Verteilungsfragen

Wahrnehmung und Wissen von Reichtum in der Bundesrepublik (1960–1990)

Anne Kurr

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Anne Kurr, Verteilungsfragen (2022), Campus Frankfurt / New York, 60486 Frankfurt/Main, ISBN: 9783593451480

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Beschreibung / Abstract

Wann und wie setzten sich gesellschaftliche Akteure aus Politik, Medien und Wissenschaft in der Bundesrepublik Deutschland mit Reichtum und seiner gesellschaftlichen Verteilung auseinander? Welche Rolle spielte die (Nicht-)Wahrnehmung von Reichtum, der neben der wachsenden sozialen Ungleichheit zu den prägenden Erfahrungen unserer Gegenwart zählt, in der Durchsetzung der Demokratie und Marktwirtschaft? Anne Kurr fragt aus zeithistorischer Perspektive nach den Konjunkturen der Wissensproduktion zu Reichtum zwischen 1960 und 1990. Reichtum – so ihre These – wurde nur als Randthema in Verteilungsdebatten verhandelt, dennoch politisierte sich die Diskussion um ihn in den langen 1960er Jahren. Wer als reich galt und in wie fern sich Reichtum in wenigen Händen konzentrierte, blieb dabei umstritten. Die Skandalisierung einer Reichtumskonzentration nahm in den 1970er Jahren infolge der Wirkmächtigkeit marktliberaler Konzepte ab und gewann erst nach der »Wiedervereinigung« wieder an Fahrt.

Beschreibung

Anne Kurr war wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Hamburg und assoziiert an der Forschungsstelle für Zeitgeschichte; sie arbeitet als freie Kuratorin und Autorin.

Inhaltsverzeichnis

  • BEGINN
  • Inhalt
  • 1. Einleitung
  • 1.1 Ausgangspunkt und Fragestellung
  • 1.2 Reichtum ist relational und umstritten. Ein wahrnehmungs† und wissensgeschichtlicher Zugang
  • 1.3 Aufbau der Arbeit
  • 2. Verteilungsfragen. Neue Perspektiven auf Reichtum im wirtschaftlichen Aufschwung seit Mitte der 1950er Jahre
  • 2.1 Vermögenskonzentration als Problem. Veränderte Wahrnehmung der Verteilung
  • 2.2 Über Reichtum sprechen heißt über die soziale Ordnung sprechen
  • 2.3 Konsens als Lösung? Politischer Umgang mit Verteilungsfragen
  • 2.4 Zwischenfazit. Moralisierung und Einhegung
  • 3. Vermessung von Reichtum in Wissenschaft und Politik der 1960er Jahre
  • 3.1 1.566 Millionäre? Das Unwissen der Bundesregierung
  • 3.2 Wissensproduktion. Wirtschaftswissenschaftliche Studien zur Vermögensverteilung
  • 3.3 Umstrittenes Wissen. Fehlende Statistik als politisches Argument
  • 3.4 Die »1,7 Prozent und ihr Produktivvermögen«. Politisierungspotential von Reichtum
  • 3.5 Zwischenfazit. Ökonomische Konstrukte und verfestigte Wahrnehmung von Reichtum
  • 4. Reiche im Blick der Medien. Pluralisierung der Wahrnehmung in den langen 1960er Jahren
  • 4.1 Kontinuitäten von Reichtum. Fragen nach Macht und Schichtzugehörigkeit
  • 4.2 Soziale Aufstiege? Neue Reiche in den Massenmedien
  • 4.3 Der Lebensstil der Reichen. Exklusiv und ungerecht?
  • 4.4 Erwartungen an Reiche. Soziales Engagement und demokratische Teilhabe
  • 4.5 Zwischenfazit. Reichtum im Spannungsfeld von Medialisierung und Politisierung
  • 5. Ungerechter Reichtum. Politisierung und Skandalisierung in der Öffentlichkeit (1967 bis 1973/74)
  • 5.1 Verschiebung der Wahrnehmung 1967–1970
  • 5.2 Politisches Handeln (1969/70)
  • 5.3 Konflikte und Aushandlungsprozesse (1970–74)
  • 5.4 Zwischenfazit. Enttäuschte Erwartungen und Grenzen staatlichen Handelns
  • 6. Akzeptanz der Ungleichheit? Verschiebung von Reichtumsdiskursen »nach dem Boom«
  • 6.1 Reichtum als Investitionskapital. Der Rückzug des Staates aus der Vermögensverteilung (1974 bis zu Beginn der 1980er Jahre)
  • 6.2 Abgebrochene Vermessung? Reichtumsverteilung verschwindet aus der politischen Problemwahrnehmung
  • 6.3 Der Reichtum von allen, der Reichtum von Einzelnen. Veränderte Wahrnehmungen von Reichtum und Verteilung seit Ende der 1970er Jahre
  • 6.4 Ausblick. Sichtbarer Reichtum und Wahrnehmung einer sozialen Polarisierung/wiederaufkommende Kritik an der Konzentration von Reichtum
  • 7. Fazit
  • Dank
  • Anhang
  • Abkürzungen
  • Abbildungen
  • Tabellen
  • Quellen und Literatur

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