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Jakob Frohschammer: Ausgewählte Vorlesungshandschriften zur Philosophie- und Theologiegeschichte

2020
978-3-7720-5743-4
A. Francke Verlag 
Raimund Lachner
Jakob Frohschammer

Dieser Band bietet die kritische Edition der Vorlesungshandschriften des Theologie- und späteren Philosophieprofessors Jakob Frohschammer (1821-1893) "Geschichte der griechisch-römischen Philosophie", "Geschichte der Philosophie des Mittelalters", "Über die Auferstehungslehre des Origenes" sowie "Über die Philosophie Spinozas". Er ist mit einer Einleitung und ausführlichen Registern versehen. Die Edition macht der wissenschaftlichen Öffentlichkeit bedeutende Quellentexte zugänglich und eröffnet die Möglichkeit zu weiteren Forschungen.

Ausgewählte Vorlesungshandschriften zur Philosophie- und Theologiegeschichte Jakob Frohschammer Nachgelassene Schriften Band 3 Mit textkritischem Apparat sowie Namen- und Sachregister Editorisch bearbeitet, eingeleitet und herausgegeben von Raimund Lachner Jakob Frohschammer Ausgewählte Vorlesungshandschriften zur Philosophie- und Theologiegeschichte Nachgelassene Schriften Band 3 Mit textkritischem Apparat sowie Namen- und Sachregister Editorisch bearbeitet, eingeleitet und herausgegeben von Raimund Lachner www.fsc.org MIX Papier aus verantwortungsvollen Quellen FSC ® C083411 ® Umschlagabbildung: Porträt Jakob Frohschammer aus: Adolf Hinrichsen (Hg.), Jakob Frohschammer. Eine Autobiographie, Berlin 1888. Textauszug aus: Jakob Frohschammer, Vorlesungshandschrift „Geschichte der Philosophie des Mittelalters“ (Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München, Signatur: 4° Cod. ms. 917b (2c, fol. 20r). Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http: / / dnb.dnb.de abrufbar. © 2020 · Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 · D-72070 Tübingen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Internet: www.narr.de eMail: info@narr.de CPI books GmbH, Leck ISBN 978-3-7720-8743-1 (Print) ISBN 978-3-7720-5743-4 (ePDF) V Inhalt Vorwort ........................................................................................................................ 1 A. E INLEITUNG .................................................................................................... 3 I. Theologische und philosophische Lehrveranstaltungen Frohschammers an der Theologischen Fakultät (1850-1856) und an der Philosophischen Fakultät (1856-1893) der Universität München............................................. 8 II. Beschreibung der Vorlesungshandschriften „Geschichte der Griechischrömisch[en] Philosophie“, „Geschichte der Philosophie des Mittelalters“ mit dem Anhang „Ueber die Auferstehungslehre des Origenes“ und „Ueber die Philosophie Spinoza’s“............................................................... 11 III. Editionskriterien ........................................................................................... 18 B. I. J AKOB F ROHSCHAMMER : G ESCHICHTE DER G RIECHISCH - RÖMISCH [ EN ] P HILOSOPHIE Inhalt............................................................................................................. 21 Text mit kritischem Apparat......................................................................... 25 II. J AKOB F ROHSCHAMMER : G ESCHICHTE DER P HILOSOPHIE DES M ITTELALTERS Inhalt........................................................................................................... 373 Text mit kritischem Apparat....................................................................... 377 III. J AKOB F ROHSCHAMMER : U EBER DIE A UFERSTEHUNGSLEHRE DES O RIGENES Text mit kritischem Apparat....................................................................... 595 IV. J AKOB F ROHSCHAMMER : U EBER DIE P HILOSOPHIE S PINOZA ’ S Inhalt........................................................................................................... 605 Text mit kritischem Apparat....................................................................... 607 C. A NHANG ..................................................................................................... 667 I. Namenregister............................................................................................. 667 II. Sachregister ................................................................................................ 676 1 Vorwort Der vorliegende dritte Band der textkritischen Edition der Nachgelassenen Schriften des Münchener Theologie- und späteren Philosophieprofessors Jakob Frohschammer (1821-1893) enthält die drei philosophiegeschichtlichen Vorlesungshandschriften „Geschichte der Griechisch-römisch[en] Philosophie“, „Geschichte der Philosophie des Mittelalters“ mit dem theologischen, speziell dogmengeschichtlichen Anhang „Ueber die Auferstehungslehre des Origenes“ sowie „Ueber die Philosophie Spinoza’s“. Alle Autographen entstammen dem im Besitz der Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München befindlichen wissenschaftlichen Nachlass Frohschammers 1 . Das Werk bietet die gesamten Textbestände einschließlich sämtlicher Korrekturen, Texteinfügungen und Randbemerkungen und ist mit einem alle genannten Autographen umfassenden ausführlichen Namen- und Sachregister ausgestattet. Wie der erste Band zur „Religionsphilosophie“ 2 und der zweite zur „Metaphysik“ 3 will auch dieser dritte Band als Beitrag zur Erforschung des philosophischen und theologischen Denkens Frohschammers und darüber hinaus der Philosophie- und der Theologiegeschichte sowie der allgemeinen Geistesgeschichte des 19. Jahrhunderts verstanden werden. Aufgrund der textkritischen Aufarbeitung, die auch einen Einblick in die Arbeits- und Schreibgewohnheiten Frohschammers gewährt, bietet er eine verlässliche Textgrundlage für weiterführende Forschungen. Im Zuge der Erarbeitung dieses Werkes durfte ich wieder auf die tatkräftige Unterstützung anderer zurückgreifen. Zuerst darf ich erneut die Abteilung Altes Buch der Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München, besonders Dr. Cornelia Töpelmann und Irene Friedl, stellvertretend für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Abteilung nennen, die mir unkompliziert die Arbeit an den Handschriften ermöglicht haben. Sodann seien mein wissenschaftlicher Mitarbeiter in den Jahren 2010 bis 2012 Dr. Denis Schmelter und meine wissenschaftliche Mitarbeiterin in den Jahren 2010 bis 2013 Dr. Ulrike Röhl erwähnt, die sich engagiert in die Erforschung einzelner Manuskripte eingearbeitet und Rohtranskriptionen einzelner Textabschnitte erstellt haben. Beim konzentrierten und akribischen Überprüfen der Korrekturen haben mich in den verschiedenen Phasen der Forschungsarbeit die studentischen Mitarbeiterinnen Dorothee Herwing, Jennifer Jakubowski, Isabell Steinbrück, Eileen Küthe, Jonas Breuer, Sara Schomaker und Anne Keßeler zuverlässig unterstützt. Die 1 Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München / Nachlass Frohschammer (= 4° Cod. ms. 917). 2 F ROHSCHAMMER , J AKOB , Religionsphilosophie. Mit textkritischem Apparat sowie Namen- und Sachregister. Editorisch bearbeitet, eingeleitet und herausgegeben von R AIMUND L ACHNER (Jakob Frohschammer, Nachgelassene Schriften, Bd. 1), Tübingen 2009. 3 F ROHSCHAMMER , J AKOB , Metaphysik. Mit textkritischem Apparat sowie Namen- und Sachregister. Editorisch bearbeitet, eingeleitet und herausgegeben von R AIMUND L ACHNER (Jakob Frohschammer, Nachgelassene Schriften, Bd. 2), Tübingen 2012. 2 elektronische Erfassung sämtlicher Texte, die Einarbeitung der Korrekturen und die professionelle Mitgestaltung des Layouts des Buches lag erneut in den erfahrenen Händen meiner Sekretärin Petra Blömer. Ihnen allen sei aufrichtig und herzlich für alle Unterstützung gedankt. Vechta, im Oktober 2020 Raimund Lachner 3 A. Einleitung Das 19. Jahrhundert zählt zu den spannendsten und vitalsten Epochen der Geschichte der katholischen Theologie und ist besonders in Deutschland „eine Zeit hoffnungsvollen Aufbruchs“ 4 . Die wissenschaftlichen „Leistungen seiner Theologen bekunden … eine Originalität, eine Frische und einen Wagemut, wie selten in der vorangehenden Theologiegeschichte beobachtet“ 5 . Ihre Lebendigkeit verdankt die katholische Theologie dieser Zeit dabei vorrangig der Tatsache, dass sie sich selbstbewusst und couragiert den geistigen Herausforderungen der Zeit, besonders der zeitgenössischen Philosophie und der Naturwissenschaft stellte, sich kritisch mit ihnen auseinandersetzte und neue Denkwege beschritt. 6 Dieses gilt vor allem für katholische Gelehrte der ersten Hälfte des Jahrhunderts - so bereits für Johann Michael Sailer (1751-1832) 7 und nur wenig später für die Katholische Tübinger Schule 8 von Johann Sebastian Drey (1777-1853) 9 als ihrem geistigen Inspirator und Begründer, über dessen Schüler 4 F RIES , H EINRICH / S CHWAIGER , G EORG (Hg.), Katholische Theologen Deutschlands im 19. Jahrhundert, Bd. I, München 1975, 5. 5 S CHEFFCZYK , L EO (Hg.), Theologie in Aufbruch und Widerstreit. Die deutsche katholische Theologie im 19. Jahrhundert, Bremen 1965, IX. 6 Einen Einblick in die Vitalität der katholischen Theologie des 19. Jahrhunderts vermitteln die Beiträge in: S CHEFFCZYK (Hg.), Theologie in Aufbruch und Widerstreit; F RIES , H EINRICH / S CHWAI- GER , G EORG (Hg.), Katholische Theologen Deutschlands im 19. Jahrhundert, Bd. I-III, München 1975, und C ORETH , E MERICH / N EIDL , W ALTER M. / P FLIGERSDORFFER , G EORG (Hg.), Christliche Philosophie im katholischen Denken des 19. und 20. Jahrhunderts, Bd. I-II, Graz - Wien - Köln 1987-1988. 7 Vgl. dazu etwa: S CHWAIGER , G EORG , Johann Michael von Sailer (1751-1832), in: F RIES , H EINRICH / S CHWAIGER , G EORG (Hg.), Katholische Theologen Deutschlands im 19. Jahrhundert, Bd. I, München 1975, 55-93; S CHWAIGER , G EORG , Johann Michael Sailer (1751-1832), in: F RIES , H EINRICH / K RETSCHMAR , G EORG (Hg.), Klassiker der Theologie, Bd. II, München 1983, 53-73; W EITLAUFF , M ANFRED , Sailer, Johann Michael, in: Lexikon für Theologie und Kirche (hg. v. K ASPER , W ALTER ), Bd. VIII, Freiburg - Basel - Rom - Wien 3 1999, 1431-1433; W OLF , H UBERT , Sailer, Johann Michael, in: Religion in Geschichte und Gegenwart (hg. v. B ETZ , H ANS D IETER / B ROWNING , D ON S. / J ANOWSKI , B ERND / J ÜNGEL , E BERHARD ), Bd. VII, Tübingen 4 2004, 744f.; L ACHNER , R AIMUND , Sailer, Johann Michael, in: Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. VIII, Herzberg 1994, 1182-1197. 8 Vgl. dazu etwa: S CHEFFCZYK , L EO , Philosophie im Denken der Tübinger Schule: Johann Sebastian von Drey (1777-1853), Johann Adam Möhler (1796-1838) und Johann Evangelist von Kuhn (1806-1887), in: C ORETH , E MERICH / N EIDL , W ALTER M. / P FLIGERSDORFFER , G EORG (Hg.), Christliche Philosophie im katholischen Denken des 19. und 20. Jahrhunderts, Bd. I, Graz - Wien - Köln 1987, 86-108. 9 Vgl. dazu etwa: R IEF , J OSEF , Johann Sebastian von Drey (1777-1853), in: F RIES , H EINRICH / S CHWAIGER , G EORG (Hg.), Katholische Theologen Deutschlands im 19. Jahrhundert, Bd. II, München 1975, 9-39; L ACHNER , R AIMUND , Das ekklesiologische Denken Johann Sebastian Dreys. Ein 4 Johann Adam Möhler (1796-1838) 10 bis zu Johann Evangelist Kuhn (1806-1887) 11 und Franz Anton Staudenmaier (1800-1856) 12 , deren Ansätze denn auch reichlich rezipiert wurden und werden. Erwähnung verdienen in diesem Zusammenhang aber auch der Bonner Dogmatiker Georg Hermes (1775-1831) 13 , der ohne Zweifel zu den Beitrag zur Theologiegeschichte des 19. Jahrhunderts (Europäische Hochschulschriften. Theologie, XXIII/ 280), Frankfurt a.M. - Bern - New York 1986; K USTERMANN , A BRAHAM P ETER , Die Apologetik Johann Sebastian Dreys (1777-1853). Kritische, historische und systematische Untersuchungen zu Forschungsgeschichte, Programmentwicklung, Status und Gehalt (Contubernium, Bd. 36), Tübingen 1988; K USTERMANN , A BRAHAM P ETER (Hg.), Revision der Theologie - Reform der Kirche. Die Bedeutung des Tübinger Theologen Johann Sebastian Drey (1777-1853) in Geschichte und Gegenwart, Würzburg 1994; K USTERMANN , A BRAHAM P ETER , Drey, Johann Sebastian v., in: Lexikon für Theologie und Kirche (hg. v. K ASPER , W ALTER ), Bd. III, Freiburg - Basel - Rom - Wien ³1995, 373f. 10 Vgl. dazu etwa: S CHEELE , P AUL -W ERNER , Johann Adam Möhler (1796-1838), in: F RIES , H EIN- RICH / S CHWAIGER , G EORG (Hg.), Katholische Theologen Deutschlands im 19. Jahrhundert, Bd. II, München 1975, 70-98; W AGNER , H ARALD , Johann Adam Möhler (1796-1838) - Kirchenvater der Moderne, Paderborn 1996; W AGNER , H ARALD , Johann Adam Möhler (1796-1838), in: F RIES , H EIN- RICH / K RETSCHMAR , G EORG (Hg.), Klassiker der Theologie, Bd. II, München 1983, 111-126; W AG- NER , H ARALD , Johann Adam Möhler. Die Kirche als Organ der Inkarnation, in: N EUNER , P ETER / W ENZ , G UNTHER (Hg.), Theologen des 19. Jahrhunderts. Eine Einführung, Darmstadt 2002, 59-74; W AGNER , H ARALD , Möhler, Johann Adam, in: Lexikon für Theologie und Kirche (hg. v. K ASPER , W ALTER ), Bd. VII, Freiburg - Basel - Rom - Wien ³1998, 374f.; N EUNER , P ETER , Möhler, Johann Adam, in: Religion in Geschichte und Gegenwart (hg. v. B ETZ , H ANS D IETER / B ROWNING , D ON S. / J ANOWSKI , B ERND / J ÜNGEL , E BERHARD ), Bd. V, Tübingen 4 2002, 1396f. 11 Vgl. dazu etwa: W OLFINGER , F RANZ , Johann Evangelist von Kuhn (1806-1887), in: F RIES , H EIN- RICH / S CHWAIGER , G EORG (Hg.), Katholische Theologen Deutschlands im 19. Jahrhundert, Bd. II, München 1975, 129-162; W OLF , H UBERT , Ketzer oder Kirchenlehrer? Der Tübinger Theologe Johannes von Kuhn, Mainz 1992; W OLF , H UBERT , Kuhn, Johannes Evangelist v., in: Lexikon für Theologie und Kirche (hg. v. K ASPER , W ALTER ), Bd. VI, Freiburg - Basel - Rom - Wien ³1997, 501f.; W OLF , H UBERT , Kuhn, Johannes Evangelist v., in: Religion in Geschichte und Gegenwart (hg. v. B ETZ , H ANS D IETER / B ROWNING , D ON S. / J ANOWSKI , B ERND / J ÜNGEL , E BERHARD ), Bd. IV, Tübingen 4 2001, 1797. 12 Vgl. dazu etwa: H ÜNERMANN , P ETER , Franz Anton Staudenmaier (1800-1856), in: F RIES , H EIN- RICH / S CHWAIGER , G EORG (Hg.), Katholische Theologen Deutschlands im 19. Jahrhundert, Bd. II, München 1975, 99-128; F RANZ , A LBERT , Franz Anton Staudenmaier, in: C ORETH , E MERICH / N EIDL , W ALTER M. / P FLIGERSDORFFER , G EORG (Hg.), Christliche Philosophie im katholischen Denken des 19. und 20. Jahrhunderts, Bd. I, Graz - Wien - Köln 1987, 109-126; H ÜNERMANN , P ETER , Franz Anton Staudenmaier, Graz - Wien - Köln 1975; H ÜNERMANN , P ETER , Staudenmaier, Franz Anton, in: Lexikon für Theologie und Kirche (hg. v. K ASPER , W ALTER ), Bd. IX, Freiburg - Basel - Rom - Wien ³2000, 936f.; H OLZEM , A NDREAS , Staudenmaier, Franz Anton, in: Religion in Geschichte und Gegenwart (hg. v. B ETZ , H ANS D IETER / B ROWNING , D ON S. / J ANOWSKI , B ERND / J ÜNGEL , E BER- HARD ), Bd. VII, Tübingen 4 2004, 1693; L ACHNER , R AIMUND , Staudenmaier, Franz Anton, in: Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. X, Herzberg 1995, 1235-1241. 13 Vgl. dazu etwa: H EGEL , E DUARD , Georg Hermes (1775-1831), in: F RIES , H EINRICH / S CHWAIGER , G EORG (Hg.), Katholische Theologen Deutschlands im 19. Jahrhundert, Bd. I, München 1975, 303- 322; S CHWEDT , H ERMAN H., Georg Hermes (1775-1831), seine Schule und seine wichtigsten Gegner, in: C ORETH , E MERICH / N EIDL , W ALTER M. / P FLIGERSDORFFER , G EORG (Hg.), Christliche Philo- 5 einflussreichsten katholischen Theologen und Philosophen des Jahrhunderts gehört, und der Wiener Privatgelehrte Anton Günther (1783-1863) 14 , der als einer der spekulativsten katholischen Theologen und Philosophen seines Zeitalters gilt. Späteren Neuansätzen katholischer Theologie hingegen boten sich im Gefolge der massiven Förderung der neuscholastischen, speziell der thomistischen Philosophie und Theologie durch das kirchliche Lehramt und seiner Festlegung auf diese 15 vielfach nur mehr geringe Entfaltungsmöglichkeiten. Nicht wenige katholische Theologen und Philosophen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die sich einer konstruktiven geistigen Auseinandersetzung mit dem Geist der modernen Welt, besonders mit der zeitgenössischen, sich nicht mehr als Magd der Theologie verstehenden Philosophie und mit den modernen Naturwissenschaften, stellten, wurden in das kirchliche und wissenschaftliche Abseits gedrängt und „vergessen“. Solches gilt für den Würzburger Theologen Herman Schell (1850-1906) 16 , dessen theologisches Werk unter dem Einfluss teilweise mit äußerster Heftigkeit vorgetrage- sophie im katholischen Denken des 19. und 20. Jahrhunderts, Bd. I, Graz - Wien - Köln 1987, 221- 241; S CHWEDT , H ERMAN H., Hermes, Georg, in: Lexikon für Theologie und Kirche (hg. v. K ASPER , W ALTER ), Bd. V, Freiburg - Basel - Rom - Wien ³1996, 10-12; W OLF , H UBERT , Hermes, Georg, in: Religion in Geschichte und Gegenwart (hg. v. B ETZ , H ANS D IETER / B ROWNING , D ON S. / J ANOWSKI , B ERND / J ÜNGEL , E BERHARD ), Bd. III, Tübingen 4 2000, 1664f. 14 Vgl. dazu etwa: P RITZ , J OSEPH , Anton Günther (1783-1863), in: F RIES , H EINRICH / S CHWAIGER , G EORG (Hg.), Katholische Theologen Deutschlands im 19. Jahrhundert, Bd. I, München 1975, 348- 375; R EIKERSTORFER , J OHANN , Anton Günther (1783-1863) und seine Schule, in: C ORETH , E MERICH / N EIDL , W ALTER M. / P FLIGERSDORFFER , G EORG (Hg.), Christliche Philosophie im katholischen Denken des 19. und 20. Jahrhunderts, Bd. I, Graz - Wien - Köln 1987, 266-284; S CHWEDT , H ER- MAN H., Günther, Anton, in: Lexikon für Theologie und Kirche (hg. v. K ASPER , W ALTER ), Bd. IV, Freiburg - Basel - Rom - Wien ³1995, 1105-1107; H OLZEM , A NDREAS , Günther, Anton, in: Religion in Geschichte und Gegenwart (hg. v. B ETZ , H ANS D IETER / B ROWNING , D ON S. / J ANOWSKI , B ERND / J ÜNGEL , E BERHARD ), Bd. III, Tübingen 4 2000, 1332. 15 Vgl. hierzu besonders die einschlägigen Ausführungen von Papst Leo XIII. in seiner Enzyklika „Aeterni Patris“ vom 4. August 1879, abgedruckt in DH 3139f. 16 Vgl. dazu etwa: H AUSBERGER , K ARL , Herman Schell (1850-1906). Ein Theologenschicksal im Bannkreis der Modernismuskontroverse (Quellen und Studien zur neueren Theologiegeschichte, Bd. 3), Regensburg 1999; D VORAK , R AINER / M EUFFELS , O TMAR (Hg.), Wahrheit Gottes - Freiheit des Denkens. Herman Schell als Impulsgeber für Theologie und Kirche. Gedenkschrift anlässlich seines 150. Geburtstages (Quellen und Forschungen zur Geschichte des Bistums und Hochstifts Würzburg, Bd. 57), Würzburg 2001; S CHEELE , P AUL -W ERNER , Herman Schell im Dialog. Beiträge zum Werk und zur Wirkung, Würzburg 2006; N EUNER , P ETER , Der Streit um den katholischen Modernismus, Frankfurt a.M. und Leipzig 2009, 39-43; B LEICKERT , G ÜNTER , Herman Schell (1850-1906), in: F RIES , H EINRICH / S CHWAIGER , G EORG (Hg.), Katholische Theologen Deutschlands im 19. Jahrhundert, Bd. III, München 1975, 300-327; B ERNING , V INCENT , Herman Schell (1850-1906), in: C ORETH , E MERICH / N EIDL , W ALTER M. / P FLIGERSDORFFER , G EORG (Hg.), Christliche Philosophie im katholischen Denken des 19. und 20. Jahrhunderts, Bd. I, Graz - Wien - Köln 1987, 365-383; F ILSER , H UBERT , Herman Schell. Metaphysik und Freiheit, in: N EUNER , P ETER / W ENZ , G UNTHER (Hg.), Theologen des 19. Jahrhunderts. Eine Einführung, Darmstadt 2002, 219-238; B ERNING , V INCENT , Schell, Herman, in: Lexikon für Theologie und Kirche (hg. v. K ASPER , W ALTER ), Bd. IX, 6 ner Angriffe neuscholastischer Gegner gegen ihn und besonders der Indizierung mehrerer seiner Bücher zunächst weitgehend marginalisiert und erst seit Mitte des 20. Jahrhunderts rezipiert wurde; solches gilt ferner - teilweise über Deutschland und über das 19. Jahrhundert hinausgehend - für reformkatholische und für des Modernismus bezichtigte katholische Theologen 17 wie George Tyrrell (1861-1909) 18 , Alfred Loisy (1857-1940) 19 oder auch Joseph Schnitzer (1859-1939) 20 . Zu jenen katholischen Theologen und Philosophen, die bereits zu Lebzeiten „vergessen“ wurden, gehört der Münchener Theologie- und spätere Philosophieprofessor Freiburg - Basel - Rom - Wien 3 2000, 122-124; A RNOLD , C LAUS , Schell, Herman, in: Religion in Geschichte und Gegenwart (hg. v. B ETZ , H ANS D IETER / B ROWNING , D ON S. / J ANOWSKI , B ERND / J ÜNGEL , E BERHARD ), Bd. VII, Tübingen 4 2004, 876f.; L ACHNER , R AIMUND , Schell, Herman, in: Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. IX, Herzberg 1995, 88-99. 17 Vgl. dazu allgemein: S CHWAIGER , G EORG (Hg.), Aufbruch ins 20. Jahrhundert. Zum Streit um Reformkatholizismus und Modernismus (Studien zur Theologie und Geistesgeschichte des Neunzehnten Jahrhunderts, Bd. 23), Göttingen 1976; T RIPPEN , N ORBERT , Theologie und Lehramt im Konflikt. Die kirchlichen Maßnahmen gegen den Modernismus im Jahre 1907 und ihre Auswirkungen in Deutschland, Freiburg i.Br. 1977; L OOME , T HOMAS M ICHAEL , Liberal catholicism, reform catholicism, modernism. A contribution to a new orientation in modernist research, Mainz 1979; W OLF , H UBERT , Antimodernismus und Modernismus in der katholischen Kirche. Beiträge zum theologiegeschichtlichen Umfeld des II. Vatikanums, Paderborn - München - Wien - Zürich 1998; A RNOLD , C LAUS , Kleine Geschichte des Modernismus, Freiburg i.Br. 2007; W OLF , H UBERT , „In wilder, zügelloser Jagd nach Neuem“. 100 Jahre Modernismus und Antimodernismus in der katholischen Kirche, Paderborn - München - Wien - Zürich 2009; N EUNER , Der Streit um den katholischen Modernismus. 18 Vgl. dazu etwa: S CHULTENOVER , D AVID G., George Tyrrell, Shepherdstown 1981; N EUNER , Der Streit um den katholischen Modernismus, 74-90.120-124; W EIß , O TTO , Tyrrell, George, in: Lexikon für Theologie und Kirche (hg. v. K ASPER , W ALTER ), Bd. X, Freiburg - Basel - Rom - Wien 3 2001, 326f.; S CHULTENOVER , D AVID G., Tyrrell, George, in: Religion in Geschichte und Gegenwart (hg. v. B ETZ , H ANS D IETER / B ROWNING , D ON S. / J ANOWSKI , B ERND / J ÜNGEL , E BERHARD ), Bd. VIII, Tübingen 4 2005, 678f. 19 Vgl. dazu etwa: A RNOLD , C LAUS , Die Römische Indexkongregation und Alfred Loisy am Anfang der Modernismuskrise (1893-1903). Mit besonderer Berücksichtigung von P. Thomas Esser O.P. und einem Gutachten von P. Louis Billot S.J., in: Römische Quartalschrift 96 (2002) 290-332; N EUNER , Der Streit um den katholischen Modernismus, 60-74.116-120; N EUNER , P ETER , Alfred Loisy (1857-1940), in: F RIES , H EINRICH / K RETSCHMAR , G EORG (Hg.), Klassiker der Theologie, Bd. II, München 1983, 221-240; R AFFELT , A LBERT , Loisy, Alfred, in: Lexikon für Theologie und Kirche (hg. v. K ASPER , W ALTER ), Bd. VI, Freiburg - Basel - Rom - Wien 3 1997, 1041f.; A RNOLD , C LAUS , Alfred Loisy (1857-1940), in: G RAF , F RIEDRICH W ILHELM (Hg.), Klassiker der Theologie, Bd. II: Von Richard Simon bis Karl Rahner, München 2005, 155-170; A RNOLD , C LAUS , Loisy, Alfred, in: Religion in Geschichte und Gegenwart (hg. v. B ETZ , H ANS D IETER / B ROWNING , D ON S. / J ANOWSKI , B ERND / J ÜNGEL , E BERHARD ), Bd. V, Tübingen 4 2002, 509. 20 Vgl. dazu etwa: S CHROEDER , O SKAR , Aufbruch und Mißverständnis. Zur Geschichte der reformkatholischen Bewegung, Graz - Wien - Köln 1969, 419-431; T RIPPEN , Theologie und Lehramt im Konflikt, 268-404; L ACHNER , R AIMUND , Schnitzer, Joseph, in: Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. IX, Herzberg 1995, 582-588. 7 Jakob Frohschammer (1821-1893) 21 . Mit allen namentlich Genannten und zahlreichen ungenannten Theologen und Philosophen seiner Zeit verbindet ihn das philosophische und theologische Ringen um eine Vermittlung von christlichem Glauben und moderner Philosophie, von Offenbarung und neuzeitlicher Vernunft, von Glauben und Wissen und - damit verbunden - die Ablehnung einer Repristination des mittelalterlichen Thomismus zur Lösung neuzeitlicher, speziell zeitgenössischer Fragen und Herausforderungen. Besonders mit Hermes und Günther verbindet ihn, bei allen Unterschieden im Einzelnen, zusammen mit diesen zu den Vertretern eines moderaten oder Semirationalismus gezählt zu werden 22 , mit beiden verbindet ihn aber auch die damit zusammenhängende kirchenlehramtliche Verurteilung. Frohschammers folgenschwere Auseinandersetzungen mit seinen neuscholastischen Gegnern und mit der kirchlichen Autorität, die kirchlichen Strafsanktionen gegen ihn - die Suspension von seinen geistlichen Funktionen und die spätere Exkommunikation - 23 , aber auch das 21 Jakob Frohschammer, geboren am 6.1.1821 in Illkofen bei Regensburg, seit 1841 philosophische und theologische Studien an der Universität München, 1847 Promotion zum Doktor der Theologie in München und Priesterweihe in Regensburg, 1850 Habilitation und Ernennung zum Privatdozenten der Theologie an der Universität München, 1854 außerordentlicher Professor der Theologie, 1855 ordentlicher Professor der Philosophie in München, 1863 kirchlich suspendiert und 1871 exkommuniziert; vgl. dazu F ROHSCHAMMER , J AKOB , Autobiographie (Deutsche Denker und ihre Geistesschöpfungen, hg. v. A DOLF H INRICHSEN ), Berlin 1888; H AUSL , R UDOLF , Jakob Frohschammer (1821-1893), in: F RIES , H EINRICH / S CHWAIGER , G EORG (Hg.), Katholische Theologen Deutschlands im 19. Jahrhundert, Bd. III, München 1975, 169-189; M ÜLLER , R AINER A LBERT , Frohschammer, Jakob, in: B OSL , K ARL (Hg.), Bosls Bayerische Biographie. 8000 Persönlichkeiten aus 15 Jahrhunderten, Regensburg 1983, 227f.; S IMONIS , W ALTER , Jakob Frohschammer (1821-1893), in: C ORETH , E MERICH / N EIDL , W ALTER M. / P FLIGERSDORFFER , G EORG (Hg.), Christliche Philosophie im katholischen Denken des 19. und 20. Jahrhunderts, Bd. I, Graz - Wien - Köln 1987, 341-364; L ACHNER , R AIMUND , Jakob Frohschammer (1821-1893). Leben und Werk (Studien zur Theologie und Geschichte, Bd. 5), St. Ottilien 1990; L ACHNER , R AIMUND , Frohschammer, Jakob, in: Lexikon für Theologie und Kirche (hg. v. K ASPER , W ALTER ), Bd. IV, Freiburg - Basel - Rom - Wien ³1995, 164; L ACHNER , R AIMUND , Frohschammer, Jakob, in: Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. XIV, Herzberg 1998, 998-1006; U NTERBURGER , K LAUS , Frohschammer, Jakob, in: Religion in Geschichte und Gegenwart (hg. v. B ETZ , H ANS D IETER , B ROWNING , D ON S., J ANOWSKI , B ERND und J ÜNGEL , E BERHARD ), Bd. III, Tübingen 4 2000, 386. 22 Vgl. etwa N EUNER , P ETER , Semirationalismus, in: Lexikon für Theologie und Kirche (hg. v. K ASPER , W ALTER ), Bd. IX, Freiburg - Basel - Rom - Wien ³2000, 453f.; P OTTMEYER , H ERMANN - J OSEF , Der Glaube vor dem Anspruch der Wissenschaft. Die Konstitution über den katholischen Glauben „Dei Filius“ des Ersten Vatikanischen Konzils und die unveröffentlichten theologischen Voten der vorbereitenden Kommission, Freiburg - Basel - Wien 1968; P RITZ , J OSEPH , Glauben und Wissen. Ein Versuch zur Lösung des Problems nach Anton Günther, in: Zeitschrift für Katholische Theologie 97 (1975) 253-281; L ACHNER , R AIMUND , Zwischen Rationalismus und Traditionalismus. Offenbarung und Vernunft bei Jakob Frohschammer (Studien zur systematischen Theologie und Ethik, Bd. 5), Münster 1995; F LIETHMANN , T HOMAS , Vernünftig glauben. Die Theorie der Theologie bei Georg Hermes (Bonner Dogmatische Studien, Bd. 26), Würzburg 1997. 23 Zum Vorgehen der kirchlichen Autorität gegen Frohschammer vgl. L ACHNER , Jakob Frohschammer (1821-1893). Leben und Werk, bes. 42-54; L ANDERSDORFER , A NTON , Gregor von Scherr 8 Misstrauen der Philosophen gegenüber seiner theologischen Prägung und seinem Priestertum haben sein theologisches und philosophisches Werk zunehmend in die Beachtungslosigkeit verbannt. Nach seinem Tod am 14. Juni 1893 hinterließ Frohschammer neben einer Vielzahl gedruckter wissenschaftlicher Werke - Bücher, Aufsätze und Rezensionen - 24 zahlreiche Archivalien, darunter auch einige, von der Abteilung Altes Buch der Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München aufbewahrte ungedruckte Vorlesungshandschriften. I. Theologische und philosophische Lehrveranstaltungen Frohschammers an der Theologischen Fakultät (1850-1856) und an der Philosophischen Fakultät (1856-1893) der Universität München Nach seiner Ernennung zum Privatdozenten für Dogmengeschichte an der Theologischen Fakultät am 25. Oktober 1850 konnte Frohschammer mit dem darauf unmittelbar folgenden Wintersemester 1850/ 51 seine akademische Lehrtätigkeit aufnehmen. 25 Seine erste Vorlesung war der „Dogmengeschichte in Verbindung mit Patrologie“ gewidmet. 26 In den wenigen Jahren seiner Privatdozentur und seiner außerordentlichen Professur an der Theologischen Fakultät bot Frohschammer die „Dogmengeschichte“ erneut im Winterhalbjahr 1851/ 52 an, danach nicht mehr. Zum Zwecke einer Einführung in das Studium der Theologie las Frohschammer in den Wintersemestern 1851/ 52 und 1855/ 56 eine „Enzyklopädie des theologischen Studiums“. Es handelt sich hierbei um streng theologische Themengebiete, die er nach seinem (1804-1877). Erzbischof von München und Freising in der Zeit des Ersten Vatikanums und des Kulturkampfes (Studien zur altbayerischen Kirchengeschichte, Bd. 9), München 1995, 301-314; P AHUD DE M ORTANGES , E LKE , Philosophie und kirchliche Autorität. Der Fall Jakob Frohschammer vor der römischen Indexkongregation (1855-1864) (Römische Inquisition und Indexkongregation, Bd. 4), Paderborn - München - Wien - Zürich 2005. 24 Vgl. die Auflistungen bei L ACHNER , Jakob Frohschammer (1821-1893). Leben und Werk, 97- 110; L ACHNER , Frohschammer, Jakob, in: Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. XIV, Herzberg 1998, 1001-1005; ergänzend: F ROHSCHAMMER , J AKOB , Die Versammlung katholischer Gelehrter, in: Allgemeine Zeitung (Augsburg) Nr. 285 vom 12.10.1863, 4713-4715. 25 Zu den theologischen und philosophischen Lehrveranstaltungen Frohschammers an der Universität München vgl. die Auflistung in: F ROHSCHAMMER , J AKOB , Religionsphilosophie. Mit textkritischem Apparat sowie Namen- und Sachregister. Editorisch bearbeitet, eingeleitet und herausgegeben von R AIMUND L ACHNER (Jakob Frohschammer, Nachgelassene Schriften, Bd. 1), 599-604. 26 Vgl. Universitätsarchiv der Ludwig-Maximilians-Universität München / Personalakt Frohschammer (= II 447), Frohschammers Ankündigung für das Wintersemester 1850/ 51 vom 2. November 1850. 9 Wechsel auf die ordentliche Professur an der Philosophischen Fakultät nicht mehr ankündigte. Anders verhält es sich mit Themen, die sowohl theologische als auch philosophische Gegenstände umfassen: So hielt Frohschammer beginnend mit Sommersemester 1851 erstmals ein vierstündiges Kolleg zur „Religionsphilosophie“, eine Thematik, die er sowohl an der Theologischen als auch später an der Philosophischen Fakultät bis Sommersemester 1866 immerhin siebzehnmal vorstellte. Auch ein Kolleg zur „Pädagogik“ trug Frohschammer vom Sommersemester 1852 bis Sommersemester 1862 insgesamt elfmal sowohl an der Theologischen als auch an der Philosophischen Fakultät vor. In den Winterhalbjahren 1853/ 54 und 1854/ 55 bot er ferner eine theologische und philosophische Fragestellungen verbindende Vorlesung „Über einzelne schwierige Fragen aus dem Gebiete der Philosophie und Dogmatik“ an, eine Lehrveranstaltung, die er im Sommersemester 1855 unter dem Titel „Über Aufgabe, Prinzip und Methode der Philosophie (Fortsetzung)“ weiterführte. In seinem letzten Semester als außerordentlicher Professor an der Theologischen Fakultät hielt Frohschammer im Wintersemester 1855/ 56 eine fünfstündige Veranstaltung über „Psychologische Anthropologie, Logik und Metaphysik“, eine Lehrveranstaltung, die er unter dem Titel „Psychologie, Logik und Metaphysik“ auch als ordentlicher Professor an der Philosophischen Fakultät von Wintersemester 1856/ 57 bis Wintersemester 1870/ 71 wiederholt durchführte. Nach seiner Ernennung zum Ordinarius an der Philosophischen Fakultät bot Frohschammer die streng theologischen Vorlesungen nicht mehr an, behielt aber Kollegien bei, die neben philosophischen auch theologische Gegenstände beinhalten. Insgesamt aber passte er sein Lehrangebot den neuen fachlichen Anforderungen an. Seit Wintersemester 1856/ 57, seinem ersten Semester als Philosophieprofessor, bot er bis einschließlich Wintersemester 1873/ 74 beinahe regelmäßig eine „Einleitung in das akademische Studium“ an, eine Vorlesung, die er gelegentlich mit einer erstmals im Wintersemester 1855/ 56 und danach wiederholt angekündigten selbstständigen Veranstaltung über „Psychologische Anthropologie, Logik und Metaphysik“ verknüpfte. Nur dreimal - in den Sommerhalbjahren 1861, 1866 und 1872 - kündigte er eine Lehrveranstaltung „Über die Philosophie der Geschichte“ an. Deutlich häufiger - von Sommersemester 1860 bis Sommersemester 1879 insgesamt neunzehnmal - hielt Frohschammer eine Vorlesung zur „Naturphilosophie“. Hierin dokumentiert sich Frohschammers in zahlreichen Abhandlungen sich niederschlagende philosophische Begegnung und kritische Auseinandersetzung mit den neuzeitlich zunehmend an Plausibilität und gesellschaftlich-wissenschaftlichem Einfluss gewinnenden Naturwissenschaften. Einen Überblick über die verschiedenen Zweige der Philosophie bot Frohschammer seinen Hörern in seiner Vorlesung über „Enzyklopädie der Philosophie“, die er entweder für sich oder gelegentlich in Verbindung mit anderen Vorlesungsstoffen, wie der Logik oder seiner Einleitung in das akademische Studium von Wintersemester 1866/ 67 bis Wintersemester 1884/ 85 insgesamt vierzehnmal vortrug. 10 Seit Mitte der achtziger Jahre gab er dieser Vorlesung zur philosophischen Enzyklopädie den Titel „System der Philosophie im Umriß“, die er von Wintersemester 1885/ 86 bis Wintersemester 1892/ 93 regelmäßig in jedem Winterhalbjahr hielt. Inhaltlich weniger bestimmbar sind das im Sommersemester 1862 und im Wintersemester 1868/ 69 nur zweimal angebotene „Conversatorium“, die in den Winterhalbjahren 1879/ 80 und 1881/ 82 ebenfalls nur zweimal angebotene Lehrveranstaltung „Über einige philosophische Probleme“ sowie die von Sommersemester 1864 bis Wintersemester 1892/ 93 immerhin achtzehnmal angekündigten „Übungen“. Sehr konsequent und auffällig häufig widmete sich Frohschammer seit dem Sommersemester 1857 der Philosophiegeschichte. Insgesamt nur zweimal - in den Wintersemestern 1858/ 59 und 1859/ 60 - kündigte Frohschammer die „Geschichte der Philosophie des Altertums“ und dreimal - in den Wintersemestern 1863/ 64, 1881/ 82 und 1882/ 83 - die damit inhaltlich sicherlich identische „Geschichte der griechisch-römischen Philosophie“ an. Auch die „Geschichte der Philosophie des Mittelalters und der neueren Zeit“ bot Frohschammer unter diesem Titel nur dreimal - in den Sommersemestern 1857, 1858 und 1859 - an. Eine „Geschichte der neueren Philosophie“ kündigte er unter diesem Titel nur viermal - in den Sommerhalbjahren 1884, 1886, 1887 und 1890 - an. Hinsichtlich der neueren Philosophie nahm Frohschammer - im Unterschied zur Philosophie des klassischen Altertums und des Mittelalters - auch thematische Fokussierungen vor. So bot er im Sommersemester 1865 ein einziges Mal eine Vorlesung „Über die Philosophie Spinozas“ und zweimal - in den Winterhalbjahren 1875/ 76 und 1877/ 78 - eine „Über die Philosophie des Spinoza und Leibniz“ an. Eine Fokussierung auf die Philosophie Kants nahm er im Sommersemester 1874 und eine auf die Philosophie Kants und Schopenhauers in den Wintersemestern 1874/ 75, 1876/ 77 sowie 1878/ 79 vor. Am häufigsten aber findet sich in den einschlägigen Vorlesungsverzeichnissen der Universität München Frohschammers Ankündigung einer Vorlesung zur „Geschichte der Philosophie“ von Wintersemester 1861/ 62 bis Sommersemester 1891, wobei sich die oben genannte Vorlesung „Über die Kant’sche Philosophie“ offensichtlich als abschließender Teil der im vorhergehenden Wintersemester 1873/ 74 angekündigten Vorlesung „Geschichte der Philosophie“ versteht. Die in den Winterhalbjahren 1885/ 86, 1886/ 87 und 1887/ 88 unter dem Titel „Geschichte der Philosophie vom Anfang bis auf die neuere Zeit (Kant)“ angebotene Vorlesung wird wohl mit der Vorlesung „Geschichte der Philosophie“ identisch sein. Die Philosophiegeschichte ist somit - bei Unterschieden hinsichtlich spezieller geistesgeschichtlicher Fokussierungen - der von Frohschammer am häufigsten vorgetragene Gegenstand. Wenn dabei Vorlesungen zu den geistesgeschichtlichen Perioden - Altertum, Mittelalter, Neuzeit - und zu bestimmten Philosophen - Spinoza, Leibniz, Kant, Schopenhauer - weniger häufig in den Vorlesungstiteln auftauchen, der umfassende Titel „Geschichte der Philosophie“ hingegen deutlich öfter begegnet, so muss das nicht bedeuten, dass Frohschammer in jedem Semester, da er die „Ge- 11 schichte der Philosophie“ ankündigte, jeweils die gesamte Philosophiegeschichte vom klassischen Altertum bis zur Neuzeit behandelte. Es ist vielmehr wahrscheinlich, dass er die gesamte Philosophiegeschichte dabei auf verschiedene philosophiegeschichtliche Perioden und auf mehrere aufeinander folgende Semester aufteilte, auch wenn er dies bei den Ankündigungstiteln seiner Veranstaltungen nicht immer explizit anmerkte. II. Beschreibung der Vorlesungshandschriften „Geschichte der Griechischrömisch[en] Philosophie“, „Geschichte der Philosophie des Mittelalters“ mit dem Anhang „Ueber die Auferstehungslehre des Origenes“ und „Ueber die Philosophie Spinoza’s“ Der vorliegende Editionsband wird eröffnet mit Frohschammers Vorlesungshandschrift mit dem Titel „Geschichte der Griechisch-römisch[en] Philosophie“ 27 . Das in deutscher Sprache verfasste Manuskript misst 58 vierseitige Bogen. Von Frohschammer selbst stammt die Zählung der Bogen am oberen Seitenrand der je ersten Seite der Bogen. Die Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München hat zusätzlich eine Zählung von Doppelseiten vorgenommen; jeder Bogen umfasst dabei zwei Doppelseiten. Die gesamte Handschrift umfasst 116 Doppelseiten bzw. 232 Einzelseiten. Wir folgen in dieser Edition der Foliierung durch die Universitätsbibliothek München. Das Format der Bogen ist einheitlich; die Höhe beträgt 28,2, die Breite 22,1 Zentimeter. Die Grundschrift ist mit Tinte auf jeweils eine halbseitige Spalte jeder Seite geschrieben; die jeweilige zweite Spalte wurde als Korrekturrand für Randnotizen und Einfügungen vorgehalten. Im Zuge von Überarbeitungen wurden sowohl über bzw. unter den Zeilen der Grundschrift als auch auf den ursprünglich freigehaltenen Seitenrändern Ergänzungen mit Tinte oder mit Bleistift vorgenommen. Die gesamte Handschrift bildet vom vorliegenden Textbestand her eine Einheit; inhaltliche Brüche lassen sich nicht erkennen. Nach hinten abgeschlossen ist der Autograph aber offensichtlich nicht. Denn einmal fällt auf, dass am Ende des Manuskripts [116vr] die Staatslehre Platons nur mehr als Überschrift genannt und mit einem Literaturverweis versehen ist, dass dazu aber keine Ausführungen mehr folgen. Desweiteren fällt auf, dass der Autograph mit Platon endet, während Frohschammer zu Beginn der Vorlesung eine Gliederung der klassischen Philosophie in drei Perioden vorgenommen hatte, von denen die erste „v[om] Beginn der Philos[ophie] bis zu 27 Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München / Nachlass Frohschammer (= 4° Cod. ms. 917b (2b). 12 Sokrates“ reicht, die zweite „die Blüthezeit der griech[ischen] Phil[o]s[ophie] in Sokrates, Platon u[nd] Aristoteles“ und die dritte „die nacharistotelische Zeit“ [6vr] umfasst, wobei er als letzte Phase der nacharistotelischen Philosophiegeschichte den Neuplatonismus anführt. 28 Tatsächlich enthält die Vorlesung nur Ausführungen zur „I [.] Periode V[on] Thales - Socrates“, während bezüglich der „II [.] Periode V[on] Sokrates - Aristoteles“ nur Sokrates und die Sokratiker sowie Platon und die ältere Akademie behandelt werden, Aristoteles und die Peripatetiker hingegen nicht mehr vorgestellt werden. Ausführungen zur dritten Periode mit der nacharistotelischen Philosophie fehlen gänzlich. Ob die Handschrift von Frohschammer selbst nicht abgeschlossen wurde oder ob im Zuge der Überlieferungsgeschichte die fehlenden Ausführungen verloren gegangen sind, kann nicht sicher entschieden werden. Da am Ende des Manuskripts im Sinne der ursprünglichen Planung allerdings bereits die Staatslehre Platons nur mehr mit einem Literaturverweis versehen, aber nicht näher ausgeführt wurde, steht zu vermuten, dass Frohschammer selbst die Handschrift nicht abgeschlossen hat. Im Zuge der Überarbeitungen wurden neue Gliederungspunkte eingefügt. Die Gliederungslogik ist nicht immer konsequent durchgehalten; offensichtliche Inkonsequenzen wurden vom Herausgeber angemerkt oder - wo möglich - kritisch angeglichen. Auf die Frage, wann die Vorlesung zum Vortrag kam, geben die beiden Datumsangaben [1rl] 4. November 1861 und 6. November 1862 einen Hinweis. Häufig hat Frohschammer auf der ersten Seite seiner Vorlesungshandschriften das Anfangs- oder Abschlussdatum jener Semester festgehalten, in denen er diese hielt. Demnach hat Frohschammer die Vorlesung im Winterhalbjahr 1861/ 62 und im Wintersemester 1862/ 63 vorgetragen. Die einschlägigen Vorlesungsverzeichnisse der Universität München weisen aus, dass Frohschammer für das Wintersemester 1861/ 62 neben einer Vorlesung mit dem Titel „Einleitung in das akademische Studium“, einer Vorlesung über „Psychologie, Logik und Metaphysik“ sowie einer Vorlesung über „Philosophie der Geschichte“ eine Vorlesung mit dem Titel „Geschichte der Philosophie“ anbot. Für das folgende Wintersemester 1862/ 63 kündigte Frohschammer neben einer „Einleitung in das akademische Studium“ und einer Lehrveranstaltung über „Psychologie, Logik und Metaphysik“ erneut eine Vorlesung mit dem Titel „Geschichte der Philosophie“ an. Möglicherweise bildete die vorliegende Handschrift hierfür eine partielle, einen Großteil der Philosophie des klassischen Altertums abdeckende textliche Grundlage. Wie die Vorlesungsverzeichnisse der Universität München ausweisen, bot Frohschammer eine Vorlesung mit dem Titel „Geschichte der Philosophie“, ohne Angabe einer bestimmten Periode der Philosophiegeschichte, beginnend mit Wintersemester 28 Vgl. ferner die Gliederung der zweiten Periode in „I [.] Sokrates und die Sokratiker“, „II [.] Platon und die Akademie“ und „III [.] Aristoteles und die Peripatetiker“ [62vr]. 13 1861/ 62 insgesamt 40mal an, während die Grundschrift einer eigenen Vorlesungshandschrift mit dem entsprechenden Titel „Geschichte der Philosophie“ 29 wohl erst aus dem Jahr 1872 datiert 30 . Dass Frohschammer die Vorlesungshandschrift über die Geschichte der griechisch-römischen Philosophie bis 1872 wiederholt im Rahmen seiner umfassenderen Vorlesung „Geschichte der Philosophie“ einsetzte, ist nicht auszuschließen, aber auch nicht sicher zu belegen. Diese im vorliegenden Editionsband nicht weiter berücksichtigte Handschrift, die, nach den Datumsangaben 31 zu urteilen, in den Wintersemestern 1879/ 80, 1880/ 81, 1881/ 82, 1882/ 83, 1883/ 84, 1884/ 85, 1885/ 86 und 1886/ 87 im Vorlesungsbetrieb verwendet worden sein dürfte, behandelt in dem Teil zur griechisch-römischen Philosophie dann auch die in der vorliegenden Handschrift fehlenden Ausführungen über Aristoteles und die Peripatetiker sowie über die nacharistotelische Philosophie bis einschließlich Boethius. Nach Ausweis der Vorlesungsverzeichnisse der Universität München kündigte Frohschammer eine Vorlesung mit dem expliziten Titel „Geschichte der griechischrömischen Philosophie“ erstmals im Wintersemester 1863/ 64 und dann erst wieder im Winterhalbjahr 1881/ 82 sowie im Wintersemester 1882/ 83 an; eine dieselbe Periode der Philosophiegeschichte abdeckende Vorlesung mit dem Titel „Geschichte der Philosophie des Altertums“ kündigte Frohschammer bereits für die Wintersemester 1858/ 59 und 1859/ 60 an. Gemäß seinen eigenen Angaben auf der ersten Seite des Vorlesungsmanuskripts „Geschichte der Griechisch-römisch[en] Philosophie“ dürfte Frohschammer dieses im Wintersemester 1861/ 62 und im Winterhalbjahr 1862/ 63 im Vorlesungsbetrieb verwendet haben, wohl aber noch nicht in den Wintersemestern 1858/ 59 und 1859/ 60, da die [8rl/ 8vr] aufgeführten Literaturhinweise Publikationen bis 1860 enthalten, der Vorlesungstext daher also kaum vor 1860 verfasst worden sein kann. Möglicherweise verfügte Frohschammer über eine eigene Vorlesungshandschrift, die er für den Vortrag der „Geschichte der Philosophie des Altertums“ in den Wintersemestern 1858/ 59 und 1859/ 60 verwendete, die aber nicht überliefert ist. Die zweite in diesem Band herausgegebene Vorlesungshandschrift Frohschammers trägt den Titel „Geschichte der Philosophie des Mittelalters“ 32 . Der in der Hauptsache in deutscher und nur ausnahmsweise in lateinischer Sprache verfasste Autograph besteht nacheinander aus 23 vierseitigen Bogen [1-46], einem zweiseitigen Blatt 29 Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München / Nachlass Frohschammer (= 4° Cod. ms. 917b (2a). 30 Vgl. ebd. [1r]. 31 Vgl. ebd. [1r]: 6. November 1879, 4. November 1880, 3. November 1881, 6. November 1882, 5. November 1883, 4. November 1884, 3. November 1885 und 3. November 1886. 32 Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München / Nachlass Frohschammer (= 4° Cod. ms. 917b (2c). 14 [47], einem vierseitigen Bogen [48-49], einem zweiseitigen Blatt („Beil[a]g[e] ad 25.“) [50rr], dessen Rückseite [50v] unbeschrieben ist, sowie siebzehn vierseitige Bogen [51-83]; die letzten beiden Seiten [84r] und [84v] des letzten vierseitigen Bogens sind unbeschrieben. Frohschammer selbst hat die Bogen am oberen Seitenrand der jeweils ersten Seite nummeriert, die Universitätsbibliothek München hat zusätzlich eine Zählung von Doppelseiten vorgenommen, der wir in dieser Textedition folgen. Einschließlich der freigebliebenen Seite [50v] umfasst die Handschrift somit 83 Doppelseiten bzw. 166 Einzelseiten. Das Papiermaß ist einheitlich; die Bogen bzw. Blätter haben eine Breite von 21,7 und eine Höhe von 28,2 Zentimetern. Die Grundschrift der Vorlesung ist mit Tinte erfolgt, wobei die Seiten jeweils nur bis zur Mitte beschrieben wurden, um für spätere Randbemerkungen und Einfügungen einen entsprechenden Korrekturrand vorhalten zu können. Über bzw. unter den Zeilen und an den betreffenden Korrekturrändern finden sich mit Tinte oder Bleistift ergänzte Randbemerkungen und Einfügungen, die im Zuge verschiedener Überarbeitungsphasen vorgenommen wurden. Dabei wurde die Gliederungsstruktur teilweise, aber nicht immer konsequent angepasst; offensichtliche Inkonsequenzen wurden vom Herausgeber angemerkt oder - soweit möglich - kritisch angeglichen. Der Grundtext wirkt einheitlich; Lücken sind nicht ersichtlich. Auffällig ist wohl, dass der letzte Satz [22vr] nicht abgeschlossen und auf der ersten Seite des folgenden vierseitigen Bogens [23rl] nicht fortgesetzt wird; eine inhaltliche Lücke lässt sich dabei allerdings nicht feststellen. Ferner ist zwar unklar, warum Frohschammer nach den ersten 23 vierseitigen Bogen nicht einen weiteren vierseitigen Bogen, sondern ein zweiseitiges Blatt [47] folgen lässt; sachlich fügt sich der Text dieses zweiseitigen Blattes [47] allerdings lückenlos zwischen den vorhergehenden vierseitigen Bogen 23 und den nachfolgenden vierseitigen Bogen 25 ein. Das weitere zweiseitige Blatt [50], das [50rr] als „Beil[a]g[e] ad 25.“ gekennzeichnet ist, versteht sich als organische Fortsetzung einer im Zuge einer Überarbeitung der Vorlesung vorgenommenen Einfügung am Seitenrand [49vl]. Eine andere Frage ist freilich, ob der vorliegende Text nach hinten abgeschlossen ist. [3vr] kündigt Frohschammer eine Gliederung der Philosophie des Mittelalters in vier Abschnitte an: Der erste Abschnitt soll die Anfänge einer mittelalterlichen Philosophie und im Wesentlichen die Zeitperiode vom 7. bis zum 10. Jahrhundert umfassen. Der zweite Abschnitt soll die ersten umfassenden systematischen Versuche einer wissenschaftlichen Konstruktion des christlichen Glaubensinhaltes und die Zeitperiode vom Anfang des 11. bis zum Beginn des 13. Jahrhunderts behandeln. Der dritte Abschnitt soll der Blütezeit mittelalterlicher Wissenschaft und Philosophie mit einer zunehmenden Differenzierung von Philosophie und Theologie in der Zeitperiode vom Anfang des 13. bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts gewidmet sein. Der vierte und letzte Abschnitt soll schließlich die Zeit des Verfalls der Scholastik und der Trennung von Philosophie und Theologie bis in das 16. Jahrhundert umfassen. Faktisch behandelt das vorliegende Vorlesungsmanuskript 15 die drei den ersten drei Abschnitten zugewiesenen Perioden der Philosophie des Mittelalters. Der in seinem ursprünglichen Plan vorgesehene vierte Abschnitt fehlt hingegen zur Gänze. Gemessen an der originären inhaltlichen Planung der Vorlesung muss diese daher als unabgeschlossen angesehen werden. Demgegenüber behandelt die oben genannte, in diesem Band nicht weiter berücksichtigte Vorlesung Frohschammers mit dem Titel „Geschichte der Philosophie“ neben den drei auch in der Handschrift „Geschichte der Philosophie des Mittelalters“ vorhandenen Abschnitten ein dort fehlendes Kapitel über die Zeit des Verfalls der Scholastik vom 14. bis zum 16. Jahrhundert. Was das Alter bzw. die Verwendung des Autographen „Geschichte der Philosophie des Mittelalters“ im Vorlesungsbetrieb angeht, fällt auf, dass Frohschammer - anders als bei anderen Vorlesungshandschriften - auf der ersten Manuskriptseite keine Hinweise darauf gegeben hat, wann dieses Manuskript im Hörsaal Verwendung fand. Die Vorlesungsverzeichnisse der Universität München belegen nirgendwo eine Vorlesung Frohschammers mit der entsprechenden Spezifizierung auf die Philosophiegeschichte des Mittelalters, wohl aber findet sich in den Sommersemestern 1857, 1858 und 1859, also bald nach der Ernennung Frohschammers zum ordentlichen Professor an der Philosophischen Fakultät der Universität München im Jahre 1855 33 die Ankündigung einer Vorlesung über die „Geschichte der Philosophie des Mittelalters und der neueren Zeit“. Da unter diesem Titel keine Vorlesungshandschrift Frohschammers überliefert ist, ist durchaus möglich, dass das vorliegende Vorlesungsmanuskript „Geschichte der Philosophie des Mittelalters“ den mittelalterlichen Teil dieser Vorlesung abdeckte und demnach etwa 1856 oder 1857 entstanden ist. Die Tatsache, dass Frohschammer in der Vorlesung „Geschichte der Philosophie des Mittelalters“ [73vr] auf Fachliteratur verweist, die 1858 bis 1859 erschienen ist, tut dem keinen Abbruch, weil die betreffenden Literaturverweise im Zuge einer späteren Überarbeitung der Vorlesung eingefügt wurden. Ferner ist möglich, dass das Manuskript als Textgrundlage für den mittelalterlichen Teil der häufig angekündigten Vorlesung „Geschichte der Philosophie“ diente. Bei dem kurzen Manuskript „Ueber die Auferstehungslehre des Origenes“ 34 handelt es sich um die von Frohschammer im Rahmen seines Habilitationsverfahrens an der Theologischen Fakultät der Universität München 35 am 8. Juni 1850 gehaltene Probevorlesung. Diese von der Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München als Anhang zu der Vorlesungshandschrift „Geschichte der Philosophie des 33 Vgl. hierzu L ACHNER , Jakob Frohschammer (1821-1893). Leben und Werk, 35-41. 34 Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München / Nachlass Frohschammer (= 4° Cod. ms. 917b (2c, Anhang). 35 Vgl. hierzu L ACHNER , Jakob Frohschammer (1821-1893). Leben und Werk, 25-31. 16 Mittelalters“ registrierte Handschrift gehört aus inhaltlichen Gründen sicher nicht zu dem Manuskript „Geschichte der Philosophie des Mittelalters“, wird aber in der vorliegenden Edition im Anschluss an dieses vorgestellt. Unter den in diesem Band dargebotenen Handschriften Frohschammers ist diese im Jahr 1850 verfasste die älteste. Die gesamte Handschrift „Ueber die Auferstehungslehre des Origenes“ umfasst gerade einmal fünf Doppelseiten auf drei vierseitigen Bogen; beim letzten Bogen sind die drei letzten Seiten [5v/ 6] frei geblieben. Papier- und Schriftqualität sind einheitlich; der Text ist sicher in einem Zuge geschrieben worden. Die Bogen haben die Maße 20,1 Zentimeter Breite und 26,1 Zentimeter Höhe. Der Text ist in deutscher Sprache und mit Tinte geschrieben, wobei auf jeder Seite etwa ein Drittel als Korrekturrand vorgehalten wurde. Gleichwohl finden sich sowohl über bzw. unter den Zeilen der Grundschrift als auch an den Seitenrändern vergleichsweise nur sehr wenige Textergänzungen, die ebenfalls mit Tinte geschrieben sind; allein Begrüßung und Einleitung [1r] sind mit Bleistift und nachträglich, aber sicher erst knapp vor der Abhaltung der Vorlesung am 8. Juni 1850 geschrieben worden. Eine Überarbeitung des Textes ist nicht erfolgt. Dies und die geringe Zahl an zum Zwecke des Vortrags als Habilitationsvorlesung gemachten Randbemerkungen ergibt sich daraus, dass dieses Manuskript von Frohschammer im weiteren Verlauf seines akademischen Lehramtes als Vorlesungsmanuskript nicht wiederverwendet wurde. Als letztes Manuskript folgt die Vorlesung „Ueber die Philosophie Spinoza’s“ 36 . Dieser in deutscher Sprache verfasste Autograph umfasst zwölf vierseitige Bogen, die Frohschammer gewohnheitsgemäß auf der je ersten Seite eines Bogens entsprechend gekennzeichnet und fortlaufend nummeriert hat. Die Universitätsbibliothek München hat den gesamten Text nach zweiseitigen Blättern gezählt; wir folgen wieder der Zählweise der Universitätsbibliothek. Insgesamt umfasst die Handschrift einschließlich der unbeschriebenen Seiten [5v], [20r], [23v] und [24r] 24 Doppelseiten bzw. 48 einzelne Seiten. Die Bogen der Handschrift weisen die einheitlichen Maße von 22,2 Zentimetern Breite und 28,2 Zentimetern Höhe auf. Der mit Tinte geschriebene Grundtext umfasst auf jeder Seite eine halbseitige Spalte, während jeweils die zweite Spalte für Randbemerkungen und Einfügungen freigehalten ist. Über bzw. unter den Zeilen sowie an den Seitenrändern finden sich entsprechende, mit Tinte oder Bleistift geschriebene Einfügungen und Randbemerkungen aus verschiedenen Phasen der Überarbeitung. Dabei kam es auch zu Inkonsequenzen in der Gliederungslogik. Auffällig ist, dass in Bogen 3 die Spalte [5v] und im Bogen 10 die Spalte [20r] unbeschrieben und die Rückseite [20v] sehr unordentlich und flüchtig und überdies nicht - 36 Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München / Nachlass Frohschammer (= 4° Cod. ms. 917b (2d). 17 wie üblich - im Hoch-, sondern im Querformat beschrieben ist. Der Text [20v] versteht sich eventuell als Vorabnotiz für die [21r] einsetzenden „Kritische[n] Bemerkungen“. Unregelmäßigkeiten treten auch im Bogen 12 auf, wo sowohl [23v] als auch [24r] unbeschrieben geblieben sind und wo [24vr] nicht - wie üblich - mit Tinte, sondern mit Bleistift, und zwar zur Hälfte wiederum nicht im Hoch-, sondern im Querformat, und überdies sehr flüchtig und unordentlich geschrieben wurde; die zweite Hälfte der Seite ist wieder im Hochformat beschrieben. Ansonsten weist der Text keine inhaltlichen Brüche auf. Allerdings fällt auf, dass [19vr] nur mehr Überschriften genannt werden, dazugehörige Ausführungen hingegen fehlen. Bezüglich der Frage nach der Abfassungszeit und der Verwendung des Autographen im Hörsaal lässt sich feststellen, dass sich auf der ersten Seite des Manuskriptes als einzige mit Bleistift geschriebene Datumsangabe „6 [.] Mai 1865“ [1rl] findet. Tatsächlich weisen die Vorlesungsverzeichnisse der Universität München einzig für das Sommersemester 1865 die Ankündigung einer Vorlesung „Über die Philosophie Spinozas“ aus, woraus zu schließen ist, dass der Autograph im Sommersemester 1865 als Vorlesungsmanuskript diente und wohl kurz zuvor auch entstanden ist. Diese Einschätzung wird gestützt durch Frohschammers Verweis auf „Lehmans“ [1vr]; Frohschammer bezieht sich dabei offensichtlich auf die im Jahr 1864 in Würzburg publizierte philosophische Dissertation von Joseph B. Lehmans mit dem Titel „Spinoza. Sein Lebensbild und seine Philosophie“, der sich Frohschammer inhaltlich und sprachlich verschiedentlich eng anschließt. Eine Untersuchung von Frohschammers oben wiederholt genannter, in diesem Band nicht weiter berücksichtigter, verhältnismäßig umfangreicher Vorlesungshandschrift „Geschichte der Philosophie“ 37 weist unter anderem 35 vierseitige Bogen auf, die am oberen Seitenrand der je ersten Seite der einzelnen Bogen ursprünglich mit „Spinoza’s Philosophie“ gekennzeichnet und von 1 bis 35 fortlaufend gezählt wurden. Erst nach der Einfügung dieser Bogen in die umfassendere Vorlesungshandschrift „Geschichte der Philosophie“ wurde die ursprüngliche Zuordnung „Spinoza’s Philosophie“ teilweise durch Streichung und Ergänzung zu „Geschichte der Philosophie“ abgeändert und die Zählung der einzelnen Bogen entsprechend der Neuverortung in der Handschrift „Geschichte der Philosophie“ angepasst. Inhaltlich stimmen die betreffenden Bogen in der Handschrift „Geschichte der Philosophie“ mit der Vorlesungshandschrift „Ueber die Philosophie Spinoza’s“ auf weite Strecken überein, mit dem Unterschied, dass die in dem Manuskript „Ueber die Philosophie Spinoza’s“ [19vr] genannten, ohne textliche Ausführungen verbliebenen Überschriften mit entsprechenden inhaltlichen Ausführungen versehen sind. Die in der Handschrift „Geschichte der Philosophie“ [232rl] genannten Datumsangaben („Nov[ember] 1875“ 37 Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München / Nachlass Frohschammer (= 4° Cod. ms. 917b (2a). 18 und „7 [.] Nov[ember] 1877“) legen nahe, dass die Bogen mit der ursprünglichen Bezeichnung „Spinoza’s Philosophie“ in dem Autographen „Geschichte der Philosophie“ in den Wintersemestern 1875/ 76 und 1877/ 78 im Vorlesungsbetrieb Verwendung fanden. Tatsächlich weisen die Vorlesungsverzeichnisse der Universität München für die Wintersemester 1875/ 76 und 1877/ 78 die Ankündigung einer Vorlesung mit dem Titel „Über die Philosophie von Spinoza und Leibniz“ aus. Wie die gesamte Vorlesung „Geschichte der Philosophie“ werden auch die darin eingefügten Bogen „Spinoza’s Philosophie“ in dem vorliegenden Editionsband nicht weiter berücksichtigt. III. Editionskriterien Allgemein lässt sich beobachten, dass die Bogen von Frohschammer zunächst nur einspaltig beschrieben wurden, um die je zweite Spalte im Zuge von Überarbeitungen für Ergänzungen nutzen zu können. Alle in diesem Band vorgelegten Handschriften mit Ausnahme der theologischen Probevorlesung „Ueber die Auferstehungslehre des Origenes“ wurden vom Autor mit zahlreichen „Einfügungen“ mit Tinte und mit Bleistift über und unter den Zeilen, gelegentlich auch an den Rändern derselben Spalten, vor allem aber an den Seitenrändern versehen. Einfügungszeichen zeigen die von Frohschammer vorgesehene Verortung einer „Einfügung“ im Grundtext an. Demgegenüber können jene zahlreichen „Randbemerkungen“, die über kein Einfügungszeichen verfügen, nur unter Vorbehalt in den ursprünglichen Textbestand eingepasst werden. Einfügungen und Randbemerkungen werden vom Herausgeber mit „  “ und „  “ versehen in den Grundtext eingefügt, wobei in der Fußnote konsequent zwischen „Einfügung“ und „Randbemerkung“ unterschieden wird und jeweils genaue Angaben zum Ursprungsort gemacht werden. „  “ bzw. „  “ signalisieren Einfügungen in Einfügungen, Einfügungen in Randbemerkungen o.ä., wobei in der Fußnote wiederum der exakte Ursprungsort dieser Einfügungen vermerkt ist. Die Texte sind in der Regel in deutscher, nur einzelne Abschnitte sind in lateinischer Sprache verfasst. Die Schreibschrift Frohschammers bildet eine Mischung aus lateinischer und deutscher Schrift. Die Wörter sind sehr häufig durch Auslassung von Buchstaben abgekürzt, wobei sich zwar bestimmte Vorlieben Frohschammers ausmachen lassen, eine exakte Regel allerdings nicht feststellbar ist. Gelegentlich lässt sich nicht sicher sagen, ob ein Buchstabe vorhanden ist oder nicht. Nicht immer sind „ss“ und „ß“ zweifelsfrei zu unterscheiden. Die Abkürzungen sind in der vorliegenden textkritischen Ausgabe konsequent aufgelöst und die fehlenden Buchstaben in eckigen Klammern ergänzt. „[*]“ steht für ein unlesbares Wort, „[**]“ steht für zwei, 19 „[***]“ für drei oder mehr unlesbare Wörter, „[+]“ steht für einen unlesbaren Buchstaben, „[++]“ steht für zwei, „[+++]“ für drei oder mehr unlesbare Buchstaben, wobei die Zahl der ausgelassenen Wörter bzw. Buchstaben nicht immer mit Sicherheit festzustellen ist. Gelegentlich fehlende Satzzeichen werden ebenfalls in eckigen Klammern ergänzt. Nur selten wird an jenen Stellen, wo ganze Wörter fehlen, wenn dies dem Herausgeber zum besseren Verständnis des Textes nötig erscheint, ein fehlendes Wort ebenfalls in eckigen Klammern eingefügt. Unterstreichungen werden grundsätzlich nicht übernommen. Was die Zählung der Bogen anbetrifft, so hat Frohschammer selbst die vierseitigen Bogen bogenmäßig und die zweiseitigen Blätter blattweise gezählt, indem er am rechten oberen Seitenrand der ersten Seite der jeweiligen Bogen bzw. Blätter die Zuordnung zu einem bestimmten Manuskript mit der betreffenden Ziffer verband, beispielsweise „Geschichte d[er] Philos[ophie] d[es] Mitt[el] Alters 22“ anmerkte, wobei „22“ für den gesamten Bogen bzw. in Ausnahmefällen für das zweiseitige Blatt steht. Die Universitätsbibliothek München hat zusätzlich alle in diesem Band herausgegebenen Autographen nach Doppelseiten nummeriert, so dass jeder vierseitige Bogen als zwei Doppelseiten gezählt wird. Dabei ist jede Vorderseite einer Doppelseite nummeriert. Für die vorliegende Edition wird die Zählung der Universitätsbibliothek übernommen, wobei zur Kennzeichnung der Vorderseite jeweils „r“ (recto) und der Rückseite jeweils „v“ (verso) ergänzt wird. Da die einzelnen Seiten von Frohschammer spaltenweise beschrieben wurden, wobei auf der einen Spalte sich jeweils der durchlaufende Grundtext und auf der anderen Einfügungen und Randbemerkungen zum Grundtext finden, haben wir zusätzlich „r“ für die rechte und „l“ für die linke Spalte vermerkt. Die Angabe [15rl] meint so beispielsweise die linke Spalte der Vorderseite der Doppelseite 15, die Angabe [7vr] hingegen meint die rechte Spalte der Rückseite der Doppelseite 7. Frohschammer selbst hat seinen Vorlesungshandschriften keine Inhaltsverzeichnisse vorangestellt. Die vom Herausgeber erstellten Inhaltsverzeichnisse vor den jeweiligen Vorlesungsmanuskripten werden aus den Manuskripten generiert und geben dem Leser so einen Überblick über die Vorlesungsinhalte und den Aufbau der Vorlesungen, zeigen aber zugleich einige in den Autographen vorhandene gliederungslogische Inkonsequenzen auf. Die Seitenangaben in den Inhaltsverzeichnissen entsprechen der Seitenzählung im vorliegenden Editionsband. Das Namen- und das Sachregister beziehen sich auf alle in diesem Band edierten Handschriften. 21 B. I. Jakob Frohschammer: Geschichte der Griechischrömisch[en] Philosophie (Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München / Nachlass Frohschammer [= 4° Cod. ms. 917b (2b]) Inhalt E INLEITUNG ................................................................................................................ 25 I [.] B EGRIFF UND AUFGABE DER G ESCHICHTE DER P HILOSOPHIE - INSB [ E ] S [ ONDERE ] DER GRIECH [ ISCH -] RÖMISCHEN . ....................................... 26 II [.] Q UELLEN DER GRIECH [ ISCHEN ] P HILOSOPHIE . .............................................. 30 III [.] E NTWICKL [ U ] NGSGANG U [ ND ] E INTH [ EI ] L [ UN ] G DER GRIECH [ ISCH -] RÖM [ ISCHEN ] P HILOSOPHIE . .................................................... 42 IV [.] L ITERATUR FÜR DIE GRIECH [ ISCH ]- RÖM [ ISCHE ] P HILOS [ OPHIE .] ................... 46 I [.] Quellen-Literatur. ......................................................................................... 46 II [.] Neuere Bearbeitungen. ................................................................................ 49 I [.] P ERIODE . V[ ON ] T HALES - S OCRATES ...................................................................................... 51 I [.] Abschnitt. Die älteren Jonier, die Pythagoreer und Eleaten. ................................................. 53 A) Die ältere Jonische Physik. ..................................................................... 53 1. Thales. ............................................................................................... 53 I [.]  Leben  ....................................................................................... 53 II [.] Lehre. ........................................................................................ 54 2. Anaximander. .................................................................................... 57 3. Anaximenes. ..................................................................................... 60 4. Die späteren Anhänger der jonischen Schule. ................................... 62 Diogenes von Apollonia. .................................................................. 62 B) Der Pythagoreismus. ............................................................................... 66 1. Pythagoras. ........................................................................................ 66 2. Die Pythagoreer. ............................................................................... 74 3. Die Pythagoreische (Lehre) Philosophie. .......................................... 74 22 A) Die Grundbegriffe derselben - die Zahl  enlehre  u[nd] die Elemente. ..................................................................... 74  Lehre  ......................................................................................... 74 B) Die systemat[ische] Ausführ[u]ng der Zahlenlehre u[nd] ihre Anwend[un]g auf die Physik. ............................................... 86 C) Psychologie, Theologie u[nd] Ethik der Pyth[agoreer.] ............... 95 C) Die Eleatische Philosophie. .................................................................... 99 1. Xenophanes. ..................................................................................... 102 2. Parmenides. ....................................................................................... 107 3. Zenon ................................................................................................ 114 4. Melissus. ........................................................................................... 120 II [.] Abschnitt. Heraklit, Empedokles, Atomistik, Anaxagoras. ................................................. 123 1. Heraklit. ................................................................................................. 123 1) G[e]g[e]nsatz geg[en] d[ie] gewöhnl[iche] Vorst[e]ll[u]ng. ............ 125  I [.] Grundlehre (Metaphysik).  ........................................................... 125 II [.] Kosmologie. ................................................................................. 130 III [.] Der Mensch, sein Erkennen und Thun. Anthropologie. ............. 132 2. Empedokles. .......................................................................................... 136 I [.] Grundlehre. .................................................................................... 137 II [.] Kosmologie. ................................................................................. 141 III [.] Theolog[ische] Lehren. ............................................................... 145 3). Die Atomistik. Demokritos. ................................................................. 150 I [.] Philosophische Grundlehre. ........................................................... 151 II [.] Kosmologie. ................................................................................. 157 III [.] Anthropologie. ............................................................................ 161 IV [.] Moral u[nd] R[e]l[i]g[io]nslehre d[er] Atomist[ik]. ................... 167 4. Anaxagoras. ........................................................................................... 172 I [.] Philosophische Grundlehre. ........................................................... 173 II [.] Kosmologie. ................................................................................. 179 III [.] Anthropologie. ............................................................................ 182 III [.] Abschnitt. Die Sophistik. ..................................................................................................... 186 I [.] Allgemeines ......................................................................................... 186 II [.] Einzelne Sophisten. ........................................................................... 189 III [.] Die sophist[ische] Erk[e]n[n]tn[i]ßtheorie und die Eristik. ............. 192 V [.] Tugend u[nd] Recht, Staat u[nd] R[e]l[i]g[io]n.  Ansichten über  Rhetorik ................................................................. 197 23 II [.] P ERIODE V[ ON ] S OKRATES - A RISTOTELES . .......................................................................... 201 I [.] Abschnitt. Sokrates und die Sokratiker. .............................................................................. 202 [I. Kapitel]................................................................................................... 202 A) Sokrates. ............................................................................................... 202 1. Die Persönlichkeit des Sokrates.  Eine der merkwürd[i]gst[en] Erscheinung[en] der Geschichte.  ..................................................... 202 2. Der Charakter des Sokrates. ............................................................. 206 3) Die Philosophie des Sokrates. .......................................................... 212 I) Philos[ophischer] St[a]ndp[u]nkt u[nd] Princip d[e]s Sokrates. ............................................................................. 212 2. Die philosophis[c]he Methode. .................................................... 216 3) Sokratische Lehre ihrem Inhalte nach. ........................................ 221 I [.] Ethik. .................................................................................... 221 II [.] Ansichten Ueber die Natur, die Gotth[ei]t u[nd] den Menschen. ..................................................................... 229 Sein Tod. ..................................................................................... 233 II [.] Kapitel ................................................................................................ 233 B) Die (unvollkommnen) Sokratiker. ........................................................ 233 1. Die Schule des Sokrates. Xenophon [,] Aeschines u. A. .................. 233 A) Die Megarische u[nd] Elisch-Eretrische Schule. ......................... 236 [B)] Die Cyniker. .............................................................................. 244 Lehre u[nd] Praxis. ................................................................... 245 [C)] Die Cyrenaiker. ......................................................................... 255 Cyrenaische Philosophie. .......................................................... 256 II [.] Abschnitt. Platon und die ältere Akademie. ........................................................................ 266 A. Platon .................................................................................................... 266 I [.] Platon’s Leben und Schriften. ....................................................... 266 1. Platon’s Leben. ......................................................................... 266 2) Platon’s Schriften. .................................................................... 274 II [.] Philosophie Platon’s. .................................................................... 280 1. Allgemeines. Die Methode u[nd] die Eintheil[un]g der Platonischen Philosophie. ......................................................... 280 I. Dialektik.  (Noetik u[nd] Ontologie [,] Theologie)  .................. 287 I [.] Propädeutische und  (philosophis[ch]-)  erkenntniß- theoretische Voruntersuch[u]ng. ........................................287 24 II [.] Die (posit[ive], reale) Dialektik od[er] die Ideenlehre. ........................................................................ 311 [II.] Physik mit Anthropologie. ................................................... 337 A) Allgem[eine] Gründe der Erscheinungswelt. .................. 337 [B)] Plat[ons] Kosmologie. .................................................. 352 [C)] Anthropologie................................................................ 355 25 Text mit kritischem Apparat Geschichte der Griechisch-römisch[en] Philosophie Einleitung.  (Da wir uns vor Allem zu verständ[i]g[en] haben über die Aufgabe etc. [)]  1  (4 Nov. 1861) (6 Nov. 1862)  2 M[eine] H[erren! ] Ehe wir mit der Darst[e]ll[un]g uns[eres] G[e]g[e]nst[a]nds selbst beginnen, müßen wir uns billig in einleitender Weise zuvor orientiren und verständigen  . Wir haben uns [,] m[eine] H[erren,]  3 über die Aufgabe [,] die 4 in d[ie]s[e]n Vorträgen zu lösen ist und über die Art u[nd] Weise [,] wie dieß geschehen soll, mit welchen Hülfsmittel[n], in welcher Ordnung und Methode  (  5 und bei welchem histor[ischen] Anknüpf[u]ngspunkte  )  6  so müßen wir dem Beginne d[e]r Geschicht[e] selber eine Einl[ei]t[un]g vorausgeh[en] lasse[n]  7  1)  8  Es sind  9 Wir haben es also in der Einl[ei]t[un]g zu thun mit der Festst[e]ll[un]g des Begriffes und der Aufgabe der Geschichte der Philos[ophie,] und zwar der griech[isch-]römisch[en,] dann  2)  10 mit der Literatur, den Quellen und Bearbeit[u]ng[e]n derselben; hierauf mit der  3)  11 Glied[e]r[u]ng  Entwickl[un]gsgang der Philos[ophie]  12 , Construction ( 13 Methode und Eintheilung  der Geschichte ders[e]lb[e]n  14 ;  2)  15 endl[ich] mit den Quellen der griech[ischen] Philosophie selbst (u[nd] Charakteristik.) 1 Unter der Überschrift mit Bleistift eingefügt. 2 Datumsangaben mit Bleistift, die wohl den jeweiligen Beginn der Wintersemester 1861 und 1862 anzeigen. 3 Über der Zeile mit Bleistift; möglicherweise lässt Frohschammer die Vorlesung in einer Überarbeitungsphase an dieser Stelle neu ansetzen. 4 „wir“ in der Zeile gestrichen. 5 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 6 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 7 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 8 Vor der Zeile mit Bleistift. 9 Über der Zeile mit Bleistift, wohl als neuer Satzanfang gedacht. 10 Über der Zeile mit Bleistift. 11 Über der Zeile mit Bleistift. 12 Über der Zeile mit Bleistift. 13 Korrespondierende schließende Klammer ist unauffindbar. 14 Über der Zeile mit Bleistift. 15 Über der Zeile mit Bleistift; Nummerierung unklar, eigentlich müßte „4)“ folgen. 26 I [.] Begriff und Aufgabe der Geschichte der Philosophie - insb[e]s[ondere] der griech[isch-]römischen. 1. Um den B[e]gr[i]ff der Gesch[ichte] d[er] Philos[ophie] zu geben und zu erkennen, ist nothw[e]nd[i]g, d[a]ß man wisse [,] was Geschichte, dann was Philosophie sey. - Was Geschichte ist, ist bekannt [.] - Nicht aber (Ihnen) schon [,] was Philosophie ist. Es scheint also nothw[e]nd[i]g, eine Definiti[on] v[on] Philosophie zu geben, um den B[e]gr[i]ff der Philosophie zum Bewußtseyn, zum Verständniß zu bringen, und um dann hiemit zu wissen, wovon wir die Geschichte darzustellen u[nd] kennen zu lernen haben [.] - 2. Allein dieß würde  Schwierigk[ei]t haben u[nd]  16 uns nicht recht zum Ziele führen. Der Begriff der Philos[ophie]  Die Philosophie (u[nd] d[a]h[er] auch deren Begr[i]ff)  17 ist nämlich nicht einer [,] der schon von Anfang an fix u[nd] fertig war, so daß die Gesch[ichte] d[e]r Philos[ophie] zugleich die Geschichte des B[e]griffes [,] d. h. die Schicksale des fertige[n] B[e]gr[i]ffes wär[e] - sondern dieser Begriff selber ist ein historis[c]her, d. h. der Entwick[lun]g, Ausbild[un]g, Vervollkommnung, Verkümmerung etc. fähiger, der also mit der Zeit u[nd] Entwickl[un]g sich einigermassen ändert, corrigirt, läutert. - Wir können u[nd] dürfen also nicht etwa den B[e]griff v[on] Philos[ophie]  abs[o]l[u]t  18 aufstellen, wie wir ihn jetzt faßen, noch uns[er] jetz[i]g[es] Bild[un]gsstadium, u[nd] mit d[ie]s[e]m dann in das griech[ische] Alterth[um] zurückgehen u[nd] die Geschichte d[ie]s[e]s B[e]gr[i]ffes erforschen [.] - Denn d[ie]s[e]m Entsprechendes möchten wir wohl daselbst th[ei]ls gar nicht finden, th[ei]ls in sehr modificirter W[ei]se u[nd] mit andern Benennu[n]g[en.] - Aber auch ein[en] B[e]gr[i]ff der  griech[ischen]  19 Philosophie können und dürfen wir nicht aufstellen, da auch schon bei den [1rl/ 1vr] Griechen der Begr[i]ff der Philosophie th[ei]ls erst allmähl[i]g sich gestaltete, th[ei]ls eine Entwickl[un]g u[nd] d[a]h[er] Wandlung erlitt [,] daß wir nicht ganz dens[e]lb[en] B[e]gr[i]ff für jedes Entwicklungsstadium brauchen können. Es bleibt daher nichts übrig (hier) [,] als auf einen festen B[e]griff der Philos[ophie] hier noch zu verzichten und nur zu charakterisiren, worin das philosophische Streben  (nach Philosophie)  20 b[e]stehe, denn das ist das Gleichartige zu all[en] Zeiten u[nd] Darst[e]ll[u]ng d[ie]s[e]s Strebens u[nd] s[einer] Erfolge ist ja die Geschichte der Philosophie. 16 Über der Zeile mit Bleistift. 17 Über der Zeile mit Bleistift. 18 Über der Zeile; Lesart unsicher. 19 Über der Zeile. 20 Über der Zeile mit Bleistift. 27 3. Was versteht man dann also unter philosophischem Streben? Wir wollen uns auch hier nicht auf starre Definitio[ne]n einlassen, sondern aus dem geschichtl[ichen] Gange und Streben der M[e]nschh[ei]t und der Völker heraus, es uns verdeutlichen.  Es soll hier klar gemacht w[e]rd[en] ohne schwierige Definiti[on] 21 der 22 Phil[o]s[ophie] - was die Phil[o]s[ophie] sey [.] -  23 Sie wissen, jedes Volk, das im Alterth[um] in d[er] Geschichte auftrat aus dem Dunkel der Vorzeit - u[nd] 24 in neuerer Z[ei]t entdeckt ward - jedes Volk hat in der Form od[er] als Inhalt des rel[i]g[iö]s[en] Bewußtseyns od[er] Glaubens, bestimmte Meinunge[n] oder Lehren über die Welt, den Urspr[u]ng ders[e]lb[e]n d[u]rch die G[o]tth[ei]t, über die Stell[u]ng des M[e]nsch[e]n zur G[o]tth[ei]t u[nd] zur Welt u[nd] über die Aufgabe [,] d[a]s Verhalten, das Ziel des M[e]nsch[e]n. - Das Alles aber [,] wie ges[a]gt, besitzen die Völker nur in der Form des r[e]l[i]g[iö]s[en] Glaubens, z[um] Th[ei]l durch die Phantasiethät[i]gk[ei]t bildlich od[er] poetisch, geschmückt u[nd] erweitert. - In einem gewiss[en] Stadium der Entwickl[un]g aber erwacht nun 25 auch der Verstand, bethätigt sich auch das Erkenntnißvermögen - u[nd] begabte M[e]nsch[e]n versuchen dann durch d[ie]se Erk[e]n[n]tn[i]ßthät[i]gk[ei]t  durch denkende Betracht[u]ng der Welt, zunächst der äußern -  26 jene Grund-Fragen zu beantworten und ein Wissen darüber zu gewinnen -  worüber  27 man sich bisher mittels des r[e]l[i]g[iö]s[en] Glaubens orientirt hatte.  Das philos[ophische] Streben also b[e]steht darin [,]  für  28 d[ie]se Frage[n] 29 d[u]rch eignes Na[c]hd[en]k[en] u[nd] Erforsch[un]g der Welt Beantwort[un]g zu such[en] - u[nd] die philos[ophische] E[n]twickl[un]g dann dari[n], d[a]ß in Folge davon immer mehr Objecte für die Forsch[un]g erscheine[n] u[nd] die Lös[u]ng d[e]s Grundprobl[em]s sich immer mehr vertieft, immer gründlicher, sichrer wird [.] -  30  Und da ist dann philos[ophisches] Str[e]b[en] entstanden [.] -  31 4. Man wird also vor Allem die Grundprobleme d[u]rch a) Erk[e]n[n]tn[i]ßthätigk[ei]t zu lösen suchen - über den Grund und Ursprung u[nd] das Wesen der Welt, der Menschen mit eingeschloßen - dann spez[iell] über 21 „was“ in der Zeile gestrichen. 22 „der“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „die“. 23 In und unter der Zeile eingefügt. 24 Lesart unsicher. 25 „aber“ in der Zeile gestrichen. 26 Einfügung am Seitenrand [1vl]. 27 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „was“. 28 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „d[a]ß“. 29 „d[a]s“ in der Zeile gestrichen. 30 Einfügung am Seitenrand [1vl]. 31 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 28 das Wesen d[e]s M[e]nsch[e]n, seine Aufgabe, sein Ziel - Probleme, die alle in jedem r[e]l[i]g[iö]s[en] Glauben mehr od[er] weniger gelöst sind - wahr od[er] fals[c]h. b) Bei d[ie]s[e]r Grundforschung wird man nun aber verschiedene Wege einschlagen, verschiedene Resultate erzielen [.] - Dad[u]rch wird man darauf geleitet, dann zu fragen [,] ob man denn den rechten Weg eingeschlagen, ob man in rechter Weise gefors[c]ht habe, und man wird nun untersuch[e]n [,] welches denn die rechte Art u[nd] W[ei]se der Forsch[u]ng sey [.] -  (Erk[enn]t[n]ißwiss[e]n zunächst Dialektik)  32 -  D[ie]se erk[e]nntn[i]ßtheoret[ische], kritis[c]he Wend[un]g wird die Philos[ophie] immer wieder nehmen - nur nicht als ihren Zweck [,] sond[ern] als Mittel - um d[en] eig[en]tl[ichen] Zweck [,] näml[ich] Grund u[nd] Wese[n] der Welt zu erk[ennen,] zu erreiche[n] - Strauß, Kant etc. [,] wo an d[en] bisher[i]g[en] Resultat[en] der Philos[ophie]  Urtheil[en]  33 gezweifelt wird [.] -  34 Dieß wird 35 natürlich auch zur Frage führen, ob mit menschl[icher] Forsch[u]ng üb[er]h[au]pt etwas zu erkennen sey u[nd] welche Formen und Gesetze dabei für d[a]s mens[c]hl[iche] Denken Geltung haben [.] - Es wird sich also aus jener Forsch[un]g nach Grund und W[e]s[en] allmähl[i]g auch eine Wiss[e]nsch[a]ft der Erk[enn]t[n]iß, d[e]s Wiss[en]s bild[en]. - [1vr/ 2rl] c) So aber einmal ins Innere des M[e]nsch[e]n  geist[i]g[e] Natur  36 geführt, wird man nun d[ie]s[e]s ebenso genauer erforschen, wie früher die äußere Natur - und man wird nun von d[ie]s[e]r Erforsch[un]g d[e]s ethischen Wesens des M[e]nsch[e]n aus, dann wiederu[m] an die Untersuch[un]g d[e]s letzte[n] Grundes und Wes[en]s des m[en]schl[ichen] Daseyns gehen - also das Göttl[iche,] Ewige zu bestimme[n] suchen [.] - d) Endl[ich] dann wird man d[ie]s[e]m gemäß auch das pract[i]sch[e] Verhalte[n], das moralische u[nd] politische - im Lichte d[ie]s[e]r höh[eren] Erk[e]n[n]t[n]iß erforschen u[nd] bestimme[n]. So bilden sich dann aus dem  ersten  37 philos[ophischen] Streben, d. h. der Untersuch[un]g über Grund u[nd] Wesen des Daseyns, die zuerst v[on] d[er] Betra[c]ht[un]g der äußern Natur ausgeg[a]ng[en,] allmähli[g], indem immer mehr Objecte der Forsch[un]g sich darst[e]lle[n] u[nd] d[ie]se sich immer mehr vertieft - mehrere philos[ophische] Disciplinen. Zuerst Naturphilos[ophie], dann Erkenntn[i]ßtheorie, Dialektik u[nd] Logik - Ethik und Politik - u[nd] Metaphysik. 32 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 33 Über der Zeile; „[*]“ darüber. 34 Randbemerkung am Seitenrand [1vl] mit Bleistift. 35 „selbst“ in der Zeile gestrichen. 36 Über der Zeile. 37 Über der Zeile eingefügt. 29 5. Die griech[ische] Philos[ophie] nun hat gerade in d[ie]s[e]r Weise  (die sich aus der Natur der Sache ergibt)  38 begonnen, sich weiter gebildet und durch fortwäh[ren]d[e]s philos[ophisches] Streben die Systeme hervorgetrieben [.] -  II [.]  39 Die Geschichte d[ie]s[e]r Philosophie hat also  a)  40 gerade d[ie]s[e]s philos[ophische] Streben in seinem Beginn, in den hervorragenden Persönlichk[ei]t[e]n u[nd] W[e]rken, in den einzel[nen] Entwickl[un]gsphasen od[er] Stadien - in mögl[i]chster Zeitfolge u[nd] im innern Zusammenh[a]ng der Entwickl[un]g darzustell[en] - (indem sie sich dabei auf d[a]s griech[ische] u[nd] röm[ische] Alterthums 41 b[e]s[c]hränkt.)  Geschichte der Philosophie ist also: Darstell[u]ng d[ie]s[e]s philos[ophischen] Strebens u[nd] der philos[ophischen] Lehren (bei de[n] Griechen) in ihren einzelnen Trägern, in ihrer  äußer[n]  42 zeitl[ichen] Aufeinanderfolge, ihrem innern Zusammenhang,  also im  43 äußer[n] u[nd] innern E[n]twickl[un]gs- Gange [.]  44  b)  45 Hat also zu zeigen, wie d[ie]se Philos[ophie] zuerst begonnen hat, welche Aufgabe sie sich gestellt, wie sie dieselbe zu lösen suchte und welche Resultate sie dabei erzielte [.] -  c)  46 Hat dann zu zeigen, wie bei d[ie]s[e]n Versuchen das Streben in Bezug auf Ausg[a]ngsp[u]nkt und Methode allmählig Modifikationen erlitt und verschiedene Richt[u]ng[e]n in d[ie]s[e]m Einen Streben sich bildeten - wie dann Wendepunkte eintraten -  d)  47 und allmählig die Erforsch[u]ngsobjecte und th[ei]lw[ei]se auch der Endzweck des Strebens sich änderte - wie ein G[e]g[e]nst[a]nd nach dem andern die Anstreng[un]g d[ie]s[e]s Strebens  Denkens  48 in Anspruch  nahm  49 u[nd] allmählig die philos[ophischen] Disciplinen, deren Gesammth[ei]t das philos[ophische] System bildet, entstunden -  e)  50 endl[ich] auch [,] welche Bedeut[u]ng u[nd] Einwirk[un]g auf d[a]s pract[i]sche Leben, wie  auf  51 die theoret[ische] allgem[eine] Weltanschauung die Philosophie hatte - 38 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 39 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt; Nummerierung unklar, korrespondierendes „I“ ist unauffindbar. 40 Über der Zeile mit Bleistift. 41 Verschrieben; gemeint: Alterthum. 42 Über der Zeile eingefügt. 43 Über der Zeile eingefügt als Ersatz für „[*]“ in der Zeile. 44 Einfügung am Seitenrand [2rr]. 45 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 46 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 47 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 48 Über der Zeile mit Bleistift. 49 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 50 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 51 Über der Zeile. 30 u[nd] endl[ich] wie sie, soweit sie griech[isch] war, verfiel. - Dieß gilt v[on] d[er] griech[ischen] Philos[ophie]. - Die röm[ische] hat eig[en]tl[ich] keine eigene Ges[c]hichte - ist nur entlehnt - u[nd] nachgebildet [.] - [2rl/ 2vr] II [.] Quellen der griech[ischen] Philosophie. 1. Es fragt sich [,] woher das [,] was wir als griech[ische] Philos[ophie] kennen, eig[en]tl[ich] stamme -  1)  52 ob sie 53 ganz Werk od[er] Product griech[ischer] Thät[i]gk[ei]t sey -  2)  54 oder ob von anderswoher ganz od[er] th[ei]lw[ei]se überkommen nach Form und Inhalt -  3)  55 oder ob wenigst[e]ns dem Inh[a]lte, wenn auch nicht der wiss[enschaftlichen] Form nach. - 56  NB [: ] Die Frage  Unt[e]rsuch[un]g  57 hierüb[er] ist nicht blos für  Gesch[ichte d[er]  58 Philos[ophie] wicht[i]g, sond[ern] ist v[on] allgemei[ner] Bed[e]ut[un]g für philos[ophische] Geschichts- Betr[a]cht[un]g u[nd] insb[e]s[ondere] auch für d[ie] Philosophie der Mythologie u[nd] Off[e]nb[arun]g.  Ansicht der Scholastik [,] daß die griech[ische,] i[n]sb[e]s[ondere] Aristotel[ische] Phil[o]s[ophie] Resultat rein menschl[icher] Thät[i]gk[ei]t s[e]y u[nd] zeige, was der M[e]ns[c]h[en]g[ei]st für sich aus eignen Kräft[en] (ohne g[ö]ttl[iche] Off[e]nb[arun]g vermöge).  59  60 Hierüber nun sind die Ansicht[e]n verschieden; insb[e]s[ondere] stehen 61 sich zwei Extreme entgegen, wovon das eine in der B[e]h[au]pt[un]g b[e]st[e]ht, daß die ganze griech[ische] Philos[ophie] od[er] der H[au]ptinh[a]lt ders[e]lben von 62 anderswoher überkommen sey, aus dem Oriente stamme [.] - Das andere Extr[em] d[a]g[e]g[e]n in der B[e]h[au]pt[un]g, d[a]ß die Griechen v[on] anderswoher nichts gelernt, sond[ern] led[i]gl[ich] aus sich selbst geschöpft, ihre Philos[ophie] aus eigner G[ei]st[e]skr[a]ft und Anstr[e]ng[un]g ges[c]haffen - allenf[a]lls nur d[u]rch d[a]s r[e]l[i]g[iö]s[e] Bewußts[eyn] und Leben Anregung dazu erhaltend. - 52 Über der Zeile mit Bleistift. 53 „sie“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „der“. 54 Über der Zeile mit Bleistift. 55 Über der Zeile mit Bleistift. 56 „od[er]“ in der Zeile gestrichen. 57 Über der Zeile. 58 Über der Zeile. 59 Randbemerkung am Seitenrand [2vl] mit Bleistift. 60 Randbemerkung am Seitenrand [2vl]. 61 Irrtümlich wiederholtes „stehen“ mit Bleistift gestrichen. 62 „von“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „vom“. 31  A [)]  63 2.  Ia)  64 Die erste B[e]h[au]pt[u]ng, d[a]ß die Quelle (H[au]pt-) der griech[ischen] Philos[ophie] anderswärts, näml[ich] im Oriente zu suchen sey - wurde schon früh[e]r aufgestellt, freil[ich] nicht zuerst v[on] den Griechen selbst, sond[ern] v[on] den Alexandrinis[c]h[en] philosophirenden Juden, die b[e]h[au]pt[e]t[e]n [,] namentl[ich] Platon habe aus jüd[i]sch[en] Quellen seine Philos[ophie] dem Inh[a]lte nach geschöpft (und 65 die damit ein[en] dopp[elten] Zweck erreichen mochten [,] 1) das jüd[i]s[c]h[e] Volk u[nd] s[einen] Glauben verherrlichen - 2) ihre Annahme der platon[ischen] Philos[ophie] rechtfertig[en]).  b)  66 In späterer Z[ei]t, namentl[ich] zur Z[ei]t der Neuplatoniker [,] also in d[en] ersten ch[ri]stl[ichen] J[a]hrh[u]nd[e]rt[en], b[e]h[au]pt[e]t[e]n auch griech[ische] Philosophen selbst den oriental[i]s[c]h[en] Urspr[u]ng des I[n]h[a]lts der griech[ischen] Philosophie.  c)  67 Daran hielten dann auch die Kirchenväter und die ch[ri]stl[ichen] Philos[ophen] u[nd] Theologen der Folgezeit großenth[ei]ls fest.  d)  68  α)  69 Und Anhaltspu[n]kte dazu geben allerdings die Berichte von großen Reisen im Orient, die einzelne Philos[ophen,] z. B.  Pythagoras  70 Democritus, Platon gemacht haben sollen und wohl auch wirkl[ich] gemacht haben. -  V[on] Pythagoras s[a]gt zuerst Isokrates, d[a]ß er seine Philos[ophie] v[on] Aegypten her habe, Herodot läßt ihn nur Weniges v[on] den Aegyptern entlehnen. Demokrit’s Reisen sind zuverlässiger bezeugt; was er aber im Ausland gelernt, ist nicht sicher zu bestimmen. (Von Posidonius wird ein phönizisch[er] Atomiker Markus erwähnt). Platon’s Aegypt[en-]R[ei]se scheint sicher; wenig verbürgt sind die Angaben Späterer über seine Bek[a]nntsch[a]ft mit Phoeniciern, Inder[n], Chaldaeern u[nd] Persern (Magiern). Wie viel er dort gelernt [,] ist nicht sicher zu bestimmen; daß er aber keine sehr hohe Meinung v[on] d[ie]s[em] oriental[ischen] Wiss[en] hatte, möchte daraus hervorgehen, d[a]ß er den Hellenen vorherrsch[e]nd[e]n Sinn für Wiss[e]nsch[a]ft, den Aegyptern aber wie den Phöniziern Liebe zum Erwerb als vorherrsch[en]de Eigenthüml[i]chk[ei]t beilegt.  71  β)  72 Außerdem lag es aber auch im Interesse der ch[ri]stl[ichen] Schr[i]ftst[e]ll[e]r daran festzuhalten, daß die menschl[iche] Vernunft für sich nicht viel ver- 63 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 64 Unter der Zeile, untereinander. 65 Irrtümlich wiederholte öffnende Klammer gestrichen. 66 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 67 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 68 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 69 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 70 Über der Zeile eingefügt. 71 Randbemerkung am Seitenrand [2vl]. 72 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 32 möge, d[a]h[er] der Off[e]nb[a]r[u]ng b[e]dü[r]fe u[nd] all[en]th[a]lb[e]n [,] wo sie Auffallendes leistet, eig[en]tl[ich] doch nur aus d[ie]s[e]r schöpfe.  Scholastik betrachtet die gewöhnl[iche] Philos[ophie] als Produkt des natürl[ichen] M[e]nsch[e]ng[ei]st[e]s -  73  II a [)]  74 In neu[erer] Z[ei]t indeß ist man wenig geneigt, eine wirkl[iche] Verbind[un]g der griech[ischen] Philos[ophie] mit der jüd[i]sch[en] R[e]l[i]g[io]n anzuerkennen - und Bew[ei]se dafür lassen sich in der That auch gar nicht anführen [.] -  e)  75 Dag[e]g[e]n wird auch in neuest[er] Z[ei]t von einig[en] Forschern mit großem Eifer die Ansicht verfochten, daß die griech[ische] [2vr/ 3rl] 76 Einl[ei]t[un]g Philosophie aus orientalischer Quelle geflossen sey - (Roeth u[nd] Gladisch  Gladisch u[nd] Roeth stimmen indeß selbst wieder keineswegs überein. - Gladisch z. B. findet, daß die vorsokratische Philos[ophie] in ihr[en] bedeut[e]ndst[e]n Systemen nichts andres sey als eine Wiederholung der Weltansicht der fünf oriental[i]sch[en] H[au]ptvölker.  1.  77 Die chinesische im pythagor[eischen],  2.  78 die persische im heraklitis[c]h[en], 3. die indische in eleatisch[em], 4 [.] aegyptis[c]h[e] u[nd] empedocleisch[e,] 5) jüdisch[e] u[nd] anaxagorische [.] Roeth d[a]g[e]ge[n] erklärt, die a[e]ltere griech[ische] Spekulation sey aus der ägyptisch[en] Glaubenslehre entstanden u[nd] in der ganzen älteren Zeit bis auf Platon  insb[esondere]  79 habe der ägyptis[c]he Ideenkreis überwiegend gewesen; d[ie]s[e]m seyen nun auch zoroastrische Vorst[e]ll[un]g[en] beigemischt gewesen (z. B. bei Demokrit u[nd] Platon), erst in Aristotel[es] habe sich das griech[ische] Denken freigemacht v[on] d[ie]s[e]n Einflüssen; im Neuplatonismus trete aber die a[e]gypt[ische] Spekul[ation] nochmal auf; (wäh[ren]d gleichzeit[i]g aus dem zoroastrisch[en] Ideenkreis, doch nicht ohne Einwirk[un]g ägypt[ischen] 80 Wesens, das Christenthum hervorgehe). - Es ist aber beides unricht[i]g. -  a)  81 Für’s Erste wäre nachzuweisen, wie die Griechen mit chinesisch[er] u[nd] indis[c]h[er] Welt-Ansicht bekannt wurden [.] - 73 In und unter der Zeile mit Bleistift eingefügt. 74 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 75 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 76 „Geschichte der griech[isch]-röm[ischen] Philos[ophie] 2“ am oberen Seitenrand [3rr]; „2“ bezeichnet den Bogen. 77 Unter der Zeile. 78 Unter der Zeile. 79 Über der Zeile eingefügt. 80 „Ideen“ in der Zeile gestrichen. 81 Mit Bleistift in die Zeile eingefügt. 33  b)  82 Dann aber findet eine so bestimmte Gleichh[ei]t od[er] Aehnl[i]chk[ei]t gar nicht statt [,] sond[ern] nur eine sehr unbestimmte u[nd] vereinzelte Aehnlichk[ei]t - u[nd] gerade im Wichtigst[e]n Differenz. - Roeth  c [)]  83 aber gründet seine Darst[e]ll[un]g der ägypt[ischen] Lehre u[nd] deren Aehnl[i]chk[ei]t mit der griech[ischen] auf unzulässige Zeugen (Jamblich, Hermes Trismegistus) u[nd] auf unsichere Etymologieen. (D[a]h[er] Mangel an B[e]gründ[un]g)  d)  84 Zudem sprechen posit[ive] Gründe gegen d[ie]se Erklär[u]ng [.] - Denn die Lehren der ältest[en] griech[ischen] Philosophe[n] sind (Ritter I 172) so einfach und selbstst[än]d[i]g [,] d[a]ß sie d[u]rchaus als erste Versuche erscheinen. -  e)  85 Und wenn ein Einfluß [,] so konnten die griech[ischen] Mythen etc. gerade das bieten [,] was die oriental[i]sch[e]n; - Philosophie aber hatte[n] die oriental[ischen] Völker eig[e]ntl[ich] selber nicht. -  86 ).  Und man will dieß aus innern Gründen, Verwandtsch[a]ft der griech[ischen] Lehren mit oriental[i]sch[en] vermählen.  87  III [)]  88 Das andere Extrem  d[er] B[e]h[au]pt[un]g  89 , d[a]ß die griech[ische] Philos[ophie] ganz original nur d[u]rch griech[ische] G[ei]st[e]sthät[i]gk[ei]t entstanden, aus dem griech[ischen] Leben und Bewußts[eyn] herausgewachsen sey, wurde b[e]sonders v[on] den unbedingten Verehrern des griech[ischen] Alterth[ums], h[au]ptsächl[ich] v[on] Philologen aufgestellt. 3  IV [)]  90 Die wahrhaft begründete Ansicht aber gestaltet sich dahin [,] daß beide Extreme unrichtig seyen - daß also zwar einerseits kein 91 unmittelbarer, directer Zusamm[en]h[a]ng zw[i]sch[en] oriental[ischer] R[e]l[i]g[io]n u[nd] Spekulation stattgefunden - anders[ei]ts aber auch nicht ganz aus der griech[ischen] G[ei]st[e]sth[ä]t[i]gk[ei]t selbst die griech[ische] Philos[ophie] entstanden - sondern daß schon der allgem[eine] u[nd] zieml[ich] lebhafte Verkehr zw[i]sch[en] Asien u[nd] Aegypten und Griechenl[an]d  die griech[ische] Philos[ophie] entstund ja in d[en] Coloni[en] Kleinas[iens] etc.  92 manchen geist[i]g[en] Einfluß 82 Mit Bleistift in die Zeile eingefügt. 83 Mit Bleistift in die Zeile eingefügt. 84 Über der Zeile mit Bleistift. 85 Über der Zeile mit Bleistift. 86 Einfügung am Seitenrand [3rr]. 87 In und unter der Zeile eingefügt. 88 Über der Zeile mit Bleistift als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „3. a)“. 89 Über der Zeile. 90 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 91 „kein“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „keine“. 92 Über den Absatz mit Bleistift eingefügt. 34 vermittelt habe - b[e]sonders d[a]d[u]rch [,] daß die r[e]l[i]g[iö]s[en] Vorst[e]ll[u]ng[e]n th[ei]ls aus Asien mitgebracht wurden bei der Einwand[erun]g, th[ei]ls nach u[nd] nach immer mehr sich von da her sich vervielfält[i]gt[en] od[er] erweitert[en]. Damit aber wurden nicht philos[ophische] Lehren als fertige hergebracht und aufgenommen - sond[ern] nur Anreg[u]ng[e]n für das philos[ophische] Denken gegeben. Wenn auch da u[nd] dort Lehren griech[ischer] Philos[ophie] mit oriental[i]s[c]h[en] Systemen übereinstimmen, so kann ja dieß auch eine Uebereinstimmung d[u]rch natürl[iche] Bethät[i]g[un]g d[e]s D[en]k[en]s seyn, da ja d[er]s[e]lbe G[ei]st nach d[e]ns[e]lb[en] Gesetzen in den verschied[enen] Völkern denkt. ( 93 v[ie]ll[ei]cht allgem[eine] Traditi[on] aus der Urzeit her). B) Wenn nun aus ausländischen, oriental[i]sch[en] Quellen die griech[ische] Philosophie nicht direct geschöpft worden ist - so fragt sich, ob aus einheimischer Quelle etwa die griech[ischen] Philos[ophen] ihre Lehren geschöpft haben [.] - Solche können aber vor der Wiss[e]nsch[a]ft selbst nur R[e]l[i]g[io]n u[nd] Poesie seyn [.] - Es fragt sich also [,] ob etwa die griech[ische] Philos[ophie] direct aus R[e]l[i]g[io]n u[nd] Poesie hervorgegangen  also heidnisch sey wie die ch[ri]stl[iche] Theologie christl[ich]  94 - wie etwa die ch[ri]stl[iche] Theologie aus der ch[ri]stl[ichen] R[e]l[i]g[io]n - od[er] ob wenist[e]ns indirect - od[er] ob sie sich ganz unabhäng[i]g auch v[on] einheimis[c]h[er] geist[i]g[er] Tradition einzig d[u]rch selbstständ[i]g[e] G[ei]st[e]sthät[i]gk[ei]t gebild[e]t habe. A)  a)  95 Was die R[e]l[i]g[io]n betr[i]fft [,] so müßte die griech[ische] wie jede R[e]l[i]g[io]n anregend für das Denken wirken schon d[u]rch ihre Natur u[nd] ihren Inh[a]lt; u[nd] ihre Eigenthüml[i]chk[ei]t th[ei]lw[ei]se auch der Philos[ophie] übertragen. - Die Rel[i]g[io]n löst in der Form des Glaubens das Räthsel der Welt und regt in ihrem Dienste zunächst die Phantasie an zur Thät[i]gk[ei]t - dann aber auch die Erk[e]n[n]tn[i]ßkraft [.] Sie bietet aber außer d[ie]s[e]r Anreg[u]ng zugleich 96 d[u]rch ihre Lehren bestimmte Probleme [,] gibt Themata auf - u[nd] wirkt so mehr od[er] weniger ein auf d[a]s Denken [,] z. B. Weltentst[e]h[un]g, Unsterb[li]chk[ei]t, sittl[iches] V[e]rh[a]lt[en] etc. [3rl/ 3vr] b) Trotz d[ie]s[e]s Einflußes aber konnte doch die griech[ische] R[e]l[i]g[io]n ihrer Eigenthüml[i]chk[ei]t gemäß die Philos[ophie] nicht eig[e]ntl[ich] d[u]rchgäng[i]g b[e]stimme[n], beherrschen, in ihrem Dienste halten, wie dieß b[e]i den oriental[i]sch[en] Spekulationen der Fall ist und war - u[nd] wie dieß selbst später u[nd] 93 „Zudem“ in der Zeile gestrichen. 94 Randbemerkung am Seitenrand [3rr] mit Bleistift. 95 Unter der Zeile mit Bleistift. 96 „zugleich“ ersetzt durch Streichung und Ergänzung ursprüngliches „zunächst“. 35 üb[er]h[au]pt bei eig[en]tl[ich] positiv[en] R[e]l[i]g[io]nen stattfindet. - Die griech[ische] R[e]l[i]g[io]n hatte näml[ich] nicht ein b[e]stimmtes, geschloßenes Glaubenssystem [,] das d[u]rch eine besonder[e] Priestersch[a]ft bewahrt und ausgelegt würde, sond[ern] die r[e]l[i]g[iö]s[en] Vorst[e]ll[u]ng[en] waren in d[en] Mythen u[nd] Symbolen u[nd] Cultush[a]ndl[u]ng[e]n mehr unbestimmt u[nd] fließend [.] - Wenn 97 sie d[a]h[er] auch geeignet ware[n,] d[a]s Denk[en] anzuregen  aber nicht zu binden  98 , so ließen sie doch v[on] Anf[a]ng an mehr G[ei]st[e]s-Freih[ei]t u[nd] Selbstständ[i]gk[ei]t - so daß sich gerade i[n] Griech[en]l[an]d d[ie]se freie Philos[ophie] gemäß der griech[ischen] Eig[en]thü[m]l[i]chk[ei]t der G[ei]st[e]sklarh[ei]t u[nd] Freih[ei]t u[nd] d[e]s ästhet[ischen] Feingefühls ausbilden - u[nd] von da in der Folgez[ei]t auf die M[e]ns[c]hh[ei]t wirken konnte. -  Nicht ancilla Theologiae u[nd] dieß v[on] unter[+++] [*]  99 Freilich oft genug h[a]tt[e]n auch die Philos[ophen] Verfolg[u]ng[e]n um ihrer Lehre willen zu erdulden u[nd] die Entwickl[un]g der griech[ischen] Philos[ophie] ist auch ein Befreiungsproceß des G[ei]st[e]s [.] - Aber z[um] Th[ei]l wurden d[ie]se d[u]rch schroffe Angriffe der Philos[ophie] gegen den vaterländ[i]s[c]h[en] Glaub[en] u[nd] Cultus hervorgeruf[en] - th[ei]ls ginge[n] sie aus Besorgniß für d[a]s Staatsleben hervor. - Strenge gehalten wurde nicht so fest auf die Lehre als auf den Cultus [.] - c) Besondern Einfluß auf die griech[ische] Philos[ophie] hat man den rel[i]g[iö]s[en] Mysterien zugeschrieben u[nd] insb[e]s[ondere] die zwei wicht[i]gst[en] Errungensch[a]ft[e]n der griech[ischen] Philos[ophie,] den Monotheismus [,] die Einh[ei]t G[o]tt[e]s [,] - u[nd] die Unsterbl[ic]hk[ei]t u[nd] Seelenwand[e]r[un]g daraus ableiten wollen. - Nach neueren Untersuch[un]g[en] aber ist kein Grund zu d[ie]s[e]r Annahme. Die sog[enannten] Mysterien  Lit[eratur] Lobeck Aglaophamus. 1829 100 . Hermann Griech[ische] Antiq[uitäten] 101 Preller Demeter und Persephone 102 u[nd] Griech[ische] Mythologie. 103  104 waren gar nicht dazu b[e]stimmt [,] Lehren mitzuth[ei]l[e]n - am wenigste[n] philos[ophische] L[e]hren - [,] sond[ern] waren zu Cultush[a]ndl[u]ng[en], Symbolischen Darst[e]ll[un]g[en] b[e]stimmt [.] - Das Lehren od[er] Predigen kommt in der griech[ischen] R[e]l[i]g[io]n nicht vor (erst sehr 97 „Wenn“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „wenn“. 98 Über der Zeile mit Bleistift. 99 In und unter der Zeile mit Bleistift eingefügt. 100 Lobeck, Christian August, Aglaophamus, sive de theologiae mysticae Graecorum causis libri III, Regiomontum Prussorum 1829. 101 Hermann, Karl Friedrich, Lehrbuch der griechischen Antiquitäten, 4 Bde., Heidelberg 1841ff. 102 Preller, Ludwig, Demeter und Persephone, ein Cyclus mythologischer Untersuchungen, Hamburg 1837. 103 Preller, Ludwig, Griechische Mythologie, 2 Bde., Leipzig 1854. 104 Randbemerkung am Seitenrand [3vl]. 36 spät als Nachahmung d[e]s Ch[ri]st[en]th[ums] unter Julian).  (Aber ἱεροι λóγοι h[ei]l[ige] Ueberlief[erun]g[en])  105 α) Was die Mitth[ei]l[un]g d[e]s Monotheismus betr[i]fft, so konnte d[ie]se wohl nicht geschehen, da 106 er den Mysterie[n] sicher fremd war, wenigst[en]s in der Form [,] wie d[a]s Judenthu[m] u[nd] Ch[ri]st[e]nth[um] ihn hat. - Wenn auch v[ie]ll[ei]cht eine Art pantheist[ischer] Lehre od[er] Dicht[u]ng vorgetragen ward, die uns ein Bruchstück der Orphis[c]hen Theogonie überliefert - wonach Zeus als Anfang, Mitte u[nd] Ende aller Dinge, als die Wurzel der Erde u[nd] des Himmels, als Inbegriff der Luft u[nd] des Feuers, als Sonne u[nd] Mond, Mann u[nd] Weib etc. ers[c]heint; - wo der Himmel sein H[au]pt, Sonne u[nd] Mond s[eine] Augen, die Luft seine Brust, die Erde sein Leib, die Unterwelt sein Fuß, der Aether sein untrüglicher, allwissender, königl[icher] Verstand genannt wird. D[ie]s[e]r P[a]nth[ei]sm[us,] wenn er auch gelehrt wurde [,] ist mit de[m] Polyth[ei]sm[us] nicht unvereinbar - u[nd] ist nicht Theismus - konnte aber freil[ich] vielfach auf philos[ophische] Forsch[un]g einwirk[en.] β) Was die Unsterbl[i]chk[ei]tslehre betrifft - so konnte d[ie]se geradeso gut aus dem Volksglauben ueb[er]h[au]pt genomm[en] werd[e]n, wie aus den Mysteri[en]. - [3vr/ 4rl] Am ehesten noch könnte die Lehre v[on] d[er] Seelenwand[e]r[un]g, die mancher griech[ischen] Philos[ophie] eigenthüml[ich] ist [,] aus den Mysteri[en] genomm[en] seyn - wenn sie nicht etwa unmittelbar im Orient zur Kenntniß gekommen u[nd] v[on] ihnen den Myst[e]ri[en] zukam - od[er] beiden zugleich. - Ganz sicher ist das auch nicht; denn wenn es v[on] den Genossen der eleusisch[en] Geheimniße heißt, es sey ihnen Anfang u[nd] Ende des Lebens bekannt, so ist damit nicht nothw[en]d[i]g die Seelenwand[erun]g angedeutet, es könnte auch sagen wollen, d[a]ß sie d[a]s Leben als eine Gabe der G[o]tth[ei]t u[nd] den Tod als Ueberg[a]ng zu besserem Daseyn kennen lernen. - In d[er] sog[enannten] orphischen Theologie kommt indeß allerdings d[ie]se Lehre vor u[nd] überwiegende Gründe machen es wahrs[c]heinl[ich,] d[a]ß sie v[on] da zu den Philosoph[en] kam. (Obwohl unsichere Nachrichten  Cicero  107 von Pherekydes (Φερεκυδης, Suidas) sagen, daß er zuerst Unsterbl[ic]hk[ei]t od[er] Seelenwand[erun]g gelehrt (Lehre d[e]s Pythagoras). - Philolaus  (Pythagoreer)  108 beruft si[c]h d[a]g[e]g[en] für d[ie]se Lehre auf alle Theologen u[nd] Wahrsager; Platon leitet dieselbe v[on] d[en] Mysterien u[nd] Orphikern her u[nd] Pindar  500 v. Chr.  109 spricht davon, d[a]ß einzeln[en] Liebling[en] der Götter Rü[c]kkehr 105 In der Zeile eingefügt. 106 „sie“ in der Zeile gestrichen. 107 Über der Zeile. 108 Über der Zeile mit Bleistift. 109 Über der Zeile mit Bleistift. 37 auf die Erde gestattet werde etc. - Die Orphiker haben sie nach Herodot aus Aegypten - obwohl auch dieß nicht sicher. - B) Einfluß der Poesie.  a)  110 Die älteste Poesie der Griechen hat bekanntl[ich]  z[um] Th[ei]l  111 die Gesch[i]chte der Weltentst[e]h[un]g, - od[er] vielmehr die Geschichte der Götter[-] u[nd] M[e]nsch[e]n-Bild[un]g zum Inhalte [.] - Es sind Theogonieen u[nd] Kosmogonieen. An d[ie]se dann schließen sich auch Heldengedicht[e] 112 u[nd]  (  113 moralis[c]he  )  114 Lehrdicht[u]ng[e]n,  Spruch-  115 , Gnomische Dicht[u]ng [.] - Und  beide  116 sind d[a]h[er] geeignet auf das 117 philos[ophische] Streben einigermassen einzuwirken, - wenn sie auch nicht selbst schon für Philosophie gelten können [.] - Darum näml[ich] nicht, weil die erste Art d[u]rchaus nur Produkt der Phantasie, nicht des Verstandes ist; - die zweite d[a]g[e]g[e]n zu fragmentaris[c]he, vereinzelte Bestimmungen enthält, Sent[e]nze[n,] Lebens-Erfahr[u]ng[e]n u[nd] Stimmungen - ohne daß ein b[e]stimmtes Erk[enn]t[n]ißprincip, ein b[e]stimmtes Ziel zu Grunde läge u[nd] d[a]h[er] eine eig[en]tl[iche] Weltanschauung d[u]rch Erk[enn]t[n]ißthät[i]gk[ei]t erzielt wurde. - Doch hat es freil[ich] nicht an Solchen gefehlt, die auch d[ie]se Dichter, Seher od[er] Weisen schon zu den Philosophen gezählt haben - um so mehr, da 118  von ihnen  119 in der äuß[eren] Form der Darst[e]ll[un]g 120 die ersten eig[en]tl[ichen] Philosophen sich nicht unterscheiden, da auch d[ie]se noch in Versen das Resultat ihrer Denkthät[i]gk[ei]t zur Kunde bringen. -  b)  121 Was nun die Kosmologische Poesie od[er] Spekulatio[n] betrifft - die Theogoniee[n] u[nd] Kosmogoniee[n] - so gibt es davon mehrere. - Die älteste Urkunde d[ie]s[er] mythis[c]hen Kosmologie ist Hesiod’s  800 v. Chr.  122 Theogonie. Wie viel davon aus alter Ueberlief[erun]g stammt, wie viel Produkt eigner Dicht[un]g [,] läßt sich nicht mehr bestimm[en]. V[on] eig[en]tl[icher] wiss[enschaftlicher] Erört[erun]g ist da noch keine Rede. Es wird phantastisch die Frage beantwortet: [4rl/ 4vr] Wer hat Alles gemacht u[nd] wie ist Alles gemacht wor- 110 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 111 Über der Zeile eingefügt. 112 Über der Zeile mit Bleistift. 113 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 114 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 115 Über der Zeile mit Bleistift, gedanklich wohl zu ergänzen durch „Dichtungen“. 116 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „so“. 117 „das“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „dies“ (Lesart unsicher). 118 „wo“ in der Zeile gestrichen. 119 Über der Zeile. 120 „v[on]“ in der Zeile gestrichen. 121 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 122 Über der Zeile mit Bleistift. 38 den od[er] entst[a]nden? - Bei Beantwort[un]g natürl[ich] mußte man v[on] d[er] Erfahr[u]ng ausgehen - so weit man nicht ohnehin gleich alten Sagen od[er] Ueberliefer[u]ng[e]n folgen konnte. - Diese  Erfahr[un]g  123 nun zeigt eine dopp[elte] Weise des Entst[e]h[e]ns; Alles wird näml[ich] entw[eder] v[on] Natur gebildet od[er] d[u]rch ein bestimmtes Individ[uum] gemacht. - Da muß man also ein Letztes od[er] Erstes annehmen u[nd] daraus das Ueb[ri]g[e] entst[e]hen od[er]  davon  124 hervorbring[en] lassen - Mechanisch oder dynamisch - d[u]rch Wachsth[um], Erzeug[u]ng od[er] äußere Veränd[eru]ng. All’ d[ie]se Arten finden als Analogieen bei den Kosmogonieen Anw[e]nd[un]g. - Bei Hesiod nun ist das Erste dasjenige, was übrig bleiben muß, wenn man Alles Wegdenkbare hinwegdenkt; näml[ich] den bloß[e]n ungeordnet[e]n Stoff [,] das S[e]yende schlechthin. Das Erste ist ihm (V 116) das Chaos, das wurde, hierauf entst[a]nd die Erde (mit dem Tartarus Erdtiefe) u[nd] der Eros. Aus dem Chaos entstand der Erebos u[nd] die Nyx, d[u]rch diese der Aether und die Hemera; die Erda (Gaia) gebar zuerst den Himmel  Uranus  125 , die Berge, das Meer [.] - Uranus u[nd] Gaia erzeugten dann d[ie]  Mehrzahl der  126 verschiedenen Götterges[c]hlechter [.] -  Auf eine Deut[u]ng hievon können wir hier nicht eingehen [,] die ist Sache der Philosophie der Mythologie. -  127 Als Anfang ist also hier doch die Erde (Erdstoff) genommen - aber v[on] Anfang an den Eros, den Gestalt[un]gs- [,] Zeug[u]ngstrieb in sich habend [.] - Es ist das alles mehr Produkt der Phantasie als des Denkens. - Eine andere Kosmologie, von der wir Einiges wiss[en,] ist die v[on] Pherekydes aus Syrus, Z[ei]tgenosse v[on] Thales [.] In ein[er] Schr[i]ft hierüber bezeichnet er als das Erste, was immer war [,] Zeus, Chronos u[nd] Chthon, wobei er unter Chthon die Erdmasse (mit dem Meere) [,] unter Chronos (Kronos) den der Erde näher stehenden Th[ei]l des Himmels u[nd] die dens[e]lb[en] beherrs[c]hende Gotth[ei]t, unter Zeus den höchsten, die ganze Weltbild[un]g lenkenden G[o]tt u[nd] zugleich den höchst[en] Himmel verstand[en] zu haben scheint. - D[ie]se drei Urwesen erzeugen sodann in 5 Geschlecht[e]rn zahlreiche weitere Götter. - Nachdem sich Zeus z[um] Zweck der Weltbild[un]g in den Eros verwandelt hat (die weltbildende Kraft) [,] machte er ein großes Gewand [,] auf das er die Erde u[nd] den Ogenos (Okeanos) u[nd] die Gemächer d[e]s Ogenos einwob, u[nd] er spannte d[ie]s[e]s über einen auf Flügeln stehen 128 Eichbaum, d. h. er bekleidete das im Weltraum schwebende Erdgerüste mit der manichfach wechselnden Oberfläche des Landes u[nd] Meeres. - 123 Über der Zeile mit Bleistift. 124 Über der Zeile. 125 Über der Zeile. 126 Über der Zeile eingefügt. 127 Einfügung am Seitenrand [4vl]. 128 Gemeint: stehenden? 39 D[ie]s[e]r Weltbild[un]g nun widerstrebt Ophioneus mit seinen Scharren [,]  wohl  129 R[e]präsentanten der ungeordneten Naturkräfte, aber das Götter-Heer unter Chronos stürzt sie in die Meerestiefe u[nd] behauptet den Himmel, etc. - Gegen die Hesiod’sche Kosmogonie zeigt d[ie]se allerdings einen Fortschritt [.] - Es werd[en] Kräfte u[nd] Stoffe b[e]stimmter unterschieden [.] Im Ophioneus  Schlangengott  130 zeigt sich sogar ein Anklang  (Origenes)  131 an die Paradies[e]sschlange u[nd] an Aegypt[ische] u[nd] Phoenic[ische] Mythologie. [4vr/ 5rl] 132 Einl[ei]t[un]g Von Epimenides (Weihepriester  590  133 der solonis[c]hen Z[ei]t) wurden eb[e]nf[a]lls kosmolog[ische] Lehren aufgestellt, wieder in modificirter W[ei]se - aber noch unvollständ[i]g[e]r als v[on] Phere[k]ydes. Besonders bemerkenswerth sind noch die sog[enannten] Orphischen Kosmogonieen (dem Orpheus zugeschriebene) [,] deren wir 4 kennen 134 . Die Eine ders[e]lben setzt als d[a]s Erste die Nacht, neben ihr od[er] aus ihr hervorgeg[a]ng[e]n, Erde u[nd] Himmel - also zieml[ich] gleich mit Hesiod. - In ein[er] zweiten singt Orpheus [,] wie am 135 Anfang aus der Misch[un]g aller Dinge Erde, Himmel u[nd] Meer sich ausschieden, wie Sonne [,] Mond u[nd] Sterne ihre Bahnen erhielten etc. [,] dann die Götterkämpfe. Die 3. ist viel complicirter u[nd] symbolischer  phantast[isches] Gewebe  136 - aber es wird sehr bezweifelt, ob sie aus früherer Z[ei]t stamme u[nd] nicht vielmehr aus viel späterer. - Als älter gilt die 4. Orphische Theogonie, die auch als gewöhnl[iche] bezeichnet wird. - Das Erste ist nach d[ie]s[e]r Darst[e]ll[un]g Chronos. D[ie]s[e]r erzeugt den Aether u[nd] den unermeßl[ichen] Abgrund od[er] das Chaos; aus beiden bildet er dann ein silbernes Ei u[nd] aus d[ie]s[e]m geht [,] Alles erleuchtend [,] der erstgeborene Gott, Phanes [,] hervor, der auch Metis, Eros u[nd] Ericapaeus genannt wird. Er enthält die Keime aller Götter in sich u[nd] wohl aus d[ie]s[e]m Grunde wird er als mannweiblich bezeichnet u[nd] zugleich mit verschiedenen Thierköpfen u[nd] andern derart[i]g[en] Attributen ausgestattet. Nun die Götterzeugungen [.] - 129 Über der Zeile eingefügt. 130 Über der Zeile. 131 Über der Zeile mit Bleistift. 132 „Gesch[ichte] der griech[isch] röm[ischen] Philos[ophie] 3“ am oberen Seitenrand [5rr]; „3“ bezeichnet den Bogen. 133 Über der Zeile mit Bleistift. 134 „[*]“ über der Zeile mit Bleistift, mit Bleistift gestrichen. 135 „am“ ersetzt durch Überschreibung und Streichung ursprüngliches „aus“. 136 Über der Zeile mit Bleistift. 40 Dieß Alles ist nun zwar noch keine Philos[ophie,] aber doch schon anregend dazu - u[nd] zwar gerade d[u]rch die verschieden[en] Darst[e]ll[un]g[en] u[nd] Modifikatio[nen] - denn da entsteht bald die Frage, welche denn die eig[en]tl[ich] richt[i]ge sey u[nd] d[a]h[er] Untersuch[un]g (vollst[än]d[i]g[e] Gl[e]ichförmigk[ei]t veranlaßte w[en]ig Untersuch[un]g in d[er] Philos[ophie] - d[a]h[er] Vielh[ei]t der Ansicht[en] ein Anreg[u]ngsu[nd] Förd[eru]ngsmittel.)  Ueb[e]rh[au]pt Vielh[ei]t der Ansicht[en] im Gebiete der Forsch[un]g anreg[en]d u[nd] fördernd [.] -  137 - (Ueb[ri]g[en]s sind d[ie]se Kosmogonieen etc. selbst G[e]g[en]st[an]d philos[ophischer,] psychol[ogischer] u[nd] metaphys[ischer] Unters[u]ch[un]g [.] S[iehe] R[e]l[i]g[io]nsphil[o]s[ophie], Philos[ophie] der Mythologie).  II)  138 Die übr[i]ge Poesie, die sich nicht auf Theogonie u[nd] Kosmogonie bezog, konnte für die Philos[ophie] nun in sofern Bedeut[un]g haben, als in ihr moralische Thaten, od[er] Betracht[u]ng[e]n od[er] Lebensregeln, Sentenzen enthalten waren. Unter d[ie]s[e]n Dicht[u]ng[e]n, die ethische Reflexionen enth[a]lt[e]n und Beisp[iele] ethischen Verhaltens aufstellen [,] nehmen nun die Homerischen  1000 v. Chr.  139 den ersten Rang ein. Die Homerisch[e]n Helden können d[u]rch Tugend u[nd] Leid[e]nsch[a]ft d[a]s Denken über den sittl[ichen] Werth  Verhalt[en]  140 d[e]s M[e]ns[c]h[e]n anregen - ebenso finden sich manche wirkl[ich] ethis[c]he Sentenzen in den beid[en] Gedichte[n] (Horaz s[c]hon zu moralis[c]h[en] Reflexi[onen] in s[einen] Ep[i]st[e]ln benutzt) - über die Hinfälligk[ei]t d[e]s M[e]nschl[ichen] 141 Lebens, Thorh[ei]t der Sterbl[ichen], Ergeb[u]ng in den Willen der Gotth[ei]t etc. In ähnl[icher] W[ei]se enth[ä]lt 142 Lebensregeln  Sittensprüche  143 u[nd] moral[i]s[c]he Beobacht[u]ng[e]n Hesiod’s Lehrgedicht: „Werke u[nd] Tage“. Besondere Ausbeute gewährten in d[ie]s[e]r B[e]z[ie]h[u]ng auch die sog[enannten] Gnomiker des 7. u[nd] 6. J[a]hrh[u]nd[e]rts; h[au]ptsächl[ich] Solon, Phokylides, Theognis. Es finden sich da b[e]sonders viel [5rl/ 5vr] Klagen über das Elend des Lebens, die Verblend[un]g der Menschen [,] die Erfolglos[i]gk[ei]t m[e]nschl[ichen] Strebens - u[nd] Ermahnung zu genügsamer Beschränk[un]g der Begierden, um sich wenigst[e]ns das erreichbare Glück zu sichern. Bei Solon z. B. Kein Sterblicher sey preiswürd[i]g [,] sond[ern] alle seyen schlecht. - Den Wenigsten dürfe man trauen etc. - Nicht Reichthum ist d[a]s höchste Gut [,] sond[ern] Tugend; zu großer Besitz 137 Randbemerkung am Seitenrand [5rr] mit Bleistift. 138 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 139 Über der Zeile mit Bleistift. 140 Über der Zeile mit Bleistift. 141 „M[e]nschl[ichen]“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „M[e]nsch[e]n“. 142 „enth[ä]lt“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „enth[a]lt[e]n“. 143 Über der Zeile. 41 erzeugt Selbst-Ueberheb[u]ng etc. - besonders schwarz sieht Theognis. Wackere, zuverlässige Leute sind selten in der Welt - Mißtrauen im Verkehr ist anzurathen [.] - Den Guten u[nd] den Schlechten geht es gleich in der Welt [.] - Thörichtes Thun bringt oft Glück, das verständ[i]g[e] Unglück [.] Das Beste wäre für den Menschen, nicht geboren zu seyn, das Nächstbeste, so früh als möglich zu sterben, denn glückl[ich] sey Keiner. - Das Beste für den M[e]nsch[e]n ist Einsicht, d[a]s Schlimmste die Thorheit - der Gipfel der Weisheit ist, den golde[nen] Mittelweg einzuhalten. - Das Alles ist 144 schon Product [,] Resultat des Nachdenkens über mens[c]hl[iche] Thät[i]gk[ei]t u[nd] Natur - wenn auch noch nicht systemat[ische] Fors[c]h[un]g - und regte wieder zum Nachdenken, zum philos[ophischen] Streben hierüber an. - Aehnl[iche] Sentenzen sind von den  üb[ri]g[en]  145 sog[enannten] 7 Weisen überliefert - v[on] denen üb[ri]g[e]ns erst Einer, näml[ich] Thales [,] als eig[en]tl[icher] Philosoph (Naturphilosoph) gilt.  N. Die Namen der 7 Weisen wechseln in verschieden[en] Aufzähl[u]nge[n]; nur 4 bleiben constant, näml[ich] Thales, Bias, Pittacus u[nd] Solon [.] Die andern 3 werde[n] verschieden genannt [,] z. B. Kleobul, Myson u[nd] Chilon (Platon [,] Protag[oras]). - Einige rechnen dazu auch Pythagoras, Pherekydes  Anacharsis  146 etc. [,] so daß im Ganzen 17 Namen als die der 7 Weisen aufgeführt werden.  147 - Sie werden d[ie]s[e]r auszeichnende[n] Benennung wohl th[ei]ls, v[ie]ll[ei]cht h[au]ptsächl[ich] v[on] ihrer practis[c]h[en], polit[ischen] Thät[i]gk[ei]t erhalten hab[en,] th[ei]ls auch v[on] ihren Aussprüchen über Werth u[nd] Bed[e]ut[un]g d[e]s mens[c]hl[ichen] Lebens u[nd] üb[er] d[a]s menschl[iche] Verhalten. - Hiemit war für d[a]s Denken u[nd] d[a]s phil[o]s[ophische] Streben in theoret[ischer] u[nd] pract[i]s[c]h[er] B[e]z[ie]h[un]g Anregung genug gegeben - u[nd] aus d[ie]s[e]m Bild[un]gskreise gingen nun die ersten eig[en]tl[ichen] Philosophen hervor. Thales gilt d[e]ßh[a]lb für den erst[en] wirkl[ichen] Philosophen, weil er zuerst aus ein[em] b[e]stimmt[en] Grundprincip heraus, das ihm freil[ich] ein b[e]stimmter Stoff war, und das er d[u]rch B[e]tr[ac]ht[un]g der Natur gefund[en] od[er] erkannt zu hab[en] gl[a]ubte - die Weltbild[un]g erklärte - [,] also nicht mehr bloßer Ueberlief[erun]g folgte [,] auch [n]i[c]ht blos die Phantasie dab[e]i walt[en] ließ. Bei ihm [m]üße[n] wir d[a]h[er] die wirkl[iche] Ges[c]hichte der Philos[ophie] beginne[n]. - 144 „th[ei]ls“ in der Zeile gestrichen. 145 Über der Zeile. 146 Über der Zeile. 147 Randbemerkung am Seitenrand [5vl]. 42 III [.] Entwickl[u]ngsgang u[nd] Einth[ei]l[un]g der griech[isch-]röm[ischen] Philosophie. a) Im Allgemein[en] ist der Entwickl[un]gsgang der griech[ischen] Philos[ophie] aber auch kein anderer als der, daß sie mit kleinen, einfachen Versuchen beginnt u[nd] mit dem Aeußerlichst[en] - dann immer innerlicher wird u[nd] auch complicirter [,] [5vr/ 6rl] endl[ich] zu einer bestimmten 148 theoretischen Vollend[un]g gekomme[n] nun in’s Practische sich wendet. - Man kann insofern eine Zeit des Entstehens und Aufblühens, der Reife und des  theoret[ischen]  149 Verfalles unters[c]heiden [.] - So entsteht, wächst, blüht u[nd] bringt Frucht Alles Irdis[c]he [.] - Aber geschichtl[iche] Erscheinungen sind damit doch noch nicht charakterisirt, denn die Geschichte ist nicht blos ein solcher Kreislauf v[on] Entstehen u[nd] Vergehen - sond[ern] eig[e]ntl[ich] Forts[c]hritt [,] Fortbild[un]g [.] - Demnach ist also hiemit nicht gemeint, d[a]ß [,] wenn die griech[ische] Philos[ophie] theoretisch in Verfall geräth, 150 d. h. nicht mehr fortgebildet od[er] verbildet wird, sie dann auch practisch schon in Verfall kommen u[nd] machtlos werden mußte; im G[e]g[e]nth[ei]l 151 [,] practis[c]he Bedeut[un]g bekam sie da erst recht u[nd] damit Einfluß auf rel[i]g[iö]s[es] u[nd] politis[c]hes Leben [.]  Wenn der Baum nicht mehr wächst [,] bringt er erst die reifen Früchte [.] -  152 - Wiederum wenn auch der practis[c]he Einfluß einer großen geist[i]g[en] Errungens[c]haft aufhört, ist damit noch nicht gesagt, daß sie nun ganz zerfalle u[nd] vernichtet werde, wie die Natur-Organismen; sond[ern] sie können recht gut fortbestehen u[nd] später zu einer großen welthistor[ischen] Wirks[a]mk[ei]t kommen u[nd] den histor[ischen] Fortschr[i]tt fördern - wie dieß in der That gerade bei der griech[ischen] Philos[ophie] in ausgezeichnetem Grade der Fall war [.] - Denn [,] als sie in Griechenland selbst nicht mehr besonders gedieh, belebte sie das wiss[enschaftliche] Streben der Römer [.] -  Dann gestaltete sich aus ihr die ch[ri]stl[iche] Wiss[enschaft] des ch[ri]stl[ichen] Alterthums - die Patristik [.]  153 Dann fing sie an die Wiss[enschaft] der Araber  Muha[mme]d[an]er  154 hervorzurufen u[nd] zu beherrs[c]hen [.] - Dann die ch[ri]stl[iche] mittelalterl[iche] 155 Wiss[e]ns[c]h[a]ft. 148 „Vo“ in der Zeile gestrichen. 149 Über der Zeile. 150 „d[a]ß“ in der Zeile gestrichen. 151 „di“ in der Zeile gestrichen. 152 Randbemerkung am Seitenrand [6rr] mit Bleistift. 153 Einfügung am Seitenrand [6rr]. 154 Über der Zeile. 155 „mittelalterl[iche]“ in der Zeile zuerst gestrichen und sodann wiederhergestellt. 43 Endl[ich] hat sie dann neue Anregung gegeben u[nd] wiederum neue Gestalt[u]ng gefund[en] in der neueren Z[ei]t. b) In Bezug auf den erwähnten Entwickl[un]gsg[an]g könnten wir versucht seyn die Griech[ische] Philos[ophie] in 3 Epochen zu th[ei]l[e]n - allein d[ie]se Art Dreith[ei]l[un]g aus dem genannt[en] Grunde wäre doch zu allgemein, zu farblos, zu wenig eig[e]nthüml[ich], da es Jedem Lebend[i]g[en] so wid[e]rfährt [.] -  Wir dürften nur ungefähr die Punkte such[en], wo Reife u[nd] wo Verfall begann [.] -  156 Wir müßen doch andere Gründe für eine bestimmte Einth[ei]l[un]g haben - Gründe 157 [,] die aus dem eig[e]nthü[m]l[ichen] Entwickl[un]gsgange hervorgehen müßen, denn willkürl[ich] können wir eine Einth[ei]l[un]g nicht vornehmen. Es müßen also bestimmte eigenthü[m]l[iche] Richt[u]ng[e]n seyn [,] die anfangen u[nd] enden u[nd] dad[u]rch bestimmte eigenthü[m]l[iche] Entwickl[un]gs-Stadien bilden. Man hat davon an der griech[ischen] Philos[ophie] schon sehr verschiedene bemerkbar gemacht u[nd] zur Gelt[un]g zu bringen gesucht - wir wollen uns auf eine nähere Darst[e]ll[un]g u[nd] Prüf[un]g derselben nicht einlassen, sond[ern] lieber gleich zu der Einth[ei]l[un]g uns wenden, die mir als die angemeßendste, begründetste erscheint. Man kann in dem Entwickl[un]gsgange der griech[ischen] Philos[ophie] mit Recht drei H[au]ptricht[u]ng[e]n, die in 158 Laufe der Z[ei]t aufeinanderfolgen [,] unters[c]heiden -  1)  159 Die erste ist die naturalistische -  2)  160 die zweite die theoretis[c]h-ethische; die dritte die practische od[er] practisch[-]ethische  practisch rel[i]g[iö]s  161 [.] - Demnach lassen sich dann 3 H[au]ptepochen ders[e]lben unterscheiden, von denen die mittlere zwar die kürzeste [,] aber die gehaltvollste ist. [6rl/ 6vr] 1) Die erste Periode reicht v[om] Beginn der Philos[ophie] bis zu Sokrates. 2) Die zweite faßt die Blüthezeit der griech[ischen] Phil[o]s[ophie] in Sokrates, Platon u[nd] Aristoteles in sich [.] - 3) Die dritte umfaßt die nacharistotelische Zeit. 1) Die erste Periode kann man, wie g[e]s[a]gt [,] im Allgem[einen] als die naturalist[ische] bezeichnen. Man ging näml[ich] da nur v[on] dem Daseyn u[nd] Wirks[a]mk[ei]t der Natur aus u[nd] suchte einen Urgrund dafür [,] der natürl[ich] dabei 156 Randbemerkung am Seitenrand [6rr] mit Bleistift. 157 „freil[ich]“ in der Zeile gestrichen. 158 Verschrieben; gemeint: im. 159 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 160 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 161 Über der Zeile mit Bleistift. 44 auch nur ein  sinnl[icher]  162 natürl[icher,] ein naturalist[i]sch[e]r seyn konnte - u[nd] aus d[ie]s[e]m erklärte man dann Alles [,] auch den Geist des M[e]nsch[en], mit s[einer] Thät[i]gk[ei]t, s[einem] Bewußts[eyn]. Der G[ei]st d[e]s M[e]ns[c]h[e]n kam da nur in Betracht als Organ od[er] Instrument bei d[ie]s[e]r Thä[ti]gk[ei]t selbst - er war noch nicht Object der Forsch[un]g - noch weniger Ausg[a]ngspunkt derselben. 2) Mit Sokrates trat eine vollstä[n]d[i]g[e] Wend[un]g ein. Die Natur ward gar nicht mehr od[er] nicht vorherrsch[en]d od[er] wenigste[n]s nicht ausschli[e]ßl[ich] G[e]g[en]st[an]d der Forsch[u]ng [,] sond[ern] nun ward d[a]s Innere d[e]s M[e]nsche[n], insb[e]s[ondere] seine ethis[c]he Aufgabe - dann auch seine ethische Natur (sein persönl[iches] Wesen). -  Auch  163 ward nun 164 das Erkennen selbst in’s Auge gefaßt u[nd] damit ein 165 neues Problem für die Wiss[enschaft] gewonn[en.] - Zugleich ward die begriffl[iche] (noch nicht klar unters[c]hied[en] v[on] der ideal[en,] mit d[ie]s[er] vielmehr eig[en]tl[ich] identis[c]h genomme[nen]) Erk[e]nntn[i]ß, die Erk[e]n[n]tn[i]ß des B[e]gr[i]ffes als die wahre Erk[e]n[n]tn[i]ß betr[ac]htet. -  ad 2 In Aristoteles ist eig[en]tl[ich] das frische, kühne Streb[en] schon am Ende - es beginnt schon das Einheimsen, die Ernte  Gelehrsa[m]k[ei]t  166 u[nd] dann die Herbstu[nd] Winterzeit, d[a]s Zehre[n] davon für d[a]s practis[c]he Leb[e]n.  167 3) In der 3 [.] Per[iode] verliert die Philos[ophie] d[a]s theoret[ische] Intereße u[nd] wird practis[c]h. - So insbes[ondere] die stois[c]he, die epikuräische Philos[ophie] - selbst der Skepticismus, der ja schon dad[u]rch auf die bloße Praxis angewiesen war, weil er auf alle theor[e]tische Erk[enn]t[n]iß als eine unmögliche od[er] unzuverlässige verzichtete. Auch die letzte Phase der griech[ischen] Phil[o]s[ophie,] der Neuplatonismus [,] ist vorherrschend von practis[c]her Tendenz mit vorherrsch[e]nd r[e]l[i]g[iö]s[er] Färb[u]ng. c) Was den Verlauf d[ie]s[er] Entwickl[un]g der Philos[ophie] selbst betrifft, so ist er natürl[ich] kein so starr nothwend[i]g[e]r wie der Gang der Natur [.] - Er ist nicht ein erzwungener [,] so d[a]ß er gerade in d[ie]s[e]r Ordnung in d[ie]s[e]n Richt[u]ng[en] u[nd] Modifikation[en] in jeder gegebenen Z[ei]t erfolgen müßte. - Allerdings liegt eine gewisse Entwickl[un]gs[-]W[ei]se in der Natur der Sache u[nd] ist in sofern 162 Über der Zeile eingefügt. 163 Über der Zeile mit Bleistift als Ersatz für in der Zeile mit Bleistift gestrichenes „Zugleich“. 164 „auch“ in der Zeile mit Bleistift gestrichen. 165 „ein“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „eine“. 166 Über der Zeile. 167 Randbemerkung am Seitenrand [6vl]. 45 nothw[en]d[i]g - aber die thät[i]g[e]n Persönl[i]chk[ei]te[n] sind nicht genöthigt oder gezwungen hiebei. Man darf nur die Entwickl[un]g der Sache selbst u[nd] die Thät[i]gk[ei]t der  dabei  168 wirkenden Persönlichk[ei]te[n] nicht miteinander verwechseln [.] - Die Sache [,] wenn sie wahrh[a]ft si[c]h entwickeln, ausgestalt[en] soll [,] muß so u[nd] nicht anders - aber die Persönl[i]chk[ei]t[en] sind in ihrer Thät[i]gk[ei]t dabei nicht gezwung[en] - daru[m] kann die E[n]twi[c]kl[un]g, d[e]r Forts[c]hritt auch gehe[mm]t w[e]rd[en], Umwege nehm[en], i[n] Eins[e]it[i]gk[ei]t komm[en] etc. [6vr/ 7rl] 169 Einl[ei]t[un]g Der Forts[c]hritt also ist u[nd] kann kein so streng nothw[e]nd[i]g[e]r, logis[c]her Consequenz erfolgender seyn, wie etwa Hegel will. D[ie]s[e]r 170 sagt: „Die Aufeinanderfolge der Systeme der Philosophie in der Geschichte ist dieselbe, als die Aufeinanderfolge in der logischen Ableitung der Begriffsbestimmungen der Idee“; und er fährt fort: „Ich behaupte, daß wenn man die Gr[u]ndb[e]gr[i]ffe  dann  171 in d[er] Gesch[ichte] d[er] Philos[ophie]  gegebenen  172 Systeme rein dessen entkleidet, was ihre äußerliche Gestalt[un]g, ihre Anw[e]nd[un]g auf d[a]s Besonder[e] u[nd] d[er]gl[eichen] betrifft; so erhält man die verschiedenen Stufen der Bestimmung der Idee selbst in ihrem logischen B[e]gr[i]ffe. Umgekehrt, den logische[n] Fortgang für sich genommen, so hat man darin nach s[einen] H[au]ptmomenten den Fortgang der histor[ischen] Ers[c]heinunge[n] - aber man muß freil[ich] d[ie]se reinen B[e]gr[i]ffe in dem zu erkennen wissen, was die ges[c]hichtl[iche] Gestalt enthält. Ferner unterscheidet sich allerdings auch nach einer Seite die Folge als Z[ei]tfolge der Gesch[ichte] v[on] d[er] Folge in d[er] Ordnung der B[e]gr[i]ffe [.“] - (I p. 43 173 ) Man brauchte also hienach nur den ersten B[e]gr[i]ff zu wissen u[nd] andere in strenger Consequenz daraus abzuleit[en], um damit auch schon den geschichtl[ichen] Verlauf zu erkennen.  Constr[uction] à pr[iori]  174 Hegel beginnt mit Seyn u[nd] Nichts, daraus d[a]s Werden, dann Daseyn, Fürsichseyn, Quantität, Grad [,] Maaß, Wesen u[nd] Erscheinung; Substanz, Causalität, Wechselwirk[un]g, Zweck. Daraus wäre demnach auch schon der Verlauf der Gesch[ichte] zu erkennen. Heg[el] verfährt willkürl[ich] genug hiebei u[nd] dennoch gelingt es ihm nicht - u[nd] schl[ie]ßl[ich] 168 Über der Zeile. 169 „Gesch[ichte] der griech[isch-]röm[ischen] Philos[ophie] 4.“ am oberen Seitenrand [7rr]; „4.“ bezeichnet den Bogen. 170 „b[e]h[au]pt[e]t“ in der Zeile gestrichen. 171 Über der Zeile eingefügt. 172 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 173 „I“ vermutlich gestrichen. 174 Über und in der Zeile eingefügt. 46 wird doch nicht weiter Rücksicht darauf genommen. - In d[er] That wüßte man ja auch sogleich nicht [,] ob di[e]ß nur v[on] d[er] griech[ischen] Philos[ophie] gelten soll od[er] von dem g[a]nz[e]n V[e]rlauf der Philos[ophie] - u[nd] wie weit ist man dann in d[er] griech[ischen] Phil[o]s[ophie] in d[ie]s[er] B[e]gr[i]ffsentwickl[un]g gekomme[n] - wie weit ist man gegenwärt[i]g - was bleibt für die Zuk[u]nft. D[ie]se Ansicht ist indeß gegenwärt[i]g selbst v[on] d[en] Anhänger[n] Hegel’s aufgegebe[n]. Man erkennt an, d[a]ß es schon ganz unmögl[ich] sey, jedes System d[e]r griech[ischen] Phil[o]s[ophie] auf ein[en] log[ischen] Gr[u]ndb[e]gr[i]ff zurückzuführen - u[nd] gibt zu [,] d[a]ß es eine V[e]rkennung d[e]s histor[ischen] Charakters s[e]y, di[e]ß zu b[e]h[au]pten. Eine Verwechsl[un]g d[e]s Logischen u[nd] Historis[c]he[n] - daß im G[e]g[e]nth[ei]l die Ges[c]h[ichte] d[er] Phil[o]s[ophie] nicht mit dem allgemeinst[en], abstractest[en] B[e]gr[i]ffe beginne [,] sond[ern] mit dem Concretesten. - Wenn es also auch richt[i]g ist, daß, wenn die Phil[o]s[ophie] zur Vollkomm[en]h[ei]t komme[n] soll [,] eine b[e]stimmte Entwickl[un]g nothw[e]nd[i]g ist  Und wenn die Probleme u[nd] Methoden nach u[nd] nach v[on] selbst, d. h. nach dem natürl[ichen] Verlauf d[e]r Sache sich einstellen, wie früher angedeutet wurde - so ist -  175 -, so ist doch damit nicht gesagt, d[a]ß d[e]r wirkl[iche] V[e]rlauf ein nothw[e]nd[i]g[e]r, gezwungener war - od[er] d[a]ß in geradem Gange die Vollkomm[en]h[ei]t erreicht würde; gibt man ja doch selbst th[ei]lw[ei]se Einseit[i]gk[ei]t u[nd] Rücks[c]hritte zu - d[ie]se sind für angemessene Entwickl[un]g der Sache selbst nicht nothw[en]d[i]g - wenn sie auch v[ie]ll[ei]cht factisch als historische Arbeit - als Gerüstbau oder irgendwie als nothw[en]d[i]g sich erweisen. [7rl/ 7vr] IV [.] Literatur für die griech[isch]-röm[ische] Philos[ophie.] I [.] Quellen-Literatur. 1. In erst[er] Reihe sind die Quelle  (Nicht der griech[ischen] Philos[ophie,] sond[ern] unserer Kenntniß v[on] Gesch[i]chte der griech[ischen] Philos[ophie])  176 unserer Kenntniß der griech[ischen] Philosophie natürl[ich] die Schrift[en] der griech[ischen] Philos[o]phen selbst. - Indeß nur ein V[e]rhältnißmäßig geringer Th[ei]l ders[e]lb[en] ist uns erhalten, von Manchen der fruchtbarsten Philos[ophen,] z. B. v[on] Demokritus [,] v[on] Chrysippus [,] gar nichts [.] - Glücklicherw[ei]se aber ist uns wenigstens das wiss[e]nsch[a]ftl[ich] Bedeut[e]ndste erhalten worden: die platonis[c]h[en] Schr[i]ften näml[ich] vollständ[i]g, 175 Einfügung am Seitenrand [7rr]. 176 Über und in der Zeile. 47 v[on] den Aristotel[ischen] Schr[i]ft[e]n zwar nur ein kleiner Th[ei]l [,] etwa der sechste Th[ei]l, aber [,] wie es scheint [,] der wicht[i]gste. Auch den Neuplatonismus u[nd] den spätern Stoicismus u[nd] Skepticismus kennen wir aus den Originalquellen selbst. 2. Für die üb[ri]g[e]n griech[ischen] Philosophen d[a]g[e]g[e]n sind wir auf zwei secundäre Quellen beschränkt, näml[ich] 1) Berichterstatt[u]ng[e]n über dies[e]lb[en] v[on] Seite Anderer [,] 2) Auszüge u[nd] Citate, durch die uns Bruchstücke der verlornen Schriften erhalten worden sind. - a) Berichte über die Systeme früh[erer] Philos[ophen] geben außer  α)  177 Xenophon (b[e]sond[ers] üb[er] Sokrates) schon Platon u[nd] Aristoteles; freil[ich] beide nicht in historische[m] Intereße [,] sond[ern] in kritis[c]he[m] u[nd] dogmatisch[em,] d. h. nicht in der Absicht, die Lehren ihrer Vorgänger objectiv darzustellen, sond[ern] zu dem Zweck, das Wahre daran für ihren eignen Gebrauch abzusondern od[er] d[u]rch Widerlegung ders[e]lb[en] die eigne abweichende Lehre zu begründen. Aristot[eles] z. B. gibt in s[einer] Metaphys[ik] zuerst eine ausführl[iche] histor[isch]kritis[c]he Einl[ei]t[un]g, in welcher er die 4 Grundprincipien [,] die er aufstellt, d[u]rch die Nachweis[un]g zu rechtfertig[en] sucht, d[a]ß die Principien sämmtl[icher] früh[erer] Philos[ophen] sich auf d[ie]se 4 reduciren lassen. - In d[ie]s[er] Nachweis[un]g,  (  178 so werthvoll sie ist  )  179 , verfährt aber Aristot[eles] mit großer Freiheit. Aristot[eles] hat außerdem auch eigne Monographiee[n] über die pythagoreische Philos[ophie], üb[er] Archytas, die Eleate[n,] Gorgias, die platonis[c]h[en] Ideen geschrieben - v[on] den[en] aber selbst nur Bruchstücke übr[i]g sind, so d[a]ß sich d[e]r Charakter d[e]rs[e]lbe[n] selbst nicht näher bestimm[en] läßt.  β)  180 Des Aristoteles Schüler haben im G[ei]ste ihres Lehrers solche historischphilos[ophischen] Studien eif[ri]g gepflogen. So hat insb[e]s[ondere] Theophrastus zahlreiche Schrift[e]n 181 zur Gesch[ichte] der Philos[ophie] verfaßt; - u[nd] die meist[en] Notizen v[on] spät[e]rn S[c]hriftstellern schein[en] aus ihm entlehnt zu seyn (z. B. citirt ihn Simplicius in s[einem] Com[m]ent[arius] zu[r] Aristot[elischen] Physik). Andere Peripatetiker, welche biographische Werke hinterlassen haben, sind Aristoxenus, Ulearchos, Strato, Phainias, von denen wir aber meist selbst nur Kunde haben d[u]rch Diogenes Laertes. 182 [7vr/ 8rl] 177 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 178 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 179 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 180 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 181 „über“ in der Zeile gestrichen. 182 „Laertes“ ersetzt durch Korrektur über der Zeile ohne Streichung in der Zeile ursprüngliches „Laertius“. 48  γ)  183 Besonders reich an Schrifte[n] üb[er] die philos[ophischen] Secten u[nd] über die Reihenfolge der Philosophen war die Alexand[rinische] Literatur; indeß sind all’ d[ie]se Schrift[en] verloren gegangen.  δ)  184 Viel Stoff, besonders für Gesch[ichte] der stoisch[en] u[nd] epikureisch[en] Lehre enthalten Plutarch’s 5 (z[ur] Z[ei]t Hadrian’s) moral[i]sche Abhandl[u]ng[e]n; - die kurze Geschichte der Philos[ophie] aber, die unter Plutar[c]h’s Namen auf uns gekommen [,] gilt nicht als ein  echtes  185 Werk Plut[archs,] sond[ern] höchst[e]ns als Auszug aus ein[em] solch[en].  ε)  186 Auch unter den Werken des Arztes Galenus befindet sich eine kleine Gesch[ichte] der Philos[ophie], die jedoch bis auf die ersten Kapitel mit der eben angeführt[en] Schr[i]ft Plutarch’s 187 übereinstimmt [.] -  ζ)  188 Die unter den Schriften des Origenes überliefert[en] Philosophumena 189 , die sich jetzt als 190 Theil eines größern, gegen die gnostischen Häresien gerichteten Werkes ausgewiesen, geben gleichfalls nur eine oberflächliche Uebersicht. -  θ)  191 Unsere H[au]ptquelle aber ist das Werk des Diogenes Laërtius (v[on] Laërte in Cilicien [,] wahrsch[ein]l[ich] unt[er] Septimius Severus) [.] Ueber das Leben, die Lehren u[nd] Aussprüche berühmter Philosophen - zehn Bücher 192 [.] So unkritis[c]h er auch zusammenträgt, so zeichnet er sich doch d[u]rch verhältnismäß[i]ge Ausführlichk[ei]t aus u[nd] gibt d[u]rch häuf[i]g[e] Nennung seiner Gewährs-Männer Anhaltspunkte für histor[ische] Kritik. -  η)  193 Unter den Röm[ischen] S[c]hr[i]ftst[e]ll[e]rn sind v[on] Wicht[i]gk[ei]t: Lucretius (Lehrgedicht de natura rerum) [,] Cicero u[nd] Seneca.  b)  194 Systematische Auszüge aus den S[c]hr[i]ft[e]n der griech[ischen] Philosophen verdanken wir dem 195  α)  196 Johannes v[on] Stob[o]i (in Macedonien [,] wahrsch[ein]l[ich] aus d[em] 6. J[a]hrh[undert] der ch[ri]stl[ichen] Z[ei]trechnung). Er hat gegen fünfhundert größtenth[ei]ls verlorne Dichter und Poetiker excerpirt u[nd] 183 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 184 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 185 Über der Zeile. 186 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt; „ε“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „γ“. 187 „Plutarch’s“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „Plutarchius“. 188 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt; „ε)“ dabei irrtümlich wiederholt. 189 „Philosophumena“ ersetzt durch Überschreibung ursprünglich verschriebenes „[+]hilosophumena“. 190 „ein“ in der Zeile gestrichen. 191 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 192 „; die er“ (Lesart unsicher) in der Zeile gestrichen. 193 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 194 Vor der Zeile mit Bleistift als Ersatz für vor der Zeile mit Bleistift gestrichenes ursprüngliches „3.“. 195 „dem“ ersetzt durch Überschreibung mit Bleistift ursprüngliches „den“. 196 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 49 d[ie]se Excerpte 197 unter gewiss[e]n Rubrik[en] zusammengestellt. D[ie]se Auszüge bilden 2 verschied[ene] Werke, das eine  in neurer Z[ei]t  198 herausgegeb[en] unter dem Titel: „Physis[c]he u[nd] moralis[c]he Eclogen“ (2 Bde [.]), das andere als „Florilegium od[er]  Sermonen  199 [“] (4 Bde [.]).  β)  200 Auch der Neuplatoniker Simplicius um 530 hat in den gelehrten Commentaren, die er zu mehrern S[c]hr[i]ft[e]n d[e]s Aristot[eles] u[nd] namentl[ich] zu dessen Physik verfaßt hat, Bruchstücke der ältern, besond[ers] Vorsokratische[n] Philosophie aufbewahrt.  γ)  201 Endl[ich] finden sich auch bei Kirchenvätern viele Auszüge u[nd] Stellen aus alten Philosophen. So namentl[ich] bei Clemens v[on] Alexand[rien] (Stromata) [,] bei Origenes in s[einer] Schr[i]ft Contra Celsum, bei Eusebius in d[er] Praeparatio evangelica [.] - Auch bei Gregor v[on] Nyssa u[nd] A[nderen]. Eb[e]nso bei Augustinus. II [.] Neuere Bearbeitungen. Nur einige, die wichtigeren u[nd] besseren, zu nennen. 1. Reinhold Gesch[ichte] der Philos[ophie] 1828ff. 202 2. Fries Gesch[ichte] d[er] Philos[ophie] 2 Bde [.] 203 3. Rixner Thadd[ä] Handbuch der Gesch[ichte] d[er] Philos[ophie] 3 Bde [.], 1 [.] A[uflage] 1822 204 , 2 [.] A[uflage] 1829. Zweite Ausgabe v[on] Gumposch 1850 mit Supplement. 205 (b[e]s[on]ders Uebersetz[un]g[en] v[on] Originalstell[en]) [8rl/ 8vr] 4. Schleiermacher Gesch[ichte] d[er] Philos[ophie] herausgegeb[en] v[on] Ritter 206 (Schleierm[acher] verdient d[u]rch Platons Uebers[etzung] mit Einl[ei]- 197 „Excerpte“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „Excerpten“. 198 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 199 Über der Zeile mit Bleistift als Ersatz für in der Zeile verschriebenes, mit Bleistift gestrichenes ursprüngliches „Sem[+++]“. 200 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 201 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 202 Reinhold, Ernst, Handbuch der allgemeinen Geschichte der Philosophie für alle wissenschaftlich Gebildete, 2 Bände, Gotha 1828-1830. 203 Fries, Jakob Friedrich, Die Geschichte der Philosophie dargestellt nach den Fortschritten ihrer wissenschaftlichen Entwicklung, 2 Bände, Halle 1837-1840. 204 Rixner, Thaddä Anselm, Handbuch der Geschichte der Philosophie zum Gebrauche seiner Vorlesungen, 3 Bände, Sulzbach 1822-1823. 205 Rixner, Thaddä Anselm, Handbuch der Geschichte der Philosophie. Neue Ausgabe der zweiten Auflage mit Supplement (hg. von Victor Philipp Gumposch), Sulzbach 1850. 206 Schleiermacher, Friedrich, Geschichte der Philosophie. Aus Schleiermachers handschriftlichem Nachlasse (hg. von Heinrich Ritter) (Friedrich Schleiermacher’s literarischer Nachlaß. Zur Philosophie. Zweiten Bandes erste Abtheilung), Berlin 1839. 50 t[u]nge[n] u[nd] d[u]rch Samml[u]ng d[er] Fragmente Vorsokrat[i]s[c]h[er] Philos[ophen]). 5. Hein[rich] Ritter Gesch[ichte] der alten Philos[ophie] 4 Bde [.] 1 [.] A[uflage] 1829-1834. 207 2 [.] Aufl[age] 1836-1839.  6 208 . Hegel Vorles[u]ng[e]n 3 Bde [.] 1833-36. 209 2 [.] A[uflage] 1840-42 [.] 7 210 . Braniß Gesch[ichte] d[er] Philos[ophie] seit Kant. I [.] B[and] Gesch[ichte] d[er] Philos[ophie] bis auf Kant 1842. 211  212 8. 213 Brandis Handbuch der Gesch[ichte] der griechisch-römisch[en] Philos[ophie] 1835-1860 5 Bde [.] 214 bis Arist[oteles] incl[usive]. 9. Zeller Ed[uard]  Lehrbuch  215 Die Philosophie der Griechen. 2 [.] A[uflage] 1856. 3 Bde [.] 216 bis jetzt Arist[oteles] noch unvollendet - 10. Schwegler 1) Grundriß der Gesch[ichte] d[er] Philos[ophie] 217 2) Gesch[ichte] der griech[ischen] Philosophie  4. Aufl[age]  218 . Herausgegeb[e]n v[on] C. Koestlin Tüb[ingen] 1859. 219 [8vr/ 9rl] 207 Ritter, Heinrich, Geschichte der Philosophie alter Zeit, 4 Bände, Hamburg 1829-1834. 208 „6“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „[++]“. 209 Hegel, Georg Wilhelm Friedrich, Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie, 3 Bände (hg. von Karl Ludwig Michelet), Berlin 1833-1836. 210 „7“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „6“. 211 Braniß, Christlieb Julius, Geschichte der Philosophie seit Kant. Uebersicht des Entwicklungsganges der Philosophie in der alten und mittleren Zeit, Breslau 1842. 212 Randbemerkung am Seitenrand [8vl]. 213 „8“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „6“. 214 Brandis, Christian August, Handbuch der Geschichte der Griechisch-Römischen Philosophie, 3 Bände, Berlin 1835-1860. 215 Über der Zeile mit Bleistift. 216 Zeller, Eduard, Die Philosophie der Griechen in ihrer geschichtlichen Entwicklung, 3 Bände, Tübingen 1856-1868. 217 Schwegler, Albert, Geschichte der Philosophie im Umriß. Ein Leitfaden zur Uebersicht, Stuttgart 1848. 218 Über der Zeile. 219 Schwegler, Albert, Geschichte der griechischen Philosophie (hg. von Carl Köstlin), Tübingen 1859. 51 220 I [.] Periode. V[on] Thales - Socrates  Quellen: Fragmenta  philosophorum Graecorum.  221 ed. Mullachius 222  223  a)  224 Das Charakteristis[c]he d[ie]s[er] Periode ist der natural[i]st[ische] Grundzug, der allen vorsokratis[c]hen Philos[ophen] gemeinsam ist, - wenn auch den letzten weniger als den ersten. Sie wollen für die Welt u[nd] ihre Ers[c]heinu[n]ge[n] den Grund, das Wesen erkennen u[nd] gehen dabei nur v[on] d[er] Betr[a]cht[un]g des Sinnl[ich-] 225 Natürl[ichen] aus - mag nun das Resultat die Annahme eines wirkl[ichen] Naturstoffes - od[er] irgend eines Naturverhältnisses od[er] Natur-Begr[i]ffes seyn. Die Jonis[c]hen Philosophen  Thales  640-  226 † 550 Anaximander bis Anaximenes 546? -500.  227 nahmen ein[en] concreten Naturstoff an, die Pythagoreer  Pythagoras um 540-500.  228 ein Naturv[e]rh[ä]lt[ni]ß, die Zahl [,] die Eleaten das Eine Seyn [,] ein[en] abstr[a]ct[en] Naturb[e]gr[i]ff. Dann die Atomisten  Xenophanes (Kolophon, um 600 od[er] 550 geb[oren]) Parmenides um 520 geb[oren] - Zenon um 495 geb[oren]. Demokrit um 494 geb[oren] (40 J[ahre] jünger als Anaxag[oras])  um 450 Blüthe  229  230 die kleinst[en] materi[e]ll[en] B[e]standth[ei]le der Dinge -  l[e]tzte Naturth[ei]le.  231 232 Heraklit  Heraklit um 500 Blüthe.  233 das Werden  Naturv[e]rlauf  234 (Feuer) 220 „Gesch[ichte] der griech[isch-]röm[ischen] Philos[ophie] 5.“ am oberen Seitenrand [9rr]; „5.“ bezeichnet den Bogen. 221 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 222 Mullachius, Fridericus Guilelmus Augustus (Hg.), Fragmenta philosophorum Graecorum. Poeseos philosophicae caeterumque ante Socratem philosophorum quae supersunt, Parisiis 1860. 223 Unter der Überschrift eingefügt. 224 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 225 „Sinnl[ich]“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „sinnl[ich]“. 226 Über der Zeile. 227 Randbemerkung am Seitenrand [9rr]. 228 Randbemerkung am Seitenrand [9rr]. 229 Über der Zeile mit Bleistift. 230 Randbemerkung am Seitenrand [9rr]. 231 In der Zeile eingefügt. 232 „1)“, vor der Zeile mit Bleistift eingefügt, mit Bleistift gestrichen. 233 Randbemerkung am Seitenrand [9rr]. 52 Empedokles  Empedokles um 444 Blüthe  235 (anthropomorphistis[c]h) Liebe u[nd] Haß - (Naturstreit)  (Streit)  236 237 Anaxagoras  Anaxagoras geb[oren] um 534.  Blüthe 494.  238  239 den νοῦς (Naturzweck) Die Sophisten und Opposition gegen all das u[nd] die Auflös[un]g d[ie]s[e]r Art natur[a]l[i]st[ischer] Philos[ophie] beding[en]d d[u]rch auss[c]hli[e]ßl[iche] Betonung d[e]s subj[ectiven] Sta[n]dpu[n]kt[e]s - vorbereitend d[a]d[u]rch für den eig[en]tl[ichen] ethis[c]hen Standpunkt.  b)  240 Es ist die Frage, ob dann nicht in d[ie]s[er] Periode auch selbst wieder besondere Abs[c]hnitte unters[c]hied[en] werde[n] können. Strenge genommen dürfte das kaum gut mögl[ich] seyn, denn die naturalist[i]sche Eig[e]nthü[m]l[i]chk[ei]t waltet d[u]rchaus [.] - Nur 241 der höhere Grad detaillirter Naturerklärung  abstracte Faßu[n]g  242 u[nd] die mehr  u[nd] mehr  243 hervortretende Neig[u]ng zu Annahme geist[i]g[er] Kräfte dürfte einig[en] Unterschied begründ[en.] -  α)  244 Man könnte also etwa einen ersten Abschn[itt] bilden, wo die Erklär[un]gsversuche in B[e]zug auf Urgrund u[nd] Wesen der Dinge sehr allgemein gehalten sind - Jonier, Pythagoreer, Eleaten [.] -  β)  245 Dann detaillirtere Erklär[u]ng u[nd] zugl[ei]ch größere Hinneig[u]ng zu geist[i]g[e]r, anthropomorphist[ischer] Auff[a]ß[un]g II [.] Abs[c]hn[itt].  γ)  246 Endl[ich] Auflös[un]g d[ie]s[e]s Philos[ophierens] - Sophisten III [.] Abs[c]hn[itt].  ad β)  247 In den Atomiste[n] nimmt die natur[a]l[i]st[ische] Erklär[un]g noch einmal [,] u[nd] zwar den ents[c]hied[en]st[en], d[u]rchgreif[en]dst[en] Aufs[c]hwung - mit Empedocles, mehr noch mit Anaxag[oras] nähert sie sich dem sokratis[c]h[en] Sta[n]dpu[n]kt u[nd] die Sophist[en] beseit[i]g[en] endl[ich] die Hindernisse neuen Aufschwungs vollständ[i]g. - [9rl/ 9vr] 234 „Naturv[e]rlauf“ ersetzt durch Korrektur über der Zeile und ohne Streichung ursprüngliches „Naturwerd[en]“. 235 Randbemerkung am Seitenrand [9rr]. 236 Über der Zeile mit Bleistift. 237 „2)“, am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt, mit Bleistift gestrichen. 238 Einfügung mit Bleistift. 239 Randbemerkung am Seitenrand [9rr]. 240 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 241 „Nur“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „nur“. 242 Über der Zeile mit Bleistift; Verortung im Ursprungstext ist unsicher. 243 Über der Zeile mit Bleistift. 244 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 245 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 246 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 247 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 53 I [.] Abschnitt. Die älteren Jonier, die Pythagoreer und Eleaten. A) Die ältere Jonische Physik.  b)  248 Das Charakteristische d[ie]s[e]r Philosophen ist: 1) Sie haben die Substanz oder das Grundwesen der Dinge aufgesucht. 2) D[ie]se Substanz haben sie in einem materiellen  Grund-  249 Stoffe, den sie aber verschieden bestimmten [,] gefunden [.] 3) Aus d[ie]s[e]m Grundstoff 250 haben sie die Grundformen und Grundunterschiede der Dinge abzuleiten gesucht. a)  s[iehe] ob[en]  251 Urspr[u]ng u[nd] Blüthe in Kleinasien (Milet)  am Mäander ([*])  252 im 7 [.] u[nd] 6 [.] J[a]hrh[undert] v[or] Chr[istus] (640-500[)] -  mit später[en] Ausläufern -  253  254 1. Thales. Als Stifter der jonischen Naturphilos[ophie] gilt Thales; schon Aristoteles bezeichnet ihn als solchen  als αρχηγος  255 . Er ist wenigstens der Erste [,] von dem uns bekannt ist, daß er in allgem[einer] Richtung nach den natürl[ichen] Ursachen der Dinge gefragt hat, während sich die früheren mit mythischer Kosmogonie zu begnügen hatten. - D[ie]se Frage beantwortete er nun d[a]hin, d[a]ß er im Wasser den Stoff aufzeigte, aus dem Alles b[e]stehen, aus dem Alles genomm[en] werd[en] sollte. - 256 I [.] Leben 257 Das Geburtsjahr d[e]s Thales  v[on] Milet  258 wird v[on] den alten Chronologen in d[a]s J[ahr] 640 v[or] Chr[istus] gesetzt, sein  Tod  259 um 550. - Den 248 Unter der Zeile. 249 Einfügung in der Zeile. 250 „Ur“ über der Zeile, wohl als Ersatz für das allerdings nicht gestrichene „Grund“. 251 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 252 Über der Zeile. 253 Einfügung mit Bleistift. 254 Einfügung am Seitenrand [9vl]. 255 Über der Zeile. 256 „Arist[oteles]“ in der Zeile gestrichen. 257 In der Zeile eingefügt. 258 Über der Zeile eingefügt. 259 Über der Zeile eingefügt. 54 sichersten chronolog[ischen] Anh[a]ltsp[u]nkt bietet die Angabe des Herodot (I 74) [,] Thales habe die Sonnenfinsterniß vorhergesagt, die während  einer  260 S[c]hlacht zw[i]sch[en] den Lydern und Medern eingetreten sey. Nach der Berechnung neu[erer] Astronomen fällt d[ie]se Sonnenfinsterniß ins J[ahr] 585 - was zur ob[i]g[en] Z[ei]tangabe paßt. - Unter seinen Z[ei]tgenoßen scheint er eine hervorragende Stell[u]ng eingenommen zu haben um seines pract[i]sch[en] Verst[a]nd[e]s u[nd] s[einer] polit[ischen] Weish[ei]t willen. - Es wird erzählt v[on] ihm, er habe beim Uebergange des Crösus üb[er] den Halys die Abdämmung d[ie]s[e]s Flußes geleitet; u[nd] habe den v[on] d[en] Perser[n] bedrängten Joniern zur Erricht[un]g eines Bundesrathes gerathe[n]. Mit Astron[omie] scheint er sich viel beschäft[i]gt zu haben. Anecd[oten] deuten wenigstens darauf hin. Z. B. „Als man ihm wegen s[einer] Armuth vorwarf, d[a]ß die Philos[ophie] nutzlos sey - d[u]rch Astrologie Vorhersehen ergieb[i]g[er] Oliven- Erndte 261 -Pacht[un]g  aller  262 Oelpress[en] - Verpacht[un]g ders[e]lb[en] - Reichthum. D[a]d[u]rch den Beweis geführt, d[a]ß es für die Philos[ophie] leicht sey, reich zu werden; aber das sey eben nicht der G[e]g[en]st[an]d ihres Strebens. (Arist[oteles] Pol[iteia] I 11. Diog[enes] Laert[ius] L[iber] I 26 [)]. D[a]g[e]g[en] findet sich bei Platon (Theaetet[os]) folg[e]nd[e]s: Thales soll einst [,] als er Astron[omie] trieb u[nd] gen Himmel sah, in eine Cist[e]rn[e] gefall[en] sey[n], da soll ihn eine thrakis[c]he Sklavin ausgelacht hab[en], als ein[en,] der immer verlange [,] das am Himmel zu erkenn[en,] währ[en]d ihm d[a]s verborg[en]  unbek[a]nnt  263 bleibe, was vor s[einen] Füß[en] liege. Natürl[ich] ist darauf nicht viel Gewicht zu legen. Unverbürgt sind auch Reisen, die er name[n]tl[ich] nach Aegypt[en] gemacht hab[en] soll. II [.] Lehre. Seine H[au]ptlehre war also: Alles sey aus Wasser,  1)  264 das Wasser sey der Grundstoff aller Dinge. -  2)  265 Ueber die nähere Begründung d[ie]s[e]r Annahme war schon den Alt[en] keine bestimmte Ueberlief[erun]g bekannt. Aristot[eles] bemerkt zwar, Thales möge wohl d[u]rch die Wahrnehmung zu ders[e]lb[en] geführt word[en] seyn, daß die Nahrung aller Thiere feucht ist u[nd] d[a]ß alle [9vr/ 10rl] aus Saamenfeuchtigk[ei]t entstehen. (Ob das wirkl[ich] die b[e]stimm[en]d[en] Gründe für Thales waren [,] ist nicht sicher [.]) - Spätere u[nd] ungenauere Schr[i]ftst[e]ll[e]r fügen als weitere Gründe noch hinzu: daß auch die Pflanzen aus dem Wasser u[nd] selbst die Gestirne aus den feuchten Dünsten ihre Nahr[u]ng ziehen, daß d[a]s Ab- 260 „einer“ über der Zeile ersetzt in der Zeile gestrichenes „der“. 261 „Erndte“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „Aerndte“. 262 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „der“. 263 Über der Zeile. 264 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 265 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 55 sterbende vertrockne u[nd] daß d[a]s Wasser d[a]s Bildsamste u[nd] Allumfassendste sey (Plut[arch] u[nd] Euseb[ius] praep[aratio] evang[elica] XIV 14-1 266 gleichlaut[en]d Stob[äus], 267 Simpl[icius]) u[nd] daß Ein Urstoff  müße  268 angenommen werd[en] 269 , weil sich sonst der Uebergang der Elemente in einander nicht erklären ließe - u[nd] zwar gerade d[ie]s[e]r b[e]stimmte Urstoff, weil  Alles  270 d[u]rch Verdünnung u[nd] Verdicht[un]g daraus werde. -. Mögl[ich] ist es wohl, d[a]ß grade d[ie]se Erwäg[u]ng[en] den Thales veranlaßt habe[n] zu s[einer] Annahme - sie liegen wenigst[en]s nahe.  3)  271 Ob er sich d[a]s Wasser als Urstoff unendl[ich] gedacht [,] kann ebenf[a]lls nicht mit B[e]stimmth[ei]t ausgemacht werden (da Simplic[ii] Angabe hierüb[er] nicht zuverläss[i]g) [.]  4) a)  272 Von dem Wasser als Urstoff soll Thales die Gotth[ei]t oder den Geist unterschieden haben, welcher den Urstoff durchdringe u[nd] aus ihm die Welt bilde. Cic[ero] N[atura] D[eorum] s[a]gt näml[ich] Thales: aquam dixit esse initium rerum, Deum autem eam mentem, quae ex aqua cuncta fingeret - d[a]ss[e]lbe sagt (nach K[+]ische’ 273 F[o]rsch[un]g[e]n) Stobaeus Ekl[ogae] I [,] Thales habe als 274 Verstand (νοῦν τοῦ κόσμου  τὸν  275 θεὸν) der Welt (vernünft[i]g[e] Weltordnung) den G[o]tt  die G[o]tth[ei]t  276 genommen. 277 Stob[äus] s[a]gt auch [,] es sey ihm das Ganze beseelt u[nd] voll von Dämon[en] (G[ö]tt[e]rn).  b)  278 Nach aller Wahrscheinl[i]chk[ei]t ist aber hiemit nicht ein Theismus gelehrt, wonach G[o]tt der Urheber der Weltordnung wäre - sond[ern] vielmehr die Weltordnung u[nd] die weltordnende immanente Kraft wird Gott genannt. (Stobaeus)  α)  279 Aristot[eles] leugnet ausdrückl[ich], d[a]ß die alten Physiologen, unter denen Thales d[er] erste [,] die bewegende Ursache v[om] Stoff unters[c]hieden od[er] d[a]ß ein Anderer als Anaxagoras die Lehre v[om] weltbildenden Verstand aufgebracht: also auch Thales nicht, denn Arist[oteles] konnte dieß eb[e]nso gut u[nd] 266 Schließende runde Klammer gestrichen. 267 „P“ in der Zeile gestrichen. 268 Über der Zeile mit Bleistift. 269 „müße“ in der Zeile mit Bleistift gestrichen. 270 Über der Zeile eingefügt. 271 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 272 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 273 Lesart unsicher. 274 „den“ über der Zeile gestrichen. 275 Über der Zeile. 276 Über der Zeile. 277 „Die G[o]tth[ei]t war wohl aus der Volksrel[i]g[io]n aufgenomme[n] - noch nicht G[e]g[en]st[an]d philos[ophischer] Forsch[ung] u[nd] Erk[e]nnt[ni]ß [.] -“ mit Bleistift am Seitenrand [10rr]; danach mit Bleistift gestrichen. 278 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 279 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 56 besser wissen als spätere.  β)  280 Die Lehre [,] welche d[ie]se dem Thales beilegen [,] stimmt zudem ganz mit der stoisch[en]  Theol[o]gie  281 überein u[nd] d[er] Ausdr[uck] bei Stob[äus] scheint der stoisch[en] Terminol[o]gie entnommen.  γ)  282 Zudem b[e]h[au]pt[e]n auch Clemens Alex[andrinus] u[nd] Augustinus ausdrückl[ich,] weder Thales noch die f[o]lg[e]nd[en] Physiker haben Gott od[er] den g[ö]ttl[ichen] G[ei]st für den Welturheber g[e]h[a]lt[e]n [,] sond[ern] erst Anaxag[oras] habe dieß gethan. - Jene Angabe ist d[a]h[er] als ein Mißverständ[ni]ß der Nacharistot[elischen] Z[ei]t zu b[e]tr[a]cht[e]n.  c)  283 Daraus folgt indeß nicht, d[a]ß Thales 284 nicht an eine G[o]tth[ei]t od[er] an Götter geglaubt habe  od[er] d[ie]se geleugnet habe.  285 - Nur in seine philos[ophische] Welterklär[u]ng, also in seine Wissensch[a]ft hat er sie nicht als Erklär[u]ngsgrund aufgenomm[en]; d[a]h[er] auch kaum wahrscheinl[ich] ist [,] d[a]ß er d[ie] G[o]tth[ei]t für das Aelteste, weil Ungewordene erklärte - denn d[ie]se B[e]h[au]pt[u]ng wird erst dem Xenophanes (Eleate) mit B[e]stimmth[ei]t zugeschrieb[en]. [10rl/ 10vr]  d)  286 Als wahrscheinlicher kann die Annahme gelten, d[a]ß Thales gelehrt habe, Alles sey voll v[on] Göttern - wie Arist[oteles] berichtet - od[er] voll v[on] Dämonen wie Stob[äus] [-] womit v[ie]ll[ei]cht nur die Leb[e]nd[i]gk[ei]t der die Natur durchwaltenden Kräfte gemeint ist - Nachwirk[un]g d[e]s polytheist[ischen] Götterglaubens mit s[einer] poet[ischen] Ausschmück[un]g.  e)  287 D[a]h[er] er eben d[e]ßh[a]lb auch - nach Aristot[eles] - dem Magnet[en] um s[einer] Anz[ie]h[u]ngskr[a]ft willen eine Seele zugeschrieb[en]; u[nd] sicher auch s[einen] Urstoff  Chaos  288 lebend[i]g, mit wirkender Kraft dachte, d[a]h[er] d[e]rs[e]lbe die Weltordnung ohne Dazwisch[e]n-Kunft eines  bes[on]d[eren]  289 g[ö]ttl[ichen] Weltbildners erzeugen konnte.  5)  290 Ueber die Art, wie die Dinge aus dem Wasser entstund[en,] scheint Thales sich nicht näher erklärt zu hab[en]. Daß er Verdicht[u]ng u[nd] Verdünnung  annahm  291 [,] geht aus Aristot[eles’] Andeut[u]ng[e]n (Phys[ik] I 4) nicht sicher hervor, 280 Über der Zeile mit Bleistift. 281 Über der Zeile eingefügt. 282 Über der Zeile mit Bleistift als Ersatz für über der Zeile mit Bleistift eingefügtes und danach gestrichenes „β)“. 283 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 284 „d“ über der Zeile gestrichen. 285 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 286 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 287 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 288 Über der Zeile. 289 Über der Zeile. 290 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 291 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 57 da Arist[oteles] mehr nun als Consequenz d[ie]ß angibt, denn als histor[ischen] Bericht. Erst Simplicius b[e]h[au]pt[e]t das bestimmt (wie bei Anaximenes) [,] hat aber Theophrast geg[en] sich [.] -  6)  292 Was sonst noch üb[er] Thales’ Lehre berichtet wird, ist nicht sicher genug beglaubigt [,] z. B. die Nachricht v[on] mancherlei mathemat[ischen] u[nd] astronomisch[en] Entdeck[un]g[en] u[nd] den ethis[c]hen Sentenzen;  v[on]  293 der 294 B[e]h[au]pt[u]ng, d[a]ß die Gestirne erdart[i]g[e] glühende Massen seyen, d[a]ß d[er] Mond sein Licht v[on] d[er] Sonne erhalte. Eb[e]nso v[on] d[en] philos[ophischen] Lehren üb[er] die Einheit der Welt, die unendl[iche] Th[ei]lb[a]rk[ei]t  u[nd] Veränd[er]l[ic]hk[ei]t  295 der Materie, die Undenkbark[ei]t des leeren Raumes, die Vierzahl der Elemente, die Natur u[nd] Unsterbl[i]chk[ei]t der Seele. - Glaubwürd[i]g[e]r ist die Ueberlief[erun]g, die Aristot[eles] mitth[ei]lt, d[a]ß Thales geglaubt habe, die Erde schwimme auf dem Wasser. Dieß paßt wenigst[e]ns zu s[einer] Gr[u]ndlehre v[on] d[er] Entst[e]h[un]g aus Wasser - u[nd] paßt dann auch zur weiteren Angabe, d[a]ß er den Grund der Erdbeben in den unterird[i]s[c]h[en] Gewässern gesucht habe. 2. Anaximander. Anaximander, ebenf[a]lls aus Milet, stellt schon eine höhere Stufe der jonischen Naturphilosophie dar. Er war etwa 30 Jahre jünger  611 v. Chr.  296 als Thales u[nd] wird als dessen Schüler bezeichnet. Er  ist  297 auch der Erste unter den griech[ischen] Philos[ophen], der seine Lehre in einer philos[ophischen] S[c]hrift niedergelegt u[nd] veröffentlicht hat - denn Thales hat nichts Schriftliches hinterlassen. Doch sind v[on] d[ie]s[er] S[c]hr[i]ft nur äußerst wenige Bruchstücke auf uns gekommen. a) Er bezeichnet d[a]s Urwesen, den Urgrund od[er] ἀρχή [,] wie er sagt, nicht als Wasser, sond[ern] als d[a]s Unendliche, Unbegränzte; als ewigen, unendl[ichen] Grund, aus dem Alles hervorgeht u[nd] in den Alles zurückkehrt.  s[iehe] Unt[en]  298 „Woher das Seyende seinen Urspr[u]ng hat, in dasselbe, s[a]gt er, hat es auch rechtmäß[i]g[e]r Weise seine[n] Untergang, indem es einander Buße u[nd] Strafe gibt für die Ungerecht[i]gk[ei]t nach der Ordnung der Zeit.“ [10vr/ 11rl] 292 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 293 Über der Zeile. 294 „der“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „die“. 295 Über der Zeile. 296 Über der Zeile. 297 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „war“. 298 Randbemerkung am Spaltenrand [10vr] mit Bleistift. 58 299  β)  300 D[ie]s[e]s Unendliche aber ist nicht  ein  301 blos Begriffliches oder Unkörperliches (wie etwa bei Platon u[nd] den Pythag[oreern]) [,] 302 deßen Wesen eben in nichts Anderm bestünde als in der Unendlichk[ei]t; - sondern die unendliche Materie. Dieß geht 1) aus d[er] Angabe d[e]s Aristot[eles] hervor, d[a]ß alle Physiker (also auch Anaximand[e]r) vom Unendlichen in d[ie]s[e]m Sinne reden [,] 2) daraus, d[a]ß An[a]x[im]and[e]r nach d[en] einstimmig[en] Berichte[n] jüng[erer] S[c]hr[i]ftst[e]ll[e]r s[eine] B[e]h[au]pt[u]ng h[au]ptsächl[ich] daraus bewiesen habe, d[a]ß nur das Unendliche in den fortwährenden Zeug[u]ng[e]n sich nicht ers[c]höpfe; - damit ist also ein unendl[icher] Urstoff gemeint. b) Wie aber Anaximander sich d[ie]s[e]n unendl[ichen] Urstoff näher gedacht, darüber sind die Ansichten sehr abweichend.  α)  303 Fast einstimmig ist indeß bezeugt, d[a]ß er mit keinem der 4 Elemente zusammenfiel, wie d[a]s Wasser d[e]s Thales, sond[ern] es scheint ein qualitätsloser Urstoff als Prius od[er] Vorstufe des elementaris[c]h[en] S[e]yns damit gemeint zu seyn. Näher bestimmt wird er verschieden.  β)  304 Nach den Einen soll er gar kein bestimmter Körper gewesen seyn; nach Andern ein Mittleres zw[i]s[c]h[en] Wasser u[nd] Luft od[er] zw[i]s[c]h[en] Luft u[nd] Feuer; eine dritte Darst[e]ll[un]g macht ihn zu einem Gemenge aller besondern Stoffe, worin d[ie]se als verschiedene und bestimmte enthalten gewesen wären, so daß sie daraus ohne Veränderung ihrer Bes[c]haffenheit d[u]rch bloße Ausscheid[un]g sich entwickeln konnten; - od[er]  endl[ich]  305 so [,] daß diese Urmischung (τὸ μῖγμα Arist[oteles] Met[aphysik] XII 2) eine in sich noch ganz indifferente, bestimmungslose Einheit bildete, so d[a]ß nicht d[u]rch mechanische Scheid[un]g [,] sond[ern] d[u]rch dynamische Bild[un]g die einzelnen Elemente sich daraus gestalteten. Hierauf scheint Aristot[eles] insofern hinzuweisen [,] als er d[ie]s[es] μῖγμα Anax[i]m[an]d[e]rs als Beisp[iel] für den B[e]gr[i]ff d[e]s potentiellen Seyns anführt. - Jedenf[a]lls also entstand die Vers[c]hied[en]h[ei]t d[e]r Elemente nicht d[u]rch bloße Verdünnung u[nd] Verdicht[un]g;  4 306 H[au]ptansicht[en] d[e]s μῖγμα - a) gar kein b[e]stim[m]t[e]r Körper [,] c) 307 Gemenge bestimmter Stoff[e,] b) Mittleres zw[i]s[c]h[en] Wass[er] u[nd] Luft, d[er] Luft u[nd] Feuer [,] d) 308 Indifferente, unbestimmte Masse [.] -  309 -  γ)  310 Es scheint in d[ie]s[e]m indif- 299 „Gesch[ichte] der griech[isch-]röm[ischen] Philos[ophie] 6.“ am oberen Seitenrand [11rr]; „6.“ bezeichnet den Bogen. 300 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt; korrespondierendes „α)“ ist unauffindbar. 301 Über der Zeile eingefügt. 302 „sond[ern] ist“ in der Zeile gestrichen. 303 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 304 Randbemerkung am Spaltenrand [11rl] mit Bleistift. 305 Über der Zeile eingefügt. 306 „4“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „2“. 307 „c)“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „a)“. 308 „d)“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „b)“. 59 ferenten Stoffe selbst, im Unendl[ichen] selbst unmittelb[a]r die Kraft der Beweg[un]g, der Scheid[un]g u[nd] Bild[un]g latent od[er] immanent angenommen zu seyn. c) Aus d[ie]s[e]m  wahrscheinl[ich]  311 indifferenten, qualitätslosen Urstoff läßt nun An[a]x[i]m[an]d[e]r vermöge der ew[i]g[e]n Beweg[u]ng (διὰ τῆς αἰδίον κινήσεως Simpl[icius]), die demselben innewohnt, die obersten elementaris[c]hen Gegensätze (ἐνανπότητες), das Kalte u[nd] Warme sich auss[c]heiden u[nd] sodann aus d[ie]s[em]  Grund  312 G[e]g[e]nsatz des Kalten u[nd] Warmen läßt er die wirkl[iche] Welt hervorgehen.  Aus der Misch[un]g v[on] beiden sollte zunächst d[a]s Flüssige hervorgehen. D[u]rch weitere Ausscheid[un]g bildeten sich die Erde, Luft u[nd] ein Feuerkreis, der das Ganze wie eine Rinde umgibt. Aus Feuer u[nd] Luft bildeten sich die Gestirne, indem der feurige Umkreis der Welt zersprang u[nd] das Feuer in radförmige Hälfen aus zusammengefilzter Luft eingeschlossen wurde, aus deren Naben es ausströmt. Wenn d[ie]se Oeffnung[en] sich verstopfen [,] entsteh[en] Sonnenu[nd] Monds-Finsternisse. D[ie]s[e]s Feuer wird d[u]rch Ausdünst[un]g[en] der Erde unterhalt[en]. - Ueb[ri]g[en]s soll er Sonne u[nd] Mond für eb[en]so groß als d[ie] Erde gehalt[en] hab[en] u[nd] göttl[ichen] Wes[ens].  313 - Die Erde gebiert lebende Wesen, die aus Wasserblasen hervorwachsen u[nd] mit einer dornigen Rinde umgeben sind. D[ie]se Rinde springt mit der Zeit (Plat[on] [*] V 19 314 ) [.] - Der M[e]nsch ist aus dem Thier hervorgewachsen. Er bewahrte anf[a]ngs in Fischgestalt d[a]s Wasser, ging dann aufs Trockne über u[nd] reifte zur menschl[ichen] Gestalt heran. (Plat[on] Symp[osion] VIII 8).  Die Seele soll ihm als luftartig gegolt[en] hab[en].  315 d) D[ie]s[e]s unendl[iche] Urwesen ist aber An[a]x[imander] nicht blos der Grund alles Entstehens, sond[ern] auch alles Vergehens, [(] wie eben schon bemerkt), kr[a]ft der ew[i]g[en] Beweg[un]g, die ihm innewohnt. [11rl/ 11vr] Alles Entstandene geht im Urwesen wieder unter, um die Ungerechtigkeit seiner Sonderexistenz zu büßen, und es herrscht im Universum ein unendlich[e]r periodis[c]her Wechsel od[er] Kreislauf des Entst[e]h[e]ns u[nd] Vergehens. Mit d[ie]s[er] Annahme period[i]s[c]h[en] Wechsels ist An[a]x[i]m[an]d[e]r  d)  316 der Vorläufer Heraklit’s. - Dens[e]lb[en] Gr[u]ndsatz soll üb[ri]g[en]s Anax[i]m[an]d[e]r auch auf d[a]s Weltganze angewandt haben u[nd] demnach auch ein[en] dereinst[i]g[en] Welt- 309 Randbemerkung am Seitenrand [11rr] mit Bleistift. 310 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 311 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 312 Über der Zeile. 313 Einfügung am Seitenrand [11rr]. 314 Lesart unsicher, evtl. auch VI 9 gemeint. 315 In und unter der Zeile eingefügt. 316 In der Zeile mit Bleistift eingefügt; dadurch kommt es zu einer Wiederholung von „d)“. 60 unterg[a]ng angenomm[en] haben, dem aber vermöge der unaufhörl[ichen] Beweg[un]g des unendl[ichen] Stoffs eine neue Weltbild[un]g folgen sollte, so daß  er  317 also eine unendl[iche] Reihe aufeinanderfolg[e]nd[e]r Welten gelehrt hätte. 318 Die Sache  ist all[er]di[n]gs  319 nicht ganz sicher; denn wenn v[on] Anax[i]m[an]d[e]rs unzählig[en] Welten gesprochen wird, so sind damit doch fast du[r]chaus nebeneinanderstehende Welten gemeint, u[nd] unter d[ie]s[e]n kann man kaum etwas Andres verstehen als  Welt  320 körper, die zusammen ein Weltsystem bilden. Dieß erhellt daraus, daß die unendl[ich] vielen Welten auch wieder unter den B[e]gr[i]ff der Einen Welt zusammengefaßt u[nd] noch bestimmter daraus, daß sie den himmlis[c]hen Göttern od[er] den Gestirnen geradezu gleichgestellt werden. - Auch hat man mit Recht darauf aufmerksam gemacht, d[a]ß sich damals dem erscheinenden ges[c]hloßenen Weltsystem  (Kugel)  321 gegenüber kein rechter Anhaltspunkt darbot für die Annahme unendl[icher] wirkl[icher] nebeneinanderbesteh[e]nd[er] Welten (nicht blos Weltkörper). Wahrs[c]heinl[i]ch[e]r aber ist, d[a]ß v[on] aufeinanderf[o]lg[e]nd[e]n, entst[e]h[en]d[en] u[nd] untergehend[en] Welten die Rede ist; denn das lag näher für d[a]s Ganze einen Verlauf zu denken, wie für d[a]s Individuu[m] - also wie ein Entstehen so auch ein Vergehen. - Im Ganzen ist, wie sich zeigt, die Weltans[c]hauu[n]g Anaximander’s schon viel tiefer u[nd] reicher als die v[on] Thales. 3. Anaximenes. Anaximenes ist eb[e]nf[a]lls ein Milesier u[nd] wird v[on] den Alten gewöhnl[ich] ein Schüler u[nd] Nachfolger d[e]s Anaximander genannt. Sein Todesjahr wird v[on] Apollodor (Diog[enes] L[aertius] [)] um die Z[ei]t der Eroberung v[on] Sardes (2.) unter Darius gesetzt [,] also um 500 v. Chr. Seine Lehre [,] über die er eine eigne Schrift  (nur ein kleines Bruchstück vorhanden)  322 geschrieben [,] erscheint th[ei]lw[ei]se als eine Verknüpf[un]g der philos[ophischen] Annahmen seiner beiden Vorgänger. 1) Urprincip od[er] Grund aller Dinge ist ihm die Luft. (Arist[oteles] Met[aphysik] I 3) Daß er hiebei unter Luft etwas Anderes verstanden als das bekannte Element d[ie]s[e]s Namens u[nd] etwa Luft als Grundstoff der Dinge unterschieden 317 Über der Zeile. 318 „Doch ist“ in der Zeile mit Bleistift gestrichen. 319 Über der Zeile mit Bleistift. 320 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „Himmels“. 321 Über der Zeile. 322 Über der Zeile. 61 habe v[on] d[er] atmosphärischen Luft - ist nicht erweisbar. Er s[a]gt zwar: Die Luft sey im reinen Zustand unsichtbar u[nd] nur d[u]rch Empfind[un]g ihrer Kälte, Wärme, Feucht[i]gk[ei]t u[nd] Beweg[un]g wahrnehmbar, allein, dieß paßt ja auch vollkomme[n] auf die atmosphäris[c]he [,] elementarische Luft. [11vr/ 12rl] 2) D[ie]se Luft nun aber faßt Anaximenes als unendlich [,] als unbegränzt (ἄπειρον) [,] allumfassend (πάντα περιέχον) u[nd] in ewiger Beweg[u]ng begriffen (ἀεὶ κινούμενον). Damit vindicirt er also seinem Grundprincip dies[e]lbe Bes[c]haff[e]nh[ei]t wie Anaximander - während er dem Thales darin ähnl[ich] ist, daß er auch einen qualitativ bestimmten Stoff (nicht einen unbestimmten wie Anaximander) annimmt. Dieß wird nicht blos v[on] d[en] spät[eren] Berichterstatter[n] ausdrückl[ich] bezeugt - sond[ern] er selbst weist darauf hin, indem er sagt, die Luft umfaße die ganze Welt, sie muß also in’s Unendl[iche] ausgebreitet seyn als flücht[i]g[e]r Stoff (wenn sie nicht v[on] ein[em] bestimmt[en] Himmelsgewölbe ums[c]hloßen ist, was sie als Urprincip wenigst[e]ns nicht seyn kann). Die ewige Beweg[un]g  der Luft  323 , die er gleich Anaxim[an]d[e]r annahm [,] mußte die beständ[i]g[e] Umwandl[u]ng der Formen der Dinge bewirken. 3) Wenn berichtet wird, er habe seinen Urstoff für die Gotth[ei]t erklärt, so ist dieß zwar nicht ganz sicher verbürgt (Cic[ero] N[atura] D[eorum] - Stob[äus] Ecl[ogae] I Αναξ[αγορας] τὸν ἀερα (ϑέον ἀπεφηνατο) Lact[antius] Inst[itutiones] I Cleanthes et Anaximenes aethera dicant esse summum Deum - Tert[ullian] c[ontra] Marc[ionem] I 13 Anaximenes aërem (Deum pronuntiavit) - ob er dieß wirkl[ich] ausdrückl[ich] gethan, aber es ist nicht unwahrscheinl[ich,] weil er wie Anaxim[an]d[e]r die Götter zu dem Gewordenen rechnete (NB [: ] Nachwirk[un]g der r[e]l[i]g[iö]s[en] Mythen u[nd] Theogonien) (Gestirne), u[nd] jed[e]nf[a]lls ist es sachlich nicht ganz unrichtig (philosophisch) [,] weil auch ihm der Urstoff zugleich Urkraft u[nd] insofern s[c]höpferis[c]he Ursache der Welt war. 4) Der Grund [,] warum er gerade die Luft als Grundprincip annahm, scheint v[on] ihm aus der Vergleich[u]ng der Welt mit einem lebenden Wesen gewonnen zu seyn, d. h.  viel[me]hr  324 die 325 Analogie des thieris[c]hen Lebens, das d[u]rch Luft u[nd] Athmen bedingt ist, war es, was ihn bewogen hat, das Lebensprincip des Universums in d[er] Luft zu suchen. Er s[a]gt in d[en] üb[ri]g[en] Fragmenta: „Wie unsere Seele, Luft seyend [,] uns zusammenhält, so umfaßt Hauch u[nd] Luft die ganze Welt.“ 5) Aus der Luft soll nun Alles d[u]rch Verdünnung u[nd] Verdicht[un]g entst[a]nde[n] seyn. Dieß (od[er] d[ie]se) scheint An[a]xim[enes] für eine Folge ihr[e]r beständ[i]g[en] Beweg[un]g gehalten zu haben. - Mit der Verdünnung ist ihm 323 Über der Zeile. 324 Über der Zeile. 325 „Wahrnehmung“ in der Zeile gestrichen. 62 die Erwärmung, mit der Verdicht[u]ng die Erkältung gleichbedeutend. - Die Stufen, welche der Stoff bei d[ie]s[e]r Verwandlung durchlaufen sollte, sind ihm d[ie]se: Du[r]ch Verdünnung 326 werde die Luft zu Feuer, d[u]rch Verdichtu[n]g zuerst zu Wind, dann zu Gewölke, hierauf zu Wasser, sodann zu Erde, zuletzt zu Steinen. Aus d[ie]s[e]n einfachen Körpern sollten sich dann die Zusammengesetzte[n] bilden. 6) Bei der Weltbild[un]g selbst ließ Anaxim  enes  327 d[u]rch Verdicht[un]g der Luft zuerst Erde entstehen, die er sich breit wie eine Tischplatte u[nd] d[e]ßhalb v[on] d[er] Luft getragen dachte. (Aristot[eles] De cael[o] II. - Plut[arch] 328 bei Eus[ebius von Caesarea] Praep[aratio] ev[angelica] u[nd] Plat[on] 329 - Orig[enes]) [.] [12rl/ 12vr] D[ie]s[e]lbe Gestalt s[c]hrieb er auch der Sonne u[nd] den Gestirnen zu, indem er v[on] ihnen gleichfalls b[e]h[au]pt[e]te [,] d[a]ß sie auf der Luft s[c]hweben. 330  In 331 Betr[e]ff  332 ihrer Entst[e]h[u]ng nahm er [an], aus den aufsteigenden Dünsten der Erde habe sich d[u]rch fortgesetzte Verflücht[i]g[un]g Feuer gebildet; indem d[ie]s[e]s d[u]rch die Gewalt des Umschwunges zusammengedrückt wurde, seyen daraus die Gestirne geworden, denen er d[e]ßh[a]lb einen erdigen Kern beilegte. Daß die Beweg[un]g der Gestirne nicht in gerader Linie fortgeht, sond[ern] z[um] Kreis umbiegt, erklärte er aus dem Widerstande der Luft. - Es ist wahrscheinl[ich,] d[a]ß auch Anaxim[enes] in den Gestirnen die gewordenen Götter erblickte [.] - Ungewiß bleibt auch bei ihm, ob er unter den unendl[ichen] Welten, die auch er b[e]h[au]pt[e]t haben soll, die Gestirne versteht, od[er] eine unendl[iche] Reihe aufeinanderf[o]lg[e]nder Weltsysteme. - 4. Die späteren Anhänger der jonischen Schule. Diogenes von Apollonia. Nach Anaxim[ander] findet sich in uns[erer] Kenntn[i]ß der jonisch[en] Schule eine Lücke - denn Heraklit [,] der der Z[ei]t nach zunächst sich anschlöße [,] kann s[einer] Eigenthüml[i]chk[ei]t nach nicht zu ihr gerechn[e]t werden. - Aus der Z[ei]t des Perikles ist Hippo als Anhänger des Thales bekannt. Er erklärte wie Thales d[a]s Wasser od[er] vielmehr d[a]s Feuchte (τὸ ὑγρὸν) für den Urgrund der Dinge; - auch die Seele 326 „Verdünnung“ ersetzt durch Streichung und Ergänzung ursprüngliches „Verwandl[un]g“. 327 Unter der Zeile mit Bleistift ergänzt. 328 Lesart unsicher. 329 Lesart unsicher. 330 „.“ ersetzt ursprüngliches, mit Bleistift gestrichenes „,“. 331 „I“ ersetzt durch Überschreibung mit Bleistift ursprüngliches „i“. 332 Über der Zeile. 63 hielt er für eine dem  feucht[en]  333 Saamen gleichartige Feuchtigk[ei]t. Aus dem Wasser ließ er d[a]s Feuer, aus der Ueberwind[un]g d[e]s Wassers d[u]rch d[a]s Feuer die Welt entstehen. - Es wurde ihm der Vorwurf des Atheismus gemacht - u[nd] Aristot[eles] urth[ei]lt gerings[c]hätz[i]g v[on] s[einer] philos[ophischen] Bedeut[un]g. Wie Hippo dem Thales [,] so scheint Idaeus v[on] Himera dem Anaximenes gefolgt zu seyn [.] - Aus des Letzteren Lehre scheint besonders die B[e]stimmung d[e]s Urstoffes genommen zu seyn, d[a]ß er zw[i]sch[en] Wasser u[nd] Luft od[er] zw[i]sch[en] d[er] Luft u[nd] dem Feuer in d[er] Mitte stehe. Beßer sind wir über Diogenes v[on] Apollonia unterrichtet. Ueb[er] sein Leben ist 334 freil[ich] nichts bekannt [,] als daß er aus Apollonia (wahrscheinl[ich] dem Kretarsischen) stammte u[nd] um die Z[ei]t d[e]s Anaxagoras lebte. (Man nennt ihn wohl auch Schüler d[e]s Anaximenes u[nd] Mitschüler des Anaxagoras). 1) Er schließt sich in der Lehre eng an Anaximenes an, gibt ders[e]lb[en] aber eine methodischere Form der Untersuch[un]g u[nd] eine sorgfältigere Ausführ[u]ng des Einzelnen. Zudem unterscheidet er sich auch d[a]d[u]rch v[on] dems[e]lb[en], d[a]ß er für die Luft als Urgrund u[nd] Urstoff zugleich geist[i]ge Eigenschaften  Psyche.  335 in Anspruch nimmt u[nd] das Seelenleben daraus zu erklären sucht. [12vr/ 13rl] 336 2) Um eine feste Gr[u]ndlage für s[eine] Unters[u]ch[un]g zu gewinnen, bestimmte Diogenes die Merkmale, welche dem Urwesen zukommen müßen [,] zuerst im Allgemeinen, indem er die Ford[e]r[un]g aufstellte, d[a]ß d[a]ss[e]lbe einesth[ei]ls der gemeinsame Stoff aller Dinge, andrers[ei]ts aber zugleich ein denkendes Wesen seyn müße. Das Erste bewies er damit 337 , d[a]ß kein Ueberg[a]ng d[e]s Einen in das Andere, keine Misch[u]ng der Stoffe u[nd] keine Einwirk[un]g der Dinge auf einander mögl[ich] wäre, wenn die verschied[enen] Körper ihrem Wesen nach verschieden wären u[nd] nicht vielmehr Ein u[nd] Dass[e]lbe, aus demselben entstünden u[nd] in dass[e]lbe sich wieder auflösten.  [***]  338 Für das Andere berief er sich th[ei]ls im Allgemei[nen] auf die zweckmäß[i]ge u[nd] wohlgeordnete  (νοῦς)  339 Verth[ei]l[un]g d[e]s Stoffes in der Welt, th[ei]ls im Besonderen auf die Erfahr[u]ng, d[a]ß d[a]s L[e]ben u[nd] d[a]s Denken in allen lebend[i]g[en] Wesen d[u]rch die Luft, welche wir einathmen [,] bewirkt 340 u[nd] an 333 Über der Zeile. 334 „ist“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „f“. 335 Randbemerkung am Seitenrand [12vl] mit Bleistift. 336 „Gesch[ichte] der griech[isch-]röm[ischen] Philos[ophie] 7“ am oberen Seitenrand [13rr]; „7“ bezeichnet den Bogen. 337 „damit“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „daraus“. 338 Randbemerkung am Spaltenrand [13rl] mit Bleistift. 339 Über der Zeile mit Bleistift. 340 „bewirkt“ ersetzt in der Zeile gestrichenes „bedingt“. 64 d[ie]s[e]n Stoff geknüpft sey. Er schloß d[a]h[e]r, dasj[enige,] woraus Alles besteht, sey ein ew[i]g[e]r u[nd] unvergängl[icher] Körper, groß u[nd] gewaltig u[nd] reich an Wissen. 3) D[ie]se Eig[e]nsch[a]ft[e]n nun glaubte er alle in der Luft zu entdecken, da sie nicht blos üb[er]h[au]pt Alles durchdringe, sond[ern] namentl[ich] auch in den Thieren u[nd] M[e]nsch[e]n Leben u[nd] Bewußts[eyn] hervorbringe  „Quod erat (monstrandum)“  341 - 342 da 343 auch der thieris[c]he Same luftart[i]g[e]r Natur sey, - so erklärte er sie dann mit Anaximenes für Grund u[nd] Wesen aller Dinge. - Die Alten bezeugen dieß einstimmig u[nd] Diogenes selbst s[a]gt: Die Luft sey das Wesen [,] dem die Vernunft inne wohne, d[a]s Alles lenke u[nd] beherrsche, denn in ihrer Natur liege es, sich überall hin zu verbreiten, Alles zu o[r]dnen, in Allem zu seyn. 4) In d[er] näh[eren] Beschreib[un]g der Luft treten bei Diog[enes] zweierlei Bestimmungen besonders hervor: Als der Stoff v[on] Allem  a)  344 muß sie ewig u[nd] unvergängl[ich] seyn [.] - Und sie muß in Allem  b)  345 enth[a]lt[e]n  allgegenwärt[i]g  346 , üb[er] Alles verbreitet seyn. - Auch wird sie v[on] Diog[enes] ausdrückl[ich] als das Unendl[iche] bezeichnet. Vermöge ihrer Lebend[i]gk[ei]t u[nd] beständ[i]g[en] B[e]weg[un]g nimmt die Luft die vers[c]hied[en]st[en] Formen an. Ihre Beweg[un]g ist näml[ich] zugl[ei]ch qualitat[ive] Veränd[erun]g, Verdünnung u[nd] Verdicht[un]g od[er] Erwärmung u[nd] Verkält[un]g - (Weltbild[un]g) [.]  5) Die Weltbild[un]g dachte er sich so, d[a]ß d[u]rch Verdicht[u]ng u[nd] Verdünnung zuerst aus dem unendl[ichen] Urstoff das Schwere sich absonderte, das nach unt[en] - dann 347 d[a]s Leichte [,] das nach oben sich bewegte. Aus jenem sollte die Erde, aus d[ie]s[e]m Sonne u[nd] Gestirne entstand[en] seyn. - Die Beweg[un]g nach oben u[nd] unte[n] mußte Diog[enes] unmittelb[a]r aus S[c]hwere u[nd] Leicht[i]gk[ei]t erklären u[nd] d[a]h[er] aus einer de[m] Stoffe un[m]itt[e]lb[ar] innewohn[e]nd[en] Leb[en]d[i]gk[ei]t. Der bewegende  ordnende  348 Verstand fällt bei ihm unmitt[e]lb[a]r mit dem Stoffe zusamme[n.] - Die verschiedenen Arte[n] der Luft sind auch verschiedene Art[en] des Denkens. (Fr[agment] 6) - Nach der ersten Scheid[un]g geht alle Beweg[un]g v[om] Wärmer[en] u[nd] Leichter[en] aus. - Wärme sollte d[a]s ganze Weltall in Beweg[un]g halten. 341 Über der Zeile mit Bleistift. 342 „u[nd]“ in der Zeile gestrichen. 343 „endl[ich]“ in der Zeile gestrichen. 344 Mit Bleistift in die Zeile eingefügt. 345 Mit Bleistift in die Zeile eingefügt. 346 Über der Zeile mit Bleistift. 347 „nach“ in der Zeile gestrichen. 348 Über der Zeile mit Bleistift. 65 Die leb[en]d[en] Wesen u[nd] Pflanze[n] war[en] nach ihm aus d[e]r Erde unter de[m] Einfluß der Wärme hervorgewachsen [.] - (Generatio aequivoca)  349 6) 350 Die Seelen der Thiere erklärte er für warme Luft; eb[e]nso die der M[e]nsch[e]n. Sie stammen th[ei]ls v[on] d[em] Saame[n,] th[ei]ls v[on] der nach d[er] Geburt eingeathmeten Luft. Die warme Lebensluft ströme mit d[em] Blute d[u]rch die Adern. - Die Sinnese[m]pfind[un]g[en] d[u]rch Berühr[un]g d[ie]s[e]r Luft mit äuß[eren] Eindrück[en]. - Lust u[nd] Unlust, Muth etc. aus dem Verh[ä]lt[ni]ß [,] in welch[em] Luft d[em] Blute beigemischt. V[on] der dichter[en] u[n]d fruchtbare[n]  [*]  351 B[e]s[c]haff[e]nh[ei]t u[nd] der unvollständ[i]g[e]r[en] Circulatio[n] der beleb[en]d[e]n Luft sollte auch die geringere Verständ[i]gk[ei]t der Schlafend[en], Betrunkenen, der Kinder u[nd] der Thiere kommen. - Selbst den Metallen schrieb er etwas dem Athmen Entsprechendes zu, da er annahm [,] d[a]ß sie feuchte Dünste (ἰκμὰς) in sich ziehen u[nd] ausschwitzen u[nd] da er hieraus die Anzieh[u]ngskraft des Magneten 352 ableitete. Die Luft als solche jedoch sollt[en] nur die Thiere aus u[nd] ein athmen, denn v[on] den Pflanzen s[a]gte er, sie sey[en] d[e]ßh[a]lb ganz vernunftlos, weil sie keine Luft in sich aufnehmen.  Auch Diog[enes] nahm endlose[n] Wechsel - u[nd] Reihen der Welt[en] an.  353  Schl[u]ß [: ] In Diogenes ist allerdings ein Forts[c]hr[i]tt üb[er] die and[eren] Jonis[c]h[en] Philos[ophen] hinaus; größere Ausb[i]ld[un]g - wiss  enschaftlichere  354 Form - reichere empirische Kenntnisse [.] - Aber in d[en] Grundbestimmung[en] ist ein Widerspruch. Einesth[ei]ls wird die Einricht[un]g der Welt d[u]rch Annahme einer weltbild[e]nd[en] Vernunft erklärt - and[e]rs[ei]ts wird d[u]rch die einzige Ursache der Welt in eine[m] elementarisch[en] Körper gesucht, dem d[a]h[er] Diog[enes] Eigensch[a]ft[e]n beilegen muß, die sich (nach uns[erer] Ansicht) ganz unmitt[e]lb[a]r ausschli[e]ß[en,] wenn er z. B. d[ie]s[e]n Körper einesth[ei]ls als d[a]s Alldurchdringende u[nd] Belebende für das Feinste u[nd] Dünnste erklärt u[nd] anders[ei]ts doch die Dinge nicht blos d[u]rch Verdicht[un]g [,] sond[ern] auch d[u]rch Verdünnung aus ihm entst[e]h[en] läßt - was nicht mögl[ich,] wenn er schon d[a]s Dünnste ist. Aristot[eles] s[a]gt näml[ich,] d[a]ß er nicht blos die warme Luft od[er] die Seele [,] sond[ern] die Luft üb[er]h[au]pt für d[a]s Dünnste erklärte [.] - Es z[ei]gt sich darin, d[a]ß hier bei Diog[enes] die jonis[c]h[e] Philos[ophie] u[nd] die d[e]s Anaxagoras sich mischen oder im Streite liegen. Nach Simplic[ius] wäre er 349 Randbemerkung am Seitenrand [13rr]. 350 „6)“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „5)“. 351 Über der Zeile mit Bleistift, möglicherweise als Ersatz für eventuell mit Bleistift gestrichenes „bare[n]“. 352 „Magneten“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „Magnetes“. 353 Einfügung am Seitenrand [13rr.]. 354 Über der Zeile mit Bleistift. 66 jünger als Anaxag[oras] u[nd] s[eine] naturwiss[enschaftlichen]  anatomisch[e]n  355 Kenntn[i]sse deut[en] auf spätere Z[ei]t, die d[e]s Demokrit u[nd] Hippon hin. V[on] Anaxag[oras] unterscheidet er sich ab[e]r h[au]ptsächl[ich] d[a]d[u]rch [,] d[a]ß er den weltbild[en]d[en] νους nicht v[om] Stoffe trennte, wie d[ie]s[e]r. (Schleiermacher hält ihn für ein Mittelglied zw[i]sch[en] Jonier[n] u[nd] Anaxagoras [,] was wohl auch mögl[ich] u[nd] gute Gründe für sich hat).  356 [13rl/ 13vr] B) Der Pythagoreismus. Da sich, wie wir sehen werden [,] die Lehren des Pythagoras und s[einer] Anhänger u[nd] Nachfolger  die Pythagoreer  357 nicht mehr strenge v[on] einander aussondern lassen - so 358 werden sie in eine Betracht[u]ng zusammen[ge]faßt, als ein Ganzes [,] deßen Urspr[u]ng u[nd] G[ei]st wenigst[e]ns v[on] Pythagoras ausging. 1. Pythagoras.  1)  359 Ueber das Leben des Pythagoras sind zwar zwei ausführl[iche] Biographieen auf uns gekommen, näml[ich] v[on] d[en] Neuplatonikern Jamblichus (um 300) und Porphyrius († 305 n. Chr.) [.] Aber es sind nur Sammlungen sagenhafter Ueberlief[e]r[u]ng[e]n u[nd] mehr ein histor[ischer] Roman als Ges[c]hichte.  2 Biographie[en] - Jamblichus u[nd] Porphyrius histor[ischer] Roman  360  Röth G[e]sch[ichte] d[er] abendl[ändischen] Philos[ophie] 361  362  a) Person  363 [.] Schon der Umstand, daß erst ungefähr 9 hund[e]rt Jahre, also nahezu ein Jahrtausend [,] vergangen war, als d[ie]se Aufzeichnunge[n] geschahen, deutet genugsam an, daß ganz zuverlässige Berichte kaum gegeben werden. - Das Fabelhafte u[nd] Wunderbare ist so überwie- 355 Über der Zeile. 356 Randbemerkung am Seitenrand [13rr]. 357 Über der Zeile. 358 „so“ ersetzt durch Streichung und Ergänzung ursprüngliches „es“. 359 Einfügung in der Zeile mit Bleistift. 360 Randbemerkung am Seitenrand [13vl] mit Bleistift. 361 Röth, Eduard, Geschichte unserer abendländischen Philosophie. Entwicklungsgeschichte unserer spekulativen, sowohl philosophischen als religiösen Ideen von ihren ersten Anfängen bis auf die Gegenwart, Mannheim 1846-1858. 362 Randbemerkung am Seitenrand [13vl] mit Bleistift. 363 Randbemerkung am Seitenrand [13vl] mit Bleistift. 67 gend, daß fast die histor[ische] Thatsächl[i]chk[ei]t der Persönl[i]chk[ei]t des Pythagoras selbst in Zweifel gesetzt wäre, wenn nicht schon alte Philosoph[en]  a)  364 wie Xenophanes u[nd] Heraklit, später Herodot seiner Erwähnung thäten. Auch haben ihm die Römer zur Z[ei]t der Samniterkriege (um 320 v. Chr.) ein Standbild gesetzt.  [+] Xenophanes u[nd] Heraklit erwäh[nen] ihn u[nd] Herodot  365  2)  366 Platon, der mit der pythagoreis[c]h[en] Schule viel verkehrte  in nah[em] Zus[ammen]h[an]g  367 , gibt über Pythagoras keine besondern geschichtl[ichen] Mitth[ei]l[un]g[en.]  Platon  368  3)  369 Aristotel[es] hat zwar der pythag[oreischen] Lehre große Aufmerks[a]mk[ei]t zugewendet u[nd] sie sowohl im Zusammenhang mit umfaßenderen Untersuch[un]g[en] als auch in eignen Schriften eingehend b[e]sprochen  Aristot[eles]  370 - aber er redet fast immer nur v[on] d[en] Pythagoreern od[er] d[en] sog[enannten] Pythagoreer[n] - u[nd] nennt nur ein paarmal  nur ein paarmal  371 den Pythagoras selbst. Und seine Mitth[ei]l[u]ng[e]n über die pythag[oreische] Lehre sind in Vergleich mit d[en] später[en] Darst[e]ll[u]ng[e]n sehr einfach u[nd] wenig umfassend.  4)  372 Auch die Nachrichten aus d[en] Schr[i]ft[e]n älterer Peripat[et]iker wie des Theophrast, Dikaearch, Heraclides u[nd] A[nderer] sind einfacher u[nd] weniger phantastis[c]h u[nd] wunderbar als die spätere Ueberlief[eru]ng  Theophr[ast,] Dikaearch [,] Peripat[et]iker nü[c]htern[ere] Mitth[ei]l[un]g[en]  373 ; doch ist ersichtl[ich], daß die Wunder, Sag[e]n schon damals sich d[e]s Pythagoras u[nd] s[einer] Lebensges[c]hichte bemächt[i]gt hatt[e]n. Ueb[er] d[ie] pythagoreische Philosophie erfahre[n] wir aus d[ie]s[en] Quell[en] nicht mehr als aus Aristot[eles].  5)  374 Weiter fortgeschritte[n] zeigen sich schon die Schriften über ihn [,] die Diogenes L[aertius] anführt [.]  Diog[enes] Laertius schon phant[a]stis[c]here  375 - Erst in d[er] Z[ei]t nach Chr[istus,] als der Neupythagoreis[m]us entstund u[nd] Apollonius v[on] Tyana sein Leben des Pythagoras schrieb 376 u[nd] Andere eine ausführl[iche] 364 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt; damit kommt es zu einer Wiederholung von „a)“, dem kein „b)“ folgt. 365 Randbemerkung am Seitenrand [13vl] mit Bleistift. 366 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 367 Über der Zeile; Lesart unsicher. 368 Randbemerkung am Seitenrand [13vl] mit Bleistift. 369 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 370 Randbemerkung am Seitenrand [13vl] mit Bleistift. 371 Randbemerkung am Seitenrand [13vl] mit Bleistift. 372 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 373 Randbemerkung am Seitenrand [13vl] mit Bleistift. 374 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 375 Randbemerkung am Seitenrand [13vl] mit Bleistift. 376 „schrieb“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „beschrieb“. 68 Darst[e]ll[un]g der pythag[oreischen] Philos[ophie], Theologie u[nd] Zahlenlehre gaben [,] floßen die Quell[en] reichl[ich].  Neupythag[oreismus] u[nd] Neuplat[onismus]  377 Und nun [13vr/ 14rl] schrieben denn die Neuplatoniker Jambl[ichus] u[nd] Porph[yrius] ihre Biographieen (V[ie]ll[ei]cht Nachbild[un]g[en] d[e]s Lebe[n]s Christi [,] um d[em] Ch[ri]st[en]th[um] ein Gegengewicht zu schaffen). - Also je weiter v[on] Pythagoras die Z[ei]t sich entfernt, d[e]sto mehr nimmt die Kunde v[on] ihm zu - u[nd] ändert zugleich ihr alterthüml[iches] vorsokratisches Gepräge - u[nd] kommt z[um] Th[ei]l so in Uebereinstimmung mit der Philos[ophie] Platon’s u[nd] Aristot[eles’], so d[a]ß man schl[ie]ßl[ich] b[e]h[au]pt[e]te, d[ie]se beid[e]n Philos[ophen] hätten ihre H[au]ptlehre[n] aus ihm ges[c]höpft od[er] ihm entwendet (während es sich umgek[e]hrt verhält u[nd] d[ie]s[e]r S[c]hr[i]ftst[e]ll[e]r entwendete Lehren dem Pythagoras zuschriebe[n] - solche sogar [,] die Platon u[nd] Aristot[eles] ausdrückl[ich] der pythagoreis[c]h[en] Lehre abspra[c]hen).  b)  378 Wie mit d[ie]s[e]n mittelbaren Quellen des Pythag[o]r[ei]s[m]us [,] so verhält es sich auch mit den unmittelbaren [,] d. h. mit den angebl[ichen] Schriften des Pythagoras u[nd] s[einer] Schule. - Spätere Schr[i]ftst[e]ll[e]r - fast nur der neupythagoreis[c]h[en] u[nd] neuplatonis[c]h[en] Z[ei]t angehörig - wissen v[on] einer ausgebreiteten Pythagoreischen Literatur.  b) Pythag[oreische] Literatur  379 Es dürfte aber nur der kleinste Th[ei]l d[ie]s[e]r Schr[i]ft[e]n wirkl[ich] der  alt-  380 pythagor[eischen] Schule zuzuschreiben seyn. - In früh[erer] Z[ei]t findet sich keine Nachricht u[nd] Spur v[on] d[ie]s[en] Schr[i]ft[e]n [.] - Mehrere d[ie]s[er] S[c]hr[i]ft[e]n tragen den Namen des Pythagoras - während doch versichert wird [,] Pythag[oras] habe selbst nichts Schr[i]ftl[i]ch[e]s hinterlassen u[nd] Philolaos als der erste  Pyth[agoreer]  381 bezeichnet wird (Diog[enes] L[aertius] ) [,] der eine philos[ophische] Schr[i]ft veröffentlicht habe  Philolaos  382 ; 383 von der Fragmente üb[ri]g sind [,] die als ächt anerkannt werden (Boeckh). - Als unächt erweisen sich die dem Pyth[agoras] selbst beigelegten Schr[i]ft[e]n [.] - Eb[e]nso ist die dem Pyth[agoras] Timaeus beigel[e]gte Schr[i]ft v[on] d[er] Weltseele nur als Auszug aus dem Platon[ischen] Timäus erkannt worden. - Bestritten ist ebenf[a]lls die Aechth[ei]t der Fragmente des Pyth[agoras] Archytas’ - wenigstens z[um] größten Th[ei]l (da man den Archyt[as] sogar zum Anhänger der platon[ischen] Ideenlehre machte [,] um die Aechth[ei]t zu retten.) - Und so and[ere] Fragmente, die Pythagoreern zuges[c]hrieben word[en]. 377 Randbemerkung am Seitenrand [13vl] mit Bleistift. 378 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt; „b“ am Seitenrand [14rr] wiederholt. 379 Randbemerkung am Seitenrand [14rr] mit Bleistift. 380 Über der Zeile. 381 Über der Zeile. 382 Randbemerkung am Seitenrand [14rr] mit Bleistift. 383 „eine Schr[i]ft“ in der Zeile gestrichen. 69 2) 384 Was sich über Pythagoras aus der Menge unsicherer Sagen u[nd] späterer Vermuthungen mit geschichtl[icher] Wahrscheinlichk[ei]t annehmen läßt [,] ist daher nicht sehr viel.  2 Wirklich Geschichtliches [: ] geb[oren] zu Samos 584 [.] In Italien 540-500  385 Wir wissen [,] daß Samos seine Heimat, sein Geburtsort war u[nd] s[ein] Vater Mnesarchos hieß. Die Z[ei]t seiner Geburt, seines Todes u[nd] s[einer] Auswand[e]r[un]g nach Italien läßt sich nur annähernd bestimmen. Man nimmt an [,] d[a]ß er ungefähr 584 geb[oren] u[nd] 540 nach Unteritalien kam, - u[nd] in Krotona s[eine] Schule stiftete u[nd] großen politisch[en] u[nd] ethisch-rel[i]g[iö]s[en] Einfluß hatte u[nd] d[a]ß s[eine] Blüthez[ei]t v[on] 540-500 reicht. Ueb[er] s[ein] Alter sind die Angaben eb[e]nf[a]lls unsicher [.] - Nach Einige[n] 80, nach Andern üb[er] 90 [,] nach noch And[ern] über 100 Jahre alt. Sein Lehrer soll der Syrer Pherekydes gewesen seyn. Was spät[ere] Berichte über s[eine] weiten Reisen  Reisen  386 , welche ihn in das Wissen u[nd] die Gottesdienste der Phönizier, Chaldäer [,] [14rl/ 14vr] der Aßyrer, der persische[n] Magier, der Inder, Araber, der Juden u[nd] selbst der gallischen Druiden, vor Allem aber in die Aegyptische[n] Geheimnisse eingeführt haben sollen - ist eb[e]nf[a]lls nicht sicher beglaubigt  Inder, Jud[en], Druiden [,] Aegypt[ische] Geheimniße  387 - selbst 388 nicht die b[e]stbezeugte Reise, die nach Aegypten [,] ist es vollständ[i]g. Der älteste Zeuge für d[ie]s[e] Reise ist Isokrates (anderthalbjahrhunderte jünger als Pythagoras) [,] der in einer Prunkrede davon spricht. - Eb[e]nso gilt als unsicher [,] d[a]ß Phythag[oras] Kreta u[nd] Sparta besucht habe, th[ei]ls um die Gesetze d[ie]s[e]r Länder kennen zu lernen, th[ei]ls sich in die Mysterien des idäischen Zeus einweihen zu lassen. -  Hiebei wohl war er bei Leon Herrs[c]her v[on] Phlius - dem er sich als φιλοσοφος bezeichnete  389 Dasselbe gilt v[on] d[er] B[e]h[au]pt[un]g [,] d[a]ß er seine Weish[ei]t Orphischen Lehren verdankte.  b)  390 Historisch sicher ist s[eine] Auswand[e]r[un]g v[on] Samos  Auswand[e]r[un]g aus Samos.  391 nach Großgriechenland, doch sind auch v[on] d[ie]s[em] Ereigniß die näh[e]r[en] Umstände nicht sicher zu ermitteln.  V[on] Große[r] Blüthe in Großgriech[e]nl[an]d - Ueppigk[ei]t - Witzele[i] u[nd] Blasirth[ei]t [**] Ueb[er] d[ie] spartanis[c]he Tapferk[ei]t -  392 Die Z[ei]t davor ist nur ungenau u[nd] die Veranlass[un]g eb[e]nf[a]lls nicht zuverlässig zu b[e]stimme[n]; doch läßt sich vermuthe[n], d[a]ß es d[e]ßh[a]lb geschah [,] um sich ein[en] günst[i]gern 384 Korrespondierendes „1)“ ist unauffindbar. 385 Randbemerkung am Seitenrand [14rr] mit Bleistift. 386 Randbemerkung am Seitenrand [14rr] mit Bleistift. 387 Randbemerkung am Seitenrand [14vl] mit Bleistift. 388 „das“ in der Zeile gestrichen. 389 Einfügung am Seitenrand [14vl]. 390 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt; korrespondierendes „a)“ ist unauffindbar. 391 Randbemerkung am Seitenrand [14vl] mit Bleistift. 392 Randbemerkung am Seitenrand [14vl] mit Bleistift. 70 S[c]hauplatz für s[ein] Wirken 393 zu erringen als Samos war. - Indeß hat s[eine] Thät[i]gk[ei]t freil[ich] schwerlich erst in Italien begonnen. Die Einen b[e]h[au]pt[e]n zwar, d[a]ß er in Samos nicht gewirkt (nach vielen Reisen) [,] Andere jedoch [,] d[a]ß er s[c]hon daselbst thätig war mit Erfolg. Und in d[er] That, es spricht dafür die Art [,] wie Heraklit u[nd] Herodot des Pythagoras erwähnen. Denn wenn Heraklit so kurze Z[ei]t nach Pythag[oras’] Tode v[on] seiner Vielwisserei u[nd] seiner, wie er meinte, verkehrten Weish[ei]t wie v[on] ein[er] in Jonien allbekannten Sache redet (Diog[enes] L[aertius] VIII 6.), so ist es nicht wahrscheinl[ich,] d[a]ß man dort erst v[on] Italien aus Etwas v[on] ihn 394 gehört hatte, da nach den sonst[i]g[en] Zeugnissen die weite Verbreitung des italischen Pythagoreismus erst d[u]rch d[ie] Versprengu[n]g der Pythagoreer längere Z[ei]t nach d[em] Tode des Meisters herbeigeführt wurde; der Name des Pythagoras scheint also schon früher bekannt gewesen zu seyn, u[nd] das setzt voraus, d[a]ß er schon in s[einer] Heimat eine ähnl[iche] Rolle spielte wie später in Großgriech[e]nl[an]d. -  (  395 Warum er Samos verließ u[nd] s[einen] Wirk[u]ngskreis, ob wegen der Herrsch[a]ft d[e]s Tyrann[en] Polykrates od[er] weil er bei s[einen] jonische[n] Landsleut[en] zu wenig Anklang fand, ist unb[e]stimmt. - In Kroton, einer dorisch-achäischen Pflanzstadt [,] fand er jed[en]f[a]lls ein[en] reiche[n] Wirk[u]ngskreis.  )  396  Krotona  Sybaris  397  c)  398 Auch die Nachrichten über d[ie]s[en] Abschnitt seines Lebens  sind  399 indeß v[on] manchen fabelhaften Angaben unsicher gemacht. Nach  den  400 später[n] Berichterstattern war die Person d[e]s Pythagoras [m]it allem Zauber des Wunderbare[n] umgeben. Er wird als Liebling, ja als Sohn Apollo’s bezeichnet u[nd] soll v[on] d[en] Seinigen als ein höheres Wesen verehrt worden seyn u[nd] d[ie]se höhere Natur soll er wirkl[ich] d[u]rch Wunder u[nd] Weissagung[en] aller Art bewährt haben. Er allein unter den Sterblichen vernahm die Harmonie der Sphären, und Hermes, deßen Sohn er in ein[em] früh[eren] Dasey[n] war, hatte ihm verliehen, die Erinnerung an seine [14vr/ 15rl] 401 ganze Vergang[e]nh[ei]t  in den wechsel[n]den  402 Lebenszuständen zu bewahren. - Auch einer Fahrt in d[en] Hades geschieht Erwähnung. Seine Lehren soll ihm sein Schutzgott d[u]rch den Mund der delphischen Priesterin Themistokles überliefert haben. 393 „Wirken“ ersetzt durch Streichung und Ergänzung über der Zeile ursprüngliches „Wirkens“. 394 Verschrieben; gemeint: ihm. 395 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 396 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 397 Randbemerkung am Seitenrand [14vl] mit Bleistift. 398 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 399 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „ist“. 400 Über der Zeile. 401 „Gesch[ichte] d[er] griech[isch-]röm[ischen] Philos[ophie] 8.“ am oberen Seitenrand [15rr]; „8.“ bezeichnet den Bogen. 402 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „erhalten haben“. 71 Demgemäß gewann er auch gleich bei s[einem] Auftreten in Krotona Alles für sich u[nd] genoß bald in ganz Italien des unbedingtesten Ansehens (Eine rednerische Schild[erun]g d[e]s erst[en] Auftretens gibt Dikaearch nach Porphyr[ius]. Die Reden [,] die er gehalten haben soll, berichtet Jamblich mit großer Ausführl[i]chk[ei]t. S[iehe] Roeth Gesch[ichte] d[er] Abendl[ändischen] Philos[ophie]). Nicht blos aus d[en] griech[ischen] Pflanzstädten, sond[ern] auch aus italis[c]h[en] Stämmen sollen ihm Schüler u[nd] Schülerinnen zugeströmt seyn; die berühmtest[en] Gesetzgeber jener G[e]g[e]nd[e]n soll[en] ihn zum Lehrer gehabt u[nd] d[u]rch s[einen] Einfluß soll in Crotona u[nd] dann in ganz Großgriech[e]nl[an]d Ordnung u[nd] Fr[ei]h[ei]t, Sitte u[nd] Gesetz hergestellt worden seyn. Selbst die gallischen Druid[en] heißen bei Späteren seine Schüler. Die pythagoreische Schule wird nicht blos als ein wiss[enschaftlicher] Verein [,] sond[ern] zugleich u[nd] h[au]ptsächl[ich] als eine r[e]l[i]g[iö]s[e] u[nd] polit[ische] Verbind[un]g geschildert. Die Aufnahme in d[en] Bund war an strenge Prüf[u]ng[e]n geknüpft, wird berichtet, - u[nd] an die Beding[un]g eines mehrjährig[en] 403 Schweigens; An geheimen Zeichen erkannten sich die Verbündeten! Nur ein Th[ei]l der Mitgl[ie]d[e]r wurde zu der engeren Verbind[un]g u[nd] den Geheimlehren der Schule zugelassen [,] solche [,] die nicht z[um] Bunde gehörten, wurde[n] in gemessener Entfernung gehalten, unwürd[i]g[e] Mitglieder auf entehrende Art ausgeschloßen.  Esoterische u[nd] Exoterische Lehre - (Akusmatiker)  404  Pythagor[eische] Schule - Bund - (Geheimlehr[e] esoterische)  405 - Die Pythagoreer höhere[n] Grades lebten den späteren Angaben zufolge in vollständ[i]g[e]r Gütergemeinsch[a]ft, nach einer genau vorgeschrieb[enen], als g[ö]ttl[iche] Satzung v[on] ihnen verehrten Lebensordnung, bediente[n] sich dur[c]haus nur leinerner Kleid[un]g  Gütergem[e]i[n]sch[a]ft - Lein[e]rne Kleid[u]ng  406 ; dazu kam Enth[a]lt[u]ng v[on] blut[i]g[en] Opfern u[nd] Fleis[c]hspeisen, v[on] Bohnen u[nd] einig[en] and[eren] Nahr[u]ngsmittel[n].  Enthalt[un]g[en] - Selbstprüfung  407 Selbst der Gr[u]ndsatz der Ehelos[i]gk[ei]t wird ihnen beigelegt. - Aeltere Zeugen freilich, die mehr Glauben verdienen, wissen nichts v[on] Gütergemeinsch[a]ft, obwohl sie die Treue der Pyth[agoreer] geg[en] Freunde u[nd] Bundesbrüder besonders rühmen; eb[e]nso w[e]rd[en] di[e] Vorschr[i]ft[e]n üb[er] Speisen u[nd] Kleid[un]g v[on] ihnen neb[en] d[em] allgem[einen] Gr[u]ndsatz der Mäß[i]gk[ei]t u[nd] Einfachh[ei]t auf wenige einzelne B[e]stimmu[n]g[en] zurückgeführt, wie sie auch sonst bei eigenth[ümlichen] Kulten vorkommen 408 . Die angebl[iche] Ehelos[i]gk[ei]t ist sehr später[en] S[c]hr[i]ftst[e]ll[e]rn noch so fremd, 403 „S[c]hreibens“ in der Zeile gestrichen. 404 Randbemerkung am Seitenrand [15rr] mit Bleistift. 405 Randbemerkung am Seitenrand [15rr] mit Bleistift. 406 Randbemerkung am Seitenrand [15rr] mit Bleistift. 407 Randbemerkung am Seitenrand [15rr] mit Bleistift. 408 „vorkommen“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „vorkommt“. 72 daß sie Pythagoras selbst eine Frau zuschreiben u[nd] zahlreiche Vors[c]hr[i]ft[e]n für d[a]s ehel[iche] Leben v[on] ihm u[nd] s[einer] Schule berichten. V[on] d[en] Wiss[e]ns[c]h[a]ft[e]n pflegten die Pythagoreer nebe[n] der eig[en]tl[ichen] Philos[ophie] b[e]sond[ers] Mathematik, die ihnen Fortschritte verdankt, d[u]rch Anw[e]nd[un]g der Mathematik auf die Musik wurd[en] sie die Begründer der wiss[enschaftlichen] Tonlehre, die in d[a]s pythagor[eische] System vi[e]lfach eingreift. Die Musik hatte auch pract[i]s[c]he Wicht[i]gk[ei]t für die Pythag[oreer], da sie th[ei]ls als sittl[iches] Bild[un]gsmittel [,] th[ei]ls in Verbind[un]g mit d[er] Heilkunde geübt wurde, in eb[en]so wie die Gymnastik v[on] ihnen geübt wurde. - Auch der Mantik soll Pyth[agoras] u[nd] s[eine] Schule obgelegen haben.  Wiss[en]s[c]h[a]ft[en] - Philos[ophie], Mathematik, Musik [,] Tonlehre, Heilku[n]d[e,] Mantik  409 - Als Hülfsmittel der Sittl[i]chk[ei]t ward den Mitgliedern d[e]s Bund[e]s unter Anderm auch tägl[ich] genaue Selbstprüf[un]g vorgeschrieb[en]. Mit der Politik  Politik  410 sollen sich die Pythagoreer sehr eifrig [15rl/ 15vr] beschäftigt 411 u[nd] auf die Gesetzgeb[u]ng u[nd] Verwaltung der großgriech[ischen] Städte bedeutend[en] Einfluß gewonnen haben. Sie sollen eine förml[iche] polit[ische] Verbind[un]g, die sich über mehrere Städte ausbreitete, gebildet u[nd] d[u]r[c]h ihren Einfluß auf die Rathsversamml[u]ng[en] thatsächl[ich] die Herrsch[a]ft in d[en] Händen gehabt haben; - eine Herrsch[a]ft, die sie im Sinne der altdorischen, streng aristokratischen Staatsord[n]u[n]g benutzt[en].  Polit[ischer] Bund, d[e]ße[n] Verbreitung - dorisch-aristokrat[ische] Richtung  412 - Mit großer Strenge sollen sie auch an der Lehre ihres Meisters festgehalten haben u[nd] jed[en] Zweifel daran mit dem αὐτὸς ἔφα  Verehrung d[e]s Pythagoras αὐτος ἐφα  413 ; zugl[ei]ch wird berichtet, d[ie]se Lehre sey sorgfält[i]g auf den Kreis der Schule beschränkt u[nd] jede Ueberschreitung d[ie]s[e]r S[c]hranke strenge gerügt worden; - um sie den Uneingeweihten für alle Fälle  un  414 verständl[ich] zu machen, sollen sich die Pythagoreer u[nd] schon Pythag[or]as selbst, jener symbolischen Ausdrucks-Weise bedient haben, in der die meisten v[on] den Sinnsprüche[n] gehalten sind, die uns als pythagoreis[c]h überliefert sind. -  d)  415 Jedenf[a]lls geht nun aus all’ dem hervor, d[a]ß Pythagor[a]s ein ganz ungewöhnl[icher] Mann gewesen, ein reiches Wiss[en] besessen habe. Sein Wissen scheint h[au]ptsächl[ich] r[e]l[i]g[iö]s[er] Art gewes[en] zu sey[n] u[nd] r[e]l[i]- 409 Randbemerkung am Seitenrand [15rr] mit Bleistift. 410 Randbemerkung am Seitenrand [15rr] mit Bleistift. 411 „haben“ in der Zeile gestrichen. 412 Randbemerkung am Seitenrand [15vl] mit Bleistift. - Weitere Randbemerkung am Seitenrand [15vl] mit Bleistift „(Demokrat[ische] Reaction Vertreibung)“, mit Bleistift gestrichen. 413 Randbemerkung am Seitenrand [15vl] mit Bleistift. 414 Über der Zeile. 415 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 73 g[iö]s[en] Zwecken gedient zu haben; er erscheint eig[en]tl[ich] als Stifter eines rel[i]g[iö]s[en] Vereins mit eigenth[üm]l[ichen] Weihen u[nd] G[o]tt[e]sdienst[en]. - Zugl[e]ich zeichnet sich d[ie]s[er] Verein dann d[u]rch s[eine] ethische Richt[un]g aus, die sich an die r[e]l[i]g[iö]s[e] anschloß; - damit verband[en] sich dann die vaterländis[c]h[en] Bild[un]gsmittel Musik u[nd] Gymnastik u[nd] gemeinschaftl[iches] Leben. Unstreit[i]g hatte dann d[er] pythag[oreische] Bund auch eine polit[ische] Richt[un]g - aber sicher nicht ausschl[ie]ßlich - sond[ern] das H[au]pt-Streben des Pythagoras war mit Hülfe der R[e]l[i]g[io]n eine Reform d[e]s sittl[ichen] Leb[en]s zu bewirken. Gerade die polit[ische] Richt[un]g wurde für den pythag[oreischen] Bund u[nd] s[eine] Mitglieder verhängnißvoll. Die demokrat[i]sche Beweg[un]g  Demokrat[i]sche Reaction  416 gegen die herkömml[ichen] aristokratis[c]h[en] Einricht[un]g[en,] die später die meist[en] griech[ischen] Städte ergriff - kam in d[ie]s[en] blüh[e]nd[en] italisch[en] Pflanzstädt[en] am frühest[en] zu[m] Ausbruch - u[nd] da die pythagoreis[c]h[en] Versamml[u]ng[en]  Verei[ne]  417 der Mittelpunkt der aristokrat[ischen] Parthei waren, so wurd[en] sie der nächste G[e]g[e]nst[an]d einer Verfolg[un]g, die mit solcher Wuth ausbrach, d[a]ß die Versamml[u]ngsorte der Pythagoreer an all[en] Orte[n]  insb[e]s[ondere] zu Krotona  418 verbrannt, sie selbst ermordet od[er] vertrieben u[nd] die aristokr[a]t[ischen] Verfass[u]ng[en] gestürzt wurd[en,] bis endl[ich] unter Vermittl[un]g der Achaeer ein Vergleich zu Stande kam, d[u]r[c]h welchen dem Ueberreste der Vertrieb[enen] Rückkehr in d[ie] Heimat gestattet wurde.  In Krotona d[a]s Haus d[e]s Milon unter Anführ[un]g d[e]s Demokrat[en] Kylon 419 gestürmt u[nd] verbrannt.  420 - Ueb[er] die Z[ei]t u[nd] näher[en] Umstände d[ie]s[er] Verfolg[u]ng sind die Berichte ind[e]ß nicht übereinstimm[e]nd. Nach d[en] Ein[en] soll Pythagoras selbst dari[n] umgeko[mmen] sey[n] - nach Ander[n] soll er entkomm[en] u[nd] in Metapont sein Leb[en] beschloß[en] hab[en]. Nach noch Ander[n] hat der Ausbruch erst nach d[em] Tode Pythagoras stattgefund[en], w[enn] auch die Opposit[ion] schon früher sich geregt u[nd] seine Uebersiedl[un]g nach Metapont veranlaßt hat.  Roeth. Pythag[oras] 513 aus babylon[ischer] Gef[a]ng[en]sch[a]ft - 512 R[ei]se d[u]rch Griech[en]l[an]d (Leon Herrscher v[on] Phlius u[nd] Pythag[oras] φιλοσοφος. - Beginn d[er] Lehrthät[i]gk[ei]t i[n] Samos - Abreise nach Krotona 510. S[ein] Auftret[en], s[eine] Reden - Krieg mit Sybaris - 416 Randbemerkung am Seitenrand [15vl] mit Bleistift. 417 Über der Zeile. 418 Über der Zeile mit Bleistift. 419 „d[e]s“ in der Zeile mit Bleistift gestrichen. 420 Randbemerkung am Seitenrand [15vl] mit Bleistift. 74 Landgut u[nd] Erbs[c]haft - Heirath d[e]r Theane - Tod 421 99 J[ahre] alt - S[eine] Einfachh[ei]t, Kleid[un]g -  422 [15vr/ 16rl] 2) Die Pythagoreer. Nach d[ie]s[er] Katastrophe erst, welche die Pythagoreer zerstreute, zur Auswand[e]r[un]g zwang, erschienen Einzelne im eig[e]ntl[ichen] Griechenland.  Pythagoreer [: ] Philolaos (Theben) [,] Lysis (Epaminondas) [,] Archytas (Tarent)  423 - Der erste derselb[en,] den wir kennen [,] ist Philolaos, ein Zeitgenosse v[on] Socrates [,] v[on] Demokrit, wahrsch[ein]l[ich] älter als beide; er hielt sich in den letzten J[a]hrzehnden des 5 [.] J[a]hrh[underts] v[or] Chr[istus] in Theben auf, u[nd] verfaßte hier die erste Darst[e]ll[un]g der pythag[oreischen] Lehre, v[on] der ächte Bruchstücke auf uns gekommen. Ungefähr gleichzeit[i]g mit Philol[aos] scheint Lysis nach Theben gekommen zu seyn, der als Lehrer des Epaminondas bezeichnet wird. Als Schüler des Philolaos wird Eurytus bezeichnet [,] ein Tarentiner od[er] Krotoniate, der eb[e]nf[a]lls ein[en] Th[ei]l seines Lebens auß[er]h[a]lb Italiens zugebracht. In Italien - in Heraclea, soll der Torentiner Klinias gelebt haben, nahe an d[er] Z[ei]t d[e]s Philolaos [,] der eb[e]nf[a]lls Pythagoreer war. Zu neuer polit[ischer] Bed[e]ut[un]g in Großgriechenl[an]d kam der Pythagoreis[m]us d[u]rch Archytas v[on] Tarent (Z[ei]tgenosse Platon’s u[nd] des jüng[eren] Dionysios). Jamblichos berichtet noch v[on] vielen ander[n] Pythagoreer[n]. 3. Die Pythagoreische (Lehre) Philosophie. A) Die Grundbegriffe derselben - die Zahlenlehre 424 425 u[nd] die Elemente. 426 Lehre 427 1) Das eig[e]ntl[ich] Charakteristische, durchaus Eigenthüml[iche] der Pythag[oreischen] Philos[ophie] ist die Behaupt[u]ng, daß die Zahl das Wesen  οὐσία  428 der 421 „im“ in der Zeile mit Bleistift gestrichen. 422 Einfügung am Seitenrand [15vl]. 423 Randbemerkung am Seitenrand [16rr] mit Bleistift. 424 Mit Bleistift angefügt. 425 Mit Bleistift eingefügte öffnende runde Klammer mit Bleistift gestrichen. 426 Mit Bleistift eingefügte schließende runde Klammer mit Bleistift gestrichen. 427 Randbemerkung am Seitenrand [16rr] mit Bleistift. 428 Über der Zeile. 75 Dinge  Princip ἀρχή  429 , daß Alles seinem Wesen nach Zahl sey.  (nach Aristoteles) a) Zahl = Princip (ἀρχη) u[nd] Wesen οὐσία der Dinge  430 Wie dieß näher zu verstehen, ist nach den Quellen nicht ganz klar.  b) Wie zu verstehen?  431 a)  1)  432 Aristoteles näml[ich] s[a]gt einers[ei]ts vielfach, daß nach pythagoreisch[er] Lehre die Dinge aus Zahlen od[er] den Element[en] der Zahlen bestehen.  ob Zahl blos Eig[e]nsch[a]ft eines Wesens od[er] d[ie]s[e]s selbst sei  433 D[ie]se sollen nicht blos Eig[e]nsch[a]ft[e]n einer dritten Substanz, sond[ern]  an sich  434 selbst unmittelbar Substanzen seyn; die aber freilich nicht getrennt v[on] d[en] Dingen existir[en] wie die platonisch[en] Ideen [,] sond[ern] das Wesen der sinnl[ichen] Dinge selbst ausmachen.  Und: Erkenntnißprincip u[nd] Realprincip  435 - D[a]h[er] rechnet er die Pythag[oreischen] Zahlen ebenso wohl zu den materi[e]llen 436 als formellen Gründen, inde[m] er bemerkt, die Pythag[oreer] hätten in ihnen zugleich den Stoff u[nd] die Eig[e]nsch[a]ft der Dinge gesucht.  -  437  2)  438 Hiemit stimmt Philolaos überein, wenn er in der Zahl nicht blos das Gesetz u[nd] den Zusammenhalt der Welt  ,  439 die herrschende Macht über Götter u[nd] M[e]nsch[e]n, die Beding[un]g aller Bestimmth[ei]t u[nd] Erkennbarkeit - sond[ern] auch die Substanz sieht, aus der Alles gebildet ist.  (NB [: ] Wenn die Seele als Harmonie des Leibes b[e]zeich[ne]t wird [,] so ist wohl nicht Abstracti[on] der Gesammth[ei]t [,] d[e]r Gliederung [,] s[on]d[ern] causa d[e]r Harm[on]ie gemei[n]t [.] -  440  Philolaos versteht herrschendes Gesetz u[nd] Substanz darunter  441 b) And[e]rs[ei]ts s[a]gt ind[e]ß Arist[oteles] doch auch wieder, die Pythagoreer lassen die Dinge d[u]rch Nachahmung  der Zahlen  442 entstehen, deren vielfache Aehnl[i]chk[ei]t mit den Dingen sie bemerkt haben  ,  443  Aristot[eles] aber sagt auch: d[a]ß d[ie] Pythagoreer die Dinge durch Nachahmung der Zahlen entsteh[en] laß[en.]  444 u[nd] in  d[en]  445 später[n] Bericht[en], steht der Annahme, daß Alles 429 Über der Zeile. 430 Randbemerkung am Seitenrand [16rr] mit Bleistift. 431 Randbemerkung am Seitenrand [16rr] mit Bleistift. 432 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 433 Randbemerkung am Seitenrand [16rr] mit Bleistift. 434 Über der Zeile. 435 Randbemerkung am Seitenrand [16rr] mit Bleistift. 436 „Dingen“ in der Zeile gestrichen. 437 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 438 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 439 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 440 Randbemerkung am Seitenrand [16rr] mit Bleistift. 441 Randbemerkung am Seitenrand [16rr] mit Bleistift. 442 Über der Zeile eingefügt. 443 „,“ mit Bleistift ersetzt durch Überschreibung ursprünglichen „.“. 444 Randbemerkung am Seitenrand [16rr] mit Bleistift. 76 [16rl/ 16vr] aus Zahlen bestehe, die B[e]h[au]pt[u]ng entgegen, nicht aus Zahlen [,] sond[ern] nur nach dem Muster der Zahlen seyen die Dinge gebildet.  Nicht aus Zahlen - sond[ern] nach dem Muster der Zahlen die Dinge gebildet -  446 Eb[e]nso wird ges[a]gt, 447 die Pythag[oreer] haben zw[i]sch[en] den Zahlen u[nd] dem Gezählten u[nd] namentl[ich] zwischen der Einheit u[nd] dem Einen unterschieden. c) Hieraus nun ward der Schluß gezogen, d[a]ß die pythag[oreische] Schule die Zahlenlehre in verschied[enen] Richt[u]nge[n] ausgebildet; es seyen d[a]h[er] diej[enigen,] welche die Zahlen für den  immanenten  448 inhaftenden Grund der Dinge hielten, von denen zu unterscheiden [,] die darin bloße Musterbilder sehen.  NB [: ] Zahl = Formprincip [,] Wesen ουσια wie bei Aristot[eles] od[er] Musterbild wie platon[ische] Idee  449 d) Indeß mit Sicherh[ei]t läßt sich dieß wenigst[e]ns aus Aristot[eles] nicht folgern; dann s[a]gt er auch (de Caelo) nur v[on] ein[em] Th[ei]l der Pythagoreer, daß sie die Welt aus Zahle[n] zusammensetzen - so folgt daraus noch nicht nothw[e]nd[i]g, d[a]ß die üb[ri]g[en] Pythagor[eer] sie anders erklärt haben, sond[ern] möglicherw[ei]se kann er sich so erklärt  ausgedrückt  450 haben, weil nicht alle die Zahlenlehre in ein[er] Construction des Weltganzen weiter ausbildeten od[er] weil der Name Pythagor[as] auß[er] pythag[oreischen] Philosophen auch noch Andere b[e]zeichnete  od[er] nur einig[e] Schul[en] hierüb[er] verlegen  451 . - Sonst schreibt er all[e]nth[a]lb[en] beide Lehren,  1)  452 daß die Dinge aus Zahlen b[e]stehen u[nd]  2)  453 daß sie den Zahlen nachgebild[e]t seyen, den Pyth[a]gor[eern] ganz allgemein zu u[nd] zwar stehen beide Aussagen 454 nahe beisammen in ein u[nd] dems[e]lb[en] Zusammenhange,  so  455 daß ihm ihr Widerspruch, wenn sie wirkl[ich] seiner Meinung nach unvereinbar sind, u[n]mögl[ich] hätte entgehen können. - Weil sie, s[a]gt er (Met[aphysik] I 5) [,] zw[i]sch[en] den Zahlen u[nd] den (einzelnen) Dingen manche Aehnlichk[ei]t[en] zu entdecken glaubten, so hielten sie die Elemente der Zahlen für die Elemente der Dinge selbst; u[nd] -, sie sahe[n] in der Zahl sowohl den Stoff als die Eig[e]nsch[a]ft[e]n der Dinge; u[nd] da [,] wo er ihnen die Lehre v[on] der Nachahmung (μιμήσις) zuschreibt, versichert er zugleich, sie hätten sich eben dad[u]rch v[on] Platon unterschieden, daß sie die Zah- 445 Über der Zeile. 446 Randbemerkung am Seitenrand [16vl] mit Bleistift. 447 „h“ in der Zeile gestrichen. 448 Über der Zeile mit Bleistift. 449 Randbemerkung am Seitenrand [16vl] mit Bleistift. 450 Über der Zeile. 451 Unter der Zeile mit Bleistift eingefügt. 452 Mit Bleistift in der Zeile eingefügt. 453 Mit Bleistift in der Zeile eingefügt. 454 „so“ über der Zeile gestrichen. 455 Über der Zeile eingefügt. 77 len nicht, - wie dieser die Ideen - für getrennt v[on] den Dingen, sondern für die Dinge selbst gehalten. e) Daraus erhellt also, daß die 2 B[e]h[au]pt[u]ng[e]n: die Zahle[n] sind die Substanz der Dinge; und: sie sind das Urbild d[e]rs[e]lb[e]n, nach d[er] Meinung d[e]s Arist[oteles] sich nicht ausschließe[n] u[nd] d[a]ß d[a]h[er] die Pyth[a]gor[eer] nach s[einer] Darst[e]ll[un]g, die Dinge gerade d[e]ßh[a]lb für ein Abbild der Zahlen hielten, weil die Zahle[n] das Wesen sind, aus dem sie bestehen, deßen Eig[e]nsch[a]ft[en] d[a]h[er] auch in ihnen zu erkennen seyn müßen. Philolaos setzt die Zahl zu den Dinge[n] in dass[e]lbe Verh[ä]ltn[i]ß [,] wenn er 456 sie als ihr 457 Gesetz u[nd] als die Ursache ihrer Eig[e]nsch[a]ft[e]n u[nd] V[e]rh[ä]ltn[i]ße b[e]schreibt [,] denn d[a]s Gesetz verhält sich zur Ausführ[un]g ([*]) wie Urbild zum Abbild. Allerdings aber denken sich die Späteren die pythag[oreischen] Zahlen ganz so wie die Platon[ischen] Ideen als Musterbilder außer den Dingen. [16vr/ 17rl] 458  S[c]hl[u]ß v[on] 1 [)]  459 Also: Alles ist Zahl [.] - Alles besteht aus Zahlen; die Zahl ist nicht blos die Form, 460 d[u]rch welche die Zusammensetz[u]ng der Dinge bestimmt wird, sond[ern] auch die Substanz u[nd] der Stoff, woraus sie bestehen; - u[nd] eben das gehört zu den wesentl[ichen] Eigenthüml[i]chk[ei]t[e]n des pythagor[eischen] Standpunktes, d[a]ß die Unterscheid[un]g v[on] Form u[nd] Stoff noch nicht vorgenommen, daß in den Zahlen, - die uns freil[ich] nur ein Ausdruck für das Verhältniß der Stoffe sind - unmittelbar das Wesen u[nd] die Substanz des Wirkl[ichen] gesucht wird.  2)  461  2 [)] Begründung [: ] Wahrnehmung [,] d[a]ß Alles nach Maaß [,] Zahl geordnet - Himmelskörper [,] Tönescala  462  a)  463 Der Grund, der die 464 Pythag[oreer] zu d[ie]s[e]r Annahme 465 [,] war wohl, wie dieß Arist[oteles] sagt u[nd] Philolaos, - die Bemerk[u]ng, d[a]ß alle Erscheinungen nach Zahlen geordnet, daß namentl[ich] die 456 „s[a]gt“ in der Zeile gestrichen. 457 „Verhältniß“ in der Zeile gestrichen. 458 „Gesch[ichte] der griech[isch-]röm[ischen] Philos[ophie] 9.“ am oberen Seitenrand [17rr]; „9.“ bezeichnet den Bogen. 459 Mit Bleistift über der Zeile eingefügt; „1 [)]“ ersetzt mit Bleistift gestrichenes „2)“; „Schl[u]ß“ am Seitenrand [17rr] mit Bleistift wiederholt. 460 „sond[ern] auch“ in der Zeile gestrichen. 461 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 462 Randbemerkung am Seitenrand [17rr] mit Bleistift. 463 Unter der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „[+]“. 464 „Phy“ in der Zeile gestrichen. 465 Passendes Verbum ist unauffindbar. 78 466 Verhältnisse 467 der Himmelskörper u[nd] der Töne, üb[er]h[au]pt eben alle mathemat[i]sch[e]n Bestimmung[en] v[on] gewissen Zahlen u[nd] Zahlen-Verhältnissen bestimmt werden; - b) welche  d[ie]s[e]  468 Wahrnehmung selbst  ist  469 wieder an den uralten Gebrauch symbolis[c]her Zahlen u[nd] an die bei den Griechen wie bei 470 andern Völkern verbreiteten Meinung[en] üb[er] die geheime Kraft u[nd] Bedeut[un]g gewiss[er] Zahlen - angeknüpft 471 . c) Wie nun Platon später die begriffl[ichen] Formen hypostasirt hat u[nd] wie die Eleaten das Wirkl[iche] od[er] den allgemein[en] B[e]gr[i]ff davon zur allgemein[en] u[nd] einzige[n] Substanz machten [,] so brachte es auch hier der dem Alterth[um] eigenth[üm]l[iche] Realismus mit sich, d[a]ß den Pythagoree[rn] die mathematische od[er] eig[en]tl[ich] die arithmetische Bestimmth[ei]t der Dinge nicht  blos  472 als Form od[er] Eig[e]nsch[a]ft [,] sond[ern] als das ganze Wesen ders[e]lb[en] erschien; - so daß ganz allgemein gesagt wurde: Alles ist Zahl.  Wie Platon die begriffl[ichen] Formen hypostasirt hat u[nd] die Eleaten den B[e]gr[i]ff Sein [,] so hier d[ie] Zahl [.]  473 3)  Alle  474 d[ie]s[e] Zahlen selbst nun th[ei]l[e]n sich in ungerade u[nd] gerade; wozu als 3. Klasse noch die gerad-ungeraden hinzugefügt werden, u[nd] jede gegebene 475 Zahl läßt sich th[ei]ls in gerade [,] th[ei]ls in ungerade Elemente auflösen. a) Hieraus schloßen die Pythagoreer, d[a]ß d[a]s Ungerade u[nd]  d[as]  476 Gerade die allgem[einen] B[e]st[a]ndth[ei]le der Zahlen u[nd] dann der Dinge seyen u[nd] indem sie das Ungerade dem Begränzten, das Gerade dem Unbegränzten gleichsetzten - weil näml[ich] jenes der Zweitheil[u]ng eine Grenze setzt, dieses nicht - so erhielt[en] sie die B[e]h[au]pt[u]ng: Alles bestehe aus dem Begränzten u[nd]  d[em]  477 Unbegränzt[en]. b) Hieran s[c]hli[e]ßt sich dann die weitere Ansicht, daß üb[er]h[au]pt Alles entgegengesetzte Bestimmungen in sich vereinige, die 478 sie dann auf den Grund- 466 „Töne“ in der Zeile gestrichen. 467 „der“ in der Zeile gestrichen. 468 Über der Zeile mit Bleistift. 469 Über der Zeile mit Bleistift. 470 „d[en]“ in der Zeile gestrichen. 471 „war“ in der Zeile mit Bleistift gestrichen. 472 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 473 Randbemerkung am Seitenrand [17rr] mit Bleistift. 474 Über der Zeile. 475 „Größe“ in der Zeile gestrichen. 476 Über der Zeile eingefügt. 477 Über der Zeile. 478 „sich“ in der Zeile gestrichen. 79 geg[e]nsatz des Begrenzten u[nd] Unbegrenzt[en,] des Geraden u[nd] Ungeraden zurück zu führen bemüht waren. c) Das Begrenzte u[nd] Ungerade galt den Pythagore[ern] -  (  479 in Uebereinstimmung mit d[em] Volksglauben  )  480 - für das Beßere u[nd] Vollkommenere, das Unbegränzte u[nd] Gerade für d[a]s  Un  481 Vollkommenere; wo sie d[a]h[er] Entgegengesetztes wahrnahmen, da betrachteten sie das Beßere als ein Begränztes u[nd] 482 Ungerades; d[a]s S[c]hlechtere als Unbegränzt[e]s u[nd] Gerades; - so th[ei]lte sich ihnen Alles in zwei Reihen, die d[e]s Begränzt[en] u[nd] die d[e]s Unbegränzt[en]. d) D[ie]se 2 Reihen wurden näher nach der  h[ei]l[igen]  483 Zehnzahl  10  484 b[e]stimmt [,] [17rl/ 17vr] indem die f[o]lg[e]nd[en] 10 G[e]g[e]nsätze angeführt werden: 1) Gränze u[nd] Unbegrenztes [,] 2) Ungerades u[nd] Gerades [,] 3) Eins u[nd] Vielheit [,] 4 [)] Rechtes u[nd] Linkes [,] 5) Männl[iches] u[nd] Weibl[iches,] 6) Ruhendes u[nd] Bewegtes [,] 7. Gerades u[nd] Krummes [,] 8) Licht - Finst[ern]iß [,] 9) Gutes u[nd] Böses [,] 10) Quadrat u[nd] Rechteck (Arist[oteles] Met[aphysik] IV). D[ie]se Aufzähl[un]g gehört all[e]rdings nur einem Theil der Pythag[oreer] (wahrsch[ein]l[ich] jüngeren) an; aber daß aus Entgegengesetztem u[nd] in letzt[er] B[e]z[ie]h[u]ng aus Ungeradem und Geradem od[er] dem Begrenzten u[nd] Unb[e]grenzt[en] Alles zusammengesetzt sey, wurde wohl allgemein zugegeben u[nd] d[a]h[er] müßen wohl auch Alle die gegeb[enen] Erscheinung[en] auf d[ie]se u[nd] die verwandten Gegensätze zurückgeführt hab[en]. Ein solches Schema ist d[a]h[er] nur eine formelle Erweiter[un]g [,] die für die pythag[oreischen] Lehren v[on] keiner wesentl[ichen] B[e]deut[un]g ist. 4) Bei so ungleicher u[nd] entgegen[ge]setzter Beschaff[e]nh[ei]t der Grundbestandth[ei]le, war ein Band nöthig, das sie verknüpfte, wenn Etwas aus ihnen entstehen sollte. D[ie]s[e]s Band der Elem[e]nte ist die Harmonie, die v[on] Philolaos als Einheit des Manichfalt[i]gen u[nd] Zusammenstimmung des Zwiespältigen definirt wird. Wie d[a]h[er] in Allem der Gegensatz (der Elem[e]nte) ist, so muß auch in Allem die Harmonie seyn u[nd] es kann gleich gut gesagt werden, daß Alles  Zahl u[nd]  485 Harmonie  Alles  486 sey, denn jede Zahl ist eine bestimmte Verbind[un]g oder Harmonie des Ungeraden u[nd] des Geraden. - D[ie]se Erkenntniß der Harmo- 479 Einfügung in der Zeile mit Bleistift. 480 Einfügung in der Zeile mit Bleistift. 481 Über der Zeile eingefügt. 482 „Ge[rades]“ in der Zeile gestrichen. 483 Über der Zeile. 484 Über der Zeile mit Bleistift. 485 Über der Zeile eingefügt. 486 Über der Zeile eingefügt. 80 nie, welche die G[e]g[e]nsätze versohnt 487 , knüpft sich ihnen an die Betracht[un]g der Tonverhältnisse; die Harmonie ist ihnen Nichts Andres, als die Oktave. Wo daher Philolaos das Wesen der Harmonie erklären will, setzt er die Verhältnisse der Oktave auseinander. (Stob[äus] I 462) Im Einklang der Töne erkennen also die Pythag[oreer] das allgemeine Gesetz der Verknüpf[un]g v[on] Entgegengesetzt[em].  (Darst[e]ll[un]g nach älter[en] Zeugnissen)  488 5. Abweichende Erklär[u]ng[e]n. a) Einige v[on] den Zeugnissen legen statt der Zahl u[nd] der 489 daraus hervorgehenden Gegensätze, Gerade [,] Ungerade etc. dem ganzen System den Geg[e]nsatz der Einheit u[nd] der Zweiheit zu Grunde, der dann weiter auf den G[e]g[e]nsatz des Geistig[en] u[nd] Körperlichen, d[e]r Gotth[ei]t u[nd] d[er] Materie zurückgeführt wird. b) Nach einer and[eren] Annahme wäre nicht die arithmetische Auff[a]ß[u]ng der Zahl 490  u[nd] ihrer Bestandth[ei]le  491 , sond[ern] die geometrische Anschauung der Raumgrenze u[nd] des unendl[ichen] Raumes das Erste. c) Eine dritte Ansicht läßt d[a]s System wenigst[e]ns nicht mit der Betracht[un]g der Zahl [,] sond[ern] mit d[er] Unterscheid[un]g des Begrenzten u[nd] Unbegrenzten beginnen. ad a  I [)]  492 Die erste Ansicht findet sich schon bei Alexander Polyhistor  α)  493 (Anfang d[e]s erst[en] vorchristl[ichen] J[a]hrh[underts]) [.]  Daß später bei Erweit[e]r[un]g der pythagor[eischen] S[c]hule und durch Verkehr mit and[eren] Philosoph[en] u[nd] Philosophie[n] manche Fortbild[ung] u[nd] Umg[e]st[a]lt[un]g statt fand [,] ist erklärl[ich], da trotz d[e]s αὐτος ἐφα üb[er] gar Vieles Streit u[nd] Mei[n]u[n]gsverschied[en]h[ei]t entsteh[en] konnte [.] -  494 Die Pyth[a]g[o]r[eer,] s[a]gt er [,] hielten für den Anfang v[on] Allem die Einheit; aus der Einh[ei]t sollte die unbestimmte Zweih[ei]t entstand[en] seyn, die sich zu jener verhalten sollte wie der Stoff zur wirkenden Ursache; aus ihnen beiden die Zahlen, aus d[en] Zahlen die Punkte (Diog[enes] VIII) [.] Dieß ist bei Sextus Empirik[us]  3. J[a]hrh[undert] n[ach] Chr[istus]  495 noch weiter ausgeführt in weitläuf[igen] Auszüg[en] aus pythag[oreischen] Schrift[en]. Hienach hätten die Pythagoreer [17vr/ 18rl] ausführl[ich] dialektis[c]h gezeigt, d[a]ß die Gründe der sinnl[ichen] Erscheinung[en] weder in etwas sinnl[ich] Wahrnehmbarem, noch in etwas Körperlichem, noch auch in den 487 Verschrieben; gemeint: versöhnt. 488 Mit Bleistift eingefügt. 489 „der“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „des“. 490 „Z“ von „Zahl“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „S“. 491 Über der Zeile eingefügt. 492 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 493 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 494 Randbemerkung am Seitenrand [17vl] mit Bleistift. 495 Über der Zeile mit Bleistift. 81 mathemat[ischen] Figuren liegen können - sond[ern] nur in der Einh[ei]t u[nd] der unbestimmten Zweiheit, u[nd] daß alle logisch[en] Kategorieen am Ende auf d[ie]se beid[en] Principien zurückführen 496 ; sie hätten d[a]h[er] die Einheit als wirkende Ursache 497 , die Zweiheit als leid[en]d[en] Stoff betrachtet u[nd] aus dem Zusammenwirken d[ie]s[e]r beid[en] Gründe hätte[n] sie sowohl die Zahlen als auch weiterhin die Figuren, die Körper, die Elemente u[nd] üb[er]h[au]pt die ganze Welt entstehen lassen. β) Eine weitere Deutung od[er] Ausführ[u]ng erhalte[n] die genannt[en] Principie[n] bei den Neupyth[agoreern] u[nd] Neuplaton[i]k[e]rn. In letzter B[e]z[ie]h[u]ng sollen hienach ( 498 nach Eudorus bei Simplici[us]) die Pythagoreer Alles auf das Eins zurückgeführt haben, unter dem sie Nichts Andres verstanden als die oberste G[o]tth[ei]t, abgeleiteter Weise stellten sie 2 Principien auf, das Eins u[nd] die unbestimmte Zweiheit oder Gott u[nd] die Materie; jenem ordneten sie alles Gute unter [,] dieser aber das Schlechte; u[nd] demgemäß gebrauchten sie für jedes v[on] beiden mancherlei Namen; das Eins nannten sie d[a]s Ungerade, das Männliche d[a]s Geordnete; - das [,] was der Einheit entgegengesetzt ist, das Gerade, Weibl[iche], d[a]s Ungeordnete. - Insofern aber auch d[ie]s[e]s zweite Element aus dem Einen stammt [,] ist nur d[ie]s[e]s als der Urgrund im eig[en]tl[ichen] Sinne zu betrachten.  γ)  499 Aehnl[ich] b[e]h[au]pt[e]t Moderatus bei Porphyr u[nd] die Placita Plutarch’s berichten eb[e]nso, v[on] den 2 Principie[n] des Pyth[a]g[oras] bezeichne die Einheit d[a]s Gute, die Vernunft od[er] die G[o]tth[ei]t; - die unbestimmte Zweiheit d[a]g[e]g[en] d[a]s Böse die Materie, den Dämon; - doch gesteht Moderatus [,] d[a]ß die Lehr[en], die er den Pyth[a]g[oreern] zuschreibt [,] nicht mit ausdrückl[ichen] Worten v[on] ihnen vorgetragen [,] sond[ern] in ihrer Zahlenlehre nur angedeutet word[en] sey[en]. -  δ)  500 Auch der angebl[iche] Archytas (Stob[äus]) weicht nur wenig hievon ab. - Als die allgemeinst[en] Principie[n] bezeichnet er die Form u[nd] die Materie - v[on] beiden unterscheidet er die G[o]tth[ei]t, welche über ihnen stehend die Form der Materie entgegen bewege u[nd] künstleris[c]h bilde; die Zahlen u[nd] die geometris[c]h[en] Figur[en] werd[en] (mit Platon) als Bindeglied zw[i]s[c]h[en] d[er] Form u[nd] Materie dargestellt.  ε)  501 Daß die Pythag[oreer] die G[o]tth[ei]t üb[er] d[en] Geg[e]nsatz der Principien gestellt u[nd] d[ie]se aus jener abgeleitet, wird öfters b[e]h[au]pt[e]t (Lyri- 496 „zurückführen“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „zurückzuführen“; in der Zeile folgendes „seyen“ gestrichen. Die Korrekturen sind grammatisch falsch. 497 „Ursache“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „Ursachen“. 498 „b[ei]“ in der Zeile gestrichen. 499 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 500 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 501 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 82 an zu Met[aphysik] I IV C.); sofern die Ei[n]h[ei]t als G[o]tth[ei]t dem G[e]g[e]nsatz vorhergeht, soll di[e]s[e]lbe d[a]s Eins [,] sofern sie als Glied des G[e]g[e]nsatzes der Zweiheit gegenüber steht, soll sie Monas genannt word[en] seyn. -  II [)] Krit[i]k α)  502 All d[ie]se Berichte sind indeß zu wenig zuverlässig u[nd] der Inh[a]lt davon trägt zu sehr die Spuren späteren Entstehens an sich, als daß sie den üb[ri]g[en] zuverlässig[en] Zeugniss[en] gegenüber v[on] großem od[er] entscheidendem Gewichte seyn könnt[en] - u[nd] dürft[en] nur die Ansicht[en] spät[erer] Pythagoreer darstell[en] - u[nd] sind d[a]h[er] die altpythagoreisch[en] Lehren vielfach dur[c]hsetzt u[nd] gemischt mit Lehren späterer Philosoph[en] (platonis[c]h[en], stoischen Lehren etc.) [18rl/ 18vr]  β)  503 Aristot[eles] u[nd] Philolaos bezeichnen als Elemente der Zahl immer nur d[a]s Ungerade u[nd] Gerade od[er] d[a]s Begrenzte u[nd] Unbegrenzte; u[nd] wo Aristot[eles] vom Hervorgang der Zahlen aus dem Eins spricht, da versteht er unter  dem  504 Eins nur die Zahl Eins u[nd] fügt nirgends die Zweiheit bei, die er doch nicht übergehen durfte, wenn d[a]s Eins wirkl[ich] nur in Verbind[un]g mit der Zweih[ei]t die Zahl erzeugen kann; zudem sprechen mehrere Zeugnisse die Lehre v[on] d[er] Einh[ei]t u[nd] Zweih[ei]t den Pythagor[ee]rn ausdrückl[ich] ab. (Theo[n] Smyrn[aeus] I 4. Pseudoalex[ander] in Met[aphysik] XIV [.] Eb[en]so Lyrian.) Es kann d[a]h[er] d[ie]se Lehre nicht als altpythagoreisch gelten.  γ)  505 Noch weniger können die weiteren Deut[u]nge[n] dafür gelten [,] welche d[a]s Eins der Gotth[ei]t, die Zweih[ei]t der Materie gleichsetzen. D[ie]se principielle Unters[c]heid[un]g d[e]s G[ei]st[i]g[e]n u[nd] Körperl[ichen], des Stoffs u[nd] der wirk[e]nd[en] Kraft ist  nicht wohl  506 vereinbar mit der B[e]h[au]pt[un]g [,] d[a]ß die Zahlen das Wesen sey[e]n, aus dem die Dinge bestehen - (u[nd] dieß ist der richt[i]gste Maaßstab für Prüf[un]g Pythag[oreischer] Ueberlief[e]r[u]ng.)  1)  507 Wurd[e] einmal unterschieden zw[i]sch[en] Stoff u[nd] Form od[er] Materie u[nd] Kraft (formend[es] Princip), dann ware[n] die Zahl[en] eb[en]so wie die Platon[ischen] Idee[n] zur bloßen Form geword[en] u[nd] sie konnt[en] nicht mehr als die substantielle[n] Bestandth[ei]le d[e]s Körperl[ichen] betrachtet werd[en].  2)  508 Zudem versichert Aristot[eles] auf d[a]s Bestimmteste, Anaxag[oras] sey der erste gewesen [,] der den G[ei]st v[om] Stoff unterschied u[nd] er rechnet d[a]h[er] auch die Pythagoreer zu 502 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 503 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 504 Über der Zeile eingefügt. 505 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 506 Über der Zeile mit Bleistift als Ersatz für in der Zeile mit Bleistift mit Klammern versehenes „(ganz un)vereinbar“. 507 Vor der Zeile mit Bleistift. 508 Vor der Zeile mit Bleistift. 83 denen, welche kein anderes als d[a]s sinnl[iche] Seyn gekannt. Wenn aber d[ie]s[e] Untersch[ei]d[un]g dem alt[en] Pythag[o]r[ei]s[m]us nicht eigenthü[m]l[ich], dann auch die fragl[iche] Lehre über die G[o]tth[ei]t nicht, da d[a]s, was üb[er] d[ie]se ausges[a]gt wird, gerade an die Bestimmung[en] üb[er] Einh[ei]t u[nd] Zweih[ei]t, G[ei]st u[nd] Materie anknüpft. Ist d[a]h[er] d[ie]s[e]r Unt[e]rs[c]h[ie]d jünger, dann auch d[ie] fragl[ichen] B[e]stimmung[en] üb[er] die G[o]tth[ei]t. -  δ)  509 Auch ist die Frage [,] ob für die ält[eren] Pythagor[eer] üb[er]h[au]pt die G[o]tt[e]sidee wirkl[iche] philos[ophische] Bedeut[un]g hatte, philos[ophisch] verwerthet worden sey.  1)  510 Allerdings hat der Pyth[a]g[orei]s[m]us eine[n] r[e]l[i]g[iö]s[en] Charakter u[nd] pythagor[eische] Aussprüche b[e]h[a]nd[e]ln die Abhäng[i]gk[ei]t aller Dinge v[on] der G[o]tth[ei]t, die Pfl[i]chten der G[o]tt[e]sverehr[u]ng, die Größe u[nd] Eig[e]nsch[a]ft[en] G[o]tt[e]s - aber sie äußern sich in rel[i]g[iö]ser Form; sie gehören also zunächst mehr zum Pythag[oreischen] Glaub[en] u[nd] dems[e]lb[en] entsprech[en]d[en] Theologie - nicht Philosophie.  2)  511 Die Frage ist, ob sie die G[o]tt[e]sidee philos[ophisch] verwerthet haben. Den spät[eren] Zeug[en] geg[en]üb[er,] nach denen d[ie]s[e]s geschehen war, erwähnt Arist[oteles] an verschied[enen] Orten, wo er die pythag[oreische] Ansicht über die letzten Gründe auseinander setzt, ihre G[o]tt[e]slehre mit keine[m] Worte -  3)  512 u[nd] Theophrast scheint die Pyth[a]gor[eer] sogar v[on] dene[n] zu unterscheid[en], welche die G[o]tth[ei]t als wirkende Ursache aufführen. Zwar  Man  513 nennt Philolaos d[a]s Eins den Anfang v[on] Allem - das h[ei]ßt aber wohl nur [,] d[a]ß d[a]s Eins die Wurzel aller Zahlen ist u[nd] d[a]h[er] auch der Grund aller Dinge sey. - Derselbe bezeichnet Gott als den alleinig[en,] über Alles erhabenen Weltherrs[c]her, von deßen [*] 514 Alles umschloße[n] sey - aber sicher ist es nicht, d[a]ß dabei die G[o]tt[e]sidee phil[o]s[ophische] Bedeut[un]g hatte u[nd] nicht blos v[om] Volksglaub[en] od[er] d[en] Mysteri[en] als Glaub[en]sobject herübergenomm[en] war (die Gränze läßt sich hier wohl schwerl[ich] genau angeb[en]). - Wenn Philolaos auch noch sagt, die G[o]tth[ei]t habe Grenze u[nd] Unbegrenztheit her [18vr/ 19rl] 515 vorgebracht, so ist damit allerdings Alles auf g[ö]ttl[iche] Ursächlichk[ei]t zurückgeführt; indeß ist doch nicht angegeben, wie Gott die Urgründe hervorbrachte u[nd] wie er sich zu ihnen verhält - der Satz kann d[a]h[er] mehr den Charakter einer r[e]l[i]g[iö]s[en] Voraussetz[u]ng od[er] d[e]s Glaub[en]s haben. -  Wenn  516 Allerdings hab[en] die Pytha- 509 Vor der Zeile mit Bleistift. 510 Vor der Zeile mit Bleistift. 511 Vor der Zeile mit Bleistift. 512 Vor der Zeile mit Bleistift. 513 Über der Zeile mit Bleistift. 514 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „[*]“. 515 „Gesch[ichte] der griech[isch-]röm[ischen] Philos[ophie] 10.“ am oberen Seitenrand [19rr]; „10.“ bezeichnet den Bogen. 516 Über der Zeile. 84 gor[eer] 517 den G[o]tt[e]sglaub[en] h[a]tt[e]n u[nd] v[ie]ll[ei]cht auch der seit Herophanes immer mehr um sich greifend[en] monotheist[ischen] Richt[un]g (pantheist[isch]) folgten, so daß sie statt die Vielh[ei]t d[e]r Götter mehr die Einh[ei]t (ὁ θεός od[er] τὸ θεῖον) stärker als die gewöhnl[iche] Volksrel[i]g[ion] - betonten - so scheint doch die Bedeut[un]g d[e]s G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyns] für d[a]s philos[ophische] System nicht d[u]rchgreif[en]d gewesen zu seyn u[nd] sie scheine[n] die G[o]tt[e]sidee in d[er] Untersuch[un]g üb[er] die letzt[en] Gründe nicht tiefer verflocht[en] zu hab[en.] -  NB [: ] Es war natürl[ich,] d[a]ß da, wo man v[on] d[er] Weltbetr[a]cht[un]g ausging - man v[on] d[er] G[o]tth[ei]t zuerst nur allgem[eine] B[e]stimmu[n]g[en] gab u[nd] anfängl[ich] sich hieri[n] noch h[au]ptsächl[ich] an d[en] r[e]l[i]g[iö]s[en] Glaub[en] hielt - u[nd] erst nach u[nd] nach philos[ophische] B[e]stimmu[n]g[en] vordrang[en] bis zur eig[en]tl[ichen] G[o]tt[e]slehre [.] -  518  ε)  519 Sie werden d[a]h[er] auch kaum eine Entwickl[un]g G[o]tt[e]s in d[er] Welt gelehrt haben,  d[a]d[u]r[c]h  520 eine allmähl[i]g[e] Vervollkommnung aus d[er] Unvollkommenh[ei]t; - denn d[ie]se Annahme steht in engem Zusammenhang mit der B[e]h[au]pt[u]ng, daß sie das Eins für die G[o]tth[ei]t gehalten. Das Eins näml[ich] wird da als das Geradungerade bezeichnet u[nd] da d[a]s Ungerade d[a]s Vollk[ommene] ist [,] d[a]s Gerade d[a]s Unvollk[ommene] , so schl[ie]ßt man, d[a]ß sie nicht blos d[a]s Vollkommene [,] sond[ern] auch d[a]s Unvollkommene und den Grund der Unvollkomm[en]h[ei]t in die G[o]tth[ei]t gesetzt haben u[nd] demnach erst aus der Entwickl[un]g d[e]s Vollkommen[en] hervorgehen lassen (Ritter [,] d[a]g[e]g[en] Brandis). - Wenn auch Eins als d[a]s Geradungerade bezeichnet ward, so doch nicht dasj[enige] Eins, das als Urgrund dem Unbestimmt[en], der Zweih[ei]t entgeg[en]g[e]setzt wird; - die Zahl Eins fiel wohl nicht mit d[er] G[o]tth[ei]t zusamm[en]. Aristot[eles] s[a]gt allerdings [,] die Pythag[oreer] haben wie Speusipp[os] geläugnet, d[a]ß d[a]s Schönste u[nd] Beste v[on] Anf[a]ng an dasey[n] könne [,] u[nd] zwar erwähnt er dieß aus Anlaß seiner eig[nen] Lehre v[on] d[er] Ewigk[ei]t G[o]tt[e]s - so daß sich dieß in d[er] That auf die pythag[oreische] G[o]tth[ei]tslehre zu b[e]z[ie]h[e]n scheint [.] - Allein [,] es läßt sich doch mehr noch auf den verschied[enen] davon gedacht[en] Urgrund der Welt b[e]z[ie]h[e]n - um so mehr da eine solche Lehre v[on] der Entwickl[un]g der G[o]tth[ei]t der alt[en] Philos[ophie] sonst fremd ist (u[nd] die Theogoni[en] b[e]z[ie]h[e]n sich nur auf die Götter - ni[c]ht die G[o]tth[ei]t.)  NB [: ] Das Richt[i]ge an der Sache dürfte seyn, daß die Pythagoreer philos[ophisch] allerdings auch die G[o]tth[ei]t als Zahl od[er] als Harmonie od[er] Urgrund der Zahl u[nd] Harm[o]ni[e] b[e]zeich[ne]t hab[en] mocht[en] - denn so gut 517 „den“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „d[e]s“; „den“ danach gestrichen. 518 Randbemerkung am Seitenrand [19rr] mit Bleistift. 519 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 520 Über der Zeile. 85 sie ihrer Grundlehre gemäß, die sie aus Naturbetr[ac]ht[un]g gewann[en,] die Seele als Zahl u[nd] Harmonie bezeichnet[en], so gut konnt[en] od[er] mußt[en] sie philosophisch das auch in Bezug auf die G[o]tth[ei]t thun. - Die Spät[e]r[en] dann mög[en] di[e]ß allerdi[n]gs dann anders ausgestaltet u[nd] nach Einflüße[n] spät[erer] Philosopheme modificirt hab[en].  521 ad 2 [)] Die zweite abweichende Deut[u]ng der pythag[oreischen] Grundb[e]gr[i]ffe ist die, d[a]ß sie sich zunächst auf räumliche Verhältnisse b[e]z[ie]h[e]n u[nd] neben dem Arithmetisch[en] od[er] 522 st[a]tt d[e]ss[e]lbe[n] urspr[ü]ngl[ich] schon etwas Geomet[r]isches od[er] gar etwas Körperliches bezeichnen. - Arist[oteles] s[a]gt [,] die Pythagoreer hab[en] die Zahle[n] als Raumgröß[en] b[e]h[a]nd[e]lt u[nd] ders[e]lbe erwähnt öfter der 523 Ansicht, d[a]ß die geometrisch[en] Figuren das Substantielle seyen, aus dem die Körper b[e]st[e]hen; - u[nd] die Arist[oteles-]Commentat[oren] führe[n] dieß weiter aus, indem sie angeben, die Pythagor[eer] hab[en] als  für  524 Princip d[e]s Körperl[ichen] die vortheoretis[c]h[en] Figur[en] genomm[en], die sie ihrers[ei]ts wieder auf Punkte od[er] Einh[ei]t[e]n zurückführt[en]; diese Einheiten selbst sollen sie th[ei]ls als etwas räuml[ich] Ausgedehntes, th[ei]ls zugleich als die B[e]standth[ei]le der Zahlen betrachtet u[nd] d[e]ßh[a]lb gelehrt hab[en,] daß die körp[e]rl[ichen] Dinge aus Zahl[en] b[e]stehen. - Auch bei and[eren] [19rl/ 19vr] Schriftst[e]ll[e]rn der spätern Z[ei]t finden sich ähnl[iche] (Angaben)  Gedank[en]  525 (ohne ausdrückl[ich] den Pythagor[eern] zugeschrieb[en] zu werd[en] u[nd] Philolaos macht schon den Versuch, th[ei]ls d[a]s Körperl[iche] üb[er]h[au]pt [,] th[ei]ls die physikal[i]s[c]h[en] Grundeigens[c]h[a]ft[en] des Körpers aus den Figure[n] u[nd] die Figuren aus Zahlen abzuleit[en]. Daraus hat man (Ritter, Hermann, Steinhart) geschloß[en,] daß den Pythag[oreern] das Begrenzende die Einh[ei]t od[er] (räuml[ich] gefaßt) der Punkt gewesen, d[a]s Unbegrenzte dageg[en] d[a]s Unbegränzte od[er] d[a]s Leere, - u[nd] wenn d[a]h[er] ges[a]gt wird: Alles bestehe aus Begrenzend[em] u[nd] Unbegrenzt[em], so sey damit gemeint, d[a]ß alle Dinge aus Punkt[en] u[nd] leeren Zwischen-Räume[n] zusammengesetzt seye[n], u[nd] wenn es h[ei]ßt, d[a]ß Alles Zahl sey, so wolle dieß nur besage[n], d[a]ß jene Punkte zusamm[en] eine Zahl bilden. - (Reinhold u[nd] Brandis widersprech[en] dem) NB [: ] Es ist v[ie]ll[ei]cht so zu erklär[en] - d[a]ß die Pythag[oreer] 1) v[o]n der Beobacht[un]g d[e]s Räuml[ichen] u[nd] der Zahl[en]v[e]rh[ä]lt[ni]ße ausging[en] (metho[do]logisch di[e]ß d[a]s Erste war) u[nd] dann die Zahl als 521 Randbemerkung am Seitenrand [19rr]. 522 „ger“ in der Zeile gestrichen. 523 Verschrieben; gemeint: die. 524 Über der Zeile. 525 Über der Zeile. 86 P[r]i[n]c[i]p u[nd] Wesen erklärt[en] - so d[a]ß theor[e]tis[c]h u[nd] pri[n]cipiell di[e]ß d[a]s Erste war - 2) u[nd] für die Ans[c]hauung war[en] die Zahl[en] räuml[ich,] für d[a]s De[n]k[en] u[nd] 526 als Princip war[en] sie das [n]i[c]ht [,] sond[ern] arithmetis[c]h zu faß[en]. - Also: Aus der räuml[ichen] Erscheinung erkannt[en] sie d[ie] Zahl[en] u[nd] aus d[en] Zahl[en] erklärt[en] sie die räu[m]l[iche] Ersch[ein]u[n]g. - D[ie]se Lehre ist sehr unbestimmt u[nd] ließ si[c]h v[on] Später[en] Pythag[oreern] u[nd] v[on] Comm[e]ntat[o]r[en] vers[c]hied[en] deut[en] u[nd] modificir[en]. B) Die systemat[ische] Ausführ[u]ng der Zahlenlehre u[nd] ihre Anwend[un]g auf die Physik. Die weit[ere] Ausfüh[run]g u[nd] Anw[en]d[un]g der Zahl[e]nlehre war zieml[ich] willkürl[ich]. Arist[oteles] s[a]gt: Sie sucht[en] an den Dingen nach einer Aehnl[i]chk[ei]t mit Zahlen u[nd] Zahlenverhältniss[en] (NB [: ] nach d[em] aprioris[c]h[en] Maaßstab) u[nd] die Zahlenbestimmung, die sich ihn[en] auf d[ie]se W[ei]se ergab, hielt[en] sie für d[a]s Wesen der Dinge; - Wollte 527 aber die Wirkl[i]chk[ei]t mit d[em] vorausgesetzt[en] arithmetisch[en] Schema nicht recht stimm[en], so erlaubt[en] sie sich zur Ausgleich[un]g irg[en]d eine Hypothese.  a)  528 So sagt[en] sie etwa: Die Gerecht[i]gk[ei]t b[e]stehe in 529 dem gleichmal Gleich[en] od[er] der Quadratzahl (das Geist[i]g[e], Moral[i]sche ward natur[a]l[i]st[i]s[c]h erklärt) - weil sie Gleiches mit Gleichem vergilt u[nd] sie nannt[en] d[e]ßh[a]lb weiter die Vier, als die erste Quadratzahl od[er] die Neun, als die erste ungerade Quadratzahl - Gerecht[i]gk[ei]t; - So 530 sollte die Siebenzahl d[e]ßh[a]lb die richt[i]g[e] Zeit seyn, weil nach alter Meinung die Stuf[en]jahre d[u]rch sie b[e]stimmt sind; - die Fünfzahl als 531 Verbi[n]d[un]g der erst[en] männl[ichen] mit der erst[en] weibl[ichen] Zahl h[ei]ßt die Ehe; - die Einheit h[ei]ßt V[e]r[n]u[n]ft [,] weil sie unveränderl[ich], die Zweih[ei]t Meinu[n]g [,] weil sie veränderl[ich] u[nd] unbestimmt. (Spielerei) -  b)  532 D[u]rch w[e]itere Combinati[onen] solcher Analogie[n] ergeb[en] si[c]h dann B[e]h[au]ptung[en] [19vr/ 20rl] 533  wie die, daß dieser  534 oder jener Begriff in dem oder jenem Th[ei]l der Welt seinen 535  Ort  536 habe; 526 „prin“ in der Zeile gestrichen. 527 „Wollte“ ersetzt durch Überschreibung mit Bleistift ursprüngliches „wollte“. 528 Vor der Zeile mit Bleistift. 529 Wiederholtes „in“ in der Zeile mit Bleistift gestrichen. 530 „So“ ersetzt durch Überschreibung mit Bleistift ursprüngliches „so“. 531 „erste“ in der Zeile gestrichen. 532 Vor der Zeile mit Bleistift. 533 Irrtümliche Wiederholung von der vorhergehenden Seite „ergeben sich dann“ gestrichen. 534 Über der Zeile. 535 „Sitz“ in der Zeile gestrichen. 87 z. B. die Meinung in der Region der Erde, die richtige Zeit in der Sonne, weil  ja  537 beide d[u]rch die gleiche Zahl bezeichnet werden. - Gewisse Zahlen od[er] gewisse Figuren u[nd] ihre Winkel werden auch bestimmt[en] Göttern zugeeignet, wenn sich irg[e]nd Vergleich[u]ngspunkte zeigten. - Dabei ergaben sich manche Widersprüche, inde[m] einers[ei]ts dies[e]lbe Zahl od[er] Figur verschied[ene] Bedeut[un]g[en] erhielt, and[e]rs[ei]ts der gleiche G[e]g[e]nst[an]d od[er] B[e]gr[i]ff bald d[u]rch d[ie]se [,] bald d[u]rch jene Zahl bezeichnet ward. 2) 538 Indeß suchten allerdings die Pythagoreer ihre Grundsätze methodischer durchzuführen, indem sie die Zahlenverhältnisse [,] nach denen Alles geord[ne]t seyn sollte, genauer b[e]stimmt[en] u[nd] an den verschied[enen] Klassen d[e]s Wirklich[en] nachzuweis[en] sucht[en]. a) Zunächst brachte man die Zahlen selbst auf ein bestimmtes Schema. Dazu gebraucht[en] die Pyth[a]g[o]r[eer] die Einth[ei]l[un]g der Zahl[en] in gerade u[nd] ungerade u[nd] d[a]s dekadische System. - V[on] den erste[n] war schon die Rede. Wichtig wurde besonders das dekadische System. Sie betrachtet[en] alle and[eren] Zahlen über zehn nur als Wiederhol[un]g der 10 ersten -  1)  539 u[nd] so schien 540 ihnen in der Dekas alle Zahlen u[nd] alle Kräfte der Zahl befaßt zu seyn. Sie heißt d[a]h[er] bei Philolaos groß, allgewalt[i]g u[nd] Alles vollbringend, Anfang u[nd] Führerin des göttl[ichen] u[nd] himml[i]sch[en] wie ird[i]sch[en] Lebens. Sie gilt nach Aristot[eles] für d[a]s Vollkommene, welches d[a]s ganze Wesen der Zahl in sich faßt - u[nd,] wie üb[er]h[au]pt ohne Zahl nichts erkennbar wäre, so wird b[e]sonders v[on] d[er] Zehnzahl ges[a]gt, d[a]ß wir es  nun  541 ihr zu danken haben, d[a]ß uns ein Wissen möglich sey. -  2)  542 Eine ähnl[iche] Bedeut[un]g hat die Vierzahl nicht blos d[e]ßh[a]lb, weil sie die erste Quadratzahl ist [,] sond[ern] h[au]ptsächl[ich] d[e]ßh[a]lb, weil die vier erst[en] Zahle[n] zusammengezählt die vollkommene Zahl, zehn ergeben. Im sog[enannten] pythag[oreischen] Schwur wird d[a]h[er] Pyth[agoras] als der Verkünd[i]g[e]r der Tetraktys u[nd] d[ie]se selbst als Quelle u[nd] Wurzel der ew[i]g[en] Natur gefeiert.  D[a]s goldene Lied Aureum Carmen - Comm[entarius] v[on] Hierocles: 1. Immortales primum deos, ut lege dispositi sunt, colit venerare [.] - 2 [.] Et cole jusjurandum [,] 536 Über der Zeile. 537 Über der Zeile. 538 Korrespondierendes „1)“ ist unauffindbar. 539 Vor der Zeile mit Bleistift. 540 „schien“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „erschien“. 541 Über der Zeile eingefügt. 542 Vor der Zeile mit Bleistift. 88 3. deinde heroas illustres [.] 4. Et terrestres genios legitima faciens honora [.] - 5. Observa etiam parentes et eos qui proxime cognati sunt [.] - 40-44. Neve somnum molles in oculos prius admittas quam singula diurna opera recensueris: Qua in re peccavi? quid feci? Quid omisi? Quid fieri debebat? A primo incipiens singula per curras; et postea Malis admißis, te ipsum coargue, bonis autem laetare. -  543  3)  544 Auch v[on] d[en] and[eren] Zahlen hat jede eine[n] eigenth[üm]l[ichen] Werth. Die Einheit ist d[a]s Erste, aus dem alle Zahlen entstand[en] sind, in dem d[a]h[er] auch die entgegengesetzt[en] Eig[e]ns[c]h[a]ft[en] der Zahlen, d[a]s Ungerade u[nd] Gerade vereinigt seyn soll[en]. Zwei ist die erste gerade Zahl, - drei die erste ungerade u[nd] vollkommene, weil in d[er] Dreizahl zuerst Anfang, Mitte u[nd] Ende ist; Fünf ist die erste [,] welche d[u]rch Addition, Sechs die erste [,] welche d[u]rch Multiplikatio[n] aus der erst[en] gerad[en] u[nd] erst[en] ungerad[en] Zahl entst[e]ht. Drei [,] vier u[nd] fünf sind die Zahlen d[e]s vollkommenst[en] rechtwinklich[en] Dreiecks, die zusamm[en] eine eig[en]th[üm]l[iche] Proportio[n] bilden. Sieben ist die einzige Zahl innerh[a]lb der Dekas, die weder ein[en] Factor noch auch ein Produkt hat - d[ie]se Zahl ist ferner zusammengesetzt aus drei u[nd] vier; - sie ist endl[ich] nebst der Vier die mittlere arithmetische Proportionalzahl zw[i]s[c]h[en] Eins u[nd] Zehn. - Acht ist die erste Kubikzahl u[nd] die große [20rl/ 20vr] von den 4 ersten ungeraden u[nd] den vier ersten geraden gebildete Zahl - Tetraktys, deren Summe (36) ihrers[ei]ts wieder dem Kuben v[on] 1, 2, 3 gleichkommt. Die Neunzahl mußte schon als das Quadrat von drei u[nd] als die Schlußzahl unter den Einheiten eine bedeut[en]de Stell[u]ng einnehmen. b) An das arithmetische System schloß sich den Pythagoreern,  α)  545 der  en  546 Zahl u[nd] Harmonie fast gleichbedeut[e]nde B[e]gr[i]ffe waren, das harmonische (System) unmittelb[a]r an. - Die verschied[ene] Natur v[on] beiden erforderte ind[e]ß doch verschied[ene] Beh[a]ndl[un]g. Während die Zahle[n] dekadisch 547 geordnet word[en,] ist d[a]s Maaß der Töne die Oktave; die H[au]ptth[ei]le der Oktave sind die Quarte u[nd] die Quinte; das V[e]rh[ä]ltn[i]ß der Töne in ders[e]lb[en], th[ei]ls nach dem Spannungsv[e]rh[ä]ltn[i]ß, th[ei]ls nach der Länge der Saiten gemeßen wird für die Quarte auf 3: 4, für die Quinte auf 2: 3, für die ganze Oktave auf 1: 2 f[e]stgesetzt. 543 In und unter der Zeile sowie Randbemerkung am Seitenrand [20rr] mit Bleistift. 544 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 545 Vor der Zeile eingefügt. 546 Korrektur mit Bleistift. 547 „b[e]h[a]nd[e]lt“ in der Zeile gestrichen. 89 etc.  Sch[+++] - darin H[+++] - 4-5 u[nd] Oktave [.] - Das Gewicht  d[e]r H[+++]  548 in gleich[em] V[e]rh[ä]lt[ni]ß z[um] Ton -  Versuche mit  549 gleichen Sait[en] d[u]rch ungl[e]i[c]he Gewichte g[e]spannt 6-8-9-12. - Und die Länge der Saite in umgekehrt[em] V[e]rh[ä]lt[n]iß z[ur] Höhe d[e]s Tones -  550 β) Neben den Tönen sind dann die geometr[i]sch[en] V[e]rh[ä]ltn[i]sse das Nächste, worauf die Zahlenlehre ihre Anw[e]nd[un]g finden mußte. In der griech[ischen] Mathemat[i]k üb[er]h[au]pt ist es schon gewöhnl[ich,] einesth[ei]ls geometr[i]sch[e] B[e]ziehunge[n] auf die Zahlen zu übertragen [,] ander[n]th[ei]ls arithmetrische u[nd] harmonische V[e]rh[ä]ltn[i]sse an den Figuren nachzuweisen. Dabei bleiben indeß die Pythagoreer nicht stehen, sond[ern] wie sie die Zahlen üb[er]h[au]pt für d[a]s Wesen der Dinge hielten, so sucht[en] sie auch die Figuren u[nd] d[a]s Körperl[iche] unmitt[e]lb[a]r aus Zahlen abzuleit[e]n. - Arist[oteles] s[a]gt, d[a]ß sie die Linie als Zweizahl definirt u[nd] Philol[aos] erklärte 4 für die Zahl d[e]s Körpers. Die Einh[ei]t scheinen sie dem Punkte gleichgesetzt zu haben, die  Drei  551 heit der Fläche. c) Nach Philol[aos] sollte v[on] d[er] Gestalt der Körper auch deren elementar[i]s[c]he B[e]s[c]h[a]ff[e]nh[ei]t abhängen. V[on] den fünf regelmäß[i]g[en] Körpern wies er näml[ich] der Erde den Kubus zu, dem Feuer den Tetraäder, der Luft den Oktaäder, dem Wasser den Ikosaäder; dem fünft[en], alle üb[ri]g[en] umfass[en]d[en] Element[e] den Dodekaäder; d. h. er nahm an, daß die kleinsten Bestandth[ei]le d[ie]s[e]r verschied[enen] Stoffe die angegebene Gestalt haben. - d) V[on] besond[erer] Wicht[i]gk[ei]t sind die Vorst[e]ll[un]g[e]n der Pythag[oreer] über die Entst[e]h[u]ng u[nd] Einricht[un]g der Welt (Kosmogonie u[nd] Kosmologie) [,] so weit sie uns bekannt sind.  Kosmologie  552 1) Was die Entst[e]h[un]g der Welt betr[i]fft, so wird in ein[em] Philol[aos-] Bruchstück b[e]h[au]pt[e]t, d[a]ß sie immer gewesen sey u[nd] immer seyn werde u[nd] darnach müßte man geneigt seyn der Angabe Glaub[en] zu schenk[en] (b[ei] Stob[äus], Tert[u]ll[ianus] Apol[ogeticum,] Varro, Theoph[rast]) [,] die Pythagoreer haben mit dem, was sie  v[on]  553 der 554 Weltb[i]ld[un]g 555 sagen, nur die begriffl[iche] Abhäng[i]gk[ei]t des Abgeleiteten v[om] Ursprüngl[ichen], nicht ein[e] zeitl[iche] Entst[e]h[u]ng des Weltganzen lehren wollen (Brandis, Ritter). - Indeß die 548 Über der Zeile mit Bleistift. 549 In und über der Zeile mit Bleistift. 550 Randbemerkung am Seitenrand [20vr] mit Bleistift. 551 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes ursprüngliches „Zwei“. 552 Randbemerkung am Seitenrand [20vr] mit Bleistift. 553 Über der Zeile. 554 „der“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „die“. 555 „nenn[en]“ in der Zeile gestrichen. 90 Philol[aos-] Stelle ist nicht 556 als ächt gesichert - u[nd] Aristotel[es] [20vr/ 21rl] 557 s[a]gt sehr bestimmt (de caelo I), keiner seiner Vorgänger habe die Welt für anfangslos gehalten, auß[er] in dem Sinne (der aber nicht pythag[oreisch] ist), daß ihr Stoff ewig und unvergängl[ich], sie selbst dag[e]gen einem beständ[i]g[en] Wechsel v[on] Entst[e]h[u]ng u[nd] Unterg[a]ng unterworfen sey.  Kosmologie  558  Entsteh[u]ng - Keime. Philol[aos] s[a]gt [,] a) daß die Welt immer gewesen, nur begriffl[iches] Verh[ä]lt[ni]ß mit Weltentst[e]h[un]g gemeint [.] - Zuerst Centralfeuer etc. [,] b) Anwend[un]g der Zahl[en]lehre - Dekade auf Astron[om]i[e; ] 10 Himm[e]lskörper [,] c) Centralfeuer ἑστια - Fixsternsphäre, Planet[en,] 5 Sonn[en], Mond [,] Erde, Gegenerde αντιχθων [.] Beweg[un]g - doch noch nicht O[+++]drehu[n]g der Erde [,] d) τὸ περιεχον πῦρ [,] e) ἀπειρον  559 - Auch ist es nicht wahrscheinl[ich] an sich, d[a]ß die Pyth[a]g[o]r[eer] d[ie]s[er] Lehre gehuld[i]gt haben soll[en], da  die  560 Unters[c]h[ei]d[un]g zwischen d[er] b[e]gr[i]ffl[ichen] Abhäng[i]gk[ei]t der Dinge von ihren Ursachen u[nd] zwisch[en] ihrer zeitl[ichen] Entst[e]h[u]ng eine längere Ueb[u]ng u[nd]  Denken  561 fordert, als man es den ältest[en] Forschern zutrauen könnte. Indem d[ie]se nach dem Ursprung der Welt fragten, so lag es für sie nahe, hiebei an ein[en] Anf[a]ng in der Zeit zu denken - wie dieß in d[en] alten Theogonieen u[nd] Kosmogonieen d[u]rchaus geschieht. - Das Verlassen d[ie]s[e]r Vorstell[un]g konnte erst in der Folge die Erwäg[un]g veranlassen, d[a]ß  ein[e]s-  562 th[ei]ls der Stoff unentstanden seyn müsse, 563 and[e]rs[ei]ts auch die weltbildende Kraft nie unthätig gedacht werden könne. Das Erste hat Parmenides gethan u[nd] d[a]h[er] d[ie] Unmögl[i]chk[ei]t d[e]s W[e]rd[en]s u[nd] V[e]rgeh[en]s b[e]h[au]pt[e]t - Heraclit d[a]g[e]g[en] hat d[a]s Zweite f[e]stg[e]h[a]lt[en,] d[a]h[er] unendl[iches] W[e]rden, un[e]ndl[iche] E[n]tst[e]h[un]g u[nd] Vergehen der Welten annehm[e]nd [.] - Eb[en]so hat Anaxag[oras] eine z[ei]tl[iche] E[n]tst[e]h[un]g d[er] Welt gelehrt. - Es wird d[a]h[er] auch b[e]i d[en] Pythag[oreern] kaum anders gemeint sey[n.] β [)] 564  1)  565 Die Entst[e]h[un]g wird so gedacht. Zuerst soll sich näml[ich] im Kern des Weltganzen das Feuer der Mitte gebildet hab[en], das die Pyth[agoreer] 556 „vollkomm[en]“ in der Zeile gestrichen. 557 „Gesch[ichte] der griech[isch-]röm[ischen] Philos[ophie] 11.“ am oberen Seitenrand [21rr]; „11.“ bezeichnet den Bogen. 558 Randbemerkung am Seitenrand [21rr] mit Bleistift. 559 Randbemerkung am Seitenrand [21rr] mit Bleistift. 560 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „ihren“. 561 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „Unters[c]h[ei]d[un]g“. 562 Über der Zeile. 563 „  and[ern]  th[ei]ls“ über und in der Zeile gestrichen. 564 Korrespondierendes „α)“ ist unauffindbar. 565 Unter der Zeile. 91 auch als Eins od[er] die Monas bezeichnen, weil es der erste Weltkörper ist, - die Göttermutter, weil die Bild[un]g der Himmelskörper v[on] ihm ausgeht, die Hestia (ἑστία) der Heerd od[er] der Altar des Weltalls, die Wache, die Burg od[er] der Thron des Zeus, weil es der Mitt[e]lp[u]nkt ist, in dem die welterhalt[e]nde Kraft ihren Sitz hat. - Wie d[ie]s[e]r Anf[a]ng  d[er] Welt  566 aber entstand[en,] wußten sie nach Aristot[eles] nicht zu erklären u[nd] es ist nicht einmal sicher, ob sie d[ie]se Erklär[u]ng auch nur versucht haben. 2) Von da aus sollten nun die nächstgelegenen Th[ei]le des Unbegrenzten (das in d[ie]s[em] Zusammenh[an]g zugl[ei]ch den unendl[ichen] Raum u[nd] den unendl[ichen] Stoff bedeutet) angezogen u[nd] d[u]rch d[ie]se Anzieh[u]ng begrenzt worden seyn, bis d[u]rch immer weitere Fortsetz[un]g u[nd] Ausbreit[un]g d[ie]se Wirk[un]g d[a]s Weltgebäude z[um] Abschl[u]ß kam. 3) Das Weltgebäude selbst dachte[n] sich die Pyth[a]g[oreer] als eine Kugel. In den Mittelp[u]nkt des Ganzen verlegten sie das Centralfeuer; um d[ie]s[e]s sollten 10 himmlis[c]he Körper v[on] West nach Ost sich bewegend, ihren Reigen schlingen [: ] in der weitesten Entfernung der Fixsternhimmel, - ihm zunächst die fünf Planeten - hierauf die Sonne, - der Mond, die Erde u[nd] als Zehntes die Gegenerde  αντιχθων  567 , welche die Pyth[agoreer] annahmen, um die Zehnzahl voll zu machen. - Die äußerste Grenze der Welt aber sollte du[r]ch d[a]s Feuer des Umkreises, dem der Mitte entsprech[en]d gebildet werden. 4) Unter d[ie]s[e]n Weltkörpern nimmt d[a]s Centralfeuer nicht blos die erste Stelle ein d[u]rch s[eine] Lage, sond[ern] es ist auch im Zusammenh[a]ng damit, der Schwerpunkt u[nd] Halt des Ganzen, das Maaß u[nd] Band der Welt, die ja v[on] ihm aus u[nd] d[u]r[c]h s[eine] Einwirk[un]g entstande[n] ist, u[nd] d[a]h[er] auch d[u]rchdring[en]de Einwirk[un]g äuß[er]t. [21rl/ 21vr]  Anm[erkung: ]  568 Doch dürfte die spätere Angabe, d[a]ß v[on] d[ie]s[em] Centralfeuer aus die Seele od[er] der Geist der Welt d[u]rch d[a]s Weltall sich verbreite - wohl nur eine spätere Erweit[e]r[u]ng od[er] Veränd[e]r[u]ng der altpythagor[eischen] Lehre seyn - aus platon[ischen] u[nd] stoisch[en] Quell[en] herübergenomme[n]. - Aristot[eles] sagt wenigst[en]s hievon nichts, sond[ern] führt da, wo er v[on] den Annahmen der früh[e]rn Philos[ophen] üb[er] die Seele spricht, von den Phyth[a]g[o]r[eer]n nur die bekannte B[e]h[au]pt[u]ng an, daß die Sonnenstäubch[en] Seelen seyen u[nd] erst hieraus folgert er, d[a]ß sie die Seele für d[a]s bewegende Princip gehalten. - Wenn also die Pyth[agoreer] wohl auch Wärme u[nd] Lebenskraft 566 Über der Zeile. 567 Über der Zeile mit Bleistift. 568 Vor der Zeile mit Bleistift. 92 v[on] ihr[em] Centralfeuer ausgehen ließen, so hab[en] sie doch wohl darunter nicht eine (unsinnl[iche]) Weltseele gemeint. - 5) Um d[a]s Centralfeuer soll sich nun die Erde u[nd] zw[i]sch[en] beid[en] die G[e]g[e]nerde in der Art bewegen, d[a]ß die Erde der Gegen-Erde u[nd] dem Centralfeuer immer die gleiche Seite zukehrt, u[nd] aus d[ie]s[e]m Grunde sollen uns, die wir auf der andern Seite wohnen, die Strahlen des Centralfeuers nicht unmittelbar v[on] d[ie]s[e]m, sond[ern] nur mittelbar v[on] d[er] Sonne aus zukommen, wenn sich die Erde mit der Sonne auf der gleichen Seite d[e]s Centralfeuers befindet, haben wir Tag - im and[ern] Fall Nacht. - Die Lage der Erde geg[en] d[as] Centralfeuer u[nd] geg[en] die Sonne wurde so bestimmt, daß sie jenem die westl[iche] (Seite) Halbkugel zukehre[n] sollte. 569 - Zugleich haben aber die Pyth[agoreer] die Neigung der Erdbahn geg[en] d[ie] Sonnenbahn nicht übersehen; - es war dieß nothwend[i]g nicht blos zur Erklär[u]ng des Wechsels in den Jahreszeit[en,] sond[ern] auch d[e]ßh[a]lb, weil die Erde sonst dem Licht d[e]s Centralfeuers den Zutritt zur Sonne jeden Tag bei ihrem Durchgang zw[i]sch[en] beiden versperrt hätte. - Aus dem zeitweisen Eintret[en] d[ie]s[e]s Falles wurden die Sonnenu[nd] Mondfinsternisse erklärt. - Sonne u[nd] Mond hielt[en] die Pyth[agoreer] für glas  artige  570 (förmige)  Kugeln  571 , welche Licht u[nd] Wärme des Centralfeuers auf d[ie] Erde zurückstrahlen. Doch sollen sie auch die Gestirne der Erde ähnl[ich] u[nd] wie d[ie]se v[on] einem Luftkreis umgeben gedacht haben -  insb[e]sondere  572 haben sie dem Monde Pflanzen u[nd] lebende Wesen beigelegt, die weit größer u[nd] schöner seyn sollten als die Erde. 6) V[on] d[en] Planeten werden Merkur und Venus zw[i]sch[en] Sonne u[nd] Mars verlegt (d[ie] neu[ere] Astrono[mie] setzt sie zw[i]sch[en] Sonne u[nd] Erde); daß die Venus zugleich Morgenu[nd] Abendstern ist [,] soll schon Pythagoras selbst entdeckt haben. Mit den üb[ri]g[en] Gestirnen bewegt sich auch der Fixstern-Himmel um das Centralfeuer; da aber d[u]rch die Beweg[u]ng der Erde seine scheinbare tägl[iche] Umwälzung aufgehoben wird [,] so haben die Pyth[agoreer] hiebei wohl an ein[en] längeren Umlauf gedacht, der im V[e]rh[ä]ltn[i]ß zur tägl[ichen] Erdumdreh[u]ng unmerkl[ich] war. Wie sie zu d[ie]s[er] Annahme gekommen, ob d[u]rch b[e]stimmte Beobacht[un]g od[er] d[u]rch dogmat[ische] Voraussetz[u]ng[en,] ist ungewiß. Sie rechneten die Beweg[un]g zu den wesentl[ichen] Eig[en]sch[a]ft[en] der himmlisch[en] Körper u[nd] in der unwandelbaren Regelmäß[i]gk[ei]t ihres Umlaufs fanden sie d[en] sicherst[en] Beweis v[on] d[er] Göttl[i]chk[ei]t der Gestirne, die sie nach 573 der Weise d[e]s Alterthu[m]s annahmen. - Das s[o]g[enannte] große Jahr 569 „.“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „; “. 570 Über der Zeile. 571 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „Körper“. 572 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „[*]“. 573 „A“ in der Zeile gestrichen. 93 (Seel[en]w[an]d[erun]g) schein[en] sie nach d[em] Umlauf d[e]s Fixsternhi[mme]ls b[e]sti[mm]t zu hab[en.] [21vr/ 22rl]  Anm[erkung: ]  574 In Vergleich mit den sonst[i]g[en] astronom[ischen] Vorst[e]ll[un]g[en] der Alten sind d[ie]se pythag[oreischen] Lehren als ein Fortschritt zu betrachten. Sonst näml[ich] nimmt man Unbewegl[i]chk[ei]t der Erde an, leitet den Wechsel der Tages[-] u[nd] Jahres-Zeit[en] auss[c]hl[ie]ßl[ich] v[on] d[er] Beweg[un]g der Sonne her; hier aber wird der Versuch gemacht, wenigst[e]ns d[en] ersten aus d[er] Beweg[un]g der Erde zu erklären. - Die G[e]g[e]nerde war allerdings ersonne[n] - aber sie ward angenomme[n] statt der westl[ichen] Halbkugel der Erde u[nd] 575 das Centralfeuer ist eig[en]tl[ich] in neu[erer] Z[ei]t zum Mittelp[u]nkt der Erde geword[en], um de[n] sich w[en]igst[en]s die Erde dreht. e) Eine Folge der Beweg[u]ng der Gestirne ist die berühmte Harmonie der Sphären. Wie näml[ich] jeder schnell bewegte Körper ein[en] Ton erzeugt, so sey di[e]ß, meint[en] di[e] Pyth[agoreer,] auch bei den Himmelskörpern der Fall; und sie  setzt[en]  576 nun die Höhe u[nd] Tiefe d[ie]s[e]r Töne der Ges[c]hwind[i]gk[ei]t der Beweg[un]g  entspr[e]ch[en]d  577 d[ie]s[e]n hinwiederu[m] der  entspr[ec]h[en]d[en]  578 Entfernung der einzeln[en] Gestirne u[nd] d[ie]se Entfernung der Distanz der Töne in der Oktave  (  579 entsprechend  )  580 . Auf d[ie]se W[ei]se erhielt[en] sie die Vorst[e]ll[un]g, d[a]ß die Gestirne d[u]rch ihren Umschwung um die Mitte eine Reihe v[on] Töne[n] hervorbring[en], die zusamme[n] eine Oktave [,] d. h. eine Harmonie bild[en]. - D[en] Umst[a]nd [,] d[a]ß wir d[ie]s[e] Harm[on]ie nicht hör[en]  ,  581 erklärt[en] sie daraus, d[a]ß es uns hier gehe [,] wie d[en] Bewohnern einer Schmiede, ind[em] wir aus Gewohnh[ei]t - v[on] Geburt an - dieß nicht mehr merken. Es liegt hier 582 die allgem[eine] Lehre 583 zu Grunde, d[a]ß d[a]s ganze Weltgebäude Harmonie sey. - Der Gedanke mochte sich ihnen unmittelbar aus der Wahrnehmung od[er] der Ahnung einer Regelmäß[i]gk[ei]t in den Abständen u[nd] Beweg[u]ng[e]n der Gestirne ergeben. Was die Augen in der Beoba[c]ht[un]g der Sterne sehen, das hörten auch d[ie] Ohren im Einklang der Töne. Da nun bei der symbolisirend[en] Art der Pyth[agoreer] die Harmonie der Oktave gleichgesetzt wurde, so lag es nahe auch die sinnliche Harmonie als Oktave u[nd] die 584 himmlische Harmonie 574 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 575 „wenn d[ie]s[e]s“ in der Zeile gestrichen. 576 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „sucht[en]“. 577 In die Zeile und am Spaltenrand [22rl] mit Bleistift eingefügt. 578 Über der Zeile mit Bleistift. 579 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 580 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 581 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 582 „der“ in der Zeile gestrichen. 583 „Lehre“ ersetzt durch Streichung und Überschreibung ursprüngliches „Grundlehre“. 584 „H[armonie]“ in der Zeile gestrichen. 94 als Oktave u[nd] die sieben Planeten als die Seiten des himmlisch[en] Heptachord[e]s zu betrachten. f) Das Feuer des Umkreises hatte bei d[en] Pyth[agoreern] wohl h[au]ptsächl[ich] die Bedeut[un]g, d[a]s Weltganze als umschließende Harmonie zusammenzuhalten u[nd] sie scheinen es d[e]ßh[a]lb die Nothw[e]nd[i]gk[ei]t genannt zu haben. - Ungewiß ist, ob sie davon etwa d[a]s Licht der Fixsterne herleiteten. - Jenseits d[ie]s[e]s Feuer-Kreises liegt ihnen dann das Unbegrenzte od[er] die unbegrenzte Luft (πνεῦμα) [,] aus der die  Welt  585 ihren Athem zieht. - Daß es ein Unendl[iches] d[ie]s[e]r Art außer der Welt geben müße, soll Archytas bewiesen haben. - Aus dems[e]lb[e]n sollten außer dem Leeren auch die Z[ei]t in die Welt eintreten (freil[ich] unklar - da die Luft u[nd] d[a]s Leere identis[c]h genomm[en] werd[en]). Die Zeit üb[ri]g[en]s wird and[e]rs[ei]ts auch wieder mit der Himm[e]ls-Kugel selbst identificirt. Bei der erst[en] B[e]stimmung wird aber an die Grenzenlos[i]gk[ei]t der Z[ei]t gedacht, bei der 2. daran, daß die Beweg[un]g d[e]s Himm[e]ls u[nd] der Gestirne d[a]s Maaß der Z[ei]t sey. Mit d[ie]s[e]r Kosmologie war also wenigst[e]ns die urspr[ün]gl[iche] [22rl/ 22vr] Vorst[e]ll[un]g v[om] Weltgebäude als einer Fläche, die v[on] einer Halb-Kugel überwölbt ist, verlassen - u[nd] der B[e]gr[i]ff v[on] Oben u[nd] Unten war auf den der größ[e]rn od[er] geringern Entfernung v[on] d[er] Mitte zurückgeführt. - Das Untere oder das, was der Mitte näher liegt, nannt[en] die Pyth[a]g[o]r[eer] die rechte, das [,] was weiter v[on] ihr entfernt ist, die linke Seite der Welt, indem sie die Beweg[un]g der Himmelskörper v[on] West nach Ost als eine vorwärtsschreit[en]de Beweg[un]g betrachtet[en] u[nd] demnach der Mitte den Ehrenplatz auf der recht[en] Seite anwiesen. Die oberen Th[ei]le üb[ri]g[en]s hielt[en] sie für die vollkommenen u[nd] indem sie zunächst den äuß[eren] Feuerkreis v[on] d[en] Sternkreisen u[nd] unter diesen wieder die unter u[nd] über dem Monde unters[c]hieden, so th[ei]lte sich ihnen d[a]s Weltganze in drei Regionen -  in  586 d[en] Olympos, Kosmos u[nd] Uranos. - V[om] Olymp wird g[e]s[a]gt, d[a]ß in ihm die Elemente in ihr[er] Reinheit seyen; der Kosmos ist der Ort der geordneten u[nd] gleichmäß[i]g[en] Beweg[un]g, der Uranos der Ort d[e]s Mondes u[nd] der Veränd[erun]g. - Ob z[um] Olympos auch d[a]s Centralfeuer - z[um] Kosmos der Fixstern-Himmel gehört [,] ist nicht angegeb[en]. - Die Vorst[e]ll[un]g v[on] ein[em] Athemzug der Welt deutet auf die Neig[u]ng d[e]s Alterth[ums], die Welt mit ein[em] lebend[en] Wesen zu vergleich[en]. Ein periodisch[es] Entst[e]h[e]n u[nd] Vergehe[n] der W[e]lt schei[nen] die Pyth[agoreer] nicht angenomm[en] zu hab[en]. 585 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „Erde“. 586 Über der Zeile. 95 C) Psychologie, Theologie u[nd] Ethik der Pyth[agoreer.] 1) Psychologie.  Psyche  587 Ueb[er] die Seele scheinen die Pyth[agoreer] nicht besonders viele u[nd] tiefe Unters[u]ch[un]g[en] angestellt zu hab[en]. Nur spätere Schr[i]ftst[e]ll[e]r th[ei]l[e]n  wisse[n]  588 Manches mit über den Urspr[u]ng der Seele aus der Weltseele u[nd] über ihre ätherische, gottverwandte, ewigbewegte, unsterbl[iche] Natur. Auch Philol[aos’] Bruchst[ücke] enth[a]lt[e]n Aehnl[iches] - sind jedoch in Bezug auf Aechth[ei]t nicht gesichert. - Es mag Stoisches u[nd] Platonisch[e]s enth[a]lt[e]n.  a)  589 Aristot[eles] weiß nicht viel v[on] Pyth[a]g[oras’] Psychologie zu sagen. In ein[er] ausführl[ichen] Uebersicht über das, was s[eine] Vorgänger üb[er] d[ie] Seele gelehrt haben, weiß er v[on] d[en] Pyth[a]g[oreern] nur zu sagen, d[a]ß einige v[on] ihnen die Seele in den Sonnenstäubchen od[er] auch in dem [,] was diese bewegt [,] gesucht. - Die reinere Vorst[e]ll[un]g [,] d[a]ß die Seele  eine  590 Harmonie sey [,] wird v[on] Arist[oteles] ohne Nennung eines Namens berührt, wird d[a]g[e]g[en] bei Platon v[on] einem Schüler des Philol[aos] vorgetragen (Phaedon) [.]  Sonnenstäubchen - Zahl[en]-Harmonie des Leibes  591 Macrobius legt sie dem Philol[aos] selbst bei u[nd] Philoporus betrachtet sie als pythagoreisch. - Spätere berichte[n,] auch Pythag[oras] habe die Seele als sich selbst bewegende Zahl definirt.  Als sich selbst bewegende Zahl (Formprincip [m]it immanent[em] Gesetz)  592 [.] Arist[oteles,] der d[ie]s[e]r Definit[ion] gedenkt, schreibt sie nicht de[m] Pyth[agoras] zu u[nd] Andere nennen ausdrückl[ich] Xenokrates als Urheber ders[e]lb[en]. b) In Bezug auf die Theile der Seele werd[en] auch v[on] Spätern den Pythagor[eern] manche Lehren zugeschrieb[en], die schwerl[ich] ursprü[n]gl[ich] pythagoreisch sind. Z[um] B[eispiel] soll[en] sie schon die platonische Unterscheid[un]g von Vernünft[i]g[em] u[nd] Vernunftlos[em]  Theile d[e]r Seele vernünftig u[nd] Ver[n]u[n]ftlos  593 u[nd] die von [22vr/ 23rl] 594 Vernunft, Muth u[nd] Begierde; eb[e]nso die gl[ei]chf[a]lls platonische Einth[ei]l[un]g des Erkenntn[i]ßvermögens in νους, ἐπιστήμη, δόξα u[nd] αἰσθησις.  E[in]th[ei]l[un]g des Erk[enn]t[ni]ßvermög[en]s: νους - ἐπιστημη [-] δόξα - αἰσθησις -  595 - Ein anderer (Alex[ander] 587 Randbemerkung am Seitenrand [22vl] mit Bleistift. 588 Über der Zeile mit Bleistift. 589 Am Zeilenanfang eingefügt. 590 Über der Zeile eingefügt. 591 Randbemerkung am Seitenrand [22vl] mit Bleistift. 592 Randbemerkung am Seitenrand [22vl] mit Bleistift. 593 Randbemerkung am Seitenrand [22vl] mit Bleistift. 594 „Gesch[ichte] der griech[isch-]röm[ischen] Philos[ophie] 12.“ am oberen Seitenrand [23rr]; „12.“ bezeichnet den Bogen. 595 Randbemerkung am Seitenrand [23rr] mit Bleistift. 96 Polyhist[or]) erzählt, sie th[ei]len die Seele in Vernunft  Geist  596 u[nd] Muth (νοῦς, φρένες, δυμός) [; ] die Vernunft u[nd] der Muth sey auch den Thiere[n], der Geist nur d[en] M[e]nsch[e]n eigen; der Muth wohne im Herzen, die beid[en] andern im Gehirn. c) Eb[en]so berühmt als sicher pythagoreisch ist die Lehre v[on] der Seelenwand[e]r[u]ng.  Seelenwanderung  597 Schon Xenophanes berührt sie, Philol[aos] trägt sie vor, Arist[oteles] bezeichnet sie als pythag[oreische] Fabel u[nd] Platon hat wohl s[eine] Darst[e]ll[un]g[en] üb[er] d[en] Zustand nach dem Tode den Pyth[agoreern] nachgebildet. - Die Seelen sind hienach zur Strafe an d[en] Körper gebund[en] u[nd] darin begrabe[n]; der Körper ist ein Kerker, in den sie d[ie] G[o]tth[ei]t zur Strafe versetzt hat, aus dem sie sich d[a]h[er] nicht eigenmächt[i]g befreien dürfen.  Körper = Strafort, Grab (σῆμα) [,] Gefängniß (φρουρά) der Seele  598 So lange die Seele im Körper ist, braucht sie ihn, denn sie kann nur d[u]rch ihn wahrnehmen u[nd] empfinden, hat sie sich v[on] ihm getrennt, so führt sie in ein[er] höh[eren] Welt ein körperloses Leben.  In höherer Welt führt sie körperloses Leb[en] - Unsterbl[i]chkei]t (Harm[on]ie des Leibes = Wesen der Seele? ).  599 Dieß jedoch nur dann, wenn sie sich d[ie]s[e]s Glaub[en]s fähig u[nd] würd[i]g gemacht hat; and[e]rnf[a]lls hat sie th[ei]ls Buße im Körperleben [,] th[ei]ls Strafe im Tartarus zu erwarten. - Nach dem Austritt aus dem Körper sollen die Seelen in der Luft umherschweben, - worauf sie 600 sich d[ie] Annahme b[e]z[ie]ht, d[a]ß sie Sonn[en]stäubch[e]n sey[e]n. Daneben wurde auch der Glaube an unterird[i]sche Wohnsitze der Abgeschiedene[n] f[e]stgehalt[en]. (- Wir sind also hier im Gebiete d[e]s Glaub[en]s, nicht mehr der eig[en]tl[ichen] Philosophie). Spätere verbind[en] die Seelenwand[erun]g mit der Annahme [,] d[a]ß die Seel[en] Ausfluß der Weltseele, g[ö]ttl[ich] u[nd] d[a]h[er] unverfänglicher Natur seyen.  Spätere: Urspru[n]g d[e]r Seele als Ausfluß der Gotth[ei]t -  601 - Wie die Pyth[agoreer] die Lehre v[on] der Unsterblichk[ei]t mit der v[on] dem Wesen der Seele, d[a]ß sie Harmonie sey [,] vereinigt, ist nicht berichtet. War es körp[e]rl[iche] Harmonie [,] so mußte vielmehr die Seele mit d[em] Leibe vergehen. - Auch dem Dämonenglauben huld[i]gt[e]n die Pyth[a]g[o]r[eer]; sie schein[en] sich darunter körperlose Seelen gedacht zu haben, die th[ei]ls unter der Erde [,] th[ei]ls im Luftraum sich aufhalten u[nd] dem M[e]ns[c]he[n] nicht selten erscheinen.  Dämonenglaube  602 Es scheint, d[a]ß neben den abgeschied[enen] Menschenseelen 596 Über der Zeile eingefügt. 597 Randbemerkung am Seitenrand [23rr] mit Bleistift. 598 Randbemerkung am Seitenrand [23rr] mit Bleistift. 599 Randbemerkung am Seitenrand [23rr] mit Bleistift. 600 „sie“ ist irrtümlich stehengeblieben. 601 Randbemerkung am Seitenrand [23rr] mit Bleistift. 602 Randbemerkung am Seitenrand [23rr] mit Bleistift. 97 auch Naturgeister unter d[ie]s[e]m Namen befaßt werde[n]. - Zu den Dämonen gehören auch die Heroen. d) Die G[o]tt[e]slehre, Theologie  Theologie  603 scheinen die Pyth[a]g[oreer] mit ihr[er] Philos[ophischen] Grundlehre noch nicht in genaue wissensch[a]ftl[iche] B[e]z[ie]h[u]ng gebracht zu haben. Sie scheinen sich vorherrsch[e]nd an Glaubensüberlief[e]rung gehalt[en] zu haben. - Philol[aos] allerd[in]gs s[a]gt: Alles sey v[on] d[er] G[o]tth[ei]t umschloßen, wie in einer Haft. Er soll G[o]tt auch den Anf[a]ng v[on] Allem genannt hab[en] u[nd] beschreibt ihn in ein[em] Bruchstück wie Xenophanes als einig[en], ew[i]g[en], unveränd[e]rl[ichen,] unbewegt[en], sich selbst gleich[en] Herrscher über Alles.  Glaub[en]süb[e]rlief[erun]g [; ] Philol[aos] All[e]s sei v[on] Gott (wie Xenophanes)  604 Sonach hätte er sich allerdings üb[er] d[en] gewöhnl[ichen] Polyth[ei]smus zur reiner[en] G[o]tt[e]sidee erhoben; - wie das auch bei Philosoph[en] u[nd] Dichtern üb[er]h[au]pt d[e]r Fall ist auch schon vor ihm. - Gegen den Volksglaub[en] scheinen sie aber nicht polemisirt zu haben. e) Die ethischen Vorschr[i]ft[e]n  Ethik  605  Ethis[c]he Vorschr[i]ft[en]  606 sind mit dem r[e]l[i]g[iösen] Glaub[en] enge verbund[en] bei den Pyth[agoreern]. D[a]s Leben d[e]s M[e]ns[c]h[en] st[e]ht nicht blos im Allgemein[en], wie Alles unter der Obhut d[e]r G[o]tth[ei]t [,] [23rl/ 23vr] sondern es wird insbesondere 607 als der Weg zur Reinig[un]g der Seele betrachtet, von dem sich d[e]ßh[a]lb keiner eigenmächt[i]g entfernen darf. - Die wesentl[iche] Lebensaufg[a]be d[e]s M[e]nsch[e]n ist d[a]h[er] seine sittl[iche] Reinig[un]g u[nd] Vervollkommnung; - da d[ie]s[e]s Streben indeß immer ein unvollendetes bleibt, statt Weish[ei]t blos Tugend od[er] Streben nach Weish[ei]t mögl[ich] ist, so b[e]darf der M[e]ns[c]h zur Ergänz[u]ng immer der B[e]z[ie]h[un]g zur G[o]tth[ei]t.  Gnade  608 Die pythag[oreische] Ethik hat d[a]h[er] ein[en] r[e]l[i]g[iö]s[en] Charakter: Der G[o]tth[ei]t zu folgen u[nd] ihr ähnl[ich] zu werden ist oberster Gr[u]ndsatz. Sie ist d[a]h[er] mehr dogmatisch als philosophisch, d. h. kaum noch recht vermittelt mit ihr[en] philos[ophischen] Lehren. Ihre wiss[enschaftliche] Ausbild[un]g ist nur dürftig geblieb[en], obwohl practis[c]h sie die größte Bed[e]ut[un]g hatte.  Ethik  609  R[e]l[i]g[iö]s[er] Charakt[e]r [; ] die M[e]nsch[en] im Besitzthum [,] Heerde der Götter -  610 - Die Gerecht[i]gk[ei]t z. B. wird als Quadratzahl bezeichnet. - Wenn die 603 Randbemerkung am Seitenrand [23rr] mit Bleistift. 604 Randbemerkung am Seitenrand [23rr] mit Bleistift. 605 Randbemerkung am Seitenrand [23rr] mit Bleistift. 606 Randbemerkung am Seitenrand [23rr] mit Bleistift. 607 „es wird insb[e]s[ondere]“ irrtümlich wiederholt und gestrichen. 608 Randbemerkung am Seitenrand [23vl] mit Bleistift. 609 Randbemerkung am Seitenrand [23vl] mit Bleistift. 610 Randbemerkung am Seitenrand [23vl] mit Bleistift. 98 Tugend auch als Harmonie bezeichnet wird, so ist d[am]it natürl[ich] nicht viel gewonne[n], da d[ie]ß bei d[en] Pyth[agoreern] v[or] Allem gilt. - Aristoxenus bei Stob[äus] gibt als eth[i]sche Vorschr[i]ft[en] der Pyth[agoreer] an: Verehr[u]ng der Götter u[nd] Dämon[en], Ehrfurcht geg[en] die Eltern u[nd] Gesetze d[e]s Vaterland[e]s.  Das höchste Gesetz u[nd] Gut bestehe in Verehru[n]g d[e]r Götter [,] Gehorsam -  611  Fr[e]ih[ei]t v[on] Begierde [,] Leid[en]sch[a]ft  612 Für d[a]s größte Ue[bel] hielt[en] sie Gesetzlos[i]gk[ei]t, da ohne Obrigk[ei]t d[a]s M[e]ns[c]h[en]g[e]schl[e]cht nicht bestehen könne. Regierende u[nd] Regierte sollen in Liebe miteinander verbund[en] sey[n]. Die Staatsbürger jeden Alters sollen für d[en] Staat gebild[e]t u[nd] thät[i]g seyn. Gehorsam, Mäßigk[ei]t, Dankbark[ei]t, Treue etc. werden empfohlen. Wer die rechte Liebe zum Schönen besitzt, der wird sich nicht 613 äuß[erem] Prunk [,] sond[ern] der sittl[ichen] Thät[i]gk[ei]t u[nd] der Wiss[enschaft] zuwenden; die Wiss[e]nsch[a]ft umgekehrt kann nur da gedeihen, wo sie mit Lust u[nd] Liebe betrieb[en] wird. In Manchem ist der M[e]ns[c]h v[om] Glück abhäng[i]g, in Vielem aber selbst Herr seines Geschickes.  Ethische Vorschrift[en] auf Gru[n]dlage der Zahl[en]lehre  614  Zahlenlehre [: ] 1) Zahl[+++] Erk[enn]t- [n]iß u[nd] Realprincip [; ] 2) Aristot[eles] mei[n]t [,] daß sie du[rc]h B[e]s[c]häft[i]g[un]g mit d[e]r (formal[en]) Zahl[en]lehre, Mathematik zu ihr[e]r Ansi[c]ht kom- [me.] - Wahrs[c]hei[n]li[c]h[e]r du[rc]h Beobachtu[n]g, d[a]ß Alles dur[c]h Maßverh[ä]lt[ni]ße geord[ne]t sei [; ] 3)  615 - In ähnl[ichem] G[ei]ste sind die sittl[ichen] Vorschr[i]ft[e]n des goldenen Gedichts gehalten. Damit in Verbind[un]g stehen dann verschied[ene] V[or]schr[i]ft[e]n über angemeßene Lebensführ[un]g, die in sym[metrische] Form gebracht sind. Z. B. (Diog[enes] Laert[ius] VIII) [.] 1) Spüre d[a]s Feuer nicht mit dem Schwerte [,] d. h. reize entbrannte Gemüther nicht noch mehr d[u]rch neue Gewalttäth[i]gk[ei]t[en]. 2) Steige od[er] springe nicht über den Wegebalken, d. h. überschreite niemals d[a]s rechte Maaß. 4) 616 Friß kein Herz [,] d. h. verursache Niemand[em] Herzeleid [,] laß dir selbst nichts am Herzen nagen. 5) 617 Hilf jedem, der dich bittet, willig aufladen, doch mit Vorbedacht abladen, d. h. stehe gerne den Arbeitern bei, doch fördere nicht die Trägh[ei]t Anderer. 611 Randbemerkung am Seitenrand [23vl] mit Bleistift. 612 Randbemerkung am Seitenrand [23vl] mit Bleistift. 613 „d[u]rch“ in der Zeile gestrichen. 614 Randbemerkung am Seitenrand [23vl] mit Bleistift. 615 Randbemerkung am Seitenrand [23vl] mit Bleistift. 616 „4“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „3“. 617 „5“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „4“. 99 7) Trage 618 das Dankzeichen G[o]tt[e]s nicht an deinem Finger-Ringe [,] d. h. prunke nicht mit deiner R[e]l[i]g[io]s[i]t[ä]t. 13) Laß keine Schwalben in deinem Hause nisten [,] d. h. hüte dich vor Freund[en], die nur im Sommer deines Glückes bei dir ausharren. 10. Harre nicht geg[en] die aufgehende Sonne [,] d. h. begegne den Personen nicht verächtl[ich], deren Macht eben im Aufgeh[en] b[e]gr[i]ff[en] ist.  19) Hüte dich vor den Bohnen [,] d. h. fliehe öff[e]ntl[iche] Aemter, die d[u]rch Volkswahle[n] mittelst der in die Urnen geworfene[n] Bohnen verliehen werd[en]. 9) Wasche deine Bank nicht mit Oel [,] sond[ern] mit Wasser. brauche kein Reinig[un]gsmittel [,] d[a]s selbst bes[c]hmutzt.  619 [23vr/ 24rl]. C) Die Eleatische Philosophie.  Anfang. Als mit der 620 Pythagoreische[n] Philosophie wenigstens in B[e]z[ie]h[u]ng od[er] Verwandtsch[a]ft stehend werden einige spätere Philosophen genannt [,] z. B. Alkmaion, Hippasos, Ekphantos u[nd] Epicharmos. V[on] Alkmaion, deßen H[au]ptverdienst in anatomisch[en] u[nd] physiolog[ischen] Untersuch[u]ng[e]n b[e]st[a]nd[e]n zu haben scheint, wurden auch allgemein philos[ophische] Ansichten erwähnt, die den Pythag[oreern] verwandt. Als H[au]ptgesichtsp[u]nkt tritt der Unt[e]rsch[ie]d, G[e]g[e]nsatz d[e]s Vollkom[menen] Himmlisch[en] u[nd] Unvollkom[menen] Irdisch[en] hervor; - u[nd] wiederum die Verwandts[c]h[a]ft d[e]s M[e]nsch[en] [m]it dem Ew[i]g[en]. - Der Himmel u[nd] die Gestirne sind ewig, die M[e]nsch[en] vergängl[ich] u[nd] bestimmt nach d[ie]s[em] Leb[en] ein[en] neu[en] Kreislauf zu beginn[en]. Unsere Seele ist d[ie]s[er] Vergängl[i]chk[ei]t entnomm[en,] sie bewegt sich ewig, wie die Gestirne. - D[a]s Erk[ennen] d[e]rs[e]lb[en] ist nicht auf sinnl[iche] E[m]pfi[n]d[un]g b[e]s[c]hränkt [,] sond[ern] es kommt dazu Verstand u[nd] Bewußtsey[n]. - V[on] d[en] beid[en] Andern ist noch weniger Zuverläss[ige]s bekannt. - Epicharmos war ein berühmter Komiker, der zugleich philos[ophischen] Studie[n] oblag. - Er b[e]h[au]pt[e]t  1)  621 [,] d[a]ß die Götter ewig sey[en], da d[a]s Erste, wenn es 618 „nicht“ in der Zeile gestrichen. 619 Randbemerkung am Seitenrand [23vl]. 620 „der“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „dem“. 621 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 100 geword[en] wäre, aus Nichts geword[en] sey[n] müßte, d[a]ß d[a]g[e]g[en] die M[e]nsch[e]n einer beständ[i]g[en] Veränd[erun]g unterlieg[en] u[nd] nie dies[e]lb[en] bleib[en].  2)  622 Er b[e]h[au]pt[e]t auch:  wie  623 die Kunst etwas Anderes s[e]y als der Künstler u[nd] wie der M[e]nsch erst d[a]d[u]rch z[um] Künstler werde, d[a]ß er die Kunst erlernt, so s[e]y auch d[a]s Gute etwas für sich (τὶ πρᾶγμα καθ’ αὐτο [)] u[nd] der M[e]ns[c]h werde dad[urc]h gut, d[a]ß er es lerne. (Platon[ische] Ideenlehre 624 - B[e]schuld[i]g[un]g d[e]s Plat[on]s i[m] Alterth[um] entlehnt zu hab[en]).  3)  625 Er schl[ie]ßt aus dem Instinct der Thiere, d[a]ß alle leb[en]d[en] Wes[en] Vernunft hab[en].  4)  626 Jeder gefalle sich selbst am Besten, u[nd] so gut der M[e]nsch d[en] M[e]ns[c]h[en] für d[a]s B[e]ste  Schönste  627 halte, eb[en]so gut halte der Hund d[en] Hund, der Stier d[e]n Stier etc. für d[a]s Schönste. - Der Charakter d[e]s M[e]nsch[en] s[e]y sein Dämon.  628 I) Die Jonisch[en] Philosophen hatten in dem Streben Grund u[nd] Wesen (ἀρχη - οὐσια) der Dinge zu erkennen einen  sinnlichen, mat[e]ri[e]ll[en]  629 Stoff als Urgrund gefunden - die Pythagoreer  Pythag[oreer]  630 eine Form, Verhältniß, Zahl (Harmonie) u[nd] d[ie]se waren d[a]h[er] über das materiell Sinnliche schon hinaus gekommen, denn wenn auch das mathematische Gebiet noch eig[e]ntl[ich] halb sinnl[ich], insbes[ondere] auf sinnl[iche] Anschauung angewiesen ist, so h[a]nd[e]lt es sich da doch nicht mehr um den Stoff [,] sond[ern] um Form u[nd] Verh[ä]ltn[i]ß d[e]s Erscheinend[en] - u[nd] die Grundursache v[on] Allem war nicht mehr ein u[n]mitt[e]lbar sinnl[ich] Wahrnehmbares. - Bei den Eleaten d[a]g[e]g[en] ging die Abstraction v[om] sinnl[ich] Wahrnehmbaren noch weiter - zur (vollständ[i]g[en]) begriffl[ichen] Einh[ei]t alles Seyenden, so daß der B[e]gr[i]ff d[e]s Seyns  (Vorst[e]ll[u]ng ni[c]ht überwund[en])  631 u[nd] d[e]s Einen als Grund u[nd] Wesen v[on] Allem betrachtet u[nd] d[a]s Gebiet der sinnl[ichen] Erscheinung u[nd] d[e]s Werdens völlig verschwand, als nicht[i]g betrachtet wurde. - Der natural[i]st[ische] Gr[u]ndzug ging ind[e]ß auch in d[ie]s[er] Philos[ophie] nicht verloren - denn auch da ging die Betracht[un]g v[om] Sinnl[ichen] aus u[nd] der B[e]gr[i]ff d[e]s Seyns 622 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 623 Über der Zeile eingefügt als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „d[a]ß“. 624 „)“ in der Zeile gestrichen. 625 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 626 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 627 Über der Zeile eingefügt. 628 Randbemerkung am Seitenrand [24rr]. 629 Über der Zeile. 630 Randbemerkung am Seitenrand [24rr] mit Bleistift. 631 Über der Zeile mit Bleistift. 101 ward led[i]gl[ich] aus d[ie]s[e]m d[u]rch Abstractio[n] gewonnen, barg also nichts in sich als die allgem[einen], abstract abgeblaßten Merkmale der allgemei[nen] mat[e]riell[en] Natur. Wie wir seh[en] werd[en]. II) Was die Quelle[n] betr[i]fft für uns[ere] Kenntniß d[ie]s[er] philos[ophischen] Streb[u]ng[e]n der Eleaten, so sind dieß 1) vereinzelte Bruchstücke  der Schr[i]ft[en]  632 d[ie]s[e]r Philosophen [,] 2)  dann  633 Berichte des Aristoteles [,] 3) dann die ergänzend[en] Angaben späterer Schr[i]ftst[e]ll[e]r [,] insb[e]s[ondere] d[e]s Simplicius (530 n. Chr.), der die eig[enen] Schrift[en] der Eleate[n] noch benützte u[nd] üb[e]rh[au]pt ältere Nachricht[en] sorgfält[i]g sammelte. 4) Eine Schrift, die unter dem Namen des Aristot[eles] da ist u[nd] den Titel hat: De Xenophane, Zenone et Gorgia od[er] richt[i]g[e]r de Melisso etc. ist in Bezug auf Authentie u[nd] in B[e]zug [,] Inhalt vielfach bestritte[n], u[nd] kann d[a]h[er] nicht als ganz sichere Quelle der eleat[ischen] Philos[ophie] gelten. III) Die Entwickl[un]g der Eleat[ischen] Philos[ophie] geschieht in drei Philosophen- Generationen, die in ihrem Wirken etwa ein J[a]hrh[undert] ausfüllen. Xenophanes ist der Begründer der Schule zu Elea  (Velia)  634 [,] (Ελέα) griech[ische] Pflanzst[a]dt (Phokäer) in Lukanien in Unteritalien. Er spricht das allgem[eine] Princip der Schule, die Einh[ei]t u[nd] Ewigk[ei]t des S[e]yende[n] aus u[nd] zwar zunächst noch in theolog[ischer] Form, indem er im G[e]g[e]nsatz z[um] Polytheismus die G[o]tth[ei]t für das Eine, ungewordene, Alles umfassende Wesen erklärt. - Danebe[n] indeß auch d[a]s Viele u[nd] Veränderl[iche] als Wirkliches gelt[en] läßt. [24rl/ 24vr] Parmenides gibt dem Eleat[ischen] Princip seine metaphys[ische]  ontol[ogische]  635 Begründ[un]g u[nd]  seinen  636 rein philos[ophischen] Ausdruck, indem er die G[e]g[e]nsätze des Einen u[nd] des Vielen, des Ewigen u[nd] des Gewordenen, auf den Grundgegensatz des Seyenden u[nd] des Nichtseyend[en] zurückführt, die Eigensch[a]ft[e]n des Einen u[nd] des Andern aus ihrem Begriff ableitet, die Unmögl[i]chk[ei]t des Werdens [,] der Veränd[e]r[un]g u[nd] der Vielh[ei]t in strenger Allgemeinh[ei]t beweist. Zenon endl[ich] u[nd] Melissus vertheidigen die Sätze des Parmenides gegen die gewöhnl[iche] Ans[i]cht, treiben aber dabei den G[e]g[e]nsatz auf die Spitze [,] so daß sich die Unfähigk[ei]t des Eleatischen Princips zur Erklär[u]ng der Erscheinu[n]g[en] deutl[ich] herausstellt. - 632 Über der Zeile eingefügt. 633 Über der Zeile. 634 Über der Zeile. 635 Über der Zeile mit Bleistift. 636 Über der Zeile eingefügt. 102 1. Xenophanes. Xenophanes, der als Stifter der Eleat[ischen] Schule gilt [,] wurde zu Kolophon [,] einer jonisch[en] Stadt Kleinasiens [,] geboren. Die Z[ei]t ist nicht genau zu bestimm[en,] seine Blüthe dürfte in die 2. Hälfte des 6 [.] J[a]hrh[underts] v. Chr. [,] also v[on] 550-500 fallen - demnach gleichzeit[i]g mit Pythagoras. Nachdem er frühzeit[i]g aus s[einer] Vaterst[a]dt vertrieben worden, wanderte er d[u]rch Griech[en]l[an]d u[nd] brachte sein  üb[ri]g[es]  637 Leben in 638 griech[ischen] Städt[en] Siciliens u[nd] Itali[en]s zu; vorzügl[ich] in Elea. In dem auf uns gekommen[en] Gedicht s[a]gt er, daß es 67 Jahre sey[en], d[a]ß er unstet im hellenischen Lande umherirre u[nd] d[ie]s[e]s Wanderleben habe er im 25. J[ahre] angetreten. Demnach stand er im 93. Lebensjahre [,] als er d[ie]s[e]s Gedicht verfaßte. S[ein] Gedicht soll er auf s[einen] Wand[e]r[u]ng[e]n nach d[er] Weise der alt[en] [*] vorgetrage[n] hab[en]. V[on] s[einem] philos[ophischen] Gedicht, v[on] Späteren περὶ φύσεως betitelt, sind nur wenige Fragmente übrig.  Für Kenntniß  639 der Philos[ophie] des Xenoph[anes] haben wir h[au]ptsächl[ich] 2 Quellen, näml[ich] Fragmente s[einer] eignen Schr[i]ft[en] u[nd] die Berichte Anderer, insb[e]s[ondere] des Aristot[eles]. - Beide gebe[n] zwar nicht geradezu Unvereinbares oder Widerspr[ec]h[en]d[e]s [,] aber doch Verschiedenes. Während näml[ich] in den erhaltenen Fragmenten des Xen[ophanes’] Lehrgedichts neben wenige[n] physikalischen Annahmen nur theologische Ansichten gegeben sind, - schreiben ihm die alten Schriftsteller allgemein metaphysische B[e]h[au]pt[u]ng[e]n zu [,] durch die er sich sein[em] Nachfolger Parmenides enger anschließt. 1. Die Fragmente d[e]s Lehrgedichts beschäft[i]g[en] sich h[au]ptsächl[ich] mit Bestreit[un]g des polytheist[ischen] Volksglaubens u[nd] mit  wahrer  640 Bestimmung des g[ö]ttl[ichen] Wesens. - Der vermeintl[ichen] Vielh[ei]t der Götter stellt er die Einheit, der zeitl[ichen] Entsteh[u]ng ders[e]lb[en] die Ewigk[ei]t, ihrer Wandelbark[ei]t die Unveränderl[i]chk[ei]t, ihrer M[e]nsch[e]nähnl[i]chk[ei]t die Erhabenh[ei]t ihrer physischen, intellektuelle[n] u[nd] moralisch[en] Be- [24vr/ 25rl] 641 schränkth[ei]t die  Unendlichk[ei]t  642  (  643 unendl[iche] Geistigk[ei]t  )  644 G[o]tt[e]s 637 Über der Zeile. 638 „den“ in der Zeile gestrichen. 639 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „In Bezug auf“ eingefügt. 640 Über der Zeile. 641 „Gesch[ichte] der griech[isch-]röm[ischen] Philos[ophie] 13.“ am oberen Seitenrand [25rr]; „13.“ bezeichnet den Bogen. 642 Über der Zeile mit Bleistift. 643 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 644 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 103 entgegen. Ein Gott beherrscht Götter u[nd] M[e]nsch[e]n, denn die Gotth[ei]t ist das Höchste, - der Höchste aber kann nur Einer seyn. D[ie]s[e]r G[o]tt ist ungeworden, denn was geworden ist, ist auch vergängl[ich], die G[o]tth[ei]t dag[e]g[e]n kann nur unvergängl[ich] gedacht werden. Eb[e]nsowenig ist er veränderl[ich], sondern unbewegt an einer Stelle zu bleiben u[nd] nicht da u[nd] dorthin zu wandern geziemt ihm. - Mit Unrecht auch wird ihm menschl[iche] Gestalt zugeschrieben. Jeder stellt sich aber die Götter so vor, wie er selbst ist; die Neger schwarz u[nd] plattnasig, die Thrazier blauäugig u[nd] rothhaarig, u[nd] wenn die Pferde u[nd] Ochsen malen könnten, würden sie dies[e]lb[en] ohne Zweifel als Pferde u[nd] Ochsen darstellen. Nicht anders verhält es sich auch mit den üb[ri]g[en] Unvollkommenh[ei]t[en] der menschl[ichen] Natur, die wir auf die G[o]tth[ei]t übertragen. Nicht blos das Unsittl[iche], das Homer u[nd] Hesiod v[on] d[en] Göttern erzählen, sond[ern] alle Beschränkth[ei]t üb[er]h[au]pt ist ihrer unwürdig; die Gotth[ei]t gleicht dem Sterblichen an Geist so wenig als an Gestalt, - sie ist ganz Auge, ganz Ohr, ganz Gedanke u[nd] d[u]rch ihr Denken beherrscht sie Alles ohne Mühe. 2) Nach d[ie]s[e]n Ausführ[u]ng[e]n scheint es [,] als ob Xenophanes reinen Theismus im G[e]g[e]nsatz z[um] Polyth[ei]smus gelehrt hätte - Einen Gott [,] u[nd] zwar ein[en] denkenden, allvollkommn[en], persönl[ichen] G[o]tt [.] - Nach den üb[ri]g[en] Bericht[en] üb[er] s[eine] Lehre, enthält d[ie]se aber eine andere u[nd] zwar naturalist[i]sch-pantheistische Wend[un]g; so daß zwar der Monoth[ei]smus gegenüb[er] de[m] Polyth[ei]sm[us] festgehalt[en] ist, die Persö[n]l[i]chk[ei]t u[nd] Verschied[en]h[ei]t G[o]tt[e]s v[on] der Welt od[er] Natur aber aufgehoben u[nd] Einh[ei]t v[on] beid[en] angenomm[en] erscheint.  Was  645 d[a]h[er] v[on] d[er] Einh[ei]t, Ewigk[ei]t etc. G[o]tt[e]s gesagt  ist  646 , wird ganz allgemein auf die Gesammth[ei]t der Dinge ausgedehnt.  a)  647 Schon Platon, der älteste Zeuge, sagt [,] die v[on] Xenophanes begründete Eleat[ische] Schule habe die Ansicht, daß Alles Eins sey. (Soph[istes] 242 D).  b)  648 Näher geht Aristot[eles] auf die Philos[ophie] des Xenophanes ein, indem er (Met[aphysik] I 5,21) sagt: „Xenoph[anes] dachte sich das All’ als Einh[ei]t, erklärte sich aber nicht näher darüber, ob er unter d[ie]s[e]r Einh[ei]t eine begriffliche, ein ἕν κατὰ λὸγον, od[er] eine materielle, ein ἕν κατὰ ὕλην, verstehe (NB: natural[i]st[i]s[c]h ist beid[e]s, auch d[a]s blos b[e]griffl[iche] - nicht concret geist[i]g), sondern auf die Welt als Ganzes seinen Blick richtend, s[a]gt er, das Eins sey Gott“ (τὸ ἕν εἶναι τὸν θεόν). In d[ie]s[er] Stelle sind die charakterist[ischen] Momente der 645 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 646 Über der Zeile, wohl als Ersatz für in der Zeile allerdings nicht gestrichenes „wird“. 647 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 648 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 104 Philos[ophie] Xenoph[anes’] vollständig angegeben. Xenoph[anes] hat hiernach 1) 649 das Princip d[e]s All-Eins, ἕν καὶ πὰν ausgesprochen [,] 2) das All-Eins unmittelbar als G[o]tt betrachtet [,] 3) aber unbestimmt gelassen [,] ob er sich d[ie]s[e]s einheitl[iche] Seyn als Collectivsumme aller Einzeldinge od[er] als begriffl[iches] Seyn gedacht habe.  c)  650 Uebereinstimmend damit b[e]h[au]pt[e]t Theophrast (b[ei] Simpl[icius]) [,] Xenoph[anes] habe in u[nd] mit der Einh[ei]t des Urgrundes, die Einh[ei]t alles Seyend[en] b[e]h[au]pt[e]t. Timon (Sext[us] Emp[iricus]) läßt ihn v[on] sich [25rl/ 25vr] selbst sagen, wohin er seinen Blick gewandt habe, immer habe sich ihm Alles in Ein u[nd] d[a]ss[e]lbe ewige, gleichart[i]ge Wesen  aufgelöst.  651  d)  652 Cic[ero] Acad[emia]  IV  653 Xenophanes … unum esse omnia neque id esse mutabile et id esse deum, neque natum unquam et sempiternam, conglobata figura. N.D. I. II etc. tum Xen[ophanes], qui mente adjuncta omne praeterea, quod esset infinitum, Deum esse voluit. Nach d[ie]s[en] Zeugnissen dürfte es sicher seyn, daß schon Xenoph[anes] d[a]s pantheist[ische] Eins u[nd] Alles gelehrt, nicht ein theist[i]sch[e]s. Zwar scheinen die Fragmente d[a]g[e]g[en] zu sprechen, indeß enth[a]lt[e]n sie doch auch s[c]hon Andeut[un]g[en], d[a]ß der natural[i]st[ische] Gesichtsp[u]nkt darin walte. Er schreibt Gott ein Denken zu u[nd] Geist[i]gk[ei]t [,] aber unähnl[ich] dem mens[c]hl[ichen] G[ei]ste u[nd] Denken - also zweifelhaft [,] ob persönl[ich] oder nicht, denn Denken u[nd] G[ei]st sagen wir nur v[on] persönl[ichen] W[e]se[n] sonst aus. Es ist üb[er]h[au]pt am wahrscheinl[i]chst[en], d[a]ß er sich ni[c]ht ganz klar war üb[er] s[eine] B[e]h[au]pt[u]nge[n] u[nd] Theist[i]sch[e]s u[nd] Pantheist[i]sch[e]s miteinander vermischte - jenes aus dem r[e]l[i]g[iö]s[en] Bewußtseyn herübernehmend, d[ie]s[e]s nach s[einer] natural[i]st[ischen], v[on] der Naturbetr[a]cht[un]g ausgehend[en] Philosophie. In 654 Parmenides dann hat das Letztere das Erstere ganz überwund[en] u[nd] wurd[en] alle Theolog[ie] u[nd] r[e]l[i]g[iö]s[en] Anklänge od[er] Ueberreste ausgeschieden. - Der 655 U[e]bergang zur natural[i]st[ischen] Einh[ei]t v[on] der theist[i]sch[en] war um so leichter, da ja auch der polytheist[ische] ein natur[a]l[i]st[ischer] St[a]ndp[u]nkt war - indem er die Vielh[ei]t d[ie]s[e]r natur[a]l[istisch] gedacht[en] Götter leugnete u[nd] die Einh[ei]t der G[o]tth[ei]t b[e]h[au]pt[e]t[e,] konnte er d[ie]se g[ö]ttl[iche] Einh[ei]t selbst wieder natural[i]st[i]sch fassen [.] - Es war dann nur in d[er] Einh[ei]t gebeßert, im Wesen der 649 „1)“ ersetzt durch Überschreibung urpsrüngliches „[+])“. 650 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 651 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 652 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 653 Über der Zeile. 654 „In“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „Im“. 655 „Der“ ersetzt durch Ergänzung mit Bleistift ursprüngliches „Da“. 105 Gotth[ei]t eig[e]ntl[ich] nicht. - Die polyth[eistische] Naturr[e]l[i]g[ion] wird da zum philos[ophisch] pantheist[ischen] Natur[a]l[i]smus. Die vielen Götter in der Welt, werden zum  Eine[n]  656 allgem[einen] Grund u[nd] Wesen der Welt. - 3. Im Zusammenh[a]ng mit s[einer] Lehre v[on] 657 d[er] Einh[ei]t G[o]tt[e]s scheint Xenoph[anes] b[e]h[au]pt[e]t zu haben, die G[o]tth[ei]t sey d[u]r[c]haus gleichart[i]g, so daß er mit der Einh[ei]t zugleich die qualitative Einfachh[ei]t d[e]s Göttl[ichen] b[e]h[au]pt[e]te. - Daß er die 658 G[o]tth[ei]t d[a]g[e]g[en] begränzt u[nd] kugelgestalt[i]g od[er] umgekehrt unbegrä[n]zt u[nd] unendl[ich] genannt habe, ist kaum anzunehme[n] (b[e]s[onders] da Arist[oteles] u[nd] Theoph[anes] damit nicht übereinstimm[en]). - Wohl mag er d[a]g[e]g[en] der Welt eine unendl[iche] Ausdehnung zugeschrieb[en] habe[n], indem er s[a]gt, die Luft nach Oben u[nd] die Wurzeln der Erde nach unte[n] gehen in’s Unermeßliche. - Auch kann er wohl die Welt als ungeword[en,] ewig, unvergängl[ich] bezeichnet haben im Anschluß an die gleichlautend[en] Bestimmung[en] über die G[o]tth[ei]t, die ih[m] ja ohnehin nur d[a]s immanente Wesen der Welt war. Auch die Bestimmung, d[a]ß Alles sich gleich bleibe [,] kann sich d[a]rauf b[e]z[ie]h[e]n. [25vr/ 26rl] Eine große Schwier[i]gk[ei]t erhebt sich hiebei freil[ich] sogl[ei]ch für die Xenoph[anische] Philos[ophie] in Betreff d[e]s Verh[ä]ltn[i]ßes [,] in dem die Getheiltheit, Vielh[ei]t, Verschied[e]nh[ei]t der  erscheinend[en]  659 Welt zu d[ie]s[e]m einen, Ew[i]g[e]n, Göttl[ichen] steht, das als Grund u[nd] Wesen davon geltend gemacht wird. Dieß 660 V[e]rh[ä]ltn[i]ß scheint Xenoph[anes] unbestimmt gelassen zu haben. An d[ie]s[e]m Punkte hat Parmenides angeknüpft u[nd] den Zwiespalt gelöst dad[u]rch [,] d[a]ß er nur d[a]s Eine u[nd] unendl[iche] All’ für d[a]s Wesentl[iche] u[nd] Wirkl[iche] erklärte - das Getheilte [,] Veränderl[iche] für bloß[en]  wesenlos[en]  661 Schein, für Nichtseyendes.  Fragm[ent] 1. Ein G[o]tt waltet, er ist unter Gött[e]rn u[nd] M[e]nsch[en] der 662 höchste [.] Weder am Leibe den Sterbl[ichen] ähnl[ich], noch ähnlich am Geiste. Ganz ist er Sehendes Seyn, erkennendes auch u[nd] vernehmend; Ganz ohne Mühe das All’ allein d[u]rch Vernunft, Sinn beherrschend, Aus v[on] d[en] M[e]nsch[e]n geschieden, gleich allenth[a]lb[en] gerundet, Unversehrt, verständ[i]g, ja gänzl[ich] reine Vernunft nur. 656 Über der Zeile. 657 „G[o]tt“ in der Zeile gestrichen. 658 „die“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „sie“. 659 Über der Zeile eingefügt. 660 „Dieß“ ersetzt durch Einfügung mit Bleistift ursprüngliches „D[ie]ß“. 661 Über der Zeile. 662 „größte“ in der Zeile gestrichen. 106 Viel unterlieget dem Eins; - das All ist verständ[i]g, vernünft[i]g. Doch d[ie]s[e]s Eins, das gewiß noch keiner erspähte [,] auch wird es Keiner erspähen, was über die Götter ich lehr[e] u[nd] d[a]s Weltall. Denn auch wenn er d[a]s Ganze  vollendet  663 erreichte, dennoch Säh er d[a]s Eine doch nicht, denn erwirkt er v[on] alle[m] nur Meinung.  664 4. Andere philos[ophische] Lehren erhielten v[on] Xenoph[anes] keine besond[ere] Ausbild[un]g.  a)  665 In Betr[e]ff der Erdbild[un]g soll er für den Grundstoff der Dinge die Erde, nach Andern Erde u[nd] Wasser gehalten haben. D[a]s Zeugniß d[e]s Aristot[eles] ist indeß eher dag[e]g[en] als dafür. Sicherer ist die Angabe, d[a]ß nach Xen[ophanes] die Erde aus dem flüssigen in den festen Zustand gelangt sey u[nd] mit der Zeit wieder d[u]rchs Wasser in Schlamm verwandelt werde. Er hatte näml[ich] Versteinerunge[n] v[on] Seethier[en] mitten im Lande u[nd] selbst auf Bergen bemerkt u[nd] er wußte sich d[ie]se Erscheinung nur d[u]rch die Voraussetz[un]g zu erkläre[n,] d[a]ß der Erdkörper od[er] doch die Oberfläche desselben einen periodischen Uebergang aus dem flüssig[en] Zust[an]d in den festen u[nd] umgekehrt unterworfen sey, - wobei d[a]s M[e]nsch[e]ng[e]schl[e]cht zugleich mit s[einem] Wohnsitz versinken sollte im Wasser, um bei Wiederherst[e]ll[un]g d[e]s festen Landes jedesmal wieder neu zu entstehen. -  b)  666 Eigenthüml[iche] Ansichten hatte er auch über die Gestirne. Er hielt näml[ich] Sonne, Mond u[nd] Gestirne ebenso wie den Regenbogen u[nd] andere Himmelserscheinung[en] für Anhäufungen von brennenden u[nd] leuchtenden Dünsten 667 - oder für feurige Wolken, v[on] denen er annahm, d[a]ß sie beim Untergang erlöschen, wie Kohlen u[nd] beim Aufgang sich neu entzünden oder vielmehr neu bilden; - eb[e]nso bei den Sonnenu[nd] Monds-Finsternissen. - D[ie]se Dunstmassen sollten sich aber, wie wenigst[e]ns v[on] d[er] Sonne ausdrü[c]kl[ich] bemerkt wird, nicht im Kreis um die Erde  beweg[en]  668 (drehen) [,] sond[ern] in unendl[ich] gerader Bahn über ihr hinschweben; - u[nd] wenn uns ihr Lauf kreisförmig erscheint [,] so sey d[ie]ß nur optis[c]he Täusch[un]g, 669 wie bei den üb[ri]g[en] Wolk[en,] die uns ja auch bei ihr[er] Annäh[e]r[u]ng am Himmel aufsteigen [,] bei ihr[er] Entfernung unter den Horizont hinabzusinke[n] scheinen; - daraus folgt dann weiter [,] d[a]ß immer neue Gestirne in uns[eren] Gesichtskreis eintreten müßen u[nd] 663 Über der Zeile. 664 Randbemerkung am Seitenrand [26rr]. 665 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 666 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 667 „Dünsten“ ersetzt durch Korrektur mit Bleistift ursprüngliches „Dunsten“. 668 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile mit runden Klammern versehenes „drehen“. 669 „sey“ in der Zeile gestrichen. 107 d[a]ß verschied[en] 670 weit v[on] einander entlegene Th[ei]le der Erde v[on] verschiede[nen] Sonnen u[nd] Monden beleuchtet werden können. -  c)  671 Für die Ethik hat er nichts besond[ers] Erwähnenswerthes geleistet. Er beklagt  d[ie]  672 Ueppigk[ei]t s[einer] Vaterst[a]dt; tadelt, d[a]ß körp[e]rl[iche] Stärke u[nd] Gewandth[ei]t mehr Ehre bringe als eine Weish[ei]t [,] die ungleich mehr Werth für d[en] Staat habe. Er verwirft den Eid als Beweismittel, da er darin ein[en] Preis für die Gottlos[i]gk[ei]t erblickt. Er ist ein Freu[n]d heiterer Gelage, will aber [,] d[a]ß sie d[u]rch fromme u[nd] belehr[en]de Gespräche [,] nicht d[u]rch die Mythen der Dichter geprägt s[e]y[en]. [26rl/ 26vr]  d)  673 Auch für die Erk[e]n[n]tn[i]ßlehre hat Xen[ophanes] nichts Besondres geleistet. Man hat [,] b[e]h[au]pt[e]t (Diog[enes] L[aertius] IX etc.) [,] d[a]ß Xen[ophanes] die Mögl[i]chk[ei]t d[e]s Wissens entweder ganz geläugnet od[er] auf die Lehre v[on] der G[o]tth[ei]t beschränkt habe - od[er] endl[ich,] daß er nur der vernünft[i]g[en], nicht der sinnl[ichen] Erk[e]n[n]tn[i]ß Wahrh[ei]t zuerkannt habe. - Allein im Grunde b[e]h[au]pt[e]t Xen[ophanes] nur [,] daß die Wahrh[ei]t nur allmählig entdeckt werde (Fr[agment] 16 b[e]i Stob[äus] Ekl[oge]) u[nd]  er  674 glaubt, eine vollkom[mene] Sicherh[ei]t des Wiss[en]s sey nicht möglich; - wenn man in der Sache d[a]s Richt[i]g[e] tr[e]ffe [,] sey man dessen doch nie schlechthin gewiß u[nd] will d[e]ßh[a]lb s[eine] eign[en] Ansicht[en] nur als wahrscheinl[ich] bezeichnen. - Der eig[e]ntl[ichen] Skepsis huld[i]gt er aber darum noch nicht [.] - Es ist nur Ausdruck persönl[icher] Stimmung, nicht  Resultat  675 einer erk[e]n[n]t[n]iß-theoret[ischen] Untersuch[un]g; - Er stellt s[eine] Sätze darum doch mit voller Ueberzeug[un]g u[nd] Entschied[e]nh[ei]t auf. 2. Parmenides. Xenophanes suchte den substantiell[en] Grund der Welt auf u[nd] findet d[ie]s[e]n weder im Stoff [,] wie die Jonier, noch in ein[er] Zahl od[er] mathemat[ischen] Form, wie die Pyth[agoreer,] sond[ern] in dem Einen, ew[i]g[en,] unveränderl[ichen] Wesen, das mit keinem der endl[ichen] Dinge zu vergleiche[n] ist. Doch 1) faßt er d[ie]s[e]s Urwesen mehr theologisch als G[o]tth[ei]t, noch nicht blos ontologisch als (blos) d[a]s Seyende u[nd] 2) er läßt noch den G[e]g[e]nsatz d[ie]s[e]s Einen Grund- 670 „Th[ei]le“ in der Zeile gestrichen. 671 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 672 Über der Zeile. 673 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 674 Über der Zeile. 675 Über der Zeile eingefügt. 108 wesens u[nd] der Realität des Vielen u[nd] Veränderliche[n] unvermittelt b[e]stehen. - In beiden Punkten geht Parmenides über ihn hinaus in consequent[em] Fortschritt. Parmenides war aus Elea, er war reich u[nd] v[on] vornehmer Abkunft. Ueber die Z[ei]t s[einer] Blüthe sind die Berichte nicht übereinstimmend. Bei Platon findet sich wiederholt die Angabe, Parm[enides] sey 65 J[ahre] alt in Begleit[un]g d[e]s 40 jähr[i]g[en] Zenon zu den Panathenä[e]rn nach Athen gekommen u[nd] dort mit dem noch sehr jungen Sokrates zusammengetroffen (Parm[enides] 127 u[nd] Theaet[etos] 183 Soph[istes] 217). - Sokrates ist nun um 470 geb[oren]; wenn nun d[ie]se Zusammenkunft wirkl[ich] stattgefund[en,] so könnte es all[en]f[a]lls um 455 gewesen seyn (wo Sokrat[e]s 15 J[ahre] alt) u[nd] die Geburt d[e]s Parmenides müßte dann um 520 anzunehmen seyn. - Darnach wäre es nicht unmögl[ich], d[a]ß er Schüler d[e]s Xenophanes gewesen, wie berichtet wird. - V[on] s[einen] sonst[i]g[en] Lebensumständen ist Nichts 676 Näheres überliefert; doch zeigt d[a]s Alterthu[m] all[en]th[a]lb[en] Ehrfurcht vor dem Eleat[ischen] Weisen u[nd] Bewund[erun]g der Tiefe seines G[ei]st[e]s u[nd] des Ernstes u[nd] der Erhabenh[ei]t seiner Gesinnung (Plat[on] Theaet[etos]). Platon nennt ihn „den Großen“ (ὁ μέγας) Soph[istes.] - Seine Philos[ophie] hat Parmenides in ein[em] epischen Gedichte niedergelegt, d[a]s gewöhnl[ich] unter dem Titel „v[on] d[er] Natur“ (περὶ φύσεως) angeführt wird u[nd] v[on] dem uns Bruchstücke [26vr/ 27rl] 677 (158 V[erse]) erhalten. Es zerfiel in 2 Th[ei]le, von denen der erste die Lehre v[om] Seyn od[er] das Gebiet der Wahrh[ei]t (ἀληθεια) [,] der zweite des Nichtseyenden od[er] des Scheins (δοξα) abhandelte. Lehre. A) 1. Die eig[e]ntl[iche] philos[ophische] Lehre d[e]s Parmenides ist jene, welche der erste Th[ei]l seines Lehrgedichts  enthält  678 , der den G[e]danken entwickelt, daß nur das in sich Eine, beharrende Seyn ein wirkl[iches] Seyn sey, d[a]g[e]g[en] alles wechselnde, getheilte Seyn kein wirkl[iches] Seyn [,] sond[ern] ein Nichtseyendes u[nd] eben damit Unmögliches, Undenkbares sey. Das ist gemeint, wenn kurz ges[a]gt wird, Eleat[ische] Lehre sey: nur das Seyende ist, das Nichtseyende aber ist nicht [,] d. h. d[a]s Wechselnde, Werdende, Vergehende etc. hat kein wahres Seyn [.] - Das Seyende ist d[a]h[er] auch nur Eines; d[a]h[er] kurz die Lehre in dem ἑν καὶ πᾶν zusammengefaßt wird. - Alles näml[ich,] was ist, muß seinem Wesen nach als (Eins)  dasselbe  679 [,] also als Eins gedacht werden. Nur das Seyende also ist, das Nichtsey[e]nde kann so wenig seyn als es ausgesprochen od[er] gedacht werd[en] kann, u[nd] die größte Verkehrth[ei]t, der unbegreiflichste 676 „üb“ in der Zeile gestrichen. 677 „Gesch[ichte] der griech[isch-]röm[ischen] Philos[ophie] 14.“ am oberen Seitenrand [27rr]; „14.“ bezeichnet den Bogen. 678 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „entwickelt“. 679 Über der Zeile; „gedacht“ in der Zeile gestrichen. 109 Irrthu[m] ist es, wenn man meint, auch d[a]s Nichtseyende könne seyn, od[er] wenn man Seyn u[nd] Nichtseyn [,] trotz der offenbaren Verschiedenh[ei]t,  doch  680 wieder als dasselbe b[e]h[a]nd[e]lt. 2. Den Beweis für diese B[e]h[au]pt[u]ng führt nun Parmenides dad[u]rch, daß er die Eig[e]nsch[a]ft[en] des wahren Seyns, die Prädikate od[er] Merkmale d[e]sselben (σηματα)  [*]  681 aufzählt. a) Das Seyende ist weder geworden noch vergängl[ich,] es kann weder anfangen noch aufhören. - Es ist nicht geworden; denn wie sollte es geword[en] s[e]yn? Aus Nichtseyendem? Aber d[ie]s[e]s ist ja nicht u[nd] kann d[a]h[er] auch nichts werden aus ihm u[nd] es kann nichts hervorbringen. Aus  dem  682 Seyendem 683 ? Aber d[ie]s[e]s würde Nichts Andres als sich selbst erzeugen [,] d. h. das Hervorbringende u[nd] Hervorgebrachte Seyende müßte Ein u[nd] dass[e]lbe seyn. Ebensowenig aber ist das [,] was ist [,] vergängl[ich,] da es, wenn es ja nicht wäre [,] kein Seyendes wäre. b) Ueb[er]h[au]pt: was gewesen ist od[er] seyn wird, das ist nicht; - v[on] dem Seyenden aber kann man nicht sagen, daß es nicht sey. - Das Seyende war nicht u[nd] 684 wird nicht seyn [,] sond[ern] ist in voller [,] ungetheilter Gegenwärt[i]gk[ei]t [.] - Es ist ohne Früher u[nd] Später; die Zeit findet keine Anwend[un]g darauf. c) Es ist unbeweglich, unveränderlich, in steter Dies[e]lb[i]gk[ei]t in sich ruhend. - Es ist Ein Ganzes, ist untheilbar, denn nirgends ist ein v[on] ihm selbst Verschiedenes, durch das s[eine] Th[ei]le getrennt werden könnten; aller Raum wird [27rl/ 27vr] v[on] ihm allein ausgefüllt; es ist unbewegl[ich] an Einem Ort, für sich u[nd] sich selbst gleich; u[nd] da es nicht unvollendet u[nd] mangelhaft seyn kann, so muß es begränzt seyn (Persönl[i]chk[ei]t? ) [.] d) V[om] Seyenden ist auch das Denken nicht verschieden, denn es gibt Nichts außer dem Seyenden u[nd] alles Denken ist Denken des Seyenden.  ad S. 45. Nennen u[nd] Denken ist selbst nothw[e]nd[i]g ein Seyn; denn das Seyn ist, Aber das Nichts ist nicht; S. 88. Eins ist aber das Denken u[nd] das [,] wovon es Gedank[e] ist; Denn nicht ohne das Seyn, indem es sich bildet u[nd] darstellt. Fändest das Denken du; denn nimmer ist etwas, noch wird seyn Andres außer dem Seyn, das fesselnd alle die Theile [.] - Bleibt ein unwandelbar Ganzes, genannt im Grunde die Allheit.  685 680 Über der Zeile. 681 Über der Zeile. 682 Über der Zeile. 683 Verschrieben; gemeint: Seyenden. 684 „ist“ in der Zeile gestrichen. 685 Randbemerkung am Seitenrand [27vl]. 110 3.  a)  686 Das Seyende ist also Alles [,] was ist, als Einheit, ohne Werden u[nd] Vergehen, ohne Veränd[erun]g des Orts od[er] der Gestalt; ein d[u]rchaus ungetheiltes, gleichart[i]g[e]s u[nd] auf allen Punkt[en] gleich vollkomm[enes] Ganzes, d[a]s d[a]h[er] v[on] Parmen[i]d[es] auch einer wohlgerundeten Kugel verglichen wird, die in 687 allen ihren Th[ei]l[e]n gleich ist. -  b)  688 Das Ein u[nd] Alles ist also nur das Seyende; identisch mit der Welt kann d[ie]s[e]s eig[e]ntl[ich] nicht seyn, da die Welt als d[a]s Nichtseyende, Nicht[i]ge erscheint, u[nd] ihr also die Eig[e]nsch[a]ft[en] d[e]s Seyend[en], Ew[i]gk[ei]t, Unvergängl[i]chk[ei]t nicht zukomme[n]. -  c)  689 Auch als G[o]tth[ei]t scheint Parm[enides] d[a]s Seyende nicht zu bezeichnen [.] - Einige sag[en] aus r[e]l[i]g[iö]s[er] Scheu u[nd] Vorsicht, Andere weil er bei s[einer] Philos[ophischen] Lehre der G[o]tth[ei]t nicht mehr bedurfte. d) Indeß scheint doch Parm[enides] aus s[einem] B[e]gr[i]ff d[e]s Seyenden nicht Alles entfernt zu haben, was (nach uns[erer] Auff[a]ss[un]g) eine Vielh[ei]t einzuschließen u[nd] sinnl[iche] Bestimmungen auf ein unsinnl[iches] Wesen zu übertragen scheint. - Außer der Vergleich[un]g d[e]s Seyenden mit einer Kugel, zeigt auch das, was Parm[enides] über die Begrenzth[ei]t, Gleichart[i]gk[ei]t u[nd] Untheilb[a]rk[ei]t d[e]s Seyend[en] sagt, daß er es sich räuml[ich] ausgedehnt vorstellt u[nd] nicht eig[e]ntl[ich] an ein unräuml[iches] Seyendes denkt. Er beschreibt d[a]s Seyende als eine stetige, gleich  artige  690 Masse, die innerh[a]lb ihrer Grenze[n] immer Ein u[nd] d[e]ns[e]lb[en] Ort einnimmt, ohne irgendwo v[on] Nichtseyend[em] unterbrochen zu seyn od[er] an ein[em] Punkte mehr Seyn zu haben als an andern. - D[a]ß die B[e]schr[ei]b[un]g uneig[e]ntl[ich] zu nehmen, wird nirg[e]nds angedeutet u[nd] nirg[en]ds gesagt 691 , d[a]ß d[a]s Seyende unkörperl[ich] zu denk[en] sey. - Auch Zenon 692 u[nd] Melißus legen dem Seyend[en] räuml[iche] Größe bei. - Das Seyende ist also kein reiner, ganz abstracter B[e]gr[i]ff ohne alle sinnl[iche] Beimisch[un]g, sond[ern] ein B[e]gr[i]ff, der sich zunächst aus der sinnl[ichen] Anschauung entwickelt hat u[nd] noch Spur[en] d[ie]s[e]s Urspr[u]ngs an sich trägt (noch th[ei]lw[ei]se bl[o]ße Vorst[e]ll[un]g ist). - Das Wirkliche ist ihm das Volle (πλέον) [,] d. h. Raumerfüllende, u[nd] die Unterscheid[un]g v[on] Körperl[ichem] u[nd] Unkörperl[ichem] ist ihm noch fremd, d[a]h[er] er auch die Einheit d[e]s Seyns u[nd] Denkens b[e]h[au]pt[e]t, die aus der Ei[n]h[ei]tslehre 686 Unter der Zeile. 687 „[+]“ in der Zeile gestrichen. 688 Vor der Zeile eingefügt. 689 Vor der Zeile eingefügt. 690 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile mit runden Klammern versehenes „förmige“. 691 „gesagt“ ersetzt durch Einfügung mit Bleistift ursprüngliches „ges[a]gt“. 692 „Zenon“ ersetzt durch Ergänzung mit Bleistift ursprüngliches „Zeno“. 111 wohl folgt, aber in realist[ischer] W[ei]se nur, wenn jener 693 Unt[e]rsch[ie]d noch nicht in’s Bewußts[e]y[n] getret[en] ist. - Es ist also [,] wie scho[n] Aristot[eles] bemerkte [,] die Substanz des Körperl[ichen] selbst, nicht eine v[om] Körperl[ichen] ver- [27vr/ 28rl] schiedene Substanz, um die es sich h[a]nd[e]lt, u[nd] wenn er b[e]h[au]pt[e]t: Nur das Seyende ist, so will d[a]s sagen: Wir gewinnen die richt[i]g[e] Ansicht der Dinge, wenn wir v[on] der Getheilth[ei]t u[nd] Veränderl[i]chk[ei]t der sinnl[ichen] Erscheinung abstrahir[en,] um ihr einfaches, ungetheiltes u[nd] unveränderl[iches] Substrat als das allein Wirkl[iche] festzuhalten. -  Philosophie = Wiss[en]s[c]h[a]ft v[om] Allgemei[nen]  694 Obwohl also die Abstracti[on] immer schon sehr groß ist, so tritt doch Parm[enides] damit nicht aus der bish[e]r[i]g[en] Richt[un]g der Philos[ophie] heraus (aus dem natural[i]st[ischen]) [.] 4. Indem nun die Erk[e]n[n]tn[i]ß d[e]s Wirkl[ichen] nur d[u]rch d[ie]s[e] Abstracti[on] mögl[ich] ist, hat nur die 695 abstracte, denkende Betracht[un]g der Dinge Anspruch auf Wahrheit; nur der vernünft[i]g[en] Rede (λογος) steht d[a]s Urth[ei]l zu, die Sinne d[a]g[e]g[en], welche uns den Schein der Vielh[ei]t u[nd] Veränd[e]r[un]g, d[e]s Entst[e]h[e]ns u[nd] Vergehens vorspiegeln, sind die Ursache alles Irrthums.  NB [: ] Die Abstraction des Denkens b[e]zieht sich eig[en]tl[ich] doch nur h[au]ptsächl[ich] auf die einzelnen Dinge, die Vielheit, Getheilth[ei]t - da ist die bloße Vorstellung überwund[en]; - das Eine Grundwes[en] aber wird doch eig[e]ntl[ich] noch mehr in der Form der Vorst[e]ll[u]ng (als unendl[iches] Bild) [,] nicht als Gedanke (Summe v[on] Merkmale[n]) festgehalten, so daß sich hierauf die Abstracti[on] eig[e]ntl[ich] doch noch b[e]zog. -  696 D[a]h[er] ermahnt Parmen[ides] dringendst, nicht den Sinnen [,] sond[ern] allein der Vernunft zu vertrauen - u[nd] d[a]d[u]r[c]h gibt er gemeinsch[a]ftl[ich] mit Heraclit die Anreg[un]g zu einer Untersch[ei]d[un]g, die später sowohl für die Erk[enn]t[n]ißtheorie als für d[ie] Metaphysik wicht[i]g geworden. - In Parm[enides’] Philos[ophie] selbst hat indeß d[ie]s[e]lbe noch nicht eine d[u]rchgreif[e]nde B[e]deut[un]g - sie ist mehr Resultat als Basis  Norm  697 s[einer] Philosophie. - Und sinnl[iche] u[nd] vernünft[i]g[e] Erk[e]n[n]tn[i]ß werd[en] nicht nach ihre[n] formalen Merkmalen [,] sond[ern] nur nach ihre[m] Inh[a]lt einander entgegengesetzt; - u[nd] die psychol[ogische] Unt[e]rsuch[un]g der Erk[enn]t[n]ißthät[i]gk[ei]t wird so sehr vernachläss[i]gt, d[a]ß Parm[enides] dem Denk[en] den 693 „jener“ ersetzt durch Überschreibung mit Bleistift ursprüngliches „einer“. 694 Randbemerkung am Seitenrand [28rr] mit Bleistift. 695 „die“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „das“. 696 Randbemerkung am Seitenrand [28rr]. 697 Über der Zeile. 112 gleich[en] Urspr[u]ng wie d[e]r Wahrnehmung beilegt u[nd] beide gleich sehr aus der Misch[un]g der Stoffe ableitet. B) Im 2. Th[ei]l s[eines] Lehrgedichts sucht Parm[enides] zu zeigen, welche Weltansicht sich auf dem St[a]ndp[u]nkt der gewöhnl[ichen] Vorst[e]ll[un]g od[er] gemeinen Meinung ergeben würde u[nd] wie d[a]s Einzelne zu erklären sey. 1. Die richt[i]g[e] Ansicht läßt uns in Allem nur Eines, d[a]s S[e]yende erkennen, die gemeine Meinung fügt dazu d[a]s Nichtseyende; sie hält demnach die Dinge für zusamm[en]gesetzt aus zwei entgeg[e]ngesetzt[en] B[e]st[a]ndth[ei]l[e]n, - v[on] dene[n] freil[ich] nur Eine[m] Wirkl[i]chk[ei]t zukommt - u[nd] ebend[e]ßh[a]lb erscheint ihr d[a]s Eine als ein Vieles, d[a]s Unwandelbare als ein Werdendes u[nd] Veränderl[iches.] - Auf d[ie]s[e]m St[a]ndp[u]nkt sind 2 Elemente anzunehmen, v[on] welchen d[a]s Eine dem Seyend[en], d[a]s Andere dem Nichtseyend[en] entspricht. Parm[enides] nennt jenes d[a]s Licht oder Feuer, d[ie]s[e]s die Nacht; jenes bes[c]hreibt er als d[a]s Dünne, d[ie]s[e]s als d[a]s Dichte u[nd] Schwere; - bei Andern auch: D[a]s Warme u[nd] Kalte od[er] Feuer u[nd] Erde. Das Feurige  soll  698 dann  für  699 d[a]s Thätige [,] das Dunkle für d[a]s leidende od[er] materielle Princip gehalten word[en] seyn; indeß scheint er doch nicht wie Her[a]cl[it] [28rl/ 28vr] Beweg[un]g u[nd] Bild[un]g aus dem Feuer od[er] Warmen zu erklären, da er sonst nicht nöth[i]g gehabt hätte, eine besondere mythische Figur aufzustellen, von der alle Verbind[un]g der Stoffe herrühren sollte [.] - Die Göttin, welche in der Mitte der Welt thront u[nd] den ganzen Weltlauf regiert. - Das Lichte u[nd] Dunkle personificirt er gewissermassen, indem er aus beiden d[u]rch Zeugung - als aus Männliche[m] u[nd] Weibl[ichem] - den Eros hervorgehen läßt als erstes Ges[c]höpf der weltbeherrsch[e]nde[n] Göttin. D[ie]se Lehre v[on] 2 Elementen scheint er der sinnl[ichen] Wahrnehmung, Erfahr[u]ng u[nd] d[er] herrsch[e]nd[en] Meinung entnomme[n] zu haben, die in allen Dingen entgegengesetzte Stoffe u[nd] K[r]ä]ft[e] verknüpft sieht - die er dann mit s[einer] Grundlehre in Bezieh[u]ng setzte. 2.) In d[er] weiteren Ausführ[u]ng verbreitet sich nun Parmen[ides] über verschied[ene] G[e]g[e]nst[ä]nde. a) In der Beschreib[un]g d[e]s Weltgebäudes schl[ie]ßt er sich z[um] Th[ei]l an d[a]s pythag[oreische] Weltsystem an - wenn auch nicht in Allem. - Er denkt sich d[a]s Ganze zusammengesetzt aus mehrer[en] um einander gelagerten Kugeln; die 698 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „ist“. 699 Über der Zeile. 113 innerste u[nd] d[ie] äußerste d[ie]s[e]r Kugeln, aus massigem u[nd] dunklen 700 Element best[e]h[e]nd bilden den festen Kern u[nd] die Ringmauer der Welt; um die innerste u[nd] unter der äußerst[en] liegen Kreise v[on] reinem 701 Feuer, in der mittleren Region solche, die aus dem dunklen u[nd] feurigen gemischt sind (d[a]s pythag[oreische] Centralfeuer u[nd] Feuer d[e]s Umkreises.) [.] - Die Erde dachte er sich in der Mitte als ruhend  (Näheres unbekannt)  702 [.] In d[er] Mitte des Weltganzen hat die weltregierende G[o]tth[ei]t, die Erzeugeri[n] der Götter u[nd] aller Dinge [,] ihren Sitz. - b) Außer d[ie]s[e]n Kosmolog[ischen] Vorst[e]ll[u]ng[e]n werd[en] uns v[on] Parmen[ides] auch noch einige anthropolog[ische] Bestimmung[en] berichtet. Die erste Entst[e]h[un]g der M[e]nsch[e]n scheint er sich als eine Entwickl[un]g aus Erdschlamm, d[u]r[c]h Sonnenwärme herbeigeführt, gedacht zu haben (ähnl[ich] der Meinung d[e]s Empedokles) [.] Die Erscheinung[en] d[e]s Seelenlebens  Psycholog[ie]  703 , Wahrnehmung u[nd] Denken [,] leitete er aus der Misch[u]ng der Stoffe im Körper her. Er nahm an, daß jeder der beiden Gr[u]ndstoffe, das ihm Verwandte empfinde u[nd] daß d[e]ßh[a]lb die Vorstell[u]ng[en] u[nd] Ged[a]nk[e]n der M[e]ns[c]h[e]n so od[er] anders bes[c]haffen seye[n], die Erinnerung[en] bleib[en] od[er] sich verlieren, je nachdem im Körper d[a]s Warme od[er] d[a]s Kalte (Elem[en]t) überwiege. Den Grund des Lebens u[nd] der Vernünft[i]gk[ei]t suchte er im Warmen. Aber auch da, wo d[ie]s[e]s ganz fehlt, im Leichnahm, sollte noch Empfind[un]g seyn, nur daß sich dies[e]lbe nicht auf d[a]s Lichte u[nd] Warme [,] sond[ern] nur auf d[a]s Dunkle u[nd] Kalte beziehen sollte. Der G[e]g[e]nsatz d[e]s Geist[i]g[en] u[nd] Körperl[ichen] war also hienach dem Parmen[ides] noch nicht in’s Bewußts[eyn] getreten, u[nd] er geht  noch  704 nicht darauf aus 705 die Wahrnehmung und d[a]s Denken nach ihrem Urspr[u]ng u[nd] formal[en] Charakter [28vr/ 29rl] 706 zu unterscheiden, wenn er auch sonst den Vorzug der vernünft[i]g[en] Rede vor der sinnl[ichen] Anschauung sehr anerkennt. 707 Genauere Untersuch[u]ng[en] üb[er] d[ie] Natur der 708 Vorstellungen u[nd] der Seelenthät[i]gk[ei]t üb[er]h[au]pt hat er wohl nicht angestellt. Unsicher ist, ob er eine Seelenwand[e]r[un]g od[er] Präexistenz gelehrt habe. - 700 Verschrieben; gemeint: dunklem. 701 „reinem“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „reinstem“. 702 In der Zeile eingefügt. 703 Randbemerkung am Seitenrand [28vl] mit Bleistift. 704 Über der Zeile. 705 „das“ in der Zeile gestrichen. 706 „Gesch[ichte] der griech[isch-]röm[ischen] Philos[ophie] 15.“ am oberen Seitenrand [29rr]; „15.“ bezeichnet den Bogen. 707 „.“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „; “. 708 „der“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „des“. 114 Was Parmen[ides] mit d[ie]s[er] seiner Physik eig[e]ntl[ich] will [,] ist nicht ganz klar - denn man sollte glauben, da er der Ers[c]heinungswelt in ihr[er] Vielh[ei]t u[nd] Getheilth[ei]t das S[e]yn u[nd] die Wahrh[ei]t abgesprochen - so könnte auch weiter nicht davon die Rede seyn u[nd] ein Erklär[un]gsversuch sey unnöt[i]g. - Nach einer Andeut[un]g (s[iehe] 121) ging er deßh[a]lb ausführl[ich] auf die Betracht[un]g der Erscheinungswelt ein, um auch abweichende Meinung[en] nicht zu übergehen. Demnach sollte der Leser beide Ansichten, die richtige u[nd] die falsche, vor sich sehen, um dann frei die richt[i]g[e] wählen zu können. - Allerdi[n]gs ma[c]ht Parm[enides] den Versuch selbststä[n]d[i]g u[nd] eine eigenth[üm]l[iche,] falsche Weltansicht aufzustelle[n] u[nd] es könnte also doch damit ernst gemeint seyn. Indeß auch andere Schr[i]ftst[e]ll[e]r modificir[en], verbeßern die Ansicht[en] der Gegner, die sie bestreiten [,] z. B. Platon. - V[ie]ll[ei]cht auch schien ihm d[u]rch s[eine] richt[i]g[e] Ansicht v[om] Einen u[nd] Grundwesen nicht ganz geheuer - wie ja auch in neu[erer] Z[ei]t  extreme  709 Idealist[en] u[nd] Materialist[en] doch so leben u[nd] sich benehmen, als ob die Weltauff[a]ß[un]g, die sie bestreit[en,] die richt[i]g[e] wäre [.] - Die Ei[nen] leugn[en] practis[c]h nicht die Materie, die Andern practis[c]h nicht den G[ei]st; jene lass[en] chemis[c]he u[nd] physik[alische] Gesetze u[nd] Stoffe gelt[en] - d[ie]se moral[i]sche u[nd] psychische Kräfte u[nd] Gesetze. 3. Zenon Parmenides hat die Lehre v[om] Einen  Seyend[en]  710 , mehr positiv entwickelt - sein Nachfolger Zenon hatte nun die Aufgabe zu erfüllen, sie der gewöhnl[ichen] Vorst[e]ll[un]g gegenüber zu vertheid[i]g[en] u[nd] im Einzelnen näher zu begründen, was Zenon, die  Ansicht  711 (Standp[u]nkt]) seines Lehrers streng festhaltend [,] mit dialektis[c]her Fertigk[ei]t in schroffen G[e]g[e]nsatz geg[en] die gewöhnl[iche] Ansicht durchzuführ[en] strebt.  Parmen[ides] positiv - Zenon apagog[isch] (negat[iv]) die gewöh[n]l[iche] Meinung widerlegend 712 Dialektik  713 - Je genauer aber hiebei das V[e]rh[ä]ltn[i]ß beider St[a]ndp[u]nkte betrachtet wurde, um so entschiedener mußte sich ihre gänzl[iche] Unvereinbark[ei]t u[nd] die Unfähigk[ei]t der Eleatis[c]h[en] Lehre zur Erklär[u]ng der Ers[c]heinung[en] herausstellen - wod[u]rch dann die Auflös[un]g d[ie]s[e]r Philos[ophie] herbeigeführt ward. - Zenon ist eb[e]nf[a]lls in Elea geboren u[nd] wird als Schüler u[nd] vertrauter Freund d[e]s Parmenides bezeichnet. Nach Platon war er 25 J[ahre] jünger als 709 Über der Zeile. 710 Über der Zeile eingefügt. 711 Über der Zeile. 712 „widerlegend“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „wiederlegend“. 713 Randbemerkung am Seitenrand [29rr] mit Bleistift. 115 d[ie]ser. Demnach ist er um 495 geboren. Er kam 40 J[ahre] alt mit Parm[enides] zu d[en] Panathenäe[r]n nach Athen, wo er seine Schrift (eine v[ie]ll[ei]cht in dialog[ischer] Form abgefaßte Abh[a]ndl[un]g) vorlas.  Biogr[aphie: ] geb[oren] in Elea 495 [,] Vorles[u]ng[en] in Athen.  714 Er scheint den größt[en] Th[ei]l s[eines] Lebens in Elea zugebra[c]ht zu haben. Der Versuch, s[eine] Vaterst[a]dt v[on] ein[em] Tyrann[en] zu befrei[en,] [29rl/ 29vr] soll ihm 715 das Leben gekostet haben  Tod  716 . 1) Zenon stimmt in der Grundansicht mit Parm[enides] überein - worin er sich v[on] ihm unterscheidet, ist die Beweisführ[u]ng, in der er sich geg[en] die gewöhnl[iche] Vorst[e]ll[un]g wendet. Parmenides hatte s[eine] Bestimmung[en] üb[er] d[a]s S[e]yende unmittelbar aus dem B[e]gr[i]ff d[e]s S[e]yenden abgeleitet. Zenon begründet d[ie]s[e]lbe Ansicht mittelbar, indem er zeigt, d[a]ß man sich d[u]rch die entgegengesetzt[en] Annahmen in Schwier[i]gk[ei]t[e]n u[nd] Widersprüche verwickle, - daß sich d[a]s Seyende nicht als eine Vielheit, nicht als etwas Theilbares u[nd] Veränderliches betrachten lasse.  Lehre. Grundansicht von Parmenides - Unters[c]h[ie]d in d[er] Beweisführ[un]g - Unterschied  717 Er will also indirect, apagogisch beweisen die Eleat[ische] Lehre, indem er ihr G[e]g[e]nth[ei]l, die herrschende Vorst[e]ll[un]g zur Ungereimth[ei]t zu führen sucht. - Um d[ie]s[e]s Verfahrens will[en] wird Zenon v[on] Arist[oteles] der Erfinder der Dialektik genannt u[nd] Platon s[a]gt v[on] ihm, daß er es verstanden habe, sein[en] Zuhörern Ein u[nd] dass[e]lbe als ähnl[ich] u[nd] als unähnl[ich], als Eines u[nd] als Vieles, als ruhend u[nd] als bewegt erscheinen zu lassen.  Arist[oteles] u[nd] Platon über ihn  718 - Dad[u]rch ward die Sophistik wenigst[e]ns angebahnt, - wenn auch dem Zenon selbst sophist[ische] W[e]nd[u]ng[e]n noch nicht eig[en]tl[ich] Zweck waren u[nd] Wiss[en]s[c]h[a]ft [,] sond[ern] nur Mittel [,] um eine metaphys[ische] Ueberzeug[un]g, die Lehre v[on] der Einh[eit] u[nd] Unveränderl[i]chk[ei]t des Seyenden zu b[e]gründ[en]. 2) Die Zenonischen B[e]w[ei]se, so weit sie bekannt sind, b[e]z[ie]h[e]n sich th[ei]ls auf die Vielheit [,] th[ei]ls auf die Bewegung. a) B[e]w[ei]se gegen die Vielheit.  Beweise gegen die Vielheit.  719 α) Wenn das Seyende Vieles wäre, so müßte es zugleich unendl[ich] klein u[nd] unendl[ich] groß seyn. - Unendl[ich] klein, denn da jede Vielheit eine Anzahl v[on] Einheiten, eine wirkl[iche] Einheit aber nur d[a]s Untheilbare ist, so muß jedes v[on] 714 Randbemerkung am Seitenrand [29rr] mit Bleistift. 715 Verschrieben; gemeint: ihn. 716 Randbemerkung am Seitenrand [29rr] mit Bleistift. 717 Randbemerkung am Seitenrand [29vl] mit Bleistift. 718 Randbemerkung am Seitenrand [29vl] mit Bleistift. 719 Randbemerkung am Seitenrand [29vl] mit Bleistift. 116 den Vielen entw[eder] selbst eine unth[ei]lbar[e] Einheit seyn od[er] aus solchen Einh[ei]t[e]n bestehen. - Was aber untheilbar ist, das kann keine Größe haben, denn Alles, was eine Größe hat, ist in’s Unendl[iche] theilbar. Die einzelnen Th[ei]le, aus denen d[a]s Viele b[e]steht, hab[en] mithin keine Größe.  Unendl[ich] kleine Theile  720 Es wird also auch Nichts dad[u]rch größer werden, d[a]ß sie zu ihm hinzutreten und nichts d[a]d[u]r[c]h kleiner, d[a]ß sie v[on] ihm hinweggenomm[en] werd[en]. Was aber [,] zu Anderm hinzukommend [,] d[ie]s[e]s nicht vergrößert u[nd,] v[on] ihm hinweggenomm[en,] es nicht verkleinert, das ist Nichts. - Das Viele ist mithin unendl[ich] klein, denn jeder seiner Bestandth[ei]le ist so klein, daß er nichts ist. Anders[ei]ts aber müßen d[ie]se Th[ei]le auch unendl[ich] groß seyn.  Unendl[ich] groß  721 Denn da dasj[enige], was keine Größe hat, nicht ist, so müßen die Vielen, um zu seyn, eine Größe hab[en,] ihre Theile müßen mithin v[on] einander entfernt seyn [.] - Eb[e]nso wird aber auch das, was sie v[on] einander trennt, eine Größe hab[en] müßen  Getrenntheit d[e]r Th[ei]le - Zwischen-Größen  722 u[nd] das, was d[ie]s[e]s von ihnen trennt [,] gleichfalls u[nd] so fort in’s Unendl[iche], so d[a]ß wir demnach unendl[ich] viele Größen od[er] eine unendl[iche] Größe erhalten.  Unendl[ich] viele Größ[en] od[er] unendl[ich] mehr  723 [29vr/ 30rl] β) In gleichem Verfahren zeigt Zenon, daß d[a]s Viele 724 auch der Zahl nach eb[e]nsowohl begrenzt als unbegrenzt seyn müßte. Begrenzt, denn es ist so Vieles als es ist, nicht mehr u[nd] nicht weniger. Unbegrenzt, denn zwei Dinge sind nur dann zwei, wenn sie v[on] einander getrennt sind; damit sie getrennt seye[n], muß etwas zw[i]sch[e]n ihnen seyn; eb[e]nso zw[i]sch[en] diesem u[nd] jedem v[on] d[en] zweien u[nd] so in’s Unendl[iche].  Das Viele der Zahl nach begrenzt u[nd] unbegrenzt (d[u]r[c]h Trennung u[nd] Zwische[n]Dinge  725  NB [: ] Wenn  man  726 auch nur 2 Dinge  annimmt  727 [,] muß man unendl[ich] viele annehme[n.]  728 - Wie bei dem 729 ersten Beweis die Bestimmung der unendl[ichen] Größe, so wird hier die B[e]stimmung der unendl[ichen] Zahl dad[u]r[c]h gewonnen, daß die Vielh[ei]t als eine Mehrh[ei]t getrennter Größen gefaßt u[nd] zw[i]sch[e]n je zwei Getrennte ein Drittes [,] Trennendes eingeschoben wird. Die Alten pflegen d[a]h[er] 720 Randbemerkung am Seitenrand [29vl] mit Bleistift. 721 Randbemerkung am Seitenrand [29vl] mit Bleistift. 722 Randbemerkung am Seitenrand [29vl] mit Bleistift. 723 Randbemerkung am Seitenrand [29vl] mit Bleistift. 724 „eb[e]nso“ in der Zeile gestrichen. 725 Randbemerkung am Seitenrand [30rr] mit Bleistift. 726 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „es“. 727 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „gibt“. 728 Randbemerkung am Seitenrand [30rr] mit Bleistift. 729 „Z“ in der Zeile gestrichen. 117 d[ie]s[e]n Th[ei]l der beid[en] B[e]w[ei]se als Bew[eis] aus der Zweith[ei]l[u]ng zu bezeichn[en].  Bew[eis] aus d[er] Zweitheil[u]ng.  730 γ) Wenn Alles, was ist, im Raume ist, so muß auch der Raum selbst wieder  nur  731 in ein[em] Raume seyn u[nd] so in’s Unendl[iche]. - Da d[ie]s[e]s undenkbar ist, so kann d[a]s S[e]yende üb[er]h[au]pt nicht im Raume seyn.  Raum. Undenkbark[ei]t  732 δ) Ein weiterer Bew[eis] ist in der B[e]h[au]pt[un]g angedeutet, wenn ein Scheffel Frucht beim Ausschütten ein Geräusch hervorbringe, müsse auch jedes einzelne Korn u[nd] jeder kleinste Th[ei]l eines Korns ein Geräusch hervorbringe[n]  Geräusch  733 , was doch der Wahrnehmung zu widersprech[en] scheint. -  (Unwahrnehmbar [,] weil klein ist doch die einfache Lös[u]ng)  734  Also: Alles sinnl[ich] Wahrnehmbare beruht auf Täuschung, ist undenkbar, widersprechend -  735 b) Beweise gegen die Beweg[u]ng.  Bew[eise] gegen die Bewegung.  736 Die vorig[en] B[e]w[ei]se habe[n] die Vielh[ei]t b[e]stritt[en,] um die Gr[u]ndlehre v[on] d[er] Einheit zu beweise[n]. D[ie]s[e]n schließ[en] sich 4 Bew[ei]se geg[en] d[ie] Beweg[un]g an, um die 2. Grundlehre d[e]s S[e]yns, die Unveränderl[i]chk[ei]t darzuthun. α) Der erste d[ie]s[er] B[e]w[ei]se ist f[o]lg[e]nder: Ehe der bewegte Körper am Ziel ankommen kann, muß er erst in der Mitte des Weges angekommen seyn; ehe er an d[ie]s[e]r ankommt, in der Mitte seiner ersten Hälfte, ehe er dahin kommt, in der Mitte des ersten Viertels u[nd] so fort in’s Unendl[iche]. - Jed[e]r Körper müßte d[a]h[er], um v[on] ein[em] Punkt zu ein[em] andern zu gelangen, unendl[ich] viele Räume d[u]rchlaufen.  α) Ehe der bewegte Körper am Ziele ankommt [,] muß er in d[er] Mitte des Weges ankomm[en,] d[a]h[er] unendl[iche] Räume zu durchlaufe[n.]  737 Das Unendl[iche] läßt sich aber in keiner gegeb[enen] Zeit durchlaufen. Es ist also unmögl[ich] v[on] einem Punkt zu eine[m] andern zu gelangen, die Beweg[u]ng ist unmöglich.  NB [: ] Aber unendl[ich] viele Z[ei]tpunkte  738  NB [: ] Aber unendl[iche] Z[eit]th[ei]le!  739 β) Der 2. Bew[eis] ist nur eine and[ere] W[e]nd[u]ng des ersten. (Achilleus)  Achilleus u[nd] Schildkröte -  740 730 Randbemerkung am Seitenrand [30rr] mit Bleistift. 731 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 732 Randbemerkung am Seitenrand [30rr] mit Bleistift. 733 Randbemerkung am Spaltenrand [30rl] mit Bleistift. 734 In und unter der Zeile mit Bleistift eingefügt. 735 Randbemerkung am Seitenrand [30rr] mit Bleistift. 736 Randbemerkung am Seitenrand [30rr] mit Bleistift. 737 Randbemerkung am Seitenrand [30rr] mit Bleistift. 738 Einfügung am Spaltenrand [30rl] mit Bleistift. 739 Randbemerkung am Seitenrand [30rr] mit Bleistift. 740 Randbemerkung am Seitenrand [30rr] mit Bleistift. 118 Das Langsamste, die Schildkröte könnte v[on] dem Schnellsten, v[on] Achilleus [,] nicht eingeholt werden, wenn sie irg[e]nd einen Vorsprung vor ihm hat. Denn um sie einzuholen [,] müßte Achill[eus]  vor  741 erst an den Punkt komme[n], wo sie sich befand [,] als er anfing zu laufen  NB [: ] bl[o]s formal richt[i]g  742  NB [: ] Woher weiß Zenon [,] daß es Widerspruch u[nd] ungereimt sei? Off[e]nb[a]r nur aus d[em] Ers[c]heinungsgebiet selbst!  743 , dann an den, bis wohin sie in der Zw[i]sch[e]nzeit fortgerückt ist, dann dahin, wohin sie gelangte, während er d[ie]s[e]n zweiten Vorsprung einbrachte u[nd] so fort in’s Unendl[iche].  Zeitpunkte ohne Rücksicht auf d[en] Inhalt derselbe[n]  744 . Ist es aber nicht möglich, d[a]ß d[a]s Langsamere v[om] Schnellere[n] eingeholt wird, so ist es üb[er]h[au]pt nicht möglich, ein gegebenes Ziel zu erreichen; es ist keine Beweg[un]g möglich.  Wenn d[er] Langsamere v[om] Schnelleren nicht zu erreich[en] ist, dann üb[er]h[au]pt kein Ziel zu erreich[en] - k[e]i[ne] Bew[e]g[un]g m[ö]gl[i]ch  745 [30rl/ 30vr] Es ist so gemeint, d[a]ß ein gegeb[ener] Raum nicht durchlaufen werd[e]n könne, wenn nicht alle seine Th[ei]le d[u]rchlaufen werd[en], das ist aber unmögl[ich], weil es der Th[ei]le unendl[ich] viele seyen.  Ein gegebener Raum hat unendl[ich] Th[ei]le [,] d[a]h[er] nicht zu durchlaufen  746 (Man kann aber eb[en]so gut die Z[ei]t in unendl[ich] viele Th[ei]le th[ei]l[en] u[nd] d[ie]se größer od[er] kleiner nehme[n.]) γ) 3. Bew[eis].  3 [.] Bew[eis] aus d[er] Ruhe (Zweith[ei]l[u]ng)  747 So lange Etwas in ein u[nd] dems[e]lb[en] Raume ist, ruht es. Nun ist aber der fliegende Pfeil in jedem Augenblick in dems[e]lb[en] Raume. Er ruht also in jedem Augenblick seines Flugs, also auch währ[en]d d[e]s ganzen Flugs, seine Beweg[u]ng ist nur scheinbar.  Die Augenblicke s[c]hroff getrennt -  748 - Auch d[ie]s[er] Bew[eis] b[e]ruht auf dem gleich[en] Verfahr[en]. Hier wird die Zeit in ihre kleinst[en] Th[ei]le aufgelöst u[nd] wird unter d[ie]s[er] Voraussetz[u]ng gezeigt, d[a]ß keine Beweg[un]g sey. Aristot[eles]  Aristot[eles]  749 erkennt dieß als ganz richt[i]g an. Im Moment als solchem ist keine Beweg[un]g, üb[er]h[au]pt keine Veränd[e]r[un]g mögl[ich]. Man kann nicht sage[n], in d[ie]s[e]m Aug[en]bli[c]k ist d[er] flieg[en]de Pfeil im Uebergang v[on] d[em] Raume A in B od[er,] was dass[e]lbe, in A u[nd] B, sond[ern] man kann nur sagen in de[m] Raum A.  NB [: ] V[ie]ll[ei]cht könnte man eb[e]nso gut sag[en]: In keine[m] Momente sey der 741 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 742 Randbemerkung am Spaltenrand [30rl]. 743 Randbemerkung am Seitenrand [30rr] mit Bleistift. 744 Randbemerkung am Spaltenrand [30rl] mit Bleistift. 745 Randbemerkung am Seitenrand [30rr] mit Bleistift. 746 Randbemerkung am Seitenrand [30vl] mit Bleistift. 747 Randbemerkung am Seitenrand [30vl] mit Bleistift. 748 Randbemerkung am Spaltenrand [30vr] mit Bleistift. 749 Randbemerkung am Seitenrand [30vl] mit Bleistift. 119 Pfeil in eine[m] Raume [.] -  750 Denkt man sich also unter d[er] Zeit statt ein[er] stet[i]g[en] Größe eine Reihe v[on] unendl[ich] Vielen aufeinand[e]rfolg[e]nd[en] Zeitmomenten, so erhält man statt d[e]s Uebergangs v[on] ein[em] Raum in den andern blos ein succeß[ives] Seyn in d[en] verschied[enen] Räum[en], u[nd] die Beweg[un]g ist gerade so unmögl[ich], wie wenn man sich statt der zu durchlauf[e]nd[en] Linie eine Reihe v[on] unendl[ich] viele[n] diskret[en] Punkte[n] denkt. δ) 4 [.] Bew[eis.]  4 [.] Bew[eis.] bewegende, begegnende Körper -  751 Nach den Gesetzen der  Bewegung  752 müßen bei gleicher Geschwind[i]gk[ei]t in der gleichen Zeit gleich große Räume durchmessen werden. Nun kommen aber 2 gleich große Körper noch einmal so schnell an einander vorbei, wenn sie sich beide mit gleicher Geschwind[i]gk[ei]t an einander vorbeibewegen, als wenn der eine ruht u[nd] der andere mit ders[e]lb[en] Geschwind[i]gk[ei]t sich an ihm vorbeibewegt. - Hieraus will nun Zenon schließen, daß zur Durchmess[u]ng des gleichen Raumes -  (  753 deßen, den jeder v[on] d[en] beid[en] Körpern einnimmt -  )  754 bei gleicher Geschwind[i]gk[ei]t das eine mal nur halb so viel Zeit nöthig sey als das andere mal, daß mithin die Thatsachen mit den Gesetzen der Beweg[un]g in Widerspruch stehen.  bei gleichzeit[i]g[er] Beweg[un]g komm[en] sie schneller aneinand[e]r vorbei - aber  keine  755 sie kommt darum doch [*] als er kommt, wenn der andere ruht - Die Beweg[un]g v[on] jedem verkleinert dem ander[n] den Körper [,] an dem er vorüber muß - denn jeder durchgeht 756 nur die Hälfte des Raumes, den er einnimmt.  757 Der Fehlschluß beruht hier darauf, daß der v[on] dem ein[en] Körper d[u]rchlaufene Raum dem Raum der Körper gleichgestellt wird, an denen er vorbeigekommen ist; daß dieß aber nicht erlaubt ist, konnte allerdings damals, wo über die Gesetze der Beweg[un]g noch nicht weiter gedacht worden [,] noch nicht zum Bewußts[eyn] gekommen seyn. - An d[ie]se Art Beweisführ[un]g schloß sich allerdings zunächst dann die Sophistik u[nd] der Zweifel an, oder die Leugnung d[e]s object[iv] gültig[en] Wissens. 750 Randbemerkung am Seitenrand [30vl] mit Bleistift. 751 Randbemerkung am Seitenrand [30vl] mit Bleistift. 752 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „Geschwind[i]gk[ei]t“. 753 Einfügung in der Zeile mit Bleistift. 754 Einfügung in der Zeile mit Bleistift. 755 Über der Zeile. 756 „die“ in der Zeile gestrichen. 757 Randbemerkung am Seitenrand [30vl] mit Bleistift. 120 4. Melissus. Melissus, Zeitgenosse des Zenon, aus Samos, Staatsmann u[nd] Feldherr seiner Vaterstadt, um 444.  Melißus aus Samos 444  758 V[on] s[einer] Schr[i]ft περὶ τοῦ ὄντος hat uns Simplic[ius] bedeutende Bruchstücke erhalte[n] (Comment[atio] in Arist[otelis] Phys[icorum libros]) [.] Platon (Theaet[etos]) setzt den Melißus dem Parmen[ides] nach [30vr/ 31rl] 759 u[nd] Aristot[eles] wirft ihm u[nd] dem Xenophanes Mangel an dialekt[ischer] Bild[un]g u[nd] logischer Schärfe vor.  1)  760 Mit Zenon 761 stimmt Melißus in dem Streben überein, die Lehre des Parmen[ides] geg[en] die herrschende Vorstell[u]ngsw[ei]se zu vertheidigen. - Er versucht es aber nicht indirect wie Zenon, sond[ern] er will direct zeigen, daß das Seyende nur so gedacht werden könne, wie Parmen[ides] seinen Begriff bestimmt hatte [.] -  Lehre [: ] Beweisf[ü]h[run]g für Eleat[ische] Lehre wieder a) direct  762 Da aber d[ie]s[er] directe Bew[eis] auf eine für die Gegner überzeug[e]nde W[ei]se nur von Voraussetz[u]ng[e]n ausgehen konnte, die beiden Th[ei]l[e]n gemeinsam, so sucht er bei den Vertretern der gewöhnl[ichen] Denkw[ei]se selbst Anknüpf[u]ngs-Punkte für die Eleatische Lehre zu finden. Die Bestimmungen des Melißus v[om] Seyenden sind:  2)  763 die Ewigk[ei]t, Unendlichk[ei]t, Einheit u[nd] Unveränderlichk[ei]t.  a)  764 Das [,] was ist, ist ungeworden u[nd] unvergängl[ich].  α [)]   Was ist, ist ungeword[en] u[nd] unvergängl[ich]  765 Wäre es geworden, so müßte es aus Seyend[em] od[er] Nichts[e]yend[em] etc. Eb[e]nso wenn es verginge, müßte es entwed[er] in ein Seyendes od[er] in ein Nichtseyendes sich auflösen; aber zu einem Nichtseyend[en] kann das Seyende nicht werden, wie dieß Alle zugeben u[nd] soll es in ein Seyendes übergehen, so ist dieß kein Vergehen.  Anknüpf[u]ngsp[u]nkte im gewöhnl[ichen] Bewußtsein β) Bestimmu[n]g[en] des Seiende[n: ] Ewigk[ei]t, Unendl[i]chk[ei]t, Einheit, Unendl[i]chk[ei]t 766  767 758 Randbemerkung am Seitenrand [30vl] mit Bleistift. 759 „Gesch[ichte] der griech[isch-]röm[ischen] Philos[ophie] 16.“ am oberen Seitenrand [31rr]; „16.“ bezeichnet den Bogen. 760 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 761 „trifft“ in der Zeile gestrichen. 762 Randbemerkung am Seitenrand [31rr] mit Bleistift. 763 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 764 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 765 Randbemerkungen am Seitenrand [31rr] mit Bleistift. 766 „Unendl[i]chk[ei]t“ irrtümlich wiederholt; gemeint: Unveränderlichkeit. 767 Randbemerkung am Seitenrand [31rr] mit Bleistift. 121  b)  768 Ist d[a]s Seyende ewig, dann muß es auch unendl[ich] seyn, denn was nicht geworden ist u[nd] nicht vergeht, das hat weder Anfang noch Ende u[nd] was wed[er] Anf[a]ng noch Ende hat [,] ist unendl[ich]. - Hied[u]rch weicht Melißus v[on] Parmen[ides] ab u[nd] Arist[oteles] tadelt ihn stark darum. Er macht sich eine[r] Vermisch[un]g der zeitl[ichen] u[nd] räuml[ichen] Unendl[i]chk[ei]t schuld[i]g.  β [)]   β) Unendlich - was ewig ist [.] Aristot[eles’] Tadel. Zeitl[iche] u[nd] räuml[iche] Unendl[i]chk[ei]t vermischend -  769 Melißus hat näml[ich] bewiesen, daß d[a]s Seyende der Zeit nach ohne Anf[a]ng u[nd] Ende ist u[nd] er schließt daraus, daß es keine Raumgrenze haben könne. Indeß stützte er seine B[e]h[au]pt[u]ng auch noch durch die Bem[e]rk[u]ng, daß d[a]s S[e]yende nur d[u]rch d[a]s Leere begrenzt seyn könnte, da es nun kein Leeres gebe, so müsse es unbegrenzt seyn.  Auch räuml[ich] unendl[ich], weil die Gränze nur das Leere sein könnte - das nicht ist  770 - War nun schon die begrenzte Ausdehnung, welche Parm[enides]  dem S[e]y- [e]nd[en]  771 zus[c]hreibt, mit s[einer] Unth[ei]lbark[ei]t schwer vereinbar, so gilt dieß v[on] d[er] unbegrenzt[en] Ausdehnung noch weit mehr. Wenn d[a]h[er] auch Melißus sich ausdrückl[ich] gegen die Körperl[i]chk[ei]t des Seyend[en] verwahrt, so ist doch d[e]s Aristot[eles] Bemerk[un]g, d[a]ß er sich dasselbe materiell zu denk[en] scheine, nicht ohne Grund.  c)  772 Indessen Meliß[us] schließt aus der Unbegrenzth[ei]t des Seyenden auf dessen Einheit. Wenn es mehrere S[e]yende gäbe, meint er, so müßt[en] sie gegeneinander begrenzt seyn, ist d[a]h[er] d[a]s S[e]yende unbegrenzt, so ist es Eins. Auch an sich selbst, s[a]gt er, ist die Vielheit undenkbar. Denn um viele zu seyn, müßt[en] die Dinge d[u]rch d[a]s Leere getrennt seyn; ein Leeres aber kann es nicht geb[en,] da d[a]s Leere nichts Andres wäre als d[a]s Nichtseyende;  γ [)] Einheit - weil Unbegrenztheit. Denn mehrere Seiende müßt[en] sich begränzen (weil Leere dazw[i]schen [).] Ein Leeres kann es nicht geb[en,] da es = Nichtseiendes wäre [.] Als Ni[c]htseiendes könnte es ohn[e]hi[n] kei[ne] Trennu[n]g wirk[en]  773 und auch wenn man annehmen wollte, d[a]ß sich die Theile der Materie [31rl/ 31vr] unmittelbar berühren, ohne Etwas zwisch[en] sich zu haben, wäre nichts gewonnen; soll die Materie auf allen Punkt[en] geth[ei]lt seyn, gäbe es mithin gar keine Einheit, so könnte es auch keine Vielheit geben, sond[ern] Alles wäre leerer Raum;  Wenn aber lauter Theilu[n]g wäre, also keine Einheit, dann könnte es auch keine Vielheit geb[en.] -  774 - soll sie and[e]rs[ei]ts nur an gewissen Punkten geth[ei]lt seyn, so ist nicht einzuse- 768 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 769 Randbemerkungen am Seitenrand [31rr] mit Bleistift. 770 Randbemerkung am Seitenrand [31rr] mit Bleistift. 771 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „ihm“. 772 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 773 Randbemerkung am Seitenrand [31rr] mit Bleistift. 774 Randbemerkung am Seitenrand [31vl] mit Bleistift. 122 hen, warum sie es nicht überall ist; - sie kann also üb[er]h[au]pt nicht geth[ei]lt seyn.  Nicht Vielheit  775 Zu d[e]ns[e]lb[en] 776 Resultate kommt Melißus noch d[u]rch eine andere Erwäg[u]ng: wenn die vermeintl[ich] vielen Dinge wirkl[ich] das wären, als was sie uns erscheinen, so dürft[en] sie nie aufhören es zu seyn. Indem uns die Wahrnehmung eine Veränd[e]r[u]ng u[nd] ein Vergehen zeigt, widerlege sie sich selbst; sie verdiene mithin auch in dem [,] was sie über die Vielh[ei]t der Dinge aussagt, keinen Glauben. -  d)  777  Gegen Möglichk[ei]t der Bewegung  778 Die Mögl[i]chk[ei]t der Beweg[un]g bestreitet Meliß[us] so: Das Seyende kann sich nicht b[e]wegen, es kann keine Vergrößerung, keine Veränd[erun]g seines Zustandes, keinen Schmerz erfahren; denn jede Beweg[un]g ist Uebergang in ein Anderes, Aufhören des Bisherigen u[nd] Entst[e]h[un]g eines Neuen  α) aus der Einh[e]it des Seiend[en.] Es kann d[a]h[er] nicht aus Ei[nem] in Andres übergeh[en], wie bei Bew[e]g[un]g nothw[en]d[i]g.  779 ; das Seyende aber ist nur Eines u[nd] es gibt kein Anderes außer ihm, es ist ewig, so daß es weder aufhört noch entsteht; es ist d[a]h[er] nothw[e]nd[i]g ohne alle Veränd[e]r[u]ng u[nd] immer sich selbst gleich. - Zudem müßte jede Beweg[un]g, auch die langsamste Veränd[e]r[u]ng [,] mit der Zeit zu einem gänzl[ichen] Aufhören dessen, was sich verändert, führe[n]. Insbes[ondere] aber die räuml[iche] Beweg[un]g kann, meint Meliß[us,] ohne die Annahme eines leeren Raumes nicht gedacht w[e]rd[en], denn soll ein Ding in eine andere Stelle einrücken, so muß d[ie]se leer seyn, um es aufnehmen zu können; soll es and[e]rs[ei]ts sich in sich selbst zusammenziehen, so muß es dichter werden, als es vorher war [,] d. h. es muß weniger leer werden, denn dünner ist, was mehr, dichter, was weniger leeren Raum enthält! Jede Beweg[un]g setzt d[a]h[er] ein Leeres voraus, was ein 780  Anderes  781 in sich aufnehmen kann, ist leer, was d[ie]s[e]s nicht kann, ist voll u[nd] was sich bewegt [,] kann sich nur im Leeren bewegen. - Das Leere aber wäre das Nichtseyende, d[ie]s[e]s aber ist nicht. Mithin kein Leeres u[nd] d[a]h[er] keine Beweg[un]g.  β) Zur räuml[ichen] Beweg[un]g wäre leerer Raum nöthig - (auch wenn es sich blos in sich selbst zurückzöge, di[c]hter würde [,] d. h. w[en]iger leer[en] Raum hätte [)] -  782 Oder: Das Seyende kann sich weder in ein Seyendes bewegen, denn es gibt kein Seyendes außer ihm selbst, noch in ein Nichtseyendes [,] denn d[ie]s[e]s gibt es 775 Randbemerkung am Seitenrand [31vl] mit Bleistift. 776 Verschrieben; gemeint: demselben. 777 Einfügung am Zeilenanfang mit Bleistift. 778 Randbemerkung am Seitenrand [31vl] mit Bleistift. 779 Randbemerkung am Seitenrand [31vl] mit Bleistift. 780 „ein“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „eine“. 781 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „Beweg[un]g“. 782 Randbemerkung am Seitenrand [31vl] mit Bleistift. 123 üb[er]h[au]pt nicht  ni[c]ht in Seiend[em] noch in Nichtsei[en]d[em] kann si[c]h d[a]s Leere Seiend[e] beweg[en] -  783 . - Daraus ergab sich dann die Unmögl[i]chk[ei]t einer Theil[un]g d[e]s Seyenden od[er] eine Misch[u]ng der Stoffe v[on] selbst (geg[en] Empedokles u[nd] Anaxag[oras] u[nd] die Atomistik) [.] - Auch Meliß[us] vermischt d[a]s Zeugniß der Sinne, da d[ie]se uns Vielh[ei]t u[nd] Veränd[e]r[u]ng vorspiegeln.  Mißtr[a]u[en] g[e]g[en] die Sinne  784 - Über die Götter  Götter  785 soll er jede Aeuß[e]r[u]ng abgelehnt habe[n], weil man Nichts v[on] ihnen wissen könne. [31vr/ 32rl] II [.] Abschnitt. Heraklit, Empedokles, Atomistik, Anaxagoras. D[ie]se Philosophen, deren Lehren in d[ie]s[em] 2. Abschn[itt] b[e]h[a]nd[e]lt w[e]rd[en] sollen, sind, wie schon früher bemerkt, nicht d[u]rchgäng[i]g der Zeit nach jünger als die der ersten Periode, sondern großenth[ei]ls Zeitgenossen ders[e]lb[e]n - so daß die 2 Abschn[itte] weniger auf die Z[ei]tfolge als auf den Inhalt der Lehre b[+++]t. 1. Heraklit. Während in Unteritalien in der Eleatisch[en] Schule aus der Einheit alles Seyns die gänzl[iche] Unmögl[i]chk[ei]t der Vielheit u[nd] des Werdens gefolgert wurde - entstand gleichzeitig in Kleinasien ein System, welches dies[e]lbe Voraussetz[u]ng in entgegengesetzter Richt[u]ng ausbildete, indem es das Eine Seyende als ein schlechthin Bewegtes, in unabläss[i]g[e]r Veränd[e]r[u]ng u[nd] Besond[e]r[u]ng Begriffenes auffaßte. Der Urheber d[ie]s[e]s Syst[em]s war Heraklit. Heraklit aus Ephesus blühte um 500 v. Chr., also jünger als Pythagoras u[nd] Xenophanes, deren er in s[einer] Schrift Erwähnung thut  um 500 [,] d[er] weinende Philosoph  786 . Ueber seine Lebensverhältn[i]sse ist wenig Zuverlässiges bekannt. Die 783 Randbemerkung am Seitenrand [31vl] mit Bleistift. 784 Randbemerkung am Seitenrand [31vl] mit Bleistift. 785 Randbemerkung am Seitenrand [31vl] mit Bleistift. 786 Randbemerkung am Seitenrand [32rr] mit Bleistift. 124 Tradition schreibt ihm eine düstere, melancholische Gemüthsart zu u[nd] macht ihm den Vorwurf übermüth[i]g[en] Stolzes u[nd] M[e]nsch[e]nverachtung. - Aristokratische Gesinnung wenigstens u[nd] Veracht[u]ng des großen Haufens spricht er allerdings in mehrere[n] Stellen s[einer] Schr[i]ft schroff aus. Besonders auch über die früh[ere] Philos[ophie] äußert er sich mit großer Geringschätz[u]ng. „Vielwisserei, s[a]gt er, bildet den Sinn nicht; würde sie es, so hätte sie auch den Pythag[oras] belehrt u[nd] den Xenophanes. Im G[e]g[e]nsatz geg[en] d[ie]se Vielwisser bezeichnet er sich selbst als Autodidacten, der Alles aus sich selbst geschöpft habe, dem die Selbsterkenntn[i]ß die einzige Quelle der Weish[ei]t gewesen sey.  Autodidacten  787 Seine Lehren trug er d[a]h[er] mit Selbstgefühl u[nd] Zuversicht vor, so daß Aristot[eles] v[on] ihm sagt, Heraklit vertraue eben so fest seinen Meinung[en] als Andere ihrem Wissen. - Seine Lehre legte Heraklit in ein[er] Schrift nieder, die bei den Alten in großem Ansehen stand.  S[c]hrift  788 Sie scheint urspr[ü]ngl[ich] den Titel geführt zu haben περὶ φύσεως. Ueber Dunkelheit, Räthselhaff[i]gk[ei]t ders[e]lb[e]n wird v[on] d[en] Alten viel geklagt; Heraklit erhielt davon den Beinamen der Dunkle (ὁ σκόπενος). Spätere Schr[i]ftst[e]ll[e]r haben b[e]h[au]pt[e]t [,] Herakl[it] habe absichtl[ich] dunkel geschrieben, damit s[eine] (Lehre) Schr[i]ft der unphilosophisch[en] Menge unzugängl[ich] bleibe. Die Dunkelh[ei]t erklärt sich indeß aus der Unbehülfl[i]chk[ei]t der noch unausgebildet[en] prosaisch[en] (Sprache) u[nd] Wortfügung; w[e]ßh[a]lb auch Aristot[eles] [32rl/ 32vr] klagt, es sey s[c]hwer, Heraklits Sätze richt[i]g zu construiren. Die älteste Prosa hatte, indem sie sich aus der Poesie heraus entwickelte, eine Neigung zu bildli[c]her, mythischer, gnomenartiger Ausdrucksweise. So auch in d[er] Schr[i]ft Heraklit’s, die vorherrschend in Bildersprache verfaßt war, reich an derben Gleichnissen u[nd] Sinnsprüchen. Dazu kam noch die natürl[iche] philos[ophische] Tiefe, die in unvermittelter W[ei]se im Drang d[e]s G[ei]st[e]s die Gedanken ausdrückte. Hi[e]raus entstand seine abgerissene, sententiöse, in orakelhaft[en] Bildern sich fortbewegende Art der Darst[e]ll[u]ng, die eben hied[u]rch manchmal S[c]hwung u[nd] Erhabenheit erhielt. Heraklit war sicher einer der tiefst[en] Denker der vorsokr[a]t[i]s[c]h[en] Schule. Sokrates soll sich über s[eine] Schr[i]ft geäußert haben, was er davon verstanden habe, sey vortreffl[ich] u[nd] von dem, was er nicht verstanden, glaube er [,] daß es eb[e]n so sey; allein die Schrift erfordere einen delischen (tüchtigen) Schwimmer 789 . - Heraklits Lehre blühte noch J[a]hrh[u]nd[e]rte nach ihm; insbes[ondere] auch zu Platon’s Zeit, der  das  790 allerdings ausgeartete Treiben (unmethodisch u[nd] enthusiastis[c]h]) verspottet (Theaet[etos]). Besonders die Stoiker, die ihre Physik fast ganz aus Herakl[it] schöpf- 787 Randbemerkung am Seitenrand [32rr] mit Bleistift. 788 Randbemerkung am Seitenrand [32rr] mit Bleistift. 789 Lesart unsicher. 790 Über der Zeile. 125 ten, haben seine Phil[o]s[ophie] neu zu beleben u[nd] auszubreiten gesucht u[nd] Mehrere v[on] ihnen haben erläuternde Commentare zu s[einer] Schr[i]ft verfaßt. In neu[erer] Z[ei]t ist Herakl[it] vorzügl[ich] d[u]rch Hegel zu Ehre[n] gekommen. Er s[a]gt v[on] s[einer] Philos[ophie: ] „Hier sehen wir Land; es ist kein Satz des Herakl[it,] den ich nicht in meine Logik aufgenommen. [“] 1) G[e]g[e]nsatz geg[en] d[ie] gewöhnl[iche] Vorst[e]ll[u]ng. Wie die Lehre der Eleaten so hat sich auch die des Heraklit in schroffen 791 G[e]g[e]nsatz geg[en] die gewöhnl[iche] Meinung ausgebildet. - Herakl[it] erblickt nirgends wahre Erk[e]n[n]tn[i]ß; die Masse der M[e]nsch[e]n hat kein Verständniß für die ew[i]ge Wahrh[ei]t, auch wenn sie offen zu Tage liegt; fremd bleibt ihnen selbst das, was ihnen tägl[ich] begegnet u[nd] sie wissen nicht [,] wo ihr Weg sie hinführt u[nd] was sie wachend thun, vergessen sie, als ob sie es im Schlafe gethan. Die Wahrh[ei]t erscheint ihnen unglaubl[ich] u[nd] sie sind taub dafür, auch wenn sie ihnen zu Ohren kommt; dem Esel ist ja Spreu lieber als Gold u[nd] der Hund bellt jeden an, den er nicht kennt. Da sie gleich unfähig sind zu reden u[nd] zu hören, so thäten sie am besten ihre Unwiss[e]nh[ei]t zu verbergen. Unverständ[i]g, wie sie sind, halten sie sich an die Phrasen der Sänger u[nd] die Meinung[en] des Pöbels - ohne zu bedenken, daß es der Guten immer nur Wenige sind, daß die meisten dahinleben wie das Vieh - daß nur die Besten der Sterbl[ichen] unvergängl[ichen] Ruhm allem Andern vorziehen, d[a]ß Ein Trefflicher mehr werth ist als tausend Schlechte. - [32vr/ 33rl] 792 Indeß kommen auch die nicht viel besser weg bei Herakl[it,] die den Ruhm höh[erer] Weish[ei]t erwerben. Er findet bei ihnen mehr Vielwisserei als wirkl[iche] Einsicht. Ueb[er] Hesiod, Archilochos, Pythag[oras], Xenophanes [,] Hekataeus, namentl[ich] aber über Homer finden sich die herbsten Urth[ei]le. Nur einige v[on] d[en] sog[enannten] 7 Weisen beh[a]nd[e]lt er besser. I [.] Grundlehre (Metaphysik). 793  1)  794 Der Grundfehler der herrsch[e]nd[e]n Vorstell[u]ngs-W[ei]se b[e]st[e]ht nach Herakl[it] darin, daß  sie  795 den Dingen eine Beharrlichk[ei]t des Seyns beilegt, die ihnen nicht zukommt. Das Wahre ist, daß es nichts Festes, Bleibendes in der Welt 791 Verschrieben; gemeint: schroffem. 792 „Gesch[ichte] der griech[isch-]röm[ischen] Philos[ophie] 17.“ am oberen Seitenrand [33rr]; „17.“ bezeichnet den Bogen. 793 Einfügung mit Bleistift. 794 Unter der Zeile mit Bleistift als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „2) Lehre.“. 795 „sie“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „der“; in der Zeile folgendes „M[e]nsch[e]n“ gestrichen. 126 gibt, sond[ern] Alles  [*]  796 in unablässig[e]r Veränd[e]r[u]ng begriffen ist, wie ein Strom, in dem immer neue Wellen die früheren verdrängen. - Nichts bleibt [,] was es ist, sond[ern] Alles geht in sein G[e]g[e]nth[ei]l über; Alles wird aus Allem, Alles ist Alles. Der Tag ist bald kürzer [,] bald länger, eb[en]so die Nacht; - Hitze u[nd] Feucht[i]gk[ei]t wechseln, die Sonne ist näher u[nd] entfernter. Wenn die Oberwelt erleuchtet ist, liegt die Unterwelt in Finsterniß u[nd] umgekehrt. - Das Sichtbare geht in’s Unsichtbare, d[ie]s[e]s wieder in jenes über, das Eine tritt an die Stelle des Andern; das Eine geht d[u]rch d[a]s Andere zu Grunde, d[a]s Große nährt sich v[om] Kleinen, d[a]s Kleine v[on] d[em] Großen. - Auch v[on] dem M[e]ns[c]h[e]n nimmt die Natur gleichzeit[i]g Th[ei]le u[nd] andere gibt sie ihm; sie macht ihn größer, indem sie ihm gibt u[nd] kleiner, indem sie ihm nimmt. - Was dem Einen heilsam, ist dem Andern verderbl[ich]. Aufwärts u[nd] Abwärts, Sterbliches u[nd] Unsterbliches ist dasselbe. Krankheit u[nd] Gesundheit, Hunger u[nd] Sättig[u]ng, Anstr[e]ng[un]g u[nd] Erhol[u]ng gehören zusammen; im Wechsel der Dinge wird Alles zu Einem. - Aus dem Lebenden wird Todtes, aus d[em] Todten Lebendiges; aus d[em] Jung[en] Altes, aus d[em] Alten Junges; aus dem Wachen Schlafendes, aus dem Schlafend[en] Waches. Der Strom der Erzeug[u]ng u[nd] des Unterganges steht nie stille. - Auf d[ie]s[er] beständ[i]g[en] Beweg[un]g beruht alles Leben u[nd] Lebensgefühl; nur in ihr besteht üb[er]h[au]pt das Daseyn der Dinge; kein Ding ist d[ie]s[e]s od[er] jenes, sond[ern] es wird es nur in der Beweg[un]g des Naturlebens. Die Dinge sind nicht etwas Beharrliches, was ein für allemal fertig wäre, sond[ern] sie werde[n]  mit  797 den 798 Fluß der Erscheinung d[u]rch die wirk[e]nd[en] Kräfte fortwährend neu erzeugt; sie bezeichnen nur die Punkte [,] in denen die entgegengesetzt[en] Strömung[en] des Naturlebens sich kreuzen. - Herakl[it] vergleicht d[a]h[er] die Welt einem Mischtrank, der beständ[i]g umgerührt werden muß, um sich nicht zu zersetzen, u[nd] die weltbildende Kraft einem Kinde, das spielend Steine hin und hersetzt, Sandhaufen aufbaut und wieder einwirft. - Während also Parmenides das Werden geläugnet hatte [,] um den reinen B[e]gr[i]ff d[e]s S[e]yns festzuhalten, läugnet umgekehrt Herakl[it] das S[e]yn, um dem Gesetz d[e]s Werdens nichts zu vergeben, [33rl/ 33vr] Parmen[ides] hält die Beweg[un]g u[nd] Veränd[e]r[un]g für eine Täusch[u]ng der Sinne - Herakl[it] erklärt die Vorst[e]ll[u]ng des beharrenden S[e]yns für eine solche. 796 Bleistiftnotiz am Spaltenrand [33rl]. 797 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „d[u]rch“. 798 Verschrieben; gemeint: dem. 127 2) 799 Der metaphys[ische] Satz v[om] Fluß der Dinge, v[om] Werden wird aber bei näherer Bestimmung zu einer physikalischen Anschauung. -  a)  800 Das Werden (Werdende), das Lebend[i]ge, Bewegte  in d[er] Natur  801 in ihm näml[ich] das Feuer. Es war dem Heraklit das Feuer das Ursprünglichste, das Princip, der Grundstoff aller Dinge. „Diese Welt, s[a]gt er, die gleiche für Alle, hat weder der Götter noch der M[e]nsch[e]n einer gemacht, sond[ern] sie war immer u[nd] wird seyn ewiglebend[i]g[e]s Feuer“; das Feuer waltet niemals rastend in Allem. Damit ist auch angedeutet, warum er die Welt ein Feuer nennt, näml[ich] um damit die absolute Lebend[i]gk[ei]t der Natur auszudrücken u[nd] den rastlosen Wechsel der Erscheinung[en] begreiflich zu machen.  b)  802 Das Feuer ist ihm nicht eine unveränderl[iche] Substanz, aus der die abgeleiteten Dinge zusammengesetzt wären, u[nd] die in d[ie]s[er] Zusammensetz[u]ng unverändert bliebe (wie die Elemente des Empedokles od[er] 803 die Urstoffe d[e]s Anaxag[oras]) [,] sond[ern] es ist das Wesen [,] das unaufhörlich in alle Elemente übergeht  sich verwandelt  804 ,  ist  805 der allgem[eine] Nahr[u]ngsstoff, der im ew[i]g[en] Kreislauf alle Th[ei]le des Weltganzen d[u]rchdringt, in jedem eine andere B[e]s[c]h[a]ff[e]nh[ei]t annimmt, die Einzeldinge erzeugt u[nd] wieder in sich auflöst, den ruhelosen Pulsschlag der Natur d[u]rch s[eine] absolute Bewegl[i]chk[ei]t hervorbringt. (Das Feuer ist also die bewegende, wirkende Ursache u[nd] zugleich das Wesen d[e]s Werd[e]nd[en]).  c)  806 Unter Feuer od[er] dem Feuerstrahl verstand näml[ich] Heraklit nicht blos das sichtbare Feuer, sond[ern] üb[er]h[au]pt das Warme, den Wärmestoff (od[er] die trocknen Dünste nach Späterer Bezeichnung). Aus d[ie]s[e]m Grunde hat er auch statt d[e]s Feuers gerad[e]zu den Hauch, die ψυχη gesetzt. Wegen d[ie]s[e]r allgem[einen] Bedeut[un]g d[e]s Wortes sagt er v[on] seinem Feuer, es gehe niemals unter, denn es sey nicht [,] wie d[a]s Sonnenlicht [,] an eine besondere und darum wechselnde Erscheinung gebund[en], sond[ern] es ist das allgem[eine] Wesen, das in allen Dingen als ihre Substanz enthalten ist.  d)  807 Es ist aber in ihnen nicht in sein[er] urspr[ün]gl[ichen] Gestalt, sond[ern] in einer der Formen, die es im Verlaufe seiner Umwandlung annimmt. - Alles, s[a]gt Herakl[it], wird umgesetzt gegen Feuer u[nd] Feuer geg[en] Alles, wie Waaren gegen Gold u[nd] Gold geg[en] Waaren, wo aber auch nicht der Stoff [,] sond[ern] nur der 799 „2)“ ersetzt durch Überschreibung mit Bleistift ursprüngliches „3)“. 800 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 801 Über der Zeile eingefügt. 802 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 803 „od[er]“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „)“. 804 Über der Zeile mit Bleistift. 805 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 806 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 807 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 128 Werth derselbe bleibt. - Nicht also d[u]rch bloße mechanische Zusammensetz[u]ng u[nd] Trennung aus dem Urstoff entsteht das Abgeleitete, sond[ern] [33vr/ 34rl] vielmehr d[u]rch Umwandl[u]ng, d[u]rch qualitative Veränd[e]r[u]ng. Auch nicht eig[e]ntl[ich] d[u]rch Verdicht[u]ng u[nd] Verdünnung sollen die Dinge aus dem Feuer entst[e]h[e]n u[nd] sich wieder auflösen; denn wenn allerdings auch nach Herakl[it] eine Verdicht[u]ng entst[e]ht, wenn d[a]s Feuer in Feucht[i]gk[ei]t, die Feucht[i]gk[ei]t in Erde übergeht, u[nd] im entgeg[e]nges[etzten] Fall eine Verdünnung - so ist hiebei Verdicht[un]g u[nd] Verdünnung doch nicht eig[en]tl[ich] als Grund, sond[ern] als Folge der Substanzveränd[e]r[u]ng aufgefaßt. Nicht etwa d[u]rch näheres Zusammenrück[en] der Feuerth[ei]lchen ist Feuer zu Feuchte[m] u[nd] dann zu Erde geworden, sond[ern] aus Dünnerem ist Dichteres geworden, weil sich das Feuer in Feucht[i]gk[ei]t, Feucht[i]gk[ei]t in Erde verwandelt hat; und um das Feuer wieder herzustellen [,] ist d[a]h[er] nicht ein bloßes Auseinanderrücken der Urbestandth[ei]le, sond[ern] eine neue Umwandl[u]ng, eine qualitative Veränd[e]r[u]ng der Th[ei]le  eb[en]so  808 wie des Ganzen nothw[en]d[i]g.  (Dynamisch [,] nicht mechanisch - atomistisch -)  809 Er spricht d[a]h[er] stets nur v[on] Umwandlung, v[on] Verlöschen u[nd] Entzünde[n] des Feuers, v[on] Leben u[nd] Tod der Elemente; Ausdrücke, die sich bei kein[em] andern Philos[ophen] finden [,] sond[ern] nur Verdünnung, Verdicht[un]g, Verbind[un]g, Trennung. Herakl[its] Feuer beharrt also nicht im Wechsel der Dinge unveränderl[ich,] sond[ern] bringt d[u]rch unabläss[i]ge Umwandl[u]ng d[ie]s[e]n Wechsel hervor.  (Neuere Chemie [,] Atomistik u[nd] Dynamik - Transsubstantiati[on])  810 3) 811 Hieraus konnte dann d[ie] Lehre hervor  gehen  812 , d[a]ß der Streit der Vater der Dinge sey, daß die Bild[u]nge[n] dem Streite ihr Entstehen verdanken. Aus dem Fluß der Dinge folgt  näml[ich]  813 , d[a]ß Alles ohne Ausnahme entgegengesetzte Bestimmung[en] in sich vereinigt. Jede Veränd[erun]g ist ein Uebergehen aus  ein[em]  814 (entgegengesetzt[en]) Zustand in den entgegengesetzt[en]; u[nd] wenn Alles sich verändert u[nd] nur  in  815 d[ie]s[e]r Veränd[e]r[u]ng existirt, so ist Alles ein Mittleres zw[i]s[c]h[en] Entgegengesetzt[em] u[nd] welchen Punkt man im Fluß des Werdens ergreifen mag, immer hat man nur einen Uebergangsu[nd]  Grenz  816 punkt, in dem entgegenges[etzte] Eig[e]nsch[a]ft[en] u[nd] Zustände sich 808 Über der Zeile; unklar ob mit Bleistift gestrichen. 809 Randbemerkung am Seitenrand [34rr] mit Bleistift. 810 Einfügung in und unter der Zeile mit Bleistift. 811 „3)“ ersetzt durch Überschreibung mit Bleistift ursprüngliches „4)“. 812 Einfügung in und unter der Zeile mit Bleistift. 813 Einfügung über der Zeile mit Bleistift. 814 Über der Zeile. 815 Über der Zeile. 816 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „Durchgangs“. 129 berühren. Wie Alles in b[e]ständ[i]g[er] Umwandl[u]ng b[e]griffe[n] ist, so hat Alles Entgegengesetztes an sich; - es ist und ist zugleich auch nicht u[nd] es kann v[on] keinem Ding irg[en]d etwas ausgesagt w[e]rd[en], ohne d[a]ß ihm zugleich d[a]s G[e]g[e]nth[ei]l dav[on] zukäme. - Wie d[a]s ganze Naturleben ein unaufhörl[icher] Wechsel entgegengesetzter Zustände u[nd] Erscheinu[n]g[en] ist, so ist jedes Ding das [,] was es ist od[er] vielm[e]hr wird, nur d[u]rch d[a]s unaufhörl[iche] Hervortreten der G[e]g[e]nsätze, zwisch[en] denen es selbst in der Mitte steht. Herakl[it] drückt dieß so aus: Alles entsteht aus Entzweiung, der Streit ist der Vater  u[nd] Herr  817 aller Dinge, das Recht u[nd] die Ordnung der Welt; das Ungleiche fügt sich zusamme[n]. Das Gefüge der Welt ist d[u]rch entgegengesetzte Spannung gebildet, wie das des Bogens [34rl/ 34vr] und der Leier, Ganzes u[nd] Getheiltes, Einträchtiges u[nd] Zwieträchtiges, Zusammenstimmendes u[nd] Mißstimmiges muß sich verbinden, das 818 aus Allem Eines werde, wie Alles aus Einem. 4) 819 Wie es aber nothw[en]d[i]g ist, d[a]ß Alles in G[e]g[en]s[ä]tze auseinander geht, so ist es auch wieder nothw[e]nd[i]g, d[a]ß die G[e]g[e]nsätze wieder zur Einheit zusammengehen; - denn das Entgegengesetzte stammt doch v[on] Einem u[nd] demselben. - Es ist Ein Wesen, das die G[e]g[en]sätze im Lauf der W[a]ndl[u]ng[en] erzeugt u[nd] wieder aufhebt, das in Allem sich selbst hervorbringt u[nd] im Spiel der streitend[en] Wirk[u]ng[en] Alles als Eines erhält. - Indem es sich v[on] sich trennt, einigt es sich mit sich (Plat[on] Soph[istes]), aus dem Streit geht d[a]s Daseyn, aus de[m] G[e]g[e]nsatz der Zusammenh[a]ng, aus der Ungleichh[ei]t die Uebereinstimmung hervor, es wird Eines aus Allem; alles fügt sich der Gotth[ei]t zum Einklang des Ganzen, auch das Ungleiche eint sich ihr zur Gleichh[ei]t; - auch das, was den M[e]nsch[e]n als Uebel erscheint, ist für sie ein Gutes - u[nd] aus Allem geht jene verborgene Harmonie der Welt hervor, welcher die Schönheit der sichtbar[en] Welt nicht zu vergleiche[n] ist. Dieß ist das göttl[iche] Gesetz, dem Alles untergeordnet ist, die Dike 820 , deren Gesetz nichts in der Welt überschreit[en] kann, das Verhängniß, die Nothw[e]nd[i]gk[ei]t, v[on] der Alles beherrscht ist. D[ie]s[e]lbe Weltordnung als wirksame Kraft gedacht, h[ei]ßt die weltregierende Weisheit, Zeus od[er] die Gotth[ei]t. Alle d[ie]se B[e]gr[i]ffe b[e]zeichnen bei Herakl[it] Ein u[nd] Dass[e]lbe, u[nd] die weltbildende Kraft als thätig[e]s Subject wird hiebei v[on] dem Weltzustand, den sie bewirkt u[nd] v[on] dem Gesetz ihres Wirkens od[er] der Weltordnung nicht unterschieden.  pantheist[isch]  821 - Die näml[iche] Kraft fällt aber auch mit dem Urstoff 817 Über der Zeile. 818 Verschrieben; gemeint: dass. 819 „4)“ ersetzt durch Überschreibung mit Bleistift ursprüngliches „5)“. 820 „Dike“ ersetzt durch Überschreibung mit Bleistift ursprüngliches „Dice“. 821 Randbemerkung am Seitenrand [34vl] mit Bleistift. 130 der Welt zusammen; die Gotth[ei]t od[er] d[a]s Weltgesetz ist v[on] dem Urfeuer nicht verschieden, das Urwes[en] bildet Alles aus sich selbst d[u]rch s[eine] eigne Kr[a]ft nach de[m] innewohnend[en] Gesetz. - Das g[ö]ttl[iche] Wesen selbst also geht d[u]rch die Nothw[e]nd[i]gk[ei]t seiner Natur unablässig in die wechselnd[en] Form[en] des Endlich[en] über u[nd] das Endliche hat s[einen] Bestand nur am Göttliche[n], das in ungetheilter Einheit, Stoff, Ursache u[nd] Gesetz der Welt ist. - Also vollständ[i]g[e] pantheist[ische] Identität. - (Arist[oteles] de 822 part[ibus] an[imalium] erzählt, Herakl[it] habe Fremd[en], die B[e]d[en]k[en] trug[en], ihm in seiner Küche Besuch zu mach[en], zugeruf[en], sie möchte[n] nur kühn hereintreten, denn auch hier seye[n] Götter.) II [.] Kosmologie. Die Kosmologie Herakl[its] b[e]steht darin, die bestimmt[en] Grundformen zu finden, die das wechselnde Urwese[n] in der Erscheinung durchläuft u[nd] deren Verhältniß u[nd] Aufeinanderfolge zu erkenn[en]. Solcher Grundforme[n] sind [34vr/ 35rl] 823 sind 824 nun 825 nach Herakl[it] drei: das Feuer, das Meer u[nd] die Erde - das Warme, das Feuchte u[nd] das Feste. - Unter dem Feuer ist die trockene u[nd] warme Luft mit einbegriffen - u[nd] im Meere sind auch die feuchte[n] Dünste mit befaßt; zur Erde gehören alle festen Körper. - D[a]s Feuer, b[e]h[au]pt[e]t Herakl[it,] verwandelt sich zunächst in Meer, d[a]s Meer hälftig in Erde, hälftig in Gluthhauch. - Oder [,] wie er dieß auch ausdrückt: für die Seele ist es Tod, Wasser zu werden, für das Wasser Erde zu werden; aus Erde aber wird Wasser u[nd] aus Wasser  ([*])  826 Seele. - Herakl[it] bezeichnet das Feuchte als die Zwischenstufe, welche das Feuer hindurchgehe, wenn sie Erde, u[nd] d[ie]se wenn etc. D[a]h[er]: Der Weg nach oben u[nd] unten ist ders[e]lbe. - Demgemäß findet auch eine Ortsveränd[e]r[u]ng statt, denn je mehr ein Körper sich der feurig[en] B[e]schaff[e]nh[ei]t 827 nähere, um so höher steigt er etc. Demnach bewegt sich die Umwandlung im Kreise; die Gleichförmigk[ei]t u[nd] feste Ordnung d[ie]s[e]r Beweg[u]ng ist das einzige Beharrliche im Fluß des Weltlebens. - Der Stoff ändert unaufhörlich s[eine] Natur u[nd] s[einen] Ort. D[a]h[e]r kann kein Ding jemals dasselbe bleiben [,] seiner stoffl[ichen] Zusammensetz[un]g nach [,] sond[ern] ist in beständ[iger] Umwandl[un]g begriffen. - 822 „p[+++]“ in der Zeile gestrichen. 823 „Gesch[ichte] der griech[isch-]röm[ischen] Philos[ophie] 18.“ am oberen Seitenrand [35rr]; „18.“ bezeichnet den Bogen. 824 „sind“ irrtümlich wiederholt. 825 „bei“ in der Zeile gestrichen. 826 Über der Zeile mit Bleistift. 827 „B[e]schaff[e]nh[ei]t“ ersetzt durch Streichung und Überschreibung ursprüngliches „Ortsb[e]schaff[en]h[ei]t“. 131 Der Schein d[e]s beharrl[ichen] Seyns kommt nur d[a]d[u]r[c]h zu Stande [,] d[a]ß die nach der ein[en] Seite hin abgehend[en] Th[ei]le  von  828 den andern wieder ersetzt werden. - Das Bleibende in den Dingen ist nicht der Stoff [,] sond[ern]  nur  829 das Verh[ä]ltn[i]ß der Stoffe (NB [: ] Bei organis[c]h[en] Bild[un]g[en] ganz richt[i]g). Die Gesetzmäß[i]gk[ei]t hiebei ist es, was Herakl[it] Harmonie, Dike, Schicksal, weltregierende Weish[ei]t nennt. b) 830 Im Besondern scheint Herakl[it] s[eine] Naturauff[a]ß[un]g nicht näher ausgebildet zu haben. - V[on] d[er] Sonne glaubte er, daß sie sich tägl[ich] neu bilde (Xenophanes! ) [.] Er meinte näml[ich] nicht nur, daß ihr Feuer d[u]rch die aufsteig[e]nde[n] Dünste genährt werde (Anaxim[an]d[e]r) [,] sond[ern] hielt sie üb[er]h[au]pt nur für eine brennende Dunstmasse, u[nd] indem er annahm [,] d[a]ß d[ie]se Dünste jeden Tag sich verzehren u[nd] morgens wieder erzeugen - kam er zur Annahme, d[a]ß die Sonne tägl[ich] sich erneuere. - Daß er dieß auch v[on] d[en] üb[ri]g[en] Gestirnen angenomm[en,] leugnet Aristot[eles] ausdrückl[ich]. Wie sich Herakl[it] die Gestalt u[nd] d[en] Bau der Welt dachte [,] wird uns nicht ausdrückl[ich] berichtet. Da indeß nach ihm die Umwandl[un]g der Stoffe nach Oben 831 am Feuer [,] nach Unte[n] an der Erde ihre Grenze hat u[nd] da ihm die qualitative Veränd[e]r[u]ng mit dem Auf[-] u[nd] Niedersteig[en] zusammenfällt, so muß er sich die Welt nach Oben u[nd] Unt[en] begrenzt 832 vorgestellt, u[nd] wahrsch[e]i[n]l[ich] Kugelgestalt angenomm[en] hab[en]. Wenn es nur Eine Welt gibt, so muß dies[e]lbe ohne Anf[a]ng u[nd] Ende seyn, denn d[a]s schöpferische g[ö]ttl[iche] Feuer kann nie rasten. In d[ie]s[em] Sinne s[a]gt d[a]h[er] Herakl[it] ausdrückl[ich], die Welt sey immer gewesen u[nd] werde immer seyn. [35rl/ 35vr] 833 Ind[e]ß schli[e]ßt di[e]ß die Mögl[i]chk[ei]t nicht aus eines Wechsels im Zustand u[nd] in der Einricht[un]g der Welt; vielmehr konnte d[ie]se Annahme gefordert erscheine[n] d[u]rch d[a]s Grundgesetz der Wandelbark[ei]t aller Dinge. V[on] Arist[oteles] wird ihm d[ie]s[e]lbe auch mit Bestimmth[ei]t beigelegt. - Die 834 Dauer der wechselnden Weltzeite[n] ist fest b[e]stimmt - doch ist nicht sicher, ob Herakl[it] wirkl[ich] d[ie]s[e]s große Jahr auf 18000 Sonnenjahre berechnet habe. 828 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „nach“. 829 Über der Zeile. 830 Korrespondierendes „a)“ ist unauffindbar. 831 „Oben“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „[*]“. 832 „vorst[ellt]“ in der Zeile gestrichen. 833 „In d[ie]s[em] Sinne s[a]gt Herakl[it] ausdrückl[ich]“ in der Zeile gestrichen. 834 Verschriebenes „Dauauer“ gestrichen. 132 III [.] Der Mensch, sein Erkennen und Thun. Anthropologie.  a)  835 Nach Herakl[it] muß der M[e]nsch, wie Alles, aus dem Feuer stammen. Indeß verhalten sich nach ihm die zwei H[au]ptth[ei]le seines Wesens in d[ie]s[er] B[e]z[ie]h[u]ng sehr verschieden. Der Leib für sich genommen ist d[a]s Starre, Leblose, wenn d[a]h[er] die Seele aus ihm gewichen, ist er für Herakl[it] nur noch ein G[e]g[e]nst[an]d des Abscheues. - In der Seele d[a]g[e]g[en,] d[ie]s[e]m unendl[ichen] Th[ei]l des menschl[ichen] Wesens, hat sich das göttl[iche] Feuer in s[einer] reineren Gestalt erhalten; sie besteht aus Feuer, aus warmen u[nd] trockenen Dünsten, - u[nd] je reiner d[ie]s[e]s Feuer ist, um so vollkommener ist die Seele. Die trockenste Seele ist die weiseste u[nd] beste; sie schlägt du[r]ch die körperl[iche] Umhüll[un]g, wie der Blitz d[u]rch die Wolken. Wird  aber  836 das Seelenfeuer d[u]rch Feuchtigk[ei]t verunreinigt, so geht die Vernunft verloren; - daraus erklärte Herakl[it] die Erscheinung[en] des Rausches: Der Betrunkene ist seiner selbst nicht mächtig, weil seine Seele angefeuchtet ist.  b)  837 Wie aber jedes Ding in unabläss[i]g[er] Veränd[e]r[u]ng begriffen ist u[nd] sich fortwährend neu erzeugt, so muß d[a]s auch v[on] d[er] Seele gelten  Psychol[ogie]  838 ; ihr Feuer wird sich v[om] Feuer außer ihr nähren müßen, um sich zu erhalt[en]; - schon durch den Athmungsproceß war d[ie]se Annahme nahe gelegt [,] wenn man die Seele der Lebensluft gleichsetzte. Xeno[phanes] nahm d[a]h[er] an, daß die Vernunft od[er] der Wärmestoff aus der uns umgebend[en] 839 Welt th[ei]ls d[u]rch den Athem, th[ei]ls d[u]r[c]h die Sinneswerkzeuge in uns eintrete. Schließ[en] sich d[a]h[er] d[ie]se im Schlaf, so verdunkelt sich d[a]s Licht der Vernunft, der M[e]nsch wird in s[einen] Vorst[e]ll[un]gen auf seine eigne Welt [,] die subjectiven Einbild[un]g[en] des Träume[n]s b[e]schränkt; - obwohl er sich freil[ich] in Wirkl[i]chk[ei]t de[n] Einflüss[en] d[e]s WeltGanzen nicht entzieh[en] kann. Oeffnen sich die Sinne beim Erwache[n] (wieder), so entzündet sich jenes Licht wieder; hört aber die Verbind[un]g mit der Auße[n]welt d[u]rch d[a]s Athmen auch auf, so erlischt es für immer. Bei d[ie]s[e]r physikal[i]s[c]h[en] Auffaßung 840 der Seele konnte eig[e]ntl[ich] v[on] ein[er] persönl[ichen] Fortdauer der Seele nach d[em] Tode [35vr/ 36rl] nicht die Rede seyn, da der Seelenstoff nach Herakl[it] 841 in den warmen Dünsten besteht, die th[ei]ls aus d[em] Körper sich entwickeln, th[ei]ls d[u]rch den 835 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 836 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „anders[ei]ts“. 837 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 838 Randbemerkung am Seitenrand [35rl] mit Bleistift. 839 „Luft“ in der Zeile gestrichen. 840 „Auffaßung“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „Auf[+++]ßung“. 841 „aus“ in der Zeile gestrichen. 133 Athem eingesaugt werden. - Herakl[it] scheint hierüber keine ganz bestimmte Ansicht vorgetragen, sond[ern] sich nur mit d[er] allgemeineren, unbestimmt[en] Annahme begnügt sich zu haben: Das Leben daure, so lange d[a]s g[ö]ttl[iche] Feuer den M[e]nsch[e]n beseelt, u[nd] höre wieder auf, wenn es ihn verläßt. D[ie]s[e]s Göttliche zu Göttern personificirend, s[a]gt er dann: Die M[e]nsch[e]n seyen sterbl[iche] Götter, die Götter unsterbl[iche] M[e]ns[c]h[e]n; unser Leben sey der Tod der Götter, unser Tod ihr Leben, denn so lange der M[e]nsch lebt, ist der göttl[iche] Th[ei]l seines Wesens mit den niedern Stoffen verbunden, v[on] denen er d[u]rch den Tod wieder frei wird. Daß er den körperfreien Seelen eine Fortdauer zuschrieb, zeigt sich auch sonst. In ein[em] Bruchstück [,] z[um] B[eispiel] s[a]gt er: Der M[e]nsch[e]n warte nach dem Tode, was sie nicht hoffen noch glauben; - in ein[em] and[eren] Fragm[ent] verheißt er den rühml[ich] Gefallenen ihren Lohn; in ein[em] 3. Fr[a]gm[ent] redet er v[om] Zustand der Seelen im Hades; in andern Fr[a]gm[enten] erwähnt er der Dämonen, Heroen, indem er der Obhut der erstern nicht blos die Lebenden [,] sond[ern] auch die Todten zuweist. Er soll sogar gelehrt haben, Alles sey voll v[on] Seelen u[nd] Dämonen. - Heraklit’s Ansicht scheint zu seyn, daß die Seelen aus ein[em] höh[eren] Daseyn in den Körper eintreten u[nd] nach dem Tode, wenn sie sich d[ie]s[e]s Vorzugs würd[i]g gemacht, als Dämonen in ein reiner[e]s Leben zurückkehren; wogegen er für die üb[ri]g[en] Seelen die gewöhnl[ichen] Vorst[e]ll[u]ng[en] v[om] Hades beibehalten zu hab[en] scheint. - Erkenntnißlehre.  a)  842 Dem Erkennen mußte er, sein[er] Grundansicht gemäß, die Aufg[a]be stellen, das ewige Wesen der Dinge  als  843  (  844 im  )  845 Fluß der Erscheinung zu ergreifen, v[on] dem Schein d[a]g[e]g[en], der uns ein beharrliches Seyn des Veränderlichen vorspiegelt, sich zu befreien.  NB [: ] Wie aber das mögl[ich,] wenn der denkende G[ei]st selber im Fluß begriff[en] -  846 Er erklärt d[a]h[er], nur in einem bestehe die Weish[ei]t, die Vernunft zu erkennen, die Alles durchwaltet; dem Gemeinsamen müsse man folgen, nicht den besondern Meinung[en] der Einzelnen;  b)  847 wenn eine Rede verständ[i]g seyn soll, müsse sie sich auf d[a]s stützen, was Allen gemeinsam ist, u[nd] ein solches sey allein das Denken; d[a]h[er] kann nur die vernünft[i]g[e] Erk[e]n[n]tn[i]ß d[e]s Allgemeinen einen Werth haben, nicht die sinnl[iche] Empfind[un]g; denn was uns[ere] Sinne wahrnehmen [,] ist nur die flücht[i]g[e] Erscheinung, nicht d[a]s Wesen; das ewiglebend[i]g[e] Feuer ist ihnen d[u]rch hundert Hüllen verborgen; sie lassen uns als ein 842 Einfügung in der Zeile mit Bleistift. 843 Über der Zeile mit Bleistift. 844 Einfügung in der Zeile mit Bleistift. 845 Einfügung in der Zeile mit Bleistift. 846 Randbemerkung am Seitenrand [36rr] mit Bleistift. 847 Über der Zeile mit Bleistift. 134 Todtes, Starres erscheinen, was d[a]s Lebendigste, Bewegl[i]chste ist. („Wie wir im Schlafe Traumartig[e]s sehen, so sehe[n] wir im Wachen Todtes“) [36rl/ 36vr]  c)  848 Zwar mag immerhin d[u]rch die sinnl[iche] Beobacht[u]ng Manches zu lernen seyn, da auch sie uns manche Eig[e]nsch[a]ft[en] der Dinge aufschließt - namentl[ich] mittelst der 2 edle[n] Sinne, insbes[ondere] d[u]rch d[a]s Auge - im Vergleich mit dem vernünft[i]g[en]  Erkennen  849 hat die sinnl[iche] Wahrnehmung üb[er]h[au]pt wenig Werth; schlechte Zeugen sind den M[e]nsch[e]n Augen u[nd] Ohre[n,] wenn sie unverständ[i]g[e] Seelen haben. Und doch ist es gerade d[ie]s[e]s Zeugniß, dem die meist[en] folgen. - Aus d[ie]s[er] Ansicht erklärt sich Herakl[its] Geringschätz[un]g der Masse der M[e]nsch[e]n, sein Haß g[e]g[en] willkürl[iche] Meinung, geg[en] den Unverstand, der die Stimme d[e]r G[o]tth[ei]t nicht vernimmt, g[e]g[en] die Urth[ei]lslos[i]gk[ei]t, die sich v[on] jeder Rede hinreiß[en] läßt [,] d[a]h[er] sein Mißtrauen selbst geg[en] Gelehrs[a]mk[ei]t, die statt eignen Forschens v[on] Andern lernen will. - Er seiners[ei]ts will sich begnügen, mit vieler Arbeit Weniges zu finden, wie die Goldsucher; - er will nicht leichthin über das Wicht[i]gste urth[ei]l[e]n, nicht Andere befragen, sonder[n] sich selbst od[er] vielmehr die G[o]tth[ei]t; denn d[a]s menschl[iche] Gemüth hat keine Einsicht, nur das göttl[iche] hat sie, u[nd] keine menschl[iche] Weish[ei]t ist etwas andres als Nachahmung d[e]r Natur u[nd] der G[o]tth[ei]t. - Nur wer dem g[ö]ttl[ichen] Gesetz, der allgemein[en] Vernunft lauscht [,] findet die Wahrh[ei]t, - wer d[en] täuschend[en] Sinn[en] folgt, dem bleibt sie ewig verborge[n]. Ethik. Was v[om] Erkennen gilt bei Heraklit auch v[om] Handeln. Auch in d[ie]s[er] B[e]z[ie]h[u]ng hält er nicht viel  a)  850 v[on] den M[e]nsch[e]n. - Die Meist[en] leben dahin, wie d[a]s Vieh, sie wälzen sich im Schmutz u[nd] nähren sich v[on] Erde gleich dem Gewürm; sie werden geboren, zeugen Kinder u[nd] sterben, ohne ein höheres Lebensziel zu verfolgen.  b)  851 Der Verständige wird das, wornach die Masse strebt [,] als ein Werthloses u[nd] Vergängliches gering achten; er wird d[a]s gemeinsame Gesetz, nicht s[eine] eign[en] Einfälle als Richtschnur gelten lassen; er muß fliehe[n] die Ueberschreit[un]g der S[c]hrank[en], die dem Einzel[nen] u[nd] der m[e]nschl[ichen] Natur gesetzt sind, u[nd] der Ordnung sich unterwerfe[n]d wird er Zufriede[n]h[ei]t erlang[en],  die  852 das höchste L[e]b[en]sziel ist. 848 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 849 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „Denken“. 850 Einfügung in der Zeile mit Bleistift. 851 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 852 Über der Zeile. 135  c)  853 Es hängt nur v[on] den M[e]nsch[e]n ab glückl[ich] zu seyn, die Welt ist immer so, wie sie seyn soll; es kommt nur darauf an, sich in die Weltordnung zu find[en]; d[a]s Gemüth des M[e]nsch[e]n ist sein Dämon.  d)  854 Wie  mit  855 dem Einzelnen, so verhält es sich auch mit dem Gemeinwesen. Auch für den Staat ist nichts nöthiger als die Herrsch[a]ft des Gesetzes. Die menschl[ichen] Gesetze sind ein Ausfluß des göttl[ichen], auf ihnen beruht die Gesellsch[a]ft u[nd] ohne sie wäre kein Recht; d[a]h[er] muß ein Volk für sein Gesetz kämpf[en], wie für eine Mauer. [36vr/ 37rl] 856 Die Herrs[c]h[a]ft des Gesetzes leidet gleich sehr durch die Willkür eines Einzelnen, wie durch die der Masse. Herakl[it] ist d[a]h[er] zwar Freund der Freiheit, aber er haßt u[nd] verachtet die Demokratie, die auch dem Besten nicht zu gehorchen u[nd] keine hervorragende Größe zu ertragen weiß. Auch an den Vorst[e]ll[u]ng[e]n u[nd] Gebräuchen der Volks-Religion scheint Herakl[it] Manches getadelt zu habe[n], z. B. den Unterschied v[on] Glücksu[nd] Unglücks-Tagen; die Schamlosigk[ei]t der dionysische[n] Orgien. Auch die Bilderverehr[u]ng griff er an u[nd] das herrschende Opfer-Wesen. Die Volksrel[i]g[io]n im Ganzen scheint er nicht angetastet zu haben u[nd] er bedient sich selbst allenthalben mythologischer Bezeichnung[en].  NB [: ] Heraklit ist nicht ganz mit sich in Harmonie [,] wenn er ein[e]rs[ei]ts den Sinne[n] nicht viel traut [,] s[on]d[ern] dem Denken u[nd] doch b[e]h[au]pt[e]t im Schlafe, w[a]ru[m] 857 Sinne geschloß[en] w[e]rde[n,] nicht die Welt. V[ern]u[n]ft u[nd] Wahrh[ei]t erkannt - (freil[ich] nur in Folge der Mind[e]ru[n]g der Seele u[nd] der Denkkraft)  858 Schluß. Betrachten wir die Philos[ophie] Herakl[its,] so finden wir th[ei]ls Eigenthümliches, th[ei]ls Anklänge an andere Philosoph[en].  a)  859 Eigenthüml[ich] ist ihm die Lehre v[om] Werden u[nd] Fluß der Dinge u[nd] die eigenthüml[iche] Bestimmung d[e]s Feuers als Urgrund u[nd] Gesetz etc. v[on] Allem. 853 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 854 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 855 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „für“. 856 „Gesch[ichte] der griech[isch-]röm[ischen] Philos[ophie] 19.“ am oberen Seitenrand [37rr]; „19.“ bezeichnet den Bogen. 857 „d[e]r“ in der Zeile gestrichen. 858 Randbemerkung am Seitenrand [37rr] mit Bleistift. 859 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 136  b)  860 In d[er] Annahme eines solchen physikal[i]sch[en] Urgrundes aber schließt er sich an die Jonisch[en] Philosoph[en,] insbes[ondere] an Anaximander (indiffer[en]t[er] Stoff) an.  c)  861 In der Annahme des Geg[e]nsatzes u[nd] d[er] Harmonie find[en] sich Anklänge an den Phythagor[e]ismus.  d)  862 In d[er] Annahme eines Ewig[en], ew[i]g[en] Grundwes[en]s trotz d[e]s b[e]ständ[i]g[en] Wechsels u[nd] Geg[e]nsatzes - st[e]ht er mit der Eleat[ischen] Philos[ophie] in einiger Uebereinstimmung. Auch in physikal[ischen] Ansicht[en], z. B. über die Sonne erinnert er an Xenophanes. -  e)  863  In neueren Zeit[en]  864 hat man s[eine] Philos[ophie] mit dem persis[c]h[en] Zoroastrisch[en] R[e]l[i]g[io]nssystem in Zusammenhang gebracht [.] - Creuzer u[nd] Gladisch. Allein die Aehnl[i]chk[ei]t ist nur eine sehr entfernte u[nd] unbestimmte. - Die persische R[e]l[i]g[io]n weiß nichts v[on] beständ[i]g[em] Fluß u[nd] Werden [.] - Nichts v[om] Feuer als Princip u[nd] Urelement v[on] Allem, wenn auch r[e]l[i]g[iö]s[er] Feuerdienst ihr eigenthü[m]l[ich]. Und der persische Dual[i]s[m]us Ormuzd u[nd] Ahriman etc. haben ihrers[ei]ts nichts gemein mit dem Streit, Gegensatz u[nd] der Harmonie d[e]s Heraklit. Licht u[nd] Finsterniß sind bei d[en] Persern mehr Symbole des moral[i]sch[en] G[e]g[e]nsatzes v[on] Gut u[nd] Böse.  Der Parsismus ist reiner r[e]l[i]g[iö]s[er] Dual[i]sm[us], die Herakl[itische] Lehre hylozoistischer Pantheismus.  865 [37rl/ 37vr] 2. Empedokles. Empedokles aus Agrigent in Sicilien (dorischer Pflanzstadt) soll um 444 v. Chr. geblüht haben. Sein Leben ist mit manichfachen Fabeln ausgeschmückt worde[n], in welchen ihm die Rolle eines gewaltig[en] Zauberers [,] der über Wind u[nd] Wetter Gewalt hat [,] zugeschrieben wird, oder auch die Rolle eines Arztes [,] der Tode 866 auferweckt (Diog[enes] L[aertius] VIII), eines weissagenden Sehers, üb[er]h[au]pt eines Wundermannes. - Er selbst besingt sich als einen unsterbl[ichen] Gott, der in Priestertracht einherwandelt, in allen Städt[en,] in die er kommt, mit Ehrfurcht aufgenomme[n] u[nd] v[on] Nothleidenden aller Art um Hülfe angefleht wird. - Er verschmähte d[a]h[er] auch, um als göttl[icher] Mann zu erscheinen [,] weltl[iche] Wür- 860 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 861 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 862 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 863 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 864 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „Neuestens“. 865 Einfügung unter der Zeile mit Bleistift. 866 Verschrieben; gemeint: Tote. 137 de u[nd] Macht, obwohl er leicht hätte zu hohen Ehren kommen können in s[einer] Vaterstadt, sowohl um seines vornehmen Geschlechtes, seines Reichthums, seiner 867 Freigebigk[ei]t u[nd] s[einer] Uneigennütz[i]gk[ei]t will[en]. Ueber s[einen] Tod wurden mancherlei Fabeln verbreitet. Seine Hauptschrift ist sein in epischer Form abgefaßtes Lehrgedicht περὶ φυσεως. Es zählte 5000 Verse, von denen gegen 450 auf uns gekommen sind. (Fragment-Samml[u]ng[en] v[on] Sturz 1805 868 , Karsten 1838 869 [,] Stein 1852 870 .) I [.] Grundlehre. 1. Während Herakl[it] die Beharrlichk[ei]t der Substanz aufgehoben, Parmenid[es] d[a]g[e]g[en] das Entstehen u[nd] Vergehen, die Beweg[u]ng u[nd] Veränd[e]r[u]ng geläugnet hat - schlug Empedokles einen Mittelweg ein.  a)  871 Er b[e]h[au]pt[e]t einers[eits] mit Parmenid[es] ein Werden u[nd] Vergehen im strengen Sinn u[nd] d[a]h[er] auch eine qualitat[ive] Veränd[e]r[u]ng d[e]s urspr[ün]gl[ichen] Stoffes sey undenkbar;  b)  872 anders[eits] will er doch nicht schlechthin verzichten  auf d[a]s Werden  873  (  874 darauf  )  875 , indem er zugibt, daß nicht blos die Einzeldinge als solche entstehen, vergehen u[nd] sich verändern, sond[ern] daß auch die Zustände des Weltganzen einem beständ[i]g[en] Wechsel unterliegen;  c)  876 demnach bleibt ihm nur übrig, d[ie]se Erscheinung[en] auf räuml[iche] Beweg[u]ng, die Verbind[un]g u[nd] die Trennung ungewordener, unvergängl[icher] und qualitativ unveränderl[icher] Substanzen zurückzuführe[n,] deren  dann  877 es nothw[e]nd[i]g mehrere v[on] verschieden[er] Beschaffenheit seyn müßen, wenn die Manigfalt[i]gk[ei]t der Dinge daraus erklärt werden soll.  α)  878 Wenn ein Wesen ins Leben tritt, so hat es den Anschein, als sey etwas, das vorher nicht war, entstand[en], u[nd] geht etwas unter, so scheint es, ein Seyendes habe aufgehört zu seyn. D[ie]se Vorst[e]ll[u]ng sey aber d[u]r[c]haus unrichtig. Daß 867 „Fähigk[ei]t“ in der Zeile gestrichen. 868 Sturz, Fredericus Guilelmus, Empedocles Agrigentinus. De vita et philosophia eius, Lipsiam 1805. 869 Karsten, Simon, Empedoklis Agrigentini carminum reliquiae. De vita ejus et studiis, Amstelodami 1838. 870 Stein, Henricus, De Empedoklis scriptis. Dissertatio philologica, Bonnae 1852. 871 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 872 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 873 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 874 Einfügung in der Zeile mit Bleistift. 875 Einfügung in der Zeile mit Bleistift. 876 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 877 Über der Zeile eingefügt. 878 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 138 etwas aus Nichts entstehe und daß es zu nichts werde, sey gleich unmögl[ich], denn woher [,] fragt Empedokles (dem Parmen[ides] folg[en]d) [,] könnte zu der Gesammth[ei]t [37vr/ 38rl] des Wirkl[ichen] etwas hinzukommen, u[nd] wo sollte das, was ist, hinkommen? Es ist ja nirg[e]nds ein Leeres, in das es sich auflösen könnte, u[nd] was es auch werden mag, immer wird wieder Etwas daraus werden.  β)  879 Was uns d[a]h[er] als Entst[e]h[en] u[nd] Vergehen erscheint, kann dieß doch nicht wirkl[ich] seyn, sond[ern] in Wahrh[ei]t ist es nur Misch[u]ng u[nd] Entmisch[u]ng. - Was wir Entst[e]h[u]ng nenne[n,] ist Verbind[un]g, was wir Vergehen heiß[en], ist Trennung der Stoffe. - Alles ist d[a]h[er] nur insofern dem Werden u[nd] Vergehen unterworfen, als es Eines aus Vielem od[er] Vieles aus Einem wird; insofern es d[a]g[e]g[en]  sich  880 bei d[ie]s[e]r Ortsveränderung in s[einem] Daseyn u[nd] s[einer] eigenthüml[ichen] Beschaff[e]nh[ei]t erhält, insofern bleibt es im Kreislauf selbst unverändert. 2.  α)  881 Es sind nun 4 verschied[ene] Stoffe [,] aus denen Alles zusammengesetzt ist: Erde, Wasser, Luft u[nd] Feuer. Aristot[eles] bezeichnet ausdrückl[ich] (Metaph[ysik] I 4) den Empedokles als den Ersten, der diese 4 Elemente aufstellte. Die Früheren haben wohl Urstoffe, aus denen Alles geworden seyn soll, allein d[ie]s[e] Urstoffe sind nicht Elemente im Empedokl[eischen] Sinn, es fehlt ihnen die qualitative Unveränderl[i]chk[ei]t, welche nur räuml[iche] Th[ei]l[u]ng u[nd] Zusammensetz[u]ng übr[i]g läßt. - Auch hat keiner der früh[eren] Philos[ophen] 4 Urstoffe, sond[ern] die meist[en] blos Einen, Parmen[ides] 2, Herak[lit] davon 3.  β)  882 Wiewohl aber Empedokl[es] die 4 Elemente als gleich urspr[ün]gl[ich] setzte, so führte er sie doch, wie Arist[oteles] bemerkt, thatsächl[ich] auf 2 zurück, indem er d[a]s Feuer auf die eine Seite stellte, die 3 üb[ri]g[en] auf die andere (zusamm[en]). (Arist[oteles]) D[ie]se 4 Grundstoffe sind nun dem Emped[okles]  1)  883 gleich urspr[ün]gl[ich,] sie alle sind ungeworden u[nd] unvergängl[ich], sie bestehen aus qualitativ gleichart[i]g[en] Th[ei]l[e]n u[nd] ohne sich selbst in ihrer  2)  884 Beschaff[e]nh[ei]t 885 zu verändern, durchlaufen sie die verschied[enen] Verbind[un]g[en], in die sie d[u]rch den Wechsel der Dinge gebracht werden. -  3)  886 Sie sind ferner der Masse nach gleich, wenn sie auch in den Einzeldingen nach den 879 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 880 Einfügung über der Zeile. 881 Einfügung unter der Zeile mit Bleistift. 882 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 883 Über der Zeile mit Bleistift. 884 Über der Zeile mit Bleistift. 885 „sich“ in der Zeile gestrichen. 886 Einfügung in der Zeile mit Bleistift. 139 verschied[en]st[en] Verhältn[i]ss[en] gemischt u[nd] nicht alle in jedem enthalten sind. Ihre unterscheid[e]nd[en] Merkmale üb[ri]g[e]ns scheint Emped[okles] doch nicht näher bestimmt zu haben. Das Feuer bes[c]hreibt er als warm u[nd] glänzend, die Luft als flüßig u[nd] durchsicht[i]g, d[a]s Wasser als dunkel u[nd] kalt, die Erde als schwer u[nd] hart. D[ie]se Gr[u]ndstoffe  4)  887 nun sind, wie urspr[ün]gl[ich] so auch beharrend  (ewig)  888 , d. h. keiner qualitat[iven] Veränd[e]r[u]ng unterworfen, sie können sich d[a]h[er] immer nur mechanisch verbind[en], auch bei chemisch[en] Verbind[un]g[en]. Die Misch[u]ng der Stoffe kommt  nur  889 d[a]d[u]rch zu Stande [,] d[a]ß die Th[ei]le des  ein[en]  890 Körpers in die Zwischenräume zwisch[en] den Th[ei]l[e]n des andern eintreten; d[a]h[er] bildet sich auch bei der vollständ[i]gst[en] Vereinig[un]g nur ein Gemenge v[on] Theilch[en,] deren elementarische B[e]sch[a]ff[e]nh[ei]t sich dabei nicht ändert.  So b[e]steh[en]  891 Alle Veränd[e]r[u]ng[e]n b[e]stehen d[a]h[er] in Misch[u]ng u[nd] Entmisch[u]ng u[nd] auch da, wo zwei Körper, ihrer Substanz nach scheinbar getrennt bleib[en], ist die Einwirku[n]g des einen auf den [38rl/ 38vr] andern nur d[u]rch die Annahme zu erklären, d[a]ß sich v[on] dem ersten unsichtbar kleine Th[ei]lchen ablösen u[nd] in die Oeffnung[en] des andern Körpers eindringen. - Je vollständ[i]g[e]r die Oeffnung[en] eines Körpers den Ausflüß[e]n od[er] Th[ei]l[e]n des andern (Körpers) entsprechen, um so mehr wird er für die Einwirk[un]g des andern empfängl[ich] u[nd] der Misch[un]g mit ihm fähig seyn. Da nun dieß nach Emped[okles] in höherem Grade der Fall ist, wenn sich 2 Körper ähnl[ich] sind, so sagt er [,] d[a]s Gleichart[i]ge u[nd] 892 leicht  zu  893 Vermischende sey sich befreundet, d[a]s Gleiche 894 begehre nach dem Gleich[en], was sich d[a]g[e]g[en] [n]i[c]ht misch[en] läßt [,] 895 sey sich feind. - D[ie]se Vorst[e]ll[un]gsw[ei]se ist nun schon verwandt der Atomistik. Die Stelle der Atome vertret[en] die unsichtbar klein[en] Th[ei]le, die Stelle d[e]s Leeren, die Parm[enidessche] mechanische Verbind[un]g in beid[en] Fäll[en]. Doch eigentl[iche] Atome u[nd] auch Leeres hat er nicht angeno[mmen] - we[nn] auch beides als Consequenz in s[einer] Lehre liegt. 887 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 888 Über der Zeile mit Bleistift. 889 Über der Zeile eingefügt. 890 Über der Zeile. 891 Über der Zeile mit Bleistift. 892 „sich“ in der Zeile gestrichen. 893 Über der Zeile. 894 Verschriebenes „beh“ gestrichen. 895 „sich“ in der Zeile gestrichen. 140 3) Nun  entst[e]ht  896 aber die Frage nach der bewegenden Ursache - welche Verbind[un]g u[nd] Trennung d[e]r Eleme[n]tarstoffe wirkt. Nicht hylozoistisch im Stoff als solchen 897 wird der Grund der Beweg[un]g gesucht (wie bei Anaximander u[nd] b[e]sond[ers] bei Heraklit’s Urstoff); - sond[ern] die bewegenden Kräfte werden v[om] Stoffe unterschieden. Eine einzige Kraft macht ihn aber nicht aus, er nimmt d[a]h[er] davon zwei an [,] um die zwei Momente des Werdens, die Verbind[un]g u[nd] die Trennung [,] das Entst[e]h[e]n u[nd] d[a]s Vergehen zu erklären. In seiner Darst[e]ll[u]ng personificirt nun Empedokl[es] d[ie]se 2 Kräfte unter dem Namen  der  898 Liebe u[nd]  des  899 Haßes, and[e]rs[ei]ts b[e]h[a]nd[e]lt er sie auch wieder wie körperl[iche] Stoffe, die den Dingen beigemischt sind. Er hat sich den B[e]gr[i]ff v[on] Kraft noch wenig klar gemacht, so daß er sie weder v[on] d[en] persönl[ichen] Wesen der Mythologie noch v[on] den körperl[ichen] Elementen bestimmt unterscheidet. - Die Bedeut[un]g d[ie]s[e]r Kräfte liegt darin, als Ursache die Veränd[e]r[u]ng[en] zu erklären, die mit d[en] Dingen vergehen 900 . Die Liebe ist das, was die Misch[un]g u[nd] Verbind[un]g, der Haß das, was die Trennung der Stoffe bewirkt (Ind[ividuelle] Wirkl[i]chk[ei]t läßt sich freil[ich,] wie schon Aristot[eles] bemerkt, beides nicht trennen, da jede neue Verbind[un]g der Stoffe zugleich Auflös[u]ng einer früheren u[nd] jede Trennung ders[e]lb[en] Einführ[u]ng in eine neue Verbind[un]g ist). 4) Mit all’ dem ist aber allerdings nur die Verbind[un]g u[nd] Trennung der Stoffe üb[er]h[au]pt erklärt, eine bestimmte feste Regelmäß[i]gk[ei]t der sich bildend[en] u[nd] verändernd[en] Dinge aber noch nicht. - D[ie]se erklärt Empedokl[es] auch nicht eig[en]tl[ich]. Zwar nennt er die einig[e]nde Kraft auch Harm[on]ie [,] [38vr/ 39rl] 901 womit indeß nur die Ordnung d[u]rch Liebe - nicht d[u]rch ein bestimmtes Gesetz gemeint zu seyn scheint. Er gibt zwar auch bei einigen G[e]g[e]nst[ä]nd[e]n [,] z. B. über die Bild[un]g der Knochen [,] das Misch[u]ngsverhältniß der Elemente an, worin Aristot[eles] den Gedanken angedeutet findet, daß d[a]s Wesen der Dinge in ihr[er] Form liege - indeß wird jed[e]nf[a]lls v[on] Empedokl[es] d[ie]s[e]r Gedanke noch nicht als Allgemeines gefaßt od[er] grundsätzl[ich] geltend gemacht. - Also ein eig[e]ntl[iches] Bewußts[eyn] v[on] d[er] Gesetzmäß[i]gk[ei]t der Naturerscheinung[en] ist bei Emped[okles] nicht vorhanden, - nicht einmal in d[em] Grade wie bei Heraklit. 896 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „ist“. 897 Verschrieben; gemeint: solchem. 898 Über der Zeile. 899 Über der Zeile. 900 „vergehen“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „ver[++]hen“. 901 „Gesch[ichte] der griech[isch-]röm[ischen] Philos[ophie] 20.“ am oberen Seitenrand [39rr]; „20.“ bezeichnet den Bogen. 141 II [.] Kosmologie.  α)  902 Die 4 Gr[u]ndst[o]ffe sind ungeworden u[nd] unvergängl[ich]. Eb[e]nso ewig sind auch die beweg[e]nden Kräfte. - Ihr V[e]rh[ä]ltn[i]ß zu einander ändert sich aber beständ[i]g. Das Weltganze also u[nd] uns[ere] gegenwärt[i]g[e] Welt ist dem Wechsel, dem Entst[e]h[e]n u[nd] Vergehen unterworfen. - Liebe u[nd] Haß sind gleich urspr[ü]ngl[ich] u[nd] gleich mächt[i]g - aber sie halten sich nicht constant das Gleichgewicht, sond[ern] kommen abwechselnd zur Herrsch[a]ft [,] d. h. die Elemente w[e]rd[en] bald v[on] d[er] Liebe zusammengeführt, bald d[u]rch den Haß auseinander gerissen.  β)  903 Beide Proceße setzen sich, nach Emped[okles,] so lange fort, bis einers[ei]ts die vollkom[mene] Vereinig[un]g, and[e]rs[ei]ts die vollkom[mene] Trennung der Gr[u]ndstoffe herbeigeführt ist; u[nd] eb[e]nso lange dauert auch die Beweg[un]g des Naturlebens; die Einzelwesen entsteh[en] u[nd] vergehen; - sobald dag[e]g[en] d[a]s Ziel erreicht ist, erlischt jede Beweg[un]g, die Elemente höre[n] auf sich zu verbind[en] u[nd] zu trennen, weil sie nun schlechthi[n] gemischt u[nd] getrennt sind.  γ)  904 Dieß Beharren dauert dann so lange, bis es d[u]rch ein[en] neuen Anstoß in entgegengesetzt[er] Richt[un]g unterbroch[en] wird. Das Leben der Welt beschreibt d[a]h[er] nach Emped[okles] einen Kreis - Einh[ei]t der Stoffe - Ueberg[an]g zur Trennung - Trennung - Rückkehr. Also, die Zeiten der Beweg[un]g u[nd] des Naturlebens wechseln regelmäßig mit solch[en] der Naturlosigkeit u[nd] Ruhe. - Ueb[er] die angenomm[ene] Dauer d[ie]s[e]r Perioden finden sich keine bestimmt[en] Angaben. 2) 905  α)  906 In d[er] urspr[ün]gl[ichen] Misch[u]ng der Stoffe kam keines der 4 Elem[ente] gesondert zum Vorschein; d[ie]s[e]s Gemenge wird dann als kugelförmig u[nd] als unbewegt beschrieben; 907 das brennende Princip, der Haß [,] war da noch nicht mit in begriff[en]. In d[ie]s[em] Zust[a]nd nennt Emped[okles] die Welt v[on] ihr[er] rund[en] Gestalt Sphairos. Arist[oteles] gebraucht dafür d[en] Ausdruck μίγμα u[nd] ἕν. - Auch als Gotth[ei]t wird sie bezeichnet, wobei wohl nicht ein persönl[iches] Wesen damit gemeint ist - Emped[okles] bezeichnet auch d[ie] einzeln[en] Elemente so. [39rl/ 39vr] 902 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 903 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 904 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 905 Korrespondierendes „1)“ ist unauffindbar. 906 Unter der Zeile mit Bleistift. 907 „in“ in der Zeile gestrichen. 142  β [)]  908 Die Welt konnte erst entst[e]h[e]n als die Gr[u]ndst[o]ffe auseinander traten, - als der Sphairos d[u]rch den Haß getrennt ward,  NB [: ] Aber Haß = ewig u[nd] ungeword[en]?  909 d[a]h[er] Haß sey mit der Zeit in Sphairos herangewachsen u[nd] habe die Elemente geth[ei]lt - u[nd] nachdem sich d[ie] Trennung vollendet hatte, sey die Liebe zw[i]sch[en] die getrennt[en] Massen getreten u[nd] habe zunächst an Einem Punkt eine wirbelnde Beweg[un]g hervorgebracht, d[u]rch welche ein Th[ei]l der Stoffe gemischt u[nd] der Haß aus dem sich bild[e]nd[en] Kreise ausgeschlossen wurde. Indem d[ie]se Beweg[un]g sich immer weiter ausdehnte u[nd] d[a]h[er] der Haß immer weiter weggedrängt wurde, wurden die noch ungemischt[en] Stoffe in die Misch[un]g hereingezogen u[nd] aus ihrer Verbind[un]g entstund die jetz[i]ge Welt mit den sterbl[ichen] Wesen. Wie aber d[ie]s[e] Welt entst[a]nd[en] ist, so wird sie einst auch wieder vergehen, wenn Alles d[u]rch fortgesetzte Einig[un]g in den Urzustand des Sphairos zurückkehrt. Also: Alles Einzeldaseyn beruht auf einer th[ei]lweisen Misch[u]ng - vollkom[mene] Misch[u]ng wie vollkom[mene] Trennung macht d[ie]s[e] Einzelwesen vergehen. Emped[okles] b[e]schreibt nur die Entst[e]h[un]g derselben, wie sie bei der Trennung der Elemente d[u]rch d[en] Haß erfolgte. Sie mußte aber wohl ebenso gut bei der Verbind[un]g der Elemente folg[en].  γ [)]  910 Den näheren Hergang der Weltbild[un]g dachte sich Emped[okles] so: Aus dem Wirbel, in dem die getrennt[en] Elemente d[u]rch die Liebe zusammengerüttelt wurden, schied sich zuerst die Luft ab, die am äußersten Rande sich verdichtend das Ganze kugelförmig umschloß. Hierauf brach das Feuer hervor u[nd] nahm den ob[e]rn Raum unter der äußerst[en] Wölb[u]ng ein, während die Luft unter die Erde gedrängt wurde u[nd] so entstand[en] zwei Hemisphären, welche zusammen die Hohlkugel d[e]s Himmels bilden; eine lichte, die ganz Feuer ist u[nd] eine dunkle, die aus Luft b[e]steht, aber einzelne Feuermassen eingesprengt enthält. D[u]rch den Andrang d[e]s Feuers gerieth die Himmels-Kugel in eine drehende Beweg[un]g; wenn ihre feurige Hälfte oben ist, haben wir Tag, wenn die dunkle obe[n] und die feurige d[u]rch den Erdkörper verdeckt ist, hab[en] wir Nacht. Aus den üb[ri]g[en] Stoffen bildete sich die Erde. Der d[u]rch Umschwung bewirkte Druck trieb das Wasser aus ihr hervor, deßen Ausdünstung[en] den unt[e]rn Luftraum füllten. 908 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 909 Randbemerkung am Spaltenrand [39vr] mit Bleistift. 910 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 143 Daß sich die Erde über der Luft schwebend erhält [,] leitete Emped[okles] aus dem Umschwung ab, der ihren Fall verhindere u[nd] eb[en]so erklärte er es, d[a]ß d[a]s ganze Weltgebäude an s[einer] Stelle bleibe.  δ)  911 Die Sonne hielt er - wie d[i]e Pythagoreer, für ei[nen] glasartig[en] Körper, der so groß wie die Erde, die [39vr/ 40rl] Strahlen des Feuers aus der ihn umgeb[e]nd[e]n lichten Hemisphäre wie ein Brennspiegel sammle u[nd] zurückstrahle; ähnl[ich] sollte der Mond aus krystallartig gehärteter Luft bestehen; seiner Gestalt nach galt er dem Emped[okles] als S[c]heibe. Daß er sein Licht v[on] d[er] Sonne erhält, nahm er an; seine Entfernung v[on] d[er] Erde sollte ein Dritth[ei]l v[on] der der Sonne betragen. Den Raum unter dem Monde soll Emped[okles] mit d[en] Phyth[a]g[o]r[eer]n im G[e]g[e]nsatz zur höh[eren] Region für den Schauplatz aller Uebel gehalten haben. - V[on] den Gestirnen nahm er an, daß die Fixsterne am Himmelsgewölbe befestigt sey[en], die Planeten d[a]g[e]g[en] sich frei beweg[en]. Er hielt sie für feuerige Körper, die sich aus der Luft ausgeschieden. etc. 3) Unter den organischen Wesen, denen er eine besondere Aufmerksamk[ei]t geschenkt zu haben scheint, sollen  α)  912 zuerst die Pflanzen aus der Erde hervorgekeimt seyn [,] noch ehe sie v[on] d[er] Sonne beleuchtet war; hierauf erst die Thiere. Ueb[ri]g[e]ns legt Emped[okles] den Pflanzen Leben u[nd] Seelen bei - ähnl[ich] wie den Thieren u[nd] M[e]nsch[e]n. Er bemerkt [,] d[a]ß die Fruchtbild[un]g der Pflanzen der Erzeug[un]g der Thiere entspreche, u[nd] vergleicht die Blätter der Bäume mit d[en] H[aa]ren, Feder[n] u[nd] Schuppen der Thiere. Ihr Wachsen leitete er v[on] d[er] Erd-Wärme her, welche die Aeste in die Höhe treibe, die Wurzeln d[a]g[e]g[en] werde[n] d[u]rch die erd[i]g[en] B[e]st[a]ndth[ei]le in die Tiefe gezogen.  β)  913 Bei der  ersten  914 Entst[e]h[un]g der Thiere u[nd] M[e]nsch[e]n wuchs[en] die Th[ei]le ders[e]lb[en] nach Emped[okles] zuerst einzeln aus dem Boden heraus; hierauf wurden sie d[u]rch d[ie] Wirk[u]ng der Liebe zusammengefügt; da aber dabei der Zufall waltete, so ergaben sich hieraus zunächst allerlei abentheuerl[iche] Gebilde, die bald wieder unterging[en], bis am Ende doch harmonisch gebildete, lebensfäh[i]ge Wesen entstand[en].  γ)  915 Auch die M[e]nsch[e]n gingen aus d[er] Erde hervor, indem zuerst unförml[iche] Klumpen, aus Erde u[nd] Wasser gebildet [,] v[on] dem unterird[i]sch[en] 911 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 912 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 913 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 914 Über der Zeile eingefügt. 915 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 144 Feuer emporgeworfen wurden, die erst in der Folge sich gliederten. Er schloß si[c]h hier, wie Parmen[ides] an die Autochthonen u[nd] Giganten Sagen an. Wie Parmen[ides] fand auch Emped[okles] den Unterschied der Geschlechter in der größer[en] od[er] geringer[en] Wärme; währ[en]d aber Parm[enides] der weibl[ichen] Natur größere Wärme zuges[c]hrieben, legt Emped[okles] sie den Männern bei u[nd] demgemäß ist er auch dem Parm[enides] gegenüber der Meinu[n]g [,] bei der erst[en] Erzeug[un]g v[on] M[e]nsch[en] sey[en] die Männer in den südl[ichen], die Weiber in den nördl[ichen] G[e]g[e]nden entstanden; u[nd] bei der jetz[i]g[en] geschlechtl[ichen] Fortpflanz[un]g bild[en] si[c]h d[ie] männl[ichen] Natur[en] im wärmer[en], die weibl[ichen] im kälter[en] Th[ei]le des Mutter- Schooßes.  δ)  916 V[on] den körp[e]rl[ichen] Thät[i]gk[ei]t[en] ist es i[n]sb[e]s[ondere] der Athmu[n]gsproc[e]ß u[nd] die sinnl[iche] Wahrnehmung, worüber Emped[okles] b[e]s[o]nd[ere] Ansicht[en] si[c]h gebildet. [40rl/ 40vr]  1)  917 Das Ausu[nd] Einströmen der Luft beim Athmen geschieht nach s[einer] Ansicht, nicht blos d[u]rch d[ie] Luftröhre, sond[ern] d[u]rch den ganzen Körper in Folge der Blutbeweg[un]g; wenn näml[ich] v[on] den äuß[eren] Th[ei]l[e]n das auf u[nd] abwogende Blut sich zurückzieht, dringt d[u]rch die feinen Poren Luft ein, wenn es sich wieder in dies[e]lb[en] ergießt, wird sie wieder hinausgedrückt.  2)  918 Die Sinnesempfind[un]g erklärte er gleichfalls d[u]rch die Poren u[nd] d[u]rch die Ausflüsse; - damit sie entstehe [,] müßen die von den Objecten sich ablösenden Theile mit den gleichart[i]g[en] Bestandth[ei]l[e]n der Sinnesorgane sich berühren; - sey es nun [,] daß jene d[u]rch die Poren zu d[ie]s[e]n eindringen od[er] daß umgekehrt d[ie]se (wie beim Seh[en]) auf dems[e]lb[en] Wege heraustreten; denn Alles wird - wie Empedokl[es] zuerst als Gr[u]ndsatz aussprach - d[u]rch das Gleichart[i]g[e] in uns erkannt; - die Erde d[u]rch die Erde, d[a]s Wasser d[u]rch d[a]s Wasser etc. Am Geruch u[nd] Geschmack glaubte er dieß besond[ers] deutl[ich] zeigen zu können, da dort in Luft [,] hier in Flüss[i]gk[ei]t Th[ei]lchen in d[ie]s[em] Sinne eindring[en.] - Beim Gehör nahm er an, d[a]ß die Töne sich bilden d[u]rch die eindringende bewegte Luft, wie in ein[e] Trompete (NB [: ] in der freil[ich] nur Töne gebildet, aber nicht gehört werd[en]) [.] Beim Sehen sollte umgekehrt das Sehende aus dem Auge hervortreten, um sich mit den Ausflüssen des G[e]g[e]nst[an]d[e]s zu berühren.  3)  919 Den gleichen Ursprung hat d[a]s Denken. Verstand u[nd] Denkkraft sind nach Emped[okles] in allen Dingen, ohne daß in d[ie]s[er] B[e]z[ie]h[u]ng zw[i]s[c]h[en] dem Geist[i]g[en] u[nd] Körperlichen zu unterscheiden wäre.  Psy- 916 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 917 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 918 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 919 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 145 chol[ogie]  920 Das Denken wird d[a]h[er] eb[e]nso, wie alle andern Lebensthätigk[ei]t[e]n, v[on] d[er] Misch[u]ng der Stoffe im Körper herrühren; wir denken jedes Element mit dem entsprech[e]nde[n] Element in uns[erem] Körper. Insbesondere ist es das Blut, in welchem die Elemente am vollständ[i]gst[en] gemischt sind, in dem d[a]h[er] auch das Denken u[nd] Bewußts[e]y[n] vorzugsw[ei]se seinen Sitz hat, nam[e]ntl[ich] im Blute des Herzens, obwohl auch andere Th[ei]le d[e]s Körpers v[on] der Th[ei]lnahme am Denken nicht ausgeschlossen sind. - Je gleichart[i]g[e]r die Misch[u]ng der Elemente ist, um so schärfer sind in d[er] Regel die Sinne u[nd] der Verstand; - wo die Elemententh[ei]lchen locker u[nd] lose aneinandergereiht sind [,] geht die G[ei]st[e]sthät[i]gk[ei]t langsamer, wo sie klein u[nd] dichtgedrängt sind, geht sie schneller vor sich; d[a]g[e]g[en] ist dort größere Beharrl[i]chk[ei]t, hier mehr Unbeständigk[ei]t. - Wenn die richt[i]g[e] Misch[u]ng der Elemente auf einzelne Körperth[ei]le beschränkt ist, entsteht die entsprechende besondere Begabung. Empedokl[es] nimmt d[a]h[er] wie Parmen[ides] an, die Beschaff[e]nh[ei]t d[e]s Denkens richte sich nach der jeweilig[en] B[e]sch[a]ff[e]nh[ei]t d[e]s Körpers u[nd] wechsle mit ders[e]lben. - Er verlangt üb[ri]g[en]s [40vr/ 41rl] 921 doch [,] daß wir nicht der Sinneswahrnehmung trauen [,] sond[ern] statt deßen denkend die Natur der Dinge zu erkennen suchen; v[on] der Vernunft erwartet er mehr für die Erk[e]n[n]tn[i]ß als v[on] den Sinnen. - Was v[on] der Erk[e]n[n]tn[i]ß [,] gilt auch v[on] den Gefühlen bei Empedokl[es]. III [.] Theolog[ische] Lehren. Alle bisherigen Lehren sind mehr od[er] weniger Willkür od[er] Consequenz aus der naturphilos[ophischen] Grundlehre d[e]s Empedokl[es] abgeleitet. Einige Lehren u[nd] Vorschrift[en] d[a]g[e]g[en], die im 3 [.] Buche d[e]s physikal[ischen] Lehrgedichts u[nd] insb[e]s[ondere] in den Katharmen enthalten sind - gehen nicht unmitt[e]lb[a]r aus s[einer] philos[ophischen] Grundlehre hervor, sond[ern] sind mehr aus de[m] Volksglauben aufgenommen. 1)  α)  922 Dahin gehört vor Allen 923 die  über die  924 Seelenwand[e]r[u]ng u[nd] das jenseit[i]g[e] Leben. Es ist nach Emped[okles] der unabänderl[iche] 925 Rathschluß des Schicksals, daß die Dämonen, welche sich d[u]rch Mord od[er] Meineid vergan- 920 Randbemerkung am Seitenrand [40vl] mit Bleistift. 921 „Gesch[ichte] der griech[isch-]röm[ischen] Philos[ophie] 21.“ am oberen Seitenrand [41rr]; „21.“ bezeichnet den Bogen. 922 Einfügung in der Zeile mit Bleistift. 923 Verschrieben; gemeint: Allem. 924 Über der Zeile eingefügt. 925 „S[c]h“ in der Zeile gestrichen. 146 gen haben, für 30000 Horen v[on] den Seligen verbannt werden, um die mühevollen Pfade des Lebens in den mancherlei Gestalten d[e]r 926 sterbl[ichen] Wesen zu durchwandern.  β)  927 Er setzt also einen sel[i]g[en] Urzustand voraus, dessen Schauplatz der Himmel gewesen sey[n] muß, denn er klagt, er sei v[on] d[em] Sitze der Götter auf die Erde, in d[ie]se Höhle herabgestürzt - u[nd] den Frommen wird Rückkehr zu den Göttern verheißen. - Emped[okles] schildert angebl[ich] aus eigner Erinner[u]ng d[a]s Elend der schuldbelasteten Geister, die in rastloser Flucht d[u]rch alle Th[ei]le der Welt umhergeschleudert werden; den Jammer u[nd] Schmerz der Seele, welche in den Ort der G[e]g[e]nsätze u[nd] d[e]s Streites, der Krankh[ei]t u[nd] Vergängl[i]chk[ei]t eintrat, welche sich mit dem Gewande d[e]s Fleisches umkleidet, aus dem Leben in d[a]s Reich d[e]s Todes versetzt ist.  γ)  928 Auf ihrer Wand[e]r[u]ng sollen die verstossenen Dämonen nicht blos in menschl[iche] u[nd] thierische, sond[ern] auch  in Pflanzen Organism[en]  929 eintreten; den bessere[n] werden indeß in allen Klassen die edelst[en] Wohnsitze zu Theil. Den Zwischenzustand nach dem Austritt der Seele[n] aus dem Leibe scheint sich Emped[okles] nach Anleit[un]g der herrschend[en] Vorst[e]ll[u]ng[en] über d[em] Hades gedacht zu hab[en.] - Ungewiß ist, ob er für alle Seelen gleiche Dauer der Wand[e]r[u]ng annahm. - Die Besten sollen zuletzt zu der Würde v[on] Wahrsagern, Dichtern, Aerzten u[nd] Fürsten emporsteig[en], um v[on] da aus als Götter zu den Göttern zurückzukehren.  δ)  930 Hiemit steht nun außer den  b[e]sond[eren]  931 Reinig[un]g[en] d[a]s Verbot d[e]s Fleischgenusses u[nd] des Tödtens der Thiere in Verbind[un]g. Folgerichtig erscheint d[em] Emped[okles] beides als der größte Greuel, als eben so frevelhaft, wie die Ermord[un]g v[on] M[e]nsch[en] u[nd] der Genuß ihres Fleisches; denn in den Thierleibern sind ihm ja auch M[e]nsch[e]nseelen. Ganz consequent hätte Emped[okles] d[ie]s[e]s Verbot [41rl/ 41vr] auch auf die Pflanzen ausdehnen solle[n] - was aber natürl[ich] unmögl[ich] war; er begnügt sich d[a]h[er,] die Verletz[u]ng oder den Genuß einiger Gewächse  zu verbieten  932 , wegen ihr[er] besond[eren] r[e]l[i]g[iö]s[en] Bedeut[un]g 933 [,] z. B. d[e]s Lorbeers u[nd] der Bohnen.  ε)  934 Mit sein[er] naturphilos[ophischen] Theorie stimmt d[ie]se Fortdauer der Seelen freil[ich] nicht recht überein u[nd] er hat keine Herst[e]ll[u]ng d[e]s Zusammenhangs v[on] beiden angestrebt [,] näml[ich] v[on] d[er] Seelenwand[erun]g u[nd] 926 „d[e]r“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „d[e]s“. 927 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 928 Vor der Zeile mit Bleistift. 929 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 930 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 931 Über der Zeile eingefügt. 932 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 933 „zu verbieten“ in der Zeile mit Bleistift gestrichen. 934 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 147 dem Kreislauf der Elemente. Bloßes Symbol der allgem[einen]  u[nd] stuf[en]weise[n] Entwickl[un]g  935 Lebend[i]gk[ei]t der Natur kann ihm d[ie]se Seelenwand[erun]g auch nicht seyn, da er sie so b[e]stimmt ausgesproch[en] u[nd] sittl[iche] Gebote darauf g[e]gründ[e]t hat. - Er hat d[ie]s[e] Lehre wohl aus der orphisch-pythag[oreischen] Ueberlief[erun]g aufgenomm[en], ohne die wiss[enschaftliche] Vermittl[un]g mit s[einer] naturphilos[ophischen] Grundtheorie 936 herzustell[en]. 2) Aehnl[ich] verhält es sich mit der Sage vom golde[nen] Zeitalter [,] die v[on] Emped[okles] in 937 eigentl[icher] Weise ausgeführt wird; obwohl in s[einer] naturphilos[ophischen] Gr[u]ndlehre kein rechter Anhaltsp[u]nkt dafür gegeben ist. Denn weder für d[en] Zust[a]nd d[e]s Sphairos noch für den  da noch kei[ne] Ei[n]zelwese[n] war[en]  938 vorird[i]sch[en]  himml[i]s[c]h[en]  939 der Seelen paßt die Schilder[un]g. Die im gold[enen] Zeitalter leb[en]d[en] M[e]nsch[en] werd[en] vielmehr ausdrückl[ich] als M[e]nsch[en] bezeichnet. Er scheint also die Sagen v[om] gold[enen] od[er] praradies[ischen] Z[ei]talter v[on] d[er] Tradit[ion] aufgenomm[en] u[nd] besonders für Empf[e]hl[un]g s[einer] Grundsätze in B[e]tr[e]ff der Heil[i]gk[ei]t d[e]s Thierlebens benutzt zu haben. 3) Was die Theologie d[e]s Emped[okles] betr[i]fft, so redet er in 4lei Art v[on] den Göttern. 1) Erst[e]ns nennt er 940 unter den Wesen, die aus der Verbind[un]g der Grundstoffe entstand[en] sind, auch die Götter, die langlebend[en], von Allen geahnten. D[ie]se schei[nen] nun v[on] denen d[e]s Volksglaubens nicht verschied[en] zu seyn. Damit verwandt werd[en] auch die Dämonen sey[n,] die th[ei]ls v[on] Anfang an im Wohnsitz der Selig[en] verweilen, th[ei]ls nach d[er] Wanderung dahin zurückkehren. 2) Auch die Elemente u[nd] die bewegend[en] Kräfte nennt Emped[okles] Dämonen u[nd] gibt ihnen Götternamen; auch damit scheint er sich an den Volksglauben anschließ[en] zu wollen, - obwohl d[ie]se Ausdrücke da nur uneigentl[iche] Bedeut[un]g haben können u[nd] jed[en]f[a]lls nicht eig[en]tl[ich] persönl[ich] zu denken sind (wie die gewordenen Götter) [.] 3) Dass[e]lbe gilt v[om] Sphairos als Gotth[ei]t. Die Mischung d[e]ss[e]lb[en] kann als Göttl[i]ches nur in dem Sinne gelten als die Welt als Gesammth[ei]t der göttl[ichen] Wesen u[nd] Kräfte betrachtet wird. 935 Über der Zeile. 936 „zu“ in der Zeile gestrichen. 937 „[++]“ in der Zeile gestrichen. 938 Über der Zeile eingefügt. 939 Über der Zeile. 940 „sie“ in der Zeile gestrichen. 148 4) Endl[ich] spricht er v[on] d[er] G[o]tth[ei]t noch im Sinn u[nd] fast mit dens[e]lb[en] Worten wie Xenophanes, indem er sie als unsichtbar, unnahbar u[nd] hocherhaben über menschl[iche] Gestalt [41vr/ 42rl] u[nd] Beschränkth[ei]t, als reinen, die ganze Welt durchwaltend[en] Geist beschreibt. Doch bezog sich auch d[ie]se Aeußer[un]g zunächst auf eine der Volksgotth[ei]t[e]n (auf Apollon). Da Emped[okles] allenth[a]lb[en] als Priester u[nd] Prophet sich zeigt, so läßt sich denken, daß er sich in kein[en]  so  941 streng[en] G[e]g[en]satz geg[en] die Volk[s]r[e]l[i]g[io]n gesetzt haben werde wie Xenoph[anes]. 942 Reiner Monotheismus ist d[a]h[er] in den Versen, die hievo[n] h[a]nd[e]ln [,] wohl nicht enthalten - eb[e]nso aber auch nicht Panth[ei]smus - dem schon die eig[e]ntl[iche] naturphil[o]s[ophische] Gr[u]ndl[a]ge d[e]s Systems widerstreiten würde. - Auf Läuterung des Volksglaub[en]s mochte aber Emped[okles] immerhin ausgeg[a]ng[en] seyn; - wie er denn im Eingang d[e]s dritt[en] Buch[es] d[e]s phys[ik]al[ischen] Lehrgedichtes, den Werth der wahren G[o]tt[e]serk[e]n[n]tn[i]ß preist u[nd] die falschen Vorst[e]ll[u]ng[en] v[on] d[en] Gött[e]r[n] beklagt, d[a]h[er] die Muse anruft, ihm zu einer guten Rede üb[er] die sel[i]g[en] Götter zu verhelfen. - Aber die geistigere G[o]tt[e]sidee ist mit den philos[ophischen] Grundlehren eb[e]nf[a]lls nicht wiss[e]nsch[a]ftl[ich] verbund[en]. Schl[u]ß.  1)  943 Während üb[er] Heraklits  wie Parmen[ides’,] Zenon’s etc.  944 philos[ophische] Bedeut[un]g kein Zweifel, w[e]der im Alterth[um] noch in neu[erer] Z[ei]t b[e]st[e]ht - sind die Stimme[n] üb[er] den philos[ophischen] Werth d[e]s Emped[okles] schon im Alterth[um] u[nd] noch mehr in d[er] neu[eren] Z[ei]t geth[ei]lt.  2)  945 Als Prophet u[nd] Volksmann stand er allerdings in hoh[er] Acht[u]ng - sein philos[ophisches] Verdienst aber scheinen insb[e]s[ondere] Platon u[nd] Aristot[eles] weniger hoch anzuschlagen. In neu[erer] Z[ei]t hat nam[en]tl[ich] Hegel geringschätzig über ihn geurth[ei]lt. -  3)  946 Eb[e]nso geth[ei]lt sind die Ansichten 947 über sein V[e]rh[ä]lt[ni]ß zu den früh[eren] Philosoph[en]. Platon stellt ihn mit Herakl[it,] Aristot[eles] gewöhnl[ich] mit Anaxagoras, Leukipp u[nd] Demokrit [,] auch mit den älter[n] Jonier[n] zusamm[en.] - Die Alexand[rinische] Schule aber rechnet ihn unter die Pythagoreer. 941 Über der Zeile. 942 „)“ in der Zeile gestrichen. 943 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 944 Über der Zeile eingefügt. 945 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 946 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 947 „sind“ in der Zeile gestrichen. 149 - Hievon sind die Neuer[en] fast d[u]rchweg abg[e]g[an]g[en], obwohl sie sonst nicht mit einander übereinstimmen. -  4)  948 Wie schon früher angedeutet [,] finden sich in s[einer] Phil[o]sophie Lehren, [die] th[ei]ls der pythagor[eischen], th[eils der eleatis[c]h[en] u[nd] der Herakl[itischen] Philos[ophie] verwandt sind. -  a)  949 Der Einfluß d[e]r 950 pythag[oreischen] Lehre tritt h[a[u]ptsächl[ich] nur in dem mythisch[en] Th[ei]le s[einer] Philos[ophie] hervor; Seelenw[an]d[erun]g, Dämon[en], pract[ische] Lebensvorschrift[en.] - Von den pythag[oreischen] Grundlehren findet sich aber bei ihm Nichts. Nur  in  951 der Annahme der Sonne als glasart[i]g[em], das Licht reflecti[ren]d[em] Körper stimmt er mit d[en] Pyth[a]gor[eern] überei[n].  b)  952 Mehr Verwandtsch[a]ft hat Emped[okles’] Philos[ophie] mit der Eleat[ischen]. So ist verwandt, die Läugnung des  [*]  953 Werdens u[nd] Vergehens u[nd] er beweist d[ie]s[e]n Grundsatz sogar mit dens[e]lb[en] Gründ[en] wie Parmenides. Eb[en]so bestreitet er d[ie] Wahrh[ei]t der si[nn]l[ichen] Wahrnehmung mit dens[e]lb[en] Gründ[en] wie Parm[enides].  (Absolut[e]s W[e]rd[en] hat wohl auch Heraklit kaum gelehrt, da sein Urstoff  Feuer  954 wohl ungeword[en.] -  955 - Die Ei[n]h[ei]t alles Sey[n]s kann zwar Emped[okles] für d[ie]s[e]n Weltzustand nicht zugeben, d[a]g[e]g[en] aber ist der vorweltl[iche] Zustand der der Einh[ei]t. Der Sphairos ist kugelg[e]stalt[i]g, eiartig, unbewegt, wie d[a]s Ei[n]s der Eleaten. - Auch nahm er kein[en] leer[en] Raum an. In der organisch[en] [42rl/ 42vr] Physik eignet er sich eb[e]nf[a]lls Parmen[ides’] Annahmen an. Beide Philos[ophen] leiten dann die Erk[e]n[n]tn[i]ßthät[i]gk[ei]t aus einer Misch[u]ng körperl[icher] B[e]standth[ei]le ab, indem sie annehm[en,] jedes Element empfinde das ihm Verwandte. Bei Emped[okles] ist dieß nur näher ausgeführt u[nd] entwickelt. Auch an Xenophanes  g[e]g[en] R[e]l[i]g[io]n  956 finden sich, wie bemerkt, Anklänge. Aber doch ist er nicht den Eleaten selbst beizuzähle[n], da er wohl nicht ihre Grundlehre, d[a]ß die erscheinend[en] Dinge keine Wirkl[i]chk[ei]t haben, beistimmte, s[e]i[ne] Stoffe u[nd] Kräfte wollen vielmehr eine wirkl[iche] Welt erklär[en] u[nd] selbst wirkl[ich] seyn - so daß er also doch ger[a]de in der H[au]ptsache abweicht - Vielh[ei]t u[nd] Beweg[u]ng als Wirkl[iches] annimmt u[nd] gelten läßt. Und er geht gerade darauf aus, dasj[enige] zu erklären, was Parmen[ides] für undenkbar erklärt hatte, das Werden, die Beweg[un]g. Er b[e]h[au]pt[e]t also zwar 948 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt; „a)“ nach „4)“ mit Bleistift eingefügt und gestrichen. 949 Über der Zeile mit Bleistift. 950 „d[e]r“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „d[e]s“. 951 Über der Zeile. 952 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 953 Über der Zeile. 954 Über der Zeile. 955 Randbemerkung am Seitenrand [42rr] mit Bleistift. 956 Über der Zeile mit Bleistift. 150 kein absolutes W[e]rden wie Heraklit, er leugnet aber auch nicht das relative Werden wie Parmen[ides].  c [)]  957 Dabei nun nähert er sich Heraklit d[u]rch die Annahme der G[e]g[e]nsätze Liebe u[nd] Haß u[nd] des bestä[n]d[i]g[en] Werdens d[u]rch d[ie] Vermittl[un]g v[on] beid[en]. Herakl[it] scheint bedeutend[en] Einfluß auf ihn geübt zu hab[en]. Auf Erklär[u]ng d[e]s Wechsels, d[e]s Werdens, d[e]s Streites geht s[ein] H[au]ptstreben. Doch läßt er, im G[e]g[e]nsatz zu Herakl[it,] den b[e]ständ[i]g[en] Fluß d[u]rch Period[en] des Stillstandes unterbrochen werd[en]. Auch beklagt er den Streit, den Herakl[it] den Vater u[nd] Herrn der Dinge genannt. 3). Die Atomistik. Demokritos. Als Begründer der atomist[ischen] Lehre gilt Leukippos, von dem wir indeß keine nähere Kunde hab[en], der eig[e]ntl[iche] wiss[enschaftliche] Ausbilder d[e]rs[e]lb[en] ist Demokritos. Demokrit [,] v[on] Aristot[eles] als Freund d[e]s Leukipp[os] bezeichnet [,] ist in Abdera [,] ein[er] jonis[c]h[en] Coloniestadt in Thrazien [,] geboren. - Wie er selbst sagt [,] war er 40 Jahre jünger als Anaxagoras  (um 500 d[a]h[er] geboren)  958 (Diog[enes] L[aertius] IX) [.] Sein Vater [,]  so  959 wird erzählt, sey so reich gewesen, d[a]ß er d[en] Perserkönig Xerxes auf s[einer] Rückreise nach Asien bewirthen konnte in Abdera.  (Magier als Erz[ie]her Demok[rits]  960 Demokrit aber 961  verwandte  962 sein väterl[iches] Erbth[ei]l auf Reisen, 963 u[nd] rühmt sich deßen selbst in ein[em] erhalten[en] Bruchstück [,] worin er s[a]gt: „Von allen M[e]nsch[e]n  meiner  964 Zeit habe ich das meiste Land durchirrt, die meisten Luftstriche 965 und Länder gesehen u[nd] die meisten unterrichteten Männer gehört u[nd] in der Geometrie u[nd] ihren Beweisen hat mich Niemand übertroffen, selbst nicht die Weisen der Aegyptier, bei dene[n] ich fünf Jahre in der Fremde gewesen bin. [“] (Clem[ens] Al[exandrinus] Str[omateis] I 15 [).] [42vr/ 43rl] 966 D[u]rch d[ie]se Reisen u[nd] d[u]rch fortgesetztes Stud[ium] errang sich Demokrit eine so große Menge v[on] Kenntniss[en], wie sie 957 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 958 Über der Zeile mit Bleistift. 959 Über der Zeile. 960 Randbemerkung am Seitenrand [42vl] mit Bleistift. 961 „soll“ in der Zeile gestrichen. 962 Über der Zeile. 963 „verwendet habe[n]“ in der Zeile gestrichen. 964 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „d[ie]s[e]r“. 965 Verschrieben? Eventuell gemeint: Landstriche. 966 „Gesch[ichte] der griech[isch-]röm[ischen] Philosophie. 22.“ am oberen Seitenrand [43rr]; „22.“ bezeichnet den Bogen. 151 kaum ein and[erer] Philos[oph] vor ihm besessen u[nd] unter den Spätern nur all[e]nf[a]lls Aristot[eles.] 967 Dieß z[ei]gt sich schon im Verzeichniß s[einer] zahlreich[en] Schriften (Diog[enes] L[aertius] IX), in welchem sowohl Schr[i]ft[en] allgem[einen] Inhalts, ethische u[nd] physische, als auch  solche über  968 einzelne Probleme der Naturkunde, üb[er] Mathematik, Astron[omie], Geogr[aphie], üb[er] Musik, Poesie, Arzneikunst, Grammatik, Malerei u[nd] selbst Kriegswiss[enschaft] angeführt werden. Von allen indeß sind nur wenige Bruchstücke auf uns gekommen. - Die Darst[e]ll[u]ng Demokrits wird v[on] d[en] Alten gerühmt in Bezug auf Rhythmus u[nd] Glanz der Rede (Cic[ero] Orat[io] 20; de Orat[ione] I, 11). - Auffall[en]d ist, d[a]ß Platon den Namen Demokrit nie nennt, währ[en]d er  fast alle  969 üb[ri]g[en] Philos[ophen] irg[e]nd einmal Erwähnung thut. - Man vermuthet, d[a]ß d[ie]se wohl geflissentliche Nichtbeacht[un]g Demok[rits] in der groß[en] Kluft 970 begründet sey, d[u]rch die er sein[en] Standp[u]nkt von dem Demok[rits] getr[enn]t sah. (Versuch od[er] Vorhab[en,] Demok[rits] Schr[i]ft[en] zu verbr[ennen]). - Eine indirecte B[e]z[ie]h[u]ng auf Demok[rit] kann man allenf[a]lls in je[nen] Stell[en] s[einer] Dialoge find[en] (Theaet[eotos] u[nd] Soph[istes]) [,] in denen Platon einen alles Unsichtbare läugnend[en] Mat[e]rial[i]s[m]us bestreitet. Sein System ist consequenter Mat[e]r[i]alismus. - Ruhmr[e]d[i]gk[ei]t, unphilos[ophische] Vielwisserei, Anmass[un]g wird ihm auch v[on] Neuer[en] noch z[um] Vorwurf gemacht. Ironie u[nd] Geringschätz[un]g menschl[ichen] Das[e]yns mag wohl auch ihm eig[en]th[üm]l[ich] gewesen sey[n] u[nd] darauf wohl die Sage b[e]z[ie]h[e]n, d[a]ß er stets gelacht habe!  [(] Od[er] Gutmüth[i]gk[ei]t - Soll 109 J[ahre] alt gestorb[en] sey[n] [+++]g[e]zog[en] gelebt etc.)  971 I [.] Philosophische Grundlehre. Aristot[eles] beschreibt Entst[e]h[u]ng u[nd] allgem[einen] St[a]ndp[u]nkt der Atomistik so: „Die Eleaten läugneten die Vielheit der Dinge u[nd] die Beweg[u]ng, weil sich beides nicht ohne das Leere denken lasse, das Leere aber nichts sey“. Leukipp gab ihnen zu, daß ohne d[a]s Leere keine Beweg[un]g mögl[ich] sey u[nd] daß d[a]s Leere als ein Nichtseyendes betrachtet werden müsse, aber er glaubte deßenungeachtet die Wirklichk[ei]t der Ers[c]heinung[en] retten zu können (d[e]s E[n]tst[e]h[e]ns u[nd] Vergehens, der Beweg[un]g u[nd] Vielh[ei]t) [,] indem er annahm [,] neben 967 „be“ in der Zeile gestrichen. 968 Über der Zeile. 969 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „die“. 970 „zu“ in der Zeile gestrichen. 971 Einfügung in und unter der Zeile mit Bleistift. 152 dem Seyend[en] oder dem Vollen gebe es auch das Nichtseyende od[er] d[a]s Leere. Das Seyende sey näml[ich] nicht blos Eines, sond[ern] es bestehe aus unendl[ich] vielen unsichtbar kleinen Körpern, die sich im Leeren bewegen. Auf der Verbind[un]g u[nd] Trennung d[ie]s[e]r Körper beruhe das Werden u[nd] d[a]s Vergehe[n], die Veränd[e]r[un]g u[nd] Wechselwirk[u]ng der Dinge. (Arist[oteles] de gen[eratione] et corr[uptione]) Leukipp u[nd] Demokrit sind also mit Parmenid[es] u[nd] Emped[okles] darüber einverstanden, d[a]ß weder ein Werde[n] [43rl/ 43vr] noch ein Vergehen im streng[en] Sinne mögl[ich] sey, d[a]h[er] geben sie auch zu, d[a]ß sich d[a]s Seyende als solches nicht verändere, d[a]ß d[a]h[er] weder Vieles aus Einem noch Eines aus Vielem werden könne - u[nd] räumen ein, daß der Dinge nur dann mehrere seyn können, wenn das Seyende d[u]rch d[a]s Nichtseyende od[er] Leere getrennt ist u[nd] endl[ich,] d[a]ß die Beweg[un]g ohne Annahme eines leeren Raumes nicht mögl[ich], od[er] undenkbar wäre. 2) 972  a)  973 Statt aber d[e]ßh[a]lb mit de[n] Eleaten die Vielheit u[nd] Veränd[e]r[u]ng für bloß[en] Schein zu halten, schließe[n] sie umgekehrt: Da es in der Wirklichk[ei]t viele Dinge gebe, welche entstehen u[nd] vergehen, sich verändern u[nd] sich bewegen u[nd] da Alles dieß ohne Annahme  des  974 Nichtseyend[en] unmögl[ich] wäre, so müße dem Nichtseyend[en] eb[e]nf[a]lls ein Seyn zukommen.  (kühn)  975  b)  976 D[a]h[er] stellen sie der B[e]h[au]pt[u]ng d[e]s Parm[enides,] d[a]ß d[a]s Nichtseyende in keiner B[e]z[ie]h[u]ng sey, die B[e]h[au]pt[u]ng entgeg[en,] das Seyende sey um nichts mehr als das Nichtseyende, d[a]s „Ichts“ (wie Demokr[it] s[a]gte μὴ μᾶλλον τὸ δεν ἠ τὸ μηδὲν εἶναι) um nichts mehr als d[a]s Nichts.  c)  977 Das Seyende ist ihnen aber, wie auch den Eleate[n] das Volle, das Nichtseyende das Leere. - Das will also sagen: Alles bestehe aus dem raumerfüllend[en] Stoff u[nd] dem leeren Raume. D[ie]se beiden dürfe[n] aber nicht blos neben einander seyn, wenn die Erscheinung[en] daraus erklärt werd[en] soll[en], sond[ern] sind nothw[e]nd[i]g in einander, so d[a]ß d[a]s Volle d[u]rch d[a]s Leere, das Seyende d[u]rch d[a]s Nichtseyende getheilt u[nd] d[u]rch die wechselnden Verhältnisse seiner Theile die Manigfalt[i]gk[ei]t u[nd] der Wechsel der Dinge möglich gemacht ist. 972 Korrespondierendes „1)“ ist unauffindbar. 973 Unter der Zeile mit Bleistift. 974 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „eines“. 975 Über der Zeile mit Bleistift. 976 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 977 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 153 3) 978 Diese Th[ei]l[u]ng d[e]s Vollen d[u]rch d[a]s Leere kann aber nicht in’s Unendl[iche] gehen, 979 denn eine unendl[iche] Theil[u]ng würde keine Größe, also üb[er]h[au]pt Nichts mehr übrig lassen  (Zenon)  980 [.] - D[a]h[er] müssen die letzten Bestandth[ei]le aller Dinge als untheilbare Körperchen angenommen werden.  Wie ja  981 Ueb[e]rh[au]pt  (  982 kann  )  983 dem B[e]gr[i]ff des Seyend[en] gemäß, d[ie]s[e]s nur als untheilbare Einheit bestimmt werd[en]  kann  984 . Leukipp u[nd] Demok[rit] denken sich also alles Körperl[iche] aus solchen Th[ei]lchen zusammengesetzt, die selbst nicht mehr th[ei]lbar sind; Alles besteht nach ihnen aus den Atomen u[nd] dem Leeren. 4)  a)  985 Auf d[ie]se Atome werden nun die  alle  986 Merkmale übertragen, welche die Eleaten dem Seyend[en] beigelegt hatte[n]. Sie sind ungeword[en,] unvergängl[ich]; denn die Urbest[a]ndth[ei]le aller 987  Dinge  988 können nicht aus ein[em] Ander[n] entstande[n] sey[n], u[nd] nichts kann sich in Nichts auflöse[n]. [43vr/ 44rl]  b)  989 Sie sind schlechthin erfüllt [,] ohne d[a]ß ein leerer Raum in ihnen wäre  d. h. Leeres  990 (Arist[oteles] [de] gen[eratione] et corr[uptione] I 8)  α)  991 (Leuk[ipp] es ist gar nicht Nicht  seyendes  992 in ihnen) u[nd] d[e]ßh[a]lb sind sie  eben  993 untheilbar. Denn eine Theil[u]ng u[nd] Vielh[ei]t ist nur mögl[ich], wo das Seyende 994 od[er] das Volle durch d[a]s Nichtseyende od[er] d[a]s Leere getrennt ist; in einem 995 Körper, der schlechterd[in]gs keinen leeren Zwischenraum hat, kann nichts eindringen, d[u]rch d[a]s seine Th[ei]le getrennt würden.  Arist[oteles] Met[aphysik] VII 13, de Cael[o] III 4 [de] Gen[eratione] et corr[uptione] I 8)  996 978 „Daß“ in der Zeile gestrichen. 979 „d[a]h[er]“ in der Zeile gestrichen. 980 Über der Zeile mit Bleistift. 981 Über der Zeile mit Bleistift. 982 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 983 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 984 Über der Zeile mit Bleistift; „kann“ auf diese Weise irrtümlich wiederholt. 985 Unter der Zeile mit Bleistift. 986 Über der Zeile. 987 „aller“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „alles“. 988 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „Andern“. 989 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 990 Randbemerkung am Spaltenrand [44rl]. 991 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 992 Einfügung über der Zeile; im Zuge dieser Korrektur wurde ursprüngliches „Nichts“ durch Streichung zu „Nicht“ abgeändert. 993 Einfügung über der Zeile mit Bleistift. 994 „Seyende“ ersetzt durch Streichung und Überschreibung ursprüngliches „Nichtseyende“. 995 Verschrieben; gemeint: einen. 996 Einfügung in der Zeile und am Seitenrand [44vr]. 154  β)  997 Aus dems[e]lb[en] Grunde sind sie in ihr[em] inner[en] Zustand od[er] in ihr[er] B[e]sch[a]ff[e]nh[ei]t keiner Veränd[e]r[u]ng unterworfen, denn das Seyende als solches ist unveränderl[ich]; was d[a]h[er] keinerlei Nichtseyendes in sich hat, das muß sich selbst schlechthin gleich bleiben. Wo keine Th[ei]le u[nd] keine leeren Zw[i]sch[e]nräume sind, da kann eben keine Verschieb[un]g der Th[ei]le stattfind[en]; u[nd] was kein Anderes in sich eindring[en] läßt, kann keine äußere Einwirk[un]g, kein[en] Stoffwechsel erfahren.  c) α)  998 Ihrer Substanz nach sind die Atome schlechthin einfach u[nd] alle einander gleichartig,  denn  999 th[ei]ls können sie [,] meint Demokr[it,] nur so aufeinander wirken, th[ei]ls ist üb[er]h[au]pt jede Verschied[e]nh[ei]t d[e]s Einen v[om] Andern, (wie Parm[enides] gezeigt), eine Folge d[e]s Nichtseyns. Wo also reines Seyn ohne alles Nichtseyn ist, da ist nur Eine u[nd] dies[e]lbe Beschaff[e]nh[ei]t d[ie]s[e]s Seyns möglich. Nur uns[ere] Sinne zeigen uns Dinge v[on] qualitativ b[e]stimmter, verschied[ener] B[e]sch[a]ff[e]nh[ei]t; den Urkörperch[en] selbst, den Atomen dürfen wir keine v[on] d[ie]s[e]n besondern Eig[e]nsch[a]ft[e]n beilegen  sond[ern] nur dasj[enige]  1000 , ohne welches ein Seyendes od[er] ein Körper üb[er]h[au]pt sich nicht denken läßt. Also: Das Seyende ist nur die raumerfüllende Substanz, der Stoff als solcher, nicht ein irg[e]ndwie b[e]stimmter Stoff; denn jede Bestimmung ist Ausschließ[un]g, jeder b[e]stimmte Stoff ist das nicht, was die andern sind, er ist d[a]h[er] nicht blos ein Seyendes [,] sond[ern] auch ein Nichtseyendes. - Was Parm[enides] v[on] dem Einen b[e]h[au]pt[e]t, das nehmen die Atomist[en] v[on] d[em] Vielen an. 5)  a)  1001 Trotz d[ie]s[e]r Gleichart[i]gk[ei]t u[nd] Unveränderl[i]chk[ei]t der Atome in Bezug auf Qualität müßen sie 1002 doch auch irgend welche Unterschiede an sich haben, da sonst die Manigfalt[i]gk[ei]t u[nd] der Wechsel der Dinge schlechterdings unmögl[ich] wären. Statt der qualitativen Unterschiede w[e]rd[en] d[a]h[er] quantitative u[nd] Form-Unterschiede angenomme[n].  b)  1003 Die Atome sind verschied[en] in Bezug auf Größe u[nd] Gestalt u[nd] d[a]h[er] auch in Bezug auf gegenseit[i]g[es] Verh[ä]ltn[i]ß im Raume. Demokr[it] s[a]gt d[a]h[er,] die Atome unterscheiden sich 1004 d[u]rch ihre Gestalt, ihre Ordnung u[nd] ihre Lage; außerdem aber auch d[u]rch ihre Größe u[nd] Schwere. 997 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 998 Einfügung vor und in der Zeile mit Bleistift; korrespondierendes „β)“ ist unauffindbar. 999 Einfügung über der Zeile. 1000 Einfügung über der Zeile. 1001 Unter der Zeile mit Bleistift. 1002 „sie“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „die“; in der Zeile folgendes „Atome“ gestrichen. 1003 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 1004 „in Bezug“ in der Zeile gestrichen. 155  c)  1005 Demnach b[e]h[au]pt[e]t die Atomistik, d[a]ß es nicht  nur  1006 unendl[ich] viele Atome, sond[ern] auch unendl[ich] viele Gestalten, Formen der Atome gebe, da nur unter d[ie]s[er] Voraussetz[u]ng sich erklären läßt, [44rl/ 44vr] daß die Dinge so unendl[ich] verschieden sind, so vielen Veränderung[en] unterliegen u[nd] Verschiedenen so verschieden erscheinen. -  d)  1007 Die Verschied[en]h[ei]t der Gestalt, Form wird gewöhnl[ich] geltend gemacht [.] - Aber auch an Größe soll[en] sie verschied[en] seyn [.] - Da näml[ich] die Atome nur d[e]ßh[a]lb untheilbar sind, weil kein Leeres in ihnen ist, so sind sie nicht mathematische Punkte [,] sond[ern] Körper v[on] ein[er] gewissen Größe u[nd] können in d[ie]s[er] B[e]z[ie]h[u]ng ebenso verschied[en] seyn, wie an Gestalt. Wahrgenomm[en] aber können nach Demokr[it] alle Atome nicht werden von uns[eren] Sinnen, da sie zu klein seyen.  2)  1008 Mit der Größe ist unmittelbar auch noch die Schwere gegeben, denn die Schwere kommt jedem Körper zu als solchem u[nd] da aller Stoff gleichart[i]g ist, muß sie allen Körpern gleichmäßig zukommen, so daß bei gleicher Masse alle gleich schwer sind; - d[a]h[er] ist d[a]s Gewichtsverhältniß einzelner Körper ausschließl[ich] v[on] d[em] V[e]rh[ä]ltn[i]ß ihrer Massen be  dingt  1009 u[nd] d[ie]s[e]m vollkommen entsprech[e]nd; u[nd] wenn größere Körper oft leichter erscheinen, so kommt dieß davon her [,] d[a]ß jene mehr leeren Zwischenraum enth[a]lt[e]n, d[a]ß also ihre körperl[iche] Masse doch geringer ist. -  D[a]h[er]  1010 Also die Atome müss[en] auch ein Gewicht haben habe[n] 1011 u[nd] ein verhältnißmäßig gleiches, d. h. sie sind an Schwere ebenso verschied[en] wie an Größe. 6 [)] Das Leere dachten sich die Atomiker als unbegränzt, wie dieß gefordert war sowohl d[u]rch die unendl[iche] Menge Atome als auch den B[e]gr[i]ff d[e]s leeren Raumes selbst. V[on] d[ie]s[em] Leeren sind die Atome umfaßt, d[u]rch dasselbe w[e]rd[en] sie geschieden v[on] einander. Wo immer d[a]h[er] eine Verbind[un]g v[on] Atomen ist, da ist auch d[a]s Leere; es ist wie d[a]s Volle in allen Dingen. 7.)  a)  1012 Demgemäß müssen nun alle Eig[e]nsch[a]ft[e]n der Dinge auf die Menge, Größe, die Gestalt u[nd] das räuml[iche] Verh[ä]ltn[i]ß der Atome, aus denen sie bestehen u[nd] jede Veränd[e]r[u]ng derselben auf eine veränderte Atomenverbind[un]g zurückgeführt werden. - Ein Ding entst[e]ht, wenn sich ein Atomen- 1005 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 1006 Einfügung über der Zeile mit Bleistift. 1007 Vor der Zeile mit Bleistift. 1008 Einfügung am Zeilenanfang mit Bleistift; korrespondierendes „1)“ ist unauffindbar. 1009 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile allerdings nicht gestrichenes „stimmt“. 1010 Über der Zeile. 1011 Irrtümliche Wiederholung. 1012 Unter der Zeile mit Bleistift. 156 Compl[e]x bildet; es vergeht, wenn er sich auflöst; es verändert sich, wenn die Lage, die Stell[u]ng der Atome wechselt od[er] ein Th[ei]l ders[e]lb[en] d[u]rch ein[en] andern ersetzt wird; es wächst, wenn neue Atome zu der Verbind[un]g hinzutret[en], es nimmt ab, wenn sie 1013 solche v[on] ihn[en] trennen. -  b)  1014 Eb[e]nso muß hienach jede Einwirk[un]g eines Dinges auf ein anderes rein mechanischer Art seyn, muß in Druck u[nd] Stoß bestehen; wo demnach eine blos dynamische Wirk[un]g in die Form stattzufinden scheint, da ist anzunehmen, daß sie in Wahrheit d[u]rch eine mechanische u[nd] also d[u]rch Berühr[u]ng vermittelt sey. - Wie Emped[okles] so sucht d[a]h[er] auch die Atomistik alle derartig[en] Vorgänge d[u]rch die Lehre v[on] den Ausflüssen zu erklären.  c)  1015 Auch die vielen, verschied[enen] physik[a]l[i]sch[en] Eig[en]- [44vr/ 45rl] 1016 schaften, die den Dingen zukommen, müssen mechanisch, aus dem quantitativen Verhältniß der Atome erklärt werde[n].  d)  1017 Ihrer Substanz nach sind alle Körper sich gleich, nur der Gestalt, Größe, Zusammensetz[u]ng ihrer urspr[ü]ngl[ichen] B[e]standth[ei]le sind sie verschieden. -  α)  1018 Doch ist unter den abgeleiteten Eig[e]nsch[a]ft[e]n selbst ein wesentl[icher] Unterschied, - Einige derselben folgen unmittelbar aus den Misch[u]ngsverh[ä]ltn[i]ssen der Atome als solchen, ganz abg[e]sehe[n] v[on] d[er] Art u[nd] W[ei]se, wie wir sie wahrnehmen, - sie kommen d[a]h[er] den Dingen selbst zu;  β)  1019 andere d[a]g[e]g[en] ergeben sich erst mittelbar aus unserer Wahrnehmung jener V[e]rh[ä]ltn[i]sse, sie bezeichnen d[a]h[er] zunächst nicht die Beschaff[e]nh[ei]t der Dinge, sond[ern] die v[on] den Dingen bewirkten Sinnesempfind[u]nge[n]. -  ad α [)]  1020 Jene bestehen in der Schwere, Dichtigk[ei]t u[nd] Härte;  ad β [)]  1021 zu d[ie]s[e]n rechnet Demok[rit] die Wärme u[nd] Kälte, den Geschmack u[nd] die Farbe. D[a]ß d[ie]se letzt[e]rn Eigens[c]haften die objective B[e]s[c]haff[e]nh[ei]t der Dinge nicht rein darstellen, bewies er aus der Verschied[e]nh[ei]t des Eindrucks, welchen die gleichen G[e]g[e]nst[ä]nde in den genannten B[e]z[ie]h[u]ng[en] auf verschied[ene] Personen u[nd] bei verschied[enen] Zuständ[en] hervorbring[en]. Doch liegt etwas Objectives auch hier zu Grunde.  α [)]  1022 V[on] d[en] primären Eig[e]nsch[a]ft[e]n der Dinge wird d[ie] Schwere v[on] Demokr[it] einfach auf d[ie] Masse zurückgeführt (nach Abzug des Leeren). 1013 Verschrieben; gemeint: sich. 1014 Vor der Zeile mit Bleistift. 1015 Vor der Zeile mit Bleistift. 1016 „Gesch[ichte] der griech[isch-]röm[ischen] Philos[ophie] 23.“ am oberen Seitenrand [45rr]; „23“. bezeichnet den Bogen. 1017 Einfügung am Zeilenanfang mit Bleistift. 1018 Einfügung am Zeilenanfang mit Bleistift. 1019 Einfügung unter der Zeile mit Bleistift. 1020 Über der Zeile mit Bleistift. 1021 Über der Zeile mit Bleistift. 1022 Einfügung am Zeilenanfang mit Bleistift. 157 Aehnl[ich] soll auch der Härtegrad v[om] V[e]rh[ä]ltn[i]ß des Leeren u[nd] Vollen in den Körpern bedingt seyn; doch soll es nicht blos auf die Menge u[nd] Größe der leeren Zwischenräume hiebei ankommen, sond[ern] auch auf die Art ihrer Vertheil[u]ng; ein Körper, der an vielen Punkten gleichmäßig d[u]rch d[a]s Leere durchbrochen ist, kann möglicherw[ei]se weniger hart seyn, als ein solcher, der größere Zw[i]sch[e]nräume [,] aber auch größere, undurchbrochene Th[ei]le hat, wenn auch der erste im Ganzen genomme[n] bei gleich[em] Umfang weniger Leeres enthält. Das Blei z. B. ist dichter u[nd] schwerer [,] aber weicher als Eisen.  β [)]  1023 Die secundären Eig[e]nsch[a]ft[e]n hat Demokr[it] insofern v[on] der Gestalt, Größe u[nd] Ordnung der Atome hergeleitet als er annahm, d[a]ß ein Körper sehr verschied[ene] Empfind[un]g[en] hervorbringe, je nachdem er uns[ere] Sinne mit Atomen  v[on]  1024 d[ie]s[e]r od[er] jener Gestalt u[nd] Größe, v[on] dichterer od[er] loserer, gleichmässiger od[er] ungleichmässiger Ordnung berühre 1025 ; - u[nd] daß uns d[e]ßh[a]lb ein u[nd] ders[e]lbe G[e]g[en]st[an]d verschied[en] (wärmer z. B. od[er] kälter) erscheine, je nachdem v[on] den Atomen, aus denen er zusammengesetzt ist, die einen od[er] die andern unsrer Sinneswerkzeuge massenhaft genug treffen, um einen empfindbaren Eindruck zu machen. - Näh[ere] Bestimmung[en] (nach Theophrast) nur v[on] d[en] Eig[e]nsch[a]ft[en] f[ür] d[en] Geschmack u[nd] den 1026 Farben. - Von den Elemente[n], die freil[ich] für d[ie] Atomistik eig[en]tl[ich] keine Gelt[un]g hab[en], hat er doch d[a]s Feuer b[e]sond[ers] gewürd[i]gt, als d[a]s eig[en]tl[ich] bewege[n]de Princip, aus den kleinst[en], rund[e]st[en], bewegl[i]chst[en] Ato[men] b[e]stehend. [45rl/ 45vr] II [.] Kosmologie. Es fragt sich [,] wie d[ie]s[er] Grundlehre zufolge die Welt-Bild[u]ng u[nd] das Naturleben d[u]rch die Atome stattfindet. 1.  a)  1027 Die Atome - wird v[on] d[en] Atomik[e]rn angenommen, - schwebe[n] im unendl[ichen] Raume u[nd] sind in unablässiger Beweg[un]g. D[ie]se beständ[i]g[e] Beweg[u]ng ist anfangslos, weil d[u]rch die Natur der Sache (Atome) unmittelbar gefordert. Demokr[it] gibt d[a]h[er] v[on] ihnen keine weitere Ursache an, da das Anfangslose u[nd] Unendl[iche] sich nicht aus einem Andern ableiten lasse.  b)  1028 Arist[oteles] macht d[a]h[er] den Atomist[en] d[en] Vorwurf, d[a]ß sie die Ursache 1023 Einfügung am Zeilenanfang mit Bleistift. 1024 Über der Zeile. 1025 „berühre“ ersetzt durch Streichung und Überschreibung ursprüngliches „ha[++]“. 1026 Verschrieben; gemeint: die. 1027 Unter der Zeile mit Bleistift. 1028 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 158 der Beweg[un]g nicht gehörig untersucht; doch dürfte es nicht ganz richtig seyn, wenn b[e]h[au]pt[e]t wird, d[a]ß die Atomist[en] d[ie]s[e]lbe v[om] Zufall abgeleitet.  α)  1029 Zufällig kann d[ie]se Beweg[un]g nur genannt werden, we[nn] man unter  dem  1030 Zufälligen Alles  das  1031 versteht, was nicht aus einer Zweckthätigk[ei]t hervorgeht -  β)  1032 soll dag[e]g[en] d[ie]s[e]r Ausdruck ein Geschehen ohne natürl[iche] Ursachen bezeichnen, so sind die Atomiker so weit entfernt v[on] jener B[e]h[au]pt[u]ng [,] d[a]ß sie vielmehr umgekehrt erklären, nichts in der Welt geschehe zufällig [,] sond[ern] Alles erfolge 1033 mit Nothw[e]nd[i]gk[ei]t aus bestimmten Gründen. Auch über den M[e]nsch[e]n habe d[a]s Glück wenig Gewalt, der Zufall sey nur ein Name zur B[e]schönig[u]ng seiner eignen Fehler. - Aristot[eles] u[nd] d[ie] Späteren geben selbst zu, daß die Atomistik an der ausnahmslosen Nothw[e]nd[i]gk[ei]t alles Geschehens mit Entschied[e]nh[ei]t festhielt, auch das scheinbar Zufällige auf s[e]i[ne] natürl[ichen] Ursachen zurückführte u[nd] d[a]h[er] folgerichtiger als irg[e]nd ein anderes [,] früheres System auf eine streng physik[a]l[i]s[c]he Naturerklär[u]ng ausging.  γ)  1034 Aus Zweckbegriffen erklärten aber die Atomist[en] die Naturerscheinung[en] d[u]rchaus nicht [.] - Die Naturnothw[e]nd[i]gk[ei]t war für sie eine blindwirkende Gewalt (also ohne G[ei]st, Gedanken, Will[en], Plan).  c [)]  1035 Auch die urspr[ü]ngl[iche] Beweg[un]g der Atome müssen sie d[a]h[er] als  die  1036 (eine) nothw[en]d[i]g[e] Wirk[u]ng einer natürl[ichen] Ursache betrachtet haben - eine Ursache [,] die wohl in nichts Anderm b[e]steht als in der S[c]hwere (NB [: ] Schwere der ganze G[o]tt - Sch[e]ll[i]ng).  α)  1037 Schon an sich läßt sich dieß denke[n] nach den bish[e]r[i]g[en] Bestimmungen u[nd] überdieß wird ausdrückl[ich] b[e]zeugt, Demokr[it] habe eb[e]nso (wie später Epikur) allen Atomen Schwere beigelegt u[nd] die Beweg[un]g mancher Körper nach Oben aus dem Druck erklärt, d[u]rch welchen die leichteren Atome beim Niedersinken der schweren emporgetrieben werd[en]. (Epikur suchte die starre Nothw[en]d[i]gk[ei]t, den Determin[i]sm[us,] der daraus hervorging [,] [45vr/ 46rl] d[a]d[u]rch auszuweichen, d[a]ß er annahm, die Atome weich[en] ein wenig v[on] d[er] regelmäß[i]g[en] Beweg[un]g ab. 1029 Einfügung am Zeilenanfang mit Bleistift. 1030 Über der Zeile eingefügt. 1031 Über der Zeile. 1032 Unter und vor der folgenden Zeile mit Bleistift. 1033 „erfolge“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „infolge“. 1034 Einfügung am Zeilenanfang mit Bleistift. 1035 Einfügung am Zeilenanfang mit Bleistift. 1036 Über der Zeile. 1037 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 159  β)  1038 Es scheint demnach dem Demokr[it] zufolge die ursprüngl[i]chste Beweg[un]g der Atome eine Folge ihrer Schwere zu seyn u[nd] d[a]h[er] als eine senkrechte nach Unten gegolt[en] zu haben. - Daß im unendl[ichen] Raume es kein Oben u[nd] Unt[en] geben könne, ist allerdings hiebei eine Schwier[i]gk[ei]t; allein d[ie]se scheint den Atomisten noch nicht zum Bewußtsey[n] gekommen zu seyn.  d)  1039 An u[nd] für sich nun werden alle Atome in ihr[er] Beweg[un]g die gleiche Richt[u]ng verfolgen. Da sie aber ungleich an Größe u[nd] Gewicht sind, so fallen sie, meine[n] die Atomist[en], mit ungleicher Ges[c]hwind[i]gk[ei]t, sie treffen d[a]h[er] auf einander, die leichtere[n] werd[en] v[on] d[en] s[c]hwere[ren] i[n] die Höhe gedrängt u[nd] aus dem Gegenlauf d[ie]s[e]r beid[en] Beweg[un]g[en], dem Zusamm[en]stoß u[nd] Abprallen d[ie]s[e]r Atome, erzeugt sich eine Kreis[-] u[nd] Wirbel-Beweg[un]g, von der alsdann alle Th[ei]le der betreff[e]nd[en] Atome[n]- Masse ergriffen werde[n].  e)  1040 D[u]rch d[ie]se Beweg[un]g der Atome wird nun zuerst d[a]s Gleich- Art[i]ge zusammengeführt; denn was an Gestalt u[nd] Schwere gleich ist, wird eb[e]nd[e]ßh[a]lb an die gleichen Orte sinken od[er] getriebe[n] werden. - Auch bringt es die Natur der Sache mit sich, daß nicht blos lose Zusammenhäuf[u]ng[e]n, sond[ern] auch festere Verbind[un]g[en] v[on] Atomen entstehen; denn indem die verschieden gestalteten Körperchen durcheinandergeschüttelt werden, müssen sich Manche an einander anhängen u[nd] in einander verwickeln, einander umschließen u[nd] in ihrem Lauf aufhalten, so daß wohl auch einzelne an eine[m] Ort festgehalten werd[en], der ihrer Natur an sich nicht gemäß ist; es werden sich d[a]h[er] in d[ie]s[er] W[ei]se aus der Verbind[un]g v[on] Atom[en] zusammengesetzte Körper bilden.  f)  1041  α [)]  1042 Jedes v[on] diesen aus der Masse der Urkörper sich absondernd[en] Ganzen ist der Keim einer Welt. Solcher Welten sind es, meine[n] die Atomist[en], unzählige; denn bei der unendl[ichen] Menge der Atome u[nd] der Grenzenlosigk[ei]t des  leere[n]  1043 Raumes werden sich an den verschiedenst[en] Orten Atome zusammenfinden.  β)  1044 Da ferner die Atome unendl[ich] verschieden an Größe u[nd] Gestalt sind, so werden die daraus gebildeten Welten die größte Manigfaltigk[ei]t zeig[en]; doch könn[en] auch all[en]f[a]lls einige ders[e]lb[en] d[u]rchaus gleich seyn. - Wie endl[ich] die verschied[enen] Welte[n] entstand[en] sind, so sind sie auch der Zu- 1038 Einfügung am Zeilenanfang mit Bleistift. 1039 Einfügung am Zeilenanfang mit Bleistift. 1040 Einfügung am Zeilenanfang mit Bleistift. 1041 Einfügung am Zeilenanfang mit Bleistift. 1042 Unter der Zeile mit Bleistift. 1043 Über der Zeile. 1044 Einfügung am Zeilenanfang mit Bleistift. 160 u[nd] Abnahme u[nd] schl[ie]ßl[ich] dem Untergang unterworfen; - sie vergrößern sich, so lange sich weitere Stoffe v[on] außenher mit ihnen vereinig[en,] sie nehmen ab, wenn d[a]s Umgekehrte der Fall ist. Sie gehen wohl auch d[a]d[u]r[c]h zu Grunde [,] d[a]ß 2 v[on] ihnen zusammenstoßen u[nd] dabei die kleinere v[on] der größern zertrümmert wird. Auch in ihr[em] inner[en] Zustand unterlieg[en] sie einer b[e]stä[n]d[i]g[en] V[e]ränd[erun]g. - [46rl/ 46vr]  g)  1045 Der nähere Hergang bei der Entst[e]h[u]ng einer Welt üb[er]h[au]pt u[nd] der unsrig[en] insbes[ondere] wird so beschrieben:  α)  1046 Nachdem sich d[u]rch den Zusammenstoß vieler verschiedenart[i]g[er] Atome eine Atomenmasse ausgeschieden hatte, in welcher die leichteren Th[ei]le nach oben getrieben u[nd] das Ganze d[u]rch die zusammentreff[e]nde Wirk[u]ng der entgegengesetzt[en] Beweg[u]ng[en] in Drehung versetzt war, so lagerten sich die aufwärts gedrängten Körper am äußeren Ende des Ganzen kreisförmig an u[nd] bildet[e]n so  um  1047 dass[e]lbe gleichsam eine Haut (aus heckenförmig[en] 1048 Atom[en] gebildet, wie Stob[äus] noch beifügt) [.] D[ie]se Umhüll[u]ng verdünnte sich nach u[nd] nach, inde[m] ihre Th[ei]le d[u]rch die Beweg[un]g mehr u[nd] mehr in die Mitte geführt wurden, während anders[ei]ts die Masse der sich bild[en]d[en] Welt d[u]rch weitere zu ihr hinzutretende Atome sich fortwähr[en]d vergrößerte. - Aus den Stoffen, welche sich in der Mitte niedergeschlagen hatten, bildete sich die Erde, aus denen, die aufwärts stiege[n], der Himmel, d[a]s Feuer,  u[nd]  1049 die Luft.  β)  1050 Ein Th[ei]l v[on] d[ie]s[e]n ballte sich zu dichteren Massen zusammen, die anfangs in feuchtem  u[nd]  1051 schlammart[i]g[em] Zustand war[en.] Da jedoch die Luft, welche sie mit sich herumführte [,] du[r]ch die aufwärts steigend[en] Massen gedrängt u[nd] in stürmische Wirbelbeweg[un]g versetzt ward, so trockneten sie allmählig aus u[nd] entzündeten sich d[u]rch d[ie] schnelle Beweg[un]g. Und so entstand[en] die Gestirne.  γ)  1052 In ähnl[icher] Weise wurden aus d[em] Erdkörper d[u]rch den Andrang der Winde u[nd] die Einwirk[un]g der Gestirne die kleiner[en] Th[ei]le herausgedrückt, die nun als Wasser in den Vertiefungen zusammenliefen u[nd] die Erde wurde so zu einer festen Masse verdichtet; ein Proceß [,] der sich nach Demokr[its] Annahme noch immer fortsetzt. In Folge ihrer zunehmend[en] Masse u[nd] Dichtigk[ei]t nahm sie ihre feste Stelle in der Mitte der Welt ein, während sie anfangs, als sie noch klein u[nd] leicht war, sich hin u[nd] her bewegt hat. - 1045 Einfügung am Zeilenanfang mit Bleistift. 1046 Einfügung am Zeilenanfang mit Bleistift. 1047 Über der Zeile. 1048 Lesart unsicher. 1049 Über der Zeile. 1050 Einfügung am Zeilenanfang mit Bleistift. 1051 Über der Zeile. 1052 Einfügung am Zeilenanfang mit Bleistift. 161  δ)  1053 Das Weltgebäude schwebt also, v[on] ein[er] Schicht festverbundener Atome kugelförmig umgeben [,] im unendl[ichen] 1054 Leeren. Seine Mitte bildet die Erde, der Raum zw[i]s[c]h[en] d[ie]s[e]r Mitte u[nd] der festen Umhüll[un]g ist mit Luft ausgefüllt, in welcher sich die Gestirne bewegen. - Die Erde wird als flach gedacht, die sich d[u]rch ihre Breite schweb[en]d in der Luft erhält, sie soll zu d[ie]s[e]m Behufe im Inner[n] hohl sey[n]. III [.] Anthropologie.  1)  1055 Demok[rit] hat sich zwar auch mit Pflanzen u[nd] Thier[en] bes[c]häft[i]gt zum Behuf der Erk[e]n[n]tn[i]ß, doch hat nur sein[e] Anthropologie einige philos[ophische] Bedeut[un]g.  a)  1056 Die M[e]nsch[e]n, wie die Thiere läßt er aus dem Erdschlamm entstehen. Doch ist der Mensch für uns[eren] Philosoph[en] der G[e]g[en]st[an]d höchster Bewund[e]r[u]ng schon sein[e]s Körperbaus wegen. [46vr/ 47rl] 1057 Er beschreibt den menschl[ichen] Leib mit s[einen] Th[ei]l[e]n, ihrer Beschaff[e]nh[ei]t, Lage etc. möglichst genau u[nd] gibt Gebrauch u[nd] Bedeut[un]g ders[e]lb[en] so an, daß er sich hier sogar der teleologisch[en] Betra[c]ht[un]g nähert. Eine Betracht[u]ng [,] die sich ja stets h[au]ptsächlich auf das organische Leben gerichtet hat, u[nd] die gerade damals d[u]rch Sokrates schon ihre[n] erfolgreichen Kampf gegen den Naturalismus der vorsokratisch[en] Philosophie begann.  b)  1058 Dem 1059 Gehirn ist  nach  1060 Demokr[it] die Burgfeste des Leibes in die Hut gegeben, es ist der H[e]rr des Ganze[n], dem die Kraft d[e]s Denkens anvertraut ist. Das Herz heißt die Königi[n], die Amme des Zornes, geg[en] Angriffe mit ein[em] Panzer bekleidet. - Bei den Sinnesu[nd] Sprechwerkzeug[en] wird angedeutet [,] wie angemessen sie für ihre Thätigk[ei]t eingerichtet sind. Allerdings s[a]gt Demok[rit] nie, d[a]ß sie zu bestimmten Zwecken eingerichtet sind, mit Absicht u[nd] nach Zweckbegriffen gebaut sind od[er] verfährt nicht eig[e]ntl[ich] teleol[o]g[i]sch. Allein [,] da er den Erfolg nicht auf ein zufälliges Zusammentreffen der Umstände, sond[ern] auf die Natur als Einheit zurückführt, die nichts ohne Grund u[nd] 1053 Einfügung am Zeilenanfang mit Bleistift. 1054 „Leh[ren]“ in der Zeile gestrichen. 1055 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 1056 Einfügung am Zeilenanfang mit Bleistift. 1057 „Gesch[ichte] der griech[isch-]röm[ischen] Philos[ophie] 24.“ am oberen Seitenrand [47rr]; „24.“ bezeichnet den Bogen. 1058 Einfügung am Zeilenanfang mit Bleistift. 1059 „Dem“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „Das“. 1060 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „dem“. 162 Nothw[e]nd[i]gk[ei]t wirkt, kommt er doch wieder der Teleologie sehr nahe [,] die er sonst verschmäht. 2)  a)  1061  Psychol[ogie]  1062 Die Seele kann unt[er] den Voraussetz[u]ng[en] der Atomen-Lehre nicht anders als körp[e]rl[ich] gedacht werden, wenn auch ihr körp[er]l[icher] Stoff v[on] d[er] Art wird seyn müss[en], d[a]ß sich ihr eigenth[üm]l[iches] Wesen daraus erklärt. - D[ie]s[e]s eig[e]ntl[iche] Wesen liegt in der  beleb[en]d[en]  1063 beweg[en]d[en] Kraft nach Demok[rit], die Seele ist das, was die Beweg[un]g der leb[e]nd[en] Wesen  be  1064 wirkt. Dieß wird sie aber nur dann vermöge[n], wenn sie selbst in b[e]ständ[i]g[er] Beweg[un]g ist; denn die mechanis[c]he Beweg[un]g, welche die Atomistik allein kennt, kann nur v[on] Bewegtem hervorgebracht werden. Die Seele muß d[a]h[er] aus dem beweglichst[en] Stoffe, aus feinen, glatten u[nd] rund[en] Atomen, od[er] mit andern Wort[en], aus Feuer b[e]stehen. - Ebendahin weist die 2. H[au]pteig[e]nsch[a]ft der Seele, welche neben ihrer beleb[en]d[en] Kraft hervortritt, die Denkkraft; denn auch das Denken ist eine Beweg[un]g u[nd] zwar eine der allerschnellst[e]n. (Arist[oteles] de an[ima] I 2). Jene Feuerth[ei]lch[en] denkt sich nun Demok[rit] d[u]rch den ganz[en] Leib verbreitet u[nd] diese[n] d[a]h[er] in allen Th[ei]l[e]n belebt, weil in allen Atome sey[en,] die ihrer Natur nach in unabläss[i]g[er] Beweg[un]g b[e]griff[en], auch das sie Umgebende bewegen; ja er schiebt sogar zwischen je 2 Körperatome ein Seelenatom. Damit indeß soll nicht b[e]h[au]pt[e]t seyn, d[a]ß die Beweg[un]g der Seelenatome in all[en] Körperth[ei]l[en] die gleiche sey; die einzeln[en]  Seel[en]  1065 Thät[i]gk[ei]t[en] soll[en] vielmehr nach Demok[rit] an einzel[nen] Orten des Körpers ihr[en] Sitz hab[en]; das Denk[en] im Gehirn [,] [47rl/ 47vr] der Zorn im Herzen, die Begierde in der Leber.  (  1066 Wenn spätere Schr[i]ftst[e]ll[e]r b[e]h[au]pt[e]n, er gebe dem unvernünft[i]gst[en] Th[ei]l der Seele den ganzen Leib z[um] Wohnsitz, dem vernünft[i]g[en] aber d[a]s Herz od[er] Gehirn, so ist d[a]s th[ei]lw[ei]se  )  1067 richt[i]g.  b)  1068 Wegen der Freiheit u[nd] Bewegl[i]chk[ei]t der Seelenatome entst[e]ht nun aber die Gefahr, daß dies[e]lb[en] v[on] der uns umgebenden Luft aus dem Körper gedrückt werden. Gegen d[ie]se Gefahr schützt uns, nimmt Demok[rit] an, die 1061 Einfügung vor und unter der Zeile mit Bleistift. 1062 Randbemerkung am Seitenrand [47rr] mit Bleistift. 1063 Über der Zeile eingefügt. 1064 Über der Zeile. 1065 Über der Zeile. 1066 Einfügung in der Zeile mit Bleistift. 1067 Einfügung in der Zeile mit Bleistift; die schließende Klammer hätte korrekterweise nach dem folgenden „richt[i]g“ gesetzt werden müssen. 1068 Einfügung am Zeilenanfang mit Bleistift. 163 Einathmung  wie Heraklit  1069 , deren Bedeut[un]g eben darin b[e]st[e]ht, mit der Luft immer neue[n] Feuerod[er] Seelenstoff 1070 in den Körper zu führen, welcher th[ei]ls die abgehend[en] Seelenatome ersetzt, th[ei]ls u[nd] h[au]ptsächl[ich] die im Körper befindl[ichen] d[u]rch sei[ne] G[e]g[e]nströmung im Austreten verhindert u[nd] ihnen d[a]d[ur]ch den Widerstand g[e]g[en] den Andrang der äußer[en] Luft mögl[ich] macht. Geräth der Athem in’s Stocken u[nd] wird jener Widerstand in Folge dessen vom Druck der Luft überwältigt, so entweicht d[a]s innere Feuer u[nd] es erfolgt der Tod. Da dieß aber nicht augenblickl[ich] geschieht, so ist mögl[ich,] d[a]ß die Leb[en]sthät[i]gk[ei]t all[en]f[a]lls wieder hergestellt wird, nachde[m] schon ein Th[ei]l d[e]s Seel[en]stoffs verloren g[e]g[a]ng[en] war. Hieraus erklärt sich der Schlaf; nur d[a]ß bei ihm nur wenige Feuerth[ei]le den Körper verlasse[n]. Der gleiche Vorgang, nur weiter fortgeschritt[en], gibt die Ers[c]heinung des Scheintodes. Ist d[a]g[e]g[e]n der Tod wirkl[ich] eingetreten, haben sich die Atome, aus denen die Seele zusammengesetzt ist, vollständ[i]g v[om] Körper getrennt, so ist es nicht mögl[ich], d[a]ß sie jemals wieder in ihn zurückkehren oder daß sie sich außerhalb des Körpers in ihrer Verbind[un]g  erhalten  1071 . 3. Auf den Untersch[ie]d der Seele v[om] Körper u[nd] auf ihre Erhabenh[ei]t über den Körper will darum Demok[rit] nicht verzichten. Die Seele ist ihm das Wesentl[iche] am M[e]nsch[e]n [,] der Leib ist nur d[a]s Gefäß der Seele, d[a]h[er] ermahnt er [,] mehr für d[ie]se zu sorgen als für jenen; er erklärt die körperl[iche] Schönh[ei]t ohne Verstand für etwas Thierisches, u[nd] s[a]gt: Der Adel der Thiere b[e]stehe in körperl[ichen], der des Mensch[e]n in sittl[ichen] Vorzügen. - Er sucht den Wohnsitz des Glückes in der Seele, das höchste Gut in der rechten Gemüthsstimmung. Er stellt die Güter der Seele als die göttl[ichen], denen des Leibes als den blos menschlichen entgegen; - er soll den Verstand des M[e]nsch[e]n geradezu unter die göttl[ichen] Wesen gerechnet haben. Doch steht dieß nicht in Widerspruch mit d[em] sonstig[en] Materialismus der Atomistik[e]r [,] denn [47vr/ 48rl] wenn auch die Seele etwas Stoffliches ist, wie der Körper, so sind ja doch die Stoffe, Atome selbst sehr verschied[en], wie auch ihre Combinatio[nen]. D[a]h[er] ist es mögl[ich,] daß ein Stoff Eig[e]nsch[a]ft[e]n habe, die einem andern nicht zukomm[en]. Wie die Kugel für die vollkommenste Gestalt gehalten wird, eb[e]nsogut nimmt Demok[rit] an, daß dasj[enige,] was aus den feinsten, kugelförmig[en] Atomen zusammengesetzt ist, das Feuer, die Seele alles Andere an Werth übertreffe. Der Geist gilt ihm also doch, wie 1069 Randbemerkung am Seitenrand [47vl] mit Bleistift. 1070 „zu“ in der Zeile gestrichen. 1071 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile mit runden Klammern versehenes und gestrichenes „beharren“. 164 auch and[eren] Mat[e]r[i]al[i]st[en] (Herakl[it,] spät[eren] Stoikern) für den vollkommenst[en] Stoff od[er] Stoffcombination od[er] Körper. 4. Hieraus ergibt sich nun, in wiefern Demok[rit] sagen konnte, daß allen Dingen Seele u[nd] Geist einwohne u[nd] daß eben d[ie]se d[u]rch d[a]s ganze Weltall vertheilte Seele die Gotth[ei]t sey. Da er die Vernunft der Seele u[nd] die Seele dem warmen, feurig[en] Stoff gleichsetzt, so muß er in Allem eig[e]ntl[ich] so viel Seele u[nd] Vernunft finden, als er Wärme u[nd] Leben darin findet. Er nimmt d[a]h[er] an, d[a]ß in der Luft viel Seele u[nd] Vernunft vertheilt sey, denn wie könnten wir sonst Leben u[nd] Seele aus ihr einathmen? Er schreibt auch den Pflanzen ein Leben zu - u[nd] s[e]lbst den Leichnahme[n] noch eine[n] Rest v[on] Lebenswärme u[nd] Empfind[un]g. D[ie]s[e]s d[u]rch d[a]s ganze Weltall verbreitete Warme u[nd] Seelische scheint es nun zu seyn, was er als d[a]s 1072 Göttl[iche] bezeichnete u[nd] d[a]h[er] konnte mit einig[em] Recht gesagt werd[en], er halte die Gotth[ei]t für die aus rund[en] Atomen (Feuerkörper[n]) gebildete Weltseele u[nd] Vernunft. Darunter natürl[ich] war kein persönl[iches] Wesen gemeint, kein einheitl[iches] Wesen, nicht Eine Seele, sond[ern] nur Seelenstoff, Feuer-Atome, die Leben u[nd] Beweg[un]g, u[nd,] wo sie sich in größ[erer] Masse anhäufen, auch Vernunft hervorbringen; aber das ist nicht Eine das Weltganze bewegende Kraft - wie der νοῦς d[e]s Anaxag[oras] u[nd] die Weltseele Platon’s. - Die einzige beweg[en]de Kraft ist die Schwerkraft u[nd] die Seele ist selbst nur d[e]ßh[a]lb d[a]s Beweglichste u[nd] der Grund der Beweg[un]g [,] weil die Stoffe, woraus sie besteht, vermöge ihrer Größe  u[nd] Gestalt  1073 d[u]rch Druck u[nd] Stoß am leichtesten bewegt werden könn[en]. Das, was als Geist bezeichnet wird, ist also dem Demokr[it] nichts weiter als d[ie]se Eig[e]nsch[a]ft d[e]s Stoffliche[n]. Empfind[un]g u[nd] Bewußtsey[n] sind nur Folgen d[ie]s[e]r physikal[i]sch[en] B[e]sch[a]ff[e]nh[ei]t des Stoffes. 5.) V[on] den Seelenthätigk[ei]t[e]n hat Demokr[it] insb[e]s[ondere] d[a]s Erkenn[en] näher zu bestimm[en] gesucht. In den Vorst[e]ll[u]ng[en] konnte er natürl[ich] nur körperl[iche], physikalische Vorgänge erblicken.  a)  1074 Die Sinnesempfind[un]g[en] führte er auf die Veränd[e]r[u]ng[en] zurück, welche 1075 die äußeren Ein-  drück[e]  1076 in uns hervorbring[en]; u[nd] da jede Einwirk[un]g eines Körpers auf d[en] andern d[u]rch Berührung bedingt ist, so muß ihm jede Sinnes-E[m]pfind[un]g 1072 „Seelische“ in der Zeile gestrichen. 1073 Über der Zeile eingefügt. 1074 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 1075 „d[u]rch“ in der Zeile mit Bleistift gestrichen. 1076 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „wirk[u]ng[en]“. 165 eine Berühr[u]ng sey[n] u[nd] demnach alle Sinne zu Unterarten des Tastsinns werd[en]. [48rl/ 48vr]  β)  1077 D[ie]se Berühr[u]ng ist aber mehr od[er] minder d[u]rch die Ausflüsse vermittelt, nicht blos eine unmittelbare. Indem d[ie]se Ausflüsse d[u]rch die Sinneswerkzeuge in den Körper eindringen u[nd] sich d[u]rch alle Th[ei]le d[e]ss[e]lbe[n] verbreiten, entsteht die Vorst[e]ll[u]ng der Dinge, die sinnl[iche] Empfind[un]g. Damit es aber wirkl[ich] hiezu komme, ist eine gewisse Stärke des Eindrucks, ein gewisses Maaß der eindringend[en] Atome nothw[en]d[i]g, th[ei]ls auch muß ihre mat[e]rielle B[e]schaff[e]nh[ei]t derj[e]nig[en] der Sinneswerkzeuge entsprechen; - denn da nur Gleich-Artiges auf einander wirken kann, so werden unsere Sinne nur v[on] solchem, was ihnen gleichartig ist, afficirt werden, d[a]h[er] werden wir, wie Emped[okles] auch b[e]h[au]pt[e]t, jedes Ding mit dem ihm verwandt[en] Th[ei]le unseres Wesens wahrnehmen. - D[a]h[er] konnte Demok[rit] wohl b[e]h[au]pt[e]n, d[a]ß manches Wahrnehmbare v[on] uns nicht wahrgenommen werde, weil es unsern Sinnen nicht angemessen sey u[nd] konnte annehmen, d[a]ß Wesen mögl[ich] seye[n] mit Sinnen, die uns fehle[n].  γ)  1078 Die Wahrnehmung[en] d[e]s Gesichtssinnes erklärte Demok[rit] wie Emped[okles] d[u]rch die Voraussetz[u]ng, d[a]ß sich v[on] den sichtba[ren] Dingen Ausflüsse ablösen, welche die Gestalt ders[e]lb[en] beibehalten; indem dann d[ie]se Bilder sich im Auge abspiegel[n] u[nd] v[on] da d[u]rch den Körper verbreiten, entst[e]ht die Anschauung. Da aber der Raum zw[i]s[c]h[en] den G[e]g[en]st[än]d[en] u[nd] uns[erem] Auge d[u]rch Luft ausgefüllt ist, so können die v[on] d[en] Ding[en] sich ablösend[en] Bilder nicht unmittelbar in uns[ere] Augen gelange[n], sonder[n] was d[ie]se selbst berührt [,] ist nur die Luft, die v[on] jene[n] Bildern bei ihrem Ausströme[n] bewegt u[nd] zu einem Abdruck ders[e]lb[en] gemacht wird u[nd] d[a]h[er] kommt es, d[a]ß die Deutl[i]chk[ei]t der Ans[c]hauung d[u]rch die Entfernung leidet; - da zudem auch v[on] uns[eren] Augen Ausflüsse ausgehen, so wird d[a]s Bild d[e]s G[e]g[en]st[an]d[e]s auch d[u]rch d[ie]se modificirt. - D[a]h[er] ist es sehr erklärl[ich,] d[a]ß uns[er] Gesicht die Geg[en]st[än]de nicht so darstellt, wie sie an sich sind.  δ)  1079 Aehnl[ich] ist die Erklär[u]ng der Töne u[nd] d[e]s Gehörs. Der Ton 1080 ist ein v[on] dem tönend[en] Körper ausgeh[en]d[e]r Strom v[on] Atomen, welcher die vor ihm liegende Luft in Beweg[un]g setzt. In d[ie]s[e]r Atomenströmung u[nd] der v[on] ihr bewegten Luft finden sich die gleichgestalteten Atome zusammen. 1077 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift; korrespondierendes „α)“ ist unauffindbar. 1078 Einfügung am Zeilenanfang mit Bleistift. 1079 Einfügung am Zeilenanfang mit Bleistift. 1080 „wird“ in der Zeile gestrichen. 166 Indem d[ie]se an die Seelenatome gelangen, entstehen 1081 die Empfind[un]ge[n] d[e]s Gehörs. b) Gleichen Urspr[u]ng wie die Wahrnehmung hat d[a]s Denk[en.] Das Wahrnehmende u[nd] d[a]s Denkende sind ein u[nd] dass[e]lbe. Beides ist materielle Veränd[e]r[u]ng d[e]s Seelenkörpers; u[nd] wird ebenso wie jede andere Veränd[e]ru[n]g mechanisch d[ur]ch äußere Einwirk[un]g bewirkt. Ist d[ie]se Beweg[un]g der Art [,] d[a]ß d[a]d[u]rch die Seele in die richt[i]g[e] Temperatur versetzt wird, so wird sie die G[e]g[en]st[än]de richt[i]g auffass[en] u[nd] das Denken ist gesund; wird sie d[a]g[e]g[en] d[u]rch die ihr mitgeth[ei]lte Beweg[un]g übermäßig erhitzt [48vr/ 49rl] 1082 oder erkältet, so wird sie sich Unrichtiges vorstellen und ihr Denken ist krankhaft. - Obwohl hienach wenig Unterschied zu seyn scheint zw[i]sch[en] der sinnl[ichen] Wahrnehmung u[nd] dem Denken, so schreibt doch Demokrit dem Denken höhere Bedeut[un]g zu; die sinnl[iche] Wahrnehmung ist ihm die dunkle, die Verstandeserk[e]n[n]tn[i]ß allein die ächte  Erk[enn]tn[i]ß  1083 ; - die wahre B[e]sch[a]ff[e]nh[ei]t der Dinge ist unsern Sinnen verborgen, Alles [,] was sie uns zeigen, gehört der unsicheren Erscheinung an; nur uns[er] Verstand 1084 erforscht das [,] was für die Sinne zu fein ist - das reine Wesen der Dinge, die Atome u[nd] das Leere. Wenn wir auch v[om] Offenbaren ausgehen müssen [,] um das Verborgene zu erkennen, so ist es doch nur das Denken [,] welches uns d[ie]se Erk[e]n[n]tn[i]ß wirkl[ich] aufschließt. - Wahrnehmung u[nd] Denken ist ihm d[a]h[er] nicht identisch [,] wenn auch das seelis[c]he Vermög[en] zu beiden dass[e]lbe ist. In der That ist ihm ja, was die Sinne zeig[en,] nicht d[a]s Wese[n,] da die Atome von ihnen nicht wahrgenomm[en] werden können u[nd] ebenso ist d[a]s Werden u[nd] Vergehen, das sie zeigen, nicht ein eig[e]ntl[ich] wirkl[iches], sond[ern] nur Schein. - Aus seiner Klage üb[er] d[ie] Bes[c]hränkth[ei]t uns[eres] Wissens u[nd] daß wir nicht  wiss[en]  1085 d[a]s Wahre 1086 , wie die Dinge in Wahrh[ei]t b[e]schaffen sind - hat man auf Skepticismus geschloß[en]; allein wohl mit Unrecht - da er sonst kaum so viel geforscht, Begr[i]ffsbestimmung[en] aufgestellt u[nd] zum System ausgebildet hätte. 1081 „entstehen“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „entsteht“. 1082 „Gesch[ichte] der griech[isch-]röm[ischen] Philos[ophie] 25.“ am oberen Seitenrand [49rr]; „25.“ bezeichnet den Bogen. 1083 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1084 „ist“ in der Zeile gestrichen. 1085 Über der Zeile. 1086 „Wahre“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „wahre“. 167 IV [.] Moral u[nd] R[e]l[i]g[io]nslehre d[er] Atomist[ik].  a)  1087 Auf d[ie]se Untersch[ei]d[un]g d[e]s wahren Wesens u[nd] d[e]s Scheines - u[nd] des Leibes u[nd] der Seele gründet sich dann die Moral Demokrits. Es war hienach ja mögl[ich] einen Unterschied zwisch[en] dem Aeußern u[nd] inner[n] Leben zu machen - u[nd] zu bestimme[n], daß nicht in der Hingabe an die Außenwelt [,] sond[ern] nur in der richt[i]g[en] G[ei]st[e]su[nd] Gemüths-Bes[c]haff[e]nh[ei]t das wahre Glück d[e]s mens[c]hl[ichen] Lebens zu suchen sey. Was v[on] den sittl[ichen] Ansichten u[nd] Grundsätzen Demok[rits] mitgetheilt wird [,] trägt all[en]th[a]lb[en] d[ie]s[e]n Charakter. - Eine eig[e]ntl[iche] Ethik hat üb[ri]g[e]ns auch Demok[rit] nicht versucht od[er] ausgebildet, d. h. eine Darst[e]ll[un]g der eth[i]sch[en] Grundsätze u[nd] Regeln aus ein[em] Grundprincip.  b)  1088 Als d[a]s Ziel unsres Lebens betrachtet er die Glücksel[i]gk[ei]t  Eudämonismus  1089 : Lust u[nd] Unlust, s[a]gt er, sey der Maaßstab des Nützl[ichen] u[nd] Schädlichen, das Beste sey für den M[e]nsch[e]n, d[a]ß er sein Leben hinbringe, möglichst viel sich freuend u[nd] möglichst wenig sich betrübend. - Daraus folgt ihm indeß nicht, daß der sinnl[iche] Genuß das Höchste sey. Die Glücksel[i]gk[ei]t u[nd] die Unseligk[ei]t wohnt nicht in Heerden od[er] in Gold, sond[ern] die Seele ist der Wohnplatz des Dämon; - nicht der Leib u[nd] der Besitz macht glücklich [,] sond[ern] Rechtschaff[e]nh[ei]t u[nd] Verstand; die Güter der Seele sind die göttlich[en], die des Leibes die menschlich[en]. - Ehre u[nd] Reichthu[m] ohne Einsicht ist ein unsicherer Besitz u[nd] wo der Verstand fehlt, weiß man d[a]s Leb[en] nicht zu genieß[en] u[nd] die Flucht vor dem Tode nicht zu überwind[en]. [49rl/ 49vr] Nicht jeder Genuß d[a]h[er] ohne Unterschied [,] sond[ern] nur der Genuß des Schönen ist begehrenswerth; dem M[e]nsche[n] geziemt es, für die Seele mehr Sorge zu tragen als für den Leib, damit er seine Lust aus sich selbst schöpfen lerne. - Die Glücksel[i]gk[ei]t b[e]steht demnach ihrem eigentl[ichen] Wesen nach in nichts Anderm als in der Heiterkeit u[nd] dem Wohlbefinden, der richt[i]g[en] Stimmung u[nd] unwandelbar[en] Ruhe des Gemüthes. D[ie]se wird aber dem M[e]nsch[e]n, um so sicherer  u[nd] vollkommener  1090 zu Th[ei]l w[e]rd[en,] je mehr er in seinen Begierden u[nd] Genüssen Maaß zu halten, das Zuträgl[iche] v[om] Schädlichen zu unterscheiden [,] Unrechtes u[nd] Ungehöriges zu vermeiden, sich in seiner Thät[i]gk[ei]t u[nd] s[einen] Wünschen auf das, was seiner Natur und seinem Vermögen entspricht [,] zu beschränken weiß. 1087 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 1088 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 1089 Randbemerkung am Seitenrand [49rr] mit Bleistift. 1090 Über der Zeile eingefügt. 168  c)  1091 In d[ie]s[e]m Sinne sind nun die verschiedenen Vorschrift[en] u[nd] Grundsätze für das Leben gegeben. Es wird Genügsamk[ei]t, Mäßigung, Reinheit der That u[nd] Gesinnung, Bild[un]g d[e]s G[ei]st[e]s gefordert zum Behufe wahrer Glücksel[i]gk[ei]t. … Das Beste ist immer das richt[i]g[e] Maaß, das Zuviel u[nd] Zuwenig ist v[on] Uebel. Sich selbst besiegen ist der schönste Sieg; tapfer ist nicht blos, wer seine Feinde, sond[ern] auch wer die Lust überwindet etc. Demok[rit] verlangt auch [,] daß nicht blos die That u[nd] d[a]s Wort [,] sond[ern] auch der Wille v[on] Ungerecht[i]gk[ei]t rein sey; daß man nicht aus Zwang [,] sond[ern] aus Ueberzeug[un]g, nicht aus Hoffnung auf Lohn [,] sond[ern] um seiner selbst willen das Gute thue - nicht aus Furcht [,] sond[ern] Pflichtgefühl des Schlecht[en] si[c]h enthalte; daß man vor sich selbst sich mehr schäme als vor  all[en]  1092 Andern u[nd] das Unrecht meide [,] gleich viel [,] ob es Keiner od[er] ob es alle erfahren. - Er erklärt [,] nur der gefalle 1093 den Göttern, welcher das Unrecht haßt. 1094 - Unrechtthun mache unglücklicher als Unrechtleiden (Fr[agment] 224) [.] Er preist die Einsicht, welche uns die drei größten Güter gewähre[n], richtig zu denken, wohl zu reden u[nd] recht zu handeln; - Er hält die Unkenntniß für den Grund aller Fehler.  d)  1095 Den Werth der Freundsch[a]ft stellt er eb[e]nf[a]lls hoch. Wer keinen rechtschaffene[n] M[e]nsch[e]n zum Freund habe, s[a]gt er, verdiene nicht zu leben; aber Eines Verständ[i]g[en] Freunds[c]h[a]ft sey besser als die aller Thoren. Um aber geliebt zu werden [,] müße man seiners[ei]ts freil[ich] auch Andere lieben (161) u[nd] sittl[ich] sey d[ie]se Liebe nur dann, wenn sie d[u]rch keine unerlaubte Leid[e]nsch[a]ft verunreinigt werde. -  e)  1096 In ähnl[icher] W[ei]se äußert er sich über die Nothwend[i]gk[ei]t, den Zweck d[e]s Staatslebens u[nd] die Pflicht in d[ie]s[er] B[e]z[ie]h[un]g. Der Weise [,] s[a]gt er, müsse zwar in jedem Lande leben können, ein tücht[i]g[e]r Charakter habe die ganze Welt z[um] Vaterland; aber doch liege an nichts so viel, als an einer guten Staatsverfassung 1097 . -  f)  1098 Weniger beredt sind Demok[rits] Ansicht[en] über die [49vr/ 50rl] Ehe. Die Geschlechtslust an sich schon verabscheut er; aber er hat auch eine zieml[ich] geringe Meinu[n]g vom weibl[ichen] Geschlecht; u[nd] er wünscht sich keine Kinder, weil ihre Erz[ie]h[u]ng v[on] nothwendigerer Thät[i]gk[ei]t abziehe u[nd] v[on] unsicherem Erfolg sey. Und wenn er die Liebe zu den Kindern als etwas Allgemeines u[nd] Natürliches anerk[e]nnt, so meint er doch, es sey klüger, fremde Kinder anzu- 1091 Einfügung am Zeilenanfang mit Bleistift. 1092 Über der Zeile eingefügt. 1093 „das“ in der Zeile gestrichen. 1094 „.“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „; “. 1095 Einfügung am Zeilenanfang mit Bleistift. 1096 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 1097 „waltu“ über der Zeile; möglicherweise gemeint: Staatsverwaltung. 1098 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 169 nehme[n,] die man sich doch nach Belieben auswählen könne - währ[e]nd dieß bei den eignen nicht der Fall sey.  g)  1099 So ist Demok[rits] Ethik ernst u[nd] rein genug - u[nd] merkwürd[i]g [,] wenn man seine material[i]st[ische] Theorie dabei in Betracht zieht. - Aber aus s[einer] natural[i]st[ischen] Theorie folgt sie freil[ich] nicht u[nd] st[e]ht d[a]h[er] mit s[einer] Fundamentalphilos[ophie] in keinem rechte[n] philos[ophischen] Zusammenhang. Wenn auch der Seelenstoff v[om] Körperl[ichen] unterschied[en] wird, so ist er doch wesentl[ich] nichts Andres als eben auch Materie - u[nd] was sittl[iche] Reinh[ei]t etc. für ihn schließl[ich] zu bedeut[en] habe [,] ist nicht abzusehen. Die einzige Rücksicht kann also doch d[ie]s[er] Theorie gemäß nur die eudämonist[ische] sey[n], d[a]s Lebe[n]sglück ist das Höchste. - S[eine] eth[i]sch[en] Grundsätze sind nur eine Reihe vereinzelter Grundsätze u[nd] Lebensregeln [,] th[ei]ls aus der Empirie, der pract[ischen] Erfah[run]g ges[c]höpft, th[ei]ls aus dem allgem[einen] M[e]nsch[e]nbewußts[eyn] aufgenomme[n]. Die atomist[ische] Lehre ist nicht Gr[u]nd- 1100 u[nd] Quelle ders[e]lb[en]; im G[e]g[e]nth[ei]l, wer d[ie]selbe nicht anerkennt [,] kann sie mit dems[e]lb[en] od[er] vielmehr noch größerem Rechte aufst[e]ll[en] wie Demok[rit].  (Nicht weil [,] sond[ern] trotz seiner Atomistik hat er d[ie]se Grundsätze -  1101 2) 1102 Auf ähnl[iche] W[ei]se verhält es sich mit Demok[rits] Ansicht[en] in Betreff der R[e]l[i]g[io]n. -  a)  1103 Seiner philos[ophischen] Grundlehre nach konnte er den Götterglauben d[e]s Volkes nicht theil[en]. Das Göttl[iche] konnte ihm nur die Natur seyn in ihr[em] ew[i]g[en] Wesen [,] d. h. die Gesammth[ei]t der d[u]rch ihre Schwere sich beweg[e]nde[n] u[nd] die Welt bildenden Atome. In so z[u] s[a]g[en] secundärer Weise scheint er dann das Seelische u[nd] Vernünft[i]g[e] in der Welt u[nd] im M[e]nsch[e]n als das Göttl[iche] bezeichnet zu haben.  b)  1104 In den Göttern des Volksglaubens konnte er nur Gebilde der Phantasie erblicken, v[on] denen er annahm, urspr[ü]ngl[ich] seyen gewisse physische od[er] moralische Begriffe darin dargestellt. Zeus bedeute die obere Luft, Pallas die Einsicht; d[ie]se dichterischen Gestalten sey[en] aber in der Folge nicht verständl[ich] für wirkl[iche,] persönlich existirende Wesen gehalten word[en].  α)  1105 Daß die Menschen auf d[ie]se Meinung gekommen seyen, dieß erklärte er th[ei]ls aus dem Eindruck, welchen außerord[en]tl[iche] Naturerscheinung[en], 1099 Einfügung am Zeilenanfang mit Bleistift. 1100 Sic! Bindestrich irrtümlich gesetzt. 1101 Einfügung in und unter der Zeile mit Bleistift. 1102 Korrespondierendes „1)“ ist unauffindbar. 1103 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 1104 Einfügung am Zeilenanfang mit Bleistift. 1105 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 170 Gewitter, Kometen, Sonnen[-] u[nd] Mondsfinsternisse auf sie machten,  β)  1106 th[ei]ls glaubte er auch, es liegen ihr wirkl[iche] Anschauungen zu Grunde, die nur nicht ganz richtig aufgefaßt seye[n]. Er konnte sich näml[ich] doch nicht entschließen, Alles das, was v[on] Erscheinung[en] höherer Wesen u[nd] v[on] ihrer Einwirkung auf [50rl/ 50vr] die M[e]nsch[e]n erzählt wurde, schlechtweg für Täusch[u]ng zu erklären. Er nahm d[a]h[er] an, daß sich in der Luft Wesen aufhalten, welche den M[e]nsch[e]n an Gestalt ähnl[ich], an Größe, Kraft u[nd] Lebensdauer überlegen seye[n]. D[ie]se Wesen offenbaren sich, indem die v[on] ihnen ausströmenden Ausflüsse u[nd] Bilder, oft auf weite Entfernung sich fortpflanzend, M[e]nsch[e]n u[nd] Thieren sichtbar u[nd] hörbar werden; u[nd] sie sey[en] für Götter gehalten worden, wiewohl sie in Wahrh[ei]t nicht göttl[ich] u[nd] unvergängl[ich,] sond[ern] nur minder vergängl[ich] seye[n] als der Mensch. - D[ie]se Wesen u[nd] ihre Bilder sollten ferner th[ei]ls wohlthätiger [,] th[ei]ls verderblicher Natur seyn, weßh[a]lb Demok[rit], wie erzählt wird, de[n] Wunsch ausgesprochen 1107 , glücklichen Bildern  (Idolen)  1108 zu begegnen.  c)  1109 Aus ders[e]lb[e]n Quelle leitete er auch Vorbedeut[u]ng[en] u[nd] Weissag[u]ng[e]n her, indem er annahm, daß uns die Idole th[ei]ls über die eignen Ansichten derer, v[on] denen sie herrühren, th[ei]ls auch über das, was in andern Th[ei]l[e]n der Welt vorgeht, Aufschluß geben. - D[ie]se Wesen sind nichts Andres als die Dämonen des Volksglaubens - u[nd] Demokr[it] hat also hiemit ein[en] Versuch der Vermittl[un]g d[e]s Volksglaub[en]s u[nd] der Philosophie gemacht.  c)  1110 Demok[rit] glaubte auch an vorbedeutende Träume u[nd] er sucht dies[e]lb[en] d[u]rch die Lehre v[on] d[en] Bildern  Ausflüss[en]  1111 zu erklären; indem näml[ich] nicht blos v[on] den sichtbar[en] Dingen, sond[ern] auch v[on] den Seelen Bilder zu den Schlafend[en] gelangen, die ihre 1112 Zustände, Vorst[e]ll[u]ng[en] u[nd] Absichte[n] in sich abspiegeln, so entstehen, glaubt er, Träume, die uns v[on] manchem Verborgenen unterrichten. D[ie]se Träume sind aber nicht d[u]rchaus zuverlässig, weil d[ie]se Bilder th[ei]ls an sich selbst nicht immer  gl[e]i[c]h kräftig  1113 u[nd] deutl[ich] sind, th[ei]ls auch auf dem Wege zu uns je nach der Beschaff[e]nh[ei]t der Luft größeren od[er] geringeren Veränd[e]r[u]ng[e]n unterliegen. -  d)  1114 Diese Theorie der ausströmend[en] Bilder wird auch benützt, um den schon damals herrschend[en] Aberglauben v[on] der Wirk[u]ng des bösen 1106 Einfügung vor der Zeile; in der Zeile mit Bleistift wiederholt. 1107 „haben“ in der Zeile gestrichen. 1108 Über der Zeile mit Bleistift. 1109 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 1110 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift; „c)“ irrtümlich wiederholt. 1111 Über der Zeile mit Bleistift. 1112 „ihre“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „ihren“. 1113 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „ganz zuverlässig“. 1114 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 171 Blickes zu rechtfertigen; aus den Augen des Neidischen sollen Bilder ausgehen, die etwas v[on] d[er] Gesinnung mit sich führend die Leute quälen, bei denen sie sich einnisten. - D[u]rch größern Reichthum an Bilder[n,] den er in manch[en] Seel[en] als vorhanden annahm, konnte er auch eine göttl[iche] Begeist[erun]g d[e]s Dichters erklären. Schl[u]ß. Ueb[er] die Atomistik Demok[rits] ist nun auch in älterer u[nd] neu[erer] Z[ei]t verschied[en] geurth[ei]lt word[en]. In der alten Diadochen-Folge werden die Atomiker d[u]rchweg der eleatischen Schule beigezählt. Aristot[eles] stellt sie gewöhnl[ich] mit Emped[okles] u[nd] Anaxag[oras] zusamme[n] u[nd] rechnet sie mit d[ie]s[e]n zugleich zu den Physikern. - In neu[erer] Z[ei]t zählt man sie meistens zu den jonisch[en] Naturphilosoph[en] od[er] man betrachtet sie als eine ganz eigne Schule. In d[ie]s[e]m Falle wird aber dann auch noch das Verh[ä]ltn[i]ß zu den näher[en] u[nd] ander[en] S[c]hulen verschied[en] b[e]stimmt. Und Verwandtsch[a]ft  u[nd] Gegensatz  1115 in manch[en] B[e]z[ie]h[u]ng[en] läßt si[c]h all[en]th[a]lb[en] nachweis[en] [m]it Joni[e]r[n,] Eleate[n], Emped[okles,] Heraklit. [50vr/ 51rl] 1116 Einige betrachten sie als Mittelglied zw[i]sch[en] Anaxag[oras] u[nd] den Sophisten, noch Andere (Schleierm[acher] u[nd] Ritter)  zähl[en]  1117 gerad[e]zu sie den Sophisten bei, 1118 die Lehre als unwiss[e]nsch[a]ftl[iche] Entartung der Anaxag[oreischen] u[nd] Empedokl[eischen] Philosophie erklärend; indem man th[ei]ls den Charakter Demok[rits] dem der Sophisten ähnl[ich] findet, th[ei]ls die Philosophie selbst als 1119 sophistis[c]h u[nd] unphilosophisch ansieht. Ein Vorherrschen der Empirie üb[er] Spekulati[on], unphilos[ophische] Vielwisserei - dahin gehend die Mögl[i]chk[ei]t wahre[n] Wissens aufzuheb[en] u[nd] nur den Genuß eitler Gelehrs[a]mk[ei]t übrig lassend -  er huldige dem Zufall  Gegen den νους des Anaxag[oras] ausdrückl[ich] sich erklärend - nur die Schwerkraft als Alles-Bestimmendes gelten lassend -  1120 beseitige alle Idealität [,] wisse v[on] G[o]tt u[nd] Unkörperlichk[ei]t der Seele nichts -  1121 [.] Seine Sittenlehre verrathe eine selbstsücht[i]g klügelnde [,] nur auf Genuß gerichtete Gesinnung. - Th[ei]lw[ei]se sind d[ie]se Vorwürfe übertrieb[en], th[ei]lw[ei]se berecht[i]gt, aber so, d[a]ß sie auch die üb[ri]g[en] vorsokra- 1115 Über der Zeile. 1116 „Gesch[ichte] der griech[isch-]röm[ischen] Philos[ophie] 26.“ am oberen Seitenrand [51rr]; „26.“ bezeichnet den Bogen. 1117 Über der Zeile. 1118 „u[nd]“ in der Zeile gestrichen. 1119 „ph“ in der Zeile gestrichen. 1120 Einfügung am Seitenrand [51rr]. 1121 Einfügung am Seitenrand [51rr]. 172 t[ischen] Philosoph[en] u[nd] auch  solche  1122 spätere selbst noch treffe[n], die nicht Sophist[en] ware[n]. [51rl/ 51vr] 4. Anaxagoras. Anaxagoras ward gebor[en] zu Klazomenä in Kleinasien um 534 (nach Andern 500) [.] Er stammte aus reicher und vornehmer Familie, entzog sich aber den Staatsgeschäften u[nd] der Verwalt[u]ng seines großen Vermögens, um sich ungetheilt der Wiss[e]nsch[a]ft widmen zu können, denn er hatte die Ueberzeug[un]g, der wahre Zweck des Lebens sey die Beschauung der wunderbaren Ordnung der Natur. Bald nach den Perser-Kriegen wanderte er v[on] Klazomenä nach Athen aus u[nd] verpflanzte seine Philosophie in d[ie]se Stadt, die v[on] nun an deren Sitz u[nd] Mittelpunkt blieb. Während des Aufenthalts in Athen stand er mit den bedeutendste[n] Männern jener Epoche in persönl[ichem] Verkehr, b[e]sond[ers] mit Perikles, deßen Lehrer er genannt wird. Auch auf Euripides hat er, wie deßen Dramen zeigen, entschiedenen Einfluß geübt. (Eurip[ides] hat in der schönen Schild[e]r[un]g des Philosophen, der rein v[on] Schmach 1123 u[nd] S[c]huld die unsterbl[iche] Natur der Welt erforsche, wie sie geworden, wahrs[c]heinl[ich] s[einen] Freund Anaxag[oras] im Auge). Die Verbind[un]g mit Perikles zog ihm aber auch Feinde zu. Er wurde angeklagt u[nd] soll in’s Gefängniß geworfen worden seyn. Die Anklage ist wahrscheinl[ich] v[on] polit[ischen] Gegnern des Perikl[es] ausgegangen, üb[er] d[a]s Nähere davon lauten aber die Ansichten schwankend. Nur das scheint gewiß zu seyn, daß sie g[e]g[en] s[einen] angebl[ichen] Atheismus, s[eine] ἀσεβεια gerichtet. Es ward ihm namentl[ich] vorgeworfen, d[a]ß er die Sonne für einen Stein u[nd] den Mond für eine Erde ausg[e]geb[en.] Auch hatte er wunderbare  Anzeichen  1124 bei Opfern für gewöhnl[iche] Naturerscheinu[n]g[en] erklärt, hatte den Mythen Homers  moral[i]s[c]h[en] Sinn u[nd] den Götter[n]  1125 eine allegoris[c]he Deut[u]ng gegeben. Durch Verwend[un]g des Perikles aus dem Gefängniß freigelassen zog Anax[a]g[oras] sich nach Lampsakus zurück, wo er im 72. J[ahr] hochgeehrt gestorben seyn soll. V[on] s[einer] Schrift über d[ie] Natur  περι φυσεως  1126 hat uns namentl[ich] Simplicius schätzbare Bruchstücke aufbewahrt; die S[c]hr[i]ft war zu Pla- 1122 Über der Zeile. 1123 Lesart unsicher. 1124 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „Erscheinung[en]“. 1125 Über der Zeile eingefügt. 1126 Über der Zeile mit Bleistift. 173 ton’s Z[ei]t[e]n wohl sehr verbreitet u[nd] genoß im Alterth[um] hohen Ruhm. - Die Fragmente sind gesammelt v[on] Schaubach 1827 1127 u[nd] Schorn 1829 1128 . I [.] Philosophische Grundlehre. 1. Im Ganzen genommen ist die Lehre des Anaxag[oras] den gleichzeit[i]g[en] Systemen des Empedokl[es] u[nd] Leukipp verwandt. Auch sie geht v[on] den Grundsätzen des Parmenides üb[er] Unmögl[i]chk[ei]t des Entst[e]h[e]ns u[nd] Vergehens aus u[nd] 1129 sucht eine Erklärung des Gegebenen [,] dessen Vielheit u[nd] Veränderl[i]chk[ei]t 1130 sie anerkennt. Eb[e]nf[a]lls setzt sie dann, wie jene, gewisse unveränderl[iche] Grundstoffe voraus, aus denen Alles mittelst räuml[icher] [51vr/ 52rl] Zusammensetz[u]ng u[nd] Trennung gebildet seyn soll. - D[a]g[e]g[en] aber unterscheidet sich Anaxag[oras] v[on] d[en] beiden Andern in den näheren Bestimmungen über die Urstoffe u[nd] über den Grund ihrer Beweg[u]ng.  Eige[n]thüml[i]chk[ei]t[en: ] 1) (2) Undenkbarkeit d[e]s absolut[en] W[e]rdens [,] 2) (3) Beschaffenh[ei]t des Urstoffes (Homoiomerien) [,] 3) Urkraft - νους.  1131 - a) Während näml[ich] Emped[okles] u[nd] Leuk[i]pp die urspr[ü]ngl[ichen] Stoffe ohne die Eig[e]nsch[a]ft[e]n der abgeleiteten u[nd] zwar Emped[okles] als qualitativ bestimmte, der Zahl nach begränzte Elemente denkt [,] Leuk[ipp] als Atome, die an Zahl u[nd] Form unbegränzt, aber qualitativ durchaus gleichartig sind - verlegt umgekehrt Anaxag[oras] alle Eig[e]nsch[a]ft[e]n u[nd] Unterschiede der abgeleiteten 1132 Dinge schon in den Urstoff u[nd] setzt d[e]ßh[a]lb die urspr[ü]ngl[ichen] Stoffe ebenso sehr der Art wie der Zahl nach als unbegränzt. b) Wenn dann Emped[okles] die Beweg[un]g nur d[u]rch die mythis[c]h[en] Gestalten der Liebe u[nd] des Hasses erklärte - die Atomiker d[a]g[e]g[en] dies[e]lbe rein mechanisch, aus der Wirk[u]ng der Schwere erklären wollten - kommt Anaxag[oras] zu der Ueberzeug[un]g, daß sie nur aus der Wirk[u]ng einer unkörperl[ichen] Kraft zu erklären sey, u[nd] er stellt demnach dem Stoffe den Geist  νους  1133 als die Ursache aller Beweg[un]g u[nd] Ordnung gegenüber. 2. Die erste Voraussetz[u]ng s[einer] Philosophie liegt in dem Satze v[on] der Undenkbark[ei]t eines absoluten Werdens. „Von dem Entstehen u[nd] Vergehen, s[a]gt 1127 Schaubach, Eduard (Hg.), Anaxogorae Clazomenii Fragmenta quae supersunt, omnia, Lipsiae 1827. 1128 Schorn, Wilhelmus, Anaxagorae Clazomenii et Diogenis Apolloniatae Fragmenta quae supersunt omnia, disposita et illustrata, Bonnae 1829. 1129 „ge“ in der Zeile gestrichen. 1130 „s[+]“ in der Zeile gestrichen. 1131 Randbemerkung am Seitenrand [52rr] mit Bleistift. 1132 „Stoffe“ in der Zeile gestrichen. 1133 Über der Zeile mit Bleistift. 174 er, reden die Hellenen nicht richtig. Denn kein Ding entsteht, noch vergeht es, sondern aus vorhandenen Dingen wird es zusammengesetzt u[nd] wieder getrennt. Das Richtige wäre d[a]h[er] das Entstehen als Zusammensetz[u]ng u[nd] das Vergehen als Trennung zu bezeichnen“. Demgemäß hält er auch dafür, daß die Gesammth[ei]t der Dinge sich weder vermehren noch vermindern könnte. - Der Stoff bleibt allenth[a]lbe[n,] was er war, nur die Art seiner Zusammensetz[u]ng ändert sich. 3. Hiemit war nun v[on] selbst eine Mehrheit urspr[ü]ngl[icher] Stoffe gegeben;  a)  1134 während aber Emped[okles] u[nd] d[ie] Atomiker die einfachsten Körper für die urspr[ü]ngl[i]chst[e]n halten u[nd] demnach ihren Urstoffen neben den allgemeinen Eigenschaften der Materie th[ei]ls nur die Bestimmth[ei]t der Form, th[ei]ls die einfachen Qualitäten der 4 Elemente beilegen, 1135 glaubt Anaxag[oras] umgekehrt, die individuell bestimmt[en] Körper, wie Fleisch, Knochen, Gold etc. seyen das Ursprünglichste, die elementarischen d[a]g[e]g[en] ein Gemenge, dessen scheinbare Einfachh[ei]t er nur daraus erklärt, daß wegen der Mischung aller mögl[ichen] bestimmten Stoffe keiner von diesen nach seiner eigenthüml[ichen] Unterschiedenh[ei]t, sond[ern] von allen nur das wahrgenommen werde, worin sie übereinkommen.  b)  1136 Jene lassen das Besondere aus dem Allgemein[en], das Organische aus dem Elementarisch[en] sich bilden [,] [52rl/ 52vr] dieser umgekehrt, das Allgemeine aus dem Besondern, das Elementarische aus den Bestandth[ei]l[e]n des Organischen. Aristot[eles] drückt dieß gewöhnl[ich] so aus, d[a]ß er s[a]gt, Anaxag[oras] halte die gleichtheiligen Körper (τὰ ὁμοιομερὴ) für die Elemente der Dinge. Spätere bezeichnen d[a]h[er] die Urstoffe des Anaxag[oras]  mit dem Namen  1137 Homöomerien.  NB [: ]  1138 Er selbst gebraucht  ihn  1139 in de[n] erhaltenen Fragmenten nicht u[nd] die Bezeichnung ist üb[er]h[au]pt nur aus dem Sprachgebrauch des Aristot[eles] zu erklären - Aristot[eles] bezeichnet näml[ich] mit dem Namen des Gleichtheiligen solche 1140 , die in allen ihren Theilen aus einem u[nd] dems[e]lb[e]n Stoffe bestehen, bei denen d[a]h[er] alle Theile einander u[nd] dem Ganzen gleichartig sind; u[nd] unterscheidet v[on] d[em] Gleichtheiligen  α)  1141 einerseits d[a]s Elementarische (obwohl d[ie]s[e]s auch wieder als ὁμοιομερές bezeichnet wird) [,]  β)  1142 anderers[ei]ts das im engern Sinne sog[enannte] Organische, indem er in der d[u]rch d[ie]se drei Arten gebildet[en] Stufenreihe immer das Niedrigere als Bestandth[ei]l u[nd] 1134 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 1135 „so“ in der Zeile gestrichen. 1136 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 1137 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „als“. 1138 Vor der Zeile mit Bleistift. 1139 Über der Zeile. 1140 In der Zeile irrtümlich wiederholtes „solche“ mit Bleistift gestrichen. 1141 Über der Zeile mit Bleistift. 1142 Über der Zeile mit Bleistift. 175 Beding[u]ng des Höheren aufzeigt; das Gleichtheilige besteht aus den Elementen, das Organische aus den 1143 gleichtheiligen Stoffen. Zu dem Gleichtheil[i]ge[n] gehören Fleisch, Knochen, Gold, Silber; zu den Ungleichtheil[i]g[en] od[er] Organischen das Gesicht, die Hände etc. -  c)  1144  (  1145 Auch v[on] Elementen kann Anaxag[oras] selbst noch nicht gesprochen haben, da auch d[ie]s[e]r Ausdruck erst Aristot[eles] in die philos[ophische] Sprache einführte. Auch sind die Urstoffe d[e]s Anaxag[oras] ohnehin, wie bemerkt, etwas ganz anderes als die Elemente.  )  1146 - Seine Ansicht ist die, daß die Stoffe, aus denen die Dinge bestehen, in d[ie]s[e]r ihrer qualitativen Bestimmth[ei]t ungeworden u[nd] unvergängl[ich] seyen, u[nd] da es unendl[ich] viele Dinge gibt, v[on] denes keines dem andern vollkommen gleich ist, so b[e]h[au]pt[e]t er, es sey[en] der Samen unzählige u[nd] keiner sey dem andern ganz ähnlich, sond[ern] sie seye[n] verschieden an Gestalt, Farbe u[nd] Geschmack. Unter den entgegengesetzt[en] Eigensch[a]ft[en] der Dinge werden namentl[ich] die Unterschiede des Dünnen u[nd] Dichten, des Warmen u[nd] Kalten, d[e]s Dicht[en] 1147 u[nd] Dunkel[n,] d[e]s Feucht[en] u[nd] Trocknen hervorgehoben.  d)  1148 Alle d[ie]se verschied[enen] Körper denkt sich nun Anaxag[oras] urspr[ü]ngl[ich] so vollständ[i]g u[nd] in so kleinen Th[ei]l[e]n gemischt, d[a]ß keiner v[on] ihnen in s[einer] Eigenthüml[i]chk[ei]t wahrnehmbar ist, u[nd] daß also die Misch[u]ng als Ganzes keine v[on] allen bestimmten Eig[e]nsch[a]ft[e]n der Dinge zeigt. Auch in den abgeleiteten Dingen kann, meint er, ihre Trennung nicht vollständ[i]g seyn, sond[ern] jedes muß Theile v[on] Allem enthalten. Wie könnte denn (sonst) aus Einem Anderes werden, wenn es nicht  darin  1149 wäre, u[nd] wie ließe sich der Uebergang aller, auch der entgegengesetztesten Dinge in einander erklären, wenn nicht Alles in Allem wäre? - Wenn uns d[a]h[er] ein G[e]g[en]st[a]nd irg[e]nd eine Eigenschaft mit Ausschluß [52vr/ 53rl] 1150 anderer zu besitzen scheint, so kommt dieß nur daher, daß v[on] dem entsprechende[n] Stoffe mehr in ihm ist, als v[on] den andern, in Wahrh[ei]t aber hat jedes Ding Stoffe jeder Art in sich [,] wenn es gleich nur nach denen genannt wird, die in ihm vorherrschen. -  NB [: ]  1151 Die Vorst[e]ll[u]ng Anaxag[oras’] ist da nicht ganz klar, denn bei streng genommener urspr[ü]ngl[icher] Misch[u]ng scheine[n] alle Unterschiede aufgehoben werden zu 1143 „den“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „dem“. 1144 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 1145 Einfügung in der Zeile mit Bleistift. 1146 Einfügung in der Zeile mit Bleistift. 1147 Vermutlich verschrieben; wohl gemeint: Lichten. 1148 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 1149 Über der Zeile eingefügt. 1150 „Gesch[ichte] der griech[isch-]röm[ischen] Philos[ophie] 27“ am oberen Seitenrand [53rr]; „27“ bezeichnet den Bogen. 1151 Über der Zeile mit Bleistift. 176 müss[en] u[nd] Ein indifferenter Urstoff - wie d[a]s Unendl[iche] Anaximanders od[er] die platonis[c]he Materie 1152 ; - soll d[a]g[e]g[en] umgekehrt die Bestimmth[ei]t der Stoffe erhalten bleiben in der Misch[u]ng, so würde sich bei genau[er] Entwickl[un]g, wie bei Emped[okles] herausstellen, d[a]ß dieß  nur  1153 mögl[ich] 1154 ist, wenn die kleinsten Th[ei]le jedes Stoffes, nicht weiter getheilt u[nd] mit andern vermischt werden können. - Er ist aber  nicht nur  1155 v[on] d[er] Annahme eines einheitl[ichen] Urstoffes weit entfernt, sond[ern] b[e]h[au]pt[e]t auch ausdrückl[ich], d[a]ß die Th[ei]l[u]ng u[nd] Vergrößerung der Körper in’s Unendl[iche] gehe. Seine Urstoffe unters[c]heid[en] sich also v[on] d[en] Atomen nicht blos d[u]rch ihre qualitative Bestimmth[ei]t, sond[ern] auch d[u]rch ihre Theilb[a]rk[ei]t. Auch bekämpft er die Annahme eines leeren Raumes. - Seine Meinung ist also, daß die verschied[enen] Stoffe schlechthin gemischt seyen, ohne darum Ein 1156 Stoff zu werden, wie dieß Emped[okles] v[on] d[er] Mis[c]h[u]ng der Elemente im Sphairos b[e]h[au]pt[e]t hatte [.] - 4. Soll aber aus d[ie]s[e]n Stoffen eine Welt werden, so muß eine ordnende u[nd] bewegende Kraft hinzukommen, u[nd] d[ie]se kann, b[e]h[au]pt[e]t Anaxag[oras,] nur in dem denkenden Wesen, im Geist (νοῦς) 1157 .  a)  1158 Die Gründe für d[ie]se Annahme ergeben sich aus den Bestimmungen, durch welche der Geist v[on] d[en] Stoffen unterschieden wird. D[ie]se Bestimmung[en] sind: Einfachh[ei]t des Wesens, Macht u[nd] Wissen.  α)  1159 Alles Andere ist mit Allem gemischt, der Geist muß getrennt v[on] Allem für sich seyn, denn nur, wenn ihm selbst nichts Fremdartiges beigemischt ist, kann er Alles in s[einer] Gewalt haben. -  β)  1160 Er ist das feinste u[nd] reinste von allen Dingen u[nd] er ist aus d[ie]s[e]m Grunde in allen Wesen durchaus gleichartig; v[on] den üb[ri]g[en] Dingen kann keines dem andern gleich seyn, weil jedes in eigenthüml[icher] W[ei]se aus verschiedenen Stoffen zusammengesetzt ist; der Geist d[a]g[e]g[en] hat keine verschiedenartig[en] Bestandth[ei]le in sich; er wird d[a]h[er] überall sich selbst gleich seyn; es wird in dem einen Wesen mehr, in dem andern weniger v[on] ihm seyn, aber die geringere Masse des G[ei]st[e]s ist v[on] ein u[nd] ders[e]lb[en] Beschaff[e]nh[ei]t mit der größeren, die Dinge unterscheid[en] sich nur d[u]rch d[a]s Maaß, nicht d[u]rch die Qualität des 1152 Sic! Verb fehlt. 1153 Über der Zeile. 1154 „mögl[ich] ersetzt durch Streichung ursprüngliches „unmögl[ich]“. 1155 Über der Zeile mit Bleistift als Ersatz für in der Zeile mit Bleistift gestrichenes „sowohl“. 1156 „Ein“ ersetzt durch Streichungen ursprüngliches „zu Einem“. 1157 Sic! Verb fehlt. 1158 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 1159 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 1160 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 177 ihnen innewohnend[en] Geistes.  γ)  1161 Dem Geist  νοῦς  1162 muß ferner die unbedingte Macht über den Stoff zukommen, dessen Beweg[un]g nur v[on] ihm ausgehen kann.  δ)  1163 Er muß endl[ich] ein unbeschränktes Wisse[n] besitzen, denn nur d[u]rch sein Wissen ist er im Stande, Alles aufs B[e]ste zu ordnen. Der Νοῦς muß also einfach sey[n], weil er sonst nicht allmächt[i]g u[nd] allwissend seyn könnte u[nd] er muß dieß seyn, damit er der Ordner der Welt sey. [53rl/ 53vr]  b)  1164 Die Grundbestimmung der Lehre v[om] Nους, die auch v[on] d[en] Alten vorzugsw[ei]se hervorgehoben wird, liegt im Begriff der weltbildenden Kraft. - D[a]h[er] dürfte wohl anzunehme[n] seyn, d[a]ß dieß 1165 wesentl[ich] auch der Punkt sey, v[on] wo aus Anax[agoras] zu s[einer] Lehre gekommen ist.  α)  1166 Er wußte sich schon die Beweg[un]g üb[er]h[au]pt aus dem Stoffe als solchem nicht zu erklären, noch weit weniger aber die geordnete Beweg[un]g, welche als Resultate d[ie]se schöne, zweckmäßig geordnete Welt hatte. - Auf eine unverstande[ne] Nothw[e]nd[i]gk[ei]t od[er] auf den Zufall wollte er sich nicht berufe[n.] D[a]h[er] nahm er dann ein unkörperl[iches] Wesen an, welches die Stoffe bewegt u[nd] geordnet ha  be  1167 ; denn einen Geist b[e]h[au]pt[e]t er, wenn auch in d[er] B[e]schreib[un]g der Begriff des Unkörperlichen nicht rein heraustritt.  β)  1168 Für die Unkörperlichkeit u[nd] für Zweckthätigk[ei]t bietet unsere Erfahr[u]ng keine andere Analogie dar, als die des menschlichen Geistes, d[a]h[er] ist es ganz natürl[ich], daß Anaxag[oras] s[eine] bewegende Ursache nach eben d[ie]s[e]r Analogie als denkend bestimmte. -  c)  1169  α)  1170 Da er aber nur für den Zweck der Naturerklär[u]ng d[ie]s[e]s Geist[e]s bedarf, so wird das neue Princip nicht rein gefaßt u[nd] nicht streng u[nd] folgericht[i]g durchgeführt. Einers[ei]ts näml[ich] wird der G[ei]st als für sich seyendes (μοῦνος ἐφ᾿ ἑιοντοῦ 1171 ἐστι) erkennendes Wesen beschrieben, so daß man glauben könnte, es sey das schon der volle B[e]griff der Persönl[i]chk[ei]t, d[e]s freie[n], selbstbewußt[en] Subjects, anderers[ei]ts wird aber auch so v[on] ihm gesprochen, als ob er ein unpersönl[icher] Stoff od[er] eine unpersönl[iche] Kraft wäre; - er wird das dünnste v[on] allen Ding[en] genannt u[nd] es wird v[on] ihm gesagt, daß in den einzelnen Dingen 1161 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 1162 Über der Zeile. 1163 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 1164 Einfügung am Zeilenanfang mit Bleistift. 1165 „der“ in der Zeile gestrichen. 1166 Einfügung am Zeilenanfang mit Bleistift. 1167 Über der Zeile; „habe“ ersetzt durch Überschreibung und Streichung ursprüngliches „hatte“. 1168 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 1169 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift; „γ)“ vor der Zeile mit Bleistift gestrichen. 1170 Einfügung vor und unter der Zeile mit Bleistift. 1171 Lesart unsicher. 178 Theile von ihm seyen u[nd] es wird das Maaß ihrer Begabung mit den Ausdrücken „größerer u[nd] kleinerer Geist“ bezeichnet, ohne daß eig[e]ntl[ich] ein specifischer Unterschied zwischen den niedrigst[en] Stufen des Lebens u[nd] den höchsten der Vernünft[i]gk[ei]t bemerkbar wäre.  β)  1172 Man kann nun daraus zwar nicht schließen, d[a]ß Anaxag[oras] den Geist seiner bewußten Absicht nach als unpersönl[ich] gedacht wissen wollte, doch aber beweiset dieß, daß er noch nicht den reinen Begriff der Persönlichk[ei]t hat u[nd] d[en]selben anwendet, denn ein Wesen, deßen Th[ei]le andern Wesen als ihre Seele inne wohnen, kann  nur  1173 uneigentl[ich] als Persönlichk[ei]t bezeichnet werden.  γ)  1174 Ueberdieß wird gerade das Hauptmerkmal der Persönlichk[ei]t, die freie Selbstbestimmung dem Nus nirgends beigelegt u[nd] sein Fürsichseyn bezieht sich zunächst nur auf die Einfachh[ei]t des Wesens.  NB [: ]  1175 Endl[ich] auch sonst wird v[on] d[en] alten Philosoph[en] nicht selten das Erkennen auch solchen Wesen beigelegt, die allenfalls nur vorübergehend personificirt, aber nicht ernstl[ich] für Personen, Individue[n] gehalten werd[en].  d)  1176 Demgemäß [53vr/ 54rl] wird die Persönlichk[ei]t des G[ei]st[e]s od[er] Nus bei Anaxag[oras] doch wieder unsicher u[nd] das Richtige dürfte wohl seyn,  α)  1177 daß er den B[e]gr[i]ff d[e]s Nus zwar nach Analogie d[e]s menschl[ichen] G[ei]st[e]s bestimmt u[nd] ihm im Denken ein Prädikat beigelegt, das strenggenomm[en] nur einem persönl[ichen] Wesen zukommt, daß er aber die Frage über die Persönl[i]chk[ei]t noch gar nicht eig[e]ntl[ich] mit Bewußtseyn sich vorlegte u[nd] d[a]h[er] mit den persönl[ichen] Bestimmungen andere verband, die v[on] der Analogie unpersönl[icher] Stoffe u[nd] Kräfte hergenomme[n] sind.  NB [: ] V[ie]ll[ei]cht hat er nicht blos den mens[c]hl[ichen] G[ei]st, sond[ern] die menschl[iche] Natur als Ganzes (Leib u[nd] G[ei]st) anthropomorphistis[c]h im Auge.  1178 - Selbst wenn es d[a]h[er] richtig wäre, was Spätere v[on] ihm sagen, daß er den Nus als Gotth[ei]t bezeichnet, so wäre doch s[eine] Ansicht nur nach Einer Seite u[nd] th[ei]lw[ei]se theistisch, nach d[er] andern d[a]g[e]g[en] doch naturalistis[c]h, da dem G[ei]ste B[e]stimmunge[n] beigelegt werd[en], die weder eine[m] persö[n]l[ichen] Wesen noch einem rein geist[i]g[en] zukommen können.  e)  1179 Dieß zeigt sich noch mehr, wenn wir betrachten, d[a]ß auch die Aussagen über die Wirksamk[ei]t d[e]s G[ei]st[e]s an dems[e]lb[en] Widerspruch leid[en]. 1172 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 1173 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „noch nicht“. 1174 Einfügung am Zeilenanfang mit Bleistift. 1175 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 1176 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 1177 Einfügung am Zeilenanfang mit Bleistift; korrespondierendes „β)“ ist unauffindbar. 1178 Randbemerkung am Seitenrand [54rr] mit Bleistift. 1179 Einfügung am Zeilenanfang mit Bleistift. 179  α)  1180 Insofern der G[ei]st ein erkennendes Wesen seyn soll, das aus seinem Wissen u[nd] nach seiner Vorbestimmung die Welt gebildet hat, mußte sich für Anaxag[oras] eine teleologische Naturansicht ergeben; denn [,] wie der Geist selbst, so mußte auch sein Wirken nach Analogie d[e]s menschl[ichen] G[ei]st[e]s vorgestellt werden [,] d. h. seine Thätigk[ei]t ist Verwirklich[u]ng seiner Gedanken mittelst des Stoffes, ist also Zweckthätigk[ei]t.  β)  1181 Aber doch ist bei Anaxag[oras] das physikalis[c]he Interesse  zu  1182 stark, als daß er sich wirkl[ich] bei der teleologisch[en] Betracht[u]ng der Dinge befriedigen konnte. Er macht v[on] der Idee des Nus nur da Gebrauch, wo er die physik[a]l[i]s[c]h[en] Ursachen einer Ers[c]heinung nicht zu finden weiß; wo er aber Aussicht hat mit der naturalist[i]s[c]h[en] Erklär[u]ng auszukommen, gibt er ihr den Vorzug. - Der Geist scheidet die Stoffe - aber auf mechanisch[em] Wege d[u]rch Wirbelbeweg[un]g, die er hervorbringt. Aus der erst[en] Beweg[un]g entwickelt sich dann alles Weitere nach mechanisch[en] Gesetzen - u[nd] nur wo die mechanische Erklär[u]ng sich nicht find[en] läßt [,] tritt der νους als deus ex machina hervor.  Schl[u]ß  1183 D[u]rch d[i]ese Lehre v[om] νοῦς steht also Anaxag[oras] am Wendepunkt d[e]r griech[ischen] Philos[ophie]; sie bahnt ein neues philos[ophisches] Erklär[u]ngsprincip an - weiß es aber nicht all[en]th[a]lb[en] gelt[en]d zu mach[en], sond[ern] zunächst nur in B[e]zug auf die Natur - u[nd] da nur isolirt, wo eine andere Erklärung nicht mögl[ich], so d[a]ß der Natural[i]s[m]us groß[en]th[ei]ls noch d[a]s Uebergewicht hat u[nd] das mecha[n]ische P[r]i[n]cip noch [n]i[c]ht eig[en]tl[ich] d[u]rchweg de[n] höhere[n] geist[i]g[en] untergeord[ne]t ist.  Anaxag[oras]  1184 fällt aus der teleolog[ischen] wieder i[n] die mechanisch-natural[i]st[ische] Naturbetr[ac]ht[un]g u[nd] Weltauff[a]ß[un]g zurück. [54rl/ 54vr] II [.] Kosmologie.  a)  1185 Um aus dem ursprüngl[ichen] Chaos eine Welt zu bilden, brachte der Nus zuerst an Einem Punkt d[ie]ser Masse eine Kreisbeweg[un]g hervor, welche dann [,] sich ausbreitend [,] immer größere Theile derselben in ihren Bereich zog u[nd] auch ferner noch weitere angreifen wird. - D[ie]se Beweg[un]g bewirkte nun d[u]rch ihre außerord[en]tl[iche] Geschwind[i]gk[ei]t eine Scheid[u]ng der Stoffe, bei welcher dieselben zuerst nach den allgemeinsten Unterschieden des Dichten u[nd] Dünne[n,] 1180 Einfügung mit Bleistift, vor der Zeile wiederholt. 1181 Einfügung am Zeilenanfang mit Bleistift. 1182 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile mit „zu“ überschriebenes ursprüngliches „so“. 1183 Einfügung am Zeilenanfang mit Bleistift. 1184 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „Er“. 1185 Unter der Zeile mit Bleistift eingefügt als Ersatz für in der Zeile mit Bleistift gestrichenes „1)“. 180 d[e]s Kalten u[nd] Warmen, des Dunkeln u[nd] Hellen, des Feucht[en] u[nd] Trocknen (  NB  1186 Das Warme u[nd] Trockne fällt ihm, wie d[en] üb[ri]g[en] Physikern mit den 1187 Dünnen u[nd] Leichten zusammen) in 2 große Maßen auseinandertreten, deren Wechselwirk[u]ng für die weitere Gestalt[u]ng der Dinge von entscheidendem Einfluß ist.  b)  1188 Anaxag[oras] bezeichnet dies[e]lb[e]n mit dem Namen des Aethers u[nd] der Luft, indem er unter jenem alles Warme, Leichte, Dünne, unter diesem alles Kalte, Dunkle, Schwere zusammenfaßte. Das Dichte u[nd] Feuchte wurde d[u]rch den Umschwung in die Mitte, das Dünne u[nd] Warme nach Außen getrieben, wie ja auch sonst in Wasseru[nd] Luftwirbeln das Schwere nach der Mitte geführt wird. Aus der unteren Dunstmasse schied sich im weiteren Verlauf das Wasser aus; aus dem Wasser die Erde, aus der Erde bildete sich d[u]rch die Wirkung der Kälte das Gestein.  c)  1189 Einzelne Steinmassen, d[u]rch die Wirk[u]ng u[nd] Gewalt d[e]s Umschwungs v[on] d[er] Erde weggerissen u[nd] im Aether glühend geworden, beleucht[en] die Erde. Dieß sind die Gestirne, mit Einschluß der Sonne. D[u]rch die Sonnenwärme wurde die Erde, die anfangs schlam[m]artig war, ausgetrocknet u[nd] das zurückgebliebene Wasser wurde in Folge der Verdunstung bitter u[nd] salzig.  d)  1190 Also auch hier wieder ist der Stoff u[nd] die weltbild[e]nde Kraft ewig - die Weltbild[un]g selbst aber ist zeitl[ich], hat einen bestimmt[en] Anfang, - obwohl freil[ich] kein Grund da ist, warum dieß so ist u[nd] nicht vielmehr auch die Weltbild[un]g ewig ist [.] - Wie  denn  1191 in d[er] That einige Neuere Ges[c]h[ichts]s[c]hreiber  nach Simplicius  1192 wollen, d[a]ß Anaxag[oras] dieß eig[e]ntl[ich] meine u[nd] nur der Anschaulichk[ei]t weg[en], ein[en] Anfang b[e]schreibe. Doch gibt Anax[agoras] nirg[en]ds kund, d[a]ß er nur figürlich rede; da er jedem v[on] einer b[e]ständ[i]g[en] Zunahme der Beweg[un]g spricht, so deutet dieß schon an, d[a]ß er auch einen Anfang ders[e]lb[en] annahm, da ohne dieß eine Zunahme nicht wohl annehmbar. Aristot[eles] versteht ihn nicht anders (Phys[ik] VIII 1.250) [.] Ungewisser ist, ob Anaxag[oras] ein dereinstig[e]s Aufhören der Beweg[un]g, eine Rückkehr der Welt in den Urzustand annahm. Er scheint sich hierüber nicht bestimmt ausge[54vr/ 55rl] 1193 sprochen zu haben; seine Aeußerungen deuten aber  über die  1194 fortschreitende  Ausbreitung der  1195 Beweg[un]g [,] lauten indeß nicht 1186 Über der Zeile. 1187 Verschrieben; gemeint: dem. 1188 Einfügung am Zeilenanfang mit Bleistift. 1189 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 1190 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 1191 Über der Zeile eingefügt. 1192 Über der Zeile. 1193 „Gesch[ichte] der griech[isch-]röm[ischen] Philos[ophie] 28.“ am oberen Seitenrand [55rr]; „28.“ bezeichnet den Bogen. 1194 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „auf eine“. 1195 Über der Zeile eingefügt. 181 so [,] als ob er an ein dereinstiges Ende ders[e]lb[en] gedacht hätte; auch bietet sein System keinen Anhaltspunkt hiefür; denn warum sollte der νοῦς [,] nachdem die Welt einmal in Ordnung gebracht, d[ie]s[e]lbe wieder in’s Chaos zurückstürzen? - Ob Anaxag[oras] mehrere Weltsysteme, dem unsrigen ähnl[ich] angenommen, läßt sich eb[e]nf[a]lls nicht mit Sicherh[ei]t bestimmen. Da er aber die Welt als eine einheitl[iche] bezeichnet, so hat er sie wohl als ein zusammenhängendes Ganzes angesehen u[nd] demnach nur Ein Weltsystem angenommen; - schon darum, da nach ihm die Beweg[un]g der urspr[ü]ngl[ichen] Masse v[on] einem Mittelpunkt ausgeht, u[nd] das Gleichartige an eine[n] u[nd] dens[e]lb[en] Ort hindrängt, das Schwere nach unten, das Leichte nach oben.  e)  1196 Jenseits der Welt breitet sich der unendl[iche] Stoff aus, v[on] welchem d[u]rch  den  1197 fortschreitenden Umschwung immer weitere Theile in die Weltordnung hereingezogen werden. Von d[ie]s[e]m Unendl[ichen] sagte Anaxag[oras], es ruhe in sich selbst, weil es keinen Raum außer sich habe, in dem es sich bewegen könnte.  f)  1198 In seinen Annahmen üb[er] die Einricht[un]g des Weltgebäudes schloß sich Anaxag[oras] an die älteren Jonier größtenth[ei]ls an. - In der Mitte des Ganzen ruht die Erde als flache Scheibe, wege[n] ihrer Breite v[on] d[er] Luft getragen. Um die Erde bewegten sich die Gestirne  (  1199 anfangs seitlich  )  1200 , erst in d[er] Folge entstand die schiefe Stellung der Erde, wegen der die Gestirne mit einem Th[ei]l ihrer Bahn unter ihr weggehen. - Die Ord[n]u[n]g der Gestirne bestimmte Anax[agoras] ebenf[a]lls so, d[a]ß Sonne u[nd] 1201 Mond der Erde zunächst stehen, zugleich glaubte er aber auch, es sey[en] zwisch[en] dem Mond u[nd] der Erde noch weitere, uns unsichtbare Körper, u[nd] er leitete die Mondsfinsternisse neb[en] dem Erds[c]hatten auch v[on] ihnen her, wog[e]g[en] die Sonnenfinsternisse allein v[om] Durchgange d[e]s Mondes zw[i]sch[en] Erde u[nd] Sonne entsteh[en] solle[n]. Die Sonne (glühende Steinmasse) hielt er für weit größer als sie uns erscheint. V[om] Monde glaubte er, d[a]ß ders[e]lbe ähnl[ich] wie die Erde Berge u[nd] Thäler habe u[nd] v[on] lebe[n]d[en] Wesen bewohnt sey. Sein Licht war ihm auch ein Abglanz der Sonne. Die Sterne, glühende Massen, wie die Sonne, deren Wärme unwahrnehmbar wege[n] der weite[n] Entfernung, sollen ähnl[ich] wie der Mond, neben dem eignen, auch ein v[on] d[er]  Sonne  1202 entlehntes Licht haben, ohne daß dabei zw[i]sch[en] Fixsternen u[nd] Planete[n] unters[c]hied[en] würde. Ihre Umwälzung ist durchaus v[on] 1196 Einfügung am Zeilenanfang mit Bleistift. 1197 Über der Zeile. 1198 Einfügung am Zeilenanfang mit Bleistift. 1199 Einfügung in der Zeile mit Bleistift. 1200 Einfügung in der Zeile mit Bleistift. 1201 „Erde“ in der Zeile gestrichen. 1202 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „Mond“. 182  Ost nach West  1203 (wie bei Demok[rit]) [.] D[u]rch das nahe zusammentreten mehrerer Planeten entst[e]ht die Erscheinung des Kometen. III [.] Anthropologie. Die Gestirne betrachtet Anax[agoras], im G[e]g[en]satz z[um] anthropom[o]rph[en] Volksglaub[en], als leblose Massen, die nur mechanisch d[u]rch Umschwung v[om] νους bewegt werd[en]. In dem Lebend[i]g[en] d[a]g[e]g[en] [55rl/ 55vr] erkennt er die unmittelbare G[e]g[e]nwart d[e]s νοῦς an. „In Allem, s[a]gt er, sind Th[ei]le v[on] Allem, außer dem Geist  νοῦς  1204 , in Einigem aber ist auch der νοῦς.“ Was eine Seele hat [,] das Größere u[nd] das Kleinere, darin waltet der Geist  νους  1205 .“ 1206 Das Seyn d[ie]s[e]s 1207 νοῦς im Einzelnen scheint er sich aber nach Analogie eines Stoffes zu denken, der auf räuml[iche] Weise in ihm ist. - Der νους nun ist s[einem] Wesen nach gleichartig u[nd] nur der Quantität nach verschieden in den Ding[en]. Wenn er d[a]h[er] sagt, der M[e]nsch sey d[e]ßwegen das verständigste Wesen, weil er Hände habe, so wollte er damit wohl nicht den Vorzug höherer geist[i]g[e]r Begabung leugnen (d[er] Quantität nach), wenn er auch den Werth u[nd] die Bedeut[un]g der leibl[ichen] Organe schroff hervorhob. - Einige hab[en] ihm auch die Annahme zugeschrieb[en], d[a]ß er die Seele selbst für etwas Körperliches, für luftartig gehalten [.] - Mit mehr Recht b[e]h[au]pt[e]t aber wohl Aristot[eles], er habe zw[i]sch[en] Seele u[nd] νοῦς nicht unterschieden, d[a]h[er] auf die Seele übertragen wird [,] 1208 was zunächst v[om] νοῦς ausgesagt wird, daß er die bewegende Kraft sey. Der νοῦς ist immer u[nd] überall das, was die Materie bewegt; auch wenn ein Wesen sich selbst bewegt, muß er es seyn, der die Beweg[un]g hervorbringt, nur nicht mechanisch v[on] außen [,] sond[ern] v[on] innen; 1209 einem solchen Wesen muß aber der νοῦς selbst innewohnen; er wird in ihm zur Seele. 2) 1210  a)  1211 D[ie]se belebende Wirk[u]ng d[e]s νοῦς erkennt Anaxag[oras] zunächst schon in den Pflanzen, denen er d[e]ßh[a]lb mit Emped[okles] u[nd] Demokr[it] Leben u[nd] Empfind[un]g beilegt. 1203 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „West nach Ost“. 1204 Über der Zeile. 1205 Über der Zeile. 1206 Anführungszeichen zu Beginn des Zitats sind unauffindbar. 1207 „G“ in der Zeile gestrichen. 1208 „k“ in der Zeile gestrichen. 1209 „in“ in der Zeile gestrichen. 1210 Korrespondierendes „1)“ ist unauffindbar. 1211 Einfügung in der Zeile mit Bleistift. 183 Die erste Entst[e]h[un]g der Pflanzen erklärt er sich so, d[a]ß er annahm, ihre Keime seyen aus der Luft gekommen, die ja üb[er]h[au]pt ebenso, wie die üb[ri]g[en] Elemente, ein Gemenge aller mögl[ichen] Samen seyn soll 1212 . - Auf dies[e]lbe Art sind urspr[ün]gl[ich] auch die Thiere entstanden, indem die schlammige Erde v[on] den im Aether enthaltenen Keimen befruchtet wurde. - (Mit Emped[okles] u[nd] Parmenides stimmt Anax[a]g[oras] auch in Betreff der Erzeug[u]ng u[nd] Entst[e]h[u]ng d[e]r Geschlechter überein.)  b)  1213 Ob er bestimmte Unsterbl[i]chk[ei]t der Seele gelehrt, oder [,] wie Einige berichten, dies[e]lbe bei ihr[er] Trennung vom Leibe untergehen ließ, ist nicht ganz sicher zu bestimmen. Consequent mußte er der Substanz nach allerdings die Seele als 1214 unvergängl[ich] gelten lassen, als νους (wie den Stoff) [,] die geist[i]g[e] Individualität aber konnte ihm vergängl[ich] sey[n] wie der Leib. 3)  a)  1215 Was die Erk[e]n[n]tn[i]ßlehre b[e]tr[i]fft, so gibt Anax[agoras] eb[e]nf[a]lls dem Denken entschieden den Vorzug vor der sinnl[ichen] Wahrnehmung. - Gegen die gewöhnl[iche] Annahme stimmt An[axagoras] der B[e]h[au]pt[un]g bei, daß die Sinneswahrnehmung nicht d[u]rch das Verwandte [,] sond[ern] d[u]rch d[a]s Entgegengesetzte hervorgeruf[en] werde. - [55vr/ 56rl] Das Gleichartige, bemerkte er, mache auf Gleichartiges keinen Eindruck, weil es keine Veränderung in ihm hervorbringe, nur Ungleiches wirke auf einander u[nd] aus d[ie]s[e]m Grunde sey jede Sinnesempfind[un]g mit einer gewiss[en] Unlust  verbund[en]  1216 .  b)  1217 Die hauptsächlichste B[e]stätig[un]g d[ie]s[e]r Annahme glaubte er jedoch in der Betracht[u]ng der einzeln[en] Sinne zu finden. Wir sehen durch die Abspiegl[u]ng der G[e]g[en]st[ä]nde im Augapfel, d[ie]se bildet sich aber nach Anaxag[oras] nicht in dem Gleichart[i]g[en], sond[ern] in dem Andersgefärbten u[nd] da nun die Augen dunkel sind, so sehen wir am Tage, wenn die G[e]g[en]st[ä]nde erhellt sind;  (  1218 doch ist bei Einzelnen auch das Umgekehrte der Fall  )  1219 . Aehnl[ich] verhält es sich mit Gefühl u[nd] Ges[c]hmack; wir erhalten den Eindruck der Wärme u[nd] Kälte nur v[on] solchem, das wärmer od[er] kälter als unser Leib ist; wir empfind[en] das Süße mit dem Sauren, das Ungesalzene mit dem Salzigen in uns. Eb[e]nso riechen u[nd] hören wir das Entgegengesetzte mit dem Entgegengesetzten. Näher entsteht die Genußempfind[un]g durch Einathmung, das Gehör 1212 „soll“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „solle“. 1213 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 1214 „muß“ in der Zeile gestrichen. 1215 Einfügung in der Zeile mit Bleistift. 1216 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „empfund[en]“. 1217 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 1218 Einfügung in der Zeile mit Bleistift. 1219 Einfügung in der Zeile mit Bleistift. 184 d[a]d[u]rch [,] d[a]ß sich  die  1220 Töne d[u]rch die Höhlung des Schädels zum Gehirn fortpflanzen. - 1221 Ueber den Antheil des νοῦς an der Sinneswahrnehmung scheint er sich nicht näher erklärt, doch aber vorausgesetzt zu haben, daß der Geist das Wahrnehmende, die Sinne blos Werkzeuge der Wahrnehmung seye[n].  c)  1222  α)  1223 Wenn aber die sinnl[iche] Wahrnehmung d[u]rch die B[e]schaff[e]nh[ei]t der körp[e]rl[ichen] Organe bedingt ist, so läßt sich nicht erwarten, daß sie uns die wahre  Natur  1224 der Dinge offenbaren werde. Alles Körp[e]rl[iche] ist ja eine Misch[u]ng aus den verschiedenartigst[en] B[e]st[a]ndth[ei]l[e]n, d[a]h[er] sich nicht wohl ein Körper rein in ihnen abspiegeln könne.  β)  1225 Nur der νοῦς ist lauter u[nd] unvermischt, er allein kann die Dinge scheiden u[nd] unterscheiden, d[a]h[er] kann er allein uns ein wahres Wissen  ver  1226 schaffen. Die Sinne sind zu schwach, um die Wahrh[ei]t zu erkennen - was Anaxag[oras] namentl[ich] daraus bewies, daß wir die kleinen [,] einem Körper beigemischt[en] Stofftheilche[n] u[nd] die allmähl[i]g[en] Uebergänge v[on] einem  Zustand  1227 in den (and[e]rn) entgegengesetzt[en] nicht wahrnehmen.  γ)  1228 Die Möglichk[ei]t des Wissens brauchte er darum noch nicht zu leugnen, eb[e]nso auch nicht den Satz des Widerspruchs, wie Aristot[eles] meint, um der Lehre v[on] d[er] völlig[en] Misch[u]ng aller Dinge will[en].  (Hegel)  1229  δ)  1230 Er hält zwar die Sinne für unzureichend zur Erk[e]n[n]tn[i]ß d[e]s Wesens der Dinge, aber doch will er v[on] den Ers[c]heinung[en] auf das verborgene Wesen  Gründe  1231 der Dinge schließen - und in der That scheint er ja gerade auf d[ie]s[e]m Wege zu seiner Theorie v[om] schöpferisch[en] νοῦς gekommen zu sey[n]. (D[u]rch den νους [,] der im M[e]ns[c]h[e]n ist [,]  ist Erk[enn]t[n]iß mögl[ich.]  1232 NB [: ] also doch wohl d[u]rch Gleichartiges), so daß ihm allerdings die Vernunft d[a]s philos[ophische] Kriterium war, wie das Princip der Weltbild[un]g - (Realprincip u[nd] Erk[e]n[n]tn[i]ßprincip also gleichartig). - [56rl/ 56vr] 1220 Über der Zeile. 1221 „c)“ mit Bleistift vor der Zeile eingefügt und mit Bleistift gestrichen. 1222 Einfügung am Zeilenanfang mit Bleistift; vorherige Einfügung von „d)“ am Zeilenanfang mit Bleistift mit Bleistift gestrichen. 1223 Unter der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1224 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „Erk[e]n[n]tn[i]ß“. 1225 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 1226 Über der Zeile. 1227 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „Stoff“. 1228 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 1229 Randbemerkung am Seitenrand [56rr] mit Bleistift. 1230 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 1231 Über der Zeile. 1232 Über der Zeile mit Bleistift. 185  4)  1233 In Bezug auf das sittl[iche] Leben werden nur einzelne Aussprüche überliefert, worin er die Betracht[u]ng des Weltgebäudes als die höchste Lebensaufgabe bezeichnet u[nd] die Aeußerlichk[ei]t der gewöhnl[ichen] Lebensansicht zurückweist. Sonst werden Züge v[on] ihm erzählt, welche einen ernsten u[nd] doch milden Charakter  1) Perikles bekannter sonst, wird v[om] Umgang mit Anaxag[oras] hergeleitet; Aelian erzählt [,] man habe den Anax[agoras] nie lachen sehen; auf ein menschenfreundl[iches] Gemüth d[a]g[e]g[en] weist [,] was Platon berichtet u[nd] Diog[enes] II [,] er habe auf seine[m] Sterbebette statt jeder andern Ehre ausgebet[en,] d[a]ß man den Kindern an s[einen] Todestag[e]n Schulferien gebe. -  1234 , eine großartige Gleichgült[i]gk[ei]t g[e]g[en] äuß[eren] Besitz u[nd] eine ruhige Fassung im Unglück beweisen.  Als er (Diog[enes]) die Nachricht v[on] s[einer] Verurth[ei]l[un]g erhielt [,] soll er gesagt [haben]: Die Athener sey[en] so gut, wie er, v[on] d[er] Natur längst z[um] Tode verurth[ei]lt. - Und in Bezug auf s[eine] Verbannung: Es sey überall gleich weit in den Hades.“  1235  5)  1236 Auch auf philos[ophische] Untersuch[un]g  der R[e]l[i]g[io]n  1237 ist er schwerl[ich] näher eingegangen. Die Anklage g[e]g[en] ihn ging auf Atheismus [,] d. h. Läugnung der Staatsgötter. Seine Annahmen üb[er] Sonne u[nd] Mond -, 1238 s[eine] moralis[c]he Deut[un]g der Homeris[c]h[en] Mythen u[nd] s[eine] natürl[iche] Deutung der Wunder u[nd] Vorbedeutung[en] soll die Veranlassung dazu gewes[en] sey[n]. - 1233 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 1234 Einfügung am Seitenrand [56vl]. 1235 Einfügung am Seitenrand [56vl]; korrespondierende öffnende Anführungszeichen sind unauffindbar. 1236 Einfügung am Zeilenanfang mit Bleistift. 1237 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1238 „u[nd]“ in der Zeile gestrichen. 186 III [.] Abschnitt. Die Sophistik. I [.] Allgemeines (I)) 1239  a)  1240 Die Sophistik ist nicht ein bestimmtes philos[ophisches] System, das etwa d[u]rch eine[n] Verein v[on] Mehreren ausgebildet word[en] wäre, sie hat nicht bestimmte Lehrsätze, zu denen sich etwa die einzelnen Sophisten bekannten als Anhänger - sond[ern] sie besteht in ein[er] wissensch[a]ftl[ichen] Denkweise und Methode u[nd] in ein[er] Praxis, die bei allgemeiner Aehnlichk[ei]t doch verschiedene Modifikationen in sich schließt. 1241  1)  1242 Im Allgemein[en] bezeichnete man um d[ie]se Zeit bei den Griechen mit dem Worte σοφιστης einen Weisen [,] näher einen solchen, der die Weisheit als Beruf und Gewerbe treibt, der den Unterricht Anderer zu seine[m] förml[ichen] Ges[c]häft macht u[nd] ihn jedem Bildungsb[e]dürft[i]g[en] v[on] Stadt zu Stadt wandernd gegen Bezahlung anbietet.  b)  1243 D[ie]s[e]r Unterricht 1244 konnte sich auf Alles b[e]z[ie]h[e]n [,] was der vieldeut[i]g[e]  Begr[i]ff  1245 Weisheit bei den Griechen in sich schloß u[nd] seine Aufg[a]be konnte insofern sehr verschied[en] gefaßt werden. Währe[n]d die Eine[n] Soph[i]st[en,] z. B. Protag[oras] u[nd] Prodik[os], Euthydem u[nd] Evenus sich rühmte[n] ihre[n] Schülern Verstandesu[nd] Charakterbild[un]g, häusliche u[nd] bürg[e]rl[iche] Tugende[n] mitzuth[ei]le[n,] spottet Gorgias über d[ie]se Versprechen, um sich seiners[ei]ts auf den Unterr[ic]ht in d[er] Rhetorik zu bes[c]hränk[en] und währe[n]d Hippias selbstgefäll[i]g mit Kenntniss[en] aller Art, mit ar[c]häolog[i]sch[em] u[nd] physik[a]l[i]s[c]h[em] Wissen prunkt, fühlt sich Protag[oras] als Lehrer der polit[ischen] Kunst über solche Stub[en-] Gelehrs[am]k[ei]t hoch erhab[en]. [56vr/ 57rl] 1239 Korrespondierendes „II)“ ist unauffindbar. 1240 Einfügung vor und unter der Zeile mit Bleistift. 1241 Einfügung von „b)“ vor der Zeile mit Bleistift; mit Bleistift wiederum gestrichen. 1242 Einfügung am Zeilenanfang mit Bleistift. 1243 Einfügung am Zeilenanfang mit Bleistift. 1244 „bezog“ in der Zeile gestrichen. 1245 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „Natur“. 187 1246 2) Ein Sophist h[ei]ßt d[a]h[er] jeder bezahlte Lehrer in den Fächern [,] die zur höheren Bild[un]g gehören. D[ie]s[e]r Name bezieht sich d[a]h[er] zunächst nur auf den G[e]g[e]nst[an]d u[nd] die äußern Beding[un]g[en] des Unterr[i]chts, er enthält d[a]g[e]g[e]n an sich noch kein 1247 über seinen Werth od[er] Unwerth u[nd] sein[en] wiss[e]nsch[aftlichen] Charakter, er läßt vielmehr die Mögl[i]chk[ei]t, daß der sophist[ische] Lehrer die ächte Wiss[e]nsch[a]ft u[nd] Sittl[i]chk[ei]t mitth[ei]le, ebenso gut, wie die des G[e]g[e]nth[ei]ls offen. 3) Erst Platon u[nd] Aristot[eles] haben den B[e]gr[i]ff der Sophistik in engere Grenzen eingeschlossen u[nd] zwar d[a]d[u]rch [,] d[a]ß sie die Sophistik als dialekt[ische] Eristik v[on] d[er] Rhetorik u[nd] als falsches [,] aus verkehrter Gesinnung entsprungenes Scheinwissen von der Philosophie unterschieden. Der Sophist ist nach Platon ein Jäger, der als angebl[icher] Tugendlehrer reiche Jünglinge zu fangen sucht, er ist ein Kaufmann od[er] ein Wirth, od[er] ein Krämer [,] der mit Kenntnissen handelt, ein Gewerbsmann [,] der mit der Eristik Geld macht; ein Mann, den man wohl auch mit dem  Philosophe[n]  1248 verwechseln könnte, dem man aber doch zu viel Ehre anthun würde, wenn man ihm den höher[en] Beruf zus[c]hriebe, die M[e]nsch[e]n d[u]rch die elenktische Kunst zu reinig[en] u[nd] v[om] Weisheitsdünkel zu befreien. Die Sophistik ist eine Kunst der Täusch[u]ng, sie besteht darin, daß man ohne wirkl[iche] Kenntn[i]ß des Guten u[nd] Gerechten u[nd] im Bewußtseyn d[ie]s[e]s Mangels sich den Schein des Wissens zu geben u[nd] Andere im Gespräche in Widersprüche zu verwickeln versteht; sie ist d[a]h[er] in Wahrh[ei]t gar keine Kunst [,] sond[ern] eine [*] Pseudokunst, ein Zerrbild der wahren Politik, welches sich zu dieser gerade so verhält, wie etwa die Putzkunst zur Gymnastik u[nd] v[on] d[er] falsch[e]n Rhetorik sich nur unterscheidet, wie die Aufstell[un]g der Grundsätze v[on] ihrer Anw[e]nd[un]g. Aristot[eles] bezeichnet ähnl[ich] die Sophistik als eine auf d[a]s Unwesentl[iche] sich bes[c]hränkende Wiss[enschaft], als Scheinweish[ei]t od[er] genauer als die Kunst, mit bl[o]ßer S[c]heinweish[ei]t Geld zu erwerben.  4)  1249 D[ie]se Bes[c]hreibung[en] sind zwar nicht ganz genau und geben das Eigenthüml[iche] der Sophistik nicht vollständ[i]g wieder; denn z. B. Bezahl[u]ng nahmen auch Andere - Maler, Musiker, Dichter, Aerzte, Rhetor[en] u[nd] Lehrer aller Art; B[e]zahl[un]g war also nicht eig[e]ntl[ich] verpönt u[nd] nicht etwas nur den Sophist[en] Eigenthü[m]l[iches]. - Mehr freil[ich] das gewinnsücht[i]g[e] Haschen nach 1246 „Gesch[ichte] der griech[isch-]röm[ischen] Philosophie 29“ am oberen Seitenrand [57rr]; „29“ bezeichnet den Bogen. 1247 Sic! Substantiv fehlt. 1248 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „Sophisten“. 1249 Einfügung vor der Zeile. 188 hohe[m] Lohn u[nd] dem gemäße Künste [,] die reiche Jug[e]nd anzuziehen - so daß es [n]i[c]ht mehr um Wiss[e]ns[c]haft u[nd] um Belehr[u]ng sich h[a]nd[e]lt [,] sond[ern] um Geldgewinn.  5)  1250 Ein H[au]ptmerkmal der Sophistik war aber d[a]s skeptis[c]he Verhalten sowohl geg[en] die frühern Philos[ophen,] Naturphilos[ophen] als geg[en] die Wiss[e]nsch[a]ft, Mögl[i]chk[ei]t d[e]s Wissens üb[er]h[au]pt. Wird das eig[e]ntl[ich] wahre obj[ective] Wissen für unmögl[ich] erklärt, dann bleibt nur noch subj[ective] Meinung übrig u[nd] da d[ie]se das Einzige ist, was bei g[ei]st[i]g[er] Thät[i]gk[ei]t mögl[ich] ist u[nd] für die Ansicht entscheid[en]d, so ist d[a]s Höchste diese subj[ective] Ansicht, d[a]s subj[ective] D[e]nk[en] das Wahre, d[a]s Maaß der Dinge. [57rl/ 57vr] Wenn d[a]s Denken seinen G[e]g[en]st[an]d verloren hat, dann bleibt ihm nur üb[ri]g ihn aus sich selbst zu erzeuge[n]. Da die sophist[ische] Lebensphilosophie sich gründet auf den Zweifel an die Wahrh[ei]t d[e]s Wissens, so ist ihr damit eine feste sittl[iche] wie wiss[e]nsch[aftliche] Haltung unmögl[ich] gemacht, u[nd] sie muß entwed[er] den herkömml[ichen] Meinung[en] blos folgen, od[er,] wenn sie dies[e]lb[en] prüft, muß sie zu dem Resultat kommen, d[a]ß ein allgemein gilt[i]g[e]s Sittengesetz eb[e]nso unmögl[ich] sey als eine allgemein anerkannte Wahrh[ei]t. D[a]h[er] wird dann keine allgem[eine] Sittenlehre mehr mögl[ich] seyn [,] sond[ern] nur Unterweis[un]g in der b[e]st[en] Art u[nd] W[ei]se  die  1251 einzel[nen] Zwecke u[nd] die Zwecke der Einzelnen zu erreich[en]. Hiezu war d[a]s Mittel bei den Griech[en] h[au]ptsächl[ich] die Redekunst, als allge[meine] pract[ische] Technik. 6) Die Begründ[un]g ihrer Skepsis in Betr[e]ff der Objectivität [,] also real[en] Mögl[i]chk[ei]t d[e]s Wissens u[nd] ihrer B[e]str[e]it[un]g der Naturphilos[ophie] entlehnt[en] sie v[on] d[en] früher[en] Philosoph[en]. Es diente dazu die Lehre der Eleat[en] v[on] d[er] Unmögl[i]chk[ei]t der Vielh[ei]t u[nd] Veränd[e]r[u]ng - u[nd] die Argumente [,] die nam[e]ntl[ich] Zenon gelt[en]d machte 1252 [.] - Eb[en]so die Lehre Heraklit’s vom b[e]stä[n]d[i]g[en] Fluß der Dinge, die uns[ere] Erfahr[u]ng[e]n je als Täusch[u]nge[n] erscheinen lassen. - D[a]h[er] hängen sie hier mit der früher[en] Philosophie zusammen. 7) Im Allgem[einen] hat man die Sophist[en] mit de[n] französ[ischen] Philos[o]ph[en] od[er] Encyclopäd[i]st[en], Aufklärer[n] d[e]s vorig[en] J[a]hrh[u]nd[e]rts vergliche[n] - die auch mehr auf Zerstörung als auf Ausbau ausginge[n] - 1250 Einfügung vor der Zeile. 1251 Über der Zeile. 1252 Sic! Verb fehlt. 189 all[en]th[a]lb[en] mit der Vergang[en]h[ei]t brache[n], die Subjectivität geltend m[a]cht[en.] Sie waren th[ei]ls die Wirkung [,] th[ei]ls die Ursache einer im ganzen griech[ischen] Volk vor sich gehend[en] Uebergangs-Periode aus der Unmittelbark[ei]t d[e]s Lebens und Wissens in de[n] Zustand der Vermittl[un]g. D. h. die Sophistik ist nicht eine isolirte, auf Nichts gestellte histor[ische] Erscheinung, sond[ern] ging aus dem Entwickl[un]gsgang d[e]s griech[ischen] Volks hervor. - Man lebte nicht mehr unmittelbar in der b[e]st[e]h[en]d[en] Sitte [,] sond[ern] frug nach der Berecht[i]g[un]g, untersuchte dies[e]lb[e] u[nd] machte nun daraus ein[en] G[e]g[en]st[an]d d[er] Untersuch[un]g u[nd] Lehre u[nd] stellte si[c]h da[m]it i[n] d[ie]s[er] B[e]z[ie]h[un]g de[m] u[nm]itt[e]lb[a]r Ueblich[en,] Allgemei[nen] entgegen auf subj[ectiven] St[a]ndp[u]nkt u[nd] that entweder dass[e]lbe wie früher - aber nun aus subj[ectiver] Entscheid[un]g u[nd] Einsicht [-] od[er] man stellte sich mit subj[ectiver] Willkür od[er] nach eigner Einsicht dem Allgemei[nen], der Sitte entgegen. Dass[e]lbe war der Fall in Bezug auf R[e]l[i]g[io]n, auf r[e]l[i]g[iö]s[en] Glauben [.] - Der unmittelb[are] Glaube an die Götter wurde immer mehr wankend, w[e]nn auch [n]i[c]ht gerade bei dem Volke [,] so doch bei den Gebild[e]ten - Dicht[e]r[n] etc. u[nd] vergeb[en]s stemmte sich z. B. Aristophanes entgeg[en], aller Sitte u[nd] all[em] Glaub[en] d[a]s Wort redend. - [57vr/ 58rl] II [.] Einzelne Sophisten. 1) 1253 Als Erster der Sophisten wird Protagoras aus Abdera bezeichnet, indem er zuerst mit dem Namen u[nd] den Ansprüch[en] eines solchen aufgetreten seyn soll. Er war um d[a]s J[ahr] 480 v[or] Ch[ristus] geboren u[nd] durchzog seit seinem 30 [.] Jahre fast  die  1254 ganze  2.  1255 Hälfte  v[on] 450 an  1256 des  5 [.] J[a]hrhundert[s]  1257 hindurch Griechenland, die griech[ischen] Städte, indem er seinen Unterr[i]cht geg[en] B[e]zahl[u]ng Jedermann anbot, der practische Thät[i]gk[ei]t od[er] höhere G[ei]st[e]sbild[un]g zu gewinnen wünschte. Er hatte auch hiebei glänzenden Erfolg, indem ihm die Jugend der gebild[e]t[en] Ständ[e] allenth[a]lb[en] zuströmte, u[nd] ihn wie mit Bewund[e]r[u]ng so mit Gaben überhäufte. Außer der Vaterst[a]dt d[e]s Protagoras werden 1258 insb[e]s[ondere] Sicilien u[nd] Groß- 1253 Korrespondierendes „2)“ ist unauffindbar. 1254 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „eine“. 1255 Über der Zeile. 1256 Über der Zeile. 1257 Über der Zeile; „griech[ische] Städte“ in der Zeile gestrichen. 1258 „es“ in der Zeile gestrichen. 190 griech[e]nl[an]d, namentl[ich] aber Athen als Schauplatz seines Wirkens bezeichnet, wo nicht blos ein Kallias, sond[ern] auch Perikles u[nd] Eurip[ides] seinen Umgang suchte. Wann gerade od[er] wie lange er sich in den vers[c]hied[enen] G[e]g[e]nd[en] aufgehalt[en,] ist uns nicht näher berichtet. - Wegen seiner Schrift über die Götter als Atheist verfolgt, mußte er Athen verlassen; seine Schrift wurde v[on] Staatswegen verbrannt, er selbst ertrank auf der Ueberfahrt nach Sicilien. - Daß er ein Schüler d[e]s Demokrit gewesen [,] ist nicht sicher verbürgt, noch weniger [,] d[a]ß Magier seine Lehrer gewesen. V[on] seinen zahlreichen Schr[i]ft[e]n sind nur wenige Bruchstücke erhalten. Ein Zeitgenosse d[e]s Protag[oras] war der Leontiner Gorgias. Wie Protag[oras] v[on] Osten [,] so kam er v[on] West[e]n  her  1259 nach 1260 Athen, indem er zuerst im J[ahre] 427 v[or] Ch[ristus] an der Spitze einer Ges[a]ndtsch[a]ft dort erschien, um Hülfe gegen die Syrakusaner zu begehren. Schon in s[einem] Vaterlande als Redner u[nd] Lehrer der Bereds[a]mk[ei]t hochgeehrt, bezauberte er die Athener d[u]rch zierl[iche,] blumenreiche Redekunst u[nd] er scheint auf die Attische Prosa u[nd] selbst auf die Poёsie einen bedeutend[en] Einfluß ausgeübt zu haben - da Thukydides u[nd] Andere bedeutende Schr[i]ftst[e]ll[e]r aus d[ie]s[e]r u[nd] d[er] f[o]lg[e]nd[en] Z[ei]t seine W[ei]se nachgeahmt haben sollen. Einige Z[ei]t nach s[einem] ersten Besuch scheint sich Gorgias bleibend in d[a]s eig[e]ntl[iche] Griech[e]nl[an]d begebe[n] zu haben, indem er die griech[ischen] Städte als Sophist durchwanderte u[nd] sich d[a]d[u]rch viel Geld erwarb. In d[er] letzt[en] Z[ei]t seines Lebens hielt er sich in Larissa in Thessalien auf [,] wo er in ungewöh[n]l[ich] hohen 1261 Alter gestorben zu seyn scheint. Unter den S[c]hrift[e]n, die v[on] ihm erwähnt werden, ist Eine philos[ophischen] Inhalts, zwei Deklamatio[nen] sind unter s[einem] Namen bekannt, deren Aechth[ei]t aber verdächt[i]g ist. Ein anderer b[e]deut[e]nd[e]r Sophist war Prodikus. Es ist nicht sicher [,] d[a]ß er ein Schüler des Protag[oras] u[nd] Gorgias gewesen, obwohl er es dem Alter nach s[e]yn konnte. Er war aus der Stadt Julis auf der kleinen Insel Keos. Er scheint schon in s[einer] Heimat als Tugendlehrer aufgetreten zu seyn, doch konnte auch ihm 1262 eine bedeut[e]ndere Wirks[a]mk[ei]t nur im nahen [58rl/ 58vr] Athen finden. Für s[einen] Unt[e]rr[i]cht forderte er, wie die andern Sophisten [,] Bezahl[un]g. Von d[em] Ansehen, das er sich errang [,] zeugen außer den sonst[i]g[en] Aussagen der Alten die bedeut[e]nd[en] Namen, die unter seinen Schülern u[nd] Bekannten vorkommen. Selbst Sokrates hat s[einen] Unterr[i]cht b[e]sucht u[nd] empfohlen, ohne sich jedoch in ein näheres V[e]rh[ä]ltn[i]ß zu ihm zu setzen. Sonst ist uns v[om] Leben d[e]s Prodikus nichts bekannt. Blos v[on] späten u[nd] unzuverläss[i]g[en] Zeu- 1259 Über der Zeile. 1260 „Ge“ in der Zeile gestrichen. 1261 Verschrieben; gemeint: hohem. 1262 Verschrieben; wohl gemeint: er. 191 gen wird  er als  1263 auss[c]hweifend u[nd] gewinnträ[c]ht[i]g bezeichnet [.] Von s[einen] Schrift[e]n sind uns nur unvollstä[n]d[i]g[e] Nachricht[en] u[nd] einige Nachbild[un]g[en] erhalten. Ungefähr gleichen Alters mit Prodikus scheint Hippias v[on] Elis zu seyn. Nach Sitte der Sophisten durchzog auch er die griech[ischen] Städte, um d[u]rch Prunkreden u[nd] Lehrvorträge Geld und 1264 Ruhm 1265 zu gewinnen, u[nd] namentl[ich] kam er öfters nach Athen, wo er gleichf[a]lls einen Kreis v[on] Verehrern sich erwarb. D[u]rch Eitelk[ei]t b[e]sonders hervorstehend, trachtete er besonders nach d[em] Ruhm eines ausgebreitet[en] Wiss[en]s [,] indem er aus dem Vorrath seiner mannigfalt[i]g[en] Kenntnisse je nach dem Geschmack seiner Zuhörer immer Neues zur Belehr[u]ng u[nd] Unterhalt[un]g vorbrachte - eine vielfält[i]ge Oberflächl[i]chk[ei]t, die wohl auch seiner schriftstell[e]ris[c]h[en] Thät[i]gk[ei]t eig[en] war. Außer d[ie]s[e]n hervorragendst[en] sind auch manche andere Sophisten bekannt [,] z. B. Thrasymachos v[on] Chalcedon, ein jüngerer Z[ei]tgenosse d[e]s Sokrates, der als Lehrer der Redekunst keine unbedeut[e]nde Stelle einnimmt [,] der aber v[on] Platon besond[ers] seiner Geldgier u[nd] unverhüllten Selbstsucht seiner Gr[u]ndsätze willen ungünst[i]g geschildert wird; - ferner Euthydem u[nd] Dionysodor, zwei v[on] Platon besond[ers] im Euthydem mit Humor charakterisirten eristisch[e] Kopffechter, die erst im vorgerücktem 1266 Lebensalter als Eristiker u[nd] zugleich als Tugend  lehrer  1267 auftraten. Dann Polus aus 1268 Agrigent, ein Schüler d[e]s Gorgias, der sich aber auch in spät[e]rn Jahr[en,] wie Gorgias [,] auf Rhetorik bes[c]hränkte. Eb[e]nso Lykophron, Antiphon, Kritias, Kallikles u. A. Seit Anf[a]ng des 4. J[a]hrh[underts] verliert die Sophistik ihre Bedeut[u]ng immer mehr, wenn auch der Name der Sophist[en] für die Lehrer der Bereds[am]k[ei]t u[nd] üb[er]h[au]pt für alle diej[enigen] gebräuchl[ich] blieb, die einen wiss[enschaftlichen] Unterr[i]cht geg[en] Bezahl[u]ng ertheilten. Platon [,] der in  den  1269 früheren Gesprächen mit den Sophisten beständ[i]g im Kampfe liegt, erwähnt sie in späteren nur noch bei besondern Veranlass[u]ng[e]n. Aristot[eles] berührt einzelne sophist[ische] Sätze in ähnl[icher] Weise wie die Annahmen der Physiker, als etwas der Vergangenheit Angehöriges; als fortdauernd b[e]h[a]nd[e]lt er nur jene Eristik, welche v[on] den Sophisten zuerst aufgebracht war. [58vr/ 59rl] 1263 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „sein Charakter“. 1264 „und“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „zu“. 1265 „Ruhm“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „Ruhme“. 1266 Verschrieben; gemeint: vorgerückten. 1267 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „held[en]“. 1268 „aus“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „auch“. 1269 Über der Zeile. 192 1270 III [.] Die sophist[ische] Erk[e]n[n]tn[i]ßtheorie und die Eristik. 1. Wie schon bemerkt [,] huld[i]g[en] die Sophisten der Skepsis, dem Zweifel an die 1271 Gelt[u]ng der menschl[ichen] Erk[e]nntn[i]ß 1272 [.] Die 1273 Anreg[u]ng dazu konnten sie schon bei früheren Philosophen finden, bei denen sich schon Klagen th[ei]ls über die Unvollkommenh[ei]t der menschl[ichen] Erk[e]n[n]tn[i]ß üb[er]h[au]pt, th[ei]ls über die Unsicherheit od[er] geradezu Trüglichk[ei]t der sinnl[ichen] Wahrnehmung oder Erk[e]n[n]tn[i]ß finden. Insbes[ondere] konnte th[ei]ls die Heraklit’sche [,] th[ei]ls die Eleatische Lehre als Ausg[a]ngsp[u]nkt zur Begründ[un]g d[ie]s[e]s Zweifels dienen, u[nd] sie benützt[en] d[ie]se Seite der fragl[ichen] Systeme [,] da 1274 es ihnen nicht um eine bestimmte Ansicht über die Natur der Dinge, sond[ern] nur um die Beseit[i]g[un]g der obj[ectiven] naturphil[o]s[ophischen] Untersuch[un]g zu thun war. 2) a) Auf die Heraklit’sche Physik stützte sich Protagoras in s[einer] Skepsis. Ein wirkl[icher] Anhänger d[ie]s[e]r Philos[ophie] ist er nicht gewesen, das Urfeuer, die Wandl[u]ngsstufen, üb[er]h[au]pt die obj[ective] B[e]sch[a]ff[e]nh[ei]t der Dinge konnte er als Skeptiker nicht gelten lassen.  α)  1275 Aber er hat sich aus ders[e]lb[en] wenigst[en]s die allgem[e]i[nen] Sätze v[on] d[er] Veränd[erun]g aller Dinge u[nd] dem G[e]g[e]nlauf der Beweg[un]g[en] angeeignet, um sie für s[einen] Zweck zu benützen. Alles ist nach Protag[oras] in beständ[i]g[er] Beweg[un]g, d[ie]se Beweg[un]g ist aber nicht blos v[on] Einer Art, sond[ern] es sind der Beweg[un]g[en] unzählige, die sich jedoch alle auf 2 Klassen zurückführen lassen, ind[em] sie th[ei]ls in ein[er] Wirks[am]k[ei]t [,] th[ei]ls in ein[em] Leid[en] b[e]stehen. Erst d[u]rch ihr Thun u[nd] Leiden erhalt[en] die Dinge gewisse Eig[e]nsch[a]ft[e]n, u[nd] da nun d[a]s Thun u[nd] Leid[en] jedem nur im V[e]rh[ä]ltn[i]ß zu andern zukommen kann, mit denen es d[u]rch Beweg[u]ng zusammengeführt wird, so darf man keinem Ding als solch[em] irg[e]nd eine Bestimmth[ei]t od[er] Eigensch[a]ft beilegen, sond[ern] erst d[a]d[u]rch [,] d[a]ß sich die Dinge geg[en] einander bewegen, sich vermischen u[nd] auf einander einwirken, werden sie zu etwas Bestimmten 1276 . Man kann d[a]h[er] gar nicht sagen, daß sie etwas seyen od[er] d[a]ß sie üb[er]h[au]pt seyen, 1270 „Gesch[ichte] der griech[isch-]röm[ischen] Philos[ophie] 30.“ am oberen Seitenrand [59rr]; „30.“ bezeichnet den Bogen. 1271 Verschrieben; gemeint: der. 1272 „u[nd]“ in der Zeile mit Bleistift gestrichen. 1273 „Die“ ersetzt durch Überschreibung mit Bleistift ursprüngliches „die“. 1274 „da“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „d[++]“. 1275 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 1276 Verschrieben; gemeint: Bestimmtem. 193 sond[ern] immer nur [,] d[a]ß sie werden u[nd] daß sie etwas werden. (Theaet[etos]) (Hegel’sche Dialekt[i]k).  Es ist Nichts [,] sond[ern] Alles wird nur.  1277  β)  1278 Auch uns[ere] Vorst[e]ll[u]ng[e]n v[on] d[en] Dingen sind nur das Erzeugniß gewisser Beweg[u]ng[en]. Wenn sich ein G[e]g[e]nst[an]d mit uns[eren] Sinnesorganen so berührt, daß er in d[ie]s[er] Berühr[u]ng wirkend, jenes d[a]g[e]g[en] sich leidend verhält, so entsteht in dem Organ eine bestimmte sinnl[iche] Empfind[un]g u[nd] der G[e]g[e]nst[an]d erscheint mit bestimmt[en] Eig[e]nsch[a]ft[en] versehen. Beides aber nur in u[nd] während d[ie]s[e]r Berührung; u[nd] so wenig das Auge sehend ist, wenn es v[on] keiner Farbe berührt wird, ebensowenig ist der G[e]g[e]nst[an]d farbig, wenn er v[on] keinem Auge gesehen 1279 wird. Nichts ist oder wird d[a]h[er] das, was es ist u[nd] wird, an u[nd] für sich, sond[ern] immer nur für das wahrnehm[e]nde Subjekt; diesem wird sich aber natürl[ich] der G[e]g[en]st[an]d verschieden darst[e]ll[en], je nachdem es selber so od[er] anders beschaffen ist. Die Dinge sind also für Jeden nur das, als was sie ihm erschein[en], u[nd] sie erschein[en] ihm so, wie sie ihm seinem eignen Zustand gemäß erscheinen müssen: „Der M[e]nsch ist das Maaß aller Dinge, des Seyenden [,] wie es ist, des Nichtseyenden, wie es nicht ist, es gibt keine obj[ective] Wahrh[ei]t [,] sond[ern] nur subj[ectiven] Schein der Wahrh[ei]t, kein allgemein gültig[e]s Wissen [,] sond[ern] nur ein Meinen. - [“] [59rl/ 59vr] b) Gorgias kommt zu dems[e]lb[en] Resultat, nur v[om] entgegengesetzten Ausgangsp[u]nkt. In s[einer] Schr[i]ft v[on] der Natur oder dem Nichtseyenden suchte er 3 Sätze zu beweisen: 1) Es ist (existirt) Nichts [.] 2) Wenn etwas ist, so ist es nicht erkennbar [.] 3) Wenn es auch erkennbar ist, läßt es sich doch durch die Rede nicht mitth[ei]l[e]n. ad 1) Der Bew[eis] d[e]s ersten Satzes stützt sich ganz auf die Annahme der Eleaten. Wenn Etwas wäre, s[a]gt er, so müßte es entw[eder] ein Seyendes seyn od[er] ein Nichtseyendes od[er] beides zugleich. a) Ein Nichtseyendes nun kann es nicht seyn, denn Nichts kann zugl[ei]ch seyn u[nd] nichtseyn, das Nichtseyende aber müßte einers[ei]ts als Nichtseyendes nichtseyn, and[e]rs[ei]ts, sofern es ein (als) Nichtseyendes ist  ein S[e]yend[e]s  1280 , zugleich seyn; - da ferner das Seyende u[nd] d[a]s Nichtseyende sich entgegengesetzt sind, kann man das Seyn d[ie]s[e]m nicht beilegen, ohne es jen[em] abzusprechen, dem Seyenden aber kann man das Seyn nicht absprechen. 1277 Einfügung am Seitenrand [59rr] mit Bleistift. 1278 Einfügung am Zeilenanfang mit Bleistift. 1279 „ist“ in der Zeile gestrichen. 1280 Über der Zeile mit Bleistift. 194 b) Ebensowenig aber kann das [,] was ist [,] ein Seyendes seyn [,] denn das S[e]yende müßte entw[eder] entst[a]nd[e]n od[er] unentstanden, entw[eder] Eines od[er] Vieles seyn. α) Unentstanden kann es aber nicht seyn, denn [,] was nicht entstanden ist, das hat keinen Anfang u[nd] was keine[n] Anfang hat [,] ist unendl[ich]. Das Unendl[iche] aber ist nirg[en]ds, denn es kann weder in einem Andern seyn, da es in d[ie]s[e]m Fall nicht unendl[ich] wäre, noch in sich selbst, da das Umfassende ein Anderes ist als das Umfaßte. Was aber nirg[e]nds ist, das ist gar nicht. Soll mithin das Seyende unentstanden seyn, so ist es üb[er]h[au]pt nicht. β) Sagt man aber and[e]rs[ei]ts [,] es sey entst[a]nd[e]n, so müßte es entw[eder] aus dem Seyenden od[er] aus dem Nichts[e]y[e]nd[en] entst[a]nd[e]n seyn. Aus dem Seyenden aber kann Nichts werden, denn wenn das S[e]yende ein Anderes würde, so wäre es nicht mehr das Seyende; eb[e]nsowenig aber kann es aus dem Nichts[e]y[en]d[en] entstand[en] seyn, denn soll das Nichtseyende nicht seyn, so gilt der Satz, daß aus nichts nichts wird; soll er seyn, so ist d[a]s Gleiche eben auch v[om] Seyend[en] gezeigt word[en.] (NB [: ] B[e]id[e]s kann aber nicht zugl[ei]ch d[a]ss[e]lbe seyn [.]) c) Auch Eines od[er] Vieles kann d[a]s Seyende nicht seyn. Nicht Eines, denn was wirkl[ich] Eins ist, kann keine körp[e]rl[iche] Größe haben, was aber keine Größe hat, das ist Nichts. Aber auch nicht Vieles, denn jede Vielh[ei]t ist eine Anzahl v[on] Einheiten, wenn es also keine Einheit gibt [,] gibt es auch keine Vielh[ei]t. d) Auch bewegen kann sich d[a]s S[e]yende nicht, weil jede Beweg[un]g eine Veränd[e]r[un]g u[nd] als solche d[a]s W[e]rd[en] eines Nichtseyend[en] voraussetzt u[nd] jede Theil[un]g eine Aufheb[u]ng des Seyns ist. - Also ist d[a]s Seyende eb[e]nso undenkbar als d[a]s Nichts[e]yende. [59vr/ 60rl] Kann nun das [,] was seyn soll [,] weder ein S[e]yendes noch ein Nichtseyendes seyn, so kann es natürl[ich] auch nicht beides zugleich seyn - u[nd] der erste Satz, daß nichts sey [,] somit [,] wie Gorg[ias] meint, erwiesen. ad 2 [)] Wenn aber auch etwas wäre, so wäre es nicht erkennbar, denn das  Seyende  1281 ist kein Gedachtes und das Gedachte kein Seyendes, da sonst Alles, was sich Jemand denkt, auch wirkl[ich] existiren müßte u[nd] keine falsche Vorst[e]ll[u]ng mögl[ich] wäre. - Ist aber das S[e]yende kein Gedachtes, so wird es nicht gedacht u[nd] erkannt u[nd] es ist unerkennbar. ad 3. Wäre es aber auch erkennbar, so ließe es sich doch nicht d[u]rch Worte mitth[ei]l[e]n. Denn wie sollten sich doch d[u]rch bloße Töne die Anschauunge[n] der Dinge  hervorbring[en]  1282 lasse[n,] da vielmehr umgekehrt die Worte erst aus den 1281 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „Gedachte“. 1282 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „mitth[ei]l[e]n“. 195 Anschauung[en] entstehen? Wie ist es ferner mögl[ich,] d[a]ß der Hörende bei den Worten d[a]s Gleiche denke wie der Sprechende [,] da Ein u[nd] dass[e]lbe doch nicht in Verschiedenen 1283 seyn kann! Oder wenn auch d[a]ss[e]lbe in Mehreren wäre, müßte es ihnen nicht doch verschieden erscheinen, da sie doch an verschied[enen] Orten u[nd] verschied[ene] Personen sind? - e 1284 ) Von den andern Sophisten scheint sich keiner um eine so eingehende Rechtfert[i]g[un]g der Skepsis bemüht zu haben [.] Man scheint sich h[au]ptsächl[ich] mit Zenon’s Dialektik b[e]gnügt zu haben. Besondern 1285 Beifall scheinen sie gezollt zu hab[en] einer B[e]h[au]pt[u]ng [,] die d[u]rch Zenon veranlaßt war: Daß d[a]s Eine nicht zugleich Vieles seyn könne, d[a]ß mithin jede Verbind[un]g eines Prädikates mit dem Subjecte unzulässig sey. 1286 Euthydemos beh[au]pt[e]te eb[e]nf[a]lls: Alles komme Allem jederzeit gleich sehr  u[nd]  1287 zugleich zu, and[e]rs[ei]ts aber leitete er aus Sätzen d[e]s Parmenides die Folg[e]r[u]ng ab, man könne nicht irren u[nd] nichts Falsches aussagen, u[nd] es sey aus d[ie]s[e]m Grunde auch nicht mögl[ich] sich zu widersprechen, denn das Nichtseyende lasse sich weder vorstellen noch aussprechen. II) 1288 Eristik [.] D[ie]se ist die practische Anw[e]nd[un]g d[ie]s[e]r Skepsis. - Wenn näml[ich] keine Annahme an u[nd] für sich  u[nd] für Alle  1289 , sond[ern] jede nur für diejenigen wahr ist, welchen sie als wahr ers[c]heint, so kann jeder B[e]h[au]pt[u]ng eine belieb[i]g[e] Andere mit gleichem Recht gegenüber gestellt werden; es gibt dann keinen Satz, dessen G[e]g[e]nth[ei]l nicht eb[e]nso wahr wäre. - Eine ernste Forsch[u]ng ist natürl[ich] bei solchen Gr[u]ndsätzen nicht mehr zu erwarten u[nd] irg[e]nd eine positive Förd[e]r[u]ng od[er] Fortbild[un]g hat die Wiss[enschaft] v[on] den Sophisten auch nicht erfahren. Nur auf formelle Denku[nd] Redefertigk[ei]t gingen sie selbst aus u[nd] suchten dazu auch Andere zu führen, die vorzügl[ich] auf Widerleg[un]g Anderer ausgeht. Die Sophistik wurde d[a]h[er] allmählig ganz identisch mit Eristik u[nd] die Sophisten auch Eristiker genannt. Sophistik ist da die Ku[n]st Alles in Zweifel zu stellen u[nd] jeder B[e]h[au]pt[u]ng zu widersprechen. [60rl/ 60vr] Sie verfuhren dabei nur unmethodisch u[nd] mechanisch, die verschieden[en] W[e]nd[un]g[e]n, derer sie sich bedienten, wurden zusammen gesucht, wie sie eben kamen, ohne daß der Versuch gemacht wurde, diese vereinzelten Kunstgriffe nach festen Gesichtspunkten zu regeln u[nd] zu einer Theorie zu erheben. Die Schüler 1283 „Verschiedenen“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „Verschiedenem“. 1284 Eventuell als „c)“ zu lesen. 1285 „sch[einen]“ in der Zeile gestrichen. 1286 „c)“ in der Zeile gestrichen. 1287 Über der Zeile. 1288 Korrespondierendes „I)“ ist unauffindbar. 1289 Über der Zeile eingefügt. 196 mußten ganz handwerksmäßig die Fragen und Fragschlüsse auswend[i]g lernen, die am öftesten vorkamen. Platon’s Euthydemos u[nd] Aristot[eles’] Schr[i]ft über die Trugschlüsse charakterisiren die sophist[ische] Eristik. Um ein wirkl[ich] wiss[enschaftliches] Ergebniß ist es den Eristik[e]rn nicht zu thun, sond[ern] nur darum [,] d[a]ß der Gegner od[er] Mitunterredner in Verleg[e]nh[ei]t gebracht, in Schwierigk[ei]t[e]n verstrickt werde, aus denen er sich nicht herauszuwinden weiß; - d[a]ß jede Antw[ort,] die er geben mag, sich als unricht[i]g darstelle, u[nd] ob d[ie]s[e]s Ergebniß d[u]rch richt[i]g[e] Folg[e]r[u]ng gewonnen od[er] d[u]rch Fehlschlüsse erschlichen wird [,] ob der Mitunterredner wirkl[ich] od[er] nur scheinbar widerlegt ist, ob er sich  selbst  1290 besiegt fühlt od[er] nur als besiegt erscheint vor den Zuhörern, nur zum Schweigen gebracht od[er] lächerl[ich] gemacht ist, darauf kommt es nicht an. - Ist eine Erört[e]r[u]ng dem Sophisten unbequem, so springt er z[ur] Seite, begehrt man v[on] ihm eine Antwort [,] so besteht er auf Fragen, will man zweideut[i]g[en] Fragen d[u]rch nähere Erört[erun]g entgehen [,] so verlangt er ein Ja od[er] Nein; glaubt er, man wisse zu antworten, so verbittet er sich Alles, was der Andere mögl[i]ch[er]w[ei]se sagen kann im Voraus; - weist man ihm Widersprüche nach, so verwahrt er sich geg[en] d[a]s Herbeiziehe[n] v[on] Dinge[n,] die längst abgethan seyen - u[nd] weiß er sich endl[ich] gar nicht anders 1291 mehr zu helfen [,] so betäubt er den Gegner mit R[e]den, deren Albernheit jede weitere Erört[erun]g abscheidet (Euthydem am Schl[u]sse  Wo die Sophisten am Ende zugeben, d[a]ß sie Alles wissen u[nd] verstehen u[nd] schon als kleine Kinder verstanden haben, die Sterne zu zählen u[nd] Schuhe zu flicken, - daß die jung[en] Hunde u[nd] Spanferkel ihre Geschwister seyen -  1292 ) [.] - Den Schüchternen sucht der Sophist d[u]rch anmassendes Auftreten zu verblüffen, den B[e]dä[c]ht[i]g[en] d[u]rch rasche Folg[e]r[u]ng[e]n zu überrumpeln, den Ungewandten zu auffall[e]nd[en] B[e]h[au]pt[u]ng[en] u[nd] ungeschickten Ausdrücken zu verleiten. Aussagen, die nur in ein[er] b[e]stimmt[en] B[e]z[ie]h[u]ng u[nd] in b[e]s[c]hränktem Umfang gelten od[er] gemeint waren, werden absolut genommen; was v[om] Subject gilt [,] wird aufs Prädikat übertragen; aus oberflächl[ichen] Analogie[n] werden die gewagtesten Schlüsse gezogen. So wird im Euthyd[em] gefolgert, daß es unmögl[ich] sey [,] etwas zu lernen [,] denn was man schon weiß, das könne man nicht mehr lernen, u[nd] wovon man nichts weiß, das könne man nicht suchen; der Verständ[i]ge lerne Nichts [,] weil er die Sache schon wisse, der Unverständ[i]g[e] nicht, weil er sie nicht begreife. - Oder es wird b[e]h[au]pt[e]t: Wer etwas weiß, der wisse Alles, denn der Wissende sey kein Nichtwissender. - Wer Eines 1290 Über der Zeile. 1291 „anders“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „Anders“. 1292 Einfügung am Seitenrand [60vl]. 197 M[e]nsch[e]n Vater oder Bruder ist, der sey Jedermanns Vater od[er] Bruder, denn der Vater könne nicht Nichtvater, der Bruder nicht Nichtbruder seyn etc. Eine besond[ere] Fundgrube für sophist[ische] Künste bieten die Zweideut[i]gk[ei]t[en] des sprachl[ichen] Ausdrucks. Wortspiele, Wort Räthsel u[nd] Witze waren ohnehin sehr beliebt bei d[en] Griech[en]. [60vr/ 61rl] 1293 Es werden mehrdeut[i]g[e] Worte im Vordersatz in Einer Bedeut[un]g genommen, im Nachsatz wieder in einer andern. V [.] 1294 Tugend u[nd] Recht, Staat u[nd] R[e]l[i]g[io]n.  Ansichten über  1295 Rhetorik 1. 1296 Die Sophisten wollten vor Allem Tugendlehrer seyn u[nd] mochten vor Allem dieß als ihre Aufg[a]be betr[ac]ht[en,] da sie am theoret[ischen] Wissen doch verzweifelten. - Unter Tugend  scheine[n]  1297 die ält[eren] Sophisten dass[e]lbe im Allgem[einen] verstanden zu haben. Man faßte unter d[ie]s[e]m Namen Alles zusammen, was nach griech[ischen] Begriffen den tücht[i]g[en] Mann machte, also einers[ei]ts alle practisch nützl[iche] Fertigk[ei]t (g[ei]st[i]g[e] u[nd] körp[e]rl[iche]). Alles [,] was für das häusliche u[nd] bürgerl[iche] Leben v[on] Werth ist, anders[ei]ts auch die Tüchtigk[ei]t u[nd] Rechtschaffenh[ei]t d[e]s Charakters. Auch die letzteren hatten wenigst[e]ns die ersten Sophisten im Auge u[nd] sie wollten noch nicht den herrsch[e]nd[e]n sittl[ichen] Ansichten entgegentreten. Protag[oras] z. B. verheißt b[ei] Platon seinem Schüler, er solle jeden Tag, den er in seiner Gesellschaft zubringe [,] besser werden; er will ihn zu einem guten Hausvater, zu einem tücht[i]g[en] Bürger machen, er nennt die Tugend d[a]s Schönste, er will nicht jede Lust für ein Gut halten [,] sond[ern] nur die Lust am S[c]hönen so wie nicht jeden Schmerz für ein Uebel u[nd] führt in ein[em] Mythus aus: während die Thiere ihre natürl[ichen] Vertheid[i]g[un]gsmittel haben [,] sey den M[e]ns[c]h[e]n zu ihrem Schutze der Sinn für Gerecht[i]gk[ei]t u[nd] die Scheu vor dem Unrechte von den Göttern verliehen. Diese Eig[e]nsch[a]ft[e]n seyen Jedem v[on] Natur eingepflanzt u[nd] wem sie fehlten, der könnte in keinem Gemeinwesen geduldet werden u[nd] eben d[e]ßh[a]lb haben in politis[c]h[en] Fragen Alle eine Stimme u[nd] Alle betheiligen sich d[u]rch Unterricht u[nd] Ermahnung. 1293 „Gesch[ichte] der griech[isch-]röm[ischen] Philos[ophie] 31.“ am oberen Seitenrand [61rr]; „31.“ bezeichnet den Bogen. 1294 Zählung falsch; korrekt wäre „IV“. 1295 Über der Zeile. 1296 Korrespondierendes „2)“ ist unauffindbar. 1297 Über der Zeile mit Bleistift als Ersatz für in der Zeile mit Bleistift gestrichenes „verstanden“. 198 Gorgias lehnte zwar den Namen u[nd] die Verantwortl[i]chk[ei]t eines Tugendlehrers ab, sprach aber doch auch über die Tugend; obwohl er nicht das allgem[eine] Wesen der Tugend zu bestimm[en] suchte, sond[ern] nur im Einzelnen schilderte, worin die Tugend eines Mannes, der Frau, des Greises, Knaben, Freien, Sklaven b[e]stehe. Er entfernt sich dabei v[on] d[er] herrsch[e]nd[e]n Ansicht nicht. Besond[ers] Prodikus ist als Tugendlehrer anerkannt. Sein Herakles am Scheidewege schilderte den Werth u[nd] das Glück der Tugend, die Erbärml[i]chk[ei]t eines weichl[ichen], dem Sinnen-Genuß verkauften Lebens. - In ein[em] Vortrag üb[er] den Reichthum scheint ausgeführt zu seyn, der Besitz sey für sich genommen noch kein Gut, es komme vielmehr Alles auf den Gebrauch an, für den Ausschweifenden u[nd] Unmäßig[en] sey es ein Unglück, die Mittel zur Befried[i]g[un]g seiner Leid[e]ns[c]h[a]ft[en] zu besitzen. - Auch des Todes geschieht in ein[er] Rede Erwähnu[n]g, worin er die Uebel des Lebens schilderte, den Tod als den Erlöser v[on] d[ie]s[e]n Uebeln pries u[nd] die Todesfurcht mit der Erwart[un]g beschwichtigte, d[a]ß der Tod weder die Lebenden noch die (Todten)  Gestorb[enen]  1298 berühre; jene nicht, weil sie noch leben, diese nicht, weil sie nicht mehr sind. Im Allgem[einen] ist auch er noch nicht in Opposition geg[en] d[ie] allgem[eine] Sitte. Allein auch d[ie]se Sophisten legten wenigst[e]ns schon den Grund zur Opposition der jünger[en], später[en] Sophist[en]. Ihr Standpunkt u[nd] ihr Streben führte dazu. Schon daß sie  über  1299 die Tugend lehrte[n], setzt voraus, daß man sich auch in d[ie]s[er] B[e]z[ie]h[un]g nicht mehr an d[a]s blos Herköm[m]l[iche] halt[en] wollte. - Jed[en] Subjectivi[sm]us u[nd] Skepsis. [61rl/ 61vr] Die späteren Sophisten stellen das natürl[iche] und positive Gesetz in Gegensatz zu einander, z. B. schon  a)  1300 Hippias den G[e]g[e]nsatz des natürl[ichen] u[nd] posit[iven] Rechtes. Bei Xenoph[anes] bestreitet er die Verbindl[i]chk[ei]t der Gesetze, weil sie so oft wechseln, indem er als göttl[iches] od[er] Naturgesetz nur solches gelten lassen will, was überall gleich gehalt[en] werde. Auch, bei Platon [,] s[a]gt er, d[a]s Gesetz zwinge die M[e]nsch[en] als Gewaltherrscher, Vieles zu thun, was wider die Natur sey.  b)  1301 D[ie]se Grundsätze wurden bald d[a]s allgem[eine] Glaubensbek[e]n[n]t[ni]ß der Sophisten.  b)  1302 Aristot[eles] bezeichnet es als einen der beliebtest[en] sophist[ischen] Gemeinplätze, was Kallikles bei Platon (Gorg[ias]) b[e]h[au]pt[e]t. Die Natur u[nd] d[a]s Herkommen stehen in den meisten Fällen in Widerspruch; das natürl[iche] Recht sey einzig u[nd] allein das Recht des Stärkeren, u[nd] wenn die herrsch[e]nden Meinung[en] und Gesetze dieß nicht anerkennen, so 1298 Über der Zeile. 1299 Über der Zeile; Lesart unsicher. 1300 Vor unter der Zeile mit Bleistift. 1301 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1302 Vor der Zeile mit Bleistift; irrtümliche Wiederholung von „b)“. 199 liege der Grund  davon  1303 in der Schwäche der meisten M[e]nsch[e]n; die Masse der Schwachen habe es vortheilhafter gefunden, sich d[u]rch Rechtsgleichh[ei]t vor den Starken zu schützen, kräftigere Naturen werden sich dad[u]rch nicht hindern lassen, dem wahren Naturgesetz, dem des Vortheils, zu folgen. Alle posit[iven] Gesetze erscheinen d[a]h[er] auf d[ie]s[e]m St[a]ndp[u]nkt nur als willkürl[iche] Satz[u]ng[e]n, die v[on] denen, welche die Macht dazu haben, in ihrem eig[nen] Interesse aufgestellt werden. - Die Regierende[n] mach[en], s[a]gt Thrasymachos (Rep[ublik] I) [,] zum Gesetz, was ihnen nützt; d[a]s Recht ist nichts Andres als der Vortheil d[e]s Gewalthabers. Nur Thoren u[nd] Schwächlinge werden sich d[e]ßh[a]lb d[u]rch jene Gesetze gebunden glauben, der Aufgeklärte weiß, wie wenig es auf sich hat damit; d[a]h[er] ist d[a]s sophistis[c]he Ideal die unbeschränkte Herrschermacht, wäre sie auch auf die ruchloseste Weise errungen u[nd] Polos weiß bei Platon keine[n] Andern glücklicher zu preisen als den Perserkönig od[er] den macedonis[c]he[n] K[ö]n[i]g Archelaos, der d[u]rch gef[üh]llose Treulos[i]gk[ei]t[en] u[nd] Blutthaten z[um] Thron emporstieg. Also auch hier bl[o]ße Gelt[u]ng der subj[ectiven] Selbstsucht. Unter die Vorurth[ei]le u[nd] willkürl[iche] Satz[u]ng[e]n nun rechnen natürl[ich] die Sophisten b[e]sonders auch den r[e]l[i]g[iö]s[en] Glauben d[e]s Volkes. Wenn üb[er]h[au]pt kein Wissen mögl[ich] ist, so muß ein Wissen um die verborg[e]n[en] Ursach[en] der Dinge um so mehr unmögl[ich] sey[n]; u[nd] wenn alle posit[iven] Einricht[un]g[en] u[nd] Gesetze aus mens[c]hl[icher] Willkür  u[nd] Berechnu[n]g  1304 herstamm[en], so wird es sich mit der Götterverehr[u]ng (bei d[en] Griech[en] z[um] öff[en]tl[ichen] Recht gehöre[n]d) eben so verhalt[en]. - Protag[oras] s[a]gt: „Von den Göttern kann ich nichts wissen, weder d[a]ß sie sind, noch daß sie nicht sind [“] u[nd] Kritias b[e]h[au]pt[e]t: Anfangs haben die M[e]nsch[e]n ohne Gesetz u[nd] Ordnung gelebt wie die Thiere; zum Schutz gegen Gewaltthaten sey[en] Strafgesetze gegeb[en] worden [.] Da aber d[ie]se nur die offenbaren Verbrechen hindern konnten, sey ein kluger u[nd] erfinderischer Mann darauf gekommen, zur Verhind[e]r[u]ng des geheimen Unrechts von den Göttern zu erzählen, die mächtig u[nd] unsterbl[ich] das Verborgene [61vr/ 62rl] sehen, u[nd,] um die Furcht vor ihnen zu vermehren [,] habe er ihne[n] den Himmel als Wohnsitz angewiesen. Zum Beweis d[ie]s[e]r Ansicht berief man sich auch wohl auf die Verschied[e]nh[ei]t der R[e]l[i]g[io]n[en.] Wäre der Glaube der Götter in der Natur b[e]gründet 1305 , s[a]gte man, so müßte[n] Alle dies[e]lbe[n] Götter verehren [.] - Die Vers[c]hied[e]nh[ei]t der Götter bew[ei]se am b[e]sten, d[a]ß ihre Verehr[u]ng nur aus menschl[icher] Erfind[un]g u[nd] willkürl[icher] Uebereinkunft stammen. - Prod[ikos] erklärt etwas anders die Entst[e]h[un]g d[e]s Götterglaubens: 1306 Die M[e]ns[c]h[e]n der Vorzeit haben Son- 1303 Über der Zeile eingefügt; „einzig“ in der Zeile gestrichen. 1304 Über der Zeile. 1305 „b[e]gründet“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „g[e]gründet“. 1306 „Anf[a]ngs“ in der Zeile gestrichen. 200 ne, Mond, Flüsse, Quell[en] - üb[er]h[au]pt Alles [,] was Nutzen bringt, für Götter gehalten, wie die Aegypter den Nil u[nd] d[e]ßh[a]lb werde d[a]s Brod als Demeter verehrt, der Wein als Dionysos, d[a]s Wasser als Poseidon, d[a]s Feuer als Hephäst  os  1307 . - Wenn nun kein object[iv] wirkl[ich] wahres Recht b[e]steht, so wird Recht Alles [,] was man beliebt u[nd] durchsetzen kann [.] - Die Redekunst aber ist wes[e]ntl[ich] die Kunst seine subj[ective] Ansicht geltend zu machen u[nd] d[a]d[u]rch Macht u[nd] Ansehen zu erlang[en], - Ueberleg[e]nh[ei]t zu verschaffen über Andere, um sie zu beherrschen [.] - D[a]h[er] findet sie v[on] d[en] Sophisten h[au]ptsächl[ich] Ausbild[un]g u[nd] wird all[e]nth[a]lb[en] als d[a]s Wicht[i]gste gelehrt. Und auch die Art d[ie]s[e]r Rhetorik ist damit schon angedeutet - sie will lehren um jeden Preis d[u]rch jedes Mittel sein[en] Zweck zu erreichen. - [62rl/ 62vr] 1307 Ergänzung mit Bleistift. 201 II [.] Periode V[on] Sokrates - Aristoteles. I. Die 2. Periode ist die eig[e]ntl[iche] Blüthez[ei]t, der Höhep[u]nkt der griech[ischen] Philosophie. Das Eigenthüml[iche] d[ie]s[e]r Periode b[e]st[e]ht: 1) darin [,] daß sie ganz u[nd] gar in Athen verläuft [,] das v[on] nun an fast ein Jahrtausend Mittelp[u]nkt der philos[ophischen] Streb[u]ng[e]n bleibt (526 Simplicius) [.] Alle philos[ophischen] Richt[un]g[en] kreuzen sich da u[nd] Rhetorik, Dichtk[un]st u[nd] Andere Künste blüht[en]. 2) Das H[au]ptcharakteristiken 1308 ist die ethische Wend[un]g [,] welche die Philos[ophie] nahm - wod[u]rch der Natural[i]s[m]us zuerst verlassen - dann überwunden wurde. Das Innere d[e]s M[e]nsch[en], d[a]s Geist[i]ge, Erkennende [,] freie, practische Wesen des M[e]nschen ward H[au]ptg[e]g[en]st[an]d u[nd] Problem der Forsch[un]g [.] - Und die Gesetze, Formen, Thaten d[e]s G[ei]st[e]s wurden untersucht u[nd] im Lichte d[ie]s[e]r Betr[ac]ht[un]g Alles Andere betrachtet u[nd] erfors[c]ht. 3) Vor Allem ward d[a]s Wesen der Erk[e]n[n]tn[i]ß genauer untersucht - die Natur  u[nd] Art  1309 der Erk[e]n[n]tn[i]ß erforscht, die begriffl[iche] Untersuch[u]ng geübt [.] - Woraus dann die Ideenlehre Platon’s u[nd] die Dialektik [.] - Und dann die Logik, Erk[e]n[n]tn[i]ßtheorie  Psychologie  1310 u[nd] Metaphysik Aristot[eles’] hervorging. 4) Auch der Politik u[nd] Kunst ward besond[ers] v[on] Platon u[nd] Aristot[eles] eingeh[e]nde 1311 Betracht[un]g zugewendet [.] - 5) Endl[ich] auch die Natur, deren Erforsch[un]g Sokrat[e]s allerdings ganz entsagte, Platon nicht sehr viel Aufmerks[a]mk[ei]t zuwendete - ward d[u]rch Aristot[eles] wieder in sehr ausführl[iche] Untersuch[un]g genommen u[nd] die Forsch[un]g so sehr ausgebildet u[nd] erweitert, d[a]ß sie sogar für J[a]h[r]h[u]nderte, ja J[a]hrtausende in ihm ihre[n] Abschluß fand. 6) Während also in früh[erer] Periode nicht v[on] philos[ophischen System[en,] sond[ern] nur v[on] philos[ophischen] Grundlehren u[nd] philos[ophischem] Streb[en] die Rede seyn konnte, gliedert sich jetzt die Philos[ophie] doch in mehrere 1308 Verschrieben; gemeint: Hauptcharakteristikum. 1309 Über der Zeile. 1310 Über der Zeile. 1311 „eingeh[e]nde“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „[*]“. 202 Gebiete od[er] Zweige; sie ward ein das Gesammtgebiet des Daseyns erforschendes und umfass[e]nd[e]s Ganzes. II [.] Die Periode zerfällt angemessen in 3 Abschnitte. I [.] Sokrates und die Sokratiker II [.] Platon und die Akademie III [.] Aristoteles und die Peripatetiker. [62vr/ 63rl] 1312 I [.] Abschnitt. Sokrates und die Sokratiker. [I. Kapitel] A) Sokrates. 1. Die Persönlichkeit des Sokrates.  Eine der merkwürd[i]gst[en] Erscheinung[en] der Geschichte.  1313 1. Bekanntl[ich] ist die wiss[enschaftliche] Bedeut[un]g des Sokrates ganz an seine Persönl[i]chk[ei]t geknüpft. Er hat stets unmittelbar, d[u]rch s[eine] Persönl[i]chk[ei]t gewirkt, d[u]rch s[ein] leb[e]nd[i]g[es] Wort, s[einen] Umgang, sein Leben, nicht d[u]rch Schriften, wie andere Philosophen. Es h[a]nd[e]lt sich bei ihm auch weniger um bestimmte Lehrsätze als um eine bestimmte Richt[un]g des Lebens u[nd] Denkens, um den philos[ophischen] Charakter u[nd] um die Kunst der (philos[ophischen]) wiss[e]nsch[aftlichen] Untersuch[un]g; also h[au]ptsächl[ich] um Solches, was sich nicht unmittelbar mitth[ei]l[e]n u[nd] unverändert überliefern, sond[ern] nur in freierer W[ei]se fortpflanzen läßt, indem Andere zu analoger Entwickl[un]g ihrer Eig[e]nthüml[i]chk[ei]t angeregt werden. D[a]h[er] sind Berichte üb[er] s[eine] Persönl[i]chk[ei]t u[nd] s[eine] Thät[i]gk[ei]t v[on] besond[erer] Wicht[i]gk[ei]t. 1312 „Gesch[ichte] der griech[isch-]röm[ischen] Philos[ophie] 32.“ am oberen Seitenrand [63rr]; „32.“ bezeichnet den Bogen. 1313 Unter der Zeile mit Bleistift. 203 2. Es sind zwei H[au]ptquellen, aus denen wir die Nachrichte[n] über Sokrates[’] Leben und Wirken schöpfen, die beide ihn redend und h[a]nd[e]lnd einführen; näml[ich] Xenophon u[nd] Platon. Dennoch schwanken die Ansichte[n] über ihn, ist Unsicherh[ei]t in Betr[e]ff seiner Persönl[i]chk[ei]t u[nd] s[eines] Wirkens - d[e]ßh[a]lb näml[ich,] weil d[ie]se Beiden uns den Sokrates nicht ganz als dens[e]lb[e]n zeigen. Bei Platon näml[ich] erscheint Sokrat[e]s[’] Lehre u[nd] Wirken als ein viel höheres u[nd] tief philosophis[c]hes u[nd] theoretisches - bei 1314 Xenophon erscheint er mehr als Lehrer u[nd] practisch 1315 wirk[e]nd[e]r Pädagog - ohne bes[on]dere philos[ophische] Tiefe u[nd] eindringende Forsch[u]ng. - Es war nun schon viel davon die Rede u[nd] Streit, wo s[ein] Lehren getreuer, angemessener dargestellt u[nd] wem also eher zu folgen sey. Man hat sich endl[ich] so zieml[ich] dahin geeinigt, d[a]ß man keinem ausschl[ie]ßl[ich] zu folgen habe [,] sond[ern] beide zu combinir[en] seyen. Xenophon stellt ihn wohl in s[einem] tägl[ichen] Leben u[nd] Wirken naturgetreuer dar, aber da er nicht selbst ein tiefgeh[e]nder Philosoph [,] sond[ern] mehr dem pract[i]s[chen] Leben zugewendet war, so hat er wohl seine philos[ophische] Tiefe u[nd] Bedeut[un]g nicht ganz u[nd] angemessen zur Gelt[u]ng gebracht [.] - Platon hinwiederum, der nach tiefster spekulat[iver] D[u]rchdring[un]g der Probleme trachtete u[nd] v[on] hohem, weite[m] G[ei]ste war - hat ihm wohl mehr in den Mund gelegt in theoret[ischer], spekulat[iver] B[e]z[ie]h[u]ng als dem Sokrates selbst zukam - er hat ihn auch als Charakter wie als Theoretiker idealisirt. Der wahre Sokrates dürfte also ungefähr in der Mitte zwis[c]hen beiden zu suchen seyn u[nd] der Darst[e]ll[un]g v[on] keine[m] v[on] beid[en] d[a]h[er] ausschließl[iche] Berecht[i]g[un]g zukommen. [63rl/ 63vr] 3.  a)  1316 V[on] der Jugend u[nd] dem früheren Mannesalter d[e]s Sokrates sind uns keine  genaueren  1317 Nachrichten überliefert. Nur  auf  1318 s[eine] später[en] Lebensjahre 1319  b[e]zi[e]h[en] sich  1320 die Quell[en]. Da wir das Todesjahr u[nd] d[a]s Alter d[e]s Sokr[ates] b[e]stimmt wissen [,] so läßt sich auch s[ein] Geburtsjahr b[e]stimmen. Er ward z[um] Tode verurth[ei]lt im April 399 v[or] Ch[ristus] u[nd] starb im Mai d[ie]s[e]s Jahres. Da er nun als 70jährig bezeichnet wird, so ward er demnach um das Jahr 469 geboren.  b)  1321 Sein Vater 1314 „Pl[aton]“ in der Zeile gestrichen. 1315 „practisch“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „practischer“. 1316 Am Zeilenanfang unter der Zeile mit Bleistift. 1317 Einfügung über der Zeile. 1318 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „v[on]“. 1319 „Lebensjahre“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „Lebensjahren“. 1320 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „h[a]nd[e]ln“. 1321 Vor der Zeile mit Bleistift. 204 Sophroniskus wird als Bildhauer bezeichnet, s[eine] Mutter Phänarate als Hebamme. Im Bezug auf s[eine] Vermög[e]ns V[e]rh[ä]ltn[i]ße sind die Angaben zwar verschieden, doch ist das Wahrscheinl[i]chste, daß er ohne Vermögen war. - Da er in den letzten Zeiten d[e]r 1322 Perserkriege 1323 geboren war [,] so fällt also s[eine] Jugend u[nd] s[ein] Mannesalter in die glänzendste Zeit seines Volkes. Er war  jüngerer  1324 Zeitgenoße des Perikleischen Zeitalters.  c)  1325 Als Bürger Athens konnte er an allen den Bild[u]ngselementen th[ei]lnehmen, welche sich d[u]rch außerordentl[iche] geist[i]g[e] Regs[a]mk[ei]t in jenem Mittelp[u]nkte zusammenfanden. Wenn auch Armuth u[nd] geringe Herkunft die Benützung aller Bild[un]gselemente erschwerte, so war doch unter den damalig[en] Verh[ä]ltn[i]ss[en] in Athen auch der geringere Bürger nicht v[on] d[er] Th[ei]lnahme an dem reichen Kunstleben u[nd] v[om] Umgang mit Männern der höchst[en] Lebensstell[un]g ausgeschlossen. - Gerade d[ie]s[e]r freie, persönl[iche] Verkehr war es aber, d[u]rch welche[n] selbst die wiss[enschaftliche] Bild[un]g in jener Zeit noch weit mehr als durch schulmäßige Ueberliefer[u]ng sich fortpflanzte.  d)  1326 Als d[u]rch die Sophist[en] ein förml[icher] wiss[enschaftlicher] Unt[e]rr[i]cht begründet wurde [,] hatte Sokrates sch[on] d[a]s männl[iche] Alter erreicht. Aber v[on] all’ jen[en] Anreg[u]ng[en] konnte natürl[ich] auch Sokrates Gewinn ziehen. Näheres wissen wir nicht darüber; nichts über die Wege, die ihn später zu seiner Größe führten.  e)  1327 Sicher hatte er den herkömml[ichen] Unterricht in Gymnastik u[nd] Musik erhalten.  Und die Kunst s[eines] Vaters  1328 Es wird ferner berichtet, auch in der Geometrie sey er weit genug gewesen, um auch schwierigeren Aufgab[en] gewachsen zu seyn [,] eb[e]nso sey ihm die Astronomie nicht unbekannt geblieb[en]. Ungewiß ist üb[ri]ge[n]s, ob er nicht Kenntn[i]sse hierin erst im später[en] Alter sich verschaffte.  f)  1329 Im später[en] Alter seh[en] wir ihn mit Solchen 1330 in Umgang, die manichfach anreg[en]d u[nd] belehrend auf ihn einwirk[en] konnten. - Ob er die S[c]hrift[en] früherer Philosoph[en] u[nd] welche er gekannt, ist eb[e]nf[a]lls nicht mit Gewißh[ei]t anzugebe[n]. Des Anaxag[oras] Schr[i]ft[e]n scheint er gekannt zu hab[en]; Gleiches erzählt Diog[enes] auch in Betr[e]ff derer d[e]s Heraklit. Nach Xen[ophons] Memor[abilia] kannte er auch d[a]s Allgemeinste der Eleat[ischen,] Atomist[ischen] u[nd] Heraklit[ischen] Lehre. 1322 „d[e]r“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „d[e]s“. 1323 „Perserkriege“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „Perserkrieges“. 1324 Über der Zeile mit Bleistift. 1325 Vor der Zeile mit Bleistift. 1326 Vor der Zeile mit Bleistift. 1327 Vor der Zeile mit Bleistift. 1328 Über der Zeile. 1329 Vor der Zeile mit Bleistift. 1330 „Solchen“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „solchen“. 205 4)  a [)]  1331 Er hatte es als seinen  höh[eren]  1332 Beruf erkannt, an seiner eigne[n] u[nd] an Anderer sittl[icher] u[nd] wiss[e]nsch[aftlicher] Vervollkommnung zu arbeit[en.] Eine Ueberzeug[un]g, die in ihm so leb[e]nd[i]g war, d[a]ß sie selbst die Form g[ö]ttl[icher] Off[e]nbar[un]g[en] annahm; überdieß wurde er in d[ie]s[e]m Berufe noch bestärkt d[u]rch ein delphisches Orakel. In welcher W[ei]se u[nd] wie frühe d[ie]s[e]s Bewußts[eyn] in ihm erwachte, läßt sich nicht bestimm[en], wahrsch[e]i[n]l[ich] [n]i[c]ht plötzl[ich], sond[ern] allmähl[i]g [63vr/ 64rl] mit zunehmender K[e]nntn[i]ß der wiss[enschaftlichen] u[nd] sittl[ichen] Zustände. Es scheint nach der Rolle [,] die Aristophanes d[en] Sokrates in den Wolken spielen läßt, d[a]ß dieß bald nach Anfang des pelopon[ne]sische[n] Krieges der Fall war; Wenn er näml[ich] damals 424 v[or] Ch[ristus] als H[au]ptvertreter der neuernden Wiss[e]nsch[a]ft dargest[e]llt werd[en] konnte, so setzt dieß voraus, d[a]ß er seit Jahren mit b[e]stimmt ausgeprägter Eigenthüml[i]chk[ei]t gewirkt u[nd] ein[en] Freundeskreis um sich versammelt hatte.  b)  1333 D[ie]s[e]m Beruf widmete er sich mit aller Hingebung [.] S[eine] äußern V[e]rh[ä]ltn[i]sse war[en] sehr dürft[i]g, s[ein] häuslich[e]s Leb[en] mit Xantippe wenig erfreulich. Um dem Dienste d[e]s Gottes nichts zu vergeben, vernachlässigte er seine eignen Angel[e]g[en]h[ei]t[en]. Um unabhäng[i]g zu seyn, wollte er die 1334 G[o]tth[ei]t d[u]rch Bedürfnißlos[i]gk[ei]t nacheifern; u[nd] d[u]rch eine[n] ungewöhnl[ichen] Grad v[on] Abhärt[un]g brachte er es dahin, d[a]ß er v[on] sich rühmen konnte beschwerdeloser und angenehmer als irg[e]nd ein Anderer zu leben. (Xen[ophon] Mem[orabilia] I) Obwohl er d[a]h[er] seine ganze Kraft Andern widmete [,] sprach er doch keine Belehrung an u[nd] d[ie]se Thät[i]gk[ei]t hielt ihn so in s[einer] Vaterstadt Athen fest, daß er ihre Grenzen, ja ihre Thore fast nie überschritt.  c)  1335 Auch zur Th[ei]lnahme an Staatsgeschäften fühlte er sich nicht berufen, th[ei]ls weil er es für unmögl[ich] hielt im damal[i]g[en] Athen sich ohne Verletz[u]ng seiner Grundsätze als Politiker zu b[e]h[au]pt[e]n [,] th[ei]ls u[nd] h[au]ptsächl[ich] weil s[eine] Aufg[a]be in etwas Anderm, in der sittl[ichen] u[nd] geist[i]g[en] Einwirk[un]g auf die Einzelnen bestund. Er mochte d[a]h[er] aus der Stell[u]ng eines Privat-Mannes nicht heraustreten; als Krieger aber erfüllte er in wahren Feldzügen seine Pflicht geg[en] den Staat mit der größt[en] Ausdauer u[nd] Tapferk[ei]t; - u[nd] als Bürger trat er ungerechten Anford[e]r[u]ng[e]n des tobend[en] Volkes wie der Oligarchen auf jede Gefahr unerschrock[en] entgegen (Xen[ophon] Mem[orabilia] I Hellen[ische Geschichte] I 7 1331 Vor und unter der Zeile mit Bleistift. 1332 Über der Zeile. 1333 Vor der Zeile mit Bleistift. 1334 Verschrieben; gemeint: der. 1335 Am Zeilenanfang mit Bleistift. 206 Plat[on] Apol[ogia] 32 Gorg[ias]). An der Leitung des Gemein-Wesens wollte er sich nicht betheil[i]g[en].  d)  1336 Eb[e]nsowenig wollte er aber als öff[e]ntl[icher] Lehrer in d[er] Weise der Sophisten auftreten; er nahm keine B[e]zahl[u]ng u[nd] gab auch nicht förml[ichen] Unterricht. (Plat[on] Apol[ogia]) Er wollte nicht belehren [,] sond[ern] gemeinsam mit Andern lernen; nicht s[eine] Ueberzeug[u]ng[en] ihnen aufdringen [,] sond[ern] die ihrig[en] prüfen; wollte nicht fert[i]ge, gleichsam als 1337 Mauer geprägte Wahrh[ei]t geben, sond[ern] nur den Sinn für Wahrheit  u[nd] Tug[en]d  1338 wecken, den Weg dazu zeigen, d[a]s Scheinwiss[en] zerstör[en], d[a]s wahre Wiss[en] suchen. Zu d[ie]s[e]m Zweck trieb er sich nun Tag für Tag auf Märkten u[nd] öff[e]ntl[ichen] Spaziergängen, in Gymnasien u[nd] Werkstätten herum, um mit Bekannten u[nd] Unbekannten Mitbürger[n] u[nd] Fremd[en] Unterred[un]g[en] anzuknüpf[en], denen er bald eine wiss[e]nsch[aftliche,] b[a]ld eine m[o]ral[i]s[c]he Wend[un]g zu geb[en] wußte. Die Anz[ie]h[u]ngskraft s[einer] Reden versammelte um ihn eine[n] Kreis v[on] Bewunderer[n], größt[e]nth[ei]ls wohlhabende junge Männer, die d[urc]h verschiedenart[i]g[e] Beweggründe zu ihm geführt wurd[en], in verschied[enen] V[e]rh[ä]lt- [ni]ß[en] zu ihm stand[en] u[nd] länger od[er] kürzer bei ih[m] aushielt[en]. Aus d[ie]s[e]r wechselnd[en], unter sich nur lose zusammenhäng[e]nd[en] Gesellsch[a]ft trat allmähl[i]g ein fester Kern v[on] ents[c]hied[enen] Verehrer[n], eine sokratische Schule hervor, die [64rl/ 64vr] 1339 aber nicht so fest d[u]rch gemeinsam 1340  anerkannte  1341 Lehrsätze als vielmehr d[u]rch die Persönl[i]chk[ei]t ihres Meisters zusammengehalten wurde. Mit näher[en] Freund[en] hielt er öfters gemeinsame Mahle. 1342 Manche 1343 veranlaßte er auch neb[en] ihm oder statt seiner andere Lehrer zu hören, wenn er glaubte, d[a]ß sie für s[einen] Unt[e]rr[i]cht noch nicht taugen. So trieb er es bis in sein 70 [.] Jahr mit ungeschwächter G[ei]st[e]skraft. - 2. Der Charakter des Sokrates. 1) Vom Charakter d[e]s Sokr[ates] sprach d[a]s Alterth[um] u[nd] die g[a]nze Nachwelt mit der größten Verehr[u]ng; obwohl es allerdings auch an einzelnen Verkleine- 1336 Am Zeilenanfang mit Bleistift. 1337 „als“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „an“. 1338 Über der Zeile. 1339 „wir“ in der Zeile gestrichen. 1340 „gemeinsam“ ersetzt durch Streichung mit Bleistift ursprüngliches „gemeinsame“. 1341 Über der Zeile. 1342 „.“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „; “. 1343 „Manche“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „manche“. 207 rer[n] nicht fehlte. Namentl[ich] Anhänger Epikur’s lassen ihre Verklein[e]r[u]ngssucht an ihm aus. (Cic[ero] N[atura] D[eorum] s[a]gt v[on] s[einem] Epik[ureischen] Lehrer Zeno, er habe Socrat[es] ein[en] attis[c]h[en] Possenreißer genannt). Auch ein Peripatetiker berichtet allerlei Nachtheil[i]g[e]s v[on] ihm; v[om] Knaben Ungehors[am] u[nd] Widerspenstigk[ei]t g[e]g[en] s[einen] Vater, v[om] Jüngl[in]g ein ungeord[ne]tes Leb[en], v[om] Manne Unbild[un]g, Zudringl[i]chk[ei]t, rohe Zornausbrüche (aus Aristoxenos). Indeß die Berichterstatter hierüb[er] sind zu unglaubwürd[i]g, als d[a]ß darauf irg[e]nd ein Gewicht zu legen wäre. Die glaubwürd[i]g[en] Berichterstatter reden all[e]nth[a]lb[en] v[on] ihm als v[on] ein[em] Heros der Sittlichk[ei]t u[nd] Humanität. „Niemand [,] s[a]gt Xen[ophon,] hat jemals v[on] Sokr[ates] etwas Gottloses gesehen oder gehört; er war so fromm, d[a]ß er nichts ohne den Rath der Götter that, so gerecht [,] d[a]ß er niemals Jemand auch nur im Geringsten verletzte, so H[er]r seiner s[e]lbst [,] d[a]ß er nie d[a]s Angenehme statt des Guten wählte, so verständ[i]g, d[a]ß er in d[er] Entscheid[un]g üb[er] d[a]s Beßere u[nd] Schlechtere nie fehlging; - er war mit Eine[m] Wort der beste, glücksel[i]gste Mann, den es geb[en] konnte.“ Xen[ophons] Darst[e]ll[un]g z[ei]gt uns Sokr[ates] als Muster v[on] Abhärt[un]g [,] v[on] Genügsamk[ei]t, Selbstbeherrsch[un]g, Frömmigk[ei]t u[nd] Vaterl[a]ndsliebe, als Charakter an unbeugsamer Ueberzeug[un]gstreue, als einsichtsvoll[en], zuverläss[i]g[en] Berather s[einer] Freunde, als lieb[en]swürd[i]g, die Heiterkeit mit d[em] Ernste anmuthig verknüpf[en]d[en] Gesellsch[a]ft[e]r; - der jede Gel[e]g[en]h[ei]t ergreift zur Selbsterk[e]n[n]t[ni]ß u[nd] Tug[en]d zu führ[en];  na[men]tl[ich] der Selbstüberschr[ei]t[un]g u[nd] Lei[c]htfert[i]gk[ei]t der Jug[en]d entg[e]g[en] zu arbeit[en].  1344 Platon stimmt da[m]it überein. Auch er nennt Sokr[ates] den b[e]ste[n], einsichtsvollsten u[nd] gerechtest[en] Mann seiner Zeit; auch er rühmt s[eine] Einfachh[ei]t, Mäßigk[ei]t, Herrsch[a]ft üb[er] die sinnl[ichen] Bedürfnisse u[nd] Begierden zu rühmen; auch bei ihm erscheint Sokr[ates] v[on] d[er] tiefst[en] Frömmigk[ei]t d[u]rchdrung[en], der sein g[a]nz[e]s  Leben d[em] [*]  1345 des Gott[e]s widmet u[nd] als Märtyrer 1346 seines Berufes stirbt. Namentl[ich] ist  auch  1347 bei ihm die ernste Gest[a]lt d[e]s Sokr[ates] v[on] ächter M[e]nsche[n]fr[eu]ndl[i]chk[ei]t, v[on] attischer Feinheit, v[on] geistreich[er] Heiterk[ei]t u[nd] anmuth[i]g[em] Humor belebt [.] 1344 Im Nachhinein in die Zeile und unter der Zeile eingefügt. 1345 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1346 „Märtyrer“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches, verschriebenes „Märytyrer“. 1347 Über der Zeile. 208 2) Bei all’ dem trägt die Tugend d[e]s Sokr[ates] d[u]rchaus d[a]s Gepräge der griech[ischen] Sittl[i]chk[ei]t; u[nd] er ist nicht ein normalmäß[i]g[e]s, legales Tugendideal - s[o]nd[ern] bewahrt dari[n] eine gewisse Naturwüchsigk[ei]t [.] - [64vr/ 65rl] 1348 Schon in B[e]zug auf s[eine] Mäß[i]gk[ei]t gilt dieß.  (nicht pedantis[c]h)  1349 Sokr[ates] liebt fröhl[i]g Gesellsch[a]ft, wenn er auch lärmende Gelage vermeidet; u[nd] obwohl er den sinnl[ichen] Genuß nicht aufsucht [,] so flieht er ihn doch auch nicht geradezu, selbst nicht d[a]s Uebermaß. (Klein[en] Becher d[e]s Xen[ophonischen] G[a]stmahls, um sich nicht allzu schnell zu steigern. Plat[on] läßt im Gastm[ahl] ihn rühmen, d[a]ß er wenig u[nd] viel zu trinken vermöge - etc. [)] In Bezug auf Knabenliebe ist er zwar über alle Verdächt[i]g[un]g erhaben, aber sein Umgang mit der Jugend trägt doch ihren volksthüml[ichen] Charakter; - d[u]rch viel Ironie freil[ich] gemildert. Er faßt d[a]s V[e]rh[ä]ltn[i]ß zu s[einen] jüng[eren] Freund[en] vorherrsch[e]nd in der Form d[e]s Eros, der leid[e]nsch[a]ftl[ichen], auf ästhet[i]s[c]h[em] Wohlgefallen beruhenden Neig[u]ng. In s[einen] ethisch[en] u[nd] polit[i]s[c]h[en] Ansicht[en] schl[ie]ßt er sich eb[e]nf[a]lls an griech[ische] Eig[e]nth[ü]ml[i]chk[ei]t an u[nd] in s[einen] r[e]l[i]g[iö]s[en] Ansichten an den griech[ischen] Volksglauben - wenn er auch vielfach erhaben ist über dens[e]lb[en]. - Noch sein Lebensende zeigt dieß Anschließen. Er starb, um dem Staate zu gehorchen u[nd] ließ noch zuletzt die r[e]l[i]g[iö]s[en] Gebräuche erfüllen. 3) Noch hat man vielfach auch schon auf ein fremdart[i]g[es] Element in ihm, auf das Ungriechis[c]he, fast Moderne aufmerksam gemacht, das die Ursache war, d[a]ß er sein[en] Z[ei]tgenossen als ein eigenthüml[icher] Mensch erschien. Nach Platon’s Andeut[un]g (Symp[osion]) b[e]st[e]ht d[ie]se Sonderbark[ei]t, d[ie]s[e]s für den Griechen Unbegreifl[iche] in einem Widerspr[u]ch der äußern Erscheinung u[nd] des innern Gehaltes, der zu jener plastischen Durchdring[un]g beider [,] welche d[a]s klassische Ideal bildet, in einem auff[a]ll[en]d[en] G[e]g[e]nsatz steht. Es findet sich also bei Sokr[ates] einesth[ei]ls eine Gleichgült[i]gk[ei]t geg[en] d[a]s Aeußere, die dem griech[ischen] Wesen urspr[ü]ngl[ich] fremd ist u[nd] and[e]rnth[ei]ls eine bis dahin unbekannte Vertief[un]g in sein Inneres, die z[ei]tw[ei]se s[e]lbst die Klarh[ei]t s[eines] Bewußts[eyns]  überwält[i]gte  1350 . Einers[ei]ts also hat s[eine] Ers[c]heinung eine[n] prosaisch[en], ja pedantisch[en] Zug, der geg[en] die künstleris[c]h gebild[e]te Form d[e]s griech[ischen] Lebens auffallend absticht; and[e]rs[ei]ts giebt sie sich als die Off[e]nb[a]r[un]g eines höhere[n] Lebens, 1348 „Gesch[ichte] der griech[isch-]röm[ischen] Philos[ophie] 33.“ am oberen Seitenrand [65rr]; „33.“ bezeichnet den Bogen. 1349 Über der Zeile mit Bleistift. 1350 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „gefährdete“. 209 das dem Sokr[ates] selbst wie etwas Dämonisches ers[c]hien. - V[on] d[ie]s[e]n beiden Eigenthüml[i]chk[ei]t[e]n geben Xen[ophon] u[nd] Plat[on] übereinstimmende Nachrichten. Schon s[eine] Silenengestalt, die Alkibiades bei Plat[on] u[nd] Sokr[ates,] s[e]lbst bei Xen[ophon] summarist[i]s[c]h schildert, mußte s[einen] Genius mehr verhüllen als zeigen. Seine katechet[ische] Frage u[nd] Gesprächw[ei]se ist eb[e]nf[a]lls nicht ästhet[i]sch schön: Er ist geneigt, die Idee d[e]s Schönen auf d[a]s Nützl[iche] zurückzuführen. Seine Gleichnisse v[on] Lasteseln, Schmi[e]d[en], Schustern etc. Anders[ei]ts aber ward Sokr[ates] ernst u[nd] nach innen gekehrt, so tief angeregt, d[a]ß er [,] in Nachsinnen versunk[en,] längere od[er] kürzere Z[ei]t ganz gleichgült[i]g geg[en] die Außenwelt u[nd] wie g[ei]st[e]sabwesend dastand. - Da er sich alle seine inner[en] Zustände u[nd] Regung[en] u[nd] Erk[e]n[n]tn[i]sse nicht aus s[einem] bewußt[en] G[ei]st[e]sleben erklären konnte, so entstand in ihm der Glaube an g[ö]ttl[iche] Off[e]nb[a]r[un]ge[n], deren er sich zu erfreu[en] habe, insb[e]s[ondere] an die Form ders[e]lb[en], die als sokratisches Dämonium bezeichnet wird. 4) Sokr[ates] war näml[ich] nicht blos üb[er]h[au]pt überzeugt, d[a]ß er im [65rl/ 65vr] Dienste der G[o]tth[ei]t stehe u[nd] wirke, sond[ern] er glaubte auch an besondere dämonische Einwirk[u]ng[e]n, die ihm zu Th[ei]l würden. Ueb[er] d[ie]s[e]s Sokratische δαιμόνιον sind nun die Ansicht[en] sehr verschieden.  1)  1351 Die Einen b[e]h[au]pt[e]n, er habe darunter ein[en] besond[eren] Genius od[er] Schutzgeist gemeint u[nd] erklären d[ie]se Annahme aus Schwärmerei  od[er] krankh[a]ft[e]r körp[e]rl[icher] Reizbark[ei]t -  1352 [.]  2)  1353 Andere erblicken 1354 in dem Vorgeben Dämonisch[er] Off[e]nb[a]r[un]g ein Erzeugniß polit[i]sch[er] Berechnung od[er] auch Sokrat[ische] Ironie. Eine An[n]ahme, die indeß ganz unvereinbar ist mit dem Tone, in dem Sokr[ates] bei Xen[ophon] u[nd] Plat[on] v[on] s[einen] dämonisch[en] Zeichen spricht u[nd] unvereinbar mit der Bedeut[un]g, die er ihm in den wicht[i]gst[en] Angeleg[e]nh[ei]te[n] beilegt. - Eb[e]nso wenig ist d[ie]se Annahme aus Schwärmerei od[er]  körp[er]l[icher]  1355 Reizbark[ei]t od[er] Krankhaft[i]gk[ei]t zu erklären, wonach Sokr[ates] fast wie ein Irrsinniger mit fixer Idee Behafteter erscheine - was doch sein[em] ganz[en] so[n]st[i]g[en] Thun u[nd] Wesen widerspricht.  3)  1356 Schleiermacher hat gezeigt, d[a]ß unter dem Daemonium im Sinne des Sokr[ates] kein Genius, kein 1357 bestimmtes persönl[iches] Wesen zu verstehen sey, 1351 Vor und unter der Zeile mit Bleistift. 1352 Über der Zeile. 1353 Vor der Zeile mit Bleistift. 1354 In der Zeile folgendes „d“ gestrichen. 1355 Über der Zeile. 1356 Vor der Zeile mit Bleistift. 210 sond[ern] nur unbestimmt eine dämonische Stimme, eine g[ö]ttl[iche] Off[e]nb[a]r[un]g. Es ist in keiner Stelle d[e]s Xen[ophon] od[er] Plat[on] wirkl[ich] v[on] dem Verkehr d[e]s Sokr[ates] mit eine[m] Dämon die Rede, sond[ern] immer nur v[on] ein[em] g[ö]ttl[ichen]  od[er] dämonisch[en]  1358 Zeichen, v[on] ein[er] Stimme, die Sokr[ates] vernehme, v[on] etwas Dämonische[m], das ihm widerfahre u[nd] ihm Manches kund thue. - Darin liegt zunächst doch nur, daß er sich ein[er] g[ö]ttl[ichen] Off[e]nb[arun]g in s[einem] Innern bewußt war od[er] zu seyn glaubte, über die Quelle d[a]g[e]g[en] od[er] die Person, v[on] der dies[e]lbe stamme 1359 , enth[a]lt[e]n alle d[ie]se Aussagen nichts. Und d[ie]se Unbestimmth[ei]t dürfte gerade zeigen, d[a]ß weder Sokr[ates] noch s[eine] Schüler sich eine bestimmtere Vorst[e]llung darüber gebild[e]t hätte[n]. G[e]g[e]nst[a]nd od[er] Inhalt d[ie]s[e]r Off[e]nb[a]r[un]g ist die Zweckmäßigk[ei]t od[er] Unzweckmäß[i]gk[ei]t gewisser H[a]ndl[u]ng[e]n hinsichtl[ich] des Erfolgs. Das dämonische Zeichen tritt dem Sokr[ates] th[ei]ls in der Ausfüh[run]g eigner Absicht[en] entgegen, th[ei]ls treibt es ihn [,] auch Andern für ihre Pläne ein[en] ungünst[i]g[en] Erfolg voraus zu sagen u[nd] davon abzurathen. D[a]g[e]g[en] ist nichts berichtet, d[a]ß ihm d[a]ss[e]lbe philos[ophische] Lehrsätze od[er] sittl[iche] Belehr[u]ng[e]n enth[a]lt[en] hätte, d[ie]s[e]s ganze Gebiet wird vielmehr ausdrückl[ich] v[on] Sokr[ates] aus der Sphäre g[ö]ttl[icher] Off[en]b[arun]g ausgeschloß[en] u[nd] der besonnene[n] menschl[ichen] Erwäg[u]ng zugewiesen. Das Daemonium ist also s[o] z[u] s[agen] ein inneres Orakel u[nd] wird v[on] Xen[ophon] u[nd] Plat[on] auch ausdrückl[ich] unter den allgem[einen] B[e]gr[i]ff der Weissag[un]g befaßt u[nd] der Wahrsag[un]g aus Opfer[n], Vögelflug gleich gesetzt.  4)  1360 Hienach dürfte d[a]s Daemonium auch nicht eig[e]ntl[ich] od[er] einzig nur auf d[a]s Gewissen od[er] Stimme d[e]s Gewiss[en]s zu b[e]z[ie]h[e]n sey[n] - da d[ie]s[e]s immer u[nd] wesentl[ich] sich auf sittl[iche] Besch[a]ff[e]nh[ei]t d[e]s Handelns b[e]z[ie]ht als Gesetz vor u[nd] als Richt[e]ri[n] nach den H[a]ndl[u]ngen. Das Daemonium aber b[e]z[ie]ht si[c]h prophetisch nur auf künft[i]g[e] H[a]ndl[u]nge[n] u[nd] hat h[au]ptsächl[ich] nur den Erfolg im Auge. D[ie]s[e]r ist sonst den M[e]nsch[en] verborgen, nur den Göttern off[e]nb[a]r. D[ie]s[e]s zu erfahr[en] ist Sache der [65vr/ 66rl] Mantik (nach Sokr[ates’] Ansicht) oder des Daemoniums; das sittl[iche] Handeln d[a]g[e]g[en] soll u[nd] kann d[u]rch d[a]s deutl[iche] Wissen 1361 bestimmt werden. Der Sokr[ates] Xen[ophons] s[a]gt geradezu, es sey verrückt, die 1357 „kein“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „keine“. 1358 Über der Zeile eingefügt. 1359 „stamme“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „Stamme“. 1360 Vor der Zeile mit Bleistift. 1361 „und“ in der Zeile gestrichen. 211 Orakel über solche Dinge befragen, üb[er] die man d[u]rch eignes Nachdenken sich unterrichten könne. Auch mit dem Glauben d[e]s Sokr[ates] an eine allgem[eine] g[ö]ttl[iche] Beruf[u]ng darf die dämonische Stimme nicht verwechselt werden; denn v[on] dem Daemon[ium] werden stets nur einzelne H[a]ndl[u]ng[e]n abgeleitet; es widerräth z. B. dem Sokr[ates] in einzelnen Fällen, abtrünnige Freunde wieder in s[eine] Gesellsch[a]ft aufzunehmen (Theaet[etos]). Wo es sich d[a]g[e]g[en] um den philos[ophischen] Beruf des Sokrates im Ganzen h[a]nd[e]lt, da wird d[ie]s[e]r nicht auf d[a]s Daemonium [,] sond[ern] allgemeiner auf die G[o]tth[ei]t zurückgeführt, welche dem Philosophen in verschied[ener] W[ei]se seine Pflicht einschärfe, u[nd] d[a]s Daemonische Zeichen wird nur als eine besond[ere] Unterstütz[un]g für d[ie]s[e]n Beruf betr[ach]tet, indem es näml[ich] dem 1362 Sokr[ates] abhielt, d[u]rch Beschäft[i]g[un]g mit der Politik seiner philos[ophischen] Bestimmung untreu zu werden. Außerdem st[e]ht d[ie]s[e]r Annahme auch Plat[ons] Angabe entg[e]g[en], d[a]ß d[a]s dämonische Zeich[en] nicht gebot[en,] sond[ern] nur abgemahnt habe.  5)  1363 Demgemäß ist also d[a]s Sokr[atische] Daemonium wohl h[au]ptsächl[ich] zu betrachten  als  1364 ein Vorgefühl üb[er] Zuträgl[i]chk[ei]t od[er] Schädlichk[ei]t gewisser H[a]ndl[u]ng[e]n, für die „innere Stimme individuell[en] Taktes“ (Hermann Platon[i]sm[us]), die sich d[u]rch Lebenserfahr[u]ng u[nd] S[c]harfblick gesteigert u[nd] d[u]rch s[eine] Selbstk[e]n[n]tn[i]ß u[nd] sein sicheres Bewußtseyn üb[er] d[a]s seiner Individualität Zuträgl[iche,] Angemessene ein[en] ungewöhnl[ichen] Grad v[on] Zuverläss[i]gk[ei]t erlangte; (das ist wenigste[n]s die natürl[iche] psycholog[ische] Erklär[u]ng). Im G[ei]ste s[einer] Z[ei]t mag sich dann dem Sokr[ates] d[a]ss[e]lbe in eine unmitt[e]lb[ar] für g[ö]ttl[ich] gehaltene Off[e]nb[arun]g verwandelt hatte 1365 . Man hat b[e]sond[ers] die Form hier betont u[nd] darin eine[n] Durchbruch d[e]s Subjectes mit s[einer] Gelt[u]ng erblickt; näml[ich] die obj[ectiv] b[e]st[e]h[e]nd[en] Orakel, Zeich[en] etc. werden hier in das Subj[ect] zurückgenommen; d[a]s äußerl[iche] Orakel wird zu einem inner[en], obwohl es da noch b[e]stimmt v[om] Geiste unterschieden wird. „Der Genius d[e]s Sokr[ates] ist nicht Sokr[ates] selbst [,] sond[ern] ein Orakel“, s[a]gt Hegel; „ein Wissen [,] das zugleich mit einer Bewußtlos[i]gk[ei]t verbunden ist.“ - 1362 Verschrieben; gemeint: den. 1363 Vor der Zeile mit Bleistift. 1364 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „für“. 1365 Verschrieben; gemeint: haben. 212 3) Die Philosophie des Sokrates. I) 1366 Philos[ophischer] St[a]ndp[u]nkt u[nd] Princip d[e]s Sokrates. Schon in d[ie]s[er] B[e]z[ie]h[u]ng scheint die Besch[a]ff[e]nh[ei]t uns[erer] Quell[en] entgegengesetzte Auffaß[u]ng[en] zu begründ[en] u[nd] zu fordern. W[ä]hr[en]d uns b[e]i Platon in Sokr[ates] 1367 der vollendete, in allen Zweigen des Wissens einheimische Denker entgegentritt, schildert uns Xen[ophon] in ihm weit weniger den Philosophen, als den schuldlosen [,] vortreffl[ichen] M[e]nsche[n], voll Frömmigk[ei]t u[nd] Lebensweish[ei]t. D[ie]s[e]m f[o]lg[en]d hat man d[a]h[er] den Sokr[ates] auch wohl als einen allen spekulat[iven] Fragen abholden populären Moralphilosoph[en] betrachtet [,] als ethisch[en] Jugenderzieher u[nd] Volksbildner. Allein [,] wäre er blos dabei stehen geblieb[en], so wäre die Wirkung unbegreifl[ich,] die er nicht blos auf unselbstständ[i]g[e] u[nd] unphilos[ophische] Köpfe, sond[ern] [66rl/ 66vr] auf die Talentvollsten u[nd] Wissenschaftlichsten unter seine[n] Zeitgenoßen geübt hat u[nd] wäre unerklärl[ich,] wie Plat[on] seine tiefst[en] philos[ophischen] Untersu[c]h[un]g[en] an seine Perso[n] anknüpfen mochte. Die blos practische Richt[un]g, der gemäß d[a]s Wissen dann nur Mittel für ihn seyn mußte, konnte schon d[e]ßh[a]lb b[e]i ihm nicht da sey[n] u[nd] genüg[en], da er s[e]lbst im Gebiet d[e]s Sittl[ichen] das Wissen h[au]ptsächl[ich] betonte. Dem Handeln legt er nur dann Werth bei, wenn es aus richt[i]g[em] Wissen hervorgeht, so d[a]ß ihm Vollkommenh[ei]t d[e]s Wissens Maaßstab für die Vollkommenh[ei]t d[e]s H[a]nd[e]lns ist u[nd] so der B[e]gr[i]ff d[e]s Wissens der höhere war. - Man darf also nicht b[e]h[au]pt[e]n, d[a]ß er nur pract[ischer] Sitte[n]lehrer war, ohne tieferes philos[ophisches] Interesse. 2) 1368 D[ie]s[e]s tiefere philos[ophische] Interesse bestand darin, d[a]ß er ebe[n] d[a]s wahre Wissen, das Wissen v[om] Wesen der Dinge zu suchen bemüht ist. Man kann sage[n], die Idee des Wissens bilde den Mittelp[u]nkt d[e]s Sokrat[ischen] Philosophire[n]s. D[ie]se Idee suchte er zu realisir[en], sie war also in ihm schon thätig, schon lebend[i]g u[nd] suchte nun vollkomme[nen] Ausdruck, Klarh[ei]t u[nd] damit auch Realis[iru]ng - dem subj[ectiven] Belieb[en] der Sophisten gegenüber [.] - (So wie er auch die obj[ective] Gilt[i]gk[ei]t der sittl[ichen] Gesetze ihnen gegenüber zu wahren suchte). D[ie]se Idee d[e]s Wissens, die in ihm leb[en]d[i]g war [,] b[e]stimmte ihn, das richt[i]ge [,] wahre Wissen in richt[i]g[en,] wahren B[e]griff[en] zu erblicken u[nd] also anzunehmen, nichts könne wahrhaft erkannt seyn od[er] werden, wenn es nicht 1366 In Entsprechung zur weiteren Nummerierung müßte hier „1)“ stehen. 1367 „als“ in der Zeile gestrichen. 1368 Ein korrespondierendes „1)“ ist unauffindbar. 213 auf s[einen] allgem[einen] B[e]gr[i]ff zurückgeführt u[nd] aus ihm heraus beurth[ei]lt wird.  Das Suchen der allgem[einen] B[e]gr[i]ffe od[er] des Wesens der Dinge bezeichnet Arist[oteles] als das eig[e]ntl[iche]  philos[ophische]  1369 Verdienst des Sokrates. Auch in den Gesprächen, die Xen[ophon] berichtet, geht er immer auf den B[e]griff, das τι ἐστι aus, um dieß zu bestimm[en]. Und bei Plat[on] bes[c]hreibt er s[eine] M[e]nsch[e]nprüf[un]g als ein διερωτᾶν τί λέγοιεν [,] d. h. er fragt nach dem Begr[i]ff dessen, was die Praktiker thun u[nd] die Dichter sagen. Daß er aber wie Plat[on] schon zw[i]s[c]h[en] ἐπιστημη und δοξα schon unterscheidete, läßt sich nicht b[e]h[au]pt[e]n, da wir d[a]s Platonis[c]he u[nd] d[a]s d[e]s Sokr[ates] nicht bestimmt ausscheid[en] können.  1370 Also statt der πραγματα waren nun die λογοι G[e]g[e]nst[a]nd der Forsch[u]ng, d[e]r Untersuch[un]g. D[a]d[u]rch h[au]ptsächl[ich] unterscheid[e]t sich jetzt die Philos[ophie] v[on] der früher[en] naturalist[ischen], die es einzig mit d[en] Erk[enn]t[n]ißobject[en] als solch[en] zu thun hat u[nd] schli[e]ßl[ich] eig[e]ntl[ich] d[u]rch d[en] b[e]ständ[i]g[en] Fluß, Veränd[e]r[un]g in d[er] Erk[e]n[n]tn[i]ß be[+++] wurd[e] - da der G[ei]st an d[a]s Obj[ect] hingegeben war u[nd] sich [n]i[c]ht selbst du[r]ch eig[ene] Gebilde, B[e]gr[i]ffe b[e]h[au]pt[e]n konnte [.] - 3)  Die früher[en] Philosoph[en] sch[on] d[em] Sinn mißtrau[en] etc.  1371 Die gewöhnl[iche] Vorst[e]ll[u]ngsw[ei]se nimmt die Dinge für das, als was sie sich der Wahrnehmung zunächst darstellen od[er,] wenn offenbare Widersprüche der Erfahr[u]ng dieß nicht gestatten, so hält sie sich an die Seite der Erscheinungen, welche auf den Beobachter gerade den stärksten Eindruck macht [.] - Dieß wird dann für das Wesen ders[e]lbe[n] erklärt u[nd] hieraus werden dann die weiteren Schlüsse gezogen [.] - So hatt[en] es auch die  bish[e]r[i]g[en] Phil[o]soph[en]  1372 gemacht - selbst wenn sie th[ei]lw[ei]se d[en] Sinnen Mißtrauen bezeugten u[nd] das Denken erhob[en], u[n]tersucht[en] sie doch das D[en]k[en] u[nd] die innere Welt d[e]s Bewußts[e]y[n]s, die Denkgebilde, den B[e]gr[i]ff [66vr/ 67rl] 1373 nicht genauer - u[nd] blieben so doch noch in Einseit[i]gk[ei]t u[nd] th[ei]lw[ei]se Ers[c]heinungsu[nd] Sinnendogmatismus befangen. D[ie]s[e]n hatte[n] die Sophisten wenigst[e]ns zerstört u[nd] ihrers[ei]ts zur Anerkennung gebracht, d[a]ß alle Wahrnehmung[en] blos relativ u[nd] subj[ectiv] wahr seyen, d[a]ß sie uns die Dinge nicht darst[e]ll[e]n wie sie sind [,] sond[ern] wie sie uns erscheinen [,] d[a]h[er] jeder B[e]h[au]pt[u]ng die ent- 1369 Über der Zeile. 1370 Einfügung am Seitenrand [66vl]. 1371 Über der Zeile mit Bleistift; „Und: “ in der Zeile mit Bleistift gestrichen. 1372 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „Sophisten“. 1373 „Gesch[ichte] der griech[isch-]röm[ischen] Philos[ophie] 34.“ am oberen Seitenrand [67rr]; „34.“ bezeichnet den Bogen. 214 gegengesetzte mit gleichem Rechte gegenüber trete, denn so gut für d[ie]s[e]n M[e]nsch[e]n u[nd] in d[ie]s[e]m Augenblicke d[a]s Eine wahr sey, eb[e]nso gut sey es für eine[n] Andern u[nd] 1374 in einem andern Zeitp[u]nkt ein Anderes. So urth[ei]lt nun allerdings auch Sokrates über den Werth der gemeinen Meinung; er zeigt allenth[a]lb[en], d[a]ß sie kein Wissen gewähre u[nd] sich in Widersprüche verwickle. Aber er schl[o]ß daraus nicht, wie die Sophisten, es sey üb[er]h[au]pt kein Wissen mögl[ich,] sond[ern] es sey nicht auf d[ie]s[e]m Wege mögl[ich]. Der Mehrzahl der M[e]ns[c]h[e]n fehlt ein wahres Wissen, weil sie sich an Voraussetz[u]ng[e]n halten, deren Wahrh[ei]t sie nicht geprüft haben, d[a]h[er] sie nur einseitig d[ie]se Eine od[er] andere Eig[e]nsch[a]ft der Dinge in’s Auge fassen, nicht ihr Wesen. D[ie]s[e]r Fehler ist nun zu verbessern, jeder G[e]g[e]nst[a]nd ist nach allen Seiten zu betrachte[n] u[nd] aus d[ie]s[e]r allseit[i]g[en] Betracht[un]g u[nd] Abwäg[u]ng sein wahres Wesen zu bestimmen - dann erhalten wir statt der unbewiesenen Vorst[e]ll[u]ng[e]n Begriffe, statt eines unmethodisch[en] u[nd] bewußtlosen Verfahrens kunstmäß[i]g[e] Untersuch[un]g, statt scheinbaren Wissens ein wahres. Also: Mit der gemeinen Erfahr[u]ng u[nd] Meinung wird hiemit gebrochen [.] - Denn mit der bish[e]r[i]g[en] Philosophie auch schon in sofern - als st[a]tt einseit[i]g[er] Betracht[un]g eine allseit[i]g[e] Beobacht[un]g, dialektis[c]he (d[u]rch G[e]g[e]nsätze hindurchgehende) Untersuch[un]g 1375 , eine methodis[c]he [,] ihrer Gründe bewußte Untersuch[un]g verlangt wird. 4) D[ie]s[e]s Princip (Gr[u]ndsatz u[nd] Methode)  Grundsatz [,] der die Methode b[e]stimmt  1376 hat für Sokrates nicht nur eine wiss[e]ns[c]h[aftliche,] sond[ern] auch zugleich unmittelbar sittl[iche] Bedeut[un]g - denn ein charakteristis[c]h[er] Zug d[e]s Sokr[ates] ist es ja, d[a]ß Sittliches u[nd] Wiss[e]nschaftl[i]ch[e]s nicht zu trenn[en] u[nd] weder wahres Wiss[en] ohne Tugend, noch Tugend ohne Wissen gedacht wird.  D[a]h[er] au[c]h die Meth[o]de beides zu erleucht[en] [*]  1377 Sokr[ates] wurde zugl[e]ich sittl[icher] u[nd] wiss[e]nsch[aftlicher] Reformator - sein Gr[u]ndgedanke war: Wiederherstell[u]ng des sittl[ichen] L[e]bens d[u]rch die Wiss[e]nsch[a]ft u[nd] d[ie]se beid[en] Elemente waren ihm so unzertrennlich verbunden, d[a]ß er dem Wissen keine[n] ander[n] G[e]g[e]nst[a]nd geben mochte als das menschl[iche] (ethische) Leben, wiederum für d[a]s Leben nur in der Wiss[e]nsch[a]ft Heil sah. D[a]d[u]rch hat er maßgebend auf die geist[i]g[en] Zustä[n]de seines Volkes u[nd] der M[e]ns[c]hh[ei]t eingewirkt. - In spät[e]r[en] J[a]hrhundert[en] setzte sich sogar die daraus hervorgeg[a]nge[ne] Philos[ophie] an die Stelle der gesunkenen Volksrel[i]g[io]n [,] reinigte das polytheist[ische,] aber- 1374 „für“ in der Zeile gestrichen. 1375 Schließende runde Klammer in der Zeile gestrichen. 1376 Über der Zeile mit Bleistift. 1377 In und unter der Zeile mit Bleistift eingefügt. 215 gläubische Bewußts[eyn] u[nd] brach der ch[ri]stl[ichen], monotheist[ischen] Weltreligion Bahn [.] 5)  a [)]  1378 Insofern  nun  1379 (dann) d[a]s philos[ophische] Intereße v[on] d[er] Außenwelt zum M[e]nsch[e]n u[nd] s[einer] ethis[c]hen Aufgabe sich hinwendet, [67rl/ 67vr] u[nd] insofern dem M[e]nsch[e]n nur das für Wahres und Verbindl[iches] gelten soll, v[on] dessen Wahrh[ei]t er sich s[e]lbst d[u]rch wiss[e]nsch[aftliche] Untersuch[un]g überzeugt hat - finden wir bei Sokr[ates] 1380 schon eine gewisse subj[ective] Wend[u]ng od[er] Vertiefung, die allerdi[n]gs erst in neu[erer] Z[ei]t zur besond[eren] philos[ophischen] Gelt[u]ng kam.  b)  1381 Indeß ist d[ie]se Sokrat[ische] Subjectivität nicht die subj[ective] Willkür der Sophisten. - Nur dieß liegt darin [,] d[a]ß der Einzelne sich s[eine] Ueberzeug[un]g selbst suche[n] muß, d[a]ß die Wahrh[ei]t nicht etwas Gegebenes ist [,] sond[ern] nur d[u]rch eigne Denkthätigk[ei]t gewonnen wird: Er verlangt, d[a]ß nicht den Auctorität[en,] s[o]nd[ern] den Gründ[en] geglaubt w[e]rde, d[a]ß die übl[ichen] Annahme[n] geprüft werden. - Aber er erklärt darum nicht, wie Protag[oras,] den M[e]nsch[e]n für d[a]s Maaß der Dinge, sond[ern] er ist überzeugt [,] d[a]ß d[u]rch deut[en]de Betra[c]ht[un]g der Dinge sich ein wahres Wissen gewinnen lasse.  c)  1382 Ferner sieht Sokrates den eig[e]ntl[ichen] G[e]g[en]st[an]d d[e]s Wissens im M[e]nsch[e]n, aber er will nicht die Willkür d[e]s Subjects zum Gesetz machen [,] sond[ern] dieselbe dem objectiven, in der Natur der Dinge u[nd] der sittl[ichen] V[e]rh[ä]ltn[i]ße liegenden Gesetz unterwerfen. Auch will er nicht Selbstgenügs[a]mk[ei]t d[e]s Weisen, wie spätere Philosophe[n], s[o]nd[ern] er hält in griechis[c]h[er] Denkw[ei]se am Staate fest u[nd] sieht seine nächste Pflicht in der Wirks[a]mk[ei]t für den Staat u[nd] die natürl[iche] Norm seines Verhalt[e]ns im Gesetz d[e]s Staates. Es ist also Apathie ebenso wie der Kosmopolitismus der spätern Stoiker ihm fremd. -  d)  1383 Hegel s[a]gt, in ihm sey die unendl[iche] Subjectivität, die Freih[ei]t d[e]s Selbstbewußtseyns aufgegangen - indeß ist dieß dahin zu modificir[en,] d[a]ß die Sokr[a]t[i]s[c]he Lehre in Vergleich mit den früher[en] Philos[ophen] eine Vertiefung d[e]s Subjectes zeigt, d[a]ß sie aber doch auch ein[en] objectiv[en] Charakter zeigt; es soll ein Wissen gewonne[n] werd[en,] das nicht blos dem Bedü[r]fniß d[e]s Subjects entspricht; das nicht blos für d[a]s Subject wahr ist. 1378 Unter und vor der Zeile mit Bleistift. 1379 Über der Zeile. 1380 „all[e]rdi[n]gs“ in der Zeile gestrichen. 1381 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 1382 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 1383 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 216  e)  1384 Vollstä[n]d[i]g entwick[e]lt ist d[ie]s[e]s Princip in Sokr[ates] allerdings noch nicht. Er hat zwar den B[e]gr[i]ff aufg[e]st[e]llt [,] d[a]ß nur d[a]s Wissen um den B[e]gr[i]ff ein wahres Wiss[en] sey - zur systemat[ischen] Darst[e]ll[un]g der 1385 an u[nd] für sich wahr[en] B[e]gr[i]ffe ist er aber nicht fortgeg[a]ngen [.] - Insofern es Sokr[ates] h[au]ptsächl[ich] um Bild[un]g d[e]s M[e]ns[c]h[e]n, nicht um die Darst[e]ll[un]g eines Systems zu thun ist, ist bei ihm die B[e]stimmung d[e]s Weges [,] der zur Wahrh[ei]t führt, die philos[ophische] Methode die H[au]ptsache. 2. Die philosophis[c]he Methode.  a)  1386 D[a]s Eig[e]nthüml[iche] des Sokrat[ischen] Verfahrens b[e]st[e]ht im Allgem[einen] darin, d[a]ß der B[e]g[ri]ff hier aus der gewöhnl[ichen] Vorst[e]ll[un]g allmähl[i]g gewonnen od[er] entwickelt wird u[nd] d[a]ß and[e]rs[ei]ts noch nicht über die B[e]griffsbild[un]g u[nd] wiss[e]nsch[aftliche] Uebung d[e]s Einzeln[en] [67vr/ 68rl] 1387 zur systemat[ischen] Darst[e]ll[u]ng hinausgeg[a]ng[e]n ist. - Das Princip begriffl[ichen] Erkennens tritt hier nun erst als Ford[e]r[u]ng auf, d[a]h[er] ist einers[ei]ts zwar d[a]s Bewußts[e]y[n] seiner Nothw[e]nd[i]gk[ei]t vorhanden u[nd] wird Einsicht in d[a]s Wesen der Dinge gesucht, anders[ei]ts aber bleibt das Denken doch bei d[ie]s[e]m Suchen st[e]h[e]n u[nd] kann sich noch nicht zu einem System objectiv[en] Wissens ausgestalten.  b)  1388 Auch ist das epagogische  inductive  1389 Verfahren [,] als dessen Urheber Aristot[eles] den Sokr[ates] bezeichnet [,] noch nicht genauer theoretis[c]h ausgebildet u[nd] begründet. Nur im Allgem[einen] wird v[on] Sokr[ates] gefordert [,] d[a]ß Alles auf seine[n] b[e]stimmt[en] B[e]gr[i]ff gebracht werde, die Art u[nd] W[ei]se [,] wie d[ie]s[e]s zu ges[c]hehen hat [,] wird noch nicht näher ang[e]geb[en]  Factisch all[e]rdi[n]gs gezeigt  1390 . Nur eine[n] allgem[einen] Gr[u]ndsatz berichtet Xen[ophon] Mem[orabilia] IV 6 [,] der einer logisch[en] Gr[u]ndregel ähnl[ich] erscheint, näml[ich] d[a]ß sich die dialekt[ische] Untersuch[un]g an d[a]s allgemei[n] Zugestandene halten müße (g[e]g[en] den Skepticis[m]us [*]). 1384 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 1385 „der“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „d[e]s“. 1386 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1387 „b)“ vor der Zeile mit Bleistift; danach mit Bleistift gestrichen. 1388 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1389 Über der Zeile. 1390 Über der Zeile mit Bleistift. 217  c)  1391  (Inhaltlich)  1392 Sokr[ates] dringt nun vor Allem auf Selbstprüf[u]ng [,] Selbstkenntn[i]ß, die uns zeigen soll [,] was wir wirkl[ich] wisse[n] u[nd] was nicht [,] sond[ern] nur zu wiss[en] meinen; eb[e]nso ist für uns[er] pract[i]s[c]h[e]s V[e]rh[a]lt[e]n nothw[e]nd[i]g, d[a]ß wir uns bekannt mache[n] mit dem Zustand unsres Innern, unsres Wissens u[nd] Könnens, mit uns[ern] Mängeln u[nd] Bedürfniss[en].  d)  1393 Da sich nun bei d[ie]s[e]r Selbstprüf[u]ng herausstellte, daß  sein  1394 wirkl[iches] Wissen der Idee d[e]s Wissens nicht entspreche, so ist dem Sokr[ates] d[a]s nächste Ergebniß jenes Bewußtseyn d[e]s Nichtwissens, das er für die einzige Weish[ei]t erklärt. D[a]h[er] b[e]h[au]pt[e]te er, ein Wissen nicht zu besitzen u[nd] wollte d[a]h[er] auch nicht lehren [,] sond[ern] gemeinsam mit s[einen] Freund[en] fors[c]hen u[nd] lernen.  α [)]  1395 Aber nicht skept[ische] Läugnung d[e]s Wissens ist d[ie]s[e]s Bek[e]n[n]tn[i]ß der Unwiss[e]nh[ei]t, sond[ern] will nur üb[er] s[einen] persönl[ichen] Zustand etwas aussagen [.] -  β)  1396 Auch bloße Ironie od[er] B[e]scheid[e]nh[ei]t ist d[ie]s[e]s Bek[e]n[n]tn[i]ß nicht, denn es entspricht dems[e]lb[en] in d[er] That der Zustand d[e]s Sokr[ates]. Er wußte nichts [,] insofern er die höhere Wahrh[ei]t erst suchte u[nd] noch keine ausgebildete Theorie besaß u[nd] d[a]h[er] keine festen Lehrsätze. Er war der Erste [,] der d[ie]se neue Richt[un]g  einschlug u[nd]  1397 [*] u[nd] das bisher[i]g[e] Wissen als unwahres erkannte [,] ohne selbst schon das wahre errung[en] zu hab[en]. D[a]h[er] wohl d[a]s Gefühl od[er] Bewußts[eyn] der Unwiss[e]nh[ei]t in ihm entsteh[en] konnte.  e)  1398 In B[e]zug auf d[ie]s[e] Unbestimmth[ei]t d[e]s Wiss[en]s od[er] d[ie]s[e]n 1399 Mangel eines fest[en] I[n]halts d[e]s Wissens, sowie in B[e]zug auf d[en] G[e]g[en]s[a]tz g[e]g[en] d[ie] bish[erige] Philos[ophie] war er d[a]h[er] allerdings den Sophisten einigermass[en] verwandt.  Auch [***]  1400 V[on] d[ie]s[e]n Physikern glaubte er, d[a]ß sie die Grenz[en] der m[e]ns[c]hl[ichen] Erk[e]n[n]tn[i]ß mit ihr[er] Forsch[u]ng übers[c]hreit[en] wolle[n]. Di[e]ß gehe [,] meinte er [,] schon aus dem 1391 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1392 Über der Zeile mit Bleistift. 1393 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1394 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „d[a]s“. 1395 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1396 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1397 Über der Zeile. 1398 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1399 „d[ie]s[e]n“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „d[ie]s[e]s“. 1400 Über der Zeile mit Bleistift. 218 Widerstreite ihrer Ansicht[en] hervor. Das Sey[en]de = Einheit [,] dann = unendl[iche] Vielh[ei]t; Alles u[nd] wieder Nichts bewege sich; - Alles u[nd] wieder Ni[c]hts [en]tstehe u[nd] vergehe [.] - [68rl/ 68vr]  β)  1401 Während aber die Sophisten auf d[ie]se Wahrnehmung d[e]s Widerstreites der früh[eren] Philosoph[en] das Nichtwiss[en] z[um] Princip machten u[nd] die Bezweifl[un]g aller Wahrh[ei]t für die höchste Weish[ei]t nahmen, hält Sokr[ates] die Ford[e]r[u]ng d[e]s Wissens u[nd] die Mögl[i]chk[ei]t dess[e]lb[en] fest u[nd] betrachtet die Unwiss[e]nh[ei]t als zu beseitigendes Uebel.  f)  1402  α)  1403 Das Sokratische Nichtwissen fordert d[a]h[er] zur Aufheb[u]ng der Unwiss[e]nh[ei]t auf u[nd] 1404 fordert d[a]h[er] Suchen der Wahrh[ei]t od[er] des wahren Wissens. Und da d[ie]s[e]s wahre Wissen nicht vollstä[n]d[i]g gefund[en], die Idee d[e]s Wissens nicht als realisirt empfund[en] wird [,] so 1405 wird nicht im Lehrton vorgetragen [,] sond[ern] in dialogischer Form, in gemeinsa[mem] Gespräch untersucht.  β [)]  1406 Die Gesprächführ[u]ng hat d[a]h[er] bei Sokr[ates] nicht blos pädagog[ische] Bedeut[un]g, um zu überführ[en], zu widerleg[en] od[er] Hebammendienste bei geist[i]g[er] Entbind[un]g d[e]r Ged[an]k[en] zu leisten (Theaet[etos]) [,] sond[ern] sie ist ihm selbst Bedürfniß u[nd] s[einem] thatsächl[ichen] Zustand angemessen. -  γ)  1407 Insofern d[a]zu Andere nothw[en]d[i]g sind [,] wird d[a]s Philosophir[en] zugl[e]i[c]h Umgang u[nd] sittl[iches] Verhalten u[nd] w[e]rd[en] Alle d[u]rch die gemeinsame geist[i]g[e] Liebe zur Wahrh[ei]t im Gefühl ihrer B[e]dürft[i]gk[ei]t  Gem[e]ins[am]k[ei]t d[e]s Leb[en]s  1408 zusamme[n]geführt, d[u]rch d[en] Eros.  δ)  1409 Insofern dann die Andern [,] mit denen Sokr[ates] in Gespräche sich einläßt, d[a]s Wissen wirkl[ich] zu besitz[en] wähnen u[nd] dann d[u]rch die Frag[en] d[e]s Sokr[ates] dahi[n] gebracht w[e]rd[en], statt s[eine] eigne Unwiss[e]nh[ei]t zu hab[en,] nur ihre noch größere Unwiss[e]nh[ei]t an den Tag zu bringen, entst[e]ht die Sokratische Ironie. 1401 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt; korrespondierendes „α)“ ist unauffindbar. 1402 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1403 Vor und unter der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1404 „d[a]h[er]“ in der Zeile gestrichen. 1405 „lehrt“ in der Zeile gestrichen. 1406 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1407 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1408 Über der Zeile. 1409 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 219  g)  1410 Darunter ist nicht blos eine Manier der Conversatio[n], noch weniger eine blos spott[en]de Herablass[un]g zu verstehen od[er] gemachte Unbefang[e]nh[ei]t, die den Andern darum etwa aufs Eis führt, um sich an seinem Falle zu erlustigen. Ihr Wesen b[e]st[e]ht h[au]ptsächl[ich] darin, d[a]ß Sokr[ates] ohne eignes posit[ives] Wissen u[nd] getrieb[en] vom Bedürfniß des Wissens, sich an Andere wendet, um v[on] ihnen zu lernen [,] was sie wissen, dabei aber unter dem Versuch dieß auszumitteln auch ihnen ihr vermeintliches Wissen in der dialektischen Analyse ihrer Vorst[e]ll[u]ng[e]n zerrinnt.  h)  1411 Dabei mußte allerdings Sokr[ates,] wenn er auch keines wirkl[ichen] Wissens sich bewußt war, 1412 doch wenigst[e]ns die Idee u[nd] Methode des wahren Wissens zu besitzen glauben, weil er ohne d[ie]se Ueberzeug[un]g weder seine eigne Unwiss[e]nh[ei]t bekennen noch auch fremde hätte aufdecken können; denn beides war nur d[a]d[urc]h mögl[ich,] daß er das gehobene Wissen mit der  in  1413 ihm lebend[en] Idee des Wissens zusammenhielt.  Das Eine trieb ihn - das Andere macht ihm Forsch[un]g mögl[ich.]  1414  i)  1415 Aus beid[em], dem Nichtwiss[en] bei vorhand[ener] Idee des Wiss[en]s ging dann [68vr/ 69rl] 1416 für ihn die Aufford[e]r[u]ng hervor, nach Verwirklich[un]g d[ie]s[e]r Idee zu streben, u[nd] da ihm Verwirklich[un]g ders[e]lb[en] nur da erschien, wo der Begriff errunge[n] u[nd] das Wiss[en] dann v[om] Begriffe ausgeht, so mußte er auf Begriffsb[i]ld[un]g dringen, die d[u]rch die Induction (Aristot[eles])  erzielt wird  1417 [,] die üb[ri]g[en]s nicht ganz genau mit der neu[en] Induction übereinstimmt [,] sond[ern] mehr doch Abstraction ist. - Für einzelne Fälle suchte er d[a]s Allgemeine u[nd] Wesentl[iche]. Dabei ging er v[on] den allergewöhnlichste[n] Vorst[e]ll[u]ng[en] aus, begann mit Beisp[ielen] aus dem tägl[ichen] Leben, mit bekannten u[nd] allgem[e]i[n] anerkannten Sätzen u[nd] geht bei streitig[en] Punkten immer wieder auf solche Instanzen zurück. - Um zum Ziel zu kommen [,] werden namentl[ich] auch die (negat[iven])  entgegengesetzt[en]  1418 Instanzen zusammenge- 1410 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1411 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt; „h)“ ersetzt dabei zuvor ebenfalls mit Bleistift an den Zeilenanfang gesetztes und danach mit Bleistift gestrichenes „g)“. 1412 „so“ in der Zeile gestrichen. 1413 Über der Zeile. 1414 Randbemerkung am Seitenrand [68vl] mit Bleistift. 1415 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1416 „Gesch[ichte] der griech[isch-]röm[ischen] Philos[ophie] 35.“ am oberen Seitenrand [69rr]; „35.“ bezeichnet den Bogen. 1417 Über der Zeile. 1418 Über der Zeile. 220 stellt, um die vers[c]hied[enen] Erfahr[u]ng[en] durcheinander zu berichtig[en] u[nd] zu ergänzen (d[u]rch G[e]g[e]nsätze hind[u]rch zu führ[en]). Z. B. B[e]gr[i]ff der Ungerecht[i]gk[ei]t. Ungerecht [,] s[a]gt Euthydem, ist derj[enige,] welcher lügt, betrügt, raubt u.s.w. Allein Feinde, wendet Sokr[ates] ein [,] darf man belügen etc. Also [,] näher zu bestimm[en]: Ungerecht ist [,] wer sei[nen] Freund[en] dieß zufügt. Aber auch dieß ist zuläss[i]g unter Umständ[en,] z. B. ein Feldherr h[a]nd[e]lt nicht ungerecht, w[e]nn er sein Heer d[u]rch eine Lüge ermuthigt, ein Vater, wenn er sein[em] Kinde die Arznei d[u]rch Täusch[un]g beibringt, ein Freund, der d[em] Freunde die Waffe entwendet [,] mit der er sich ermorden will. Also: Ungerecht ist, wer seine Freunde betrügt, um ihnen zu schaden. Es soll der B[e]gr[i]ff d[e]s Herrschens gefund[en] werden. Für einen Herrscher hält die gewöhnl[iche] Meinung jeden, der die Macht hat zu befehlen. Aber d[ie]se Macht, bem[e]rkt Sokr[ates], räumt man auf ein[em] S[c]hiff nur dem Steuermann ein, in ein[er] Krankh[ei]t nur dem Arzt, üb[er]h[au]pt in allen Fällen nur den Sachverständ[i]g[en]; ein Herrscher ist also nur der, welcher d[a]s nöth[i]g[e] Wissen besitzt, um zu herrschen (Memor[abilia]). In gleicher W[ei]se zergliedert Sokr[ates] d[u]rchweg die Vorst[e]ll[u]ng[e]n seiner Mitunterredner. Er erinnert an die verschieden[en] Seiten jeder Frage, macht den Wid[e]rsp[ru]ch [,] in dem eine Vorst[e]ll[un]g mit sich selbst od[er] mit andern Vorst[e]ll[un]g[en] steht, bemerkl[ich], sucht Annahmen, welche aus einseit[i]g[er] Erfahr[u]ng abgeleitet sind, d[u]rch Erfahr[u]ng[e]n anderer Art zu berichtigen, zu vervollständ[i]g[en]. D[u]rch d[ie]s[e]s Verfahren stellt es sich heraus, was zum Wesen jedes G[e]g[e]nstand[e]s gehört u[nd] was nicht - aus den Vorst[e]ll[u]ng[e]n werden die B[e]gr[i]ffe entwickelt.  k)  1419 Auch für die Beweisführ[u]ng sind die 1420 B[e]gr[i]ffsbestimmung[en] die H[au]ptsache. Es wird dabei auf den B[e]gr[i]ff der Sache zurückgeg[a]ng[e]n, um die es sich handelt, u[nd] weist nach, was in 1421 gegebenen Fall daraus folgt. Alles soll da an dem B[e]gr[i]ff gemessen u[nd] aus ihm entschieden werden (NB [: ] Ansatz zur B[e]gr[i]ffserstarr[u]ng u[nd] Formelw[e]rk) [.] Was die G[e]g[e]nst[ä]nde betrifft, an denen d[ie]se Methode geübt wird [,] sind bei Xenoph[on] sehr verschiedene, über d[a]s Wesen der Tugend, die Pflicht[en] der M[e]nsch[e]n, Daseyn der Götter, Streitreden mit d[en] Sophist[en], Rathschläge verschied[ener] Art für Freunde u[nd] Bekannte [.] - Wie Platon später i[n] all[en] Ding[en] w[+++]thafte B[e]gr[i]ffe, Ideen annahm, so führt Sokr[ates] Alles auf d[en] B[e]gr[i]ff zurück. Als eig[e]ntl[ichen] G[e]g[en]st[an]d aber betrachtet er d[a]s Thun u[nd] Lassen der M[e]nsch[en]. 1422  Wie d[a]h[er] der allgem[einen] Form nach 1419 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1420 „Beweisführ[u]ng[e]n“ in der Zeile gestrichen. 1421 Verschrieben; gemeint: im. 1422 „D[a]h[er]“ in der Zeile gestrichen. 221 s[eine] Philos[ophie] Dialektik ist, so dem I[n]h[a]lte nach, in ihrer concret[en] Anw[en]d[un]g [,] Ethik. -  1423 [69rl/ 69vr] 3) Sokratische Lehre ihrem Inhalte nach. I [.] Ethik. 1)  a)  1424 Xenoph[on] s[a]gt: Sokr[ates] redete nicht v[on] d[er] Natur des All’ wie die meisten Andern, er fragte nicht nach dem Wesen der Welt u[nd] den Gesetzen der Himmelserscheinu[n]g[en], er erklärte im G[e]g[e]nth[ei]l für eine Thorh[ei]t, solchen Dingen nachzufors[c]hen, weil es verkehrt sey, über das Göttl[iche] nachzugrübeln [,] ehe man d[a]s Menschl[iche] genau kenne, denn: weil schon die Uneinigk[ei]t der Physiker beweise, d[a]ß der G[e]g[en]st[an]d der Untersuch[un]g[en] d[a]s [men]schl[iche] Erk[e]n[n]tn[i]ßvermög[en] übersteige u[nd] endl[ich] weil d[ie]se Untersuch[un]g[en] ohne all[en] prakt[i]sch[en] Werth seyen. Auch Geometrie u[nd] Astron[omie] führt Sokr[ates] bei Xen[ophon] auf d[a]s Maaß d[e]s unmittelb[aren] Gebrauchs, auf die Wiss[e]nsch[a]ft der Feldmeßer u[nd] Steuermänner zurück. Alles weiter Gehende in d[ie]s[er] B[e]z[ie]h[un]g hält er für unnütze Zeitverschw[e]nd[un]g, ja für gottlos, denn, s[a]gt er, die M[e]nsche[n] könn[en] den Ku[n]st-Werken der Götter doch nicht auf die Spur kommen u[nd] die Götter wollen auch  off[en]bar  1425 nicht, d[a]ß sie sich deß[en] unterstehen [.] D[a]h[er] dann auch bei derart[i]g[en] Versuche[n] nur Ungereimtheit[en] wie die d[e]s Anaxag[oras] zum Vorschein komm[en] (z. B. d[a]ß die Sonne ein feuriger Stein sey.).  b)  1426 Geg[e]n d[ie]se Xen[ophonische] Darst[e]ll[un]g hat man freil[ich] in neu[erer] Z[ei]t Einsprache erhoben als geg[en] fals[c]he od[er] übertriebe[ne.] Xen[ophon] selber berichte [,] d[a]ß er der Natur Aufm[e]rks[am]k[ei]t zuwendete u[nd] sie teleologis[c]h betrachtete [,] um die Idee ihrer Gesetzmäßigk[ei]t zu gewinnen. In d[ie]s[er] teleolog[ischen] Betr[a]cht[un]g liege schon der G[e]d[a]nke v[on] ein[em] allgem[einen] Verbreitetsey[n] der Intelligenz in der Natur - u[nd] liege, d[a]ß er ein Princip 1427 absoluter Harmonie 1428 der Natur u[nd] des M[e]nsch[e]n annahm u[nd] ein solches Seyn des M[e]nsch[e]n in der Natur, wod[u]rch er Mikrokosmus wird. - Auch Platon bezeuge (Phaedr[os], Rep[ublik] u[nd] Phileb[os]) [,] 1423 In der Zeile und am Seitenrand [69rr] eingefügt. 1424 Unter der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1425 Über der Zeile eingefügt. 1426 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 1427 „(in der Natur)“ in der Zeile gestrichen. 1428 „in“ in der Zeile gestrichen. 222 d[a]ß Sokr[ates] nicht die Physik üb[er]h[au]pt [,] sond[ern] nur die gewöhnl[iche] B[e]h[a]ndl[u]ng ders[e]lb[en] angenomme[n] habe. -  c)  1429 Indeß s[a]gt außer den ob[i]g[en] klar[en] Stell[en] auch noch Aristot[eles], d[a]ß Sokr[ates] keine naturwiss[enschaftliche] Forsch[un]g getrieb[en] habe, er steht also auf Seite Xenoph[ons]. - Zudem bekennt auch Plat[on] selbst d[u]rch den Timaeos wenigst[en]s mitt[e]lb[a]r [,] d[a]ß Sokr[ates] die Naturforsch[un]g fremd war (hier näml[ich] legt er ein[em] Pythag[oreer] die H[au]ptrolle bei). - Und wenn er ihm sonst naturphilos[ophische] Sätze in den Mund legt, so läßt sich nicht beweis[en], d[a]ß d[ie]se Aeuß[e]r[u]ng[en] als streng geschichtl[iche] zu betracht[en] sey[en] u[nd] die Stelle im Phaedon s[a]gt i[m] Wes[en]tl[ichen] dass[e]lbe aus, was die teleolog[ische] Naturbetr[ac]ht[un]g bei Xenoph[on].  NB [: ] Bei Sokrates Keim wahrer (idealer) Naturphilosophie - die früh[eren] Philosoph[en] mehr Natur  wiss[e]nsch[a]ft  1430 i[m] neu[en] Sinne  1431  d)  1432 Es war ab[er] d[em] Sokr[ates] zunächst nur um Bild[un]g u[nd] Erz[ie]h[un]g d[e]s M[e]nsch[en] zu thun d[u]rch d[a]s Wiss[en], d[a]h[er] wandte er si[c]h einfach der Erforsch[un]g d[e]s M[en]sch[en] zu u[nd] betr[ac]htete die N[a]tur nur  nach ihr[em] Nutz[en] für d[en] M[e]nsch[en]  1433 [,] obwohl die teleol[ogische] B[e]t[rac]ht[un]g ein Keim für Naturphil[o]s[ophie] ist.  nach ihr[em] Nutz[en] für d[en] M[e]nsch[en]  1434 [69vr/ 70rl] 2) In der Ethik selbst sind es üb[ri]g[en]s auch nur wenige philos[ophische] B[e]gr[i]ffe, die dem Sokr[ates] mit Sich[e]rh[ei]t zugeschrieben werden können [.] - Die H[au]ptsache ist hier, d[a]ß er d[a]s sittl[iche] Handeln üb[er]h[au]pt auf das Wissen zurückzuführen suchte -  in Bet[re]ff  1435 der einzeln[en] sittl[ichen] Thät[i]gk[ei]t[e]n u[nd] Verh[ä]ltn[i]sse  begreift  1436 er sich  mit  1437 Beruf[u]ng auf b[e]st[e]h[e]nde Sitte.  a)  1438 Das allgem[eine] Princip der Ethik d[e]s Sokr[ates] spricht der Satz aus, d[a]ß alle Tugend im Wissen b[e]stehe. (Arist[oteles] Eth[ica] N[icomachia] VI 13) [(] Xen[ophon] Mem[orabilia] III 9. Plat[on] Lach[es] Euthyd[em]) [.] D[ie]se An- 1429 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 1430 Über der Zeile mit Bleistift als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „forsch[un]g“. 1431 Randbemerkung am Seitenrand [69vl] mit Bleistift. 1432 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 1433 Randbemerkung am Seitenrand [69vl]. 1434 Randbemerkung am Seitenrand [69vl]. 1435 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „bei“. 1436 Über der Zeile mit Bleistift als Ersatz für in der Zeile mit Bleistift eingeklammertes „beruhigt“. 1437 Über der Zeile mit Bleistift als Ersatz für in der Zeile mit Bleistift eingeklammertes „bei“. 1438 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 223 sicht steht mit dem ganzen Streben d[e]s Sokr[ates] in genauen 1439 Zusammenh[a]ng, die Sittl[i]chk[ei]t d[u]rch d[a]s Wissen wiederherzustellen u[nd] tiefer zu begründen. Der Skepsis gegenüber hielt näml[ich] die herkömml[iche], auf Auctor[ität] u[nd] Gewöhnung beruhende Rechtschaff[e]nh[ei]t nicht mehr Stand [.] D[a]h[er] eine wahrhafte Sittl[i]chk[ei]t nur d[u]rch klares [,] sicheres Wissen [,] d[u]rch klare [,] feste Grundsätze erzielt werden soll.  (Wie gegenwärt[i]g)  1440  b)  1441 Aber einige Einseit[i]gk[ei]t findet sich bei Sokr[ates] freil[ich]: Das Wissen ist ihm nicht blos eine unerläßl[iche] Beding[un]g u[nd] ein Hülfsmittel wahrer Sittl[i]chk[ei]t [,] sond[ern] unmitt[e]lb[a]r d[a]s Ganze ders[e]lb[en], u[nd] wo d[a]s Wissen fehlt [,] wird nicht blos unvollkomme[ne] Tugend [,] sond[ern] gar keine anerkannt. - Plat[on] u[nd] Aristot[eles] hab[en] d[ie]se Einseit[i]gk[ei]t verbessert.  c)  1442 Sokr[ates] begründet seine Ansicht so, d[a]ß er geltend macht, ohne ein richt[i]g[e]s Wissen sey kein richt[i]g[es] H[a]nd[e]ln mögl[ich], d[a]ß d[a]g[e]g[en] überall [,] wo d[a]s Wissen ist, d[a]s richt[i]g[e] H[a]nd[e]ln sich v[on] s[e]lbst ergebe. - Keine Thätigk[ei]t u[nd] kein Besitz gereiche uns näml[ich] zum Nutzen, wenn sie nicht d[u]rch die Einsicht auf d[a]s richt[i]g[e] Ziel gelenkt werden. D[a]g[e]g[en] thue Jedermann doch nur das, wovon er glaubt, d[a]ß es für ihn gut sey, das Wissen sey immer das Stärkste u[nd] könnte nicht v[on] d[er] Begierde überwältigt werden, es sey Niemand freiwillig böse.  So führte er  1443 Was die Tugend der Tapf[e]rk[ei]t  insb[e]s[ondere]  1444 betr[i]fft, so führte er in d[ie]s[er] B[e]z[ie]h[un]g an, daß in allen Fällen derj[enige], der die wahre Beschaff[e]nh[ei]t einer Gefahr u[nd] die Mittel kennt, ihr zu begegnen [,] mehr Muth habe, als wer sie nicht kennt.  d)  1445 Demgemäß definirt dann Sokr[ates] auch die Tugend[en] so, d[a]ß sie sämmtl[ich] in einem Wissen b[e]stehen u[nd] sich nur nach dem G[e]g[en]st[an]d d[e]s Wissens unterscheiden. Fromm ist derj[enige,] welcher weiß [,] was den Göttern  ,  1446 gerecht [,] derj[enige,] welcher weiß [,] was den M[e]nsch[en] gegenüber recht ist, tapfer der, welcher  Gefahren richt[i]g zu b[e]h[a]nd[e]ln weiß, besonnen u[nd] weise der [,] welcher  1447 d[a]s Edle u[nd] Gute zu gebrauchen, d[a]s Schlechte zu meiden weiß. - Alle Tug[e]nd[en] kommen d[a]h[er] auf Weish[ei]t od[er] Wissen zurück (  diese  1448 beiden fall[en] ihm in Eins zusammen). Die gewöhnl[iche] Mei- 1439 Verschrieben; gemeint: genauem. 1440 Randbemerkung am Seitenrand [70rr] mit Bleistift. 1441 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 1442 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 1443 Über der Zeile mit Bleistift. 1444 Über der Zeile eingefügt. 1445 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 1446 Einfügung in der Zeile mit Bleistift. 1447 Einfügung am Seitenrand [70rr]. 1448 Über der Zeile. 224 nung, welche viele u[nd] verschied[ene] Tug[e]nd[e]n annimmt [,] ist  ihm  1449 unricht[i]g, die Tug[e]nd] ist in Wahrh[ei]t nur Eine -, auch bei Verschied[en]h[ei]t der Persone[n], Lebens-Alter u[nd] Geschl[e]cht[e]r, da all[e]nth[a]lb[e]n nur Eines es seyn kann [,] was ihre H[a]ndl[u]ngsw[ei]se tug[e]ndh[a]ft macht; u[nd] bei allen muß die gleiche Anlage z[ur] Tug[e]nd vorausgesetzt werden.  e)  1450 Und es kommt d[a]h[er] vor Allem drauf an [,] d[ie]se Anlage d[u]rch Unterr[i]cht auszubilden. Und da nichts ein größeres Hinderniß d[e]s wahren Wissens ist als das eingebild[e]te Wiss[en,] so ist in sittl[icher] Hinderniß 1451 eb[e]nf[a]lls nichts nothw[en]d[i]g[e]r als Selbsterkenntn[i]ß, ob man näml[ich] wahres Wiss[en] b[e]sitze od[er] nur scheinbares, damit der Schein zerstört u[nd] d[a]s wahre Wiss[en] erlangt werde. [70rl/ 70vr]  f)  1452 Das Wissen demnach ist die Wurzel alles sittl[ichen] H[a]nd[e]l[n]s [,] die Unwiss[e]nh[ei]t der Grund aller Fehler. Und s[e]lbst wenn es mögl[ich] wäre, meint Sokr[ates], wiss[e]ntl[ich] Unrecht zu thun, so wäre dieß noch besser [,] als wenn es aus Unwiss[e]nh[ei]t geschieht, denn  in  1453 d[ie]s[e]m 1454 Fall fehlt die erste Beding[un]g des Rechtthuns, die sittl[iche] Gesinnung, in jenem d[a]g[e]g[en] wäre sie vorhanden u[nd] der H[a]nd[e]lnde würde ihr nur vorübergeh[en]d untreu.  II [)]  1455  Inhalt d[e]s Wisse[n]s: B[e]gr[i]ff d[e]s sittl[ichen] Handelns  1456 Es fragt sich nun, welches ist der Inhalt d[ie]s[e]s Wissens?  a)  1457 Im Allgemeine[n] antwortet hierauf Sokr[ates: ] das Gute. Tugendhaft, 1458 gerecht, tapfer etc. ist der, welcher weiß [,] was gut u[nd] recht ist. Das Gute ist eig[e]ntl[ich] das Wissen in practis[c]h[er] Anwend[un]g, ist das dem Begriff der Sache gemäße, entsprech[en]d[e] Handeln u[nd] d[a]s Gute dann eig[e]ntl[ich] ist der Begriff [,] insofern er als Zweck gedacht wird. - Und über d[ie]se allgem[einen] Bestimmung[en] kam Sokr[ates] auch nicht hinaus, etwa zu ei[nem] System einzelner Bestimmung[en].  D[a]h[er] pract[ische] Ford[erun]g b[e]gr[i]ffsmäß[i]g[e]s H[a]nd[e]l[n]  1459 1449 Über der Zeile mit Bleistift. 1450 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 1451 Wahrscheinlich ist statt „Hinderniß“ „Hinsicht“ gemeint. 1452 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt; daneben wohl irrtümlicherweise - ebenfalls mit Bleistift - „e“. 1453 Über der Zeile. 1454 „letzten“ in der Zeile gestrichen. 1455 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt; Nummerierung inkonsequent. 1456 Randbemerkung am Seitenrand [70vl] mit Bleistift. 1457 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 1458 „ist“ in der Zeile gestrichen. 1459 Randbemerkung am Seitenrand [70vl] mit Bleistift. 225  b)  1460 Wie d[a]h[er] die theoret[ische] Philos[ophie] über die allgem[eine] Ford[erun]g d[e]s Wissens nicht hinausging [,] so auch nicht die practische üb[er] die unbestimmte Ford[e]r[u]ng begriffsmäß[i]g[en]  wissenden  1461 Handelns.  α)  1462  Doch an b[e]st[e]h[en]de Sitte anknüpfend  1463 Die einzelnen Gr[u]ndsätze werden d[a]h[er] aus der b[e]st[e]h[e]nd[en] Sitte  auf  1464 genommen  ungeprüft  1465 od[er,] insofern sie deduciert werden, sind es besond[ere] Zwecke u[nd] Interessen, mit denen sie in Verbind[un]g gebracht werden. D[a]h[er] bestimmt auch Sokr[ates] den B[e]gr[i]ff des Gerechten d[u]rch den des Gesetzlichen [,] z. B. der beste G[o]tt[e]sdi[en]st sey der, der dem Herkomm[en] entspreche -  β)  1466 anders[ei]ts bringt es s[ein] St[a]ndp[u]nkt mit sich [,] sich nicht mit der Auctor[ität] des B[e]stehend[en] zu begnügen, sond[ern] für die sittl[iche] Thät[i]gk[ei]t eine Begründ[un]g zu versuche[n] u[nd] da d[ie]se Begründ[un]g nur d[u]rch b[e]stimmte Zwecke mögl[ich] ist, so ist  hat  1467 sie eig[en]tl[ich] eudämonistis[c]h.  Ziel eudämonistisch - da doch ei[n] b[e]stimmter Zweck nothw[en]d[i]g sey  1468  Wandlung  1469 Er erklärt s[e]lbst: wenn man ihn nach ein[em] Guten frage, das nicht für eine[n] b[e]stimmt[en] Zweck gut sey [,] so wisse er weder ein solches, noch begehre er es zu wissen, Alles sey gut u[nd] schön für das, zu dem es sich gut verhalte (Mem[orabilia] III). Das Gute  ,  1470 s[a]gt er  ,  1471 sey nichts Andres als das Nützliche  Gute = Nützliche  1472 [,] das Schöne nichts Andres als das Brauchbare  ,  1473 Alles s[e]y d[a]h[er] für denj[enigen] gut u[nd] schön, für den es brauchbar sey; - u[nd] seine Lehre v[on] d[er] Unfreiwilligk[ei]t des Bösen d[u]rch die Bem[e]rkung [,] d[a]ß jeder thue, was er für nützlich hält. [(] NB [: ] Nützl[ich] hat indeß hier doch den gewöh[n]l[ichen] trivial[en] Sinn hier wohl nicht.) D[a]h[er] gründet er in den Xenoph[onischen] Gesprächen die sittl[ichen] Vorschriften fast stets auf d[a]s Motiv des Nutzens. Wir soll[en] uns z. B. der Enth[a]ltsa[m]k[ei]t befleißigen, weil der Enthaltsa[me] angenehmer lebt als der Un- 1460 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 1461 Über der Zeile mit Bleistift; in der Zeile folgendes „Wissens“ gestrichen. 1462 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1463 Randbemerkung am Seitenrand [70vl] mit Bleistift. 1464 Über der Zeile. 1465 Über der Zeile. 1466 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1467 Über der Zeile mit Bleistift. 1468 Randbemerkung am Seitenrand [70vl] mit Bleistift. 1469 Über der Zeile mit Bleistift. 1470 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1471 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1472 Randbemerkung am Seitenrand [70vl] mit Bleistift. 1473 In der Zeile mit Bleistift; damit ursprünglichen „.“ überschrieben. 226 enthaltsame; wir soll[en] u[n]s abhärten, weil der Abgehärtete gesünder lebt, u[nd] weil es ihm leichter ist, Gefahren abzuwehren, Ruhm u[nd] Ehre zu erwerben. Wir sollen bescheiden seyn, weil Prahlerei Schaden u[nd] Schande bringt; Wir sollen uns mit unser[en] Geschwistern vertragen, weil es thöricht ist, zum Schad[en] zu gebrauch[en], was uns zum Nutzen gegeben ist. Wir sollen uns um wackere Freunde bemühen, weil ein treuer Freund der nützlichste B[e]sitz ist; wir sollen uns der Theilnahme [70vr/ 71rl] 1474 an den öff[e]ntl[ichen] Ang[e]l[e]g[e]nh[ei]t[e]n nicht entziehen, weil d[a]s Wohlbefinden des Ganzen, auch allen Einzelnen zu Gute kommt. Wir sollen den Gesetzen gehorchen, weil dieß für uns selbst u[nd] für den Staat das Nützlichste ist u[nd] d[e]s Unrechts uns enth[a]lt[e]n, weil d[ie]s[e]s am Ende doch sich immer s[e]lbst b[e]str[a]ft; wir sollen tug[e]ndh[a]ft leben, weil die Tugend v[on] Seite der Götter u[nd] M[e]nsch[e]n d[e]s 1475 größten Vorth[ei]ls sich erfreut. -  γ)  1476 Doch wird auch bei Xenoph[on] schon der Vorzug d[e]s Tugendhaften in d[a]s befriedigende Gefühl der Vollkommenh[ei]t gesetzt (Mem[orabilia] I 6 IV 8) [.] Bei dem Platonis[c]h[en] Sokr[ates] aber tritt allenth[a]lb[en] der G[e]d[a]nke hervor, d[a]ß die Tugend d[e]ßh[a]lb das Nützlichste sey, weil sie mit der Gesundh[ei]t der Seele unmittelbar zusammenfalle.  Bei Plat[on] Tug[e]nd zur Gesundh[ei]t d[e]r Seele nothw[en]d[i]g  1477 Indeß kann es einigermass[en] zweifelhaft erscheinen, ob wir d[ie]s[e]n Ged[a]nk[e]n auch dem geschichtl[ichen] Sokr[ates] zuschreiben dürfen, da noch im Protagor[as] dems[e]lb[en] Erklär[u]ng[e]n in den Mund gelegt werden, die mit der Xenoph[ons] ganz übereinstimme[n] (NB [: ] freil[ich] nur d[en] Sophisten gegenüb[e]r, um sie v[ie]ll[ei]cht auf ihrem Standpunkte zu widerlegen.) Auch läßt es sich wohl vereinigen, ein[e]rs[ei]ts die Tugend für den höchsten Lebenszweck zu erklären u[nd] sie doch zugleich durch die Vortheile, die sie verschafft, zu empfehlen. Ohne alle Unbestimmth[ei]t u[nd] ohne Schwanken ist dieß freil[ich] nicht, d[a]h[er] auch so verschiedene Extreme neben Platon aus der Sokrat[ischen] Schule hervorgehen konnten [.] - Die cynis[c]he Moral, die megaris[c]he Dialektik u[nd] die Kyrenaeische Lustlehre. - Ihrem eig[en]tl[ichen] Wesen nach ist die Sokr[atische] Lehre sicher keine eudämonistische, aber die wiss[e]nsch[aftliche] Form u[nd] Begründ[un]g nimmt hie u[nd] da die Form d[e]s Eudaemonismus an. 3)  a)  1478  Aufford[erun]g zur Tug[e]nd im Einzel[nen]  1479 Im Einzelnen forderte nun Sokr[ates] all[e]nth[a]lb[e]n zur Tugend auf, zur Tugend [,] die er vor Allem 1474 „Gesch[ichte] der griech[isch-]röm[ischen] Philos[ophie] 36.“ am oberen Seitenrand [71rr]; „36.“ bezeichnet den Bogen. 1475 „d[e]s“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „den“. 1476 Vor der Zeile und zusätzlich über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1477 Randbemerkung am Seitenrand [71rr] mit Bleistift. 1478 Vor und unter der Zeile mit Bleistift eingefügt. 227 selber übte - zur Mäß[i]gk[ei]t, Abhärt[un]g. Der H[au]ptgr[u]nd ist stets, d[a]ß der Mens[c]h  nur  1480 d[u]rch Bedürfnißlos[i]gk[ei]t u[nd] Ueb[u]ng seiner Kräfte Herr seiner selbst werde, wogegen er sich d[u]rch Abhäng[i]gk[ei]t v[on] den körp[e]rl[ichen] Zuständen u[nd] Genüssen einem Sklaven gleichstelle. Besondere  Be  1481 Acht[u]ng u[nd] Pflege findet bei Sokr[ates] u[nd] s[einer] Schule auch die Freundschaft.  Freundschaft  1482 Die Verbind[un]g sittl[icher] u[nd] wiss[enschaftlicher] Intereßen in der Sokr[atischen] Schule schon führten zu innigerer Verbind[un]g. Sokr[ates] erörtert d[a]h[er] eindringl[ich] den Muth u[nd] das Wesen der Freundschaft (Mem[orabilia] II 4-6) [,] wobei er stets darauf zurückkommt, d[a]ß wahre Freunds[c]h[a]ft nur zw[i]s[c]h[en] Tugendhafte[n] b[e]stehen könne, für die es aber auch ganz naturgemäß u[nd] nothw[e]nd[i]g sey [,] als wahre Freunde Alles für einander zu thun, so d[a]ß Tugend u[nd] werkthät[i]g[e]s Wohlwollen d[a]s einzige sichere Mittel sey [,] Freunde zu erwerben. - In d[er] Freunds[c]haft macht er d[a]h[er] all[e]nth[a]lb[en] sittl[iche] Gr[u]ndsätze geltend, selbst in Bezug auf Knabenu[nd] Männerliebe. - Eine wahre Liebe, erklärt er, sey nur da, wo man uneigennützig d[a]s Beste der Geliebten suche, nicht wo man in rücksichtsloser Selbstsucht Zwecke verfolge u[nd] Mittel anwende, durch welche beide Th[ei]le sich einander verächtl[ich] machen. Nur da sey Treue u[nd] B[e]ständ[i]gk[ei]t zu finden. 1483 [71rl/ 71vr] Die Ausflucht, d[a]ß sich der Geliebte d[u]rch seine Gefälligk[ei]t die Beihülfe des Liebhabers zu seiner Vervollkommnung erkaufe, sey gänzl[ich] zu verwerfen, denn Unsittl[i]chk[ei]t u[nd] Schamlos[i]gk[ei]t können nie ein Mittel für sittl[iche] Zwecke seyn. (Sympos[ion]) Sokr[ates] scheint damit  neuere  1484 für seine Zeit wenigst[e]ns neue Wahrh[ei]t ges[a]gt zu haben.  b)  1485  Auff[a]ß[un]g der Ehe  1486 In d[er] nied[ri]g[en] Auff[a]ß[un]g der Ehe aber stimmte Sokr[ates] sein[en] Volksgenoßen bei. Obwohl er bei den Frauen die gleiche sittl[iche] Anlage annimmt, wie bei den Männern u[nd] mit geistreich[en] Frauen in Verkehr tritt u[nd] s[e]lbst zugibt [,] daß eine wackere Frau dem Hauswesen nicht weniger nützl[ich] ist als der Mann,  u[nd] als 1487  1488 den Männern zum Vorwurf macht, wenn sie sich um Ausbild[un]g der Frauen nicht kümmern - so weiß er doch in der Ehe keinen andern Zweck als die Erzeugung v[on] Kindern u[nd] er 1479 Randbemerkung am Seitenrand [71rr] mit Bleistift. 1480 Über der Zeile eingefügt. 1481 In der Zeile eingefügt. 1482 Randbemerkung am Seitenrand [71rr] mit Bleistift. 1483 „.“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „; “. 1484 Über der Zeile. 1485 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1486 Randbemerkung am Seitenrand [71vl] mit Bleistift. 1487 „d“ in der Zeile gestrichen. 1488 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „so machte  es; über der Zeile  - doch“. 228 zeigt in s[einem] Verhalten wenig Sinn für d[a]s häusl[iche] Leben, sond[ern] verbringt sein Das[e]yn größt[en]th[ei]ls auf öff[e]ntl[ichen] Plätzen [,] nicht zu Hause.  Staatslehre  1489  c)  1490  α)  1491 V[on] der Bedeutung des Staates g[e]g[en] u[nd] der Verpflicht[un]g g[e]g[en] d[e]ns[e]lb[en] hat Sokr[ates] ein[en] sehr hohen Begriff. Wer unter M[e]nsch[en] leben wolle, müße in einem Staate leben entwed[er] als Regierender od[er] Regierter. Er verlangt d[a]h[er] unbedingt[e]n Gehorsam gegen die Gesetz[e] u[nd] will zugleich, d[a]ß jeder Befäh[i]gte sich an der Staatsverwalt[un]g betheilige, da d[a]s Wohl aller Einzelnen v[om] Ganzen abhänge. In d[ie]s[em] Sinne starb er u[nd] lebte er auch, denn s[eine] philos[ophische] Thät[i]gk[ei]t betrachtet er selbst als eine Pflichterfüll[un]g geg[en] den Staat u[nd] er benützt d[a]h[er] jede Geleg[e]nh[ei]t, um tücht[i]ge Leute zur politis[c]h[en] Wirksamk[ei]t aufzufordern, Unfähige davon abzuwehren u[nd] Anleit[un]g zur Verwalt[u]ng der Staatsämter zu geben. - In den B[e]gr[i]ff der Herrscher-Kunst faßt er alle Tugenden zusammen (Mem[orabilia] II u[nd] IV Pl[aton] Euth[ydemos] [).]  β)  1492 Seiner Gr[u]ndansicht gemäß konnte Herrscher nur der Wissende seyn [,] nicht der, welcher die Macht hat, od[er] der zufällig d[u]rch Loos od[er] Wahl zur Herrsch[a]ft gebracht wird. D[a]h[er] dann sein Urth[ei]l über die Herrs[c]h[a]ft der Masse nicht günstig. Es sey ganz unmögl[ich], d[a]ß ein Staatsmann [,] dem es um Recht u[nd] Gerecht[i]gk[ei]t zu thun sey,  sich  1493 ihr gegenüb[e]r b[e]h[au]pte - da bleibe dem rechtschaffe[nen] Manne nichts übrig als sich in den Privatstand zurückzuziehe[n]. - Damit war statt der Gleichberecht[i]g[un]g Aller 1494 od[er] statt Vorzug der Geburt u[nd] d[e]s Reichthums eine Aristokratie der Intelligenz [.] Platon hat daraus folgericht[i]g sein[en] Philosophenstaat entwickelt. -  d)  1495  Allgem[eine] Grundsätze  1496 Daß die Aufgabe des tug[e]ndh[a]ft[en] Mannes  herkömml[ich]  1497 zusammengefaßt wird in der Forderung, den Freund[en] Gut[e]s [,] den Feinden Schlimmes zu thun, hängt mit dem polit[i]sch[en] Charakter der griech[ischen] Sittl[i]chk[ei]t zusammen. - D[ie]se Ford[erun]g legt Xen[ophon] auch dem Sokr[ates] in den Mund (Mem[orabilia] II 6) [,] wie er es dann auch ganz in der Ordnung findet, d[a]ß man sich über d[a]s Glück s[einer] Feinde betrübe. [71vr/ 72rl] Bei Platon d[a]g[e]g[en] erklärt er es schon in den frühest[en] u[nd] am meisten geschichtl[ichen] Gesprächen für Unrecht,  eine[m]  1498 (den) Andern Uebles 1489 Randbemerkung am Seitenrand [71vl] mit Bleistift. 1490 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1491 Vor und unter der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1492 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 1493 Über der Zeile mit Bleistift. 1494 „Aller“ ersetzt durch Überschreibung mit Bleistift ursprüngliches „aller“. 1495 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1496 Randbemerkung am Seitenrand [71vl] mit Bleistift. 1497 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „darin“. 1498 Über der Zeile. 229 zuzufügen; den[n] Uebles thun u[nd] Unrecht thun sey Ein u[nd] dass[e]lbe; Unrechtthun 1499 dürfe man niemals, auch dem nicht, v[on] welchem man selbst Unrecht erlitten habe.  NB [: ] Weil d[a]d[u]r[c]h die eigne Vollkommenh[ei]t beeinträcht[i]gt werde - nicht aus Nächstenliebe - oder G[o]tt[e]sliebe -  1500 - Der Wid[e]rspr[u]ch d[ie]s[e]r zwei Darstell[u]ng[e]n läßt sich v[ie]ll[ei]cht so ausgleichen, d[a]ß Sokr[ates] bei Xen[ophon] aus dem allgem[einen] Bewußts[eyn] heraus räs[o]nnirt u[nd] für Andere nur sie wenigst[en]s auf di[e] 1501 erste Stufe sittl[icher] Vollkommenh[ei]t zu bringen - höhere Anford[erun]g[en] aber noch nicht stellt - so d[a]ß er eine Art Accomodationssystem befolgt [.] II [.] Ansichten Ueber die Natur, die Gotth[ei]t u[nd] den Menschen. 1. Obwohl naturwiss[enschaftliche] Untersuch[un]g[en] nicht in der Absicht d[e]s Sokr[ates] lagen, so führte die Richt[un]g seines Denkens ihn doch zu einer eig[e]nth[üm]l[ichen] Ansicht v[on] d[er] Natur u[nd] ihren Gründen. Die Natur näml[ich] betrachtete er auch unter dem Gesichtsp[u]nkt d[e]s Nutzens für den M[e]ns[c]h[e]n u[nd] er fand die g[a]nze Einricht[un]g der Natur  als  1502 dienend dem Wohl des M[e]nschen [,] also zweckmäßig u[nd] gut 1503 . - Das Gute u[nd] Zweckmäß[i]ge aber muß, wie Sokr[ates] annimmt [,] d[a]s Werk der Vernunft seyn. S[eine] Naturansicht ist d[a]h[er] teleologisch. - D[ie]se Teleologie ist aber nicht jene, welche die inner[en] B[e]z[ie]h[u]ng[en] der verschied[enen] Gebiete  immanenter Teleologie  1504 u[nd] den jedem Naturwesen eingebor[nen] Zweck seines Daseyns u[nd] s[einer] Bild[un]g aufsucht - sond[ern] es werden dabei nur alle Dinge äußerl[ich] auf d[a]s Wohl d[e]s M[e]ns[c]h[en] b[e]zogen, u[nd] 1505 diese Zweckmäß[i]gk[ei]t  wird  1506 aus der Anordnung einer schaff[e]nden Vernunft erklärt [,] die nach Art eines Künstlers jene Zweckbez[ie]h[un]g hergestellt hat. 1507 Sokr[ates] z[ei]gt, wie gut für uns gesorgt sey, d[a]ß wir Licht, Wasser, Feuer u[nd] Luft haben, d[a]ß nicht blos die Sonne bei Tag [,] sond[ern] auch der Mond u[nd] Sterne bei Nacht  leucht[en]  1508 , d[a]ß die Gestirne uns die Einth[ei]l[un]g der Z[ei]t anzeigen, d[a]ß die Erde Nahr[u]ngs-Mittel u[nd] sonst[i]g[e] Lebensbedürfnisse hervorbringt, 1499 „Unrechtthun“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „Unr[++]tthun“. 1500 Randbemerkung am Seitenrand [72rr] mit Bleistift. 1501 „Erst“ in der Zeile gestrichen. 1502 Über der Zeile eingefügt. 1503 „gut“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „G“. 1504 Über der Zeile mit Bleistift. 1505 „es wird“ in der Zeile gestrichen. 1506 Über der Zeile mit Bleistift. 1507 „Er“ in der Zeile gestrichen. 1508 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „scheinen“. 230 d[a]ß d[u]rch den Wechsel der 1509 Jahreszeit[en] übermäß[i]g[e] Hitze u[nd] Kälte vermied[en] wird. Er erinnert an d[en] manichfach[en] Nutzen, den uns die Thiere bringen. Dann weist er auch an die Einricht[un]g d[e]s menschl[ichen] Leibes, am Bau seiner Sinneswerkzeuge, an der aufrechten Gestalt des M[e]nsch[e]n, an der Geschickl[i]chk[ei]t seiner Hände die Weish[ei]t d[es] Künstlers nach [,] der ihn gebildet. Er findet im natürl[ichen] Selbsterh[a]lt[u]ngsu[nd] Fortpflanz[u]ngstrieb, in d[e]r Liebe zu den Kindern, selbst in der Furcht vor dem Tode einen Beweis der göttl[ichen] Fürsorge. Auch die geist[i]g[en] Vorzüge d[e]s M[e]nsch[e]n werden hervorgehoben, s[ein] Erinnerungsvermög[en], sein V[e]rst[a]nd, s[eine] Sprache, s[eine] r[e]l[i]g[iö]se Anlage. Er hält es für undenkbar [,] d[a]ß allen M[e]nsch[e]n der Götteru[nd] Vorseh[u]ngsglaube v[on] Natur eingepflanzt wäre, d[a]ß d[ie]s[e]r Glaube seit unvordenkl[ichen] Zeiten sich [72rl/ 72vr] erhalten hätte, d[a]ß nicht blos der Einzelne gerade im reifsten Lebensalter [,] sond[ern] auch Staaten u[nd] Völker an ihm festhielten, wenn er nicht wahr wäre (arg[umentum] a cons[ensu] gent[ium]). Er beruft sich endl[ich] auch auf  die  1510 besond[eren] Off[e]nb[a]r[u]ng[e]n, welche den M[e]nsch[e]n zu ihrem Besten d[u]rch Weissag[un]g u[nd] Vorzeich[en] zu Theil 1511 werden. D[ie]se Betr[ac]ht[u]ng[e]n, an u[nd] für sich nicht streng wiss[e]nschaftl[ich,] sind doch in der Folge für die Philosophie sehr wichtig geworden. Wie Sokr[ates] d[u]rch sittl[iche], ethisch[e] Untersuch[un]g[en] die wiss[enschaftliche] Ethik, wo nicht begründet [,] so doch veranlaßt hat, so hat er d[u]rch s[eine] teleolog[ische] Naturbetracht[un]g die spät[ere] ideale NaturAnsicht begründet, die v[on] da an die griech[ische] Naturphilos[ophie] beherrscht (NB [: ] u[nd] noch jetzt zur Herrsch[a]ft neb[en] der empirisch[en] Forsch[un]g berecht[i]gt ist). Dem Sokr[ates] s[e]lbst haben d[ie]se teleol[ogischen] Naturbetracht[un]g[en] keine naturphilos[ophische,] sond[ern] nur ethis[c]he u[nd] r[e]l[i]g[iö]s[e] Bedeut[un]g [.] 2).  a)  1512 Was die nähere B[e]stimmung der weltschöpfer[ischen] Ursache betr[i]fft [,] so redet Sokr[ates] in populär[er] W[ei]se in d[er] Regel nur v[on] d[en] Göttern in d[er] Mehrh[ei]t. Aus d[ie]s[er] Vielh[ei]t tritt aber bei ihm, wie es auch sonst in jen[er] Z[ei]t vorkommt, die Einh[ei]t des Göttl[ichen] 1513 (die ja ohnehin auch der griech[ischen] R[e]l[i]g[io]n nicht ganz fremd war) nachdrückl[ich] hervor, u[nd] an Einer Stelle (Memor[abilia] IV 3.) unterscheidet er den Bildner u[nd] Regenten des Weltganzen v[on] den üb[ri]g[en] Göttern. Hier also eine Art Verein[i]g[un]g 1509 „der“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „des“. 1510 Über der Zeile. 1511 „Theil“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „theil“. 1512 Vor und unter der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1513 „hervor“ in der Zeile gestrichen. 231 d[e]s Monotheism[us] u[nd] Polytheism[us] (d[u]rch d[ie] Mythol[o]gie angebahnt) [,] die darin b[e]st[e]ht, d[a]ß die viele[n] Götter zu Werkzeug[en] des Einen G[o]tt[e]s herabgesetzt werden.  b)  1514 Da aber Sokr[ates] d[u]rch Betr[a]cht[un]g d[e]s Weltganzen u[nd] s[eine] Einricht[un]g u[nd] zweckmäß[i]g[en] Zusammenh[a]ng 1515 zu der Einh[ei]t ([++]icht Daseyn) des höchsten G[o]tt[e]s geführt wurde, so  faßt  1516 d[ie]s[e]n Sokr[ates] (wie Herakl[it]) u[nd]  wie  1517 Anaxag[oras] zugleich als die Vernunft auf u[nd] scheint ein ähnl[iches] V[e]rh[ä]ltn[i]ß zu ihr angenomm[en] zu haben, wie das der Seele d[e]s M[e]nsch[e]n zum Leibe (Mem[orabilia] I 4) [.] Damit stehen dann s[eine] hohen u[nd] reinen Vorst[e]ll[u]ng[en] üb[er] die Unsichtbark[ei]t, Allwiss[e]nh[ei]t, Allgeg[e]nw[a]rt, Allmacht der G[o]tth[ei]t in engem Zusammenh[an]g. Wie die Seele im Leibe sichtbare Wirk[u]nge[n] hervorbringt [,] ohne doch selbst sichtbar zu erschein[en,] so die G[o]tth[ei]t in der Welt; wie jene eine unbeschränkte H[e]rrsch[a]ft üb[er] den kleinen Th[ei]l der Welt hat, der als ihr Körper mit ihr verbund[en] ist, so d[ie]se üb[er] d[a]s Weltganze; wie jene allen Th[ei]l[e]n ihres Leibes gegenwärt[i]g ist, so d[ie]se dem Ganzen u[nd] wenn selbst jene trotz ihrer Bes[c]hränkth[ei]t Entferntes wahrzunehmen u[nd]  d[a]s  1518 Verschiedenartigste zu denken vermag, so wird d[ie]s[e]s Alles zugleich u[nd] mit ihrem Wesen u[nd] ihrem fürsorg[e]nde[n] Denken umfass[en] (Mem[orabilia] I 4. IV 3) [.] Der Vorseh[u]ngsglaube war ohnehin mit der teleolog[ischen] Naturbetr[ac]ht[un]g gegeben u[nd] ließ sich durch Analogie der für den Leib fürsorg[e]nd[en] Seele am deutl[i]chst[en] erklären.  c)  1519 Als besond[eren] Bew[eis] der g[ö]ttl[ichen] Vorseh[u]ng betrachtet [72vr/ 73rl] 1520 Sokr[ates] die Orakel. (Mem[orabilia] IV 3 I 4) Das Wichtigste, was der Mensch sonst nicht wissen könnte, wird ihm d[u]rch sie v[on] d[en] Göttern aufgeschloßen, d[a]h[er] es ihm  ebenso  1521 verkehrt erscheint  die Orakel  1522 zu  ver  1523 schmähen, als sie über das, was  man  1524 d[u]rch eignes Nachdenken find[en] kann, zu befragen. Aus d[ie]s[e]r Ueberzeug[un]g folgt dann v[on] s[e]lbst die Verehr[u]ng der Götter d[u]rch Gebet, Opfer u[nd] Gehorsam. Was die Art u[nd] Form der G[o]tt[e]sverehr[u]ng betrifft, so will Sokr[ates,] d[a]ß sich 1514 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1515 „Zusammenh[a]ng“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „Zusammenh[a]ngs“. 1516 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „scheint“. 1517 Über der Zeile mit Bleistift. 1518 Über der Zeile. 1519 Vor der Zeile mit Bleistift. 1520 „Gesch[ichte] der griech[isch-]röm[ischen] Philos[ophie] 37.“ am oberen Seitenrand [73rr]; „37.“ bezeichnet den Bogen. 1521 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „gleich“. 1522 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „eb[e]nso“. 1523 Über der Zeile. 1524 Über der Zeile eingefügt. 232 jeder hierin an d[a]s Herkommen seines Volkes halte; zugleich stellt er aber auch reinere [,] seiner G[o]tt[e]sidee entsprechende Grundsätze auf. Er räth, nicht um bestimmte Güter, am wenigsten um äußere [,] sond[ern] nur um das Gute üb[er]h[au]pt zu bitten, da die Götter allein  u[nd]  1525 am besten wissen, was dem M[e]nsch[e]n nützl[ich] sey; u[nd] in Betr[e]ff der Opfer erklärt er, nicht auf die Größe des Opfers, sond[ern] auf die Gesinnung des Opfernden komme es an, u[nd] je frömmer der Einzelne sey, desto willkommener werde den Göttern die Gabe seyn, die seinem Vermögen entspreche. Im Uebr[i]g[e]n enthielt er sich der eig[e]ntl[ichen] theolog[ischen] Spekulation grundsätzl[ich] (Mem[orabilia] I, 1, 11) u[nd] wollte nicht die Natur der Götter erforschen, sond[ern] die M[e]nsch[e]n zur Frömmigkeit anleiten. 3) Etwas Göttliches findet Sokr[ates] vor Allem in der Seele des M[e]nsch[e]n. Näher philosophisch begründet scheint er dieß indeß nicht zu haben. Auch findet sich bei ihm kein eig[e]ntl[icher] Beweis für die Unsterblichk[ei]t der Seele, obwohl s[eine] hohe Meinung v[om] M[e]nsch[e]n u[nd] s[eine] moralis[c]he Nützlichk[ei]tslehre ihn d[ie]s[e]r Lehre sehr geneigt machen mußten. Er redet in Plat[ons] Apologie nach s[einer] Verurth[ei]l[un]g sehr behutsam u[nd] wie zweifelnd über d[ie]s[e]n G[e]g[en]st[a]nd, näml[ich] der Tod sey entw[eder] ein ew[i]g[e]r Schlaf od[er] der Ueberg[a]ng zu ein[em] neuen Leben, in keinem v[on] beid[en] Fällen aber sey er ein Uebel. Damit stimmen bei Xenoph[on] des sterb[e]nd[en] Cyrus Aeuß[e]r[u]ng[e]n überein - u[nd] man wird wohl annehm[en] müßen, d[a]ß Sokr[ates] die Fortdauer der Seele nach dem Tode zwar für wahrscheinl[ich] gehalten, aber auf sicheres Wissen über d[ie]s[e]n G[e]g[en]st[an]d keinen Anspruch machte. Es war mehr Glaubenssache bei ihm, und 1526 etwas v[on] dem, dessen  wiss[enschaftliche]  1527 Erforsch[un]g er 1528 für die menschl[ichen] Kräfte übersteigend erachtete.  Geltend gemacht werden für die Unsterbl[i]chk[ei]t der Seele Xen[ophon] IV 3 Cyrop[ädie] VIII 7, Phaedon u[nd] Cic[ero] de Senect[ute] c. 22. 1) Ihre Einfachh[ei]t u[nd] Unabhäng[i]gk[ei]t v[om] Leibe [.] 2) Der Sinn für d[a]s Unendl[iche,] das ihrem Wesen eingeb[i]ld[e]t ist u[nd] also selbst eine Unendl[i]chk[ei]t ihres Wesens verräth [.] 3) Die ew[i]ge Wiss[e]nsch[a]ft d[e]s Ewig[en], die ihr angebor[en.] 4) Das Verlang[en] nach Unsterbl[i]chk[ei]t, das den herrl[i]chst[en] u[nd] best[en] Seel[en] am meist[en] eig[en] ist.  1529 1525 Über der Zeile. 1526 „und“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „[*]“. 1527 Über der Zeile. 1528 „j[+]“ in der Zeile gestrichen. 1529 Randbemerkung am Seitenrand [73rr]. 233 Sein Tod. 1. Seine Ankläger (u[nd]) s[eine] Verurth[ei]l[un]g u[nd] s[ein] Tod. 2. Gründe s[einer] Verurth[ei]l[un]g - a) Ob Haß u[nd] Intrig[en] der Sophist[en] b) Ob Volksparthei - demokrat[isch,] die ih[n] haßte weg[en] s[einer] Aristokr[atischen] Richt[un]g u[nd] zudringl[ichen] Belehr[un]g u[nd] Ueberweis[un]g als Jug[en]dv[e]rführ[e]r z[um] Ungehors[am] g[e]g[en] Elt[er]n [,] zu[m] Hoch[m]uth c) Ob die Staatsverfaß[un]g u[nd] Sitte s[einen] Tod als Opfer heischte - als Revolutionär de[m] Gesetzlich[en] gegenüber. Sei[n] V[e]rh[ä]lt[ni]ß zur alt[en] Sitte aus d[em] Bish[erigen] klar. Ob die Athener selbst noch ei[n] Recht hatt[en,] ih[n] d[e]ßh[a]lb zu verurth[ei]l[en] - od[er] ob sie si[c]h selbst da[m]it verurth[ei]lt[en], währ[en]d er als eig[en]tl[icher] Conservativer die alte Sitte d[u]rch E[r]k[enn]t[n]iß w[i]eder b[e]grü[n]d[en] wollte. [73rl/ 73vr] II [.] Kapitel 1530 B) Die (unvollkommnen) Sokratiker. 1. Die Schule des Sokrates. Xenophon [,] Aeschines u. A. 1. Sokrates hatte auf M[e]nsch[en] der verschiedensten Art bleibenden Eindruck gemacht u[nd]  ihn[en]  1531 Anreg[un]g gegeb[en]. Es ist begreifl[ich,] d[a]ß sein Streben, s[eine] Grundsätze nicht v[on] Allen in der ganz gleichen Weise aufgefaßt, verstanden u[nd] weitergebildet worden sey, da erst Keime u[nd] Bruchstücke eines 1532 Systems gegeben waren. - Die Meisten hielten sich an das [,] was zunächst in die Aug[en] fiel u[nd] dem allgem[einen] Verständn[i]ß zunächst lag, an die eig[e]nt- 1530 Eine korrespondierende Überschrift „I. Kapitel“ ist unauffindbar. 1531 Über der Zeile. 1532 „eines“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „seines“. 234 l[iche] Persönl[i]chk[ei]t, den reinen Charakter, die Einfachh[ei]t d[e]s Lebens, die schönen Sittensprüche. Nur wenige untersuchten die philos[ophischen] Gedanken selbst, die oft in unscheinbarem Gewande verborgen waren. Aber auch d[ie]se blieb[en] fast Alle bei einseit[i]g[en] Auff[a]ß[u]ng[en] stehen u[nd] indem sie die älter[en] philos[ophischen] Bestreb[u]ng[en] mit der Sokrat[ischen] Lehre verbanden, ging die letztere größtenth[ei]ls in ihr[er] Eig[e]nthüml[i]chk[ei]t verloren. Nur ein[em] Einzig[en] ist es gelung[en,] aus den 1533 Sokrat[ischen] Streb[en] eine große wiss[e]nsch[a]ftl[iche] Schöpf[un]g herzustellen u[nd] so die Sokrat[ische] Lehre angemess[en] fortzubild[en] - Platon. Zu d[ie]s[e]n Sokratikern, die mehr bei dem stehen blieb[en,] was Sokr[ates] gab u[nd] mehr an s[einem] Charakter u[nd] s[einem] pract[i]s[c]h[en] V[e]rh[a]lt[e]n 1534 seine philos[ophische] Bedeut[un]g sahen, gehört Xenophon vor Allem [.] Sohn d[e]s Gryllus um 445 v. Ch[r]. geb[oren,] soll frühe mit Sokr[ates] bekannt geworden seyn. Zwei Jahre vor Sokr[ates’] Tod schloß er sich dem griech[ischen] Söldnerheer des jüngern Cyrus an, dessen ruhmvollen Rückzug er leitete u[nd] später bes[c]hrieb. Er ward d[e]ßh[a]lb aus Athen verbannt u[nd] diente mehrere Jahre im spartanisch[en] Heere u[nd] lebte hierauf in Skillos unweit Elis u[nd] endl[ich] auch v[on] dort vertrieben in Korinth [,] wo er um 355 v. Ch[r]. starb. S[eine] Schr[i]ft[e]n zeichnen sich aus durch Reinheit u[nd] Anmuth der Sprache u[nd] d[u]rch schmucklose Klarheit der Darst[e]ll[un]g. Philosophische  große  1535 Begab[u]ng u[nd] Tiefe ist ihm indeß nicht eigen, obwohl seine Referate über d[a]s Sokr[atische] Leben u[nd] Gespräche höchst werthvoll sind. Er hat wohl v[on] Vielem [,] was er überliefert [,] den ganz[en] philos[ophischen] Gehalt u[nd] Sinn selber nicht verstanden. - In sein[en] üb[ri]g[en] S[c]hr[i]ft[e]n [,] insb[e]s[ondere] in d[er] Cyropaedie [,] finden sich zwar viele Anklänge an Sokrat[ische] Grundsätze, aber doch keine tiefe Durchdring[un]g u[nd] theoret[ische] Weiterbild[un]g [,] sond[ern] mehr pract[ische] Anwend[un]g. [73vr/ 74rl] In ähnl[icher] W[ei]se scheint Aeschines die sokrat[ische] Lehre b[e]h[a]nd[e]lt zu haben, des Lysanias Sohn u[nd] wegen seiner Anhängl[i]chk[ei]t an Sokr[ates] bes[onders] gerühmt. Er erscheint unter denen [,] die bei Sokr[ates’] Verurth[ei]l[un]g u[nd] Tod zugegen waren. Seine Schriften werden den besten Mustern der attischen Prosa beigezählt u[nd] manchmal sogar d[en] Xenophont[ischen] vorgezogen. Auch wird v[on] ihnen gerühmt [,] daß sie den Geist der Sokrat[ischen] Reden mit besond[erer] Treue wiedergegeben - mehr in anmuthiger u[nd] gewandter Darst[e]l- 1533 Gemeint: dem. 1534 „sich anschloßen“ in der Zeile gestrichen. 1535 Über der Zeile eingefügt. 235 l[un]g als in selbstständ[i]g[er] Verarbeit[un]g. - Es sind nur wenige Fragmente übrig (Hermann de Aeschinis Socr[atici] reliquiis (Gott[ing] 1850) 1536 . - Simmias u[nd] Kebes [,] zwei Thebaner u[nd] Schüler des Philolaos werden uns v[on] Platon als nachdenkende, nach Wissen strebende Männer geschildert. V[on] Simmias h[ei]ßt es (Phaedon) [,] kein Anderer habe so viele philos[ophische] Reden geführt u[nd] veranlaßt u[nd] er selbst spricht den Grundsatz aus, jede Frage bis auf’s Aeußerste zu verfolgen; v[on] Kebes s[a]gt der Phaedon, er wisse immer Einw[e]nd[un]g[en] aufzuspüren u[nd] sey der beharrlichste Zweifler, den es gebe. Sonst ist uns nichts  [*]  1537 über sie bekannt. (Der Schuster Simon - Sokratiker). 2. Als Stifter philos[ophischer] Schulen sind außer Platon vier Sokratiker bekannt: Euklides, Phaedon, Antisthenes u[nd] Aristippos. Die 2 ersten sind sich nahe verwandt, die Andern gehen weit auseinander, d[a]h[er] gehen v[on] ihnen nur drei Sokr[atische] Schulen aus: die Elisch-megarische, die cynische u[nd] die cyrenaische. Sie knüpfen alle an Sokr[ates] an, aber da sie einseit[i]g sind in ihrem Streben u[nd] abhäng[i]g v[on] älter[n] Theorien [,] so fassen sie den G[ei]st des Sokr[ates] nur unvollkomm[en] auf u[nd] trennen sich v[on] einander u[nd] v[on] Sokr[ates] selbst nach entgegengesetzt[en] Richt[u]ng[e]n. Sokr[ates] hatte die höchste Aufg[a]be d[e]s M[e]nsch[e]n in dem Wissen des Guten gefunden; was aber das Gute sey, hatte er nicht genauer zu bestimmen versucht  b[e]stimmt  1538 od[er] gewußt; u[nd] d[a]h[er] sich th[ei]ls auf pract[i]s[c]he Darst[e]ll[un]g d[e]s Guten [,] th[ei]ls auf eudämonistische Begründ[un]g b[e]s[c]hränkt. D[ie]se verschied[enen] Seiten des Sokr[atischen] Philosophirens gehen nun auseinander u[nd] werden einzel[n] zum Princip erhoben. Die Einen halten sich an den allgem[einen] Gehalt des Sokr[atischen] Princips, die abstrakte Idee des Guten, Andere gehen v[on] d[er] eudaemonist[ischen] Bestimmung d[ie]s[e]r Idee aus u[nd] machen d[a]s Gute zu eine[m] blos Relativen. - Innerh[a]lb der ersten Richt[un]g ist wiederum den Einen die theoretis[c]he, den andern die practis[c]he Auff[a]ß[un]g u[nd] Darst[e]ll[un]g d[e]s Guten die H[au]ptsache. - Zugleich gehen sie auf früh[ere] Philosophie[n] zurück. Die Megariker u[nd] Cyniker auf die Eleat[ische] Alleinslehre, u[nd] die Sophistik d[e]s Gorgias, die Cyrenaiker auf die 1539 Skepsis des Protag[oras] u[nd] ihre Heraklit’sche Begründ[un]g. 1536 Hermannus, Carolus Fredericus, Disputatio de Aeschinis Socratici reliquiis, Gottingae 1850. 1537 Über der Zeile. 1538 Über der Zeile mit Bleistift, vermutlich als Ersatz für „zu bestimmen versucht“, was allerdings nicht gestrichen ist. 1539 „[++]“ in der Zeile gestrichen. 236 A) Die Megarische u[nd] Elisch-Eretrische Schule. 1) Der Stifter der Megarischen Schule ist Euklides. [74rl/ 74vr] Er wohnte in Megara u[nd] war auch, wie es scheint (Cic[ero] Acad[emia]) das[e]lbst gebürtig. Die Z[ei]t s[einer] Geburt läßt sich nicht feststellen, wahrscheinl[ich] ist er älter als Platon, da er nach des Sokr[ates’] Tod den Mittelp[u]nkt für einen Th[ei]l der Sokr[a]t[i]k[e]r bildete - u[nd] Platon u[nd] and[ere] Sokr[a]t[i]k[e]r nach der Hinricht[un]g des Sokr[ates] sich längere Z[ei]t bei ihm aufhielten. V[on] Megara aus scheint er den Sokr[ates] fleißig besucht zu haben (Anecd[ote] v[om] nächtl[ichen] Besuche in Athen). Dem Sokr[ates] war er ein treuer Freund u[nd] Bewunderer, zugleich aber auch mit der Eleat[ischen] Lehre vertraut u[nd] er benützte die letztere nun zur Weiterbild[un]g der Sokr[atischen] Lehre, wie er d[ie]se aufgefaßt u[nd] begründete dad[u]rch einen eignen Zweig der Sokrat[ischen] Schule, der sich bis in die erste Hälfte d[e]s 3. J[a]hrh[underts]. 1540 Als s[ein] Schüler u[nd] nächster Nachfolger wird Ichthyas genannt, v[on] dem nichts Näheres bekannt. Bedeutender war Eubulides, der berühmte Dialektiker [,] der geg[en] Aristot[eles] schrieb u[nd] als Lehrer d[e]s Demosthenes bezeichnet wird. Ein anderer war Thrasymachos in Korinth  dann Diodor  1541 . Alle aber überstrahle 1542 d[ie]s[e]s Thrasym[achos’] Schüler Stilponius Megara (bis geg[en] 300 v. Ch[r].) [.] S[eine] Vorträge machten ihn z[um] G[e]g[e]nst[a]nd der Bewund[e]r[un]g für s[eine] Zeitgenoßen u[nd] die Zuhörer, die ihm v[on] allen Seiten zuströmten, verschafften der Megar[ischen] Schule groß[e] Bedeut[un]g u[nd] Glanz. - Zugleich aber nahm aber die Entwickl[un]g d[ie]s[e]r Lehre d[u]rch ihn eine neue W[e]nd[un]g. Er verband näml[ich] mit ders[e]lb[e]n die Grundsätze der cynischen Schule, in die ihn Diogenes eingeführt hatte, u[nd] zwar in so bedeut[e]nd[em] Umfang, d[a]ß es zweifelh[a]ft erscheinen kann, ob er mehr Cyniker od[er] Megariker ist. D[a]d[u]rch wurde er der nächste Vorläufer der stoische[n] Philos[ophie], in welche d[ie]se beiden Zweige der Sokratisch[en] Philosophie d[u]rch s[einen] Schüler Zenon übergeführt wurden. Andere Megariker d[a]g[e]g[en] blieben dem dialekt[i]s[c]h[e]n Charakter ihrer 1543 Schule in ihr[er] vollen Einseit[i]gk[ei]t getreu, z. B. Alexinus aus Elis, d[u]rch s[eine] Streitsucht berüchtigt. - An d[ie]se Megaris[c]he Dialektik schließt sich dann durch Pyrrhon, den Stilpon’s Sohn Bryson unterrichtet haben soll u[nd] d[u]rch Timon noch Schüler Stilpon’s selbst, die Pyrrhonis[c]he Skepsis in ähnl[icher] Weise an, wie die Skepsis d[e]s Gorgias an die Dialektik der Eleaten. 1540 Sic! Verbum fehlt. 1541 Über der Zeile mit Bleistift. 1542 Verschrieben; gemeint: überstrahlte. 1543 „ihrer“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „d[++]“. 237 2) Die Philosophie der Megariker ist durch fragmentarische Berichte der Alten nur unvollständ[i]g bekannt. Näheres erfahren wir nur d[u]rch Platon (Sophist[es]). Wenigst[en]s wird das darin  v[on] d[en] Begriffsphilosoph[en]  1544 Gesagte geg[e]nwärt[i]g größt[e]nth[ei]ls auf di[e] Megariker gedeutet. a) Ausg[a]ngsp[u]nkt der Megarisch[en] Philos[ophie] war wohl auch die Sokr[atische] Ford[e]r[u]ng begriffl[ichen] Wissens.  B[e]gr[i]ffl[iches] Wissen  1545 Hiemit verband Euklid die Eleat[ischen] Bestimmungen über den G[e]g[e]nsatz der sinnl[ichen] u[nd] Vernunft-Erk[e]n[n]tn[i]ß. Beide sowohl d[u]rch ihren G[e]g[e]nst[a]nd als ihre Form unterscheidend kam er zu der Ueberzeug[un]g, d[a]ß die Sinne uns nur ein [74vr/ 75rl] 1546  Werdendes  1547 und Veränderliches, d[a]g[e]g[en] d[a]s Denken allein uns ein wahrhaft Seyendes u[nd] Unveränderliches. 1548 Er steht hiemit im Allgem[einen] auf dems[e]lb[en] Boden wie Platon. Die Aufgabe des Denkens hatte 1549 aber Sokr[ates] zunächst in der Erk[e]n[n]tn[i]ß der Begr[i]ffe gefunden. Diese sollten demnach jenes Unveränderl[iche] darstellen. Nicht den körperl[ichen] Dingen [,] sond[ern] nur den unkörperl[ichen] Gattungen komme ein wahres Seyn zu. Und in dems[e]lb[en] Sinn erklärt sich noch Stilpon, wenn er den allgemeinen B[e]gr[i]ff auf kein Einzelwesen übertragen lassen will, weil jener etwas v[on] allen einzelnen Dingen Verschiedenes bezeichne, das nicht erst seit einer gewissen Z[ei]t existire, wie diese (Diog[enes] II) [.] Auch hierin stimmen die Megariker mit Platon überein. Während sich aber dieser die Gatt[u]ng[e]n zugleich als wirksame geist[i]g[e] Kräfte denkt, glaubte Euklides mit Parmen[ides,] dem Seyend[en] jede Beweg[un]g absprechen zu müßen, d[a]h[er] er das Wirken u[nd] Leiden auf d[a]s Gebiet des Werdens beschränkte, v[on] dem Seyend[en] d[a]g[e]g[en] b[e]h[au]pt[e]te, man dürfe  ihm  1550 weder ein Wirken noch ein Leiden noch eine Beweg[un]g beilegen. Mit d[ie]s[e]r Bestreit[un]g d[e]s Werdens hängt auch die B[e]h[au]pt[u]ng zusammen, [(] 1551 die wahrsch[ein]l[ich] schon Euklides selbst aufgestellt hat [)] 1552 , daß das Vermögen nicht länger vorhanden sey, als die Ausüb[u]ng deßelben, daß also üb[er]h[au]pt nur das Wirkliche mögl[ich] sey; ein blos Mögliches wäre ein Seyendes, welches doch zugleich nicht ist, es wäre also ders[e]lbe Widerspruch, den schon Parmenides im Werden zu entdecken geglaubt u[nd] der Ueber- 1544 Über der Zeile mit Bleistift. 1545 Randbemerkung am Seitenrand [74vl] mit Bleistift. 1546 „Gesch[ichte] der griech[isch-]röm[ischen] Philos[ophie] 38.“ am oberen Seitenrand [75rr]; „38.“ bezeichnet den Bogen. 1547 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „wahrhaft Seyend[es]“. 1548 Sic! Verbum fehlt. 1549 „hatt“ in der Zeile gestrichen. 1550 Über der Zeile. 1551 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1552 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 238 gang v[on] Mögl  ichk[ei]t  1553 z[ur] Wirkl[i]chk[ei]t wäre eine Veränd[e]r[u]ng, di[e] mit dem B[e]gr[i]ff des Seyenden dem Euklid unvereinbar schien. -  Es  1554 ist also nur das Unkörperl[iche] u[nd] schlechthin Unveränderl[iche], was als Wirkliches erkannt wird u[nd] womit es die Wiss[e]ns[c]h[a]ft zu thun hat. - b) Schon Sokr[ates] hatte als höchsten G[e]g[e]nst[an]d d[e]s Wissens das Gute bezeichnet.  D[a]s Gute  1555 Auch hierin folgt ihm Euklides; Indem er aber seinem Standp[u]nkte gemäß d[ie]s[e]n höchsten G[e]g[e]nst[an]d des Wissens zugleich als das wesenhafteste Seyn faßt, trägt er alle Bestimmung[en], die Parmen[ides] dem Seyenden beigelegt hatte, auf das Gute über: Es gibt nur Ein Gutes, das unveränderl[ich] u[nd] sich selbst gleich ist; alle unsere höchsten Begriffe sind nur verschiedene Namen deßelben, u[nd] ob wir v[on] Gotth[ei]t od[er] der Einsicht od[er] der Vernunft reden, immer meinen wir Ein u[nd] dass[e]lbe, das Gute. D[a]h[er] ist auch das sittl[iche] Ziel [,] wie schon Sokr[ates] gezeigt, nur Eines, das Wissen des Guten, u[nd] wenn man v[on] vielen Tugenden spricht, so sind dieß gleichfalls nur verschied[ene] Namen für ein u[nd] dies[e]lbe Sache. D[ie]s[e]m Guten gegenüber verhält sich alles Uebrige als nicht Wirkliches; schon Euklides läugnet [,] daß das, was nicht gut ist, üb[er]h[au]pt sey (Diog[enes]) [.] Noch bestimmter wird d[ie]se Behaupt[u]ng der spätern Megarisch[en] Schule beigelegt (Eus[ebius] praep[aratio] ev[angelica] 14.) [.] Nicht recht begreifl[ich] ist dabei, wie daneben die vielen Begriffe bestehen können, deren Wirkl[i]chk[ei]t doch gleichfalls vorausgesetzt wird. Daß es nur verschied[ene] Namen d[e]ss[e]lb[en] s[e]y[en], ist schwer geltend zu mach[en] für alle u[nd] nominalistis[c]h können d[ie]se B[e]gr[i]ffe d[e]ßweg[en] nicht gefaßt werd[en], weil die Megariker in ihnen die ἀλεθινη οὐσια ausgedrü[c]kt seh[en] (also realistisch) [.] [75rl/ 75vr] Möglich [,] d[a]ß die Megariker nur im G[e]g[e]nsatz gegen die sinnl[ichen] Dinge v[on] ein[er] Vielh[ei]t  wesenhaft[e]r  1556 Begriffe sprachen u[nd] namentl[ich] zu der Zeit [,] wo sie noch v[on] Sokr[ates] vorherrsch[e]nd beeinflußt waren u[nd] später erst die Eleat[ische] Einh[ei]tslehre gegenüber der Sokr[atischen] Begr[i]ffswiss[e]nsch[a]ft zu Gelt[u]ng kam. c) Da die Megariker der gewöhnl[ichen] Denkweise schroff entgegen traten [,] so mußte für sie die Aufford[erun]g entst[e]h[en,] ders[e]lb[en] gegenüber ihre eignen Annahmen zu rechtfert[i]g[en]. Auch hierin konnten sie dem Vorgang der Eleaten folgen. Sie eigneten sich d[a]h[er] h[au]ptsächl[ich] die Dialektik Zenons an u[nd] d[e]s Gorgias.  Dialek- 1553 In und über der Zeile eingefügt. 1554 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „Also“. 1555 Randbemerkung am Seitenrand [75rr] mit Bleistift. 1556 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „der“. 239 tik  1557 Davon erhielt dann in der That die ganze Schule den Namen. Schon Euklides pflegte (Diog[enes]) nicht die Voraussetz[u]ng[e]n, sond[ern] die Schlußsätze der Gegner anzugreifen [,] d. h. sich zur 1558 Widerleg[u]ng der deductio ad absurdum zu bedienen. Auch soll er die Erklär[u]ng d[u]rch Vergleich[u]ng (bei Sokr[ates] sehr übl[ich]) verworfen haben, weil das Gleiche  Aehnl[iche]  1559 [,] das man herbeiziehe [,] nichts deutlicher mache, das Ungleiche aber nicht zur Sache gehöre. Platon s[a]gt v[on] d[ie]s[e]n Begr[i]ffsphilosophen im Sophistes:  „  1560 sie zerreiben in ihren Reden das Körperl[iche] Theil für Theil [,] um zu zeigen, daß es kein Seyendes [,] sond[ern] nur ein Fließendes u[nd] Werdendes sey.  “  1561 - Dieß ist nun jenes Verfahren, das Zenon zur Widerleg[un]g der sinnl[ichen] Wahrnehmung aufgebracht hatte (2 B[e]w[ei]se g[e]g[en] d[ie] Beweg[un]g) [.] Die scheinbar substantielle körp[e]rl[iche] Masse wird in ihre Th[ei]le aufgelöst u[nd] da es sich zeigt  ,  1562 d[a]ß d[ie]se Th[ei]l[u]ng kein[e]  Gränze  1563 findet u[nd] d[a]ß nirg[e]nds ein Festes ist [,] bei dem die Betracht[un]g beharren könnte, so wird hieraus geschloßen, das Körperl[iche] sey üb[er]h[au]pt nichts Wesenhaftes [,] sondern nur eine flüchtige Erscheinung.  NB [: ] Das Beharrende ist obj[ectiv] das Begriffl[iche]  Form  1564 u[nd] Stoffliche u[nd] subj[ectiv] der Verstand.  1565 Euklides  ist  1566 d[a]h[er] als der erste Urheber der megarische[n] Dialektik zu betrachten. Bei ihm hatte indeß dies[e]lbe noch nicht den Charakter einer blos formalen Eristik, obwohl schon ihm der Vorwurf der Streitsucht gemacht wurde. d) Bei Euklides[’] Nachfolgern aber gewann die Eristik mehr u[nd] mehr das Uebergewicht über die posit[iven] Lehrbestimmungen  Eristik  1567 ; der Streit geg[en] die gelt[e]nd[e]n Meinung[en] bot dem S[c]harfsinn, der Rechthaberei u[nd] dem wiss[e]nsch[aftlichen] Ehrgeiz ein weites Feld für die Megaris[c]h[en] Philosoph[en].  α [)]  1568 Sie bildeten viele Fangod[er] Trugschlüsse aus, v[on] welchen indeß nur Einer v[on] Eubulides [,] der sog[enannte] Haufenschluß [,] sich zunächst auf d[ie] Metaphysik bezieht, indem durch ihn dargethan werd[en] soll, d[a]ß 1569 den sinnl[ichen] Dingen kein festes Seyn zukomme, d[a]ß jedes d[e]rselb[e]n in sein 1557 Randbemerkung am Seitenrand [75vl] mit Bleistift. 1558 „zur“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „der“. 1559 Über der Zeile mit Bleistift. 1560 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1561 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1562 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1563 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „(Ende) hat“. 1564 Über der Zeile. 1565 Randbemerkung am Seitenrand [75vl]. 1566 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „wird“. 1567 Randbemerkung am Seitenrand [75vl] mit Bleistift. 1568 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1569 „es“ in der Zeile gestrichen. 240 G[e]g[en]th[ei]l verfließe u[nd] statt das Unveränd[e]rl[iche] u[nd] Wesenhaft[e] nur ein Werdendes darstelle. - Die andern sind reine Sophisme[n,] nur geeignet den Andern in Verleg[e]nh[ei]t zu bringen.  β)  1570 B[e]sond[ere] Beacht[un]g verdienen die Erört[e]r[u]ng[e]n Diodor’s über die Beweg[un]g u[nd] das Vergehen, über das Mögl[iche] u[nd] über die hypothetischen Sätze. Es sind uns 4 Bew[ei]se überliefert [,] mit welchen d[ie]s[e]r Philosoph die Grundlehre seiner Schule v[on] [75vr/ 76rl] der Unmögl[i]chk[ei]t der Beweg[un]g zu stützen suchte. 1) Der 1571 erste, im Wesentl[ichen] schon v[on] Zenon gebildet [,] lautet: Wenn sich etwas bewegte, müßte es sich entweder in dem Raume bewegen, worin es ist, od[er]  in dem  1572 worin es nicht ist; aber in jenem hat es keinen Raum sich zu bewegen, weil es ihn ausfüllt, in diesem kann es weder etwas wirken noch etwas erleiden, - die Beweg[un]g ist d[a]h[er] undenkbar. 2) Was sich bewegt, ist im Raume; was aber im Raume ist, ruht, also ruht das Bewegte. 3) Ein dritter Bew[eis] geht aus v[on] d[er] Voraussetz[u]ng kleinster Körper u[nd] Raumtheilchen. „So lange der Körperth[ei]l A in dem entsprech[e]nd[e]n Raumth[ei]l A ist, bewegt er sich nicht, denn d[ie]s[e]n füllt er ganz aus; ebensowenig aber auch, wenn er im nächstfolg[e]nd[en] Raumth[ei]l B ist, denn wenn er hier angelangt ist, hat seine Beweg[un]g bereits aufgehört; er bewegt sich demnach üb[er]h[au]pt nicht.“ 4) Der 4. Bew[eis] fügt zu der Voraussetz[u]ng kleinster Körper-Th[ei]le noch die Unterscheid[un]g der theilweisen u[nd] vollständ[i]g[en] Beweg[un]g hinzu. Jeder bewegte Körper muß sich erst mit der Mehrzahl seiner Th[ei]le bewegen, ehe er sich mit allen bewegt. Eb[e]nso aber zuerst nur mit dem größer[en] Th[ei]le jener Mehrzahl u[nd] so fort. Daraus folgt, wenn wir die Th[ei]l[u]ng zu Ende führen, d[a]ß z. B. v[on] 10000 Th[ei]l[e]n eines Körpers sich zuerst nur zwei bewegen werden, währ[e]nd die üb[ri]ge[n] ruhen. Off[e]nb[a]r können aber d[ie]se die andern nicht bewält[i]g[en]; eine Beweg[un]g der Mehrzahl u[nd] demnach auch des Ganzen ist also nicht mögl[ich], die Beweg[un]g üb[er]h[au]pt undenkbar. 1573 Schon Sextus hat freil[ich] bemerkt, d[a]ß es d[ie]s[e]m Beweis an Bünd[i]gk[ei]t fehle 1574 . Diodor aber hielt auch ihn für unwiderlegl[ich] u[nd] zieht d[a]h[er] aus allen seinen Erört[e]r[un]g[en] den Schluß, d[a]ß man nie v[on] etwas sag[en] könne, es bewegt sich, sond[ern] immer nur: es hat sich bewegt. Näml[ich]: er wollte zugeben, was ihm die Sinne zu beweisen schienen, d[a]ß ein Körper das einemal in d[ie]s[e]m, das andre- 1570 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1571 „Der“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „Die“. 1572 Über der Zeile. 1573 „(“ in der Zeile gestrichen. 1574 „)“ in der Zeile gestrichen. 241 mal in jenem Raum sey, aber er erklärte den Ueberg[an]g v[on] dem einen in den andern für unmögl[ich]. Ein Widerspruch allerdings, der ihm schon im Alterth[um] entgegengeh[a]lt[e]n wurde [.] - Mit dem dritten d[ie]s[e]r Bew[ei]se fällt auch ein Bed[e]nk[e]n Diodor’s geg[en] d[a]s Vergehen im Wesentl[ichen] zusammen. Die Mauer [,] s[a]gte er, geht nicht zu Grunde, so lange die Steine beisammen sind, denn da steht sie noch; eb[e]nsowenig aber wenn die 1575 Steine auseinander sind, denn da ist sie gar nicht mehr vorhanden. Daß sie aber zu Grunde geg[a]ng[e]n seyn könne, nahm er aber gleichwohl an.  Spiel mit Begriffen ([*] Logik)  1576  NB [: ] Man tri[e]b mit dem neugewonn[enen] Besitzthum der B[e]gr[i]ffe sein Spiel. V[om] B[e]griff Mauer gilt d[a]s Räsonn[emen]t wohl [n]i[c]ht [,] aber v[on] d[er] concret[en] Mauer. Ma[n] ver[m]ischte u[nd] verwechselte de[n] B[e]gr[i]ff u[nd] Dinge u[nd] folgerte bald aus Di[n]g[en] das [,] was nur aus B[e]gr[i]ff[en] f[o]lg[en] kann - b[a]ld wi[e]der aus B[e]gr[i]ff[en], was nur d[en] Di[n]g[en] eig[en]thü[m]l[ich] etc. Die B[e]gr[i]ffe st[e]h[en] schroff entgeg[en.] Ihre dialektis[c]he Vermittl[un]g u[n]ter sich d[u]rch d[en] Fluß der Natur u[nd] d[u]rch das Denk[en] ist auch nicht gefund[en]. -  1577 Mit der Untersuch[un]g üb[er] die Beweg[un]g sind auch die Erört[e]r[u]ng[en] über das Mögliche nahe verwandt. In beiden Fällen h[a]nd[e]lt es sich um die Mögl[i]chk[ei]t der Veränd[e]r[u]ng. - Die ältern Megariker hatten nur das Wirkliche für ein Mögliches gehalten od[er] gelten lassen u[nd] dabei unter dem Wirklichen das gegenwärt[i]g Vorhandene verstanden. Diodor fügt auch d[a]s Zukünft[i]g[e] hinzu, indem er s[a]gt, Möglich sey nur dasjenige [,] was entweder wirkl[ich] ist od[er] wirkl[ich] seyn wird. Den Bew[eis] [76rl/ 76vr] führt er in einem Schlusse, der unter dem Namen κυριεύων bekannt u[nd] bewundert wurde, der H[au]ptsache nach lautet er so: „Aus etwas Möglichem kann nichts Unmögliches folgen. Nun ist es aber unmögl[ich], daß etwas Vergangenes anders sey, als es ist. Wäre d[a]h[er] eben d[ie]s[e]s in einem früheren Zeitp[u]nkt mögl[ich] gewesen, so wäre aus einem Möglichen ein Unmögliches gefolgt. Es war also nie möglich. Es ist mithin üb[er]h[au]pt unmögl[ich,] daß etwas geschehe, was nicht wirklich geschieht.“ - Philon [,] Diodor’s Schüler [,] war schon weniger streng, wenn er Alles für mögl[ich] erklärte, wozu ein Ding die Fähigk[ei]t besitze, wenn es auch zwingende äußere 1578 Umstände nie zu seiner Verwirklich[un]g kommen lassen.  „Nichts ist mögl[ich,] was weder wahr ist noch wahr seyn wird [.]“ - „Mögl[ich] ist [,] was entweder stattfindet od[er] stattfind[en] wird [.]“ 1575 „die“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „sie“. 1576 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1577 Randbemerkung am Seitenrand [76rr]. 1578 „Gründe“ in der Zeile gestrichen. 242 D[ie]se Definit[on] des Möglich[en] wird daraus erwiesen [,] d[a]ß ein[e]rs[ei]ts alles bereits Geschehene 1579 nothw[en]d[i]g wahr sey u[nd] anders[ei]ts aus Möglich[em] nichts Unmögl[i]ch[e]s folg[en] könne. (Wo freil[ich] die Definit[ion] d[e]s Unmögl[ichen] scho[n] vor d[em] Bew[eis] als richt[i]g vorausgesetzt wi[r]d.)  1580  Unmögl[ich] ist [,] da 2mal i[n] Vers[c]hied[enem] Sinn genomm[en] - einmal i[m] Sinne des Ni[c]ht [me]hr anders seyn könn[en]s [,] weil d[a]s Geschehe[n]e [n]i[c]ht u[n]g[e]scheh[en] u[nd] a[n]ders gescheh[en] gemacht w[e]rd[en] kann - u[nd] d[a]s Andre[m]al i[m] Sinn v[on] Ni[c]htgescheh[e]nkönn[en]s 1581 - d[ie]s[e]s Letztere ist unvermerkt an die Stelle d[e]s erst[en] gesetzt [.] -  1582 Eine eig[e]nth[ümliche] Modifikation erhielt die Megarische Philosophie d[u]rch Stilpon. Er verknüpft aber mit den Megarischen Lehren v[on] d[en] allgem[einen] B[e]gr[i]ff[e]n, v[on] d[er] Unmögl[i]chk[ei]t des Werdens, der Einheit des Seyenden u[nd] der sinnl[ichen] u[nd] Vernunft-Erk[e]n[n]tn[i]ß - Ansichten u[nd] Bestreb[u]ng[e]n [,] die urspr[ün]gl[ich] der Cynischen Schule eigen sind. Er verwarf 1. mit Antisthenes jede Verbind[un]g zw[i]s[c]h[en] ei[nem] Subject u[nd] 1583 Prädikat, weil der B[e]gr[i]ff des Einen v[on] dem des Andern verschieden sey, zwei Dinge aber, der[en] B[e]gr[i]ffe verschieden seyen, dürfen nicht für dass[e]lbe erklärt werden. Damit 1584 kann auch der Satz v[on] d[er] Einheit des Seyenden in Verbind[un]g stehen; denn wenn Nichts v[on] ein[em] Ander[n] ausges[a]gt werden  kann  1585 , läßt sich (natürl[ich]) auch d[a]s Sey[n] nicht wohl v[on] ein[em] Andern, außer ihm selbst, aussagen. Aecht cynisch sind Stilpon’s ethische Grundsätze [,] denen er  s[eine] Aufmerks[am]k[ei]t zuw[en]dete  1586 im Unterschiede v[on] den üb[ri]g[en] Megarikern [,] die nur theoret[ische,] rein spitzfindige Dialektik ausbild[e]t[en,] die Ethik d[a]g[e]g[en] vernachläss[i]gt[en]. Stilpon aber war stark in der Dialektik u[nd] zugleich  [+]  1587 ein hochverehrter Charakter u[nd] Moralphilosoph. Für das höchste Gut erklärte er jene Apathie [,] die kein Gefühl des Uebels aufkommen läßt. Er verlangte, daß der Weise sich selbst genüge u[nd] nicht einm[a]l der Freunde zu s[einer] Glücksel[i]gk[ei]t bedürfe. Als ihn Demetr[ios] Poliorketes nach der Plünd[erun]g Megara’s um s[einen] Verlust befragte, gab er zur Antwort: er habe Niemand die Wiss[e]nsch[a]ft forttragen sehen. Da man ihm das schlechte Leben seiner Tochter vorhielt, erwiederte er: Wenn er sie nicht zu Ehren bringe, könne sie 1579 „als“ in der Zeile mit Bleistift gestrichen. 1580 Randbemerkung am Seitenrand [76vl] mit Bleistift. 1581 Sic! 1582 Randbemerkung am Seitenrand [76vl]. 1583 „[*]“ über der Zeile, gestrichen. 1584 „ste“ in der Zeile gestrichen. 1585 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile mit runden Klammern versehenes „darf“. 1586 Über der Zeile. 1587 Über der Zeile. 243 ihn auch nicht verunehren. Die Verbannung aus der Heimat wollte er  für  1588 kein Uebel gelten lassen. Die Unabhäng[i]gk[ei]t v[on] allem Aeußern, die Bedürfnißlos[i]gk[ei]t d[e]s Weisen ist sein Ideal 1589 (oberster Grundsatz d[e]s Cynismus). - Mit den Cynikern gemeinsam hat er auch s[eine] freie Stell[un]g zur R[e]l[i]g[io]n, w[o]rüb[e]r mehrere Aeuß[erun]g[en] Zeugniß geben. - [76vr/ 77rl] 1590 Ob er d[ie]se cynischen Lehren mit s[einer] Megarischen Dialektik in näheren Zusammenhang brachte, ist nicht näher überliefert.  II)  1591 Mit der Megarischen Schule  ist  1592 die Elisch-Eretrische nahe verwandt, v[on] der uns aber nur wenig überliefert ist. Ihr Stifter war Phaedon aus Elis. D[ie]s[e]r versammelte nach dem Tode seines Lehrers in s[einer] Vat[e]rst[a]dt Schüler um sich, welche d[a]h[er] den Namen der Elischen Philosophen erhielten. - D[u]rch Menedemus u[nd] Asclepiades wurde die Schule nach Eretria verpflanzt u[nd] sie führt nun den Namen der Eretrischen; eine zeitlang war ihr Zustand hier blühend [,] doch scheint sie bald erloschen zu seyn. - Menedemos scheint sich v[on] d[en] gleichzeit[i]g[en] Eristikern gerade d[a]d[u]rch unterschieden zu haben, d[a]ß er sich mehr dem Leben u[nd] den sittl[ichen] Fragen zuwandte [.] Er wird als gewandter u[nd] streitbarer Dialektiker bezeichnet. Es wird v[on] ihm berichtet [,] er habe nur die bejahenden Kategorischen Urth[ei]le gelten lassen, die verneinend[en] d[a]g[e]g[en] u[nd] die hypothetis[c]hen u[nd] copulativen verworfen. Doch wird auch v[on] ihm berichtet, in s[einen] posit[iven] Ansichten sey er mehr Platoniker [,] das Dialektis[c]he treibe er mehr zum Scherz, wenn aber auch dieß nicht wohl richtig seyn kann, so doch dieß [,] d[a]ß er  den  1593 ethis[c]hen Lehren, wie Stilpon [,] höheren Werth beilegte als der Dialektik. Er wird als Cyniker geschmäht u[nd] soll sich h[au]ptsächl[ich] mit der Frage um d[a]s höchste Gut beschäftigt haben. Er b[e]h[au]pt[e]te, es gebe nur Ein Gut, näml[ich] die Einsicht, welche ihm mit der vernünft[i]g[en] Willens-Richt[u]ng zusammenfiel; u[nd] nur verschiedene Namen d[ie]s[e]r Einen Tugend seyen die Tugenden, die man gewöhnl[ich] unterscheidet. 1588 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „als“. 1589 „.“ in der Zeile gestrichen. 1590 „Gesch[ichte] der griech[isch-]röm[ischen] Philos[ophie] 39.“ am oberen Seitenrand [77rr]; „39.“ bezeichnet den Bogen. 1591 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt; korrespondierendes „I)“ ist unauffindbar. 1592 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „st[e]ht“. 1593 Über der Zeile eingefügt. 244 [B)] Die Cyniker. Wie die megarische so entstand auch die cynische Schule, durch eine Verbind[un]g der Sokrat[ischen] Philos[ophie] mit 1594 Eleatisch-Sophistischen Lehren u[nd] beide Schulen gingen auch in Stilpon wieder zusammen u[nd] dann d[u]rch Zenon gemeinschaftl[ich] in die Stoa über. Der Begründer des Cynismus ist Antisthenes aus Athen. D[ie]s[e]r scheint erst in s[einen] männl[ichen] Jahren mit Sokr[ates] bekannt geword[en] zu seyn, dem er aber auch v[on] da an mit schwärmerischer Bewund[erun]g ergeben blieb u[nd] deßen prüfende Gesprächsführung er nachahmte. Früher hatte er den Unterr[i]cht des Gorgias genoßen u[nd] auch mit andern Sophisten stand er in Verbind[un]g. Nach Sokr[ates’] Tod eröffnete er eine Schule in dem Gymnasium Cynosarges, welches für halbbürt[i]g[e] Athener, wie er war (Sohn eines Atheners u[nd] einer thrakischen Sklavin) [.] Er hatte in Folge seiner rauhen u[nd] strengen B[e]h[a]ndl[u]ng weniger Schüler. 1595 Seine Ansichten legte er in zahlreichen Schriften nieder, deren Sprache u[nd] Darst[e]ll[un]g in hohem Grade gerühmt wird. V[on] s[einen] Schülern ist vorzügl[ich] Diogenes v[on] Sinope bekannt, ein geistreicher Sonderling, der d[u]rch s[eine] Originalität, s[einen] derben Humor u[nd] s[eine] wenn auch mit Uebertreib[un]g b[e]haftete Charakterstärke b[e]sonders volksthüml[ich] geworden ist. Er war der Sohn des Wechslers Hikesias in Sinope. In s[einer] Jug[en]d hatte er an Falschmünzerei, die sein Vat[e]r getri[e]b[en,] th[ei]lgenomm[en] u[nd] d[e]ßh[a]lb seine Vat[e]rst[a]dt verlass[en] müß[en]. In Athen lernte er den Antisthenes kenne[n], der, eben aus irg[en]d ei[nem] Gru[n]de  verstimmt, ihn [m]it d[em] Stocke v[on] si[c]h getrieb[en],  1596 [77rl/ 77vr] schließl[ich] aber doch d[u]rch die Beharrl[i]chk[ei]t des Diogenes nachgab. Diog[enes] ergab sich nun ganz der Philos[ophie] im Sinne des Cynismus u[nd] bald übertraf er seinen Meister an Abhärt[u]ng u[nd] Bedürfnißlos[i]gk[ei]t.  S[ein] Wahlspruch: Den Göttern sey es eigen Nichts zu bedürf[en,] den Götter[n] aber ähnl[ich] so wenig zu gebrauch[en] als mögl[ich].  1597 1598 Der Erzähl[u]ng v[on] einer Begegnung Philipps d[e]s Königs vor der Schlacht v[on] Chäronea gemäß scheint er lange in Athen gewohnt zu haben. Doch dürfte er s[einer] principiell[en] Heimatlos[i]gk[ei]t gemäß auch andere Orte als wandernder Sittenprediger besucht u[nd] er scheint namentl[ich] lange Z[ei]t in Korinth sich aufgehalten zu haben. Auf einer solchen Wander[u]ng fiel er Seeräubern in die Hände, welche ihn an den Korinther Xeniades verkauften. D[ie]s[e]r machte ihn z[um] Erzieher seiner Söhne u[nd] er soll s[eine] Aufg[a]be in 1594 „den“ in der Zeile gestrichen. 1595 „E“ in der Zeile gestrichen. 1596 Am Seitenrand [77rr] ergänzt. 1597 Einfügung am Seitenrand [77vl] mit Bleistift. 1598 „Na“ in der Zeile gestrichen. 245 musterhafter W[ei]se gelöst haben. V[on] s[einen] Zöglingen u[nd] deren Eltern geehrt blieb er bis zu s[einem] Tode bei ihnen. In d[ie]s[e]r Zeit fand auch die berühmte Unterred[un]g Alexander’s mit Diogenes statt. Er soll auch an dems[e]lb[en] Tage gestorb[en] sey[n] wie Alexander [,] also 323 v. Ch[r]. [,] in hohem Alter. Die Korinther ehrten ihn durch ein feierl[iches] Begräbniß u[nd] ein Grabmahl; Sinope doch ein Denkmal. Ob er wirkl[ich] philos[ophische] Schr[i]ft[e]n hinterlassen [,] ist nicht ganz gewiß. Unter den Schülern des Diog[enes] ist der bedeutendste Krates, d[u]rch den auch s[eine] Gattin Hipparchia u[nd] deren Bruder Metrokles der cynischen Schule zugeführt wurde. Krates war aus Theben. Aus Begeist[e]r[u]ng für die cynische Philosophie verschenkte er sein ansehnl[iches] Vermögen. Hipparchia war die Tochter eines wohlhab[e]nd[en] Hauses aus Maronea in Thracien, welche aus Liebe zu Krates die günst[i]gst[en] Aussichten u[nd] Verhältn[i]sse aufgab, um ihm in sein Bettlerleben zu folgen. - Metrokles war ein Schüler Theophrast’s, welchen Krates für den Cynismus gewann, nachdem er ihn auf cynische W[ei]se v[on] s[einen] kind[i]sch[en] Selbstmordsgedanken befreit hatte; später erhängte er sich indeß doch, um den Bes[c]hwerden des Alters zu entgehen. V[on] Metrokles werden noch mehrere mittelbare u[nd] unmittelbare Schüler genannt, so daß wir die Cynische Schule bis gegen 1599 Ende d[e]s 3. J[a]hrh[underts] verfolgen können. Durch die Stoa aber, welche die cynisch[en] Elemente in sich aufnahm, ermäßigte u[nd] veredelte [,] ward sie allmähl[i]g als besond[erer] Zweig der Philos[ophie] überflüss[i]g gemacht. Sie  selbst  1600 scheint mehr u[nd] mehr zur Fratze herabgesunken zu seyn. - Lehre u[nd] Praxis.  A [)]  1601 Die cynische Philosophie macht den Anspruch, die ächte Sokrat[ische] Lehre zu seyn. Antisthenes aber war nicht die Vielseit[i]gk[ei]t des Sokr[ates] eigen. Er vernachlässigte das Wissen, d[a]s Theoretische u[nd] hielt si[c]h an d[ie] Praxis u[nd] da nur an ein 1602 einseit[i]g[es] Geltendmach[en] der Bedürfnißlos[i]gk[ei]t, Unabhäng[i]gk[ei]t etc. Alles Wissen d[a]h[er,] welches nicht unmittelb[ar] ethisch[en] [77vr/ 78rl] Zwecken dient, wurde v[on] ihm u[nd] s[einer] Schule als entbehrl[ich], ja als schädl[ich], als ein Erzeugniß der Eitelk[ei]t u[nd] Genußsucht bekämpft. Die Tugend [,] erklärten sie, sey eine Sache der That, die Worte u[nd] die Gelehrs[a]mk[ei]t seyen ihr entbehrlich; die Stärke eines Sokr[ates] sey Alles, was sie 1599 „gegen“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „ins“. 1600 Über der Zeile. 1601 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1602 „ein“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „eine“. 246 brauche. - Logis[c]he u[nd] physikalische Untersuch[un]g[en] waren ihnen d[a]h[er] werthlos, üb[er]h[au]pt alle Künste u[nd] Wiss[e]nsch[a]ft[e]n, die nicht gerad[e]zu auf sittl[iche] Beßerung ausgingen; - denn sobald man sich um Anderes kümmere, s[a]gt Diog[enes], vernachlässige man sich selbst.  (G[ei]stl[iche] Mönche u[nd] ascet[ische]  mönch[ische]  1603 Ansicht[en]  1604 Selbst d[a]s Lesen u[nd] S[c]hreiben soll Antisth[enes] für entbehrl[ich] erklärt haben (obwohl er freil[ich] selbst sehr schreibselig war) [.] Es mag dem wohl nur eine vereinzelte Aeuß[eru]ng zu Grunde liegen. 1605 Antisth[enes] u[nd] die vorzügl[i]chst[e]n Cyniker waren nicht ungebildet u[nd] schrieb[en] sogar viel u[nd] gut - d[a]h[er] ist es nicht ganz wahrscheinl[ich], d[a]ß sie gerad[e]zu aller Bild[un]g den Krieg sollte[n] erklärt haben.  B)  1606 Was uns üb[ri]g[e]ns v[on] logisch[en] Sätzen des Antisthenes bekannt ist, bes[c]hränkt sich auf jene Polemik geg[en] die B[e]gr[i]ffsphilos[ophie], die dazu dienen soll, die Unmögl[i]chk[ei]t d[e]s theoret[ischen] Wiss[en]s darzuthun. V[on] d[er] Natur redete er gleichf[a]lls nur, um zu zeigen [,] was für den M[e]nsch[e]n naturgemäß sey; Tiefere Forschu[n]g[en] scheinen dazu ihm u[nd] s[einen] Schülern nicht nöthig z[u] seyn, so viel der Mensch üb[er]h[au]pt zu wissen braucht, kann jedem, meinten sie, der gesunde M[e]nsch[e]nv[er]st[a]nd sagen; alles Weitere sey[en] unnütze Spitzfünd[i]gk[ei]t[en]. Die Begründ[un]g hiefür geht allerdings v[on] Sokr[ates’] B[e]stimmu[n]g[en] aus, schl[ie]ßt sich aber auch an Gorgias[’] Ansichten an. Mit Sokr[ates] verlangt auch Antisthenes, daß vor Allem der B[e]gr[i]ff der Dinge, das [,] was sie sind od[er] waren [,] bestimmt werde. Allein hieran mit hartnäckiger Ausschlüßl[i]chk[ei]t festh[a]lt[e]nd kommt er zur sophist[ischen] B[e]h[au]pt[u]ng, man dürfe jedes Ding nur mit dem ihm eigenthüml[ichen] Ausdruck benennen u[nd] d[a]h[er] keinem Subject ein v[om] Subjectsb[e]gr[i]ff verschiedenes Prädikat beilegen, also man dürfe z. B. nicht sagen: [„] Der Mensch ist gut“, sond[ern] nur „Der M[e]nsch ist Mensch“, „das Gute ist gut.“ (NB [: ] Dass[e]lbe Spiel mit d[en] B[e]gr[i]ff[e]n, wie ob[en] [m]it 1607 der Mauer, v[on] dere[n] B[e]gr[i]ff man k[e]i[n] Vergehe[n] 1608 annehm[en] wollte). Da nun bei jeder B[e]gr[i]ffserklär[u]ng ein B[e]gr[i]ff d[u]rch andere verdeutlicht wird, so verwarf er alle Definitionen als ein Gerede, das die Sache selbst nicht treffe; - oder wenn er bei zusammengesetzten Dingen zugab, man könne ihre Bestandth[ei]le aufzählen u[nd] sie in sofern auch erklären, so b[e]stand er doch darauf, 1603 Über der Zeile mit Bleistift. 1604 Randbemerkung am Seitenrand [78rr] mit Bleistift. 1605 „)“ in der Zeile gestrichen. 1606 Am Seitenrand [78rr] mit Bleistift. 1607 „[m]it“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „di[e]“. 1608 Lesart unsicher. 247 daß dieß in Betr[e]ff der einfachen unmögl[ich] sey; solche lassen sich wohl mit andern vergleichen, aber nicht definire[n], es gebe v[on] ihnen nur Namen, aber keine B[e]gr[i]ffsbestimmung, nur eine richt[i]g[e] Vorst[e]ll[u]ng, aber kein Wissen. Die eigenthüml[iche] B[e]zeichnung aber eines Dinges, der Name, der sich nicht definir[en] läßt, der Subjectsb[e]griff, der v[on] keine[m] andern entlehnt ist u[nd] d[a]h[er] ein Prädikat werd[en] kann, ist nur der Eigenname. Wenn nun Nichts d[u]rch ein Anderes erklärt werd[en] soll, so heißt dieß: alles Wirkl[iche] ist ein schle[c]hthin Individuelles, die allgem[einen] B[e]gr[i]ffe drücken nicht das Wesen der Dinge aus [,] sondern nur die Gedanken der M[e]nsch[e]n über die Dinge. So hat also Antisthenes schon ein[en] entschied[enen] Nominal[i]smus aus d[er] Sokr[atischen] Ford[e]r[u]ng d[e]s b[e]gr[i]ffl[ichen] Wissens abgeleitet (Platon, Real[i]s- [m]us). [78rl/ 78vr] Die allgemeine[n] B[e]gr[i]ffe [,] b[e]h[au]pt[e]te er, seyen bloße Gedank[en]. Dinge, Menschen u[nd] Pferde sehe er, nicht die Menschh[ei]t, Pferdheit, d[a]h[er] er nun geg[en] Platon 1609 eine derbe Polemik eröffnete, die v[on] d[ie]s[e]m aber auch mit Schärfe erwidert ward. D[ie]s[e]r Ansicht gemäß legte nun Antisth[enes] der Untersuch[un]g über die Namen den größten Werth bei, da er aber bei dem Nam[en] stehen bleiben wollte, machte er jede wiss[e]nsch[aftliche] Unters[uc]h[un]g unmögl[ich]. Th[ei]lw[ei]se gibt er dieß selbst zu, indem er aus seinen Voraussetz[u]ng[e]n den Schluß zieht, es sey nicht mögl[ich] sich zu widersprechen. Wiss[e]nsch[aft] u[nd] Urth[ei]l ward damit zerstört. Die Cyniker selbst indeß verzichteten keineswegs auf das Wissen. Antisth[enes] schrieb in 4 Büchern über d[en] Untersch[ie]d des Wissens u[nd] Meinens u[nd] üb[er]h[au]pt glaubte 1610 die Schule einzig u[nd] allein im Besitze des wahren Wissens zu (seyn.) der Wahrh[ei]t u[nd] über die Täuschende Meinung hinaus zu 1611 seyn. Aber alles Wissen soll eben ein[em] prakt[i]sch[en] Zwecke dienen. D[enn]  C)  1612 Das letzte Ziel des menschl[ichen] Lebens sehen die Cyniker in der Glücksel[i]gk[ei]t. Während aber gewöhnl[ich] Tugend 1613 v[on] Glücksel[i]gk[ei]t unterschieden (wird) od[er] wenigst[e]ns nicht die Glücksel[i]gk[ei]t auf Tugend beschränkt wird, b[e]h[au]pt[e]n sie, beide fallen zusammen, es gebe kein Gut als die Tugend, kein Uebel als die Schlechtigk[ei]t u[nd] was weder zu der einen noch zu der and[e]rn gehört, sey für den M[e]nsch[e]n gleichgültig. - Sie nehmen an, ein Gut 1609 „Platon“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „Platons“. 1610 „sich“ in der Zeile gestrichen. 1611 „ziehen“ in der Zeile gestrichen. 1612 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1613 „[+]“ in der Zeile gestrichen. 248 könne für Jeden nur das seyn, was sein eigen ist.  a)  1614 Ein wirkl[iches] Eig[e]nthum d[e]s M[e]nsch[e]n ist aber nur sein geist[i]ger Besitz; alles Andere ist Glückssache, nur in s[einer] geist[i]g[en] u[nd] sittl[ichen] Thätigk[ei]t ist er unabhäng[i]g, u[nd] nur Tugend u[nd] Einsicht sind die S[c]hutzwehr [,] an der alle Angriffe d[e]s Schicksals abprallen; nur wer keinem Aeußeren u[nd] keinem Verlangen nach Aeußerem dienstbar ist, der ist ein Freier. Mithin braucht der M[e]nsch, um glückl[ich] zu seyn [,] schlechthin Nichts als Tugend; alles Andere muß er verachten lernen, um sich hiemit allein zu begnügen. Denn was ist z. B. Reichthu[m] ohne Tugend? Ein Raub v[on] Schmeichlern u[nd] feilen Dirnen, ein Reiz für die Habsucht,  die  1615 die Wurzel alles Schlechten ist, eine Quelle zahlloser Verbrechen u[nd] Schandthaten, ein Besitz für Ameisen u[nd] Mistkäfer, eine Sache, die weder Ruhen noch Genuß bringt. Von da ward nun aber weiter gegang[en]. Was kann Reichthum üb[er]h[au]pt andres seyn, wenn einmal angenomm[en] ist, d[a]ß Reichth[um] u[nd] Tugend unvereinbar seye[n] u[nd] daß d[a]s cynis[c]he Bettlerleben allein der gerade Weg zur Wahrh[ei]t sey?  b)  1616 Und was ist da Ehre u[nd] Schande? Ein Gerede für Thoren, um das sich kein Vernünft[i]g[e]r kümmern wird. Denn in Wahrh[ei]t verhält es sich gerade umgekehrt damit als man meint: Die Ehre bei den M[e]nsch[e]n ist vom Uebel, ihre Veracht[u]ng ist ein Gut, weil sie uns v[on] eitlen Bestreb[u]ng[e]n heilt u[nd] auch der Ruhm wird nur dem Th[ei]l [,] der ihn geringschätzt. (Diog[enes] antwortete auf die Frage, wie man berühmt werde: wenn man sich um den Ruhm nichts bekümmere). Und was ist der Tod? Ein Uebel off[e]nbar nicht, denn ein Uebel ist nur, was schlecht ist; wir empfinden ihn [78vr/ 79rl] 1617 in der That auch nicht als Uebel, da wir üb[er]h[au]pt nichts mehr empfinden, wenn wir todt sind. Alle d[ie]se Dinge sind leere Einbild[un]g u[nd] Eitelkeit, leerer Dunst, τῦφος, weiter Nichts; und die wahre Weish[ei]t b[e]st[e]ht nur darin, d[a]ß man seinen Sinn davon frei hält. - Das Werthloseste und Schädlichste aber ist das, was die Meisten für das Wünschenswertheste halten, - die Lust.  c)  1618  c) α)  1619 Die Cyniker leugnen nicht blos 1620 [,] d[a]ß sie ein Gut sey, sond[ern] sie erklären sie sogar für d[a]s größte Uebel u[nd] Antisth[enes] soll g[e]s[a]gt haben, er wolle lieber verrückt seyn als vergnügt. Wo insb[e]s[ondere] d[a]s Streben nach Lust zur zügellosen Leid[e]nsch[a]ft wird, wie in der (sinnl[ichen]) Liebe, wo sich der M[e]nsch z[um] Sklaven seiner 1614 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1615 Über der Zeile. 1616 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1617 „Gesch[ichte] der griech[isch-]röm[ischen] Philos[ophie] 40.“ am oberen Seitenrand [79rr]; „40.“ bezeichnet den Bogen. 1618 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1619 Nach der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1620 „blos“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „[*]“. 249 Begierd[en] erniedrigt, da kann, meinen sie, kein Mittel zu scharf seyn [,]  um  1621 es auszurotten.  β)  1622 (Umgekehrt aber ist das, wovor die Meisten sich fürchten, Mühe u[nd] Arbeit näml[ich], ein Gut, weil sie allein dem M[e]ns[c]h[e]n die Tücht[i]gk[ei]t verschafft, d[u]rch die er unabhäng[i]g wird - d[a]h[er] Herakles d[a]s Vorbild der Cyniker um s[eines] mühevoll[en] Lebe[n]s will[en].  Freil[ich] scheinen sie Lust sophistisch als Aufhören der Unlust b[e]zeichnet zu hab[en], so d[a]ß demnach bei jeder Lust eine Unlust zum Behuf d[e]s Aufhörens vorhergehen müßte.  1623 D[a]h[er] soll auch Antisth[enes] w[e]nigst[en]s die Lust für  etwas Gutes  1624 erklärt haben, die aus Mühe und Anstreng[un]g entspringt. - Diog[enes] (bei Stob[äus]) empfiehlt die Gerecht[i]gk[ei]t als d[a]s Nützlichste u[nd] Angenehmste, weil sie allein Gemüths-Ruhe verschaffe, vor Kummer u[nd] Krankh[ei]t bewahre u[nd] auch die körp[e]r-l[ichen] Genüsse sichere. Er erklärt auch  ,  1625 die Glücksel[i]gk[ei]t b[e]stehe in jener wahren Freude, die nur d[u]rch eine ungetrübte Heiterk[ei]t d[e]s Gemüthes zu erlangen sey.  d)  1626 Um die Vorzüge ihrer Philos[ophie] darzuthun [,] bemerkt[en] d[a]h[er] auch die Cyniker, d[a]ß sie weit unabhäng[i]g[e]r u[nd] angenehmer leben als  alle  1627 andern, d[a]ß d[u]rch ihre Entbehr[u]ng[en] der Genuß erst die rechte Würze erhalte, d[a]ß die geist[i]g[en] Freud[en] eine weit höhere Lust gewähren als die sinnl[ichen]. Antisth[enes] z[ei]gt bei Xen[ophons] Symp[osion,] d[a]ß er in s[einer] Armuth der glückl[ich]ste M[e]nsch sey; Eß[en,] Trink[en], Schlaf[en] schmecke ihm vortreffl[ich] etc.  e)  1628 Alles andere außer Tugend u[nd] Laster, sollte demnach für  uns  1629 Cyniker  gemäß  1630 gleichgült[i]g seyn; u[nd] hinwiederu[m] soll[en] wir für Alles gleichgült[i]g seyn. Nur wer über Armuth u[nd] Reichthum [,] Ehre u[nd] S[c]hande, Anstreng[un]g u[nd] Genuß, Leben u[nd] Tod erhaben ist, wer gleichsehr bereit ist, in jede Thät[i]gk[ei]t u[nd] jede Leb[e]nslage sich zu finden, wer Niemand fürchtet u[nd] um Nichts sich kümmert [,] nur ein solcher bietet dem Schicksal keine Blöße, u[nd] nur ein solcher frei u[nd] glücksel[i]g. 1631 1621 Über der Zeile eingefügt. 1622 Nach der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1623 Einfügung am Seitenrand [79rr]. 1624 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile mit runden Klammern versehenes „zuläss[i]g“. 1625 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1626 Nach der Zeile mit Bleistift eingefügt; zuvor nach der Zeile mit Bleistift eingefügtes „D)“ mit Bleistift gestrichen. 1627 Über der Zeile. 1628 Nach der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1629 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „den“. 1630 Über der Zeile. 1631 Sic! Verbum fehlt. 250  D)  1632 Positiv b[e]stimmt b[e]st[e]ht die Tugend in der Weish[ei]t od[er] der Einsicht; die Vernunft ist d[a]s Einzige, was dem Leben eine[n] Werth gibt; u[nd] hieraus schl[ie]ßt Antisth[enes] mit Sokr[ates,] d[a]ß die Tugend eine untheilbare Einh[ei]t sey u[nd] d[a]ß die verschied[enen] M[e]nsch[e]n-Klasse[n] die gleiche sittl[iche] Aufg[a]be haben [.] „Für Mann u[nd] Weib ist die Tugend Eine u[nd] dieselbe [,] s[a]gt er; u[nd] d[a]ß die Tugend d[u]rch Belehr[u]ng hervorgebracht werde. Dann b[e]h[au]pt[e]t er auch, d[a]ß die Tugend unverlierbar sey“, denn was man einmal wisse [,] könne man nicht wieder vergessen. Worin aber genauer die richt[i]g[e] Einsicht b[e]stehe, konnten die Cyniker nicht angeben, denn wenn sie als Erk[e]n[n]tn[i]ß d[e]s Guten b[e]zeichnet wird [,] so ist dieß, wie scho[n] Platon bemerkt [,] eig[e]ntl[ich] nur eine Tautologie. - Das ist indeß klar [,] d[a]ß d[em] Antisth[enes] Einsicht mit richt[i]g[er] B[e]sch[a]ff[en]h[ei]t d[e]s Willens, Selbstbeherrsch[un]g u[nd] Rechtschaff[en]h[ei]t d[u]rchaus zusamme[n]fällt, 1633  - u[nd] unter Erlern[en] der Tugend versteh[en] sie [me]hr die  sittl[iche]  1634 Uebu[n]g als Forschu[n]g.  1635 [79rl/ 79vr]  E)  1636 Wer nun d[u]rch die Schule der Ueb[u]ng zur Tugend gelangt [,] der ist ein Weiser, alle üb[ri]g[en] sind Unweise. Und die Cyniker charakterisir[en] nun in mögl[i]chst starken Ausdrück[en] die 1637 Vorzüge des Einen u[nd] d[a]s Elend der Andern.  Noch nicht bei Platon. Aristot[eles’] Untersch[ei]d[un]g der gewohnh[ei]tsmäß[i]g[en] u[nd] der philos[ophischen], der ethischen u[nd] der di[+++]tisch[en] Tugend.  1638  a)  1639 Der Weise kennt keinen Mangel, denn ihm gehört Alles; er ist überall zu Hause u[nd] weiß sich in allen Lagen zurechtzufinden; er ist ohne Fehler u[nd] allein liebenswürd[i]g [.] Das Glück kann ihm Nichts anhaben. Ein Eb[e]nb[i]ld der Gotth[ei]t lebt er so mit den Göttern; sein ganzes Leben ist ein Fest u[nd] die Götter, deren Freund er ist, gewähren ihm Alles. - Mit der Masse der Menschen d[a]g[e]g[en] verhält es sich umgekehrt [.] Die meisten sind geist[i]g verstümmelt, Sklaven der Einbild[un]g u[nd] nur d[u]rch eine schmale Linie v[on] d[er] Verrückth[ei]t getrennt; wer einen Mensch[e]n finden will [,] muß ihn am hellen Tage mit der Laterne suchen. Elend u[nd] Unverstand ist d[a]s allgem[eine] Schicksal der 1632 Nach der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1633 „,“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „.“. 1634 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „[*]“. 1635 Am Seitenrand [79rr] ergänzt. 1636 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 1637 „die“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „d[a]s“; in der Zeile folgendes „Glück“ gestrichen. 1638 Randbemerkung am Seitenrand [79vl] mit Bleistift. 1639 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 251 Sterbl[ichen]. Es scheiden sich demnach die M[e]nsch[e]n in 2 Klassen, den wenigen Weisen stehen zahllose Thoren gegenüber.  b)  1640 D[ie]s[e]n Grundsätzen gemäß betrachteten es nun die Cyniker als ihren Beruf, th[ei]ls an sich selbst ein Beisp[iel] v[on] d[er] Sittenstrenge  Bedürfnißlos[i]gk[ei]t u[nd] Unabhäng[i]gk[ei]t d[e]s Weisen  1641 darzustellen, th[ei]ls auf die Andern bessernd u[nd] kräftigend einzuwirken. D[ie]s[e]n Beruf haben sie sich nun einers[ei]ts allerdings mit ungewöhnl[icher] Selbstverleugnung gewidmet; anders[ei]ts aber sind sie auch in solche Uebertreib[un]g[en] u[nd] Verzerrungen, in so auffallende Rohheiten und verletzende Schamlos[i]gk[ei]t[e]n verfallen u[nd] zu ein[em] so unerträgl[ichen] Hochmuth u[nd] so eitle Großsprecherei  gekomm[en]  1642 , d[a]ß es 1643 zweifelhaft erscheint, ob sie mehr uns[ere] Bewund[erun]g u[nd] Achtung oder uns[eren] Widerwillen u[nd] uns[er] Mitleid verdienen.  F)  1644 Der Grundged[a]nke d[e]s Cynismus ist die Selbstgenügsa[m]k[ei]t der Tugend.  a)  1645 Sie faßen aber d[ie]s[e]n Gr[u]nd  satz  1646 schroff u[nd] einseit[i]g auf u[nd] sind nicht mit der innern Unabhäng[i]gk[ei]t v[on]  d[en]  1647 Genüssen u[nd] Bedürfnissen d[e]s Lebens zufrieden, sond[ern] sie hoffen ihr Ziel nur d[a]d[u]rch zu erreichen, d[a]ß sie dem Genuß selbst entsagen, ihre Bedürfnisse auf d[a]s Nothwend[i]gste  Unentbehrl[iche]  1648 einschränk[en,] ihr Gefühl zur Unempfindl[i]chk[ei]t abstumpfen u[nd] um nichts, was nicht in ihrer Macht steht [,] sich kümmern. Die Sokrat[ische] Bedürfnißlosigk[ei]t wird bei ihnen zur Weltentsag[un]g. - Von Haus aus arm od[er] freiwill[i]g ihres Vermögens sich entäußernd, lebt[en] sie als Bettler. Ohne eigne Behausung trieben sie sich den Tag über auf den Strassen u[nd] an andern öff[e]ntl[ichen] Orte[n] herum u[nd] suchten ihr Nachtlager unter Säulengängen oder wo es sich sonst traf. (Diog[enes] machte auch hiemit den Anfang [,] da Antisth[enes] noch eine eigne Wohnung hatte.) Eine Zeitlang nahm Diog[enes] s[einen] Aufenth[a]lt in ein[er] Tonne, welche im Vorhofe d[e]s Metroon zu Athen lag, wie dieß auch schon v[on] andern Obdachlosen geschehen war.  (  1649 Auf s[einen] Wand[e]r[u]ng[en] aber hat er nicht s[eine] Tonne mitgenommen.  )  1650 Hausrath 1640 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1641 Einfügung am Seitenrand [79vl]. 1642 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „verfallen“. 1643 „wieder“ in der Zeile gestrichen. 1644 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1645 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1646 Über der Zeile, wohl als Ersatz für in der Zeile gleichwohl stehengebliebenes „g[e]d[a]nke“. 1647 Über der Zeile. 1648 Über der Zeile. 1649 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1650 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 252 u[nd] Bett erschien ihnen überflüss[i]g (Trinkgeschirr wegwerf[en]d [,] da  er  1651 ein[en] Knab[e]n aus d[er] hohlen Hand trink[en] sah). Er soll auf Platons kostbaren Teppiche[n] herumgetret[en] sey[n] u[nd] gesagt hab[en]: I[c]h trete d[en] eitl[en] Stolz d[e]s Plato[n.] - D[ie]s[e]r s[a]gte: Mit ei[nem] (ander[en] Stolze,)  Eitelk[ei]t  1652 Diogenes. πατῶ τὸν Πλατωνος τῦφον [.] -  ἑτέρῳ γε τύφῳ, Διόγενες. (Diog[enes])  1653 [79vr/ 80rl] Die einfache griech[ische] Kleid[un]g wurde v[on] ihnen noch mehr vereinfacht, indem sie sich mit dem Sokrat[ischen] T[++]b[+]n [,] der Tracht der untern Klassen [,] begnügten und das Unterkleid wegließen. Sie begnügten sich mit ärml[icher] Kost u[nd] Diog[enes] soll sogar den Versuch gemacht haben, ob sich nicht das Feuer entbehrl[ich] machen lasse, indem man d[a]s Fleisch roh äße; u[nd] auch die B[e]h[au]pt[u]ng wird ihm beigelegt, d[a]ß man Alles ohne Unterschied, selbst d[a]s M[e]nsch[e]nfleisch nicht ausgenomm[en,] zur Nahr[u]ng verwenden dürfe (Es sey ja doch Alles in Allem, auch im Brod sey Fleisch etc.). Auch im hoh[en] Alter wollte Diog[enes] s[eine] Lebensw[ei]se nicht mildern u[nd] damit auch s[einem] Leichnahme k[eine] unnöth[i]ge Sorge zu Th[ei]l werde, verbot er sein[en] Freund[en] ihn zu bestatten. - Auch wirkl[ichen] Selbstpeinig[un]g[en] soll sich Diog[enes] unterworfen haben (Nach Diog[enes] L[aertius] wälzte er sich im Sommer in dem glühend[en] Sande, währ[e]nd er Winters barfuß ging im Schnee u[nd] kalte Bildsäul[en] umarmte). - Auch die Veracht[un]g u[nd] Verunglimpf[un]g, welche d[ie]se Lebensw[ei]se ihnen zuzog, pflegten die Cyniker mit dem größt[en] Gleichmuth zu ertragen u[nd] übten sich sogar förml[ich] darauf ein; denn die Schmäh[u]ng[e]n der  Freunde  1654 lehren den M[e]nsch[e]n sich selbst kennen u[nd] die beste Rache, die man an ihnen nehmen könne, sey [,] sich zu bessern. - Für den Fall [,] d[a]ß ihnen d[a]s Leben aus irg[e]nd ein[em] Grunde unerträgl[ich] wurde [,] behielten sie sich indessen  d[a]s Recht  1655 vor, sich d[u]rch Selbstmord davon zu befreien (wie die Stoiker).  b)  1656 Zu dem Aeußern, v[on] dem man sich unabhäng[i]g halt[en] müße [,] rechneten die Cyniker auch manche sittl[ichen] Güter od[e]r Pflichten - z. B.  α)  1657 d[a]s Familienleben. Antisth[enes] wollte die Ehe zwar nicht verwerfen, weil sie z[ur] Fortpflanz[un]g des menschl[ichen] Geschlechts nöthig sey; aber schon Diog[enes] fand, d[a]ß sich d[ie]s[e]r Zweck auch auf dem Wege der Weibergemeinsch[a]ft er- 1651 Über der Zeile. 1652 Über der Zeile. 1653 Randbemerkung am Seitenrand [79vl]. 1654 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „M[e]nsch[e]n“; in der Zeile folgendes „[*]“ gestrichen; in der Zeile folgendes „sie,“ blieb wohl unabsichtlich stehen. 1655 Über der Zeile. 1656 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 1657 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 253 reich[en] ließe. In Bezug auf Befried[i]g[un]g der geschlechtl[ichen] Triebe huld[i]gt[en] sie allerdings nicht der  chr[ist]l[ichen]  1658 Ascese 1659 [,] sondern faßten ihn wie irg[e]nd ein 1660 anderes Naturbedürfniß auf, wofür sie nur die gemeinste Befried[i]g[un]g suchten.  β)  1661 Wie gegen die Ehe, so waren sie auch gegen die bürgerl[iche] Stell[u]ng gleichgült[i]g. Der schroffe G[e]g[e]nsatz v[on] Sklaverei u[nd] Freih[ei]t existirte für sie nicht. Der wahrhaft Freie kann ihnen zufolge nie ein Sklave werden, denn ein Sklave ist nur [,] wer sich fürchtet; ein solcher Sklave hinwiederu[m] kann nie ein Freier werden. Der Weise ist der natürl[iche] Beherrs[c]her der Andern, mag er auch Sklave heißen, denn der Arzt hat den Kranken zu befehlen.  γ)  1662 Eb[e]nso gleichgült[i]g waren sie in Bezug auf den Staat. Es konnte keine Staatsverfass[un]g geben, die den cynisch[en] Anford[erun]g[en] entsprach. Wenn sie d[a]her auch eine bedingte Nothw[en]d[i]gk[ei]t 1663 d[e]s Staates zugeben, so können sie sich doch nicht am Staatsleben betheilig[en]; sie wollen nicht Bürger eines b[e]stimmt[en] Staates [,] sond[ern] Bürger der Welt seyn; u[nd] ihr Staatsideal wäre nichts als Aufheb[un]g d[e]s Staatswesens 1664 . Alle M[e]nsch[e]n solle[n] wie Eine Heerde zusamm[en]leb[en], kein Volk soll d[u]rch b[e]sondere Gesetze od[er] Staatsgrenz[en] v[on] ander[en] getrennt seyn. Weniger die Zusamm[en]g[e]hörigk[ei]t aller M[en]sch[en] als die Befreiu[n]g der Einzel[nen] v[on] d[en] Band[en] d[e]s Staatsleb[en]s war d[e]r Gru[n]dg[e]d[an]ke. [80rl/ 80vr]  c)  1665 Besonders auffallend und widerwärt[i]g machte den Cynismus jene absichtl[iche] Verläugnung des natürl[ichen] Schamgefühls, welche sie zur Schau trugen. Sie hielten zwar d[ie]s[e]s Gefühl nicht geradezu für unberecht[i]gt (Diog[enes] soll eine Frau, die in unanständ[i]g[er] Stell[u]ng im Tempel lag, darüber zurechtgewiesen (haben) u[nd] die Schamröthe die Farbe der Tugend genannt hab[en]), aber sie meinten, zu schämen habe man sich nur des Schlechten, was d[a]g[e]g[en] an u[nd] für sich recht sey, dürfe man vor Aller Augen thun ungescheut. Sie erlaubten sich d[a]h[er] an jedem Orte Alles, was sie für naturgemäß hielten u[nd] auch solche Dinge, für welche  alle  1666 (andern) M[e]nsch[en] die Verborgenh[ei]t suchen, sollen sie auf offener Straße vorgenommen haben. Um ihrer Unabhäng[i]gk[ei]t nichts zu vergeben, setzt[en] die Cyniker alle Rücksichten auf Andere außer Augen u[nd] w[e]ssen 1658 Über der Zeile. 1659 „der ch[ri]stl[ichen]“ in der Zeile gestrichen. 1660 „ein“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „einen“. 1661 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 1662 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 1663 „zu“ in der Zeile gestrichen. 1664 „Staatswesens“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „Staateswesens“. 1665 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 1666 Über der Zeile. 254 er sich vor sich selbst nicht glaubt schämen zu dürfen [,] deßen schämt er sich auch nicht vor Andern.  g)  1667 Gegen die Volksreligion, die allerdings [,] seit d[en] Sophist[en] insbes[ondere,] in dem Glauben der Gebildet[en] entwurzelt ward -  α)  1668 nahmen die Cyniker eine schroffe u[nd] feindsel[i]ge Stellung. Der 1669 Weise, der sich v[on] Allem  Aeußer[n]  1670 unabhäng[i]g weiß, will natürl[ich] auch nicht v[on] d[er] R[e]l[i]g[io]n od[er] dem r[e]l[i]g[iö]s[en] Herkommen abhängig seyn; er kann sich nicht verpflichtet glauben, den Volks-Meinung[en] zu folgen od[er] sein Wohl an Gebräuche u[nd] gottesdienstl[iche] H[a]ndl[u]ng[e]n zu knüpfen. -  β)  1671 Das Daseyn einer G[o]tth[ei]t wollen sie nicht bestreiten, der  cynische  1672 Weise kann ders[e]lb[en] nicht entbehren; d[a]g[e]g[en] an der Vielh[ei]t u[nd] M[e]nsch[e]nähnl[i]chk[ei]t der Götter nehmen sie Anstoß. D[ie]se Volksgötter [,] sagen sie, stammen nur aus dem Herkommen, in Wahrh[ei]t gebe es nur Einen Gott, der nichts Sichtbarem gleiche u[nd] in keinem Bild dargestellt werden könne. (Die Cyniker sind d[a]h[er] nur Atheisten im antiken Sinn [,] d. h. sie läugnen die Staatsgötter [,] nicht Atheist[en] an u[nd] für sich.)  γ)  1673 Eb[en]so verhält es sich, ihrer Ansicht gemäß [,] auch mit der G[o]tt[e]sverehr[u]ng; es gibt nur Ein Mittel der Gotth[ei]t zu gefallen, die Tugend, alles Andere ist Aberglauben. Weish[ei]t u[nd] Rechtschaff[e]nh[ei]t macht uns zu Ebenbildern u[nd] Freund[en] der Götter, was man d[a]g[e]g[en] gewöh[n]l[ich] thut, um ihre Gunst zu erwerben [,] ist werthlos u[nd] verkehrt. Der Weise verehrt die G[o]tth[ei]t d[u]rch Tugend, nicht d[u]rch Opfer, derer sie nicht bedarf; er weiß, d[a]ß ein Tempel nicht heiliger sey als ein anderer Ort, u[nd] bittet nicht um Dinge, welche die Unverständ[i]g[en] für Güter halten, nicht um Reichthum, sond[ern] um Gerecht[i]gk[ei]t. Die gewöhnl[iche] Vorstell[un]g v[om] Gebet ist hiemit verlassen, da er die Tugend sich selbst verdanken soll. Diog[enes] mag sich d[a]h[er] wohl üb[er] d[a]s Gebet lustig gemacht habe[n.] - Auch über die Vorbedeut[u]ng[en], Weissag[un]g u[nd] Wahrsager urtheilt er wegwerfend. Die mystisch[en] Weihen nicht minder wurd[en] v[on] ihm u[nd] Antisth[enes] mit beissend[em] Spott verfolgt. Indeß sucht[en] sie doch Anknüpf[u]ngsp[u]nkte an die Volksr[e]l[i]g[io]n, die die Mythologie bot, für sich zu bemüh[en], sch[on] daru[m,] um auf die Masse der M[e]nsch[en] leichter einwirk[en] zu können. Sie legten d[a]h[er] die Mythen möglichst allegorisch aus. Man suchte den verborgen[en] Sinn u[nd] deutete mögl[i]chst 1667 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt; falsche Zählung, korrekt wäre „d)“. 1668 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1669 „Der“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „[*]“. 1670 Über der Zeile eingefügt. 1671 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1672 Über der Zeile. 1673 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 255 die Myth[en] in moral[i]s[c]he Lehren um; er konnte da Alles in All[em] find[en]. [80vr/ 81rl] 1674 Auch Diog[enes] versuchte allegorische Ausleg[un]g der Mythen.  Schl[u]ß  1675 So betr[ac]htete[n] sich die Cyniker als Aerzte, die Krankh[ei]t der M[e]nsch[en], die Thorh[ei]t zu heilen; d[a]h[er] fühlen sie sich verpflichtet gerade der Verworfenen u[nd] Verachteten sich anzunehmen, denn der Arzt gehöre zu den Kranken u[nd] sie fürchten nicht d[u]rch d[ie]s[e]n Umgang S[c]haden zu nehmen - so wenig als die Sonne sich verunreinigt, wenn sie  im  1676 unreine[n] Orte scheint. Um aber die M[e]nsch[e]n zu bessern, darf man keine gelind[en] Mittel anwend[en]. Wer gerettet werd[en] will, der muß die Wahrh[ei]t hören, die Wahrh[ei]t aber ist immer unangenehm - nur ein erbitterter Feind od[er] ein wahrer Freund wird sie uns sag[en]. D[ie]s[e]n FreundschaftsDienst nun wollten die Cyniker der M[e]ns[c]hh[ei]t leisten, u[nd] ob sie dabei Anstoß geben [,] ist ihnen vollkommen gleichgült[i]g; denn ein tücht[i]g[e]r Mann, meinen sie, sey schwer zu ertragen, wer Niemand wahr thue, an dem sey nichts. Man hat sie die Kapuziner des Alterthums genannt - u[nd] wir dürf[en] in der That annehmen, d[a]ß sie trotz ihrer Ausschreit[u]ng[e]n in mancher B[e]z[ie]h[un]g vortheilhaft gewirkt haben. Die Wiss[e]nsch[a]ft hat freil[ich] v[on] d[ie]s[en] Bettler[n] philos[ophisch] nicht viel gewonnen. Erst d[u]rch die Stoa wurde sie - gemäß[i]gt 1677 u[nd] veredelt [-] welthistoris[c]h einflußreich. - [C)] Die Cyrenaiker. Die Nachrichten üb[er] d[ie]s[en] Zweig der unächten Sokratiker sind nur unvollständ[i]g, wie u[nd] noch mehr als die üb[er] die Cyniker. Der Begründer d[ie]s[e]r Schule ist Aristippos aus Kyrene. Er ward d[u]rch den Ruf v[on] d[er] merkwürd[i]g[en] Persönl[i]chk[ei]t d[e]s Sokr[ates] nach Athen geführt worden, u[nd] fühlte sich d[u]rch dies[e]lbe angezogen, wenn er auch allerdings aus s[einer] reichen u[nd] üppig[en] Vaterstadt Lebensgewohnh[ei]t[e]n mitbrachte, die sich mit der Sokrat[ischen] Einfachh[ei]t u[nd] Enthaltsamk[ei]t weit entfernten. Auch scheint er schon zu einer gewissen Reife u[nd] Selbstständ[i]gk[ei]t gelangt 1674 „Gesch[ichte] der griech[isch-]röm[ischen] Philos[ophie] 41.“ am oberen Seitenrand [81rr]; „41.“ bezeichnet den Bogen. 1675 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 1676 Über der Zeile eingefügt. 1677 Lesart unsicher. 256  gewes[en]  1678 zu sey[n], als er mit Sokr[ates] s[einen] Umgang begann [,] d[a]h[er] er sich auch selbstständ[i]g[e]r in s[einen] Eig[e]nthüml[i]chk[ei]t[en] b[e]h[au]pt[e]te. Angebl[ich] soll er s[c]hon vor des Sokr[ates] Tod eine Schule eröffnet haben; sicher ist, d[a]ß er es nach dems[e]lb[en] gethan u[nd] dabei nach d[er] Weise der Sophisten Bezahl[u]ng verlangte. Auch sonst folgte er nach der W[ei]se der Sophisten, indem er ein[en] groß[en] Th[ei]l seines Lebens (auf Wanderung[en] zubrachte) [,] ohne fest[en] Wohnsitz an vers[c]hied[enen] Ort[en]. Später scheint er jedoch in s[eine] Vaterst[a]dt zurückgekehrt zu seyn u[nd] dort s[einen] bleibend[en] Wohnsitz genomm[en] zu haben; wenigst[e]ns ist hier s[eine] Familie u[nd] s[eine] Schule zu treffen. Die Erbin s[einer] Grundsätze war s[eine] Tochter Arete, die wiederum ihren Sohn [,] den jüng[eren] Aristipp [,] in die Grundsätze seines Großvaters einführte; neben ihr sind Aethiops u[nd] Antipater als Schüler genannt. Später sind Theodor der Atheist, Hegesias u[nd] Annikeris, welche alle drei eigene Zweige der Kyrenaisch[en] Schule stiftete[n]. Zu Theodor’s Schülern gehörte Bion der Borysthenite und wahrscheinl[ich] auch Euemeros [,] der als Rationalist bekannt geworde[n]. Ein Z[ei]tgenosse d[e]s Theodoros ist Aristoteles v[on] Cyrene. [81rl/ 81vr] Cyrenaische Philosophie. I. Auch d[ie]se Philosophie schließt sich wie die cynische an die praktische Seite der Sokrat[ischen] Philosophie an. Auch v[on] Aristipp und s[einen] Schülern wird gesagt, daß sie logische und physikalische Untersuch[u]ng[en] vernachläss[i]gt, indem sie dem Ethischen allein Werth beilegten. Die wirkl[ich] theoretisch[en] Bestimmung[en], die sich bei ihnen finden, haben nur die Bedeut[un]g [,] ihre Ethik u[nd] ihre Bes[c]hränk[un]g auf die Ethik zu begründen. Das Ziel der Philos[ophie] liegt ausschließl[ich] in der Glücksel[i]gk[ei]t d[e]s M[e]nsch[e]n, - darin ist Aristipp mit Antisthenes einverstand[en]. Aber während Antisth[enes] keine Glücksel[i]gk[ei]t gelten läßt [,] die nicht unmittelbar mit der Tugend zusammenfiele und d[a]h[er] die Tugend als einzigen Lebenszweck gelten läßt; - erklärt Aristipp, nur der Genuß sey Selbstzweck, nur die Lust ein unbedingt Gutes, alles Andere dag[e]ge[n] sey nur insoferne gut u[nd] begehrenswerth, als es ein Mittel zum Genuß sey. Sonach gehen v[on] Anfang an beide Schulen nach entgegengesetzten Richtung[en] auseinander. II) Was die nähere Ausführ[u]ng der Grundtendenz der Aristipp[schen] Philos[ophie] betr[i]fft, so bestand sie der H[au]ptsache nach in Folgendem:  a)  1679  α [)]  1680 Alle 1678 Über der Zeile, wohl als Ersatz für in der Zeile allerdings stehen gebliebenes „zu sey[n]“. 1679 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 257 unsere Wahrnehmung[en], meinen sie, seyen nichts Andres als die Empfind[un]g unserer persönl[ichen] Zustände, über die Dinge außer uns d[a]g[e]g[en] geben sie uns nicht den geringst[en] Aufs[c]hluß; wir seye[n] uns wohl bewußt, d[a]ß wir die Empfi[n]d[un]g d[e]s Süßen, [*] etc. haben, ob aber der G[e]g[e]nst[an]d [,] der die Empfind[un]g veranlaßt hat, süß od[er] sauer ist, sey uns verborgen; Ein und dass[e]lbe mache ja auf Verschiedene nicht selber ein[en] ganz verschieden[en] Eindruck; d[a]h[e]r können wir in keinem Falle sicher seyn, daß uns nicht die Dinge wegen der B[e]s[c]h[a]ff[e]nh[ei]t uns[erer] Sinnes-Werkzeuge u[nd] wegen der Umstände, unter denen wir sie wahrnehmen, ganz anders erscheinen, als sie an sich selbst sind. Nur v[on] uns[eren] Empfind[un]g[en] können wir d[a]h[er] etwas wissen u[nd] über sie täuschen wir uns auch nie; von den Dingen d[a]g[e]g[en] wissen wir s[c]hlecht[e]rdings nichts u[nd] eb[e]nsowenig seye[n] uns die Empfind[un]g[en] Anderer bekannt; es gebe wohl gemeinsame Namen, aber  keine  1681 gemeinsame Empfind[un]g u[nd] wenn Zwei sag[en,] sie haben d[a]ss[e]lbe empfund[en], so könne doch Keiner v[on] beid[en] sicher seyn, d[a]ß der Andere wirkl[ich] die gleiche Empfind[un]g, wie er, gehabt habe, da er immer nur s[einen] eign[en] Zust[a]nd fühle [,] nicht den des Andern.  β)  1682 Die Cyrenaiker halten demnach mit Protag[oras] alle uns[ere] Vorst[e]ll[u]ng[e]n für etwas blos Subjectives - u[nd] ihre Ansicht unterscheidet sich v[on] d[em] Protag[oras] nur d[a]d[u]rch [,] d[a]ß sie dies[e]lb[en] b[e]stimmter auf die Empfind[un]g uns[erer] Zustände zurückführen u[nd] die Heraklit’sche Lehre v[om] Fluß aller Dinge als eine für ihren Zweck entbehrl[iche] u[nd] eine über die Grenzen unsres Wissens herausgehende Annahme bei Seite lassen.  b)  1683  α)  1684 Wenn aber uns[er] Wissen auf die Kenntniß unsrer Empfind[un]g[en] beschränkt ist, so folgt, d[a]ß es verkehrt [81vr/ 82rl] wäre, eine Erk[e]n[n]tn[i]ß der Dinge zu suchen, die uns versagt ist; demnach wird d[u]rch d[ie]se skeptische 1685 der Cyrenaiker v[om] Erkennen ihre Ueberzeug[un]g v[on] d[er] Werthlos[i]gk[ei]t aller physik[a]l[i]s[c]h[en] Forsch[un]g[en] begründet.  β)  1686 Wiederum kann eben d[e]ßh[a]lb nur die Empfind[un]g den Maaßstab abgeben, nach welchem wir d[a]s Ziel unserer H[a]ndl[u]ng[e]n bestimme[n] u[nd] ihren Werth beurth[ei]l[e]n; denn wenn uns die Dinge nur in uns[erer] Empfind[un]g gegeben sind, so ist die Erreg[un]g gewisser Empfind[un]g[en] alles [,] was sich d[u]rch uns[er] Handeln erreiche[n] läßt; 1680 Vor und unter der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1681 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „nicht“. 1682 Vor und unter der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1683 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1684 Vor und unter der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1685 Sic! Substantiv fehlt; gedacht ist hier wohl an eine skeptische Überzeugung, einen erkenntnistheoretischen Skeptizismus. 1686 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt; am Seitenrand [82rr] mit Bleistift wiederholt. 258 das Beste wird seyn, was unserer Empfi[n]d[un]g am meist[en] zusagt. - So schl[ie]ßen 1687 sich also hiemit die ethischen Grundsätze an die Erk[e]n[n]tn[i]ßtheorie an - die sie wohl gerade d[ur]ch d[ie]s[en] begründ[en] wollten.  III a)  1688  α)  1689 Alle Empfind[un]g, nimmt Aristipp mit Protag[oras] an, b[e]st[e]ht in ein[er] Beweg[un]g d[e]s Empfindend[en]. Ist d[ie]se Beweg[un]g eine sanfte, so entst[e]ht d[a]s Gefühl der Lust, ist sie d[a]g[e]g[en] eine rauhe u[nd] stürmis[c]he, so entst[e]ht Unlust; befinden wir uns d[a]g[e]g[en] im Zustand der Ruhe, od[er] ist die Beweg[un]g wenigst[e]ns eine unmerkl[ich] schwache, so haben wir gar keine Empfind[un]g, weder 1690 Lust noch Unlust. - Von d[ie]s[e]n drei Zuständen ist die Lustempfind[un]g allein unbedingt wünschenswerth. Dieß bezeuge die Natur selbst, denn Alle begehren sie als das Höchste u[nd] fliehen nichts so sehr als den Schmerz - es sey denn [,] d[a]ß ihr Urtheil d[u]rch falsche Einbild[un]g[en] verkehrt werden. An die Stelle der Lust bloße Schmerzlos[i]gk[ei]t zu setzen [,] wäre unricht[i]g, denn wo keine Beweg[un]g ist, da ist so wenig ein Genuß als ein Schmerz mögl[ich,] sond[ern] da ist ein Zust[a]nd der Empfind[un]gslos[i]gk[ei]t wie im Schlafe.  β)  1691 Das Gute fällt d[a]h[er] mit dem Angenehmen od[er] der Lust, d[a]s Schlechte mit dem Unangenehmen od[er] der Unlust zusammen; u[nd,] was weder Lust noch Schmerz gewährt, ist weder gut noch schlecht zu nennen.  b)  1692 Daraus folgt dann v[on] selbst [,] d[a]ß nach Aristipps Ansicht die einzelnen Lustempfind[un]g[en] als solche der Zweck aller Thätigk[ei]t[e]n seyn müßen. (Nicht bloße Gemüthsruhe, Freih[ei]t v[on] Schmerzen, wie später bei Epikur). Den Cyrenaikern scheint d[a]h[er] auch das schon bedenkl[ich], wenn die Glücksel[i]gk[ei]t d[e]s ganzen Lebens z[um] leitenden Gesichtspunkt des Handelns gemacht wird, so daß man sich als Aufgabe setzt, die höchste Gesammtsumme v[on] Genüssen sich zu verschaffen; denn d[ie]s[e]r Gr[u]ndsatz verlangt, d[a]ß wir neben der G[e]g[e]nwart auch die Verg[a]ng[e]nh[ei]t u[nd] besond[ers] Zukunft in uns[er] Streben mit aufnehmen; d[ie]se aber sind th[ei]ls nicht in uns[erer] Gewalt, th[ei]ls gewähren sie auch keinen Genuß; denn ein zukünft[i]g[e]s angenehmes Gefühl ist eine Beweg[un]g [,] die noch nicht eingetrete[n] ist, ein vergangenes, eine solche, die wieder aufgehört hat. Die einzige Lebensweish[ei]t b[e]st[e]ht d[a]h[er] in der Kunst, den Augenblick zu genießen. Nur die G[e]g[e]nwart ist unser, und wir solle[n] uns nicht kümmern um das, was wir nicht mehr haben, noch auch um das, was wir noch nicht haben. 1687 „schl[ie]ßen“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „schl[ie]ßt“. 1688 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 1689 Vor und unter der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1690 „st[++]“ in der Zeile gestrichen. 1691 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1692 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 259  c) α)  1693 Gleichgültig übrigens ist es, was für Dinge es sind, aus denen d[a]s Gefühl der Lust entspringt. Jede Lust als solche ist gut u[nd] es ist in d[ie]s[er] B[e]z[ie]h[u]ng zw[i]s[c]h[en] den einzelnen Genüssen kein Unterschied. Wenn  die Lustgefühle  1694 auch v[on] verschied[enen], v[ie]ll[ei]cht sogar entgegengesetzt[en] Ursach[en] herkomme[n] mög[en], sie selbst, für sich genomme[n] sind alle einander gleich, eine so gut wie die andere ist eine angenehme Gemüthsbeweg[un]g u[nd] insofern natürl[ich] G[e]g[en]st[an]d d[e]s V[e]rlang[en]s. [82rl/ 82vr]  β)  1695 Die Cyrenaiker geben d[a]h[er] nicht zu, d[a]ß es Lüste gebe, welche nicht blos v[on] d[er] Sitte u[nd] d[en] Gesetzen für schlecht erklärt w[e]rd[en], sond[ern] dieß auch vermöge ihrer Natur sind. Nach ihrer Meinu[n]g kann eine Lust wohl d[u]rch eine verwerfl[iche] H[a]ndl[u]ng erzeugt seyn, sie selbst aber ist nichts desto weniger gut u[nd] begehr[e]nswerth. Doch wird d[ie]s[e]r Grundsatz durch mehrere nähere Bestimmung[en] gemildert u[nd] s[eine] Anwend[un]g beschränkt.  1)  1696 Erstlich vermocht[en] näml[ich] die Cyrenaiker nicht zu leugn[en,] d[a]ß trotz der wesentl[ichen] Gleichh[ei]t aller Lustempfind[un]g[en] doch gewisse Gr[u]ndunterschiede zw[i]sch[e]n ihnen stattfinde[n]; denn wenn auch jede Lust als solche gut ist, so folgt doch daraus nicht, d[a]ß in allen gleich viel Gutes ist, so gewiß vielmehr die eine mehr Genuß gewährt, als die andere, so gewiß muß die eine den Vorz[u]g verdienen.  2)  1697 Auch entging ihnen nicht, d[a]ß manche Genüße nur mit größerer Unlust erkauft werden u[nd] d[e]ßh[a]lb, sagt[en] sie [,]  sey  1698 auch eine ungetrübte Glücksel[i]gk[ei]t so schwer zu erreichen.  d)  1699 D[e]ßh[a]lb verlangt[en] sie auch, d[a]ß man die Folgen der H[a]ndl[u]ng[e]n mit in Rechnung nehme u[nd,] wie später die Epikureer [,] sucht[en] sie auf d[ie]s[em] Wege de[n] G[e]g[en]satz d[e]s Guten und Schlecht[en,] der den H[a]ndl[u]ng[e]n selbst urspr[ü]ngl[ich] nicht eigen seyn soll, mittelbar wieder zu gewinnen. Eine H[a]ndl[u]ng ist verwerfl[ich,] wenn aus ihr mehr Unlust als Lust hervorgeht, u[nd] d[e]ßh[a]lb wird sich den Verständ[i]g[en] solcher H[a]ndl[u]ng[e]n entfalten, welche v[on] d[en] bürg[er]l[ichen] Gesetzen u[nd] der öffentl[ichen] Meinung verboten sind.  e)  1700 Auch den Unterschied des Geist[i]g[en] u[nd] Körperl[ichen] ließen sie nicht ohne Beacht[u]ng. Die körperl[ichen] Schmerzen u[nd] Genüsse hielten sie zwar für empfindlicher als die geistig[en] - doch bemerkten sie zugleich [,] es müße 1693 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 1694 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „sie“. 1695 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1696 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 1697 Vor und unter der Zeile mit Bleistift. 1698 Über der Zeile eingefügt. 1699 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 1700 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 260 zu der Sinnesempfind[un]g noch etwas Weiteres hinzukommen u[nd] nur daraus sey es zu erklären, d[a]ß gleichart[i]g[e] Wahrnehmung[en] oft eine[n] sehr ungleich[en] Eindruck mache[n], z. B. der Anblick fremder Leid[en] in  der  1701 Wirkl[i]chk[ei]t ein[en] schmerzlich[en], auf den Büßer ein[en] angenehme[n]. Sie räumt[en] sogar ein, d[a]ß es geist[i]g[e] Freud[en] u[nd] Schmerze[n] gebe, die sich auf keine körp[e]rl[ichen] Zustände unmittelbar beziehen; z. B.  ind[em] man  1702 üb[er] d[a]s Wohlergehen d[e]s Vaterl[a]nd[e]s sich freue wie über das eigne.  IV)  1703  a)  1704 Obwohl demnach im Allgem[einen] die Lust mit dem Guten [,] der Schmerz mit d[em] Schlecht[en] zusammenfällt, so erwart[en] doch die Cyrenaiker das Glück doch nicht etwa einzig v[on] der Befried[i]g[un]g sinnl[icher] Begierden. Vielmehr, um das Leben wahrhaft zu genieße[n,] muß man,  wie sie  1705 annahm[en], nicht blos die Folgen u[nd] den Werth jedes Genusses berechnen, sondern auch die rechte Gemüthsstimmung sich zu eigen machen. D[a]h[e]r ist d[a]s wesentlichste Hülfsmittel zu ein[em] angenehme[n] Leb[en] die Einsicht. Sowohl weil sie uns Lebensgewandtheit gewährt, die uns zur Schaffung v[on] Hülfsmittel[n] dienlich ist, als auch weil sie uns v[on] Vorurth[ei]l[en] u[nd] Einbild[un]g[en] befreit, welche dem Lebensglück im Wege stehen, wie: Neid, leid[e]nsch[a]ftl[iche] Liebe, Aberglauben u[nd] weil sie uns vor der Sehnsucht nach der entschwundenen, 1706 der Begierde nach der künft[i]g[en] u[nd] der Abhäng[i]gk[ei]t v[on] d[er] gegenwärt[i]g[en] Lust bewahrt - während sie uns zugleich die Freiheit des Bewußts[e]y[n]s [82vr/ 83rl] 1707 verschafft, derer wir bedürfen, um in jedem Augenblick in d[er] G[e]g[e]nwart uns befried[i]gt zu finden.  b)  1708 Die Ausbild[un]g d[e]s G[ei]st[e]s wird d[a]h[er] v[on] d[en] Cyrenaikern auf’s Dringendste empfohlen u[nd] insb[e]s[ondere] die Philosophie als der Weg zu einem wahrh[a]ft menschl[ichen] Leben bezeichnet; und sie erklären sogar geradezu, d[a]ß in ihr die wesentl[i]chste Beding[un]g d[e]s Glückes liege; denn sey auch der Mensch zu sehr v[on] äußer[n] Verhältnissen abhäng[i]g, als d[a]ß der Weise unter allen Umständen angenehm, der Thor unangenehm lebte, so werde dieß doch in der Regel der Fall seyn.  c)  1709 Hiemit stimmt auch überein, was uns üb[er] die Ansichten u[nd] d[a]s Verhalten des Aristippos sonst bekannt ist.  α)  1710 Sein eig[e]ntl[ich] leitender 1701 Über der Zeile eingefügt. 1702 Über der Zeile. 1703 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1704 Vor und unter der Zeile eingefügt. 1705 Über der Zeile; „nahm“ in der Zeile gestrichen. 1706 „u[nd]“ in der Zeile gestrichen. 1707 „Gesch[ichte] der griech[isch-]röm[ischen] Philos[ophie] 42.“ am oberen Seitenrand [83rr]; „42.“ bezeichnet den Bogen. 1708 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1709 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 261 Grundsatz  G[e]d[an]ke  1711 liegt in dem 1712 Grundsatz, daß d[a]s Leben demjenig[en] am meisten darbiete, welcher sich kein Vergnügen versagt, aber in jedem Augenblick seiner selbst u[nd] der Verhältnisse Herr bleibt. Cynische B[e]dürfnißlos[i]gk[ei]t ist s[eine] Sache nicht; verständig zu genießen, sagt er, 1713 sey eine größere Kunst als zu entsagen.  β)  1714 Er führte selbst nicht blos ein 1715 bequemes [,] sond[ern] ein üppiges Leben; er liebte die Freud[en] der Tafel, schmü[c]kte sich mit kostbaren Kleidern u[nd] Salben u[nd] schwelgte bei Hetären. Er verschmähte natürl[ich] auch die Mittel nicht, derer er zu d[ie]s[e]r Lebensw[ei]se bedurfte; er meint im G[e]g[e]nth[ei]l, je mehr man davon besitze, um so beßer sey es; mit dem Reichthum verhalte es sich nicht wie mit den Schuhen, daß man ihn nicht brauchen könne, wenn er zu groß sey. Demzufolge nahm er nicht blos bei seine[m] Unterricht Bezahlung, sond[ern] er nahm auch - wird erzählt - keine[n] Anstand sich auf  eigenthümlichen 1716  1717 Wegen zu bereichern, 1718 u[nd] sich Dinge gefallen zu lassen, die jeder andere Philosoph v[on] sich gewiesen, z. B. bei Dionysos’ Hof -  S[eine] Ankunft das[e]lbst - Art wie er d[em] Dionys[os] Geld abgewinnt - B[+++] wie er angespu[c]kt wird [.] - Wie er tanz[en] soll i[m] Purpurkl[e]id - Wie er d[e]s Dionys[os] Knie umfaßt.  1719 wo er mit Platon war.  γ)  1720 Auch die Todesfurcht  Antwort üb[er] s[eine] Furcht b[e]i[m] Stur[m].  1721 hatte er bei sich keineswegs ganz überwund[en]. -  d)  1722 Doch ist er nicht geradezu als Genußmens[c]h zu betrachten. Er will genießen, aber zugleich über dem Genusse stehen.  Buhleri[n] Lais. ἐχω καὶ οὐκ ἐχομαι. - R[+++] 50 Drachm[en]. Anbiet[en] d[e]s Dionys[os] v[on] 3 Hetär[en], die er [m]it B[e]z[ie]h[un]g auf Paris alle 3 [n]i[mm]t etc. (Die Götter fei[ern] au[c]h Feste.)  1723 Er besitzt Gewandth[ei]t sich den V[e]rh[ä]ltn[i]ß[en] anzus[c]hmiege[n], M[e]nsch[e]n u[nd] Dinge zu benützen u[nd] Witz, der nie um treffende Antwort verleg[en] ist; aber auch so viel Gemüthsruhe u[nd] G[ei]st[e]sfreih[ei]t, um d[en] Genuß ohne Schmerz zu entbehren, den Verlust mit Gleichmuth zu ertragen, mit dem [,] was er hat [,] sich zu begnügen u[nd] sich in jeder Lage glückl[ich] zu fühlen. - Wie die 1710 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1711 Über der Zeile als Ersatz für „Grundsatz“, das allerdings stehen geblieben ist. 1712 „Gedanken“ in der Zeile gestrichen. 1713 „ist“ in der Zeile gestrichen. 1714 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1715 „üppiges“ in der Zeile gestrichen. 1716 „Wegen zu bereichern“ gestrichen. 1717 Einfügung am Seitenrand [83rr]. 1718 „d[e]ßhalb aber doch kümmert [*] wohl“ in der Zeile gestrichen. 1719 Einfügung am Seitenrand [83rr]. 1720 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1721 Einfügung am Seitenrand [83rr]. 1722 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1723 Einfügung am Seitenrand [83rr]. 262 Dinge d[a]h[er] sich auch gestalt[en], er weiß ihnen immer die b[e]ste Seite abzugewinnen u[nd] weiß d[a]s Bettlerkleid u[nd] d[a]s Prachtgewand mit gleichem Anstand zu tragen  S[eine] Gewandth[ei]t im Umgange mit Großen. Vorst[e]ll[un]g bei Artaphernes -  1724 . Er hält etwas auf d[en] Reichthum, aber legt ihm kein[en] selbststä[n]d[i]g[en] Werth bei  Beisp[iel] S[ein] beschwerter 1725 Diener. - Seestur[m], Wegw[u]rf d[e]s Geldes - Verlust d[e]s Landguts  1726 , s[o]nd[e]rn weiß si[c]h, w[enn] es nöth[i]g [,] v[on] ihm zu trenn[en], u[nd] üb[er] d[en] Verlust zu tröst[en] (V[e]rlust eines s[einer] Landgüter.); er kennt kein[en] werthvolle[ren] Besitz, als die Genügs[a]mk[ei]t, keine schlimmere Krankh[ei]t als die Habsucht. Er führt ein weichl[iches] Leben, doch scheut er auch Anstreng[un]g[en] nicht; er spielt d[en] S[c]hmeichler, äußert si[c]h aber auch wieder mit Freimuth; seine Freih[ei]t schätzt er über Alles, er will d[a]h[er] weder herrs[c]hen, noch beherrscht w[e]rd[en] u[nd] üb[er]h[au]pt kein[em] Staate angehör[en]. - Eb[en]so wenig wird er wohl au[c]h v[on] r[e]l[i]g[iö]s[en] Rü[c]ksi[c]ht[en] si[c]h hab[en] b[e]sti[mmen] lass[en] - w[enn] er auch [n]i[c]ht kecke Oppos[ition] da spät[er] 1727 erhob. - [83rl/ 83vr]  II)  1728 Unter den spätern Cyrenaikern verdienen, wie schon (erwähnt) merkt  1729 [,] besond[ers] Theodoros, Hegesias und Annikeris Erwähnung, weil sie besond[ere] Richt[u]ng[e]n der Cyrenaisch[en] Schule begründen.  1)  1730 Um dieselbe Zeit, in der Epikur dem Hedonismus eine neue Gestalt gab, treten die genannt[en] Männer auf, in[n]erh[a]lb der Kyrenaisch[en] Schule selbst u[nd] stellen Ansichten auf [,] die th[ei]ls mit Epikur’s Richt[u]ng übereinstimmen [,] th[ei]ls auch über d[a]s Princip der Lustlehre hinausführen.  1) a)  1731 Theodor war im Allgem[einen] Aristipp’s Gr[u]ndsätzen zugethan und scheute sich nicht die äußersten Consequenz[en] daraus zu ziehen. Da der Werth einer H[a]ndl[u]ng nur v[on] ihren Folgen für den Handelnden abhängt, schloß er, so gebe es nichts [,] was nicht unter Umständen erlaubt wäre; wenn gewisse Dinge für schändl[ich] gelten, so habe dieß nur den Zweck, die unverständ[i]g[e] Masse in Zaum zu halten, der Weise d[a]g[e]g[en], d[u]rch jenes Vorurth[ei]l nicht gebunden, brauche sich geeigneten Falles vor Ehebruch [,] Diebstahl u[nd] Tempelraub nicht zu scheuen. Die Freundschaft schien ihm entbehrl[ich], denn der Weise genüge sich selbst u[nd] bedürfe d[e]ßh[a]lb keiner Freunde, der Thor d[a]g[e]g[en] wisse ohnehin nichts Kluges mit ihnen anzufangen. Aufopf[e]r[u]ng für’s Vaterland erklärte er für 1724 Einfügung am Seitenrand [83rr]. 1725 Lesart unsicher. 1726 Einfügung am Seitenrand [83rr]. 1727 Lesart unsicher. 1728 Über der Zeile mit Bleistift; Nummerierung inkonsequent. 1729 Über der Zeile. 1730 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 1731 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 263 lächerl[ich]. Der Weise habe die Welt z[um] Vaterland u[nd] werde sich u[nd] s[eine] Weish[ei]t nicht hingeben, um den Thoren zu nützen. - Auch  die  1732 Ansicht  s[einer] Schül[e]r  1733 über die R[e]l[i]g[io]n u[nd] Götter sprach er ungescheut aus u[nd] zog sich d[a]d[u]rch außer einer Anklage wegen Atheismus in Athen, auch den steh[e]nd[en] Beinam[en] ἄϑεος zu. - Bion u[nd] Euemeros folgten ihm darin. Euemeros unters[c]hied 2lei Götter; himmlis[c]he u[nd] unvergängl[iche] Wesen [,] die v[on] den M[e]ns[c]h[e]n als Götter verehrt worden sey[en], wie Sonne [,] Gestirne, die Winde - u[nd] verstorbene M[e]nsch[e]n, die als Wohlthäter der M[e]ns[c]hh[ei]t vergöttert wurden. Auf die letzt[e]re[n] b[e]zog  er  1734 nun die ganze Mythologie, indem er sie auf die angebl[iche] Ges[c]hichte alter Fürsten u[nd] Fürstinne[n] Namens Uranos, Kronos, Zeus, Rhea etc. rationalistis[c]h umdeutete.  b)  1735 Aristipp’s Lehre befried[i]gte indeß Theodor nicht ganz. Lust u[nd] Unlust ist zu sehr v[on] uns[erer] inner[en] B[e]s[c]h[a]ff[e]nh[ei]t u[nd] noch mehr v[on] äußern Umständ[en] abhäng[i]g, d[a]h[er] suchte er eine solche Bestimmung des höchst[e]n Gutes, bei welcher die Glücksel[i]gk[ei]t dem Weisen gesichert u[nd] nur d[u]rch s[eine] Einsicht bedingt sey. Dieß läßt sich, meint er, d[a]d[u]rch erreichen, d[a]ß sie nicht in den einzelnen Genüssen, sond[ern] nur in d[er] frohen Gemüthsstimmung u[nd] d[a]ß eb[en]so d[a]s Uebel nicht in einzelne[n] Schmerzen, sond[ern] 1736 in der traurig[en] Stimmung gesucht werde - denn unsere Empfind[un]g[en] werden wohl d[u]rch äußere Eindrücke hervorgebracht, unserer Stimmunge[n] d[a]g[e]g[en] können wir selbst Herr werden.  c)  1737 Theodor b[e]h[au]pt[e]te demnach: Lust u[nd] Schmerz seyen an sich weder gut noch böse [.] D[a]s Gute b[e]stehe nur in der Heiterkeit, das Uebel in der Betrübniß; jene entstehe aber aus d[er] Einsicht, d[ie]se aus [83vr/ 84rl]  Thorheit  sowie  1738 Unr[e]cht  1739 u[nd] eben d[e]ßh[a]lb sey die Einsicht u[nd] die Gerecht[i]gk[ei]t zu empfehl[en], die Unwiss[e]nh[ei]t u[nd] Ungerecht[i]gk[ei]t zu verwerfen (d. h. d[e]ßh[a]lb wohl, weil uns Gerecht[i]gk[ei]t vor unangenehmen Folgen [,] die Ungere[c]ht[i]gk[ei]t nach sich zieht [,] bewahrt. [)] -  d)  1740 Er selbst legte gelegenheitl[ich] eine Furchtlos[i]gk[ei]t u[nd] eine Gleichgült[i]gk[ei]t geg[en] d[a]s Leben an den Tag, wie sie ein Cyniker nicht mehr zeigen konnte. Als er am Hofe des Lysimachos war, brachte er d[ie]s[e]n d[u]rch s[eine] Freimüth[i]gk[ei]t so in Zorn, d[a]ß er ihm mit Kreu- 1732 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „s[eine]“. 1733 Über der Zeile. 1734 Über der Zeile eingefügt. 1735 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 1736 „nur“ in der Zeile gestrichen. 1737 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1738 Über der Zeile mit Bleistift. 1739 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1740 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 264 zig[u]ng drohte, worauf Theodor die Antw[ort] gab, es sey ihm Einerlei, ob er in der Erde od[er] in der Luft verfaule.  Schl[u]ß  1741 Das Princip der Lust ist damit zwar nicht aufgegebe[n], aber die ältere Fass[u]ng d[e]ss[e]lb[en] erleidet eine große Modifikation, indem an die Stelle der einzelnen Genüsse ein Gemüths-Zustand gesetzt wird, der v[on] Genuß u[nd] Schmerz als solchem unabhäng[i]g seyn soll; statt der freud[i]g[en] Hingeb[un]g an die sinnl[iche] G[e]g[e]nwart gilt jetzt die geist[i]g[e] Erheb[un]g üb[er] d[ie]s[e]lbe als d[a]s Höchste. -  2)  1742 Hegesias ging noch ein[en] Schritt weiter, obwohl auch er an den allgem[einen] Annahmen Aristipp’s festhält. D[a]s Gute fällt auch ihm mit der Lust, d[a]s Uebel mit d[er] Unlust zusamme[n]; was wir thun  ,  1743 können wir verständ[i]g[er] W[ei]se nur für uns selbst thun u[nd] wenn wir Andern ein[en] Dienst erweisen, so werd[en] wir das nur um der Vorth[ei]le thun, die wir v[on] ihnen hoffen. Er bemerkte aber [,] das 1744 Lust schwer zu finden sey, d[a]ß uns[er] Leb[en] voll v[on] Mühsel[i]gk[ei]t sey u[nd] d[a]ß die vielfach[en] Leid[en] d[e]s Körpers auch die Seele treffen u[nd] ihre Ruhe stören. Auf eine[n] befriedig[e]nd[en] Gesammtzustand, auf Glücksel[i]gk[ei]t dürfe der M[e]nsch nicht rechnen. Auch jene Lebensklugh[ei]t, auf die Aristipp vertraut hatte, gewährt, wie er glaubt, keine Sicherh[ei]t; denn wenn uns[ere] Wahrnehmung[en] die Dinge nicht so zeigen, wie sie an sich sind, wenn wir d[a]h[er] immer nur nach Wahrscheinl[i]chk[ei]t handeln können, wer bürgt uns, d[a]ß uns[ere] Berechnung[en] eintreffen? Ist aber keine Glücksel[i]gk[ei]t zu erlangen, so wäre es thöricht, ihr nachzustreben; viel mehr werden wir uns zu begnüg[en] haben, wenn es uns gelingt, vor den Leiden d[e]s Lebens uns zu schützen; - demnach ist nicht die Lust [,] sond[ern] die Freiheit v[on] Schmerzen uns[er] Ziel. 1745 D[ie]s[e]s 1746 Ziel aber läßt sich in d[ie]s[em] schmerzerfüllten u[nd] mühselig[en] Leben offenbar nicht erreichen, so lange wir uns[ere] Gemüthsruhe v[on] d[en] äußern Dingen u[nd] Zuständen abhäng[i]g machen, sond[ern] uns[ere] Zufried[e]nh[ei]t ist nur dann gesichert, wenn wir geg[en] Alles 1747 gleichgült[i]g sind, was Lust u[nd] Unlust hervorbringt  Adiaphorie  1748 . Beid[e] hängen schließl[ich], bemerkt Hegesias, nicht v[on] d[en] Dingen ab, sond[ern] v[on] der Art [,] wie wir die Dinge aufnehmen; Nichts ist an sich selbst angenehm od[er] unan- 1741 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 1742 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 1743 Mit Bleistift eingefügt. 1744 Verschrieben; gemeint: daß. 1745 „In“ in der Zeile gestrichen. 1746 „D[ie]s[e]s“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „d[ie]s[e]s“. 1747 „Alles“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „alles“. 1748 Randbemerkung am Seitenrand [84rr] mit Bleistift. 265 genehm [,] sond[ern] je nach d[er] Stimmung u[nd] d[em] B[e]dürf[n]iß macht es d[en] eine[n] od[er] andern Eindruck. Armuth u[nd] Reichthum haben auf das Lebensglück keinen Einfluß  ,  1749 die Reich[en] sind nicht vergnügter als die Armen; Freih[ei]t u[nd] Sklaverei, hoher u[nd] geringer Stand, Ehre u[nd] Schande bedingen das Maaß der Lust nicht; selbst d[a]s Leben erscheint nur dem Thoren als ein Gut, dem Verständig[en] als gleichgültig. (Wie ein Stoiker od[er] Cyniker.) Damit in Verbind[un]g steht der Satz, daß man den Fehlern nicht [84rl/ 84vr] zürnen u[nd] die M[e]nsch[e]n nicht haßen, sond[ern] belehren solle; denn Niemand thue freiwill[i]g das Schlechte; da Jeder d[a]s Angenehme begehrt, begehrt auch Jeder d[a]s Gute u[nd] da der Weise seine  Adiaphorie  1750 Gemüthsruhe v[on] nichts Aeußerem abhäng[i]g macht, wird er sie auch nicht d[u]rch fremde Fehler stören lassen. - Hier zeigt sich nun noch entschiedener als bei Theodor, daß der Grundsatz der Lustlehre nicht ausreicht; die Lustlehre schlägt vielmehr hier schon in ihr G[e]g[e]nth[ei]l, in die cynische Unabhäng[i]gk[ei]t v[om] Aeußern um.  3)  1751 Annikeris b[e]h[au]pt[e]t  a) zwar auch  1752 , der Zweck jeder H[a]ndl[u]ng liege in der Lust, die aus ihr hervorgehe u[nd] er wollte mit den ältern Cyrenaikern weder einen allgemeinen Lebenszweck zugeb[en] noch an die Stelle der Lust die Schmerzlos[i]gk[ei]t setzen lassen; er s[a]gt auch, d[a]ß unter d[ie]s[er] Lust nur uns[ere] eigne zu verstehen sey, denn v[on] fremd[en] Empfind[un]g[en] können wir ja - nach d[er] Annahme d[ieser] Schule - nichts wissen. -  b)  1753 Aber was uns Lust gewährt, b[e]h[au]pt[e]t er, sey nicht blos der sinnl[iche] Genuß, sond[ern] auch der Verkehr mit andern M[e]nsch[e]n u[nd] ehrenvolle Bestreb[u]ng[e]n, u[nd] d[e]ßh[a]lb wollte er der Freundsch[a]ft, der Dankbark[ei]t, der Liebe zu Verwandt[en] u[nd] zu[m] Vaterl[a]nd, auch abgesehen v[om] Nutzen d[ie]s[e]r V[e]rh[ä]ltn[i]ße, eine[n] selbststä[n]d[i]g[en] Werth zugestehen; Er gab sogar zu, d[a]ß der Weise um ihretwillen Opfer bringen werde, u[nd] er glaubte, seine Glücksel[i]gk[ei]t werde d[a]d[u]rch nicht Noth leiden, wenn ihm auch nur wenig eigner Genuß übrig bleibe. Auch der Einsicht, dem 2. Element der Cyrenaisch[en] Ethik, legte er geringeren Werth bei als Aristipp; er läugnet näml[ich,] d[a]ß sie allein ausreiche, um uns sicher zu machen u[nd] uns über den großen Haufen zu erheben; es müße vielmehr die Gewöhnung hinzukommen, um den Einfluß verkehrter Gewöhnung zu überwinden. - Damit kehrte die Cyren[aische] Schule so zieml[ich] zur gewöhnl[ichen] Lebensansicht zurück. - Die Cyrenaische Lehre hat sich also auf d[ie]se W[ei]se allmähl[i]g selbst aufgelöst [.] 1749 Mit Bleistift in der Zeile eingefügt. 1750 Über der Zeile. 1751 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 1752 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1753 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 266  Schl[u]ß  1754 Aristipp hatte 1) die Lust für d[a]s einzige Gut erklärt [,] 2) hatte d[ie]se Lust [,] als posit[iven] Genuß verstanden [,] nicht bloße Schmerzlos[i]gk[ei]t - u[nd] 3) hat den Genuß des Augenblicks nicht d[en] Gesammtzustand d[e]s M[e]nsch[en] als Ziel menschl[icher] Thät[i]gk[ei]t b[e]zeichnet [.] - V[on] d[ie]s[e]n Bestimmung[en] b[e]streitet schon Theodor die letzte, Hegesias die 2. u[nd] bei Annikeris steht auch die erste nicht mehr in voller Gelt[u]ng. Es zeigte sich so als unmögl[ich,] d[en] Sokrat[ischen] Grundsatz der Einsicht u[nd] d[er] Erheb[un]g üb[er] d[a]s Aeußerl[iche] mit der Lustlehre zu verbind[en]; jenes Sokrat[ische] Element zersetzt, zerstört d[ie]se Lehre od[er] verkehrt sie in ihr G[e]g[e]nth[ei]l. - [84vr/ 85rl] 1755 II [.] Abschnitt. Platon und die ältere Akademie. A. Platon I [.] Platon’s Leben und Schriften. 1. Platon’s Leben. Die Lebensverhältnisse sind uns verhältnißmäß[i]g zieml[ich] genau bekannt - obwohl über ihn die Ueberlieferung oft unsicher, in vielen B[e]z[ie]h[u]ng[e]n auch unvollständ[i]g sind.  1)  1756  Absta[mm]u[n]g - Vermög[en]sv[e]rh[ä]lt[ni]ße  1757 Er ist geboren in Athen kurz vor dem Tode des Perikles um 429, als der Sohn eines Aristokratische[n] Hauses unter günst[i]g[en] Vermögensverh[ä]ltn[i]ßen. Sein Vater war Ariston, v[on] dem 1754 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 1755 „Gesch[ichte] der griech[isch-]röm[ischen] Philos[ophie] 43.“ am oberen Seitenrand [85rr]; „43.“ bezeichnet den Bogen. 1756 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1757 Randbemerkung am Seitenrand [85rr] mit Bleistift. 267 nichts weiter bekannt ist,  u[nd]  1758 v[on] s[einem] Groß-Vater Aristokles wissen wir nur, daß er selbst deßen Namen führte, bis ders[e]lbe d[u]rch s[einen] Beinamen Πλάτων verdrängt wurde, welchen ihm sein Lehrer in der Gymnastik wegen seines kräft[i]g[en] Körperbaues gegeben haben soll (b[ei] Diog[enes] III 4) [.] S[eine] Mutter Periktione war eine Schwester des Charmides u[nd] Geschwisterkind mit Kritias; Weiterhin leitete sie ihr Geschlecht v[on] Dropides, einem Freund u[nd] Verwandten Solons u[nd] mit d[ie]s[e]m v[on] Neleus, dem Stammvater der letzten attischen Könige [,] her. - Die Schr[i]ftsteller spät[erer] Z[ei]t haben zwar den Platon z[um] Th[ei]l als arm geschildert; allein solche Angaben kommen entw[e]der v[on] ascetisch[en] Verehrern od[er] auch v[on] Gegnern d[e]s Philos[ophen] erfund[en]. Denn Platon’s Familie gehörte zur Parthei der Optimaten, welche im Allgemein[en] auch die großen Gutsbesitzer waren u[nd] auch sein Oheim Charmides war reich gewesen u[nd] erst d[u]rch d[en] Pelepon[n]es[ischen] Krieg in Dürftigk[ei]t gerathen. Daß Platon’s Eltern v[on] d[ie]s[e]m Schicksal nicht mitbetroffe[n] wurden, sehen wir aus Memor[abilia] III 6, 14 [,] wo Sokrates den Glaukon auffordert, ehe er für die ganze Stadt sorgen wolle, sich doch erst eines Einzelnen anzunehmen [,] z. B. seines Oheims, der dieß wohl brauchen könnte (sein Vater u[nd] Bruder scheinen also nicht arm gewese[n] zu seyn). Auch wäre wohl einem andern als dem Sohne eines reichen Hauses kaum der Einfall gekommen, sich vor seinem 20 [.] Jahre zur Leitung der öff[e]ntl[ichen] Geschäfte herbeizudrängen. Platon endl[ich] selber nennt sich Apol[ogie] 38 B. unter den Vieren, welche sich erboten hatte[n], dem Sokr[ates] für eine Geldstrafe v[on] 30 Minen Bürgschaft zu leisten, er muß also wohl als zahlungsfäh[i]g[e]r Mann gegolten haben. Auch s[eine] Reisen deuten auf Wohlstand; außerdem deutet auf hinreichende Wohlhabenheit auch s[ein] Testament u[nd] das, was v[on] s[einer] Lebensweise u[nd] häusl[ichen] Einricht[u]ng erzählt wurd[e].  2)  1759  Jug[e]ndg[e]sch[i]chte  1760 Aus der Geschichte s[einer] früheren Jugendjahre ist wenig bekannt;  die  1761 verschied[enen] Lehrer nur werd[en] bei Diog[enes] genannt - im Lese[n] u[nd] S[c]hreiben - der Gymnastik, Musik etc. [,] wofür indeß nicht viel Zuverlässigk[ei]t in Anspruch genommen werden kann. Die Jünglingsjahre Platon’s fallen gerade in jene [85rl/ 85vr] unglückl[iche] Z[ei]t nach der Sicilischen Niederlage, in der alle Fehler der früheren Athenisch[en] Staatsverwalt[u]ng sich furchtbar rächt[en,] alle Nachth[ei]le einer schrankenlosen Demokratie sich herausstellten u[nd] die verderbl[ichen] Folgerung[en] einer selbstsücht[i]g[en] Mor[a]l u[nd] sophist[ischen] Z[ei]tbild[un]g ungescheut herausstellten. Er selbst gehörte einer Klasse u[nd] Familie an, die mit unverholner Unzufried[e]n- 1758 Über der Zeile. 1759 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 1760 Randbemerkung am Seitenrand [85rr] mit Bleistift. 1761 Über der Zeile. 268 h[ei]t der best[e]h[e]nd[en] Verf[a]ß[un]g gegenüb[er] stand; Mehrere seiner nächst[en] Verwandten gehört[en] zu den Wortführer[n] der Aristokrat[i]sch[en] Parthei. Als aber d[ie]se Parthei selbst d[u]rch de[n] Feind nach Sturz der Volksherrsch[a]ft an’s Ruder kam [,] trieb sie mit der Herrs[c]h[a]ft noch ärgeren Mißbrauch.  3)  1762  Abw[e]nd[un]g v[om] Staatsleb[en; ] Dichterische Versuche  1763 Unter solchen V[e]rh[ä]ltn[i]ßen wuchs Platon heran u[nd] mochte sich v[on] beiden Seiten abgestoßen fühlen, u[nd] sich  a)  1764 d[a]d[u]rch in sich selbst zurückgetrieb[en] fühl[en] u[nd] sich da Ideal[e] ausgebild[e]t haben. - In jüngeren Jahren soll Platon sich mit dichteris[c]h[en] Versuch[en] b[e]schäft[i]gt haben. Diog[enes] L[aertios] s[a]gt, er habe Dichtkunst getriebe[n] u[nd] zuerst Dithyrambe[n,] dann auch Lieder u[nd] Tragödien gedichtet habe[n] u[nd] er sey ebe[n] im B[e]gr[i]ff gewesen als Bewerber im tragisch[en] Wettkampf aufzutreten [,] als er mit Sokr[ates] bekannt wurde; in Folge dess[en] habe er s[eine] Gedichte verbrannt. Etwas abweichend Aelian. Wie es sich näher damit verhält - die künstlerische Meistersch[a]ft, die er schon in s[einen] früh[en] Schr[i]ft[e]n bewährt, läßt in Verbind[un]g mit d[em] ganz[en] poetisch[en] Charakter seines Systems vermuth[en], d[a]ß die B[e]sch[ä]ft[i]g[un]g mit Poesie üb[er] die Oberflächl[i]chk[ei]t einer bloß[en] Modebeschäft[i]g[un]g hinausging. - Daraus läßt sich auch selbstverständl[ich] abnehmen, d[a]ß er mit d[en] groß[en] Dichter[n] s[eines] Volkes vertraut war. -  b)  1765 Endl[ich] hatte er auch schon vor s[einer] Bekannts[c]h[a]ft mit Sokr[ates] der Philos[ophie] s[eine] Aufmerks[am]k[ei]t zugewendet u[nd] war d[u]rch Kratylos dem Herakliteer [m]it einer Lehre bekannt geword[en], die später in Verbi[n]d[un]g mit ander[n] Element[en] ein[en] wese[n]tl[ichen] Beitr[a]g zu sein[em] Syste[m] gab.  c)  1766 Wichtiger aber als alle d[ie]se Einflüße wurde für Platon s[eine] Bekannts[c]haft mit Sokr[ates]. Platon selber soll es als die höchst[e] Gunst des Schicksals gepriesen haben, d[a]ß er zu Sokr[ates’] Leb-Zeit[en] gebor[en] ward.  Um 4 Ding[e] will[en] soll sich Platon glückl[ich] gepries[en] hab[en.] 1) d[a]ß er als Mens[c]h u[nd] nicht als Thier gebor[en] ward [,] 2) d[a]ß er als Mann [,] nicht als Weib [,] 3) als 1767 Grieche [,] nicht als Barbar [,] 4) zu Z[ei]t[en] d[e]s Sokr[ates]. -  1768 - Das erste Zusammentreffen hat die spät[ere] Sage mit ein[er] sinnig[en] Dicht[un]g 1762 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1763 Randbemerkung am Seitenrand [85vl] mit Bleistift. 1764 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1765 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1766 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1767 „Athe[ner]“ in der Zeile gestrichen. 1768 Randbemerkung am Seitenrand [85vl]. 269 ausgeschmückt:  α)  1769 Sokr[ates] habe geträumt, d[a]ß ihm ein Schwan (der Vogel Apollon’s) mit liebl[ichem] Gesang zufliege; als sich Platon am and[eren] Morgen ihm vorstellte, habe er sofort die Bedeut[un]g d[e]s 1770 Traumes erkannt. Während des mehrjähr[i]g[en] vertrauten Verkehres nun drang Platon so tief in d[en] G[ei]st des Sokr[ates] ein, d[a]ß er uns d[a]s treueste u[nd] zugleich idealste Bild d[ie]s[e]s G[ei]st[e]s zu hinterlassen vermochte. Nach Diog[enes] wäre Platon 20 Jahre alt gewesen [,] als er mit Sokr[ates] bekannt wurde u[nd] 28 [,] als er nach Sokr[ates’] Tode zu Euklides ging.  β)  1771 Ob er sich in d[ie]s[er] Z[ei]t auch mit andern phil[o]s[ophischen] Lehren bes[c]häft[i]gt [,] ist nicht bekannt - unwahrschei[n]l[ich] j[e]d[en]f[a]lls ist es, d[a]ß er so wißbegierig u[nd] gebildet u[nd] zude[m] nicht erst d[u]rch Sokr[ates] für die Phil[o]s[ophie] gewonnen, bis in sein dreiß[i]gst[e]s Jahr kei[nen] [85vr/ 86rl] Versuch gemacht hätte, sich üb[er] die Leist[u]ng[en] früh[e]rer Philos[ophen] zu unterricht[en], od[er] d[a]ß er sich bei s[einem] Freunde Euklid weder üb[er] d[ie] Eleaten noch bei Simmias u[nd] Kebes üb[er] Philolaos erkundigt habe, d[a]ß er üb[er] die Lehren, die schon in d[en] Reden der Sophiste[n] häuf[i]g erwähnt wurd[en,] nicht weiter nachgefors[c]ht - u[nd] endl[ich,] d[a]ß er die Schr[i]ft[e]n d[e]s Anaxag[oras], die in Athen unschwer zu haben waren, nicht sollte gelesen haben. - Allerdings aber läßt sich annehmen, d[a]ß der Sokrat[ische] Unter[ri]cht das Interesse für die früh[e]ren naturphilos[ophischen] Systeme vorübergehend bei ihm geschwächt wurde u[nd] d[a]ß ihn erst ein späteres Studium in d[ie]se Lehren einführte.  γ)  1772 Seine eigne phantasievolle Natur wird in der dialekt[i]sch[en] Schule seines Meisters ernüchtert u[nd] an strengeres Denken u[nd] umsichtigere Untersuch[u]ng gewöhnt.  Es läßt sich denken  1773 [,] d[a]ß der idealische Schwung seines G[ei]st[e]s vorerst einigermassen gehemmt wurde u[nd] d[a]ß er die Ford[e]r[u]ng begriffl[ichen] Wissens u[nd] die Kunst der B[e]gr[i]ffsbild[un]g sich nicht annähern konnte, ohne in die trockene prosais[c]he Weise der Sokrat[ischen] Untersuchung[en] einzugehen. Doch war ihm gerade d[ie]se Schule nöthig, um die Ruhe u[nd] Sicherh[ei]t d[e]s wiss[e]nsch[a]ftl[ichen] Verfahrens zu gewinnen u[nd] aus dem Dichter ein Philosoph zu werden. Mit welcher Gewalt d[a]s tragische Ende d[e]s Sokrates ihn erschütterte [,] z[ei]gt sich noch in dem nach vielen Jahren erst entstanden[en] Phädon, obwohl er, d[u]rch Krankh[ei]t verhind[e]rt [,] in den letzten Stund[en] nicht b[ei] Sokr[ates] war. Die Wirk[u]ng d[e]s Todes s[eines] Meisters mochte wohl bei ihm die seyn, d[a]ß s[eine] Verehru[n]g d[e]sh[a]lb noch gesteigert ward d[u]rch die Seelengröße, mit der  selb[e]n  1774 er sich ihm unterwarf 1769 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1770 „[+]“ in der Zeile gestrichen. 1771 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1772 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1773 Über der Zeile mit Bleistift. 1774 Unter der Zeile eingefügt. 270 u[nd] zugleich mochte gerade dad[ur]ch s[ein] G[ei]st v[on] d[en] Uebeln der Welt weg zu einer höhern, übersinnl[ichen] Welt sich wend[en]. Anders[ei]ts ist es wohl auch mögl[ich,] d[a]ß es für s[eine] wiss[e]nsch[aftliche] Entwickl[un]g besser, d[a]ß s[eine] Verbind[un]g mit Sokr[ates] nicht länger gedauert, da es jetzt Z[ei]t war, die Sokrat[ische] Philos[ophie] d[u]rch and[ere] Elemente zu ergänzen u[nd] sich möglichst vielseit[i]g zu ihrer selbstständ[i]g[en] Fortbild[un]g vorzubereiten.  4) a)  1775 Nach des Sokr[ates] Tod begab sich Platon zunächst mit andern Sokrat[ischen] Schülern nach Megara, wo sich um Euklides ein Kreis v[on] Gleichgesinnten sammelte. Dann unternahm er Reisen, die ihn nach Aegypten, Cyrene, Großgriechenl[a]nd u[nd] Sicilien führten.  D[ie]se Reisen werden einstimmig bezeugt. Die Aufeinanderfolge wird aber verschieden angegeben. Nach Diog[enes] 7 hatte er die Absicht auch die Magier u[nd,] wie Apolog[ie] beifügt [,] auch die Inder zu besuche[n], die Kriege in Asien gestatteten es aber nicht. Lactant[ius] Inst[itutiones] IV [+] läßt ihn wirkl[ich] zu den Mag[i]ern u[nd] Persern, Clemens cohort[atio] 46 zu den Babyloniern, Assyriern, Ebräern u[nd] Thraciern reisen [,] Cic[ero] Tusc[ulanae disputationes] IV 19 redet v[on] d[en] ultimae terrae [,] die er besucht habe. Nach Olympiodor 4 Proleg[omena], wäre er in Phönizien v[on] Persern in die Lehre Zoroasters eingeführt worden, deren Kenntniß nebst der des chaldäischen auch Pausanias ihm beilegt. Nach Plin[ius] hist[oria] nat[uralis] XXX 29 hätte er auf s[einen] Reisen die persische Magie gelernt. Dieß sind indeß wohl nur dem Pythagoras-[*] nachgebildete Erfind[un]g[en]. Ebendieß oder noch mehr gilt di[e]ß auch v[on] d[en] Angaben 1776 über s[eine] Bekanntschaft mit jüdis[c]h[en] Männer[n] u[nd] Schriften.  1777 Wie lange er aber in Megara blieb u[nd] wann er die Reise antrat, ob sie sich unmittelb[a]r an d[en] Megarisch[en] Aufenthalt anschloß od[er] ob er vorher wieder nach Athen zurückgekehrt war u[nd] ob er hier länger od[er] kürzer geblieben u[nd] ob er schon vor s[einer] Reise als philos[ophischer] Lehrer aufgetreten [,] läßt sich bei d[er] Dürft[i]gk[ei]t der Nachrichten nicht sicher feststellen. Wenn Platon wirkl[ich] erst in s[einem] 40. Lebensjahr nach Sicilien gekommen ist - so spricht überwiegende Wahrscheinl[i]chk[ei]t dafür, d[a]ß er schon vor d[ie]s[e]r Reise v[on] Megara nach Athen zurückgekehrt war u[nd] hier als Lehrer u[nd] S[c]hr[i]ftst[e]ll[e]r gewirkt hatte, wenn er auch s[eine] Lehrthät[i]gk[ei]t damals noch auf ein[en] engern 1778 Kreis bes[c]hränkt hatte u[nd] erst später s[eine] Schule in der Akademie eröffnete. Mögl[i]ch üb[ri]g[e]ns auch [,] d[a]ß er zuerst s[eine] Aegyptis[c]he Reise antrat u[nd] nach Athen zurückkehrte u[nd] dann v[on] da aus erst nach Sicilien kam. - 1775 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt; korrespondierendes „b)“ ist unauffindbar. 1776 „die“ in der Zeile gestrichen. 1777 Einfügung am Seitenrand [86rr]. 1778 „[+++]“ in der Zeile gestrichen. 271  c)  1779 Wenn Platon aber erst in d[en] reiferen Jahren d[ie]se Reisen unternahm, nachdem er auch schon mit der Pythagoreisch[en] Lehre bekannt geworden, so werd[en] d[ie]se Reisen für s[ein] philos[ophisches] Bild kaum d[ie]se d[u]rchgreif[e]nde B[e]d[e]ut[un]g gehabt hab[en], die man ih[nen] oft beilegt [.] [86rl/ 86vr] Der H[au]ptgewinn ders[e]l[b[en] b[e]stand wohl für ihn darin, d[a]ß er [,] wie es scheint, neben der allgem[einen] Erweit[e]r[un]g seiner Anschauu[n]g u[nd] M[e]ns[c]henk[e]nnt[n]iß in der gewonnen[en] Bek[a]n[n]ts[c]h[a]ft mit der Pythagor[eischen] Schule, deren wicht[i]gste Schr[i]ft er damals erworben haben soll (Philolaischen S[c]hrift [,] mittels deren Hülfe er später den Timaeos schrieb.) u[nd] ferner in einem tieferen Studium der Mathematik. In d[ie]se letztere soll ihn Theodor in Cyrene eingeführt habe[n; ] 1780 wir hab[en] w[en]igst[en]s k[e]i[nen] Beweis für die Unricht[i]gk[ei]t d[ie]s[e]r Ansicht. Eine Weiterförd[erun]g konnte er darin v[on] Archytas u[nd] andern Pythagoree[rn] erhalten, so d[a]ß s[ich] K[e]n[n]tn[i]ß u[nd] ausgezeichnete Vorliebe gerade hievon ableitet od[er] damit in Verbind[un]g bringen. D[a]g[e]g[en] was v[on] mathemat[i]sche[m] Wissen, v[on] priesterl[icher] Geheimweish[ei]t u[nd] den polit[i]sch[en] Idee[n] erzählt wird, die er er 1781 sich in Aegypt[en] angeeignet haben soll, ist unwahrs[c]heinl[ich]. Bei seinem Besuch in Sicilien kam Platon an den Hof des ältern Dionysios. Obwohl er sich hier enge mit Dion[ysios] befreundete, so war doch and[e]rs[ei]ts sein Freimuth dem Tyrannen anstößig, u[nd] d[ie]s[e]r übergab in s[einem] Zor[n] den unbequemen Sitt[en]pr[e]diger dem Spartanisch[en] Gesandt[en] Pollis, der ihn nach Aegina auf den Sklavenmarkt brachte. Ein Cyrenaeer, Annikeris, löste ihn aus u[nd] so kam er wieder zurück in s[eine] Vaterstandt. -  5)  1782  a)  1783 Erst jetzt soll er als Lehrer aufgetreten seyn. Wie Sokr[ates] in Gymnasien u[nd] in andern  öff[en]tl[ichen]  1784 Orten die lernbegier[i]g[e] Jugend aufsuchte, so wählt auch er als Ort s[einer] Lehrthät[i]gk[ei]t sich zunächst ein Gymnasiu[m,] die Akademie, aus der er sich später in s[einen] nahegelegen[en] Garten zurückzog.  b)  1785 Ueber die Art s[eines] Unterr[i]chts ist uns Nichts überliefert, da er sich eben stets mit so großer Ents[c]hied[e]nh[ei]t g[e]g[en] die Redner ausspricht, die lange Vorträge halten, aber weder zu fragen noch zu antworte[n] wiss[en] u[nd]  daß er  1786 wie sehr er aus dems[e]lb[en] Grund die s[c]hriftl[iche] Darst[e]ll[un]g [,] die jedem Mißverständ[n]iß u[nd] Mißbrauch preisg[e]geben sey [,] g[e]g[en] die persö[n]l[iche] Einwirk[un]g d[u]rch wiss[enschaft- 1779 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1780 „wenigstens u[nd]“ in der Zeile gestrichen. 1781 „er“ irrtümlich wiederholt. 1782 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1783 Vor und unter der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1784 Über der Zeile. 1785 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1786 Über der Zeile mit Bleistift wohl als Ersatz für in der Zeile allerdings stehen gebliebenes „wie sehr er“. 272 liches] Gespräch herabsetzt, beacht[en] wir dann, d[a]ß er sich für d[ie] schr[i]ftl[iche] Darst[e]ll[un]g die dialogis[c]he Gedankenentwickl[un]g z[um] Gesetz gemacht u[nd] sich in s[einer] lange[n] s[c]hriftstellerisch[en] Laufbahn keine einzige eig[en]tl[iche] Ausnahme gestattet, so dürfen wir kaum zweifeln, d[a]ß er d[ie]s[e]n Grundsätze[n] auch in mündl[ichen] Vorträg[en] treu geblieb[en] seyn werde.  c)  1787 Aus Platon’s spät[en] Jahren hören wir allerdings v[on] eine[m] Vortrage üb[er] d[a]s Gute, den Aristot[eles] u[nd] einige seiner Mits[c]hüler herausgab[en] u[nd] Arist[oteles] selbst erwähnt Reden über die Philosophie, u[nd] dieß scheinen nicht Gespräche [,] sond[ern] fortlaufende 1788 Vorträge gewesen zu seyn - wie th[ei]ls ausdrückl[ich] b[e]zeugt wird [,] th[ei]ls sich aus ihrem Inhalte abnehmen läßt; 1789 Üb[er]h[au]pt 1790  sind  1791 mehrere Th[ei]le der Platonis[c]h[en] Phil[o]sophie der Art sind 1792 , d[a]ß sie sich nicht wohl im G[e]spräch mitth[ei]l[e]n lassen. Das Wahrscheinlichste ist d[a]h[er,] d[a]ß sich Plato[n] je nach Umständ[en] beider Formen bedient hat, - wobei immerhin angenomme[n] werd[en] kann, d[a]ß er das Gespräch gegen [86vr/ 87rl] 1793 die selbstständ[i]g[e] zusammenhäng[e]nde Lehrthät[i]gk[ei]t in dem Maaße zurücktreten ließ, als er zur dogmatisch[en] Darst[e]ll[un]g s[einer] Lehre überging.  d)  1794 Spätere Nachricht[en] b[e]h[au]pt[e]n [,] Platon habe außer für den engeren Kreis s[einer] Freunde u[nd] Schüler auch noch für d[a]s größ[ere] Publikum Vorträge gehalten - was nicht sehr wahrscheinl[ich] ist. - Mit dem wiss[enschaftlichen] Verkehr verband sich bei Plat[on] wahrscheinl[ich] auch freundschaftl[iches] Zusammenleben, wie es bei Sokr[ates] üblich war u[nd] wie er es auch bei den Pythag[oreern] kennen gelernt. - Das philos[ophische] Streben ward v[on] d[em] sittl[ichen] nicht strenge getrennt. [+] 1795 Die wiss[enschaftliche] Gemeinsch[a]ft z[ur] sittl[ichen] Lebensgemeinsch[a]ft wurde [.] In d[ie]s[e]m Sinne soll er 1796 unter Anderm s[eine] Schüler v[on] Z[ei]t zu Z[ei]t regelmäß[i]g zu gemeinsamen Mahlen versammelt haben.  6)  1797 Platon beschränkte sich nun auf d[ie]se wiss[enschaftlich] erzieh[e]nde Thät[i]gk[ei]t u[nd] hielt sich in Athen v[on] Staatsangeleg[e]nh[ei]t[e]n fern, wenn 1787 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 1788 „[++]“ in der Zeile gestrichen. 1789 „wie“ in der Zeile mit Bleistift gestrichen. 1790 „Üb[er]h[au]pt“ ersetzt durch Überschreibung mit Bleistift ursprüngliches „üb[er]h[au]pt“. 1791 Über der Zeile mit Bleistift. 1792 „sind“ ist beim Satzumbau irrtümlich stehengeblieben. 1793 „Gesch[ichte] der griech[isch-]röm[ischen] Philos[ophie] 44.“ am oberen Seitenrand [87rr]; „44.“ bezeichnet den Bogen. 1794 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1795 In der Zeile gestrichen? 1796 „sich“ in der Zeile gestrichen. 273 er auch wie s[eine]  staatswiss[enschaftlichen]  1798 Werke mit Idealen in d[ie]s[er] B[e]z[ie]h[u]ng sich bes[c]häft[i]gte. Er wollte Staatsmänner bilden [,] ohne selbst als solcher zu wirken. In Athen hoffte er nicht auf Verwirkl[i]ch[un]g s[einer] Ideen - 1799 aber nach d[e]s ält[eren] Dionys[ios] Tod v[on] Dion z[um] jung[en] Dionys[ios] eingeladen. - Allein [,] bald sah er sich getäus[c]ht - der junge Dionys[ios] bald an ernste[n] Unterh[a]lt[u]ng[en] satt - u[nd] nach Dion’ Verbannung Rückkehr nach Athen. Doch ents[c]hloß er sich nach einig[en] Jahren zu ein[er] nochmal[i]g[en] Fahrt dahin; - Ausführ[un]g zw[i]s[c]h[en] Dion u[nd] Dionys[ios] u[nd] v[ie]ll[ei]cht auch Real[i]s[irun]g polit[ischer] Ideale. - Schlimmer Ausgang - Entkomme[n] nur d[u]rch Verw[e]nd[un]g der Pythag[oreer] im Tarentinis[c]h[en] Staate. - V[on] da an ganz der Philos[ophie] lebend  (  1800 schon 70jaeh[ri]g  )  1801 bis z[um] Tode, der ihn nach heit[e]r[em] u[nd] [*] Alter angebl[ich] bei ein[em] Hochz[ei]tmahle überraschte. 7) Platons Charakter ist zwar schon im Alterth[um] mancherlei Verunpflimpf[un]g[en] 1802 ausgesetzt gewes[en] v[on] Seite der Komiker u[nd] philos[ophischen] Gegner; es wird ihm Ausschweif[un]g, feindsel[i]g[es] Benehm[en] geg[en] s[eine] Mitschüler, Tad[e]lsucht u[nd] Eig[en]liebe vorgeworf[en] - (g[e]g[en] Antisthenes - Demokrits Schr[i]ft[e]n). Auch sein V[e]rh[ä]lt[ni]ß z[um] Syrak[ischen] Hof gab Anlaß zu Tadel; dann wird ihm auch rücksichtslose Benütz[un]g u[nd] Ausbeut[un]g seiner philos[ophischen] Vorgänger vorgeworfe[n] - so d[a]ß ein bedeut[e]nder Th[ei]l s[einer] S[c]hr[i]ft[e]n nichts weiter als ein Raub wäre. Indeß erscheinen alle d[ie]se Angaben bei näh[erer] Prüf[u]ng [,] so weit d[ie]se mögl[ich,] so unbegründet, d[a]ß nur ein Geringes v[on] ihnen übrig bleibt; u[nd] die Acht[u]ng [,] die Platons Schr[i]ft[e]n einflößen, kann auch s[einem] Charakter bewahrt bleib[en] (Seneca’ Ents[c]h[u]ld[i]g[un]g d[a]h[er] unnöthig) [.] Es ist dabei zu beacht[en] s[eine] Z[ei]t, s[ein] Charakter u[nd] die Sitte d[e]s Volkes [,] dem er angehörte - um nicht der einzel[nen] Persö[n]l[ic]hk[ei]t d[a]s ganz aufzubürd[en,] was d[ie]s[e]r gehörte. Auch s[eine] Pfl[i]cht geg[en] d[a]s Vat[e]rl[an]d hat er d[u]rch s[eine] philos[ophische] Fors[c]h[un]g u[nd] Belehr[u]ng junger Männer wohl hinlängl[ich] erfüllt - ohne B[e]z[a]hl[un]g für den Unterr[i]cht zu nehmen. Für s[eine] Thät[i]gk[ei]t war ein einfaches, mäß[i]g[e]s Leben gefordert u[nd] wird ihm in d[er] That auch nachgerühmt, wenn er auch nicht gerade der Sok- 1797 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1798 Über der Zeile. 1799 „d[a]h[er]“ in der Zeile gestrichen. 1800 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1801 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1802 Verschrieben; gemeint: Verunglimpfungen. 274 rat[ischen] Bedürfnißlos[i]gk[ei]t huld[i]gte; s[ein] ästhet[ischer] 1803 Sinn u[nd] s[ein] weiter, unbefangner Blick läßt ihn d[a]s Äußere nicht so gering schätzen. - S[eine] Philos[ophie] trägt vornehmes, Aristokrat[isches] Gepräge. [87rl/ 87vr] Es ist bei ihm größerer Blick u[nd] mehr Harmonie im Leben als bei andern Philosophen. Die sittl[iche] Schönh[ei]t u[nd] Ges[u]ndh[ei]t d[e]s ganz[en] Lebens, die er in d[er] Philos[ophie] fordert [,] suchte er zu realisir[en]. - Apollinische Natur - Hoheit u[nd] Adel, Olympische Heiterk[ei]t u[nd] Fr[ei]h[ei]t des G[ei]st[e]s [.] - 2) Platon’s Schriften. 1. Von den Werken Platon’s ist keines für uns verlore[n] geg[a]ng[e]n - wohl aber sind unter seinen 1804 Namen manche verbreitet worden später, die ihm nicht zugehören [,] die also unächt sind; schon im Alterth[um] wurden mehr[e]re als solche erkannt - noch mehr sind in neu[erer] Z[ei]t als solche v[on] d[er] Kritik bezeichnet u[nd] erwiesen; 1805 einige sind noch zweifelhaft v[on] denen, die man jetzt Platon zuschreibt. D[a]g[e]g[e]n ist gerade unter den H[au]ptwerken, von denen die richt[i]g[e] Auff[a]ß[un]g der Platon[ischen] Philos[ophie] bedingt ist, keines [,] das irg[e]nd zweifelhaft wäre. - Auch unter den kleiner[n,] philos[ophisch] minder wicht[i]g[en] Schr[i]ft[e]n sind viele, welche th[ei]ls als Jugendarbeit[en], th[ei]ls als geschichtl[iche] od[er] Gelegenh[ei]tsschr[i]ft[e]n abgefaßt zu seyn scheinen, u[nd] die man seiner nicht unwürd[i]g zu finden braucht, sobald man  nur  1806 nicht annimmt, er habe niemals etwas Anderes als wiss[enschaftlich] Bedeut[e]nd[e]s u[nd] künstlerisch Vollendetes schreiben können [,] z. B. Laches, Lysis, Charmides, Hippias etc. 2.  a)  1807 Man hat früher häuf[i]g die Ansicht gehegt, Platon habe d[u]rch s[eine] Schr[i]ft[e]n nicht eig[e]ntl[ich] s[eine] Lehre klar u[nd] zusammenhängend vortragen - sond[ern] sie eig[e]ntl[ich] mehr verhüllen wollen u[nd] sie nur im Geheimen s[einen] vertrauten Schülern aufgeschloß[en.]  b)  1808 D[ie]se Ansicht ist namentl[ich] seit Schleierm[acher] 1809 f[a]st allgemein aufg[e]geb[en]. Man kann sich nicht mehr einreden [,] Platon habe in s[einer] langen schriftstelleris[c]h[en] Laufbahn nur d[a]s als Ziel sich gesetzt, s[eine] Ansichten zu 1803 „[+++]“ in der Zeile gestrichen. 1804 Verschrieben; gemeint: seinem. 1805 „über“ in der Zeile gestrichen. 1806 Über der Zeile eingefügt. 1807 Vor und unter der Zeile mit Bleistift. 1808 Vor der Zeile mit Bleistift. 1809 „vollst[än]d[i]g u[nd]“ in der Zeile gestrichen. 275 verhüllen [,] statt sie der Welt kund zu geben. Auch ist dieß weder bei Platon selbst noch bei Aristot[eles] angedeutet. Und es wird bei d[ie]s[e]m auch auf kein[en] Unt[e]rsch[ied]  od[er] Gegensatz  1810 zw[i]sche[n] Platon’s mündlicher u[nd] schriftl[icher] Lehre hingewiesen.  c)  1811 Aber allerdings ist es richt[i]g [,] d[a]ß Platon s[eine] Meinung oft nur indirect andeutet u[nd] mittelb[a]r vorbereitet [,] statt sie geradezu auszusprechen; - daß er manche Gespräche, statt eine feste, unzweideut[i]g[e] Entsch[ei]d[un]g in ders[e]lb[en] zu geben, mit dem Bek[e]n[n]tn[i]ß der Unwiss[e]nh[ei]t od[er] einer zweifelhaften Frage abschließt; eb[e]nso d[a]ß er philos[ophische] G[e]d[a]nke[n] in manche[n] Fällen unter der Hülle d[e]s Mythus vorträgt. Dieß Alles bildet aber kein unübersteigl[iches] Hinderniß des Verständnisses des Einzelnen und des Ganzen u[nd] hindert nicht eine klare, zusammenhäng[en]de Darst[e]ll[un]g s[einer] Philos[ophie] zu gewinn[en]. 3. Schwierig aber ist die Frage nach dem V[e]rh[ä]ltn[i]ß d[e]r einzelnen Schrift[e]n zu einander, od[er] nach ihr[er] Aufeinanderfolge ( 1812 was allerdings für Darst[e]ll[un]g der Genesis od[er] der historis[c]h[en] Entwickl[un]g der Platon[ischen] Philos[ophie] v[on] großer Wicht[i]gk[ei]t ist) [.] [87vr/ 88rl] Jede einzelne Schrift Platons hat d[a]s Eigenthüml[iche,] d[a]ß sie ein künstlerisch abges[c]hloßenes Ganzes bildet, das gewöhnl[ich] v[on] irg[e]nd ein[er] zufäll[i]g[en]  Veranlass[un]g  1813 (Ursache) aus sich entwickelt; u[nd] wenig[e]r nur hat d[er] Verf[asser] äußerl[ich] 1814 verknüpft [,] indem er in der Einen  ausdrückl[ich]  1815 auf die andere hinweist. - Es fragt sich, ob sie wirkl[ich] nur in losem V[e]rh[ä]ltn[i]ß zu einander st[e]h[en] od[er] ob sich ein innerer Zusammenh[a]ng d[u]rch alle hindurch zieht, u[nd] wied[e]ru[m,] ob d[ie]s[e]r Zusammenh[a]ng ein absichtl[ich] einer wiss[enschaftlichen] u[nd] künstlerisch[en] Berechnung, od[er] ein nur unwillkürl[ich] aus dem g[ei]st[i]g[en] Entwickl[un]gsg[a]ng des Verf[assers] hervorgeh[e]nder.  a)  1816 Viele neuere Gelehrte bis auf Schleierm[acher] u[nd] manche auch nach ihm waren der Ansicht, d[a]ß es Platon gar nicht zu thun gewesen [,] um eine zusammenhäng[e]nde, vollständ[i]g[e] Darst[e]ll[un]g seiner Ansicht[en], sond[ern] nach äuß[erem] Anlaß u[nd] Neig[un]g habe er bald d[a]s Eine [,] bald d[a]s andere Bruch- 1810 Über der Zeile mit Bleistift. 1811 Vor der Zeile mit Bleistift. 1812 „(“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „; “. 1813 Über der Zeile. 1814 „wenigst[e]ns“ in der Zeile gestrichen. 1815 Über der Zeile eingefügt. 1816 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 276 stück s[einer] Philos[ophie] entwickelt; u[nd] er bringe so s[eine] Weltu[nd] Lebens- Ansicht bald an d[ie]s[e]m [,] bald an jenem G[e]g[en]st[an]d zur Anschauung. D[a]g[e]g[en] stellten schon manche der alten Grammatiker und Ausleger Platon’s Werke nach der Verwandtsch[a]ft ihrer Form u[nd] ihres Inh[a]lts in gewisse Gruppen u[nd] Klassen zusamm[en]; aber es ges[c]hah dieß sehr willkürl[ich] u[nd] ungeeignet.  b)  1817 Erst Schleierm[acher] hat eine Ordnung nach inner[em] Zusamm[en]h[an]g u[nd] nach ein[em] H[au]ptgesichtsp[u]nkt versucht u[nd] gefunden. Er geht davon aus, d[a]ß Platon die schriftl[iche] Darst[e]ll[un]g der persönl[ichen] Belehr[u]ng gegenüber entschieden herabsetze, da er aber doch zugleich bis in’s späteste Alter so Vieles geschrieben, so müsse er offenbar gesucht haben, die schr[i]ftl[iche] Mitth[ei]l[un]g der mündl[ichen] so ähnl[ich] als mögl[ich] zu machen. Der Mangel der schr[i]ftl[ichen] Mitth[ei]l[un]g od[er] Darst[e]ll[un]g b[e]st[e]he darin [,] d[a]ß es nicht gewiß sey, ob der Sinn d[e]s Schr[i]ftst[e]llers richt[i]g aufgefaßt u[nd] d[a]ß d[a]s Buch sich nicht selbst vertheid[i]g[en] könne g[e]g[en] Einwürfe. D[ie]se Uebelstände müßen nun mögl[i]chst beseit[i]gt werd[en], jede Untersuch[un]g müße d[a]h[er] v[on] Anfang an so berechnet u[nd] geführt werd[en,] d[a]ß der Leser entw[eder] zur eignen Erzeug[un]g d[e]s beabsicht[i]gt[en] G[e]d[an]k[en]s od[er] z[um] bestimmt[en] Gefühl des Nichtverstehens komme [.] - Diese Absicht spreche sich in d[er] Anlage jed[e]s einzel[nen] Platon[ischen] Gespräches aus u[nd] auch eine natürl[iche] Folge und nothw[en]d[i]g[e] B[e]z[ie]h[u]ng ergebe sich daraus; Platon näml[ich] könne in keinem Gespräch weiter forts[c]hreiten, wenn er nicht die in einem früh[e]re[n] beabsicht[i]gte Wirk[un]g als erreicht voraussetze; d[a]ss[e]lbe d[a]h[er,] was als Ende des einen ergänzt werde, müße auch als Anfang u[nd] Grund eines andern vorausgesetzt werde[n].  D. h. Jedes Gespräch sey d[a]h[er] die Ergänz[u]ng d[e]s Vorhergehend[en] u[nd] weise auf ein folg[e]nd[e]s zu s[einer] Ergänz[un]g hin [.] -  1818 Und da nun Plat[on] die verschied[enen] philos[ophischen] Wiss[e]nsch[a]ft[en] nicht als abgesonderte Darst[e]ll[u]ng[en], sond[ern] als wes[e]ntl[ich] verbund[ene] u[nd] unzertrennl[iche] denke - so ergeben sich hieraus nicht mehrere unabhäng[i]g[e,] neben einander laufende Reihen Platon[ischer] Gespräche, sond[ern] nur eine einzige [,] Alles in sich fassende. - Näher unterscheidet dann Schleierm[acher] in d[ie]s[e]r Reihe drei Abth[ei]l[un]g[en], [1)] die elementarischen,  2)  1819 die indirect untersuchend[en]  3)  1820 u[nd] die obj[ectiv] darstellend[en] od[er] constructiv[en] Gespräche. Dabei will er nicht b[e]h[au]pt[e]n [,] d[a]ß die Z[ei]tfolge d[ie]s[e]r Werke d[ie]s[e]m ihr[em] inner[en] V[e]rh[ä]lt[ni]ß stets ganz 1817 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 1818 Randbemerkung am Seitenrand [88rr] mit Bleistift. 1819 Über der Zeile mit Bleistift. 1820 Über der Zeile mit Bleistift. 277 genau entsprech[en] u[nd] d[a]ß nicht Manches [,] was [88rl/ 88vr] innerl[ich] früher vorhanden war, äußerl[ich] aus zufäll[i]g[en] Gründ[en] später hervortrat. Er verlangt nur, d[a]ß s[eine] Reihenfolge mit der Z[ei]tfolge, wenn sich d[ie]se herstellen ließe [,] im Wesentl[ichen] zusammen  fiele  1821 . Dabei können den H[au]ptwerk[en] Nebenwerke beigemischt seyn, u[nd] auch Geleg[e]nh[ei]t[en] dazw[i]sch[en] Platz find[en], die eig[e]ntl[ich] gar nicht in’s Gebiet der Philos[ophie] fallen. Zur ersten Klasse nun rechnet Schleierm[acher] als H[au]pt-Werke: Phaedros, Protagoras, Parmenides, als Nebenw[e]rke den Lysis, Laches, Charmides, Euthyphron. Apologie u[nd] Kriton sind Geleg[e]nh[ei]tss[c]hr[i]ft[en] mehr histor[ischen] Inh[a]lts [.] In die 2. Klasse gehören als H[au]ptw[e]rke vor Allen Gorgias u[nd] Theaetetos, denen als Nebenwerk der Menon [,] der Euthydemos u[nd] Kratylos sich anreiht; hierauf folgt Sophistes, Politikos, Gastmahl, Phaedon, Philebos [.] 1822 Die 1823 3. Klasse umfaßt die Republik, Timaeos und Kritias u[nd] als Nebenw[e]rk die Gesetze.  c)  1824 D[ie]s[e]r Versuch Schleierm[achers] zur Einth[ei]l[un]g der Platonisch[en] Werke rief nun eine Menge anderer hervor bis in die neueste Z[ei]t. Ast, Socher, Stallbaum, Hermann, Ritter  Brandis  1825 , Schwegler, Susemihl, Steinhart, Zeller und neuestens Ueberweg haben diese Reihen-Folge genauer u[nd] sicherer zu b[e]stimm[en] gesucht.  Ast  z. B.  1826 unterscheidet eb[e]nf[a]lls drei Reihen Platonischer Gespräche. 1) Sokratische, in denen d[a]s Poetische und Dramatische vorherrs[c]hend sey (Protag[oras,] Phaedr[os,] Gorg[ias,] Phaedon) [.] 2) Dialektis[c]he od[er] megaris[c]he [,] in denen d[a]s poetische Element zurücktritt (Theaet[etos,] Sophist[es,] Politik, Parmenides [,] Kratylos). 3) rein wissensch[a]ftl[iche] od[er] Sokratischplaton[ische], in denen sich d[a]s Poetis[c]he und Dialektis[c]he durchdringen (Phileb[os,] Sympos[ion,] Republ[ik], Timaeos, Kritias) [.]  (  1827 Alle üb[ri]g[en] hält Ast für unächt.  )  1828  1829  d)  1830 V[on] besond[erer] Wichtigk[ei]t ist Hermanns Versuch. Auch er ist der Ueberzeug[un]g, d[a]ß d[a]s Ganze der Platonisch[en] Schr[i]ft[e]n d[a]s Bild einer leb[e]nd[i]g[en,] organisch[en] Entwickl[un]g gewähre; 1821 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile allerdings nicht getilgtes „stimmte“. 1822 „In“ in der Zeile gestrichen. 1823 „Die“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „die“. 1824 Vor der Zeile mit Bleistift. 1825 Über der Zeile eingefügt. 1826 Über der Zeile mit Bleistift. 1827 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1828 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1829 Einfügung am Seitenrand [88vl]. 1830 Vor der Zeile mit Bleistift. 278 aber er sucht den Grund 1831 hievon nicht in der Absicht u[nd] Berechnung [,] sond[ern] in der eignen geist[i]g[en] Verfass[un]g ihres Urhebers; sie ist ihm nicht eine bloße Darst[e]ll[un]g der philos[ophischen] Entwickl[un]g für Andere, sond[ern] eine unmittelb[are] Folge v[on] Platon’s Selbstentwickl[un]g. D[ie]s[e]r Philosoph - nimmt er an - sey 1832 nur allmählig [,] unter den Einflüssen seiner Zeit, zur Reife gelangt u[nd] die Stadien d[ie]s[e]s Weges seyen d[u]rch die verschied[enen] Klassen seiner Schriften bezeichnet. Für d[ie]se Entwickl[un]g Platon’s sind nu[n] nach Hermann zwei Ereignisse v[on] d[er] größten Wicht[i]gk[ei]t: der Tod des Sokr[ates] mit der darauf f[o]lg[e]nd[en] Uebersiedl[un]g nach Megara, u[nd] die erste Reise mit der auf ihr gewonnen[en] Kenntniß der 1833 pythagoreis[c]h[en] Philosophie. Indem sich nun die H[au]ptepochen seines wiss[enschaftlichen] Lebens u[nd] schriftstelleris[c]h[en] Thätigk[ei]t hienach b[e]stimm[en], erhalten wir drei Klassen Platonisch[er] Gespräche: 1) Sokrat[ische] od[er] elementaris[c]he [,] 2) dialektische od[er] vermittelnde [,] 3) darstellende od[er] constructive. Die Gespräche der ersten Klasse th[ei]ls vor Sokr[ates’] Tode geschrieb[en,] th[ei]ls unmittelbar nachher [,] tragen eine[n] fragmentarisch[en], mehr blos elenktischen u[nd] protreptisch[en] Charakter  an sich  1834 , halt[en] sich überwiegend an die Sokrat[ische] Weise und gehen noch nicht tiefer auf die philos[ophischen] Grundfragen zurück. Für die 2. Klasse liegt d[a]s  ent  1835 scheidende Merkmal nebst dem 1836 trockneren, unlebend[i]ger[en], nachlässiger behandelt[en] Form in der eingehend[en], th[ei]ls anerkennend[en], th[ei]ls polemische[n] Beschäftig[un]g mit der megarischeleat[ischen] Philosophie, welche die Z[ei]t d[e]s Aufenth[a]lts Platons in Megara ausfüllt. - In d[er] 3. Periode gewinnt Platon einerseits [88vr/ 89rl] 1837 die Frische u[nd] Fülle der erst[en] Periode wieder, and[e]rs[ei]ts aber ist sein Gesichtskreis th[ei]ls d[u]rch die Forsch[u]ng[e]n der Megarischen Periode [,] th[ei]ls d[u]rch den Aufenth[alt] in fremd[en] Ländern [,] namentl[ich] d[u]rch die Bekanntsch[a]ft mit der Pythag[oreischen] Philos[ophie] erweitert. Aus der Verschmelz[u]ng aller d[ie]s[e]r Elemente gehen die vollendetsten Darst[e]ll[u]ng[e]n s[einer] Philos[ophie] hervor, in denen die Sokr[atische] Form mit d[em] tiefste[n] Inhalt u[nd] d[u]rch dens[e]lb[en] zur Idealität verklärt wird. Näher nun betrachtet Hermann als Typus der ersten Reihe den Lysis, dann rechnet er zu ihr: Hipp[ias] d[en] Kl[einen] [++], Alkib[iades] I, Charmides, Laches 1831 „d[ie]s[e]r“ in der Zeile gestrichen. 1832 „nicht“ in der Zeile gestrichen. 1833 „p[+]“ in der Zeile gestrichen. 1834 Über der Zeile. 1835 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „unter“. 1836 Verschrieben; gemeint: der. 1837 „Gesch[ichte] der griech[isch-]röm[ischen] Philosophie 45.“ am oberen Seitenrand [89rr]; „45.“ bezeichnet den Bogen. 279 u[nd] als ihre Vollend[un]g Protag[oras] u[nd] Euthydemos. Den Uebergang zur 2. Reihe bilden Apol[ogie,] Kriton, Gorgias; noch näher treten ders[e]lb[en] Eutyphron [,] Menon, Hipp[ias] d[er] Gr[oße]. Die eig[en]tl[ichen] Repräsentanten d[ie]s[e]r 2. Periode sind aber: Theaet[etos,] Soph[istes,] Polit[eia,] Parmenides. - Die 3. 1838 Reihe eröffnet als Antrittsprogramm f[ür] d[as] Lehramt d[er] Akademie den Phaedrus nebst s[einer] Nebenarbeit, dem Menex[enos,] reifere Früchte d[ie]s[e]r Periode sind: Gastmahl, Phaedon, Philebos, ihre Voll[e]nd[un]g Rep[ublik], Tim[aeus], Kritias,  ihr  1839 letztes, d[u]rch die Erfahr[u]nge[n] der spätere[n] sicilis[c]h[en] Reisen mitveranlaßte Werk [,] die Gesetze. -  e)  1840 Zwischen 1841 Schleierm[acher] u[nd] Hermann beweg[en] sich die üb[ri]g[en] Neuere[n] fast d[u]rchaus. Ritter u[nd] Brandis z. B. folgen der H[au]ptsache nach Schleierm[acher]. - Schwegler u[nd] Steinhart schließ[en] sich Hermann an. Susemihl  (u[nd] [*] Zeller)  1842 sucht zw[i]sch[e]n beiden zu vermittel[n]. D[ie]s[e]r ordnet die Schriften so: I. Sokrat[ische] od[er] ethisch-propaedeut[ische] Dialoge: Hipp[ias] d[er] Kl[eine,] Lysis, Charm[ides,] Lach[es,] Protag[oras,] Menon (399) [,] Apol[ogie,] Kriton [,] Gorg[ias] (bald nach Sokr[ates’] Tode) Eutyphron. II [.] R[ei]he: Dialektisch[-]indirecte Dialoge: Euthydem, Krat[ylos,] Theaet[etos,] Phaedr[os,] Soph[istes,] Polit[eia,] Parmen[ides,] Sympos[ion,] Phaedon. III [.] Constructive Dialoge: Phileb[os,] Republ[ica], Tim[aeus], Krit[ias,] Gesetze. Im Allgem[einen] ist man jetzt der H[au]ptsache nach zieml[ich] einverstanden - 3 Perioden scheinen mit Recht unters[c]hieden  zu  1843 werden 1844 u[nd] 1845 üb[er] die meisten Schriften ist man ebenfalls einverstanden. Wicht[i]gere Abweichung[en] 1846 ergeben sich nur in Betr[e]ff d[e]s Phaedros u[nd] Parmenides - allerdings zwei der wicht[i]gst[en] Gespräche. Im Phaedros 1847 ers[c]heine[n] allerdings Ideen, die sonst nur in d[en] spät[eren] Dialog[en,] nam[e]ntl[ich] im Gastmahl zur Darst[e]ll[un]g komme[n] - aber auch, wie zugestand[en] werd[en] muß, in unreiferer Form als im Sympos[ion]. Es mag d[a]h[er] immerhin der Phaedros in die erste Periode gehör[en], hieri[n] dürfte d[a]h[er] Sch[l]eierm[acher] Recht haben. D[a]g[e]g[en] scheint eben so gewiß Parmenides in die 2. Periode [zu] gehören u[nd] 1848 da mag Schleierm[acher] Unrecht haben, wenn er ihn in die erste Periode setzt. - 1838 „R[ei]he“ in der Zeile gestrichen. 1839 Über der Zeile; „d[a]s“ in der Zeile gestrichen. 1840 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 1841 „Herm[ann]“ in der Zeile gestrichen. 1842 Über der Zeile mit Bleistift. 1843 Über der Zeile. 1844 „zu“ in der Zeile gestrichen. 1845 „die“ in der Zeile gestrichen. 1846 „s“ in der Zeile gestrichen. 1847 „enthe“ in der Zeile gestrichen. 1848 „h[++]“ in der Zeile gestrichen. 280 II [.] Philosophie Platon’s. 1. Allgemeines. Die Methode u[nd] die Eintheil[un]g der Platonischen Philosophie. 1. Die Platon[ische] Philos[ophie] kann einerseits als die Voll[e]nd[un]g anders[ei]ts auch aber als Erweit[e]r[u]ng u[nd] Ueberschreit[un]g der Sokrat[ischen] Philos[ophie] gelten.  Anschließ[u]ng an Sokrates.  1849  a)  1850 Wie es dem Sokr[ates] bei s[einen] 1851 philos[ophischen] Untersuch[un]g[en] nicht blos um  ein  1852 Wissen zu thun war [,] sond[ern] um d[a]s sittl[iche] Leb[en,] wie ihm d[a]s rechtschaffene Handeln mit dem richt[i]g[en] Erkenne[n,] [89rl/ 89vr] die Sittl[i]chk[ei]t u[nd] R[e]l[i]g[io]n mit der Philos[ophie] unzertrennl[ich] verbunden [,] ja eins u[nd] dass[e]lbe war - so findet man d[a]s Gleiche auch bei Platon; - u[nd]  b)  1853 wie Sokr[ates] 1854 Erkennen u[nd] Handeln auf d[a]s begriffl[iche] Wissen gründen wollte, so ist auch d[ie]s[e]m die Betr[a]cht[un]g der allgemein[en] B[e]gr[i]ffe das Richtmaß alles Thuns u[nd] aller Ueberzeug[u]ng[e]n. Platon’s Ansichte[n] üb[er] Aufg[a]be u[nd] Princip der Philos[ophie] stehen ganz auf Sokrat[ischem] Boden. -  c)  1855 Was aber bei Sokr[ates] nur allgem[einer] Gr[u]ndsatz war, das ist bei Plat[on] z[um] System geworden - u[nd] was bei Sokr[ates] nur als Erkenntnißprincip ausgesprochen ward, das wurde bei Plat[on] metaphys[isches] Princip. Bei Plat[on] erweitert sich die Sokrat[ische] (nur auf d[a]s Ethis[c]he u[nd] auf Einzelnes gerichtete) Philosophie zum wiss[e]nsch[aftlichen] Lehrgebäude;  α)  1856 mit der Sokrat[ischen] Ethik wird die Vorsokrat[ische] Naturphilos[ophie] verknüpft u[nd] für beide wird in der reinen Begriffswiss[e]nsch[aft] od[er] der Dialektik der Grund gelegt.  (  1857 Dabei zeigt sich auch die Nothw[e]nd[i]gk[ei]t eines Princips, das nicht blos uns[er] Denk[en] im wiss[e]nsch[aftlichen] Verfahren zu leiten [,] sond[ern] auch die Dinge in ihrem Seyn u[nd] Wesen zu erklären geeignet ist. - Da Platon üb[er] die Sokrat[ische] Ethik hinausgeht, muß er auch üb[er] die Sokrat[ische] Faßu[n]g d[e]s begriffl[ichen] Wissens hinausgehen  )  1858 .  Hinausgehen über d[a]s blos b[e]gr[i]ffl[iche] Wisse[n] u[nd] Sokr[ates] 1) Allgem[eine] Erk[enn]t[ni]ß Erweit[erun]g z[um] Syst[em]  1859  β)  1860 Die Erk[e]n[n]t[ni]ß der B[e]gr[i]ff[e,] 1849 Randbemerkung am Seitenrand [89rr] mit Bleistift. 1850 Sowohl in der Zeile als auch vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1851 „W“ in der Zeile gestrichen. 1852 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „d[a]s“. 1853 Sowohl über der Zeile als auch vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1854 „d[a]s“ in der Zeile gestrichen. 1855 Vor der Zeile mit Bleistift. 1856 Vor der Zeile mit Bleistift. 1857 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1858 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1859 Randbemerkung am Seitenrand [89vl] mit Bleistift. 281 b[e]h[au]pt[e]te Sokr[ates,] ist die Bedi[n]g[un]g alles wahren Wissens u[nd] alles richt[i]g[en] Handelns. Demnach schließt Platon weiter - ist üb[er]h[au]pt nur nur 1861 d[a]s begr[i]ffl[iche] Denken ein wirkl[iches] Wissen, alle andern Arten des Erkennens d[a]g[e]g[en], die sinnl[iche] Ans[c]hauung u[nd] die Vorstell[un]g gewähr[en] keine wiss[enschaftliche] Gewißh[ei]t der Ueberzeug[un]g.  Umg[e]st[a]lt[un]g z[ur] Ide[en]lehre  1862  γ [)]  1863 Ist aber nur d[a]s Wissen d[e]s Begriffes ein wirkl[iches] Wissen, so kann dieß, meint 1864 er, seine[n] Grund nur darin haben, d[a]ß nur d[ie]s[e]s Wissen ein Wissen d[e]s Wirklichen ist, d[a]ß d[a]h[er] ein wahrhaftes Seyn nur dem im B[e]gr[i]ff vorgestellten Wesen der Dinge 1865 , allem Andern d[a]g[e]g[en] nur in dem Maaße, in dem es am B[e]gr[i]ffe Th[ei]l hat.  d)  1866 Da beginnt nun aber schon einige Abweichung v[on] Sokr[ates]. Es ist damit schon der Anf[a]ng gemacht, d[en] Ideal[i]s[m]u[s] d[e]s B[e]gr[i]ffs zur obj[ectiven] Weltanschauung zu erheben u[nd] z[um] System auszuführen. - Zwisch[e]n sittl[icher] Willensricht[un]g u[nd] wiss[e]nsch[aftlicher] (theoret[ischer]) Erk[e]nntn[i]ß wird schon bestimmter unterschieden, ohne darum mit d[ie]s[e]m die Philos[ophie] für eine ausschli[e]ßl[ich] 1867 theor[e]tis[c]he Thät[i]gk[ei]t zu erklären.  e)  1868 Er ergänzt 1869 dann die Sokrat[ische] Ethik nicht blos d[u]rch dialekt[i]s[c]he [,] sond[ern] auch d[u]rch naturphilos[ophische] Untersuch[u]ng[en] - wenn auch d[ie]se bei ihm noch nicht die Sorgfalt u[nd] Ausführl[i]chk[ei]t finden, wie bei Aristot[eles].  f)  1870 Er hypostasirt dann die B[e]griffe zu Ideen; indem er aber d[ie]se für d[a]s allein Wirkl[iche], das Materielle, Stoffl[iche] aber für d[a]s Wesenlose erklärt u[nd] Nichtseyende, - macht er sich die Erklärung der Erscheinungswelt unmögl[ich]. D[a]h[er] gilt ihm auch nur die Idee als der wahre G[e]g[en]st[an]d d[e]s Denkens, d[a]s Einzelne der Ers[c]heinung hat für ihn kein Interesse. - Er nimmt da eine mittlere Stell[u]ng ein zw[i]s[c]h[en] Sokr[ates] u[nd] Aristot[eles,] d. h. zw[i]sch[en] dem Philosoph[en], der zuerst aus der Vorst[e]ll[un]g den B[e]gr[i]ff entwickel[n] lehrte - 1860 Vor der Zeile mit Bleistift. 1861 „nur“ irrtümlich wiederholt. 1862 Randbemerkung am Seitenrand [89vl] mit Bleistift. 1863 Vor der Zeile mit Bleistift. 1864 „meint“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches, zusätzlich mit Bleistift gestrichenes „s“. 1865 Sic! Verbum fehlt. 1866 Vor der Zeile mit Bleistift. 1867 „philos[ophische] Wiss[enschaft]“ in der Zeile gestrichen. 1868 Vor der Zeile mit Bleistift. 1869 „dann ergänzt“ in der Zeile gestrichen. 1870 Vor der Zeile mit Bleistift. 282 u[nd] den 1871 [,] der d[en] B[e]g[ri]ff d[u]rch alle Gebiete d[e]s Dasey[n]s d[u]rchgeführt hat.  2)  1872  Anknüpf[un]g an früh[ere] Philosoph[en]  1873 1874 Indem aber Plat[on] üb[er] Sokr[ates] hinausging [,] [89vr/ 90rl] ging er auf die Vorsokrat[i]s[c]h[en] Lehren zurück und berücksicht[i]gte zugleich diej[enigen] s[einer] Mitschüler, welche gerade damals die Vorsokrat[i]sch[en] Lehren zur Fortbild[un]g der Sokrat[i]s[c]h[en]  zu  1875 verwenden  sucht[en]  1876 .  α)  1877 Plat[on] ist in d[er] That der Erste unter den griech[ischen] Philos[ophen,] der seine Vorgänger allseit[i]g gekannt u[nd] benützt u[nd] zugleich ihre Principien mit Bewußts[eyn] d[u]rch einander ergänzt u[nd] zu einem höhern zusammengefaßt.  β)  1878 Was Sokrates üb[er] d[en] B[e]gr[i]ff des Wissens, u[nd] Parmen[i]des u[nd] Heraklit, die Megariker u[nd] Cyniker üb[er] den Unterschied des Wissens u[nd] Meinens, Herakl[it], Zenon u[nd] die Sophisten üb[er] die Subjectivität der sinnl[ichen] Anschauung gelehrt hatten, das hat er zu einer entwickelten Erk[e]nntn[i]ß-Theorie fortgebildet.  γ)  1879 Er hat d[a]s Eleat[ische] Princip d[e]s Seyns u[nd] das Heraklit’[sche] des Werdens, die Lehre v[on] d[er] Einh[ei]t u[nd] die v[on] d[er] Vielh[ei]t in der Ideenlehre th[ei]ls verknüpft [,] th[ei]ls widerlegt, u[nd] zugleich beide durch den Anaxagor[eischen] B[e]gr[i]ff d[e]s G[ei]st[e]s, den Sokrat[ischen,] Megar[ischen] des Guten u[nd] d[u]rch die idealisirten Pythagor[eischen] Zahlen ergänzt; - d[ie]se letzteren erscheinen in der Lehre v[on] d[er] Weltseele u[nd] den mathematischen Gesetzen als die Vermittler zw[i]sche[n] Idee u[nd] Sinnenwelt. Das Pythagor[eische] Eine Element, der B[e]gr[i]ff des Unbegrenzten  für sich festgehalt[en]  1880 [,] combinirt mit d[er] Herakl[itschen] Ansicht v[on] d[er] Erscheinungswelt [,] gibt die Platon[ische] Definiti[on] v[on] d[er] Materie. Auch d[er] Kosmolog[ische] Th[ei]l d[e]s Pythag[oreischen] Systems wiederholt sich od[er] spiegelt sich wieder in der Platon[ischen] Vorst[e]ll[un]g v[om] Weltgebäude. In der Lehre v[on] d[en] Elementen d[a]g[e]g[en] u[nd] in der speciell[en] Physik auch 1881 Empedokl[es] u[nd] Anaxag[oras] u[nd] th[ei]lw[ei]se auch die Atomist[i]k u[nd] die jonische Philosophie ihre Berücksicht[i]g[un]g finden (u[nd] zur Geltung kommen). In der Psychologie aber kommt die Lehre des Anaxag[oras] v[on] d[er] im- 1871 Verschrieben; gemeint: dem. 1872 Vor der Zeile mit Bleistift. 1873 Randbemerkung am Seitenrand [89vl] mit Bleistift. 1874 „b)“ am Zeilenanfang mit Bleistift gestrichen. 1875 Über der Zeile. 1876 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „wollten“. 1877 Über der Zeile mit Bleistift. 1878 Über der Zeile mit Bleistift. 1879 Über der Zeile mit Bleistift. 1880 Über der Zeile. 1881 „d[e]s“ in der Zeile gestrichen. 283 mat[e]riell[en] Natur d[e]s G[ei]st[e]s u[nd] der Pythagor[eische] Unsterbl[i]chk[ei]ts-Glaube zur Geltung. Die Ethik endl[ich] hat Sokrat[ische] Grundl[a]ge [,] während die Politik Sympathie mit dem Aristokratis[c]h[en] Pythagoreismus verräth.  3)  1882  Selbstständ[i]gk[ei]t Platon’s  1883  a)  1884 Bei all’ dem aber ist Platon nicht, wie die Verleumd[un]g b[e]h[au]pt[e]t hat, ein neidischer Nachahmer od[er] ein unselbstständ[i]g[e]r Eklectiker, der es etwa nur der Gunst der Umstände zu verdanken hatte, daß sich das in den früheren Systemen Zerstreute bei ihm zu einem harmonis[c]h[en] Ganzen zusammenfand; gerade dieß selbst vielmehr, d[a]ß er die wahre[n] vereinzelten Strahl[en] d[e]s G[ei]st[e]s so z[u] s[a]g[en] in Ein[em] Brennpunkt zu sammeln weiß, ist Werk s[einer] Originalität u[nd] die Frucht seines philos[ophischen] Princips.  b)  1885 Wobei allerdings 1886 wiederu[m] auch dieß nicht zu verkenne[n] ist, daß er d[u]rch die auf allseit[i]ge Betracht[un]g ausgeh[en]de B[e]gr[i]ffsphilos[ophie] d[e]s Sokrat[es] angeleitet ward [,] die Einseit[i]gk[ei]t[en] zu überwinden, die Dinge allseit[i]g zu betracht[en], die verschied[enen] B[e]stimmu[n]g[en] einseit[i]g[er] Auffass[un]g[en] dialektis[c]h zu vermitteln u[nd] d[a]s Manigfalt[i]ge der Erfahr[u]ng auf s[einen] inner[en] Grund zurück  zu  1887 führen.  c)  1888 Platon wendet d[ie]s[e]s Verfahren allgemein u[nd] im Großen an u[nd] untersucht [n]i[c]ht blos d[a]s Wesen der sittl[ichen] Thätigk[ei]t[e]n [,] sond[ern] d[a]s Wesen d[e]s Wirkl[i]ch[e]n üb[er]h[au]pt - d[a]d[u]rch wird er natürl[ich] dahin geführt [,] d[a]s Sokr[atische] Verfahren auch auf d[a]s Wissensgebiet der früher[en] Philosophen anzuwenden u[nd] dad[urc]h nach d[ie]s[er] Methode eine umfassende Weltans[c]hauung zu gewinne[n]. Es ward also die Sokrat[ische] B[e]gr[i]ffsphilos[ophie] d[u]rch ihn in den fruchtbaren, schon bearbeitet[en] Boden der Vorsokrat[i]s[c]h[en] Naturphilosophie verpflanzt, [90rl/ 90vr] u[nd] so ward einers[ei]ts die ältere Spekulation mit Sokrat[ischem] G[ei]ste d[u]rchdrungen, mit Sokrat[ischer] Dialekt[i]k umgebildet und geläutert - 1889 anders[ei]ts die Sokr[atische] Dialekt[i]k zur metaphys[ischen] Spekulation erweitert; -  u[nd]  1890 indem sich so die Naturphilos[ophie] d[u]rch Ethik u[nd] diese d[u]rch Naturphil[o]s[ophie] ergänzte, gelang eine der größt[en] wiss[e]ns[c]h[a]ftl[ichen] S[c]höpf[u]ng[en], die die Gesch[ichte] kennt. - Allerdings blieb die Philos[ophie] hiebei nicht steh[en] - schon Aristot[eles] ging darüber hinaus u[nd] 1882 Vor der Zeile mit Bleistift. 1883 Randbemerkung am Seitenrand [90rr] mit Bleistift. 1884 Über der Zeile mit Bleistift. 1885 Am Zeilenanfang mit Bleistift. 1886 Irrtümlicherweise in der Zeile wiederholtes „allerdings“ mit Bleistift gestrichen. 1887 Über der Zeile eingefügt. 1888 Unter der Zeile mit Bleistift. 1889 „da“ in der Zeile gestrichen. 1890 Über der Zeile. 284 die Akademie selbst hielt Platon’s Lehre nicht rein fest - allein die Größe der Leist[u]ng verliert d[a]d[u]rch Nichts u[nd]  daß  1891 der Anstoß zu weit[e]re[n] Fortschritte[n] selbst davo[n] ausging [,] ist ein neues Verdienst.  4)  1892  Methode  1893 Methode. Auch in d[er] Methode schl[ie]ßt sich Plat[on] zunächst an Sokr[ates,] den eig[e]ntl[ichen] Urheber der Dialektik [,] an - die auf posit[ives] Ergebniß der B[e]gr[i]ffsb[e]stimmu[n]g[en] ausging, nicht blos auf Widerl[e]g[un]g fremder Annahmen. -  a)  1894 Während aber Sokr[ates] sich begnügt hatte, aus der einzeln[en] Vorst[e]ll[un]g den B[e]gr[i]ff zu entwickel[n,] sucht Plat[on] die weit[ere] Ford[e]r[u]ng zu erfüllen, d[a]ß die Begr[i]ffswiss[e]nschaft z[um] System ausgeführt werde; während d[a]h[er] Sokrates nicht eig[en]tl[ich] üb[er] das Besondere  hinausgeht  1895 , soll nach ihm d[a]s Denken mittelst einer fortgesetzten Analyse v[om] Bedingt[en] z[um] Unbedingt[en,] v[on] d[er] Ers[c]heinung zur Idee (B[e]gr[i]ff) u[nd] v[on] den b[e]sond[e]r[en] Idee[n] zur höchst[en] u[nd] allgemeinst[en] sich erheben.  b)  1896 Die Platon[ische] Dialektik soll, im G[e]g[e]nsatz z[u] Sokr[ates] dem Allgem[einen], der Systembild[un]g dienen. Was bei Sokr[ates] Sache persönl[icher] Uebung war, wird bei Plat[on] zur bewußte[n], auf allgem[eine] Regeln zurückgeführte Methode. Bei Sokr[ates] sollen Einzelne durch richt[i]g[e] B[e]gr[i]ffe gebildet werd[en], bei Plat[on] d[a]g[e]g[en] soll die Natur u[nd] d[er] Zusamm[en]h[an]g der B[e]gr[i]ffe als solcher ausgemittelt w[e]rd[en] - u[nd] es sollen nicht blos die sittl[ichen] Thät[i]gk[ei]t[en] u[nd] Aufgab[en], sond[ern] (auch) d[a]s Wesen d[e]s Wirkl[ichen] üb[er]h[au]pt u[nd] es soll ein wiss[enschaftliches] Bild d[e]s Universums gewonnen werd[en].  c)  1897 Platon geht allerdings in d[ie]s[er] Richt[un]g noch nicht so weit, wie Aristot[eles]. - Die Logische Technik wird v[on] ihm noch nicht (so) ausgebildet zur Theorie, die bis ins Einzel[n]ste geht - u[nd] eb[e]nso wird die wirkl[iche] Welt noch nicht so umfassend erfors[c]ht, s[on]d[ern] er b[e]gnügt sich mehr mit der Erk[e]n[n]t[ni]ß d[e]r Idee u[nd] er steigt zur Wirkl[i]chk[ei]t nur in einzeln[en] Fäll[en], gleichsa[m] nur zur Exemplificatio[n] herab. Doch treten sittl[iche] Bild[un]g u[nd] begriffl[iche] Entwickl[un]g bei Plat[on] noch nicht vollstä[n]d[i]g auseinander - wie b[ei] Aristot[eles]. - V[on] d[er] Ans[c]hauung soll zur Idee geführt werde[n] - doch ist d[ie]s[e]s V[e]rh[ä]lt[n]iß kein constantes - es findet eine Entwickl[un]g statt - zuerst die inductive Methode, dann Vers[c]hling[un]g der induct[iven] u[nd] deduct[iven], end- 1891 Über der Zeile. 1892 Vor der Zeile mit Bleistift. 1893 Randbemerkung am Seitenrand [90vl] mit Bleistift. 1894 Über der Zeile mit Bleistift. 1895 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1896 Über der Zeile mit Bleistift. 1897 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 285 l[ich] Vorherrsch[en] der deductiv[en] in fortlauf[e]nde Darst[e]ll[un]g. V[on] dem Endl[ichen] wird zu den Ideen g[e]g[an]g[en], v[on] d[en] Ideen wied[e]ru[m] zur Ers[c]heinu[n]g u[nd] z[um] Einzeln[en].  5)  1898  Dialog[ische] Form  1899  a)  1900 Dialogische Form, die Form ist künstlerisch u[nd] größ[ten]th[ei]ls dialogis[c]h. Dem (eig[en]tl[ichen]) künstleris[c]h[en] Inhalt sollte die künstl[erische] Form entsprechen. Ohnehin der H[au]ptinhalt, die Ideen, mußte zur künstleris[c]h[en] Darst[e]ll[un]g auffordern. Da die Ideen nur in d[er] Form d[e]s S[c]hön[en] ers[c]heine[n], da es sich um Ideale handelt [,] so muß die Darst[e]ll[un]g eine ästhet[ische] s[e]yn; da v[on] d[er] practis[c]h[e]n Wichtigk[ei]t [,] so muß der V[e]rstand zugl[e]i[c]h herrs[c]he[n]. -  b)  1901 Was die dialogis[c]he Form insbes[ondere] betrifft, so wird zugegeb[en,] [90vr/ 91rl] 1902 d[a]ß sie h[au]ptsächl[ich] in Platons Interesse od[er] nach ein[em] Plane  angelegt  1903 war.  α)  1904 Das Dichterische und das Dialektische sollte in d[ie]s[er] dialog[ischen] Form vereinigt werden. Das Sokrat[ische] Gespräch wird idealisirt,  (  1905 die Vorzüge d[ie]s[e]r Darst[e]ll[un]g aber [,] die Gegenseit[i]gk[ei]t  der  1906 Gedankenerzeug[un]g werden bewahrt [.] - Nach u[nd] nach tritt allerdings d[a]s Dialog[ische] mehr zurück (- ohne je ganz zu verschwinden.) in dem Maaße als die wiss[e]ns[c]h[aftlichen] Erört[e]r[u]ng[en] an Tiefe u[nd] Umfang gewinne[n] (bei Arist[oteles] nur noch populäre Darst[e]ll[un]g dialogis[c]h)  )  1907 .  β [)]  1908 Zufällig also od[er] auch nur willkürl[ich] war d[ie]se Form nicht, - schon im Phaedrus ist ein Grund dafür angedeutet, wo der ges[c]hriebe[nen] Rede, im G[e]g[en]satz gege[n] die mündl[iche] vorgeworfen wird, daß sie, unfähig [,] sich selbst zu vertheid[i]g[en], allen Angriff[en] u[nd] Mißverständn[i]ss[en] preisg[e]geb[en] sey; - d[u]rch die dialog[ische] Form sollte die schr[i]ftl[iche] Darst[e]ll[un]g die mü[n]dl[iche] Untersuch[un]g mögl[i]chst nachahmen u[nd] sich ihre Vorzüge aneign[en]. Es soll der Leser dad[u]rch h[au]ptsächl[ich] zur eignen Gedankenerzeug[un]g angeregt werden, was sich d[u]rch dialog[ische] Form eher erreich[en] ließ als d[u]rch zusammenhängende Darst[e]ll[un]g [,] obwohl d[ie]se der wiss[e]ns[c]h[aftlichen] 1898 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1899 Randbemerkung am Seitenrand [90vl] mit Bleistift. 1900 Vor und unter der Zeile eingefügt. 1901 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 1902 „Gesch[ichte] der griech[isch-]röm[ischen] Philosophie. 46“ am oberen Seitenrand [91rr]; „46“ bezeichnet den Bogen. - „so wird zugegeben“ irrthümlich wiederholt und gestrichen. 1903 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „[*]“. 1904 Über der Zeile mit Bleistift. 1905 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1906 Über der Zeile eingefügt. 1907 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1908 Unter der Zeile mit Bleistift. 286 Entwickl[un]g günstig[e]r ist. - Wie d[a]s Denken dem Plat[on] (Soph[istes] u[nd] Theaet[etos]) eine Zwiesprache der Seele mit sich selbst ist, so ist ihm philos[ophische] Mitth[ei]l[un]g ein Erzeugen der Wahrh[ei]t in einem Andern, d[a]s Logis[c]he ist darum zugleich ein Dialogisches.  6)  1909 Sokrates[’]s Rolle. Der Mittelp[u]nkt der Gesprächführ[un]g ist fast ausnahmslos Sokr[ates]. Er  ersch[e]i[n]t  1910 ist in d[en] meist[en] Gespräch[en]  als  1911 der überlegene Lenker d[e]s Gesprächs, in den üb[ri]g[en] als geist[i]g bedeutender Mitunterredner ( 1912 Nur in d[en] „Gesetzen“ fehlt er ganz). Einige der anzieh[e]ndst[en] Gespräche sind geradezu der Schild[erun]g der Persönl[i]chk[ei]t des Sokr[ates] gewidmet (Gastmahl, Phaedon). Der Grund dürfte sey[n] 1) Plat[on] wollte damit ein Opfer des Dankes u[nd] der Verehr[u]ng seine[m] Lehrer darbring[en]. Plat[on] ist sich bewußt, das Beste in s[einem] g[ei]st[i]g[en]  Leb[en]  1913 dem Sokr[ates] zu verdanken u[nd] in d[ie]s[em] Bew[u]ßts[eyn] gibt er ihm in s[einen] Schr[i]ft[e]n die edelst[en] Früchte  davon  1914 (d[ie]s[e]s Leb[e]ns) als ein Eig[e]nth[um] zurück, das er gleichsam nur v[on] ihm entlehnt. 2) Die Rolle d[e]s Sokr[ates] war dann auch d[u]rch künstl[eri]s[c]he Rücksicht[en] gefordert; die Einh[ei]t u[nd] Zusammengehör[i]gk[ei]t aller Schrift[en] ließ sich bei ihr[er] sonst[i]g[en] künstl[e]ris[c]h[en] Selbstst[än]digk[ei]t am besten d[a]d[u]rch darst[e]ll[en], d[a]ß sie alle an Ein u[nd] d[ie]s[e]lbe Persö[n]l[ic]hk[ei]t geknüpft wurd[en.] 3) Endl[ich] mochte auch dieß ein mitbestimm[e]nder Grund sey[n] - d[a]ß d[em] Plat[on] die Philos[ophie] nicht bloße L[e]hre war, s[on]d[ern] Voll[en]d[un]g d[e]s gesammt[en] G[ei]st[e]slebens; nicht Wiss[enschaft] losgelöst v[on] d[er] Persö[n]l[i]chk[ei]t, sond[ern] leb[en]d[i]g in ein[er] solche[n.] - U[n]d als Träger u[nd] leb[en]d[i]g[er] Darst[e]ller solcher Philos[ophie] konnte Niemand geeigneter erschein[en] als eb[en] Sokrates.  7)  1915 Mythen. 1) Ob rein nur als Poesie zu betracht[en] u[nd] v[on] ledigl[ich] künstler[i]sch[em] Int[e]reße. 2) Ob ernst gemeint u[nd] wirkl[ich] wiss[enschaftliche] Sicherh[ei]t ih[nen] zuges[c]hrieb[en] ward [.] 1909 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 1910 Über der Zeile; das damit wohl zu ersetzende „ist“ ist stehengeblieben. 1911 Über der Zeile eingefügt. 1912 „(“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „-“. 1913 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „Wes[en]“. 1914 Über der Zeile. 1915 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 287 3) od[er] ob sie nur Surrogat s[e]y[n] soll[en] bei Probl[emen], die k[e]i[ne] besti[mm]te wiss[enschaftliche] E[n]ts[c]h[ei]d[un]g  zu leist[en,]  z. B. d[en] Ursp[run]g d[e]s Das[e]y[ns.] -  1916 [91rl/ 91vr]  8.  1917 Einth[ei]l[un]g d[e]s Systems. 1) Ob chronologisch darzustell[en] nach der Reihenfolge der Schr[i]f[ten] u[nd] d[er] Entwickl[un]gsepoch[en] 2) od[er] ob nach dem Inhalte - in Rubriken - 1. Dialektik (u[nd] Logik [)], 2) Physik [,] 3) Ethik  Psychologie  1918 (Politik). I. Dialektik. (Noetik u[nd] Ontologie [,] Theologie) 1919 Die Darst[e]ll[u]ng d[ie]s[e]r kann man in 2 1920 Th[ei]le scheiden [,] wovon der erste die philos[ophischen], 1921 od[er]  ph[+++]  1922 erkenntn[i]ßtheoret[ischen] Voruntersuch[un]g[en,] die zur Ideenlehre führten [,] zum Inhalt hat, der 2. die Ideenlehre selbst. I [.] 1923 Propädeutische und  (philosophis[ch]-)  1924 erkenntnißtheoretische Voruntersuch[u]ng. Diese kann man in drei fortschreitende Entwickl[un]gsstufen theilen. 1) Zuerst wird d[a]s gewöhnl[iche]  Bewußts[e]yn  1925 nach s[einem] theoret[ischen] u[nd] prakt[ischen] 1926 Verhalten geprüft u[nd] als für d[ie] Erken[n]tn[i]ß unbrauchbar und unzuläss[i]g gezeigt u[nd] zersetzt. 1927  NB [: ] Es ist nicht reine Erk[e]n[n]tn[i]ßtheorie [,] sond[ern] nur philos[ophisch,] d. h. es wird untersucht [,] wie wahrhaft philos[ophische] Erk[e]n[n]tniß entst[e]ht.  1928 Hiemit wird nach sophist[ischer] Art eine auflösend[e] kritis[c]he Thät[i]gk[ei]t geübt; u[nd] in der That sind es auch h[au]ptsächl[ich] die Einw[e]nd[un]g[en] der früh[eren] Phil[o]s[ophen] geg[en] 1916 Satz am Seitenrand [91rr] fortgesetzt. 1917 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 1918 Über der Zeile. 1919 In und unter der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1920 „Kap[itel]“ in der Zeile gestrichen. 1921 „V“ in der Zeile gestrichen. 1922 Über der Zeile mit Bleistift. 1923 Gliederungslogisch müsste es statt „I“ „1“ heißen. 1924 Über der Zeile eingefügt. 1925 Über der Zeile eingefügt. 1926 „a)“ am Zeilenanfang gestrichen. 1927 „b)“ am Zeilenanfang gestrichen. 1928 Randbemerkung am Seitenrand [91vl] mit Bleistift. 288 d[ie]  [*]  1929 Sinneswahrnehmung -, die gelt[en]d gemacht w[e]rd[en.] - In 1930 so weit scheint ihm die Sophistik Recht zu hab[en.] 2) Hierauf wird dann aber die Sophistik selbst wiederum 1931 kritisirt u[nd] gezeigt, d[a]ß, obwohl sie dem gemein[en] Bewußts[eyn] gegenüb[er] bis zu ei[nem] gewiss[en] Grade Recht hat - sie doch selbst keinesw[e]gs richt[i]g u[nd] wahr sey; es wird ihre Erk[e]n[n]tn[i]ßtheorie u[nd] ihre Ethik kritis[c]h beleuchtet u[nd] widerlegt. 3 [)] Damit ist dann die Nothw[e]nd[i]gk[ei]t wahrer philos[ophischer] Erk[e]n[n]tn[i]ß erwiesen u[nd]  die  1932 ihre 1933 richt[i]g[e] Bestimmung angebahnt  u[nd] erhalt[en] soll  1934 .  a)  1935  Dieß geschieht dadurch [,] d[a]ß  1936 der philos[ophische] Trieb od[er] Eros betrachtet -  b [)]  1937 dann die philos[ophische] Methode od[er] (formale) Dialektik bestimmt wird nach ihre[n] b[e]sond[eren] Elementen, der B[e]gr[i]ffsbild[un]g, Einth[ei]l[un]g, sonst[i]g[en] logis[c]h[en] Bestimmung[en] u[nd] sprachl[ichem] Ausdruck. -  c [)]  1938 Daraus ergibt sich dann ein Ueberblick der Philos[ophie] als Ganzes; die Stufen der philos[ophischen] Entwicklung. - ad 1. Zuerst wird der Standpunkt des gewöhnl[ichen] Bewußtseyns nach s[einer] theoret[ischen] u[nd] pract[ischen] Seite widerlegt od[er] dialektisch zersetzt, woraus sich dann zunächst nur das negative Resultat der Sophistik ergibt. α) Theoretisch ist das gewöhnl[iche] Bewußtseyn im Allgemeinen vorstellendes Bewußtseyn, oder  (  1939 genauer unterschieden  )  1940 d[ie]s[es] Bewußts[eyn]  hat  1941 die Wahrh[ei]t th[ei]ls in der sinnl[ichen] Wahrnehmung [,] th[ei]ls in der Vorst[e]ll[u]ng im engeren Sinne od[er] in der Meinung (δόξα). - Im G[e]g[e]nsatz hing[e]g[en] zeigt nun Plat[on] im Theaetet[os], daß d[a]s Wissen (ἐπιστημη) etwas Anderes sey - als die Wahrnehmung (Empfind[un]g αἴσθησις) u[nd] die richtige Vorstell[u]ng. [91vr/ 92rl] 1929 Über der Zeile. 1930 „In“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „Im“. 1931 „K“ in der Zeile gestrichen. 1932 Über der Zeile mit Bleistift; das dadurch zu ersetzende „ihre“ ist stehengeblieben. 1933 „B“ in der Zeile gestrichen. 1934 Über der Zeile mit Bleistift. 1935 Vor der Zeile eingefügt. 1936 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „Es wird d[a]h[er] immermehr z“. 1937 Über der Zeile; vor der Zeile als „b)“ wiederholt. 1938 Über der Zeile; vor der Zeile als „c)“ wiederholt. 1939 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1940 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1941 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 289  a)  1942 Die Wahrnehmung ist kein Wissen, denn (Theaet[etos] 151 E) die Wahrnehmung ist nur die Art, wie die Dinge dem Subject erscheinen (φαντασία); - sollte d[a]h[er] d[a]s Wissen in der Wahrnehmung bestehen, so würde folgen, d[a]ß für Jeden wahr ist [,] was ihm als wahr erscheint - (Gr[u]ndsatz der Sophistik).  b)  1943 Aber auch die richt[i]g[e] Vorst[e]ll[u]ng ist noch kein Wissen; denn  da  1944 d[ie]s[e]s in der Thätigk[ei]t der Seele als solcher, nicht in ihrem Verhalten z[um] äußern Object gesucht werden muß, so entspricht die Vorstell[u]ng nicht der Aufg[a]be des Wissens. (Theaet[etos] 187 A). Wäre das richt[i]g[e] Vorstellen, (so lautet der indirecte Beweis) schon ein Wissen, so ließe sich die Mögl[i]chk[ei]t falscher Vorst[e]ll[u]ng nicht erklären. 1) erst[en]s näml[ich] könnte sich die falsche Vorst[e]ll[u]ng, wie es scheint, weder auf das beziehen [,] was man weiß, noch auf das [,] was man nicht weiß; denn v[on] jenem hat man die richt[i]g[e] Vorst[e]ll[u]ng, v[on] diesem, wenn wi[r]kl[ich] d[a]s Wissen mit dem Vorstellen zusammenfällt, gar keine. -  2)  1945 Soll dies[e]lbe ferner eine Vorst[e]ll[un]g seyn, der kein G[e]g[e]nst[an]d entspricht, so würde dieß voraussetzen, daß man sich d[a]s Nichtseyende vorstelle, dieß ist aber unmögl[ich,] da jede Vorst[e]ll[un]g Vorst[e]ll[un]g eines Seyenden ist.  3)  1946 Soll sie  (falsche Vorst[e]ll[un]g)  1947 anders[ei]ts in der Verwechsl[u]ng verschied[ener] Vorst[e]ll[un]g[en] b[e]stehen (ἀλλοδοξία), so ist es gleichfalls undenkbar, daß man das, was man weiß, eben vermöge d[ie]s[e]s Wissens, mit einem Andern, gleichfalls Gewußte[n] od[er] auch mit eine[m] Nichtgewußt[en] verwechsle (V[e]rglei[c]h der Seele mit ein[er] Wachstafel u[nd] Taub[en]schlag; 1948 der kurze Sinn davon ist der, d[a]ß sich unt[er] Voraussetz[un]g der Identität v[on] Wiss[en] u[nd] richt[i]g[er] Vorst[e]ll[un]g zwar wohl die unricht[i]g[e] Verbind[un]g einer Vorst[e]ll[un]g mit ein[er] Wahrnehmung, nicht aber eine Verwechslung der B[e]gr[i]ffe s[e]lbst denk[en] ließe, d[a]ß mithi[n] jene Voraussetz[un]g unrichtig sey).  c)  1949 D. h. Wissen u[nd] richt[i]g[e] Vorst[e]ll[un]g können nicht dasselbe seyn, denn die richt[i]g[e] Vorst[e]ll[un]g schließt die Mögl[i]chk[ei]t der fals[c]hen nicht aus, du[r]chs Wissen d[a]g[e]g[en] ist d[ie]se ausgeschloßen; die Vorstell[un]g kann wahr u[nd] falsch, das Wissen kann nur wahr s[e]yn; man kann nicht falsch wiss[en,] sond[ern] nur wiss[en] od[er] nichtwissen.  d)  1950 Auch die Erfahr[u]ng kann uns v[on] d[em] Untersch[ie]d beider überzeugen; denn ein Wissen läßt sich nur d[u]rch Belehr[u]ng hervorbringe[n; ] richt[i]ge Vorst[e]ll[un]g[en] d[a]g[e]g[en] wer- 1942 Vor und über der Zeile mit Bleistift; „a)“ ist damit irrtümlich wiederholt. 1943 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1944 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „obwohl“. 1945 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1946 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1947 Über der Zeile mit Bleistift. 1948 „)“ in der Zeile gestrichen. 1949 Vor der Zeile mit Bleistift. 1950 Vor der Zeile mit Bleistift. 290 den oft auch z. B. d[u]rch Redner auf dem Wege bloßer Ueberred[un]g bewirkt. Das Wissen kann also üb[er]h[au]pt nicht auf dem Gebiete der Vorst[e]ll[un]g liegen [,] sond[ern] es muß ein[er] specifis[c]h verschieden[en] Thät[i]gk[ei]t angehören. D[a]h[er] kann es auch nicht  die  1951 als richt[i]g[e] Vorst[e]ll[un]g definirt w[e]rden [,] die mit einer Erklär[un]g (λογος) verknüpft sey; denn wenn die Erklär[un]g selbst nicht v[on] ein[em] richt[i]g[en]  Wissen  1952 [,] 1953  sond[ern] nur v[on] ein[er] richt[i]g[en] Vorst[e]ll[un]g 1954  1955 ausgeht, so kann die Vorst[e]ll[un]g d[u]rch ihr Hinzukommen nicht zu Wissen erhoben werden.  e)  1956 Die Frage [,] wodurch sich d[ie]s[e]s  Wiss[en]  1957 unterscheide [,] beantwortet der Menon (97ff. Phileb[os] 59 A. Republ[ica] VI 506 C [.] Symp[osion] 202 A.): Der Vorst[e]ll[un]g fehle die Einsicht in die Nothw[e]nd[i]gk[ei]t der Sache, sie sey d[a]h[er,] auch wenn sie richt[i]g 1958 ist, nur ein unsicherer u[nd] wandelbarer Besitz; d[a]s Wiss[en] allein gewähre d[u]rch Ergänzung d[ie]s[e]s Mangels bleibende Erk[e]n[n]t[ni]ß der Wahrh[ei]t. D[a]h[er] erklärt der Timaeos: „Das Wissen entst[e]ht d[u]rch Belehr[u]ng, die richt[i]g[e] Vorst[e]ll[u]ng (Glaub[en]süb[e]rzeug[un]g? ) d[u]rch Ueberred[un]g; jenes habe immer die Einsicht in die wahren Gründe, d[a]h[er] fühlt sie: [92rl/ 92vr] jenes kann d[u]rch Ueberred[un]g nicht wankend gemacht werden, d[ie]se kann es; am Besitze der richt[i]g[en] Vorst[e]ll[un]g nehmen alle Th[ei]l, an der Vernunft blos die Götter, d[a]s menschl[iche] Geschlecht d[a]g[e]g[en] nur z[um] kleinst[en] Th[ei]l! “ Auch die Republ[ik] 1959 beweist den mindern S[+++] der Vorst[e]ll[un]g daraus, daß d[a]s  Wissen d[e]s  1960 schlechthin S[e]yend[e]n, die Vorst[e]ll[un]g d[a]g[e]g[en] nur ein Mittleres zw[i]sch[en] Seyn u[nd] Nichtseyn z[um] Inhalt habe, d[a]ß sie mithin auch nur ein Mittleres zw[i]s[c]h[en] 1961 Wissen u[nd] Nichtwissen seyn könne. - β) Was nun auf theoret[ischem] Gebiete der G[e]g[e]nsatz  von  1962 Vorstellen u[nd] Wissen ist, das ist auf pract[i]sch[em] der G[e]g[e]nsatz der gemeinen v[on] philos[ophischer] Tugend.  a)  1963 Die gewöhnl[iche] Tugend ist schon in formeller B[e]z[ie]h[u]ng ungenügend, denn sie ist Sache bloßer Gewohnh[ei]t, ohne klare 1951 Über der Zeile. 1952 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „Vorst[e]ll[un]g“. 1953 „s[on]d[ern] v[on] ein[em]“ in der Zeile gestrichen. 1954 „aus“ in der Zeile gestrichen. 1955 Einfügung am Seitenrand [92rl]. 1956 Vor der Zeile mit Bleistift. 1957 Über der Zeile mit Bleistift; „v[on] jenem Un“ in der Zeile gestrichen. 1958 „sey“ in der Zeile gestrichen. 1959 „Republ[ik]“ ersetzt durch Streichung ursprünglich verschriebenes „Repfubl[ik]“. 1960 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1961 „Seyn u[nd] Nichtseyn“ in der Zeile gestrichen. 1962 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „zw[i]sche[n]“. 1963 Vor und unter der Zeile mit Bleistift. 291 Einsicht; statt v[on] Wissen läßt sie sich v[on] d[er] bloß[en]  Vorst[e]llu[n]g  1964 leiten. 1965 Sie ist d[a]h[er] eine Vielh[ei]t einzelner Thätigk[ei]t[e]n, die zu keiner neu[en] Einh[ei]t verbunden sind, ja die sich th[ei]lw[ei]se wiedersprech[en] 1966 .  b)  1967 I[n] gleicher W[ei]se erscheint sie mangelhaft, wenn wir auf den Inhalt sehen, indem th[ei]ls neben dem Guten auch das Böse als Zweck gesetzt 1968 [,] th[ei]ls d[a]s Gute nicht um seiner selbst, sond[ern] aus fremdart[i]g[en] Gründen begehrt wird. Dem Platon ers[c]heint d[a]h[er] in allen d[ie]s[en] B[e]z[ie]h[u]ng[en] eine höhere Auffaßung des Sittl[ichen] nothw[en]d[i]g.  c)  1969 Indem die gewöhnl[iche] Tugend d[u]rch Angewöhnung entst[e]ht [,] ein Handeln ohne Einsicht in die Gründe d[e]s Handelns, ist, nur auf der richt[i]g[en] Vorst[e]ll[un]g [,] nicht auf dem Wissen beruht - kann die Tugend nicht d[u]rch Belehr[u]ng mitgeth[ei]lt werd[en], kann es keine Lehrer der Tugend geben u[nd] sie ermangelt d[a]h[er,] weil nicht auf Wissen beruhend, der Bürgschaft der Dauer u[nd] ihr Entst[e]h[en] u[nd] Vergehen ist vielmehr dem Zufall u[nd] den Umständ[en] preisgegeben; Alle [,] die sich mit ihr begnüge[n], selbst die hochgerühmt[en] Staatsmänner des alten Athens nicht ausgeschlossen - sind tugendhaft nur vermöge göttl[icher] Schick[u]ng (θεια μοιρα), sie verdanken ihre Tugend d[a]h[er] nicht der eignen Kraft u[nd] eig[nem] Streben, - sie stehen auf keiner wesentl[ich] höhere[n] Stufe als Wahrsager u[nd] Dichter u[nd] üb[er]h[au]pt alle [,] welche d[a]s Schöne u[nd] Richt[i]g[e] aus bloßer Begeist[erun]g (μανία, ἐνθουσιασμὸς) hervorbringen. In der Republ[ik] (X 619 D) läßt d[a]h[er] Plat[on] die Mehrzahl v[on] denen, welche sich d[u]rch unphilos[ophische] Tugend die himmlische Sel[i]gk[ei]t erworben haben, beim Wiedereintritt in’s Erdenleben fehl greifen - u[nd] im Phaedon s[a]gt er spottend v[on] ihnen, sie haben die fröhl[i]ge Aussicht, dereinst bei der Seelen-Wand[e]rung unter die Bienen, Ameisen od[er] Wespen od[er] sonst ein wohlgeordnetes Volk od[er] auch wieder unter die Klasse der ruhig[en] Bürger versetzt [zu] werden (NB [: ] d. h. dahin, wo man Ordnung hält und in b[e]stimmter W[ei]se thät[i]g ist nur aus Naturdrang, Instinct, Zwang u[nd] Gewohnh[ei]t 1970 [,] ohne d[a]ß man Einsicht u[nd] Selbstüberzeug[un]g u[nd] Entschließ[un]g hat) [.] d) Das einzige Mittel, die Tugend d[ie]s[e]r Zufäll[i]gk[ei]t zu entheben [,] besteht darin, daß sie auf’s Wissen gegründet wird. Nur die theoret[ische] Auff[a]ss[un]g des Sittl[ichen] enth[ä]lt üb[er]h[au]pt auch den Grund des pract[ischen] 1964 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „Gewohnh[ei]t“. 1965 „Sie ist d[e]ßh[a]lb als eine Fülle (Lesart unsicher)“ in der Zeile gestrichen; ursprünglich als Ersatz für „ist“ gedachtes „erscheint“ über der Zeile gestrichen. 1966 Verschrieben; gemeint: widersprechen. 1967 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 1968 „wird“ in der Zeile gestrichen. 1969 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 1970 „)“ in der Zeile gestrichen. 292 Verh[a]lt[e]ns; das Gute begehren All[e] u[nd,] auch wenn sie Schlechtes begehren, thun sie dieß nur, weil [92vr/ 93rl] 1971 sie das Schlechte für gut halten; wo d[a]h[er] die richt[i]ge Erk[e]n[n]tn[i]ß deßen ist, was gut u[nd] nützl[ich] ist, da muß nothw[e]nd[i]g auch der sittl[iche] Wille seyn, - da es schlechthin undenkbar ist, daß Jemand wiss[e]ntlich u[nd] absichtl[ich] das anstrebte, was ihm schädl[ich] ist; alle Fehler entspringen aus Unwissenh[ei]t, alles Rechthandeln aus Erk[e]n[n]tn[i]ß des Rechten, - Niemand ist freiwillig böse  (Timaeos)  1972 (Prot[agoras,] Gorg[ias,] Menon [,] Theaet[etos] 1973 , Timaeos). Wenn man d[a]h[er] gewöhnl[ich] die Fehler  mit  1974 Mangel an Einsicht entschuld[i]gt, so ist Platon d[ie]s[e]r Meinung nicht - vielmehr b[e]h[au]pt[e]t er umgekehrt mit Sokr[ates], d[a]ß es besser sey, absichtl[ich] als unabsichtl[ich] zu fehlen [,] z. B. hält er dafür, die unfreiwill[i]g[e] Lüge 1975 od[er] Selbsttäusch[u]ng sey ungleich schlimmer als die bewußte Täusch[u]ng Anderer u[nd] dem, der nur die letztere flieht und nicht weit mehr die erstere, dem fehle jedes Organ für Wahrh[ei]t (Rep[ublik] VII) [.]  D. h. wer nicht nach Einsicht, Wissen strebt (NB [: ] dem scheint freil[ich] doch Gewissenhaft[i]gk[ei]t zu fehlen, sonst für Wahrh[ei]t u[nd] Recht)  1976 Daraus folgt freil[ich] auch (als weitere Einseit[i]gk[ei]t), d[a]ß die Fehler der Wiss[e]nd[e]n keine wirkl[ichen] Fehler, sond[ern] nur solche Verletz[u]ng[e]n der gewöhnl[ichen] Moral sind, die sich v[on] ein[em] höh[eren] St[a]ndp[un]kt aus selbst wieder rechtfert[i]g[en]. e) Mit d[ie]s[er] Bewußtlos[i]gk[ei]t der gewöhnl[ichen] Tug[e]nd hängt zusamm[en,] daß sie die Sittl[i]chk[ei]t nicht als Eine in all[en] ihr[en] Aeuß[e]r[u]ng[en] sich gleiche, sond[ern] nur als eine Vielh[ei]t b[e]sond[erer] Thät[i]gk[ei]t[e]n zu betracht[en] weiß. Im G[e]g[e]nsatz hingegen b[e]h[au]pt[e]t Platon mit Sokr[ates] die Einh[ei]t aller Tug[e]nd[en] u[nd] er begründet d[ie]se B[e]h[au]pt[un]g d[u]rch den  Nach  1977 weis, d[a]ß sich die Tug[e]nd[en] weder d[u]rch die Personen unterscheid[en] können, denen sie zukomm[en], noch d[u]rch  ihr[en]  1978 Inhalt; d[u]rch d[ie] Perso[nen] nicht: denn das, was die Tug[en]d z[ur] Tug[en]d macht, [m]uß in All[em] dass[e]lbe seyn (Menon); d[u]rch d[en] I[n]halt nicht, denn der I[n]h[a]lt d[e]r 1979 Tug[en]d b[e]stehe nur im Wiss[en] d[e]s Gut[en], 1971 „Gesch[ichte] der griech[isch-]röm[ischen] Philos[ophie] 47.“ am oberen Seitenrand [93rr]; „47.“ bezeichnet den Bogen. 1972 Über der Zeile mit Bleistift. 1973 „Theaet[etos]“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „)“. 1974 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „d[u]rch“. 1975 „sey“ in der Zeile gestrichen. 1976 Randbemerkung am Seitenrand [93rr] mit Bleistift. 1977 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „Hin“. 1978 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „die Sachen“. 1979 „d[e]r“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „d[e]s“. 293 in d[er] Wiss[e]nsch[aft] oder der Einsicht. (Prot[agoras,] Menon). Freil[ich] nimmt trotzd[em] Plat[on] eine gewisse Verschi[e]d[en]h[ei]t der Tug[en]d[en] an, ohne jedoch auf ihre wes[en]tl[iche] Einh[ei]t zu verzicht[en].  (  1980 [+] Die gewöh[n]l[iche] Tug[en]d ist also unvollkomm[en]  h[au]pts[ä]chl[ich]  1981 schon darum, weil ihr die Einsicht in ihr wahres Wes[en] u[nd] in die innere Zusam[men]gehörigk[ei]t der Th[ei]le abgeht, - eb[en]so aber auch hinsichtl[ich] ihres I[n]h[a]lts u[nd] ihrer Motive. - 1982 Denn zu d[ie]s[e]r Tug[en]d rechnet man auch d[a]s Bösesthun: Gutes näml[ich] den Freund[en], Böses den Feind[en]; u[nd] die Bewegg[rün]de nimmt man gewöh[n]l[ich] nicht aus der Tug[e]nd selbst [,] sond[ern] aus dem außer ihr lieg[e]nd[en] Zwecke der Lust u[nd] d[e]s Vorth[ei]ls. Weder d[a]s Eine noch d[a]s Andere erlaubt die wahre Tugend. Wer wirkl[ich] tug[en]dh[a]ft ist, der wird Niemand Böses thun, denn der Gute kann nur Gut[e]s wirk[en] (s[einer] Natur nach) u[nd] eb[en]sow[en]ig wird ein solcher d[a]s Gute nur darum thun, um d[u]rch s[eine] Tug[e]nd anderweit[i]g Vorth[ei]le zu erlange[n].  Ni[c]ht bl[o]s d[e]n Fr[e]u[n]d[en] Gut[e]s - der Gute thut ein Bös[e]s au[c]h d[en] F[e]i[n]d[en] [n]i[c]ht - u[nd] [n]i[c]ht u[m] Loh[ne]s will[en] - d[e]nn da würde d[a]s Gute u[m] ei[ne]s Schl[ec]ht[en] will[en] getha[n].  1983 Die wahre Tugend d[a]g[e]g[en] b[e]steht  eben  1984 darin, d[a]ß man sich v[on] allen jenen  ander[en]  1985 Triebfedern frei mache u[nd] die Einsicht allein als die Münze betrachte, gegen die man Alles umtausch[en] muß. (Phaedon 68 B etc. [,] Rep[ublik] X) [.]  )  1986  S[c]hl[u]ß  1987 Was Plat[on] dem gewöh[n]l[ichen] St[a]ndp[u]nkt  zum  1988 Vorwurf 1989 macht, ist im Allgem[einen] die Bewußtlos[i]gk[ei]t, in der sich d[e]rs[e]lbe üb[er] sein eignes Thun befindet u[nd] der Widerspr[u]ch, in den er sich in Folge davon verwickelt [,] sich bei einer Wahrh[ei]t, die den Irrthum u[nd] bei einer Tugend [,] welche die Schlecht[i]gk[ei]t an sich hat, zu beruhigen. - Eben d[ie]s[e]n Widerspruch hatte die Sophistik aufgezeigt; aber sie war bei d[ie]s[e]m negativ[en] Resultat stehen geblieb[en] u[nd] hatte als posit[iven] Zweck nur die unbedingte Gelt[u]ng subj[ectiver] Meinung u[nd] Willkür aufgestellt. Platon wendet sich d[a]- 1980 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 1981 Über der Zeile. 1982 „Die gewöh[n]l[iche] Tug[e]nd ist auch unv[+]“ in der Zeile gestrichen. 1983 Randbemerkung am Seitenrand [93rr] mit Bleistift. 1984 Über der Zeile. 1985 Über der Zeile. 1986 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1987 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1988 Über der Zeile. 1989 „Vorwurf“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „[*]“. 294 h[er] [93rl/ 93vr] nun auch kritisch 1990 die Sophistik u[nd] strebt nach einer tieferen posit[iven] Begründ[un]g des Wissens u[nd] der Sittl[i]chk[ei]t. ad 2 [)] Auch bei d[ie]s[e]r Kritik der sophist[ischen] Lehre läßt sich wieder die theoret[ische] u[nd] die pract[ische] Seite unterscheiden. Nach der Soph[istik] ist bekanntl[ich] der Mensch das Maaß der Dinge [.] D. h.  a)  1991 theor[e]tisch: es ist für Jeden wahr, was ihm als wahr erscheint.  b)  1992 practisch: es ist für jeden Recht [,] was ihm nützl[ich]  erscheint  1993 . D[ie]se beiden Gr[u]ndsätze werden nun v[on] Plat[on] eingehend widerlegt. ad a [)]  Gegen  1994 den 1995 theoret[ischen] Gr[u]ndsatz  α)  1996 macht Plat[on] vor Allem die Erfahr[u]ngsthatsache geltend (Theaet[etos] 170 A etc. [,] Krat[ylos] 386 A etc.) [,] daß wenigstens die Urtheile über Zukünftiges auch für den Urtheil[e]nd[e]n selbst oft keine Wahrh[ei]t haben. 1997  β)  1998 Der entscheid[e]nde Bew[eis] geg[en] d[ie]s[en] Gr[u]ndsatz liegt aber darin, d[a]ß ders[e]lbe alle Mögl[i]chk[ei]t des Wissens üb[er]h[au]pt aufheb[en] würde. Hat näml[ich] Alles Wahrh[ei]t, was dem Einzelnen wahr zu seyn scheint, so gibt es üb[er]h[au]pt keine Wahrh[ei]t, denn v[on] jedem Satze (u[nd] auch gleich v[on] d[ie]s[e]m selbst) wäre auch d[a]s G[e]g[e]nth[ei]l  eb[e]nso  1999 wahr. Damit gäbe es dann auch keinen Unterschied des Wissens u[nd] Nichtwissens, der Einsicht u[nd] d[e]s Unverstandes, der Tugend u[nd] der Schlecht[i]gk[ei]t; es müßte dann Alles, der Heraklit[ischen] Lehre gemäß [,] in b[e]ständ[i]g[em] Flusse seyn, so daß sich v[on] Jedem Alles eb[e]nso gut aussagen ließe, als das G[e]g[e]nth[ei]l.  NB [: ] Auch Aristot[eles] führt (Metaph[ysik]) d[ie]s[e]n apagogisch[en] Bew[eis] geg[en] die Sophistik.  2000  γ)  2001 Gerade das aber, was allein den wahren Inhalt d[e]s Wissens  bilden  2002 kann, das Wesen der Dinge (οὐσία) würde unt[er] jener  sophist[ischen]  2003 Voraussetz[un]g unerkannt bleiben, da d[ie]s[e]s der sinnl[ichen] Wahrnehmung, die 1990 Vermutlich fehlt an dieser Stelle „gegen“. 1991 Unter der Zeile. 1992 Am Zeilenanfang eingefügt. 1993 Über der Zeile mit Bleistift als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „ist“. 1994 Über der Zeile eingefügt. 1995 „den“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „Dem“. 1996 Über der Zeile mit Bleistift. 1997 „.“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „; “. 1998 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 1999 Über der Zeile eingefügt. 2000 Randbemerkung am Seitenrand [93vl] mit Bleistift. 2001 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2002 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „ausmacht“. 2003 Über der Zeile. 295 Protag[oras] allein anerkennt [,] unzugängl[ich]  ist  2004 (bleibt); es könnte kein An und für sich Seyendes u[nd] Festes geben, nichts an sich selbst Schönes, Wahres, Gutes u[nd] ebendamit auch kein Wissen v[on] d[er] Wahrh[ei]t. - V[on] Wahrh[ei]t u[nd] Wiss[e]nsch[a]ft kann nur gesprochen  w[e]rd[en]  2005 , wenn d[ie]se nicht in der sinnl[ichen] Empfind[un]g [,] sond[ern] in der reinen Beschäft[i]g[un]g des Geistes mit dem wahrhaft Seyenden gesucht wird. ad b [)] Mit mehr Ausführl[i]chk[ei]t wendet sich Plat[on] geg[en] die Sophist[ische] Ethik (u[nd] zugleich Cyrenaischen Hedonismus) [.] 1) Zuerst wird sie im Gorgias kritisirt. Hier wird v[on] Seite der Sophisten b[e]h[au]pt[e]t, das höchste Glück b[e]stehe in d[er] Macht zu thun, was man möge, u[nd] eb[e]n d[ie]s[e]s Glück sey 2006 auch d[a]s naturgemäße Ziel uns[eres] Handelns, denn d[a]s natürl[iche] Recht sey nur d[a]s Recht des Stärkeren. - Der Platon[ische] Sokr[ates] z[ei]gt nun d[a]g[e]g[en]: Thun zu können, was man möge (ἅ δοκεῖπνι) sey an sich noch kein Glück, sond[ern] nur zu thun [,] was man wolle (ἅ βουλεται); dieß sey aber nur, was dem Handelnden wirkl[ich] z[um] Besten dient, denn Alle wollen das Gute.  α)  2007 Daß d[ie]s[e]s nicht die Lust sey [,] gebe schon die allgemei[ne] Meinung zu, wenn sie zw[i]s[c]h[en] dem Schönen u[nd] Angenehm[en] u[nd] dem Schändl[ichen] u[nd] Unangenehmen unterscheide. Dass[e]lbe fordern aber auch die Natur der Sache, denn Gut u[nd] Böse schließen sich aus, Lust u[nd] Unlust setzen sich wechselseitig v[o]raus; - Lust u[nd] Unlust kommen dem Gut[en] u[nd] Schle[c]ht[en] [93vr/ 94rl] gleich sehr zu, Güte u[nd] Schlecht[i]gk[ei]t aber nicht. - So wenig ist d[a]h[er] die Lust das höchste Gut u[nd] Streben nach Lust das allgem[eine] Recht, daß es vielmehr umgekehrt 2008 beßer sey, Unrecht zu leiden, als Unrecht thun; - u[nd] besser d[u]rch Strafe v[on] d[er] Schlecht[i]gk[ei]t geheilt zu werden als ungestraft zu bleiben; denn gut könne nur seyn, was gerecht sey. (Gorg[ias] - d[a]g[egen] Theaetet[os] 176 D) 2) Der Philebos gibt hiezu die tiefere Begründ[un]g, ind[em] er die Frage untersucht, ob die Lust od[er] die Einsicht das Gute sey (jenes den Sophisten, d[ie]s[e]s 2009 dem Sokr[ates]) [.] - Die Antw[ort] ist, d[a]ß zwar zur vollendet[en] Glücksel[i]gk[ei]t beides erforderl[ich] sey, die Einsicht aber d[a]s weit Höhere u[nd] dem absolut Guten weit näher verwandt sey. Der Bew[eis] hiefür wird h[au]ptsächl[ich] darin gesucht,  α)  2010 daß die Lust dem Gebiete des Werdens angehöre (auch Rep[ublik] IX) [,] das Gute d[a]g[e]g[en] ein An u[nd] fürsichseyendes u[nd] Wesen- 2004 Über der Zeile. 2005 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „haben“. 2006 „G“ in der Zeile gestrichen. 2007 In der Zeile mit Bleistift eingefügt; korrespondierendes „β)“ ist unauffindbar. 2008 „es“ in der Zeile mit Bleistift gestrichen. 2009 „d[ie]s[e]s“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „d[ie]s[e]n“. 2010 Über der Zeile mit Bleistift. 296 haftes seyn müsse (αὐτό μεθ᾽ αὐτὸ ὂν, ουσια Phil[ebos] 53) [,] wenn doch alles Werden ein Seyn zum Zweck hat, das Gute aber der höchste Zweck ist; -  β)  2011 dann: Daß die 2012 Lust dem Unbegrenzten (Stofflichen), am nächst[en] verwandt sey, die Einsicht d[a]g[e]g[en] der g[ö]ttl[ichen] Vernunft als der Alles ordnend[en] u[nd] bildenden Ursache.  γ)  2013 Auch macht Plat[on] darauf aufmerksam, d[a]ß Lust u[nd] Unlust nicht selten auf ein[er] Täusch[u]ng beruhen, d[a]ß die Lust in den meist[en] Fälle[n] nur mit ihrem G[e]g[e]nth[ei]l, der Unlust, zusammen vorkomme; - daß gerade die heft[i]gst[e]n Lustempfind[un]g[en] aus eine[m] krankhaft[en] körp[e]rl[ichen] od[er] g[ei]st[i]g[en] Zustand entspring[en].  δ)  2014 Nach Abzug d[ie]s[e]r bleibt als reine Lust nur der theor[e]t[ische] Genuß des sinnl[ich] Schönen üb[ri]g, v[on] dem Plat[on] im Tim[aeos] erklärt, sein wahrer Werth liege nur darin, die entbehrl[iche] Grundl[a]ge des Denkens zu bild[en]. 3) Mit d[ie]s[e]n Erört[erun]g[en] stimmt auch die Republ[ik] überein. Da wird (VI) geg[en] die Lustlehre bemerkt:  α)  2015 selbst ihre Anhänger müßen zugeben, d[a]ß es auch schlechte Lüste gebe; indem sie nun doch die Lust für d[a]s Gute halten, so thun sie nichts Andres, als daß sie Gutes u[nd] Böses für dasselbe erklären;  β)  2016 und 2017 wiederum (IX) eb[e]nso: Die wahre Glücksel[i]gk[ei]t habe nur der Philosoph, denn nur seine Lust b[e]stehe in der Erfüll[un]g mit etwas wahrhaft Wirklichem, nur sie sey rein u[nd] nicht an eine sie bedingende Unlust gebunden; die Frage d[a]h[er,] ob die Gerecht[i]gk[ei]t od[er] Ungerecht[i]gk[ei]t nützlicher sey, sey so lächerl[ich] wie die, ob es zuträglicher sey gesund od[er] krank zu seyn.  γ)  2018 Die B[e]h[au]pt[un]g der Soph[isten,] d[a]ß die Gerecht[i]gk[ei]t nichts Andres s[e]y als der Vortheil des Herrschens [,] wird d[a]d[u]rch zurückgewiese[n], d[a]ß die Lohndienerei v[on] d[er] Regir[u]ngskunst ausgeschloß[en] wird; wo der G[e]da[n]ke zu Grunde liegt,  d[a]ß  2019 die sittl[iche] Thät[i]gk[ei]t ihren Zweck in sich selber haben müße, nicht in etwas außer ihr.  δ)  2020 Der Vorzug der Gerecht[i]gk[ei]t vor der Unger[e]cht[i]gk[ei]t wird auch daraus bewiesen, d[a]ß der Gerechte nur geg[en] den Ungerechte[n], nicht aber g[e]g[en] den Gerecht[en]; der Ungerechte d[a]g[e]g[en] nicht allein geg[en] Gerechte, s[on]d[ern] au[c]h g[e]g[en] Ungerechte im Vorth[ei]l zu seyn strebe; d[a]ß d[a]h[er] ohne alle Gerecht[i]gk[ei]t gar kein gesell[i]g[er] Zustand u[nd] kein ge- 2011 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2012 „die“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „sie“. 2013 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2014 Über der Zeile mit Bleistift. 2015 Über der Zeile mit Bleistift. 2016 Über der Zeile mit Bleistift. 2017 „und“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „Und“. 2018 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 2019 Über der Zeile. 2020 Über der Zeile mit Bleistift. 297 meinsames Handeln mögl[ich] sey; d[a]ß nicht einmal eine Räuberbande d[ie]s[e]r Tug[en]d ganz entbehren könne.  Schl[u]ß  2021 Also: Wie kein Wissen mögl[ich] ist, wenn statt d[e]s B[e]gr[i]ffs der Sache die Meinung der Einzeln[en] gilt, so ist kein verständ[i]g[es] u[nd] zweckmäß[i]g[e]s Handeln mögl[ich], wenn der Einzel[n]e s[eine] Willkür u[nd] s[einen] Vorth[ei]l z[um] Gesetz macht, statt sie ein[em] allgemei[n]gült[i]g[en] Gesetz zu u[n]terwerf[en]. [94rl/ 94vr]  Schl[u]ß  2022 Als Grundfehler der Sophist[ischen] 2023 Ethik zeigt sich demnach dieß,  a)  2024 daß sie mit ihrer Lustlehre das Vergängl[iche] an die Stelle des Bleibenden, den Schein an die Stelle des Wesens, die relativen u[nd] d[a]h[er] in ihr G[e]g[e]nth[ei]l sich verkehrenden Zwecke an die Stelle des in sich harmonischen absolut[en] Zweckes setzt. - Aehnl[ich] ist auch geg[en] d[a]s theoret[i]sche Princip der Sophistik eingewendet.  b)  2025 Die Sophistik ist demnach nach Plat[on] die durchgeführte Verkehr[u]ng der richt[i]g[en] Weltansicht, die systemat[ische] Verdräng[un]g des Wesens d[u]rch den Schein, - d[e]s wahren Wissens d[u]rch 2026 Schein-Wissen, des sittl[ichen] Handelns 2027 d[u]rch den bloßen [,]  den  2028 endl[ichen] u[nd] nieder[en] Zwecken fröhnend[en] Eudaemonismus. Sie ist (Soph[istes]) die Kunst, ohne wirkl[iches] Wissen u[nd] im Bewußts[eyn] d[ie]s[e]s Mangels sich d[u]rch Erist[ische] Dialekt[i]k den Schein d[e]s Wissens zu geben. - Die  auf d[a]s Volk  2029 angewandte Sophist[i]k, die Rhetorik ist die Kunst, d[ie]s[e]n Schein ganzen Volksmassen vorzuspiegeln. - Die Kunst des Sophisten b[e]st[e]ht in d[ie]s[er] B[e]z[ie]h[u]ng h[au]ptsächl[ich] darin, die Launen des großen Thiers, des Volkes zu studiren u[nd] geschickt zu b[e]h[a]nd[e]ln (Rep[ublik] VI). Der Sophist versteht und besitzt nichts v[on] Tugend (Menon); er ist nichts als ein Krämer u[nd] Handwerker, der seine Waare anpreist, wie sie auch beschaffen seyn möge (Prot[agoras], Soph[istes], Rep[ublik] VI). Der  sophist[ische]  2030 Redner  ,  2031 statt Führer d[e]s Volkes zu seyn [,] wird deß[en] Knecht; statt die Unwissend[en], 2032 als Wiss[e]nde zu belehren, wie er sollte, be- 2021 Über der Zeile mit Bleistift. 2022 Über der Zeile mit Bleistift. 2023 „Eristik“ in der Zeile gestrichen. 2024 Vor der Zeile mit Bleistift. 2025 Vor der Zeile mit Bleistift. 2026 „das“ in der Zeile, „ein“ über der Zeile gestrichen. 2027 „Handelns“ ersetzt durch Überschreibung ursprünglich verschriebenes „Handels“. 2028 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2029 Über der Zeile. 2030 Über der Zeile mit Bleistift. 2031 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2032 „[*]“ in der Zeile gestrichen. 298 nützt er die Unwiss[e]nh[ei]t, selbst unwissend, zur Ueberred[u]ng u[nd] schmeichelt dem Unverst[a]nd u[nd] den Begierden. Sophistik u[nd] Rhetorik sind d[a]h[er] so wenig wahre Künste, d[a]ß sie vielmehr bloße Fertigk[ei]t[e]n sind (ἐμπειριαι) u[nd] näher als Theile der Schmeichelkunst sich erweisen, als Afterkünste [,] die nur Zerrbilder der Gesetzgeb[u]ngskunst u[nd] Rechtspflege sind, wie die Putzkunst u[nd] Kochkunst Zerrbilder der Gymnast[i]k u[nd] Arzneikunde. -  Uebergang  2033 Wenn es sich nun so verhält mit jener Philosophie [,] die das gewöh[n]l[iche,] empirische Bewußts[eyn] zerstört u[nd] sich an desse[n] Stelle setzen will - so entst[e]ht das Bedürfn[i]ß [,] an die Stelle des empirisch[en] Bew[u]ß[t]s[eyns] u[nd] der Sophistik zugleich die wahre Philosophie zu setzen. ad 3 Da dem Plat[on], wie dem Sokr[ates,] die Philos[ophie] nicht blos ein theoret[isches] Denken ist [,] sond[ern] auch ein Handeln, wenn er auch über Sokr[ates] in theoret[ischer] Ausbild[un]g weit hinausging [,] so h[a]nd[e]lt es sich vor Allem darum [,] zu 2034 untersuch[en,] aus welchem Gr[u]nddrang u[nd] theoretisch-pract[i]s[c]h[em] Bedürfniß das Philosophir[en] hervorgeht, um es zu befriedigen; als allgem[eine] Gr[un]dl[a]ge ist d[a]h[er] zuerst d[er] philos[ophische] Trieb zu betr[a]c]ht[en] - dann erst die Methode. a) Der philos[ophische] Trieb. Plat[on] nennt d[ie]s[e]n philos[ophischen] Trieb [,] der auf Erzeug[un]g d[e]s Wissens u[nd] der Tugend in sich u[nd] Andern zielt, den Eros.  α)  2035 Die Philosophie, wie alles höhere Leben entspringt Pl[aton] zufolge aus Begeist[e]r[u]ng (μανία). Wenn die Erinner[u]ng an die Urbilder, welche die Seele in ihrem überird[i]sch[en] Daseyn [94vr/ 95rl] 2036 geschaut hat, beim Anblick der diesseit[i]g[en] Abbilder wieder in ihr erwacht, so wird sie v[on] staunendem Entzücken ergriffen, sie kommt außer sich u[nd] geräth in Begeist[erun]g (Phaedr[os]) u[nd] eben hierin, in dem überwält[i]g[e]nd[en] G[e]g[en]satz der Idee g[e]g[en] die Erscheinung, liegt der letzte Grund für jene Verwund[e]r[u]ng, welche nach Plat[on] der Anf[a]ng der Philosophie ist (Theaet[etos]), - für jene Verwirr[u]ng, jenen brennenden Schmerz, der jedes edlere Gemüth erfaßt, wenn zuerst die Ahnung des Höheren in ihm aufgeht (Phaedr[os], Sympos[ion], Theaet[etos], Rep[ublik]); endl[ich]  liegt darin  2037 der Grund für jene Seltsamk[ei]t u[nd] jene Ungeschickl[i]chk[ei]t in weltl[ichen] Geschäften, welche den oberflächl[ich] Urtheilend[en] an dem Philoso- 2033 Vor der Zeile mit Bleistift. 2034 „bestimm[en]“ in der Zeile gestrichen. 2035 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 2036 „Gesch[ichte] der griech[isch-]röm[ischen] Philos[ophie] 48.“ am oberen Seitenrand [95rr]; „48.“ bezeichnet den Bogen. 2037 Über der Zeile. 299 phen auffallend sind (Theaet[etos,] Rep[ublik]).  (Sokrates Beisp[iel] solcher Atopie)  2038  NB [: ] Aristot[eles] Met[aphysik] I. Diese Verwund[e]r[u]ng wird aus der Wahrnehmung der Widersprüche abgeleitet, in welche sich die gewöh[n]l[iche] Vorst[e]ll[un]g verwickelt; eben diese sind es aber, in denen sich die Idee 2039 indirect ankünd[i]gt. - NB [: ] Nach uns[erer] Auff[a]ss[un]g wäre d[er] Eros nichts Andres als die Vernunft, d[a]s ideale Vermög[en], mit den imma[nen]t[en], aprior[i]sch[en] Ideen ge[+++] - wod[u]rch wir angetrieb[en] u[nd] auch fäh[i]g werd[en,] die Dinge nach ihr[em] ideal[en] G[e]h[a]lte zu beurth[ei]l[en,] im U[n]t[e]rsch[ie]d v[on] d[er] blos empirisch[en] Betr[ac]ht[un]g u[nd] der Erk[enn]t[ni]ß der Wahrh[ei]t im Sinne bloßer Thatsächl[i]chk[ei]t. -  2040  β)  2041 Daß d[ie]se ideale Begeist[erun]g die Form der Liebe annimmt, leitet Plat[on] (Phaedr[os]) aus dem eigenth  üml[ichen]  2042 Glanze ab, d[u]rch welchen sich die sichtb[a]r[en] Abbilder des Schönen, vor denen aller andern Ideen auszeichne[n]. D[a]h[er] komme es, d[a]ß sie gerade den stärksten Eindruck auf d[a]s Gemüth machen. Genauer erklärt d[a]s Sympos[ion] d[ie]se Erscheinung aus dem Streben der sterbl[ichen] Natur nach Unsterbl[i]chk[ei]t; weil sie  (Natur)  2043 der g[ö]ttl[ichen] Unveränderl[i]chk[ei]t ermangle, so entstehe für sie die Nothw[e]nd[i]gk[ei]t [,] d[u]rch immer neue Erzeug[un]g ihrer selbst  sterbl[iche] Natur  2044 sich zu erhalten. D[ie]s[e]r Zeug[u]ngstrieb sey die Liebe (Symp[osion]) [.] D[ie]se entspringt d[a]h[er] ein[e]rs[ei]ts aus der höheren gottverwandt[en] Natur des M[e]nsch[e]n, sie ist d[a]s Streben, dem Unsterbl[ichen] ähnl[ich] zu werden; and[e]rs[ei]ts aber ist sie doch erst ein Streben, noch nicht der B[e]sitz selbst u[nd] in sofern setzt sie einen Mangel voraus; sie ist d[a]h[er] nur den 2045 endl[ichen], nicht dem vollkom[menen] g[ö]ttl[ichen] Wesen eigenth  üml[ich]  2046 . Die Liebe ist d[a]h[er] ein Mittleres zw[i]s[c]h[en] Haben u[nd] Nichthaben, denn sie ist eben der Ueberg[a]ng v[on] d[ie]s[e]m zu jenem; der Eros ist d[a]h[er] der Sohn der Penia u[nd] des Poros.  Nicht eig[en]tl[ich] Fülle [,] sond[ern] Betriebsamkeit)  2047 2038 Einfügung in der Zeile mit Bleistift. 2039 „Idee“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „Ideen“. 2040 Randbemerkung am Seitenrand [95rr]. 2041 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 2042 Mit Bleistift eingefügt. 2043 Über der Zeile mit Bleistift. 2044 Über der Zeile mit Bleistift. 2045 „den“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „dem“. 2046 Mit Bleistift eingefügt. 2047 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 300  γ)  2048 Den G[e]g[en]st[a]nd d[ie]s[e]s Strebens bildet im Allgem[einen] das Gute, od[er] der Besitz d[e]s Guten, die Glücksel[i]gk[ei]t, denn d[ie]se ist das, was Alle begehren; - aber d[e]ßh[a]lb richtet es sich auch auf die Unsterbl[i]chk[ei]t, weil mit dem Glücksel[i]gk[ei]tstrieb unmitt[e]lb[a]r auch der Wunsch g[e]geben, d[a]ß der Besitz d[e]s Guten ein ew[i]g[e]r seyn möge.  δ)  2049 Die Liebe ist also üb[er]h[au]pt d[a]s Streben des Endl[ichen,] sich zur Unendl[i]chk[ei]t zu erweitern, sich mit ein[em] ew[i]g[en] u[nd] unvergängl[ichen] Inh[a]lt zu erfüllen, ein Immerdauerndes zu erzeug[en]. - Die äuß[ere] Bedi[n]g[un]g ihres Daseyns aber ist die G[e]g[e]nwart d[e]s Schönen (Symp[osion]. Phaedr[os]) [; ] denn d[ie]s[e]s allein erweckt d[u]rch s[eine] harmonische, dem Göttl[ichen] in uns entsprechende Form das Verlangen nach dem Unendl[ichen]. So vers[c]hieden aber d[a]s Schöne der Art u[nd] dem Grade nach ist, so verschieden ist auch die Liebe; sie stellt sich nicht gleich v[on] Anf[a]ng an rein dar, sie verwirklicht sich vielmehr v[om] Unvollkom[menen] 2050 nur allmähl[i]g z[um] Vollkom[menen] aufsteig[e]nd in ein[er] Stufenreihe verschied[ener] Formen.  1)  2051 Das Erste ist Liebe zu schönen Gestalten, zuerst zu Einer, dann zu allen; -  2)  2052 eine höhere Stufe der Liebe ist die zu schönen Seelen, die sich in der Erzeug[un]g sittl[icher] Reden u[nd] Bestreb[u]nge[n], in Werken der Erz[ie]h[un]g, der Kunst, der Gesetzgeb[u]ng bethät[i]gt;  3)  2053 eine dritte  die  2054 Liebe zu schönen Wiss[e]nsch[a]ft[en], d[a]s Aufsuche[n] d[e]s S[c]hönen, wo es sich immer finden mag. -  4)  2055 Die höchste  Stufe  2056 (endl[ich]) [,] die Liebe, welche sich auf die reine, gestaltlose, ewige u[nd] unveränderl[iche,] mit nichts Endl[ichem] od[er] Materiell[em] vermischte Schönheit, auf die Idee richtet, welche das wahre Wissen,  u[nd]  2057 die wahre Tugend hervorbringt [95rl/ 95vr] und das Ziel des Eros, die Unsterbl[i]chk[ei]t allein erreicht (Symp[osion]).  ε)  2058 Ist nun dieß die 2059 eig[en]tl[iche] adäquate Verwirkl[i]ch[un]g dessen [,] was der Eros anstrebt, so zeigt sich hierin aber, daß er v[on] Anfang an eig[e]ntl[ich] nur hierauf gericht[e]t gewesen seyn kann, u[nd] d[a]ß alle untergeordnet[en] Stufen seiner Befried[i]g[un]g nur unklare u[nd] unreife Versuche waren, die 2048 Vor der Zeile mit Bleistift. 2049 Vor der Zeile mit Bleistift. 2050 „Unvollkom[menen]“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „Vollkom[menen]“. 2051 Unter der Zeile mit Bleistift. 2052 Über der Zeile mit Bleistift. 2053 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2054 Über der Zeile. 2055 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2056 Über der Zeile mit Bleistift. 2057 Über der Zeile. 2058 Am Zeilenanfang mit Bleistift. 2059 „die“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „d[a]s“. 301 Idee in ihren Abbildern  (+++tisch? )  2060 zu ergreifen. - Seinem wahren Wesen nach kann d[a]h[er] der Eros als philos[ophischer] Trieb bezeichnet w[e]rd[en], als Streben nach  Find[en] u[nd]  2061 Darst[e]ll[un]g d[e]s absolut Schönen, nach Einbild[un]g (NB practis[c]h: ) d[u]rch speculatives Wissen u[nd] philos[ophisches] Leben - u[nd] nur  als  2062 ein Moment in der Entwickl[un]g d[ie]s[e]s Triebes ist die Freude an irg[en]d welchem besond[ers] Schönen zu betrachten. (Phaedr[os]. Symp[osion]. Lysis)  NB [: ] Die Vernunft darf nicht Verstandlos sey[n.]  2063 b)  1)  2064 Dialekt[ische] Methode. Zum philos[ophischen] Trieb, der erst d[a]s Streben nach d[em] Besitz der Wahrh[ei]t bedingt, muß aber d[a]s Mittel noch hinzukommen, sich in 2065 Besitz ders[e]lb[en] zu setzen. Dieß ist die dialektis[c]he Methode. - Alle sonst[i]g[e] g[ei]st[i]g[e] u[nd] sittl[iche] Ueb[u]ng u[nd] Bild[un]g 2066  ist nur  2067 Verbild[un]g, wie d[a]s Symp[osion] u[nd] Rep[ublik] sie schildern u[nd] führt nur bis zur Schwelle der Philosophie;  in  2068 diese u[nd] in dieser  selbst  2069 führt d[a]g[e]g[en] nur die dialekt[ische] Methode. Schon im Phaedr[os] ist dieß wenigst[en]s d[a]d[u]rch angezeigt, d[a]ß das[e]lbst auf die Darst[e]ll[un]g d[e]s philos[ophischen] Eros im ersten Th[ei]le,  im  2070 2. Th[ei]l eine Untersuch[un]g üb[er] die Kunst der Rede folgt, wenn sich auch d[ie]s[e] zunächst mehr auf den 2071 äußerl[ichen] 2072 Zweck der Bereds[a]mk[ei]t z[um] Behufe der Seelenleit[un]g b[e]z[ie]ht. - Tief[e] Begründ[un]g findet die Sache schon in Sophist[es], wo gezeigt wird: Da  weder  2073 alle B[e]gr[i]ffe sich verbind[en] lassen, noch alle der Verbind[un]g widerstreb[en,] so bedürfe es einer Wiss[enschaft] der B[e]gr[i]ffsverknüpf[un]g, der Dialektik. Und im Phileb[os] wird 2074 d[ie]se Wiss[e]ns[c]h[a]ft für die höchste Gabe der Götter u[nd] für d[a]s wahre Feuer d[e]s Prometh[eus] erklärt [,] ohne das keine kunstmäß[i]g[e] B[e]h[a]ndl[un]g irg[e]nd eines G[e]g[e]nst[an]d[e]s mögl[ich] sey. 2) G[e]g[e]nst[a]nd der Dialektik ist ausschließl[ich] der B[e]gr[i]ff; sie ist das Mittel, du[r]ch das der reine B[e]gr[i]ff v[on] aller sinnl[ichen] Form u[nd] Voraus- 2060 Über der Zeile. 2061 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2062 Über der Zeile eingefügt. 2063 Randbemerkung am Seitenrand [95vl] mit Bleistift. 2064 Unter der Zeile mit Bleistift. 2065 „d[ie]s[en]“ über der Zeile, gestrichen. 2066 „od[er]“ in der Zeile gestrichen. 2067 Über der Zeile. 2068 Über der Zeile. 2069 Über der Zeile. 2070 Über der Zeile; „der“ in der Zeile gestrichen. 2071 „den“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „die“. 2072 „Be[+]“ in der Zeile gestrichen. 2073 Über der Zeile. 2074 „erklärt“ in der Zeile gestrichen. 302 setz[un]g frei - ergriffen u[nd] entwickelt wird (Rep[ublik] VI 2075 ) [.] Sie ist d[a]h[er] nur den Philosoph[en] eigen (Soph[istes]), denn ihnen allein kommt es zu, das Seyende als solches, das Wesen u[nd] den B[e]gr[i]ff der Dinge zu erkennen (Rep[ublik] V) u[nd] durch d[ie]s[e]s sein Wissen alle andern Wissensch[a]fte[n] u[nd] 2076 Künste zu beherrsch[en].  a)  2077 Eine doppelte Aufg[a]be hat aber insb[e]s[ondere] d[ie]se Bes[c]häft[i]g[un]g mit den Begriffen, die Begr[i]ffsbild[un]g u[nd] die Einth[ei]l[un]g die (συναγωγὴ 2078 u[nd] διαίρεσις). Das Erste näml[ich] ist, daß man d[a]s Viele der 2079 Erfahr[u]ng auf Einen Gatt[u]ngsb[e]gr[i]ff zurückführe, das Zweite [,] daß man d[ie]s[e]n organisch in s[eine] Artbegr[i]ffe zerlege. Wer es versteht, den d[u]rch d[a]s Viele u[nd] Getren[n]te sich hind[u]rchzieh[e]nd[en] Einen B[e]gr[i]ff zu erkennen; eb[e]nso umgekehrt den Einen B[e]gr[i]ff methodis[c]h d[u]rch die ganze Stufenleiter seiner Unterarten bis zum Einzelnen herabzuführen, u[nd] in Folge dessen d[a]s g[e]g[e]ns[ei]t[i]ge V[e]rh[ä]lt[ni]ß d[e]r B[e]g[ri]ffe zu einander, u[nd] die Mögl[i]chk[ei]t od[er] Unmögl[i]chk[ei]t ihrer Verknüpf[un]g festzustellen, der ist der wahre dialekt[ische] Künstler (Phaedr[os]. Pol[iteia]. Phileb[os]).  (Nicht blos formale Logik [,] s[on]d[ern] reale [,] d. h. angewandte metaphys[ische] Untersuch[un]g)  2080 b 2081 ) Was nun die B[e]gr[i]ffsbild[un]g betr[i]fft, so war sie schon v[on] Sokr[ates] angestrebt worden. Plat[on] setzt d[a]h[er] d[ie]s[e]r Sokr[atischen] Induction (Abstraction) D[u]rchg[e]h[en]d[e]s voraus u[nd] sein eignes [95vr/ 96rl] Verfahren unterscheidet sich im Allgem[einen] v[on] dem seines Lehrers nur h[au]ptsächl[ich] d[a]d[u]rch [,] d[a]ß es kunstmäß[i]g[e]r, berechneter geübt wird.  α)  2082 Im B[e]gr[i]ff soll d[a]s Was der Dinge bestimmt, es soll nicht blos d[ie]se od[er] jene Eig[e]nsch[a]ft ders[e]lb[en], sond[ern] es soll[en] die Merkmale angegeben werden, wod[u]rch sie sich v[on] alle[n] andern unterscheiden (Theaet[etos], Polit[eia]); nicht d[a]s Zufäll[i]g[e], sond[ern] d[a]s Wesentl[iche], wie es ja die Wiss[e]nsch[aft] üb[er]h[au]pt nur mit solchem zu thun hat. Das Wesen der Dinge b[e]st[e]ht aber nur in dem, worin Alles der gleichen Gatt[u]ng Angehörige übereinkommt, in dem Gemeinsamen, das Allgemeine. - Der B[e]gr[i]ff bestimmt also das Wesen der Dinge, indem 2083 er die unterscheid[e]nd[en] Merkmale der G[a]tt[u]ng[e]n festst[e]llt. - Um Andern um so verständl[i]ch[e]r zu werden [,] wird nun hiebei 2075 Lesart unsicher. 2076 „u[nd]“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „zu“. 2077 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 2078 „εκ“ oder „επ“ über der Zeile. 2079 Irrtümliche Wiederholung des „der“ in der Zeile gestrichen. 2080 Randbemerkung am Seitenrand [95vl] mit Bleistift. 2081 „b“ mit Bleistift ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „3“. 2082 Unter der Zeile mit Bleistift. 2083 „indem“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „ind[++]“. 303 mögl[i]chst vom Bekannten u[nd] Anerkannten ausg[e]g[an]ge[n]. -  β)  2084 Um nicht einseit[i]g nur einzelne Eig[e]nsch[a]ft[en] od[er] Seit[en] der betr[e]ff[e]nd[en] G[e]g[en]st[än]de darzust[e]ll[en], sond[ern] d[a]s Ganze, werden schon bei Sokr[ates] die verschied[enen] Fälle dialektis[c]h einander gegenüber gestellt. Plat[on] verfährt eb[e]nso u[nd] noch allseitiger. Die Wahrh[ei]t der B[e]gr[i]ffsb[e]stimmung[en] soll nicht blos aus einzelnen Instanzen geprüft, sond[ern] jede Annahme soll in alle ihre posit[iven] u[nd] negat[iven] Consequenz[en] entwick[e]lt werden [,] um ihre Zuläss[i]gk[ei]t u[nd] Nothw[e]nd[i]gk[ei]t zu bewähren; es sollen alle Folgerung[en], die sich aus ihr selbst - u[nd] aus der entgegengesetzt[en] Voraussetz[un]g ergeben würden [,] gezogen u[nd] auf d[ie]s[e] Weise f[e]stg[e]st[e]llt werden, ob sie sich mit Allem, was sonst als wahr anerkannt ist, verträgt u[nd] d[a]d[u]rch gefordert ist. - Dieß ist die hypothet[i]s[c]he Begr[i]ffserört[e]r[u]ng, die Plat[on] als dialekt[ische] Vorüb[un]g empfiehlt, weil sich nur auf d[ie]s[e]m Wege die Richt[i]gk[ei]t der Voraussetz[u]ng[en] vollst[än]d[i]g prüf[en] laße. (Parm[enides,] Phaedon 2085 ) - Neben Sokr[ates] scheint besond[ers] Zenon hiebei Einfluß geübt zu haben; - doch ist es Plat[on] nicht wie Zen[on] blos um negat[ives,] sond[ern] um posit[ives] Ergebniß zu thun, um allseit[i]g[e] B[e]gr[i]ffsbestimmung [,] nicht blos um Widerl[e]g[un]g der gewöhnl[ichen] Vorst[e]ll[un]g[en] d[u]rch Folgeru[n]g[en]. - D[ie]se hypoth[etische] B[e]gr[i]ffsentwickl[un]g ist aber doch nur Vorüb[u]ng od[er] ein Moment der dialekt[i]s[c]h[en] (Entwickl[un]g) Methode; - ein Th[ei]l dessen, was Arist[oteles] die Induct[ion] nennt; denn ihr Zweck soll darin b[e]st[e]hen, d[a]ß die Wahrh[ei]t d[er] B[e]gr[i]ffe untersu[c]ht u[nd] ihre richt[i]g[e] B[e]stimmung mögl[ich] gemacht wird. Kommt man bei d[ie]s[em] V[e]rfahren v[om] unphilos[ophischen] Bewußts[eyn] z[ur] Idee als dem Unbedingt[en], dann kann d[a]s analyt[ische] V[e]rfahren synthet[ischem] weichen.  γ)  2086 Das Eigenth[üm]l[iche] d[ie]s[e]s Verfahr[e]ns liegt nach Plat[on] in der Einth[ei]l[un]g. Die Einth[ei]l[un]g drückt die Unterschiede aus, d[u]rch welche sich ein[e] Gatt[un]g in ihre Arten besondert; Wer 2087 d[a]h[er] eine richt[i]g[e] Einth[ei]l[un]g aufstell[en] will, der darf nicht willkürl[ich] Unterscheid[un]g[en] in die Dinge hineintragen, sond[ern] muß die in d[e]ns[e]lb[en] selbst liegend[en], die natürl[ichen] Glied[e]r[un]g[en] der Gatt[u]ngsb[e]gr[i]ffe aufsuche[n]. Dabei ist zu beacht[en,] d[a]ß nur nach wirkl[ichen] Artunterschieden, nicht nach blos quantitativer Verschied[e]nh[ei]t getheilt u[nd] d[a]ß in d[er] Einth[ei]l[un]g die Mittelb[e]gr[i]ffe nicht übersprung[en] werd[en], d[u]rch welche die niedr[i]g[en] Arten mit den höher[n] zusammenhäng[en] (NB [: ] Vorarbeit[en] zur Logik) [.] Es soll demnach d[u]rch eine vollständ[i]g[e] u[nd] method[i]s[c]h[e] Aufzähl[un]g der Ar- 2084 Vor und unter der Zeile mit Bleistift. 2085 „Phaedon“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „)“. 2086 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 2087 „Wer“ ersetzt durch Überschreibung mit Bleistift ursprüngliches „wer“. 304 ten u[nd] Unterarten d[a]s ganze v[on] ein[er] Gatt[un]g umschlosse[ne] Gebiet begriffl[ich] ausgemess[en] werd[en] - in alle Verzweigung[en] hinaus bis dahin, wo die 2088 regelmäß[i]g[e] Glied[e]r[u]ng der B[e]gr[i]ffe aufhört u[nd] die unbestimmte Manigfalt[i]gk[ei]t der Dinge b[e]ginnt. - D[u]rch d[ie]s[e]s V[e]rfahre[n] [96rl/ 96vr] zeigt sich dann, ob die B[e]gr[i]ffe identisch od[er] verschieden sind, in welcher B[e]z[ie]h[u]ng sie unter den gleichen höheren B[e]gr[i]ff fallen od[er] nicht, u[nd] inwiefern sie also verwandt od[er] entgegengesetzt sind, vereinbar od[er] unvereinbar. Es wird also ihr gegenseit[i]g[es] V[e]rh[ä]ltn[i]ß festgestellt. - Vor Allem verlangt Plat[on] hiebei Stetigk[ei]t d[e]s Fortgangs u[nd] Vollständ[i]gk[ei]t aller Zwischen-Glieder u[nd] er dringt darauf, daß man v[on] den einfachste[n] Einth[ei]l[un]g[en] ausgehe. Die Zweith[ei]l[un]g zieht er dah[er] vor, wo es mögl[ich] u[nd] die daran sich schließende Vierth[ei]l[u]ng. - Findet sich also bei Plat[on] auch kein ausgeführtes logisches System, so doch der Anfang u[nd] Ansätze dazu, 2089 wie die Regeln üb[er] B[e]gr[i]ffsbild[un]g u[nd] Einth[ei]l[un]g sind. - Auch die Denkgesetze finden sich bei ihm schon angegeben, wenn auch nicht klar formulirt, wenn er z. B. ausspricht, daß alle unsere Ueberzeug[u]ng[en] zusammenstimmen müssen (Phaedon), daß widersprechende Bestimmung[en] Einem u[nd] dems[e]lb[en] nicht  gleichzeitig  2090 zukommen können (Rep[ublik] IV [,] Phaed[on,] Theaet[etos])  Daß in d[er] Wirkl[i]chk[ei]t dieß als mögl[ich] angenomme[n] wird, widersp[ri]cht d[ie]s[e]m nicht - d[e]nn d[ie]se G[e]g[en]sätze si[n]d th[ei]ls Nacheina[n]der - th[ei]ls neb[en]ei[n]a[n]der, da die wirkl[ichen] Di[n]ge nicht einfach sind wie die B[e]gr[i]ffe.  2091 [,] daß es ein Beweis des Irrthums sey, wenn man üb[er] dasselbe in ders[e]lb[en] B[e]z[ie]h[u]ng Entgegengesetztes auss[a]gt (Soph[istes]) [.] Auch erklärt er, ein Wissen sey nur da, wo wir der Gründe uns[erer] Annahmen uns bewußt sind. - V[on] den V[e]rh[ä]ltn[i]ßb[e]stimmu[n]g[en] der B[e]gr[i]ffe war ohnehin schon die Rede. - Auch üb[er] d[a]s Urtheilen finden sich Andeut[u]ng[e]n. Jede Rede [,] s[a]gt er, b[e]st[e]he in der Verbind[un]g eines Prädikatsbegriffes mit eine[m] Subjectsb[e]gr[i]ff (Soph[istes]) u[nd] wer die Begr[i]ffsverknüpf[un]g läugne (wie Antisthenes) [,] der hebe die Möglichk[ei]t d[e]r Rede auf. - Das Denken, als  ein  2092 Reden ohne Laute, sey nichts andres als Bejahung u[nd] Verneinung (Theaet[etos], Soph[istes]). Das sind wenigst[e]ns Keime, Anfänge der Lehre v[om] Urtheilen. - Weniger sind Spuren der Lehre v[on] d[en] Schlüssen vorhanden. Die Methode der Einth[ei]l[u]ng[e]n ist allerdings schon ein Vorbild des demonstrativen Verfahrens, d[u]rch das nach Aristot[eles] v[om] Allgemein[en] z[um] Einzelnen 2088 „die“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „d[a]s“. 2089 „,“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „; “. 2090 Über der Zeile eingefügt. 2091 Einfügung am Seitenrand [96vl] mit Bleistift. 2092 Über der Zeile. 305  Besond[e]rn  2093 herabgestieg[en] wird. Die Syllogistische Vermittl[un]g (d[e]s Aristot[eles]) für den Fortgang fehlt aber hier. 2094 Die Sprache. Auch über die Bedeut[un]g der Sprache für die Philos[ophie] finden 2095 sich bei Plat[on] Untersuch[un]g[en], die je mit dialekt[i]sch[en] Erört[e]r[un]g[en] in eng[em] Zusammenh[an]g stehen. Anreg[u]ng[en] dazu erhielt er schon v[on] früh[eren] Philos[ophen], insb[e]s[ondere] v[on] Heraklit [,] der auf sprachl[ichen] Ausdruck vielfach Rücksicht nimmt. Später hatten sich manche Sophisten mit sprachwiss[e]nsch[aftlichen] Fragen beschäftigt, u[nd] Demokrit hatte ebenf[a]lls um d[ie]s[e]lbe Z[ei]t Untersuch[un]g[en] über die Sprache angestellt. In Heraklit’s Schule galt als Gr[u]ndsatz (Kratyl[os]), jedes Ding habe sein[en] natürl[ichen] Namen u[nd] aus den Namen lasse sich die Natur der Dinge am sichersten erkennen. 2096 Im Platon[ischen] Krat[ylos] ist aber auch d[a]s maßlose Spiel verspottet  Parodie  2097 , das mit Etymologiee[n] der willkürl[i]chst[en] Art getrieben ward. - Unter d[en] Sokratikern schrieb Antisthenes  Nominalist  2098 üb[er] die Namen u[nd] die Sprache. An Anreg[u]ng[en] fehlte es also nicht. - Und da Plat[on] zw[i]sch[en] Denken u[nd] Sprechen ein[en] so innig[en] Zusamm[e]nh[an]g annahm, so lag es ihm nahe, die Bedeut[un]g der Sprache für die Erk[e]n[n]t[ni]ß zu erforschen - da es für die B[e]griffsphilos[ophie] 2099 von der größt[en] Wicht[i]gk[ei]t war, welcher Werth den Worten beigelegt u[nd] in wiefern in dens[e]lb[en] eine richt[i]g[e] Nachbild[un]g der Dinge anerkannt wurde. Indeß ist s[ein] eig[e]ntl[i]ch[e]s Ergebniß doch dieß, daß die Philos[ophie] unabhäng[i]g v[on] d[er] Sprachkunde ihren eigenen Weg zu gehen habe. Im Kratyl[os] zeigt Plat[on], d[a]ß die Sprache [96vr/ 97rl] 2100 allerdings nicht blos für d[a]s Erzeugniß ein[er] willkürl[ichen] Setzung zu halten sey, mit dem jeder machen könne, was er wolle; denn wenn es eine Wahrh[ei]t gebe u[nd] wenn jedes Ding sein b[e]stimmtes Wesen habe, so werden nur die Namen richt[i]g seyn, welche der Natur der Dinge entsprechend uns über ihr Wesen belehren - oder welche die Dinge richt[i]g nachahmen. Dieß eben sey die Aufg[a]be der Sprache, uns ein Bild, nicht v[on] d[er] äußern Erscheinung, sond[ern] v[om] Wesen der Dinge zu vers[c]haffen - u[nd] sie leiste dieß, indem sie die Eig[e]nsch[a]ft[e]n der Dinge d[u]rch Laute ausdrücke, welche die entsprech[e]nd[en] Zustände u[nd] Beweg[un]g[en] v[om] Sprechorgane erfordern. 2093 Über der Zeile. 2094 „c)“ in der Zeile mit Bleistift gestrichen. 2095 „finden“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „findet“. 2096 „.“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „; “. 2097 Über der Zeile mit Bleistift. 2098 Über der Zeile mit Bleistift. 2099 „f“ in der Zeile gestrichen. 2100 „Gesch[ichte] d[er] griech[isch-]röm[ischen] Philos[ophie] 49.“ am oberen Seitenrand [97rr]; „49.“ bezeichnet den Bogen. 306 Wir dürfen aber auch [,] bem[e]rkt Plat[on,] and[e]rs[ei]ts nicht vergeßen, d[a]ß ein Bild seinen G[e]g[en]st[an]d nie vollständ[i]g wiedergibt u[nd] d[a]ß, wie es in jeder andern Art der Nachbild[un]g beßere u[nd] schlechtere Künstler gibt, so auch die Sprachbildner ihre Fehler gemacht haben mögen; d[a]h[er] viele Worte nicht angemess[en] gebildet seyn mögen. Auch Willkür, Gewohnh[ei]t u[nd] Uebereinkunft haben d[a]h[er] allerdings wohl auch an der Sprache  [*]  2101 Antheil gehabt, u[nd] eben d[e]ßh[a]lb müßen wir auch darauf verzichten, bei den Wörter[n] Belehr[u]ng üb[er] die Dinge zu suchen. Wie vielmehr die erste kunstmäß[i]ge Benennung der Dinge schon eine Kenntn[i]ß ders[e]lb[en] voraussetzt, so haben auch wir uns nicht an die Namen [,] sond[ern] an die Sachen  selbst  2102 zu halten - u[nd] müßen d[a]h[er] im Dialektiker d[en] höheren Sachverständ[i]g[en] anerkennen, der d[a]s Werk d[e]s Sprach-Künstlers zu prüfen u[nd] üb[er] Richt[i]gk[ei]t u[nd] Falschh[ei]t der Benennung[en] zu ents[c]heiden hat. - c) Die Philosophie als Ganzes. Aus der Verein[i]g[un]g d[e]s philos[ophischen] Eros u[nd] der philos[ophischen] Methode ergibt sich nun die Philosophie als Ganzes u[nd] ihr 2103 Entwickl[un]gsgang - wie er im Gastmahl u[nd] vollständ[i]g[e]r in d[er] Republ[ik] dargestellt ist.  I) a)  2104 Die Grundl[a]ge aller Bild[un]g u[nd] Erz[ie]h[un]g ist hienach die Musik u[nd] die Gymnastik. Eine harmonische Vereinig[un]g beider hat di[e] richt[i]g[e] Stimmung der Seele, ihre Befreiung v[on] Weichl[i]chk[ei]t u[nd] v[on] Rohheit hervorzubringen. (Rep[ublik] II  1  2105 III, Tim[aios]) Die H[au]ptsache indeß u[nd] die unmittelb[are] Vorbereit[un]g für d[ie] Phil[o]s[ophie] ist die Musik. Der letzte Zweck aller musikal[i]sch[en] Bild[un]g ist, d[a]ß die Zöglinge für alles Edle u[nd] Gute Sinn bekommen u[nd] sich an s[eine] Ueb[un]g gewöhnen. Endigen muß die musikal[ische] Bild[un]g in der Liebe z[um] S[c]hönen, die als solche rein u[nd] v[on] aller sinnl[ichen] Beimisch[un]g frei ist (Rep[ublik] III). D[ie]se Bild[un]g ist aber noch ohne die Einsicht  λογος  2106 , ist Sache bloßer Angewöhnung (Rep[ublik] III), ihre Frucht ist erst die gewöhnl[iche], d[u]rch richt[i]g[e] (Einsicht) Vorst[e]ll[un]g[en] geleitete, noch nicht die philos[ophische,] v[on] richt[i]g[er] wiss[e]nsch[a]ftl[icher] Erk[e]n[n]tn[i]ß beherrschte Tugend. - Damit d[ie]se entstehe, muß zu der musikal[i]s[c]h[en] die wiss[e]nsch[aftliche] Bild[un]g hinzukommen. -  b)  2107 Der höchste G[e]g[en]st[an]d der Wiss[e]nsch[aft] ist aber die Lehre des Guten u[nd] die Hinlenkung des G[ei]st[e]s zu d[ie]s[e]r Idee ist die höchste Aufgabe. 2101 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2102 Über der Zeile eingefügt. 2103 „ihr“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „ihre“. 2104 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 2105 In der Zeile eingefügt; dabei ursprüngliches „[+]“ überschrieben. 2106 Über der Zeile. 2107 Vor und unter der Zeile mit Bleistift. 307 - Die Hinwend[un]g d[e]s G[ei]st[e]s zum wahrh[a]ft Seyend[en] wird freil[ich] dem geist[i]g[en] Auge nicht minder schmerzhaft seyn, als der volle Anblick d[e]s Sonnenlichts dem [,] der sein ganzes Leben in ein[er] dunklen Höhle zugebracht hatte; and[e]rs[ei]ts wird auch der, welcher d[a]s g[ei]st[i]g[e] Licht zu schauen gewohnt ist, im Zwielicht der Ers[c]heinungswelt anfangs nur unsicher tappen u[nd] d[a]h[er] denen, die in diesem zu Hause sind, eine Zeit lang als ein unwissender u[nd] unbrauchbarer Mens[c]h ers[c]heinen; - daraus folgt indeß nur, d[a]ß die Hinwend[un]g zur Wahrh[ei]t d[u]rch die naturgemäß[en] Stuf[en] vermittelt w[e]rd[e], nicht das 2108 sie ganz unt[e]rbleib[en] soll. (Rep[ublik] VI, VII. Theaet[etos])  c)  2109 Diese Vorstufen werden v[on] allen [97rl/ 97vr] den Wiss[e]nsch[a]ft[e]n gebildet, welche den Gedanken noch in d[er] sinnl[ichen] Form selbst aufzeigen, eben d[e]ßh[a]lb aber die Widersprüche u[nd] das Unbefriedigende der sinnl[ichen] Vorst[e]ll[un]g z[um] Bewußts[eyn] bringen, d. h. v[on] den mathematisch[en] Wiss[e]nsch[a]ft[e]n, Mechanik (  mit  2110 Astronomie u[nd] Akustik); denn wie - meint Plat[on] - der G[e]g[en]st[an]d d[ie]s[e]r Wiss[e]nsch[a]ft[e]n zw[i]s[c]h[en] d[er] Idee u[nd] d[er] sinnl[ichen] Erscheinung in der Mitte liegt, so sind auch sie selbst ein Mittleres zw[i]sch[en] der gewöhnl[ichen], am Sinnl[ichen] haftenden Vorst[e]ll[un]g u[nd] der reinen Wiss[e]nsch[a]ft; von der Vorstell[un]g unterscheidet sie d[ie]s[e]s, d[a]ß sie sich mit dem Wesen der Dinge, mit dem Gemeinsamen u[nd] Unveränderl[ichen] beschäftig[en], was der Vielh[ei]t verschied[ener] u[nd] widersprech[e]nder Wahrnehmu[n]ge[n] zu Grunde liegt; von den Wiss[e]nsch[aften] im eng[eren] Sinn untersch[ei]d[e]t sie dieß, daß sie die Idee nicht rein für sich, sond[ern] erst am Sinnl[ichen] erkennen lassen (daß sie darum noch an gewisse dogmat[i]sch[e] Voraussetz[u]ng[en] gebunden sind, statt sich v[or] dens[e]lb[en] dialekt[isch] Rechensch[a]ft abzulegen u[nd] sie d[a]d[u]rch in den voraussetz[u]ngslos[en] Anfang v[on] Allem aufzuheben Rep[ublik] VI, VII - Sympos[ion]) [.] Die mathemat[ischen] Wiss[e]nsch[a]ft[en] müss[en] d[a]h[er] nach Plat[on] anders b[e]h[a]nd[e]lt werden als gewöhnl[ich,] näml[ich] nicht blos 2111 um d[e]s pract[i]s[c]h[en] Gebrauches willen u[nd] in ihr[er] Anw[e]nd[un]g auf d[a]s Körperl[iche,] sond[ern] es sollte eben die Ueberführ[un]g v[om] Sinnl[ichen] auf den Gedanken als ihr eig[e]ntl[icher] Zweck hervorgehoben u[nd] zu d[ie]s[e]m Zwecke müßte die reine Betracht[un]g der Zahl, Größe etc. z[um] H[au]ptg[e]g[en]st[an]d gemacht werden.  II)  2112  a)  2113 Nach d[ie]s[e]r Darst[e]ll[un]g nun tritt die Einh[ei]t u[nd] d[a]s Verh[ä]lt[ni]ß der beiden B[e]st[a]ndth[ei]le, die d[a]s Wesen der Philos[ophie] 2108 Verschrieben; gemeint: daß. 2109 Unter der Zeile mit Bleistift. 2110 Über der Zeile. 2111 „mit“ in der Zeile gestrichen. 2112 Vor der Zeile mit Bleistift. 308 ausmachen, - der prakt[ische] u[nd] theoret[ische -] bestimmt hervor. Nicht der Eros allein wirkt die Philos[ophie], nicht die Dialektik allein, denn bloße Liebe z[um] Schönen ohne wiss[e]nsch[aftliche] Bild[un]g ist ungenügend, diese d[a]g[e]g[en] ohne jene unmögl[ich]. Die philos[ophische] Liebe vollendet sich erst in d[er] wiss[e]nsch[aftlichen] Betr[ac]ht[un]g (Rep[ublik] u[nd] Symp[osion]) u[nd] die Wiss[en]schaft hinwiederum ist nicht Sache blos des Erkennens, sond[ern] eb[e]nso sehr prakt[i]s[c]h[er] Natur; es h[a]nd[e]lt sich in ihr nicht um äußeres Ansammeln v[on] Kenntn[i]sse[n,] sond[ern] um die Hinw[e]nd[un]g d[e]s g[ei]st[i]g[en] Auges u[nd] d[e]s g[a]nz[e]n M[e]nsche[n] z[um] Idealen (Rep[ublik] VII) [.] Wie beide - Dialekt[ik] u[nd] Eros [-] in ihrem tiefst[en] Grunde Eins sind (die Wiss[e]nsch[aft] ist näml[ich] ihr[em] Wesen nach nichts Andres als Erinn[e]rung an die Idee, d[a]s Gleiche ist aber der Eros) [.] (NB [: ] Vernunft als Erk[e]nntn[i]ßkr[a]ft mit imman[en]t[en] Idee[n]) - so auch in ihrer Wirk[un]g u[nd] Ers[c]heinung fallen schl[ie]ßl[ich] beide zusammen.  NB [: ] Die Dialektik sammelt gleichsam d[u]rch d[ie] B[e]gr[i]ffsbild[un]g das in der Vielh[ei]t u[nd] dem Wechsel der Erscheinu[n]g[en] zerstreute Ideale [,] die Idee[n.] - (Anknüpf[un]g für spätre[n] Gnosticismus wie für die s[c]holast[i]sche Erk[enn]t[n]ißtheorie d[u]rch Intellectus agens)  2114  b)  2115 Wie d[a]h[er] im Sympos[ion] der Schmerz der philos[ophischen] Wiedergeburt als eine Wirk[u]ng der philos[ophischen] Liebe dargest[e]llt wird, so erscheint ders[e]lbe in d[er] Rep[ublik] als eine Folge der dialekt[i]s[chen] Erheb[un]g zur Idee; u[nd] wie der Phaedr[os] die philos[ophische] Liebe als eine μανία schildert, so wird auch d[a]s Gleiche v[on] d[er] Beschäft[i]g[un]g mit d[er] Dialektik g[e]s[a]gt, ind[em] bemerkt wird, d[a]ß sie für den Anfang zu den Geschäft[en] d[e]s prakt[i]sch[en] Lebens untrügl[ich] mache; denn die μανία b[e]st[e]ht gerade darin, d[a]ß dem v[on] d[er] Ans[c]hauung  d[e]s Idealen  2116 trunkenen Blick die endl[ichen] Zusammenhänge u[nd] Verhältnisse verschwinden. -  β)  2117 So sind Prakt[i]sch[e]s u[nd] Theor[e]t[i]sch[es] schle[c]hthi[n] [97vr/ 98rl] verbunden. - Zur philos[ophischen] Erk[e]n[n]tn[i]ß ist dem Plat[on] nur der fähig [,] der die prakt[ische] Lossag[un]g v[om] Sinnlichen frühe gelernt hat; u[nd] umgekehrt (Rep[ublik] X) wird die Philosophie als die Erheb[u]ng d[e]s ganz[en] M[e]nsch[en] aus dem Ocean der Sinnl[i]chk[ei]t, als die Abschäl[u]ng der an die Seele angewachsenen Muscheln u[nd] Tange u[nd] (Phaedon) als allseit[i]g[e] Befreiung v[on] d[er] H[e]rrsch[a]ft 2113 Vor und unter der Zeile mit Bleistift ersetzt vor der Zeile mit Bleistift eingefügtes ursprüngliches „d“, das mit Bleistift gestrichen ist. 2114 Randbemerkung am Seitenrand [97vl]. 2115 Vor der Zeile mit Bleistift. 2116 Über der Zeile. 2117 Unter der Zeile mit Bleistift; korrespondierendes „α)“ ist unauffindbar. 309 d[e]s Körpers - als das Streben (  NB [: ]  2118 Befrei[en] v[om] Körper? ) d[e]s innern M[e]nsch[e]n beschrieben u[nd] als  d[a]s  2119 Mittel zu d[ie]s[e]r Befreiung wird d[a]s Denken bezeichnet, d[u]rch welches wir uns über die sinnl[ichen] Eindrücke erheben.  III)  2120 Wie der G[e]g[en]satz d[e]s Theoret[i]sch[en] u[nd] Prakt[ischen] in d[er] Philos[ophie] aufgehoben wird, so gehen in d[e]rs[e]lb[en] auch die Untersch[ie]de der theoret[ischen] Thät[i]gk[ei]t zur Einh[ei]t zusammen. All’ die verschied[enen] Formen des Erkennens, die Wahrnehmung, die Vorst[e]ll[un]g, die verständ[i]g[en] Reflexio[nen] sind im Grunde doch nur Vorstufen der philos[ophischen] od[er] Vernunfterkenntn[i]ß.  a)  2121 Man muß einers[ei]ts über sie hinausgehen, um z[um] wahr[en] Wissen zu kommen; 2122 wer näml[ich] das Wirkliche rein schauen will, der muß sich v[om] Körper losmachen, muß den Sinne[n] absagen, die uns v[on] d[er] reinen, lautern Betracht[un]g abziehen u[nd] sich verdunkelnd zw[i]s[c]h[en] den G[ei]st u[nd] die Wahrh[ei]t stellen; muß sein Auge v[on] den Schattenbildern weg u[nd] dem wahrhaft Seyend[en] [sich] zuwend[en], muß v[on] d[er] vernunftlos[en] Vorst[e]ll[un]g sich zur Vernunft erheben; - muß eingedenk seyn, d[a]ß uns Augen u[nd] Ohren nicht dazu gegeb[en] sind,  (blos)  2123 an den sinnl[ichen] Ans[c]hauung[en] u[nd] Tönen uns zu ergötzen, sond[ern] d[a]ß sie vielmehr  uns  2124 d[u]rch die Wahrnehmung der himmlisch[en] Beweg[un]g[en] u[nd] der hörbaren Harmonie dazu führen sollen, die Beweg[un]g[en] uns[erer] Seele zu ordnen u[nd] harmonisch zu stimmen. -  b)  2125 D[a]g[e]g[en] aber and[e]rs[ei]ts ist die sinnl[iche] Erscheinung doch w[e]nigst[en]s  ein  2126 Abbild der Idee u[nd] sie dient so dazu, die Erinnerung an dieselbe in uns zu erwirken - u[nd] die richt[i]g[e] Vorst[e]ll[un]g unterscheidet sich vom Wissen nur d[a]d[u]rch, d[a]ß es ihr an der dialekt[ischen] Begr[ü]nd[un]g fehlt; u[nd] die mathemat[i]s[c]h[en] Wiss[e]nsch[a]ft[en] sind die unmittelb[a]rst[en] u[nd] unerläßl[i]chst[en] Vorbereit[un]g[en] der Dialektik; denn sie stellen die gleichen B[e]gr[i]ffe in sinnl[icher] Form dar, welche die Philos[ophie] in ihr[er] Reinh[ei]t betrachtet. Es ist d[a]h[er] eig[en]tl[ich] doch ein u[nd] ders[e]lbe I[n]halt, mit dem es die verschied[enen] Erk[e]n[n]tn[i]ßthät[i]gk[ei]t[en] zu thun hab[en], - nur wird d[ie]s[e]r I[n]halt nicht v[on] allen gleich rein u[nd] vollkomm[en] aufgefaßt (Wie der 2118 Über der Zeile. 2119 Über der Zeile. 2120 Vor der Zeile mit Bleistift. 2121 Über der Zeile mit Bleistift. 2122 „anders[ei]ts“ in der Zeile gestrichen. 2123 Über der Zeile. 2124 Über der Zeile. 2125 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 2126 Über der Zeile eingefügt. 310 Eros in den verschied[enen] Stadien). Die Philos[ophie] ergreift rein u[nd] (voll)  klar  2127 , was die üb[ri]g[en] Erk[enn]t[ni]ßthät[i]gk[ei]t[en] mehr od[er] weniger verworren auffaße[n], aber doch auch schon einig[en] Anth[ei]l an d[er] Wahrh[ei]t haben.  (IV [)]  2128  a)  2129 D[a]h[er] ist die Philos[ophie] auch nicht eine Wiss[e]nsch[aft] neben andern, sond[ern] sie ist die Wiss[e]nsch[aft] schlechthin, die allein adäquate Weise des Erkenne[n]s, u[nd] auch alle b[e]sond[eren] Wiss[e]ns[c]h[a]ft[en]  Mathe[ma]tik)  2130 müßen in sie hineinfalle[n], sobald sie auf die rechte W[ei]se b[e]h[a]nd[e]lt werden. Sie gehör[en] d[a]h[e]r eig[en]tl[ich] zur philos[ophischen] Propädeutik, u[nd] selbst die handwerksmäß[i]g[en] Künste gehöre[n] mit d[em] relat[iven] Anth[ei]l an d[er] Wahrh[ei]t [,] der ihne[n] zukommt, eb[e]nf[a]lls unter die Vorstuf[en] der Philosophie.  b)  2131 Demnach ist die Philos[ophie] der Brennpunkt, in dem alle im menschl[ichen] Vorst[e]ll[en] u[nd] Thun vereinzelte[n] Strahle[n] der Wahrh[ei]t zur Einh[ei]t zusammengehen  Rep[ublik] V  2132 , sie ist die Vollend[un]g d[e]s g[ei]st[i]g[en] Lebens, [98rl/ 98vr] die k[öni]gl[iche] Kunst, die Sokr[ates] im Eythydem 2133 sucht, in der d[a]s Hervorbringen u[nd] d[a]s Wissen um den Gebrauch des Hervorgebrachten zusammenfällt; sie ist dieß durch die ihr eigenthü[m]l[iche] Erk[e]n[n]tn[i]ßw[ei]se, durch die in ihr vollbrachte Erheb[u]ng des philos[ophischen] Triebes zum bewußten, b[e]griffl[ichen] Wissen. -  c)  2134 Natürl[ich] 2135 ist sich Platon dabei wohl bewußt, d[a]ß sich die Philosophie in der Wirklichkeit nie schlechthin vollendet darstellt. Im Phaedr[os] schon verlangt er, daß kein Mensch ein Weiser, sond[ern] höchstens  nur  2136 ein Philosoph genannt werde, denn Gott allein sey weise - u[nd] im Parmenid[es] erklärt er, die G[o]tth[ei]t allein habe d[a]s vollkom[mene] Wissen, u[nd] d[a]h[er] verlangt er im Theaet[etos] nicht Göttl[i]chk[ei]t [,] sond[ern] nur möglichste Gottähnlichk[ei]t vom M[e]nsch[e]n. - 2137 Weniger noch meint er, d[a]ß es mögl[ich] sey, d[a]ß die Seele während des ird[i]s[c]h[en] L[e]bens, unter den unaufhörl[ich] störend[en] Einflüße[n] d[e]s Körpers zur reinen Anschauung der Wahrheit gelange. V[om] höchste[n] G[e]g[en]st[an]d d[e]s Wissens, dem Guten u[nd] der Gotth[ei]t, erklärt er [,] d[a]ß er v[om] Denken nur mit Mühe 2127 Über der Zeile. 2128 Vor der Zeile mit Bleistift. 2129 Vor und unter der Zeile mit Bleistift. 2130 Über der Zeile. 2131 Am Zeilenanfang mit Bleistift. 2132 Über der Zeile. 2133 Verschrieben, gemeint: Euthydem. 2134 In der Zeile und zusätzlich vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2135 „[*]“ in der Zeile gestrichen. 2136 Über der Zeile. 2137 „(“ in der Zeile gestrichen. 311 erreicht u[nd] nur  in  2138 besonders günst[i]g[en] Momenten geschaut werde. (Rep[ublik] VI, VII [,] Tim[aios], Phaedr[os]) II [.] 2139 Die (posit[ive], reale) Dialektik od[er] die Ideenlehre. Den H[au]ptth[ei]l der platon[ischen] Philos[ophie] od[er] die eig[e]ntl[iche] Fundamentalod[er] Centralphilos[ophie] bildet die Ideenlehre. Im Lichte d[ie]s[e]r Ideenlehre werden erst Natur und Staat betrachtet u[nd] philos[ophisch] b[e]stimmt. a) Wir haben nun zuerst Urspr[u]ng u[nd] Begründ[un]g der Ideenlehre zu betracht[en,] b) dann ihr Wesen, ihren B[e]gr[i]ff, ihre Bedeut[un]g c) und endl[ich] die Gesammth[ei]t u[nd] Vielh[ei]t ders[e]lb[en] oder die Welt, d[a]s Reich der Ideen. ad a [)] Urspr[u]ng u[nd] Begründ[un]g der Ideenlehre.  I α)  2140 Die Annahme v[on] Ide[en] knüpft sich, (wie schon früher bemerkt) zunächst an die Sokratischplaton[ische] Lehre v[on] der Natur des Wissens.  1) 2141 Anknüpf[un]g an Sokrat[ische] B[e]gr[i]ffsbild[un]g  2142 Nur d[a]s begriffl[iche] Wissen gewährt ihm wahre Erk[e]n[n]tn[i]ß. So viel aber unsern Vorst[e]ll[un]g[en] Wahrh[ei]t zukommt, so viel muß ihr[em] G[e]g[en]st[an]d Wirkl[i]chk[ei]t zukommen u[nd] umgekehrt. Was sich erkennen läßt, ist, was sich nicht erkennen läßt, ist nicht, u[nd] in dems[e]lb[en] Maaße als etwas ist, ist es auch erkennbar; also ist das schlechthin Seyende auch schlechthin erkennbar [,] d[a]s s[c]hl[e]chthin Nichtseyende schlechthin unerkennbar - endl[ich] was S[e]yn u[nd] Nichtseyn in sich vereinigt, zwisch[en] d[em] unbedingt Wirkl[ichen] u[nd] d[em] Unwirkl[i]ch[en] in Mitte liegt, dem muß eine solche W[ei]se des Erkennens entsprechen, welche zw[i]sch[en] Wissen u[nd] Nichtwissen die Mitte hält; es ist nicht Sache des Wissens [,] sond[ern] der Vorst[e]ll[un]g. D[a]h[er] erklärt sich Plat[on] mit dem Grundsatz, d[a]ß es u[n]mögl[ich] sey, sich ein Nichts[e]yend[e]s vorzustellen, ausdrückl[ich] einverstand[en] (Rep[ublik] V, Theaet[etos] 188 D. [,] Parmen[ides]) [.]  β)  2143 So gewiß mithin d[a]s Wissen etwas Anderes ist als die Vorst[e]ll[un]g, so gewiß muß auch der G[e]g[e]nst[a]nd d[e]s Wissens ein anderer seyn, als der des Vorst[e]llens; - jener ein unbedingt Wirkliches, d[ie]s[e]r ein solches, dem Seyn u[nd] Nichtseyn gleichmäßig zuk[ommt,] [98vr/ 99rl] 2138 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „unter“. 2139 Gliederungslogisch müsste statt „II“ „2“ stehen. 2140 Über der Zeile mit Bleistift. 2141 „1)“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „a)“. 2142 Randbemerkung am Seitenrand [98vl]. 2143 Vor der Zeile mit Bleistift. 312 2144 während sich die Vorst[e]ll[u]ng auf d[a]s Sinnl[iche] b[e]z[ie]ht, könn[en] sich die B[e]gr[i]ffe nur auf Unsinnliches beziehen u[nd] d[ie]s[e]s muß es dann auch seyn, dem wir allein ein volles u[nd] wahres Seyn beilegen dürfen. (Rep[ublik] V) -  γ)  2145 D[a]h[er] bezeichnet Plat[on] den Unt[e]rsch[ie]d d[e]s Wissens u[nd] der richt[i]g[en] Vorst[e]ll[u]ng ausdrückl[ich] als den Punkt [,] v[on] welchem die Entscheid[un]g üb[er] die Wirkl[i]chk[ei]t der Ideen abhänge; wenn beide d[a]ss[e]lbe sind, so dürfen wir nur Körperliches annehmen - sind sie verschieden, so müssen wir den Begriffen, welche ungeworden, unveränderl[ich] u[nd] unvergängl[ich] 2146 [,] nur mit der Vernunft, nicht mit den Sinnen zu erfassen sind, ein unabhäng[i]g[es] u[nd] selbstständ[i]g[es] Seyn beilegen. (Tim[aios]) So erscheint also die Realität der Ideen dem Plat[on] als die unmittelb[are] Folge der Sokr[atischen] B[e]gr[i]ffsphilosophie. - Das Wissen kann es nur mit dem wahrhaft 2147 Seyenden od[er] Wirklichen, mit der farb-[,] gestaltu[nd] stofflosen Wesenh[ei]t zu thun haben, die der Geist allein schaut (Phaedr[os]) [.] -  δ)  2148 Wenn es üb[er]h[au]pt ein Wissen geben soll, so muß es auch einen festen, unveränderl[ichen] G[e]g[e]nst[a]nd d[e]s Wissens geben, einen solchen, der nicht blos für uns u[nd] d[u]rch uns [,] sond[ern] an u[nd] für sich ist; - nur das Unveränderl[iche] kann erkannt werden, was d[a]g[e]g[en] in beständ[i]g[er] Veränd[e]r[un]g b[e]gr[i]ff[en] ist, dem können wir keine Eig[en]s[c]haft beilegen (also nicht urth[ei]l[e]n darüber) (Krat[ylos], Soph[istes], Phil[ebos]) [.] Also: Die Wirkl[i]chk[ei]t der Ideen läugnen h[ei]ßt alle Mögl[i]chk[ei]t einer wiss[e]ns[c]h[aftlichen] Untersuch[un]g v[on] Grund aus vernichten. (Parm[enides]) [.]  II)  2149 Was Plat[on] hier aus der Natur d[e]s Wissens ableitet, das ergibt sich ihm auch aus der Betracht[un]g d[e]s S[e]yns - u[nd] während in jener B[e]z[ie]h[u]ng die Ideenlehre aus d[er] Sokr[atischen] Philosophie folgt, - ergibt sie sich in d[ie]s[e]r aus der Heraklit[ischen] u[nd] Eleatis[c]h[en].  2) An die Eleat[ische] u[nd] Herakl[itische] Lehre -  2150 Was näml[ich] für d[a]s Wissen der G[e]g[e]nsatz d[e]s B[e]gr[i]ffs und der Vorst[e]ll[u]ng ist, das ist für d[a]s Seyn der G[e]g[e]nsatz d[e]s Wesens u[nd] der Erscheinung, des Unsinnl[ichen] u[nd] d[e]s Sinnl[ichen]. Alles Sinnl[iche] nun ist ein Werdendes, der Zweck d[e]s Werdens  aber  2151 ist d[a]s Seyn. (Phil[ebos]) [.] 2144 „Gesch[ichte] der griech[isch-]röm[ischen] Philos[ophie] 50.“ am oberen Seitenrand [99rr]; „50.“ bezeichnet den Bogen. 2145 In der Zeile mit Bleistift eingefügt; am Zeilenanfang mit Bleistift wiederholt. 2146 „sind“ in der Zeile gestrichen. 2147 „wahrhaft“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „Wahrhaft“. 2148 Vor der Zeile mit Bleistift. 2149 Vor der Zeile mit Bleistift. 2150 Randbemerkung am Seitenrand [99rr] mit Bleistift. 2151 Über der Zeile. 313 Das Sinnl[iche] ist ein Vielfaches u[nd] Getheiltes, d[ie]se vielen Dinge werd[en] aber zu dem, was sie sind, nur d[u]rch das, was ihnen allen gemein ist; - u[nd] d[ie]s[e]s Gemeinsame muß v[on] d[en] Einzelwese[n] verschied[en] sey[n], u[nd] auch die Vorst[e]ll[un]g dess[e]lb[en] kann nicht v[on] d[en] Einzel- Anschauung[en] abstrahirt seyn, da uns d[ie]se nie jenes selbst [,] sond[ern] immer nur ein unvollkommenes Abbild davon zeige[n] (Parm[enides,] Phaed[on]) [.] Kein Einzelding stellt sein Wesen rein dar, sond[ern] jede[m] komm[en] die Eig[e]ns[c]h[a]ft[en], die es b[e]sitzt,  nun zugl[e]i[c]h  2152 mit ihrem Gegenth[ei]l zu: Das viele Gerechte ist zugleich auch ungerecht, d[a]s viele S[c]höne zugleich auch häßlich etc. D[ie]s[e]s Alles d[a]h[er] nur ein Mittelding zw[i]sch[en] S[e]yn u[nd] Nichtseyn; die reine, volle Wirkl[i]chk[ei]t d[a]g[e]g[en] könn[en] wir nur dem Einen [,] sich selbst gleichen, über allen G[e]g[e]nsatz erhabenen [,] an u[nd] für sich Schönen etc. zugestehen. Es muß (Tim[aios]) unters[c]hieden werden zw[i]sch[en] dem, was immer ist u[nd] nie wird u[nd] dem [,] was immer im Werden begriff[en] ist u[nd] nie z[um] Seyn kommt. Jenes, da es immer gleich bleibt, läßt sich 2153 d[u]rch vernünft[i]g[es] Denken erfaßen, d[ie]s[e]s [,] da es entst[e]ht u[nd] vergeht, ohne je wahrhaft zu seyn, läßt sich nur d[u]rch Wahrnehmung u[nd] Meinung ohne Einsicht vorstellen; jenes ist d[a]s Urbild, d[ie]s[e]s das Abbild. Dialekt[i]sch ausgeführt ist d[ie]s[e]r G[e]danke im Soph[istes], (ausführlicher) vollständ[i]g[e]r im Parmen[ides.] D[er] Soph[istes] beweist geg[en] die ursprüngl[iche] Vielh[ei]t d[e]s S[e]yns aus  dem B[e]g[ri]ffe  2154 d[e]s S[e]yns selbst, d[a]ß Alles, sofern ihm das Seyn zukommt, insofern auch Eines sey -, dem Materi[a]l[i]st[en] [99rl/ 99vr] gegenüber aus der Thatsache der sittl[ichen] u[nd] geist[i]g[en] Zustände, d[a]ß es noch ein anderes als d[a]s sinnl[iche] S[e]yn geben müße. - Hierüb[er] auch Parm[enides] S. 137.  III)  2155 Alles zusammengefaßt gründet sich die Platon[ische] Ideenlehre auf die 2 Momente,  näml[ich]  2156 d[a]ß ohne sie, d. h. ohne die Wirklichk[ei]t der B[e]gr[i]ffe weder ein wahres Wissen, noch ein wahres Seyn möglich erscheint. Beides fließt üb[ri]g[en]s ineinander, wie es auch  bei  2157 Plat[on] sich aufs Innigste verschlingt; - das Wissen näml[ich] ist nach Plat[on] deßhalb  v[om] sinnl[ichen] Seyn  2158 nicht mögl[ich], weil das sinnl[iche] Daseyn der Stetigk[ei]t u[nd] Wider- 2152 Über der Zeile, irrtümlich vor dem Komma, eingefügt. 2153 „nur“ in der Zeile gestrichen. 2154 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „der Lehre“; Lesart der Korrektur unsicher. 2155 Vor der Zeile mit Bleistift. 2156 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt; in der Zeile mit Bleistift eingefügtes „1)“ mit Bleistift gestrichen. 2157 Über der Zeile. 2158 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 314 spruchlos[i]gk[ei]t entbehrt, ohne die kein Wissen denkbar ist;  u[nd]  2159 daß die körperl[iche] Erscheinung kein wahres Seyn hat, sehen wir gerade an der Unmögl[i]chk[ei]t, sie im Begriffe festzuhalten.  IV)  2160  Auf das Gleiche  2161 führen auch die Platon[ischen] Bew[ei]se für die Ideenlehre zurück, die Aristot[eles] in der Schr[i]ft v[on] d[en] Ideen dargest[e]llt hat - soweit dies[e]lbe noch bekannt ist. (Arist[oteles] Met[aphysik] I. 9.)  1)  2162 Der erste v[on] d[ie]s[e]n  geht dahin  2163  (  2164 ist: Die λόγοι ἐκ τῶν ἐπιστημῶν, d[ie]s[e]r fällt zusammen mit dem [)] 2165 , d[a]ß alles Wissen sich auf die gleichbleib[e]nd[e]n B[e]gr[i]ffe beziehe.  2)  2166 Der 2. [(] 2167 τὸ ἒν ἐκ πολλῶν [)] 2168 , beruht auf dem Satze [,] daß d[a]s Allgemeine, welches in allen Einzelwesen der gleich[en] Gatt[u]ng ist, v[on] d[ie]s[e]n selbst verschied[en] seyn müsse; -  3)  2169 damit verwandt ist der dritte Bew[eis] (τὸ νοεῖν τι φθαρέντων) [,] welcher das Fürsichseyn der Ideen daraus beweist, d[a]ß der allgem[eine] B[e]gr[i]ff in der Seele bleibe, auch wenn die Erscheinu[n]g zu Grunde gehe. - Auch die zwei B[e]w[ei]se Alexanders (Comment[arii]),  1)  2170 daß Dinge, denen gleiche Prädikate zukommen, dem gleichen Urbilde nachgebildet seyn müssen, u[nd]  2)  2171 daß Dinge, die einander ähnl[ich] sind, dieß 2172 nur du[r]ch Theilnahme an einem Gemeinsamen seyn können, treffen mit d[em] in Parm[enides] u[nd] Phaed[on] Gesagten überein.  V)  2173 Es liegt demnach der letzte Grund der Ideenlehre in d[er] Ueberzeug[u]ng, daß nicht der widerspruchsvoll getheilten u[nd] sich verändernden Erscheinung, sond[ern] nur dem Einen u[nd] sich gleichbleibend[en] Wesen der Dinge, nicht dem sinnl[ich] Vorgestellten [,] sond[ern] nur dem b[e]griffl[ich] Gedachten wahre Realität zukomme.  S[c]hl[u]ß  2174 In der Bild[u]ng d[ie]s[e]r Ideenlehre wirkten demnach Sokrat[ischer] Einfluß h[au]ptsächl[ich] mit Heraklit’sch[en], Pythagor[eischen] u[nd] Eleat[ischen] Elementen zusammen, wie schon Aristot[eles] bemerkt, der sagt: 2159 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2160 Vor der Zeile mit Bleistift. 2161 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „In gleicher W[ei]se“. 2162 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2163 Über der Zeile mit Bleistift. 2164 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2165 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2166 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2167 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2168 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2169 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2170 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2171 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2172 „sind“ in der Zeile gestrichen. 2173 Vor der Zeile mit Bleistift. 2174 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 315 (Met[aphysik] I 6,  (  2175 XIII 9.  )  2176 ) Auf die genannt[en] Syst[eme] folgten die Untersuch[un]g[en] Plat[ons], welche zwar in den meist[en] Punkt[en] sich an die Pyth[a]gor[eer] anschloßen, in Einige[n] aber auch v[on] d[er] ital[i]sch[en] Phil[o]s[ophie] abwichen. Denn v[on] Juge[n]d auf vertraut mit Kratyl[os] u[nd] der Herakl[itischen] Lehre, d[a]ß alles Sinnl[iche] in beständ[i]g[em] Flusse u[nd] kein Wissen davon mögl[ich] sey, blieb er d[ie]s[er] Ansicht auch in der Folge treu; zugleich aber eignete er sich die Sokr[atische] Philos  ophie  2177 an, welche sich mit ethischen Untersuch[un]g[en] mit A  us  2178 schluß der allgem[einen] naturwiss[enschaftlichen] Fragen, beschäftigte, 2179 in d[ie]s[e]n jedoch das Allgemeine suchte u[nd] sich zuerst den B[e]gr[i]ffsbestimmung[en] zuwandte, und so kam er 2180 zu der Ansicht, daß sich dieses Thun auf ein Anderes als das Sinnliche beziehe; denn unmögl[ich] könne die allgem[eine] Bestimmung eines v[on] den sinnl[ichen] Dingen zum G[e]g[e]nst[an]d haben, da sich ja d[ie]se immer v[e]rändern. Er nannte nun d[ie]se Klasse des Seyend  en  2181 Ideen; v[on] d[en] sinnl[ichen] Ding[en] aber b[e]h[au]pt[e]te er, sie bestehen neben d[ie]s[e]n u[nd] werden nach ihnen genannt; denn das Viele den Ideen Gleichnamige sey ein solches vermöge der Theilnahme an den Ideen. Das Letztere ist üb[ri]g[en]s nur ein veränderter Ausdruck für die Pythag[oreische] Lehre, daß die Dinge Abbilder der Zahlen seyen. „Außerde[m] [99vr/ 100rl] fügt Arist[oteles] am Schlusse d[e]s Kap[itels] bei, theilte er (Plat[on]) auch je einem v[on] seinen 2 Element[en] (dem Eins u[nd] d[er] Materie) die Ursache d[e]s Guten u[nd] Bösen zu, worin ihm, dem Obige[n] zufolge, auch schon einige v[on] d[en] früh[eren] Philosophe[n], wie Emped[okles], Anaxag[oras] vorangegangen waren.“ Damit ist d[a]s V[e]rh[ä]ltn[i]ß Plat[ons] zu den früh[eren] Philos[ophen,] insb[e]s[ondere] in Bezug auf d[ie] Ideenlehre ang[e]geb[en.] - Nur die Eleat[ischen] Einflüsse sind nicht genug hervorgehoben. Die Eleat[ischen] B[e]denken g[e]g[en] die Vielh[ei]t u[nd] die Veränd[e]r[u]ng sind v[on] Plat[on] wenigst[e]ns so weit anerkannt, d[a]ß er jene regellose Bewegung u[nd] jene unbegrenzte, v[on] d[er] Einh[ei]t d[e]s B[e]gr[i]ffs nicht umschlossene, nicht nach festen Artunterschieden gegliederte Mannigfalt[i]gk[ei]t, welche ihm die die 2182 Sinnenwelt darzubieten schien, v[om] wahren Seyn ausschloß. Und da Parmen[ides] schon um jener B[e]denken willen dem S[e]yend[en] alle sinnl[ichen] Eig[e]ns[c]h[a]ft[e]n absprach, da auch alle Pythagor[eer] in den Zahlen ein sinnl[ich] 2175 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2176 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2177 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2178 In der Zeile mit Bleistift eingefügt; „us“ ersetzt dabei ursprüngliches „n“. 2179 „be“ in der Zeile gestrichen. 2180 „er“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „es“. 2181 In der Zeile mit Bleistift angefügt. 2182 „die“ irrtümlich wiederholt. 316 nicht Wahrnehmbares für d[a]s Wesen der Dinge erklärt hatten - so konnte Plat[on] wohl um so eher geneigt seyn, dass[e]lbe v[on] dem Unsinnlichen, was den Inhalt unserer B[e]gr[i]ffe ausmacht [,] zu beh[au]pt[e]n. Daß die B[e]gr[i]ffe als selbstständ[i]g[e] Wesen geschaut wurden v[on] Plat[on,] dazu mochte auch s[ein] ästhet[isches] Formgefühl mit beitragen. - b) 2183 Begriff der Ideen. Aus dem bisher Angeführten folgt  I)  2184 zunächst dieß, daß die Ideen das Beharrliche im Wechsel der Erscheinungen, das Eine u[nd] sich selbst Gleiche in der Manichfalt[i]gk[ei]t u[nd] den G[e]g[e]nsätzen des Daseyns darstellen. 2185 Plat[on] nennt die Ideen vers[c]hieden: οὐσία (Phaedr[os,] Krat[ylos,] Phaed[on,] Parm[enides]) [,] αΐδιος οὐσία (Tim[aios,] ἀεὶ ὂν (ib[idem,] ὄντως ὂν, ὄντως ὄντα (Phaedr[os,] Rep[ublik]) [,] παντελῶς ὂν (Soph[istes,] Rep[ublik] [,] κατὰ τ’ αὐτὰ ὂν, ὡσαυτως ὂν od[er] ἒχον (Tim[aios,] Phaed[on]) [.] Als d[a]s ἕν b[e]zeichnet er die Ideen Parm[enides’] als ἑνάδες od[er] μονάδες Phil[ebos]. 2186 Für das Beharrliche u[nd] sich selbst Gleiche hält nun Plat[on] das Allgemeine od[er] die Gattung, das [,] was v[on] uns in den Gemeinbegr[i]ff[e]n vorgestellt wird. 2187 Nur d[ie]s[e]s ist es, was auch s[c]hon d[er] Theaetet[os] als Wesen der Dinge 2188 u[nd] den G[e]g[e]nst[an]d der Wiss[enschaft] 2189 findet 2190 ,  u[nd]  2191 mit deßen Aufsuch[un]g schon dem Phaedr[os] zufolge alles Wissen beginnt u[nd] was der Parm[enides] als das allein wahre Seyn bezeichnet. Plat[on] definirt die Idee ausdrückl[ich] als das, was vielem Gleichnamig[em] gemeinsam ist u[nd] Arist[oteles] als d[a]s ἕν ἐπὶ πολλῶν.  Sowohl εἶδος als ἰδέα (  im  2192 Phaed[on], Phil[ebos] st[e]ht auch μορφή) bezeichnet  bei  2193 Plat[on]  1)  2194 im Allgem[einen] jede Form u[nd] G[e]st[a]lt,  2)  2195 im Besondern aber die Art od[er] Gatt[u]ng - u[nd] die Vorst[e]ll[u]ng ders[e]lb[en,] d. h. den allgem[einen] B[e]gr[i]ff. Ein  bestimmter  2196 Unterschied zw[i]sch[en] beiden konnte weder v[on] Aelteren noch Neuere[n] ausgemittelt werd[en]. Doch haben auch 2183 Korrespondierendes „a)“ ist unauffindbar. 2184 Am Zeilenanfang mit Bleistift. 2185 „Für d[ie]s[e]s“ in der Zeile gestrichen. 2186 „1)“ in der Zeile gestrichen. 2187 „2)“ über der Zeile gestrichen. 2188 Lesart unsicher. 2189 „zu“ in der Zeile gestrichen. 2190 „findet“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „finden“; in der Zeile folgendes „beginnt (was Parm[enides] [+++] Sokr[ates] in ihm allein als d[a]s wahre Wesen bezeichnet.“ gestrichen. 2191 Über der Zeile mit Bleistift, irrtümlich schon vor „,“, eingefügt. 2192 Über der Zeile. 2193 Über der Zeile. 2194 Über der Zeile mit Bleistift. 2195 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2196 Über der Zeile eingefügt. 317 Neuere noch [,] z. B. Schleierm[acher,] die beid[en] Ausdrücke so unterscheid[en] woll[en], daß εἶδος den Gatt[u]ngsbeg[ri]ff, ἰδέα das Urbild bedeute; Susemihl meint [,] εἶδος bezeichne den subj[ectiven] B[e]gr[i]ff, ἰδέα die obj[ective] Grundgestalt (Steinhart umgekehrt). In Bezug auf wissensch[aftliche] Bedeut[un]g b[e]steht zw[i]s[c]h[en] beid[en] kein wesentl[icher] Unterschied.  2197 D[ie]s[e]s Allgemeine, welches die Idee ist, denkt sich nun Plat[on] v[on] d[er] Ers[c]heinungswelt gesondert als für sich seyende Substanz (im Arist[otelischen] Sinne οὐσια als für sich seyend[e]s Ganzes, b[e]steh[e]nd). Der überweltl[iche] Ort ist es, in welchem allein d[a]s Gebiet der Wahrh[ei]t ist, in welchem die Götter u[nd] die reinen Seelen die farb- [,] gestaltu[nd] körperlose Wesenheit, die über alles Werden erhabene, in keinem Andern, sond[ern] nur im reine[n] Wesen seyende Gerecht[i]gk[ei]t, Besonnenh[ei]t u[nd] Wiss[e]ns[c]h[a]ft anschauen. Die Urschönheit ist nicht in einem Andern,  nicht  2198 in ein[em] leb[en]d[en] Wes[en], auf Erden od[er] im Himmel od[er] sonst wo, sond[ern] rein für sich u[nd] bei sich selbst bleibt sie ewig in Einer Gestalt (αὐτὸ καθ᾽ αὐτὸ μεθ᾽ αὐτοῦ μονοειδὲς ἀεὶ ὂν), unberührt v[on] d[er] Veränd[e]r[u]ng dessen, was an ihr theilnimmt. Einartig und keine[m] Wechsel unterworfen ist d[a]s Wesen der Dinge schlechthi[n] für sich. Die Ideen sind die ewig[en] Urbilder alles Seyend[en,] alles Andere ist 2199 ihnen  nach  2200 gebildet. Rein für sich (αὐτὰ καθ᾽ αὐτὰ) [100rl/ 100vr] und getrennt (χωρὶς) von dem, was an ihnen Th[ei]l hat [,] sind sie im intelligibl[e]n Orte (τόποϛ νοητός) nicht mit den Augen [,] sond[ern] allein mit dem Denken zu schau[en,] nur ihre Schattenbilder sind die sichtbaren Dinge. (Rep[ublik] VII [)].  II)  2201 Demnach sind die Ideen nach Plat[on], wie Aristot[eles] s[a]gt, χωρισταὶ [,] d. h. es kommt ihnen ein v[on] dem Seyn der Dinge d[u]rchaus unabhäng[i]g[es] u[nd] verschied[enes] Seyn zu, sie sind für sich best[e]h[e]nde Wahrh[ei]t[e]n. - Sinnl[iche] Substanzen sind d[a]h[er] die Ideen  oder  2202 hypostasirte Phantasiebilder (Ideale)  nicht  2203 , auch nicht blose subj[ective] Begriffe. a) Was die erste Auff[a]ß[un]g betr[i]fft [,] so redet zwar Plat[on] v[on] ein[em] überweltl[ichen] Ort u[nd] Arist[oteles] bezeichnet die Ideen als αἰσθητα αἴδια (Met[aphysik] III). Plat[on] meint den Ort doch mehr bildl[ich] u[nd] Arist[oteles] gibt nicht  die  2204 Lehre Plat[ons] an, sond[ern] zieht d[ie]se B[e]h[au]pt[u]ng nur als Consequenz, um die Ideenlehre zu widerlegen. Sonst ist 2197 Einfügung am Seitenrand [100rr]. 2198 Über der Zeile eingefügt. 2199 „nach“ in der Zeile gestrichen. 2200 Über der Zeile eingefügt. 2201 Vor der Zeile mit Bleistift. 2202 Über der Zeile, als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „nicht, auch nicht eig[e]ntl[ich]“. 2203 Über der Zeile eingefügt. 2204 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „eine“. 318 d[ie]se Auff[a]ß[un]g d[u]rch die angeführt[en] Stell[en] aus Plat[on] widerlegt; im Tim[aios] wird überdieß ausdrückl[ich] bemerkt, daß nur d[a]s Abbild der Idee, üb[er]h[au]pt nur d[a]s Werdende im Raume sey, nicht aber d[a]s wahrhaft S[e]yende. b) 2205 Auch subj[ective] Gedanken sind dem Plat[on] selbst wenigst[e]ns, die Ideen nicht,  α)  2206 blos B[e]gr[i]ffe der menschl[ichen] Vernunft nicht.  β)  2207 Streitiger ist, ob die Platon[ischen] Ideen nicht Gedanken der g[ö]ttl[ichen] Vernunft seyen. D[ie]se Ansicht findet sich schon im Alterth[um] bei d[en] jüng[eren] Platonikern 2208 u[nd] ganz allgemein ist sie bei den Neuplatonikern. Zugleich wird dabei aber auch an der Substantialität der Idee[n] festgehalten. Auch manche der Neueren betrachten die Plat[onischen] Ideen als g[ö]ttl[iche] Gedanken [,] z. B. Stallbaum.  1)  2209 Es fehlt aber an klaren Beweisen für d[ie]se Ansicht, daß Plat[on]  von  2210 der Untersuch[un]g üb[er] d[a]s Wesen d[e]s Wissens 2211 z[ur] Ideenlehre geführt wurde [,] ist kein Beweis, zudem hat er sie auch aus der Betracht[un]g der Realität, des S[e]yns zu begründ[en] gesucht.  2)  2212 Die Ideen  w[e]rd[en] allerdings  2213 als Urbilder b[e]zeichnet, nach welche[n] der g[ö]ttl[iche] Verstand die Welt gebildet habe (Tim[aios], Rep[ublik] X [,] Phaedr[os]) oder auch als die Gegenstände, welche die menschl[iche] Vernunft betrachte (Tim[aios]) [.] Damit ist aber noch nicht gesagt, daß die Ideen Producte d[e]s göttl[ichen] od[er] menschl[ichen] Denkens seyen; vielmehr werden hiebei die Ideen der Thätigkeit der Vernunft eb[e]nso vorausgesetzt, wie die Außendinge der Thät[i]gk[ei]t der Sinne, die sie wahrnehmen. -  3)  2214 Dem Philebos zufolge ist der k[öni]gl[iche] Verstand des Zeus die Macht, welche Alles ordnet u[nd] verwaltet; allein Zeus b[e]zeichnet da doch nichts Andres, als die Seele des Weltganzen u[nd] es wird ausdrückl[ich] bemerkt, die Vernunft komme ihm v[on] der über ihm stehend[en] Ursache, der Idee, zu - die demnach nicht wohl als Erzeugniß [,] sond[ern] vielmehr als Beding[un]g der sie denkend[en] Vernunft gedacht wird.  4)  2215 In Rep[ublik] X 597 B endl[ich] wird Gott der Erzeuger  Hervorbring[er]  2216 2205 „Allgemein“ in der Zeile gestrichen. 2206 Über der Zeile mit Bleistift. 2207 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 2208 „Platonikern“ ersetzt durch Streichung und Überschreibung ursprüngliches „Neuplatonikern“. 2209 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 2210 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „aus“. 2211 „üb[er]“ in der Zeile gestrichen. 2212 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt; in der Zeile folgendes „Daß“ gestrichen. 2213 Über der Zeile eingefügt. 2214 Über der Zeile mit Bleistift. 2215 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2216 Über der Zeile mit Bleistift. 319 genannt  ,  2217 der z. B. das Bett - an sich, also die Idee desselben [,] gemacht habe; man macht  es läßt  2218 aber hieb[e]i gelt[en]d, d[a]ß dieß mehr ein 2219 populärer Ausdruck ist; u[nd] weiset darauf hin, d[a]ß Gott dem Platon auch wieder mit der [100vr/ 101rl] 2220 höchsten Idee in Eins zusammenfällt, deren Erzeugnisse dann die untergeordneten Ideen seyn können, ohne daß darum die Idee nur im Denken od[er] d[u]rch d[a]s Denken einer v[on] ihr verschied[enen] Persönl[i]chk[ei]t existirte. - (Ganz ents[c]hieden ist indeß damit die Sache nicht in B[e]tr[e]ff d[e]s V[e]rh[ä]ltn[i]ss[e]s der Ideen zur denkend[en] G[o]tth[ei]t.)  5)  2221 Was aber die Substantialität der Ideen betr[i]fft, so ist sie sowohl d[u]rch die Platon[ischen] Stellen als auch d[u]rch d[a]s Zeugniß des Aristot[eles] gesichert. Diese substantiellen Ideen nun, die schlechthin in keinem Andern, sond[ern] rein für sich sind, welche ungeworden u[nd] unvergängl[ich] als die wahr[en] Urbilder der Dinge bestehen, nach welchen sich auch der g[ö]ttl[iche] Verstand richtet, - können nicht wohl zugleich Ges[c]höpfe d[ie]s[e]s Verstandes seyn, welche nur ihm ihr Daseyn zu verdanken hätten. -  6)  2222 Diese Ew[i]gk[ei]t der Ideen wird gerade v[on] Plat[on] auf d[a]s Stärkste betont u[nd] wird als d[a]s wesentl[i]chst[e] der Merkmale betrachtet, d[u]rch welche sie sich v[on] d[er] Erscheinung unterscheidet; - auch darum also können sie nicht wohl zugleich Gedanken seyn, die doch immer erst dem denkend[en] G[ei]ste entspringen (NB [: ] Die Platoniker nehmen ew[i]ge Gedank[en], ew[i]ge Ursächl[i]chk[ei]t, ew[i]ge Weltschöpf[un]g an).  7)  2223 Plat[on] selbst endl[ich] erwähnt die Vermuth[un]g, d[a]ß die Ideen bloße G[e]danken seyn könnten, die kein anderes Daseyn haben als in der Seele (Parm[enides,] Tim[aios]) u[nd] er beseitigt d[ie]s[e]lbe d[u]rch die Bemerk[un]g: wenn die Ideen dieß wären, so müßte auch Alles, was an den Ideen Theil hat, ein Denkendes seyn; - u[nd] anderwärts (Symp[osion]) verwahrt er sich ausdrückl[ich] geg[en] d[ie] Vorstell[u]ng, als ob die Idee des Schönen eine Rede od[er] ein Wissen sey.  III)  2224 Wenn aber auch nach Plat[on]  d[a]s Wirkliche d[e]s  2225 G[e]g[en]st[an]d d[e]s Denkens ist, ein Substantielles seyn muß, so darf es doch nicht nach Weise der Eleaten als eine Einheit ohne alle Vielheit, als ein Beharrliches ohne alle 2217 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2218 Über der Zeile mit Bleistift. 2219 „ein“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „eine“. 2220 „Gesch[ichte] der griech[isch-]röm[ischen] Philos[ophie] 51“ am oberen Seitenrand [101rr]; „51“ bezeichnet den Bogen. 2221 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 2222 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2223 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2224 Vor der Zeile mit Bleistift; zusätzlich am Seitenrand: „III) Vielh[ei]t der Ideen g[e]g[en] Eleaten“ mit Bleistift. 2225 Über der Zeile eingefügt; in der Zeile folgendes „der“ irrtümlich gestrichen. 320 Beweg[un]g gedacht werden.  a)  2226 Wenn Alles als Eins gesetzt würde, so ließe sich, z[ei]gt der Soph[istes], gar nichts v[on] ihm aussagen, denn sobald wir ein Prädikat mit eine[m] Subj[ect], ein[en] Nam[en] mit einer Sache verbinden, setzten wir bereits eine Vielheit; wenn wir sagen:  Das  2227 Eins ist, so reden wir v[on] dem Eins u[nd] dem Seyn als v[on] Zweien, wenn wir d[a]s Eins od[er] das Seyende benennen, unterscheiden wir diese Benennung v[on] ihm selbst.  b)  2228  Es  2229 könnte ferner d[a]s Seyende kein Ganzes seyn, denn im B[e]gr[i]ff d[e]s Ganzen liegt auch der der Th[ei]le; das Ganze ist nicht reine Einheit, sond[ern] eine Mehrheit, deren Theile im Verhältniß der Einheit stehen.  α)  2230 Soll dann dem Seyenden die Einh[ei]t od[er] die Ganzh[ei]t als Prädikat beigelegt werden, so werden  eb[en]  2231 damit beide v[om] Seyn selbst unterschieden,  β)  2232 sollen sie  aber  2233 nicht bloße Prädikate dess[e]lb[en,] sond[ern] unmittelb[ar] es selbst seyn, so wäre es nicht mehr das Seyende.  γ)  2234 Wollte man endl[ich] sagen, es sey üb[er]h[au]pt kein Ganzes, so könnte dem Seyend[en] nicht blos keine Größe zukommen, sond[ern] es könnte üb[er]h[au]pt nichts seyn od[er] werden.  c)  2235 Noch weniger läßt sich aber allerdings annehmen, daß Alles bloße Vielheit sey. Das Richt[i]g[e] kann vielmehr nur seyn, daß wir die Einheit u[nd] die Vielh[ei]t zugl[ei]ch  gleichsehr  2236 zugeben.  IV [)]  2237 Nun ist aber die Frage, wie sich beides vereinig[en] lasse? Und die Antwort ist: Nur 2238 d[u]rch die Lehre v[on] d[er] Gemeinschaft der Begr[i]ffe.  Verbind[un]g ders[e]lb[en]  2239 -  a)  2240 Wäre keine Verknüpf[un]g der B[e]griffe mögl[ich], dann könnte allerdings keinem Ding ein v[on] ihm selbst verschieden[e]s [101rl/ 101vr] Prädikat beigelegt werden (wie Antisth[enes] b[e]h[au]pt[e]t), demnach könnten wir auch v[om] Seyenden nur sagen, daß es sey, in keiner B[e]z[ie]h[u]ng d[a]g[e]g[en], daß es nicht sey; woraus sich dann als weitere Folg[e]r[u]ng die Einh[ei]t alles S[e]yns ergeben würde. -  b)  2241 Indeß ist jene Voraussetz[un]g un- 2226 Über der Zeile mit Bleistift und zusätzlich vor der Zeile mit Bleistift. 2227 Über der Zeile. 2228 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 2229 Über der Zeile mit Bleistift. 2230 Über der Zeile mit Bleistift. 2231 Über der Zeile. 2232 Über der Zeile mit Bleistift. 2233 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2234 Über der Zeile mit Bleistift. 2235 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 2236 Über der Zeile. 2237 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt; am Seitenrand [101rr] zusätzlich wiederholt. 2238 „Nur“ ersetzt durch Überschreibung mit Bleistift ursprüngliches „nur“. 2239 Randbemerkung am Seitenrand [101rr] mit Bleistift. 2240 Über der Zeile mit Bleistift. 2241 Über der Zeile und zusätzlich vor der Zeile mit Bleistift. 321 richt[i]g, sonst wäre ja auch üb[er]h[au]pt eine Rede u[nd] eine Erk[e]n[n]tn[i]ß unmögl[ich]. - Eine genauere Untersuch[un]g überzeugt uns vielmehr, daß zwar gew[i]sse B[e]g[ri]ffe sich einander ausschließen, andere d[a]g[e]g[en] sich vertrag[en] u[nd] sogar voraussetzen; z. B. mit dem B[e]gr[i]ff des Seyns vertrag[en] sich alle jene B[e]gr[i]ffe, die irg[e]nd eine Bestimmth[ei]t des Seyns ausdrücken, auch wenn sie sich unter einander ausschließen, wie Ruhe u[nd] Beweg[un]g.  α)  2242 Sofern nun B[e]gr[i]ffe sich verbind[en] lass[en], sind sie einerlei [,] d. h. das S[e]yn des einen ist auch das des Andern; sofern sie sich nicht verbind[en] lassen, sind sie verschieden [,] d. h. d[a]s Seyn des Eine[n] ist das Nichtseyn d[e]s andern.  β)  2243 Und  da  2244 nun jeder Begr[i]ff mit viel[en] sich verbinden läßt u[nd] vielen aber auch nicht, so kommt jedem in vielen B[e]z[ie]h[u]ng[en] ein Seyn zu, eb[e]nso in vielen aber d[a]s Nichtseyn. -  c)  2245 Das Nichtseyende ist d[a]h[er] ebenso  wohl  2246 als d[a]s Seyende, denn d[a]s Nichtseyn 2247 ist selbst ein Seyn, näml[ich] d[a]s Andersseyn (d. h. nicht das absolute, sond[ern] d[a]s b[e]z[ie]h[u]ngsw[ei]se Nichtseyn, die Negation d[e]s bestimmten S[e]yns); - eb[e]nso ist in jede[m] S[e]yn auch ein Nichts[e]yn, näml[ich] der Unters[c]hied. Also: D[a]s wahrh[a]ft Seyende ist nicht reines [,] sond[ern] b[e]stimmtes Seyn; - es gibt d[a]h[er] nicht blos Ein 2248 Seyendes [,] sond[ern] viele u[nd] d[ie]se vielen stehen miteinander in den manichfalt[i]gst[en] V[e]rh[ä]ltn[i]ß[en].  d)  2249 Das gleiche Resultat ergibt als Folge einer tiefern, ins Einzelne geh[e]nd[en] dialekt[ischen] Ausführ[u]ng auch der Parmen[ides]. Die zwei Sätze näml[ich], v[on] denen der 2. Th[ei]l d[ie]s[e]s Dialogs ausgeht: „Das Eins ist“ u[nd] [„] d[a]s Eins ist nicht“, sagen dasselbe, wie die zwei im Soph[istes] widerlegt[e]n Voraussetz[u]ng[e]n, d[a]ß Alles Eins u[nd] Alles eine Vielheit sey; indem beide Sätze ad absurdum geführt werden, ist damit eben gefordert, d[a]ß d[a]s wahrh[a]ft Seyende als eine die Vielheit in sich befassende Einh[ei]t b[e]stimmt werde.  e)  2250 An d[ie]se Darst[e]ll[u]ng schl[ie]ßt sich an die d[e]s Phileb[os]. Hier wird d[a]s Resultat der früh[eren] Unt[e]rsuch[un]g[en] in Kürze dahin zusammengefaßt, d[a]ß d[a]s Eine Vieles sey u[nd] d[a]s Viele Eines u[nd] d[a]ß d[ie]s[e]s nicht blos v[om] Gewordenen u[nd] Vergängl[ichen,] sond[ern] ebenso auch v[on] den reine[n] B[e]g[ri]ff[e]n gelte, d[a]ß auch sie aus Einem u[nd] Vielen zusammenge- 2242 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 2243 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2244 Über der Zeile eingefügt. 2245 Über der Zeile und zusätzlich vor der Zeile mit Bleistift. 2246 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „gut“. 2247 „Nichtseyn“ ersetzt durch Streichung und Überschreibung ursprüngliches „Nichtseyende“. 2248 „Ein“ ersetzt durch Überschreibung mit Bleistift ursprüngliches „ein“. 2249 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 2250 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 322 setzt seye[n] u[nd] Grenze u[nd] Unbegrenztheit in sich haben, - daß d[e]ßh[a]lb Ein u[nd] d[a]ss[e]lbe dem Denken bald als Eines [,] bald als Viel[e]s ers[c]heine.  f)  2251 Demnach erklärt Plat[on] einers[ei]ts nur d[a]s Ew[i]ge, Sichselbstgleiche 2252 , Raumlose u[nd] Unth[ei]lbare für ein wahrh[a]ft S[e]yend[e]s [,] and[e]rs[ei]ts aber will er d[ie]s[e]s nicht mit den Eleaten als Eine allgem[eine] Substanz [,] sond[ern] als eine Vielh[ei]t v[on] Substanz[en] gedacht wisse[n], v[on] denen jede ihrer Einh[ei]t unbes[c]hadet eine Vielh[ei]t v[on] Bestimmu[n]g[en] u[nd] B[e]z[ie]h[u]ng[en] in sich vereinigt. - Wovon ja schon die Sokrat[ischen] B[e]g[ri]ffe entstand[en] durch die Betr[ac]ht[un]g der Dinge v[on] verschied[enen] Seiten u[nd] die Verknüpf[u]ng der verschied[enen] Eig[e]nsch[a]ft[en] der Dinge zur Einh[ei]t. - Hier also unterscheidet sich die Platon[ische] Metaphys[ik] d[u]rchaus v[on] d[er] Eleatisch[en].  V)  2253 D[ie]se Verbind[un]g der Einh[ei]t u[nd] der Vielh[ei]t  in d[en] Ideen  2254 drückte nun Plat[on] auch so aus, d[a]ß er die Ideen als Zahlen bezeichnete [.] D[ie]se Auff[a]ß[un]g scheint indeß erst später sich gebildet zu haben. In [101vr/ 102rl] den Platon[ischen] Schr[i]ft[en] selbst findet sie sich noch nicht. Es wi[r]d hier zwar zw[i]s[c]h[en] einer reinen u[nd] einer mech[a]nisch[en] B[e]h[a]ndl[un]g der Zahlen, wie der Mathematik üb[er]h[au]pt unterschieden, aber die reine Mathematik ist doch erst die Vorstufe der Dialektik, die Zahlen [,] mit denen sie es zu thun hat, sind nicht ideale [,] sond[ern] mathematische [,] sie fallen also nicht mit den Ideen zusammen [,] sond[ern] stehen zw[i]sch[en] ihnen u[nd] den sinnl[ichen] Dingen mitten inne.  b)  2255 Neben den Zahlen werden dann auch die Ideen ders[e]lb[en] genannt, aber in demj[enigen] Sinne nur [,] wie üb[er]h[au]pt die Ideen den Dingen gegenüb[er] gest[e]llt werden [,] so daß unter der Gesammth[ei]t der Ideen auch Ideen der Zahlen vorkomme[n], nicht aber so [,] d[a]ß etwa die Ideen üb[er]h[au]pt d[u]rch Zahlen vertreten, d[a]ß alle Ideen als solche zugleich als Zahlen bezeichnet wurden.  (  2256 Aristot[eles] deutet (Met[aphysik] XIII 4) ebenf[a]lls an, d[a]ß die Ideenlehre urspr[ü]ngl[ich] v[on] d[er] Zahlenlehre unabhäng[i]g gewesen.  )  2257 -  c)  2258 Spuren der spätern (identificir[en]d[en]) Darst[e]ll[un]g lassen sich schon in einig[en] Stellen der Platon[ischen] Gespräche wahrnehmen. Der Phileb[os] z. B. erklärt die Pythag[oreische] Lehre v[on] d[er] durchgäng[i]g[en] Verknüpf[u]ng 2251 Vor der Zeile mit Bleistift. 2252 „Sichselbstgleiche“ ersetzt durch Streichung und Überschreibung ursprüngliches „Sichselbstgleichbleibende“. 2253 Vor der Zeile mit Bleistift. 2254 Über der Zeile eingefügt. 2255 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt; korrespondierendes „a)“ ist unauffindbar. 2256 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2257 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2258 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 323 der Einh[ei]t u[nd] der Vielh[ei]t, der Grenze u[nd] der Unbegrenzth[ei]t für den Grundpfeiler der Dialektik; er überträgt also dies[e]lb[en] B[e]stimmung[en] auf die B[e]gr[i]ffe, welche die Pythagor[eer] an den Zahlen nachgewiese[n] hatt[en]. Ferner erkennt Plat[on] in d[en] Zahlen u[nd] mathemat[ischen] Verhältnissen d[a]s Bindeglied zw[i]s[c]h[en] d[er] Idee u[nd] der Erscheinu[n]g, sie stellen uns die Ideen als d[a]s Bestimmende d[e]s Körperl[ichen] u[nd] Räuml[ichen] dar;  (  2259 d[a]h[er] sie sich für ihn vorzugsw[ei]se z[um] Schema der Ideen eigneten u[nd] wenn an die Stelle d[e]s rein Begriffl[ichen] ein symbol[ischer] Ausdruck gesetzt werden sollte, so lag es am nächsten, die Idee u[nd] ihre Bestimmung[en] in arithmetis[c]h[en] Formeln auszudrücken  )  2260 .  d)  2261 Die wirkl[iche] Verbind[un]g od[er] Verschmelz[u]ng beider wird aber erst v[on] Aristot[eles] berichtet. Nach dessen Darst[e]ll[un]g sind die Plat[onischen] Ideen nichts andres als Zahlen, u[nd] wenn Plat[on] s[a]gte, die Dinge seyen das, was sie sind [,] d[u]rch Th[ei]lnahme an d[en] Idee[n], so wich er v[on] der Pythag[oreischen] Zahlenlehre  nur  2262 d[a]d[u]rch ab, d[a]ß er zw[i]s[c]h[en] den mathemat[ischen] u[nd] den Idealzahlen unterschied (Met[aphysik] XIII) u[nd] die letzt[e]rn ihrem Daseyn nach v[on] d[en] sinnl[ich] wahrnehmb[a]re[n] Dingen abtrennte. -  α)  2263 Bestimmter liegt der Untersch[ie]d beider Zahlen darin, d[a]ß die mathemat[ische] aus lauter 2264 Einh[ei]t[e]n b[e]stehen u[nd] d[a]ß d[e]ßh[a]lb jede mit jeder zusamm[en]gezählt werd[en] kann, während dieß bei den Idealzahl[en] [n]i[c]ht der Fall ist, so daß also jene bloße Größenb[e]stimmu[n]g[en], d[ie]se d[a]g[e]g[en] begriffl[iche B[e]stimmung[en] ausdrück[en] u[nd] in jenen jede Zahl jeder der Art nach gleich und nur der Größe nach verschieden ist, wogeg[en] sich bei diesen  Idealzahl[en]  2265 jede von jeder der Art nach unterscheidet. -  e)  2266 Dur[c]h den begriffl[ichen] Unterschied der Zahlen ist aber auch eine bestimmte Abfolge ders[e]lb[en] gefordert: wie die niedrig[en] B[e]gr[i]ffe d[u]rch die höher[en] bedingt sind, so müßen auch 2267 v[on] den ihnen entsprechend[en] Zahlen die eine[n] d[u]rch die andern bedingt seyn [.] Diej[enigen] Zahlen, welche die allgemeinst[en] u[nd] grundlegend[en] B[e]griffe ausdrück[en], müß[en] alle[n] ander[n] vorgehen, d[a]h[er] haben die Ideal-Zahl[en] vor den mathematisch[en] das Eigenthüml[iche,] d[a]ß in ihnen ein (vorher)  Vor  2268 u[nd] Nach ist [,] d. h. d[a]ß 2259 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2260 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2261 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 2262 Über der Zeile. 2263 Vor der Zeile mit Bleistift; korrespondierendes „β“ ist unauffindbar. 2264 „gleichart[i]g[en]“ in der Zeile mit Bleistift gestrichen. 2265 Über der Zeile mit Bleistift. 2266 Vor der Zeile mit Bleistift. 2267 „die“ in der Zeile gestrichen. 2268 Über der Zeile. 324 eine feste Reihenfolge unter ihne[n] stattfindet. D[ie]se Zahl[en]lehre hat indeß nur b[e]i] d[er] spät[eren] Akad[em]ie Anklang u[nd] Ausb[i]ld[un]g gefund[en]. [102rl/ 102vr] Die Ideen als Kräfte.  a)  2269 Wie geg[en] die Eleat[ische] unterschiedslose Ei[n]h[ei]t der Substanz, so erklärt sich Plat[on] auch geg[en] die Eleat[ische] Annahme der bewegungslosen Unveränderl[i]chk[ei]t des Seyns. (auch g[e]g[en] Euklides). D[ie]se Ansicht würde nach Plat[on] das Seyende für uns unerkennbar (machen) u[nd] an sich selbst vernunftlos u[nd] leblos machen.  β)  2270 Sollen wir am Seyenden theilhaben, so müßen wir ein[e] Einwirk[un]g auf dass[e]lbe ausüben od[er] eine solche v[on] ihm erfahren; sollen wir es erkennen, so muß unserer Erk[e]n[n]tn[i]ßthät[i]gk[ei]t auf Seite desselb[en] ein Leiden [,] das Erkanntwerden  +++lich  2271 entsprechen, ein Leiden ist aber ohne Bew[e]g[un]g nicht möglich. (Soph[istes]) -  γ)  2272 Soll das Wirkl[iche] nicht ohne Geist u[nd] Vernunft seyn, so muß ihm auch Leben, Seele u[nd] Beweg[un]g zukommen. So wenig wir ihm d[a]h[er] alle Beharrlichk[ei]t des Seyns absprechen dürfen, wenn ein Wissen möglich seyn soll, ebenso wenig dürfen wir es auch anders[ei]ts unbewegt setzen. (Soph[istes]) Vielmehr  (  2273 müßen wir  )  2274  ist  2275 ihm Vernunft [,] Leben u[nd] Thät[i]gk[ei]t bei  zu  2276 legen u[nd] müße[n] so den B[e]gr[i]ff d[e]s Seyns auf den der Kraft (δυναμις - nicht blos Mögl[i]chk[ei]t [,] s[on]d[ern] Vermög[en], Kraft). -  b)  2277 Als etwas Kraftthätiges nun beschreibt Plat[on] die Ideen im Phaed[on], wenn er sie für die eig[e]ntl[ichen] u[nd] allein wahrhaft wirksamen Ursachen aller Dinge erklärt 2278 u[nd] noch bestimmter im Phileb[os], indem er der höchsten Ursache, Weisheit u[nd] Vernunft zuschreibt u[nd] die zweckmäß[i]ge Einricht[un]g der Welt v[on] ihr herleitet. So ist ihm auch die Idee d[e]s Guten  zugleich  2279 die höchste wirkende Ursache, die unendl[iche] Vernunft u[nd] auch Aristot[eles] sagt nichts davon, d[a]ß 2280 Plat[on] außer u[nd] neb[en] d[en] Ideen wirk[e]nde Ursachen angenomme[n] habe. 2269 Vor und unter der Zeile mit Bleistift. 2270 Vor der Zeile mit Bleistift; korrespondierendes „α)“ ist unauffindbar. 2271 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2272 Vor der Zeile mit Bleistift. 2273 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2274 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2275 Über der Zeile mit Bleistift als Ersatz für in der Zeile mit Bleistift eingeklammertes „müssen wir“. 2276 Über der Zeile mit Bleistift. 2277 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 2278 „Soph[istes] 9[+])“ in der Zeile gestrichen. 2279 Über der Zeile. 2280 „dem“ in der Zeile gestrichen. 325  c)  2281  α)  2282 D[a]h[er] will Plat[on] die Ideen nicht blos als die Urbilder u[nd] d[a]s Wesen alles Wirklichen b[e]h[au]pt[e]n [,] sond[ern] auch in ihnen die wirk[e]nden Kräfte darstellen, sie als etwas Lebendiges und Thätiges, ja als etwas Geistiges 2283 u[nd] Vernünft[i]g[e]s auffaßen;  β)  2284 - wenn er auch allerdings (mehr in myth[i]sch[er] u[nd] populärer Auff[a]ß[un]g) die wirkende Ursache v[on] ihnen unterscheidet. Plat[on] redet näml[ich] öfters v[on] d[er] Gotth[ei]t u[nd] ihr[er] Wirks[a]mk[ei]t in d[er] Welt; er nennt G[o]tt den Urheber alles Guten u[nd] nur des Guten  Rep[ublik]  2285 ; er sagt [,] alle Dinge, leblose u[nd] leb[en]d[i]g[e] müße[n] v[on] d[er] G[o]tth[ei]t, nicht v[on] d[er] blind[en], bewußtlosen Naturkr[a]ft hervorgebracht seyn (Soph[istes], Phil[ebos]). Er rühmt die Fürseh[u]ng der Gotth[ei]t od[er] d[er] Götter für die M[e]nsch[en], die Gerecht[i]gk[ei]t der g[ö]ttl[ichen] Weltregier[u]ng. Er bezeichnet die Nachahmung G[o]tt[e]s als die höchste Aufg[a]be d[e]s M[e]nsch[e]n (Theaet[etos]) [.] - Es muß indeß dabei 2286 erst b[e]stimmt seyn, ob die 2287 Gotth[ei]t wirkl[ich] eine 2. Ursache neben der Idee od[er] nur ein anderer Ausdruck für die Ursächl[i]chk[ei]t der Idee. -  γ)  2288 Wenn die Idee allein d[a]s urspr[ü]ngl[ich] u[nd] wahrhaft  Wirkliche  2289  ist  2290 , so ist eine gleich urspr[üng]l[ich] wirkende Ursache außer u[nd] neben ihnen unmögl[ich]; sie sind selbst d[a]s Wirksame, was den Ding[en] ihr Seyn verleiht - u[nd] da d[ie]s[e]s S[e]yn der Art ist, d[a]ß es sich nur aus vernünft[i]g[er] Zweckmäß[i]gk[ei]t erkläre[n] läßt, so muß ihnen auch Vernunft beigelegt werden. - Doch ist d[ie]se Annahme auch nicht ohne B[e]d[en]klichk[ei]t. Wenn es schon schwer  ist  2291 sich die G[a]tt[u]ng[e]n als für sich b[e]st[e]h[e]nde Substanz[en] zu denken, so noch schwerer d[ie]s[e]r Bew[e]g[un]g Leben u[nd] Denken zuzus[c]hreib[en] u[nd] sie zugl[eic]h als b[e]wegt u[nd] doch 2292 nicht als veränderl[ich] u[nd] dem W[e]rd[en] unterworf[en] zu denken. Insb[e]s[ondere] die Seele, 2293 welche er im Soph[istes] dem schlechthi[n] Seyend[en] beil[e]gt, hat Plat[on] später selbst als b[e]sonderes Wesen v[on] den 2281 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 2282 Vor und unter der Zeile mit Bleistift. 2283 „Geistiges“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „V“. 2284 Vor der Zeile mit Bleistift. 2285 Über der Zeile. 2286 „dabei“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „[*]“. 2287 „Idee“ in der Zeile gestrichen. 2288 Vor der Zeile mit Bleistift. 2289 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „seyende“. 2290 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „sind“. 2291 Über der Zeile; „sich“ in der Zeile gestrichen. 2292 „als“ in der Zeile gestrichen. 2293 „[+++]“ in der Zeile gestrichen. 326 Idee[n] u[n]terschied[en] - beide Ansichtsp[u]nkte sind nicht klar vereinigt. -  (u[nd] die G[o]tth[ei]t)  2294 [102vr/ 103rl] 2295 3. Das Reich der Ideen, deren Umfang u[nd] Glied[e]r[un]g die allgemeinsten Kategorien, die höchste Idee, d[a]s Gute u[nd] die G[o]tth[ei]t. - Plat[on] redet gewöhnl[ich] v[on] den Ideen [,] nicht v[on] d[er] Idee. In der That sind auch die Ideen aus d[en] Sokrat[ischen] B[e]gr[i]ff[e]n entst[a]nd[en] u[nd] sind hypostasirt [,] d[a]h[er] ihre Vielh[ei]t. -  a) α)  2296 Es sind d[ie]s[e]r Ideen 2297 unbestimmt viele. (Arist[oteles] Met[aphysik] I) Da näml[ich] jeder Gatt[u]ngsu[nd] Artbegr[i]ff nach Plat[on] etwas Substantielles, eine Idee ist, muß es so viele Ideen geben, als es Gatt[u]ng[e]n u[nd] Arten gibt. 2298 Da die Ideen allein das Wirkl[i]che sind, durch das Alles ist, was es ist, so kann nichts seyn u[nd] es läßt sich nichts vorstellen, wovon es keine Idee gäbe, denn ein solches wäre üb[er]h[au]pt nicht, das absolut  Nicht  2299 Seyende kann aber nicht vorgestellt werden.  β)  2300 D[a]h[er] tadelt es Plat[on] als Mangel an philos[ophischer] Reife, wenn v[on] irgend etwas, auch das Geringste nicht ausgenomme[n], Ideen zu setzen Anstand nehme; u[nd] er führt selbst nicht blos d[a]s Bedeutende u[nd] Vollkommene, sond[ern] auch das Kleinste u[nd] Werthloseste, - nicht allein Naturgeg[e]nst[ä]nde [,] sond[ern] auch die bloß[en] Eig[e]nsch[a]ftsu[nd] Verh[ä]lt[n]iß- Begriffe, die Thät[i]gk[ei]t[en] u[nd] Lebeweisen, die  mathematisch[en]  2301 Figure[n] u[nd] grammatisch[en] Formen auf ihre Idee[n] zurück. Ideen der Haare [,] d[e]s Schmutzes, des Tisches u[nd] des Bettes, Ideen d[e]r Größe u[nd] d[er] 2302 Kleinh[ei]t, des Aehnl[ichen] u[nd] des Unähnlichen, des Doppelten etc. eine Idee d[e]s Neuwerts, selbst Ideen des Nichtseyend[en] u[nd] dessen, was seinem Wesen nach nur  der  2303 Widerspruch geg[en] die Idee ist, der Schlecht[i]gk[ei]t u[nd] der Untugend. Es gibt d[a]h[er] eig[e]ntl[ich] nichts, was nicht seine Idee hätte - u[nd] so weit sich ein gleichförmiger Charakter mehrerer Erscheinung[en] nachweisen läßt, reicht auch das Gebiet der Idee[n] erst  nur  2304 [,] wo jene aufhört u[nd] die Einh[ei]t 2294 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2295 „G[e]sch[ichte] Griech[isch-]röm[ische] Philosophie 52.“ am oberen Seitenrand [103rr]; „52.“ bezeichnet den Bogen. 2296 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2297 „sind es“ in der Zeile gestrichen. 2298 „u[nd]“ in der Zeile mit Bleistift gestrichen. 2299 Über der Zeile eingefügt. 2300 Vor der Zeile mit Bleistift. 2301 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „gram[m]atisch[en]“. 2302 „Unt“ in der Zeile gestrichen. 2303 Über der Zeile. 2304 Über der Zeile. 327 u[nd] Beharrlichk[ei]t des B[e]gr[i]ffs in die begrifflose Vielh[ei]t u[nd] die Unruhe des Werdens auseinanderfällt, ist die Grenze der Ideenwelt. - Nach Aristot[eles] hätte indeß Plat[on] 2305 keine Ideen d[e]s künstl[ich] Gemachten [,] der verneinend[en] u[nd] der bloße[n] Verh[ä]lt[ni]ßb[e]gr[i]ffe angenomme[n]; aber der urspr[ün]gl[iche] St[a]ndp[u]nkt war damit verlassen.  b)  2306 Zu einander verhalten sich die Ideen, wie schon erörtert, wie Th[ei]le (zu einem)  eines  2307 Ganzen; denn was v[on] d[en] B[e]gr[i]ff[e]n gilt [,] das muß auch v[on] den Wesenheiten gelten, welche in den B[e]gr[i]ffe[n] gedacht werden. Sie bilden eine Stufenreihe in stet[i]g[e]r Abfolge v[on] d[en] obersten Gatt[u]ng[en] zu den nied[ri]gst[en] Arten u[nd] damit ein System, in welchem sie sich manichfach d[u]rchkreuzen u[nd] verbinden, sich ausschließen od[er] an einander Th[ei]l haben. Und Aufg[a]be der Wiss[enschaft] ist es, d[ie]s[e]s Syst[em] vollständ[i]g darzustellen; v[om] Besondern soll sie zu allgem[einen] Principien aufsteigen u[nd] v[on] d[ie]s[e]n wieder zu jenen herab. Plat[on] will aber nicht eig[en]tl[ich] dialekt[ische] Constructi[on] aus den B[e]gr[i]ff[en] heraus, er hat es vielmehr immer mit ein[er] Wahrh[ei]t g[e]gebener B[e]gr[i]ffe zu thun - d[u]rch ers[c]höpfende Aufzähl[un]g u[nd] Vergleich[un]g der B[e]gr[i]ffe soll eine die ganze Ideenwelt umfassende Wiss[enschaft] gewonnen werd[en]. Er selbst hat aber nur den Anfang hiezu gemacht. Als Beisp[iele] allgem[einer] B[e]gr[i]ffe nennt er d[a]s Seyn u[nd] d[a]s Nichtseyn, Aehnl[i]chk[ei]t u[nd] Unaehnl[i]chk[ei]t, das Selbige u[nd] das Verschiedene, d[a]s Eine u[nd] die Zahl, d[a]s Gerade u[nd] Ungerade. Er macht Gebrauch v[on] d[en] Kategori[en] Qualität, Quantität, Relation; u[nd] die Unters[c]heid[un]g des An und Für sich Seyend[en] u[nd] des Relativen bildet die Grundlage sein[e]s ganz[en] Systems; die Idee näml[ich] hat ihr Seyn an u[nd] für sich, die Ers[c]heinu[n]g, i[n]sb[e]s[ondere] die Materie immer nur in V[e]rh[ä]lt[ni]ß zu ein[em] Ander[n]. [103rl/ 103vr] Plat[on] bemerkt ferner, daß in allem Wirkl[ichen] Einheit u[nd] Vielh[ei]t [,] Grenze u[nd] Unbegrenzth[ei]t, Einerleih[ei]t u[nd] Verschied[e]nh[ei]t, S[e]yn u[nd] Nichtseyn verknüpft seye[n]. - Den B[e]gr[i]ff des S[e]yns b[e]stimmt er d[u]rch  die  2308 2 Merkmale des Thuns u[nd] des Leidens. Und als einige der wichtigst[en] Gatt[u]ngsb[e]gr[i]ffe hebt er hervor das Seyende, die Ruhe u[nd] Beweg[un]g u[nd] sucht zugleich zu b[e]stimm[en,] welche sich verbinden, welche ausschließen. (Soph[istes]) Er unters[c]heidet d[a]s Erkennende u[nd] Erkannte, die Erk[e]n[n]tn[i]ß u[nd] di[e] Wirkl[i]chk[ei]t, d[a]s Denken u[nd] d[a]s Seyn. (Rep[ublik]). Das sind w[en]igst[en]s Keime u[nd] Ansätze zur Aristot[elischen] Kategorie[n]lehre u[nd] z[ur] spät[er] sog[enannten] Ontologie. 2305 „könnte“ in der Zeile gestrichen. 2306 Vor der Zeile mit Bleistift. 2307 Über der Zeile. 2308 Über der Zeile. 328 Idee des Guten.  a)  2309 Der Punkt [,] in dem die Stufenreihe der Ideen zum Abschl[u]ß kommt [,] ist die Idee d[e]s Guten; sie ist die höchste der Ideen. Wie die Sonne in der sichtba[ren] W[e]lt zugl[ei]ch Leben u[nd] Erk[e]n[n]tn[i]ß hervorbringt, wie sie d[a]s Auge erleuchtet u[nd] die Dinge sichtbar macht, zugl[ei]ch aber  auch  2310 Alles  zum  2311 Wachsthum bringt, so ist in der übersinnl[ichen] Welt d[a]s Gute die Quelle des S[e]yns u[nd] Wissens, der Erk[e]nnbark[ei]t u[nd] Erk[e]n[n]tn[i]ß; u[nd] wie die Sonne höher ist als d[a]s Auge u[nd] d[a]s Licht, so ist d[a]s Gute höher als d[a]s S[e]yn u[nd] d[a]s Wissen. (Rep[ublik])  b)  2312 Unbestimmter, unentschiedener bleibt hiebei ind[e]ß dieß, ob d[ie]se Idee d[e]s Guten nur das höchste Ziel für (mens[c]hl[iche]) Thät[i]gk[ei]t zu verstehen s[e]y, also der letzte Zweck od[er] der höchste Musterb[e]gr[i]ff zu verstehen sey, auf den der g[ö]ttl[iche] wie der mens[c]hl[iche] Verstand hinschaue u[nd] sich bei d[er] Thät[i]gk[ei]t dav[on] leiten lasse; so daß sie zwar  noch  2313 etwas Reales sey[n] kö[nn]te [,] nicht aber etwas selbst wirkende 2314 Ursache. Und v[on] d[er] G[o]tth[ei]t möchte sie sich so unterscheid[en], d[a]ß entw[eder] sie zur G[o]tth[ei]t od[er] di[e] G[o]tth[ei]t zu ihr sich verhielte wie Bedingendes u[nd] B[e]dingtes. c) Es scheint indeß [,] d[a]ß dem Plat[on] die Idee d[e]s Guten u[nd] die G[o]tth[ei]t eig[e]ntl[ich] identis[c]h seye[n]. - Wenn näml[ich] die Idee d[e]s Guten es 2315 ist, welche den Dingen ihr Seyn, dem Verstande die Erk[e]n[n]tn[i]ßfäh[i]gk[ei]t mitth[ei]lt, wenn sie die Ursache alles Richt[i]g[en] u[nd] S[c]hönen, die Erzeugerin d[e]s Lichtes, der Urquell der Wirkl[i]chk[ei]t u[nd] Vernunft genannt wird - so erscheint sie nicht blos als Zweck [,] sond[ern]  auch  2316 als der Grund alles Seyns, als die wirk[e]nde Kraft u[nd] als Ursache schlechthin. - Im Phileb[os] wird überdieß ges[a]gt, d[a]ß die g[ö]ttl[iche] Vernunft nichts andres sey als d[a]s Gute, u[nd] im Timaeos wird v[om] Weltbildner so geredet, d[a]ß er v[on] den Ideen nicht verschieden zu seyn scheint.  d)  2317 Die Sache an sich betrachtet, bieten sich mehrere Mögl[i]chk[ei]t[e]n dar, sich das Verh[ä]ltn[i]ß der Idee d[e]s Gut[en] u[nd] der Gotth[ei]t zu einander zu denken -  u[nd]  2318 ist auch so gedacht w[o]rd[en,] je nachdem die Betrachter selbst ein[en] philos[ophischen] St[a]ndp[u]nkt einnahm[en.] 2309 Vor und unter der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2310 Über der Zeile eingefügt. 2311 Über der Zeile eingefügt. 2312 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 2313 Über der Zeile eingefügt. 2314 „wirkende“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „Wirkendes“. 2315 „gut“ in der Zeile gestrichen. 2316 Über der Zeile. 2317 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 2318 Über der Zeile. 329 1) Man kann sie die Ideen üb[er]h[au]pt u[nd] insb[e]s[ondere] auch die Idee d[e]s Guten als Gedanken Gottes denken u[nd] zwar wiederum entweder als Geschöpfe d[e]s Denke[n]s oder als immanente Bestimmungen d[e]s g[ö]ttl[ichen] Wesens [.] 2) Umgekehrt könnte man Gott selbst als besond[ere] Erscheinung der Ideen, als Einzelwesen, d[a]s an der Idee 2319  d[e]s Gut[en]  2320 nur Theil nimmt, u[nd] d[a]d[ur]ch existirt - b[e]stimm[en.] - [103vr/ 104rl] 3) Oder man könnte annehmen, d[a]ß Gott als unabhäng[i]g[e]s Princip neben den Ideen bestehe - so daß er v[on] d[ie]s[e]n nicht hervorgebracht und abhäng[i]g wäre, aber d[ie]se auch nicht v[on] ihm. 4) Od[er] endl[ich] die  höchste  2321 Idee des Guten u[nd] Gott werden geradezu als identisch betrachtet [.] - Jede d[ie]s[e]r Annahmen kann Manches für sich anführen und ist mehr od[er] minder schon geltend gemacht worden - je nach dem St[a]ndp[u]nkt des Philosophirenden. - ad 1 Die erste Ansicht wurde h[au]ptsächl[ich] v[on] denen gelt[e]nd gemacht, die den Plat[on] mögl[i]chst in Uebereinstimmung zu bring[en] such[en] mit der ch[ri]stl[ichen] Lehre. - Die 2. Modifikati[on] streift üb[ri]g[en]s wieder an die 4. Auff[a]ß[un]g, d[a]ß G[o]tt u[nd] Idee d[e]s Gut[en] id[en]tisch. Man macht aber d[a]g[e]g[en] geltend, daß  1)  2322 damit die Ewigk[ei]t u[nd] Selbstständigk[ei]t der Ideen - mit der 2. Modif[ikation] d[a]g[e]g[en] das Fürsichseyn der Ideen sich nicht wohl vereinbaren lasse. D[a]ß beide Annahmen die Idee d[e]s Guten, die nach Plat[on] das Höchste unter dem Denkbaren ist, zu etwas Abgeleitetem machen u[nd] nicht mehr sie, sond[ern] die höchste G[o]tth[ei]t,  welcher  2323 sie anhaftete oder v[on] der sie erzeugt wäre, würde d[a]s Erste u[nd] Höchste seyn. - Plat[on] könne aber (doch) üb[er]h[au]pt weder eine[n] Gedanken, noch eine Eig[e]nsch[a]ft noch ein Ges[c]höpf G[o]tt[e]s eine Idee nennen, da alles Denken nur d[u]rch eine Anschauung, alles Schaffen nur d[u]rch eine Nachbild[un]g der Idee, jede Eig[e]nsch[a]ft nur d[u]rch eine Th[ei]lnahme an der Idee mögl[ich] ist. - ad 2 In Bezug auf die 2. Annahme läßt sich einwenden, daß dann Gott nicht mehr der absolute, ewige wäre (den doch Plat[on] sonst b[e]h[au]pt[e]t) [,] sond[ern] nur einer der „gewordenen Götter“, so d[a]ß er zu den Ideen in ähnl[ichem] V[e]rh[ä]ltn[i]ß stünde, wie die Geister der Gestirne u[nd] die Seelen der M[e]ns[c]h[e]n. 2319 „Idee“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „Ideen“. 2320 Über der Zeile. 2321 Über der Zeile eingefügt. 2322 Über der Zeile. 2323 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt als Ersatz für in der Zeile mit Bleistift gestrichenes „der“. 330 ad 3 Gegen die 3. Auff[a]ß[un]g läßt sich  eb[e]nf[a]lls Manches  2324 geltend machen. 2325 Zwar kann für d[ie]se Ansicht angeführt werden, d[a]ß nicht blos Plat[on] im Tim[aios] die Sache so darstellt [,] daß Gott die Welt nach den Ideen als Urbildern gestaltet, so d[a]ß er d[ie]s[e]n wie anders[ei]ts dem Stoffe gegenüber steht; u[nd]  d[a]ß  2326 auch sonst dieß mit s[einem] System sich wohl vereinig[en] lasse; da doch die Idee[n] die bewegende Kraft nicht wohl in ihrem Wesen bergen können. D[a]g[e]g[en] erheben sich andere S[c]hwierigk[ei]t[e]n. Es lasse sich nicht wohl annehmen [,] d[a]ß Plat[on] seine höchste[n] Principien so dualistisch neben einander gestellt [,] ohne innere Verknüpf[u]ng ders[e]lb[en] anzustreben. Denn: wenn die Ideen das allein wahrh[a]ft Seyende sind, so kann neben ihnen nicht wohl ein gleich urspr[ü]ngl[iches] Wesen gedacht werden  (  2327 als Raum-findend  )  2328 . Es scheint vielmehr, d[a]ß da auch v[on] der G[o]tth[ei]t gelten müßte, was v[on] allem Andern, d[a]ß sie nur d[u]rch Th[ei]lnahme an der Idee sey. Dieß vertrüge sich hinwiederum nicht wohl mit dem B[e]gr[i]ffe der G[o]tth[ei]t. ad 4 Die Einh[ei]t d[e]s Plat[onischen] Systems u[nd] die angeregten Schwierigk[ei]t[en] schein[en] d[a]h[er] doch noch zu verlangen, d[a]ß man am ehest[en] sich dafür entscheide, d[a]ß d[em] Plat[on] die Idee d[e]s Gut[en] u[nd] die G[o]tth[ei]t Ein u[nd] dass[e]lbe sey[en]. (Fast alle Neuer[en] (außer d[en] alt[en] Neuplatonik[e]r[n]) erklär[en] si[c]h auch dafür: Herbart [,] Ritter, Schleierm[acher], Bonitz, Brandis, Zeller, Schwegler, Steinhart, Susemihl etc. [)] [104rl/ 104vr] Die Gotth[ei]t als bewegende Ursache ist hienach v[on] d[em] Begriffl[ichen] der Idee, insb[e]s[ondere] v[on] d[er] obersten, der Idee d[e]s Guten [,] nicht verschieden. Plat[on] legt in d[er] That die wirk[e]nde Kraft u[nd] insb[e]s[ondere] die zweckmäß[i]g bildende Vernunft th[ei]ls den Idee[n] üb[er]h[au]pt, th[ei]ls insb[e]s[ondere] der Idee d[e]s Guten bei. - Dieß wird bestätigt d[u]rch die Nachricht, er habe in den mündl[ichen] Vorträgen seiner späteren Jahre die höchste Einh[ei]t als das Gute bezeichnet, denn die höchste Einheit mußte ihm mit der G[o]tth[ei]t zusammenfallen; Es wird d[a]h[er] auch als eine Abweich[u]ng Speusipp’s  v[on] s[einem] Lehrer  2329 bezeichnet [,] daß er die g[ö]ttl[iche] Vernunft v[on] dem Einen u[nd] Guten unterschied (Stob[aeus]). Wenn es uns allerdings unbegreifl[ich] erscheinen mag, d[a]ß ein B[e]gr[i]ff, der nur eine Zweckb[e]z[ie]h[u]ng auszudrück[en] scheint, wie der des Guten, nicht blos hypostasirt, sond[ern] gerad[e]zu für die höchste wirkende Kraft 2324 Über der Zeile eingefügt. 2325 „.“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „; “. 2326 Über der Zeile eingefügt. 2327 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2328 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2329 Über der Zeile eingefügt. 331 u[nd]  Vernunft  2330 erklärt ward, so ist eben die Frage, ob dem Plat[on] dieß auch so erscheinen mußte wie uns. Wenn Plat[on] Verh[ä]ltn[i]ßb[e]stimmu[n]g[en], wie das Gleiche, d[a]s Große, d[a]s Kleine als ideale Wesenh[ei]t[e]n, den Dingen, an denen wir sie wahrnehmen [,] vorangehen ließ 2331 , den konnte auch die Zweckbestimmung zu einer selbststä[n]d[i]g[en] Realität u[nd] den absolut[en] Zweck (Güte) zur absolut[en] Ursache u[nd] z[um] absolut[en] Seyn mach[en.]  Das ew[i]ge Wesen der Dinge ist dem Plat[on] das Höchste, was es gibt - d[a]h[er] die G[o]tth[ei]t damit wohl als identisch gedacht werden konnte. Man hat auch darauf aufmerksam gemacht, daß auch da [,] wo Plat[on] in mehr populärer W[ei]se v[on] d[er] G[o]tth[ei]t u[nd] den Götter[n] redet, d[ie]se seine Ansicht sich deutl[ich] zu erkennen gibt. Er beweist näml[ich] dem materialist[ischen] Atheismus gegenüber das Daseyn der Götter (Ges[etze,] Soph[istes,] Tim[aios]) mit dens[e]lb[en] Gründen [,] mit denen er anderwärts den philos[ophischen] Materialismus widerlegt [,] d. h. die Ursächl[i]chk[ei]t der Ideen u[nd] das Walten der Vernunft in der Welt darthut; - mit der Unmöglichk[ei]t näml[ich], das Gewordene anders, als aus einem Ungewordenen, die Beweg[un]g anders als aus der Seele, die geordnete u[nd] zweckmäßige Einricht[un]g der Welt anders als aus der Vernunft zu erklären.  2332 - Wobei freil[ich] der 2333 ethische B[e]gr[i]ff v[om] höchst[en] Gut mit dem metaphys[ischen] B[e]gr[i]ff d[e]s Absolut[en] identificirt ward. D[ie]s[e]r höchsten Idee d[e]s Guten wird d[a]h[er] Kraft, Thätigk[ei]t [,] Vernunft beigelegt. - Da kommt es dann bei noch näh[e]rer B[e]stimmung weiter darauf an, v[on] welchem Standpunkt aus die Plat[onische] Lehre weiter gedeutet werde, ob v[on] pantheist[ischem] od[er] theistisch[em]. Bei den Pantheist[en] wird die Gotth[ei]t u[nd] die Vernunft der höchst[en] Idee gefaßt, d. h. unpersönl[ich] betrachtet als blos seyende [,] nicht denkende bewußte Vernunft;  Da die Ideen, sagt man, 2334 d[a]s allgem[eine] Wesen ausdrücken, so muß auch die Idee des Guten sammt der Vernunft als allgem[eines] Wesen gedacht werden, kann also nicht ein persönl[iches], selbstbewußtes Wesen sey[n] u[nd] die Platon[ische] G[o]tth[ei]t ist also eig[e]ntl[ich] unpersönl[ich].  2335 bei den Theist[en] umgekehrt wird die Idee d[e]s Gut[en] selbst bewußt u[nd]  als  2336 persönl[iche] Vernunft gefaßt. Das, was Plat[on] selbst v[on] d[er] Gotth[ei]t s[a]gt, bezeugt durchaus, d[a]ß er sich die Gotth[ei]t geist[i]g, persönl[ich,] selbstbewußt dachte, u[nd] die Idee d[e]s Gut[en], muß dann jedenf[a]lls als die persönl[iche] Güte selbst betrachtet werd[en]. 2330 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „Ursache“. 2331 „ließ“ ersetzt durch Überschreibung und Streichung ursprüngliches „läßt“. 2332 Einfügung am Seitenrand [104vl]. 2333 „der“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „d[a]s“. 2334 „nur“ in der Zeile gestrichen. 2335 Einfügung am Seitenrand [104vl]. 2336 Über der Zeile. 332 Mögl[ich,] daß er selbst d[a]s V[e]rh[ä]lt[ni]ß d[ie]s[e]r persönl[ichen] G[o]tth[ei]t zur Ideenlehre nicht genauer untersuchte - u[nd] die Schwier[i]gk[ei]t[en] nicht zu beseitig[en] unternahm od[er] nicht beseit[i]g[en] konnte. Lehre v[on] d[er] Gotth[ei]t u[nd] R[e]l[i]g[io]n. - In Allem [,] was Plat[on] üb[er] die Gotth[ei]t aussagt [,] ist die Idee des Guten, der höchst[en] metaphys[ischen] u[nd] ethischen Vollkommenheit der leitende Gesichtspunkt. Wie über allen Ideen als die Ursache alles Seyns u[nd] Wissens diese höchste Idee steht, so steht über allen Göttern, gleich schwer zu finden u[nd] zu beschreiben, der Eine, ewige, unsichtbare Gott, der Bildner u[nd] Vater aller Dinge (Tim[aios,] daß es nur Einen u[nd] nicht etwa 2 sich bekämpf[en]de G[o]tth[ei]t[e]n geben könne, sagt auch die Polit[eia]) [.] - Wie jene durch den B[e]gr[i]ff des Guten bezeichnet wird, so hebt Plat[on] auch an diesem die Güte als seine wesentl[i]chste Eig[e]nsch[a]ft hervor (Tim[aios,] Rep[ublik,] Phaedr[os]) u[nd] er stellt aus d[ie]s[e]m Grunde der alterthüml[ichen] Vorst[e]ll[un]g v[om] Neide d[e]r Götter od[er] G[o]tth[ei]t u[nd] der Meinung [,] als ob auch das Böse v[on] ihr herrühre, den Satz [104vr/ 105rl] 2337 entgegen, daß sie durchaus gut u[nd] gerecht sey u[nd] schlechterdi[n]gs nur Gutes u[nd] Gerechtes wirke (Tim[aios,] Rep[ublik,] Theaet[etos]) [.] - Aus der Güte der Gotth[ei]t leitet er ferner, im G[e]g[e]nsatze gegen die mythis[c]hen Göttererscheinu[n]g[en] ihre Unwandelbark[ei]t ab, da das Vollkommene weder v[on] Anderm verändert werden könne noch sich selbst zu verändern u[nd] ebendamit verschlechtern werde. Und er bemerkt, sie werde auch dem M[e]nsch[e]n sich niemals anders zeigen, als sie ist, weil alle Lüge ihr fremd sey; denn der eig[e]ntlichst[en] Lüge, der Unwiss[e]nh[ei]t u[nd] Selbsttäusch[un]g sey sie nicht ausgesetzt, Andere zu täuschen habe sie nicht nöthig. (Rep[ublik,] Symp[osion]). - Er rühmt die g[ö]ttl[iche] Vollkommenh[ei]t, der keine Schönh[ei]t u[nd] Trefflichk[ei]t mangle (Rep[ublik], Ges[etze]); - eb[e]nso die g[ö]ttl[iche] Macht, welche Alles umfaße u[nd] Alles [,] was üb[er]h[au]pt mögl[ich] ist, vermöge [.] - Die v[on] Plat[on] angedeutete Schranke der Allmacht b[e]z[ie]ht sich th[ei]ls auf d[a]s moralis[c]h [,] th[ei]ls auf d[a]s metaphysisch Unmögl[iche]. So ist es unmögl[ich,] daß G[o]tt sich verändern wolle (Rep[ublik] II) [,] es ist unmögl[ich,] d[a]ß d[a]s Böse aufhöre (Theaet[etos]) u[nd] nach der Lehre v[on] d[er] Weltbild[un]g u[nd] der Materie ist die g[ö]ttl[iche] Schöpferthät[i]gk[ei]t d[u]rch die Natur d[e]s Endl[ichen] bes[c]hränkt. - Plat[on] rühmt ferner die Weish[ei]t G[o]tt[e]s, die Alles aufs Zweckmäß[i]gste einrichte (Tim[aios], Phaed[on,] Phileb[os,] Ges[etze]) [.] Die Allwiss[e]nh[ei]t, der nichts entgehe (Ges[etze]), die Gerecht[i]gk[ei]t [,] welche kein Vergehen ungestraft u[nd] keine Tugend unbelehrt lasse, die Güte [,] welche für Alle aufs Beste sorge. - Er verwirft sowohl die 2337 „Gesch[ichte] der griech[isch-]röm[ischen] Philos[ophie] 53.“ am oberen Seitenrand [105rr]; „53.“ bezeichnet den Bogen. 333 anthropomorphist[ische] Vorst[e]ll[un]g, als ob die G[o]tth[ei]t ein[en] Leib habe, als auch alle jene anthropopathisch[en] Erzähl[u]ng[e]n, welche Leid[e]nsch[a]ft[en], Streit[i]gk[ei]t[en] u[nd] Frevel aller Art v[on] d[en] Gött[e]r[n] aussagen (Rep[ublik] II [,] Krit[on,] Eutyph[ron] etc.); u[nd] er erklärt, d[a]ß sie über Lust u[nd] Unlust erhaben, v[on] allen Uebeln unberührt seye[n]. Auch stellt er sich (Ges[etze] X u[nd] Rep[ublik] II) der Meinung entg[e]g[en], d[a]ß dies[e]lb[en] sich d[u]rch Opfer u[nd] Gebete beschwicht[i]g[en] od[er] vielmehr bestechen lassen. - Er zeigt ferner, d[a]ß Alles v[on] d[er] g[ö]ttl[ichen] Vorseh[u]ng geordnet u[nd] regiert sey u[nd] d[a]ß sich d[ie]se Fürsorge auf d[a]s Kleine nicht minder als auf d[a]s Große erstrecke; - namentl[ich] ist er in B[e]zug auf den M[e]nsch[e]n überzeugt, d[a]ß sie ein sorgsam gepflegtes Eigenthum der G[o]tth[ei]t seyen  Phaed[on,] Polit[eia,] Krit[on]  2338 u[nd] d[a]ß denen, die sich d[u]rch Tugend ihr Wohlgefallen erwarben, alle Dinge zum Heile ausschlagen müßen (Rep[ublik] X [,] Theaet[etos,] Apol[ogie]) [.] Hält man diesem aber die ungleiche u[nd] ungerechte Verth[ei]l[un]g der menschl[ichen] Schicksale entgegen [,] so erwidert Plat[on]: Die Tugend trage ihren Lohn, die Schlecht[i]gk[ei]t ihre Strafe in sich selbst unmittelbar; beiden sey dann auch eine vollständ[i]g[e] Vergelt[u]ng im Jenseits gewiß; auch schon in d[ie]s[e]m Lebe[n] werde üb[ri]g[en]s in d[er] Regel dem Rechtschaffenen Anerkennung u[nd] Dank zu Th[ei]l, dem 2339 Verbrecher  schließl[ich]  2340 aber allgem[ein] Haß u[nd] Abscheu. Daß üb[er]h[au]pt Böses in d[er] Welt ist, dieß erscheint Plat[on] zu unvermeidl[ich], als daß er nöthig fände, die G[o]tth[ei]t darüber noch ausdrückl[ich] zu vertheidig[en] (dav[on] später). - D[ie]se Erört[e]r[u]nge[n] führen im Grunde alle auf dass[e]lbe zurück. Es ist, die Idee des Guten, aus deren Anwend[un]g sich  für  2341 Plat[on] die erhabene G[o]tt[e]s-Lehre u[nd] die Reinig[un]g d[e]s Volksglaubens ergibt, d[u]rch die er selbst in d[er] Geschichte der R[e]l[i]g[io]n eine g[e]wicht[i]g[e] Stelle einnimmt. - Er erklärt in d[ie]s[em] G[ei]ste d[a]h[er] auch, 2342 der G[o]tt[e]sverehr[u]ng komme es einzig u[nd] allein auf sittl[iche] Gesinnung an; nur der könne der G[o]tth[ei]t gefallen, der ihr ähnl[ich] sey, u[nd] ähnl[ich] sey ihr nur der, welcher fromm [,] gerecht u[nd] weise sey; die Gaben der Schlecht[en] können die Götter unmögl[ich] annehme[n]; nur der Tug[en]dh[a]fte habe d[a]s Recht, sie anzuruf[en]  (Theaet[etos], Rep[ublik,] Ges[etze])  2343 [.] [105rl/ 105vr] G[o]tt ist d[a]s Gute, wer nicht d[a]s Abbild seiner Güte an sich trägt [,] der steht mit ihm in keiner Gemeinschaft. 2338 Über der Zeile. 2339 „dem“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „z“. 2340 Über der Zeile. 2341 Über der Zeile. 2342 „bei“ in der Zeile gestrichen. 2343 Am Seitenrand [105rr] ergänzt. 334  b)  2344 Neben dem ew[i]g[en] u[nd] unsichtba[ren] G[o]tt kennt Plat[on] auch sichtbare u[nd] gewordene Götter: Die Welt u[nd] d[ie] Gestirne (Tim[aios,] Phaedr[os,] auch d[ie] Erde h[ei]ßt da θεός). D[ie]se sichtbare[n] Götter läßt er in d[er] mystisch[en] Darst[e]ll[u]ng d[e]s Tim[aios] den sterbl[ichen] Th[ei]l d[e]s M[e]nsch[e]n bilden; u[nd] er will, scheint es, damit den Gedank[en] ausdrück[en], d[a]ß d[a]s M[e]ns[c]h[e]nges[c]hlecht unter Einwirk[un]g u[nd] der üb[ri]g[en] Gestirne entstand[en] sey. Ueb[ri]g[e]ns b[e]schränkt er ihre Bedeut[un]g nach Allem auf ihren natürl[ichen] Zusammenh[a]ng mit unsre[m] Welt[en-]Körper u[nd] auf jene Darst[e]ll[un]g der ew[i]g[en] Gesetze, deren Erk[e]n[n]tn[i]ß er für d[a]s Beste erklärt, was uns aus der Betr[ac]ht[un]g d[e]s Himmels zufließe (Tim[aios]) [.] Du[r]ch die Lehre v[on] d[er] Göttl[i]chk[ei]t der Gestirne kommt Plat[on] mit d[er] Volksrel[i]g[ion] in Berühr[u]ng, die eb[e]nfalls in den leucht[e]ndst[en] Gestirnen Götter verehrte, u[nd] er berührt auch d[ie]s[e]s [,] um für d[en] gewöh[n]l[ichen] Standpunkt d[a]s Daseyn der Götter zu beweisen. Weiter scheint er aber auch mit d[em] Volksglauben nicht in Uebereinstimmung zu stehen. - Er nennt die Seele d[e]s Weltganzen mit d[em] Namen Zeus u[nd] redet oft v[on] d[en] Götter[n], wo er eig[e]ntl[ich] die G[o]tth[ei]t im Sinne hat; an die viel[en] griech[ischen] Götter hat er wohl nicht geglaubt u[nd] er verhehlt es auch nicht. Er bestreitet die herrsch[e]nd[en] Vorst[e]ll[un]g[en] üb[er] sie allenth[a]lbe[n] (Homer u[nd] Hesiod hab[en] d[en] Hellenen ihre Götter gemacht).  (Ironisch g[e]g[en] d[ie] Abstammu[n]g v[on] d[en] Götter[n])  2345  c)  2346 Eb[e]nso v[e]rh[a]lte es sich mit den Dämonen. Plat[on] erwähnt sie zwar oft, daß er aber an sie glaube, gibt er nirg[e]nds zu erkennen. Tim[aios] 90 erklärt er sogar die Vernunft für den wahren Schutzgeist der M[e]ns[c]h[e]n u[nd] Rep[ublik] VII verordnet er, d[a]ß man ausgezeichnete Männer nach ihr[em] Tode als Dämonen verehren solle. - Indeß für den Staat u[nd] für die Mehrzahl der Bürger will er doch den Volksglauben aufrecht erhalte[n] wissen u[nd] die hergebrachte Götterverehr[u]ng, nur sollen beide nach sittl[ichen] Gesichtsp[u]nkt[e]n gereinigt w[e]rden. In den Gesetz[en] will er sogar nicht blos geg[en] G[o]tt[e]släugnung u[nd] andere Religionsvergehen [,] sond[ern] auch g[e]g[en] Privatg[o]tt[e]sdienste u[nd] den d[am]it getrieb[enen] Mißbrauch mit streng[en] Straf[en], s[e]lbst mit der Todes[-]Strafe einschreiten. Denn wie unvollkomm[en] das 2347 volksthüml[iche] Glaube auch seyn mag, so ist er doch nach Plat[ons] Ueberzeug[un]g denen unentbehrlich, welchen eine wiss[e]nsch[a]ftl[iche] Bild[un]g abgeht. Man muß die M[e]ns[c]h[e]n  zuerst  2348 mit Lügen erziehen u[nd] dann erst mit Wahrh[ei]t [,] man muß ihnen zuerst unter der 2344 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt; korrespondierendes „a)“ ist unauffindbar. 2345 In und unter der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2346 Vor der Zeile mit Bleistift. 2347 Verschrieben; gemeint: der. 2348 Über der Zeile eingefügt. 335 Hülle v[on] Dicht[u]ng[en] heilsame Wahrh[ei]t[e]n  Ueberzeug[un]g[en]  2349 beibringen (Rep[ublik] II); auch in der Folge sind aber nur die Wenigsten für eine reinere Erk[e]n[n]tn[i]ß empfängl[ich]; der Mythus u[nd] die auf Mythen gegründete G[o]tt[e]sverehr[u]ng ist d[a]h[er] für Alle die erste u[nd] für die Meisten die einzige Form der R[e]l[i]g[io]n. -  Im Tim[aios] s[a]gt er: Ueb[er] die Mythenbild[un]g zu reden [,] übersteige seine Kraft, aber es sey billig si[c]h an das zu halt[en], was di[e] Früher[n] darüber gesagt, die es wohl wiss[en] mußt[en,] da sie ja, wie sie sag[en,] Abkömml[inge] der Götter sey[en] u[nd] ihre Vorfahr[en] d[a]h[er] wohl kenne[n] mußt[en].  2350  Nach Rep[ublik] III solle[n] selbst die „Wächter“ zunächst d[u]rch Mythen erzogen werd[en], an deren Stelle nur bei Wenig[en] ders[e]lb[en] später die wiss[enschaftliche] Bild[un]g u[nd] Erk[e]n[n]tn[i]ß tritt.  2351 Die Kunst. An die Ideenlehre schl[ie]ßt sich für uns[eren] G[e]d[a]nk[e]ngang wenigstens sogleich der Gedanke an d[a]s Schöne u[nd] an die Kunst (die ja  als  2352 Darst[e]ll[un]g der Idee[n] im Sinnl[ichen] gilt). Allein Plat[on] hat, obwohl er selbst eine künstl[e]r[i]sche Natur in eminenter 2353 W[ei]se war, doch über d[a]s Wesen der Kunst u[nd] die Natur d[e]s Schönen keine selbstständ[i]g[en] Untersuch[un]g[en] angestellt; - sond[ern] er gibt nur gelegentl[ich] Bemerk[u]ng[en] darüber. [105vr/ 106rl]  a)  2354 Was den Grundbegr[i]ff der Aesthetik, den B[e]gr[i]ff des Schönen betrifft, so kann er seiner philos[ophischen] Gr[u]ndanschauung gemäß nur Einen der beiden B[e]standth[ei]le, die sich im Schönen d[u]rchdringen, einen eig[e]ntl[ichen] Werth beilegen, nur der Idee näml[ich,] nicht auch der sinnl[ichen] Erscheinung.  α)  2355 Er kann d[a]h[er] das Wesen des Schönen nur im Inhalt, nicht in der Form suchen u[nd] er  muß  2356 verkennen 2357 den Unterschied d[e]ss[e]lb[en] v[om] Wahren u[nd] Guten, - d[a]h[er] die schöne Ers[c]heinung neben dem gestaltlos[en] B[e]gr[i]ff bei ihm zu ein[em] Untergeordneten u[nd] Gleichgült[i]g[en,] ja zu eine[m] störend[en] Beiwerk herabgesetzt werden muß.  β)  2358 Plat[on] hat den griech[ischen] Sprachgebrauch, wonach schön u[nd] gut fast gleichbedeutende Ausdrücke sind, beibehalte[n] - aber eig[en]tl[ich] in umgekehrter Richt[un]g; er führt näml[ich] nach Sokr[ates’] Vorgang das Schöne auf 2349 Über der Zeile. 2350 Randbemerkung am Seitenrand [105vl]. 2351 Randbemerkung am Seitenrand [105vl]. 2352 Über der Zeile. 2353 Lesart unsicher. 2354 Vor der Zeile mit Bleistift. 2355 Vor der Zeile mit Bleistift. 2356 Über der Zeile eingefügt. 2357 „verkennen“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „verkennt“. 2358 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 336 d[a]s Gute zurück - st[a]tt umgek[e]hrt [,] wie üblich. -  γ)  2359 Eine Andeut[un]g d[e]s Unterschiedes findet sich in d[er] Bemerk[un]g (Phaedr[os]) [,] d[a]ß die Schönh[ei]t d[e]ßh[a]lb ein[en] so eig[e]nth[üm]l[ichen,] überwält[i]g[e]nde[n] Eindruck hervorbringe, weil sie schon in der himml[ischen] Welt vor allen Ideen hervorgeleuchtet habe u[nd] auch in der jetz[i]ge[n], im Unters[c]hied v[on] d[er] Einsicht u[nd] Tugend, sich dem Auge in hellem Glanze offenbare. - Sonst wird der B[e]gr[i]ff d[e]s Schönen immer wieder in den d[e]s Guten aufgelöst. -  δ)  2360 Das Urschöne soll körperu[nd] farblos seyn, soll mit nichts Besonderm, weder leibl[ichem] noch geist[i]g[em] verglich[en] werden können, soll kein[em] Ande[rn] als Eig[e]ns[c]h[a]ft anhaften (Symp[osion,] Rep[ublik]). Die leibl[iche] Schönheit soll nur die unterste Stufe an der Leiter des S[c]hönen seyn - das Höhere die schönen Seelen, dann die Tugend[en] u[nd] Wiss[e]nsch[a]ft[en.] Das Höchste aber die reine Idee des Schönen, welcher nichts d[e]r Ers[c]heinu[n]g mehr Angehörig[e]s anhängt. -  ε)  2361 Wenn auch Maaß u[nd] Harmonie, Reinh[ei]t u[nd] Voll[e]nd[un]g als Merkmale d[e]s Schönen hervorgehob[en] werden (Phileb[os,] Tim[aios,] Soph[istes]) [,] so sind diese doch nicht dem Schönen allein eigenth[üm]l[ich], sie kommen auch, mit der Schönh[ei]t selbst, dem Guten zu. Eb[en]so ist Tugend [,] Schönheit u[nd] Harmonie, u[nd] auch Wahrh[ei]t u[nd] Wiss[e]nsch[a]ft ist in Bezug auf Reinheit zu betrachten. - Alles Gute ist schön, das Urgute v[on] unaussprechl[icher] Schönheit. (Dieß  üb[er]  2362 den h[au]ptsächl[ichen] G[e]g[en]st[an]d der Kunst).  b)  2363 Was die G[ei]st[e]sthät[i]gk[ei]t betrifft, aus der die Kunst hervorgeht, 2364 betrifft 2365 , so hat Plat[on] zwar auch d[ie]se nicht ganz unbeachtet gelassen, aber eine genaue Untersuch[un]g u[nd] s[c]harfe B[e]stimmu[n]g d[e]s Wesens der Phantasie findet sich doch nicht. Die Quelle aller 2366 künstlerisch[en,] dichterisch[en] 2367 Hervorbring[un]g ist nach ihm eine höhere Begeist[e]ru[n]g - u[nd] insofern hat die Kunst gleich[en] Urspr[u]ng mit der Philosophie; - nur d[a]ß der enthusiastis[c]he Drang d[e]s Künstlers nicht d[u]rch dialekt[ische] Zucht geläutert u[nd] zum Wissen entwickelt ist [,] sond[ern] bei unklare[n] Vorst[e]ll[u]ng[en] u[nd] Ahnung[en] stehen bleibt, so daß es ihm an Bewußts[eyn] üb[er] sein Thun fehlt u[nd] er nicht zu richt[i]g[en] B[e]gr[i]ffen kommt üb[er] das [,] was er darst[e]llt. - Aus d[ie]s[er] Unwiss[e]n- 2359 Vor der Zeile mit Bleistift. 2360 Vor der Zeile mit Bleistift. 2361 Vor der Zeile mit Bleistift. 2362 Über der Zeile. 2363 Vor der Zeile mit Bleistift. 2364 „so hat“ in der Zeile gestrichen. 2365 „betrifft“ irrtümlich wiederholt. 2366 „höh[eren]“ in der Zeile gestrichen. 2367 „B[e]geist[e]r[u]ng“ in der Zeile gestrichen. 337 sch[a]ftl[i]chk[ei]t geht dann auch die Trennung der Einen Kunst in mehrere Kunstzweige hervor. Daß es auch eine höhere, einheitlichere, v[on] klarer Erk[e]n[n]tn[i]ß getragene Kunst geben könnte, hat er wenigst[e]ns an Einer Stelle angedeutet. (Symp[osion]  Der Tragiker hat die M[e]nsch[e]n in ihr[er] Größe, der Komiker in ihrer Thorh[ei]t darzust[e]lle[n] - beide brauch[en] wiss[enschaftliche] M[e]nsch[en]kenntn[i]ß [.] -  2368 ) D[ie]se  voll[en]d[e]te  2369 Kunst aber wäre nichts andres als angewandte Philosophie wäre. -  c)  2370 Das unterscheidende Merkmal der Kunst liegt in d[er] Nachahmung; [106rl/ 106vr] oder wenn alles menschl[iche] Thun im höheren Sinn eine Nachahmung der Idee ist - so unterscheidet sich die Thätigk[ei]t des Künstlers dad[u]rch v[on] andern, d[a]ß sie nicht d[a]s unsinnl[iche] ] Wesen der Dinge in sinnl[ich] Realem, sond[ern] nur ihre Erscheinung in Scheingebild[en] nachahmt. - D[a]h[er] sie keinen besonders hohen Werth hat. - Sie ist an sich nur ein Spiel, will Genuß u[nd] Unterhalt[u]ng [,] nicht 2371 Belehrung od[er] Nutzen gewähren [.] - Um zu gefallen [,] schmeichelt die Kunst den Neigung[en] der M[e]nsch[e]n [,] insbes[ondere] der Massen; der Inhalt ihrer Darst[e]ll[u]ng ist großenth[ei]ls unsittl[ich] u[nd] verkehrt. - Die Dichtkunst. - Schauspielkunst. - Einricht[un]g in der Republ[ik]. Strenge Aufsicht - Musik - Zweck ders[e]l[ben]. Einth[ei]l[un]g der Künste nicht vollständ[i]g. - Auch die Redekunst dazu. - [II.] Physik mit Anthropologie. Und zwar A) Allgem[eine] Bestimmung[en] u[nd] Gründe der Erscheinungswelt [.] B) Das Weltgebäude u[nd] s[eine] Theile. C) Der Mensch. - A) Allgem[eine] Gründe der Erscheinungswelt. 1. Die Materie gehört vor Allem dahin als allgem[eine] Grundlage des Sinnl[ichen]. a)  α)  2372 Plat[on] betrachtet, wie wir sahen, die Ideen als das allein wahrh[a]ft Seyende, die sinnl[iche] Ers[c]heinung d[a]g[e]g[en] erklärt er für ein Mittleres zw[i]s[c]h[en] Seyn u[nd] Nichtseyn; für ein solches [,] dem nur ein Uebergang v[om] Seyn z[um] Nichtseyn u[nd] v[om] Nichtsey[n] z[um] Seyn, nur ein Werden, 2368 Einfügung am Seitenrand [106rr] mit Bleistift. 2369 Über der Zeile. 2370 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 2371 „Beh“ in der Zeile gestrichen. 2372 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 338 nie ein Seyn zukomme. In ihr stellt sich (nach ihm) die Idee nie rein [,] sond[ern] immer nur mit ihrem G[e]g[e]nth[ei]l gemischt, nur verworren, in eine Vielh[ei]t v[on] Einzelwesen zerschlagen u[nd] unter der materi[e]ll[en] Hülle versteckt [,] dar; sie ist nicht ein An und für sich seyendes [,] sond[ern] all’ ihr Seyn ist Seyn für Anderes, d[u]rch Anderes u[nd] in V[e]rh[ä]ltn[i]ß zu Anderem, um eines Andern willen (Symp[osion,] Phileb[os,] Tim[aios,] Rep[ublik] V [,] Phaed[on]). Das sinnl[iche] Daseyn ist also nur ein Schatten und Zerrbild des wahren Seyns, was in d[ie]s[e]m Eines ist, ist in jenem ein Vielfaches u[nd] Getheiltes, was dort rein für und durch sich ist, das ist hier an Andere[n] u[nd] d[u]rch Anderes, was dort S[e]yn [,] ist hier Werden.  β)  2373 Da ist  entst[e]ht  2374 nun die Frage, woher dann d[ie]se Verunstalt[un]g der Idee in der Erscheinung?  1)  2375 In den Ideen  selbst  2376 kann der Grund davon nicht liegen, denn wenn d[ie]se auch miteinander in Gemeinsch[a]ft trete[n], so bleib[en] sie doch für sich darin, ohne sich mit andern zu vermischen - jede in ihre[m] eige[nen] Wesen; keine Idee kann sich mit einer andern, ihr entgeg[en]gesetzt[en]  s[on]d[ern] nur id[en]tisch[en]  2377 verbind[en] od[er] in dieselbe übergehen. - Die sinnl[ichen] Dinge d[a]g[e]g[en] nehmen im Unters[c]hiede v[on] den Idee[n] nicht blos übereinstimmende [,] sond[ern] auch entgeg[en]gesetzte B[e]sch[a]ff[en]h[ei]t in sich auf u[nd] zwar ist d[ie]s[e]s ihn[en] wesentl[ich]. D[a]h[er] Plat[on] gerad[e]zu s[a]gt; es sey keines unter [106vr/ 107rl] 2378 ihnen, das nicht zugleich d[a]s G[e]g[e]nth[ei]l seiner selbst, deßen Seyn nicht zugleich sein Nichtseyn wäre. (Rep[ublik] V [,] Phaed[on])  2)  2379 D[ie]se Unvollkommenh[ei]t der Erscheinung kann nun nicht aus der Idee stammen; sie beweist vielmehr, daß nicht blos die Vernunft [,] sond[ern] auch die Nothw[e]nd[i]gk[ei]t Ursache der Welt ist u[nd] daß d[ie]se vernunftlose Ursache v[on] d[er] Vernunft nicht schlechthin überwund[en] werden konnte. (Tim[aios] 48).  3)  2380 Um also das Sinnl[iche] als solches zu erklären [,] muß ein eigenthüml[iches] Princip angenomm[en] werden u[nd] d[ie]s[e]s Princip muß d[a]s reine G[e]g[e]nth[ei]l der Idee seyn, da gerade der Widerspruch der Erscheinung gegen die Idee 2381 v[on] ihm hergeleitet werden soll. Es muß den Grund für das Nichtseyn, die Getheilth[ei]t [,] die Veränderl[i]chk[ei]t der Ers[c]heinu[n]g enthalten u[nd] zwar nur 2373 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 2374 Über der Zeile. 2375 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 2376 Über der Zeile eingefügt. 2377 Über der Zeile mit Bleistift. 2378 „Gesch[ichte] der griech[isch-]röm[ischen] Philos[ophie] 54.“ am oberen Seitenrand [107rr]; „54.“ bezeichnet den Bogen. 2379 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 2380 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 2381 „s“ in der Zeile gestrichen. 339 den Grund  hie  2382 für, denn was Reales, Einheitl[iches,] Beharrliches an ihr ist, das stammt ausschließl[ich] v[on] der Idee her; jenes kann d[a]h[er] nur der Grund für d[a]s Nichtseyende, für das Auseinander u[nd] die Veränd[e]r[u]ng sey[n]. D[ie]s[e]s Princip ist nun das [,] was Plat[on] als ὑλή bezeichnet u[nd] wir als Materie. b) Charakterisi[erun]g der Materie.  1)  2383 Eine Bes[c]hreib[u]ng der Materie enthält der Phileb[os] u[nd] Tim[aios].  Die Platon[ische] Ansicht v[on] d[er] Materie gehört zu d[en] du[n]kelsten, unbestimmtest[en] P[u]nkt[en] der Phil[o]s[ophie] Plat[ons].  2384 Phileb[os] nennt das allgem[eine] Substrat der sinnl[ichen] Erscheinung das Unbegränzte u[nd] rechnet zu dems[e]lb[en] „alles [,] was das Mehr od[er] minder, das Stärker u[nd] Schwächer u[nd] des Uebermaßes fähig ist“ [,] also: Das Unbegränzte ist dasj[enige], innerh[a]lb dessen keine genaue und feste Bestimmung mögl[ich] ist, das Element der begrifflosen Existenz, der Veränd[e]r[u]ng, die es nur zu einem Seyn u[nd] B[e]stehen bringt.  2)  2385 Im Tim[aios] untersch[ei]d[e]t Plat[on]  1)  2386 d[a]s Urbildl[iche] u[nd] sich selbst gleiche Wesen, die Ideen, -  2)  2387 dann das, was ihnen nachgebildet ist, die sinnl[iche] Erscheinu[n]g u[nd] als  3)  2388 Drittes dasjenige, was die Grundlage u[nd] gleichsam den mütterl[ichen] Schooß für alles Werden bilde  materies = mater rerum  2389 , das Gemeinsame, das allen körperl[ichen] Elementen u[nd] allen b[e]stimmt[en] Stoff[en] zu Grunde liege u[nd] in dem unaufhörl[ichen] Fluß aller d[ie]s[e]r Formen, im Kreislauf des Werdens sich als ihr bleibendes Substrat d[u]rch sie alle hindurchbewege; - das Dieses [,] in dem sie werden u[nd] in das sie zurückgehen, das sie nie rein, sondern immer nur unter irg[e]nd einer besondern Form darstelle[n]; die bildsame Masse (ἐκμαγεῖον) [,] aus der sie alle geformt werden, die aber eben d[e]ßweg[en] selbst  noch  2390 ohne alle b[e]stimmte Form u[nd] Eig[e]nsch[a]ft seyn müsse.  3)  2391 Daß 2392 solches Element vorauszusetzen sey [,] beweist Plat[on] aber aus dem beständ[i]g[en] Fluße des Sinnl[ichen,] der seiner Ansicht nach nicht mögl[ich] wäre, wenn die b[e]stimmt[en] Stoffe als solche 2393 etwas Reales, ein Dieses u[nd] 2382 Angefügt; in der Zeile folgendes „dieses“ gestrichen. 2383 Vor der Zeile mit Bleistift. 2384 Randbemerkung am Seitenrand [107rr] mit Bleistift. 2385 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 2386 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2387 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2388 Über der Zeile mit Bleistift. 2389 Randbemerkung am Seitenrand [107rr] mit Bleistift. 2390 Über der Zeile eingefügt. 2391 Vor der Zeile mit Bleistift. 2392 „es“ in der Zeile gestrichen. 2393 „solche“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „solches“. 340 nicht vielmehr bloße Erscheinu[n]gsformen u[nd] Modifikatio[nen] eines gemeinsam[en], u[nd] daru[m] nothw[e]nd[i]g b[e]stimmu[n]gslos[en] Dritt[en] wären. (Tim[aios])  4)  2394 Näher bezeichnet er dass[e]lbe als eine unsichtbare u[nd] gestaltlose Wahrh[ei]t, fähig alle Gestalt[en] aufzunehmen, als den Raum, der selbst unvergängl[ich] allem Werdend[en] eine Stätte darbiete 2395 - als d[a]s Andere [,] in dem alles Werdende seyn müsse, um üb[er]h[au]pt zu seyn, währ[en]d das wahrhaft Seyende, als in sich einig, nicht in ein v[on] ihnen so ganz verschiedenes Gebiet eingehen könne. -  5)  2396 Auch Arist[oteles] berichtet [,] d[a]ß Plat[on] in s[einen] Vortr[ä]g[en] die Materie auf d[a]s Unbegränzte od[er] auf d[a]s Große u[nd] Kleine zurückführte, um damit auszudrücken, [107rl/ 107vr] daß ihr  eigentl[iches]  2397 Wesen nicht in festen und sich gleichbleibend[en], begriffl[ich] abgränzbaren Eig[e]nsch[a]ft[en], sond[ern] nur in der extensiv[en] u[nd] intensiv[en] Größe b[e]stehe, d[a]ß sie einer in’s Unb[e]stimmte g[e]h[e]nd[en] Vermehr[u]ng u[nd] Vermind[e]r[un]g, Steig[e]r[u]ng u[nd] Abschwäch[u]ng fähig sey. b) 2398 Dieß Alles ist nun noch immer sehr unbestimmt - freil[ich] über d[a]s Unbestimmte. - Die Platon[ische] Materie läßt verschied[ene] Auff[a]ß[u]ng[en] zu.  α)  2399 Gewöhnl[ich] wird d[ie]se B[e]stimmung so verstand[en], d[a]ß darunter eine ewige od[er] jed[e]nf[a]lls der Welts[c]höpf[un]g vorherg[e]h[en]de körperl[iche] Materie gelehrt werde. Aristot[eles] hat ja d[ie]s[e]r Auff[a]ß[un]g Veranlass[un]g gegeben, wenn er sie auch nicht  selbst  2400 th[ei]lt. Bei spätern ist sie ganz herrsch[e]nd geworden; in neu  ester  2401 Z[ei]t sind ebenf[a]lls mehrer[e] Forscher für sie [,] z. B. Bonitz, Brandis, Stallbaum, Reinhold, Hegel [,] Strümpell (Gesch[ichte] der theoret[ischen] Philos[ophie] d[er] Gr[iechen]) 2402 etc. - Viele sind auch d[a]g[e]g[en,] z. B. Boeckh, Ritter, Preller, Schleierm[acher], Steinhart. Die Auff[a]ß[un]g kann Manches für sich anführen, denn im Tim[aios] wird allerdings die Grundl[a]ge des sinnl[ichen] Daseyns wie ein materi[e]ll[e]s Substr[a]t b[e]schriebe[n]; sie ist dasj[enige,] in dem alle materiell[en] Stoffe werd[en] u[nd] in das sie sich auflösen; - sie wird mit der Masse verglich[en,] aus welcher der Künstler seine Figuren bildet, sie wird b[e]zeichnet als das τοῦτο u[nd] τόδε, welches bleibend, was es ist, b[a]ld die Form d[e]s Feuers, bald die des Wassers etc. annehme 2394 Vor der Zeile mit Bleistift. 2395 „darbiete“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „darbietet“. 2396 Vor der Zeile mit Bleistift. 2397 Über der Zeile eingefügt. 2398 Korrespondierendes „a)“ ist unauffindbar. 2399 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 2400 Über der Zeile. 2401 In der Zeile angefügt. 2402 Strümpell, Ludwig, Die Geschichte der theoretischen Philosophie der Griechen. Zur Übersicht, Repetition und Orientirung bei eigenen Studien, Leipzig 1854. 341 u[nd] es wird endl[ich] auch v[on] eine[m] Sichtbare[n] geredet, das vor der Entst[e]h[un]g der Welt in der Unruhe einer regellosen Beweg[un]g die Formen u[nd] Eig[e]nsch[a]ft[en] aller 2403 Elemente verworren u[nd] undeutlich in sich gehabt habe. -  β)  2404 Doch widerspricht d[ie]se Darst[e]ll[un]g  stimm[en] nicht zusammen  2405 sonst[i]g[en] B[e]h[au]pt[u]ng[en] Platon’s. -  1)  2406 Während näml[ich] Plat[on] sonst die völlige Formlos[i]gk[ei]t des gemeinsame[n] Substrates aller elementaris[c]h[en] Forme[n] b[e]h[au]pt[e]t - werd[en] ihm hier schon Anf[ä]nge der Gestalt[un]g beigelegt; u[nd]  2)  2407 während ihm zufolge alles Sichtbare entstand[en] ist, müßt[e] nach d[ie]s[er] Stelle schon vor der Weltbild[un]g ein Sichtbares vorhand[en] seyn; u[nd]  3)  2408 während er sonst dem Körp[e]rl[ichen] alle Beweg[un]g v[on] d[er] Seele kommen läßt, wird hier die 2409 unbeseelte Materie unablässig bewegt genannt. - Es spricht d[a]h[er] hier die alte Vorst[e]ll[un]g v[om] Chaos herein - wo aber Plat[on] sich b[e]stimmter erklärt [,] setzt er etwas Anderes an dess[en] Stelle.  4)  2410 Plat[on] erklärt sehr oft, d[a]ß nur der Idee ein wahres Sey[n] zukomme; demgemäß kann er nicht wohl, scheint es, in der Materie eine zweite, gleichf[a]lls ewige u[nd] in all[em] Wechsel der Formen ihrem Wes[en] nach sich gleichbleib[en]de Substanz annehm[en].  5)  2411 Aber er bezeichnet die Materie vielmehr als d[a]s Nichts[e]y[e]nde. Dem Tim[aios] zufolge ist sie weder mit dem Gedank[en] als solch[em] zu erfassen  wie  2412 die Idee, noch mit der Empfind[un]g wie das Sinnl[iche]; sie kann also nur zu dem Nichtseyend[en] gehöre[n], s[o]nst müßte sie entw[eder] mit dem Geda[n]k[en] od[er] mit d[er] Vorst[e]ll[un]g zu erfassen seyn.  6)  2413 Plat[on] hat sich noch b[e]stimmter erklärt: Das [,] worin Alles wird u[nd] in das Alles sich auflöst [,] ist der Raum (Rep[ublik], Tim[aios]); er ist also jenes Dritte, das neb[en] den Ideen u[nd] der Erscheinungswelt als die allgem[eine] Grundlage der letztern gefordert wird.  7)  2414 Hiemit stimmt auch Aristot[eles] überein. Er versichert [,] Plat[on] habe d[a]s Unbegränzte ἄπειρον als Princip gesetzt; nicht in dem Sinn, d[a]ß 2403 „Wes[en]“ in der Zeile gestrichen. 2404 In der Zeile und zusätzlich vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2405 Über der Zeile mit Bleistift. 2406 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2407 Über der Zeile mit Bleistift. 2408 Über der Zeile mit Bleistift. 2409 „unablässig“ in der Zeile gestrichen. 2410 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 2411 Über der Zeile mit Bleistift. 2412 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „noch“. 2413 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 2414 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 342 unbegränzt d[a]s Prädikat eines ander[n] Substrats [,] sond[ern] so, d[a]ß d[a]s Unbegränzte als Solches Subject seyn sollte. und  8)  2415 Aristot[eles] unters[c]heidet seine eigne Fass[u]ng der Materie v[on] d[er] Plat[ons] [107vr/ 108rl] durch die Bestimmung, d[a]ß Plat[on] die Materie schlechthin u[nd] an sich selbst zum Nichtseyenden mache, er d[a]g[e]g[en] nur abgeleiteter Weise (κατα συμβεβηκός), d[a]ß  dem  2416 Plat[on] die Negation (στέρησις) d[a]s Wesen der Materie sey, ihm aber nur eine Eig[e]nsch[a]ft derselben (Phys[ik] I 9).  9)  2417 Auch die Construction der Elemente im Tim[aios] setzt Unkörperlichk[ei]t der Materie voraus [,] da dies[e]lb[e] nicht aus körperl[ichen] Atomen [,] sond[ern] aus mathemat[ischen] Flächen 2418 zusamme[n]gesetzt u[nd] in solche aufgelöst werden. Andere [,] z. B. Ritter [,] gehen aber noch weiter u[nd] b[e]h[au]p-t[e]n [,] Plat[on] habe die sinnl[iche] Vorst[e]ll[un]g nur für etwas Subj[ectives] gehalten - u[nd] die Materie (ähnl[ich] Leibnitz) als Erzeugniß verworrener Vorst[e]l-l[un]g aufgefaßt. - Die meist[en] Fors[c]her erkläre[n] sich aber entschied[en] d[a]-g[e]g[en] u[nd] Brandis bemerkt, ein solcher subj[ectiver] Ideal[i]smus, wie Ritter dem Plat[on] zusc hreibt, sey dem ganzen Alterth[um] fremd.  γ)  2419 Das Allgemeine also, was dem sinnl[ichen] Daseyn zu Grunde liegt [,] ist dem Plat[on] wed[er] materielles Substrat noch ein bloßer Schein der subj[ectiven] Vorst[e]ll[un]g - sondern: Die Grundlage alles materi[e]ll[en] Daseyns ist d[a]s Unbegrenzte, nicht als Prädikat, sond[ern] als Subject gedacht [,] d. h. die Unbegrenzth[ei]t; d[a]s Große u[nd] Kleine, welches aber doch nicht als Stoff zu bezeichne[n] ist, das Nichtseyende, d[a]s Nichtseyn; der Raum [,] d. h. das Auseinander u[nd] die Getheilth[ei]t. Demnach ist an die Stelle einer ew[i]g[en] Materie die bloße Form der Materialität, die Form der räuml[ichen] Geth[ei]lth[ei]t u[nd] der Beweg[un]g zu setzen - u[nd] wenn d[er] Tim[aios] spricht v[on] einer vor der Weltbild[un]g unruh[i]g bewegten Materie, so kann dieß nur den Gedank[en] ausdrücken, d[a]ß d[a]s Außeinander u[nd] d[a]s Werden die wes[e]ntl[ichen] Formen alles sinnl[ichen] Daseyns sind. 2420 Weder etwas blos Subj[ectives] noch eine eigentl[iche] Realität od[er] Substantialität 2421 ist also die Materie [,] d. h. d[a]s Substrat der Ers[c]heinu[n]g[en]. Sie ist Negation der in den Idee[n] gesetzt[en] Realität, ist Nichtseyn der Idee 2422 , in das 2415 Vor und unter der Zeile. 2416 Über der Zeile mit Bleistift. 2417 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 2418 Lesart unsicher. 2419 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 2420 „D[ie]se“ in der Zeile gestrichen. 2421 „kommt“ in der Zeile gestrichen. 2422 „Idee“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „Ideen“. 343 d[ie]se nicht eingehen kann, ohne daß sich ihre Einh[ei]t in die Vielh[ei]t, ihre Beharrl[i]chk[ei]t in den Fluß des Werdens, ihre B[e]stimmth[ei]t in die unbegrenzte Mögl[i]chk[ei]t der Vermehr[un]g u[nd] Vermind[erun]g, ihre Sichselbstgleichh[ei]t in inner[n] Wid[e]rspr[u]ch u[nd] ihr unbedi[n]gt[e]s S[e]y[n] in eine Verbi[n]d[un]g v[on] Seyn u[nd] Nichtsey[n] auflöst. Durchzuführe[n] ist freil[ich] d[ie]se Ansicht nicht. Wie soll ein Raum ohne Räuml[iches,] ein Materi[e]ll[e]s ohne Materie, ein Nichtsey[e]nd[e]s u[nd] doch Existir[en]d[e]s mögl[ich] s[e]y[n]. - Wie soll dann auch d[ie]s[e]s Nichtseyende erkannt werd[en].  - Da Alles in d[em] Maaße erkannt werd[en] kann, als es ist.  2423  NB [: ] Die Vereinig[un]g u[nd] Ausgleich[un]g beider Ansicht[en] dürfte d[a]d[u]rch zu erziel[en] seyn, d[a]ß man annimmt, das Eine Mal habe er d[a]s Substrat d[e]r Ers[c]heinu[n]g[en] an sich [,] das Andere Mal d[ie]s[e]s Substrat nach s[einer] philos[ophischen] B[e]deut[un]g 2424 gefaßt [.] -  2425 [108rl/ 108vr] Das Verh[ä]ltn[i]ß des Sinnl[ichen] zur Idee. Die Ansichten hierüb[er] sind verschieden u[nd] die Sache üb[er]h[au]pt schwer näher zu b[e]stimmen u[nd] 2426 üb[er] d[ie] wahre Ansicht Plat[ons] zu entscheiden. a) Die gewöhnl[iche] Ansicht ist die, d[a]ß nach Plat[on] die sinnl[iche] u[nd] die Ideenwelt sich einander gegenüb[er] stehen als zwei auseinander liegende Gebiete u[nd] wesentl[ich] verschiedene Ordnungen. Darauf gründen sich schon größtenth[ei]ls die Einw[e]nd[un]g[en] 2427 Arist[oteles’] gegen Plat[ons] Lehre. Und in dem [,] was Plat[on] v[on] dem Fürsichseyn der Ideen u[nd] v[on] der Urbildl[i]chk[ei]t ders[e]lb[en] für die Dinge sagt, scheint hinlängl[iche] Begrü[n]d[un]g für d[ie]se Ansicht zu liegen. b) Indeß wird sie danach v[on] Manchen in Abrede gestellt [.] -  α)  2428 Man beruft sich schon darauf, d[a]ß Plat[on] selbst die Frage aufwerfe  (Phil[ebos])  2429 , wie es wohl mögl[ich] sey, d[a]ß die Ideen i[m] Werdende[n] u[nd] unbegrenzt Vielen seyn können, ohne ihre Einheit und Unveränderlichk[ei]t zu verlieren? - u[nd] er legt die S[c]hwier[i]gk[ei]t[e]n der Beantwort[un]g d[ie]s[e]r Fragen dar; - ob man näml[ich] annehme, d[a]ß in jedem der Vielen, die an der Idee Theil haben, die ganze Idee, od[er] daß in jedem ein Th[ei]l ders[e]lb[en] sey, so würde sie geth[ei]lt; - 2423 In und unter der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2424 „erk“ in der Zeile mit Bleistift gestrichen. 2425 Randbemerkung am Seitenrand [108rr] mit Bleistift. 2426 „zu“ in der Zeile gestrichen. 2427 „Plat[ons]“ in der Zeile gestrichen. 2428 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 2429 Über der Zeile. 344 ferner wenn man die Ideenlehre auf die Nothw[e]nd[i]gk[ei]t gründe, für alles Vielfache ein Gemeinsames anzunehmen, so müßte eb[e]nso für die Idee u[nd] die gleichnamig[en] Erscheinu[n]g[en] ein Gemeinsames [,] über ihnen Stehendes angenomme[n] werd[en] u[nd] s[o] f[o]rt in’s Unendl[iche] - (Parmen[ides]) - u[nd] d[ie]s[e]lbe Schwier[i]gk[ei]t wiederhole sich auch, wenn man die Gemeinsch[a]ft der Dinge mit den Ideen darein setzt, daß sie d[ie]s[e]n nachgebild[e]t s[e]ye[n] (Parm[enides]); wenn endl[ich] b[e]h[au]pt[e]t wird [,] d[a]ß die Idee[n] das [,] was sie sind, für sich seyen, so scheine nur eine Bezieh[u]ng d[e]r Idee[n] auf einander, nicht eine B[e]z[ie]h[u]ng der Ideen auf uns u[nd] ein Erkanntwerden ders[e]lb[en] v[on] uns möglich zu seyn. -  β)  2430 Man s[a]gt nun [,] d[ie]se Einw[e]nd[un]g[en] hätte Plat[on] unmögl[ich] machen u[nd] dennoch d[e]r Idee[n]lehre treu bl[e]ib[en] können [,] wenn er nicht der Ansicht gewesen wäre [,] sie widerl[e]g[en] zu könne[n.] - D[ie]se Widerl[e]g[un]g aber sey nur mögl[ich] d[a]d[urc]h, d[a]ß man die sinnl[ichen] Dinge u[nd] die Ideen nicht zwei vers[c]hied[ene] Realität[en] seyn läßt, sond[ern] nur Eine - d. h. d[a]ß ma[n] d[en] sinnl[ichen] Dinge[n] Realität abspricht, da nach Plat[on] den Idee[n] allein Wirkl[i]chk[ei]t u[nd] Seyn zukommt; die Dinge sind d[a]h[er] s[e]lbst d[en] Ideen immanent. 2431 - Da nun ist dann nicht mehr zu fürcht[en], d[a]ß die Einh[ei]t d[e]r Idee d[u]rch die Vielh[ei]t d[e]r Dinge aufgehoben werde, denn diese Vielh[ei]t der Dinge existirt in Wahrheit gar nicht.  c)  2432 Allein d[a]g[e]g[en] erheben sich 2433 wieder Schwier[i]gk[ei]t[en: ] 1) fürs Erste sind d[a]g[e]g[en] jene Plat[onischen] Stellen [,] in denen von 2434 d[er] Materie u[nd] v[on] sinnl[ichen] Dingen die Rede ist als v[on] wirkl[ichen] G[e]g[en]st[än[de[n.] 2) Es läßt sich nicht erklären, wod[u]rch dann die Ideen dazu gekomme[n] wären, den Schein d[e]s Wirklichen u[nd] Vielen, die Dinge hervorzubring[en], u[nd] wie sie das vermöchten. Man hat die Entst[e]h[un]g hievon allenf[a]lls d[u]r[c]h Abfall zu erklären versucht v[on] d[er] Idee.  so daß Idee u[nd] Ers[c]heinung dem Wesen nach gleich [,] nur dem V[e]rh[ä]ltn[i]ß nach verschieden wäre; - d[a]s Sinnl[iche] wäre Idee in verkehrtes Verhältniß gebracht etc.  2435 Allein [,] b[e]stimmt ist d[ie]se Lehre bei Plat[on] nicht vorhanden [,] sond[ern] allenf[a]lls nur indirect angedeutet d[u]rch 2430 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2431 „.“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „; “. 2432 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 2433 „d“ in der Zeile gestrichen. 2434 „von“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „[*]“. 2435 Einfügung am Seitenrand [108vl]. 345 d[a]s Herabsink[en] der Seelen in die Leibl[i]chk[ei]t; - dann wäre aber doch die Sache nicht näher erklärt. [108vr/ 109rl] 2436  3)  2437 Wie sollte ein Unwirkliches, Unreales, das bloße Nichtseyn der Idee ist, die Macht haben zu bewirken, d[a]ß sich die Idee in der Erscheinungswelt nicht beharrlich, nicht rein u[nd] ungetrübt, sond[ern] nur vorübergehend, gebrochen, entstellt, verzerrt u[nd] in eine Vielheit v[on] Exemplaren zersplittert?  d)  2438 Es bleibt also doch nichts übrig als anzunehmen, d[a]ß die Idee in der Sinnenwelt eine reale Schranke finde, ein Hinderniß [,] eine[n] unüberwindl[ichen] G[e]g[en]satz, so daß neb[en] den Ideen doch auch noch Anderes wirkl[ich] existirt - u[nd] Plat[on] d[i]ese d[a]nn als eines 2439 nicht überwund[en], u[nd] Idee u[nd] Sinnl[i]chk[ei]t nicht klar zu vermitteln vermochte. In welcher W[ei]se dann die Th[ei]lnahme der Erscheinu[n]gsDinge an den Ideen stattfinden soll, wie die Abbilder  Musterbilder  2440 nach den Urbildern gestaltet seyen - ist v[on] Plat[on] ebenf[a]lls nicht näher ausgeführt. Die Dinge müßen indeß, insofern sie Abbild der Idee sind [,] durch die Idee, sofern sie an der Materie zugleich ein eigenth[üm]l[iches] Princip an sich haben, zugleich d[u]rch die Nothw[e]nd[i]gk[ei]t b[e]stimmt s[e]yn [,] denn so gewiß auch die Welt d[u]rch die Vernunft gebild[e]t ist [,] so  unverkennbar  2441 ist doch auch, d[a]ß bei ihrer Entsteh[un]g neben der Vernunft noch eine andere,  eine  2442 blind wirkende Ursache mit im Spiel war u[nd] daß die G[o]tth[ei]t ihr Werk nicht schlechthin vollkommen, sond[ern] nur so gut machen konnte, als dieß die Natur des Endlichen zuließ.  e)  2443 Die Vernunft hat sich bei der Weltordnung nach der Idee des Guten gerichtet u[nd] als Werk der Vernunft müssen demnach die Dinge aus der Idee des Guten, als 2444 teleologisch erklärt werden; d[a]g[e]g[en] was d[ie]s[e]r Erklär[u]ng an ihnen widerstrebt, ist als Erzeugniß mechanischer Ursachen, od[er] der Naturnothw[e]nd[i]gk[ei]t anzusehen. Beide Arten v[on] Ursachen stehen sich ind[e]ß keineswegs gleich; die eig[en]tl[ichen] u[nd] wes[e]ntl[ichen] Ursachen der Dinge sind die Endursachen, die physikalisch[e]n d[a]g[e]g[en] sind bloße  Hilfs  2445 Mittel der zweckthätig[en] Vernunft. Doch sind sie nicht ganz machtlos u[nd] nicht ganz nur gefügiges W[e]rkzeug der Vernunft; - sowie die Materie trotz ihres Nichtseyns die 2436 „Gesch[ichte] der griech[isch-]röm[ischen] Philos[ophie] 55.“ am oberen Seitenrand [109rr]; „55.“ bezeichnet den Bogen. 2437 Vor der Zeile mit Bleistift. 2438 Vor der Zeile mit Bleistift. 2439 Lesart unsicher. 2440 Über der Zeile eingefügt. 2441 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „gewiß“. 2442 Über der Zeile eingefügt. 2443 Vor der Zeile mit Bleistift. 2444 „als“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „[*]“. 2445 Über der Zeile eingefügt. 346 Idee in der Erscheinu[n]g hemmt u[nd] entst[e]llt [,] so redet Plat[on] auch hier v[on] ein[em] Widerst[a]nd der Nothw[e]nd[i]gk[ei]t geg[en] die Vernunft [,] welcher d[u]rch ihr Zureden nun th[ei]lw[ei]se überwund[en] es für die G[o]tth[ei]t unmögl[ich] gemacht ein d[u]rchaus vollkommenes Werk hervorzubringen (Tim[aios] 48) [.] Ebenso soll im M[e]nsch[e]n der Körper es seyn, der 2446 ihn an reinerer Erk[e]n[n]tn[i]ß verhindert [,] der schlechte Begierden u[nd] sittl[iche] Unordnung in ihm hervorruft; Aristot[eles] s[a]gt d[a]h[er] geradezu, Plat[on] halte die Materie für die Ursache d[e]s Uebels. (Met[aphysik] I). 3. 2447 Die Weltseele. Um den Dual[i]smus zw[i]s[c]h[en] Idee u[nd] Ers[c]heinung einigermassen zu überwinden [,] erscheint bei Plat[on] ein Mittelglied zw[i]sch[en] beiden [,] die Weltseele. Plat[on] s[a]gt im Tim[aios,] die Vernunft (νοῦς) könne ohne Seele Keinem innewohnen.  (Für Plat[on] Theismus ein Zeugniß? )  2448 Da nun G[o]tt die Welt aufs Beste einricht[en] wollte, das 2449 Vernünft[i]ge aber besser sey als das Unvernünft[i]ge - so pflanzte er aus d[ie]s[e]m Grunde die Vernunft der Welt - in eine Seele u[nd] die Seele in ihren Leib.  Allgem[eine] B[e]stimmung.  2450 Die Seele bereitete er auf f[o]lg[e]nde W[ei]se zu: Noch ehe er die körp[e]rl[ichen] Elemente  bildete  2451 [,] mischte er aus der  un  2452 th[ei]lbar[en] u[nd] sich selbst gleichen Substanz u[nd] aus körp[e]rl[ich] th[ei]lbare[n] eine dritte [,] zw[i]s[c]h[en] beid[en] in der Mitte stehende; nachdem er hierauf [109rl/ 109vr] dieser Substanz nach das Selbige u[nd] das Andere beigefügt hatte, th[ei]lte er das Ganze nach den Grundzahlen des harmonischen u[nd] astronomischen Systems u[nd] bildete aus dem so getheilt[en] Stoff d[u]rch Längenth[ei]l[un]g die Kreise des Fixstern[-]Himmels u[nd] der Planetenbahnen.  Großart[i]g Mikrokos[m]us u[nd] Makrokosmus verbind[en]d -  2453 - Da ist also eig[e]ntl[ich] phantastisch genug v[on] ein[er] räuml[ichen] Verth[ei]l[un]g u[nd] Ausspannung der Weltseele  (Ver[n]u[n]ft)  2454 die Rede [,] welche der Bild[un]g des Körp[e]rl[ichen] vorangeht, 2455 v[on] 2456 die 2457 Entst[e]h[un]g ders[e]lb[en] aus einer chemisch[en] 2446 „d[u]rch“ in der Zeile gestrichen. 2447 Korrespondierendes „2.“ ist unauffindbar. 2448 Randbemerkung am Seitenrand [109rr]. 2449 „das“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „[*]“. 2450 Randbemerkung am Seitenrand [109rr] mit Bleistift. 2451 Über der Zeile eingefügt. 2452 In der Zeile eingefügt. 2453 Randbemerkung am Seitenrand [109vl] mit Bleistift. 2454 Über der Zeile mit Bleistift. 2455 „,“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „; “. 2456 Über der Zeile. 2457 Gemeint: „der“, was aber grammatisch an die Veränderung des Textes nicht angepasst wurde. 347 Misch[u]ng, 2458 u[nd] üb[er]h[au]pt stoffl[ichen] B[e]h[a]ndl[un]g des Immaterielle[n]. Das kann jed[e]nf[a]lls nicht im eig[e]ntl[ichen] Sinne gemeint seyn. - Aber dennoch ist gewiß [,] d[a]ß Plat[on] d[a]s Welt-Ganze für beseelt hielt,  als  2459 ein leb[e]nd[i]g[e]s Wesen betrachtete u[nd] zwar dems[e]lb[en] die vollkommenste, vernünft[i]gste Seele dem selben zus[c]hrieb. D[ie]se Ueberzeug[un]g gewann er th[ei]ls aus der allgem[einen] Erwäg[un]g d[e]s V[e]rh[ä]ltn[i]ss[e]s v[on] Seele u[nd] Körperwelt, th[ei]ls aus d[er] Betr[ac]ht[un]g der Natur u[nd] des menschl[ichen] G[ei]st[e]s.  Begründung f[ür] Annahme der Weltseele  2460  1)  2461 Wenn G[o]tt die Welt schuf [,] muß er sie mögl[i]chst vollkom[men] gemacht hab[en], u[nd] d[ie]se Vollkommenh[ei]t d[e]s Weltganzen, d[a]s alle Wese[n] in sich schli[e]ßt, muß dems[e]lb[en] i[n] höh[erem] Maaße zukommen als jedem seiner Th[ei]le. - D[a]s Vernünft[i]ge ist immer vollkommener als d[a]s Vernunftlose etc.  2)  2462 Dann: Allem dem [,] was v[on] Andern bewegt wird, muß ein solches vorausgehen [,] das sich selbst bewegt; nur d[ie]s[e]s ist der Anf[a]ng der Beweg[un]g. Alles Körp[e]rl[iche] wird v[on] Andern bewegt, die Seele d[a]g[e]g[en] ist nichts Anderes als die K[r]aft d[e]r Selbstbeweg[un]g. Die Seele ist also früher als der Körper u[nd] das [,] was der Seele zukommt [,] früher als das Körperl[iche].  3)  2463 Die Vernunft u[nd] die Kunst ist urspr[ü]nglicher als das [,] was man gewöhnl[ich] Natur nennt u[nd] d[ie]s[e]r Name selbst steht in Wahrh[ei]t der Seele in höh[e]re[m] Maaße zu als dem Körper. - Das Gleiche muß auch v[om] Weltgebäude gelten. Auch in ihm muß die Seele d[a]s Erste u[nd] Herrschende seyn, der Körper d[a]s Spätere u[nd] Dienende.  4)  2464 Und wenn wir näher auf d[ie] B[e]sch[a]ff[en]h[ei]t der Welt eingehen, so zeigt sich in ihr[er] g[a]nz[e]n Einricht[un]g eine so d[u]rchgreif[e]nde Zweckmäß[i]gk[ei]t u[nd] namentl[ich] in der Beweg[un]g der Gestirne eine so bewund[e]rnswürd[i]g[e] Regelmäß[i]gk[ei]t, d[a]ß wir an der walt[en]d[en] Vernu[n]ft u[nd] Weish[ei]t nicht zweifel[n] könne[n]. Diese Vernunft aber kann ihren Sitz nur in der Weltseele haben. (Phil[ebos])  5)  2465 Endl[ich] auch in uns[erem] eigne[n] G[ei]st künd[i]gt sich d[ie]se allgem[eine] Vernunft an; denn so wenig in uns[erem] Leib irg[e]nd etwas ist [,] was er nicht aus dem Leibe der Welt entlehnt hätte, eb[e]nsow[en]ig könnte eine Seele in uns seyn, wenn nicht d[a]s Weltganze beseelt wäre, eben wie die körp[e]rl[ichen] Ele- 2458 „die ja“ in der Zeile gestrichen. 2459 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „für“. 2460 Randbemerkung am Seitenrand [109vl] mit Bleistift. 2461 Vor und unter der Zeile mit Bleistift. 2462 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 2463 Vor der Zeile mit Bleistift. 2464 Vor der Zeile mit Bleistift. 2465 Vor der Zeile mit Bleistift. 348 mente im Weltganz[en] viel herrlicher, vollstä[n]d[i]g[e]r u[nd] mächt[i]g[e]r sind als in unsere[m] Leibe [,] so muß auch die Seele der Welt unsere Seele an Vollkomm[en]heit übertreff[en].  Praeexistenz!  2466 -  Schl[u]ß  2467 Die Weltseele ist also nothw[en]d[i]g [,] weil nur durch sie sich die Vernunft dem Körp[e]rl[ichen] mitth[ei]l[en] kann, sie ist d[a]s nothw[en]d[i]g[e] Mittelglied zw[i]s[c]h[en] der Idee u[nd] Erschei[n]u[n]g u[nd] sie ist insofern ein[e]rs[ei]ts d[e]r Gru[n]d aller geord- [ne]t[en] Bew[e]g[un]g u[nd] hieraus hervorgeh[en]d[en] Gestalt[un]g - anders[ei]ts die Quelle alles geist[i]g[en] Lebe[n]s u[nd] insb[e]s[ondere] alles Erkenn[en]s; denn d[a]s Erkenn[en] [109vr/ 110rl] ist es eben, wod[u]rch  nach  2468 Plat[on] der Mensch v[om] Thier sich unterscheidet. -  B)  2469  Nähere Bestimmung der Weltseele  2470 Die Weltseele wird d[a]h[er] nach Plat[ons] Beschreib[un]g aus dem untheilbaren u[nd]  dem  2471 th[ei]lbaren Wesen gemischt [,] d. h. sie verknüpft die einheitl[iche] Idee mit der Erscheinu[n]g, u[nd] vereinigt beider Eig[e]nsch[a]ft[e]n in sich; -  a)  2472 sie ist unkörperl[ich] wie die Idee, sie ist aber zugleich auf das Körperliche bezogen; sie steht der unbegrenzten Manigfalt[i]gk[ei]t der Erscheinu[n]ge[n] als ihre ideelle Einheit; ihrem regellosen Wechsel als das Beharrliche gegenüber, das unverrückbares Maaß u[nd] Gesetz in dens[e]lben  (Wechsel)  2473 hineinträgt; - sie ist aber nicht schlechthin außer ihr, wie 2474 die Idee, da sie als Seele des Körpers in die Räumlichk[ei]t, als Ursache der Beweg[un]g in den Wechsel verflochten ist.  b)  2475 Wenn mit d[ie]s[er] Substanz der Seele das Selbige u[nd] d[a]s Andere  (ταῦτον u[nd] θατὲρον Tim[aios])  2476 verbunden wird, so b[e]z[ie]ht sich dieß darauf, d[a]ß in d[er] Beweg[un]g der Himmelskörper Gleichförmigk[ei]t u[nd] Wechsel, - im Erkennen Gleichsetzung u[nd] Unterscheid[un]g vereinigt sind.  Das Gesetz der Identität u[nd] des Widerspruchs ihr immanent gemacht -  2477 - Die  Welt  2478 Seele, wird weiter bemerkt, sey ihrer ganzen Substanz nach den Verhält- 2466 Randbemerkung am Seitenrand [109vl]. 2467 Randbemerkung am Seitenrand [109vl]. 2468 Über der Zeile eingefügt. 2469 Vor der Zeile mit Bleistift; korrespondierendes „A)“ ist unauffindbar. 2470 Randbemerkung am Seitenrand [110rr] mit Bleistift. 2471 Über der Zeile. 2472 Vor der Zeile mit Bleistift. 2473 Über der Zeile mit Bleistift. 2474 „in“ in der Zeile gestrichen. 2475 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 2476 Über der Zeile. 2477 Randbemerkung am Seitenrand [110rr] mit Bleistift. 2478 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 349 niss[en] des harmonisch[en] 2479 u[nd] astronomischen Systems entsprechend getheilt worden; - dieß soll wohl heißen: Die Seele begreift alle Zahl[en]u[nd] Maaßverhältnisse urspr[ü]ngl[ich] in sich, sie ist ganz Zahl u[nd] Harmonie u[nd] v[on] ihr stammt alle Zahlbestimmung und alle Harmonie in der Welt. Die musikal[ische] Harmonie näml[ich] u[nd] d[a]s System der Himmelskörper gelten dem Plat[on] nach dem Vorgang der Pythagoreer als die h[au]ptsächl[i]chst[en] Off[e]nb[a]r[un]g[en] der unsichtb[a]ren Zahlen u[nd] ihres Einklangs.  c)  2480 Die Weltseele hat demnach in d[ie]s[er] B[e]z[ie]h[u]ng den gleichen Inhalt u[nd] Umfang, wie das [,] was Plat[on] anderwärts - Phileb[os] - als Grenze u[nd] Arist[oteles] in s[einem] Berichte üb[er] Plat[on] d[a]s Mathematische nennt; - denn es h[ei]ßt v[on] d[er] Grenze, d[a]ß ihr das gesammte Gebiet der Zahlu[nd] Maaßverh[ä]ltn[i]sse angehöre, u[nd] Arist[oteles] gibt dem Mathemat[i]sch[en] die gleiche Stellung, welche die Weltseele im Tim[aios] einnimmt; es st[e]ht näml[ich] in der Mitte zw[i]s[c]h[en] den sinnl[ichen] Dingen u[nd] den Ideen; u[nd] nach Plat[on] sollen ja in d[er] That gerade die mathemat[i]s[c]h[en] Wiss[e]nsch[aften]  allein  2481 den Ueberg[a]ng bilden  v[on]  2482 d[er] sinnl[ichen] Anschauung zur Betracht[un]g der Idee, - ihr G[e]g[en]st[an]d muß also zw[i]s[c]h[en]  d[er]  2483 Erscheinu[n]g u[nd] Idee, wie zw[i]sch[en] sinnl[icher] Ans[c]hauung u[nd] b[e]gr[i]ffl[ichem] Denken in d[er] Mitte liegen. -  d)  2484 Indeß finden sich allerdings auch Unterschiede; die Vorst[e]ll[un]g der Weltseele [,] v[on] d[er] Betracht[un]g d[e]s Lebens u[nd] der Beweg[un]g ausgehend, stellt die in der Welt wirk[e]nde[n] Kräfte, nach Art der menschl[ichen] Seele gedacht [,] dar; - das Mathematische [,] die nach Zahl u[nd] Maaß geordnete Formbestimmth[ei]t der Dinge. Wie aber  dem  2485 Plat[on] die höchst[en] wirkend[en] u[nd] höchst[en] formalen Ursachen in d[en] Idee[n] zusamm[e]nfall[en], so auch faßt die Weltseele die mathemat[i]sch[en] V[e]rh[ä]ltn[i]sse in sich zur Einh[ei]t zusammen; - wenn also Plat[on] auch nicht beide 2486 ausdrückl[ich] gleichgesetzt hat, so drücken doch beide d[a]s-s[e]lbe aus u[nd] nehme[n] d[en] gleich[en] Ort im Systeme ein. Die Idee ist in ihne[n] auf die Sinne[n]welt bezogen u[nd] d[a]s Sinnl[iche] v[on] festbegrenzt[en] Verh[ä]ltn[i]ss[en] umfaßt. -  e)  2487 Indeß ist Idee u[nd] Seele nicht id[en]tis[c]h [.] - Die Idee ist urspr[ü]ngl[ich], die Seele ein Abgeleitetes; jene ein Ewiges, d[ie]se ein Zeitlich[e]s, Gewordenes; jene ei[n] Allgemei[ne]s [,] d[ie]se ein Einzelnes; - jene 2479 „harmonisch[en]“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „Harmonisch[en]“. 2480 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 2481 Über der Zeile eingefügt. 2482 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „zw[i]s[c]h[en]“. 2483 Über der Zeile. 2484 Über der und zusätzlich vor der Zeile mit Bleistift. 2485 Über der Zeile mit Bleistift. 2486 „beide“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „beides“. 2487 Über der Zeile mit Bleistift. 350 d[a]s schlechthi[n] Wirkl[i]ch[e]s 2488 , d[ie]se ein solches [,] das daran nur Th[ei]l nimmt. - Die Seele  bezeichnet nicht nur die der Ers[c]heinung zugek[e]hrte Seite etc.  2489 tritt als Drittes zw[i]s[c]h[en] Idee u[nd] Erscheinung, statt nur die der Erschei[n]u[n]g zugekehrte Seite der Idee zu b[e]zeich[nen], u[nd] neb[en] der Seele 2490 sind noch die mathemat[i]sch[en] Forme[n,] währ[en]d die mathemat[ischen] V[e]rh[ä]lt[n]isse zugl[e]i[c]h i[n] d[e]r Seele sind. - [110rl/ 110vr]  C)  2491  Functio[n] der Weltseele  2492 Die Thätigk[ei]t der Weltseele ist Bewegen u[nd] Erkennen, u[nd] ist d[a]s urspr[ü]ngl[iche] Princip der Beweg[un]g, denn sie allein ist das Sichselbstbewegende u[nd] indem sie sich bewegt, bewegt sie den Körper; sie sorgt (Phaedr[os]) für d[a]s Leblose, d[u]rchwandelt die Welt u[nd] regiert sie.  a)  2493 Der Tim[aios] stellt dieß phantastisch dar: Die gesammte Weltseele, s[a]gt er, würde der Länge nach in 2 Th[ei]le gespalten u[nd] d[ie]se 2 Hälften zu einem äußer[en] u[nd] eine[m] inner[en] Kreis umgebogen, v[on] denen jener Kreis des Selbig[en,] d[ie]s[e]r der des Andern genannt wird. D[ie]se Kreise, schief in einander gelegt, sind das Gerüste des Weltgebäudes: Der Kreis des Selbigen ist die Sphäre der Fixsterne, an dem das Andere wurd[e] d[u]rch weitere Spaltung die sieben Planetensphären gebildet. In der kreisförmig[en] Umwälzung d[ie]s[e]r Sphären bewegt sich die Seele, v[on] dem Mitt[e]lp[u]nkt der Welt bis z[um] Umkreis verbreitet u[nd] sie v[on] Außen umhüllend - in sich selbst, v[on] da nu[n] Alles Körperl[iche] in dies[e]lb[e] umgebaut ist, so bewirkt sie eben damit auch s[eine] Beweg[un]g.  b)  2494 Plat[ons] Ansicht ist hienach wohl die, daß die Weltseele d[u]rch d[a]s Weltganze verbreitet u[nd] vermöge ihrer Natur sich unablässig nach f[e]sten Gesetzen bewegend, sowohl die Vertheil[un]g d[e]s Stoffes in den himml[i]sch[en] Sphären verursache, als auch  ihre  2495 Beweg[un]g u[nd] d[a]ß sich in d[er] Ordnung u[nd] d[em] Umlauf der Gestirne ihre Harmonie u[nd] ihr Leben offenbare.  c)  2496 Der Tim[aios] setzt nun mit d[er] Beweg[un]g der Weltseele u[nd] mit ihr[er] harmonisch[en] Einth[ei]l[un]g auch ihr Erkennen in Verbind[un]g. - Durch  ihre  2497 Zusammensetzu[n]g u[nd] weil sie nach Zahlenverh[ä]ltn[i]ß[e]n getheilt u[nd] d[a]d[u]rch mit sich selbst zusammengeschloßen sey u[nd] weil sie d[u]rch ihre 2488 Verschrieben; gemeint: Wirkliche. 2489 Einfügung am Seitenrand [110rr] mit Bleistift. 2490 „find[en]“ in der Zeile gestrichen. 2491 Vor der Zeile mit Bleistift. 2492 Randbemerkung am Seitenrand [110vl] mit Bleistift. 2493 Vor der Zeile mit Bleistift. 2494 Vor der Zeile mit Bleistift. 2495 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „s[eine]“. 2496 Vor der Zeile mit Bleistift. 2497 Über der Zeile eingefügt. 351 Kreisbeweg[un]g zu sich selbst zurückkehre, sage sie sich selbst, dur[c]h ihr ganzes Wesen hindur[c]h, über Alles, was sie in ihrem Umlauf berühre, d[a]s Theilbare wie d[a]s Unth[ei]lbare, mit was es einerlei u[nd] mit was vers[c]hieden u[nd] wie es sich üb[er]h[au]pt nach jeder B[e]z[ie]h[un]g in s[einem] Werden u[nd] in s[einem] Seyn verhalte; - d[ie]se Rede aber, in dem Sichselbstbeweg[e]nd[en] lautlos sich fortpflanzend [,] erzeuge die Erk[e]n[n]tn[i]ß. Werde das Wahrnehmungsvermög[en] v[on] ihr berührt u[nd] werde sie vom Kreise des Andern in d[er] Seele verkündet [,] so entst[e]h[e]n richt[i]g[e] Vorst[e]ll[u]ng[en] u[nd] Meinu[n]g[en]; - werde sie dem Denk[en] v[on] dem Kreise des Selbigen angezeigt, so bilde sich Vernunft- Erk[e]n[n]tn[i]ß u[nd] verständ[i]g[e]s Wissen. -  (  2498 Dogmatis[c]h[e]s u[nd] Mythis[c]hes ist hier nicht ganz ges[c]hieden.  )  2499  D)  2500 Jedenf[a]lls hat Plat[on] der Welt eine Seele zugeschrieben u[nd] in d[ie]s[e]r Seele die vollkommenste Vernunft, die üb[er]h[au]pt eine[m] Gewordenen zukommen kann. Der Beg[ri]ff menschl[icher] Persönl[i]chk[ei]t dürfte all[e]rdings nicht auf die Weltseele anzuwende[n] seyn - aber doch denkt Plat[on] off[e]nb[a]r an d[en] V[e]rgleich mit d[er] menschl[ichen] Seele, - ob sie Selbstbewußts[eyn] u[nd] Willen hat [,] ist nicht bestimmt. Sonderbar ist es allerdings, d[a]ß die Erk[e]n[n]tn[i]ßthät[i]gk[ei]t 2501 mit der Umwälzung der Gestirnkreise zusamm[en] fallen solle, d[a]ß die Vernunft u[nd] Wiss[e]nsch[a]ft dem Fixsternkreise, die Vorstell[u]ng den Planeten zusamme[n]g[e]stellt wird - wenn dieß auch nicht wörtl[ich] zu nehmen [,] so hat doch jed[en]f[a]lls Plat[on] d[a]s Erkennen mit d[e]r Bew[e]g[un]g d[e]r Seele in Zusammenh[an]g gebracht, indem er d[a]s Wissen als eine in sich zurückkehrende Beweg[un]g betrachtete - d[a]h[er] auch um d[ie]s[er]  vollkomm[enen]  2502 Beweg[un]g willen der Weltseele Erkenne[n] zuschrieb. - Dass[e]lbe gilt v[on] der mathematisch[en] Zahl der Seele; wie Plat[on] die Unters[c]hiede d[e]s Erkennens d[u]rch Zahlen ausdrückte, so konnte auch d[a]s Erk[e]nn[en] üb[er]h[au]pt mit der Zahl in Verbind[un]g stehen. [110vr/ 111rl] 2498 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2499 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2500 Vor der Zeile mit Bleistift. 2501 „Erk[e]n[n]tn[i]ßthät[i]gk[ei]t“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „Erk[e]n[n]tn[i]ßthät[i]gk[ei]ten“. 2502 Über der Zeile. 352 2503 [B)] Plat[ons] Kosmologie. Die Welt ist dem Plat[on] die Ers[c]heinung der Idee im Raum u[nd] in d[er] Z[ei]t, d[a]s sinnl[iche] u[nd] veränderl[iche] Abbild des Ewigen, sie ist d[a]s gemeinsame Erzeugniß der göttl[ichen] Vernunft u[nd] der Nothw[e]nd[i]gk[ei]t, der Idee u[nd] der Materie; was aber beide miteinander vermittelt, der Grund aller Ordnung, aller Beweg[un]g, alles Lebens u[nd] aller Erk[e]n[n]tn[i]ß ist die  Welt  2504 Seele. In Bezug auf Entst[e]h[un]g u[nd] Einricht[un]g der Welt spr[i]cht Plat[on] im Tim[aios] seine Ansichten aus, hie u[nd] da sogar sehr in’s Einzelne gehend; doch legt er selbst d[ie]s[e]n Untersuch[un]g[en] geringer[en] Werth bei als der allgemein philos[ophischen] Untersuch[un]g. Uns[ere] Reden, s[a]gt er [,] seye[n] so b[e]schaff[en] wie die G[e]g[en]st[än]de [,] v[on] denen sie h[a]nd[e]ln; nur die Lehre v[om] unveränderl[ichen] Seyn könne auf vollkom[mene] Sicherh[ei]t u[nd] Genau[i]gk[ei]t Anspruch machen; wo es sich d[a]g[e]g[en] um die bloße Erscheinung jenes wahrhaft Wirkl[ichen] h[a]nd[e]lt, da müße man sich statt mit der streng[en] Wahrh[ei]t mit der Wahrs[c]heinl[i]chk[ei]t begnüg[en]; d[ie]se Dinge seye[n] d[a]h[er] mehr Sache einer geistreich[en] Unterhalt[un]g als ein[er] ernst[en] philos[ophischen] Untersuch[un]g. Plat[on] scheint sich also der Schwäche d[ie]s[e]r Untersuch[un]g[en] bewußt gewes[en] zu seyn: Sie sind größt[e]nth[ei]ls ohne Bedeut[un]g, th[ei]lw[ei]se Spielerei [,] th[ei]lw[ei]se allerdings geistreiche Versuche - das Ganze mehr histor[ischen] Werth.  A)  2505 Entst[e]h[u]ng der Welt.  a)  2506 Der Weltbaumeister beschließt, die Gesammth[ei]t d[e]s Sichtbaren so vollkom[men] als mögl[ich] zu machen, indem er dem ewig[en] Urbild d[e]s lebend[i]g[en] Wesens ein geschaffenes Wesen nachbildete; zu d[ie]s[em] Zwecke mischt er zuerst die Weltseele u[nd] vertheilt sie in ihre Kreise, hierauf faßt er die chaotis[c]he Materie in die Grundformen der 4 Elemente; aus d[ie]s[e]n bereitete er das Sphärensystem, indem er die Materie in d[a]s Gerüste der Weltseele einfügt; in s[eine] verschied[enen] Th[ei]le setzt er als Zeitmesser die Gestirne - damit endl[ich] der Vollkomm[e]nh[ei]t der Welt nichts fehle, bildet er leb[e]nde Wesen.  b)  2507 Daß eine wirkl[iche] Weltbild[un]g hier angenomme[n] ward [,] scheint gewiß [.] - Ungewisser ist [,] ob er wirkl[ich] eine[n] zeitl[ichen] Anfang d[er] Welt gelehrt. Schon die ersten Schüler Plat[ons] waren hierüber vers[c]hied[ener] Ansicht, 2503 „Gesch[ichte] d[er] griech[isch-]röm[ischen] Philos[ophie] 56.“ am oberen Seitenrand [111rr]; „56.“ bezeichnet den Bogen. 2504 Über der Zeile mit Bleistift. 2505 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 2506 Vor und unter der Zeile mit Bleistift. 2507 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 353 die Eine[n] hielt[en] sich an die Worte d[e]s Tim[aios,] wo deutl[ich] eine zeitl[iche] Entst[e]h[un]g der Welt angenomm[en] zu sey[n] scheint [.] - Andere nahmen an (Arist[oteles] de cael[o]) [,] Plat[on] stelle nur um der Anschaul[i]chk[ei]t will[en] die Weltbild[un]g als zeitl[ichen] Act vor. Z. B. Xenokrates; eb[e]nso die Pythagoreisir[en]d[en] Platoniker u[nd] die Neuplatoniker.  c)  2508 In d[er] That scheint d[a]s Erste der ganze Tim[aios] zu fordern, doch aber erheben sich auch wieder große Schwier[i]gk[ei]t[e]n [.] - Wenn Alles Körp[e]rl[iche] geworden, so scheint dieß auch v[on] d[er] Materie gelten zu müsse[n], die doch v[on] Tim[aios] bei d[er] Weltbild[un]g vorausgesetzt wird  u[nd] zwa[r]  2509 als etwas Sichtbares; - ist aber die Vorst[e]ll[un]g v[on] d[er] ewig[en] Materie mythisch zu nehmen, so könnte d[a]ss[e]lbe auch v[on] d[er] Behaupt[u]ng eines Weltanfangs gelten u[nd] Plat[ons] Meinung nur die seyn, die metaphysis[c]he Abhäng[i]gk[ei]t d[e]s Endl[ichen] v[om] Ewig[en] auszudrücken. Wenn Tim[aios] g[e]s[a]gt wird: D[a]s Seyende, der Raum u[nd] d[a]s Werden seye[n] als drei Unterschiedene schon gewesen [,] ehe die Welt wurde, so ist damit d[a]s Werden für anfangslos erklärt, dann aber müßte nothw[en]d[i]g auch immer ein Werdendes u[nd] Gewordenes [,] d. h. eine Welt gewesen seyn. Wenn dann streng geltend gemacht würde [,] d[a]ß G[o]tt aus Güte die Welt geschaffen, so folgte dass[e]lbe, denn da G[o]tt immer gut war, müßte er auch immer schaffen; - od[er] daraus [,] d[a]ß die B[e]z[ie]h[u]ng der Idee zur Erscheinung so ewig seyn muß, wie die Idee selbst. Plat[on] b[e]h[au]pt[e]t dann, d[a]ß die Zeit erst mit der Welt entstand[en] sey [111rl/ 111vr] u[nd] doch redet er  immer  2510 wieder v[on] dem [,] was vor der Weltbild[un]g war, während er zugleich anerkennt, d[a]ß d[ie]s[e]s vor u[nd] nach  nur  2511 (erst) in der Zeit mögl[ich] war. Endl[ich] schließt auch die sonst v[on] ihm gelehrte  anfangslose  2512 Präexistenz der  (Welt)  2513 Seele 2514 eine[n] Anfang der Welt aus, da die Seele th[ei]ls selbst ein Th[ei]l der Welt, th[ei]ls kann sie nicht ohne den Körper, den sie belebt u[nd] gestaltet, gedacht werden [.] (NB [: ] Die Sache bleibt sehr dunkel u[nd] ungewiß). Die Weltseele ist ja gebildet, gemischt - u[nd] wie soll[en] dann die andern Seelen anfangslos seyn? ) 2508 Am Zeilenanfang und unter der Zeile eingefügt. 2509 Über der Zeile. 2510 Über der Zeile. 2511 Über der Zeile. 2512 Über der Zeile eingefügt. 2513 Über der Zeile. 2514 „Seele“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „Seelen“. 354  B)  2515 Bild[u]ng der Elemente.  a)  2516 Zum Behufe der Weltbild[un]g wurd[en] vor Allem 4 Elemente als Grundformen alles Körp[e]rl[ichen] festgest[e]llt. Zwei Betracht[un]gsw[ei]s[e]n d[u]rchdring[en] sich dabei, die teleologische u[nd] physikalische; als körp[e]rl[iche] habe die Welt sichtbar u[nd] greifbar seyn müsse[n], jenes forderte Feuer, d[ie]s[e]s Erde; zw[i]sch[en] beiden müsse ein Drittes seyn, das sie verknüpfe u[nd] da nun die schönste  Verknüpfung  2517 die Proportion sey, so müsse d[ie]s[e]s Dritte mit beid[en] in Proporti[on] stehe[n]. Hätte man es nun blos mit Fläch[en] zu thun, so würde Ein Mittelglied genüg[en], da es sich aber um Körper handle, seye[n] zwei nöthig. D[a]h[er] erhalte[n] wir 4 Elemente, die unter sich eine Proportion bild[en], so d[a]ß d[a]s Feuer sich zur Luft verhalte, wie die Luft zu[m] Wasser, wie d[a]s Wasser zur Erde.  B[e]grü[n]d[un]g deß[en,] was Empedokles ange[no]mm[en]  2518  b)  2519 In B[e]zug auf d[ie] physik[a]l[ische] Ableit[un]g der Elemente, wiederholt Plat[on] die Annahme d[e]s Philolaos, d[a]ß die Grundg[e]st[a]lt d[e]s Feuers das Tetraeder, der Luft das Oktaeder, d[e]s Wassers das Ikosaeder, der Erde der Würfel sey. - Verschied[en]h[ei]t u[nd] Bewegl[i]chk[ei]t der Elemente ist d[a]d[u]rch bedingt. Aus d[ie]s[en] Elementen b[e]st[e]ht nun d[a]s Weltgebäude.  c)  2520 Die Gestalt d[e]s Weltganzen ist kugelförmig. Innerhalb d[e]ss[e]lb[en] lass[en] sich 3 Th[ei]le unterscheid[en], den Weltregio[nen] d[e]s Pythagoras entsprechend. Um die Axe der Welt ist im Mittelp[u]nkt die Erde als Vollkugel gelagert; ihr zunächst folgen in sieben um die Erde bes[c]hrieb[enen] Kreisen, nach den Distanzen d[e]s harmonisch[en] Systems geordnet, Mond [,] Sonne u[nd] die 5 andern Wandelsterne; den äußerst[en] Kreis bild[e]t in Einer ungetheilt[en] Sphäre der Fixsternhimmel. Die Erde ist unbewegl[ich]. V[on] d[en] Gestirnsphären dreht sich der Fixsternhimmel in d[ie] Richt[un]g d[e]s Aequators v[on] Ost nach West in Einem Tag um die Welt-Axe. Aus den Beweg[un]g[en] der Himmelskörper entspringt die Zeit [,] welche nichts andres ist als die Dauer ihrer Umläufe. Eine vollkom[mene] Weltzeit od[er] Jahr ist dann abgelaufen, wenn alle Planetenkreise beim Ende ihres Umlaufs an ders[e]lb[en] St[e]lle d[e]s Fixsternkreis[e]s angekomme[n] sind, v[on] der sie ausginge[n]. Die Dauer eines solch[en] Weltjahrs setzt Plat[on] auf 10000 J[ahre] an. Die einzel[nen] Himmelskörper sind so in ihre Kreise eingefügt, d[a]ß sie ihr[en] Ort in 2515 Vor der Zeile mit Bleistift. 2516 Über der Zeile mit Bleistift. 2517 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „Proportion“. 2518 Über, in und unter der Zeile mit Bleistift als Ersatz für in der Zeile mit Bleistift gestrichenes „Spielerei“. 2519 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 2520 Vor der Zeile mit Bleistift. 355 dens[e]lb[en] nicht verändern 2521 , die ganze vorwärtsschreitende Beweg[un]g um d[en] Mittelp[u]nkt d[e]r Erde wird nicht de[n] Gestir[nen] als solch[en,] sond[ern] ihren Kreisen beigelegt. D[a]g[e]g[en] schreibt Plat[on] jed[em] ders[e]lb[en] eine Beweg[un]g um s[eine] eigne Axe zu. - Der Grund aber ist, weil er d[en] Gestir[nen] Vernunft zus[c]hreibt, sie für lebend[i]g[e] Wesen hält, [111vr/ 112rl] deren Seele um ebensoviel  höher  2522 u[nd]  göttlicher  2523 seyn muß als die menschl[iche], um wie viel ihr Leib schöner u[nd] glänzend[e]r ist als der unsrige. - Die Gestirne sind d[a]h[er] die edelst[en], vernünft[i]gst[en] unter den geschaffen[en] Wesen, sie sind die geworden[en] Götter, wie die Welt der Eine gewordene G[o]tt ist. Der M[e]nsch möge v[on] ihnen lernen, indem er die ungeord[ne]t[en] Bew[e]g[un]g[en] seiner Seele ihren unwandelbaren Umläufen ähnl[ich] macht. [C)] Anthropologie. Auch in Bezug auf die Darst[e]ll[un]g des M[e]nsch[e]n mischt sich bei Plat[on] die mythische u[nd] wissensch[aftliche] Form. Mehr mythisch gehalten ist die Darst[e]ll[un]g, welche spricht v[om] Urspr[u]ng u[nd] d[er] Präexistenz der Seelen, v[om] Zustand nach dem Tode u[nd] d[er] Wied[er]erinnerung; reiner wissensch[aftlich] sind die Untersuch[un]g[en] üb[er] die Theile der Seele u[nd] den Zusammenhang d[e]s seel[i]sch[en] Lebens mit dem leibl[ichen].  A)  2524 Entst[e]h[un]g u[nd] Wesen der Seelen. Der Tim[aios] äußert sich so:  a)  2525 Nachdem der Weltbildner d[a]s Weltgebäude im Ganzen u[nd] die Götterw[e]s[en] darin (Gestirne) geschaffen - befahl er den gewordenen Göttern die sterbl[ichen] Wesen hervorzubringen. D[ie]se nun bildeten den menschl[ichen] Leib u[nd] den sterbl[ichen] Th[ei]l der Seele, er selbst aber bereitete ihren unsterbl[ichen] Th[ei]l in demselben Gefäß, wie früher die Weltseele.  b)  2526 Die Stoffe u[nd] Misch[u]ng waren die gleichen, nur v[on] geringerer Reinheit; d. h. also, das Wesen der menschl[ichen] Seele ist [,] abgesehen v[on] ihrer Verbind[un]g mit dem Körper [,] dasselbe, wie das der Weltseele u[nd] verhält sich dazu wie d[a]s Abgeleitete zum Urspr[ün]gl[ichen], des Einzelne[n] z[um] Allgemeine[n]. 2521 „könn[en]“ in der Zeile gestrichen. 2522 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „schöner“. 2523 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „größer“. 2524 Vor der Zeile mit Bleistift. 2525 Vor und unter der Zeile mit Bleistift. 2526 Vor der Zeile mit Bleistift. 356  c)  2527 Die mens[c]hl[iche] Seele dient nun auch zur Vermittl[un]g zw[i]s[c]h[en] Idee u[nd] Ers[c]heinung; - wiewohl sie nicht selbst Idee ist, so ist sie doch mit der Idee so eng verknüpft, daß sie nicht ohne dieselbe gedacht werden kann. Wie die Vernunft sich keinem Wesen mitt[ei]le[n] kann auß[er] dur[c]h Vermittl[un]g der Seele, so ist  es  2528 umgekehrt der Seele so wesentl[ich], an der Idee d[e]s Lebens Th[ei]l zu haben [,] d[a]ß der Tod nie in sie eindring[en] kann [,] d[a]h[er] sie auch gerad[e]zu als das Sichselbstbeweg[en]de definirt wird.  d)  2529 Dieß kann sie aber nur seyn [,]  insofern  2530 ihr Wesen von dem des Körp[e]rl[ichen] specifis[c]h verschieden u[nd] dem der Idee eige[n]thüml[ichen]  Wesen  2531 verwandt ist, denn d[ie]s[e]r kommt Leben u[nd] Beweg[un]g urspr[ün]gl[ich] zu; wie d[a]h[er] die Idee im G[e]g[e]nsatz g[e]g[en] die Vielh[ei]t d[e]s Sinnl[ichen]  d[u]rchaus  2532 einfach u[nd] sich selbst gleich, im G[e]g[e]nsatz g[e]g[en] die Hinfälligk[ei]t d[er]s[e]lb[en] schlechthin ewig ist, so ist auch die Seele ihrer wahr[en] Natur nach ohne Anfang u[nd] Ende u[nd] frei v[on] aller Manichfalt[i]gk[ei]t, Ungleichh[ei]t u[nd] Zusammensetz[u]ng. - Bestimmtere Erklär[u]ng[en] find[en] sich üb[er] d[en] allgem[einen] B[e]gr[i]ff der Seele bei Plat[on] nicht. - Zustand. Gegenwärt[i]g kommt ind[e]ß dieß reine Wesen u[nd] d[ie]se hohe Stell[un]g der Seele nicht zu - da d[a]ss[e]lbe d[u]rch den trübenden Einfluß d[e]s Körpers gestört ist. Der gegenwärt[i]g[e] Zustand ist also dem Wesen der Seelen nicht angemessen; sie  sind  2533 d[a]h[er] aus ihr[em] urspr[ün]gl[ichen] Zustand herausgetreten zu betrachten, um dereinst in d[en]s[e]lb[en] zurückzukehren. Dieß geschah so: Der Welts[c]höpfer (Tim[aios]) bildete anfangs so viele Seelen als es Gestirne gibt u[nd] setzte jede ders[e]lb[en] auf ein[en] Stern mit dem Gesetz, d[a]ß sie erst v[on] hier aus d[a]s Weltall [112rl/ 112vr] betrachten, dann aber in Körper verpflanzt werden sollt[en], doch sollten zuerst alle gleich, als Männer, zur Welt komme[n]. Wer nun im leibl[ichen] Daseyn die Sinnlichk[ei]t überwinde, der solle wieder zu selig[em] Leben auf s[einen] Stern zurückkehren; wer dieß nicht leiste, solle bei der 2. Geburt die Gestalt eines Weibes annehmen, bei fortgesetzter Schlecht[i]gk[ei]t aber bis zur thierisch[en] Gestalt herabsinken u[nd] nicht ohne v[on] d[ie]s[er] Wanderung erlöst werden als bis er d[u]rch Ueberwält[i]g[un]g seiner niedern Natur zur urspr[ün]gl[ichen] Vollkommenh[ei]t zurückgekehrt sey. 2527 Vor der Zeile mit Bleistift. 2528 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2529 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 2530 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „d[a]d[u]rch“. 2531 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2532 Über der Zeile. 2533 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „ist“. 357  b)  2534 In Folge d[ie]s[e]r Einricht[un]g wurden nun die Seelen th[ei]ls auf die Erde, th[ei]ls auf die Wandelsterne vertheilt u[nd] es wurd[en] ihnen v[on] den ges[c]haffenen Göttern die Leiber u[nd] die sterbl[ichen] Th[ei]le der Seelen angebildet.  c)  2535 V[on] d[ie]s[er] Darst[e]ll[un]g unters[c]heidet sich die frühere d[e]s Phaedros h[au]ptsächl[ich] d[a]durch, d[a]ß der Eintritt der Seele in d[en] Leib, den der Tim[aios] als  ein  2536 allgemein[es] Weltgesetz ableitet - hier urspr[ün]gl[ich] schon auf eine[n] Abfall ders[e]lb[en] v[on] ihr[er] B[e]stimmung zurückgeführt u[nd] ihnen d[e]ßh[a]lb der sterbl[iche] Th[ei]l nach s[einen] beid[en] B[e]standth[ei]l[en] Muth u[nd] Begierde schon im Präexistenz-Zustande beigelegt wird. Sonst sind die B[e]stimmu[n]g[en] die gleiche[n]. Wenn eine Seele, die Begierde überwindend, dem Chor der Götter in den überhimmlisch[en] Ort zur Ans[c]hauung der reinen Wesenh[ei]t[en] folgt, so bleibt sie eine 10.000 jähr[i]g[e] Weltumlaufszeit hind[u]rch frei v[om] Leibe. Diej[enigen] Seel[en] d[a]g[e]g[en], welche dieß versäum[en] u[nd] ihr[e] höher[e] Natur vergessen [,] sinken zur Erde herab. - 2537 Männl[iche]  menschl[iche]  2538 Leiber - nach d[em] Tode Gericht etc.  B)  2539 Wied[er]erinnerung.  a)  2540 D[ie]se Vorst[e]ll[un]g[en] werden v[on] Plat[on] auch benützt in der Lehre v[on] d[er] Wied[er]erinnerung, um Ers[c]heinu[n]g[en] d[e]s gegenwärt[i]g[en] Lebens zu erklären. - Die Mögl[i]chk[ei]t d[e]s Lernens, s[a]gt er, wäre nicht zu begreifen, der sophist[ische] Einwurf, d[a]ß man d[a]s Bekannte nicht lernen, d[a]s Unbekannte nicht suchen könne (Phaedr[os,] Phaed[on]), wäre nicht zu beantworten, wenn nicht auch d[a]s Unbekannte in and[erer] B[e]z[ie]h[un]g wieder ein Bekanntes wäre; ein solches näml[ich,] welches der M[e]nsch früher einm[a]l gewußt u[nd] nur wieder vergessen hat.  b)  2541 Daß es sich aber wi[r]kl[ich] so verhält [,] zeige die Erfahr[u]ng, denn wie wäre es mögl[ich,] mathemat[ische] u[nd] and[ere] Erk[e]n[n]tn[i]sse aus ei[nem] Solch[en], dem sie bisher ganz fremd waren, d[u]rch bloße Frage[n] herauszulocken, wenn sie nicht schon vorher in ihm lagen?  c)  2542 Wie könnten uns dann die sinnl[ichen] Dinge an die allgem[einen] B[e]gr[i]ffe erinnern, wenn uns d[ie]se nicht unabhäng[i]g v[on] ihnen bekannt wären? Denn v[on] ihne[n] selbst könn[en] sie nicht abstrahirt seyn, da 2534 Vor der Zeile mit Bleistift; korrespondierendes „a)“ ist unauffindbar. 2535 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 2536 Über der Zeile. 2537 „Nach“ in der Zeile gestrichen. 2538 Über der Zeile mit Bleistift. 2539 Vor der Zeile mit Bleistift. 2540 Vor und unter der Zeile mit Bleistift. 2541 Vor der Zeile mit Bleistift. 2542 Vor der Zeile mit Bleistift. 358 kein Ding sein[en] B[e]gr[i]ff genau u[nd] vollstä[n]d[i]g darstelle.  d)  2543 Sind uns aber d[ie]se Begriffe u[nd] Erk[e]n[n]tn[i]sse vor aller Anschauung gegebe[n], so könn[en] wir sie nicht erst in d[ie]s[em] Leben gewonnen [,] sond[ern] wir müsse[n] sie aus ein[em] frühern mitgebracht haben - also Praeexistenz.  C)  2544 Unsterbl[i]chk[ei]t. Aus all’ dem, obwohl vielfach mystisch, geht mit Sicherh[ei]t auch hervor, d[a]ß Plat[on] die Unsterbl[i]chk[ei]t gelehrt habe - nicht blos im Phaedon [,] sond[ern] auch in d[er] Rep[ublik] u[nd] i[m] Phaedr[os] find[en] sich Beweisführ[u]ng[en].  a)  2545 D[ie]se Beweisführ[un]g gründet sich unmitt[e]lb[a]r auf d[en]  Plat[onischen]  2546 B[e]gr[i]ff der Seele. Die Seele ist ihrem B[e]gr[i]ffe nach dasj[enige,] zu desse[n] [112vr/ 113rl] 2547 Wesen es gehört, zu leben, sie kann also in keinem Augenblick als nichtlebend gedacht werden; - dieß ist der sog[enannte] ontologische Bew[eis] für die Unsterbl[i]chk[ei]t der Seele, in den alle die einzeln[en] Bew[ei]se d[e]s Phaedon zusammenlaufen; auch im Phaedr[os] wird ders[e]lbe schon vorgetragen; eb[e]nso ist d[ie]s[e]r Bew[eis] in der Rep[ublik] enth[a]lt[e]n, wenn bemerkt wird, d[a]ß jedes Ding nur vermöge der ihm eigenth[üm]l[ichen] Schlecht[i]gk[ei]t zu Grunde gehe, die Schlecht[i]gk[ei]t der Seele aber [,] d. h. die moralische Schlecht[i]gk[ei]t ihre Lebenskraft nicht schwäche. Wenn sie üb[er]h[au]pt zu Grunde gehen könnte, s[a]gt Plat[on], so müßte sie an der Unsittl[i]chk[ei]t zu Grunde gehen; da dieß nicht der Fall ist, so sehen wir, daß ihr ein schlechthin unzerstörbares Leben innewohnt. -  b)  2548 Demnach ist es die Natur der Seele, welche bewirkt, daß sie nicht aufhören kann zu leben; sie ist die nächste Ursache alles Lebens u[nd] aller Beweg[un]g, - u[nd] wenn auch beides ihr wieder v[on] ein[em] Höheren, der Idee, verliehen ist, so kann doch die Idee nicht anders als d[u]rch sie sich an d[a]s Körp[e]rl[iche] mitth[ei]l[e]n. - Wie v[on] d[er] Weltseele [,] so gilt dieß auch v[on] d[en] Einzelseelen. D[ie]se Einzelseelen sind ihm nicht eig[e]ntl[ich] Emanationen der Weltseele, die etwa für gew[i]sse Zeit aus ihr hervor u[nd] wieder in sie zurückginge[n]  ?  2549 ; sond[ern] wie die b[e]sondern Ideen nebe[n] der höchst[en] Idee, so stehen die besonder[n] Seelen neben der Seele d[e]s Ganzen in selbstständ[i]g[er] Eigenthüml[i]chk[ei]t [; ] beide sind gleich[en] Wesens, müss[en] d[a]h[er] auch beide gleich un- 2543 Vor der Zeile mit Bleistift. 2544 Vor der Zeile mit Bleistift. 2545 Vor der Zeile mit Bleistift. 2546 Über der Zeile. 2547 „Gesch[ichte] der griech[isch-]röm[ischen] Philos[ophie] 57.“ am oberen Seitenrand [113rr]; „57.“ bezeichnet den Bogen. 2548 Vor und unter der Zeile mit Bleistift. 2549 Randbemerkung am Seitenrand [113rr] mit Bleistift. 359 vergängl[ich] seyn.  Schwegler faßt die  Pl[atonischen]  2550 B[e]w[ei]se für Unsterbl[i]chk[ei]t so zusammen: 1) Der Analogieschluß aus d[em] allgem[einen] Naturgesetz, d[a]ß Entgegengesetztes aus Entgegengesetzt[em] w[e]rde. Wenn Alles aus s[einem] G[e]g[en]satze entst[e]ht, so erzeugt sich auch das Leben nur aus dem Tode u[nd] die Seele muß aus d[em] Tode wieder erstehen. Auf d[ie]s[e]m K[r]eislauf beruht Sey[n] u[nd] Leb[en] überh[au]pt. (NB [: ] Zu we[n]ig u[nd] zu viel. Zu w[en]ig [,] weil da die Seele doch stirbt - zu viel, weil di[e] Seele [n]i[c]ht blos d[em] Tode wid[e]rsteh[en] - s[on]d[ern] sogar aus ih[m] hervorgeh[en] soll.) 2) Der Beweis aus d[er] ἀναμνησις Wied[er]erinneru[n]g. Lernen ist Wied[er]erinneru[n]g etc. [,] was hervorgeht etc. 3) Der Bew[eis] aus der Einfachh[ei]t der Seele. Was nicht zusamm[e]ngesetzt ist, kann [n]i[c]ht aufgelöst w[e]rd[en,] also auch die Seele nicht. 4) D[er] Bew[eis] aus der Idee d[e]s Lebens. Wo Seele ist, da ist Lebe[n]; Seele u[nd] Leb[en] ist Eins. Nun schli[e]ßt jedes Ding d[a]s G[e]g[e]nth[ei]l seines Wesens v[on] sich aus [,] z. B. d[a]s Feuer die Kälte -, eb[e]nso die Seele den Tod. Sie kann nie das der Idee d[e]s Leb[en]s Entgegengesetzte in sich aufnehmen; - also unsterbl[ich]. -  2551  c)  2552 Außer d[ie]s[e]m Argument aber war es b[e]sond[ers] auch d[a]s sittl[iche] Interesse d[e]s Glaubens an jenseit[i]g[e] Vergelt[u]ng, das ihn  an  2553 der Unsterbl[i]chk[ei]t festh[a]lt[e]n ließ;  d)  2554 eb[e]nso s[einen] hohen B[e]gr[i]ff v[on] d[er] Würde u[nd] B[e]stimmung d[e]s G[ei]st[e]s; - dann s[eine] Erk[e]n[n]tn[i]ßtheorie d[u]rch die Annahme der Wied[er]erinnerung. D[ie]se Bew[ei]se für die Unsterblichk[ei]t gelten auch für die Präexistenz als Bew[ei]se. - Ist es näml[ich] unmögl[ich] die Seele als nichtlebend zu denken, so muß dieß eb[e]nso v[on] d[er] Vergang[e]nh[ei]t wie v[on] d[er] Zukunft gelten; - d[a]h[er] Plat[on] Unst[e]rbl[i]chk[ei]t u[nd] Präexistenz gewöhnl[ich] zusammen nennt. - Auch die Anfangslos[i]gk[ei]t d[ie]s[e]r Präexistenz wird oft v[on] ihm bezeugt (Phaedr[os], Phaed[on]) [.] -  D)  2555 Theile der Seele.  a)  2556 Da die Seele aus dem reineren Leben in das körperl[iche] eingetrete[n] ist, da sie üb[er]h[au]pt z[um] Körper in keiner urspr[ün]gl[ichen] u[nd] wesentl[ichen] B[e]z[ie]h[un]g steht, so kann die sinnl[iche] Seite d[e]s Seelenlebens nicht mit zu ihrem eig[e]ntl[ichen] Wesen gehöre[n]. 2550 Über der Zeile. 2551 Randbemerkung am Seitenrand [113rr]. 2552 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 2553 Über der Zeile. 2554 Vor und unter der Zeile mit Bleistift. 2555 Am Seitenrand [113rr] mit Bleistift. 2556 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 360 D[a]h[er] vergleicht sie Plat[on] auch mit dem Meergott Glaukos, an den sich so viele Muscheln u[nd] Tange angesetzt haben, d[a]ß er d[a]d[u]rch zur Unkenntl[i]chk[ei]t entstellt ist; er läßt bei deren 2557  Einpflanzung  2558 in den Körper Sinnlichk[ei]t u[nd] Leid[e]ns[c]h[a]ft mit ihr verwachsen u[nd] er unterscheidet demgemäß eine[n] sterbl[ichen] u[nd] unsterbl[ichen] Th[ei]l, ein[en] vernünft[i]g[en] u[nd] unvernünft[i]g[en] Th[ei]l der Seele. -  b)  2559 Auch v[on] d[ie]s[e]n ist aber nur der vernünft[i]g[e] [++]nartig [,] in dem vernunftlosen d[a]g[e]g[en] ist wieder eine edlere u[nd] eine unedlere Hälfte zu unters[c]heid[en]. Die edlere v[on] beid[en] ist d[a]s edlere Seelenroß d[e]s Phaedr[os], ist der Muth u[nd] der affectvolle Wille (ὁ θυμος - τὸ θυμοειδὲς) [,] in welchem der Zorn, der Ehrgeiz u[nd] die Herrschbegierde, üb[er]h[au]pt die besser[n] u[nd] edler[n] Leid[en]sch[a]ft[en] ihre[n] Sitz haben; - für sich selbst  ohne  2560 vernünft[i]g[e] Einsicht, ist er d[u]rch seinen 2561 Natur zur Unterordnung unter die Vernunft, b[e]stimmt, er ist ihr natürl[icher] Bundesgenosse u[nd] mit einer Analogie der Vernunft, mit ein[em] Instincte für’s Edle u[nd] Gute begabt, wenn er auch oft, d[u]rch schl[e]chte Gewohnh[ei]t verderbt, der V[e]r[n]u[n]ft viel zu s[c]haff[en] macht. Der unedlere Th[ei]l der mens[c]hl[ichen] Seele umfaßt die Gesammth[ei]t der [113rl/ 113vr] sinnl[ichen] Begierden u[nd]  Leid[e]nsch[a]ft[en]  2562 (Neig[u]ng[e]n), die v[on] d[er] sinnl[ichen] Lust u[nd] Unlust beherrschten Seelenkräfte, welche Platon gewöhnl[ich]  d[a]s  2563 ἐπιθυμητικόν od[er] auch das φιλοχρηματον nennt, insofern der Besitz zunächst als Mittel für den sinnl[ichen] Genuß begehrt wird.  c)  2564  (  2565 Der vernünft[i]g[e] Th[ei]l ist d[a]s Denken. Das Denken hat seinen Sitz im Kopfe, der Muth in d[er] Brust [,] namentl[ich] im Herzen, die Begierde im Unterleib.  )  2566 Die niedrigeren v[on] d[ie]s[e]n Seelen  theilen  2567 find[en] sich nicht blos beim M[e]nsch[e]n; die begehrende Seele kommt vielmehr auch den Pflanzen zu u[nd] der Muth  auch  2568 den Thieren. Aber auch an die M[e]ns[c]h[e]n sind die drei 2557 „deren“ ersetzt durch Überschrift ursprüngliches „ihrer“. 2558 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „Vereinig[un]g“ (Lesart unsicher). 2559 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 2560 Über der Zeile mit Bleistift als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „[*]“. 2561 Verschrieben; gemeint: seine. 2562 Über der Zeile. 2563 Über der Zeile. 2564 Vor der Zeile mit Bleistift. 2565 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2566 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2567 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „kräft[en]“. 2568 Über der Zeile. 361 Kräfte ungleich vertheilt u[nd] zwar nicht blos an Einzelne [,] sond[ern] an ganze Nationen. Den Griechen schreibt Plat[on] vorzügl[iche] Vernunft-Anlage zu, den nördl[ichen] Barbaren aber Muth; - den Phönizi[e]r[n] u[nd] Aegpytern Trieb nach Erwerb. - Wo der höhere Th[ei]l ist, muß immer auch der niedere vorausgesetzt werd[en], aber nicht umgekehrt.  d)  2569 Plat[on] betrachtet aber d[ie]se Drei Kräfte nicht blos als verschiedene Thät[i]gk[ei]tsformen, sond[ern] als wirkl[ich] verschiede[ne] Theile der Seele; -  α)  2570 u[nd] er sucht dieß aus der Erfahr[u]ng zu beweisen (Rep[ublik]) [,] daß nicht allein die Vernunft  im M[e]nschen  2571 vielfach mit der Begierde in Streit sey, sond[ern] d[a]ß auch der Muth th[ei]ls ohne vernünft[i]g[e] Einsicht blind wirke, anders[ei]ts doch auch im Dienste der Vernunft die Begierde bekämpfe. Da nun dasselbe in ders[e]lb[en] B[e]z[ie]h[u]ng nur dies[e]lbe Wirk[un]g haben könne, so müsse jeder v[on] den genannten drei Seelenthätigkeite[n] eine b[e]sondere Ursache zu Grunde liegen. -  β)  2572 Ueberdieß ist d[ie]se Unters[c]heid[un]g im ganz[en] Syst[em] begründet. Da Idee u[nd] sinnl[iche] Erscheinung einander schroff gegenüber stehen, so darf die Seele, der Idee verwandt - die Sinnlichk[ei]t nicht urspr[ün]gl[ich] an sich haben [.] - D[a]h[er] die Unterscheid[un]g zw[i]sch[en] dem sterbl[ichen] u[nd] unsterbl[ichen] Th[ei]l der Seele, da sie aber dann einmal verbund[en] werden sollen, so wird wieder eine Vermittl[un]g zw[i]sch[en] beid[en] gesucht, indem an dem sterbl[ichen] Th[ei]le wieder der edlere v[om] unendler[en] Th[ei]le unterschied[en] wird.  e)  2573  Auf d[ie] Erk[enn]t[ni]ßtheorie k[einen] E[in]fluß -  2574 Man sollte nun erwarten, daß d[ie]se dreitheil[i]g auch in Bezug auf d[a]s Erkennen geltend gemacht würde - so daß der begehrenden Seele die Empfind[un]g - dem Muth die Vorstell[u]ng, der Vernunft das Wissen zukäme. Plat[on] scheint aber d[a]s sinnl[iche] u[nd] Vorstellende Erkennen als Vorbereit[un]g der Vernunfterk[e]n[n]tn[i]ß doch noch höher gestellt zu haben als die Begierde u[nd] den Muth. - Er rechnet zwar z[um] begehrl[ichen] Th[ei]l der Seele [,] mit Ausschluß der Vernunfterk[e]n[n]tn[i]ß u[nd] der Vorst[e]ll[u]ng, die Empfind[un]g, versteht aber darunter nicht Sinneswahrnehmung üb[er]h[au]pt [,] sond[ern] Lust u[nd] Schmerz.  (  2575 Dann setzt er der Vorst[e]ll[u]ng, auch der richt[i]g[en], die Vernunft entgeg[en] u[nd] die Tugend, die sich auf d[er] Vorst[e]ll[un]g gründet [,] ist ohne vernünft[i]g[e] Einsicht auf bloße Gewohnh[ei]t gegründet.  )  2576 - 2569 Vor der Zeile mit Bleistift. 2570 Über der Zeile mit Bleistift. 2571 Über der Zeile eingefügt; „sond[ern] auch“ in der Zeile gestrichen. 2572 Über der Zeile mit Bleistift. 2573 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 2574 Randbemerkung am Seitenrand [113vl] mit Bleistift. 2575 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 362 Was die Einheit der Seele betr[i]fft, so kann sie sich natürl[ich]  wohl  2577 nur auf die vernünft[i]g[e] Seele bezieh[en] - auch der Sitz der Persönl[i]chk[ei]t u[nd] des Selbstbewußtseyns kann natürl[ich] nur in d[er] Vernunft gesucht werd[en]. [113vr/ 114rl] Wie d[ie]se Vernunft mit den andern Kräften Eins werd[en] kann - u[nd] in Wechselwirk[un]g mit ihnen zu treten vermag [,] ist v[on] Plat[on] nicht gezeigt [,] d. h. wie sie v[on] d[en] nieder[n] Seelen-Kräft[en] Einwirk[un]g[en] erfahren u[nd] unter ihre Herrsch[a]ft komme[n] kann u[nd] wie der Muth seiner Natur nach der Vernunft unterwürfig ist. - Der begehrl[iche] Th[ei]l werde, s[a]gt er (Tim[aios]) [,] von der Vernunft mittelst der Leber d[u]rch Ahnung[en] u[nd] Träume regiert. - Mit dem Tode scheint der sterbl[iche] Th[ei]l der Seele wieder ganz abgethan zu werden - doch ist dann unbegreifl[ich,] wie der vernünft[i]g[e] Th[ei]l gestraft werde für das [,] was eig[en]tl[ich] v[on] dems[e]lb[en] ausg[e]g[a]nge[n]; - allenf[a]lls für d[a]s Einwillig[en]. Was den Willen betr[i]fft, so nimmt Plat[on] ohne Zweifel Wahlfreiheit an, da er öfter v[on] Freiwillig[em] u[nd] Unfreiwill[i]g[em] in uns[eren] H[a]ndl[u]ng[e]n spricht, u[nd] zudem die Freih[ei]t d[e]s Willens ganz ausdrückl[ich] b[e]h[au]pt[e]t (Rep[ublik]) u[nd] s[e]lbst d[a]s äußere Schicksal d[e]s M[e]nsch[en], der 2578 G[e]stalt [,] unter der die Seele in’s äuß[ere] Leben tritt, die Lebensw[ei]se, der sich der Einzelne widmet, und die Begegnisse, die er erfährt, ausdrückl[ich] v[on] ein[er] frei[en] Wahl im Präexistenz-Zustand abhäng[i]g macht. - Doch ist dieß nicht Prädeterminismus, denn es ist davon doch nur der äuß[ere]  Schicksal  2579 abhäng[i]g [.] - Die Tugend d[a]g[e]g[en] ist herrenlos u[nd] kein Lebensloos ist so schlecht, d[a]ß es nicht in d[er] Hand d[e]s M[e]nsch[e]n läge [,] ob er darin glückl[ich] od[er] unglückl[ich] seyn wird. - Dabei wird freil[ich] auch wieder b[e]h[au]pt[e]t, daß Niemand freiwill[i]g böse sey. D[ie]s[e]r Satz will aber nur sag[en]: Niemand thue d[a]s Böse mit dem Bewußts[eyn], d[a]ß es böse für ihn sey, dieß schli[e]ßt aber nach s[einer] Meinung nicht aus, daß d[ie]se Unwissenh[ei]t üb[er] d[a]s wahrhaft Gute 2580 eine selbstverschuldete sey u[nd] in dem Hängen am Sinnl[ichen] seine[n]  [*]  2581 Grund habe. Doch meint er [,] d[a]ß in d[en] meist[en] Fälle[n] krankh[a]fte Körperb[e]sch[a]ff[e]nh[ei]t u[nd] schlechte Erz[ie]h[u]ng die H[au]ptschuld an moral[i]sch[er] Schlecht[i]gk[ei]t haben - ohne daß indeß für die in solcher Lage Befindlichen eigene Verschuld[un]g u[nd] Mögli[c]hk[ei]t der Tugend geleugnet würd[en]. 2576 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2577 Über der Zeile. 2578 „der“, dabei „er“ mit Bleistift ergänzt, ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „s[eine]“. 2579 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „Zustand“. 2580 „[+]“ in der Zeile gestrichen. 2581 Über der Zeile. 363 Verhältniß der Seele zum Leib. Schwier[i]gk[ei]t[en] bietet auch die B[e]stimmung d[ie]s[e]s V[e]rh[ä]ltnißes.  1)  2582 Einers[ei]ts soll[en] beide ihr[em] Wesen nach ganz verschieden  und  2583 in ihr[em] Daseyn ganz unabhäng[i]g seyn, so d[a]ß die Seele ohne Leib existirt hat u[nd] wieder ohne ihn existir[en] wird, wenn sie die Fesseln d[e]s Körpers abgestreift. -  2)  2584 and[e]rs[ei]ts soll d[ie]s[e]r so fremdart[i]g[e] Leib so stör[en]d[en] Einfluß auf sie ausüben, d[a]ß sie v[on] ihm in d[en] Strom des Werdens herabgezogen, in Irrthu[m] versenkt [,] mit Unruhe u[nd] Verwirr[u]ng erfüllt, d[u]rch Leid[e]nsch[a]ft[en] u[nd] Begierd[en,] Sorg[en], Furcht, Einbild[un]g[en] trunken gemacht wird; -  3)  2585 beim Eintritt in d[en] Körper soll sie d[en] Trunk der Vergessenheit geschlürft, soll[en] sich die Ans[c]hauung[en] ihres früheren Daseyns bis zur Unkenntlichk[ei]t verwischt haben; -  4)  2586 v[on] ihr[er] V[e]rbind[un]g mit d[em] Körper soll jene ganze Verunstalt[un]g  ihres Wesens  2587 herrühre[n], die Plat[on] schildert. Der Körper, körp[er]l[iche] Besch[a]ff[e]nh[ei]t hat all[e]nth[a]lb[en] groß[en] Einfluß auf die Seele  Geist  2588 . - D[a]h[er] Gesundh[ei]t, Abstammung, Elte[rn,] Volksstamm v[on] Einfluß. - Physiologie. Mit d[er] Seelenlehre verknüpft Plat[on] s[eine] physiolog[ischen] Annahmen durch die Teleologie. - Um die Th[ei]le der Seele in ihr[er] Eigenthüml[i]chk[ei]t u[nd] ihr[em] richt[i]g[en] V[e]rh[ä]ltn[i]ß ungestört [114rl/ 114vr] bleiben, wurde jedem nach Plat[on] ein besond[erer] Wohnort angewiese[n]. Die zwei Kreise der vernünft[i]g[en] Seele erhielten ihren Sitz im Kopfe, der d[e]ßh[a]lb rund ist, um v[on] da, wie v[on] ein[er] Burg aus, d[a]s Ganze zu beherrschen; - als ihre Organe sind ihr die Sinneswerkzeuge beigegeb[en]. Das Gesicht erklärt Plat[on] d[u]rch die Annahme [,] d[a]ß im Auge ein inneres Feuer (Licht) sey, welches aus dems[e]lb[en] hervortretend sich mit dem verwandten, v[om] leuchtend[en] Körper ausgeh[e]nd[en] Feuer vereinige u[nd] die Beweg[un]g d[e]ss[e]lb[en] d[u]rch den ganz[en] Körper bis zur Seele fortpflanze. D[ie]s[e]s im Auge wohnende Licht nennt Plat[on] ὄψις [.] - Aus dem inner[en] Feuer der Auge[n] wird auch der S[c]hlaf hergeleitet; wenn die Augenlieder sich schließen, soll dass[e]lbe die inner[en] Beweg[un]g[en] des Körpers auflösen u[nd] beruhigen. - Die Wahrnehmung[en] d[e]s Gehörs entst[e]h[e]n, indem die Töne die Luft im Inner[n] des Ohrs bewegen u[nd] d[ie]se Beweg[un]g sich d[u]rch das Blut in d[a]s Gehirn zu der Seele fortpflanzt; d[a]d[u]rch wird dann die Seele gleichfalls zu einer Beweg[un]g 2582 Am Seitenrand [114rr] mit Bleistift. 2583 Über der Zeile; „seyn“ in der Zeile gestrichen. 2584 Am Seitenrand [114rr] mit Bleistift. 2585 Am Seitenrand [114rr] mit Bleistift. 2586 Am Seitenrand [114rr] mit Bleistift. 2587 Über der Zeile eingefügt. 2588 Über der Zeile. 364 veranlaßt, welche sich v[om] Kopf bis in die G[e]g[e]nd der Leber, zum Sitz des begehrend[en] Theils erstreckt; u[nd] d[ie]se v[on] d[er] Seele ausgehende Beweg[un]g ist die ἀκόη. - D[er] Geschmack b[e]st[e]ht in ein[er] Zusammenz[ie]h[u]ng od[er] Erweit[erun]g der Gefäße der Zunge. Der Geruch beruht darauf, d[a]ß Dämpfe in die Gefäße zw[i]sch[en] dem Kopf u[nd] dem Nabel eindringen u[nd] sie weich od[er] sanft berühren. Die sinnl[iche] Empfind[un]g gehört nicht blos der vernünft[i]g[en] Seele an, sond[ern] sie erstreckt sich auch auf die nieder[en] Theile u[nd] mit ihr verknüpft sich d[a]s Gefühl v[on] Lust u[nd] Schmerz [,] dessen nur die sterbl[iche] Seele fähig ist. - Diese wohnt im Leibe u[nd,] wie sie selbst in eine edlere u[nd] unedlere Hälfte zerfällt [,] so hat auch ihre Wohnung zwei Th[ei]le, gleichsam ein Männeru[nd] Weiber-Gemach; der Muth hat s[einen] Sitz näher bei der herrsch[e]nd[en] Vernunft in der Brust - die Begierde tiefer unt[en] zw[i]sch[en] Zwerchfell u[nd] Nabel. (Tim[aios]) H[au]ptorgan d[e]s Muthes ist d[a]s Herz. - Die Verbind[un]g d[e]s begehrend[en] Th[ei]ls mit der Vernunft ist d[u]rch die Leber vermittelt; denn da jener  begehr[en]de Th[ei]l  2589 seiner Natur nach vernünft[i]g[e] Gründe weder b[e]greift noch ihnen zu folgen geneigt ist, so muß er d[u]rch Einbild[un]g[en] regiert werden u[nd] d[a]zu dient eben die Leber; - die Vernunft läßt auf ihrer glatten Oberfläche, wie in ein[em] Spiegel schreckhafte u[nd] heitere Bilder erscheinen; sie verändert ihre natürl[iche] Süßigk[ei]t u[nd] ihre Farbe d[u]rch Einführ[u]ng v[on] Galle, od[er] stellt sie wieder her u[nd] sie schreckt od[er] beruhigt d[a]d[u]rch den Th[ei]l der Seele, der hier s[einen] Sitz hat. - Die Leber ist das Organ der Ahnung u[nd] der weissagend[en] Träume; wie ja die Wahrsagung üb[er]h[au]pt nur d[en] Vernunftlos[en] zukommt. Pflanzen u[nd] Thiere sind nach Plat[on] um d[e]s M[e]ns[c]h[en] will[en] geschaffen od[er] gebildet; jene sind zu seiner Nahrung b[e]stimmt, d[ie]se sollen den M[e]ns[c]h[e]nseelen, welche sich  eines  2590 d[e]s höher[en] Lebens unwürd[i]g gemacht, z[um] Aufenth[a]lt dienen [.] - Auch die Pflanz[en] sind lebend[i]g[e] Wesen, aber es ist ihnen nur eine Seele der niedrigsten Art, die weder Vernu[n]ft noch Vorstellung hat, sond[ern] allein der Begierde u[nd] Empfind[un]g fähig ist [,] eig[en], - eine Seele, die zud[em] nur v[on] Auß[en] bewegt wird, welcher d[a]g[e]g[en] die v[on] ihr selbst ausgehende u[nd] zu ihr zurückkehr[en]de Beweg[un]g d[a]s Selbstbewußts[e]y[n] versagt ist (Tim[aios]) [.] D[a]h[er] fehlt ihn[en] auch die [114vr/ 115rl] 2591 Ortsveränderung. - Die Thiere läßt Plat[on] sämmtl[ich] aus früh[eren] M[e]ns[c]h[e]n entstehen. Der Phaedr[os] indeß unterscheidet zw[i]sch[en] ursprüngl[ichen] Thierseelen u[nd] solchen Seelen, die aus menschl[ichen] 2589 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2590 Über der Zeile; „d[e]s“ in der Zeile ist stehengeblieben. 2591 „Gesch[ichte der griech[isch-]röm[ischen] Philos[ophie] 58.“ am oberen Seitenrand [115rr]; „58.“ bezeichnet den Bogen. 365 Leibern in thieris[c]he herabgesunken seyen [.] - Damit ist angedeutet [,] d[a]ß die M[e]ns[c]h[e]nseele doch eig[en]tl[ich] nie eine Thierseele werd[en] könne. - Auch der Ges[c]hlechtsunters[c]hied unter den M[e]nsch[e]n u[nd] die geschlechtl[iche] Fortpflanz[u]ng soll nur v[on] d[er] Verschuld[un]g herstamme[n,] durch welche ein Th[ei]l der M[e]ns[c]h[e]nseelen in niedrigere Lebensformen herabsank; - was sich indeß nicht ganz mit der unbedingt[en] Nothw[e]nd[i]gk[ei]t der Erzeug[un]g, noch mit der wesentl[ichen] Gleichh[ei]t der beid[en] Geschlechter, die Plat[on] sonst b[e]h[au]pt[e]t, 2592 vertragen will.  III  2593 [.] Ethik. Plat[ons] Philosophie ist urspr[ün]gl[ich] h[au]ptsächl[ich] Ethik. Die erst[en] Dialoge b[e]s[c]häftig[en] sich fast d[u]rchaus mit Ethik. Man kann die Plat[onische] Ethik in drei Th[ei]le zerfallen, od[er] Untersuch[un]g[en]. 1) Ueb[er] das letzte Ziel sittl[icher] Thät[i]gk[ei]t od[er] v[om] höchst[en] Gut, 2) v[on] d[er] Verwirklich[un]g d[e]s Gut[en] im Einzel[nen] od[er] v[on] d[er] Tug[e]nd [,] 3) Verwirklich[un]g d[e]s Gut[en] im Gemeinwese[n] od[er] v[om] Staate. -  1)  2594 V[om] höchsten Gute.  a)  2595 In d[er] Bestimmung hiev[on] folgt Plat[on] h[au]ptsächl[ich] dem Sokrates. Sokr[ates] verstand unter dem Guten als höchst[em] G[e]g[en]st[an]d menschl[ichen] Strebens nichts Anderes als das [,] was dem M[e]nsch[e]n zur Glücksel[i]gk[ei]t dient. - Auch dem Plat[on] fällt die Frage nach der 2596 höchst[en] sittl[ichen] Aufgabe u[nd] die nach d[em] höchst[en] sittl[ichen] Gut u[nd] d[ie]se mit der nach der Glücksel[i]gk[ei]t zusammen. - Denn Glücksel[i]gk[ei]t ist Besitz d[e]s Guten, das Gute aber ist das [,] was wir Alle begehren. -  b)  2597 Worin aber das Gute od[er] die Glücksel[i]gk[ei]t b[e]stehe, darüber bietet das Plat[onische] Syst[em]  die  2598 Mögl[i]chk[ei]t 2fach[er] B[e]stimmung dar.  α)  2599 Insofern näml[ich] die Idee d[e]s allein wahrhaft Wirkl[ichen], die Materie d[a]g[e]g[en] das Nichtseyn der Idee ist u[nd] insofern auch die Seele ihre[m] wahren Wesen nach eine v[om] Körper freie, für die Betra[c]ht[un]g der Idee b[e]stimmte geist[i]g[e] Substanz seyn soll - konnte die Sittl[i]chk[ei]t mehr negativ gefaßt werden u[nd] das höchste sittl[iche] Ziel u[nd] Gut in d[er] Abwend[un]g 2592 „recht“ in der Zeile gestrichen. 2593 Einfügung in der Zeile mit Bleistift. 2594 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 2595 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2596 „der“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „dem“. 2597 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 2598 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „eine“. 2599 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 366 v[om] sinnl[ichen] Leben u[nd] Zurückzieh[u]ng auf die reine Betr[a]cht[un]g gesucht werden.  β)  2600 Insofern aber anders[ei]ts die Idee doch der Grund der 2601 Gestalt[un]g u[nd] die Ursache alles Guten ist in der Sinnenwelt, konnte au[c]h für ihre Darst[e]ll[un]g im menschl[ichen] Leben d[ie]se Seite mehr hervorgehoben u[nd] neb[en] der Erk[e]n[n]tn[i]ß der reine[n] Idee zugleich auch ihre harmonische Einführ[u]ng in’s sinnl[iche] Daseyn u[nd] die daraus entspringende Befried[un]g mit zu den B[e]standth[ei]l[en] d[e]s höchst[en] Gutes gerechnet werden. - Also das eine mal ist die höchste Aufgabe Flucht der Sinnl[i]chk[ei]t - das andere mal gehört dazu auch die nach Auß[en] geh[en]de Thät[i]gk[ei]t.  ad α  2602 Die erste Bestimmung findet sich schon Theaetet[os]: Da 2603 das ird[i]sche Dasey[n] unmögl[ich] frei v[om] Bös[en] sey[n] könne, so müss[en] wir so schnell als mögl[ich] aus d[ie]s[er] Welt zur G[o]tth[ei]t flücht[en], ind[em] wir uns ihr d[u]rch Tug[en]d u[nd] Einsicht ähnl[ich] machen. - D[ie]s[er] G[e]d[an]ke ist weiter ausgeführt im Phaedon, ind[em] hier die Ablösung der Seele v[om] Körper als das Nöthigste u[nd] Heilsamste empfohl[en] u[nd] eben hieri[n] d[a]s eigenthüml[iche] Thun d[e]s Philosoph[en] gefund[en] wird. - D[a]hin gehört auch die Darst[e]ll[un]g der Rep[ublik], nach der wir hienied[en] wie Gefangene in einer dunkl[en] Höhle leb[en], welche [n]i[c]hts als trübe Schatt[en]bilder [115rl/ 115vr] gewohnt, nur mit Mühe zur Anschauung d[e]s Wirkl[ichen] im Tageslicht der Idee gebracht werden. - Damit in Zusamm[en]h[a]ng steht die wiederholte Versicher[u]ng, der Philosoph als solcher werde nicht aus eigner Neig[un]g [,] sond[ern] nur gezwung[en] v[on] d[er] Höhe der wiss[e]nsch[a]ftl[ichen] Betra[c]ht[un]g zu den Staatsgeschäft[en] herabsteig[en]. Wie die Seelen v[on] Anf[a]ng an, w[e]nn sie ihrer B[e]stimm[u]ng nicht untreu geworden, nur der Nothw[en]d[i]gk[ei]t sich fügend in’s ird[i]sche Leben eingeh[en], so wird i[n] d[ie]s[em] jetz[i]g[en] Zust[a]nd jede, die ihre wahre Aufg[a]be erkennt, sich mögl[i]chst wenig mit dem Leibe od[er] mit Allem, was an ihn geknüpft ist, befaßen. - Auf d[ie]s[em] St[a]ndp[u]nkt erscheint demnach der Leib als eine Feßel u[nd] ein Kerker für die Seele, ein Grab ihres höhern Lebens; er ist ein Uebel, an das sie gekettet, ja der Grund alles Uebels; denn wenn auch d[a]s Böse freil[ich] zunächst sein[en] Sitz in der Seele hat u[nd] ihre eigne That ist - d[a]h[er] sie selbst im Jenseits davon gereinigt u[nd] dafür gestraft wird, so würde sie doch kein[en] Reiz u[nd] Anlaß z[um] Bösen haben, wenn sie nicht im Leibe wäre (  NB  2604 [: ] mit vorweltl[icher] Verschuld[un]g nicht in Harmonie) [.] 2600 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 2601 „der“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „[*]“. 2602 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 2603 „Da“ ersetzt durch Streichung mit Bleistift ursprüngliches „Das“. 2604 Über der Zeile. 367 Erst beim Eintritt in d[en] Leib sind ihr jene nied[ri]g[e]n Bestandth[ei]le angewachsen, d[u]rch die ihre eig[e]ntl[iche] Natur entstellt u[nd] verdeckt wird u[nd] v[om] Körper geh[en] fortwähr[e]nd alle Strömu[n]g[en] d[e]r geist[i]g[en] Thät[i]gk[ei]t[en] aus, alle Begierd[en] u[nd] Leid[e]nsch[a]ft[en]. Die Philosophie ist d[a]h[er] ihrem Wesen nach eine Reinig[un]g (Phaed[on]) u[nd]  wie  2605 eine vollkom[mene] Erlös[u]ng v[on] all[en] Uebel[n] nur bei d[er] Trennung d[er] Seele v[om] Leibe stattfindet, so wird  die  2606 doch th[ei]lw[ei]se Befreiung [,] die jetzt sch[on] mögl[ich] ist, nur d[u]rch jenes philos[ophische] Streben erreicht, d[u]rch welches  allein  2607 die Seele auch nach dem Tode 2608 zu ein[em] körperlos[en] Leb[en] fähig wird. -  ad β  2609 Indeß bleibt Plat[on] hiebei nicht stehen, es hätte sich ihm sonst eine ganz negative Moral - geg[en] den Geist d[e]s griech[ischen] Alterth[ums] ergeben [.] - Er ergänzt vielmehr diese Ansicht d[u]rch andere Darstellungen, in denen dem Sinnlich[en] u[nd] der Beschäftig[un]g mit dems[e]lb[en] eine positivere Bedeut[un]g beigelegt wird. - Schon aus der Lehre v[om] Eros erhellt dieß, denn da gilt doch die sinnl[iche] Ers[c]heinung auch etwas u[nd] wird nicht (wie im Phaed[on]) einzig nur als das b[e]h[a]nd[e]lt, was die Idee verhüllt [,] sond[ern] zugleich als das, was sie offenbart. - Auch im Phileb[os]  obwohl er die Aufg[a]be hat, darzuthun [,] daß die Lust nicht das höchste od[er] gar einzige Gut sey -  2610 wird dem Sinnl[ichen] Bedeutung zuerkannt, namentl[ich] der richt[i]g[en] Vorst[e]ll[u]ng, ohne die man sich auf der Erde nicht zurecht finden könnte; ferner  wird  2611 die Kunst  (Musik)  2612 als unentbehrl[ich] zur Verschönerung d[e]s Lebens bezeichnet. - Aber allerdings kann die Lust nicht unbedingt z[um] höchst[en] Gute gerechnet werden, es sind vielmehr die reinen  u[nd] wahre[n]  2613 Lustempfind[un]g[en], ferner die nothw[e]nd[i]g[en] unschädl[ichen] u[nd] leidenschaftlosen, üb[er]h[au]pt die mit der Vernünft[i]gk[ei]t u[nd] Gesundh[ei]t d[e]s G[ei]st[e]s verträgl[ichen] Genüsse v[on] d[en] unreinen, trügerische[n], krankhaften zu unters[c]heid[en]; nur jene können ein[en] Th[ei]l d[e]s Guten ausmache[n], d[ie]se nicht. Demnach ist dem Plat[on] allerdings der erste und wertvollste Bestandth[ei]l des höchst[en] Gutes die Th[ei]lnahme an der ewig[en] Natur des Maaßes (an der Idee); aber der zweite B[e]standth[ei]l desselb[en]  besteht in  2614 der 2615 Einbild[un]g 2605 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „wenn auch“. 2606 Über der Zeile. 2607 Über der Zeile. 2608 „nur“ in der Zeile gestrichen. 2609 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 2610 Einfügung am Seitenrand [115vl]. 2611 Über der Zeile. 2612 Über der Zeile. 2613 Über der Zeile. 2614 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „ist“. 368 d[ie]s[e]r Idee in d[e]r Wirkl[i]chk[ei]t, in der Gestalt[un]g eines Harmonisch[en], Schön[en] u[nd] Volle[n]det[en],  3)  2616 in Vernunft u[nd] Einsicht, in Künst[en] u[nd] richt[i]g[en] Vorstellung[en]; -  4. B[e]st[an]dth[ei]l  2617 endl[ich] selbst auch in der reine[n] u[nd] schmerzlos[en] sinnl[ichen] Lust. - V[on] der Cyr[ena]isch[en] Apathie ist also Plat[on] doch weit entfernt, wenn 2618 sich auch 2619  doppelte Richt[un]g [,] eine ascetische u[nd] eine ästhetische [,] bei ihm unterscheid[en] läßt.  2620 [115vr/ 116rl] 2. Die Tugend.  a)  2621 Die Tugend ist d[a]s  einzige  2622 wesentl[iche] Mittel zur Glücksel[i]gk[ei]t; sie macht glückl[ich,] die Schlecht[i]gk[ei]t unglücklich. - Die Tugend ist nichts andres als die rechte B[e]sch[a]ff[e]nh[ei]t, die innere  Ordnung  2623 Harmonie, Gesundh[ei]t der Seele. - Nur der Tugendhafte ist frei, nur er folgt sein[em]  eige[nen]  2624 Willen, denn in seiner Seele allein herrscht der Theil, welchem die Herrschaft zukommt, die Vernunft näml[ich], nur der ist auch reich in sich selbst, heiter, beruhigt; - wo dag[e]g[en] die Leid[e]ns[c]h[a]ft herrscht, da ist die Seele ihrem wahren Wesen nach arm u[nd] geknechtet, v[on] Furcht, Kummer, Unruhe jeder Art durchtobt. (Rep[ublik] IX). Nur wer das Ew[i]ge ergreift u[nd] mit ihm sich anfüllt [,] kann wahre Befried[i]g[un]g finden; alle andern Genüsse d[a]g[e]g[en] sind in dem Maaße unlauter u[nd] täuschend, in welchem sie sich v[on] d[er] allein wahre[n] Lust, der des Philosoph[en] - wahre Philosophie u[nd] wahre  vollendete  2625 Sittl[i]chk[ei]t sind ihm dass[e]lbe - entfernen. Die Tugend kann unreiner Beweggr[ü]nde entbehr[en,] sie trägt ihr[en] Lohn in sich selbst [,] wenn sie verkannt wird - obwohl in der Regel Tugend Lohn u[nd] Laster Strafe empfängt. Der Gerechte kann v[on] d[er] G[o]tth[ei]t nicht im Stiche gelass[en] werden, der Uebelthäter kann der Strafe nicht entgehen, sond[ern] d[u]rch dies[e]lbe muß er entweder v[on] der Gottlos[i]gk[ei]t geheilt od[er,] wenn er unheilbar ist, z[um] abschreckend[en] Beisp[iel] für Andere verwendet werden. b) Sokr[ates] hatte d[a]s Wesen der Tugend ins Wissen gesetzt und sogar b[e]h[au]pt[e]t, d[a]ß es in Wahrh[ei]t nur Eine Tugend gebe u[nd] d[a]ß auch die Anlage zur Tug[e]nd bei all[en] die gleiche s[e]y[n] müsse; u[nd] d[a]ß sie sich wie 2615 „der“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „die“. 2616 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2617 Über der Zeile mit Bleistift. 2618 Unklar, ob „wenn“ gestrichen ist. 2619 „eine“ in der Zeile gestrichen. 2620 Einfügung am Seitenrand [115vl]. 2621 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2622 Über der Zeile. 2623 Über der Zeile eingefügt. 2624 Über der Zeile. 2625 Über der Zeile. 369 das Wissen d[u]rch Unterricht erzeug[en] lasse. - Plat[on] hat Manches hievon beschränkt u[nd] modificirt in späterer Zeit. Er sah, d[a]ß nebe[n] der vollendet[en] Tugend, die freilich sich nur auf’s Wissen gründ[en] lasse, die unwissenschaftl[ich] doch auch ihr[en] Werth habe, d[a]ß nur jene auf Unterricht, d[ie]se auf Uebung beruhe u[nd] d[a]ß d[ie]se gewohnheitsmäß[i]ge Tugend der höher[en] als ihre unerläßl[iche] Grundl[a]ge vorhergehe. Er nahm auch die Unterscheid[un]g mehrer[er] Tug[e]nd[en] an u[nd] suchte sie mit der Sokr[atischen] Einh[ei]t der Tug[e]nd zu vereinig[en], ind[em] er in d[en] b[e]sonder[en] Tug[e]nd[en] nur die verschied[enen] Seit[en] eines V[e]rh[ä]ltn[i]ßes erkannte, welches als Ganzes betrachtet die Tugend ist. Er hält also zwar daran fest, d[a]ß alle besonder[n] Tug[en]d[en] nur Verwirklich[un]g der Tugend sey[en] u[nd] d[a]ß d[a]s Wiss[en] od[er] die Weish[ei]t nicht ohne die üb[ri]g[en] gedacht werd[en] könne. Den Grund der Wahrh[ei]t sucht Plat[on] nicht in der Vers[c]hied[en]h[ei]t der Objecte, auf welche sich die sittl[iche] Thät[i]gk[ei]t b[e]z[ie]ht, sond[ern] in der Verschied[e]nh[ei]t der in ihr wirkend[en] geist[i]g[en] Kräfte (od[er] Th[ei]le der Seele) u[nd] auf d[ie]s[e]m Wege gewinnt er die 4  Grund  2626 Cardinaltugend[en.]  c)  2627 Besteht näml[ich] die Tugend in der Seele in der richt[i]g[en] Beschaff[e]nh[ei]t u[nd] dem richt[i]g[en] V[e]rh[ä]ltn[i]ß  ihrer  2628 Th[ei]le, so daß jeder einzelne ders[e]lb[en] sein Geschäft wohl verrichtet u[nd] alle zusamm[en] in Einklang stehen, so muß 1) die Vernunft mit klarer Einsicht in das, was der Seele heilsam ist, das Seel[en]leb[en] beherrsch[en] u[nd] das ist die Weisheit; 2) es muß der Muth die Aussprüche der Vernu[n]ft über das, was zu fürcht[en] u[nd] ni[c]ht zu fürcht[en] ist, g[e]g[en] Lust u[nd] Schmerz bewahr[en], dieß ist die Tapferkeit [,] welche bei Plat[on] also urspr[ü]ngl[ich] ein Verhalt[en] d[e]s M[e]nsch[en] g[e]g[en] sich selbst u[nd] erst i[n] 2. Reihe geg[en] äußere Gefahr[en] b[e]zeich[ne]t; - [116rl/ 116vr] 3) es muß der begehrende Th[ei]l, eb[e]nso wie der Muth, sich der Vernunft unterordnen u[nd] dieß ist die Selbstbeherrsch[un]g od[er] die Besonnenh[ei]t, die Sophrosyne; endl[ich] 4) es muß eben d[a]d[u]rch die rechte Ordnung u[nd] Zusammenstimmung im Ganzen d[e]s Seelenlebens erhalten werd[en] - u[nd] dieß ist die Gerechtigk[ei]t. -  d)  2629 Speziell ausgeführt hat Plat[on] die Sittenlehre auf d[ie]s[e]r Gr[u]ndlage nicht. Einzelnes allerdings hat nähere B[e]stimmung erhalten, u[nd] zwar so [,] daß er über die griech[ische] Sittenlehre weit hinausging u[nd] dies[e]lbe reinigte. So z. B. d[u]rch den Gru[n]dsatz, der Gerechte dürfe auch dem Feinde nur Gutes erweisen. - So auch, daß die eig[e]ntl[iche] Lüge nur in der Selbsttäusch[un]g b[e]stehe u[nd] nur d[ie]se stets verwerfl[ich] sey [,] die Täusch[un]g 2626 Über der Zeile. 2627 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 2628 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „der“. 2629 Vor der Zeile mit Bleistift. 370 Anderer d[a]g[e]g[e]n in allen Fällen erlaubt sey, wo sie ihnen zum B[e]sten gereiche, d[a]h[er] Plat[on] in s[einem] Staate zwar d[em] Einzelnen als solch[e]m jede Unwahrh[ei]t verbietet, d[a]g[e]g[en] der Staatsbehörde di[e]s[e]lbe als Hülfsmittel der Erz[ie]h[un]g u[nd] Regierung erlaubt. - In Bezug auf d[ie] Knabenleit[un]g war schon früher die Rede -  Er beurth[ei]lt sie milde - obwohl er sie als 2630 Unrecht b[e]tr[ac]ht[e]t  2631 In B[e]zug auf die Ehe steht Plat[on] minder hoch; obwohl er d[a]s sonst v[on] d[en] Griech[en] so sehr vernachlässigte weibl[iche] Geschlecht sittl[ich] u[nd] geist[i]g zu heben sucht; er hat aber ein[e] zu geringe Meinung v[om] eig[e]nthü[m]l[ichen] Berufe dess[e]lb[en], od[er] er ist v[on] dem griech[ischen] Vorurth[ei]l, das nur der Thät[i]gk[ei]t d[e]s Mannes ein[en] hohen Werth beilegt, zu tief befang[en], als d[a]ß ihm d[ie]s[e]s d[u]rch Veredlu[n]g d[e]s weibl[ichen] Wirkungskreises als solche[m] - u[nd] nicht viel[me]hr nur d[u]rch seine Aufheb[un]g mögl[ich] wäre. Die Weiber sollen an der Lebensw[e]ise, der Erz[ie]h[un]g der Männer th[ei]lnehme[n] in ein[er] W[ei]se, wie es sich nicht mit der Eig[e]nthüml[i]chk[ei]t u[nd] den sittl[ichen] Anforderung[en] ihrer Natur nicht 2632 verträgt. - Auch die griech[ische] Geringschätz[un]g der materi[e]ll[en] Arbeit wird v[on] Plat[on] beibehalten, ja noch gesteigert u[nd] an der Sklaverei nimmt er keine[n] besonder[n] Anstoß, wenn er auch ihre Uebelstände d[u]rch verständ[i]g[e] Beh[a]ndlu[n]g zu mildern sucht. Es ist dieß in s[einer] Philos[ophie] begründet, d[a]ß materi[e]lle Arbeit unwürd[i]g u[nd] erniedrigend erscheint, da sie eben den Sinn an das Materielle fesselt u[nd] v[om] Höheren hinweglenkt. D[ie]se Arbeit[en] b[e]z[ie]h[e]n sich, meint er  ,  2633 alle nur auf Befried[i]g[un]g sinnl[icher] Genüsse, u[nd] es ist nur der sinnl[ich] begehrende Th[ei]l der Seele, nicht die Vernunft, nicht der Muth, den sie üben. - In s[einer] Republ[ik] werd[en] d[a]h[er] die Gewerbtreib[e]nd[en] u[nd] die Landbauer[n] zur vollständ[i]g[en] polit[ischen] Unmü[n]d[i]gk[ei]t herabgedrückt u[nd] auch ihrer Erz[ie]h[un]g sich anzunehme[n] findet Plat[on] kaum der Mühe werth, denn an ihne[n] brauche dem Staat nicht viel zu lieg[en.] - Und nach d[ie]s[e]n Grundsätz[en] scheint er auch die Sklaverei vertheid[i]g[en] zu woll[en], wenn er s[a]gt, die Unwissend[en] u[nd] nied[ri]g Denkend[en] solle der Staatsmann 2634 in den Sklavenstand herabstoßen. - Den Selbstmord findet Plat[on] unberecht[i]gt i[m] Ans[c]hluß an d[ie] Pythagore[e]r (Phaed[on]) [,] weil der Mensch als Eig[e]nth[um] der G[o]tth[ei]t den ihm angewiesen[en] Ort nicht eigenmächt[i]g verlass[en] dürfe. - Die Stoiker dacht[en] später anders. 2630 „Kühnh[ei]t“ in der Zeile mit Bleistift gestrichen. 2631 Über der Zeile mit Bleistift. 2632 Doppelte Verneinung wohl ein Versehen. 2633 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 2634 „für“ in der Zeile gestrichen. 371 3) D[er] Staat. Schw[egler]  p. 149  2635 2635 Mit Bleistift angefügt. 373 II. Jakob Frohschammer: Geschichte der Philosophie des Mittelalters (Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München / Nachlass Frohschammer [= 4° Cod. ms. 917b (2c]) Inhalt E INL [ EI ] T [ U ] NG . ....................................................................................................... 377 I. [.] B EGRIFF DER MITTELALTERL [ ICHEN ] P HILOSOPHIE . ........................................ 380 II [.] E INTH [ EI ] L [ U ] NG OD [ ER ] G LIEDERUNG DER G ESCHICHTE D [ ER ] P HILOSOPHIE DES M[ ITTEL ] A LTERS . - ................................................ 387 I [.] P ERIODE ....................................................................................................... 391 [1.] Allgemeine  Charakteristik  . .............................................................. 391 2) Besonderes.  - Spezielle Leistungen  ................................................... 394 1. Isidorus v[on] Hispalis (Sevilla)  († 636)  ....................................... 394 2. Beda Venerabilis. ............................................................................. 395 3. Alcuin. .............................................................................................. 396 4) Fredegisus. ....................................................................................... 398 5. Rabanus Maurus. .............................................................................. 400 6) Paschasius Ratpertus. ....................................................................... 401 7 [.] Johannes Scotus Erigena. ............................................................. 404 II [.] P ERIODE Z EIT DER SICH VORBEREITENDEN G ESAMMTSYST [ EME ] DES CHR [ I ] STL [ ICHEN ] W ISSENS .............................................................................................................. 429 1. Gerbert. ............................................................................................. 431 2. Berengarius v[on] Tours und Lanfranc. ........................................... 434 Berengarius v[on] Tours. ................................................................ 434 Lanfranc. ......................................................................................... 436 3) Anselm v[on] Canterbury ................................................................ 438 I [.] Ueber das V[e]rh[ä]ltn[i]ß v[on] Glauben und Wißen. ............ 439 II [.] Der Realismus Anselms im G[e]g[e]nsatze zu Roscelin’s Nominalismus. .......................................................... 446 III [.] Anselm’s Gotteslehre. ........................................................... 454 a) Vom Wesen u[nd] den Eigenschaften G[o]tt[e]s. ................... 454 b) Das ontolog[ische] Argument für das Daseyn Gottes. ............461 374 c) Die Satisfactions-Theorie. ...................................................... 472 II [.] Abschn[itt] Philos[ophische] Bestrebungen im 12 [.] J[a]hrh[u]nd[e]rt. ...................... 485 1. Platoniker. ....................................................................................... 485 [1.] Bernhard v[on] Chartres. .......................................................... 486 [2.] Wilhelm v[on] Conches. .......................................................... 488 [3.] Walter v[on] Mortagne ............................................................. 488 2) Platonisirende Dialektiker, die d[ie] Dialektik auf d[ie] Theologie mit Entschiedenheit anwendeten. .................................. 489 1. Abälard. ..................................................................................... 489 I [.] Verh[ä]ltn[i]ß v[on] Glauben u[nd] Wissen. ...................... 492 II [.] Ueb[er] d[ie] Universalien. ............................................... 496 III [.] Abaelard’s Metaphysische Lehren. .................................. 500 2) Honorius v[on] Autun. ............................................................... 505 3) Gilbert de la Porrée. ................................................................... 505 III [.] Abschnitt Positivere Richtungen. ............................................................................... 512 A) ......................................................................................................... 512 [1.] Petrus Lombardus. .................................................................... 512 2) Alanus ab Insulis. ....................................................................... 514 3) Joh[annes] v[on] Salisbury ......................................................... 516 4. Walter v[on] St [.] Victor. ........................................................... 518 IV [.] Abschnitt Mystische Richtung. .................................................................................. 519 [1.] Hugo v[on] St [.] Victor ........................................................... 520  I [.]  ........................................................................................... 522 III [.] Mystik Hugo’s. ................................................................ 535 [2.] Richard v[on] St. Victor ........................................................... 538 [3.] Isaak v[on] Stella und Alcher ................................................... 540 [4.] Pantheist[ische] Extreme .......................................................... 542 III [.] P ERIODE D AS DREIZEHNTE J[ A ] HRH [ U ] ND [ E ] RT . .............................................................. 544 1. Aristotel[ische] Philos[ophie] der Araber im Orient. .................. 545 1. El-Farabi ................................................................................ 545 2. Ibn Sina (Avicenna) ............................................................... 546 3. El Gazâli. ............................................................................... 550 [2.] Aristotel[ische] Philos[ophie] der Araber in Spanien .............. 551 Ibn Roschd (Averroes) .............................................................. 551 [3.] Einzelne große Philos[ophen] u[nd] Theologe[n]. ................... 557 [4.] Albertus Magnus. ..................................................................... 557 375 [5.] Thomas v[on] Aquino. ..............................................................569 I. Wie kann der M[e]nsch[e]ngeist erkennen, was bringt er mit b[e]i Beginn des Erk[e]n[n]tn[i]ßproceßes u[nd] wodurch nimmt das Erkennen den Anfang. ..............581 II) Die Erk[e]nntn[i]ß (Erk[e]n[n]tn[i]ßproceß) beginnt mit d[er] Sinneswahrnehmung. ..........................................582 III. Intellectus. ..........................................................................584  a)  Geschäft des Intellectus im Allgemeinen. ..................584  b)  Ueb[er] Intellectus possibilis u[nd] agens. .................585 [6.] Durand v[on] St. Pourcain (a S[a]ncto Porciano) ......................591 I [.] Wiß[e]nsch[a]ftl[iche] Gr[u]ndsätze. ................................592 II [.] Lehre. ...............................................................................592 377 Text mit kritischem Apparat Geschichte der Philosophie des Mittelalters. 1 Einleitung.  D[e]r I [.] Th[ei]l uns[erer] Aufg[abe.]  2  D[ie] Aufg[abe] der folg[e]nd[en] Vortr[ä]ge ist die: eine kurze, übersichtl[iche] u[nd] mögl[i]chst klare Darst[e]ll[u]ng zu geben v[on] dem Entwickl[un]gsgange der philos[ophischen] B[e]str[e]b[un]g[en] des mens[c]hl[ichen] G[ei]st[e]s bei den Europäis[c]h[en] Völk[e]rn v[on] der Zeit an - wo d[a]s germanische Volk die Völker u[nd] Staaten d[e]s Alterth[ums] überw[an]d u[nd] zertrümmerte u[nd] fast ganz Europa  politisch  3 in Besitz nahm 4 u[nd] bald auch den Primat im geist[i]g[en] Gebiete errang u[nd]  wiss[en]sch[a]ftl[iche]  5 Bestr[e]b[u]ng[e]n d[e]s Alterth[ums] fortsetzte  od[er] wenigst[en]s festhielt  6 u[nd] mit dem neu[en] Leb[en]selement d[e]s Ch[ri]st[en]th[ums] in Verbind[un]g brachte - d. h. v[om] Schl[u]ß der Völkerwand[e]r[un]g an bis auf uns[ere] Tage. (Kurz u[nd] übersichtl[ich] nur muß natürl[ich] die Darst[e]ll[un]g seyn - denn die Kürze d[e]r Z[ei]t [,] die uns g[e]g[e]b[en] ist - gestattet es schon nicht anders - auch haben Sie nicht die Aufg[a]be philos[ophische] Systeme bis ins Kleinste u[nd] Ei[n]zelnste kennen zu lernen - sond[ern] für Sie ist der Gang d[e]r philos[ophischen] B[e]str[e]b[un]g[en] i[m] Groß[en] u[nd] Ganze[n] zu[m] Verstä[n]d[n]iß der Geschichte u[nd] des Leb[en]s v[on] mehr Intereße  )  7 . Was nun d[en] erst[en] Th[ei]l uns[erer] Aufg[abe] b[e]tr[i]fft - die Ges[c]h[ichte] d[er] Philos[ophie] des M[ittel] Alters, so ist sie etc. NB [: ] Man sieht hier sogleich [,] d[a]ß Gesch[ichte] d[er] Philos[ophie] d[e]s M[ittel] A[lters] u[nd] der N[eueren] Z[ei]t doch etwas gemeinsch[a]ftl[ich] haben i[m] Unt[e]rsch[ie]de v[on] d[er] G[e]sch[ichte] d[er] Ph[i]l[osophie] d[e]s Alterthums u[nd] warum ich sie zusammenfaße [.]  8 1 „1.“ am oberen Seitenrand [1rr]; „1.“ bezeichnet den Bogen. 2 Neben der Randbemerkung [1rr] mit Bleistift. 3 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 4 „d. h. [++]“ in der Zeile gestrichen. 5 Über der Zeile. 6 Über der Zeile mit Bleistift. 7 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 8 Randbemerkung am Seitenrand [1rr]. 378 Die Gesch[ichte] d[er] Philos[ophie] des Mittelalt[ers] ist bis jetzt wenig beachtet und ausgebildet worden, während man der antiken u[nd] neuest[en] Philos[ophie] v[on] Cartesius an alle Aufmerksamk[ei]t [,] Kraft u[nd] Anstreng[u]ng zugewendet hat. Man hat sie bis in die neuere Z[ei]t gering geachtet und wegw[e]rfend kurz abgefertigt od[er] geradezu übergangen. Nunmehr aber hat man angefangen, ihr d[u]rch mehr Fleiß u[nd] Sorgfalt und (eben darum) auch in dem Maaße mehr Anerk[e]nnung zu zollen, namentl[ich] in Frankr[eich u[nd] Italien - wo d[ie]se Anerkennung th[ei]lw[ei]se wieder ins Uebermaaß zu gehen droht od[er] schon gegangen ist, so daß man da allein die (Scholastik) mittelalterl[iche] Philos[ophie] als wahre [,] d. h. als christl[iche] od[er,] wie man auch zu sagen pflegt [,] als kathol[ische] Philosophie gelten läßt.  1)  9 In der That verdient die Philos[ophie] des Mittelalters uns[ere] Beacht[u]ng u[nd] genauere Erforsch[u]ng u[nd] Erk[e]n[n]tn[i]ß in vollem Maaße - schon darum [,] weil doch die neuere Philos[ophie] vielfach in B[e]z[ie]h[u]ng u[nd] histor[ischem] Zusammenhang mit ihr steht u[nd] oft mehr influencirt ist davon als man meint; namentl[ich] in ihr[en] erst[en] Anfängen u[nd] ihr[en] früh[en] Vertretern [,] z. B. Cartesius, Leibnitz u[nd] A[nderen,] so daß d[ie]se neu[ere] Philos[ophie] doch erst dann vollkommen verstanden u[nd] insb[e]s[ondere] vollkommen gewürdigt werden kann, wenn die Kenntn[i]ß ihrer histor[ischen] Ausgänge od[er] Antecedentien erlangt ist.  a) [*] der Opposit[ion] g[e]g[en] d[ie] Schol[a]st[i]k [**] ist nicht 10 zu verst[e]h[en,] ohne d[a]s zu kenn[en,] g[e]g[en] d[a]s opp[on]irt wird. b) noch [me]hr w[e]il die neu[ere] Phil[o]s[ophie] weit mehr gemein hat [m]it der alt[en] als man glaubt [.]  11  2)  12 Dann aber ist die Ges[c]h[ichte] d[er] Phil[osophie] d[es] M[ittel] A[lters] v[on] großer Wichtigk[ei]t u[nd] ihr Stud[ium] förderl[ich] vorzügl[ich] deßwegen, weil sie eine große, welthistor[ische] Erscheinung u[nd] weltbeherrschende Macht war mehr[ere] J[a]hrh[u]nd[e]rte lang. Ihr Stud[ium] ist nicht blos für die Kenntn[i]ß der Wiß[e]nsch[a]ft u[nd] Philos[ophie] wichtig, sond[ern] für Culturgeschichte üb[er]h[au]pt u[nd] noch allgemeiner sogar für Verständniß der Weltgeschichte.  Das Mittelalter Z[ei]t der H[e]rrsch[a]ft d[e]s Clerus [,] d. h. der Gebildet[en] - der Mittelpu[n]kt d[ie]s[e]r Bild[un]g nun au[c]h Philosophie.  13  Doch find[en] si[c]h fr[e]il[ich] auch in d[er] scholast[ischen] Phil[o]s[ophie] große Unt[er]s[c]hiede u[nd] Dissonanz[en.]  14 9 Nach der Zeile mit Bleistift. 10 „nicht“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „[*]“. 11 Randbemerkung am Seitenrand [1rr] mit Bleistift. 12 Nach der Zeile mit Bleistift. 13 Randbemerkung am Seitenrand [1rr] mit Bleistift. 14 Randbemerkung am Seitenrand [1rr] mit Bleistift. 379 Das ist bei d[er] Gesch[ichte] d[er] neu[eren] Philos[ophie] nicht der Fall, da sind es großenth[ei]ls einzelne Männer v[on] eigenthüml[icher] Geistesricht[u]ng, die auf eigene Faust hin, sich ganz auf eigenen subj[ectiven] St[a]ndp[u]nkt stellend [,] philosophirten, ihre Gedanken od[er]  wohl auch  15 Einfälle üb[er] G[o]tt u[nd] Welt u[nd] menschl[iches] Erkennen producirt[en,] ohne bedeut[e]nd[e]n Einfluß zu üben, ohne an eine welthistor[ische] Macht sich zu halten od[er] durch sie zu wirken. Man lernt also in ihren Syst[emen] nur subj[ective] Auffaß[u]ng[e]n u[nd] Gedanken kennen, die  zu  16 eig[e]ntl[icher] histor[ischer] Bedeut[un]g nicht kamen - wenn auch üb[ri]g[e]ns die größte Energie u[nd] Kraft und 17 Eigenthümlichk[ei]t sich in ihnen kund gibt [,] z. B. bei Spinoza. [1rl/ 1vr]  3)  18 Die Geschichte d[er] Ph[ilosophie] d[es] M[ittel] A[lters] lehrt d[a]h[er] zugleich den weltbeherrsch[e]nd[en] posit[iven] Inhalt des Chr[i]st[e]nth[ums] kennen, im Unt[e]rsch[ie]d v[on] den subj[ectiven]  Separat-  19 Ansichten der einzelnen neu[eren] Philosophen - u[nd] schon das empfiehlt das Stud[ium] ganz besonders. - Man darf aber nicht glauben, als hätte man es mit den einzelnen Glaubenslehren, wie sie gegeben sind [,] zu thun [.] - D[ie]se sind vielmehr in d[er] Philos[ophie] d[es] M[ittel] A[lters] mit aller Feinheit u[nd] Schärfe des Gedankens erörtert u[nd] bis in’s Kleinste u[nd] Einzelnste ausgeführt in alle Einwürfe und Unterscheid[un]g[en] fortverfolgt [.] - Man hat d[a]h[er] die M[ittel] A[lterliche] Wiss[e]nsch[a]ft (Philos[ophie] u[nd] Theologie) mit den aus dem M[ittel] A[lter] stamm[en]d[en] gothischen Domen verglichen mit ihrer Erhab[e]nh[ei]t u[nd] Großart[i]gk[ei]t im Ganzen u[nd] Großen, während doch wiederum die Sorgfalt  der  20 Ausarbeit[un]g sich auch erstreckt bis in die Kleinsten u[nd] Einzelnsten Figürch[en], Zierrathe[n] u[nd] Schnörkel. Das Alles rechtfert[i]gt es, daß 21 wir uns auch d[ie]se M[ittel] A[lterliche] Philos[ophie] z[um] G[e]g[e]nst[a]nd der Erforsch[u]ng u[nd] Darst[e]ll[u]ng gewählt [.] -  4)  22 Dabei aber ist noch etwas zu beachten. Ich erwähnte schon, d[a]ß man in neu[erer] Z[ei]t in Frankr[eich] u[nd] Itali[en] - aber auch in Deutschl[an]d angefangen hat, d[er] M[ittel] A[lterlichen] Philos[ophie] wieder die Aufmerks[a]mk[ei]t zuzuwenden u[nd] ihr wieder Anerkennung zu zollen. Da gibt es nun wieder deren [,] die in ihr[em] Enthusiasmus u[nd] ihr[er] Verehr[u]ng geg[en] d[ie] scholast[ische] 15 Über der Zeile mit Bleistift. 16 Über der Zeile. 17 „und“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „[*]“. 18 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 19 Über der Zeile. 20 Über der Zeile. 21 „daß“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „wenn“. 22 Vor der Zeile mit Bleistift. 380 Wiss[e]nsch[a]ft d[es] M[ittel] A[lters] nicht weit genug gehen zu können meinen - u[nd] die uns zumuthen, wir sollen ohne Weiters alle neu[ere] Philos[ophie] wegwerfen u[nd] zur Scholastik zurückkehren, sie u[nd] ihre Weise allein als wahre (ch[ri]stl[iche]) Philos[ophie] anerkennend.  weder annehmen ohne Weiters, noch wegwerfen kann man das [,] ohne zuvor die Philos[ophie] d[e]s M[ittel] A[lters] genauer zu kennen - obwohl Viele sie annehme[n.] - Viele sie verwerf[en,] ohne sie i[n] d[er] That zu kennen.  23 - D[ie]s[e]m Uebermaaß müßen wir entgegen treten - so sehr wir sonst d[em] M[ittel] A[lter] Anerkennung zollen; u[nd] das ist ein Grund mehr [,] uns einläßlicher mit d[ie]s[e]r M[ittel] A[lterlichen] Philos[ophie] zu bes[c]häftige[n].  Wir woll[en] ger[ec]ht w[e]rd[en] g[e]g[en] d[a]s Mittelalter [,] i[n]dem wir  24  5)  25 Ueb[ri]g[e]ns gibt es für uns auch noch einen patriot[ischen] Grund [,] dem M[ittel] A[lter] auch in d[ie]s[er] B[e]z[ie]h[u]ng uns[ere] Aufmerks[a]mk[ei]t zuzuwenden - denn das M[ittel] A[lter] war die Zeit des Ruhmes, der Gewalt u[nd] Herrl[i]chk[ei]t d[e]s deutsch[en] Volkes, darum muß schon darum d[a]ß[e]lbe uns[er] Intereße mit all[em] s[einem] Eigenthüml[ichen] in Anspruch nehmen. Und dem Deutschen geziemt es in d[er] That am Wenigsten auf d[a]s M[ittel] A[lter] mit Geringschätz[u]ng zu blicken u[nd] s[eine]  nähere  26 Kenntniß zu verschmäh[en.]  Deutsche soll[en] doch a[m] all[e]rw[en]igst[en] i[n] d[en] Ton der Verw[er]f[un]g ei[n]stimm[en.] -  27 - Mehr Ursache dazu hätt[en] in d[er] That dazu die Romanis[c]h[en] Völker. - [1vr/ 2rl] I [.] Begriff der mittelalterl[ichen] Philosophie.  V[om] B[e]gr[i]ff - ist daru[m] hier zu spr[ec]h[en], weil man sch[on] b[e]h[au]pt[e]t hat [,] d[a]s Mittelalter hab[e] g[a]r k[e]i[n]e Ph[i]l[o]s[ophie] g[e]h[a]bt.  28  Unter Mittelalter versteht man bekanntl[ich] die Z[ei]t v[on] d[er] Völkerwand[e]r[u]ng (vollendet.) an bis zur Entdeck[u]ng v[on] Amerika od[er] Kirchenspalt[u]ng.  29  Das Schwierige ist, daß man hier sogar erst d[en] B[e]gr[i]ff d[er] Phil[osophie] such[en] muß [.] -  30  Wir müß[en] u[n]s nu[n] zuerst üb[er] d[en] G[e]g[en]st[an]d, deß[en] Ges[c]h[ichte] wir kenn[en] ler[nen] woll[en], zu erörter[n] 23 Einfügung am Seitenrand [1vl]. 24 Unter der Zeile mit Bleistift eingefügt; der Satz ist nicht abgeschlossen. 25 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt; „NB“ in der Zeile gestrichen. 26 Über der Zeile. 27 Randbemerkung am Seitenrand [1vl] mit Bleistift. 28 Über der Überschrift mit Bleistift. 29 Randbemerkung am Seitenrand [2rr]. 30 Unter der Überschrift eingefügt. 381 u[nd] d[en] B[e]griff d[e]ßelb[en] kenn[en] ler[nen], im Allg[emeinen] w[en]igst[en]s [.] - Wir w[e]rd[en] zu d[ie]s[e]m B[e]huf ank[n]üpf[en] [m]üß[en] an d[er] früh[en] Gesch[ichte] der Phil[o]sophie [.] -  31  A) Was man im Alterth[um] unt[er] Philosophie verstand? - Entwickl[u]ngsepochen und Ausgang ders[e]lb[e]n.  Ursp[run]g u[nd] Wes[en] d[e]r Di[n]ge zu erk[e]nn[en] - Jo[n]i[e]r letzt[en] Gr[un]d -, im Gru[n]de gl[e]ich Eleate[n] [me]hr W[e]s[en,] da auch die Jonier nur das [*,] also d[a]s Wese[n] d[e]s Kosmus prüft[en.] -  32 B) Was man in d[en] erst[en] J[a]hrh[underten] unter Phil[o]s[ophie] verstand? Inwiefern sie v[on] d[en] K[i]rch[e]n-Vätern Anw[e]nd[un]g, Berücksicht[i]g[un]g u[nd] Weiter-Bild[un]g fand? C) Was man im Mittelalter unt[er] Philos[ophie] verstand [.] - ad A. Jonische Naturphilos[ophie] -  Eleat[ische]  33 Abstractionsphilos[ophie]  (die die Forme[n], B[e]gr[i]ffe als d[e]s Dau[e]r[n]de[n]  [*]  )  34  35 - beides vereinig[e]nd u[nd] mystisch zugleich. Pythagoreer [.] (Die die Atome u[nd] [n]i[c]ht B[e]griffe als d[a]s Dau[e]r[n]de - als G[e]g[en]st[an]d d[er] Phil[o]s[ophie.] [)] Atomistiker (Demokrit) - Empedocles  Heraclit [*] Werden -  36 Anaxagoras -  Streit - Liebe [,] Haß - (νους).  37 Socrates ethische Richt[u]ng. - Universal mit idealist[ischem] Uebergewicht Plato. - Universal mit realist[ischem] Uebergewicht Aristoteles [.] - Nun Instrumentalphilos[ophie] u[nd] formal[e]s Treib[en] einers[ei]ts - u[nd] doch auch pract[ische] Richt[u]ng der Philos[ophie] - Secten.  Allein d[ie]se Secte[n] [*] [n]i[c]ht [***]  38 Cyniker  (Zenon)  39 , Stoiker - Epikureer - Peripatetiker - Akademiker - Skeptiker  [**]  40 - Verfall der Volksr[e]ligion[en] - R[e]ligiöse Wend[un]g in der Neuplaton[ischen] Philosophie. ad B) Das Chr[i]st[e]nth[um] trat als That u[nd] Glaube in die Welt - nicht als Theorie u[nd] Wiss[e]nsch[a]ft; es wendete sich zunächst an d[a]s Gefühl u[nd] den Willen - nicht an den Verstand [.] - Doch trat bald auch die Nothw[e]nd[i]gk[ei]t wiss[en]sch[a]ftl[icher] Thät[i]gk[ei]t ein - schon d[er] Apost[el] Paulus - dann die Apologeten - welche d[a]s 31 Randbemerkung am Seitenrand [2rr] mit Bleistift. 32 In und unter der Zeile sowie am Seitenrand [2rr] mit Bleistift eingefügt. 33 Über der Zeile eingefügt. 34 Über der Zeile eingefügt. 35 Über der Zeile. 36 Einfügung am Spaltenrand [2rr]. 37 Einfügung unter der Zeile. 38 In und unter der Zeile mit Bleistift eingefügt. 39 Über der Zeile eingefügt. 40 Über der Zeile. 382 Ch[ri]st[en]th[um] dem Jud[en]th[um] u[nd] Heid[en]th[um] gegenüber vertheidigten, d[a]h[er] auch schon Erklär[u]ngen u[nd] Begründungen versuchen mußten. Der Glaube selbst suchte sich durch d[ie]se wissenschaftl[iche] Thät[i]gk[ei]t zu rechtfert[i]g[en], zu vertheid[i]g[en] - durch Gründe [,] die nicht allein in ihm selbst lagen [.] - Anfänge wahrh[a]ft wiss[e]nsch[a]ftl[ich]-philos[ophischer] Thät[i]gk[ei]t find[en] sich d[a]h[e]r schon hier - (sie berief[en] sich noch nicht auf die Schr[i]ft u[nd] Traditio[n]  Väter  41 od[er] K[i]rch[e]nlehre - also das eig[en]thü[m]l[ich] Theologische kann sich bei ihnen noch nicht finden) [.] In der Folgezeit hatten es die ch[ri]stl[ichen] Forscher u[nd] Lehrer vorzügl[ich] damit zu thun, den Schatz d[e]s ch[ri]stl[ichen] Lehr-Inhaltes vollständ[i]g u[nd] rein zu erheben 42 u[nd] vor allen Verfälsch[u]ng[e]n zu bewahren [,] d[a]h[er] vorzügl[ich] theolog[ische] Erört[e]r[un]g[en] auf Schr[i]ft u[nd] Ueberlief[e]r[un]g sich basir[en]d, den wahren Sinn u[nd] Inh[a]lt der Heterodoxie u[nd] Häresie gegenüber vertheidigend. Doch berücksicht[i]gte man auch noch die Philos[ophie] des Alterthums in manch[en] Werk[en] - Origenes - Clemens  v[on] Al[exandrien]  43 - Justin d[er] Märtyr[er] [-] Lactantius - Augustinus. - Aber man ging gar nicht darauf aus [,] eine Philosophie eigens neb[en] der Theologie zu schaffen  (Metaphysik)  44 - sond[ern] die eine ch[ri]stl[iche] (Philos[ophie]) Wissensch[a]ft galt auch als die wahre Philosophie - die heidn[i]sche  (Logik)  45 benützte man wohl - na[men]tl[ich] d[a]s Logis[c]he u[nd] Dialekt[ische] - dieß ward i[n] d[er] Scholastik fortges[etzt.] [2rr/ 2vl] Doch gebrauchte man den Namen Philos[ophie] nicht für d[ie] ch[ri]stl[iche] Wiss[e]nsch[a]ft - u[nd] man hatte bei d[ie]s[e]m Worte stets die griech[isch]röm[ische] (heidn[ische]) Philos[ophie] im Auge [.] - All’ das darunter verstehend, was in Platon[s] u[nd] Aristoteles[’] Werken enth[a]lt[e]n ist - Logik, Dialektik, Ethik - Politik - Metaphysik [.] - Auch Naturwiss[e]nsch[a]ft [.] - Dieß Alles benützte man zwar für die ch[ri]stl[iche] Wiss[e]nsch[a]ft - aber man machte keinen Versuch selbstständ[i]g[e]r Weiterbild[un]g - sond[ern] man bezog Alles auf die ch[ri]stl[iche] Wiss[e]nsch[a]ft, d. h. auf Erklär[u]ng, Vertheid[i]g[un]g - u[nd] Beweisführ[u]ng für d[a]s Ch[ri]st[en]th[um]. - Dass[e]lbe setzte man nun in 46 Mittelalter fort - um endl[ich] ein großes ch[ri]stl[iches] wiss[e]nsch[a]ftl[iches] System zu St[an]de zu bring[en.] - Aber kann da noch v[on] Philos[ophie] die Rede sey[n]?  I[n] d[er] That sind dav[on] Viele [,] die es leug[nen] s[iehe] Anf[an]g [I]  47  48 41 Über der Zeile. 42 „erheben“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „[*]“. 43 Über der Zeile. 44 Über der Zeile. 45 Über der Zeile. 46 Verschrieben, gemeint: im. 47 Unter der Zeile eingefügt. 383  ad B [)] Die geist[i]g[e] Thät[i]gk[ei]t zum Behufe der Dogmengestalt[un]g war eig[en]tl[ich] a) theologisch - man berief sich da auf Glaub[en], S[c]hr[i]ft, Traditi[on] etc. u[nd] suchte d[en] recht[en,] wirkl[ichen] Sinn u[nd] I[n]halt zu gewinn[en]. b) Die apologet[ische] Thät[i]gk[ei]t aber war u[nd] ist stets mehr eine philos[ophische,] weil ma[n] d[en] Fei[n]d[en] geg[en]über si[c]h [n]i[c]ht auf Gl[a]ub[en], S[c]h[ri]ftl[iches] b[er]uf[en] kann [,] s[on]d[ern] auf V[ern]u[n]ftgrü[n]de, die auch für jene gelt[en.] c) positiv-wiss[en]sch[a]ftl[iche] Constructi[on] aus d[er] [men]schl[ichen] V[ern]u[n]ft heraus [,] blos u[m] der Erk[enn]tniß will[en] war da[ma]ls noch w[en]ig angestrebt.  49  ad B [)] Anfä[n]gl[ich] k[o]nnt[e] ma[n] nur phil[o]soph[isch] verfahr[en] b[e]i d[en] Christ[en], da ma[n] d[a]s Ch[ri]st[en]th[um] d[en] Ni[c]htch[ri]st[en] bew[e]is[en] wollte [,] also Schr[i]ft u[nd] Tradit[ion] [n]i[c]ht br[a]uch[en] k[o]nnte - s[on]d[ern] nur Bew[ei]se aus Natur, Geschi[c]hte, V[e]r[n]u[n]ft [.] - Die posit[ive] Theol[o]gie [en]twi[c]k[e]lte s[ic]h erst später [,] als Schr[i]ft u[nd] Tr[a]diti[on] sch[on] b[e]f[e]stigt u[nd] imm[anen]te Dog[menen]twi[c]kl[un]g der ch[ri]stl[ichen] Lehre b[e]gonn[en] hatte [,] da wurde d[ie] Phil[o]s[ophie] ([**]) Neb[en]sa[c]he. NB [: ] Die Theol[o]gie will nur erforsch[en] (eig[en]tl[ich]) [,] was ch[ri]stl[iche] Lehre ist - die Ph[i]l[o]s[ophie] will erk[e]nn[en,] ob d[a]s Ch[ri]st[en]th[um] u[nd] d[ie] ch[ri]stl[iche] Lehre wahr seyen.  50  ad C [)]  51  (  52 Es handelt sich hier natürl[ich] nicht darum, den B[e]gr[i]ff der Philos[ophie] an sich aufzustellen und zu erörtern, sond[ern] wir müßen nur erforschen, was man im Mittelalter unter Philosophie verstand.  )  53 Es fehlt näml[ich] nicht an solchen, die geradezu behaupten, das Mittelalter habe eig[en]tl[ich] gar keine Philosophie gehabt, sond[ern] nur Theologie [.] - Die Philos[ophie] sey in der Theologie ganz aufgegangen gewesen, und erst bei d[em] Wiederaufleben der Stud[ien] des klassisch[en] Alterthums sey wieder eine Philosophie entstanden - in Unterschied u[nd] in Opposition geg[en] die scholastisch-theolog[ische] Wissensch[a]ft.  1) Philosophie ist auch innerh[a]lb d[e]s Ch[ri]st[en]th[ums] d[a]s Erste als V[e]rth[ei]d[i]g[un]g d[u]rch V[ern]u[n]ft [.] - 2) Theologie d[a]s Zweit[e] - imman[en]te E[n]twickl[un]g d[e]s Ch[ri]st[en]thu[m]s [.] - Es st[e]ht ges[c]hri[e]b[en], ist überli[e]fe[r]t [.] 3) Nothw[en]d[i]ge Vermischung[en] v[on] beid[en] da[m]it angebah[n]t [.] 48 Randbemerkung am Seitenrand [2rr/ 2vl]. 49 Randbemerkung am Seitenrand [1vl] und am unteren Seitenrand [1vr]. 50 Randbemerkung am Seitenrand [1vl] und am unteren Seitenrand [1vr] mit Bleistift. 51 Vor und über der Zeile. 52 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 53 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 384 4) D[a]s Di[en]stv[e]rh[ä]lt[n]iß der Philos[ophie.]  54 Allein, wenn auch richt[i]g ist, daß die Theologie die herrschende Wiss[e]nsch[a]ft war - so war doch im Mittelalter beständ[i]g auch v[on] Philos[ophie] die Rede u[nd] v[on] einer Verbind[un]g der Philosophie mit der Theologie - wodurch eine philos[ophische] Theologie entstand, aus welcher also die Gesch[ichte] der M[ittel] A[lterlichen] Philosophie das Philosophische herauszusuche[n] hat.  ad C)  55 Im Allgemeinen faßte man den Begr[i]ff der Philos[ophie] im M[ittel] A[lter] ganz so wie im Alterth[um], man verstand alle Wissensch[a]ft[e]n darunter, die Produkte des menschl[ichen] Geistes mit s[einen] angebornen, rein natürl[ichen] Kräften sind - insbes[ondere] Naturwissenschaft, vor allem Logik und Dialektik, auch Grammatik u[nd] Rhetorik - endl[ich]  später  56 auch die Metaphysik [.] -  (Trivium = Grammat[i]k, Rhetorik, Dialektik [; ] Quadrivium = Arithm[etik], Geom[etrie], Astronomie, Musik)  57 Man griff näml[ich] die Fragmente u[nd] Auszüge, die v[on] d[er] griech[ischen] Philos[ophie] herüberkamen, auf, lernte sie verstehen, übte sich an ihnen, suchte das Erhaltene weiter zu bilden u[nd]  [+]  58 insb[e]s[ondere] auch auf den ch[ri]stl[ichen] Glaubensinh[a]lt anzuwenden u[nd] in B[e]zi[e]h[u]ng damit zu setzen.  (posit[ive] Theologie)  59 Die Geschichte der M[ittel] A[lterlichen] Philosophie hat also die Aufgabe diese philos[ophische] Thät[i]gk[ei]t vom ersten Beginne an 60 darzustellen, die Entwickl[u]ng davon zu zeigen - die Fortbild[un]g u[nd] den Einfluß - insb[e]s[ondere] aber d[a]s Eigenthüml[iche] u[nd] Selbstständ[i]g[e]  in d[er]  61 Forschung herauszufinden.Die Aufgabe ist also eine doppelte: A) Die sog[enannte] philos[ophische] Thätigk[ei]t darzustellen, in wiefern sie für sich selbst bestand u[nd] sich fortbildete als Logik u[nd] Dialektik [.] Eine Thätigk[ei]t, deren Mittelp[u]nkt die Streit[i]gk[ei]t[e]n über die Bedeut[u]ng der Allgemeinbegriffe bildet [,] Nominal[i]sm[us] u[nd] Real[i]sm[us.] - D[ie]se traten 62 so sehr hervor, daß die französ[ischen] Geschicht[s]schr[eiber] der M[ittel] A[lterlichen] Philos[ophie] in ihnen den Kern des Ganz[en] erblick[en]. [2rl/ 2vr] 54 Randbemerkung am Seitenrand [2rr] mit Bleistift. 55 Über der Zeile mit Bleistift. 56 Über der Zeile. 57 In der Zeile eingefügt. 58 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 59 Unter der Zeile mit Bleistift. 60 „zu“ in der Zeile gestrichen. 61 Über der Zeile. 62 „traten“ irrtümlich wiederholt und dann gestrichen. 385 B) Der andere, weit wicht[i]gere Th[ei]l der Aufg[abe] aber besteht darin, zu zeigen [,] wie d[ie]se Logik u[nd] Dialektik auf den Inh[a]lt d[e]s Ch[ri]st[en]th[ums] angewendet ward - u[nd] wie man dad[u]rch eine Wissensch[a]ft zu gewinnen strebte - eine Theologie - od[er] eig[e]ntl[ich] eine philos[ophische] Theologie  Es ist zwar richt[i]g [,] dur[c]h Anw[en]d[un]g der Dialektik allein entsteht k[e]i[ne] Philosophie [.]  63 - die sich zwar wesentl[ich] auf den Glauben gründete [,] aber doch philos[ophische] Thät[i]gk[ei]t [,] d. h. selbstständ[i]ge  freie  64 geist[i]g[e] Ver[n]u[n]ftthät[i]gk[ei]t  üb[er] d[ie] höchst[en] Wahrh[ei]t[en] (Metaphysik [,] ni[c]ht blos Logik)  65 in sich barg; - Versuche der Vernunft über die höchsten, metaphys[ischen] Probleme [.] - D[ie]se Versuche sind v[on] rein theologischen auszuscheid[en] u[nd] herauszufinden in ihre[r] allmählig[en] Entwickl[un]g [.] - Anf[a]ng dazu hat Ritter gemacht - jedoch nicht befriedigend, indem er im Grunde zieml[ich] mechanisch verfuhr - da er nur die Anw[e]nd[un]g der Dialektik und Logik auf einige Glaubenslehren als Philosophie gelten läßt, bei and[eren] Glaubenslehren aber nicht - während im Grunde genommen, bei allen die Intentio[n] ist, das Uebernatürl[iche], Uebersinnl[iche] dialektisch (philos[ophisch]) zu b[e]stimmen [.]  Freil[ich] mach[en] die S[c]holastik[er] selbst ein[en] Untersch[ie]d [*]  66 - Warum sollte z. B. die G[ei]st[e]sthät[i]gk[ei]t in B[e]zug auf Incarnation u[nd] Aehnl[iche] Lehren d[e]s Ch[ri]st[en]th[ums] nicht auch als Philos[ophie] gelten, so gut, wie d[ie] Versuche in B[e]zug auf die Creation, da man doch sogar die Natur philos[ophisch] betrachten kann in ihr[en] kleinst[en] Gebild[en] u[nd] Erscheinung[en]. - Es h[a]nd[e]lt sich nur darum [,] das eig[en]thü[m]l[iche] Selbstständ[i]g[e], freie Forschen  auf d[++] V[ern]u[n]ft[+++]  67 über d[ie]se Glaubenssätze heraus zu finden, aus der Vermisch[u]ng mit der rein theolog[ischen] Thät[i]gk[ei]t - d. h. der bloß[en] Prüf[un]g an Dogmen od[er] Beweisführ[u]ng d[u]rch Exegese [.] -  NB [: ] Bloße Logik u[nd] Dialektik macht die Theologie - nach uns[erem] Begr[i]ffe noch nicht zur Philos[ophie]  Es könn[en] d[ie]se angew[en]d[e]t w[e]rd[en] u[nd] doch k[e]i[ne] Spur v[on] Phil[o]sophie sey[n.] Rationell auf Uebersinnl[iches] angew[en]d[e]t [.]  68 , - wohl aber das Metaphysische davon [,] d. h. das auf den immanenten Gehalt der Vernunft selbst gegründete Forschen - z. B. bei Anselm v[on] Canterbury. -  69  NB [: ] Im ch[ri]stl[ichen] Alterth[um]  war v[on]  70 der 71 Philos[ophie] der 72 Griech[en] nur mehr Logik, Dialektik, all[en]f[a]lls auch 63 Unter der Zeile mit Bleistift eingefügt. 64 Über der Zeile eingefügt. 65 Über der Zeile eingefügt. 66 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 67 Über der Zeile mit Bleistift. 68 Über und unter der Zeile. 69 Randbemerkung am Seitenrand [2vl]. 70 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „bestand“. 71 „der“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „die“. 386 Naturwiss[en]sch[a]ft üb[ri]g gelaße[n.] - Die Ethik u[nd] Metaphysik  Ide[en]lehre  73 ward du[rc]h d[en] Glaub[en] ersetzt u[nd] sie wurd[en] d[a]h[er] ni[c]ht selbstst[än]d[i]g fortgebildet [,] sond[ern] nur für die Theologie benützt, i[n] d[ie]se verwob[en], aufgehob[en] (Origenes, Clemens, Lactantius [,] Augustinus [)]. - So geschah es auch im Mittelalter [,] wo man ohnehi[n] die Metaphysik Arist[oteles’] erst spät k[e]nn[en] lernte [.] -  74 C) Zwischen d[ie]s[e]n beiden [,] d. h. zw[i]sch[en] der Logik u[nd] Dialektik - u[nd] später auch Metaphysik, an sich - u[nd] ihrer Anwend[un]g auf den Inhalt des Chr[i]st[en]thums ist nun ein Mittleres Gebiet - das stets als v[on] äußerst[er] Wicht[i]gk[ei]t gegolten hat u[nd] erörtert worden ist. Näml[ich] bei d[ie]s[e]r Anw[e]nd[un]g entstand selbst sogleich die Frage nach der Berecht[i]g[un]g d[ie]s[e]r Anw[e]nd[un]g u[nd] nach dem V[e]rh[ä]ltn[i]ß v[on] Glauben u[nd] Wissen der Bedeut[un]g eines jeden. Das gab eine philos[ophisch-]theolog[ische Erört[e]r[u]ng. Das war eine Grundfrage der Scholastik - an der sie zuletzt eig[e]ntl[ich] zu Grunde ging. Und die vers[c]hied[enen] Phasen der Erört[e]r[u]ng hierüb[er] u[nd] der Auff[a]ß[un]g sind für die Gesch[ichte] der Philos[ophie] des M[ittel] A[lters] v[on] d[er] größt[en] Wicht[i]gk[ei]t [.]  Anm[erkung] 1 u[nd] 2  75  Anm[erkung] 1 Man nennt die mittelalterl[iche] Philos[ophie] (u[nd] Theologie) auch Scholastik  scholast[ische] Ph[i]l[o]sophie  76 - v[on] scola - Scholasticus - die Schulwissensch[a]ft [.] - Ein Name [,] der üb[ri]g[en]s erst am Schluße des Mittelalters gebraucht ward u[nd] als Schimpfname galt u[nd] th[ei]lw[ei]se noch gilt.  77  Anm[erkung] 2  78 Insofern ist allerdings Philosophie u[nd] Theologie nicht strenge v[on] einander zu trennen im Mittelalter - u[nd] die Gesch[i]chte der Philos[ophie] muß, wie gesagt [,] aus der  schol[astischen]  79 Theologie das Philosophische heraussuchen - das philos[ophische] Streben u[nd] das philos[ophische] Resultat; d[a]h[er] steht die Gesch[ichte] der Philos[ophie] mit der Gesch[ichte] der Theologie in der engst[en] Verbind[un]g. D[a]g[e]g[e]n aber unterscheidet sich doch d[ie] Ges[c]hichte der Philos[ophie] d[e]s M[ittel] A[lters] doch sehr bestimmt v[on] der Dogmen-Geschichte. Die Ges[c]h[ichte] d[er] Philos[ophie] hat es mit d[er] Entwickl[un]g, d[em] Proceß des Denkens - sey es auch üb[er] das Dogma od[er] d[en] Glaub[en]si[n]halt - zu 72 „der“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „nur“. 73 Über der Zeile. 74 Randbemerkung am Seitenrand [2vl]. 75 Unter der Zeile mit Bleistift eingefügt. 76 Über der Zeile mit Bleistift. 77 Einfügung am Seitenrand [2vl]. 78 Über der Zeile als Ersatz für über der Zeile gestrichenes „Schluß“. 79 Über der Zeile. 387 thun. Die E[n]twickl[un]g, d[a]s Schicksal d[ie]s[e]s Gl[a]ub[en]si[n]h[a]lts ist ihr nur Accidenz [.] - Die Dogmengeschichte aber hat es mit der kirchl[ichen] Entwickl[un]g des Glaub[en]sinhaltes selbst zu thun u[nd] mit der entsprech[e]nd[en] kirchl[ichen] Thät[i]gk[ei]t v[on] Seite der Träger der k[i]rchl[ichen] Auctorität - also Concil[ien], P[ä]pste, Bisch[öfe] - die D[en]kthät[i]gk[ei]t wiss[e]nsch[a]ftl[icher] Forscher ist dabei nur Accid[en]z u[nd] Mittel.  80 [2vr/ 3rl] 81 II [.] Einth[ei]l[u]ng od[er] Gliederung der Geschichte d[er] Philosophie des M[ittel] Alters. -  II [)]  82 Man hat schon verschied[ene] Einth[ei]l[u]ng[e]n der Gesch[ichte] der Philosophie versucht - verschiedenen Einth[ei]l[u]ngsgründen folgend.  H[e]rrsch[a]ft d[e]s Plato - Herrsch[a]ft d[e]s Aristot[eles]  83 Die eben erwähnten drei Hauptth[ei]le oder Aufg[a]b[en] d[er] M[ittel] A[lterlichen] Philosophie können als Einth[ei]l[un]gs-Gründe gebraucht werden, und sind es schon. -  I [)]  84  D[a]s Bekanntwerd[en] d[e]s Aristoteles im 12. J[a]hrh[undert] galt früher h[au]ptsächl[ich] als Ei[n]th[ei]l[un]gsg[run]d [.] -  85  Allein [,] es ist ja 86 kein schlechthinig[e]s Unbekanntsey[n] mit Aristoteles - u[nd] kein schlechthinig[es] Herrsch[en] d[e]s Plato - auch vor dem Ende d[e]s 12 [.] u[nd] Anf[a]ng d[e]s 13 [.] J[a]hrh[underts] gegeben [.] - Es h[a]nd[e]lt sich bei d[ie]s[e]m B[e]kanntw[e]rd[en] und Gelten nur um ein Mehr u[nd] Weniger - was kei[nen] so wese[n]tl[ichen] Einfluß hatte auf d[ie] ganze Gestalt[un]g der M[ittel] A[lterlichen] Philosophie - sie blieb im Ganzen in d[er]s[e]l- 87 b[en] Continuität der Entwickl[un]g.  88 a) Man hat z. B. die eig[e]ntl[iche] Seele der Logisch[en] u[nd] Dialektischen Bestreb[u]ng[e]n - dem Streit zw[i]sch[en] Nominal[i]sm[us] u[nd] Real[i]sm[us] mit s[einen] verschied[enen] Phasen zu Grunde gelegt, um darnach einzutheilen etwa in 4 Perioden. 80 Einfügung am Seitenrand [2vl]. 81 „Geschichte d[er] Philos[ophie] des Mittelalters. 2.“ am oberen Seitenrand [3rr]; „2.“ bezeichnet den Bogen. 82 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 83 Einfügung am Seitenrand [3rr] mit Bleistift. 84 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 85 In und unter der Zeile eingefügt. 86 „zuvor“ in der Zeile gestrichen. 87 88 Randbemerkung am Seitenrand [3rr]. 388 1) Herrschaft des Realismus [,] 2) Entstehen des Nominalismus durch Roscelin  u[nd] Streit d[er] beid[en]  89 [,] 3) Neues Uebergewicht des Realismus in gemäßigter Form auf dem Höhepunkt der Scholastik [,] 4) Völliger Sieg des Nominalismus bis zur Auflös[u]ng der Scholastik.  (D[a]zu noch d[a]s allmähl[i]ge Bekanntw[e]rd[en] d[e]s Aristoteles. [)]  90 - So besond[ers] französ[ische] Geschicht[s]schr[ei]b[e]r. So wichtig indeß auch immerhin d[ie]s[e]r Streit ist, so ist er doch nicht das Wesentlichste und Wichtigste in der Scholastik - deren Seele doch immer die wissenschaftl[iche] Beschäft[i]g[un]g mit den Lehren des Chr[i]st[e]nth[ums] ist.  Mystik Einth[ei]l[un]gsgr[u]nd.  91 b) Man hat  könnte au[c]h  92 d[a]h[er] auch d[a]s wiss[e]nsch[a]ftl[iche] Gränzgebiet zw[i]s[c]h[en] Dialektik und Theologie - die Unters[u]ch[u]ng u[nd] Bestimmung des V[e]rh[ä]ltn[i]ßes v[on] Glauben und Wissen, v[on] Philos[ophie] u[nd] Theologie - u[nd] d[a]h[er] die Scholastik erst beginnen laßen im 11 [.] J[a]hrh[undert] mit Anselm v[on] Canterbury  Baur  93 u[nd] theilen dann in der Regel in 3 Abschn[itte: ] 1 [)] V[on] Anselm v[on] Canterbury  werd[en]de V[e]rh[ä]lt[ni]ß  94 - Albert[us] Magnus [,] 2) Blüthezeit der Scholastik - Harmonie v[on] Glauben und Wißen - Theologie u[nd] Philosophie [,] 3) Verfall der Scholastik -  Spannung  95  Geg[en]satz  96 Trennung v[on] beiden. 97 So wichtig aber auch d[ie]s[e]s V[e]rh[ä]ltn[i]ß in den verschieden[en] Modifikationen od[er] Phasen ist - es ist doch damit immer nur eine Vorfrage gelöst - die d[u]rch die nachfolg[e]nde wirkl[iche] Realis[i]rung des Fors[c]hens  u[nd]  98 , Wißens od[er] der Philosophie in ihr[em] Verh[ä]ltn[i]ß zur Theologie Bedeut[un]g erhält. c) Wir werden also die Anw[e]nd[u]ng der Logik u[nd] Dialektik auf den Inhalt des Chr[i]st[e]nth[ums] u[nd] die Realis[i]r[u]ng des  je  99 festgesetzten V[e]rh[ä]ltn[i]ßes v[on] Glauben u[nd] Wissen selbst - d. h. die Wissensch[a]ft [,] die nicht blos die Formen u[nd] Gesetze d[e]s Wissens enth[ä]lt [,] sond[ern] d[en] 100 G[e]g[e]nst[a]nd d[e]s Wissens u[nd] wiss[e]nsch[a]ftl[ichen] Strebens selbst enthält - mit s[einen] verschied[enen] Phasen zum Einth[ei]l[u]ngsgr[u]nd nehmen [.]  Die E[n]t- 89 Über der Zeile. 90 Über der Zeile. 91 Randbemerkung am Seitenrand [3rr] mit Bleistift. 92 Über der Zeile mit Bleistift, wohl als Ersatz für in der Zeile allerdings nicht gestrichenes „hat“. 93 Randbemerkung am Seitenrand [3rr] mit Bleistift. 94 Über der Zeile. 95 Über der Zeile. 96 Über der Zeile mit Bleistift. 97 „Indeß“ am Zeilenanfang gestrichen. 98 In der Zeile eingefügt; ursprüngliches „,“ ist irrtümlich stehen geblieben. 99 Unter der Zeile. 100 „den“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „das“. 389 wickl[un]g d[e]s D[en]k[en]s in B[e]zug auf d[ie] höchst[en] Fr[a]g[en].  101 [3rl/ 3vr] Dadurch finden dann zugleich die beiden andern Momente, näml[ich] die Entwickl[un]g der Dialektik u[nd] die Bestimmung des V[e]rh[ä]ltn[i]ßes v[on] Glauben und Wissen ihre gehörige Berücksicht[i]g[un]g - weil eben die wirkl[iche] Anw[e]nd[un]g u[nd] Realis[iru]ng dem bestimmt[en] Erk[e]n[n]tn[i]ßstoff [,] d. h. dem Inhalte des Chr[i]st[e]nth[ums] gegenüber sich auch durch ihre Modifikationen u[nd] Phasen modificirt findet. Wenn wir nun die wirkl[iche] philos[ophische] B[e]h[a]ndl[u]ng des Inh[a]lts des Chr[i]st[e]nth[ums,] d. h. der höchsten Fragen des Daseyns ins Auge faßen - in ihrer allmähl[i]g[en] Ausgestalt[u]ng bis z[um] Verfall der Scholastik - dann laßen sich in der That vorzüglich drei  Zeit d[e]s E[n]tst[e]h[en]s [-] der Blüthe - des Verfalls der mittelalterl[ichen] Philos[o]phie  102 , wohl auch vier Abschnitte der Gesch[ichte]  der Philos[ophie]  103 d[e]s Mittelalters bilden - in denen je einen die geschichtl[iche] Entwickl[un]g in ein neues Stadium getreten ist.  (Die erste Periode ist d[u]r[c]h di[e] Lücke v[on] 10 J[a]hrh[underten] u[n]terbroch[en.])  104 Ich sagte drei - od[er] auch vier Abschn[itte] laßen sich bilden, indem die 105 I. 106 Entwickl[u]ngsphase sich auch [,] wenn man will [,] in 2  Abschnitte  107 theilen läßt, wovon der erste nur die zerstreuten Anfänge u[nd] Versuche in Logik u[nd] Dialektik u[nd] ihrer Anwend[un]g auf den 108 ch[ri]stl[ichen] Lehr-Inhalt in sich faßt. Zur bequemeren Uebersicht wird es am besten dienen, wenn wir in 4 Abschn[itte] eintheilen.Der I [.] b[e]h[a]nd[e]lt, wie gesagt [,] die  erste Ueberlief[erun]g d[er] Ph[i]l[o]s[ophie]  109 zerstreuten Anfänge u[nd] Versuche der M[ittel] A[lterlichen] Philosophie - v[om] Schluß der Völkerwand[e]r[u]ng - best[immt] v[om] 7 [.] J[a]hrh[undert] bis  10 [.] J[a]hrh[undert] -  110 . D[er] II [.] b[e]h[a]nd[e]lt die ersten groß[en]  umfaß[en]d[en]  111 Versuche [,] den 112 ch[ri]stl[ichen] Glaubensinh[a]lt wissensch[a]ftl[ich] zu construir[en], zu ver- 101 Randbemerkung am Seitenrand [3rr] mit Bleistift. 102 Randbemerkung am Seitenrand [3vl] mit Bleistift. 103 Über der Zeile. 104 In und unter der Zeile mit Bleistift eingefügt. 105 „die“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „der“. 106 „Abschn[itt]“ in der Zeile gestrichen. 107 Über der Zeile. 108 „den“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „die“. 109 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 110 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „geg[en] Schl[u]ß des 11 [.] J[a]hrh[underts]“. 111 Über der Zeile. 112 „den“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „des“. 390 stehen u[nd] in ein ganzes, großes System zu bringen - v[om]  Anfang  113 des 11 [.] bis Anfang des 13 [.] Jahrh[underts].  a) Ungetrennth[ei]t v[on] Philos[ophie] u[nd] Theol[o]gie - (Unmitt[e]lb[a]rk[ei]t v[on] Gl[a]ub[en] u[nd] Wiß[en]) b) Geschied[en]h[ei]t v[on] beid[en] c) Gegensatz v[on] beid[en] a) Glaube vor d[em] Wiß[en] b) Wiß[en] vor d[em] Gl[a]ub[en,]  Ungeschied[en]h[ei]t  114 von Philos[ophie] u[nd] Theol[ogie] c) Gl[a]ub[en] u[nd] Wiß[en] - (spekul[ativ]) getrennt -  115 D[er] III [.] b[e]h[a]nd[e]lt die Blüthezeit der mittelalterl[ichen] Wissensch[a]ft u[nd] Philos[ophie]  (starke Unterscheid[un]g v[on] Phil[osophie] u[nd] Th[eo]l[ogie])  116 - v[om] Anf[a]ng des 13 [.] bis  Anfang  117 des 14 [.] J[a]hrh[underts] 118 . D[er] IV [.] b[e]h[a]nd[e]lt die Zeit des Verf[a]lls der Scholastik  Trennung v[on] Phil[osophie] u[nd] Th[eo]l[ogie]  119 bis ins 16 [.] J[a]hrh[u]nd[e]rt. Die einzelnen Perioden laßen sich nicht so fest d[u]rch Jahreszahlen abgränzen, wie es in der polit[ischen], äuß[eren] Geschichte der Völker möglich ist; es gilt d[a]h[er] die Z[ei]tb[e]stimmung immer nur ungefähr [.] Ich werde b[e]i d[en] einzel[nen] Period[en] so verfahr[en], daß ich immer zuvor d[en] allgem[einen] Gang, Richt[i]gk[ei]t u[nd] Eig[en]thü[m]l[i]chk[ei]t derselb[en] charakterisire - dann die einzel[nen] hervorrag[en]d[en] Männer 120 b[e]zei[c]h[n]e u[nd] ihre Leist[un]g[en] kurz darstelle. [3vr/ 4rl] 113 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „der 2. Hälfte“. 114 Über der Zeile. 115 Randbemerkung am Seitenrand [3vl] mit Bleistift. 116 Über der Zeile mit Bleistift. 117 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „geg[en] die Mitte“. 118 „zu“ in der Zeile gestrichen. 119 Über der Zeile mit Bleistift. 120 „und ih[re]“ in der Zeile gestrichen. 391 I [.] Periode [1.] Allgemeine 121  Charakteristik  122 . D[ie]se Periode umfaßt die Zeit v[om] Beginn der wiss[e]nsch[a]ftl[ichen] Bestreb[u]ng[e]n bei den nach ihr[en] Wand[e]r[u]ng[e]n in feste Sitze g[e]kommenen Germanischen Völkern, bis z[um] 10 [.] J[a]hrh[undert] hin.  Ist die Periode der Ueberlieferung  123 Die wiss[e]nsch[a]ftl[ichen] B[e]streb[u]ng[e]n in d[ie]s[e]r Z[ei]t 124 umfaßen 1) die Thät[i]gk[ei]t in Bezug auf Erhalt[u]ng u[nd] Benützung der wiss[e]nsch[a]ftl[ichen] Fragmente  u[nd] Werke  125 aus dem heidn[i]sch[en] Alterth[um] u[nd] auch aus dem ch[ri]stl[ichen] Alterth[um]. - Durch jene erhielt man vorzügl[ich] die Formen des wiss[e]nsch[a]ftl[ichen] Denkens u[nd] Anreg[u]ng zu logisch[en] u[nd] dialekt[i]sch[en] B[e]str[e]b[u]ng[e]n [.] - Durch d[ie]se wurde man mit dem Inhalte d[e]s Ch[ri]st[en]th[ums,] den man zwar im Allgem[einen] u[nd] Wesentl[ichen] aus der Traditi[on] u[nd] Glaub[en]sverkünd[un]g kennen lernte - noch näher bekannt. 2) eigene Versuche in Logik u[nd] Dialektik u[nd] wissenschaftl[iche] Anw[e]nd[un]g auf den ch[ri]stl[ichen] Glaubensinhalt, aber nur vereinzelte, zerstreute Versuche - u[nd] mit Ausnahme eines einzigen [,] des Joh[annes] Scotus Erigena [,] nur fragmentarisch. ad 1a) Was nun die philos[ophischen] Quellen aus dem Alterth[um] betrifft, so kannte man  v[on] den  126 groß[en] Philosophen [,] v[on] Plato’s u[nd] Aristoteles’ Werken [,] selbst nur ganz wenig - man lernte sie nur 127 kaum  h[au]ptsächl[ich]  128 aus kurz gefaßten Auszügen u[nd] Ueberarbeit[u]ng[e]n. V[on] Platon selbst scheint man in d[ie]s[em] Zeitr[aum] nichts gekannt zu haben als den Timaeus  (Phedon? )  129 . - Mittelbar aber lernte man allerdings mehr v[on] ihm kennen durch Cicero u[nd]  Makrobius  130 [,] insb[e]s[ondere] d[u]rch d[ie] Werke d[e]s h[eiligen] Augustinus. 121 „Allgemeine“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „Allgemeines“. 122 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 123 Unter der Zeile eingefügt. 124 „bez“ in der Zeile gestrichen. 125 Über der Zeile mit Bleistift. 126 Über der Zeile eingefügt; in der Zeile folgendes „die“ gestrichen. 127 „th[ei]lw[ei]se“ in der Zeile gestrichen. 128 Über der Zeile. 129 Über der Zeile mit Bleistift. 130 Über der Zeile. 392 V[on] Aristoteles[’] Werken selbst kannte man nur die 2 ersten Bücher der Logik oder des Organon, näml[ich] das Buch von den Categorien - u[nd] das Buch v[on] der Rede als Ausdruck der Gedanken (de interpretatione) v[on] den Sätzen u[nd] Urtheilen. - Das Uebr[i]ge [,] was sich auf Logik u[nd] Dialektik des Arist[oteles] b[e]zog [,] lernte man nur kennen aus den Erklär[u]ng[e]n des Boethius.  Boethius † 524  131 Besonders einflußreich war die sog[enannte] Isagoge (introductio) des Porphyrius [,] v[on] Victorinus ins Lateinische übersetzt. (Grundriß der Logik  B[e]gr[i]ffslehre  132 ).  Porphyrius  133 Εἰσαγωγὴ εἰς τὰς Ἀριστοτέλους κατηγορίας od[er] Περὶ τῶν πέντε Φωνιῶν  quinque voces  134 (γένος, εἶδος, διαφορά, ἴδιον, συμβεβηκός)  135  Porphyrius † 304 (Neuplatoniker)  136 V[on] der latein[ischen] Literatur besaß man mehr als wir jetzt besitzen - namentl[ich]  wurden benützt  137 auch Schulbücher wie Priscian u[nd] Donat - u[nd] die logischen, mathemat[ischen] u[nd] musikalisch[en] Schr[i]ft[e]n d[e]s Boethius, Cassiodorus  Cassiodorus  jüng[erer]  138 Zeitgenosse des Boethius † 562 (circa) [; ] s[ein] Werk: De artibus ac disciplinis liberalium literarum.  139 u[nd] Martianus Capella  Martianus Capella um 470. Werk [: ] Artes liberales.  (Artisten[-]Fakultät)  140  141 . Eb[en]so Macrobius, aus dem man b[e]s[ondere] Kenntn[i]ß der Platon[ischen] Philos[ophie] schöpfte. b) Als theolog[ische] Quellen hatte man auß[er] d[er] h[eiligen] Schr[i]ft [4rl/ 4vr] die griech[ischen] u[nd] latein[ischen] Kirchenväter - besond[ers] Origenes [,] Athanasius, Greg[or] v[on] Naz[ianz] u[nd] v[on] Nyßa, Basilius - besond[ers] schon in d[ie]s[er] Periode wurden einflußreich die W[e]rke des sog[enannten] Dionysius Areopagita, die gerade in d[ie]s[e]r erst[en] Periode durch Joh[annes] Scotus Erigena in ein[er] neuen Uebersetz[u]ng aus dem Griechischen verbreitet wurden.  Dionysius Areopagita [.] Unter d[ie]s[em] Namen wurden s[c]hon frühe mehrere Schr[i]ft[e]n mystisch  philos[ophischen]  142 Inhalts verbreitet [.] - Nach einig[en] soll[en] sie schon im 3. J[a]hrh[undert,] nach and[eren] (Ritter) geg[en] Ende des 5. J[a]hr- 131 Randbemerkung am Seitenrand [4rr]. 132 Über der Zeile mit Bleistift. 133 Über der Zeile eingefügt. 134 Über der Zeile. 135 Randbemerkung am Seitenrand [4rr]. 136 Randbemerkung am Seitenrand [4rr]. 137 Über der Zeile eingefügt. 138 Über der Zeile. 139 Randbemerkung am Seitenrand [4rr]. 140 Unter der Zeile mit Bleistift. 141 Randbemerkung am Seitenrand [4rr]. 142 Über der Zeile. 393 h[underts] entstand[en] sey[n.]. - De divinis nominibus; De caelesti hierarchia. De myst[ica] theol[ogia], De eccles[iae] hierarch[ia]. Leugnung aller G[o]tt[e]serk[enn]t[n]iß d[u]rch Worte u[nd] B[e]gr[i]ffe - G[o]tt ist nicht blos unbegreifl[ich] u[nd] unaussprechl[ich], sond[ern] überunbegreifl[ich], überunaussprechlich, überunerkennbar. - D[u]rch Beschaulichk[ei]t will er G[o]tt[e]serk[e]n[n]tn[i]ß. - Doch gibt er z[ur] G[o]tt[e]serk[enn]t[n]iß auch d[ie] via negationis u[nd] positionis an - der negationis sey der richt[i]gere; d[u]rch Ver[ne]i[n]u[n]g gerade mehr v[on] G[o]tt ausgesagt als d[u]rch Bejahung. D[a]h[er] G[o]tt = d[a]s Nichts[e]yende (Hierarchia - Stuf[en]grade.)  143 ad 2)  V[on]  144 Eigenen Versuchen der Weiterbildung  (  145 der Logik  )  146 od[er] Dialektik - od[er] auch der theol[o]g[ischen] Kenntniß finden sich i[n] d[ie]s[em] Z[ei]traume kaum einige Spuren - mit Ausnahme der Werke eines b[e]s[o]nd[ers] hervorragenden Geistes - Scotus Erigena. Die Dialektik ward mehr gelernt u[nd] eingeübt als irgend selbstständ[i]g fortgebildet [.] - Sie ward dem Schul-Betrieb  nach d[en] genannt[en] Lehrbücher[n]  147 überlaß[en] u[nd] bildete ein Glied des sog[enannten] Trivium (Grammatik, Rhetorik, Dialektik). - Untersuch[un]g[en,] die man früher als Metaphysik gelt[en] ließ od[er] erstellte [,] wurde[n] i[n] d[ie]s[er] Z[ei]t immer sogleich in die Theologie hereingezogen - das Metaphysische ist in die Theologie eingeflochten. Mehr geschah nun allerdings schon in der Theologie an selbstständ[i]g[er] Arbeit - obwohl auch da d[a]s H[au]ptgeschäft in Sammlung[en] u[nd] Auszügen aus den größ[eren] W[e]rk[en] der ch[ri]stl[ichen] Literatur b[e]stand. Im Uebr[i]g[en] ist noch zu bemerken, daß der Mittelp[u]nkt aller wiss[e]nsch[a]ftl[ichen] B[e]streb[u]nge[n] i[n] d[ie]s[e]r  Periode  148  die Zeit u[nd]  149 der Hof Carl’s des Großen u[nd] sein[er] erst[en] Nachfolger war - obwohl allerdings schon etwas früher die wiss[e]nsch[a]ftl[iche] Beweg[un]g 150 begann in Spanien - besonders aber in E[n]gl[an]d u[nd] in d[en] Irisch[en] u[nd] Schottischen Klöster[n,] welche Stätten der Wiss[e]nsch[a]ft waren - als im 151 üb[ri]g[en] Europa in Folge der b[e]ständ[i]g[en] Züge u[nd] Verheeru[n]g[en] der Völkerwand[e]r[u]ng volle Barbarei herrschte. 143 Randbemerkung am Seitenrand [4vl]. 144 Über der Zeile. 145 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 146 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 147 Über der Zeile. 148 Über der Zeile mit Bleistift als Ersatz für in der Zeile mit Bleistift gestrichenes „Z[ei]t“. 149 Über der Zeile eingefügt. 150 „zerst[+++]“ über der Zeile gestrichen. 151 „[+++]“ in der Zeile gestrichen. 394 Wir wenden uns nach d[ie]s[e]n allgem[einen] Bem[e]rk[un]g[en] zu den einzelnen Männern, die einer Erwähnung um ihr[er] wiss[e]nsch[a]ftl[ichen] Thät[i]gk[ei]t willen in d[ie]s[em] Zeitraum verdienen. 2) Besonderes.  - Spezielle Leistungen  152 1. Isidorus 153 v[on] Hispalis (Sevilla)  († 636)  154  Zuerst nach Spani[en] versetzt  155 Die Streit[i]gk[ei]t[e]n zw[i]sch[en] Arianern u[nd] Orthodoxen hatt[en] sich g[e]g[en] Ende d[e]s 6 [.] J[a]hrh[underts] unter den Westgothen in Spanien erneuert u[nd] mit de[m] Sieg üb[er] den Arianismus  Arianismus.  156 [4vr/ 5rl] 157 geendet. Die Gothen traten z[um] orthodox[en] Glauben über. 158  In  159 die kirchl[iche] Literatur war dad[u]rch Leben gekommen. Unter d[ie]s[e]n V[e]rh[ä]ltn[i]ß[e]n hatte sich der Gothe Isidor [,] Bischof v[on] Sevilla [,] gebildet, der von allen s[einen] Zeitgenoßen d[u]rch Gelehrsamk[ei]t hervorragt. Doch wendet er sich nur der Theologie od[er] h[eiligen] Wiss[e]nsch[a]ft zu, die weltl[iche]  Wiss[en]sch[a]ft  160 mag er nur insofern [,] als sie sich für die erstere verwenden läßt. - 161 Ein 162 großer Th[ei]l s[einer] Werke  ist gl[e]i[c]hwohl  163 grammatischen Unters[u]ch[u]ng[e]n gewidmet; er will mitten im Verfall der Sprache, die eigenthüml[iche] B[e]deut[un]g der Worte wahren - vorzügl[ich] will die K[i]rch[e]nsprache sichern u[nd] erklären.  Er schrieb nä[m]l[ich] libri differentiarum [,] wov[on] d[er] [*] h[a]nd[e]lt de diff[erentiis] etc.  164 - An seine Unterscheid[un]g[e]n der Worte schließ[en] sich die der Sachen an. Seine libri differentiarum bestehen d[a]h[er] aus zwei Büchern,  1)  165 de differentiis 152 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 153 „[*]“ über der Zeile mit Bleistift. 154 Unter der Zeile mit Bleistift. 155 Unter der Überschrift mit Bleistift eingefügt. 156 Randbemerkung am Seitenrand [4vl] mit Bleistift. 157 „Gesch[ichte] der Philos[ophie] des Mittelalters 3.“ am oberen Seitenrand [5rr]; „3.“ bezeichnet den Bogen. 158 „u[nd]“ in der Zeile gestrichen. 159 Vor und über der Zeile eingefügt. 160 Über der Zeile. 161 „Doch ist“ in der Zeile mit Bleistift gestrichen. 162 „Ein“ ersetzt durch Überschreibung mit Bleistift ursprüngliches „ein“. 163 Über der Zeile mit Bleistift. 164 Randbemerkung am Seitenrand [5rr] mit Bleistift. 165 Über der Zeile. 395 verborum u[nd]  2)  166 de diff[erentiis] rerum. - Ein and[eres] Buch sind s[eine] Sententiae - eb[e]nf[a]lls  eine  167 Samml[u]ng v[on] Stellen aus früh[eren] Autoren, nichts Eigenes, Selbstständ[i]g[e]s. - Ein anderes Werk h[a]nd[e]lt v[on] d[er] Allegorisch[en] Schr[i]ftausleg[un]g, auch nur historis[c]h berichtend. Sein Werk de natura rerum verräth noch am ehehest[en] 168 Anklänge philos[ophischen] Intereßes u[nd] philos[ophischer] Forsch[u]ng; es werden Frag[en] angeregt [,] z. B. üb[er] die Schöpf[u]ng der Materie, üb[er] das Leben der Gestirne. - Eig[e]ntl[iches] philos[ophisches] Denken findet sich da noch nicht. Doch verdient bemerkt zu werden, d[a]ß er es ausdrü[c]kl[ich] anerkennt, daß der Glaube nicht mit Gewalt 169 zu erzwingen ist, sond[ern] dur[c]h Vernunft u[nd] Beisp[iel] der Gemüther sich bemächtigt. - 2. Beda Venerabilis.  V[on] Spa[n]i[en] nach E[n]gl[an]d  170 Fast 100 J[ahre] später als in Spanien trat in Engl[an]d ein Mann auf, der durch wiss[e]nsch[a]ftl[iches] Streben, d[u]rch Gelehrsamk[ei]t sich auszeichnete, Beda, der Ehrwürd[i]ge, aus dem Sächsischen Stamme † 735.  (Synode zu Aachen 835 nennt ih[n] wahrsch[einlich] Venerabilis  171 Auch er ist zunächst Theolog u[nd] suchte w[e]nigst[en]s auch s[ein] weltl[iches] Wissen mögl[i]chst auf Theologie zu beziehen. - Nebst der Bibelübersetz[un]g u[nd] Vergleich[un]g d[er] Vulgata mit d[er] Griechisch[en], u[nd] der Septuaginta mit d[er] Hebräischen - hat er eine Kirchengesch[i]chte s[eines] Volkes ges[c]hrieb[en] u[nd] eine Art allg[emeine] Weltgesch[i]chte (Chronik der 6 Weltalter) [,] sogar eine Metrik, eine Schrift üb[er] Rechts[c]hreib[un]g u[nd] rednerische Figur[en] verfaßte er.  Lehren s[eines] Jahrh[underts] u[nd] Volkes -  172 Wichtiger sind d[ie] and[eren] Werke. Auch er schrieb de natura rerum, ein Werk [,] das für 173 ein[en] Auszug aus dem d[e]s Isidor gilt. Für d[ie] Philos[ophie] wenig Bedeut[un]g; - aber es war doch der Stoff zu Anregung verbreitet, überliefert. - Zu bemerken dürfte als philos[ophisch] anregend bes[onders] dieß seyn, womit er sein Werk, einer Stelle aus Augustin[us] folgend [,] beginnt. Er betrachtet die Schöp- 166 Über der Zeile. 167 Über der Zeile. 168 Verschrieben; gemeint: „ehesten“. 169 „sond[ern]“ in der Zeile gestrichen. 170 Unter der Überschrift mit Bleistift eingefügt. 171 Randbemerkung am Seitenrand [5rr] mit Bleistift. 172 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 173 „für“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „[*]“. 396 f[u]ng als ein Werk G[o]tt[e]s an, das im Worte  Metaphysisch  174 (verbo λόγῳ? ) nicht geworden [,] sond[ern] ewig ist; u[nd] sagt: in der geschaffenen Materie lagen alle Samen der Dinge mit den urspr[ü]ngl[ichen] Ursachen (wahrscheinl[ich] bewegend[e] K[r]äfte? ) [,] aus welchen im natürl[ichen] Laufe der Dinge die Welt durch alle Zeit[en] si[c]h entwickeln sollte. (Naturphilosophisch) [5rl/ 5vr] Auch erinnert er, eb[e]nf[a]lls nach August[inus,] daran, daß wir den Menschen  (M[e]ns[c]hh[ei]t)  175 als Mikrokosmus zu betrachten haben, deßen Geschichte in dens[e]lb[en] Zeitabschnitten verlaufen müße, in welchen die Welt geschaffen wurde, bis er zum ew[i]g[en] Sabbat eingehe. (gesch[i]chtsphil[osophisch]) 3) Alcuin.  Lorentz Alcuins Leben. Halle 1829 176 .  177 In dems[e]lb[en] Jahre, in welch[em] Beda starb  735  178 [,] ward Alcuin geboren in E[n]gl[an]d. Er war eb[e]nf[a]lls aus dem Sächsisch[en Stamme u[nd] ward, man kann sagen, der Lehrer Englands u[nd] Deutschlands. Er ward zu York erzogen u[nd] bildete sich da, wo eine bedeutende Büchersamml[u]ng war, zu dem Grade v[on] Gelehrsamk[ei]t aus, die ihn zu einem der einflußreichst[en] Männer seines J[a]hrh[underts] machte. - Schon in York bildete er eine Anzahl v[on] Schüler[n] aus, die er z[um] Th[ei]l nach Frankr[eich] verpflanzte, als er v[on] Karl d[em] Gr[oßen] dahin gerufen ward. Er selbst ward der Lehrer Karl’s, seiner Söhne u[nd] Töchter u[nd] vieler Andrer - auch ward er in Angel[e]g[en]h[ei]t[e]n d[e]s Reiches u[nd] der Kirche zu Rathe gezogen; - seinem Hofe überall folgend. Nachher bis zu s[einem] Tode 804 lehrte er im Kloster St. Martin’s zu Tour. In den Wiss[e]nsch[a]ft[en] s[einer] Z[ei]t war er insgesammt bewandert. Doch nur nach den Bedürfnißen der Schule jener Z[ei]t. - Eb[e]nso in d[er] Philosophie beschränkt sich s[eine] Wirksamk[ei]t auf Ueberlief[e]r[u]ng [,] die nur eine systematischere Gestalt d[u]rch ihn erhält. - Er fand die Einth[ei]l[un]g der Philosophie in Logik, Physik u[nd] Ethik vor - aber eb[e]nso auch die Einth[ei]l[un]g des Unterr[i]chts in d[a]s Trivium u[nd] Quadrivium. Beide sucht er miteinander zu verbinden, indem er die letztere zu Unt[e]rabth[ei]l[un]g[en] der erst[eren] benützt. Physik als weltlichste Wißens[c]h[a]ft voran, dann Ethik; zuletzt Logik, zerfallend in Dialektik 174 Randbemerkung am Seitenrand [5rr] mit Bleistift; als Ersatz für ursprüngliche, mit Bleistift geschriebene und mit Bleistift gestrichene Randbemerkung [5rr] „theolog[i]s[c]h“. 175 Über der Zeile. 176 Lorentz, Friedrich, Alcuins Leben. Ein Beitrag zur Staats-, Kirchen- und Culturgeschichte der karolingischen Zeit, Halle 1829. 177 Einfügung am Seitenrand [5vl]. 178 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 397 u[nd] Rhetorik. - Weil zwar die Physik u[nd] Ethik v[on] d[er] h[eiligen] Schr[i]ft öfters berührt ist, ni[c]ht aber die Logik 179  (Logik v[ie]ll[ei]cht noch Metaphysisches in sich enth[a]lt[en]d)  180 , so mei[n]t Alcuin, die Ch[ri]st[e]n hätten dafür die Theologie, die der allgem[eine] Zweck aller Wiss[e]nsch[a]ft sey.  Triv[ium] u[nd] Quadriv[ium] macht d[en] Ketzer  181 V[on] d[er] Theologie  überl[e]g[en]  182 gibt Alcuin in s[einer] Schr[i]ft de Trinitate eine übersichtl[iche] Darst[e]ll[u]ng. - Die Vernunftgründe [,] die darin vorkommen [,] sind meistens aus Augustinus genommen. Er macht darin auch den Versuch zu bestimmen [,] welche Kategorieen  in  183 der 184 Lehre v[on] Gott Anw[e]nd[un]g finden könnten,  u[nd] wie  185 . Er th[ei]lt sie in solche ein, welche v[on] Gott im eig[e]ntl[ichen] Sinn, z[um] Th[ei]l schlechthin, z[um] Th[ei]l nur beziehungsweise - u[nd] in solche, welche nur im uneig[e]ntl[ichen] Sinne v[on] Gott gebraucht werden können. Zu jenen zählt er Substanz, Quantität, Qualität, Thun u[nd] Verhalten. Doch ist ihm G[o]tt unaussprechl[ich] - u[nd] er läßt es in Frage gestellt, ob üb[er]h[au]pt mens[c]hl[icher] Mund etwas im eig[e]ntl[ichen] Sinne v[on] G[o]tt aussag[en] könne. Den meisten philos[ophischen] Gehalt hat Alcuin’s psycholog[ische] Abh[a]ndl[un]g  Ueb[er] die Seele  186 de animae ratione; an eine vornehme Jungfrau am Hofe Karl’s d[es] G[roßen] gerichtet, die sich Belehr[un]g erbet[en] hatte. [5vr/ 6rl] Sie lehnt sich an die Psychologie Augustin’s an, ist also nicht selbstständ[i]g. Für den Begriff der Seele wird besond[ers] ihre niemals ruhende 187  Beweglichk[ei]t  188 hervorgehoben, welche  n[ach] Platon  189 mit ihr[er] Unsterbl[i]chk[ei]t in Verbind[un]g stehe. Die Seele ist ferner untheilbar, ist Eine 190 Substanz, Ein 191 Leben, nur B[e]z[ie]h[un]g auf ihre verschied[enen] Geschäfte od[er] Thät[i]gk[ei]t[e]n empfängt sie verschiedene Namen: Sinn, wenn sie empfindet, Seele, wenn sie belebt, Geist [,] wenn sie betrachtet.  (Augustin[us]  192 D[ie]se verschied[enen] Thät[i]gk[ei]t[e]n der Seele stehen aber in B[e]z[ie]h[u]ng zu einander; die Seele erkennt, will 179 Über der Zeile mit Bleistift. 180 Randbemerkung am Seitenrand [5vl] mit Bleistift. 181 In der Zeile eingefügt. 182 Über der Zeile; Lesart unsicher. 183 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „auf“. 184 „der“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „die“. 185 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „welche nicht“. 186 Über der Zeile eingefügt. 187 „ruhende“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „ruhendes“. 188 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „Wesen“. 189 Ergänzung in der Zeile am Seitenrand [6rr] mit Bleistift. 190 „Eine“ ersetzt durch Überschreibung mit Bleistift ursprüngliches „eine“. 191 „Ein“ ersetzt durch Überschreibung mit Bleistift ursprüngliches „ein“. 192 Randbemerkung am Seitenrand [6rr] mit Bleistift. 398 u[nd] erinnert sich  als etwas?  193 in B[e]z[ie]h[u]ng auf etwas - u[nd] erkennt auch, d[a]ß sie erkenne, wolle, sich erinnere; sowie sie auch erkennen, sich erinnern u[nd] wollen will (NB [: ] D. h. sie hat auch Selbstbew[u]ßtseyn u[nd] Willensfreiheit  Die  Die Substantialität schei[n]t bewies[en] w[e]rd[en] zu woll[en] i[n] einer  194 Stelle: [„] memoria est  Substrat  195  (  196 alicujus  )  197 memoria, et intelligentia est alicujus intelligentia et voluntas est alicujus voluntas“ ist viell[ei]cht so zu versteh[en,] daß alicujus das Substrat  od[er] Subject  198 der memoria b[e]zeichnet [,] nicht das Object, den Geg[e]nst[a]nd (also Genitivus subjectivus ist [,] nicht objectivus  Ritter  199 ) u[nd] Alcuin will damit die Substantialität der Seele bezeichnen; womit das gleich Folgende: ich erkenne, daß ich erkenne [,] mehr übereinstimmt. -  200 ). - Die Vernunft betrachtet er als d[a]s Vermög[en], das d[en] M[e]nsch[en] v[om] Thier unters[c]heidet, sie soll herrschen - darin b[e]stehe die Tugend. - D[ie]se Vernunft theilt er nach Augustin[us] wieder in Gedächtniß, Erk[e]n[n]tn[i]ß-Kr[a]ft u[nd] Willen; -  er  201 erblickt darin wie Aug[ustinus] ein Bild der g[ö]ttl[ichen] Dreieinigk[ei]t. - 4) Fredegisus. Fredegis [,] Schüler Alcuin’s schon zu York, kam mit ihm nach Frankr[eich] z[u] K[arl] d[em] G[roßen] u[nd] ward später Ludwig d[e]s Frommen Kanzler. Nach Alcuin’s Tode zugl[ei]ch Abt zu St. Thomas zu Tours. V[on] s[einem] philos[ophischen] Schaffen ist nur wenig übrig - doch zeugen sie v[on] philos[ophischer] Forsch[u]ng; nur ein Brief ist üb[ri]g de nihilo et tenebris (Baluz[e] misc[ellanea] I p. 403-99. 202 )  Zwar s[eine] Ansicht v[on] d[er] h[eiligen] Schr[i]ft erscheint nicht [,] sond[ern] philosophisch [.]  203 Er gerieth mit Agobard [,] Erzb[ischof] v[on] Lyon [,] in Streit üb[er] die Inspirationstheorie u[nd] b[e]h[au]pt[e]te der freieren Auff[a]ß[un]g  Ritter’s Meinung  204 gegenüb[er] die strengste Auctorität der Schr[i]ft bis auf die äußerl[i]chst[en] Klei- 193 Über der Zeile mit Bleistift. 194 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 195 Über der Zeile mit Bleistift. 196 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 197 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 198 Über der Zeile. 199 Über der Zeile mit Bleistift. 200 Einfügung am Seitenrand [6rr]. 201 Über der Zeile. 202 Lesart der Seitenzahlen unsicher. 203 Unter der Zeile eingefügt. 204 Randbemerkung am Seitenrand [6rr] mit Bleistift. 399 nigk[ei]t[e]n herab [,] selbst in grammatischen Dingen. (V[ie]ll[ei]cht vertrauend allegorisch[er] Ausl[e]g[un]g.) D[a]g[e]g[e]n erklärt er auch wieder, d[a]ß jede Auctorität nur d[u]rch  die  205 Vernunft ihre Auctorität habe.  De nihilo. Huic responsioni obviandum est primum  1)  206 ratione, in quantum hominis ratio patitur, deinde  2)  207 auctoritate, non qualibet, sed ratione duntaxat, quae sola auctoritas est, solaque immobilem obtinet firmitatem. NB [: ] Wahrscheinl[ich] will er sagen: Die Auctorität müße selbst v[on] d[er] Vernu[n]ft geprüft werd[en], ob sie die rechte sey.  208 Die Auctorität erscheint ihm nur als Bestät[i]g[un]g u[nd] Schutzwehr der Vernunft. Die Schr[i]ft de nihilo bezieht sich auf die Schöpf[un]g. Die Welt ward aus nichts geschaffen [.] - Was bedeutet dann d[ie]s[e]s Nichts? Jeder Name [,] meint er - dem strengst[en] Realismus ergeben - [,] bezeichne etwas, also muß auch der Name Nichts etwas bezeichnen -, nicht nichts. Er läßt nicht gelten, daß es Namen gebe, die  nur  209 etwas Verneinendes bezeichnen - auch der Name Finsterniß, meint er [,] bezeichne in der Schr[i]ft etwas Wirkl[i]ch[e]s, örtl[ich] Vorhandenes, Körperliches. - Alle Namen sind zugleich mit den Sachen v[on] Gott geschaffen (NB [: ] mit s[einer] Inspirationstheorie harmonirend); er hat keine Sache gemacht [,] ohne ihr ein[en] Namen einzudrück[en], keinen Namen festgesetzt, ohne daß etwas bestünde, welchem ders[e]lbe zukomme. Jeder allgem[eine] Name umfaßt (NB [: ] str[en]g[er] Real[i]s[mus]) [6rl/ 6vr] od[er] bezeichnet die Gesammth[ei]t deßen, was er umfaßt. Auch der Name des Nichts wird v[on] Fredegis zu d[ie]s[e]n allgemeinen Namen gezählt. Er bezeichne unstreit[i]g etwas Großes, denn aus dem Nichts soll ja Alles hervorgeg[a]ng[e]n s[e]y[n], Elemente, Licht, Engel u[nd] d[ie] Seele des M[e]nsch[e]n. Wenn wir schon d[ie]se Dinge nicht zu ermeßen vermögen, um wie viel weniger d[a]s Nichts, aus welchem sie ihren Urspr[u]ng, ihre Gattung hab[en] soll[en]. Weder wie groß noch v[on] welch[er] Qualität es sey, vermög[en] wir auszudrücken. Was Fredeg[is] hiemit  mit B[e]h[au]pt[un]g der Realität d[e]s Nichts als Qu[e]lle  210 eig[e]ntl[ich] gewollt u[nd] beabsicht[i]gt [,] gibt er nicht klar an  u[nd] wofür er dieses Nichts eig[en]tl[ich] gehalt[en]  211 - in ein[em] and[eren] Pu[n]kte aber find[en] wir Andeut[un]g: Auch d[ie] menschl[ichen] Seelen läßt er aus d[ie]s[e]m Nichts (das Etwas ist) hervorgehen od[er] geschaffen werd[en] (NB [: ] Art Praeexist[e]nz als Seel[en]stoff) u[nd] er führt dafür an, d[a]ß d[ie] Seelen auch wieder dahin zurückkehren, woher sie gekommen; - so scheint ihm das Nichts die g[ö]tt- 205 Über der Zeile eingefügt. 206 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 207 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 208 Einfügung am Seitenrand [6rr]. 209 Über der Zeile. 210 Über der Zeile. 211 Über der Zeile eingefügt. 400 l[iche] Natur zu seyn, aus 212 der die Seele[n] hervorgeh[en]. (NB [: ] Der Schelling’sche Urod[er] Ungrund in Gott. 213 - In d[er] That aber ist d[ie]s[e]s Nichts nur die g[ö]ttl[iche] Macht). Noch üb[er] ein[en] and[eren] P[u]nkt war Fred[egis] in Streit mit Agobard. Fred[egis] wollte keine 214 geschöpfl[iche] Wahrh[ei]t der Lüge gegenüber anerkennen - im Unterschied v[on] der Wahrh[ei]t, die Gott selbst ist. Wer behaupte, etwas Anderes sey Gott, etwas Anderes die Wahrh[ei]t, der leugne [,] daß Gott die Wahrh[ei]t sey. - Auch hier eine Spur v[on] Vermisch[un]g der G[o]tth[ei]t u[nd] des Geschöpflichen. - NB [: ] Viele wicht[i]g[e] philos[ophische] Fragen sind üb[ri]g[e]ns hier, wie man sieht [,] angeregt. 5. Rabanus Maurus.  Fr. Kunstmann. Hrabanus Maurus Mainz 1841 215 .  216 Geb[oren] um 774, erzogen im Kloster zu Fulda, war später kurze Z[ei]t Schüler des Alcuin, dann Lehrer zu Fulda u[nd] 217 Abt  später Erzb[i]s[c]h[of] v[on] Mainz  218 . Er ist der erste Deutsche [,] der in Deutschl[an]d selbst den Wiss[e]nsch[a]ft[en] einen Sitz gründete. Er zog eine Reihe bedeutend[er] Schüler, u[nd] war besond[ers] auch thätig für Unt[e]rr[i]cht d[e]s Volkes (für Volksschulen), für Ausbild[un]g uns[erer] Sprache u[nd] Uebersetz[u]ng[en] in dieselbe (Homilien); auch für Baukunst hatte er Intereße u[nd] förderte sie; besond[ers] aber lag ihm Verbreit[un]g theolog[ischer] Literatur am Herzen. Wiss[e]nsch[a]ftl[iche] Selbstständ[i]gk[ei]t ist ihm nicht eigen. Er sammelt fast nur Auctoritäten in s[einen] theol[o]g[ischen] W[e]rk[en] od[er] Erklär[un]g[en] der h[ei]l[igen] Schr[i]ft. Eb[e]nso in s[einen] philos[ophischen] Werken. Er schrieb ein weitläuf[i]g[e]s Werk über das Universum; aber es ist aus Isidor u[nd] Beda geschöpft; eb[en]so aus August[inus] u[nd] Alcuin [.] Unter 219 d[en] Schr[i]ft[en,] die d[a]s M[ittel] Alter d[em] Rabanus zuschrieb [,] fi[n]d[en] si[c]h au[c]h Gloß[en] zur Isagoge d[e]s Porphyrius [,] in de[nen] si[c]h 212 „aus“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „[*]“. 213 „Schelling’s Ansicht ei[ne]s Urod[er] Ungru[n]d[e]s.“ mit Bleistift am Seitenrand [6vl] mit Bleistift gestrichen. 214 „keine“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „[*]“. 215 Kunstmann, Friedrich, Hrabanus Magnentius Maurus. Eine historische Monographie, Mainz 1841. 216 Randbemerkung am Seitenrand [6vl]. 217 „zuletzt“ in der Zeile gestrichen. 218 Über der Zeile. 219 „Unter“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „[*]“. 401 sch[on] Spur[en] d[e]s Str[e]i[t[e]s zw[i]s[c]h[en] No[min]al[i]smus u[nd] R[ea]l[i]s- [mus] fi[n]d[en.] - [6vr/ 7rl] 220 6) Paschasius Ratpertus. Paschasius Ratp[ertus] war ein jüngerer Zeitgenoße des Rabanus Maurus; auch hervorgegangen aus der Schule Alcuin’s; zuletzt Abt v[on] Corbie  Corvey  221 .  Eig[en]tl[ich] hier zuerst Fr[a]ge Ueb[er] Glaub[en] u[nd] Wißen.  222 Er ist in s[einen] theolog[ischen] Werken der strengsten, wörtlichst[en] Faß[u]ng der Glaubenslehre geneigt. Selbstständ[i]g[es] Denken ist auch bei ihm wenig zu finden - er gehört aber auch zu den gelehrten, zunächst theolog[ischen] Ueberlieferern.  - Abendmahlstreit  223 I [.] Dialektik scheint nicht sein bevorzugtes Studium gewesen zu seyn.  (Real[i]sm[us])  224 II [.] In Bezug auf das V[e]rh[ä]ltn[i]ß d[e]s Glaubens z[um] Wissen dürf[en] wir nach d[em] Ges[a]gt[e]n schon erwarten, daß er dem Glauben s[eine] Rechte in strengst[er] Weise sichert.  Glaube  225 Indeß  gehen  226 wir darauf 227 die Spuren  wo nicht selbststä[n]d[i]g, doch philos[ophische] Gedanken  228 , selbstständ[i]g[en] Denkens - gleichsam die Keime philos[ophischer] Thätigk[ei]t - auch in d[ie]s[er] Z[ei]t schon auszuforschen.  Und wir finden davon all[er]di[n]gs bei Pasch[asius] Ratp[ertus].  229 Obwohl der Glaube ihm das Erste ist, worauf d[a]s Wissen selbst sich gründet, u[nd] d[ie]s[e]r Glaube selbst ihm als Werk G[o]tt[e]s in uns[erer] Seele gilt; - findet sich doch auch die B[e]h[au]pt[u]ng, daß wir nicht glauben, ehe wir gedacht haben, freil[ich] das Denken u[nd] die Befest[i]g[un]g des 230 Denkens, welche wir Glauben nennen, sind (ihm) von Gott, der der Anf[a]ng uns[eres] Seyns ist. 220 „Gesch[ichte] der Philos[ophie] des Mittel-Alters 4.“ am oberen Seitenrand [7rr]; „4.“ bezeichnet den Bogen. 221 Über der Zeile mit Bleistift. 222 Randbemerkung am Seitenrand [7rr] mit Bleistift. 223 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 224 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 225 Randbemerkung am Seitenrand [7rr] mit Bleistift. 226 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „da“. 227 „auszugehen“ in der Zeile gestrichen. 228 Einfügung am Seitenrand [7rr] mit Bleistift; in der Zeile folgendes „selbstständ[i]g[en]“ mit Bleistift gestrichen. 229 In der Zeile eingefügt. 230 „des“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „im“. 402 Der Philosophie  Philosophie  231 ist Paschasius  im Allg[emeinen]  232 nicht günstig. Er meint (wie Augustinus) [,] daß die Philosophen aus eignen Kräften, das gewinnen, was wir nur d[u]rch die Gnade G[o]tt[e]s erlangen sollten. 233 Wir sollen nicht meinen [,] daß wir Alles v[on] G[o]tt allein d[u]rch uns[ere] Vernunft od[er] uns[eren] Verstand zu erkennen vermögen. Er unterscheidet 3 Arten des Glaubens  Art[en] d[e]s Glaub[en]s  234 u[nd] des Glaublichen. (Es ist nicht ohne Intereße, sie kennen zu lernen.) 1) Einiges wird sehr leicht geglaubt, aber niemals erkannt; dieß sind die sinnl[ichen] Dinge u[nd] was wir v[on] ihnen d[u]rch sinnl[iche] Wahrnehmung erfahren u[nd] in uns[erer] Einbild[un]gskr[a]ft festhalten; denn da d[ie]se Bilder zeitl[icher] Dinge unserm Verstande nicht unterworfen sind, so könn[en] sie niemals v[on] uns erkannt werden.  Was möchte d[ie] exacte Naturwiss[e]nsch[a]ft dazu sagen? Indeß ist Richtiges daran - wo nur sinnl[iche] Bilder, keine B[e]gr[i]ffe sind, ist keine Wiss[e]nsch[a]ft möglich - d[a]h[er] sind d[ie] Thiere der Wiss[e]nsch[a]ft unfähig.  235 2) Anderes wird  so  236 [,] wie es 237 geglaubt wird, auch sogleich erkannt; dieß sind d[ie] Grundsätze  Axiome  238 der menschl[ichen] Vernunft  Verstand  239 , welche wir wissen, indem wir sie denken. Sie leuchten uns ein, weil wir in ihnen nicht die Dinge aus ihrer Natur, sond[ern] aus unserer, der Erkennenden Natur erkennen.  D[ie]s[er] Gedanke findet sich auch bei August[inus] (üb[er]h[au]pt im Wes[e]ntl[ichen] d[ie]se 3 Arten v[on] Glaub[en]). Es ist dieß zugleich ein Grundgedanke Kant’s (z[um] Ideal[i]sm[us] Grundlage bild[en]d) [.]  240 3) Noch Anderes ist zwar erkennbar, so wie glaublich, wird aber nicht sogleich erkannt, wie es geglaubt wird; es bezieht sich nicht (wie bei 2) auf d[a]s Gegenwärt[i]g[e], sond[ern] auf das Zukünft[i]g[e] od[er] uns nicht Gegenwärt[i]g[e], welches wir nicht schauen können u[nd] d[a]h[er] glauben müßen. Dieß ist der G[e]g[en]st[an]d r[e]l[i]g[iö]s[en] Glaub[en]s. [7rl/ 7vr] Dafür nun macht er den (alten) Grundsatz geltend, daß wir erst glauben müßen, um dann zur Erk[e]nntn[i]ß zu gelangen. (NB [: ] Das will wohl sagen, wir müßen zuerst Notiz davon haben, dann kann üb[er]h[au]pt erst v[on] ein[em] wiss[e]n- 231 Randbemerkung am Seitenrand [7rr] mit Bleistift. 232 Über der Zeile. 233 „(Das steht freil[ich] nicht ganz in Uebereinstimmung mit der früh[eren] B[e]h[au]pt[u]ng, daß wir das D[en]k[en] nothw[e]nd[i]g haben z[um] Glauben - (Klarh[ei]t aber darf man in d[ie]s[er] Z[ei]t noch nicht such[en].)“ in und unter der Zeile gestrichen. 234 Randbemerkung am Seitenrand [7rr] mit Bleistift. 235 Einfügung am Seitenrand [7rr]. 236 Über der Zeile eingefügt. 237 „leicht“ in der Zeile gestrichen. 238 Über der Zeile mit Bleistift. 239 Über der Zeile mit Bleistift. 240 Einfügung am Seitenrand [7rr]. 403 sch[a]ftl[ichen] Streben die Rede seyn [.] - D[ie]se Notiz v[om] Uebersinnl[ichen] wi[r]d erlangt  historisch d[u]rch d[en] Glaub[en]  241 - Glaub[en], worauf dann d[a]s wiss[e]nsch[a]ftl[iche] Forsch[en] erst beginn[en] kann [.] - Wie man das Sinnl[iche] erst sinnl[ich] erfahren muß, ehe man an eine Wiss[e]nsch[a]ft davon d[en]k[en] kann [.] - Das [,] wovon man gar nichts (weiß)  keine Notiz hat  242 , darüber gibt es kein wiss[e]nsch[a]ftl[iches] Str[e]b[en.] - I[n]s Blaue hinein nach etwas - wovon man gar k[e]i[n]e Ah[n]u[n]g, Vorst[e]ll[un]g, Gl[a]ub[en] etc. hat - kann man ni[c]ht streb[en].) Dieß Ein für allemal über d[ie]s[en] Grundsatz, der uns noch so oft begegnen wird.) 243 -  Die un[en]tdeckte Wiss[en]sch[a]ft gibt es [n]i[c]ht.  244  Nothw[en]d[i]gk[ei]t d[e]s Glaub[en]s  245 Wer nicht glaubt, meint P[aschasius] Ratp[ertus,] der kommt nicht z[um] wahren Erkennen; er bildet sich nur leere Bilder der Einbild[un]gskraft, in welchen er G[o]tt nach der Aehnl[i]chk[ei]t sichtbarer Dinge sich vorstellt, anstatt d[u]rch Erk[e]n[n]tn[i]ß u[nd] Beobacht[u]ng des g[ö]ttl[ichen] Gesetzes (practisch[er] Glaub[e]) mit G[o]tt[e]s Hülfe zur wahren Einsicht zu gelangen.  Zum wahr[en] V[e]rstä[n]d[n]iß - d[a]s ist wohl d[er] Sinn - gehört Erfahrung d[e]s Gl[a]ub[en]s - s[on]st nur B[e]gr[i]ffe u[nd] unversta[n]de[n]e Formeln [.] -  246 Der Grund hievon liegt dem P[aschasius] R[a]t[pertus] in der Art des mens[c]hl[ichen] Erkennens. -  1)  247 Unsere Sinne erkennen nur d[ie] materiell[en] Dinge.  2)  248 Uns[ere] Einbild[un]gskr[a]ft faßt zwar die sinnl[ichen] Gestalten der Dinge ohne Materie auf, kann aber G[o]tt doch nicht erkennen, weil er keine sinnl[iche] Gestalt hat (NB [: ] sc[ilicet] nicht blos keine materielle).  3)  249 Die sinnl[ichen] Gestalten der Dinge übersteigt allerdings unsere 250 Vernunft  ratio  251 u[nd] erhebt sich zur Erkenntniß des Allgemeinen. (NB [: ] Verstand also), aber sie vermag nicht einmal die Natur der einzelnen Dinge zu erkennen (NB [: ] Wohl deßwegen [,] weil sie es nur mit d[en] B[e]gr[i]ff[en] zu thun hat), wie viel weniger wird sie im Stande seyn, eine Wiss[e]nsch[a]ft v[on] G[o]tt zu gewinnen?  NB [: ] Eine eig[e]ntl[iche] Wiss[e]nsch[a]ft des Uebersinnl[ichen,] Metaphysik - abgeseh[en] v[on] d[em] Off[e]nb[a]r[un]gsglauben wäre also hienach nicht 241 Über der Zeile mit Bleistift. 242 Über der Zeile. 243 Korrespondierende öffnende Klammer ist unauffindbar. 244 Unter der Zeile mit Bleistift eingefügt. 245 Randbemerkung am Seitenrand [7vl] mit Bleistift. 246 Randbemerkung am Seitenrand [7vl] mit Bleistift. 247 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 248 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 249 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 250 „unsere“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „[*]“. 251 Über der Zeile als Ersatz für über der Zeile gestrichenes „[*]“. 404 eig[e]ntl[ich] möglich. - Denn d[ie]se Intelligenz scheint er zu betracht[en] mehr als Vermög[en] mystisch[er] Schauung, denn als klaren Erkennens; (Mystisch[en] Schauens abgesehen vom Glauben? )  252  4)  253 V[on] d[ie]s[er] Vernunft (Verstand) unterscheidet Pasch[asius] noch die Intelligenz  intelligentia  254 , welche über den Kreis des Weltall’s hinausgeht (NB [: ] also  ohngefähr  255 , was wir Vernunft nennen) u[nd] auch wohl Gott zuweilen u[nd] z[um] Th[ei]l zu betrachten vermag; aber auch sie erkennt G[o]tt nicht ganz u[nd] d[a]h[er] können wir auch ihr allein uns nicht ergeben, sondern müßen dem Glaub[en] folgen, (  NB  256 [: ] Aber d[u]rch welche Kr[a]ft sind wir deß[en] fähig?  NB  257 [: ] blos eingegoß[en]? ) - welcher die einz[i]ge Kr[a]ft der Seele ist, welche, wenn gleich sie nur th[ei]lw[ei]se uns beiwohnt, doch d[a]s Ganze der G[o]tth[ei]t umfaßen kann, indem der Glaube unbeschränkt ist u[nd] an Alles Unsichtbare glaubt.  Da wir nur das Vergängl[iche], Sinnl[iche] wahrnehmen u[nd] fleischl[icher] Art sind, habe G[o]tt s[eine] Off[e]nb[arun]g bes[onders] an sinnl[iche] Zeich[en] (Sakramente) geknüpft.  258 Der Glaube hat die ganze Substanz des Göttlichen; ihr mangelt nur das Schauen - in das er einst übergehen soll. - Es ist dieß Alles im Allgem[einen] nur Wiederholung August[inischer] Grundsätze; nur übersichtl[ich] geordnet. [7vr/ 8rl] 7 [.] Johannes Scotus Erigena. Wir haben es bisher mit Männern zu thun gehabt [,] die zumeist nur auf Samml[u]ng u[nd] Auszüge bedacht war[en,] auf selbstständ[i]g[e] Forsch[u]ng aber im Grunde  w[en]ig Spur[en] zeigten  259 . Nur die vereinzelten Gedanken des Fredegisus über das Nichts u[nd] die Finsterniß laßen uns gewahr werden, daß sich auch in d[ie]s[en] neu[eren] Völkern ein kühnerer u[nd] nachdenklicher Geist mitten unter den Formeln der Ueberlief[e]r[u]ng regte. Noch weit mehr u[nd] kühner u[nd] umfaßender bethät[i]gte sich d[ie]s[e]s Streben selbstständ[i]g[e]r [,] freierer Forsch[u]ng in ein[em] Manne, der d[en] Schl[u]ß d[ie]s[e]r Periode bildet, näml[ich] in Joh[annes] Scotus Erigena. V[on] ihm muß etwas ausführlicher die Rede seyn [.] 252 Randbemerkung am Seitenrand [7vl]. 253 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 254 Über der Zeile. 255 Über der Zeile. 256 Unter der Zeile. 257 Über der Zeile. 258 Einfügung am Seitenrand [7vl]. 259 Über der Zeile mit Bleistift als Ersatz für in der Zeile mit Bleistift gestrichenes „verzichteten“. 405 I. 260 Leben; 2. Schr[i]ft[e]n [; ] 3. allgem[eine] Richt[u]ng s[einer] Philos[ophie] II. 261 Spezielle Darst[e]ll[u]ng. a) Dialekt[ik,] b) Glaub[en] u[nd] Wiss[en] III. 262 Metaphysisch-Theologisch[e]s.  I [.]  263 1) V[on] s[einem] Leben u[nd] s[einer] Bild[un]g wissen wir ganz wenig. Um Mitte d[e]s 9 [.] J[a]hrh[underts] (859 z. B.) am Hofe Karl’s d[e]s Kahlen. Wann u[nd] wo geboren - unbekannt. - Scotus u[nd] Erigena weisen auf Irland - doch nicht sicher. - Ob Reisen - auch nicht sicher, s[eine] Bild[un]g, griech[ische] Kenntn[i]sse auch in Engl[an]d mögl[i]ch [.] - Bei K[arl] d[em] K[ahlen] in groß[er] Gunst -  [*]  264 auch berühmt - aber in Bezug auf s[eine] Orthodoxie in üblen 265 Ruf [.] - Weg[en] Uebers[etzung] d[es] Dionys[ius] Areop[agita] mit P[a]pst Nicolaus I [.] in Conflict. S[eine] Schr[i]ft g[e]g[en] Gottschalck de praedestinat[ione] 266 (auf Hincmar’s [,] Erzb[ischof] v[on] Rheims [,] u[nd] Bis[c]h[of] Pardalus[’] v[on] Laon Geheiß geschrieb[en] üb[er] d[ie] doppelt[e] Praedestin[ation] G[o]ttsch[a]lks) brachte ihn i[n] Verruf der Ketzerei. Er verschwindet wieder, man weiß nicht wohin. Spätere Nachricht[en] laß[en] ihn nach Engl[an]d zurückkehre[n], angelockt d[u]rch Alfred’s d[es] Gr[oßen] Begünst[i]g[un]g d[er] Wiss[e]nsch[a]ft[en]. Zu Malmesbury od[er] Oxford soll er endl[ich] v[on] aufrühr[erischen] Schüler[n] ermordet word[en] sey[n] (mit Griffeln). 2) Schr[i]ft[e]n [: ] Wir haben nach s[einer] H[au]ptschr[i]ft de divisione naturae, περὶ φύσεως μερισμοῦ, dann de praedestinatione, einige Uebersetz[u]ng[en] aus dem Griechisch[en,] einige Verse u[nd] eine Homilie. Vor einig[er] Z[ei]t wurde ein Commentar zu Marcianus Capella entdeckt. Eine andere größere S[c]hr[i]ft de egressu et negressu animae ad Deum scheint verloren. Er verräth große Bekanntsch[a]ft mit d[en] griech[ischen] K[i]rch[e]nväter[n] Origenes, d[en] beid[en] Gregore[n] 267 [,] Basilius, Dionys[ius] Areopagita, Maximus (Confessor)  Maximus † 662 Mönch u[nd] Geheimschreiber des Kaisers Heraclius, den er bald verließ [,] um i[n] d[a]s Kloster sich zurü[c]kzuzieh[en]. S[ein] Streit g[e]g[en] die Monothelet[en] - Erklärer des Dionys[ius] Areopag[ita] u[nd] Sammler aus d[en] Gregor[en] etc.  268 [,] durch sie auch mit d[em] Plato bekannt. V[on] d[en] Latein[ischen] bes[onders] Augustinus. - S[eine] Sch[ri]ft hat Gesprächsform zw[i]s[c]h[en] Lehrer u[nd] Schüler [.] -  Mehr kühn als originel[l]  269 260 „I“ ersetzt durch Überschreibung mit Bleistift ursprüngliches „1“. 261 „II“ ersetzt durch Überschreibung mit Bleistift ursprüngliches „4.“. 262 „III“ ersetzt durch Überschreibung mit Bleistift ursprüngliches „c)“. 263 Über der Zeile mit Bleistift. 264 Über der Zeile mit Bleistift. 265 Verschrieben; gemeint: üblem. 266 „praedestinat[ione]“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „praest[+++]“. 267 „(Greg[or] v[on] Nyssa nennt er d[en] Groß[en])“ in der Zeile gestrichen. 268 Randbemerkung am Seitenrand [8rr]. 269 In der Zeile eingefügt. 406 3) Richtung. Ueb[er] s[eine] Grundanschauung - ob sie pantheist[isch,] ob theistis[c]h sey [,] sind d[ie] Meinu[n]g[en] getheilt. [8rl/ 8vr] Die Einen beschuldigen ihn geradezu des Panth[ei]sm[us]. Er habe Gott und Welt als zwei Seiten eines Seyns gefaßt, - welches einmal sein eigner Grund oder Gott, dann aber auch seine Erscheinung oder Welt sey und das dann - durch die Erlösung - aus seiner Erscheinung wieder in seinen Grund zurückzukehren trachte. (Hasse, Anselm v[on] Canterbury) 270 . Andere vertheid[i]g[en] ihn geg[en] d[ie] Beschuld[i]g[un]g des P[a]nth[ei]sm[us,] z. B. Staudenmaier: Joh[annes] Scot[us] Erigena.  K[i]r[c]hl[ich] verdammt  271  P[a]pst Honorius III [.]/ 225. bez[eichnete] es als liber scatens vermibus haereticue pravitatis. - ließ  d[ie]  272 Schr[i]ft überall aufsuchen u[nd] verbrennen [.] - ( 273 Amalrich v[on] Chartres u[nd] David v[on] Dinanto)  274 Daraus wird man schon entnehmen, daß besond[ere] Klarh[ei]t der Darst[e]ll[u]ng nicht die Stärke d[es] Joh[annes] Scotus sey. Es laßen sich Stellen finden [,] die pantheist[isch], andere die theistisch lauten. Er hat aber auch trotz s[einer] ungewöhnl[ichen] Kraft u[nd] Schwung des G[ei]st[e]s es nicht vermocht, den Dual[i]sm[us] v[on] Gott u[nd] Welt zu überwinden - das in der That auch immer ein vergebl[iches] Bemühen bleiben wird u[nd] weder in d[er] Vergangenh[ei]t gelungen ist, noch in der G[e]g[e]nwart u[nd] Zukunft gelingen kann. Denn nur um Harmonie zw[i]s[c]h[en] G[o]tt u[nd] der Schöpf[u]ng kann es sich handeln - nicht um Einh[ei]t; denn sonst müßte man v[on] vorne herein d[ie]se beiden Ausdrücke aufgeben u[nd] einen dritten erfinden, (um nicht gleich am Beginne schon v[on] ein[er] contradictio in adjecto auszugehen). 4) Betrachten wir das Syst[em] im Besondern. I [.] Die Dialektik gesondert scheint Scot[us] Erig[ena] nicht speziell  selbstst[än]d[i]g  275 b[e]h[a]nd[e]lt zu haben (auß[er] d[en] Gloßen zu Marc[ianus] Capella) [.]  Er protestiert geg[en] d[ie] gewöhnl[ichen] De[n]kformen, Categ[orien]. Zwar spricht er öfters 276 v[on] d[en]  Methoden des Denkens  277 u[nd] ihrer Ei[n]th[ei]l[un]g. Er th[ei]lt sie in d[ie] διαιρετικὴ, ὁριστική, ἀποδεικτική, ἀναλυτική. - (Also ganze Logik u[nd] Dialektik = Philosophie. [)] - Wiederum an ein[em] and[eren] Orte zerfällt ihm Philos[ophie] in pract[ische] Philos[ophie], Physik, Theologie, Logik. -  278 Er wandte sie gleich auf den Stoff selbst an u[nd] bildete seine 270 Hasse, Friedrich Rudolph, Anselm von Canterbury. Erster Theil. Das Leben Anselm’s, Leipzig 1843; ders., Anselm von Canterbury. Zweiter Theil. Die Lehre Anselm’s, Leipzig 1852. 271 Unter der Zeile mit Bleistift. 272 Über der Zeile. 273 Verschriebenes „Alm“ in der Zeile gestrichen. 274 Randbemerkung am Seitenrand [8vl] mit Bleistift; exakter Bezug unklar. 275 Über der Zeile eingefügt. 276 „mit“ in der Zeile mit Bleistift gestrichen. 277 Über der Zeile eingefügt als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „Philos[ophie]“. 278 Einfügung am Seitenrand [8vl]. 407 Begr[i]ffe in u[nd] mit der Erk[e]n[n]tn[i]ß des Stoffes zugleich [,] wie es denn seyn muß, bei der wahren Philos[ophie,] die sich nicht erst die Formeln (Begr[i]ffe) verfertigt u[nd] d[ie]se dann anwendet auf den Stoff; das bleibt ein äußerl[iches] mechanisches Verfahren u[nd] ist nicht ein organisches Produciren des philos[ophischen] Erkennens. - Jene Z[ei]t freil[ich] hatte nach Ursache sich erst gesondert im Denken, in d[er] Dialektik zu schulen u[nd] wiederum gesondert d[en] kath[olischen] dogmat[ischen] Stoff anzunehmen - kurz noch zu lernen, um allmählig zur Selbstständ[i]gk[ei]t zu erstarken. Sc[otus] Erig[enas] Streben war in der That auch verfrüht, überstürzte sich selbst u[nd] ward auch v[on] der Z[ei]t noch nicht verstand[en.] - Es war eine frühreife Frucht - die kein[en] B[e]stand hatte. [8vr/ 9rl] 279 II [.] In Bezug auf das V[e]rh[ä]ltn[i]ß v[on] Glauben u[nd] Wissen finden sich viele Aeußerungen. Joh[annes] Scotus ist d[er] Ueberzeug[u]ng, die wahre Philosophie sey die wahre R[e]l[i]g[io]n u[nd] umgekehrt: veram esse philosophiam veram religionem conversimque veram religionem esse veram philosophiam (de divina praedest[inatione] [+]) [.] D[ie]s[e]n Satz stellt er als ein[en] allgemein zugegebenen auf u[nd] beruft sich dafür auf Augustinus [.] - (NB [: ] Es ist wohl Wahres an d[ie]s[em] Satz, aber er ist äußerst unbestimmt, unklar u[nd] leicht mißverständlich. Er soll wohl heißen, wahre R[e]l[i]g[io]n u[nd] wahre Philos[ophie] stehen miteinander in Harmonie, in Uebereinstimmung; denn die R[e]l[i]g[io]n selbst, d[er] r[e]l[i]g[iö]s[e] Glaube u[nd] Ueb[u]ng ist nicht schon Philosophie, ist nicht schon Wiss[e]nsch[a]ft, R[e]l[i]g[io]n u[nd] Philos[ophie] sind nicht identisch. Aber bei Scot[us] Erig[ena] finden sich üb[er]h[au]pt viele gnostische Anklänge u[nd] so mag wohl auch dieß Einer seyn, so daß er durch γνῶσις den Glauben [,] πίστις [,] als unvollk[ommene] Stufe ersetzen wollte.) Die Auctorität anerkennt Joh[annes] Scotus durchaus - selbst der Uebereinstimmung der Philosophen möchte er nicht widersprechen. Das Ansehen der h[eiligen] Schr[i]ft steht ihm unbedingt fest. Er will nichts, als sie verstehen. In den Worten u[nd] in d[er] Erscheinung Christi ist alle Wahrh[eit] u[nd] alle Off[e]nb[a]r[un]g G[o]tt[e]s. Ebenso achtet er die Kirchenväter u[nd] will ihre ihre 280 Auctorität respectiren. Allein [,] auch die Vernunft will er zur Geltung bringen [,] ungeachtet d[ie]s[e]r Acht[u]ng der Auctoritäten [,] u[nd] zwar a) indem die Vernunft die Auctorität  I[n]halt  281 prüft 279 „Gesch[ichte] d[er] Phil[osophie] des M[ittel] Alters 5.“ am oberen Seitenrand [9rr]; „5.“ bezeichnet den Bogen. 280 „ihre“ irrtümlich wiederholt. 281 Über der Zeile mit Bleistift. 408 b) indem sie das v[on] d[en] Auctoritäten Gebotene versteht, erklärt.  NB [: ] Indeß ist richtig, d[a]ß man Auctorität u[nd] Inhalt a u[nd] b noch nicht recht schied v[on] einander.  282 ad a [)] Die Vernunft, meint er, könne der wahren Auctorität - u[nd] die wahre Auctorität der Vernunft nicht widersprechen  d. h. Inhalt der Schrift [n]i[c]ht [*] be[+++] etc.  283 . Beide stammen aus Einer Quelle der g[ö]ttl[ichen] Weish[ei]t.  Ein Ged[an]ke [,] der sich d[u]rch d[a]s ganze Mittelalt[e]r hindur[c]hzieht - u[nd] auf d[en] sich d[a]s V[e]rtr[a]u[en] auf d[a]s Wiss[en]s[c]h[a]ftl[iche] D[en]k[en] stützte [.] -  284 Aber die Vernunft ist früher als die Auctorität der Natur nach, obgleich für uns diese  Auct[orität]  285 jener der Zeit nach vorangeht, 286 was  aber  287 früher der Natur nach ist, das hat größere Würde als das der Zeit nach frühere. D[a]h[er] müßen wir zuerst der Vernunft, nachher der wahren Auctorität folgen u[nd] diese nach jener beurtheilen ( 288 sie selbst od[er] ihren Inhalt  G[e]bot[en]  289 ? Das Erste wäre richtig, das Zweite schon nicht mehr ganz)  (Die Grenze ist hier fein z[u] zieh[en.])  290 ; - denn was die Auctorität aussagt, ist nur alsdann 291 kräftig, wenn es durch die Vernunft bestätigt wird; die Vernunft d[a]g[e]g[e]n bedarf keiner Bestätigung  NB [: ] In ihr[em] Dasey[n] wohl nicht, da ist sie v[on] G[o]tt[e]s Gnad[en.] -  292 durch die Auctorität. De divis[ione] nat[urae] I 58 [,] I 65 [,] I 71. 293 Die Vernunft  hat  294 das v[on] d[er] Auctorität Gebotene od[er] in ihr Enthaltene zu 295 erklär[en,] zu verstehen. Was ist die wahre Auctorität andres, als die verdeckte 296 Vernunft, wie sie in den [9rl/ 9vr] Buchstaben für den Nutzen der Nachwelt niedergelegt worden?  D[a]s kann leicht passive Vernunft werd[en] - der menschl[iche] G[ei]st activer [.]  297 D[ie]s[e]m Gr[u]ndsatz gemäß gelingt es ihm dann auch seine Ansicht, als die verdeckte Vernunft in der Schr[i]ft allenth[a]lb[e]n zu finden, insb[e]s[ondere] da er die Ueberzeug[un]g hat, d[a]ß d[ie] Schr[i]ft vieler metaphoris[c]h[er] u[nd] symboli- 282 In und unter der Zeile eingefügt. 283 Über der Zeile. 284 Randbemerkung am Seitenrand [9rr] mit Bleistift. 285 Über der Zeile mit Bleistift. 286 „u[nd]“ in der Zeile mit Bleistift gestrichen. 287 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 288 „[++]“ in der Zeile gestrichen. 289 Über der Zeile. 290 Über der Zeile. 291 „(giltig)“ in der Zeile gestrichen. 292 Einfügung am Seitenrand [9rr] mit Bleistift. 293 „ad b [)] Dann hat“ in der Zeile mit Bleistift gestrichen. 294 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 295 „prüfen“ in der Zeile gestrichen. 296 „v“ am Wortanfang ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „V“. 297 Randbemerkung am Seitenrand [9vl] mit Bleistift. 409 scher Ausdrücke sich bediene, zu dem kindisch[en] rohen Sinn der M[e]ns[c]h[e]n sich herablaßend. V[on] Maximus borgt er den Grundsatz, daß die Zeiten des Zeitwortes v[on] d[er] h[eiligen] Schr[i]ft oft verwechselt würden u[nd] er dehnt den Gebrauch d[ie]s[e]s Grundsatzes so weit aus, daß darnach vieles, was in der h[ei]l[igen] Schr[i]ft als vor dem Sündenfalle geschehen erzählt wird 298 , doch als nach ihm geschehen angenommen werden müßte. Die Ausleg[un]g der Schr[i]ft -  welche  299 Aufg[abe] der Philosophie ist - hat einen unendlichen Sinn ihrer Sätze anzunehmen u[nd] alle Theile der Philosophie haben daran Antheil. Man muß die h[eilige] Schr[i]ft  mit  300 dem Saamen vergleichen, welcher in d[er] Schöpf[u]ng die Kraft empfangen hat [,] in unendl[ichen] Gestalten sich darzustellen; sie ist wie eine Pfauenfeder, von welcher der kleinste Theil in den verschiedensten Farben schillert. - Bei d[ie]s[er] Ansicht wird es ihm nicht schwer [,] d[ie] h[eilige] Schr[i]ft mit s[einen] Ansichten in Uebereinstimmung zu setzen, wenn auch unzähl[i]g[e] Stellen dag[e]g[e]n zu seyn schein[en]. Mit der Auctorität der Väter konnte er auf d[ie]se W[ei]se noch leichter fertig werden. Wie sehr wir, meint er, der Kirchenväter Lehre fromm zu verehren haben, so ist ihre Ausdrucksweise doch nicht v[on] wissensch[a]ftl[icher] Haltung; sie haben sich der Sprache u[nd] der Denkweise des Volkes anbequemt. - III) Das System. Das Syst[em] des Joh[annes] Scot[us] zeichnet sich aus durch Großart[i]gk[ei]t der Auff[a]ß[un]g u[nd] Klarh[ei]t und 301 Einfachh[ei]t des Planes u[nd] der Einth[ei]l[u]ng im Großen. Im Einzel[nen] allerdings nicht immer, wie schon bemerkt wurde.  ad Allgem[eine] Charakt[er]ist[i]k  302 Der Grundgedanke d[ie]s[e]s Werkes, das den gesammten Inhalt d[e]s ch[ri]stl[ichen] Bewußtseyns od[er] Glaubens in wissenschaftl[ich] systemat[ischer] u[nd] philosoph[ischer] Construction darstellen will - ist einfach. / Der Inhalt d[e]s ch[ri]stl[ichen] Bewußts[eyns] ist 1) Gott an sich u[nd] als Schöpfer der Welt [,] 2) die Welt als solche, die Creatur [,] 3) die Rückkehr des M[e]nsch[e]n zu Gott - d. h. die Erreich[u]ng od[er] Verwirklich[u]ng deßen, was bei der Schöpf[u]ng bezweckt worden. NB [: ] So [,] wenn d[a]s Syst[em] theistis[c]h gefaßt werden soll.  303 Zuerst wird das, was ist, unterschieden von dem, was nicht ist. Beide Glieder des Seyende[n] und des Nichtseyend[e]n umfaßt die Natur. 298 „wird“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „werden“, wobei „en“ allerdings nicht gestrichen ist. 299 „welche“ ersetzt durch Überschreibung mit Bleistift ursprüngliches „die“. 300 Über der Zeile eingefügt. 301 „und“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „[*]“. 302 Über der Zeile mit Bleistift. 303 Einfügung am Seitenrand [9vl]. 410 Dann aber umfaßt die Natur auch durch 4 Unterschiede 4 Arten  u[n]ters[c]h[e]idet er 4 Art[en] v[on] Natur[en]  304 , von welchen die erste schafft u[nd] nicht geschaffen wird [,] die andere schafft u[nd] geschaffen wird die dritte nicht schafft u[nd] geschaffen wird die vierte nicht schafft u[nd] nicht geschaffen wird. 1) natura, quae creat et non creatur 2) “ “ creatur et creat 3) “ “ creatur et non creat [4)] “ “ nec creat nec creatur. Diese eigenthüml[iche] Einth[ei]l[un]g findet sich schon bei einer Secte der indisch[en] Philosophie, d[er] sog[enannten] Schule der Sankhya. Scot[us] indeß wußte davon schwerlich. -  generatur  305 [9vr/ 10rl] (Die letzte Art der Natur könnte bezweifelt werden; ob eine Natur 306 angenommen werden dürfe, welche wed[er] schafft noch geschaffen wird. Um d[ie]s[en] Zweifel zu lösen, untersucht 307 Joh[annes] Scotus den Unterschied zwis[c]h[en] dem, was ist u[nd] dem, was nicht ist; u[nd] dieß ist wichtig z[um] Verständniß seiner Denkweise.)  Er will sich d[u]rch d[ie]s[es] Ni[c]htsey[n] Ver[ne]i- [n]u[n]g nur d[a]s Denk 308 Princip s[c]haff[en.] -  309 ad 1 [)] Seyn u[nd] Nichtseyn faßt Joh[annes] Scotus in eigenthüml[icher] Weise auf. - Nichtseyn bedeutet ihm nicht das, was man gewöhnl[ich] darunter versteht, die Beraubung, (Nichtexistenz) [,] sond[ern] Nichtseyn ist ihm soviel als Nichterk[a]nnt - oder Nicht im Denken gesetzt werden. Seyn u[nd] Nichtseyn bezeichnen ihm also nur die logische Verbind[un]g zwisch[en] Subject u[nd] Prädikat.  (Verneinu[n]g? )  310 Seyn ist ihm Bejahtwerden [,] Nichtseyn Verneintwerden [.] Seine Lehre hat also eine idealist[ische] Richt[u]ng, indem er kein anderes Seyn als das im Denken od[er] im Bewußtseyn gesetzte anerkennt. - Die Philosophie behaupte, nur das sey wahrhaft, was durch die Vernunft erkannt wird, das ewige Seyn.  Aber gerade die Erk[e]nnt[n]iß d[e]s ew[i]g[en] Sey[n]s stellt er in Abrede [.] -  311 (NB [: ] Ganz schließt sich d[ie]s[e]r Satz freil[ich] an den vorhergehend[en] nicht an, 304 Über der Zeile mit Bleistift. 305 In der Zeile mit Bleistift eingefügt; Lesart unsicher. 306 „möglich“ in der Zeile gestrichen. 307 „u“ am Wortanfang ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „b“. 308 „Denk“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „Denk[+++]“. 309 Randbemerkung am Seitenrand [10rr] mit Bleistift. 310 Randbemerkung am Seitenrand [10rr] mit Bleistift. 311 Einfügung am Seitenrand [10rr] mit Bleistift. 411 denn dort ist nur v[om] Setzen im Denken üb[er]h[au]pt die Rede, nicht v[om] Vernunfterkennen.) Indem aber Joh[annes] Scotus Seyn u[nd] Nichtseyn so bestimmt, u[nd] das Bejahte, im Denken Gesetzte [,] als Seyn, das 312 logisch Verneinte, nicht im Denken Erkannte, als Nichtseyn bezeichnet, - scheint er in Wid[e]rsp[ruc]h mit sich selbst zu kommen, ja die Philos[ophie] geradezu sich selbst unmöglich zu machen. Er sagt näml[ich], daß wir alles das als Seyn anerkennen, was unsren Sinnen od[er] unsrem Verstande zu seyn scheine; was aber über Sinne u[nd] Verstand hinausgehe, das scheine uns nicht zu seyn. Hierher rechnet er nicht allein Gott u[nd] die Materie, sondern auch das Wesen u[nd] die vernünft[i]g[en] Gründe aller Dinge. Er bemerkt, daß nach d[ie]s[e]r Betracht[u]ngsw[ei]se eben das, was wahrhaft ist,  nicht ist,  313 wie Dionys[ius] Areopagita sage, das Seyn aller Dinge sey das Uebersey[n] der G[o]tth[ei]t, u[nd] daß wir zugesteh[e]n müßten, daß wir durch uns[eren] Verstand das Wesen der Dinge nicht begreifen könnten, sondern nur ihre Accidenzen in Raum u[nd] Zeit, ihre Forme[n], Unterschiede od[er] Materien, welche doch an sich nicht zu denken wären. Wenn Seyn - könnte man sagen - logische Verbind[un]g v[on] Subj[ect] u[nd] Prädikat od[er] Bejahung u[nd] Erkanntseyn ist - Nichtseyn, Verneintwerden od[er] Nichterkanntwerden [-] so ist ja Gott u[nd] das Wesen der Dinge nicht, weil er v[on] d[en] Sinnen u[nd] dem Verstande  logis[c]h[em] Vermög[en]  314 nicht erkannt werden kann. - Wie kann es dann also Philosophie geben? [10rl/ 10vr] Wollte man sagen: nur nicht unmittelb[a]r ist G[o]tt u[nd] d[a]s vernünft[i]g[e] Wesen der Dinge erkennbar, sond[ern] nur mittelbar, indem man v[on] den erkannten - als sey[en]d gesetzt[en] Di[n]g[en] zurückschließt auf das ewige Wes[en,] so daß hied[u]rch wahre Philosophie möglich sey - so wäre auch dad[u]rch für Joh[annes] Scot[us] die Mögl[i]chk[ei]t der Philosophie nicht gerettet [.] -  Joh[annes] Scotus selbst wiederholt es freil[ich] oft, d[a]ß wir G[o]tt mittelb[a]r erkennen müßten, da wir es unmitt[e]lb[a]r nicht vermöchten - mitt[e]lb[a]r d[u]rch d[ie]  s[inn]l[ichen]  315 Geschöpfe. V[om] Sinnl[ichen] ausgehend z[um] Geistig[en] zu kommen such[en] müss[en]. (Nur bei d[em] Negat[iven] Verfahren ist damit Ernst gemacht). Die Welt sey uns erkennbar - d[u]rch sie also müßt[en] wir zu G[o]tt komme[n]. -  316 Denn d[ie]se sichtbaren Dinge (die den Sinnen u[nd] Verstande zugängl[ich], also erkennbar sind) sind ihm nur Schein [.] Was durch Erzeugung in Raum u[nd] Zeit erscheine, in der Beweg[un]g sich ändere, sich sammle u[nd] wieder auflöse, alles das sey nicht. Von d[ie]s[e]r Art seyen die Körper. Wenn also d[ie]s[e]s Zeitliche, Er- 312 „V“ in der Zeile gestrichen. 313 Einfügung am Seitenrand [10rr]. 314 Über der Zeile. 315 Über der Zeile. 316 Einfügung am Seitenrand [10vl]. 412 scheinende nur Schein u[nd] nichtig ist, wie soll dad[u]rch G[o]tt erkannt werden, damit ist die Leiter abgebrochen, mittels der man z[ur] Erk[e]nntn[i]ß G[o]tt[e]s kommen könnte. -  Sie die[ne] w[en]igst[en]s zur V[e]rnei[n]u[n]g u[nd] insofer[n] zur Erk[enn]t[n]iß [.] -  317 Es bleibt indeß - freil[ich] mit einig[er] Inconsequenz - doch noch die Mögl[i]chk[ei]t der Philos[ophie,] d. h. der Erk[e]n[n]tn[i]ß G[o]tt[e]s u[nd] des wahren Wesens der Dinge 318 der höheren Ordnung derselb[e]n übrig.  Dem Nichtseyn also u[nd] d[a]h[er] dem Nichterkanntseyn - der logisch[en] Unmögl[i]chk[ei]t also ist der eig[en]tl[iche] Werth vindicirt [.] -  319 Näml[ich]  ad 2)  320 durch unmittelb[are] Schauung (mystisch) [,] v[on] der allerdings Joh[annes] Scot[us] weniger sagt, die ihm aber gewiß, das eig[e]ntl[ich] Leitende  Princip (pos[itives])  321 war (NB [: ] I[n] uns[erem] Sinne das Innewerd[en] der immanent[en] G[o]tt[e]sidee) [.]  NB [: ] Nur um d[ie]s[en] Will[en] ist d[ie] Negat[ion] mögl[i]ch u[nd] hat Sinn - die Negat[ion] ist der Protest, den die Ver[n]u[n]ft stets bei Bestimmung des g[ö]ttl[ichen] Wes[en]s geg[en] die Formen d[e]s Verstandes einzulegen hat. -  322 1) 323 Die Verneinung - (als Dialekt[isches] Princip) [.] Er wollte G[o]tt erkennen durch Verneinung, indem er alles, was er im Ird[i]s[c]h[en], in d[ie]s[er] Welt des Scheines [,] d[e]s eig[e]ntl[ich] Nichtigen wahrnahm - Gott absprach, v[on] ihm verneinte, als ihm nicht gehörig, nicht angemess[en,] daher s[eine] beständ[i]g[e] Polemik geg[en] die übl[ichen] Form[e]ln des D[en]k[en]s u[nd] die fert[i]g[en] Begr[i]ffe u[nd] Categoriee[n] des Denkens, die Aristotel[ischen] Categor[ieen] fand er nicht blos th[ei]lw[ei]se [,] wie Alcuin [,] sond[ern] insgesammt nicht anwendbar auf d[ie] Bestimmung, d[a]h[er] er nur ein[en] negativ[en] Gebrauch davon macht. - Er wollte, wie schon bemerkt - als wahrer, productiver Philosoph - sein philos[ophisches] Denken über Gott nicht bind[en] laßen d[u]rch festgestellte B[e]gr[i]ffe - sond[ern] sich die Form[en] u[nd] B[e]gr[i]ffe selbst schaffen  zuglei[c]h  324 mit dem Denken u[nd] Erkenn[en] des Göttl[ichen]. -  Hauréau „Temeraire contempteur de la logique.“  325  2)  326 Aber wie kann er sich d[ie]s[e] Formen u[nd] Bestimmung[en] schaffen, wie kann er d[ie]se verneinenden Bestimmung[en] rechtfertigen? Wie kann ihm Ver- 317 In und unter der Zeile mit Bleistift eingefügt. 318 „übrig; “ in der Zeile gestrichen. 319 Randbemerkung am Seitenrand [10vl] mit Bleistift. 320 „ad 2)“ ersetzt durch Überschreibung mit Bleistift ursprüngliches „1)“. 321 Über der Zeile. 322 Randbemerkung am Seitenrand [10vl]. 323 „1)“ ersetzt durch Überschreibung mit Bleistift ursprüngliches „2)“. 324 Über der Zeile. 325 Randbemerkung am Seitenrand [10vl] mit Bleistift; exakte Verortung im ursprünglichen Text unklar. 326 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 413 neinung zu einer Erk[e]nntn[i]ß werd[en]? - Durch nichts Andres als durch d[a]s innere Gefühl, innere Schauung G[o]tt[e]s, welche den posit[iven] Grund d[ie]s[e]r Verneinung[en] enthält u[nd] ihn dabei leitet u[nd] rechtfert[i]gt. [(] NB [: ] Wir sag[en]: Die imman[en]te G[o]tt[e]sidee muß u[n]s das Pri[n]cip seyn [,] durch d[a]s die gewöhnl[ichen] Forme[n] d[e]s D[en]k[en]s u[nd] Categori[een] Modifik[a]ti[on] erfahre[n].)  Es war i[m] Ganzen richt[i]g die imma[n]ent[e] G[o]tt[e]sidee als Pri[n]cip [an]erk[ann]t - nur die secu[n]där[en] P[r]i[n]cipi[en] vernachläß[i]gte er [,] d[a]h[er] kam d[a]s Phantast[ische], Unlogische [.]  327 [10vr/ 11rl] 328 Joh[annes] Scot[us] also will in s[einer] Philos[ophie] das wahrhafte Seyn, die Wahrh[ei]t im G[e]g[e]nsatz z[um] bloßen nicht[i]g[en] Schein od[er] dem unwahren Seyn erkennen. D[ie]s[e]s wahrhafte Seyn ist nur uns[erem] G[ei]ste zugängl[ich],  in  329 unserm Denken  vernein[en]d zu setz[en]  330 gesetzt [,] ist nicht vor uns[eren] Sinnen u[nd] gewöhnl[ichem] Verstande, ist also nicht das, was wir gewöhnl[ich] (in uns[erem] unphilos[ophischen] Denken) seyend nennen. [(] NB [: ] Wenn wir das in uns[ere] Sprache übersetz[e]n [,] so können wir sagen: Die Philos[ophie] hat nicht die Aufg[abe] das Sey[e]nde im Sinne v[on] platter Wirkl[i]chk[ei]t od[er] Thatsächl[i]chk[ei]t als Wahrh[ei]t zu nehmen - sond[ern] hat die Aufgabe die Wahrh[ei]t im Sinne v[on] Idealität, v[on] Angemess[en]h[ei]t an der 331 Idee zu erforschen u[nd] das Reich der Ideen - mit der Uridee, G[o]tt[e]s od[er] d[e]s absolut Vollkommenen, selbst zu erkennen - als dem wahrh[a]ft Sey[en]d[en], Vollkomme[nen], v[on] d[en] Mängeln d[e]s ird[i]s[c]h[en] Seyns, der ird[i]s[c]h[en] Thatsächl[i]chk[ei]t befreit.) - ad 2) Einth[ei]l[un]g. Die oben genannte Viertheil[u]ng [,] zu der wir nun zurückkehren, ist so gemeint. a) Die 332 ungeschaffene u[nd] schaffende Natur ist Gott als Schöpfer der Welt [.] b) Die geschaffene u[nd] schaffende Natur - sind die g[ö]ttl[ichen] Weltgedanken, die sog[enannten] Ideen (rationes als causae primordiales) [.] c) 333 Die geschaffene u[nd] nicht schaffende Natur sind die verwirklichten Weltgedanken, die gewordene, existir[en]de, (sichtbare) Welt [.] d) 334 Die nicht schaffende u[nd] nicht geschaffene Natur ist wiederu[m] Gott - insofern er an u[nd] für sich gedacht wird -  od[er]  335 insofer[n] er Endziel d[e]s ganzen Weltlaufs [,] d. h. Alles in Allem seyn wird. 327 Randbemerkung am Seitenrand [10vl] mit Bleistift. 328 „Gesch[ichte] d[er] Philos[ophie] des Mittel-Alters. 6.“ am oberen Seitenrand [11rr]; „6.“ bezeichnet den Bogen. 329 Über der Zeile. 330 Über der Zeile und am Seitenrand [11rr] mit Bleistift eingefügt. 331 „[+]“ in der Zeile gestrichen. 332 „Die“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „[*]“. 333 „c“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „[+]“. 334 „d“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „[+]“. 414 Im 1 [.] B[u]ch wird v[om] erst[en] Wesen, v[on] G[o]tt d[em] Schöpfer geh[a]nd[e]lt, im 2 [.] B[uch] v[on] dem 2 [.,] das 3 [.] u[nd] 4 [.] B[uch] v[on] d[em] 3 [.,] das 5 [.] B[uch] endl[ich] v[on] dem 4. (NB [: ] Im Grunde genommen sind die 1 [.,] 2[.,] u[nd] 4 [.] Natur G[o]tt selbst - nur die 3 [.] Natur ist eig[e]ntl[ich] nicht G[o]tt selbst [,] sond[ern], wie es scheint [,] Außergöttliches.) -  a)  336 Seine Lehre v[on] G[o]tt hat es nun, wie bemerkt, hauptsächl[ich] damit  [m]it Negation  337 zu thun [,] zu zeigen u[nd] zu versichern, daß wir mit uns[eren] Begriffen nichts v[on] G[o]tt zu bestimmen vermögen. - G[o]tt ist unendl[ich] u[nd] kann durch keine Definition ausgedrückt werden, da d[ie]se Begränzung wäre. Nicht einmal sich selbst kann etwas definiren; - nur das Höhere könne das Niedere definiren; - das Höchste kann also nicht definirt werd[en]; - wohl aber ist Gott die Definition aller Dinge. - Indeß ist er auch das nicht - ist nicht die Form aller Dinge, sond[ern] das formlose Princip aller Dinge. - Joh[annes] Scot[us] prüft hier die Categor[ieen] d[e]s Aristot[eles] u[nd] findet sie unanwendbar sämmtl[ich]. - Nicht einmal die sog[enannten] Categorieen Platon’s [,] Ruhe u[nd] Beweg[un]g [,] findet er anwendbar. G[o]tt ist weder Ruhe noch Beweg[un]g im eig[e]ntl[ichen] Sinne. - [11rl/ 11vr] Nicht einmal Seyn dürfen wir G[o]tt beilegen, denn er ist über dem Seyn. Alle Ausdrücke d[a]h[er], die wir auf ihn anwend[en,] werden nur uneig[e]ntl[ich] v[on] ihm gebraucht. Selbst wenn wir ihn Liebe nennen, müßen wir bedenken, daß er über der Liebe ist. - Wir nennen ihn den Schöpfer aller Dinge, aber wenn er etwas machte, so würde er sich bewegen; daß er Schöpfer sey, bedeutet nur, daß er in allen Dingen sey. De divis[ione] nat[urae] I 73-74. Bei d[ie]s[e]n Verneinungen muß er, um doch etwas zu sagen [,] doch wieder Kategor[ien] gebrauchen u[nd] zugleich sie verneinen. Der Form nach bewegt sich seine Darst[e]ll[u]ng in lauter Schlüßen. Der Inhalt der Lehre aber verneint wieder all  die Grundsätze  338 , woraus geschloßen ward. Er schließt aus dem Wesen, d[er] Unendlichk[ei]t, Einfachh[ei]t, Ewigk[ei]t u[nd] and[eren] Eig[e]nsch[a]ft[e]n - zuletzt aber wird b[e]h[au]pt[e]t, d[a]ß G[o]tt nicht Wesen, nicht unendlich, nicht einfach - sond[ern] Ueberwesen, überunendlich etc. sey. Die Vernunft (Verstand ratio) beweist uns nur, d[a]ß keine Aussage, auf welche wir uns[eren] Beweis stützen könnten, kein Gedanke auszudrücken vermöge, was Gott ist; beßer als durch Wißen, wird er durch Nicht-Wissen gewußt; ihn nicht zu wissen, ist die wahre Weisheit. [(] NB [: ] Natürl[ich] ist nicht 339 gemeint, Unwis- 335 Über der Zeile. 336 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 337 Über der Zeile mit Bleistift. 338 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „das“. 339 „G“ in der Zeile gestrichen. 415 senh[ei]t sey Weish[ei]t, sond[ern] dieß: zu erkennen, daß wir ihn nicht  zu  340 wissen, auszudrück[en] vermögen - zu erkennen, d[a]ß wir  v[on] ihm  341 nichts wiss[en] können - ist wahre Weish[ei]t.) Er ist die Aehnlichk[ei]t der Aehnlichen, die Unähnl[i]chk[ei]t der Unähnlichen, der Gegensatz der Entgegengesetzt[en] u[nd] der Widerspruch der Widersprechenden. Alles, was in entgegengesetzten Begriffen ausgedrückt werden kann, faßt er in eine schöne u[nd] unaussprechl[iche] Harmonie zusammen. - D[a]h[er] könne man v[on] ihm Entgegengesetztes aussagen. - Uebrig[e]ns nicht einmal solche 342 Ausdrücke dürfen wir im eig[e]ntl[ichen] Sinne v[on] ihm gelten laßen, welche seine Erhabenh[ei]t über alle Ausdrücke entgegengesetzter Art bezeichnen soll[en]; denn wollten wir dieß thun, so würden wir ihn doch nicht als unaussprechl[ich] anerkennen. - Uns[er] Reden v[on] G[o]tt haben wir d[a]h[er] nur als etwas anzusehen, was uns v[on] d[er] Nothw[e]nd[i]gk[ei]t auferlegt wird [,] Gott nicht ganz zu verschweigen u[nd] die formelhaften B[e]h[au]pt[u]ng[e]n der Häretiker und Ungläubigen zu ertragen.  Hier doch fast Irdische Anklänge an die 343 Vortr[e]ffl[i]chk[ei]t u[nd] Ueb[un]g des Schweigens.  344 In sofern will Joh[annes] Scot[us] sich der verneinend[en] u[nd] bejahend[en] Theologie (via neg[ationis] u[nd] pos[itionis]) des Dionys[ius] Areop[agita] bedienen. b) Die zweite Natur schließt sich an die erste unmitt[e]lb[a]r an. Sie bezeichnet die Schöpfung in ihren ursprüngl[ichen] u[nd] unerforschlichen Ursachen, welche auch Vorbilder, Ideen, Formen, ewige Gründe der zeitl[ichen] Erscheinung[en], göttl[iche] Willensacte genannt werden können.  De div[isione] nat[urae] II 2 Primordiales causae, prototypa, proorismata, ideae [,] i. e. species vel formae, divinae voluntales, immutabiles rationes.  345 [11vr/ 12rl] Es fragt sich nun -  1)  346 in welchem V[e]rh[ä]ltn[i]ß stehen dem Scot[us] Erig[ena] d[ie]se Ideen, als 2. Natur, zu G[o]tt als 1. Natur? Sie sind [,] b[e]h[au]pt[e]t er, v[on] Gott nicht (verschieden) zu trennen, G[o]tt als Princip der Dinge könne gar nicht ohne die  jene  347 Thätigkeit gedacht werden, in welcher er die Dinge begründet (d. h. ohne das Produciren der Ideen). G[o]tt[e]s Seyn, sein Wille u[nd] sein Schaffen sind eins. -  NB [: ] Das Schaffen also wäre hier für G[o]tt naturnothw[en]d[i]g - also pantheist[isch].  348 G[o]tt[e]s Wesen enthalte das Machen u[nd] Schaffen unabtrennbar in sich. Die Ursachen der Dinge sind 340 Über der Zeile. 341 Über der Zeile. 342 „solche“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „solchen“. 343 „die“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „das“. 344 Randbemerkung am Seitenrand [11vl] mit Bleistift. 345 Randbemerkung am Seitenrand [11vl]. 346 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 347 Über der Zeile mit Bleistift. 348 Randbemerkung am Seitenrand [12rr]. 416 d[a]h[er] gleich ewig mit G[o]tt u[nd] auch die Schöpfung ist ewig (NB [: ] wohl die 2. Natura quae creatur et creat); denn wir dürfen nicht sagen, daß v[on] G[o]tt etwas zeitlich ausgeg[a]ng[e]n sey.  (NB [: ] V[ie]ll[ei]cht ist d[er] Gr[u]ndg[e]d[an]k[e]  349 [: ] Wir dürfen nicht sagen, d[a]ß G[o]tt sich nicht 350 ewig schöpfer[i]sch  mit Schöpfermacht  351 gedacht habe). Bei d[ie]s[e]r Auff[a]ß[u]ng des Grundes der Schöpf[u]ng in G[o]tt, der Ideen, kommt es nun vor Allem darauf an - wenigstens auf ch[ri]stl[ichem] St[a]ndp[u]nkt - das Verh[ä]ltn[i]ß ders[e]lb[e]n zum wesensgleichen Worte (G[o]tt[e]s) od[er] Sohne G[o]tt[e]s zu bestimmen u[nd] die Verwechslung od[er] Vermisch[u]ng v[on] beiden zu vermeiden. Das scheint nun dem Joh[annes] Scot[us] nicht recht gelungen zu seyn, sond[ern] eine Verwechsl[u]ng der Ideen mit dem Sohne G[o]tt[e]s (λογος) scheint in der That eingetreten. Gott, sagt er, ist nicht ohne sein Wort zu denken, welches ewig u[nd] das Princip aller Dinge ist u[nd] so wie das Princip aller Dinge ist, so sind auch alle Dinge vorhanden (NB [: ] idealiter blos od[er] auch realiter? ) [.]  NB [: ] Insofern die causae primordiales in G[o]tt Eins sind - schei[nen] sie das „Wort“ zu sey[n]. Das Schöpf[u]ngswort  emanenter λογος  352 Schöpf[u]ngswort 353 u[nd] der  imma[nen]te  354 λογος wär[en] nicht v[on] einander verschied[en].  355 - Das Wort oder den Sohn G[o]tt[e]s denkt sich Scot[us] Erig[ena] als schöpferische Kraft [,] welche in sich alle Ursachen der Dinge enthält, als  die  356 Idee aller Ideen, welche in ihm ihr ewiges Wesen haben u[nd] ewig sind, so wie er sie ewig gedacht hat. Denn der Verstand aller Dinge, in G[o]tt ist das Wesen aller Dinge u[nd] Erkennen u[nd] Machen ist in Gott eins u[nd] dasselbe. (NB [: ] V[on] d[er] 2. Natur kann d[a]s gelten)  aber nicht allgemein.)  357  NB [: ] Auch das ist nicht pantheist[isch], wenn man bedenkt, d[a]ß es nur heiß[en] soll, Alles ist durch ihn (λογος) gemacht; in ihm [.]  358 Die Welt sey ewig, erklärt Joh[annes] Scot[us], aber nur insofern sie in G[o]tt sey. Die Welt  Natur  359 sey ewig in den Ursachen, aber nicht in den Wirkungen (d[ie] Wirk[u]ng[e]n sind wohl die wirkl[ichen] Dinge 360 [,] die ihm als Nichtiges gelten). - 349 In der Zeile eingefügt. 350 „als“ in der Zeile gestrichen. 351 Über der Zeile. 352 Über der Zeile. 353 „Schöpf[u]ngswort“ irrtümlich wiederholt. 354 Über der Zeile. 355 Randbemerkung am Seitenrand [12rr]. 356 Über der Zeile. 357 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 358 Randbemerkung am Seitenrand [12rr]. 359 Über der Zeile mit Bleistift. 360 „)“ in der Zeile gestrichen. 417 Die Ewigk[ei]t der Geschöpfe gehe weder ihrem Geschaffenseyn, noch ihr Geschaffenseyn ihrer Ew[i]gk[ei]t vorher. - Alles ist gemacht u[nd] auch ewig, u[nd] Alles, was in den Geschöpfen wahrhaft ist, ist nichts andres als die unaussprechl[iche] Natur der ew[i]g[en] Güte. Die Schöpf[u]ng ist nichts andres als der Herr der Schöpf[u]ng; Gott selbst wird in d[er] Schöpf[u]ng in unaussprechlicher Weise geschaffen.  In der ideal[en] Schöpf[un]g - meint er wohl, u[nd] es bezieht sich d[ie]se B[e]h[au]pt[u]ng wohl auf s[eine] Ansicht, d[a]ß der erkennende Verstand immer zu dem werde, was er erkennt [.] -  (sch[on] bei Aristot[eles])  361  362 Daneben aber finden sich auch wieder Sätze, die sich ganz an die k[i]rchl[iche] Lehre, d[a]ß G[o]tt zuerst die Materie aus Nichts geschaffen  u[nd]  363 , d[a]ß d[ie]s[e]s Nichts nicht etwa d[a]s g[ö]ttl[iche] Wesen  v[on] d[e]r 3. Natur -  364 [,] [12rl/ 12vr] das g[ö]ttl[iche] Wesen 365 [,] sond[ern] die Verneinung alles Seyns bezeichne (llb. III), d[a]g[e]g[e]n finden sich auch wieder Stellen [,] in denen das 366 Nichts als d[a]s unaussprechl[iche] Wesen G[o]tt[e]s selbst (gleich Fredegisus) bezeichnet zu werde[n] scheint; - so daß  b[e]h[au]pt[e]t ist  367 G[o]tt  habe  368 Alles geschaffen 369 aus sein[em] Wesen,  es sey  370 v[on] ihm Alles emanirt 371 . Es wäre also dieß wieder gleich dem Ausdrucke, daß G[o]tt sich selbst schaffe od[er] sich selbst erkenne u[nd] sich offenbar werde; - denn d[ie]se beiden Sätze bedeuten d[a]ss[e]lbe wie die ersten, da Scot[us] d[a]s Seyn G[o]tt[e]s als geist[i]g[e]s sich denkt.  ad 7 S. 2 3. Natur  372 Jedes Geschöpf  G[o]tt[e]s  373 ist ihm eine Theophanie, eine Erscheinung od[er] Offenb[aru]ng G[o]tt[e]s. Ohne irg[e]nd eine äuß[ere] Veranlass[u]ng off[e]nb[a]rt sich G[o]tt  daher  374 in seinen Geschöpfen, wird aus ein[em] unfaßlichen ein faßlicher, aus einem unerkannten ein erkannter [,] aus einem v[on] Accidenzen freier ein den Accidenzen unterworfener, aus ein[em] unzeitlichen ein zeitlicher. - Hiemit wird also G[o]tt in gewiss[em] Sinne Beweg[un]g - u[nd] sogar ein Werde[n] zuges[c]hrieben. Gott werde, wie uns[er] Verstand [,] anfangs nur als 361 Unter der Zeile eingefügt. 362 Einfügung am Seitenrand [12rr]. 363 Über der Zeile. 364 Einfügung am Seitenrand [12rr] mit Bleistift. 365 „das g[ö]ttl[iche] Wesen“ irrtümlich wiederholt. 366 „das“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „jenes“. 367 Über der Zeile eingefügt. 368 Über der Zeile eingefügt. 369 „hätte“ in und „habe“ über der Zeile gestrichen. 370 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „d[a]ß“. 371 „sey“ in der Zeile gestrichen. 372 Vor der Zeile mit Bleistift. 373 Über der Zeile. 374 Über der Zeile. 418 ein Vermögen in uns vorhanden sey u[nd] d[u]rch seine eignen Gedanken sich in uns verwirkliche u[nd] sich selbst zur Erk[e]nntn[i]ß komme. Und wie G[o]tt sich  selbst  375 in s[einen] Geschöpfen offenbar werde, so liebe 376 er sich auch selbst in seinen Geschöpfen. Sonach wäre also G[o]tt im Anfang als unbewußtes [,] blindes Princip zu denken, welches erst in s[einer] schöpferis[c]h[en] Thät[i]gk[ei]t sich selbst z[um] Bew[u]ßtseyn komme - u[nd] v[ie]ll[ei]cht liegt d[ie]s[e]r Gedanke zu Grunde, wenn Joh[annes] Scot[us] 377 v[on] ein[er] Unwiss[e]nh[ei]t G[o]tt[e]s spricht u[nd] v[on] ihm b[e]h[au]pt[e]t, er wisse nicht [,] was er sey.  (Günther sch[on] Nichtich als Contraposit[ion])  378 - Indeß fügt er auch wieder bei, G[o]tt[e]s Unwiss[e]nh[ei]t sey unaussprechl[iche] Erk[e]n[n]tn[i]ß, u[nd] daß G[o]tt nicht wisse, was er sey, habe seinen Grund darin, d[a]ß er üb[er]h[au]pt nicht etwas, sond[ern] d[a]s unendl[iche] Wesen sey schlechthin -, auch für sich, welches deßh[a]lb du[r]ch keine Definition umschrieben werden könne. Er ist über jede Form endl[ichen] Wissens, - hat aber unendl[iches] Wissen. - D[a]h[er] ist in ihm nichts Unwissendes. D[ie]se zweite Natur [,] also die geschaffen ist u[nd] schafft [,] ist mit Gott Eins, fällt ganz in das g[ö]ttl[iche] Wesen hinein u[nd] ist hier eine Einheit [.] D. h. diese verschied[enen] Ideen, d[ie]se  geschöpfl[ichen]  379 Ursachen sind nicht verschied[en,] sond[ern] die Unterschiede u[nd] Verschied[e]nh[ei]t[e]n fallen erst in die 3. Natur.  III. Natur  380 Wie aber d[ie]se Einh[ei]t des Weltgrundes in G[o]tt, d[ie]se Ideen - die Eins sind, welche im Grunde jede das ganze Wesen G[o]tt[e]s ist, wie die g[ö]ttl[ichen] Eig[e]nsch[a]ft[en], wie d[ie]s[e] Einh[ei]t der Ideen in die Vielheit der Welt [12vr/ 13rl] 381 u[nd] der wirkl[ichen] Dinge sich umgestaltet, das ist nicht genau angegeben. - Nach einig[en] Andeut[u]ng[e]n wär[en] sie das die Vollkommenh[ei]t der 382 Dinge bestimmende [,] das hinter den Dingen verborgene, sich nur unvollkommen Manifestirende - Göttl[iche] Eigensch[a]ft[e]n u[nd] Vollkommenh[ei]t[e]n, die sich darstellen in der Welt (d[er] Idee gemäße davon).  NB [: ] I[n]s Ei[n]zel[n]e ist nicht genau eingegang[en,] z. B. was sind die M[en]sch[en]g[ei]st[e]r i[n] d[er] Idee - wod[u]r[c]h u[n]terscheid[en] sie sich v[on] der d[er] 383 Wirkl[i]chk[ei]t [? ] -  384 375 Über der Zeile eingefügt. 376 „liebe“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „[*]“. 377 „sagt“ in der Zeile gestrichen. 378 Randbemerkung am Seitenrand [12vl] mit Bleistift. 379 Über der Zeile. 380 Vor der Zeile mit Bleistift. 381 „Gesch[ichte] d[er] Philos[ophie] d[es] M[ittel] Alters. 7“ am oberen Seitenrand [13rr]; „7“ bezeichnet den Bogen. 382 „g[ö]ttl[ichen]“ in der Zeile gestrichen. 383 Irrtümliche Wiederholung. 384 Randbemerkung am Seitenrand [13rr] mit Bleistift. 419 Dann erscheinen d[ie]se Ideen als das den Dingen Norm u[nd] Gestaltgebende, die wahre Wesenh[ei]t v[on] allen Bildende - angemeßen den Artu[nd] Gatt[u]ngsbegr[i]ffen - Joh[annes] Scotus ist strengster Realist. - 385  Aber wie entstehen die äuß[eren] Dinge [,] hinter den[en] die Ideen sind?  386 Es könnte demnach scheinen, als wäre die Materie nicht Product der Schöpf[u]ng, hätte nicht den idealen Grund des S[e]yns in Gott, sond[ern] sey für die Ideen nur der Stoff [,] um ihn zu durchdringen, zu formen, zu vergeistigen.  Hat die Materie auch eine Idee i[n] G[o]tt z[um] Hi[n]t[e]rgru[n]d?  387 Allein [,] auch das wäre wieder zu Viel b[e]h[au]pt[e]t, denn Scot[us] läßt auch die Materie entstehen aus Nichts; u[nd] dann läßt er auch die Materie geformt, also v[on] d[er] Idee durchwirkt seyn; auch die Materie ist ihm gewissermaßen geistig u[nd] Ausdruck v[on] Ideen (g[ö]ttl[iche] Wahrh[ei]t). Er nimmt d[a]h[er] an, daß selbst im Geringsten noch Wahrh[ei]t sey u[nd] d[a]ß d[ie]se Wahrh[ei]t auch in der höchst[en] Wahrh[ei]t ihre Stelle haben müsse. Auch dem Geringsten komme d[a]h[er] ewige Bedeut[un]g zu [.] (NB [: ] wahrsch[ein]l[ich] d[e]ßh[a]lb [,] weil Alles, auch d[a]s Geringste [,] s[einen] ew[i]g[en] Grund in G[o]tt habe.)  Die Materie sch[e]i[n]t ih[m] selbst nur aus Geistig[em] - das in Mißverh[ä]lt[n]iß gerath[en] sey, zu besteh[e]n.  388  D[a]s Körperl[iche] aus Unkörperl[ichem] b[e]st[e]h[en]d (Lotze - Leibnitz)  389  D[a]h[er] d[a]s Körp[e]rl[iche], Materi[e]lle als solches nur Schein u[nd] nicht[i]g [.]  390  (  391 Aber wiederum auch das Geg[e]nth[ei]l wird hervorgehoben u[nd] behauptet  )  392 : Die Verschied[e]nh[ei]t der Dinge in ihren Wirk[u]ng[e]n sey nur ein Uebergang, durch welchen wir zu einer höheren Vereinig[un]g, zur Gleichh[ei]t aller Dinge gelangen sollen. Es stellt sich ihm da das Wirken aller Dinge nur als ein Schein dar. Alles [,] was entsteht, vergeht auch wieder ohne Spur einer Nachwirk[u]ng. Die Dinge scheinen etwas zu wirken, wirken aber eig[e]ntl[ich] nichts, denn Alles, was ist, bleibt doch in s[einem] Wesen. - D[ie]s[e] Aeuß[e]r[u]ng[e]n schließen sich an s[eine] Einth[ei]l[un]g an, gemäß welcher die 3. Natur 393 geschaffen 394 ist, u[nd] nicht schafft. Das soll wohl heißen, d[ie]se sinnl[iche] Welt könne keine bleibende Wirk[u]ng haben, all’ ihre Güter sind vergängl[ich]; all’ ihr Seyn u[nd] Wirken ist nichts; was sie zu schaffen scheint, schafft sie nicht wirklich. Sie wird d[a]h[er] gera- 385 „Es“ in der Zeile gestrichen. 386 Einfügung am Seitenrand [13rr] mit Bleistift. 387 Randbemerkung am Seitenrand [13rr] mit Bleistift. 388 In und unter der Zeile eingefügt. 389 Randbemerkung am Seitenrand [13rr]. 390 Randbemerkung am Seitenrand [13rr] mit Bleistift. 391 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 392 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 393 „weder“ in der Zeile gestrichen. 394 „geschaffen“ ersetzt durch Ergänzung und Überschreibung ursprüngliches „schaffte“. 420 dezu nichts genannt, weil sie nicht ewig ist u[nd] in ihrem Vergehen ihre Nichtigk[ei]t sich erweist. Mit Allem, was in ihr ist, soll d[ie]se Welt vernichtet werden. -  D. h. d[ie]s[e]r materi[e]lle Schein - u[nd] d[a]s wahre Wes[en] bl[ei]b[en.]  395 Allein, wenn wir nun fragen, warum denn d[ie]se Welt des Scheines u[nd] der Nichtigk[ei]t entstand, zu welchem Zweck denn die Welt der Ideen sich umgestaltete in d[ie]se empirische Wirkl[i]chk[ei]t, also die immanente Schöpf[un]g G[o]tt[e]s zur emanenten wurde - so erhalten wir keine bestimmte Antwort. [13rl/ 13vr] Er hat - wie es scheint - Elemente aus dem Gnosticism[us] herübergenommen, ohne sie recht zur Gelt[u]ng zu bringen [,] weil er doch auch die ch[ri]stl[iche] Lehre (Dogma) aufrecht erhalten wollte. Man erfährt d[a]h[er] keinen Beweggrund der Schöpf[u]ng zur äuß[eren] Welt, des Heraustretens der Idealw[e]lt in die erscheinende Welt ( 396 Die 397 Gnostiker nehmen ein[en] Riß od[er] Bruch, Disharmonie im g[ö]ttl[ichen] Reiche, Pleroma an als Veranlaß[u]ng z[ur] Entst[e]h[u]ng d[ie]s[e]r ird[i]s[c]h[en] Ordnung der schon b[e]st[e]h[e]nd[en] Materie - Schelling eine Spannung in G[o]tt) [.]  s[iehe] ob[en] B. 6 S[eite] 4 Man könnte glaub[en,] zu[m] B[e]hufe g[ö]ttl[icher] Selbsterk[enn]t[n]iß sey d[ie]s[e] Schöpf[un]g hervorgeruf[en.] -  398 In d[ie]s[er] 3. Natur ist ihm nun allerdings auch das Ideale (Ideenwelt) noch als d[a]s Verborgene, Wesenhafte u[nd] zugleich Erscheinende thätig - u[nd] zwar erscheint d[em] Joh[annes] Scotus d[ie]s[e]s als Gabe des h[ei]l[igen] Geistes u[nd] als  deß[en]  399 Wirksamk[ei]t er nicht blos die Gnaden-Gaben, sond[ern] auch alle Naturgaben bezeichnet; - Wie die 2. Natur sich ihm mit den 400 λογος einigermaß[en] confundirte, so die 3. Natur mit d[em] h[eiligen] Geiste. Eines aber ist insbes[ondere] nicht erklärt, waru[m] d[ie]se Welt, nichtig, ei[n]e Welt des Scheines sey u[nd] woher d[ie]s[e]r Schein, d[ie]se Nicht[i]gk[ei]t komme, wenn doch die  g[ö]ttl[iche]  401 Idealwelt sich in sie umgesetzt haben soll, u[nd] in ihr noch thätig ist. Eb[e]nso wie nicht erklärt ist, warum sie jene Idealwelt 2. Natur in die 3. umgesetzt hat. Es scheint, d[a]ß Joh[annes] Scot[us] die sinnliche  materielle  402 Welt nicht eig[e]ntl[ich] als Produkt G[o]tt[e]s aufgefaßt habe, sond[ern] als Erzeugniß des bö- 395 In und unter der Zeile mit Bleistift eingefügt. 396 „Wie“ in der Zeile gestrichen. 397 „Die“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „die“. 398 Einfügung am Seitenrand [13vl] mit Bleistift. 399 Über der Zeile. 400 Verschrieben; gemeint: dem. 401 Über der Zeile. 402 Über der Zeile eingefügt. 421 sen Willens, der Sünde betrachte (Wie Platoniker, Gnostiker - Origenes - Baader) [.]  Wahrscheinl[icher] Grund der sinnl[ichen] Scheinwelt  403 Die Natur des Körpers  Schein  404 haben wir also nicht eig[e]ntl[ich] od[er] im nächst[en] Sinne als ein Werk G[o]tt[e]s anzusehen, sond[ern] als Folge unsres Falles, indem wir selbst dem Sinnl[i]chen uns hingaben u[nd] dad[u]rch uns[eren] Körper hervorbrachten.  NB [: ] Dann müßte aber der Fall i[n] der 2. Natur, also i[n] Gott selbst gescheh[en] sey[n] - woraus (gnost[i]sch) 405 die dritte N[a]tur [en]tst[an]d [.]  406 [(] NB [: ] Man denkt sich so auch in orthodox[en] Dogmat[i]ken d[ie] Entst[e]h[u]ng der Hölle [.] NB [: ] Allein [,] wie konnten wir dem Sinnl[ichen] uns hingeb[en,] wenn es eig[en]tl[ich] nicht existirte, sond[ern] erst entstand? ) Gott ist unsterbl[ich] u[nd] was er unmittelb[a]r hervorbringt, ist d[a]h[er] auch unsterbl[ich]; alles Sterbl[iche] d[a]g[e]g[e]n, was in d[ie]s[er] sinnl[ichen] Welt zu seyn scheint, machen wir entweder selbst durch uns[ere] irrig[en] u[nd] unvernünft[i]g[en] Beweg[u]ng[e]n od[er] läßt G[o]tt nur zu wegen uns[erer] Sünde, d[a]ß es v[on] gut[en] od[er] bösen Geistern hervorgebracht werde. - Gott als Ursache des Bösen, des Scheins od[er] des Irrthums anzusehen, wäre Frevel. D[a]h[er] ist Joh[annes] Scot[us] geg[en] d[ie] doppelte Prädestination [.] -  Also die sinnl[iche] Welt  d[er] Schei[n]  407 wäre nur verwirrte, verkehrte Geistigkeit [.] -  408 Im Bösen erblickt er (nicht bloße Beraubung) ein[en] positiv[en] Gehalt, eine Umkehr[u]ng der natürl[ichen] Ordnung, eine Uebertret[un]g g[ö]ttl[ichen] Gesetzes.  Wiederu[m] aber sch[e]i[n]t es [,] d[ie]s[e]r Schein e[n]tst[e]he d[u]rch fortgesetzte Theil[un]g der geist[i]g[en] W[e]lt od[e]r d[e]r Grü[n]de d[e]r Welt [.] -  409 [13vr/ 14rl] Dagegen werden andrers[ei]ts auch wieder Irrth[um] u[nd] Sünde als etwas Natürl[iches], aber auch nur Negatives der beschränkten Natur Unvermeidl[iches] dargestellt u[nd] insofern ohne Weitres v[on] G[o]tt abgeleitet. - In d[er] Entgeg[e]nsetz[u]ng der Dinge folgte das Böse dem Guten, wie sein Schatten. Nur als unmittelb[arer] Grund dess[e]lb[en] soll G[o]tt nicht gelten, weil es nicht zu den Ursachen, sond[ern] zu den  zu seinen  410 Wirk[u]ng[e]n  der Dinge  411 gehört. NB [: ] Es  scheint  412 also eig[e]ntl[ich] d[es] Scot[us] Meinung: G[o]tt ist Ur- 403 Randbemerkung am Seitenrand [13vl] mit Bleistift. 404 Über der Zeile mit Bleistift. 405 Lesart unsicher. 406 Randbemerkung am Seitenrand [13vl] mit Bleistift. 407 Über der Zeile. 408 Randbemerkung am Seitenrand [13vl] mit Bleistift. 409 Randbemerkung am Seitenrand [13vl] mit Bleistift. 410 Unter der Zeile wohl als Ersatz für in der Zeile allerdings nicht gestrichenes „den“. 411 Über der Zeile eingefügt. 412 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „ist“. 422 heber der Mögl[i]chk[ei]t des Bösen).  NB [: ] Das Böse scheint ihm also zwar d[ie]se sinnl[ich] besch[r]änkte Natur u[nd] Erscheinung zu seyn - aber d[ie]se materi[e]lle sinnl[iche] Natur betrachtet er nicht eig[e]ntl[ich] als Substanz, sond[ern] nur als Schein, d. h. als V[e]rh[ä]ltniß d[e]s Geist[i]g[en] (als des Substantiell[en]) [.] D[a]d[u]rch unterscheidet er sich wese[n]tl[ich] v[on] den Gnostikern, welche d[a]s Böse als substantiell auffaßt[en], als reellen (materiell[en]) G[e]g[e]nsatz geg[en] Gott - (als ew[i]g dauernd[en] d[a]her auch.)  413 Ueb[er] d[en] erst[en] Urspr[u]ng der Sünde od[er] d[en] Fall herrscht gleiche Unsicherheit. D[ie] menschl[iche] Natur habe eig[e]ntl[ich] nicht sünd[i]g[e]n wollen [,] sond[ern] sey  habe  414 durch den ihr anklebenden Sinn betrogen werden können. Der Körper (NB [: ] sonst als 415 Folge d[er] Sünde betrachtet) sey dem M[e]nsch[e]n nothw[e]nd[i]g, denn die Seele geht nur der Würde [,] nicht der Zeit nach ihm voran, so daß Adam u[nd] d[er] Teufel niemals im Guten gestanden, sond[ern] v[on] Anfang an gesünd[i]gt hätten. - Die Trennung in 2 Geschlechter leitet Joh[annes] Scot[us] nach Greg[or] v[on] Nyssa u[nd] Maximus Conf[essor] 416 vom Falle des erst[en] M[e]nsch[e]n ab. Das weibl[iche] Geschlecht soll die sinnl[iche] Wahrnehmung, das männliche die Vernunft bezeichnen. Doch wird auch wieder d[ie]se Trennung als eine urspr[ü]ngl[iche] u[nd] natürl[iche] bezeichnet (NB [: ] fr[e]il[ich] wenn der Fall als urspr[ün]gl[ich] u[nd] natürl[ich] gilt). Es hängt dieß zusammen mit der Ansicht d[e]s Joh[annes] Scotus, daß die Einh[ei]t der urspr[ü]ngl[ichen] Ursachen in ihre natürl[ichen] (? ) Wirk[u]ng[e]n sich spalten müße, um zur sinnl[ichen] Erscheinung zu kommen;  Sowie die 2. Natur in die 3. überging = Fall -  417 - u[nd] hängt insb[e]s[ondere] zus[ammen] mit der Ansicht, daß d[ie]se Einth[ei]l[un]g der Dinge ihre äußerste Grenze erreiche im Menschen; d[a]h[er] müßen auch im M[e]nsch[e]n die beiden äußerst[en] Endpunkte des Seyns Sinn u[nd] Verstand, Körper u[nd] Geist miteinander verbunden seyn. Er ist d[er] mitt[e]lb[aren] Welt, welche Sichtbares u[nd] Unsichtb[ares], Sinnl[iches] u[nd] Intellig[i]b[les], so d[a]ß jede Art der Ges[c]höpfe in ihm vereinigt ist. Man sieht ein beständ[i]g[es] Schwank[en] u[nd] allgem[eine] Unbestimmth[ei]t. Gnostische Vorst[e]ll[u]ng[e]n werd[en] th[ei]lw[ei]se aufgenommen - aber der ch[ri]stl[iche] G[ei]st ist seiner Z[ei]t gemäß, schon zu fest in ihm, als daß er sich nicht ihnen gegenüb[er] auch zu b[e]h[au]pt[e]n strebte - u[nd] so kommt es zu keiner klaren, einheitl[ichen] Darst[e]ll[u]ng. 413 Randbemerkung am Seitenrand [14rr]. 414 Über der Zeile; ursprüngliches „sey“ ist irrtümlich stehen geblieben. 415 „Produkt“ in der Zeile gestrichen. 416 „leite“ in der Zeile gestrichen. 417 Randbemerkung am Seitenrand [14rr] mit Bleistift. 423 IV. Natur. Wir dürfen nach d[ie]s[e]m nicht hoffen [,] über die 4. Natur, über die allgem[eine] Rückkehr der Dinge in G[o]tt, u[nd] über G[o]tt als Endziel u[nd] als Alles in Allem bestimmtere Aufschlüße zu erhalten. - Für die Rückkehr der Schöpf[un]g in G[o]tt spricht nach s[einer] Ansicht schon die Vergängl[i]chk[ei]t der Welt. Dann ist ihm ein besond[erer] Grund dafür, daß alle Dinge [14rl/ 14vr] in natürl[icher] Beweg[u]ng nach ihr[em] Principe streben u[nd] außer ihm keine Ruhe finden können. Sollten sie daran verhindert seyn in ihm zur Ruhe zu gelangen, so würde ihr natürl[iches] Bestreben ihnen nur z[um] Verderben u[nd] Elend ausschlagen. Hiebei hat er natürl[ich] die vernünft[i]g[en] Geschöpfe im Auge, da er ja andere nicht anerkennt u[nd] es ist d[a]h[er] d[a]s Verlangen des vernünft[i]g[en] Geschöpfes nach Erk[e]nntn[i]ß s[eines] Schöpfers u[nd] das Vertrauen auf die Güte des Schöpfers, was ihm feststellt, d[a]ß alle Geschöpfe auch im Stande seyn werden, ihr Princip zu erreichen. Das vergebl[iche] Streben zu erreichen, was man will, aber nicht erreichen kann, ist das ewig[e] Elend. Zu eine[m] solchen kann uns G[o]tt nicht bestimmt haben. Er nimmt d[a]h[er] an, wenn G[o]tt[e]s Bestimmung untrügl[ich] ist, müße Alles sich in Gott verwandeln. Doch soll d[a]d[u]rch die Natur der geschaffenen Dinge nicht vergehen. Die Mögl[i]chk[ei]t, d[a]ß alle Dinge in G[o]tt vereinigt bestehen können, beruht auf der  geistig[en]  418 verständ[i]g[en] Natur aller Dinge  Ideal[en] B[e]griff[en]?  419 , die im Stande ist, in alles sich zu versetzen, alles zu seyn, alles zu umfaßen. Da kehre[n] alle Accidenzen, alle sinnl[ichen] Vorst[e]ll[u]ng[e]n in ihren Verstand (ratio = Idea ? [+] in 2. Natur), in ihre Substanz zurück u[nd] haben in d[ie]s[e]r ihr ew[i]g[es] Seyn. Da ist die unvergängl[iche] Trinität d[e]s G[ei]st[e]s, d[a]s Wesen, das Vermögen u[nd] die Energie eins in unaussprechl[icher] Einfachh[ei]t, ohne Anhäuf[u]ng, ohne Verwirr[u]ng, ein jedes Wesen für sich, aber doch in jedem Wesen Alles zusammen  (Leibnitz? )  420 [.] Schon in d[ie]s[em] Leben beginnt d[ie]se Rückkehr d[u]rch Ueberwind[un]g der Macht d[e]s Leiblichen, wird aber erst i[m] künft[i]g[en] sich vollenden, indem die natürl[iche] Auflös[u]ng des Körpers, (welcher d[a]s Ende aller Theil[u]ng ist) auch der natürl[iche] Beginn der Auflös[u]ng aller Wirk[u]ng[e]n in ihre urspr[ü]ngl[ichen] Ursachen ist. - In d[er] vollendeten Rückkehr  soll  421 alles Körperliche 422 verschwinden od[er] in Seele u[nd] Geist seine urspr[ü]ngl[ichen] Ursachen sich auflösen, u[nd] alle Geschöpfe ohne Ausnahme sollen als das erkannt werden u[nd] sich erkennen [,] was sie sind, als dem Wesen u[nd] G[ei]ste G[o]tt[e]s angehörig.  (NB [: ] 418 Über der Zeile mit Bleistift. 419 Über der Zeile. 420 Einfügung in der Zeile mit Bleistift. 421 Über der Zeile. 422 „Körperliche“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „Körperlichen“. 424 V[ie]ll[ei]cht wie nach uns[erer] Vorst[e]ll[un]g der ga[n]ze Erdball i[m] unsi[c]htb[aren] Du[n]st u[nd] Gas si[c]h auflös[en] könnte [.])  423 Nichts Böses also, kein Tod u[nd] Elend wird da übrig bleiben; denn v[on] all’ dem weiß G[o]tt nichts; nichts ihm Entgegengesetztes kann der Ew[i]gk[ei]t th[ei]lh[a]ft[i]g werden; seine Güte wird alles Böse, sein ew[i]g[e]s Leben allen Tod, seine Sel[i]gk[ei]t alles Elend vertilgen. Damit scheint aber schon d[ie] Lehre v[on] d[er] leibl[ichen] Auferst[e]h[u]ng ganz unvereinbar zu seyn. Aber Joh[annes] Scotus will  doch  424 auch in gewiss[em] Sinne den menschl[ichen] Leibern u[nd] den üb[ri]g[en] Bestandth[ei]l[e]n der sinnl[ichen] Welt Unsterbl[i]chk[ei]t zugestehen u[nd] ew[i]g[e]s Leben. Wir soll[en] uns nur den menschl[ichen] Körper denken [,] abgesondert v[on] s[einer] sinnl[ichen] Erscheinung, wie er sein Wesen in G[o]tt[e]s Gedanken hat, dann würd[en] wir ihn als unsterbl[ich] erkennen.  Aber was ist er ohne sinnl[iche] Erscheinung?  425 [14vr/ 15rl] 426 Auch den Seelen der unvernünft[i]g[en] Thiere sichert er Unvergängl[i]chk[ei]t zu. D[ie]se Seelen hätten wohl noch mehr Anspruch auf Unsterbl[i]chk[ei]t als die Leiber der M[e]nsch[e]n, u[nd] wenn sie als Arten aus den unsterbl[ichen] Gatt[u]ng[e]n hervorgingen, so müßten sie in d[ie]s[e]n auch bleiben u[nd] ew[i]g[e]s Leben haben. - Er betrachtet also alle Arten der  leb[e]nd[i]g[en]  427 Dinge 428 als unvergängl[ich]. -  (  429 u[nd] wie wären d[ie]se ohne 430 die eigenthüml[ichen] Unterschiede der Leiber zu denken?  )  431 Ferner: Alle Wirk[u]ng[e]n haben in den unvergängl[ichen] Ursachen, aus welchen sie hervorgehen, auch d[ie]s[e]lbe Unvergängl[i]chk[ei]t in Anspruch zu nehmen, wie jene Arten in ihren Gatt[u]ng[e]n. - Im Grunde also ist allen Wirk[u]ng[e]n unvergängl[iches] Bestehen gesichert; alles ist gewissermaß[en] ewig, so wie es in G[o]tt, aber nicht wie es sinnl[ich] ist. In d[ie]s[er] B[e]z[ie]h[u]ng heißt G[o]tt die Definition  (Wes[en] [*])  432 u[nd] der Ort aller Dinge, welcher Ort aber v[on] dem räuml[ichen] Daseyn der Dinge in d[ie]s[er] sinnl[ichen] Welt wohl zu unterscheiden ist. Der Sinn des Ganzen ist wohl der: Auch der 433 Körper 434 soll sich vergeistigen, soll sich in Verstand, in Geist, (in Gedank[e] od[er] Idee) auflösen, soll in seinen 423 Randbemerkung am Seitenrand [14vl] mit Bleistift. 424 Über der Zeile. 425 Randbemerkung am Seitenrand [14vl] mit Bleistift. 426 „Gesch[ichte] der Philos[ophie] des M[ittel]Alters. 8.“ am oberen Seitenrand [15rr]; „8.“ bezeichnet den Bogen. 427 Über der Zeile. 428 „f“ in der Zeile gestrichen. 429 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 430 „ihre“ in der Zeile gestrichen. 431 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 432 Über der Zeile mit Bleistift. 425 ew[i]g[e]n Gedanken in Gott  qua Gedanke  435 sich verwandeln, zur Seele sich verklären. 436 Indeß, da nach Dionys[ius] Areop[agita] jedes Geschöpf  durch  437 seinen bestimmt[en] Grund od[er] durch s[ein] Wesen, seine Definition eine bestimmte Gränze seines Seyns hat 438 , über die es nicht hinauskommen kann; - so nimmt Joh[annes] Scot[us] an, daß nicht allen Geschöpfen, ganz gleiche Rückkehr zu Th[ei]l zu G[o]tt u[nd] gleiche Sel[i]gk[ei]t zu Th[ei]l werde. Die Geschöpfe w[e]rd[en] G[o]tt nicht so erkennen, wie er ist, sond[ern] immer in den Gränz[en] ihrer Natur bleiben. Nur s[einer] Theophanien werden sie th[ei]lhaft[i]g u[nd] zwar jede wird durch die zunächst höhere Theophanie der G[o]tth[ei]t th[ei]lhaftig (also nicht unmittelbar.) Unter d[ie]s[e]n Umständen ist es ihm mögl[i]ch [,] besonders Erwählte  Praedestin[ation]  439 u[nd] bevorzugte Rückkehr d[ie]s[e]r Erwählten in G[o]tt anzuerkennen. - Schwier[i]gk[ei]t aber müßen ihm bei s[einer] Anschauung die Verworfenen, nach ch[ri]stl[icher] Lehre zu ew[i]g[er] Strafe Verdammten, verursacht haben: Nehmen d[ie]se auch an d[er] allgem[einen] Rückkehr der Dinge in G[o]tt Theil? - Er schwankt auch hier zw[i]sch[en] der K[i]rch[e]nlehre u[nd] den Consequenzen aus s[einer] Anschauung. Schon in Bezug auf d[ie] Strafe äußert er sich verschieden. Er läßt d[a]s Feuer z[ur] Qual der Verdammten sogar als körperl[ich] gelt[en] - sagt aber auch wieder, es seyen vanae, falsaeque fantasiae, welche d[ie] Bösen quälen [.] - In Bezug auf d[ie] Rückkehr aber neigt er sich mehr dahin, auch d[ie] Verworfenen endl[iche] Ruhe finden zu laßen in der allgem[einen] Rückkehr (Origenes)  apokatastasis  440 . - [15rl/ 15vr] 441 Zu 442 ein[er] rechten Klarh[ei]t u[nd] Bestimmth[ei]t ist es also in d[ie]s[em] Syst[em] bei aller Kühnh[ei]t u[nd] Selbstst[ä]nd[i]gk[ei]t nicht gekommen. Es birgt zu verschiedenart[i]ge Elem[e]nte in sich u[nd] läßt doch and[e]rs[ei]ts die k[i]rchl[iche] Lehre so sehr gelten, daß es zu keiner rechten Verarbeitu[n]g komm[en] kann. Originales  eig[en]tl[ich]  443 findet  ebe[n]falls  444 sich wenig darin u[nd] eig[en]t- 433 „der“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „das“. 434 „Körper“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „Körperl[ichen]“. 435 Über der Zeile. 436 Einfügezeichen in der Zeile samt dazugehöriger Randbemerkung am Seitenrand [15rr] „Scot[us] drückt sich auch so aus: “ gestrichen. 437 Über der Zeile eingefügt. 438 „hat“ ersetzt durch Überschreibung und Streichung ursprüngliches „haben soll“. 439 Über der Zeile mit Bleistift. 440 Über der Zeile. 441 „Man sieht“ in der Zeile gestrichen. 442 „Zu“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „zu“. 443 Über der Zeile. 444 Über der Zeile. 426 l[ich] ein lebend[i]g[e]r Keim für philos[ophische,] theolog[ische] Fortbild[un]g ist es nicht geworden [,] th[ei]ls aber darum nicht, th[ei]ls weil ihm doch die Richt[u]ng der Zeit u[nd] d[ie] k[i]rchl[iche] Macht zu sehr entgegenstand [.] - Man hat es eine frühreife  Blüthe  445 genannt, die abfiel [,] ohne selbst wieder Frucht 446 zu werden, man kann das 447 so faßen, denn für d[ie] spätere Scholastik hat es keine Wirk[u]ng geäußert. Man kann es auch - viell[ei]cht mit mehr Recht eine verspätete, spät reife Frucht nennen, - Ein Werk, das nicht eine neue  Richt  448 Z[ei]t begann, sond[ern] eine alte abschloß. Gewiß ist, die Geschichte der Philos[ophie] des Scot[us] Erig[ena] geht nach rückwärts, liegt in den ihm vorhergehenden Jahrh[u]ndert[e]n [,] nicht in den folgenden. Und das Intereße  muß  449 sich mehr daran  heft[en]  450 , die verschiedenen Elemente in frühern Philosophisch[en] Werken aufzusuchen - als die verschieden[en] Wirk[u]ng[e]n ders[e]lb[en] in der Folgezeit u[nd] auf spätere Fors[c]hungen zu beobachten.  - Eb[en]so ist d[a]s Intereße - das Ring[en] eines begabt[en] G[ei]st[e]s wahrzuneh[men] [***] 451 Nebst den bish[er] Genannten könnten noch viele für ihre Z[ei]t bedeutende Männer u[nd] Förderer wiss[e]nsch[a]ftl[ichen] Strebens angeführt werden [,] z. B. Hincmar [,] Erzb[ischof] v[on] Rheims, Amulo, Rhemigius v[on] Lyon, Erich, Florus, Prudentius, Ratramnus u. A. Indeß genügt es wohl [,] die Genannten, als die Bedeutendst[en] in Kürze charakterisirt zu haben. -  Heiric  Heiric Vorläufer v[on] Cartes[ius]  452 (In vita S[ancti] Germani) Randbemerk[un]g. Zu jed[er] φυσις gehöre[n] 3 [,] οὐσια, δυναμις, ἐνεργεια. Dum dico: Intelligo me esse: nonne hoc uno verbo, quod est: intelligo, tria significo a se inseparabilia? Nam  et  453 me esse, et posse et intelligere me esse demonstro. Non enim intelligerem, si non essem neque intelligerem, si virtute intelligentiae darerem 454 nec illa virtus in me silet, sed in operationem intelligendi prorumpit.  455 Das 10. J[a]hr[undert] gilt als das finsterste, an Wiss[e]nsch[a]ft unfruchtbarste. In der That ist das auch richtig. Bedeutende wiss[e]nsch[a]ftl[iche] Werke wurden nicht hervorgebr[ac]ht u[nd] bedeutende wiss[e]nschaftl[iche] Celebritaeten traten nicht auf. In der Stille der Klöster freil[ich] war man sicher auch wiss[e]nsch[a]ftl[ich] 445 Über der Zeile mit Bleistift als Ersatz für in der Zeile mit Bleistift gestrichenes „Frucht“. 446 „Frucht“ ersetzt durch Überschreibung und Streichung mit Bleistift ursprüngliches „fruchtbar“. 447 „das“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „es“, möglicherweise auch umgekehrt. 448 Über der Zeile. 449 Über der Zeile; in der Zeile folgendes „heftet“ gestrichen. 450 Über der Zeile. 451 In und unter der Zeile mit Bleistift eingefügt. 452 Über der Zeile mit Bleistift. 453 Über der Zeile eingefügt. 454 Lesart unsicher. 455 Randbemerkung am Seitenrand [15vl]. 427 thätig, wo die sociale u[nd] polit[ische] Unsicherh[ei]t u[nd] Unruhe unter den Wirren des Untergangs d[e]s Caroling[ischen] Geschl[e]chts es gestattete. Und es fehlt selbst an  histor[ischen]  456 Spuren d[ie]s[e]r Thät[i]gk[ei]t keineswegs [.]  Roswitha  457 Um 900 ward d[u]rch Remigius v[on] Auxerre d[a]s Stud[ium] der 458 Philos[ophie]  u[nd] frei[en] Künste  459  zu Rheims  460 zu Paris neu angeregt u[nd] geordnet, v[on] wo es sich üb[er] Frankr[eich] verbreitete. [15vr/ 16rl] Auch an and[ern] Orten fand d[ie]s[es] Studium „der Philos[ophie] u[nd] der freien Künste“ Eingang. Im Gefolge Otto’s I [.] kam um 957 ein gewiss[er] Gunzo 461 aus Ital[ien] nach Deuts[c]hl[an]d, der unterwegs in St [.] Gallen einsprach u[nd] bei einer Unterred[u]ng mit d[em] Scholastiker Ekkehard in G[e]genwart v[on] deßen Schülern ein[en] grammatisch[en] Fehler beging, den Accus[ativ] statt des Ablativ’ gebrauchte. Ekkehard rügte dieß u[nd] Gunzo beschwerte sich hierüb[er] in ein[em] Schreiben an d[ie] Mönche des benachb[arten] Reichen-Au, worin er Magisterfragen aus allen sieben freien Künsten zusammenstellt, um zu zeigen [,] daß er gar wohl Bescheid wisse. Und da wirft er nun i[n] d[er] Dialektik dies[e] Frage auf, welche später so bedeutend werden sollte: ob Aristot[eles] Recht habe, wenn er die Realität der Gatt[u]ng[e]n u[nd] Arten verneine od[er] Plato, wenn er sie bejahe. Wie groß das Intereße an der Dialektik war [,] zeigt sich auch darin [,] daß bereits am Schluße des 10 [.] od[er] Anf[a]ng des 11 [.] J[a]hrh[underts] eine deutsche Uebersetz[u]ng des Aristot[eles] erschien v[on] Notker Labeo † 1022; ja sogar selbstständ[i]g[e] Werke über Dialektik versuchte man schon um d[ie]se Zeit; wie z. B. Abbo v[on] Fleury († 1004) ein Buch „v[on] den Schlüssen“ verfaßte, in welchem er mehrere Knoten der Dialekt[i]k 462 auf das Geschickteste entwirrt haben soll; u[nd] Adalbero [,] Bis[c]h[of] v[on] Laon (977-1030) [,] ein Schüler Gerberts [,] schrieb eine Abh[a]ndl[u]ng de modo recte argumentandi et praedicandi Dialecticam.  Hrotsvitha im Klost[er] Gandersheim in Sachsen. Eine Aebtißin d[ie]s[e]s Klosters (Hrotsvitha schrieb eine Logik. Auch griechisch ward hier gelesen.)  463 Auf Theologie wandte man die Dialektik noch schüchtern an, so sehr man sie sonst ehrte u[nd] betrieb, selbst in den höchst[en] Regionen. Ein Beisp[iel] davon bietet uns Otto III. D[ie]s[e]r  hielt  464 als 15jähr[i]g[er] Jüngling mitten unt[er] s[einen] Rüstungen geg[en] d[ie] Serwaten im Sommer 995 Unterred[u]ng[e]n üb[er] 456 Über der Zeile. 457 Randbemerkung am Seitenrand [15vl] mit Bleistift; Verortung im Haupttext unklar. 458 „Theologie u[nd]“ in der Zeile gestrichen. 459 Über der Zeile. 460 Einfügung am Seitenrand [15vl]. 461 „Gunzo“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „G[+++]zo“. 462 463 Randbemerkung am Seitenrand [16rr] mit Bleistift. 464 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „stellte“. 428 gelehrte Geg[e]nst[ä]nde mit d[en] Gelehrten an s[einem] Hofe. Porphyr’s Isagoge war  näml[ich]  465 G[e]g[e]nstand der Unterred[un]g u[nd] da legte der Kaiser die Frage vor, wie es dialektisch zu rechtfert[i]g[e]n sey, daß Porphyrius sage, eine Bestimmung (differentia) könne selbst wieder eine Bestimmung  (Merkmal)  466 erhalten, u[nd] zwar eine verwandte, z. B. v[on] dem rationale könne das ratione uti prädicirt werden, da d[u]rch den Prädikats-B[e]gr[i]ff immer der umfaßendere geg[en] den Subjectsb[e]gr[i]ff seyn müße, so daß man wohl sagen könne, der M[e]nsch sey ein Lebend[i]g[e]s (animal), weil eben d[ie]s[e]r B[e]gr[i]ff „L[e]b[en]d[i]g[e]s“ der umfaßendere im V[e]rh[ä]lt[n]iß z[um] B[e]gr[i]ff „Mensch“ sey. Aber ratione uti sey jed[en]f[a]lls ein engerer B[e]gr[i]ff als rationale, weil  zwar  467 Alles [,] was d[ie] Ver[n]u[n]ft gebrauche [,] zwar ein rationale sey, aber nicht Alles, was ein rationale sey, die V[e]r[n]u[n]ft gebrauche. - D[ie]s[e]n Knoten suchte nun Gerbert in d[er] Schr[i]ft de rationali et ratione uti zu löse[n].  (Erört[erun]g üb[er] potestas u[nd] actus, Substanz u[nd] Accid[en]z - dann Allg[emeine] u[nd] bes[on]d[ere] Urth[ei]le. -  468  Doch hie[m]it si[n]d wir s[c]h[on] zur II [.] Peri[o]de gek[ommen].  469 [16rl/ 16vr] 465 Über der Zeile. 466 Über der Zeile. 467 Über der Zeile. 468 Unter der Zeile und am Seitenrand [16rr] eingefügt. 469 Randbemerkung am Seitenrand [16rr]. 429 II [.] Periode Zeit der sich vorbereitenden Gesammtsyst[eme] des chr[i]stl[ichen] Wissens. D[ie]s[e] Periode v[om] Anf[a]ng des 11 [.] bis Anf[a]ng des 13. J[a]hrh[underts]. Es ist dieß die Z[ei]t des Werdens, des regsten, frischesten Strebens in verschied[enen] Richt[u]ng[e]n [,] die sich endl[ich] zur Einh[ei]t eines Gesammtsystems, das alle einzeln[en] Momente in sich enth[ä]lt [,] zusammenschloßen im 13 [.] J[a]hrh[undert].  D[a]h[er] historisch am 470 intereßantesten  471 Man könnte sagen, es sey [,] d[a]ß d[ie]s[e] Periode der Frühling,  der  472 auf vorhergeh[e]nd[en] Winter folgte [.] - Allerdings vergleicht sich d[ie] vorherg[e]h[en]d[e] Periode auch de[m] Frühling - aber gleichsam eine[m] verfrüht[en] Vorfrühling - der d[u]rch d[ie] Wiederkehr d[e]s Winters des 10 [.] J[a]hrh[underts] unterbrochen ward. a) In Bezug auf Quellen u[nd] Ueberl[ie]f[e]r[u]ng des philos[ophischen] u[nd] theolog[ischen] Wissens - in Bezug auf Form u[nd] Stoff blieb es anfängl[ich] noch bei den in d[er] früh[eren] P[e]ri[o]de vorhandenen; im 12 [.] J[a]hr[undert] aber wurden allmähl[i]g alle Schr[i]ft[e]n des Aristotel[es] - auch s[eine] Metaphysik [-] bekannt, so d[a]ß am Schluße ihre Gesammtk[e]n[n]t[n]iß vorhand[en] war, th[ei]ls dur[c]h d[ie] Arabisch[en] Commentar[e] - Spanie[n] - th[ei]ls v[on] Constantinopel (Kreuzzüge) her. - Das gab einen Wendepunkt. 473 b) Befördert wurden die Bestreb[u]ng[e]n d[u]rch aufblühende Schulen, die th[ei]lw[ei]se zu Universität[en] allmählig wurd[en]. - Schule zu Tours, Bec, Univ[ersität] Paris, Oxford.  Die erst[en] Universität[en] wurd[en] nicht gegrü[n]det d[u]rch ein[en] Act fürstl[icher] Fundationen [**]  474 c) Es wurde bemerkt [,] verschied[ene] Richt[u]ng[e]n macht[en] sich geltend - u[nd] alle Zweige od[er] Momente philos[ophischer] Thät[i]gk[ei]t strebt[en]  v[on] Vorthät[i]gk[ei]t  475 nach Vervollkomm[n]ung u[nd] Gelt[u]ng. α) Die Dialektik  logische Uebung  476 wird mit großem Eifer v[on] Anf[a]ng bis Ende d[ie]s[er] Periode betrieben [.] - Den Mittel-Pu[n]kt u[nd] d[a]s eig[e]nt- 470 „In“ in der Zeile gestrichen. 471 Über der Zeile mit Bleistift. 472 Über der Zeile mit Bleistift; in der Zeile folgendes „auf“ mit Bleistift gestrichen. 473 An dieser Stelle schließende runde Klammer gestrichen. 474 Unter der Zeile mit Bleistift eingefügt. 475 Über der Zeile mit Bleistift. 476 Über der Zeile. 430 l[iche] Intereße daran bildete der 477 gl[e]i[c]h nach Beginn d[ie]s[er] Periode offen ausgebrochene Streit zw[i]s[c]h[en] Nominal[i]s[mus] u[nd] Real[i]sm[us]. Geg[en] Ende d[ie]s[er] Periode aber machte sich neben d[em] dialekt[ischen] Verstandesstreb[en] auch die myst[ische] Richt[u]ng  Mystik  478 geltend u[nd] trat sogar um ihr Recht in Ka[m]pf mit der Dialektik (Philosophie damal[i]g[en] Sinnes) [.] β) Ferner ward mit groß[em] Eifer erörtert das V[e]rh[ä]lt[n]iß v[on] Glaub[en] u[nd] Wissen - mit welchsel[n]d[e]r Präponderanz bald d[e]s Glaub[en]s, bald des Wiss[en]s - doch glaubte man noch immer an mögl[i]che u[nd] sey[n]soll[en]de Harmonie v[on] b[ei]d[en.] [16vr/ 17rl] 479 Ohne daß jedoch es zu ein[er] ganz festen, entschied[enen] Bestimmung kam, die etwa das Uebergewicht völlig zu erlangen vermochte.  - Der Gru[n]dsatz blieb: fides quaerens intellectum. -  480 γ) Endl[ich] in Bezug auf Anwend[u]ng der Dialektik auf den Glaubensinhalt wurden schon, wenn auch nicht universale, doch großart[i]g[e] Versuche in Betr[e]ff einzelner Sätze od[er] Dogmen gemacht, die eine wiss[e]nsch[a]ftl[ich] systemat[ische] Darst[e]ll[u]ng des Ganzen ermöglichten; um so mehr, da neben der erwähnten Ausbild[un]g der Dialektik, - der ch[ri]stl[iche] Stoff (s[o] z[u] s[agen]) in umfaßender Weise gesammelt ward, bes[onders] v[on] Pet[rus] Lombardus in s[einen] Sentenzen; welche v[om] 12. J[a]hrh[undert]  2. Hälfte  481 an die stoffl[iche] Grundlage aller wiss[e]nsch[a]ftl[ichen] Bestreb[u]ng[en] der f[o]lg[en]d[en] groß[en] Theologen wurd[en].  Anw[e]nd[u]ng der Dialektik ist aber schon Selbstdenken [,] nicht mehr blos Annehme[n] 482 der Glaub[en]ssätze u[nd] Lernen der früh[eren] Wissensch[a]ft.  NB [: ] Der Dialektik vertrauen, heißt der V[e]r[n]u[n]ft vertraue[n] -  Berengar  483  484  485 So ward am Schluße d[ie]s[er] Periode alles vorbereitet für umfaßende Bearbeit[un]g des gesammt[en] ch[ri]stl[ichen] Inh[a]lts mittels der ausgebildet[en] Dialektik, i[n] der Weise, d[a]ß auch d[a]s Mystis[c]he dabei zur Gelt[u]ng kam, wie der gesammte theol[o]g[ische]  Stoff  486 - ch[ri]stl[iche] Inh[a]lt. Es war[en] die theolog[ischen] Universalsyst[eme], die theol[o]g[ischen] Summen möglich - wie sie 477 „[*]“ in der Zeile gestrichen. 478 Über der Zeile mit Bleistift. 479 „Gesch[ichte] d[er] Philos[ophie] des Mitt[el] Alters 9“ am oberen Seitenrand [17rr]; „9“ bezeichnet den Bogen. 480 In und unter der Zeile mit Bleistift eingefügt. 481 Über der Zeile. 482 „u[nd] Lernen“ über der Zeile gestrichen. 483 Über der Zeile mit Bleistift. 484 In und unter der Zeile mit Bleistift eingefügt. 485 Randbemerkung am Seitenrand [17rr]. 486 Über der Zeile mit Bleistift. 431 dann i[n] d[er] f[o]lg[en]d[en] Periode als die 487 Höhepunkte d[er] Schol[a]st[i]k entstand[en] - nachdem in die günst[i]g[e] Verbreit[un]g - u[nd]  sachl[iche]  488 Erfüll[un]g aller B[e]di[n]g[un]g[en] auch die entsprech[e]nd[en] Geister gekomm[en] waren.  Gehen wir nach d[ie]s[en] allgem[einen] Bemerk[un]g[en] aber zu d[en] einzel[nen] Träger[n] etc.  489 V[on] d[en] Trägern der wissensch[a]ftl[ichen] u[nd] philos[ophischen] Thät[i]gk[ei]t in d[ie]s[er] Periode, verdient als der Z[ei]t nach der erste[n] Erwähnung 1. Gerbert. Sein Leben  Hock Gerbert od[er] P[a]pst Sylvester II [.] und sein Jahrh[u]nd[e]rt 1837 490 . (Vgl. Wilmans Berl[iner] J[a]hrb[uch] f[ür] Lit[eratur] 1839 II)  491 fällt z[um] größten Th[ei]l in d[ie] 2. Hälfte d[es] 10 [.] J[a]hrh[underts]. Er stammte aus niederm Geschlechte in d[er] Auvergne u[nd] erhielt s[einen] erst[en] Unt[e]rr[i]cht als Mönch im Kloster Aurillac, welches v[on] Odo v[on] Clugny unt[er] strengere Regel gebracht u[nd] damals gute Lehrer gehabt zu haben scheint. In schon vorgerückter[em] Alter nach Barcellona, z[ur] Erweiter[u]ng s[einer] Kenntn[i]sse in d[er] Mathemat[ik] u[nd] Astronomie - Benützung Arabisch[er] Hilfsmittel; „die sog[enannten] Arabis[c]h[en] Ziffern u[nd] die Hülfsmittel der Reche[n]ku[n]st nach dekadis[c]hem Zahlensyst[em], welche erst später unt[er] d[en] abendländ[i]s[c]h[en] Völkern in allgem[einen] Gebrauch kamen, waren ihm nicht unbekannt“ (Ritter). Auch seine Kenntniß der Arzneiwiss[e]nsch[a]ft (die er jedoch nicht ausübte) scheint aus Arabisch[en] Quell[en] geschöpft. - D[a]h[er] die Sag[en] üb[er] ih[n] - um d[ie]s[e]r K[enn]t[n]iße u[nd] s[e]i[ne]s Auf[en]th[a]lts i[n] Spa- [n]i[en] will[en]. - [17rl/ 17vr] V[on] Barcellona nach Italien. Zusammentreffen mit Otto I [.] Hierauf Lehrer Rheims, - Robert, ein Sohn Hugo Capetis sein Schüler, der später den französ[ischen] Thron bestieg,  d[u]r[c]h  492 Gelehrs[a]mk[ei]t u[nd] Geschäftstücht[i]gk[ei]t [,]  Wirks[a]mk[ei]t  493 z[um] Sturze der Karoli[n]ger beitragend 494 . S[eine] Erheb[u]ng u[nd] Treue u[nd] Kämpfe. 487 „Bl[++]“ in der Zeile gestrichen. 488 Über der Zeile. 489 In und unter der Zeile mit Bleistift eingefügt. 490 Hock, Carl Ferdinand, Gerbert oder Papst Sylvester II. und sein Jahrhundert, Wien 1837. 491 Randbemerkung am Seitenrand [17rr]. 492 Über der Zeile. 493 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „u[nd] Treue geg[en] d[e]ns[e]lb[en]“. 494 „beitragend“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „beitragenden“. 432 V[on] Otto II [.] z[um] Abt v[on] Bobbio in Ital[ien] erhoben. - Flucht aus Italien. - D[u]rch die siegreiche Parthei der Capetinger Erzbisch[of] v[on] Rheims. - V[om] P[a]pste u[nd] s[einen] Gegner[n] neuerdings bedrängt - Flucht z[u] Otto III [.] D[ie]s[e]r sein Schül[e]r [.] Bald Erzb[i]sch[of] v[on] Ravenna; endl[ich] 999 Papst - als Sylvester II [.] Nur 4 Jahre. - S[eine] Aufford[erun]g z[ur] Befreiu[n]g des h[ei]l[igen] Grabes erste Anreg[un]g zu den Kreuzzügen. S[eine] Schr[i]ft[e]n. De corpore et sanguine Domini. u[nd] De Rationali et ratione uti.  Pezii thes[aurus] anecd[otum] nov[issimum] I  495  1)  496 Schon in d[er] Schr[i]ft de corp[ore] et sang[uine] findet sich Anw[e]nd[u]ng der Logik. Er sucht das V[e]rh[ä]ltn[i]ß  (  497 zw[i]sch[en] Chr[istus], d[em] Abendmahl u[nd] der K[i]rche  )  498 d[u]rch d[a]s V[e]rh[ä]ltn[i]ß der drei B[e]gr[i]ffe im Schlusse sich deutl[ich] zu machen, darauf dringend, d[a]ß die Glieder d[ie]s[e]s V[e]rh[ä]ltn[i]ßes sich zu einander verhalten, wie die Glieder einer arithmetisch[en] Proportion. Dabei erklärt er sich auf’s Entschiedenste für die Realität der B[e]gr[i]ffe, weil wir d[ie] Einth[ei]l[u]ng[e]n der Dialektik in Arten u[nd] Gatt[u]ng[e]n, so wie d[ie] Einth[ei]l[u]ng[e]n der Arithmetik nicht als Erfindung[e]n des menschl[ichen] G[ei]st[e]s, sond[ern] als Werke G[o]tt[e]s in der Natur anzusehen hätten.  NB [: ] Gerbert begnügt sich nicht mit der Entsch[ei]d[un]g der blos formal[en] Logik, d[a]ß man den Subjectsb[e]gr[i]ff ermäßig[en] müße i[n] d[er] Quantität; er will wiss[en,] wie u[nd] warum man das könne u[nd] dürfe. Er spielt die Frage in’s Gebiet der Ontologie (B[e]gr[i]ffslehre)  Categ[or]i[en]  499 u[nd] v[on] da in’s Gebiet der  psycholog[ischen]  500 Metaphysik über.  501  2)  502 Auch die Schr[i]ft de Rationali 503 etc. [,] deren Veranlass[un]g früher erwähnt [.] - Es h[a]nd[e]lt sich um d[a]s V[e]rh[ä]lt[n]iß v[on] Subj[ect] u[nd] Prädikat in ein[em] Urth[ei]le. - Warum man hier v[om] höheren B[e]gr[i]ff den niederen (ratione uti) aussage[n] könne. - Zuerst versucht er d[ie] Fr[a]ge zu lös[en] d[a]d[u]rch [,] d[a]ß er rationale als potentia, d[a]g[e]g[e]n ratione uti als actus faßt, u[nd] der actus sey höher als potentia; allein d[ie]se Lös[u]ng als sophistisch zurückgewiesen, da es sich um d[en] Umfang der B[e]gr[i]ffe. 504 - 495 Randbemerkung am Seitenrand [17vl]. 496 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 497 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 498 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 499 Über der Zeile. 500 Über der Zeile. 501 Randbemerkung am Seitenrand [17vl]. 502 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 503 „Rationali“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „rationali“. 504 Sic! Verbum fehlt. 433 Nun wird d[er] Unt[e]rsch[ie]d v[on] Substanz u[nd] Accidenz herbeigezogen z[ur] richt[i]g[en] Lös[u]ng. Allein  d[ie]  505 Substanzen sind selbst wieder verschied[en]; -  nothw[en]d[i]g[e] u[nd] ew[i]ge oder  506 veränderl[iche] u[nd] 507 vergängl[iche]. Jene umfaßen alles Uebersinnl[iche] oder du[r]ch den Verstand Erkennbare; - zu d[ie]s[e]n gehören die sinnl[ichen] u[nd] natürl[ichen] Dinge [,] welche entstehen u[nd] vergehen. V[on] ihnen laßen sich veränderl[iche] Accidenzen aussagen, welche in Verhältniß zu ihnen niedere B[e]gr[i]ffe bezeichnen, indem sie Gegensätze bilden, welche in den allgem[einen] Vermögen der  veränderl[ichen]  508 Dinge umfaßt sind.  NB [: ] Man kann [n]i[c]ht sag[en]: Gott ist ma[nc]h[ma]l allmä[c]ht[i]g - die Seele ist m[anc]h[ma]l u[n]st[e]rbl[ich,] s[on]d[ern] dauernde Attribute [.] - NB [: ] Also den Subjectsb[e]gr[i]ff in d[er] Gelt[u]ng der Quantität bes[c]hränken [.] -  509 Allein [,] da entsteht nun die Hauptschwi[e]rigk[ei]t [.] Das Vernünft[i]g[e] dürfen wir nicht zu den veränderl[ichen] Substanzen zählen  da es zu den intelligiblen Dingen gehört.  510 - also auch veränderl[iche] Accidenz[en] nicht aussag[en] davon. [17vr/ 18rl] D[ie]se Schwier[i]gk[ei]t glaubt nun Gerbert d[a]d[u]r[c]h zu lösen, daß er annimmt, das Intelligible werde d[u]rch seine Verbind[un]g mit dem Körperl[ichen] veränderlich. Auch die Arten u[nd] Gatt[u]ng[e]n der Dinge, ihre Eigenthümlichk[ei]t[e]n u[nd] selbst ihre Accidenzen sind nach d[ie]s[er] realist[ischen] Lehre im Uebersinnl[ichen] unveränderl[ich] - aber ihr Seyn im Uebersinnl[ichen] muß man v[on] ihr[em] Seyn im Natürl[ichen] unterscheiden; in d[ie]s[e]m sind sie der Veränd[e]r[un]g [,] d[em] Entstehen, Vergehen unterworfen. Lös[u]ng der Frage ergibt sich hienach: Die vernünft[i]g[e] Seele  Rationale  511 ist ein übersinnl[iches] Wesen u[nd] in  ihr[em]  512 übersinnl[ichen] Seyn ist auch  der  513 Gebrauch ihrer Vernunft beständ[i]g gegenwärt[i]g u[nd] gehört zu ihr[em] Wesen; sowie sie aber in den Körp[er] kommt u[nd] des Sinnl[ichen] th[ei]lh[a]ft[i]g wird, tr[i]fft es sich zuweile[n], d[a]ß sie schläft u[nd] der Vernunftgebrauch ihr mangelt, zuweil[en], d[a]ß sie vernünft[i]g denkt. s[iehe] NB [.]  NB [: ] Wir sind in der That auch in der G[e]g[e]nwart noch nicht weiter [.] - Warum der G[ei]st, (Vernunft) 505 Über der Zeile. 506 Über der Zeile eingefügt. 507 „unveränderl[iche]“ in der Zeile gestrichen. 508 Über der Zeile. 509 Randbemerkung am Seitenrand [17vl] mit Bleistift. 510 Einfügung am Seitenrand [17vl]. 511 Über der Zeile mit Bleistift. 512 Über der Zeile. 513 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „ihr“. 434 nicht immer denkt etc. [.] d. h. actuell ist, wissen wir nicht anders als d[u]rch sein Umfaßtseyn v[on] der Materie, d[u]rch sei[n] Incarnirtseyn zu erklären. -  514 2. Berengarius v[on] Tours und Lanfranc. Geraume Z[ei]t nach Gerbert, näml[ich] erst in der  Mitte u[nd]  515 2. Hälfte des 11 [.] J[a]hrh[underts] treten wieder bedeutende, hervorrag[e]nde Männer der Wiss[e]nsch[a]ft auf - von 516 der Art [,] d[a]ß sie Erwähnung i[n] ein[er] Gesch[ichte] d[er] Phil[osophie] verdienen. - Beide spiel[en] aber in d[er] K[i]rch[e]ngesch[ichte] (Dogmengesch[ichte]) eine bedeutendere Rolle als in d[er] Ges[c]h[ichte] der Philosophie. Der erste ist Berengarius v[on] Tours. Er war mittelbar ein Schüler Gerbert’s, näml[ich] d[u]rch Fulbert v[on] Chartres, der ein Schüler Gerberts war. S[ein] Lehrer trug zwar auch Dialekt[i]k vor, aber ermahnte s[eine] Schüler in d[er] Theologie sich so eng als mögl[i]ch an die Väter zu halten u[nd] keinen Schritt v[on] ihnen abzugehen. - Allein Berengar war nicht d[ie]s[e]r Meinung. - Schon in d[er] Grammatik [,] die er als Scholastikus zu Tours zu lehren hatte, wollte er keine Auctorität gelten laßen (Neue Ausspr[üche] f[ür] s[eine] Schüler). Als er 1031 Scholastikus ward an d[er] Domschule z[u] Tours [,] regte er in allen 517 Fächern neue Weisen an, u[nd] wollte auch in d[er] Theol[o]g[ie] (zuerst u[nd]) vor Allem nach Gründ[en] (argumentio) 518 [,] nicht nach Auctoritäten gefragt wissen. Außerordentl[icher] Beifall ward ihm zu Th[ei]l, aus ganz Frankr[eich] Schüler [.] - Aber seit 1040 u[nd] bes[onders] 1045 erhielt er an Lanfranc ein[en] Nebenbuhler in d[er] Dialekt[i]k u[nd] Theologie. - Der Zug der Schüler th[ei]lte sich - d[a]h[er] Spannung beider u[nd] Bruch d[u]rch d[en] Streit üb[er] die Abendmahlslehre. Lanfranc rügte einst ein[en] Fehler in der Dialektik, den Berengar begangen u[nd] da er zudem [18rl/ 18vr] deßen Abendmahlslehre, die der d[e]s Pasch[asius] Radpertus 519 entgegen war, häretisch nannte - schickte ihm Berengar die Herausford[e]r[u]ng zum Streite zu. - Die Dialektik spielte indeß hiebei doch nur eine untergeordnete Rolle, die H[au]ptwaffe waren auch für Berengar noch Auctoritäten. - Indeß bringt er doch schon in s[einer] erst[en] Schr[i]ft geg[en] Lanfranc eine dialekt[ische] Instanz vor. Was man näml[ich] auch sagen wolle, ob: Brod u[nd] Wein seyen nach d[er] Consecrat[ion] Leib u[nd] Blut od[er]: sie seyen nur Sakrament 514 Randbemerkung am Seitenrand [18rr]. 515 Über der Zeile. 516 „von“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „d[++]“. 517 „Gebieten“ in der Zeile gestrichen. 518 Verschrieben; vermutlich gemeint: argumentatio. 519 „Radpertus“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „Ratpertus“. 435 (d[as] Sinnbild) des Leibes u[nd] Blutes, jed[e]nf[a]lls spreche man mit d[em] Erst[eren] wie mit dem Letzteren 520 eine Affirmation aus, einen Satz. - Nun bestehe also jeder Satz aus Subject u[nd] Prädikat; falle jenes, dann auch dieses. Hebe man also Brod u[nd] Wein auf als Subj[ect,] dann auch Leib und Blut, das Prädikat. D[u]rch den eignen Satz also als solche[n] schon werde man gezwungen, Brod u[nd] Wein als bleibend zu setzen. - Lanfranc nun geht auch hierauf in s[einer] Erwiderung 521 ein u[nd] entkräftet 522 d[ie]s[e] Argumentation d[u]rch d[ie] Bemerk[u]ng, d[a]ß man ja kirchl[icher] Seits nicht b[e]h[au]pte, Wein u[nd] Brod seyen nach d[er] Consecrat[ion] nur Leib u[nd] Blut, da doch Niemand d[a]s Brod verschwinden lasse, wenn auch der Substanz nach verwandelt werden. -  (Non omnis affirmatio)  523 Dann aber weist er dem Berengar ein[en] stark[en] Formfehler  1)  524 in der Aufstellung s[eines] Obersatzes nach, einen solchen, der die Schlußzieh[u]ng aus dems[e]lb[en] unmöglich macht - so siegreich, d[a]ß Berengar selbst in s[einer] 2. Schr[i]ft ihn zugeben muß.  1) Berengar hatte näml[ich] s[einen] Obersatz so ausgedrückt: Non constare poterit affirmatio omnis, parte habenta. D[a]g[e]g[e]n zeigt Lanfranc, es müße heißen: Nulla affirmatio constare poterit, parte habenta. Denn sey die Verneinung der propositio eine „particulare“, so lasse sich aus ders[e]lb[en] kein Schluß ziehen, weil dann die Assumtio 525 nicht darunter zu fallen brauche. ( 526 Nicht jede Affirmatio ist nur partikulare Propositio; - es muß allgemein heiß[en: ] Keine Affirmatio.  527 Auf d[ie] Dialekt[i]k üb[ri]g[e]ns thut sich Berengar auch in d[ie]s[er]  2.  528 Schr[i]ft nicht wenig zu Gute. „Zur Dialektik sei[ne] Zuflucht nehmen, s[a]gt er, h[ei]ßt zur Vernunft  (Verstand)  529 sei[ne] Zuflucht nehmen u[nd] wer nicht zu d[ie]s[e]r seine Zuflucht nimmt, der begiebt sich seiner M[e]nsch[e]nwürde, indem die Vernunft es ist, nach der der M[e]nsch zum Bilde G[o]tt[e]s geschaffen.“ Er verachte zwar, versichert er, die Auctoritäten nicht, aber „etwas unvergleichl[ich] Höheres sey es, bei Erforsch[un]g der Wahrh[ei]t sich auf die Vernunft als auf die Auctorität stützen.“ Christ[us] s[e]lbst habe sich der Dialekt[i]k bedient geg[en] s[eine] Widersacher bedient 530 . - D[ie]se Dialekt[i]k u[nd] dialekt[ische] Theologie entsprach so sehr dem allgem[einen] Verlangen der Zeit [,] d[a]ß Berengar trotz s[eines] üblen 520 „Letzteren“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „letzteren“. 521 „Erwiderung“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „Erwiederung“. 522 „entkräftet“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „entkräft[i]gt“. 523 Randbemerkung am Seitenrand [18vl] mit Bleistift. 524 Über der Zeile; in der Zeile folgendes „nach“ gestrichen. 525 Verschrieben; gemeint: assumptio. 526 „[*]“ in der Zeile gestrichen. 527 Randbemerkung am Seitenrand [18vl]. 528 In der Zeile eingefügt. 529 Über der Zeile. 530 „bedient“ irrtümlich wiederholt. 436 Rufes weg[en] s[einer] Abendmahlslehre - immer noch Schüler erhielt. - D[a]h[er] waren auch diej[enigen,] welche den Glauben u[nd] Auctoritäte[n] vorzügl[ich] bekannten, doch genöthigt auch der Dialektik sich zuzuwenden - wie Lanfranc. Lanfranc. Lanfr[anc] hat weniger Bedeut[un]g d[u]rch s[eine] Leist[u]ng[e]n in Schr[i]ft[en] als d[a]d[u]rch [,] d[a]ß er d[er] eig[e]ntl[iche] Begründer der Schule in Bec [18vr/ 19rl] 531 u[nd] damit zugleich der Begründer einer philos[ophisch-] theologisch[en] Richt[u]ng - der herrsch[e]nd[en] Richt[u]ng wurde, deren Schlagwort war: Nisi credideritis, non intelligetis. Lanfr[anc] war auch der Lehrer Anselm’s, eines der größt[en] Scholastiker. - Lanfranc selbst war gebor[en] z[u] Pavia aus ein[er] Patrizierfamilie. Er sollte, wie s[ein] Vater [,] conservator legum (Stadtrichter) werden. - Rechtsstud[ium] zu Bologna u[nd] zugl[ei]ch Betrieb der Dialekt[i]k. - Rückkehr, allgem[eines] Ansehen. - Gründ[un]g ein[er] dialekt[ischen] Schule. - Bald Pavia zu klein; er suchte ein[en] größ[eren] Wirku[n]gskreis u[nd] zog d[a]h[er] mit ein[er] Schaar v[on] Schül[ern] 1040 üb[er] d[ie] Alpen u[nd] ließ sich zunächst in Avranches nieder. Groß[er] Zulauf. „ 532 Je mehr er sich aber hier mit der Philosophie beschäftigte, um so mehr trieb es ihn zur Erforsch[un]g der göttl[ichen] Dinge (s[a]gt s[ein] Biograph), u[nd] da ihm im Lichte ders[e]lb[en] bald die Eitelk[ei]t seines bish[erigen] Treibens aufging, so faßte er den Entschluß der Verehr[u]ng, die ihn umgab, sich mit Ein[em] Male zu entziehen u[nd] an ein[em] Orte, wo ihn Niemand kannte, ganz in d[er] Stille G[o]tt zu loben. Er machte sich d[e]ßh[a]lb 1042 nach Rouen auf. Unterwegs ward er in ein[em] Walde v[on] Räubern überfall[en] etc. - Als er 533 losgeb[u]nd[e]n u[nd] wieder auf d[ie] Straße gebracht ward, war s[ein] Erstes zu fragen, wo d[a]s ärmste Kloster im Lande wäre. Man nannte ihm eines ganz in der Nähe - es war das Kloster Bec, als er dort ankam, fand er den Abt Herluin gerade mit dem Baue eines Backofens beschäft[i]gt. D[ie] Entst[e]h[u]ng des Klost[ers] Bec  in d[er] Normandie  534 , das so wicht[i]g wurde für die abendländ[i]sch[e] Wissensch[a]ft [,] ist mit einig[en] Worten zu erwähnen. - Der Gründer war Herluin [,] ein normannischer 535 Ritter.  S[ein] Vater Ansgot [.]  536 Er stammte v[on] den Normannen od[er] Dänen ab, die zuerst sich in d[er] Normandie niedergelaßen. S[eine] Mutter Heloise war mit dem Hause der Gra- 531 „Gesch[ichte] d[er] Philos[ophie] d[es] Mitt[el] Alters 10“ am oberen Seitenrand [19rr]; „10“ bezeichnet den Bogen. 532 Korrespondierende schließende Anführungszeichen sind unauffindbar. 533 „er“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „die“ (Lesart unsicher). 534 Über der Zeile eingefügt. 535 „normannischer“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „Normannischer“. 536 Über der Zeile. 437 fen v[on] Flandern verwandt. Nach s[eines] Vat[ers] Tode nahm ihn Graf Giselbert v[on] Brionne zu sich an s[einen] Hof, wo sich Herluin d[u]rch Tapferk[ei]t u[nd] edl[en] ritterl[ichen] Sinn auszeichnete u[nd] allgem[eine] Gunst genoß. Mit ein[em] Male aber im 37 [.] Jahre änderte sich sein Sinn; Alles erschien ihm eitel; suchte d[ie] Eins[a]mk[ei]t, - legte s[eine] Waffen ab u[nd] schlechte Kleider an etc. Alle Vorstell[u]ng[e]n vergebens. - Die Normannen hatt[en] bisher w[en]ig Sinn wie f[ür] Wiss[e]nsch[af]t [,] so für Klosterleben. Herluin wollte aber ein Kloster erricht[en], das[e]lbst sein Leb[en] zubring[en]. Er schritt endl[ich] z[um] Bau - legte s[e]lbst Hand an - u[nd] lernte zugleich buchstabir[en] u[nd] Les[en,] um d[ie] Psalme[n] bet[en] zu könn[en]. Als es fert[i]g war, wollte er sich erst u[n]terricht[en], wie man einricht[en] müße, denn es 537 wußte dav[on] noch nichts [.] - Er begab si[c]h d[a]h[er] 538 zu ein[em] benachbart[en] Kloster. An d[er] Pforte erschien es ih[m] wie ein Paradies [.] - Als geöffnet [,] große Enttäusch[un]g - der Portner ih[n] für ein[en] Dieb haltend, - warf ih[n] zur Thür hinaus. - Zu Weihnacht[en] 1034 ging er zu ein[em] noch berühmter[en] Kloster [.] - Aber auch hier fühlte er sich abg[e]stoß[en.] [19rl/ 19vr] Er richtete sich d[a]h[er] ein, so gut er es s[e]lbst verstand, der Bisch[of] v[on] Lisieux weihte d[a]s Kloster - gab ihm d[ie] Tonsur u[nd] als d[ie] ersten Mönche versammelt waren, ward er zu[m] erst[en] Prior  u[nd] später Abt  539 gewählt. - Gebet u[nd] Handarbeit wechseln miteinander ab. Man ackerte, säete, düngte, rautete Dornen aus - der Abt voran u[nd] mit. - Nach einig[en] Jahr[en] brannte d[a]s Kloster ab. Es ward an ein[er] and[ern] Stelle wieder gebaut - weil an d[er] erst[en] weit u[nd] breit keine Quelle si[c]h fand. - Es ward an 540 ein[em] Bache gebaut [,] d[a]h[er] der Name Bec. Als nun d[ie]s[er] Bau noch nicht lange vollendet war - kam Lanfranc an. - Es ward ihm die Regel überreicht - er las sie u[nd] versprach sich ihr zu unterwerf[en]. - Drei Jahre lebte er ganz zurü[c]kgezog[en] u[nd] im Schweig[en] u[nd] Betracht[en]. - Dann richtete er 1045 wieder eine Schule ein u[nd] Alles strömte nun d[ie]s[em] Kloster Bec zu. Nicht blos junge Leute, sond[ern] auch  Geistliche u[nd]  541 Scholastici u[nd] selbst Ritter. Der Stern Berengar’s v[on] Tours, der bisher am berühmtest[en] u[nd] besuchtetst[en] war, begann zu erbleich[en]. Es begann ein reges wiss[e]nsch[a]ftl[iches] Streb[en.] - Das Kloster Bec ward d[a]s neue Athen genannt.  Sämmtl[iche] Wiss[e]nsch[a]ft[e]n wurd[en] in „weltl[iche]“ u[nd] „geistl[iche]“ eingetheilt. Unter d[en] erst[en] verstand man die 7 freien 537 Verschrieben; gemeint: er. 538 „1034“ in der Zeile gestrichen. 539 Über der Zeile. 540 „an“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „[*]“. 541 Über der Zeile. 438 Künste (artes liberales 542 Trivium u[nd] Quadrivium) [.] Grammatik u[nd] Dialektik standen obenan. Die „geistl[ichen]“ Wiss[e]nsch[a]fte[n] waren Exegese, Patristik u[nd] spekulative Theologie. - Disputir-Ueb[u]ng[e]n u[nd] Conversationen üb[er] Gelesenes. -  543 In  d[ieser] Z[ei]t  544 d[ie]s[er] geist[i]g[en] Regs[a]mk[ei]t kam nun auch Anselm in das Kloster, um 545 sich auszubilden. 3) Anselm v[on] Canterbury Auch Anselm stammte aus Italien. Er war 1033 zu Aosta geboren. S[ein] Vater Gundolf stammte aus lombardischem Adelsgeschlechte. War begütert [,] aber verschwenderis[c]h. Schon im 15 [.] J[ahr] ging Anselm mit dem G[e]d[a]nk[e]n [,] um in’s Kloster zu gehen. Allein [,] der Abt des benachbart[en] Klosters nahm ihn ohne Einwill[i]g[un]g seines Vaters nicht auf. - S[ein] Gebet um eine Krankh[ei]t - aber auch in d[ie]s[e]r fand er keine Aufnahme [.] - Nach d[e]r Genesung ließ sein Eifer nach; nicht blos d[a]s Mönchw[er]d[en] ward vergeßen [,] sond[ern] auch d[a]s Studir[en] aufgegeb[en] u[nd] ritterl[ichen] Künsten obgelegen. Die Welt lachte ih[n] mit ihr[en] Freud[en] an, nur d[ie] Mutter mäßigte ih[n]. Da starb auch d[ie]se. - Er würde völlig im Leichtsinne untergegangen seyn, wenn 546 er nicht aus d[er] Nähe seines Vaters gekommen, der ihm ein schlechtes Beisp[iel] gab. Er verließ ihn u[nd] Italien mit ein[em] Begleiter u[nd] trieb 547 sich 3 Jahre in Frankr[eich] umher. E[n]dl[ich] ließ er sich in [19vr/ 20rl] in 548 Avranches nieder u[nd] hörte da v[on] dem groß[en] Ruf s[eines] Landsmannes Lanfranc in  [*]  549 Bec. Er ging zu ihm u[nd] begann s[ein] Stud[ium] wieder mit allem Eifer. - Mönch - dann Prior - dann Abt. Dann Erzb[i]sch[of] v[on] Canterbury; zwei Exile. † 1109. - Schr[i]ft[e]n. Diese sind nicht viele u[nd] nicht ausführl[ich] wie bei den späteren Scholast[i]k[e]rn. D[a]g[e]g[en] gehaltreich u[nd] noch ohne den Apparat der spätern Scholastik. Einige sind in Gesprächsform verfaßt; wie üb[er]h[au]pt  auch  550 ein Platonisch[er] Geist sich in dens[e]lb[en] kund gibt. De Grammatico. (Dialog) De veritate. (Dialog) 542 „)“ in der Zeile gestrichen. 543 Einfügung am Seitenrand [19vl]. 544 Über der Zeile. 545 „Mönch zu werd[en] u[nd]“ in der Zeile gestrichen. 546 „wenn“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „[*]“. 547 „trieb“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „[*]“. 548 „in“ in der Zeile irrtümlich wiederholt. 549 Über der Zeile. 550 Über der Zeile. 439 Monologium (sive Exemplum meditandi de ratione fidei) Proslogium (sive Fides quaerens intellectum) Liber Apologeticus adversus Respondentem pro Insipiente. De fide Trinitatis et de Incarnatione Verbi. De Processione Spiritus Sancti. De libero Arbitrio De Casu Diaboli. De Conceptu virginali et Originali Peccato. Cur Deus homo? De Concordia praescientiae et praedestinationis et gratiae Dei cum libero arbitrio. Schr[i]ft üb[er] d[en] Urspr[u]ng d[er] menschl[ichen] Seelen? I [.] Ueber das V[e]rh[ä]ltn[i]ß v[on] Glauben und Wißen. Anselm erklärt sich besonders hierüb[er] mit besond[erer] Bestimmth[ei]t u[nd] zu wiederholten Malen. a) Der Glaube gilt ihm durchaus als das Erste u[nd] als Grundbeding[un]g des Wissens ebenso wie anders[ei]ts als Grundbed[in]g[un]g der Liebe im pract[i]s[c]h[en] Leben. Er will auch nicht den Glauben etwa durch d[ie] Wissensch[a]ft befestigen u[nd] stützen [,] denn des bedürfe er nicht. Noch weniger soll der Glaube v[on] dem Wissen od[er] der Vernunfteinsicht abhäng[i]g od[er] bedingt seyn - so daß d[a]s Wissen dem Glauben  NB [: ] d. h. der Annahme des Glaubensinh[a]lts (nicht der Auctorität - d[ie]s[es] histor[ische] Moment blieb unbeachtet  551 vorherginge [.] [20rl/ 20vr] Noch weniger endl[ich] dürfe man eine Glaubenslehre aus Gründen der Wiss[e]nsch[a]ft angreifen [,] d. h. behaupt[en,] es sey etwas nicht, was der Glaube lehrt, weil man es nicht begreifen könne. Dieß sey eine Verleugnung des Chr[i]st[e]nthums selbst, b[e]h[au]pt[e]t Anselm.  NB [: ] Das ist eb[e]nf[a]lls richt[i]g - denn uns[ere] Unwiss[e]nh[ei]t u[nd] Nichtbegreif[en] ist nicht Maaß d[e]s Möglich[en] u[nd] Wirkl[i]ch[e]n.  552 1) 553 Denn ob das wahr sey, was die allgem[eine] Kirche mit d[em] Herzen glaubt u[nd] mit d[em] Munde bekennt, darf kein Christ in Frage stellen, sond[ern] zweifellos daran festhaltend u[nd] ihn liebend, d[ie]s[e]n Glauben, nach dems[e]lb[en] lebend, forsche er in Demuth nach den Gründen der 554 Wahrh[ei]t. Kann er es zur Ein- 551 Einfügung am Seitenrand [20rr]. 552 Randbemerkung am Seitenrand [20vl] mit Bleistift. 553 Korrespondierendes „2)“ ist unauffindbar. 554 „der“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „s“. 440 sicht in dieselben bringen, so denke er Gott; kann er es nicht, nun, so renne er wenigstens nicht mit s[einem] Haupte dagegen an, sond[ern] beuge sein Haupt u[nd] bete an! Denn eher wird die menschl[iche] Weish[ei]t an d[ie]s[e]m Felsen sich selber einrennen, als den Felsen umstürzen. Freil[ich] meinen Einige [,] ohne zu bedenken, daß „wer sich dünken läßt etwas zu wissen, der weiß noch nicht, wie er wissen soll (1 Cor. 8,2) [“,] im Vertrauen auf ihr Wissen sich an die höchst[en] Dinge zu wagen [,] ehe sie durch den Glauben die nöthige Flugkraft erhalten haben. Aber indem sie vorschnell erkennen wollen, was erst geglaubt seyn will, gerathen sie abwärts statt aufwärts, in den Irrth[um], statt in die Wahrh[ei]t. Und bestreiten nun solche 555 , die v[on] d[en] h[ei]l[igen] Vätern bekräft[i]gte Glaubenswahrheit, weil sie sie nicht verstehen können, so ist das, wie wenn Fledermäuse u[nd] Nachteulen, die nur im Finstern sehen, über das helle Tageslicht mit den Adlern streiten wollten, die ungeblendeten Auges in die Sonne schauen. Durch den Glauben muß erst das Herz gereinigt werden, wie d[er] Ap[ostel] sagt, u[nd] durch die Erfüllung der Gebote des Herrn die Augen erleuchtet, wie es beim Psalmist[en] heißt. Durch demüthig[en] Gehorsam geg[en] d[ie] Zeugnisse G[o]tt[e]s müßen wir werden wie die Kinder, wollen wir Weish[ei]t lernen.  NB [: ] Die ganze Ansicht Anselms ist hierin ausgesprochen.  556 (De fide Trinitatis et Incarnat[ione] Verbi) Und nicht blos Kunde soll der Glaube v[on] d[er] Wahrh[ei]t gewähren, sond[ern] die Wahrh[ei]t soll erfahren werden, soll ein Verständniß, eine Erkenntniß möglich seyn. - Zur wirkl[ichen] Erfahr[u]ng reicht aber die bloße Kunde nicht hin, sie müßen auch in den Willen eingehen oder d[ie]se sie aufnehmen. Für den fleischl[ichen] M[e]nsch[en] existiren d[ie] übersinnl[ichen] Wahrh[ei]t[e]n nicht, er will nichts v[on] ihnen wissen. „ 557 Sendung, Predigt, Gehör u[nd] Verständniß helfen nichts, wenn der Wille fehlt, der will [,] was der Geist vernimmt, u[nd] damit es der Wille wolle, bedarf es der rechten Richt[u]ng (rectitudo) dess[e]lb[e]n. D[ie]se ist nach Anselm Werk der Gnade. Gott soll dem M[e]nsch[e]n G[e]g[e]nst[a]nd der Liebe u[nd] Hoffnung, u[nd] also  Ziel  558 des Strebens seyn; denn was ihm [20vr/ 21rl] 559 als Anlage od[er] Vermögen (naturalis potentia) anerschaffen sey, müße er durch die That (per voluntarium effectum) verwirklichen. (NB [: ] D[a]s g[ö]ttl[iche] Ebenbild). G[e]g[e]nst[a]nd der Liebe u[nd] Hoffnung könne aber G[o]tt für de[n] M[e]nsch[e]n nicht seyn, ohne G[e]g[e]nst[a]nd seines Glaubens zu seyn u[nd] so schließe das tendere in Deum unmittelbar d[a]s credere in Deum ein. Aber ebenso sehr das credere [,] das tendere 555 „solche“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „Solche“. 556 Einfügung am Seitenrand [20vl] mit Bleistift. 557 Das Zitat abschließende Anführungszeichen sind unauffindbar. 558 Über der Zeile. 559 „Gesch[ichte] d[er] Philos[ophie] d[es] Mitt[el] Alters 11.“ am oberen Seitenrand [21rr]; „11“ bezeichnet den Bogen. 441 setzt er hinzu. (De concordia 560 praesc[ientiae] etc.) [.] Denn das sey kein wahrer Glaube, der nicht auch den Willen bestimme, u[nd] der Sprachgebrauch kenne d[a]h[er] auch kein Credere Deum [,] sond[ern] nur ein Credere in Deum = credendo tendere in Deum. Das Credere Deum sey ein todter Glaube. Dem Glauben also wird hiemit die größte Bedeut[u]ng, u[nd] zwar nicht blos dem theoretisch[en,] sond[ern] auch dem practis[c]hen. Er ist d[ie] Grundbeding[un]g des Wissens; indem er 1) Kunde gibt v[on] Erk[e]n[n]tn[i]ßobj[ecten,] 2) indem er den Geist reinigt, 561 bildet u[nd] z[um] Erkennen befähigt. - D[ie]se Bildung u[nd] Erhöh[u]ng bedarf näml[ich] nach Anselm der menschl[iche] G[ei]st, um zu erkennen - obwohl er als g[ö]ttl[iches] Ebenbild erschaffen ist, u[nd] d[ie]se Ebenbildlichk[ei]t gerade darin  zumeist  562 besteht, daß er des absolut[en] G[ei]st[e]s bewußt werden, ihn erkennen, sich mit ihm zusammenschließ[en] kann. - (Denn daß der Mensch Geist ist, d[a]ß er seiner selbst bewußt ist, sich selbst erkennt u[nd] in d[ie]s[e]r Duplicität, als Subu[nd] Object, sich mit sich selbst zusammenschließt, u[nd] so die Trinität des absolut[en] G[ei]st[e]s reflectirt - betrachtet Anselm nur als den geringe[rn] Grad der G[o]tt[e]sebenbildl[i]chk[ei]t; d[ie]se b[e]steht ihm also in höherer W[ei]se im G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyn] u[nd] dem Vermögen dazu als im Selbstbew[u]ßts[eyn]. Monolog[ium] c. 67 u[nd] 68). 563 Obwohl also d[er] M[e]ns[c]he[n]g[ei]st  G[o]tt[e]s Ebenbild ist  564 du[r]ch s[eine] Potenz d[e]s G[o]tt[e]s-Bew[u]ßts[eyns] 565 u[nd] also v[on] Natur d[ie] Anlage dazu hat [,] bedarf er doch der  Bildung  566 Reinig[un]g u[nd] Erhöh[u]ng d[u]rch den Glauben. Er  Anselm  567 unterscheid[e]t die Imago impreßa (per naturalem potentiam) u[nd] die imago exprimenda (per voluntarium effectum) [,] d. i. Anlage z[ur] G[o]tt[e]serk[e]n[n]tn[i]ß u[nd] Verwirklich[u]ng d[ie]s[e]r Anlage. Da 568 am Anf[a]ng der Mensch d[ie] Anlage nicht verwirklicht hat, sond[ern] ein[en] andern als den ihm d[u]rch s[ein] V[e]rh[ä]ltn[i]ß zu G[o]tt gegeben[en] Inh[a]lt verwirkl[i]cht hat, so ist d[ie]se Anlage z[um] G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyn] zwar nicht aufgehoben, aber geschwächt [,] verdunkelt. Hat näml[ich] der Wille sein wahres Ziel aufgegeben, so hat auch s[ein] Wissen um s[einen] wahren G[e]g[e]nst[a]nd [,] also seinen wahren Inhalt u[nd] s[eine] wahre Thät[i]gk[ei]t kommen müssen u[nd] so findet der Mens[c]h jetzt unmittelb[a]r (von Natur) Gott nicht in sich vor.  Und im Proslog[ium] c. 1 Zwar weiß ich [,] o Herr, u[nd] ich danke dir, daß du mich 560 Gemeint: concordantia. 561 „u[nd]“ in der Zeile gestrichen. 562 Über der Zeile. 563 Einfügungszeichen in der Zeile gestrichen. 564 Einfügung am Seitenrand [21rr]. 565 „G[o]tt[e]s“ in der Zeile gestrichen. 566 Über der Zeile mit Bleistift. 567 Über der Zeile mit Bleistift. 568 „es“ in der Zeile gestrichen. 442 zu deinem Bilde geschaffen hast, indem du mich geschaffen hast deiner bewußt zu werden, dich zu denken, dich zu lieben; aber d[u]r[c]h d[ie] Sünde ist dieß dein Bild in mir so geschwächt [,] so verdunkelt, d[a]ß es nicht ausrichten kann, was es soll, wenn du es nicht wiederherstellst u[nd] erneuerst. -  569  NB [: ] Hiemit wäre also d[ie] Mögl[i]chk[ei]t der Metaphysik im Sinne Thomas[’] v[on] Aq[uin] etc. in Abrede gest[e]llt [.] -  570 [21rl/ 21vr] Weil er aber doch erschaffen ist, G[o]tt z[um] Inh[a]lt seines Wissens u[nd] Wollens zu haben, so sehnt er sich aus der Entfremd[un]g v[on] G[o]tt heraus u[nd] sucht G[o]tt u[nd] d[ie]s[e]s Suchen ist nach der theoret[ischen] Seite der Trieb nach Erkenntn[i]ß. Befried[i]g[en] kann d[ie]s[e]n Trieb nur G[o]tt, denn er ist der G[e]g[e]nst[a]nd dess[e]lb[e]n. D[ie]se Befried[i]g[un]g u[nd] d[ie]se Realisir[u]ng der Imago impreßa zur Imago exprimenda beginnt durch den Glauben. b) 571 Obwohl aber so groß[es] Gewicht auf de[n] Glauben gelegt wird, so betrachtet doch Anselm das Wissen als das  theoretisch  572 Höhere. Der Glaube strebt ihm über sich selbst hinaus z[ur] Erkenntn[i]ß [,] theoretisch, wie practisch zur Liebe.  Der Glaube selbst hat Intereße an d[em] Wiss[en.] - (Gute Auff[a]ß[un]g)  573 Dieß spricht er in der Schr[i]ft geg[en] Roscelin (de fide trinit[atis]) besond[ers] aus. - So sehr er auf den Glauben als das Prius der Erk[e]nntn[i]ß dringt, so will er dem Wissen durchaus nicht in den Weg treten, sond[ern] nimmt es ausdrückl[ich] in Schutz u[nd] beruft sich auf d[a]s Beisp[iel] der K[i]rch[e]nväter, welche th[ei]ls z[ur] Widerleg[un]g u[nd] Bekehr[u]ng der Ungläubigen, th[ei]ls zur „Erquickung“ der Gläubigen, so Vorzügl[iches] geschrieben, um Einsicht in d[en] Grund d[e]s Glaubens zu verschaffen. Selbst ein[en] beständ[i]g[en] Fortschritt d[e]s Wissens fordert er. Obwohl die K[i]rch[e]nväter so Vortreffl[iches] geschrieb[en,] meint er, d[a]ß es ihnen schwerl[ich] Jemand gleich thun w[e]rde [,] so dürfe sich doch Niemand abhalten lassen, in d[ie]s[e]r Ergründ[u]ng der Wahrh[ei]t fortzufahren, denn es sey dieß ein G[e]g[e]nst[a]nd [,] der niemals erschöpft werd[en] könne, u[nd] der Herr [,] der bis an’s Ende der Welt in s[einer] Kirche seyn wolle, höre niemals auf, seine Gnadengaben zu spenden [.]  NB [: ] Ganz im G[e]g[e]nsatz z[u] manch[en] Scholastikern.  574 Auch im Worte d[er] Schr[i]ft Nisi 575 credideritis non intelligetis findet er Aufford[erun]g z[um] Streb[e]n nach Wiss[en], so wie den rechten Weg angegeben. 569 Einfügung am Seitenrand [21rr]. 570 Randbemerkung am Seitenrand [21rr] mit Bleistift. 571 Korrespondierendes „a)“ ist unauffindbar. 572 Über der Zeile eingefügt. 573 In und unter der Zeile mit Bleistift eingefügt. 574 Randbemerkung am Seitenrand [21vl] mit Bleistift. 575 „Nisi“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „nisi“. 443 Es sey aber in der Natur des Glaubens selbst auch, zur Erk[e]nntn[i]ß fortzuschreiten, denn d[er] Glaube solle Schauen (species), es wohne ihm also ein Trieb zum Schauen ein u[nd] d[ie]s[e]r Trieb erzeuge den „Hunger“ in den Grund, die ratio des Glaubens einzudringen, woraus dann die Erk[e]n[n]tn[i]ß als ein Mittleres zw[i]sch[en] Glauben u[nd] Schauen entspringe. Nicht blos für berechtigt hält Anselm d[a]s Streb[en] nach Erk[e]nntn[i]ß, er macht sogar eine Forderung u[nd] eine Pflicht daraus. In s[einem] Werke: Cur Deus homo c. 2 sagt er: „Wie die rechte Ordnung fordert, d[a]ß wir die Geheimnisse des Chr[i]st[e]nth[ums] erst glaubend in uns aufnehme[n,] ehe wir sie denkend erwägen, so scheint es nur Trägheit (negligentia)  Nachläßigk[ei]t  576 [,] [21vr/ 22rl] wenn wir, befestigt im Glauben, nicht darnach trachten zu verstehen, was wir glauben“. - Es soll also hienach wenigstens von denen, welche Beruf u[nd] Gabe (Gnadengabe) dazu haben, durch Denken das g[ö]ttl[iche] Ebenbild auch nach s[einem] intellectuell[en] Th[ei]le wiederhergestellt od[er] realisirt werden. Die Erk[e]nntn[i]ß hat nach Anselm eine[n] 577 dopp[elten] Zweck: sie soll 1) dem Glauben (vermittelst des Denkens) zu seinem wahren Selbstverständniß, zur „Einsicht in sein[en] Grund“ verhelfen, u[nd] weil dieß nur die Befried[i]g[un]g eines in dem Glauben selbst (wegen s[einer] Tendenz zum Schauen) enthaltenen Triebes ist, darf „Ergötzung“ [,] „Erquickung“ der Gläubigen dienen; sie soll aber 2) auch das Denken (vermittelst des Glaubens) erschließen, ihm zu seinem wahren Inhalt u[nd] durch den wahren Inhalt zu s[einen] wahren Thätigk[ei]t[en] verhelfen, dad[u]rch aber einers[ei]ts die Gläubigen in den Stand setzen Begründung zu geben der Hoffnung, die in ihnen ist, geg[en] Jedermann“ 578 [,]  b)  579 anders[ei]ts die Ungläubigen zu widerlegen u[nd] zu bekehren [,] d. h. deren Denken als ein mit sich selbst im Widerspruche befindliches, sich selbst aufhebendes darzuthun - u[nd] für den Glauben als den allein auch der innerst[en] Natur des Denkens entsprechend[en] Inhalt gewinnen. c) Nachdem Anselm so die Bedeut[u]ng des Glaubens anerkannt u[nd] dargethan, aber auch die Berecht[i]g[un]g u[nd] Pflicht des Erkennens [,] des Wissens - macht er nun aber mit dem Denken u[nd] Wissen in der That auch vollen Ernst. Das Unterscheidende der Erk[e]nntn[i]ß besteht ihm im Denken, oder darin, daß sie  (Erk[enn]t[n]iß [)]  580 sich durch das Denken selbst erzeugt, während der Glaube einfaches Empfangen ist. Hierin liegt nun  auch  581 , d[a]ß d[ie] Erk[e]nntn[i]ß, wie 576 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 577 „eine[n]“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „den“. 578 Das Zitat eröffnende Anführungszeichen sind unauffindbar. 579 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt; korrespondierendes „a)“ ist unauffindbar. 580 Über der Zeile mit Bleistift. 581 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „weiter“. 444 sehr sie auch d[u]rch den Glauben bedingt ist, was den Inh[a]lt betrifft, weil sie ohne dens[e]lb[en] G[o]tt nicht einmal kennen 582 würde, - doch keineswegs an d[ie] Art u[nd] W[ei]se gebunden seyn kann, wie der Glaube zu d[ie]s[e]m ihren 583 u[nd] seinen 584 Gege[n]st[an]de sich verhält. Im Glauben läßt d[ie] Seele den G[e]g[e]nst[a]nd auf sich wirken. Er ist Hingebung an die Offenb[a]r[u]ng. Die Erkenntniß d[a]g[e]g[e]n ist Rückwirk[u]ng  d[e]s Subj[ects]  585 gegen d[ie]se Einwirk[u]ng des Objects. Erkennen heißt: selbstthätig (= denkend) sich aneignen,  (  586 re  )  587 productiv sich zum G[e]g[e]nst[a]nde verhalten. Wie sehr d[a]h[er] auch Anselm Glauben fordert, um üb[er]h[au]pt G[o]tt nur z[um] G[e]g[e]nst[a]nde haben zu können, so wenig will er doch durch den Glauben das [22rl/ 22vr] Erkennen beschränkt, gebunden wissen.  B[e]i Ans[elm] entweder wirkl[iches] Erk[e]nn[en] - od[er] de[m]üth[i]g[es] Gl[a]ub[en; ] ein Glaub[en]serk[e]nn[en] hat er [n]i[c]ht (d. h. Gl[a]ub[en]ssätze als Pri[n]cipi[en.] -  588 Es soll nicht v[om] G[e]g[e]nst[a]nde sich bewältigen laßen, sond[ern] umgekehrt den G[e]g[e]nst[a]nd zu bewält[i]g[e]n suchen. Es soll frei seinen eigenen Gesetzen, den Denkgesetzen folgen, nicht auf die Auctorität sich berufen. Es soll nichts blos annehm[en,] sond[ern] Alles untersuchen u[nd] prüfen, nichts voraussetzen [,] sond[ern] Alles beweisen, kurz: zu der Wahrh[ei]t als einem zu Erforschenden, nicht als zu einem schon Gegebene[n] (Gewissen) sich verhalten.  NB [: ] Das philos[ophische] Princip der G[o]tt[e]sidee ist den 589 Anselm noch verborgen im Glauben u[nd] dem Triebe z[um] unmittelb[aren] Schauen [.] - Die Bethätig[un]g d[ie]s[e]r G[o]tt[e]sidee mitten in der Verstandesthät[i]gk[ei]t macht d[ie]se zu ein[er] Vorstufe des unmitt[e]lb[aren] Schauens, so wie sie auch schon im Glaub[en] das eig[e]ntl[ich] Lebend[i]ge, Beseelende ist. -  590 - So sagt er in der Vorrede z[um] Monolog[ion], seine Absicht sey, in d[ie]s[em] Buche „schlechterdings nichts mit dem Ansehen der h[eiligen] Schr[i]ft darzuthun, sond[ern] was die Untersuch[u]ng jedes Mal am Schluße ergibt, das solle  aus  591 die Nothwend[i]gk[ei]t der Vernunft (Denknothw[e]nd[i]gk[ei]t) u[nd] die Evidenz der Wahrh[ei]t selbst erhärten“.  NB [: ] Anselm hat also ein[e] and[ere] Ansicht v[on] der Wiss[e]nsch[a]ft als die Erneuer[e]r d[e]r Scholastik [.] Die sag[en]: Die Wiss[en]sch[a]ft (Philos[ophie]) soll [n]i[c]ht die Wahrh[ei]t 582 „kennen“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „erkennen“. 583 Verschrieben; gemeint: ihrem. 584 Verschrieben; gemeint: seinem. 585 Über der Zeile. 586 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 587 In der Zeile mit Bleistift eingefügt; „(re)“ zusätzlich über der Zeile wiederholt. 588 Randbemerkung am Seitenrand [22vl] mit Bleistift. 589 Verschrieben; gemeint: dem. 590 Randbemerkung am Seitenrand [22vl]. 591 Über der Zeile mit Bleistift. 445 such[en] - s[on]d[ern] nur d[ie] Klarh[ei]t [.] - (Delle due philosophie Civ[iltà] catt[olica]) [.]  592 Eb[e]nso s[a]gt er in d[er] Schr[i]ft geg[en] Roscelin, deßen Annahme [,] d[a]ß d[ie] drei Personen tres res per se seyen, werde zwar schon durch die unzähligen Stellen d[er] h[ei]l[igen] Schr[i]ft widerlegt, wo es h[ei]ßt, d[a]ß nur Ein G[o]tt sey; aber [,] setzt er hinzu [,] d[ie]s[e]m Gegner sey mit der Auctorität der Schr[i]ft nicht beizukommen, weil er ihr entweder keinen Glaub[en] schenkt od[er] sie verkehrt erklärt. Mit d[er] Vernunft also (ratione mit Gründen) [,] auf die er selbst sich stützt, müßen wir ihn seines Irrthums zu überführen suchen.“ 593 Desgleichen geht er in d[er] Schr[i]ft: Cur Deus homo?  1)  594 durchaus voraussetzungslos (d. h. nur d[en] Stoff d[e]s Erk[e]nn[en]s annehmend, ohne ihn gleich als wahr gelten zu laße[n]) zu Werke. D. h. er erklärt, er wolle sich mit den Ungläubig[en] auf Einen Standpunkt stellen; näml[ich] v[om] wirkl[ichen]  geschöpfl[ichen]  595 G[o]ttmensch[en] absehen u[nd] nur fragen, wie es ohne ihn mit - Sünde u[nd] Versöhnung stehe.  1) Das Werk zerfällt in 2 Bücher 596 : Quorum prior (s[a]gt Anselm in d[er] Vorrede) - remoto Christo, (quasi nunquam aliquid fuerit de illo) probat, rationibus necessariis, esse impossibile ullum hominem salvari sine illo. - In secundo autem libro similiter; quasi nihil sciatur a Christo, monstratur non minus aperta ratione et veritate - ex necessitate omnia, quae credimus de Christo, fieri opertere. Vgl. l. I c. 10 s. c. 20 c. 25.  597  Er geht hier zu voraussetz[un]gslos zu W[e]rke - mit kleiner Täusch[un]g [.]  598 d) Aber wie steht es da um die Auctorität? Ist sie nicht etwas Ueberflüßiges dadurch? Keineswegs. Denn 1) ist sie es, welche dem Denken allen Inhalt liefert, 2) gewährt auch das Denken durchaus keine absolute, sond[ern] nur subjective Gewißh[ei]t.  NB [: ] Ob Chr[istus] d[er] Erlöser sey [,] ist da[m]it [n]i[c]ht bewies[en.] - Nur d[a]s Daß [,] [n]i[c]ht d[a]s Wer [.] -  599 Es bedarf  d[a]h[er]  600 stets 601 eines object[iven] Correctiv’s nicht nur, sond[ern] auch eines object[iven] Halt[e]s, einer Probe der Rechnung, u[nd] die ist die Selbstbezeug[un]g G[o]tt[e]s in d[er] Off[e]nb[a]r[u]ng. An d[ie]s[e]r hat sich das Denken zu meßen, d[u]rch d[ie]se sich zu legitimiren, sobald es auf Wahrh[ei]t Anspruch macht. 592 Randbemerkung am Seitenrand [22vl] mit Bleistift. 593 Das Zitat eröffnende Anführungszeichen sind unauffindbar. 594 Über der Zeile. 595 Über der Zeile mit Bleistift. 596 „Bücher“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „[*]“. 597 Randbemerkung am Seitenrand [22vl]. 598 Randbemerkung am Seitenrand [22vl] mit Bleistift. 599 Randbemerkung am Seitenrand [22vl] mit Bleistift. 600 Über der Zeile. 601 „auch“ in der Zeile gestrichen. 446  NB [: ] Ob d[ie]se Off[e]nb[a]r[u]ng wirkl[iche] Selbstbezeug[un]g G[o]tt[e]s sey - das ward damals noch nicht besond[erer] G[e]g[e]nst[a]nd der Unters[u]ch[u]ng.  602 „Sollte ich aber etwas sagen, was d[u]rch keine höh[ere] Auctorit[ät] b[e]stät[i]gt wird 603 [22vr/ 23rl] 604 II [.] Der Realismus Anselms im G[e]g[e]nsatze zu Roscelin’s Nominalismus. 1) In des Porphyrius Isagoge zu der Aristot[elischen] Schr[i]ft „V[on] d[en] Kategorieen“, in welcher v[on] den fünf Begriffen genus, differentia, species, proprium u[nd] accidens gehandelt, findet sich die Erklärung, daß er sich auf das Metaphysische der Sache nicht einlaßen wolle. D[ie]se Erklär[u]ng ist mit folg[e]nd[en] Worten gegeben: Mox de generibus et speciebus illud quidem, sive subsistant sive in solis nudis intellectibus posita sint, sive subsistentia corporalia sint an incorporalia, et, utrum separata a sensibilibus an in sensibilibus posita, et circa haec consistentia dicere recusabo; altißimum enim negotium est hujusmodi et majoris egens inquisitionis. Die hiemit v[on] Porphyr[ius] zurückgewiesene Untersuch[u]ng hatte Boethius aufgenommen (Commentar zu d[er] Isag[oge] des Porph[yrius]) u[nd] bemerkt, der v[on] Porphyr[ius] erwähnte Gegensatz der Auff[a]ß[u]ng der B[e]gr[i]ffe führe sich auf Plato u[nd] Aristoteles zurück. Plato genera et species caeteraque non modo intelligi universalia, verum etiam esse atque propter (v[ie]ll[ei]cht praeter) corpora subsistere putat; Aristoteles vero intelligi quidem incorporalia atque universalia, sed subsistere in sensibilibus putat. Dazu bemerkt Boeth[ius] noch, er wolle nicht entscheiden [,] welches die richtigere Ansicht sey. Quorum dijudicare sententias aptum esse (v[ie]ll[ei]cht me) non duxi; altioris enim est philosophiae. (Boeth[ius] Op[era omnia] bei Migne Patrol[ogia]. T[omus] 64 p. 82-86). D[ie]se Stellen pflegt man als die Quelle zu bezeichnen, aus welch[er] der G[e]g[e]nsatz zw[i]sch[en] realist[ischer] u[nd] nomi[na]list[ischer] Auffaßung der Begr[i]ffe gefloßen. Wohl nicht mit Unrecht, da Boeth[ius] u[nd] Porphyr[ius] die eig[e]ntl[ichen] Lehrbücher der artistis[c]h[en] od[er] philos[ophischen] Disciplin[en] waren. Nach dem Nominalism[us] sind die Allgem[einen] B[e]gr[i]ffe [,] z. B. Thier, Vogel, Fis[c]h, Löwe - Farbe etc. nur Gedanken od[er] Worte [,] nicht in der Realität vorhanden, da in 605 d[ie]s[e]n immer nur die Einzelwesen da sind - 602 Randbemerkung am Seitenrand [22vl]. 603 An dieser Stelle bricht der Satz ab und wird auf der folgenden Seite [23rl] nicht fortgesetzt. 604 „Gesch[ichte] d[er] Philos[ophie] d[es] Mitt[el] Alters 12“ am oberen Seitenrand [23rr]; „12“ bezeichnet den Bogen. 605 „in“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „d“. 447 nach d[em] Real[i]sm[us] sind aber die Allgemeinb[e]gr[i]ffe wirkl[ich], nicht blos v[om] Denken hervorgebracht - ja sind das eig[e]ntl[ich] Seyende, während d[ie] Einzelwesen nur das daran Theilhabende, Veränderl[iche] sind [.] - Beide Ansichten mit verschied[enen] Modifikatione[n] zur Geltung gebracht, wie wir sehen werden. 2) In d[er] früh[eren] Z[ei]t Vorherrschen d[e]s Real[i]sm[us]. Die bish[er] genannt[en] Scholast[i]ker wohl sämmtl[ich] Realisten, weil zumeist [23rl/ 23vr] abhäng[i]g v[on] d[en] K[i]rch[e]nvätern, vorzügl[ich] v[on] August[inus], die bekanntl[ich] dem Platon in d[er] Philos[ophie] mehr zuneigten als dem Aristoteles. - Wir suchen entschiedene[n,] extremen Real[i]sm[us] bei  Fredegisus  606 Scot[us] Erig[ena], da ihm ja die 2. Natur, die Idealwelt das wahre, eig[e]ntl[iche] Seyn war, die 3. Natur nur eine Scheinwelt. - Gerbert  ebenfalls  607 Realist u[nd] d[ie] Andern. Zur Zeit des 608 Anselm trat aber der Nominal[i]sm[us] entschieden u[nd] in extremer Weise auf in Roscelin, ein[em]  Canonicus  609 in Compiegne. Er war der Schüler eines gewiss[en] Johannes - der zur Z[ei]t Berengar’s gelehrt haben soll. V[on] ihm berichtet eine alte Chronik [,] er habe gelehrt, die Dialektik habe es nur mit Worten zu thun (vocibus); meinte er damit [,] die Dial[e]kt[i]k habe es nur mit den voces [,] nicht mit d[en] res zu thun, so hatte er Recht. Roscelin aber sah v[on] d[er] Dial[e]kt[i]k ab u[nd] wollte s[eine] B[e]h[au]pt[u]ng (metaphys[i]s[c]h 610 - d. h.) sachl[ich] verstanden wiss[en] u[nd] trug s[eine] B[e]h[au]pt[u]ng namentl[ich] ins Gebiet der Theologie über, anwendend sie auf di[e] Trinitätslehre. Als s[eine] Lehre üb[er] d[ie] Trinität bekannt wurde, ward er vor ein Concil zu Soissons gerufen [,] 1092 des Tritheismus beschuld[i]gt u[nd] z[um] Widerruf gezwungen. Hierauf flüchtete er nach Engll[an]d 611 , wurde aber auch v[on] hier bald vertrieben. Nach Frankr[eich] zurückgekehrt scheint er v[on] Neuem in Streit[i]gk[ei]t[e]n üb[er] die Trinität verwickelt worden zu seyn u[nd] bis Anf[a]ng d[e]s 12 [.] J[a]hrh[underts] gelebt zu haben. Ueb[er] s[einen] Nominal[i]sm[us] sind wir nur unvollkomm[en] unterrichtet. Wir kennen s[eine] Ansichte[n] eig[e]ntl[ich] nur aus s[einen] Gegnern. Alle Ueberlief[e]r[u]ng[e]n stimmen indeß darin über[e]i[n,] daß er die allgemein[en] B[e]gr[i]ffe nur Worte, nach Anselm flatus vocis nannte. So äußerl[ich] wollte er v[ie]ll[ei]cht die Sache doch nicht faßen, sond[ern] er wollte damit wohl ni[c]hts andres sagen als, sie beständen nur in Gedanken unsrer Seele, v[on] d[er] Aehnl[i]chk[ei]t der Erscheinungen hergenommen; - d[ie]se Gedanken aber seyen nur 606 Über der Zeile mit Bleistift. 607 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „nicht minder“. 608 „des“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „[*]“. 609 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „Domherrn“. 610 „onto[logisch]“ über der Zeile gestrichen. 611 Verschrieben; gemeint: England. 448 Produkte uns[erer] Seele (Abstractio[nen]) [,] denen keine äuß[ere] (obj[ective]) Realität  res  612 entspreche. Gründe des Roscelin für s[einen] Nominal[i]sm[us] erfahren wir nicht; er ließ aber das Individuum allein als Substanz gelten -  Art  613 atomist[i]s[c]h[er] Anschauung, die sich mit dem Sensual[i]sm[us] von je verbund[en] hat. Anselm bezeichnet nun näher folg[e]nde Punkte als d[ie]s[e]r Anschauungsw[ei]se d[e]s Nominal[i]sm[us] eigenthüml[ich: ]  Die Anhänger d[ie]s[e]r Ansicht halten  614 1) Die allgem[einen] (Substanzen) B[e]gr[i]ffe werd[en] für bl[o]ße Worte (Gedanken) gehalten - non nisi flatum vocis putant esse universales substantias [.] 2)  Sie u[n]ters[c]heiden  615 Eigenschaft, Beschaff[e]nh[ei]t, u[nd] Zustand werden nicht unterschieden v[on] d[er] Substanz (NB [: ] Nominal[ismus] Subst[an]z Einzeldi[n]g) [23vr/ 24rl] - colorem non aliud queunt intelligere nisi corpus, nec sapientiam hominis aliud quam animam. 3) Es wird nur mittelst sinnl[icher] Wahrnehmung erkannt u[nd] nur das so Erkannte für wirkl[ich] gehalten - ex imaginationibus corporalibus non possunt se evolvere. Nihil esse credunt nisi quod imaginationibus comprehendere possunt nec putant aliquid esse in quo partes nullae sunt. (NB [: ] D. h. d[a]s Geist[i]g[e], Einfache, Th[ei]lw[ei]se leugn[en] sie [.]) 4) Es wird  (v[on] ihnen)  616 nicht begriffen, wie mehrere M[e]nsch[e]n in der Gattung Ein Mensch seyen - quomodo plures homines in specie sint unus homo. 5) Ebendeßweg[en] wird (v[on] ihnen, d[en] Nominal[i]sten) als M[e]nsch nur der individuelle Mensch begriffen - non possunt intelligere aliquid esse hominem nisi individuum. Abälard b[e]h[au]pt[e]t, der Nominal[i]sm[us]  an  617 erkenne keine Th[ei]le an irg[e]nd einem Wirklichen - nullam rem partes habere aestimat. - Das scheint in Wid[e]rsp[r]u[c]h mit dem v[on] Anselm Bemerkten zu stehen - aber er ist nur scheinbar - denn beide Berichte sagen im Grunde d[a]ss[e]lbe; 618 ind[em] sie  v[ie]ll[ei]cht  619 sag[en] wollten - jedes Ding sey nur als solches, als concretes Ganzes zu erkennen - nicht besteh[en]d aus 1) ein[em] Allgem[einen,] 2) speziell[en] Th[ei]l[e]n [.] - Also der Nominal[i]sm[us] faßt als wahrh[a]ft seyend nur das schlechthin Einzelne (das τόδε π) wie es G[e]g[e]nst[a]nd der unmittelb[aren] sinnl[ichen] Wahrneh- 612 Über der Zeile. 613 Über der Zeile. 614 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 615 Über der Zeile mit Bleistift. 616 Über der Zeile. 617 Über der Zeile eingefügt. 618 „Entwed[er]“ in der Zeile gestrichen. 619 Über der Zeile. 449 mung ist. D[a]h[er] erscheint ihm Alles darüber hinaus Gehende, vor allem das sog[enannte] Gemeinsame der Vielen, dann aber auch ebenso Qualität u[nd] Kr[a]ft (an sich) als nicht wirkl[ich] seyend, als pures Gedankending, zu dem Wirklichseyenden nur hinzugedacht. 2) 620 Ebend[e]ßh[a]lb erscheint ihm  nur  621 das 622 sinnl[iche] Wahrnehmen als die wahre, weil als diej[enige] Erk[e]n[n]t[n]iß-Weise, wod[u]rch wahrh[a]ft Wirkliches ergriffen u[nd] z[um] Bew[u]ßts[eyn] gebracht werde. - (Ueb[er] den Conceptual[i]sm[us] später [.]) D[ie]s[e]m Nominal[i]sm[us] entgeg[en] stand nun der Real[i]sm[us] entgeg[en], der für das wahrh[a]ft Seyende das Allgemeine hält [.] - Es gibt auch hievon verschied[ene] Modifikatio[nen.] 3. Th[ei]l pantheist[ischer] Art - das Allgemeine u[nd] Eine ἕν και πᾶν. - (Eleaten, Spinoza) - Joh[annes] Scotus Erigena - Fredegisus Eine Wahrh[ei]t. - Anselm schafft den Uebergang z[um] wahren Real[i]sm[us] - später d[ie]se wahrh[a]ft gefunden u[nd] hergestellt. Bei Anselm finden sich noch manche Anklänge an eine[n] einseit[i]g[en], schroffen Real[i]sm[us] - wie er vor u[nd] nach ihm sich hie u[nd] da geltend machte.  Darst[e]ll[u]ng d[e]s Anselm. Real[i]sm[us]:  623 Als das wahrhaft Seyende in allem Wirklich[en] erkennt er die göttl[ichen] Gedanken, als welche die Dinge [24rl/ 24vr]  Nach Hasse  624 existirten, ehe sie wirkl[ich] waren (Monol[ogion] c. 33) u[nd] in Folge davon anerkennt er das vielen Einzelnen Gemeinsame, das Allgemeine, wie z. B. humanitas als an sich wirklich seyend (de fide trinit[atis] c. 5) [,] wo ausgeführt ist, der Sohn G[o]tt[e]s habe nicht einen bestimmten M[e]nsch[e]n, sond[ern] den Menschen als solchen, die menschl[iche] Natur angenomme[n]). Aber er gibt dem Nominal[i]sm[us] auch die Realität des Einzelnen zu (de fide trinit[atis] 3)  NB [: ]  625 fr[e]il[ich] mehr durch Theilnehmen am Allgemein[en] als an sich real. -  Vermeidet die Schroffh[ei]t d[e]s Real[i]sm[us] z. B. d[e]s Scot[us] Erig[ena,] d[em] das Aeuß[ere]  d[er]  626 sinnl[ichen] Welt nur Schein ist u[nd] Folge d[e]s Böse[n.]  627 Allen Dingen näml[ich] - das ist der Grund-Gedanke des Dialog’s de Veritate - kommt Wahrh[ei]t zu, insofern sie dem Allgem[einen] od[er] dem g[ö]ttl[ichen] Gedanken, dem g[o]ttgewollten Sollen entsprechen. Wollen wir d[a]h[er] die Wahrh[ei]t erkennen [,] so müßen wir uns durchaus üb[er] die sinnl[iche] Erscheinung erheben 620 Korrespondierendes „1)“ ist unauffindbar. 621 Über der Zeile. 622 „Sinnlich-Wahrnehmbare“ in der Zeile gestrichen. 623 Randbemerkung am Seitenrand [24rr] mit Bleistift. 624 Randbemerkung am Seitenrand [24vl] oben mit Bleistift dient als Quellenhinweis. 625 Über der Zeile. 626 Über der Zeile. 627 Randbemerkung am Seitenrand [24vl] mit Bleistift. 450 u[nd] werden damit sogleich in eine unsichtbare, und nichts desto weniger wirkl[iche] Welt geführt.  NB [: ] Kein Untersch[ie]d zw[i]sch[en] Allgem[einem] u[nd] d[em] Solle[n] (d[e]r Idee) [.]  628 Schon wenn wir die Dinge beurth[ei]l[e]n, wenn wir sie gut od[er] schlecht, recht od[er] unrecht, wahr od[er] falsch nennen, so setzt dieß offenbar einen Maaßstab voraus. D[ie]s[e]r ist der Zweck, die Bestimmung der Dinge. Nun ist es zwar wahr, wenn die Dinge ihrem Zweck entsprechen, bringen sie ihn zur Erscheinung, stellen sie ihn dar. Allein [,] sie können ihm auch nicht entsprechen, sie können ihm widersprechen.  NB [: ] Anselm läßt d[ie]s[e] Idealwelt  Maaßstab  629 nur in G[o]tt sey[n] - wir müß[en], ähnl[ich] denkend, d[ie]se in der M[e]nsch[en]seele eb[e]nf[a]lls suchen.  630 Unmitt[e]lb[a]r also od[er] augenfällig, handgreifl[ich] liegt er nicht in ihnen vor; eine äußere Wirkl[i]chk[ei]t hat er nicht. Dennoch muß er  (Zweck)  631 ein Wirkliches seyn; denn wie könnten wir sonst die Dinge darauf beziehen, darnach beurth[ei]l[e]n? Eine bloße Erfind[un]g des Denkens kann er also auch nicht seyn; er muß zu den Dingen, wie die Dinge zu ihm ein V[e]rh[ä]ltn[i]ß haben, also ein objectiv Wirkliches seyn. Und so hätten wir also ein Seyn, welches wirklich  real  632 ist, objectiv wirkl[ich] ist, ohne äußerl[ich] wirkl[ich] zu seyn, eine Realität [,] welche Realität ist, ohne in die Sinne zu fallen; eine für das Denken u[nd] doch nicht du[r]ch das Denken  (Nominal[i]sm[us])  633 existirende Wirkl[i]chk[ei]t.  NB [: ] Entspricht nicht vollständ[i]g der Idee - da au[c]h d[a]s Allgem[eine] damit verwechselt wird [.] -  634 Anselm hat das Wort Idee nicht, aber es liegt s[einer] Auff[a]ß[u]ng zu Grunde; es ist die Platonische Idee [,] welche ihm vorschwebt, wenn er vom  Debere  635 Sollen der Dinge redet. Eine doppelte Seite also ist an den Ding[en] zu unterscheiden: eine äußere, die Erscheinung, u[nd] eine innere  (  636 die Idee  )  637 [,] das Sollen, welchem sie dienen. D[ie]s[e]s Sollen bleibt nun (natürl[ich]) das Eine u[nd] selbe, während die Erscheinung wechselt, also eine vielu[nd] manichfache ist, das Sollen ist mithin das Allgemeine, die Erscheinung das Individuelle.  NB [: ] Das ideale  metaphys[i]sch  638 Allgemeine [,] nicht das  logisch-ontologisch  639 abstract Allgemei- 628 Randbemerkung am Seitenrand [24vl] mit Bleistift. 629 Über der Zeile. 630 Randbemerkung am Seitenrand [24vl]. 631 Über der Zeile mit Bleistift. 632 Über der Zeile. 633 Über der Zeile mit Bleistift. 634 Randbemerkung am Seitenrand [24vl] mit Bleistift. 635 Über der Zeile. 636 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 637 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 638 Über der Zeile mit Bleistift. 639 Über der Zeile mit Bleistift. 451 ne [.] -  640 D[a]h[er] könne jeder das wahre Wesen  Innere  641 der Dinge Denkende u[nd] Erkennende nur Realist sey[n]. [24vr/ 25rl] 642  Nach Hasse p. 108ff. II.  643 Nach Anselm gibt es also gar kein Seyn, welchem nicht ein Zweck, ein Sollen zu Grunde liegt. - Und wahrhaft ist ihm nur, was so ist, wie es seyn soll; was nicht so ist, was in falscher Weise, was böse ist, ist auch eig[e]ntl[ich] nicht. Alles 644 Seyn ist also gedankenhaft 645 [,] d. h. schließt die B[e]z[ie]h[u]ng auf einen Gedanken (NB [: ] Idee) in sich, der durch dass[e]lbe zur Erscheinung kommen will; zwar auch nicht zur Erscheinung allenfalls komm[en] 646  kann  647 , aber darum doch die Tendenz bleibt sich in Erscheinung zu setzen u[nd] so also der Grund der Erscheinu[n]g ist, mag auch d[ie]se ihm widersprechen. Denn so weit sie ihm widerspricht, geht ihr eben das eig[e]ntl[ich] wahre Seyn ab, od[er] ist 648 sie bloße Erscheinung [,] d. h. Schein des Seyns, ohne wirkl[iches] Seyn, weil das wirkl[iche] (NB [: ] wahre) Seyn, das mit seinem Gedanken (Zwecke) identische ist.  D[a]h[er] auch eine dopp[elte] Erfahr[u]ng mögl[i]ch  (de Veritate c. 3. 6.11)  649 [,] die sinnl[iche] u[nd] sittl[iche] u[nd] eine doppelte Wahrh[ei]t zu unterscheid[en] ist [,] die blos sinnl[iche] u[nd] die wahre, welche d[u]r[c]h d[en] Geist allein erkan[n]t wird. NB [: ] Das Allgemei[ne] u[nd] Ideale ist noch nicht ausgeschied[en] v[on] Ans[elm].  650  Das Denk[en] aber gewinnt au[c]h für sich nicht ohne Weiters [.] NB [: ] D[ie]s[e]s Wese[n] - der Maaßstab ist ih[m] gegeben (i[n] d[er] G[o]tt[e]sidee) [.] Das D[en]k[en] schafft d[ie]se Erk[enn]t[n]iß, d[a]s Wes[en] ni[c]ht [.] -  651 Hierin liegt nun für Anselm auch die Mögl[i]chk[ei]t einer wirkl[ichen] Erkenntn[i]ß (NB [: ] einer philos[ophischen]); denn eben weil alles Seyn auf einem Gedanken ruht 652 od[er] einen Gedanken (NB [: ] Idee) zu s[einem] innern Kerne hat, welcher durch dass[e]lbe hindurch scheint, ist es dem Denken 653 zugänglich, für d[a]s Denken durchsichtig u[nd] so entsteht wahre Erk[e]nntn[i]ß: Denn damit d[ie]se entst[e]ht [,] darf d[a]s Denken nicht reines, abstractes Denken, od[er] reine Beweg[u]ng in sich [seyn,] sond[ern] Hinüberbeweg[un]g in das Seyn, Erfaßung eines 640 Randbemerkung am Seitenrand [24vl] mit Bleistift. 641 Über der Zeile. 642 „Gesch[ichte] d[er] Philos[ophie] d[es] Mitt[el] Alters 13“ am oberen Seitenrand [25rr]; „13“ bezeichnet den Bogen. 643 Über der Zeile, dient als Quellenhinweis. 644 „Alles“ ersetzt durch Überschreibung mit Bleistift ursprüngliches „Also“. 645 „(NB“ in der Zeile gestrichen. 646 „komm[en]“ ersetzt durch Überschreibung mit Bleistift ursprüngliches „kommt“. 647 „kann“ über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 648 „ist“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „s“. 649 Über der Zeile. 650 Einfügung am Seitenrand [25rr]. 651 Randbemerkung am Seitenrand [25rr] mit Bleistift. 652 „ruht“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „beruht“. 653 „möglich“ in der Zeile gestrichen. 452 Objectes, Durchdring[un]g d[e]ss[e]lb[en]; es hat also nicht in sich, sond[ern] in der Erk[e]nntn[i]ß (d[e]s Obj[ects]) seinen Zweck. [(] NB [: ] Also kein Construir[en] à priori.)  Wenn man das ideale Moment in alle[n] Naturding[en] u[nd] Natur Vorgängen erfaßt, dann gewinnt man philos[ophische] Naturerk[e]n[n]t[ni]ß [.] Wie weit d[ie]se schli[e]ßl[ich] mit der empiris[c]h[en] wieder zusamm[en] fällt [,] ist noch ungewiß.  654 Die Erk[e]nntn[i]ß ist concretes, sachl[iches] Denken, u[nd] wie das wahre Seyn gedankenhaft, so ist d[a]s wahre Denken wesenhaft.  NB [: ] Das gilt v[om] empirisch[en], wie philos[ophischen] Denken [.]  655 Um d[ie]s[e]s aber zu seyn, darf es nicht bei der Oberfläche stehen bleiben, sond[ern] es muß v[om] Aeußern in’s Innere, v[on] d[er] Erscheinu[n]g zu der Idee vordringen, also vom Einzelnen zu dem Allgemeinen sich erheben. So stellt sich d[ie] Bedeut[u]ng des Real[i]sm[us] 656 in ihrem vollen Umfange heraus: Alle Objectivität,  u[nd]  657 das heißt: alle Wahrh[ei]t des Denkens hängt v[on] ihm ab. Denn das Denken unterscheidet sich gerade d[a]d[u]rch v[on] d[er] Vorstell[u]ng, daß es nicht mit dem Einzelnen, sond[ern] mit d[em] Allgemeinen zu thun hat. Ist nun dieß nichts Wirkliches, ist es eine bloße Fiction, so verliert auch das Denken allen Werth; denn v[on] ein[em] Erkennen kann dann nicht mehr die Rede seyn, sond[ern] höchstens v[on] einem Wahrnehmen, 658 NB 1) [: ] Richt[i]g ist, daß die Mögl[i]chk[ei]t d[e]s D[en]k[en]s des Allgem[einen] nicht mehr recht einzuseh[en] ist, wenn blos d[a]s Sinnl[iche] Ei[n]zelne erkannt werd[en] kann u[nd] alle logis[c]h[en] Operatio[nen] w[e]rd[en] allerdi[n]gs problematisch; - wenn man indeß davon auch abseh[en] u[nd] d[ie] B[e]gr[i]ffe nur als passende Vereinfachu[n]gs[-] u[nd] Hülfsmittel anseh[en] würde, das doch trotz der Unrealität Di[en]ste thu[e.] - Die höhere Wahrh[ei]t ginge verlor[en]. NB 2)  Insbes[ondere]  659 müßen wir 660 sag[en]: Alle Wahrh[ei]t des philos[ophischen] Denkens hängt davon ab, denn gibt es außer der e[m]pirisch[en], sinnl[ich] wahrn[e]h[m]bar[en] Wirkl[i]chk[ei]t keine höhere mehr - u[nd] wir red[en] u[nd] d[en]k[en] b[e]stä[n]d[i]g fals[c]h, wenn wir an höh[erer] Wahrh[ei]t Alles meß[en]. Wir dürft[en] [n]i[c]ht [me]hr sag[en]: das ist wahr - s[on]d[ern] höchst[en]s v[e]rgl[e]i[c]h[un]gsw[ei]se red[en] u[nd] sag[en], das ist wahrer - als d[a]s andere, näml[ich.] - Aber au[c]h di[e]ß wäre [n]i[c]ht mögl[i]ch, au[c]h zu d[ie]s[em] Co[m]parativ: wahrer, schöner etc. bedürf[en] wir ein Positiv, wir könne[n] so[n]st gar [n]i[c]ht dahin, so zu urth[ei]le[n].  Schöner ist doch auch 654 Randbemerkung am Seitenrand [25rr] mit Bleistift. 655 Randbemerkung am Seitenrand [25rr] mit Bleistift. 656 „dar“ in der Zeile gestrichen. 657 Über der Zeile. 658 „u[nd] da fragt sich“ in der Zeile gestrichen. 659 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „Dahin indeß“. 660 „das [*], daß wir“ in der Zeile gestrichen. 453 schön, wahrer doch auch wahr. Waru[m] k[ein] wie 661 zu schö[n] u[nd] wahr [? ] -  662  663 [25rl/ 25vr] Sollen u[nd] Seyn (NB [: ] Wie wir sag[en] würd[en,] Idee u[nd] Wirklichk[ei]t, ideale u[nd] empirische Wahrh[ei]t) fallen nicht zusammen in den Dingen. Das Seyn ders[e]lb[en] erschöpft das Sollen nicht, auch wenn es ihm entspricht, u[nd] 2. behält es fortwährend die Möglichk[ei]t des Anderswerdens an sich, ist ein Veränderliches [,] während das Sollen ein Unveränderliches [.]  NB [: ] Das Sollen ist auch Seyn in den Dingen, wenigst[en]s der Pot[en]z nach - jedes 664 Ding hat seine Idee, sein Soll[en] als Potenz immanent, in sich u[nd] hat die Aufg[abe,] sie zu realisiren, in Actualitaet überzusetzen [.] - Nominal[i]sm[us] u[nd] Real[i]sm[us] sind hier vereinigt - od[er] noch mehr - nicht blos das Allgem[eine] u[nd] B[e]sondere, sond[ern] sogar Idee u[nd] Wirkl[i]chk[ei]t [.] - Denn d[a]s Allgemeine ist nicht id[en]tisch geradezu mit Idee. (Mit d[em] Allgem[einen] hat d[ie] Logik u[nd] Ontologie zu thun, mit den Idee[n] die Metaphysik [,] die Philosophie κατ’ ἐξοχην.) -  NB zu ob[en]  665 Das Allgemeine (Universale) u[nd] die Idee sind nicht geradezu identisch [.] - Das Allgem[eine,] z. B. Genus [,] kann sich realisirt hab[en] ganz [,] d. h. nach all[en] wes[en]tl[ichen] Mome[n]t[en] in ein[em] Thier, denn fehlte eines, so wäre es nicht mehr Thier u[nd] fiele nicht mehr unter den Allgemeinbegriff - aber das Thier kann doch trotz d[ie]s[e]r wese[n]tl[ichen] Mome[n]te, trotz d[ie]s[e]s realisirt[en] allg[eme]i[nen] B[e]gr[i]ffs: Thier, doch der Idee Thier gar nicht entsprech[en], ganz unvollkomm[en] sey[n].  666 In soweit nun Alles, was ist, seinem Sollen entspricht, schreibt Anselm auch dem Seyn der Dinge Wahrh[ei]t zu od[er] läßt es vielmehr an der höchsten Wahrh[ei]t participiren  die ihr doch mehr 667 NB [: ] G[o]tt imma[nen]t  668 , indem es dies[e]lbe nach Außen manifestirt, zur Erscheinung bringt; nur ist diese, die höchste Wahrh[ei]t, die schöpferische causale, jene die geschaffene, gewirkte, bedingte [.] Aber d[ie]se gewirkte, bedingte Wahrh[ei]t ist selbst wieder die bedingende, zeigt er (c. 10) für die Wahrh[ei]t des Denkens, des menschlich[en] näml[ich]. Denn d[ie]s[e]s ist allerdings zunächst nur Denken, nicht Seyn od[er] Schaffen, wie das g[ö]ttl[iche] Denken; es ist näher Nach-Denken, Wieder-Denken, abbildendes Denken, des g[ö]ttl[ichen] Denkens (NB [: ] d. h. Prüfen an d[er] g[ö]ttl[ichen] Idee, denn die Dinge  selbst  669 661 Lesart unsicher. 662 Unter der Zeile mit Bleistift ergänzt. 663 Randbemerkung am Seitenrand [25rr]. 664 „Idee“ in der Zeile gestrichen. 665 Vor und über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 666 Randbemerkung am Seitenrand [25vl]. 667 Lesart unsicher. 668 Über der Zeile mit Bleistift. 669 Über der Zeile. 454 werd[en] v[on] ihr[em] Sey[n] aus abgebildet, als Vorst[e]ll[u]ng[en] aufgenomm[en] aus der Wirkl[i]chk[ei]t).  NB  670 III [.] Anselm’s Gotteslehre. a) Vom Wesen u[nd] den Eigenschaften G[o]tt[e]s. Als  Eine  671 höchste Wahrh[ei]t 672 gilt Anselm Gott; er d[a]h[er]  ihm  673 auch der höchste Erklär[u]ngs-Grund alles Seyns u[nd] Denkens. An ihm hat d[a]h[er] die menschl[iche] Wissensch[a]ft ihren höchsten G[e]g[e]nst[a]nd; erst v[on] ihm aus kann sie die Dinge u[nd] kann sie sich selbst begreifen. (NB [: ] Wie Alles aus d[er] Seele geschriebe[n]). Dahin also richtete sich vor Allem Anselm’s Spekulation, Gott wiss[e]nsch[a]ftl[ich] zu erkennen. Er that dieß zuerst in s[einem] Monolog[ion] (Exemplum meditandi de ratione fidei) [,] s[einer] erst[en] theolog[ischen] u[nd] auch reifst[en] Schr[i]ft. Sie gilt als theolog[isches] Syst[em] im Kleinen; als Versuch d[ie] ch[ri]stl[iche] G[o]tt[e]slehre wiss[e]nsch[a]ftl[ich]  systemat[isch]  674 darzustell[en]. - Es will Gottes Wesen denkend erforschen ohne alle Zuhülfenahme der Geschichte - d[ie]se Aufg[abe] stellte sich die Scholastik - insofer[n] beginnt sie mit d[em] Mon[o]l[ogion.]  NB [: ] Hier beginnt m[it] Abweich[un]g v[on] Anselm. - D[a]s Monolog[ion] ist der Anf[a]ng der spät[eren], ungeschichtl[ichen] Metaphysik. -  675 [25vr/ 26rl] Das Einzelne kommt allerdings schon (insgesammt)  vereinzelt  676 bei d[en] früh[eren] Vätern vor, aber in d[ie]s[er] Absicht, d[ie]s[e]m Zusammenh[a]ng z[um] Erstenmale bei Anselm.  NB [: ] Als Urheb[er] des Rational[i]s[mus] od[er] d[er] theol[ogia] naturalis kann Ans[elm] doch nicht b[e]zeich[ne]t w[e]rd[en] - denn [n]i[c]ht die rei[n] natürl[iche,] s[on]d[ern] die histor[isch], d[ie] ch[ri]stl[ich] gebildete V[e]r[n]u[n]ft läßt er thät[i]g sey[n.]  677 Gottes Wesen (Essentia) ist G[e]g[e]nst[a]nd des W[e]rkes. Was ist G[o]tt? Hierauf soll Antw[ort] werden. Das Allgemeinste, was sich auf d[ie]s[e] Frage erwiedern läßt [,] ist, daß Gott das Absolute sey. Allein [,] was sagt d[ie]s[e]r Ausdruck u[nd] wie gelangt man zu d[ie]s[e]m Begriff? Damit b[e]schäft[i]gt sich nun Ans[elm] zuerst. 670 Unter der Zeile mit Bleistift, ohne weiteren Text. 671 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „letzte“. 672 „alles S[e]yns u[nd] Denkens“ in der Zeile gestrichen. 673 Über der Zeile. 674 Über der Zeile. 675 Randbemerkung am Seitenrand [25vl]. 676 Über der Zeile, möglicherweise als Ersatz für in der Zeile eingeklammertes „insgesammt“. 677 Randbemerkung am Seitenrand [26rr] mit Bleistift. 455 Am ehesten, s[a]gt er [,] läßt sich der B[e]gr[i]ff des Absoluten an dem des höchst[en] Gutes sich entwickeln. Denn wenn Sinn u[nd] Vernunft uns eine unzählige Menge v[on] Gütern zeigen, so müßen wir uns doch fragen, ob denn alle d[ie]se Güter für sich od[er] ob sie durch ein gemeinsames Gut, welches ihnen zu Grunde liegt, Güter seyen. Nun ist jedes der Dinge, die wir als Güter betrachten, nur b[e]z[ie]h[u]ngsw[ei]se  ein  678 Gut, das eine in d[ie]s[e]r, das andre in jener B[e]z[ie]h[u]ng; denn wenn es auch außer den Dingen, welche wir um eines andern willen od[er] ihres Nutzens wegen begehren, solche gibt, die wir um ihrer selbst willen od[er] ihrer innern Schönh[ei]t wegen begehren (propter honestatem), so sind doch auch d[ie]se verschieden, also immer nur in Einer b[e]stimmt[en] B[e]z[ie]h[u]ng Güter, laßen also auch eine Vergleich[u]ng unter sich zu, sind mehr od[er] minder Güter. Alles aber, was nur b[e]zieh[u]ngsod[er] vergleich[u]ngsweise od[er] relativ ist, was es ist, setzt einen gemeinsame[n] Maaßstab voraus, woran d[ie]se Relativität gemessen w[e]rd[en] kann, u[nd] der kann nicht das seyn, was in den Verschiedenen verschieden, sond[ern] was das Eine u[nd] Selbe an ihnen ist. Alle Güter setzen also Ein Gut voraus, welches das Gut ist u[nd] das heißt: welches an u[nd] für sich od[er] durch sich selbst Gut ist, während alle andern es erst durch dieses Gut 679 sind, u[nd] dieß Eine Gut, welches an u[nd] für sich Gut ist, wird dann auch das höchste Gut seyn, weil es eben nicht relativ, sond[ern] absolut Gut ist. D[ie]s[e]r selbe B[e]gr[i]ff wird c. 2 auch an d[er] Größe entwick[e]lt - nicht an d[em] B[e]gr[i]ffe der äußern od[er] räuml[ichen], sond[ern] an der inn[e]rn Größe - 680 Hoheit od[er] Erhabenh[ei]t. Es muß ein absolut Hohes od[er] Höchstes geben, weil alles Andere Hohe u[nd] Große dieß nur relativ 681 ist, also nicht durch sich selbst, sond[ern] nur d[u]rch ein an u[nd] für sich Erhabenes erhaben seyn kann.  ?  682 Ferner zeigt dieß Anselm an d[em] B[e]gr[i]ffe des Seyns. Alles, s[a]gt er, was ist, kann nur durch Etwas od[er] Nichts seyn;  ?  683 [26rl/ 26vr] die letztere Mögl[i]chk[ei]t fällt aber v[on] selbst gleich weg, denn Etwas kann nicht durch Nicht- Etwas seyn; alles also [,] was ist, ist durch Etwas. D[ie]s[e]s Etwas nun kann nur Eines seyn. Denn gesetzt, es wäre eine Mehrh[ei]t, so müßte man entwed[er] d[ie]se Mehreren selbst wieder v[on]  einem  684 Einen 685 ableiten, u[nd] dann wäre dieß, nicht die Mehreren, das, wodurch Alles ist; oder aber man müßte die Mehreren durch 678 Über der Zeile. 679 „es“ in der Zeile gestrichen. 680 „od[er]“ in der Zeile gestrichen. 681 „sind“ in der Zeile gestrichen. 682 Am Seitenrand [26rr] mit Bleistift. 683 Am Seitenrand [26rr] mit Bleistift. 684 Über der Zeile. 685 „Einen“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „Einem“. 456 sich selbst gesetzt seyn laßen, u[nd] dann würde doch sogleich wieder eine Einheit sich ergeben, näml[ich] die Macht od[er] Kraft, durch sich selbst zu seyn, u[nd] die wäre dann principieller, jene nur abgeleiteter Weise durch sich selbst, immer also, wäre eine Einh[ei]t das, wodurch Alles ist; od[er] endl[ich] man könnte die Mehreren durcheinander seyn laßen, dieß hieße aber soviel als behaupten, daß etwas durch das sey, welches durch es, das Setzende, ist. Ueberall also ergibt sich die Nothw[e]nd[i]gk[ei]t, daß es eine Einheit, ein Eines sey, wodurch Alles ist. Dieß Eine nun kann nur durch sich selbst seyn, denn alles Andere ist eben durch es. Und da nun das abhäng[i]g[e] Seyn jedenf[a]lls das geringere ist gegen das unabhäng[i]ge, so muß das Seyn, welches durch sich selbst ist, während alles Andere [,] was ist, durch dasselbe ist, das absolute Seyn seyn. Giebt es also ein relatives Seyn, dann auch ein absolutes.  Er sucht also darzuthun, daß d[a]s Absolute die nothw[e]nd[i]ge Voraussetz[u]ng des Relativen sey.  686 Auf dasselbe Resultat führt, (z[ei]gt Ans[elm] c. 4) die Betracht[u]ng der Relativität, welche unter den Wesen (naturis) stattfindet. D[ie]se bilden eine Stufenleiter, in welcher jede Stufe, die eine andere unter sich hat, doch auch wieder eine über sich hat. Nun ist es aber ein unerträglicher Gedanke, daß d[ie]se Stufenleiter in’s Endlose fortlaufe (nullo fine claudatur). Mit Recht schließt man also auf ein Wesen, welches alle andern in der Art unter sich hat, daß es keines über sich hat. D[ie]s[e]s höchste Wesen kann aber nur Eines seyn, weil, wenn man auch mehrere höchste Wesen statuirt 687 , doch die höchste Wesenheit selbst nur Eine bleibt; u[nd] da fragt es sich, ob d[ie]se höchste Wesenh[ei]t etwas Anderes seyn kann, als die höchsten Wesen selbst, falls d[ie]se sich unter einander gleich sind, wie man doch annehmen muß, wenn sie eben die höchsten Wesen seyn sollen. Ist die höchste Wesenheit etwas Anderes als die höchsten Wesen, dann ist sie eben das Höhere gegen diese u[nd] diese also sind nicht mehr die höchsten Wesen. Ist sie nichts Anderes als die höchsten Wesen, nun, so schwindet in dem höchsten Wesen, welches dann die höchsten Wesen sind, von selbst jede Pluralität. Kurz [,] d[a]s höchste Wesen kann nur Eines sey[n]. [26vr/ 27rl] 688 Und dieß Eine höchste Wesen muß durch sich selbst seyn [,] was es ist, weil alle Andern Wesen  es  689 erst durch dass[e]lbe sind. Das Resultat ist also: es muß ein Gut, eine Größe, ein Seyn, ein Wesen geben, welches durch sich selbst u[nd] durch welches alles Andere ist, d. h. es muß ein Absolutes geben. D[ie]s[e]s Resultat wird nun c. 6-14 näher bestimmt, d. h. es wird untersucht, wie das Seyn d[ie]s[e]s Absoluten durch sich u[nd] alles Andere durch dass[e]lbe zu den- 686 Randbemerkung am Seitenrand [26vl]. 687 „statuirt“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „statuirte“. 688 „Gesch[ichte] d[er] Philos[ophie] d[e]s Mitt[el] Alters 14“ am oberen Seitenrand [27rr]; „14“ bezeichnet den Bogen. 689 Über der Zeile. 457 ken ist. Es wird die Aseitas  G[o]tt[e]s  690 betrachtet im Unterschiede v[on] d[er]  Creatur  691 . Dabei wird dann der Schöpf[u]ngsbegr[i]ff erörtert u[nd] das V[e]rh[ä]ltn[i]ß der Schöpf[u]ng zu G[o]tt. - Die Schöpf[u]ng ist aus Nichts [,] d. h. ex nulla materia [,] was sagen will: Die Schöpf[u]ng ist aus dem Nichtseyn in’s Seyn getreten, wobei (G[o]tt) d[a]s Absolute sich nicht als Stoff (aus dem emanirt) [,] sond[ern] als bewirkende Ursache, als schöpferische Kraft sich verhalten hat. Obwohl aber die Welt geschaffen ist, so ist sie doch in Gott ewig, sie hat in G[o]tt  Absolut[er]  692 eine ideelle Präexistenz. Setzt aber das Daseyn der Welt eine ideelle Präexistenz, ein Enthaltenseyn in ihr[em] Grunde  d[em] Absolut[en]  693 voraus, so kann dieß in nichts Andern 694 bestehen als in dem Gedanken, im Worte ders[e]lb[e]n [,] d. h. in der schöpferis[c]h[en] Conception ihres Inhalts v[on] Seite des Absoluten selbst. Und d[ie]s[e]r Gedanke, dieß innerste Wort des Absoluten (c. 12) kann nichts Anderes seyn, als das Absolute selbst, weil dieß eben durch sich das schaffende Wesen ist.  NB  1)  695 Anklänge an Joh[annes] Scot[us] Erig[ena]. - Das ew[i]g[e] g[ö]ttl[iche] Wort vom Schöpf[u]ngswort nicht strenge geschieden.  696 D[ie]s[e]s schöpferische Wort ist nicht Abbild, sond[ern] Urbild der 697 Dinge, das Original, ja die Sache selbst; u[nd] die Dinge sind nur die Abbilder, der Reflex der Sache. Die Wandelbark[ei]t der Dinge involvirt  d[ie]s[e]n  698 durchaus nicht die Wandelbark[ei]t des schaffenden Wortes; d[ie]s[e]s bleibt vielmehr das unwandelbare Wesen, die Wahrh[ei]t der Dinge, während Wechsel u[nd] Wandel auf die Seite der Dinge fallen, da d[ie]se Abbilder dem Urbilde sich nur nähern können, also ein Veränderliches bleiben. (c. 33)  NB 2  699  NB  2  700 Nun ist bei d[ie]s[em] streng[en] Real[i]sm[us] nicht erklärt, wie denn d[ie]se wirkl[ichen] ird[i]s[c]h[en] (realen) Dinge geword[en] s[e]ye[n] als Abbilder? - Anselm läßt die Ideen selbst auch nicht eig[e]ntl[ich] in den Weltproceß eingehen, sond[ern] nur darüber schweben [.] - D[a]her 1 u[nd] 2 sind Mängel d[ie]s[e]r S[c]höpf[u]ngslehre. - Der g[ö]ttl[iche] Gedanke ist also nicht selbst realisirt in d[er] Schöpf[un]g [.] D[a]h[er] ist nicht der 690 Über der Zeile. 691 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „Göttlichen“. 692 Über der Zeile. 693 Über der Zeile. 694 Verschrieben; gemeint: Anderm. 695 In der Zeile eingefügt. 696 Randbemerkung am Seitenrand [27rr]. 697 „der“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „d[+++]“. 698 Über der Zeile. 699 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 700 In der Zeile eingefügt. 458 realisirte g[ö]ttl[iche] S[c]höpf[un]gsged[an]ke od[er] Wort [,] s[on]d[ern] nur ein Abbild davon [.] -  701 Mit dems[e]lb[en] Wort [,] mit dem G[o]tt die Schöpf[u]ng spricht, spricht er auch (sein Wesen) sich selbst; - es ist nur Ein Wort [,] mit dem er sich u[nd] mit dem er die Creatur spricht.  NB 3  702  NB [: ]  3)  703 Man sieht, daß es hienach nicht mehr mögl[i]ch ist [,] die g[ö]ttliche Idee v[on] d[er] Welt selbst in der Welt zu realisir[en] u[nd] i[n] den Weltproceß eingehen zu laß[en.] - Es wäre da Panth[ei]sm[us] unvermeidl[ich]. - Allein [,] d[ie] Welt ist dann eben auch in d[em] Stoffe u[nd] d[en] Formen kein g[ö]ttl[icher] Gedanke eig[e]ntl[ich] realisirt. - Zwar sucht er die Schwi[e]r[i]gk[ei]t zu lös[en] -  704 - Aber wie [ist] es mögl[i]ch, d[a]ß so verschiedene Dinge, wie die Welt, mit dems[e]lb[en] Worte gesproch[en], mit dems[e]lb[en] Gedanken befaßt werd[en], zumal d[ie]s[e]r Gedanke mit dem schaffend[en] Seyn gleich ewig, das geschaffen[e] (Seyn) aber erst in der Zeit entsteht? - Man muß bedenken, erwiedert Anselm, daß d[a]s geschöpfl[iche] Seyn, ein [27rl/ 27vr] Anderes 705 in s[einem] Grunde, ein Anderes ist, wenn es aus dem Grunde herausgetreten u[nd] nun in sich selber ist.  NB [: ] Es ist aber hier nicht gesagt, daß u[nd] ob das geschöpfl[iche] S[e]y[n,] insofern es in sich selber ist, die  g[ö]ttl[iche]  706 Idee, w[e]nigst[en]s als Potenz auch realiter in sich schließt [.]  707 In der  Ursache  708 ist die  Wirkung  709 noch 710 nicht 711 Wirk[u]ng; dieß wird sie erst, wenn sie v[on] d[er] Ursache heraustritt, also sich besondert. In d[er] Ursache fällt sie mit der Ursache selbst zusammen; zw[i]s[c]h[en] beiden läßt sich da gar nicht unterscheid[en] (B[e]isp[iel] zw[i]s[c]h[en] Kunstw[e]rk im G[e]d[an]k[en] d[e]s Künstlers u[nd] ausgeführt.) NB [: ] D[a]g[e]g[en] ist nichts zu sagen. Das geschöpfl[iche] Seyn in s[einem] Grunde [,] d. h. in dem s[c]höpf[er]isch[en] Denken od[er] Worte des Absolut[en] Geistes, ist d[i]eß Wort u[nd] Denken selbst; da ist es also noch gar nicht Ges[c]höpf, sond[ern] schaffendes Princip, folgl[ich] auch nichts Zeitliches, sond[ern] Ewiges, nichts Werdendes, sond[ern] ein Seyendes. Aber aus dem Worte herausgetreten, (gleichsam auf d[ie] eign[e]n Füße gestellt) wird es allerdings d[ie]s[e]s schlechthi[n] Andere dem absolut[en] Seyn gegenüber, näml[ich] d[ie]s[e]s schwank[en]de Werden, das immerfort sein ursprüngl[iches] 701 Randbemerkung am Seitenrand [27rr]. 702 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 703 Unter der Zeile mit Bleistift. 704 Randbemerkung am Seitenrand [27rr]. 705 „ist“ in der Zeile gestrichen. 706 Über der Zeile. 707 Randbemerkung am Seitenrand [27vl]. 708 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „Wirk[u]ng“. 709 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „Ursache“. 710 „gar“ in der Zeile gestrichen. 711 „Ursache“ in der Zeile gestrichen. 459 Nichtseyn in sich trägt u[nd] insofern nur ist, als es jenem seinen wahrhaft[i]g[en] Seyn nach u[nd] nahe kommt. Hält man d[ie]s[e]n Unt[e]rsch[ie]d fest, so ergibt sich, wie unbedenkl[ich] b[e]h[au]pt[e]t werden kann, d[a]ß der absolute Geist mit dems[e]lb[en] Worte, mit welchem er sich denkt u[nd] spricht, auch d[ie] Schöpf[u]ng denkt u[nd] spricht. In d[em] Worte b[e]st[e]hen u[nd] leben demnach auch die Dinge, mögen sie zeitl[ich] existir[en] od[er] nicht; - u[nd] wie sie im Worte b[e]steh[en] u[nd] leben, so denkt [,] d. h. setzt sie nicht nur, sond[ern] weiß sie auch fort u[nd] fort der absolute Geist (NB [: ] D[ie] Welt existirte also für ih[n] nur als Idealwelt, er wüßte v[on] d[er] wirkl[ichen] nichts) [,] denn sein Wissen ist nur die Continuation seines Denkens.  NB [: ] Immer bleibt d[ie] Idealwelt (d[a]s Wort) u[nd] d[ie] wirkl[iche] Welt unvermittelt u[nd] d[a]s V[e]rh[ä]lt[n]iß zw[i]s[c]h[en] beid[en] ist nicht klar.  712  G[o]tt behält d[en] Ged[an]k[en], die Wahrh[ei]t d[e]r Welt in sich - woher soll d[ie] Welt Wahrh[ei]t nehme[n? ]  713 Und dieß ist es, bemerkt Ans[elm] weiter, was den ungeheu[ren] Unterschied macht zw[i]s[c]h[en] dem Denken u[nd] Wissen des absolut[en] G[ei]st[e]s u[nd] dem des endlichen. D[a]s m[e]ns[c]hl[iche] Denken ist immer nur reproductiv, nur ein Abbild[en] deßen, was faktisch schon ist u[nd] ein Unvollkommenes, weil jedes Abbild hinter der Sache [,] d. h. hinter der Wirkl[i]chk[ei]t zurückbleibt, da es eben nur Bild ist.  Es ist kein Ernst mit d[er] Geschichte gemacht.  714 D[a]s g[ö]ttl[iche] Denken d[a]g[e]g[en] ist schaffendes [,] d. i. wirkendes Denken, u[nd] das g[ö]ttl[iche] Wiss[en] reales [,] d. h. die Sache selbst enthaltendes Wissen u[nd] d[a]s fakt[i]sche Seyn der Dinge in sich verhält sich zu d[ie]s[e]m ihren 715 wahren 716 Seyn ganz ebenso als ein Abbild [,] als ein unvollkom[menes] Abbild, wie d[a]s menschl[iche] Denken u[nd] 717 Wissen zu ihrem Seyn in sich selbst. -  NB [: ] Dieses str[en]ge genomm[en,] müßte die Welt, ihr[em] wahr[en] Wes[en] nach [,] ein G[o]tt s[e]y[n] (wie b[e]i Scot[us] Erig[ena]) [.]  718  NB [: ] Die Welt muß viel[me]hr als wirkl[icher,] realisirt[er] G[o]tt[e]sg[e]d[an]ke - [n]i[c]ht als bl[o]ß[e]s Abbild [,] als Schein d[e]s G[o]tt[e]sg[e]d[an]k[en]s betr[ac]htet w[e]rd[en].  719 Von d[en] g[ö]ttl[ichen] Eigenschaften bei der näh[eren] B[e]stimmung d[e]s g[ö]ttl[ichen] Wesens b[e]schäft[i]g[en] d[en] Ansel[m] im Monolog[ion] vorzügl[ich] zwei, nä[m]l[ich] [27vr/ 28rl] Ewigk[ei]t u[nd] Allgegenwart. - Insb[e]s[ondere] die Allgeg[e]nw[a]rt scheint nicht mögl[ich] zu seyn, denn betrachten wir 712 Randbemerkung am Seitenrand [27vl]. 713 Randbemerkung am Seitenrand [27vl] mit Bleistift. 714 Randbemerkung am Seitenrand [27vl] mit Bleistift. 715 Verschrieben; gemeint: ihrem. 716 „Abbild“ in der Zeile gestrichen. 717 „Seyn“ in der Zeile gestrichen. 718 Randbemerkung am Seitenrand [27vl] mit Bleistift. 719 Randbemerkung am Seitenrand [27vl] mit Bleistift. 460 z. B. d[en] Raum, so find[en] wir Raum u[nd] Raum so geschieden, daß jede Räumlichk[ei]t nur auf sich selbst bes[c]hränkt ist [,] d. h. daß das, was eine[n] bestimmt[en] Raum erfüllt, zu der Einen u[nd] selb[en] Zeit auch nur d[ie]s[e]n u[nd] keinen andern erfüllt. Mit d[en] Räumen sondern sich also auch ihre C[+++] zu einzeln[en] Ganzen für sich, so d[a]ß jedes dieß b[e]stimmte Ganze nur inner- [,] nicht zugleich außerhalb seines Raumes seyn kann. Nehmen wir also an, daß das Absolute als Ganzes zu einer u[nd] selben Zeit in allen einzelnen Räumen sey, so entstehen so viel Absolute als einzelne Räume sind; was sich selbst aufhebt. Gesetzt aber, es sey zu verschied[enen] Zeiten in allen einzeln[en] Räumen, so würde (nach d[em] Satze [,] daß ohne das absolute Seyn gar kein anderes zu denken ist) zu der Zeit, wo es in dem einen ist, in den andern nichts seyn können, was schon durch d[ie] Existenz der Räume widerlegt wird. - Also weder zu verschieden[en] noch zu einer u[nd] ders[e]lb[en] Zeit kann das Absolute an allen einzelnen Orten seyn, u[nd] so ist es klar, d[a]ß d[a]s Absolute üb[er]h[au]pt nicht an allen einzelnen Orten sey[n] kann. Auf d[a]ss[e]lbe Resultat führt auch d[ie] B[e]tr[ac]ht[un]g der Zeit. Das Absolute scheint demnach in keiner Zeit u[nd] in keine[m] Raume zu seyn, - während doch mit gleicher Nothw[e]nd[i]gk[ei]t sich ergibt, daß es in jeder Z[ei]t u[nd] in jedem Raume seyn müße. Das immer u[nd] überall erscheint neben dem nie u[nd] nirgends mit gleicher Nothw[e]nd[i]gk[ei]t. Wie ist dieß zu vereinigen (haec tam contraria secundum prolationem, et tam necessaria secundum probationem)? Einfach dad[u]rch [,] d[a]ß wir üb[er] der Immanenz  (in d[er] Welt)  720 des Absoluten nicht die Transcendenz vergeßen od[er] daß wir uns daran erinnern, d[a]ß es für d[a]s Absolute keine Schranke  meta  721 geben kann. Denn dann können auch Zeit u[nd] Raum keine für dass[e]lbe seyn. Eine Schranke sind sie üb[er]h[au]pt nur für das unschreibu[nd] -begränzbare Seyn; nur v[on] d[ie]s[e]m gilt der Satz, daß Ein u[nd] dass[e]lbe Ganze nicht zugleich an mehr[eren] Orten u[nd] zu mehr[e]rn Zeit[en] seyn könne; denn nur dieß ist ein trennbares Seyn. Nur da kann üb[er]h[au]pt v[on] Z[ei]t u[nd] Raum d[ie] Rede seyn, weil v[on] Quantität u[nd] Diureität. Aber nicht bei d[em] Absolut[en], das als das Unbedingte, auch das Unbeschränkte - also v[on] Z[ei]t u[nd] Raum nicht einzuschließ[en], zu beschränk[en] ist. Denn wie sollte das schöpferische Seyn v[on] dem, was es hervorgebracht, selbst erst gesetzt u[nd] folgl[ich] b[e]dingt u[nd] b[e]s[c]hränkt - wie sollte es v[on] d[ie]s[e]m b[e]dingt u[nd] b[e]sch[r]änkt s[e]y[n]?  NB [: ] Das wäre auf uns[erem] St[a]ndp[u]nkt petit[io] princip[ii] - denn ob Schöpf[un]g mögl[i]ch sey [,] wird in Fr[a]ge gestellt, weg[en] ein[er] nothw[en]d[i]g[en] B[e]schr[än]k[un]g d[e]s Absolut[en] dabei!  722 720 Über der Zeile. 721 Über der Zeile. 722 Randbemerkung am Seitenrand [28rr]. 461 [28rl/ 28vr] Für das Absolute sind also auch Zeit u[nd] Raum gar nicht da u[nd] in sofern kann man mit Recht behaupten, daß es zu keiner Zeit u[nd] an keinem Orte sey. Allein aber weil Z[ei]t u[nd] Raum keine Schranke für d[a]s Absolute sind, verhindern sie es auch nicht, zu jeder Zeit u[nd] an jedem Orte zu seyn u[nd] zwar vollkommen, seinem ganzen Wesen nach, als dieß Eine Selbst u[nd] mit Einem Male, sofern dieß sein schöpferisch[es], bedingendes Verhältniß zu Z[ei]t u[nd] Raum, u[nd] zu allem [,] was in Z[ei]t u[nd] Raum ist, erfordert. - Wenn man s[a]gt [,] d[a]s Absolute sey in Z[ei]t u[nd] Raum [,] so bedeutet dieß nicht Eingeschloßensey[n], wie beim Relativ[en]. - Man sollte ubique sag[en] st[a]tt in omni loco u[nd] semper statt in omni tempore, um d[en] Neb[en]b[e]gr[i]ff der Begränzth[ei]t 723 zu vermeid[en]. Trinitätslehre. Auch hierüb[er] scharfsinnige Untersuch[u]ng[en]. -  Er  724 scheint 725 die Ausdr[ücke] der K[i]rch[en]sprache Zeug[u]ng, Vater, Soh[n] nur uneig[e]ntl[ich] nehme[n] zu wollen; - doch bem[e]rkt er auch wieder [,] es seyen die angemeßendst[en] Ausdrücke. Memoria = Vater intelligentia = Sohn Amor = Geist. Memoria bedeutet Selbstbew[u]ßtseyn - (Selbstgefühl? Unm[i]tt[e]lba[re]s S[e]y[n] u[nd] Innewerd[en] d[ie]s[e]s Seyns). Besond[ers] hebt Ans[elm] auch hervor, d[a]ß ma[n] nicht Eine Person erst d[u]rch die Andere dürfe sich vollend[en] laß[en], sonst wäre sie unvollkommen. - Es ist nicht ein Proceß des Bewußtwerd[e]ns für d[en] Vater, sonst wäre d[ie]s[e]r nicht vollkomme[n] etc.  Monolog[ion] 60.  726 b) Das ontolog[ische] Argument für das Daseyn Gottes. Das Absolute sey die nothw[e]nd[i]g[e] Voraussetz[u]ng des Relativen, hat Ans[elm] im Monolog[ion] darzuthun gesucht; das Relative sey undenkbar ohne das Absolute, dem wirkl[ichen] Relativen müße ein wirkl[iches] Absolutes zu Grunde liegen. D[ie]se Beweisführ[u]ng in d[en] erst[en] 4 Kap[iteln] d[e]s Monolog[ion] fand Ans[elm] bald zu complicirt, zu weitläufig. Er wollte auf kürzer[m] Wege die Realität des Absolut[en] beweisen [.]  Es wurde da so viel auf den B[e]gr[i]ff des Absolut[en] gebaut, daß es nicht anders sey[n] konnte, als d[a]ß d[ie]s[e]r B[e]gr[i]ff selbst in Betr[e]ff s[einer] B[e]d[e]ut[un]g u[nd] Realität geprüft wurde. -  727 [28vr/ 29rl] 728 Dieß geschieht im Proslogium (= Alloquium Ansprache an G[o]tt) 723 „Begränzth[ei]t“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „Neb[+++]“. 724 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „Einmal“. 725 „er“ in der Zeile gestrichen. 726 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 727 Randbemerkung am Seitenrand [28vl] mit Bleistift. 728 „Gesch[ichte] d[er] Philos[ophie] d[es] Mitt[el] Alters 15“ am oberen Seitenrand [29rr]; „15“ bezeichnet den Bogen. 462 od[er] Fides quaerens intellectum. Häuf[i]g[e] Gebetsform - G[o]tt den Bew[eis] abringend, erbittend. D[ie] Schr[i]ft beginnt mit ein[em] Gebet um Erleucht[u]ng, dann wird der G[e]g[e]nst[a]nd der Untersuchung angegeb[en,] näml[ich]: Das Seyn u[nd] das Wesen Gottes - dieß, daß Gott ist u[nd] daß er das ist, als was der Glaube ihn vor sich hat. C. 2-4  2, 3 u[nd] 4  729 haben es mit dem Seyn zu thun, enth[a]lt[e]n den ontolog[ischen] Beweis f[ür] d[as] Daseyn Gottes. Der Satz: Gott ist [,] setze zwar eine vorläufige Bestimmung des Wesens schon voraus, denn ohne daß d[a]s Subject feststeht, kann auch das Prädikat nicht erhärtet werden. So viel dürfe er wohl auch ohne Weiters annehmen, meint Ans[elm], daß der Inhalt der Vorst[e]ll[u]ng: Gott für jeden das Höchste sey, was er denken könne. D[ie]s[e]s Höchste, sagt er, hat selbst der Thor (Ps: 14) im Sinne [,] wenn er spricht: es ist kein Gott. Er  D[er] Thor  730 meint nur, dieß sey ein 731 Inhalt, welcher blos in der Vorstellung (in intellectu) [,] nicht in der Wirkl[i]chk[ei]t (in re) existire. Und Zweierlei ist es gewiß  doch  732 : eine Sache üb[er]h[au]pt sich nur vorstellen (in intellectu habere) und: sie als eine wirkl[iche] vor sich haben (intelligere rem esse). Allein [,] der Inhalt der Vorstellung: Gott (sucht nun Ans[elm] zu zeigen) ist aber ein solcher, der das Letzere  rem esse  733 unmittelbar in sich begreift. Diese Vorstellung  (D[as] Absolute [,] Höchste, was si[c]h d[en]k[en] läßt)  734 ist gar nicht, was sie ist, wenn sie bloße Vorstellung ist. - Bildet näml[ich] das Höchste, was sich denken läßt, ihren Inhalt, so verliert sie dens[e]lb[e]n sofort, wenn sie ihn als einen nur vorgestellten faßt. Denn daß ein blos Vorgestelltes (blos in der Vorst[e]ll[u]ng existirendes) Höchstes nicht wirkl[ich] das Höchste  NB [: ] Das in der Vorst[e]ll[u]ng Höchste, weil sich ein existir[en]d[e]s Höchstes denk[en] läßt, das höher wäre als ein blos in der Vorst[e]llung vorhandenes Höchstes, das gedacht wäre. NB [: ] Ich darf mir das Höchste nicht als blos gedacht denken, sond[ern] muß es als existir[en]d denken, wenn ich dem B[e]gr[i]ff des Höchsten entsprech[en]d d[en]k[en] will.  735 ist, weil es eben das wirkl[ich] (das in re existirende NB [: ] gedachte) Höchste über sich hat, - leuchtet sogleich ein. 729 Über der Zeile mit Bleistift. 730 Über der Zeile mit Bleistift. 731 „ein“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „eine Vorst[e]ll[u]ng“. 732 Über der Zeile mit Bleistift. 733 Über der Zeile mit Bleistift. 734 Über der Zeile mit Bleistift. 735 Einfügung am Seitenrand [29rr]. 463 Folglich involvirt der Gedanke des Höchsten unmittelbar das Bewußtseyn v[on] d[er] Wirklichkeit seines Gegenstandes, weil er nur hiedurch der Gedanke des Höchsten ist. Als bloßer Gedanke ist er dieß gar nicht, als bloßer Gedanke hebt er sich auf. Eben hieraus folgert nun Ans[elm] weiter (c. 3) [,] daß das Höchste auch gar nicht anders gedacht werden könne, denn als wirklich.  D. h. aus der dialektisch[en] Nothw[e]nd[i]gk[ei]t folgert er die [*] Das[e]y[n]s L[e]hr[e.]  736 Denn so wenig das Höchste das Höchste ist, wenn es blos in d[er] Vorstellung existirt, so wenig ist es das Höchste, wenn es auch nur die Möglichk[ei]t [29rl/ 29vr] zuläßt, als nicht existirend gedacht  zu  737 werden 738 , da jedenf[a]lls das, was gar nicht anders, denn als wirkl[ich] gedacht werden kann, ein Höheres ist, als das, was wohl auch als nicht wirkl[ich] gedacht werden kann. Gottes eigenstes Vorrecht, fügt er hinzu, ist es, nur als wirkl[ich] gedacht werden zu können. Denn Alles Andere außer Gott ist eben dadurch nicht Gott [,] daß es auch als nicht-seyend gedacht werden kann. Ein relatives Seyn ist näml[ich] das creatürl[iche] Seyn, weil ihm eben die Möglichk[ei]t  (  739 auch  )  740 des  auch  741 Nichtseyns anklebt, während Gott das absolute Seyn ist, weil er gar nicht anders kann als seyn. D[a]h[er] ist es auch nur die Verkehrth[ei]t u[nd] Thorheit des Denkens, welche sich nicht schon durch den Gedanken des Absoluten v[on] d[er] Wirkl[i]chk[ei]t d[e]sselben überzeugen läßt. Aber woher kommt es nun, fragt Ans[elm] c. 4 [,] daß der Thor dennoch spricht: Gott ist nicht, wenn dieß ein ein 742 Widerspruch ist mit sich selbst od[er] ein Gedanke ist [,] welcher kein Gedanke, ein undenkbarer Gedanke ist? Daher kommt dieß, erwiedert er, weil der Thor Gott im Grunde gar nicht denkt, sond[ern] sich nur vorstellt. Denn da ist ein Unterschied. Das wahre, das eig[e]ntl[ich] so zu nennende Denken hält sich an die Sache, an den Begr[i]ff; die Vorstellung an das Wort, den Namen. - Wer das Höchste wirkl[ich] denkt, d. h. den Begr[i]ff des Höchsten erwägt, der erkennt auch sofort, daß er d[ie]s[e]n gar nicht hat, wenn es ihm noch möglich ist, v[on] d[er] Objectivität dess[e]lb[en] zu abstrahiren. Gott denken heißt, ihn als seyend denken. Der Thor d[a]g[e]g[en] hat im Grunde nur den Namen, das Wort Gott im Sinne u[nd] verbindet damit gar keinen, oder eine[n] nur ganz äußerl[ichen] Begr[i]ff. Ans[elm] ist v[on] d[er] Richtigk[ei]t seiner Argumentati[on] so überzeugt [,] daß er die Exposition mit den Worten schließt. Gratias tibi, bone Domine, gratias tibi, 736 Randbemerkung am Seitenrand [29rr] mit Bleistift; Lesart teilweise unsicher. 737 Über der Zeile. 738 „zu können“ in der Zeile gestrichen. 739 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 740 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 741 Über der Zeile mit Bleistift. 742 „ein“ irrtümlich wiederholt. 464 quia quod prius credidi, te donante, jam sic intelligo, te illuminante, ut, si te esse nolim credere, non possim non intelligere. Der 2. Th[ei]l d[e]s Proslog[ion] h[a]nd[e]lt v[om] Wesen der Eig[e]nsch[a]ft[e]n G[o]tt[e]s. - Als nun das W[e]rk bekannt wurde, machte nun d[ie]s[e]r neue Bew[eis] für d[a]s Das[eyn] G[o]tt[e]s kein geringes Aufsehe[n]. Die früh[eren] Bew[eise] gingen immer v[on] d[er] Wirk[u]ng auf di[e] Ursache - v[on] Natur, [+] Geschichte, unmitt[e]lbar[em] Bew[u]ßts[eyn] (testimonium animae) ging man aus, um d[ie] Ursache dafür zu find[en]; - (also analythisch) [.]  NB [: ]  (od[er] Schl[u]ß)  743 Wir woll[en] beide Beweisart[en] vereinig[en] - den an sich nur subj[ectiven] ontolog[ischen] zu ein[em] object[iven] mach[en] - das Causalitaetsgesetz in ihn hineinbri[n]g[en.] 744  745 [29vr/ 30rl] Ans[elm] aber b[e]h[au]pt[e]t: Gott ist, weil er gar nicht anders gedacht werden kann, denn als seyend. Dieß war ein ganz neuer Satz. - Denn bei Boethius u[nd] August[inus] kommen nur die Argumente vor, wie sie im Monolog[ion] entwickelt wurden. Da ist der Bew[eis] gegründet auf das Daseyn des Relativen u[nd] auf d[ie] Undenkbark[ei]t d[ie]s[e]s Letzteren ohne das Absolute. Im Proslog[ion] d[a]g[e]g[e]n wird rein v[om] Gedanken des Absoluten aus, auf deßen Wirkl[i]chk[ei]t geschloßen.  NB [: ] V[om] Gedanken, also v[om] Produkt  actus  746 - nicht v[om] Vermög[en]  potentia  747 zu denken - obwohl das Denken = Können eig[e]ntl[ich] als Nerv des Beweises zu Grunde liegt [.]  748 D. h. weil sich d[ie]s[e]r Gedanke nicht vollziehen läßt, ohne daß sein G[e]g[e]nst[a]nd als wirkl[ich] gesetzt wird, setzt ihn nun auch das Denken wirkl[ich]; da bildet also nicht das Causalitätsgesetz, sond[ern] die Bedeut[u]ng [,] die sich das Denken in B[e]z[ie]h[u]ng auf das Seyn beilegt, die metaphys[ische] (ontolog[ische]) Bedeut[u]ng des Denkens den Hintergrund der Beweisführ[u]ng. Was als wirkl[ich] gedacht werd[en] muß, ist auch wirklich. D[ie]se kühne Folgerung ist der Nerv des Beweises. Die Neuheit u[nd] Kühnheit d[e]ss[e]lb[en] forderte die Kritik heraus u[nd] sie fehlte nicht, so d[a]ß schon damals eine Debatte sich entspann, in welcher bereits alle die Punkte zur Sprache kamen, die nun ja in späterer Zeit geg[en] ihn vorgebracht word[en] sind. Gleich nach s[einer] Abf[a]ß[u]ng verbreitete sich näml[ich] das Proslog[ion] in mehrere Hände u[nd] ein Unbekannter, deßen Name erst v[on] d[en] Maurinern ent- 743 Über der Zeile mit Bleistift. 744 „d“ in der Zeile gestrichen. 745 Randbemerkung am Seitenrand [29vl]. 746 Über der Zeile. 747 Über der Zeile. 748 Randbemerkung am Seitenrand [30rr]. 465 deckt worden  Am Rande zweier Handschr[i]ft[e]n zu S. 749 Michael u[nd] zu Tumièges.  750 - er hieß Gaunilo u[nd] war Mönch zu Marmoutier (Majus Monasterium) - fühlte sich gedrungen [,] unter das Exemplar, welches ihm in die Hände fiel, eine Widerlegung zu schreiben, die er mit Bez[ie]h[u]ng, auf Ps. 4,1 eine Schutzschrift für den Thoren (liber pro insipiente) nannte. Die H[au]ptinstanz nun, welche d[ie]se Schr[i]ft dem Ans[elmischen] Bew[eis] entgegenst[e]llt, ist d[ie] Thatsache, daß es auch falsche, d. h. solche Gedanken gibt, denen kein Object entspricht.  D[a]s bloße S[e]y[n] in d[er] Vorst[e]ll[un]g sey also noch k[e]i[n] Bew[eis] f[ür] d[as] S[e]y[n] in Wirkl[i]chk[ei]t [.] -  751 D[ie]se Thatsache zeige, daß ein Inh[a]lt in intellectu existir[en] könne, ohne in re zu existiren u[nd] folgl[ich] könne das Vorhandenseyn in intellectu auch niemals ein Bew[eis] für das Vorhandenseyn in re seyn. Zwar will Gaunilo nicht bestreiten, daß es auch ein Denken gibt, welchem das Bewußts[eyn] v[on] d[er] Wirkl[i]chk[ei]t seines G[e]g[e]nst[an]d[e]s innewohnt. Aber d[ie]s[e]s würde er nicht Denken, sond[ern] Wissen (intelligere = scientia comprehendere) nennen u[nd] 752 gesetzt. Ans[elm] nehme Denken in d[ie]s[e]m präparat[orischen] Sinne, so sey erstens falsch, d[a]ß d[er]s[e]lbe [30rl/ 30vr] das 753 habere in intellectu u[nd] intelligere rem esse unterscheide, was ja dann zusammenfalle. Zweitens habe er überhaupt dann nicht nöthig, die Realität des Absoluten zu beweisen; denn es sey gar nicht möglich, d[ie]se zu bestreiten od[er] auch nur zu bezweifeln. Drittens hätte er zeigen sollen, daß der Gedanke des Absoluten eben ein solcher sey, welcher unmittelbar die Gewißh[ei]t v[on] d[er] Realität seines Gegenstandes in sich schließt; denn daraus, daß er üb[er]h[au]pt  nur  754 Gedanke [,] d. h. in intellectu vorhanden sey, folge [,] dieß, wie gesagt [,] noch nicht, weil er dieß mit der allerunbegründetsten Vorstell[u]ng theile. Ans[elm] hatte nun auch keinesw[e]gs den Gedanken des Absolut[en] so ohne Weiters für einen object[iven] G[e]d[a]nk[e]n erklärt; er hatte aber deßh[a]lb das habere in intellectu  Gottesb[e]w[ußtseyn]  755 u[nd] das intelligere rem esse  Gottes Das[e]y[n]  756 unterschieden, d. h. zuerst den Ged[a]nken nur eben als Gedank[e]n, als bloße Vorst[e]ll[u]ng genommen, hinterher freil[ich] aber gezeigt, d[a]ß er mehr als dieß, d[a]ß er ein object[iver] G[e]danke, d[a]ß er nur Reflex eines wirkl[ichen] Objects s[e]y[n] müße.  Aus de[m] Denke[n] des Begr[i]ffes G[o]tt[e]s auf das Das[e]y[n] G[o]tt[e]s schli[e]ß[en]d [.] - Man sieht [,] wie nahe verw[a]ndt di[e]ß 749 „S“ ersetzt durch Überschreibung mit Bleistift ursprüngliches „s“. 750 Einfügung am Seitenrand [30rr]. 751 Randbemerkung am Seitenrand [30rr] mit Bleistift. 752 „zuletzt“ in der Zeile gestrichen. 753 „das“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „Das“. 754 Über der Zeile. 755 Über der Zeile mit Bleistift. 756 Über der Zeile mit Bleistift. 466 d[em] B[e]ginn[en] ist, aus dem Gott[e]sbew[u]ßts[eyn] auf d[a]s Das[e]y[n] Gottes zu schli[e]ß[en.] -  757 Und als Beisp[iel] dafür, daß ein Gedanke zuerst eben nur Gedanke, hernach aber mehr [,] näml[ich] der Reflex eines Wirklichen, seyn könne, hatte er die dopp[elte] Art u[nd] W[ei]se angeführt, in der ein Maler den Gedanken, eines Bildes, das er ausführt [,] in sich trägt. - Zuerst als bloßen Gedanken, - nach d[er] Ausführ[u]ng als Gedanken eines Wirklichen. - So erscheine der Gedanke des Absoluten auf den erst[en] Anblick als  bloßer  758 Gedanke, bei näherer Erwägung aber seines Inhalts, als ein solcher, der ein Wirkliches reflectire [.] Gaunilo aber versteht d[ie]s[e]s Beisp[ie]l dahin [,] als ob es sagen solle, daß, gleich wie die Vorstell[u]ng (Conception) des Bildes v[on] Seiten des Künstlers eine Bürgschaft für deßen Ausführung, also Wirklichk[ei]t sey, weil diese (in d[er] Regel) jener folge, - so der bloße Gedanke des Absoluten schon Bürgschaft für deßen Realität sey.  NB [: ] Gaunilo hat allerdings nicht ganz Unrecht, das Beisp[iel] Ans[elms] v[om] Künstler paßt nicht vollkommen [,] denn die „nähere Erwägung“ des Begr[i]ffs  Gedank[en]s  759 des Absoluten, ist nicht zu vergleichen mit der Ausführ[u]ng, Realisirung, des Bildes, das zuvor nur gedacht war.  760 Und da wendet er ein, daß die Vorstell[u]ng  eben  761 nur im erst[en] Falle eine Bürgschaft für die Wirkl[i]chk[ei]t sey; weil näml[ich] da die Wirkl[i]chk[ei]t aus der Vorstellung entspringt. Denn an u[nd] für sich habe ja das Bild keine Wirkl[i]chk[ei]t, sond[ern] empfange sie erst durch d[ie] Conception des Künstlers.  (NB [: ] Die Vorst[e]ll[u]ng ist Bürgsch[a]ft für die Wirkl[i]chk[eit,] aber nur der Vorstellung, des Gedankens [.])  762 - Anders aber sey es mit einem G[e]g[e]nst[a]nde, der nicht d[u]rch d[a]s menschl[iche] Denken entstehe, sond[ern] auß[er] dems[e]lb[en], an u[nd] für sich existire. G[e]g[e]nst[a]nd u[nd] Gedanke seyen da zweierlei; folgl[ich] könne da der Gedanke nichts für d[a]s Seyn beweisen. Aber noch mehr: (c. 4) Nicht nur folgt aus d[er] Vorst[e]ll[u]ng [30vr/ 31rl] 763 des Absoluten od[er] daraus, daß ich es in intellectu habe, nichts für die Realität deßelben, sond[ern] ich kann mir dass[e]lbe auch gar nicht einmal vorstellen, kann es gar nicht in intellectu haben. Du selber sagst - mit Recht, weil dieß im Begr[i]ffe des Absoluten liegt - daß dass[e]lbe dergestalt einzig in s[einer] Art sey, daß sich schlechterdings nichts mit ihm vergleichen laße. Ich weiß also wed[er,] was G[o]tt ist, noch kann ich es etwa aus ein[em] verwandt[en] B[e]gr[i]ffe, 764 auch nur vermuthungs- 757 Randbemerkung am Seitenrand [30vl] mit Bleistift. 758 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „absoluten“. 759 Über der Zeile. 760 Randbemerkung am Seitenrand [30vl]. 761 Über der Zeile eingefügt. 762 Randbemerkung am Seitenrand [30vl]. 763 „Gesch[ichte] d[er] Philos[ophie] d[es] Mitt[el] Alters 16“ am oberen Seitenrand [31rr]; „16“ bezeichnet den Bogen. 764 „wenn“ (unsichere Lesart) in der Zeile gestrichen. 467 weise erschließen (conjicere), wie ich mir z. B. v[on] ein[em] Menschen, von dem ich z[um] erstenmale höre, mir entwed[er] nach d[em] allg[emeinen] G[a]tt[u]ngsb[e]gr[i]ff Mensch od[er] nach ein[em] Artb[e]gr[i]ff [,] z. B. homo novus etc. [,] eine Vorst[e]ll[u]ng machen kann. - V[on] dem Absolut[en] aber kann ich mir deiner eigen[en] Versicher[u]ng zufolge, wie der Natur der Sache gemäß, weder eine richt[i]g[e] noch falsche [,] sond[ern] üb[er]h[au]pt gar keine Vorst[e]ll[u]ng machen. Ich kann mich nur an d[a]s Wort, die vox Gott od[er] das Absolute halten, u[nd] da ich nun doch mit d[em] bloß[en] Laute mit so u[nd] so viel Sylben mich nicht begnügen kann, sond[ern] eine Bedeut[un]g damit verbinden muß, soll ich üb[er]h[au]pt denken, so kommt es auf meine Einbild[un]gskr[a]ft an, was sie mit d[er] Schwingung, 765 in welche sie d[u]rch den Schall [,] der d[a]s Ohr tr[i]fft, versetzt wird, anzufangen versteht. Und da müßte 766 es seltsam zugehen, wenn sie es zu ein[er] Vorst[e]ll[u]ng brächte, der ein wirkl[icher] G[e]g[e]nst[an]d entspräche. Was nun deine[n] eig[e]ntl[ichen] Beweisgrund betr[i]fft, fährt Gaunilo c. 5 fort, daß näml[ich] das Absolute, wenn es nur in d[er] Vorst[e]ll[u]ng existirte, gar nicht d[a]s Absolute wäre, indem das geringste Reale schon über ihm stehen würde, so läugne ich gar nicht, daß, wenn wir uns einmal ein Absolutes vorstellen wollen, wir es uns als ein Wirkliches vorstellen müßen. Aber 1) bestreite ich nicht nur die Nothw[e]nd[i]gk[ei]t [,] sond[ern] die Mögl[i]chk[ei]t sogar d[ie]s[e]r Vorst[e]ll[u]ng, 2) selbst zugegeben, daß sich ein Absolutes vorstellen laße, so folgt doch daraus, daß ich es mir dann als ein Wirkliches vorstellen muß, noch nicht, daß es auch ein Wirkliches ist.  Es gilt also d[a]s Argum[ent] nur für d[a]s Denk[en] u[nd] man kommt über d[ie]s[e]s nicht hinaus [.] - Es ist nur bewies[en], daß d[a]s Absolute als Absolut[e]s gedacht werd[en] [m]üße [.] - (Es soll aber die Exist[en]z [,] [n]i[c]ht die Absoluth[ei]t bewies[en] w[e]rd[en.])  767 Denn die Realität, die ich ihm in d[er] Vorstellung beilegen muß, ist noch nicht die Realität in der Wirklichkeit. Du berufst dich darauf, daß sonst das Absolute nicht das Absolute wäre. Aber ist denn damit [,] daß d[a]s Absolute das Absolute ist  als Abs[o]l[utes] [+++]gt w[e]rd[en] muß  768 , schon erwiesen, daß es ein Absolutes giebt? Erst erhärte die Existenz, dann will ich dir auch die Absolutheit  ders[e]lb[en]  769 zugeben; aber vorher läßt sich aus d[ie]s[e]m B[e]gr[i]ffe, rein als solch[em] [n]i[c]hts folgern. [31rl/ 31vr] Beisp[iel] v[on] d[er] Insel d[er] Seligen. Man 770 kann sich eine Vorst[e]ll[un]g davon machen (in intellectu 765 „die“ in der Zeile gestrichen. 766 „sie“ in der Zeile gestrichen. 767 Randbemerkung am Seitenrand [31rr] mit Bleistift. 768 Über der Zeile mit Bleistift. 769 Über der Zeile eingefügt. 770 „Man“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „Ich“. 468 habere) u[nd] sie sich  als  771 schöner vorstell[en] in re [,] als wenn sie nur in solo intellectu ist etc.  Zuerst müße die Exist[en]z der Ins[el] bewies[en] s[e]y[n] - dann erst d[ie] Vollk[o]mm[en]h[ei]t [.] -  772 Nicht beßer steht es mit deinem Beweise. Alle Folgerungen aus d[em] Begr[i]ffe der Absoluth[ei]t sind nur unter der Voraussetz[u]ng, daß es ein Absolutes gibt, zuläßig, können aber d[ie]se Voraussetz[u]ng selbst nicht begründen. - So auch, wenn du die Unmögl[i]chk[ei]t Gott als nicht existirend zu denken, aus dem Begriffe des Absoluten ableitest, kann ich d[ie]se Unmögl[i]chk[ei]t ganz gut zugeben; denn statuiren wir einmal ein Absolutes, so müßen wir ihm allerdings eine absolute [,] d. h. eine solche Wirkl[i]chk[ei]t beilegen, welche selbst die Mögl[i]chk[ei]t d[e]s G[e]g[e]nth[ei]ls ausschließt. Aber die Voraussetz[u]ng selbst ist damit nicht bewiesen; sie bleibt problematis[c]h wie zuvor. - D[ie]se kritis[c]h[en] Bemerk[u]ng[e]n setzte Gaunilo unter sein Exemplar des Proslogiums. Eben dieses Exemplar nu[n] bekam ein Freund Anselm’s zu sehen u[nd] glaubte ihm einen Dienst zu erweisen, wenn er ihm dass[e]lbe zuschickte. In d[er] That war Ans[elm] erfreut, einen solchen Gegner gefund[en] zu haben. Denn d[ie]s[e]r „Anwalt des Thoren“ sey  nichts weniger als ein  773 Thor, sey ein wackerer Geist u[nd] es verlohne sich gar wohl der Mühe, ein Wort mit dems[e]lb[en] zu wechseln. So schrieb er unter liber pro insipiente ein[en] liber apologeticus advers[us] respondentem pro insipiente u[nd] sandte das Exemplar zurück. Der erste Th[ei]l c. 1-4 sucht den innern Zusammenhang seines Argumentes auseinanderzusetzen, um damit schon eine Reihe v[on] Einwürfen zu beseitig[en]. Der 2 [.] Th[ei]l 5 774 -9 kritisirt d[a]s Verfahren des Gegners. ad 1. Das gibt Ans[elm] seinem Gegner sogleich zu, wenn wirkl[ich] der Gedanke des Absoluten ein unmöglicher [,] d. h. d[er] Vorstell[u]ng eines Höchsten, was sich denken läßt, eine unvollziehbare wäre, so müßte er auf alles Weitere verzichten. Denn d[ie]s[e]r Gedanke sey die Grundvoraussetz[u]ng seines Arguments. Er beruft sich aber - bevor er c. 8 die Einw[e]nd[un]g[en] Gaunilo’s widerlegt - vorläufig c. 1 auf d[a]s thatsächl[iche] Vorhandenseyn der Vorstell[u]ng Gottes im Gemüthe des Mensch[e]n, auf den Glauben u[nd] das Gewissen des 775 Gegners, um d[ie]se Grundvoraussetz[u]ng zugestand[en] zu erhalten. Denn entw[eder,] s[a]gt er, mußt du bestr[e]iten [,] daß Gott das Höchste ist, was sich denken läßt [31vr/ 32rl] oder du mußt  auch  776 zugeben, daß in und mit der Vorst[e]ll[u]ng G[o]tt[e]s die eines Höchsten, was sich denken läßt, factis[c]h gegeben ist.  NB [: ] Er benützt den 771 Über der Zeile. 772 Randbemerkung am Seitenrand der Vorderseite [31rr] mit Bleistift. 773 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „kein“. 774 „5“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „4“. 775 „Mensch“ in der Zeile gestrichen. 776 Über der Zeile. 469 Glaub[en] s[eines] Gegners - dem Ungläub[i]g[en], d[em] G[o]tt[e]släugner gegenüb[er] hätte d[a]h[er] d[ie]s[e] Erört[e]r[un]g keine Bedeut[un]g.  777 Hierauf fußend behaupte ich nun, d[a]ß der Inhalt d[ie]s[e]r Vorst[e]ll[u]ng ein solcher ist, daß wir entwed[er] die Vorstell[u]ng selbst aufgeben od[er] ihren Inhalt als einen nicht blos subj[ectiven,] sond[ern] auch objectiv wirklichen setzen müßen.  NB [: ] Wenn man nun aber d[ie] Vorst[e]ll[un]g selbst aufgibt?  778 Ich mag es näml[ich] anfangen, wie ich will; sobald ich das Höchste, was sich denken läßt, als etwas blos subj[ectiv] Wirkliches 779 , blos in meiner Vorst[e]ll[u]ng Existirendes setze, verschwindet es mir unter den Händen, d. h. bleibt es nicht mehr das Höchste [.] - Daß z. B. d[a]s Höchste, was sich denken läßt, ein Ewiges seyn muß, wird keiner bestreiten, eb[en]so, daß d[a]s Ew[i]ge ein Anfangsloses seyn muß. Will ich nun aber d[ie]s[e]s Höchste mir denken, ohne es als ein obj[ectiv] Wirkliches zu setzen, will ich es als bloße[n] Ged[a]nk[e]n faßen, so muß ich ihm nothw[e]nd[i]g ein[en] Anfang beilegen; denn ich muß es dann eben in meiner Vorst[e]ll[u]ng entstehen lassen  (als Ewiges entst[e]h[en] laß[en]! )  780 . Ein entstehendes Höchste aber ist gar nicht mehr das Höchste. Folgl[ich] habe ich den Ged[a]nk[e]n des Höchsten gar nicht, wenn ich ihn als bloßen Gedanken faße 781 ; er zerrinnt mir, so wie ich ihn faße (concipire) u[nd] ich muß ihn also entwed[er] fahren laßen od[er] ich muß auch s[einen] Inhalt als obj[ectiv] wirkl[ich] setzen. Selbst der Zweifler muß d[a]h[er] das Absolute, wenn auch nur hypothetisch [,] als wirkl[ich] setzen, dann kann er es, wie du selbst eingestehst, nicht setzen, ohne sein Nicht-nicht-seyn-können zu setzen, so heißt das nichts andres als: er kann es nur als seyend setzen u[nd] entw[eder] ist es also od[er] er hat es auch nicht in Gedanken. - Gilt dieß schon v[on] d[er] Cogitatio, um wie viel mehr v[om] Intellectus. Nach mein[er] Ansicht, s[a]gt Ans[elm] weiter, k[a]nn üb[er]h[au]pt nur dasj[enige] Seyn im Gedanken verneint od[er] als nichtseyend gedacht werd[en,] was auch wirkl[ich] ein Nichtseyn ist. Und das ist nur das räuml[iche,] zeitl[iche] u[nd] getheilte Seyn. Was näml[ich] nur je u[nd] nirg[e]nds [,] d. h. zu ein[er] bestimmt[en] Z[ei]t u[nd] an ein[em] bestimmt[en] Orte ist, ist eb[en] d[e]ßh[a]lb an allen and[eren] Orten u[nd] zu allen and[eren] Zeiten nicht; mit seinem Seyn ist also immer auch ein bestimmtes Nicht-seyn verbunden. D[a]ss[e]lbe gilt v[on] all[em] getheilten (zusammengesetzt[en]) Seyn, weil es d[ie]s[e]m wesentl[ich] ist, d[a]ß der eine Theil nicht der andere u[nd] das Ganze nicht d[er] Th[ei]l, d[er] Th[ei]l nicht das Ganze ist. Was so in d[er] Wirkl[i]chk[ei]t, trotz seines Seyns, doch auch irgendwo, irg[e]ndwann, irg[e]ndwie nicht ist, das kann ich mir auch üb[er]h[au]pt als nichtseyend denken. 777 Randbemerkung am Seitenrand [32rr]. 778 Randbemerkung am Seitenrand [32rr] mit Bleistift. 779 „Wirkliches“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „wirkliches“. 780 Randbemerkung am Seitenrand [32rr] mit Bleistift. 781 „faße“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „habe“. 470 V[om] Absoluten aber kann das nicht gelten. [32rl/ 32vr] M[eine] Argumentat[ion,] s[a]gt Ans[elm] (c. 2) [,] ist in Kürze f[o]lgende. Auch der Thor ist im Stande, die Vorst[e]ll[u]ng des 782 Höchsten, was sich denken läßt, zu concipiren. Damit setzt er ein[en] bestimmt[en] Inhalt als subj[ectiven] in ihm vorhanden. V[on] d[ie]s[e]m Inh[a]lt zeige ich ihm, daß ders[e]lbe gar nicht ist, was er seyn soll, wenn ders[e]lbe ihn nur als subj[ectiv] vorhanden denkt. Und so fordere ich ihn auf: Entw[eder] s[eine] Objectivität zuzugeben od[er] auch auf d[en] subj[ectiven] Besitz d[e]ss[e]lb[en] zu verzichten. Alles kommt also auf den Inhalt an. D[a]h[er] paßt auch d[a]s Gleichn[i]ß v[on] d[er] verlorn[en] Insel der Sel[i]g[e]n nicht. Die Insel müßte ein eb[e]nso nothw[e]nd[i]g nur als wirkl[ich] zu denkender Inhalt seyn. D[ie]s[e]r Bew[eis] kann nur v[om] Gedanken des denkbar Höchsten gelten - sonst v[on] keinem G[e]d[a]nk[e]n. Denn nur deßen Inhalt bürgt uns für s[eine] Objectivität so unmittelb[a]r [,] daß wir d[ie] Unmöglichk[ei]t seines Nichtseyns b[e]h[au]pt[e]n dürfen, indem er (der Gedanke  [m]it s[einem] I[n]h[a]lt  783 ) entw[eder] gar nicht od[er] mit so zwingender Nothw[e]nd[i]gk[ei]t existirt, daß sein Nichtseyn auch nicht einmal denkbar ist.  NB [: ] Es ist aber [m]ögli[c]h [,] Gott als nichtsey[en]d zu d[en]k[en,] d. h. ihn zu leug[nen] - eb[en]so subj[ectiv] wie man ih[n] subj[ectiv], i[m] G[e]d[an]k[en] b[e]h[au]pt[e]t [.] - Mögli[c]h ist das, d[e]nn es geschieht ja wirklich.  784 Absichtl[ich] setze er cogitare [,] nicht intelligere [,] wie Gaunilo wolle; denn er wolle auch der bloßen Vorst[e]ll[u]ng, Gott sey nicht,  entg[e]g[en]tret[en]  785 . Wollte ich näml[ich] nur sagen: es lasse sich nicht begreifen, daß G[o]tt nicht sey, so würdest du erwiedern, das verstehe sich v[on] s[e]lbst, denn er sey eben, da d[a]s Falsche, d[a]s Unwirkl[iche] sich nicht begreifen 786 [,] sond[ern] nur vorstellen läßt. Ich würde also G[o]tt d[u]rch jenen Ausdruck allem gleichstelle[n,] wovon ich weiß, d[a]ß es ist. Denn meine Meinung ist, d[a]ß Alles Andere außer G[o]tt, wovon ich weiß, daß es ist, dennoch sich als nichtseyend denken [,] d. i. vorstellen laße, während dieß bei G[o]tt unmöglich ist. ad 2 D[ie]s[er] 2. Th[ei]l enth[ä]lt eine Kritik d[e]s Verfahrens seines Gegners. Vor Allem habe ders[e]lbe ihm d[a]d[u]rch Unrecht gethan [,] d[a]ß er statt des Terminus: quo majus cogitari nequit überall den andern majus omnibus substituirt u[nd] d[a]d[ur]ch die Stringenz des Beweises geschwacht 787 habe. - Nur so sey auch d[a]s Beisp[iel] v[on] d[er] Insel mögl[ich] gewesen. 782 „des“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „d[+++]“. 783 Über der Zeile. 784 Randbemerkung am Seitenrand [32vl] mit Bleistift. 785 Über der Zeile mit Bleistift als Ersatz für in der Zeile mit Bleistift gestrichenes „b[e]h[au]pt[e]n“. 786 Irrtümlich wiederholtes „nicht begreifen“ mit Bleistift gestrichen. 787 Verschrieben; gemeint: geschwächt. 471 Bestimme man näml[ich] das Absolute v[on] vorne herein  schon  788 als Seyn, als höchstes Wesen, so sey allerdings die Undenkbark[ei]t seines Nichtseyns keine solche Nothw[e]nd[i]gk[ei]t, wie wenn man es als das Höchste, was sich denken laße, bestimme. Ein höchst[es] Wesen läßt sich zugeben u[nd] dabei doch b[e]h[au]pt[e]n, daß d[a]ss[e]lbe auch als nichtseyend gedacht werden könne. Ja [,] d[a]s höchste Wesen braucht gar nicht d[a]s schlechthin, das denkbar Höchste zu seyn.  Aber eb[en] damit  (quo majus cogitari neq[uit])  789 [,] wenn [*] 790 Bew[e]is subj[ectiv], ganz ins subj[ective] D[en]k[en] selbst [m]it d[e]r b[e]hauptet[en] Object[ivität] einges[c]hloße[n] - u[nd] d[e]s Charakt[er]s d[e]r Objectiv[ität] [en]tkl[e]id[e]t [.] -  791 [32vr/ 33rl] 792 Gehe ich d[a]g[e]g[e]n v[om] Absoluten als Gedanken aus, so darf ich mit vollem Rechte weiter schließen: Das Höchste, was sich denken läßt, kann auch nur das seyn, wovon das Nichtseyn undenkbar ist; das aber [,] wovon das Nichtseyn undenkbar ist, kann auch wirkl[ich] nicht nichtseyn; u[nd] was in d[er] Wirkl[i]chk[ei]t nicht nichtseyn kann, - ist. Wenn Gaunilo bemerkte, daraus [,] daß etwas in intellectu sey, folge nicht [,] d[a]ß es in re sey, da viele fals[c]he Vorst[e]ll[u]ng[e]n in intellectu seyen, so erwied[ert] Ans[elm,] das Vorhandenseyn des Absoluten in d[er] Vorst[e]ll[u]ng sey für ihn nur Ausgangsp[u]nkt der Beweisführ[u]ng, nur zunächst nehme er d[a]s Absolute als bloße Vorst[e]ll[u]ng, bei näh[erer] Unters[u]ch[u]ng d[ie]s[er] Vorst[e]ll[u]ng ergebe sich dann, d[a]ß sie mehr als dieß, d[a]ß sie ein obj[ectiver] G[e]d[a]nke sey, so d[a]ß also d[a]s Resultat die Voraussetz[u]ng corrigire, näml[ich] zeigt, wie diese Vorst[e]ll[u]ng sich gerade d[u]rch Objectivität v[on] allen andern unterscheidet. - Vor dem Bew[eis] ist es unentschieden, ob die Vorst[e]ll[u]ng blos Vorst[e]ll[un]g sey od[er] mehr, auch Objectivität sey. - Das Cogitare gehe über in ein intelligere in eng[erem] Sinne (scientia comprehendere, reipsa illud existere). Nun Widerleg[un]g der B[e]h[au]pt[un]g, daß man sich das Absolute gar nicht vorstellen könne [.] - Allein schon alles Relative üb[er]h[au]pt gewährt ein Analogon f[ür] d[ie]se Vorstell[u]ng. Man kann v[om] geringeren Gute auf ein höheres schließen, v[om] Vergängl[ichen] auf Unvergängl[iches]. - Und wenn v[om] Absoluten unmittelb[a]r keine näh[ere] Erk[e]n[n]tn[i]ß mögl[ich] ist, so folgt daraus nicht [,] daß ich gar nichts davon erkenne - ich kann nicht unmitt[e]lb[a]r in die Sonne schauen - aber doch die Tageshelle wahrnehmen. - Wenn selbst eine solche Erk[e]nntn[i]ß v[om] Absolut[en] nicht mögl[ich] wäre - der Gedanke des Absolut[en] würde dennoch concipirbar seyn. Denn so [,] wie ich 788 Über der Zeile eingefügt. 789 Über der Zeile mit Bleistift. 790 „[*]“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „[*]“. 791 Randbemerkung am Seitenrand [32vl] mit Bleistift. 792 „Gesch[ichte] d[er] Philos[ophie] d[es] Mitt[el] Alters 17“ am oberen Seitenrand [33rr]; „17“ bezeichnet den Bogen. 472 ein Unaussprechl[iches] in mir tragen kann, ohne d[a]ß ich es in Worte  zu  793 faßen vermag, so kann ich ein[en] G[e]g[e]nst[a]nd mir vorstellen, v[on] dem ich d[a]s bestimmteste Bew[u]ßts[eyn] habe, d[a]ß er jede Vorstell[u]ng überragt. - Eine solche Vorst[e]ll[u]ng hat auch d[er] Thor v[on] G[o]tt u[nd] nun zeige ich ihm den Inhalt [,] ihm davon klar machend, d[a]ß d[a]s 794 Subj[ect] des Urth[ei]ls d[a]s Prädikat: Non est ausschließt, ind[em] d[a]s Absolute aufhört, d[a]s Absol[ute] zu seyn, so wie es mit d[ie]s[em] Prädik[at] gedacht wird. NB [: ] Der Bew[eis] hat s[eine] Bedeut[un]g vollkomme[n], wenn man ihn aus dem Gebiet d[e]s subj[ectiven] Denkens u[nd] des reinen Denkens - ins Gebiet der Objectivität versetzt [,] d. h. nicht aus dem Begr[i]ff, aus den Actus d[e]s D[en]k[en]s schon d[en] Bew[eis] f[ür] G[o]tt[e]s Das[eyn] gewinn[en], weil 795 s[on]d[ern] aus der histor[ischen] Thatsache u[nd] der potentia zu d[ie]s[em] Gedank[en]. [33rl/ 33vr] c) Die Satisfactions-Theorie. Früh[ere] Leist[u]ng[e]n in Betr[e]ff d[er] Erlös[u]ngsu[nd] Rechtfert[i]g[un]gs- Lehre d[u]rch Chr[isti] Leben u[nd] Tod. Anselm’s Versuch in s[einer] Schr[i]ft Cur Deus homo. D[u]rch sie allerdings mehr Einfluß in d[er] K[i]rche u[nd] Theologie als in der Philosophie. Indeß ein G[e]g[e]nst[a]nd der Philos[ophie], der Philos[ophie] der Geschichte ist auch dieß.  NB: Das Böse ist eines der tiefst[en] Probleme d[e]s M[e]nsch[e]ndaseyns u[nd] d[er] Reaktio[n] d[a]g[e]g[en] eb[en]f[a]lls für die Philos[ophie] der Geschichte.  796 Das Werk besteht aus 2 Büchern  D[a]s I [.] B[uch] schon 1094 vollendet [,] d[a]s II [.] zu Sclavia (in Unt[e]rital[ien]) im Sommer 1098 währe[n]d s[einer] erst[en] Verbannu[n]g.  797 - wovon d[a]s erste mehr negativ si[c]h verhält, näml[ich] zu zeigen sucht den Ungläubigen gegenüb[er], d[a]ß es unmögl[ich] sey, 798 selig  aus eigner Kraft  799 zu werden. Das 2. hält sich mehr positiv, indem es darzuthun versucht, wie die Bestimmung zur Seligk[ei]t nichts desto weniger in d[em] Endzwecke G[o]tt[e]s v[om] M[e]nsch[e]n liege, d[ie]s[e]r Endzweck sich also auch verwirkl[ichen] müße u[nd] nur d[u]rch  einen  800 Gottmenschen sich verwirklichen könne u[nd] wie d[a]h[er] Alles, was der Glaube v[on] Christo enth[a]lte, in tiefer 801 innerer Nothw[e]nd[i]gk[ei]t begründet sey. 793 Über der Zeile. 794 „Urth[ei]l“ in der Zeile gestrichen. 795 Möglicherweise verschrieben; statt „weil“ eventuell „will“ gemeint. 796 Einfügung am Seitenrand [33vl]. 797 Randbemerkung am Seitenrand [33vl] mit Bleistift. 798 „ohne Chr[istus]“ in der Zeile mit Bleistift eingeklammert und gestrichen. 799 Einfügung am Seitenrand [33vl] mit Bleistift. 800 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „den“. 801 „tiefer“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „tieferer“. 473 In d[en] 2 erst[en] Kap[iteln] I [.] B[uch] wird d[er] allgem[eine] St[a]ndp[u]nkt der Unt[e]rs[u]ch[u]ng festgestellt. Nicht auf Erzeug[u]ng v[on] Glauben könne d[ie]se abseh[e]n, sond[ern] nur auf Verständniß desselben. V[on] d[er] Auctorität müße sie aber vorerst abseh[e]n, um frei zu Werke zu gehen; sie müße d[a]h[er] den G[e]g[e]nst[a]nd, um den es sich handle [,] als - Problem betrachten. Die Form ist die des Dialog’s. S[ein] Schüler Boso näml[ich] bringt beständ[i]g die Einwürfe der „Ungläub[i]g[e]n“ dar u[nd] dringt allenth[a]lb[en] bei schwierig[en] P[u]nkt[e]n auf nähere Untersuchung. Die eig[e]ntl[iche] Abh[a]ndl[u]ng beginnt erst mit d[em] 11 [.] Kap[itel]. Das vorherg[e]h[e]nde ist Einl[ei]t[u]ng. Es wird da zuerst d[a]s Problem festgest[e]llt; dann die bish[erige] 802 Lös[u]ng als ungenügend dargethan u[nd] 3) die richt[i]g[e] Auff[a]ß[u]ng wie d[e]r M[e]nschw[e]rd[un]g so d[e]s Todes des G[o]ttmensch[e]n in Kürze vorausgeschickt, um dann den Zweck v[on] beiden untersuchen zu können.  V[on] d[er] Peripherie wird immer mehr z[um] Centr[um] d[e]s Problems vorgedrungen [.] - Zuerst vers[c]hied[ene] Einw[e]nd[un]g[en] geg[en] d[en] ch[ri]stl[ichen] Glaub[en] an d[ie] Erlös[u]ng d[u]rch ein[en] G[o]ttmensch[en]. 1) Es sey G[o]tt[e]s unwürd[i]g, M[en]sch zu w[e]rd[en], gebor[en] z[u] w[e]rd[en], Hunger, Durst u[nd] Tod zu leid[en.] - Aber ist d[a]s [n]i[c]ht ein 803 Ehren G[o]tt[e]s, wenn man ih[n] für  so  804 barmherz[i]g, güt[i]g etc. hält [? ] - V[om] Weibe d[er] Fall - v[om] Weibe Erlös[un]g ausgeh[en]d - d[u]rch Genuß Fall, d[u]rch Leid[en] Erheb[un]g [.] 2) Aber mußte G[o]tt denn selbst d[ie]s[e] Rett[un]g d[u]rch Selbsternied[ri]g[un]g übernehm[en,] konnte sie denn nur auf d[ie]s[em] Wege stattfi[n]d[en? ] - Konnte es ni[c]ht gescheh[en] d[u]rch ei[nen] E[n]gel od[er] neu[en] M[e]nsch[en], d[en] G[o]tt d[a]zu schuf [? ] Nein, denn da würde d[ie] M[en]s[c]hh[ei]t abhä[n]g[i]g v[on] ein[em] Ges[c]höpf [,] was der Würde zuwider [.] 3) Aber hätte denn nicht G[o]tt[e]s Wille schon hingereicht, uns zu erlös[en]? Macht muß ja G[o]tt dazu hab[en.] - Seine Liebe kann er uns auch auf andere Weise zeigen. - Um v[on] d[er] Gewalt d[e]s Teufels 805 uns zu befrei[en], u[m] d[em] Teufel sei[n] Recht an d[er] M[e]ns[c]hh[ei]t abzugewinn[en], könne es auch nicht sey[n]. Denn d[er] Teufel habe kein Recht. Er hat Raub verübt u[nd] der begründet kein Recht an d[a]s Geraubte [.] - Man kann es ihm wieder nehmen, ohne ein Recht 802 „Art d[er]“ in der Zeile gestrichen. 803 „ein“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „eine“. 804 Über der Zeile. 805 „NB [: ] Das tiefste histor[ische] Problem f[ür] d[ie] Philos[ophie] der Geschichte.“ unter der Zeile gestrichen. 474 zu verletzen. Auf Seite d[e]s Teufels w[en]igst[en]s war kein Recht. Wenn auch d[er] M[en]sch mit Recht in s[eine] Gewalt geri[e]th u[nd] G[o]tt es mit Recht zuließ. Das war[en] [n]u[n] Anreg[u]ng[en] u[nd] Gründe genug [,] die zu weiterer Forsch[un]g auffordert[en].  806 Bei d[er] eig[e]ntl[ichen] Unt[e]rs[u]ch[u]ng nun geht Ans[elm] davon aus [,] 1) daß d[er] Mensch zur Sel[i]gk[ei]t bestimmt sey [,] 2) daß er d[ie]se nicht erlangen könne, ohne daß ihm s[eine] Sünden vergeben wurden, weil er eben 3) ein Sünder seye. D[ie]se drei Punkte zugegeben, reducire sich Alles auf d[ie] Frage: unter welcher Beding[un]g u[nd] auf welche Weise kann der M[e]nsch Vergebung finden?  1)  807 Aus d[em] B[e]gr[i]ffe der Sünde erhellt aber sogleich [,] daß d[ie]se (Vergeb[u]ng) ohne Genugthuung  d[e]ss[e]lb[e]n  808 nicht möglich ist [.] Sündigen heißt näml[ich] Gott nicht leisten, was man ihm schuld[i]g ist. D[a]h[er] zieht Sünde eine Schuld nach sich [.] [33vr/ 34rl] Und diese kann nicht d[a]d[u]rch getilgt werd[en,] d[a]ß der Sünder Gott wiedergibt, was er ihm genommen hat [,] sond[ern] sie fordert eine Sühne für den Raub  der Ehre  809 selbst, eine Wiedergutmachung der Verletz[u]ng [,] die Gott angethan. Es muß also mehr noch seyn, als was ihm genommen worden ist, was zur Sühne ihm dargebracht wird, u[nd] dieß Mehr muß in ein[er] Leist[u]ng besteh[e]n, die nicht schon an sich Pflicht ist. Nur unt[er] d[ie]s[e]r B[e]ding[un]g läßt sich eine Genugthuung  Satisfactio  810 denken, die wirkl[ich] d[a]s rechte Verh[ä]ltn[i]ß wieder herstellt. Ohne eine solche Genugthuung bleibt G[o]tt nichts übrig als die Sünde zu strafen; denn sie schlechtweg vergeben, würde heißen: sie hingehen laßen, u[nd] wie könnte G[o]tt eine solche Störung seiner Ordnung, wie die Sünde ist, hingehen laßen? Vielmehr muß er s[eine] Ordnung geg[en] sie aufrechterhalten, durchführen u[nd] dieß kann er nur d[a]d[u]rch [,] daß er die Sünde straft. Sonst würde der Sünder u[nd] Nichtsünder völlig gleich stehen. Das Gesetz würde für den Gerechten, aber nicht für den Ungerecht[en] existiren, ja die Ungerecht[i]gk[ei]t würde, da sie unter keine[m] Gesetze stünde, Gott gewissermaßen zur Seite treten.  Einw[en]d[un]g[en] 1)  811 Aber wie kann da Gott v[on] uns forder[n,] - wirft Boso ein - daß wir vergeben, wenn er selbst dieß nicht ohne Weiters thun kann? - Er will uns d[a]d[u]rch, erwiedert Ans[elm], nur warnen, ihm in’s Amt zu greifen; die Rache kann allein deßen seyn, der d[er] Herr Aller ist. Selbst wenn d[ie] Obr[i]gk[ei]t straft, ist es eig[e]ntl[ich] nur G[o]tt, der dieß thut; denn v[on] ihm rührt das Recht dazu her. 806 Einfügung am Seitenrand [33vl]. 807 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 808 Über der Zeile. 809 Über der Zeile. 810 Über der Zeile. 811 Randbemerkung am Seitenrand [34rr] mit Bleistift. 475  2)  812 Doch - bemerkt Boso wieder - wie sollte Gott nicht d[ie] Sünden vergeben können, wenn er der Freie, der Gütige, der allein üb[er] Recht u[nd] Unrecht Entscheidende ist? Ans[elm] versetzt - alle d[ie]se Eig[e]nsch[a]ft[e]n müßen mit s[einer] Würde in Einklang stehen. S[eine] Freih[ei]t kann nicht auf das sich erstrecken, was nicht recht, was nicht heilsam ist; seine Güte kann nichts seiner Ungeziemendes wollen u[nd] s[eine] Machtvollkommenh[ei]t kann nicht zur Willkühr werden. Denn so wahr es ist, d[a]ß das, was G[o]tt will, recht u[nd,] was er nicht will, unrecht ist, so falsch wäre es zu folgern: wenn Gott lügen will, ist es recht zu lügen. Man müßte vielmehr in d[ie]s[em] Falle folgern: Dann ist er nicht Gott. Denn er kann nichts seinem Wesen Widersprechendes wollen. Und so kann er nun auch nicht die Sünde, ohne daß sie gesühnt ist, vergeben wollen; denn er würde dann mit s[einer] Gerecht[i]gk[ei]t, wie mit der v[on] ihm aufgerichtet[en] Ordnung in Widerspruch treten. - Nichts darf Gott vielmehr weniger dulden, als daß d[a]s Geschöpf an seine Ehre greift. Denn da Gott d[a]s Höchste u[nd] Heil[i]gste ist, was [34rl/ 34vr] es gibt, so erweist sich s[eine] Gerecht[i]gk[ei]t in nichts so sehr als in deren Wahrung. Tastet also d[as] Geschöpf d[ie] Ehre G[o]tt[e]s an, so muß es f[ür] s[eine] Frevel genugthun od[er] es hat durch die Strafe zu büßen.  3)  813 Boso bemerkt: Kann denn die Strafe G[o]tt[e]s Ehre wahren? - Allerdings [,] erwidert Ans[elm]. Entw[e]d[er] näml[ich] erkennt d[er] M[e]ns[c]h freiwillig G[o]tt als s[einen] H[er]rn an d[urc]h Gehorsam - od[er] G[o]tt nöthigt ihm wider Willen d[ie]se Anerkennung auf, ind[em] er sich dad[u]r[c]h als s[ein] H[e]rr erweist [,] daß er ihn straft. Gleichwie näml[ich] d[ie] Sünde G[o]tt entzieht, was G[o]tt[e]s ist, so d[ie] Strafe dem M[e]nsch[e]n, was des M[e]nsch[e]n ist. Denn des M[e]nsch[e]n ist nicht blos das, was er wirkl[ich] in Händen hat, sond[ern] auch das, was er zu besitzen im Stande ist. Ist er also erschaffen, um die Sel[i]gk[ei]t zu erwerben im Falle des Gehorsams u[nd] entzieht ihm G[o]tt d[ie]se bei Ungehorsam, so macht sich G[o]tt in d[er] That v[on] dem, was des M[e]nsch[e]n ist, b[e]zahlt, wenn er ihn bestraft.  4)  814 Aber ist denn Gottes Ehre üb[er]h[au]pt verletzbar? , fragt Boso. - An u[nd] für sich freil[ich] nicht, erw[idert] Ans[elm], denn in letzt[er] Instanz ist G[o]tt selbst s[eine] Ehre u[nd] da kann ihm dies[e]lbe weder verkürzt noch erhöht werden. Aber d[ie]se seine (immanente) Ehre spiegelt sich in d[er] Schöpf[u]ng ab; in der Schönh[ei]t u[nd] Harmonie, in der Ordnung des Weltall’s [,] kraft derer jedes Geschöpf, die ihm angemessene Stellung erhalten hat, um s[eines] Th[ei]ls den g[ö]ttl[ichen] Weltplan auszuführen [,] d[en] g[ö]ttl[ichen] Willen zu vollführen. Und hier kann allerdings d[a]s Geschöpf Gott die Ehre geben od[er] nehmen, jenachdem 812 Randbemerkung am Seitenrand [34rr] mit Bleistift. 813 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 814 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 476 es in die g[ö]ttl[iche] Absicht eingeht od[er] nicht. - D[a]s vernünft[i]g[e] Geschöpf insb[esondere], wenn es die gestellte Aufg[abe] erfüllt, ehrt G[o]tt. Sträubt es sich aber d[a]g[e]g[e]n, so entehrt es Gott, weil es ihm das Ordner-Recht der Welt streit[i]g macht u[nd] d[a]d[u]r[c]h den Einklang d[e]s Ganzen stört. Weil nun aber die Ehre G[o]tt[e]s an u[nd] für sich unverletzl[ich] ist, so kann G[o]tt die Verletz[u]ng ders[e]lb[en] auch in der Welt-Ordnung nicht dulden u[nd] so muß gerade die Verletz[u]ng zu ihrer Verherrl[i]ch[un]g dienen. So unmögl[ich] es näml[ich] ist, dem Bereiche des ird[i]s[c]h[en] Himmels zu entfliehen - wir mögen uns wenden, wohin wir wollen, wir bleiben immer unter dems[e]lb[e]n; entfernen wir uns v[on] ein[er] Seite [,] so nähern wir uns der andern - so unmögl[ich] ist es auch der g[ö]ttl[ichen] Herrsch[a]ft u[nd] Ordnung zu entgehe[n.] Fliehen wir den gebietend[en] Willen G[o]tt[e]s, so gerathen wir unter den strafend[en]. Die Strafe oder - Sühne ist das Mittel [,] die gestörte Ordnung wieder herzustellen. Beide gehören mit zu d[ie]s[e]r Ordnung u[nd] d[ie] g[ö]ttl[iche] Weltregir[u]ng bedient sich ihrer, um jed[en] Riß in d[er] Ordnung wieder aufzuheb[en], u[nd] sie zu erhalt[en]. E[n]twed[er] also Genugthuung od[er] Str[a]fe für die Sünde - ist unverm[e]idl[iche] Alternative. [34vr/ 35rl] 815 Die Unmögl[i]chk[ei]t ein[er] bloßen Vergeb[u]ng der Sünde [,] ohne daß für dies[e]lbe genuggethan wird, erweist Ans[elm] zuletzt noch d[u]rch ein[en] Blick auf die Endbestimmung des Menschen. - Zu ein[er] dopp[elten] Gemeinsch[a]ft ist er berufen; in die Reihen der Engel soll er treten u[nd] der Gemeinschaft G[o]tt[e]s th[ei]lhaft[i]g werden. - Soll der M[e]ns[c]h aber in die Reihe der Engel eintreten, die nicht gesünd[i]gt haben, um die d[u]rch d[en] Sturz der Engel entstand[ene] Lücke auszufüllen, so kann das unmögl[ich] geschehen, ohne daß  er  816 s[eine] Sünde in Wahrh[ei]t gesühnt [,] d. h. G[o]tt für d[ie]s[e]lbe genuggethan hat. Aber auch abgesehen v[on] d[er] Bestimmung d[e]s M[e]nsch[e]n in B[e]z[ie]h[u]ng auf d[ie] Engelwelt: kann er üb[er]h[au]pt nur d[ie] Sel[i]gk[ei]t - sey es auch blos einer solchen, als er hatte, ehe er sündigte - theilhaft werden, ohne daß er s[eine] Sünde gesühnt, d. h. genug gethan hat?  NB [: ] Es früge sich, ob denn Strafe od[er] Sühne reinigt u[nd] wiederherstellt - nicht Reue, Schmerz u[nd] Demuth. -  817 Gesetzt, ein Reicher hätte eine Perle, die er in ein Schatzkästlein legen wollte, ein Feind aber schlüge sie ihm aus der Hand u[nd] sie fiele in den Schmutz: würde er sie wohl wieder aufheben u[nd] in sein Schatzkästlein legen, ohne sie zu reinigen? Nicht anders steht es mit d[em] M[e]nsch[e]n. Der Teufel hat ihn in d[en] Schmutz der Sünde gestürzt: kann ihn nun da Gott in das Himmelreich od[er] auch nur in d[as] Paradies wieder aufnehmen [,] ohne eine wirkl[iche] Tilgung s[einer] Sünde. 815 „Gesch[ichte] d[er] Philos[ophie] d[es] Mitt[el] Alters. 18.“ am oberen Seitenrand [35rr]; „18.“ bezeichnet den Bogen. 816 Über der Zeile. 817 Randbemerkung am Seitenrand [35rr]. 477  5)  818 Aber was bitten wir dann - wirft Boso ein - Vergieb uns uns[ere] Schulden? - Bezahlen wir sie, so bedarf es uns[erer] Bitte nicht - bezahlen wir sie nicht, so hilft es nichts, denn G[o]tt kann sie dann nicht vergeben. - Das Letztere g[e]st[e]ht Ans[elm] gleich zu. In Betr[e]ff d[e]s Ersteren s[a]gt er: wenn nun aber d[a]s Bitten selbst z[um] B[e]zahlen gehörte? - Das werde sich indeß später erled[i]g[en]. - Festzuhalten sey: Ohne Genugthuung keine Vergebung.  2)  819 Nachdem nun so d[ie] Nothw[e]nd[i]gk[ei]t einer Genugthuung üb[er]h[au]pt nachgewiesen ist, geht Ans[elm] c. 20 dazu über, die Beschaffenh[ei]t d[ie]s[e]r Genugthuung näher zu bestimmen, um zu zeigen, daß d[er] Mens[c]h - für sich - nicht im Stande ist, sie zu leisten. Im Allgem[einen] muß d[ie] Genugthuung, um d[ie] Sünde zu sühnen, ihr entsprechen, d. h. ein wirkl[iches] Aequivalent für dieselbe seyn. - Dieß wird sie aber nur dann seyn [,] wenn sie 1) nichts pflichtschuldig zu Leistendes ist; 2) wenn sie dem Maaße [,] d. h. der Größe der Schuld entspricht, die die Sünde verwirkt hat, näml[ich] mehr leistet als die Sünde verbrochen hat; u[nd] wenn sie 3) nicht blos quantitativ, sond[ern] auch qualitativ der Sünde entspricht, d. h. wirkl[ich] das 820 restituirt u[nd] heilt, was d[ie] Sünde [35rl/ 35vr] verletzt u[nd] gebrochen hat, G[o]tt[e]s Ordnung u[nd] Ehre. Nach d[ie]s[e]n 3 Momenten erweist nun Ans[elm] c. 20-23 die Zahlungsunfähigk[ei]t des M[e]nsch[e]n. D[ie]se Insolvenz folgt 1) schon daraus, d[a]ß d[er] Mensch Alles, was er an Zahlungsstatt 821 leisten könnte, an sich schon Gott schuld[i]g ist. - Mit dem, was man ohnehin zu geben schuld[i]g, verpflichtet ist, kann man keine rückständ[i]g[e] Schuld zahlen. - D[ie]se Insolvenz folgt 2) auch aus d[er] Größe der Schuld [.] D[ie]se Größe, das „Gewicht“ der Sünde, macht Ans[elm] dad[u]r[c]h anschaulich, d[a]ß er fragt, für welchen Preis es wohl gestattet seyn dürfte, auch nur d[ie] allergeringste Sünde [,] z. B. einen sträfl[ichen] Blick zu begehen. Stelle dich einmal in Gedanken vor G[o]tt[e]s Thron etc. Könntest du eine Welt, eine Reihe v[on] Welten  v[or] Unterga[n]g  822 retten d[u]rch einen Blick, du dürftest nicht geg[en] G[o]tt[e]s Gebot. - Und so verhält es sich in d[er] That, f[ä]hrt Ans[elm] fort, jed[en] Augenblick stehen wir vor G[o]tt[e]s Thron etc. Wenn nun die Satisfaction nach dem Maaße der Schuld sich richten, wenn sie die Schuld nicht blos auf[-] , sond[ern] überwiegen muß, um wirkl[ich] zu sühnen; folgt dann nicht, daß es etwas Größeres als die ganze Welt seyn muß, was wir G[o]tt darbringen, wollen wir für uns[ere] Sü[n]de genugthun? Denn wenn d[er] Wille G[o]t- 818 Am Seitenrand [35rr] mit Bleistift. Korrespondierendes „1)“ ist unauffindbar. 819 Vor der Zeile mit Bleistift; am Seitenrand [35rr] mit Bleistift wiederholt. 820 „leistet“ in der Zeile gestrichen. 821 „Zahlungsstatt“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „ZahlungsStatt“. 822 Über der Zeile. 478 t[e]s uns höher gelt[en] muß als Alles, was nicht Gott ist, so kann die Verletz[u]ng deßelben auch dur[c]h nichts Anderes auß[er] G[o]tt gesühnt werd[en] u[nd] so folgt, d[a]ß sie üb[er]h[au]pt nicht v[on] uns  Mensch[en]  823 gesühnt werd[en] kann.  Absonderl[iche] Ansicht Ans[elms]  824 . D[ie]se Insolvenz d[e]s M[e]nsch[e]n folgt aber 3) auch aus d[er] (qualitativen) Natur der Sünde selbst od[er] aus der specif[ischen] Bestimmth[ei]t des Schadens, den sie anrichtet. Der M[e]nsch sollte gleichsam der Anwalt G[o]tt[e]s wider den Teufel seyn. Er sollte darthun, daß d[ie] Sünde nicht in der creatürl[ichen] Freih[ei]t als solcher begründet sey u[nd] hied[u]rch de[m] Teufel jed[en] Vorwand zu 825 s[einer] Entschuld[i]g[un]g nehmen [,] G[o]tt[e]s Ehre aber vor aller Creatur wiederherstellen. Da er damals im Stande d[er] Unschuld d[ie]s[e]r Aufg[abe] nicht genügte - so soll er dennoch in d[er] Folgezeit den Teufel besiegen, d[a]s g[ö]ttl[iche] Vertrauen rechtfert[i]g[en]. Wie soll er es aber können im Zust[a]nd der Schwäche? Je länger d[er] M[e]nsch im Zustand d[er] Schuld bleibt, um so mehr wird er noch verschuldet. - V[ie]ll[ei]cht möchte aber gerade d[a]s Unvermögen, die Schuld abzutrag[en,] als E[n]tschuld[un]gsgrad gelten. Allein nur dann, bemerkt Ans[elm,] könnte d[ie]s[e]s Unvermög[en] z[ur] E[n]tschuld[i]g[un]g gelt[en], wenn es ein unverschuldetes wäre. [35vr/ 36rl] Was selbst schon Wirk[u]ng der Sünde ist, die Zahl[u]ngs-Unfähigk[ei]t, kann ihn wegen der Nichtbezahl[u]ng s[einer] Schuld bei G[o]tt nicht entschuld[i]g[e]n;  u[nd]  826 was Wirk[un]g d[er] Sünde ist [,] kann keine Entschuld[i]g[un]g für d[ie] weitere Sünde seyn, die daraus hervorgeht.  G[ö]ttl[iche] Barmherz[i]gk[ei]t  827 Wollte man sich auf d[ie] g[ö]ttl[iche] Barmherz[i]gk[ei]t berufen, die doch wohl die Schuld erlassen werde, eben weil der M[e]ns[c]h nicht im Stande sey [,] sie zu zahlen: so könnte sich d[ie]s[e]r Erlaß nur auf ein Doppeltes beziehen: entw[eder] auf d[ie] freiwill[i]g[e] Genugthuung für die Sünde, od[er] auf die unfreiwill[i]ge Büßung ders[e]lb[en] durch die Strafe, die in d[er] Entz[ie]h[u]ng der Sel[i]gk[ei]t besteht. (NB [: ] Eines v[on] beid[en] müßte erlass[en] werd[en.])  a)  828 Erließe nun d[ie] g[ö]ttl[iche] Barmherz[i]gk[ei]t dem M[e]nsch[e]n die freiwillige Genugthuung, eben weil er sie nicht leisten kann: was Anderes hieße dieß, als: sie erließe ihm, was sie ihm erlassen muß? u[nd] das klänge ja wie Spott auf d[ie] g[ö]ttl[iche] Barmherz[i]gk[ei]t. 823 Über der Zeile mit Bleistift. 824 Randbemerkung am Seitenrand [35vl] mit Bleistift. 825 „zu“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „zur“. 826 Über der Zeile. 827 Randbemerkung am Seitenrand [36rr] mit Bleistift. 828 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 479  b)  829 Erließe sie ihm aber die unfreiwill[i]g[e] Büßung d[u]rch die Strafe, eben weil er die freiwill[i]g[e] nicht leisten kann (d[u]r[c]h Genugthuung) [,] so hieße dieß: sie entzöge ihm die Sel[i]gk[ei]t nicht, verliehe sie ihm also, u[nd] verliehe sie ihm deßh[a]lb, weil er etwas besitzt [,] was er eig[en]tl[ich] nicht besitzen sollte (eben jenes Unvermöge[n])  Wirk[un]g der Sünd[e]  830 [,] sie verliehe ihm also die Sel[i]gk[ei]t recht eig[e]ntl[ich] seiner Sündhaft[i]gk[ei]t wegen, u[nd] eine solche Barmherz[i]gk[ei]t klänge wie ein Spott auf d[ie] g[ö]ttl[iche] Gerecht[i]gk[ei]t!  (Unvermög[en] = Sündhaft[i]gk[ei]t genomm[en])  831 Doch auch angenommen, G[o]tt erließe dem M[e]nsch[e]n das, was er bezahlen soll, eben weil er es nicht bezahlen kann [,] so früge es sich noch immer, ob der Mens[c]h bezahlen will od[er] nicht, u[nd] im erst[en] Fall könnte er d[u]rch d[en] bloß[en] Erlaß der Schuld unmögl[ich] befriedigt, also auch unmögl[ich] selig werd[en], im andern aber gleichfalls nicht, denn dann wäre er ja ungerecht (NB [: ] weil nicht bezahlen wollend). Folgl[ich] werden wir immer wieder darauf zurückgewiesen, d[a]ß d[er] Mens[c]h ohne Satisfaction f[ür] d[ie] Sünde nicht selig werden kann, weil d[ie] Sünde ihm ohne Satisfaction ni[c]ht vergeben werden, mit der Sünde der M[e]nsch aber auch nicht in d[a]s Himmelreich kommen kann.  NB [: ] Ans[elm] hat eine außerord[en]tl[ich] hohe Meinung hier v[on] der Würde des M[e]nsch[e]n.  832 So ist also Ans[elm] an sein Ziel gelangt; zu zeig[en,] d[a]ß die M[e]ns[c]hh[ei]t aus eignen Kr[ä]ft[e]n nicht Genugthuung für d[ie] Sünde leist[en] könne - ohne Genugthuung aber keine Vergeb[u]ng 833 - ohne d[ie]se keine Sel[i]gk[ei]t. Im 2. B[uch] nun sucht er die Mögl[i]chk[ei]t u[nd] Art d[ie]s[e]r Genugthuung zu zeigen u[nd] dann darzuthun [,] daß sie durch Christus so geleistet sey, daß all[en] Anford[e]r[u]ng[en] vollständ[i]g Genüge gethan sey. Er beginnt v[on] Vorne an - nochmal die Bestimmung d[e]s M[e]nsch[en] zur Sel[i]gk[ei]t hervorhebend 1-3c. Wenn nun dieß die Bestimmung d[e]s M[e]nsch[e]n ist, so muß G[o]tt d[ie]se s[eine] Absicht auch ausführen [36rl/ 36vr] od[er] er hat den M[e]nsch[e]n umsonst (in vanum) erschaffen [,] läßt ihn untergeh[e]n. Das ist aber nicht mögl[ich]. Er muß den Schöpf[u]ngszweck ausführen - u[nd] da d[ie]ß nicht mögl[ich] ist ohne Genugthuung, so wird diese durch den Schöpf[e]r-Gedanken G[o]tt[e]s üb[er] den Menschen gefordert. Boso wendet ein: Wenn G[o]tt genöth[i]gt ist, uns[er] Heil zu schaffen, um seiner selbst willen genöthigt ist, können wir uns dann z[ur] Dankb[a]rk[ei]t dafür verpflichtet fühlen? können wir es als Gnade betrachten, wenn er uns selig macht. - Gewiß, 829 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 830 Über der Zeile mit Bleistift. 831 Randbemerkung am Seitenrand [36rr] mit Bleistift. 832 Randbemerkung am Seitenrand [36rr]. 833 „Vergeb[u]ng“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „Verb[+++]“. 480 s[a]gt Ans[elm]. - Es ist dieß  nicht  834 eine Nothw[e]nd[i]gk[ei]t, die G[o]tt angethan wird, der er gleichsam wider Willen unterliegt, sond[ern] eine solche, die er frei sich selber setzt. Beisp[iel: ] Wenn man dem Armen etw[as] verspricht (also Nothw[en]d[i]gk[ei]t auferlegt u[nd] ih[m] morg[en] gibt etc.) [.] So steht es mit d[em] g[ö]ttl[ichen] Gnadengeschenk für uns[ere] Sel[i]gk[ei]t. Allerdings hat sich G[o]tt verpflichtet dazu, indem er uns schuf u[nd] es würde ihm nicht wohl anstehen (non deceret eum) [,] wollte er s[einen] Schöpf[u]ngszweck mit uns wieder aufgeben. Aber er hat d[ie]s[e]n Zweck nicht um Seinet- [,] sond[ern] Unsertwillen gesetzt. Wir können also nichts als Gnade darin erblicken, wenn er d[a]d[u]rch [,] d[a]ß er uns schuf [,] gewissermaaß[en] verpflichtet hat, s[einen] Schöpferged[a]nk[e]n mit uns auch auszuführen.  NB [: ] Strenges Anschließ[en] G[o]tt[e]s an d[ie] Schöpf[u]ng.  835 Und für G[o]tt selbst liegt in d[ie]s[er] innern Verpfl[i]cht[un]g keine andere Nothw[e]nd[i]gk[ei]t, als eine solche, die sein Wille ist. 3) Die Genugthuung nun, ohne welche die Absicht G[o]tt[e]s mit d[en] M[e]nsch[e]n nicht erreicht werden kann - erfordert nach B[uch] I eine Leist[u]ng an G[o]tt, die die Schuld der Sünde völlig aufod[er] vielmehr überwiegt, u[nd] da die Sünde etwas ist, was geg[en] die ganze Welt nicht hätte begange[n] werd[en] sollen, so wird d[ie]se Leist[u]ng G[o]tt etwas darzubringen haben, was größer ist als die ganze Welt od[er] größer als Alles, was nicht Gott ist. Hieraus folgt, daß auch der Darbringende selbst größer seyn muß, als Alles, was nicht Gott ist; denn v[on] dem Seinen wird er es darzubring[en] haben. Größer aber als Alles, was nicht G[o]tt ist,  a)  836 ist nur Gott selbst. Folgl[ich] kann kein Anderer als G[o]tt d[ie]se nothw[e]nd[i]g[e] Genugthuung leisten.  b)  837 Schuldig sie zu leisten ist aber nur der Mensch. Mithin wird nicht Gott als Gott, sond[ern] nur Gott als Mensch sie leisten können,  c)  838 u[nd] so springt dann die Nothw[e]nd[i]gk[ei]t einer Menschwerd[un]g G[o]tt[e]s in d[ie] Augen, soll die Absicht G[o]tt[e]s mit den M[e]nsch[e]n erfüllt werden. Ans[elm] zeigt nun weiter, daß dieß nur d[u]rch eine solche M[e]ns[c]hwerd[un]g seyn kann, wie d[ie] Kirche sie lehrt, der Genugthuende muß 1) vollständ[i]g Gott u[nd] vollständ[i]g Mensch sey[n]; 2 Natur[en] in 1 Person. [36vr/ 37rl] 839 Die G[o]tth[ei]t darf (wie sie auch ohnehin nicht kann) nicht in die M[e]nschh[ei]t übergehen u[nd] nicht umgekehrt, sonst würde der G[o]ttmensch 834 Über der Zeile eingefügt. 835 Randbemerkung am Seitenrand [36vl]. 836 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 837 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 838 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 839 „Gesch[ichte] d[er] Philos[ophie] d[es] Mitt[e]l Alters 19“ am oberen Seitenrand [37rr]; „19“ bezeichnet den Bogen. 481 entw[eder] G[o]tt u[nd] nicht Mens[c]h od[er] umgekehrt seyn - auch dürfen sich die Naturen nicht vermischen zu einem Dritten, denn d[ie]s[e]s Dritte würde weder G[o]tt noch Mensch seyn. Der Genugthuende muß sowohl G[o]tt als Mensch seyn,  a)  840 weil  er  841 nur dann, wenn er wirkl[ich] Mens[c]h ist, die Genugthuung zu leisten verpflichtet u[nd]  b)  842 nur dann, wenn er wirkl[ich] Gott ist, sie zu leisten im Stande ist. - Aber ebensowenig dürfen beide ein verschieden[es] Selbst bleiben; denn der Selbe, der die Genugthuung zu leisten verpflichtet ist, muß auch der seyn, der sie zu leisten im Stande ist, sonst kann es ebensowenig zu ders[e]lb[en] kommen. Also beide müss[en] Eine Person seyn; sowie Leib u[nd] Seele Ein M[e]nsch sind, u[nd] doch d[er] Leib nicht die Seele u[nd] umgekehrt ist. 2) Der Mens[c]h, in welchem G[o]tt d[ie] menschl[iche] Natur annimmt, muß ein Sohn Adams seyn,  (  843 nichts desto weniger aber der Sohn einer Jungfrau.  )  844 - Erschüfe näml[ich] G[o]tt ein[en] neuen [,] d. h. einen nicht v[on] Adam abstammend[en] M[e]nsch[e]n, so würde d[ie]s[e]r gar nicht zu derj[enigen] M[e]nschh[ei]t gehören, welche die Genugthuung zu leisten verpflichtet ist; denn dieß ist nur die v[on] Adam abstammende, die d[u]rch ihre Abstammung v[on] Ada[m] gerade dieß bestimmte Geschlecht, d[ie]s[e]s einheitl[iche] Ganze ist, weßh[a]lb G[o]tt selbst das Weib erst von u[nd] aus Adam hat hervorgehen laßen, um die Einh[ei]t des Geschlechtes recht ausdrückl[ich] zu wahren. Lastet auf d[ie]s[e]r Adamitisch[en] 845 Menschh[ei]t die Verpflicht[u]ng zu der Genugthuung, so könnte der G[o]ttmensch d[ie]se gar nicht wahrh[a]ft leisten, gehörte er nicht der Adamitisch[en] M[e]nschh[ei]t an. 4) Nun fragt es sich aber: Durch welche That wird denn der Menschgewordene Gott die geforderte Genugthuung leisten? Da dieß nur eine That seyn kann, welche keine pflichtmäßige Leistung ist, (I. T[heil]) alles handelnde Thun aber unter das 846 Bereich der Pflicht fällt  (später)  847 , so kann es nur eine Leidensthat seyn, die genugthut, wobei dann vor Allem der Tod in Betracht kommt. D[ie]se Leidensthat (Tod) muß aber den Charakter völliger Freiwilligk[ei]t an sich tragen; es darf für den G[o]ttmenschen keine Pflicht, k[eine] Schuld[i]gk[ei]t da seyn 848 den Tod (de[n] Sold der Sünde) zu erleiden. Ebenso vollk[ommene] Sünde- 840 Über der Zeile mit Bleistift. 841 Über der Zeile eingefügt. 842 Über der Zeile mit Bleistift. 843 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 844 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 845 „Er“ in der Zeile gestrichen. 846 Verschrieben; gemeint: den. 847 Über der Zeile mit Bleistift. 848 „zu“ in der Zeile gestrichen. 482 los[i]gk[ei]t, das Non posse peccare sogar [,] nicht blos non peccare; um so mehr also auch d[a]s  Non  849 debere 850 mori. Aber wird er da sterben können, wenn er ohne Sünde? [37rl/ 37vr] Zum Wesen des M[e]nsch[e]n, bemerkt Ans[elm], gehört wed[e]r Sterblichk[ei]t noch Unsterbl[i]chk[ei]t; ohne d[em] Falle hätte der M[e]ns[c]h den Tod nie gekostet u[nd] doch wäre er M[e]nsch gewesen - nach d[em] Falle ist er sterbl[ich] u[nd] bleibt doch Mensch. - Die Sterbl[i]chk[ei]t d[e]s G[o]ttmensches 851 ist d[a]h[er] v[on] s[einem] Willen abhäng[i]g. Gerade das muß aber seyn, soll der G[o]ttmensch die nöth[i]g[e] Genugthuung leisten. Denn zu d[ie]s[e]m Behufe muß er Etwas haben,  um  852 es G[o]tt dar  zu  bringen 853 [,] was größer ist, als die ganze Welt od[er] größer, als Alles, was nicht G[o]tt ist. Ein solches Größeres kann es nicht unter, üb[er]h[au]pt nicht außer [,] sond[ern] nur in ihm geben. Entweder sich selbst muß er also Gott darbringen, oder etwas v[on] sich (aliquid de se). - D[ie]se Darbring[un]g muß aber eine solche seyn, auf die G[o]tt keinen Anspruch hat, als auf Etwas, was ihm ohnehin gebührt; alle Creatur aber gehört G[o]tt schon ursprüngl[ich] zu eigen. Wollte er sich also z. B. in der Art Gott darbringen, d[a]ß er sich unverbrüchl[ich] dem g[ö]ttl[ichen] Wille[n] unterwürfe, G[o]tt unverbrüchl[ichen] Gehorsam leistete; so würde dieß keine satisfaktor[ische] Kr[a]ft haben, weil dieß etwas ist, was G[o]tt v[on] jed[em] vernünft[i]g[en] Geschöpf fordern kann.  d[a]h[er] nur Leid[en]sthat  854 Wohl aber würde d[ie] Opfer[u]ng seines Lebens, die Hingabe desselben in den Tod eine solche Darbring[un]g seyn; denn diese ist Gott nicht berecht[i]gt v[on] ihm zu fordern, weil er eben kein Sünder ist. Und d[ie]s[e]s Opfer würde 3. auch in so fern zum Besten zur Sühne für d[ie] Sünde sich eignen, als es qualitativ derselb[en] entspricht. Hat näml[ich] d[er] M[e]nsch aus Lust gesünd[i]gt, so muß er d[u]rch Schmerz büßen u[nd] ist es ihm leicht geworden, sich v[om] T[eu]f[e]l b[e]siegen zu lass[en] z[ur] Unehre G[o]tt[e]s, so muß es ihm um so schwerer werd[en], ihn zu besiegen zur Ehre G[o]tt[e]s. Das Bitterste aber u[nd] Schwerste, dem sich der M[e]nsch freiwill[i]g, ohne alle Schuld unt[e]rzieh[en] kann, ist der Tod. Und besteht d[ie] Sünde, im innerst[en] Wesen in eine[m] Raube an G[o]tt, ist sie eine Selbstentziehung in b[e]zug auf G[o]tt, so muß d[ie] Sühne eine Schenkung, eine Selbsthingeb[u]ng seyn u[nd] da läßt sich wieder keine stärkere denken, als ein Gehen in den Tod um G[o]tt[e]s willen. - So beim G[o]ttm[e]nsche[n]. 849 Über der Zeile eingefügt. 850 „non“ in der Zeile gestrichen. 851 Verschrieben; gemeint: G[o]ttmenschen. 852 Über der Zeile, als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „was“. 853 „zu“ über der Zeile. 854 Randbemerkung am Seitenrand [37vl] mit Bleistift. 483 Ob dann aber d[er] Tod d[e]s G[o]ttmensch[en] auch quantitativ v[on] der Art ist, daß er d[a]s Heer der menschl[ichen] Sünd[en] nicht blos auf[-], sond[ern] überwiegt, zumal da sich früher gezeigt hat, d[a]ß schon 855 [37vr/ 38rl] zur Sühnung auch nur der allergeringst[en] Sünde selbst eine Reihe v[on] Welten nicht hinreicht. - D[ie]s[e]n Werth sucht Ans[elm] d[a]d[u]r[c]h zu zeigen d[em] Boso, daß er ihn fragt, was er wohl thun würde, wenn er  nur  856 d[ie] Wahl hätte, entw[eder] den G[o]ttmenschen zu tödten od[er] alle Sünden der Welt auf sein Haupt zu nehmen. Boso wählt natürl[ich] lieber d[a]s Letztere, will lieber alle and[eren] Sünden auf sich nehme[n] als diese Eine begehen. - (Alle and[eren] Sünden sind nä[m]l[ich] nur indirect geg[en] G[o]tt (G[o]ttm[e]nschen). D[ie]se aber wäre direct geg[en] ihn, geg[en] s[eine] Person.) Daraus also könne man ersehen, welchen Werth das Leben des G[o]ttmenschen haben muß. Denn ist die Vernicht[u]ng desselb[en] die größte Sünde, die sich denken läßt, so es selbst das größte Gut seyn. Die freiwill[i]g[e] Hingabe d[ie]s[e]s Höchsten in den Tod muß also auch eine satisfaktor[ische] Kraft haben, welche weit alle Schwere der Schuld überwiegt; - es muß keine Sünde geben, welche nicht d[u]rch dies[e]lbe getilgt [,] d. h. um ders[e]lb[en] willen vergeben werden könnte. (Selbst die Tödt[u]ng d[e]s G[o]ttmensch[en] - 857 die geschichtl[ich] geschehene - wird durch dies[e]lbe gesühnt od[er] ein peccatum veniale werd[en] (c. 15), weil sie unwissentlich geschehen ist. Wissentlich ist sie gar nicht begehbar. Hiemit nun ist Ans[elm] am Ziele u[nd] Boso bittet nur noch um Erläuterung einiger Nebenpunkte. Boso findet näml[ich] noch unbegreifl[ich,] wie G[o]tt die menschl[iche] Natur ohne Sünde  u[nd] doch  858 aus dem sünd[i]g[en] Geschlechte annehmen konnte.  Hier v[on] d[em] histor[ischen] Chr[i]st[enthum] - nicht mehr v[om] fingirt[en] die Rede.  859 - In d[ie]s[e]r Bezieh[u]ng weist Ans[elm] auf d[ie] Universalität der Versöhnungskr[a]ft des Todes Chr[isti] hin, die ebenso die Menschh[ei]t vor, wie die M[e]nschh[ei]t nach ihm umfaße. So daß er schon im Voraus die reinig[en] konnte, in deren Schoße er Fleis[c]h u[nd] Blut annehmen wollte. Nun aber wirft Boso eine neue Frage auf: Könnte näml[ich] d[er] G[o]ttmensch nur dann als ein M[e]nsch ohne Sünde empfangen werden, wenn seine Mutter durch s[einen] künft[i]g[en] Tod schon im Voraus entsündigt wurde, so war es ja eine Nothwend[i]gk[ei]t, daß er starb, denn er konnte  dann  860 nicht nicht-sterben, weil er ohne s[einen] Tod gar nicht hätte existiren können; wie läßt sich da noch Freiwil- 855 „die geringste“ in der Zeile gestrichen. 856 Über der Zeile eingefügt. 857 „-“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „(“. 858 Über der Zeile. 859 Randbemerkung am Seitenrand [38rr] mit Bleistift. 860 Über der Zeile. 484 ligk[ei]t seines Todes b[e]h[au]pt[e]n? - D[ie]se Schwier[i]gk[ei]t wird noch gelöst [.] - Das Amlebenbleiben war d[e]ßh[a]lb eine Unmögl[i]chk[ei]t, weil d[er] G[o]ttmensch sie so wollte; sie war also eine d[u]rch s[einen] Willen begründete u[nd] so schließt sie die Freiwill[i]gk[ei]t des Todes keineswegs aus. Sein Sterbenmüßen, ist nur in s[einem] Sterben-wollen begründet. Konnte er nicht mehr anders, so ist dieß keine Unvollkommenh[ei]t; denn nicht jedes Nichtkönnen ist eine  Un  861 Vollkommenh[ei]t [,] nicht jedes Können eine Vollkomme[n]h[ei]t (z. B. posse vinci) [.] - So Unwandelbark[ei]t d[e]s Will[en]s eine potentia - Wandelbark[ei]t d[a]g[e]g[en] impotentia. [38rl/ 38vr] Noch einen P[u]nkt wünscht Boso jetzt erläutert zu sehen. Daß die Darbring[un]g d[ie]s[e]s Lebens das einzige Mittel war, uns mit G[o]tt zu versöhnen, steht fest. Warum es aber gerade auf diese Weise, näml[ich] so, daß d[er] G[o]ttmensch, um d[er] Gerecht[i]gk[ei]t willen sich tödten ließ  (nicht blos starb)  862 , dargebracht werd[en] mußte, ist noch zu begründen. Ans[elm] findet den Grund davon in ein[er] ethis[c]h[en] Absicht, die dieß Lebe[n] hätte. Es sollte uns z[um] Vorbilde dienen; d[a]s Beisp[iel] des G[o]ttmenschen sollte zeigen, d[a]ß man um keines Ungemachs, kein[er] Schmerz[en] willen v[om] Pfade der Gerecht[i]gk[ei]t abweichen dürfe. - Zwar vor Chr[istus] gab es schon M[e]ns[c]h[e]n, die um d[er] Tugend will[en] das Leb[en] hingaben; aber jeder gab da nur hin, was er ohnehin später hätte laße[n] müß[en]; anders b[eim] G[o]ttmensch[en]. - In d[er] vollkom[menen] Freiwill[i]gk[ei]t ist nun auch die Verdienstl[i]chk[ei]t des Leidens Chr[isti] begründet. D[a]h[er] konnte d[er] Vater ein solches Geschenk nicht unerwiedert lassen. Nun konnte aber die Erwied[e]r[u]ng nur entw[eder] in ein[em] Gegen-Geschenke od[er] in ein[em] Erlasse einer Ford[e]r[u]ng besteh[e]n. Allein [,] Alles, was des Vaters ist, ist auch des Sohnes v[on] Anfang an; u[nd] welche Schuld gäbe es, die dems[e]lb[en] erlaßen werd[en] könnte. Für sich selbst also konnte der G[o]ttmensch keinen Lohn empf[a]ng[e]n. - Aber wenn er nun, was er für sich verdient hat 863 , einem Andern zuwenden will, könnte der Vater es d[ie]s[e]m Andern verweigern od[er] üb[er]h[au]pt etwas geg[en] d[ie]se Zuwend[u]ng haben? Das ist nicht denkbar, denn über das, was der  Sohn  864 verdient hat, muß er auch vollständ[i]g als üb[er] sein Eigenthum verfügen können. - 861 Über der Zeile. 862 Über der Zeile mit Bleistift. 863 „hat“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „hatte“. 864 Über der Zeile. 485 II [.] Abschn[itt] 865 Philos[ophische] Bestrebungen im 12 [.] J[a]hrh[u]nd[e]rt. Das Leben Ans[elms] reicht noch bis in d[en] Anf[a]ng des 12 [.] J[a]hrh[underts] herein. In d[er] erst[en] Hälfte d[e]ss[e]lb[en] möge[n] viele Schüler Ans[elms] als Lehrer in d[en] Schulen gewirkt haben. D[a]s Kloster u[nd] d[ie] Schule Bec selber spielte keine bedeutende Rolle mehr. Es concentrirten sich die wiss[e]nsch[a]ftl[ichen] Bestreb[un]g[en] immer mehr in Paris, obwohl noch sonst auch da u[nd] dort Schulen blühten. Während sich im 11 [.] J[a]hrh[undert] sich nur einfach die Dialektik u[nd] ihre Anw[e]nd[un]g auf die 866 Gl[au]b[en]slehre [38vr/ 39rl] 867 zur Gelt[u]ng brachte, kamen jetzt die verschiedenst[en] Richt[u]ng[e]n allmählig an’s Tageslicht; strenge Platoniker - ohne besond[ere] Anw[e]nd[un]g des Platonism[us] auf d[ie] Theologie; dann solche [,] welche die Dialekt[i]k im ausgedehntest[en] Maaß geltend machten; dann schlechthin positive Theologen; endl[ich] die Mystik[e]r - u[nd] geg[en] den Schluß Ueberwiegendwerden der  bekannt werd[en]d[en]  868 Aristotel[ischen] Philos[ophie] über die Platonische. 1. Platoniker. Vorwiegend Platoniker waren die Philos[ophen] u[nd] Theol[o]g[en] in der erst[en] Hälfte d[ie]s[e]s J[a]hrh[underts] insgesammt, doch sind Einige [,] die d[ie]se Bezeichnung in b[e]sond[erem] Maaße verdienen, ind[em] sie 869 sich d[er] Platon[ischen] Weltanschauung strenger anschloßen (mit ihr[en] Eigenthüml[i]chk[ei]t[e]n) u[nd] damit das Streben nach mehr  weltl[ichen]  870 (realen) als theolog[ischen] K[e]nntnissen verbanden. Als solcher Platoniker  ist  871 zuerst zu nennen Adelard v[on] Bath in Engl[an]d. Der Trieb nach posit[iven] realist[ischen] Kenntnissen scheint sich schon damals bei den Engländern vorzugsw[ei]se geltend gemacht zu haben 872 . Adelard zeigt ihn u[nd] 865 Eine korrespondierende Überschrift „I. Abschnitt“ ist unauffindbar. 866 „Theologie“ in der Zeile gestrichen. 867 „Gesch[ichte] d[er] Philos[ophie] d[es] Mitt[el] Alters 20“ am oberen Seitenrand [39rr]; „20“ bezeichnet den Bogen. 868 Über der Zeile. 869 „sie“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „sich“. 870 Über der Zeile. 871 Über der Zeile, als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „wird uns“. 872 „zu haben“ zunächst gestrichen und danach wieder vergültigt. 486 soll weite Reisen unternomme[n] haben, um ihn zu befriedigen. Er wurde gebildet in d[en] Schulen zu Tours u[nd] Laon; ging dann nach Italien, Sicilien, Griechenland u[nd] Klein-Asien. Später wieder in Italien, in Salerno, wo er  mit  873 Arabisch[e]r Naturwiss[e]nsch[a]ft bekannt wurde. Schr[i]ft[e]n De eodem et diverso u[nd] quaestiones naturales. Der Platon[ischen] Philos[ophie] ist er vorherrschend ergeben. Nicht sehr tief eindringend, aber einige H[au]ptzüge vollkommen sich aneignend. - Mißtrauen geg[en] die Sinne u[nd] sinnl[iche] Wahrnehmung, sein Vertrauen auf d[ie] allg[emeinen] B[e]gr[i]ffe der Vernunft. Nichts ist gewisser als die Vernunft, nichts falscher als d[a]s Zeugniß der Sinne, denen so wenig in den geringst[en] wie in d[en] wicht[i]gst[en] Angeleg[e]nh[ei]t[e]n [*] ein Einfluß gebührt. Weder den großen Zusammenhang der Dinge vermögen sie zu faßen, noch die Kleinh[ei]t der Atome, weder das Wie ihres eig[nen] Empfindens, noch das Was ihres Wesens können sie würd[i]g[en]. Nur Meinung, kein Wissen kann v[on] ihnen ausgehen. Die Materie wird üb[er]h[au]pt tief gestellt; die Seele [,] in die Hülle des materiell[en] Leibes gelegt, verliert ei[nen] Th[ei]l ihrer Erk[e]n[n]tn[i]ß. Alles Uebel der Seele stammt v[om] Körper, der sie umschließt. Sie wird durch ihn ihrem eigen[en] Wesen fremd. Indem Adelard auch den Streit üb[er] d[ie] allgem[einen] B[e]gr[i]ffe zw[i]s[c]h[en] Plat[on] u[nd] Arist[oteles] berührt, sucht er ihn zu schlichten. Beide hatten Recht u[nd] wollten dasselbe, [39rl/ 39vr] nur auf verschied[enen] Weg[e]n erreichen, ind[em] Platon v[on] d[en] ersten Gründen aller Dinge ausging [,] um z[um] Sinnl[ichen] herabzusteigen, Arist[oteles] aber v[om] Sinnl[ichen] anhob [,] um die Gründe dess[e]lb[en] zu erforschen. Deßhalb setzte jener die allgem[einen] B[e]gr[i]ffe außerh[a]lb der sinnl[ichen] Dinge in die g[ö]ttl[iche] Vernunft [,] in welcher die Dinge einfach bestanden, ehe sie Gegenstände menschl[icher] Erk[e]n[n]tn[i]ß wurden; aber auch dieser setzte mit Recht, daß dies[e]lb[en] in den sinnl[ichen] Dingen enthalten seyen. 874 [1.] Bernhard v[on] Chartres. Den Ruhm, der vollkommenste Platoniker d[ie]s[e]r Z[ei]t zu s[e]yn [,] erwarb sich Bernhard v[on] Chartres, der auch in einer lang[en] Laufbahn als Lehrer zu Chartres viele Schüler bildete u[nd] am meisten zur Verbreit[un]g der Platon[ischen] Lehre beigetragen zu haben scheint. - S[eine] H[au]ptschr[i]ft ist s[eine] Kosmographie od[er] Megakosmus u[nd] Mikrokosmus, eine Auseinandersetz[u]ng der Platon[i- 873 Über der Zeile. 874 „2.“ in der Zeile gestrichen. 487 schen] Lehren, wie sie im Timäus enth[a]lt[e]n ist; in eine Allegorie eingekleidet, halb in Prosa, halb in Versen. - Bemerkenswerth ist auch s[eine] allegor[ische] Ausleg[un]g der Aeneide Virgil’s, in der er alle s[eine] philos[ophischen] Lehre[n] zu entdecken weiß. S[eine] Darst[e]ll[u]ng ist dunkel u[nd] verworr[en]. Joh[annes’] v[on] Salisbury, seines Schülers [,] Angaben geben einig[en] Aufschluß 875 z[um] Verständn[i]ß s[einer] Aeuß[e]r[u]ng[e]n. Durch Natur  (g[ö]ttl[iche] Substanz? )  876 u[nd] g[ö]ttl[iche] Vernunft (NB [: ] Unt[er] Natur etwas Anderes zu verstehen als gewöh[n]l[ich]) läßt Bernh[ard] aus d[em] ungeordnet[en] Chaos der Materie die Welt bilden u[nd] durch d[ie] Weltseele beleben, welche er auch Entelechie u[nd] ein[en] Ausfluß der g[ö]ttl[ichen] Vernunft nennt. Die Natur aber ist eins mit G[o]tt, der Substanz nach nicht v[on] G[o]tt verschied[en.] (NB [: ] Er 877 scheint d[a]s g[ö]ttl[iche] S[c]höpf[u]ngswort darunter zu versteh[en.])  Ein Ring[en] d[e]s Platon[i]sm[us] mit ch[ri]stl[ichen] Lehren bemerkl[ich].  878 Die Ideen hält er nicht für gleich ewig mit G[o]tt, indem er sie als Schöpf[u]ng - obwohl als ew[i]g[e] Schöpf[un]g betrachtet. Auch d[ie] Materie soll er (Joh[annes] [von] Salisb[ury]) für geschaffen v[on] G[o]tt angesehen haben. - Wiederum aber ist ihm auch die sinnl[iche] Welt ewig u[nd] unvergängl[ich], weil sie aus dem ew[i]g[en] Vorbilde in G[o]tt ist; in ihr finde sich Alles, was in der ew[i]g[en] übersinnl[ichen] Welt ist, nun aber in der Aufeinanderfolge der Zeit. In ihr ist Alles vorherbestimmt in s[einer] Art, in s[einer] Gatt[u]ng, wie in d[er] Besonderh[ei]t der einzelnen Dinge. Alles dieß bringt die Weltseele im Laufe der Zeit hervor nach ein[er] unverbrüchl[ichen] Ordnung, indem sie der Ideen theilhaftig ist, denn in ihr finden sich die himmlische u[nd] materielle Natur, Seele u[nd] Körper durch das Geheimniß der Zahl u[nd] des Einklangs miteinander vereinigt.  NB [: ] Auch v[on] d[en] Individuen nahm er Idee[n] an. - Jed[en]f[a]lls ist das gerechtf[e]rt[i]gt bei geist[i]g[en], moral[i]s[c]h[en] Wesen, die für sich schon ein geschloßenes Ganzes, d[a]h[er] an u[nd] für sich ihre[n] Werth haben.  879 D[a]h[er] ist auch die Weltseele frei v[on] d[en] Störungen [39vr/ 40rl] der G[e]g[e]nsätze, welche in der Verschied[e]nh[ei]t der körperl[ichen] Elemente liegen, weil sie alle d[ie]se G[e]g[e]nsätze in Eintracht beherrscht, obwohl sie v[on] d[er] Natur der Materie gehindert wird, überall gleichmäßig durchzudringen u[nd] Alles in gleichem Grade zu beleben. Denn in d[er] Materie liegt d[a]s Uebel u[nd] das Böse, welches aber v[om] Geist u[nd] der Vorseh[u]ng G[o]tt[e]s in s[einen] Gränzen erhalten wird. Bernh[ard] erblickt in d[er] ganz[en] Welt ein[en] durchgäng[i]g[en] Zusammenhang, welchen er 875 „üb[er]“ in der Zeile gestrichen. 876 Über der Zeile. 877 „Er“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „Es“. 878 Randbemerkung am Seitenrand [39vl] mit Bleistift. 879 Randbemerkung am Seitenrand [39vl]. 488  wie  880 ein[en] Kreis beschreibt, der v[on] d[en] höh[eren] Graden des Seyns zu den niederen, v[on] d[en] Gatt[u]ng[e]n zu Arten, v[on] Arten zu Individ[uen] fortgeht u[nd] v[on] d[ie]s[e]n zu den ersten Gründen sich wieder zurückwendet; - oder: welcher v[on] G[o]tt ausgeht, in welchem die Wiss[e]nsch[a]ft ist, darauf sich weiter erstreckt, durch den Himmel, in welchem die Vernunft, durch die Gestirne, in welchen der Verstand u[nd] durch d[a]s große belebte Wesen der sinnl[ichen] Welt, in welcher Erk[e]nntn[i]ß u[nd] Sinn lebt, um zuletzt d[u]rch den Mensch[e]n, das letzte Erzeugn[i]ß der Schöpf[u]ng, den Mikrokosmus, in die G[o]tth[ei]t wieder zurückzukehren. Bernh[ard] hat dabei die Ansicht, daß d[er] menschl[iche] Körp[er] niedriger stehe als alle and[ere] belebte u[nd] unbelebte; deßweg[en] werde er auch die Unterwelt (infernum) genannt u[nd] dahin deute die Lehre der Alten, daß die Seelen der M[e]ns[c]h[e]n - deren Präexistenz er voraussetzt - in dem Körper ihre Sünden büßen. Aus der Zusammenordnung der weltl[ichen] Dinge u[nd] der Unterordnung uns[erer] Welt unter den Gestirnen leitet er auch den Einfluß d[ie]s[e]r auf uns[er] Leben u[nd] auf Alles, was zeitl[ich] geschieht, - die Gewalt des Schicksals ab. Doch gesteht er zu, daß es auß[er] dem Gebiete des unvermeidl[ichen] Schicksals auch ein Gebiet der Freih[ei]t u[nd] des Zufalls gebe. -  Die Allegor[ische] Form d[er] Einkl[ei]d[un]g scheint s[eine] Ansicht[en] vor kirchl[icher] Censur geschützt zu hab[en].  881 [2.] Wilhelm v[on] Conches. Wilhelm [,] geb[oren] 1080 zu Conches in d[er] Normandie [,] lehrte [,] Bernhard nachahmend [,] mit Erfolg zu Paris [,] bis üb[er] d[ie] Mitte des 12 [.] J[a]hrh[underts] hinaus. Er beschränkt sich auf d[ie] Philosophie, Platon z[um] Führer nehmend, aber mögl[i]chst der k[i]rchl[ichen] Lehre anbequemend. - Die Ew[i]gk[ei]t der Welt, Präexistenz der Seelen verwirft er. In Betr[e]ff der Trinitätslehre u[nd] Weltseele ward er angeklagt u[nd] widerrief sogleich. [3.] Walter v[on] Mortagne D[ie]s[e]r lehrte in d[er] erst[en] Hälfte d[e]s 12 [.] J[a]hrh[underts] Rhetorik u[nd] Philos[ophie] (Dialekt[i]k) zu Paris [,] ging aber später zur Theologie über u[nd] starb 1174 als Bisch[of] v[on] Laon. Auch er bekannte sich zur Platonisch[en] Lehre, u[nd] war entschied[en] strenge[r] Realist. - [40rl/ 40vr] 880 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „mit“. 881 In und unter der Zeile eingefügt. 489 2) Platonisirende Dialektiker, die 882 d[ie] Dialektik auf d[ie] Theologie mit Entschiedenheit anwendeten. 1. Abälard. Der Stolz u[nd] Ruhm d[er] französ[ischen] Philos[ophie] - bekannt nicht blos in d[er] Gesch[ichte] d[er] Philos[ophie,] sond[ern] auch in d[er] Romantik d[u]rch s[eine] Schicksale. Geb[oren] 1079 zu 883 Palais [,] einem Flecken bei Nantes in der Bretagne. V[on] adel[igen] Eltern stammend. Aus Liebe z[u] d[en] Stud[ien] dem Erstgeburtsrecht entsage[n]d. - Als 15jähr[i]g[er] Jüngl[in]g bereits Fahrten zu dialekt[ischen] Kämpf[en]. Endl[ich] nach Paris zu Wilhelm v[on] Champeaux [,] deßen Schüler werd[en]d. Bald[i]g[es] Zerwürf[n]iß weg[en] siegr[eicher] dialekt[ischer] Kämpfe mit s[einem] Lehrer. 22 J[ahre] alt [,] errichtet er zu Melun bei Paris eine philos[ophische] Schule, - dann [,] näher an Paris [,] nach Corbeil sie verlegend. S[eine] Schüler [,] jene d[e]s Wilh[elm] v[on] Champ[eaux,] bekämpf[e]nd; d[a]h[er] sich d[ie]s[e]r bald verlaß[en] sah. - Wegen 884 Kra[n]kh[ei]t d[u]rch große Anstr[en]g[un]g nach s[einer] Heimat zurückkehr[e]nd. Nach 2 J[ahren,] 28 Jahre alt [,] erscheint er wieder. - Wilh[elm] v[on] Champ[eaux] hatte unterdeß[en] s[ein] weltl[iches] L[e]b[en] aufgegeb[en] u[nd] ward Canonicus zu St. Victor in Paris. Lehrte aber das[e]lbst bald wieder. Abaelard söhnt sich mit ih[m] aus, wird neuerdings sein Schüler. Abermal[i]g[es] Zerwürf[n]iß weg[en] der Universalien. Abälard zwang d[en] Realist[en] Wilh[elm] zuzugeb[en,] d[a]ß die Universalien nicht essentialiter [,] sond[ern] individualiter in d[en] Einzeldi[n]g[en] sey[en]. Nun verließ er s[einen] Lehrer wieder u[nd] gründete an den Mauer[n] v[or] Paris auf d[em] Genovevaberge eine Schule, von wo aus er d[en] Wilh[elm] u[nd] s[eine] Schule för[m]l[ich] belagerte unt[er] b[e]stä[n]d[i]g[en] dialekt[ischen] Kämpf[en]. - Wilh[elm] zog sich bald ganz zurück, u[nd] w[a]rd bald darauf Bis[c]hof zu Chalons sur Marne. Dieß scheint in Abälard d[en] Wunsch nach gleiche[n] k[i]rchl[ichen] Würden erregt zu haben, u[nd] er begab sich nach Laon [,] um Theol[o]g[ie] zu studiren. Das[e]lbst war Anselm ein berühmt[er] Scholastikus (u[nd] Archidiakon). Bald ind[e]ß fing er an auch d[ie]sen Lehrer zu mißachten, als einen Baum, der nur Blätter, nicht Früchte trage, der sein Haus statt mit Licht, nur mit Rauch fülle. Er setzte ihn vor den 885 üb[ri]g[en] Schülern herab, u[nd] auf deren Befragen [,] [40vr/ 41rl] 886 ob 882 „v[on]“ in der Zeile gestrichen. 883 „Pl[+]“ in der Zeile gestrichen. 884 Verschrieben. 885 „den“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „[*]“. 490 er denn d[ie] h[ei]l[ige] Schr[i]ft schon erklären könne, erbat er sich, ohne längere Vorbereit[un]g als die eines Tages, jedes bibl[ische] Buch, das sie wollten, zu erklären. - Versuch damit  [m]it Ezechiel  887 [.] - Ans[elm] entz[ie]ht ihm s[ein] Haus - Rückkehr nach Paris - Theolog[ische] Vorles[u]ng[e]n  (erhielt, obwohl Laie, ein Canonicat)  888 . - Fünf Jahre vergingen so - als er eines Tages v[on] ein[em] Mädchen hörte etc. Er ward v[on] Canonikus 889 Fulbert, dem Oheim Heloisens [,] in’s Haus aufgenommen. - Folgen - endl[ich] Entfernung aus d[em] Hause - Entführ[u]ng Heloisens in s[eine] Heimat, dort geb[ar] sie ein[en] Knaben. - Astralabium [,] d. i. glänzender Stern. Aussöhnung mit Fulbert. Heiml[iche] Heirat: Veröffentl[i]ch[un]g d[u]r[c]h Fulbert, Geheimhalt[u]ng  Läugnung  890 d[u]rch Heloise. Zerwürfniß darüber. Abäl[a]rd brachte nun Heloise in d[a]s Kloster Argente[u]il, um sie vor d[em] Zorne d[e]s Oheims zu retten, d[ie]s[e]r glaubte [,] es geschehe deßweg[en], weil Abäl[a]rd ihrer schon überdrüßig 891 sey. - Rache Fulberts - Abäl[a]rd nach s[einer] Genes[u]ng in’s Kloster St. Dionys. Heloise auf s[einen] Wuns[c]h nahm in Argenteuil den Schleier. - In St. Dionys Wiederöffnung d[er] Vorles[u]ng[e]n - Verfeind[u]ng mit d[en] Mönche[n] d[u]rch s[einen] Tadel u[nd] Strenge. Als er Priester geworden war [,] wies ihm der Superior ein kleines Landhaus z[ur] Wohnung an, weil d[er] Zulauf f[ür] d[as] Kloster nicht paße - wahrscheinl[ich] um des Rigoristen los zu werden. - Viele Schüler (Coelestin II [.] u[nd] Pet[rus] Lombard[us] unter ihnen) Ausarb[ei]t[un]g der Introductio ad Theologiam. D[ie] Schr[i]ft ist nicht eine theolog[ische] Encyclop[ädie,] sond[ern] b[e]h[a]nd[e]lt nur d[ie] Lehre v[on] d[er] Einh[ei]t u[nd] Dreih[ei]t G[o]tt[e]s. - Ehemal[i]g[e] Mitschüler (z[u] Laon) [,] Alberich u[nd] Litulph v[on] Rheims [,] traten als s[eine] Ankläger auf; beim Erzb[ischof] v[on] Rheims. D[ie]s[e]r u[nd] d[er] p[ä]pstl[iche] Legat Conon beriefen eine Synode 1121 z[u] Soißons. Abäl[a]rd verurth[ei]lt u[nd] mußte im Angesichte der Synode s[eine] Schr[i]ft verbrennen u[nd] durfte dann in’s Kloster zurückkehren. - Streit im Klost[er] üb[er] Dionys[ius] Areopag[ita].  Er b[e]h[au]pt[e]te [,] Dionys Areopagita (V[e]rf[asser] d[er] S[c]h[ri]ft[en]) könne nicht Apost[el] Galliens gewesen seyn. Beda Venerabilis erzähle ja [,] der Areopagite sey Bisch[of] v[on] Korinth gewesen, - der Apost[el] Galliens d[a]g[e]g[en] werde Bisch[of] v[on] Athen genannt.  892 Droh[u]ng des Abtes [,] ihn beim Kap[itel] zu belangen. Flucht Abäl[a]rds 886 „Gesch[ichte] der Philos[ophie] d[e]s Mitt[el] Alters 21“ am oberen Seitenrand [41rr]; „21“ bezeichnet den Bogen. 887 Über der Zeile mit Bleistift. 888 Über der Zeile. 889 „Canonikus“ ersetzt durch Überschreibung ursprünglich verschriebenes „Canokikus“. 890 Über der Zeile. 891 „überdrüßig“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „[*]“. 892 Randbemerkung am Seitenrand [41rr]. 491 zu Gr[a]f Theobald v[on] d[er]  Champagne  893 . V[on] hier aus ward er d[u]rch Vermittl[un]g d[e]s Hofes v[on] d[er] Pflicht entbund[en,] in 894 sein Kloster zurückzukehren.  d[u]rch d[en] Abt Suger  895 Er zog sich in Sehnsucht nach Ruhe in d[ie] G[e]g[e]nd v[on] Nogent-sur-Seine zurück, erbaute sich hier ein Bethaus u[nd] nannte es Paraklet, weil er hier Trost z[u] find[en] hoffte. Zahlreiche Schüler strömt[en] alsbald wieder zusammen [,] die um s[eine] Hütte her sich Hüttchen bauten. - Neue Unahnnehml[i]chk[ei]t[e]n 896 , - schon deßweg[en,] weil er s[eine] K[i]rche Paraklet nannte u[nd] d[ie] h[ei]l[ige] Dreieinigk[ei]t mit 3 gleich[en] Gesichtern darin darstellte. - B[e]s[onders] Bernh[ard] u[nd] Norbert geg[en] ihn. Doch Abäl[a]rd siegte dießmal u[nd] ward bald darauf in s[einer] Heimat z[um] Abte v[on] St. Gildas de Ruys erwählt 1126. S[ein] Eifer u[nd] Str[en]ge. [41rl/ 41vr] D[ie] Mönche wurd[en] bald mit dem herben, f[a]st menschenfeindl[ichen] Vorsteher sehr unzufrieden u[nd] verfolgten ihn auf alle W[ei]se. Nicht viel anders ward Heloisens Loos. Sie war Aebtißin in Argenteuil geworden, hatte aber so ungeord[ne]te Nonnen, d[a]ß dies[e]lb[en] 897 sammt ihr[er] Aebtißin v[on] d[en] Kloster-Ober[en] von St. Dionys verjagt wurden. Abäl[a]rd schenkte ihr Paraklet, das sie mit 8 od[er] 10 Nonnen in Besitz nahm; der Bis[c]h[of] v[on] 898 Troyes hatte es zur Abtei erhobe[n].  bis 1593  899 Einige Z[ei]t nach d[ie]s[e]m Ereigniß suchten d[ie] Mönche v[on] St. Gildas den läst[i]g[en] Abt zu vergiften. Als nun Heloise dieß erfuhr, schrieb sie z[um] erstenmal wieder an Abäl[ar]d u[nd] veranlaßte d[a]d[u]r[c]h den berühmt[en] Br[ie]fwechsel zw[i]sch[en] A[bälard] u[nd] H[eloise]. (Eine feurige Schild[e]r[u]ng d[e]s Kampfes zw[i]sch[en] Liebe u[nd] dem Bewußts[eyn] übernommener Pflichten, in dem letztere sey[en.]) Abäl[a]rd verließ 1136 s[eine] Abtei u[nd] trat wieder auf d[em] Genovefaberge als Lehrer auf. Aber auch seine theolog[ischen] Feinde traten wieder hervor, namentl[ich] d[er] Abt Wilh[elm] v[on] Thierry  Theod[e]ri[c]h  900 , der auch d[en] h[ei]l[igen] Bernhard geg[en] ihn aufrief. 901 Bernh[ard] suchte den Angeschuld[i]gt[e]n selbst auf u[nd] ermahnte ihn so freundschaftl[ich], d[a]ß Abäl[ard] s[eine] irrig[en] Lehrsätze zu verbeßern versprach. Aber es gereute ihn d[ie]s[e]s Verspr[ec]h[en] wieder u[nd] er verlangte v[om] Erzb[i]s[c]h[of] v[on] Sens eine Syno- 893 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile verschriebenes, kaum lesbares und dann mit runden Klammern versehenes „Champagne“. 894 „in“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „ins“. 895 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 896 Verschrieben; gemeint: Unannehmlichkeiten. 897 „dies[e]lb[en]“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „sie“. 898 „Soißons“ in der Zeile gestrichen. 899 Randbemerkung am Spaltenrand [41vr] mit Bleistift. 900 Über der Zeile mit Bleistift. 901 „s“ in der Zeile gestrichen. 492 de [,] um s[eine] Lehre geg[en] B[e]rnh[a]rd zu vertheid[i]g[en]. D[ie] Synode trat 1140 zusammen, aber Ab[ä]lard ließ sich wider alles Erwarten in k[eine] Disputation ein u[nd] appellirte einfach an d[en] P[a]pst, deßungeachtet verurth[ei]lte die Synode s[eine] Lehre u[nd] Bernh[ard] schi[c]kte ein v[om] Abte Wilhelm entworfenes Verzeichniß der Irrthümer Ab[ä]l[a]rds an d[en] P[a]pst, worauf Innocenz II [.] d[ie]se Irrlehren censurirte, dem Abäl[a]rd Schweigen auferlegte u[nd] ihn zu klösterl[icher] Haft verurtheilte. Um sich zu vertheid[i]g[en,] wollte hierauf Ab[ä]l[a]rd s[e]lbst nach Rom reisen, besuchte dabei auch d[a]s berühmte Clugny, beschloß auf Zureden d[e]s dort[i]g[e]n  berüh[m]t[en]  902 Abtes Peters des Ehrwürd[i]g[e]n, das[e]lbst zu bleiben, u[nd] versöhnte sich jetzt 903 unter deßen Vermittl[un]g mit dem P[a]pste u[nd] d[em] h[ei]l[igen] Bernhard. Um s[eine] gebrochene Gesundh[ei]t zu stärken, bezog Ab[ä]l[ar]d die z[u] Clugny gehör[i]g[e] Abtei St [.] Marcel bei Chalons sur 904 Saone, führte ein sehr ascetisch[es] Leben u[nd] starb hier am 21 [.] Apr[il] 1142 alt 63 Jahre. Peter der Ehrwürd[i]g[e] ließ nach d[er] Sitte jener Z[ei]t die dem Ab[ä]l[a]rd ertheilte Absolution v[on] d[er] oben bemerkt[en] Sentenz auf sein Grab heften, lieferte aber nach dem Wunsche Heloisens den Leichnahm 905 nach Paraklet aus, wo er beigesetzt wurde. 22 J[ahre] später starb Heloise u[nd] ließ sich neben Abälard begraben. Jetzt (seit 1817) ruht die Asche beider in einer Kapelle des Kirchhofs Père- Lachaise zu Paris. Auß[er] der Introductio ad Theologiam hat Abälard [41vr/ 42rl] auch eine theologia christiana geschrieben in 5 B[ü]ch[e]rn [,] die nur eine Ueberarbeit[un]g d[e]s erstgen[annten] Werkes ist; außerdem ist v[on] ihm noch eine Schr[i]ft vorhanden u[nd] 1836 v[on] s[einem] Cousin z[um] erstenmale im Druck herausgegeben mit dem Titel: Sic et non, d. i. eine Sammlung entgegenstehender Ansichten der Kirchenväter; dann eine Art Moral in d[er] Schr[i]ft: Scito te ipsum, ein[en] Dialogus inter philosophum, Christianum et Judaeum (1837 z[um] erstenmale v[on] Rheinwald herausgeg[eben]); endl[ich] verschied[ene] Briefe [,] v[on] denen der erste s[eine] Lebensgeschichte (hist[oria] calamitatum) enthält; Predigten, kleinere Abh[a]ndl[u]ng[e]n. I [.] Verh[ä]ltn[i]ß v[on] Glauben u[nd] Wissen.  Schon d[ie] Bestimmung Ab[älards] in Betr[e]ff des Verh[ä]lt[ni]ß[es] v[on] Gl[auben] u[nd] Wiss[en] gab  906 den positiv[en] u[nd] myst[ischen] Theologen an Abälard z[um] Anstoß. 907 902 Über der Zeile. 903 „jetzt“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „[*]“. 904 „Marne“ in der Zeile gestrichen. 905 Verschrieben; gemeint: Leichnam. 906 Über der Zeile eingefügt als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „Was“. 907 „war, das was schon s.“ in der Zeile gestrichen. 493 Welche Ansicht indeß Abäl[a]rd eig[e]ntl[ich] v[on] d[ie]s[em] V[e]rh[ä]ltn[i]ß hatte, darüber sind die Meinungen geth[ei]lt, weil sich zweideut[i]g[e] Stellen bei Abäl[ard] finden. Kuhn z. B. schreibt ihm d[ie] Ansicht zu, die ganz der entgeg[en]st[e]ht [,] die Ans[elm] so streng festhält, näml[ich] daß nicht der Glaube dem Wissen vorausgehen, sond[ern] umgekehrt d[a]s Wissen [,] Begreifen, dem Glauben vorausgehen müße.  NB [: ] Man sieht hier wieder [,] daß man Prüf[u]ng der Auctorität u[nd] Prüf[u]ng des Glaub[en]sinhaltes noch nicht v[on] einander zu scheid[en] 908 wußte; bei 909 Betr[e]ff der Auctorität [,] der geglaubt wird [,] muß Wissen (Prüfen) vorausgehen, sonst ist’s Leichtgläub[i]gk[ei]t; - nicht so in Betr[e]ff des Glaubensinh[a]lts. D[a]h[er] kann Bernh[ard] sagen: Deum habens 910 suspectum 911 credere non vult etc. Abael[a]rd’s Meinung war dieß gewiß nicht; sond[ern] er wollte nur prüfen, ob es v[on] G[o]tt geoff[e]nb[a]rt.  912 Man beruft sich auf Stellen wie folgende: Qui credit cito, levis est corde et minorabitur 913 [,] die v[on] Abäl[ard] so interpretirt wird: Cito autem sine facile credit qui indiscrete atque improvide his quae dicunt prius acquiescit, quam hoc ei quod persuadetur ignota ratione quantum valet discutiat, an scilicet adhiberi ei fidem conveniat; u[nd] dabei zieht er los gegen jene „fervor fidei, qui ea, quae dicantur antequam intelligat credit et prius his assentit, ac recipit quam  quae  914 ipsa sint videat et an recipienda sint, agnoscat suo pro captu suo discutiat [“]. D[ie]s[e]r Stelle läßt er noch die Bemerk[u]ng vorausgehen, er schreibe geg[en] denj[enigen,] qui fidem rationibus vel adstruendam vel defendendam esse denegant. - Und d[er] h[ei]l[ige] Bernh[ard] s[a]gt einmal: Deum  habens  915 suspectum credere non vult nisi quod prius ratione discusserit. Und die Anklagesch[ri]ft Bernh[ards] (d[u]rch Wilh[elm] v[on] Thierry) s[a]gt: Ita omnia sibi usurpat humanum ingenium, fidei nihil reservans. Quidquid sibi non invenit pervium, id putat nihilum; credere dedignatur  (  916 ratione rationem transcendere  )  917 ; - credere velle quidquid non possit ratione attingere. [42rl/ 42vr] Andrers[ei]ts aber finden sich auch Stellen, welche dahin lauten, daß man der Auctorität mehr vertrauen müsse als der Vernunft - u[nd] auf d[ie]se beruft sich Ritter, um zu zeigen, daß Abael[ard] auch dem credo ut intelligam gehuldigt habe. - So: In omnibus auctoritatem humanae anteponi rationi convenit; maxime autem in his 908 „scheid[en]“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „unterscheid[en]“. 909 „bei“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „P“. 910 „habens“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „habet“. 911 „et“ in der Zeile gestrichen. 912 Randbemerkung am Seitenrand [42rr]. 913 „u[nd] unt[er]“ in der Zeile gestrichen. 914 Über der Zeile eingefügt. 915 Über der Zeile eingefügt. 916 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 917 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 494 quae ad Deum pertinent, tutius auctoritati quam humano nitimur judicio [.] Introd[uctio] II 1; u[nd] c. 2 de quo (sc[ilicet] s[ancta] trinitate) quidem nos docere veritatem non promittimus, ad quam neque nos neque mortalium aliquem sufficere credimus, sed saltem aliquid verisimile atque humanae rationi vicinum nec sacrae fidei contrarium proponere libet adversus eos qui humanis rationibus fidem se impugnare gloriantur nec nisi humanas curant rationes quas noverunt. Offenbar bezieht sich dieß auf den Glaubens-Inhalt selbst - nicht auf d[ie] Glaubens-Auctorität, wo ihm aber die Mögl[i]chk[ei]t eines falschen Glaub[en]s od[er] vielmehr Glaub[en]s-Auct[orität] vorschwebt, da äußert er sich im früh[er] angegeb[enen] Sinne. Es ist beides noch nicht rein ausgeschieden; Weder v[on] Abael[ard] noch v[on] s[einen] Gegnern.  Angedeutet ist aber d[ie]se s[eine] Meinung darin, d[a]ß er ein doppeltes Erkennen in Bez[u]g auf d[en] Glauben unterscheidet: das Erkennen der Gründe od[er] Anfänge des Glaub[en]s 918 (fidei nostrae primordia) [,] zu welchem die Gnade hinzukommen soll, um sie zu vollenden - u[nd] das Erkennen deßen, was geglaubt wird u[nd] weil es der Zukunft vorbehalten ist, noch nicht  vollk[o]mm[en]  919 erkannt werden kann. (Introduct[io])  920 Kann man aber auch nicht sagen, Abael[ard] laße den Glauben aus der Vernunfterkenntniß hervorgehen, so daß man glauben [,] d. h. als wahr annehmen müßte, was man durch sich selbst als wahr erkannt habe (? )  NB [: ] Die Heidnische Philos[ophie] stellt er übrigens sehr hoch - u[nd] d[a]s Ch[ri]st[e]nth[um] scheint ihm manchmal selbst nur eine Art Philos[ophie] zu seyn.  921 922 so  so hat er si[c]h d[u]rch  923 Eine Vermisch[u]ng v[on] Glaub[en] u[nd] Wissen 924 zu 925 Schulden komme[n] laße[n].  (hoch gestellt u[nd] in d[en] Vordergrund, daß der Glaube darüber fast zu Grunde ging) (od[er] das kirchl[iche] Glaubensbew[u]ßts[eyn]) [.] Dieß geschah vorzügl[ich] d[u]rch d[en] eigenth[üm]l[ichen] B[e]gr[i]ff [,] den Abael[ard] v[om] Glauben hatte. Der Glaube ist d[em] Abael[ard] ganz allgemein: Existimatio  Existimatio = Meinung,  u[nd]  926 Urtheil. Aestimatio [=] Schätzung u[nd] Achtung. (NB [: ] Man wollte [,] daß er lieber aestimatio hätte sagen soll[en.])  927 rerum non apparentium hoc est sensibus corporis 918 „[+]“ in der Zeile gestrichen. 919 Über der Zeile mit Bleistift. 920 Einfügung am Seitenrand [42vl]. 921 Randbemerkung am Seitenrand [42vl]. 922 „so hat d[u]rch dens[e]lb[en] das Denken u[nd] Wissen“ in der Zeile mit Bleistift gestrichen. 923 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 924 „st“ in der Zeile gestrichen; in der Zeile folgendes „veranlaßte“ mit Bleistift gestrichen. 925 „zu“ mit Bleistift ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „er“. 926 Über der Zeile. 927 Randbemerkung am Seitenrand [42vl]. 495 non subjacentium (Introd[uctio] I 1) od[er] bestimmter: argumentum non apparentium h[oc] e[st] probatio quod sint aliqua non apparentia [.] Abael[ard] stimmt  aber  928 dem Boëth[ius] bei in Betr[e]ff d[e]s argum[e]nt[um]: Argumentum est ratio, quae rei dubiae fidem facit. Hienach fiele fides geradezu mit ratio, fidem praebere mit ratione inductum esse zusammen. Credere u[nd] intelligere sind ihm identisch  Wenn intelligere = Ver[n]u[n]ftschauung ist [,] so wäre es = myst[ischer] Glaube [.]  929 u[nd] bilden als Erkenntniß eines Unsichtbaren den G[e]g[e]nsatz zu cognoscere u[nd] manifestare als Erk[e]n[n]tn[i]ß eines Sichtbaren u[nd] Gegenwärtigen. Sed profecto aliud est intelligere sive [42vr/ 43rl] 930 credere, aliud cognoscere seu manifestare. Fides quippe dicitur existimatio non apparentium, cognitio vero ipsarum rerum experientia per ipsam earum praesentiam (Introd[uctio] II 3).  Ob d[a]s Credere Wurzel d[e]s Intelligere od[er] umgekehrt - od[er] b[e]id[e]s zugl[e]i[c]h.  931  NB [: ] V[ie]ll[ei]cht so zu verstehen, d[a]ß d[a]s Glaub[en], wie das Wiss[en] (Intelligere reine[s] 932 D[en]k[en] sich auf das bezieht, was nicht unmitt[e]lb[ar] den Sinn[en] erscheint - ohne daß beide gerade dens[e]lb[en] I[n]halt haben od[er] dies[e]lbe G[ei]st[e]sthät[i]gk[ei]t sey[n] sollt[en]. Sie hab[en] nur dieß Gemeinsame. [)] [(] NB [: ]  Und  933 Aus der Stelle könnte man indeß wohl auch schließ[en], d[a]ß ihm doch beides nicht identis[c]h seyn soll; - das credere scheint sich auf Kundgeb[u]ng u[nd] Aneignung des geist[i]g[en] Objectes z[um] Behufe des Intelligere zu beziehen; - wie doch wohl das manifestare Ku[n]dgeb[un]g d[e]s Sichtbaren ist z[um] Behufe des cognoscere. Wie manifest[are] u[nd] cognoscere nicht id[en]t[i]sch seyn kann - so auch d[a]s credere u[nd] intelligere nicht. - Also wie obj[ectiv] das manifestare d[em] subj[ectiven] cognoscere entspricht - so d[a]s credere dem intelligere. All[e]i[n] manifestare heißt klar mach[en,] aufdecken - cognoscere untersuche[n.])  934 Glauben u[nd] Wissen, Glaubenserk[e]n[n]tn[i]ß u[nd] reine Vernunfterk[e]nntn[i]ß fallen zusammen - sie sind Eins u[nd] dasselbe (haben nicht blos d[a]s gleiche Object). Folgl[ich] hat das credere dens[e]lb[en] Umfang  dens[e]lb[e]n psycholog[ischen] Act sogar  935 als das Intelligere [.] (NB [: ] D. h. das credere wäre zu bes[c]hränk[e]n nach dem intelligere).  NB [: ] Es scheint viel[me]hr d[a]s credere aus 928 Über der Zeile. 929 Randbemerkung am Seitenrand [42vl] mit Bleistift. 930 „Gesch[ichte] d[er] Philos[ophie] d[es] Mitt[el] Alters 22“ am oberen Seitenrand [43rr]; „22“ bezeichnet den Bogen. 931 Randbemerkung am Seitenrand [43rr] mit Bleistift. 932 „reine[s]“ überschreibt ursprüngliches „(“. 933 Über der Zeile. 934 Randbemerkung am Seitenrand [43rr]. 935 Über der Zeile. 496 dem intelligere hervorgeh[en] zu soll[en], wie d[a]s manifestare aus dem cognoscere.  936 II [.] Ueb[er] d[ie] Universalien. Daß Abael[ard] mit den Allgemeinbegr[i]ffen sich viel zu schaffen machte, geht nicht blos aus s[einer] Vorliebe f[ür] d[ie] Dialekt[i]k üb[er]h[au]pt hervor, sond[ern] erhellt aus s[einen] philos[ophischen] (dialekt[ischen]) Kämpfen geg[en] Wilh[elm] v[on] Champeaux) 937 [,] den er ja zwang s[eine] Ansicht aufzugeben. Dennoch ist noch nicht mit Sicherh[ei]t 938 bestimmt, welcher Ansicht er eig[e]ntl[ich] gehuldigt habe, so daß die Einen ihn als Nominalisten od[er] Conceptualisten bezeichnen, die Andern als Realisten od[er] wenigstens als Vermittler zw[i]sch[en] Nominal[i]sm[us] u[nd] Real[i]sm[us]. Daß er nicht entschied[ener] Realist war, geht daraus hervor, daß er den extremen Real[i]sm[us] des Wilh[elm] v[on] Champ[eaux] bekämpfte. D[ie]s[e]r lehrte näml[ich], daß jeder Allgemeinbegriff als ganzes Ding in jed[em] Individuum, welches v[on] ihm befaßt werde, wesentl[ich] sey, so daß ihrem Wesen nach unter den Individuen ders[e]lb[en] Art kein Unt[e]rsch[ie]d stattfinde, sond[ern] ihre Verschied[e]nh[ei]t nur auf d[er] Menge ihrer Accidenzen beruhe.  Abael[ard] Ep[istula] I, 2 [: ] Erat autem in ea sententia de communitate universalium, ut eandem essentialiter rem totam simul singulis suis inesse astrueret individuis, quorum quidem nullo esset in essentia diversitas, sed sola multitudine accidentium varietas. NB [: ] Wilh[elm] scheint also eig[e]ntl[ich] eine Einerleih[ei]t des Allgemei[nen] B[e]gr[i]ffs in all[en] Individ[uen] gelehrt zu haben - die Dinge ders[e]lb[en] Art sey[en] nicht wesentl[ich] verschieden, sond[ern] nur d[u]rch d[ie] Zahl der Accidenzen unterschieden. Od[er] die einzelnen Dinge wären nur Accidenzen der allgemeinen Substanz (des Universale). Abael[ard] aber will die Realität der einzeln[en] Dinge durch die Immanenz des Allgem[e]i[nen] nicht aufgehoben wissen.  939 Abael[ard] zwang ihn nun, d[ie]se Meinung aufzugeb[en] u[nd] er änderte s[eine] Ansicht d[a]hin ab, daß er das Universale nicht dem Wesen nach [,] sond[ern] nur dem Begriffe nach in jedem einzelnen Dinge seyn ließ.  [(]NB [: ] Er unterschied also Begr[i]ff u[nd] Ding an sich) [.]  940 So daß also Abael[ard] die Ansicht vertheid[i]gt zu haben scheint, das Universale sey nicht essentialiter, sond[ern] individualiter in den Einzeldingen. Das wäre eine mittlere Ansicht zw[i]s[c]h[en] Nominal[i]s[mus] 936 In und unter der Zeile eingefügt. 937 „)“ irrtümlich gesetzt. 938 „zu“ in der Zeile gestrichen. 939 Randbemerkung am Seitenrand [43rr]. 940 In und unter der Zeile eingefügt. 497 u[nd] Real[i]sm[us] od[er] ein gemild[e]rter Real[i]sm[us], wie er später herrschend wurde. Allein [,] es finden sich bei ihm Aeußer[u]ng[e]n, die ihn schon s[einen] Zeitgenoßen u[nd] spät[eren] Forschern wiederum auch als Nominalisten erscheinen ließen. Nicht Namen (blos) sollen die Allgemeinbegr[i]ffe zwar seyn [,] aber doch Ausdrucksweisen der Sprache (sermones). Das wäre Nominal[i]sm[us] od[er] wenigstens Conceptualismus (conceptus).  Joh[annes von] Salisbury metal[ogicus] II 17 Alius sermones intuetur et ad illos detorquet, quicquid 941 alicubi de universalibus meminit scriptum. In hac autem opinione deprehensus est Peripateticus Palatinus Abaelardus noster. - Rem de re praedicari monstrum dicunt. -  942 [43rl/ 43vr] Allein in s[einen] theolog[ischen] Schr[i]ft[e]n erklärt er sich nirg[e]nds  1)  943 für den Nominal[i]sm[us,] sond[ern] f[ür] den Real[i]sm[us], womit  2)  944 auch s[eine] Vorliebe für d[ie] Platonische Philos[ophie] übereinstimmt [,] die er als Zeugin der Wahrh[ei]t für d[ie] Trinitätslehre auftreten läßt.  3)  945 Er schließt sich auch der Ideenlehre an u[nd] b[e]h[au]pt[e]t, d[a]ß die ursprüngl[iche] Wahrh[ei]t der Dinge im Verstande G[o]tt[e]s abgebildet sey. -  4)  946 Eb[e]nso äußert er sich entschieden realistis[c]h, wenn er 947 der Meinung der Philos[ophen] beistimmt, daß die Arten aus ihrer Gatt[u]ng gleichsam hervorgingen und geschaffen wurden.  Introd[uctio] II 13 Nam et species ex genere quasi gigni vel creari philosophi dicunt.  948 Als nominalistisch könnte es zwar erscheinen, wenn er die Identität der Individuen in ihrer Art, die Arten in ihrer Gatt[u]ng nur auf Aehnl[i]chk[ei]t zurückführt; - das erklärt sich aber leicht aus dem (vorhergehend) Gesagt[en] (NB [: ] Aehnl[iches] v[on] Aehnl[ichem] producirt). Dem extremen Real[i]sm[us] tritt er zwar entgeg[en,] aber nur [,] um d[en] richt[i]g[en] zu b[e]h[au]pt[e]n. Man dürfe ihn nicht so verstehen, bemerkt er, als sollte die Gatt[u]ng der Zeit od[er] dem Daseyn nach vor ihren Arten seyn, vielmehr könnte die G[a]tt[u]ng nicht ohne ihre 949 Arten u[nd] die Arten nicht ohne ihre Gatt[u]ng gedacht werden. Er nahm also nicht die Universalia ante rem [,] sond[ern] nur universalia in re an. Und während der Nominal[i]sm[us] unser Erkennen auf die sinnl[ich] erscheinenden (einzelnen) Dinge beschränken will, erklärt d[a]g[e]g[en] Abael[ard], d[a]ß d[ie] Vernunft nicht allei[n] fähig, sond[ern] auch geneigt [,] über alles Sinnl[iche] hinaus- 941 Verschrieben; gemeint: quidquid. 942 Randbemerkung am Seitenrand [43rr]. 943 Vor der Zeile mit Bleistift. 944 Vor der Zeile mit Bleistift. 945 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 946 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 947 „sagt“ in der Zeile gestrichen. 948 Randbemerkung am Seitenrand [43vl]. 949 „Gat[tung]“ in der Zeile gestrichen. 498 zugehen, d[a]ß sie um so vollkommener ihr Zeugniß über die Wahrh[ei]t ablege, je entfernter der G[e]g[e]nst[a]nd den Sinnen liege u[nd] daß sie, das Bild G[o]tt[e]s im M[e]nsch[e]n, uns dahin führe, Gott als die Ursache aller Dinge zu erkenne[n].  (NB [: ] V[e]r[n]u[n]ft ist hier offenbar = Verstand, aber es ist ihr doch eine höhere Fähigk[ei]t als die d[e]s bloß[en] Schließens, der Beweg[un]g v[om] Gewisse[n] zu ein[em] noch Ungewiss[en] zugesprochen - nicht blos als ratio ist der intellectus thätig [,] sond[ern] als Schauen.)  950 Wenn er gleichwohl die Universalia als sermones bezeichnet, so läßt sich das so erklären: er unterscheidet 1) Dinge, 2) das Verständniß, welches wir v[on] ihnen haben (intellectus) u[nd] uns[ere] sprachl[ichen] Ausdrücke v[on] ihnen (sermones). Da mochte er den Nominalisten (wie Ritter sagt) wohl zugeben [,] d[a]ß man die allgem[einen] Begr[i]ffe zu den sprachl[ichen] Ausdrücken zählen könnte, drang aber auch zugleich auf den Platon[ischen] Satz, daß uns[ere] Rede unserm Denken, u[nd] daß unser Denken den Dingen entsprechen müße, so daß er zu dem Ergebniß kam, daß auch uns[ere] sprachl[ichen] Ausdrücke dem Seyn der Dinge verwandt seyn müßten.  Introd[uctio] II 10 s[a]gt Abael[ard: ] Constat quippe juxta Boethium ac Platonem, cognatos, de quibus loquuntur, rebus oportere esse sermones. Also doch nicht gleichgült[i]g[e,] willkührl[iche] Bezeichnung[en,] flatus vocis.  951 Immerhin aber macht d[ie]se Stelle Abael[ards] Ansicht ungewiß, denn die sermones haben unstreit[i]g Aehnl[i]chk[ei]t mit den flatus vocis Roscelin’s. [43vr/ 44rl] Victor Cousin hat unter die neu herausgegeben[en] Werke Abaelard’s (Ouvrages inedits d’Abelard) 952 auch eine Schr[i]ft  mit d[em] Titel  953 : Fragmentum Sangermanense de generibus et speciebus aufgenommen u[nd] sie also [,] obwohl im Manuscr[ipt] kein Verf[asser] genannt ist, dem Abael[ard] zugeschrieben. Ritter stimmt Cousin nicht bei u[nd] glaubt d[ie]se Schr[i]ft eher dem Toselin [,] Bisch[of] v[on] Soissons [,] zuschreiben zu müßen. Sicheres läßt sich darüber nicht bestimmen; dieß ist indeß gewiß, d[a]ß d[ie] Schrift aus d[ie]s[e]r Zeit stammt u[nd] daß in ihr auch eine mittlere Ansicht zw[i]s[c]h[en] Nominal[i]sm[us] u[nd] Real[i]sm[us] vertreten ist. Der Verf[asser]  geht ganz anders zu Werke als bisher man gethan - er betr[a]chtet nicht die Individu[en] im V[e]rh[ä]lt[n]iß z[ur] Gatt[un]g - sond[ern] die Individu[en] an sich 954  955 sucht d[ie] Frage nach d[en] Universalien d[a]d[u]r[c]h 950 Randbemerkung am Seitenrand [43vl]. 951 Randbemerkung am Seitenrand [43vl]. 952 Cousin, Victor (Hg.), Ouvrages inédits d’Abélard. Pour servir à l’histoire de la philosophie scolastique en France, Paris 1836. 953 Über der Zeile. 954 „zu“ in der Zeile gestrichen. 955 Einfügung am Seitenrand [44rr]. 499 z[um] Abschluß zu bringen, daß er jedes  Individu[e]lle  956  (Jedes Individuum hat eine besond[ere] Form u[nd] eine besondere Materie.)  957 aus Materie u[nd] Form bestehen, 958 u[nd] von d[ie]s[e]n das Eine so wesentl[ich] als das Andere seyn läßt u[nd] der Materie den Charakter eines Universale, der Form den Charakter eines Particulare verlieh. So z. B. besteht hienach Socrates aus homo als Materia u[nd] Socratitas als forma; obwohl nun jene essentia hominis, welche die Materie des Sokrates  eben  959 so 960  wie  961 die Socratitas, die deßen Form ist, nirgendwo als im wirkl[ichen] Sokrates existirt, so ist doch die humanitas od[er] hominis essentia als solche etwas an sich Seyendes, unabhäng[i]g v[on] Sokrates u[nd] auch außer dems[e]lb[en]; u[nd] mithin sind beide real, das Universale u[nd] das Particulare.  962 Materia ist hier, wie man sieht [,] nicht im gewöh[n]l[ichen] Sinne genommen, sond[ern] im Sinne v[on] Stoff od[er] Mat[e]rial. Aber man sieht auch, daß hier etwas ganz andres als bei d[en] Realisten als das Wesentl[iche] gilt [,] näml[ich] nicht die allgem[eine] Form (als Gatt[u]ng etc.) [,] sond[ern] den materiell[en] Bestandth[ei]l  Mat[e]ri[a]l  963 ; da aber doch die Form auch anerkannt wird - so ist eine Vereinig[un]g beider Ansicht[en] angebahnt - (fr[e]il[ich] ist die Form hier gerade d[a]s Individualisir[e]nde) [.]  964  (Mattes) Mit d[ie]s[e]r Faß[u]ng d[er] Sache war ein bedeutender Fortschritt geschehen. Vor Allem war nun nicht mehr mögl[ich], die zw[i]sch[en] Nominal[i]sm[us] u[nd] Real[i]sm[us] verhand[e]lte Frage auf G[o]tt anzuwenden; denn in G[o]tt läßt sich die Zweih[ei]t v[on] Materie u[nd] Form nicht 965 setzen (? v[ie]ll[ei]cht aber doch! ). Jene Frage findet aber auch auf den Geist keine Anw[e]nd[un]g mehr; sond[ern] nur auf die Natur allein, denn auch der Geist ist ein Seyendes, das nicht aus Materie u[nd] Form zusammengesetzt ist. D[er] unbek[annte] Verf[asser] bemerkt ausdrückl[ich,] er wolle seinen Gedanken nicht auf den Geist, sond[ern] nur auf die Körp[er] angewandt wissen; er sieht als Species nur dasj[enige] Wesen an, das den Individuell[en] materiell inhärirt - (omnis natura, quae pluribus inhaeret individuis materialiter, species est.) - V[on] da an konnte d[er] dialekt[ische] (log[ische]) Streit eine metaphys[ische] Wend[u]ng nehmen (entschiedener als bisher).  966 956 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „Wirkl[i]che“. 957 Einfügung am Seitenrand [44rr]. 958 „läßt“ in der Zeile gestrichen. 959 Über der Zeile. 960 „wenig“ in der Zeile gestrichen. 961 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „als“. 962 „NB“ in der Zeile gestrichen. 963 Über der Zeile. 964 Einfügung am Seitenrand [44rr]. 965 „nicht“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „s“. 966 Einfügung am Seitenrand [44rr]. 500  Es kommt aber noch eine andere Betr[a]cht[un]gsw[ei]se vor - der gewöh[n]l[ich] sich erschließe[n]d: nä[m]l[ich]  967 Dem Nominal[i]sm[us] scheint sich d[ie]se Lehre anzuschließen, indem sie das Allgemeine nur als eine Sammlung v[on] Individuen betrachtet (collectio) [.] Die Samml[u]ng der Individ[uen] wird mit ein[em] Haufen verglichen. Das Substantivum, welches Art od[er] Gatt[u]ng bezeichnet, wird wie ein Adjectivum beh[a]nd[e]lt. Dem Sprachgebrauch der Realisten ganz entgegengesetzt ist dann insb[e]s[ondere] dieß, daß der materielle Bestandth[ei]l der Dinge, nicht aber die Form od[er] die Art u[nd] Gatt[u]ng als das Wesen bezeichnet wird. Die Form [,] möchte man meinen [,] sey hienach etwas Unwesentl[iches]. Allein [,] es ist nur abweichender Sprachgebrauch. Wenn die Materie als das Wesen behandelt wird, so soll sie deßwegen noch nicht als die Wahrh[ei]t der Dinge gelten, vielmehr nur als die sich gleichbleibende Grundlage der Dinge, welche sich leidend verhält zu der Form u[nd] welche erst durch diese den Werth einer Substanz erhält. Sie bringt nicht ewa die Individuen hervor, nur d[u]rch ihre Theilbark[ei]t bietet sie der Individuation, welche durch die Schöpf[un]g an ihr  hervorge  968 bracht wird, einen passend[en] Sitz dar. Hierin schließt sich d[ie]se Lehre dem Real[i]sm[us] an, indem sie eine gleichart[i]ge Bild[un]g der Materie in d[en] Art[en] u[nd] Gatt[un]g[en] annimmt. - Es früge sich nun [,] wodurch d[ie]se gleichart[i]g[e] Bild[un]g geschieht. -  Von da an gi[n]g die Frage nach d[er] Realität der Univers[alien] über - die n[a]ch d[em] Princip der Individuati[on.]  969 [44rl/ 44vr] D[er] Verf[asser] geht gleichsam ein[en] dopp[elten] Weg - zuerst geht er v[on] d[er] Materie als ein[em] Allgem[einen] aus u[nd] zeigt [,] wie d[ie]s[e]s Allgem[eine] verschied[ene] Formen erhielt [.] - D[ie]se verschieden[en] Formen selbst werd[en] dann wieder gesammelt zum Allgemeinbegriff; - so daß also hier absteigend u[nd] aufsteigend verfahren wird [.] - Das Erste zwar eigenthüml[ich,] aber doch vorwiegend realist[isch], das zweite vorwiegend nominalistisch; obwohl [,] genauer verfolgt [,] auch zum Real[i]sm[us] führend. - Jedenf[a]lls aber ist den Uebertreib[u]ng[e]n des Real[i]sm[us], welche die Realität der Individuen zu Gunsten des Allgemein[en] gefährdeten, hier entgegengetreten, - (denn die Materie wird zwar als Allgem[eines] betrachtet [,] aber nicht als allgem[eine] Gattung, sond[ern] d[ie] Materie ist nur das [,] was d[ie] verschied[enen] Formen annehmen kann etc.? ) III [.] Abaelard’s Metaphysische Lehren. Die freie Anw[e]nd[un]g der Dialektik auf d[en] ch[ri]stl[ichen] Lehrinh[a]lt war es vorzügl[ich], was Anstoß an Abael[ard] gab u[nd] es war kaum irg[e]nd eine Ketze- 967 Über der Zeile eingefügt. 968 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „voll“. 969 Randbemerkung am Seitenrand [44rr] mit Bleistift. 501 rei, deren er nicht v[on] s[einen] Gegnern b[e]schuld[i]gt wurde, namentl[ich] in Betr[e]ff seiner Trinitätslehre [.] Um so auffallender ist es, daß bei ihm doch auch wieder die Ansicht sich findet; unsere Begr[i]ffe u[nd] uns[ere] Sprache seyen nicht geeignet zur G[o]tt[e]serk[e]n[n]tn[i]ß u[nd] Gott sey über den Regeln der Dialektik u[nd] es lasse sich d[a]h[er] nur bildl[ich] von ihm reden. - Schon deßweg[en] sey uns[ere] Sprache nicht geeignet zur Erk[e]n[n]t[ni]ß d[e]s Göttl[ichen], weil sie in allen ihren Sätzen des Zeitwortes sich bedienen müsse, welches doch in keiner Weise das auszudrücken vermöchte, was ewig bestehe, sond[ern] nur [,] was zeitl[iche] u[nd] geschaffene Dinge treffe. Daraus folgt, daß wir G[o]tt durch uns[er] Denken u[nd] Reden nicht auszudrück[en] vermög[en]. - Die Aristot[elischen] Kategorieen sind auf G[o]tt nicht anwendbar; - selbst bei der Kategorie „Substanz“ ist es zweifelhaft, da jede Substanz unter einer Form steht u[nd] ihre Accidenzen hat, was v[on] G[o]tt nicht ausgesagt werd[en] kann. Wenn nun all’ uns[er] Denken u[nd] Reden an die Kategoriee[n] gebund[en] ist, wie vermöchten wir v[on] Gott der Wahrh[ei]t gemäß denken u[nd] reden? Wollen wir ihn erkennen, so dürfen wir uns dabei nicht an die Regeln der Dialektik binden.  NB [: ] Man sieht, Abael[ard] schwebt der Gedanke vor, daß nicht d[u]rch d[en] Verstand - sond[ern] d[u]rch ein anderes Vermög[en] G[o]tt zu erk[e]nn[en] sey - die G[o]tt[e]sidee ist im Hintergrund. Aber das ideale Schau[en] (Bew[u]ßtsey[n]) u[nd] d[ie] Verst[an]desthät[i]gk[ei]t wußte man i[n] d[ie]s[e]r Z[ei]t noch [n]i[c]ht so zu vereinig[en], d[a]ß die Idee als höchstes Pri[n]cip galt u[nd] doch au[c]h d[ie] Verst[an]d[e]sgesetze thät[i]g war[en.] -  970 Vielmehr haben wir alles uns[er] Denken über Gott nur als ein bildliches [44vr/ 45rl] 971 anzuseh[e]n, in welchem wir jed[en] Ausdruck in einem höh[eren] als dem gewöhnl[ichen] Sinn nehmen müßen. - Nur Eines [,] meint Abael[ard,] dürfen wir G[o]tt in Wahrh[ei]t beilegen, das Seyn, aber auch in einem ausschließl[ichen] Sinn, weil er allein wahrh[a]ft u[nd] unveränderl[ich] ist.  Abstract[er] B[e]gr[i]ff v[on] G[o]tt  972 - Abael[ard] ist hieri[n] v[on] d[en] Mystikern, die sonst als G[e]g[e]nsatz geg[en] ihn gefaßt werden, nicht sehr weit entfernt. - Aber freil[ich,] bei s[einer] Vorliebe f[ür] d[ie] Dialekt[i]k blieb er d[ie]s[e]n Gr[u]ndsätz[en] nicht treu - sond[ern] machte v[on] denselben in d[er] Theologie den manichfachsten Gebrauch u[nd] schreibt ders[e]lb[en] viel Bedeut[u]ng zu, so daß er z. B. meint, die Trinitätslehre sey zwar schwer, aber nicht unmögl[ich] zu verstehen; - er findet d[ie]s[e]s Verständniß sogar bei d[en] Heiden, nam[en]tl[ich] Platon schon angebahnt. Den Beweisen für d[as] Daseyn G[o]tt[e]s gibt er keine bes[onders] strenge Faß[u]ng. Als H[au]ptbeweis scheint er die Uebereinstimmung der Völker angesehen 970 Randbemerkung am Seitenrand [44vl]. 971 „Geschichte d[er] Philos[ophie] d[es] Mittel Alt[ers] 23“ am oberen Seitenrand [45rr]; „23“ bezeichnet den Bogen. 972 Randbemerkung am Seitenrand [45rr] mit Bleistift. 502 zu haben, woraus ihm vorzügl[ich] hervorging, daß in der That die Idee v[on] G[o]tt keine bloße Täusch[u]ng der Einbild[un]gskr[a]ft, sond[ern] eine Wahrh[ei]t sey, die sich auf die Natur des M[e]nsch[e]n grü[n]de. Auch der kosmolog[ische] u[nd] teleolog[ische] Bew[eis] kehren in manch[en] Andeut[u]ng[e]n u[nd] Wend[u]ng[e]n bei ihm wieder. Strenge Beweiskraft legt er ihnen nicht bei; er bemerkt, daß alle Bew[ei]se für das Daseyn u[nd] d[ie] Einh[ei]t G[o]tt[e]s weniger zwingend wären, als sie vielmehr Herz u[nd] Gefühl ansprächen; 973 die letztere Art v[on] Beweisen, selbst wenn es andere gäbe,  ist ihm  974 die vorzüglichere 975 . Es ist, bemerkt er, durchaus kein Beweis v[om] Geg[e]nth[ei]l (Nichtdaseyn G[o]tt[e]s) zu führen, warum sollten wir nicht gerne glauben, was der Moralität u[nd] jeder Tugend so günstig ist, deßen Aufheb[u]ng hingegen dem Laster u[nd] dem Verbrechen Thür u[nd] Thor öffnen würde. Sollten wir dann uns[erer] Vernunft üb[er] die Erscheinung[en] am Himmel u[nd] die Natur der Erde folgen, - u[nd] nicht jener inneren Stimme, welche uns zuruft, daß wir mit der ganz[en] Welt nach ein[er] Idee, der göttl[ichen,] vereinigt u[nd] eingerichtet seyen? Das wahre Schöne, wie d[a]s wahre Gute, gefüllt ohne Empfehl[u]ng, durch sich selbst, um sein[er] selbst willen, sollte es mit d[er] Idee v[on] G[o]tt anders seyn? Bei der näh[eren] Bestimmung des g[ö]ttl[ichen] Wesens  der Eig[en]sch[a]ft[en]  976 kam er zu mancher B[e]h[au]pt[u]ng, die Anstoß gab. So namentl[ich]  bei  977 s[einer] Bestimmung der g[ö]ttl[ichen] Allmacht, hatte er geäußert, „daß G[o]tt nicht mehr könne als er wolle“ u[nd] darauf s[einen] Optimismus gegründet [,] d. h. die Lehre [,] daß d[ie]se Welt, als Abbild G[o]tt[e]s die beste, d[a]h[er] allein mögl[iche] sey. - Er b[e]h[au]pt[e]t ferner: Gott könne nur auf Eine [45rl/ 45vr] Weise handeln - u[nd] droht dad[u]rch d[ie] g[ö]ttl[iche] Freih[ei]t zu beeinträcht[i]g[en]. - Auch bei d[en] ethisch[en] Bestimmung[en] gab er Anstoß besond[ers] d[u]rch d[ie] B[e]h[au]pt[u]ng, daß nicht das Begehren des Verbotenen, sond[ern] nur das Einwillig[en] sündhaft sey. Damit steht s[eine] B[e]h[au]pt[u]ng in Verbind[un]g: nicht der Irrthum mache z[um] Ketzer, sond[ern] die Hartnäckigk[ei]t. Es findet sich sogar die Aeuß[e]r[u]ng hingeworfen: G[o]tt könne nicht alle Sünde geradezu verboten haben, da ja kein Mensch ganz sündelos seyn könne. Vorzügl[ich] aber war es s[eine] Trinitätslehre, die ihm die Verfolg[un]g der orthodox[en] Eiferer zugezogen. Er geht vor Allem darauf aus: Die Einh[ei]t G[o]tt[e]s bei d[er] Dreih[ei]t der Personen zu wahren; geht aber freil[ich] darüber der Dreipersönl[i]chk[ei]t fast verlustig; - d[a]h[er] man ihn auch des Sabellianismus beschuld[i]gt hat. - Er gebraucht als Gleichniß ein Bild v[on] Wachs; das wächserne 973 „ja daß“ in der Zeile gestrichen. 974 Über der Zeile. 975 „sey“ in der Zeile gestrichen. 976 Über der Zeile eingefügt. 977 Über der Zeile. 503 Bild u[nd] das Bild (  NB [: ]  978 rein formal) sind nicht dem Wesen [,] sond[ern] nur den Eig[e]nsch[a]ft[e]n nach verschieden [.] - Ein unklares Gleichniß schon. - Er verwahrt sich aber auch sogar ausdrückl[ich] d[a]g[e]g[en,] d[a]ß er der G[o]tth[ei]t an sich d[ie]se Form geben wolle, weil G[o]tt an sich durchaus frei v[on] jed[er] Form, jeder Relation sey, worauf doch am Ende alle Eig[e]nsch[a]ft[e]n zurückgeführt werden müßt[en]. Die Einh[ei]t G[o]tt[e]s könne sehr wohl dabei bestehen, wenn wir festsetzen, daß wir, indem wir v[on] G[o]tt als Vater reden, nicht v[on] ihm als Sohn reden dürf[en]. Den Ausdruck Person heißt, v[on] d[er] G[o]tth[ei]t gebraucht [,] nichts andres, als eine verschiedene Art des Menschen [,] das göttl[iche] Wesen auszusprechen (enunciatio NB [: ] st[a]tt relatio [,] also subj[ectiv] nur - st[a]tt obj[ectiv]) [,] welche v[on] d[er] menschl[ichen] Natur u[nd] folgl[ich] 979 , weil nur d[ie] M[e]nsch[e]n etwas über G[o]tt aussagen, auch v[on] der göttl[ichen] unzertrennlich ist (NB [: ] für d[en] M[e]nsch[en]). Er ist also auf d[em] Wege die g[ö]ttl[ichen] Eigensch[a]ft[en] zu g[ö]ttl[ichen] Personen zu machen. Unter Vater versteht er also vorzugsw[ei]se die g[ö]ttl[iche] Allmacht od[er] Allmacht, Weish[ei]t, Güte an u[nd] für sich; unter Sohn die g[ö]ttl[iche] Weish[ei]t als Substanz gedacht, die deßwegen v[om] Vater gezeugt genannt werde, weil aus d[er] g[ö]ttl[ichen] Macht die Größe ihrer Einsicht folgt. Die Menschwerd[un]g war das Sichtbarwerden der g[ö]ttl[ichen] Weish[ei]t unter den M[e]nsch[e]n, d[a]h[er] sagen wir mit Recht [,] der Sohn sey Mensch geworden [,] denn [,] der Sohn sey Mensch geworden [,] heiße nichts andres als: Eine g[ö]ttl[iche] Weish[ei]t habe sich einmal unter den Menschen gezeigt, u[nd] die einzige Bestimmung u[nd] Absicht [45vr/ 46rl] Jesu als Mens[c]h sey gewesen, das g[ö]ttl[iche] Licht den M[e]nsch[e]n zu bringen, durch s[eine] Lehre Weish[ei]t zu verbreiten u[nd] uns d[u]rch s[ein] eignes Beisp[iel] zu ein[em] bess[eren] Wandel zu bewegen. (  NB [: ]  980 Also pelagianisirend). Eine Satisfactionslehre ist hienach eig[e]ntl[ich] nicht mehr möglich. - Geg[en] die Erlösungslehre d[u]rch Chr[isti] Tod hat er üb[er]h[au]pt viele Bedenken, die er freil[ich] nur als Fragen hinwirft, ohne weiteres darüber zu sagen.  Z. B.  981 Warum konnte G[o]tt nicht d[ie] Sünden vergeben, ohne den Tod des B[e]sten der M[e]nsch[en] zu fordern. Wie konnte d[e]r Tod des Sohnes G[o]tt[e]s mit G[o]tt aussöhnen [,] da d[ie]s[e]r den M[e]nsch[en] mehr darüber zürnen mußte 982 , daß sie seinen Geliebt[en] getödtet, als d[a]ß sie den Apfel im Paradies gegeßen? (NB [: ] Historis[c]h-oberflächl[ich]).  (  983 Je mehr die M[e]nsch[en] sünd[i]gt[e]n, desto mehr 978 Über der Zeile. 979 „auch“ in der Zeile gestrichen. 980 In der Zeile eingefügt. 981 Über der Zeile. 982 „mußte“ ersetzt durch Streichung mit Bleistift ursprüngliches „mußten“. 983 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 504 mußte G[o]tt d[u]rch Strafe s[eine] Gerecht[i]gk[ei]t beweisen  )  984 ; Wenn 985 aber Adams Vergehen 986 nur d[u]rch d[en] Tod Christi konnte gut gemacht werden, wie kann Christi grausamer Mord je ausgesöhnt werden? Wie sond[e]rbar, daß G[o]tt üb[er] das geringere Ver  brechen  987 nicht versöhnt werden konnte, wenn das gröbere nicht begangen ward (Anselm h[a]tte darauf aufmerks[a]m gemacht u[nd] erwiedert), Wenn 988 nur Blut uns loskaufen konnte, wem ward es b[e]zahlt? Doch wohl G[o]tt selbst; denn nicht den Peinigern, sond[ern] dem Herrn der Peiniger wird das Strafgeld bezahlt. Wie konnte aber G[o]tt ein solches Löse- oder Strafgeld annehme[n], wenn er allein es vorher gefordert u[nd] bestimmt hatte? (NB [: ] Wahrscheinl[ich] ist gemeint: wenn es nur in s[einem] Wille[n] allein stand, es zu bestimm[en]? ) Abael[ard] wirft d[ie]se Bedenken nur hin, ohne etwas Bestimmtes darauf zu erwidern. Es würde ihm auch schwer geword[en] seyn - da er den persönl[ichen] Unt[e]rsch[ie]d in d[er] Trinität ganz verwischt hatte, worauf doch Ans[elm] s[eine] Satisfact[ions] Theorie gründete. Der Name des h[ei]l[igen] G[ei]st[e]s drückt  die  989 Liebe u[nd] Barmherz[i]gk[ei]t G[o]tt[e]s als Substanz aus [,] u[nd] zwar darum [,] weil d[ie]se Gesinnungen d[u]rch uns[eren] Hauch (spiritum) bezeichnet werden; denn wir seufzen aus Liebe u[nd] ächzen aus Schmerz u[nd] Bedrängniß. D[a]h[er] rührt auch die bildl[iche] Bezeichnung des h[ei]l[igen] G[ei]st[e]s als Taube, welche nicht allein unt[er] all[en] Ges[c]höpfen das sanfteste ist, sond[ern] auch die heißesten Triebe der Liebe hat; denn bekanntl[ich] brüten die meisten Taubenarten öfter als alle and[eren] Vögel. Alles [,] was also in der Welt geschieht u[nd] ist, 990 wird auf den Geist bezogen u[nd] muß darauf bezogen werden, weil der G[ei]st selbst die Güte ist. - Er findet nun bei Plato schon d[ie] Lehre v[om] G[ei]ste - u[nd] neigt zur Annahme der Griech[en,] daß d[er] G[ei]st nur v[om] Vater ausgehe. -  Das mag genüg[en] üb[er] Abael[ard]. - Besondere Tiefe darf man bei ihm nicht suchen. Doch viele geistr[eiche,] scharfs[innige] Gedanken. Sein Streben [,] überall über die bloße unverstandene Formel hinauszugehen zu bestimmter, klarer, verständ[i]g[er] Auffaß[u]ng [,] ist lobenswerth, wenn es auch oft in oberflächl[iches] Rationalisire[n] überging. Sein[en] groß[en] Ruf verdankt er s[einer] geist[i]g[en] Bewegl[i]chk[ei]t u[nd] Gew[a]ndtheit, s[einer] Freisinnigk[ei]t, s[einer] klare[n], beredt[en] Darstel- 984 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 985 „Wenn“ ersetzt durch Überschreibung mit Bleistift ursprüngliches „wenn“. 986 „Vergehen“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „*“. 987 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „gehen“. 988 „Wenn“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „wenn“. 989 Über der Zeile. 990 „muß“ in der Zeile gestrichen. 505 l[u]ngsgabe u[nd] insb[e]s[ondere] seiner anziehend[en] Persönlichk[ei]t.  991 [46rl/ 46vr] 2) Honorius v[on] Autun. Abaelard blieb mit s[einer] freieren dialekt[ischen] Richt[un]g keineswegs vereinzelt in d[ie]s[er] Z[ei]t, sond[ern] noch and[ere] bedeutende Männer schlugen dies[e]lbe ein. Einer v[on] d[ie]s[e]n war Honorius v[on] Autun; der als Eremit bezeichnet wird u[nd] ein fruchtbarer Schr[i]ftsteller war in der erst[en] Hälfte des 12 [.] J[a]hrh[underts];  u[nd]  992 insb[e]s[ondere] auch in Deutschl[an]d ein[en] groß[en] Th[ei]l s[eines] Lebens zubrachte. - S[eine] Schr[i]ft[e]n hatt[en] groß[es] Ansehen, so daß eine ders[e]lb[en] sogar dem August[inus,] eine and[ere] dem Ans[elm] später zugeschrieben wurde. In d[en] meisten s[einer] Lehren stimmt er  mit  993 dem Abael[ard] überein. So wie dieser denkt er sich das Seyn Gottes in ein[er] ganz abstracten Weise; unaussprechl[ich], undenkbar. Durch keine der zehn Kategor[ien] (des Aristot[eles]) auszudrücken, seine Schöpf[u]ng seinem Worte gleich u[nd] in ihm ewig. Nur in Bildern u[nd] Räthseln können wir v[on] ihm reden; er aber ist allein im wahren Sinne des Wortes; nicht so die Geschöpfe; sie verhalten sich zu ihm, wie das Falsche zum Wahren. Gott ist überall [,] wo Wahrh[ei]t ist; wenn wir sagen, er wohne im Himmel, so meinen wir, er sei in den Gerechten u[nd] Seligen. Auch die Trinitätslehre des Honorius bewegt sich in denselben Begriff[en] u[nd] Bildern, in welchen Abael[ard] sie begreifl[ich] zu machen suchte. Auch Hon[orius] schließt sich den Platoniker[n] d[ie]s[e]r Zeit an. Platon[ische] Lehre v[on] d[er] Weltseele, dem Mikrokosmus, v[on] d[er] Ew[i]gk[ei]t der Seelen etc. zieht er überall in Untersuch[u]ng. - 3) Gilbert de la Porrée. Ein and[erer,] weit bedeutenderer Mann ders[e]lb[en] Richtung war Gilbert [,] zubenannt de la Porrée (Gilbertus Porretanus). Er war z[u] Poitiers geboren, ein Schüler des Bernh[ard] v[on] Chartres in d[er] Philos[ophie] u[nd] später Lehrer der Philos[ophie] u[nd] Theolog[ie] zu Chartres, dann zu Paris; zuletzt ward er Bischof in Poitiers 1142. Seine Richt[un]g war die Dialekt[ik,] wie bei Abael[ard]. Aber er war 991 Einfügung am Seitenrand [46rr]. 992 Über der Zeile. 993 Über der Zeile. 506 sonst ein and[erer] Mann; in s[einem] Leben untadelhaft,  er war  994 ernst u[nd] doch zur Milde geneigt, s[ein] Betragen gewinnend u[nd] ohne Stolz. - Das konnte indeß nicht verhindern [,] daß er der Ketzerei angeklagt wurde. In s[einen] Schr[i]ft[en,] in denen er d[ie] Lehren d[e]s Platon, Aristot[eles] u[nd] Boethius zu erläutern gesucht hatte, z[um] Th[ei]l sehr dunk[e]l ges[c]hrieb[en], - hatte er auch die Trinitätslehre ausführl[ich] beh[a]nd[e]lt; auch in s[einen] öff[e]ntl[ichen] Reden brachte er manches vor [,] [46vr/ 47rl] 995 was wegen s[einer] Neuh[ei]t Anstoß erregte. Er wurde deßweg[en] b[ei] P[a]pst Eugen III [.], dem Schüler d[es] h[eiligen] Bernh[a]rd u[nd] bei d[ie]s[e]m selbst angeklagt. S[eine] Sache wurde von 2 Concilien, zuerst in Paris, dann zu Rheims 1148 untersucht. Der P[a]pst selbst führte den Vorsitz. Doch kam es zu keiner Entscheid[un]g. Man mußte dem Streite hin u[nd] wieder endl[ich] ein Ende setzen. Gilbert konnte wenigstens unbesiegt in s[einen] bischöfl[ichen] Sprengel zurückkehren, was auch schon als ein Sieg betrachtet wurde. D[u]r[c]h s[eine] Sanftmuth gewann er auch s[eine] urspr[ü]ngl[ichen] Ankläger, so daß er bis an s[einen] Tod 1154 unangefochten blieb.  Schr[i]ft[en]: Comment[arius] in Boethium. De sex Principiis.  996 Gilbert bewegt sich fast ganz in abstracte[n] Begriffen der Wissenschaft. - In d[er] R[e]l[i]g[io]n sucht er z. B. das gerechte Verhalten des Menschen z[um] allgem[einen] Grunde des 997 Seyns, weßwegen d[ie]s[e]r Glaube der kathol[i]s[c]h[e] heiße [.] - Den B[e]gr[i]ff des Glaubens faßt er weiter als Abael[ard,]  so daß  998 er 999 darunter die Wahrnehmung einer jed[en] Wahrh[ei]t mit der Zustimmung der Seele versteht; doch räumt er ein, daß d[er] B[e]gr[i]ff gewöhnl[ich] enger gezogen u[nd] auf die Wahrh[ei]t des unsichtb[aren] Grundes der Dinge u[nd] s[einer] Vorahnung bezogen werden. Er unterscheid[et] ein[en] theolog[ischen] Glauben u[nd] ein[en] Glauben in weltl[ichen] Dingen u[nd] sucht d[a]d[u]rch ein[en] mittl[eren] Weg zw[i]s[c]h[en] Ans[elm] u[nd] Abael[ard] einzuschlagen - ind[em] er zugesteht [,] d[a]ß in natürl[ichen] Dingen d[ie] Einsicht der Gründe dem Glaub[en] vorhergeht - nicht aber in übernatürl[ichen]. - Bei Erk[e]n[n]tn[i]ß d[ie]s[e]r bezeuge immer der G[ei]st G[o]tt[e]s die Wahrh[ei]t [,] zuerst im Ged[a]nk[e]n Glaub[en] hervorbringend. - Er will Glaube u[nd] Vernunft verbinden [.] - 994 Über der Zeile. 995 „Gesch[ichte] d[er] Philos[ophie] d[es] Mitt[el] Alters 24“ am oberen Seitenrand [47rr]; „24“ bezeichnet den Bogen. 996 Randbemerkung am Seitenrand [47rr]. 997 „Lebens“ in der Zeile gestrichen. 998 Über der Zeile mit Bleistift. 999 „versteht“ in der Zeile gestrichen. 507 In s[einer] Wiss[e]nsch[a]ftl[ichen] Thät[i]gk[ei]t geht er sehr abstract zu Werke. Er b[e]h[au]pt[e]t  Ei[n] H[au]ptsatz  1000 , daß überall das Seyn früher sey v[on] Natur, als das, was es ist. (Omne vero esse eo, quod est, naturaliter prius est); das Seyn muß allen Prädikaten zur Grundlage dienen.  NB [: ] Wahrscheinl[ich] will er sagen [,] das Allgemeine sey früher als das Besondere [.]  1001 G[o]tt, der erst[e] Urheber aller 1002 Dinge, ist ihm auch über alle Bestimmung erhaben; keine Kategorie paßt; höchstens noch die der Substanz; doch auch d[ie]se nicht im eig[e]ntl[ichen] Sinne, insofern sie da erst durch ihre Accidenzen das ist, was sie ist. - Bei G[o]tt dürfen Subj[ect] u[nd] Prädikat nicht unterschied[en] werden. Gilbert will ihn d[a]h[er] nur Wesen im höheren u[nd] einzigen Sinne des Wortes nennen. Wenn aber G[o]tt auch nicht begreifl[ich] ist [,] so ist er doch erkennbar [.] - Nam intelligibilis quidem est non vero comprehensibilis [.]  Anm[erkung: ] Für die verschied[enen] Arten des Erkennens hat Gilbert die Ausdrücke ratio für die physische, disciplinalis speculatio für d[ie] mathematische u[nd] intellectus für die theolog[i]sche Erk[e]n[n]tn[i]ß.  1003 - Wir können ihn nicht unter Gatt[u]ng u[nd] Art faßen (subsumiren, einbegreifen), sond[ern] müße[n] durch Abstractio[n] zu s[einer] Erk[e]n[n]tn[i]ß emporsteig[en], indem wir [47rl/ 47vr] die Bilder der sinnl[ichen] Einbild[u]ngskr[a]ft hinter uns lassen u[nd] jeden Gedanken an eine bestimmte Art od[er] Gatt[u]ng, an alle natürl[ichen] angebornen Formen absondern, um nur das Wesen an sich im Auge zu behalten.  NB [: ] Er will d[u]rch Denken, Abstracti[on] das Erreich[en] - was d[ie] Mystiker d[u]rch Beschaul[i]chk[ei]t - Gefühl.  1004 Nebst G[o]tt betrachtet Gilb[ert] die Materie u[nd] d[ie] Ideen  εἰδη  1005 als Principien. Wenn er d[ie] Materie als Princip setzt, so will er doch nicht Dual[i]sm[us] - er betrachtet sie als körperlos, aber als Princip der Körperwelt u[nd] d[a]h[er] der sinnl[ichen] Erscheinung u[nd] führt alle sinnl[iche] Erscheinung nur auf eine gemischte u[nd] verworrene Vorst[e]ll[u]ng zurück. Desh[a]lb kann ihm d[ie] Materie auch als Princip des Scheins gelten u[nd] er nennt sie d[a]h[er] auch nichts. G[o]tt ist d[a]h[er] die einzige wirkende Ursache, welche alle[n] Ding[en] S[e]y[n] gewährt.  Ob d[a]s Princip der mat[e]riell[en] Di[n]ge in Gott - verschied[en] v[on] d[en] Ide[en] als Princip der Forme[n].  1006  Scotus Erigena  1007 1000 Über der Zeile mit Bleistift, möglicherweise als Ersatz für in der Zeile allerdings nicht gestrichenes „Er b[e]h[au]pt[e]t“. 1001 Randbemerkung am Seitenrand [47rr]. 1002 „aller“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „alles“. 1003 Randbemerkung am Seitenrand [47rr]. 1004 Randbemerkung am Seitenrand [47vl]. 1005 Über der Zeile. 1006 Randbemerkung am Seitenrand [47vl] mit Bleistift. 1007 Randbemerkung am Seitenrand [47vl] mit Bleistift. 508 Unter Idee[n] versteht Gilb[ert] nichts andres als die g[ö]ttl[ichen], urspr[ü]ngl[ichen] Vorbilder, nach welchen alles Natürl[iche] gebildet word[en] ist. Und zugleich bezeichne[n]  die Ideen 1008 dem Gilb[ert] die von Natur gegebenen od[er] eingebornen Formen der Dinge (formae 1009 nativae). Durch welche diese Dinge etwas sind od[er] eine bestimmte Qualität [,] ein bleibendes Wesen haben. So ist der Mensch durch die ihm eingeborne Menschh[ei]t, das Thier durch die ihm eingeborne Thierh[ei]t. Für jede solcher eingebornen Formen wird ein Grund verlangt, weswegen sie ist, u[nd] ihren höchsten Grund finden wir in einem Musterbilde, welches in der Idee G[o]tt[e]s liegt; zu ihr verhalt 1010 sich die eingeborne Form nur wie ein Beisp[iel] od[er] ein Abbild. (NB [: ] In der Idee G[o]tt[e]s - nicht in Gott selbst? Demnach wohl in beid[en]: in Gott u[nd] in d[er] Idee G[o]tt[e]s, wie sie im M[e]nsch[e]n ist, dann freil[ich,] wenn in G[o]tt die Ideen sind - so müßen 1011 in der richt[i]g[en] Idee v[on] G[o]tt selbst auch diese Idee[n], Urbilder G[o]tt[e]s sey[n] - od[er] mit der Idee G[o]tt[e]s hat der M[e]nsch alle and[eren] Idee[n] zugleich.) Jede Idee nennt er auch Substanz, obwohl nur in ein[em] uneigentl[ichen] Sinne, in welchem auch G[o]tt Substanz heißt. Sie ist etwas Allgemeines geg[en] die besonder[en] Abbilder, welche in d[er] sinnl[ichen] Welt ihr nachgebildet sind. Damit man aber v[om] Begriffe des Allgemeinen sich nicht täuschen laße, fügt er hinzu, daß auch die Individuen in ders[e]lb[en] Weise betrachtet werden müßen, wie die Arten u[nd] Gatt[u]ng[e]n, als allgem[eine] Begriffe, welche durch ihre Eigenthüml[i]chk[ei]t[e]n, Arten u[nd] Gatt[u]ng[e]n in unveränderl[icher] Weise bestimmt sind. - Joh[annes] v[on] Salisbury drückt metal[ogicus] II 17 die Lehre Gilb[erts] so aus: Universalitatem formis nativis attribuit. - Est autem forma nativa originalis exemplum, et quae non in mente Dei consistit, sed rebus creatis inhaeret. (Gilb[ert] geht hier üb[er] Ans[elm] z. B. schon hinaus u[nd] weiß der Schöpf[un]g mehr Selbstst[än]d[i]gk[ei]t zu geben [.] Haec graeco eloquio dicitur εἶδος, habens se ad ideam ut exemplum ad exemplar, sensibilis quidem in re sensibili [,] sed mente concipitur insensibilis, singularis quoque in singulis, sed in omnibus universalis. Ritter bemerkt, d[ie]se Darst[e]ll[un]g treffe in all[en] P[u]nkt[e]n mit d[er] Lehre Gilb[erts] überein, nur der Untersch[ie]d v[on] εἶδος u[nd] ἰδέα sey nicht zu find[en,] v[ie]ll[ei]cht aber nur weil im Abdr[uck] d[e]s Comment[arius] oft εἰδέαι steht, das eb[en]sogut εἰδη oder εἰδεα als ἰδεαι gelesen w[e]rd[en] kann.  1012 Gilb[ert] unterscheidet aber zwisch[en] den höh[eren] Begriffen  Ideen  1013 u[nd] den  Begriff[en] der  1014 Individuen, weil diese Substanzen im 1015 eigentl[ichen] Sinn 1008 „(bezeichnen)“ in der Zeile gestrichen. 1009 „innatae)“ in der Zeile gestrichen. 1010 Gemeint: verhält. 1011 „sie“ in der Zeile gestrichen. 1012 Einfügung am Seitenrand [47vl]. 1013 Über der Zeile mit Bleistift. 509 darstellten, während er 1016 die Gegenstände der höh[eren] B[e]griffe nur Subsistenzen genannt wissen will. Denn Substanzen im eigentl[ichen] Sinne sind ihm nur die Dinge, welche den Accidenzen zur Grundlage dienen, weßwegen sie eben Substanzen 1017 heißen. Die Arten u[nd] Gatt[u]ng[e]n nehmen aber keine Accidenzen an, weil sie nicht wechseln, sond[ern] ihrem Begriffe nach immer dasselbe bleiben [.] Auch die Individuen sind zwar ihrem ew[i]g[e]n Wes[en] nach Subsistenzen; doch bilden sie zugleich den Uebergang in die Substanzen, indem sie Accidenzen annehmen [,]  (NB [: ] sie sind viel[me]hr selbst d[ie] Subsistenz[en,] insofer[n] sie nicht an sich [,] sond[ern]  zugl[e]i[c]h  1018 d[u]rch Accidenz[en] realisirt sind).  1019 ihnen zur Grundlage dienen u[nd] Principe od[er] Ursachen ders[e]lb[en] werden. Auch gibt Gilb[ert] zu, daß in den natürl[ichen] Dingen die allgem[einen] Begriffe u[nd] die individuellen Substanzen so miteinander verbunden sind, daß beide der Wirkl[i]chk[ei]t nach nicht v[on] einand[er] getrennt werden können.  (NB [: ] Od[er] viel[me]hr Eins sind)  1020 Denn das Seyn, welches einem Dinge zukomme, dürfe nicht gedacht werden ohne das, welchem es zukomme [,] d. h. das allgem[eine] Wesen sey immer nur in ein[er] Substanz (Einzelwesen) vorhanden; aber [47vr/ 48rl] 1021 auch die Substanz könne nicht ohne ein solches allgem[eines] Wesen (Subsistenz) gedacht werden, durch welches es ein bestimmt[es] Etwas ist od[er] eine bestimmte Qualität hat. Gilb[ert] legt also nicht dem allgem[einen] Wesen ein abgesond[ertes] Seyn, getrennt v[on] d[er] individuell[en] Substanz bei; er kennt vielmehr 1022 das Allgemeine nur in den einzelnen Dingen.  (Vereinig[un]g v[on] Real[i]sm[us] u[nd] Nominal[i]sm[us])  1023  NB [: ] Die Idee der Welt ist also hienach zwar in Gott noch auch nach geschehen[e]r Schöpf[u]ng, aber gleichsam nur mehr als principium cognoscendi - während sie vor d[er] Schöpf[un]g auch als princip[ium] essendi in ihm war [.] - Als princip[ium] essendi aber ist die  g[ö]ttl[iche]  1024 Idee der Welt aber die Welt 1014 Über der Zeile. 1015 „einem“ in der Zeile gestrichen. 1016 Ursprüngliche Überschrift „III [.] Abschnitt“ gestrichen. 1017 „Substanzen“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „Subsistenzen“. 1018 Über der Zeile. 1019 Unter der Zeile eingefügt. 1020 In der Zeile eingefügt. 1021 „Gesch[ichte] d[er] Philos[ophie] d[e]s Mitt[el] Alters 25“ am oberen Seitenrand [48rr]; „25“ bezeichnet den Bogen. 1022 „nur“ in der Zeile gestrichen. 1023 In der Zeile und am Seitenrand mit Bleistift eingefügt. 1024 Über der Zeile. 510 geworden u[nd] gestaltet sich aus zur real[en] Identität im Weltproceß unt[er] den Beding[un]g[en] v[on] Raum u[nd] Zeit. -  1025 Man hat also bei Gilb[ert] zu unterscheiden: die Wesen od[er] Subsistenzen  ειδος  1026 , die Substanzen  ουσια  1027 od[er] Individuen (Einzelwesen) u[nd] die Accidenzen  συμβεβηκος  1028 . Er b[e]h[au]pt[e]t v[on] ihnen [,] daß sie durchaus v[on] einander verschieden sind: Doch bringt der mittlere Grad des Seyns, die individuelle Substanz, die beiden üb[ri]g[en] mit einander in Verbind[un]g, indem Accidenzen wie Subsistenzen in den Substanzen ihre Grundlage hab[en]; die Accidenzen sind d[a]d[u]rch zwar nicht im Allgemein[en], wie sie in der Substanz sind, aber doch am Allgemeinen  ut color adest corporalitati, ut insit corpori  1029 u[nd] hieraus leitet es Gilb[ert] ab, daß jede Substanz auch nur die Accidenzen annehmen kann, welche ihrem Wesen entspreche[n]. Dieß hält er besond[ers] bei d[er] Betracht[u]ng der Individuen [,] also der eig[e]ntl[ichen] Substanzen fest, indem er bemerkt, d[a]ß sie doch ihrem Wesen nach durch d[ie] Verschied[e]nh[ei]t ihrer Accidenzen keineswegs bestimmt werd[en], sond[ern] durch ihre wesentl[ichen] Unterschiede, welchen die Accidenzen nur folgen. Diese seyen nur das, was am Wesen der Individuen sey, ihre Folge od[er] Begleitung, sie beweisen das Individuum [,] d. h. sie laßen es zur Erscheinung kommen, aber sie machen es nicht. Durch die Individuen also kommt die übersinnl[iche] Welt in die sinnliche. Denn in ihnen treffen die Accidenzen zusammen, verbinden sich verschied[ene] Begr[i]ffe miteinander u[nd] kommen in zufällige Berührung; in ihnen haben sie Theil an einander u[nd] treten in die verworrene Verknüpfung, welche das Wesen der sinnl[ichen] Welt ausmacht. (NB [: ] Demnach also würde die Substanz b[e]stehen aus der Subsistenz (Idee) u[nd] den Accidenzen [,] d. h. den materiell[en] Ding[en] u[nd] ihren verschiedene[n] V[e]rh[ä]ltn[i]ß[en.]) Deßwegen ist auch die eingeborne, v[on] Natur gegebene Form nur etwas Vergängliches u[nd] entsteht u[nd] vergeht mit den sinnl[ichen] Dingen, obgleich das Individuum selbst als solches (Subsistenz? ) immerfort bleibt. Als solche Individuen betrachtet er auch Körper u[nd] Seele des Menschen; u[nd] schreibt jedem v[on] ihnen für sich ew[i]g[e]s B[e]st[e]h[en] zu. (Also Substanz dann in uns[erem] Sinn wäre Seele u[nd] materiell[er] Leib.)  NB [: ] Klar ist nicht  a)  1030 [,] in welchem V[e]rh[ä]ltn[i]ß sich Gilb[ert] die Accidenzen zu den Subsistenzen u[nd] auch zu den Substanzen gedacht habe u[nd] 1025 Randbemerkung am Seitenrand [48rr]. 1026 Über der Zeile mit Bleistift. 1027 Über der Zeile mit Bleistift. 1028 Über der Zeile mit Bleistift. 1029 Unter der Zeile. 1030 Über der Zeile mit Bleistift. 511  b)  1031 woher üb[er]h[au]pt die Accidenzen kommen, ob sie nicht auch ewig[en] Gedank[en] od[er] Urbildern in G[o]tt entsprech[en] u[nd] d[a]h[er] ihr Seyn hab[en]; -  c)  1032 u[nd] ob Accidenzen immer als Accid[enzen] nur gelten u[nd] nicht selbst auch wieder ihrers[ei]ts als Substanzen gedacht werd[en] können, den[en] eine Subsistenz zu Grunde liegt.  (  1033 So daß demnach bei dem Wechsel der Accidenzen zugleich ein Fluß in die zu Grunde liegend[en] Subsistenz[en] käme - weil nur die Substanz[en] selbst das eine mal als Substanz[en] (selbststä[n]d[i]g) aufträt[en,] das Anderemal nur als Accidenz[en] einer ander[en], viell[ei]cht höh[eren] Substanz erscheinen.  )  1034 - Die Substanz bestünde dann eig[en]tl[ich] aus lauter Subsistenzen; nur wäre Eine davon als eig[e]ntl[iches] Wesen wirksam u[nd] normgebend, die andern wären unterg[e]ord[ne]t, nebengeo[r]dnet, zufällig. - Oder ob d[ie] Accidenzen nur zufällige V[e]rh[ä]ltn[i]ße - des Materielle[n]  (  1035 u[nd] der Formen  ?  1036  )  1037 - seyen [,] Verh[ä]ltn[i]ße [,] die entwed[er] in keiner Subsistenz (Urform) begründet - oder die den Subsistenz[en]  Urform  1038 sogar entgeg[en] - die gleichgültig also od[er] geradezu verkehrt sind. Die Accidenzen wär[en] demnach auch Formen, nicht Materie - welche nur das Mittel böte [,] daß die Subsistenz[en] sich zu Substanz[en] concretirten - u[nd] die Substanz[en] (? ) zu accidentell[en] Forme[n] zusa[mmen]tret[en] od[er] daß aus ihr all[e]i[n] (ohne Subsist[en]z u[nd] Substa[n]z) sich zufällige - keiner Idee entsprech[en]de V[e]rh[ä]lt[ni]ße bildet[en]. -  1039  (Wirkl[i]chk[ei]t u[nd] Accidenz wäre nicht Ein u[nd] d[a]sselbe [.] Accide[n]z könnte auch das sey[n,] was wir jetzt Substanz nenn[en] u[nd] Wirkl[i]chk[ei]t (Thierseele) das [,] was man früher Subst[anz] genannt.)  1040 [48rl/ 48vr] 1031 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1032 Über der Zeile mit Bleistift. 1033 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1034 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1035 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1036 Über der Zeile mit Bleistift. 1037 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1038 Über der Zeile. 1039 Randbemerkung am Seitenrand [48rr]. 1040 Randbemerkung am Seitenrand [48rr]. 512 III [.] Abschnitt Positivere Richtungen. Neben den (Männern) u[nd] besond[ers] nach den Männern [,] welche eine entschiedene Anwend[u]ng der Dialektik auf die ch[ri]stl[iche] Lehre auszeichnet - treten nun auch solche auf - welche mehr damit sich begnügten [,] Auctoritäten - Aussprüche früherer Kirchenlehrer für d[ie] ch[ri]stl[ichen] Lehren zu sammeln u[nd] darauf mehr Gewicht legten, als auf eigne dialekt[ische] Beweisführungen u[nd] d[a]h[er] diese mehr zurückdrängten - weil die 1041 nöth[i]g[en] Begründ[u]ng[e]n v[on] d[en] Vät[ern] schon gegeben seyen [.] - Andere wendeten sich v[on] der Dialekt[i]k ab u[nd] th[ei]lw[ei]se gegen sie, aus Mißtrauen in ihre Resultate, aus sceptisch[en] Rücksichten geg[en] die Macht od[er] Sicherheit des menschl[ichen] Denkens. - A) 1042 1043 Eine Samml[u]ng v[on] Ausspr[üchen] d[er] K[i]rch[e]nväter für d[ie] verschied[enen] ch[ri]stl[ichen] Lehren hatte schon Abael[ard] angelegt; aber er sammelte Ausspr[üche] für u[nd] wider d[ie] einzelnen Lehren (d. h. ihr damaliges Verständniß u[nd] Auff[a]ß[un]g) u[nd] nannte d[a]h[er] sein Werk: Sic et non. Die erste großart[i]g[e] u[nd]  einfluß  1044 folgenreiche Samml[u]ng aber machte 1045 [1.] Petrus Lombardus. Wie schon d[er] Name sagt, war er in d[er] Lombardei geb[oren] - in d[er] G[e]g[e]nd v[on] Novara, in mind[erem] Stande. S[eine] höh[ere] wiss[enschaftliche] Bild[un]g scheint er in Frankr[eich] erhalten zu haben, wo man ihn in Verbind[un]g mit d[em] h[eiligen] Bernhard u[nd] in d[er] Schule v[on] St [.] Victor findet. (Auch Abael[ards] Schüler war er [.]). Hier lehrte er auch d[ie] Theologie [,] bis er 1159 z[um] Bis[c]h[of] v[on] Paris ernannt wurde. Er war es nur kurze Zeit. 1041 „die“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „das“. 1042 Korrespondierendes „B)“ ist unauffindbar. 1043 „1.“ über der Zeile gestrichen. 1044 Über der Zeile; möglicherweise als Ersatz für in der Zeile allerdings nicht gestrichenes „folgen“. 1045 „Petrus“ in der Zeile gestrichen. 513 Sein Hauptwerk sind s[eine] libri  (IV? )  1046 Sententiarum [,] das außerord[en]tl[ich] einflußreich wurde in d[er] folg[e]nd[en] Zeit. Es besteht in ein[er] Sammlung der Lehren u[nd] Meinung[en] der Kirchenväter üb[er] die verschied[enen] christl[ichen] Lehren, die er in ein bestimmtes System bringt; unter bestimmten Rubriken mit vielen Unterabtheilungen od[er] Eintheilung[en] (distinctiones) [.] [48vr/ 49rl] Doch spricht er allerdings auch s[eine] Meinung über die einzelnen Lehren aus, oft bestimmt, manchmal die Sache zweifelhaft u[nd]  d[ie]  1047 Meinung frei laßend; manchmal ohne alle  eigne  1048 Entscheid[u]ng. V[on] dem [,] was er selbst hinzufügt [,] hat vieles Mißbillig[un]g u[nd] Tadel erfahren u[nd] ist v[on] d[er] üblich[en] Lehre ausgeschloßen. Seine Orthodoxie hat viele Angriffe  zu bestehen  1049 ; obwohl er selbst gleich im Anfange erklärt [,] geg[en] die Ketzerei der Meinungen die sicheren Sätze des Glaubens zusammenzustellen. Die Widersprüche indeß s[einer] Auctoritäten übergeht er nicht ganz, sond[ern] sucht Vermittl[un]g u[nd] Erklär[u]ng. Geg[en] d[ie] heidn[ische] Philos[ophie] ist er nicht günst[i]g gestimmt; eb[en]so nicht günstig der Dialektik üb[er]h[au]pt. 1050 Er verwirft z. B. die allgem[eine] Gelt[u]ng [,] welche der Satz des Widerspruchs in d[er] Dialektik hat 1051 , u[nd] zwar nicht blos in Bezug auf d[a]s überschwengl[iche] Wesen G[o]tt[e]s (wo es ja auch Abael[ard] u[nd] Gilb[ert] zugeben, daß d[ie] Gesetze der Dialekt[i]k k[eine] Gelt[u]ng hätten) [,] sond[ern] auch für Beurth[ei]l[un]g des Mensch[e]n nach sittl[icher] Schätz[u]ng des Guten u[nd] Bösen. (Im Bösen erblickt Pet[rus] Lomb[ardus] nur etwas Verneinendes.) Da [,] wo Pet[rus] Lomb[ardus] v[om] h[ei]l[igen] Geiste redet, den er als Liebe G[o]tt[e]s zu sich selbst faßt, zugleich aber als uns[ere] Liebe zu Gott (NB [: ] als Gnadengabe wohl) u[nd] d[en] Nächste[n]; (die Liebe ist Gott aus Gott) [,] da 1052  gibt  1053 sich eine eigenth[üm]l[iche] Ansicht  kund  1054 - „daß die Erk[e]n[n]tn[i]ß der Wahrh[ei]t nicht in den stehenden Formen der Natur, sond[ern] in d[er] fortschreit[e]nd[en] Entwickl[un]g der Geister zu suche[n] sey“.  Wahrschei[n]l[ich] geg[en] d[ie] dialekt[ischen] Formeln.  1055 - Ein solches Fortschreiten vindicirt Pet[rus] üb[ri]g[en]s nicht allein den M[e]nsch[en,] sond[ern] auch den Engeln. 1046 Über der Zeile. 1047 Über der Zeile. 1048 Über der Zeile. 1049 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „erfahren“. 1050 „(S[eine] posit[ive] Richtung ist zugleich eine vorherrschend practische“ in der Zeile gestrichen. 1051 „hat“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „hatte“. 1052 „k“ über der Zeile gestrichen. 1053 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „findet“. 1054 Über der Zeile. 1055 Randbemerkung am Seitenrand [49rr] mit Bleistift. 514 Petrus ist in d[er] Folge d[er] Magister Sententiarum u[nd] 1056 regelmäß[i]g commentirt. 2) Alanus ab Insulis. Bei Alanus ab Insulis könnte man zweifelh[a]ft seyn, ob er in d[ie]s[en] Abschn[itt] zu setzen, denn allerdings ist er ein scharfer Dialektiker u[nd] in sofern verschieden v[on] Pet[rus] Lomb[ardus] - allein er ist doch auch ein besond[erer] Eiferer für k[i]rchl[iche] Lehre u[nd] Orthodoxie u[nd] birgt schon die Neigung zu Skepticismus in sich - so daß s[eine] Stell[u]ng hier wenigstens nicht ganz unberecht[i]gt ist. [49rl/ 49vr] S[einen] Beinamen hat er v[on] s[einem] Geburtsorte Lille in Flandern (Rystel, ab insolis). Er wirkte in d[er] 2. Hälfte des 12 [.] J[a]hrh[underts]. Ungewiß ist, ob er zu Paris lehrte u[nd] ob er Bisch[of] v[on] Auxerre war. 1202 soll er gestorb[en] sey[n]. S[eine] H[au]ptwerke sind 1) seine Maximen od[er] regulae de sacra doctrina  Gedruckt in Mingarelli anecdotorum fasciculus Romae 1756 Unt[er] d[em] Tit[el] regulae  1057 [,] 2) s[eine] Kunst des kathol[ischen] Glaubens. Ars catholicae fidei. -  Gedruckt in Pezii thesaurus anecdot[orum] nov[us] tom[us] I p[ar]s II.  1058  Man b[e]h[au]pt[e]t v[on] ihm, d[a]ß er die mathemat[ische] Methode bei der Exposition des ch[ri]stl[ichen] Glaubensinh[a]lts angewendet. Das ist th[ei]lw[ei]se richtig [,] bes[onders] in d[er] Ars cath[olicae] fidei. In s[einen] and[eren] W[e]rke[n] herrscht mehr eine phantast[ische] od[er] vielmehr gar keine Methode. - Er weiß d[a]s Verschiedenste, E[n]tgegengesetzte zu vereinen; - unbedingt[es] Geltendmach[en] d[e]s Glaub[en]s - u[nd] dann wieder d[en] kühnst[en] Gedankenflug u[nd] Sichgehenlaß[en.] NB [: ] Dem Skepticism[us] in Bezug auf d[a]s Wissen - nicht in Bezug auf d[en] Glauben [-] ist er zugethan.  1059 Er zeichnete sich aber nicht blos durch d[en] groß[en] Umfang s[einer] Kenntnisse [,] sond[ern] auch als Dichter aus; sein noch erhalt[enes] allegor[isches] Gedicht Anticlaudianus (Schild[erun]g d[e]s Ideals eines tug[e]ndh[aften] Mannes) gehört zu den berühmtest[en] Werken der Dichtk[u]nst aus d[em] Mittelalter. - Eb[en]so De Planctu naturae. Die 1060 eigenthüml[ichen]  Grund  1061 Sätze der Theolog[ie] sind ihm das Sichere - die üb[ri]g[en] Wiss[e]nsch[a]ft[en] stützten sich nur auf die Gewohnh[ei]t od[er] den gewohnt[en] Lauf der Natur - wären d[a]h[e]r auf unsich[erer], schwankender 1056 „wird“ in der Zeile gestrichen. 1057 Randbemerkung am Seitenrand [49vl]. 1058 Randbemerkung am Seitenrand [49vl]. 1059 Einfügung am Seitenrand [49vl]. 1060 „Eig“ in der Zeile gestrichen. 1061 Über der Zeile. 515 Gr[u]ndl[a]ge gebaut.  In d[em] Werke de Planctu Naturae beklagt sich die Natur u[nd] üb[er] d[en] M[e]nsch[e]n u[nd] zählt alle die Unordnung[en] auf, welche der unruhige G[ei]st d[e]s M[e]nsch[e]n angerichtet hat. - Besond[ers] merkwürd[i]g ist Einiges in s[einem] Gedichte: Anticlaudianus. Die Natur beschließt da ein[en] neu[en] M[e]nsch[e]n zu schaff[en], vollkommener als der bisher[i]g[e]. Um d[ie]s[e]n Vorsatz auszuführen [,] werden die Tugenden zu Hülfe gerufen u[nd] es wird Rath gehalten im Palaste der Natur. Die Prudentia s[a]gt, sie vermöchte wohl d[en] neu[en] Wesen Materie u[nd] Form zu geben, aber Beweg[u]ng könnte sie nicht mitth[ei]l[e]n. Die Ratio tritt nun auf [,] macht den Vorschlag, die Prudentia z[um] höchsten Beweger als Deputation zu finden, um ihr, die allein den Schatz des Lebens besitzt, um eine Seele zu bitten für den Leib, deßen materielle Elemente durch die Tugenden gebildet werd[en]. - D[ie]se Ratio wird genau geschildert. Sie hält in der Hand 3 Spiegel. Im erst[en] betrachtet sie [49vr/ 50rl] 1062 die Reihe der Ursachen, die Verbind[un]g v[on] Stoff u[nd] Form [,] d. h. sie sieht Entsteh[u]ng, Erhalt[u]ng u[nd] unaufhörl[iche] Umgestalt[u]ng des Daseyenden. Im 2. Spiegel sieht sie die Universalien - Stoff u[nd] Form, getrennt v[on] ihrem natürl[ichen] individu[e]ll[en] Daseyn; also die reine Form 1063 für sich, wie sie endl[ich] befreit ist v[on] unwürd[i]g[er,] ehrl[oser] Verbind[un]g mit der Materie, u[nd] sich nun erhält u[nd] ihres Wesens sich freut [.] - Suo gaudens requiescit in esse [.] Dann sieht die Vernunft  Ratio  1064 noch in d[ie]s[em] Spiegel, wie das Zusammengesetzte das Einfache ist, das Himmlische das Vergängl[iche], das Verschiedene das Näml[iche], das Schwere das Leichte, das Kostbare d[a]s Schlechte, d[a]s Ew[i]ge d[a]s Vergängl[iche,] das Wechselnde das Bleibende. - Also wie die Gegensätze sich ausgleichen. Im 3. Spiegel endl[ich] sieht d[ie] Vernunft die Quelle der Dinge, das Genus der Welt, die Idee des Universums, das Urbild, den Ursprung, das Ziel u[nd] die Ursachen [*], v[on] denen alles ausgeht, was individuell existirt; da lernt sie kennen das Wie, Warum u[nd] Wann der Weltschöpfung [.] - Wie die g[ö]ttl[iche] Idee die ird[i]s[c]he Form hervorbringt; wie endl[ich] in d[er] Welt das Bild der Idee leuchtet, ein Bild, deßen reiner Glanz selbst mitte[n] in der Finsterniß wiederstrahlt 1065 . - Nach d[ie]s[er] B[e]schr[ei]b[u]ng wird nun dargestellt [,] wie die Prudentia sich ihres Auftrags entled[i]gt. Die Ratio führt ihren Wagen, den die 7 frei[en] Künste 1062 [49vr/ 50rl] „Beil[a]g[e] ad 25.“ am oberen Seitenrand [50rr]; [50rr] die Überschrift: „Anticlaudianus v[on] Alanus ab Insulis.“ 1063 „reine Form“ ersetzt durch Streichungen ursprüngliches „reinen Formen“. 1064 Über der Zeile. 1065 Verschrieben, gemeint: widerstrahlt. 516 gemacht hab[en], z[um] Himmel. Aber kaum sind sie zur Region der Gestirne gelangt, so fangen die Rosse am Wagen der Prudentia [,] näml[ich] das Gesicht, das Gehör, Geschmack, Geruch u[nd] Tastsinn [,] an - sich zu bäume[n] u[nd] kund zu geben, d[a]ß sie nicht weiter können. Beide in groß[er] Verleg[e]nh[ei]t - da erblicken [sie] auf d[er] Höhe der Sternenwölbung eine Jungfrau mit himml[i]sch[em] Antlitz, geschmückt mit ein[em] Diadem, das v[on] tausend Feuern blitzt. Es ist die Theologie. Die Prudentia begrüßt sie [.] - Und d[ie]se verspri[c]ht [,] sie weiter zu führen - jedoch u[n]ter der Bedi[n]g[un]g [,] d[a]ß sie ihre indiscrete Begleiteri[n], die Ratio [,] zurücklaße. Da dieß zugestanden wird, führt nun d[ie] Theol[o]gie d[ie] Prudentia in die hoh[en] Sphäre[n] des Empyreu[m]s [.] Doch bald droht d[ie] Prud[entia] im Glanze d[ie]s[e]s Gebiets ohnmächt[i]g zu w[er]d[en] - der Glaube, fides unterstützt sie [.] Nu[n] wird Gott d[a]s Anlieg[en] vorgetrag[en] - gnäd[i]g angenomm[en.]  Und ei[ne] neue Seele v[om] νοῦς nach d[em] Urbild gemacht - u[nd] das g[ö]ttl[iche] Siegel ihr aufgedrückt.  1066  1067 3) Joh[annes] v[on] Salisbury In gering[em] Stande geb[oren] zu Salisb[ury] u[nd] kam noch sehr jung 1136 nach Frankr[eich], um sich den Wiss[e]nsch[a]ft[en] zu widmen. - Trieb Dialekt[ik], Dichtk[u]nst etc. mit Eifer [.] Große Kenntn[i]ß der Schr[i]ft[e]n d[e]s klaß[ischen] Alterth[ums]. 1157 ward er mit Thomas Becket bekannt, damals Kanzler, später Erzb[i]s[c]h[of]. - Er ward s[ein] Freund u[nd] mit viel[en] Geschäften betraut. Sch[ri]ft[e]n: Metalogicus u[nd] Polycraticus de nugis Curialium et vestigiis philosophorum  und Entheticus de dogmate philosophorum [.] Gedicht herausg[e]geb[en] v[on] Chr[istian] Petersen Hamb[urg] 1843  1068 . D[ie]se Schr[i]ft[e]n bez[eichnet] Ritter als solche [,] die zu d[en] merkwürd[i]gst[en] aus d[ie]s[er] Zeit gehören. Sie zeigen ein[en] durchdringenden Verstand in all[en] pract[ischen] Dingen, vollendete Schulbild[un]g, Vertrauth[ei]t mit der alten Literatur [,] d. h. mit allem, was in latein[ischer] Sprache zu lesen war, in ein[em] ungewöhnl[ichen] Grade u[nd] einen 1069 eigenthüml[ichen] Geist, der sich in scharf[em] Spott üb[er] d[ie] Gebrech[en] der Zeit ergießt. Hanréau nennt ihn den correctest[en,] eloquentesten u[nd] liebenswürd[i]gst[en] Schriftsteller d[ie]s[e]r Epoche, der gar nicht zur Klasse der Doctoren d[ie]s[e]r Zeit zu gehören scheint u[nd] 1066 Einfügung am Seitenrand [50rr]. 1067 Einfügung am Seitenrand [49vl] und auf beigelegtem Blatt [50rl]. 1068 Randbemerkung am Seitenrand [49vl]. 1069 Verschrieben; gemeint: einem. 517 den man eher für einen Zeitgenoßen der schönen Geister der Renaißance halten möchte. Er greift in s[einen] Sch[ri]ft[e]n die Sitten der Höfe u[nd] die Verkehrtheiten der Gelehrten an, zeigt sich aber als ein[en] eifr[i]g[en] Vertheidiger der Kenntnisse [,] [49vr/ 51rl] 1070 die wir aus den Schr[i]ft[e]n der Alten ziehen können; als einen Freund der wiss[enschaftlichen] Bild[un]g üb[er]h[au]pt, indem er jedoch jede Nachbeterei (sklavische [)] der alt[en] Philos[ophie] eben so sehr verwirft als die Sucht nach Neuerungen. Am höchst[en] stellt er das ch[ri]stl[iche] Leben, das ihm mehr gilt als Bereds[a]mk[ei]t u[nd] Wiss[en]schaft. Den Aristot[eles] schätzt er als Vater der Logik, deßen Herrsch[a]ft in d[ie]s[em] Gebiete unbestreitbar sey. Auch in d[er] Streitfrage üb[er] die allgem[einen] Begriffe stimmt er ihm bei, obgleich er ihn darüb[er] im Streite findet mit Platon. Er gesteht zu die Lehre des Arist[oteles], welche die Realität der allg[emeinen] Begr[i]ffe leugne od[er] nur in ein[em] weitern Sinne auch den allg[emeinen] B[e]gr[i]ff[e]n zugestehe [,] d[a]ß sie Dinge 1071 darstellen, möchte v[ie]ll[ei]cht nicht wahrer seyn als die Platonische, aber für d[ie]  Logik  1072 wäre sie paßender u[nd] für d[ie]s[e] Wiss[e]nsch[a]ft will er sie d[a]h[er] annehmen. Außer dem Gebiete der Logik stimmt er dem Platon mehr bei. Er nennt ihn den erst[en] der Philosophen u[nd] findet in ihm, gestützt auf Zeugnisse der Kirchenväter [,] eine unglaubl[iche] Uebereinst[imm]ung mit d[er] ch[ri]stl[ichen] Lehre, bes[onders] mit d[er] Lehre v[on] d[er] Trinität. - Eigentl[icher], schöpferisch[er] Philosoph ist Joh[annes] nicht, sond[ern] mehr Gelehrter u[nd] Kritiker. - Aus d[en] philos[ophischen] Streit[i]gk[ei]t[e]n zieht er sich vorzügl[ich] das Resultat, daß man d[er] Philos[ophie] nicht allzu sehr vertrauen dürfe. Er wendet sich d[a]h[er] besond[ers] dem Cicero zu u[nd] bekennt sich zur akadem[ischen] Schule [,] welche d[a]s Wahrscheinl[iche] zuläßt in d[er] Ueberzeug[un]g, d[a]ß eine in aller Rücksicht sichere Wiss[e]nsch[a]ft d[a]s Maaß der geschaffen[en] Vernunft übersteige u[nd] d[a]h[er] die Freih[ei]t sich vorbehält [,] v[on] d[en] Meinung[en] der Philosophen das Beste sich auszuwählen. Dem Sceptic[i]sm[us] will er sich indeß nicht geradezu in d[ie] Arme werfen. Es wäre eine Thorheit [,] an allem zweifeln zu wollen. Dad[u]rch würde selbst der Glaube gefährdet werden; wer an allem zweifeln wollte, der würde sich unter das unvernünft[i]g[e] Thier herab setzen, welches wenigstens seiner Affecte gewiß ist; er würde selbst zweifeln müßen, ob er zweifelte od[er] gewiß wäre. Vielmehr glaubt er den 1073 sicheren Zeugnissen des Glaubens, der Sinne u[nd] dem, was die Vernunft b[e]stimmt 1070 „Gesch[ichte] d[er] Philos[ophie] des Mitt[el] Alters 26.“ am oberen Seitenrand [51rr]; „26“ bezeichnet den Bogen. 1071 „seyen“ in der Zeile gestrichen. 1072 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „Wiss[enschaft]“. 1073 „den“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „dem“. 518 aussagt, vertrauen zu dürfen. Nur was d[ie]se in Zweifel laßen, das will er einer schwankend[en] Untersuchung unterworfen wissen. An der Wahrh[ei]t der sinnl[ichen] Wahrnehmung zu zweifeln [,] hält er für Schwachsinn; den Grundsätzen der Wissensch[a]ft zu widerstreiten ist ihm ein Zeichen der Unwissenh[ei]t. Wer aber den Grundsätzen beistimme, der müße auch den offenbaren Folgerung[en] Ueberzeugung schenken. Ein Verbrechen endl[ich] sey es [,] dem Glauben zu widerstreiten. - Auch die R[e]l[i]g[io]n habe [51rl/ 51vr] ihre Gr[u]ndsätze, welche entwed[er] die gemeine Vernunft od[er] die Frömmigk[ei]t beglaubige. So müße man ohne Beweis anerkennen [,] daß ein allmächt[i]g[e]r, weiser, gütiger, verehr[u]ngsu[nd] liebenswürd[i]g[e]r Gott sey. Im Uebr[i]g[e]n werden fast alle tieferen Fragen der Philos[ophie] zu den zweifelhaft[en] Dingen v[on] ihm gezählt. Bes[onders] d[a]s Wesen u[nd] Leben G[o]tt[e]s ist  ihm  1074 d[ie]s[e]r Art. Ihn dürfen wir nicht nach den engen Grenzen uns[eres] Verstandes messen u[nd] er verwirft d[a]h[er] die Forsch[u]ng[e]n üb[er] d[ie] Dreieinigk[ei]t, welche sein Zeitalter so sehr beschäft[i]gten. Eb[e]nso glaubt er [,] die Freih[ei]t uns[eres] Willens könne v[on] d[en] Kr[ä]ft[e]n uns[eres] Verstandes nicht erforscht werden. S[eine] ganze Richt[u]ng ist eine practische u[nd] verräth d[a]h[er] die Natur des Engländers. Auf d[en] Glauben legt er d[a]s größte Gewicht, weil er für d[a]s pract[ische] Leben die größte Bedeut[un]g habe, welche auf ihm vorzügl[ich] die Sicherh[ei]t des menschl[ichen] Handelns beruhe. 4. Walter v[on] St [.] Victor. Mit mehr Entschiedenh[ei]t u[nd] Schärfe trat der dialekt[ischen] Richtung ein Mann entgegen, der sonst nicht gerade viel wiss[e]nsch[a]ftl[iche] Verdienste hatte; näml[ich] Walter [,] Prior v[on] St [.] Victor in Paris. Er gab um 1180 eine Schrift heraus voll der gehäßigsten Angriffe auf die Philosophie - nur v[om] beschaulichen Leben alles Heil erwartend. Die Schr[i]ft war ausdrückl[ich] gerichtet gegen die vier Theologen (Philos[ophen]) Frankr[eichs], die den größt[en] Ruhm hatten, näml[ich] Abaelard, Gilbert de la Porrée, Petrus Lombardus u[nd] deßen Schüler Peter v[on] Poitiers. Walter nennt sie die 4 Labyrinthe Frankreichs. (Contra quatuor Galliae Labyrinthos). Schon am Eingange des Buches heißt es: „Wer mein Buch liest, wird sich überzeugen, daß die 4 Labyrinthe Frankr[eichs] A[baelard,] L[ombardus,] P[eter] v[on] P[oitiers] u[nd] G[ilbert] de la P[orrée], die alle v[on] gleichem Aristot[elischem] Geiste beseßen sind, u[nd] üb[er] das Geheimniß der Dreieinigk[ei]t, der M[e]nschwerd[un]g mit ihrer scholast[i]sch[en] Frechheit handeln, Ketzereien her- 1074 Über der Zeile. 519 vorgebracht haben u[nd] noch hervorbringen. [“] Er eifert besonders gegen die Ketzerei des Nihilismus, die er mehrmals eine teuflische nennt. Er scheint darunter die Abstracti[on] zu verstehen, vermöge welcher G[o]tt als d[a]s Allgemeine, als d[a]s Allgemeinste aufgefaßt wurde. (Schon geg[en] Gilb[ert] de la Porrèe auf d[er] Synode ward d[a]g[e]g[en] gelt[en]d gemacht. [)] [51vr/ 52rl] Die heidn[i]sch[en] Philos[ophen] finden bei ihm schlechterdings keine Gnade; - auch nicht Seneca u[nd] nicht Socrates. - Er will in Bezug auf d[ie] Glaubenslehre nur d[ie] Auctorität der Kirchenlehrer gelten laßen. Eines indeß hat er richtig bemerkt u[nd] zur Geltung gebracht: nämlich die eig[e]ntl[iche] Bedeut[un]g der Logik. Er zeigte [,] daß die Logik nur die formale, nicht aber die materiale Wahrh[ei]t erkennen laße. Die Richt[i]gk[ei]t der Folgerung aus gegeb[enen] Prämissen könne sie bestimmen, die Wahrh[ei]t aber der Prämissen selbst u[nd] mithin auch der Folgesätze liege außer ihrem Gebiete (diese ruht f[ür] Walter auf d[er] biblis[c]h-kirchl[ichen] Off[e]nbar[u]ng); es gebe auch richt[i]g[e] Schlußverbind[un]g[en] zw[i]s[c]h[en] falschen Sätzen. Darauf war selbst Joh[annes] v[on] Salisb[ury] nicht gekommen [.] NB [: ] Es ist sehr bezeichnend, d[a]ß aus d[er] mystis[c]h[en] Richt[u]ng d[ie]s[e]r Fund hervorging. Es ward da nebst d[en] logis[c]h[en] Gesetzen - das unmitt[e]lb[are] G[o]tt[e]sbew[u]ßts[eyn] u[nd] die unmittelb[a]re G[o]tt[e]sidee besond[ers] z[ur] Gelt[u]ng gebracht. IV [.] Abschnitt Mystische Richtung. Nebst der dialekt[ischen] u[nd] posit[iven] Richt[u]ng, kam in d[ie]s[en] Z[ei]t[e]n auch noch die myst[ische] zur Geltung. Nicht als ob sie der posit[iven] od[er] auch nur der dialekt[ischen] gerad[e]zu entgegeng[e]setzt wäre, - die  größt[en]  1075 Mystiker d[ie]s[er] Z[ei]t ware[n] vielmehr auch ausgezeichnete Dialektiker - sond[ern] sie brachten nur ein Moment zur Gelt[u]ng, das bei Andern vernachläßigt od[er] unbeachtet blieb. Mystik - v[on] μύειν heißt eig[e]ntl[ich] die Augen schließen, die Sinne des Leibes schließen, sich vor d[er] Welt verschließen, um ganz im Innern zu leben u[nd] d[a]s Göttl[iche] unmitt[e]lb[ar] zu schauen, zu erkennen - Contemplatio v[on] Seiten des M[e]ns[c]h[e]n, illuminatio v[on] Seite G[o]tt[e]s. Also statt der 1076 1075 Über der Zeile. 1076 „Specu[lation]“ in der Zeile gestrichen. 520 Verstandesoperation, statt die Anwend[un]g v[on] Categorie[e]n, v[on] Allgemeinb[e]gr[i]ff[e]n u[nd] Anw[e]nd[un]g v[on] Schlüßen u[nd] Urth[ei]l[e]n [,] um G[o]tt zu erkenne[n] u[nd] zu b[e]stimmen - lieber sich versenken  d[u]rch [*] u[nd] Betr[ac]ht[un]g u[nd] [*]  1077 unmitt[e]lb[ar] in die G[o]tth[ei]t, um sie zu erkennen, zu haben, zu genießen. D[ie]se Richt[u]ng ward angebahnt u[nd] erhielt eine großart[i]g[e] Ausführ[u]ng im Kloster od[er] Canonikate zu St. Victor in Paris. - D[en] Grund dazu legte wohl Wilh[elm] v[on] Champeaux. [52rl/ 52vr] Der eig[e]ntl[iche] Begründer d[ie]s[e]r Richt[u]ng aber ist [1.] Hugo v[on] St [.] Victor [,] einer der tiefsten Geister d[ie]s[e]s J[a]hrh[underts] u[nd] des Mitt[el] Alters üb[er]h[au]pt. - Er ist v[on] Geburt ein Deutscher [,] wahrscheinl[ich] aus d[em] Geschlechte der Grafen v[on] Blankenburg. Im Kloster Hamersleben bei Halberstadt erhielt er s[eine] erste wiss[e]nsch[a]ftl[iche] Bild[un]g, im Kloster des h[eiligen] Victor in Paris vollendete er sie. Bald stand er der Schule daselbst vor. In 1078 pract[isches] Leben scheint er nicht eingegriffen, sond[ern] ganz seinen wiss[e]nsch[a]ftl[ichen] Studie[n] gelebt zu haben; dafür geben s[eine] zahlreichen Schr[i]ft[en] Zeugniß, die er hinterließ, obwohl er schon 1141 in ein[em] Alter v[on] 44 Jahren starb. - Sein Einfluß auf d[ie] wissensch[a]ftl[ichen] Beweg[un]g[en] s[einer] Zeit war sehr bedeutend, bes[onders] dadurch [,] daß er eine neue Richtung geist[i]g[er] Thät[i]gk[ei]t anbahnte - näml[ich] die mystische; d. h. das Bestreben sich durch Willenseinig[un]g u[nd] beschauliches Leben (innere Schauung) in unmitt[e]lb[are] Verbind[un]g mit d[em] Göttl[ichen] zu versetzen u[nd] es zu schauen. Indeß darf man nicht glauben, daß Hugo solcher Contemplation  u[nd] Aszese  1079 sich ausschließl[ich] hingegeben habe; er ist vielmehr auch ein sehr scharfer Dialektiker u[nd] ist mit allen Wissensch[a]ft[e]n - auch den weltl[ichen] - nicht theolog[ischen] - so vertraut wie kaum ein Anderer zu seiner Zeit. Er schrieb sogar eine Encyclopädie der nichttheolog[ischen] Wiss[e]nsch[a]ft[en] mit dem Titel Didascal  ion  1080 . An Scharfsinn ward er zu s[einer] Zeit v[ie]ll[ei]cht nur v[on] Abael[a]rd übertroffen - den er aber an Tiefe wiederum überragte. August[inische] u[nd] dionys[ische] Anreg[u]ng sind seine vorzügl[i]chst[en] Führer. - Aber auch der heidn[i]sch[en] Philos[ophie] versagt er s[eine] Anerkennung 1077 Über der Zeile mit Bleistift. 1078 „In“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „In’s“. 1079 Über der Zeile. 1080 Über der Zeile mit Bleistift; „Dadascal  ion  “ ersetzt dabei durch Streichung ursprüngliches „Didascalus“. 521 nicht, obwohl er nicht so weit geht wie Abälard. Die heidn[i]sch[en] Philos[ophen] hatten ihm die Aufgabe zu zeigen, wie der Mensch durch die Vernunft zur Erk[e]n[n]tn[i]ß G[o]tt[e]s gelang[en] könnte, damit erkannt würde, wie weit die Vernunft ohne Off[e]nb[a]r[u]ng höh[erer] Art reiche. Er betrachtet in sofern die heidn[i]s[c]h[en] Philos[ophen] gewissermaße[n] als Vorläufer der ch[ri]stl[ichen] Erk[e]n[n]tn[i]ß, indem sie die Mittel, welche in der Vernunft ihrer Natur nach lagen [,] hätten vorbereit[en] müß[en], damit nachher die M[e]nsche[n] d[u]rch Hülfe der Off[e]nb[arun]g z[ur] Voll[en]d[un]g kämen. [52vr/ 53rl] 1081 „Wir treiben, sagt er, die Künste u[nd] Wissensch[a]ft[e]n [,] die sie (d[ie] heidn[ischen] Philos[ophen]) durch den ihnen verliehenen Scharfsinn u[nd] Geist erfunden u[nd] der Nachwelt in Schrift[e]n aufbewahrt haben: die Logik, die Ethik, Mathematik, Physik.  NB [: ] Man sieht [,] daß er v[on] d[er] Metaphysik noch nichts weiß.  1082 Sie waren stark v[on] d[ie]s[e]r Seite, u[nd] fanden hier die Wahrh[ei]t; weil näml[ich] d[ie]se Wahrh[ei]t, die nicht die heilbringende war, v[on] ihnen, die nicht Söhne des Heiles waren, gleichsam geliefert werd[en] mußte. Denn das ward ihnen Alles gegeben unsertwegen, denen die Voll[e]nd[un]g aufbehalten war. Jene haben uns nur vorgearbeitet, indem sie eine Wahrh[ei]t erfanden, welche die Söhne des Heils aufnehmen sollten zum Dienste der höchst[en] Wahrh[ei]t. Sie sollten die Arbeit, wir den Nutzen haben.“ (Comm[entaria] in cael[estum] Dion[ysii] hier[archiam]) L[iber] I c. 1. T[omus] I S. 329 In d[er] Theologie, bem[e]rkt Hugo, haben sie nichts Genügendes geleistet, u[nd] er fügt als Grund hinzu: weil die Natur Gott immer nur undeutlich u[nd] v[on] ferne zeige. Erst die Gnadenerscheinung in d[er] Off[e]nb[a]r[u]ng bringe ihn dem menschl[ichen] Herzen näher. „ 1083 Zwei Bilder, s[a]gt er, sind dem M[e]nsch[e]n vorgehalten worden, damit er durch sie zur Erk[e]nntn[i]ß des Unsichtbaren gelangen möchte: das Bild der Natur u[nd] das Bild der Gnade. - Jenes war die äuß[ere] Erscheinung d[ie]s[e]r Welt, dieses die Menschh[ei]t des  g[ö]ttl[ichen]  1084 Wortes  λογος  1085 . Durch beide konnte Gott erkannt werden, aber nicht durch beide gleich vollkommen. Denn die Natur wies in ihrer Erscheinung wohl auf ein[en] Schöpfer u[nd] Werkmeister, konnte aber das Auge des betrachtend[en] G[ei]st[e]s nicht durch u[nd] durch erleuchten. D[a]g[e]g[e]n die Menschh[ei]t des Erlösers hatte d[ie]se Kraft. Durch das Bild der Natur wurde nur der seyende, durch das Bild der Gnade aber auch der wirkende Gott gezeigt.  NB [: ] Tiefer Gedanke - Gott als bloß seyend, verflücht[i]gt sich in ein[en] leeren, abstract[en] B[e]gr[i]ff - die Thät[i]gk[ei]t [,] 1081 „Geschichte d[er] Philos[ophie] d[es] Mitt[el] Alters 27“ am oberen Seitenrand [53rr]; „27“ bezeichnet den Bogen. - „Geschichte“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „Philo“. 1082 Randbemerkung am Seitenrand [53rr]. 1083 Schließende Anführungszeichen sind unauffindbar. 1084 Über der Zeile mit Bleistift. 1085 Über der Zeile. 522 Leb[en]d[i]gk[ei]t muß ihm I[n]halt geben [.]  1086 Das ist der Unterschied der weltl[ichen] u[nd] göttl[ichen] Theologie. Jede Theologie bedarf freil[ich] sinnl[icher] Demonstrationen: aber die weltl[iche] hat hier die nur unvollkommen auf Gott deutenden Schöpf[u]ngswerke u[nd] ist d[a]h[er] mit Irrth[um] vermischt  NB [: ] Weltl[iche] Theologie ist = natürl[iche] Theologie = Metaphysik [.] Der Name ist noch nicht da.  1087 ; die g[ö]ttl[iche] d[a]g[e]g[en] hat die Werke der Erlös[u]ng, die M[e]nschh[ei]t Christi die Sakramente, in welchen das g[ö]ttl[iche] Wesen viel herrlicher erschienen ist u[nd] darum lauter u[nd] rein zu erkennen. Comm[entaria] in caelest[um] Dionys[ii] Hierarch[iam] L[iber] I c. 1 [.] In d[ie]s[em] Sinne erklärt er sich üb[er] d[ie] heidn[ische] Moral, üb[er] einzelne Th[ei]le der heidn[i]s[c]h[en] R[e]l[i]g[io]nslehre u[nd] spricht heft[i]g geg[en] d[ie] einseit[i]ge classisch-philolog[ische] Richt[u]ng seiner Zeit (g[e]g[en] die Literatos) u[nd] geg[en] einseit[i]g[e,] ungeistl[iche,] unpract[i]sch[e] Stud[ien] der weltl[ichen] Wissensch[a]ft[e]n üb[er]h[au]pt. Die Unterordnung aller weltl[ichen] Wiss[e]nsch[a]ft[e]n unt[er] die Theologie bestimmt er noch näher dahin, daß sie insb[e]s[ondere] der Schr[i]fterklär[u]ng dienen sollen. So ist Grammatik, Rhetorik u[nd] Dialektik zur Auffind[un]g des historisch[en] - Arithmetik [,] [53rl/ 53vr] Musik, Geometrie, Astronomie u[nd] Physik zur Auffind[un]g des allegor[ischen] u[nd] tropolog[ischen] oder moral[i]sch[en] Sinnes der Schr[i]ft nöthig. I [.] 1088 [.] Ueb[er] d[ie] weltl[ichen] Wissensch[a]ft[e]n hat er [,] wie schon bemerkt [,] ein encyclopäd[isches] Werk geschrieben mit d[em] Titel: Didascalion.  Culturgeschichtl[ich] zugleich wichtig.  1089 Es zerfällt in 2 Th[ei]le; der 1. (B[uch] 1-3) enth[ä]lt eine Encyclop[ädie] u[nd] Methodologie der weltl[ichen] Wiss[e]nsch[a]ft[en,] der 2. Th[ei]l (B[uch] 4-6) enth[ä]lt eine histor[ische] Einl[ei]t[un]g in die Bücher der Bibel u[nd] in d[ie] Kirchenschr[i]ften; u[nd] eine Methodologie des Schr[i]ftstudiums. - Das Ganze soll also offenbar als Vorbereit[u]ngswiss[e]nsch[a]ft für die höhere Theologie gelten. - Um d[ie]s[e]s Werkes wille[n] vorzügl[ich] erhielt Hugo bei s[einen] Zeitgenoß[en] d[en] Ehrenname[n] Didascalus. Die erst[en] 2 B[ücher] d[es] 1. Th[ei]l[s] sind also eine Encyclop[ädie] der sog[enannten] Artes, der weltl[ichen] Wiss[e]nsch[a]ft[e]n, die man damals auch Philosophie geradezu nannte. Es werd[en] nur Umrisse gegeben; die allgem[einen] B[e]gr[i]ffe der einzelnen Disciplin[en,] ihr Zusammenhang gezeigt. Hier spricht er sich nun auch üb[er] die Wissensch[a]ft üb[er]h[au]pt aus u[nd] über d[ie] menschl[iche] Seele, in wiefern sie des Wissens fähig ist. 1086 Randbemerkung am Seitenrand [53rr]. 1087 Randbemerkung am Seitenrand [53rr]. 1088 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1089 Randbemerkung am Seitenrand [53vl] mit Bleistift. 523 Er versucht zuerst eine Erklär[u]ng des Urspr[u]ngs der Weish[ei]t u[nd] Wiss[e]nsch[a]ft aus d[er] Natur der menschl[ichen] Seele.  Ueb[er] Wiss[e]nsch[a]ft u[nd] menschl[iche] Seele  1090  (  1091 Das höchste, vor allen and[eren] zu erstrebende Gut, ist ihm d[ie] Weish[ei]t.  )  1092 Sie erleuchtet den M[e]nschen, d[a]ß er sich selbst erkennt;  (  1093 u[nd] der M[e]nsch ist nicht mehr als die and[eren] Dinge, so lange er nicht s[einen] Vorzug vor ihnen einsieht.  )  1094 - Der unster[b]l[iche] 1095 Geist, durch Weish[ei]t erleuchtet, schaut seinen Urgrund u[nd] wird s[eines] urspr[ü]ngl[ichen] Wesens sich bewußt, u[nd] da erkennt er, daß Alles der Veränd[e]r[u]ng Unterworfene nichts ist u[nd] daß es ihm  (  1096 nicht anstehe, außer sich Befried[i]g[un]g zu suchen, da er sich selbst genug seyn kann.  )  1097 Die menschl[iche] Seele näml[ich] ist, nach d[en] alte[n] Philosophen, aus allen Th[ei]l[e]n des Universums zusammengesetzt - nach des Platon Timäus eine Welt. Denn sie faßt auf gleiche Weise alles Sinnliche u[nd] Uebersinnl[iche], indem sie jenes in der sinnl[ichen] Empfind[un]g berührt, zu diesem mittelst der Intelligenz sich erhebt. Gleichsam im Kreislauf geht sie nach beiden Seiten aus u[nd] wieder zurück u[nd] zieht auf diese Weise die Aehnlichk[ei]t[e]n aller Dinge an sich. Um dieses aber zu können, muß sie für alle Dinge etwas Aehnliches in sich enthalten, denn, nach ein[em] Pythagoreisch[en] Satze, nur Aehnliches faßt das Aehnliche. In d[ie]s[e]m Sinne also ist die Seele Alles; nicht als wäre sie quantitativ zusammengesetzt u[nd] theilbar, sond[ern] weil sie durch die eigne [,] ihr einwohnende Kraft u[nd] Anlage alle Dinge [53vr/ 54rl] in der Vorstell[u]ng aufzuzeigen vermag, denn, wie 1098 Varro s[a]gt, nicht alle Veränd[e]r[un]g geschieht nothw[e]nd[i]g d[u]rch Verlust od[er] Zuwachs v[on] außen. Die Philosophie ist dem Hugo Liebe zu Weish[ei]t, Streben nach ihr, wobei, wie er s[a]gt, nicht die Kenntniß gemeint ist, die z[um] G[e]g[e]nst[a]nde die Betreib[u]ng v[on] allerlei Geschäften u[nd] Handthierungen des gemein[en] Lebens hat, sond[ern] die Weish[ei]t [,] die selbstgenugsamer, ew[i]g lebend[i]g[e]r Geist u[nd] alleiniger  Ur-  1099 Grund aller Dinge ist; also die göttliche.  NB [: ] Philosophie erscheint hienach als Theilnahme an der g[ö]ttl[ichen] Weisheit.  1100 Selbstgenugsam heißt er sie, weil sie nichts bedarf, nie vermindert wird, u[nd] Vergangenes, Gegenwärt[i]g[e]s u[nd] Zukünft[i]g[e]s auf einmal u[nd] zugleich schaut; - ewig lebend[i]g[e]r Geist [,] 1090 Randbemerkung am Seitenrand [53vl] mit Bleistift. 1091 Einfügung in der Zeile mit Bleistift. 1092 Einfügung in der Zeile mit Bleistift. 1093 Einfügung in der Zeile mit Bleistift. 1094 Einfügung in der Zeile mit Bleistift. 1095 Lesart unsicher. 1096 Einfügung in der Zeile mit Bleistift. 1097 Einfügung in der Zeile mit Bleistift. 1098 „N“ (unsichere Lesart) in der Zeile gestrichen. 1099 Über der Zeile. 1100 Einfügung am Seitenrand [54rr]. 524 weil, was einmal in der g[ö]ttl[ichen] Vernunft geschehen ist, nie mehr getilgt werden kann: alleiniger Grund aller Dinge, weil nach ihrem Bilde Alles gemacht ist. Die ganze Philosophie geht also im Grunde auf das Eine, daß das g[ö]ttl[iche] Ebenbild in uns wiederhergestellt werde, das uns (nur) Form - Gott aber Natur ist; nur in dem Grade, in dem wir uns ihm gleichbilden, werden wir weise, wenn in uns wiederzustrahlen anfängt, was in s[einer] Vernunft ewig war.  NB [: ] Näml[ich] die ideale Welt = die ew[i]g in G[o]tt.  1101 - D[ie]s[e]s hohe Geschenk der Philos[ophie] ist aber nur für die vernünft[i]ge Seele. Die 1102 Seelenkr[a]ft zeigt sich näml[ich] in 3[er]lei Weise: als bloße Lebenskr[a]ft, als sinnl[iches] Vorstell[u]ngsvermögen u[nd] als vernünft[i]g[er] Geist. Als das erste findet sie sich bei den Pflanzen. Als das zweite, dem das erste untergeordnet ist, bei den Thieren: Diese erkennen nicht nur die jedesmal gegenwärt[i]g[en] sinnl[ichen] Objecte, sond[ern] halten auch die Vorstell[u]ng davon mittels einer Art Gedächtniß fest, je nach dem Maaße ihrer Kraft, längere od[er] kürzere Zeit. D[ie]s[e]  sinnl[ichen]  1103 Bilder aber sind bei ihnen so unter einander geworfen u[nd] unklar, daß sie nicht im Stande sind, irg[e]nd etwas durch Verbind[un]g u[nd] Zusammensetz[u]ng aus ihnen zu machen. Die dritte Art d[er] Seelenkraft, welche die beiden ersten gleichsam in 1104  ihre[m]  1105 Dienste mit sich führt, der vernünft[i]g[e] Geist, zeigt sich theils in dem vollständ[i]g[en] Erfaßen des Gegenwärtig[en]  (Anschauung)  1106 , th[ei]ls in dem Vorstellen  (Vorst[e]ll[un]g)  1107 des Abwesenden, th[ei]ls in der Ermittl[un]g des Unbekannten durch das Bekannte.  NB [: ] Man sieht: Vorstell[un]gsvermög[en], Gedächtniß, Verstand - v[on] eig[en]tl[icher] Vernunft, Vermög[en] d[e]s Uebersinnl[ichen] ist da noch keine Rede - wahrsch[e]i[n]l[ich,] weil für d[ie]ses philos[ophische] Gebiet d[a]s Auge der Anschauung noch geschloßen ist. V[ie]ll[ei]cht ahnete er  als Mystiker  1108 s[einer] Richt[un]g gemäß den Unt[e]rsch[ie]d v[on] Verstandesbegr[i]ff[en] u[nd] Vernunftideen u[nd] damit die richt[i]g[e] Vermittl[un]g v[on] Nominal[i]sm[us] u[nd] Real[i]sm[us]. - Ausdrückl[ich] betheil[i]gt er sich an d[ie]s[em] Streite nicht. -  1109 D[ie]se Kraft besitzt allein der Mensch. Sie erzeugt nicht nur vollkommene u[nd] geordnete Vorstell[u]ng[e]n des Sinnes u[nd] der Einbild[un]gskr[a]ft, sond[ern] entwickelt u[nd] sichert auch mit der vollen Thätigkeit der Intelligenz, was die Einbild[un]gskr[a]ft vorführt (pleno actu intelligentiae, quod imaginatio suggessit, explicat atque confir- 1101 Randbemerkung am Seitenrand [54rr] mit Bleistift. 1102 „Die“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „Sie“. 1103 Über der Zeile. 1104 „in“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „im“. 1105 Über der Zeile. 1106 Über der Zeile mit Bleistift. 1107 Über der Zeile mit Bleistift. 1108 Über der Zeile mit Bleistift als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „nach“. 1109 Randbemerkung am Seitenrand [54rr]. 525 mat) u[nd] was sie so d[u]rch Intelligenz zusammen begriffen hat, bringt sie in Wort u[nd] Satz zum Ausdruck. [54rl/ 54vr] Sie untersucht  an d[en] Dingen  1110 nicht nur, ob sie sind, sond[ern] auch was sie sind (der Substanz nach), v[on] welcher Beschaff[e]nh[ei]t sie sind (den Accidenzen nach) u[nd] warum sie sind. Ueb[e]rh[au]pt, meint Hugo [,] könne man nach alle dem auch sagen, daß es zweierlei sey, worin das Geschäft des vernünft[i]g[en] G[ei]st[e]s bestehe: Erforschung des Wesens der Dinge u[nd] Ermittl[u]ng deßen, was der M[e]nsch im sittl[ichen] Leben zu thun habe. Wenn nun aber, bemerkt er ferner, im G[e]g[e]nsatz zu den Thieren, die nur d[u]rch den blinden Instinct geleitet werden, das höchste leitende Princip für die gesammte Thät[i]gk[ei]t des M[e]nsch[e]n die Vernunft (NB [: ] Verstand)  ist  1111 [,] so kann man auch nicht umhin, dieselbe auf alle Aeußer[u]ng[en] der menschl[ichen] Thät[i]gk[ei]t auszudehnen, insofern sie v[on] allen die Vernunftgründe enthalten muß.  c. 5 „Potest enim idem actus et ad philosophiam pertinere secundum rationem suam et ab ea excludi secundum administrationem.“  1112 Und so läßt sich dann auch die Philosophie definiren als diej[enige] Lehre [,] welche die Gründe aller göttl[ichen] u[nd] menschl[ichen] Dinge vollkommen erforscht (Cicero). Dem steht nicht entgeg[en,] daß die Philosophie sich nicht befaße mit den Handthierung[en] des gemeinen Lebens, sond[ern] die Weisheit z[um] G[e]g[e]nst[a]nde habe, die alleiniger Urgrund aller Dinge ist. Denn eine u[nd] dies[e]lbe Thät[i]gk[ei]t kann nach ihren Vernunftgründen zur Philosophie gehören, nach ihrer Uebung im Leben v[on] ders[e]lb[en] ausgeschloßen seyn. So ist der Ackerbau in s[einen] Principien, wiss[e]nsch[a]ftl[ich], Sache des Philosophen, in s[einer] Betreibung Sache des Landmannes. Dasselbe gilt v[on] d[en] Werken der Künstler. (NB [: ] Wiss[e]nsch[a]ft u[nd] Philos[ophie] sind identisch genomm[en.])  NB [: ] Rationelle Landwirthsch[a]ft wäre also = philos[ophische] Landwirthsch[a]ft.  1113 Nach d[ie]sen sucht nun Hugo das Gebiet der gesammten Wissenschaft zu gliedern. Es gibt, bemerkt er, für den M[e]nsch[e]n eine zwiefache Thätigk[ei]t, eine göttl[iche] u[nd] eine menschl[iche]. - Die erste besteht in der Wiederherst[e]ll[u]ng des g[ö]ttl[ichen] Ebenbildes in uns durch Erforschung der Wahrh[ei]t u[nd] durch Tugendübung. Die andere in d[er] Abstell[u]ng der 1114 Mängel des ird[i]sch[en] Lebens [,] wobei es darauf ankommt, daß der Natur die Werkzeuge verschafft, dem drohend[en] Uebel vorgebeugt u[nd] dem schon vorhandenen gewehrt werde. 1110 Über der Zeile eingefügt. 1111 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „seyn muß“. 1112 Randbemerkung am Seitenrand [54vl]. 1113 Randbemerkung am Seitenrand [54vl] mit Bleistift. 1114 „ird[i]s[c]h[en]“ in der Zeile gestrichen. 526 Alle Wiss[e]nsch[a]ft, die sich auf die erstere Thät[i]gk[ei]t bezieht, nennt er der Tiefe des G[e]g[e]nst[a]nd[e]s wegen intelligentia; alle d[a]g[e]g[en], welche die andern z[um] G[e]g[e]nst[a]nde hat, heißt ihm, weil sich’s hier nur um niedere G[e]g[e]nst[ä]nde handelt, blos scientia. Jene begreift unter sich die Theorik oder spekulative Lehre u[nd] die Praktik od[er] ethische Lehre.  1 [.] Th[ei]l [,] 2 [.] Th[ei]l  1115 [54vr/ 55rl] 1116 Diese (die scientia) kann sehr passend auch Mechanik genannt werden u[nd] enthält die Lehre v[on] d[en] Künsten u[nd] Handwerken.  NB [: ] Theorie der Handwerke auch = Philosophie. [)]  1117  3 [.] Th[ei]l  1118 Als (4. ? ) H[au]ptth[ei]l  4 [.] Th[ei]l  1119 der gesammten Wiss[e]nsch[a]ft bezeichnet er die Logik. Ihr G[e]g[e]nstand ist die richt[i]ge Denku[nd] Ausdrucksweise. Sie ist unter allen Wiss[e]nsch[af]t[e]n zuletzt erfunden worden; man philosophirte, wie Boethius s[a]gt, lange, ehe man die Wiss[e]nsch[a]ft der Logik hatte. Indeß sey jetzt die Logik v[on] den Philosophie Studirenden vor allen and[eren] Wiss[e]nsch[a]ft[e]n zuerst zu treiben, weil ohne sie kein Theil der Philosophie recht gehandhabt werden kann. Die 4 H[au]ptwiss[e]nsch[a]ft[e]n werden nun weiter in die einzelnen untergeordneten gegliedert u[nd] die Eigenthüml[i]chk[ei]t jeder angegeben. Die Theorik begreift unter sich Theologie  (Metaphysik)  1120 [,] Mathematik u[nd] Physik. - Die  (weltl[iche]? )  1121 Theologie, bemerkt Hugo, ist im Grunde die eig[e]ntl[iche] Philosophie, u[nd] hat die unaussprechl[iche] Natur G[o]tt[e]s u[nd] die geist[i]g[en] Creaturen z[um] G[e]g[e]nst[a]nd. Die Mathematik handelt v[on] d[er] abstracten, d. h. durch den Verstand v[on] d[er] Materie abgelösten Quantität. Boethius nennt jene die intellectible, diese die intelligible. Der dritte Th[ei]l der Theorik endl[ich], die Physik [,] h[a]nd[e]lt v[on] d[en] unsichtb[aren] Ursachen der sichtb[aren] Dinge; sie erforscht die Ursachen aus ihr[en] Wirk[u]ng[e]n, od[er] d[ie] Wirk[u]ng[e]n aus ihren Ursachen [.]  Sie allein hat es mit d[en] Di[n]g[en] selbst zu thun - die anderen [*] B[e]gr[i]ff[en.]  1122  (de intellectibus rerum)  1123 1115 Randbemerkung am Seitenrand [54vl] mit Bleistift. 1116 „Gesch[ichte] d[er] Philos[ophie] d[es] Mitt[el] Alters 28.“ am oberen Seitenrand [55rr]; „28.“ bezeichnet den Bogen. 1117 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1118 Randbemerkung am Seitenrand [55rr] mit Bleistift. 1119 Randbemerkung am Seitenrand [55rr] mit Bleistift. 1120 Über der Zeile mit Bleistift. 1121 Über der Zeile. 1122 Unter der Zeile eingefügt. 1123 Randbemerkung am Seitenrand [55rr]. 527 Manche, bemerkt er, welche die Mechanik nicht zur Philosophie rechnen, verstehen unter Physik auch die Theorik üb[er]h[au]pt. - Die Reihenfolge der H[au]ptth[ei]le der Philosophie ist ihm folgende: I [.] Logik  (Grammatik, Rhetorik, Dialektik)  1124  Ein[i]ge [,] bemerkt er [,] woll[en] d[ie] Grammatik nicht zur Philos[ophie] zählen.  1125 II [.] Praktik (Ethik, Oek[onom]ik, Politik) III [.] Theorik  [(] Theologie, Mathematik, Physik)  1126 IV [.] Mechanik  (dazu unt[er] Andern auch Heilkunde [,] Schauspielkunde etc.)  1127 Denn zuerst, bemerkt er, muß man sich die richt[i]ge Denku[nd] Ausdrucksweise aneignen, dann muß das 1128 Auge des Herzens durch Tugendübung (Praktik) gereinigt werden, damit es in der Theorik zur Erspähung der Wahrh[ei]t scharfsichtig genug sey  NB [: ] Schon der myst[ische] Grundzug durchleuchtend  1129 ; zuletzt muß die Mechanik folgen, die alle vorhergehend[en] Wiss[e]nsch[a]ft[en] zur Stütze bedarf. Das ist aber allerdings nur Vorbereit[un]g für die höchste, entscheid[e]nde Wiss[e]nsch[a]ft, für d[ie] ch[ri]stl[iche] Theologie od[er] Schr[i]fterklär[u]ng, wie wir schon früher sahen. Findet nun die Philos[ophie] da Anwend[un]g, so fragt sich erst [,] in welchem Maaß, mit welcher Geltung [.] - Wie stellt sich Wiss[en] u[nd] Glaub[en]. [55rl/ 55vr] I [.] 1130 Theolog[ische] 1131 Scholastik Hugo’s 1132 - die höhere, eig[e]ntl[ich] positive, auf Gnade  Off[e]nb[arun]g  1133 gegründete Theologie hat er dargestellt in s[einem] Werke „de Sacramentis“. Das ist sein System der gesammt[en] Theologie. Hugo’s Gr[u]ndsätze sind hier dies[e]lb[en], die wir schon kennen gelernt in Betr[e]ff d[er] menschl[ichen] Vernunft u[nd] des Erkennens. - Hugo sprach dem Menschen nach dem Sündenfalle (u[nd] ohne Off[e]nb[a]r[u]ng) nur diej[enige] Erkenntniß v[on] G[o]tt ab, die er vor dem Falle nach s[einer] Meinung durch das Auge der Anschauung beseßen hatte  NB [: ] Das Auge der Anschauung = Vernunft ist in d[er] That gerade das Verdunkelte.  1134 ; dabei aber leugnete er nicht, daß er auch nach 1124 Über der Zeile. 1125 Randbemerkung am Seitenrand [55rr] mit Bleistift. 1126 Über der Zeile mit Bleistift. 1127 Unter der Zeile eingefügt. 1128 „das“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „[*]“. 1129 Randbemerkung am Seitenrand [55rr] mit Bleistift. 1130 Möglicherweise liegt hier ein Nummerierungsfehler vor, so dass es hier - korrespondierend zu „I“ [53vr] und „III“ [58rl] - korrekt „II“ heißen müßte. 1131 Über der Zeile. 1132 Randbemerkung am Seitenrand [55vl]; „Das eig[e]ntl[iche] theolog[ische,]  specul[ative]; über der Zeile  Werk,“ in der Zeile gestrichen. 1133 Über der Zeile. 1134 Randbemerkung am Seitenrand [55vl]. 528 dem Falle noch durch die Vernunft (d. h. bei Hugo, wie (fast) durchgäng[i]g in d[ie]s[e]r Z[ei]t: durch den reflectirenden, vermittelst Begriffes, Urtheils u[nd] Schlußes erkennenden Verstand) zu einer gewiss[en] Erk[e]nntn[i]ß G[o]tt[e]s u[nd] der g[ö]ttl[ichen] Dinge gelangen könne. Das natürl[iche] Gute [,] s[a]gt er, habe in dem M[e]nsch[e]n nicht ganz ausgetilgt, wenn auch verdorben werden können durch die Sünde; denn es lebe noch ein Funke der natürl[ichen] Vernunft in  der Seele  1135 dem M[e]nsch[e]n. Eb[e]nso heißt es an ein[er] and[eren] Stelle, die Vernunft könne durch sich selbst zu einiger Erk[e]n[n]tn[i]ß der höh[eren] Wahrh[ei]t gelangen, indem ihr v[on] Natur eine gewisse Bestimmth[ei]t u[nd] Anlage beiwohne, das in die erschaffene[n] Dinge gelegte Licht der Wahrh[ei]t in die Erk[e]n[n]tn[i]ß aufzunehmen (de arca myst[ica] col[lectio] 3) [.]  Adhuc vivit scintilla, quaedam naturalis rationis in mente hominis. de arc[a] myst[ica] Quaest[iones] in ep[istulam] P[auli] ad Rom[anos] In prima creatione est exposita et proposita interiori oculo illustratio summae lucis, quoadusque per se, sine aliqua gratia super veniente, pervenire valeret. - Et potest dici, quod naturaliter videt, quia cum natura data est optitudo et idoneitas videndi exposita illa luce. -  1136 Je weiter er aber hier geht in Zugeständnißen, desto mehr läßt er das Dogma v[on] d[er] unterstützenden Gnade eintreten, um nicht mit s[einen] üb[ri]g[en] Aeuß[e]r[u]ng[e]n v[on] d[er] Schwäche des menschl[ichen] Erk[e]nntn[i]ßvermögens in Widerspruch zu kommen. „Man könne üb[er]h[au]pt, bemerkt er, alle G[o]tt[e]serk[e]n[n]tn[i]ß d[u]rch die Vernunft auf die Gnade zurückführen; insofern näml[ich] jenes Licht in den Dingen nicht aus der Substanz u[nd] dem Wesen der Vernunft selbst, sond[e]rn aus Gott s[einen] Urspr[u]ng habe; besond[ers] aber sey alle tiefere Einsicht in den Glauben, namentl[ich] in die Mysterien der Kirchenlehre, nicht ohne einen besondern hinzukommend[en] Beistand der g[ö]ttl[ichen] Gnade zu denken. So haben z. B. die heidnis[c]h[en] Philosophen allerdings durch d[ie] Vernunft eine gewisse Erk[e]n[n]tn[i]ß v[on] G[o]tt[e]s einigem u[nd] dreieinige[m] Wesen erlangt, aber nicht ohne Hilfe der Gnade.“  NB [: ] Das histor[ische] Moment bei d[er] Vernunfterk[e]n[n]tn[i]ß macht[e]n sie hier geltend wenigst[e]ns als Gnade; worin sie in gewiss[em] Sinne Recht h[a]tt[e]n, indem der histor[ische] Strom allerdings auf G[o]tt[e]s Wirk[en] u[nd] Off[e]nb[a]r[u]ng zurückführt - also mittelbare Gnade, Gnade durch die Geschichte. - In d[ie]s[e]r Stelle hat Hugo das freil[ich] anders gewendet u[nd] macht (wieder) nicht die Geschichte [,] sond[ern] die Natur zur Trägerin 1137 d[ie]s[e]r mittelbar[en] Gnade; so fern stand sie d[em] histor[ischen] Sinn. 1135 Über der Zeile eingefügt. 1136 Randbemerkung am Seitenrand [55vl]. 1137 „Trägerin“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „[*]“. 529 NB [: ] Das Mittelalter h[a]tte an Einer histor[ischen] Thatsache sein Genüge u[nd] Sätt[i]g[un]g [.] Darum kümmerte es sich um den allg[emeinen] Lauf der Gesch[ichte] nicht. - Der histor[ische] Sinn erwacht, wenn d[ie]s[e] Befried[un]g aufhört od[er] no[c]h [n]i[c]ht vollstä[n]d[i]g d[ie]se Befried[un]g eingetrete[n] ist.  1138 In s[einem] Werke de sacramentis findet [55vr/ 56rl] sich ein eigner Abschn[itt]  L[iber] I p[ars] III  1139 de cognitione divinitatis, der v[on] der Thät[i]gk[ei]t der Vernunft in Sachen des Glaubens handelt. Die Art [,] wie er d[ie]s[e] Untersuch[u]ng[e]n einleitet [,] ist schon merkwürd[i]g. „Niemand, s[a]gt er, hat G[o]tt je gesehen; doch glaubt der Glaube, was er nicht sieht. Und darin besteht eben sein Verdienst, nicht gesehen zu haben u[nd] doch zu glauben. D[a]h[er] jenes treffende Wort: si vides non est fides.  NB [: ] D[a]s th[ei]lw[ei]se Vorurth[ei]l, d[a]ß d[u]r[c]h Erk[enn]t[n]iß d[a]s Verdi[en]st d[e]s Gl[a]ub[en]s zu Grunde geht  1140 Dennoch aber hat er etwas gesehen, wodurch er erregt u[nd] bestimmt worden ist zu glauben, was er nicht  eig[en]tl[ich]  1141 gesehen. Denn Gott hat v[on] Anfang an dem M[e]nsch[e]n die Erk[e]n[n]tn[i]ß v[on] sich so zugemessen, daß sein Wesen eben so wenig völlig begriffen werden, als sein Daseyn unbekannt bleiben konnte. Und dieß darum, damit nicht, wenn er sich ganz zu erkennen gäbe, dem Glauben das Verdienst benommen würde u[nd] der Unglaube gar nicht stattfinden könnte. Denn der Unglaube würde durch den Augenschein überführt u[nd] der Glaube, der immer etwas theilweise Verborgenes z[um] G[e]g[e]nst[a]nde haben muß, nicht geübt werden. Wenn G[o]tt aber ganz verborgen wäre, so würde d[er] Glaube nicht durch ein[en] bestimmt[en] Inhalt unterstützt, u[nd] der Unglaube mit völl[i]g[er] Unbekanntsch[a]ft des G[e]g[e]nst[a]nd[e]s entschuld[i]gt werden können. D[a]h[er] mußte der verborgene Gott sich zu erkennen geben, damit er nicht ganz verborgen u[nd] unbekannt bliebe, so wie der 1142 z[um] Th[ei]l  er  1143 kannte sich verborgen halten mußte, damit er nicht ganz erkannt würde. So war immer etwas Bekanntes da, was dem Herzen des M[e]nsch[e]n gleichsam fortwährenden Nahr[u]ngsstoff gab; u[nd] auf der and[eren] Seite auch immer etwas Verborgenes, was d[a]s Gemüth regte u[nd] in Spannung erhielt.  Man suchte also hier 1144 göttl[iche] Oekonomie in d[em] gesch[i]chtl[ichen] E[n]twickl[un]gsg[a]ng - od[er] w[e]nigst[en]s bei jed[em] einzel[nen] M[e]nsch[en] (da man d[ie] M[e]nschh[ei]t als zeitl[ich] Ganzes w[en]iger beachtete). Das ist w[en]igst[en]s ein Fragment einer 1145 1138 Randbemerkung am Seitenrand [55vl] und unter der Zeile. 1139 Über der Zeile. 1140 Randbemerkung am Seitenrand [56rr] mit Bleistift. 1141 Über der Zeile. 1142 „nicht ganz verborgen“ in der Zeile gestrichen. 1143 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „be“. 1144 „hier“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „hierin“. 1145 „einer“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „d[+++]“. 530 Philosophie der Geschichte.  1146 Zweierlei Weisen, Wege u[nd] Manifestationen sind es aber, wodurch die Erk[e]n[n]t[ni]ß des verborgen[en] G[o]tt[e]s dem menschl[ichen] G[ei]ste z[u] Th[ei]l geworden ist, th[ei]ls näml[ich] durch d[ie] menschl[iche] Vernunft, th[ei]ls d[u]rch d[ie] göttl[iche] Off[e]nb[a]r[un]g. Und zwar hat die menschl[iche] Vernunft G[o]tt wiederu[m] auf dopp[elte] Weise gefunden, th[ei]ls in sich selbst  Hugo bezeichnet d[a]h[er] auch d[ie] menschl[iche] Vernunft als Spiegel u[nd] Ebenbild Gottes. de sacr[amentis] I p[ar]s III. c [.] 3.  1147 , theils in den Außendingen, in d[en] Werken der S[c]höpf[u]ng u[nd] Regirung. Eb[e]nso hat d[ie] g[ö]ttl[iche] Off[e]nb[a]r[u]ng vermitt[e]lst ein[er] dopp[elten] Ansprache Zeugniß gegeben v[on] d[em] entw[eder] ganz unbekannt[en] od[er] doch nur th[ei]lw[ei]se im Glauben erfaßten Gott. Denn sie hat die geist[i]g[e] Finsterniß des M[e]nsch[e]n th[ei]ls innerl[ich,] 1148 durch Inspiratio[n] erleuchtet, th[ei]ls äußerl[ich] d[u]r[c]h Unterr[i]cht u[nd] Bestät[i]g[un]g deßelb[en] 1149 durch Wunder belehrt.“ 1150 [56rl/ 56vr] Nach d[ie]s[en] Bestimm[u]ng[e]n will nun Hugo im Einzeln[en] nachweis[en,] wie d[ie] menschl[iche] Vernunft, obwohl so weit v[on] G[o]tt entfernt, dennoch im Stande war [,] so viel v[on] ihm zu begreifen, sowohl durch sich selbst, 1151 durch das ihr einwohnende Licht der Wahrh[ei]t, als durch d[ie] g[ö]ttl[iche] Off[e]nb[a]r[u]ng. „Denn, s[a]gt er, wollten wir dem M[e]nsch[e]n das Ganze zuschreiben, so würden wir die Gnade der Off[e]nb[a]r[un]g aufheben, wollten wir ihm aber gar nichts laßen, so würd[en] wir die Unwiss[e]nh[ei]t entschuld[i]g[en] müßen.“ - Hierauf nun beweist od[er] deducirt er, th[ei]ls aus dem Wesen d[e]s menschl[ichen] G[ei]st[e]s, th[ei]ls aus d[er] äuß[eren] Natur das Daseyn, die Einh[ei]t u[nd] die Unveränderl[i]chk[ei]t G[o]tt[e]s; eb[e]nso s[eine] Macht, Weish[ei]t u[nd] Güte.  (NB [: ] Immanentes G[o]tt[e]sbild - G[o]tt[e]sidee? )  1152 Zu Anfang der erst[en] Beweisführ[u]ng sagt er: Zunächst wollen wir in den Spiegel der Wahrh[ei]t blicken [,] der in der Vernunft selbst war. Denn in ihm konnte zuerst u[nd] urspr[ü]ngl[ich] der unsichtb[are] G[o]tt geschaut werden, weil in ihn das ähnlichste u[nd] verwandteste Bild desselb[en] gelegt war. Das war aber eben die  a)  1153 Vernunft und  b)  1154 die die Vernunft gebrauchende Seele selbst, dem Urbilde G[o]tt[e]s darum ähnl[ich] geschaffen, damit sie durch sich selbst den finden könnte, durch den sie geschaffen war. (c. 6-18)  NB [: ] Aber mußte der Geist sich selber 1146 Randbemerkung am Seitenrand [56rr]. 1147 Einfügung am Seitenrand [56rr]. 1148 „th[ei]ls“ in der Zeile gestrichen. 1149 „erleuchtet“ in der Zeile gestrichen. 1150 Korrespondierende öffnende Anführungszeichen sind unauffindbar. 1151 „als“ in der Zeile gestrichen. 1152 Randbemerkung am Seitenrand [56vl]. 1153 Über der Zeile. 1154 Über der Zeile. 531 anschauen u[nd] darin G[o]tt erkennen - oder mußte er das Bild G[o]tt[e]s in ihm vorhanden anschauen, um das Urbild zu erkennen? - Kommt man d[u]rch bloße Selbsterk[e]n[n]t[ni]ß z[ur] G[o]tt[e]serk[e]n[n]tn[i]ß [,] d. h. durch Betracht[un]g d[e]s Selbst, des eig[nen] Seyns, des eig[nen] Bildes - od[er] durch Anschaue[n] des G[o]tt[e]sbildes in der Seele - Oder läßt sich beides vereinig[en]; - u[nd] ist der G[ei]st Eb[e]nbild G[o]tt[e]s nur d[u]rch d[a]s G[o]tt[e]sbild in ihm? Ist er selbst das Bild - G[o]tt[e]s od[er] ist in ihm das G[o]tt[e]sbild - Oder ist er das Erste durch das zweite? Aber durch bloße Betracht[un]g des eig[nen] Wesens, wenn es auch ein Abbild G[o]tt[e]s ist, kann man nicht z[ur] Erk[enn]t[ni]ß G[o]tt[e]s, als des Urbildes kommen; denn da müßte ich ja schon wiss[en], daß die Seele ein Abbild G[o]tt[e]s ist [,] ich müßte v[om] Urbild schon wiss[en], um dann die Seele als Abbild davon bezeichnen zu können. Soll[en] wir also durch Betr[a]cht[un]g der Seele z[ur] Erk[enn]t[ni]ß des Das[e]y[n]s G[o]tt[e]s komm[en], so müß[en] wir in der Seele ein Bild 1155 v[on] ihm hab[en], das wir u[n]s dann verdeutl[ichen] durch Betr[a]cht[un]g u[n]s[erer] Seele, als des Abbildes davo[n]. Also trägt die Seele als Abbild G[o]tt[e]s das Bild G[o]tt[e]s in sich, deß[en] Abbild sie selbst ist.  1156  D[a]d[u]rch erk[e]nnt die Seele sich [,] erkenn[en]d au[c]h dieß, daß sie ei[n] Abbild G[o]tt[e]s sey [.] -  1157 Hugo geht noch weiter. Er will auch die Dreiheit in Gott aus d[er] Vernunft deduciren. Denn, s[a]gt er, auch für d[ie]se Untersuch[u]ng sind der Vernunft Abbilder gegeben, welche sie auf die Wahrh[ei]t führen können. Der Gott, der an sich nicht gesehen werd[en] konnte, ist in s[einem] Werke offenbar geworden. D[enn] wie die Weish[ei]t des M[e]nsch[e]n nicht gesehen werden kann, wenn sie nicht herausgeht u[nd] offenbar wird durch das Wort, so war auch die Weish[ei]t G[o]tt[e]s unsichtbar [,] bis sie offenbar wurde d[u]rch sein 1158 Werk. Die Weisheit aber war selbst Wort, aber gleichsam das innere Wort, das so lange verborgen u[nd] unerkennbar blieb, als es nicht in das äußere Wort heraustrat; so wie der Gedanke des M[e]nsch[e]n gleichsam sein inneres Wort ist, das geheim in der Seele bleibt, bis es durch den Mund ausgesprochen wird. So verkünd[i]gt aber das äußere, offenbare Wort das innere, verborgene. In G[o]tt war d[ie]s[e]s seine Weish[ei]t, jenes sind seine Werke. Und so spricht die ganze Natur v[on] ihrem Urheber; u[nd] das [,] was gemacht ist, zeigt an den verständ[i]g[en] Baumeister davon, die einer ver- 1155 „Bild“ ersetzt durch Streichung und Überschreibung ursprüngliches „Urbild“. 1156 Randbemerkung am Seitenrand [56vl]. 1157 Randbemerkung am Seitenrand [56vl] mit Bleistift. 1158 „sein“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „d[a]s“. 532 ständ[i]g[en] Einsicht fähig sind.“ 1159 - Einige Dinge aber betrachtet [56vr/ 57rl] 1160 Hugo nur als entferntere u[nd] unvollkom[mene] Abbilder v[on] Gott; andere d[a]g[e]g[e]n tragen ein[en] bestimmteren Ausdruck u[nd] eine klarere Bezeichnung des g[ö]ttl[ichen] Wesens an sich. Zu d[ie]s[e]r gehört vor allen 1161 die vernünft[i]g[e] Creatur, die ganz eig[e]ntl[ich] u[nd] vorzugsw[ei]se nach G[o]tt[e]s Bilde gemacht ist, u[nd] die dann um so eher ihren Schöpfer, den sie nicht sieht, anerkennt, je mehr sie eben einsieht, daß sie eben nach s[einem] Bilde gemacht ist. In ihr ist also auch die erste Spur der Dreieinigk[ei]t gefunden worden, indem sie anfing zu erkennen, was in ihr war u[nd] daraus zu schließen, was über ihr war.“ 1162  NB [: ] Es fr[a]gt sich da nur, wodurch d[ie]s[e]s Bild G[o]tt[e]s auf d[en] Gedank[en] kommt, daß es ein Bild G[o]tt[e]s sey. NB [: ] Man könnte sagen aus d[en] Kräft[en] d[er] Seele, die sie selbst erkennt, schließt sie auf ein[en] Schöpfer! Aber das wäre nicht richt[i]g: Nicht auf  d[a]s Das[e]yn  1163 eines Schöpfers kann die Seele aus ihrer Beschaff[en]h[ei]t (auch Relativität) schließen - sond[ern] nur auf die Beschaff[e]nh[ei]t d[ie]s[e]s schon in s[einem] Daseyn gewiss[en] Schöpfers. - Sie kann sag[en]: wenn es ein[en] G[o]tt u[nd] Schöpfer gibt, muß er so etc. beschaff[en] seyn.  1164 Nach d[ie]s[e]n Voraussetz[u]ng[e]n nun leitet Hugo aus dem Verhältniß der menschl[ichen] Seele zu der v[on] ihr erzeugt[e]n Weish[ei]t, welches V[e]rh[ä]ltn[i]ß in der Liebe b[e]steht, u[nd] aus der in d[er] Natur sich kundgeb[e]nd[e]n Macht, Weish[ei]t u[nd] Güte den Grundeig[e]nsch[a]ft[e]n G[o]tt[e]s, die allgem[eine] Erk[e]n[n]tn[i]ß ab, d[a]ß eine gewisse Dreih[ei]t in d[er] Einh[ei]t des g[ö]ttl[ichen] Wesens vorh[a]nd[en] war. - Hier bricht aber Hugo ab u[nd] will mit d[er] Vernunft nicht weiter gehen. - Die tiefere Einsicht gibt die Off[e]nb[a]r[u]ng. In Betreff  d[e]s Verhältnißes  1165 der Vernunft (Verst[a]nd) gegenüb[er] der Off[e]nb[a]r[u]ng gibt er eine merkwürd[i]g[e] u[nd] wicht[i]g[e] Erklärung. „Es ist, s[a]gt er, zu unterscheiden das, was aus der Vernunft was der Vernunft gemäß was über die Vernunft u[nd] was gegen die Vernunft ist. 1159 Korrespondierende öffnende Anführungszeichen sind unauffindbar. 1160 „Geschichte d[er] Phil[osophie] des Mitt[el] Alters 29“ am oberen Seitenrand [57rr]; „29“ bezeichnet den Bogen. 1161 Verschrieben; gemeint: allem. 1162 Korrespondierende öffnende Anführungszeichen sind unauffindbar. 1163 Über der Zeile eingefügt. 1164 Randbemerkung am Seitenrand [57rr]. 1165 Über der Zeile eingefügt. 533 Was aus der Vernunft ist, ist für sie nothw[e]nd[i]g; was der Vernunft gemäß ist, ist für sie annehmbar; was über die Vernunft ist, ist für sie wunderbar; was geg[en] d[ie] Vernunft ist, ist von ihr ganz abzuweisen. Das Erste u[nd] Letzte kann nun nicht ein G[e]g[e]nst[a]nd des Glaubens seyn, denn was aus der Vernunft ist, ist geradezu bekannt u[nd] kann nicht geglaubt werden, weil es gewußt wird. Was gegen d[ie] Vernunft ist, kann ebenfalls auf keine Weise geglaubt werden, weil es gar nicht irgendwie der Vernunft entspricht u[nd] sich niemals die Vernunft dabei beruhigen kann.  NB [: ] Ob aber etwas gegen od[er] über der Vernunft ist [,] dürfte daraus erkannt werd[en], ob es mit dem B[e]gr[i]ffe u[nd] Wes[en] G[o]tt[e]s - d[e]s eig[nen] S[e]yns od[er] den Naturgesetz[en] übereinstimmt. Z. B. Was mit der Idee v[on] G[o]tt übereinstimmt [,] kann als übervernünft[i]g [,] aber nicht darum schon als widerv[e]rnünft[i]g erscheinen - was aber mit d[er] Idee v[on] G[o]tt nicht übereinstimmt [,] z. B. daß er d[a]s Böse will - daß er b[e]s[c]hrä[n]kt sey - ist als widervernünft[i]g zu bezeichnen. NB [: ] Also wieder Idee v[on] G[o]tt nothw[e]nd[i]g [.]  1166 Also nur was der Vernunft gemäß, u[nd] was über die Vernunft ist, kann 1167 G[e]g[e]nst[a]nd des Glaubens seyn. Und zwar wird bei der erst[en] Art der Glaube 1168 durch die Vernunft unterstützt u[nd] die Vernunft durch den Glauben vervollständ[i]gt, weil das [,] was geglaubt wird, der Vernunft gemäß ist; u[nd] wenn die Vernunft di[e] Wahrh[ei]t d[ie]s[e]r Dinge auch nicht völlig begreift, so widerspri[c]ht sie doch dem Glauben ders[e]lb[en] nicht. Bei den Dingen aber [,] welche über die Vernunft hinausgehen, wird der [57rl/ 57vr] Glaube zwar eig[e]ntl[ich] durch keine Vernunft (Vernu[n]ft, Grund) unterstützt, weil die Vernunft das nicht faßt, was der Glaube glaubt; aber es gibt doch auch hier immer noch etwas, wod[u]rch die Vernunft bestimmt wird, den Glauben in Ehren zu halten, den sie nicht völlig zu begreif[en] vermag.“ (c. 30) Ordnet man d[ie]s[e]n Formen Hugo’s das betreff[e]nde Material unter, so ergibt sich: 1) Unter dem, was aus der Vernunft u[nd] nothw[e]nd[i]g ist, verstand er nicht die Lehren, d[a]ß G[o]tt sey, d[a]ß nur ein 1169 Gott sey u[nd] deßen Gr[u]ndeig[e]nsch[a]ft[e]n, die Allmacht, Weish[ei]t u[nd] Güte, sond[ern] das, was nach s[einer] Ansicht mehr unmitt[e]lb[a]r in d[er] Vernunft liegt, die endl[ichen] Vorst[e]ll[u]ng[en] u[nd] B[e]gr[i]ffe, aus denen das Unendl[iche] erst erschloßen wird.  Anders als 1166 Randbemerkung am Seitenrand [57rr]. 1167 „geglaubt werden“ in der Zeile gestrichen. 1168 „der Glaube“ ersetzt durch Überschreibung bzw. Streichung ursprüngliches „des Glaubens“. 1169 Im Original durch Unterstreichung hervorgehoben. 534 Anselm - d[em] d[a]s Das[e]y[n] G[o]tt[e]s ei[n] nothw[en]d[i]g[er] Ged[an]ke war.  1170 2) Unter dem Vernunftgemäßen verstand er die nach s[einer] Ansicht eben sowohl durch d[ie] Vernunft als d[u]rch Off[e]nb[a]r[u]ng erkennbaren Lehren v[om] Daseyn G[o]tt[e]s u[nd] s[einem] Wesen, bis zu der allgem[einen] Lehre v[on] ein[er] gewissen Dreih[ei]t in d[er] Einh[ei]t. Der Vernunft gemäß nannte er hier d[ie]se Lehren in sofern, als er sie v[on] Seiten ihres Geoffenbartseyns betrachtete, wo sie der Vernunft nur zur Einstimmung vorgehalten werden. In d[ie]s[er] Eig[e]nsch[a]ft wollte er sie mit der Vernunft (d. i. d[em] Verstande) zwar keineswegs völlig begreifen, glaubte ihnen aber doch durch Beweis u[nd] Entwickl[un]g eine nicht unbedeutende Stütze geben zu können. 3) Unter dem, was über d[ie] Vernunft u[nd] wunderbar ist, verstand er alle ihm sonst auch rein positive, nur aus d[er] Off[e]nb[arun]g u[nd] Kirchentradition erkennbare Lehren, also mit Ausschluß der vorig[en] alle üb[ri]g[en,] z. B. die v[om] Innern der Trinität, v[on] d[er] Incarnation etc. 4) Ueb[er] d[a]s Widervernünft[i]g[e] erklärt er sich nirgends deutlicher. D[a]ß ab[e]r d[ie]se B[e]stimmung unter d[em] credo ut intelligam keinen entscheid[e]nde[n] Einfluß auf d[a]s Ganze s[einer] speculativ[en] Theologie gehabt haben könne, ergibt sich v[on] selbst; denn so konnte er wenigst[e]ns in d[er] K[i]rch[e]nlehre nichts Widervernünft[i]g[e]s finden.  (  1171 In d[ie]s[er]  Ansicht  1172 (bemerkt Liebner) liegen mehr nur die Resultate einer Kritik der Vernunft vor als diese selbst. Wir dürfen eine solche Kritik auch nicht einmal bei Hugo voraussetzen; sie war noch nicht d[a]s G[e]schäft d[ie]s[e]r Zeiten. Hugo’s Sätze ruhen off[e]nb[a]r nicht auf einer scharfen [57vr/ 58rl] Reflexion über das Erk[e]nntn[i]ßvermögen [,] sond[ern] mehr auf dunklem Gefühl, auf rel[i]giös pract[ischem] Grund [.]  )  1173 Hugo unterscheidet, um das Verh[ä]ltn[i]ß des Wissens z[um] Glauben genauer zu bestimmen, ein dopp[eltes] Wissen. Einmal besteht ihm das Wissen in rein endl[ichen], aus der Anschauung des Endl[ichen] gewonnenen Begriffen, - Naturwiss[e]nsch[a]ft im weitesten Sinne. D[ie]s[e]s Wissen hat mit dem Glauben gar nichts gemein. Wissen u[nd] Glaube 1174 sind hier zwei getrennte Gebiete: Der Glaube steht über dem Wissen.  NB [: ] Also hier ein ähnl[iches] V[e]rh[ä]lt[ni]ß, wie in d[er] neu[eren] empiris[c]h[en] Wiss[e]nsch[a]ft d[ie]se Trennung festgeh[a]lt[en] wird - G[o]tt als d[a]s Unerkenn- 1170 Randbemerkung am Seitenrand [58vl] mit Bleistift. 1171 Einfügung am Zeilenanfang mit Bleistift. 1172 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „Resultaten“. 1173 Einfügung am Zeilenanfang mit Bleistift. 1174 „Glaube“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „Glauben“. 535 bare genomme[n] u[nd] d[a]s r[e]l[i]g[iö]s[e] Gebiet nur d[em] Glaub[en] überlass[en] wird.  1175 And[e]rs[ei]ts nimmt er aber  auch  1176 ein Wissen v[on] d[em] G[e]g[e]nst[a]nde des Glaubens an, od[er] eine verständ[i]g[e] Beweisführ[u]ng 1177  für  1178 den 1179 Glaubensinhalt, begriffl[iche] Faß[u]ng dess[e]lb[en]. Hier steht das Wissen gewissermaßen üb[er] dem Glauben; - scholastische Erheb[u]ng des Glaubens zum Wissen, theolog[ischen] Wissen. Bei d[ie]s[e]m Letzteren unterscheidet er aber wieder eine dopp[elte] Seite. Erst[e]ns: Deduction des Unendl[ichen], Göttl[i]chen aus endl[ichen] B[e]gr[i]ff[e]n. D[ie]se ist d[u]rchaus unvollendbar; die Vernunft begreift das Göttl[iche] nicht vollkommen.  [(] NB [: ] Ganz d[a]s G[e]g[en]th[ei]l v[on] Mystik - eig[en]tl[ich] Scholastik.)  1180 Zweit[en]s [: ] Begreiflichmach[u]ng der rein positiv[en] Kirchendogmen. D[ie]se ist die allerschwächste Seite des Wissens; - eig[e]ntl[ich] gibt es keine solche B[e]greifl[i]chmach[u]ng.  Das theol[o]g[ische] System kann hier nicht näher dargestellt werd[en.] - Wir hab[en] vor Allem d[en] wiss[e]nsch[a]ftl[ichen] G[ei]st zu beacht[en] u[nd] d[a]zu genügt d[a]s bisher Gesagte.  1181 III [.] 1182 Mystik Hugo’s. Obwohl Hugo der scholast[ischen] Theologie u[nd] selbst der sog[enannten] weltl[ichen] Philos[ophie] große Bedeut[un]g zuschrieb und also die Mögl[i]chk[ei]t u[nd] Bedeut[un]g d[e]s menschl[ichen] Wissens  in Betr[e]ff G[o]tt[e]s  1183 anerkannte - so entwickelt er doch neben d[ie]s[e]r Ansicht an and[eren] Stellen noch eine and[ere] (Ansicht) [,] die ihm aus dem Gefühl der Schwäche der Scholastik entstand u[nd] nach welcher er das Wissen v[om] g[ö]ttl[ichen] Seyn u[nd] Wesen od[er] die Deduction des Unendl[ichen] aus endl[ichen] Begr[i]ff[e]n ganz aufhob, rein aufgelöst, geradezu für nichtig erklärte. Das Unendl[iche] kann nicht nach den endl[ichen] Formen des Verstandes gemessen, nicht positiv u[nd] affirmativ in B[e]griffe gefaßt werden. G[o]tt kann weder adäquat gedacht noch ausgesprochen werden. Mit d[ie]s[er] Ansicht richtete Hugo im Grunde d[a]s ganze Verfahren der damal[i]g[en] Dialektik (Scholastik). Doch läugnete er damit keineswegs das eig[e]ntl[iche], wahre Ges[c]häft des Verstandes für d[ie] R[e]l[i]g[io]n. Die Idee des [58rl/ 58vr] Absoluten sucht er vorherrschend in ihr[er] Negativität aufzuweisen (für 1175 Randbemerkung am Seitenrand [58rr]. 1176 Über der Zeile eingefügt. 1177 „v[on] d[em] G[e]g[e]nst[a]nde“ in der Zeile gestrichen. 1178 Über der Zeile. 1179 „den“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „das“. 1180 Randbemerkung am Seitenrand [58rr]. 1181 Randbemerkung am Seitenrand [58rr]. 1182 Korrespondierendes „II“ ist unauffindbar. 1183 Über der Zeile. 536 u[nd] d[u]rch den V[e]rstand). Die affirmative Aussprache u[nd] Bestimmung des Glaubens erscheint ihm als Bild, als Symbol. Die Lehre v[on] der Negativität der Idee  d[es] u[nd] v[on] der  Unbegreiflichk[ei]t des Unendlichen  1184  1185 d[e]s Absolut[en,] die d[en] Mystik[ern] vorzügl[ich] eigenth[üm]l[ich] war, ist schon den Alexandrin[ischen] Philosophen eigenthüml[ich] gewesen. V[on] ihnen kam sie vorzügl[ich] d[u]rch Dionys[ius] Areopag[ita] u[nd] Aug[ustinus] in’s Mittelalter, wo sie am schärfst[en] aufgefaßt u[nd] auf die höchste Spitze getrieben wurde v[on] Joh[annes] Scot[us] Erigena. Die Späteren theilten sie zwar auch gewissermasse[n]; nahmen aber doch meist, wie Ans[elm,] eine gewisse Analogie zw[i]s[c]h[en] dem Endl[ichen] u[nd] Unendl[ichen] an, so daß ihren B[e]g[ri]ff[e]n dennoch etwas Objectives entspreche; - sie wollten die Mühe der Scholastik nicht umsonst gehabt haben. Abaelard nur macht eine Ausnahme - (u[nd] später wurd[en] die Nominalist[e]n wieder 1186 schärfer.) Auch Hugo faßte jene angeführte Lehre in d[en] mehr[eren] Stellen rein auf. Daß er aber damit den Satz v[on] d[er] Nicht[i]gk[ei]t aller menschl[ichen]  Beweise  1187  für das g[ö]ttl[iche] Wesen  1188 verband, darin ist er 1189 einzig, denn fast alle üb[ri]g[en] lassen Beweise im Allgem[einen] zu, ob sie gleich deren Schwäche im 1190 Einzelnen erkennen. - D[ie]se Ansicht gibt sich indeß bei Hugo doch nur in 1191 einzeln[en] Stell[en] kund [.] - Für gewöhnl[ich] scheint ihm mehr jene scholast[i]sche gegolten zu haben. Doch eifert er sehr geg[en] scholast[ische] Wortkrämerei (de Sacr[amentis] L[iber] II p[ars] I c. 11) [,] z. B. bei d[er] Unters[u]ch[u]ng üb[er] d[ie] Naturen u[nd] Person Christi. „Da fragen die M[e]nsch[e]n tägl[ich,] wie man sich ausdrücken müße - selten [,] was man glauben müße. Man fr[a]gt [,] ob der Ausdruck gut sey, ob anzunehmen, zu billigen sey. D[ie]se Wortpräger u[nd] Wortmünzer machen eine große Menge Worte u[nd] sind in ein[er] unendl[ichen] Verwirrung, weil sie das Urtheil des Geistes aus dem Buchstaben ziehen wollen, nicht das Urtheil des Buchstabens aus dem Geiste. Sie wissen nicht, d[a]ß der Geist den Buchstaben richten muß, nicht der Buchstabe den Geist, wie geschrieben steht: Der Geistige richtet Alles u[nd] wird v[on] Niemanden 1192 gerichtet. Sie plagen sich mit der Bestimmung des Wortes, weil sie den Geist der Einsicht nicht haben. Urtheil wollen sie haben, den Geist wollen sie nicht haben, ohne den es kein rechtes Urth[ei]l gibt.“ 1184 Einfügung am Seitenrand [58vl]. 1185 Über der Zeile. 1186 „kühner“ (Lesart unsicher) in der Zeile gestrichen. 1187 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „Weise“ (Lesart unsicher). 1188 Einfügung am Seitenrand [58vl]. 1189 „geg“ (Lesart unsicher) in der Zeile gestrichen. 1190 „Großen u[nd] Ganzen“ in der Zeile gestrichen. 1191 „Ei“ in der Zeile gestrichen. 1192 Verschrieben; gemeint: Niemandem. 537 Die Ansicht nun v[on] der Unbegr[ei]fl[i]chk[ei]t G[o]tt[e]s für den Verstand führte Hugo zu der and[eren] Weise [58vr/ 59rl] 1193 der G[o]tt[e]serk[e]n[n]tn[i]ß - zur unmittelb[aren] od[er] mystisch[en] Schauung. - Zur Erk[e]nntn[i]ß G[o]tt[e]s nicht d[u]rch den Verstand u[nd] s[eine] Operation, sond[ern] durch das Auge der Anschauung. - D[ie]s[e]s innere Auge der Anschauung ward d[u]rch d[ie] Sünde der erst[en] M[e]nsch[e]n getrübt od[er] geradezu geschloßen - u[nd] kann wieder geöffnet u[nd] gereinigt werden d[u]rch sittl[iches] Leben, Ascese, Einkehr in sich selbst - wodurch v[on] Grad zu Grad die innere Schauung G[o]tt[e]s u[nd] die Vereinig[un]g mit ihm vollkommener wird. Das Eigenthüml[iche] also der 1194 Mystik ist dieß, d[a]ß der Mystiker in theoret[ischer] B[e]z[ie]h[u]ng die G[o]tth[ei]t in s[einem] Innern unmitt[e]lb[ar]  ohne Hülfe der Syllogismen als Erk[e]n[n]tn[i]ßmittel  1195 zu schauen [,] zu erkennen meint [.] [(] NB [: ] Er verwechselt die immanente G[o]tt[e]sidee mit G[o]tt selbst) u[nd] in pract[i]s[c]h[er] B[e]z[ie]h[u]ng sich unmitt[e]lb[a]r mit G[o]tt zu einigen strebt - ohne die äußerl[ichen] Mittel der R[e]l[i]g[io]n u[nd] Kirche. - Wie nahe in beider B[e]z[ie]h[u]ng die Gefahr liegt, des Subjectivismus u[nd] Panth[ei]sm[us,] sieht man sogleich. Der Mystiker will das Ewige, die G[o]tth[ei]t selbst in die zeitl[iche] Erscheinung seines G[ei]st[e]slebens gleichsam herabzwingen.  NB [: ] Indische Asceten.  1196 Wie er mitt[e]lst des innern Sinnes sein eignes endl[iches] G[ei]st[e]sleben anschaut, wie ihm dieß zur Erfahr[u]ng wird, so soll ihm auch das Göttl[iche], das  er  1197 doch gerade nur im G[e]g[e]nsatz geg[en] d[ie] Erfahr[u]ng denken  zu  1198 können  b[e]h[au]pt[e]t  1199 , zur innern Erfahr[u]ng werden. Das Göttl[iche], üb[er] alle Natur Erhabene, soll ein Glied in der Kette der innern  [*]  1200 Naturbegebenh[ei]t[e]n werden.  (Soll zur psychis[c]h[en] B[e]geb[en]h[ei]t werd[en.])  1201  Die  1202 Gott  h[ei]t  1203 also will den Mystiker gleichsam in s[eine] Seele eintreten od[er] kommen laßen, um  sie  1204 unmitt[e]lb[a]r zu erfahren, zu schauen, zu erleben. Gefühl u[nd] Phantasie sind also hier vorzügl[ich] thätig. 1193 „Gesch[ichte] d[er] Philos[ophie] d[es] Mitt[el] Alters 30.“ am oberen Seitenrand [59rr]; „30.“ bezeichnet den Bogen. 1194 „der“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „des“. 1195 Einfügung am Seitenrand [59rr]. 1196 Randbemerkung am Seitenrand [59rr]. 1197 Über der Zeile mit Bleistift als Ersatz für in der Zeile mit Bleistift gestrichenes „wir“. 1198 Über der Zeile mit Bleistift. 1199 Über der Zeile mit Bleistift. 1200 Über der Zeile mit Bleistift. 1201 In der Zeile und am Seitenrand [59rr] mit Bleistift eingefügt. 1202 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 1203 Mit Bleistift ergänzt. 1204 Über der Zeile mit Bleistift als Ersatz für in der Zeile mit Bleistift gestrichenes „ihn“. 538 Der Mysticismus selbst ist entwed[er] Mysticism[us] ohne Spekulation; rein sittl[icher] contemplativer Mysticism[us] - d[ie]s[e]r hat d[ie] weiteste Verbreit[un]g - u[nd] tritt uns auch in manch[en] Schr[i]ft[e]n Hugo[s] entgegen [,] z. B. in d[er] Schr[i]ft de arrha (Pfand) animae  (Thom[as] v[on] Kemp[en]  1205 . D[ie]se wird erreicht d[u]rch Lesen (lectio) [,] Nachdenken (meditatio) [,] Gebet (oratio) [,] Handeln (operatio) [,] Anschauung (contemplatio). Aber der Mysticism[us] kann sich auch mit der Spekulation verbinden u[nd] hat sich verbund[en] damit bei den bedeutendst[en] Mystikern; insb[e]s[ondere] auch bei Hugo. (Com[m]ent[arii] z[u] s[einer] Schr[i]ft u[nd] z[u] Dionys[ius] Areopag[ita]) [.] [59rl/ 59vr] Seit Scot[us] Erigena ist Hugo der Erste [,] der den spekulat[iven] Mysticism[us] wieder einführte u[nd] zur Gelt[u]ng brachte. Es wird bei d[ie]s[er] Spekulation nebst der unmittelb[aren] Schauung u[nd] Versenk[u]ng in G[o]tt, auch noch die Kr[a]ft des Denkens u[nd] die Form dess[e]lb[en] zur Anw[e]nd[un]g gebracht. - Hugo schließt sich Dionys[ius] Areop[agita] an. - Es wird Gott  selbst  1206 geschaut u[nd] Alles Andere in Gott (nicht d[ie] G[o]tt[e]sidee u[nd] Alles Andere in der G[o]tt[e]serk[e]n[n]tn[i]ß.)  NB [: ] Das Unterscheidende der spekulat[iven] Myst[ik] v[on] d[er] gewöhnl[ichen] Spekulation dürfte dieß seyn, daß d[ie] spekul[ative] Myst[ik] sich nicht gründet auf b[e]stimmte klare Grundsätze od[er] Axiome - sond[ern] sein Fundament hat in d[er] unmitt[e]lb[aren] Schauung. Das Auge der Anschauung laßen sie auch nicht eig[e]ntl[ich] historis[c]h erleuchtet werden - sond[ern] nur unmitt[e]lb[a]r durch Gnade, d[u]rch Inspiration.  1207 Das Auge der Anschauung, das eig[e]ntl[iche] Organ der Mystik, wird auch als Vermögen der Intelligenz bezeichnet. Er unterscheidet also Sinnl[i]chk[ei]t, Vernunft, Intelligenz - (Sinne, Verstand, Vernunft) [.] [2.] Richard v[on] St. Victor Hugo’s Werk ward fortgesetzt v[on] Richard v[on] St. Victor. Er war ein Schotte, trat in d[as] Klost[er] v[on] St. Victor in Paris ein u[nd] genoß Hugo’s Unt[e]rr[i]cht. Er bekleidete im Klost[er] die Würde eines Priors u[nd] starb i[m] J[ahre] 1173. In s[einen] Schr[i]ft[e]n verfolgt er dies[e]lb[en] Richt[u]ng[e]n [,] die Hugo eingeschlagen, mit ein[em] schärferen Verstande, der mit der mystisch[en] Richt[u]ng in auffallend[em] G[e]g[e]nsatz steht. S[ein]e Schr[i]ft[e]n th[ei]l[e]n sich auch in vorherrsch[e]nd scholastis[c]he u[nd] in mystische, die es mit dem frommen, beschaul[ichen] Leben zu thun haben. 1205 Randbemerkung am Seitenrand [59rr]. 1206 Über der Zeile. 1207 Randbemerkung am Seitenrand [59vl]. 539 In s[einen] wiss[e]nsch[a]ftl[ichen] Richt[u]ng[e]n unterscheidet er sich v[on] Hugo d[a]d[u]r[c]h [,] d[a]ß er nicht d[a]s Ganze der K[i]rch[e]nlehre zu entwickeln str[e]bt, sond[ern] nur ein[en] Th[ei]l, - dabei aber nicht im Mindesten auf den Glauben sich stützen will, sond[ern] nur auf nothw[e]nd[i]g[e] Gründe der Vernunft, davon überzeugt, daß es für Alles Ewige auch ew[i]g[e] u[nd] nothw[en]d[i]g[e] Gründe geben müße. So strebt er die Trinitätslehre zu beweisen u[nd] verfährt hiebei ganz wie Anselm[us], mit welchem er sich auf d[ie]s[e]lbe Stufe der Unters[u]ch[un]g stellt, indem er v[on] s[einen] Beweis[en] eingesteht, d[a]ß sie nur d[a]s Ew[i]ge [,] also Gott [,] betreffen, d[a]ß d[a]g[e]g[en] die Erk[e]n[n]tn[i]ß des Zeitl[ichen], der Geschöpfe durch Erfahr[u]ng gewonnen werd[en] müße. Die Sch[ri]ft de trinitate wird d[a]h[er] ausdrückl[ich] auf d[a]s Ew[i]ge b[e]sch[r]ä[n]kt [.] Das Zeitl[iche], die Sakramente der Erlös[un]g müßt[en] in and[erer] Weise b[e]h[a]nd[e]lt w[e]rd[en]. D[a]s Zeitl[iche] ist durch Erfahr[un]g zu erk[e]nn[en]. [59vr/ 60rl] Obwohl Richard in d[er] dialekt[ischen] Kunst alle s[eine] Zeitgenossen übertraf, so war er doch der Philos[ophie] nicht so geneigt wie Ans[elm] od[er] auch nur Hugo. Es schreckt ihn vorzügl[ich] der Stolz der Gelehrten; ihm gilt sittl[iche] Bild[un]g weit mehr als eitle Wissensch[a]ft. (De praepar[atione] animae ad continentiam). - Wenn auch d[ie] heidn[i]sch[e] Weish[ei]t in d[er] Erk[e]n[n]tn[i]ß der Welt vieles geleistet hat, was auch der ch[ri]stl[ichen] 1208 Wiss[enschaft] zu Gute kommt, so sey ihr doch die Selbsterk[e]nntn[i]ß fern geblieben. Die philos[ophische] Kunst, die Erk[e]nntn[i]ß d[u]rch Vernunft [,] findet er 1209 in d[er] Verkett[u]ng der Bew[ei]se; aber d[ie] Bew[ei]se der Wiss[e]nsch[a]ft, selbst wenn sie auf den Glauben sich stützen u[nd] zur Erk[e]nntn[i]ß der Gründe des Glaubens führen, sind doch keineswegs im Stande [,] auch nur die Ans[c]hauung G[o]tt[e]s zu gewähren, welche wir in d[ie]s[em] Leben gewinn[en]. D[ie]se muß die Anschauung gewähren - auch bei Richard. Wenn demnach schon d[a]s Wiss[en,] das auf d[en] Glaub[en] sich gegründet [,] hinter der Anschauung zurücksteht  „Ubi amor, ibi oculus.“  1210 - so wird wohl der Glaube selbst auch mehr zurückstehen. - Und wenn d[a]s Nachdenk[en,] welches der Vernunft angehört, ihm unnöthig erscheint, sobald die innere Erleucht[u]ng  der Off[en]b[arung]  1211 eingetreten ist, - so mag ihm der (histor[ische]) Glaube da noch weniger gegolt[en] hab[en]. Wie Hugo unterscheid[et] Richard auch [,] was aus, gemäß, über u[nd] geg[en] d[ie] Vernunft ist. -  Er  1212 untersch[ei]d[e]t 1213 auch [,] wie Hugo, eine niedere 1208 „Kunst“ in der Zeile gestrichen. 1209 „vorzu“ in der Zeile gestrichen. 1210 Randbemerkung am Seitenrand [60rr]. 1211 Über der Zeile. 1212 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „Uebr[i]g[e]ns“. 1213 „er“ in der Zeile gestrichen. 540 u[nd] höhere Vernunft [,] welche letztere er auch Intelligenz nennt. Der Ausdruck Vernunft  ratio  1214 will er nun zur Bezeichnung des mittelbar[en] Erkenn[en]s durch d[en] Schluß angewendet wissen, die unmitt[e]lb[are] Erk[e]n[n]tn[i]ß d[u]rch d[ie] Anschauung d[a]g[e]g[en] schreibt er der Intelligenz zu. Nur v[on] d[ie]s[er] nied[eren] Vernunft gilt es dann, daß sie sterbe, wenn die Anschauung geboren werde u[nd] daß, wenn Gott erscheine, Sinn, Gedächtniß u[nd] Vernunft vergehen. Für d[ie] höchste Anschauung vindicirt er aber d[em] M[e]nsch[e]n nur Passivität. (Da endigt dann freil[ich] die Wiss[e]nsch[a]ft). Ueb[ri]g[en]s [,] was activ errung[en] ist, d[u]rch d[ie] niedern Thät[i]gk[ei]t[e]n der Seele, soll bleiben. Die Anschauung erndtet Alle 1215 Früchte der früheren Arbeit ohne Arbeit; der höhere Sinn trägt die Erk[e]n[n]tn[i]ß alles deßen in sich, was der niedere Sinn erkannte; - der Strahl der Anschauung verbreitet sich über Alles. [60rl/ 60vr] [3.] Isaak v[on] Stella und Alcher Daß die myst[ische] Richt[u]ng sich nicht blos im Kloster v[on] St. Victor in Paris zur Geltung brachte [,] sond[ern] auch anderwärts u[nd] unabhäng[i]g v[on] d[en] Victorinern, das zeigt sich in Isaak v[on] Stella. Er war aus Engl[an]d. V[on] s[einem] Leben weiß man wenig. In d[er] letzt[en] Zeit war er v[on] 1147 - geg[en] 1169 in Frankr[eich] Abt eines Cisterzienser Kloster’s - Stella im Bisth[um] Poitiers. Wir haben v[on] ihm eine Zahl erbaul[icher] Schr[i]ft[e]n. V[on] Interesse für uns ist nur 1216 ein Brief v[on] ihm üb[er] die Seele [,] den er an ein[en] Freund [,] der Physik trieb, Namens Alcher [,] eb[e]nf[a]lls Cistercienser 1217 Mönch  in Clairvaux  1218 [,] schrieb. Isaak geht aus v[on] d[er] (bekannt[en]) Einth[ei]l[un]g der Dinge in Körper, Seelen u[nd] Gott u[nd] stellt einen Satz an die Spitze s[einer] Unters[u]ch[u]ng[e]n, welche als Grundsatz der theosoph[ischen] Mystik angesehen werd[en] kann. - V[on] jenen drei Dingen näml[ich] ist Gott das am klarsten zu erkennende, der Körper das Dunkelste, die Seele steht auch in B[e]z[ie]h[u]ng auf ihre Erkennbark[ei]t zw[i]sch[en] beiden mitten inne. Denn der Körper verdunkelt den Geist, was wir d[a]h[er] durch ihn sehen, können wir nur dunkel u[nd] ungewiß sehen; je höher wir uns aber erheben, um so lichter wird unser Geist, um so klarer u[nd] sicherer erblicken wir die Wahrh[ei]t. Alle Wahrh[ei]t des Wesens ist in Gott; d[a]h[er] müßen wir sie in G[o]tt erblicken; in der Seele ist nur ihr Abbild, im Körper kaum eine Spur 1214 Über der Zeile. 1215 „Alle“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „Alles das“. 1216 „Eine ders[e]lb[e]n“ in der Zeile gestrichen. 1217 „Cistercienser“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches, verschriebenes „Cisterstienser“. 1218 Über der Zeile. 541 derselben. Wenn der Körp[er] du[r]ch d[en] dunklen Sinn erkannt wird, die Seele durch den hellen Verstand, so ist d[a]g[e]g[en] G[o]tt nur d[u]rch die Intelligenz zu erkennen, deren Erk[e]nntn[i]ß vollkommener ist, als jede andere Art der Einsicht. - Je einfacher ein Ding ist, um so leichter ist es zu erkennen. Gott ist das Einfachste. - Der Körper das Zusammengesetzteste - die Seele auch wieder zw[i]sch[en] beiden; einfach zwar - aber doch nicht wahrh[a]ft einfach. Sie hat Qualität, aber nicht Quantität. Ebendeßweg[en] aber ist sie nicht schlechthin einfach, wie Gott, weil in ihr Qualität u[nd] Substanz verschieden sind. Sie ist aber auch einfach, weil sie keine Qualität hat, u[nd] nicht wie der Körper geth[ei]lt werd[en] kann. Alles [,] was v[on] Theilen der Seele gesprochen wird, kann nur in uneig[e]ntl[ichem] Sinne genommen werden; hätte die Seele wirkl[ich] Theile, so müßt[en] die Theile Seelen sey[n] u[nd] d[ie] Seele würde aus mehrer[en] Seelen bestehen müssen. [60vr/ 61rl] 1219 Ein Thema, das ihn besond[ers] in Anspruch nahm, ist auch die Vereinig[un]g der Seele mit dem Leibe. Die Elemente schon, meint er hiebei, zeigen eine Stufenfolge, aufsteigend der Vergeist[i]g[un]g zu; - höchste Stufe das Feuer; in ihm werde die höchste Stufe der körperl[ichen] Thät[i]gk[ei]t erreicht; an d[ie]se schließt sich dann die Einbild[un]gskr[a]ft an, welche wie etwas Geistig[e]s, aber auch als eine 1220 feurige Kraft gedacht wird. Eine harmonische Verbind[un]g nur zw[i]sch[en] beiden wird verlangt, um die Aufg[abe] zu lösen: wie Seele u[nd] Leib mit einander verbunden sind. Die Vereinig[un]g der Sinnl[i]chk[ei]t (des Feuers im Körper) [,] welche fast Geist ist, u[nd] der Einbild[un]gskr[a]ft, welche fast Körper ist, gibt die Vermittl[un]g zw[i]sch[en] beiden ab. Es verknüpft sich hier Aehnliches mit Aehnlichem. So wie die Seele d[u]rch ihre Aehnl[i]chk[ei]t mit G[o]tt fähig ist, d[ie]se in sich aufzunehmen, so ist die Sinnl[i]chk[ei]t des Fleisches durch ihre Aehnl[i]chk[ei]t mit dem Geistigen fähig eine persö[n]l[iche] Verbind[un]g mit dem G[ei]ste einzugehen. Man darf aber nicht glauben, d[a]ß Isaak material[i]st[ischer] Vorst[e]ll[un]g sich damit genähert habe - vielmehr im G[e]g[e]nth[ei]l [,] s[einem] Real[i]sm[us] gemäß sucht er nicht das Geist[i]ge aus dem Körperlichen [,] sond[ern] das Körperl[iche] aus dem Geist[i]g[en] zu erklären. In Betr[e]ff des Vernunftgebrauches findet sich d[ie] Aeuß[e]r[u]ng: So wie das körperl[iche] Auge des Lichtes bedarf um zu sehen, obwohl es an sich die Fäh[i]gk[ei]t zu sehen hat, so bedarf auch die vernünft[i]g[e] Seele, obgleich sie die Fäh[i]gk[ei]t hat, Gott zu erkennen, d[u]rch die innere Erleucht[un]g, d[u]rch den h[ei]l[igen] Geist [,] um die Weish[ei]t u[nd] Liebe G[o]tt[e]s wirkl[ich] in sich aufzunehmen. [(] NB [: ] V[on] d[er] histor[ischen] Uebersetz[un]g auch kein Wort.) - 1219 „Gesch[ichte] der Philos[ophie] d[es] Mitt[el] Alters 31“ am oberen Seitenrand [61vr]; „31“ bezeichnet den Bogen. 1220 „geist[i]g[e]“ in der Zeile gestrichen. 542 Alcher [,] An den d[ie]s[er] Brief Isaak’s gerichtet war, hat eb[e]nf[a]lls eine Schr[i]ft de anima hinterlaß[en]. Sie ist ohne große Bed[e]ut[un]g. Interessa[n]t ist nur zu sehen, wie auch die körperl[ichen] Functi[onen] u[nd] Organe in d[ie] psychol[ogischen] Untersuch[un]g[en] hereingezog[en] werd[en]. Alcher sucht den einzelnen Seelenthät[i]gk[ei]t[e]n ihre 1221 Wirksamk[ei]t[en] in b[e]stimmt[en] körp[er]l[ichen] Organen nachzuweisen.  D[as]  1222 Gehirn spielt natürl[ich] d[ie] wicht[i]gste Rolle. Es werden drei Kammern des Gehirns unterschied[en]; in der  a)  1223 vordern soll der Sinn od[er] die Einbild[un]gskr[a]ft, in der  b)  1224 hintern die bewegende Kr[a]ft od[er] auch das Gedächtniß [,] in der  c)  1225 mittleren die Vernunft (Verst[a]nd) wohnen. [61rl/ 61vr] [4.] Pantheist[ische] Extreme Sowohl der Dialekt[i]k als der Mystik lag der P[a]nth[ei]sm[us] nicht sehr ferne. Der Dialekt[i]k nicht, weil sie die G[o]tth[ei]t großenth[ei]ls als Abstractum geltend zu machen suchte - als pure Allgemeinh[ei]t - der Mystik nicht, weil sie d[ie] G[o]tth[ei]t in d[er] menschl[ichen] Seele gleichsam h[e]reinzuziehen, mit ihr in Eins zu bilden suchte. In der That blieb der P[a]nth[ei]sm[us] auch nicht aus. Es werden namentl[ich] zwei bedeutende Männer des 13. J[a]hrh[underts] dess[e]lb[en] angeklagt, näml[ich] Amalrich v[on] Bene bei Chartres u[nd] David v[on] Dinanto. - 1226 Amalrich war ein geachteter Lehrer der Philos[ophie] u[nd] Theologie zu Paris,  1204  1227 ward aber v[on] d[er] Universität angeklagt, daß er b[e]h[au]pte, jeder Christ müsse glauben, er sei ein Glied Christi u[nd] ohne d[ie]s[e]n Glauben könne Niemand seel[i]g werden. Er suchte s[eine] Lehre zu vertheid[i]g[en] u[nd] rief die Entsch[ei]d[un]g d[e]s P[a]pst[e]s an; als aber d[ie]se geg[en] ihn ausfiel u[nd] er z[um] Widerruf gezwungen wurde, starb er aus Gram. Die Einh[ei]t aller Ch[ri]st[e]n scheint Amalrich im strengst[en] Sinne genommen zu haben. Auch scheint er damit noch and[ere] häret[ische] Meinung[en] verbunden zu haben. Seine Secte pflanzte sich im Geheimen fort u[nd] ihre Lehren konnt[en] nur d[u]rch Verrätherei an’s Licht gebracht werden. Dieß geschah 1209. Die Männer, die damals vor Gericht gezog[en] u[nd] zugleich mit d[en] Gebeinen Amalrich’s ver- 1221 „be“ in der Zeile gestrichen. 1222 Über der Zeile. 1223 Über der Zeile mit Bleistift. 1224 Über der Zeile mit Bleistift. 1225 Über der Zeile mit Bleistift. 1226 „Alm“ in der Zeile gestrichen. 1227 Über der Zeile. 543 dammt wurd[en,] sollen entschied[en] pantheist[ische] Lehren vorgetragen haben. Und zugleich verbanden sie damit noch and[ere] [*] Lehre[n,] z. B. d[a]ß d[er] Körp[er] Chr[isti] nicht anders im Brode des Altars sey als in jed[em] and[eren] Ding u[nd] in jed[em] M[e]nsch[e]n; sie selbst könne man nicht martern od[er] verbrennen, denn so weit ihnen Seyn zukomme, so weit sey in ihnen Gott; Alles sey Eins, weil Alles G[o]tt sey. Gott habe im Ovidius nicht weniger als in Augustinus gesprochen. (Joh[annes] Scotus scheint benützt zu sey[n.]) Auch die Hoffnung allgem[einer] Rückkehr in G[o]tt ward festgeh[a]lt[e]n. Das sey die Aufersteh[un]g der Todten. Die Trinitätslehre ward in ein[em] dem Sabellian[i]sm[us] verwandt[en] Sinn gedeutet. - Im Abrah[am] ist G[o]tt Vater - in Chr[i]sto Sohn -  d[er]  1228 h[ei]l[ige] G[ei]st wird tägl[ich] Fleisch in uns. - Wie aber di[e] H[e]rrsch[a]ft des Vaters u[nd] Sohnes aufgehört, so soll[e]n auch  unter  1229 der Herrsch[a]ft d[e]s G[ei]st[e]s die Sakramente u[nd] alles Priesterth[um] aufhören. D[er] P[a]pst sey d[er] Antichrist; - Rom Babylon. D[er] h[ei]l[i]g[e] G[ei]st lehrt uns Alles vollbring[en] - ohne d[a]ß wir di[e] äuß[er]l[iche] H[an]dl[un]g nöth[i]g hätt[en.] -  Für den v[om] h[ei]l[igen] G[ei]st Begeistert[en] gibt es keine Sünde. Denn was sonst Sünde [,] ist keine Sünde, wenn es in d[er] Tugend der Liebe geschieht. - Hölle u[nd] Paradies sind nur im Innern des M[e]nsch[e]n.  1230 [61vr/ 62rl] Zugleich mit Amalrich  Schr[i]ft[e]n u[nd] Lehren  1231 (u[nd] s[einen] Anhängern) wurden die Schr[i]ft[e]n des David v[on] Dinanto verbrannt u[nd] verboten. Er scheint auch zu Anfang des 13 [.] J[a]hrh[underts] zu Paris gelehrt zu haben. Auch er hat pantheist[ische] Lehren vorgetragen. Die drei Arten der Dinge, die er annahm - näml[ich] Seelen, Körper u[nd] ewige, v[on] allem Körperl[ichen] getrennte Substanzen - d[ie]se 3 Arten führt David auf eine erste untheilbare Einh[ei]t zurück. - Die Erste Materie, Geist u[nd] G[o]tt galt für Ein u[nd] dass[e]lbe. - Zu gleicher Zeit mit David’s Schr[i]ft[e]n wurden die Aristotel[ischen] Schr[i]ft[e]n - u[nd] zwar die Metaphysik u[nd] die physischen Schr[i]ft[e]n d[e]ss[e]lb[en]  verboten  1232 . Sie ware[n] also am Schluße des 12 [.] J[a]hrh[underts] schon bekannt u[nd] begannen sich auszubreiten u[nd] groß[en] Einfluß zu gewinnen.  Damit alle Bed[in]g[un]g[en] für Höhep[un]kt der Scholastik erfüllt.  1233 1228 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „im“. 1229 Über der Zeile. 1230 Einfügung am Seitenrand [61vl]. 1231 Über der Zeile. 1232 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1233 Mit Bleistift in und unter der Zeile eingefügt. 544 III [.] Periode Das dreizehnte J[a]hrh[u]nd[e]rt. In d[ie]s[e]m J[a]hrh[undert] ward bekanntl[ich] der Höhep[u]nkt deßen erreicht, was man die Scholastik nennt. Alle bisher zerstreuten Richt[u]ng[e]n wurden vermittelt, aus den Einzeluntersuch[u]ng[e]n in allen Gebieten des Wissens wurde ein großes, allumfaßendes System ch[ri]stl[icher] Wissensch[a]ft gebildet, in den sog[enannten] Summen. D[ie]se sind zwar zunächst nur wiss[e]nsch[a]ftl[iche] Darst[e]ll[u]ng des ch[ri]stl[ichen] Lehrinhaltes - allein es ist hiebei auch alles andere Wissen v[on] der Wiss[e]nsch[a]ftslehre u[nd] Psychol[ogie] an bis zur Naturwiss[e]nsch[a]ft in ihren Gr[u]ndzügen - mit hineinverflochten. Eb[e]nso das histor[ische] u[nd] biblische Wissen. Das gilt wenigstens v[on] d[en] eig[e]ntl[ichen] Heroen der Scholastik - bei Albert[us] Magnus - Thomas v[on] Aquin u[nd] Duns Scotus. Die zerstreuten Richt[u]ng[e]n - wurd[en] vermittelt [.] Bei 1234 d[en] genannt[en] Scholastikern näml[ich] ist das Dialekt[i]sche u[nd] Mystische mehr od[er] weniger vereinigt [.] - Es liegt dann der Platonismus tief zu Grund [,] auf der Oberfläche aber u[nd] in der Form herrscht Aristoteles - u[nd] das ist besond[ers] charakter[i]st[isch]. [62rl/ 62vr] Ehe wir in’s Einzelne gehen, müßen wir d[a]h[er] in Kürze d[ie]se Ausbreit[u]ng u[nd] d[ie] Art u[nd] W[ei]se d[e]rs[e]lb[en] in’s Auge faßen. - Früher waren, wie wir wisse[n], v[on] Arist[oteles] selbst nur 2 log[ische] Schr[i]ft[e]n - Ueb[er] d[ie] Kateg[orien] u[nd] Περὶ ἑρμην[είας]  Am Anf[an]g d[e]s 12 [.] J[a]hrh[underts]  1235 [-] bekannt. Geg[en] d[en] Schluß des 12 [.] J[a]hrh[underts] waren alle Arist[otelischen] Schr[i]ft[e]n bek[a]nnt u[nd] Platon mehr in d[en] Hintergrund gedrängt. Des Arist[oteles] Schr[i]ft[e]n aber kamen nicht aus Griech[en]land etwa hierüb[er] u[nd] wurd[en] zuerst nicht aus dem griech[ischen] Urtext in’s Latein[ische] übersetzt, sond[ern] sie kamen v[on] d[en] Arabern - vorzügl[ich] d[en] 1236 Arabern in Spanien [-] nach d[em] Abendl[an]d u[nd] wurd[en] aus d[em] Arab[ischen] in’s Latein[ische] übertragen - sammt den Commentaren der Arab[ischen] Philosophen - vorzügl[ich] des letzt[en] u[nd] berühmtest[en] ders[e]lb[en,] des Averroes. Wir müßen ein[en] flücht[i]g[en] Blick auf d[ie] Arab[ische] Philos[ophie] werfen. 1234 „Bei“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „In“. 1235 Über der Zeile. 1236 „Spanisch[en]“ in der Zeile gestrichen. 545 Bei d[en] Arabern begann das Philosophiren auch erst im 3. J[a]hrh[undert] ihrer Zeitrechnung; sie wurden angeregt dazu durch die griech[ische] Philosophie, die sie kennen lernten, nicht im griech[ischen] Urtext - sond[ern] durch Syrische Uebersetz[u]ng[e]n. Zuerst wurd[en] sie bekannt mit d[en] Schr[i]ft[e]n des Galenus (Arzt) [.] In d[ie]s[en] ist Platon u[nd] Aristot[eles] oft erwähnt u[nd] es mußte so das V[e]rlang[en] rege werden, auch ihre Schr[i]ft[e]n kennen zu lernen. Es waren d[a]h[er] zunächst nur solche [,] welche d[e]s Arztes Galenus Schr[i]ft[e]n lasen, die auch mit Plat[on] u[nd] Arist[oteles] bekannt wurd[en,] es war[en] Aerzte; u[nd] das blieb der Gr[u]ndzug der Arab[ischen] Philos[ophie,] daß sie stets v[on] solchen getrieb[en] wurde [,] die zuglei[c]h berühmte Aerzte ware[n.] - Wie b[e]i d[en] Ch[ri]ste[n] sie v[on] solchen gepflegt ward, die zugleich Theolog[en] war[en]. Allerdings nahmen auch die Muhammedanis[c]h[en] Theol[o]g[en] an d[en] philos[ophischen] B[e]streb[un]g[en] Anth[ei]l [,] sey es auch nur aus Oppos[ition] dag[e]g[en] - oder um in ihr[en] gegenseit[i]g[en] Streit[i]gk[ei]t[en] Waffen sich daraus zu holen - u[nd] auf den  inner[en]  1237 Gang der Arab[ischen] Bild[un]g u[nd] Entwickl[un]g scheint die Philosophie in d[er] That w[e]niger Einfluß ausgeübt zu hab[en], als man nach d[em] groß[en] Ruf einzeln[er] Philos[ophen] vermuth[en] möchte [.] Die theolog[ische] Wiss[e]nsch[a]ft war für R[e]l[i]g[ion] u[nd] Volksleb[en] weit wicht[i]g[e]r [.] Sollen wir einige v[on] d[en] berühmtest[en] Arab[ischen] Philos[ophen,] namentl[ich] solchen [,] die im ch[ri]stl[ichen] Abendl[a]nd bekannt wurd[en] u[nd] Einfluß bekamen - so müße[n] wir zuvor 1238 zwei Entwickl[un]gsperiod[en] unterscheid[en] in d[er] Arab[ischen] Philos[ophie] - 1) die Oriental[i]sche u[nd,] ei[ni]ge J[a]hrh[underte] später [,] die spanische. - [62vr/ 63rl] 1239 1. Aristotel[ische] Philos[ophie] der Araber im Orient. Hervorragend 1. El-Farabi aus Farab in Turkestan, geb[oren] geg[en] Ende des 9. J[a]hrh[underts]. S[eine] Studi[en] machte er in Bagdad u[nd] ward daselbst zuerst Lehrer - begab sich später nach Aleppo u[nd] nahm die Lebensw[ei]se der Sufi an - ohne indeß der Philos[ophie zu entsagen. Er kam in d[en] Verruf der Ketzerei als Anhänger Aristot[elischer] Philos[ophie], die üb[e]rh[au]pt in d[ie]s[e]m Rufe stand. - Er scheint in s[einen] Schr[i]ft[e]n den Arab[ern] zuerst die Aristot[elische] Schr[i]ft zugängl[ich] gemacht zu haben - doch hat er auch dem Neuplaton[i]sm[us] 1237 Über der Zeile. 1238 „sie scheid[en]“ in der Zeile gestrichen. 1239 „Gesch[ichte] d[er] Philos[ophie] des Mitt[el] Alters. 32“ am oberen Seitenrand [63rr]; „32“ bezeichnet den Bogen. 546 Einfluß neb[en] Aristot[eles] gestattet. - Auf s[eine] Philos[ophie] nicht näher einzugehen [.] Zu Gr[u]ndlagen f[ür] d[en] Bew[eis] fand El Farabi unmitt[e]lb[a]r gew[i]sse Begr[i]ffe u[nd] Grundsätze. Zu ihnen zählt er die B[e]gr[i]ffe der Nothw[e]nd[i]gk[ei]t, Wirkl[i]chk[ei]t u[nd] Mögl[i]chk[ei]t. S[einem] Neuplaton[i]sm[us] gemäß nahm er d[ie] Welt als Ausfluß G[o]tt[e]s nach verschied[enen] Graden bis zu d[er] erst[en] Materie hinab, welche die Grenze des Daseyns bildet. Alles betrachtet er als 1240 geist[i]g[e]s Daseyn u[nd] das Sinnl[iche] u[nd] Körperl[iche] sieht er nur als eine Verwirr[u]ng der Begr[i]ffe an.  (Joh[annes] Scotus Erigena)  1241 Von ihr sollen wir emporsteigen zu einer Verein[i]g[un]g mit G[o]tt mittelst d[er] Abstraction, indem der mögl[iche] Verstand uns mit dem thät[i]g[en] Verstand sich verbindet u[nd] wir so den erworben[en] Verstand in d[er] Vereinig[un]g des Denkens mit dem Gedachten gewinnen. - 2. Ibn Sina (Avicenna) Weit bedeutender als El Farabi.- Geb[oren] mehr als ein Jahrh[undert] nach dem Tode d[e]ss[e]lb[en] zu Afschena bei Bochara. Schon in s[einem] 18 [.] J[a]hr war er fähig polit[ische] Geschäfte zu übernehmen u[nd] die Arzneiwiss[e]nsch[a]ft zu üben. Sein Ruhm in d[ie]s[e]r ist der größte unt[er] allen Arab[ischen] Aerzt[en] u[nd] lehrte ihn den Weg zu d[en] höchst[en] Würden, - die ihn freil[ich] s[einem] Lehramte u[nd] s[einen] Stud[ien] entzogen. Er besaß unendl[ichen] Fleiß - führte aber ein lockeres Leben - den Frau[en] u[nd] Weine übermäßig ergeben. Nach s[einen] Vorles[u]ng[en] ließ er Sänger u[nd] Musiker kommen u[nd] hielt mit s[einen] Schülern Zechgelage. Durch s[eine] Unmäß[i]gk[ei]t beschleunigte er s[einen] Tod. Als er s[einen] Tod 1037 herannahen fühlte [,] bereute er, verth[ei]lte s[eine] Reichthümer an d[ie] Armen u[nd] suchte Trost in s[einer] R[e]l[i]g[io]n. Die Schr[i]ft[e]n des Ibn Sina sind bis ins 16 [.] J[a]hrh[undert] viel gelesen worden. In dens[e]lb[en] sucht er d[ie] Arist[otelische] Philos[ophie] zu erläutern - u[nd] sie wurden für noch ketzerischer gehalt[en] als d[e]s Aristot[eles] Schr[i]ft[en]. An El Farabi schli[e]ßt er sich an. [63rl/ 63vr] Bemerk[e]nswerth ist, wie er sich üb[er] d[a]s V[e]rh[ä]ltn[i]ß v[on] Glauben u[nd] Wiss[e]nsch[a]ft ausspricht. Die Philos[ophie] u[nd] der Glaube stehen ihm durchaus nicht in Wid[e]rspruch. Alle Philosophen [,] die sich geg[en] d[en] Glauben u[nd] d[a]s g[ö]ttl[iche] Gesetz vergangen - hätten dieß nur aus Bosheit od[er] Irrthum gethan - nicht aber 1242 ihrer Wissenschaft gemäß. 1240 „A“ oder „G“ in der Zeile gestrichen. 1241 Randbemerkung am Seitenrand [63rr]. 1242 „aus“ in der Zeile gestrichen. 547 - Die Gründer des Glaubens, die Propheten [,] haben dass[e]lbe nur früher ausgesprochen, was später die Philosophen gelehrt; jene haben es nach ihrer Weise nur dunkeler u[nd] als Ergebniß ohne Beweis hingestellt, damit es später erklärt u[nd] mit Beweisen versehen würde; denn die Off[e]nbar[un]g sey für alle Klassen des Volkes u[nd] müsse d[a]h[er] in bildl[icher] Weise reden, in welcher sie dem Volke verständl[ich] wird. Im Streben der Volksrel[i]g[io]n mögl[i]chst gerecht zu werden, hat er manche Aristot[elische] Lehre nicht rein gefaßt [,] sond[ern] umzudeuten gesucht. Doch in d[er] H[au]ptsache hielt er sich an dies[e]lbe. Er nahm  nicht  1243 die Materie 1244 von Ew[i]gk[ei]t her als ein[en] Ausfluß der höheren Sphären, sond[ern] als Beding[un]g des niedern u[nd] abhäng[i]g[en] Daseyns, als Subject der Mögl[i]chk[ei]t aller Dinge an, die nicht nothw[e]nd[i]g sind, weil sie den Grund ihres Daseyns nicht in ihrem Wesen haben. - Hied[u]rch wurde der Spiritual[i]sm[us] verlassen, dem El Farabi gehuldigt u[nd] eine Erklär[u]ng der Dinge versucht, welche der Physik der Körper sich anschloß. - Die Materie ist ihm ewig [.] - Wie der Former u[nd] Beweger ders[e]lb[e]n d[a]h[er] üb[er]h[au]pt die Welt ewig. 1245 Besondere Sorgfalt hat Ibn Sina auf die Lehre v[on] d[er] Seele u[nd] insb[e]s[ondere] auf die Ausbild[un]g der Erk[e]nntn[i]ßtheorie verwandt u[nd] durch sie in der That auch den größt[en] Ruf u[nd] Einfluß nicht blos auf das Morgenland u[nd] d[ie] Muhammedanische Philos[ophie,] sond[ern] auch auf d[a]s Ab[e]ndl[a]nd u[nd] d[ie] ch[ri]stl[iche] Wiss[e]nsch[a]ft erhalten. Am Beginn des 13 [.] J[a]hrh[underts] waren s[eine] Werke durchgäng[i]g bekannt u[nd] übten schon ihre Macht - nam[en]tl[ich] s[eine] medicinis[c]h[en] Schr[i]ft[e]n.  Zum Behuf d[e]s Verstä[n]dniss[e]s der Erk[enn]t[n]ißtheorie etwas weiter auszuhol[en.] -  1246 Gott ist ihm das Uebervollkommene. V[on] ihm fließt der thätige Verstand aus, der unvollkommener ist als G[o]tt, aber die Quelle ist alles Seyns u[nd] alles Erkennens [.] - Unter ihm steht die Weltseele [,] die zu den unvollkommnen Dingen gehört, obwohl sie genügend ist, weil sie unter der Leitung des thät[i]g[en] Verstandes  (NB [: ] Verstand = eine Art h[ei]l[iger] G[ei]st.)  1247 [,] wechselnd in d[er] Zeit [,] sich selbst ihre Formen [63vr/ 64rl] hervorbringt. - D[ie]se Untersch[ei]d[un]g zw[i]sch[en] dem reinen Verstande u[nd] der bewegenden Seele führt Ibn Sina durch s[eine] ganze Betracht[u]ng der Dinge hindurch. So wie  in  1248 der Welt üb[er]h[au]pt der reine Verst[a]nd v[on] d[er] Seele unterschieden ist, so hat auch 1243 Über der Zeile. 1244 „nicht“ in der Zeile gestrichen. 1245 „(Die erste Ursache nicht unbewegt, sond[ern] in Aus[+++] thät[i]g).“ zunächst in und unter der Zeile eingefügt, danach gestrichen. 1246 Randbemerkung am Seitenrand [63vl] mit Bleistift. 1247 Randbemerkung am Seitenrand [63vl]. 1248 Über der Zeile. 548 jeder Himmelskreis, ein jedes Gestirn seinen reinen Verstand, der v[on] s[einer] Seele verschieden ist. Dem reinen Verstand dürfe man es nicht zumuthen, daß er die Materie bewege; er verändert sich nicht; er hat keine sinnl[iche] Vorst[e]ll[u]ng des B[e]sondern, wie eine solche zur Lenkung der natürl[ichen] Dinge gehört. Nur d[u]rch d[en] Willen  der Seele  1249 werden 1250  sie  1251 bewegt; der Verstand ist nur die entferntere Ursache der Beweg[un]g. An d[ie]se Untersch[ei]d[un]g schließt sich nun die Psychologie u[nd] insb[e]s[ondere] die Erk[e]n[n]tn[i]ßtheorie an. - Mit besond[erer] Ausführl[i]chk[ei]t wird der Beweis geführt, daß es Seelen gebe - aus d[en] Kräften u[nd] Beweg[un]g[en] wird d[ie]s[er] Bew[eis] geführt.  De anima (Aphor[ismen])  1252 - Er setzt sich damit den so häuf[i]g[en] Vorst[e]ll[u]ng[en] der Aerzte entgeg[en,] die annehmen [,] d[a]ß d[ie] Seele nur in einer eigenthüml[ichen] Mischung der Materiell[en] Elem[en]te b[e]stehe. - Fünf äuß[ere] Sinne - v[on] d[ie]s[e]n wird unterschieden der innere Sinn - den Avicenna wohl auch d[ie] bildende Kr[a]ft der Seele nennt - wod[u]rch er an d[ie] Phantasie gränzt. - Die Einbild[un]gskr[a]ft hält dann die Eindrücke fest, welche d[ie] Seele im Gemeinsinn empfang[en] u[nd] verbund[en] hat; - daran schließt sich sinnl[iche] Urth[ei]lskr[a]ft [,] weil das Thier auch schon beurth[ei]l[e]n kann, was ihm nützl[ich,] schädl[ich] etc. ist; daran schließt sich als 4. Kr[a]ft das Gedächtniß, welches die v[on] d[er] Urth[ei]lskr[a]ft gefällten Urth[ei]le bewahrt. - D[ie]se ganze thierische Seele wird als 1253 Form betrachtet, welche v[on] G[o]tt in d[ie] Materie gelegt word[en] ist. D[ie] 1254 menschl[iche] Seele aber ist hievon verschied[en]; ihr wohnt eine Kraft des Erkennens bei, welche v[on] allem Sinnl[ichen] u[nd] Materi[e]ll[en] frei ist, obwohl der M[e]nsch d[er] sinnl[ichen] Wahrnehmung allerdings b[e]darf [,] um zur Wissensch[a]ft zu gelangen; aber nur auf d[em] Wege dient sie ihr; am Ziele angelangt, bedarf sie ihrer nicht mehr. - D[ie] Sinne nehmen zwar auch die Formen der Dinge wahr, aber jede d[ie]s[er] Formen od[er] Arten der Dinge (species sensibiles) ist an eine[n] Ort geknüpft; d[a]g[e]g[en] die Formen, welche der Verstand als allgem[eine] Formen der Dinge erkennt (species intelligibiles) [,] sind v[on] örtl[ichem] Daseyn unabhäng[i]g. Auch vermög[en] wir d[u]r[c]h d[en] Verstand das Unendl[iche] zu erkennen, was durch d[ie] Sinne nicht mögl[ich] ist (u[nd] and[ere] B[e]w[ei]s[e] d[ie]s[er] Art [.]) Sinnl[iche] u[nd] verständ[i]g[e] Erken[n]t[n]iß ist unterschied[en] d[a]d[u]rch, d[a]ß jene sich auf das Besondere; diese auf d[a]s Allgemeine sich b[e]zieht, ind[em] 1249 Über der Zeile. 1250 „die Seelen“ in der Zeile gestrichen. 1251 Über der Zeile. 1252 Randbemerkung am Seitenrand [64rr]. 1253 „d[ie]“ in der Zeile gestrichen. 1254 „D[ie]“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „Bei d[er]“. 549 sie die B[e]griffe u[nd] Grundsätze, aus welch[en] [64rl/ 64vr] alle Erk[e]n[n]tn[i]ß fließt [,] z[um] G[e]g[e]nst[a]nde hat. Die vernünft[i]g[e] Seele wird als Substanz betrachtet [,] welche den Beding[un]g[en] des sinnl[ichen] u[nd] weltl[ichen] Daseyns in ihrem reinen 1255 Erkennen enthoben ist. Nicht allein kein (sinnl[iches]) Organ bedarf der Verstand (intellectus) [,] sond[ern] d[a]s vernünft[i]g[e] Erkennen soll sogar unabhäng[i]g v[on] d[er] Zeit b[e]stehen u[nd] nicht in d[er] Zeit vollzogen werden. - Wenn auch das Verständniß der Grundsätze in den Kindern nur der Möglichk[ei]t nach (intellectus possibilis) vorhanden ist, u[nd] der Verstand sich erst vorbereit[en] muß (intellectus dispositus, praeparatus) [,] um z[um] wirkl[ichen] Erkennen (intellectus in actu) zu kommen -, wenn ferner die wiss[e]nsch[a]ftl[iche] Erk[e]n[n]tn[i]ß im Denken durch eine Aufeinanderfolge verschieden[er] Ged[a]nk[e]n v[on] d[en] Grundsätzen zu den Schlüssen fortschreitet - so hält doch Ibn Sina den eig[e]ntl[ichen] Abschluß des spekulativen Ged[a]nk[e]ns, den endl[ichen] Zweck unsres Denk[en]s für etwas unmitt[e]lb[a]r v[on] d[er] Seele Ergriffenes, welches ohne alle Folge der Zeit sich vollziehe [.] Indeß geht die Ueberschwenglichk[ei]t d[ie]s[e]r Erk[e]n[n]tnißtheorie noch weiter [.] - Die Erk[e]n[n]tniß der höchsten wissenschaftl[ichen] Grundsätze, welche weg[en] ihrer Allgemeinh[ei]t nicht aus der Erfahr[u]ng gewonnen werden können - wird gerad[e]zu als Aufnahme einer göttl[ichen] Emanatio, nämlich des thätig[en] V[e]rst[a]ndes (intellectus agens) betrachtet.  NB [: ] Statt des Eingeborenseyns wird hier ein wunderbares Aufnehmen - angenommen [.] -  1256 So gelangen wir ohne zeitl[iche] Folgerung, ohne Hülfe des Sinnes zur Erk[e]nntn[i]ß der Wahrh[ei]t. Ibn Sina betrachtet d[a]h[er] uns[er] unmittelbares Erkennen der Grundsätze ganz wie die Mitth[ei]l[u]ng der vernünft[i]g[en] Seele als Emanati[on] des thätig[en], über Alles waltenden Verstandes, welcher sich uns eingieße u[nd] uns erleuchte.  (Creationstheorie mit d[ie]s[em] allg[emeinen] intellectus agens in Verbind[un]g gebracht.)  1257 Die sinnl[ichen] Thät[i]gk[ei]t[en] der Seele, erscheinen ihm d[a]g[e]g[en] nur als Vorbereit[un]g[en] zur Erk[e]n[n]tn[i]ß. - Es kann d[a]h[er] die Erk[e]n[n]tn[i]ß uns[eres] Verstandes als Eingießung des thät[i]g[en] Verstandes angesehen werden. - Zwar unterscheidet Ibn Sina zw[i]s[c]h[en] solchen Ged[a]nk[e]n, welche als eingegoßener V[e]rstand (intellectus infusus) v[on] ihm angesehen werd[en] u[nd] 1258 andern G[e]d[a]nk[e]n, welche uns d[u]rch wiss[e]nsch[a]ftl[iche] Untersuch[un]g zukomme[n] (intellectus adeptus), aber die auch die letzter[en] nur d[u]rch d[ie] Wirks[a]mk[ei]t des thät[i]g[en] Verstandes hervorgebracht werden, Thät[i]gk[ei]- 1255 „Seyn“ in der Zeile gestrichen. 1256 Randbemerkung am Seitenrand [64vl] mit Bleistift. 1257 Randbemerkung am Seitenrand [64vl]. 1258 „andere“ (Lesart unsicher) in der Zeile gestrichen. 550 t[en] u[nd] der sinnl[ichen] [64vr/ 65rl] 1259 Seele u[nd] Folgerungen d[a]g[e]g[en] unsere Seele nur vorbereiten u[nd] reif machen sollen. Die Wirk[u]ng des thät[i]g[en] Verstandes in uns aufzunehmen - so ist d[ie]s[e] Unterscheid[un]g v[on] keiner groß[en] Bedeut[un]g. - D[er] allgem[eine] Verstand hilft in d[er] That bei jed[er] Erk[e]n[n]tn[i]ß bei. D[a]d[u]r[c]h ward allerdings d[ie] Mögl[i]chk[ei]t gegeben sich der Volksrel[i]g[io]n in vieler B[e]z[ie]h[u]ng anzubequemen. 3. El Gazâli. Einer der berühmtest[en] Philos[ophen] u[nd] Theolog[en] des Orient’s war El Gazâli (Algazel) [,] der wiederum  fast  1260 hundert Jahre nach Ibn Sina’s Tod geboren ward 1058 zu Tus in Chorasan. In d[er] Philos[ophie] war er zwar der Aristotel[ischen] Philos[ophie] zugethan - doch überwog bei ihm der Skeptische Zug. In d[ie]s[em] Sinne schrieb er sein berühmtes Werk Destructio philosophiae. Indeß mochte er beim Zweifel doch nicht stehen bleiben. Indem er die verschied[enen] Meinung[en] der Secten durchging [,] lernte er auch die Schriften der Sufi kennen u[nd] es stieg die Ahnung in ihm auf, daß nur in ihrer Weise Wahrh[ei]t u[nd] Beruhigung zu finden sey. Aber er sah bald, daß nicht Lehre [,] sond[ern] Erfahr[u]ng u[nd] Uebung in ein[em] frommen, enthaltsamen Leben nothwend[i]g sey. Er ging nach Syrien u[nd] lebte th[ei]ls zu Damaskus [,] th[ei]ls zu Jerusalem als Sufi - eilf Jahre lang. Er gelangte zur 1261 Entzückung, welche die Sufi suchen. Seiner Meinung nach werden ihm in d[ie]s[em] Zustande die wicht[i]gst[en] Off[e]nb[arun]g[en] zu Th[ei]l; er hält es aber für Sünde Viel davon zu sagen, weil die Sache alle Rede der M[e]nsch[e]n übersteige. Um die Welt, die im Argen liege, eines Besser[en] zu belehren [,] hielt er es für nothw[e]nd[i]g, das zurückgezogen[e] Leb[en] eines Sufi wieder zu verlassen u[nd] v[on] Neuem als Lehrer aufzutreten. Er lehrte an verschied[enen] Orten. Geg[en] Ende s[eines] Lebens zog er sich abermals in’s beschauliche Leben zurück nach s[einer] Vaterstadt Tus [,] wo er 1111 starb.  Außerord[en]tl[iche] Persö[n]l[ic]hk[ei]t  1262 - El Gazâli ist besond[ers] wicht[i]g als Vermittler der oriental[ischen] u[nd] spanisch[en] Phil[o]s[ophie] der Muhamedaner. Die philos[ophische] Beweg[un]g setzte sich nach d[em] westl[ichen] Afrika u[nd] nach Spanien fort. 1259 „G[e]s[c]h[ichte] Philos[ophie] des Mitt[el] Alters 33“ am oberen Seitenrand [65rr]; „33“ bezeichnet den Bogen. 1260 Über der Zeile mit Bleistift. 1261 „zu“ in der Zeile gestrichen. 1262 Über der Zeile mit Bleistift. 551 [2.] Aristotel[ische] Philos[ophie] der Araber in Spanien Schon viel früher, - vor El Gazâli - unter den Ommajaden, besond[ers] unt[er] Hakem II [.] im 10 [.] J[a]hrh[undert,] hören wir [65rl/ 65vr] viel v[on] d[er] hier herrsch[e]nd[e]n Blüthe der Literatur. Auch Spanische Philosophen sollen damals sehr großen Ruhm erworben haben; aber v[on] ihren Lehren wissen wir nichts; die spätern Philosophen unter den Spanischen Arabern erwähnen sie nicht, sond[ern] gehen in ihren Lehren auf die Arabisch[en] Philos[ophen] des Orients zurück. Wenn sie bemerken, die Wiss[e]nsch[a]ft in Andalusien habe sich zuerst der Mathematik, alsdann der Logik zugewendet [,] bis Ibn Badscheh alle frühern Forscher übertroffen, so scheinen sie damit zu erkennen zu geben, daß bis auf d[ie]se herab kein Spanier d[u]rch Erfind[un]g in d[er] Philos[ophie] sich ausgezeichnet habe. Ibn Badscheh (Badja-Avempace) lebte zu Anf[a]ng des 12 [.] J[a]hrh[underts] am Hofe der Almorawiden, als Arzt u[nd] Philosoph. Die Almorawiden wurde[n] gestürzt um d[ie]s[e] Z[ei]t u[nd] die Almohaden gewannen die Herrsch[a]ft.  (H[au]ptsitz der Almohaden war in Marocco.)  1263 Der Gründer d[ie]s[e]r Dynastie war ein Schüler El Gazâli’s gewese[n,] der ihn z[um] Kampf geg[en] d[ie] Almorawiden geweiht. S[eine] spanisch[en] Kampfgenossen waren eb[e]nf[a]lls Anhänger El Gazali’s. R[e]l[i]g[io]n u[nd] Philos[ophie] bei Arab[ern] griff gleich immer zu den Waffen. Deßungeachtet entwickelte 1264 sich die Philos[ophie] in Spanien nicht im Sinne El Gazâlis - sond[ern] vielfach in Widerspruch damit. Nebst Ibn Badscheh scheint d[ie]s[e]r P[e]riode auch Avicebron anzugehören, deßen Zeit u[nd] u[nd] 1265 Wirkenskreis noch nicht ausgemittelt ist; der auf d[a]s ch[ri]stl[iche] Mittelalter aber b[e]deutend[en] Einfluß erlangte durch s[ein] Werk fons vitae. Dann Ibn Tofeil - Lehrer des Ibn Roschd 1266 (Averroes) Ibn Roschd [,] geb[oren] z[u] C[o]rdova 1105 (1120). Er stammte aus ein[er] Familie, die schon d[u]rch mehrere Geschlechter in hohen Staatsämtern gestanden. Der Unt[e]rricht [,] welchen er genoß [,] führte ihn in alle Theile der Arabisch[en] Gelehrs[a]mk[ei]t ein.  Er soll unt[er] d[em] Chalif[en] Abu Jacub Jossef, Priester [,] Richter, Finanzminister u[nd] Leibarzt gewesen seyn.  1267 Vorzügl[ich] aber zeichnete 1263 Randbemerkung am Seitenrand [65vl]. 1264 „entwickelte“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „entwicckelte“. 1265 Irrtümliche Wiederholung des „u[nd]“. 1266 „Roschd“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „Rhoschd“. 1267 Randbemerkung am Seitenrand [65vl]. 552 er sich in d[er] Philos[ophie] u[nd] Medicin aus. Während er, wie seine Vorfahren [,] eine politische Laufbahn einschlug, verfaßte er zu [65vr/ 66rl] zu 1268 Sevilla ein[en] groß[en] Th[ei]l s[einer] Schr[i]ft[e]n. In s[einem] hohen Alter soll er nach d[en] Ueberlief[e]r[u]ng[e]n v[om] Chalifen Jacub Ben Jossef El Mansur z[um] Statthalter v[on] Spanien ernannt, aber auch bald darauf weg[en] philos[ophischer] Ketzerei 1269 angeklagt, gestürzt u[nd] verbannt u[nd] nachher v[om] Nachfolger El Marsur’s als Leibarzt nach Marocco berufen worden seyn, wo er 1198 gestorben. Unter den Arab[ischen] Aerzten nimmt Averroes eine ausgezeichnete - unt[er] d[en] Arab[ischen] Aristotelikern die erste Stelle ein. Er erklärte die meisten Aristot[elischen] Schr[i]ft[e]n in größern od[er] kleinern Werken, manche zwei u[nd] dreimal, bemüht [,] nicht blos den Worten zu folgen, sond[ern] auch in d[en] Sinn ders[e]lb[en] einzudringen. Auch Platon kannte er u[nd] suchte beide [,] Plat[on] u[nd] Arist[oteles,] mögl[i]chst in Einklang zu bringen. Vor Aristot[eles] hegte er eine übermä[c]ht[i]g[e] Verehr[u]ng - doch widerspricht er ihm zuweilen - wobei er aber d[en] Irrth[um] nicht dem Arist[oteles,] sond[ern] den schlechten Uebersetz[e]rn beimißt. - V[on] d[er] Philos[ophie] hat er die höchste Meinung; er hält sie für den höchst[en] Zweck der menschl[ichen] Seele. Wer sie erreichen kann, soll sich ihr weihen u[nd] die höhere Glücksel[i]gk[ei]t, die sie gewährt, sich zu eigen machen. Aber sie ist nur für Wenige u[nd] kommt uns nicht sogleich zu. Ind[em] er v[om] V[e]rh[ä]ltn[i]ß d[e]s Wissens z[um] Glauben h[a]nd[e]lt, entwickelt er Gr[u]ndsätze ganz denen ähnl[ich,] welche wir auch bei d[en] Scholastik[e]rn kennen gelernt: Wir müssen erst glauben, bis wir zur Erk[e]nntn[i]ß gelangen können. Und die Gewöhnung in den Tug[e]nd[e]n d[e]s Gesetzes v[on] Jugend auf ist nothw[e]nd[i]g; d[ie] R[e]l[i]g[io]n ist früher als die Philosophie, die Gesetze sind die Gründe der Tugenden. Wer aber nicht einfach dem Gesetze u[nd] der R[e]l[i]g[io]n sich ergeben hat, kann nicht zur Einsicht in das Gute kommen. D[a]h[er] tadelt er die Philosophen, die [,] nachd[em] sie zur Philos[ophie] gekommen sind, zur Mißachtung des Gesetzes beitragen u[nd] hält auf strengste Gesetzlichk[ei]t gegen solche Thoren. Wer sich geg[en] das Gesetz vergeht, der wird mit Recht bestraft; Ketzer muß man tödten.  NB [: ] Ketzer hat dem äuß[e]rl[ichen] R[e]l[i]g[ion]sdie[n]st d[e]r Muhamedan[e]r gemäß hier vorzügl[ich] den Sinn v[on] Verächter der r[e]l[i]g[iö]s[en], gesetzl[ichen] Vorschr[i]ft[e]n.  1270 Für d[ie] Menge wäre die Philosophie Gift.  R[e]l[i]g[io]n (Gesetz) ist z[ur] Glücksel[i]gk[ei]t d[e]s Volkes. Niemand soll d[ie]se stören.  1271 1268 „zu“ irrtümlich wiederholt. 1269 „Ketzerei“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „Ketzereien“. 1270 Randbemerkung am Seitenrand [66rr]. 1271 In und unter der Zeile eingefügt. 553 An d[ie] Lehre des Arist[oteles] anschließend, daß eine jede Wiss[e]nsch[a]ft ihre eigenen Gr[u]ndsätze haben müsse, fordert er auch für d[ie] R[e]l[i]g[io]nswiss[e]nsch[a]ft solche eignen Grundsätze. In Betreff der Verschied[e]nh[ei]t der R[e]l[i]g[io]nen - hält Ibn Roschd sie alle für wahr - nur für vollkommener u[nd] unvollkommener u[nd] sie haben sich allmähl[i]g vervollkommnet. Das bessere Gesetz [,] wie es gegenwärt[i]g gilt, sollen wir ergreifen. So hätte[n] es die Weisen gemacht, welche zu Rom das Christ[en]th[um,] so nicht minder die, welche zu Alexandrien das Gesetz der Mauren angenommen hätten. [66rl/ 66vr] Bei all’ dem aber hält er den Grundsatz fest, daß d[ie] Gesetze der R[e]l[i]g[io]n nur für das pract[i]sch[e] Leben gelten; das spekulative Leben binden sie nicht; daran zweifelt er nicht, daß d[ie] Philosophie ein höherer Standp[u]nkt sey. Er tadelt d[e]ßh[a]lb die Gesetzkund[i]g[e]n, welche als Feinde der Philosophie sich kund geben; u[nd] hält es bei d[er] Philos[ophie] für schimpflich im Sinn des Volkes v[on] Gott zu reden; denn dergl[eichen] Reden übertragen nur Menschl[iches] auf Gott u[nd] werden d[a]d[u]rch zweideutig. Die R[e]l[i]g[io]n u[nd] den Glauben hält er f[ür] nothw[en]d[i]g [,] um uns[eres] ird[i]s[c]h[en] Zustandes willen. Aus der Materie [,] in die wir eingetaucht sind, folgt die Nothw[e]nd[i]gk[ei]t der sinnl[ichen] Erk[e]nntn[i]ß; d[a]h[er] schwinden uns mit den Sinnen auch viele Erk[e]nntn[i]ße u[nd] wir können deßh[a]lb die wahrscheinl[ichen] Sätze nicht entbehren, das Zukünft[i]ge nicht wissen u[nd] bedürfen der Vorahnung[en] u[nd] Prophetie. Auch Ibn Roschd nimmt nebst G[o]tt auch eine erste Materie an. Nach d[er] Weise des Aristot[eles] verwirft er die Annahme einer unendl[ichen] Reihe v[on] Ursachen, weil es sonst keine Wiss[e]nsch[a]ft geben würde. Bei Zwischenursachen dürfen wir nicht stehen bleiben; wir müss[en] einen Anf[a]ng u[nd] ein Ende der Fors[c]h[u]ng annehmen. Die Mat[e]rie muß vorausgesetzt werden, denn sie wird v[on] d[er] wirk[en]d[en] Ursache nicht hervorgebracht. Aus nichts wird nichts, eine jede Veränderung verlangt ein Substrat [,] welches sich verändert, das ist im Allgemeinen die Materie. - Aber eb[en]so muß die wirkende Ursache vorausgesetzt werd[en]; das Wese[n] der Dinge ist ewig, weil ein jedes Wesen od[er] ein[e] jede 1272 Form nur d[u]rch eine andre [,] schon vorhandene Form ders[e]lbe[n] Art hervorgebracht wird. Nur die Individuen werden, welche aus Materie u[nd] Form zusammengesetzt sind. Gott ist ihm reine Form. Dieß bestimmt er näher. In G[o]tt ist keine bloße Fäh[i]gk[ei]t [,] sond[ern] stets Actualität. Sein Wirken u[nd]  Wissen  1273 sind Eins; 1272 „jede“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „jedes“; in der Zeile folgendes „Ding“ gestrichen. 1273 Über der Zeile, als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „Seyn“. 554 alle Attribute [,] welche wir ihm beilegen können, sind dass[e]lbe. Er ist wahrhaft Verstand u[nd] nicht [,] wie Platon lehrt [,] über dem Verstand. Da sein Wesen, sein Wissen u[nd] Wirken Eins sind u[nd] ewig, so dürfen wir nicht daran denken, daß er einmal die Materie zu bilden angefangen haben werde; viel[me]hr ist die Welt, s[eine] Schöpf[un]g v[on] Ew[i]gk[ei]t. Er ist weder ruhe[n]d noch bewegl[ich,] aber weil es besser ist, d[a]ß d[ie] Körper bewegt werd[en], bewegt er sie d[u]rch d[a]s V[e]rlang[en], welches er in ihnen anregt. V[on] der Welt verschieden ist er doch 1274 weder [66vr/ 67rl] 1275 in der Welt noch außer ihr, vielmehr alles Seyende ist nur er. Er erkennt, aber er erkennt nur sich, die vollkommene Einheit; wenn er etwas and[eres] erkennte, so würde er v[on] dems[e]lb[en] b[e]stimmt werden. 1276 Besond[ers] eigenthüml[ich] ist bei Ibn Roschd die Lehre v[on] d[er] Materie. Die Schöpf[u]ng aus Nichts verwirft auch er. Auch die Form sieht er nicht als Erfindung u[nd] Hervorbring[un]g 1277 v[on] Seite eines Andern an, sonst würde doch eine Schöpf[u]ng aus Nichts stattfinden. Bei der natürl[ichen] Erzeug[un]g liegt die Form dem Vermögen nach in der Materie schon vor der Erzeug[un]g u[nd] die Hervorbring[un]g eines natürl[ichen] Dings sowie jede natürl[iche] Entwickl[un]g der Dinge ist d[a]h[er] nichts andres, als daß die in der Materie liegenden Formen aus ihr hervorgezogen werden. I[bn] R[oschd] will dad[u]rch d[ie] Ansicht vermeiden, daß die Form  in  1278 der Materie nur etwas Aeußerl[iches] wäre. Er vergleicht seine Lehre mit der Lehre des Anaxagoras, daß die Entst[e]h[u]ng jeder Art nichts andres sey, als das Hervorgehen der in der Mischung  der Dinge  1279 verborgenen Eigensch[a]ft[e]n ders[e]lb[e]n d[u]rch Entmisch[u]ng u[nd] findet [,] daß sie v[on] d[ie]s[e]r nur dad[u]rch abweicht, d[a]ß sie die Eigensch[a]ft[e]n od[er] Formen der Dinge nicht als etwas Wirkliches in der Materie setzt, sond[ern] nur als der Mögl[i]chk[ei]t nach in ihr vorhanden, doch schon angelegt u[nd] vorherbestimmt. 1280 D[ie]se Ansicht 1281 schließt sich an die Lehre des Aristot[eles] an, daß die Materie der Dinge nur das in ihrem Vermögen Liegende 1282 ist. Ibn R[oschd] folgert daraus, daß für jede bestimmte Form eine bestimmte Materie vorhanden seyn müsse, aus welcher allein sie hervorge- 1274 „nicht“ in der Zeile gestrichen. 1275 „Gesch[ichte] d[er] Philos[ophie] d[es] Mitt[el] Alters 34“ am oberen Seitenrand [67rr]; „34“ bezeichnet den Bogen. 1276 „; wenn er die Sünder in“ in der Zeile gestrichen; das Semikolon am Anfang wurde durch Streichung zu einem Punkt verändert. 1277 „der [+]“ in der Zeile gestrichen. 1278 Über der Zeile. 1279 Über der Zeile. 1280 „Darauf beruht“ in der Zeile gestrichen. 1281 „sich“ in der Zeile gestrichen. 1282 „Liegende“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „liegende“. 555 bracht werden könne. Wenn die Materie verschieden ist, dann wird auch die Form verschieden werden. Also: In der Materie liegen schon alle Keime des Daseyns, welches aus ihr hervorgehen soll; nur was in d[er] Materie schon angelegt ist, kann die wirkende Ursache aus ihr hervorziehen. D[a]h[er] findet Ibn Roschd sogar die Seele in ihr verborgen; wäre sie es nicht, so würde sie nicht zur Wirkl[i]chk[ei]t gebildet werd[en] können. - (D[ie] Dinge selbst [,] insofern sie geformt sind [,] bilden auch bei Averroes eine Stufenreihe.)  NB [: ] Avicenna hat d[ie] Forme[n] u[nd] Seelen als g[ö]ttl[iche] Ausflüße betrachtet - nur d[ie] todte Materie war ihm ewig. - Averroes versieht die Materie selbst mit Leb[en]skeimen - die aber fr[e]il[ich] v[on] d[er] wirk[en]d[en] Ursache geweckt werd[en] müß[en] - d[a]h[er] wirk[en]de Ursache - [,] der thät[i]g[e] Verstand kann d[a]h[er] v[on] ihm mit einig[em] Recht in die Sonne verlegt werd[en] (als s[einen] Sitz dort hab[en]d); denn der 1283  Mond  1284 weckt in d[er] That alles Leb[en.] - Es sind d[a]d[u]r[c]h Natureinflüße vergeistigt.  1285 Besond[ere] Sorgfalt widmeten die Arab[ischen] Philosophen immer der Untersuch[u]ng üb[er] d[en] Himmel [.] - Ob er Substanz od[er] Accidenz sey etc. Averroes legt dem Himmel Seele bei, weil er sich selbst bewegt - Erk[e]n[n]tn[i]ß u[nd] Verstand, wod[u]rch er mit G[o]tt in Verbi[n]d[un]g steht; - eb[e]nso Einbild[un]gskr[a]ft [.] - Kurz [: ] geist[i]g[es] persö[n]l[iches] Wes[en] ist der Himmel. [67rl/ 67vr] Auch I[bn] R[oschd] wendet bes[ondere] Sorgfalt auf 1286 anthropolog[ische] Untersuch[u]ng[e]n; insb[e]s[ondere] Darst[e]ll[u]ng des Erkenntnißproceßes. - Er unterscheidet Körper u[nd] Seele - die sich ihm aber verhalten wie Vermögen u[nd] wirkl[iche] Thät[i]gk[ei]t. - In d[er] Seele sind wieder Sinn u[nd] Verstand zu unterscheiden - um d[as] Sinnl[iche] u[nd] 2) Uebersinnl[iche] zu erkennen (Intelligible). Jenes ist nur das Zeich[en] der Sache - d[ie]s[e]s die Sache selbst. - Den Verstand läßt auch I[bn] R[oschd] in s[einer] Thät[i]gk[ei]t nicht an das Gehirn gebund[en] seyn. Besond[ers] betont I[bn] R[oschd,] daß uns[er] Verstand sich selbst erkennt, was dem Sinne nicht mögl[i]ch ist, weil er eine im Körper gebundene Kraft ist, deren Thät[i]gk[ei]t[en] nur  auf ein  1287 nach Aeußeres 1288 gehen 1289 kann. 1290 I[bn] R[oschd] geht aber noch weiter, er läßt d[en] Verstand nicht blos nicht an d[a]s Gehirn gebund[en] seyn, er trennt ihn ganz v[on] d[er] Seele sogar. Er ist ihm 1283 „der“ ersetzt durch Überschreibung mit Bleistift ursprüngliches „die“. 1284 Über der Zeile mit Bleistift als Ersatz für in der Zeile mit Bleistift gestrichenes „Sonne“. 1285 Randbemerkung am Seitenrand [67rr]. 1286 „Darstell[un]g“ in der Zeile gestrichen. 1287 Über der Zeile, wohl als Ersatz für in der Zeile allerdings nicht gestrichenes „nach“. 1288 „Aeußeres“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „Außen“. 1289 „gehen“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „geht“. 1290 „D[ie]s[e]r Verstand wird aber nun eigenthüml[ich] aufgefaßt.“ in der Zeile gestrichen. 556 ein Vermögen ohne alle weitere Grundlage - ohne Subject [.] Er ist unveränderl[ich], ist ohne Leiden, er ist ewig u[nd] nur darum kann er das Ewige erkennen. Die vernünft[i]g[e] Seele ist ihrem Wesen nach also nicht entstand[en], sond[ern] ihre Geburt ist nur d[a]s Eingehen in d[ie] Materie. Doch gilt auch f[ür] d[en] Verstand das Gesetz allmähl[i]g[er] Entwickl[un]g u[nd] in Bezug auf d[ie]s[e] s[eine] Thät[i]gk[ei]t unter d[em] Gesetz der Zeitl[i]chk[ei]t wird unterschieden: der materielle Verstand [,] dem Sinne gleichend, weil er d[ie] Fäh[i]gk[ei]t hat den G[e]d[a]nk[en] aufzunehmen [,] der verständ[i]g[e] Gedanke, welcher dem sinnl[ichen] Eindrucke entspricht u[nd] der thät[i]g[e] Verstand, welcher den verständ[i]g[en] Gedanken hervorbringt, wie der sinnl[iche] G[e]g[e]nst[a]nd den sinnl[ichen] Eindruck. I[bn] R[oschd] b[e]h[au]pt[e]t auch, wie d[ie] and[eren] Arab[ischen] Philosoph[en,] ein Einfließen des himmlischen od[er] thät[i]g[en] Verstandes in die Seele des M[e]nsch[e]n; aber er stellt sich dass[e]lbe nicht als etwas Wunderbares vor, sond[ern] als Vorgang, welcher an d[er] gewöhnl[ichen] Entwickl[un]g des Naturproceßes sich erschließt. (s[iehe] Ob[en]) D[ie]s[e]r thät[i]g[e] Verstand ist ihm zwar eine höhere Macht [,] aber doch der nächst[en] Sphäre üb[er] der Erde angehörend; seine Kraft b[e]ständ[i]g über die Erde u[nd] d[ie] wissend[en] Geschöpfe ausgießend. Verlegt s[einen] Wohnsitz in den Mond, den er bewegt. Nicht weniger abentheuerl[ich] ist die Lehre v[om] leidenden Verstand - od[er] dem materiell[en]. Alle [67vr/ 68rl] M[e]nsch[e]n haben ihm nur Einen  gemeinsamen  1291 leidenden Verstand [,] wie es nur einen thät[i]g[en] gibt.  Der materielle, leidende Verstand wird v[on] d[em] thät[igen] erleuchtet [.] -  1292 Beide, thätiger u[nd] leidender Verstand [,] sind ihm ewig (d[a]h[er] nur allgem[eine] Unsterbl[i]chk[ei]t  der Verst[an]d d[er] ganz[en] [men]schl[ichen] Gattung  1293 ); nur der erworbene Verstand ist zwar auch gewissermassen ewig, weil er im Allgem[einen] dem M[e]nsch[e]ngeschlechte niemals fehlen kann, aber doch auch vergängl[ich], weil er in d[em] menschl[ichen] Individ[uum] entsteht u[nd] vergeht. -  NB [: ] D[er] Mensch verliert da alle Bedeut[un]g u[nd] Selbstst[än]d[i]gk[ei]t - d[em] Muhammed[a]n[is]m[us] angemess[en].  1294 1291 Über der Zeile. 1292 Randbemerkung am Seitenrand [68rr]. 1293 Über der Zeile eingefügt. 1294 Randbemerkung am Seitenrand [68rr]. 557 [3.] Einzelne große Philos[ophen] u[nd] Theologe[n]. Alexander v[on] Hales schon 1222 berühmt[er] Lehrer zu Paris, wird als d[er] erste genannt, der den Arist[oteles] u[nd] Avicenna für d[ie] ch[ri]stl[iche] Theologie gebrauchte - sowie er wahrscheinl[ich] auch der erste ist, der die Sentenz[en] d[e]s Lombard[en] commentirte. Eb[en]so hat Wilhelm v[on] Auvergne [,] s[eit] 1228 Bis[c]h[of] v[on] Paris [,] d[ie] Arabisch[en] Philos[ophen] berücksicht[i]gt. In gleicher od[er] noch vollständ[i]gerer Weise that dieß Vincent v[on] Beauvais in s[einem] groß[en] Encyclopäd[i]sch[en] Werke. (Aber schon in d[er] Mitte d[es] 13 [.] J[a]hrh[underts]) Sie alle überragte aber Albertus Magnus. [4.] Albertus Magnus. Geb[oren] 1193 zu Lauingen in Schwaben aus d[em] Stamm d[es] Graf[en] v[on] Bollstädt, Stud[ium] in Padua. Eintritt in d[en] Dominikaner-Orden; lehrte zu Köln, um d[a]s J[ahr] 1248 auch einige Zeit in Paris, dann wieder in Köln. Zu P[a]pst Alexander IV [.] nach Rom berufen (in Angel[e]g[en]h[ei]t[en] s[eines] Ord[en]s) [,] hierauf Bisch[of] v[on] Regensburg - legte aber d[ie]s[e] Würde nach wenig[en] Jahren wiederu[m] nieder u[nd] kehrte in s[ein] Kloster u[nd] z[um] Lehramt zurück. Starb in hoh[em] Alter 1280. Ungemein[er] Fleiß u[nd] Fruchtbark[ei]t. 21 Foliant[en]. (Nothw[e]nd[i]gk[ei]t der Kritik) -  Hundert v[on] d[en]  S[c]h[ri]ft[en]  1295 Werk[en], die sein[en] Name[n] trag[en,] hat man b[e]reits ausg[e]schied[en] als unecht (doch noch 21 Fol[ianten.])  1296 S[eine] allgem[eine] Bedeut[un]g f[ür] d[ie] Mittelalt[e]rl[iche] Wiss[e]nsch[a]ft. Universalität s[eines] Wissens. Eig[en]thü[m]l[iche] Verdienste - V[e]rh[ä]ltn[i]ß zu Thom[as] v[on] Aq[uin] u[nd] s[einen] Leist[un]g[en] (d[ie]s[e]r ärndtete [,] was Albert[us] gesäet). Er hat Aristot[eles] in d[ie] abendländ[i]s[c]h[e] Lit[e]ratur eig[e]ntl[ich] eingeführt u[nd] in d[en] Grundzügen mit dem Chr[i]st[e]nth[um] zu vermitteln gesucht - u[nd] hat ausgeforscht, was v[on] ihr zu brauchen, was zu verwerfen sey. Ebenso stellt er sich den Arabisch[en] Aristotel[ikern] u[nd] dem Platon gegenüber. [68rl/ 68vr] 1295 Über der Zeile, wohl als Ersatz für „Werk[en]“, das aber stehengeblieben ist. 1296 Einfügung in und unter der Zeile sowie am Seitenrand [68rr]. 558 Alle spätere Mittelalterl[iche] Philosophie ruht auf s[einen] Bestreb[u]ng[e]n u[nd] Erfolgen. - Er hat trotz einzelner Unricht[i]gk[ei]t[e]n, die durch die Neuheit der Sache, und 1297 bei den mangelhaften Uebersetz[u]ng[e]n wohl zu entschuld[i]g[en] sind, eine  so allgemeine u[nd] umfaß[en]de  1298 Kenntniß der Aristotel[ischen] Philos[ophie] angebahnt od[er] auf d[ie] Bahn gebracht - wie sie selbst heut zu Tage  wie Ritter bemerkt  1299 trotz aller reichen Mittel u[nd] Forsch[u]ng[en] nicht wieder erlangt ist. Fast alle Aristot[elischen] Schr[i]ft[e]n hat er commentirt in s[einer] Weise [,] ohne sich enge an d[en] Text anzuschließ[en], u[nd] s[eine] eignen [,] oft weitläuf[i]g[en] Bemerk[u]ng[e]n hinzugefügt; denn er verfolgte den dopp[elten] Zweck, th[ei]l 1300 den Aristot[eles] zu erklären, th[ei]ls ihn für d[ie] Bedürfnisse seiner Zeit zuzuricht[en.] Einiges hat er ganz überg[a]ng[en,] z. B. d[ie] Rhetorik u[nd] Poetik des Arist[oteles]. Jene Zeit hatte dafür gar kein[en] Sinn. - Die Metaphysik d[e]s Arist[oteles] d[a]g[e]g[en] hat er zwar b[e]h[a]nd[e]lt, aber nicht in d[er] gewöhnl[ichen] Weise. Er hält sich streng an die 1301 Lehren des Arist[oteles] u[nd] will v[om] Seinig[en] nichts hinzusetzen. Er setzte aber dafür d[ie]s[e]m System sein System der Theologie zur Seite. Anders verfährt er mit den physisch[en] Schr[i]ft[e]n d[es] Arist[oteles]. In d[ie]s[em] Gebiet hat Arist[oteles] s[ein] volles Vertraue[n]. Unt[er] s[einer] Führung sucht er aber auch die Kenntniß der Natur zu erweitern. Sein Fleiß in d[ie]s[en] Untersuch[u]ng[en] hat ihm den Ruf eines Zauberers zugezogen. Schrift[en] der gehei[men]  schwierig[en]  1302 Kunst führen s[einen] Namen. Er hat für s[eine] Zeit in d[er] Naturwiss[e]nsch[a]ft Großes geleistet. Dem naturwiss[e]nsch[a]ftl[ichen] Werke des Arist[oteles] setzte er  eigene  1303 6 Bücher (selbst) hinzu, und 1304 schrieb überdieß über d[ie] Mineralien ein eigenes Werk. Eb[e]nso hat er in d[en] üb[ri]g[en] Theilen der Naturwiss[e]nsch[a]ft Forsch[u]ng[e]n gemacht. Beachtet man 1305 noch, daß er dabei auch s[eine] dialekt[ischen] Untersuch[u]ng[en] u[nd] s[ein] System der Theologie nicht vernachläßigte, so kann man s[einen] umfaßend[en] Geist erkennen. In d[ie]s[er] Rücksicht, s[a]gt Ritter, ist ihm kein Scholastiker gleich zu setzen. Thomas v[on] Aquin u[nd] Duns Scotus haben sein theolog[isches] System in Schatt[en] gestellt, Roger Bacon hat ihn v[ie]ll[ei]cht in scharf- 1297 „und“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „d[+++]“. 1298 Über der Zeile. 1299 Über der Zeile mit Bleistift. 1300 Gemeint: „theils“. 1301 „Text“ in der Zeile gestrichen. 1302 Über der Zeile mit Bleistift. 1303 Über der Zeile. 1304 „und“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „s[+++]“. 1305 „dabei“ in der Zeile gestrichen. 559 sinniger Erforsch[u]ng der Natur vermittelst der Mathematik übertroffen; - aber alle d[ie]se Männer benützte[n] seine Vorarbeiten u[nd] keiner v[on] ihnen hat beide Seiten der Forschu[n]g so zusammenzuhalten gewußt, wie er; - bei der überwältigend[en] Masse des Stoffes weiß er [,] gesund[en] Sinnes u[nd] gereift[en] Urth[ei]ls, leitende Grundsätze aufzufind[en,] [68vr/ 69rl] 1306 welche große Massen der Untersuch[u]ng zusammenfaßen u[nd] erleuchten. Auch in d[ie]s[er] Rücksicht zeichnet er sich vor s[einen] Nachfolgern aus, bei welchen die Einzelheiten  der Lehre  1307 mehr hervortreten u[nd] mit den allgem[einen] Grundsätzen fast auf gleichen Boden  sich  1308 stellen 1309 . In der Ausführ[u]ng des Einzelnen ist er ihnen aber nicht gleich. - Auch stellt er die peripatet[ische] Philos[ophie] u[nd] die ch[ri]stl[iche] Lehre th[ei]lw[ei]se doch nur nebeneinander - was allerdings auch bei s[einen] Nachfolgern noch d[er] Fall ist - wenn auch nicht mehr im gleichen Grade. Die Metaphysik läuft ja in d[er] folg[e]nd[en] Scholastik immer als Magd neben der Theologie her - ohne d[a]ß eine rechte Vereinig[un]g u[nd] Durchdring[un]g v[on] philos[ophischem] Fors[c]h[en] u[nd] Glaubensinh[a]lt u[nd] also eine wahrh[a]ft ch[ri]stl[iche] Philos[ophie] erzielt worden wäre. Dem Albert hat d[er] ch[ri]stl[iche] Glaube die volle Wahrh[ei]t [,] die peripatet[ische] Philos[ophie] hat nur unvollkom[mene] Erk[e]nntn[i]ß. Albert wurde der Affe des Aristot[eles] genannt  geschmäht  1310 ; aber mit Unrecht. Er folgt ihm nicht sklavis[c]h; er kennt die Schwäch[en] dess[e]lb[en] in den H[au]ptfragen - wenn er sie auch möglichst milde zu deuten versucht, damit es nicht in ein[em] zu grellen Widerspruch geg[en] d[ie] kathol[ische] Lehre erscheint. Er widerspricht ihm auch ohne Bedenken, wo  die  1311 entscheidend[en] P[u]nkte eintreten; auch nimmt er manchmal die Parthei des Platon dem Arist[oteles] gegenüber.  I [.] Glaub[en] u[nd] Wiss[en]  1312 Die früh[er] übl[iche] Erört[e]r[u]ng des V[e]rh[ä]ltn[i]ßes v[on] Glauben u[nd] Wißen geht jetzt in eine Untersuch[u]ng des V[e]rh[ä]lt[ni]ß[e]s v[on] Philos[ophie] u[nd] Theologie über - wie wir das th[ei]lw[ei]se schon bei Hugo v[on] S[t]. V[ictor] sahen. - Früher [,] z. B. b[ei] Anselm [,] wußte man v[on] Philos[ophie] (im Sinne v[on] Metaphysik od[er] weltl[icher] od[er] natürl[icher] Theologie) im Unterschied v[on] posit[iver] Theologie noch nichts - sond[ern] nur v[om] Glauben u[nd] v[on] Wissensch[a]ft [.] Es ward geglaubt u[nd] dann suchte man den Glaub[e]nsinhalt nach wiss[e]nsch[a]ftl[ichen] 1306 „Gesch[ichte] d[er] Philos[ophie] d[es] Mitt[el] Alters 35“ am oberen Seitenrand [69rr]; „35“ bezeichnet den Bogen. 1307 Über der Zeile. 1308 Über der Zeile. 1309 „stellen“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „stehlen“. 1310 Über der Zeile mit Bleistift. 1311 Über der Zeile. 1312 Randbemerkung am Seitenrand [69rr] mit Bleistift. 560 Principien zu erkennen, zu begreifen; man wußte nichts v[on] ein[er] Wiss[e]nsch[a]ft vor u[nd] ohne Glauben. - Jetzt aber ist eine solche Wiss[en]sch[a]ft da in d[er] Metaphys[ik] (d[e]s Arist[oteles]); sie ist geschaffen vor u[nd] ohne Glauben; - ist aber eben deßh[a]lb unvollkommen; die vollkommene Wiss[e]nsch[a]ft ist die pos[itive] Theologie [,] die v[om] Glaub[en] ausgeht; aber nicht blos den Glaub[ensin]h[a]lt zum Object der Erk[e]n[n]tn[i]ß hat, sond[ern] sogar die wiss[en]sch[a]ftl[ichen] Principien sind Glaubenssätze; die Wiss[e]nsch[a]ft sucht nicht das Geglaubte zu verstehen; sie besin[n]t sich auf d[en] Glaub[en] - das ist dann fr[e]il[ich] eig[en]tl[ich] ein Cirkel. [69rl/ 69vr] Damit war dem Wissen u[nd] der Philosophie zugleich mehr u[nd] weniger gewährt als früher: Mehr [,] inde[m] man vor dem Glauben schon eine Wiss[e]nsch[a]ft v[om] Uebernatürl[ichen] (Metaphys[ik]) für möglich hielt; weniger - indem man in d[er] Theologie  der höchst[en] Wissenschaft  1313 di[e] Glaubenssätze selbst zu Principien des Wissens zu erheben suchte.  Es ward da[m]it alle natürl[iche] Ord[n]u[n]g u[nd] Ansi[c]ht der Di[n]ge verkehrt [.] Ei[n] Product ein[e]r la[n]g[en] histor[ischen] E[n]twickl[un]g grie[c]h[ischer] Philos[ophie,] i[n]sb[e]s[ondere] Aristot[elischer] Metaphysik [,] betra[c]htete man als Naturproduct od[er] machte es als solches gelt[en]d.  1314 Albert hält indeß nicht blos den Glauben u[nd] Glaubenssätze für Erlang[un]g der Erke]n[n]tn[i]ß im wahren u[nd] höchst[en] Sinn für nothw[e]nd[i]g, sond[ern] er dringt zu d[ie]s[e]m Behufe auch auf Heil[i]gk[ei]t des Lebens, auf Reinig[un]g des Willens; denn d[a]d[u]r[c]h werde man erst fähig d[a]s Ewige zu erkennen, daß man sich üb[er] Leidensch[a]ft[e]n u[nd] Irdisch[e]s u[nd] Zeitliches sittl[ich] erhebt. Das ist, wie man sieht [,] ein Nachhall der Victoriner - u[nd] man sieht [,] wie Albert die Bestreb[u]ng[en] u[nd] Richt[u]ng[e]n der früheren 1315 Scholastiker zu vereinigen strebt.  II.  Lehre v[on] G[o]tt.  1316 Ein wirkl[iches] Erkennen G[o]tt[e]s b[e]h[au]pt[e]t aber Albert. In d[er] vernünft[i]g[en] Seele sey ein  natürl[iches]  1317 Verlangen die erste Ursache, Gott, zu erkennen; dieß Verlangen darf nicht vergebl[ich] seyn u[nd] d[a]h[er] ist nicht zu zweifeln, d[a]ß wir G[o]tt zu erkennen vermögen. - Nun ist aber die Frage, ob d[ie]se Erk[e]n[n]tn[i]ß uns auf 1318 unmitt[e]lb[are] Weise zukomme od[er] ob wir das Daseyn G[o]tt[e]s zu beweisen habe[n.] Hiebei berücksicht[i]gt er Ans[elms] Lehre, d[a]ß G[o]tt[e]s (Daseyn)  Begriff  1319 an sich gewiß 1313 Über der Zeile mit Bleistift. 1314 Randbemerkung am Seitenrand [69vl] mit Bleistift. 1315 „Theologen“ in der Zeile gestrichen. 1316 Randbemerkung am Seitenrand [69vl] mit Bleistift. 1317 Über der Zeile. 1318 „mittelb[are] od[er]“ in der Zeile gestrichen. 1319 Über der Zeile. 561 sey; aber er entscheidet sich für das Gegentheil. Wir müßen v[on] d[er] Erfahr[u]ng in aller Wiss[e]nsch[a]ft ausgehen u[nd] d[a]h[er] haben wir auch die Beweise für G[o]tt[e]s Dasey[n] aus d[er] Erfahr[u]ng zu schöpfen. Diese Erfahr[u]ng ist eine doppelte: Die Erfahr[u]ng d[u]rch die Gnade u[nd] die Erfahr[u]ng auf natürl[ichem] Wege - wiewohl auch d[ie]se letztere im weitern Sinn, wie alles Gute, d[u]rch Gnade G[o]tt[e]s uns zu Th[ei]l wird. Auch durch die natürl[iche] Erfahr[u]ng wird Gott bewiesen, indem wir v[on] den Wirk[u]ng[e]n auf eine erste Ursache schließen müße[n]; sogar Spuren der Trinität können wir auf d[ie]s[e]m Wege finden, weil ihr Bild in den natürl[ichen] Dingen abgedruckt ist. - Ind[e]ß ist d[ie]se Erk[e]n[n]tn[i]ß durch d[ie] Natur allerdings eine unvollkommenere als die Erk[e]n[n]tn[i]ß d[u]rch d[ie] Gnade, welche d[u]rch Hülfe sittl[icher] Vervollkommnung gewonnen wird. Ueb[e]rh[au]pt aber ist die Erk[e]nntn[i]ß des Geschöpfes v[om] Schöpfer eine unvollkommene, denn d[a]s Endl[iche] kann nicht das Unendl[iche] begreifen, wiewohl es auch v[om] Unendl[ichen] nicht getrennt [69vr/ 70rl] seyn kann u[nd] auch in s[einem] Erkennen mit ihm zusammenhängen muß. Auf d[ie]s[e] W[ei]se sucht Albert die Einwürfe derer zu lösen, welche aus dem Ueberschwengl[ichen] im Begriffe G[o]tt[e]s die Folgerung gezogen, Gott könne nicht gedacht, nicht erkannt, nicht genannt werden. - Allerdings ist G[o]tt unbegreifl[ich,] wenn man unter Begreifen ein Umfaßen des ganzen G[e]g[e]nst[a]nd[e]s versteht; aber weil wir ihn nicht ganz faßen können, darum ist er doch nicht uns[erer] Erk[e]nntn[i]ß gänzl[ich] entrückt. Wenigstens ein Berühren G[o]tt[e]s in uns[eren] Ged[a]nk[e]n haben wir anzunehmen, wenn wir nicht b[e]h[au]pt[e]n wollen, d[a]ß uns[er] Denken v[on] aller Wahrh[ei]t fern ist. Er ist das ausstrahlende Licht, welches uns erleuchtet; wenn uns der Strahl seines Lichtes berührt, so stehen wir mit ihm in Gemeinsch[a]ft, obgleich wir die ganze Kr[a]ft der erleuchtend[en] Sonne nicht faßen können. - Dabei indeß hält Albert auch den Ged[a]nk[e]n fest, daß wir G[o]tt nur mittelbar [,] wie die Ursache in ihr[en] Wirk[u]ng[e]n [,] erkennen. Schwier[i]gk[ei]t macht d[em] Albert hiebei aber der Satz, daß zw[i]s[c]h[en] G[o]tt u[nd] den Geschöpfen, zw[i]sch[en] dem Unendl[ichen] u[nd] Endl[ichen] in keiner Rücksicht Gleichh[ei]t od[er] Aehnl[i]chk[ei]t stattfinde, ind[em] auch er den alten Satz festhält, daß jede Erk[e]nntn[i]ß eine Aehnl[i]chk[ei]t des Erkennend[en] mit dem Erkannte[n] voraussetze; denn die Seele erkennt Alles nur d[u]rch Aehnlichk[ei]t dess[e]lb[en] mit sich. - Er sucht sich d[a]d[u]rch zu helfe[n,] daß er b[e]h[au]pt[e]t: Nur die Erk[e]nntn[i]ß des Wesens u[nd] der Ursache, warum etwas ist, wurde d[u]rch Aehnl[i]chk[ei]t des Erkennend[en] mit dem Erkannten vollzogen, eine verworrene Erk[e]n[n]tn[i]ß d[a]g[e]g[en] könne auch vermittelst einer Vergleich[u]ng des Niederen mit dem Höheren gewonnen werden. 562 Eine solche verworrene Erk[e]nntn[i]ß v[on] G[o]tt d[u]rch Verneinung, welche aber Bejahung voraussetze [,] schreibt er uns zu, auch ohne Hülfe der Gnade, v[on] Natur, so daß sie selbst den Bösen nicht fehle.  III.  Schöpf[un]gslehre  1320 D[ie]se Lehre v[on] der Erk[e]n[n]tn[i]ß G[o]tt[e]s d[u]rch den M[e]nsch[e]n erhält vollkom[menes] Licht erst d[u]rch s[eine] Schöpf[u]ngslehre. Hier hatte er dem Aristot[eles] u[nd] den Arab[ischen] Philos[ophen] u[nd] auch pantheist[ischen] Ketzern wie David v[on] Dinanto entgegen zu treten im Intereße der ch[ri]stl[ichen] Lehre. Er hält an d[er] eig[e]ntl[ichen] Schöpf[u]ngslehre fest [,] obwohl auch Anklänge an Emanation sich finden. Er betrachtet G[o]tt im V[e]rh[ä]ltn[i]ß zu d[en] Ges[c]höpfen als allge[me]i[n] thätig[en] Verstand (intellectus universaliter agens) u[nd] d[ie]s[e]n denkt er sich als  in  1321 beständ[i]g[em] Ausfließen Intelligenz[en] aus sich entlaßend. Dieß liege in s[einer] Natur. Wer [70rl/ 70vr] fragen sollte, warum die Intelligenz überströmend sich ausgieße, der würde nur fragen, warum sie Intelligenz sey. Eine Wahl in s[einer] schöpfer[i]sch[en] Thät[i]gk[ei]t will er d[a]h[er] G[o]tt auch nicht zugestehen; eine solche kommt nur Dingen zu [,] welche durch verschied[ene] Beweggründe bestimmt werden; G[o]tt bringt das Gute hervor, weil es beßer ist das Gute aus sich zu entsenden, als es in sich zurückzuhalten. D[a]h[er] billigt Albert auch die Lehre des Platon, d[a]ß d[ie] Formen aller Dinge ewig in G[o]tt sind; fügt aber beschränkend hinzu, dieß gelte nur v[on] d[en] Formen im göttl[ichen] Geiste, nicht v[on] d[em] Daseyn ders[e]lb[en] in d[ie]s[er] sinnl[ichen] Welt. - Damit lenkt er in die ch[ri]stl[iche] Schöpf[u]ngslehre ein. - Die Entst[e]h[u]ng der Dinge ist keineswegs für G[o]tt eine nothw[en]d[i]g[e], aus s[einer] Natur  folg[en]de  1322 ; vielmehr betrachtet er d[ie] Schöpf[un]g als ei[nen] Act seiner Freih[ei]t. Gott ist d[ie] freieste Ursache, weil er Ursache seiner selbst, weil er die erste Ursache ist. Unfreih[ei]t kommt nur der Materie zu. - Nur G[o]tt[e]s Willen bringt die Welt hervor u[nd] man hat keinen and[eren] Grund der Schöpf[u]ng zu suchen. Aber der G[e]g[e]nsatz v[on] Freih[ei]t u[nd] Natur gilt dem Albert doch nicht als Etwas, das wir im strengst[en] Sinn auf Gott anwend[en] dürften. Die Schöpf[un]g ist d[a]h[er] zwar Werk seines Willens, sofern sie etwas Anderes hervorbringt, was v[on] G[o]tt unt[e]rschieden werden muß, wie die Kunst etwas außer sich bewirkt; sofern aber d[er] Wille G[o]tt[e]s der Sache nach Eins u[nd] dasselbe ist mit der Natur u[nd] Substanz G[o]tt[e]s, haben wir d[ie] Schöpf[un]g auch als Werk s[einer] Natur zu betracht[en]. 1320 Randbemerkung am Seitenrand [70rr] mit Bleistift. 1321 Über der Zeile. 1322 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „fließende“. 563 Die Annahme ein[er] ew[i]g[en] Materie (Arist[oteles]  Platon  1323 u[nd] d[ie] Arab[er]) [,] aus welcher G[o]tt wie ein Künstler d[ie] Welt gebildet, bestreitet er. G[o]tt würde dürft[i]g sey[n], wenn s[ein] Wirken eine Materie voraussetzte. G[o]tt[e]s schöpf[e]r[i]sch[er] Gedanke umfaßt d[a]h[er] auch den Gedanken der Materie. Alb[ert] gibt zu [,] d[a]ß d[ie] Materie [,] aus welcher Alles geschaffen [,] gewissermass[en] in G[o]tt sey; aber nicht insofern sie materiell [,] d. h.  ein  1324 bloß[es] Vermögen ist, sond[ern] insofern sie die Form in ihrem idealen Seyn in sich trägt. Daß die Materie nicht ewig seyn könne, wird aber  auch  1325 daraus  er  schloßen 1326 , daß G[o]tt, die ew[i]ge Form u[nd] d[ie] Materie nichts miteinander gemein haben können - also auch die Ew[i]gk[ei]t nicht. - Die Ew[i]gk[ei]t d[er] Welt bestreitet er d[em] Arist[oteles] gegenüb[er] lebhaft. Die Zeit muß nothw[en]d[i]g ein[en] Anf[a]ng hab[en], sonst könnte sie k[e]i[nen] V[e]rlauf hab[en] u[nd] au[c]h d[en] geg[en]wärt[i]g[en] Aug[en]bli[c]k nicht erreicht hab[en]. -  Er  1327 hält 1328 auch fest, d[a]ß der E[n]tst[e]h[un]g der Welt keine Zeit vorhergehe u[nd] keine Veränd[e]r[un]g, d[a]ß d[a]h[er] G[o]tt auch nicht einmal angefang[en] habe [,] die Welt zu schaffe[n]. - Er nennt d[ie] S[c]höpf[un]g d[a]h[er] auch ein Wunder - das in letzt[er] Instanz unbegreifl[ich] sey für d[ie] natürl[iche] V[e]r[n]u[n]ft. -  1329 [70vr/ 71rl] 1330 Die erst[en] Anfänge der Schöpf[u]ng faßt Albert unter 4 Begriffen auf, näml[ich] der ersten Materie, der Zeit, des Himmels u[nd] der ew[i]g[e]n Intelligenzen.  D[en] Ueb[e]rg[an]g v[om] G[ei]st z[ur] Materie zu find[en] u[nd] zu erklär[en,] war v[on] jeher d[a]s Schwi[eri]gste.  1331 Er bezeichnete alle vier mit dem Namen der gleichzeit[i]g[en] Dinge v[on] unvergängl[icher] Dauer (coaequaeva)  (Coaeva)  1332 [,] indem er v[on] dem Ged[a]nk[e]n ausgeht, d[a]ß zw[i]sch[en] dem Ewigen u[nd] Zeitlichen ein Mittleres seyn müße, welches der Substanz nach ewig, der H[a]ndl[u]ng nach in der Zeit sey. Jene 4 gleichzeit[i]g[en] u[nd] unvergängl[ichen] Gründe des  weltl[ichen]  1333 Daseyns bedeuten ihm aber nicht eine jede für sich eine Substanz, wie sich das bei d[em] B[e]gr[i]ffe der Zeit v[on] selbst versteht, aber auch 1323 Über der Zeile. 1324 Über der Zeile. 1325 Über der Zeile. 1326 „  er  schloßen“ ersetzt durch Streichung und Ersatz über der Zeile ursprüngliches „geschloßen“. 1327 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „Doch“. 1328 „er“ in der Zeile gestrichen. 1329 Einfügung am Seitenrand [70vl]. 1330 „Gesch[ichte] d[er] Philos[ophie] d[es] Mitt[el] Alters 36“ am oberen Seitenrand [71rr]; „36“ bezeichnet den Bogen. 1331 Randbemerkung am Seitenrand [71rr] mit Bleistift. 1332 Über der Zeile mit Bleistift. 1333 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „ew[i]g[en]“. 564 v[om] Begr[i]ffe der erst[en] Materie gilt. Denn alle körperl[iche] Ausdehnung wird v[on] ihm nur als eine Wirk[u]ng der Seele angesehen; denn die Materie gehört nicht der Wahrh[ei]t der Dinge an; sie ist nach dem Aristot[eles] nur Privation, welche Gott nicht zur Ursache hat u[nd] v[on] ihm d[a]h[er] nicht als etwas für sich Bestehendes, sond[ern] nur als etwas an einem Andern Vorkommendes, als ein Vermögen dess[e]lb[en] erschaffen werden kann. Es bleiben d[a]h[er] nur der Himmel u[nd] die Intelligenzen übrig als die v[on] G[o]tt geschaffenen Substanze[n]; die beiden and[eren] Punkte, welche in die urspr[ü]ngl[iche] Schöpf[un]g mit aufgenommen werden, sind aus der Weise abzuleiten [,] wie Albert jene geschaffenen Substanz[en] si[c]h denken zu müßen glaubt.  (Gnostische Nachwirk[un]g - die Bedeut[un]g der Materie zu find[en] für d[ie] Philos[ophie,] ist g[e]g[en]wä[r]t[i]g eine schwier[i]ge Aufgabe - aber mögl[ic]h d[u]rch d[ie] neu[ere] Naturfors[c]h[un]g u[nd] Veranlaß[un]g ist da d[u]rch d[en] Mater[ia]l[i]s[mus] ei[ner]s[ei]ts - d[u]rch d[en] Spiritual[i]s[mus] anders[ei]ts. [)] NB [: ] Die Materie d[en] Zwe[c]k [n]i[c]ht i[n] si[c]h - das ist richtig - aber au[c]h die bewußtlos[en] Form[en] hab[en] ih[n] nicht in sich [.] -  1334 Albert schließt sich der Emanationslehre einig[e]rmass[en] darin an, daß er das Ausgehen der Geschöpfe als etwas betrachtet, was d[u]rch verschied[ene] absteigende Grade nothw[e]nd[i]g hindurchgehen müße, weil die Ursache vollkommener ist als die Wirk[u]ng. D[a]h[er] kann sogar Gott nur Unvollkom[menes] hervorbringen. Hierin findet Albert auch den Grund, warum eine Vielh[ei]t der Dinge aus d[er] erst[en] Ursache hervorgehen muß.  1. Gr[un]d der Vielh[ei]t der Di[n]ge  1335 Zuweilen scheint es, als ob er die Vielh[ei]t der Dinge aus d[er] Materie ableiten wollte; - doch ist dieß nicht s[eine] letzte Entscheid[un]g; denn die Materie muß sich der Form fügen; die Verschied[e]nh[ei]t der  Materie  1336 ist d[a]h[er] nur wegen Verschied[e]nh[ei]t der Formen [,] ist 1337 nicht d[ie] Ursache [,] sond[ern] nur Zeichen der Verschiedenh[ei]t der Formen. - Ebenso ist d[ie] Materie nicht eig[e]ntl[ich] Grund der Unvollkommenh[ei]t der Dinge, sond[ern] nur Zeichen u[nd] Folge der Unvollkommenh[ei]t. D[a]h[er] werden auch alle 1338 Verschied[e]nh[ei]t[e]n, welche aus Form u[nd] Materie hervorgehen, v[on] der ersten Vielheit unterschieden. Ind[em] Albert den ersten Grund der Vielh[ei]t aufdecken will, wendet er sich der Ansicht zu, d[a]ß G[o]tt[e]s Weish[ei]t viele Dinge hervorgebracht habe, weil s[eine] 1334 Randbemerkung am Seitenrand [71rr] mit Bleistift. 1335 Randbemerkung am Seitenrand [71rr] mit Bleistift. 1336 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „Formen“. 1337 „ist“ ersetzt durch Überschreibung mit Bleistift ursprüngliches „u[nd]“. 1338 „Dinge“ in der Zeile gestrichen. 565 Macht u[nd] Güte in sein[en] Geschöpf[e]n nicht vollstä[n]d[i]g off[e]nbar w[e]rd[en] konnte. [71rl/ 71vr]  2. Gru[n]d der Vielh[ei]t d[e]r Di[n]ge  1339 Die Einheit der Schöpf[u]ng aber wird doch festgehalten; sie ist Eine Welt sowohl in B[e]z[ie]h[u]ng auf d[en] Schöpfer, der in d[er] Einheit der Welt seine eigne Einheit off[e]nbart, als in B[e]z[ie]h[u]ng auf die Geschöpfe, welche ohne Lücke aus Gott ausfließen u[nd] in einem ununterbrochenen Zusammenhang unter einander stehen, so daß kein Grad des Daseyns in der Welt fehlen darf.  NB [: ] Das Wort Emanation gebraucht auch Thom[as] v[on] A[quin] zur Bezeichnung der Schöpf[u]ng.  1340 - In ähnl[icher] Weise wie die Arabisch[en] Philosophen denkt Albert sich d[ie]s[e]n Weltzusammenhang. Der Himmel ist das Erste Erzeugende, an ihn schließt sich Alles an wie ein Organ, indem Gott in s[einer] Wirksamk[ei]t in der Natur überall der Mittel-Ursachen sich bedient als s[einer] Werkzeuge. So off[e]nb[a]rt sich G[o]tt so vollständ[i]g als  es  1341 möglich ist, indem s[eine] Einheit doch nur in einer Vielheit der Dinge sich zeigen kann.  (  1342 Auch, daß d[ie]se Welt doch nur als eine begrenzte zu denken ist, gilt ihm als Beweis für s[eine] Ansicht.  )  1343 - Die allgemeine Ursache, das unendl[iche] Wesen G[o]tt[e]s hat sich in d[ie]s[e]r endl[ichen] Welt zusammengezogen. (Contrahere. Kühner Ausdruck [,] der da noch gewagt werd[en] durfte [.] Er meint wohl nur das Bild v[on] G[o]tt, das die Welt sey[n] soll.) -  Um  1344 Mit s[einem] Schöpf[u]ngssystem 1345 die unmittelbare Wirks[a]mk[ei]t G[o]tt[e]s in allen Geschöpfen verbinden zu können, stellt er den Grundsatz auf, daß Alles, was die Zweite Ursache wirkt, im höheren Sinne v[on] der ersten  Ursache  1346 bewirkt werde. 1347 Denn das Vermöge[n] zu wirken hat die 2. Ursache nur durch die erste u[nd] nur deßweg[en,] weil die erste Ursache auch in d[er] 2. ist. Die erzeugende Kraft, welche den höheren Ursachen beiwohnt, ist in ihnen nur vorhanden, weil etwas Göttliches in ihnen liegt. (Nihil generat aliud, nisi per divinum aliquid, quod  est  1348 in eo.)  NB [: ] Hier sieht man [,] daß Albert größere allgem[eine] Gesichtspunkte zu finden wußte - u[nd] nicht v[om] Einzeln[en] sich so b[e]stimm[en] ließ wie Thom[as] v[on] Aq[uin].  1349 Eben dieß ist die Natur der schöpferisch[en] Thät[i]gk[ei]t, 1339 Randbemerkung am Seitenrand [71rr] mit Bleistift; Fortsetzung der Randbemerkung „- d[em] erst[en] fast e[n]tg[e]g[en] gesetzt -“ mit Bleistift gestrichen. 1340 Randbemerkung am Seitenrand [71vl]. 1341 Über der Zeile. 1342 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1343 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1344 Im Nachhinein vor den ursprünglichen Zeilenanfang gesetzt. 1345 „(: Emanation)“ in der Zeile gestrichen. 1346 Über der Zeile. 1347 Randbemerkung am Seitenrand [71vl] „NB [: ] Widerspruch mit d[em] vorig[en] v[on] d[en] Mittel[+] Ursache[n].“ im Nachhinein mit Bleistift gestrichen. 1348 Über der Zeile. 1349 Randbemerkung am Seitenrand [71vl]. 566 daß sie  den  1350 geschaffenen Dingen innerl[ich] gegenwärt[i]g ist. Nur Gott wohnt eine solche Thätigkeit bei. Wenn eine höhere Kraft, selbst wenn ein Engel etwas hervorbringt, so ist es keine Schöpf[un]g [,] sond[ern] ein Hervorziehen der Wirklichkeit aus dem Vermögen, welches in dem hervorgebrachten Dinge lag u[nd] welches v[on] d[em] höh[eren] Geschöpfe nur v[on] außen angeregt wird, während Gott schaffend allen Dingen innerlich ihr Seyn gibt. - Es gilt d[a]h[er] nicht blos v[on] d[er] Seele, sond[ern] von allen Dingen, daß G[o]tt ihnen unmitt[e]lb[ar] gegenwärt[i]g ist, wenn es auch Gesetz G[o]tt[e]s ist [,] alles durch die mittle[ren] Grade des Daseyns bis z[um] letzte[n] herab hervorzubring[en.] (NB [: ] Also v[on] Ob[en] nach Unt[en], [n]i[c]ht v[on] Unt[en] nach Ob[en] gi[n]ge die Bild[un]g.) [71vr/ 72rl] Nicht allein üb[er]h[au]pt in d[er] Welt, sond[ern] auch in jed[er] Ordnung der Welt muß die erste Ursache gegenwärt[i]g seyn. D[a]h[er] wird auch die Lehre der Aristotel[i]k[e]r verworfen, daß der Verstand v[on] außenher komme, denn Gott wirke ihn v[on] innen. (NB [: ] durch immanente Kr[a]ft? ) u[nd] sey  als  1351 Urheber der  Dat[iv]  1352 Natur nicht äußerl[ich], wenn auch v[on] ihr verschieden. Wie G[o]tt üb[er]h[au]pt, so wird insb[e]s[ondere] die g[ö]ttl[iche] Intelligenz angenommen als überall in allen Dingen gegenwärtig. Jedes Werk der Natur ist auch Werk der Intelligenz [,] näher od[er] entfernter. In den leblosen Dingen erscheint zwar die Intelligenz nur wie unterdrückt u[nd] eingetaucht in die Materie, welche in ihnen gleichsam eines Sieges sich erfreut; aber dennoch ist sie in allen d[ie]s[e]n Dingen auch vorhanden. D[a]h[er] ist es eines der wicht[i]gst[en] Geschäfte, welche Albert nach s[einer] eigne[n] Angabe in alle[n] s[einen] Untersuch[u]ng[e]n üb[er] d[ie] Natur betreibt, zu zeigen [,] wie auch die leblosen Dinge der Intelligenz keineswegs fremd sind. Aber nicht allein in empiris[c]h[en] Untersuch[u]ng[en], sond[ern] auch in ein[er] allgem[einen] Lehre sucht er zu zeigen, daß zwar den geschaffenen Dingen die Materie nothw[e]nd[i]g ist, daß sie aber ihr Wesen, ihre Form v[on] G[o]tt als ein Erzeugniß der Intelligenz haben.  NB [: ] Als wäre d[ie] Materie [n]i[c]ht v[on] G[o]tt g[e]schaff[en] - wenn auch nur als Mittel!  1353 In Bezug auf d[a]s V[e]rh[ä]ltn[i]ß v[on] Form u[nd] Materie finden sich merkwürd[i]g[e] B[e]stimmung[en] bei Albert. - Da jedes Ges[c]höpf aus dem Nichts ist, könnten wir ihm nur vergängl[iches] Daseyn zuschreiben, wenn es nicht v[om] unvergängl[ichen] Wesen G[o]tt[e]s getragen würde. Nur dem Wesen, welches aus sich selbst ist, kommt s[einem] B[e]gr[i]ffe nach das Seyn zu, nur d[ie]s[e]s Wesen d[a]h[er] ist eines ew[i]g[en] Seyns theilhaft[i]g  (Form)  1354 ; alles andere kann als nicht seyend gedacht werden.  NB [: ] Man sieht [,] wie er hier doch wied[er] auf 1350 Über der Zeile eingefügt. 1351 Über der Zeile. 1352 Über der Zeile. 1353 Randbemerkung am Seitenrand [72rr] mit Bleistift. 1354 Randbemerkung am Spaltenrand [72rl] mit Bleistift. 567 Ans[elms] Gru[n]dged[an]k[en] b[e]i[m] ontolog[ischen] Argum[ent] kommt.  1355 D[a]h[er] ist das Seyn in jed[em] Ges[c]höpfe verschieden v[on] dem, was es ist  (Materie u[nd] Form)  1356 . Hierin liegt die Unterscheid[un]g zw[i]sch[en] Form u[nd] Materie; denn die Materie bezeichnet nichts andres, als das, was außer der Form in einem Dinge ist. Die Form aber gibt d[a]s b[e]stimmte Seyn, welches einem Dinge zugeschrieben wird, so daß es d[a]d[u]r[c]h d[ie]s[e]s Ding u[nd] kein anderes, ein in einer Materie zusamm[en]gezogenes Seyn ist. - In B[e]zug auf  d[ie]  1357 Materie hat er im Allgemein[en] des Arist[oteles] Ansicht si[c]h zu eigen gemacht. Sie erhält ihre Bedeut[un]g nur d[u]rch d[ie] Form. Sie ist nur dem Vermög[en] nach etwas. Albert nennt sie de[n] Beginn der Form (inchoatio formae) [,] um damit auszudrück[en,] d[a]ß sie noch nichts ist, außer in sofern sie schon die Anlage zur Form im Verborgenen in sich trägt. [72rl/ 72vr] Das ist eine  der  1358 dem 1359 Averroes ähnl[iche] Annahme v[on] den in der Materie verborgenen Formen. Er sucht sie zu begründen, das, s[a]gt er, was den Anfang eines Seyns in sich trägt, muß derselb[e]n Gattung zugehören, welcher die ausgebildete Form desselben angehört  NB [: ] D[ie]s[er] Grad ist ein Cirkel - das kann nur v[on] den Saamen gelten - ob d[ie]se an d[er] Materie an sich schon da seyen, ist eben die Frage. (Logische Künstelei! )  1360 ; die Beraubung eines Seyns ist der Anf[a]ng  dieses  1361 Seyns; d[a]h[er] gehört auch die Materie, welche noch der Form beraubt ist, schon der Gatt[u]ng an, welche in ihr ausgebildet werden soll, u[nd] in der Materie muß schon die Form liegen, welche aus ihr hervorgezogen wird, wie denn jedes Ding nur aus s[einer] passenden Materie hervorgezogen werd[en] kann.  NB [: ] Es löst sich Alles in Form auf u[nd] d[ie] Mat[e]rie verschwi[n]det [,] wie bei ideal[i]st[ischen] Naturforsch[e]r[n] neu[erer] Z[ei]t [,] z. B. b[e]i Orsted [,] Alles sich in Kräft[e] u[nd] Gesetze auflöst.  1362 - Es wird also hier der Begr[i]ff der Materie in den Begriff der Form herübergezogen [.] - Jede Materie ist eig[e]ntl[ich] nur dad[u]rch etwas, daß sie im Verborgenen schon eine Form enthält.  Informitas materiae nonnulla forma est, - et per hanc (sc[ilicet] formabilitatem ad formam), ut dicit Augustinus, accipit rationem entis et veri et boni.  1363 Dieß gibt der Lehre Albert’s eine idealist[ische] Richt[u]ng,  indem  1364 er 1365 keine reine Materie anerkennen 1355 Einfügung am Seitenrand [72rr]. 1356 Über der Zeile mit Bleistift. 1357 Über der Zeile. 1358 Über der Zeile. 1359 „dem“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „des“. 1360 Randbemerkung am Seitenrand [72vl]. 1361 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „eines“. 1362 Randbemerkung am Seitenrand [72vl] mit Bleistift. 1363 Einfügung am Seitenrand [72vl]. 1364 Über der Zeile. 1365 „will“ in der Zeile gestrichen. 568 will, vielmehr alles wahre Seyn in der Form od[er] dem geist[i]g[en] Gedanken erblickt, welchen Gott in ein jedes Ding gelegt hat. Er führt d[a]h[er] auch s[eine] Lehre v[on] d[en] verborgen[en] Formen auf die stoische Lehre v[on] den samenartigen Begriffen zurück, welche Gott nach de[m] Augustinus in die Dinge d[ie]s[e]r Welt gelegt hat.  Anm[erkung: ] D[ie] Materie hat eine idealis ratio in Gott.  1366 1367 Die 1368 Materie also ist ihm überall durchdrung[en] v[on] d[er] Form, welche Gott v[on] Anfang an in alle Dinge gelegt hat als den ewigen Gedanken [,] der schon im Beginn der Dinge auf ihren Zweck hinweist [,] so daß Anfang u[nd] Ende der Dinge in stetig[em] Zusamm[en]h[an]ge steht. Wenn Albert dennoch Alles aus d[er] erst[en] Materie d[u]rch G[o]tt gebildet seyn läßt, so kommt dieß nur d[a]h[er,] weil ihm zufolge Alles mit dem unvollkommenst[en] Zustand beginnen muß [.] - D[a]h[er] ist d[er] Beginn mit (fast) reiner Materie [,] d. h. mit d[em] Subject (Substrat) der niedersten Form. - Auch die vernünft[i]g[e] Seele muß v[on] d[er] Materie aus zur Form sich entwickel[n] u[nd] erst müßen die Anfänge nach ihre[n] verschied[enen] Grad[en] gelegt sey[n], ehe sie zur Vollend[un]g gelangen kann. Er will damit nicht den Geist aus der Materie  üb[er]h[au]pt nicht das Vollkom[mene] aus dem Unvollkommenen  1369 entstehen laßen, sond[ern] er beruft sich ausdrückl[ich] darauf, daß in der Materie schon selbst die höhere Ursache angelegt 1370 liege, als ein Same, als eine innerl[ich] wirk[en]de Ursache, welche er einen Geist (Spiritus) nennt. In Betr[e]ff der Frage üb[er] die Universalia hat Albert die Entscheid[un]g - man kann sagen für d[ie]s[e]s ganze 13 [.] J[a]hrh[undert] u[nd] also für die höchste Blüthezeit der Scholastik gegeb[en]. [72vr/ 73rl] 1371 Er entscheidet sich für ein[en] gemäßigten Real[i]sm[us]. Gott ist der allgemein wirkende Verstand, der nach s[einen] Gedanken od[er] Begriffen alle Dinge hervorbringt u[nd] alle Dinge ordnet. V[on] d[ie]s[er] Ueberzeug[un]g ausgehend, entschied sich Albert dafür, daß die Universalia vor den Dingen seyen - näml[ich] schon im g[ö]ttl[ichen] Verstande, als allgem[einer] Grund  u[nd] Form  1372 [,] aus welchem alles sein Daseyn u[nd] s[eine] Wirklichk[ei]t empfängt; sie (die Universalia od[er] Formen der Dinge) sind aber nicht weniger auch in den b[e]sond[eren] Ding[en] der Welt, insofern sie in d[er] Materie wirklich werden; - u[nd] sie sind 1366 Randbemerkung am Seitenrand [72vl]. 1367 „Der Sinn also ist, d[a]ß“ in der Zeile gestrichen. 1368 „Die“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „die“. 1369 Einfügung am Seitenrand [72vl]. 1370 „sey“ in der Zeile gestrichen. 1371 „Gesch[ichte] d[er] Philos[ophie] des Mitt[el] Alters 37“ am oberen Seitenrand [73rr]; „37“ bezeichnet den Bogen. 1372 Über der Zeile eingefügt; Lesart unsicher. 569 nach den Dingen, insofern sie der Verstand des Menschen, nachdem sie in der Welt wirkl[ich] geworden [,] erkannt u[nd] aus der materiellen Form abstrahirt.  (D[ie] klaß[ische] Stelle hierüb[er] h[ei]ßt [: ]) De nat[ura] et orig[ine] animae tr. I 2 s[a]gt er: Et tunc 1373 resultant tria formarum genera. Unum quidem ante rem existens, quod est causa formativa [.] - Aliud autem est ipsam genus formarum, quae fluctuant in materia. - Tertiam autem est genus formarum, quod abstrahente intellectu separatur a rebus. - De int[ellectu] et int[elligibili] I tr. II 3; 5.  1374 Das Seyn der allgem[einen] 1375 Form vor den Dingen geht ihm daraus hervor, daß die Ursache vor der Wirk[un]g seyn muß. Dabei aber erkennt er auch an, d[a]ß Aristot[eles] mit Recht den Platon bestreite, weil außer den übersinnl[ichen] Ursachen auch natürl[iche] Ursachen  [+])  1376 in d[en] materiell[en] Ding[en] sey[n] müß[en]; in d[ie]s[e]n ist das Allgemeine nur im Besondern u[nd] hat abgesondert v[on] ihm sein Daseyn nur im Verstande. Ind[em] der Verstand das Allgemeine erkennt, faßt er sowohl das wahre Seyn der Dinge, als auch ihren übersinnl[ichen] Grund auf; das Besondere, welches d[u]rch d[ie] Sinne wahrgenommen wird, fügt dazu nur die ungeformte Materie mit den Accidenzen der sinnl[ichen] Erscheinung. Daraus geht hervor [,] in welchem Sinne Albert d[a]s Princip der Individuation in d[er] Materie suchen mußte. In ihr ist es begründet, daß die allgemeine übersinnl[iche] Form in besond[eren] Dingen sich darstellt. Aber nur in so fern könne[n] wir  in  1377 d[er] Materie 1378 das Princip der Individuati[on] find[en], als sie d[ie] Verschied[en]h[ei]t der Formen schon in sich trägt, jene vernünft[i]g[en] Samen, jene Vorausbestimmu[n]g zur Form, welche Gott in sie gelegt hat; dadurch wird die allgemeine Form in der Materie b[e]sondert u[nd] zusamm[en]gezogen, ind[em] das Di[n]g in s[einem] materi[e]ll[en] Dasey[n] immer nur ein b[e]stimmtes Wesen annehm[en] kann. [73rl/ 73vr] [5.] Thomas v[on] Aquino. Thomas wurde geb[oren] 1227 zu Aquino nahe bei Monte Caßino od[er] zu Roccasecca u[nd] war der jüngere Sohn des 1379 Grafen  Landolph  1380 v[on] Aquino, welcher mit dem Geschlechte der Hohenstaufisch[en] Kaiser verschwägert war.  Carle (Vie et ouvrages de S. Thomas) [; ] Leone Montet (Ueb[er] d[ie] Philos[ophie] d[es] 1373 „tunc“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „nunc“. 1374 Randbemerkung am Seitenrand [73rr]. 1375 „Dinge“ in der Zeile gestrichen. 1376 Über der Zeile. 1377 Über der Zeile. 1378 „als“ in der Zeile gestrichen. 1379 „des“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „dieses“. 1380 Über der Zeile. 570 h[eiligen] Thomas (Revue de deux Mondes. Maerz 1853 v[on] R[émusat]) [; ] Jourdain La philosophie de St [.] Thomas d’Aquin. 2 Vol. 1858 [; ] Werner Thomas v[on] Aquino. 1858-59 (3 Bde [.]) [.] Seine Mutter Theodora war aus dem Geschlechte Normannischer Fürsten, welche d[a]s Reich beider Sicilien erobert hatten.  1381 S[einen] erst[en] Unterr[i]cht erhielt er v[on] Geistlichen des Klosters Monte Cassino [,] nachher in Neapel. S[eine] Neig[u]ng z[um] Klosterleben brachte ihn schon in s[einem] 16 [.] Jahre z[um] Entschluß in den Orden der Dominikaner zu treten. S[eine] Familie, selbst seine Mutter war dem  entgeg[en]  1382 zuwider. Die Dominikaner hielten es d[a]h[er] für rathsam ihn bald aus deren Nähe zu entfernen. Auf s[einer] Reise nach Frankreich hoben ihn jedoch s[eine] Brüder auf u[nd] brachten ihn 1383 nach 1384 ein[em] festen Schloße ihrer Besitz[u]ng[e]n in Neapel, wo sie ihn längere Zeit gef[a]ng[e]n hielten. Aber weder die Gewalts[a]mk[ei]t s[einer] Brüder, noch die Bitten s[einer] Mutter u[nd] s[einer] Schwester[n] noch auch Versuch[u]ng[e]n [,] die man ihm bereitete, konnten ihn in s[einem] Entschluße erschüttern. Nachdem er s[einer] Haft entflohen [,] kam er mit dem General des Dominikaner Ordens Joh[annes] Tentoricus nach Paris; hierauf nach Köln, wo wir ihn in engst[er] Verbind[un]g mit Albert dem Großen, dem er als Schüler sich anschloß - mit dem er nach Paris ging u[nd] wieder nach Köln zurückkehrte; - Albert mußte näml[ich] im Profeß-Hause s[eines] Ord[ens] zu Paris die Sentenzen commentiren u[nd] bei d[ie]s[e]r Geleg[e]nh[ei]t verweilte auch Thomas drei Jahre in Paris. Thomas soll sich in d[ie]s[er] Zeit des Lernens düster u[nd] verschloßen gezeigt haben u[nd] mochte nicht Theilnehmen an den Vergnügung[en] s[einer] Mitschüler. Nur für Stud[ium] u[nd] Meditatio[n] hatte er Sinn. Man suchte anfangs ihn v[on] d[ie]s[e]m schweigsamen Wesen abzubringen, das man für Zeichen eines beschränkten Geistes nahm; es war aber vergeblich. Zuletzt glaubte man, es sey eben nichts Hohes u[nd] Bemerkenswerthes an ihm als seine Geburt, u[nd] s[eine] Cameraden nannten ihn spottend den großen stummen Ochsen v[on] Sicilie[n.] Albert, selbst nicht recht wissend am Anf[a]ng, was er v[on] ihm halten sollte, ergriff die Gelegenh[ei]t ihn bei  ein[er]  1385 groß[en] Vers[a]mml[u]ng üb[er] mehrere schwierige Quästionen zu fragen. Der Schüler antwortete mit überraschend[em] Scharfsinn - so daß Albert [73vr/ 74rl] sich zu den üb[ri]g[en] Jünglingen wendend, den Ausspruch that: „Wir nennen den Bruder Thomas einen stummen Ochsen, aber einst wird das Gebrüll seiner Lehre über dem ganzen Erdkreis vernommen werden.“ Nachd[em] Albert s[einen] dreijähr[i]g[en] Curs in Paris geendet [,] kam er nach Köln zurück u[nd] mit ihm Thomas. Um d[ie]se Zeit soll d[ie]s[e]r s[eine] erst[en] 1381 Randbemerkung am Seitenrand [73vl]. 1382 Über der Zeile, wohl als Ersatz für in der Zeile allerdings nicht gestrichenes „zuwider“. 1383 „auf“ in der Zeile gestrichen. 1384 „nach“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „ein“. 1385 Über der Zeile. 571 Werke verfaßt 1386 , u[nd] auch schon Lehrversuche gemacht haben. Dass[e]lbe that er bald darauf in Paris, wo er auch die Grade nahm. S[ein] Ruhm ward schnell d[u]rch Vorles[u]ng[e]n u[nd] Schr[i]ft[e]n gegründet. Einige Jahre nachher kam er nach Italien [,] 1387 um bei d[em] P[a]pste Alexander IV [.] die Sache der Bettelorden geg[en] Wilh[elm] v[on] S[t.] Amour zu vertreten u[nd] die Irrthümer des Abtes Joachim (evangel[ium] aeternum) zu widerlegen. Hierauf kam er wieder üb[er] die Alpen zurück u[nd] strebte nun d[ie] Doctorwürde bei d[er] Universität v[on] Paris [an]. Er hatte die Würdenträger daselbst nicht gerade zu Freunden; er hatte ihnen bei d[em] P[a]pste energisch widersprochen u[nd] sie mochten wohl einig[en] Groll geg[en] ihn hegen; allein die Eminenz seiner wiss[e]nsch[a]ftl[ichen] Befähig[un]g u[nd] Leistung siegte über alle Hindernisse u[nd] es ward im October 1257 ihm die Doctorwürde verliehen. V[on] da an ward sein Leben ganz dem Studium u[nd] Lehramte gewidmet. 1388 Er 1389 lehrte Philosophie u[nd] Theologie mit gleich großem Erfolg zu Paris, zu Rom, zu Orvieto, zu Viterbo [,] zu Perusa. Das Erzbisth[um] Neapel lehnte er ab, lehrte aber geg[en] Ende s[eines] Lebens zu Neapel. Als er sich v[on] Neapel nach Lyon zum Concil begeben wollte, erkrankte er auf der Reise u[nd] starb am 2. März 1274 in ein[em] Alter v[on] 48 J[ahren] in d[er] Abtei Fossanuova nahe 1390 bei Terracina. Sein größtes Werk, die Summa theologica [,] konnte er nicht mehr vollenden. 1391 Er hat für s[ein] Alter außerordentl[ich] viel geschrieben. S[eine] Gesammt- Werke [,] die 1570 zuerst in Rom erschienen, umfaßen 18 Folianten, nach d[ie]s[e]n erschienen noch 4 Gesammtausgaben s[einer] 1392 Werke zu Venedig 1594, zu Anvers 1612 [,] zu Paris 1660. Außerdem erschienen s[eine] Werke th[ei]lw[ei]se in unzählig[en] Ausgaben, die philos[ophischen] u[nd] theolog[ischen] Schr[i]ft[e]n sind bei ihm nicht leicht auseinander zu scheiden. - S[eine] H[au]ptwerke sind: 1) Sein Commentar zu den Sentenz[en] des Pet[rus] Lombardus.  (Ei[ne]s d[e]r fü[n]fzig W[e]rke)  1393 2) S[eine] Erklär[u]ng[en] der h[ei]l[igen] Schrift [74rl/ 74vr] 3) S[eine] Summa contra Gentes 1394 4. S[eine] Summa Theologiae 1386 „haben“ in der Zeile gestrichen. 1387 „zu“ in der Zeile gestrichen. 1388 „.“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „; “. 1389 „Er“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „er“. 1390 „nahe“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „naahe“ (Lesart unsicher). 1391 Randbemerkung am Seitenrand [74rr] mit Bleistift: „Nach d[em] Geschmack d[e]s Mitt[el]- Alters ist s[eine] Jug[en]d u[nd] Leb[en] üb[er]h[au]pt phantast[isch] u[nd] [m]it Wund[er]n ausgeschmückt word[en.])“ im Nachhinein mit Bleistift gestrichen. 1392 „s[einer]“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „d[er]“. 1393 Mit Bleistift in die Zeile eingefügt. 1394 Verschrieben; gemeint: „Summa contra Gentiles“. 572 5) S[eine] Commentare zu vielen Schr[i]ft[e]n des Aristoteles - näml[ich] De interpretatione zu d[en] zwei Analytiken, zur Metaphysik, zur Physik, de anima, zur Politik, zur Ethik ad Nicomachum, De caelo et mundo [,] de Generatione et corruptione [.]  (Auch ein[en] Commentar zu d[em] Liber de Causis.)  1395 6) Dann schrieb er noch einzelne philos[ophische] u[nd] theolog[ische] Dißertationen, z. B. De ente et essentia. Kleinere Tractate in groß[er] Anzahl [,] z. B. De Propositionibus Modalibus, De fallaciis, De quatuor Oppositis, De Instantibus, de Aeternitate mundi, De principiis Naturae, De natura Materiae, De principio Individuationis, De Mixtione Elementorum, De natura Accidentis, De natura Generis, De tempore, de Natura Loci, De pluralitate formarum, De dimensionibus indeterminatis, De natura Syllogismorum. Wichtig sind besond[ers] die Erk[e]n[n]tn[i]ßtheoret[ischen] Tractate [,] v[on] denen Einer [,] De Ente et Essentia [,] schon genannt ist, dann de Intellectu et Intelligibili,  Quaestiones u[nd] Quaestiones quodlibetales.  1396 De Veritate,  De Scientia Dei, De cognitione Angelorum.  1397 De Morte, De Magistro [,] De anima; De spiritualibus creaturis, De sensualitate. De Ideis, De sup[eriore] et inferio[re] Ratione.  NB [: ] Quodlibet VII Art. 4 Utrum notitia, quae ab Augustino dicitur proles mentis, sit in mente sicut accidero in subjecto.  1398 De unitate Intellectus contra Averroistas. De cognitione primi hominis. De cognitione Animae post Mortem. Der H[au]ptinhalt all’ d[ie]s[e]r Abh[a]ndl[u]ng[e]n, sowie all’ s[einer] üb[ri]g[en] philos[ophischen] u[nd] naturwiss[e]nsch[a]ftl[ichen] Werke ist aber in die Summen [,] namentl[ich] in die Summa theologica aufgenommen u[nd] in’s Kurze gefaßt. Denn dem Thomas hatten alle Wiss[e]nsch[a]ft[e]n nur Werth u[nd] Bedeut[un]g d[a]d[u]rch, d[a]ß sie der höchst[en] Wiss[e]nsch[a]ft dienten u[nd] sich dafür verwenden ließen. Platon u[nd] Aristot[eles] kennt er gründl[ich]. Er citirt mehr Platonische Schr[i]ft[e]n als irg[end] ein and[erer] Scholastiker vor ihm [.] Doch ist er dem Aristoteles mehr zugethan als dem Platon; während bei Albert sich trotz all’ seiner B[e]schäft[i]g[un]g mit Aristot[eles] doch häuf[i]g sich ein Platon[ischer] Grundzug s[einer] Weltanschauung zur vorherrschend[en] Geltung bringt. - Für d[ie] Aristot[elische] Philosophie öffnete [74vr/ 75rl] 1399 sich Thomas neue Quellen. Er konnte 1395 Randbemerkung am Seitenrand [74vl]; Einklammerung mit Bleistift. 1396 Randbemerkung am Seitenrand [74vl]. 1397 Einfügung am Seitenrand [74vl]. 1398 Randbemerkung am Seitenrand [74vl]. 1399 „Gesch[ichte] d[er] Philos[ophie] d[es] Mitt[el] Alters 38“ am oberen Seitenrand [75rr]; „38“ bezeichnet den Bogen. 573 deßen Schr[i]ft[e]n nach neuen Uebersetz[u]ng[e]n  aus d[em] Griechisch[en]  1400 benutzen u[nd] er soll selbst eine neue Uebersetz[u]ng haben besorgen lassen. S[eine] Commentare zu Arist[oteles] sind in Italien verfaßt, wo damals die Werkstätte der Uebersetz[u]ng[e]n aus dem Griechisch[en] war. S[eine] Erklär[u]ng[e]n erstrecken sich nicht üb[er] alle Schr[i]ft[e]n der Arist[oteliker] u[nd] erklären auch die Werke, welche sie betreffen [,] nicht in ihr[em] ganz[en] Umfange. Und Thomas trägt in d[ie]s[en] Commentaren nicht s[eine] eigne Lehre in ihr[er] Ausdehnung vor - wie Albert - sond[ern] er will mehr nur den Aristot[eles] verstehen lehren; seine eign[e]n Ansichten aber hat er in s[einem] theolog[ischen] Werke verarbeitet od[er] in eignen Tractaten niedergelegt. Thomas’ v[on] Aquin Werke fanden bald allgem[eine] Anerkennung u[nd] Verbreit[u]ng. Es vereinigten sich in der That alle günst[i]g[en] Umstände, die hiezu beitrugen.  1)  1401 V[on] s[einer] hohen  Geburt  1402 ward er gleich v[on] Anfang an begünstigt schon in so fern, als die Aufmerks[a]mk[ei]t auf ihn gelenkt ward;  2)  1403 dann hatte er an Albert[us] Magn[us] ein[en] Lehrer [,] der ihn nicht blos unterwies im gewöhnl[ichen] Sinne, sond[ern] der ihm in allen Gebieten die neue Bahn brach, so daß er nur mit s[einem] eminenten Geiste u[nd] unermüdl[ichen] Fleiß darauf fortschreiten u[nd] zu höh[erer] Vollkomm[en]h[ei]t in den damals wicht[i]gst[e]n theolog[ischen] u[nd] philos[ophischen] Discipli[nen] - auf die er sich beschränkte - es bringen u[nd] s[eine] Lehrer so überflügeln konnte; so daß s[eine] Werke kürzer, klarer, präciser u[nd] d[a]h[er] beliebter u[nd] tauglicher wurd[en] für di[e] Schulen.  3)  1404 Endl[ich] ward er v[on] Anfa[n]g an gehoben u[nd] getragen d[u]rch den eben aufstrebenden mächt[i]g[en] Orden der Dominikaner - welche sich d[ie] Aufrechthalt[un]g der Reinh[ei]t der Lehre z[ur] besond[eren] Aufg[a]be machten, d[a]h[er] auch d[ie] Inquisition ihnen übertragen ward. Unter d[ie]s[e]n Umständen konnten leicht die Werke des Thomas als höchster u[nd] einzig 1405 vollkommen[er] Ausdruck der recht[en] kathol[ischen] Wiss[e]nsch[a]ft zur Gelt[u]ng gebracht werd[en] v[on] d[en] Meistern u[nd] Inhabern der Inquisiti[on]. In kurzer Zeit beherrschte Thomas mit s[einen] Werk[en] alle theolog[ischen] u[nd] philos[ophischen] Schulen Europa’s. Z[um] Glück für die Wiss[e]nsch[a]ft ward diese einseit[i]g[e] Herrsch[a]ft des thomistis[c]h[en] Systems bald gebrochen d[u]rch s[einen] großen scharfsinnig[en] Nebenbuhler aus dem Franziscaner Orden - d[u]rch Duns Scotus. D[ie]s[e]r ging nicht absichtl[ich] darauf aus [.] [75rl/ 75vr] Es war dieß mögl[ich] d[a]d[u]rch [,] daß Duns Scotus durch s[einen] durchdringenden 1400 Über der Zeile. 1401 Randbemerkung am Seitenrand [75rr] mit Bleistift. 1402 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1403 Randbemerkung am Seitenrand [75rr]. 1404 Randbemerkung am Seitenrand [75rr] mit Bleistift. 1405 „einzig“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „einziger“. 574 Scharfsinn manche P[u]nkte noch tiefer u[nd] schärfer zu bestimmen vermochte als Thomas u[nd] d[a]h[er] auch manche Schwächen dess[e]lb[en] auffinden konnte; - denn dad[ur]ch, daß er s[einer] ganzen theolog[ischen] Wiss[en]sch[a]ft wesentl[ich] eine pract[i]sche  voluntas  1406 Tendenz gab, währ[en]d bei Thomas die theoret[ische] Tendenz, d[a]s Erkennen u[nd] der Intellectus das Allbeherrschende ward. Endl[ich] war es mögl[ich] d[a]d[u]rch insb[e]s[ondere], d[a]ß auch Duns Scotus v[on] ein[em] großen, die Zeit beherrsch[e]nd[e]n Orden gehoben u[nd] getragen ward, näml[ich] v[om] Orden der Franziskaner. - Duns Scotus [-] geb[oren] in Engl[an]d od[er] Schottl[an]d 1266 - lehrte zuerst in Oxford (20.000 Studirende angebl[ich]) [,] kam nach Paris (soll dort mit 200 Gründen die Meinung v[on] d[er] unbefleckt[en] E[m]pfängniß Maria’s vertheid[i]gt haben [,] d[a]h[er] Doctor subtilis), später nach Köln [,] wo er 1308 starb - höchstens 42 J[ahre] alt. S[eine] Werke fühlen 1407 auch 12 (starke) Foliobände. Deßungeachtet gelang es dem Dominikaner-Orden sowohl durch s[eine] Macht, als auch um der innern Güte u[nd] Vortreffl[i]chk[ei]t  u[nd] des schönen Ebenmaaßes u[nd] mögl[i]chst genauen Anschließ[un]g an d[a]s k[i]rchl[iche] Dogma will[en]  1408 die Werke des Thomas als den reinsten Ausdruck der ch[ri]stl[ichen] kirchl[ichen] Wiss[e]nsch[a]ft zur Gelt[u]ng zu bringen. Bei d[em] Concil zu Trient ward im Sitz[u]ngssaale ein Tisch aufgestellt, auf welch[em] nebst der h[ei]l[igen] Schr[i]ft u[nd] den Decreten der P[ä]pste auch die Werke d[es] h[ei]l[igen] Thomas sich befanden. - Als man v[on] d[er] Scholastik bei d[em] Aufblühen d[er] humanist[ischen] Studi[en] u[nd] des Platonisch[en] Stud[iums] insb[e]s[ondere] sich v[on] d[er] Scholastik abwandte, ward dafür auch Thomas insb[e]s[ondere] G[e]g[e]nst[a]nd des Angriffes u[nd] d[er] Schwä[c]hung (15 [.] u[nd] 16 [.] J[a]hrh[undert]) - doch fande[n] s[eine] Werke bald wieder eif[ri]g[e] Verbreiter u[nd] Vertheid[i]g[e]r an dem Orden der Jesuiten. Sie sind v[on] ihr[en] Ordensregeln vorzügl[ich] an ihn, als den k[i]rchl[ichen] Normalautor angewiesen [,] v[on] dem sie nicht leicht abweichen dürf[en]. Also Dominikaner mit d[er] Inquisit[ion] u[nd] Jesuit[en] stand[en] u[nd] stehen noch auf s[einer] Seite. - Namentl[ich] in neu[erer] Z[ei]t sucht man wieder auf alle Weise ihn zur Gelt[u]ng, ja zur alleinig[en] Gelt[u]ng zu bringen in Theologie nicht blos [,] sond[ern] auch in d[er] Philosophie.  Dominik[aner] u[nd] Jesuit[en] schwör[en] auf Thom[as] v[on] Aq[uin].  1409 In ihm soll die Philosophie ihren höchsten Vertreter u[nd] Ausbilder gefund[en] hab[en], über d[ie]s[e]n hinaus soll es in der eig[en]tl[ichen] metaphys[ischen] Wiss[en]sch[a]ft u[nd] Erk[enn]t[n]ißtheorie kein[en] Fortschritt mehr geben. 1406 Über der Zeile. 1407 Verschrieben; gemeint: „füllen“. 1408 Einfügung am Seitenrand [75vl]. 1409 Randbemerkung am Seitenrand [75vl] mit Bleistift. 575 Die Argumentat[ion] dabei ist sehr einfach: Thomas ist das größte Genie [,] das je gelebt, er ist der voll[en]dete Ausdruck der k[ir]chl[ichen] ch[ri]stl[ichen] Wiss[en]sch[a]ft [.] [75vr/ 76rl] Also muß man zu ihm zurückkehren als zu der größt[en] philos[ophischen] Auctorität, um wieder eine ch[ri]stl[iche] Philos[ophie] zu gewinnen u[nd] herzustellen. (V[on] ein[em] Fortschritt ist da keine Rede mehr - philos[ophischer] Traditional[i]sm[us]. - In d[ie]s[em] Sinn wird selbst das Doctor Angelicus gedeutet - es soll nicht in moral[i]s[c]h[er,] sond[ern] in intellectuell[er] Bedeut[un]g genommen werden. Nicht weg[en] s[eines] sittl[ich] reinen Lebens heißt er so, sond[ern] weg[en] der 1410 Höhe u[nd] Unvergleichbark[ei]t seiner Erk[e]nntn[i]ß u[nd] Wiss[e]nsch[a]ft; - nicht mit irg[end] etwas im Ird[i]s[c]h[en,] nicht mit d[em] Adler im kühnen Flug etc. ist er in d[ie]s[er] B[e]z[ie]h[u]ng zu vergleichen - sond[ern] einzig nur mit d[en] Engeln. (Da müßen dann freil[ich] wir ird[i]s[c]h[en] Philos[ophen] u[nd] Theolog[en] verstumme[n] - u[nd] nicht blos an d[ie] Dogmen [,] sond[ern] auch an die Prämiss[en], Syllogismen u[nd] Argumente des Thom[as] v[on] Aq[uin] glauben.) - Und wenn Ausstell[u]ng[e]n an s[einer] Lehre u[nd] seinen  z. B. sensual[istischen]  1411 Beweisführ[u]ng[e]n gemacht werd[en], so antwortet man wohl auch darauf: daß die Kirche sie nicht gemacht [,] sond[ern] ihn als K[i]rch[e]nlehrer anerkannt habe, wie aus der Oration erhelle an s[einem] Feste: [„] Da nobis, quaesumus, et ea, quae docuit, intellectu conspicere“ [.] - (I[c]h denke [,] das ea, quae docuit ist wohl die k[i]rchl[iche] Lehre - sind aber nicht die Syllogism[en] d[e]s Thomas.) - Doch d[ie]se Uebertreib[un]g[en] der Nachbeter des Thomas dürfen uns nicht z[um] and[eren] Extrem führen, ihm Anerkennung zu versagen, die er in ausgezeichnet[em] Maße verdient. - S[eine] Methode ist die ächt scholastische der Quaestionen u[nd] Distinctionen u[nd] Articuli. Jeder Artikel hat dann wieder s[eine] stehende feste Form. - 1) Objecti[on,] 2) Sed contra est [,] 3) Respondeo dicendum [,] 4) Solutionen der Objectionen. - Die Wiss[e]nsch[a]ft u[nd] d[a]s Erkennen stellt Thomas sehr hoch, ja wohl am höchst[en] unt[er] all[en] mens[c]hl[ichen] Thät[i]gk[ei]t[e]n. In s[einer] Theologie ist d[a]h[er] auch das theoret[ische] Intereße vorherrs[c]h[e]nd - (bei Duns Scotus das pract[i]sche). Ueb[er] das V[e]rh[ä]ltn[i]ß v[on] Glauben z[um] Wissen u[nd] umgekehrt ist auch bei ihm nicht viel die Rede - für die Theologie steht ihm das Credo ut intelligam fest; aber er unters[c]heidet v[on] d[er] posit[iven] Theologie sehr bestimmt die natürl[iche] Theologie, die Philosophie im Sinne v[on] Metaphysik - welche sich nicht auf d[en] Glauben gründet, sond[ern] die als Wissen ohne u[nd] vor dem Glauben 1410 „der“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „s[einer]“. 1411 Über der Zeile mit Bleistift. 576 d[u]rch d[ie] sog[enannte] Vernunft [76rl/ 76vr] gewonnen werden kann. - Er huld[i]gt in d[ie]s[er] B[e]z[ie]h[u]ng einer ganz ähnl[ichen] Ansicht wie Albert[us] M[agnus], spricht sich aber über 1412  d[a]s V[e]rh[ä]ltn[i]ß d[ie]s[er] natürl[ichen] Theologie u[nd] d[er] posit[iven] Th[eologie]  1413 viel ausführlicher [,] klaarer u[nd] b[e]stimmter aus als Albert. - Die  pos[itive]  1414 Theologie ist ihm die höchste Wiss[e]nsch[a]ft, welche die letzte B[e]stimmung des M[e]nsch[e]n unmitt[e]lb[a]r im Auge hat (beatitudo) u[nd] der d[a]h[er] alle and[eren] Wiss[e]nsch[a]ft[e]n - insb[e]s[ondere] auch die Philosophie od[er] Metaphysik [-] dienen müßen. Auf doppelt[em] Wege ist ihm eine Kenntniß des Göttl[i]chen möglich - durch Betracht[u]ng d[er] Welt u[nd] eigne G[ei]st[e]skr[a]ft - u[nd] d[u]rch Glauben. De divinis duplex scientia habetur:  I [.]  1415 una secundum modum nostrum, quae sensibilium principia accipit ad notificandum divina, et sic de divinis philosophi scientiam tradiderunt, philosophiam  (Aristoteles)  1416 primam divinam scientiam dicentes (Sup[er] Boeth[ium] de trin[itate]) [.]  Also eine wirkl[iche] Erk[e]nnt[ni]ß ohne d[en] Glaub[en] - allein unvollkomm[en.]  1417 Et haec scientia valde imperfecta est, nam effectus non proportionatus causae imperfecte decuit in cognitionem suae causae; talis autem effectus est omnis creatura respectu creatoris, a quo in infinitum distat. (Prol[ogus] in I [Scriptum super libros] Sent[entiarum Magistri Petri Lombardi] art[iculus] I)  II [.]  1418 Alia (scientia) secundum modum ipsorum divinorum, ut ipsa divina secundum seipsa capiantur, quae quidem perfecte nobis in statu viae est impossibilis, sed fit nobis in statu viae quaedam illius cognitionis participatio et assimilatio ad cognitionem divinam, inquantum de divinis per divinam revelationem instruimur et per fidem nobis infusam inhaeremus ipsi primae veritati propter seipsam.  (In Boet[hium] de trinit[ate])  1419 Et haec est Theologia quae ad sacram doctrinam pertinet, quae philosophiae defectum supplet et secundum genus differt ab illa theologia, quae pars philosophiae ponitur. (S[umma] theol[ogiae] I q. 1. art. 1) Ex hoc possumus habere duas conclusiones. Una est, quod ista scientia imperat omnibus aliis scientiis, tanquam principalis; alia est, quod ipsa utitur in obsequium sui omnibus aliis scientiis quasi usualis sicut patet in omnibus artibus ordinatis … 1412 „über“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „darüber“. 1413 Einfügung am Seitenrand [76vl]. 1414 Über der Zeile. 1415 Einfügung vor der Zeile. 1416 Über der Zeile mit Bleistift. 1417 Einfügung am Seitenrand [76vl] mit Bleistift. 1418 Vor der Zeile eingefügt. 1419 Über der Zeile. 577 Ita quum finis totius philosophiae sit intra finem theologiae, et ordinatus ad ipsam, theologia debet omnibus aliis scientiis imperare et uti his, quae in eis traduntur (Prol[ogus] in I [Scriptum super libros] Sent[entiarum Magistri Petri Lombardi] a[rticulus] 1 [)] [76vr/ 77rl] 1420 Et ideo est sicut caput, et principalis et ordinatrix omnium scientiarum. Et est  etiam  1421 magis dicenda sapientia quam metaphysica, quia causas altissimas considerat per modum ipsarum causarum, quia per inspirationem a Deo immediate acceptam; - metaphysica autem considerat causas altissimas per rationes ex creaturis assumtas.  Metaphysik -  1422 Unde et ista doctrina magis etiam divina dicenda est, quam metaphysica, quia est divina quantum ad subjectum et quantum ad modum accipiendi, metaphysica autem quantum ad subjectum tantum  (modum objectum)  1423 . (L[i]b[er] art. 3) 1424  Größ[erer] Umfang  1425 Praeterea determinat de Deo non solum quantum ad illud, quod est per creaturas cognoscibile (quod philosophi cognoverunt, ut dicitur Rom. 1 „Quod notum est Dei, manifestum est illis“) [,] sed etiam quantum ad id, quod notum est sibi soli de seipso et aliis per revelationem communicatum. Unde ista scientia principaliter est de his, quae sua altitudine rationem transcendunt, et non supponit sua principia ab aliqua scientia humana, sed a scientia divina, a qua, sicut a summa sapientia, omnis nostra scientia ordinatui.  Gewißh[ei]t  1426 Haec etiam certitudinem alias scientias excedit, quia aliae scientiae certitudinem habent ex naturali lumine rationis humanae, quae potest errare, haec autem certitudinem habet ex lumine divinae scientiae, quae dicipi non potest. Er s[a]gt dann anderswo: Attamen ratio manducta per fidem excensuit in hac, ut ipsa credibilia plenius comprehendat, et tum ipsa quodammodo intelligit, unde dicitur Isaj. 7 Nisi credideritis, non intelligetis. (Prol[ogus]  in  1427 I [Scriptum super libros] Sent[entiarum Magistri Petri Lombardi])  (Nur manuducta per fidem) Der Glaube u[n]terstützt d[a]s  theol[o]g[ische]  1428 Wiss[en.]  1429 Er s[a]gt auch … Intellectus noster, qui ex his, quae per naturalem rationem, ex qua procedunt aliae scientiae, cognoscuntur, facilius manuducitur in ea, quae sunt supra rationem, quae in hac scien- 1420 „Gesch[ichte] d[er] Philos[ophie] d[es] Mitt[el] Alters 39“ am oberen Seitenrand [77rr]; „39“ bezeichnet den Bogen. 1421 Über der Zeile. 1422 Randbemerkung am Seitenrand [77rr] mit Bleistift. 1423 Über der Zeile. 1424 „Unde et ista doctrina magis etiam divina dicenda est, quam metaphysica“ in der Zeile gestrichen. 1425 Randbemerkung am Seitenrand [77rr] mit Bleistift. 1426 Randbemerkung am Seitenrand [77rr] mit Bleistift. 1427 Über der Zeile. 1428 Über der Zeile mit Bleistift. 1429 Randbemerkung am Seitenrand [77rr] mit Bleistift. 578 tia traduntur. (S[umma] th[eologiae] I q. 1 art. 5).  D[a]s  philos[ophische]  1430 Wiss[en] u[n]terstützt au[c]h d[en] Glaub[en] u[nd d[ie] Glaub[en]swisse[n]sch[a]ft.  1431 Triplicitu autem in sacra doctrina philosophia uti possumus.  Gebrau[c]h der Philosophie in d[er] Theologie  1432 Primo ad demonstrandum [77rl/ 77vr] ea, quae sunt praeambula fidei, quae necessaria sunt in fidei scientia, ut ea quae naturalibus rationibus de Deo probantur, ut Deum esse, Deum esse unum, et hujusmodi vel de Deo vel de creaturis in philosophia probata, quae fides supponit.  NB [: ] Man nimmt Demonstratio als denknothw[en]d[i]g[e] (log[ische]) Ableit[un]g der Folgen aus den Gründen (so ist kein Bew[eis] f[ür] d[as] Das[e]y[n] G[o]tt[e]s mögl[ich]  (Speculatio im enger[en] Sinn  1433 [; ] probatio aber als Auffind[un]g der Gründe für die Folgen - so ist Bew[eis] f[ür] G[o]tt[e]s Das[eyn] mögl[i]ch. (gl[ei]chsam rückwärts die Probe machen).  Inductio  1434  1435 Secundo ad notificandum per aliquas similitudines ea quae sunt fidei, sicut Augustinus in libris de Trinitate utitur multis similitudinibus ex doctrinis philosophicis sumptis ad manifestandum trinitatem. (also z[um] Klarmachen [)] [.]  (Analogie)  1436 Tertio ad resistendum his, quae contra fidem dicuntur, sive ostendendo esse falsa, sive ostendenda non esse necessaria.  (Polemik)  1437  Mißbra[uc]h  1438 Tamen utentes philosophia in sacra scriptura possunt dupliciter errare. Uno modo utendo his, quae contra fidem sunt, quae non sunt philosophiae, sed potius error vel abusus ejus, sicut Origenes fecit.  (Ehr[en]haft f[ür] d[ie] Philos[ophie])  1439 Alio modo ut ea, quae sunt fidei, includantur sub metis philosophiae, ut si nihil aliquis credere velit, nisi quod per philosophiam habere potest, quum e converso philosophia sit ad metas fidei redigenda, secundum illud Apostoli: „In Captivitatem redigentes omnem intellectum in obsequium Christi.“ Also Metaphysik - Erk[e]n[n]tn[i]ß d[e]s Uebersi[nn]l[ichen] d[u]rch natürl[iche] Kr[ä]fte - Vernunft, naturalibus rationibus [,] d. h. in Natur u[nd] Geist vorhandene [.] - D[ie]se im Entstehen unabhäng[i]g[e] Wiss[e]nsch[a]ft ist aber unvollkommen - u[nd] ist d[u]rch d[en] Glaub[en] zu vervollstä[n]d[i]g[en] u[nd] ist dem Glauben u[nd] s[einer] Wiss[e]nsch[a]ft unterworfen. 1430 Über der Zeile mit Bleistift. 1431 Randbemerkung am Seitenrand [77rr] mit Bleistift. 1432 Randbemerkung am Seitenrand [77rr] mit Bleistift. 1433 Einfügung in der Zeile mit Bleistift. 1434 Einfügung in der Zeile mit Bleistift. 1435 Randbemerkung am Seitenrand [77vl]. 1436 Randbemerkung am Seitenrand [77vl] mit Bleistift. 1437 Mit Bleistift in der Zeile eingefügt. 1438 Randbemerkung am Seitenrand [77vl] mit Bleistift. 1439 Randbemerkung am Seitenrand [77vl] mit Bleistift. 579 V[on] einer auf Geschichte gegründet[en] Metaphysik u[nd] v[on] ein[er] Geschichtsphilos[ophie] - welche die Thatsache [,] auf welch[e]r der Glaube sich gründet [,] selbst prüf[en] u[nd] begreif[en] soll [,] ist keine Rede bei Thomas [.] In d[er] Summa contra Gentiles sucht er zu zeigen, daß auch dasj[enige], was d[ie] menschl[iche] Vernunft selbst finden konnte, doch mit Recht u[nd] angemessen  unmitt[e]lb[a]r  1440 geoffenbart worden sey v[on] G[o]tt. - Er zeigt da zuerst: esse quaedam intelligibilium divinorum, quae humanae rationi sunt pervia, quaedam vero, quae omnino vim humanae ra- [77vr/ 78rl] tionis exced  unt  1441 . Duplici veritate divinorum intelligibilium existente, una ad quam rationis inquisitio pertingere 1442 potest  NB [: ] V[on] doppelt[er] Wahrh[ei]t ist hier schon d[ie] Rede, st[a]tt v[on] dopp[elter] Art d[ie] Wahrh[ei]t zu finden.  1443 , altera quae omne ingenium humanae rationis excedit: utraque convenienter divinitus homini credenda proponitur.  NB [: ] Die Philos[ophie] ist also bei Thomas inquisitiv.  1444 - Es ergäben sich näml[ich] vorzügl[ich] 3 Inconvenienzen, wenn die Wahr- 1445 h[ei]t[e]n d[ie]s[e]r Art allein der Vernunftforsch[u]ng überlaßen blieben [: ] 1) weil nur wenige Mensch[e]n zu d[ie]s[e]r Erk[e]n[n]tn[i]ß  G[o]tt[e]s  1446 kommen könnten; - denn die Einen hätten kein Talent zur Erforsch[u]ng; andere würden durch die zeitl[ichen] Lebenssorgen  kei[ne] Zeit  1447 daran gehindert; - hätten nicht Zeit z[um] Erforschen der Wahrh[ei]t; Andere auch käm[en] aus Trägh[ei]t  Lust  1448 nicht zu ders[e]lb[e]n. (Quidam autem [,] s[a]gt er, impediuntur pigritia. Ad cognitionem enim eorum, quae de Deo ratio investigare potest  (vestigia find[en])  1449 , multa praecognoscere oportet, quum fere totius philosophiae consideratio ad Dei cognitionem ordinetur; propter quod Metaphysica, quae circa divina versatur, inter philosophiae partes ultima remanet addiscenda …  (Alle Wiss[e]nsch[a]ft[en]  sind philos[ophisch]  1450 zielen auf Auffind[un]g des g[ö]ttl[ichen] Seyns u[nd] Wesens - auf G[o]tt[e]serk[e]n[n]tn[i]ß - [,] während wir b[e]h[au]pt[e]n [,] alle Wiss[e]nsch[a]ft[en] erhalt[en] den Charakter der Philos[ophie] erst d[u]rch d[ie] Fundamentalphilosophie.)  1451 1440 Über der Zeile. 1441 Über der Zeile mit Bleistift als Ersatz für ursprüngliches, in der Zeile gestrichenes „exced[+++]“. 1442 „possit“ in der Zeile gestrichen. 1443 Randbemerkung am Seitenrand [78rr]. 1444 Randbemerkung am Seitenrand [78rr]. 1445 1446 Über der Zeile. 1447 Über der Zeile mit Bleistift. 1448 Über der Zeile mit Bleistift. 1449 Randbemerkung am Seitenrand [78rr] mit Bleistift. 1450 Über der Zeile. 1451 Randbemerkung am Seitenrand [78rr]. 580 2) Die 2. Inconvenienz wäre, daß auch diej[enigen,] welche wirkl[ich] z[ur] Erk[e]n[n]tn[i]ß d[er] Wahrh[ei]t käme[n], dieß doch nur nach langer Zeit vermöchten [.] - Es bliebe also die M[e]ns[c]hh[ei]t in der tiefst[en] Nacht der Unwissenh[ei]t, ohne g[ö]ttl[iche] Off[e]nb[arun]g. 3) Der menschl[ichen] Wiss[e]nsch[a]ft mischt sich immer viel Irrth[um] bei weg[en] d[er] Schwäche des mens[c]hl[ichen] G[ei]st[e]s [.] - Es bliebe d[a]h[er] viel Ungewißh[ei]t u[nd] Zweifel - insb[e]s[ondere] da die Forschenden unter sich selbst uneinig sind. - Aber wirft er sich ein, braucht man sich dann üb[er]h[au]pt um das zu kümmern, was d[ie] menschl[ichen] G[ei]st[e]skr[ä]fte übersteigt? G[o]tt kann v[om] M[e]nsch[e]n nicht über s[eine] Kräfte verlangen; was er also nicht d[u]rch eigne Kr[a]ft zu finden vermag, das geht ihn auch nichts an. - Indem Thom[as] hierauf erwidert, äußert er den eig[e]ntl[ichen] Gr[u]ndged[a]nk[e]n üb[er] d[a]s V[e]rh[ä]ltn[i]ß v[on] Glauben u[nd] Wissen. Der Glaube ist nothw[e]nd[i]g, denn Gott wird nur dann recht erkannt, wenn wir glauben, daß er über Alles erhaben ist, was wir denken können.  NB [: ] Der Glaube also ist festzuhalten im Interesse der Wiss[e]nsch[a]ft selbst.  1452 Est etiam necessarium, hujus veritatem  ad  1453 credendum [78rl/ 78vr] hominibus proponi, ad Dei cognitionem veriorem habendam. Tunc enim solum vere Deum cognoscimus, quando ipsam esse credimus supra omne id, quod de Deo cogitari ab homine possibile est, eo quod naturalem hominis cognitionem divina substantia accedit, ut ostensum est. Per hoc ergo, quod homini de Deo aliqua proponuatur quae rationem excedunt, firmatur in homine opinio, quod Deus sit aliquid supra id, quod cogitari potest. - Alia utilitas inde provenit, scilicet praesumptionis repressio, quae est motu erroris etc. Daraus dürfte das V[e]rh[ä]ltn[i]ß v[on] Glaub[en] u[nd] Wissen - u[nd] v[on] Philosophie u[nd] Theologie klar geworden seyn. Um aber das ganze wiss[e]nsch[a]ftl[iche] Streb[en] des Thomas u[nd] d[ie]s[e]r Z[ei]t üb[er]h[au]pt zu verstehen  u[nd] s[eine] B[e]h[au]pt[u]ng[e]n zu würdigen  1454 , ist nothw[e]nd[i]g d[ie] Erk[e]n[n]tn[i]ßtheorie zu betracht[en]; d[a]d[u]rch erfahren wir zugleich, wie ihm Denken, Erkenn[en,] 1455 Wißen u[nd] Wiss[e]nsch[a]ft entsteht (der Philos[ophie] u[nd] Theologie Seele u[nd] Agens) u[nd] welche Bed[e]ut[un]g sie ihm hat. - 1452 Randbemerkung am Seitenrand [78rr]. 1453 Über der Zeile eingefügt. 1454 Einfügung am Seitenrand [78vl]. 1455 „u[nd]“ in der Zeile gestrichen. 581 I) Wie kann der M[e]nsch[e]ngeist erkennen, was bringt er mit b[e]i Beginn des Erk[e]n[n]tn[i]ßproceßes u[nd] wodurch nimmt das Erkennen den Anfang. Darauf antwort[et] Thomas [,] an Arist[oteles] sich anschließend: Urspr[ü]ngl[ich] sey der  erkenn[en]de  1456 M[e]nsch[e]ng[ei]st 1457 (anima) 1458  intellectus  1459 eine leere Tafel, auf welch[e]r nichts geschrieben ist. „Intellectus autem humanus qui est infirmus in ordine intellectuum et maxime remotus a perfectione divini intellectus, est in potentia respectu intelligibilium, et in principio est sicut tabula rasa, in qua nihil est scriptum [.“]  Ut philosophus dicit in III de anima  1460 (S[umma] th[eologiae] q. 79 a. 2 Utrum sit intellectus potentia passiva)  NB [: ] Warum sollte im M[e]nsch[e]ng[ei]ste nicht nach Analogie d[e]s g[ö]ttl[ichen] das principium cognoscendi  Weltidee  1461 - die Idee v[on] d[er] Welt sey[n], welche ihre B[e]stimmth[ei]t v[on] d[er] g[ö]ttl[ichen] Vollkommenh[ei]t erhält - s[e]y[n]?  1462 Hier ist zwar allerdings nur v[om] intellectus die Rede od[er] v[on] d[er] anima intellectiva, allein gerade das ist am wenigsten einzusehen, wie gerade der Verstand mit ein[er] tabula rasa zu vergleichen, u[nd] wie er als passives Vermögen zu fassen ist [,] weil er zuerst nur potentia da ist. Ein bestimmter Inhalt des G[ei]st[e]s (intellectus) wird üb[ri]g[en]s auch noch ausdrückl[ich] [78vr/ 79rl] 1463 in Abrede gestellt quaest. 84 a. 3 Utrum anima intelligat per species sibi naturaliter inditas: D[ie]se Erk[e]n[n]tn[i]ß d[u]rch eingeborne allgem[eine] B[e]gr[i]ffe od[er] Formen wird in Abrede gestellt mit ausdrückl[icher] B[e]z[ie]h[u]ng auf d[e]s Arist[oteles] Ausspruch üb[er] d[en] intellectus: est sicut tabula rasa in qua nihil est scriptum; u[nd] er beruft sich besond[ers] auf d[ie] Erfahr[u]ng, daß [,] wo z. B. ein Sinn fehlt, die entsprechenden Sinneswahrnehmung[en] nicht entstehen, woraus zu ersehen, daß sie dem Verstande nicht natürl[ich] schon innewohnen. - Insofern hat Thom[as] auch ganz recht, - die sinnl[ichen] Gestalten - species u[nd] die daraus gewonnen[en] B[e]gr[i]ffe wohnen dem Geiste als solche noch nicht inne (wenn er auch v[ie]ll[ei]cht d[ie] Keime dazu in sich enth[ä]lt, die nur der Erfüll[un]g der äuß[eren] Bedi[n]g[un]g[en] harren, um zu den Verstandes- 1456 Über der Zeile mit Bleistift. 1457 „M[en]sch[en]g[ei]st“ über der Zeile mit Bleistift. 1458 „M[e]ns[c]h[en]g[ei]st“ über der Zeile mit Bleistift, mit Bleistift gestrichen. 1459 Über der Zeile mit Bleistift. 1460 Einfügung am Seitenrand [78vl]. 1461 Über der Zeile. 1462 Randbemerkung am Seitenrand [78vl]. 1463 „Gesch[ichte] d[er] Philos[ophie] d[es] Mitt[el] Alters 40“ am oberen Seitenrand [79rr]; „40“ bezeichnet den Bogen. 582 b[e]gr[i]ff[en] (species intelligibiles - od[er] noch mehr zu den Ideen - rationes aeternae aufzublühen) [.] - II) Die Erk[e]nntn[i]ß (Erk[e]n[n]tn[i]ßproceß) beginnt mit d[er] Sinneswahrnehmung. a) Die äuß[eren] Objecte drücken den äuß[eren] Sinnen ein Bild v[on] sich ein (ungewiß wie? ob d[u]rch Intermediärkörperch[en] od[er] nicht? )  Ein Erkennen kommt auch dem sensus zu: Sicut sentire est quoddam cognoscere, sic et intelligere cognoscere quoddam est. (De anima l. III Lect[io] VII [)] Und es findet zw[i]sch[en] beiden Arten des Erkennens Analogie statt: Sentimus quandoque quidem in potentia quandoque autem in actu, sic et quandoque intelligimus in potentia et quandoque in actu. - Ib[idem]. Eb[e]nso: Sequitur quod cum sentire sit quoddam pati a sensibili aut aliquid simile passioni, - intelligere sit vel pati aliquid ab intelligibili vel aliquid alterum hujusmodi, simile scilicet passioni. Ib[idem]. Doch aber auch verschieden ist Beides. Sapere et intelligere  entscheid[en]d  1464 non est idem quod sentire. Ib[idem]. Haec autem est differentia qua differt cognitio 1465 intellectiva a sensitiva, quod sentire est aliquid corporeum, non enim operatio sensus est sine organo corporali; intelligere autem non est aliquid corporeum, quia operatio intellectus non est per organum corporeum. Ib[idem]. Lect[io] VI [.] D[a]h[er] Dicitur separatus intellectus, quia non habet organum sicut sensus.  1466 b) D[ie]se eingedrückten Bilder werden  aus  1467 den einzelnen Sinnen gesammelt u[nd] in B[e]z[ie]h[u]ng gebracht v[om] Gemeinsinn  Der  1468 (Ein innerer Sinn, der ausschließl[ich] in s[einer] Functi[on] beschrieben ist im Tractate de anima.) Die Annahme d[ie]s[e]s Gemeinsinnes - verschieden v[on] d[en] 5 Sinnen [-] rechtfert[i]gt Thomas so: Sensus proprius judicat de sensibili proprio, discernendo ipsam ab aliis, quae cadunt sub eadem sensu … Sed discernere album a dulci non potest neque visu neque gestu; quia oportet quod qui inter aliqua discernit utrumque cognoscat. Unde oportet ad sensum communem pertinere discretionis judicium ad quem referantur sicut ad terminum communem omnes apprehensiones sensuum, a quo etiam praecipiantur intentiones sensuum (S[umma] th[eologiae] I q. 78 a. 4) [.] c) Die Phantasie od[er] Imagination hält dann die eingedrückten Bilder (species sensibiles) fest  bringt sie wieder hervor  1469 u[nd] unterwirft sie endl[ich] dem 1464 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1465 „sen“ in der Zeile gestrichen. 1466 Einfügung am Seitenrand [79rr]. 1467 Über der Zeile mit Bleistift als Ersatz für in der Zeile mit Bleistift gestrichenes „v[on]“. 1468 Über der Zeile, wohl als Ersatz für in der Zeile allerdings nicht gestrichenes „Ein“. 1469 Über der Zeile und am Seitenrand [79rr] eingefügt. 583 Urth[ei]le der vis aestimativa - welche die intentiones [,] d. h. die Beschaff[e]nh[ei]t[e]n der Objecte [79rl/ 79vr] nach d[ie]s[e]n Eindrücken  Die Phantasie gehört z[ur] sensualitas: Phantasia non potest fini sine sensu, sed est tantum in habentibus sensum, scilicet animalibus; et est illorum tantum quorum est sensus, scilicet quae sentiuntur; ea enim, quae sunt intelligibilia tantum, non cadunt in phantasiam. Ib[idem] Lect[io] VI.  1470 u[nd] sie endl[ich] dem Schatze des Gedächtnisses übergibt [.] „Vis memorativa est thesaurus quidam hujusmodi intentionum. [“] Damit ist das Geschäft der Sensualitas gethan in Betreff der Erk[e]nntn[i]ß u[nd] es beginnt, das des intellectus. Die Sensation ist dem Thomas: Receptio per animam sensitivam speciei sensibilium. Das eingedrückte Bild ist eine Form [,] befreit v[on] aller Materie: Forma sensibilis est alio modo in re quae est extra animam, et alio modo in sensu qui suscipit formas sensibilium absque materia sicut colorem ami sine amo (S[umma] th[eologiae] q. 84 a. 1.) [.] Ein Erkennen der Wahrh[ei]t findet zwar d[u]rch d[ie] Sinne auch schon gewissermassen statt, aber sie bezieht sich nur auf d[ie] Erscheinu[n]g, nicht auf d[a]s Wesen: Veritas non est sic in sensu, ut sensus cognoscat veritatem; sed in quantum veram apprehensionem habet de sensibibus 1471 , quod quidem contingit eo quod apprehendit res uti sunt. (S[umma] th[eologiae] I q. 17a 2 [)] D[ie]se Sinneswahrnehmung od[er] Erk[e]n[n]tn[i]ß ist nur für Verstandeserk[e]nntn[i]ß, für den intellectus durchaus nothwend[i]g, damit d[ie]se sein Geschäft beginnen kann. Impossibile est, intellectum nostrum secundam praesentis vitae statum, quo possibili corpori conjungitur, aliquid intelligere in actu, nisi convertendo se ad phantasmata. D[ie]se phantasmata sind Producte der Sinneswahrnehmung[en,] insofern sie d[u]rch die Einbild[un]gskr[a]ft innerl[ich] reproducirt werden. D[ie]se sind der nächste G[e]g[e]nst[a]nd od[er] Stoff der Verstandeserk[e]nntn[i]ß.  Phantasmata se habent ad intellectivam partem animae, sicut sensibilia ad sensum. Unde sicut sensus movetur a sensibilibus, ita intellectus a phantasmatibus. De an[ima]  l. 3  1472 Lect[io] XII.  1473 1470 Einfügung am Seitenrand [79vl]. 1471 Verschrieben, gemeint: „sensibilibus“. 1472 Über der Zeile. 1473 Einfügung am Seitenrand [79vl]. 584 III. Intellectus.  a)  1474 Geschäft des Intellectus im Allgemeinen. Der Intellectus hat nicht die Aufgabe die sinnl[ichen] Bilder zu erkennen, u[nd] das Einzelne - sond[ern] er erkennt das Wesen der Dinge (die wesentl[ichen] M[e]rkmale [,] welche die Einh[ei]t des B[e]gr[i]ff[e]s bild[en]) [,] erkennt die quidditas od[er] die Natura, das quod quid est, das universale od[er] auch Essentia. Una et eadem natura, quae singularis erat et individuata per materiam in singularibus hominibus, efficitui postea universalis per actionem [79vr/ 80rl] intellectus depurantis ipsam a conditionibus quae sunt hic et nunc. (De univers[alibus] tract[atus] I) Der Verstand erkennt das Allgemeine, die Sinne das Besondere.  Sinneswahrnehmung muß aber der Erk[e]n[n]tn[i]ß d[e]s Allgemei[nen] vorhergehen [.]  1475 Cognitio intellectus aliquo modo a sensibus primordium sumit. Et quia sensus est singularium, intellectus autem universalium: necesse est quod cognitio singularium quoad nos prior sit quam universalium cognitio (S[umma] th[eologiae] I 85.3) [.] Und wiederum: Id quod cognoscit sensus materialiter et concrete, quod est cognoscere singulare directe, hoc cognoscit intellectus immateraliter et abstracte, quod est cognoscere universale [(] S[umma] th[eologiae] I 86. 1-4).  Od[er] de an[ima] l. 3 lect[io] VIII. Caro cognoscitur sensu, esse carnis intellectus … Potentia intellectiva cognoscitur quidditas carnis, potentia sensitiva cognoscitur caro. -  1476 Ueber d[ie] Function des Intellectus heißt es dann insbes[ondere]: Duplex est operatio intellectus. Una quidem, quae dicitur indivisibilium intelligentia, per quam scilicet apprehendit essentiam cujuscumque rei in seipsa. Alia est operatio intellectus scilicet componentis et dividentis.  Das Einzelne, Zufällige, Individuelle erkennt der intellectus zwar auch [,] aber nicht direct, sond[ern] nur durch Reflexion [.] - Der sensus nur erkennt d[a]s Einzel[ne,] Individuelle direct. Cognoscit (intellectus) naturam speciei, sive quod quid est, directe extendendo seipsum; ipsum autem singulare per quondam reflexionem, in quantum redit super phantasmata a quibus species intelligibiles abstrahuntur. De an[ima] l. 3 lect[io] VIII [.] Und: Anima intellectiva directe apprehendit quidditatem carnis, per reflexionem autem ipsam carnem. 1477 Und: Intellectus non cognoscit directe singularia, sed sensus vel imaginatio. Ib[idem]. NB [: ] Der Sinn kann sich selbst nicht beurth[ei]l[e]n u[nd] nicht das, was er wahrnimmt u[nd] nicht seiner Art der Wahrnehmung.  1478 Sensus non componit nec dividit. (I in lib[rum] Aristot[ele] de interpret[atione]) 1474 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 1475 Randbemerkung am Seitenrand [80rr]. 1476 Einfügung am Seitenrand [80rr]. 1477 „Ib[idem]“ in der Zeile gestrichen. 1478 Randbemerkung am Seitenrand [80rr]. 585 Die Wahrh[ei]t im Sinne v[on] Wesenhaft[i]gk[ei]t. Essentia [,] Quidditas kann der intellectus allein erkennen [,] nicht aber der sensus:  (ad II Schl[u]ß) od[er] Beginn v[on] III.  1479 Quamvis sensus proprii objecti sit verus, non tamen cognoscit hoc esse verum. Non enim potest cognoscere habitudinem conformitatis suae ad rem, sed solum rem apprehendit; - intellectus autem potest hujusmodi habitudinem conformitatis cognoscere et ideo solus intellectus potest cognoscere veritatem. (Lect[io] III) Mit Intellectus im Ganzen gleichbedeutend ist bei Thomas: Intelligentia, die nur der intellectus in Actualität u[nd] im Erfolg ist; - dann Mens u[nd] auch Ratio (superior u[nd] inferior).  b)  1480 Ueb[er] Intellectus possibilis u[nd] agens. Der Intellectus selbst wird unterschieden in intellectus possibilis u[nd] intell[ectus] agens. Es ist nicht leicht genau zu sagen, was unter jedem zu verstehen u[nd] welche Leistung jedem v[on] beiden zukommt. Intellectus possibilis est qui speciem [80rl/ 80vr] recipit et actum intelligendi elicit; et sic solus intellectus possibilis est, qui est subjectum scientiae (Op[u]sc[ulum] de potent[iis] an[imae]). Hienach schiene es [,] als wäre d[er] intellect[us] possib[ilis] der intellect[us,] wie er die phantasmata in sich aufnimmt u[nd] d[a]d[u]rch die Erk[e]n[n]tn[i]ßbeweg[un]g einleitet; - er selbst wäre insofer[n] G[e]g[e]nst[a]nd der Erk[e]n[n]tn[i]ß [,] als er d[ie]se phantasmata in sich hätte. Wiederum heißt es: Dicitur intellectus possibilis fieri singula secundum quod recipit species singulorum. (S[umma] th[eologiae] I 79. 6.) So wie der intellect[us] possib[ilis] gleichsam der Bild[un]gsstoff für d[ie] B[e]gr[i]ffe. So heißt es auch: Intellectus possibilis natus est omnia fieri; - intellectus agens natus est omnia facere.  Anm[erkung] z[um] Schluß:  1481  (  1482 NB [: ] Intellectus agens soll also die Abstraction bewerkstellig[en] u[nd] wird ein lumen genannt - u[nd] sein Geschäft ist das deponere der species v[on] d[en] zufäll[i]g[en] individuell[en] Eig[e]nthüml[i]chk[ei]t[e]n [.] - Es scheint [,] daß durch das lumen, d[u]rch d[a]s Scheinen des Intellectus d[ie] concrete Zufäll[i]gk[ei]t v[om] allgem[einen] Wesen verschwindet u[nd] die reine Gestalt des Begriffes dann vor die Seele kommt. (Abstrahere wäre so viel als deponere [.])  )  1483  1484 Ueb[er] d[en] Intellectus agens wird folgendes bemerkt: Oportet ponere aliquam virtutem ex parte intellectus, quae faciat intelligibilia in actu per abstractionem spe- 1479 Randbemerkung am Seitenrand [80rr]; Positionierung im ursprünglichen Text ist unsicher. 1480 Am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt. 1481 Über der Zeile mit Bleistift. 1482 Einfügung in der Zeile mit Bleistift. 1483 Einfügung in der Zeile mit Bleistift. 1484 Randbemerkung am Seitenrand [80vl]. 586 cierum a conditionibus materialibus; et haec est necessitas ponendi intellectum agentem. (S[umma] th[eologiae] I 79.2) Intellectus agentis est illuminare non quidem alium intelligentem, sed intelligibilia in potentia, in quantum per abstractionem facit ea intelligibilia in actu. Ganz klar ist es keineswegs hiedurch [,] was der intellect[us] possibilis u[nd] agens ist. Der intellect[us] possibilis wird auch als potentia passiva bezeichnet, als bestimmt v[om] Erk[e]nntn[i]ßg[e]g[en]st[an]d als aufnehmend - insofern wird er als tabula rasa bezeichnet, in qua nihil est scriptum (de an[ima] III 14) u[nd] Thomas fügt noch bei: Quod manifeste apparet ex hoc, quod in principio sumus intelligentes solum in potentia, postmodum autem efficimur intelligenter in actu.  NB [: ] Der B[e]gr[i]ff ein[er] organ[ischen] Potenz scheint damals noch ganz unbeachtet geblieben zu s[e]yn [.] - Thom[as] denkt sich d[a]h[er] die Potenz selbst als tabula rasa, was ein[e] organ[ische] Potenz (Keim) doch nie seyn kann.  1485 Der Intellectus als intellectus possibilis (Arist[oteles] de an[ima] III 5) ist intellectus in potentia ad intelligibilia, ist vis passiva respectu totius entis universalis (Allgemeinwesens). Aus Allem ist nicht ganz klar, ob der intellectus possibilis der intellectus als bloße Potenz, also in Ruhe ist - während der intellect[us] agens der Intellectus in Actualität, in Beweg[un]g wäre - [80vr/ 81rl] 1486 oder ob der intellectus possibilis auf 1487 aufnehm[e]nde Bethätig[un]g des intellectus gilt - u[nd] der intellect[us] agens als vorarbeitende Thät[i]gk[ei]t. - Der Intellectus agens gilt als nothw[e]nd[i]g deßweg[en,] weil das Intelligible nicht schon als solches da ist, und dem Geiste sich hingibt (wie dieß allerdings bei d[en] reingeist[i]g[en] materielos[en] Ideen Platons der Fall wäre) [,] sond[ern] weil das Intelligible erst aus den sinnl[ichen] Formen heraus gewonnen werden muß (d[ie]se selbst sind vorläuf[i]g nur intelligibel potentia u[nd] müße[n] intelligibel actu erst d[u]rch d[en] intellectus werd[en]) [,] so ist also ein ens actu, ein agens nothwend[i]g dieß zu bewerkstelligen u[nd] dieß ist der intellectus agens od[er] die virtus ex parte intellectus quae faciat intelligibilia in actu per abstractionem specierum a conditionibus materialibus. Der intellectus agens ist also nothw[e]nd[i]g [,] um die naturae od[er] formae rerum 1488 sensibilium, quas intelligimus zu intelligibiles actu zu machen. Intellectus agentis est illuminare ad intelligendum. 1485 Randbemerkung am Seitenrand [80vl]. 1486 „Gesch[ichte] d[er] Philos[ophie] d[es] Mitt[el] Alters 41“ am oberen Seitenrand [81rr]; „41“ bezeichnet den Bogen. 1487 Verschrieben; gemeint: „als“. 1488 „[*]“ in der Zeile gestrichen. 587 Wer eig[e]ntl[ich] nun erkennen soll [,] ist nicht ganz klar - ob  d[er]  1489 intellectus possibilis od[er] der intellectus agens u[nd] nicht entschieden noch ist es, welcher nur Mittel zur Erk[e]nntn[i]ß bietet u[nd] welcher selbst erkennt.  Wer nur vorarbeitet z[um] Erkennen u[nd] wer selbst erkennt.  1490 Es scheint [,] daß beide nur Mittel biet[en] - der intellectus possibilis d[u]rch Aufnehmen der phantasmata, der intellectus agens durch Beleuchten d[ie]s[e]r phantasmata, d[a]ß sie in ihrem wahren, reine[n] Wese[n] erschein[en] u[nd] ihr concreter, materialer Schein vers[c]hwindet vor dem Schein d[ie]s[e]s reinen Verstandeslichtes. Eine längere Stelle seines VIII Quodlibet’s ont[ologia] III verspricht genaueren Aufschluß. Da heißt es: Dicit Augustinus (XII sup[er] Genes[im]): „Imaginem corporis non corpus in spiritu, sed ipse spiritus in se ipso facit celeritate mirabili.“ Non autem eam in seipso faceret si a rebus exterioribus eam acciperet. Ergo anima non accipit a rebus species, quibus cognoscit. (Das ist die vorangeschickte Objection [.]) 1491 In contrarium videtur esse tota philosophorum doctrina, quae sensum a sensibilibus, imaginationem a sensu, intellectum a [81rl/ 81vr] a 1492 phantasmatibus accipere fatetur … Respondeo: Dicendum quod anima humana similitudines rerum quibus cognoscit accipit a rebus, illo modo accipiendi quo patiens accipit ab agente. Quod non est 1493 intelligendum quasi agens influat in patiens eandem numero speciem quam habet in seipso, sed generat sui similem educendo de potentia in actum et per hunc modum dicitur species coloris deferri a corpore colorato ad visum …  Also das äuß[ere] Obj[ect] generat [.]  1494 Actio rei sensibilis non sistit in sensu, sed ulterius pertingit usque ad phantasiam sine imaginationem; tamen imaginatio est patiens quod corporatur agenti. Ipsa enim imaginatio format sibi aliquarum rerum similitudines quas nunquam a sensu percepit; ex his tamen quae sensu percipiuntur componendo  ea  1495 et dividendo, sicut imaginamus montes annos quos nunquam vidimus; et hoc quod vidimus aurum et montes. Sed ad intellectum possibilem comparantur res sicut agentia insufficientia. Actio enim ipsarum rerum sensibilium nec etiam in imaginatione sistit, sed phantasmata ulterius movent intellectum possibilem; non autem ab hoc quod ex se ipsis sufficiunt, cum sint 1489 Über der Zeile. 1490 Einfügung am Seitenrand [81rr]. 1491 Randbemerkung am Seitenrand [81rr]: „NB [: ] Das scheint mit Anderm in Wid[e]rspr[u]ch zu seyn - d[a]ß nicht v[on] den Ding[en] die species erhalten werden. - Allein [,] es ist gemeint: Die Seele hat d[ie]se species nicht schon [,] sie erhält sie auch nicht v[on] Außen - sond[ern] sie bildet [,] schafft sie erst. -“; im Nachhinein gestrichen. 1492 „a“ irrtümlich wiederholt. 1493 „sic“ in der Zeile gestrichen. 1494 Randbemerkung am Seitenrand [81vl] mit Bleistift. 1495 Über der Zeile eingefügt. 588 in potentia intelligibilia intellectus autem non movetur nisi ab intelligibili  in  1496 actu.  Der intellectus possibilis erhält wed[er] phantasmata, nicht g[en]ug Anreg[un]g z[ur] Thät[i]gk[ei]t - dazu ist nothw[en]d[i]g d[er] intellectus agens [.]  1497 Unde oportet quod superveniat actio intellectus agentis, cujus illustratione fantasmata fiunt intelligibilia in actu, sicut illustratione lucis corporalis fiunt colores visibiles actu; et sic patet quod intellectus agens est principale agens quod agit rerum similitudines in intellectu possibili; fantasmata autem quae a rebus exterioribus accipiuntur, sunt quasi agentia instrumentalia.  Der intellectus  agens  1498 macht d[ie] fantasmata erst si[c]htu[nd] erk[e]nnbar f[ür] d[en] intellectus possibilis [.]  1499 Intellectus enim possibilis comparatur ad res quarum notitiam recipit, sicut patiens quod cooperatur agenti. Multo enim magis potest intellectus formare quidditatem rei quae non cecidit sub sensu quam imaginatio.  NB [: ] Woher soll der intellectus agens wiss[en,] welches d[a]s Wesen der einzel[nen] Art[en] u[nd] Gatt[un]g[en] der Thiere etc. sey - d[a]s ist nur e[m]pir[i]sch zu erfahr[en] - [n]i[c]ht d[em] Geiste [***]  1500 Quodl[ibet] VII  1.  1501 In visione intellectiva triplex medium [81vr/ 82rl] contigit esse. Unum, sub quo intellectus videt quod disponit eum ad videndum; et hoc est nobis lumen intellectus agentis, quod se habet ad intellectum possibilem nostrum sicut lumen solis ad oculum. Aliud medium est quo videtur, et hoc est species intelligibilis quae intellectum possibilem determinat; et habet se ad intellectum possibilem sicut species lapidis ad oculum.  Die geist[i]g[e] Gestalt d[a]s Wesen [,] d[a]s [n]ur geseh[en] werd[en] kann i[m] Licht d[e]s intellectus agens.  1502 Tertium medium est  in  1503 quo aliquid videtur, et hoc res est aliqua per quam in cognitionem alterius devenimus, sicut in effectu videmus causam, et in uno similium et vel contrariorum videtur aliud; et hoc medium, se habet ad intellectum sicut speculum ad visum corporalem in quo oculus aliquem rem videt. 1504  Quaest[io] de Mente a. 6 s[a]gt er: [„] Per lumen intellectus agentis efficiuntur formae a sensibilibus abstractae (v[on] wem? ) intelligibiles actu, ut in intellectu possibili recipi possint. Et sic etiam in lumine intellectus agentis est nobis quadammodo omnis scientia originalia 1496 Über der Zeile eingefügt. 1497 Randbemerkung am Seitenrand [81vl] mit Bleistift. 1498 Über der Zeile. 1499 Randbemerkung am Seitenrand [81vl] mit Bleistift. 1500 Randbemerkung am Seitenrand [81vl] mit Bleistift. 1501 Unter der Zeile; ein korrespondierendes „2.“ ist unauffindbar. 1502 Randbemerkung am Seitenrand [82rr] mit Bleistift. 1503 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „nisi“. 1504 Randbemerkung am Seitenrand [82rr] mit Bleistift: „D[u]rch Beleu[c]ht[un]g d[e]s intellect[us] agens soll[en] wir also au[c]h d[a]s Causalitaetsverh[ä]lt[ni]ß v[on] W[e]lt u[nd] Gott erk[ennen]. - [(]D. h. also der intellectus agens hat d[a]s g[ö]ttl[iche] Li[c]ht in sich) [.] -“; im Nachhinein mit Bleistift gestrichen. 589 indita, mediantibus universalibus conceptionibus, (Kant? ) quae statim lumine intellectus agentis cognoscuntur, per quas sicut per universalia principia judicamus de aliis et ea praecognoscimus in ipsis. Et secundum hoc illa opinio veritatem habet, quae ponit nos ea, quae addiscimus, ante in notitia habuisse.” Hier ist v[on] d[en] Allgemeinbegiff[en] als aprior[ischem] Besitz d[e]s G[ei]st[e]s die Rede - die  aber  1505 zu unterscheid[en] sind v[on] den Ideen [.] Den Allgemeinb[e]griff[e]n gemäß können wir noch nicht metaphysis[c]h, sond[ern] nur physisch u[nd] logis[c]h urth[ei]l[e]n. - Größe allein, als solche nur, ist noch keine ideale Vollkommenh[ei]t [,] sond[ern] nur eine natürl[iche]. - Es gibt auch große Laster, große Verbrechen etc. - Faßt man d[ie]s[e]s lumen intell[ectus] agentis als virtus auf, als Vermög[en] B[e]gr[i]ffe zu bild[en] etc. [,] so hat man die Leibnitzsche Ansicht v[on] d[en] Ide- [en] als Potenz[en.] - Im Ganzen scheint doch d[ie]s[e]s lumen int[ellectus] agentis u[nd] d[er] intell[ectus] agens nichts andres zu seyn als der aprior[ische] Besitz des G[ei]st[e]s, der Denken, Begr[i]ffe, Urth[ei]le etc. erst möglich macht. Wenn Thomas wiederum auch sagt: Nec tamen oportet quod ipsum lumen inditum [82rr/ 82vl] sit primo a nobis cognitum: non enim eo alia cognoscimus sicut cognoscibili quod sit medium cognitionis, sed sicut eo quod facit alia cognoscibilia: so scheint hier wiederum d[ie]s[e]s lumen als aprior[ischer] Besitz (v[on] Allgemeinbegriff[en]  als Mittel d[er] Erk[enn]t[n]iß  1506 ) geleugnet, u[nd] eine bloße vis od[er] virtus, die keine[n] Inhalt hat [,] sond[ern] nur thätig ist u[nd] sich bethätigt [,] indem sie erkennbar (cognoscibilia) macht. - D[ie]s[e]s lumen wird nicht zuerst v[on] uns erkannt, ehe wir Anderes erkennen u[nd] es ist nicht Mittel der Erk[e]n[n]tn[i]ß 1507 wie die B[e]gr[i]ffe [,] sond[ern] macht d[ie]s[e]s Mittel u[nd] damit d[ie] Erk[enn]t[n]iß selbst erst möglich. Indeß wie eine ganz unbestimmte, leere virtus  die Dinge  1508 erkennbar machen soll [,] ist nicht einzuseh[en], d[ie]s[e]s lumen muß doch etwas seyn - erkannt braucht d[ie]s[er] intell[ectus] agens, d[ie]s[e]s lumen allerdings nicht vor der Erk[enn]t[n]iß d[e]r Di[n]ge schon zu seyn, sond[ern] im Erkenn[en] der Dinge erschließt sich der aprior[ische] Besitz d[e]s G[ei]st[e]s - die Erk[enn]t[n]iß mögli[c]h ma[c]h[en]d u[nd] selbst auch erst zur Actualität u[nd] Selbsterkennt[n]iß kommend.  1509 Hienach wäre dann der eig[e]ntl[ich] erkennende [,] die B[e]gr[i]ffe aufnehmende, bildende u[nd] f[e]sthaltende intellectus d[u]rch den intellectus possibilis inwiefern er in actu wäre, so daß intellectus agens u[nd] intellectus in actu v[on] einander zu unterscheiden wär[en]. 1505 Über der Zeile. 1506 Über der Zeile. 1507 „sond[ern]“ in der Zeile gestrichen. 1508 Über der Zeile. 1509 Randbemerkung am Seitenrand [82rr-82vl]. 590 Ueber die ganze Thätigk[ei]t des intellectus findet sich in d[er] Abh[a]ndl[u]ng de Intellectu et Intelligibili eine bezeichnende Stelle: Notandum quod intellectus, intelligendo, ad quatuor potest habere ordinem: scilicet ad rem quae intelligitur secundo ad speciem intelligibilem qua fit intellectus intellectus in actu; tert[io] ad suum intelligere quarto ad conceptiones intellectus. Quae quidem conceptio a tribus praedictis differt: a re quidem intellecta, quia res intellecta est intendum extra intellectum, conceptio autem intellectus non nisi in intellectu; et iterum conceptio intellectus ordinatur ad rem intellectam sicut ad finem. Ipse enim intellectus conceptionem rei in se format, ut rem intellectam cognoscat. Differt enim conceptio a specie intelligibili; nam species intelligibilis, qua fit intellectus in actu, consideratur ut principium actionis intellectus, cum omnis agens agat secundum [/ ] quod est in actu per aliquam formam, quam oportet esse actionis principium. Differt etiam 1510 conceptio ab actione intellectus quae est intelligere, quia praedicta conceptio consideratur ut terminus actionis, et quasi quiddam per ipsum constitutum. Intellectus enim sua actione format rei difinitionem, vel etiam propositionem 1511 affirmativam seu negativam. Haec autem conceptio intellectus in nobis dicitur verbum; hoc est enim quod verbo exteriori significatur; vox enim interior neque significat ipsam intellectum, neque speciem intelligibilem, neque actum intellectus, sed conception[em] qua mediante refertur ad rem. - Die Resultate nun der Thät[i]gk[ei]t d[e]s Intellectus sind die Universalia [.] - In Betr[e]ff d[ie]s[e]r huld[i]gt Thom[as] der Ansicht [,] die 1512 Albert[us] M[agnus] schon festgestellt, d[a]ß sie ante rem, in re u[nd] post rem seyen. Sententia Aristotelis vera est, scilicet quod universale est in multis et est unum praefer multa; et tangitur in hoc duplex esse universalis - unum secundum quod est in rebus et aliud secundum quod est in anima. [(] De Universalibus tract[atus] I) In den Ding[en] selbst ist das Universale nicht actu [,] sond[ern] potentia, b[e]m[e]rkt er.  G[e]g[en] subj[ectiven] Idealismus. Das 1513 Universale 1514 ist nicht id quod intelligitur [,] sond[ern] id quo intelligitur.  1515 1510 „etiam“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „e[+++]“. 1511 „propositionem“ ersetzt durch Überschreibung, Streichung und Ersetzung in der Zeile ursprüngliches „propo[+++]nem“. 1512 „die“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „des“. 1513 „Das“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „Die“. 1514 „Universale“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „Universalia“; in der Zeile folgendes „sind“ gestrichen. 591 Eine ganz bestimmte Opposit[ion] geg[en] d[ie] Ideen findet sich bei Thomas nicht, im G[e]g[e]nth[ei]l vi[e]le Andeut[un]g[en,] d[a]ß er auch ei[ne] Erk[enn]t[n]iß aus Idee[n] annahm - u[nd] die Intellectualerk[enn]t[n]iß selbst enthält bei ih[m] schon d[i]e Idealerk[e]n[n]t[n]iß in sich. Ipsum lumen intellectuale, quod est in nobis [,] nihil aliud est quam quaedam participatu similitudo luminis increati, in quo continentur rationes aeternae. D[a]h[er] Ps. 6 Multi dicunt quis ostendit nobis bona? Resp[ondeo: ] Signatum est super nos  lumen?  1516 vultus tui Domine. [(] S[umma] th[eologiae] I q. 84.5)  Der intellectus agens ist in d[er] That [n]i[c]hts andres als das, was wir immane[n]te Idee ne[nnen], d[a]h[er] kann er z[ur] Erk[enn]t[n]iß schein[en], K[ra]ft geb[en]; - wir sag[en,] die Idee[n] si[n]d der Maaßstab. Thom[as] s[a]gt sogar: Praeexistunt in nobis quaedam semina scientiarum, scilicet primae conceptiones, quae statim lumine intellectus agentis cognoscuntur per species a sensibilibus abstractas sive sint complexa ut dignitates, sive in complexa ut ratio entis et unius et hujusmodi quae statim intellectus apprehendit. (De magistro art. 1.) (NB [: ] Wie Leibnitz) Die Universalia u[nd] rationes aeternae sind nicht als id[en]tisch zu faß[en]. - Idea ist allerdi[n]gs [n]i[c]ht i[n] ga[n]z f[e]ster B[e]d[e]ut[un]g genomm[en] - s[on]d[ern] species sensibilis (phantasma) species intelligibilis (universale 1517 ) u[nd] ratio aeterna. -  1518 Anerkannt ist d[ie] Mögl[i]chk[ei]t der Erk[enn]t[n]iß auch da [,] wo untersucht wird [,] ob wir die Dinge in (ihr[en]) rationibus aeternis zu erkenn[en] vermög[en]. D[ie]se rationes aeternae sind ausdrü[c]kl[ich] als Ideale bezeichnet w[o]rd[en] - doch wird d[ie]se Erk[enn]t[n]iß all[e]rdi[n]gs b[e]schrä[n]kt nur zugesta[n]d[en]. [82vr/ 83rl] 1519 [ 6.] Durand v[on] St. Pourcain (a S[a]ncto Porciano) Geb[oren] in ein[em] klein[en] Dorfe der Auvergne in d[er] 2. Hälfte des 13 [.] J[a]hrh[underts,] ward sehr jung Dominikaner z[u] Clermont. 1313 Licentiat z[u] Paris. Clemens V [.] berief ihn an s[einen] Hof als magister Sacri Palatii, so daß er am päpstl[ichen] Hof d[ie] h[ei]l[ige] Schr[i]ft zu erklären hatte. Darauf Bischof zu Pay- 1515 Randbemerkung am Seitenrand [82vl]. 1516 Über der Zeile. 1517 Lesart unsicher. 1518 Randbemerkung am Seitenrand [82vl]. 1519 „Gesch[ichte] d[er] Philos[ophie] des Mitt[el] Alt[ers]“ am oberen Seitenrand [83rr]; die Nummer des Bogens ist nicht angegeben. 592 en-Velay [,] hierauf Bis[c]h[of] in Meaux. † 1334. H[au]ptwerk: Comment[arius] in Magistrum sentent[ias]. I [.] Wiß[e]nsch[a]ftl[iche] Gr[u]ndsätze. Durand ist d[er] Ansicht [,] d[a]ß Auctoritäten in d[er] Philos[ophie] v[on] wenig Bedeut[un]g seyen - die Auct[orität] ist anzurufen [,] wenn es sich um d[en] Glauben h[a]nd[e]lt. Er spricht sich darüber aus in d[er] Praef[atio] z[um] Comment[arius] p. 3. u[nd] citirt Aug[ustinus’] Stelle de Trinit[ate] l. III  Aug[ustinus] s[a]gt: (Ne vous 1520 soumettez pas à l’autorité de mes écrits, comme vous feriez à celle des Libres canoniques) [„] Unterwirf dich der Auct[orität] meiner S[c]hr[i]ft[e]n nicht wie der der canonis[c]h[en] Schr[i]ft[e]n. Wenn du in d[ie]s[e]n etwas findest, was du zuvor nicht wußtest, so nimmst du es an  gl[e]i[c]h  1521 mit Respect an; d[a]g[e]g[e]n was du in jen[en] entdeckst [,] darf dir nicht als gewiß erscheinen, als in soweit als du selbst die Wahrh[ei]t u[nd] Gewißh[ei]t daran erkenn[en] wirst.“-  1522 II [.] Lehre. 1. Gottes Daseyn b[e]tr[ac]htet er als des B[e]w[ei]s[e]s fähig u[nd] b[e]dürft[i]g. Es war ihm also nicht eine Wahrh[ei]t,  die  1523 dur[c]h si[c]h selbst evident [.] D. h. Es genüge nicht nur [,] den Norm[en] d[a]s Wort auszusprechen, um gleich  [m]it  1524 der Evid[en]z d[a]s Das[e]yn 1525 zu erkennen 1526 . G[o]tt[e]s Daseyn ist d[a]h[er] eine Wahrh[ei]t der Deduction für den mens[c]hl[ichen] Geist. 2. Mit Thomas stimmt er auch darin überein, daß er die Wirks[a]mk[ei]t (efficacitas) der secundär[en] Ursach[en] u[nd] d[e]s mens[c]hl[ichen] Will[en]s b[e]h[au]pt[e]t [,] denen gegenüber die alle 1527 Causalität  auf  1528 G[o]tt übertragen. D. h. die Dinge hab[en] auch an u[nd] in sich eine Kraft zu wirk[en], soweit sie i[n] ihrem Seyn erhalten  v[on] G[o]tt  1529 werden; so weit sie sind [,] wirken sie du[r]ch sich (NB [: ] D. h. also: Die Wirk[u]ng[en] der Dinge sind nicht auch wiederum d[u]rch G[o]tt unmitt[e]lb[ar] gewirkt). D. h. d[u]r[c]h die Kräfte [,] die ihnen als Geschöpfen eigenthüml[ich] sind; d[a]h[er] s[a]gt er v[om] menschl[ichen] Willen: Deus non est causa actionum liberi arbitrii nisi quia liberum arbitrium ab ipso et est et conservatur. Lib[er] II dist[inctio] 19 V p. 393. 1520 „vous“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „nous“. 1521 Über der Zeile. 1522 Randbemerkung am Seitenrand [83rr]. 1523 Über der Zeile. 1524 Über der Zeile. 1525 „Das[e]yn“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „Das[e]yns“. 1526 „erkennen“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „Erkennen“. 1527 Sic! 1528 Über der Zeile. 1529 Über der Zeile. 593 Vorzügl[ich] beabsicht[i]gt Durand dad[u]r[c]h v[on] G[o]tt alle[n] Anth[ei]l am Böse[n] zu entfernen. Das  menschl[iche]  1530 Böse geschehe nicht secundum voluntatem Dei (sonst wäre er einverstand[en]) u[nd] nicht contra voluntatem Dei (sonst wäre es gar nicht möglich) [,] sond[ern] praeter voluntatem. 3. Doch ist dieß nicht die beste Welt, denn G[o]tt hätte eine beßere schaffen können. G[o]tt könnte entw[e]d[er] alle Th[ei]le d[er] Welt verbeßern oder nur einige oder nur einen [,] ohne daß d[ie] Harmonie d[e]s Univers[ums] gestört wäre. Thom[as] ging nicht so weit. Die B[e]z[ie]h[u]ng[en] der Welt-Theile unter sich sind ihm unabänderl[ich]. - Im B[e]zug auf das Ziel aber - Erk[enn]t[n]iß u[nd] Liebe G[o]tt[e]s - gibt er ei[ne] beste Welt zu. - [83rl/ 83vr] 4. Psychologie [.] Da wir nicht immer fühlen u[nd] denken [,] a) so ist eine Seelensubstanz zu unterscheid[en] v[on] d[en] Seelenthätigk[ei]t[e]n (NB [: ] 1531 So wie physische Thät[i]gk[ei]t[en] d[e]s Leibes zu unterscheid[en] sind v[on] den  organisch[en]  1532 Function[en,] die d[a]s Dasey[n] u[nd] Besteh[en] d[e]s Leibes bild[en] u[nd] erhalten - so ist wohl auch die Seel[en]subst[an]z in sich thät[i]g u[nd] b[e]st[e]h[en]d (seyend) u[nd] d[ie]se innere, imma[nen]te Thät[i]gk[ei]t u[n]tersch[ei]d[e]t si[c]h v[om] bewußt[en] Fühl[en], D[en]k[en] etc.? Aber ist nicht d[a]s D[en]k[en,] Fühl[en] etc. selbst immanente Thät[i]gk[ei]t d[e]s G[ei]st[e]s, recht i[m] Selbst u[nd] Sache d[e]s Selbst u[nd] nicht blos ein V[e]rh[ä]lt[n]iß zur Auß[en]welt, z[um] Nichtselbst? ) b) D[ie]s[e]s Eine Wesen hat mehrere g[ei]st[i]g[e] Vermög[en] - Gedächt[n]iß [,] Verstand, Willen - wie d[ie] Sonne Eine dem Wes[en] nach zugl[ei]ch leuchtet u[nd] wärmt. Der Wille wird als abhäng[i]g b[e]zeich[ne]t v[om] Verstand, weil bei jed[em] Willensact ein Urth[ei]l nothw[en]d[i]g [.] - 5. Erk[e]n[n]tn[i]ßtheorie. Durand polemisirt geg[en] d[ie] Annahme a) eines Intellectus agens. Jedes Vermögen ist bekannt d[u]rch seine Thät[i]gk[ei]t. Für  d[en]  1533 intellect[us] agens läßt sich keine Thät[i]gk[ei]t aufweisen. Die Operationen könnten sich nur beziehen auf die sinnl[ichen] Bilder oder den intellectus possibilis. Beides ist nicht möglich, denn der 1534 intellect[us] agens kann 1. den sinnl[ichen] Bildern (imagines sensibiles) nicht sein Gepräge geben, da sie materiell sind - auch nicht sie theilen, wie man ein[en] Stein th[ei]lt - auch nicht ihr allgem[eines] Wesen abstrahiren, wie viele b[e]h[au]pt[e]n [,] ohne es näher zu erklären. 1530 Über der Zeile. 1531 „NB: “ am Seitenrand [83vl] wiederholt. 1532 Über der Zeile. 1533 Über der Zeile. 1534 „der“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „die“. 594 2. Aber auch den intellect[us] possib[ilis] kann er nicht disponiren z[um] Begreifen des Allgem[einen] (universale) in der Weise wie das Licht die Objecte sichtbar macht für das Auge. Worin soll denn d[ie]se Operation bestehen? Man nimmt nur an u[nd] beweist nichts. Nihil probatur, sed assumitur illud quod quaeritur. Lib[er] I dist[inctio] 3 q. V p. 63. Wenn der intellect[us] possib[ilis] nicht hinreicht um zu erkennen, wenn man ein Vermög[en] hinzufügen muß [,] um die Erk[e]n[n]tn[i]ß hervorzubringen, so müßte man den Sinnen ebenso ein[en] sensus agens hinzugeben, der die Sinnlichk[ei]t (Sinne) befähigt die materiell[en] Objecte aufzunehmen. Es ist d[a]h[er] nur Ein intellectus anzunehme[n]. b) In B[e]zug auf d[as] Universale b[e]h[au]pt[e]t Durand [,] daß es nicht präexistire vor der Thät[i]gk[ei]t des Verstandes [,] sond[ern] erst nach d[ie]s[e]r (d[u]rch sie). Zuerst ist das Einzelne (Object) [,] d[u]r[c]h Abstracti[on] werd[en] die individu[e]ll[en] Bedi[n]g[un]g[en] entfernt u[nd] d[a]s Allgem[eine] wird f[e]stgeh[a]lt[en] als B[e]gr[i]ff - Universale [,] das bisher (als solches) nicht existirte. 595 III. Jakob Frohschammer: Ueber die Auferstehungslehre des Origenes (Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München / Nachlass Frohschammer [= 4° Cod. ms. 917b (2c, Anhang]) Text mit kritischem Apparat  1850 Probevorlesu[n]g  1  Hochw[ürdige,] hochgeehrte H[erren]  Dekan  2 Prof[essoren] u[nd] Doctor[en] - Ak[+++] Fr[e]u[n]de u[nd] Bürger - Hochgeehrteste Versa[mm]l[un]g [! ] Da es akademisch[e] Vorschr[i]ft ist [,] d[a]ß diej[enigen,] welche öffentlich als Lehrer an d[er] Universität auftret[en] woll[en], zuvor eine[n] öff[en]tl[ichen] Vortrag halt[en], so hat die hochwürd[i]g[e] theol[o]g[ische] Fakultät mir, der nach dies[em] Ziele strebt, aufgegeb[en,] über die Aufersteh[un]gs-Lehre d[e]s Origenes vor d[ie]s[er] hochgeehrt[en] Versamml[un]g z[u] spr[ec]h[en]. Es findet sich d[ie]se Lehre  3 Unter den eigenthümlichen Lehrmeinungen des Origenes [,] die wegen ihrer Abweichung vom christlichen Dogma in den ersten Jahrhunderten nach seinem Tode zu öfteren Malen in der griechisch[en] Kirche zu heftigen Streitigkeiten Veranlaßung gaben zwischen seinen Freunden und Gegnern, findet sich auch seine Auffaßung der chr[i]stl[ichen] Lehre von der dereinstigen Wiederauferstehung des menschl[ichen] Leibes.  (  4 Seine Schriften 5 hierüber gehören auch zu jenen, über die sich Hieronymus einmal so heftig ausspricht [,] indem er sagt  Ep. 40 al 65.  6 : Quis Latinorum ausus est unquam transferre libros ejus de Resurrectione, περὶ ἀρχῶν, στρωματέας et τόμους; Quis per infame opus se ipsum voluit infamari?  )  7 Er ward in jener Zeit beschuldigt, daß er die Auferstehung nur dem Namen nach und nur verstellter Weise annehme, in der That aber sie läugne oder sie ganz vergeistige u[nd] bedeutungslos mache; hinwiederum scheint es auch an Solchen nicht gefehlt zu haben, die ihm nahezu das Entgegengesetzte zur Last legten, indem sie behaupteten: er nehme Aufer- 1 Unter der Überschrift im Nachhinein mit Bleistift ergänzt. 2 Über der Zeile mit Bleistift. 3 Randbemerkung am Seitenrand [1rr] mit Bleistift. 4 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 5 „übe“ in der Zeile gestrichen. 6 Randbemerkung am Seitenrand [1rr]. 7 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 596 stehungsleiber an, die selbst wieder der Corruption u[nd] dem Tode verfallen. Es fehlte zwar nicht an Vertheidigern, die jene Anschuldigung[en] nach Kräft[en] von dem gerechten Manne abwehrten, aber ganz gelang 8 ihnen dieß auch bei diesem Lehrpunkte nicht und noch immer wird des Origenes Auferstehungs-Lehre wenigstens zu einseitig spiritualistisch gefunden. Es soll nun, meiner Aufgabe gemäß, so weit es die Kürze der Zeit gestattet, der Versuch gemacht werden, aus den wenigen Fragmenten, die uns von seinen Schriften über diesen Gegenstand übrig sind und aus gelegentlich[en] Aeußerung[en] hierüber in sein[en] übrigen Schriften zu erforschen, welche Vorstellung er sich denn eigentlich machte von der Auferstehung des Leibes und von der Beschaffenheit  der Leiber  9 der Auferstandenen. Vor Allem nun finden wir, daß Origenes in Uebereinstimmung mit Schrift u[nd] Tradition, eine wirkliche Auferstehung der Leiber lehrte u[nd] zwar ganz der nämlich[en], in denen die Menschen in ihrem Erdenleben gelebt; und er motivirt diese Identität zugleich in treffendster Weise: Er spricht sich so aus  Pamphil[ius] Apol[ogia] Origenis  10 : „Wie sollte es nicht unge-[1rl/ 1vr]reimt seyn (absurdum), wenn die Seelen in andern Körpern, als in welchen sie für den Herrn gekämpft oder gesündigt haben, sollten gezüchtigt oder gekrönt werden? Sollte wohl der Leib, wenn er für den Herrn Narben trägt, u[nd] mit der Seele Foltern, Gefängniß, Bande, Geißelung, den Feuertod oder das Schwert, die Biße wilder Thiere, das Kreuz u[nd] Anderes erduldete, der Belohnung für solche Kämpfe verlustig gehen? Wenn allein die Seele, welche doch nicht allein gestritten hat, die Krone erlangen sollte, u[nd] das Gefäß, welches ihr mit großer Anstrengung gedient, kein[en] Lohn für diesen Sieg empfinge: würde es da nicht ganz vernunftwidrig erscheinen, daß das Fleisch, welches den natürlichen bösen Trieben u[nd] der in ihm haftenden Lüsternheit um Christi willen Widerstand leistete, die Jungfräulichkeit mit großer Selbstüberwindung bewahrte, dabei mehr betheiligt, als die Seele, oder doch gewiß zu gleichem Theile, zur Zeit des Sohnes als unwürdig verworfen würde, während die Seele die Siegerkrone davon trüge? Es würde dieß heißen, Gott 11 der Ungerechtigkeit beschuldigen, oder seine Macht in Zweifel ziehen.“  Ganz in ähnl[icher] Weise spricht er sich auch in s[einem] Werk περὶ ἀρχων  l. III c 6,4-6  12 aus.  13 Ich führe diese Stelle vollständig an, weil sie mit aller Bestimmtheit die Leiblichkeit 14 u[nd] zwar die mit der früher[n] identische behauptet u[nd] uns als Basis  u[nd] 8 „es“ in der Zeile gestrichen. 9 Über der Zeile eingefügt. 10 Randbemerkung am Seitenrand [1rr]. 11 „Gott“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „[*]“. 12 Unter der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „c. [++] 6 lib. II“. 13 Einfügung am Seitenrand [1vl]. 14 „d[ie]“ über der Zeile gestrichen. 597 als Führeri[n]  15 dienen 16 kann durch seine übrig[en,] hie u[nd] da schwankenden Aeußerung[en] hindurch bei der weitern Entwicklung s[einer] Lehre. - So bestimmt Origenes eine wirkliche Leiblichkeit der Auferstandene[n] behauptete, so glaubte er doch 17 in dieser Lehre einen doppelten Abweg u[nd] Irrthum vermeiden zu müßen; jenen der Einfältigen (simplicium) u[nd] Fleischsüchtigen ( 18 philosarcas) u[nd] jenen der Häretiker; von denen [,] die Ersten [,] sich den Auferstehungsleib sich als einen durchaus  grob  19 sinnlichen, wie Origenes sagt, mit unersättlichem Bauch u[nd] verdauenden 20 Magen, kurz mit allen sinnlich[en] Functionen behafteten, dachten; die andern aber, die Häretiker, die Auferstehung ganz läugneten. Im Gegensatz gegen diese Beiden, die Extreme vermeidend, bildet sich Origenes seine Vorstellung v[on] der Auferstehung; von der Art u[nd] Weise [,] wie sie geschieht u[nd] v[on] der Beschaffenheit des auferstandenen Leibes. Er thut dieß auf folgende Weise: „ 21 Vier Elemente sind es, aus welchen die menschlichen Körper u[nd] üb[e]rh[au]pt alle Dinge zusammengefügt sind: Waßer [,] Erde, Luft u[nd] Feuer. Das Erdige gibt das Fleisch her, die [1vr/ 2rl] Luft den Athem, das Waßer die Feuchtigkeiten, das Feuer die Wärme des Körpers. Dieser Körper nun, sagt Orig[enes] in seiner Erklärung d[es] erst[en] Psalmes, befindet sich in stetem Fluße, verändert u[nd] erneuert immer die Substanz (τὸ ὑλικον ὑποκειμενον), daher der Leib nicht mit Unrecht ein Strom genannt werde, und die jeweilige Substanz (ὑποκειμενον) genau genommen nicht zwei Tage dieselbe sei in uns[erem] Körper; während die Gestalt fortdauert. Wenn nun beim Tode die Seele diesen hinfälligen Leib ablegt, so kehrt allmählig jedes in seine Ursubstanz zurück: Das Fleisch zerfällt in Staub, der Athem verschwimmt in der Luft, die Feuchtigkeiten senken sich nieder, die Wärme steigt in den Aether auf. Und wie, wenn man ein Maaß Milch oder Wein ins Meer schüttet, u[nd] darauf, nachdem es sich vermischte, es wieder heraussondern wollte, zwar Milch u[nd] Wein, die man ausgoß [,] nicht verschwanden, aber doch nicht wieder herausgezogen werden können, so gehen die Substanzen des Fleisches u[nd] Blutes zwar nicht unter in den Urmaterien, aber kehren doch auch nicht wieder in die alte Verbindung zurück u[nd] können nicht von Neuem ganz dasselbe seyn. Das Materielle, den wechselnden Stoff des Leibes nahm er für den Auferstehungsleib nicht in Anspruch; der Menschenkörper [,] bemerkt er an ein[er] andern Stelle (in Ps[almes] I p. 533) [,] kann von Raubthieren verzehrt, u[nd] diese können wieder von Menschen gegeßen werden. So würde ein Menschenleib in den andern übergehen, ein 15 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „u[nd] Führer“. 16 „uns führen“ in der Zeile gestrichen. 17 „hier“ in der Zeile gestrichen. 18 „φ“ in der Zeile gestrichen. 19 Über der Zeile eingefügt. 20 Verschrieben; gemeint: verdauendem. 21 Schließende Anführungszeichen sind unauffindbar. 598 u[nd] derselbe Stoff gemeinsam Mehreren angehört haben. - Allein [,] ungeachtet dieses allgemeine[n] Zerfalls u[nd] Zerstreuung der Elemente des Körpers in die Fluth der übrigen Naturelemente u[nd] ihrer tausendfältigen Mischungen zu neuen Gestalten, selbst zu neuen Menschenkörpern, bleibt nach Origenes doch Etwas zurück, das als Saame, als Keim des künftigen Auferstehungs-Leibes, die Identität desselben mit dem früheren Leibe vollkommen sichert. Mit Beziehung auf I Cor. 15,35ff. u[nd] Joh. 12,24ff. sucht er seine Ansicht an einem Gleichnis anschaulich zu machen. „Jedes Saamenkorn enthält, durch Gottes Bildnerkunst, einen Bildungskeim, im ersten Ansatze des Markes. Die künftige Höhe des Baumes, seinen Stamm, seine Zweige, Blätter, Früchte, sieht man nicht im Saamenkorn, u[nd] doch sind sie in seinem Bildungstriebe, im Weizenkorne ist innen ein Mark od[er] ein Aederchen; dieses Innerliche, wenn es in der Erde aufgelöst wird, zieht verwandte [2rl/ 2vr] Stoffe an sich aus dem Trockenen u[nd] Feuchten, aus der Luft u[nd] Wärme u[nd] schießt als Halm u[nd] Aehre auf. So liegen auch in 22 d[er] Formgebenden Lebenskraft des menschl[ichen] Körpers  - in ratione humanorum corporum. (λογος σπερματικος) b[ei] Hieron[ymus] ἐντερμονη  23 gewiße Ansätze u[nd] Keimstoffe, welche am Tage des Gerichtes, wenn bei der Stimme des Erzengels u[nd] der letzten Posaune, die Erde erbebt, auch augenblicklich sich bewegen u[nd] auf’s Neue keimen werden. Und wie jede vernunftbegabte Seele viel voraus hat vor dem, was allein vegetabilisches Leben od[er] animalische Bewegung besitzt, so hat auch die belebende, formgebende Idee 24 unsres Körpers (ratio, quae in humano corpore est) einen großen Vorzug. Sie werden aufbewahrt du[r]ch Gottes Macht bis auf die Zeit der Auferstehung, u[nd] wo immer die Körper-Stoffe alsdann weilen mögen, sie werden erneuert: Das Meer gibt seine Todten wieder, u[nd] der Tod u[nd] das Totenreich geben ihre Todten wieder, wie Johan[nes] in s[einer] 25 Offenbarung sagt. Es bedeutet jedoch vielleicht hier das Meer jedes Feuchte, das Todte[n]-Reich die Luft, der Tod die Erde. Denn die Verwechslung der Ausdrücke: Todesstaub, Erde u[nd] Todesleib, welche in der Schrift alle den Leib bezeichnen, beweist vielleicht eine Verwandtschaft zwischen dem Tode und der Erde, um derentwillen man das Wort Tod für Erde setzen kann.“ Wir haben nun hiemit die eigentliche Auferstehungstheorie des Origenes, 26 seinen Versuch einer wißenschaftlichen Begründung derselben angegeben. Irre ich nicht, so war seine Vorstellung die: Wie das Saamenkorn in der Erde abstirbt, seine äußere Hülle verliert, aber deßwegen doch nicht zu Grunde geht, sondern wie gerade dadurch seine innere treibende und formgebende Kraft gelöst u[nd] wirksam wird u[nd] die in ihr verborgene Gestalt sich ausbildet, so werde auch der Leib zwar zerfallen u[nd] in 22 „in“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „im“. 23 Randbemerkung am Seitenrand [2vl]. 24 „des“ in der Zeile gestrichen. 25 „s[einer]“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „d[er]“. 26 „u[nd]“ in der Zeile gestrichen. 599 den Strom der Elemente zurückkehren; die lebendige, ihn bildende Kraft aber - ratio in humano corpore - gehe nicht zu Grunde, verliere sich nicht in 27  d[er]  28 allgemein[en] Mischung der Elemente zu neuen Gestaltungen, sondern erhalte sich in seiner Selbstständigkeit und Identität bis zum Tage der 29 allgemeinen Auferstehung, u[nd] werde da zum neuen Leibe emporkeimen, die nothwendigen Elemente wieder an sich ziehen u[nd] zum neuen verklärten Leibe verarbeiten u[nd] bilden. Sind auch diese Elemente dann nicht gerade die nämlichen, die den Leib bildeten [,] gerade damals [,] als der Mensch gestorben, so thue dieß der Identität des Auferstehungsleibes keinen Eintrag, [2vr/ 3rl] da ja damit nichts Andres geschieht, als was sich schon im Erdenleben beinahe tagtäglich zuträgt, daß nämlich die innere bildende Kraft u[nd] äußere Form (ratio humanorum corporum, d[ie] ἐντερμονη, λογος σπερματικος) zwar dieselbe bleibt, die Materie, der Stoff des Leibes aber immerfort wechselt, sich in einem beständigen Strome befindet, ohne daß doch deßwegen der Leib aufhörte derselbe zu seyn, ohne als solcher seine Identität zu verlieren. - Ueber Eines konnte ich keinen bestimmten Aufschluß erfahren; wo 30 er nämlich den Auferstehungs-Keim, die Bildungskraft des verklärten Leibes vom Tode des Menschen  an  31 bis zum Auferstehungs-Tage verweilen laße; ob auf der Erde, als unzerstörbare [,] sich selbst erhaltende u[nd] gleich bleibende, in sich geschloßene Kraft, die am Auferstehungstage dann wieder zu keimen beginne, so wie etwa die Saamen aus den Aegyptischen Grüften nach mehr als 2tausendjähr[i]g[em] Schlummer wieder anfangen zu keimen, wenn sie in fruchtbares Erdreich gelegt werden - oder ob er sich diesen Keim 32 so dachte [,] daß ihn der Geist selbst beim Tode an sich nehme hinüber ins Jenseits als schöpferische Kraft des Leibes [,] vermöge der er sich dann am Auferstehungstage nach s[einer] sonstigen moralischen Beschaffenheit auf Gottes Geheiß seinen neuen verklärten Leib zu bilden vermag. Auf den ersten Blick scheint  es  33 [,] Origenes  habe  34 das Erste 35 angenommen 36 ; näher betrachtet aber glaube ich nicht [,] Unrecht zu haben, wenn ich annehme, des Origenes Meinung sei das Letztere. Wir haben ja oben gesehen [,] daß  er  37 bei der Erklärung der Johanneisch[en] Stelle: Das Meer werde seine Todten wieder geben 27 „in“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „im“. 28 Über der Zeile. 29 „der“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „des“. 30 „wo“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „wohin“. 31 Über der Zeile. 32 „als“ in der Zeile gestrichen. 33 Über der Zeile. 34 Über der Zeile eingefügt. 35 „habe“ über der Zeile gestrichen. 36 „zu haben“ in der Zeile gestrichen. 37 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „Origenes“. 600 u[nd] d[er] 38 Tod u[nd] das Todtenreich, dieß so deutete, als wäre damit gesagt [,] die Elemente: Waßer, Erde, Luft u.s.w. werden sich wieder zusammenbilden zu den Auferstehungs-Leibern, so daß die Erde nur die Elemente hergebe zu denselben [,] nicht den Auferstehungskeim, die bildende Kraft, die vis vitalis. Dann ist auch zu bemerken, daß Origenes auch den Geistern eine gewiße Art v[on] Leib zuschrieb u[nd] es mag seyn [,] daß ihm diese ratio in humano corpore, ἐντερμονη als solcher galt. Wie dem auch sei, so viel sehen wir, daß Origenes auf diese Weise die Identität der Auferstehungsleiber mit den ehemaligen festzuhalten 39 u[nd] zu begründen suchte. Ich gehe nun über zu der Beantwortung der Frage [,] wie beschaffen sich Origenes die Leiber der Auferstandenen. 40 [3rl/ 3vr] Daß er die grob sinnliche Vorstellung von dem Auferstehungs-Leib als unrichtig abwies [,] haben wir schon oben gesehen. Seine eigene Vorstellung dürfte aus folgendem erhellen: „Die Menschen werden nicht wieder vom Weibe geboren werden, nicht wieder eßen, trinken, das Unbrauchbare absondern u[nd] v[on] Neuem verweslich seyn, sondern, was verweslich gesäet wird, wird in Unverweslichkeit auferstehen. Ein 41 unansehnlicher Körp[er] wird gesäet, ein herrlicher auferstehen; ein gebrechlicher Körp[er] wird gesäet, ein kraftvoller wird auferstehen; ein thierischer wird gesäet, ein geistiger auferstehen. (I Cor. 15,42ff.). Jetzt sehen wir mit den Augen, hören mit de[n] Ohren, tasten mit d[en] Händen, gehen mit den Füßen. In jenem Körper werden wir ganz geistig seyn: Das Ganze desselb[en] wird Auge, wird Ohr, wird Thätigkeit u[nd] Bewegung seyn. Der Herr wird uns[eren] hinfälligen Leib durch Umwandlung sei[nem] verklärten Leibe ähnlich machen, u[nd] Umwandlung setzt eben so eine fortdauernde Einerleiheit, wie Verschiedenheit voraus [.] Ein anderer, geistiger, ätherischer Leib ist uns verheißen, welcher weder berührbar, noch den Augen wahrnehmbar sey[n] wird noch durch Schwere herabgezogen wird u[nd] welcher je nach Verschiedenheit der Orte [,] wo er weilen wird, neuer Veränderung unterliegt. - Dort wird nicht Mann [,] nicht Weib, kein Freien, kein Gebären, nicht Kind, noch Greis seyn. Und nicht täusche euch - sagt er - „ihr Schlichten [,] d[ie] Auferstehung des Herrn, d[a]ß er s[eine] Hände u[nd] s[eine] Seite zeigte, am Ufer 42 stand u[nd] sagte, er habe Fleisch u[nd] Gebein. 43  NB [: ] Auch d[ie] näml[ichen] Elemente.  44 Sein Körper hat, weil er nicht vom Manne stammt u[nd] nicht in d[er] Lust des Fleisches gezeugt ward, besondere Vorzüge. Er aß u[nd] trank nach s[einer] Auferstehung, trug 38 „Erde“ in der Zeile gestrichen. 39 „suc“ in der Zeile gestrichen. 40 Sic! Verbum fehlt. 41 „verw“ in der Zeile gestrichen. 42 „Ufer“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „Uefer“. 43 „D[er] Herr aß“ in der Zeile gestrichen. 44 Randbemerkung am Seitenrand [3vl]. 601 ein Gewand, bot sich z[um] Berühren dar, um d[ie] Zweifel der Apostel zu beseitigen: Er konnte auch dieß. Aber doch verläugnete er auch nicht die Natur des 45 ätherischen u[nd] geistigen Körpers. Denn durch verschloßene Thüren ging er u[nd] verschwand beim Brechen des Brodes. Sollen auch wir noch nach der Auferstehung eßen, trinken u[nd] die Speisen wieder absondern [,] wo bleibt dann die Verheißung, daß dieses Sterbliche die Unsterblichkeit anziehen muß? - Die Engel, sagt er anderswo, leben ohne Fleisch in höchster Seligkeit u[nd] Herrlichkeit: wir solle[n] ihnen gleich werden u[nd] müßen deßhalb ebenfalls vom Fleische einst entkleidet seyn. - Die Beschaffenheit des Auferstehungsleibes wird sich richten nach dem Verhalten in diesem Leben. Wer  hier  46 den Seeligen ähnlich war, deßen Leib wird in d[er] Auferstehung in göttlicherem Glanze leuchten - aber wer [3vr/ 4rl] in bösem Thun seine Zeit verbrachte, erhält einen Leib, der nur tauglich ist, die Strafen fort u[nd] fort zu empfinden.“ Es läßt sich nun nicht läugnen, daß in diesem beschreibenden Theile seiner Aufersteh[u]ngslehre manche Ausdrücke vorkommen, die [,] streng genommen, einseitig spiritualistisch wären; allein offenbar ist in diesen Beschreibung[en] u[nd] Berichtigungen der grob sinnlichen Auffaßung gegenüber nicht der strenge Lehrton des Dogmatikers eingehalten. In diesem Sinne müßen die Stellen gefaßt werden. Wenn er z. B. sagt, da wir den Engeln gleich seyn sollen, so müßen wir v[om] Fleische entkleidet werden; so verstand er darunter das Fleisch mit sein[en] grob sinnlichen Functionen. - Wenn er sagt, wir werden ganz Auge, ganz Ohr u.s.w. 47 seyn, so sind diese Ausdrücke nicht strenge zu nehmen, denn welche Ungereimtheit darin läge [,] von ein[em] wirklich[en] auferstanden[en] Körper zu reden u[nd] diesen ganz Auge zu nennen  sah wohl Orig[enes] selbst ein.  48 Er wollte nicht seine Form u[nd] Gestalt, sond[ern] nur s[eine] hohen Vorzüge vor d[em] jetzig[en] hervorheben. Behauptet er einmal, der Aufersteh[u]ngs-Leib sei nicht sei nicht 49 sichtbar, nicht faßbar u.s.w. [,] so ist das [,] wie sich von selbst versteht, nicht so zu nehmen, als würden die Auferstandenen einander nicht wahr nehmen können, sondern er will damit nur andeuten, daß er dem jetzt grob sinnlichen Auge unsichtbar zu seyn vermöge, wie der Leib des auferstandenen Erlösers es auch war. 50 Er zweifelnd fragt, wozu jene Sinne u[nd] Organe, die der auferstandene Leib nicht mehr bedarf, weil kein Eßen u[nd] Trinken, kein Zeugen u[nd] Gebären mehr? Aber er behauptet auch nicht geradezu das Gegentheil; es ist nur eine Verlegenheit, in der sich auch andere Kirchenväter befunden haben. Auch Cyrill[os] v[on] Jerus[alem] z. B. u[nd] selbst Augustin wollen Fragen 45 „des“ ersetzt durch Streichung und Überschreibung ursprüngliches „eines“. 46 Über der Zeile. 47 „u.s.w.“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „etc.“. 48 Über der Zeile. 49 „sei nicht“ versehentlich wiederholt. 50 „Wenn“ in der Zeile gestrichen. 602 dieser Art auf sich beruhen laßen. Die abentheuerliche Meinung aber, Orig[enes] habe sich die auferstandenen Körper rund, sphärisch vorgestellt,  weil d[ie]se Gestalt die vollkommenste, d. h. göttliche sei  51 scheint mir auch 52 einer Verwechslung zu beruhen; wahrscheinlich wollte er  die  53 in sich geschloßene, lebendige, energische Punctualität des Geistes der Faßungskraft u[nd] Vorstellung derer, die er belehrte, durch jenes Bild einer Sphäre mehr nähern. Es mag jedoch seyn, daß Orig[enes] sich zu einzelnen Ausdrücken hinreißen ließ in seinem Eifer gegen den Materialismus, die sich nicht ganz rechtfertigen laßen u[nd] nicht ganz in Uebereinstimmung sind mit der traditionellen  kirchl[ichen]  54 Vorstellung von der Auferstehung  wozu ihn s[eine] sonst[i]ge Herabsetzu[n]g der Materie u[nd] s[eine] üb[ri]g[en] eigenthüml[ichen] Lehren bestimmten  55 ; der eigentliche [4rl/ 4vr] Kern seiner Lehre scheint mir vollkommen gesund. Nicht blos behauptet er mit aller Bestimmtheit, wie wir gesehen haben, eine wirkl[iche] Auferstehung des nämlichen Leibes, sondern er sucht diese Lehre auch, auf eine [,] wie mir scheint, höchst geistvolle Weise wiß[en]schaftlich zu begründen. Auf eine Weise, die [,] wie ich glaube, normengebend ist für jede wißenschaftliche Forschung auf diesem Gebiete, denn seine Theorie entspricht sowohl den gottgesetzten  *  56 Gesetzen der Natur, als auch dem tiefsten Wesen des 57 Geistes; sie stellt das normale Verhältniß zwischen Geist u[nd] Körper wieder her, und geht vor Allem auf jener Spur, die der Erlöser selbst vorgezeichnet hat, indem er dem Vorstellungsvermögen s[einer] Zuhörer den Vorgang der Verwesung u[nd] Wieder-Auferstehung dadurch nahe brachte, daß er ihn mit dem Absterben u[nd] Wieder-Emporkeimen des Weizen-Kornes verglich. 58 Dieß will ich noch in Kürze näher erläutern. Ich sage [,] des Origenes Oben entwickelte Theorie v[on] d[er] Auferstehung entspricht den gottgeordneten Gesetzen der Natur u[nd] ich habe dabei die Art u[nd] Weise im Auge, wie er die Identität des Auferstehungs-Leibes festzuhalten suchte. Wenn er den Stoff des Leibes, das ὑποκείμενον, der tagtägl[ich] im Menschenleibe wechselt, nicht als ganz den nämlich[en] annahm, so kann man ihm deßwegen [,] scheint mir, nicht Spiritualismus zum Vorwurfe machen, sonst müßte man selbst das tägliche, leibliche Leben Spiritualismus nennen, denn die Natur-Wiße[n]schaft bestättigt 59 ja in der That seine Annahme v[on] einem beständig[en] Wechsel u[nd] Fluße des Stoffes im Körper. Was er aber die ratio in corpore, 51 Ergänzung am Seitenrand [4rr]. 52 Verschrieben, gemeint: auf. 53 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „das W“. 54 Über der Zeile. 55 Einfügung am Seitenrand [4rr]. 56 Über der Zeile. 57 „Gese“ in der Zeile gestrichen. 58 „Hie“ in der Zeile gestrichen. 59 Verschrieben; gemeint: bestätigt. 603 die ἐντερμονη nennt, ist nicht  wie man ihm vorwirft  60 eine leere Form od[er] Schema, sondern sie ist die Formgebende Lebenskraft, sie ist das den Körper Bildende u[nd] Erhaltende, das ihn ganz durchdringt u[nd] den wechselnd[en] Stoff erst zum Körper macht; wo also sie wirkt u[nd] schafft [,] da ist der wahre, identische Körper, u[nd] das geschieht nach Origenes auch bei der Auferstehung. - Ich glaube ferner [,] des Origenes Theorie entspreche auch dem tiefsten Wesen  u[nd] Leben  61 des Geistes. Ich werde schwerlich auf Widerspruch stoßen, wenn ich behaupte, 62 es sei der Natur des Geistes - seiner Persönlichkeit u[nd]  sein[er]  63 Willenskraft gemäß, daß er als solcher - als Geist - durchaus nie, ganz u[nd] gar passiv, wie eine Sache, sich verhalte, denn das wäre Vernichtung des Geistes. Wo bloße Paßivität des Geistes statt zu finden scheint, z. B. beim Kinde, da ist sie selbst nur scheinbar, 64 die Activität ist noch in dem Entwicklungsu[nd] Lebensproceß verborgen [,] sie wirkt aber schon in leisen u[nd] immer stärkeren Acten, sonst käme nie eine Selbstständigkeit zu Stande. Dieser Natur des Geistes gemäß ist Gottes ganze Weltführung geordnet; er erlöst u[nd] heiligt den Menschen nicht ohne ihn, ohne eigene Mitthätigkeit, u[nd] so dürfen wir auch bei der Auferstehung eine Selbst-Thätigkeit des Geistes annehmen. Die schöpferische Kraft [,] die [4vr/ 5rl] der Mensch in seiner Willensfreiheit besitzt [,] wird ihm auch hier schwerlich genommen seyn. Origenes nun scheint nur dieß in seiner Lehre berücksichtigt zu haben. Der Geist hat den bildenden Keim des Leibes an sich genommen u[nd] wird ihn nach Gottes Geheiß u[nd] Gnade u[nd] 65 seiner eigenen Beschaffenheit gemäß wieder zum neuen, verklärten Leibe gestalten. Dadurch wird aber das normale Verhältniß zwischen Geist u[nd] Körper wieder hergestellt, daß nämlich der Geist das Bestimmende sei [,] nicht der Körper. Der Auferstehungsleib wird so beschaffen seyn [,] wie der Geist sich in diesem Leben sittlich gestaltet hat durch sein freies, mit dem Gepräge des Schöpferischen gezeichneten Thun, u[nd] so können wir wirklich sagen, der verklärte Auferstehungsleib sei der vollkommene körperliche Ausdruck des vom Geiste errungenen sittlichen Zustandes, die ganze Herrlichkeit des 66 Menschen-Geistes u[nd] seiner Gottebenbildlichkeit in gleichsam plastischen 67 Ausdruck der neuen Körperbildung; das höchste 68 Werk des bildenden Geistes, oder wenn man mir das Wort nicht übel deuten will, die tiefste Poesie, od[er] schöpferische Gestaltung des Menschengeistes, die wahre Aesthetik des Menschendaseyns. Auch dieß meine ich bei Origenes angedeutet zu finden, wenn 60 Einfügung am Seitenrand [4vl]. 61 Über der Zeile eingefügt. 62 Versehentlich wiederholtes „wenn ich b“ gestrichen. 63 Über der Zeile. 64 „ist“ in der Zeile gestrichen. 65 „nach“ in der Zeile gestrichen. 66 „Mensch“ in der Zeile gestrichen. 67 Verschrieben; gemeint: plastischem. 68 „[*]“ in der Zeile gestrichen. 604 er sagt: sonst werde der Geist dem Körper angebildet, dann aber bei der Auferstehung, hingegen der Körper dem Geiste. Es läßt sich allerdings der erste Theil des Satzes 69 auf seine Ansicht von 70 einer Einkerkerung der Seelen in Menschenleiber beziehen; der zweite Theil des Satzes hat aber jedenfalls doch seine Richtigkeit. - 69 „sich“ in der Zeile gestrichen. 70 „der“ in der Zeile gestrichen. 605 IV. Jakob Frohschammer: Ueber die Philosophie Spinoza’s (Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München / Nachlass Frohschammer [= 4° Cod. ms. 917b (2d]) Inhalt D AS L EBEN S PINOZA ’ S .......................................................................................608 S CHRIFTEN . ........................................................................................................612 GESCHICHTE U [ ND ] S CHICKSAL DER S PINOZA ’ S [ C ] HEN P HILOS [ OPHIE ] ............614 P HILOSOPHIE DES C ARTESIUS . ................................................................................619 Philosophie d[e]s Cartesius. ................................................................................620 a) Methode. .........................................................................................................620 E RKENNTNIßTHEORIE UND M ETHODIK S PINOZA ’ S ............................................629 S YSTEM (E THIK ) ................................................................................................642 I [.] B UCH . D E D EO . .................................................................................................... 642 II [.] T HEIL D E NATURA ET ORIGINE MENTIS . .....................................................652 Axiome .............................................................................................................. 653 III [.] B UCH . V[ OM ] U RSPR [ U ] NG U [ ND ] D [ ER ] N ATUR DER S EELENBEWEG [ U ] NG [ EN ]. M IT DER BERÜHMT [ EN ] S TATIK DER MENSCHL [ ICHEN ] A FFECTE OD [ ER ] L EIDENSCH [ A ] FT [ EN .] ..........................657 IV [.] B[ UCH .] V[ ON ] D [ ER ] MENSCHL [ ICHEN ] U NFREIH [ EI ] T OD [ ER ] M ACHT DER S EEL [ EN ] ...................................................................................657 V [.] V[ ON ] D [ ER ] M ACHT DER E RK [ E ] N [ N ] TN [ I ] ß OD [ ER ] MENS [ C ] HL [ ICHEN ] F REIH [ EI ] T . ....................................................................657 K RITISCHE B EMERK [ U ] NG [ E ] N . .........................................................................658 I [.] Erk[e]n[n]tn[i]ßtheoret[ische] Wiss[e]nsch[a]ftslehre. ................................659 II [.] Substanz. ....................................................................................................661 III [.] ....................................................................................................................662 IV [.] ...................................................................................................................663 607 Text mit kritischem Apparat Ueber die Philosophie Spinoza’s  NB [: ] Spinoza u[nd] Leibnitz zu b[e]h[an]d[e]ln [: ] 1) Ihrer Bed[e]ut[un]g üb[er]h[au]pt weg[en,] wegen ihres groß[en] Ei[n]flußes [,] Leibn[i]tz zu s[ein]er Z[ei]t u[nd,] u[nm]itt[e]lb[ar] nach s[einer] Z[ei]t [,] Spinoza im vorig[en] u[nd] d[ie]s[em] J[a]hrh[un]dert [.] 2) Weil nu[n] auch di[e] moderne Natur Fors[c]h[un]g dahin kommt beide zu verein[en], da a) beide Monist[en,] b) beide Mechanist[en,] c) beide Natural-Id[e]alist[en] war[en,] Materie E[m]pfi[n]d[un]gsf[ä]h[i]gk[ei]t beilegt[en.] -  1  6 Mai 1865  2 M[eine] H[erren! ] Indem ich Spinoza’s Philosophie vor andern speziell zum G[e]g[en]st[an]d d[ie]s[e]r Vorträge gewählt, so geschieht es nicht darum, weil ich etwa  mit  3 derselben ganz besonders übereinstimme - keineswegs, es gibt vielmehr kaum ein philos[ophisches] System, zu dem meine eigne philos[ophische] Weltauff[a]ß[un]g u[nd] System einen bestimmteren G[e]g[e]nsatz bildet 4 , als zu diesem. Vielmehr geschieht es hauptsächl[ich] um dieses G[e]g[e]nsatzes willen, weil durch Darstell[un]g dess[e]lb[en] meine eigne Auff[a]ß[un]g der Philos[ophie] sich in vieler Bezieh[un]g b[e]stimmter u[nd] deutlicher charakterisiren läßt; dann aber auch d[e]ßhalb, weil gerade d[ie]s[es] phil[o]s[ophische] System Spinoza’s in eben so merkwürdiger als ausgezeichneter Weise ein Repräsentant einer besondern Art philos[ophischer] Weltauff[a]ß[un]g ist, die [,] v[on] frühest[en] Z[ei]t[e]n anfangend [,] immer  th[ei]ls  5 mit der R[e]l[i]g[io]n [,] th[ei]ls mit der ethisch[en] Philos[ophie] gerungen 6 , sich in Spin[oza] ein[en] eigenth[üm]l[ichen] u[nd] klaßisch[en] Ausdruck gegeben u[nd] v[on] Z[ei]t zu Z[ei]t immer wieder sich erhebt u[nd] zur Gelt[un]g zu bring[en] sucht. - Es ist näml[ich] der klaßisch[e] Ausdruck des naturalist[ischen] Systems im 1 Randbemerkung am Seitenrand [1rr]. Diese Randbemerkung stammt aus späterer Zeit, womöglich erst aus dem Jahr 1875: Während Frohschammer im Sommersemester 1865 noch eine Vorlesung „Über die Philosophie Spinozas“ hielt, bietet er erstmals im Wintersemester 1875/ 76 eine Vorlesung mit dem Titel „Über die Philosophie des Spinoza und Leibniz“ an. Ob die vorliegende Handschrift als partielle textliche Grundlage für diese Vorlesung diente, ist nicht nachweisbar: eine eigene Vorlesungshandschrift „Über die Philosophie des Spinoza und Leibniz“ ist nicht überliefert. 2 Einfügung über der Zeile mit Bleistift. 3 Über der Zeile. 4 „bildet“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „bildete“. 5 Über der Zeile. 6 „hat“ in der Zeile gestrichen. 608 G[e]g[en]satz zum ethischen. Die Erklär[un]g  d[e]s Das[e]y[n]s  7 einzig aus wirkend[en] Ursach[en] u[nd] Nothw[en]d[i]gk[ei]t im G[e]g[en]satz zur Erklär[un]g aus Zweckursach[en] u[nd] Ideen u[nd] aus Freiheit. - Ich sage üb[ri]g[en]s natural[i]st[i]s[c]h - nicht materialistis[c]h - [,] denn Spinoza, um dieß gleich hier zu bemerken, ist kein Materialist [,] d. h. er erklärt das g[ei]st[i]g[e] Leben nicht aus der Materie  ,  8 läßt das Denken nicht aus Stoffbeweg[un]g resultiren, sond[ern] er stellt Denk[en] u[nd] Ausdehnung unabhäng[i]g u[nd] unvermittelt neben einander hin, keines v[om] andern abhäng[i]g machend, sond[ern] als gleichberecht[i]gt[en] Ausdruck eines Dritt[en], der Substanz näml[ich,] betrachtend.  Uebrig[e]ns ist d[ie] Philos[ophie] Spinoz[as] auch darum wicht[i]g u[nd] verdient eine besond[ere] Darst[e]ll[un]g, weil sie auf die ganze neu[ere] Geistesbild[un]g [,] namentl[ich] in Deutschl[a]nd [,] großen Einfluß geübt, u[nd] zwar nicht blos auf Philos[ophie,] sond[ern] auch auf d[ie] Theol[o]gie u[nd] selbst die Dicht[un]g. Jacobi, Lessing, Herder, Goethe, Schleiermacher, Schelling, J. v. Müller erhielt[en] Impulse v[on] ihm u[nd] sprachen sich z[um] Th[ei]l in überschwängl[icher] Begeist[erun]g, selbst wenn sie theoret[ische] Gegner waren, für od[er] über ihn aus. Jacobi s[a]gt (IV B. 2 Ab. p. 245) [: ] [„] Sey du mir gesegnet [,] großer, ja h[ei]l[iger] Benedictus (Baruch)! Wie du auch über die Natur des höchst[en] Wesens philosophiren u[nd] in Worten dich verirren mochtest, seine Liebe war in deiner Seele u[nd] seine Liebe war dein Leben.“ - Schleiermacher: Opfert mit mir ehrerbietig eine Locke dem Manne des h[ei]l[igen] verstoßenen Spinoza! Ihn durchdrang der hohe Weltgeist; das Unendl[iche] war sein Anfang u[nd] 9 Ende, das Universum seine einzige u[nd] ewige Liebe. In h[ei]l[iger] Unschuld u[nd] tiefer Demuth spiegelte er sich in der ewig[e]n Welt u[nd] sah zu, wie auch er ihr liebenswürd[i]g[er] Spiegel war, voller R[e]l[i]g[io]n war er u[nd] voll d[e]s h[ei]l[igen] Geistes etc.  10 Ehe zur Darst[e]ll[un]g d[er] Philos[ophie] Sp[inozas] selbst übergegangen wird, wollen wir den Verlauf seines Lebens kurz betrachten. Das Leben Spinoza’s Baruch (Benedictus) de Spinoza [,] geb[oren] zu Amsterdam 24 Nov[ember] 1632. Sohn aus edlem 11 spanisch-jüdisch[em] Geschlechte, das, um den Verfolg[u]ng[e]n der Inquisition zu entgehen, sich nach den in Glaubenssachen durch Toleranz sich auszeichnenden Niederlanden flüchtete. (Als portugies[ischer] Jude wird er nur 7 Über der Zeile. 8 Einfügung mit Bleistift. 9 „sein“ in der Zeile gestrichen. 10 Randbemerkung am Seitenrand [1rr]. 11 „jüdisch“ in der Zeile gestrichen. 609 deßh[a]lb irrthüml[ich] b[e]zeich[ne]t, weil man alle aus d[er] pyrenäisch[en] Halbinsel nach d[en] Niederland[en] kommend[en] Jud[en] unter dem Gesammtnamen Portugiesen befaßte [.])  S[eine] Eltern Ha[n]d[e]lsgeschäft  12 Ueb[er] s[eine] urspr[ü]ngl[ichen] Vermögensverh[ä]ltniße [1rl/ 1vr] ungewiß. So viel aber scheint gewiß, daß für  ihn  13 eine sorgfält[i]g[e] Erz[ie]h[u]ng bestritten werden konnte. In spät[erem] Alter lebte er freil[ich] v[om] Schleifen optisch[er] Gläser u[nd] v[on] d[er] kleinen Legat eines Freundes. Das Schleifen optis[c]h[er] Gläser lernte er wohl früh, v[ie]ll[ei]cht unter Einwirk[un]g altrabbinisch[er] Ueberlief[e]r[un]g, daß man geist[i]g[e] Fäh[i]gk[ei]t[en] nicht für materielle Existenzmittel verwenden solle (fr[e]il[ich] sonderb[are] Ueberlief[erun]g). - Erst Unterr[i]cht in d[er] jüd[i]sch[en] R[e]l[i]g[io]nslehre  besond[ers] in jüd[i]sch[er] Theologie v[on] Rabbi Moses Morteira. Bibel, Talmud u[nd] Kabbala gaben erste g[ei]st[i]g[e] Nahr[u]ng.  14 in hebräisch[er,] rabbinis[c]h[er,] niederländ[i]sch[er] u[nd] spanisch[er] Sprache (ob griechisch - ungewiß) [,] jedenf[a]lls kannte er die griech[ische] Philos[ophie] Plat[ons] u[nd] Aristot[eles’] nicht in d[er] Ursprache (er spricht geringschätzig v[on] ihnen).  Vor Allem empfand er das Bedürfniß lateinisch zu lernen,  nach  15 der Sprache der Wissensch[aft] in d[e]r damal[i]g[en] Z[ei]t. Zuerst ein Deutscher, dann Franz van den Ende s[eine] Lehrer [.] -  16 Dann lernte er auch lateinisch bei  Arzt  17 Van den Ende. 18 - Im Hause d[e]s Arztes soll sich, wie berichtet wird v[on] Colerus, eine etwas romantische Stimmung d[e]s jung[en] Spin[oza] bemächt[i]gt hab[en] - von den Ende hatte eine Tochter  Klara Maria  19 etc. [,] sie gab Kerkering (Kaufmann v[on] Hamburg d[en] Vorzug) 20 [.] Berth[old] Auerbach romanhaft verwerthet [.]  Hier ist dieß d[e]ßh[a]lb zu erwähnen, weil man aus d[ie]s[em] vermeintl[ichen] Verh[ä]lt[ni]ß für die g[ei]st[i]g[e] Entwickl[un]g u[nd] Richt[un]g Spin[ozas] Folgerung[en] zog. Man pragmatisirte näml[ich]: D[u]rch d[ie]se Liebe sey Spin[oza] zuerst z[u] klar[em] u[nd] schmerzl[ichem] Bewußts[eyn] der Kluft zw[i]sch[en] Jud[en] u[nd] Ch[ri]st[en] gekomm[en], welche die Heirath unmögl[ich] machte - u[nd] d[a]d[u]rch sey er angeregt word[en,] üb[er] d[ie] Verschied[en]h[ei]t d[er] R[e]l[i]g[ionen] zu reflectir[en] u[nd] si[c]h üb[er] d[ie]s[e]lb[en] zu erheb[en], d[em] 12 Über der Zeile eingefügt. 13 Über der Zeile. 14 Einfügung am Seitenrand [1vl]. 15 Über der Zeile. 16 Einfügung am Seitenrand [1vl]. 17 Über der Zeile. 18 „(Mathematik, Astron[omie], Naturwiss[enschaft], Philosophie machte er sich autodidaktisch zu eigen)“ in der Zeile gestrichen. 19 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „(Olympia)“. 20 Die schließende Klammer ist an die falsche Stelle gesetzt, sie hätte nach „Hamburg“ gesetzt werden müssen. 610 Ch[ri]st[en]th[um] si[c]h annäher[n]d.  21 - Lehmans hat die Unmögl[i]chk[ei]t d[ie]s[e]s V[e]rh[ä]ltn[i]ßes dargethan [.] - Da v[an] d[en] Endes Tochter damals erst  11-  22 12 J[ahre] alt s[e]yn konnte u[nd] da weder lateinis[c]h lesen, noch für eine Liebe schon geeignet war. Hierauf  Spinoza 24 Jahre alt  23 Stud[ium] der Naturwiss[enschaft] u[nd] Philos[ophie,] insbesond[ere] des Cartesius - da ihn die Theologie, der er sich zuerst widmen wollte [,] nicht befriedigte. - Die Theol[o]g[ie] der Rabbiner ers[c]hien ihm immer unhaltbarer, er zog si[c]h mehr u[nd] mehr v[on] den jüd[i]s[c]h[en] Lehrern u[nd] d[er] Synagoge zurück. Man erbitterte si[c]h bereits geg[en] ihn, da man fürchtete, er werde z[um] Ch[ri]st[en]th[um] übertreten. Es wird erzählt, d[a]ß die Rab[biner] ihm, um ihn v[om] offenen Bruch mit d[er] Synagoge zurückzuh[a]lt[e]n [,] 1000 fl Jahresbezug angeboten, 24 die er ausschlug. - Hierauf Mordversuch 25 . Hierauf Excommunication  Die  26 Schammatha od[er] d[er] große  Anathem  27 Bann ward ausgesprochen.  28 . - Wahrscheinl[ich] hatte Spin[oza] Amsterdam schon vor d[er] Excomm[unication] verlassen. Er begab sich zunächst zu ein[em] Freunde in d[er] Na[e]he v[on] Amsterdam  sein[en] Stud[ien] obliegend. Colerus erzählt, daß er jetzt das Schleifen der optisch[en] Gläser gelernt habe - um s[einen] Lebensunterhalt zu verdienen - u[nd] daß er sich auch  auf  29 das Zeichnen verlegt u[nd] es im Porträt zu einiger Fertigk[ei]t gebracht habe.  30 . - Hierauf nach Rhynsburg bei Leyden, wo er nur einige Monate blieb. - Dann nahm er sein[en] Aufenth[a]ltsort in Voorburg beim Haag, endl[ich] auf Bitten s[einer] Freunde in Haag selbst bis z[u] s[einem] Tod 21 Febr[uar] 1677.  44 J[ahre] alt  31 Ueber sein Leben in d[ie]s[er] Zurückgezogenh[ei]t u[nd] sein[en] Tod bringt Colerus (Pastor in Haag) nähere Nachrichten, die derselbe einige Zeit nach deßen Tod bei solchen, die Spin[oza] persönl[ich] kannten, insb[e]s[ondere] bei dess[en] Hauswirthen Herr u[nd] Frau Van der Spük 32 sammelte. [1vr/ 2rl] Colerus ist ein Gegner der Spinoz[ischen] Philos[ophie] u[nd] versäumt nicht [,] gelegentl[ich] seine Geringschätz[u]ng u[nd] s[eine] Abscheu davor auszusprechen - indeß hat er dennoch so 21 Einfügung am Seitenrand [1vl]. 22 Über der Zeile mit Bleistift. 23 Über der Zeile mit Bleistift. 24 „Verge[blich]“ in der Zeile gestrichen. 25 „[+]“ in der Zeile gestrichen. 26 Über der Zeile. 27 Über der Zeile. 28 Einfügung am Seitenrand [1vl]. 29 Über der Zeile. 30 Einfügung am Seitenrand [1vl]. 31 Einfügung in der Zeile mit Bleistift. 32 Gemeint: Van der Spyck. 611 viel Unbefang[e]nh[ei]t [,] seiner Person 33 Gerecht[i]gk[ei]t widerfahren zu laßen, manche cursirende Verleumdung s[einer] Gegner zu widerlegen u[nd] s[eine] persönl[ichen] Tugenden hervorzuheben. Er rühmt u[nd] schildert seine Mäßigk[ei]t u[nd] einfache Lebensw[ei]se, s[einen] Gleichmuth [,] Selbstbeherrsch[u]ng, s[eine] Conversation mit s[einen] Hausleute[n] u[nd] Kindern  S[eine] Unterh[a]lt[un]g war[en] Gespräche mit s[einen] Hausleut[en] üb[er] gewöh[n]l[iche] G[e]g[en]st[än]de od[er] üb[er] die Pred[i]gt[e]n, die sie angehört - Rauch[en] v[on] Pfeifch[en] Tabak - Zeichn[en] - Sp[+++]kämpfe. - Auch in d[er] Kir[c]he wurde er öfter gesehe[n]. (Glasschleif[en] u[nd] Philosophie s[eine] erste B[e]schäft[i]g[un]g)  34  s[ein] Studium (anhalt[en]d[e]s mehrere Tage hindurch)  35 - seine Uneigennützigk[ei]t [; ] z. B. Simon de Vries v[on] Amsterdam bot ihm einst ein Geschenk v[on] 2000 fl an, damit er ein wenig besser leben könnte, aber er  lehnte  36 das Geschenk ab. Als ders[e]lbe s[einem] Tode nahe war, wollte er Spin[oza] z[um] Erben all’ s[eines] Vermögens einsetzen, aber dieser weigerte sich deßen u[nd] b[e]stimmte ihn, d[a]ß er es seinem Bruder hinterließ. Da S[imon] de Vries ihm wenigste[n]s eine Jahresrente v[on] 500 fl festgestellt hatte - nahm er davon nur 300 fl u[nd] v[on] d[ie]s[e]m u[nd] s[einer] Arbeit lebte er bis zu s[einem] Ende. In d[ie]s[er] Z[ei]t vollendete Spin[oza] s[eine] philos[ophischen] Werke [,] die größtenth[ei]ls zieml[ich] früh der H[au]ptsache nach scheine[n] vollendet worden zu seyn, aber er gab sie nicht heraus, um den Haß s[einer] jüd[i]sch[en] u[nd] ch[ri]stl[ichen] Gegner nicht noch mehr zu reizen u[nd] sich deren Verfolg[u]ng[e]n auszusetzen. Nur die Darstell[un]g der Cartesisch[en] Philos[ophie] mit den metaphys[ischen] Ged[a]nk[e]n u[nd] der theolog[isch-]polit[ische] Tractat erscheinen bei s[einen] Lebzeiten. Die üb[ri]g[en,] insb[e]s[ondere] die Ethik [,] wurden erst nach s[einem] Tode herausgegeben v[on] s[einem] Freunde Ludwig Mayer, ein[em] Arzte aus Amsterdam. Der theolog[isch-]polit[ische] Tractat, der - ohne sein Wissen - ins Holländische übersetzt wurde, veranlaßte große Erbitt[e]r[u]ng gegen ihn auch bei d[en] ch[ri]stl[ichen] Theolog[en] u[nd] rief mehrere G[e]g[e]nschr[i]ft[e]n hervor.  Spitzelius u[nd] Manseveld ch[ri]stl[iche] Theolog[en].  37 Indeß wurde ihm in s[einer] Einsamk[ei]t auch manche Anerkennung zu th[ei]l. Abgesehen v[on] einem, wenn auch kleinen Kreis v[on] treuen Freunden, veranlaßte sein philos[ophisches] Renomée Besuche u[nd] Briefe v[on] ausgezeichneten Männ[e]rn - de Witt  Staatsmann 1672 v[om] Pöbel zerrißen.  38 - Leibnitz war auch 33 „Person“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „Persönl[i]chk[ei]t“. 34 Randbemerkung am Seitenrand [2rr] mit Bleistift. 35 Über der Zeile. 36 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „wies“. 37 Einfügung in der Zeile mit Bleistift. 38 Über der Zeile. 612 darunter. Er erhielt sogar einen Ruf als Profeßor d[er] Philos[ophie] nach Heidelberg. Der Churfürst Karl Ludwig v[on] d[er] Pfalz ließ ihn 39 1673 40 d[u]rch Prof[essor] Fabrizius den Lehrstuhl der Philos[ophie] an s[einer] Landesuniversität anbieten. Es ward der Einlad[un]g beigefügt, daß er die vollste Freiheit [2rl/ 2vr] zu philosophiren haben solle, nur vertraue der Fürst, daß er diese Freih[ei]t nicht gegen die öffentl[ich] festgesetzte R[e]l[i]g[io]n anwenden werde. Spin[oza] lehnte dankbar ab. Er wolle, schrieb er, seine der freien Forsch[u]ng gewidmete Muße nicht durch die Pflichten eines philos[ophischen] Lehramtes unterbrechen u[nd] er wisse nicht, in welche Grenzen die Freih[ei]t zu philosophiren eingeschloßen sey, wenn sie die Staatsreligion gar nicht antaste, so könnte es ja leicht Jemand scheinen, daß er sie angetastet habe, und solche Störungen kämen nicht aus Eifer für die R[e]l[i]g[io]n [,] sond[ern] aus den Stimmungen u[nd] dem Widerspruchsgeiste derer, die Alles, auch das richt[i]g Gesagte [,]  zu  41 verdrehen u[nd] zu verdammen pflegen. Er habe das bereits in sein[em] stillen Privatleben erfahren u[nd] wolle d[ie]se Erfahr[u]ng[en] nicht in ein[er] öff[e]ntl[ichen] Würde vermehren. D. h. er trennte 42 nicht. Ueb[ri]g[en]s ehrt d[ie]s[er] Vorgang beiders[ei]ts. Schriften. 1. Renati Des Cartes Principiorum philosophiae  1663  43 pars I et II more geomet[rico] demonstratae; nebst Anhang: Cogitata metaphysica. - Urspr[ü]ngl[ich] einem Jünglinge dictirt, dem er in d[er] Philos[ophie] d[e]s Cartes[ius] Unterricht ertheilte. Er selbst erklärt [,] d[a]ß Vieles in d[er] Schr[i]ft enth[a]lt[en] sey, was er nicht annehme, wovon er d[a]s G[e]g[e]nth[ei]l b[e]h[au]pte. - Die Herausgabe erfolgte d[u]rch s[eine] Freunde. 2. Tractatus theologico-politicus. 1670 anonym erschienen. Man kann 2 Abth[ei]l[u]ng[en] an d[ie]s[em] Werke unterscheid[en]. Die 15 erst[en] Abh[a]ndl[un]g[en] haben theologische G[e]g[en]st[än]de z[um] Inhalt. Bibl[isch-] exeget[ische] Untersuch[un]g[en] (heut z[u] T[a]ge Einl[ei]t[un]g ins A[lte] T[estament]) Grundl[a]ge moderner Bibelkritik. Bestreit[un]g der Authenticität u[nd] d[e]s Alters viel[er] A. T. Bücher. Rein empirische u[nd] rationale Erkl[ärun]g der Schr[i]ft[en] aus sich selbst - nicht nach dogmat[i]sch[en] Ansichten. - Die fünf letzt[en] Bücher b[e]h[a]nd[e]ln ein[en]  staatsrechtl[ichen]  44 polit[i]sch[en] Stoff, üb[er] d[a]s V[e]rh[ä]lt[ni]ß v[on] 39 „ihn“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „ihm“. 40 „ließ ihn“ in der Zeile gestrichen. 41 Über der Zeile. 42 Lesart unsicher. 43 Einfügung am Zeilenanfang. 44 Über der Zeile. 613 R[e]l[i]g[ion] u[nd] Staat. - Das Werk steht zwar nicht in genaue[m] organ[ischem] Zusamm[en]h[an]g mit s[einem] philos[ophischen] System, enth[ä]lt aber all[en]th[a]lb[en] die Gr[u]ndg[e]d[an]k[en] davon u[nd] geht daraus hervor. 3. Ethica more geometrico demonstrata.  Zeit d[er] Abfaß[un]g nicht genau zu bestimmen. 1675 erklärt sich üb[ri]g[en]s Spinoza bereit es dem Drucke zu übergeb[en.] Spuren davon finden sich schon in Brief[en] v[on] 1661 u[nd] 1666.  45 Dieß ist Spinoza’s H[au]ptwerk, obwohl erst nach s[einem] Tode herausgekommen. Es zerfällt in 5 Th[ei]le. 1. De Deo [.] L[e]hre v[on] d[er] Substanz od[er] Gott. 2 [.] De natura et origine mentis  Physik  46 [.] 3. De natura et origine  affectuum  47 V[on] d[en] Affecten (Psychol[o]g[ie]) [.] 4. De servitute humana s[ive] de affectuum viribus [.] 5) De libertate humana s[ive] de potentia intellectus. [2vr/ 3rl] 48 4. De intellectus emendatione. Unvollendet. Enth[ä]lt Spin[ozas] Erkenntnißtheorie  Methodenlehre  49 . Um 1666 entstanden, wie es scheint. - Es stimmt nicht du[r]chgäng[i]g mit d[en] B[e]stimmung[en] der Ethik überein. 5. Tractatus politicus. Eb[e]nf[a]lls unvollendet. Rechtsu[nd] Staats-Theorie. 6. Compendium grammaticae linguae hebraicae. Beh[a]ndl[un]g der hebräisch[en] Grammatik im Sinne u[nd] auch d[er] Methode s[eines] Systems. Das Verbum gilt ihm als kein selbstst[än]d[i]g[er] Redeth[ei]l [,] sond[ern] als Adjectiv. Fluß u[nd] Werden, Ges[c]heh[en], Entwickl[un]g kommen abe[r] bei Spin[oza] nicht zu ihr[em] Rechte. 7. Epistolae. Jetzt ungefähr 80, die bedeut[e]nde Beiträge z[um] Verst[ä]nd[ni]ß s[eines] Systems liefern. Dazu kamen in neu[erer] Z[ei]t noch: 8. Tractatus de Deo et homine. 1850 erst aufgefunden u[nd] v[on] Ed[uard] Boehmer 1852 edirt. B[oehmer] de Spinoza tractatus etc. 50 D[ie]s[e]s Werk soll Spin[oza] geschrieben haben „in usum discipulorum, qui verae philosophiae sc. Ethicae se tradere cupiebant [“]. Die Auff[a]ß[un]g v[on] G[o]tt u[nd] Seele nähern sich hier kirchl[ichen] Vorstell[u]ng[e]n  Lehre[n]  51 . 9. Tractatus de Iride. Erklär[u]ng d[e]s Regenbog[e]ns. Eine Bibelübersetz[u]ng,  an der  52 er arbeitet u[nd] wovon er den Pentateuch schon vollendet hatte, warf er, wie Colerus berichtet, kurz vor s[einem] Tode in’s Feuer. 45 Randbemerkung am Seitenrand [2vl]. 46 Über der Zeile. 47 Über der Zeile. 48 „Spinoza’s Philosophie. 2“ am oberen Seitenrand [3rr]; „2“ bezeichnet den Bogen. 49 Über der Zeile eingefügt. 50 Benedicti de Spinoza tractatus de deo et homine eiusque felicitate lineamenta atque adnotationes ad tractatum theologico politicum (hg. v. Boehmer, Eduard), Halae ad Salam 1852. 51 Über der Zeile. 52 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „wovo[n]“. 614 Geschichte u[nd] Schicksal der 53 Spinoza’s[c]hen Philos[ophie] Schon zu Spinoz[as] Lebzeiten, als 1670 der Tract[atus] theol[ogico-]polit[icus] erschienen war, wurde er v[on] d[en]  ch[ri]stl[ichen]  54 Theologen heft[i]g angegriff[en] - obwohl s[eine] S[c]hr[i]ft anonym u[nd] mit falsch[em] Druckort u[nd] Verleger erschienen war (Hamburg st[att] Amsterd[am etc.) [.] (D[er] Tractat ward bald mit Beschlag belegt - aber unter falschem Titel 2mal wieder gedruckt - auch in’s Holländ[i]sche übers[etzt].) Mehrere Theol[o]g[en], z. B. Pred[i]g[e]r J. Botelarius (Anhänger d[er] Cartes[ischen] Philos[ophie]) schrieb g[e]g[en] ih[n] zur Vertheid[i]g[un]g d[er] Wunder. Fr. Kuyper [,] Theol[oge] z[u] Rotterdam [,] s[c]hrieb: Arcana atheismi revelata 1674 [,] dann Mansveld 55 [,] Prof[essor] d[er] Theol[o]g[ie] zu Utrecht etc. - Auch in Deuts[c]hl[an]d ward g[e]g[en] Spin[oza] geschrieb[en,] so z. B. s[c]hrieb Theophil Spitzelius [,] Pastor zu S[ankt] Jakob in Augsburg [,] geg[en] Spinoza unter d[em] Titel: Infelix literator u[nd] berief sich auf das Urth[ei]l des Prof[essors] Mansveld zu Utrecht [,] „daß der Tractat zur ew[i]g[en] Finsterniß zu verdammen sey.“ Spinoza selbst schwieg zu Allem. S[eine] Anhänger verbarg[en] sich schon jetzt öfters unter der Maske heft[i]g[er] Gegner. [3rl/ 3vr]  Von den  56 nächst[en] Freunden, d[em] Arzte Ludw[ig] Mayer, Heinrich Oldenburg aus Bremen (zu Cromwell’s Zeit Residenz des niedersächs[ischen] Kreises in London, weltmännisch gebild[e]t [,] der exact[en] Wiss[enschaft] u[nd] Politik zugewendet, Mitgl[ie]d u[nd] Secretär der Royal Society) [,] de Vries etc. Von d[ie]s[e]n ist nicht bekannt, daß sie d[u]rch S[c]hrift[en] für Spinoza[s] Philos[ophie] u[nd] deßen Vertheid[i]g[un]g gewirkt. Nach Spinoza’s Tode erschienen noch im Todesjahr 1677 deßen hinterlassene Schrift[en,] herausg[e]geb[en] v[on] Ludw[ig] Mayer u[nd] Jarrig Jalles. Da Spinoza verordnet, seinen Namen nicht auf dem Titel zu nennen [,] so wurd[en] blos  durch  57 die Buchstab[en] B. d. S. der Verf[asser] angedeutet. 58 Dem sind einige dürft[i]ge Notizen über sein Leben beigefügt. In den Brief[en] ist v[on] ihnen dasj[enige,] was Persönl[i]chk[ei]t[e]n betr[i]fft [,] meist ausgemerzt. Biographien erschienen bald mehrere. 53 „der“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „des“. 54 Über der Zeile. 55 „Mansveld“ ersetzt durch Streichung und Korrektur ursprüngliches „Mansfeld“. 56 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „Die“. 57 Über der Zeile. 58 „- S[ein] Leben“ in der Zeile gestrichen. 615 1. Die v[on] Joh[annes] Colerus [,] Pastor der luther[ischen] Kirche in Haag  französ[isch]  59 . D[as] Leben des Bened[ictus] de Spinoza, geschöpft aus den Schr[i]ft[e]n d[ie]s[e]s berühmten (fameux) Philosophen u[nd] dem Zeugnisse mehr[erer] glaubwürd[i]g[er] Personen, die ihn näher gekannt haben. 1700 Haag [.] Gegner d[er] Philosophie, aber nicht der Person (den latein[ischen] Ausgaben v[on] Paulus u[nd] Gfrener 60 beigedruckt). 2. De tribus impostoribus magnis liber cura editus Christ[iani] Kortholti etc. edit[us] II cura Sebast[iani] Kortholti (Hamburg 1700). V[on] Bedeut[un]g die Vorrede des Sebast[ian] Kortholt, Gegner Spinoza[s], der Notize[n] im Haag gesammelt. 3. Bayle Dictionnaire philos[ophique] Art[ikel] Spinosa. Bayle hat viele Notizen gesammelt u[nd] ist s[einen] Räsonnem[e]nts zufolge Gegner Spinoza’s. (französ[isch]) 4. La vie et l’Esprit de Mr. Benoit de Spinoza v[on] ein[em] Schüler Spinoza’s Namens Lukas. V[on] wenig Bedeut[un]g weg[en] übertrieb[ener] Begeist[e]ru[n]g etc.5. Widerlegung (Réfutation) der Irrthümer des Bened[ictus] Spinoza v[on] H[errn] v[on] Fenelon, Erzbisch[of] v[on] Cambray, v[on] P. Lami, Benedictiner [,] u[nd] v[on] d[em] Grafen v[on] Boullainvilliers, mit dem Leben Spinoza’s [,] geschrieb[en] v[on] J[ohannes] Colerus etc. [,] vermehrt mit vielen Einzelheiten aus einer handschriftlichen Lebensbes[c]hreib[un]g d[ie]s[e]s Philosophen (NB [: ] v[on] Lukas). Boullainvilliers ist unter der Maske eines Gegners ein entschied[ener] Anhänger Spinoza’s. [3vr/ 4rl] Eig[e]ntl[ich] offene Anhänger u[nd] Vertheid[i]g[e]r seiner Philos[ophie] hatte Spinoza nach s[einem] Tode nicht; d[a]g[e]g[en] Angreifer, Gegner viele u[nd] er fand insofern stets Beacht[u]ng u[nd] ward in Erinnerung gebracht. Bayle, Fénélon, Malebranche u[nd] and[ere] Cartesianer bestritten ihn. Ebenso Leibnitz, deßen Monadologie 61 besond[ers] gegen die Eine Substanz Spinozas gerichtet seyn soll, - obwohl man nicht ganz Unrecht hat [,] wenn man viele Berühr[un]gs-P[u]nkte zw[i]s[c]h[en] Leibn[itz] u[nd] Spin[oza] findet. Wolf bestreitet Spinoz[a] ebenf[a]lls u[nd] ebenso die Aufklär[un]gsphilosophen des 18 [.] Jahrh[underts]. - Unterdeß hatte Spinoz[a] doch da u[nd] dort stille Anhänger - u[nd] die allgem[eine] Aufmerksamk[ei]t wurde auf d[ie]se Philosophie wieder gelenkt du[r]ch den Jacobi-Mendelsohn’schen Streit über Leßing’s Spinozismus. Bald nach Leßings Tod schrieb Jacobi (1783) an eine Freundin, Leßing sey Spinozist gewesen. D[ie]se th[ei]lte d[ie] Nachricht hievon Mendelsohn 62 , dem Freunde Leßing’s mit, der gerade damals mit ein[er] Schr[i]ft 59 Randbemerkung am Spaltenrand [3vr]. 60 Lesart unsicher. 61 „[++]“ in der Zeile gestrichen. 62 „Mendelsohn“ korrigiert durch Einfügung mit Bleistift ursprüngliches „Mendelson“. 616 über dens[e]lb[en] beschäft[i]gt war. Mendelsohn 63 als aufgeklärter Deist wollte d[a]s nicht glauben u[nd] zugeben, da ihm Lessing nie davon ges[a]gt u[nd] d[ie]s[e]r 64 Spinozismus ihm wenig ehrenvoll für Leßing erschien. Er spielte den Ungläub[i]g[en] der B[e]h[au]pt[un]g Jacobi’s g[e]g[en]üb[er] u[nd] wollte näheren Aufs[c]hluß, wann, wo u[nd] wie Lessing Spinozis[m]us beurku[n]d[e]t habe. Auf dieß hin s[c]hrieb nun Jacobi den g[a]nz[e]n Vorgang u[nd] s[eine] Begegnung mit Leßing in Wolfenbüttel 1780. Im Juli 1780 kam Jacobi zu Leßing nach Wolfenbüttel - um, wie er ihm zuvor ges[c]hrieb[en], in ihm die Geister mehrer[e]r Weiser zu bes[c]hwören, die er selbst über gewisse Dinge nicht zur Sprache bringen könnte. - Jacobi hatte handsch[ri]ftl[ich] d[a]s Gedicht Göthe’s bei sich „Prometheus“. Er th[ei]lte es Leßing mit, dabei bemerk[en]d: [„] Sie haben so manches Aergerniß g[e]geben, so mögen Sie auch wohl einmal eines nehmen.“  Bedecke deinen Himmel, Zeus Mit Wolkendunst. Und übe,  dem  65 Knaben gleich, Der Disteln köpft [,] An Eichen dich u[nd] Bergeshöhn! Mußt mir meine Erde Doch lassen stehen Und meine Hütte, die du nicht gebaut, Und meinen Herd, Um deßen Glut Du mich beneidest! Ich kenne nichts ärmeres Unter der Son’ als euch Götter [! ] Ihr nähret kümmerlich Von Opfersfeuern Und Gebetshauch Eure Majestät, Und darbtet, wären Nicht Kinder und Bettler Hoffnungsvolle Thoren. etc.  66 Leßing las das Gedicht u[nd] sagte, indem er es zurückgab: „ 67 Ich habe kein Aergerniß genommen; ich habe das schon lange aus der ersten Hand. J[acobi: ] Sie kennen 63 „Mendelsohn“ korrigiert durch Einfügung mit Bleistift ursprüngliches „Mendelson“. 64 „Umst[a]nd“ in der Zeile gestrichen. 65 Über der Zeile. 66 Einfügung am Seitenrand [4rr]. 67 Korrespondierende schließende Anführungszeichen sind unauffindbar. 617 das Gedicht? L[essing: ] Das Gedicht habe ich nie gelesen; aber ich finde es gut. J[acobi: ] In s[einer] Art ich auch; sonst hätte ich es Ihnen nicht gezeigt. L[essing: ] Ich meine es anders … Der Gesichtspunkt, aus dem d[a]s Gedicht genomme[n] ist, das ist mein eigner Gesichtspunkt … Die orthodoxen Begriffe v[on] d[er] G[o]tth[ei]t sind nicht mehr für mich, ich kann sie nicht genießen. ἕν καὶ πᾶν! Ich weiß nichts andres. Dahin geht auch dieses Gedicht; u[nd] ich muß bekennen, es gefällt mir sehr. J[acobi: ] Da wären Sie ja mit Spinoza ziemlich einverstanden. L[essing: ] Wenn ich mich nach Jemand nennen soll, so weiß ich keinen andern. J[acobi: ] Spinoza ist mir gut genug; aber doch ein schlechtes Heil, das wir in seinem Namen finden. L[essing: ] Ja! Wenn Sie wollen … Und doch … wissen Sie etwas Besseres? - Unterbrechu[n]g - F[o]rtsetz[un]g d[e]s and[ern] Morgens. J[acobi] gestand s[eine] Ueberrasch[un]g [,] in L[essing] ein[en] Spinozist[en] od[er] Pantheist[en] zu finden - da er doch eig[e]ntl[ich] gekomme[n], um v[on] ihm Hülfe gegen Spinoza zu erhalt[en]. [4rl/ 4vr] L[essing: ] „Also kennen Sie ihn doch? J[acobi: ] Ich glaube ihn zu kennen [,] wie nur wenige ihn gekannt haben mögen. L[essing: ] Dann ist Ihnen nicht zu helfen. Werden Sie lieber ganz sein Freund. Es gibt keine andere Philosophie als die Philosophie des Spinoza. J[acobi: ] Das mag wahr sein. Denn der Determinist, wenn er bündig seyn will, muß zum Fatalisten werden; hernach ergibt sich das Uebrige v[on] selbst. L[essing: ] Ich merke, wir verstehen uns. Desto begieriger bin ich, v[on] Ihnen zu hören, was Sie für den Geist des Spinozismus halten; ich meine den, der in Spinoza selbst gefahren war. J[acobi: ] Das ist wohl kein anderer gewesen, als das Uralte:  a  68 nihilo nihil fit etc.“ Weit[ere] Entwickl[un]g Jakobi’s. - L[essing: ] Ueb[er] uns[er] Credo also werden wir uns nicht entzweien. J[acobi: ] Das wollen wir in keinem Falle. Aber in Spinoza steht mein Credo nicht. Ich glaube eine verständ[i]g[e,] persönl[iche] Ursache der Welt. L[essing: ] O [,] desto besser! Da muß ich etwas ganz Neues zu hören bekommen. J[acobi: ] Freuen Sie sich nicht zu sehr darauf; ich helfe mir du[r]ch einen Salto mortale aus d[er] Sache; u[nd] Sie pflegen 69 am Kopf-unter eben keine sonderl[iche] Lust zu haben. L[essing: ] Sagen Sie das nicht; wenn ichs nur nicht nachzuahmen brauche. Und Sie werden schon wieder auf die 70 Füße zu stehen komme[n.] Also - wenn es kein Geheimniß ist, - so will ich es mir ausgebeten haben - etc. Jacobi entwickelt seine Glaub[en]s-Theorie - für die er freil[ich] Leß[i]ng nicht gewinnt [.] - D[ie]s[e]r weist darauf hin, d[a]ß eig[e]ntl[ich] auch Leibnitz keine extraod[er] supramundane Weltursache angenommen [,] sond[ern] nur eine imma- 68 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „Ex“. 69 „das“ in der Zeile gestrichen. 70 „die“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „Ihre“; in der Zeile folgendes „Beine“ gestrichen. 618 nente -  Jacobi gibt das zwar nicht zu [,] aber  71 weist auf viele Berühr[un]gspunkte zw[i]sch[en] Spin[oza] u[nd] Leibn[iz] hin. Den Determinismus, Substanz [,] prästabilirte Harmonie,  Erklär[un]g der  72 Endursach[en] (automates spiritual[e]s = Seelen), Gleichh[ei]t d[es] Spinoz[a] u[nd] Leibn[iz]: Seelenlehre etc. L[essing: ] Ich lasse Ihnen keine Ruhe. Sie müßen mit d[ie]s[e]m Parallelismus an den Tag … Reden die Leute doch immer v[on] Spinoza, wie v[on] einem todten Hunde … J[acobi: ] Sie würden vor wie nach so v[on] ihm reden. Den Spinoza zu faßen, dazu gehört eine zu lange u[nd] zu hartnäckige Anstrengung des Geistes. Und keiner hat ihn gefaßt, dem  in  73 der 74 Ethik Eine Zeile dunkel blieb: keiner, der es nicht begreift, wie d[ie]s[e]r große Mann v[on] s[einer] Philosophie die feste innige Ueberzeug[un]g haben konnte, die er so oft u[nd] so nachdrückl[ich] an den Tag gelegt. Noch am Ende seiner Tage schrieb er: … non praesumo, me optimam inserisse philosophiam, sed veram me intelligere scio. - Eine solche Ruhe des Geistes, einen solchen Himmel im Verstande, wie  sich  75 d[ie]s[e]r helle, reine Kopf ges[c]haffen hatte, mögen Wenige gekostet haben. L[essing: ] Und Sie sind kein Spinozist, Jakobi. J[acobi: ] Nein, auf Ehre etc. D[ie]se Gespräche th[ei]lte nun Jakobi dem Moses Mendelsohn 76 . D[ie]s[e]r aber war keineswegs zufried[en] damit. Er sprach v[on] Mißverständ[n]iß, - davon, d[a]ß es Leß[i]ng nicht Ernst war, u[nd] d[a]ß üb[er]h[au]pt auch Spinoza kein eig[e]ntl[icher] [4vr/ 5rl] 77 Atheist od[er] Pantheist gewesen [,] sond[ern] Deist. Es entstund ein  öff[e]ntl[icher]  78 Streit u[nd] Wechsel mehrer[er] Drucks[c]hrift[e]n - d[a]h[er] v[on] nun an allgem[eine] Aufmerks[a]mk[ei]t auf die Philos[ophie] Spinoza’s. - Herder, Göthe, Schleiermacher, Schelling. Herbart’s zieml[ich] geringschätz[i]g[e] Kritik in s[einer] Metaphysik. Neuere Lit[eratur: ] Jacobis W[erke] 4 B[ände] 1 [.] u[nd] 2 [.] Abth[eilung] Erdmann u[nd] K[arl Philipp] Fischer. 79 Gesch[ichte] d[er] neu[eren] Philos[ophie] Schaarschmidt. A[ntonius]-v[an]. Van der Linde. Van Vloten. Trendelenburg Histor[ische] Beitr[ä]g[e] zur Phil[o]s[ophie] II [.] Bd. Lehmanns. Z[ei]tschr[i]ft v[on] Fichte, Ulrici - Spinozana, mitgeth[ei]lt v[on] Boehmer. 71 Über der Zeile mit Bleistift als Ersatz für in der Zeile mit Bleistift gestrichenes „Jacobi selbst“. 72 Über der Zeile. 73 Über der Zeile eingefügt. 74 „der“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „die“. 75 Über der Zeile. 76 „Mendelsohn“ ersetzt durch Streichung irrtümlich verschriebenes „Mendelsohns“. 77 „Spinoza’s Philosophie. 3.“ am oberen Seitenrand [5rr]; „3.“ bezeichnet den Bogen. 78 Über der Zeile. 79 „N.“ in der Zeile gestrichen. 619 Philosophie des Cartesius.  Noch können wir nicht  zu  80 Spinozas Phil[o]s[ophie] resp[ective] der[en] Darst[e]ll[un]g selbst übergehen [.] -  81 Spinoza’s Philos[ophie] ging aus der des Cartesius hervor, so daß kaum eine Eigenthüml[i]chk[ei]t der Spinoz[ischen] Phil[o]s[ophie] sich findet, die er nicht v[on] Cartes[ius] sich angeeignet, aber dann in selbstst[än]d[i]g[er] Weise fortgebild[e]t u[nd] umgestaltet hat. D[a]h[er] erfordert eine Darstell[un]g und 82 Würd[i]g[un]g der Philos[ophie] Spinoza’s eine Berücksicht[i]g[un]g auch der Cartes[ischen] Philosophie. Réné (Cartesius) Des Cartes - noch Z[ei]tgenoße v[on] Spinoza [.] - Geb[oren] 31 März 1596 zu la Haye in d[er] Touraine aus vornehmen 83 altfränzös[ischem] Geschlecht u[nd] erzogen im Jesuiten-Collegiu[m] zu la Flèche v[on] 1609-1613. Hierauf trieb er die chevaleresken Künste u[nd] überließ sich den Zerstreuung[en] u[nd] Genüßen des vornehmen Weltlebens in Paris. Doch bald  wandte  84 er v[on] d[ie]s[em] flatterhaften Leben des Cavaliers zu dem einsamen Denkerleben u[nd] lebte 2 J[ahre] verborgen in Paris. Studien bis ihn s[eine] Freunde entdeckten u[nd] v[on] Neuem in das lust[i]g[e] Weltleben einführten. Hierauf Kriegsdienste u[nd] Reisen. Zuerst in Holland, dann in Deuts[c]hl[an]d als Soldat im bayerisch[en] Heere (im Anf[a]ng d[e]s 30jäh[ri]g[en] Kriegs) u[nd] macht unt[er] Tilly Feldzüge mit. In d[er] S[c]hlacht bei Prag. In d[en] deutsch[en] Winterquartieren zu Ulm u[nd] Neuburg a. d. 85 erwachte wieder der Denker. 1621 verläßt er d[ie] Kriegsdienste u[nd] geht auf Reisen für mehrere Jahre - d[u]rch halb Europa. Hierauf nach Paris zurück. S[eine] Ged[a]nk[e]n reifen allmählig. 1629 begab er sich nach Holland [,] um ungestört s[einen] Studien obliegen zu können (Furcht vor d[en] Theol[o]g[en] etc.). Während d[ie]s[e]s Aufenth[a]lts in Holland 1629-1644 führte er s[ein] philos[ophisches] Syst[em] aus  mit s[einen] Schrift[en]  86 . Verfolg[un]g v[on] Seite d[er] holländ[i]s[c]h[en] Theolog[en], bes[o]nd[ers] v[on] Voetius [,] der die Anklage d[e]s Atheismus erhob u[nd] es dahin brachte, daß die Cartes[ische] Philos[ophie] an d[er] Univers[ität] Utrecht förml[ich] verboten wurde. Zahlreiche Verehrer - große Wirk[un]g. 1649 Einlad[un]g v[on] d[er] König[in] Christine v[on] Schweden. Starb 11 Febr[uar] 1650 zu Stockholm. - V[e]rh[ä]lt[ni]ß zu Ch[ri]st[e]nth[um] u[nd] Kirche - Wallfahrt n[a]ch Loretto. Index. Jesuit[en]. -  Große Beachtu[n]g seiner Philosophie in de[n] 80 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „mit“. 81 Unter der Überschrift mit Bleistift eingefügt. 82 „und“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „der“. 83 Verschrieben; gemeint: vornehmem. 84 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „kehrte“. 85 Es fehlt „Donau“. 86 Über der Zeile. 620 vornehme[n] gesell[i]g[en] Kreis[en] in Paris - hierauf Verbot. Index - I[n]h[al]t verpö[n]t [.] Man durfte nicht mehr dav[on] rede[n.] -  87  Sein Muth.  88 [5rl/ 6rl] 89 Philosophie d[e]s Cartesius. a) 90 Methode. 1. Der philos[ophische] Drang  (Eros)  91 in Cartes[ius] machte sich vor Allem darin geltend,  α)  92 daß er das Bedürfniß einer gründl[ichen,] ja radikal[en] Prüfung aller menschl[ichen] Ansichte[n], Meinu[n]g[en] etc. empfand u[nd] nach Mittel[n] u[nd] Kriteri[en] forschte [,] der Ungewißh[ei]t, Unzuverläss[i]gk[ei]t zu entgehen u[nd] die Wahrh[ei]t sicher zu erkennen.  NB [: ] Woher wohl d[ie]s[e]r Drang in d[ie]s[em] Jesuit[en]zögl[in]g - d[ie]s[e]r Zweifel in d[ie]s[e]r Zeit [? ] - Ein Myster[ium], doch d[ie] Z[ei]t war erfüllt, der Wahrh[ei]ts Trieb forderte E[n]twickl[un]g - zud[em] gab die blüh[en]de Mathematik wohl d[en] äuß[e]rl[ichen] Anstoß.  93  β)  94 Weder die Sinne, noch die (menschl[iche]) Auctor[ität] (Tradition)  (  95 noch selbst Gott  )  96 erscheinen ihm als sichere Gewähr der Wahrh[ei]t; - die Sinne täuschen oft, in der menschl[ichen] auctoritativ[en] Tradition zeigt sich eine ungeheure Verschied[en]h[ei]t nach Völkern, Zeit[en], Individuen, so daß aus d[ie]s[e]r Verschied[en]h[ei]t der Meinung[en], überkommenen Vorurth[ei]le die Wahrh[ei]t schwer od[er] unmögl[ich] herauszufind[en] - u[nd] di[e] M[e]nsch[en] eb[en] das für wahr halt[en], was ihnen als wahr verkündet oder überliefert wird. Selbst v[on] Gott können wir ja nicht ohne weiters wissen, ob er uns nicht so geschaffen, daß wir 97 uns selbst täus[c]hen [,] betrügen [.] -  Wir müß[en] auch da erst prüfen.  98  γ)  99 Unter d[ie]s[e]n Umständen ist es also gerath[en], um sicher der Wahrh[ei]t auf die Spur zu komm[en] u[nd] keinen Irrthum als Wahrh[ei]t gelt[en] zu lass[en,] 87 Randbemerkung am Seitenrand [5rr] mit Bleistift. 88 Einfügung mit Bleistift. 89 [5v] ist leer. 90 Eine korrespondierende Überschrift „b)“ ist unauffindbar. 91 Über der Zeile mit Bleistift. 92 Vor der Zeile mit Bleistift. 93 Randbemerkung am Seitenrand [6rr]. 94 Einfügung am Zeilenanfang mit Bleistift. 95 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 96 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 97 „auch“ in der Zeile gestrichen. 98 Einfügung in der Zeile mit Bleistift. 99 Einfügung am Zeilenanfang mit Bleistift. 621 vorläufig an Allem zu zweifeln  de omnino dubitandum  100 - was nur immer bezweifelt werden kann u[nd] nur das als sicher 101 [,] als wahr gelten zu lassen [,] was nicht bezweifelt werd[en] kann.  Wenn indeß dabei etwas herauskomm[en] soll, so muß ich doch wieder wisse[n,]  : wenn  102 nach welch[em] Kriteriu[m] etwas nicht mehr bezweifelt w[e]rd[en] kann [.] - 2)  103 2) Aber a [.] an welchem Kriterium  (formal)  104 erkenne ich [,] daß etwas nicht mehr bezweifelt werd[en] kann u[nd] b. was ist dasj[enige]  (real)  105 [,] was ich d[ie]s[e]m sichern Kriterium zufolge nicht mehr bezweifeln kann? (sachl[ich]) Das Erste soll in der methodologis[c]h[en] Propädeutik ents[c]hieden werden, - das Letzte, nach sichern erkenntn[i]ßtheoret[i]sch[en] Grundsätze[n] gefund[en], muß der Anfang der Philos[ophie] selbst werden. ad a [.]  α)  106 Cartes[ius] sah, daß insbes[ondere] die Mathematik auf einfacher, sicherer Methode beruhe u[nd] er versuchte sich darnach eine Methode auch für die Philosophie zu gewinnen. Er bildete sich bestimmte methodolog[ische] Vors[c]hriften (De Methodo II p. 7ff) [: ] 1) Nichts als wahr anzusehen, was er nicht gewiß u[nd] augenscheinlich als wahr erkannt hätte u[nd] was nicht so klar und bestimmt [6rl/ 6vr] der Vernunft sich darböte, daß jeder Zweifel daran verschwinden müßte [.] 2) Alle zu prüfenden Schwierigk[ei]t[e]n zu zerlegen und in ihren einzelnen Th[ei]l[e]n zu überwinden [.] 3) Alle wiss[e]nsch[aftlichen] Untersuch[u]ng[en] in bestimmter Ordnung vorzunehmen, v[om] Leichten z[um] Schweren fortschreitend. 4) Beim Aufsuchen der mittlern Glieder u[nd] der einzelnen Th[ei]le schwier[i]g[e]r Fragen alles einzeln aufzuzählen u[nd] nichts auszulassen.“ 107 D[ie]se Regeln - zieml[ich]  einfach, ja  108 naiv, wie man sieht, sind h[au]ptsächl[ich] der Mathematik entnommen, verbinden sich aber bei Cartesius mit der Grund-Regel, alles bisher[i]g[e] Wissen als ungewiß, unbewiesen aus s[einem] Innern zu vertilgen, nicht um in Ungewißheit u[nd] Zweifel zu bleiben, sond[ern] um das Gewisse zu entdecken - u[nd] ein klares, bestimmtes Wissen herzustellen. Und sie sind also Veranlass[un]g zur neu[eren] Phil[o]s[ophie] geworden. 100 Über der Zeile mit Bleistift. 101 „ge“ in der Zeile gestrichen. 102 Über der Zeile. 103 Einfügung am Seitenrand [6rr]. 104 Über der Zeile. 105 Über der Zeile. 106 Unter der Zeile. 107 Öffnende Anführungszeichen sind unauffindbar. 108 Über der Zeile eingefügt. 622  β)  109 Weitere Ausführ[u]ng finden d[ie]se Regeln noch in dem unvollendeten Werke Regulae ad directionem ingenii. (De methodo s[a]gt Cartes[ius,] wie er zu s[einer] Philosophie gekommen sey, Regulae etc. lehrt er, wie man üb[er]h[au]pt Philosophie studiren (müße), d. h. philosophiren müße.) 110  I [.]  111 Das Ziel der Studien ist, dem Geiste eine solche Richt[u]ng zu geben, daß er über Alles [,] was sich ihm darbietet, sichere u[nd] wahre Urth[ei]le fälle. -  II [.]  112 Da Arithmetik u[nd] Geometrie allein v[on] allen Wissens[c]h[a]ft[en] wegen ihrer Klarh[ei]t u[nd] Einfachh[ei]t v[om] Falschen u[nd] Ungewissen frei sind, so geben sie den Maaßstab 113 der Erk[e]n[n]tn[i]ß ab.  γ)  114 III. Es gibt nur zwei Thätigkeiten des Verstandes, durch die man, ohne Furcht zu irren, erkennt, näml[ich] die Intuition u[nd] die Induction (Deduction).  unmittelbare mittelb[are] Erk[enn]t[n]iß.  115  Induction ist hier nicht eine besond[ere] Art des Schließens wie bei Aristot[eles,] sond[ern] bezeichnet alle Arten des Schließens; - wahrscheinl[ich] weil die Vordersätze der Schlüsse auf Inductio[n] u[nd] Beobacht[u]ng beruhen, also (jedem? ) Schließen ein Induciren (jed[er] Synthese eine Analyse vorhergeht [)]. (Bei Folg[e]r[u]ng[en] aus erst[en] Sätz[en] indeß nicht).  116 117 Unter 118 Intuition versteht Cartes[ius] die unmittelbare Verstandeserk[e]n[n]tn[i]ß od[er] Einsicht [,] z. B. daß man ist, denkt, daß das Dreieck drei Seiten hat, also Intuition geht auf unmittelb[are] Erk[e]n[n]tn[i]ß d[e]s Principiellen - denn nur dieß ist einfach u[nd] an sich klar; - Intuit[ion] ist also eine Intellectualanschauung. Die Induction od[er] Deduction ist diej[enige] Erk[e]n[n]tn[i]ßweise, durch welche wir alles das 119 erkennen, was nothw[e]nd[i]ge Folge des Intuitiv-Erkannten ist.  IV [.]  120 Hiebei ist die Evidenz nicht unmittelbar, sond[ern] gewisser mass[en] erborgt durch die eigenth[üm]l[iche] innere Beweg[un]g. Diej[enigen] Sätze, welche unmittelb[a]r aus Principien folgen [,] können sowohl auf Intuition als auch auf Deduction beruhend betrachtet werd[en] (NB [: ] Das erste ist wohl Urth[ei]l[e]n, das zweite Schließen). - D[ie]se beiden Arten des Erkennens müssen d[a]h[er] verbunde[n] werden bei philos[ophischer] Methode. 109 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 110 „Die 1. Regel ist: “ in der Zeile gestrichen. 111 In der Zeile eingefügt. 112 Über der Zeile. 113 „ab“ in der Zeile gestrichen. 114 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 115 Einfügung am Seitenrand [6vl] mit Bleistift. 116 Randbemerkung am Seitenrand [6vl]. 117 „γ)“ am Zeilenanfang mit Bleistift eingefügt und sodann mit Bleistift gestrichen. 118 „Induct[ion]“ in der Zeile gestrichen. 119 „entscheiden“ in der Zeile gestrichen. 120 Einfügung am Zeilenanfang mit Bleistift. 623  δ)  121 Es soll also stets auf die unmittelbarste Intuition des G[ei]st[e]s zurückgegangen werden - d[a]h[er] das Verwickelte auf das Einfache zurückzuführe[n] ist (NB [: ] D. h. wohl auf das ganz Durchschaubare) [.] [6vr/ 7rl] 122 D[a]h[er] hat man analythisch zu verfahren. Also das Einfache (Absolute) ist am meisten zu suchen in d[er] Erk[e]n[n]tn[i]ß und das Complicirte [,] Vielfache (Relative) möglichst darauf zurückzuführen, d[a]d[u]rch der Erk[e]n[n]tn[i]ß des Absoluten anzunähern u[nd] mit Einem Male das Ganze zu ergreifen suchen. Für uns ist demgemäß der Verstand das einzige Mittel die Wahrh[ei]t zu erkennen u[nd] den Irrth[um] zu vermeiden  NB [: ] für Spinoza wicht[i]g.  123 [.] - Einbild[un]gskraft, Gedächtniß u[nd] Sinnlichkeit verhalten sich zu demselben höchstens als Beihülfen. Anm[erkung] 124  1)  125  Dieser  126 erkennende Geist hat 2 H[au]ptvermögen: Einsichtskraft (perspicuitas) u[nd] Scharfsinn (Sagacitas); jene ist die Fäh[i]gk[ei]t sich der Intuition, dieser, sich der Induction zu bedienen. (Im Unt[er]sch[ie]d v[on] mittelalt[e]rl[icher] Phil[o]s[ophie,] die intellectus, experientia u[nd] ratio  (H[au]ptströmu[n]g[en]  127 unters[c]hied, hat Cartes[ius] ratio u[nd] intellect[us] ganz verbund[en.]) Anm[erkung]  2  128 Die Ideen 129 (mit Idea wird jede Thatsache d[e]s Erkennens, jed[er] I[n]halt d[e]s Denkens bezeichnet) sind ihm  1)  130 entwed[er] angeboren (innatae) od[er] gemachte (fictae) od[er] angeeignete (adventitiae). Die ersten sind der Inh[a]lt d[e]s reinen Erkennens, die 2. sind die v[om] Erkenn[en] in Verbind[un]g mit Einbild[un]gskr[a]ft gestaltet[en], die 3. stammen aus der Sinnlichk[ei]t. Anm[erkung]  3  131 Die zu erkennenden Dinge sind einfache od[er] complicirte  geist[i]g[e] od[er] körp[e]rl[iche]  132 ; - die zusammengesetzten werden entwed[er] aus Erfahr[un]g 133 als solche erkannt, ohne d[a]ß d[er] V[e]rst[a]nd ein Urth[ei]l üb[er] sie zu fällen vermag - od[er] werd[en] so erkannt, daß [+] Verst[an]d selbst sie 121 Einfügung am Zeilenanfang mit Bleistift. 122 „Spinoza’s Philosophie 4.“ am oberen Seitenrand [7rr]; „4.“ bezeichnet den Bogen. 123 Randbemerkung am Seitenrand [7rr] mit Bleistift. 124 „2“ in der Zeile mit Bleistift gestrichen. 125 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 126 Einfügung über der Zeile mit Bleistift; ursprüngliches „Der“ in der Zeile ist irrtümlich stehengeblieben. 127 Über der Zeile. 128 „2“ ersetzt durch Überschreibung mit Bleistift ursprüngliches „3“. 129 „Pr[o]dukt v[on] 1 u[nd] 2“ über der Zeile mit Bleistift, danach mit Bleistift gestrichen. 130 Über der Zeile eingefügt. 131 „3“ ersetzt durch Überschreibung mit Bleistift ursprüngliches „2“. 132 Über der Zeile. 133 „ohne Verst[a]nd[e]surth[ei]l“ in der Zeile gestrichen. 624 zusammengesetzt werden müßen, bei welcher Klasse allein der Irrth[um] s[eine] Stelle finden kann. -  Ueb[ri]g[e]ns sind dem Cartes[ius] alle G[e]g[en]st[ä]nde der Erk[e]nntn[i]ß res, geist[i]ge od[er] körperl[iche]  cogitans, extensa  134 . - Im Unterschiede v[on] d[er] griech[ischen] Philos[ophie], die den Begriff als G[e]g[en]st[an]d d[e]s Erkennens faßte (als Wesen, Idee, wovon d[a]s Ding nur das Nachbild) [.] NB [: ] off[en]bar wieder v[on] s[einer] vorherrsch[e]nd mathemat[ischen] Betr[ac]ht[un]gsw[ei]se herkommend.  NB [: ] Wieder für Spinoza wicht[i]g.  135  136  δ)  137 Die ganze  phil[o]s[ophische]  138 Methode erscheint als hervorgeg[a]ng[e]n aus der Ansicht eines Mathematikers [,] u[nd] zwar Geometers. Wie der Geometer etwa v[om] Dreieck als dem Einfachsten, gleichsam Absoluten seiner Wiss[e]nsch[aft] anfängt, den er durch s[eine] Einbild[un]gskr[a]ft sich vorbildet, dann aus dieser Anschauung Sätze zieht, die in stettigen 139 Schlüßen fortschreiten, so fordert Cartes[ius] auf [,] v[on] d[er] intuitiven Erk[e]nntn[i]ß des philos[ophisch]-Einfachen u[nd] Absoluten (welches durch Analyse als solches gewonnen wird) auszugehen u[nd] aus diesem dann zu entwickeln u[nd] synthetisch weiter schließend das Ganze der Wiss[enschaft] auszubilden. 140 Mit Intuition muß also die Philos[ophie] beginnen - Cartes[ius] b[e]ginnt indeß mit cogitatio (wohl etwas höher als eine der Geometrie analoge Intuition) [.]  NB [: ] Cartes[ius] geht eig[en]tl[ich] mit d[em] Anf[a]ng üb[er] s[eine] Methodik u[nd] Erk[enn]t[ni]ßth[eorie] hinaus - wie er später hi[n]ter ihr zurü[c]kbl[e]ibt.  141 [7rl/ 7vr]  ad b  142 Das Gewisseste ist, was klar u[nd] einfach v[om] G[ei]ste erschaut wird, die unmittelbarste, kl[a]rste Intuition,  welche  143 eine unmittelb[a]r gegebene, angeborne Wahrh[ei]t od[er] Idee seyn muß [.] - Von einer solchen nun muß die Philosophie als fester Grundlage ausgehen [.] 1. Wenn nun vorläufig alles Andere für das menschl[iche] Denken oder Bewußtseyn als ungewiß erscheint u[nd] bezweifelt werden muß, die Sinneswahrnehmung[en], d[ie] Ueberlief[e]r[un]g[en], Gott etc. [,] an einem Punkt muß der Zweifel 134 Über der Zeile mit Bleistift. 135 Unter der Zeile mit Bleistift eingefügt. 136 Einfügung am Seitenrand [7rr]. 137 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift; „δ)“ wohl irrtümlich zweimal hintereinander aufgeführt. 138 Über der Zeile. 139 Sic! Wohl gemeint: stetigen. 140 „Also: Mit ganz Klare[m], Einfach[em,] in unmitt[el]b[a]r[er] Intuition Geschaut[en] muß d[ie] Philos[ophie] beginne[n]. Was ist nun d[ie]s[e]s? “ am Seitenrand [7rr] mit Bleistift, danach mit Bleistift gestrichen. 141 Einfügung in und unter der Zeile sowie am Seitenrand [7rr]. 142 Einfügung vor der Zeile. 143 Über der Zeile mit Bleistift als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „die“. 625 anhalten,  v[on]  144 einer Gewißh[ei]t kann er nicht loskommen - näml[ich] v[on] der Gewißh[ei]t des Denkens, Zweifels [,] v[on] d[er] Gewißh[ei]t seiner selbst.  Abgesehen v[on] allem Inhalt  145 Wenn 146 alles bezweifelt wird, das Zweifeln selbst wenigst[en]s unzweifelhaft gewiß. Das Zweifeln aber ist Denken (u[nd] Bewußts[e]yn). Also das Denken ist gewiß u[nd] damit auch das Seyn, denn das Denkende ist selbstverständl[i]ch, eo ipso auch s[e]yend [.] Das Denken gibt die Gewißh[ei]t  Nicht Schluß  147 des eignen Seyns - cogito ergo sum [,] d. h. sum cogitans [.] Die Selbstgewißh[ei]t also ist das Gewisseste, Unbezweifelbare, das in unmittelb[arer] Gewißh[ei]t geschaute Sichere, Wahre, weil es  in  148 durchaus evidenter, klarer Intuition wahrgenommen wird. 149  2 [.] D[ie]se Selbstgewißh[ei]t ist  a)  150 D[en]k[en] - u[nd]  b)  151 D[en]k[en] ist Subst[an]z [.]  152 2. Allein 153 Selbstgewißheit ist hiemit errunge[n] a) u[nd] d[ie]ses Gewisse wird als Denken wahrgenommen (Bewußtseyn  Cogitationis nomine intelligo illa omnia, quae nobis consciis in nobis fiunt, quatenus earum in nobis conscientia est. Princ[ipia] Phil[osophiae] I §. 9  154 ) [,] das nichts andres in sich enthält, nichts andres bedarf, v[on] nichts andrem abhäng[i]g (accidentell) [,] sond[ern] selbstständ[i]g erscheint, das also Substanz ist. Denn was in sich selbst besteht, u[nd] keines andern bedarf z[u] bestehen, das ist Substanz.  Substanz  155 Also eignes  denkendes Seyn  156 u[nd] 157 denkende Substanz ist erkannt - weiter aber noch nichts, nichts Objectives, weder Mat[e]rielles [,] Sinnl[iches] noch Geistiges.  3)  158 b) Mit der durch cogito ergo sum errungenen Selbstgewißh[ei]t als solcher ist aber nicht weiter zu kommen in der Erk[e]n[n]tn[i]ß u[nd] es kann aus d[ie]s[er] Gewißh[ei]t höchstens der formale Grundsatz abgeleitet werden:  wenn etwas  159 [,] 144 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „bei“. 145 Randbemerkung am Seitenrand [7vl] mit Bleistift. 146 „Wenn“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „wenn“. 147 Unter der Zeile mit Bleistift. 148 Über der Zeile. 149 „D[ie]s[e]s Gewisse ist aber als Denken wahrgenommen und enthält“ am Seitenrand [7vl] gestrichen. 150 Über der Zeile. 151 Über der Zeile. 152 Einfügung in der Zeile mit Bleistift. 153 „nur“ in der Zeile mit Bleistift gestrichen. 154 Einfügung am Seitenrand [7vl]. 155 Randbemerkung am Seitenrand [7vl] mit Bleistift. 156 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „[*]“. 157 „substantielles“ in der Zeile gestrichen. 158 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 159 Über der Zeile mit Bleistift. 626 was  ich  160 so klar u[nd] deutlich erkenne wie mein Denken u[nd] Seyn, das kann ich als Gewißes anerkennen u[nd] aus dem Gebiet des Zweifels in das der Gewißh[ei]t erheben. Es fragt sich nur, was ist so klar [7vr/ 8rl] und  deutlich  161 u[nd] also so gewiß, wie mein eignes Denken u[nd] Seyn? Es muß etwas im Gebiet d[ie]s[e]r Selbstgewißheit Vorhandenes, in u[nd] mit ihm Gegebenes seyn, also den Inhalt des Denkens bilden, - da das denkende Ich noch gar nicht über sich hinaus irg[e]nd etwas (Gewisses) erkannt hat. Den Inhalt des Denkens nun bilden die Ideen, Vorstell[u]ng[e]n. D[ie]se sind aber vorläufig nur gewiß als Ideen, als (subj[ective]) Vorstell[u]ng[e]n, ohne daß erkannt wäre, ob od[er] daß ihnen auch obj[ectiv] außer dem Ich od[er] subj[ectiven] Denken etwas entspreche.  4 [)]  162 c) Es entsteht die Frage, woher kommen diese Ideen im Denken, welches ist ihre Ursache. Ist die Ursache derselben  Innatae, fictae, adventitiae  163 das Denken (Geist) selbst od[er] etwas Anderes? Soll der denkende Geist selbst die Ursache seyn, so müßen sie entweder formaliter oder eminenter Weise in ihm vorhanden seyn, d. h. der G[ei]st als Ursache muß entwed[er] ihnen gleich (formaliter) oder höher seyn, so daß er mehr ist als blos Ursache d[ie]s[e]r Wirk[u]ng. Von allen Ideen im G[ei]ste nun kann der G[ei]st die Ursache seyn entw[eder] form[aliter] od[er] eminenter [.] -  5 [)]  164 α) 165 Nur Eine Idee findet sich in ihm [,] von der er nicht Ursache seyn kann, näml[ich] die Idee des unendl[ichen] Wesens, der absoluten Substanz od[er] Gottes.  Die Idee eines allwissenden, allmächt[i]g[en] u[nd] allvollkommenst[en] Wesens.  166 Da d[ie]se Idee größer ist, als der Geist selbst, so kann d[ie]se nicht deren Ursache seyn - sie muß also v[on] einem andern, d[ie]s[e]r Idee entsprechenden Wesen kommen u[nd] zwar v[on] dem Wesen, deßen Idee sie ist [,] v[on] G[o]tt, der allein die entsprechende Ursache seyn kann.  6)  167 Damit also ist der denkende Geist über sich selbst [,] üb[er] die bloße Selbstgewißh[ei]t hinausgekommen zur Gewißh[ei]t eines Andern (indem er d[a]s Causalitätsgesetz bei Erforsch[un]g des imman[e]nt[en] D[en]kinh[a]lts der Ideen angewendet) u[nd] zwar zunächst zur Gewißheit Gottes, des (unendl[ichen])  aller- 160 Über der Zeile eingefügt. 161 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „gewiß“. 162 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 163 Über der Zeile mit Bleistift. 164 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 165 Korrespondierendes „β)“ ist unauffindbar. 166 Einfügung am Seitenrand [8rr]. 167 „6)“ ersetzt durch Überschreibung mit Bleistift ursprüngliches „3.“. 627 vollkommenst[en]  168 Wesens, der absolut[en] Substanz.  „Wenn nun eine Idee in mir ist, die so große vorgestellte Realität  realitas object[iva]  169 hat, daß ich gewiß weiß, in mir sey nicht so viel Realität wirkl[ich] enthalten (weder formaliter noch eminenter), ich selbst könne also nicht die Ursache dieser Idee seyn, so folgt nothw[en]d[i]g daraus, daß ich nicht allein in der Welt bin, sond[ern] daß etwas noch existirt, das die Ursache jener Idee ist“ Medit[ationes] III.  170 D[ie]se Idee  (  171 des Absoluten  )  172  Gottes  173 u[nd] zugleich dess[en] Existenz wird auch unmittelbar v[om] G[ei]ste geschaut, ist durch Intuition im denkend[en] Bewußtseyn; u[nd] zwar ist d[ie]se Idee so, d[a]ß sie zugleich die Existenz in sich schließt, weil sie sonst d[ie]se Idee nicht wäre. [8rl/ 8vr]  7 [)]  174 Erst mit der Gottesidee  die Cartes[ius] wie ein empirisches, unmittelb[a]r gegebenes gewisses  göttl[iches]  175 Datum im Denken findet [-] Et jam non mirum est Deum me creando ideam etiam 176 mihi indidisse, et esset tanquam nota artificis operi suo impressa. Med[itationes] III.  177 u[nd] der damit zugleich gewonnenen Gewißh[ei]t des Daseyns Gottes hat Cartes[ius] das eig[e]ntl[iche] Fundament aller wirkl[ichen] philos[ophischen] Erk[e]n[n]tn[i]ß gewonnen [.] - Ein Princip der Gewißh[ei]t des  übrig[e]n  178 Erkennens u[nd] eine  reale  179 Ursache [,] aus der erklärt, erkannt werden kann. Näml[ich] a) Nun ist erst dem Denken etc. wirkl[ich] zu trauen, denn die Idee G[o]tt[e]s schließt es aus, daß er uns selbst betrügen will, daß er uns so geschaffen, daß wir uns täuschen, uns selbst betrügen müßen. - Also nicht 180 mehr blos nach dem formal[en] Princip der Selbstgewißh[ei]t (Klarh[ei]t) erkennen wir, sond[ern] aus dem realen Princip göttl[icher] Wahrhaft[i]gk[ei]t heraus (Anknüpf[un]gsp[u]nkt für Malebranche - z[um] Th[ei]l auch für Spinoza) [.] b) Wir erhalten Gewißh[ei]t, daß Anderes, v[on] uns Verschiedenes (Obj[ectives]) existirt, also ein  uns  181 Aeußer[e]s [,] Sachliches, Ausgedehntes -, Ausdehnung als 168 Über der Zeile. 169 Über der Zeile. 170 Einfügung am Seitenrand [8rr]. 171 Einfügung in der Zeile mit Bleistift. 172 Einfügung in der Zeile mit Bleistift. 173 Über der Zeile mit Bleistift. 174 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift als Ersatz für ursprüngliches, gestrichenes „4.“. 175 Über der Zeile. 176 Verschrieben; gemeint: illam. 177 Einfügung am Seitenrand [8vl]. 178 Über der Zeile mit Bleistift. 179 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „sächl[iche]“. 180 „b“ in der Zeile gestrichen. 181 Über der Zeile. 628 zweite Substanz, die mit dem Denken in uns selbst gar nichts gemein hat, also nur 182 durch sich selbst  ist u[nd]  183 begriffen u[nd] als besondere Substanz betrachtet werd[en] kann. c) Die höhere g[ö]ttl[iche] Substanz gibt aber zugleich die Vermittl[un]g zwis[c]h[en] den beiden endl[ichen] Substanz[en] Denken u[nd] Ausdehnung  ad c [)] Die Substanz[en] Denken u[nd] Ausdehnung schließ[en] sich an sich aus: Haec est enim natura substantiarum, qua sese mutuo excludant.  184 (H[au]ptp[u]nkt für Spinoza) [.]  d) Also drei Substanzen;  185 deren wesentl[iche] Eigenschaft[en] od[er] nothw[en]d[i]g[en] Prädikat[e]  werden  186 (ohne welche sie nicht gedacht w[e]rd[en] kann) die Attribute genannt 187 . NB [: ] Attribut also sagt aus, als was jede Substanz erscheint. Die üb[ri]g[en] Eigens[c]h[a]ft[en] sind nicht wesentl[ich], sind zufällige Eig[en]sch[a]ft[en] der Substanz [,] d. h. Accidenzen. D[ie]se zufäll[i]g[en] Eig[e]nsch[a]ft[en] sind nur verschiedene Formen der Einen nothwend[i]g[en] Eig[e]nsch[a]ft, 188  d. h.  189 Attributs 190 , d. h. verschiedene Weisen (modi) oder Veränderungen (modificationes) des Attributs. Also: Attribut ist die wesentl[iche] Eigensch[a]ft (NB [: ] die eig[en]tl[iche] Art der Realis[iru]ng der Substanz). Modus 191 od[er]  auch  192 Modifikation ist nur eine bestimmte Form d[e]s Attributs. Das Attribut kann all[en]f[a]lls gedacht werd[en] ohne (Form) modus, aber nicht der modus ohne Attribut. Das Denken ist Attribut der Einen (geist[i]g[en]) Substanz [.] Die Ausdehnung ist Attribut der andern (körp[e]rl[ichen]) Subst[an]z [.] Die einzel[nen] Gedanken, üb[er]h[au]pt geist[i]g[en] Acte sind Accidenz[en,] sind modi [.] - Die einzel[nen] Körper, Gestaltung[en] etc. sind modi der Ausdehnung. Beide vermittelt miteinander die Gottesidee.  193  e)  194 Die Gottesidee wird also bei Cartes[ius] schon sowohl Princip der (zuverlässig[en], wahren) Erk[e]nntn[i]ß, als auch  reales  195 Princip für Sacherkläru[n]g. 182 „ist“ mit Bleistift über der Zeile mit Bleistift gestrichen. 183 Über der Zeile mit Bleistift. 184 Einfügung am Seitenrand [8vl]. 185 Über der Zeile mit Bleistift als Ersatz für in der Zeile mit Bleistift gestrichenes „u[nd]“. 186 In der Zeile mit Bleistift eingefügt; ursprüngliches „die“ gestrichen. 187 „werden“ in der Zeile mit Bleistift gestrichen. 188 „des“ in der Zeile gestrichen. 189 Über der Zeile mit Bleistift. 190 Genitiv „Attributs“ im Zusammenhang des ursprünglichen „des“ wurde irrtümlich nicht korrigiert. 191 „ist“ in der Zeile gestrichen. 192 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 193 Einfügung am Seitenrand [8vl]. 194 Über der Zeile mit Bleistift als Ersatz für vor der Zeile mit Bleistift eingefügtes und mit Bleistift gestrichenes „d)“. 629 Beides nun wird v[on] Spinoza in umfaßenderer, durchgreif[en]der W[ei]se geltend gemacht u[nd] eig[en]tl[ich] vereinigt. Ihm ist die Idee G[o]tt[e]s nicht mehr in uns (Moment unsres Denkens) [,] sond[ern] wir sind in Gott, sind Momente G[o]tt[e]s [.] -  Und nicht 2. od[er] 3. Subst[an]z [,] sond[ern] nur Eine  196 Wir erkenn[en] nicht blos durch die Gottesidee u[nd] d[u]rch Gott (Malebranche) [,] wir sind durch Gott u[nd] erkennen d[a]h[er] auch nur dur[c]h u[nd] aus Gott wahrh[a]ft. Cartes[ius] selbst faßt kurz s[eine] Fundamentallehre für s[eine] Philos[ophie] so zusammen: „Um also recht zu philosophiren u[nd] die Wahrh[ei]t aller erkennbaren Dinge zu erforschen, muß man erstl[ich] alle Vorurtheile ablegen [,] d. h. Nichts gelten lassen, ehe man es geprüft u[nd] für wahr erkannt hat. Dann müßen wir auf unsere Begriffe achten u[nd] nur diej[enigen] für wahr halten, die wir klar u[nd] deutl[ich] einsehen. Da ist die erste Erk[e]n[n]tn[i]ß, daß wir 197 existiren, so weit unser Wesen im Denken b[e]steht, dann daß ein Gott existirt, v[on] dem wir abhängen u[nd] daß durch die Betrachtung seiner  Eig[e]nsch[a]fte[n] die Wahrh[ei]t der üb[ri]g[en] Dinge gefunden werden könne, weil er ihre Ursache ist. Das sind in kurzen Worten die vorzügl[ichen] Principien der menschl[ichen] Erkenntniß.“ Princ[ipia Philosophiae] I.  198 [8vr/ 9rl] 199 Erkenntnißtheorie und Methodik Spinoza’s Wie Cartes[ius] so auch Spinoza sucht zuerst bestimmte methodolog[ische] Grundsätze u[nd] Principien zu gewinnen für richt[i]g[e] Erk[e]n[n]tn[i]ß u[nd] die Arten u[nd] d[ie] Sicherh[ei]t der Erk[e]n[n]tn[i]ßacte zu bestimmen. Dieß geschieht v[on] Spinoza  ihm  200 besond[ers] in d[em] unvollendet[en] Werke: De intellectus emendatione, das sich, wie schon der Titel s[a]gt, damit beschäftigt, die Weise zu erkennen [,] wie die Erk[e]n[n]tn[i]ßkraft in ihr[er] Bethät[i]g[un]g den Irrthu[m]  vermeiden  201 und die Wahrh[ei]t erreichen könne.  A)  202 Cartes[ius] hat, wie wir sehen, zwei H[au]pt-Arten des streng wissens[c]h[aftlichen] Erkennens angenomme[n]: die Intuition und die Deduction (Ableit[un]g aus intuitiv erkannten Wahrh[ei]t[e]n). Hier knüpft nun Spinoza an, indem 195 Über der Zeile eingefügt. 196 Über der Zeile mit Bleistift. 197 „sind“ in der Zeile gestrichen. 198 Einfügung am Seitenrand [8vl]. 199 „Spinoza’s Philosophie 5“ am oberen Seitenrand [9vr]; „5“ bezeichnet den Bogen. 200 Über der Zeile mit Bleistift; das offensichtlich zu ersetzende „Spinoza“ ist stehen geblieben. 201 Über der Zeile mit Bleistift. 202 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt; ein korrespondierendes „B)“ [9vr] ist gestrichen. 630 er, um auf die wahre u[nd] sichere Methode des wissens[c]h[aftlichen] Forschens u[nd] Wissens zu kommen, alle Arten des Erkennens aufzählt.  a)  203 D[ie]se lassen sich auf auf 204 4 zurückbringen. 1. Erkenntn[i]ß v[om] Hörensagen od[er]  aus  205 irg[e]nd ein[em] conventionellem 206 Zeichen. 2. Die Erk[e]n[n]tn[i]ß aus  d[er]  207 vagen Erfahr[u]ng [,] d. h. derj[enigen,] welche nicht v[om] Verstande bestimmt, sond[ern] so genannt wird, weil sie d[u]rch  d[en]  208 Zufall sich getroffen hat u[nd] wir keine andere [,] ihr widersprech[e]nde 209 Thatsache kennen, sie also gleichsam unangefochten u[nd] unerschüttert in uns erhalten.3. Diej[enige] Erk[e]n[n]tn[i]ß, wo d[a]s Wesen ein[er] Sache aus einer and  ern  210 erschloßen wird, aber nicht auf eine ihr angemessene (adäquate) Weise, welches geschieht, wenn wir v[on] ein[er] Wirk[un]g die Ursache folgern od[er] v[on] einem Allgemeinen aus, welches immer v[on] ein[em] Besondern begleitet wird, einen Schluß machen. 4. endl[ich] die Erk[e]n[n]tn[i]ß, wo etwas d[u]rch s[ein] eignes Wesen od[er] durch die Ergründ[un]g seiner nächst[en] Ursache erkannt wird. De intellect[us] emend[atione] p. 419.  b)  211 Mit d[ie]s[er] Aufzähl[un]g ist in Uebereinstimmung zu bringen eine zweite in d[er] Ethik II prop[ositio] 40 Schol[ium] II gegebene; nur werden 1 u[nd] 2 in 1 zusammengezogen. Spin[oza] unterscheidet sich v[on] Cartes[ius] darin [,] d[a]ß er nicht wie d[ie]s[e]r eine natürl[iche] Erk[e]n[n]tn[i]ß der urspr[ü]ngl[ichen] klaren Begr[i]ffe u[nd] daneben auch eine besond[ere] intuitive Erk[e]n[n]tn[i]ß annimmt, sond[ern] beides in Eins verbindet. Der H[au]ptunterschied v[on] Cartes[ius] u[nd] Spin[oza] ist: Cartes[ius] setzt allen verschied[enen] Erk[e]n[n]tn[i]ßw[ei]s[e]n die Intuition  allein  212 entgegen, als die einzige wahrh[a]fte  eigentl[iche]  213 Quelle wahrhaft philos[ophischer] Erk[e]n[n]tn[i]ß [,] während er die and[eren] Arten doch als Mittel, gleichsam als Materie der Intuitio[n] selbst betrachtet; Spinoza dag[e]g[en] [9rl/ 9vr] 203 Vor und unter der Zeile mit Bleistift eingefügt. 204 „auf“ irrtümlich wiederholt. 205 Über der Zeile. 206 Verschrieben; gemeint: conventionellen. 207 Über der Zeile. 208 Über der Zeile. 209 „widersprech[e]nde“ ersetzt durch Streichung mit Bleistift ursprüngliches „wiedersprechende“. 210 Ergänzung in der Zeile mit Bleistift. 211 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 212 Über der Zeile eingefügt. 213 Über der Zeile. 631 214  unterscheidet  reducirt auf  215 eig[e]ntl[ich] nur 2  216 H[au]ptarten der Erk[e]n[n]tn[i]ß.  a)  217 1) Die, welche falsche, verstümmelte, gemachte - kurz unangemessene (unadäquate) Ideen liefert u[nd] 2) die [,] welche wahre, angemessene Ideen gewährt. - Die erste umfaßt die sinnl[iche] (erfahrungsmäß[i]ge) u[nd] die auf Gedächt[n]iß u[nd] Hörensagen beruhende; die letztere einers[ei]ts die vom Allgemein[en] auf’s Besondere u[nd] umgekehrt schließende  (nicht syllogist[isch,] s[on]d[ern] deducirend  218 , and[e]rs[ei]ts die intuitive Erk[e]n[n]tn[i]ß.  b)  219 Der charakterist[ische] Unterschied beider Klassen besteht nicht etwa in Sinnlichk[ei]t oder Nichtsinnlichk[ei]t, auch nicht in Unmittelb[a]rk[ei]t od[er] Mittelbark[ei]t,  I) α)  220 vielmehr bezeichnet er die Einbildung  Imagination  221 als das, was den maaßgebenden Unterschied ausmacht; jene ersten  Erk[e]n[n]t[n]iß-  222 Stufen beruhen näml[ich] auf der Einbildung, sie sind Einbildunge[n], die letzteren d[a]g[e]g[en] beruhen auf dem v[on] d[er] Phantasie unbeirrten Denken. Die erst[en] sind dem Irrth[um] unterworf[en], deßen Ursprung in d[er] Einbild[un]g zu such[en] ist. Eth[ik] II prop[ositio] 17 Schol[ium] Prop[ositio] 41 u[nd] 42.  Imaginatio[n] - Quell[e] des Irrthums  223 Bei Cartes[ius] ist Phantasie das philos[ophische] Mittel der Auff[a]ß[un]g alles Körperl[ichen] u[nd] namentlich der Mathematik; confuse Ged[a]nken werd[en] ihr nur insofern Schuld g[e]geb[en,] als sie die Leid[e]nsch[a]ft mit de[m] Denken vermittelt.  D[em]  224 Cartes[ius] ist Irrth[um] Sache vors[c]hnell[en] Urtheilens, das auf Freih[ei]t beruht [.] -  NB [: ] Weil uns[ere] Freih[ei]t unendl[ich,] d[a]g[e]g[en] uns[er] Verstand endl[ich] ist [,] so verleitet d[er] Wille de[n] Verstand zu Urth[ei]le[n] üb[er] s[eine] Vermög[en] u[nd] Einsicht[en.]  225  β)  226 Spinoza d[a]g[e]g[en] faßt die Phantasie - Imagination im gerad[en] Geg[e]nsatz mit dem Verstande. „Vor allen Dingen, s[a]gt er, muß man Verstand u[nd] Phantasie unterscheiden od[er] zwis[c]h[en] den wahren u[nd] allen andern 214 „B)“ vor der Zeile mit Bleistift eingefügt und mit Bleistift gestrichen. 215 Über der Zeile mit Bleistift. 216 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „läßt nur Intuition gelten“. 217 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 218 Über der Zeile. 219 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 220 Einfügung vor der Zeile mit Bleistift. 221 Über der Zeile mit Bleistift. 222 Über der Zeile eingefügt. 223 Randbemerkung am Seitenrand [9vl] mit Bleistift. 224 Über der Zeile. 225 Randbemerkung am Seitenrand [9vl] mit Bleistift. 226 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 632 Ideen, näml[ich] denen, die gemacht (fictae) [,] falsch, ungewiß sind [,] üb[er]h[au]pt denen, die v[om] Gedächtniß abhangen.[“] De intell[ectus] emend[atione] 1 Ep[istolae] 42 p. 600.  γ)  227  Phantasie  228 Ueb[ri]g[e]ns spricht er sich üb[er] Wesen u[nd] Bedeut[un]g der Phantasie näher so aus:  1)  229 Die Seele (mens) kann fremde Körper, die auf den  menschl[ichen]  230 Körper wirken, obgleich sie nicht existiren od[er] nicht gegenwärtig sind, doch als gegenwärtig betrachten. (Eth[ik] pr[opositio] 17 Coroll[arium]) Diese Affectionen des mens[c]hl[ichen] Körpers, deren Ideen fremde Körper als gegenwärt[i]g darstellen, nennt man Bilder (imagines) der Dinge, obgleich sie d[ie] Gestalt[un]g der Dinge nicht wiedergeben. Wenn die Seele auf d[ie]se Weise Körper betrachtet, so sagen wir, sie imaginire. Enthalten solche Einbild[un]g[en] der Seele an sich auch keinen Irrthum, so werden sie doch zum Irrthum [,] wenn sie nicht v[on] d[er] Idee begleitet sind, welche d[a]s Daseyn jener als gegenwärt[i]g betrachtet[en] Dinge ausschließt [.] - Denn wenn die Seele, indem sie nicht das[e]y[en]de Dinge als ihr gegenwärt[i]g si[c]h vorstellt [9vr/ 10rl] u[nd] zugleich wüßte [,] daß sie nicht seyen, so wäre Einbild[un]gskraft ein Vorzug der Natur [,] nicht ein Fehler. - Die Phantasie läßt uns aber über d[a]s Daseyn deßen, was ihre Bilder abspiegeln,  indem  231 wir dass[e]lbe annehmen [,] erhalten wir künstl[ich] gemachte Ideen (ideae fictae).  1 [.] Täusch[un]g  232 (Eth[ik] II pr[opositio] 17 p. 98) - De int[ellectus] emend[atione] p. 431.  2)  233 Und nicht blos in Bezug auf das Daseyn [,] sond[ern] auch in Bezug auf d[a]s Wesen der Dinge, ist es möglich sich zu täuschen. Es sind näml[ich] die Ideen der Affectionen des menschl[ichen] Körpers nicht an sich klar u[nd] bestimmt, sond[ern] verwirrt (Eth[ik] II pr[opositio] 28.)  2. Täusch[un]g  234 u[nd] die Seele hat weder v[on] sich selbst noch v[on] ihr[em] Körper, noch v[on] andern Körpern eine angemessene [,] sond[ern] verwirrte Erk[e]n[n]tn[i]ß, so oft sie nach der gewöhnl[ichen] Ordnung der Natur die Dinge betrachtet [,] d. h. so lange sie äußerl[ich], wie ihr die Dinge zufällig  vor  235 kommen, sich zur Betracht[un]g ders[e]lb[en] bestimmen läßt u[nd] nicht v[on] innen heraus, so näml[ich,] daß sie mehrere zugleich be- 227 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 228 Randbemerkung am Seitenrand [9vl] mit Bleistift. 229 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 230 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „eigenen“. 231 Über der Zeile. 232 Randbemerkung am Seitenrand [10rr] mit Bleistift. 233 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 234 Randbemerkung am Seitenrand [10rr] mit Bleistift. 235 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „zu“. 633 trachtet u[nd] ihre Einheit u[nd] Verschiedenh[ei]t bestimmt: Denn so oft sie auf diese  innere  236 W[ei]se verfährt, betrachtet sie die Dinge klar u[nd] deutlich.  δ)  237 Indeß nicht blos d[a]s wiss[enschaftlich] richt[i]g[e] Denken [,] sond[ern] auch die Phantasie selbst kann mehrere Ideen zusammenfaßen - aber bei der Phantasie geht nicht klare u[nd] bestimmte Erk[e]n[n]tniß hervor [,] sond[ern] die abstracten u[nd] allgemein[en] Begriffe, gleichsam Universalbilder.  3. Täus[c]h[un]g d[er] Phantas[ie]  238 D[ie]se sind die Hauptquelle der Irrthümer. Der Körper  Phantasie körperl[ich]  239 kann wohl mehrere Bilder zugleich faßen, faßt er aber davon zu viele, so tritt eine Verdunklung ders[e]lb[en] ein; wenn dann die Bilder im Körp[er] gänzl[ich] sich verwirren, bildet auch die Seele verwirrte Bilder ohne Unterscheid[un]g u[nd] faßt sie unter ein[em] Attribute zusamm[en,] z. B. d[em] Attribut Wesen, Ding etc. D[ie]se gemeinsch[a]f[t]l[ichen] B[e]zeichn[un]g[en] entst[e]he[n] aus einander ähnl[ichen] Ursach[en,] die sich z[um] Th[ei]l od[er] größtenth[ei]ls decken u[nd] dann ein[en] Gesammtnamen erhalt[en]. Ueb[ri]g[en]s nicht v[on] all[en] Leut[en] auf d[ie]s[e]lbe W[ei]se werd[en] sie geformt [,] sond[ern] bei verschied[enen] Individu[en] verschied[en], je nach eigenth[üm]l[icher] Dispositio[n]. Jede Seele entwirft sich d[a]h[er] d[ie] Universalbilder der Dinge nach Dispositio[n] des Körpers u[nd] man darf sich d[a]h[er] nicht wundern, daß unter denen, welche die Naturwesen allein d[u]rch d[ie] Phantasie auffaßt[en], so große Streit[i]gk[ei]t[en] entstanden.  Eth[ik] II pr[opositio] 40  240 Die eig[e]ntl[iche] E[n]tst[e]h[un]g d[e]s Irrthums  Emend[atio] intell[ectus] p. 436  241 liegt darin, daß man Ideen u[nd] Werte miteinander verbindet, die zwar im Allgemeine[n] uns  erm  242 Denken als erkannt vorschweben, aber in d[er] That keineswegs erkannt sind. -  ε)  243 Alle Verwirrung kommt [10rl/ 10vr]  1)  244 d[a]h[e]r, d[a]ß die Seele die ganze [,] aus vielen Einzelnh[ei]t[e]n zusammengesetzte Sache nur zum Th[ei]l kennt und d[a]s Bekannte v[om] Unbekannten nicht unterscheidet, außerdem daß sie auf vieles in jedem Dinge Enthaltene 245 zugleich ohne irg[e]nd eine Unterscheid[un]g Acht gibt.  2)  246 Daraus folgt, daß bei Ideen absolut einfacher Dinge keine Täusch[u]ng obwalten könne [,] 236 Über der Zeile eingefügt. 237 Einfügung am Zeilenanfang mit Bleistift. 238 Randbemerkung am Seitenrand [10rr] mit Bleistift. 239 Über der Zeile und am Seitenrand [10rr] mit Bleistift. 240 Über der Zeile. 241 Über der Zeile. 242 Mit Bleistift ergänzt. 243 Vor der Zeile mit Bleistift. 244 Vor der Zeile mit Bleistift. 245 „Enthaltene“ ersetzt durch Überschreibung mit Bleistift ursprüngliches „enthaltene“. 246 Vor der Zeile mit Bleistift. 634  3)  247 daß man, um klar zu erkennen, das Zusammengesetzte in seine einzelnen [,] klar und deutl[ich] zu (unterscheid[e]nde) erkennend[e] Th[ei]le zerlegen müße [,]  4)  248 endl[ich,] d[a]ß Täusch[u]ng[e]n nur in einer falsch[en] Zusammensetz[u]ng der Ideen stattfinde[n]. De emend[ atione ] intell[ectus] p. 434ff.  ε)  249 Auf der Phantasie also beruhen Vorst[e]ll[un]gsweisen, die als unzureichend der Philosophie nicht angehören können; ihnen gegenüber ist die sichere u[nd] wahre Erk[e]n[n]tn[i]ß Sache d[e]s Verstandes.  Die Einbild[un]g beruht ihm auf blos körperl[ichen] Beweg[u]ng[e]n [,] die mit dem Denken nichts zu schaffen haben  Eth[ik] II pr[opositio] 40  250 (NB [: ] Gehört Imagination z[um] Denken od[er] z[ur] Ausdehnung? ) u[nd] v[on] äußern Elementen in Beweg[un]g gesetzt wird. Bei dem Denken ist die Seele selbstthät[i]g - bei der Imagination leidend (Cartes[ius] faßt alles Erkennen als Aufnehme[n] u[nd] Leid[en]) [.] Spinoza gewährt der Idee sogar formale  (reale)  251 Existenz, auf der gerade die Mögl[i]chk[ei]t beruht, daß man sich ihrer bewußt werde [,] d. h. eine Idee v[on] d[er] Idee haben kann.  252 Anm[erkung: ] Denn der Wahrh[ei]t ist der M[e]nsch[e]ng[ei]st fähig [.] Skepticismus ist Schwäche u[nd] Verirrung; aber darum kann er auch das Falsche unterscheiden. Das Wesen off[e]nb[a]rt zugleich sich selbst u[nd] d[a]s Falsche. Das Zweifeln an d[er] Wahrh[ei]t, s[a]gt er, kommt daher, daß man [,] ohne vorher zwisch[en] der wahren u[nd] der unsichern Erk[e]n[n]tn[i]ß unterschieden zu haben, alle seine Erk[e]n[n]tn[i]ß ohne Unt[e]rschied für wahr annimmt u[nd] hernach vielfache Gel[e]g[en]h[ei]t findet, si[c]h zu überzeugen, d[a]ß man geirrt. D[a]h[er] vor Allem Kriteri[en] d[e]s Wahr[en] u[nd] Fals[c]h[en] zu erforschen sind.  II)  253 Wie die unangemessene Erk[e]n[n]tn[i]ßw[ei]se v[on] der Einbild[un]gskraft ausgehend - so denkt sich Spinoza die angemessene Erk[e]nntn[i]ß v[om] Denken, Erk[e]n[n]tn[i]ßkr[a]ft ausgehend u[nd] zwar unterscheidet er zwei Arten derselben, wovon  er  254 die eine die der Vernunft [,] die andere die der Intuition nennt. Die vollstä[n]d[i]g adäquate Erk[e]n[n]tn[i]ß ist da, wo auch das Warum erkannt ist.  A [)]  255 a) Vernunft, vernünft[i]g[e] Erk[e]n[n]tn[i]ß.  α)  256 Es gibt, nach Spin[oza,] gewisse Dinge od[er] Bestimmungen, die allen Wesen gemeinschaftl[ich] u[nd] sowohl im Th[ei]l als im Ganzen dies[e]lb[en] sind. 247 Vor der Zeile mit Bleistift. 248 Vor der Zeile mit Bleistift. 249 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt; „ ε) “ irrtümlich wiederholt. 250 Über der Zeile. 251 Über der Zeile. 252 Einfügung am Seitenrand [10vl]. 253 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 254 Über der Zeile. 255 Vor der Zeile mit Bleistift. 635 Auf d[ie]se Allgemeinh[ei]t[e]n nun bezieh[en] sich gewisse Ideen, die allen M[e]nsch[e]n gemeinsam seyn müßen; diese Ideen können aber ihrer Allgemeinh[ei]t wegen nur auf angemessene Weise begriffen werd[en]. Eth[ik] II pr[opositio] 38 etc. [10vr/ 11rl] 257  β)  258 Von d[ie]s[e]n allgem[einen] Ideen  (NB [: ] eigentl[ich] identischen)  259 (notiones communes) [,] die sich auf etwas wirkl[ich] existirendes Allgemeines beziehen, unterscheidet aber Spin[oza] ganz genau die auf der Phantasie beruhenden Universalien  (  260 u[nd] transcendentalen Ideen  )  261 , die erst ein Produkt unserer Einbild[un]g sind u[nd] kein Ausdruck wirklicher Wesen. Diese sind abstracter Natur, also unangemessen, während das vernünft[i]g[e] Denken in Ideen b[e]steht, die sich zwar auf Körper beziehen, doch stets u[nd] in gleicher Weise gelten u[nd] mit dem Bewußts[eyn] verbund[en] sind, daß sie Wahrh[ei]t geben.  γ)  262 Dem Spinoza ist also G[e]g[en]st[a]nd d[e]s Wiss[en]s [,] nicht wie Aristot[eles,] das Allgemeine (το καθόλον) (Abstracta τὸ ἀκριβες, τὸ ἀκριβέστερον) [,] d. h. das zusammengefaßte Wesentl[iche] mit Weglass[un]g d[e]s Unwesentl[ichen,] sond[ern]  nach  263 Spinoza  muß  264 jede wahre Idee eine[n] correspondirend[en] G[e]g[en]st[a]nd in d[er] Wirkl[i]chk[ei]t haben, es muß ein Parallelismus zwisch[en] Ding u[nd] Idee stattfind[en], wenn d[ie] Idee mehr seyn soll. NB [: ] Also nicht abstracte [,] sond[ern] concrete Erk[e]n[n]tn[i]ß, also nicht begriffl[iche,] sond[ern] mehr ideale? )  Ordo et 265 connexio idearum idem est ac ordo et connexio rerum.  266  δ)  267 Die Form der Vernunfterk[e]n[n]tn[i]ß ist Nothw[e]nd[i]gk[ei]t (nicht Zufälligk[ei]t); sie besteht also darin, Alles [,] was ist od[er] geschieht, unter d[er] Kategorie der Nothw[e]nd[i]gk[ei]t, nicht Zufäll[i]gk[ei]t zu begreifen. Die Vernunft faßt also aus den einzelnen Dingen die allgemeinen realen  (nicht abstract[en])  268 Bestimmungen [,] d. h. das, worin sie eins u[nd] dasselbe sind [,] z. B. die Ausdehnung u[nd] bringt jene  (Einzeldi[n]ge)  269 gewissermasse[n] auf diese 270 Bestimmunge[n] zu- 256 Vor der Zeile mit Bleistift. 257 „Spinoza’s Philosophie. 6“ am oberen Seitenrand [11rr]; „6“ bezeichnet den Bogen. 258 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 259 Über der Zeile mit Bleistift. 260 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 261 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 262 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 263 Über der Zeile. 264 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „hat“. 265 „et“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „est“. 266 Randbemerkung am Seitenrand [11rr] mit Bleistift. 267 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 268 Über der Zeile mit Bleistift. 269 Über der Zeile. 270 „zurück“ in der Zeile gestrichen. 636 rück, während die Phantasie am Einzelnen als solchem haftet. Dieß ist die Auff[a]ß[un]g der Dinge an sich u[nd] in ihrer Wahrh[ei]t, also in ihr[e]r Nothw[e]nd[i]gk[ei]t. Alles Wirkliche wird also durch die Vernunft als nothw[e]nd[i]g, im Zusammenhange erkannt, d. h. als aus dem ew[i]g[e]n Gesetze der göttl[ichen] Ursache erfolgend  Ueberg[an]g zur Intuitio[n].  271 , wie die Vernunft üb[er]h[au]pt die Dinge gewissermaßen unter der Form der Ewigk[ei]t betrachtet [,] währ[e]nd die Kategorie der Zufäll[i]gk[ei]t, mit der wir auch Dinge betracht[en] mögen, auf eine[m] subj[ectiven] Mangel der Einsicht u[nd] der Einbild[un]g beruht.  Daß die Dinge sowohl in Vergang[e]nh[ei]t als Zukunft als zufällige betrachtet werd[en], hängt allein v[on] d[er] Einbild[un]g ab. Eth[ik] p. 44 Coroll[arium] I. d[a]h[er] mensuram, tempus et numerum, nihil esse praeter cogitandi sed potius imaginandi modos. S[iehe] bes[onders] Ep[istolae] 29 cf. Cartes[ius] Princ[ipia] Ph[ilosophiae] I §: 55.  272 In d[er] That u[nd] Wahrh[ei]t ist nichts zufällig, sond[ern] erscheint dem mens[c]hl[ichen] Kurzsinn nur so, wenn ihm die zureichende Ursache nicht bekannt ist; - er meint dann, es sey keine Ursache da. 273 Daraus ergibt si[c]h Folgendes: 1. Man nennt ein Ding nothw[e]nd[i]g entwed[er] seine[m] Wesen od[er] seine[m] Daseyn nach; α) wenn es nothw[en]d[i]g ist seine[m] Wesen nach 274 , so folgt sein Daseyn unmitt[e]lb[a]r aus seine[m] Wesen u[nd] sein[er] Definition; [11rl/ 11vr] β) wenn es nothw[en]d[i]g seinem Daseyn nach, so folgt sein Daseyn aus einer bekannten wirkend[en] Ursache nothw[e]nd[i]g. 2. Unmöglich ist dasj[enige], deßen Definition und Wesen ein[en] Widerspruch enthält, oder v[on] dem die Ursache des Daseyns fehlt. 3. Zufällig kann etwas nur in Rücksicht auf den Mangel uns[erer] Einsicht in seine Ursache od[er] sein Wesen genannt werd[en]. Eth[ik] I pr[opositio] 33 p. 611. 4. Möglich heißt etwas, dessen Daseyn zwar seine[m] eignen Wesen nach keinen Widerspruch enthält dazuseyn od[er] nicht dazuseyn 275 , aber deßen Nothw[e]nd[i]gk[ei]t od[er] Unmögl[i]chk[ei]t v[on] Ursachen abhängt, die uns unbekannt sind, während wir d[a]s Daseyn deßelb[en] fingiren. De int[ellectus] emend[atione] p. 432. Ep[istolae] 20 u[nd] 60 [.] Eth[ik] II p. 29 p. 61 [.] Eth[ik] III praefat[io] p. 131. 5. Zweifelhafte Idee - Zweifel. Der Zweifel beruht auf ein[em] V[e]rh[ä]lt[ni]ß v[on] Ideen zu einander, das sich nicht klar heraus stellt. - Eine einzelne Idee, sie mag wahr od[er] falsch seyn, kann als solche schlechterdi[n]gs nicht mit Zweifel verbun- 271 Randbemerkung am Seitenrand [11rr] mit Bleistift. 272 Einfügung am Seitenrand [11rr]. 273 Einfügung mit Bleistift am Spaltenrand [11rl] „für d[ie]se Art E[r]k[enn]t[ni]ß gilt Folg[en]d[e]s“ mit Bleistift gestrichen. 274 „so folgt“ in der Zeile mit Bleistift gestrichen. 275 „aber deßen Nothw[en]d[i]gk[ei]t od[er] Unmögl[i]chk[ei]t“ in der Zeile mit Bleistift gestrichen. 637 den seyn, sond[ern] es wird ders[e]lbe durch eine and[ere] Idee veranlaßt, die nicht so klar u[nd] bestimmt ist, daß wir d[u]r[c]h sie etwas Bestimmtes über jenes Ding, an dem wir zweifeln, schließen könnten [; ] also: Die Idee, welche uns in Zweifel versetzt [,] ist nicht klar u[nd] bestimmt. De int[ellectus] em[endatione] p. 443.  ad 5 NB [: ] In d[er] That [,] die b[e]ste Art den Zweifel zu 276 besiegen ist [,] ihn in s[eine] näher[n] Elem[e]nte aufzulös[en], ihn nicht in Unbestimmth[ei]t zu laße[n,] s[on]d[ern] beim Wort zu nehmen. Das ist s[c]hwer, währ[en]d d[a]s unbestimmt[e] Zweifel[n] leicht ist. Also Analyse u[nd] Erwäg[en] der Gründe für u[nd] wider. Das Unt[e]rdrücke[n] des Zweifels hilft nichts u[nd] gefährdet einers[ei]ts die Gesundh[ei]t d[e]r Seele u[nd] ist anders[ei]ts eine Verdächt[i]g[un]g d[e]r Wahrh[ei]t. Selbst bei Ungebildet[en] hilft die bloße Aufford[erun]g zu[m] Unterdrück[en] d[e]s Zw[ei]f[e]ls wenig od[er] nichts [,] s[o]nd[ern] Aufford[erun]g z[um] Nachdenk[en], damit sie w[eni]gst[en]s ihrer Unwiss[en]h[ei]t u[nd] Unbeholf[en]h[ei]t i[m] D[en]k[en] inne w[e]rd[en] u[nd] seh[en,] wie sehr sie all[en]th[a]lb[en] i[n] all[en] Ding[en] auf Glaub[en] angewies[en] sind. All[e]i[n,] auch das ist nicht leicht [,] z. B. für d[en] Seelsorger [,] so sokratis[c]h zu verfahre[n.]  277 Intuition [: ] Spinoza faßt sie noch bestimmter als Cartes[ius].  a)  278 Sie beruht auf d[er] Annahme, daß wir v[on] Gott, dem unendl[ichen] u[nd] vollkom[menen] Wesen, ein positives, allen andern Gedanken zu Grunde liegendes Wissen haben, das v[on] allem andern Wissen verschieden u[nd] unvergleichlich höher ist [.] Ep[istolae] 28 I p. 650 [.]  b)  279 Der intuitive Verstand erscheint nun als das Vermögen, aus dieser adäquaten Idee G[o]tt[e]s alles objectiv  subj[ectiv]  280 abzuleiten, wie G[o]tt in seiner Wirkl[i]chk[ei]t die Dinge formal (NB [: ] obj[ectiv] real) hervorgebracht hat (NB [: ] Also den S[c]höpf[un]gsact nachzuconstruir[en]). Die Idee Gottes ist also das eigentl[ich] Constitutive u[nd] Princip des Systems, während die Verkettung nach der vernünft[i]g[en] Naturnothw[en]d[i]gk[ei]t die Form desselben bildet. Nach Spinoza ist es die Grundeigenthümlichk[ei]t [11vr/ 12rl]  c [)]  281 unsres Wesens, das Unendliche positiv, oder - was dasselbe sagt, das Positive unendl[ich] zu faßen.  Er erinnert dabei an die sog[enannten] unendl[ichen] Größen der Mathematik, die durch keine Zahlenmassen vollkommen ausgedrückt werden können u[nd] doch klar u[nd] deutlich v[on] uns eingesehen werden. 276 „unterdr[ücken]“ in der Zeile gestrichen. 277 Randbemerkung am Seitenrand [11vl]. 278 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 279 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 280 Über der Zeile. 281 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 638 Ep[istolae] 29. 58  p. 650  282 . 15 p. 499.  283 D[a]h[er: ] Alle Bestimmung ist Verneinung (omnis determinatio est negatio)  d[a]h[er] figura negatio neque vero aliquid positivum est.  284 Jede Gränze oder Bestimmung verkümmert ihm die Unendlichk[ei]t u[nd] wird d[a]h[er] v[on] ihm als negatives Element angesehen.  d)  285 Der Verstand  (Gottesidee seine Natur)  286 geht ursprüngl[ich] v[om] Unendl[ichen], alle Schranken Entbehrenden aus u[nd] muß jede Schranke als eine (nach der Hand gesetzte) Aufheb[un]g der reinen Unendlichk[ei]t ansehen. - Die Dinge sind d[a]h[er] auf ewige Weise (sub specie aeternitatis) zu betrachten; die Dauer ist als Ewigk[ei]t anzusehen. Also: Naturam divinam ante omnia contemplari debemus.  e)  287 Wie diese innere u[nd] reine Gottesidee uns die Mittel 288 der intuitiven Erk[e]n[n]tn[i]ß angibt, das sieht man beim Definiren; denn auf die Definiti[on] kommt es an, die die innerliche, angemessene Auff[a]ß[un]g der Dinge ihrem Wesen nach ist. (Also d[u]rch d[ie] quidditas) [.]  Das Mittel des Intuitiv[en] zur Erk[enn]t[n]iß zu bring[en] ist die Definition - (Explikati[on])  289 Die Beding[u]ng[e]n richt[i]g[er] Definition sind näml[ich] folgende: 1) Wenn man zwisch[en] erschaffenen u[nd] unerschaffe[nen] Wesen unterscheidet, so muß selbstverständl[ich] die Definition des erschaffenen Wesens die Ursache desselben enthalten.  NB [: ] Auf Wesen u[nd] Causalität b[e]z[ie]ht si[c]h also Definit[ion] (gem. [*]).  290 De int[ellectus] em[endatione] p. 450. Eth[ik] I prop[ositio] 8 Sch[olium] II Ep[istolae] 64 p. 670. 2) Es müßen aus d[er] Definitio[n] sich alle Eigenthümlichk[ei]t[e]n des Wesens, wenn dass[e]lbe allein u[nd] ohne Verbind[un]g mit andern betrachtet wird, schließen  [*]  291 laßen. Wenn ich z. B. den Kreis definire als Ding, Figur, welche v[on] ein[er] Linie bes[c]hrieben wird, deren einer Endp[u]nkt fest, deren anderer bewegl[ich] ist, so habe ich die damit die nächste Ursache des Kreises u[nd] s[einer] Eig[e]nthüml[i]chk[ei]t zugl[e]i[c]h ang[e]geb[en] - d[a]h[er] die Definiti[on] richt[i]g ist. 3) Zur Definitio[n] des unerschaffenen Wesens gehört der Natur nach th[ei]ls das Entgegengesetzte [,] th[ei]ls dasselbe. Sie muß näml[ich] so eingerichtet  seyn  292 [,] 282 Über der Zeile. 283 Einfügung am Seitenrand [12rr]. 284 Einfügung am Seitenrand [12rr]. 285 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt; „d“ ersetzt dabei durch Überschreibung ursprüngliches „c“. 286 Randbemerkung am Seitenrand [12rr] mit Bleistift. 287 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt; „e“ ersetzt dabei durch Überschreibung ursprüngliches „d“. 288 „gibt“ in der Zeile gestrichen. 289 Randbemerkung am Seitenrand [12rr] mit Bleistift. 290 Randbemerkung am Seitenrand [12rr] mit Bleistift. 291 Über der Zeile. 292 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „werden“. 639  1)  293 daß sie jede Ursache des unerschaffenen Wesens ausschließt u[nd] daß sie 2) das Daseyn desselb[en] sich v[on] selbst verstehe  nd zeige  294 [,] 3) daß sie nichts Allgemeines u[nd] Abstractes, sond[ern] nur v[on] d[er] Natur eines Subjects, im G[e]g[en]satz  des  295 Prädikativen (also Aristot[eles’] erste Substanz πρώτη οὔσια) enthalte u[nd]  4 [)]  296 so eingerichtet sey, daß alle Eigenthümlichk[ei]t 297 sich daraus ableiten läßt 298 . 4) Der Causalnexus ist also da b[e]sonders betont - u[nd] das unerschaffene Wesen wi[r]d zuletzt w[eni]gst[en]s als Ursache sein[er] selbst b[e]zeich[ne]t. [12rl/ 12vr]  5)  299 Die Definition gibt also das Wesen der Dinge wieder u[nd] weist damit zugleich die Verkettung nach, in der dasselbe sich mit andern Dingen u[nd] der Natur üb[er]h[au]pt befindet.  Das Mittel des Intuitiven zur Erk[enn]t[n]iß zu bring[en] ist die Definiti[on.]  300 „Die Definitio[n] ist also insofern systematischer  genetischer  301 Natur, sie ist ein Th[ei]l des Systems, das in seiner Ganzh[ei]t das Ganze der Natur wiedergeben u[nd] die Einheit darstellen soll, die die Seele mit dem Weltall hat. [“] De int[ellectus] emend[atione] p. 417 p. 449.  1) Scopus itaque est claras et distinctas habere ideas, tales videlicet, quae ex pura mente, et non ex fortuitis motibus corporis  (Imagination)  302 factae sint. Deinde omnes ideae ad unam  ut  303 redigantur, conabimur eas tali modo concatenare et ordinare, ut mens nostra, quoad ejus fieri potest, referat objective formalitatem, naturae quoad totam et quoad ejus partes. NB [: ] Es soll also das ganze Daseyn nach Wesen u[nd] Zusammenhang systematisch dargestellt, begriff[en] werd[e]n.  304  f)  305 Die intuitive Erk[e]n[n]tn[i]ß ist also die auf Methode beruhende, welche Alles in Eins zusammenfaßt, alles auf seine Ursache zurückgebracht enthält u[nd] so das Bild der Einheit der Natur in d[er] höchsten Vollkommenheit (enthält) abspiegelt. Der Sinn der Methode u[nd] der Philosophie üb[er]h[au]pt ist: unsere wahre Erk[e]n[n]tn[i]ß der ersten Art (NB [: ] Vernunfterk[e]n[n]tn[i]ß), welche die einzelnen Dinge schon unter allgemeine Realbestimmung[en] faßte, zu einer Erkenntniß der 293 Über der Zeile. 294 In und über der Zeile mit Bleistift ergänzt. 295 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „zum“. 296 Über der Zeile. 297 „Eigenthümlichk[ei]t“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „Eigenthümlichk[ei]t[e]n“. 298 „läßt“ ersetzt durch Überschreibung und Streichung ursprüngliches „laß[e]n“. 299 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 300 Randbemerkung am Seitenrand [12vl] mit Bleistift. 301 Einfügung am Seitenrand [12vl] mit Bleistift. 302 Über der Zeile mit Bleistift. 303 Über der Zeile eingefügt. 304 Einfügung am Seitenrand [12vl]. 305 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 640 letzteren Art (  NB  306 [: ] intuitiv[en]) zu machen, die alles in die absolute Einh[ei]t erhebt. - Cartes[ius] schon s[c]hrieb vor, aus jeder Idee das Absolute aufzufaßen u[nd] davon auszugehen.  g)  307 Spinoza, das ganze System der Erk[e]n[n]tn[i]ß zusammenfaßend [,] will alle Ideen auf eine einzige zurückbringen, die so der Quell aller übr[i]g[en] wie ihr G[e]g[en]st[a]nd der Urheber der ganzen Natur. „Das wird, s[a]gt er, die vollkommenste Methode seyn, welche nach der Norm der gegebenen Idee des vollkommensten Wesens zeigt, welche Richtung die Seele bei ihrem Erkennen zu nehmen habe.[“] De int[ellectus] emend[atione] p. 426.  h)  308 Nach Spin[oza] geht also die Philosophie, die Erforsch[u]ng der Wahrh[ei]t, nicht blos v[on] d[er] Idee des höchsten Wesens aus, sond[ern,] wie im Kreislauf [,] immer wieder auf sie zurück  NB [: ] Die Philos[ophie] sucht also Alles in s[einem] allgemein[en] Zusammenhang - u[nd] in seinem ew[i]g[e]n Grunde zu begreifen.  (Nicht Bedeut[u]ng od[er] Vollkomm[e]nh[ei]t)  309  310 . Der einfachste Ausdruck d[ie]s[e]r Anschauungsweise ist: Der endliche wie der unendl[iche] Verstand muß die Attribute Gottes u[nd] seine Affectionen begreifen u[nd] weiter nichts. Sp[inoza] folgert auch noch: Hinc sequitur mentem humanam partem esse infiniti intellectus Dei. (NB [: ] Seinem allgemein[en] Seyn od[er] Wesen u[nd] seiner Ursächlichk[ei]t als einzelner nach.) Dieß die Methode Spinoza’s, die Methode des Philosophirens, nicht der philos[ophischen] Darstell[u]ng. Die Begründung derselben ihrem Principe nach u[nd] in ihr[er] innern Nothwend[i]gk[ei]t muß, wie Spinoza selbst bemerkt, im eig[e]ntl[ichen] Systeme geschehen, d. h. in der Philosophie selbst [,] nicht in der Propädeutik. De int[ellectus] emend[atione] p. 431. [12vr/ 13rl] 311 Die Methode des Philosophirens ist analytisch 312 [,] d. h. wir haben die Idee Gottes u[nd] sollen aus d[ie]s[e]r alles herleiten, das so geschieht, daß wir v[on] den einzelnen Dingen zu ihrer nächsten Ursache aufsteigen, daß wir also durch Kenntnißnahme alles Einzelnen, das Ganze zu begreifen trachten, deßen uns gegebene Idee gleichsam der Rahmen ist, in dem wir die einzelnen Dinge zusammen zu fügen haben  Leibnitz: in jed[er] Monade spiegelt sich d[a]s Univ[er]su[m] Gott -  313 ; denn je mehr wir v[on] den einzelnen Dingen erkennen, desto mehr erkennen wir Gott. (NB [: ] Man sollte glauben, daß wir in jedem wahrh[a]ft erkannt[en] einzeln[en] Ding 306 Über der Zeile. 307 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 308 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 309 Unter der Zeile mit Bleistift. 310 Einfügung am Seitenrand [12vl]. 311 „Spinoza’s Philosophie. 7“ am oberen Seitenrand [13rr]; „7“ bezeichnet den Bogen. 312 „analytisch“ ersetzt durch Streichung mit Bleistift ursprünglich verschriebenes „analythisch“. 313 Randbemerkung am Seitenrand [13rr] mit Bleistift. 641 Gott ganz erkennen müßt[en] dem Spinoz[ischen] Grundged[a]nk[en] gemäß, wie d[a]s bei Leibn[iz] d[e]r Fall war [.])  ad h  314 In d[er] That sagt auch Spin[oza] selbst: „Jede Idee eines einzelnen Dinges schließt das ewige unendl[iche] Wesen Gottes nothw[e]nd[i]g in sich. Denn die einzelnen Dinge sind Modi eines Attributs G[o]tt[e]s; also müßen sie seine ewige Eßenz in sich schließen“. Eth[ik] II prop[ositio] 45 p. 119. Damit in Zusammenh[a]ng steht: „Die Natur der Vernunft ist, die Dinge nicht als zufällig [,] sond[ern] als nothw[e]nd[i]ge zu betrachten, sub specie aeterni. Denn die Nothw[e]nd[i]gk[ei]t der Dinge ist die Nothw[e]nd[i]gk[ei]t der ewig[en] Natur G[o]tt[e]s selbst.“ Eth[ik] II prop[ositio] 44 Coroll[arium] II p [.] 117-118.  315 Die Methode der Darst[e]ll[u]ng ist synthetisch. Axiome  2)  316 und Definitionen werden vorausgeschickt und Lehrsätze schließen sich an, die dann durch synthet[ische] mathemat[ische] Beweise gestützt werden. Zwischen d[ie]s[e]n Lehrsätzen 317 sind häufig Scholien u[nd] Corollarien eingeschoben - zur weitern Ausführ[u]ng od[er] Zusammenfaßung. Am Anfang od[er] S[c]hluß der einzeln[en] Bücher der Ethik find[en] sich Erörterungen in nicht-eucleidisch[er] Methode zur Zusammenfaßung, Vorbereitung etc. - Der mathemat[ische] Grundzug der Zeit macht sich in d[ie]s[e]r geometrischen Constructi[on] bei der Darstell[u]ng  auch  318 besonders geltend, wie er die Erk[e]n[n]tn[i]ßtheorie, die Ansicht vom wahren Wesen der Erk[e]n[n]tn[i]ß ganz wesentl[ich] beeinflußte und bestimmte. Insofern bestimmt d[ie]se Methode nicht blos Form u[nd] Darst[e]ll[un]g d[ie]s[e]r Philos[ophie,] sondern auch den Geist derselben, der den Spinoza sagen läßt: „Ich betrachte die menschl[ichen] Handlungen u[nd] Begierden gerade so, als wenn es sich um Linien, Flächen u[nd] Körper handelte.“ - Also das physis[c]he Wesen u[nd] Geschehen u[nd] der ganze Gottesu[nd] Welt-Prozeß soll durch mathematische Methode erklärt werden; - soll rein in Verstandesbestimmung[en] aufgelöst werden, um erkannt zu seyn in s[einer] Wahrheit. NB [: ] Da kann natürl[ich] nur noch das allgem[eine] Seyn u[nd] Wesen, können nur die allgem[einen] Kräfte u[nd] Gesetze das Göttl[iche] u[nd] das Wahre seyn, nicht aber die Bild[un]g[en,] Gestaltungen, die als Einzelnes, B[e]s[c]hränktes unklar, unwahr, vergänglich sind u[nd] blos du[r]ch Imagination erfaßt werd[en] können. Ideale, S[c]hönes, Gutes etc. kann es nach d[ie]s[e]r Erk[enn]t[n]ißtheorie u[nd] Methode nicht mehr geben.  Selbst die zeitl[iche] Aufeinanderfolge [,] Entwickl[un]g kann nach mathemat[ischer] Methode nicht begriff[en] werd[en], denn das Folgen hat bei d[ie]s[er] Methode immer nur mathem[a]t[i]s[c]h[-]log[ische] B[e]d[e]ut[un]g [,] 314 Über der Zeile mit Bleistift. 315 Einfügung am Seitenrand [13rr]. 316 Über der Zeile mit Bleistift. 317 „und“ in der Zeile gestrichen. 318 Über der Zeile. 642 nicht zeitl[iche]. Im Dreieck z. B. ist keine Entwickl[un]g, kein Abfolgen etc. [,] sond[ern] nur Seyn u[nd] Eins folgt aus dem andern blos für d[a]s Erkennen.  Alles folgt so  noth[wen]d[i]g wie Δ = 2 R 319  320 aus d[em] Gru[n]dwes[en] [der] Subst[a]nz [.]  321 Ebenso ist alles nothw[en]d[i]g, d[a]s Freie unbegreifl[ich,] eb[en]so der Zweck, d[e]nn i[n] math[e]m[a]t[i]sch[en] Wahrh[ei]t[en] ist kein Zweck. Kunst u[nd] ihr Werth, ihre Wirk[u]ng kann nicht begriffen werden - Musik z. B. eig[en]tl[ich] nur mathematisch [,] nicht ästhetisch etc.  322 [13rl/ 13vr] System (Ethik) I [.] Buch 323 . De Deo. Das System muß natürl[icher] Weise mit jener Art Erkenntniß beginnen, die als die sicherste nach Spinoz[as]  erk[e]n[n]tn[i]ßth[eoretischen]  324 Grundsätzen gilt; mit unmittelbar Gewissem [,] vollkommen Verstandesklaren 325 . Sachlich muß das System mit dem Ersten [,] Allgemeinsten, Ursprünglichsten beginnen, das alles Andere enthält, aus dem Alles Andere abgeleitet werden kann [,] wodurch also Erk[e]n[n]tn[i]ße der 2. Art zu gewinnen sind. Die ersten Sätze müßen also solche seyn [,] die unmitt[e]lb[a]r gewiß sind, keines Beweises bedürfen u[nd] fähig sind, also blos der Explikation bedürfen [,] um verstanden zu werden - um dann gedacht  angenomm[en]  326 werd[en] zu müßen, nicht nichtgedacht werden zu können. Spinoza beginnt d[a]h[er] mit Definitionen. Diese Definitionen beginnen zwar das System 327 abrupto, rein thetisch u[nd] wie es scheint beliebig, aber sie sind bedingt durch die Wendung der Philos[ophie] in Cartesius, 328 durch die Resultate der Cartesis[c]h[en] Fundamentalphilos[ophie] u[nd] durch die Spinoz[ische] Erk[e]n[n]tn[i]ß-Theorie. 319 Lesart unsicher. 320 Einfügung über der Zeile am Seitenrand [13rr]. 321 Einfügung am Seitenrand [13rr]. 322 Randbemerkung am Seitenrand [13rr]. 323 Die im Folgenden vorgenommene Bezeichnung „Buch“ und „Theil“ ist nicht konsequent durchgehalten. 324 Über der Zeile. 325 Verschrieben; gemeint: Verstandesklarem. 326 Über der Zeile. 327 „[*]“ in der Zeile gestrichen. 328 „u[nd]“ in der Zeile gestrichen. 643 Diese Definitionen sind folgende acht: 1. Ursache seiner selbst. Unter Ursache seiner selbst verstehe ich das, deßen Wesen das Daseyn in sich schließt od[er] das, deßen Natur nur als seyend begriffen werden kann.  1. Per causam sui intelligo id, cujus essentia involvit existentiam; sive id, cujus natura non potest concipi, nisi existens.  329 2. Endlichk[ei]t. Dasjenige Ding heißt in seiner Art endlich, welches durch ein anderes v[on] gleicher Natur begrenzt werden kann. Ein Körper z. B. heißt endlich, weil wir immer einen andern größern begreifen. So wird das Denken durch ein anderes Denken begrenzt, der Körper wird aber nicht durch  das  330 Denken, noch das Denken durch den Körper begrenzt. 3. Substanz. Unter Substanz verstehe ich das, was in sich ist und aus sich begriffen wird; d. h. das, deßen Begriff nicht eines andern Dinges Begriff bedarf, um daraus gebildet werden zu müßen.  3. Per substantiam intelligo id, quod in se est et per se concipitur: hoc est id, cujus conceptus non indiget conceptu alterius rei, a quo formari debeat. (Dieß paßt ebenso gut u[nd] fast mehr zu causa sui [,] da Erkenne[n] u[nd] Seyn stets parallel.)  331 [13vr/ 14rl] 4 [.] Attribut. Unter Attribut verstehe ich das, was der Verstand an der Substanz, als ihr Wesen ausmachend, erkennt.  Also causa sui drückt Existenz aus - Substanz das Wesen [,] Attribut die Art des 332 Wesens od[er] die Qualität.  insofern sie offenbar wird  333 .  334 5. Daseynsweise (modus). Unter Daseynsweise verstehe ich die Erregungen (Affectionen) der Substanz, oder das, was in einer andern ist, wodurch man es auch begreift. 6. Gott. Unter Gott verstehe ich das absolut unendlich Seyende, d. h. die Substanz, die aus unendl[ichen] Attributen besteht, von denen jedes ein ewiges u[nd] unendliches Wesen ausdrückt.  6. Per Deum intelligo ens absolute infinitum hoc est, substantiam constantem infinitis attributis, quorum unum quodque aeternam et infinitam essentiam exprimit.  335 Erläut[e]r[u]ng. Ich sage absolut, nicht aber in seiner Art unendlich; denn was nur in seiner Art unendlich ist  (z. B. d[a]s Attribut  336 , dem können wir unendliche Attribute absprechen; was absolut unendlich ist, zu deßen Wesen gehört Alles, was Wesen ausdrückt u[nd] keine Negation in sich schließt. 329 Randbemerkung am Seitenrand [13vl]. 330 Über der Zeile. 331 Randbemerkung am Seitenrand [13vl]. 332 „offenbar[en]“ über der Zeile mit Bleistift eingefügt; danach mit Bleistift gestrichen. 333 In und unter der Zeile mit Bleistift eingefügt. 334 Randbemerkung am Seitenrand [14rr]. 335 Randbemerkung am Seitenrand [14rr]. 336 Randbemerkung am Seitenrand [14rr] mit Bleistift. 644 7. Freiheit. Dasjenige Ding wird frei heißen, das aus der bloßen Nothwendigkeit seiner Natur da ist u[nd] von sich allein zum Handeln bestimmt wird; nothwendig aber oder vielmehr gezwungen, dasjenige, was v[on] einem Andern bestimmt wird, auf gewisse u[nd] bestimmte Weise zu seyn u[nd] zu wirken. 8. Ewigkeit. Unter Ewigkeit verstehe ich das Daseyn selbst, insofern das aus der bloßen Definition des ewigen Dinges, als nothwendig folgend, begriffen wird. Erläuterung. Denn ein solches Daseyn wird eben so [,] wie das Wesen des Dinges, als ewige Wahrheit begriffen u[nd] kann deßhalb nicht durch Dauer oder Zeit erklärt werden, wenn man auch Dauer als ohne Anfang und Ende begreift.“ 337 Betrachten wir diese Definitionen etwas näher. Vor allem sind drei besonders bemerkenswerth: Ursache seiner selbst, Substanz und Gott. Sie sind erst nur neben einander hingestellt, nicht in Bezieh[u]ng zu einander gebracht, obwohl sie inhaltl[ich] sogleich als in Zusammenhang stehend sich erweisen. Die Vorgeschichte der Spinoz[ischen] Philosophie zeigt uns aber den Zusamm[en]hang u[nd] das Verhält[n]iß u[nd] die Ursache ihrer Aufeinanderfolge. [14rl/ 14vr]  1)  338 Cartes[ius] wollte v[on] etwas ganz Gewissen 339 ausgehen u[nd] darauf s[eine] Philos[ophie] gründen - u[nd] er kam zum cogito ergo sum, zur Selbstgewißheit - als Fundament u[nd] Kriterium für Gewißheit u[nd] Klarheit - den Beweismitteln für Wahrheit.  2)  340 Spinoza will ebenso v[on] ein[em] ganz Gewiss[en] ausgehen, v[on] einem Nothwendig[en], nicht-Nichtzudenkenden u[nd] das war ihm das Seyn, das Existir[en,] das Existir[e]nde selbst [.] - Jenes Seyn, Existiren, deß[en] Natur das Seyn ist, das also den Grund  Wes[en]  341 des S[e]yns in sich selbst trägt - Causa sui. Spin[oza] geht also nicht v[on] d[er] 1. Pers[on] Ich bin etc. aus [,] sond[ern] v[on] d[er] 3. Pers[on] Es ist.  3)  342 Der Gedankengang [,] der zu Grunde liegt [,] ist sicher der, daß die Existenz, das Seyn, daß daß 343 ein S[e]yn ist, gewiß ist u[nd] zwar nicht blos das: Selbstseyn. S[e]yn des Ich [,] sond[ern] ebenso gewiß das Seyn üb[er]h[au]pt [,] wenn einmal gewiß ist [,] daß etwas  ist  344 , daß Ich bin etc. Denn wenn einmal gewiß ist, d[a]ß ich bin, dann ist auch gewiß, daß üb[er]h[au]pt etwas ist, wenn aber einmal gewiß ist, d[a]ß üb[er]h[au]pt etwas ist, dann ist auch gewiß [,] daß immer etwas war, 337 Einleitende Anführungszeichen sind unauffindbar. 338 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 339 Verschrieben; gemeint: Gewissem. 340 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 341 Über der Zeile. 342 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 343 „daß“ irrtümlicherweise wiederholt. 344 Über der Zeile. 645 daß also etwas ist, das v[on] sich selbst [,] d. h. ewig, unentstand[en] od[er] Causa sui ist.  Spin[oza] sucht die Idee G[o]tt[e]s nicht erst im selbstgewissen Ich (bin) auf [,] sond[ern] leitet sie un[m]itt[e]lb[a]r aus dem Ich bin od[er] es ist ab, als das ewig v[on] selbst Seyende, das er für G[o]tt erklärt [.] -  345 - Denn wäre einmal nichts gewes[en,] so würde auch jetzt noch nichts seyn. Ex nihilo nihil fit.  - Zudem: Es ist ist 346 zugleich Gott. D[a]s ew[i]ge nothw[en]d[i]g[e] substantielle S[e]yn enthalt[en.] -  347  4)  348 Durch Substanz wird dieses v[on] selbst, ewig Existirende näher bestimmt; es ist das seiner Natur nach,  das  349 in u[nd] aus sich selbst Bestehende, das (negat[iv]) eines Andern zur Existenz nicht bedarf. In d[er] Kateg[orie] Causa sui liegt schon d[ie] Kateg[orie] Substanz enth[a]lte[n] (  NB  350 [: ] obwohl nicht umgekehrt, was v[on] sich selbst ist [,] muß die Existenz in sich selbst habe[n], deßen Exist[e]nz muß im eign[en] Wesen begründet seyn, aber nicht auch ist Substanz nothw[en]d[i]g Causa sui - obwohl Spin[oza] das b[e]h[au]pt[e]t.) D[ie]s[e]r Substanzbegriff tritt d[e]ßh[a]lb vor Causa sui in den Vordergrund, weil er eig[en]tl[ich] d[a]s Absolute aus  drückt, causa sui ist  nicht aeuß[er]l[ich] zu nehmen  351 [; ] ja so viel als Negation einer Causa, d[a]ß keine causa da u[nd] nothw[en]d[i]g sey. Substanz = Vonselbstseyn u[nd] Zusichselbsts[e]y[n].  352  5)  353 Gott endl[ich] ist dasj[enige,] was als Causa sui u[nd] als Substanz bezeichnet wurde. Es wi[r]d dadurch nur nähere Bestimmung der Unendlichk[ei]t etc. ausgedrückt u[nd] werden die beiden metaphys[ischen] Begriffe mit dem Inhalt des r[e]l[i]g[iö]s[en] Bewußtseyns in Verbind[un]g gesetzt. An sich hätte Spinoza den Ausdruck Gott gar nicht gebraucht, denn er kann d[ie]se Eig[e]nsch[a]ft[en,] Attribute etc. ebenso gut aus Causa sui u[nd] Substanz ableit[en,] d. h. er s[c]hreibt Gott keine andern Eig[en]s[c]h[a]ft[en] zu, als aus d[ie]s[en] beid[en] Kateg[orien] folgen (nothw[en]d[i]g) [.] [14vr/ 15rl] 354  6)  355 Die übr[i]g[e]n Definitio[nen] näml[ich] v[on] Endl[i]chk[ei]t, Attribut [,] Modus, Freiheit, Ewigkeit sind dazu angeführt, um im Folgenden die näheren Bestimmung[en] zu geben u[nd] Ableitungen zu vermitteln.  - das System aufzubau- 345 Randbemerkung am Seitenrand [14vl] mit Bleistift. 346 „ist“ irrtümlich wiederholt. 347 In und unter der Zeile mit Bleistift eingefügt. 348 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 349 Über der Zeile. 350 Über der Zeile. 351 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 352 Einfügung am Seitenrand [14vl]. 353 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 354 „Spinoza’s Philosophie 8.“ am oberen Seitenrand [15rr]; „8.“ bezeichnet den Bogen. 355 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 646 en -  356 Sie müßen auch in sich vollständ[i]g klar seyn, ohne irg[e]nd eine Complicirth[ei]t, die undurchsicht[i]g od[er] confus bliebe u[nd] also nur durch Imaginati[on] ins Bewußtseyn kommen könnten. Sie müß[en] vollkomm[en], einfach, durchsicht[i]g, in 357 sich selbst klar seyn.  B)  358 Diese Definitionen, so unvermittelt sie hier neben einander stehen, enth[a]lt[e]n gleichwohl schon die 359 H[au]ptod[er] Grundmom[e]nte u[nd] Elemente der ganzen Spinozist[ischen] Philos[ophie].  a)  360 Gott. D[ie]s[e]r ist die Ursache s[einer] selbst, ist Substanz [,] ist frei u[nd] ewig. Durch Attribut wird die Weise bezeich[ne]t [,] wie d[ie]se Substanz od[er] Gott nicht blos ist [,] sondern sich zeigt, offenbar wird. Durch Modi endl[ich] wird die Art u[nd] Weise angegeben, wie auf dem Grunde des Ewig[en] es doch zur Endl[i]chk[ei]t, zu endl[ichen] Erscheinu[n]g[en] kommt.  b)  361 Spinoza folgt bei der Entwickl[un]g eig[e]ntl[ich] im Ganzen dem Gang der alten Metaphysik. Er b[e]h[a]nd[e]lt 1) zuerst das Absolute an sich u[nd] zwar nach s[einem] Woher: Causa sui; Was: Substanz; Wie [: ] Unendl[iches,] Ewig[es], frei. 2) 362 Nach s[einer] Erscheinung, Kundw[e]rdu[n]g:  S[c]höpf[un]g  363 in Attributen des  endl[ichen]  364 Denkens u[nd] d[er] Ausdehnung - dann in einzeln[em] Modus od[er] Daseynsweise - Welterscheinu[n]g[en].  II  365 [)] An diese Definitio[nen], die gleichsam die Grundelemente des Systems  sind  366 [,] wird 367 eine Reihe v[on] Axiomen gefügt, welche die Grundsätze enthalten [,] nach denen jene Definiti[onen] in Beweg[un]g [,] in Verh[ä]ltn[i]ß zu einander gesetzt u[nd] erkannt werden können, die d[a]h[er] ebenf[a]lls bei der Entwickl[un]g im Folg[e]nd[en] fortwährend in Anwend[un]g gebracht werden. Diese Axiome sind folgende: 1. Alles [,] was ist, ist entweder in sich od[er] in einem Andern.  d. h. Entweder Substanz oder Modus [*] ursprüngl[ich] oder abgeleitet.  368 356 Einfügung am Seitenrand [15rr] mit Bleistift. 357 „in“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „d“. 358358 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt; ein korrespondierendes „A)“ ist unauffindbar. 359 „die“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „das“. 360 Vor und über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 361 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 362 Korrespondierendes „1)“ ist unauffindbar. 363 Einfügung am Seitenrand [15rl] mit Bleistift. 364 Über der Zeile. 365 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt; korrespondierendes „I“ ist unauffindbar. 366 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 367 „wird“ ersetzt durch Überschreibung und Streichung ursprüngliches „werden“. 368 Einfügung am Seitenrand [15rr]; aufgrund einer teilweisen Zerstörung des Bogens ist Text verlorengegangen. 647 2. Das [,] was nicht durch ein Anderes begriffen werden kann, muß durch sich begriffen werden.  NB [: ] od[er] gar nicht?  369 [15rl/ 15vr] 3) Aus einer gegebenen bestimmten Ursache erfolgt nothwendig eine Wirkung; u[nd] umgekehrt, wenn keine bestimmte Ursache gegeben ist, kann unmöglich eine Wirk[u]ng erfolgen. 4) Die Erk[e]n[n]tn[i]ß der Wirk[u]ng hängt v[on] d[er] Erk[e]n[n]tn[i]ß der Ursache ab u[nd] schließt dieselbe in sich.  Synthetisch-philos[ophisch] aus Gott zu erkenn[en] -  370 5) Dinge, die nichts miteinander gemein haben, können auch nicht wechselweise auseinander erkannt werden, od[er] der Begriff des Einen schließt den Begriff des Andern nicht in sich. 6) Eine richt[i]ge Idee muß mit ihrem G[e]g[e]nst[a]nde übereinstimmen.  adäquat  371 7) Was als 372 nicht 373 daseyend begriffen werden kann, dessen Wesen schließt das Daseyn nicht ein. - Mittelst dieser Axiome werden nun in einer Reihe von Lehrsätzen nähere Bestimmungen über das gegeben, was in den Definitionen namhaft gemacht worden - u[nd] werden die Beweise dafür geführt u[nd] Folgerungen daraus gezogen. Es werden also zuerst üb[er]  die  374 Substanz, dann über Gott, über die Attribute und die Modi nähere Bestimmungen gegeben u[nd] das Verh[ä]ltn[i]ß v[on] all’ diesem zu einander erörtert u[nd] demonstrirt. a) 375 Substanz. Substanz ist [,] was in sich selbst ist u[nd] aus sich selbst begriffen werd[en] kann. - Zur Natur  (Begr[i]ff)  376 der Substanz gehört (darum selbstverständlich) das Daseyn  S. 7  377 - u[nd] sie ist d[a]h[er] insofern Eins mit Ursache seiner s[e]lbst. Sie muß aber auch als nothwend[i]g u[nd] unendlich bezeichnet werden ([S.] 8) u[nd] als Einheit [,] d[a]h[er] es nicht 378 mehr Substanzen v[on] ders[e]lb[en] B[e]sch[a]ff[en]h[ei]t od[er] dems[e]lb[en] Attribut geben kann ([S.] 5).  NB [: ] Jene etc. Substanzen können auch Sentenz[e]n nicht gleich[e]r Attribute 369 Unter der Zeile eingefügt. 370 Randbemerkung am Seitenrand [15vl] mit Bleistift. 371 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 372 „als“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „also“. 373 „als“ in der Zeile gestrichen. 374 Über der Zeile. 375 Korrespondierendes „b)“ ist unauffindbar. 376 Über der Zeile mit Bleistift. 377 Über der Zeile. 378 „[*]“ in der Zeile mit Bleistift gestrichen. 648 hab[en]. Aber wie ist es dann mögl[ich,] daß Eine Substanz vers[c]hiedene u[nd] unzähl[i]g[e] verschied[ene] Attribute hat?  379 Von besond[erer] Wichtigk[ei]t ist die Bestimmung (ganz v[on] Cartes[ius] abweichend), daß Eine Substanz nicht v[on] ein[er] and[ern] Substanz hervorgebracht werden könne. D[a]h[er] kann es nichts geben als Substanz (zen? ) u[nd] ihre Erregungen. Wenn die Substanz, s[a]gt er, v[on] etwas anderm hervorgebracht werden könnte, so müßte ihre Erken[n]tn[i]ß v[on] d[er] Erk[e]n[n]tn[i]ß ihrer Ursache abhängen u[nd] demnach wäre sie nicht Substanz. (NB [: ] Nach d[em] Gru[n]dsatz [,] d[a]ß die Definiti[on] des Wes[en]s zugl[e]i[c]h die Ursache in sich schli[e]ß[en] müße [.]) Die Substanz als unendl[iche] hat unzählige [15vr/ 16rl] Attribute, weil ein Ding, je mehr Realität od[er] Seyn es hat, desto mehr Attribute haben muß.  NB [: ] Unzählige Attribute - von denen man aber nichts weiß - [,] also können es auch nicht als Attrib[ute] bezeichnet werd[en], denn Attrib[ut] ist: was der Verstand erkennt als das Wesen der Substanz ausmachend [.] -  380 V[on] da an wird nun die Bezeichnung Gott eingeführt (v[on] S. 11 an). „ 381 Gott od[er] die  aus  382 unendl[ichen] Attributen bestehende Substanz, von denen jedes ewiges u[nd] unendl[iches] Wesen ausdrückt, ist nothwendig 383 da. (Bew[eis] f[ür] d[as] Das[e]yn G[o]tt[e]s) [.] Bew[eis: ] Verneint man dieß, so nehme man möglicherweise an, daß Gott nicht da sey. Dann also schließt sein Wesen sein Daseyn nicht ein. Dieß ist aber widersinnig, weil dem B[e]gr[i]ffe der Substanz zuwider [,] da zur Natur der Substanz d[a]s Daseyn gehört. Die absolut unendl[iche] Substanz (Gott) ist untheilbar (denn die Natur der Substanz kann nur als unendl[ich] begriffen werden - getheilte Subst[an]z wäre aber endlich). Außer Gott (  absolut  384 unendl[iche] Subst[an]z) gibt es keine Substanz u[nd] läßt sich auch keine begreifen. Gott ist d[a]h[er] einzig, da es nur Eine Substanz gibt, die absolut unendl[ich] ist. - Daraus folgt, d[a]ß das ausgedehnte Ding u[nd] d[a]s denkende Ding entwed[er] Attribute G[o]tt[e]s  (nicht Substanzen)  385 od[er] Erregung[en] d[ie]s[e]r Attribute G[o]tt[e]s sind - u[nd] Alles [,] was ist, ist in Gott u[nd] nichts kann ohne Gott seyn noch begriffen werden. ([S.] 15) 379 Randbemerkung am Seitenrand [15vl]. 380 Randbemerkung am Seitenrand [16rr] mit Bleistift. 381 Korrespondierende schließende Anführungszeichen sind unauffindbar. 382 Über der Zeile. 383 „[++]“ in der Zeile gestrichen. 384 Über der Zeile. 385 Einfügung am Seitenrand [16rr] mit Bleistift. 649 Anm[erkung: ] g[e]g[en] d[en] Anthropomorphismus.  Gottes Daseyn u[nd] Wesen ist ein u[nd] dasselbe ([S.] 20) [.] Gottes Daseyn wie sein Wesen ist d[a]h[er] eine ewige Wahrheit, u[nd] Gott od[er] alle Attribute Gottes sind unveränderlich, da Gott od[er] alle Attribute G[o]tt[e]s ewig sind ([S.] 19).  386 So Gott als Substanz - Nur Gott als Causalität.  Ueberg[an]g zu Causalität  387 [.] „Die Macht Gottes ist sein Wesen selbst“ ([S.] 34) [.]  388 Aus der Nothw[e]nd[i]gk[ei]t der g[ö]ttl[ichen] Natur muß Unendliches auf unendl[iche] Daseynsweisen (d. h. Alles, was der unendl[iche] Verstand erfaßen kann) erfolgen. ([S.] 16) Gott ist d[a]h[er] die wirkende Ursache aller Dinge [,] die der unendl[iche] Verstand erfaßen kann. Gott ist d[a]h[er] durch sich [,] nicht du[r]ch Andres  nothw[en]d[i]g  389 die Ursache u[nd] ist die absolut erste Ursache. Dabei handelt Gott blos nach den Gesetzen seiner Natur u[nd] v[on] Niemand gezwungen ([S.] 17) [.] D[a]h[er] wird G[o]tt v[on] nichts außer ihm bewegt u[nd] er ist d[a]h[er] allein freie (nicht gezwungene) Ursache.  Aber nicht Produkt g[ö]ttl[ichen] Willens, denn „ 390 Der Wille kann (aber) nicht 391 freie Ursache, sond[ern] nur nothw[e]nd[i]ge genannt werden  ([S.] 32)  392 u[nd] er kann [,] wie der Verstand  (NB [: ] Will[e] u[nd] Verstand verh[a]lt[en] sich wie B[+++] u[nd] [*])  393 [,] nur zur gewordenen  Natur  394  naturata nicht naturalis  395 [,] nicht aber zur wirkenden 396 gerechnet werden ([S.] 31). Der Wille ist üb[er]h[au]pt nur eine gewisse Daseynsweise  Modus  397 des Denkens, wie der Verstand, folgl[ich] kann jedes Wollen nur da seyn u[nd] zum Wirken bestimmt werden, wenn es v[on] ein[er] andern Ursache b[e]stimmt wird u[nd] diese wieder nur, wenn v[on] ein[er] ander[n] u.s.f. Da also Gott nicht nach Freiheit des Willens wirkt, so konnten die Dinge auf keine andere Weise u[nd] in keiner and[eren] Ordnung v[on] Gott hervorgebracht werd[en], als sie hervorgebracht sind ([S.] 33) [.]  398 Anm[erkung: ] g[e]g[en] Zweckhandeln. Gott ist die inwohnende [,] nicht vorübergehende äußerl[iche] Ursache der Dinge (causa  rerum  399 immanens non vero transiens) ([S.] 18). - Alles, was aus der absolu- 386 Einfügung am Seitenrand [16rr]. 387 Über der Zeile mit Bleistift. 388 Einfügung am Seitenrand [16rr]. 389 Über der Zeile mit Bleistift. 390 Korrespondierende schließende Anführungszeichen sind unauffindbar. 391 „als“ in der Zeile gestrichen. 392 Über der Zeile. 393 Über der Zeile; Einklammerung mit Bleistift. 394 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 395 Über der Zeile mit Bleistift. 396 „Ursache“ in der Zeile gestrichen. 397 Über der Zeile mit Bleistift. 398 Einfügung am Seitenrand [16rr]. 650 ten Natur eines göttl[ichen] Attributes erfolgt, mußte immer u[nd] unendlich daseyn od[er] ist vermöge d[ie]s[e]s Attributes ewig u[nd] unendlich. ([S.] 21). [16rl/ 16vr] Gott ist die absolute u[nd] ewige Ursache aller Dinge - u[nd] zwar nicht blos die wirkende Ursache des Daseyns, sond[ern] auch des Wesens der Dinge ([S.] 25). Ueber die Attribute insbes[ondere] finden sich keine eig[e]ntl[ichen,] besondern [,] näheren B[e]stimmung[en,] sond[ern] sind mit den Bestimmungen über die Substanz verbunden.  Von den unendl[ich] vielen Attributen sind dem M[e]nsch[e]n nur zwei bekannt, Denken u[nd] Ausdehnung. Sie sind das [,] was der Verstand in der Substanz als ihr Wesen ausmachend erkennt. Also in ihnen zeigt sich dem erkennend[en] Geiste das Wesen der Substanz in 2 verschiedenen Weisen. Obwohl aber beide derselben Substanz’ Wesen zeigen, haben sie doch nichts miteinander gemein. Durch Ausdehnung erkennt man nichts v[om] Attr[i]b[ut] Denken u[nd] umgekehrt. D[a]g[e]g[en] die Modi od[er] Das[e]y[n]sweis[e]n (Affectio[nen]), obwohl sie auch gar nichts miteinander gemein haben bei beid[en] Attribut[en], steh[en] doch in durchgäng[i]g[em] Parallelismus [,] d[a]h[er] Ordo ac connexio rerum etc.  400 Näheres ist über Modi, Daseynsweisen angegeben.  Erregung[en] der Substanz od[er] das, was in einander ist u[nd] d[u]r[c]h Anderes begriff[en] wird -  401 Sie sind die einzelnen körperl[ichen] (ausgedehnten) oder geist[i]g[en] Dinge u[nd] Thät[i]gk[ei]t[e]n - Modi der Ausdehnung u[nd] des Denkens. Sie 402 stehen aber auch mit der Substanz od[er] Gott selbst in einem unmittelb[aren] u[nd] ew[i]g[en] nothw[en]d[i]g[en] Zusammenhange; sie folgen nothw[e]nd[i]g aus der ew[i]g[en] Natur G[o]tt[e]s - Gott gibt sich d[a]d[u]rch einigermass[en] Daseyn, Off[e]nb[arun]g u[nd] insofer[n] eig[e]ntl[ich] causa sui. Das Wesen dieser v[on] Gott hervorgebracht[en] Dinge schließt nicht ihr Daseyn in sich ([S.] 24) [.] NB [: ] Insofer[n] sie Dinge oder Modi sind. Das Wesen ist unmittelbar v[on] Gott (NB [: ] Das Daseyn nicht unmittelbar [,] sond[ern] durch allgem[eine] Causalitätskette).  NB [: ] Wohl so: Ihrem Wesen nach sind sie  modi  403 nothw[e]nd[i]g u[nd] stehen unmitt[e]lb[ar] in Verbind[un]g u[nd] Causalverh[ä]lt[ni]ß zu G[o]tt - ihrem Daseyn nach aber sind sie nicht nothw[e]nd[i]g u[nd] gehen aus dem Causalzuamm[en]h[an]g der gradi in unendl[icher] Reih[en]folge hervor [.] -  404  NB [: ] Die Betracht[un]g des Wesens (sub specie aeternitatis) = Philosophie. Die Betra[c]ht[un]g des Causalzusamm[en]h[a]ngs als modi = übr[i]g[e] Wiss[en]s[c]h[a]ft[en.]  405 399 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt. 400 Einfügung am Seitenrand [16vl]. 401 In und unter der Zeile mit Bleistift eingefügt. 402 „f“ in der Zeile gestrichen. 403 Über der Zeile. 404 Randbemerkung am Seitenrand [16vl] mit Bleistift. 405 Randbemerkung am Seitenrand [16vl] mit Bleistift. 651 Wie alle Dinge mit Nothw[e]nd[i]gk[ei]t aus der Natur Gott[e]s (Subst  anz  406 ) hervorgehen (ew[i]ge W[ei]se) [,] so auch wirken sie selbst auf nothw[en]d[i]g[e] Weise auf 407 einander u[nd] einander hervorbring[en]d (Gott ist aber die Causa immanens [,]  Wesen  408 der Dinge). Die Gesammth[ei]t aller Dinge ist die natura naturata im Unterschied v[on] Gott od[er] d[er] causa immanens als natura naturans. Diese Modi sind also die einzel[nen] Dinge, die in Causalzusammenhang steh[en] 409  im  410 allgem[einen] Attribute entwed[er] d[e]s Denk[en]s od[er] der Ausdehnung:  D[a]ru[m]  411 Nichts ist da, aus dessen Natur nicht eine Wirku[n]g erfolgte ([S.] 30) [.] Sie stehen üb[ri]g[en]s zur Subst[an]z in näher[er] od[er] entfernterer B[e]z[ie]h[un]g. So gehöre[n] z. B. z[um] Attrib[ut] Denken als Modi: Verstand, Wille, Liebe u[nd] werd[en] also wohl in näh[erer] B[e]z[ie]h[un]g st[e]h[en] z[um] Attrib[ut] u[nd] Subst[an]z als die einzeln[en] Acte d[e]s V[e]rstand[e]s, Woll[e]ns, Liebe - wobei freil[ich] wieder zu beacht[en] wäre, d[a]ß b[e]i Spinoza es nur Verstandesacte, Will[en]sacte etc. geben kann - ni[c]ht Verstand, Wille etc. Das Ganze stellt sich also so dar:  D[a]s Erste Urspr[ün]gl[iche] ist Causa sui [,] das Seyn selbst, d[ie]s[e]s ist Substanz, d[ie]se ist Gott - Gott ist Ens absolute infinit[um.]  412 Substantia sive 413 Causa sui Deus, Ens absolute infinitum, Ens ab- [16vr/ 17rl] 414 solute indeterminatum = neque intellectus neque voluntas.  Attributa ejus - Cogitatio et extensio  415 = omnium rerum essentiae et existentiae prima 416 unica causa = omnium rerum causa immanens = Natura (naturans.) =  (  417 Attributa  Dei  418 = cogitatio et extensio (res cogitans res extensa  )  419 = cogitatio infinita, extensio infinita (infinita cogitandi potentia, quantitas 420 infinita). (cogitatio) Natura naturata 406 Ergänzung mit Bleistift. 407 „auf“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches verschriebenes „auff“. 408 Über der Zeile mit Bleistift. 409 „u[nd] mit dem“ in der Zeile gestrichen. 410 Über der Zeile eingefügt. 411 Über der Zeile mit Bleistift. 412 Randbemerkung am Seitenrand [16vl] und unter der Zeile mit Bleistift. 413 „Deus -“ in der Zeile gestrichen. 414 „Spinoza’s Philosophie. 9“ am oberen Seitenrand [17rr]; „9“ bezeichnet den Bogen. 415 Über der Zeile mit Bleistift. 416 „est“ in der Zeile mit Bleistift gestrichen. 417 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 418 Über der Zeile mit Bleistift als Ersatz für in der Zeile mit Bleistift gestrichenes „ejus“. 419 In der Zeile mit Bleistift eingefügt. 420 „(rerum)“ in der Zeile gestrichen. 652 Intellectus (absolute infinitus) - motus et quies  extensio  421 Res particulares = modi. Ideae - corpora. In diesem Gebiete dann Parall[el]ismus u[nd] Causalzusammenhang. Spinoza selbst faßt im Anfang zum I [.] Buch den Inhalt desselben so zusammen: „Hiemit habe ich die Natur Gottes u[nd] seine Eigenschaften erläutert; nämlich daß er nothw[e]nd[i]g da ist; daß er aus der bloßen Nothwendigkeit seiner Natur ist u[nd] handelt; daß u[nd] wie er die freie Ursache aller Dinge ist; daß Alles in Gott ist u[nd] so von ihm abhängt, daß es ohne ihn weder seyn noch begriffen werden kann u[nd] endl[ich,] daß Alles v[on] Gott vorher bestimmt war [,] nicht zwar aus Freiheit des Willens od[er] absolutem Gutdünken, sond[ern] aus der absoluten Natur od[er] unendl[ichen] Macht Gottes.“ Ferner, fügt er bei, habe ich überall, wo sich Geleg[e]nh[ei]t dazu ergab  Vorurth[ei]le b[e]seit[i]gt  422 [,] - doch will er noch einige weitere beseitig[en] - namentl[ich] dieß, daß Gott irgend einen Zweck verfolge, wie die M[e]ns[c]h[e]n. Das komme nur d[a]h[er,] weil die M[e]nsch[en] glauben, Gott gleiche ihnen bei s[einer] Wirks[am]k[ei]t habe 423 [.] Ein 424 and[eres] Vorurth[ei]l ist die Annahme einer Freih[ei]t bei d[en] M[e]nsch[en] (od[er] G[o]tt? ). Dieß beruhe auf einer Täusch[un]g [.] Alle M[e]nsch[e]n näml[ich] werd[en] der Ursachen der Dinge unkundig geboren u[nd] haben das Bestreben, das ihnen Nützliche zu suchen. [17rl/ 17vr] II [.] Th[ei]l De natura et origine mentis. In d[ie]s[e]m Th[ei]le will Spinoza eine Auseinandersetz[un]g dessen geben, was aus dem Wesen Gottes oder des ewigen u[nd] unendlichen Seyenden nothw[e]nd[i]g folgen mußte. Alles zwar nicht, da Unendliches auf unendl[iche] Arten aus ihm erfolgen muß; - sond[ern] nur das, was was 425 uns zur Erk[e]n[n]tn[i]ß des menschl[ichen] Geistes u[nd] seiner höchst[en] Glücksel[i]gk[ei]t, gleichsam an der Hand hinführen kann. origo mentis ist, da nicht Urspr[u]ng des Geistes [,] sond[ern] der geistig[en] Thät[i]gk[ei]t[en], Acte. - Nun folgen wieder mehrere Definitio[nen], welche die G[e]g[e]nstände ergeben, d[a]s Material, aus dem dieser 2. Th[ei]l gebaut werden soll. 421 Über der Zeile. 422 Über der Zeile mit Bleistift. 423 „habe“ aus früherer Satzkonstruktion stehengeblieben, folgendes „also“ gestrichen. 424 „Ein“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „den“ (Lesart unsicher). 425 „was“ irrtümlich wiederholt. 653 1. Körper. Unter Körper verstehe ich eine Daseynsweise, die das Wesen Gottes, insofern er als ausgedehntes Ding betrachtet wird, auf gewisse u[nd] bestimmte Weise ausdrückt (certo et determinato modo exprimit). 2. Zum Wesen eines Dinges, sage ich, gehört das, wodurch, wenn es gegeben ist, das Ding nothw[en]d[i]g gesetzt, u[nd] wod[u]r[c]h [,] wenn 426 man es aufhebt, das Ding nothw[e]nd[i]g aufgehoben wird; - od[er] das, ohne welches das Ding, u[nd] umgekehrt, ohne was d[a]s Ding weder seyn noch begriffen werden kann. 3. Unter Idee verstehe ich den Begriff des Geistes, welchen der Geist bildet, weil er ein denkend[e]s Ding ist. (Per ideam intelligo mentis conceptum [,] quem mens format, propterea quod res est cogitans. [)] Erläut[erun]g. I[c]h sage lieber Begriff als Wahrnehmung (perceptio), weil das Wort Wahrnehmung anzudeuten scheint, daß der Geist v[on] d[em] Objekt leide. Aber Begriff scheint eine H[a]ndl[u]ng des Geistes auszudrücken. 4. Unter adäquater Idee verstehe ich die Idee, welche, insofern sie an sich, ohne Bezug auf das Objekt betrachtet wird, alle Eigenschafte[n] od[er] innern Merkmale einer wahren Idee hat.  idealistis[c]h  427 Erläut[erun]g. I[c]h sage innere  log[ische] Widerspruchlosigk[ei]t)  428 , um das auszuschließen, was äußerlich ist, näml[ich] d[a]s Uebereinstimmen d[e]r Idee mit  ihrem  429 G[e]g[e]nstande. 5. Dauer ist eine unbestimmte Fortsetz[u]ng des Daseyns. Erläut[erun]g: I[c]h sage unbestimmt, weil sie durch die eigne Natur des daseyend[en] Dinges nicht bestimmt werden kann  (B[e]gr[i]ff)  430 , noch auch v[on] d[er] wirkende[n] Ursache, welche näml[ich] d[a]s Daseyn eines Dinges nothw[en]d[i]g setzt, nicht aber aufhebt.“ 431 [17vr/ 18rl] 6. Unter Realität u[nd] Vollkommenheit verstehe ich dasselbe. 7. Unter einzelne Dinge verstehe ich die Dinge, welche endlich sind u[nd] ein bestimmtes Daseyn haben. Wenn mehr[er]e Individuen so in einer Handlung zusammentreffen, daß sie alle zugleich die Ursache einer Wirk[u]ng sind, diese alle betrachte ich in so fern als ein einzelnes Ding. Axiome 1. Das Wesen des M[e]nsch[e]n schließt nicht ein nothwend[i]g[e]s Daseyn in sich, d. h. nach der Ordnung der Natur kann es eben so wohl seyn, daß dieser od[er] jener Mensch da ist, als daß er nicht da ist. 426 „es“ in der Zeile gestrichen. 427 Unter der Zeile mit Bleistift. 428 Über der Zeile. 429 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „dem“. 430 Über der Zeile. 431 Korrespondierende öffnende Anführungszeichen sind unauffindbar. 654 2. Der Mensch denkt. 3. Die Weisen des Denkens, wie Liebe, Neigung od[er] welche sonst noch mit dem Ausdrucke 432 Seelenbeweg[un]g bezeichnet werden, gibt es nur, wenn es in demselben Individuum eine Idee des geliebten, begehrt[en] u.s.w. Gegenstandes gibt. Es kann aber eine Idee geben, wenn es auch keine andere Weise des Denkens gäbe. 4. Wir empfinden, daß ein Körper auf mani[c]hfache Weise afficirt wird. 5. Wir empfinden u[nd] nehmen keine andern  einzelnen Dinge  433 wahr, als nur Körper u[nd] Weisen des Denkens. Nun werden wieder die Lehrsätze gebildet, in denen die Darstell[un]g des G[e]g[en]st[a]nd[e]s (Natur u[nd] Ursp[run]g d[e]s G[ei]st[e]s) geschieht; - deren 49 sind. Die ersten Sätze sind der Darst[e]ll[un]g od[er] näheren B[e]stimmung der Attribute in ihrem V[e]rh[ä]lt[ni]ß zu Gott 434 gewidmet - was im I [.] Th[ei]l übergangen war. Gleich der erste Satz lautet: Das Denken ist ein Attribut Gottes od[er] Gott ist ein denkendes Ding. Der 2. [: ] Die Ausdehnung ist ein Attribut Gottes od[er] G[o]tt ist ein ausgedehntes Ding. Wichtig [,] aber schwierig ist der 3. Satz: Es gibt in Gott nothw[e]nd[i]g eine Idee, sowohl seines Wesens, als Alles dessen [,] was aus seinem Wesen nothw[e]nd[i]g erfolgt.  In Deo datur necessario idea, tam ejus essentiae, quam omnium, quae ex ipsius essentia necessario sequuntur.  435 NB [: ] Hat Gott also Selbstu[nd] Welt- (Schöpf[un]gs) Bewußts[e]yn? [18rl/ 18vr] Dann, sagt er, Gott kann Unendliches auf unendl[iche] Weisen denken od[er] (was dasselbe ist nach S. 16 Th[ei]l 1) die Idee seines Wesens u[nd] Alles dessen, was nothw[e]nd[i]g daraus folgt, bilden.  Aus der Möglichk[ei]t ist auf die Nothw[e]nd[i]gk[ei]t u[nd] also Thatsächlichk[ei]t geschloßen [.] -  436 NB [: ] Hienach wüßte sich Gott a) als Welt-Ganzes (Denk[en] u[nd] Ausdehnung etc.) u[nd] b) als alle einzelne[n] Dinge (Causalitätsreih[en]). Nun ist Alles, was in Gottes Macht ist, nothw[e]nd[i]g (Th[eil] 1 [,] S. 35); also gibt es nothw[e]nd[i]g eine solche Idee u[nd] nur (Th[eil] 1 [,] S. 15) in Gott. Anm[erkung: ] Polemik g[e]g[en] den groß[en] Hauf[en,] der unter G[o]tt[e]s Macht seinen freien Willen u[nd] s[ein] Recht auf Alles etc. verstehe. Der folg[e]nde  (4 [.])  437 Satz gibt eine nähere B[e]stimmung G[o]tt[e]s, insofern er als Attribut Denken [,] Causalität ist, er lautet: 432 „der“ in der Zeile gestrichen. 433 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile gestrichenes „Gegenstände“. 434 „b[e]st[i]m[mt]“ in der Zeile gestrichen. 435 Randbemerkung am Seitenrand [18rr]. 436 Randbemerkung am Seitenrand [18vl] mit Bleistift. 437 Über der Zeile. 655 Die Idee Gottes  Idea Dei ex qua etc.  438 (NB [: ] Idee [,] die Gott hat, nicht die man v[on] Gott hat), aus welcher Unendliches auf unendl[iche] Weisen erfolgt, kann nur eine einzige seyn 439 . Der 5. Satz ist sehr dunkel, er will aber wohl eine nähere Bestimmung der B[e]h[au]pt[un]g seyn [,] daß die Attribute  G[o]tt[e]s  440 Denken, Ausdehnung etc. nichts miteinander gemein haben u[nd] je in immanenter Causalität bleiben. Er s[a]gt: „Das formale Seyn  Das Denken in sein[em] I[n]halt  441 (Esse formale  inhaltl[ich]; sachl[ich]-formal  442 ) der Ideen erkennt Gott (agnoscit Deum) nur als seine Ursache an, insofern er als denkend[e]s Ding betrachtet wird u[nd] nicht, insofern er du[r]ch ein anderes Attribut erklärt wird; d. h. die Ideen sowohl der Attribute G[o]tt[e]s als der einzelnen Dinge, erkennen nicht die Gegenstände oder die wahrgenommenen Dinge als wirkende Ursache an, sondern Gott selbst [,] insofern er ein denkendes Ding ist.“  D. h. v[on] den Ideen sind Ideen u[nd] zuletzt d[a]s D[en]k[en] v[on] den Ding[en] sind Dinge u[nd] zuletzt die Ausdehnung die wirkende Ursache.  443 NB [: ] Das ist eig[e]ntl[ich] idealistisch u[nd] aprioristis[c]h-synthetisch - zugleich zeigt sich der Einfluß v[on] Cartes[ius] nachwirkend.  Leibnitz 2 Uhr[en]  444 Auf dens[e]lb[en] G[e]g[en]st[a]nd bezieht sich auch der 6. Satz: „Die Daseynsweisen jedes Attributs haben Gott nur insofern zur Ursache, wiefern er unter jenem Attribute, dessen Daseynsweisen sie sind, betrachtet wird u[nd] nicht, inwiefern er unter  irg[e]nd  445 einem andern betrachtet wird. NB [: ] D. h. also die Modi d[e]s D[en]k[en]s hab[en] Gott nur als Denken [,] die Modi der Ausdehnung hab[en] Gott nur als Ausdehnung zur Ursache. [18vr/ 19rl] 446 Aber doch ist (S. 7) die Ordnung u[nd] Verknüpfung der Ideen dieselbe, wie die Ordnung u[nd] Verknüpfung der Dinge.“ Denn beide sind Daseynsweisen der 2 Modi ein[-] u[nd] derselben Substanz. Denken u[nd] Ausdehnung sind dieselbe Substanz [.] D[ie]se sind auch die Daseynsweisen der Ausdehnung u[nd] die Idee dieser Daseynsweisen (Denken) ein u[nd] dasselbe Ding, aber auf 2 Weisen ausgedrückt.  S. 10 Das Seyn der Substanz gehört nicht z[um] Wesen d[e]s M[e]nsch[e]n, od[er] die Subst[an]z macht nicht die Form d[e]s M[e]ns[c]h[en] aus.  447  Der Sinn ist 438 Über der Zeile mit Bleistift. 439 „seyn“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „sind“. 440 Über der Zeile. 441 Einfügung am Seitenrand [18vl] mit Bleistift. 442 Über der Zeile. 443 Einfügung am Seitenrand [18vl] mit Bleistift. 444 Randbemerkung am Seitenrand [18vl] mit Bleistift. 445 Über der Zeile. 446 „Spinoza’s Philosophie. 10“ am oberen Seitenrand [19rr]; „10“ bezeichnet den Bogen. 447 Unter der Zeile eingefügt. 656 wohl: D[e]r M[e]nsch ist nichts beharrendes [,] sond[ern] vorübergehende Erscheinung 448 .  449 Es wird dann in d[en] f[o]lg[e]nd[en] Sätzen übergeg[a]ng[en] zur Darst[e]ll[un]g des menschl[ichen] G[ei]st[e]s. - D[ie]s[e]r 450 ist dem Spinoza zunächst nichts andres als der gedachte Leib. S. 11. „Das erste, was das wirkl[iche] Seyn des menschl[ichen] Geistes ausmacht, ist nichts Andres als die Idee eines in der Wirkl[i]chk[ei]t daseyend[en] Ding[e]s [“]. S. 13 Das Object der Idee  Gedanke  451 , welche den menschl[ichen] Geist ausmacht, ist der Körper od[er] eine gewisse, in der Wirkl[i]chk[ei]t vorhandene Daseynsw[ei]se der Ausdehnung u[nd] nichts Anderes. Also Geist = Idea corporis.  NB [: ] Ein Gedanke macht den menschl[ichen] G[ei]st aus - nicht der G[ei]st producirt den Ged[a]nk[e]n.  452 Da der Körper aus Vielfachem b[e]steht u[nd] vieler Affectio[nen] fähig ist - so ist dieß auch beim Geiste der Fall - der sich nur du[r]ch das Körp[e]rl[iche] wahrnimmt.  Nicht Mat[e]r[i]al[i]smus - Dual[i]smus.  453 Doch geht er nicht aus dem Körper hervor, da d[ie]s[e]r z[um] Attrib[ut] der Ausdehnung gehört - währ[en]d d[e]r G[ei]st z[um] Denken gehört, z[ur] Causalitäts-Reihe d[e]s Denkens [.] Er ist d[a]h[er] außer idea corporis auch idea ideae corporis od[er] idea mentis [,] d. h. der Körper ist zwar Inh[a]lt d[e]s Denkens, aber nicht d[a]s denkende Subject selbst - od[er] der G[ei]st ist bewußt[e]s Denken d[e]s Körpers, od[er] Denken d[e]s Körpers u[nd] Wissen um d[ie]s[e]s Denken d[e]s Körpers. Also mit idea mentis ist d[a]s Bewußts[e]y[n] gemeint - noch nicht d[a]s Selbstbewußts[e]y[n] d[e]s Ich - mit dem sich Spinoza nicht befaßt.  Weltbewußts[eyn] u[nd] Selbstbewußts[eyn] od[er] Bewußts[eyn] des Leibes u[nd] der Seele  454 [19rl/ 19vr] 448 „des Wesens“ in der Zeile mit Bleistift gestrichen. 449 Randbemerkung am Seitenrand [19rr] mit Bleistift. 450 „D[ie]s[e]r“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „E“. 451 Über der Zeile mit Bleistift. 452 Randbemerkung am Seitenrand [19rr] mit Bleistift. 453 Randbemerkung am Seitenrand [19rr] mit Bleistift. 454 Randbemerkung am Seitenrand [19rr] mit Bleistift. 657 III [.] Buch. V[om] Urspr[u]ng u[nd] d[er] Natur der Seelenbeweg[u]ng[en]. Mit der berühmt[en] Statik der menschl[ichen] Affecte od[er] Leidensch[a]ft[en.] IV [.] B[uch.] V[on] d[er] menschl[ichen] Unfreih[ei]t od[er] Macht der Seel[en] V [.] V[on] d[er] Macht der Erk[e]n[n]tn[i]ß od[er] mens[c]hl[ichen] Freih[ei]t. NB [: ] Amor Dei intellect[us] ist nichts Andres als Resignation [,] hervorgeg[a]ng[en] aus der Erk[e]n[n]tn[i]ß des nothw[en]d[i]g[en,] unabänd[e]rl[ichen] Verlaufes in d[er] Natur. Erk[e]n[n]t[ni]ß = Tugend nach Sokrat[i]s[c]h[e]r Art. [19vr/ 20v] 455  III  456 [.] Kritis[c]he Bemerk[un]g[en]. Jedes Ding strebt nach Selbsterh[a]lt[un]g - u[nd] in d[ie]s[e]m Streb[en] b[e]steht sein Wesen.  Ideol[o]gie  457 Nach d[ie]s[e]r Lehre Spinozas muß er Zweck etc. zulass[en], d[e]nn Selbsterh[a]lt[un]g ist hier Zweck d[e]s Streb[en]s u[nd] zwar Wesen d[e]s Dinges selbst. NB [: ] Die Ei[n]zeldi[n]ge i[n] Gott als Gott. Theile G[o]tt[e]s erk[ennen] - ist k[e]i[n] wahres Erk[ennen] d[e]rs[e]lb[en] als einzel[ne]r, s[on]d[ern] d[a]s clare u[nd] Distincte verlangt U[n]t[e]rs[c]hi[e]d v[on] Gott [.] - D[a]s Ewige ist [n]ur formal (real) i[n] der Welt der f[e]ste gesetzl[iche] Gru[n]d. Di[e] fest[en] Fäd[en,] in welche u[nd] dur[c]h welche als Basis di[e] Ph[i]l[o]s[ophie] ihr u[nen]dl[iches] u[nd] [*] Gewebe fli[c]kt [.] - Zu[m] Syst[em] gem[a]cht wi[r]d k[e]i[n]e wahre reale Erk[enn]t[n]iß gew[onnen,] s[on]d[ern] nur formale Mech[a]nik (für Ausd[e]h[n]u[n]g) u[nd] Logik (für D[en]k[en]) [.] Ab[e]r [*] [++]s D[+++] [*] Auff[a]ß[un]g d[e]s D[a]s[ein]s.  V [.] S[c]hl[u]ß [: ] Ist die spin[o]z[ische] Welt[-]Auff[a]ß[un]g ri[c]ht[i]g [,] dann loh[n]t si[c]h d[ie]s[e] E[+++] [n]i[c]ht - u[nd] der P[+++]del ist tröstl[i]cher - 455 [20r] ist nicht beschrieben; [20v] ist nicht spaltenweise, sondern seitenweise, und zwar nicht - wie üblich - im Hoch-, sondern im Querformat beschrieben. Der Text ist sehr flüchtig und unordentlich geschrieben und deshalb nur schwer lesbar; der exakte Zusammenhang zum Vorherigen ist nicht recht klar. Möglicherweise handelt es sich hierbei um bloße Notizen für die [21r] einsetzenden „Kritische[n] Bemerk[u]ng[e]n“. 456 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. Korrespondierendes „I“, „II“ und „IV“ ist unauffindbar. 457 Unter der Zeile. 658 u[nd] der [*] Natur [*] di[e] ewig Er[+++] aus d[em] W[e]s[en] G[o]tt[e]s, wie sie ist.  458 459  I  460 [: ] NB [: ] Das Ein[+++] Attr[i]b[u]t - Ausd[e]h[n]u[n]g soll d[u]rch die Ges[amm]th[ei]t der Modi d[er] Ausd[e]h[n]u[n]g, - Körper [-,] d[a]s andere g[ö]ttl[iche] Attr[i]b[u]t - D[en]k[en] - d[urc]h Ges[amm]th[ei]t der Modi D[en]k[en] = Ideen - gebild[e]t s[e]i[n.] Kö[r]per u[nd] Ideen soll[en] (D[en]k[en]. G[ei]ster u[nd] Ideen?  reale Idee[n]  461 ) soll[en] die Th[ei]le G[o]tt[e]s s[e]i[n.] - Aber dann k[a]nn Gott nur die G[e]s[amm]th[ei]t der Th[ei]le - endl[icher] Th[ei]le - u[nd] d[a]h[e]r [n]i[c]ht wahrhaft u[nen]dli[c]h s[e]i[n.] Aus l[a]uter E[n]dl[ichem] bild[e]t sich [n]i[c]hts wahrhaft Unendl[i]ch[e]s [.] - Wär[en] aber die Theile - modi - selbstst[än]d[i]g[e] Indiv[i]dual[i]t[ä]t - dann wär[e] Gott [e]ntw[e]d[e]r ei[n] O[r]g[a]nis[m]us aus vers[c]hi[e]d[enen] selbstst[än]d[i]g[en] Th[ei]l[en] gebild[e]t, Glieder = modi [.] Oder er wäre bl[o]s d[e]r abstracte, allge[me]i[ne] Ausdru[c]k der G[e]s[amm]th[ei]t d[ie]s[e]s Org[a]nis[mus]. [20v/ 21rl] 462 Kritische Bemerk[u]ng[e]n.  1)  463 Bei der Kritik ist  a)  464 vor Allem darauf zu sehen, ob die Principien u[nd] zwar α) die formalen Erk[e]n[n]tn[i]ßgrundsätze [,] β) die realen od[er] Sach- Principien richtig sind [,] b) dann [,] ob die Folgerungen aus denselben richtig [,] c) endl[ich,] ob das Ganze nicht üb[er]h[au]pt anerkannt [,] nothw[e]nd[i]g[en] theoret[ischen] od[er] pract[ischen] Postulaten oder Beding[un]g[en] menschl[ichen] Daseyns [,] z. B. Sittengesetzen widerstrebt. Auch das Letztere hat Berecht[i]g[un]g u[nd] muß bei wiss[enschaftlicher] Kritik beachtet werden, obwohl wiss[enschaftlich] nicht primo loco od[er] einzig - wie es bei theol[o]g[ischer] Beurth[ei]l[un]g gewöhnl[ich] geschieht, um sich d[a]s weitere Denken zu ersparen [.] - Nicht ganz mit Recht Spinoza g[e]genüb[er,] da er selbst d[a]s Sittengesetz befolgt hat u[nd] s[eine] Anhänger sich nicht d[u]rch Lasterhaft[i]gk[ei]t u[nd] Verbrechen ausgezeichn[e]t haben, wie es bei manch[en] r[e]l[i]g[iö]s[en] Sect[en] u[nd] 458 Bemerkung am Seitenrand [20vl] und unter der Zeile mit Bleistift. 459 „II“ mit Bleistift vor der Zeile eingefügt und gestrichen. 460 Über der Zeile mit Bleistift eingefügt; korrespondierendes „II“ ist unauffindbar. 461 Über der Zeile. 462 „Spinoza’s Philosophie 11.“ am oberen Seitenrand [21rr]; „11.“ bezeichnet den Bogen. 463 Vor und unter der Zeile mit Bleistift. 464 Über der Zeile. 659 Fanat[i]s[m]us der Fall gewes[en] u[nd] noch ist - bei denen w[e]nigst[en]s in gewiss[en] Dingen, gewiss[en] Perso[nen] g[e]g[e]nüb[er] alles Sitt[en]gesetz aufgehob[en] u[nd] Gewiss[en] beseit[i]gt ist.  2)  465 Bekanntl[ich] ist dem Spinoza Klarheit d[a]s Kriterium der Wahrheit, er will Alles vollständ[i]g klar, in mathemat[i]sch[er] Methode beweisend darstellen [.] - D[ie]se Ford[e]r[u]ng der Klarh[ei]t ist da vor Allem an die Philos[ophie] Spinoza’s selbst zu stellen u[nd] zu untersuch[en], ob sie selbst d[ie]s[e]r Ford[erun]g entspreche.  Um ihn v[om] eigen[en] St[a]ndp[un]kt, nach s[einen] eigen[en] Kriteri[en] zu kritisiren -  466 - Nun wird zwar das Spinoz[ische] System sehr gerühmt um seiner Klarh[ei]t, Durchsicht[i]gk[ei]t willen - allein [,] das ist nur richt[i]g [,] wenn man d[ie] Sache ganz im Allgem[einen] betrachtet - im Besondern, bei Detailbetr[ac]ht[un]g wird man kaum ein System finden, das so viele Unklarh[ei]t[e]n u[nd] Schwierigk[ei]t[e]n zeigt u[nd] so Vieles unerklärt läßt wie d[a]s Syst[em] Spinoza’s. Eine kurze Betr[a]cht[un]g der H[au]ptpunkte wird dieß zeigen. I [.] Erk[e]n[n]tn[i]ßtheoret[ische] Wiss[e]nsch[a]ftslehre. Spinoza läßt nur den Intellectus, Verstand (mathemat[isch]) als Organ wahrer Erk[e]n[n]tn[i]ß gelten - notiones communes Intuition [.] - [21rl/ 21vr] Wahrhaft erkannt soll nur seyn, was ganz klar u[nd] durchsicht[i]g, erkannt, in s[einer] Einfachh[ei]t aufgefaßt, durchschaut ist, wie die mathemat[ischen] Wahrh[ei]t[en.] Woraus die Nothw[e]nd[i]gk[ei]t der Auflös[un]g ins Einfache u[nd] Zurückführ[un]g auf Einfaches hervorgeht [.] - Alle 467 andere geist[i]g[e] Auff[a]ß[un]g ist ihm nur Sache der Imagination, Vorstell[un]g, die nicht klare, adäquate [,] sond[ern] nur verworrene Erk[e]n[n]tn[i]ß gibt. D[ie]se Imaginati[on] ist ihm darum Quelle des Irrthums, der unricht[i]g[en,] unklare[n] Auff[a]ß[un]g. b) 468 Nun ist wahr, daß die klare Verst[a]nd[e]s-Erk[e]n[n]tn[i]ß - more geometrico - ihre Vorzüge u[nd] ihre Bedeut[un]g hat - [,] allein Vieles, ja das Meiste im Daseyn läßt sich nicht so klar mathematis[c]h erkennen  nicht wegen uns[erer] Unfähigk[ei]t [,] sond[ern] seiner Natur nach.  469 u[nd] würde sogar falsch aufgefaßt,  1)  470 wenn es mathematisch aufgefaßt würde [; ] z. B. ein reich, kunstvoll gewirkter 465 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 466 Einfügung am Seitenrand [21rr] mit Bleistift. 467 „Alle“ ersetzt durch Streichung ursprüngliches „Alles“. 468 Korrespondierendes „a)“ ist unauffindbar. 469 Einfügung am Seitenrand [21vl] mit Bleistift. 470 Vor und über der Zeile. 660 Teppich ist nicht wahrh[a]ft erkannt, wenn ich ihn in s[eine] Fäden auflöse. Ich erkenne zwar etwas, was ich in d[er] Complicirth[ei]t d[e]s Ganz[en] nicht erkannt, die einzel[nen] Fäd[en] u[nd] d[a]s Zusamm[en]pass[en] im Einzeln[en] - aber als Ganzes erkenne ich d[e]ns[e]lb[en] nicht mehr. So bei Kunstwerke[n] si[n]d nicht Farb[en,] Striche, Lini[en] einzel[n] d[a]s Bedeut[en]de [.] Bei ei[nem] Kupferstich erkenne ich [n]i[c]ht wahrh[a]ft [,] wenn ich die einzel[nen] P[un]kte u[nd] Lini[en] betrachte [,] s[on]d[ern] d[a]s Ganze. 2) Da ist die Imaginati[on] v[on] Bed[e]ut[un]g. Die Auff[a]ß[un]g d[e]s Complicirt[en] u[nd] d[a]s (ideale) Verständ[n]iß als solchen 471 [.] -  Wie G[e]st[a]lt[un]gstriebe [,] Plan etc. in d[er] Natur - so G[e]st[a]lt[un]gsvermög[en] im M[e]nsch[e]n. Die Thiere laßen sich d[u]rch Imaginati[on] u[nd] Empfind[un]g[en]  (Geschmack, Geruch, Gehör etc.)  472 leiten [,] also d[u]rch G[e]st[a]lt[un]gskräfte - die Pflanz[en] erhalt[en] Form [,] Symmetrie d[e]r Bild[un]g[en] d[u]rch G[e]st[a]lt[un]gsnorm [.] - G[e]st[a]lt[un]gstrieb ist also karmische Kraft - wie die Phantasie die H[au]ptmacht der menschl[ichen] Geschichte [.] -  473 c) 474 Freil[ich] ist auch wahr, daß die Imaginati[on] täuscht u[nd] daß zahlloser Irrth[um] auf ders[e]lb[en] beruht u[nd] sie ein großes Hinderniß der Erk[e]n[n]t[ni]ß ist. Die meist[en] M[e]nsch[e]n urth[ei]l[e]n üb[er] Alles nicht nach Erk[e]n[n]tn[i]ß [,] sond[ern] nach Einbild[un]g[en] u[nd] Einfäll[en,] Urth[ei]l[e]n so [,] wie es ihnen eingebildet [,] vorgeprägt word[en] ist in d[er] Jugend etc.  D[a]h[er] da nach Vorurth[ei]l[en] für vereinbar, harm[on]isch gilt, was unvereinbar ist - u[nd] umgekehrt.  475 Allein auch die VerstandesThät[i]gk[ei]t ist mangelhaft u[nd] führt selbst zu Irrthum  V[e]rstandesthät[i]gk[ei]t? - Wohl! - Und woher Phantasiethät[i]gk[ei]t [? ]  476 - u[nd]  d)  477 vor Allem erklärt Spinoza d[a]s Wesen der Imaginatio[n], dere[n] E[n]tst[e]h[un]g, Bed[e]ut[un]g etc. selbst nicht, sond[ern] schiebt sie nur bei Seite. Damit verzichtet er auf alle Würdig[un]g der complicirt[en] Bild[un]g[en] als solche[n], also der Werke der Kunst insb[e]s[ondere] u[nd] der organisch[en] u[nd] thierisch[en] Naturbild[un]g[en.] - Wie er d[a]s M[e]nsch[en]wes[en] nur noch als dürft[i]g[en] Verstand[e]sm[e]nsch[en] betra[c]ht[en] kann. [21vr/ 22rl] 471 Verschrieben; gemeint: solchem. 472 Über der Zeile. 473 Randbemerkung am Seitenrand [21vl]. 474 „3“ in der Zeile gestrichen. 475 Randbemerkung am Seitenrand [21vl]. 476 Randbemerkung am Seitenrand [21vl] mit Bleistift. 477 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 661 478 Gesetzt, die Imaginatio[n] sey wes[en]tl[ich] ein Vermögen der Verworr[e]nh[ei]t, der Täusch[un]g - wie kann sie erklärt werd[en], wenn doch Alles mit Nothw[e]nd[i]gk[ei]t aus Gottes Wesen folgt [? ] - Hier müßte ein Abfall, eine Verkehr[u]ng d[e]s Göttl[ichen] stattgefund[en] hab[en]. - Spin[oza] erklärt si[c]h hierüber nicht näher. Und doch muß die Phantasie selbst ein Hauptproble[m] seyn, das Lös[u]ng finden muß in ein[em] System [,] das Alles klar machen will [.] - Es tritt uns hier dasselbe entgegen, was bei so manch[en] Naturforschern, die meinen, die Naturbild[un]g[en] erklärt zu haben, wenn sie sie todt machen u[nd] in ihre Stoffe u[nd] B[e]st[a]ndth[ei]le auflösen. Allein [,] es wird d[a]d[u]r[c]h nur der Stoff u[nd] d[ie] Kraft erkannt - d[a]s Material - nicht die Bild[un]g selbst [,] die nach der Auflös[un]g nicht aus den Trümmer[n] wieder hergestellt werd[en] kann.  Doch sehen wir, ob das Alles klar ist, was Spinoza d[u]r[c]h V[e]rst[a]nd[e]soperati[on] feststellt.  479 II [.] Substanz. Subst[a]nz ist dasj[enige], was in sich selbst ist, deßen Wesen u[nd] Existenz ident[i]sch u[nd] was durch sich selbst begriffen wi[r]d. Die Definition, die Begr[i]ffsbestimmung ist klar, aber erfahren wir dad[u]rch [,] was die Substanz wirklich, sachlich sey? Mit nichte[n]. Wir haben nur einen Begr[i]ff v[on] Substanz, der sachlich noch ganz unbestimmt, leer ist. 480 D[a]h[er] verstehen wir auch Alles [,] was v[on] d[ie]s[e]r Substanz ausgesagt wird [,] nicht klar [,] Unendl[i]chk[ei]t, Untheilb[a]rk[ei]t  Einzigk[ei]t  481 etc. [,] da wir nicht wissen [,] was sie ist u[nd] nur Eines bestimmt ausgesagt ist, daß sie Causa sui sey.  Auch dieß sagt über d[a]s Wesen nichts (sachl[ich]) aus.  482 Aber auch d[ie]s[e]s ist eig[e]ntl[ich] nur Prädikat - u[nd] wir haben so lauter Prädikate eig[e]ntl[ich] ohne Subjekt (da auch Substanz seyn Prädikat eines Seyend[en] ist, im Unt[e]rsch[ie]d v[on] dem S[e]yend[en], das nicht 483 Substanz ist). Substanz ist also 484 d[ie]s[e]r Definiti[on] nach etwas ganz Unbestimmtes - v[on] dem wir noch gar nicht wissen [,] was es ist u[nd] was es vermag. Ob  sie  485 Welt- 478 „Und“ in der Zeile gestrichen. 479 Unter der Zeile eingefügt. 480 „Man könnte Causa sui hier anführen“ in der Zeile gestrichen. 481 Über der Zeile mit Bleistift. 482 Einfügung am Seitenrand [22rr] mit Bleistift. 483 „Prädikat ist)“ in der Zeile gestrichen. 484 „an sich“ in der Zeile gestrichen. 485 Über der Zeile als Ersatz für in der Zeile allerdings nicht gestrichenes „es“. 662 stoff ist od[er] Weltkraft - allgem[eines] Substrat od[er] unendl[iche] Causalität - was auch wieder keine sachl[iche,] sond[ern] nur bezieh[un]gsweise Bestimmung wäre.  Und von dem man zudem gar nichts aussag[e]n darf.  486 Wenn d[ie] Substanz Gott genannt wird, so ist - da alle weiter[en] B[e]stimmung[en] ausgeschloß[en] w[e]rd[en] soll[en] - depositis affectionibus substantia vel consideratur - dieß ein ganz unb[e]st[immter] Gott, der weiter kein Wes[en] u[nd] keine Kr[a]ft hat - nur B[e]griff [.] [22rl/ 22vr] III [.] Nun scheint es, daß Substanz  (G[o]tt)  487 doch eine nähere Bestimmung erhalten hat durch die Attribute Denken u[nd] Ausdehnung.  a)  488 Allein jedenf[a]lls sagt die Substanz resp[ective] deren B[e]gr[i]ff nicht aus, d[a]ß sie ihr Wes[en] als Denken u[nd] Ausdehnung zeigen müße. D[ie]se Attrib[ute] folgen nicht deductiv mit Nothw[e]nd[i]gk[ei]t aus d[em] B[e]gr[i]ffe „Substanz“. Spinoza sagt, die Substanz müße unendl[ich] viele Attribute haben - aber er weiß nichts weiter davon. Ein B[e]weis [,] daß er sie nicht aus d[er] Substanz ableit[en] kann, d[a]ß der B[e]gr[i]ff Substanz als solcher gar nichts hilft, daß mit ihm gar nicht vorwärts zu kommen ist. Auch v[on] Denken u[nd] Ausdehnung wüßte er nichts [,] wenn er sie nicht aus der Erfahr[u]ng aufgenomm[en] hätte. Und doch definirt er Attribut als das, was der 489  Verstand an der Substanz als ihr Wesen ausmachend erkennt. Vielmehr erkennt der Verstand  aus sich  490 gar keine B[e]zieh[un]g zw[i]sch[en] Substanz u[nd] Denk[en] u[nd] Ausdehnung  491 [.]  b)  492 Und diese beiden Attribute sind ihm das Wesen derselb[en] Substanz ausmachend beide - u[nd] doch haben beide gar nichts miteinander gemein u[nd] können gar nicht auf einander wirken. - Woraus wird dann aber erkannt, daß beide Eine u[nd] dies[e]lbe Substanz zur Off[e]nb[arun]g bringen? - Wohl aus dem Beweis, d[a]ß es eben nur Eine Substanz geben könne. Allein d[ie]s[e]r Beweis gilt nur v[on] absoluter Substanz - währ[en]d hing[e]g[en] Denken u[nd] Ausdehnung nirg[e]nds in der Form der Absoluth[ei]t erscheine[n.] - u[nd] wenn sie beide ders[e]lb[en] Substanz Attribute wäre[n], welches zwing[en]de Hinder[n]iß wäre, daß sie beide doch, wenn [n]i[c]ht off[en]b[a]r u[nd] platt begriffl[ich], doch in geheim[er] Bezieh[un]g u[nd] Wechselwirk[un]g stünd[en]! Jed[en]f[a]lls wäre das nicht geheim[n]ißvoll[e]r als dieß [,] daß beide das 486 Einfügung in der Zeile und am Seitenrand [22rr] mit Bleistift. 487 Über der Zeile. 488 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 489 „Substanz“ in der Zeile gestrichen. 490 Über der Zeile eingefügt. 491 Einfügung am Seitenrand [22vl]. 492 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 663 Wesen ders[e]lb[en] Subst[an]z darstell[en] u[nd] doch gar nichts miteinand[e]r gemein hab[en] sollen.  Warum also so schroffer Dualismus, wenn doch d[u]rch Substanz die Einh[ei]t hergestellt seyn soll! Soll[en] es Kehrseit[en] Ein u[nd] dess[e]lb[en] s[e]y[n]? Aber wo ist der Beweis? Vielmehr ist d[a]s unmögl[ich,] da wir nichts erblick[en], erkenne[n], worin sie zusamm[en]häng[en] od[er] Eins s[e]y[n] soll[en]. Es sind nur leere B[e]h[au]pt[u]ng[e]n.  493  c)  494 Und was ist Denken u[nd] was Ausdehnung? Es sind wieder nur 2 unbestimmte, äußerl[iche] B[e]gr[i]ffe [,] aus denen sich nichts erklären läßt, wie aus der Substanz sich nichts erklären läßt, wie auch sie hinwiederum durch nichts erklärt w[e]rd[en] soll. Man hat gesagt: Denk[en] sey die unendl[iche] Potentialität der Gedanken, - Ausdehnung - der Körper [.] - Aber d[a]s Denk[en] darf spino[zi]st[isch] nicht d[urc]h die Gedank[en] (actus) erklärt w[e]rd[en.] - Es ist keine Realität [,] s[on]d[ern] leer[er] B[e]gr[i]ff. [22vr/ 23rl] 495 Kritis[c]he Bemerk[u]ng[e]n. F[o]rts[etzung] Und wie soll Denken die unendl[iche] Potentialität der Gedanken seyn, da es gar nichts B[e]stimmtes, an sich kein Verstand u[nd] Wille seyn soll, d[ie]s[e]r vielmehr nur den modis 496 d[e]s Denkens zukommt - u[nd] sicher nichts Potential[es] seyn kann, was gar nichts Bestimmtes ist. Es kann da kein Denken geben [,] d. h. etwas [,] v[on] dem d[a]s Denken als Causalität ausgeht [,] sond[ern] nur Gedanken (actus). IV [.] Größer noch werden die Schwierigk[ei]t[e]n u[nd] Unklarheiten [,] wenn wir die Substanz als unendl[iche] Causalität (die immanent ist der Natur) - betrachten. Erklärt ist damit schon d[e]ßh[a]lb nichts [,] weil wir nicht wissen [,] was an sich, inhaltl[ich] die Substanz ist. Dem G[ei]ste d[e]s Spinozismus gemäß muß sie der Inb[e]gr[i]ff nothw[e]nd[i]g[e]r mathemat[i]sch[er] (mechanisch[er,] einfacher) B[e]stimmung[en] seyn. Allein [,] wie soll daraus all’ die unendl[iche] Manichfalt[i]gk[ei]t u[nd] Bild[un]g[en] in der Natur erklärt werden, all’ die Gestalt[un]gskräfte etc. [? ] Wie insb[e]s[ondere] der menschl[iche] Geist, u[nd] vor allem die Phantasie, die Imagination selbst? - Ueber all’ das geht freil[ich] Spinoza hinweg - u[nd] hält sich nur sehr an’s Allgemeine.  Gerade [,] wo die Welt mit all[en] Form[en], Gestalt[un]g[en] als ewig gilt, wie bei Spinoza - muß d[a]s Einzelne, d[a]s Gestaltete als das Höhere, Primitive gelt[en] - nicht d[a]s Allgemeine, d[a]s eig[en]tl[ich] nie ist u[nd] nie gewes[en] ist, also auch nichts wirk[en] kann. 493 Randbemerkung am Seitenrand [22vl]. 494 Vor der Zeile mit Bleistift eingefügt. 495 „Spinoza’s Philosophie. 12.“ am oberen Seitenrand [23rr]; „12.“ bezeichnet den Bogen. 496 „modis“ ersetzt durch Überschreibung mit Bleistift ursprüngliches „m[+++]is“. 664 Jed[en]f[a]lls ist d[a]s Allgem[e]i[n]e ein Machtloses [,] das zu nichts dient - u[nd] nur gedacht wird.  497 Und was soll d[ie]se Causalität eig[e]ntl[ich] wirken? Da [,] wie Spinoza selbst annim[m]t, ein modus stets v[on] andern, nicht unmitt[e]lb[a]r v[on] d[er] Substanz hervorgebracht wird, u[nd] 498 Alles in Einzelbild[un]ge[n] b[e]steht u[nd] zwar v[on] Ew[i]gk[ei]t - eine Schöpf[un]g also gar nicht stattgefund[en] hat, so hat sie gar [n]i[c]hts zu thun, - wie sie auch gar nicht die Fäh[i]gk[ei]t hat etwas zu thun, - ja wie sie eig[e]ntl[ich] gar nicht ist. - Und dann, wie wäre bei d[ie]s[e]r Philos[o]phie - diese Philosophie selbst möglich, wenn sie wahr wäre. Wenn der  [men]schl[iche]  499 G[e]ist nichts erkennt, als den Körper u[nd] s[eine] Affectio[nen], wie kommt er  modus  500 zur Erk[e]n[n]t[ni]ß der Substanz, der Causa sui, Gottes u[nd] all’ der un[e]ndl[ichen], den modis nicht eigen[en] Eig[en]sch[a]ft[en]? [23rl/ 24vr] 501 ad Kritik Zu untersu[c]h[en] 1) Ob die Gru[n]dl[a]ge - Gru[n]dsätze ri[c]ht[i]g [,] 2) ob die Folgeru[n]g[en] daraus ri[c]ht[i]g [,] 3) ob nicht so[n]st Widersp[r]ü[c]he od[er] Unver[e]i[n]bar[e]s i[n]’s Syst[em] aufgeno[mmen] - ob S[c]hluß u[nd] A[n]f[an]g u[nd] V[e]rlauf i[n] all[en] Th[ei]l[en] zusamm[en]pass[en.] - 4) Ob die Methode ri[c]ht[i]g - u[m] den g[an]z[en] Welti[n]h[a]lt zu erfaß[en] - (ob die g[an]ze Welt m[a]th[ema]tisch zu b[e]greif[en]) [,] 5) ob üb[er]h[au]pt 502 die Voraussetz[un]g[en], d[ie] ang[e]nomm[enen] Fact[en] g[en]üg[en]d [,] u[m] di[e] Welt u[nd] L[e]b[en], G[ei]st etc. zu erklär[en.] - (Scho[n] u[m] d[a]s U[+++] zu erklär[en], g[en]ügt d[ie] Math[ema]tik [n]i[c]ht - wie die L[o]gik [n]i[c]ht [,] u[m] d[a]s U[n]logische! ) 503 504 NB [: ] Daß die ideae (  ideae  505 mentis) auf dies[e]lb[e] W[ei]se [m]it der idea corporis [,] [m]it d[em] Körper [,] ist insofern [n]i[c]ht ga[n]z ri[c]htig [,] als das 497 Einfügung am Seitenrand [23rr]. 498 „u[nd]“ ersetzt durch Überschreibung ursprüngliches „[+]“. 499 Über der Zeile. 500 Über der Zeile. 501 [23v] und [24r] sind leer. 502 Lesart unsicher. 503 Vom Anfang von [24vr] bis hierher ist der Text mit Bleistift geschrieben. Der Text ist sehr flüchtig und schwer lesbar geschrieben und trägt Stenogrammcharakter. 504 Von hier ab ist [24vr] wieder mit Tinte geschrieben. Auch dieser Text ist sehr flüchtig und schwer lesbar geschrieben. 505 Über der Zeile. 665 Ei[nma]l die [*] 2 vers[c]hied[enen] Attrib[ute] betr[i]fft - das andre mal d[a]s gl[e]i[c]he d[en] Geist. Das Ei[ne] Mal wird der I[n]halt [n]i[c]ht v[om] G[ei]ste hervorgebr[a]cht idea corporis [.] Das andremal aber wohl, da di[e] idea ideae corporis [*]  das  506 zu[m] I[n]h[a]lt hat, was sie selbst hervorb[r]i[n]gt [**.] [24vr/ 24vl] 507 .  NB [: ] Wie verhält sich Subst[an]z zu d[en] Modi? 1) Ist sie di[e] Summe der Modi? Aber dann könnte Spionza nicht v[on] ihr sprech[en] abgeseh[en] h[+++] all[e]r Affectio[nen]. 2) Oder ist sie ei[n] abstracter B[e]griff? Aber das widerstreitet d[e]r Causa sui, u[nd] Gott u[nd] außerd[em] der Spinoz[ischen] Vera[c]htu[n]g der abstract[en] B[e]gr[i]ffe [.] 3) Od[e]r ist sie ei[n] imma[nen]t[e]s P[r]i[n]cip aller Di[n]ge - zugl[e]ich i[n] si[c]h als G[a]nz[e]s u[nd] imma[nen]t all[en] Th[e]il[en], wie Leb[en]sp[r]i[n]c[i]p d[en] Glied[e]r[n] u[nd] d[em] Ganz[en] des Org[a]nis[m]us? Aber da ist Subst[an]z [n]i[c]ht [me]hr Ausd[e]h[n]u[n]g u[nd] D[en]k[en] - s[on]d[ern] wirk[en]d[e]s [,] bild[en]d[e]s P[r]i[n]cip - Leibnitzsche Subst[an]z, B[e]griff = Kraft.  508  NB [: ] Wie verhält si[c]h Subst[an]z u[nd] Attribute [,] D[en]k[en] u[nd] Ausd[e]h- [n]u[n]g. Die Subst[an]z soll ihre Ei[n]h[e]it s[e]i[n] u[nd] doch si[n]d sie e[n]tg[e]g[en]gesetzt [,] hab[en] gar [n]i[c]hts gem[e]i[n.] (NB [: ] wie Gerecht[i]gk[ei]t u[nd] Güte i[n] Gott - od[er] 3 Perso[nen] i[n] Ei- [ne]r Subst[an]z? ) Cogitatio u[nd] Extensio. Si[n]d d[a]s B[e]griffe - od[er] allg[eme]i[n] mat[e]ri[e]ll[e] Wes[en,] Weltseele etc. [? ]  509 506 Über der Zeile. 507 Der Text der Spalte [24vl] ist mit Tinte nicht - wie üblich - im Hoch-, sondern im Querformat, und zwar wiederum sehr flüchtig und schwer lesbar geschrieben. 508 Randbemerkung am Seitenrand [24vl]. 509 Randbemerkung am Seitenrand [24vl]. 667 C. A NHANG I. Namenregister Abaelard, Peter 448, 489, 490, 491, 492, 493, 494, 495, 496, 497, 498, 500, 501, 504, 505, 506, 512, 513, 518, 520, 521, 536 Abbo von Fleury 427 Abraham 543 Achilleus 117, 118 Adalbero von Laôn 427 Adam 422, 481, 504 Adelard 485, 486 Aelian 185, 268 Aeschines 233, 234 Aethiops 256 Agobard 398, 400 Ahriman 136 Alanus ab Insulis 514 Alberich von Reims 490 Albertus Magnus 388, 544, 557, 559, 560, 561, 562, 563, 564, 565, 566, 567, 568, 569, 570, 572, 573, 576, 590 Alcher 540, 542 Alexander der Große 245 Alexander IV. 557, 571 Alexander Polyhistor 80, 96 Alexander von Aphrodisias 314 Alexander von Hales 557 Alexinos 236 Al-Farabi 545, 546, 547 Alfred der Große 405 Algazel 550 Alkibiades 209 Alkmaion 99 Alkuin 396, 397, 398, 400, 401, 412 Amalrich von Chartres 406, 542, 543 Amulo 426 Anacharsis 41 Anaxagoras 51, 52, 55, 56, 63, 65, 66, 82, 90, 123, 127, 148, 150, 164, 171, 172, 173, 174, 175, 176, 177, 178, 179, 180, 181, 182, 183, 184, 185, 204, 221, 231, 269, 282, 315, 381, 554 Anaximander 51, 57, 58, 59, 60, 61, 62, 131, 136, 140, 176 Anaximenes 51, 53, 57, 60, 61, 62, 63, 64 Annikeris 256, 262, 265, 266, 271 Anselm von Canterbury 385, 388, 406, 436, 438, 439, 440, 441, 442, 443, 444, 445, 446, 447, 448, 449, 450, 451, 453, 454, 455, 456, 458, 459, 461, 462, 463, 464, 465, 466, 468, 469, 470, 471, 472, 474, 475, 476, 477, 478, 479, 480, 482, 483, 485, 489, 490, 493, 504, 505, 506, 508, 534, 536, 539, 559, 560, 567 Ansgot 436 Antipater 256 Antiphon 191 Antisthenes 235, 242, 244, 245, 246, 247, 248, 249, 250, 251, 252, 254, 256, 273, 304, 305, 320 Apollodoros 60 Apollon 70, 269 Apollonius von Tyana 67 Archelaos 199 Archilochos 125 Archytas von Tarent 47, 68, 74, 81, 94, 271 668 Arete 256 Aristippos der Jüngere 256 Aristippos von Kyrene 235, 255, 256, 258, 260, 262, 263, 264, 265, 266 Aristokles 267 Ariston 266 Aristophanes 189, 205 Aristoteles 12, 13, 32, 43, 44, 47, 49, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 60, 62, 63, 65, 67, 68, 75, 76, 77, 79, 82, 83, 84, 85, 86, 87, 89, 90, 91, 95, 96, 98, 101, 102, 103, 105, 106, 111, 115, 118, 120, 121, 124, 130, 131, 138, 140, 141, 148, 150, 151, 152, 153, 157, 158,162, 171, 174, 175, 180, 182, 184, 187, 191, 196, 198, 201, 202, 213, 216, 219, 222, 223, 236, 250, 272, 275, 281, 283, 284, 285, 294, 299, 303, 304, 305, 314, 315, 316, 317, 319, 322, 323, 324, 327, 340, 341, 342, 343, 346, 349, 353, 381, 382, 387, 388, 391, 392, 414, 417, 427, 429, 446, 447, 486, 505, 506, 517, 544, 545, 546, 552, 553, 554, 557, 558, 559, 560, 562, 563, 564, 567, 569, 572, 573, 576, 581, 590, 609, 622, 635, 639 Aristoteles von Kyrene 256 Aristoxenos 47, 98, 207 Arnold, Claus 5, 6 Artaphernes 262 Asklepiades Phleiasios 243 Ast, Friedrich 277 Athanasius 392 Auerbach, Berthold 609 Augustinus 49, 56, 382, 386, 391, 395, 396, 397, 398, 400, 402, 405, 407, 447, 464, 505, 536, 543, 567, 568, 578, 587, 592, 601 Avempace, Ibn Badscheh 551 Averroes, Ibn Roschd 544, 551, 552, 553, 554, 555, 556, 567 Avicebron 551 Avicenna 546, 547, 548, 549, 550, 557 Baader, Franz von 421 Bacon, Roger 558 Baluze, Étienne 398 Basilius der Große 392, 405 Bayle, Pierre 615 Becket, Thomas 516 Beda Venerabilis 395, 396, 400, 490 Berengar von Tours 430, 434, 435, 437, 447 Bernhard von Chartres 486, 487, 488, 491, 505 Bernhard von Clairvaux 491, 492, 493, 506, 512 Berning, Vincent 5 Betz, Hans Dieter 3, 4, 5, 6, 7 Bias von Priene 41 Billot, Louis 6 Bion der Borysthenite 256, 263 Bleickert, Günter 5 Boeckh, August 68, 340 Boehmer, Eduard 613, 618 Boethius 13, 392, 446, 464, 495, 498, 506, 526 Bonitz, Hermann 330, 340 Bosl, Karl 7 Boso 473, 474, 475, 477, 479, 483, 484 Botelarius, Johannes 614 Brandis, Christian August 50, 84, 85, 89, 277, 279, 330, 340, 342 Braniß, Christian Julius 50 Browning, Don S. 3, 4, 5, 6, 7 Bryson 236 Carle, Pierre Jean 569 669 Cassiodorus 392 Charmides 267 Chilon 41 Christine (Königin von Schweden) 619 Chronos 38, 39 Chrysippos 46 Chthon 38 Cicero 36, 48, 55, 61, 104, 151, 207, 270, 391, 517, 525 Clemens V. 591 Clemens von Alexandrien 49, 56, 150, 270, 382, 386 Colerus, Johannes 609, 610, 613, 615 Cölestin II. 490 Conon 490 Coreth, Emerich 3, 4, 5, 7 Cousin, Victor 498 Creuzer, Georg Friedrich 136 Cromwell, Oliver 614 Darius 60 David von Dinant 406, 542, 543, 562 Demeter 35, 200 Demetrios Poliorketes 242 Demokrit 31, 32, 46, 51, 66, 74, 148, 150, 151, 152, 153, 154, 155, 156, 157, 158, 159, 160, 161, 162, 163, 164, 165, 166, 167, 168, 169, 170, 171, 182, 190, 273, 305, 381 Demosthenes 236 Descartes, René 378, 426, 610, 612, 619, 620, 621, 622, 623, 624, 627, 628, 629, 630, 631, 634, 637, 640, 642, 644, 648, 655 Dikaearch 67, 71 Diodor 236, 240, 241 Diogenes Laertios 47, 48, 54, 60, 67, 68, 70, 80, 98, 107, 136, 150, 151, 185, 204, 238, 239, 252, 267, 268, 269, 270 Diogenes von Apollonia 62, 63, 64, 65 Diogenes von Sinope 185, 236, 244, 245, 246, 248, 249, 251, 252, 253, 254, 255 Dion von Syrakus 273 Dionysios Areopagita 392, 405, 411, 415, 425, 490, 536, 538 Dionysios der Ältere 271, 273 Dionysios der Jüngere 74, 273 Dionysodor 191 Dionysos 200, 261 Donat 392 Drey, Johann Sebastian 3, 4 Dropides 267 Durandus von St. Pourçain 591, 592, 593, 594 Dvorak, Rainer 5 Ekkehard 427 Ekphantos 99 El Gazâli 550, 551 El Mansur 552 Empedokles 52, 113, 123, 127, 136, 137, 138, 139, 140, 141, 142, 143, 144, 145, 146, 147, 148, 149, 152, 156, 165, 171, 173, 174, 176, 182, 183, 282, 315, 354, 381 Ende, Franz van den 609 Ende, Klara Maria van den 609 Epaminondas 74 Epicharmos 99 Epikur 158, 207, 258, 262 Epimenides 39 Erda 38 Erdmann, Johann Eduard 618 Erebos 38 Ericapaeus 39 Eros 38, 39, 112, 218, 298, 299, 670 300, 308, 310, 367 Esser, Thomas 6 Eubulides von Milet 236, 239 Eudoros von Alexandrien 81 Eugen III. 506 Euhemeros 256, 263 Euklides 235, 236, 237, 238, 239, 269, 270, 324 Euripides 172, 190 Eurytos 74 Eusebius von Kaisareia 49, 55, 62, 238 Euthydemos 186, 191, 195, 196, 220 Evenus 186 Fabricius, Ludwig 612 Fénelon, François 615 Fichte, Imanuel Hermann 618 Filser, Hubert 5 Fischer, Karl Philipp 618 Fliethmann, Thomas 7 Florus 426 Franz, Albert 4 Fredegisus 398, 399, 400, 404, 417, 447, 449 Fries, Heinrich 3, 4, 5, 6, 7 Fries, Jakob Friedrich 49 Frohschammer, Jakob 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 607 Fulbert 490 Fulbert von Chartres 434 Gaia 38 Galenus 48, 545 Gaunilo 465, 466, 467, 468, 470, 471 Gerbert von Aurillac s. Sylvester II. 427, 428, 431, 432, 433, 434, 447 Gilbert von Porrée 505, 506, 507, 508, 509, 510, 513, 518, 519 Giselbert von Brionne 437 Gladisch, August 32, 136 Glaukon 267 Glaukos 360 Goethe, Johann Wolfgang von 608, 616, 618 Gorgias 47, 101, 186, 190, 191, 193, 194, 198, 235, 236, 238, 244, 246 Gottschalk von Orbais 405 Graf, Friedrich Wilhelm 6 Gregor von Nazianz 392, 405 Gregor von Nyssa 49, 392, 405 Gryllos 234 Gumposch, Philipp Victor 49 Gundolf 438 Günther, Anton 5, 7, 418 Gunzo 427 Hadrian 48 Hakem II. 551 Hanréau, Barthélémy 516 Hasse, Friedrich Rudolph 406, 449, 451 Hausberger, Karl 5 Hausl, Rudolf 7 Hegel, Eduard 4 Hegel, Georg Wilhelm Friedrich 45, 46, 50, 125, 148, 184, 211, 215, 340 Hegesias 256, 262, 264, 266 Heiric von Auxerre 426 Hekataios von Milet 125 Héloise 436, 490, 491, 492 Hemera 38 Hephaistos 200 Heraclius 405 Herakleides 67 Herakles 249 Heraklit 51, 59, 62, 67, 70, 90, 111, 112, 123, 124, 125, 126, 127, 128, 671 129, 130, 131, 132, 133, 134, 135, 136, 137, 138, 140, 148, 149, 150, 163, 164, 171, 188, 204, 231, 257, 282, 305, 381 Herbart, Johann Friedrich 330, 618 Herder, Johann Gottfried 608, 618 Herluin von Bec 436, 437 Hermann, Karl Friedrich 35, 85, 211, 235, 277, 278, 279 Hermes 70 Hermes Trismegistus 33 Hermes, Georg 4, 5, 7 Herodot 31, 37, 54, 67, 70 Herophanes 84 Hesiod 37, 38, 39, 40, 103, 125, 334 Hestia 91 Hierokles 87 Hieronymus 595, 598 Hikesias 244 Hinkmar von Reims 405, 426 Hinrichsen, Adolf 7 Hipparchia 245 Hippasos 99 Hippias 186, 191, 198 Hippo von Samos 62, 63, 66 Hock, Carl Ferdinand 431 Holzem, Andreas 4, 5 Homer 103, 125, 172, 334 Honorius III. 406 Honorius von Autun 505 Horaz 40 Hrabanus Maurus 400, 401 Hrotsvitha 427 Hugo von St. Viktor 520, 521, 522, 523, 525, 526, 527, 528, 530, 532, 533, 534, 535, 536, 537, 538, 539, 559 Hünermann, Peter 4 Ibn Tofeil 551 Ichthyas 236 Idaeus von Himera 63 Innozenz II. 492 Isaak von Stella 540, 541, 542 Isidor von Sevilla 394, 395, 400 Isokrates 31, 69 Jacobi, Friedrich Heinrich 608, 615, 616, 617, 618 Jacub ben Jossef 551, 552 Jalles, Jarig 614 Jamblichos 33, 66, 68, 71, 74 Janowski, Bernd 3, 4, 5, 6, 7 Jesus Christus 67, 68, 407, 432, 435, 445, 472, 479, 484, 503, 504, 536, 542, 543, 596 Johannes Duns Scotus 544, 558, 573, 574, 575 Johannes Scotus Erigena 391, 392, 393, 404, 405, 406, 407, 409, 410, 411, 412, 413, 414, 415, 416, 417, 418, 419, 420, 421, 422, 424, 425, 426, 447, 449, 457, 459, 507, 536, 538, 543, 546 Johannes Tentoricus 570 Johannes von Salisbury 487, 497, 508, 516, 517, 519 Jourdain, Charles Marie 570 Julian 36 Jüngel, Eberhard 3, 4, 5, 6, 7 Justin der Philosoph und Märtyrer 382 Kallias 190 Kallikles 191, 198 Kant, Immanuel 10, 28, 402, 589 Karl der Große 393, 396, 397, 398 Karl der Kahle 405 Karl Ludwig (Kurfürst von der Pfalz) 612 Karsten, Simon 137 Kasper, Walter 3, 4, 5, 6, 7 Kebes 235, 269 672 Kerkering, Theodor 609 Kleanthes 61 Kleobul 41 Klinias 74 Kortholt, Christian 615 Kortholt, Sebastian 615 Köstlin, Carl Reinhold von 50 Krates 245 Kratylos 268 Kretschmar, Georg 3, 4, 6 Kritias 191, 199, 267 Kronos 263 Krösus 54 Kuhn, Johann Evangelist 3, 4, 493 Kunstmann, Friedrich 400 Kustermann, Abraham Peter 4 Kuyper, Frans 614 Kylon 73 Kyrillos von Jerusalem 601 Kyros 232, 234 Lachner, Raimund 3, 4, 6, 7, 8, 15 Lactantius 61, 270, 382, 386 Lais 261 Lamy, François 615 Landersdorfer, Anton 7 Lanfranc von Bec 434, 435, 436, 437, 438 Lehmans, Joseph B. 17, 610 Leibniz, Gottfried Wilhelm 10, 18, 342, 378, 419, 423, 591, 607, 611, 615, 617, 618, 640, 641, 655 Leo XIII. 5 Leon 69, 73 Lessing, Gotthold Ephraim 608, 615, 616, 617, 618 Leukippos 148, 150, 151, 152, 153, 173 Liebner, Theodor Albert 534 Linde, Antonius van der 618 Litulph von Reims 490 Lobeck, Christian 35 Loisy, Alfred 6 Loome, Thomas Michael 6 Lorentz, Friedrich 396 Lotze, Hermann 419 Lucas, Jean Maximilien 615 Lucretius 48 Ludwig der Fromme 398 Lykophron 191 Lyrian 82 Lysanias 234 Lysimachos 263 Lysis 74 Macrobius 95, 391, 392 Malebranche, Nicole 615, 627, 629 Mansveld, Regnier 611, 614 Marius Victorinus 392 Markion 61 Markus (phönizischer Atomiker) 31 Mars 92 Martianus Capella 392, 405, 406 Mattes, Wenzeslaus (? ) 499 Mauriner 464 Maximus Confessor 405, 409, 422 Mayer, Ludwig 611, 614 Melissos 101, 110, 120, 121, 122, 123 Mendelssohn, Moses 615, 616, 618 Menedemos 243 Merkur 92 Metis 39 Metrokles 245 Meuffels, Otmar 5 Milon 73 Mnesarchos 69 Moderatus 81 Möhler, Johann Adam 3, 4 Montet, Leon 569 Morteira, Moses 609 Mullach, Friedrich Wilhelm August 673 51 Müller, Johannes von 608 Müller, Rainer Albert 7 Myson 41 Neidl, Walter M. 3, 4, 5, 7 Neleus 267 Neuner, Peter 4, 5, 6, 7 Nikolaus I. 405 Norbert von Xanten 491 Notker Labeo 427 Nyx 38 Odo von Cluny 431 Ogenos (Okeanos) 38 Oldenburg, Heinrich 614 Olympiodoros 270 Ophioneos 39 Origenes 1, 11, 15, 16, 18, 39, 48, 49, 62, 382, 386, 392, 405, 421, 425, 578, 595, 596, 597, 598, 599, 600, 601, 602, 603 Ormuzd 136 Orpheus 39 Orsted, Hans Christian 567 Otto I. 427, 431 Otto II. 432 Otto III. 427, 432 Ovid 543 Pahud de Mortanges, Elke 8 Pallas 169 Pamphilius 596 Pardalus von Laôn 405 Paris 261 Parmenides 51, 90, 101, 102, 104, 105, 107, 108, 109, 110, 111, 112, 113, 114, 115, 120, 121, 126, 137, 138, 144, 145, 148, 149, 150, 152, 154, 173, 183, 195, 237, 238, 282, 315, 316 Paschasius Radpertus 401, 402, 403, 404, 434 Paulus (Apostel) 381 Paulus, Heinrich Eberhard Gottlob 615 Pausanias 270 Penia 299 Perikles 62, 172, 185, 190, 266 Periktione 267 Persephone 35 Peter der Ehrwürdige 492 Peter von Poitiers 518 Petersen, Christian 516 Petrus Lombardus 430, 490, 512, 513, 514, 518, 557 Pfligersdorffer, Georg 3, 4, 5, 7 Phaidon 235, 243 Phainarate 204 Phainias 47 Phanes 39 Pherekydes 36, 38, 39, 41, 69 Philolaos 36, 68, 74, 75, 77, 79, 80, 82, 83, 85, 87, 89, 90, 95, 96, 97, 235, 269, 354 Philon, der Megariker 241 Philoporos 95 Phokylides 40 Pindar 36 Pittakos 41 Platon 11, 12, 31, 32, 36, 41, 43, 47, 49, 54, 58, 59, 62, 67, 68, 74, 76, 78, 81, 95, 96, 100, 103, 108, 114, 115, 120, 124, 129, 148, 151, 164, 173, 185, 187, 191, 196, 197, 198, 199, 201, 202, 203, 206, 207, 208, 209, 210, 211, 212, 213, 220, 221, 222, 223, 226, 228, 232, 235, 236, 237, 239, 247, 250, 252, 261, 266, 267, 268, 269, 270, 271, 272, 273, 274, 275, 276, 278, 280, 281, 282, 283, 284, 285, 286, 288, 291, 292, 293, 294, 295, 296, 297, 298, 299, 674 302, 303, 304, 305, 306, 307, 308, 310, 311, 312, 313, 315, 316, 317, 318, 319, 322, 323, 324, 325, 326, 327, 328, 329, 330, 331, 332, 333, 334, 335, 336, 337, 338, 339, 340, 341, 342, 343, 344, 345, 346, 347, 348, 349, 350, 351, 352, 353, 354, 355, 356, 357, 358, 359, 360, 361, 362, 363, 364, 365, 367, 368, 369, 370, 381, 382, 387, 391, 397, 405, 414, 427, 446, 447, 486, 488, 498, 501, 504, 506, 517, 523, 544, 545, 552, 554, 557, 559, 562, 563, 569, 572, 609 Plinius der Ältere 270 Plutarch 48, 55, 62, 81 Pollis 271 Polos 191, 199 Polykrates 70 Poros 299 Porphyrios 66, 68, 71, 81, 392, 400, 428, 446 Poseidon 200 Poseidonios 31 Pottmeyer, Hermann-Josef 7 Preller, Ludwig 35, 340 Priscianus 392 Pritz, Joseph 5, 7 Prodikos 186, 190, 191, 198, 199 Prometheus 616 Protagoras 41, 186, 189, 190, 192, 197, 199, 215, 226, 235, 257, 258, 295 Prudentius 426 Pseudoalexander 82 Pyrrhon 236 Pythagoras 31, 36, 41, 51, 66, 67, 68, 69, 70, 72, 73, 76, 81, 87, 92, 95, 102, 123, 124, 125, 354 Raffelt, Albert 6 Rahner, Karl 6 Ratramnus 426 Reikerstorfer, Johann 5 Reinhold, Ernst 49, 85, 340 Remigius von Auxerre 427 Remigius von Lyon 426 Rémusat, Charles François Marie de 570 Rhea 263 Rheinwald, Fridericus Henricus 492 Richard von St. Viktor 538, 539 Rief, Josef 3 Ritter, Heinrich 33, 49, 50, 84, 85, 89, 171, 277, 279, 330, 340, 342, 385, 392, 398, 431, 493, 498, 508, 516, 558 Rixner, Thaddä 49 Roscelin von Compiègne 388, 442, 445, 446, 447, 448, 498 Röth, Eduard 32, 33, 66, 71, 73 Sailer, Johann Michael 3 Schaarschmidt, Carl Max Wilhelm 618 Schaubach, Eduard 173 Scheele, Paul-Werner 4, 5 Scheffczyk, Leo 3 Schell, Herman 5, 6 Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph 158, 420, 608, 618 Scherr, Gregor 7 Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst 49, 66, 171, 209, 274, 275, 276, 277, 279, 317, 330, 340, 608, 618 Schnitzer, Joseph 6 Schopenhauer, Arthur 10 Schorn, Wilhelm 173 Schroeder, Oskar 6 Schultenover, David G. 6 Schwaiger, Georg 3, 4, 5, 6, 7 675 Schwedt, Herman H. 4, 5 Schwegler, Albert 50, 277, 279, 330, 359, 371 Seneca 48, 273, 519 Septimius Severus 48 Sextus Empiricus 80, 104, 240 Simmias 235, 269 Simon, Richard 6 Simonis, Walter 7 Simplicius 47, 49, 55, 57, 59, 65, 81, 101, 104, 120, 172, 180, 201 Socher, Joseph 277 Sokrates 12, 43, 44, 47, 51, 74, 108, 124, 161, 190, 191, 201, 202, 203, 204, 205, 206, 207, 208, 209, 210, 211, 212, 213, 214, 215, 216, 217, 218, 219, 220, 221, 222, 223, 224, 225, 226, 227, 228, 229, 230, 231, 232, 233, 234, 235, 236, 237, 238, 239, 244, 245, 246, 250, 255, 256, 267, 268, 269, 270, 271, 272, 278, 279, 280, 281, 282, 283, 284, 286, 292, 295, 298, 299, 302, 303, 310, 335, 365, 368, 381, 499, 519 Solon 40, 41, 267 Sophroniskos 204 Speusippos 84, 330 Spinoza, Baruch de 1, 10, 11, 16, 17, 18, 379, 449, 607, 608, 609, 610, 611, 612, 613, 614, 615, 617, 618, 619, 623, 624, 627, 628, 629, 630, 631, 634, 635, 637, 640, 641, 642, 644, 645, 646, 651, 652, 656, 657, 658, 659, 660, 661, 662, 663, 664, 665 Spizelius, Theophilus 611, 614 Spyck, Hendrik van der 610 Stallbaum, Johann Gottfried 277, 318, 340 Staudenmaier, Franz Anton 4, 406 Stein, Heinrich 137 Steinhart, Karl 85, 277, 279, 317, 330, 340 Stilpon 236, 237, 242, 243 Stobäus, Johannes 48, 55, 56, 61, 80, 81, 89, 98, 107, 160, 249, 330 Straton 47 Strauß, David Friedrich 28 Strümpell, Ludwig 340 Sturz, Friedrich Wilhelm 137 Suidas 36 Susemihl, Franz 277, 279, 317, 330 Sylvester II. s. Gerbert von Aurillac 431, 432 Tertullian 61, 89 Thales 12, 38, 41, 51, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 60, 61, 62, 63 Theane 74 Themistokles 70 Theodoros der Atheist 256, 262, 263, 264, 265, 266, 271 Theognis 40, 41 Theon der Smyrnäer 82 Theophanes 105 Theophrast 47, 57, 67, 83, 89, 104, 157, 245 Thomas von Aquin 442, 544, 557, 558, 565, 569, 570, 572, 573, 574, 575, 579, 580, 581, 582, 583, 585, 586, 589, 590, 591, 592, 593 Thomas von Kempen 538 Thrasymachos 191, 199, 236 Thukydides 190 Tilly, Johann Tserclaes 619 Timon 104, 236 Toselin 498 Trendelenburg, Adolf 618 Trippen, Norbert 6 Tyrrell, George 6 Ueberweg, Friedrich 277 676 Ulearchos 47 Ulrici, Hermann 618 Unterburger, Klaus 7 Uranos 38, 94, 263 Varro 89, 523 Venus 92 Vergil 487 Vincent von Beauvais 557 Vloten, Johannes van 618 Voetius, Gisbert 619 Vries, Simon de 611, 614 Wagner, Harald 4 Walter von Mortagne 488 Walter von St. Viktor 518, 519 Weiß, Otto 6 Weitlauff, Manfred 3 Wenz, Gunther 4, 5 Werner, Karl 570 Wilhelm von Auvergne 557 Wilhelm von Champeaux 489, 496, 520 Wilhelm von Conches 488 Wilhelm von St. Amour 571 Wilhelm von Thierry 491, 493 Witt, Johan de 611 Wolf, Hubert 3, 4, 5, 6 Wolff, Christian 615 Wolfinger, Franz 4 Xantippe 205 Xeniades 244 Xenokrates 95, 353 Xenophanes 51, 56, 67, 96, 97, 101, 102, 103, 104, 105, 106, 107, 108, 120, 123, 124, 125, 131, 132, 136, 148, 149, 198 Xenophon 47, 203, 204, 205, 207, 209, 210, 212, 213, 216, 220, 221, 222, 226, 228, 229, 232, 233, 234, 249 Xerxes 150 Zarathustra 270 Zeller, Eduard 50, 277, 279, 330 Zenon 51, 101, 108, 110, 114, 115, 116, 118, 119, 120, 148, 153, 188, 195, 207, 236, 238, 239, 240, 244, 282, 303, 381 Zeus 36, 38, 69, 91, 129, 263, 318, 334, 616 677 II. Sachregister Abbild 77, 301, 309, 313, 315, 318, 333, 345, 457, 458, 459, 508, 531, 541 Abbild Gottes 502, 531, 532 Abbild, diesseitiges 298 Abbild, sichtbares 299 Abbild, sinnliches 352 Abbild, unvollkommenes 313, 459 Abbild, veränderliches 352 Abendland 547 Abendland, christliches 545 abendländisch 557 Abendmahl 432 Abendmahlslehre 434, 436 Abendmahlsstreit 401 Aberglaube 170, 254, 260 abergläubisch 215 Absicht Gottes 480 Absicht, göttliche 476 Absoluter 457 Absolutes 331, 454, 455, 456, 457, 460, 461, 462, 463, 464, 465, 466, 467, 468, 469, 470, 471, 472, 535, 536, 623, 624, 627, 640, 645, 646 Absolutheit 467, 468, 662 abstractio 585, 586 Abstraktes 639 Abstraktion 100, 101, 111, 219, 302, 448, 507, 519, 546, 585, 594 Abstraktionsphilosophie, eleatische 381 accidens 446, 496 Achäer 73 actus 428, 432, 472, 524, 525, 582, 583, 585, 586, 587, 588, 589, 590, 663 ἀεί κινούμενον 61 ἀεί ὂν 316 aeternitas 638, 650 aether 61 affectio 662 Affekt 517, 657 agnoscere 493 agnoscere deum 655 Ägypter 31, 150, 200, 361 ägyptisch 32, 33, 69, 270 Ähnliches 415, 497, 523, 541 Ähnlichkeit 327, 403, 415, 447, 497, 498, 523, 541, 561 Ahnung 93, 336, 362, 364, 403 αἴδιος οὐσία 316 αἴσθησις 95, 288 αἴσθητα αἴδια 317 Akademie 12, 202, 266, 270, 271, 279, 284, 324 Akademiker 381 Aktualität 453, 553, 585, 586, 589 Akzidens 428, 433, 496, 501, 507, 509, 510, 511, 525, 555, 569, 628 akzidentell 625 ἀλήθεια 108 alexandrinisch 48, 148 Allegorie 487 allegorisch 172, 254, 255, 487, 488, 522 All-Eins 104 Alleinslehre, eleatische 235 Allgegenwart 231, 459 allgegenwärtig 64 Allgemeinbegriff 384, 447, 453, 496, 497, 500, 520, 589 Allgemeines 174, 314, 315, 316, 317, 349, 355, 448, 449, 450, 451, 452, 453, 496, 500, 507, 508, 509, 510, 519, 548, 569, 584, 594, 630, 631, 635, 639, 663, 664 678 Allgemeines, ideales 450 Allgemeines, logisch-ontologisch 451 Allgemeines, metaphysisch 450 Allgemeinstes 519, 642 Allheit 109 Allmacht 231, 332, 503 Allmacht Gottes 533 Allmacht, göttliche 502, 503 allmächtig 177, 433, 626 allvollkommen 626, 627 allwissend 177, 626 Allwissenheit 231, 332 Almohade 551 Almorawide 551 Altertum 10, 11, 27, 78, 92, 94, 100, 108, 148, 173, 206, 241, 273, 274, 318, 342, 377, 381, 384, 391 Altertum, christliches 42, 385, 391 Altertum, griechisches 26, 29, 33, 367 Altertum, heidnisches 391 Altertum, klassisches 383, 516 Altertum, römisches 29 Altes Testament 612 altpythagoreisch 82, 91 altrabbinisch 609 Amerika 380 amor 461 amor dei intellectus 657 Analogie 578, 581, 582 ἀνάμνησις 359 Anathem 610 anaxagoreisch 32, 282 ancilla theologiae 35 anfangslos 90, 157, 353 Anfangsloses 157, 469 Anfangslosigkeit 359 anima 448, 464, 542, 572, 581, 583, 587, 590 anima intellectiva 581, 584 anima sensitiva 583 Anlage 224, 368, 440, 441, 528, 567 Anlage, einwohnende 523 Anlage, religiöse 230 Anlage, sittliche 227 Anschauung 165, 170, 194, 195, 276, 284, 308, 329, 358 Anschauung des Wirklichen 366 Anschauung, geometrische 80 Anschauung, physikalische 127 Anschauung, reine 310 Anschauung, sinnliche 100, 110, 113, 281, 282, 309, 349 Anthropologie 132, 161, 182, 337, 355 Anthropologie, psychologische 9 anthropologisch 113, 555 Anthropomorphismus 649 anthropomorphistisch 52, 178, 333 anthropopathisch 333 Antichrist 543 Antimodernismus 6 Apathie 215, 242 Apathie, asketische 368 Apathie, ästhetische 368 Apathie, kyrenaische 368 ἄπειρον 61, 90, 341 ἀποδεικτική 406 apokatastasis 425 apollinisch 274 Apologet 381 Apologetik 4 apologetisch 383 Apostel 601 Araber 42, 69, 544, 545, 551, 563 arbitrium liberum 439, 592 ἀρχή 57, 75 Argument, ontologisches 567 679 Arianer 394 Arianismus 394 Aristokratie 228 aristokratisch 73, 124, 233, 266, 268, 274 Aristoteliker 566, 573 Aristoteliker, arabischer 552, 557 aristotelisch 47, 317, 446, 543, 544, 545, 547, 552, 558 Arithmetik 384, 432, 522, 622 arithmetisch 78, 80, 86, 88, 89, 323, 432 Arithmetisches 85 Armut 54, 249, 265 artes liberales 438 Arzneikunst 151 Arzneiwissenschaft 431 Arzt 48, 136, 146, 187, 220, 253, 255, 545, 546, 548, 551, 552 ἀσέβεια 172 aseitas Gottes 457 Askese 520, 537 Askese, christliche 253 Asket, indischer 537 asketisch 267 Assyrer 69, 270 Ästhetik 335 ästhetisch 285, 316, 642 Astrologie 54 Astronom 54 Astronomie 54, 90, 92, 151, 204, 221, 307, 384, 431, 522 astronomisch 57, 93, 346, 349 Atem 132, 133, 163, 597 Atheismus 63, 172, 185, 263, 619 Atheismus, materialistischer 331 Atheist 190, 254, 618 Athen, neues 437 Athener 185, 190, 233 ἄϑεος 263 Äther 36, 38, 39, 180, 183, 597 ätherisch 95 Atmen 65, 132, 144 Atmungsprozess 144 Atom 139, 153, 154, 155, 156, 157, 158, 159, 160, 161, 162, 163, 164, 165, 166, 169, 173, 176, 342, 381, 486 Atomenlehre 162 Atomiker 155, 157, 158, 171, 173, 174 Atomiker, phönizischer 31 Atomist 51, 52, 154, 157, 158, 159 Atomistik 123, 128, 139, 150, 151, 155, 156, 157, 158, 162, 167, 169, 171, 282 Atomistiker 163, 381 atomistisch 150, 169, 204, 448 attisch 234 Attribut 554, 628, 643, 645, 646, 647, 648, 650, 651, 654, 655, 656, 658, 662, 665 Attribut Gottes 648, 649, 654, 655 Attribut, göttliches 650, 658 Attribut, unendliches 643 attributum dei 651 attributum infinitum 643 auctoritas 399, 493, 494 Auferstandener 596, 597, 600, 601 auferstehen 600 Auferstehung 595, 596, 597, 598, 600, 601, 602, 603, 604 Auferstehung der Toten 543 Auferstehung, allgemeine 599 Auferstehung, leibliche 424 Auferstehung, wirkliche 602 Auferstehungskeim 599, 600 Auferstehungslehre 1, 11, 15, 16, 18, 595, 596, 601 Auferstehungsleib 596, 597, 598, 680 599, 600, 601, 602, 603 Auferstehungstag 599 Auferstehungstheorie 598 Aufklärer 188 Aufklärungsphilosoph 615 Auge 165, 363 Auge, geistiges 307, 308 augustinisch 404, 520 Ausdehnung 608, 627, 628, 634, 635, 646, 650, 651, 654, 655, 656, 657, 658, 662, 663, 665 Ausdehnung, begrenzte 121 Ausdehnung, körperliche 564 Ausdehnung, unbegrenzte 121 Ausfluss, göttlicher 555 ausgedehnt 650 Ausgedehntes 627 Auslegung, allegorische 399 Aussenwelt 167 Äusseres 248, 252, 254, 265, 274, 449, 452, 555, 627 Aussergöttliches 414 äusserlich 653, 663 Äusserliches 266, 554 Äusserlichstes 42 Autorität 215, 399, 400, 407, 408, 409, 434, 435, 436, 439, 444, 445, 446, 473, 493, 512, 513, 519, 592 Autorität, kirchliche 7, 8, 387 Autorität, menschliche 620 Autorität, philosophische 575 Autorität, wahre 408 Axiom 402, 538, 641, 646, 647, 653 Babylonier 270 Barbare 361 Barmherzigkeit 478, 479, 504 Bedingendes 328 Bedingtes 284, 328 Bedürfnis 251 Bedürfnislosigkeit 243, 244, 245, 251 Bedürfnislosigkeit, kynische 261 Bedürfnislosigkeit, sokratische 251, 274 Begehren 502 Begierde 40, 95, 98, 162, 167, 223, 249, 260, 298, 357, 360, 361, 363, 364, 367 Begierde, schlechte 346 Begierde, sinnliche 260, 360 Begriffliches 58, 239, 323, 330 Begriffsbildung 216, 219, 269, 288, 302, 304, 308 Begriffsentwicklung 46 Begriffsentwicklung, hypothetische 303 Begriffserörterung, hypothetische 303 Begriffslehre 392, 432 Begriffsphilosoph 237, 239 Begriffsphilosophie 246, 283, 305 Begriffsphilosophie, sokratische 283, 312 Begriffswissenschaft 280, 284 Begriffswissenschaft, sokratische 238 Beharrliches 126, 130, 316, 319, 339, 348 Beharrlichkeit 145, 343 Bekanntes 524, 529, 633 Belehrung 188, 273, 276, 289, 290, 291, 337 Beschaffenheit 137, 138, 145, 154, 161, 164, 166, 170, 192, 250, 338, 347, 368 Bescheidenheit 217 beseelen 133 Beseelendes 444 Besitz 40, 167, 185, 198, 223, 226 Besonderes 174, 453, 507, 548, 681 569, 584, 630, 631 besonnen 223 Besonnenheit 317, 369 Bestehendes, aus sich selbst 645 bewegen 122, 123, 152, 160, 162, 165, 181, 182, 192, 194, 240, 347, 350 Beweger, höchster 515 Beweglichkeit, absolute 127 Beweglichstes 134, 164 bewegt 115, 325 Bewegtes 79, 123, 127, 162, 240 Bewegung 59, 61, 62, 64, 93, 94, 112, 115, 117, 118, 119, 122, 126, 130, 137, 140, 141, 142, 149, 151, 152, 158, 159, 160, 162, 164, 165, 166, 173, 177, 179, 180, 181, 182, 192, 193, 194, 237, 239, 240, 241, 258, 315, 320, 321, 324, 325, 327, 331, 341, 342, 347, 348, 349, 350, 351, 352, 355, 356, 363, 364, 417, 515, 548 Bewegung, animalische 598 Bewegung, beständige 61, 64, 126, 157, 162, 192 Bewegung, erste 179 Bewegung, ewige 59, 61 Bewegung, geordnete 177, 348 Bewegung, innere 363 Bewegung, mechanische 162 Bewegung, räumliche 122, 137 Bewegung, regelmäßige 158 Bewegung, unablässige 157, 162 Bewegung, ungeordnete 355 Bewegung, ursprüngliche 158, 159 Bewegung, vollkommene 351 Beweis 642, 647, 648, 662, 663 Beweis, anselmischer 465 Beweis, apagogischer 294 Beweis, indirekter 289 Beweis, kosmologischer 502 Beweis, synthetischer mathematischer 641 Beweis, teleologischer 502 Bewusstsein 44, 64, 99, 111, 113, 119, 120, 140, 145, 164, 178, 187, 213, 216, 217, 260, 288, 307, 336, 362, 410, 418, 449, 463, 465, 472, 501, 624, 625, 635, 646, 656 Bewusstsein, christliches 409 Bewusstsein, denkendes 627 Bewusstsein, empirisches 298 Bewusstsein, gemeines 288 Bewusstsein, gewöhnliches 287, 288, 298 Bewusstsein, griechisches 33 Bewusstsein, religiöses 27, 30, 104, 645 Bewusstsein, sicheres 211 Bewusstsein, unmittelbares 464 Bewusstsein, unphilosophisches 303 Bewusstsein, vorstellendes 288 (be)zweifeln 410, 465, 517, 518, 553, 560, 621, 624, 625 Bibel 522, 609 Bibelkritik, moderne 612 Bild 165, 170, 171, 305, 306, 398, 402, 442, 459, 466, 502, 503, 505, 507, 515, 521, 524, 530, 531, 536, 561, 582, 583, 632, 633 Bild Gottes 435, 498, 531, 532, 565 Bild, leeres 403 Bild, sinnliches 402, 524, 584, 593 Bild, unendliches 111 Bilderverehrung 135 bildlich 501, 504, 547 Bildung, arabische 545 Bildung, sittliche 539 Bildung, wissenschaftliche 517, 520 682 Bischof 387 Blut 434, 435, 483, 504, 597 bonum 567 böse 223, 263, 292, 362, 451 Böser 425 Böses 79, 81, 136, 225, 291, 293, 295, 296, 315, 332, 333, 362, 366, 421, 422, 424, 449, 472, 487, 513, 533, 562, 593 Bösestun 293 Bosheit 546 Bürger 197, 205, 253 bürgerlich 197 Buße 57 büßen 475, 482 Cartesianer 615 causa immanens 649, 651 causa prima unica 651 causa sui 643, 644, 645, 646, 650, 651, 661, 664, 665 causa transiens 649 Chaldäer 31, 69 Chaos 38, 39, 56, 179, 181, 487 Chemie, neuere 128 chemisch 114, 139 chinesisch 32 Christ 383, 439, 542, 545, 609 Christentum 32, 36, 68, 377, 379, 381, 382, 383, 385, 386, 388, 389, 391, 439, 443, 483, 494, 553, 557, 610, 619 christlich 329, 382, 383, 393, 416, 420, 425, 430, 487, 512, 513, 517, 559, 611 cogitare 470, 471 cogitatio 469, 624, 625, 651, 665 cogitatio infinita 651 cogito ergo sum 625, 644 cognitio 576, 584, 589 cognitio dei 579, 580 cognitio divina 576 cognitio divinitatis 529 cognitio intellectiva 582 cognitio naturalis 580 cognitio sensitiva 582 cognitio universalium 584 cognoscere 495, 496, 580, 582, 583, 584, 585, 587, 589, 590, 591 cognoscere, subjektives 495 conceptus 643, 653 conceptus virginalis 439 concipere 643 conscientia 625 contemplatio 519, 538 corporalis 582 corporeus 582 corpus 448, 602, 639, 652 corpus humanum 598, 599, 600 creator 576 creatura 576, 577, 578 credere 436, 440, 442, 445, 448, 464, 493, 494, 495, 577, 578, 579, 580 credere deum 441 credere in deum 440, 441 Credo 617 credo ut intelligam 534, 575 Dämon 55, 56, 81, 97, 98, 100, 133, 135, 145, 146, 147, 149, 167, 170, 210, 334 Dämonenglaube 96 dämonisch 209, 210, 211 Dämonisches 209, 210 Dämonium 209, 210, 211 δαιμόνιον, sokratisches 209 Dasein 28, 36, 45, 126, 129, 138, 202, 220, 229, 231, 254, 282, 287, 300, 316, 319, 323, 331, 334, 363, 389, 408, 457, 464, 497, 529, 546, 547, 548, 555, 562, 565, 566, 568, 683 569, 593, 632, 636, 639, 643, 644, 647, 648, 650, 653, 657, 659 Dasein Gottes 461, 462, 464, 465, 466, 472, 501, 502, 530, 531, 532, 534, 560, 561, 578, 592, 627, 649 Dasein, abhängiges 547 Dasein, geistiges 546 Dasein, höheres 133 Dasein, individuelles 515 Dasein, irdisches 366 Dasein, leibliches 356 Dasein, materielles 569 Dasein, menschliches 28, 151, 658 Dasein, notwendiges 653 Dasein, räumliches 424 Dasein, sinnliches 313, 338, 340, 342, 366, 549 Dasein, überirdisches 298 Dasein, vergängliches 566 Dasein, weltliches 549, 563 Daseinsweise 643, 646, 649, 650, 653, 655, 656 Daseinsweise, unendliche 649 Deduktion 535, 592, 622, 629 deduktiv 662 deduzieren 631 definieren 638, 662 Definieren 638 Definition 636, 638, 639, 641, 642, 643, 644, 645, 646, 647, 648, 652, 661 Deist 616, 618 dekadisch 87 Dekas 87, 88 Demokrat 73 Demokratie 135, 267 demokratisch 73, 233 Demut 476 denken 402, 403, 411, 416, 417, 418, 424, 433, 434, 440, 442, 443, 444, 450, 452, 454, 457, 459, 460, 462, 463, 464, 467, 468, 469, 470, 471, 474, 482, 483, 501, 505, 528, 537, 564, 565, 580, 586, 593, 622, 628, 634, 654, 664 Denken 5, 29, 34, 35, 38, 40, 41, 63, 64, 86, 90, 103, 104, 109, 110, 111, 113, 133, 134, 135, 144, 145, 161, 162, 166, 178, 183, 188, 202, 213, 216, 229, 231, 237, 241, 269, 280, 281, 284, 286, 296, 304, 305, 309, 310, 317, 319, 322, 325, 327, 329, 351, 360, 386, 389, 401, 402, 406, 407, 410, 411, 412, 413, 443, 445, 447, 450, 451, 452, 453, 454, 458, 459, 463, 464, 465, 467, 472, 498, 501, 507, 538, 546, 549, 561, 580, 589, 593, 608, 623, 624, 625, 626, 627, 628, 629, 631, 633, 634, 637, 643, 649, 650, 651, 654, 655, 656, 657, 658, 662, 663, 665 Denken, abbildendes 453 Denken, abstraktes 451 Denken, begriffliches 281, 349 Denken, bildliches 501 Denken, ekklesiologisches 3 Denken, empirisches 452 Denken, endliches 646 Denken, göttliches 318, 453, 459 Denken, griechisches 32 Denken, katholisches 3, 4, 5, 7 Denken, konkretes 452 Denken, menschliches 28, 318, 453, 459, 466, 512 Denken, philosophisches 1, 34, 395, 412, 452 Denken, reines 451, 472, 495 Denken, sachliches 452 Denken, schaffendes 459 Denken, schöpferisches 458 684 Denken, selbständiges 401 Denken, subjektives 188, 471, 472, 626 Denken, theologisches 1 Denken, theoretisches 298 Denken, unphilosophisches 413 Denken, vernünftiges 313, 635 Denken, wahres 452, 463 Denken, wirkendes 459 Denken, wissenschaftlich richtiges 633 Denken, wissenschaftliches 391, 408 Denkgesetz 304, 444 Denkinhalt 626 Denkkraft 135, 144, 162 Denknotwendigkeit 444 Denktätigkeit 37 Denkweise, griechische 215 Determinismus 158, 618 Determinist 617 deus 55, 61, 439, 440, 493, 494, 577, 578, 579, 580, 592, 627, 642, 643, 651, 654 deus immortalis 87 deus summus 61 Deutschland 3, 4, 5, 6, 7 Dialektik 28, 114, 115, 195, 201, 221, 236, 238, 242, 243, 280, 284, 287, 301, 308, 309, 322, 323, 382, 384, 385, 386, 388, 389, 391, 393, 396, 401, 405, 406, 407, 427, 429, 430, 432, 434, 435, 436, 438, 447, 485, 488, 489, 496, 500, 501, 505, 512, 513, 516, 522, 527, 535, 542 Dialektik, eristische 297 Dialektik, formale 288 Dialektik, hegelsche 193 Dialektik, megarische 226, 236, 239, 243 Dialektik, platonische 284 Dialektik, positive 311 Dialektik, reale 311 Dialektik, sokratische 283 Dialektiker 236, 243, 306, 514, 519, 520 Dialektiker, platonisierender 489 dialektisch 114, 120, 214, 216, 219, 236, 241, 269, 277, 278, 281, 303, 305, 307, 308, 309, 313, 321, 336, 385, 387, 391, 489, 496, 499, 505, 512, 513, 518, 519, 558 Dialektisches 382, 544 Dialog, dialektisch-indirekter 279 Dialog, ethisch-propädeutischer 279 Dialog, konstruktiver 279 Dialog, sokratischer 279 dialogisch 115, 272, 285 Dichter 37, 48, 97, 107, 146, 171, 187, 189, 213, 268, 269, 291 dichterisch 169, 268, 336 Dichterisches 285 Dichtkunst 201, 268, 337, 516 Dichtung 37, 40, 335, 608 Dichtung, gnomische 37 Dichtung, homerische 40 Dichtung, pantheistische 36 Dike 129, 131 Ding, ausgedehntes 648, 653, 654 Ding, denkendes 648, 653, 654, 655 Ding, göttliches 528 Ding, sichtbares 526 dionysisch 135, 520 doctrina divina 577 doctrina metaphysica 577 doctrina philosophica 578 doctrina philosophorum 587 doctrina sacra 576, 578 Dodekaeder 89 Dogma 385, 386, 420, 430, 528, 685 575 Dogma, christliches 595 Dogma, kirchliches 574 Dogmatik 9 Dogmatik, orthodoxe 421 Dogmatiker 601 dogmatisch 47, 97, 272, 307, 407, 612 Dogmatisches 351 Dogmenentwicklung 383 Dogmengeschichte 8, 386, 387, 434 dogmengeschichtlich 1 Dogmengestaltung 383 Dominikaner 570, 573, 574, 591 δόξα 95, 108, 213, 288 Dreieck 88, 622, 624, 642 Dreieinigkeit 398, 491, 518, 532 Dreiheit 89, 532, 534 Dreiheit der Personen 502 Dreiheit Gottes 490, 531 Dreipersönlichkeit 502 Dreizahl 88 Druide 69, 71 Dualismus 406, 507, 656, 663 Dualismus, persischer 136 Dualismus, religiöser 136 δύμος 96 Dynamik 128 δύναμις 324, 426 dynamisch 128, 156 Ebenbild Gottes 441, 530, 531 Ebenbild, göttliches 440, 441, 443, 524, 525 Edles 223, 306, 360 Ehe 86, 168, 227, 253, 370 Ehelosigkeit 71 Ehre 107, 167, 226, 248, 249, 265, 474, 475 Ehre Gottes 475, 476, 477, 478, 482 Ehrfurcht 98 Ehrgeiz 360 εἴδος 316, 317, 508, 510 Eigenliebe 273 Eigenschaft 65, 92, 101, 156, 174, 175, 192, 312, 448, 554, 628, 645, 653 Eigenschaft Gottes 454, 464, 652 Eigenschaft, geistige 63 Eigenschaft, göttliche 418, 459, 503 Eigenschaft, notwendige 628 Eigenschaft, verborgene 554 Eigenschaft, wesentliche 628 Eigenschaft, zufällige 628 Einbildung 250, 260, 301, 363, 364, 367, 631, 632, 634, 635, 636, 660 Einbildung, falsche 258 Einbildung, leere 248 Einbildung, subjektive 132 Einbildungskraft 402, 403, 467, 502, 524, 541, 542, 548, 555, 583, 623, 624, 632, 634 Einbildungskraft, sinnliche 507 Eines 76, 81, 100, 101, 106, 112, 114, 115, 129, 138, 152, 154, 164, 194, 195, 242, 321, 322, 327, 330, 647 einfach 42, 111, 154, 177 Einfaches 448, 515, 623, 624, 659 Einfachheit 71, 74, 105, 174, 207, 359, 409, 414, 423, 622, 659 Eingeborensein 549 Einheit 57, 76, 79, 80, 81, 82, 83, 84, 85, 86, 88, 89, 101, 102, 103, 104, 105, 110, 115, 116, 117, 120, 121, 122, 123, 129, 141, 194, 218, 230, 242, 282, 286, 291, 293, 307, 309, 310, 315, 319, 320, 321, 322, 323, 326, 327, 330, 343, 344, 349, 362, 369, 406, 418, 422, 429, 456, 481, 490, 532, 534, 542, 565, 633, 686 639, 647, 663, 665 Einheit Gottes 35, 103, 104, 105, 502, 503, 530, 565 Einheit, absolute 640 Einheit, begriffliche 100, 103 Einheit, bestimmungslose 58 Einheit, göttliche 104 Einheit, höchste 330 Einheit, ideelle 348 Einheit, indifferente 58 Einheit, naturalistische 104 Einheit, reine 320 Einheit, theistische 104 Einheit, ungeteilte 130 Einheit, unteilbare 116, 153, 250, 543 Einheit, vollkommene 554 Einheitliches 339 Einheitslehre 110 Einheitslehre, eleatische 238 Eins 79, 81, 82, 83, 84, 91, 103, 106, 108, 121, 149, 194 Eins, pantheistisches 104 Eins, theistisches 104 Einsicht 41, 125, 134, 167, 168, 169, 189, 216, 223, 238, 243, 248, 250, 260, 263, 265, 266, 290, 291, 292, 293, 294, 295, 296, 306, 313, 336, 360, 361, 366, 368, 369, 403, 440, 532, 552, 622, 631, 636 Einsichtskraft 623 Einzelnes 449, 452, 454, 663 Einzelseele 358 Einzelwesen 446, 447, 509, 510 Eklektiker 283 Eleate 47, 51, 52, 53, 56, 78, 100, 101, 125, 149, 151, 152, 153, 171, 188, 193, 236, 238, 269, 319, 322, 381, 449 eleatisch 32, 101, 102, 103, 108, 114, 115, 120, 123, 171, 192, 204, 236, 237, 282, 312, 314, 315, 324 eleatisch-sophistisch 244 Element 55, 57, 58, 60, 74, 75, 76, 79, 81, 82, 89, 94, 112, 113, 127, 128, 138, 140, 141, 142, 145, 147, 149, 157, 173, 174, 175, 176, 183, 265, 268, 270, 282, 315, 339, 341, 342, 352, 354, 399, 599, 600 Element, dunkles 113 Element, gerades 78 Element, körperliches 140, 339, 346, 348 Element, kynisches 245 Element, massiges 113 Element, ungerades 78 elementarisch 58, 59, 89, 139, 174, 276, 278, 341 Elementarisches 174 Elementarstoff 140 Elementarteilchen 145 elenktisch 278 eleusisch 36 elisch-eretrisch 236, 243 elisch-megarisch 235 Emanation 358, 549, 562, 565 Emanationslehre 564 empedokleisch 32, 138 Empfängnis Marias, unbefleckte 574 Empfindung 157, 164, 166, 257, 258, 263, 265, 288, 341, 361, 364, 660 Empfindung, sinnliche 99, 133, 165, 193, 295, 364, 523 Empfindungslosigkeit 258 Empirie 169, 171 empirisch 299, 566, 612, 627 ἕν 141, 316 ἕν ἐπὶ πολλῶν 316 687 ἕν καί πᾶν 104 ἑνάδες 316 endlich 107, 299, 533, 534, 535, 643, 646, 648, 653, 658 Endlicher 300 Endliches 130, 285, 300, 332, 345, 353, 534, 536, 561, 658 Endlichkeit 643, 645, 646 Endursache 618 ἐνέργεια 426 Engel 399, 473, 476, 513, 566, 575, 601 ens absolute indeterminatum 651 ens absolute infinitum 643, 651 Entelechie 487 ἐντερμονή 600, 603 Entgegengesetztes 415 Enthaltsamkeit 225 ἐνθουσιασμός 291 Entscheidung, wissenschaftliche 287 Entstehen 38, 42, 59, 60, 82, 94, 111, 122, 128, 137, 138, 140, 141, 151, 173, 174, 433 Entstehung 62, 89, 90, 102, 113, 138, 142, 143, 160, 183, 353, 355, 515, 554, 562 Entstehung, unendliche 90 Entwicklung 44, 45, 46, 84, 113, 176, 278, 556, 641, 642 Entwicklung Gottes 84 Entwicklung, geschichtliche 389 Entwicklung, natürliche 554 Entwicklung, organische 277 Entwicklung, philosophische 27, 278, 288 Entwicklung, wissenschaftliche 285 Enzyklopädie, theologische 490 Enzyklopädist 188 epagogisch 216 Epikureer 259, 381 epikureisch 48, 207 ἐπιθυμητικόν 360 ἐπιστήμη 95, 213, 288 Erdbildung 106 Erde 36, 37, 38, 39, 57, 59, 62, 64, 65, 87, 89, 90, 91, 92, 93, 94, 96, 105, 106, 107, 112, 113, 128, 130, 131, 134, 138, 139, 142, 143, 144, 146, 160, 161, 172, 180, 181, 183, 229, 264, 334, 354, 355, 357, 367, 502, 556, 597, 598, 600 Erdenleben 599 Erdiges 597 Erdkörper 106, 142, 160 Erdreich 599 Erdschatten 181 Erdwärme 143 eretrisch 243 erfahren 403, 440, 537 Erfahrung 38, 63, 112, 177, 188, 213, 214, 220, 283, 289, 302, 357, 361, 403, 440, 537, 539, 549, 550, 561, 623, 630, 662 Erfindung, menschliche 199 (er)forschen 26, 28, 166, 172, 201, 217, 232, 284, 305, 383, 413, 454, 486, 518, 525, 526, 596, 620, 629, 634 Erforschen 579 Erforschung 1, 27, 28, 201, 222, 378, 379, 435, 436, 525, 559, 579, 626, 640 Erforschung, wissenschaftliche 232 Erinnerung 70, 113, 308, 309 Erinnerungsvermögen 230 Eristik 187, 191, 192, 195, 239 Eristik, dialektische 187 Eristik, sophistische 196 Eristiker 191, 195, 196, 243 688 eristisch 191 Erkanntes 411, 448, 561 erkennbar 193, 194, 311, 402, 411, 507 Erkennbares 433 Erkennbarkeit 75, 328 erkennen 26, 28, 45, 51, 77, 80, 100, 112, 133, 166, 184, 194, 302, 307, 311, 312, 324, 343, 402, 403, 404, 410, 411, 412, 413, 415, 417, 423, 424, 425, 440, 441, 448, 449, 451, 454, 471, 494, 501, 519, 520, 521, 522, 523, 529, 531, 532, 533, 537, 539, 541, 548, 554, 555, 556, 560, 561, 580, 581, 584, 585, 587, 594, 621, 622, 623, 625, 626, 627, 629, 630, 633, 634, 636, 640, 641, 643, 646, 647, 648, 650, 655, 657, 659, 660, 661, 662, 663, 664 Erkennen 44, 99, 132, 133, 134, 164, 178, 257, 280, 281, 308, 309, 310, 311, 348, 350, 351, 361, 404, 412, 416, 441, 443, 444, 445, 452, 494, 497, 507, 527, 547, 548, 560, 561, 574, 575, 580, 581, 582, 583, 589, 622, 623, 624, 627, 630, 634, 640, 642, 643 Erkennen, begriffliches 216 erkennen, mathematisch 659 Erkennen, menschliches 379, 403 erkennen, mittelbar 411 Erkennen, mittelbares 540 erkennen, nicht wahrhaft 660 Erkennen, philosophisches 407 Erkennen, reines 549, 623 Erkennen, richtiges 280 Erkennen, sinnliches 361 erkennen, unmittelbar 411 Erkennen, unmittelbares 549 Erkennen, vernünftiges 134, 549 Erkennen, vorstellendes 361 Erkennen, wahres 403, 657 erkennen, wahrhaft 660 Erkennen, wirkliches 549 Erkennen, wissenschaftliches 629 Erkenntnis 44, 111, 145, 161, 166, 184, 192, 201, 213, 233, 237, 250, 257, 280, 284, 287, 290, 292, 299, 305, 311, 321, 327, 328, 334, 335, 337, 346, 351, 352, 358, 366, 378, 383, 402, 403, 407, 410, 412, 413, 418, 423, 440, 442, 443, 444, 451, 452, 471, 486, 488, 495, 501, 506, 507, 513, 521, 527, 528, 529, 530, 531, 532, 537, 539, 540, 541, 549, 550, 552, 553, 555, 560, 561, 562, 575, 576, 578, 579, 580, 581, 582, 583, 584, 585, 589, 591, 593, 594, 622, 623, 624, 625, 629, 630, 631, 633, 634, 636, 638, 639, 640, 641, 642, 647, 648, 652, 657, 660, 664 Erkenntnis, abstrakte 635 Erkenntnis, adäquate 632, 634, 659 Erkenntnis, begriffliche 44, 635 Erkenntnis, christliche 521 Erkenntnis, empirische 452 Erkenntnis, höhere 28 Erkenntnis, ideale 44, 635 Erkenntnis, intuitive 624, 630, 631, 638, 639 Erkenntnis, klare 659 Erkenntnis, konkrete 635 Erkenntnis, mathematische 357, 507 Erkenntnis, menschliche 192, 217, 486, 629 Erkenntnis, natürliche 630 Erkenntnis, philosophische 287, 288, 308, 309, 451, 627, 630 Erkenntnis, physische 507 689 Erkenntnis, richtige 292, 629 Erkenntnis, sinnliche 107, 111, 237, 242, 548, 553 Erkenntnis, skeptische 257 Erkenntnis, theologische 507 Erkenntnis, theoretische 44, 281 Erkenntnis, unmittelbare 540, 622 Erkenntnis, unsichere 634 Erkenntnis, unvollkommene 559, 561 Erkenntnis, vernünftige 107, 111, 133 Erkenntnis, verständige 548 Erkenntnis, verworrene 561, 562, 632, 659 Erkenntnis, wahre 44, 125, 166, 628, 634, 639, 657, 659 Erkenntnis, wirkliche 451 Erkenntnis, wissenschaftliche 281, 306, 335, 549 Erkenntnisakt 629 Erkenntnisfähigkeit 328 Erkenntnisgrundsatz, formaler 658 Erkenntniskraft 34, 308, 398, 629, 634 Erkenntnislehre 107, 133, 183 Erkenntnisobjekt 213, 441 Erkenntnisprinzip 37, 75, 184, 280 Erkenntnisprozess 555, 581, 582 Erkenntnisstoff 389 Erkenntnistätigkeit 27, 37, 111, 309, 310, 324, 351 erkenntnistheoretisch 28, 107, 287, 572, 621, 642 Erkenntnistheorie 28, 111, 201, 258, 282, 287, 288, 359, 361, 547, 548, 549, 574, 580, 593, 613, 624, 629, 641 Erkenntnistheorie, scholastische 308 Erkenntnistheorie, sophistische 192 Erkenntnistheorie, spinozische 642 Erkenntnisvermögen 27, 95, 534 Erkenntnisvermögen, menschliches 221, 528 Erkenntnisweise 449, 630, 634 Erleuchtung, innere 541 erlösen 473, 603 Erlöser 445, 601, 602 Erlösung 406, 473, 522, 539 Erlösung, vollkommene 367 Erlösungslehre 472, 503 Eros, philosophischer 288, 301, 306 erschaffen 638 Erscheinung 45, 51, 127, 129, 130, 137, 151, 152, 170, 213, 284, 285, 298, 308, 312, 314, 316, 319, 323, 326, 327, 338, 342, 343, 344, 346, 348, 349, 350, 352, 353, 356, 450, 451, 452, 453, 502, 510, 521, 583 Erscheinung, äussere 521 Erscheinung, flüchtige 133 Erscheinung, schöne 335 Erscheinung, sinnliche 100, 111, 307, 309, 335, 337, 339, 361, 367, 422, 424, 449, 507, 569 Erscheinung, unsichere 166 Erscheinungswelt 114, 281, 282, 307, 317, 337, 341, 345 Erstes Vaticanum 7, 8 erzeugen 126, 127, 129 Erzeugung 126, 144, 183 Erziehung 300, 306, 362, 370 esoterisch 71 esse formale 655 essentia 584, 585, 643, 651, 654 essentia aeterna 643 essentia hominis 499 essentia infinita 643 Essenz, ewige 641 690 Ethik 28, 95, 97, 107, 134, 167, 169, 221, 222, 242, 256, 283, 287, 288, 365, 382, 386, 396, 397, 521, 527, 572, 611, 613, 618, 630, 642 Ethik, kyrenaische 265 Ethik, platonische 365 Ethik, pythagoreische 97 Ethik, sokratische 280, 281 Ethik, sophistische 295, 297 Ethik, wissenschaftliche 230 ethisch 28, 40, 44, 52, 57, 73, 97, 98, 151, 167, 169, 201, 208, 212, 214, 215, 230, 242, 243, 245, 258, 315, 331, 381, 484, 502, 526, 608 Ethisches 256, 280 Eudämonismus 167, 226, 297 eudämonistisch 169, 225, 226, 235 Europa 377, 393 Evidenz 622 ewig 64, 90, 97, 99, 104, 105, 107, 121, 122, 133, 136, 139, 141, 142, 169, 180, 300, 331, 353, 356, 396, 411, 416, 417, 419, 420, 422, 423, 424, 425, 457, 458, 487, 505, 509, 510, 511, 524, 539, 547, 553, 554, 555, 556, 562, 563, 568, 638, 640, 643, 644, 645, 646, 648, 649, 650, 651, 663 ewigbewegt 95 Ewiges 28, 99, 101, 105, 136, 232, 322, 349, 352, 353, 368, 458, 469, 515, 537, 539, 556, 560, 563, 646, 657 Ewigkeit 84, 101, 102, 103, 110, 120, 319, 329, 414, 417, 424, 459, 488, 505, 547, 554, 563, 636, 638, 644, 645, 664 Exegese 385, 438 existentia 643, 651 Existenz 467, 468, 627, 643, 644, 645, 661 existere 643 existieren 629, 632 Existieren 644 Existierendes 644 Existierendes, ewig 645 Existierendes, von selbst 645 existimatio 494, 495 Exkommunikation 7, 610 exoterisch 71 experientia 623 Explikation 638, 642 extensio 651, 652, 665 extensio infinita 651 Fakultät, philosophische 8, 9, 15 Fakultät, theologische 8, 9, 15, 595 falsch 28, 114, 289, 450, 451, 452, 475, 519, 634, 659 Falsches 195, 470, 505, 622, 634 Falschheit 306 Fanatismus 659 Fatalist 617 Feingefühl, ästhetisches 35 Feinheit, attische 207 Feinstes 65 feucht 54, 63, 65, 130, 160 Feuchtes 62, 128, 130, 175, 180, 598 Feuchtigkeit 61, 63, 126, 128, 132, 597 Feuer 36, 51, 58, 59, 62, 63, 89, 90, 91, 94, 98, 112, 113, 127, 128, 130, 131, 132, 135, 136, 138, 139, 142, 143, 149, 157, 160, 162, 163, 200, 229, 252, 301, 340, 354, 359, 363, 541, 597 Feuer, ewiglebendiges 127, 133 Feuer, göttliches 132, 133 Feuer, inneres 163, 363 Feuer, schöpferisches 131 691 Feuer, sichtbares 127 Feuer, unterirdisches 144 Feueratom 164 Feuerdienst, religiöser 136 Feuerkörper 164 Feuerkreis 59 Feuerstrahl 127 Feuerteilchen 128, 162, 163 Feuriges 112 fides 493, 494, 495, 516, 529, 576, 577, 578 fides de incarnatione verbi 439 fides quaerens intellectum 430, 439, 462 fides trinitatis 439 Finsternis 79, 126, 136 Fixstern 94, 143, 181, 350 Fixsternhimmel 91, 92, 93, 94, 346, 354 Fixsternkreis 351, 354 Fixsternsphäre 90 Fleisch 483, 541, 543, 596, 597, 600, 601 Fleischgenuss 146 fleischlich 404 Fleischspeise 71 Fleischsüchtiger 597 Form 77, 81, 82, 381, 415, 429, 499, 500, 501, 507, 511, 515, 524, 548, 553, 554, 555, 562, 563, 564, 566, 567, 568, 569, 583 Form, akzidentelle 511 Form, allgemeine 569 Form, allgemeine übersinnliche 569 Form, ausgebildete 567 Form, eingeborene 507, 508, 510 Form, ewige 563 Form, gegebene 508 Form, irdische 515 Form, materielle 569 Form, niederste 568 Form, reine 515, 553 Form, sinnliche 586 Form, verborgene 567, 568 Form, von Natur gegebene 510 forma 499, 567, 569, 583 forma nativa 508 forma sensibilis 583 Formprinzip 76, 95 Forschen 134, 385, 388 Forschen, freies 385 Forschen, philosophisches 559 Forschen, wissenschaftliches 403, 630 Forschender 580 Forscher 32, 90, 340, 342, 497, 551 Forscher, christlicher 382 Forscher, wissenschaftlicher 387 Forschung 1, 27, 28, 40, 44, 195, 201, 203, 213, 217, 219, 246, 250, 278, 384, 426, 474, 518, 553, 558, 559 Forschung, empirische 230 Forschung, freie 404, 612 Forschung, menschliche 28 Forschung, naturwissenschaftliche 222 Forschung, philosophische 36, 273, 395, 398 Forschung, physikalische 257 Forschung, selbständige 404 Forschung, systematische 41 Forschung, wissenschaftliche 602 Fortpflanzung, geschlechtliche 144 Fortpflanzungstrieb, natürlicher 230 Franziskaner 573, 574 Frau 72, 198, 227, 253 frei 644, 646 Freier 198, 248, 253, 475 Freies 642 692 Freiheit 5, 35, 71, 135, 215, 253, 260, 262, 265, 274, 362, 475, 488, 518, 562, 608, 612, 631, 644, 645, 649, 652 Freiheit, göttliche 502 Freiheit, kreatürliche 478 Freiheit, menschliche 657 Freiheit, unendliche 631 φρένες 96 φρουρά 96 Freund 168, 227, 228, 293 Freundschaft 168, 227, 265 fromm 223, 232, 333, 409, 538, 550 Frommer 146 Frömmigkeit 207, 212, 232, 518 fühlen 593 Fühlen 593 Fundamentalphilosophie 169, 311, 579 Fundamentalphilosophie, cartesische 642 Furcht 261, 363, 368 Furchtlosigkeit 263 Fürst 146 Ganzes 320, 327 Ganzheit 320 Gattung 237, 302, 303, 304, 314, 316, 326, 327, 399, 424, 427, 432, 433, 448, 487, 488, 497, 498, 499, 500, 507, 508, 509, 567, 588 Gattung, menschliche 556 Gattung, unsterbliche 424 Gattungsbegriff 302, 303, 317, 326, 327, 419, 467 Gebet 231, 254, 333, 538 Gebildeter 189, 254, 378 Gebot 408, 440, 477 Gebot, sittliches 147 Gedachtes 546 Gedächtnis 398, 524, 540, 542, 548, 583, 593, 623, 631, 632 Gedankending 449 Gefangenschaft, babylonische 73 Gefühl 145, 183, 217, 218, 242, 251, 258, 259, 276, 364, 381, 502, 507, 537 Gefühl, dunkles 534 Gefühl, inneres 413 Gegenerde 90, 91, 92, 93 Geheimlehre 71 Geheimlehre, esoterische 71 Geheimweisheit, priesterliche 271 Gehirn 96, 161, 162, 184, 363, 542, 555 Gehör 144, 165, 166, 183, 363 Gehorsam 98, 228, 231, 475, 482 Geist 34, 35, 44, 55, 82, 83, 91, 96, 103, 104, 105, 108, 114, 124, 146, 148, 158, 163, 164, 168, 173, 176, 177, 178, 179, 182, 184, 201, 203, 211, 213, 234, 260, 269, 270, 274, 282, 283, 295, 306, 307, 309, 312, 324, 329, 347, 359, 363, 367, 397, 404, 406, 413, 422, 423, 424, 426, 433, 440, 441, 451, 499, 504, 513, 515, 516, 521, 530, 531, 536, 540, 541, 543, 558, 563, 568, 578, 581, 586, 588, 589, 593, 599, 600, 602, 603, 604, 618, 622, 623, 624, 626, 627, 641, 652, 653, 654, 656, 658, 664, 665 Geist Gottes 423, 487, 506 Geist, absoluter 441, 458, 459 Geist, aristotelischer 518 Geist, bildender 603 Geist, böser 421 Geist, christlicher 422 Geist, denkender 133, 319, 626 Geist, endlicher 459 Geist, erkennender 623, 650 693 Geist, ewig lebendiger 523 Geist, göttlicher 56, 562, 581 Geist, guter 421 Geist, heiliger 420, 461, 504, 513, 541, 543, 547, 608 Geist, innewohnender 177 Geist, menschlicher 104, 177, 178, 179, 347, 377, 384, 408, 432, 441, 530, 580, 592, 652, 656, 663, 664 Geist, platonischer 438 Geist, unsterblicher 523 Geist, vernünftiger 524, 525 Geist, wissenschaftlicher 535 Geistesbildung 189, 608 Geistesfreiheit 35, 261 Geistesgeschichte 1 geistesgeschichtlich 10 Geistesklarheit 35 Geisteskraft 30, 576, 580 Geistesleben 286, 537 Geistestätigkeit 145, 336, 495 Geistestätigkeit, griechische 33 Geistestätigkeit, selbständige 34 geistig 33, 42, 52, 103, 178, 182, 188, 197, 204, 205, 214, 218, 230, 237, 248, 249, 250, 259, 260, 264, 275, 278, 286, 301, 310, 313, 331, 336, 348, 367, 369, 370, 377, 383, 417, 419, 438, 487, 495, 520, 555, 568, 593, 600, 608, 609, 623, 624, 628, 650, 652, 659 Geistiges 80, 82, 86, 113, 144, 201, 259, 325, 411, 419, 422, 448, 536, 541, 625 Geistigkeit 104 Geistigkeit Gottes, unendliche 102 Geistigkeit, verkehrte 421 Geistigkeit, verwirrte 421 Gelehrsamkeit 134, 171 Gelehrsamkeit, arabische 551 Gelehrter 517, 539 Gelehrter, katholischer 3, 8 Gemeinbegriff 316 Gemeinsinn 548, 582 Gemeinwesen 135, 197, 206, 365 Gemüt 98, 135, 167, 249, 299, 468, 529 Gemüt, göttliches 134 Gemüt, menschenfreundliches 185 Gemüt, menschliches 134 Gemütsruhe 258, 261, 264, 265 Gemütsstimmung 163, 263 Gemütszustand 264 generatio aequivoca 65 Genius 209, 211 Genugtuung 474, 476, 477, 478, 479, 480, 481, 482 genus 446, 453, 515, 576 genus formarum 569 Genuss 146, 167, 171, 227, 248, 249, 251, 256, 258, 259, 260, 261, 263, 264, 265, 266, 296, 337, 368 Genuss, körperlicher 249 Genuss, sinnlicher 167, 208, 265, 360, 370 Genussempfindung 183 Genusssucht 245 Geometrie 150, 204, 221, 384, 522, 622, 624 geometrisch 81, 85, 89, 641 Gerades 78, 79, 80, 81, 82, 84, 88, 327 Geradungerades 84 gerecht 224, 295, 332, 333 Gerechter 296, 368, 369, 474, 505 Gerechtes 187, 225, 313, 332 Gerechtigkeit 86, 97, 197, 228, 249, 254, 263, 296, 317, 325, 332, 369, 475, 484, 504, 665 Gerechtigkeit, göttliche 479 694 Geschaffensein 417 Geschichte der Philosophie passim Geschichte der Religion 333 Geschichte der Völker 390 Geschichte, menschliche 660 Geschichtsbetrachtung, philosophische 30 Geschichtsphilosophie 579 geschichtsphilosophisch 396 Geschichtsschreiber, französischer 384, 388 Geschöpf 329, 417, 418, 422, 423, 425, 458, 473, 475, 504, 505, 539, 561, 562, 564, 565, 566, 567, 592 Geschöpf, erstes 112 Geschöpf, höheres 566 Geschöpf, sinnliches 411 Geschöpf, vernünftiges 423, 476, 482 Geschöpf, wissendes 556 geschöpflich 458 Geschöpfliches 400 Gesetz 34, 69, 71, 75, 77, 119, 129, 135, 140, 198, 199, 210, 215, 226, 228, 253, 259, 297, 474, 552, 553, 567 Gesetz der Natur 649 Gesetz Gottes 566 Gesetz, allgemeines 80, 641 Gesetz, allgemeingültiges 297 Gesetz, bürgerliches 259 Gesetz, ewiges 334, 636 Gesetz, gemeinsames 134 Gesetz, göttliches 129, 134, 135, 198, 403, 421, 546 Gesetz, höchstes 98 Gesetz, immanentes 95 Gesetz, innewohnendes 130 Gesetz, logisches 519 Gesetz, mathematisches 282 Gesetz, mechanisches 179 Gesetz, menschliches 135 Gesetz, natürliches 198 Gesetz, objektives 215 Gesetz, physikalisches 114 Gesetz, positives 198, 199 Gesetz, sittliches 212 Gesetzeskundiger 553 Gesetzgeber 71 Gesetzgebung 72, 300 Gesetzgebungskunst 298 Gesetzlosigkeit 98 Gestaltungskraft 660, 663 Gestaltungsnorm 660 Gestaltungstrieb 660 Gestaltungsvermögen 660 Gestirn 54, 57, 59, 60, 61, 62, 64, 92, 93, 94, 99, 106, 131, 143, 160, 161, 180, 181, 182, 229, 263, 329, 334, 347, 350, 352, 355, 356, 395, 488, 516, 548 gewiss 625, 626, 627, 644 gewiss, unmittelbar 642 Gewissen 210, 468, 659 Gewissenhaftigkeit 292 Gewisses 444, 498, 621, 625, 626, 642, 644 Gewissestes 624, 625 Gewissheit 465, 592, 625, 626, 627, 644 Gewissheit Gottes 626 Gewissheit, absolute 445 Gewissheit, subjektive 445 Gewissheit, unmittelbare 625 Gewissheit, wissenschaftliche 281 Gewordenes 61, 101, 321, 331, 349, 351, 353 Glaube 7, 31, 34, 83, 96, 189, 199, 209, 211, 230, 254, 359, 381, 382, 383, 385, 386, 395, 401, 403, 404, 695 407, 436, 439, 440, 441, 442, 443, 444, 445, 462, 468, 469, 472, 473, 493, 494, 506, 513, 514, 516, 517, 518, 528, 529, 530, 533, 534, 535, 536, 539, 542, 546, 547, 553, 559, 560, 575, 576, 577, 578, 579, 580, 592 Glaube, christlicher 7, 409, 473, 559 Glaube, falscher 494 Glaube, katholischer 7, 506, 514 Glaube, mystischer 495 Glaube, orthodoxer 394 Glaube, praktischer 403, 441 Glaube, pythagoreischer 83 Glaube, religiöser 27, 28, 84, 97, 189, 199, 402, 407 Glaube, theologischer 506 Glaube, theoretischer 441 Glaube, toter 441 Glaube, unmittelbarer 189 Glaube, vaterländischer 35 Glaube, volkstümlicher 334 Glaube, wahrer 441 glauben 7, 254, 334, 402, 403, 404, 440, 443, 494, 529, 533, 536, 542, 552, 559, 580 Glauben 7, 386, 388, 389, 390, 401, 402, 403, 404, 405, 407, 430, 439, 443, 444, 492, 493, 494, 495, 527, 546, 552, 559, 560, 575, 576, 580, 637 Glaubensautorität 494 Glaubensbewusstsein, kirchliches 494 Glaubenserkennen 444 Glaubenserkenntnis 495 Glaubensinhalt 386, 387, 430, 439, 493, 494, 535, 559, 560 Glaubensinhalt, christlicher 14, 384, 389, 391, 514 Glaubenslehre 379, 385, 401, 439, 485, 519 Glaubenslehre, ägyptische 32 Glaubensobjekt 83 Glaubenssache 232, 608 Glaubenssatz 385, 430, 444, 560 Glaubenssystem 35 Glaubenstheorie 617 Glaubensüberlieferung 97 Glaubensüberzeugung 290 Glaubensverkündigung 391 Glaubenswahrheit 440 Glaubenswissenschaft 578 Gläubiger 442, 443 Glaubliches 402 Gleichartiges 159, 165, 181, 183, 184 Gleichartigkeit 154 Gleichberechtigung 228 Gleiches 86 Gleichheit 129, 419, 561 Glück 40, 41, 163, 198, 228, 250, 260, 295 Glück, höchstes 295 Glück, wahres 167 glücklich 41, 167, 248, 362, 368 glückselig 249 Glückseligkeit 167, 168, 242, 247, 249, 256, 258, 259, 263, 264, 265, 300, 365, 368, 552 Glückseligkeit, höchste 652 Glückseligkeit, höhere 552 Glückseligkeit, vollendete 295 Glückseligkeit, wahre 296 Glückseligkeitstrieb 300 Gnade 97, 440, 479, 480, 494, 521, 527, 528, 530, 538, 561, 562, 603 Gnade, göttliche 402, 408, 528, 561 Gnade, mittelbare 528 696 Gnade, unterstützende 528 Gnadengabe 420, 442, 443, 513 Gnadengeschenk, göttliches 480 Gnomiker 40 γνῶσις 407 Gnostiker 420, 421, 422 gnostisch 407, 421, 422, 564 Gnostizismus 308, 420 Goldenes Zeitalter 147 Gote 394 Gott 5, 36, 38, 39, 55, 56, 61, 75, 81, 83, 84, 87, 97, 98, 99, 102, 103, 104, 105, 106, 113, 123, 127, 130, 133, 146, 147, 148, 158, 168, 169, 170, 171, 172, 189, 190, 197, 199, 200, 205, 207, 210, 220, 221, 223, 226, 230, 231, 232, 244, 250, 254, 261, 263, 290, 301, 310, 317, 318, 319, 325, 329, 330, 331, 332, 333, 334, 335, 346, 347, 353, 357, 379, 393, 396, 397, 399, 400, 401, 402, 403, 404, 406, 409, 411, 412, 413, 414, 415, 416, 417, 418, 419, 420, 421, 422, 423, 424, 425, 432, 433, 436, 440, 441, 442, 444, 445, 450, 453, 454, 457, 458, 459, 461, 462, 463, 464, 465, 466, 467, 468, 470, 472, 473, 474, 475, 476, 477, 478, 479, 480, 481, 482, 483, 484, 487, 488, 490, 493, 498, 499, 501, 502, 503, 504, 505, 507, 508, 509, 511, 513, 516, 518, 519, 520, 521, 522, 524, 527, 528, 529, 530, 531, 532, 533, 534, 535, 537, 538, 539, 540, 541, 543, 546, 547, 548, 553, 555, 560, 561, 562, 563, 564, 565, 566, 568, 569, 579, 580, 592, 593, 596, 598, 599, 603, 613, 616, 620, 624, 626, 627, 629, 637, 640, 641, 643, 644, 645, 646, 647, 648, 649, 650, 651, 652, 653, 654, 655, 657, 658, 661, 662, 664, 665 Gott, absoluter 329 Gott, allmächtiger 518 Gott, allvollkommener 103 Gott, denkender 103 Gott, erstgeborener 39 Gott, ewiger 329, 332, 334 Gott, geschaffener 357 Gott, gewordener 62, 147, 329, 334, 355 Gott, griechischer 334 Gott, gütiger 518 Gott, himmlischer 60 Gott, höchster 231 Gott, liebenswürdiger 518 Gott, menschgewordener 481 Gott, naturalistisch gedachter 104 Gott, seliger 148 Gott, sichtbarer 334 Gott, sterblicher 133 Gott, unbestimmter 662 Gott, unsichtbarer 332, 334, 530 Gott, unsterblicher 136 Gott, verborgener 529 Gott, verehrungswürdiger 518 Gott, vollkommener 103 Gott, weiser 518 Gott, wirkender 521 Gottähnlichkeit 310 Gottebenbildlichkeit 441, 603 Götterbildung 37 Göttererscheinung, mythische 332 Göttergeschlecht 38 Götterglaube 169, 199, 230 Götterglaube, polytheistischer 56 Götterkampf 39 Göttermutter 91 Götterverehrung 199, 334 Götterwesen 355 697 Götterzeugung 39 Gottesbewusstsein 84, 441, 465, 466 Gottesbewusstsein, unmittelbares 519 Gottesbild 531 Gottesbild, immanentes 530 Gottesdienst 69, 73, 225 gottesdienstlich 254 Gotteserkenntnis 148, 393, 441, 501, 528, 531, 537, 538, 579 Gottesgedanke 459 Gottesglaube 84 Gottesidee 83, 84, 97, 148, 232, 444, 451, 501, 530, 538, 627, 628, 629, 638 Gottesidee, immanente 412, 413, 537 Gottesidee, unmittelbare 519 Gotteslehre 83, 84, 97, 333, 454 Gotteslehre, christliche 454 Gottesleugner 469 Gottesleugnung 334 Gottesliebe 229 Gottesprozess 641 Gottesverehrung 83, 231, 254, 333, 335 Gottheit 27, 36, 38, 40, 55, 56, 61, 80, 81, 82, 83, 84, 85, 96, 97, 101, 103, 105, 107, 110, 129, 130, 134, 141, 147, 148, 164, 178, 205, 209, 211, 229, 231, 238, 250, 254, 310, 325, 326, 328, 330, 331, 332, 333, 334, 345, 346, 366, 368, 370, 400, 404, 411, 425,480, 488, 503, 520, 537, 542, 617 Gottheit, denkende 319 Gottheit, höchste 329 Gottheit, oberste 81 Gottheit, persönliche 332 Gottheit, platonische 331 Gottheit, weltregierende 113 Gottheitslehre, pythagoreische 84 Göttin 112 göttlich 59, 87, 96, 102, 130, 133, 147, 163, 167, 170, 171, 210, 211, 230, 299, 318, 329, 355, 412, 417, 436, 449, 457, 458, 459, 502, 503, 522, 525, 532, 536, 579, 602, 627 Göttliches 28, 105, 130, 133, 147, 164, 169, 221, 230, 232, 300, 404, 412, 501, 519, 520, 535, 537, 565, 576, 641, 661 Göttlichkeit 92, 310, 334 gottlos 221 Gottloses 207 Gottlosigkeit 107, 368 Gottmensch 445, 472, 473, 480, 481, 482, 483, 484 gottverwandt 95 Grammatik 151, 384, 393, 434, 438, 522, 527 Grammatiker 276 grammatisch 394, 399 Grieche 26, 29, 30, 31, 32, 37, 78, 186, 188, 197, 199, 208, 268, 361, 370, 504 griechisch 30, 33, 35, 71, 73, 197, 208, 252, 370, 405, 545 großgriechisch 72 Grund, ewiger 57 Grund, immanenter 76 Grund, übersinnlicher 569 Grund, unendlicher 57 Grundstoff 53, 54, 60, 106, 113, 127, 138, 139, 141, 142, 147 Grundstoff, materieller 53 Grundstoff, unveränderlicher 173 gut 224, 225, 229, 238, 246, 256, 258, 259, 263, 292, 295, 332, 335, 698 353, 450, 455 Gut 136, 197, 198, 247, 248, 249, 254, 265, 266, 455, 456 Gut, geringeres 471 Gut, größtes 483 Gut, höchstes 40, 98, 163, 242, 243, 263, 295, 331, 365, 366, 367, 455, 523 Gut, höheres 471 Gut, sittliches 252, 365 Gutdünken, absolutes 652 Güte 295, 331, 332, 333, 353, 423, 424, 475, 503, 504, 532, 665 Güte Gottes 530, 533, 565 Güte, ewige 417 Güte, persönliche 331 Gutes 79, 81, 100, 129, 168, 187, 207, 223, 224, 225, 228, 229, 232, 235, 238, 246, 249, 250, 258, 259, 260, 263, 264, 265, 272, 282, 291, 292, 293, 295, 296, 300, 306, 310, 315, 324, 325, 326, 328, 329, 330, 331, 332, 333, 335, 336, 345, 360, 362, 365, 367, 369, 421, 422, 502, 513, 552, 561, 562, 641 Gutes, absolut 295 Gutes, natürliches 528 Gutes, unbedingt 256 Gütiger 475 Gymnasium 206 Gymnastik 72, 73, 187, 204, 306 Habsucht 248 Hades 70, 133, 146, 185 Handeln 280, 291, 295, 298 Handeln, menschliches 518 Handeln, rechtschaffenes 280 Handeln, richtiges 223, 281 Handeln, sittliches 297 Handeln, verständiges 297 Handeln, zweckmäßiges 297 Häresie 382 Häresie, gnostische 48 Häretiker 415, 597 Harmonie 70, 75, 79, 80, 84, 85, 88, 93, 94, 95, 96, 98, 100, 129, 131, 135, 136, 140, 274, 309, 336, 349, 350, 366, 388, 406, 407, 415, 430, 475, 593 Harmonie, absolute 221 Harmonie, himmlische 93 Harmonie, innere 368 Harmonie, körperliche 96 Harmonie, musikalische 349 Harmonie, prästabilisierte 618 Harmonie, sinnliche 93 harmonisch 88, 89, 300, 306, 309, 346, 349, 350, 354, 366, 660 Harmonisches 368 Hass 52, 134, 140, 141, 142, 150, 233, 333, 381 Hebräer 270 hebräisch 609, 613 Hedonismus 262 Hedonismus, kyrenaischer 295 Heide 501 Heidentum 382 heidnisch 34 Heil 479, 521 Heilige Schrift 382, 383, 392, 397, 398, 400, 407, 408, 409, 444, 445, 490, 596, 598 heiligen 603 Heiligstes 475 Heilkunde 72, 527 Hellene 31, 174, 334 Heptachord, himmlischer 94 Herakliteer 268 heraklitisch 32, 136, 192, 204, 282, 294, 312, 314, 315 Heroe 97, 133, 544 699 Herrschaft, göttliche 476 Herrschbegierde 360 herrschen 220 Herrschen 220, 296 Herrscher 220, 228 Herrscherkunst 228 Herrschermacht, unbeschränkte 199 Heterodoxie 382 Himmel 36, 38, 39, 54, 94, 99, 106, 142, 146, 160, 488, 516, 555, 563, 564, 565 Himmel, irdischer 476 Himmelreich 476, 479 Himmelserscheinung 106, 221 Himmelsgewölbe 61, 143 Himmelskörper 77, 78, 90, 91, 93, 94, 348, 349, 354 Himmelskugel 94, 142 himmlisch 87, 263, 309 Himmlisches 515 Himmlisches, vollkommenes 99 historisch-kritisch 47 Hitze 230 Höchstes 455, 462, 463, 468, 469, 470, 471, 475, 483 Hoffnung 440, 443, 543 Hohes, absolut 455 Hölle 421, 543 homerisch 40 homo 439, 448, 467, 499, 579, 580 Homöomerie 173, 174 honestas 455 ὕγρον 62 humanistisch 574 humanitas 449, 499 Humanität 207 ὕλη 339 Ich 626, 644, 645 Ich, denkendes 626 Ich, selbstgewisses 645 Ichts 152 ἰδέα 316, 317, 508 idea 415, 423, 508, 591, 623, 627, 635, 639, 652, 653, 654, 664 idea adventitia 623, 626 idea clara et distincta 639 idea corporis 656, 664, 665 idea dei 655 idea ficta 623, 626, 632 idea ideae corporis 656, 665 idea innata 623, 626 idea mentis 656, 664 ideal 299, 419, 423, 452 Ideal 243, 273, 285, 317, 514, 591 Ideal, klassisches 208 Ideal, politisches 273 Ideal, sophistisches 199 Idealerkenntnis 591 Ideales 308, 420, 451, 641 idealisch 269 Idealismus 281, 402 Idealismus, subjektiver 342, 590 Idealist 114 idealistisch 381, 410, 567, 653, 655 Idealität 171, 278, 413 Idealwelt 420, 447, 450, 459 Idealwelt, göttliche 420 Idealzahl 323 Idee 45, 77, 212, 219, 220, 235, 279, 281, 282, 284, 285, 298, 299, 300, 301, 303, 306, 307, 308, 309, 311, 312, 314, 315, 316, 317, 318, 319, 322, 323, 324, 325, 326, 327, 328, 329, 330, 331, 332, 335, 336, 337, 338, 339, 341, 342, 343, 344, 345, 346, 348, 349, 350, 352, 353, 356, 358, 361, 365, 366, 367, 368, 413, 415, 416, 418, 419, 420, 424, 450, 451, 452, 453, 457, 487, 501, 507, 508, 510, 511, 515, 582, 589, 700 591, 608, 623, 624, 626, 627, 629, 632, 633, 634, 635, 636, 637, 640, 641, 653, 654, 655, 656, 658 Idee Gottes 502, 508, 533, 645, 655 Idee Platons, reingeistige 586 Idee, adäquate 653 Idee, allgemeine 635 Idee, allgemeinste 284 Idee, angeborene 623, 624 Idee, angeeignete 623 Idee, angemessene 631 Idee, apriorische 299 Idee, belebende 598 Idee, besondere 358 Idee, einheitliche 348 Idee, falsche 631, 632, 636 Idee, formgebende 598 Idee, gegebene 640 Idee, gemachte 623, 631, 632 Idee, göttliche 453, 458, 502, 515 Idee, höchste 284, 319, 326, 328, 331, 332, 358 Idee, immanente 299, 308, 591 Idee, platonische 47, 75, 76, 77, 82, 318, 323, 450 Idee, politische 271 Idee, reale 658 Idee, richtige 647 Idee, substantielle 319 Idee, transzendentale 635 Idee, unangemessene 631 Idee, ungewisse 632 Idee, unmittelbar gegebene 624 Idee, untergeordnete 319 Idee, verstümmelte 631 Idee, wahre 631, 635, 636, 653 Idee, zweifelhafte 636 Ideenlehre 201, 281, 282, 287, 311, 312, 314, 315, 317, 318, 322, 332, 335, 344, 386, 497 Ideenlehre, platonische 68, 100, 313 Ideenwelt 327, 343, 420 Identität 348 Idol 170 Ikosaeder 89, 354 illuminatio 519 imaginatio 448, 524, 584, 587, 588 Imagination 582, 631, 634, 639, 641, 646, 659, 660, 661, 663 imaginieren 632 imago 632 imago sensibilis 593 immanent 663, 665 Immanenz 460 Immaterielles 347 Immerdauerndes 300 impotentia 484 Inder 31, 69, 270 Index 619, 620 Indexkongregation 6, 8 indisch 32 Individualität 211, 658 Individualität, geistige 183 Individuation 500, 569 Individuelles 247, 450, 499, 584 individuum 448, 496, 499 Individuum 38, 60, 178, 448, 487, 488, 496, 497, 498, 499, 500, 508, 509, 510, 553, 620, 633, 653, 654 Individuum, menschliches 556 Induktion 219, 303, 622, 623 Induktion, sokratische 302 induktiv 216 Induzieren 622 ingenium 579 ingenium humanum 493 Inkarnation 4, 385, 534 Inneres 451, 452 innerlich 42 Innerliches 598 701 Inquisition 573, 574, 608 Inspiration 538 Inspirationstheorie 398, 399 Instinkt 100, 291, 360 Instinkt, blinder 525 Instrumentalphilosophie 381 intellectus 446, 462, 465, 466, 467, 468, 469, 471, 498, 507, 549, 569, 574, 575, 577, 578, 581, 582, 583, 584, 585, 586, 587, 588, 589, 590, 591, 594, 623, 629, 630, 651, 659 intellectus absolute infinitus 652 intellectus adeptus 549 intellectus agens 308, 549, 562, 585, 586, 587, 588, 589, 591, 593 intellectus dei infinitus 640 intellectus dispositus 549 intellectus divinus 581 intellectus humanus 581 intellectus in actu 549, 589, 590 intellectus infusus 549 intellectus possibilis 549, 585, 586, 587, 588, 589, 593, 594 Intellektualerkenntnis 591 intellektuell 102, 575 intelligentia 398, 404, 426, 461, 524, 526, 584, 585 Intelligenz 404, 523, 524, 525, 538, 540, 541, 562, 564, 566 Intelligenz, ewige 563 Intelligenz, göttliche 566 intelligere 426, 436, 442, 446, 448, 462, 464, 465, 470, 471, 493, 495, 496, 577, 581, 582, 583, 585, 586, 590, 625, 643, 653 intelligibilis 507 Intelligibles 422, 433, 555 Intuition 622, 623, 624, 627, 629, 630, 631, 634, 636, 637, 659 Intuition, analoge 624 Intuition, evidente 625 Intuition, klare 624, 625 Intuition, unmittelbarste 623, 624 intuitiv 640 Intuitiv-Erkanntes 622 Intuitives 638, 639 irdisch 87, 310, 366, 457, 553 Irdisches 42, 412, 560, 575 Irdisches, unvollkommenes 99 Ironie 217 Ironie, sokratische 209, 218 irren 622, 634 irrig 421 Irrlehre 492 Irrtum 421, 440, 445, 522, 546, 580, 620, 623, 624, 629, 631, 632, 633, 659, 660 italisch 71, 73 jenseitig 145 Jenseits 366, 599 Jesuit 574, 619 Jonier 52, 53, 54, 66, 107, 148, 171, 181, 381 jonisch 62, 70, 102 Jude 69, 608, 609 Jude, alexandrinischer 31 Judentum 36, 382 jüdisch 31, 32, 270, 608, 610, 611 Jungfräulichkeit 596 Kabbala 609 kalt 139, 157, 183 Kälte 61, 156, 180, 183, 230, 359 Kaltes 59, 112, 113, 175, 180 Kapetinger 432 Kapuziner 255 Kardinaltugend 369 Kategorie 414, 501, 505, 507, 520, 544 Kategorie, aristotelische 412, 501 Kategorie, logische 81 702 Kategorienlehre, aristotelische 327 katholisch 407 Kausalität 45, 592, 638, 649, 654, 663, 664 Kausalität, immanente 655 Kausalität, unendliche 662, 663 Kausalitätsgesetz 464, 626 Kausalitätskette 650 Kausalitätsreihe 654, 656 Kausalverhältnis 650 Kausalzusammenhang 639, 650, 651, 652 Keim 598, 599 Keim, bildender 603 Kenntnis 308 Kenntnis, anatomische 66 Kenntnis, empirische 65 Kenntnis, naturwissenschaftliche 66 Ketzer 4, 397, 552 Ketzer, pantheistischer 562 Ketzerei 405, 513, 518, 519, 545 Ketzerei, philosophische 552 ketzerisch 546 Kirche 4, 5, 396, 432, 442, 472, 480, 537, 575, 611, 619 Kirche, allgemeine 439 Kirche, griechische 595 Kirche, katholische 6 Kirche, lutherische 615 Kirchendogma, positives 535 Kirchengeschichte 395, 434 Kirchenlehre 382, 425, 528, 534, 539 Kirchenlehrer 4, 512, 519, 575 Kirchenspaltung 380 Kirchentradition 534 Kirchenvater 4, 31, 49, 381, 382, 407, 409, 434, 442, 447, 454, 492, 512, 513, 517, 601 Kirchenvater, griechischer 392, 405 Kirchenvater, lateinischer 392 kirchlich 387, 394, 406, 417, 425, 488, 514, 602, 613 Klarheit 622, 627, 644, 659 Klerus 378 Kloster, irisches 393 Kloster, schottisches 393 Knabenliebe 208, 227 Komet 170, 182 Komiker 99, 273, 337 Konsekration 434, 435 Konstruktion a priori 45 Konstruktion, dialektische 327 Konstruktion, positivwissenschaftliche 383 Kontemplation 520 Konzeptualismus 449, 497 Konzeptualist 496 Konzil 387 Konzil von Lyon 571 Konzil von Soissons 447 Konzil von Trient 574 Korinther 244, 245 Körper 58, 63, 65, 81, 85, 89, 92, 93, 96, 113, 117, 119, 130, 132, 133, 139, 144, 145, 149, 152, 153, 154, 155, 156, 157, 158, 160, 162, 163, 164, 165, 174, 175, 176, 184, 231, 240, 264, 309, 310, 346, 347, 348, 350, 353, 354, 355, 356, 359, 360, 363, 365, 366, 367, 411, 421, 422, 423, 424, 433, 486, 487, 488, 499, 540, 541, 543, 547, 554, 555, 596, 597, 598, 600, 602, 603, 604, 632, 633, 635, 643, 653, 654, 656, 658, 663, 664 Körper Christi 543 Körper, ätherischer 601 Körper, auferstandener 601, 602 Körper, bewegter 117, 240 703 Körper, einfacher 62, 174 Körper, elementarischer 65 Körper, ewiger 64 Körper, fester 130 Körper, feuriger 143 Körper, fremder 632 Körper, gebrechlicher 600 Körper, geistiger 600, 601 Körper, glasartiger 143 Körper, herrlicher 600 Körper, himmlischer 91, 92 Körper, leuchtender 363 Körper, menschlicher 424, 488, 510, 597, 598, 632 Körper, tierischer 600 Körper, unansehnlicher 600 Körper, unsichtbarer 181 Körper, unvergänglicher 64 Körper, zusammengesetzter 62, 159 Körperatom 162 Körperbildung, neue 603 körperlich 85, 132, 144, 149, 162, 163, 164, 197, 227, 237, 239, 260, 314, 346, 347, 354, 359, 363, 425, 487, 541, 542, 603, 623, 624, 633, 634, 650 Körperliches 80, 82, 85, 89, 110, 111, 113, 144, 153, 169, 182, 184, 239, 259, 307, 312, 323, 341, 346, 347, 348, 350, 353, 354, 356, 358, 399, 419, 423, 433, 541, 543, 546, 631, 656 Körperlichkeit 121 körperlos 96, 367, 507 Körperstoff 598 Körperwelt 507 Kosmogonie 37, 38, 40, 89, 90 Kosmogonie, hesiodsche 39 Kosmogonie, mythische 53 Kosmogonie, orphische 39 Kosmologie 38, 89, 90, 94, 130, 141, 157, 179, 352 Kosmologie, mythische 37 kosmologisch 39, 113, 282 Kosmopolitismus 215 Kosmos 94, 381 Kreation 385 Kreationstheorie 549 Kreatur 409, 457, 458, 478, 482 Kreatur, geistige 526 Kreatur, vernünftige 532 Kreislauf, ewiger 127 Kreislauf, unendlicher 59 Krieger 205 Kriegswissenschaft 151 Kult 35, 71 Kulthandlung 35 Kulturgeschichte 378 kulturgeschichtlich 522 Kulturkampf 8 Kunst 100, 187, 188, 195, 200, 201, 202, 204, 246, 258, 261, 297, 298, 302, 310, 335, 336, 337, 347, 367, 368, 514, 521, 526, 562, 642, 660 Kunst, dialektische 539 Kunst, elenktische 187 Kunst, geheime 558 Kunst, königliche 310 Kunst, philosophische 539 Kunst, politische 186 Kunst, sophistische 197 Kunst, vollendete 337 Künste, freie 438 Künstler 100, 306, 336, 337, 340, 458, 466, 525 Künstler, wahrer dialektischer 302 künstlerisch 285, 286, 335, 336 Kunstwerk 221, 458, 660 Kyniker 235, 236, 243, 244, 246, 247, 248, 249, 250, 251, 252, 253, 704 254, 255, 263, 265, 282, 381 kynisch 235, 236, 242, 243, 244, 245, 248, 253, 254, 265 Kynismus 243, 244, 245, 251, 253 Kyrenäer 271 Kyrenaiker 235, 255, 257, 258, 259, 260, 262, 265 kyrenaisch 235, 256, 262, 265 Landwirtschaft, philosophische 525 Landwirtschaft, rationelle 525 Leben, beschauliches 520 Leben, christliches 517 Leben, ewiges 424 Leben, irdisches 525 Leben, praktisches 518, 520, 553 Leben, sittliches 525, 537 Leben, spekulatives 553 Lebender 133, 198 Lebendiges 126, 127, 134, 182, 325, 444 Lebendigkeit 64, 127, 147 Lebensgefühl 126 Lebensglück 169 Lebenskraft 91 Lebensluft 65 Lebensordnung 71 Lebensphilosophie, sophistische 188 Lebensprinzip 665 Lebenswärme 164 Lebensweisheit 212, 258 Lebensziel 134 Lebloses 132, 350 Leeres 85, 94, 121, 122, 138, 139, 151, 152, 153, 155, 156, 157, 166 Leeres, unendliches 161 Lehramt, kirchliches 5, 6 Lehrdichtung, moralische 37 Lehre, christliche 562, 595 Lehre, katholische 559 Lehre, kirchliche 575 Lehrinhalt, christlicher 382, 389, 500, 544 Leib 75, 95, 96, 105, 132, 146, 161, 162, 163, 167, 178, 183, 231, 232, 333, 346, 347, 348, 355, 357, 363, 364, 366, 367, 424, 434, 435, 481, 515, 519, 541, 593, 596, 597, 598, 599, 600, 601, 602, 603, 656 Leib, ätherischer 600 Leib, auferstandener 597, 601 Leib, gedachter 656 Leib, geistiger 600 Leib, hinfälliger 597, 600 Leib, männlicher 357 Leib, materieller 486, 510 Leib, menschlicher 161, 230, 355, 357, 365, 424, 595 Leib, neuer 599, 603 Leib, tierischer 365 Leib, verklärter 599, 600, 603 leiblich 336, 355, 602 Leibliches 423 Leiblichkeit 345, 596, 597 Leichtes 64, 180, 181 Leichtgläubigkeit 493 Leichtigkeit 64 Leidenschaft 40, 98, 198, 360, 363, 367, 368, 560, 631 Leidenschaft, menschliche 657 Leidenschaft, unerlaubte 168 liberal catholicism 6 Licht 57, 79, 92, 94, 112, 132, 136, 143, 149, 181, 229, 328, 363, 399 Licht, geistiges 307 Licht, göttliches 503 Liebe 31, 52, 98, 140, 141, 142, 143, 150, 168, 173, 230, 245, 260, 265, 299, 300, 306, 308, 381, 414, 439, 440, 442, 473, 491, 504, 513, 705 532, 543, 651, 654 Liebe Gottes 504, 513, 541, 593 Liebe, geistige 218 Liebe, philosophische 308 Liebe, sinnliche 248 Liebe, wahre 227 Logik 9, 12, 28, 125, 201, 241, 287, 382, 384, 385, 386, 388, 389, 391, 392, 393, 396, 397, 406, 427, 453, 517, 519, 521, 526, 527, 551, 657, 664 Logik, formale 302, 432, 519 Logik, heidnische 382 logisch 45, 120, 246, 256, 284, 288, 304, 387, 392, 410, 411, 412, 429, 452, 499 Logisches 46, 286, 382 λόγος 111, 290, 306, 416, 420, 521 λόγος σπερματικός 598, 599 λόγος, emanenter 416 λόγος, immanenter 416 Luft 36, 58, 59, 60, 61, 62, 63, 64, 65, 89, 94, 96, 105, 130, 132, 138, 139, 142, 143, 144, 160, 161, 162, 163, 164, 165, 169, 170, 180, 181, 183, 229, 264, 354, 363, 597, 598, 600 luftartig 59, 64, 182 Lüge 220, 292, 332, 334, 369, 400 lügen 475 Lust 65, 98, 167, 168, 197, 248, 249, 256, 258, 259, 260, 263, 264, 265, 266, 293, 295, 296, 333, 361, 364, 367, 369, 482 Lust, schlechte 296 Lust, sinnliche 360, 368 Lust, wahre 368 Lustempfindung 258, 259, 296, 367 Lustlehre 262, 265, 266, 296, 297 Lustlehre, kyrenäische 226 Lyder 54 Macht Gottes 649, 652, 654 Macht, göttliche 332, 400, 503, 530, 565 Macht, kirchliche 426 Machtloses 664 Magie, persische 270 Magier 31, 190, 270 Magier, persischer 69 Makrokosmos 346 μανία 291, 298, 308 Mann 36, 144, 198, 207, 227, 250, 268, 370 Mann, göttlicher 136 Mann, tugendhafter 228 Männerliebe 227 Mannigfaltiges 79 Mannigfaltigkeit 315 männlich 144 Männliches 79, 81, 112 Mantik 72, 210 Maß 45, 77, 168, 336, 349, 367 Mäßigkeit 71, 98, 207, 208 Mäßigung 168 materia 457, 499, 567, 569, 583, 584 Material 499, 661 Materialismus 151, 163, 331, 564, 602, 656 Materialist 114, 164, 313, 608 materialistisch 169, 541, 608 Materialität 342 Materie 57, 80, 81, 82, 83, 114, 121, 169, 174, 182, 282, 315, 327, 332, 337, 339, 340, 341, 342, 343, 344, 345, 346, 352, 353, 365, 395, 403, 411, 417, 419, 420, 434, 486, 487, 499, 500, 507, 511, 515, 526, 547, 548, 553, 554, 555, 556, 562, 563, 564, 566, 567,568, 569, 583, 706 599, 602, 607, 608 Materie, bewegte 342 Materie, chaotische 352 Materie, erste 543, 546, 553, 563, 564, 568 Materie, ewige 340, 342, 353, 563 Materie, geschaffene 396 Materie, körperliche 340 Materie, platonische 176, 340 Materie, reine 567, 568 Materie, tote 555 Materie, unbeseelte 341 Materie, unendliche 58 Materie, ungeformte 569 materiell 103, 112, 121, 165, 166, 338, 340, 342, 370, 403, 422, 499, 500, 507, 510, 515, 548, 563, 569, 593, 594, 665 Materielles 281, 300, 343, 370, 419, 511, 548, 597, 625 Mathematik 72, 89, 98, 151, 271, 310, 322, 431, 521, 526, 527, 551, 559, 620, 621, 631, 637, 664 Mathematiker 624 mathematisch 57, 78, 81, 100, 107, 155, 323, 342, 349, 350, 392, 624, 641, 642, 659, 663, 664 Mathematisches 349 Mechanik 307, 526, 527 Mechanik, formale 657 mechanisch 58, 128, 139, 156, 166, 173, 179, 182, 195, 322, 385, 407, 663 Mechanist 607 Meder 54 Medizin 552 medizinisch 547 Meer 38, 39, 130, 598, 599 Megariker 235, 236, 237, 238, 241, 242, 282 megarisch 236, 238, 242, 243, 244, 270, 277, 278, 282 Meinen 193, 247, 282 Meinung 27, 31, 76, 77, 86, 87, 106, 113, 124, 125, 133, 144, 168, 169, 176, 232, 259, 275, 288, 292, 297, 313, 332, 333, 351, 353, 362, 370, 398, 406, 421, 434, 479, 486, 493, 494, 496, 497, 513, 517, 527, 550, 552, 574, 620 Meinung, abweichende 114 Meinung, allgemeine 295 Meinung, geltende 239 Meinung, gemeine 112, 214 Meinung, gewöhnliche 114, 125, 220, 224 Meinung, häretische 542 Meinung, herkömmliche 188 Meinung, herrschende 112, 198 Meinung, menschliche 620 Meinung, öffentliche 259 Meinung, subjektive 188, 293 Meinung, täuschende 247 Meinung, verbreitete 78 Meinung, willkürliche 134 memoria 398, 461 mens 55, 508, 572, 585, 632, 639, 653 mens dei 508 mens hominis 528 mens humana 640 Mensch 27, 28, 40, 41, 44, 59, 64, 65, 75, 96, 97, 98, 99, 100, 103, 105, 113, 125, 126, 127, 129, 132, 133, 134, 135, 143, 144, 146, 147, 150, 158, 161, 163, 167, 169, 170, 182, 184, 187, 193, 197, 198, 199, 201, 210, 214, 215, 216, 220, 221, 222, 223, 226, 227, 228, 229, 230, 231, 232, 233, 235, 246, 247, 248, 707 249, 250, 251, 252, 253, 254, 255, 256, 260, 261, 263, 264, 265, 266, 268, 294, 299, 308, 310, 325, 329, 332, 333, 334, 337, 346, 348, 355, 357, 360, 361, 362, 364, 365, 369, 370, 396, 398, 409, 422, 424, 428, 435, 440, 441, 448, 449, 467, 468, 472, 473, 474, 475, 476, 477, 478, 479, 480, 481, 482, 483, 484, 488, 498, 502, 503, 506, 508, 513, 515, 519, 521, 523, 524, 525, 527, 528, 529, 530, 531, 536, 540, 543, 548, 550, 556, 562, 576, 580, 596, 597, 599, 600, 603, 635, 650, 652, 653, 654, 655, 656, 660 Mensch, erster 422, 537 Mensch, fleischlicher 440 Mensch, individueller 448 Mensch, innerer 309 Mensch, rechtschaffener 168 Mensch, unsterblicher 133 Mensch, unwissender 307 Mensch, vortrefflicher 212 Menschenähnlichkeit 102 Menschenbewusstsein, allgemeines 169 Menschenbildung 37 Menschendasein 472 Menschenfreundlichkeit 207 Menschengeist 30, 418, 441, 581, 603, 634 Menschengeist, erkennender 581 Menschengeist, natürlicher 32 Menschengeschlecht 98, 106, 334, 556 Menschenkenntnis, wissenschaftliche 337 Menschenkörper 597, 598 Menschenleib 597, 602, 604 Menschenseele 96, 146, 364, 365, 450 Menschenverstand 246 Menschheit 27, 35, 214, 247, 255, 263, 396, 473, 479, 480, 481, 483, 521, 529, 580 Menschheit Christi 522 Menschheit des Erlösers 521 Menschheit, adamitische 481 Menschheit, eingeborene 508 menschlich 30, 40, 41, 59, 103, 132, 146, 148, 163, 167, 214, 232, 247, 252, 260, 290, 337, 355, 366, 525, 575, 620, 641 Menschliches 221, 553 Menschwerdung 473, 480, 503, 518 metaphysica 577, 579 Metaphysik 5, 9, 12, 28, 47, 111, 125, 201, 239, 382, 384, 385, 386, 393, 403, 429, 442, 453, 521, 522, 526, 543, 559, 560, 572, 575, 576, 577, 578, 579, 618, 646 Metaphysik, aristotelische 386, 558, 560 Metaphysik, eleatische 322 Metaphysik, platonische 322 Metaphysik, psychologische 432 Metaphysik, ungeschichtliche 454 metaphysisch 40, 101, 102, 115, 127, 280, 283, 302, 331, 353, 385, 396, 447, 464, 499, 500, 611, 645 Metaphysisches 385, 393, 397, 446 Metaphysisch-Theologisches 405 Methode 25, 29, 46, 214, 219, 220, 280, 283, 284, 298, 304, 406, 575, 613, 620, 621, 630, 639, 640, 641, 664 Methode, deduktive 284, 285 Methode, dialektische 301, 303 Methode, induktive 284 Methode, mathematische 514, 641, 708 659 Methode, nicht-euklidische 641 Methode, phantastische 514 Methode, philosophische 216, 288, 306, 622, 624 Methode, vollkommenste 640 Methode, wissenschaftliche 186 Methodenlehre 613 Methodik 624, 629 methodisch 63, 87, 124, 214, 302, 303 Methodologie 522 methodologisch 621, 629 μῖγμα 58, 141 Mikrokosmos 221, 346, 396, 488, 505 μίμησις 76 Mittelalter 10, 378, 379, 380, 381, 382, 383, 384, 386, 400, 408, 514, 520, 529, 536 Mittelalter, christliches 551 mittelalterlich 15 Moderne 4 modernism 6 Modernismus 6 Modernismus, katholischer 5, 6 modus 628, 643, 645, 646, 647, 649, 650, 651, 652, 653, 655, 658, 664, 665 Mögliches 237, 240, 241, 242, 439 Möglichkeit 238, 453, 463, 546, 549, 654 Mohammedaner 42, 550, 552 Monade 640 μονάδες 316 Monadologie 615 Monas 82, 91 Mond 36, 39, 57, 59, 90, 91, 92, 94, 106, 107, 143, 172, 181, 185, 200, 229, 354, 555, 556 Mondfinsternis 59, 92, 106, 170, 181 Monist 607 Monotheismus 35, 36, 103, 148, 231 monotheistisch 84 Monothelet 405 Moral 167 Moral, gewöhnliche 292 Moral, heidnische 522 Moral, kynische 226 Moral, selbstsüchtige 267 moralisch 28, 40, 48, 102, 114, 136, 169, 172, 185, 206, 255, 487, 522, 575 Moralisches 86 Moralität 502 Moralphilosoph 212, 242 μόρφη 316 Morgenland 547 Muhammedanismus 556 Musik 72, 73, 151, 204, 306, 337, 367, 384, 522, 642 musikalisch 306, 392 Musiker 187 Mut 65, 95, 96, 227, 357, 360, 361, 362, 364, 369, 370 Mysterium 35, 36, 69, 83, 528 Mysterium, religiöses 35 Mystik 388, 430, 519, 535, 537, 538, 542 Mystik, spekulative 538 Mystik, theosophische 540 Mystiker 485, 501, 507, 519, 524, 536, 537, 538 mystisch 358, 381, 392, 404, 412, 430, 519, 520, 527, 538, 540 Mystisches 430, 544 Mystizismus 538 Mystizismus, kontemplativer 538 709 Mystizismus, sittlicher 538 Mystizismus, spekulativer 538 Mythenbildung 335 mythisch 112, 124, 149, 173, 325, 334, 353, 355 Mythisches 351 Mythologie 140, 231, 254, 263 Mythologie, ägyptische 39 Mythologie, griechische 35 Mythologie, phönizische 39 mythologisch 135 Mythos 35, 107, 172, 197, 254, 255, 275, 286, 335 Mythos, griechischer 33 Mythos, homerischer 185 Mythos, orientalischer 33 Mythos, religiöser 61 Nächstenliebe 229 Natur 38, 41, 43, 44, 56, 103, 108, 126, 127, 130, 134, 147, 161, 162, 169, 172, 179, 193, 197, 198, 199, 201, 221, 222, 229, 241, 246, 258, 259, 284, 299, 311, 347, 383, 385, 402, 403, 408, 409, 410, 414, 416, 417, 421, 423, 425, 432, 441, 464, 481, 487, 499,507, 508, 510, 513, 514, 515, 521, 524, 525, 528, 531, 532, 537, 558, 559, 561, 562, 565, 566, 578, 602, 632, 638, 639, 640, 643, 651, 653, 657, 659, 660, 663 Natur Gottes 526, 562, 641, 650, 651, 652 Natur, absolute 650, 652 Natur, äussere 28, 530 Natur, beschränkte 421 Natur, dritte 417, 418, 419, 420, 421, 422, 447 Natur, erkennende 402 Natur, erste 415 Natur, ethische 44 Natur, ewige 87 Natur, geistige 28, 423 Natur, geschaffene 413 Natur, gewordene 649 Natur, göttliche 400, 503, 649 Natur, gottverwandte 299 Natur, himmlische 487 Natur, höhere 70, 357 Natur, immaterielle 283 Natur, materielle 101, 422, 487 Natur, menschliche 41, 103, 134, 178, 422, 449, 481, 483, 502, 503 Natur, niedere 356 Natur, schaffende 413 Natur, sinnlich beschränkte 422 Natur, sterbliche 299 Natur, ungeschaffene 413 Natur, unsterbliche 172 Natur, verständige 423 Natur, vierte 423 Natur, wirkende 649 Natur, zweite 415, 416, 418, 420, 421, 422, 423, 447 natura 410, 456, 499, 528, 584, 586, 639, 643 natura divina 638 natura mentis 652 natura naturalis 649 natura naturans 651 natura naturata 649, 651 Naturalidealist 607 Naturalismus 161, 179, 201 Naturalismus, philosophischpantheistischer 105 naturalistisch 43, 44, 51, 52, 86, 100, 103, 104, 111, 169, 178, 179, 607, 608 naturalistisch-pantheistisch 103 Naturansicht, ideale 230 Naturansicht, teleologische 179 710 Naturauffassung 131 Naturbegriff 51 Naturbetrachtung 85 Naturbetrachtung, mechanischnaturalistische 179 Naturbetrachtung, teleologische 179, 222, 230, 231 Naturbildung 661 Naturbildung, organische 660 Naturbildung, tierische 660 Naturding 452 Naturelement 598 Naturen Christi 536 Naturen, zwei 480 Naturerkenntnis, philosophische 452 Naturerklärung 52, 177 Naturerklärung, physikalische 158 Naturerscheinung 140, 158, 172 Naturerscheinung, ausserordentliche 169 Naturforscher 661 Naturforscher, idealistischer 567 Naturforschung 222 Naturforschung, moderne 607 Naturforschung, neuere 564 Naturgabe 420 Naturgeist 97 Naturgesetz 198, 533 Naturgesetz, allgemeines 359 Naturgesetz, wahres 199 Naturkraft, bewusstlose 325 Naturkraft, blinde 325 Naturleben 126, 129, 141, 157 Natürliches 421, 433, 508 Naturlosigkeit 141 naturnotwendig 415 Naturnotwendigkeit 158 Naturnotwendigkeit, vernünftige 637 Naturorganismus 42 Naturphilosoph 41, 188 Naturphilosoph, jonischer 171 Naturphilosophie 9, 28, 188, 222, 283 Naturphilosophie, griechische 230 Naturphilosophie, jonische 53, 57, 381 Naturphilosophie, vorsokratische 280, 283 naturphilosophisch 145, 146, 147, 148, 192, 222, 230, 269, 281, 396 Naturprozess 556 Naturreligion, polytheistische 105 Naturwissenschaft 3, 9, 222, 382, 384, 386, 534, 544, 558, 602, 610 Naturwissenschaft, arabische 486 Naturwissenschaft, exakte 402 Naturwissenschaft, moderne 5 naturwissenschaftlich 229, 315, 558, 572 negatio 638 Neunzahl 88 Neuplatoniker 31, 66, 68, 81, 318, 330, 353, 392 neuplatonisch 68 Neuplatonismus 12, 32, 44, 47, 68, 545, 546 Neupythagoreer 81 neupythagoreisch 68 Neupythagoreismus 67, 68 neuscholastisch 6, 7 Neuzeit 10, 11 neuzeitlich 7 Nichtchrist 383 Nichtdasein Gottes 502 Nichtexistenz 410 Nichtich 418 Nicht-nicht-sein-können 469 Nicht-Nichtzudenkendes 644 711 Nichts 45, 100, 109, 152, 399, 400, 417, 419, 457, 566 Nichtseiendes 101, 105, 108, 109, 110, 112, 120, 121, 122, 123, 151, 152, 153, 154, 193, 194, 195, 281, 289, 311, 321, 326, 339, 341, 342, 343, 409 Nichtsein 109, 154, 290, 311, 313, 321, 327, 337, 338, 342, 343, 345, 365, 410, 411, 412, 457, 463, 469, 470, 471 Nichtsein, absolutes 321 Nichtsein, ursprüngliches 459 Nichtsinnlichkeit 631 Nichtsünder 474 Nichtverstehen 276 Nichtwissen 217, 218, 219, 290, 294, 311, 414 Nichtwissen, sokratisches 218 Nichtwissender 196 Nihilismus 519 Noetik 287 Nominalismus 247, 384, 387, 388, 401, 430, 446, 447, 448, 449, 450, 453, 496, 497, 498, 499, 500, 509, 524 Nominalist 305, 448, 496, 497, 498, 536 nominalistisch 238, 446, 497, 500 Normalautor, kirchlicher 574 notio communis 635, 659 notwendig 622, 627, 636, 641, 642, 644, 645, 647, 648, 649, 650, 651, 652, 653, 654, 657 Notwendiges 644 Notwendigkeit 546, 608, 635, 636, 641, 644, 649, 651, 652, 654, 659, 661, 662 Notwendigkeit, dialektische 463 Notwendigkeit, innere 640 νοῦς 52, 63, 95, 96, 164, 171, 173, 177, 178, 179, 181, 182, 183, 184, 346, 381, 516 νοῦς, schöpferischer 184 νοῦς, weltbildender 66 Nutzen 225, 226, 229 nützlich 225, 232, 292, 294 Nützliches 167, 209, 225 Nützlichkeitslehre, moralische 232 Objektivität 188, 452, 463, 470, 471, 472 offenbaren 417, 493, 579 Offenbares 166 Offenbarung 7, 32, 211, 230, 404, 444, 445, 446, 521, 527, 530, 532, 534, 539, 547, 550, 650, 662 Offenbarung Gottes 407, 417, 528 Offenbarung, biblisch-kirchliche 519 Offenbarung, dämonische 209 Offenbarung, göttliche 30, 205, 209, 210, 530, 580 Offenbarungsglaube 403 Ökonomie, göttliche 529 Ökonomik 527 Oktaeder 89, 354 Oktave 80, 88, 89, 93, 94 Oligarch 205 Olympos 94 Omajaden 551 Ontologie 287, 327, 432, 453 ontologisch 101, 107, 358, 461, 462, 464 ὄντως ὄν 316 Opfer 172, 210, 231, 232, 233, 254, 265, 333, 482 Opfer, blutiges 71 Opferwesen 135 ὄψις 363 Orakel 211, 231 712 Orakel, äusserliches 211 Orakel, delphisches 205 Orakel, inneres 210, 211 Ordnung der Gestirne 181 Ordnung der Natur 172 Ordnung der Welt 129, 566 Ordnung des Weltalls 475 Ordnung, gestörte 476 Ordnung, göttliche 476, 477 Ordnung, innere 368 Ordnung, irdische 420 Ordnung, natürliche 421, 560 Ordnung, rechte 369, 443 Ordnung, unverbrüchliche 487 Organ, körperliches 184 Organ, leibliches 182 organisch 143, 161 Organisches 174, 175 Organismus 658, 665 Orient 30, 31, 36, 545, 550, 551 orientalisch 31, 32, 33, 34, 545 origo mentis 652 ὁριστική 406 Orphiker 36, 37 orphisch 69 orphisch-pythagoreisch 147 Orthodoxer 394 Orthodoxie 405, 513, 514 οὐσία 74, 75, 76, 294, 316, 317, 426, 510 Pädagogik 9 pädagogisch 218 Panathenäer 108, 115 Pantheismus 36, 148, 406, 458, 537, 542 Pantheismus, hylozoistischer 136 Pantheist 331, 617, 618 pantheistisch 36, 84, 129, 130, 331, 406, 415, 416, 449, 542, 543 Pantheistisches 104 Papst 387 Paradies 476, 543 Parsismus 136 Patristik 42, 438 Patrologie 8 peccatum originale 439 Pentateuch 613 perceptio 653 Peripatetiker 12, 13, 47, 67, 202, 207, 381 Perser 31, 54, 136, 270 persisch 32 Person, eine 461, 480, 481 Person, göttliche 503 Personen, drei 445 persönlich 44, 104, 140, 141, 164, 178, 209, 331, 555 Persönlichkeit 109, 177, 178, 362 Persönlichkeit Gottes 103 Persönlichkeit, menschliche 351 Pflanze 65, 92, 143, 146, 161, 164, 182, 183, 360, 364, 524, 660 Pflicht 273 Pflicht, sittliche 252 φαντασία 289 phantasia 583, 587 Phantasie 34, 37, 38, 41, 169, 336, 537, 548, 582, 583, 631, 632, 633, 634, 635, 636, 660, 661, 663 Phantasiebild, hypostasiertes 317 Phantasietätigkeit 27, 660 phantasma 583, 584, 585, 587, 588, 591 phantastisch 67 Phantastisches 413 philolaisch 271 Philologe 33 Philosoph 7, 8, 10, 31, 35, 36, 37, 41, 46, 47, 48, 49, 53, 67, 68, 80, 91, 97, 99, 101, 123, 128, 135, 138, 713 148, 149, 151, 161, 172, 178, 187, 188, 192, 202, 203, 204, 211, 212, 213, 215, 218, 222, 240, 261, 269, 274, 278, 281, 282, 283, 287, 296, 299, 302, 305, 310, 315, 366, 368, 391, 402, 407, 412, 485, 497, 517, 518, 523, 545, 546, 547, 550, 551, 552, 557, 615 Philosoph, alexandrinischer 536 Philosoph, arabischer 544, 545, 551, 555, 556, 557, 562, 565 Philosoph, christlicher 31 Philosoph, elischer 243 Philosoph, französischer 188 Philosoph, griechischer 31, 33, 34, 46, 47, 48, 57, 282 Philosoph, heidnischer 519, 521, 528 Philosoph, irdischer 575 Philosoph, jonischer 51, 65, 100, 136 Philosoph, katholischer 5, 6 Philosoph, megarischer 239 Philosoph, neuerer 379 Philosoph, platonischer 82 Philosoph, pythagoreischer 76 Philosoph, spanischer 551 Philosoph, vorsokratischer 50, 51, 172 Philosophenstaat 228 philosophia vera 407 Philosophie passim Philosophie der Geschichte 9, 12, 472, 530, 607 Philosophie der Griechen 50, 385 Philosophie der Mythologie 30, 38, 40 Philosophie der neueren Zeit 10, 15, 377 Philosophie der Offenbarung 30 Philosophie des Altertums 10, 12, 13, 377, 382 Philosophie des Mittelalters 1, 10, 11, 13, 14, 15, 16, 377, 378, 379, 380, 384, 386, 387, 389, 390, 558, 623 Philosophie, abendländische 66, 71 Philosophie, alte 84, 378, 517 Philosophie, anaxagoreische 171 Philosophie, angewandte 337 Philosophie, antike 378 Philosophie, arabische 544, 545 Philosophie, aristippische 256 Philosophie, aristotelische 30, 485, 545, 546, 550, 551, 558, 572 Philosophie, cartesische 611, 614, 619 Philosophie, christliche 3, 4, 5, 7, 378, 382, 559, 575 Philosophie, eleatische 99, 101, 136, 149, 312 Philosophie, empedokleische 171 Philosophie, epikureische 44 Philosophie, ethische 607 Philosophie, französische 489 Philosophie, freie 35 Philosophie, griechische 12, 25, 26, 29, 30, 31, 32, 33, 34, 35, 36, 42, 43, 44, 46, 50, 179, 201, 384, 545, 560, 609, 624 Philosophie, griechisch-römische 1, 10, 11, 13, 25, 26, 42, 46, 50, 382 Philosophie, heidnische 382, 494, 513, 520 Philosophie, heraklitische 149, 312 Philosophie, indische 410 Philosophie, italische 315 Philosophie, jonische 65, 282 Philosophie, kantsche 10 Philosophie, katholische 378 714 Philosophie, klassische 11 Philosophie, kynische 245, 256 Philosophie, kyrenaische 256 Philosophie, megarische 237, 242 Philosophie, megarisch-eleatische 278 Philosophie, moderne 7 Philosophie, muhammedanische 547 Philosophie, nacharistotelische 12, 13 Philosophie, naturalistische 52, 104, 213 Philosophie, neuere 10, 378, 379, 380, 618, 621 Philosophie, neueste 378 Philosophie, neuplatonische 381 Philosophie, neuscholastische 5 Philosophie, orientalische 550 Philosophie, peripatetische 559 Philosophie, platonische 31, 272, 274, 275, 280, 311, 392, 485, 486, 497 Philosophie, praktische 406 Philosophie, pythagoreische 47, 67, 68, 74, 99, 149, 278 Philosophie, scholastische 378, 386 Philosophie, sokratische 236, 244, 256, 270, 280, 312, 315 Philosophie, spanische 550 Philosophie, spinozische 610, 614, 619, 644, 646 Philosophie, stoische 44, 236 Philosophie, theoretische 225 Philosophie, thomistische 5 Philosophie, vorsokratische 32, 49, 161 Philosophie, wahre 298, 368, 378, 382, 407, 411 Philosophie, wahre christliche 380 Philosophie, weltliche 535 Philosophie, xenophonische 105 Philosophiegeschichte 10, 11, 12 Philosophiegeschichte des Mittelalters 15 Philosophiegeschichte, nacharistotelische 12 philosophiegeschichtlich 11 philosophieren 622, 629 Philosophieren 52, 218, 298, 545, 640 Philosophieren, sokratisches 212, 235 philosophisch passim philosophisch-erkenntnistheoretisch 287 Philosophisches 384, 386 φιλόσοφος 69, 73 Phokäer 101 Phönizier 31, 69, 361 Physik 49, 56, 86, 114, 124, 222, 287, 337, 396, 397, 406, 521, 522, 526, 527, 540, 547, 572, 613 Physik, aristotelische 47 Physik, heraklitische 192 Physik, jonische 53 Physik, organische 149 Physik, spezielle 282 physikalisch 85, 102, 132, 136, 145, 148, 156, 164, 179, 246, 256, 354 Physiker 56, 58, 171, 180, 191, 217, 221 Physiologe 55 Physiologie 363 physiologisch 99, 363 φύσις 426 physisch 102, 151, 169, 543, 558, 593, 641 πίστις 407 Planet 90, 91, 92, 94, 143, 181, 182, 715 351 Planetenkreis 354 Planetensphäre 350 Platoniker 243, 318, 319, 421, 485, 486, 505 Platoniker, pythagoreisierender 353 platonisch 46, 91, 95, 276, 277, 278, 282, 314, 319, 330, 331, 339, 344, 358, 359, 365, 486, 487, 488, 498, 505, 572, 574 Platonisches 95, 213 Platonismus 485, 487, 544 πλέον 110 Pleroma 420 πνεῦμα 94 Poesie 34, 37, 40, 151, 190, 268, 286 Poetik 558 Poetiker 48 poetisch 56, 277 Poetisches 277 Polemik 578, 654 Politik 28, 72, 187, 201, 211, 283, 287, 382, 527, 572, 614 Politiker 205 politisch 28, 41, 42, 69, 71, 72, 73, 74, 197, 208, 209, 228, 377, 390, 612 Polytheismus 36, 97, 101, 103, 231 polytheistisch 104, 214 potentia 432, 464, 472, 484, 581, 582, 586, 587, 588, 590 potentia infinita cogitandi 651 potentia intellectiva 584 potentia naturalis 440, 441 potentia passiva 581, 586 potentia sensitiva 584 Potentialität, unendliche 663 Potenz 441, 453, 458, 586, 589 Potenz, organische 586 Prädestination 405, 421, 425 Prädeterminismus 362 Prädikat 109, 178, 195, 196, 242, 246, 247, 314, 320, 342, 410, 411, 432, 435, 462, 472, 507, 628, 661 Prädikatives 639 Prädikatsbegriff 304, 428 praeambula fidei 578 praedestinatio 439 praescientia 439 Präexistenz 113, 348, 353, 355, 357, 358, 359, 362, 399, 457, 488 Praktik 526, 527 Praktiker 213 praktisch 28, 41, 42, 43, 44, 72, 203, 212, 217, 221, 224, 225, 234, 235, 285, 287, 288, 290, 291, 294, 307, 308, 518, 537 Praktisches 42, 308, 309 praktisch-ethisch 43 praktisch-religiös 43 Praxis 44, 245 Predigen 35 Priester 148 Priesterin, delphische 70 Priesterschaft 35 principium cognoscendi 509 principium essendi 509 Prinzip des Seins 282 Prinzip des Werdens 282 Prinzip, allgemeines 327 Prinzip, bewegendes 91, 157 Prinzip, bildendes 665 Prinzip, dialektisches 412 Prinzip, formales 627 Prinzip, formendes 82 Prinzip, höchstes 330, 501, 525 Prinzip, höheres geistiges 179 Prinzip, immanentes 665 Prinzip, leidendes 112 716 Prinzip, mechanisches 179 Prinzip, philosophisches 283 Prinzip, reales 627, 628, 658 Prinzip, schaffendes 458 Prinzip, sokratisches 235 Prinzip, tätiges 112 Prinzip, theoretisches 297 Prinzip, wirkendes 665 Privatdozent 7, 8 Privatdozentur 8 Privatgottesdienst 334 Professor 7, 9, 15 Professur 8, 9 Propädeutik 640 Propädeutik, methodologische 621 Propädeutik, philosophische 310 Prophet 148, 547 Prophetie 553 Prosa, attische 190 prudentia 515, 516 Pseudokunst 187 ψυχή 127 Psyche 63, 95 psychisch 114, 537 Psychologie 9, 12, 95, 113, 132, 145, 162, 201, 282, 287, 397, 544, 548, 593, 613 psychologisch 40, 111, 397, 495, 542 Pythagoreer 36, 51, 52, 53, 58, 66, 67, 68, 70, 71, 72, 73, 74, 75, 76, 77, 78, 79, 80, 81, 82, 83, 84, 85, 86, 87, 88, 89, 90, 91, 92, 93, 94, 95, 96, 97, 98, 99, 100, 107, 143, 148, 149, 222, 271, 272, 273, 315, 323, 349, 370, 381 pythagoreisch 32, 67, 68, 71, 72, 73, 74, 75, 76, 77, 79, 80, 83, 85, 90, 93, 95, 96, 149, 271, 282, 314, 315, 322, 523 Pythagoreismus 66, 68, 74, 83, 136 Pythagoreismus, alter 83 Pythagoreismus, aristokratischer 283 Pythagoreismus, italischer 70 Quadrat 79 Quadratzahl 86, 87, 97 Quadrivium 384, 396, 397, 438 Quarte 88 quidditas 584, 585, 588 Quinte 88 Rabbiner 610 rabbinisch 609 ratio 399, 403, 414, 423, 428, 432, 443, 445, 493, 495, 498, 507, 515, 516, 525, 540, 567, 577, 579, 580, 585, 591, 598, 599, 600, 602, 623 ratio aeterna 582, 591 ratio fidei 439, 454 ratio hominis 399 ratio humana 494, 577, 579 ratio idealis 568 ratio inferior 585 ratio naturalis 528, 577, 578 ratio superior 585 Rationalismus 7, 454 Rationalist 256 rationalistisch 263 Raum 109, 117, 118, 119, 154, 181, 240, 341, 342, 343, 352, 353, 411, 460, 461, 510 Raum, leerer 57, 121, 122, 149, 152, 153, 155, 159, 176 Raum, unendlicher 80, 91, 117, 157, 159 räumlich 86, 110, 121, 138, 155, 182, 346, 455 Räumliches 85, 323, 343 Räumlichkeit 348, 460 Raumloses 322 717 real 449, 450, 457, 485, 510, 657 Reales 328, 339, 467 Reales, sinnlich 337 Realismus 78, 247, 384, 387, 388, 401, 430, 446, 447, 449, 452, 453, 496, 497, 498, 499, 500, 509, 524, 541 Realismus, extremer 447, 496, 497 Realismus, gemäßigter 568 Realismus, gemilderter 497 Realismus, schroffer 449 Realismus, strenger 399, 457 Realismus, wahrer 449 Realist 447, 451, 489, 496, 499, 500 Realist, entschiedener 496 Realist, strenger 419, 488 realistisch 238, 381, 433, 446, 485, 497, 500 realitas obiectiva 627 Realität 108, 318, 331, 342, 344, 399, 427, 432, 446, 449, 450, 461, 465, 466, 467, 496, 500, 517, 627, 653, 663 Realität, objektive 448 Realität, vorgestellte 627 Realprinzip 75, 98, 184 recht 223, 224, 450, 475 Recht 129, 135, 197, 199, 200, 228, 292, 294, 295, 473, 474, 475, 654 Recht des Stärkeren 198, 295 Recht, natürliches 198, 295 Recht, öffentliches 199 Recht, positives 198 Recht, wahres 200 Rechteck 79 Rechtes 292 Rechtfertigungslehre 472 Rechthandeln 292 Rechtschaffenheit 167, 197, 250, 254 Rechtspflege 298 Rechtstheorie 613 Rechttun 224 Redekunst 188, 190, 191, 200, 301, 337 Redner, sophistischer 297 reform catholicism 6 reformkatholisch 6 Reformkatholizismus 6 Reich, göttliches 420 Reichtum 40, 54, 137, 167, 171, 198, 228, 248, 249, 254, 261, 262, 265 Reinheit 168, 336, 355 Reinheit, sittliche 169 Relatives 456, 461, 464, 471, 623 Relativität 455, 456, 532 religio vera 407 Religion 34, 73, 149, 169, 185, 189, 197, 199, 243, 254, 263, 280, 332, 333, 335, 407, 506, 518, 535, 537, 545, 546, 551, 552, 553, 607, 608, 609, 612, 613 Religion, christliche 34 Religion, griechische 34, 35, 230 Religion, jüdische 32 Religion, öffentlich festgesetzte 612 Religion, orientalische 33 Religion, persische 136 Religion, positive 35 Religion, wahre 407 Religionsdienst, äusserer 552 Religionslehre 167 Religionslehre, heidnische 522 Religionslehre, jüdische 609 Religionsphilosophie 9, 40 Religionssystem, persischzoroastrisches 136 Religionsvergehen 334 Religionswissenschaft 553 718 religiös 34, 35, 42, 44, 71, 72, 73, 83, 97, 104, 110, 146, 208, 230, 254, 262, 381, 534, 535 Religiosität 99 Renaissance 517 res cogitans 624, 651, 653 res extensa 624, 651 res particularis 652 revelatio 577 revelatio divina 576 Rhetorik 186, 187, 191, 197, 200, 201, 297, 298, 384, 393, 397, 488, 522, 527, 558 richtig 114 Richtiges 291, 328 Richtigkeit 306 Rigorist 490 Romantik 489 romantisch 609 Römer 42, 67 Ruhm 226, 248 Sabbat, ewiger 396 Sabellianismus 502, 543 Sage 38, 67, 69 Sakrament 404, 434, 522, 539, 543 Same 598, 599 Same, vernünftiger 569 Samenkorn 598 Samniterkriege 67 Sankhya 410 sapientia 448, 577 satisfactio 474 Satisfaktion 477, 479 Satisfaktionstheorie 472, 503, 504 satisfaktorisch 482, 483 Satzung, göttliche 71 Satzung, willkürliche 199 Schammatha 610 schauen 298, 307, 309, 311, 312, 316, 317, 520, 537 Schauen 404, 443, 498 Schauen, ideales 501 Schauen, mystisches 404 schauen, unmittelbar 519, 537 Schauen, unmittelbares 444 Schauspielkunde 527 Schauspielkunst 337 Schauung Gottes, innere 413, 537 Schauung, innere 520 Schauung, mystische 404, 537 Schauung, unmittelbare 412, 537, 538 Schein 108, 133, 152, 224, 297, 411, 412, 413, 419, 420, 421, 422, 449, 459, 507, 587 Schein der Vielheit 111 Schein der Vorstellung 342 Schein des Seins 131, 451 Schein des Wirklichen 344 Schein des Wissens 187, 297 Schein, materialer 420, 587 Schein, subjektiver 193 Scheinweisheit 187 Scheinwelt 447 Scheinwelt, sinnliche 421 Scheinwissen 187, 206, 297 Schicksal 131, 248, 249, 250 Schickung, göttliche 291 schlecht 248, 258, 259, 450 Schlechtes 79, 81, 168, 223, 248, 253, 258, 259, 260, 265, 292, 293, 295, 515 Schlechtigkeit 247, 293, 294, 295, 326, 333, 358, 362, 368 Schlimmes 228 Schmerz 122, 146, 197, 258, 259, 260, 261, 263, 264, 298, 308, 361, 364, 369 Schmerzlosigkeit 258, 265, 266 Scholastik 14, 15, 30, 32, 378, 380, 719 382, 386, 388, 389, 390, 426, 431, 438, 444, 454, 535, 536, 543, 544, 559, 568, 574 Scholastik, theologische 527 Scholastiker 385, 427, 436, 438, 442, 447, 544, 552, 558, 560, 572 scholastisch 518, 535, 536, 538, 575 schön 225, 335, 336, 468 Schönes 98, 167, 209, 225, 285, 291, 295, 296, 299, 300, 301, 306, 308, 313, 319, 328, 335, 336, 368, 502, 641 Schönheit 129, 300, 332, 336, 475 Schönheit, ewige 300 Schönheit, gestaltlose 300 Schönheit, innere 455 Schönheit, körperliche 163 Schönheit, leibliche 336 Schönheit, reine 300 Schönheit, sittliche 274 Schönheit, unveränderliche 300 Schönstes 84, 100 Schöpfer 409, 413, 414, 423, 521, 532, 561, 565 schöpferisch 416, 418, 457, 562, 563 Schöpfermacht 416 Schöpfertätigkeit, göttliche 332 Schöpfung 395, 396, 399, 406, 409, 415, 416, 417, 419, 420, 423, 457, 458, 459, 460, 475, 480, 487, 488, 500, 505, 508, 509, 530, 554, 562, 563, 565, 566, 646, 664 Schöpfung aus nichts 554 Schöpfung Gottes, emanente 420 Schöpfung Gottes, immanente 420 Schöpfung, ewige 487 Schöpfung, ideale 417 Schöpfung, ursprüngliche 564 Schöpfungsakt 637 Schöpfungsbewusstsein 654 Schöpfungsgedanke, göttlicher 458, 479, 480 Schöpfungslehre 457, 562 Schöpfungslehre, christliche 562 Schöpfungswerk 522 Schöpfungswort 416, 457 Schöpfungswort, göttliches 487 Schöpfungszweck 479, 480 Schriftauslegung, allegorische 395 Schrifterklärung 522, 527 Schriftsteller, christlicher 31 Schriftsteller, römischer 48 Schriftstudium 522 Schuld 474, 477, 478, 479, 480, 482, 483, 484 Schulwissenschaft 386 Schutzgott 70 Schwere 154, 155, 156, 158, 159, 169, 173 Schweres 64, 112, 180, 181 Schwerkraft 164, 171 Schwur, pythagoreischer 87 scientia 526, 576, 577, 578, 585, 588, 591 scientia divina 576, 577 scriptura sacra 578 Seele 56, 59, 61, 62, 65, 75, 85, 91, 95, 96, 97, 99, 130, 132, 133, 135, 143, 146, 147, 162, 163, 164, 166, 167, 170, 171, 178, 182, 183, 226, 231, 232, 264, 286, 289, 298, 306, 308, 309, 310, 314, 318, 319, 324, 325, 329, 331, 334, 341, 345, 346, 347, 348, 349, 350, 351, 353, 355, 356, 357, 358, 359, 360, 361, 362, 363, 364, 365, 366, 367, 368, 369, 370, 397, 398, 399, 400, 401, 404, 422, 423, 424, 425, 444, 447, 454, 720 481, 486, 487, 488, 505, 506, 510, 515, 516, 523, 528, 530, 531, 532, 537, 540, 541, 543, 547, 548, 549, 550, 555, 561, 564, 566, 580, 585, 596, 597, 613, 618, 632, 633, 634, 637, 639, 640, 656, 657 Seele, begehrende 360, 361 Seele, bewegende 547 Seele, körperlose 96, 133 Seele, menschliche 349, 351, 355, 356, 360, 399, 439, 488, 510, 522, 523, 532, 542, 548, 552, 556 Seele, reine 317 Seele, schöne 300, 336 Seele, sinnliche 550 Seele, sterbliche 364 Seele, tierische 548 Seele, unverständige 134 Seele, vernünftige 347, 362, 363, 364, 433, 524, 541, 549, 556, 560, 568, 598 Seele, vollkommenste 347 Seelenatom 162, 163, 166 Seelenbewegung 654, 657 Seelenfeuer 132 Seelenkörper 166 Seelenkraft 360, 362, 524 Seelenleben 63, 113, 359, 369 Seelenlehre 363, 618 Seelenleitung 301 Seelenstoff 132, 163, 164, 169, 399 Seelensubstanz 593 Seelentätigkeit 113, 162, 164, 361, 542, 593 Seelenteil, niedrigerer 360 Seelenwanderung 35, 36, 93, 96, 113, 145, 146, 147, 149, 291 seelisch 166, 355 Seelisches 164, 169 Seelsorger 637 Seher 37, 136 Seiendes 38, 57, 100, 101, 104, 107, 108, 109, 110, 111, 112, 114, 115, 117, 120, 121, 122, 123, 137, 152, 153, 154, 193, 194, 218, 237, 238, 239, 242, 289, 290, 295, 302, 315, 317, 320, 321, 324, 327, 353, 409, 413, 447, 458, 499, 554, 661 Seiendes, absolut unendlich 643 Seiendes, an sich 499 Seiendes, an und für sich 327, 338 Seiendes, ewig von selbst 645 Seiendes, ewiges 652 Seiendes, hervorbringendes 109 Seiendes, hervorgebrachtes 109 Seiendes, leeres 123 Seiendes, schlechthin 311, 325 Seiendes, unendliches 652 Seiendes, unräumliches 110 Seiendes, wahrhaft 307, 309, 312, 318, 321, 322, 330, 337, 340, 449 Sein 45, 51, 78, 100, 105, 108, 109, 110, 114, 117, 119, 123, 126, 133, 149, 152, 154, 193, 194, 242, 280, 290, 296, 311, 312, 313, 317, 318, 320, 321, 324, 325, 327, 328, 332, 337, 338, 339, 343, 344, 351, 359, 401, 406, 410, 411, 413, 414, 417, 419, 422, 425, 433, 450, 451, 453, 454, 455, 456, 457, 459, 461, 462, 464, 466, 469, 471, 488, 498, 501, 506, 507, 509, 510, 511, 531, 543, 547, 566, 567, 569, 592, 625, 626, 641, 642, 643, 644, 648, 651, 655 Sein des Absoluten 456 Sein Gottes 415 Sein, abgesondertes 509 Sein, abhängiges 456 Sein, absolutes 331, 456, 458, 460, 463 721 Sein, begriffliches 104 Sein, bestimmtes 321 Sein, denkendes 625 Sein, eigentliches 447 Sein, einheitliches 104 Sein, ewig notwendiges, substantielles 645 Sein, ewiges 410, 423, 566 Sein, formales 655 Sein, geschaffenes 458 Sein, geschöpfliches 458 Sein, geteiltes 108, 469 Sein, göttliches 417, 462, 505, 535, 579 Sein, ideales 563 Sein, irdisches 413 Sein, kreatürliches 463 Sein, potentielles 58 Sein, räumliches 469 Sein, relatives 456, 463 Sein, schaffendes 458 Sein, schöpferisches 460 Sein, selbständiges 312 Sein, sinnliches 83, 313 Sein, trennbares 460 Sein, übersinnliches 433 Sein, unabhängiges 312 Sein, unbedingtes 343 Sein, unbegrenzbares 460 Sein, unveränderliches 352 Sein, unwahres 413 Sein, wahres 108, 109, 237, 281, 312, 313, 314, 315, 316, 338, 341, 413, 447, 451, 452, 459, 568, 569 Sein, wirkliches 108, 451, 656 Sein, zeitliches 469 Sekte 381, 410, 542, 550 Sekte, philosophische 48 Sekte, religiöse 658 Selbst 531 Selbstbeherrschung 207, 250, 369 Selbstbestimmung, freie 178 Selbstbewegung 347 selbstbewusst 331 Selbstbewusstsein 215, 351, 362, 364, 398, 441, 461, 654, 656 Selbstbezeugung Gottes 445, 446 Selbstdenken 430 Selbsterhaltungstrieb, natürlicher 230 Selbsterkenntnis 124, 207, 224, 531, 539, 589 Selbsterkenntnis, göttliche 420 Selbsterniedrigung 473 Selbstgenügsamkeit 251 Selbstgewissheit 625, 626, 627, 644 Selbsthingebung 482 Selbstkenntnis 211, 217 Selbstprüfung 71, 72, 217 Selbstsein 644 Selbstsucht 199, 227 Selbsttäuschung 292, 332, 369 Selbstüberhebung 41 Selbstverleugnung 251 selig 356, 479, 542 Seliger 146, 147, 505, 601 Seligkeit 424, 425, 472, 474, 475, 476, 478, 479, 480, 601 Seligkeit, himmlische 291 σῆμα 96 Semirationalismus 7 Sensualismus 448 sensualistisch 575 sensualitas 583 sensus 582, 583, 584, 585, 587, 588 sensus agens 594 sensus communis 582 sentire 582, 583 Sichselbstbewegendes 350, 351, 356 722 Sichselbstgleiches 322 sichtbar 165, 170, 317, 403, 411 Sichtbares 126, 341, 352, 353, 422, 495 Sieben Weise 41, 125 Siegel, göttliches 516 Sinn 111, 123, 126, 132, 133, 134, 135, 145, 155, 157, 165, 166, 183, 184, 213, 237, 240, 248, 309, 312, 318, 397, 403, 411, 413, 422, 450, 455, 486, 495, 498, 517, 524, 538, 540, 542, 548, 549, 553, 555, 556, 569, 581, 582, 583, 584, 594, 620 Sinn, ästhetischer 274 Sinn, äusserer 548, 582 Sinn, dunkler 541 Sinn, eigentlicher 397 Sinn, höherer 540 Sinn, innerer 548, 582 Sinn, niederer 540 Sinn, täuschender 134 Sinn, uneigentlicher 397 Sinn, unendlicher 409 Sinn, wahrer 382 Sinn, wirklicher 383 Sinnengenuss 198 Sinnenwelt 282, 315, 345, 349, 366 Sinnesempfindung 65, 144, 156, 164, 183, 260 Sinnesorgan 144, 193 Sinneswahrnehmung 145, 183, 184, 288, 361, 581, 582, 583, 584, 624 Sinneswerkzeug 132, 157, 161, 165, 230, 257, 363 sinnlich 44, 75, 80, 100, 110, 207, 238, 239, 249, 264, 301, 306, 307, 309, 314, 315, 322, 323, 338, 344, 349, 357, 359, 366, 370, 402, 403, 424, 433, 486, 497, 510, 522, 524, 549, 556, 581, 631 Sinnliches 100, 307, 308, 312, 313, 315, 335, 337, 338, 339, 341, 343, 344, 349, 356, 362, 367, 403, 404, 411, 421, 422, 433, 452, 486, 497, 523, 546, 548, 555, 625 Sinnlichkeit 308, 345, 356, 360, 361, 366, 538, 541, 594, 623, 631 Sinnlich-Natürliches 51 Sitte 71, 189, 198, 222, 225, 233, 259, 273 Sittengesetz 658, 659 Sittengesetz, allgemein gültiges 188 Sittenlehre 171, 369 Sittenlehre, allgemeine 188 Sittenlehre, griechische 369 Sittenlehrer, praktischer 212 Sittenprediger 244, 271 sittlich 34, 40, 72, 73, 97, 98, 163, 167, 185, 188, 197, 205, 210, 214, 215, 218, 222, 224, 225, 227, 230, 238, 243, 246, 248, 250, 272, 280, 283, 284, 296, 300, 301, 313, 333, 334, 359, 365, 369, 370, 513, 560, 575, 603 Sittliches 212, 214, 291 Sittlichkeit 72, 207, 223, 280, 292, 294, 365 Sittlichkeit, echte 187 Sittlichkeit, griechische 208, 228 Sittlichkeit, wahre 223, 368 Skepsis 188, 192, 195, 198, 223, 235, 236 Skepsis, pyrrhonische 236 Skeptiker 192, 381 skeptisch 188, 217, 550 Skeptizismus 44, 47, 166, 216, 514, 517, 634 Sklave 198, 227, 248, 250, 253 Sklavenstand 370 Sklaverei 253, 265, 370 723 Sklavin, thrakische 54, 244 socratitas 499 Sohn Gottes 416, 449, 461, 484, 503, 543 Sokratiker 12, 202, 234, 235, 236, 305 Sokratiker, unechter 255 Sokratiker, unvollkommener 233 sokratisch 52, 206, 215, 216, 221, 226, 227, 234, 235, 236, 237, 245, 247, 252, 255, 266, 269, 270, 277, 278, 280, 282, 283, 285, 314, 322, 326, 369, 637, 657 sokratisch-platonisch 277, 311 Sollen 450, 451, 453 Sollen, gottgewolltes 449 solonisch 39 Sonne 36, 39, 57, 59, 62, 64, 87, 90, 91, 92, 93, 99, 106, 107, 126, 131, 136, 143, 149, 172, 180, 181, 185, 200, 221, 229, 255, 263, 328, 354, 440, 471, 555, 561, 593 Sonnenbahn 92 Sonnenfinsternis 54, 59, 92, 106, 170, 181 Sonnenstäubchen 91, 95, 96 Sonnenwärme 113, 180 Sophismus 240 Sophist 52, 171, 172, 186, 187, 188, 189, 190, 191, 192, 195, 196, 197, 198, 199, 200, 204, 206, 212, 213, 214, 215, 217, 218, 220, 226, 233, 244, 254, 256, 269, 282, 295, 296, 297, 305 Sophistik 115, 119, 186, 187, 188, 189, 191, 195, 235, 288, 289, 293, 294, 297, 298 sophistisch 115, 171, 187, 191, 198, 246, 249, 267, 287, 294, 357, 432 Sophrosyne 369 spanisch 545, 551 Spekulation 454, 538 Spekulation, ägyptische 32 Spekulation, ältere griechische 32 Spekulation, kosmologische 37 Spekulation, orientalische 33, 34 Sphairos 142, 147, 149, 176 Sphäre, himmlische 350 Sphärensystem 352 spinozisch 641, 659, 665 Spinozismus 615, 616, 617, 663 Spinozist 615, 617, 618 spinozistisch 663 Spiritualismus 547, 564, 602 spiritualistisch 596, 601 spiritus 504, 568, 587 spiritus sanctus 439 Sprache 230, 305, 306 Sprachkunde 305 Sprachkünstler 306 Staat 98, 107, 135, 197, 205, 208, 215, 226, 228, 230, 253, 262, 273, 311, 334, 365, 370, 371, 613 Staatsgott 185, 254 Staatsideal 253 Staatsleben 35, 168, 253 Staatslehre 11, 12, 228 Staatsmann 228, 370 Staatsordnung, altdorische 72 Staatsordnung, aristokratische 72 staatsrechtlich 612 Staatsreligion 612 Staatstheorie 613 Staatsverfassung 168, 233, 253 staatswissenschaftlich 273 sterblich 142, 146, 334, 355, 357, 360, 361, 362, 482 Sterblicher 40, 70, 103, 105, 125, 251 Sterbliches 126, 421, 601 724 Sterblichkeit 482 Sterblichkeit des Gottmenschen 482 Stern 39, 93, 181, 196, 229, 356 Sternkreis 94 Stimme, innere 211 Stoa 244, 245, 255 Stoff 38, 39, 41, 53, 55, 58, 59, 61, 62, 63, 64, 66, 75, 76, 77, 80, 81, 82, 89, 90, 100, 107, 112, 113, 114, 123, 127, 130, 131, 133, 136, 137, 138, 139, 140, 141, 142, 145, 149, 152, 154, 155, 160, 162, 163, 164, 173, 174, 175, 176, 177, 178, 179, 180, 182,183, 330, 339, 340, 342, 346, 350, 355, 406, 407, 429, 458, 499, 515, 597, 598, 599, 603 Stoff, unendlicher 60, 91, 181 Stoff, vollkommenster 164 Stoffliches 163, 164, 239, 281, 296 Stoffteilchen 184 Stoiker 124, 164, 215, 252, 265, 370, 381 stoisch 48, 56, 82, 91, 568 Stoisches 95 Stoizismus 47 Strafe 425, 475, 476, 478, 479, 504 Strafe, ewige 425 strafen 474, 475 Streben, menschliches 40, 365 Streben, philosophisches 26, 27, 28, 29, 37, 41, 201, 272, 367, 386 Streben, sokratisches 234 Streben, wissenschaftliches 42, 388, 395, 403, 426, 437, 580 Streit 52, 128, 129, 136, 146, 150, 381 Subjekt 195, 196, 211, 215, 242, 246, 247, 304, 320, 342, 398, 410, 411, 428, 432, 433, 435, 441, 444, 462, 472, 507, 547, 556, 568, 639, 661 Subjekt, denkendes 656 Subjekt, freies 177 Subjekt, selbstbewusstes 177 Subjekt, tätiges 129 Subjekt, wahrnehmendes 193 subjektiv 52, 188, 189, 200, 212, 215, 317, 318, 379, 464, 470, 471, 503, 636, 637 Subjektives 257, 342 Subjektivismus 198, 537 Subjektivität 189, 282 Subjektivität, sokratische 215 Subjektivität, unendliche 215 Subsistenz 509, 510, 511 substantia 628, 643, 651, 662 substantia divina 580 substantia universalis 448 Substantialität 318, 319, 342, 398 substantiell 422, 625 Substantielles 319, 326, 422 Substanz 45, 53, 75, 77, 111, 127, 137, 139, 154, 156, 183, 317, 322, 324, 325, 346, 348, 397, 404, 422, 423, 428, 433, 435, 448, 487, 500, 501, 503, 504, 507, 508, 509, 510, 511, 525, 528, 541, 549, 555, 563, 597, 608, 613, 615, 618, 625, 628, 629, 642, 643, 644, 645, 646, 647, 648, 649, 650, 651, 655, 661, 662, 663, 664, 665 Substanz, absolut unendliche 648 Substanz, absolute 627, 662 Substanz, allgemeine 78, 322, 496 Substanz, denkende 625 Substanz, endliche 628 Substanz, erste 639 Substanz, ewige 341, 433, 543 Substanz, geistige 365, 628 Substanz, geschaffene 564 725 Substanz, göttliche 487, 562, 628 Substanz, individuelle 509, 510 Substanz, körperliche 628 Substanz, leibnizsche 665 Substanz, notwendige 433 Substanz, qualitativ unveränderliche 137 Substanz, raumerfüllende 154 Substanz, sinnliche 317 Substanz, unendliche 626, 648 Substanz, unveränderliche 127 Substanz, unvergängliche 137 Substanz, veränderliche 433 Substanz, vergängliche 433 Substanz, zweite 628 Sühne 474, 476, 482 sühnen 475, 476, 477, 478, 483 Sühnung 483 Sünde 421, 422, 445, 474, 475, 476, 477, 478, 479, 480, 481, 482, 483, 488, 502, 503, 528, 537, 543, 550 sündelos 502 Sündelosigkeit, vollkommene 482 Sündenfall 409, 421, 422, 527 Sünder 474, 482 sündhaft 502 Sündhaftigkeit 479 sündig 483 sündigen 422, 474, 476, 482, 503 Suspension 7 Syllogismus 575 syllogistisch 305, 631 Synagoge 610 Synode von Soissons 490 Synode zu Aachen 395 Syrakusaner 190 Talmud 609 tapfer 223, 224 Tapferkeit 223, 369 Tapferkeit, spartanische 69 Tartarus 38, 96 täuschen 257, 332, 508 Täuschung 106, 117, 126, 170, 187, 188, 220, 292, 296, 369, 445, 502, 632, 633, 634, 652, 661 teilbar 116, 153 Teilbares 115, 351 Teleologie 162, 229, 363 teleologisch 161, 179, 221, 222, 229, 345, 354 Tetraeder 89, 354 Tetraktys 87, 88 Teufel 422, 473, 474, 476, 478, 482 θεῖα μοῖρα 291 θεῖον 84 Theismus 36, 55, 103, 346 Theist 331 theistisch 178, 331, 406, 409 Theistisches 104 Theogonie 37, 40, 61, 84, 90 Theogonie, orphische 36, 39 Theologe 3, 4, 5, 7, 36, 395, 430, 485, 518, 545, 550, 557, 575, 614, 619 Theologe, christlicher 31, 611, 614 Theologe, katholischer 3, 4, 5, 6, 7 Theologe, muhammedanischer 545 Theologe, mystischer 492 Theologe, positiver 485, 492 Theologe, reformkatholischer 6 theologia 576, 577 theologia naturalis 454 Theologie 3, 4, 5, 6, 7, 8, 14, 56, 95, 97, 104, 147, 287, 379, 382, 383, 384, 385, 386, 388, 390, 393, 394, 395, 397, 406, 427, 434, 447, 472, 485, 488, 489, 501, 505, 512, 514, 516, 521, 522, 526, 527, 542, 558, 559, 560, 571, 574, 575, 578, 580, 608, 610, 614 726 Theologie der Rabbiner 610 Theologie, bejahende 415 Theologie, christliche 34, 527, 557 Theologie, dialektische 435 Theologie, göttliche 522 Theologie, jüdische 609 Theologie, katholische 3, 5 Theologie, mittelalterliche 386 Theologie, natürliche 522, 559, 575, 576 Theologie, neuscholastische 5 Theologie, orphische 36 Theologie, philosophische 384, 385 Theologie, positive 383, 384, 559, 560, 575, 576 Theologie, pythagoreische 68, 83 Theologie, scholastische 386, 535 Theologie, spekulative 438, 534 Theologie, thomistische 5 Theologie, verneinende 415 Theologie, weltliche 522, 526, 559 Theologiegeschichte 1, 3 theologiegeschichtlich 6 theologisch 1, 5, 7, 8, 9, 18, 101, 102, 107, 145, 232, 382, 383, 385, 392, 393, 400, 401, 426, 430, 454, 485, 490, 491, 497, 535, 558, 571, 572, 573, 612, 658 Theologisches 382 Theophanie 417, 425 Theoretiker 203 theoretisch 29, 41, 42, 44, 203, 216, 234, 235, 256, 281, 287, 288, 290, 291, 294, 296, 298, 308, 309 Theoretisches 245, 308, 309 Theorie 195, 217, 284, 381 Theorik 526, 527 Thomismus, mittelalterlicher 7 thomistisch 573 θεός 84, 334 Thrakier 103, 270 Tier 59, 64, 65, 96, 100, 143, 146, 161, 163, 170, 183, 197, 199, 230, 268, 348, 360, 364, 398, 402, 424, 453, 508, 517, 524, 525, 548, 660 tierisch 61, 146, 356 Tierisches 163 Tierleben 147 Tierleib 146 Tierseele 364, 365, 511 Tod 36, 96, 128, 130, 132, 133, 146, 163, 167, 185, 198, 230, 232, 233, 248, 249, 269, 334, 355, 356, 357, 359, 362, 367, 424, 473, 481, 482, 483, 484, 503, 596, 597, 598, 599, 600 Tod des Gottmenschen 473, 483 Tod des Sohnes Gottes 503 Tod Jesu Christi 472, 483, 503, 504 Todesfurcht 198, 261 Todesleib 598 Todesstrafe 334 Toleranz 608 Ton 78, 80, 88, 89, 93, 144, 165, 309, 363 Töneskala 77 Tonlehre 72 Tonverhältnis 80 Tor 199, 251, 260, 263, 265 Torheit 41, 263, 517 Totenreich 598, 600 Toter 133, 136, 198, 598, 599 Totes 126, 134 Tradition 34, 382, 383, 391, 596, 620 Traditionalismus 7 Traditionalismus, philosophischer 575 Tragiker 337 Transsubstantiation 128 727 Transzendenz 460 Traum 170, 362, 364 Trieb, böser 596 Trieb, philosophischer 288, 298, 301, 310 trinitas 494, 578 Trinität 423, 441, 447, 504, 517, 534, 561 Trinitätslehre 447, 461, 488, 497, 501, 502, 505, 506, 539, 543 Tritheismus 447 Trivium 384, 393, 396, 397, 438 trocken 127, 130, 132 Trockenes 59, 175, 180, 598 Tübinger Schule 3 Tüchtigkeit 197, 249 Tugend 40, 97, 98, 197, 198, 206, 207, 208, 214, 220, 222, 223, 224, 226, 227, 228, 238, 243, 245, 247, 248, 249, 250, 251, 253, 254, 256, 290, 291, 292, 293, 294, 297, 298, 332, 333, 336, 361, 362, 365, 366, 368, 369, 398, 484, 502, 515, 543, 552, 657 Tugend, bürgerliche 186 Tugend, ethische 250 Tugend, häusliche 186 Tugend, höhere 369 Tugend, philosophische 250, 290, 306 Tugend, unphilosophische 291 Tugend, unvollkommene 223 Tugend, vollendete 369 Tugend, wahre 293, 300 tugendhaft 224, 226, 291, 293 Tugendhafter 227, 333, 368 Tugendhaftes 226 Tugendideal 208 Tugendlehrer 187, 190, 191, 197, 198 Tugendübung 527 Tyrann 115 Übel 98, 129, 143, 197, 198, 218, 232, 242, 243, 247, 248, 263, 264, 270, 333, 346, 366, 367, 486, 487, 525 überhimmlisch 357 Überlieferer, theologischer 401 Überlieferung 37, 38, 41, 54, 57, 382, 391, 396, 404, 624 Überlieferung, pythagoreische 82 übernatürlich 506 Übernatürliches 385 übersinnlich 433 Übersinnliches 385, 403, 433, 523, 524, 555, 578 überunendlich 414 übervernünftig 533 Übervollkommenes 547 Überwesen 414 Übles 228, 229 Unähnliches 415 Unähnlichkeit 327, 415 Unbedingtes 284, 303, 460 unbegreiflich 561, 642 Unbegreiflichkeit Gottes 537 unbegrenzt 61, 105, 116, 121, 155, 173, 342 Unbegrenztes 57, 78, 79, 80, 82, 85, 91, 94, 282, 296, 339, 340, 341, 342 Unbegrenztheit 83, 121, 323, 327, 342 unbestimmt 663 unbeweglich 109, 354 Unbeweglichkeit der Erde 93 unbewegt 97, 141, 149, 324 Unehre Gottes 482 unendlich 55, 57, 59, 60, 61, 62, 105, 116, 117, 118, 119, 121, 132, 728 153, 155, 159, 175, 194, 409, 414, 418, 626, 637, 643, 647, 648, 650, 652, 654, 655, 658, 662, 664 Unendliches 57, 58, 59, 61, 64, 94, 116, 117, 118, 153, 157, 176, 181, 194, 232, 300, 344, 533, 535, 536, 548, 561, 608, 637, 638, 646, 649, 652, 654, 655, 658 Unendlichkeit 58, 102, 120, 121, 232, 300, 414, 638, 645, 661 unentstanden 90, 194, 645 unerkennbar 194, 311, 324 Unerkennbares 535 Unermessliches 105 unerschaffen 638, 639 Unfreiheit 562, 657 Ungehorsam 475 Ungerades 78, 79, 80, 81, 82, 84, 88, 327 ungerecht 220, 313, 479 Ungerechter 296, 474 Ungerechtigkeit 57, 168, 220, 263, 296, 474, 596 ungewiss 624 Ungewisses 498, 622 Ungewissheit 580, 621 ungeworden 101, 103, 105, 120, 138, 141, 142, 149, 153, 175, 312, 319 Ungewordenes 56, 331 Unglaube 529 Ungläubiger 415, 442, 443, 445, 469, 472, 473 Ungleiches 129, 183 Unglück 41, 185, 198 unglücklich 362, 368 Universale 489, 496, 497, 498, 499, 500, 515, 568, 590, 591, 594, 635 Universales 453, 499 universalis 584 Universität 429, 542, 595 Universität München 1, 7, 8, 10, 11, 12, 13, 15, 16, 17, 18 Universität von Paris 571 Universum 59, 61, 284, 400, 515, 523, 593, 608, 640 unkörperlich 110, 177, 237, 348 Unkörperliches 58, 110, 177, 238, 419 Unkörperlichkeit 171, 177, 342 Unlust 65, 167, 183, 249, 258, 259, 263, 264, 295, 296, 333, 360 Unmittelbarkeit 631 Unmögliches 108, 241, 242 Unmögliches, metaphysisch 332 Unmögliches, moralisch 332 Unmöglichkeit 331 Unmündigkeit, politische 370 Unordnung, sittliche 346 Unreales 345 unrecht 450, 475 Unrecht 168, 197, 199, 224, 226, 228, 229, 263, 295, 475 Unrechtes 167 Unschuld 478 Unseligkeit 167 Unsichtbares 126, 151, 404, 422, 495, 521 Unsichtbarkeit 231 unsinnlich 110, 337 Unsinnliches 312, 316 unsittlich 337 Unsittliches 103 Unsittlichkeit 227, 358 unsterblich 95, 199, 355, 360, 361, 421, 424, 433 Unsterblicher 299 Unsterbliches 126 Unsterblichkeit 34, 35, 36, 96, 232, 299, 300, 358, 359, 397, 424, 482, 729 556, 601 Unsterblichkeit der Seele 57, 183, 232, 358 Unsterblichkeitsglaube, pythagoreischer 283 Unsterblichkeitslehre 36 unteilbar 109, 116, 153, 155 Unteilbares 115, 322, 351 Unteilbarkeit 121, 661 Unterricht 191, 204, 224, 261, 273, 369 Unterwelt 36, 126 unveränderlich 86, 97, 107, 109, 128, 154, 238, 312, 433, 501, 508, 556, 649 Unveränderliches 237, 238, 240, 307, 312, 453 Unveränderlichkeit 102, 117, 120, 138, 154, 324, 343 Unveränderlichkeit des Seienden 115 Unveränderlichkeit Gottes 530 Unveränderlichkeit, göttliche 299 unvergänglich 64, 90, 103, 105, 120, 138, 141, 153, 170, 175, 183, 263, 300, 312, 319, 340, 424, 487, 563 Unvergängliches 471 Unvergänglichkeit 110, 424 unvernünftig 162, 360, 421 Unvernünftiges 346 Unverstand 134, 250, 294, 298 unverständig 125 Unverständiger 196, 254 Unverweslichkeit 600 unvollkommen 235, 293, 334, 407, 418, 461, 522, 547, 553, 560, 561, 568, 576, 578 Unvollkommenes 79, 84, 300, 459, 564, 568 Unvollkommenheit 84, 103, 192, 338, 484, 564 unwahr 641 Unwahrheit 370 unwandelbar 109, 457 Unwandelbares 112 Unwandelbarkeit 332, 484 Unweiser 250 Unwirkliches 311, 345, 470 unwissend 298 Unwissender 297, 370 Unwissendes 418 Unwissenheit 125, 217, 218, 219, 224, 263, 275, 292, 298, 332, 415, 439, 518, 530, 580 Unwissenheit Gottes 418 unwissenschaftlich 369 Unwissenschaftlichkeit 337 unzeitlich 417 Urbild 77, 298, 313, 314, 317, 318, 319, 325, 330, 345, 457, 511, 515, 516, 531 Urbild Gottes 508, 530 Urbild, ewiges 317, 352 Urbildliches 339 Urbildlichkeit 343 Urelement 136 Urfeuer 130, 192 Urform 511 Urgrund 43, 52, 57, 62, 63, 81, 83, 84, 100, 104, 135, 523, 525 Urgrund, natürlicher 44 Urgrund, physikalischer 136 Urgrund, schellingscher 400 Urgutes 336 Uridee des absolut Vollkommenen 413 Uridee Gottes 413 Urkörper 159 Urkraft 61, 173 730 Urmaterie 597 Urprinzip 60, 61 Ursache 77, 90, 130, 140, 158, 325, 328, 332, 338, 345, 346, 358, 361, 407, 415, 416, 418, 421, 458, 464, 498, 509, 515, 526, 553, 561, 562, 564, 569, 617, 626, 627, 629, 630, 633, 636, 638, 639, 640, 644, 647, 648, 649, 652, 653, 655 Ursache der Bewegung 348, 358, 548 Ursache der Welt 61, 65 Ursache des Bösen 421 Ursache des Guten 366 Ursache seiner selbst 643, 644, 646, 647 Ursache, absolute 331, 650 Ursache, allgemeine 565 Ursache, äusserliche 649 Ursache, bewegende 55, 127, 140, 177 Ursache, bewirkende 457 Ursache, bildende 296 Ursache, erste 560, 561, 562, 564, 565, 566, 649 Ursache, ewige 650 Ursache, freie 562, 649, 652 Ursache, göttliche 636 Ursache, höchste 324, 349 Ursache, höhere 565, 568 Ursache, innerlich wirkende 568 Ursache, inwohnende 649 Ursache, mechanische 345 Ursache, natürliche 53, 158, 569 Ursache, notwendige 649 Ursache, ordnende 296 Ursache, physikalische 179 Ursache, sekundäre 592 Ursache, übersinnliche 569 Ursache, unerforschliche 415 Ursache, unsichtbare 526 Ursache, unvergängliche 424 Ursache, ursprüngliche 396, 422, 423 Ursache, vernunftlose 338 Ursache, vorübergehende 649 Ursache, weltschöpferische 230 Ursache, wirkende 80, 81, 83, 127, 324, 325, 328, 345, 349, 507, 553, 555, 608, 636, 649, 650, 653, 655 Ursache, zureichende 636 Ursache, zweite 565 Ursächlichkeit 331, 640 Ursächlichkeit, ewige 319 Ursächlichkeit, göttliche 83 Urschönes 336 Urschönheit 317 Ursprüngliches 89, 355 Ursprünglichstes 127, 174, 642 Urstoff 55, 56, 61, 63, 127, 128, 138, 140, 149, 173, 174, 175, 176 Urstoff der Welt 130 Urstoff, einheitlicher 176 Urstoff, indifferenter 59, 176 Urstoff, qualitätsloser 58, 59 Urstoff, unendlicher 58, 64 Urteil 28, 111, 125, 228, 247, 258, 294, 392, 428, 432, 472, 494, 520, 528, 536, 548, 559, 583, 589, 593, 623, 631, 660 Urteil, hypothetisches 243 Urteil, kategorisches 243 Urteil, kopulatives 243 Urteil, verneinendes 243 Urteil, wahres 622 urteilen 452, 660 Urteilen 304, 622, 631 urteilen, logisch 589 urteilen, metaphysisch 589 urteilen, physisch 589 731 Urteilender 294, 298 Urteilskraft 548 Urteilskraft, sinnliche 548 Urteilslosigkeit 134 Urwesen 38, 57, 59, 63, 107, 130 Urzeit 34 Urzustand 142, 146 Vater (Gott) 461, 484, 503, 504, 543 Vaterland 98, 260, 273 vaterländisch 73 Vaterlandsliebe 207 veränderlich 86, 103, 111, 325, 433 Veränderliches 101, 105, 108, 112, 115, 133, 447, 453, 457 Veränderlichkeit 111, 173, 338 verändern 122, 128, 137, 152, 156 Veränderung 101, 111, 118, 122, 123, 126, 128, 131, 132, 137, 139, 140, 152, 154, 155, 160, 166, 170, 188, 194, 238, 315, 317, 339, 433, 523, 553, 563 verborgen 444, 529, 531, 555 Verborgenes 166, 199, 418, 420, 529, 567 Verdichtung 55, 56, 58, 61, 62, 64, 65, 128 Verdünnung 55, 56, 58, 61, 62, 64, 65, 128 verehren 70, 199, 200, 254, 263, 334 Verehrung 98, 199, 231 Verein, pythagoreischer 73 Verein, religiöser 73 vergänglich 99, 103, 109, 170, 183, 419, 641 Vergängliches 134, 297, 321, 404, 471, 510, 515 Vergänglichkeit 99, 146, 423 vergeben 474, 475, 477, 479, 483 Vergebung 474, 476, 477, 479 Vergehen 42, 59, 60, 90, 94, 110, 111, 122, 137, 138, 140, 141, 149, 151, 152, 166, 173, 174, 240, 433 Vergehen, unendliches 90 vergöttern 263 veritas 438, 445, 494, 576, 580, 583, 585, 589 veritas duplex 579 Vernunft 7, 64, 81, 86, 95, 96, 100, 105, 111, 132, 133, 135, 145, 164, 184, 229, 231, 238, 250, 290, 299, 301, 308, 309, 312, 318, 324, 325, 328, 330, 331, 334, 338, 345, 346, 347, 348, 351, 355, 356, 360, 361, 362, 364, 368, 369, 370, 383, 385, 395, 398, 399, 402, 403, 404, 407, 408, 410, 412, 414, 428, 430, 433, 435, 444, 445, 455, 486, 488, 493, 497, 498, 502, 506, 515, 517, 521, 524, 525, 527, 528, 529, 530, 531, 532, 533, 534, 535, 538, 539, 540, 542, 576, 578, 621, 634, 635, 636, 641 Vernunft, allgemeine 134, 347 Vernunft, bewusste 331 Vernunft, christlich gebildete 454 Vernunft, denkende 318 Vernunft, gemeine 518 Vernunft, geschaffene 517 Vernunft, göttliche 296, 318, 328, 330, 352, 486, 487, 524 Vernunft, herrschende 364 Vernunft, historisch gebildete 454 Vernunft, höhere 540 Vernunft, menschliche 31, 318, 383, 402, 527, 530, 579 Vernunft, natürliche 454, 528, 563 Vernunft, neuzeitliche 7 Vernunft, niedere 540 732 Vernunft, passive 408 Vernunft, persönliche 331 Vernunft, unendliche 324 Vernunft, vollkommenste 351 Vernunft, weltbildende 65 Vernunft, zwecktätige 345 Vernunftanlage 361 Vernunfteinsicht 439 Vernunfterkenntnis 237, 242, 309, 351, 361, 411, 494, 495, 528, 635, 639 Vernunftforschung 579 Vernunftgemäßes 534 Vernunftgrund 383, 397, 525 Vernunftidee 524 vernünftig 7, 95, 106, 111, 113, 162, 360, 362, 364, 411, 433 Vernünftiger 248 Vernünftiges 95, 169, 325, 346, 347, 433 Vernünftigkeit 113, 178, 367 vernunftlos 65, 95, 309, 324, 360 Vernunftloser 364 Vernunftloses 95, 347 Vernunfttätigkeit, freie 385 Vernunfttätigkeit, selbständige 385 vernunftwidrig 596 Verschiedenheit 154, 327, 418, 419, 487, 496, 510, 553, 564, 569, 609, 620, 633 versöhnen 484, 504 Versöhnung 445 Verstand 27, 37, 55, 99, 144, 145, 163, 166, 167, 230, 239, 285, 319, 328, 381, 402, 404, 411, 412, 413, 414, 416, 417, 422, 423, 424, 433, 435, 488, 498, 501, 516, 518, 524, 525, 526, 532, 534, 535, 536, 537, 538, 541, 542, 546, 547, 548, 549, 554, 555, 556, 566, 569, 581, 584, 593, 594, 618, 622, 623, 630, 631, 634, 638, 643, 648, 649, 650, 651, 659, 662, 663 Verstand, allgemein wirkender 568 Verstand, allgemeiner 550 Verstand, allwissender 36 Verstand, bewegender 64 Verstand, eingegossener 549 Verstand, endlicher 631, 640 Verstand, erkennender 417, 528 Verstand, erworbener 556 Verstand, göttlicher 318, 319, 328, 497, 568 Verstand, himmlischer 556 Verstand, intuitiver 637 Verstand, königlicher 318 Verstand, leidender 556 Verstand, materieller 556 Verstand, menschlicher 328, 569 Verstand, ordnender 64 Verstand, praktischer 54 Verstand, reiner 547, 548 Verstand, tätiger 547, 549, 550, 555, 556, 562 Verstand, unendlicher 640, 649 Verstand, weltbildender 55 Verstandesakt 651 Verstandesbegriff 524, 582 Verstandesbildung 186 Verstandeserkenntnis 166, 583, 659 Verstandeserkenntnis, unmittelbare 622 Verstandeslicht 587 Verstandesmensch 660 Verstandesoperation 520, 661 Verstandesstreben, dialektisches 430 Verstandestätigkeit 444, 501, 660 Verständiger 134, 168, 196, 259, 265 733 Verständnis 440, 473, 498 Verständnis, ideales 660 Verständnis, wahres 403 Vertrauen 423, 440, 486, 558 Vertrauen, göttliches 478 verum 567 verus 446, 585 vervollkommnen 553 Vervollkommnung 26, 84, 227, 429 Vervollkommnung, sittliche 97, 205, 561 Vervollkommnung, wissenschaftliche 205 via negationis 393 via positionis 393 Vieles 101, 112, 115, 116, 138, 152, 154, 194, 195, 315, 321, 322 Vielfaches 344, 623 Vielheit 79, 84, 101, 102, 104, 105, 110, 111, 114, 115, 116, 117, 121, 122, 123, 149, 151, 152, 153, 173, 188, 194, 282, 291, 292, 307, 308, 311, 313, 315, 319, 320, 321, 322, 323, 326, 327, 338, 343, 344, 345, 356, 418, 564, 565 Vielheit, begrifflose 327 Vielheit, unendliche 218 Vierzahl 87 Viktoriner 540, 560 virtus 426, 585, 586, 589 vis vitalis 600 Volk 27, 34, 78, 135, 169, 189, 199, 204, 205, 214, 230, 232, 253, 273, 297, 377, 395, 400, 404, 409, 501, 547, 552, 553, 620 Volk, abendländisches 431 Volk, deutsches 380 Volk, europäisches 377 Volk, germanisches 377, 391 Volk, griechisches 189 Volk, jüdisches 31 Volk, orientalisches 33 Volk, romanisches 380 Völkerwanderung 377, 380, 389, 393 Volksglaube 36, 79, 83, 97, 145, 147, 148, 169, 170, 333, 334 Volksglaube, anthropomorpher 182 Volksglaube, griechischer 208 Volksglaube, polytheistischer 102 Volksgott 254 Volksgottheit 148 Volksmeinung 254 Volksreligion 84, 135, 148, 214, 254, 334, 381, 547, 550 Volksschule 400 Vollendung 336, 521, 568 Volles 110, 152, 153, 155, 157 vollkommen 94, 110, 132, 163, 212, 299, 345, 346, 347, 352, 461, 515, 521, 553, 564, 573, 602, 637, 640, 646 Vollkommenes 79, 84, 87, 300, 326, 332, 413, 568 Vollkommenheit 46, 212, 226, 229, 347, 348, 352, 418, 468, 484, 573, 639, 640, 653 Vollkommenheit, ethische 332 Vollkommenheit, göttliche 332, 418, 581 Vollkommenheit, ideale 589 Vollkommenheit, metaphysische 332 Vollkommenheit, natürliche 589 Vollkommenheit, sittliche 229 Vollkommenheit, ursprüngliche 356 voluntas 398, 574, 593, 651 voluntas dei 593 Vorbild 415, 484 Vorbild, ewiges 487 734 Vorbild, göttliches 508 Vorbild, ursprüngliches 508 Vorschrift, gesetzliche 552 Vorschrift, religiöse 552 Vorsehung 231, 325, 333, 487 Vorsehungsglaube 230, 231 vorsokratisch 68, 124, 282 vorstellen 311, 313, 403, 462, 463, 466, 467, 468, 470, 471, 472 Vorstellen 289, 290, 310, 311 Vorstellung 111, 219, 220, 281, 284, 288, 289, 290, 291, 307, 309, 311, 312, 313, 316, 341, 351, 353, 357, 361, 364, 403, 424, 437, 452, 454, 462, 463, 465, 466, 467, 468, 469, 470, 471, 472, 507, 523, 524, 626, 659 Vorstellung Gottes 468 Vorstellung, endliche 533 Vorstellung, falsche 148, 194, 289, 467, 471 Vorstellung, gewöhnliche 112 Vorstellung, gnostische 422 Vorstellung, materialistische 541 Vorstellung, richtige 288, 289, 290, 291, 309, 312, 367, 368, 467 Vorstellung, sinnliche 307, 342, 423, 548 Vorstellung, subjektive 626 Vorstellung, unbewiesene 214 Vorstellung, unklare 336 Vorstellung, vernunftlose 309 Vorstellungsvermögen 524 wahr 28, 195, 213, 214, 215, 216, 241, 242, 289, 294, 383, 439, 445, 450, 451, 452, 453, 475, 494, 620, 621, 629, 634, 660 Wahres 125, 166, 188, 215, 295, 335, 505, 625, 634, 641 Wahrhaftigkeit, göttliche 627 Wahrheit 107, 108, 111, 114, 125, 134, 135, 138, 149, 184, 188, 193, 206, 214, 215, 216, 218, 224, 227, 247, 248, 255, 286, 288, 290, 292, 293, 294, 295, 299, 301, 303, 305, 307, 309, 310, 311, 317, 327, 334, 335, 336, 344, 369, 400, 407, 413, 419, 435, 439, 440,442, 444, 445, 449, 452, 453, 457, 459, 497, 498, 500, 501, 502, 505, 506, 513, 518, 519, 521, 525, 527, 528, 530, 531, 533, 540, 549, 559, 579, 580, 583, 585, 592, 620, 623, 629, 634, 635, 636, 637, 640, 641, 644, 659 Wahrheit, allgemein anerkannte 188 Wahrheit, angeborene 624 Wahrheit, bedingende 453 Wahrheit, bedingte 453 Wahrheit, doppelte 451, 579 Wahrheit, empirische 453 Wahrheit, ewige 125, 644, 649 Wahrheit, geschaffene 453 Wahrheit, geschöpfliche 400 Wahrheit, göttliche 419 Wahrheit, höchste 385, 419, 453, 454, 521 Wahrheit, höhere 217, 452, 528 Wahrheit, ideale 453 Wahrheit, intuitiv erkannte 629 Wahrheit, materiale 519 Wahrheit, mathematische 642, 659 Wahrheit, objektive 193 Wahrheit, sinnliche 451 Wahrheit, sittliche 451 Wahrheit, strenge 352 Wahrheit, übersinnliche 440 Wahrheit, unmittelbar gegebene 624 Wahrheit, unsichtbare 340 Wahrheitstrieb 620 735 Wahrnehmbares 100, 117, 165, 316 wahrnehmen 165, 166, 318, 331, 404, 412, 471, 584 Wahrnehmen 449, 452 Wahrnehmendes 166, 184 Wahrnehmung 77, 78, 93, 112, 113, 122, 134, 144, 149, 165, 166, 183, 184, 192, 213, 239, 257, 260, 264, 288, 289, 294, 307, 309, 313, 363, 402, 422, 448, 449, 486, 506, 518, 548, 584, 653 Wahrnehmungsvermögen 351 Wahrsager 36, 146, 254, 291 Wahrsagung 210, 364 Wahrscheinliches 517 Wahrscheinlichkeit 352 Wandelbarkeit 457, 484 warm 132, 139, 157, 183 Wärme 61, 64, 65, 91, 92, 144, 156, 164, 181, 183, 597, 598 Warmes 59, 64, 112, 113, 127, 130, 164, 175, 180 Wasser 53, 54, 55, 56, 57, 58, 59, 62, 63, 89, 99, 106, 130, 138, 139, 142, 143, 144, 160, 180, 229, 340, 354, 597, 600 Weib 36, 144, 250, 268, 356, 370 weiblich 144, 168, 370 Weibliches 79, 81, 112 Weihe 73 Weihe, mythische 254 weise 223, 310, 333 Weiser 37, 150, 186, 215, 243, 250, 251, 253, 260, 263, 265, 310 Weiser, eleatischer 108 Weisheit 41, 97, 107, 124, 133, 186, 217, 223, 250, 254, 263, 324, 332, 347, 369, 415, 440, 503, 523, 525, 531, 532 Weisheit, göttliche 408, 503, 523, 530, 531, 533, 541, 564 Weisheit, heidnische 539 Weisheit, höchste 218 Weisheit, höhere 125 Weisheit, menschliche 134, 440, 531 Weisheit, politische 54 Weisheit, verkehrte 70 Weisheit, wahre 248, 414, 415 Weisheit, weltregierende 129, 131 Weissagung 70, 170, 210, 230, 254 Welt 27, 28, 32, 34, 41, 51, 55, 57, 59, 60, 61, 63, 65, 75, 76, 81, 84, 86, 89, 90, 91, 94, 103, 105, 107, 110, 112, 113, 125, 126, 127, 129, 130, 131, 132, 135, 141, 142, 146, 147, 148, 158, 159, 160, 168, 169, 170, 172, 176, 177, 179, 180, 181, 221, 231, 253, 263, 270, 275, 311, 318, 324, 325, 330, 331, 333, 334, 338, 341, 345, 346, 347, 348, 349, 350, 351, 352, 353, 354, 355, 356, 366, 379, 381, 396, 399, 406, 409, 411, 413, 416, 418, 420, 421, 422, 423, 438, 442, 457, 458, 459, 460, 476, 477, 480, 482, 483, 487, 488, 502, 504, 509, 515, 519, 521, 523, 539, 546, 547, 550, 554, 562, 563, 565, 566, 568, 569, 576, 581, 593, 617, 627, 657, 663, 664 Welt, äussere 420 Welt, beste 593 Welt, endliche 565 Welt, entstehende 60 Welt, erscheinende 420 Welt, ewige 487, 608 Welt, gegenwärtige 141 Welt, geistige 421 Welt, gewordene 413 Welt, himmlische 336 736 Welt, höhere 96 Welt, ideale 524 Welt, jetzige 142 Welt, materielle 420 Welt, moderne 5 Welt, sichtbare 129, 328, 413 Welt, sinnliche 343, 419, 420, 421, 424, 449, 487, 488, 508, 510, 562 Welt, übersinnliche 270, 328, 487, 510 Welt, unendliche 62 Welt, unsichtbare 450 Welt, untergehende 60 Welt, wirkliche 149, 284, 450, 459 Welt, zweckmäßig geordnete 177 Weltall 64, 91, 106, 164, 356, 404, 639 Weltanfang 353 Weltanschauung 29, 37, 281, 283, 572 Weltanschauung, platonische 485 Weltansicht 112, 276 Weltansicht, chinesische 32 Weltansicht, falsche 114 Weltansicht, indische 32 Weltansicht, richtige 297 Weltauffassung 114 Weltauffassung, philosophische 607 Weltauffassung, spinozische 657 Weltbaumeister 352 Weltbewusstsein 654, 656 Weltbildner 328, 355 Weltbildner, göttlicher 56 Weltbildung 38, 39, 41, 60, 62, 64, 89, 142, 157, 180, 184, 332, 341, 342, 352, 353, 354 Welten, unendlich viele 60 Weltentsagung 251 Weltentstehung 34, 37, 90 Welterklärung, philosophische 56 Weltganzes 59, 76, 89, 90, 94, 113, 127, 132, 137, 141, 164, 318, 334, 347, 348, 350, 354, 654 Weltgebäude 91, 93, 94, 112, 143, 161, 181, 185, 282, 337, 347, 350, 354, 355 Weltgedanke, göttlicher 413 Weltgedanke, verwirklichter 413 Weltgeist 608 Weltgeschichte 378, 395 Weltgesetz 130, 357 Weltgrund 418 Weltherrscher 83 Weltidee 581 Weltkörper 60, 91 Weltlauf 112 weltlich 485, 488, 489, 522 Weltordnung 55, 56, 129, 135, 181, 345, 476 Weltplan, göttlicher 475 Weltprozess 457, 458, 510, 641 Weltregierung, göttliche 325, 476 Weltreligion, christliche 215 Weltreligion, monotheistische 215 Weltschöpfer 356 Weltschöpfung 340, 515 Weltschöpfung, ewige 319 Weltseele 68, 92, 95, 96, 164, 282, 346, 347, 348, 349, 350, 351, 352, 353, 355, 358, 487, 488, 505, 547 Weltstoff 662 Weltsystem 60, 62, 181 Weltsystem, pythagoreisches 112 Weltuntergang 60 Welturheber 56 Weltursache, extramundane 617 Weltursache, immanente 618 Weltursache, supramundane 617 Weltzeit 131, 354 Werden 45, 90, 100, 101, 110, 123, 737 126, 127, 135, 136, 137, 138, 140, 149, 150, 152, 166, 194, 237, 242, 295, 296, 312, 313, 317, 325, 327, 337, 338, 339, 342, 343, 351, 353, 363, 381, 417, 429, 458 Werden, absolutes 149, 150, 173 Werden, beständiges 150 Werden, relatives 150 Werden, unendliches 90 Werdendes 108, 112, 127, 239, 240, 312, 318, 340, 343, 353, 458 Wesenheit 327 Wesenheit, höchste 456 Wesenheit, ideale 331 Wesenheit, körperlose 317 Widersprechendes 415, 475 Widerspruch 415, 443, 463, 475, 513, 528, 551, 559, 664 Widerspruchslosigkeit, logische 653 widervernünftig 533 Widervernünftiges 534 Wiedererinnerung 355, 357, 359 Wille 158, 168, 250, 351, 362, 368, 381, 398, 412, 440, 441, 480, 482, 484, 518, 548, 560, 593, 631, 649, 651, 652, 663 Wille, böser 421 Wille, freier 654 Wille, göttlicher 415, 473, 475, 476, 478, 482, 562, 649 Wille, menschlicher 592 Wille, sittlicher 292 Willensakt 651 Willensakt, göttlicher 415 Willensfreiheit 398, 603 Willensrichtung, sittliche 281 Willensrichtung, vernünftige 243 Willkür 135, 189, 199, 215, 293, 297, 306, 475 willkürlich 43, 45, 86, 276, 285, 303, 305 Wirkliches 77, 78, 87, 101, 105, 110, 111, 138, 237, 238, 241, 247, 281, 283, 284, 296, 309, 312, 319, 324, 325, 326, 327, 350, 352, 365, 399, 439, 448, 449, 450, 452, 466, 467, 554, 636 Wirkliches, objektiv 450, 469 Wirkliches, subjektiv 469 Wirkliches, unbedingt 311 Wirklichkeit 86, 112, 238, 284, 310, 311, 312, 313, 327, 328, 344, 368, 413, 418, 450, 453, 454, 459, 462, 463, 464, 465, 466, 467, 469, 471, 509, 511, 546, 555, 566, 568 Wirklichkeit, absolute 468 Wirklichkeit, äussere 450 Wirklichkeit, empirische 420, 452 Wirklichseiendes 449 Wirkung 416, 419, 421, 422, 423, 424, 426, 458, 464, 478, 526, 550, 561, 564, 569, 592, 647, 651, 653 wissen 217, 402, 403, 414, 415, 418, 440, 621, 627 Wissen 7, 27, 28, 64, 69, 72, 87, 107, 119, 124, 166, 171, 176, 177, 179, 184, 188, 189, 199, 210, 211, 212, 214, 215, 216, 217, 218, 219, 220, 222, 223, 224, 225, 235, 238, 245, 247, 257, 280, 281, 282, 288, 289, 290, 291, 292, 294, 295, 297, 298, 302, 304, 309, 310, 311, 312, 313, 314, 315, 316, 318, 319, 324, 328, 332, 336, 351, 361, 368, 369, 386, 388, 389, 390, 401, 405, 407, 414, 430, 439, 440, 441, 442, 443, 459, 465, 486, 492, 493, 494, 495, 514, 522, 527, 534, 535, 539, 544, 552, 553, 554, 559, 560, 575, 580, 738 621, 630, 635, 637, 656 Wissen, allgemein gültiges 193 Wissen, archäologisches 186 Wissen, begriffliches 237, 247, 269, 280, 310, 311 Wissen, bewusstes 310 Wissen, biblisches 544 Wissen, christliches 429 Wissen, eingebildetes 224 Wissen, endliches 418 Wissen, gehobenes 219 Wissen, göttliches 459 Wissen, historisches 544 Wissen, mathematisches 271 Wissen, menschliches 459, 535 Wissen, objektives 188 Wissen, orientalisches 31 Wissen, philosophisches 429, 578 Wissen, physikalisches 186 Wissen, positives 219, 637 Wissen, richtiges 212, 223, 290 Wissen, scheinbares 214, 224 Wissen, sicheres 223, 232 Wissen, spekulatives 301 Wissen, theologisches 429, 535, 577 Wissen, theoretisches 197, 246 Wissen, unbeschränktes 177 Wissen, unendliches 418 Wissen, unwahres 217 Wissen, vermeintliches 219 Wissen, vollkommenes 310 Wissen, wahres 184, 206, 212, 214, 215, 216, 218, 219, 224, 247, 281, 297, 300, 309, 313 Wissen, weltliches 395 Wissen, wirkliches 217, 219, 281 Wissender 196, 228, 292, 297 Wissenschaft 7, 31, 34, 42, 44, 56, 72, 98, 115, 172, 187, 188, 195, 205, 214, 221, 232, 238, 242, 246, 247, 255, 286, 293, 295, 300, 301, 302, 306, 307, 308, 310, 316, 317, 327, 336, 351, 378, 381, 384, 385, 388, 393, 396, 397, 400, 402, 403, 405, 407, 426, 430, 434, 437, 439, 444, 488, 506, 514, 516, 517, 518, 521, 522, 523, 525, 526, 527, 539, 540, 546, 548, 551, 553, 559, 560, 561, 572, 573, 575, 576, 578, 579, 580, 609, 622, 624, 650 Wissenschaft der Erkenntnis 28 Wissenschaft der Logik 526 Wissenschaft des Mittelalters, scholastische 380 Wissenschaft des Übersinnlichen 403 Wissenschaft vom Allgemeinen 111 Wissenschaft vom Übernatürlichen 560 Wissenschaft von Gott 403 Wissenschaft, abendländische 436 Wissenschaft, christliche 42, 382, 539, 544, 547, 574, 575 Wissenschaft, echte 187 Wissenschaft, exakte 614 Wissenschaft, geistliche 437, 438 Wissenschaft, heilige 394 Wissenschaft, höchste 527, 560, 572, 576 Wissenschaft, katholische 573 Wissenschaft, kirchliche 574 Wissenschaft, mathematische 307, 309, 349 Wissenschaft, menschliche 454, 580 Wissenschaft, metaphysische 574 Wissenschaft, mittelalterliche 14, 42, 379, 390, 557 Wissenschaft, neuere empirische 739 534 Wissenschaft, nichttheologische 520 Wissenschaft, philosophische 276 Wissenschaft, reine 307 Wissenschaft, scholastischtheologische 383 Wissenschaft, sichere 517 Wissenschaft, theologische 520, 545, 574 Wissenschaft, unentdeckte 403 Wissenschaft, vollkommene 560 Wissenschaft, weltliche 394, 396, 437, 520, 522 wissenschaftlich 14, 30, 37, 65, 71, 97, 147, 148, 150, 186, 187, 188, 196, 202, 204, 205, 206, 214, 215, 226, 227, 234, 239, 247, 269, 270, 272, 277, 278, 280, 283, 284, 306, 308, 317, 334, 335, 355, 366, 377, 381, 382, 388, 389, 391, 393, 394, 400, 409, 426, 430, 431, 454, 485, 507, 520, 539, 544, 549, 559, 560, 602, 621, 658 Wissenschaftliches 214 Wissenschaftslehre 544 Wissenschaftslehre, erkenntnistheoretische 659 Wollen 442, 649, 651 Wort 81, 168, 194, 195, 245, 305, 306, 393, 394, 396, 416, 447, 448, 457, 458, 459, 463, 467, 505, 531 Wort Gottes 416 Wort Gottes, wesensgleiches 416 Wort, äusseres 531 Wort, ewiges göttliches 457 Wort, göttliches 521 Wort, inneres 531 Wort, lebendiges 202 Wort, offenbares 531 Wort, schaffendes 457 Wort, schöpferisches 457 Wort, verborgenes 531 Wunder 67, 70, 185, 530, 614 wunderbar 67 Wunderbares 66, 70 Würde des Menschen 479 Würde, kirchliche 489 xenophonisch 221, 234 Zahl 51, 74, 75, 76, 77, 78, 79, 80, 81, 82, 83, 84, 85, 86, 87, 88, 89, 95, 100, 107, 116, 173, 307, 315, 322, 323, 327, 349, 351 Zahl, gerade 78, 87, 88 Zahl, gerad-ungerade 78 Zahl, ideale 322 Zahl, männliche 86 Zahl, mathematische 322, 323, 351 Zahl, pythagoreische 75, 77, 282 Zahl, symbolische 78 Zahl, unendliche 116 Zahl, ungerade 78, 87, 88 Zahl, unsichtbare 349 Zahl, vollkommene 87, 88 Zahl, weibliche 86 Zahlenharmonie 95 Zahlenlehre 74, 76, 81, 86, 89, 90, 98, 322, 324 Zahlenlehre, pythagoreische 68, 323 Zahlenverhältnis 78, 85, 86, 87 Zehnzahl 87, 91 Zehnzahl, heilige 79 Zeichen 555 Zeichen, sinnliches 404 Zeit 90, 94, 109, 118, 119, 121, 229, 352, 353, 354, 411, 458, 460, 461, 469, 487, 497, 510, 549, 563, 644 zeitlich 353, 402, 416, 417, 459, 740 488, 501, 537, 549, 642 Zeitliches 349, 411, 458, 539, 560, 563 Zeitlichkeit 556 zenonisch 115 Zensur, kirchliche 488 Zentralfeuer 90, 91, 92, 93, 94 Zentralfeuer, pythagoreisches 113 Zentralphilosophie 311 Zeugung 58, 112, 461 zoroastrisch 32 Zufall 158, 171, 177, 488 zufällig 158, 161, 228, 285, 641 Zufälliges 158 Zufälligkeit 291, 635, 636 Zusammengesetztes 515 Zweck 45, 328, 642, 652, 657 Zweck, absoluter 297, 331 Zweck, bloßer 297 Zweck, eingeborener 229 Zweck, endlicher 297 Zweck, höchster 296 Zweck, letzter 328 Zweck, niederer 297 Zweck, relativer 297 Zweckmäßigkeit 210, 229, 325 Zweckursache 608 Zweifel 188, 192, 195, 410, 518, 550, 580, 620, 621, 624, 625, 626, 636, 637 zweifeln 621, 637 Zweifeln 625, 634, 637 Zweifler 469 Zweiheit 80, 81, 82, 83, 84, 86 Zweites Vaticanum 6 Zweizahl 89 Zwischenzustand 146 ISBN 978-3-7720-8743-1 Dieser Band bietet die kritische Edition der Vorlesungshandschriften des Theologie- und späteren Philosophieprofessors Jakob Frohschammer (1821-1893) „ Geschichte der griechisch-römischen Philosophie “ , „ Geschichte der Philosophie des Mittelalters “ , „ Über die Auferstehungslehre des Origenes “ sowie „ Über die Philosophie Spinozas “ . Er ist mit einer Einleitung und ausführlichen Registern versehen. Die Edition macht der wissenschaftlichen Öffentlichkeit bedeutende Quellentexte zugänglich und eröffnet die Möglichkeit zu weiteren Forschungen.