase, wo der Verein sowieso schon am Boden liegt, wo er intern zerstritten ist und wo dann das Geld knapp ist. Und dadurch ist das Ding von vorne bis hinten schonmal ist das einfach Russisch Roulette.“ (B3: Abs. 108). Wenn ein Verein das Geld wirklich dringend braucht, weiß das nämlich auch der mögliche Investor. „[…] du solltest nun mal nicht verkaufen in einer Situation, wo du auf das Geld angewiesen bist, denn auch die Käufer wissen im Zweifel, dass du jeden Cent brauchst. Und das führt nun mal automatisch dazu, dass du viel weniger Geld kriegst für das, was du anbietest, als dass du in anderen Situationen kriegen würdest. Das heißt, der Effekt, der eigentlich den Mitgliedern propagiert wird: Jetzt gibt es ganz viel Geld dafür und dann sind wir wieder erfolgreich, der verpufft ganz schnell.“ (B1: Abs. 106). Eine mögliche Alternative für Investoren, dem Verein zu helfen, wäre eine Sponsorenunterstützung, da dem Investorenmodell wenig bis gar keine Sympathie entgegengebracht wird, was folgende Aussagen deutlich machen: „Also ich würde gerne zu jedem Investor sagen: Werde halt nicht Investor, sondern werde Sponsor. Weil wenn du dem Verein was Gutes tun willst, dann unterstütze den. Und ein Investor hat nicht im Sinn, dem Verein vordergründig was Gutes zu tun, sondern ein Investment zu tätigen. Das heißt, er will irgendwann Rendite sehen. Und das tut ein Sponsor nicht“ und „So und ich weiß gar nicht, was ein Investor im Fußball verloren hat, ganz ernsthaft. Also das ist nur eine Geldbeschaffungsmaßnahme, die dir kurz über den Durst hilft und ansonsten gar nichts. […] Und jeder, der einen Investor reinholt, verschreibt seine Seele dem Teufel. Weil irgendwann bekommst du die Quittung.“ (B2: Abs. 107). Des Öfteren hört man aus den oberen Kreisen des deutschen Fußballs, dass die 50+1-Regel irgendwann fallen wird, um mit mehr 9.2 Kommerzialisierung 123 Geld international mithalten zu können. Doch ob das die Lösung ist, bezweifeln die teilnehmenden Fan-Vertreter. „[…] Manchester City hat gerade irgendwie gestern bekannt gegeben, sie wollen irgendeinen Abwehrspieler von England kaufen für 80 Millionen Euro. Da weiß ich nicht mal, wie der mit Vornamen heißt und da merkt man doch einfach, wie das alles aus den Fugen geraten ist. Und da kannst du noch zwanzigmal ausgliedern, das Geld kriegst du doch gar nicht rein, weil - es geht schneller hinten wieder raus, als es vorne reingekommen ist.“ (B3: Abs. 105). Viel lieber sollte das deutsche Modell erhalten bleiben und wertgeschätzt werden. „[…] diese hohe Aktivität an Mitgliedern, die Leidenschaft, die Unterstützung auch in schlechten Jahren, großer Zuschauerzuspruch, […] ich denke das ist auch das Potenzial, das eigentlich die Bundesliga hätte, womit man sich wirklich von anderen Ligen abgrenzen kann und das Deutschland als Fußballstandort eben ganz speziell macht, dieses Klubsystem oder dieses Vereinssystem und ja, das wird leider aus meiner Sicht geht das immer mehr verloren. Und ich glaube, andererseits ist es eigentlich eher eine Stärke wäre, mit der man sich noch positionieren könnte, auch im internationalen Vergleich, […].“ (C2: Abs. 52). Ein Punkt, der im Rahmen der Kommerzialisierung noch angesprochen wurde, ist die Gefahr, dass der Fußball sich immer mehr zu einem Event mit entsprechendem Publikum entwickeln könnte. „Da hab’‘ ich schon bisschen Bedenken ja. Also wenn wir Fans da keinen Einfluss mehr haben, wenn wir da und das alles so kommerziell weitergeht, glaube ich schon, dass es nur noch Eventveranstaltungen sind.“ (A1: Abs. 96). Wenn der Fan selbst nicht mehr wertgeschätzt wird, ist das Publikum für die Vereine nur noch für das Image wichtig. „Durch den Kommerz, dass du eben nur noch Mittel zum Zweck bist, fühlst du dich nur noch in das Stadion gezogen, damit du dein Geld dalässt, schön mit Klatschpappen, anfängst zu tanzen und dann gehst du wieder nach Hause.“ (A2: Abs. 126). 124 9 Handlungsfelder im deutschen Profifußball 9.3 Gesellschaftliche Verantwortung Auch beim Aspekt der gesellschaftlichen Verantwortung ist der Standpunkt der Teilnehmer eindeutig: „Ja, der Fußball übernimmt überhaupt keine gesellschaftliche Verantwortung.“ (B3: Abs. 115). Bei der gesamtgesellschaftlichen Betrachtung sollte der Fußball in den Augen der Fan-Vertreter aber eine wichtige Rolle einnehmen. „Das muss DFL [oder] DFB [als] sportliche Einrichtung, aber auch die Länder an sich ja also bewusst sein, was man für eine Verantwortung mit so einem Massensport wie Fußball hat.“ (A2: Abs. 128).“Es wird deutlich, dass die steigende gesellschaftliche Verantwortung auch mit der kommerziellen Entwicklung im Fußball zusammenhängt. „Ich glaube, gesamtgesellschaftlich ist es so, dass durch die Riesensummen, die im Fußball umgesetzt werden und auch das mediale Interesse, das ja allerspätestens seit 2006 extrem gestiegen ist, muss sich der Fußball auch eigentlich dem mehr stellen, durch mehr Präsenz bekommt man auch mehr Verantwortung.“ (C3: Abs. 56). Der Fußball hat offenbar aber ganz andere Prioritäten, wie diese Aussage zeigt: „[…] natürlich, du könntest doch transparent sein, du könntest doch nachhaltig und vernünftig alles machen, die Kohle ist doch da, aber du investierst sie halt lieber in den nächsten Berater, der dir einen Deal macht und so weiter.“ (B2: Abs. 120). Ein häufig angesprochener Punkt war auch das Thema Nachhaltigkeit, welche unmittelbar mit der gesellschaftlichen Verantwortung zusammenhängt. Auch hier kommt sofort wieder der Gedanke nach der Priorität im Fußballgeschäft auf. „Nachhaltigkeit kostet Geld und da ist die Frage innerhalb eines Fußballvereins, worauf legst du die Priorität? Investierst du lieber in Beine, die vielleicht schnell mal gebrochen sind oder gezerrt oder eben in alles, was irgendwie nachhaltig ist. Die allermeisten oder das Gesamtklima im deutschen Profifußball würde ich sagen, tendiert eher zu den Beinen.“ (B2: Abs. 125). Das deckt sich auch sehr stark mit folgender Aussage: „Nachhaltigkeit ist auch etwas, wo du Geld investieren musst, und das machen die Vereine meiner Meinung nach gerade überhaupt nicht.“ (B3: Abs. 124). Beispiele, dass 9.3 Gesellschaftliche Verantwortung 125 die Vereine nicht nachhaltig handeln, finden sich in diesen beiden Statements: „Aber die Vereine handeln halt auch überhaupt nicht so und ich finde das geht auch schon los, wenn du siehst, dass du (...) ich meine unser Lieblingsbeispiel: Von Freiburg nach Hamburg da fährt ein ICE, aber die Spieler fliegen lieber für zwei Stunden mit dem Privatjet und das ist auch alles nicht nachhaltig und das ist auch alles nicht ehrlich […].“ (B3: Abs. 124). „Wir machen auf der einen Seite eine eigene Marke mit Nachhaltigkeit und und und. Propagieren das auch. Machen aber auf der anderen Seite Fast Fashion. Das ist genau das, was du sagst, das passt ja nicht zusammen.“ (B3: Abs. 123). Dass das Thema Nachhaltigkeit in Zukunft die jungen Fans beeinflusst, wird durchaus als Problem betrachtet, allerdings werden auch die jungen Leute in die Pflicht genommen. „Dann sollen die jungen Leute oder generell, die, die Nachhaltigkeit erwarten, erst schlau machen, was macht denn mein Verein für mich, wo ich hinwill. Wie ist denn: eher nachhaltig oder eher nicht nachhaltig? “ (A2: Abs. 135) Die jungen Menschen sollen nämlich nicht nur fordern, sondern auch ihren Teil dazu beitragen. „Die Frage ist halt immer: Was erwartet der […] junge Mensch vom Verein und die zweite Frage ist, was kannst du denn auch beitragen dazu? Musst du halt alleine mit dem Auto kommen oder deine Kumpels auch mit dem dicken Mofa? Oder gehts vielleicht gemeinsam. Nutzt die Öffentlichen.“ (A2: Abs. 137). Als große Chance für die Vereine wird die Zusammenarbeit mit den Fans gesehen, um die Themen Nachhaltigkeit und Gesellschaft mehr in den Fokus zu rücken: „[…] da kann man ja perfekte Symbiosen herstellen, um da mit seinen Fans und Mitgliedern in die Gesellschaft hineinzuwirken und das ist eigentlich für mich auf jeden Fall ein Thema, denen sich die Fußballvereine […] eigentlich jetzt ab sofort schon stellen müssen oder eben vielleicht das, was sie tun, vielleicht noch zielgerichteter und noch mehr mit Fans machen, als sie es bisher schon tun. Wäre auf jeden Fall eine gute Ebene, um halt Fans und Vereine zusammenzubringen und da halt Projekte auch gemeinsam auf die Beine zu stellen.“ 126 9 Handlungsfelder im deutschen Profifußball (C1: Abs. 58). Denn für viele bringen sich die Vereine nicht genug in gesellschaftliche Themen und Projekte ein. „Und wer hat das operativ umgesetzt bei uns? Die zwei Fan-Beauftragten und unser Büroleiter, die drei Leute haben das gemacht. Und natürlich hat sich dann gerne die Marketingabteilung noch neben drangestellt und die Medienabteilung und hat da schöne Bilder von gemacht. Aber die Organisation und das Umsetzen, das waren alles die Fans. Und ich glaube, das ist in anderen Vereinen, ist das nicht groß anders.“ (B2: Abs. 120). Im Zuge der gesellschaftlichen Verantwortung wurde von den Teilnehmern auch das Thema um Robert Enke angesprochen und gleichzeitig eine fehlende Veränderung nach dem Vorfall kritisiert. „[…] ich mein‘ der Fall Robert Enke. Da kann man auch mal fragen, was hat eigentlich der Fußball danach gelernt? Nämlich genau gar nichts. Da wurden nette Reden gehalten, […] und davon ist ja nichts umgesetzt worden, sondern ganz im Gegenteil. Die Leute werden immer noch drangsaliert, werden diskreditiert, werden als ahnungslose Vollidioten, als hochbezahlte Spieler und sonstiges, ich mein‘ am Ende sind das auch nur Menschen, die in einem System sind, von dem sie profitieren können. Aber dass da der Fußball nicht einmal halbwegs eine Schutzwirkung eingenommen hat, da hat sich ja gar nichts geändert, einfach gar nichts. Weder auf der Tribünenseite noch auf Seiten der Vereine, Spieler oder Medien.“ (B3: Abs. 99). Ein anderer Teilnehmer macht daraufhin deutlich, dass sich das bis in das Nachwuchsleistungszentrum auswirkt: „Also mein jüngster Sohn hat einige Jahre Nachwuchsleistungszentrum hinter sich, […] und ich kann dir sagen, was pädagogische Arbeit angeht oder pädagogische Begleitung, das ist eine Vollkatastrophe, was da passiert.“ (B4: Abs. 100). Als Grund, wieso sich keine Veränderung einstellt, wird folgendes angegeben: „Wenn man nicht eine Kultur etabliert, in der das wirklich auch ein Thema ist und das wirklich lebt jeden Tag, dann kann ich einmal darüber reden und alle sind irgendwie betroffen und so weiter, aber es verändert nichts, es verankert sich nicht.“ (B2: Abs. 122). 9.3 Gesellschaftliche Verantwortung 127 Auch die Auswirkungen auf den Amateur- und Breitensport im Zuge der COVID-19-Pandemie war ein wichtiges Thema im Hinblick auf die gesellschaftliche Verantwortung. „Die Jungs konnten im Breitensportbereich bis hin in die zweite Liga, also in die Verbandsligen, kein einziges Training absolvieren, die Kommunen haben die Sportplätze zugemacht und so weiter. Und der DFB geht mit seinen Headlinern der Bundesliga Vollmarsch durch, ohne dass auch nur im Ansatz, noch nicht einmal für das Marketing, in irgendeiner Form eine Verantwortung für die jungen Leute übernommen wurde. Das ist eine Vollkatastrophe gewesen. Der Verband hat sich null für seine ursprüngliche Mitglieder, dem Amateursport, interessiert, null. Und das sind so viele Landesligisten, die dabei jetzt über die Wupper gegangen sind, die spielen alle nächstes Jahr Kreisliga A oder B.“ (B4: Abs. 119). „Ich hab’ gedacht, die dürfen Fußball spielen und den Kindern musst du erzählen, sie dürfen nicht auf ihren Fußballplatz, sie dürfen nicht trainieren, sie dürfen nicht spielen. Also für mich hat das dann schon, da hab’‘ ich auch gedacht, guck mal, nur weil da wieder das Geld da steckt das Geld dahinter, deswegen muss Fußball gespielt werden. Fand ich nicht so prickelnd.“ (A1: Abs. 150). Damit einher geht auch die Kritik für die Verantwortung gegenüber der Gesellschaft bei der Fortführung des deutschen Profifußballs während der Pandemie. „Also Verantwortung, wirklich Verantwortung für die Gesellschaft, natürlich der Fußball könnte das sein, der hätte sagen können zu Beginn der Corona-Pandemie, Leute wir haben eine Pandemie, wir kicken so lange nicht, bis wir alle safe sind. Weil, Fußball ist ein Spiel und die Leute, die richtig geil Kohle verdienen damit, die sind schon reich genug, […] Also dieser Hochsektor, der jetzt aber querfinanziert wird, quasi dadurch, dass das Fernsehgeld fließt, der hätte gut überleben können, auch ohne dieses Jahr. Und die, die eigentlich nicht überleben können, die hat man an das Messer geliefert. Die ganzen kleinen Vereine, die halt wirklich darauf angewiesen sind, die ganzen Dorfkneipen, […].“ (B2: Abs. 120) 128 9 Handlungsfelder im deutschen Profifußball 9.4 COVID-19-Pandemie Die COVID-19-Pandemie bot Anlass zu vielfältigen Diskussionen. Ein zentrales Thema war die Fortführung des Spielbetriebs. „Das war doch alles nur entlarvender Egoismus. Und diese Chance hat der Fußball verpasst und auf Jahrzehnte bei den Leuten, die ihn sowieso schon kritisch gesehen haben, komplett verkackt. Wenn ich ein großes Unternehmen hätte und genug Kohle hätte, ich würde Fußball nicht für mich sprechen lassen wollen im Moment.“ (B4: Abs. 143). Das deckt sich mit einer Aussage eines anderen Teilnehmers, der den Fußball während der COVID-19-Pandemie wie folgt beschreibt: „Mir fällt da nur noch ein Bild ein, so ein dicker, fetter Käfer, der auf seinem Rücken liegt und krabbelt. Und irgendwie wieder versucht, auf die Beine zu kommen. So hat sich für mich eigentlich der Profifußball in den letzten eineinhalb Jahren so dargestellt.“ (B2: Abs. 138). Dass der Fußball eher wirtschaftlich orientiert ist, hat sich laut diesem Zitat durch Corona erst recht bestätigt: „Da hat halt dann der Profifußball seine Maske fallen lassen und das, was von Fan- Seite schon seit Jahren, vielleicht sogar Jahrzehnten, ihm unterstellt wurde, nach dem Motto, euch geht es doch gar nicht um die Fans, sondern um die Kohle, das wurde noch nie so deutlich, wie beim Re-Start letztes Jahr. Scheiß doch drauf, ob jemand im Stadion ist, Hauptsache wir spielen, damit die TV-Kohle kommt. Punkt. Also wer jetzt noch nicht gecheckt hat, dass es im Fußball um Geld geht und dass die Verhandlungspartner auf Seiten von Vereinen und Verbänden einfach nur auf das Geld gucken und man sie dementsprechend kritisch sehen muss. Sorry, aber der hat das Spiel nicht verstanden und kann gehen.“ (B1: Abs. 137). Eine weitere Meinung unterstützt dabei diese Aussage, welche zusätzlich noch den fehlenden sozialen Gedanken ins Spiel bringt: „[…] also die Corona-Situation hat halt gezeigt, dass der Fußballbetrieb, vor allem in den ersten Ligen, wirklich rein wirtschaftlich getrieben ist und dass, wenn es rein soziales Gewissen gibt, das eigentlich immer aus der Fan-Szene kommt […]. Ja da geht es halt um das Überleben und dann ist das mit dem sozialen Gewissen 9.4 COVID-19-Pandemie 129 einfach auch mal scheißegal.“ (B2: Abs. 18). Dieser Umstand sorgt bei einigen Fans für eine zunehmende Entfremdung des deutschen Profifußballs. „[…] deswegen ist es schon so, dass die Entfremdung bei mir persönlich durch Corona an Fahrt aufgenommen hat, […].“ (C1: Abs. 9). Durch den fehlenden sozialen Gedanken, welcher gerade schon einmal thematisiert wurde, hat der Profifußball für die Fan-Vertreter die Vorbildfunktion für die Gesellschaft nicht eingenommen. „Aber ich finde, dass der Fußball in der Corona-Phase nicht nur strukturell was verpasst hat, sondern der Fußball hat auch in der Corona-Phase es verpasst, in der Gesellschaft wieder ein bisschen als normal anzukommen.“ (B3: Abs. 115). Der Fußball hätte diese Chance nutzen sollen, vor allem vor dem Hintergrund der Sonderrolle, die ihm zugeteilt wurde. „Der Fußball hat es in erster Linie nicht geschafft, seine Wirksamkeit zu nutzen und als Vorbild, wenn er denn schon mit dieser Ausnahme in die Medien gehen kann und wahrgenommen wird, hätte er ein großes Vorbild sein können für viele junge Menschen. Wie man Pandemiebestimmungen, Verantwortung nach außen tragen kann, aber jede Kuh hat mehr Disziplin gehabt wie eine Mannschaft von erwachsenen Profifußball[spielern]. [...] Mit wirklichen Maßnahmen hätte man wirklich nach außen hin eine Verantwortung [zeigen] können und beispielshaft für junge Menschen da sein können und davon ist nichts umgesetzt worden.“ (B4: Abs. 143). Ein vorbildliches Verhalten hätten sich die Fan-Vertreter nicht nur vom Fußball generell, sondern auch von den Vereinen und ihren Verantwortlichen im Besonderen gewünscht. „Ich glaube, wenn jetzt mal nur auf die Corona-Situation guckt und was [es] letztes Jahr [für] Demutsbekundungen gab - noch am Anfang vom 1. Lockdown - von wegen was sich jetzt ändern muss […] und wenn man sich dann wieder anschaut, wie sich der Fußball danach verhalten hat, als es wieder los ging jetzt zum Beispiel die Bayern die Reise […] wie sich bei diesem Trip wie sich die Führungsriege von der Realität der meisten Menschen entfremdet hat.“ (C2: Abs. 8). Neben den Vereinsbossen und dem Management werden vor al- 130 9 Handlungsfelder im deutschen Profifußball lem die Spieler kritisiert, gerade auch wegen der kommunizierten Verzichte auf Gehaltsbestandteile: „Guck mal die Kurzarbeit in den Geschäftsstellen an. Das ist eine Katastrophe. Und was haben sie uns verkauft? Die Spieler hätten auf Gehälter verzichtet von so und so viel Prozent. Hinterher kommt raus, dass das Einzige was die Spieler gemacht haben ist letztlich eine Anleihe genommen beziehungsweise eine Wertschöpfungskette nach hinten unterschrieben, da hat keiner großartig verzichtet, das ist alles Hohn.“ (B4: Abs. 66). Das deckt sich auch mit den Erfahrungen aus einem anderen Verein, wie folgendes Zitat belegt: „Bei uns hieß es damals irgendwie auch Mannschaft, Trainerteam, Geschäftsführung verzichten auf Teile ihres Gehalts. Punkt. Jegliche Nachfrage dazu wie viel, noch gar nicht mal in Zahlen, sondern nur um eine Vorstellung zu kriegen, wurde komplett abgeschmettert. Da gab es nirgendwo Informationen darüber, nicht mal im Aufsichtsrat beispielsweise, weil selbst da der Geschäftsführer einen Kniff gefunden hat, dass er da eben nicht darüber berichten musste, also so viel zu Solidarität und Verzicht und so.“ (B2: Abs. 67). Auch auf die Sonderrolle, die der Fußball durch die Fortsetzung in der COVID-19-Pandemie vorerst genießen durfte, wurde noch einmal separat eingegangen. „Also ich hab’ schon noch wahrgenommen auch von Menschen, die jetzt sozusagen nicht so fußballaffin sind, die natürlich schon auch die Frage gestellt haben, warum dürfen jetzt in der Corona-Zeit quasi die Fußballer Fußball spielen und das und dies. Oder auch wenn jetzt Fans teilweise wieder ins Stadion können, und warum darf das die Kultur nicht oder warum oder bis zuletzt halt warum musste die Kultur halt länger warten, dass halt schon der Fußball durchaus da im Fokus steht.“ (C1: Abs. 58). Allerdings gilt es zu beachten, dass sich hinter dem Verein nicht nur die Spieler an sich stecken. „Betrachtungsweise ne, die einen werden sagen Sauerei, die Milliardäre wieder und die, die im Verein arbeitet oder der den Bus fährt sagt sich Gott sei Dank.“ (A2: Abs. 151). Daraus ergibt sich auch eine Begründung für die Sonderrolle: „Also das ist natürlich ein Wirtschaftsunternehmen, ne? Amateurvereine in der 7. Liga, da hän- 9.4 COVID-19-Pandemie 131 gen nicht unbedingt Arbeitsplätze dran. Das ist ein Hobby.“ Allerdings zeigt sich auch aus den Gesprächen, dass es hier keine einheitliche Meinung geben kann, wie dieses Zitat zeigt: „[…] aber ich glaub’, auf jeden Fall hatte der Fußball eine Sonderstellung. Und ja ich glaube die Meinung war gespalten, also ich glaube, es gab viele Leute, die gesagt haben, toll dass endlich wieder irgendwas läuft, aber natürlich auch kritische Stimmen […] aus der Kultur, wo dann das Verständnis irgendwie fehlt.“ (C2: Abs. 62). Ein wichtiges Thema waren auch die veränderten Fan-Treffen und deren Auswirkungen. „Also ich denke auch, dass Covid uns da einiges genommen hat. Gerade diese Zusammengehörigkeit, diese ganze Fan-Zusammengehörigkeit.“ (A2: Abs. 40). „[…] es ist halt viel online passiert, was natürlich auch aus sozialen Gesichtspunkten her was anderes ist, als wenn man sich am Spieltag dann am Stadion trifft und so ein paar Sachen mal bespricht und austauscht.“ (C1: Abs. 9). Es wird deutlich, dass die Online-Treffen keine echte Alternative zu den Präsenztreffen darstellen und dadurch auch die Fan-Arbeit darunter leidet. „Das war halt nicht so einfach sozusagen entsprechend Veranstaltungen durchzuführen, die man dann halt in Präsenz gemacht hat. Es gab halt die Alternative online, was hier und da mal gut funktioniert hat, aber wir haben lokal auch viele Veranstaltungen, die sich einfach online nicht umsetzen lassen, was so gerade das Thema Vereinsleben angeht. […]. Wobei ich sage, wenn ich jetzt mich mit Freunden mit Fans treffen kann und mit denen ein Bier trinken kann und dabei locker mal ein paar Sachen bereden kann, hat das einen anderen Spaßeffekt emotional, als wenn man sich quasi dann irgendwie gefühlt dann an Rechner setzt. […] Hat natürlich so ein Stück weit auch dazu geführt, dass vielleicht das ein oder andere Thema vielleicht nicht so von Fan-Seite aus mal in die Waagschale geworfen wurde, als es vielleicht im Stadion der Fall gewesen wäre.“ (C1: Abs. 73). Ein Punkt, in dem sich alle Teilnehmer einig sind, ist der bisherige ausbleibende Stadionbesuch während der Pandemie, obwohl alle Fan-Vertreter über eine Dauerkarte verfügen. „Und ja ich bin auf 132 9 Handlungsfelder im deutschen Profifußball jeden Fall immer regelmäßig ins Stadion gegangen, aber wirklich seit dem ersten Lockdown auch nicht mehr und auch als wir eine Teilzulassung hatten, war von der aktiven Fan-Szene auch niemand im Stadion von unserer Seite.“ (C2: Abs. 2). Dabei ist der Grund aber meistens nicht das fehlende Interesse, sondern die inakzeptablen Bedingungen. „Ansonsten tatsächlich auch mein Entschluss, in das Stadion gehe ich erst auch wenn ich jetzt die Dauerkarte nächste Woche ordern werde wie immer, aber in das Stadion tatsächlich erst wieder, wenn Barrierefreiheit für alle da ist, weil unter Pandemiebedingungen lehne ich diese Art von Großveranstaltungen inklusive sämtliche Ausnahmeregelungen ab.“ (B4: Abs. 10). Unterschiede zeigen sich dagegen in der Spielverfolgung während der COVID-19-Pandemie. Für die einen war es gar keine Frage, die Spiele des eigenen Vereins weiterhin zu verfolgen. „Natürlich habe ich jedes Spiel, was ich irgendwie sehen konnte, irgendwo geguckt auf irgendwelchen Kanälen wie auch immer. Dafür bin ich persönlich viel zu viel Vollblut-[Fan].“ (A2: Abs. 168). Für die anderen waren die Umstände einfach zu fremd. „[…] wenn ich nicht mehr sehen kann, was der Unterschied zwischen A-Klasse und Bundesliga ist oder Champions League, weil das drumherum einfach genau dasselbe ist. […] Ja also viele Leute waren einfach wandern, die haben es nicht im Fernsehen geguckt und ich muss tatsächlich auch von mir sagen, […], bei mir war irgendwann der Punkt (...) ich hab’‘ dann irgendwann ausgemacht.“ (B2: Abs. 138). Selbst besonders emotionale Momente änderten daran nichts. „Ne, aber es ist mir scheißegal, es ist mir einfach scheißegal. Ich hab’‘ die Spiele nicht verfolgt, ab und an hab’‘ ich vielleicht Fan- Radio angemacht, aber selbst das auch nicht immer. […] Es gab noch nie einen Abstieg, der mich weniger interessiert hat, mit Abstand.“ (B1: Abs. 142). Ein Grund für die geringere Spielverfolgung war auch das Desinteresse am TV-Erlebnis, wie diese Behauptung zeigt: „Das Fußballerlebnis, also auch das TV-Erlebnis ja das war für mich nicht besonders attraktiv. Es gab hin und wieder auch mal ein gutes Spiel, wo man gerne das irgendwie mit Freude geschaut hat, aber das war sehr überschaubar für mich persönlich 9.4 COVID-19-Pandemie 133 und ja hab’‘ das definitiv insgesamt weniger verfolgt.“ (C2: Abs. 66). Auch die Emotionen bei der Spielverfolgung unterscheiden sich ein wenig. Besonders die beiden Fan-Vertreter aus der Bundesliga verfolgten alle Spiele und waren auch immer mit einer großen Emotionalität dabei. „Also ja (...) nicht so wie im Stadion, ich bin aber auch schon aus meinem Höckerchen rausgesprungen und hab’ geschimpft und geflucht.“ (A2: Abs. 175). Die Fan-Vertreter der 2. Bundesliga haben die Spiele so gut wie nicht verfolgt, sodass auch keine Rückschlüsse auf die Emotionalität gezogen werden können. Die Fan-Vertreter der Vereine aus der 3. Liga haben die Spiele meistens verfolgt, allerdings mit einer deutlich geringeren Emotionalität. „Es ist natürlich schon ein klarer Unterschied natürlich zum Stadionerlebnis auch was die Emotion angeht. Klar, man ballt mal die Faust und schreit vielleicht mal kurz und sagt, ja geil Tor irgendwie, aber dass man da irgendwie voll aus sich rausgeht […] das war dann relativ schnell weg diese Emotion, weil man sich dann wieder anderen Dingen gewidmet hat.“ (C1: Abs. 77). Die größte Diskussion bei diesem Themenblock kam auf, als es um die Fan-Rückkehr in die Stadien ging. Die einen erwarten dabei keine gravierenden Unterschiede. „Aber die Fans, die sind da, also ich nehme mal an, wenn die Fans wieder alle reindürfen, wird die Hütte bei uns jedes Mal trotzdem voll sein.“ (A1: Abs. 22). Die anderen sehen das etwas skeptischer. „Weil ich glaube nämlich, dass der Fußball nicht den Boom mehr haben wird, wie er ihn mal hatte. […] ich glaube ja natürlich die ersten Spiele werde sicherlich gut besucht sein, aber ich glaube, wir werden einen schnellen Downfall finden.“ (B3: Abs. 49). Einerseits werden die Zuschauer es nicht abwarten können, wieder das Stadion betreten zu dürfen. „Und ja ich glaube das schon, dass es für viele ein Sehnsuchtsort ist wieder zurückzukommen, gar nicht mal so sehr wegen dem grünen Rasen, sondern einfach wegen der Gemeinschaft, die sie halt nicht haben konnten.“ (B2: Abs. 168). Andere lehnen dagegen persönlich den Stadionbesuch 134 9 Handlungsfelder im deutschen Profifußball unter den Corona-Bedingungen ab. „[…] also ich hab’‘ für mich selber definiert, dass ich erst dann wieder dann [...] Fußball im Stadion verfolge, wenn es wieder so ist wie früher. Also sprich keine Gäste-Fans verboten, Alkohol erlaubt, Sitzreglementierung, Abstände und so weiter also wirklich wie früher.“ (B1: Abs. 8). Aber auch die Abkehr vom Fußball wird bei vielen eine Rolle spielen. „Also es gibt auch bei uns in der wirklich aktiven Szene Leute, die auch gesagt haben, ja sie haben jetzt gemerkt, dass es doch auch noch was anderes gibt außer Fußball. Ich glaube, das geht ganz vielen so. Das könnte auch noch ein Problem glaub’ ich insgesamt werden, was die Zuschauerzahlen betrifft für viele Vereine, dass es da Verluste gibt.“ (C2: Abs. 64). Die folgende Aussage zeigt aber, dass dies von Fan-Szene zu Fan-Szene unterschiedlich ist: „[…] generell bei uns in der Fan-Landschaft hab’‘ ich den Eindruck, dass da eigentlich keine großen Einschränkungen oder ein Rückgang irgendwie vom Interesse da ist.“ (C3: Abs. 79). Es könnte auch ein langer Schritt zurück zur Normalität werden, wie diese Aussage zeigt: „Ich möchte nicht wissen, was für Kämpfe wir da noch führen müssen, bis das alles wieder unter normalen Umständen zurückkommt, weil ich glaube, dass die Situation für viele sehr, sehr lieb ist, so wie sie aktuell ist. Wenig Störer, wenig Nerverei, wenig Ordner.“ (B3: Abs. 41). Es gibt nämlich auch Parteien, denen die aktuelle Situation durchaus gefällt. „[...] auf der einen Seite hast du dann reine Eventkonsorten, nach dem Motto: alle Fußballfans sind Krawallos, und auf der anderen Seite hast du dann DFL & Co. […] Da hast du schonmal zwei ziemlich einflussreiche Parteien, die dafür sind, dass wir weiterhin Zoom-Sitzungen machen, aber uns nicht am Spieltag die Hand schütteln können.“ (B1: Abs. 174). Die Rückkehr der Fans generell vorherzusagen ist dahingehend überaus schwierig. „Aber diese Müdigkeit im Fußball, da kommen ganz viele Sachen zusammen. Das ist jetzt nicht nur seit Corona, sondern das ist die allgemeine Entwicklung im Fußball. Und ich glaube, das hat sich bei vielen Leuten schon nochmal in den letzten eineinhalb Jahren [gezeigt]. [...] Und es ist ganz schwer zu 9.4 COVID-19-Pandemie 135 sagen, wer da alles wieder zurückkommt.“ (C2: Abs. 64). Auch eine andere Meinung geht in dieselbe Richtung: „Puh ja also ich muss sagen, ich bin echt mega gespannt, sowohl lokal als auch bundesweit dann mal einen Überblick zu erhalten, inwieweit dann sozusagen bei Fan-Rückkehr ins Stadion erstens das Interesse noch gegeben ist, ob es quasi genauso wie vorher ist oder ob tatsächlich sag ich mal spürbar weniger Fans in das Stadion kommen. Also auch vielleicht von verschiedenen Klientels, also das bezieh‘ ich eigentlich auf die Fan-Szenen an sich. Aber auch insgesamt Familien oder was auch immer - ich bin wirklich mega gespannt, ich will da auch noch gar keine Prognose wagen, weil ich trau‘ es mir einfach nicht zu. Ich halte es sowohl in die eine wie auch in die andere Richtung für möglich.“ (C1: Abs. 83). Aber es wird nicht nur über die generelle Rückkehr diskutiert, sondern auch über die Umstände, die diese eventuell mit sich bringt. „[…] ebenso die Maßnahmen wie personalisierte Tickets, Alkoholverbot. Da sehe ich auch bissel die Gefahr, dass man das durch die Hintertür jetzt versucht zu etablieren und dann auch dauerhaft über Corona hinaus und glaube, da wird es sicherlich gerade in den aktiven Fan-Szenen Leute geben, die das sehr skeptisch sehen.“ (B3: Abs. 81). Gerade das sind eben jene Themen, über die die Fans schon lange vor Corona mühsam diskutiert haben. „ […] dass man quasi da auch wieder in dem Bezug einen Schritt zurückgeht, was halt so Fan-Rechte angeht. Dass man sich wieder um Themen kümmern muss, wo man eigentlich dachte, die hat man hinter sich.“ (C1: Abs. 83). Besonders kritisch wird dabei ein mögliches Gäste-Fan-Verbot gesehen. „Aber diese Rückkehr der Gäste-Fans in das Stadion ist halt für mich ein elementares Thema, weil es gibt keine Reiseverbote in Deutschland, wir lassen jetzt 20.000 Leute in die Stadien, 18.000 oder 25.000 oder 30.000 und über Gäste-Fans redet gar keiner, wobei es nicht mal ein Reiseverbot gibt.“ (B3: Abs. 170). Der Grund, dass die Gäste- Fans ausgeschlossen werden aufgrund der erhöhten Reisetätigkeit, wird mit folgendem Gegenbeispiel allerdings ausgehebelt: „Jemand wie ich ist ja das beste Beispiel. Ich wohne 200 Kilometer 136 9 Handlungsfelder im deutschen Profifußball entfernt von meinem Lieblingsverein. Aber wenn mein Lieblingsverein ein Heimspiel hat [gehe ich hin]. [Gäste-Fans] kriegen gar nicht erst eine Karte mit der Begründung, die würden ja dann 200 Kilometer durch Deutschland fahren und da in das Stadion gehen und das ginge ja nicht wegen Corona.“ (B1: Abs. 171). Dass die COVID-19-Pandemie im Besonderen zu nachhaltigen Veränderungen im Fußballgeschäft führen wird, bezweifeln die Fan-Vertreter. „[…] meiner Meinung nach hat der Fußball […] die Corona-Phase eindeutig verpennt, mal für eine nachhaltige Änderung des Ganzen zu sorgen. Ich glaube, man hat eine große Chance vergeben in ganz vielerlei Hinsicht. Man hat gemerkt, dass vieles nur Plattitüden sind. Dass vieles nur oberflächlich genannt wird, vielleicht aus Marketinggründen. Aber so das Interesse an einer nachhaltigen Änderung des Fußballs eigentlich überhaupt nicht da ist.“ und „Also das ist zumindest so mein Resümee aus vielen Gesprächen, aus dem wie sich auch die Vereine entwickeln und das war schon vor Corona schwierig und jetzt mit Corona hat es sich nicht gebessert. Wobei der Fußball ja eigentlich sich ändern müsste, oder er müsste sich zwingend ändern. Aber so bisschen den Glauben daran habe ich, ehrlich gesagt, verloren.“ (B3: Abs. 14). Auch der Aspekt der Kommerzialisierung in Verbindung mit der Pandemie wird thematisiert. „[…] und ich damit rechne und glaube, dass dieser Kampf der Kulturen halt Kommerz gegen Fan- Kultur sich vermutlich noch stärker nach Corona, wenn es dann wieder ins Stadion geht, […] nochmal verstärken wird. Ich rechne damit, dass so Protestformen oder zumindest die Kritik an diesem ganzen Kommerz […] nochmal aufkeimen wird. Inwieweit sich das dann langfristig irgendwo in konkrete Verbesserung ergeben wird, da bin ich mittlerweile auch eher skeptisch.“ und „Ich glaube aber, dass die Kommerzialisierung coronabedingt nochmal ein Stück weit Fahrt aufnimmt, weil jetzt viele Vereine ums Überleben kämpfen und solange das jetzt nicht irgendwie von oben politisch wie auch immer reguliert wird durch eine Behörde, glaube ich, dass die finanziellen Auswüchse oder das Streben nach mehr 9.4 COVID-19-Pandemie 137 Geld nach mehr finanziellen Mitteln sich quasi nochmal verstärken wird.“ (C1: Abs. 9). Eine mögliche Änderung durch Corona liegt vor allem auch in den Händen der großen Vereine. „[…] ich glaub’‘, dass sich da nicht groß was ändern wird und ich glaub’‘ auch insgesamt, dass die großen Vereine nicht das wirkliche Interesse daran haben, was zu ändern.“ (C3: Abs. 87). Die Rückbesinnung des Fußballs, von der einige zu Beginn der COVID-19-Pandemie geredet haben, wird nach der Auffassung der Fan-Vertreter eher nicht eintreten. „Also durch coronabedingt die große Rückbesinnung, die man immer vermutet hatte, im Profifußball eintritt, ich glaub’‘ es nicht. Ich glaub’‘, die Mechanismen bleiben letztlich die gleichen. […] Ich glaube, dass im Wesentlichen alles so bleibt, wie es ist.“ (C3: Abs. 87).“ Allerdings gibt es auch einen möglichen Lichtblick: „Ich glaube nicht, dass der Fußball so in diesen Boom zurückkommt, so wie es vor Corona mal war und darin sehe ich auch eine große Chance, weil der Fußball wird auch uns irgendwann wieder brauchen.“ (B3: Abs. 49). Abgesehen von den Änderungen, welche durch die COVID-19- Pandemie direkt verursacht werden, wurde am Ende jeder Diskussion auch über die nötigen Änderungen im deutschen Profifußball diskutiert, deren Ergebnisse hier noch vorgestellt werden. Dass sich etwas ändern muss, wurde von allen Fan-Vertretern eindeutig bekräftigt. „Es muss sich ganz viel ändern, was sich alles ändern muss ist tausendfach niedergeschrieben.“ (B2: Abs. 180). Dabei kam eindeutig heraus, dass eine Veränderung nur über die Fans gelingen kann. „Und diese Entfremdung oder diese Kommerzialisierung befürchte ich auch, solange niemand dieser Maschinerie Einhalt gebietet. Das geht nur über uns Fans.“ (A2: Abs. 97). „[…] du kannst nur in diesem Sinne etwas ändern, wenn du in die entscheidenden Positionen kommst. Fan-Vertreter im Aufsichtsrat ist da immer so ein Stichwort oder wenn du eben, wie du es gerade schon ausgeführt hast, ich sag mal so in der zweiten Reihe innerhalb der Administrationen der Vereine die passenden Posten besetzt, da ist es egal, ob es um das Marketing geht, um die Vermarktung geht oder ob es um das Ticketing geht oder so, aber dass du einfach sukzessive die Leute hinkriegst, die eigentlich von 138 9 Handlungsfelder im deutschen Profifußball der Tribüne kommen und wissen, wie Fußball funktioniert.“ (B1: Abs. 76). Auch eine andere Aussage zielt in dieselbe Richtung ab. „[…] realistisch sehe ich aber nur eine Veränderungschance, wenn Menschen auf Entscheidungspositionen kommen, die ungefähr so ticken wie wir. Die müssen auch gar nicht genau meine Meinung haben […], aber zumindest irgendwie in die Richtung tendieren. Denn das ist so meine Erfahrung aus knapp zehn Jahren Fan-Interessenvertretung, du kannst noch so viel Politik und Lobbyarbeit betreiben. Die, die am Ende die Unterschrift daruntersetzen müssen, die müssen von dir überzeugt sein und die sind meistens von vielen anderen Einflüssen deutlich mehr geprägt als von dem Einfluss der Fans.“ (B1: Abs. 185). Auch das Verhältnis zwischen Fans und Vereinen wird angesprochen. „Aufeinander zugehen, miteinander arbeiten, Kompromissbereitschaft zeigen und den Fan nicht nur als Vehikel der Kassenfüllung zu betrachten.“ (A2: Abs. 206). Doch die Fan-Vertreter sind auch schon lange genug dabei, um zu wissen, dass eine Veränderung schwierig wird. „Aber wer lange schon im aktiven Umfeld unterwegs ist, der weiß, dass ja dieses nach wie vor noch so ein Kampf gegen Windmühlen ist und man eher so ein Platzhalterwettbewerb hat, also dass man eben Dinge versucht zu erhalten und zu bewahren. Dass es eben gar nicht darum geht, irgendwie einen Schritt nach vorne zu gehen, sondern keinen Schritt mehr zurück.“ (C1: Abs. 88). Für richtige nachhaltige Veränderungen gibt es womöglich zu differenzierte Interessen seitens der verschiedenen Bezugsgruppen. „Und von daher ich glaube, wenn sich der Fußball ändern müsste, dann müsste man eigentlich wirklich auf allen Ebenen sowohl bei den Vereinen, Spielern, Beratern, es gibt halt einfach so viel Themen, die irgendwie aus Fan-Sicht ja falsch laufen und gelaufen sind in den letzten Jahren, wie man sich das gewünscht hat. Aber das sind so viele Dinge, die sich da ändern müssten und so viele Interessensgruppen, die auf Dinge verzichten müssen und die eben gerade auch auf der Entscheidungsebene sitzen und warum 9.4 COVID-19-Pandemie 139 sollen die dann gegen sich entscheiden, wenn sie ja davon profitieren.“ (C1: Abs. 88). Damit sich etwas ändert, muss ja manchmal leider erst etwas Negatives passieren. Genauso ein Szenario beschreibt die folgende Aussage: „Also ich persönlich glaube, dass der Fußball sich nur dann verändern wird, wenn es zum großen Knall kommt und der große Knall heißt, irgendein Verein geht vor die Hunde, und zwar wirklich vor die Hunde. Und damit meine ich jetzt nicht den KFC Uerdingen, sondern irgendein größerer bedeutender Verein kriegt einfach den Kollaps, kriegt es nicht mehr hin.“ (B3: Abs. 183). Sollte sich nichts ändern, wird aber in Zukunft wohl alles beim Alten bleiben. „Der Fußball wird ganz schnell in alte Verhaltensmuster zurückfallen. Und das wird glaube ich, das merkt man ja, der Mensch ist ein Gewohnheitstier und Corona, wenn das vorbei ist irgendwann mal und alles ist wieder normal, dann werden wir die gleichen Diskussionen, die gleichen Gefechte werden wir wieder führen. Es wird die gleichen Diskussionen geben.“ (B4: Abs. 155). Wie lange die Fans das noch mitmachen werden, ist wohl eher individuell ausgeprägt. „Aber ansonsten glaube ich geht es so weiter wie bisher und man muss sich dann quasi als Fan mit bestimmten Dingen arrangieren und jeder hat da seine eigene subjektive Grenze, die er dann sozusagen überschreitet oder wo er sagt, bis hierhin und nicht weiter und so wird es mir wahrscheinlich auch irgendwann gehen.“ (C1: Abs. 88). 10 Was kann der Fußball daraus lernen? Wenn man die Aussagen der Teilnehmer aus den Gruppendiskussionen interpretiert, kann man zusammenfassend sagen, dass das Bild, das der deutsche Profifußball in den letzten Jahren abgegeben hat, nicht nur positiv ist. Das hat vielerlei Gründe, aber die einheitliche Meinung zieht sich auch durch die drei Profi-Ligen hindurch. Obwohl schon vor der Pandemie bekannt, hat COVID- 19, wie in anderen gesellschaftlichen Bereichen auch, als Katalysator gewirkt, und es wurde deutlich, wie stark sich der Fußball in den letzten Jahren profitorientiert entwickelt hat. Darunter leidet die Identifikation der Fans mit dem Fußball generell und dem eigenen Verein im Besonderen. Diesen Wandel zu stoppen wird zunehmend schwieriger, da die Fans durch die Entwicklungen immer weniger direkten Einfluss auf den Verein haben. Mittlerweile haben sich auch einige auf den Standpunkt zurückgezogen, dass mit dem Erhalt des Ist-Zustandes zufrieden sein muss und es eher darum geht, weitere Verschlechterungen aus Fan-Perspektive zu verhindern. Ein sehr interessanter Aspekt, der aus den Diskussionen herausgearbeitet werden konnte, ist die Tatsache, dass für die Fans nicht unbedingt sein muss, dass die eigene Mannschaft in der höchsten Spielklasse vertreten ist. Auch wenn man sportlich gesehen immer mehr erreichen möchte, fühlen sich z.B. die Fan-Vertreter aus der 3. Liga sehr wohl, da sie den Begleiterscheinungen der DFL- Ligen nicht in dem Maße ausgesetzt sind. Man kann daraus ableiten, dass es den Fans um einen ehrlichen Fußball und eine authentische Repräsentation des Sports geht. Einige Vertreter wünschen sich eine Art elitäre erste Liga, mit all den Vereinen, die besonders profitgetrieben sind oder über keine große Tradition und/ oder Fanbase verfügen. Im Normalfall muss es für Fans und Verein immer das Ziel sein, das Maximale zu erreichen, doch hier scheint es mittlerweile teilweise zu einer Umkehr gekommen zu sein. Bereits nach Ende der vergangenen Saison wurde darüber gesprochen, dass die 2. Bundesliga in der Saison 2021/ 22 die viel attrak- 144 10 Was kann der Fußball daraus lernen? tivere Liga im Vergleich zur Bundesliga ist, was hauptsächlich auf die vielen Traditionsteams zurückzuführen ist, die meistens auch eine große Fanbase besitzen. In der Diskussion wurde das ebenfalls bestätigt und sogar noch ausgeführt. Und erst wenn die Bundesliga deutlich schlechter als die 2. Bundesliga besetzt ist, würde die DFL insgesamt merken, was die Fans für den Fußball bedeuten. Das Produkt Bundesliga scheint somit für einige Fans immer unattraktiver zu werden. Diese Saturierungstendenzen werden in der Zukunft spannend zu beobachten sein. Die Frage wird sein, an was man die Attraktivität der Liga misst. Sind es nur zählbare Kennzahlen wie Anzahl der Ticketverkäufe, Stadionauslastung oder Einschaltquoten? Es hat sich in der Diskussion gezeigt, dass die richtigen Fans ihren Verein vor Ort unterstützen wollen und suchen den Austausch mit Gleichgesinnten. Dieser Kontakt kann nicht virtualisiert werden, sondern muss zwischen Menschen stattfinden. Dies stellt auch die wichtige Basis dar, um die Interessen der Fans aktiv im Stadion und in Gremien zu vertreten, zu dem ja offensichtlich die Fan-Vertreter bereit wären. Also auch aktiv Verantwortung zu übernehmen und sich im Sinne des Vereins und der Fan-Interessen einzubringen. Ein Problemfeld in der Zukunft sind sicherlich die wirtschaftlichen Unterschiede in den drei Profi-Ligen. Vor allem der Unterschied zwischen der 2. Bundesliga und der 3. Liga wurde als problematisch betrachtet, wodurch sich als Folge einige Drittliga- Teams wirtschaftlich übernehmen, um in die attraktivere und besser bezahlte 2. Bundesliga aufzusteigen. Interessant ist dabei, dass die Herausforderungen für die Vereine häufig darin bestehen, die Anforderungen und die Auflagen in der 2. Bundesliga zu erfüllen. Zudem sind höhere Reisekosten nicht zu vernachlässigen. In den drei Profi-Ligen ist der Unterschied trotzdem hauptsächlich auf die Mediengelder bzw. deren Verteilmechanismus zurückzuführen, und daher wird die Spanne zwischen der 2. Bundesliga und der 3. Liga kritischer gesehen als die Spanne zwischen der Bundesliga und der 2. Bundesliga. TV-Gelder als entscheidendes Problem identifiziert Die Gelder durch die Medienanstalten werden allgemein als Hauptgrund dafür angesehen, dass im deutschen Profifußball in den letzten Jahren immer mehr Geld in den Umlauf gekommen ist. Diese Gelder werden aber nicht für nachhaltiges Wirtschaften benutzt, sondern direkt in die Spielergehälter oder neue Transfers investiert. Dabei ist durch die Gespräche klar geworden, dass die TV-Geldverteilung ein zentrales Problem im aktuellen Fußballgeschäft ist. Dadurch entstand in den vergangenen Jahren ein finanzielles Ungleichgewicht. Manche Vereine wurden dabei immer größer und wohlhabender, andere kommen gerade so über die Runden und haben auch wenig Spielraum, um nachhaltig zu wirtschaften, da der kurzfristige sportliche Erfolg und der Klassenerhalt im Fokus stehen. Der Unterschied ist sowohl zwischen den drei einzelnen Ligen, aber auch innerhalb der Ligen zwischen den Vereinen gegeben. Vor allem Vereine, die von Auf- und Abstieg betroffen sind, haben mit dieser Situation zu kämpfen. Diese Verteilung in naher Zukunft zu ändern, wird allerdings ein eher schwieriges Projekt werden, da ein Teil der Vereine, die bislang von diesem Verteilmechanismus profitiert haben, auf einen Teil verzichten müssten und selbst dadurch in eine schwierige Situation kommen, nicht mehr im internationalen Fußball wettbewerbsfähig zu sein. Die TV-Gelder an sich bringen auch die Gefahr mit sich, in den Führungsetagen als kurzfristige Ziele im Vordergrund zu stehen. Es gibt Vereine, die selbst in einer wirtschaftlichen Krise noch Geld ausgeben und sich verschulden, um sportlich erfolgreicher zu sein, und sich somit eine Option auf mehr Erlöse aus TV-Geldern zu sichern. Damit kann das System der Verteilung der TV-Gelder mit als Ursache für ein nicht nachhaltiges Wirtschaften im deutschen Profifußballgeschäft angesehen werden. Dass die Medien somit einen großen Einfluss auf den Fußball haben, wird dadurch mehr als deutlich. Damit einher geht auch die Gefahr, dass der Fußball in Zukunft ein immer digitaleres Produkt und stark auf den Fernsehzuschauer ausgerichtet wird, und die Stadiongänger zweitrangig 10 Was kann der Fußball daraus lernen? 145 146 10 Was kann der Fußball daraus lernen? werden. So hat Sky beispielsweise versucht, während der Übertragung von Geisterspielen Fan-Gesänge aus der Retorte dem Audiosignal beizumischen, um die Stadionatmosphäre auch ohne Zuschauer in die Wohnzimmer zu bekommen. Für ein Medienhaus werden die Vor-Ort-Zuschauer daher im Grunde weniger wichtig, denn der Auftrag besteht ja darin, den Fußball als Entertainment- Event zu vermarkten. Da Sky als Medienhaus lediglich für die Unterhaltung der Zuschauer da ist, sind Fans im Stadion daher nicht zwingend notwendig. Dieses Szenario könnte ein Vorgeschmack sein auf das, was in Zukunft noch folgen könnte. 50+1-Regel ist unverhandelbar In der 50+1-Regel gibt es eine klare Meinung unter den Fan-Vertretern: Die 50+1-Regel soll unter allen Umständen erhalten bleiben, um den Investorenanteil im Profifußball weiterhin begrenzen zu können. Eine Auflösung dieser Regel bedeutet für die Mitglieder eines Vereines auch eine weitere Schwächung der Mitgliederrechte, zumindest im Bereich der dann ausgelagerten Profifußballabteilung. Allerdings zeigt sich hier der Unterschied zwischen dem Wunsch zur aktiven Mitwirkung und dem tatsächlichen Verhalten. Am deutlichsten wird dies in den Besucherzahlen auf der jährlichen Mitgliederversammlung. Es ist häufig nur ein Bruchteil der Vereinsmitglieder bei den Jahreshauptversammlungen anwesend. Um den Anteil der Mitglieder bei Jahreshauptversammlungen zu erhöhen, wird in den Vereinen immer wieder auch über die Einführung der Fernabstimmung diskutiert. Gerade Corona hat die Diskussion neu entfacht, da innerhalb weniger Wochen viele Dinge digitalisiert worden sind. Auch wenn vereinsrechtlich an dieser Stelle noch einige Fragen juristisch zu klären sind, gibt es über die Möglichkeit einer virtuellen Teilnahme an Mitgliederversammlungen unterschiedliche Meinungen. Es wurde zwar in der Diskussionsrunde nicht explizit thematisiert, aber es ist bekannt, dass ein Teil der Mitglieder darauf besteht, Mitgliederrechte nur in einer Präsenzveranstaltung wahrnehmen zu können. Weitere Argumente sind mögliche Manipulationen oder instabile EDV-Komponenten. Meistens scheitern Satzungsänderungen zu Fernabstimmungen am notwendigen Quorum zur Satzungsänderung. Ein Vorteil wäre jedoch, denjenigen Mitgliedern, die z.B. eine lange Anreise haben, die Teilnahme zu ermöglichen. Vor allem bei Vereinen mit mehreren 10.000 Mitgliedern wäre die Durchführung einer Präsenzveranstaltung, an der alle Mitglieder persönlich erscheinen würden, auch kaum realisierbar. Die Fan-Vertreter stehen der Kommerzialisierung durch Ausgliederung sehr skeptisch gegenüber, da es aus der Fan-Perspektive mehr negative als positive Beispiele gibt. Geld, das durch die Ausgliederung in die Kassen gespült wird, ist oftmals nur eine kurzfristige Entlastung, da die Fußballvereine bislang wenig Wert auf nachhaltiges Wirtschaften gelegt haben. Viele Vereine gehen die Ausgliederung auch von Anfang an völlig falsch an und hoffen, dass ein möglicher Investor eine Art Rettungsanker zu sein, da eine Ausgliederung oft in einer Phase initiiert wird, in der ein Verein wirtschaftlich nicht stabil ist. Das hat zur Folge, dass Vereine ihre Anteile unter Wert verkaufen müssen, da ja auch die möglichen Anteilseigner über die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des Vereins informiert sind und gerade auch Investoren selbst eine Strategie verfolgen. Eine Ausgliederung wäre auf alle Fälle sinnvoller, wenn der Verein sich in einer stabilen wirtschaftlichen Lage befindet und darüber hinaus auch erfolgreich ist. Im deutschen Profifußballgeschäft ist das bisher allerdings noch eher die Ausnahme. Um aber gewisse Grenzen nicht zu überschreiten ist die 50+1-Regel gerade für die Fans von Bedeutung. Nach deren Meinung könnte das Modell in Europa sogar eine Besonderheit darstellen, denn alle anderen Top-Ligen in Europa haben diese Regel nicht in ihren Statuten verankert. Dort kann also ein Investor die Mehrheit der Stimmenanteile eines Vereins kaufen und ist dann der Besitzer des Klubs. Somit werden Vereine zum Spielball von Spekulationen und Kapital. Am Ende wäre aber die in Deutschland vorhandene Struktur des Vereinssystems stark gefährdet. 10 Was kann der Fußball daraus lernen? 147 148 10 Was kann der Fußball daraus lernen? Gesellschaftliche Verantwortung noch mehr in den Fokus rücken Durch die Diskussionen hat sich gezeigt, dass der deutsche Profifußball seiner gesellschaftlichen Verantwortung aktuell nicht nachkommt. Die Verantwortlichen sollten sich mehr der Wirkung und der Symbolik ihres Handels bewusst sein. Der Fußball besitzt eine enorme Reichweite und Strahlkraft, eine gesellschaftliche Verantwortung vor allem in einem priorisierten System, ist unabdingbar. Der Fußball setzt sich zu wenig für Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Projekte ein, für beide Themen sind nach wie vor eher die Fans verantwortlich. Kritisiert wird des Öfteren die fehlende Bereitschaft von Seiten des Vereins, sich an den Projekten engagiert zu beteiligen und für Veränderungen zu sorgen. Viele Vereine sind aktuell noch nicht bereit, Geld für solche Dinge in die Hand zu nehmen, es zählt weiterhin mehr der sportliche Erfolg. In der COVID-19-Pandemie hat der Profifußball eine Vorbildfunktion sogar gleich zweimal verpasst. Zum einen, als es um die Sonderrolle des Fußballs und die Fortführung der Ligen ging, und später dann auch durch das Verhalten der Spieler und Verantwortlichen trotz dieser Sonderrolle. Dem Profifußball wird der Vorwurf gemacht, er habe ohne Rücksicht auf die Gesellschaft, auf die Pandemielage und auf die Auswirkungen auf den Breiten- und Amateursport die Fortsetzung des Spielbetriebs durchdrücken wollen. Denn vor allem die kleinen Vereine haben sehr darunter gelitten und um ihre Existenz gebangt. Um diese hat sich der DFB nur nachranging gekümmert. Wenn man den deutschen Profifußball aber aufgrund seiner Entwicklung eher als richtigen Wirtschaftszweig betrachtet, ist eine Fortführung dagegen schon eher nachvollziehbar. Außerdem besteht der Beruf des Fußballspielers ja im Fußball Spielen, und auch während der Lockdown- Phasen durften die Menschen ja ihren Berufen nachgehen. Im Amateurbereich haben die Spieler außerdem noch einen anderen Beruf; der Fußball ist nicht die Haupteinnahmequelle. Allerdings wird auch das Verhalten während der Spielfortsetzung als nicht vorbildlich empfunden. Die Spieler jubeln ohne Abstand, es werden internationale Spiele und Turniere durchgeführt und die Verantwortlichen tragen des Öfteren ihre Masken falsch. Alles in allem ist aus den Gesprächen herauszulesen, dass das Pandemie- Verhalten die Entfremdung in diesem Bereich vorangetrieben hat. Durch die COVID-19-Pandemie hat der deutsche Profifußball die Chance verpasst, sich wieder in ein besseres Licht zu rücken. Im Gegenteil, ihm wird nun noch mehr als zuvor vorgeworfen, lediglich geldgetrieben zu agieren. Da die Einnahmen im Vordergrund stehen, fühlen sich die Fans daher vernachlässigt. Die Corona- Saisons haben gezeigt, dass Fußball auch ohne die Fans geht, ganz egal, wem die Umstände in dieser Zeit besser gefallen haben und wem nicht. Der Fußball hat in dieser Zeit zuerst an das Geschäft und an das Überleben der Vereine gedacht. Die Kritik der Fans hat sich daher auch nicht nur auf die Fortsetzung an sich bezogen, sondern auf den Umstand, dass nach einigen Wochen nicht eingeplanter Spielpause der Wegfall der kalkulierten Einnahmen Vereine an den Rand einer Insolvenz treiben. Der Solidaritätsgedanke, den die Vereine zu Beginn der COVID- 19-Pandemie verkündet haben, ist in den Augen der Fan-Vertreter häufig eine leere Hülle geblieben, wie aus den Aussagen zu den Gehaltsverzichten zu entnehmen ist. Allerdings ist anzumerken, dass bei solchen Themen eine Informationstiefe fehlt und der Blick von außen durchaus verzerrt sein kann. Vieles wird, gerade im Fußball, öffentlich anders diskutiert, als es die tatsächlichen Fakten sind. Die Fans haben die Befürchtung, dass nachhaltige Veränderungen auch nach Corona nicht wirklich zu erwarten sind und dass sich der Fußball wieder genau dort einpendeln wird, wo er vor der Corona-Krise war. Auch ein in Zukunft nachhaltigeres Wirtschaften wird nicht unbedingt erwartet, obwohl die Pandemie gezeigt hat, wie schnell ein Verein damit Probleme bekommen kann. Die COVID-19-Pandemie spaltet viele Fußballfans, das wird auch bei der Spielverfolgung deutlich. Vor allem für die regelmäßigen Stadiongänger stellte die neue Situation eine Veränderung dar. 10 Was kann der Fußball daraus lernen? 149 150 10 Was kann der Fußball daraus lernen? Nicht wenige konnten sich mit dem TV-Erlebnis gar nicht anfreunden und verzichteten komplett auf die Spielverfolgung. Dieser Umstand hilft dem Fußball nicht, da dieser somit durch die COVID-19-Pandemie unattraktiver geworden ist. Dies bestätigt auch die Tatsache, dass Sieg und Niederlage teilweise weniger Emotionalität hervorgerufen haben. Wenn selbst ein Abstieg in der Corona-Saison einen Fan kalt lässt, ist die ein deutliches Zeichen einer Entfremdung. Die Vereine haben die Aufgabe, sich darüber Gedanken zu machen, wie sie diese Fans wieder zurückgewinnen können. Pauschalisieren kann man diesen Umstand selbstverständlich nicht, das ist auch in den Gesprächen mit den Fan-Vertretern deutlich geworden, da es auch Teilnehmer gab, die alle Spiele verfolgt haben und dabei auch keinen großen Rückgang an Emotionalität bemerkt haben. Letzteres trifft vor allem auf die beiden Fan-Vertreter der Bundesliga zu. Die Fan-Vertreter der 2. Bundesliga dagegen verfolgten so gut wie keine Spiele des Vereins während Corona. Die Fan-Vertreter der 3. Liga schauten die meisten Spiele an, stellten dabei aber einen deutlichen Rückgang an Emotionen fest. Situation im Sommer 2022 Während diese Zeilen geschrieben werden, ist es August in Deutschland, und die Temperaturen sind seit Wochen hoch. CO- VID-19 scheint weit weg zu sein und eine Normalität hat wieder Einzug gehalten. Die Bundesliga-Saison hat ihren zweiten Spieltag absolviert und die Stadien sind wieder voll - das Spektakel kann weitergehen. Es existieren derzeit weder Abstandsregelungen noch Einschränkungen für Sport und Kultur. Was die Fußballwelt derzeit umtreibt, sind Transfergerüchte und wieder überzogene Marktwerte oder Forderungen von Fußballern, die Rekordgehälter verhandeln und ihre Wechsel medial inszenieren. Bleibt zu hoffen, dass sich die pandemische Lage im Herbst und Winter nicht wieder dramatisch verschlechtert und wieder über Geisterspiele nachgedacht werden muss. Allerdings steht der weltweite Fußball vor der nächsten großen Herausforderung: Die Fußball-WM in Katar. Es wird den Menschen schwer zu vermitteln sein, wenn aufgrund der geopolitischen Lage im Winter Energiesparmaßnahmen durchgeführt werden müssen und die Energiekosten sich spürbar für jeden Einzelnen verteuert haben, die Fußball-WM in einem Wüstenstaat ausgetragen wird und - damit die Spiele überhaupt stattfinden können - ganze Stadien mit einem enormen Energieaufwand heruntergekühlt werden müssen. Auch die Themen Menschenrechtsverletzungen oder Gleichberechtigung werden im Umfeld der WM sicherlich immer wieder angesprochen werden. Auch wenn dies kein ausschließliches Problem des deutschen Profifußballs ist, so bietet die nationale und internationale Fußballbühne die Möglichkeit, kritische Themen einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. 10 Was kann der Fußball daraus lernen? 151 Literaturverzeichnis Altheide, David L. (2016): Media Logic. In: Mazzoleni, Gianpietro (Hrsg.): The International Encyclopedia of Political Communication. Wiley Bertling, Christoph / Schierl, Thomas (2020): Sport und Medien. Wiesbaden: Springer VS Blank, Renate (2007): Gruppendiskussionsverfahren. In: Naderer, Gabriele/ Balzer, Eva (Hrsg.): Qualitative Marktforschung in Theorie und Praxis. Wiesbaden: Gabler Verlag, S. 279-302. Birkner, Thomas (2019): Medialisierung und Mediatisierung. (Konzepte, Bd. 18), 2. aktualisierte Auflage. 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Rassismus 27 Rentabilität 55 Risiken 55 Selbstfinanzierung 57 Spielertrag 57 Sponsoring 57 Sportübertragung 69 Ticketing 57 Toleranz 27 Tradition, fehlende 62 Transfererlöse 42, 58 Trikotvermarktung 57 TV-Gelder 71, 75, 145 TV-Verträge 76 Übertragungsrechte 73 UEFA 37 Verantwortung, gesellschaftliche 29, 124, 148 Vereinspolitik 89 Volkssport 33 Vorbildfunktion 28 Vormachtstellung im Sport 27 Werbung 57 Wettbewerbsverzerrung 76 Wirtschaftsunternehmen 24, 53 Zuschauerbindung 100 Zuschauerzahlen 38 uistik \ Literaturgeschichte \ Anglistik \ Bauwesen \ Fremdsprachendidaktik \ DaF \ Germanistik \ Literaturwissenschaft \ Rechtswissenschaft \ Historische Sprach uistik \ Literaturgeschichte \ Anglistik \ Bauwesen \ Fremdsprachendidaktik \ DaF \ Germanistik \ Literaturwissenschaft \ Rechtswissenschaft \ Historische Sprach senschaft \ Slawistik \ Skandinavistik \ BWL \ Wirtschaft \ Tourismus \ VWL \ Maschinenbau \ Politikwissenschaft \ Elektrotechnik \ Mathematik & Statistik senschaft \ Slawistik \ Skandinavistik \ BWL \ Wirtschaft \ Tourismus \ VWL \ Maschinenbau \ Politikwissenschaft \ Elektrotechnik \ Mathematik & Statistik schaft \ Slawistik \ Skandinavistik \ BWL \ Wirtschaft \ Tourismus \ VWL \ Maschinenbau \ Politikwissenschaft \ Elektrotechnik \ Mathematik & Stat te \ te \ \ M \ Management \ Altphilologie \ Sport \ Gesundheit \ Romanistik \ Theologie \ Kulturwissenschaften \ Soziologie \ Theaterwissenschaft \ Geschicht tik \ tik \ Spra Spraacherwerb \ Philosophie \ Medien- und Kommunikationswissenschaft \ Linguistik \ Literaturgeschichte \ Anglistik \ Bauwesen \ Fremdsprachendidakt mus mus DaF DaFF \ Germanistik \ Literaturwissenschaft \ Rechtswissenschaft \ Historische Sprachwissenschaft \ Slawistik \ Skandinavistik \ BWL \ Wirtschaft \ Tourism tik \ tik \ \ VW \ VW WL \ Maschinenbau \ Politikwissenschaft \ Elektrotechnik \ Mathematik & Statistik \ Management \ Altphilologie \ Sport \ Gesundheit \ Romanist haft haft Theo Theoologie \ Kulturwissenschaften \ Soziologie \ Theaterwissenschaft \ Geschichte \ Spracherwerb \ Philosophie \ Medien- und Kommunikationswissensc aft \ aft \ \ Li \ Linguistik \ Literaturgeschichte \ Anglistik \ Bauwesen \ Fremdsprachendidaktik \ DaF \ Germanistik \ Literaturwissenschaft \ Rechtswissenscha nik \ nik \ Hist Historische Sprachwissenschaft \ Slawistik \ Skandinavistik \ BWL \ Wirtschaft \ Tourismus \ VWL \ Maschinenbau \ Politikwissenschaft \ Elektrotechn sen sen Mat Mathematik & Statistik \ Management \ Altphilologie \ Sport \ Gesundheit \ Romanistik \ Theologie \ Kulturwissenschaften \ Soziologie \ Theaterwiss -aft \ aft \ scha schaaft Linguistik \ Literaturgeschichte \ Anglistik \ Bauwesen \ Fremdsprachendidaktik \ DaF \ Germanistik \ Literaturwissenschaft \ Rechtswissenscha nik \ nik \ Hist Historische Sprachwissenschaft \ Slawistik \ Skandinavistik \ BWL \ Wirtschaft \ Tourismus \ VWL \ Maschinenbau \ Politikwissenschaft \ Elektrotechn sen sen Mat Mathematik & Statistik \ Management \ Altphilologie \ Sport \ Gesundheit \ Romanistik \ Theologie \ Kulturwissenschaften \ Soziologie \ Theaterwiss -esen esen scha schaaft \ Geschichte \ Spracherwerb \ Philosophie \ Medien- und Kommunikationswissenschaft \ Linguistik \ Literaturgeschichte \ Anglistik \ Bauwe istik istik \ Fr \ Fremdsprachendidaktik \ DaF \ Germanistik \ Literaturwissenschaft \ Rechtswissenschaft \ Historische Sprachwissenschaft \ Slawistik \ Skandinav gie \ gie \ \ BW \ BW WL \ Wirtschaft \ Tourismus \ VWL \ Maschinenbau \ Politikwissenschaft \ Elektrotechnik \ Mathematik & Statistik \ Management \ Altphilolog Sport \ Gesundheit \ Romanistik \ Theologie \ Kulturwissenschaften \ Soziologie \ Theaterwissenschaft \ Geschichte \ Spracherwerb \ Philosophie \ Sport \ Gesundheit \ Romanistik \ Theologie \ Kulturwissenschaften \ Soziologie \ Theaterwissenschaft \ Geschichte \ Spracherwerb \ Philosophie \ \ \ \ g \ \ g \ \ \ p \ p rt \ Gesundheit \ Romanistik \ Theologie \ Kulturwissenschaften \ Soziologie \ Theaterwissenschaft \ Geschichte \ Spracherwerb \ Philosoph ien- und Kommunikationswissenschaft \ Linguistik \ Literaturgeschichte \ Anglistik \ Bauwesen \ Fremdsprachendidaktik \ DaF \ Germanistik \ Literaturwissensc ien- und Kommunikationswissenschaft \ Linguistik \ Literaturgeschichte \ Anglistik \ Bauwesen \ Fremdsprachendidaktik \ DaF \ Germanistik \ Literaturwissensc d Kommunikationswissenschaft \ Linguistik \ Literaturgeschichte \ Anglistik \ Bauwesen \ Fremdsprachendidaktik \ DaF \ Germanistik \ Literaturw BUCHTIPP Frank Daumann, Sebastian Faulstich Personalmanagement im Profifußball Spieler, Trainer und Mitarbeiter richtig entwickeln, binden und entlohnen 1. Auflage 2020, 346 Seiten €[D] 39,90 ISBN 978-3-7398-3056-8 e ISBN 978-3-7398-8056-3 BUCHTIPP Personalentscheidungen richtig treffen! Der Profifußball hat nicht nur in Deutschland, sondern in vielen Ländern eine große gesellschaftliche Bedeutung. Der sportliche Erfolg eines Profifußballklubs hängt national und international in hohem Maß von strategisch richtigen Personalentscheidungen ab, die sowohl Spieler, Trainer als auch Mitarbeiter betreffen. Frank Daumann und Sebastian Faulstich beleuchten deswegen die Besonderheiten des Personalmanagements in Profifußballklubs. Sie erläutern zunächst die wichtigsten Begriffe und Theorien des Personalmanagements und skizzieren das professionelle Klubmanagement. Darauf aufbauend setzen sie sich mit der Bedarfsplanung von Personal sowie der Personalbeschaffung im Profifußball auseinander. Zudem thematisieren sie die Handlungsfelder Personalentlohnung, -bindung, -entwicklung und -freisetzung. Das Buch zielt nicht nur darauf ab, einen Überblick über die Thematik Personalmanagement im Profifußball zu geben, sondern entwickelt auch Vorschläge, wie Trainer und Spieler sinnvoll entwickelt, gebunden und entlohnt werden sollten. Es ist deswegen gleichermaßen für Wissenschaft und Praxis sehr hilf- und aufschlussreich. UVK Verlag. Ein Unternehmen der Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 \ 72070 Tübingen \ Germany Tel. +49 (0)7071 9797 0 \ Fax +49 (0)7071 97 97 11 \ info@narr.de \ www.narr.de ISBN 978-3-7398-3209-8 Prof. Christof Seeger lehrt an der Hochschule der Medien in Stuttgart. Oliver Pfander forscht im Bereich Sportkommunikation an der Hochschule der Medien in Stuttgart. Was wäre die Welt nur ohne den Fußball? Fußball steht für Leidenschaft, Emotionen und Zusammenhalt. Der Fußball verbindet Woche für Woche Fans aller Couleur mit dem gemeinsamen Ziel, den Sieg der eigenen Mannschaft zu feiern. Die Autoren analysieren die aktuelle Situation im deutschen Profifußball. Bereits vor der Covid-19-Pandemie sorgte die voranschreitende Kommerzialisierung für viel Unmut und kontroverse Diskussionen unter zahlreichen Fangruppierungen. Viele sind der Meinung, im Fußball gehe es nur noch um das Geld. In diesem Buch werden nun Handlungsfelder auf allen Ebenen aufgezeigt, dieser Entfremdung entgegenzuwirken.