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Schuldenwirtschaft

2015
978-3-8649-6771-9
UVK Verlag 
Gabriela Signori

Wer sich für die historischen Spielarten des Konsumentenkredits interessiert, findet in den einschlägigen wirtschaftshistorischen Handbüchern nur wenige sachdienliche Hinweise auf die Geschichtlichkeit einer Praxis, die wie keine andere in der postmodernen Welt der Banken und Kreditkarten beheimatet zu sein scheint. Der Einstieg über Handbücher und andere Übersichtswerke ist der falsche Weg. Ungleich fruchtbarer erweist sich der Quereinstieg über die Historische Anthroplogie, die der Etymologie des Kreditbegriffs entsprechend das Vertrauen zum Fundament des vormodernen Kreditwesens erhebt. Die vormoderne Welt bildet in ökonomischer Hinsicht genauso wie in allen anderen kulturellen Belangen aber kein in sich geschlossenes Ganzes, das immer und überall denselben Spielregeln folgt. Und so spricht nicht Vertrauen, sondern Misstrauen gegenüber der vorherrschenden Zahlungsmoral aus den unzähligen Geldgeschäften, die im Verlauf des 15. Jahrhunderts Eingang in die Akten der freiwilligen Gerichtsbarkeit fanden, die die Grundlage der vorliegenden Untersuchung bilden. Unstrittig bleibt allemal, dass der Kredit in der vormodernen Welt genauso verbreitet war wie in der modernen, wenn nicht gar verbreiteter, da man vieles noch anschreiben ließ und die Bargeldreserven wesentlich limitierter waren als heute.

Gabriela Signori Schuldenwirtschaft Spätmittelalterstudien herausgegeben von Gadi Algazi (Tel Aviv) · David Collins (Washington) · Christian Hesse (Bern) Nikolas Jaspert (Heidelberg) · Hermann Kamp (Paderborn) Martin Kintzinger (Münster) · Pierre Monnet (Frankfurt a. M. / Paris) Joseph Morsel (Paris) · Eva Schlotheuber (Düsseldorf ) Hans-Joachim Schmidt (Fribourg) · Gabriela Signori (Konstanz) Birgit Studt (Freiburg i. Br.) · Simon Teuscher (Zürich) Band 5 Gabriela Signori Schuldenwirtschaft Konsumenten- und Hypothekarkredite im spätmittelalterlichen Basel UVK Verlagsgesellschaft Konstanz · München Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http: / / dnb.d-nb.de abrufbar. ISSN 1868-7490 ISBN 978-3-86764-588-1 (Print) ISBN 978-3-86496-770-2 (EPUB) ISBN 978-3-86496-771-9 (EPDF) Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und straf bar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz und München 2015 Einbandgestaltung: Susanne Fuellhaas, Konstanz Einbandmotive: © Staatsarchiv Basel-Stadt, ältere Nebenarchive, Gerichtsarchiv, Serie E = Frönungen und Verbote Printed in Germany UVK Verlagsgesellschaft mbH Schützenstr. 24 · D-78462 Konstanz Tel. 07531-9053-0 · Fax 07531-9053-98 www.uvk.de Vorwort Steuerbücher galten längere Zeit als gesellschaftswissenschaftlicher Königsweg, um in das soziale Innere der spätmittelalterlichen Stadtgesellschaft vorzudringen. Dieser Weg orientierte sich am Vermögen des einzelnen Steuerzahlers, das in der spätmittelalterlichen Stadt bekanntermaßen ausgesprochen ungleich verteilt war. Um so dringlicher stellte sich den Universalgelehrten, die sich an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert der mittelalterlichen Stadt zuwandten, die Frage (auch mit Blick auf ihre eigene soziale Umwelt), welche Kräfte diese von Ungleichheit beherrschten Gesellschaften zusammenhalten mochten. Und so imaginierten sich die einen die mittelalterliche Stadt als eine durch öffentliche Rituale zusammengeschweißte Sakralgemeinschaft, während die anderen den politischen und sozialen Zusammenhalt in ihrer genossenschaftlichen Verfasstheit begründet sahen. Den beiden Sichtweisen gemein ist, dass sie die Konflikte weitgehend ausblendeten und davon ausgingen, dass das unaufhaltsame Vordringen der Geldbeziehungsweise Marktwirtschaft ihren zum Ideal verklärten Gemeinschaften ein abruptes Ende setzte. Ernsthaft über die soziale Bindekraft von Geld nachzudenken war unter diesen gesellschaftstheoretischen Prämissen kaum möglich. Dies änderte sich erst, als die kulturelle Verfasstheit der Wirtschaftspraktiken und mithin der Kreditwirtschaft in den Fokus der Gesellschaftswissenschaften trat. Zunächst galt das Interesse den Geldgeschäften der Kaufleute; in den letzten Jahren richtete sich die Aufmerksamkeit aber auch zunehmend auf die sozial inklusiven ‚Konsumentenkredite‘. An Archivmaterial mangelt es nicht: Seit dem ausgehenden 13. Jahrhundert multiplizierte sich in ganz Europa die Zahl der Rats- und Gerichtsbücher, die immer ausschließlicher im Dienste der Kreditwirtschaft standen. Ihre stupende Vielzahl lässt den Verdacht aufkommen, dass die sie produzierenden Gesellschaften den in Kredite involvierten Personen weniger Vertrauen entgegenbrachten als dem ‚Buchsystem‘. Sich mit der spätmittelalterlichen Kreditwirtschaft zu befassen, heißt demnach primär, sich durch einen Dschungel von unerschlossenem Archivmaterial zu schlagen, dessen Funktion oftmals genauso schwer zu bestimmen ist wie die in die Geldgeschäfte involvierten Personen. Ein solches Vorhaben braucht nicht nur einen gewissen Mut, sondern auch sehr viel Zeit. Dass ich dieses zeitaufwendige Buchprojekt verwirklichen durfte, verdanke ich dem Konstanzer Exzellenz-Cluster ‚Kulturelle Grundlagen von Integration , der mich für zwei Semester in das Kulturwissenschaftliche Kolleg aufgenommen hat. Für die kritische Lektüre des Manuskriptes sei schließlich noch Julie Claustre und Franz Irsigler gedankt sowie Katharina Brenner, Cornelia Dietz und Eva Wiebel, die mir geholfen haben, das eine oder andere Argument schärfer zu konturieren. Gabriela Signori, Januar 2015 ‘ Inhaltsverzeichnis Vorwort ............................................................................................................................... 5 Einleitung: Der Kredit und das Vertrauen............................................................................ 9 Schuldbann versus Sacharrest - Die neue Vielfalt der Rats- und Gerichtsbücher - Der Sonderfall Basel - Vertrauen oder Systemvertrauen? Kapitel 1: ‚Kredithaie‘ und kleine Fische ........................................................................... 23 Schulden verwalten: Vom Stadtbuch zum Gerichtsbuch - Das Formular - Ritual und Personal: Amtmänner, Schultheiß, Vogt und Notare - Die Gerichtszeugen - Sicherheiten - Schulden ja, aber wofür? - Mikrokosmen der Verschuldung - ‚Kredithaie‘ ? und allerlei „unzünftiges Volk“ - Ausblick Kapitel 2: Gerichtsschreiber, Gläubiger und insolvente Schuldner ..................................... 57 Vom alten zum neuen Verfahren - Die Verbotsbücher - Ordnung schaffen - Der lange Weg in die Insolvenz - Auf der Suche nach dem richtigen Formular - „Versessene“ Zinsen und verwahrloste Äcker und Häuser - Ausblick Kapitel 3: ‚Hauswirtschaft’ ................................................................................................. 87 Die Basisdaten - Hauskäufer im Profil - Grundherrschaftlich belastetes Eigen versus „freies, lediges Eigen“ - Bezahlungsmodalitäten: Cash, Raten und versteckte Kredite - Häuser mit alten und neuen Hypotheken - Käufer ohne Eigenkapital und Preisreduktion dank ‚Altlasten‘ - Schluss Kapitel 4: Die andere Perspektive: Vier private Basler Schuld- und Geschäftsbücher........ 121 Stefan Offenburg (gest. 1430) - Klaus Stützenberg (gest. 1451) - Ulrich Meltinger (gest. 1504) - Ludwig Kilchmann (gest. 1518) - Schluss Fazit ................................................................................................................................. 137 Anhang: Schaubilder 7, 8 und 12.................................................................................... 143 Bibliographie.................................................................................................................... 147 Orts- und Personenregister............................................................................................... 171 Einleitung Der Kredit und das Vertrauen Wie viele andere Nachbardisziplinen der Geschichtswissenschaft haben sich in den letzten Jahrzehnten auch die Wirtschaftswissenschaften zu einem Wissenschaftszweig entwickelt, der sich mit Leib und Seele dem Hic-et-nunc der Gegenwart verschrieben hat. Und so findet, wer sich für die historischen Spielarten des Konsumentenkredits interessiert, in den einschlägigen wirtschaftshistorischen Handbüchern nur wenige Hinweise auf die Geschichtlichkeit einer Praxis, die wie keine andere in der postmodernen Welt der Banken und Kreditkarten beheimatet zu sein scheint. 1 Der Einstieg über Handbücher und andere Übersichtswerke ist offenkundig der falsche Weg. Ungleich fruchtbarer erweist sich der Quereinstieg über Lokalstudien wie Craig Muldrews Economy of Obligation, die auf das Kreditwesen der ostenglischen Hafenstadt King’s Lynn fokussiert, oder Beate Sturms Arbeit zum Privatkredit im frühneuzeitlichen Hannover. 2 Entsprechend der Etymologie des Begriffs (credere) Verzeichnis der verwendeten Abkürzungen: StABS = Staatsarchiv Basel-Stadt; ÄNA = ältere Nebenarchive; AHA = älteres Hauptarchiv; GA = Gerichtsarchiv; KA = Klosterarchiv. 1 Selbst einschlägige Nachschlagewerke gehen nicht auf die Thematik ein oder streifen den Kredit allein in Zusammenhang mit den Kaufleuten: J OSEF K ULLISCHER , Allgemeine Wirtschaftsgeschichte des Mittelalters und der Neuzeit. Verfassung, Recht, Wirtschaft, Bd. 1: Das Mittelalter, München 1928; R UDOLF K ÖTZSCHKE , Allgemeine Wirtschaftsgeschichte des Mittelalters, Jena 1924; H ENRI P IRENNE , Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Europas im Mittelalter, Tübingen 6 1986, S. 117-137; Europäische Wirtschaftsgeschichte, Bd. 1: Mittelalter, hrsg. von C ARLO M. C IPOLLA , Stuttgart-New York 1978; Europäische Wirtschafts- und Sozialgeschichte im Mittelalter, unter Mitarbeit von Wilhelm Abel hrsg. von J AN A. VAN H OUTTE , Stuttgart 1980; Europäische Wirtschafts- und Sozialgeschichte vom ausgehenden Mittelalter bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts, unter Mitarbeit von Norbert Angermann hrsg. von H ERMANN K ELLENBENZ , Stuttgart 1986. Vgl. auch E RNST P ITZ , Wirtschafts- und Sozialgeschichte Deutschlands im Mittelalter, Wiesbaden 1979, S. 153-160; F RANZ I RSIGLER , Spätmittelalter und Frühe Neuzeit, in: Wirtschaftsgeschichte der deutschsprachigen Länder vom frühen Mittelalter bis zur Gegenwart, hrsg. von Hermann Schäfer, Freiburg-Würzburg 1989, S. 25-42; S TUART J ENKS , Von den archaischen Grundlagen bis zur Schwelle der Moderne (ca. 1000-1450), in: Deutsche Wirtschaftsgeschichte. Ein Jahrtausend im Überblick, hrsg. von Michael North, München 2 2005, S. 15-111; M ICHAEL N ORTH , Von der atlantischen Handelsexpansion bis zu den Agrarreformen (1450-1815), in: ebd., S. 112-196, hier S. 162-164. 2 C RAIG M ULDREW , The Economy of Obligation. The Culture of Credit and Social Relations in Early Modern England, London 1998; B EATE S TURM , „Wat ich schuldich war“. Privatkredit im frühneuzeitlichen Hannover (1550-1750), Stuttgart 2009. Weitere Meilensteine bilden das Annales-Heft ‚Les résaux de crédit en Europe, XVI e -XVIII e siècles‘ aus dem Jahr 1996, sowie der D ER K REDIT UND DAS V ERTRAUEN 10 beherrsche Vertrauen, nicht ökonomisches Gewinnstreben diese als Kultur definierte Kreditwirtschaft. 3 Ob vormoderne Gesellschaften deswegen generell als Vertrauensgesellschaften konzeptualisiert werden können, wie Muldrews Mikrostudie suggeriert, bleibt dennoch fraglich, 4 denn diese vormoderne Welt bildete in ökonomischer Hinsicht genauso wie in allen anderen kulturellen Belangen kein in sich geschlossenes Ganzes, das immer und überall denselben Spielregeln folgte. 5 Unstrittig bleibt allemal, dass der Kredit in der vormodernen Welt genauso verbreitet war wie in der modernen, wenn nicht gar verbreiteter, da man vieles noch anschreiben ließ und die Bargeldreserven wesentlich limitierter waren als heute. 6 Auf die zentrale Rolle, die die Kreditgeschäfte in der spätmittelalterlichen Stadt spielten - von den Geldgeschäften reicher Kaufleute bis zum Kleinkredit von Handwerkern, Gesellen und Knechten - hat die Wirtschaftsgeschichte, die ihre Einsichten aus dem Studium lokaler Ökonomien schöpft, schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts hingewiesen. 7 So resümierte 1927 der in Köln lehrende Wirtschafts- und Sozivon J ÜRGEN S CHLUMBOHM herausgegebene Sammelband Soziale Praxis des Kredits. 16.-20. Jahrhundert, Hannover 2007. Der Schwerpunkt der historisch-anthropologischen Kreditforschung liegt demnach eindeutig auf der frühen Neuzeit. 3 M ULDREW , The Economy of Obligation, S. 1-11 (‚Deconstructing capitalism‘). Vgl. R ICHARD H. B RITNELL , Growth and Decline in Colchester, 1300-1515, Cambridge 1986, S. 104; W IL- LIAM C HESTER J ORDAN , Women and Credit in Pre-Industrial and Developing Societies, Philadelphia 1993, S. 28. 4 D ONALD W OODWARD , Rez. Craig Muldrew, The economy of obligation, in: The Economic History Review 52 (1999), S. 807f. 5 Zur Antike vgl. P AUL M ILLETT , Lending and Borrowing in Ancient Athens, Cambridge 1991; S TANISŁAW M ROZEK , ‚Faenus‘. Studien zu Zinsproblemen zur Zeit des Prinzipats, Stuttgart 2001, S. 81-90; Credito e moneta nel mondo Romano. Atti degli Incontri capresi di storia dell’economia antica, hrsg. von E LIO L O C ASCIO , Bari 2003; P ETER T EMIN , The Roman Market Economy, Princeton 2013, S. 157-189. 6 Vgl. D ELLOYD J. G UTH , The age of debt, the Reformation and English law, in: Tudor Rule and Revolution. Essays for G. R. Elton from American Friends, hrsg. von dems. und John W. McKenna, Cambridge-London-New York 1982, S. 69-86. — Die Geschichtswissenschaft begründet die Allgegenwart des Kredits zumeist mit „der relativen Unterversorgung“ mit Bargeld, vgl. V ALENTIN G ROEBNER , Ökonomie ohne Haus. Zum Wirtschaften armer Leute in Nürnberg am Ende des 15. Jahrhunderts, Göttingen 1993, S. 26-60. Die These ist unter Münzexperten aber umstritten, vgl. P AMELA N IGHTINGALE , Monetary contraction and mercantile credit in later medieval England, in: The Economic History Review 43 (1990), S. 560-575, und N ATHAN S USSMAN , The late medieval bullion famine reconsidered, in: The Journal of Economic History 58 (1998), S. 126-154. 7 B RUNO K USKE , Das Schuldenwesen der deutschen Städte im Mittelalter, Diss. Leipzig, Tübingen 1904; D ERS ., Die Entstehung der Kreditwirtschaft und des Kapitalverkehrs, in: Ders., Köln, der Rhein und das Reich. Beiträge aus fünf Jahrzehnten wirtschaftsgeschichtlicher D ER K REDIT UND DAS V ERTRAUEN 11 alhistoriker Bruno Kuske (1876-1964), einer der Gründerväter der modernen Wirtschafts- und Sozialgeschichte: 8 „Das ältere Kreditsystem weist in großem Umfang Verbrauchskredite (Darlehenskredite im engeren Sinne) auf, deren außerordentliche Ausdehnung über alle irgendwie kreditfähigen Volksschichten nicht genug betont werden kann.“ 9 Kuskes Hauptinteresse galt dann allerdings vornehmlich den Geldgeschäften der Kaufleute und nicht dem Geldbedarf der kleinen Leute. Dieselbe Schwerpunktsetzung beobachten wir auch bei vielen neueren Arbeiten aus dem Bereich der mediävistischen Wirtschaftsgeschichte. 10 In die Untiefen der Kleinkredite wagen sich nur wenige. 11 Mit Craig Muldrews Economy of Obligation vergleichbare Mikrostudien gibt es für das späte Mittelalter auf jeden Fall keine. Forschung, Köln-Graz 1956, S. 48-137 (zuerst erschienen in: Die Kreditwirtschaft, Leipzig 1927, S. 1-79). 8 H ERMANN K ELLENBENZ , Nachruf Bruno Kuske. Das wirtschafts- und sozialgeschichtliche Werk Bruno Kuskes, in: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 52 (1965), S. 126- 144; W ALTHER H ERRMANN , Art. ‚Kuske, Bruno‘, in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 13, Berlin 1982, S. 339f. 9 K USKE , Die Entstehung der Kreditwirtschaft, S. 62. 10 Kredit im spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Europa, hrsg. von M ICHAEL N ORTH , Köln-Wien 1991; D ERS ., Kommunikation, Handel, Geld und Banken in der Frühen Neuzeit, München 2000, S. 88-95; F RANZ I RSIGLER , Kreditgewährung und Formen der Kreditsicherung im Mittelalter, in: Schuldenlast und Schuldenwert. Kreditnetzwerke in der europäischen Geschichte 1300-1900, hrsg. von Gabriele B. Clemens, Trier 2008, S. 67-84. 11 Mit einigen bemerkenswerten Ausnahmen wie D ANIEL L ORD S MAIL , The Consumption of Justice. Emotions, Publicity, and Legal Culture in Marseille, 1264-1423, Ithaca-London 2003, S. 133-159; R ICHARD G ODDARD , Surviving Recession: English Borough Courts and Commercial Contraction, 1350-1550, in: Survival and Discord in Medieval Society. Essays in Honour of Christopher Dyer, hrsg. von dems., John Langdon und Miriam Müller, Turnhout 2010, S. 69-87, oder H ANS -J ÖRG G ILOMEN , Der Kleinkredit in spätmittelalterlichen Städten. Basel und Zürich im Vergleich, in: Städtische Wirtschaft im Mittelalter. Festschrift für Franz Irsigler zum 70. Geburtstag, hrsg. von Rudolf Holbach und Michel Pauly, Köln-Weimar-Wien 2011, S. 109-148, und D ERS ., Frauen als Schuldnerinnen und Gläubigerinnen in der Stadt Basel in den 1420er Jahren, in: Prekäre Ökonomien. Schulden in Spätmittelalter und Früher Neuzeit, hrsg. von Gabriela Signori, Konstanz 2014, S. 103-137, sowie J OSEPH S HATZMILLER , Shylock Reconsidered. Jews, Moneylending, and Medieval Society, Berkeley 1990; J ORDAN , Women and Credit in Pre-industrial and Developing Societies; P ETER S CHUSTER , The Age of Debt? Private Schulden in der spätmittelalterlichen Gesellschaft, in: Schuldenlast und Schuldenwert. Kreditnetzwerke in der europäischen Geschichte 1300-1900, hrsg. von Gabriele B. Clemens, Trier 2008, S. 37-52; D ERS ., Soziale und kulturelle Aspekte des Schuldenmachens im ausgehenden Mittelalter, in: Prekäre Ökonomien, S. 17-34. D ER K REDIT UND DAS V ERTRAUEN 12 Die Praxis, mangels Bargeld für die verschiedensten Zwecke bald größere, bald kleinere Kredite aufzunehmen oder anschreiben zu lassen, 12 verbreitete sich seit dem 13. Jahrhundert, mit dem Roberto Sabatino Lopez (1910-1986) das Zeitalter der „kommerziellen Revolution“ beginnen lässt, rapide und in ausnahmslos allen Gesellschaftsgruppen. 13 Die Dimensionen waren derart gewaltig, dass die Kreditsicherung die Städte dies- und jenseits der Alpen anfänglich nicht nur vor kaum zu bewältigende Verwaltungs-, sondern auch vor ernsthafte Ordnungsprobleme stellte. Es ging also nicht allein darum, die Interessen der Gläubiger zu schützen, sondern auch die Wahrung des Stadtfriedens war mit im Spiel. 14 So setzten die Städte zum einen auf verschärfte Sanktionen (anfänglich meist in Gestalt der Verbannung), zum anderen förderten sie massiv die schriftliche Selbstverpflichtung in Form so genannter Schuldbekenntnisse (Konfessate) - ein seit der Antike bekanntes, für Geldgeschäfte unter Kaufleuten entwickeltes Sicherungsinstrument. 15 Eine öffentlich „bekannte“ Schuld musste, blieb die Zahlung aus, nicht erst gerichtlich „erstritten“ beziehungsweise bewiesen werden; die Sanktionen griffen unverzüglich. 16 Beide Instrumente - sowohl die Verbannung als auch die Konfessate - wurden im 13. Jahrhundert im großen Stil und, soweit ersichtlich, in ganz Europa angewandt. 17 In der Forschung finden die beiden Praktiken Verbannung und Konfessat aber selten zusammen. Dafür verantwortlich sind zumindest partiell die unterschiedlichen Überlieferungskontexte. Das Schuldbekenntnis ist Teil der freiwilligen, die Verbannung Teil der 12 Zu den Kerbhölzern vgl. M ORITZ W EDELL , Zählen. Semantische und praxeologische Studien zum numerischen Wissen im Mittelalter, Göttingen 2011, S. 183-313. 13 R OBERT S ABATINO L OPEZ , The Commercial Revolution of the Middle Ages, 950-1350, Cambridge 1971. Vgl. R ICHARD H. B RITNELL , Commerce and capitalism in late medieval England: problems of description and theory, in: Journal of Historical Sociology 6/ 4 (1993), S. 359-376. 14 Die soziale Sprengkraft der Schulden fördert unter anderem der Aufstand der Florentiner Ciompi (1378-1380) zutage, als die Aufständischen die Gefängnisse stürmten, in denen Schuldner eingesperrt waren. Vgl. A LESSANDRO S TELLA , La révolte des Ciompi. Les hommes, les lieux, le travail, Paris 1993, 62-65, sowie allgemein D AVID G RAEBER , Schulden: Die ersten 5000 Jahre, Stuttgart 2012. 15 C ECILE M ICHEL , Validité et durée de vie des contrats et reconnaissances de dettes paléoassyriens, in: Revue d’assyrologie et d’archéologie orientale 89 (1995), S. 15-27. 16 M ICHAEL M. P OSTAN , Private financial instruments in medieval England, in: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 23 (1930), S. 26-75, hier S. 27-42. 17 Vgl. L UCIEN S ABAH , Quatre reconnaissances de dettes majorquines en „Aljamiado“ hébraicoarabe, in: Revue des études juives 132 (1973), S. 133-138; B ERNHARD D IESTELKAMP , Wucherverbot und abstraktes Schuldanerkenntnis in der Praxis Brabanter Schöffen zu Anfang des 14. Jahrhunderts. Zur Anwendung der Clementine „De usuris“, in: Beiträge zur Rechtsgeschichte. Gedächtnisschrift für Hermann Conrad, hrsg. von Gerd Kleinheyer und Paul Mikat, Paderborn u. a. 1979, S. 47-63; P OSTAN , Private financial instruments in medieval England, S. 27-42; G ODDARD , Surviving Recession, S. 85f. D ER K REDIT UND DAS V ERTRAUEN 13 strafenden Gerichtsbarkeit mit ihren je eigenen Archiven, Buchreihen und Forschungstraditionen. 18 Schuldbann versus ... Die Abertausende von Verbannungsurteilen infolge von Zahlungsunfähigkeit oder unwilligkeit, welche die Acht-, Verruf- oder Leistungsbücher des 13. und 14. Jahrhunderts füllen, beeindrucken. Sie deuten zunächst darauf hin, dass es mit der Zahlungsmoral der an den Geldgeschäften beteiligten Gruppen weithin nicht zum Besten stand. 19 Zugleich lässt die Vielzahl der Verbannungen an der Effizienz des Strafsystems zweifeln. Dennoch blieb der Stadtverweis noch im 14. Jahrhundert vielerorts das einzige massenhaft eingesetzte (und dokumentierte) Druckmittel, säumige Schuldner zum Zahlen zu bewegen. 20 Gegen Ende des Jahrhunderts nutzten jedoch immer mehr Betroffene die ursprünglich als Strafe konzipierte Verbannung als Möglichkeit, die Rückzahlung ihrer Außenstände weiter hinauszuschieben. 21 18 An welche die Forschung auch unterschiedliche Fragen heranträgt. Auf das Problem reagiert der Sammelband: La dette et le juge. Juridiction gracieuse et juridiction contentieuse du XIII e au XV e siècle (France, Italie, Espagne, Angleterre, Empire), hrsg. von J ULIE C LAUSTRE , Paris 2006. 19 Die Verbannungsbzw. Acht- oder Leistungsbücher zählen in ganz Europa zu den ältesten Ratsbüchern. Wegweisend sind vor allem die Studien zu Bologna D IDIER M EHU , Structures et utilisation des registres de bannis pour dettes à Bologna au XIII e siècle, in: Mélanges de l’École française de Rome 109 (1997), S. 545-567; J EAN -L OUIS G AULIN , Les registres de bannis pour dettes à Bologne au XIII e siècle: une nouvelle source pour l’histoire de l’endettement, in: ebd., S. 479- 499. Zur dortigen Verbreitung des Schuldbannes aus rechtshistorischer Sicht vgl. weiterhin H ANS P LANITZ , Der Schuldbann in Italien, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte. Germanistische Abteilung 52 (1932), S. 134-259. 20 R ODRIGUE L AVOIE , Endettement et pauvreté en Provence d’après les listes de la justice comtale XIV e -XV e s., in: Provence historique 23 (1973), S. 201-216; M ARYSE G UENETTE , Au carrefour de la misère: les poursuites pour dettes à Brignoles et à Saint-Maximin au milieu du XIV e siècle, in: Canadian Journal of History 26 (1991), S. 225-240. — Der Stadtverweis war neben Italien vor allem im süddeutschen Raum verbreitet. Vgl. F RIEDRICH VON W YSS , Die Schuldbetreibung nach schweizerischen Rechten, in: Zeitschrift für schweizerisches Recht 7 (1858), S. 3-114; H ANS W IDMER , Die Geschichte von Schuldbetreibung und Konkurs in den Urkantonen bis ins 18. Jahrhundert, Affoltern an der Aare 1939, S. 33-36; A DRIAN S TAEHELIN , Zwangsvollstreckung in älteren Schweizer Stadtrechten, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte. Germanistische Abteilung 93 (1976), S. 184-256. Im Verlauf des 15. Jahrhunderts setzte sich der Schuldbann aber auch in vielen mitteldeutschen Städten durch, vgl. S TEFFEN B RESSLER , Schuldknechtschaft und Schuldturm. Zur Personalexekution im sächsischen Recht des 13.-16. Jahrhunderts, Berlin 2004, S. 316-319. 21 H ANS -R UDOLF H AGEMANN , Basler Rechtsleben im Mittelalter, Bd. 1, Basel-Frankfurt am Main 1981, S. 61. — Der Stadtverweis dürfte primär diejenigen „schmerzlich“ getroffen haben, deren D ER K REDIT UND DAS V ERTRAUEN 14 Für Gruppen, die nur lose mit der Stadtgesellschaft verbunden waren, taugte der Stadtverweis als Sanktionsmittel ohnedies wenig. 22 Er behauptete sich zwar noch in der Folgezeit, doch verbannten die Gerichte im 15. Jahrhundert fast ausschließlich nur noch diejenigen Schuldner, bei denen nichts zu pfänden war oder die eine öffentlich bekannte Schuld „übersaßen“ (das heißt, nicht fristgemäß zurückzahlten). 23 Das aber passierte selten, die meisten flohen, bevor es zu Sanktionen kam. ... Sacharrest Bei allen anderen Schuldnern griffen die Gerichte im Interesse der Gläubiger zusehends auf Sachgüter zurück, zunächst auf die liegenden Güter (Häuser, Gärten, Äcker und dergleichen), später immer häufiger und immer ausschließlicher auf die Fahrhabe (Mobilien), bis sich die Verhältnisse ins Gegenteil verkehrten und liegende Güter meist nur noch dann angegriffen wurden, wenn keine anderen Sachgüter zum Pfänden greifbar waren. 24 Das Gerichtsverfahren löste sich demnach schrittweise von der Person des Schuldners und konzentrierte sich immer mehr auf dessen Besitz beziehungsweise auf Sachen. Die einschneidende Verschiebung von der Person zur Sache wurde in der älteren deutschen Rechtsgeschichte vielfach als Meilenstein der Modernisierung besungen. 25 Linear verlief die Entwicklung zum modernen Schuldrecht aber nicht, vielmehr war sie voller Brüche und regionaler Ungleichzeitigkeiten. Der Personalarrest endete keineswegs mit Einführung des Sacharrests (Sicherheitspfändung). 26 Folgen wir Steffen Breßlers Untersuchung zum sächsischen Rechtskreis setzte er sich als obrigkeitliches Sanktionsmittel gegen Ende des 16. Jahrhunderts großflächig überhaupt erst durch: eine irritierende Erkenntnis. 27 Geschäftstüchtigkeit unter der Verbannung litt. Das aber scheint nicht überall und von Anfang an der Fall gewesen zu sein. In Basel wurde die Geschäftstüchtigkeit der Verbannten erst um die Mitte des 15. Jahrhunderts zum Gegenstand obrigkeitlicher Definition bzw. Intervention, vgl. Rechtsquellen von Basel. Stadt und Land, ed. von J OHANNES S CHNELL , Teil 1, Basel 1856, Nr. 148, Art. 52 und 53, S. 163f. 22 P ETER S CHUSTER , Eine Stadt vor Gericht. Recht und Alltag im spätmittelalterlichen Konstanz, Paderborn u. a. 2000, S. 258-265. 23 P LANITZ , Der Schuldbann in Italien, S. 240-254; S TAEHELIN , Zwangsvollstreckung, S. 203, 206, 213. 24 H AGEMANN , Basler Rechtsleben im Mittelalter, Bd. 1, S. 65. 25 H ANS P LANITZ , Die Vermögensvollstreckung im deutschen mittelalterlichen Recht, Bd. 1: Die Pfändung, Leipzig 1912; S TAEHELIN , Zwangsvollstreckung, S. 184-256. 26 Zum weiterhin praktizierten und obrigkeitlich approbierten bzw. regulierten Privatarrest trotz vorherrschendem Sacharrest durch das Gericht vgl. unter anderem die Rechtsquellen von Basel, Nr. 98, S. 98; Nr. 148, Art. 74, S. 173f.; Nr. 148, Art. 84, S. 176f. 27 B RESSLER , Schuldknechtschaft, S. 28, vgl. auch S. 395-400, 405-430. D ER K REDIT UND DAS V ERTRAUEN 15 Die neue Vielfalt der Rats- und Gerichtsbücher In Reaktion auf das neue Verfahren versuchten im Verlauf des 15. Jahrhunderts immer mehr Städte die verschiedenen Etappen der Kreditvergabe, die von der Kreditaufnahme über die Sicherheitspfändung bis zur Zwangsvollstreckung führten, möglichst umfassend zu dokumentieren. 28 Neue Gerichtsbücher entstanden, aber jede Stadt setzte andere Akzente, was den Vergleich maßgeblich erschwert: Das Augsburger Stadtgericht benutzte erstaunlicherweise noch im späten 15. Jahrhundert für die verschiedenen Verwaltungsvorgänge ein und dasselbe Gerichtsbuch, 29 während das benachbarte Nördlingen schon sehr früh Pfandbücher (1390-1491) anlegte und diese gegen Ende des 15. Jahrhunderts um ein Pfandverkaufsbuch (1496-1512) erweiterte. 30 Auch die Zürcher ‚Eingewinnerverzeichnisse’ setzen schon gegen Ende des 14. Jahrhunderts (1375) ein, 31 während Nürnberg erst um die Mitte des 15. Jahrhunderts systematisch dazu überging, nach Gegenständen getrennte Gerichtsbeziehungsweise Schuldbücher zu führen. 32 Mit Abstand am weitesten fortgeschrit- 28 Eine Übersicht über die Genese bzw. Ausdifferenzierung der städtischen Gerichtsbücher fehlt bis heute mit Ausnahme der älteren Versuche von W ERNER S CHULTHEISS , Über spätmittelalterliche Gerichtsbücher aus Bayern und Franken. Beiträge zum Urkundenwesen und Gerichtsverfahren Süddeutschlands, in: Festschrift für Hans Liermann zum 70. Geburtstag, Erlangen 1964, S. 265-296, sowie E RNST P ITZ , Schrift- und Aktenwesen der städtischen Verwaltung im Spätmittelalter. Köln - Nürnberg - Lübeck. Beitrag zur vergleichenden Städteforschung und zur spätmittelalterlichen Aktenkunde, Köln 1959, S. 244-256 (Nürnberg), 405-415 (Lübeck). 29 F RIEDRICH H ELLMANN , Das Konkursrecht der Reichsstadt Augsburg, Breslau 1905, S. 8, Nr. 34. Der Befund überrascht, weil Augsburg eine der größten und bedeutendsten süddeutschen Handelsstädte war. — Thematisch gemischt sind auch die viel beachteten Ingelheimer Haderbücher (1423-1529), vgl. M ARITA B LATTMANN , Beobachtungen zum Schrifteinsatz an einem deutschen Niedergericht um 1400: die Ingelheimer Haderbücher, in: Als die Welt in die Akten kam. Prozeßschriftgut im europäischen Mittelalter, hrsg. von Susanne Lepsius und Thomas Wetzstein, Frankfurt am Main 2008, S. 51-91; R EGINA S CHÄFER , Ein spätmittelalterliches Haderbuch (1476-1484) als sozialgeschichtliche Quelle, in: Die Ingelheimer Haderbücher. Mittelalterliches Prozessschriftgut und seine Auswertungsmöglichkeiten, hrsg. von Franz Joseph Felten, Harald Müller und Regina Schäfer, Ingelheim 2010, S. 97-114. 30 S CHULTHEISS , Über spätmittelalterliche Gerichtsbücher, S. 291f. 31 S IBYLLE M ALAMUD und P ASCALE S UTTER , Die Betreibungs- oder Eingewinnungsverfahren der Stadt Zürich im Spätmittelalter, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte. Germanistische Abteilung 116 (1999), S. 87-118, hier S. 89: „Bei den Eingewinnerverzeichnissen handelt es sich um umfangreiche Listen, die hauptsächlich Schuldeinträge mit Nennung des zu betreibenden Schuldners, des Gläubigers und des Betrages enthalten.“ Vgl. A RTHUR B AUHOFER , Zwangsvollstreckung und Ungehorsamsverfahren im Schuldprozesse des zürcherischen Richtebriefs, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte. Germanistische Abteilung 51 (1931), S. 70-92. 32 Stadtarchiv Nürnberg, B 14/ II = Libri conservatorii, Grundverbriefungsbücher (1484-1763) und Libri litterarum, Schuldverbriefungsbücher (1426-1432 und 1484-1770), in die die Ge- D ER K REDIT UND DAS V ERTRAUEN 16 ten präsentiert sich die Ausdifferenzierung der Gerichtsbücher in Schuldsachen jedoch in der Rheinmetropole Basel. Mit ihr möchte ich mich dementsprechend auch eingehender befassen. Der Sonderfall Basel Schon seit 1407 führte das Basler Schöffengericht eigene ‚Beschreibbüchlein’, in denen die Güter flüchtiger oder „erblos“ verstorbener Personen (Personen ohne Testament oder erbberechtigte Verwandtschaft) von Amtswegen „beschrieben“, das heißt inventarisiert wurden. 33 Später wurde auf Betreiben der Gläubiger immer häufiger der Besitz von Personen „beschrieben“, die in die Insolvenz geraten waren. 34 So im Falle eines Schweinehirten, der im Februar 1478 im Basler Spital verstorben war. „Von Anrufung seiner Schuldner“ wurden seine wenigen Habseligkeiten - überwiegend Kleidungsstücke - am 10. Februar 1478 zwangsinventarisiert: Von anru e ffung der schuldner, die superius scripto [Dienstag nach Invocavit 1478], ist beschriben worden Anthonien, des schwinhirten im Spital verlassen gůt: Jtem 4 manß hemder. | Jtem 1 ½ eln tůch. | Jtem zwo zwilchi [Leinengewebe 35 ] hosen. | Jtem 1 schwartz wammiß. | Jtem 3 par wis hosen. | Jtem 1 zwilchi wammiß. | Jtem 1 schwarcz kapp und zipfel. | Jtem j zwilchi enserlin [Ärmel] | Jtem j fu e teri under 1 tupli [? ]. | Jtem 1 grawen rok, 1 gefuter richtsurteile in Schuldensachen gegen Gebühr übertragen wurden, eingeschlossen wohl auch Konfessate, vgl. I NGOMAR B OG , Die Quellen zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Reichsstadt Nürnberg. Gedanken über Editionsprobleme, in: Beiträge zur Wirtschaftsgeschichte Nürnbergs 2 (1967), S. 830-850; G ROEBNER , Ökonomie ohne Haus, S. 190-206. Hinzu kam 1483 per Ratsbeschluss auf der Ebene der strafenden Gerichtsbarkeit das Inhaftationsbuch mit Einträgen von 1483 bis 1536 (ebd., S. 228). 33 StABS ÄNA GA K = Beschreibbüchlein, 19 Bde. (1407-1666), es fehlen unter anderem die Jahrgänge 1466-1474 und 1481-1505. Zu den Beschreibbüchlein vgl. K ATHARINA S IMON - M USCHEID , Die Dinge im Schnittpunkt sozialer Beziehungsnetze. Reden und Objekte im Alltag (Oberrhein, 14. bis 16. Jahrhundert), Göttingen 2004. Auf die sich verändernden rechtlichen Rahmenbedingungen, in die sich die Inventare einschreiben, geht die Autorin nicht näher ein; sie zieht auch die zu den Beschreibbüchlein gehörigen Verrechnungsbücher nicht zurate. 34 StABS ÄNA GA K 2-3 (1475-1481), Teil 1, S. 13-15, 38-40, 63f., 74, Teil 2, 1, 17, 47-49, 57, 66-68, 94f., 102, 118, 121-126. 35 J UTTA Z ANDER -S EIDEL , Textiler Hausrat. Kleidung und Haustextilien in Nürnberg von 1500- 1650, München 1990, S. 403: „Zwilch: Von den Barchentwebern gefärbt, gebleicht und ungebleicht in unterschiedlicher Dichte und Breite hergestelltes Leinengewebe in Körperbindung, das für Kleidung, Tisch- und Bettwäsche vielseitige Verwendung fand.“ D ER K REDIT UND DAS V ERTRAUEN 17 dorunder. | Jtem 1 schwarcz rok mit wisen gfuter. | Jtem 1 rok messerli. | Jtem in zweien teschen 16 ß minus 1 d. | Jtem 3 schrib gelt 4 ß 4 d. 36 Alle anderen Geschäfte gelangten nach Themen geordnet vorerst noch in ein- und dasselbe Gerichtsbuch, dessen jüngstes Exemplar sich, thematisch gebündelt, aus folgenden Sachgruppen zusammensetzt: Schaubild 1: Gerichtsprotokolle 1410-1417 Sachgruppen Seite Schuldbekenntnisse 1-101 Fertigungspflichtige Verträge 101-180 Verbote 180-220 Einigungen und Gerichtszeugen 220-309 Den meisten Platz beanspruchten die Schuldbekenntnisse, gefolgt von den fertigungspflichtigen, Eigen und Erbe betreffenden Verträgen. 37 Fertigen heißt, einen Vertrag öffentlich vor Gericht zur Dokumentation in das Gerichtsbuch eintragen. 38 Fertigungen zu erstellen war nördlich der Alpen das Kerngeschäft der Schöffengerichte in ihrer (notariatsgleichen) Funktion als freiwillige Gerichtsbarkeit. 39 Südlich der Alpen fielen diese Geschäfte schon sehr früh in den Zuständigkeitsbereich der Notare. 40 1425 gab die Stadt Basel schrittweise das Einbuch-Prinzip auf und begann für jede Geschäftsart ein eigenes Buch zu führen. Zunächst erhielten die Sacharreste (Ver- 36 StABS ÄNA GA K 2-3 (1475-1481), S. 74. 37 StABS ÄNA GA P 1 (1410-1417), fol. 1 r : Jtem confessate incipiunt in primo folio usque ad folium ci et contracti a folio ci usque ad folium clxxx arrestaciones a folio .clxxx. usque ad folium ccxx decreta consulium a folio .ccxx. usque ad folium cc. lxx. fruntlich uberkomniß ultimo in libro et testes judici. Vgl. A NDREAS H EUSLER , Zur Geschichte des Executivprocesses in Deutschland, in: Zeitschrift für Rechtsgeschichte 6 (1867), S. 127-205, hier 143-150. 38 Art. ‚Fertigung‘, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm, 16 Bde. in 32 Teilbänden, Leipzig 1854-1961, Bd. 3, Sp. 1554f. 39 Vgl. H ELEN W ANKE , Zwischen geistlichem Gericht und Stadtrat. Urkunden, Personen und Orte der freiwilligen Gerichtsbarkeit in Straßburg, Speyer und Worms im 13. und 14. Jahrhundert, Mainz 2007. 40 Vgl. A NDREAS M EYER , ‚Felix et inclitus notarius‘. Studien zum italienischen Notariat vom 7. bis zum 13. Jahrhundert, Tübingen 2000; P ETRA S CHULTE , ‚Scripturae publicae creditur‘. Das Vertrauen in Notariatsurkunden im kommunalen Italien des 12. und 13. Jahrhunderts, Tübingen 2003; Tabellions et tabellionages de la France médiévale et moderne, hrsg. von M ATHIEU A RNOUX und O LIVIER G UYOTJEANNIN , Paris 2011; Il notaio e la città. Essere notaio. I tempi e i luoghi (secc. XII-XV), hrsg. von V ITO P IERGIOVANNI , Mailand 2009. D ER K REDIT UND DAS V ERTRAUEN 18 bote) eine separate Buchreihe, 41 1427 folgten eigene Vergichtbücher (Konfessate). 42 Die neuen Bücher dürften das Produkt einer umfassenden Revision des städtischen Gerichtswesens darstellen, eine Revision, die in den Gerichtsordnungen der Zeit jedoch keinen Niederschlag findet und so auch von der Rechtsgeschichte weitgehend unbemerkt geblieben ist. 43 Um die Mitte des Jahrhunderts kamen schließlich noch ‚Verrechnungsbücher’ (1452-1878) hinzu, in die das Gericht die Einnahmen eintrug, die bei Zwangsversteigerungen erzielt wurden. 44 Die Verrechnungsbücher waren ein Begleitprodukt der Umstellung vom Prioriätsprinzip („wer zuerst kommt mahlt zuerst“) auf die anteilsmäßige Befriedigung der Gläubiger. 45 In welches Buch die Namen der Schuldner eingetragen wurden, die die Stadt verlassen mussten, weil es bei ihnen nichts zu pfänden gab, ließ sich hingegen nicht klären (die Leistungsbücher sind es auf jeden Fall nicht). 46 Vertrauen oder Systemvertrauen? In ihrer stupenden Vielzahl stellen die spätmittelalterlichen Gerichtsbücher Konzepte wie Craig Muldrews Vertrauensgesellschaft auf eine harte Probe. 47 Bedurfte es, 41 StABS ÄNA GA E = Frönungen und Verbote, 19 Bde. (1425-1648). Von 1648 bis 1660 wurden die Frönungen und Verbote in getrennten Büchern weitergeführt (E 21-22). Danach wählte man ein anderes Verfahren. Vgl. H AGEMANN , Basler Rechtsleben im Mittelalter, Bd. 1, S. 59- 68; ebd., Bd. 2, S. 117-139. 42 StABS ÄNA GA C = Vergichtbücher, 39 Bde. (1425-1644). Die Serie beginn aber erst mit dem zweiten Band C 2 (1427-1434). Der erste Band C 1 (1425-1437) trägt den Titel Liber judicij. Darin enthalten sind thematisch geordnet unter anderem ‚Quittierungen‘, ‚Bevogtungen‘ und ‚Gewaltgebungen‘ (die für die Geschäfte mit Auswärtigen nötigen Bestellungen von Prokuratoren), aber auch Konfessate, die sich zeitlich jedoch mit C 2 (1427-1434) und C 3 (1435- 1440) überschneiden. 43 Einschneidende rechtliche Veränderungen sind in der Dienstordnung der Gerichtsbeamten (Rechtsquellen von Basel, Nr. 64, S. 63-73, sine dato), in der neuen Ordnung des Nachgerichts vom 7. Februar 1433 (ebd., Nr. 122, S. 115-121), im Blauen Buch vom Oktober 1441 (ebd., Nr. 143, S. 134-148) sowie im neuen Stadtrecht vom 23. Juli 1457 festgehalten (ebd., Nr. 148, S. 150-186). Vgl. H AGEMANN , Basler Rechtsleben im Mittelalter, Bd. 1, S. 46f. Die Daten sind mit den Änderungen der Buchführung nicht deckungsgleich. 44 StABS ÄNA GA G = Verrechnungen, 52 Bde. (1452-1878). 45 Rechtsquellen von Basel, Nr. 148, Art. 102-110, S. 182-184, vgl. H AGEMANN , Basler Rechtsleben im Mittelalter, Bd. 2, S. 132f. 46 StABS, AHA Ratsbücher A = Leistungsbücher A 2 (1357-1392) und A 3 (1390-1473), vgl. K ATHARINA S IMON -M USCHEID , Gewalt und Ehre im spätmittelalterlichen Handwerk am Beispiel Basels, in: Zeitschrift für Historische Forschung 18 (1991), S. 1-31. 47 Vgl. C RAIG M ULDREW , The currency of credit and personality: belief, trust, and the economics of reputation in early modern English society, in: Des personnes aux institutions. Réseaux et cul- D ER K REDIT UND DAS V ERTRAUEN 19 wo Vertrauen herrschte, wirklich so vieler Bücher? Das Gegenmodell zum „persönlichen Vertrauen“ (das der Gläubiger dem Schuldner entgegenbringt et vice versa) wäre Niklas Luhmanns (1927-1998) Konzept des Systemvertrauens, das heißt die Idee, dass in komplexen Gesellschaften das Rechtssystem den beteiligten Parteien die gewünschte Sicherheit garantiere. 48 In unserem Fall gälte das Vertrauen eben dem Verfahren (und nicht der Person), das dem Gläubiger die Sicherheit verspricht, sein Geld fristgemäß zurückzuerhalten. Das richtige Verfahren aber musste erst noch gefunden beziehungsweise immer wieder neu den sich in Konjunkturen verändernden Bedürfnisse angepasst werden. Ungleich schärfer als die normativen Ratsbeschlüsse, mit denen sich die Rechtsgeschichte in der Folge von Hans Planitz (1882 - 1954) intensiv befasst hat, 49 geben die Gerichtsbücher zu erkennen, mit welch praktischen Schwierigkeiten die Städte längere Zeit zu kämpfen hatten, Ordnung in ihr Buchsystem und mithin in das vor Gericht getragene Kreditwesen zu bringen. Das Hauptproblem waren von Anfang an die gewaltigen, alle Gesellschaftssegmente umfassenden Dimensionen der Kreditvergabe sowie die in allen Gesellschaftsgruppen zu beobachtende ausnehmend schlechte Zahlungsmoral. 50 Dementsprechend beeindruckend (nicht nur für mittelalterliche Verhältnisse) sind schließlich auch die Dimensionen der Überlieferung. 51 Sie erwecken den Eindruck, als habe die Stadt versucht, mittels Quantität den qualitativen Verfahrensmängeln zu begegnen. 52 Die schier unture du crédit du XVI e au XX e siècle en Europe, hrsg. von Laurence Fontaine, Gilles Postel- Vinay, Jean-Laurent Rosenthal und Paul Servais, Louvain-la-Neuve 1997, S. 58-79; D ERS ., The Economy of Obligation, S. 148-172, 173-195; L AURENCE F ONTAINE , L’économie morale. Pauvreté, crédit et confiance dans l'Europe préindustrielle, Paris 2008, S. 17-26 und 277-307. 48 N IKLAS L UHMANN , Vertrauen. Ein Mechanismus der Reduktion sozialer Komplexität, Stuttgart 3 1989 (zuerst erschienen 1968 in Nr. 28 ‚Soziologische Gegenwartsfragen‘), vgl. T HOMAS W IRTZ , Vertrauen und Kredit in der frühneuzeitlichen Stadt, in: Gläubiger, Schuldner, Arme. Netzwerke und die Rolle des Vertrauens, hrsg. von Curt Wolfgang Hergenröder, Wiesbaden 2010, S. 57-70, hier S. 69. 49 Siehe etwa Planitz’ Studien zum Schuldbann, zum Arrestprozess und zur Vermögensvollstreckung (Anm. 19 und 25). 50 Davon ausgenommen sind allerdings die Konfessate, die, falls die Rückzahlung nicht fristgerecht erfolgt, harte Sanktionen gegen die säumigen Schuldner erlauben. Zur Zahlungsmoral siehe Kapitel 2, S. 81f. 51 G ROEBNER , Ökonomie ohne Haus, S. 192, schätzt die Zahl der Nürnberger Schuldbekenntnisse zwischen 1484 und 1498 auf 13.000. Die Masse erlaubte es ihm nicht, die Bücher detaillierter auszuwerten. In Marseille sind allein für die Jahre 1337-1362 6.600 in 70 verschiedene Notariatsbücher eingetragene Schuldverträge überliefert; vgl. S MAIL , The Consumption of Justice, S. 139. 52 Zur fragwürdigen ‚Rationalität‘ des spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Schriftguts vgl. R UDOLF S CHLÖGL , Interaktion und Herrschaft. Probleme der politischen Kommunikation in der Stadt, in: Was heißt Kulturgeschichte des Politischen? , hrsg. von Barbara Stollberg-Rilinger, Berlin 2005, S. 115-128, hier S. 125: „Trotz der enormen Menge an Schriftgut, mit der die D ER K REDIT UND DAS V ERTRAUEN 20 fassbare Datenmenge dürfte auch der Grund sein, weshalb sich bis vor Kurzem so wenige Historiker mit Gerichtsbüchern dieser Art befasst haben. Schaubild 2: Übersicht über die Basler Gerichtsbücher Signatur Name Bandzahl Jahre A Urteilsbücher 183 1394-1681 B Fertigungsbücher 51 1420-1713 C Vergichtbücher (Konfessate) 39 1425-1644 D Kundschaften 47 1420-1715 E Frönungen und Verbote 19 1425-1648 G Verrechnungen 52 1452-1878 K Beschreibbüchlein 19 1407-1666 Systematisch erschließen kann ein Einzelner die mehrere hundert Bände starken Buchreihen nicht. So werde ich mich im Folgenden auf ausgewählte Buchreihen und ebenso ausgewählte Jahrgänge beschränken. Beginnen möchte ich meine Ausführungen mit den Schuldbekenntnissen und die Aufmerksamkeit auf markante praxeologische Verschiebungen lenken, die zum Teil mit ebenso einschneidenden Konjunkturschwankungen einhergingen. Im zweiten Kapitel werde ich mich speziell mit denjenigen Schuldnern befassen, denen es nicht gelang, ihren Zahlungsverpflichtungen fristgerecht nachzukommen und deren Besitz, weil die Gläubiger „Dingflucht“ befürchteten, gerichtlich unter Arrest gestellt wurde. Stärker als bei den Konfessaten treten beim Sacharrest die strukturellen Probleme der spätmittelalterlichen Kreditwirtschaft hervor. Dazu zählen die häufig zu beobachtenden Schuldenketten, in die der einzelne Kreditnehmer verstrickt war, genauso wie die oft laxe Haltung der Gläubiger bei der Eintreibung ihrer Schulden. Im dritten Teil werde ich mich den Fertigungen zuwenden, die uns wertvolle Einblicke in die spätmittelalterliche ‚Hauswirtschaft’ gewähren, die zweite Säule der städtischen Ökonomie im ausgehenden Mittelalter. Mit ‚Hauswirtschaft’ gemeint ist in diesem Zusammenhang wörtlich das Wirtschaften mit Häusern, das wie alle anderen Geschäfte zu weiten Teilen auf Krediten basierte. Abschließend werde ich die Kreditwirtschaft aus der Perspektive von vier professionellen Geldverleihern beleuchten (auf der Basis ihrer Schuld- und Geschäftsbücher) und nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen der privaten und der öffentlichen Buchführung fragen. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts überwiegen noch die Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Überlieferungssträngen. Gegen Ende des Jahrhunderts gibt es keine Gemeinsamkeiten mehr, nur noch städtischen Archive die Forschung tragen, übernahm Schriftlichkeit unter diesen Umständen hauptsächlich eine ‚Aufbewahrungs- und Erinnerungsfunktion‘ und entfaltete ihre kommunikationsstrukturierende (also: mediale) Kraft nur in eingeschränktem Umfang.“ D ER K REDIT UND DAS V ERTRAUEN 21 Unterschiede. Die soziale Welt, in die sich der Kredit beziehungsweise die Schulden einschreiben, scheint sich radikal verändert zu haben. Die Berührungspunkte zwischen oben und unten werden weniger. Das Problem ist bekannt, nicht aber seine Ursachen. ‚Kredithaie‘ und kleine Fische Schulden verwalten Zunächst ein Blick zurück ins 13. Jahrhundert, als sich die christlich-feudale Welt nicht zuletzt unter dem wachsenden Druck der Geldwirtschaft radikal veränderte. Früh versuchten Handelsstädte wie Hamburg, Lübeck oder Riga die sich rasant multiplizierenden Geldgeschäfte ihrer Kaufleute mittels Verschriftlichung zu regulieren und zu kontrollieren. Und so füllten sich ihre Stadtbücher alsbald mit Aberhunderten von öffentlich vor dem Rat abgelegten Schuldbekenntnissen (Konfessate). 1 Eine öffentlich be- oder anerkannte Schuld hatte für den Gläubiger den Vorteil, dass ihre Rechtmäßigkeit bei Zahlungsverzug nicht erst (umständlich) gerichtlich bewiesen werden musste. Das Konfessat selbst war der Beweis! Blieben die Zahlungen aus, nahm das Recht unverzüglich seinen Lauf, was für den säumigen Schuldner im 13. Jahrhundert meist Verbannung bedeutete. Vom Stadtbuch ... Iste liber civitatis, dieses Stadtbuch, sei, schickte der Stralsunder Ratsschreiber Frowin Anfang Februar 1288 seinem Buch voraus, allein für Kredite und Schulden bestimmt, ad creditorum et debitorum negocia tantummodo deputatus est, 2 während im Hamburger Stadtbuch, wie sein Titel Liber pignorum et debitorum besagt, mehrheitlich Pfänder und Schulden verzeichnet wurden. 3 Auch die Lübecker Ratsschreiber führten im späten 13. Jahrhundert ein eigenes städtisches Schuldbuch, dessen Einträge mehrheitlich von den Wechselgeschäften ortsansässiger Großkaufleute handeln. 4 Viele dieser frühen Stadtbeziehungsweise städtischen Schuldbücher sind 1 Zu den ‚Stadtbüchern‘ als Forschungsproblem vgl. Verwaltung und Schriftlichkeit in den Hansestädten, hrsg. von J ÜRGEN S ARNOWSKY , Trier 2006. Südlich der Alpen fielen die Schuldbekenntnisse schon im 13. Jahrhundert in den Zuständigkeitsbereich der Notare; vgl. G IORGIO T AMBA , Per atto di notaio. Le attestazioni di debito a Bologna alla metà del secolo XIII, in: Mélanges de l’École française de Rome 109 (1997), S. 525-544. 2 E RICH VON L EHE , Die Schuldbücher von Lübeck, Riga und Hamburg - ihr Quellenwert zur hansischen Frühgeschichte, in: Städtewesen und Bürgertum als geschichtliche Kräfte. Gedächtnisschrift für Fritz Rörig, hrsg. von Ahasver von Brandt und Wilhelm Koppe, Römhild 1953, S. 165-177, hier S. 165. 3 Ebd., S. 168. 4 P ITZ , Schrift- und Aktenwesen der städtischen Verwaltung im Spätmittelalter, S. 405-415; U LRICH S IMON , Lübecks zweites Niederstadtbuch, 1363-1399. Bemerkungen anlässlich der Fertigstellung der Edition, in: Der Wagen. Lübecker Beiträge zur Kultur und Gesellschaft, hrsg. ‚K REDITHAIE ‘ UND KLEINE F ISCHE 24 ediert, sozialgeschichtlich aber noch nicht systematisch ausgewertet und mit anderen Wirtschaftspraktiken der Zeit in Bezug gesetzt. 5 Im 14. Jahrhundert verloren die Kaufleute zusehends das Interesse daran, ihre Verbindlichkeiten gegen Bezahlung in Stadtbücher eintragen zu lassen. An die Stelle der städtischen Schuldbücher traten private Geschäftsbücher, von denen jedoch nur wenige erhalten geblieben und dank Edition einem größeren Publikum zugänglich gemacht worden sind. 6 Möglich war dieser Rückzug ins ‚Private‘ eigentlich nur unter der Voraussetzung, dass das Recht den Geschäftsbüchern der Kaufleute dieselbe Bindekraft zusprach wie den Einträgen in den städtischen Schuldbüchern. Darüber ist sich die Forschung jedoch nicht einig. 7 Im Verlauf des 14. Jahrhunderts gelangten auch immer mehr Schuldbekenntnisse vor die bischöflichen Gerichte, von denen sich das eine oder andere Gericht auf die Schuldbekenntnisse kleiner Leute spezialisierte. 8 In welchem Bezug die geistlichen zu den weltlichen Gerichten standen, ist aber weitgehend ungeklärt. 1867 war der Basvon Alken Bruns, Lübeck 2004, S. 201-211. Vgl. A NTJEKATHRIN G RASSMANN , Zu den Lübecker Stadtbüchern, in: Verwaltung und Schriftlichkeit in den Hansestädten, S. 71-79. 5 Das rigische Schuldbuch (1286-1352), ed. von H ERMANN H ILDEBRAND , Petersburg 1872; Das älteste Stralsundische Stadtbuch (1270-1310), ed. von F. F ABRICIUS , Berlin 1872; Lüneburgs ältestes Stadtbuch und Verfestigungsregister, ed. von W ILHELM R EINECKE , Hannover-Leipzig 1903; Das älteste Wismarsche Stadtbuch von etwa 1250 bis 1272, ed. von F RIEDRICH T ECHEN , Wismar 1912; Das Lübecker Niederstadtbuch, ed. von U LRICH S IMON , 2 Bde., Köln-Weimar- Wien 2006. 6 Zu den Geschäfts- und Schuldbüchern aus dem Hanseraum vgl. Johann Tölners Handlungsbuch von 1345-1350, ed. von K ARL K OPPMANN , Rostock 1885; Das Handlungsbuch Vickos von Geldersen, bearb. von H ANS N IRRNHEIM , Hamburg-Leipzig 1895; A HASVER VON B RANDT , Ein Stück kaufmännischer Buchführung aus dem letzten Viertel des 13. Jahrhunderts (Aufzeichnungen aus dem Detailgeschäft eines Lübecker Gewandschneiders), in: Zeitschrift des Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde 44 (1964), S. 5-34; F RITZ R ÖRIG , Das älteste erhaltene deutsche Kaufmannsbüchlein, in: Ders., Wirtschaftskräfte im Mittelalter. Abhandlungen zur Stadt- und Hansegeschichte, hrsg. von Paul Kaegbein, Wien-Köln-Graz 2 1971, S. 169- 216; M ICHAIL P. L ESNIKOV , Die Handelsbücher des hansischen Kaufmannes Veckinchusen, Berlin 1973. 7 D ORIS T OPHINKE , Handelstexte. Zu Textualität und Typik kaufmännischer Rechnungsbücher im Hanseraum des 14. und 15. Jahrhunderts, Tübingen 1999, S. 205-238; F RANZ -J OSEF A RLINGHAUS , Die Bedeutung des Mediums „Schrift“ für die unterschiedliche Entwicklung deutscher und italienischer Rechnungsbücher, in: Vom Nutzen des Schreibens. Soziales Gedächtnis, Herrschaft und Besitz im Mittelalter, hrsg. von Walter Pohl und Paul Herold, Wien 2002, S. 237-268. 8 C HRISTIAN S CHWAB , Das Augsburger Offizialatsregister (1348-1352), Köln-Weimar-Wien 2001, S. 649-668. Vgl. I NGEBORG B UCHHOLZ -J OHANEK , Geistliche Richter und geistliches Gericht im spätmittelalterlichen Bistum Eichstätt, Regensburg 1988, S. 90-94, die auf 80 Jahre verteilt (1365-1445) insgesamt 64 Schuldanerkennungen zählt. ‚K REDITHAIE ‘ UND KLEINE F ISCHE 25 ler Rechtshistoriker Andreas Heusler (1834-1921) noch davon überzeugt, dass die Städte die Praxis (der Konfessate) von den geistlichen Gerichten übernommen hätten. 9 Das mag vielleicht für Basel gelten; in England und bei den norddeutschen Hansestädten präsentiert sich die Entwicklung, wie wir gesehen haben, auf jeden Fall anders. 10 ... zum Gerichtsbuch In den süddeutschen Reichsstädten häufen sich die privaten Rechnungsbücher seit dem ausgehenden 14. Jahrhundert. 11 Zur gleichen Zeit begannen die städtischen Gerichte nun auch im Süden massenweise Schuldbekenntnisse zu verzeichnen. Seriell greifbar wird die Praxis jedoch erst im Verlauf des 15. Jahrhunderts, wie die Konstanzer Schuldbücher (1407-1576), die Nürnberger Schuldverbriefungsbücher (1484-1770) oder die Basler Vergichtbücher (1425-1644) zeigen. 12 Für das Beken- 9 H EUSLER , Zur Geschichte des Executivprocesses, S. 159-166. 10 In England waren im 13. Jahrhundert vornehmlich die königlichen Gerichte für die Schuldbekenntnisse zuständig, vgl. P OSTAN , Private financial instruments in medieval England, S. 27-42. 11 Zum süddeutschen Raum vgl. W OLFGANG VON S TROMER , Das Schriftwesen der Nürnberger Wirtschaft vom 14. bis zum 16. Jahrhundert. Zur Geschichte oberdeutscher Handelsbücher, in: Beiträge zur Wirtschaftsgeschichte Nürnbergs, Bd. 2, Nürnberg 1967, S. 751-799; S TEVEN W. R OWAN , Die Jahresrechnungen eines Freiburger Kaufmanns 1487/ 1488, in: Stadt und Umland, hrsg. von Erich Maschke und Jürgen Sydow, Stuttgart 1974, S. 227-277; H ORST P OHL , Das Rechnungsbuch des Nürnberger Großkaufmanns Hans Praun von 1471 bis 1478, in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 55 (1968), S. 77-136; Aus dem Hausbuch eines Nürnberger Kaufherrn im 15. Jahrhundert, in: Allgemeine Zeitung 101 (1901), S. 5-6; F ERDINAND G ELDNER , Das Rechnungsbuch des Speyrer Druckherrn, Verlegers und Großbuchhändlers Peter Drach mit Einleitung, Erläuterungen und Identifizierungslisten, in: Archiv für Geschichte des Buchwesens 31 (1962), S. 885-978; L UDWIG S CHNURRER , Aus der Schreibstube eines spätmittelalterlichen reichsstädtischen Kaufmanns. Der Rothenburger Wollhändler Michael Otnat und sein Geschäftsbuch, in: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 54 (1991), S. 89-121. 12 Stadtarchiv Konstanz, Schuldbücher H V 1-12 (1409-1674), vgl. P ETER F. K RAMML , Kaiser Friedrich III. und die Reichsstadt Konstanz (1440-1493). Die Bodenseemetropole am Ausgang des Mittelalters, Sigmaringen 1985, S. 247-250. — StABS, ÄNA GA C = Vergichtbücher, 39 Bde. (1425-1640), vgl. H EUSLER , Zur Geschichte des Executivprocesses, S. 143-158; H AGE - MANN , Basler Rechtsleben im Mittelalter, Bd. 2, S. 48-61. — Stadtarchiv Nürnberg, B 14/ II = Libri litterarum, Schuldverbriefungsbücher (1426-1432 und 1484-1770), vgl. B OG , Die Quellen zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Reichsstadt Nürnberg, S. 830-850. ‚K REDITHAIE ‘ UND KLEINE F ISCHE 26 nen einer Geldschuld - lateinisch confessare - wurden im Mittelhochdeutschen die Begriffe verjehen oder vergichten benutzt, daher stammt der Titel Vergichtbuch. 13 Obwohl die Konfessate in Basel noch im späten 15. Jahrhundert wiederholt zum Zankapfel zwischen Bischof und Stadt wurden, war das bischöfliche Gericht für die städtischen Schöffengerichte keine wirkliche Konkurrenz mehr (so es je eine gewesen war). 14 Der Basler Offizial stellte zwar noch einzelne Schuldbekenntnisse aus, doch jährlich waren dies kaum mehr als zehn Briefe beziehungsweise Urkunden, eine Quantité négligeable, gemessen an den Unmengen an Konfessaten, die dieser Tage in die städtischen Vergichtbücher eingingen. 15 Überdies bediente der Offizial andere Personengruppen als das Schöffengericht. 16 Immer exklusiver entwickelten sich die Basler Vergichtbücher im Verlauf des 15. Jahrhunderts nämlich zu den Schuldbüchern der kleinen Leute. Eine bemerkenswerte Entwicklung, blickt man auf die Anfänge der Praxis im ausgehenden 13. Jahrhundert zurück, als in ganz Europa noch vornehmlich Kaufleute ihre Schulden in die Stadtbücher eintragen ließen. Mit ‚klein‘ sind all diejenigen Leute gemeint, die gemäß den Steuerbüchern über wenig bis gar keine finanziellen Rücklagen verfügten. Zugeordnet wurden diese vermögensschwachen Stadtbewohner in der älteren Sozialgeschichte den städtischen Unterschichten, eine aus der Vogelperspektive betrachtet bemerkenswert konturenlose Großgruppe, die meist mehr als die Hälfte der Stadtbevölkerung stellte. 17 Nicht nur aus diesem Grund scheint mir der heuristische Nutzen des Begriffs eher beschränkt. 13 Das deutsche Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm auf CD-ROM und im Internet, Bd. 25, Sp. 432-441 (Art. ‚Vergicht’), 607-612 (Art. ‚verjehen’), vgl. A DALBERT E RLER , Art. ‚Schuldanerkenntnis (prozessual)’, in: Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte, Bd. 4, Berlin 1990, Sp. 1510-1512; F RITZ K LINGMÜLLER , Das Schuldversprechen und Schuldanerkenntnis des Bürgerlichen Gesetzbuchs für das Deutsche Reich, Jena 1903, S. 16-25. 14 StABS ÄNA GA G = Verrechnungen, 52 Bde. (1452-1878). Die Quelle hat in der Forschung kaum Aufmerksamkeit auf sich gezogen, wenngleich sie sich vorzüglich für die Erstellung von Preistabellen eignet, vgl. U LF D IRLMEIER , Untersuchungen zu Einkommensverhältnissen und Lebenskosten in oberdeutschen Städten des Spätmittelalters (Mitte 14. bis Mitte 16. Jahrhundert), Heidelberg 1978, S. 67-237. 15 Vgl. T HOMAS D. A LBERT , Der gemeine Mann vor dem geistlichen Richter. Kirchliche Rechtsprechung in den Diözesen Basel, Chur und Konstanz vor der Reformation, Stuttgart 1998, S. 236-245. 16 Bei den vor das bischöfliche Gericht getragenen Konfessaten kam eine der beiden Parteien stets von auswärts (aber nicht zwangsläufig aus dem linksrheinischen Bistum Basel). 17 E RICH M ASCHKE , Die Unterschichten der mittelalterlichen Städte Deutschlands, in: Gesellschaftliche Unterschichten in den südwestdeutschen Städten, hrsg. von dems. und Jürgen Sydow, Stuttgart 1967, S. 1-74. Zur Begrifflichkeit vgl. R OLF L INDNER , „Unterschicht“. Eine Gespensterdebatte, in: Unterschicht. Kulturwissenschaftliche Erkundungen der „Armen“ in Geschichte und Gegenwart, hrsg. von dems. und Lutz Musner, Freiburg-Berlin-Wien 2008, S. 9- 17. ‚K REDITHAIE ‘ UND KLEINE F ISCHE 27 Im Sinne der ‚Reformatio Sigismundi‘ ziehe ich es vor, von kleinen Leuten zu reden, die nicht nur arm sind, sondern im ursprünglichen Wortsinn meist auch ohnmächtig. 18 Ihre Macht, genauso wie ihre Wirtschaftskraft, liegt in ihrer Vielzahl begründet. Das Formular Die Schuldbeziehungsweise Vergichtbücher sind allenthalben ein ausgesprochen sprödes Quellenmaterial. Daran stieß sich schon der britische Wirtschaftshistoriker Michael M. Postan (1899-1981). Meist beschränken sich die Einträge auf das Wesentliche, auf die namentliche Nennung des Schuldners, des Gläubigers und der geschuldeten Summe, bald in Schillingen, Pfund oder in Gulden gerechnet. 19 Trotz Sprödheit lohnt es sich jedoch, sich etwas systematischer mit den Konfessaten auseinanderzusetzen, eben weil sie wertvollen Einblick in die noch weitgehend unerforschte Ökonomie der kleinen Leute gewähren. 20 Eingeleitet werden die Konfessate gewöhnlich mit der Formel Jtem do veriach oder do vergicht: Jtem do veriach Hans von Wangen, der rebman, meister Clausen Heilprunn 39 ß und 4 d kosten. | Jtem do veriach Gredlin Ullis von Rynwilrer Margred <els> Obschlagers 5 ß. | Jtem do veriach Gred von Brombach Greden Peygerin an den Steinen 5 gulden. | Jtem do veriach Hans Kamrer, der rebman, Hansen Endinger 2 lib 7 ß, solvendum ze vaßnacht. | Jtem do veriach Gred Steinhuwerin, die metzigerin, der Kleinhennin 8 ½ ß. | Jtem do veriach Elsin Stöblis der langen Urselen von Bybrach 5 gulden, solvendum alle wuchen ½ gulden oder ob si ir ze deheiner wochen nit gnůg teti, so mag si si umb volle schuld vßclagen. | Jtem do veriach Rudolff Spicz, der wagner, nach ûbertragung des gerichtz Greden Hertnerin, Heinczman Herttners, des wagners seligen frow 3 ½ lib. 21 18 Zum Konzept der ‚kleinen Leute‘, die die ‚Reformatio Sigismundi‘ (Reformation Kaiser Siegmunds, ed. von H EINRICH K OLLER , Stuttgart 1964, S. 84f.) als Gegenpol zu den Mächtigen begreift, vgl. den Sammelband Le petit peuple dans l’Occident médiéval: terminologies, perceptions, réalités, hrsg. von P IERRE B OGLIONI , Paris 2002, der sich allerdings auf die Romania bezieht. 19 P OSTAN , Private financial instruments in medieval England, S. 28f. Ein Pfund (lib oder lb) sind 20 Schillinge (ß) oder 240 Denare (d), ein Schilling sind 12 Denare. Zuweilen wird auch in Kreuzern, Blapparten und „Beheimsch“ (böhmische Groschen) gerechnet. 20 G ROEBNER , Ökonomie ohne Haus, S. 19f. 21 StABS ÄNA GA C 3 (1435-1440), fol. 229 v . Nachweisen lassen sich außer dem Schmied Klaus Heilprunn, Gred Peygerin und dem Weinmann Hans Endinger keine der am 2. Dezember 1439 genannten Personen. Im Original durchgestrichene Wörter oder Satzteile stehen in eckigen ‚K REDITHAIE ‘ UND KLEINE F ISCHE 28 Aus funktionalen Gründen finden wir - wie in den meisten spätmittelalterlichen Gerichtsbüchern, die von Schulden handeln - im Verlauf der Jahre immer konsequenter den Gläubiger optisch am linken Blattrand vom eigentlichen Schuldbekenntnis abgehoben. Das grammatikalische Subjekt ist zwar der Schuldner; die Hauptperson des Verfahrens war jedoch der Gläubiger, denn die Initiative für die Eintragung des Schuldbekenntnisses ging gewöhnlich von ihm aus: Zwilchbart Jtem Conrat Xel hatt verjehen Hanssen Zwilchenbart 5 lib 3 ß nach der stattrecht. 22 O e schembach Jtem Heini Concz, der muller, vergicht Caspar Oschenbach, dem schnider, 1 lib 7 ß 2 d nach der stattrecht. 23 Vereinzelt arbeitete der Gerichtsschreiber mit aufwendigen Piktogrammen, um die Aufmerksamkeit auf diesen oder jenen Fall zu lenken. Ein System lässt sich in den Vergichtbüchern aber nicht erkennen (anders als bei den Verboten, mit denen wir uns im nächsten Kapitel befassen). Bald beziehen sich die Zeichnungen auf das Streitobjekt, bald auf den Schuldner, bald auf den Gläubiger (Abb. 1 und 2). Klammern (<…>); über die Zeilen gesetze Ergänzungen und Korrekturen werden durch Schrägstriche / …/ markiert. 22 StABS ÄNA GA C 12 (1471-1481), S. 4 (Montag, den 28. August 1471). Konrad Gsell, ein Schuhmacher, wohnte im Kirchspiel St. Peter und versteuerte 50 Gulden (StABS AHA Steuern B 17 [1470-1472]: St. Peter, S. 2), Hans Zwilchenbart wohnte in Kleinbasel und wirtschaftete mit einem Vermögen von 200 Gulden (StABS AHA Steuern B 20 (1475-1481): Kleinbasel, S. 6). 23 StABS ÄNA GA C 12 (1471-1481), S. 4 (ut supra). Beide Personen wohnten im Kirchspiel St. Alban, der eine an der Freien Straße, der andere in der Vorstadt bei den Mühlen. Heini versteuerte ein Vermögen von 500 Gulden, der Schneider Kaspar Oschenbach eines von 225 Gulden (StABS AHA Steuern B 19 [1475-1481]: St. Alban, S. 3 und 51). ‚K REDITHAIE ‘ UND KLEINE F ISCHE 29 Abb. 1: StABS ÄNA GA C 8-10 (1459-1465), fol. 47 v . Jtem do hat geseit Heinrich Túrst, das er in eide genommen <was> N. Mast von Gerhartzhusen in Pfirter gericht, der ouch einen gelerten eidt mit uffgehepten vingern liplich zů got und den heiligen gesworn habe, daz er in dem nehstkunfftigen monat Hannsen Peyer, dem glockengießer Baß., unverzogenlich usrichten, gůtlich geben und bezalen wo e lle 30 ß dn, deren sich ouch vor im erkannte, im recht und redlich schuldig und zetůnde sin. Abb. 2: StABS ÄNA GA C 8-10 (1459-1465), fol. 56 r . Jtem do ist nach clage und antwurte Krůg, der Magninen man, jn namen der-selben siner efrowen gegen Esslinger, dem brotbecken, lidig erkannt von der 11 ß wegen, so er meinte, ûberrechnet sin an der schulde, so sy jm zetůnde gewesen sie, und ouch von des morfelt [? ] wegen, so Esslinger meinte verbotten han und Magnis allein gewesen were, ee er die genante sin frow, die Magninen, zer ee genomen hette, sunder so mogen von desselben wegen Esslinger sin recht behalten sin, ob er wolle an die schuldvordern, sodenn Magnis seligen verlassen gůt verbotten gehept haut. ‚K REDITHAIE ‘ UND KLEINE F ISCHE 30 Der Eintrag ins Gerichtsbuch war unentgeltlich, vorausgesetzt die Parteien hatten sich im Vorfeld gütlich auf diesen Schritt geeinigt. 24 In strittigen Fällen kostete der Eintrag jedoch sechs Pfennige. Die Kosten tragen musste ab 1433 der Schuldner. 25 Wer eine öffentlich bekannte Schuld „übersaß“, das heißt, wer eine solche Schuld nicht fristgerecht beglich, wurde (dem Ratserlass vom 28. Mai 1421 entsprechend) unverzüglich vor die Unzüchter geboten und 26 von denselben unzúchtern ane alle gnade in eide genommen [...], ein phund phenningen ze besserung ze gebende, einen monat vor den crútzen ze leistende und nit harin ze kommende, 27 er habe denne die besserung geben, den monat geleistet und den schuldner unclaghaft gemacht. 28 In neudeutscher Übersetzung: Der säumige Schuldner durfte die Stadt erst wieder betreten, wenn er das Bußgeld bezahlt, seine Schulden beglichen und für einen Monat in die Verbannung gegangen war. Brach er den Schwur und blieb trotzdem in der Stadt, sollten ihn die Wachmeister in ein kefien legen, in ein nacht darinn beliben lassen und im nútzit anders denn wasser und brot ze essende geben, und sol dennocht fúr der stette crúze ußgewisen werden ze leistende und ze haltende als vor geschriben stat. 29 Bei Wasser und Brot in den Käfig gelegt wurden Schuldner also nicht wegen offenstehender Schulden, sondern wegen Meineid. 24 H AGEMANN , Basler Rechtsleben im Mittelalter, Bd. 2, S. 49f. 25 Rechtsquellen von Basel, Nr. 122, S. 117 (1433): und solder, dem die schu i lde zue geho e rt, vi phenn. in den stock geben von solicher vergicht wegen, so im der schuldener geta e n und im hatt lassen inschriben. die selben sechs phenn. sollent ouch mit der houptschu i lde ingeschriben werden, wand der schuldener und nit der glouber die phlichtig sol sin ze bezalende mit der selben houptschu i lde. Der Ordnung des Nachgerichts lässt sich entnehmen, dass bis zu diesem Zeitpunkt (1433) der Gläubiger für die Gerichtskosten aufgekommen war und nicht der Schuldner. 26 Zu den Unzüchtern, vgl. H AGEMANN , Basler Rechtsleben im Mittelalter, Bd. 1, S. 196: „Die Häufung der Straffälle, die er seiner Entscheidung unterwarf, veranlaßte den Rat, für die Aburteilung der leichteren Vergehen, die er ebenfalls von Amtes wegen verfolgen lassen wollte, einen ständigen Ausschuß aus seiner Mitte zu bestellen: die ‚Unzüchter‘. Dieses Gremium bestand [ursprünglich] aus einem Ritter und zwei Achtburgern, die vierteljährlich wechselten.“ 27 Zur Monatsfrist vgl. ebd., S. 116f.; StABS ÄNA GA C 2 (1427-1434), fol. 1 r , und dazu H AGE - MANN , Basler Rechtsleben im Mittelalter, Bd. 2, S. 49. 28 G UY P. M ARCHAL , „Von der Stadt“ und bis ins „Pfefferland“. Städtische Raum- und Grenzvorstellungen anhand von Urfehden und Verbannungsurteilen oberrheinischer und schweizerischer Städte, in: Grenzen und Raumvorstellungen (11.-20. Jh.), hrsg. von dems., Zürich 1996, S. 225-263. 29 Rechtsquellen von Basel, Nr. 112, S. 110. Der Beschluss datiert auf den 28. Mai 1421. In der revidierten ‚Unzüchterordnung’ aus dem Jahr 1515 wird präzisiert (ebd., Nr. 232, S. 247), dass „vergichte“ Schulden innerhalb eines Monats bezahlt werden müssten, „vergichte“ Zinsen (Haus- ‚K REDITHAIE ‘ UND KLEINE F ISCHE 31 Seismographisch reagierten die Konfessate, deren Zahl von mehreren Dutzend bis zu mehreren Hundert pro Jahr schwankt, auf kurzfristige Konjunktureinbrüche, nicht weil die Leute in schlechten Zeiten mehr Schulden machten, sondern weil in schlechten Zeiten das Vertrauen schwand, sein Geld ohne Druck zurückzuerhalten. 30 Das gilt es im Folgenden zu bedenken, wenn wir uns zunächst der Frage der Häufung zuwenden. Für das Jahr 1427 zählt Hans-Jörg Gilomen 698 Vergichte. 31 1440 sind es demgegenüber nur knapp 300 Schuldbekenntnisse. 32 Auch 1450, 1460 und 1470 bewegt sich die Zahl zwischen 300 und 350 Schuldbekenntnisse pro Jahr. 33 Im Überschwemmungsjahr 1480 sind es etwas mehr (rund 400). 34 In demselben Jahr sinken die ohnedies geringen Durchschnittsbeträge häufig unter die Grenze von einem Gulden beziehungsweise einem Pfund, wie die Serie der Konfessate zeigt, die am Montag, den 23. Oktober 1480, in das Vergichtbuch eingeschrieben wurde. Das heißt, in ‚Krisenzeiten‘ wuchs die Angst, selbst Kleinstbeträge nicht zurückzuerhalten. Die Bereitschaft, Kredite zu vergeben, schmälerte diese Angst aber nicht. zinsen oder Ewigzinsen) hingegen binnen zwei Wochen, vgl. H AGEMANN , Basler Rechtsleben im Mittelalter, Bd. 2, S. 48-50. 30 G ODDARD , Surviving Recession, S. 86: „Bonds, as written instruments that reinforced the creditor’s claim in law, might therefore have been the preferred option in periods of commercial disquiet, acting to boost business confidence.“ Die in Konjunkturen zunehmende Bereitschaft, Kredite zu gewähren, liest Goddard demgegenüber als Zeichen wirtschaftlicher Prosperität. Anders als in England rekurrieren in Deutschland die meisten Arbeiten, die sich mit Konjunkturfragen befassen, entweder auf den Getreidepreis (in der Nachfolge von W ILHELM A BEL , Strukturen und Krisen der spätmittelalterlichen Wirtschaft, Stuttgart 1980; D ERS ., Agrarkrisen und Agrarkonjunktur. Eine Geschichte der Land- und Ernährungswissenschaft Mitteleuropas seit dem hohen Mittelalter, Hamburg-Berlin 3 1978) oder auf die Aufzeichnungen von Chronisten (H ORST B USZELLO , „Wohlfeile“ und „Teuerung“ am Oberrhein 1340-1525 im Spiegel zeitgenössischer erzählender Quellen, in: Bauer, Reich und Reformation. Festschrift für Günther Franz zum 80. Geburtstag, hrsg. von Peter Blickle, Stuttgart 1982, S. 18-42; C HRISTIAN J ÖRG , „Teure, Hunger, Großes Sterben“. Hungersnöte und Versorgungskrisen in den Städten des Reiches während des 15. Jahrhunderts, Stuttgart 2008, S. 82-178). Für kurzfristige Konjunkturschwankungen interessiert sich Abel nicht, vgl. W ALTER A CHILLES , Grundsatzfragen zur Darstellung von Agrarkonjunkturen und -krisen nach der Methode Wilhelm Abels, in: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 85 (1998), S. 307-351. 31 G ILOMEN , Frauen als Schuldnerinnen und Gläubigerinnen, S. 103-137. In demselben Jahr 1427 verzeichnete der Gerichtsschreiber nach H AGEMANN , Basler Rechtsleben im Mittelalter, Bd. 2, S. 124, auch außergewöhnlich viele Frönungen (85) und Verbote (800). 32 StABS ÄNA GA C 3 (1435-1440), fol. 224 r -243 v . 33 StABS ÄNA GA C 12 (1471-1481), S. 371-416. 34 G ABRIELA S IGNORI , Ritual und Ereignis: Die Straßburger Bittgänge zur Zeit der Burgunderkriege (1474-1477), in: Historische Zeitschrift 264 (1997), S. 281-328, hier S. 317-322. ‚K REDITHAIE ‘ UND KLEINE F ISCHE 32 Jtem Hannß Hirtlin vergicht Peter von Ehenhein 15 ß uff rechnung. | Jtem Margret Múllerin vergicht Henslin Winklern 12 ß. | Jtem Hanß Lanczman vergicht Ludwig Smid 3 lib uff rechnung. | Jtem Clauß Brun vergicht Ludwig Smiden 12 ß uff rechnung. Retulit Richart. | Jtem Heinrich Meder, der tu e chscherer, vergicht dem schaffner in Lúczler Hoff 2 ½ ß uff rechnung. | Jtem Bartholome von Hall, der küffer, vergicht Lienhart Krútlin 6 ß. | Jtem die Zieglerin vergicht Oswalt Enslinger 11 ß uff rechnung. Retulit Richart. | Jtem Hanß Meiger, der salpetermacher, vergicht Zschekaburlin 3 lib 7 ß 3 d. | Jtem die Albrechtin zer swarzen Hennen vergicht Ludwig Smiden 19 ß. | Jtem die frow zem Schlegel vergicht Walther Scherer 1 lib 8 ß uff rechnung. | Hermann Swartz vergicht Peter zer Eich 3 ß. 35 Drei Schillinge, sechs Schillinge, neun, elf oder zwölf Schillinge, das sind Beträge, die sich zum Teil weit unter einem Tageslohn bewegen. 36 Die meist sehr bescheidenen Summen, die in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in den Vergichtbü- 35 StABS ÄNA GA C 12 (1471-1481), S. 411. 36 D IRLMEIER , Untersuchungen zu Einkommensverhältnissen und Lebenskosten in oberdeutschen Städten des Spätmittelalters, S. 67-237; K NUT S CHULZ , Handwerksgesellen und Lohnarbeiter. Untersuchungen zur oberrheinischen und oberdeutschen Stadtgeschichte des 14. bis 17. Jahrhunderts, Sigmaringen 1985, S. 316-342. ‚K REDITHAIE ‘ UND KLEINE F ISCHE 33 chern registriert wurden, sind für spätmittelalterliche Konfessate typisch. 37 Für diese Beträge gab es im Übrigen auch spezielle Gerichtstermine: Beträge unter fünf Pfund sollten laut Gerichtsordnung vom 7. Februar 1433 jeweils am Montag oder am Mittwoch verhandelt werden. 38 Für größere Summen waren der Dienstag und der Donnerstag vorgesehen. Daran hielten sich die Betroffenen gewöhnlich, so dass die überragende Mehrzahl der Vergichte ihrem geringen Streitwert entsprechend auf Montag oder Mittwoch datiert. Ein stichprobenartiger Abgleich mit den Basler Steuerlisten bestätigt, dass die Vergichtbücher in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts überwiegend die Verbindlichkeiten kleiner Leute festhielten, von denen viele in den Vorstädten lebten. 39 Darauf habe ich einleitend ja schon hingewiesen. Als Gläubiger sind Kaufleute in den Vergichtbüchern zwar von Anfang an präsent. Kreditgeschäfte mit ihresgleichen brachten sie aber nur in Ausnahmefällen vor das Stadtgericht. 40 Dafür benutzten sie ihre eigenen Geschäftsbücher. 41 Oder sie griffen für spezielle Warengeschäfte auf das 37 Ähnlich lautet der Befund bei den Konfessaten, die im Augsburger Offizialatsregister verzeichnet sind. Auch hier seien, bemerkt Schwab (wenngleich etwas unbestimmt), keine „sonderlich hohen Kredite“ verhandelt worden. Schwab spricht von „Niederkrediten”. Überdies befänden sich sowohl unter den Schuldnern als auch unter den Gläubigern keine prominenten Augsburger Namen, vgl. S CHWAB , Das Augsburger Offizialatsregister (1348-1352), S. 649-668. 38 Rechtsquellen von Basel, Nr. 122, S. 115-120. 39 Zu den Basler Vorstädten vgl. A NDREAS S TAEHELIN , Entstehung und Entwicklung Kleinbasels und der Großbasler Vorstädte, in: Stadterweiterung und Vorstadt, hrsg. von Erich Maschke und Jürgen Sydow, Stuttgart 1969, S. 96-100; K ATHARINA S IMON -M USCHEID , Basler Handwerkszünfte im Spätmittelalter. Zunftinterne Strukturen und innerstädtische Konflikte, Bern u. a. 1988, S. 256-266. 40 In der ersten Jahrhunderthälfte waren die vor Gericht bekannten Darlehenssummen durchschnittlich höher, vgl. G ILOMEN , Frauen als Schuldnerinnen und Gläubigerinnen, S. 117. 1480 handelt es sich mehrheitlich um Kleinstkredite. Höhere Kredite stehen meist in Zusammenhang mit einem Hauskauf (StABS ÄNA GA C 12 [1471-1481]), S. 378: 130 Gulden, S. 388: 100 Gulden, S. 391: 63 Pfund, S. 413: 115 Pfund). Einmalig ist ein Kredit in Höhe von 130 Pfund, den ein Peter von Kettena, Propst zu Feldbach, wie es im Gerichtsbuch heißt, bei dem Wechsler Mathis Eberler aufgenommen hatte. Als Pfand fungierte eine Goldkette mit einem goldenen Kreuz, worin 17 Diamanten und drei Perlen eingelassen waren (ebd., S. 407). Im entsprechenden Helvetia Sacra-Band (Die Zisterzienser und Zisterzienserinnen, die Reformierten Bernhardinerinnen, die Trappisten und Trappistinnen und die Wilhelmiten in der Schweiz, redigiert von C ÉCILE S OMMER -R AMER und P ATRICK B RAUN , Bern 1982, S. 634-664), wird kein Propst erwähnt. Vermutlich handelt es sich um Petrus Nicolai von Kettenheim, den Statthalter des Abtes von St. Alban, vgl. H ANS -J ÖRG G ILOMEN , Die Grundherrschaft des Basler Cluniazenser- Priorates St. Alban im Mittelalter. Ein Beitrag zur Wirtschaftsgeschichte am Oberrhein, Basel 1977, S. 288. 41 Private Schuld- und Rechnungsbücher waren, wie die Basler Testamente des 15. Jahrhunderts zeigen, sehr viel verbreiteter, als es die kleine Zahl der Exemplare vermuten lässt, die uns erhalten ‚K REDITHAIE ‘ UND KLEINE F ISCHE 34 Kaufhausbuch zurück, dem für diese Geschäfte exakt dieselbe Funktion zukam wie dem Vergichtbuch. 42 Die älteren Konfessat-Bände bestehen zum Großteil aus knapp gefassten Schuldbekenntnissen der oben geschilderten Art. Gelegentlich werden die Einträge um Zusätze erweitert, in denen vom Stadtrecht abweichende Modalitäten der Rückzahlung festgelegt werden. Es werden Fristen genannt, bis wann welcher Teilbetrag fällig ist („solvendum zur Fastnacht, zu Ostern, Pfingsten oder Weihnachten“), 43 oder bei größeren Beträgen Sicherheiten ins Spiel gebracht, allen voran Äcker und Häuser. Die Formel lautet ‚Pfand und Haft‘. Seit Mitte des 15. Jahrhunderts formalisierte sich der Rahmen zusehends, in den das individuelle Schuldbekenntnis eingeschrieben wurde, und es zeichnen sich fünf verschiedene Konfessatstypen beziehungsweise -formen ab (mit ansteigender Häufigkeit): 1. Durch Urteil erzwungene Konfessate (nach bekannter urteil oder nach der teding), die mit einem Bußgeld von sechs Schillingen belegt waren; 2. Schuldbekenntnisse als Ergebnis eines Vergleichs (mit ir beider teilen willen und wissen fruntlich betragen) 44 ; 3. Konfessate „nach Stadtrecht“ oder 4. Konfessate „auf Rechnung“, solche Schulden betreffend, die „angeschrieben“ und „verrechnet“ werden mussten. 45 5. Wie ehedem bilden die ‚nackten‘ Schuldbekenntnisse ohne jede Ergänzung auch nach 1470 die größte Gruppe der Basler Konfessate. geblieben sind, vgl. G ABRIELA S IGNORI , Vorsorgen - Vererben - Erinnern. Kinder- und familienlose Erblasser in der städtischen Gesellschaft des Spätmittelalters, Göttingen 2001, S. 93f. 42 Rechtsquellen von Basel, Nr. 100, S. 99 (1417), vgl. M ATTHIAS S TEINBRINK , Ulrich Meltinger. Ein Basler Kaufmann am Ende des 15. Jahrhunderts, Stuttgart 2007, S. 82. Die Strafen waren bei Kaufhausschulden um einiges härter als bei den vor dem Schöffengericht bekannten, aber „übersessenen“ Schulden. Bei „missgichtigten“ Kaufhausschulden wurden die säumigen Schuldner wegen Meineids für ein ganzes Jahr aus der Stadt (vor die Stadtkreuze) verbannt. Die Basler Kaufhausbücher sind nicht erhalten. 43 Im Jahreszyklus häufen sich die Schuldbekenntnisse zu den Terminen, zu denen Kaufleute und Handwerker im 15. Jahrhundert allgemein Verträge abzuschließen und Rechnungen zu begleichen pflegten: zu Weihnachten, Ostern, Pfingsten, Fronfasten, Michaelis oder Martini. 44 H AGEMANN , Basler Rechtsleben im Mittelalter, Bd. 2, S. 106-108. 45 „Auf Rechnung“ bedeutet, dass der Schuldner binnen acht Tagen mit dem Gläubiger abrechnen musste und ihn darzů früntlich zu Hause (ze huß und ze hof) aufzusuchen hatte. Nach erfolgter Rechnung sollten die Parteien erneut vor dem Unzüchter erscheinen (Rechtsquellen von Basel, Nr. 232, S. 248f.). ‚K REDITHAIE ‘ UND KLEINE F ISCHE 35 Ritual und Personal Feierlich musste der Schuldner, der bereit war, seine Schuld öffentlich vor Gericht zu bekennen, dem Gerichtspersonal - den Amtmännern, dem Schultheißen oder dem Vogt - „in die Hand geloben und versprechen“, sich an die vereinbarten Zahlungsmodalitäten zu halten oder, falls er von auswärts kam, bis zur Begleichung der Schuld die Stadt nicht zu verlassen. 46 1. Amtmänner jn Claus Walchen hand glopt und versprochen; jn Wilhelmß hand gelopt und versprochen, by dem eid er jm [dem Amtmann] gesworn hat; hat daruff in Richart, des amptmanß hand bij güten truwen glopt und versprochen; in sin hand gelopt und versprochen habe, bij dem eid, er sinem hern gesworn hab; hat daruff in Wilhelm, deß amptmanß hand by guten trúwen glopt und versprochen. 47 2. Schultheiß hat daruff in minß hern schultheisen hand gelopt und versprochen; hatt in mins hern schultheissen hand glopt und versprochen, bij dem eid er an sine lehen gesworn hatt; daruff in minß hern schultheissen hand bij güten truwen gelopt und versprochen. 3. Vogt hat daruff in minß hern vogcz hand gelopt und Versprochen, by dem eid er minen hern gesworn hat. Zuweilen agierten, wie es in den Konfessaten heißt, „an Schultheißen statt“ aber auch Notare - eine bemerkenswerte Entwicklung in Anbetracht der Zurückhaltung, mit der die süddeutschen Städte längere Zeit dem Notariat begegnet waren. 48 46 Ihre jeweiligen Kompetenzbereiche wurden in der Gerichtsordnung vom 7. Februar 1433 festgeschrieben (Rechtsquellen von Basel, Nr. 122, S. 116). Der Vogt musste bei den Gerichtssitzungen täglich zugegen sein, auch bei den Fällen, die in den Zuständigkeitsbereich des Schultheißen fielen, richten aber durfte er nur in den Fällen, die Fried und Frevel betrafen (ebd., Nr. 148, Art. 50, S. 163). 47 Gemeint sind die im Jahr 1480 tätigen Amtmänner Kaus Walch (ca. 1476-1481), Wilhelm Scherer (ca. 1478-1492) und Richard Trubelberg (ca. 1480-1492). Schultheiß war in diesem Jahr Burkhard Segenser und Vogt Klaus Hasenschießer. 48 StABS ÄNA GA C 12 (1471-1481), S. 371 (Anm. 64): die selbigen schuld sy in min deß notarien anstatt minß hern schultheis glopt und versprochen habent. Zu den Notaren vgl. P ETER -J OHANNES S CHULER , Geschichte des südwestdeutschen Notariats. Von den Anfängen bis zur Reichsnotariatsordnung von 1512, Bühl 1976, S. 143-151. ‚K REDITHAIE ‘ UND KLEINE F ISCHE 36 4. Notare und hatt gelopt in min des notarien hand; in min deß notarien hand gelopt und versprochen by dem eid, er sinem hern gesworn hät; hat daruff in min, deß notarien hand gelopt und versprochen an statt minß hern schultheisen, by dem eid er minen hern den reten [Ratsherren] gesworn hat. Dieses In-die-Hand-Versprechen scheint vor allem für Schuldner verbindlich gewesen zu sein, die nicht aus Basel kamen. 49 Das aber war die Minderheit: Die überragende Mehrzahl derer, die ihre Schulden in die Vergichtbücher eintragen ließen, kam nämlich aus der Stadt (ob sie alle das Bürgerrecht besaßen oder bloß Einwohner waren, geben die Vergichtbücher anders als die Eigen und Erbe betreffenden Fertigungsbücher nicht zu erkennen). Zuweilen ersetzte das In-die-Hand-Versprechen den Eid (in minß herrn schultheissen, als einß richterß hand by güten truwen an eides statt darumm gelopt und versprochen). 50 Vor Gericht vereidigt wurden hingegen ausschließlich Personen, die von auswärts kamen. 51 Bei auswärtigen Schuldnern gesellte sich, wie wir gesehen haben, häufig die Selbstverpflichtung hinzu, sich bei Zahlungsverzug umgehend in der Stadt „einzustellen“ und dort so lange zu bleiben, bis eine für den Gläubiger annehmbare Lösung gefunden worden war. 52 Das versprachen am 11. Januar 1480 Martin Kempf und Jakob Spuri aus Lahr. Wo sy daz nit teten, schließt das Konfessat, so e llen und wellen sy sich ze stund nach usgang der xiiij tagen widerumm har in die statt Basel stellen, daruß nit komen dann mit sinem [des Gläubigers] gunst, willen und wissen. 53 Am 9. Februar 49 StABS ÄNA GA C 12 (1471-1481), S. 372, 378, 380-382, 390, 392, 394f., 398, 401, 403, 406f., 409-413, 415f. 50 StABS ÄNA GA C 12 (1471-1481), S. 374, 378, 406f. 51 Wie Wilhelm Monet aus Besançon, der am Dienstag, den 14. November 1480 vor dem Basler Schöffengericht seine Schulden bekannte (ebd., S. 412): Jtem uff frytag vor Martinj lxxx° do hat Wilhelm Monet von Bisancz zu got und den heilgen gesworn, Heinrich von Sennheim umm sin schuld, nemlich xij guldin iiij lib. ij den., desglich Jost Seilern, meister der Ellendenherberg, umm j lib. viij ß uszerichten und inen solich gelt one allen kosten und schaden har in die stat Basel in iren sichern und habenden gewalt ze anttwurten hie zwuschen unser lieben frowen tag ze liechtmeß. Ob er daz nit tete, sölt vnd wölt er sich in acht tagen den nechsten darnach ungeuerlich har in die statt Basel stellen und vor bezalung der gedachten schuld von hinnen nit kommen, dann mit der gedachten schultforderen willen und wissen. Vgl. ebd., S. 371, 377, 379, 383, 395, 412, 415f. 52 W ERNER O GRIS , Die persönlichen Sicherheiten im Spätmittelalter. Versuch eines Überblicks, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte. Germanistische Abteilung 82 (1965), S. 140-189, hier S. 165-176; H AGEMANN , Basler Rechtsleben im Mittelalter, S. 54f. 53 StABS ÄNA GA C 12 (1471-1481), S. 371: Jtem do habent Jacob [vermutlich Verschreiber für Martin] Kempff und Jacob von Lar lyplich zü got und den heilgen gesworn, Conrat Lúczelmann [Metzger] umm sin schuld in xiiij tagen uszewysen, wo sy daz nit teten, so e llen <sy> und wellen sy sich ‚K REDITHAIE ‘ UND KLEINE F ISCHE 37 - also mehr als drei Wochen später - erschienen die Parteien erneut vor Gericht, weil die Schulden nach Ablauf der Frist immer noch nicht bezahlt worden waren. Man einigte sich auf einen neuen Zahlungstermin. Der Eintrag im Gerichtsbuch präzisiert, was geschieht, wenn die Schuldner ihre Außenstände bis zum 25. Juli nicht bezahlt haben sollten. „In Leistung stellen“ wolle man sich in diesem Fall im Haus des Kochs zum Schlüssel und das Wirtshaus nicht mehr verlassen, bis die Schulden beglichen worden seien. 54 Wegen ihres Öffentlichkeitscharakters waren Wirtshäuser und Herbergen bevorzugte Orte, um dort Schuldner, die von auswärts kamen, oder deren Pfänder „einzulagern“. Darauf hat die ältere Rechtsgeschichte wiederholt aufmerksam gemacht. 55 Die Gerichtszeugen Immer häufiger enden die Einträge in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts mit dem lateinischen Zusatz, das habe der Amtmann gesagt: retulit Klaus, Peterhans, ze stund nach usgang der xiiij tagen widerumm har in die statt Basel stellen, daruß nit komen dann mit sinem gunst, willen und wissen, alles ungeverlich. 54 StABS ÄNA GA C 12 (1471-1481), S. 377: Jtem do habent Werlin Meiger zem roten Huß, Martin Kempff von Brattalen und Jacob Spuri von Lor sich bekant [inzwischen waren es also drei Schuldner], unverscheidelich schuldig sin / Conrat Luczelman/ vj lib viij ß, habent daruff zü got und den heilgen gesworn, im sölich schuld ze bezalen hie zwúschen sannt Jacobs tag nechstkúnfftig und im die har in die stat Basel ze weren und ze anttwurten, ob sy daz nit teten, so e lten sy sich alle drij by den gemelten iren geswornen eiden in achttagen nach sant Jacobs tag har in die statt Basel und deß kochs huß zem Schlussel in leistung stellen, davon nit lassen, er sije dann ee vor sin schuld bezalt mit dem kosten daruff gangen, und mag och Conrat Luczelmann sy alle, och alles ir güt ligends und varendes nit deßtminder angriffen und verkoffen biß zu bezalung mit dem kosten daruff gangen, habent sich och daruff aller fryheiten und geleiten verzigen etc. Ende Februar erscheint ein Peter Pfiffer aus Bettingen und bekannte gegenüber Jakob Spuri, Schulden in der Höhe von 15 Pfund 8 Schillinge und 6 Viernzal Korn zu haben, die er Klaus Kleinbruder und Martin Kempf in Raten zu bezahlen hatte (ebd., S. 381). Derartige Ketten von Schuldverpflichtungen sind sowohl in den Vergichtals auch den Verbotsbüchern mehrfach belegt. Sie zeugen davon, wie eng sich Schuldbeziehungen miteinander verflochten und einander bedingten. Vgl. G ODDARD , Surviving Recession, S. 74f. 55 Rechtsquellen von Basel, Nr. 148, Art. 16, S. 153f. Vgl. E RNST F RIEDLAENDER , Das Einlager. Ein Beitrag zur Deutschen Rechtsgeschichte. Aus Urkunden dargestellt, Münster 1868, S. 70, 84f., 90, 112-22, 134, 140, 150; M AX R INTELEN , Schuldhaft und Einlager im Vollstreckungsverfahren des altniederländischen und sächsischen Rechtes, Leipzig 1908, S. 43-65 (bezieht sich auf Personen, nicht auf Sachen). Aus sozialhistorischer Perspektive S IMON -M USCHEID , Die Dinge im Schnittpunkt sozialer Beziehungsnetze, S. 243-282. ‚K REDITHAIE ‘ UND KLEINE F ISCHE 38 Richard oder Wilhelm. 56 Andere Konfessate beginnen hingegen mit der deutschen Formel, der Amtmann habe gesagt: „Item da hat Richard, der Amtmann, gesagt, wie Lienhard Isenmann von Habsheim [Elsaß] in seine Hand gelobt und versprochen habe bei dem Eid, den er seinem Herren geschworen habe, Jos Streiffen um seine Schuld, nämlich 12 Schillinge, auszuweisen bis zum 29. September. Täte er dies nicht, solle und wolle er sich nach diesem 29. September bei dem erwähnten Gelübde nach Basel begeben und nicht aus der Stadt weichen ohne sein [also Jos Streiffens] Willen und Wissen.“ 57 Amtmänner, Schultheiß und Vogt fungierten in den Vergichten demnach nicht nur als Repräsentanten des Gerichts, sondern auch als Geschäftszeugen. 58 Im Streitfall wurde, wie bei Isenmann ersichtlich, auf das Gerichtspersonal rekurriert, um den Sachverhalt zu rekonstruieren, und nicht auf das Vergichtbuch. 59 Verschiedentlich agierten die Gerichtsbeamten aber auch als ‚Schlichtungsinstanz‘, die zwischen den Parteien eine Einigung erzielen sollte. Schlichten im engeren Sinn des Wortes durfte das Gerichtspersonal aber nicht: 60 „Item da sind Hans Frölicher an einem, so dann Hans Geist zum andern Teil versöhnt [betragen] worden durch Richard, den Amtmann, der Schul- 56 So auch der Eintrag zum Rebmann Hans Murer, der wie sein Gläubiger Clewi Rütschlin im Kirchspiel St. Alban wohnte: Jtem Hanß Murer, der rebmann, vergicht Clo e win Rütschlin viij ß minus j d, retulit Richart. Vgl. StABS AHA Steuern B 19 (1475-1481): St. Alban, S. 34: sant Elßbethen: Hanß Murer nut; ebd., S. 22: vor Eschemertor: Cleue Ru/ t/ schy 100 lb. 57 StABS ÄNA GA C 12 (1471-1481), S. 401 (6. Juli 1480): Jtem do hat Richart, der amptman, geseit, wie Lienhart Ysinmann von Habichshein in sin hand gelopt und versprochen habe bij dem eid, er sinem hern gesworn hab, Joß Streiffen umm sin schuld, nemlich xij ß, uszewysen hie zwúschen sant Michelstag. Ob er daz nit tete, solt und welt er sich ze stund nach sant Michelstag bij der gemelten gelúpt har stellen, von hinnen nit komen, dann mit sinem willen und wissen. 58 Die Forschung spricht von dem Gerichtszeugen. Zu den verschiedenen Zeugentypen vgl. U DO K ORNBLUM , Das Beweisrecht des Ingelheimer Oberhofes und seiner malpflichtigen Schöffenstühle im Spätmittelalter, Frankfurt am Main 1960, S. 46-75. 59 StABS ÄNA GA C 12 (1471-1481), S. 380: Jtem do hat min hern schultheis geseit, wie Heinrich Bell von Bútich Hannß Munczern [St. Leonhard: 2.000 Gulden] nach aller rechnung, so sy mit einander getuen habent, xvj rinisch guldin schuldig verbliben sije, und habe daruff in sin hannd gelopt und versprochen, Hanß Munczern so e lich schuld ze bezalen uff zil und tag, hernach geschr[iben] stat: nemlich ij g uff pfingsten nechst kunfftig und dannathin all fronfasten ij g biß zu voller bezalung. Und an welchen zil er sumig wurde, sol und mag Hannß Munczer in und daz sin darumm angriffen biß zu bezalung siner schuld mit dem kosten daruff gangen. 60 Rechtsquellen von Basel, Nr. 148, Art. 23, S. 155f. (1457). Für einen Vergleich erhielten die Amtmänner einen Schilling pro Partei (ebd., Art. 18, S. 154). ‚K REDITHAIE ‘ UND KLEINE F ISCHE 39 den halb, nämlich fünf Pfund sechs Schillinge, die Geist dem Frölicher schuldet, also dass Geist die bezahlen solle auf Ziel und Tag hiernach geschrieben steht, nämlich zwei Pfund auf Pfingsten, zwei Pfund auf Unser Lieben Frauen Auffahrt und das übrige auf Michaelis nächstkünftig, und wenn er eine Frist versäumt, dann erlöscht, was er bereits bezahlt hat, und er muss den vollen Betrag zurückzahlen.“ 61 Sicherheiten Bei auswärtigen Schuldnern fungierten häufig „Ross und Karren“, mit denen sich die Schuldner aus den umliegenden Dörfern in der Stadt „in Leistung stellten“, als Sicherheit, sollte es ihnen nicht gelingen, ihren Zahlungsverpflichtungen fristgerecht nachzukommen. 62 Ziel war es demnach, die Mobilität der auswärtigen Schuldner und mithin ihre Geschäftsfähigkeit einzuschränken. Bei höheren Geldbeträgen wurden, wie bei Geschäften unter Kaufleuten üblich, als Sicherheit hingegen Schuldbriefe eingesetzt. 63 So bekannten Klaus und Verena Klüpfel am Mittwoch, dem 12. Januar 1480, öffentlich, dass ihnen der Krämer Bechtold Dolden 20 Gulden geliehen habe. Bis Pfingsten wollte das Ehepaar den Kredit abgelöst haben. Und deß zu sicherheit [schließt das Konfessat] habent sy im ingesetzt die schuld und brieff, so die von Genff im [also Klaus] schuldig sint etc., mit den furworten, wo die bezalung nit beschech, in maß [als] vorstät, mag er die selbigen schuld und brieff, und ob daran abgon wurde alle ander ir ligende 61 StABS ÄNA GA C 12 (1471-1481), S. 388 (20. März 1480): Jtem do sint Hanß Fro e licher an eim, so dann Hanß Geist am andern teilen, der schulden halb, nemlich v lb vj ß, so Geist Frölicher schuldig ist, durch Richarten, den amptmann, betragen, also daz Geist die bezalen sol uff zil und tag hernach geschr[ieben] stat, nemlich zwei pfunt uff pfingsten, zwei pfunt uff unser frowen uffart und daz uberig uff sannt Michelstag alle schierest kunfftig, und an welchem zile er sumig wurde, so e llent alle zil usß und volle bezalung verfallen sin etc. Fröhlicher war Metzger (StABS AHA Steuern B 17 [1470-1472]: St. Leonhard, S. 42: 80 Pfund), Geist Krämer (ebd.: St. Peter, S. 23: 30 Pfund). 62 StABS ÄNA GA C 12 (1471-1481), S. 380: wo er das nitt tet, sol er bij so e licher gelúpt, wann er deß ermant wirt, sich mit rosß und karren har jn leistung stellen und von hynnen nit komen dann mit .j. Lienhart wissen und willen. 63 Zum Schutz der Gläubiger ging die Stadt mit äußerster Härte gegen so genannte Doppelverpfändungen vor, vgl. Rechtsquellen von Basel. Stadt und Land, Nr. 143, S. 134: das da die selben personen ewiclich verworfen, unnu i tze menschen heissen und sin so e llen und von allen eren und wirdikeiten verschalten sin, nyemer me in rate noch an gerichte noch an der zunften ere noch zů keinen emptern gekosen noch genommen werden. Und so e llent ouch ire gezu i gnisse in allen sachen ganz untougelich sin, dazů ein jare vor den cruizen leisten und den jareinunge geben, vor und ee er in die statt kompt. ‚K REDITHAIE ‘ UND KLEINE F ISCHE 40 und varende gu e ter, sampt und sunderß, angriffen biß zu voller bezalung mit dem kosten daruff gangen, alles ungeverlich. 64 Anfang Mai muss Klaus gestorben sein; umgehend wurde sein Besitz von 26 verschiedenen Gläubigern unter Arrest genommen. 65 Weitere elf Gläubiger meldeten in den darauffolgenden Tagen ihre Ansprüche an. Dolden befand sich nicht unter ihnen. Dank Vergicht hatte er sein Geld fristgemäß zurückerhalten. 66 Bürgen werden in den Basler Schuldbekenntnissen kaum als Sicherheit genannt. 67 Die Praxis geriet im Verlauf des 15. Jahrhunderts zusehends ‚außer Mode‘. 68 An ihre Stelle trat das Pfand. Doch ist in den Basler Vergichtbüchern letztlich auch von Pfändern kaum die Rede, und dies aus dem einfachen Grund, weil die Beträge meist viel zu gering waren, um Sicherheiten zu bemühen. Das Konfessat selbst stellte in diesen Fällen die Sicherheit dar beziehungsweise die darin enthaltene Strafandrohung, bei Zahlungsverzug („Mißgichtigkeit“) für einen Monat aus der Stadt verwiesen zu werden. 64 Ebd., S. 371: Jtem da habent Clauß Clupffel [Wirt zur Judenschule] und Verena, sin efrowe, sich bekant unverscheidelich schuldig sin meister Bechtolt Dolden [Krämer] xx rynisch guldin in gold gelihens gelcz. Die selbigen schuld sy in min, deß notarien anstatt minß hern schultheis [Hand] glopt und versprochen habent fur sich und ir erben, im oder sinen erben uszerichten uff pfingsten nechstkunfftig. Bechtold Dolden wohnte im Kirchspiel der Krämer (StABS AHA Steuern B 18 [1475-1481]: St. Martin, S. 12: 2.500 Gulden). 65 StABS ÄNA GA E 6 (1475-1493), fol. 45 v -47 r . Zusammen gerechnet ergaben sich Ausstände von weit über 300 Pfund. Zehn Jahre zuvor hatte Klüpfel ein Vermögen von 200 Gulden versteuert (StABS AHA Steuern B 17 [1470-1472]: St. Leonhard, S. 58). 66 StABS ÄNA GA K 2 und 3 (1475-1481), S. 186f. 67 In diesen wenigen Fällen wurden die Bürgen vorzugsweise aus dem familiären Umfeld des Schuldners rekrutiert, wie bei Peter Köhler aus Hüningen, für den sich der Stiefvater und der in Basel lebende Schwager bereit erklärten zu bürgen. StABS ÄNA GA C 12 (1471-1481), S. 377: Des zú meren sicherheit so hatt Peter Koler jm zu rechten burgen und mittgulten gesetzt Hanns Schůnp [StABS AHA Steuern B 17 (1470-1472): St. Peter, S. 20: 20 Pfund], den vischer, sin stieffatter, und Burkarten Mo e schlin, sinen sweher, also und mit dem geding, wo er an so e licher bezalung súmig wurd, das dann die gemelten sine burgen Paule Swytzlin semlich holtz mit barem gelt bezaln und fúr yeglich hundert wellen viij ß pfen. geben so e lle mit kosten und schaden daruff gangen, habent all gelopt dise ding erberlich ze halten. Möschlin wohnte im Kirchspiel St. Alban in der Malzgasse (StABS AHA Steuern B 19 [1475-1481], S. 48: Burkhard Mo e schlin: 31 lb.). 68 Vgl. R AINER E GGERT , Die Bürgschaft im süddeutschen Recht des späteren Mittelalters, Diss. jur., Frankfurt am Main 1962; M ANFRED H ÜTTEMANN , Die Bürgschaft im Babenhausener Recht des 14. und 15. Jahrhunderts, Aalen 1976; K ARLHEINZ R UDOLF M AIER , Die Bürgschaft in süddeutschen und schweizerischen Gesetzbüchern. 16.-18. Jahrhundert, Tübingen 1980. Hüttemanns Statistik (S. 85) ist zu entnehmen, dass die Bereitschaft, Bürgschaft zu leisten, im Verlauf des 15. Jahrhunderts drastisch zurückging. Als Ursachen nennt er die zunehmende Monetarisierung sowie die Rechtsform des Einlagers, die die Bürgschaft ersetzt habe. ‚K REDITHAIE ‘ UND KLEINE F ISCHE 41 Schulden ja, aber wofür? „Schulden“ beziehungsweise „schuldig sein“ sind die beiden in den Vergichtbüchern am häufigsten verwendeten Begriffe, um den vor das Gericht getragenen Sachverhalt zu beschreiben. 69 Benutzt wird der Schuldenbegriff sowohl für aktive als auch für passive Schulden. Von ‚Kredit‘ ist nie die Rede; auch der Begriff ‚Gläubiger‘ wird, anders als in den Gerichtsordnungen, in den Gerichtsbüchern nicht benutzt. Die Gründe, weswegen dieser oder jener Schulden gemacht hatte, werden vor Gericht kaum diskutiert. 70 Ab und an werden in den ersten Dezennien des 15. Jahrhunderts noch Pferde genannt, deren Bezahlung offenstand. 71 Oder verstreute Hinweise auf unbezahlte Rechnungen für Brot, Holz, Leder, Leintuch oder Schuhe lassen vermuten, es handle sich um gewerbsmäßige Außenstände, etwa wenn der Schuhmacher Konrad Oltinger und seine Frau Katharina dem Gerber Antonius Schmid umm leder 35 Pfund schulden. 72 Unbezahlte Brotlieferungen waren der 69 Mit Schulden ist jedoch nicht nicht automatisch Geld gemeint; „geliehenes Geld“ wird als solches hervorgehoben (StABS ÄNA GA C 12 [1471-1481], S. 371, 377, 398). 70 In diesem Punkt scheinen die Nürnberger Schuldverbriefungsbücher etwas gesprächiger zu sein als die Basler Vergichtbücher, vgl. dazu G ROEBNER , Ökonomie ohne Haus, S. 178-232. 71 StABS ÄNA GA C 5 (1445-1455), fol. 104 v : Jtem do veriach Hûremberg zem Salmen Josen Ammeister, <ze> dem schultheisen ze Liestal, .xvj. gulden von eins pheritz wegen, solvendum den halben teil Verene nêchst kûnftig und den ubrigen halben teil derselben schuld untzen darnach Michahelis [...]. Teti er des nit, wazz <kose> denne kost darus giengi, den so e lti Hûrenberg abtragen. Ebd., fol. 119 v : Jtem do veriahend Hans Widmer, der gremper, und Verena, sin ewirtin, et specialiter ipsa cum ipso etc., Petershansen Thorer .v. gulden von eins pheritz wegen solvendum Hilarij proximo. G ILO- MEN , Frauen als Schuldnerinnen und Gläubigerinnen, S. 125-135, ist im Vergichtbuch C 2 (1429) noch auf vergleichsweise zahlreiche „Schuldknechtschaftsverträge“ zwischen Frauenwirten und Prostituierten gestoßen. 72 StABS ÄNA GA C 12 (1471-1481), S. 408: Jtem do habent Conrat Oltinger, der schumacher, und Kathrin, sin efrowe, mit im etc. sich bekannt, Anthonien Smid, dem gerwer, unverscheidelich schuldig sin xxxv lib umm leder, habent daruff in Peterhansen deß amptmanß hand gelopt und versprochen, solich schuld zu bezalen uff zil und tag hernach geschr[ieben] stät, nemlich ij lib hie zwuschen sampstag nechstkunfftig und dannathin all fronfasten ij lib. Und an welchem zil er sumig wurde, söllent alle zil ussin etc. und alle schuld zu bezalende verfallen sin. Das Ehepaar Oltinger lebte im Kirchspiel St. Peter (StABS AHA Steuern B 17 [1470-1472], S. 4 und 27). Sein Vermögen belief sich auf bescheidene 25 Pfund, während der Gerber Antonius Schmid aus dem Kirchspiel St. Leonhard (ebd., S. 52) immerhin 40 Pfund versteuerte. Bei Antonius Schmid standen auch andere Schuster in der Kreide, darunter Ludwig Landös (StABS AHA Steuern B 18 [1475-1481], St. Martin: S. 8: 30 Pfund), der ihm 14 Pfund und 16 Schillinge schuldete (StABS ÄNA GA C 12 [1471-1481], S. 375), sowie Heinrich Brichdenfrieden und seine Frau Brigitta, die zehn Jahre vor der Kreditaufnahme im Kirchspiel St. Leonhard noch 150 Gulden versteuert hatten (StABS AHA Steuern B 17 [1470-1472], S. 48), inzwischen aber in Zahlungsschwierigkeiten geraten waren. Sie schuldeten dem Gerber 40 Pfund (StABS ÄNA GA C 12 [1471-1481], S. 409): Jtem do habent Heinrich Brichdenfriden und Brigida, sin efrowe, sich bekannt schuldig sin Anthonien ‚K REDITHAIE ‘ UND KLEINE F ISCHE 42 Grund, weswegen sich der Wirt zum schwarzen Rüden an der Kuttelbrücke zusammen mit seiner Frau beim Bäcker Hans Tůmringer verschuldet hatte. 73 Als Pfand stellte das Ehepaar sein Wirtshaus samt 18 Betten (darzü xviiij zugeruster bettstatten). 74 Tausend Ballen (Wellen) Reisig schuldete hingegen Peter Köhler aus Hüningen (vor den Toren der Stadt) dem Wirt zum Kopf im Kirchspiel St. Martin. 75 Quantifizierbar beziehungsweise belastbar sind diese Belege aber nicht, dafür sind es einfach zu wenige. Etwas häufiger werden in den Basler Konfessaten nur Häuser als Pfand oder als Ursache der Verschuldung genannt, waren die Käufer nicht in der Lage, den vertraglich festgelegten Kaufpreis fristgerecht aufzubringen. 76 Die Geschichten gleichen sich: Meist handelt es sich um Häuser im unteren Preissegment, die von Käufern erworben worden waren, die über wenig bis gar keine Rücklagen verfügten und deswegen gar nicht in der Lage waren, die frisch erworbene Liegenschaft auch zu bezahlen. Smid xl pfund Basler pfen., habent daruff gelopt die unverscheidelich zu bezalen uff zil und tag hernach geschr[ieben] stat: nemlich iij lib hie zwuschen suntag nechst kunfftig und dannathin all fronfasten iij lib biß zü voller bezalung, und ob sy ein zil ubersessen so e llen alle zil uß sin und volle schuld zü bezalende verfallen sin. 73 StABS ÄNA GA C 12 (1471-1481), S. 389: Jtem Burkhart etc. tun kunt aller menglich, daz uff hut datum fur mich offentlich in gericht komen sint Hannß Tůmeringer, der brotbek, an eim, so dann Bartholome Hůter, wirt zem swarczen Ruden, und Elsin Huttingerin, sin efrowe, am anndern teilen offnoten und bekannten, das sy beider sijten der schulden, nemlich fierczig pfunt pfen., so Bartlome und Elsin, sin efrowe, Hannß Tůmeringern umm brot, so sy nach und nach von im genommen hetten, / nach all rechnung/ schuldig verliben und noch werent, / und deshalb/ durch die ersamen wysen iunkher Lienhart Grieben und Hannß Irmin, als botten von minen hern den reten darzu geordnet, mit ir beider teilen gunst, willen und wissen fruntlich vereinbert und betragen in wyß, maß und form hernach geschriben stat. 74 Ebd. 75 Ebd., S. 377: Jtem do habent sich bekannt sich [sic] Peter Ko e ler von Húningen, das er dem ersamen Paulin Swyczlin, wirt zum Kopff, rechter redlicher schuld schuldig sig und geben so e lle x c wellen gútz holtzes, so er jm gelihen hatt, solich wellen hatt er gelopt und versprochen bij dem eid, so er sinem hern gesworn hatt, dem selben Paulin Swytzlin solich x c wellen bij gůter werschafft hie zwúschen pfingsten nechstkúnfftig zü weren und zü antwurten an die ort und end, da er jm dann die gelihen hatt. - Ebd., S. 380: Jtem Cůnrat Frank von Bottmingen [bei Basel] hatt .j. Lienhart Grieben geben <tuse> tusent wellen vmb iij lb. pfen., der er bezalt ist, und hatt gelopt in min des notarien hand, im die vff sannt Michels tag nechstkúnfftig har in sin huß ze antwurten, wo er das nitt tet, sol er bij so e licher gelúpt, wann er deß ermant wirt, sich mit rosß und karren har jn leistung stellen und von hynnen nit komen dann mit .j. Lienhart wissen und willen, oder ob .j. Lienhart will, so mag er holtz uff des genan[ten] Cůnrat Franken kosten und schaden ander wellen kouffen, so lang biß er der tusent gewert werden, ungevarlich. Eine welle ist ein Ballen aus Reisigholz (Das deutsche Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm auf CD-ROM und im Internet, Bd. 28, Sp. 1394-1427). 76 StABS ÄNA GA C 12 (1471-1481), S. 374, 378, 379, 383, 388, 394, 395, 400, 404, 405, 413, 416 (2). ‚K REDITHAIE ‘ UND KLEINE F ISCHE 43 In diesen Fällen einigten sich die Parteien meist innerhalb weniger Tage auf eine Ratenzahlung. 77 Am 20. Januar 1480 verkaufte der Schumacher Hans Steinsulz der Witwe Magdalena Lurlin für 20 Pfund ein Häuschen in der St. Albanvorstadt. 78 Das aber konnte sie nicht bezahlen, wie ihrem Schuldbekenntnis zu entnehmen ist, das sie eine Woche später, am 27. Januar 1480, vor dem Schöffengericht ablegte. 79 Käufer und Verkäufer einigten sich auf eine Ratenzahlung von jährlich zwei Pfund. Dennoch finden wir die Frau am Ende des Jahres unter den unglücklichen Hausbesitzern, die „gefrönt“, also gerichtlich gepfändet wurden. Eingeleitet wurde das Frönungsverfahren aber nicht vom Verkäufer beziehungsweise dem früheren Hausbesitzer, Hans Steinsulz, sondern vom Kloster St. Alban, dem Grundherrn der Liegenschaft. Dies lässt vermuten, dass Magdalena Lurlin, wie im Konfessat festgehalten, zwar Steinsulz ihre Raten bezahlte, nicht aber den Grundzins, den sie dem Kloster schuldete; hier bestand, anders als beim Konfessat, ja auch kein unmittelbarer Druck. 80 Trotz Frönung muss es ihr jedoch nach und nach gelungen sein, sich aus der Schuldenfalle zu befreien, denn laut Reichspfennigverzeichnis (Türkensteuer) wohnte sie 1497 nach wie vor in demselben Haus in der St. Albanvorstadt, das sie 1480 von Steinsulz gekauft hatte. 81 Ähnlich wie der Lurlin erging es dem Sattler Hans Brunn und seiner Frau Ennelin. Am 4. Mai 1480 hatten die beiden von Meister Lienhard Seiler, einem Metzger, für 20 Gulden ein kleines Haus in der Spalenvorstadt erworben. 82 Eine Woche später erschienen Käufer und Verkäufer erneut vor Gericht, weil Brunn außerstande 77 Zu den Häusern vgl. Kap. 3, S. 102-104. 78 StABS ÄNA GA B 10 (1475-1480), S. 446. Im Steuerbuch ist festgehalten (StABS AHA Steuern B 19 [1475-1481], S. 45): sant Alban by dem wechter huslin: die Lurlerin ist ein arme witwe und het iij kinder. Die Rubrik, in der der Steuerschreiber den Steuerbetrag verzeichnete, blieb leer. Wäre sie völlig vermögenslos gewesen, hätte er aber notiert: nút. 79 StABS ÄNA GA C 12 (1471-1481), S. 374: Jtem do bekant sich <Margret> / Magdalena/ Lúrlin schuldig sin Hansen an der Swellen [St. Alban] noch by dem huß, so sy von im kofft hat, xvj lib güter Basler pfen. zü bezalen uff zil und tag hernach geschr[ieben] stät: nemlich ij lib uff sant Michels tag nechstkúnfftig und dannathin all jar ij lib uff sant Michels tag biß zü voller bezalung. Und sol och daz verkofft huß pfant darumm sin in der gestalt, ob die bezalung nit beschech in maß vor stat, mag er daz huß und ander ir güt darumm angriffen in forma. 80 StABS ÄNA GA E 6 (1475-1493), fol. 51 v (29. November 1480): Jtem her Hanß Plattner, propst zu sant Alban, hat der Lurlin huß gefrönt umm versessen zinß, gelegen in der vorstat zu sant Alban by Bridathor zwuschen Ůlin Hirtlin ze einer und Hans Gernlern zer andern syten, als er jerlich daruff hat j ß novorum, j höwer und ein vastnachthun. Vgl. G ILOMEN , Die Grundherrschaft des Basler Cluniazenser-Priorates St. Alban, S. 47f. 81 StABS, Fremde Staaten, Deutschland B 6 (= Reichspfennig von 1497), St. Alban, S. 14 v . 82 StABS ÄNA GA B 10 (1475-1480), S. 490. Dort hatte Seiler 1470 noch selbst gewohnt und 50 Gulden versteuert (StABS AHA Steuern B 17 [1470-1472], St. Leonhard, S. 37). ‚K REDITHAIE ‘ UND KLEINE F ISCHE 44 war, die Kaufsumme aufzubringen. Vereinbart wurde eine Ratenzahlung von jährlich einem Gulden. Die erste Rate sei am 25. Juli fällig, die zweite an Weihnachten. Die Zahlungen sollten so lange fortgesetzt werden, bis das Haus ganz abbezahlt worden sei. Deß zu sicherheit setzte Brunn das neue Haus als Pfand ein. 83 Auch Lienhard Münch konnte das Haus zum Mohrenkopf, das er im Januar 1478 für 20 Pfund erstanden hatte, nicht bezahlen. 84 Münch hatte kein Eigenkapital, er musste sich das Geld von dem Wechsler Balthasar Hütschi leihen. 85 Was Hütschi dazu bewog, Münch 30 Pfund - also zehn Pfund mehr als nötig - vorzustrecken, wissen wir nicht. 86 83 StABS ÄNA GA C 12 (1471-1481), S. 395: Jtem do bekannt sich Hanß Brunn, der sattler, daz er Lienhart Seilern, dem meczger, bij dem huß, so er hie vor umm in kofft / hab/ , schuldig sije xx g, nemlich fur yeden g j lib iij ß pfen., zu bezalen uff Jacobi j g, uff wyhennacht j g und dannathin all jor uff iglichen sant Jacobstag und zu wyhenachten j g, trifft sich all jor ij g biß zü bezalung. Deß zu sicherheit hat er im dazselb verkofft huß ingesezt, ob die bezalung nit beschech, daz er daz darumm und ob daran abgieng alles ander sin gut angriffen mag biß zu bezalung der verfallnen schuld mit dem kosten daruff gangen. 84 StABS ÄNA GA B 10 (1475-1480), S. 199. 85 StABS ÄNA GA C 12 (1471-1481), S. 405: Jtem do bekant sich Hanß Schleffel, der wineger, nach dem / er/ Lienhart Munch in vergangenen tagen sin huß gelegen in der Wijssengassen [St. Alban] zu koffen geben hette mit den furworten, ob er daz in eim zijt nit lo e sen wurde, das im daz bliben so e lte, als dann ettlich schrifften das eigetlichen uswysen. Dwil / er/ nun die lo e sung desselbigen huses nit zu tond vermocht und aber daruff den ersamen Baltassar Hutschin erbetten / jm/ solichs darzelihen, daz er och von der selbigen siner flissigen bitte wegen getan und / jm daruff drissig pfunt pfen. geluhen, die / er/ im langest wider geben haben so e lte und daruff furrer erbetten so e lich schuld biß uff sannt Martiß tag nechstkunfftig anstan zelassen mit den furworten, wo er oder sin erben so e lich schuld hie zwuschen dem bestimpten sant Martiß tag nit usrichte und bezalte, sol und mag er oder sin erben daz bestimpt huß mit siner zügehörung one alle furwort zü handen nemen, damit walten, handeln, ton und lassen als mit anderm sinem eigetlichen gut sinthalb unverhindert. Hat och versprochen so e lichs stet ze halten und nit dawider zereden in dhein wyß alles ungeverlich. Verkauft hatte es ihm ursprünglich Schleffels Frau, als ihr Mann nicht in Basel war; G ABRIELA S IGNORI , Geschlechtsvormundschaft und Gesellschaft. Die Basler ‚Fertigungen’ (1450 bis 1500), in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte. Germanistische Abteilung 116 (1999), S. 119-151, hier S. 148. 86 Anders als Hütschi (StABS AHA Steuern B 18 [1475-1481], St. Martin, S. 11: 2.000 Gulden) lässt sich Münch nicht in den Basler Steuerbüchern nachweisen. Zu Hütschi vgl. Die Basler Wappenbücher, 1. Teil. 1. Folge, Nr. 11; A UGUST B URCKHARDT , Geschichte der Zunft zu Hausgenossen in Basel, Basel 1950, S. 55, 58-60. Hütschi ließ seine Schuldner vergleichsweise wenig Konfessate aufsetzen. ‚K REDITHAIE ‘ UND KLEINE F ISCHE 45 Mikrokosmen der Verschuldung Die Mehrzahl der Personen, die vor dem Basler Schultheißengericht ihre Schulden bekannten, stammte, genauso wie die meisten Gläubiger, aus der Stadt selbst. 87 In welchem Bezug Schuldner und Gläubiger zueinander standen, ist im Verlauf der Jahre dennoch immer schwieriger zu bestimmen, gerade bei der Vielzahl der ‚nackten‘ Konfessate, bei denen lediglich Name und Schuldsumme verzeichnet sind. Die meisten Schuldner legten pro Jahr auch nur ein Schuldbekenntnis ab (Schaubild 3), was es uns zusätzlich erschwert, die soziale Logik, die der Kreditvergabe zugrunde liegt, zu durchschauen. Langanhaltende Abhängigkeiten vermochten sich aus den einmaligen Zahlungsverpflichtungen mit Sicherheit aber nicht ergeben. Schaubild 3: Konfessate pro Person in ansteigender Häufigkeit (1480) Häufigkeit 1 2 3 4 5 6 7 8 Anzahl der Konfessate 303 29 15 9 1 1 0 2 Zwei Modelle zeichnen sich ab, die, so meine Hypothese, auf einen Wandel nicht nur der Wirtschaftspraxis, sondern auch der Wirtschaftsmoral hindeuten könnten (mit der gebotenen Vorsicht bei derart wortkargem Quellenmaterial): In den ersten Dezennien des 15. Jahrhunderts überwogen Geschäfte, die sich innerhalb bestimmter Kreise beziehungsweise Gruppen abspielten, die gewerblich oder verwandtschaftlich miteinander verbunden waren. 88 Gegen Ende des Jahrhunderts ist der Kredit, wie wir bei Münch und Hütschi beobachtet haben, oftmals die einzige für uns erkennbare Verbindungslinie zwischen dem Gläubiger und seinem Schuldner. 89 Das heißt, in den ersten Dezennien des 15. Jahrhunderts geben die Tätigkeitsfelder der in die Vergicht involvierten Personen zu erkennen, dass der Geldtransfer vorzugs- 87 Ob sie alle das Bürgerrecht besaßen, ist ungewiss; diese Ungewissheit nimmt weiter zu, je tiefer wir mit ihnen in die Vorstädte vordringen. 88 Der Befund entspricht den Ergebnissen der Studien, die sich mit dem 14. Jahrhundert befassen, vgl. E LAINE C LARK , Debt litigation in a late medieval English vill, in: Pathways to Medieval Peasants, hrsg. von James Ambrose Raftis, Toronto 1981, S. 247-279; J ORDAN , Women and Credit in Pre-Industrial and Developing Societies, S. 13-49; C HRIS B RIGGS , Credit and the peasant household economy in England before the Black Death: Evidence from Cambridgeshire manor, in: The Medieval Household in Christian Europe, c. 850-c. 1550: Managing Power, Wealth, and the Body, hrsg. von Cordelia Beattie, Anna Maslakovic und Sarah Rees Jones, Turnhout 2003, S. 231-248; S MAIL , The Consumption of Justice, S. 133-159; S HENNAN H UTTON , ‚On herself and all her property’: women’s economic activities in late-medieval Ghent, in: Continuity and Change 20 (2005), S. 325-349. 89 G ODDARD , Surviving recession, S. 70-87, beobachtet in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts dieselben Veränderungen. ‚K REDITHAIE ‘ UND KLEINE F ISCHE 46 weise innerhalb bestimmter, untereinander verbundener Berufsgruppen stattfand: Fischer machten bei Fischern Schulden, Schneider bei Schneidern, Metzger bei Metzgern etc. Eine Serie solcher gruppeninterner Geschäfte wurde am Mittwoch, den 27. August 1450 in das Basler Vergichtbuch eingetragen: Jtem do ward bekennt, daz Hûremberg [Metzger] Heinrich Langmesser 90 , dem metziger, jn einem manat gnůg tun / sol/ umb die 4 ½ gulden von des rosß wegen / und uff daz da ward Hûremberg ein urkûnd erkennt. | Jtem da veriach Peter Hilt, der schnider, Ulrichen Schmitter [Schneider] 91 2 lb uff rechnung, solvendum nach der stattrecht. | Jtem da veriach Hans Mo e werlin 92 , der schiffman, Syber, dem vischer, 8 ß nach der stattrecht. | Jtem da veriach Syber, der vischer, Hansen von Offemburg, der vischern stubenknecht, 8 ß nach der stattrecht. | Jtem da veriach Peter Hûremberg Ůlrichen Schmitter 1 lb uff rechnung nach der stattrecht ze bezalende. | Jtem da verjach Zytvogel, der wyßgerber, Korblisman 93 , dem metzger, 37 ß, solvendum hinnanthin alle fronvasten 10 ß donec etc. 94 Mit Ausnahme des Metzgers Hûremberg sind alle Personen, die an diesem Mittwoch, den 27. August 1450, vor Gericht erschienen, dem untersten Segment der Basler Stadtbevölkerung zuzuordnen. Substantiell war der Unterschied zwischen den Gläubigern und den Schuldnern demnach nicht, allenfalls graduell. Das aber förderte nicht immer und nicht zwangsläufig das gegenseitige Vertrauen: Von diesem mangelnden Vertrauen allein handeln schließlich ja auch die Konfessate. Zu dem von sozialer Horizontalität geprägten Bild passt, dass sich in den älteren Vergichtbüchern noch vergleichsweise viele Frauen sowohl unter den Gläubigern als auch unter den Schuldnern befanden. Anfänglich beteiligten sich im Übrigen auch die Klöster noch rege am Geldverleih (mit kleinen Leuten), allen voran das begüterte Kleinbasler Frauenkloster Klingental. 95 Gegen Ende des Jahrhunderts sind wohl in- 90 G USTAV S CHÖNBERG , Finanzverhältnisse der Stadt Basel im XIV. und XV. Jahrhundert, Tübingen 1879, Nr. 1044: circa 250 Gulden. 91 Ebd., Nr. 907: 20 Pfund. 92 Ebd., Nr. 5: 0-10 Gulden. 93 Ebd., Nr. 1294: 0-10 Gulden. 94 StABS ÄNA GA C 5 (1445-1455), fol. 109 r . Der letzte Eintrag, der an diesem Tag vorgenommen wurde, war dann aber eine gerichtliche Einigung, Ausbildungskosten betreffend: Jtem do wu e rdent Peter Kubler und Margeth Bisschoffin durch daz gericht miteinander úbertragen von der tochter wegen, so Kublers wyp zwengen gelert hat, daz Margreth Petern Kubler iij gulden jn eim manot dem nechstten ußrichten und bezalen so e lle. 95 So noch 1450 (StABS ÄNA GA C 5 [1445-1455], fol. 104 r , 105 v , 106 r , 107 r , 109 v , 110 r , 114 r , 115 r ). Klingental gilt als das reichste Kloster der Stadt, vgl. R ENÉE W EIS -M ÜLLER , Die Reform des Klosters Klingental und ihr Personenkreis, Diss. Basel 1954, Basel 1956, S. 19. ‚K REDITHAIE ‘ UND KLEINE F ISCHE 47 folge ordensübergreifender Reformbestrebungen in den Basler Vergichtbüchern kaum noch Klöster oder Ordensgeistliche als Gläubiger oder Schuldner nachzuweisen. Hans-Jörg Gilomen zufolge war 1427 in jedem dritten Schuldbekenntnis eine Frau involviert (206 von 689 Konfessaten). 96 Um die Jahrhundertmitte geht der Frauenanteil vor allem auf der Seite der Gläubigerinnen markant zurück. 1480 sind in 360 Konfessaten schließlich nur noch 26 Gläubigerinnen belegt (sieben Prozent), während die Schuldnerinnen mit 16 Prozent (56) weiterhin vergleichweise breit vertreten sind. Die meisten Frauen agierten für sich selbst. Nur wenige standen für die Schulden ihrer Ehemänner ein (aber nie umgekehrt). 97 Gemeinsam (unverscheidelich) traten Ehepaare - anders als beim Renten- oder Liegenschaftserwerb - bei den Vergichten hingegen kaum in Erscheinung. 98 ‚Kredithaie‘ ? ... Als Geldgeber traten auch die Reichen und Superreichen der Stadt in den ersten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts in den Vergichtbüchern noch kaum in Erscheinung. Dies ändert sich in den 1470er Jahren, als sich eine kleine Gruppe von Kaufleuten hervortat, die den Eindruck erweckt, sich auf Geldgeschäfte mit kleinen Leuten geradezu spezialisiert zu haben. Aber waren diese Leute, wie im Titel angedeutet, deswegen gleich ‚Kredithaie‘? 96 14 Prozent Gläubigerinnen (95 in absoluten Zahlen), 18 Prozent Schuldnerinnen (124), vgl. G ILOMEN , Frauen als Schuldnerinnen und Gläubigerinnen, S. 92-132. Die Zahlen spiegeln allerdings weniger die Geschäftstüchtigkeit als vielmehr die Kreditwürdigkeit der Frauen wider. 97 StABS ÄNA GA C 12 (1471-1481), S. 376: Jtem do hat Wolffgang [Goldschmied] durch sin ewib in gegenwurtikeit Richarten, des amptmanß, Clöwin Rittern von Örtlikein v lib v ß zu bezalen hie zwischen und ostern nechst kunfftig. Ebd., S. 394: Jtem die Kupferwurmyn vergicht jn namen jrs mans Heinrichen Nagel, dem schumacher, xxx ß nach derstatt recht. Ebd., S. 396: Jtem do bekannt Hanß Flachen wijb an statt irß eemanß Clo e win Rittern von O e tliken xj pfunt pfen. uff rechnung schuldig sin umm win ze bezalen in xiiij tagen den nechsten als umm feil gut. Ebd., S. 405: Jtem Berbelin, Hanß Flachen ewib vergicht in namen irß manß ij lib ij ß viij d uff rechnung Conrat Kornmesserß seligen wittwen. 98 Ebd., S. 371, 373, 386, 389, 390, 394, 404, 406, 408f., 416. Bei diesen Vergichten ging es viermal um Immobilien und zweimal um Erbschaftsstreitigkeiten, also kaum um Geldgeschäfte. ‚K REDITHAIE ‘ UND KLEINE F ISCHE 48 Schaubild 4: Die sieben im Jahr 1480 am häufigsten (> 5) genannten Gläubiger (Vermögensangaben nach den Steuerlisten von 1470-1481/ 1497) Z* Name Tätigkeit Gemeinde Vermögen 13 Friedrich Hartmann Gewandmann St. Martin 2.200 g 12 Ludwig Zscheckabürlin Kaufmann St. Martin 5.000 g 11 Ludwig Schmid Gewandmann St. Peter 1.000 g 10 Heinrich v. Münsterol Schneider St. Peter 50/ 1.000 g 9 Hans Steinsulz Schuhmacher St. Alban 500/ 500-1.000 g 7 Stefan Behem Kürschner St. Leonhard 2.000 g 7 Hensli Winkler Koch zum Barben Kornmarkt — *Z = Anzahl der Nennungen An erster Stelle steht mit 13 Nennungen der Tuchhändler Friedrich Hartmann (gest. 1515), der meist nach seinem Haus an der Eisengasse als ‚Fridlin zur Linde’ bezeichnet wird. 99 Tuchhändler, Tuchscherer und schlüsselzünftige Schneider bilden in den Vergichtbüchern allgemein die mit Abstand größte Gläubigergruppe, gefolgt von den Metzgern und Krämern (Safranzunft). 100 Die prominenteste Figur der siebenköpfigen Spitzengruppe war jedoch der safranzünftige Krämer Ludwig Zscheckabürlin (gest. 1492), Spross einer der reichsten, einflussreichsten und eigenwilligsten Basler Kaufmannsfamilien, die im späten 13. Jahrhundert aus Italien eingewandert war. 101 Den Schuhmacher Hans Steinsulz (gest. um 1500) mit einem steuerbaren Vermögen von nur 500 Gulden in der Spitzengruppe vertreten zu finden überrascht auf Anhieb. Aber Steinsulz zählte zu den reichsten Vertretern seiner Zunft. 102 Unter 99 StABS AHA Steuern B 18 (1475-1481): St. Martin, S. 8. Vgl. P AUL K OELNER , Die Zunft zum Schlu e ssel in Basel, Basel 1953, S. 259. 100 Insgesamt sind es 20 verschiedene Personen, darunter viermal der schlüsselzünftige Schneider Peter von Thann, aber auch allerlei Habenichtse. Die meisten erscheinen im Vergichtbuch jedoch bloß einbis zweimal pro Jahr, was aber nichts über die Häufigkeit besagt, mit der sie anderen Geld liehen, sondern nahelegt, dass sie sich seltener auf Geldgeschäfte einließen, deren Rückzahlung ihnen unsicher schien. Das Textilgewerbe basierte stärker als andere Wirtschaftszweige (teilweise verlagsbedingt) auf einer Verkettung von Kleinkrediten. 101 A UGUST B URCKHARDT , Die Zscheggenbürlin, ein ausgestorbenes Basler Geschlecht, in: Schweizerisches Geschlechterbuch, Bd. 1, Zürich 1905, S. 807-820; K OELNER , Die Zunft zum Schlu e ssel, S. 249. 102 Er wohnte an den Schwellen im Kirchspiel St. Alban im Haus mit dem sprechenden Namen zum geilen Mönch an den Schwellen: StABS AHA Steuern B 19 (1475-1481): St. Alban, S. 8 ‚K REDITHAIE ‘ UND KLEINE F ISCHE 49 seinen Schuldnern befanden sich auffallend viele Frauen wie Elsi, die Ehefrau des Amtmanns Engelhard Tieringer, 103 die Frau des Maurers Thomas Vögelin 104 oder Ennelin, die Frau des Schuhmachers Burkhard Böpplin, meist die Böpplinen genannt. Alle drei Frauen wohnten in demselben Kirchspiel wie Steinsulz, im Kirchspiel St. Alban, im Kirchspiel der kleinen Leute. 105 Die Böpplinen schuldete Steinsulz nicht nur Bargeld, sondern auch zwei Paar Schuhe, was darauf deuten könnte, dass sie für ihn arbeitete. 106 Dazu kam ein für ihre Verhältnisse vergleichsweise hoher Kredit in der Höhe von siebeneinhalb Pfund, den sie gemeinsam mit ihrem Mann bei Steinsulz aufgenommen hatte (vermutlich gerade weil es sich um einen höheren Betrag handelte). Das Ehepaar war jedoch außerstande, das Geld fristgerecht zurückzuzahlen, weswegen sich die Parteien am Montag, den 13. März 1480, auf eine Ratenzahlung von monatlich einem Pfund einigten. 107 Innerhalb von nur einem Jahr hatte die Böpplinen Schulden in der Höhe von rund 85 Pfund angehäuft. 108 Das ist (500 Gulden); StABS, Fremde Staaten, Deutschland B 6 (1497), St. Alban, fol. 7 r (500-1.000 Gulden). Steinsulz, der seit 1488 mehrfach als Ratsmann fungierte, legte am 3. Februar 1498 sein Testament ab (StABS ÄNA GA B 14, fol. 141 r ), vor seinem Haus zum geilen Mönch, vgl. S IGNORI , Vorsorgen - Vererben - Erinnern, S. 194-196. 103 StABS ÄNA GA C 12 (1471-1481), S. 386: Jtem Engelhart Tieringers frow vergicht meister Hanns Steinsulczen ij lib viij ß nach der statt recht, retulit Peterhanns. Vgl. StABS AHA Steuern B 19 (1475-1481): St. Alban, S. 8 (100 Gulden). 104 StABS ÄNA GA C 12 (1471-1481), S. 386: Jtem Thoman Vogelins frow vergicht Hanns Steinsultzen x lb vff rechnung nach der statt recht. Vgl. StABS AHA Steuern B 19 (1475-1481): St. Alban, S. 34 (40 Pfund). 105 Er wohnte an den Schwellen, die Frauen an der Weißen Gasse, in der Steinenvorstadt und bei der Elisabethenkirche. 106 StABS ÄNA GA C 12 (1471-1481), S. 372: Jtem die Böpplin vergicht Hanß Steinsulcz viij lib minus ij ß. Ebd., S. 382: Jtem Bopplinen vergicht Hanns Steinsultzen iiij lib und ij par schůch nach der stattrecht, retulit Peterhanns. 107 Ebd., S. 387: Jtem do bekanten sich Burkhart Bopplin und Ennelin, sin efrowe, daz sy Hannß Steinsulcz bij viij pfund uff rechnung schuldig, wenter daruff durch Clauß Walchen, den amptmann, betragen, also das sy all monat j lib an solich schuld geben und bezalen so e lten und anfahen uff Misericordia domini nechst kunfftig. / Und wo sy ein zil ubersessent, so e llent sy volle schuld ze bezaln verfallen sin/ . Habent och daruff versprochen solichem nechzekomen getruwlich und an all geverd etc. Am gleichen Tag hatten sich die beiden schon mit dem Schuhmacher Hans Hetschlin auf eine Ratenzahlung geeinigt. Er hatte ihnen beachtliche 30 Pfund und 8 Schillinge geliehen, die sie in wöchentlichen Raten von jeweils einem Pfund zurückzahlen mussten (ebd., S. 386). 108 Ebd., S. 372, 383, 386f., 393, 402. Die Böpplinen und ihr Mann legten 1480 von allen Baslern am meisten Konfessate ab (insgesamt acht, vgl. das Schaubild 3). Ihre Gläubiger waren (wie Steinsulz) fast ausschließlich Schuhmacher, mit einem Durchschnittsvermögen von einhundert Gulden. So häufig wurden sonst nur noch der Drucker Johannes Meister und seine Frau Barbara vor Gericht zitiert, um Schulden öffentlich zu bekennen, vgl. K ARL S TEHLIN , Regesten zur Geschichte des Buchdrucks bis zum Jahr 1500. Aus den Büchern des Basler Gerichtsarchivs, in: Ar- ‚K REDITHAIE ‘ UND KLEINE F ISCHE 50 sehr viel Geld für jemanden, der laut Steuerliste eigentlich gar keines hatte. 109 Einen vergleichsweise hohen Kredit von acht Pfund gewährte Steinsulz schließlich auch Margareth Näherin aus dem (benachbarten) Kirchspiel St. Martin. In ihrem Fall bezeugte aber nicht der Amtmann, sondern Margareths Magd das Schuldbekenntnis ihrer Herrin (ein einmaliger Vorgang). 110 Die Kredite, die der Schuhmacher den Frauen aus seinem Kirchspiel gewährte, bewegen sich zwischen zwei bis zehn Pfund. Männer erscheinen kaum unter den Schuldnern, die er dazu zwang, vor Gericht ein Schuldbekenntnis abzulegen, und die wenigen Ausnahmen lassen kein Vergabesystem erkennen. 111 Ähnlich wie Steinsulz ging auch Friedrich Hartmann zur Linde vor. Seine Kredite bewegen sich jedoch mehrheitlich unter der Grenze von einem Pfund (acht von 14). Ferner waren seine Schuldner über die ganze Stadt verstreut, 112 die Hälfte davon jedoch abermals chiv für Geschichte des deutschen Buchhandels 11 (1888), S. 5-182, hier S. 28-39. Meisters Gut wurde im November desselben Jahres auf Betreiben des Schneiders Hans Reinhard „verboten“ und sodann beschrieben (StABS ÄNA GA K 2-3 [1475-1481], S. 172f.). Im März 1481 sollte das Ehepaar das Haus zum hinteren Ramstein räumen, weil es seit Längerem keinen Hauszins mehr bezahlt habe. Das Gericht stoppte die Räumung, forderte die beiden aber auf, die ausstehenden vier Gulden Hauszins umgehend zu bezahlen. 109 StABS AHA Steuern B 19 (1475-1481): St. Alban, S. 30: nüt. 110 StABS ÄNA GA C 12 (1471-1481), S. 415: Jtem Margret Nerrin vergicht meister Hanß Steinsulcz viij lib uff rechnung, hat geseit ir iunkfrow. Im Steuerbuch (StABS AHA Steuern B 18 [1475- 1481], St. Martin, S. 18) ist ihr Eintrag allerdings durchgestrichen. 111 Die Beträge waren geringer, und die Männer kamen aus anderen Kirchspielen: Der Drucker Jörg von Füssen, dem er ein Pfund geliehen hatte, kam vermutlich aus dem Kirchspiel St. Leonhard. Da wohnte auch der Seiler Michael Pfründer, dem er zwei Pfund geliehen hatte (StABS AHA Steuern B 17 [1470-1472], S. 37). Der Küfer Hans Tegerfeld, dem er 4 ½ Pfund geliehen hatte, lebte im Kirchspiel St. Peter (ebd., S. 19). 112 Hartmanns Schuldner (StABS ÄNA GA C 12 [1471-1481], S. 372f., 375, 398, 400, 402, 410f., 415): Jtem Heinrich Wyslin vergicht Fridlin Hartmann iiij lib. - Jtem Henslin Schonkint vergicht Friderich Hartmann iiij lib. - Jtem Benedikt Summerzwig vergicht Fridlin zer Linden iij lib v ß minus iiij d. - Jtem Ennely Schliffers [St. Leonhard] vergicht Fridlin zer Linden ix ß. - Jtem Hanß Zurcher, der bappirmacher, vergicht Fridlin zer Linden iij lib. - Jtem Claus Fromhercz [Amtmann] vergicht Friderich zer Linden xiiij ß uff rechnung, retulit Clauß. - Jtem Elß Luchsenhofin [Kleinbasel] vergicht Friderich zer Linden viij blaph[art]. - Jtem Agneß Lepku e chlerin vergicht Friderich zer Linden j lib ix ß. - Jtem Heinrich Sutor [St. Alban] vergicht Friderich zer Linden xxxv ß uff rechnung, retulit Peterhans. - Jtem der bader zu Vtinger vergicht Fridlin Hartmann x ß. - Jtem Michel Wensler, der truker [St. Alban], vergicht Fridrich zer Linden xxiiij lib vff rechnung. - Jtem Verena Hagest [Kleinbasel] vergicht nach bekanter urteil Fridlin zer Linden x ß. - Jtem Ludwig Landöß [St. Martin] vergicht Friderich Hartmann xvj ß. Landös und Hartmann waren Nachbarn, beide wohnten an der Eisengasse. ‚K REDITHAIE ‘ UND KLEINE F ISCHE 51 Frauen wie die Untermieterin Els Luchsenhofin aus Kleinbasel, die ihm bescheidene acht Plapparte (Silbermünzen) schuldete. 113 Ludwig Zscheckabürlin ließ hingegen vorwiegend Geldgeschäfte zwischen zwei und drei Pfund in die Basler Vergichtbücher eintragen. 114 Mit einer einzigen Ausnahme, den einhundert Gulden, die er dem Schneider Hans von Basel (der vermutlich mit ihm verschwägert war) vorgestreckt hatte. 115 Mittellos war der Schneider nicht. Das gilt für fast alle Personen, denen Zscheckabürlin Geld geliehen hatte; trotzdem ‚vertraute‘ er ihnen nicht und bestand jeweils auf einen Eintrag ins Gerichtsbuch. 116 Auch auf Ratenzahlungen ließ sich der Krämer nicht ein. 117 Demselben Muster begegnen wir bei den Geldgeschäften, die Ludwig Schmid und Heinrich von Münsterol in das Vergichtbuch eintragen ließen. 118 Beide operierten mit 113 StABS AHA Steuern B 20 (1475-1481): Kleinbasel, S. 27: 15 Pfund. 114 Zscheckabürlins Schuldner (StABS ÄNA GA C 12 [1471-1481], S. 379, 381, 386, 399f., 402- 404, 411: Jtem Lienhart Sigrist [St. Alban] vergicht Ludwig Zschekapurlin iij lb uff rechnung termino juris, retulit Turmer. - Jtem Berchtold Rotpletz vergicht Ludwig Zschekapurlin iij lb uff rechnung nach der stattrecht. - Jtem Steffan Hasß [St. Leonhard] vergicht Ludwig Zschekapulrin vij lib uff rechnung nach der stattrecht. - Jtem Lienhart von Vach [St. Leonhard] vergicht Zschekaburlin j lib vj ß, retulit Peterhans. - Jtem Peter Hoptlin [St. Alban] vergicht Zschekaburlin ij lib. - Hanß Rijff, der sporer, vergicht Zscheckaburlin ij lib iiij ß vij d. - Stoffel Nagel, deß ferwerß wib vericht Zschekaburlin iiij lib uff rechnung retulit. - Jtem Hanß Meiger, der salpetermacher, vergicht Zschekaburlin iij lib vij ß iij d. 115 StABS ÄNA GA C 12 (1471-1481), S. 413: Jtem Hanß von Basel vergicht Zschekaburlin c lib uff rechnung. Vielleicht handelte es sich bei dem Schneider um einen Verwandten von Ludwigs Stiefmutter Margaretha von Basel. Wie Ludwig Zscheckabürlin wohnte auch Hans von Basel im Kirchspiel St. Martin und zählte mit einem Vermögen von dreihundert Gulden zum politisch aktiven Mittelstand (StABS AHA Steuern B 18 [1475-1481], S. 2). 116 Ihre Vermögen bewegten sich zwischen 80 (Peter Höptlin), 100 (Stefan Hass und Lienhard von Vach) und 500 Gulden (Lienhard Siegrist). 117 Unter seinen Schuldnern befanden sich nur zwei Frauen (StABS ÄNA GA C 12 [1471-1481], S. 378, 399): Jtem Ennelin Jungling, die betterin, vergicht Ludwig Zscheckapurlin ij lib uff rechnung nach der stattrecht. - Jtem Margret von Vach vergicht Zschekaburlin vij ß. 118 Ebd., S. 398, 401, 403, 406, 411. Ludwig Schmid hatte am Anfang seiner Karriere als Faktor der Handelsgesellschaft fungiert, an deren Spitze der Kaufmann Heinrich Wiss stand, vgl. K OELNER , Die Zunft zum Schlu e ssel, S. 252. Vgl. A LOYS S CHULTE , Die Prozesse aus dem Handel von Hans und Heinrich Wiss, 1454-62, in: Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde 20 (1922), S. 344-359, hier S. 355. — StABS ÄNA GA C 12 (1471-1481), S. 402f., 405. Heinrichs Vater, der Schneider Hans von Münsterol hatte erst 1461 das Basler Bürgerrecht erworben, vgl. K OELNER , Die Zunft zum Schlu e ssel, S. 120. Zuerst wohnte Heinrich mit seiner Frau Dorothea im Kirchspiel St. Leonhard, umgeben von Gerbern, Kürschnern, Schuhmachern und Schuhflickern (StABS AHA Steuern B 17 [1470-1472], S. 62: 50 Gulden); später wechselte er ins Zentrum der Stadt, ins Kirchspiel St. Peter (StABS, Fremde Staaten, Deutschland B 6 [1497], fol. 11 v ). 1497 versteuerte er einen Gulden, was einem Vermögen von über 1.000 ‚K REDITHAIE ‘ UND KLEINE F ISCHE 52 ähnlich hohen Beträgen wie Zscheckabürlin; ihre Schuldner waren fast ausschließlich Männer, und auch für sie waren Ratenzahlungen keine Alternative. 119 Schmids Schuldner sind in den Steuerbüchern nicht nachweisbar, 120 die Debitoren des Schneiders Heinrich von Münsterol schon. Eine Logik lässt sich aber in beiden Fällen nicht erkennen, weder eine räumliche noch eine soziale. Das einzige Verbindungsglied zwischen Schuldner und Gläubiger war jeweils das Geld. Anders verhält es sich beim Kürschner Stefan Behem. Er nämlich vergab seine Kredite vorzugsweise an Handwerker, die seinem eigenen Gewerbe nahestanden, das heißt an Nestler, Sattler, Schneider, Schuhmacher und Taschenmacher. 121 Nicht die Kredite an sich, sondern das Faktum, dass er so vielen Geschäftspartnern misstraute, irritiert in seinem Fall. 122 Der einzige ‚Geschäftsmann‘ aus unserer siebenköpfigen Spitzengruppe, der im Vergichtbuch sowohl als Gläubiger als auch als Schuldner vertreten ist, war Hensli Winkler, der Koch zum Barben am Kornmarkt. Soll und Haben hielten sich aber in etwa die Waage: Außenstände in der Höhe von 14 Schillingen hatte er beim Metzger Mennlin. Sechs Gulden schuldete er einem Ehepaar aus dem schwäbischen Hohenroden wegen eines Ackers, den er gekauft, aber noch nicht vollständig abbezahlt hatte. 123 Auf der Habenseite standen acht Gulden, die ihm ein Rothänslin aus Über- Gulden entsprach. Vgl. B RIGITTE D EGLER -S PENGLER , Der gemeine Pfennig und seine Erhebung in Basel, in: Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde 74 (1974), S. 237- 258. 119 Mit einer Ausnahme (StABS ÄNA GA C 12 [1471-1481], S. 382): Ennelin Keslerß vergicht Heinrich von Munstral iij lib iij ß, sol geben all wochen ij ß und xxx ß nach der stattrecht mit den furworten, wo sy ein zil ubersesse, mag er sy umm volle schuld jagen, retuilt Wilhelm. 120 Von drei Ausnahmen abgesehen: Der Metzger Klaus Sternenberg (StABS AHA Steuern B 17 [1470-1472]: St. Leonhard, S. 49: 200 Gulden), dem er drei Pfund geliehen hatte, sowie Peter Höptlin (StABS AHA Steuern B 19 [1475-1481]: St. Alban, S. 20: zwei Pfund) und der Küfer Hans Tegerfeld (StABS AHA Steuern B 17 [1470-1472]: St. Peter, S. 19: drei Pfund). Höptlin und Tegerfeld hatten sich auch bei Ludwig Zscheckabürlin Geld geliehen. 121 Safranzünftig waren, soweit es sich erkennen lässt, elf Gläubiger, darunter dreimal der betagte Krämer Mathis Waltheri (1.800 Gulden). Wie die Schneider und Gewandmänner erscheinen auch die Krämer bloß ein- oder zweimal pro Jahr, um ihre Geschäfte mit kleinen Leuten im Gerichtsbuch registrieren zu lassen. Bei den Krämern ist das soziale Gefälle zu ihren Schuldnern im Übrigen am größten. 122 Insgesamt sind sieben Gläubiger Kürschner, zwei sind Gerber und einer ist Sattler, sowie mehrheitlich vermögensstarke Geschäftsleute wie Hans Breitschwert (2.100 Gulden), Ott Graf (2.900 Gulden), Hans Peiger (1.000 Gulden) und Ludwig Strub (2.050 Gulden). Breitschwert erscheint dieser Tage nur einmal vor Gericht wegen eines Konfessats, Peiger und Strub zweimal und Graf viermal. Antonius Schmid (siehe Anm. 72) erschien dreimal und Hansmann, der Gerber, nur einmal. 123 StABS ÄNA GA C 12 (1471-1481), S. 376: Jtem Hannß Winkler, der koch, vergicht Mennlin xiijj ß. Ebd., S. 416: Jtem do bekannt sich Hennslin Winkler, daz er Jacob Bergern von Hohen ‚K REDITHAIE ‘ UND KLEINE F ISCHE 53 lingen schuldete. 124 Die restlichen Activa bewegen sich fast alle im unteren Schillingbereich: Schaubild 5: Hensli Winklers Schuldner Name Herkunft/ Beruf Betrag Ulrich Sitz Blaubeuren 11 ß Johannes Ruch Waldsee 9 ß Jörg von Füssen Buchdrucker 9 ß Moritz Wild gefert — 1 Pf Margreth Müllerin Köchin 12 ß Hans Wishor Karrer 8 ß Fast alle Schuldner des Kochs stammten aus dem schwäbischen Raum oder sie lassen sich in den Basler Steuerbüchern nicht nachweisen, im Übrigen selbst Hensli Winkler nicht. 125 Nicht weil er nicht in Basel wohnte, sondern weil er keine Steuern zahlte, wie dem Verrechnungsbuch zu entnehmen ist, weswegen er 1477 schließlich auch die Flucht ergriff. 126 Rodern und Agneß, siner efrowen, noch bij einem erkofften aker vj g schuldig were zu bezalen in fier joren den nechst ungeverlich, und sol der aker pfand sin biß zu bezalung. 124 Ebd., S. 398: Jtem do hat Clauß Walch geseit, wie einer, genant Rothennczlin von Uberlingen, vor der nechsten Basler mesß vor im als einem amptmann bekant, daz er Henslin Winklern, dem koch zem Barben am Kornmerkt, rechter, redlicher, verrechteter schuld schuldig sije und gelten solte viij g x ß / gelihens gelcz/ . Habe daruff in / sin/ , als einß amptmanß hand gelopt und versprochen, im soliche schuld uszewysen, sobald er wider von dem kunig uß dem krieg kome, oder ob er nit wider keme, deß zü sicherheit hat er im eingesetzt sin huß in der statt Uberlingen gelegen und sinen rebgarten, daselbs vor der statt gelegen, mit den furworten, wo die bezalung nit beschech in maß vorstat, / oder ob er nit wieder keme/ , daz dann er oder sin erben soliche underpfender als dann angriffen sollen und mochten biß zu bezalung mit dem kosten und schaden daruff gangen, und wenter och daby gewest Jacob Bosch, Juris Stebinger, Hanß Kopp / vnd/ Kopp Troscher. 125 Bei Wirten und Köchen war die Fluktuation noch größer als bei anderen Bevölkerungsgruppen; sie lassen sich selten über mehrere Jahre hinweg in der Stadt nachweisen, was die zentrale Rolle, die das Wirtshaus als Einlager spielte, in ein merkwürdig instabiles Licht rückt. 126 StABS ÄNA GA G 2 (1471-1494), fol. 36 r (nicht im Beschreibbüchlein verzeichnet). Sein Vermögen belief sich 1477 auf rund 48 Pfund, davon gingen 18 Pfund an den Metzger Lienhard Einfaltig, 23 Pfund an den Bäcker Klaus Baumann und vier Pfund an den Schuhmacher Ulrich Peiger. ‚K REDITHAIE ‘ UND KLEINE F ISCHE 54 ... und allerlei „unzünftiges Volk“ Die Zahl der in den Vergichtbüchern festgehaltenen Geschäfte, die sich in vertikalen Bahnen bewegten, nimmt gegen Ende des 15. Jahrhunderts markant zu. Sie verdrängten das von Horizontalität geprägte (überwiegend mittelständische) Geschäftsmodell, das in den ersten Jahrgängen der Basler Vergichtbücher vorherrschte, zwar nicht ganz; trotzdem sind 1480 keine Fischer mehr belegt, die anderen Fischern Geld liehen, auch keine Karrer mehr, die bei Karrern Schulden gemacht hatten. 127 Immer häufiger waren es zunftlose, kleine Leute, wie die Frau des Amtmanns Engelhard Tieringer, meist nach dem Vornamen ihres Mannes ‚Engelhardin’ genannt, die sich von Reichen Geld liehen, zum Teil auch, um mit ihresgleichen Geschäfte zu machen. 128 Ende August 1480 geriet die Engelhardin in die Insolvenz, und ihre Güter wurden unter Arrest gestellt. Um ihre Ansprüche geltend zu machen, erschienen sage und schreibe 50 Gläubiger (20 Frauen und 30 Männer) vor Gericht, darunter stadtbekannte Namen wie der Papiermacher Meister Michel Gallician, der Münsterkaplan Hans Knebel und die Kaufleute Heinrich von Brunn und Ludwig Zscheckabürlin (auf eine Vergicht hatte er in diesem Fall offenkundig verzichtet). Ja, selbst der damalige Bürgermeister, Ritter Peter Rot, hatte der Frau Geld geliehen! 129 Steinsulz’ Name befindet sich nicht auf der Liste. Dank Vergicht hatte er sein Geld schon Mitte März zurückerhalten. Am 27. April 1481 wurde der Besitz der Engelhardin anteilsmäßig unter den Gläubigern verteilt. Im Wissen darum, dass sie ihre Schulden nie und nimmer würde begleichen können, hatte sie in der Zwischenzeit das Weite gesucht. 130 127 Belegt ist auch nur ein einziger Metzger bzw. Kuttler, der bei einem anderen Metzger in der Schuld stand (StABS ÄNA GA C 12 [1471-1481], S. 379): Jtem do hatt Claus Sternenberg [Metzger] offennlich bekannt, das er Adam Lampfen [Kuttler] hie zwúschen ostern nechstkunfftig ußrichten und bezaln / so e lle/ umb alle die schuld, so derselb Adam dem vogt von Schenkenberg fur jn bezalt und geben <mu e sse> habe. Mit dem geding, wo er das nit tete, das dann Adam Lampff sin huß und hoffstatt nebent dem Kuttelhuß gelegen und alles ander sin gu e t, so darumb sin pfand sin sol, angriffen verkouffen und vertriben mo e ge, so lang biß er also genczlich ußgericht werde mit allem kosten daruff gangen. Sternenberg sol ouch weder huß noch ander sin gut nitt verendern, noch versetzen in dhein wijse, Adam Lampff sige dann ee vor also ußgericht und benu e gig gemacht alles ungeverlich. 128 Ebd., S. 406: Jtem do sint Margret Affenstetterin an eim und Engelhart Tieringers efrow am andern teilen, nemlich der xxiiij lib viij ß, so [die] Affenstetterin [der] Engelhartin schuldig ist, durch min hern schultheis betragen, also daz die Affenstetterin iren fier pfunt also bare und dannathin all monat acht pfund / geben/ und von nu v n, suntag, uber fier wochen die ersten acht pfunt geben / sol/ , hat och in deß genanten mins hern schultheis hand gelopt / bij guten truwen an eides stat / , solichem nachzekomen, getrulich und on all geverd. 129 StABS ÄNA GA E 6 (1475-1494), fol. 50 r : Jtem her Peter Rot, ritter, burgermeister, der Engelhartin güt fur ij lib gelihes Geld. 130 StABS ÄNA GA G 2 (1471-1494), fol. 51 v -52 v (ihr Hab und Gut ist aber nicht im Beschreibbüchlein verzeichnet). ‚K REDITHAIE ‘ UND KLEINE F ISCHE 55 „Unzünftiges Volk“ (so die Wortwahl des Basler Steuerschreibers) stellte im Jahr 1480 rund ein Viertel der im Vergichtbuch verzeichneten Schuldner. Dazu kamen elf Knechte, neun Schneider und ebenso viele Schuhmacher, je sieben Metzger, Rebmänner und Karrer, allesamt aus äußerst bescheidenen Lebens- und Wirtschaftsverhältnissen. Kaum einer von ihnen besaß mehr als 50 Gulden. Viele hatten sogar überhaupt nichts, was sie hätten versteuern können, darunter die schon mehrfach genannte Böpplinen, Philipp, der Pastetenmacher, der Rebmann Peter Meiger, der Karrer Schaffrat, der Weber Hans Schwarz, der Schneider Hans Simon, die Spinnnit-gern und andere Frauen, die ihren Lebensunterhalt mit Waschen, Nähen und Spinnen bestritten. Die meisten wohnten in der Nähe des Barfüßerklosters, in der Spalen- oder in der St. Albanvorstadt. Ausblick In den Basler Vergichtbüchern des ausgehenden 15. Jahrhunderts vertreten sind fast alle bedeutenden Wirtschaftszweige der Stadt, die einen mehrheitlich auf der Seite der Gläubiger, die anderen mehrheitlich oder ausschließlich auf der Seite der Schuldner. Eine größere Schnittfläche zwischen Gläubigern und Schuldnern gibt es lediglich bei den Metzgern, Schneidern und Schuhmachern. Je nach Gewerbe zeichnen sich unterschiedliche Geschäftsmodelle ab, wer bei wem und weshalb wie hohe Schulden machte und wem man misstraute beziehungsweise bei wem man darauf bestand, die Schulden ins Gerichtsbuch eintragen zu lassen. Die Kriterien, weshalb die einen den formellen, die anderen den informellen Weg wählten, bleiben aber unsichtbar. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts war das soziale Gefälle zwischen denen, die Geld gaben, und denen, die Schulden machten, mitunter gewaltig! Dies gilt nicht nur für die kleine Spitzengruppe Basler Kaufleute, die häufiger als ihre Kollegen ihre Schuldner dazu zwangen, ihre Schulden vor Gericht zu bekennen. Ob die Kaufleute wirklich ‚Kredithaie‘ waren, wie im Titel suggeriert, bleibt jedoch fraglich, nicht nur weil die Quellen über den Gewinn der Transaktionen im 15. Jahrhundert genauso beharrlich schweigen wie die städtischen Schuldbücher des 13. Jahrhunderts. Aus der Perspektive der Schuldner decken die Basler Vergichtbücher eine Kreditwirtschaft auf, die sich vornehmlich an und in der Peripherie abspielte. Die Schuldner wohnten mehrheitlich in den Vorstädten, und ihr Vermögen, so sie überhaupt ein solches hatten, bewegte sich meist unter der Grenze von 50 Gulden. Die ältere Sozialgeschichte hat diese Leute als arm klassifiziert und sie darauf reduziert, Objekte der Armenfürsorge zu sein. Andere Kontaktzonen zwischen Arm und Reich als die Fürsorge schien es für die damaligen Beobachter nicht zu geben. 131 Die klei- 131 Vgl. F ONTAINE , L’économie morale, S. 26-31. ‚K REDITHAIE ‘ UND KLEINE F ISCHE 56 nen Leute, die in den Basler Vergichtbüchern in überraschend hoher Zahl sichtbar werden, waren aber keine hilfsbedürftigen Objekte, sondern Wirtschaftssubjekte, die in ihrer Vielzahl letztlich auch eine bedeutende Wirtschaftskraft darstellten. Die enge wirtschaftliche Verflechtung zwischen Zentrum und Peripherie im wörtlichen wie im übertragenen Sinn scheint mir dabei charakteristisch für die spätmittelalterliche Stadtgesellschaft zu sein. Ständisch geschlossene Kreise gab es nicht, weder räumlich, wirtschaftlich noch sozial, dafür waren die cisalpinen Städte im Übrigen meist viel zu klein. Der Graben zwischen Arm und Reich war tief und in bestimmten Belangen durchaus unüberwindbar, aber eben nur in bestimmten Belangen; in anderen standen sich Arm und Reich noch erstaunlich nahe im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. 132 Zweifellos bedarf meine Analyse weiterführender Vertiefungen und Vergleiche. Sollten die Verhältnisse in Städten wie Nürnberg, in denen den Handwerkern nur beschränktes oder gar kein Mitspracherecht zukam, wirtschaftlich etwa anders organisiert gewesen sein als in Zunftstädten wie Basel? Sollte sich die streng kontrollierte Kreditwirtschaft politisch rechnen? Selbst den Habenichtsen das Gefühl vermittelt haben, dazu zu gehören? Oder abstrakter formuliert: Wie eng war die Verflechtung von Ökonomie und Politik in der vormodernen Stadt? 133 Wirkten sich die Kleinkredite sozial integrierend und politisch stabilisierend auf das spätmittelalterliche Gemeinwesen aus? Ich würde meinen, ja. Bemerkenswert bleibt allemal, mit welcher Selbstverständlichkeit die Reichen und Mächtigen der Stadt den kleinen Leuten bald mit, bald ohne Konfessat ihr Geld liehen, eine Interaktionsebene, die die Sozialgeschichte bislang systematisch ausgeblendet hat. Über Geld als sozialen Kitt nachzudenken fiel und fällt den modernen Gesellschaftswissenschaften ausgesprochen schwer, denn hier herrschte längere Zeit die Auffassung, dass Geld spalte und nicht verbinde. 134 Nicht aus den Augen verlieren dürfen wir jedoch, dass Kredite keine Geschenke waren und „vergichte Schulden“ schon gar nicht: Wer eine öffentlich bekannte Schuld nicht zurückbezahlte, wurde hart bestraft. Deswegen wurden diese Schulden gewöhnlich auch möglichst fristgerecht beglichen, im Gegensatz zu vielen anderen Schulden, die die Basler Verbotsbücher zutage fördern, mit denen ich mich im Folgenden eingehender befassen möchte. 132 S CHLÖGL , Interaktion und Herrschaft. 133 S IMON T EUSCHER , Schulden, Abhängigkeiten und politische Kultur. Das Beispiel der Kleinstadt Thun im Spätmittelalter, in: Prekäre Ökonomien, S. 243-262. 134 Vgl. G EORG S IMMEL , Der Arme, in: Ders., Soziologie: Untersuchungen über die Formen der Vergesellschaftung, Leipzig 1908, S. 345-374, und dazu B ERTHOLD D IETZ , Soziologie der Armut. Eine Einführung, Frankfurt am Main u. a. 1997. Gerichtsschreiber, Gläubiger und insolvente Schuldner Vom alten zum neuen Verfahren Die für ‚Frönungen und Verbote‘ reservierten Gerichtsbücher (1425-1648), in den Quellen meist verkürzt als „Verbotsbücher“ bezeichnet, setzten zu einem Zeitpunkt ein, als sich in Basel die wichtigsten rechtlichen Neuerungen bereits seit Längerem durchgesetzt hatten. 1 Im Zentrum des alten, im Stadtbuch fixierten Betreibungsverfahrens stand in Basel wie auch andernorts die Verbannung. Sie erfolgte in zwei Phasen: Zuerst musste der säumige Schuldner ein Jahr lang „in die Vorstädte leisten“, das heißt, zunächst wurde er für ein Jahr in die Vorstädte verbannt, blieb also in greifbarer Nähe (von Stadt und Gläubiger). Sollte er sich nach Ablauf des Jahres noch immer als zahlungsunfähig oder -unwillig erweisen, musste er dieses Mal „vor alle Kreuze leisten“ und durfte die Stadt nie wieder betreten außer mit Zustimmung des Gläubigers. 2 Als Gebannter hatte er das Recht verwirkt, vor Gericht zu klagen, was es ihm gegebenenfalls verunmöglichte, eigene Schulden gerichtlich einzutreiben (zu „erjagen“ in der damaligen Gerichtssprache). 3 Das Verfahren war äußerst langwierig und aus Gläubigersicht ineffizient, bot die einjährige Verbannung dem Schuldner doch die Möglichkeit, die Rückzahlung um ein Weiteres hinauszuschieben. 4 Im Interesse der Gläubiger musste es verkürzt werden. Einen ersten Schritt in diese Richtung unternahm der Basler Rat am 14. November 1387, als er den Gläubigern die Möglichkeit eröffnete, die Schuldner zu pfänden, die im Besitz liegender Güter waren: het er [der Schuldner] aber ligende gu e ter, der also leistet, wil denne der, dem er leistet, von dem gebot lassen, so mag er uf die gu e ter mit gericht varen und die ziehen mit recht, bis das ime gnůg beschicht. 5 Sollten keine liegenden Güter vorhanden sein, galt das alte Verfahren. Das heißt, es folgte auf die Verbannung in die Vorstädte die Verbannung „vor alle Kreuze“. In den nächsten Jahren wurde die „Leistung in die Vorstädte“ von einem Jahr auf einen Monat verkürzt und anstelle von liegenden Gütern immer häufiger Fahrhabe gepfändet beziehungsweise „verboten“. 6 Im gleichen Zeitraum büßten die „Unzüchter“ schrittweise ihre ehedem exklusive Stellung in Schuldfragen zugunsten des Kauf- 1 StABS ÄNA GA E = Frönungen und Verbote, 19 Bde. (1425-1648), vgl. H AGEMANN , Basler 2 Zu den entsprechenden Markierungen M ARCHAL , „Von der Stadt“ und bis ins „Pfefferland“, S. 225-263. 3 Rechtsquellen von Basel, Nr. 148, Art. 52, S. 163f. 4 Nach H AGEMANN , Basler Rechtsleben im Mittelalter, Bd. 1, S. 61. 5 Rechtsquellen von Basel, Nr. 44, S. 47f. (14. November 1387). 6 Ebd., Nr. 112, S. 110 (28. Mai 1421). G ERICHTSSCHREIBER , G LÄUBIGER UND INSOLVENTE S CHULDNER 58 hauses und des Schöffengerichts ein. 7 Kurz, zu Beginn des 15. Jahrhunderts wurden säumige Schuldner nur noch aus der Stadt verwiesen, wenn es bei ihnen nichts zu pfänden gab oder wenn sie „missgichtig“ geworden waren, das heißt, wenn sie sich nicht an die im Konfessat genannten Vereinbarungen hielten. Ausgereift war das Verfahren aber nicht, weder formal noch inhaltlich. Nicht die Schuldner, sondern die Gläubiger verursachten eines der Hauptprobleme: 1399 musste der Rat ihnen verbieten, beschlagnahmtes Gut an sich zu reißen, bevor es gerichtlich „entschlagen“ worden war. 8 Noch größere Probleme verursachte das vorherrschende Prioritätsprinzip. „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“ lautete die Devise, das heißt, der Gläubiger, der seine Ansprüche zuerst anmeldete, wurde auch als Erster befriedigt. Mehrmals musste der Rat deswegen regulierend intervenieren: Zunächst untersagte er den Gläubigern strikt die Amtmänner zu bestechen, damit diese, wenn ein Schuldner im Sterben lag, sie beim Gebot an die erste Stelle setzten: Als dahar in vergangener zite geschehen ist, so sich iemand ze bette geleit hat und man seite, das der des legers sterbende wurde, das denne ettliche, den er schuldig was, zů einem amptmanne giengen und dem gelt gaben vorhin eb der siech gestarbe, am gebotte der erste was, so meinde und wolte der, der sin gebottgelte des ersten geben hatte, ouch der erste am gebotte sin, um sin schulde fu i rfarn und des ersten ußgerichtet werden. 9 Ein Jahr darauf drohte der Rat den Gläubigern, die todkranken Menschen heimlich oder öffentlich Güter aus den Häusern trugen, dass sie zur Strafe sämtliche Schulden des Kranken beziehungsweise Verstorbenen übernehmen müssten. Um dem Mandat Nachdruck zu verleihen, bestand der Rat ausdrücklich darauf, den Beschluss in das Gerichtsbuch einzutragen, umb das das einem yeklichen nu und hienach glich gehalten werde, „damit sich künftig jeder daran hielte“. 10 Gerichtlich „verboten“ beziehungsweise beschlagnahmt wurden fortan Sachgüter, aber auch Aktivschulden und Immobilien (wie Häuser, Scheunen, Gärten oder Äcker). 11 Für Letzteres benutzten die Basler Gerichtsschreiber aber nicht den Begriff 7 Ebd., Nr. 100, S. 99 (21. August 1417). Die Überlieferung läuft aber längere Zeit parallel, wie die Serie der Unzüchterbücher zeigt (StABS AHA Ratsbücher N 5-9 [1363-1468 und 1515- 1565]). N 8 enthält Schuldversprechen, keine Schuldbekenntnisse. 8 Rechtsquellen von Basel, Nr. 60, S. 60 (10. September 1399). Dem aber war schwer beizukommen, wie die Gerichtsordnung von 1457 zeigt (ebd., Nr. 148, Art. 16, S. 153f.). 9 Ebd., Nr. 83, S. 84f. (12. Juni 1406). Vgl. H AGEMANN , Basler Rechtsleben im Mittelalter, Bd. 1, S. 67f.; D ERS ., Basler Rechtsleben im Mittelalter, Bd. 2, S. 128-133. 10 Rechtsquellen von Basel, Nr. 86, S. 86 (2. August 1407). 11 Als liegendes Gut wurden aber auch Metzgerbänke (Rechte zum Verkauf von Fleisch) und Ähnliches begriffen. G ERICHTSSCHREIBER , G LÄUBIGER UND INSOLVENTE S CHULDNER 59 des Verbots, sondern den der Frönung (vrôn), 12 der sich aus der noch im 15. Jahrhundert vorherrschenden lehnsherrschaftlichen Beschaffenheit des städtischen Grundbesitzes ableitete. 13 Die Trennlinie zwischen Person und Sache verlief bei den Immobilien allerdings anders als bei beweglichen Gütern, denn gefrönt wurde oft nicht der säumige Zinszahler, sondern das Haus, auf dem die Zinsen lagen. Das heißt, nicht die Person, sondern die Sache erscheint in den Gerichtsbüchern häufig (wenngleich nicht ausschließlich) als individualisiertes Rechtssubjekt. 14 Das verstellt uns häufig den Blick hinter die sozialen Kulissen des Rechtsgeschehens und zwingt uns, Verbote und Frönungen zunächst getrennt zu behandeln. Die Verbotsbücher Die ersten Jahrgänge der Verbotsbücher, die im Basler Staatsarchiv unter dem Titel ‚Frönungen und Verbote‘ geführt sind, bestehen mehrheitlich aus wortkargen Verboten, in denen selten präzisiert wird, was genau beschlagnahmt wurde. Der Basler Rechtshistoriker Hans-Rudolf Hagemann schätzt die Zahl der Verbote auf 300 bis 400 pro Jahr, mit erheblichen Schwankungen sowohl nach unten als auch nach oben. 15 Bei einer Gesamtbevölkerung von circa 8.000 Einwohnern wären dies exakt zehn Prozent, nehmen wir die auf 4.000 Einwohner geschätzte Gruppe der Erwachsenen als Ausgangslage. 16 Deutlich seltener waren die Frönungen mit rund 20 bis 40 Verfahren pro Jahr. Hagemann lokalisiert das Verbot zu Beginn des 15. Jahrhunderts sozial in der zünftigen Mittelschicht. 17 In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts 12 H ANS P LANITZ , Die Fronung, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte. Germanistische Abteilung 78 (1961), S. 39-63. 13 Ausführlicheres dazu folgt in Kapitel 3 zur ‚ Hauswirtschaft ‘ . 14 Genauso fokussieren viele Zinsbücher auf den Hausnamen, vgl. G ABRIELA S IGNORI , Hausnamen oder die Taxionomie städtischer Grundherrschaft im spätmittelalterlichen Basel, in: Die Stadt und ihre Namen, 2. Teilband, hrsg. von Dieter Kremer und Dietlind Kremer, Leipzig 2013, S. 27-50. 15 H AGEMANN , Basler Rechtsleben im Mittelalter, Bd. 2, S. 124. Zu ähnlichen Zahlen sind wir ja schon bei den Vergichten gelangt. Die personellen Überschneidungen zwischen Vergicht- und Verbotsbuch sind sowohl auf Seiten der Gläubiger als auch auf Seiten der Schuldner zahlreich. 16 H EKTOR A MMANN , Die Bevölkerung von Stadt und Landschaft Basel am Ausgang des Mittelalters, in: Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde 49 (1950), S. 25-52, ausgehend von 5.250 über 14jährigen Kopfsteuerzahlern (ebd., S. 30). Das entspricht im Übrigen den aktuellen Daten: Laut ‚Schuldenatlas 2012‘ waren am Stichtag (1. Oktober 2012) 9,65 Prozent aller Deutschen über 18 Jahren überschuldet. 17 H AGEMANN , Basler Rechtsleben im Mittelalter, Bd. 2, S. 139: „Die Kleinheit der Rechtskreise, verbunden mit dem vielfachen Mangel an gegenseitiger Rechtshilfe, verlieh dem Arrest, vorab dem Fremdenarrest, eine große praktische Bedeutung, und die wichtige Rolle, die dem Realkredit - zumal durch die Entwicklung des Rentenkaufs - zukam, mußte in der Häufigkeit von Frö- G ERICHTSSCHREIBER , G LÄUBIGER UND INSOLVENTE S CHULDNER 60 veränderte sich das Sozialprofil, und es wurden immer mehr Menschen erfasst, deren Vermögen unter einhundert Gulden lag. Der Trend führt von der Mitte der Gesellschaft in Richtung Peripherie. In ihrer stupenden Vielzahl bekräftigen die Verbote den Eindruck, dass ein Großteil der Stadtbevölkerung in prekären Verhältnissen lebte. Prekär waren diese Verhältnisse für viele auch deshalb, weil es so leicht war, Schulden zu machen. Funktionale Unterschiede zwischen den Frönungen und Verboten lassen sich in den ersten Dezennien des 15. Jahrhunderts nicht erkennen. 18 In beiden Fällen ging es zunächst darum, Sachgüter zu beschlagnahmen, um beizeiten zu verhindern, dass sich die Dinge ‚verflüchtigten‘. 19 Frönungen und Verbote waren demnach keine Sanktions-, sondern primär Druckmittel, die den Zahlungsvorgang beschleunigen sollten. 20 Sichtbar wird die funktionale Äquivalenz von Frönung und Verbot bei den Einträgen, in denen die beiden Arrestarten zusammenfallen, wie bei Anna Selinen, deren Haus, Reben und Gut am 11. März 1430 durch ihren Ehemann Heinrich Mennlin gefrönt und zugleich verboten wurden: Mennlin Jtem hat gefro e nt Heinrich Menlin sins wybes, Annen Selinen huß und reben und jr gůt jm huß verbotten hinder Cu e ntzlin Múller und sinem wip und jr tochter. 21 In den ersten Dezennien des 15. Jahrhunderts waren Verbote unter Nachbarn, Verwandten und Zunftkollegen noch ausgesprochen zahlreich, ein Indiz, dass die Kredite mehrheitlich in sozial geschlossenen Kreisen vergeben wurden .22 Erst bei Verdacht auf Insolvenz schalteten die Gläubiger das Gericht ein. Ausgereift war das Verfahren aber nicht, wie ich im Folgenden zeigen möchte, zunächst am Beispiel der Verbote (‚Ordnung schaffen‘), dann am Beispiel der Frönungen (‚Auf der Suche nach dem richtigen Formular‘). nungen ihre Entsprechung finden. Verbote, Frönungen und Verrechnungen trafen Angehörige aller sozialen Gruppen. Der Schwerpunkt scheint jedoch in der Mittelschicht gelegen zu haben.“ 18 Rechtsquellen von Basel, Nr. 140, S. 133 (5. November 1449): welicher dem andern ligende gueter fu i r sin gichtig oder erjagte schulde ze phande git oder ze gebende erbu i tet, daz damit denselben phendern gefaren sol werden als varendem guet, so das zu E phande geben wurde. 19 Die Rechtsgeschichte spricht in diesem Zusammenhang treffend von Dingflucht. 20 Vgl. M ALAMUD und S UTTER , Die Betreibungs- oder Eingewinnungsverfahren der Stadt Zürich im Spätmittelalter, S. 87-118. 21 StABS ÄNA GA E 1 (1425-1439), fol. 113 r . 22 P ASCALE S UTTER , Von guten und bösen Nachbarn. Nachbarschaft als Beziehungsform im spätmittelalterlichen Zürich, Zürich 2002, S. 254-257. G ERICHTSSCHREIBER , G LÄUBIGER UND INSOLVENTE S CHULDNER 61 Ordnung schaffen Die Basler Verbotsbücher fokussieren anfänglich auf den Gläubiger, dessen Name der Gerichtsschreiber, wie wir bei Mennlin gesehen haben, am linken Blattrand vom Text abhob, um ihn bei Bedarf schneller finden zu können. Die unangefochtene Hauptperson des Verfahrens war zu Beginn des 15. Jahrhunderts der Gläubiger und nicht der Schuldner (obschon dies nicht immer sachdienlich war): Wurstli Jtem het verbotten Ennelin Wûrstlis und Nesa Hâgerin der Bogkmennin gůt hinder Peter Stossen und seinem wip und hinder Elschin nebent der Pfaffenstuben, die by dem Wechter ze huß ist. 23 Die in den Verboten häufig wiederkehrende Formulierung, Güter befänden sich „hinter“ dieser oder jener Person, besagt, in wessen Verwahr sich die beschlagnahmten Sachgüter befanden und wer vor Gericht für deren Sicherheit verantwortlich war. 24 Die Ansprüche der Gläubiger werden anfänglich genauso selten konkretisiert wie die Beschaffenheit der verbotenen Güter. 25 Genauere Informationen waren in diesem Stadium des Verfahrens auch nicht nötig. Für Systematik im Gerichtsbuch sorgt primär die chronologische Ordnung der Verbote, die den Tagesgeschäften des Gerichtsschreibers folgen. An den Eintrag ins Verbotsbuch schlossen sich die drei Verkündigungstermine bis zur Zwangsversteigerung an in einem Intervall von jeweils 14 Tagen. Dann erst wurden das Gut - jetzt auch mit der gebotenen Genauigkeit - „beschrieben“, 26 an den Meistbietenden versteigert und die entsprechenden Ganteinnahmen in die Ver- 23 StABS ÄNA GA E 1 (1425-1439), fol. 110 r (25. Dezember 1429). Am gleichen Tag verbot Nesa Hägerin auch das Gut ihres Schwiegersohnes Heinzi Holzschuhmacher (ebd.): Jtem aber ha u t Nese Hâgerin sunderlich verbotten hinder Ennelin, jr tochter, jrs manns gůt, Heintzi Holtschůmacher. 24 H AGEMANN , Basler Rechtsleben im Mittelalter, S. 128f. 25 Einmal geht es um Nüsse (StABS ÄNA GA E 1 [1425-1439], fol. 113 r ): Jtem het verbotten Wernlin zem Jmber Lienhart Meyger und sinem wip zwen segk mit nussen hinder jm selber. Ein anderes Mal um Pferd und Karren - für die Landbevölkerung, die in der Stadt ihre Produkte feilbot, ein unverzichtbares Arbeitsinstrument (ebd., fol. 111 v ): Jtem het verbotten die Zimbermannin vber Ryn hâr Wernlin Baders und sins wibes gůt jm huß und jn der schûren, den karren und pherd und hinder jr můter, da ist si die dritt, die ersten xiiij tag quarta ante Mathye, die andern quarta ante Reminiscere und die dritten quarta ante Letare. 26 Mit den Beschreibbüchlein befasst hat sich S IMON -M USCHEID , Die Dinge im Schnittpunkt sozialer Beziehungsnetze, dies jedoch losgelöst vom Pfändungsverfahren, in das die Beschreibung in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts immer häufiger eingebunden ist, zum Prozedere vgl. Rechtsquellen von Basel, Nr. 148, Art. 27, S. 157. G ERICHTSSCHREIBER , G LÄUBIGER UND INSOLVENTE S CHULDNER 62 rechnungsbücher eingetragen. Der Erlös schließlich wurde an die Gläubiger verteilt, anfänglich nach dem Prioritätsprinzip, ein unglückliches Verfahren, das, wie wir gesehen haben, unter den Gläubigern ein Hauen und Stechen auslösen konnte, nicht nur, wenn die Schuldner im Sterben lagen. Erst in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts ging die Stadt zur anteilsmäßigen Befriedigung der Gläubiger über. Beglich der Schuldner seine Außenstände inklusive Gerichtsgebühren, konnte das Verfahren jederzeit abgebrochen werden. Wenn nicht, erstreckte es sich über mehrere Wochen bis zu einem Jahr. Wie der Eintrag zu Heinzi Bertschin zeigt, wurden die drei Verkündigungstermine meist von anderer Hand in das Verbotsbuch nachgetragen: Bertschin Jtem het verbotten Heinczi Bertschin von Thann, der rebmann, von sin selbs und sins vogtkindes wegen Clewin Sattlers seligen gůt ze Eschemerthor. Verkûndt per Brûyg filie [sic] die ersten xiiij tag secunda post Angnetis, die andern secunda post Purificationis und die dritten secunda ante Mathie. 27 Das Verbot datiert auf Montag, den 9. Januar 1430. Die Verkündigungen erfolgten am 23. Januar, 6. und 20. Februar. Für die Verkündigung zuständig war der Fronbote, der hier auch namentlich genannt wird. 28 In den Anfangsjahren waren es maximal ein bis zwei Verbote oder Frönungen pro Tag, die sich aber sehr ungleich über das Jahr verteilten. 29 Mit diesen Zahlen kam der Gerichtsschreiber gut zurecht. Schwieriger wurde es, wenn mehrere Gläubiger ein und desselben Schuldners vor Gericht eilten, wie beim Nachlassarrest des Gärtners Heinzmann Möri ersichtlich, der auf Montag, den 6. Februar 1430, datiert. Zunächst erschienen der Weinmann Peter Keller, der Rebmann Bertschin Helbin und ein Vertreter der Gärtnerzunft vor Gericht, um die in der St. Albanvorstadt gelegenen Rebäcker ihres jüngst verstorbenen Kollegen Möri zu frönen. 30 27 StABS ÄNA GA E 1 (1425-1439), fol. 110 r . 28 Vater und Sohn Brueye waren Schmiede, der Sohn fungierte aber sehr häufig als Fronbote. Vgl. S CHÖNBERG , Finanzverhältnisse der Stadt Basel, S. 536. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts werden die Verkündigungstermine meist nur noch in gekürzter Form eingetragen: „Die ersten, andern und die dritten.“ 29 Die Einträge verdichten sich um die wichtigsten Basler Zahlungstermine wie Fronfasten, Ostern, Pfingsten, Martini, Weihnachten etc. 30 Möri hatte 1429 ein bescheidenes Vermögen von zehn bis 50 Gulden versteuert, so auch der Weinmann Peter Keller und der Rebmann Bertschin Heblin/ Hepli (S CHÖNBERG , Finanzver- G ERICHTSSCHREIBER , G LÄUBIGER UND INSOLVENTE S CHULDNER 63 Heintzman Mo e rin selig Jtem het gefro e nt Peter Keller, der winman, des alten Mo e ris, des gartners seligen rebagker, nemlich ein juchart jm Birßveld und j juchart jm Rennfeld ze sant Alban. Verkûndt per Stüllinger quarta crastino Vallentinj [Mittwoch, den 15. Februar]. Jn dirre sach hat [Peter] Keller Clewin Phlegler vollen gewalt geben untz an eyd, me dene umm .xx. gulden. Die andern xiiij tag sabbato ante Jnvocavit [4. März], / die dritten sabbato ante Oculi [18. März]/ . Jtem het gefro e net Bertschin Helbi dieselben reben. Verkûndt per Stu e llinger, tertia ante Mathye [Dienstag, den 21. Februar], die ersten xiiij tag, tertia post Reminiscere [14. März] die andern xiiij tag, tertia post Letare [28. März]. Jtem het gefro e nt der gartnerzunft dieselben reben, verkundt per Stu e llinger, sinen sun, tertia ante Mathie, die ersten xiiij tag, tertia post Jnuocauit [7. März], die andern tertia ante Letari [21. März], die dritten tertia ante Palmarum [4. A pril]. 31 Gläubiger und Schuldner entstammten, obschon sie unterschiedlichen Zünften zugehörten, alle demselben Milieu der Basler Reb-, Weinleute und Gärtner. 32 Möris Nachlass war nicht der einzige Fall, der das Gericht an diesem 6. Februar 1430 beschäftigte. An demselben Montag erschienen auch die ersten fünf Gläubiger des Sporenmachers Henni Ess. 33 Um die Übersicht zu wahren, griff der Gerichtsschreiber auf Piktogramme zurück - hier eine Gabel, da ein Dolch - und verband die Einträge, die zu demselben Schuldner gehörten, mit gepunkteten Linien. Am hältnisse der Stadt Basel, S. 532f., 538). Alle drei wohnten in der St. Albanvorstadt, vgl. S IMON - M USCHEID , Basler Handwerkszünfte im Spätmittelalter, S. 197-120. 31 StABS ÄNA GA E 1 (1425-1439), fol. 111 v . 32 E. F RIEDRICH W EISS -B ASS , Weingewerbe und Weinleutenzunft im alten Basel. Beiträge und Dokumente, Basel 1958, S. 170-180. 33 Auch Ess hatte 1429 ein bescheidenes Vermögen von zehn bis 50 Gulden versteuert (S CHÖN - BERG , Finanzverhältnisse der Stadt Basel, S. 545). G ERICHTSSCHREIBER , G LÄUBIGER UND INSOLVENTE S CHULDNER 64 linken Rand abgesetzt finden wir sinnvollerweise auch nicht mehr den Gläubiger, sondern erstmals den Schuldner: Jtem het verbotten Mangold Ritter Henis Esß gůt des sporers jm huß. | Jtem het verbotten Hans von Mûnchen, der schůmacher, Hennis Esß gůt des sporers jm huß. | Jtem het verbotten Caspar Hútter Hennis Esß güt hinder Erharten Esß, da ist er der erst, und jm huß, da ist er der drût. | Jtem het verbotten Claus Stûtzenberg Hennis Esß gůt jm huse. | Jtem het verbotten Claus Ho e werst Hennis Esß gůt jm huß. 34 Noch unübersichtlicher wurde das Ganze, als zwei Tage später, also am Mittwoch, den 8. Februar, nunmehr 21 Gläubiger vor Gericht eilten, unter denen sich verschiedene Gläubiger des Bäckerehepaars Bader befanden. 35 Die Baders erhielten als Erkennungszeichen ein Andreaskreuz mit links und rechts je einem Kreis zwischen den Balken. 36 Jtem het verbotten Dietrich zer Eych Wernlin Baders und sins wibs gůt hinder Biggahenslin und hinder Greden von Bartenhein. 37 Kämpfte der Gerichtsschreiber damit, Ordnung in seine Aufzeichnungen zu brin gen, machte den Gläubigern zusehends die Vielzahl der Orte beziehungsweise Personen zu schaffen, bei denen Sachgüter hinterlegt beziehungsweise in Arrest ge- 34 StABS ÄNA GA E 1 (1425-1439), fol. 111 v -112 r . Unter Ess’ Gläubigern befanden sich der Kaufmann Klaus Stützenberg (S CHÖNBERG , Finanzverhältnisse der Stadt Basel, S. 528), der Krämer Stefan Offenburg (ebd., S. 529) und Schmiedhans, der Gürtler (ebd., S. 530). Von Offenburg und Stützenberg sind umfangreiche Schuldnerlisten erhalten; aber auf beiden Listen fehlt der Name Henni Ess, bei Offenburg (gest. 1430), weil seine Activa 1431 versetzt wurden (G ILOMEN , Der Kleinkredit in spätmittelalterlichen Städten, S. 133-148), bei Stützenberg (gest. 1451), weil sich die Einträge auf die Jahre 1441-1448 beschränken (Kap. 4, S. 123-125). 35 Unter ihren Gläubigern befanden sich namhafte Kaufleute wie Dietrich zur Eich, Agnes von Hirzbach, die Frau des Kaufmanns Hans von Stüßlingen, und die Krämerin Jungfrau Adelheid Gerhartin (S CHÖNBERG , Finanzverhältnisse der Stadt Basel, S. 528f.). 36 Das Ehepaar versteuerte getrennt in der Bäckerzunft jeder einen halben Gulden, also beide zwischen zehn bis 50 Gulden (ebd., S. 540). 37 StABS ÄNA GA E 1 (1425-1439), fol. 112 r . Zu Dietrich vgl. K OELNER , Die Zunft zum Schlu e ssel, S. 209. G ERICHTSSCHREIBER , G LÄUBIGER UND INSOLVENTE S CHULDNER 65 nommen worden waren, zum Teil auch eigenmächtig. Bei Henni Ess befanden sich die meisten Dinge in seinem Haus, nur ein kleiner Teil der Sachen „hinter Erhart Ess“ (wobei nicht klar ist, ob dieser Erhart Hennis Vater, Sohn oder Bruder war). 38 Der Besitz des Bäckerehepaars Bader hingegen war an sage und schreibe 18 verschiedenen Orten über die ganze Stadt verteilt, zum Teil auch in den Häusern der Gläubiger. 39 Die Übersicht zu wahren war in solchen Fällen nicht nur für das Gericht, sondern auch für die Gläubiger, die aktiv in das Arrestverfahren einbezogen waren, ausnehmend schwierig. Schaubild 6: Einlager der Güter aus dem Besitz des Ehepaars Bader Ort/ Person Z* Ort/ Person Z* Baders Haus und Geblers Scheune 3 Wilhelm Heidenlin 1 Verena Wildin 1 Gerhartin 2 Hermann Offemburg 1 Joner, der Gremper 2 Meister Walch, der Weber 1 Gred von Burren 2 die von Rheinfelden an den Steinen 1 die alte Brandin unter den Krämern 2 die Mutter der Frau von Bader 4 Herr Lienhard Bil ger 1 Biggahensli 1 Lienhard Faßbinder 1 Gred von Barthenheim 2 Kellnerin des Priesters v. St. Ulrich 1 Luchsin 3 Chůnin Faßbinder 1 *Z = Anzahl der Gläubiger, die ihre Ansprüche auf die an der besagten Stelle hinterlegten Güter erhoben Bis zur Gerichtsordnung von 1457 galt das Prioritätsprinzip, 40 demzufolge die Ansprüche der Gläubiger entsprechend der Reihenfolge, in der sie vor Gericht erschienen waren, berücksichtigt wurden. 41 Eile war geboten, wollte man sein Geld zurück. Die Einträge lassen vermuten, dass die im Gerichtsbuch fixierte chronologische Reihenfolge, in der die Gläubiger registriert wurden, die für das Gericht maßgebliche Reihenfolge sein sollte. So räumte der Gerichtsschreiber dem Hufschmied 38 Erhart Ess war wie Henni Ess ein Sporenmacher (S CHÖNBERG , Finanzverhältnisse der Stadt Basel, S. 545), aber weitgehend mittellos. 39 StABS ÄNA GA E 1 (1425-1439), fol. 112 r : Jtem het verbotten Gred von Bûrren Wernlin Bader und sins wibes gůt hinder der Lûchssinen und hinder der Gerhartin und hinder Joner, dem gremper, und hinder jr selben, die ersten xiiij tag quarta ante Mathye, die andern xiiij tag quarta ante Reminiscere. Jtem het verbotten Heintzmann Ha e gg von Liestal nach Greden von Bûrren an den vorgeschribnen drin enden und darnach hinder Greden von Bûrren, die ersten xiiij tag quarta ante Mathye, die andern xiiij tag quarta ante Reminiscere. 40 Rechtsquellen von Basel, Nr. 148, Art. 106f., S. 182f. 41 Siehe oben S. 58f. G ERICHTSSCHREIBER , G LÄUBIGER UND INSOLVENTE S CHULDNER 66 Mösi bei den Gütern, die Baders Schwiegermutter in Verwahr genommen hatte, den ersten Platz ein: Jtem het verbotten Mo e si, der hůbschmid, Wernlin Baders gůt jm huß und jn Geblers schûren 42 und denne aber hinder Wernlin Baders wibs můter, und da ist er der erst. Die ersten xiiij tag quarta ante Mathie [22. Februar], die andern quarta ante Reminiscere [8. März]. 43 Korrekterweise heißt es vier Einträge später bei Agnes von Hirzbach, sie sei die zweite die Güter betreffend, die „hinter Baders Schwiegermutter“ lagen. Agnes „verbot“ Gut, das an sechs verschiedenen Stellen beziehungsweise bei sechs verschiedenen Personen hinterlegt worden war: Wernlin Bader Jtem het verbotten frow Angnes von Hirtzbach, Hansen wip von Stûsßlingen, Wernlin Baders, des brotbegken und sins wibes gůt jm huß und jn Geblers schûren und hinder Verenlin Wildin und hinder Herman Offemburg und hinder meister Walch, dem weber, und hinder der von Rinfelden an den Steynen und hinder jr můter, da ist si die ander. Die ersten xiiij tag quarta ante Mathye, die andern quarta ante Reminiscere und die dritten ut supra. 44 Meist vermerkte der Gerichtsschreiber die entsprechende Platzierung jedoch nicht. So verbot Verena, die Magd eines Fischers, Baders Gut, das hinter der Brandin und dem Faßbinder lag. 45 Dieselben Güter hatte kurz zuvor aber schon der Schmied 42 Geblers Scheune wurde am 8. Januar 1430 das erste Mal gefrönt durch den Kaufmann Hans Jrmi (StABS ÄNA GA E 1 [1425-1439], fol. 110 r ). 43 Ebd., fol. 111v (Mittwoch, den 8. Februar). 44 Ebd. Zu Hans von Stüßlingen K OELNER , Die Zunft zum Schlu e ssel, S. 216; zu Offenburg vgl. E LSANNE G ILOMEN -S CHENKEL , Henman Offenburg (1379-1459), ein Basler Diplomat im Dienste der Stadt, des Konzils und des Reiches, Basel 1975, S. 79-99. 45 StABS ÄNA GA E 1 (1425-1439), fol. 112 r : Jtem het verbotten Verena, Thieboltz des vischers jungkfrow, Wernlin Baders und sins wibes gůt hinder der Brandinen und hinder Chůnin Vaßbinder. Die ersten xiiij tag quinta videlicet vigilia Mathye, die andern quinta ante Reminiscere und die dritten quinta ante Letare. G ERICHTSSCHREIBER , G LÄUBIGER UND INSOLVENTE S CHULDNER 67 Hans Milchbröckin gepfändet. 46 Eine Platzierung fehlt in beiden Fällen, so auch bei den Gütern, die bei der Luchsin hinterlegt worden waren. Für einen Ansturm, wie ihn der Gerichtsschreiber am Mittwoch, den 8. Februar des Jahres 1430, erlebte, war das bisher verwendete Verbotsformular ganz offenkundig nicht geschaffen. Und so versuchte der Schreiber, wie wir gesehen haben, mit allerlei graphischen Hilfsmitteln die Einträge intern zu organisieren und zu systematisieren. Den Schuldnern, manchmal aber auch den Gläubigern wies er in Gestalt von Piktogrammen Erkennungszeichen zu: Henni Ess einen Dolch, Junker Henmann Brünlin eine Blume, der Zunft der Gärtner eine dreizackige Gabel. Und er verband die zu einem Schuldner gehörigen Einträge mit gepunkteten Linien. Wie früher hob er am rechten Blattrand die Namen der Gläubiger hervor, notierte an ihrer statt zuweilen nun aber auch die Namen der Schuldner, was bei Mehrfacharresten mehr Sinn macht. Seiner Pflicht, über die Reihung der Gläubiger Buch zu führen, kam er, wenn überhaupt, nur sehr sporadisch nach, oder er berief sich, was nicht immer sachdienlich gewesen sein dürfte, auf das, was ihm die Gläubiger sagten, nicht auf seine Notizen. 47 Konflikte waren also vorprogrammiert, machten mehrere Gläubiger auf einmal ihre Ansprüche geltend. Mehrfacharreste, wie sie am 8. Februar 1430 vorgenommen wurden, blieben aber längere Zeit noch die Ausnahme. Das sollte sich in der zweiten Jahrhunderthälfte ändern. Mit Piktogrammen arbeitete der Gerichtsschreiber zwar auch in der Folgezeit. Er benutzte sie aber nicht mehr als Erkennungszeichen, sondern vornehmlich, um den Beruf oder die Zunftzugehörigkeit der Gläubiger zu markieren. Schmiede kennzeichnete er mit einem Hufeisen, 48 Schuhmacher mit einem Stiefel, 49 Gärtner mit einer Gabel, 50 Metzger mit einem Beil, 51 Bäcker mit einem Brötchen, 52 Schneider mit einer Schere 53 und Fischer mit einem Fisch 54 (Abb. 3-6). Bei Adligen arbeitete er mit Wappen, bei Kaufleuten zuweilen mit deren ‚Hausmarken‘ (Geschäfts- 46 Ebd.: Jtem het verbotten Hans Milchbro e gki Wernlin Baders gůt hinder der alten Brandinen vnder den Kremern und denne o u ch hinder herr Lienhart Bilger und hinder Lienhart Vaßbinder und hinder des lûtpriesters Kellerin ze sant Ůlrich. Die ersten xiiij tag quarta ante Mathye, die andern xiiij tag quarta ante Reminiscere, die dritten quarta ante Letare. 47 Ebd.: Jtem hat verbotten Hans Peyger, der hafengiesser, des alten arczatz gůt an Wienhartzgassen, und ist der ander an dem gebott, als er sprach. 48 Ebd., fol. 112 v , 113 r ; StABS ÄNA GA E 3 (1445-1453), fol. 94 r , 118 v . 49 StABS ÄNA GA E 2 (1439-1445), fol. 112 v , 122 r . 50 Ebd., fol. 111 v , 114 v . 51 Ebd., fol. 33 v ; StABS ÄNA GA E 3 (1445-1453), fol. 91 r , 101 v , 105 r , 116 r , 118 v ; StABS ÄNA GA E 4 (1454-1465), fol. 81 r . 52 StABS ÄNA GA E 2 (1439-1445), fol. 46 r . 53 StABS ÄNA GA E 3 (1445-1453), fol. 91 v . 54 Ebd., fol. 101 r , 113 v . G ERICHTSSCHREIBER , G LÄUBIGER UND INSOLVENTE S CHULDNER 68 zeichen). 55 Manchmal illustrierte er mit kleinen Figuren aber auch einfach nur sprechende Namen: So platzierte er neben Hans Giger eine Geige, neben Wernlin Hafengießer einen dreifüßigen Topf, neben Hans Babst eine Tiara und neben Hans Bischof eine Mitra (Abb. 7-10). 56 Abbildungen 3-6 55 StABS ÄNA GA E 1 (1425-1439), fol. 114 r , 121 r , 121 v ; StABS ÄNA GA E 3 (1445-1453), fol. 113 r . 56 StABS ÄNA GA E 1 (1425-1439), fol. 112 v , 114 v , 118 r ; StABS ÄNA GA E 2 (1439-1445), fol. 40 v , 41 v , 46 v , 90 r . G ERICHTSSCHREIBER , G LÄUBIGER UND INSOLVENTE S CHULDNER 69 Abbildungen 7-10 Im Verlauf der Jahre werden die Piktogramme aber immer seltener. Und meist finden wir - wie eh und je - am linken Rand wieder den Namen des Gläubigers abgesetzt, weiterhin die Hauptperson des Verfahrens. Erst gegen Ende des Untersuchungszeitraums, als sich die Mehrfacharreste und mithin die Gläubigerzahl teilweise dramatisch vervielfachten, orientierte sich der Gerichtsschreiber dann konsequent am Namen des Schuldners. 1457 beziehungsweise 1459 gab die Stadt das Prioritätsprinzip auf und ging dazu über, die Gläubiger bei Nachlasspfändungen anteilsmäßig (nach der markzal) zu befriedigen. 57 Fortan musste sich der Gerichtsschreiber nicht mehr um deren Platzie- 57 Rechtsquellen von Basel, Nr. 148, Art. 109, S. 184: ieglichem an siner schuld nach markzal geben solle, umb das nit einer allein bezalt werde und die anderen manglen mu e sten, als in vergangnen zyten dick und vyl bescheen ist. Es ist zu vermuten, dass das Verfahren schon früher zur Anwendung gelangte, da das Gericht schon 1452 damit anfing, die Einnahmen der Vergantung in Verrechnungsbüchern zu registrieren, vgl. StABS ÄNA GA G = Verrechnungen, 52 Bde. (1452-1878). Zu den Basler Rechnungsbüchern vgl. H AGEMANN , Basler Rechtsleben im Mittelalter, Bd. 2, S. 132f., sowie allgemein zum Verfahren R OBERT O ERTEL , Entwicklung und Bedeutung des Grundsatzes anteiliger Gläubigerbefriedigung im älteren deutschen Rechte, Leipzig 1901. — Das Formular der Basler Verrechnungsbücher ist meist zweigeteilt: Im ersten Teil erscheinen die G ERICHTSSCHREIBER , G LÄUBIGER UND INSOLVENTE S CHULDNER 70 rung kümmern. Im Interesse der Gläubiger war er jetzt jedoch gehalten, die Höhe der jeweiligen Schuldforderung ins Gerichtsbuch und die Einnahmen der Zwangsversteigerung in die Verrechnungsbücher einzutragen. Regelmäßig wird die Höhe der Schuldforderungen in den Verbotsbüchern allerdings erst in den 1470er Jahren vermerkt, also rund zehn Jahre nach dem Ratserlass; zugleich werden die Gläubigerlisten immer länger. Der lange Weg in die Insolvenz Am Donnerstag, den 11. März 1472, kurz nachdem der hochverschuldete Siegelgraber Jost Burnhart aus dem Kirchspiel St. Martin gestorben war, erschienen 17 Gläubiger vor Gericht, um ihre Ansprüche geltend zu machen (s. Schaubild 7 im Anhang). 58 Darunter befanden sich zwei prominente Nachbarn: der Kaufmann Kaspar von Arx (zwei Gulden) und der damalige Oberzunftmeister Hans Zscheckabürlin (neun Schillinge minus zwei Denare), der Vater von Ludwig Zscheckabürlin, mit dem wir uns im letzten Kapitel eingehender befasst haben. 59 Die restlichen Gläubiger des Siegelgrabers wohnten über die ganze Stadt verstreut: Der Kürschner Jost von Spinal (acht Schillinge) und der aus Nürnberg gebürtige Taschenmacher Hans Hammer (17 Schillinge) kamen aus dem Kirchspiel St. Peter, der Schuhmacher Heinrich Klingenberg (fünf Paar Schuhe im Wert von 15 Schillingen), der Scherer Hans Folz (sechs Schillinge und vier Denare) und der Tischmacher Mathis Frischmann (sechs Schillinge minus vier Denare) aus dem Kirchspiel St. Alban. 60 Nicht lokalisieren lässt sich Heinrich Vetters Frau, der Burnhart den Zins von einem Bett schuldete, das sie ihm drei Wochen vor Weihnachten für fünf Rappen die Woche geliehen hatte. 61 privilegierten Schulden, darunter Gerichtsgebühren, Karrerlohn, „Lidlohn“, Bodenzinsen, Hauszinsen, Steuern und Pfandleihen, im zweiten Teil erst die Namen der Gläubiger, deren Ansprüche im Verbotsbuch verzeichnet sind. Privilegiert meint, dass die Gläubiger den Gesamtbetrag erhielten. Zu den privilegierten Schulden vgl. Rechtsquellen von Basel, Nr. 148, Art. 64, S. 169 (1457): Item wenn es o v ch hinnenfúr zue schulden kompt, das man von gerichtz wegen yemanden umb schulde, hußzinse, lydlon, brustlone oder taglone varende pfand geben und ußtragen sol, so sollent des ersten soliche pfender, die des der die schuldig ist, angriffen und genommen werden, biß das dem cleger ein benu e gen beschicht. Fände man nicht genügend Sachgüter, könne der Kläger dafür liegendes Gut angreifen. 58 StABS ÄNA GA E 5 (1465-1475), S. 226f. 59 Ebd., S. 226: Jtem Caspar von Arx hatt verbotten / Josten Burnhart des sigelgrabers/ seligen verlassen gůt fúr totum ij g. Ebd., S. 227: Jtem Hanns Zscheckapúrlin dasselb gut fur ix ß minus ij d. totum. Vgl. K OELNER , Die Zunft zum Schlu e ssel, S. 221f., 252f. (von Arx); zu Hans Zscheckabürlin B URCKHARDT , Die Zscheggenbürlin, S. 812-814. 60 StABS ÄNA GA E 5 (1465-1475), S. 227. 61 Ebd. G ERICHTSSCHREIBER , G LÄUBIGER UND INSOLVENTE S CHULDNER 71 Burnharts Schulden bewegen sich im Spektrum von knapp sechs Schillingen bis zu zwei Gulden, alles in allem sehr bescheidene Beträge. Trotzdem war nach der Zwangsvollstreckung nichts mehr da, was seine Witwe hätte erhalten können. 62 Dementsprechend notierte der Basler Steuerschreiber bei ihr: nüt. 63 Die Haltung des Rates war in diesen Fällen unnachgiebig. Für die Schulden ihrer Männer hafteten die Frauen, die mit ihren Männern gemeinsam werbende waren nach dem in Basel geltenden Drittteilsrecht. 64 Die Ehegemeinschaft wird als wirtschaftliche Einheit begriffen. 65 1457 übertrug der Rat die Bestimmung auf alle Ehepaare (nicht mehr nur auf die, die gemeinsamen Geschäften nachgingen). Begründet wird der Schritt nunmehr damit, dass die Ehegemeinschaft eine Konsumgemeinschaft bilde - eine bemerkenswerte Neuerung: Von eelichen gemechten wegen, die ein gu e t zyt by einander gewesen sind, lieb und leid mit und by einander gelitten hand und in solichem bywesen von mengerley lu i ten hand uffgenomen und geborget, da doch kuntlich und merklich ist, das mengerley dinge, es sye gewand, kleynotter, ringe, gu i rtlon und deßglichen, o v ch dienstlon, essige [essbare] dinge, es sye schnider, schu e macher und der glich schulden ihn ir beider nutze und notturft komen sye und sy in dem zyt, als sy denn eelichen by einander gesessen gwesen und nit von einander gescheiden sint, mit einander gemacht hond, darumb hond o v ch rate und meister erkennt, das solich eelich gemechte, sy syent edel oder unedel, unser burger und die unßern, ob sich joch fu e gte das ein wibe nach eins mans tode ungeerbt begerte uß zuegon und also ungeerbt ußgon welte, solich vorgemelten ufferstanden schulden und sachen nit dester minder schuldig sin sol helfen zue bezalen und zue geltende [...]. 66 Wie dem Siegelgraber erging es auch dem Säckler Jos Lindenmeiger aus dem Kirchspiel St. Leonhard. 1470 hatte er noch bescheidene einhundert Gulden versteuert. 67 Drei Jahre später starb er. Sein Nachlassarrest vom 6. Mai 1473 zeigt, dass auch bei ihm die Schulden das Ersparte fast vollständig aufgefressen hatten: 62 StABS ÄNA GA G 2 (1471-1494), fol. 2 v . Bei der Vergantung belief sich sein Vermögen nur noch auf bescheidene 10 Pfund 3 ß 4 d, davon blieb nach der Befriedigung der Gläubiger nichts mehr übrig. 63 StABS AHA Steuern B 18 (1475-1481): St. Martin , S. 16. 64 Rechtsquellen von Basel, Nr. 105, S. 105f. (4. Januar 1419). 65 H EIDE W UNDER , „Er ist die Sonn’, sie ist der Mond“. Frauen in der Frühen Neuzeit, München 1992, S. 89-117. 66 Rechtsquellen von Basel, Nr. 148, Art. 29, S. 158. 67 StABS AHA Steuern B 17 (1470-1472): St. Leonhard, S. 57. G ERICHTSSCHREIBER , G LÄUBIGER UND INSOLVENTE S CHULDNER 72 Lindenmeigers gůt Hans Byrin hatt verbotten hinder Elß Lindenmeigerin irs mans gůt fúr 35 lib. Totum. | Ludwig Zscheckapúrlin dasselb gůt fúr 5 lib 13 ß. Totum. | Hanns Holl von Bern fúr 4 g minus j ort. | Hans Mûnczer fúr 5 lib 4 ß. | Die Tannhúserin fúr [der Betrag fehlt]. | Hans Stehelin fúr 18 ½ ß. | Die Wytolffin fúr 8 ß. | Henßlin Blorer fúr 1 lib. | Die Brúnlerin fúr 2 lib 4 ½ ß. | Caspar O e schenbach fúr 1 lib. | Ennelin von Louffen fúr 2 g. | Elsin Sußherrin fúr 30 ß. | Hannß Malterer 14 ß. | Hans zem Busch 5 lib 2 ß. | Crista von Busch 6 lib. | Die Altenbachin 3 lib 16 ß. | Steffa Stein 3 lib. | <Diebolt zer Stralen von wegen Thoma Volmers von Straßburg fúr 18 g.> | Steffa Beham fúr 16 lib vff rechnung. | Matyß von Metz fúr 3 g 7 ß 4 d, hatt Joachym gwalt geben. | Haßman, der wyßgerwer, 16 ß 8 d. | Jtem Thoma Folmer von Strasburg 10 g, aber sy und Tanhuserin 30 g. | Hannß Murer, der jung, dazselb güt fúr 14 g 10 ß. | Ludwig Smitt hatt verbotten hinder Stro e wlin, was von Elß Lindenmeigerin hinder in komen und Agneß Os pernellin zů geho e ri g. 68 Anders als beim Siegelgraber bewegen sich die Schulden bei Lindenmeiger mehrheitlich zwischen einem Pfund und zehn Gulden (Schaubild 8 im Anhang). Über- 68 StABS ÄNA GA E 5 (1465-1475), S. 249f. (6. Mai 1473). Dem Eintrag fehlen die üblichen Wendungen, denen zu entnehmen wäre, dass es sich um einen Nachlassarrest handelt. Lindenmeiger wird weder als „selig“ noch sein Gut anderweitig als das eines Verstorbenen ausgewiesen. Er muss jedoch wenig später gestorben sein, wie ein undatierter Brief im Gerichtsbuch zeigt (ebd., S. 240 a , der eigentlich zur S. 249 gehört). Er stammt vom Kaufhausschreiber und ist an den Gerichtsschreiber adressiert: Lieber herr. Ich han mir lossen das kouffhus bůch lesen, do stot nit jn[n]en von Jost Lindenmeiger selligen wegen der zechen guldin halb, so er Thoman Folmer von Stroßburg schuldig ist, aber die drisig guldin, so Jost Lindenmeiger und Hans Tanhussers seligen witwe schuldig sind, stot jm kouffhus bůch, also das sy die drisig guldin schuldig sind unverscheidenlich vir einander. Lieber her, do tůnd jn dissen sachen also úch Diebolt wolgetruwet. G ERICHTSSCHREIBER , G LÄUBIGER UND INSOLVENTE S CHULDNER 73 dies kamen fast alle seine Gläubiger aus seinem Kirchspiel. 69 Nachbarschaftliches Nebeneinander hatte in Lindenmeigers Fall vermutlich die Bereitschaft erhöht, ihm über die Jahre hinweg kontinuierlich Geld zu leihen. Andere Schulden (etwa die beim Kürschner Stefan Behem) waren eindeutig gewerbebedingt und mit 16 Pfund auch unverhältnismäßig hoch. Solange Lindenmeiger seinem Säcklerhandwerk nachging, war das alles kein Problem. Erst sein Nachlassarrest deckte auf, was der eine oder andere Gläubiger vielleicht schon seit Längerem geahnt hatte, nämlich das Faktum, dass Lindenmeiger im Verlauf der Jahre zu viele Schulden hatte anhäufen lassen. Seiner Frau blieben nach der Vergantung (Zwangsversteigerung) etwas über zwei Pfund, mit denen sie für ihre eigenen Schulden aufkommen musste. 70 Mit rund 74 Gläubigern, die vom 7. Oktober bis 15. Dezember in bald kleineren, bald größeren Gruppen vor das Basler Schöffengericht stürmten, schlug der in die Insolvenz geratene Junker Wernlin Erenmann, ein Vertreter der Hohen Stube, allerdings alle Rekorde. 71 Erenmanns Gläubiger waren kunterbunt zusammengesetzt aus Verwandten, Stubenkollegen, namhaften Adligen aus der Region und deren Gesinde sowie seinen eigenen Mägden und Knechten. Richtig viel Geld schuldete er allerdings nur einigen wenigen prominenten Geldverleihern. Zusammengerechnet belaufen sich allein die ‚großen‘ Schulden auf rund 1.500 Gulden. 72 69 Im Kirchspiel St. Leonhard wohnten Hans Birin, Hans Münzer, die Tannhuserin, Hans Stehelin, Hänsli Blarer, die Brünlerin, Hans Malterer, Crista von Busch, die Altenbachin sowie der Kürschner Stefan Beham, von dem im letzten Kapitel schon die Rede war. 70 StABS ÄNA GA G 2 (1471-1494), fol. 10 r . Das gemeinsame Vermögen des Ehepaars belief sich 1473 nur noch auf 76 ½ Pfund (ohne Liegenschaften). Nach Abzug der Schulden blieben 2 lb 7 ß 5 d, die an die Frau gingen: Jtem diß uberbeliben gelt ist worden Elß Lindenmeigerin ze stůr an ir schulden. 71 Als „selig“ bezeichnet wird er erstmals am 29. November 1473 (StABS ÄNA GA E 5 [1465- 1475], S. 259). 72 StABS ÄNA GA E 5 (1465-1475), S. 256-260. 1454 hatte Wernlin noch stattliche 4.000 Gulden versteuert (S CHÖNBERG , Finanzverhältnisse der Stadt Basel, S. 669, Nr. 1577), 1470 waren es nur noch 1.050 Gulden (ebd., S. 760). Im Nachlassarrest überstieg das Soll das Haben jedoch deutlich. Vom Glanz vergangener Zeiten zeugte noch der Name des in der Nähe des Dominikanerklosters gelegenen ‚Erenmann Hauses‘, das 1473 in den Besitz Peters von Offenburg gelangte (StABS ÄNA GA G 2 [1471-1494], fol. 11 v ), der es zusammen mit seinem Bruder Hans Philipp 1479 der Witwe Elsa zem Blumen verkaufte (StABS ÄNA GA B 10 [1475-1480], S. 318). Peter Offenburg führte die Liste von Erenmanns Gläubigern an (mit diversen Kornzinsen). G ERICHTSSCHREIBER , G LÄUBIGER UND INSOLVENTE S CHULDNER 74 Schaubild 9: Erenmanns Schuldner (> 15 Gulden) Name des Gläubigers Höhe der Schuldforderung Junker Peter von Offenburg 700 g (dazu Korn und Hafer) Frauenkloster Klingental 135 g Junker Bernhard Schilling 130 g Fröwlerin und ihre Kinder 120 g Herr Bernhard Sürlin 50 g Schreiber des Grafen Oswald von Tierstein 32 g Heinrich Zeigler 35 g Junker Konrad Rot 30 g Herr Lienhard Meiger 10 g und 20 lb Zei glerin 26 g Diebold der Söldner 15 g Erenmanns Gesinde klagte ausstehende Lohnzahlungen (lidlon) ein, laut Stadtrecht eine privilegierte Schuld, die vor allen anderen und ohne Abstriche beglichen werden musste 73 : Adelheid Igel war die Erste, danach meldeten Bärbelin, die „Unterjungfrau“, und Walpurg, die alte Jungfrau, ihre jeweiligen Ansprüche an. 74 Nicht nur, dass Walpurg von Erenmann seit geraumer Zeit keinen Lohn mehr erhalten hatte, die Magd hatte, wie sich dem Verbot entnehmen lässt, für ihren langjährigen Dienstherren sogar eine kleinere Bürgschaft übernommen. 75 Wenige Tage später frönte Erenmanns Knecht Uli Brucker aus demselben Grund schließlich noch Erenmanns Äcker. 76 73 Vgl. Anm. 57. Dementsprechend findet sich bei ihren Verboten jeweils der Vermerk dedit totum. 74 StABS ÄNA GA E 5 (1465-1475), S. 256: Jtem Adelheit Igel fúr xxx ß lidlon, dedit totum. Ebd., S. 258: Berbelin, sin iunkfrow, ij lb totum. lidlon. Adelheid Igels Ansprüche anerkannte das Gericht aber nicht als lidlon, sie erhielt lediglich drei Schillinge und drei Denare (StABS ÄNA GA G 2 [1471-1494], fol. 11 v ). Ausstehenden lidlon meldeten ferner Meister Konrad von Solins an (7 lb), der Kornmesser Ludwig Fischbach (3 lb) und der Tuchscherer Bernhard von Brunn (1 lb 19 ß). 75 StABS ÄNA GA E 5 (1465-1475), S. 258: Walpurg, .j. Werly Erenmans iunkfrow hatt verbotten sin gut fúr viiij g vj ß / lidlon/ , me fûr j som winß und x ß. Jtem me xvj ß, dafúr ist sy burg. Drei Monate später war Walpurg tot. Ihre Güter wurden umgehend verboten, zuerst durch den Leutpriester von St. Peter, dann durch Fridlin von Rheinfelden, den Krämer Mathis Waltheri und den Käufler Heinrich Ströwlin (ebd., S. 261). Das Gericht fand bei ihr Güter im Wert von über 20 Pfund (StABS ÄNA GA G 2 [1471-1494], fol. 12 r ). 76 StABS ÄNA GA E 5 (1465-1475), S. 258: Jtem Uli Bruker hatt gefrönt und in gericht gezogen umb lidlon .j. Werly Erenmanns aker mit sa e tten, gelegen zu Gundeltingen, vff desselben Erenmanns gut. G ERICHTSSCHREIBER , G LÄUBIGER UND INSOLVENTE S CHULDNER 75 Arm und Reich ereilte demnach dasselbe Schicksal, wenn sie im Verlauf der Jahre Schulden anhäuften, ohne an die Rückzahlung zu denken, oder irgendwann einfach die Übersicht verloren. Typisch war Erenmanns Geschäftsgebaren für einen ehemaligen Oberzunftmeister aber nicht. 77 Sonst gerieten dieser Tage überwiegend kleine Leute in die Schuldenfalle, deren Vermögen, so sie überhaupt je eines gehabt hatten, einhundert Gulden selten überstieg. In den Verbotsbüchern erscheint demnach häufig dasselbe Personal, dessen Konfessate (im gleichen Zeitraum) die Vergichtbücher füllen. 78 In den pyramidenförmigen Schichtenmodellen der älteren Sozialgeschichte bildeten diese Leute den breiten Sockel der städtischen Unterschichten. Mit dieser Zuordnung scheint mir aber wenig gewonnen; besser wäre es meines Erachtens auf den von der jüngeren Sozialgeschichte favorisierten Begriff der ‚kleinen Leute‘ auszuweichen, um zu signalisieren, dass diese Leute zwar häufig in prekären Wirtschaftsverhältnissen lebten, aber fest in der Stadtgesellschaft integriert waren, was sich nicht zuletzt in der Bereitschaft der Großen zeigt, den Kleinen Geld zu leihen. Dass es überwiegend prekäre Wirtschaftsverhältnisse waren, erscheint aus der Perspektive der Basler Gerichtsbücher zum Teil auch als eine Begleiterscheinung der großzügig gewährten Kredite - allemal ein denkwürdiger Befund. Seit den 70er Jahren des 15. Jahrhunderts werden nicht nur die Gläubigerlisten immer länger, sondern auch die ins Gerichtsbuch eingetragenen Schuldverzeichnisse immer detaillierter. Rund fünfzig Gläubiger erschienen Anfang November 1480 vor Gericht, um die Güter der Engelhardin, der Frau des Amtmanns Engelhard Tieringer, zu „verbieten“, der wir im letzten Kapitel unter den Schuldnern des Schuhmachers Hans Steinsulz erstmals begegnet sind. 79 Tieringer wohnte an der Weißen Gasse in der St. Albanvorstadt und hatte 1475 ein Vermögen von einhundert Gul- 77 Er muss 1473 sehr alt und schwer krank gewesen sein, denn in den Verrechnungsbüchern wird am 18. Februar 1474 (korrigiert Samstag sant Erasmustag, der aber gehört zum Jahr 1475) vermerkt (StABS ÄNA GA G 2 [1471-1494], fol. 11 v ): Davon aber geben .j. Andres von Waltpachs frowen xvj ß lidlon, daz sy im in sinem todbett gewartet hatt. Konrad Schnitts Auszüge aus verlorenen Quellen. 1284-1541, in: Basler Chroniken, Bd. 7, bearb. von A UGUST B ERNOULLI , Basel 1915, S. 340-356, hier S. 350, berichten über ihn: Werlin Erenman, obrister zunftmeister, was ein dryerher, handlet im ampt nit wol, wardt sinner eren entsetz anno 1455; R UDOLF W ACKERNAGEL , Geschichte der Stadt Basel, 3 Bde., Basel 1907-1924, Bd. 2,2, S. 901: „Mit der Schmach des die Stadt bestehlenden Werner Eremann schließt das Geschlecht der alten Münzmeister seine Laufbahn“. 78 Ich zähle, auf das Jahr 1480 beschränkt, 22 Überschneidungen, darunter sind fast alle Schuldner, die mehrmals vor Gericht gebeten wurden, um ihre Schulden öffentlich zu bekennen: die Böpplinen, der Bader Hans Buchlin, Heinrich Schmitter, der Messerschmied Hans Kruter, der Müller Hans Kunz, der Drucker Johannes Meister sowie Junker Henmann von Ramstein. 15 Schuldner, deren Güter 1480 verboten wurden, sind im Vergichtbuch aber nur einmal aufgeführt. 79 Dass sie die Ehefrau des Amtmanns war, den qua Amt die halbe Stadt kannte, wissen wir allein dank des Vergichtbuchs (StABS ÄNA GA E 6 [1475-1493], fol. 49 v -51 v ). G ERICHTSSCHREIBER , G LÄUBIGER UND INSOLVENTE S CHULDNER 76 den versteuert. 80 Ob seine Frau mit ihm zusammenlebte, wissen wir nicht mit Sicherheit, denn laut Vergichtbuch schuldete sie den Klarissen im Kloster Gnadental (Kirchspiel St. Leonhard) fünf Pfund und acht Schilling „Hauszins“, 81 dazu eine Handschuld von 33 Schillingen. 82 Es sind die Mietzinsen, die irritieren. Sachgüter aus dem Besitz der Engelhardin waren bei Margreth Affenstetterin und Els von Kenzingen hinterlegt, zwei Frauen, die sich in den Basler Steuerbüchern nicht nachweisen lassen. 83 Die Verhältnisse sind allerdings etwas verworren: Denn noch im September desselben Jahres (1480) hatte die Affenstetterin der Engelhardin 24 Pfund und acht Schillinge geschuldet, und nicht die Engelhardin der Affenstetterin. 84 Damals hatten sich die beiden Frauen aber noch gütlich auf eine Rückzahlung in monatlichen Raten von acht Pfund geeinigt. Sonst waren die meisten Gläubiger der Engelhardin, wie wir gesehen haben, jedoch namhafte Basler Kaufleute wie der weit über die Stadt hinaus bekannte Papiermacher Meister Michel Gallician, der Münsterkaplan Johannes Knebel, der Verfasser eines lateinischen Diariums, oder die schwerreichen Kaufleute Heinrich von Brunn und Ludwig Zscheckabürlin. Selbst der damalige Bürgermeister, Ritter Peter Rot, hatte ihr zwei Pfund geliehen, die im Verbotsbuch ausdrücklich als geliehenes Geld ausgewiesen sind. Weitere acht Pfund „geliehenes Geld“ stammten von der Zschackin. 85 Dem Gläubigerverzeichnis lässt sich (ausnahmsweise) in Umrissen entnehmen, wie die Engelhardin ihren Lebensunterhalt bestritt: Der Birsmeister nämlich gab an, ihr 40 Ellen Tuch besorgt zu haben, die Elle für sieben Rappen. Margreth Schlifferin meldete ihre Ansprüche für 52 Lot Baumwollgarn an, das Lot einen Kreuzer, wäh- 80 StABS AHA Steuern B 19 (1475-1481): St. Alban, S. 8. 81 Das heißt, dass ausbleibende Mietbzw. Hauszinse „verboten“ und nicht gefrönt wurden (anders als Grund- und Hypothekarzinsen). 82 StABS ÄNA GA E 6, fol. 51 r . 83 Nach S IMON -M USCHEID , Die Dinge im Schnittpunkt sozialer Beziehungsnetze, S. 94, war Els eine Wäscherin. 1474 wurden ihre Güter auf Veranlassung von Vater und Ehemann erstmals inventarisiert. 84 StABS ÄNA GA E 6 (1475-1493), fol. 48 v (28. August 1480): Jtem die Engelhartin hat der Affenstetterin gůt verbotten hinder Lienhart Munch. StABS ÄNA GA C 12 (1471-1481), S. 406 (September 1480): Jtem do sint Margret Affenstetterin an eim und Engelhart Tieringers efrow am andern teilen, nemlich der xxiiij lib viij ß, so [die] Affenstetterin [der] Engelhartin schuldig ist, durch min hern schultheis betragen, also daz die Affenstetterin iren fier pfunt also bare und dannathin all monat acht pfund / geben/ und von nu v n, suntag, uber fier wochen die ersten acht pfunt geben / sol/ , hat och in deß genanten mins hern schultheis hand gelopt / bij guten truwen an eides stat / , solichem nachzekomen, getrulich und on all geverd. 85 StABS ÄNA GA E 6 (1475-1493), fol. 49 v : Jtem Zschakin daz selb fúr viij lib gelihes geltz. Ebd., fol. 50 r : Jtem her Peter Rot, ritter, burgermeister, der Engelhartin güt fur ij lib gelihes Geld. G ERICHTSSCHREIBER , G LÄUBIGER UND INSOLVENTE S CHULDNER 77 rend der Münsterkaplan geltend machte, ihr 19 Weberblätter besorgt zu haben. 86 Ob die Engelhardin Garn und Tuch selbst verarbeitete oder damit handelte, wissen wir nicht. Die Vielzahl der in ihrem Besitz befindlichen Mäntel und Röcke lässt jedoch vermuten, dass sie beides tat, produzieren und verkaufen. 87 Sie arbeitete auch nicht alleine, sondern hatte ein meitlin, dem sie aber schon seit Längerem keinen Lohn mehr bezahlt hatte. 88 Die Außenstände der Engelhardin beliefen sich auf über einhundert Gulden. Das ist eine Menge Geld für eine Geschäftsperson, die in den Steuerbüchern der Stadt Basel unsichtbar ist beziehungsweise hinter ihrem stadtbekannten Ehemann zurücktritt. Auf der Suche nach dem richtigen Formular Eine ähnliche Entwicklung wie bei den Verboten beobachten wir schließlich bei den Frönungen von Häusern, Gärten, Äckern und anderen unbeweglichen Gütern. Anfänglich setzten die Verbotsbücher Mobilien und Immobilien als Arrestgut noch gleich, und die Einträge beschränken sich auf einige wenige basale Informationen: die namentliche Nennung des Gläubigers, der das Verfahren eingeleitet hatte, und die Beschreibung der Objekte, meist ohne Hausbesitzer oder Hausbewohner beim Namen zu nennen: Jtem hat gefro e net meister Jacob Lampemberg [Gerber] daz huß zem Bapst under den Gerwern. Die ersten xiiij tag quinta ante Jacobi, die andern quinta post Oswaldi, die dritten quinta ante Bartholomei. 89 86 Ebd., fol. 49 v : Jtem Adelheit von Strasburg hat der Engelhartin güt verbotten fur xiij ß. Jtem meister Michel Bappirmacher dazselb fúr xxxv ß. Jtem Adam Kartenmacher dazselb fur j mantel, Arras rok, / j/ tuchli, j hel oder / vj/ lib. Jtem her Hanß Knebel fur xix weberbletter, zwo pfannen und zwo alt teschen. Jtem der birsmeister fur xl eln tüchs, j eln fúr vij rappen, j Arras rok fur xxx ß, [? ]. Jtem Conrat Hubensmid fúr j underbelcz oder xxx ß. [...]. Jtem Margret Schliefferin dazselb fur lij lot bomwolliß garnß, j lot fur j cruczer. Zu Knebel vgl. G UY P. M ARCHAL , Art. ‚Knebel, Johannes‘, in: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, Bd. 4, hrsg. von Kurt Ruh, Berlin u. a. 1983, Sp. 1272-1274; zu Gallician H ANS K ÄLIN , Papier in Basel bis 1500, Basel 1974, S. 155- 168. 87 S IMON -M USCHEID , Die Dinge im Schnittpunkt sozialer Beziehungsnetze, S. 91-97, macht auf die „Kombination gewerblicher Aktivitäten“ aufmerksam, durch die sowohl Zünftige als auch Unzünftige ihren Lebensunterhalt bestritten. Sie spricht in diesem Zusammenhang von Bricolage (Bastelei). 88 StABS ÄNA GA E 6 (1475-1493), fol. 50 r : Jtem Elsin Franken, meitlin, daz selb fur iij lib minus iij ß lidlonß. Im Verrechnungsbuch erscheint das Mädchen aber nicht (StABS ÄNA GA G 2 [1471-1494], fol. 51 v ). 89 StABS ÄNA GA E 3 (1445-1453), fol. 90 r (10. Juli 1449). G ERICHTSSCHREIBER , G LÄUBIGER UND INSOLVENTE S CHULDNER 78 Das Rechtssubjekt ist das Haus; dahinter bleibt der säumige Zinszahler unsichtbar. 90 Bei den wenigen namentlich genannten Hausbesitzern fällt jedoch auf, dass sich in den ersten Dezennien des 15. Jahrhunderts noch viele stadtbekannte Namen unter den Gefrönten befanden, selbst Stadtadlige wie Junker Balthasar Schilling, Ritter Arnold von Ratberg oder eine Frau von Bärenfels, die für die Schulden eines Wernlin zem Wyher in die Pflicht genommen wurde: Jtem hat gefro e net der schaffner ze Clingental der von Berenfels huß, genant zem scho e nen Ort, an dem ort gegen dem brunnen uber, als man jn die Nuwen Vorstatt gan will, umb versessen zinse und umb ein andern houptschuld an wilent jungkherr Wernlins zem Wyher seligen statt. Die ersten xiiij tag quarta post Omnium sanctorum, die andern post Katherine, die dritten quarta videlicet vigilia Nativitatis. 91 Diese Leute waren mit Sicherheit nicht zahlungsunfähig, auch die von Bärenfels nicht. 92 Gründe, weswegen dieser oder jener gefrönt wurde, werden anfänglich jedoch genauso selten genannt wie bei den Verboten, allenfalls werden formelhaft Schulden angedeutet: Jtem, do frönte Conrat Bose von Rûtlingen, der bartscherer, das hus, genant zů der Kůnenhus, gelegen uff Ysengassen, von schulden wegen. Die ersten xiiij tag lune post Purificationis, die andern xiiij tag secunda post Reminiscere, die dritten xiiij tage secunda post Letare. / Dedit totum./ 93 Im Kůnenhaus hatte 1454 der Schuhmacher Ludwig Weber zusammen mit seiner Frau und seiner Mutter gewohnt. 94 Kurz nach der Frönung ersteigerte Konrad Böse 90 Vgl. G ABRIELA S IGNORI , Hausnamen oder die Taxionomie städtischer Grundherrschaft im spätmittelalterlichen Basel, in: Die Stadt und ihre Namen, 2. Teilband, hrsg. von Dieter Kremer und Dietlind Kremer (Onomastica Lipsiensia. Leipziger Untersuchungen zur Namenforschung 9), Leipzig 2013, S. 27-50. 91 StABS ÄNA GA E 3 (1445-1453), fol. 95 r (15. Oktober1449). Das Haus, das in der Vorstadt zum Kreuz lag, gehörte Gredlin von Bärenfels, der Witwe des Lütold von Bärenfels (gest. 1428). 1453/ 54 versteuerte die Witwe stattliche 5.600 Gulden (S CHÖNBERG , Finanzverhältnisse der Stadt Basel, S. 635, Nr. 834). Wer dieser Wernlin zem Wyher war, dessen Schulden Gredlin übernommen hatte, ließ sich nicht in Erfahrung bringen. 92 Einen ebenso fulminanten Abstieg erlebten die Herren von Ramstein, diese jedoch langsam, über zwei Generationen beziehungsweise mehrere Jahrzehnte hinweg. 93 StABS ÄNA GA E 4 (1454-1465), fol. 79 v (20. Februar 1459). 94 S CHÖNBERG , Finanzverhältnisse der Stadt Basel, S. 603, Nr. 84. In demselben Jahr 1454 hatten ihm seine Mutter und seine beiden Schwestern ihre Rechte auf dem Haus verkauft, das mit einem Kredit von 40 Gulden belastet war, vgl. StABS, Historisches Grundbuch, Eisengasse 15/ 17. G ERICHTSSCHREIBER , G LÄUBIGER UND INSOLVENTE S CHULDNER 79 das Haus; Weber war inzwischen nach Waldenburg umgezogen. 95 Aber schon 1461 war er wieder zurück in Basel, beglich seine Schulden bei Böse und verkaufte das Haus für 210 Gulden. 96 „Versessene“ Zinsen ... Um die Mitte des 15. Jahrhunderts werden als Frönungsgrund immer häufiger ausstehende Zinszahlungen („um versessene Zinsen“) ins Feld geführt. Das heißt, immer mehr Leute kamen um die Mitte des 15. Jahrhunderts den Zinsverpflichtungen nicht mehr nach, die auf ihren Häusern lagen. Jtem hat gefro e net Hensli Blarer / jn namen miner herren der reten/ daß huß zem Venix oberhalb an dem hof zem Hut von versessnen zinsen wegen. Die ersten xiiij tag quinta ante Verene, die andern quinta ante Matthei, die dritten quinta ante dedicationis ecclesie. 97 Die Tendenz war steigend, so dass in den Jahren 1475 bis 1480 ganze 85 Prozent aller Frönungen (168 von 198) wegen ausbleibender Zinszahlungen in die Wege geleitet wurden. Das sind bei einer Gesamtbevölkerung von rund 8.000 Einwohnern, Kinder inbegriffen, immens hohe Zahlen. Schaubild 10: Frönungsgründe (1475-1480) Jahr Z* Schulden Zinsen „Missbau“ Zins und Schuld 1475 21 4 17 1 2 1476 31 6 25 8 1 1477 33 1 32 4 2 1478 43 7 36 4 1 1479 28 6 22 4 1 1480 42 6 36 3 1 Total 198 30 168 24 8 *Z = Anzahl der Frönungen. Im Total verrechnet sind nur die beiden ersten Rubriken (Schulden und Zinsen) 95 StABS ÄNA GA B 8 (1458-1463), fol. 31 v . 96 Ebd., fol. 78 v . 97 StABS ÄNA GA E 3 (1445-1453), fol. 112 r (13. August 1450), und StABS ÄNA GA E 4 (1454-1465), fol. 79 r : Jtem, do fro e nte Johannes Schönwetter von sins amptes wegen daz hus zum Kyel, am Kornmergkt gelegen, von versessener zinsen wegen. Dedit totum. G ERICHTSSCHREIBER , G LÄUBIGER UND INSOLVENTE S CHULDNER 80 Ob es sich bei den „versessenen Zinsen“ um Grund- oder Hypothekarzinsen handelt, geben die Einträge gewöhnlich nicht zu erkennen. Erst ab den 1470er Jahren wird das Frönungsformular so präzise, dass wir immer häufiger (wenngleich längst nicht immer) in der Lage sind, die Zinsarten auseinanderzuhalten. Als Anfang März 1472 das Haus der unlängst verstorbenen Agnes, der Witwe des Webers Andres Frien, gefrönt wurde, geschah dies auf Betreiben des Münsterbaus, bei dem Agnes einen bescheidenen Kredit in der Höhe von umgerechnet 13 Pfund aufgenommen hatte. 98 Der Frönungsgrund waren hier also offenstehende Hypothekarzinsen: Bumeister Jtem her / Hannß/ Ottlin, buwmeister uff Burg, hat umm versessen zinß gefrönt Agnes Fryin seligen huß gelegen an den Steinen am obern Birsich zwúschen Hannß Hermanß huß und dem huß zem Griffen, zinset dem buw 13 ß, wider/ koffig/ , und 18 [ß] von eigenschafft den herren zu sant Peter und den Predigern vj pfennig, minen herren, den reten, 8 pfennig. Die ersten, andern und dritt[en]. 99 Weitere Zinsen waren an die Prediger und die Stadt Basel („die Räte“) zu zahlen. Mit 18 Schillingen lasteten die Abgaben an das Petersstift, dem die Eigenschaft gehörte, am schwersten. 100 Anders als bei den Hypothekarzinsen an die Münsterfabrik waren dies (nicht ablösbare) Ewigzinsen. Trotzdem war es nicht das Petersstift, sondern die Domfabrik, die das Verfahren eingeleitet hatte. Bei Magdalena Lurlin waren „versessene“ Grundzinsen, nicht Hypothekarzinsen, die Ursache, weswegen sie am 29. November 1480 vom Propst des Klosters St. Alban gefrönt wurde. 101 Wie bei Agnes Frien und Magdalena Lurlin gingen drei Viertel der Frönungsverfahren „um versessene Zinsen“ (125 von 168) von kirchlichen Einrichtungen aus, die in Basel wie auch anderswo noch im ausgehenden 15. Jahrhundert die wichtigsten Grundherren der Stadt waren. Sie waren es auch, die den kleinen Leuten 98 Zum Münsterbau bzw. -fabrik vgl. E MANUEL L A R OCHE , Bauhütte und Bauverwaltung des Basler Münsters im Mittelalter, in: Beiträge zur vaterländischen Geschichte 12 (1888), S. 77- 112. 99 StABS ÄNA GA E 5 (1465-1475), S. 225 (2. März 1472). 100 Zum Begriff der Eigenschaft vgl. W ILHELM A RNOLD , Zur Geschichte des Eigentums in den deutschen Städten. Mit Urkunden, Basel 1861, S. 8-33. 101 StABS ÄNA GA E 6 (1475-1493), fol. 51 v (29. November 1480). G ERICHTSSCHREIBER , G LÄUBIGER UND INSOLVENTE S CHULDNER 81 beim Hauskauf großzügige Kredite gewährten, selbst wenn die Käufer den Steuerbüchern zufolge mittellos waren: Schaubild 11: Die frönende Kirche (1475-1480) Name der Kirche Z* Name der Kirche Z* St. Alban 29 Augustiner 4 Spital 14 Elendenherberge 4 Klingental 12 St. Jakob 4 St. Johann auf Bur g 9 Domprobstei 3 Prediger 7 Kartäuser 3 St. Leonhard 7 Mariastein 102 3 St. Martin 7 Lützel (Kloster) 2 St. Peter 7 Steinenkloster 2 Dompräsenz 6 Engelporten 1 St. Klara 1 Total 125 *Z = Anzahl der Frönungen Das Netz an grundherrschaftlichen Abhängigkeiten, das sich über den städtischen Raum spann, war sehr dicht, besonders dicht gerade im unteren Segment des Liegenschaftsmarktes, bei Häusern, die weniger als 50 Pfund wert waren. In unmissverständlicher Deutlichkeit legen die Frönungen offen, dass die jährlich zu verrichtenden Grundzinsen zwar meist sehr bescheiden, aber keineswegs harmlos waren. Den Frönungen lässt sich aber auch entnehmen, dass die Gläubiger zum Teil überraschend lange zuwarteten, bis sie den finalen Gerichtsweg einschlugen. 103 Die Basler Verbotsbücher zeigen, dass die Institutionen gehäuft erst reagierten, als sich 102 Die Wallfahrtskapelle Mariastein unterstand den Basler Augustiner(eremiten), vgl. P ETRA Z IM - MER , Basel, in: Die Augustiner-Eremiten, die Augustinerinnen; die Annunziatinnen und die Visitandinnen in der Schweiz, bearb. von Patrick Braun, Basel 2003, S. 43-66, hier S. 48f. Die beiden Klöster Engelporten und Lützel lagen beide im Elsass, vgl. A NDRÉ C HÈVRE , Lucelle. Histoire d’une ancienne abbaye cistercienne, Delémont 1973; zum elsässischen Engelporten vgl. M ÉDARD B ARTH , Dr. Johannes Kreutzer (gest. 1468) und die Wiederherstellung des Dominikanerinnenklosters Engelporten in Gebweiler, in: Archiv für elsässische Kirchengeschichte 8 (1933), S. 181-208. 103 Vgl. H AGEMANN , Basler Rechtsleben im Mittelalter, Bd. 2, S. 121f., sowie G ILOMEN , Die Grundherrschaft des Basler Cluniazenser-Priorates St. Alban im Mittelalter, S. 131f., 171; M ICHAELA VON T SCHARNER -A UE , Die Wirtschaftsführung des Basler Spitals bis zum Jahre 1500: Ein Beitrag zur Geschichte der Löhne und Preise, Basel 1983, S. 77f. G ERICHTSSCHREIBER , G LÄUBIGER UND INSOLVENTE S CHULDNER 82 zu Beginn der 1470er Jahre die Zahlungsrückstände häuften. 104 Im Dezember 1471 wurden in der St. Albanvorstadt zwei Häuser und eine Jucharte Acker mit Reben gefrönt, ohne Besitzer oder Bewohner beim Namen zu nennen. Diese aber hatten - man staune - seit zehn Jahren keine Zinsen mehr bezahlt. Jtem, do hat her Hannß Blattner, conventual, supprior und schaffner der herren zu santt Alban, umm versessen zinß gefrönt und ingericht gezogen zwei huser mit iren hoffstetten und aller zügehórung, gelegen in der statt Basel [in] der vorstatt zú santt Alban zwúschen Conrat Meigern und Ůlrich Sigenant, so dann ein iuchart mit reben, gelegen im Pentaleoner zwúschen Conrat Kno e ringer an einem und Conrat Kuczerner zer andern syten, als sine herren jerlich uff iglichem huß von eigenschafft habent 5 ß, einen ho e wer und ein hůn und ab dem rebaker 5 ß und ein hůn, und sind by 10 jor zinß usstendig etc. Die ersten, andern und die dritten. 105 Acht Jahre waren die Zinsen nicht mehr bezahlt worden, die auf einem Acker in der St. Albanvorstadt lagen; und sieben Jahre waren es bei einer halben Jucharte Reben im Gelhart vor den Toren der Stadt Basel. 106 Als die Stiftsherren von St. Martin im Juni 1476 das Haus des Grempers (Höckers) Magne frönten, war er seinen Zinsverpflichtungen seit fast fünf Jahren nicht mehr nachgekommen. Drei Monate nach der Frönung wurde das Haus zwangsversteigert und fiel in den Besitz der Martinskirche. 107 Drei Jahre lang wartete Meister Hans Hohensteg, ein Scherer, bis er am 13. Oktober 1472 zur Tat schritt und das Haus Mägdeburg frönte. 108 Bei Adam Schmitt heißt es schließlich lapidar, es wären mengen versessnen zinß ußstendig. 109 Schmitt wohnte seit rund 20 Jahren „hinter der Schol“ im Kirchspiel St. Leonhard. 104 Ob sich die Einrichtungen genötigt sahen, mehr Druck auf die säumigen Zinszahler auszuüben, weil auch sie zusehends unter dem Konjunktureinbruch litten, erlauben die Quellen nicht zu beurteilen. 105 StABS ÄNA GA E 5 (1465-1475), S. 220 (7. Dezember 1471). Vgl. ebd., S. 228, 235, 248; StABS ÄNA GA E 6 (1475-1493), fol. 6 v , 7 r , 9 v , 21 v , 29 r , 44 r . Vgl. S TEINBRINK , Ulrich Meltinger. Ein Basler Kaufmann am Ende des 15. Jahrhunderts, S. 43f. 106 StABS ÄNA GA E 6 (1475-1493), fol. 6 v , 48 v . 107 StABS ÄNA GA B 10 (1475-1480), S. 92. 108 StABS ÄNA GA E 5 (1465-1475), S. 235: Jtem, do hat meister Hannß Howensteig umm versessen zinß gefront und in gericht gezogen daz huß Megktburg, gelegen uff sant Peterßberg, gegen dem huß zem Engel uber zwuschen dem huß zem Wind und herren Peterß zem Lufft huse, als er jerlich ij g gelcz daruff hat, widerkoffig mit xl g, und stond im drij jarzinß uß. Die ersten, andern und die dritten. 109 Ebd., S. 252. Auch bei der Frönung des Hauses von Mutin, dem Metzger, wird anfangs April 1480 summarisch auf menger zins verwiesen, die er nicht mehr bezahlt habe (StABS ÄNA GA E 6 [1475-1493], fol. 44 v ). Im Juli desselben Jahres wurde sein Haus zwangsversteigert (StABS ÄNA GA B 10 [1475-1480], S. 509). G ERICHTSSCHREIBER , G LÄUBIGER UND INSOLVENTE S CHULDNER 83 Steuern bezahlte er 1470 keine mehr. Fortschreitendes Alter hatte sein einstiges Vermögen von 200 Gulden über die Jahre hinweg vollständig aufgefressen und ihn am Schluss in die Insolvenz getrieben. 110 Sein hohes Alter schützte ihn aber nicht; Nachsicht ließen die Gläubiger allenfalls gegenüber alleinstehenden Frauen walten. Im Juli 1471 frönte der Präsenzer (der für die Präsenzgelder zuständige Domherr) auf der Burg das Haus zum Leimen beim Eschemerthor, in dem Elsi Küffer und ihre Mutter wohnten. Die beiden Frauen hatten seit dreieinhalb Jahren keinen Zins mehr bezahlt und das Haus überdies verwahrlosen lassen. Formlos versprachen sie vor Gericht, ihren Verpflichtungen demnächst nachzukommen. 111 Ebenso formlos gelobte die Besitzerin des Hauses zum Bäumlein, sy welle die zinß richten, die sie den Predigern schulde. 112 ... und verwahrloste Äcker und Häuser Zu den Frönungen wegen ausbleibender Zinszahlungen gesellen sich im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts schließlich immer mehr Frönungen „um Missbau“. Das heißt, gefrönt wurde immer häufiger wegen ausstehender Zinsen und weil die Besitzer ihre Häuser, Gärten und Äcker verwahrlosen ließen, wie bei Spänlihower, dessen Haus den Klosterfrauen zu Klingental und dessen Garten dem Spital zinspflichtig war. Das Frönungsverfahren hatte jedoch der Schaffner des Klosters Mariastein in die Wege geleitet wegen eines Darlehens: Jtem do hat her Hannß Frij, schaffner zu unser frowen im Stein, umm versessen zins und misbuwe gefro e nt und ingericht gezogen Spenlinhowerß huß, garten und reben, gelegen in der vorstatt Eschemerthor im Trutgeslin zwuschen Hartmann Miltenberg und der frowen zu sant Claren, zinset 1 lib núwer pfennig den frowen zu Clingental, zwo halb iuchart mit reben, gele- 110 Zu Schmitt vgl. S CHÖNBERG , Finanzverhältnisse der Stadt Basel, S. 650, Nr. 1156; K OELNER , Die Zunft zum Schlu e ssel, S. 240. 111 StABS ÄNA GA E 5 (1465-1475), S. 214 (9. Juli 1471): Jtem herr Conrad Schlewitzer, presenczer uff Burg, hat gefrönt umm versessen zinß und misßbuw daz huß, genant Leimen, als daz gelegen ist in der statt Basel inwendig Eschemerthor zwúschen Laurencz Tofferß und der Keppelerin huseren, als sine herren jerlich daruff habent j lib j ß nuwer pfennig / von eigenschafft/ [...], hat Elsin Ku e ffers und ir muter jnn, und sint iiij jor zinß verfallen und uffstendig. Sabbato post Michahelis hat Elsin Ku e fferß ingericht versprochen herrn Conraten umm sin ansprach gnüg ze tund. 112 Ebd., S. 228 (26. Mai 1472): Jtem, do hat her Peter Steinenbrunn [Predigerbruder] umm versessen zinß gefrönt und jngericht gezogen der Zollerin huß von Rynach, genant zem Bo e mlin, gelegen in der statt Basel an der Frijenstra v ß oberhalb dem spital, ist ein orthuß, <so> als man daß geslin ab zü den Barfůssen gät […], als sy ierlichen j g geltes daruff habent und iij zinß usstend. Jtem und hat Jacob Túrmer geseit, daz er der vorgenanten frowen so e liche frönung uff den bestimpten verkunt und sy im geanttwurt habe, sy welle die zinß richten. G ERICHTSSCHREIBER , G LÄUBIGER UND INSOLVENTE S CHULDNER 84 gen vor Eschemertor inwendig dem Keppeli, die ein neben Greten von Bartenhein ze einer und Peter Schuczen zer andern syten, zinset dem spital 2 ½ ß, die ander ligt obwendig dem Lússer neben Clauß Tufel, dem seiler, und Grutschen, zinset 21 d und einen halb hůn oder 6 pfennig dafúr etc. [an die Kartäuser]. 113 Ein halbes Jahr später wurden Spänlihauers Immobilien zwangsversteigert und gingen in den Besitz des Klosters über, das ihn gefrönt hatte. 114 Zwangsversteigert wurden auch die Häuser des Schmieds Gilg Mast, des Schuhmachers Ludmann Landös und des Metzgers Mutin. 115 Mutin war kurz zuvor gestorben, Gilg Mast hingegen hatte (wie die Engelhardin) wegen seiner Schulden das Weite gesucht. Viele verwahrloste Häuser und Äcker befanden sich in den Vorstädten, und wie Spänlihauer verfügten ihre Besitzer über keinerlei oder nur über geringfügige Rücklagen von einigen wenigen Pfund bis maximal einhundert Gulden. Trotzdem bewegen wir uns mit Landös, Mast, Mutin, Schmitt und Spänlihauer nicht am Rand der Stadtgesellschaft, sondern in ihrer prekären Mitte. Ausblick Aus der Perspektive der Frönungen und Verbote betrachtet, scheint die Stadt Basel in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts einen bemerkenswerten Wandel durchlebt zu haben. Von einem Gemeinwesen, das auch auf der Ebene der Kreditvergabe weitgehend durch Gruppenzugehörigkeiten (Verwandtschaft, Nachbarschaft und Zunftzugehörigkeit) zusammengehalten wurde, entwickelte sich die Stadt schrittweise zu einem Sozialgebilde, in dem sich die Distanz zwischen den vielen kleinen Leuten und den Reichen und Mächtigen zusehends vergrößerte. Interessanterweise nahmen die vertikalen Interaktionen deswegen aber nicht ab, sondern zu. Es ist ins- 113 StABS ÄNA GA E 6 (1475-1493), fol. 7 r (7. Dezember 1475). 114 StABS ÄNA GA B 10 (1475-1480), S. 71 (11. Mai 1476): Jtem do hat her Hannß Frij, procurator und schaffner zü unser lieben frowen im Stein umm versessen zinß und misbuwe dem dritten und letsten gericht kofft Spenlinhowerß huß und garten aneinander gelegen in der statt Basel und der vorstatt ze Eschemertor in Benczengassen, genannt daz Trutgeßlin, stost an Har[t]mann Miltenbergs huß ze einer und der frowen zu sannt Cloren huß zer andern syten, zinset den frowen zu Clingental j lib nuwer pfennig. So dann hat er och damit kofft zwo halb iucharten mit reben, gelegen vor Eschemerthor inwendig dem Keppelin, nemlich die ein neben Greten von Bartenhein ze einer und Peter Schútzen zer anndern syten, zinset dem spital iij ß, die ander lyt obwendig dem Lusser neben Clauß Tufel, dem seiler, und Hermann Grutschen, zinset xxj d und ein halb hůn oder vj d dafúr etc., als er uff den erstbestimpten huseren und akern hat iij g gelcz nach lut sinß hoptbrieffs. Derselbe Text folgt ein zweites Mal, dieses Mal aber ohne den Hauptbrief zu erwähnen (ebd., S. 72): zinset xxj d und ein halb hůn oder vj d dafúr den Carthusern in minder Basel. 115 StABS ÄNA GA B 10 (1475-1480), S. 92, 106, 229, 509. G ERICHTSSCHREIBER , G LÄUBIGER UND INSOLVENTE S CHULDNER 85 gesamt schon bemerkenswert, wie sich die Verbotsbücher in den letzten Dezennien des 15. Jahrhunderts immer ausschließlicher mit prekären Gestalten füllten, die in die Schuldenfalle geraten waren, weil das Soll das Haben überstieg oder weil sie in fortgeschrittenen Jahren nicht mehr in der Lage waren, ihren vielfältigen Zinsverpflichtungen nachzukommen. Ob es sich dabei um ein strukturelles oder um ein konjunkturelles Phänomen handelt, ist schwer zu entscheiden, weil es kein verlässliches Instrument gibt, im späten Mittelalter Konjunkturschwankungen zu messen. Mit Wilhelm Abels Getreidepreisen kommen wir, wie gesagt, auf jeden Fall nicht weiter. Dennoch ist augenfällig, dass sich die wirtschaftlichen Verhältnisse seit der Mitte des 15. Jahrhunderts (wie es scheint in ganz Europa) verschlechterten. 116 Nur weshalb, wenn die Getreidepreise keine Rolle spielten? Michaela von Tscharner-Aue meint, in Basel sei die 1475 (im Kontext der Burgunderkriege) in Kraft getretene höhere Besteuerung speziell der kleinen Leute für die wirtschaftlichen Probleme ebendieser Leute verantwortlich. 117 Ein interessanter Gedanke! Der Konjunktureinbruch setzt aber schon Jahre zuvor ein, und er war nicht auf Basel beschränkt. Etwas einfacher präsentiert sich die Sachlage bei den Liegenschaften. Hier nämlich war das Problem zumindest partiell hausgemacht. In die Insolvenz getrieben wurden fast ausschließlich Besitzer von Häusern, auf denen neben den Grundzinsen mehrere Hypotheken lasteten. Das wohl augenfälligste Zeichen der dramatischen Veränderungen auf dem Liegenschaftsmarkt waren die verwahrlosten Häuser, Äcker, Reben und Gärten, die das Stadtbild im wörtlichen genauso wie im übertragenen Sinn zusehends veränderten. Missbau und ausbleibende Zinszahlung waren aber keine unmittelbaren Folgen dieser wirtschaftlichen Verschlechterung, das wäre ein Zirkelschluss, sondern allenfalls eine mittelbare Folge. Sie waren vielmehr die logische Konsequenz allzu großzügig gewährter Hypothekarkredite. In ihrer Häufung trieben sie die Hauspreise in den Keller und lockten Käufer an, die, weil sie keine Rücklagen besaßen, längerfristig in Schwierigkeiten gerieten, ihren Zinsverpflichtungen nachzukommen. Die Unterscheidung zwischen mittelbaren und unmittelbaren Ursachen mag auf Anhieb zwar etwas spitzfindig klingen, sie ist aber nötig, um zu verstehen, dass a) die kleinen 116 G ODDARD , Surviving recession, S. 69-87. 117 T SCHARNER -A UE , Die Wirtschaftsführung des Basler Spitals bis zum Jahre 1500, S. 77f. Der Vorspann zu der Margzahlsteuer von 1475 lautet: Jtem daz ein yeglich person jn der statt Basel, der eigen gůt hatt und die der statt zuversprechen stat, alles sin gůt, ligends und varends, nutzit hindan gesetzt, by geschwornem eyde soll wirdigen und angeben, wie lieb jm das ist und das die nechsten sechs jare nacheinander volgende und kunfftig getru e wlich versturen, nemlich von dem ersten hundert j gulden und dannenthin von jedem hundert so er hat v ß. Welicher aber hundert gulden wert guts hatt oder daru e ber, der sol von dem hundert j gulden und was darunder ist nach margzal geben, als sich dem gulden nach gebirt. Jtem die nu e t hand zuvermargzalen, es syent taůwirer oder ander derglich hir sesshafftig fro e wen oder mann, sollen geben v ß. Jtem die armen lut als bettler sollen bliben by den iiij ß zem jar ze geben, nemlich all fronvasten j ß. G ERICHTSSCHREIBER , G LÄUBIGER UND INSOLVENTE S CHULDNER 86 Leute nicht machtlos unsichtbaren Wirtschaftskräften oder b) ‚geldgierigen Kapitalisten‘ ausgeliefert waren, sondern dass sie die bösen Geister, die ihnen zum Verhängnis wurden, selbst heraufbeschworen hatten. Und wie steht es mit den ‚Kapitalisten‘, deren Geburtsstunde im späten 15. Jahrhundert angesiedelt wird (als Motor der ‚finanziellen Revolution‘)? Für die Reichen und Mächtigen der Stadt waren die hoch belasteten Liegenschaften als Anlageobjekte unattraktiv. 118 Wer sein Geld gewinnbringend anlegen wollte, kaufte bei der Stadt eine Rente (sie wurde im späten 15. Jahrhundert wie der Hypothekarkredit mit fünf Prozent verzinst). 119 Das war ein völlig risikoloses Anlagemodell in einer prosperierenden Handels- und Gewerbestadt wie Basel. Das hatte auch die Kirche erkannt, die ihrerseits zusehends dazu überging, ihr neues Geld in Stadtrenten anzulegen. Das änderte aber nichts daran, dass sich die ‚faulen Kredite‘ in ihren Händen häuften und dass die überragende Mehrzahl der Frönungsverfahren - 125 von 168 in einem Zeitraum von nur fünf Jahren - von der Kirche in die Wege geleitet wurde. Das sollte uns mit Blick auf die sozialen Implikationen der Reformation zu denken geben. 120 Über die spätmittelalterliche Hauswirtschaft, hier buchstäblich als Wirtschaften mit Häusern verstanden, ist trotz ihrer basalen Bedeutung bis heute aber nur sehr wenig bekannt. Mit dieser Wirtschaftsform möchte ich mich im nächsten Kapitel etwas eingehender befassen, bevor ich mich im letzten Kapitel mit einer kleinen Gruppe von Kaufleuten auseinandersetze, die von Geldgeschäften lebten. Meinen bisherigen Ausführungen entsprechend liegt der zeitliche Fokus meiner Ausführungen zur ‚Hauswirtschaft‘ dabei abermals auf den 70er Jahren des 15. Jahrhunderts. 118 G ABRIELA S IGNORI , Hauswirtschaft und Hofherrschaft im spätmittelalterlichen Straßburg (13. und 14. Jahrhundert), in: Zeitschrift für Historische Forschung 38 (2011), S. 1-23. 119 H ANS -J ÖRG G ILOMEN , La prise de décision en matière d’emprunts dans les villes suisses au 15 e siècle, in: Urban Public Debts. Urban Government and the Market for Annuities in Western Europe (14 th -18 th centuries), hrsg. von Marc Boone, Karel Davids und Paul Janssens, Turnhout 2003, S. 127-148. 120 H EINZ S CHILLING , Die Stadt in der Frühen Neuzeit, München 1993, S. 94-98. ‚Hauswirtschaft‘ Über den Stellenwert des Hauses in Wirtschaft und Gesellschaft des späten Mittelalters ist in den letzten hundert Jahren sehr viel spekuliert, insgesamt aber erstaunlich wenig systematisch geforscht worden. 1 Die ältere Rechtsgeschichte interessierte sich im Vorfeld des BGB für die vormodernen Spielarten des Eigentumsbegriffs, 2 während sich die Verfassungsgeschichte unter anderem mit der Frage befasste, welche Bedeutung dem Hausbesitz für die Erlangung des Bürgerrechts zukam, 3 oder die ältere Sozialgeschichte ihre Aufmerksamkeit auf die Immobilie als professionelles Anlageobjekt fokussierte. 4 Der Komplexität des Hauses, in dem Gesellschaft, Recht, 1 Zumindest in Deutschland nicht. Anders verhält es sich in England und Frankreich, vgl. unter anderem die vorzügliche Monographie von D EREK K EENE , Survey of Medieval Winchester, 2 Bde., Oxford 1985, sowie die beiden bahnbrechenden Sammelbände: D’une ville à l’autre. Structures matérielles et organisation de l’espace dans les villes européennes (XIII e -XVI e siècle), hrsg. von J EAN -C LAUDE M AIRE V IGUEUR , Rom 1989; Le sol et l’immeuble. Les formes dissociées de propriété immobilière dans les villes de France et d’Italie (XII e -XIX e siècle), hrsg. von O LIVIER F ARON und É TIENNE H UBERT , Rom 1995. Der von A LFRED H AVERKAMP herausgegebene Sammelband ‚Haus und Familie in der spätmittelalterlichen Stadt‘ (Köln-Wien 1984), geht nicht auf die materiellen Dimensionen des Hauses ein, sondern primär auf die Hausgemeinschaft. 2 W OLFGANG D ANNHORN , Römische Emphyteuse und deutsche Erbleihe. Ein Beitrag zur Entstehung der Wissenschaft vom deutschen Privatrecht, Köln-Weimar-Wien 2003. 3 Zum Themenfeld vgl. E BERHARD I SENMANN , Bürgerrecht und Bürgeraufnahme in der spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Stadt, in: Neubürger im späten Mittelalter. Migration und Austausch in der Städtelandschaft des alten Reiches (1250-1550), hrsg. von Rainer Christoph Schwinges, Berlin 2002, S. 203-249. 4 Vgl. A HASVER VON B RANDT , Der Lübecker Rentenmarkt von 1320-1350, Düsseldorf 1935; R OLF S PRANDEL , Der städtische Rentenmarkt in Nordwestdeutschland im Spätmittelalter, in: Öffentliche Finanzen und privates Kapital im späten Mittelalter und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, hrsg. von Hermann Kellenbenz, Stuttgart 1971, S. 14-23; H ANS P ETER B AUM und R OLF S PRANDEL , Zur Wirtschaftsentwicklung im spätmittelalterlichen Hamburg, in: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 59 (1972), S. 473-488; H ELGA H ABERLAND , Der Lübecker Renten- und Immobilienmarkt in der Zeit von 1285-1315, Lübeck 1974; J ÜRGEN E LLERMEYER , Stade 1300-1399. Liegenschaften und Renten in Stadt und Land. Untersuchungen zur Wirtschafts- und Sozialstruktur einer Hansischen Landstadt im Spätmittelalter, Stade 1975. — Eher selten lenkte die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte den Blick hingegen auf ausgewählte städtische Grundherrschaften. Vgl. etwa G ILOMEN , Die Grundherrschaft des Basler Cluniazenser-Priorates St. Alban im Mittelalter; N IKOLAS J ASPERT , Stift und Stadt. Das Heiliggrabpriorat von Santa Anna und das Regularkanonikerstift Santa Eulàlia del Camp im mittelalterlichen Barcelona (1145-1423), Berlin 1996, S. 302-330; M ONIKA F EHSE , Dortmund um 1400: Hausbesitz, Wohnverhältnisse und Arbeitsstätten in der spätmittelalterlichen Stadt, Bielefeld 2005; W IRTZ , Vertrauen und Kredit in der frühneuzeitlichen Stadt. ‚H AUSWIRTSCHAFT ‘ 88 Politik und Ökonomie zu einem verschmelzen, wird jedoch keiner der genannten Ansätze gerecht. Denn sie behandeln - berechtigterweise - ausnahmslos Teilaspekte, verlieren deswegen das soziale Ganze des Hauses aus dem Blick, in dem heute wie damals Materialität und Idealität zusammenfließen. 5 Die Basisdaten Die Grundlage meiner Ausführungen bilden rund 260 Kaufverträge, die in den Jahren zwischen 1475 und 1480 vor dem Basler Schöffengericht aufgesetzt und in den entsprechenden Gerichtsbüchern, den so genannten ‚Fertigungsbüchern‘, festgehalten wurden. 6 Ins Auge sticht zunächst die außerordentliche Dynamik, die den spätmittelalterlichen Liegenschaftsmarkt auszeichnet, das heißt die enorm hohe Fluktuation, mit der im ausgehenden 15. Jahrhundert die Liegenschaften die Hände beziehungsweise den Besitzer wechselten. 7 Im Durchschnitt waren es rund 40 Häuser pro Jahr. Ab 1479 verdoppelte sich die Zahl auf 80, was bei einer Gesamtzahl 5 Mit diesem sozialen Ganzen ist aber nicht Otto Brunners „ganzes Haus“ gemeint, das an den spätmittelalterlichen Verhältnissen vorbeizielt, vgl. die kritische Würdigung von C LAUDIA O PITZ , Neue Wege der Sozialgeschichte? Ein kritischer Blick auf Otto Brunners Konzept des ‚ganzen Hauses‘, in: Geschichte und Gesellschaft 20 (1994), S. 88-98, und V ALENTIN G ROEBNER , Außer Haus. Otto Brunner und die „alteuropäische Ökonomik“, in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 46 (1995), S. 69-80. 6 H AGEMANN , Basler Rechtsleben im Mittelalter, Bd. 2, S. 34-48, 304-322. Dass in Basel Häuser häufig auch ohne gerichtliche Fertigung den Besitzer wechselten, zeigt ein Kundschaftsprotokoll aus dem Jahr 1478, in dem die Geschichte eines Hauses bzw. seiner zahlreichen Eigentümer bis zum „alten Rheinfelderkrieg“ (1448) rekonstruiert wird. Bemerkenswerterweise war der letzte Käufer zugleich der einzige, der den Kauf vor und nicht „hinder dem Gericht“ abgewickelt hatte (StABS ÄNA GA D 11 [1475-1480], fol. 80 r ). 7 Einzelne Objekte wechselten ihren Besitzer sogar in einem Abstand von nur wenigen Monaten. Ein Jahr war es bei dem Haus, genannt Bell Hinden (120 Gulden), beim Haus zum Bild (410 Gulden) und beim Wirtshaus zum großen Holder (242 bzw. 226 Gulden), zwei Jahre waren es bei den Häusern Butenheim (170 Gulden), Helfenstein (160 bzw. 223 Gulden) und Roggenbach (80 Gulden) und drei Jahre beim Haus zum Einhorn (180 bzw. 200 Gulden) und der Oberburg (40 bzw. 26 Pfund). Zum häufigen Wohnortwechsel vgl. J OSEF G ISLER , Vermögensverteilung, Gewerbetopographie und städtische Binnenwanderung im spätmittelalterlichen Zürich, 1401-1425, in: Zürcher Taschenbuch auf das Jahr 1994, Zürich 1993, S. 29-59; W ILLI S CHOCH , Die Bevölkerung der Stadt St. Gallen im Jahre 1411. Eine sozialgeschichtliche und sozialtopographische Untersuchung, Diss. Zürich 1995, St. Gallen 1997; G ABRIELA S IGNORI , Geschichte/ n einer Straße. Gedanken zur lebenszyklischen Dynamik und schichtenspezifischen Pluralität städtischer Haushalts- und Familienformen, in: Die Aktualität des Mittelalters, hrsg. von Hans-Werner Goetz, Bochum 2000, S. 191-230. ‚H AUSWIRTSCHAFT ‘ 89 von circa 2.000 Häusern beachtlichen vier Prozent aller Liegenschaften entspricht, 8 ein Hundertfaches der aktuellen Prozentzahlen! 9 Zumindest partiell erklärt sich die vergleichsweise hohe Fluktuation aus der ebenso hohen Zuwanderungsrate, mit der die spätmittelalterliche Stadt ihr demographisches Ungleichgewicht ausbalancierte. 10 Dementsprechend zahlreich finden sich unter den Hauskäufern nicht nur Bürger, sondern auch Einwohner und Hintersassen, 11 die sich erst vor Kurzem in Basel niedergelassen hatten. 12 Die Hauskäufer im Profil Die meisten Liegenschaften (75 Prozent) - Häuser genauso wie Gärten, Rebäcker, Wiesen oder bloßes Gelände - wurden von Ehepaaren gekauft. Das war schon dem Basler Rechtshistoriker Wilhelm Christoph Friedrich Arnold (1826-1886) in seinem Pionierwerk zur ‚Geschichte des Eigentums‘ aufgefallen. 13 Aus sozial- und 8 G USTAV S CHÖNBERG , Basels Bevölkerungszahl im 15. Jahrhundert, in: Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik N. F. 6 (1883), S. 344-380; A MMANN , Die Bevölkerung von Stadt und Landschaft Basel, S. 30, zählt 5.250 Kopfsteuerzahler (Personen, die über 14 Jahre alt waren). 9 Im Vergleich zu den Daten des Immobilienmarktberichtes 2011. Gutachterausschuss für Grundstückswerte für den Bereich der Stadt Konstanz, Konstanz 2012, S. 8. In Konstanz wurden 2010 und 2011 jährlich 85 Häuser verkauft, auf rund 80.000 Einwohner. 10 B RUNO K OCH , Neubürger in Zürich. Migration und Integration im Spätmittelalter, Weimar 2002; H ANS -J ÖRG G ILOMEN , Demographie und Mobilität. Fragen nach den Grenzen der Bindung von Familienidentität an den Wohnsitz in der spätmittelalterlichen Stadt, in: Häuser - Namen - Identitäten. Beiträge zur spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Stadtgeschichte, hrsg. von Karin Czaja und Gabriela Signori, Konstanz 2009, S. 11-28. 11 Der Begriff Hintersasse wird in den Fertigungen allgemein für ortsfremde bzw. zugezogene Personen ohne Bürgerrecht benutzt. Die Zahl der Hintersassen, die im Untersuchungszeitraum Liegenschaften erwarben, vervielfacht sich ab 1479. Der Anstieg korreliert jedoch nicht mit der Zahl der Neubürger, die im gleichen Zeitraum drastisch sinkt, vgl. R OLF E. P ORTMANN , Basler Einbürgerungspolitik, 1358-1798, mit einer Berufs- und Herkunftsstatistik des Mittelalters, Basel 1979, S. 98. Die meisten Hintersassen mit Liegenschaftsbesitz kamen aus anderen Städten (Innsbruck, Pfullendorf, Reutlingen, Rothenburg, Sulz, Thann und Weißenburg). 12 Der Nexus zwischen Immobilienbesitz und Bürgerrecht hatte sich im Verlauf des 15. Jahrhunderts vielerorts gelockert (vgl. I SENMANN s Überblick in Anm. 3), sodass das eine nicht mehr automatisch zum anderen führt et vice versa. In Basel verbot der Rat im Mai 1526 fremden und uslendigen Leuten, Häuser in der Stadt zu erwerben, ehe sie nicht Bürger von Basel geworden seien. Begründet wird der Schritt damit, dass die Fremden die Häuser zum Nachteil der Stadt in mißbau hielten (Rechtsquellen von Basel, Nr. 246, S. 256f.). 13 A RNOLD , Zur Geschichte des Eigentums in den deutschen Städten, S. 165-168. Vgl. H ER - MANN N OLTE s diesbzüglichen Eintrag in der Neuen Deutschen Biographie, Bd. 1, Berlin 1953, S. 388. ‚H AUSWIRTSCHAFT ‘ 90 geschlechtergeschichtlicher Perspektive ist der Befund, wie mir scheint, bislang aber noch nicht hinreichend gewürdigt worden. Hier hat die Trennung zwischen Frauen- und Geschlechtergeschichte (die sich meist mit Frauen befasst) und Sozialgeschichte (die gewöhnlich auf Männer fokussiert) den Blick darauf verstellt, dass in so zentralen privatwirtschaftlichen Belangen wie dem Haus- oder Rentenerwerb Mann und Frau häufig als Ehegemeinschaft agierten. 14 Was gemeinsam erworben worden war, durfte später auch nicht ohne die Zustimmung des anderen veräußert werden. 15 Soweit es sich erkennen lässt, waren es eher jüngere Ehepaare aus mittelständischen Kreisen, die sich mit dem Erwerb einer Liegenschaft nicht nur eigenen Wohn- und Lebensraum schufen, sondern als Anlageobjekt auch das materielle Fundament, auf das sie im Alter zurückgreifen konnten. 16 Reichte das Geld nicht aus, um das gewünschte Objekt zu bezahlen, griffen den jungen Paaren gelegentlich Eltern oder Geschwister unter die Arme. 17 In mittelständischen Kreisen war Neolokalität (das heißt, die Gründung eines eigenen Hausstandes) das erstrebenswerte Ideal. 18 Dass Eltern für die Häuser ihrer Kinder ganz aufkamen blieb aber die Ausnahme. 19 14 So etwa bei den Stadtrenten (um 1500), vgl. G ABRIELA S IGNORI , Altersvorsorge im Spannungsfeld von Recht und Pflicht (Basel, zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts), in: Akten des 36. Rechtshistorikertages, hrsg. von Rolf Lieberwirth und Heiner Lück, Baden-Baden 2008, S. 327-345. 15 Vgl. G ABRIELA S IGNORI , Von der Paradiesehe zur Gütergemeinschaft. Die Ehe in der mittelalterlichen Lebens- und Vorstellungswelt, Frankfurt am Main u. a. 2011, S. 57-123. 16 G ABRIELA S IGNORI , Alter und Armut im späten Mittelalter. Überlegungen zu den lebenszyklischen Dimensionen von sozialem Abstieg und den formellen und informellen „Strategien“ der Überwindung, in: Armut im Mittelalter, hrsg. von Otto Gerhard Oexle, Ostfildern 2004, S. 213-257. 17 Für astronomische 625 Gulden kauften sich der Bäcker Simon Summer und seine Frau Klara am 8. August 1476 das Lämmlis Haus in der Nähe der Martinskirche, einen stattlichen Steinbau, der von ähnlich repräsentativen Objekten flankiert war (StABS ÄNA GA B 10 [1475-1480], S. 87). Belastet war das Haus mit einer alten Hypothek von 80 Gulden, was den effektiven Kaufpreis auf 545 Gulden reduzierte. Laut Steuerbuch besaß das Ehepaar damals aber nur 200 Gulden (StABS AHA Steuern B 18 [1475-1481]: St. Martin, S. 10). Es war also nicht in der Lage, das Haus zu bezahlen. Knapp einen Monat später erschienen die Summers erneut vor Gericht, dieses Mal aber in Begleitung von Klaras Eltern, dem Gewandmann Bernhard Ro e wlin und dessen Frau Elsin, die in der Nähe des Lämmlis Haus wohnten und 1475 300 Gulden versteuert hatten (ebd., S. 2). Gemeinsam nahmen die beiden Ehepaare am 4. September 1475 beim ursprünglichen Verkäufer der Liegenschaft einen Kredit in der Höhe von 420 Gulden auf, den sie künftig mit 21 Gulden jährlich zu verzinsen hatten. Summer machte 1496 als Ratsherr Karriere (A LBERT B RUCKNER , Die Zunft zu Brotbecken in Basel, Basel 1956, S. 133). 18 Anders als beim Stadtadel und den führenden Basler Kaufmannsfamilien, deren Söhne meist im Haus der Eltern wohnen blieben. Zur mittelständischen Neolokalität vgl. den nach wie vor grundlegenden Aufsatz von D IANE O WEN H UGHES , Domestic ideals and social behavior: Evidence from medieval Genoa, in: The Family in History, hrsg. von Charles E. Rosenberg, Phi- ‚H AUSWIRTSCHAFT ‘ 91 Rechtlich waren die gemeinsam erworbenen Liegenschaften den Erben „verfangen“ und folgten in Basel und anderen süddeutschen Städten dem so genannten Drittelsrecht. 20 Das heißt, der Mann erhielt beim Erbfall zwei Drittel, die Frau ein Drittel der gemeinsam erworbenen Mobilien und Immobilien zugesprochen. Eine frühzeitige Erbteilung, die dem Superstes (demjenigen, der den anderen überlebt) zum Schaden gereichen konnte, ließ sich vermeiden, wenn sich die Ehepaare zu Lebzeiten die Häuser gegenseitig zum Nießbrauch vermachten („widmeten“ lautet der Terminus technicus). Voraussetzung hierfür war allerdings Kinderlosigkeit oder die Zustimmung der Eltern, sollten diese noch am Leben sein. Von diesem Recht machten die betroffenen Ehepaare, wie ich an anderer Stelle ausgeführt habe, regen Gebrauch. 21 Ehepaare waren es auch, aber vorwiegend ältere, die zur privaten Altersvorsorge ihr Vermögen in Darlehensform zumeist in denselben Liegenschaften anlegten, die sie zuvor verkauft hatten. 22 Von den Zinsen ließ sich bei einer Darlehenssumme von durchschnittlich hundert Gulden beziehungsweise einem Jahreszins von fünf Gulden gut leben (der Zinssatz blieb im ausgehenden 15. Jahrhundert konstant bei fünf Prozent). Begehrt war das Haus also nicht nur als Wohn- und Lebensraum für Ehepaare, die frisch zugezogen waren oder sich von ihren Eltern emanzipiert hatten; begehrt war das Haus auch als Anlageobjekt zur privaten Altersvorsorge. 23 In diesem Sinn ist der Begriff ‚Hauswirtschaft‘ schließlich sehr wörtlich als eine im Lebenszyklus verankerte Wirtschaftsform zu begreifen, die sich, wenngleich nicht ausschließlich, so doch in erheblichem Umfang auf das vielgestaltige Wirtschaften mit Häuladelphia 1975, S. 115-143; H ABERLAND , Der Lübecker Renten- und Immobilienmarkt in der Zeit von 1285-1315, S. 95-97; E LLERMEYER , Stade 1300-1399, S. 69. 19 Einzig der Basler Gerichtsschreiber Heinrich Hug von Calw (1469-1486) kaufte am 9. November 1475 für seinen frisch vermählten Sohn Alexander für den Preis von 250 Gulden das Haus Waldbach am Petersberg, freies, lediges Eigen (StABS ÄNA GA B 10 [1475-1480], S. 36). Kurz zuvor hatte Alexander noch im Haus seines Vaters gewohnt und kein eigenes Vermögen versteuert (StABS AHA Steuern B 18 [1475-1481]: St. Martin, S. 5: 350 Gulden). Zu Alexander vgl. K URT H ANNEMANN , Vorläufiges zu Alexander Hugens Alt-Pforzheimer Kanzleibuch von 1528, in: Pforzheimer Geschichtsblätter 1 (1961), S. 29-64; S TEINBRINK , Ulrich Meltinger. Ein Basler Kaufmann am Ende des 15. Jahrhunderts, S. 176-179. 20 G ERHARD K ÖBLER , Das Familienrecht in der spätmittelalterlichen Stadt, in: Haus und Familie in der spätmittelalterlichen Stadt, S. 136-160. 21 S IGNORI , Vorsorgen - Vererben - Erinnern, S. 63-143. 22 StABS ÄNA GA B 10 (1475-1480), S. 74, 97, 124, 126f., 157, 159, 161, 174, 179, 246, 270, 314, 331, 368, 419f., 434, 457f., 493, 505, 513, 515, als Anlageobjekt für Waisenbzw. Halbwaisenkinder ebd., S. 56, 316, 385, 391, 445, 512. 23 Professionell handelte hingegen kaum ein Kaufmann mit Liegenschaften, mit einer einzigen Ausnahme, Junker Dietrich Murer (ebd., S. 41, 46f., 70, 156, 173, 272, 349, 357, 404, 449f., 454), vgl. K OELNER , Die Zunft zum Schlu e ssel, S. 42-47. ‚H AUSWIRTSCHAFT ‘ 92 sern stützte. Eine ‚Ökonomie ohne Haus‘, um auf den griffigen Titel von Valentin Groebners Doktorarbeit zu rekurrieren, gab es in der spätmittelalterlichen Stadt eigentlich nicht. 24 Denn auch Mieter und Untermieter waren Teil dieser umfassenden Hauswirtschaft. Zugleich erschwert es die lebenszyklische Verankerung der städtischen Hauswirtschaft, den Handel mit Liegenschaften im modernen Sinn als Markt zu begreifen. Denn dieser Markt folgte nicht dem preisregulierenden Wechselspiel von Angebot und Nachfrage, sondern eben primär dem Lebenszyklus. Überdies blieb der Hauspreis über die Jahre hinweg bemerkenswert konstant, ein weiteres Indiz dafür, dass sich Häuser insgesamt wenig zum Spekulieren eigneten. Diesen materiellen genauso wie immateriellen Dimensionen der Hauswirtschaft möchte ich im Folgenden detaillierter nachgehen, weil sie im Spätmittelalter einen Stützpfeiler des städtischen Wirtschaftsgefüges darstellte. Zunächst werde ich anhand ausgewählter Beispiele die komplexen rechtlichen Rahmenbedingungen vorstellen, in die sich im ausgehenden 15. Jahrhundert der Handel mit Liegenschaften einschrieb. Das ist nötig, weil es grundsätzlich andere Rahmenbedingungen waren als heute. 25 Im zweiten Teil meiner Ausführungen werde ich ausführlicher auf die unterschiedlichen Bezahlungsmodalitäten und mithin das unterschiedliche Käuferprofil eingehen und abschließend die Aufmerksamkeit speziell auf die riskanten Finanzierungsmodelle lenken, die uns schließlich zu den Käufern zurückführen, denen es nicht gelang, ihren Zahlungsverpflichtungen fristgemäß nachzukommen. 24 Selbst Mieter und Untermieter sind konstitutive Bestandteile dieser Hauswirtschaft, unter anderem, weil die einen für die anderen hafteten, vgl. Rechtsquellen von Basel, Nr. 148, Art. 65, S. 169f.; S TEINBRINK , Ulrich Meltinger. Ein Basler Kaufmann am Ende des 15. Jahrhunderts, S. 44. Mietverträge wurden aber nicht vor das Schöffengericht getragen, weswegen sich dieses Segment der ‚Hauswirtschaft‘ in den Städten des Südwestens dem wissenschaftlichen Zugriff weitgehend entzieht. Zu den rechtlichen Dimensionen der Miete vgl. P AUL S CHULIN , Zur Geschichte der mittelalterlichen Miete in west- und süddeutschen Städten, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte. Germanistische Abteilung 41 (1920), S. 127-209; zu den sozialgeschichtlichen Dimensionen vgl. S IMONE R OUX , Le coût du logement ordinaire à Paris au XV e siècle, in: D’une ville à l’autre, S. 243-263, sowie etwas impressionistisch G ROEBNER , Ökonomie ohne Haus, S. 224-228. 25 In der Wachstumsphase (13. und 14. Jahrhundert) hatten die städtischen Grundherrschaften mit der Vergabe von Erbleihen operiert; im 15. Jahrhundert sind hingegen kaum mehr Erbleihen bezeugt. Zum 13. und 14. Jahrhundert vgl. J OSEPH G OBBERS , Die Erbleihe und ihr Verhältnis zum Rentenkauf im mittelalterlichen Köln des 12.-14. Jahrhunderts, Weimar 1883; O TTO J AEGER , Die Rechtsverhältnisse des Grundbesitzes in der Stadt Straßburg während des Mittelalters, Straßburg 1888; E RNST F REIHERR VON S CHWIND , Zur Entstehungsgeschichte der freien Erbleihen in den Rheingegenden und den Gebieten der nördlichen Colonisation des Mittelalters. Eine rechtsgeschichtliche Studie, Breslau 1891; S IEGFRIED R IETSCHEL , Die Entstehung der freien Erbleihe, Weimar 1901; K ARL B EER , Beiträge zur Geschichte der Erbleihe in elsässischen Städten. Mit einem Urkundenanhang, Frankfurt am Main 1933; K ARL F ISCHER , Die Erbleihe im Köln des 12. bis 14. Jahrhunderts, Düsseldorf 1939. ‚H AUSWIRTSCHAFT ‘ 93 Grundherrschaftlich belastetes Eigen ... Die überragende Mehrzahl (85 Prozent) der 260 Häuser, die in den Jahren zwischen 1475 und 1480 ihren Besitzer wechselten, waren „von Eigenschaft wegen“ mit grundherrschaftlichen Abgaben belastet. Eigenschaft bedeutet Grundbesitz, demgegenüber wird Hausbesitz mit dem Begriff Eigen beschrieben. 26 Haus und Grund beziehungsweise Eigen und Eigenschaft bilden aus rechtlicher Perspektive also zwei unterschiedliche Sachverhalte. Als grundherrschaftliche Abgabenempfänger treten ausgewählte alte Basler Adelsgeschlechter 27 und - massiv - kirchliche Institutionen in Erscheinung: allen voran das Basler Spital, gefolgt von dem Augustinerchorherrenkloster St. Leonhard, dem Petersstift, der Dompräsenz und der Kluniazenserabtei St. Alban in der gleichnamigen St. Albanvorstadt. 28 Das Phänomen ist aus vielen anderen spätmittelalterlichen Städten bekannt, hat in der Forschung aber gelegentlich zu Missverständnissen geführt, was die tatsächlichen Besitzverhältnisse anbelangt, die sich gewöhnlich nicht aus grundherrschaftlichen Zinsbüchern erschließen lassen. Die grundherrschaftlichen Belastungen „von Eigenschaft wegen“ tangieren die Besitzfrage nämlich nicht. 29 Es sind zwei zwar eng miteinander verwobene, aber grundsätzlich divergente Sachverhalte. Ein Beispiel soll zu verstehen helfen, was uns heute auf Anhieb so unlogisch scheint. 26 Zum ‚Eigen‘, das „im rechtlichen Sinn als Grund und Boden der fahrenden Habe entgegengestellt“ war, vgl. Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm, 16 Bde. in 32 Teilbänden, Leipzig 1854-1961, Bd. 3, Sp. 96f. 27 Die Familien von Baden, von Bärenfels, von Laufen, die Münch von Münchenstein, die Rich von Richenstein, die Grieb, Offenburg, Rot, Schlierbach, Sürlin und ze Rhin. Studien zum spätmittelalterlichen Basler Stadtadel (Achtburgergeschlechter) gibt es mit Ausnahme eines zu knapp geratenen Aufsatzes von A UGUST B URCKHARDT (Herkunft und Stellung von Adel und Patriziat zu Basel im XIII. bis XV. Jahrhundert, in: Basler Jahrbuch 1909, S. 92-118) keine. 28 Das Spital sowie das Kloster St. Alban wurden hier schon mehrfach genannt; zum Petersstift und den Augustinerchorherren von St. Leonhard vgl. G UY P. M ARCHAL , St. Peter in Basel, in: Die weltlichen Kollegiatstifte der deutsch- und französischsprachigen Schweiz, red. von dems., Bern 1977, S. 131-150; B EAT M ATTHIAS VON S CARPATETTI , Die Kirche und das Augustiner-Chorherrenstift St. Leonhard in Basel (11./ 12. Jh.-1525). Ein Beitrag zur Geschichte der Stadt Basel und der späten Devotio Moderna, Basel u. a. 1974, S. 178-190, 282-287; D OROTHEE R IPP - MANN , Bauern und Städter: Stadt-Land-Beziehungen im 15. Jahrhundert, Basel-Frankfurt am Main 1990, S. 287-310 (St. Leonhard); K ONRAD W. H IERONIMUS , Das Hochstift Basel im ausgehenden Mittelalter (Quellen und Forschungen), Basel 1938, S. 65-75 (Dompräsenz). 29 Als Käufer agierte die Kirche nie, sondern der Amortisationsgesetzgebung entsprechend ausschließlich als Verkäufer (in 35 Fällen). Zur Amortisationsgesetzgebung vgl. H ANS -J ÖRG G ILOMEN , Renten und Grundbesitz in der Toten Hand. Realwirtschaftliche Probleme der Jenseitsökonomie, in: Himmel, Hölle, Fegefeuer. Das Jenseits im Mittelalter, hrsg. von Peter Jezler, Zürich 1994, S. 135-148. ‚H AUSWIRTSCHAFT ‘ 94 Am 4. Oktober 1475 erwarben der Gewandmann Michel Iselin und seine Frau Elsin Bischofin für den Preis von 40 Gulden sechs Häuser samt Gärten, die alle sechs als geschlossene Häuserzeile in der Vorstadt zum Kreuz lagen. 30 Verkäufer war der frisch verwitwete Bäcker Kaspar Tůnower (gest. 1477). 31 Als Einheit zu erkennen waren die Häuser durch eine gemeinsame Umzäunung (Bifang 32 ). Trotzdem zinste jedes der sechs Häuser (wirklich jedes) einem anderen Grundherrn: Genannt werden als Erster Junker Thomas Sürlin, so dann die Domkämmerei, die Dompräsenz, die Dominikaner, die Stiftsherren zu St. Peter und schließlich noch die Basler Kartäuser, deren Kloster auf der rechten Rheinseite lag. 33 Die grundherrschaftlichen Abgaben bewegten sich zwischen einem Pfund fünf Schillingen, die an Junker Thomas Sürlin zu entrichten waren, und bescheidenen sechs Schillingen, die an die Kämmerei des Basler Münsters gingen. 34 Sechs Häuser in einer Zeile auf einmal zu veräußern, war ein seltenes, aufsehenerregendes Ereignis, wie das Zeigefinger-Symbol nahelegt, mit dem der Gerichtsschreiber im Fertigungsbuch auf den Verkauf des Gebäudekomplexes aufmerksam macht: „Item, da gibt zu kaufen Kaspar Tůnower, Basler Bürger, für sich und alle seine Erben dem ehrbaren Michel Iselin, dem Tuchhändler [Wattmann], auch ein Basler Bürger, der für sich selbst, seine Frau Elsin und ihrer beider Erben recht und redlich gekauft hat die Zweidrittel und 30 Ein Kaufpreis von nur 40 Gulden für sechs Häuser irritiert, hängt in diesem Fall jedoch mit den komplexen Rechten zusammen, die auf dem Häuserkomplex lagen. Zum Verkauf standen nämlich nur zwei Drittel und nicht das Drittel, das der verstorbenen Frau des Verkäufers, des Bäckers Kaspar Tůnowers, gehört hatte (und dementsprechend an ihre Erben überging, dem Widemsrecht entsprechend aber erst nach Kaspars Tod). Kinder hatten die Verkäufer keine. In ihrem Widemsvertrag aus dem Jahr 1472 räumten sie sich gegenseitig das Nießbrauchrecht an ebendiesen sechs Liegenschaften ein (StABS ÄNA GA B 9 [1469-1475], S. 30). Die Iselins spielten in einer ganz anderen Liga als das Bäckerehepaar. Sie legten in den 1470er Jahren ihr gesamtes Vermögen in Immobilien an (StABS AHA Steuern B 17 [1470-1472]: St. Peter, S. 2: 2.200 Gulden), die sie mit Ausnahme des Rotenhof, in dem sie lebten, allesamt vermieteten (StABS ÄNA GA B 11 [1481-1486], fol. 130 v ). Damit waren sie unter den Basler Kaufleuten aber eindeutig die Ausnahme, vgl. K OELNER , Die Zunft zum Schlu e ssel, S. 251. 31 StABS, Steuern B 17 (1470-1472): St. Peter, S. 33 (400 Gulden), vgl. B RUCKNER , Die Zunft zu Brotbecken, S. 133. 32 Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm, 16 Bde. in 32 Teilbänden, Leipzig 1854-1961, Bd. 2, Sp. 8. 33 E LSANNE G ILOMEN -S CHENKEL , Basel, St. Margarethental, in: Les chartreux en Suisse, redigiert von Bernard Andenmatten in Zusammenarbeit mit Arthur Bissegger, Patrick Braun und Elsanne Gilomen-Schenkel, Basel 2006, S. 57-86. 34 Zur Kämmerei des Münsters vgl. H IERONIMUS , Das Hochstift Basel im ausgehenden Mittelalter, S. 80-84. ‚H AUSWIRTSCHAFT ‘ 95 gänzlich alle Rechte, die Kaspar Tůnower hat und haben mag an den sechs Häusern und Hofstätten mit Gärten und allen darin enthaltenen Rechten und Zubehör, die in der Stadt Basel in der Neuen Vorstadt in einem Bifang nebeneinander liegen, zwischen Ulrichs zum Luft zu einer und Meister Heinrich Gigers, des Messerschmieds, Häusern und Gärten zur anderen Seite, sowie den dritten Teil der genannten Häuser und Gärten, die Kaspar durch seine verstorbene Ehefrau verwidmet worden sind, der aber nach Kaspars Tod an Engelin von Töss, die rechtmäßige Erbin seiner verstorbenen Frau, fallen sollen nach Basler Widemsrecht etc. Das eine Haus zinst Junker Thomas Sürlin ein Pfund fünf Schillinge, das zweite dem Kämmerer auf Burg sechs Schillinge, das dritte den Predigern zehn Schillinge vier Denare, das vierte der Präsenz auf Burg 15 ½ Schillinge, das fünfte dem Schaffner des Petersstifts 12 Schillinge, das sechste den Kartäusern zehn Schillinge. Und ist der Kauf geschehen um 40 Gulden.“ 35 Ob der Vielzahl der Häuser, die am 4. Oktober 1475 vor dem Basler Schöffengericht den Besitzer wechselten, verkürzte der Gerichtsschreiber das Vertragsformular. Gewöhnlich werden nämlich nicht nur die Zinspfennige aufgeführt, die „von Eigenschaft wegen“ jährlich zu festgesetzten Terminen an den Grundherren zu entrichten waren, sondern auch die vornehmlich symbolischen Abgaben, die am Tag der Weisung 36 (meist zu Martini) abermals jährlich in Gestalt von Pfeffer, Hühnern oder Ringbroten fällig waren. 37 Hinzu kam schließlich noch der Erschatz (das Laude- 35 StABS ÄNA GA B 10 (1475-1480), S. 27 (3. Oktober 1475): Jtem do git ze kouffen Caspar Tůnower, burger zü Basel, fúr sich und alle sin erben dem erbern Michel Yselin, dem wattman, och burger, der im selbs, Elsin, siner efrow, und allen ir beider erben recht und redlich hatt koufft die zwenteil und gentzlich all die recht, so Caspar Tůnower hatt und haben mag an den sechs húseren und hoffstetten mitsampt den garten und allen begriffen rechten und zůgeho e rungen, so ze Basel in der núwen Vorstatt in einem byfang aneinander gelegen sint zwúschen Ůlrichs zem Lufft ze einer und meister Heinrich Gyger, des messerschmitz husern und garten zer andern syten, und den dritteil der bestimpten husern und garten, so Casparn von siner efrowen seligen verwidmet sint, der aber nach Caspar Thonowers abgang an Engelin von Tüß, siner efrowen seligen erben vallen sol nach widemß recht etc., zinset daz ein huß Junkherr Thoma Súrlin 1 lb 5 ß, das ander dem kamerer uff burg vj ß, daz dritt den Predigern x ß 4 d, daz fierd der presencz uff burg xvj ß, daz funfft dem schaffner zu Sant Peter xij ß, daz sechst den Karthusern x ß etc. Und ist der koff bescheen umm xl g. In den Kopfzeilen der Fertigungen vermerkt sind jeweils Datum sowie die Gerichtsherren, die bei Vertragsabschluss zugegen waren, wobei nicht spezifiziert wird, wer anwesend war; notiert wurden vielmehr die Namen derjenigen Gerichtsherren, die fehlten. 36 Zur Weisung (revisorium), der jährlichen Besichtigung der Liegenschaft, vgl. A RNOLD , Zur Geschichte des Eigentums in den deutschen Städten, S. 70f. 37 G ILOMEN , Die Grundherrschaft des Basler Cluniazenser-Priorates St. Alban im Mittelalter, S. 223f. Das symbolische Geld variierte von Stadt zu Stadt. In Straßburg beispielsweise bezahlten ‚H AUSWIRTSCHAFT ‘ 96 mium), eine Handänderungsgebühr, die anfiel, wenn grundzinspflichtiger Boden den Besitzer wechselte. 38 Häufig findet sich in den Fertigungen der Erschatz um die sprechende Formel in mutatione manuum beziehungsweise won sich die hand verwandelt erweitert, obwohl die Praxis seit über dreihundert Jahren bestand und eigentlich alle wussten, was damit gemeint war. Am 23. Januar 1476 ging für 240 Gulden das an der Eisengasse im Kirchspiel St. Martin gelegene, so genannte ‚neue Haus‘ in den Gemeinschaftsbesitz von Konrad Weißhaupt, Matern Hertenstein und ihrer beider Ehefrauen über. 39 Der Verkauf war mit der Auflage verbunden, dem Basler Spital jährlich „von Eigenschaft wegen“ 30 Schillinge Zinspfennige und als Erschatz ein halbes Pfund Pfeffer zu bezahlen: „Item, da gab zu kaufen Hans Glaser als ein vollmächtiger Anwalt Peter Lienhards, des Wagenmanns von Solothurn, dessen Vollmacht das Gericht anerkannte, für sich und seine Erben dem ehrbaren, wohlbescheidenen Konrad Weißhaupt, dem Bäcker, und Matern Hertenstein, dem Träger, die für sich, ihre beiden Ehefrauen und ihre Erben als Gemeinschaft recht und redlich gekauft haben Haus und Hofstatt, genannt zum neuen Haus, hinten und vorne mit allen darin enthaltenen Rechten und Zubehör, das in der Stadt Basel an der Eisengasse zwischen den Häusern zum Kupferturm zu einer und dem alten Haus zur anderen Seite gelegen ist, zinst dem Spital zu Basel von Eigenschaft 30 Schillinge neuer Pfennige zu den vier Fronfasten und ein halbes Pfund Pfeffer zu Erschatz. So dann soll man auch jährlich davon geben ein Schilling neuer Pfennige an die St. Andreaskapelle 40 wegen einer Jahrzeit. Weiter noch anderes etc. Und ist der Kauf geschehen um 240 Gulden, deren sich der Verkäufer bekannte bezahlt worden zu sein.“ 41 die Zinspflichtigen nicht in Form von Hühnern, sondern in Form von Kapaunen (kastrierten Hähnchen), vgl. S IGNORI , Hauswirtschaft und Hofherrschaft im spätmittelalterlichen Straßburg. 38 A RNOLD , Zur Geschichte des Eigentums in den deutschen Städten, S. 73-79; G ILOMEN , Die Grundherrschaft des Basler Cluniazenser-Priorates St. Alban im Mittelalter, S. 267f. 39 Dem Steuerbuch von 1475 lässt sich entnehmen, dass die beiden Ehepaare schon zuvor Tür an Tür in dem Haus gewohnt hatten, das sie 1476 kauften (StABS AHA Steuern B 18 [1475- 1481], S. 6). Sie versteuerten beide exakt dasselbe Vermögen von 250 Gulden. 40 Die St. Andreaskapelle lag im Kirchspiel St. Leonhard. Hier versammelte sich die Basler Krämerbruderschaft, um ihrer toten und lebenden Mitglieder zu gedenken, vgl. S IGNORI , Vorsorgen - Vererben - Erinnern, S. 306. 41 StABS ÄNA GA B 10 (1475-1480), S. 53: Jtem do gab zü koffen <Peter> Hannß Glaser, als ein volmechtiger anwalt Peter Lienhart, des wagenmanß von Solotor, als och die selbige gewalthabung jn gericht eroffnot und fúr genůgsam erkant ward, fúr in und alle sin erben den erbern, wolbescheidenen Conrat Wyshopt, dem brotbeken, und Matern Hertenstein, dem treiger, die inen beiden iren efrowen und all ir beider erben jn gemein recht und redlich kofft hand daz huß und hoffstatt, genant zem nuwen Huß hinden und vor mit allem begriff rechten und zügehorungen, als daz in der statt Basel vff ‚H AUSWIRTSCHAFT ‘ 97 An den Erschatz war die Zustimmung des Grundherrn gekoppelt, die der Gerichtsschreiber meist am linken Blattrand mit der Formel N.N. consensit nachtrug, wie dem Vertrag zwischen dem Kesselmacher Heinrich Fischer und dem Goldschmied Heinrich von Werd zu entnehmen ist, der am 31. Mai 1475 vor Gericht aufgesetzt wurde, das Haus zum Kung in der Eschemervorstadt im Kirchspiel St. Alban betreffend: Nicklaus Höcklin, procurator consensit Jtem do git ze kouffen Heinrich Vischer, der keßler, fúr sich und all sin erben Heinrichen von Werre [Werd], dem goldsmit, der im selbs und allen sinen erben recht und redlich hatt kofft das huß und hoffstatt mit / dem garten dahinder/ , allen begriffen rechten und zugeho e rungen, so genant ist zum Kûng und gelegen ze Basel in der vorstatt Eschemerthor zwúschen dem huß zem / Wider/ horn und Martin Fyrabentz huß zer andern siten, zinset von eigenschafft den herren zu sant Lienhart 1 lb 2 ß, zinßpfen. und 2 hu e nre uff Martini und sant Johannsbrůderschafft uff Burg 4 ß novorum. Fúrer noch anders etc. Pro summa 62 g quitt. promittens etc. 42 Das Haus kostete 62 Gulden. Soviel Geld hatte der Goldschmied aber nicht, weshalb er am Tag darauf beim Spital einen Kredit in der Höhe von 60 Gulden aufnahm. 43 Die grundherrschaftlichen Abgaben lassen erkennen, in wessen Händen sich der städtische Boden ursprünglich konzentriert und welche Kräfte den Stadtwerdungsprozess in der Anfangsphase gesteuert hatten. Von diesem Erbe zehrten die kirchlichen Einrichtungen jahrhundertelang, nicht nur in Basel. Gemessen an den Hypothekarzinsen beschränkt sich der Grundzins gewöhnlich zwar auf einige wenige Schillinge bis maximal vier Pfund. In der Masse aber speiste er einen beachtlichen Ysengassen zwúschen den husern zem Kupfferturn ze einer und dem alten Huß zer andern syten gelegen ist, zinset von eigenschafft xxx ß nuwer pfen. / angaratim/ dem spital zu Basel und j lib pfefferß ze erschacz. So dann sol man och jerlich davon geben x ß nuwer pfen. an Sant Andriß capellen von einß jarzijtz wegen etc. Furer noch anderß. Und ist der koff bescheen umm ij c und xl g, deren sich der verkoffer bekant, bezalt sin etc. 42 Ebd., S. 5. 43 Ebd., S. 6. Laut Steuerbuch war der Verkäufer beziehungsweise frühere Besitzer ein „Habenichts“: StABS AHA Steuern B 19 (1475-1481): St. Alban, S. 19: Heinrich Fischer nut. ‚H AUSWIRTSCHAFT ‘ 98 Geldstrom, der über Jahrzehnte hinweg zwischen denselben vornehmlich kirchlichen Grundherren und einer Vielzahl häufig wechselnder Hausbesitzer floss. Einfluss auf Gestalt und Handel mit den Häusern hatte der Grundherr im ausgehenden 15. Jahrhundert aber schon lange nicht mehr. Interessiert war er ausschließlich an den Zinsen sowie an den Einweisungs- und Handänderungsgebühren. Und so verweigerte letztlich auch kein einziger Grundherr seine Zustimmung. 44 Mit grundherrschaftlichen Zinsen belastet waren zum Teil auch die Liegenschaften, die als Erbleihen in Umlauf gelangten, wie der Vertrag zeigt, den die Kirchenpfleger von Münchenstein am 19. November 1477 mit dem Metzger Hans Guldin, genannt Hübschhans, und dessen Frau Ennelin abschlossen. Das Leiheobjekt war mit zwei Schillingen zwar dem Kloster St. Leonhard grundzinspflichtig, gehörte jedoch der Pfarrkirche von Münchenstein. Die aber wollte es nicht verkaufen, sondern nur verleihen: „Item, da haben Hans Kirsi, Vogt, und Lüti Graf, die Kirchpfleger der Leutkirche zu Münchenstein, im Namen der Pflegschaft für sich und alle ihre Nachkommen, verliehen dem ehrbaren Metzger Hans Guldin, genannt Hübschhans, Basler Bürger, der für sich selbst und Ennelin, seine Ehefrau, zu einem rechten, ewigen Erblehen empfangen hat Haus und Hofstatt hinten und vorne mit allen darin enthaltenen Rechten und Zubehör, genannt zur Klause, das in der Stadt Basel am Leonhardsberg gelegen ist zwischen der Schmitterin Haus und dem Eckhaus am oberen Birsig über dem Haus zum Knopf am Sprung, zinst von Eigenschaft zwei Schillinge neuer Pfennige, ein Heuer 45 und ein Huhn den Herren zu St. Leonhard. Weiter noch anderes.“ 46 44 Über die Grundzinsen wurde im ausgehenden 15. Jahrhundert wieder sehr genau Buch geführt, wie die Zinsbücher aus Gnadenthal, St. Leonhard und der Münsterfabrik zeigen: StABS ÄNA KA Klingental Q = Zinsbuch (1463); StABS ÄNA KA St. Leonhard D = Zinsbuch (1500); Badisches Generallandesarchiv Karlsruhe, 66 Ausland 34: Liber fabrice (1496). 45 Der Höwer oder Schnitter ist ein Dienst, keine Naturalabgabe, vgl. A RNOLD , Zur Geschichte des Eigentums in den deutschen Städten, S. 66-68. 46 StABS ÄNA GA B 10 (1475-1480), S. 160f.: Jtem do habent Hanns Kirsi, vogt, und Luti Gra e f, beide kilchenpflegere der lútkilchen zü Münchenstein, in namen ir pflege fúr sich und alle ir nachkomen verluhen dem erbern Hanns Guldin, dem meczger, genant Hupschhans, burger zü Basel, der im selb, Ennelin, siner efrowen zů einem rechten ewigen erplehen empfangen hat das huß und hoffstatt hinden und vor mit allem begriff rechten und zügehörungen, genant zer Clusen, als das in der statt Basel an sannt Lienharczberg gelegen ist zwúschen der Smitterin huß ze einer und dem orthuß deß obern Birsichs / ob/ dem huß zem Knopff / am Sprung gelegen ist, zinset von eigenschafft ij ß nuwer pfen. / ein ho e wer und ein hůn/ den herrn zü sant Lienhart. Furer noch anderß etc. Und ist die lyhung bescheen also und mit denen fúrworten, daz die empfahere hinnachin ierlichen an den buw der bestimpten lutkilchen uff wyhennechten j lib nuwer pfen. davon zinsen weren und anttwurten und damit den vorbestimpten bodenzinß abtragen. ‚H AUSWIRTSCHAFT ‘ 99 Der Jahreszins für die Erbleihe belief sich auf ein Pfund. Mit der Zinszahlung verbunden war die Pflicht des Leihenehmers, das Haus, um seinen Wert nicht zu mindern, instand zu halten: „Und ist die Leihe geschehen also und mit den Fürworten, dass die Empfänger fortan jährlich an den Bau der besagten Leutkirche auf Weihnachten ein Pfund neuer Pfennige zinsen, währen und antworten und damit den vorbestimmten Bodenzins abtragen, 47 auch das Haus samt Zubehör wie üblich in gutem Bau und Ehren halten. Wenn sie dies nicht tun, mögen die Pfleger oder ihre Nachfolger ihnen samt und sonders unterschiedslos Pfänder hinaustragen wie um Bodenzins 48 oder das vorbestimmte Haus samt Zubehör, auch wenn daran alles andere Gut, liegendes und fahrendes, abginge bis zur Bezahlung der ausstehenden Zinsen mit den Kosten, die daraus entstehen, alles ohne Gefährde.“ 49 Die Pfändungsklausel erlaubte es dem Leihegeber den Beliehenen bei ausbleibender Zinszahlung oder Verletzung seiner Instandhaltungspflicht unverzüglich, das heißt ohne Gerichtsverfahren zu pfänden. 50 In den fünf hier zur Diskussion stehenden Jahren wurden insgesamt nur vier beziehungsweise fünf Liegenschaften zur Erbleihe vergeben. 51 Dieses noch im 13. und beginnenden 14. Jahrhundert vorherrschende Rechtsinstrument, das erlaubte, den 47 „Bezahlen, währen und antworten“ bedeutet garantieren, „abtragen“ hingegen meint „Zinsen zahlen“. 48 Mit der Formulierung wird zum Ausdruck gebracht, dass Hypothekarzinsen, die an Liegenschaften gekoppelt waren, demselben Recht unterlagen wie die älteren grundherrschaftlichen Bodenzinsen. 49 StABS ÄNA GA B 10 (1475-1480), S. 160f.: Und ist die lyhung bescheen also und mit denen fúrworten, daz die empfahere hinnachin ierlichen an den buw der bestimpten lutkilchen uff wyhennechten j lib nuwer pfen. davon zinsen, weren und anttwurten und damit den vorbestimpten bodenzinß abtragen, och daz huß mit siner zügehörung in güten gewonlichen buwen und eren halten. Wo sy daz nit teten, mogent die pfleger oder züzyten ir nachkomen inen sament und sunderß unverscheidelich darumm pfennder ustragen als umm bodenzinß oder daz vorbestimpt huß mit siner zügehörung, und ob daran abgieng alles annder ir güt, ligends und varends, biß zü bezalung ir usstenden zinsen mit dem kosten daruff gangen, alles ungeverlich etc. 50 G UIDO K ISCH , Die Pfändungsklausel. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Vollstreckungsrechtes, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte. Germanistische Abteilung 35 (1914), S. 41-68. 51 Das Haus zum Steg, das Junker Antonius von Laufen am 12. Oktober 1479 dem Tischmacher Antonius Redmüller und dessen Frau Margret zu einem ewigen Erbleihen übergab, zinste den Herren zu St. Leonhard zwei Schillinge. Es war Lehen des Markgrafen Rudolf von Hachberg (StABS ÄNA GA B 10 [1475-1480], S. 433-435). Verbunden war die Leihe mit der Auflage, das Haus binnen Jahresfrist umzubauen. ‚H AUSWIRTSCHAFT ‘ 100 Urbanisierungsprozess zu regulieren und zu kontrollieren, geriet in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts immer mehr außer Mode - vielleicht, weil die Erbleihe nicht flexibel genug war, um auf den demographischen Einbruch nach der Pest zu reagieren, oder weil die Käufer ihre Häuser nicht mehr bloß leihen, sondern lieber besitzen wollten. 52 ... versus „freies, lediges Eigen“ Im Gerichtsbuch als „freies, lediges Eigen“ ausgewiesene Liegenschaften, die niemandem versetzt, hafft, noch verbunden [waren] in dhein wyß, hatten im Vergleich zum 13. und 14. Jahrhundert im 15. Jahrhundert merklich an Attraktivität gewonnen. Freies, lediges Eigen bildeten rund 15 Prozent der Häuser, die in den Jahren zwischen 1475 und 1480 ihren Besitzer wechselten. 53 Die Preise für „lediges Eigen“ oszillieren zwischen 24 und 680 Gulden (Schaubild 12 im Anhang). Insgesamt überwiegen jedoch Liegenschaften im gehobenen Preissegment von über einhundert Gulden (in einem Verhältnis von zwei zu eins), während sich die grundherrschaftlich belasteten Immobilien zu 70 Prozent im Preissegment von unter einhundert Gulden bewegen. 54 Die spätmittelalterliche ‚Hauswirtschaft‘ war als Praxis zwar sozial distinktiv, aber nicht sozial exklusiv. Dennoch war lediges, abgabenfreies Eigen eine privilegierte Besitzform, 55 die sich in den Händen der Reichen und Superreichen der Stadt konzentrierte, wie unter anderem der Ver- 52 S IGNORI , Hauswirtschaft und Hofherrschaft im spätmittelalterlichen Straßburg, S. 1-23. 53 Das sind doppelt so viele wie früher vgl. A RNOLD , Zur Geschichte des Eigentums in den deutschen Städten, S. 14-18. Darunter befand sich im Übrigen auch eine Erbleihe, was in dieser Form nicht zu erwarten gewesen wäre. Die Erbleihe, daz huß, hoffstatt und garten mit allem begriff, rechten und zügeho e rungen, als die in der statt Basel uff dem Kolenberg zwuschen deß nachrichterß huß zü einer und der herren zu sant Alban huß zer andern syten gelegen sint, frij lidig eigen, niemant versetzt, hafft noch verbunden in dhein wijß, übertrug der Schaffner von St. Leonhard am 13. August 1478 gegen einen Jahreszins von zwei Pfund dem Totengräber Michel von Memmingen und seiner Frau Margret mit folgenden Vertragsbestimmungen (StABS ÄNA GA B 10 [1475-1480], S. 241): Daz Michel, sin efrowe und ir beider erben daz huß und garten in gewonlichen buwen und eren halten und den herren zu sant Lienhart jerlich iiij pfund nuwer pfennig / und j g erschatz in mutatione manuum/ davon geben sollent, glich geteilt zu den fier fronfasten. Und ob sy daz nit teten, mag man inen darumm pfender als umm bodenzinß darumm ustragen lassen oder daz huß und garten und ob daran abgieng alles ander ir gut angriffen biß zu bezalung mit dem kosten daruff gangen. Es ist och ze wissen daz der liher [Locator] den empfangern die fruntschafft herjnn geton hat, daz sy oder / ir/ erben die zwei pfunt pfen. geltz und nit me wol widerkoffen mogen samenthafftig mit xlvj pfunden oder teilsamlich mit xxiij lib, einß mit versessnen und mit nach markzal daruff geloffnen zinsen, in forma. 54 Die Hälfte der grundherrschaftlich belasteten Häuser war sogar weniger als 50 Gulden wert. 55 A RNOLD , Zur Geschichte des Eigentums in den deutschen Städten, S. 22-24. ‚H AUSWIRTSCHAFT ‘ 101 kauf des Sevogelhofes zeigt, der am 1. März 1476 für den stattlichen Preis von 650 Gulden den Besitzer wechselte. 56 Der Preis entsprach der exquisiten Lage des Objekts auf dem Münsterplatz, flankiert vom Schürhof und vom Atzenhof, in denen der bischöfliche Kanzler und Sekretär Wunnewald Heidelbeck 57 und der Ritter Hans Erhart von Reinach wohnten. 58 Als Verkäufer des Sevogelhofes traten Agnes Kilchmann und ihre beiden Söhne Friedrich und Ludwig in Erscheinung, die alle drei als Bürger von Kleinbasel bezeichnet werden. 59 Käufer waren der aus Straßburg stammende Kaufmann Konrad Ingold und seine Frau Barbara Hüglin. 60 Ingold konnte den Sevogelhof, auf den er wenig später einen Kredit in der Höhe von 600 Gulden 56 StABS ÄNA GA B 10 (1475-1480), S. 59f.: Jtem do geben zu koffen frow Agneß Kilchmennin in mindern Basel mit Ludwig Kilchmann, irem elichen sun und wissenthafftigen vogt, dem sy der vogtij bekannt, so dann derselb Ludwig in vo e gtlicher wyse mit ir och fúr sich selbs und Friderich Kilchmann, sinen elichen brůder, fúr den er herjnn getröst hat, och ir aller erben / gemeinlich und unverscheidelich/ dem ersamen Conrat Ingolt, burger zü Basel, der im selbs, Barbara, siner elichen gemaheln, und ir beider erben recht und redlich kofft hat den hoff <garten> und gesesß / hinden und vor/ mit allem begriff rechten und zügehörungen, genant Sevogels hoff, als der in der statt Basel vff dem blatz uff burg zwúschen dem Schúrhoff, darjnn her Wunwald Heidelbeck wont, ze einer und Aczen hoff, darjnn dirr zyt wont her Hanß / Erhart/ von Rinach zer anndern syten / gelegen/ , ist fry, lidig eigen, niemant hafft, noch verbunden in dhein wyß, als die verköfferer sprachen, und by gůten trúwen an eides statt darumm geben behůbent. Und ist dirr koff geben und bescheen umm vij c guldin, deren sich die verköffere bekanten, wol gewert und bezalt sin, seit den koffer und sin efrowen darumm quitt und lidig. Heruff so habent och die verköffere, sunder frow Agnes mit hand und gewalt Ludwig Kilchmanß, irß sunß, gelopt disen koff stett zü halten, dem koffer, siner efrowen und iren erben deß güt werschafft ze tond verbunden sich und ir erben mit volliger verzyhung in der besten form. 57 Im Fertigungsbuch als Hintersasse bezeichnet (StABS ÄNA GA B 11 [1481-1486], fol. 13 r , 70 r ). Vgl. K URT W EISSEN , „An der stuer ist ganz nuett bezalt“. Landesherrschaft, Verwaltung und Wirtschaft in den fürstbischöflichen Ämtern in der Umgebung Basels (1435-1525), Basel- Frankfurt am Main 1994, S. 230f. 58 Zu Hans Erhart von Reinach (1439-1493) vgl. W ALTHER M ERZ , Die Herren von Rinach, in: Genealogisches Handbuch zur Schweizer Geschichte, Bd. 3: Niederer Adel und Patriziat, Zürich 1908-1916, S. 17-56, hier S. 49f. und Tafel 2; Wappenbuch der Stadt Basel, hrsg. von W IL - HELM R ICHARD S TAEHELIN , 3 Teile, Basel 1921-1928, 2. Teil, 2. Folge. 59 Zu den Kilchmanns vgl. Kap. 4, S. 128-134. — Der letzte Vertreter des Geschlechts, Hans Bernhard Sevogel war 1471 gestorben (Wappenbuch der Stadt Basel, 1. Teil, 3. Folge, Nr. 43. Wie der Sevogelhof in den Besitz der Kilchmanns geriet, lässt sich nicht mehr rekonstruieren. In den Basler Fertigungsbüchern fehlt auf jeden Fall der entsprechende Kaufvertrag, vgl. StABS, Historisches Grundbuch, Münsterplatz Nr. 20). 60 Ingold hatte schon vor dem Kauf in dem Haus gewohnt (StABS AHA Steuern B 18 [1475- 1481]: St. Martin, S. 20: 7.500 Gulden). ‚H AUSWIRTSCHAFT ‘ 102 aufnahm, aber nicht halten. 1483 ging der Hof in den Besitz seines Schwiegersohnes über; kurz darauf wurde er gefrönt. 61 Bezahlungsmodalitäten: Cash ... Die Ingolds hatten in bar bezahlt, was ihnen bei ihrem damaligen Vermögen von 7.500 Gulden auch nicht weiter schwergefallen sein dürfte. Bar bezahlt wurde rund die Hälfte der Häuser, die zwischen 1475 und 1480 den Besitzer wechselten. Das heißt, Barzahlung war beim Erwerb von Liegenschaften eindeutig das von allen bevorzugte Finanzierungsmodell. 62 Das ist insofern bemerkenswert, als die meisten anderen Geschäfte, wie wir in den vorherigen Kapiteln gesehen haben, auf Rechnung oder in Raten erfolgten. Die Vorzüge der Barzahlung für den Verkäufer liegen auf der Hand; aber auch dem Käufer verlieh die Barzahlung mehr Planungssicherheit als die Ratenzahlung oder ein Hypothekarkredit, der mit mittelbeziehungsweise langfristigen Zahlungsverpflichtungen verbunden war. Raten ... Auf Ratenzahlungen rekurrierten die Käufer von Immobilien vergleichweise selten (insgesamt nur sieben Mal). Einigten sich die Parteien auf eine solche, so erfolgte dies durch eine Zusatzklausel, wie der Kaufvertrag zeigt, den Junker Rudolf Schlierbach am 4. April 1476 mit dem Messerschmied Hans Kruter und dessen Frau Elsa abschloss. 63 Belastet war das zum Verkauf stehende Haus Roggenbach an der Krämergasse mit einem vergleichsweise hohen Grundzins von jährlich vier Pfund Basler Zinspfennigen. Der Kaufpreis selbst belief sich auf 80 Gulden. Die erste Ratenzahlung in der Höhe von 20 Gulden sollte an Weihnachten erfolgen, die restlichen 60 in Raten von jeweils 20 Gulden in den nächsten drei Jahren, wiederum jeweils zu Weihnachten: 61 K OELNER , Die Zunft zum Schlu e ssel, S. 259. 1490 ging der Sevolgelhof in den Besitz des Domkapitels über. 62 H ABERLAND , Der Lübecker Renten- und Immobilienmarkt in der Zeit von 1285-1315, S. 89. 63 StABS ÄNA GA B 10 (1475-1480), S. 65: Jtem do gyt zu koffen der ersam Iunkher Rudolff Schlierbach fúr sich und alle sin erben dem wolbescheidnen Hannß Kruter, dem messersmid, der im selbs, Elsa, siner efrowen, und ir beider erben recht und redlich kofft hat das huß und hofftstatt mit allem begriff, rechten und zügehörungen, genant Rokgenbach, als daz in der statt Basel an der Kremergassen by sannt Andriß capellen gelegen ist, stost hinden und vor an das huß zur Fleschen, zinset von eigenschafft iiij pfunt nůwer pfen. an den Spital zu Basel. Furer noch anderß etc. Und ist der koff bescheen umm lxxx g. ‚H AUSWIRTSCHAFT ‘ 103 Jtem und sollent den koff bezalen und daran geben 20 g uff wyhennacht und dannathin all wyhennacht 20 g biß zü bezalung der achzig g, und sol daz huß und alles ir güt dafür pfand und hafft sin unverscheidelich und sich deß nach notturfft verschriben. 64 Kruters Geschäfte liefen allem Anschein nach gut, denn schon zwei Jahre später kaufte er sich zusammen mit seiner Frau das an der Eisengasse gelegene ‚alte Haus‘, das „von Eigenschaft wegen“ den Stiftsherren zu St. Martin zehn Schillinge zinste, und dies für den stattlichen Preis von 405 Gulden. „Abtragen“ musste er zwei Hypotheken im Gesamtwert von 300 Gulden, 65 was den Kaufpreis realiter auf 105 Gulden reduzierte. 66 Einen Monat später veräußerten die Kruters das Haus Roggenbach an den frisch zugewanderten Schneider Heilmann von Eschenbach und dessen Frau Verena exakt für denselben Preis, für den sie es zwei Jahre zuvor erworben hatten. 67 In den folgenden Monaten musste Kruter vor Gericht eine Vielzahl an Schuldbekenntnissen ablegen. Ein schlechtes Zeichen: Es scheint, als habe seine Kreditwürdigkeit unter dem Hauskauf gelitten. 68 Ratenzahlungen hatten den Vorteil, dass sie sich bei Bedarf leichter als andere Bezahlungsmodalitäten in ein Darlehen umwandeln ließen, wie der Verkauf des Hauses Wackenfels am alten Rindermarkt zeigt, das der Fertigungstext als freies, lediges Eigen vorstellt. Für den stattlichen Preis von 300 Gulden hatte Magdalena, die Witwe des Kaufmanns Klaus Gotschalk, die in Begleitung ihres (neuen) Mannes Jörg von Sulz, Bürger der elsässischen Kleinstadt Ensisheim, vor Gericht erschienen 64 Ebd. 65 Zehn Gulden Geld (200 Gulden) an den von Flachslanden und fünf Gulden Geld (100 Gulden) an die Basler Augustiner, vgl. dazu Z IMMER , Basel, in: Die Augustiner-Eremiten, die Augustinerinnen; die Annunziatinnen und die Visitandinnen in der Schweiz, S. 54. 66 StABS ÄNA GA B 10 (1475-1480), S. 233 (18. Juli 1478). 67 Ebd., S. 247 (25. August 1478): Jtem do geben zü koffen die erbern Hanß Kruter, der messerschmid, burger zu Basel, und Elsin, sin efrowe, mit im etc. für sich und ir beider erben dem bescheiden Hans Heilmann von Oschenburg, dem schnider, / burger zu Basel/ , der im selbs, Verena und ir beider erben recht und redlich kofft hat daz huß und hoffstatt mit allem begriff rechten und zü gehörungen, genant Rokenbach, als daz in der statt Basel an der Kremergassen obwendig sant Andris kilchen an dem ort zer linken hand, als man das Imbergesslin zü sant Peter uffhin gat, gelegen ist, stost hinden und vor an daz huß zer Fleschen, zinset jerlichen von eigenschafft fier pfunt nuwer Basler pfen. dem spital hie zü Basel, als daz der erber Erhart Darwurker, spitalmeister, seit und gunst und willen zu disem koff geben hat, doch dem soital an siner eigenschafft und gerechtikeit unschedlich, furer noch anderß etc, und ist der koff bescheen umm lxxx gulden rinisch guter und gemeiner, deren sich die verköffere bekanten bezalt sin, seiten den koffer darumm quitt und lidig, uersprochen disen koff stett zu halten, deß gut werschafft zetond uerbunden sich und ir erben. in forma etc. 68 StABS ÄNA GA C 12 (1471-1481), S. 380f., 383, 387. ‚H AUSWIRTSCHAFT ‘ 104 war, das Haus am 29. November 1477 verkauft. 69 Käufer war ein gewisser Johann Karnow, der aus dem nordbrabantischen Herzogenbusch stammte. 70 Am 18. August 1479, also rund zwei Jahre später, erschienen die beiden Parteien erneut vor Gericht, aber in unterschiedlicher personeller Besetzung. Für Johann Karnow, der inzwischen nach Genf ausgewandert war, agierten sein Bruder Crista und dessen Ehefrau Adelheid, beide werden als Basler Bürger vorgestellt, während Magdalena nunmehr gemeinsam mit ihrem Mann Jörg von Sulz verhandelte, der im Fertigungstext nicht mehr als Vogt, sondern als Mitbesitzer auftritt. Vor Gericht dargelegt wurde, dass sich die Parteien vormals - wohl mündlich, denn eine Ratenzahlung ist im Fertigungsbuch nicht vermerkt - darauf geeinigt hätten, das Haus am alten Rindermarkt in drei, jeweils zu Fastnacht fälligen Raten zu bezahlen. Bislang seien aber lediglich 100 Gulden beglichen worden. Die Gründe müssten an dieser Stelle nicht vertieft werden, heißt es lakonisch. 200 Gulden stünden noch aus. In beidseitigem Einvernehmen wurde die offenstehende Restschuld in ein Darlehen umgewandelt, das jährlich am Tag des Apostels Matthias (22. Februar) mit zehn Gulden zu verzinsen war. 71 Von Überzugs- oder anderen Strafgebühren ist im Fertigungstext nirgends die Rede. 69 Jörg von Sulz agierte als Vogt, eine Art Rechtsbeistand ohne Entscheidungsbefugnis, vgl. S IGNORI , Geschlechtsvormundschaft und Gesellschaft, S. 119-151. 70 StABS ÄNA GA B 10 (1475-1480), S. 177 (29. November 1477): Jtem do geben ze koffen die ersamen frow Magdalena Gotschalkin, willant Clauß Gotschalk deß koffmans / seligen/ verlassne wittwe mit Jo e rgen von Sulcz, irem elichen mann und vogt, so dann Hannß Irme, burger und der reten, als ein vogt und in vogtlicher wiß deß gen. Clauß Gotschalks und frow Magdalenen Gotschalkin elichen verlassnen kinden fúr sich und ir aller erben dem erbern Johann Karnow von Herczogenbusch, der im selbs und allen sinen erben recht und redlich kofft hat daz huß und hoffstatt hinder und vor mit allem begriff rechten und zügehörungen, gen. Wakenfels, als das in der statt Basel am alten Rindermerkt zwuschen dem koffhuß ze einer und Jacob Brattalerß huß zer anndern syten, jst frij lidig eigen, niemant uersetzt, hafft noch verbunden in dhein wiß, als die verköffere sprachent und by guten truwen darumm geben behuebent und ist der koff bescheen umm iij c g Rinscher, deren sich die verköffere bekant bezalt sin seiten den koffer darumm quitt und lidig, gelopten disen koff stet zu halten, besunder Hanß Irme in vogtlicher wiß fur sich, ir erben und nachkomen deß gut werschafft ze tond verbunden sich ir erben und nachkomen in forma. 71 Ebd., S. 402f.: und offnoten do die genanten Crista und Adelheit, sin efrow, und seiten, nachdem Johann Karnow, och von Herczogenbuchs, ir bruder und swager, burger von Genff, hie vor uff sampstag vor sannt Katherinentag anno lxxvij° daz huß Wakenfels, als daz in der statt Basel am alten Rindermerkt neben dem koffhuß gelegen ist von dem genanten Jorgen von Sultz und frow Magdalena, siner gemaheln, kofft hetten fur iij c g hoptgutz vff dru jarzil zu bezalende, nemlich uff igliche vastnacht darnach schierest komende c g daran ze gebende biß zu voller bezalung, und das bestimpt huß Wakenfels dafúr ze underpfand ingesetzt und geben, wie dann ein signatur in deß gerichcz vergichtbuch uff dem bestimpten zyt und tag begriffen stat und daz eigetlich uswiset, daran er aber noch bißhar nit me dann c g gewert und bezalt hette, die uberigen ij c g noch unbezalt usstondent. Dwil nu v n der genant Johann Karnow, ir bruder und swager, inen beiden elichen gemechten solich huß noch bißhar ‚H AUSWIRTSCHAFT ‘ 105 ... und versteckte Kredite Die im Kaufvertrag vom 29. November 1477 verwendete Formulierung, deren sich die verköffere bekant bezalt sin seiten, ist, wie der weitere Verlauf der Geschichte zeigt, nicht immer wörtlich zu nehmen. Bezahlt worden waren faktisch ja nur einhundert Gulden. Dasselbe Phänomen beobachten wir auch bei anderen Immobiliengeschäften, so etwa beim Verkauf des an der Eisengasse gelegenen Haus Liebeck (später Pilgerstab genannt), das am 19. Oktober 1478 den Besitzer wechselte. „Von Eigenschaft wegen“, heißt es im Vertragstext, gehöre das Haus dem Basler Spital. Diesem müssten die Käufer, der Hintersasse Peter Birk und seine Frau Luzia, jährlich zweieinhalb Pfund neuer Zinspfennige zahlen. Der Besitzer beziehungsweise Verkäufer und damit Empfänger der Kaufsumme, die sich auf stattliche 310 Gulden belief, war aber das Basler Frauenkloster Klingental, vertreten durch seinen Schaffner Fridlin Graf: Jtem do git zů kouffen der / erber Fridlin Graf, schaffner der wirdigen frowen/ zů Klingental, in namen und von sunderm bevelh der gemelten siner frowen dem erbern Peter Birck, hindersesß, der im selbs, Lutzyen, siner innzuhaben vergunt, sy das och ye sythart inngehept, genutzt und genossen, und er aber an bezalung sumig worden, merklichen ursachen halb, die zu erzalende nit not sint, sy och soliche verfallne schuld dirr zyt zu bezalende nit vermochten, und aber Jorg von Sultz und sin gemahel ir bezalung haben oder daz huß darumm angriffen nach lut der angezognen signatur, hetten sy beide eliche gemecht die durch sich und ir güt frund erbetten den genanten irn bruder und swager, dirr zyt umm ir schuld nit wyter ze ersůchen oder zu schaden ze triben, sunder inen solich huß fur ir schuld innzehabent ze vergunden und umm zinß, nemlich ierlich x g geltz uff ein iglichen sannt Matyßtag ze weren und ze antwurten von den bestimpten ij c g usstendiger schuld und hoptgutz in koffs wyse ze empfahen, in och ze vergunden die samenthafftig mit ij c g oder teilsamlich mit c g v g zinses und ergangnem zinse abzelo e sen, daz sy inen och umm ir flyssige bitt willen verwillget und zügelassen hetten, begert einer frag, ob solichs also zu gon solt und mo e cht. Dwil nu v n beid partyen under ogen stonden, einander solicher beredung bekantlich gichtig und anred warent, ward erkant, daz solichs wol also zugon solt und mo e cht. [...] ob sy daz nit teten, daz mann inen darumm pfennder als umm bodenzinß ustragen so e lte oder aber sy umm ir gut, ligends und varendes, sament und sunders unverscheidelich angriffen, manen, pfenden, hefften, verbieten, uffbieten, verganten, verkoffen, vertriben und an sich zechen yemer, so lang biß sy umm iren verfallnen usstendigen zinß usgericht und bezalt werden mit dem kosten daruff gangen, oder ob sy wellent daz vorbestimpt huß, nachdem es ir verschriben underpfand ist, widerumm zu hannden nemen oder daz nach lut der angezognen vergicht, in des gerichtzbuch begriffen, angriffen, fro e nen, hefften, verbieten und an sich zichen etc. daz furter hin lyhen, besetzen und entsetzen nach irem willen und gevallen, yemer so lang biß sy solicher vorbestimpt ij c usstendiger schulden bezalt werden och mit dem kosten und schaden daruff gangen, doch dem genanten irem bruder und swager in allweg an sinem koffbrieff und gerechtikeit, so ferr er die bezalung der ij c g thon wurde, unvergriffen und gantz unschedlich. Habent sich damit verzigen etc. Diß ist och gevertigt. etc. Datum ut supra. ‚H AUSWIRTSCHAFT ‘ 106 efrowen, und iren erben koufft hat das huß und hoffstatt, genant <zum Bilgerstab> / Liebeck/ , mit aller zůgehörd, als das gelegen ist in der statt Basel uff Ysengassen zwuschen den hůsern zem Löwen zů einer und dem huß, genant zer Linden / zer andern siten/ , zinsett 2 ½ lib gelich geteilt zů dem vier fronfasten dem spittel zů Basel / von der eygen[schaft] wegen/ , als das der ersam Walther Haffner, spittelschriber, redt und gunst und willen darzů gab. / Anders und furer ist diß huß und hoffstat nyemant zinsbar, hafft noch verbunden etc./ Und ist der kouff beschehen umb 300 und 10 guter rinscher guldin, deren der verkouffer von dem koiffer bekant, bar bezalt sin, seyt in darumb quit und lidig, versprach ouch disen kouff stet zu halten, des gut werschafft ze tůnd, verband sich und sin nachkomen jn forma. 72 Der Verkäufer war sich in diesem Fall aber nicht sicher, ob das Haus nicht noch anderweitig belastet war. Aus diesem Grund wurde der Vertrag um die Zusatzklausel erweitert, sollte es noch anderweitig „beladen“ sein, solle allein der Käufer den Nutzen oder den Schaden davontragen. 73 Entgegen der Beteuerung, das Haus sei bar bezahlt worden (deren der verkouffer von dem koiffer bekant, bar bezalt sin), waren im Januar 1479 aber erst 110 Gulden bezahlt. Und so nahmen Peter Birk, nunmehr als Koch zum Pilgerstab bezeichnet, zusammen mit seiner Frau Luzia als Hauptverkäufer und deren Bruder, der Bäcker Heinrich von Werdenberg als Mitverkäufer, 74 bei den Klosterfrauen zu Klingental einen Kredit in der Höhe von 200 Gulden auf, erweitert um die für liegenschaftsgestützte Kreditgeschäfte obligatorische Pfändungsklausel 75 : 72 StABS ÄNA GA B 10 (1475-1480), S. 216. 73 Ebd.: Jtem es ist och in disem koff in sunderheit bedingt, ob sich hernach mals úber kurcz oder lang vinden wurde, daz das verkofft huß <umm> / mit/ einen schilling mer oder minder beladen were, daz die frowen deß weder geniessen noch engelten, sunder die köffer deß nucz und schaden haben sol. 74 Werdenberg (StABS AHA Steuern B 18 [1475-1481]: St. Martin, S. 10: 800 Gulden) hatte sich zwei Jahre zuvor für 352 Gulden das in der Nähe gelegene Haus zum Agstein gekauft. 75 StABS ÄNA GA B 10 (1475-1480), S. 274: Jtem do geben zu koffen Peter Birk, der koch, und Lucija, sin efrowen, mit im als irem elichen mann und vogt, als hoptverköffer, so dann Heinrich Werdemberg, der brotbek, ir swager und brüder, beid burgere zü Basel, als mitverköffer fur sich und ir beider erben gemeinlich und unverscheidelich dem erbern Fridlin Graven, schaffner der wirdigen frowen deß closterß Clingental, in mindern Basel gelegen, der zu handen und gewalt der erst genanten siner frowen und allen iren nachkommen recht und redlich kofft hät x g gelcz ierlichs uff vnser lieben frowen tag der himelfart zu weren und zü anttwurten von uff und ab irem huß, genant Liebek, als das in der statt Basel uff Ysingassen zwuschen dem huß zem Lo e wen ze einer und dem huß zer Linden zer andern syten gegen dem huß zum Kran[i]ch uber, zinset vormals von eigenschafft iij lib novorum dem spital hie zü Basel, furer noch annderß etc. Und ist der koff bescheen umm ij c g rynisch, deren sich die verköffer bekannten, bezalt sin, seiten den koffer darumm quitt und lidig. ‚H AUSWIRTSCHAFT ‘ 107 Globten daruff disen koff stett ze halten, deß gut werschafft zetund, den zinß ierlich, wie vor stät, zü geben. Ob sy das nit teten, mag man inen darumm pfender ustragen als umm bodenzinß oder daz vorgeschriben underpfand, und ob daran abgieng alles ander ir güt, ligends und varencz, angriffen, mit gnad deß widerkoffs samenthafftig oder teilsamlich mit 50 g, 2 ½ g zinses. 76 Dem Zinsbuch des Klosters Klingental entnehmen wir, dass sich das Ehepaar für den Wiederkauf entschied, in Raten von jeweils 50 Gulden, auf vier Jahre verteilt. 77 Häuser mit alten und neuen Hypotheken Der immobiliengestützte Darlehensvertrag ist, wie schon häufig beobachtet, als Verkauf konzipiert, demzufolge sich der Käufer beim Verkäufer ein Darlehen erwirbt, „von auf und ab“ eines bestimmten Hauses. Der Kaufpreis entspricht dem zu verzinsenden Kapital (Hauptgut). Die Frage, ob das Haus, das für das Darlehen als Unterpfand fungierte, lediges oder abgabenpflichtiges Eigen war, spielte bei diesen Geldgeschäften prinzipiell keine Rolle. Rund ein Drittel der Käufer finanzierte die Häuser allerdings über Kredite, die sie kurz nach dem Kauf bei den früheren Hausbesitzern aufnahmen. 78 Am Dienstag, den 25. Oktober 1478, kauften der aus Nürnberg stammende Buchdrucker Meister Bernhard Richel und seine Frau Anna für den beeindruckenden Preis von 600 Gulden Haus, Scheune und Garten, genannt zur kleinen Blume, beim Salzturm. 79 Das Haus hatte früher ein Pfund und einen Schilling an die Dom- 76 Ebd. 77 StABS ÄNA KA Klingental Q = Zinsbuch (1463), S. 274: Jtem Peter Birck, der koch zum Bilgerstab, git 10 gulden uff unnser frowen tag Assumptionis, der hymelfart, underpfand das hus Liebegk, genant zum Bilgerstab etc. Vgl. B RIGITTE D EGLER -S PENGLER und D OROTHEA A. C HRIST , Basel, Klingental, in: Die Dominikaner und Dominikanerinnen in der Schweiz, red. von Petra Zimmer, Basel 1999, S. 530-583, hier 568-570. 78 E LLERMEYER , Stade 1300-1399, S. 267-279. 79 StABS ÄNA GA B 10 (1475-1480), S. 245f.: Jtem do geben zü koffen die ersamen iunkher Růdloff Schlierbach und frow Ennelin, sin elich gemahel, mit im als irem elichen mann und vogt, dem sy der vogty bekant, fúr sich und ir beider erben dem erbern meister Bernhart Richel von Nu e rnberg, dem büchtruker und burger zu Basel, der im selbs, frow Anna, siner gemaheln, und ir beider erben recht und redlich kofft hat das huß, schuren und garten mit allem begriff rechten und zü gehörungen, genant zem cleinen Blumen, als das in der statt Base[l] by dem Salczturm am ort hinder der herberg zem grossen Blümen gelegen ist, stost ob sich an Wiken, deß karrerß huß und gät hinden uff den Rijn, zinset / von eigenschafft/ j lib j ß der presencz uff burg / her Conrat Schlewitzer, presenczer, consensit etc./ und iij ß den herren zü sannt Peter hie zü Basel von / einß jarzytz wegen, furer noch annderß etc. Und ist der koff bescheen vj c g rynischer, deren sich die verkoffere bekanten bar bezalt sin seit den kof- ‚H AUSWIRTSCHAFT ‘ 108 präsenz und drei Schillinge an die Herren zu St. Peter gezinst. Von den 600 Gulden bezahlte das Ehepaar 240 Gulden in bar. Die restlichen 360 Gulden lieh es bei den Verkäufern gegen einen Jahreszins von stattlichen 18 Gulden. 80 Der Darlehensvertrag datiert auf Mittwoch, den 26. August, erfolgte also exakt einen Tag nach dem Hauskauf: „Item, da geben zu kaufen der ehrsame Meister Bernhard Richel von Nürnberg, der Buchdrucker, Basler Bürger, und Frau Anna, seine Gemahlin, mit ihm als ihrem Ehemann und Vogt, dem sie die Vogtei zuerkannte, für sich und ihre Erben gemeinsam und ohne Unterschied dem ehrsamen Junker Rudolf Schlierbach von Basel, der für sich selbst, Frau Ennelin, seine Gemahlin, und ihre Erben recht und redlich gekauft hat 18 Gulden Zins jährlich auf Unseren Lieben Frauentag im Herbst, genannt Mariae Himmelfahrt, hier in der Stadt zu währen und antworten von auf und ab ihres Hauses, Scheune und Garten mit allen darin enthaltenen Rechten und Zubehör, genannt zur kleinen Blume, das in der Stadt Basel bei dem Salzturm am Ort hinter der Herberge zur großen Blume liegt, und oben an Wicken, des Karrers Haus stößt und hinten auf den Rhein hinaus geht, zinste vormals ein Pfund ein Schilling an die Präsenz auf Burg und drei Schillinge den Herren zu St. Peter hier zu Basel, noch anderes weiter. Und ist der Kauf geschehen um 360 guter gemeiner Gulden, deren sich die Verkäufer bekannten, bezahlt zu sein, und sprachen den Käufer darum quitt und ledig.“ 81 fer darumm quitt und lidig, gelopten daruff, disen koff stet zü halten, deß güt werschafft ze tond, verbanden sich und ir erben. in forma. 80 Zu Richel vgl. F ERDINAND G ELDNER , Die deutschen Inkunabeldrucker. Ein Handbuch der deutschen Buchdrucker des 15. Jahrhunderts nach Druckorten, Bd. 1, Stuttgart 1968, S. 114- 117. 81 StABS ÄNA GA B 10 (1475-1480), S. 246: Jtem do geben zü koffen die ersamen meister Bernhart Richel von Nu e rnberg, der bu e chtruker, burger zü Basel, und frow Anna, sin elich gemahel, mit im als irem elichen mann und wissenthafftigen vogt, dem sij der vogtij bekannt, fúr sich und ir beider erben gemeinlich und unverscheidelich dem ersamen iunkher Růdolff Schlierbach von Basel, der im selbs, frow Ennelin, siner gemaheln, und ir beider erben recht und redlich kofft hat xviij guldin gelcz jerlich uff ein iglichen vnser lieben frowen tag ze mitten augsten, genant die hymelfart, hier in der statt Basel ze weren und zü anttwurten von vff und ab irem huß, schuren und garten mit allem begriff rechten und zu geho e rungen, genant zem cleinen Blůmen, als das in der statt Basel by dem Salczturm am ort hinder der herberg zem grossen Blůmen gelegen ist, stost obsich an Wiken, des karrerß huß und gat hinder uff den Ryn, zinset vormals j lb j ß an die presencz uff burg und iij ß den herren zü sannt Peter hie zu Basel, furer noch anderß etc. Und ist diser koff zü gangen und bescheen umm iij c und lx g güter und gemeiner an gold und gewicht zü Basel, deren sich die verkoffere bekanten wol gewert und bezalt sin seiten den koffer, darumm quitt und ledig. ‚H AUSWIRTSCHAFT ‘ 109 Kaum einem Darlehensvertrag fehlt die abschließende Pfändungsklausel, die gelegentlich um die Option erweitert ist, den Kredit bei Bedarf ganz oder zur Hälfte ablösen zu dürfen, eine Option, die in den Verträgen jeweils als „Gnade des Wiederkaufs“ herausgestellt wird: „Und gelobten darauf diesen Kauf stets zu halten, den Zins jährlich, wie oben geschrieben, zu zahlen und dafür gute Währschaft zu tun. Falls sie dies nicht tun, mag man ihnen deswegen Pfänder wie um Bodenzins heraustragen und das vorgeschriebene Haus samt Zubehör, und ob davon abging alle anderen ihre liegenden und fahrenden Güter, samt und sonders unterschiedslos, angreifen bis zur Bezahlung der Zinsen mit den Kosten, die daraus entstanden sind, mit der Gnade des Wiederkaufs, ganz mit [leer] Gulden, dem Kaufpreis, oder in Teilen mit 105 Gulden mit den ausstehenden und nach Markzahl entstandenen Zinsen, alles ohne Gefährde und in besserer Form.“ 82 Ähnliches beobachten wir bei dem an der Neuen Gasse unterhalb der Elendenherberge im Kirchspiel St. Peter gelegene Haus, das den Namen Seilers Keller trug, früher aber Lichtenberg genannt worden war. 83 Am 3. September 1477 verkaufte Burkhard Besserer das dem Spital zinspflichtige Haus für 80 beziehungsweise 60 Gulden 84 an den Goldschmied Meister Hans Rutenzweig und dessen Frau Margreth. 85 Am Tag darauf erschienen die Parteien erneut vor Gericht. Jetzt gewährte Besserer den beiden einen Kredit in der Höhe der besagten 60 Gulden, den sie jährlich an Weihnachten mit drei Gulden verzinsen sollten. 86 Der Käufer musste versprechen, die Zinsen regelmäßig „abzutragen“ und das Haus, wie es sich gehöre, instand zu halten. Der Abstand zwischen Hauskauf und Kreditaufnahme ist, wie beobachtet, meist sehr kurz, und das Personal von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen immer dasselbe. 87 Mit durchschnittlich 150 Gulden sind die Kreditsum- 82 Ebd., S. 247: Und globten daruff disen koff stet zü halten, den zinß jerlich wie vorstat zü geben und deß güt werschafft zetond. Und ob sy daz nit teten, mag man inen darumm pfennder als umm bodenzinß ustragen oder daz vorgeschriben huß mit siner zu geho e rung und ob daran abgieng alle andere ire ligende und varende gu e ter, sammet und sunderß unverscheidelich angriffen, biß zü bezalung der zinsen mit dem kosten daruff gangen, mit gnad des widerkoffs, samenthafftig mit [leer] guldin, darumm sy kofft sint, oder teilsamlich mit c g v g gelcz, doch mit versessnen und nach markzal daruff geloffnen zinsen, alles ungeverlich in meliorj forma. 83 G ILOMEN -S CHENKEL , Henman Offenburg (1379-1459), S. 17f. 84 Abzüglich des Gulden, der jährlich an die Maria Magdalenenpfründe in der Peterskirche ging. 85 StABS ÄNA GA B 10 (1475-1480), S. 162. 86 Ebd. 87 Eine Ausnahme: Am 16. März 1477 verkauften Heinrich Glaser, Kaplan des Petersstifts, mit Erhart Lenisin, seinem Vogt, und Margret Glaserin, seine Schwester, mit Hans Fäslein, ihrem ‚H AUSWIRTSCHAFT ‘ 110 men vergleichsweise hoch. Sie reduzierten den tatsächlichen Bargeldfluss beim Immobilienkauf auf durchschnittlich 80 Gulden pro Haus. Käufer ohne Eigenkapital ... Eine Sonderform der Kreditaufnahme bilden die insgesamt 16 Fälle (davon fünf Häuser, die frei von grundherrschaftlichen Abgaben waren), in denen Hauspreis und Darlehenssumme identisch waren: Käufe also, die ganz ohne Eigenkapital vonstattengingen. Kreditgeber war größtenteils das Basler Spital oder die im Kirchspiel St. Peter gelegene Großbasler Elendenherberge. Am 21. November 1475 kaufte der aus dem bayerischen Deggendorf stammende Weißgerber Bastian Prosper zusammen mit seiner Frau Anastasia für 60 Gulden das Niederburg genannte Haus an der Gerbergasse im Kirchspiel St. Leonhard. 88 Die Niederburg war mit stolzen zwei Pfund Zinspfennigen, einem halben Pfund Pfeffer zur Weisung und einem Erschatz in der Höhe von zehn Schillingen belastet. Geld hatten die Käufer allerdings keines. Und so erschien das frisch zugezogene Ehepaar zwei Tage später (am 23. November 1475) erneut vor Gericht und nahm beim Verkäufer, dem Basler Spital, einen Kredit in der vollen Höhe der Kaufsumme auf. 89 Denselben Vorgang beobachten wir Mann, so dann Simon Glaser, ihrer beider Bruder, dem Schneider Fridlin Beltz und dessen Frau Elsin Glaserin (es wird nicht präzisiert, in welchem verwandtschaftlichen Verhältnis Elsin zu den anderen Glaser steht) den dritten Teil des Hauses, genannt Waldshut, oberhalb des Kaufhauses zwischen der Herberge zum goldenen Löwen und dem Haus zum goldenen Kranich. Die Kaufsumme betrug 85 Gulden; der Hausteil zinste von Eigenschaft drei Pfund an das Kloster St. Klara und eineinhalb Gulden an die Offenburger-Pfründe im Gerner (Petersstift) (StABS ÄNA GA B 10 [1475-1480], S. 298). Das nötige Bargeld aber hatten die beiden nicht, wie der Kredit von 80 Gulden zeigt, den sie ein Jahr später (24. März 1478) beim Krämer Berchtold Dolden und dessen Frau Adelheid aufnahmen und nicht bei ihren Verwandten (ebd., S. 331). 88 StABS ÄNA GA B 10 (1475-1480), S. 40: Jtem do gijt zü koffen der ersam Hannß von Langental, spitalmeister, in namen des spitals zu Basel, fur sich und alle sin nachkommen, dem wolbescheiden dem wolbescheiden [sic] Bastion Prosper von Dekendorff, dem wissgerwer, der im selbs, Anastasia, siner efrowen, / und ir beider erben/ recht und redlich kofft hat daz huß und hoffstatt mit allem begriff rechten und zü gehörungen, genannt Nidernburg, als das in der statt Basel an der Gerwergassen zwuschen dem huß, genant Oberburg, ze einer und dem huß Steineck zer andern syten gelegen ist, stost hinden an das huß, genant hinder Niderburg, zinset dem vorgenanten spital / jerlich/ von eigenschafft ij lib nuwer pfen., glich geteilt zu den fier fronfasten, j lib pfeffersß zu wysung vff Martini und x ß nouorum zu erschacz, wann sich die hand verwandelt des empfahenden halb, furer noch anderß etc. und ist der koff bescheen umm lx pfunt Basler pfen., deren sich der verkoffer bekant bezalt sin, in forma etc. Zur Gerbergasse vgl. S IGNORI , Geschichten/ n einer Straße, S. 191-230. 89 Ebd., S. 40: Jtem do habent Bastion Prosper, der wygerwer, und Anastasia, sin efrow, sich bekannt dem spitalmeister schuldig sin lx pfund by dem bestimpten koff des huses, die sy im usrichten sollent, ‚H AUSWIRTSCHAFT ‘ 111 beim Haus Olsberg an der Freien Straße, beim Haus Liebenstein am Heuberg, beim Haus zum Nowen und beim Haus Wartenberg in der Vorstadt zum Kreuz. Beim Haus Olsberg erfolgte die Kreditaufnahme einen Tag, bei den Häusern Liebenstein und Wartenberg zwei Tage und beim Haus zum Nowen sechs Tage nach der Fertigung. 90 Heini Blecher und seine Frau Elsin warteten hingegen zwei Monate, bis sie ihr Haus bezahlten beziehungsweise ihren Kredit aufnahmen. 91 Am 4. September 1475 hatten sie für 22 Pfund ein kleines, namenloses Haus samt Garten an den Spalen gekauft, in dem sie vermutlich schon längere Zeit gewohnt hatten. Verkäufer war in diesem Fall die Basler Elendenherberge. 92 Am 5. Dezember 1475 erschien das Ehepaar erneut vor Gericht, dieses Mal aber, um beim Verkäufer ein Darlehen aufzunehmen, das exakt dem Kaufpreis der Liegenschaft entsprach. So also kaufte die Elendenherberge von Blecher für 22 Pfund einen Zins in der Höhe von einem Pfund und zwei Schillingen. Als Sicherheit fungierte wie üblich dasselbe im September gekaufte Haus, samt Garten und Höfchen an den Spalen: „Item, da geben zu kaufen Henni Blecher, der Kornmesser, und Elsin, seine Ehefrau, mit ihm als ihrem Ehemann und Vogt, dem sie die Vogtei bekannte, für sich und alle ihre Erben dem ehrbaren Jodocus Seiler, Meister der Elendenherberge, der im Namen und auch zuhanden und Gewalt derselben Herberge ihm und seinen Nachfolgern recht und redlich gekauft hat ein Pfund zwei Schillinge Jahreszinsen, die jährlich zu Michaelis zu bezahlen sind von auf und ab des Häuschens, Hofstatt und Garten mit Höfchen und allem Zubehör, das in der Stadt Basel an den Spalen zwischen dem Haus der nemlich all sant Martiß tag v lib, darumm och dz huß und ander ir güt pfant und hafft sin soll, und gelopt solichs stet zu halten, in meliori forma etc. 90 Ebd., S. 260, 293 (Olsberg: 180 Pfund), 423 (Liebenstein: 120 Pfund), 443f., 447 (zum Nowen: 100 Gulden), 507 (Wartenberg: 50 Pfund). Der Leistenmacher Hans Kopfträger, der Käufer des Hauses Olsberg, hatte kein Eigenkapital (StABS AHA Steuern B 18 [1475-1481]: St. Martin, S. 18: nichts), so auch der Käufer des Haus Liebenstein nicht, zumindest lässt er sich nicht in den Steuerlisten nachweisen. Einzig der Spiegler Ulrich Loben hatte anlässlich der Steuererhebung von 1470 die erforderlichen einhundert Gulden noch besessen (StABS AHA Steuern B 17 [1470-1472]: St. Leonhard, S. 59). Der Kübler Bernhard Zullin, der Käufer des Hauses Wartenberg, kam aus Kleinbasel (StABS AHA Steuern B 20 [1475-1481]: Kleinbasel, S. 27: 40 Pfund). 91 StABS AHA Steuern B 17 (1470-1472): St. Leonhard, S. 35: 30 Pfund. 92 StABS ÄNA GA B 10 (1475-1480), S. 10: Jtem do git zu kouffen Jodocus Seiler, meister der Ellendenherberg, mit gunst, wissen und willen siner erben, fúr sich und sin nachkomen, Heiny Blecher, dem kornmesser, der im selbs, Elsin, siner efrow, und jren erben recht und redlich hatt kofft daz huß und garten mit dem ho e fflin darhinder und allen zugehorungen, so gelegen ist / in der vorstatt/ an den Spalen zwúschen dem benanten koiffer ze einer und .M. Hansen Amberg zer andern siten, stoßt hinden uff / den/ blatz, zinset von eigenschafft vij ß novorum den frowen an den Steinen. Fúrer noch andersß etc. Pro summa xxij lb, quitt. promitt. etc. ‚H AUSWIRTSCHAFT ‘ 112 Verkäufer zur einen und Meister Hans Ambergs Haus zur anderen Seite gelegen ist, zinst von Eigenschaft sieben Schillinge neuer Pfennige den Klosterfrauen an den Steinen. Weiter noch anders etc. Für den Preis von 22 Pfund, den die Verkäufer bekannten, bar bezahlt zu haben und deswegen den Käufer quitt und ledig erklärten, den Kauf stets zu halten gelobten und den Zins, wie oben festgehalten, zu bezahlen.“ 93 In der Pfändungsklausel wurde den Käufern in diesem Fall aber die Möglichkeit eingeräumt, das Darlehen jederzeit zu künden (ganz oder zur Hälfte): „Sollten sie das nicht tun, kann der Meister der Elendenherberge ihnen deswegen Pfänder wie bei Bodenzinsen von Eigenschaft wegen heraustragen und verkaufen lassen oder das oben beschriebene Unterpfand sowie alle anderen liegenden und fahrenden Güter von ihnen angreifen bis zur Bezahlung der ausstehenden Zinsen und den entstandenen Unkosten und ihnen die Gnade des Wiederkaufs tun, ganz oder zum Teil, mit 11 Pfund und 11 Schillingen.“ 94 Der je nach Kauf unterschiedliche Zeitpunkt, an dem die Kreditaufnahme erfolgte, erschwert es, allgemeingültige Aussagen über die soziale oder wirtschaftliche Bedeutung dieser merkwürdigen Transaktionen zu treffen. Fest steht, dass die Hauskäufer ausnahmslos alle in prekären Wirtschaftsverhältnissen lebten und dass sie das Geld, das sie für den Hauskauf brauchten, gar nicht hatten. Umso mehr stellt sich die Frage, welchen Nutzen Einrichtungen wie das Spital oder die Elendenherberge davon gehabt haben könnten, diesen Leuten so großzügig entgegenzukommen? Altruistische Motive dürften es kaum gewesen sein in Anbetracht der Vielzahl der 93 StABS ÄNA GA B 10 (1475-1480), S. 11: Jtem do geben ze kouffen Henny Blecher, der kornmesser, und Elsin, sin efrow, mit im als jrem elichen mann und vogt, dem sy der vogty verjah, fur sich und all jr beider erben dem erbern Jodoco Seiler, meister der Ellendenherberg, der in namen och zü handen und gewalt derselben herberg im und sinen nachkomen recht und redlich hatt kofft j lb ij ß pfen. geltz jerlichs zines jerlichen uff sant Michelstag ze antwurtten von uff und ab irem húßlin, hoffstatt und garten mit dem höfflin mit aller zügehörung, so gelegen ist ze Basel an den Spalen zwúschen derselben verkoiffern hus ze einer und meister Hansen Ambergs zer andern syten, zinset von eigenschaff vij ß novorum den frowen an den Steinen. Furer noch anders etc. Pro summa xxij lb, deren sich die verkoiffere bekanten bar bezalt und wol gewert sin, seitten den koiffer darumm quitt und lidig, glopten disen koufft stet ze halten, des gut werschafft zetůnd und den zinß, in maß vorstat, ze antwurtten. 94 Ebd.: Wo sy das nit teten, mocht ein yeglicher meister der Ellendenherberg inen darumm pfender als umm bodenzinß von der eigenschafft ußtragen und verkouffen lassen oder daz obgeschrieben underpfand und ob daran abgieng alle andere ir ligende und varende guter, angriffen biß zü bezalung der usstenden zinsen mit dem kosten und gnad des widerkouffs tun pro toto oder teilsamlich mit xj lb xj ß. ‚H AUSWIRTSCHAFT ‘ 113 Frönungen, die auf dieselben kirchlichen Einrichtungen zurückgehen. Eher ist zu vermuten, dass diese Verkaufsform es den kirchlichen Einrichtungen erlaubte, am städtischen Liegenschaftsmarkt zu partizipieren. 95 Die Häuser gehörten formal zwar Laien, faktisch aber waren sie in Kirchenbesitz (wenngleich Spital und Elendenherberge Einrichtungen waren, die von der Stadt verwaltet wurden). 96 ... und Preisreduktion dank ‚Altlasten‘ Rund 20 Prozent der 260 Häuser, die in den Jahren zwischen 1475 und 1480 den Besitzer wechselten, waren zum Zeitpunkt des Verkaufs bereits mit einer, zuweilen auch mit zwei oder gar drei alten Hypotheken belastet. Der durchschnittliche Wert der alten Hypotheken lag bei 60 Gulden und war somit markant tiefer als die Belastung der Häuser durch neue Kredite, die sich in den Jahren 1475 bis 1480 im Durschnitt auf 150 Gulden beliefen. 97 Bei Althypotheken machten es die Verkäufer den Käufern zur Auflage, die Zinsen „abzutragen“, das heißt, weiter Zinsen zu zahlen, nicht das Darlehen aufzulösen. Mit alten Hypotheken belastet waren die Höfe der Reichen genauso wie die billigen Buden, die zwischen oder hinter den Häusern der Reichen lagen. Wenige Tage bevor Michel Iselin und seine Frau die sechs oben erwähnten Häuser in der Vorstadt zum Kreuz erwarben, hatten die beiden für 270 Gulden den am Fischmarkt gelegenen Rotenhof gekauft: freies, lediges Eigen. Auf dem Rotenhof lag allerdings eine alte Hypothek in der Höhe von einhundert Gulden, die der hoch verschuldete Vorbesitzer, Ritter Konrad von Ramstein, dereinst beim Tuchscherer Hans Gengenbach aufgenommen hatte. 98 Iselin musste Ramstein versprechen, die Zinsen regelmäßig „abzutragen“, 99 dafür kostete der Hof faktisch nur 170 Gulden. 100 Bei Käufern wie den Iselins verliefen solche Geschäfte völlig 95 Vgl. W ILHELM K AHL , Die deutschen Amortisationsgesetze, Tübingen 1879, S. 1-59. 96 Vgl. T SCHARNER -A UE , Die Wirtschaftsführung des Basler Spitals bis zum Jahre 1500, S. 21-23. 97 H ABERLAND , Der Lübecker Renten- und Immobilienmarkt in der Zeit von 1285-1315, S. 102. 98 StABS AHA Steuern B 17 (1470-1472): St. Leonhard, S. 58 (850 Gulden). 99 Nur kurz erwähnt W ACKERNAGEL , Geschichte der Stadt Basel, Bd. 2,2, S. 899, den Untergang des Hauses Ramstein, laut Frönungen und Verboten war es ein langwieriger Prozess, währenddessen das Geschlecht schrittweise seinen umfangreichen Besitz in und um die Stadt Basel verlor. Verkauft bzw. versteigert wurden unter anderem der hintere Ramstein (StABS ÄNA GA B 10 [1475-1480], S. 241) und das Haus Efringen an der Krämergasse (ebd., S. 291). 100 StABS ÄNA GA B 10 (1475-1480), S. 8 (27. September 1475): Jtem do git ze kouffen der streng herr Conrat von Ramstein, ritter, fúr sich, sin erben und nachkomen dem erbern Michel Yselin, dem gewantman, der im selbs, Elsy, siner efrow, und allen ir beder erben recht und redlich hatt koufft das huß und gesesse, genant der Roten hoff, mit dem Garten dahinder und dem ho e fflich davor und allen begriffen rechten und zu e geho e rungen, gelegen zu Basel in der statt by dem Vischmerkt, als man das geßlin nebent der alten Glocken hinuff zu sant Peter gat, stoßt hinden an daz huß, genant Metz, und der Herren stubent, genant zem Brunnen, und obsich an sant Petersberg zwúschen beiden gesslin. Ist ‚H AUSWIRTSCHAFT ‘ 114 problemlos. Das aber war nicht bei allen Käufern der Fall: Am Montag, den 22. April 1476, verkaufte Hans Gründelin, Schaffner der Klosterfrauen zu Klingental, dem Amtmann Klaus Walch und seiner Frau Ennelin für 45 Gulden ein Häuschen in der Steinenvorstadt, das dem Spital von Eigenschaft wegen vier Schillinge und den Räten beziehungsweise der Stadt Basel drei Schillinge zinste. 101 Zwei Tage später, am Mittwoch, den 24. April 1476, nahmen die Walchs beim Kloster Klingental auf dasselbe Haus einen Kredit in der Höhe von zwei Gulden und einem Ort auf. 102 Weitere fünf Tage später verkauften sie das inzwischen mit einer Hypothek von 45 Gulden belastete Haus einer Elisabeth von Traietto für den Preis von 14 Gulden. 103 Walch hatte aus dem Kauf bescheidenen Gewinn geschlagen, anders Elisabeth von Traietto: Als sie das besagte Haus mitsamt seinen Altlasten drei Jahre später einer Magdalena von Stuttgart verkaufte, erhielt sie dafür bloß zwölf Gulden. 104 frig, lidig eigen, niemant hafft noch verbunden in dhein wyß noch wege. Und ist diser koff geben und beschehen um ij c und lxx g, deren sollent die koiffere abtragen .v. g geltz mit jrem hoptgůt / c g/ gegen Hannsen Gengenbach, dem tůchscherer, [...] und deshalb den verkoiffer und sin erben gantz schadloß halten. Der ubrigen c und lxx g bekant sich der verkoiffer bar bezalt und wol gewert sin, seitt den koiffer derumb quit und lidig, glopt diesen kouff stet ze halten, des gut werschafft ze tůnd verbunden sich, sin erben und nachkomen, in forma etc. 101 Ebd., S. 65: Jtem do gijt zu koffen Hannß Grúndelin in namen siner frowen zú Clingental als ir schaffner fúr sij und alle ir nachkomen dem wolbescheidnen Clauß Walchen, dem amptman, der im selbs, Ennelin, siner efrowen, und all ir beider erben recht und redlich kofft hat daz huß und hoffstatt mit allem begriff rechten und zúgehorungen, als das in der statt Basel in der vorstatt an den Steinen ensijt dem o e bern Birsich zwúschen Conrat Fischer, dem schnider, ze einer und Hannß Zippfin, dem weber, zer andern sijten, zinset von eigenschafft iiij ß dem spital und iij ß minen herren den reten. / Spittalmeister und Hans Plarer miner herren zinßmeister consenserunt./ Furer noch anderß etc. Und ist der koff bescheen umm xlv g. 102 Ebd., S. 67: ij g und ein ort jerlichs zinses uff Jnvocavit zu weren und zü anttwurten von uff und ab irem huß und hoffstatt mit aller zu gehorung, als daz in der statt Basel und der vorstatt an den Steinen an dem obern Birsich zwuschen Conrat Fischern dem schnider ze einer und Hanß Zippflin zer andern syten gelegen ist. 103 Ebd., S. 69 (29. April 1476). 104 Ebd., S. 303 (3. März 1479). Im Oktober 1477 wiederholte sich das Spiel, dieses Mal aber mit einem Haus im Zentrum der Stadt. Gemeinsam mit seiner Frau Enneli kaufte Walch nun für 40 Gulden das Haus Oberburg an der Gerbergasse, das dem Spital und dem Steinenkloster von Eigenschaft wegen jeweils zehn Schillinge zinste. Verkäufer waren die Basler Predigerbrüder (ebd., S. 165: 27. Oktober 1477): daz huß und hoffstatt hinden und vor mit allem begriff rechten und zugeho e rungen, als das in der statt Basel an der Gerwergasse gelegen und genant ist Oberburg zwúschen dem huß Niderburg ze einer und dem huß zer Leiteren zer anndern sijten, zinset von eigenschaft x ß dem spital zü Basel und x ß den frowen an den Steinen. Fúrer noch anderß, und ist der kof bescheen umm xl pfund. Ein Jahr später widmete sich das Ehepaar das Haus gegenseitig, was vermuten lässt, dass sie darin alt werden wollten (ebd., S. 217: 28. September 1478). Abermals ein Jahr später nahmen sie bei den Predigern einen Kredit in der Höhe der ursprünglichen Kaufsumme ‚H AUSWIRTSCHAFT ‘ 115 Solange die Häuser nur mit einer Hypothek beladen waren, waren die Altlasten für den Käufer gewöhnlich kein nennenswertes Problem. Schwierigkeiten ergaben sich erst, wenn sich die Zinsverpflichtungen auf ein und demselben Objekt häuften oder die Käufer zu den bereits bestehenden zusätzliche Kredite aufnahmen. Das Ergebnis war dasselbe: Beides bewirkte, dass der Kaufpreis der Immobilie zwar drastisch sank, die jährlichen Zinsverpflichtungen aber ebenso drastisch stiegen. Die tiefen Preise lockten Käufer, die sich die Häuser ohne „Beladung“ (ohne Hypotheken) nicht hätten leisten können. Beobachten lässt sich der Nexus beispielsweise beim Haus zum Kung in der Eschemervorstadt. Erworben hatte das Haus, wie wir gesehen haben, am 31. Mai 1475 zunächst der Goldschmied Heinrich von Werd und zwar für den Preis von 62 Gulden. 105 Das nötige Bargeld fehlte ihm jedoch. So erschien er tags darauf erneut vor Gericht und nahm beim Spital (in diesem Fall nicht beim Verkäufer) einen Kredit in der Höhe von 60 Gulden auf, „von auf und ab“ seines Hauses in der Eschemervorstadt. 106 Am 12. Juni 1480, also fünf Jahre später, verkaufte von Werd das Haus dann an den Seiler Michel Pfrůnder und dessen Frau Elsin. Auf dem Haus lagen mittlerweile zwei Hypotheken: Zu den 60 Gulden, die das Spital dem Goldschmied geliehen hatte, waren später weitere zehn Gulden hinzugekommen, die der Goldschmied bei den Augustinern aufgenommen hatte. 107 auf (ebd., S. 388: 5. August 1479). Und wieder ein Jahr später verkauften sie das nunmehr mit einer Hypothek von 40 Pfund beladene Haus Oberburg für 26 Pfund an die Käuflerin Elsin Heideli (ebd., S. 473: 14. August 1480): Jtem do geben ze kouffen Claus Walch, der amptman, und Ennelin, sin efrowe, mit jm als jrem elichen mann und vogt fúr sich und jr beder erben Elsy Heidelis, der koifllerin, die jr selbs und allen jren erben recht und redlich hatt koufft das huß und hoffstatt, genant Oberburg, / gelegen zu Basel under den Gerwern/ zwúschent den husern zer Leitteren und Underburg, zinset von eigenschafft x ß dem closter ab den Steinen <und> x ß dem spittal und ij lb geltz widerkoiffig dem closter zu den predigern, fúrer etc., pro summa xxvj lb, deren sich die verkoiffere bekannten bar bar [sic] bezalt sin seitten die koifferin darumb quitt und lidig glopten disen kouff stet ze halten des gůt werschafft ze tu e nd verbunden sich und jr erben in forma etc. Schon wieder hatte der Amtmann einen satten Gewinn eingestrichen. 105 StABS AHA Steuern B 17 (1470-1472): St. Leonhard, S. 37 (20 Pfund). 106 StABS ÄNA GA B 10 (1475-1480), S. 5 (vgl. S. 101). 107 Ebd., S. 499: Jtem do gibt zu koffen Heinrich von Werd, der goldsmid, fur sich und sein erben dem erbern Michel Pfronder, dem seiler, der im selbs, Elsin, siner efrowen, und ir beider erben recht und redlich kofft hat das huß zem Kung mit dem gartlin darhinder und allen andern sinen begriffen rechten und zügehörungen, gelegen in der statt Basel und der vorstatt Eschemertor zwúschen dem huß zem Widerhorn ze einer und / Peter Hoptliß, des seilers/ huß zer andern syten, zinset von eigenschafft j lib ij ß gewonlicher Basler zinspfennig und zwei hu e ner ze wysung den herren zu sannt Lienhart. Bruder Heinrich Mo e slin, conversus und schaffner consensit. So dann xiiij ß an sannt Agnesenaltar in sant Johanscapell uff Burg gelegen und j g den Augustiner, sind beide widerko e ffig nach lut ir briefen, so dann und zeletst iij g, och widerkoffig, dem Spital hie zü Basel. Furer noch annderß etc. Und ist der koff bescheen umm vj g, deren sich der verköffer bekannt bezalt sin. Quittans promitt. de ratu warandia atque renuncians in forma. ‚H AUSWIRTSCHAFT ‘ 116 Pfrůnder musste jährlich also über fünf Gulden Grund- und Hypothekarzinsen stemmen. Das war für seine Verhältnisse - 1470 hatte er bescheidene 20 Pfund versteuert - sehr viel Geld. Dafür kostete das Haus bloß sechs Gulden. Einzelne Häuser waren schließlich derart mit Hypotheken überfrachtet, dass sie am Schluss überhaupt nichts mehr kosteten! Verkauft beziehungsweise ‚verramscht‘ wurden diese Liegenschaften um den Preis ihrer „Beladung“, das heißt in der Höhe der aktuellen Zinsbelastung. Dieses Schicksal widerfuhr dem Häuschen von Martin Schmid am Nadelberg, eingekeilt zwischen dem Haus des Metzgers Hans Schaffner und dem Haus des Junkers Bernhard Sürlin. 108 Am Mittwoch, dem 5. Mai 1479, nahm Schmid bei den Augustinern eine Hypothek in der Höhe von 28 Pfund auf. 109 Am Tag darauf verkaufte er das Häuschen zum Preis der Beladung an den Krämer Hans Diebold und dessen Frau Ennelin. 110 Auf dieselbe Art und Weise wechselte auch das an der Kuttelbrücke gelegene Haus Goldeck am 20. August 1478 seinen Besitzer. Auf dem Haus lagen Zinsen von jährlich zehn Gulden, was einem Kapital von 200 Gulden entspricht (der Marktwert des Hauses). 111 ‚Verramscht‘ wurden also 108 StABS AHA Steuern B 17 (1470-1472): St. Peter, S. 24. 109 StABS ÄNA GA B 10 (1475-1480), S. 313. Die Augustiner waren Grundherren der Liegenschaft; ihnen zinste der Besitzer „von Eigenschaft wegen“ jährlich sechs Schillinge. 110 Ebd.: Jtem do gijt zu koffen Martin Smid von Almswilr fúr sich und alle sin erben dem bescheiden Hannß Diepolt, dem kremer, der im selbs, Ennelin, siner efrowen und ir beider erben recht und redlich kofft hat daz huß und hoffstatt mit allem begriff rechten und zůgehoerungen, als daz in der statt Basel uff dem Nadelberg zwúschen Hannß Schaffners, deß metzgerß huß ze einer und her Bernhart Surlin, ritterß, huslin, <daz> darjnn Hanß Marstaller, der soldner wont, zer andern sijten, zinset von eigenschafft vj ß núwer pfen. den vetteren zü den Augustinern, und dann aber j lib viij ß denselben vetteren, sind widerko e ffig nach der briefen sag. furer noch anderß etc. Und ist der koff bescheen umm die beladung der vorbestimpten zinsen, die och der köffer und sin efrowe och hinfur abtragen und den verkoffer und sin erben abtragen / so land biß die abgelo e st werden/ , alß sy das och ze tond glopt und versprochen habent bij verbindung und verpfandung aller irer ligenden und varenden güteren, die sy darumm angriffen moegen biß sy der bestimpten zinsen halb mit dem kosten daruff gangen enthept und lidig gemacht werden, alles ungeverlich. 111 Ebd., S. 244: Jtem do gijt zu koffen der erber Heinrich Irme, der koffmann, fúr sich und all sin erben Steffan Stein, dem kremer, der im selbs, Elsin, siner efrowen recht und redlich kofft hat daz huß und hoffstatt mit allem begriff rechten und zü gehörungen, genant Goldeck, so gelegen ist in der stat Basel an der Kuttelbruken, deren mann ettwann sprach Menlißsteg, an dem ort gegen Studerß hoff oder Gotschalks huß úber, neben dem huß Zessingen, reichett hinden uff den Birsich und ist erb zem halben teil von den herren der stifft zü sannt Peter und zem teil der ersten průnd deß altarß zü vnser lieben frowen altar zü sant Martin, denen da von gond iiij pfund guter gemeiner Basler / zinß/ pfen. angaratim von der eigenschafft und den herren zü sant Peter ij ringbrotz ze wysung uff Martini und x ß zinspfen. erschacz yetwederum teil zem halben züstond. So dann sol mann och jerlichen davon geben iij g ewigs gelcz der Presencz uff Burg, so dann sol mann och jerlichen davon geben v g gelcz / uff Letare/ widerköffig samenthafftig mit c g oder teilsamlich mit zwentzig g, einen den Predigern hie zü Basel. Furer noch anderß ist solich huß nit beladen etc. Und ist der koff bescheen umm die beladung der ‚H AUSWIRTSCHAFT ‘ 117 keineswegs nur Buden und kleine Häuschen in der Peripherie, sondern auch Liegenschaften in zentraler Lage und im gehobenen Preissegment von 200 Gulden und mehr. Dass es im höchsten Maß unklug war, mit Hypotheken überfrachtete Häuser zu erwerben, war eigentlich bekannt. 112 Dass diese Häuser trotzdem immer wieder gekauft und verkauft wurden, und dies vor allem von Ehepaaren, zeigt in aller Deutlichkeit, wie hoch die Anziehungskraft allen Risiken zum Trotz gewesen sein muss, die der Besitz eines ‚Eigenheims‘ auf (junge) Paare ausübte. Witwen und andere alleinstehende Personen waren vorsichtiger: Sie vermieden es konsequent, mit Hypotheken belastete Häuser zu erwerben. 113 Überdies verkauften Frauen ihre Häuser vorzugsweise anderen Frauen, die in ähnlichen wirtschaftlichen Verhältnissen lebten wie sie selbst. Fast alle Häuser (Hinterhäuser, Buden etc.) bewegten sich im untersten Preissegment zwischen zehn bis 25 Gulden. 114 Ennelin Scheidenmacherin verkaufte ihr an der hinteren Gerbergasse gelegenes Haus zum hinteren Krebs für zehn Pfund der Tüchleinweberin Elsin Zinkin. 115 14 Gulden kostete das Häuschen bei der Barfüßerkirche, dass die alte Heidelerin einer Els Köchin aus Lauingen an obgemelten zinsen. Heruff habent och die köffere gelopt und versprochen solich zinß jerlichen in maß vorstat ze richten, den verkoffer und sin erben deren halb gegen menglichem ze vertretten und schadloß ze halten, ob sy daz nit teten, sol und mag mann inen darumm pfender ustragen als umm bodenzinß oder daz fedacht huß und ander ir gut darumm angriffen, biß zu enthebung der zinsen mit dem kosten daruff gangen. 112 StABS ÄNA GA B 11 (1481-186), fol. 141 r-v , vgl. S IGNORI , Vorsorgen - Vererben - Erinnern, S. 243f. 113 Selbst Häuser, die nur mit einer Hypothek beladen waren, kauften Frauen ausgesprochen selten. Die Hintersassin Katharina Wissenburgin, die Tochter oder Frau eines Hans von Wissenburg, verkaufte am 11. September 1480 ihr Haus in der neuen Vorstadt, in dem 1470 ihr Vater oder Mann gewohnt hatte (StABS AHA Steuern B 17 [1470-1472]: St. Peter, S. 32), für 30 Schillinge (StABS ÄNA GA 10 [1475-1480], S. 435). Belastet war das Haus mit einer Hypothek in der Höhe von 23 Pfund bzw. Zinsen von jährlich einem Pfund und drei Schillingen, die an die Herren von St. Martin zu verrichten waren. Viel mehr war das Haus, für das sie ein Pfund und zehn Schillinge zahlte[war sie, Katharina Wissenburgerin, nicht die Verkäuferin? ], auch nicht wert. 114 Derart billige Häuser kauften sich sonst nur Ehepaare, die in äußerst prekären Wirtschaftsverhältnissen lebten: StABS ÄNA GA B 10 (1475-1480), S. 230 (der Weber Gregorius Leiderer), 265 (Jörg Strobel von Rottenburg, ein Wächter) , 272 (der Zimmermann Hans von Speyer, der im August 1480 in die Insolvenz geriet). 115 Ebd., S. 324 ( 26. Mai 1479). 1470 hatte Enneli noch bei Ludmann, dem Kornmesser, gewohnt und bescheidene zehn Pfund versteuert (StABS AHA Steuern B 17 [1470-1472]: St. Peter, S. 22). Mit diesen zehn Pfund scheint sie später das Häuschen gekauft zu haben, das sie 1479 aber schon wieder veräußerte. ‚H AUSWIRTSCHAFT ‘ 118 der Donau verkaufte. 116 Für 18 Gulden ging das Haus zum vehin Ort von Ennelin von Zofingen an eine Elsbeth Beckin aus dem württembergischen Gundelsheim über, während Ennelin Schmitterin ihr Häuschen am Leonhardsberg für 22 Gulden einer Verena Schottmännin aus Sissach und die Witwe Agnes Blenner das ihre für 25 Gulden einer Margreth Sigwaldin verkauften. 117 Alle diese Häuser waren zinspflichtig (Bodenzinsen), aber kein einziges war mit einer Hypothek belastet. Schluss Im ausgehenden 15. Jahrhundert standen in der Stadt Basel eine Vielzahl an rechtlichen Möglichkeiten zur Vergügung, mit oder ohne Eigenkapital in den Besitz einer Liegenschaft zu gelangen. Dass es sich bei den verschiedenen Zahlungsmodalitäten um sehr viel mehr als um Rechtsfiguren handelte, sollte im Verlauf meiner Ausführungen deutlich geworden sein. Die Hauspreise waren stabil, so dass das Risiko beim Kauf und bei der Kreditauf- oder Kreditübernahme einseitig bei den Käufern lag. Mehr Kredite, als das Haus wert war, wurden aber in keinem Fall vergeben (zumindest nicht vor Gericht). Die liegenschaftsgestützten Kredite flossen sowohl horizontal als auch vertikal. Sie spannen ein engmaschiges und auf Dauer angelegtes Netz an ökonomischen Abhängigkeiten, das von einem ebenso engmaschigen Netz an grundherrschaftlichen Abhängigkeiten unterlegt war. Beide Formen der Verflechtung und Verpflichtung beherrschten die städtische Lebenswelt, das sollten die genannten Beispiele ausreichend gezeigt haben, letztlich in beachtlichen Ausmaßen. Als Akteure treten dabei in überraschender Vielzahl Ehepaare auf den Plan (75 Prozent), ein wichtiges Indiz, dass es beim Handel mit Liegenschaften nicht um Gewinnmaximierung ging, sondern primär um die materielle Absicherung der Ehegemeinschaft beziehungsweise Kernfamilie (andrerseits aber auch um die materielle Absicherung der Kirche). Das gilt auch für die Kredite, die auf die Häuser aufgenommen wurden (auch in diesem Segment sind fast nur Ehepaare vertreten). ‚Spekuliert‘ wurde aber weder mit den Häusern noch mit den Krediten, zumindest nicht von den Personen, von denen wir es erwartet hätten, das heißt, den Basler Kaufleuten, Krämern oder Wechslern. Häuser waren materielle und symbolische Güter in einem. Auf den vorangegangenen Seiten war mehrheitlich von den materiellen Dimensionen (Belastungen, 116 StABS ÄNA GA B 10 (1475-1480), S. 381 (27. Juli 1479). Die alte Heidelerin hatte dort 1479 50 Pfund versteuert (StABS AHA Steuern B 17 [1470-1472]: St. Leonhard, S. 64). 117 StABS ÄNA GA B 10 (1475-1480), S. 5 (11. Mai 1475), 242 (8. August 1478), 425 (14. November 1480). Sowohl die alte Schmitterin als auch die Witwe Blenner hatten 1470 bzw. 1475 in den Häusern gewohnt, die sie später dann verkauften. Agnes Blenner hatte 1475 28 Pfund und die alte Schmitterin 30 Pfund versteuert. ‚H AUSWIRTSCHAFT ‘ 119 Zahlungsmodalitäten, Kreditarten) die Rede; symbolische Güter waren die Häuser insofern, als sie 1. in mittelständischen Kreisen (anders als in der Oberschicht) als Zeichen der Emanzipation galten und die Loslösung aus dem elterlichen Haushalt markierten; 2. ein Zeichen der Integration darstellten, für diejenigen, die von auswärts kamen und vorhatten, sich für längere Zeit in der Stadt niederzulassen, und 3. ein Zeichen des sozialen Aufstiegs, für diejenigen, die von der Peripherie ins Zentrum wechselten. 118 4. Für die Reichen schließlich, die versuchten, ihre Höfe in der Familie zu behalten, fungierten sie als Träger der Memoria, die über den Tod ihrer Besitzer hinaus deren Erinnerung im Hausnamen am Leben hielt (so unter anderem der Rotenhof, der Sevogelhof oder Erenmanns Haus Deutlich geworden sein sollte auch, dass sich im späten 15. Jahrhundert auch Leute Häuser kaufen konnten, die gar nichts besaßen, das heißt, dass Hausbesitz sozial nicht so exklusiv war, wie in der Forschung häufig vertreten. ‘Ökonomie ohne Haus’ ist, um städtische Armut zu beschreiben, das falsche Bild. In die städtische Hauswirtschaft waren, wenngleich auf unterschiedliche Art und Weise, fast alle Stadtbewohner eingebunden. 118 Vgl. H EINRICH R ÜTHING , Höxter um 1500. Analyse einer Stadtgesellschaft, Paderborn 2 1986, S. 382-394; S CHOCH , Die Bevölkerung der Stadt St. Gallen im Jahre 1411, S. 279-285. Die andere Perspektive Vier private Basler Schuld- und Geschäftsbücher Sich auf Gerichtsbücher zu konzentrieren, um den Platz des Kredits in Wirtschaft und Gesellschaft des 15. Jahrhunderts zu bestimmen, wird, wie wir gesehen haben, je schwieriger, je ausschließlicher diese in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts von kleinen Leuten handeln - ein interessanter Befund, wurde und wird doch noch heute vielfach behauptet, die städtischen Quellen handelten vornehmlich von den Reichen, über die anderen wüssten wir nichts. Um das in den Gerichtsbüchern angelegte Ungleichgewicht auszubalancieren, möchte ich meine Aufmerksamkeit abschließend auf die Reichen lenken beziehungsweise meine Befunde mit vier privaten Geschäfts- und Schuldbüchern vergleichen, die aus den Jahren 1430, 1441- 1448, 1469-1493 und 1484-1518 stammen, darunter das Geschäftsbuch des Ulrich Meltinger (gest. 1504) und das Schuldbuch des Ludwig Kilchmann (gest. 1518). Vier Bücher auf ein Jahrhundert verteilt, das scheint, gemessen an der Vielzahl der Vergichte, Frönungen und Verbote, eine sehr dünne Quellendecke zu sein; im Vergleich aber zu vielen anderen süddeutschen Städten, aus denen kein einziges Schuldbuch erhalten ist, sind vier Exemplare jedoch durchaus viel. Die Schuldbücher bestätigen die herausragende Bedeutung der Klein- und Kleinstkredite im städtischen Sozial- und Wirtschaftsgefüge; sie lassen aber auch erkennen, dass dieses Gefüge gegen Ende des 15. Jahrhunderts immer brüchiger wurde. Stefan Offenburg Das älteste Basler Schuldverzeichnis - kein Buch im engeren Sinn des Wortes, sondern eine Liste - enthält ausgewählte Geldgeschäfte des safranzünftigen Kaufmanns Stefan Offenburg (gest. 1430), der sich 1419, so der Herausgeber der Liste, „auch um Wechselgeschäfte treiben zu können“, zusätzlich in die Zunft der Hausgenossen eingekauft hatte. 1 In die Hände der Stadt gelangte das Verzeichnis, weil Stefans Erben „diese Ausstände als Pfand dem Krämer Konrad Stützenberg“ versetzt hatten. 2 1 StABS ÄNA GA C 2 (1425-1437), fol. 81 v -87 r , ediert und kommentiert von G ILOMEN , Der Kleinkredit in spätmittelalterlichen Städten, S. 133-148, hier S. 112. Vgl. P AUL K OELNER , Die Safranzunft zu Basel und ihre Handwerke und Gewerbe, Basel 1935, S. 494. 2 G ILOMEN , Der Kleinkredit in spätmittelalterlichen Städten, S. 113. Vgl. dazu auch J OHANNES A PELBAUM , Basler Handelsgesellschaften im fünfzehnten Jahrhundert, mit besonderer Berücksichtigung ihrer Formen, Diss. Bern 1915, S. 12-14, 114. Nach Apelbaum hatte sich Stefans Witwe mit Gordian Stützenberg vermählt, dem Vater des besagten Konrad. P RIVATE S CHULD - UND G ESCHÄFTSBÜCHER 122 In Offenburgs Verzeichnis sind für das Jahr 1430 201 Schuldposten aufgeführt, die eine Pfandsumme von 334 Pfund fünf Schillinge und zwei Denare ergeben. 3 Bei über 60 Prozent der Schulden handelt es sich um Kleinstbeträge unter einem Pfund. Größere Summen von über fünf Pfund sind lediglich 14 Mal verzeichnet. 4 Darunter sticht mit über 136 Pfund der Kredit an die Gesellschafter Walter Kupfernagel und Hans Bischof hervor. 5 Das soziale Spektrum der Debitoren ist mit 41 Berufsgruppen bemerkenswert breit: Vom Junker bis zur Hebamme finden wir fast sämtliche städtische Berufe vertreten. 6 Die größte Gruppe bilden die Schneider (15), gefolgt von Kaufleuten und Schreibern (sechs), Krämern (fünf), Metzgern und Weinleuten (je vier). Bemerkenswert groß ist mit 21 Repräsentanten auch die Gruppe der Knechte, von denen elf in adligen Diensten standen, gesellschaftliche go-betweens, die sich in vielfältiger Funktion zwischen der Welt des Adels und der Welt des Handels hin- und herbewegten. 7 Der Adel selbst ist mit 14 Repräsentanten vertreten; dazu gesellen sich neun Weltgeistliche, zwei Mönche und zehn Klosterfrauen (insgesamt also 21 Geistliche). Rund 20 Prozent der Schuldner sind Frauen (43). 8 Ähnlich hoch ist, wie wir gesehen haben, ja auch der Frauenanteil in den älteren Vergichtbüchern. 9 3 G ILOMEN , Der Kleinkredit in spätmittelalterlichen Städten, S. 118. 4 Ebd. 5 Ebd., S. 135. Vgl. A PELBAUM , Basler Handelsgesellschaften im fünfzehnten Jahrhundert, S. 37, 63, 96. 6 G ILOMEN , Der Kleinkredit in spätmittelalterlichen Städten, S. 127. 7 Auch in den Vergichtbüchern sticht die Gruppe der Knechte ins Auge, aber auch die Gruppe der Mägde, vgl. Kapitel 2, S. 74. Die Knechte spielen auch bei der Bestellung von Gewalthabern eine zentrale Rolle, vgl. G ABRIELA S IGNORI , Der Stellvertreter. Oder wie geht eine Anwesenheitsgesellschaft mit Abwesenheit um? , in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte. Germanistische Abteilung (im Druck). 8 G ILOMEN , Der Kleinkredit in spätmittelalterlichen Städten, S. 131. 9 G ILOMEN , Frauen als Schuldnerinnen und Gläubigerinnen, S. 103-137, vgl. auch J ORDAN , Women and Credit in Pre-Industrial and Developing Societies, S. 11-49; H UTTON , ‚On herself and all her property‘: women’s economic activities in late-medieval Ghent. Schaubild 13: Höhe und Anzahl der bei Stefan Offenburg aufgenommenen Kredite (1430) Höhe Anzahl < 1 lb 133 1 - 5 lb 54 > 5 lb 14 Total 201 P RIVATE S CHULD - UND G ESCHÄFTSBÜCHER 123 Klaus Stützenberg Das zweite Schuldbuch, dessen Einträge in die Jahre zwischen 1441 und 1448 fallen, gehörte dem schlüsselzünftigen Kaufmann Klaus Stützenberg (gest. 1451). Aufbewahrt wird es nicht wie Offenburgs Liste im Gerichtsarchiv, sondern in der Reihe der ‚Privatarchive‘. 10 Klaus Stützenberg war der älteste von drei Brüdern, die alle drei im Tuch- und Geldhandel tätig waren. Mit einem Vermögen von 750 bis 1.000 Gulden war Klaus 1429 auch der wohlhabendste der drei Brüder. 11 Sein Vermögen verfünffachte sich im Verlauf der Jahre, sodass er 1451 (im Kirchspiel St. Peter wohnhaft) stattliche 5.000 Gulden versteuerte. 12 Kurz darauf starb er. Klaus’ jüngerer Bruder Konrad Stützenberg (gest. 1432), dem 1430 Offenburgs Schulden versetzt worden waren, wird im Schuldbuch, dessen Einträge in die 1440er Jahre datieren, verständlicherweise nicht mehr erwähnt. Anders der jüngste der drei Brüder, Erhart Stützenberg, der aber, kurz bevor Klaus damit begann, sein Schuldbuch zu führen, seinerseits gestorben sein muss. 13 Im Schuldbuch wird er an zwei Stellen als „selig“ bezeichnet, die damals übliche Schreibweise für „verstorben“: Jtem Heinrich Klein sol 6 lib 9 ß 6 dn. Der spricht, <er> min brůder Erhart selig sye jm ein vaß mit win, ist ein halb fůder, und 1 vesslin mit 2 sömen, und meint, Erhart sye jm schuldig uff 6 söm win 1 söm umb 3 ½ lib. Diß ist erlogen, hett man darzů geschriben. 14 Dass es sich um ein „neues“, also zweites Schuldbuch handelt, erfahren wir aus dem Eintrag zu den Schulden des Grafen Hans von Tierstein (gest. 1455). 15 Stützenberg 10 StABS PA 66. 11 S CHÖNBERG , Finanzverhältnisse der Stadt Basel, S. 528. Konrad versteuerte ein Vermögen von 500-750 Gulden und Erhart eines von 150-300 Gulden. Stefan Offenburg hatte schon damals 1.000-1.500 Gulden versteuert. Vgl. K OELNER , Die Zunft zum Schlu e ssel, S. 211, 215, 222f. 12 S CHÖNBERG , Finanzverhältnisse der Stadt Basel, S. 582. 13 In diesem Sinne wäre der Eintrag K OELNER s (Die Zunft zum Schlu e ssel, S. 222f.) zu Erhart Stützenberg zu korrigieren. Er meint, Erhart hätte noch 1452 bzw. 1477 gelebt. 1470 lassen sich in den Basler Steuerbücher aber nur noch eine Witwe Magdalena (StABS AH Steuern B 17 [1470-1472]: St. Peter, S. 17) sowie zwei Geistliche mit Namen Stützenberg nachweisen: ein Hans, Stiftsherr der Pfarrkirche St. Martin, und ein Erhart, ab 1471 Stiftsherr von St. Peter, vgl. G UY P. M ARCHAL , Die Statuten des weltlichen Kollegiatstifts St. Peter in Basel. Beiträge zur Geschichte der Kollegiatstifte im Spätmittelalter mit kritischer Edition des Statutenbuchs und der verfassungsgeschichtlichen Quellen, 1219-1529 (1709), Basel 1972, S. 380, 426, sowie S IGNORI , Der Stellvertreter. 14 StABS PA 66, S. 22. Vgl. ebd., S. 20: Jtem Go e bel, der holczsch macher von Ko e ln sol ix lib. Der spricht, min br der selig sye jm ouch schuldig umb holczsch . 15 D OROTHEA A. C HRIST , Zwischen Kooperation und Konkurrenz. Die Grafen von Thierstein, ihre Standesgenossen und die Eidgenossenschaft im Spätmittelalter, Zürich 1998, S. 135-202.. P RIVATE S CHULD - UND G ESCHÄFTSBÜCHER 124 war der Meinung, der Tiersteiner schulde ihm 23 Pfund und zweieinhalb Schillinge. Sein Schwager Ulrich Schmitter habe im alten Schuldbuch aber vermerkt, die Summe beliefe sich auf 17 Pfund und fünf Schillinge: Jtem min herr Gräff Hanß von Tierstein sol 23 lib 2 ½ ß. Jtem min swager Ůlrich hett in dem alt schuldbůch geschriben, daz graff Hansen summ, so er schuldig / ist/ , nit me denn 17 lib 5 ß sy. 16 Von diesem Schwager war schon in einem früheren Eintrag die Rede, worin er (wie es scheint) als Vormund eines namenlosen Kindes erscheint. 17 Die Formulierungen sind sehr vage, so dass wir nicht wissen, wessen Kind gemeint ist: Jtem min herr marggraff sol 25 lib 10 ½ ß. Daran sol Ůlrich dem kind von des marggrafen wegen 6 guldin minus 3 ß, die jm worden und verrechnet sind uff zinstag vor der Liechtmeß anno xlj°. Die hat er bezalt. Clauß. 18 In Stützenbergs Schuldbuch verzeichnet sind insgesamt 168 Schuldposten, die in der Summe 255 ½ Gulden beziehungsweise 293 Pfund und 17 Schillinge ergeben. 19 Der Frauenanteil ist mit rund zehn Prozent (19) um die Hälfte niedriger als bei Offenburg (43). Adlige Schuldner sind insgesamt 20 verzeichnet (also weitere zehn Prozent), Weltgeistliche bloß sechs. Klosterfrauen lieh Stützenberg kein Geld. Auch das Gewerbe ist mit 25 Berufsgruppen beim Kaufmann deutlich weniger breit vertreten als beim Krämer (bei dem es 41 Berufsgruppen waren). Ähnlich zahlreich wie bei Offenburg erscheinen allein die Schneider (17) und die Knechte adliger Herren (neun). 16 StABS PA 66, S. 4. Vgl. ebd., S. 8: stät im alten b ch. D OROTHEA A. C HRIST , Zwischen Kooperation und Konkurrenz. Die Grafen von Thierstein, ihre Standesgenossen und die Eidgenossenschaft im Spätmittelalter, Zürich 1998, S. 135-202.. 17 Ulrich Schmitter, der Ehemann von Enneli Stützenberg, die Schwester von Klaus (StABS ÄNA C 1 [1429-1437], fol. 140 r-v ). 18 StABS PA 66, S. 1. Von diesem Kind ist später erneut die Rede (ebd., S. 4): Jtem Sumerysen sol iiij lib vj d, sol ich, Claus Stútzemberg, dem kind geben, denn ich es Augustinus z geschriben hab uff Ottmaren anno xlviij. Das ist zugleich die einzige Stelle, wo Stützenberg von sich in der ersten Person Singular schreibt. Wer genau mit diesem Kind gemeint ist, geht auch aus diesem Eintrag nicht hervor. Vielleicht handelt es sich um das Kind eines seiner Brüder, dessen Interessen durch Schwager Ulrich wahrgenommen wurden. 19 Ebd., S. 28, wie am Schluss des Buches bilanziert wird: Summa iij c vj guldin t t ij c lxxxxiij lib xvij schilling. P RIVATE S CHULD - UND G ESCHÄFTSBÜCHER 125 Bei einem Drittel der Geldgeschäfte handelt es sich um Kleinstkredite von unter einem Pfund (60). 70 Prozent der Kredite bewegen sich unterhalb der Grenze von fünf Pfund (119). Beträge von über 20 Pfund verlieh Stützenberg selten und wenn, dann ausschließlich an Auswärtige und nur gegen Ausstellung eines Schuldbriefs: Jtem Hans Engelfrit von Rottwil sol 86 guldin. Darumb ist ein brief. 20 Für welche Zwecke bei Offenburg Geld aufgenommen wurde, geht aus den Einträgen nicht hervor. 21 Dieselbe Zurückhaltung herrscht auch in Stützenbergs Schuldbuch. Lediglich in acht Einträgen werden Verwendungszwecke genannt: Bald geht es um den Kauf kostbarer Stoffe, Holzschuhe oder Pferde, 22 bald um eine Ehesteuer in der beachtlichen Höhe von 70 Gulden, die der Basler Stadtschreiber bei dem Kaufmann aufgenommen hatte. 23 Ulrich Meltinger Ungleich detaillierter erweist sich in dieser Hinsicht das rund 400 Blätter starke Geschäftsbuch des Basler Kaufmanns Ulrich Meltinger (gest. um 1504), dessen Ein- 20 StABS PA 66, S. 27f.: Jtem Stasius von Malssen sol xxxv gulden. Ist ein brieff umb. - Jtem Mathis Sutor von Baden sol xxiiij gulden ein ort. Darumb ist ouch ein brief. 21 G ILOMEN , Der Kleinkredit in spätmittelalterlichen Städten, S. 121f. Nur bei den Rebleuten wird vermerkt, sie hätten ihren Kredit umb rennfennlin aufgenommen (S. 143). Zweimal wird ferner Tuch genannt: Stefan, der Knecht des bischöflichen Hofmeisters Friedrich ze Rin, nahm mehr als zehn Pfund auf umb öiglechten schürlitz (S. 146); bei Junker Hans Erhart von Neuenfels heißt es „von Arras wegen“, eine weitere Stoffart (S. 148). 22 StABS PA 66, S. 4, 6, 12, 20: Jtem min frow von Tierstein sol iij lib iij ß v d und sol aber xviij ß umb iij fiertel rot Mechelchß t ch, gehort jr z jrem silbrin rogk. — Jtem Wernlin Meczger, der sol vij fl umb ein pferit. — Jtem jungkherr Rudolff Murer sol xj lib ix ß und sol ix eln schúrlicz, stät nit waz der koste. — Jtem Ennelin Kûnglis sol ii J lib, stät ein tu e chlin fur. 23 Ebd., S. 28: Jtem der stattschriber sol lxx gulden estur. Weiter unten wird ergänzt: Jtem aber sol der stattschriber von hußratz wegen und anderer sachen halb clxxxvij guldin iij ß, daran hat syn gewert hundert und iiij gulden, so von dem hußrat gelost ist, und iij gulden an dem tisch, den Claus Stutzenberg hät, ist in der summ gerechnet. Höhe Anzahl < 1 lb 60 1 - 5 lb 59 5 - 10 lb 22 10 - 20 lb 18 > 20 lb 9 Total 168 Schaubild 14: Höhe und Anzahl der bei Klaus Stützenberg aufgenommenen Kredite (1441-1448) P RIVATE S CHULD - UND G ESCHÄFTSBÜCHER 126 träge von 1469 bis 1493 reichen. 24 1493 kassierte der Basler Rat das Buch ein, weil Meltinger im Verdacht stand, als Pfleger des Leprosenhauses Gelder veruntreut zu haben. 25 Meltingers Geschäfte bestanden größtenteils aus Waren- und Geldkrediten, wenngleich sich die beiden Kreditarten selten in der gewünschten Präzision auseinanderhalten lassen. 26 Verlagsgeschäfte seien, beobachtet Matthias Steinbrink, der Herausgeber des Geschäftsbuchs, aber selten, und die wenigen Ausnahmen stünden meist mit der Tuchproduktion in Zusammenhang. 27 Bei der Mehrzahl der reinen Geldkredite handle es sich um Kleinkredite. Steinbrink eruiert einen Mittelwert von 1,7 Gulden. 28 Größere Kredite von über hundert Pfund gewährte Meltinger einer kleinen Gruppe von Basler Kaufleuten, allen voran dem Hausgenossen Balthasar Hütschi (gest. 1484). 29 Auch seinem Bruder Martin Meltinger und seiner Schwester Ursula lieh Ulrich mehrfach größere Summen Bargeld, so auch der ‚Großen Gesellschaft‘, deren Teilhaber er war. 30 Einzelne Debitoren trugen ihre Schulden eigenhändig in Meltingers Schuldbuch ein. 31 In anderen Fällen rekurrierten die Parteien ad hoc auf Zettel, die Meltinger in sein Geschäftsbuch legte. 32 Bei einer Reihe von Schulden wird vermerkt, sie seien im Kaufhausbuch festgehalten. 33 Auffällig sei, beobachtet Steinbrink, dass es sich dabei überwiegend um Wollkäufe handle. Andere „Formen der Schriftlichkeit zur Absicherung der Kreditvereinbarungen“ ließen sich nicht so eindeutig rekonstruieren 24 StABS PA 62, ediert von S TEINBRINK , Ulrich Meltinger. Ein Basler Kaufmann am Ende des 15. Jahrhunderts, S. 209-529. 25 Ebd., S. 197-204. 26 Ebd., S. 72f. 27 Ebd., S. 73. 28 Ebd., S. 75. 29 Ebd., S. 76, 80. Vgl. M ATTHIAS S TEINBRINK , Handeln am Oberrhein. Der Basler Kaufmann Ulrich Meltinger, in: Praktiken des Handels. Geschäfte und soziale Beziehungen europäischer Kaufleute in Mittelalter und früher Neuzeit, hrsg. von Mark Häberlein und Christof Jeggle, Konstanz 2010, S. 191-208. 30 A PELBAUM , Basler Handelsgesellschaften im fünfzehnten Jahrhundert, S. 43-47; H ANS -R UDOLF H AGEMANN , Basler Handelsgesellschaften im Spätmittelalter, in: Festschrift für Frank Vischer zum 60. Geburtstag, hrsg. von Peter Böckli u. a., Zürich 1983, S. 557-566, hier S. 564ff.; S TEIN - BRINK , Ulrich Meltinger. Ein Basler Kaufmann am Ende des 15. Jahrhunderts, S. 175-195. 31 S TEINBRINK , Ulrich Meltinger. Ein Basler Kaufmann am Ende des 15. Jahrhunderts, S. 80f. Vgl. Das Geschäftsbuch des Konstanzer Goldschmiedes Steffan Maignow, hrsg. von G ABRIELA S IGNORI und M ARC M ÜNTZ , Ostfildern 2012, S. 34, 44f., 54, 60, 63, 66, 80, 86f., 93f., 99, 104- 107. 32 S TEINBRINK , Ulrich Meltinger. Ein Basler Kaufmann am Ende des 15. Jahrhunderts, S. 81. Solche Zettel sind auch den Gerichtsbüchern beigelegt (vgl. u.a. StABS ältere NA GA E 6 [1475-1493], fol. 20a-c). 33 S TEINBRINK , Ulrich Meltinger. Ein Basler Kaufmann am Ende des 15. Jahrhunderts, S. 81-83. P RIVATE S CHULD - UND G ESCHÄFTSBÜCHER 127 wie die Kaufhausschulden. 34 Nicht selten sei zu beobachten, dass die Rückzahlung nicht fristgemäß erfolgte oder Meltinger auf langfristige Ratenzahlungen auswich. 35 Andere Schuldner ließ er (dies aber eher selten) pfänden oder „verbieten“. 36 Auch auf Einträgen ins Gerichtsbuch (Vergichten) bestand er über die Jahre hinweg ausgesprochen selten. 37 Unter den Ausnahmen treten die beiden Wirte Klaus Klüpfel, der Wirt zur Judenschule, und Hans Ulin, der Wirt zu schwarzen Kanne, hervor. 38 Einkünfte aus den liegenschaftsgestützten Krediten verzeichnete Meltinger in seinem Geschäftsbuch nicht separat. 39 Mit vier Gulden jährlich waren sie gemessen an seinen sonstigen Einkünften ohnedies vergleichsweise bescheiden: 40 Gulden lagen auf einem namenlosen Haus in der Eschemervorstadt. 40 Die entsprechenden Einnahmen sind im Schuldbuch auf Blatt 280 r verzeichnet, dies aber lediglich für die Jahre 1490 bis 1492. 41 Nicht aufgeführt sind die Zinseinnahmen, die von dem halben Haus Liechtenstein an der Eisengasse und einem Häuserkomplex bei der Neuen Brücke stammten. 42 Deutlich höher waren Meltingers Mieteinnahmen, die er aus dem roten Haus an der Eisengasse bezog, einem Gebäudekomplex, der aus Vorderhaus, Mittelhaus, Hinterhaus und Keller bestand und jährlich stattliche 20 Gulden Miete einbrachte. 43 Sonst machte Meltinger mit keinem der Besitzer beziehungsweise Bewohner der besagten Liegenschaften Geschäfte. 44 Anders verhält es sich mit den Häusern aus Familienbesitz, vor allem dem herrschaftlichen, im Kirchspiel St. Martin gelegenen Steinhaus zum Arm, das ehedem Ulrich Meltingers Bruder Martin (gest. um 1477) gehört hatte. Es handelte sich um freies, lediges Eigen. 45 Drei Jahre nach Martins Tod verkaufte Ulrich das Haus für 34 Ebd., S. 83. 35 Ebd., S. 87. 36 StABS ÄNA GA E 6 (1475-1493), fol. 43 r . 37 S TEINBRINK , Ulrich Meltinger. Ein Basler Kaufmann am Ende des 15. Jahrhunderts, S. 262f., 300, 302, 306, 330, 335, 347, 379, 388, 391. 38 StABS ÄNA GA C 12 (1471-1481), S. 113, 405; S TEINBRINK , Ulrich Meltinger. Ein Basler Kaufmann am Ende des 15. Jahrhunderts, S. 262f., 378f. Zu Klüpfel vgl. Kapitel 1, S. 39f. 39 Die Informationen beschränken sich auf Liegenschaften, die zwischen 1475 und 1480 die Hand wechselten (vgl. Kapitel 5). 40 Das im Juli 1477 für 20 Gulden den Besitzer wechselte (StABS ÄNA GA B 10 [1475-1480], S. 154). 41 S TEINBRINK , Ulrich Meltinger. Ein Basler Kaufmann am Ende des 15. Jahrhunderts, S. 478. 42 StABS ÄNA GA B 10 (1475-1480), S. 433, 455, 505. Auf das Haus an der Neuen Brücke hatte Meltinger 25 Gulden geliehen (darauf lag eine zweite Hypothek von Junker Dietrich Murer in der Höhe von 40 Gulden), und auf die Haushälfte an der Eisengasse 40 Gulden (darauf lag ebenfalls eine zweite Hypothek in der Höhe von 20 Gulden). 43 S TEINBRINK , Ulrich Meltinger. Ein Basler Kaufmann am Ende des 15. Jahrhunderts, S. 45, 485f. 44 Ebd., S. 244 (von einer Ausnahme abgesehen). 45 StABS AH Steuern B 19 (1475-1481): St. Martin, S. 11. P RIVATE S CHULD - UND G ESCHÄFTSBÜCHER 128 astronomische 680 Gulden seinem langjährigen Geschäftspartner, dem bereits genannten Wechsler Balthasar Hütschi. 46 Ulrich Meltinger selbst wohnte mit seiner Frau ganz in der Nähe, im Haus zum Stäblin an der Freien Straße. 47 Die Geldgeschäfte der Basler Kaufleute waren, wie wir gesehen haben, alles in allem sozial wenig exklusiv und nur zum Teil mit Warengeschäften verbunden. Die Anzahl und das Profil der Schuldner variierten je nach Kaufmann. Bei Meltinger gewinnt man den Eindruck, als habe die halbe Stadt bei ihm Kredite aufgenommen, die aber allesamt funktional an Handel und Gewerbe gebunden waren. Größere Geldgeschäfte machte er aber fast ausschließlich nur mit seinesgleichen, mit seinen Verwandten und mit anderen Kaufleuten. Habenichtsen lieh er kein Geld. Dementsprechend selten finden wir seinen Namen in den Basler Vergicht- und Verbotsbüchern, ganz anders als seine Zunftkollegen Friedrich Hartmann, Ludwig Zscheckabürlin, Ludwig Schmid oder Heinrich von Münsterol (Schaubild 4). Ludwig Kilchmann Ein völlig anderes Bild als die bislang bekannten spätmittelalterlichen Schuld- und Geschäftsbücher entwirft das Schuldbuch des Basler Kaufmanns Ludwig Kilchmann (gest. 1518), mit dem ich meine Ausführungen beenden möchte. Das Buch wurde nach dem Tod von Ludwigs Mutter beziehungsweise Schwiegermutter um das Jahr 1484 angelegt und bis zum Tod von Kilchmanns Sohn Hans im Jahr 1521 weitergeführt. 48 Kilchmann lebte fast ausschließlich vom Geldverleih, von einem Geldverleih aber auf allerhöchstem Niveau (für Basler Verhältnisse). Frauen lieh er kein Geld, und auch mit kleinen Leuten machte er keine Geschäfte! Ludwig Kilchmanns Vater Konrad (gest. 1454) war zu Beginn des 15. Jahrhunderts aus dem aargauischen Mellingen nach Basel gezogen. 49 Eine mysteriöse Erb- 46 StABS ÄNA GA B 10 (1475-1480), S. 498. Auf dem Haus lag eine Hypothek in der Höhe von 200 Gulden, die Martin beim Leprosenhaus St. Jakob an der Birs aufgenommen hatte, vgl. S TEINBRINK , Ulrich Meltinger. Ein Basler Kaufmann am Ende des 15. Jahrhunderts, S. 383. Das am 15. November 1475 für 100 Gulden gekaufte Haus Torberg am Fischmarkt ist hingegen nicht im Geschäftsbuch verzeichnet (StABS ältere NA GA B 10 [1475-1480], S. 41). 47 StABS AH Steuern B 19 (1475-1481): St. Martin, S. 18. Dort wohnte Ulrich noch im Jahr 1497, als die Türkensteuer erhoben wurde, zusammen mit seiner Frau und seinem Sohn und versteuerte einen Gulden für ein Vermögen über 1.000 Gulden (StABS, Fremde Staaten, Deutschland B 6 [1497]: St. Martin, fol. 3 v ). 48 Das Schuldbuch des Basler Kaufmanns Ludwig Kilchmann, hrsg. von G ABRIELA S IGNORI , Stuttgart 2014. 49 Ich folge an dieser Stelle zu weiten Teilen Bernoullis Ausführungen zur Familie in der Einleitung des von ihm in Auszügen herausgegebenen Schuldbuchs, das er in seiner Edition zur Chronik umfunktionierte: Die Chronik in Ludwig Kilchmanns Schuldbuch, 1468-1518, in: Basler Chro- P RIVATE S CHULD - UND G ESCHÄFTSBÜCHER 129 schaft verhalf ihm zu märchenhaftem Reichtum und dieser wiederum zu einem fulminanten sozio-politischen Aufstieg vom Bäcker zum Ratsherr, dokumentiert unter anderem im Erwerb eines Wappenbriefs im Jahr 1442. 50 Konrad hatte vier Söhne. Als er 1454 starb, war Ludwig, der jüngste, erst vier Jahre alt. 51 Über die Jahre hinweg lebte der Nachzügler zusammen mit seiner Mutter in dem Haus an der Rheingasse, in dem sich dereinst sein Vater niedergelassen hatte. 52 Bei seiner Mutter blieb er auch wohnen, nachdem er 1468 Elisabeth, die Tochter des altobersten Zunftmeisters Hans Zscheckabürlin, geheiratet hatte, die Halbschwester des mehrfach genannten Ludwig Zscheckabürlin, der wiederum mit Kilchmanns Schwester Ursula verheiratet war, der Witwe des Kaufmanns Lorenz Schlierbach (gest. 1459). 53 Ludwigs Brüder starben alle vor ihm, zuerst Hans und Hans Konrad (1475), dann Friedrich (1493). Wenige Jahre später starb auch Friedrichs Sohn Martin (1499), sodass zu Beginn des 16. Jahrhunderts Ludwig und sein kinderloser Sohn Hans die beiden letzten Träger des Namens Kilchmann waren. Ludwig Kilchmann wirtschaftete, soweit es die Quellen erkennen lassen, ausschließlich mit seinem Sohn, nie mit seiner prominenten Heiratsverwandtschaft, der Krämerfamilie Zscheckabürlin. Diese aber hatte eine bedeutende Rolle bei seiner Vermögensbildung gespielt, wie sich dem Schuldbuch entnehmen lässt. Einen Großteil von Ludwigs Vermögen hatte nämlich Elisabeth Zscheckabürlin mit in die Ehe gebracht, darunter eine Stadtrente in der Höhe von 800 Gulden und Bergniken, Bd. 6, bearb. von A UGUST B ERNOULLI , Leipzig 1902, S. 425-462, hier S. 425-435, sowie den Angaben des Oberbadischen Geschlechterbuchs, bearb. von J ULIUS K INDLER VON K NOB - LOCH , Bd. 2, Heidelberg 1905, S. 282f. 50 StABS, SLL Sammlungen, Urkundenregesten, Kartaus Nr. 154 (10. September 1442). 1498 folgte ein Wappenbesserungsbrief, ausgestellt von Maximilian I. (Anm. 80 unten). Zu den Wappenbriefen vgl. C LAUDIA K AJATIN , Königliche Macht und bürgerlicher Stolz. Wappen- und Adelsbriefe in Zürich, in: Alter Adel - neuer Adel? Zürcher Adel zwischen Spätmittelalter und Früher Neuzeit, hrsg. von Peter Niederhäuser, Zürich 2003, S. 203-209. 51 Kurz zuvor hatte Konrad zusammen mit seiner Frau Agnes bei der Stadt Basel für 500 Gulden eine Rente von 25 Gulden gekauft: Der Stadthaushalt Basels im ausgehenden Mittelalter. Quellen und Studien zur Basler Finanzgeschichte, hrsg. von B ERNHARD H ARMS , Erste Abt.: Die Jahresrechnungen 1360-1535, Bd. 1: Die Einnahmen, Tübingen 1909, S. 192. 52 Das Kilchmannsche Haus an der Rheingasse war ein Komplex, der sich aus mehreren Gebäudeteilen zusammensetzte. Ludwig Kilchmann hatte 60 Jahre lang im großen Haus gewohnt, erst 1510 wechselte er in das kleine über (Das Schuldbuch des Basler Kaufmanns Ludwig Kilchmann, S. 108): Item ich bin z h ß zogen uf winacht im xv c und x jor in daz klein huß, vorhin han ich lang huß kan, do ich min fröw sellig han kan. Vgl. R UDOLF W ACKERNAGEL , Beiträge zur geschichtlichen Topographie von Klein-Basel, in: Historisches Festbuch zur Basler Vereinigungsfeier 1892, Basel 1892, S. 221-335, hier S. 258-262. 53 Das Schuldbuch des Basler Kaufmanns Ludwig Kilchmann, S. 112. P RIVATE S CHULD - UND G ESCHÄFTSBÜCHER 130 werksanteile im Schwarzwald und in den Vogesen. 54 Weitere Bergwerksanteile erbte Elisabeth später von ihrer Mutter Margaretha Zscheckabürlin (gest. 1484). 55 Von ihr hatte sie auch das Haus Birseck in der Nähe der Barfüßerkirche geerbt. 28 Jahre lang führte Kilchmann akribisch Buch über die Mieteinnahmen des Hauses. In dieser Zeit wechselten dessen Bewohner sage und schreibe zwölfmal. Anfänglich kamen fast alle Mieter aus Konstanz, auch die Huberin, die die Liegenschaft 1512 kaufen wollte. Den Kaufverhandlungen entnehmen wir, dass das Haus damals 110 Gulden wert war. Der Kauf kam aber nicht zustande. 56 Kilchmanns Geldgeschäfte lassen sich in zwei Gruppen unterteilen: Auf der einen Seite steht der vergleichsweise risikolose Kauf von Stadtrenten, auf der anderen eine Vielzahl an großen und mittelgroßen Krediten zwischen 100 und 500 Gulden. 57 Schaubild 15: Höhe und Anzahl der bei Ludwig Kilchmann aufgenommenen Kredite (1484-1518, in Gulden) 58 Die kleineren, aber zeitaufwändigen Geldgeschäfte unter einhundert Gulden trat Ludwig 1497 an seinen Sohn Hans ab. 59 Fünf Jahre später häufen sich die Geschäfte, die er zusammen (aber nicht gemeinsam) mit seinem Sohn tätigte: 1502 liehen Vater und Sohn den Erben des Ritters Ludwig von Eptingen 725 Pfund, der Vater 625, der Sohn einhundert. 60 Als sie 1505 zusammen dem jungen Herzog Ulrich von Württemberg (gest. 1550) 2.000 Gulden vorstreckten, übernahm der Vater 1.600, der Sohn 400 Gulden. Im gleichen Jahr gewährten sie Graf Wolf von Fürstenberg 54 Ebd., S. 43f. 55 Ebd., S. 96-103. 56 Ebd., S. 74-78. 57 F RANZ E HRENSPERGER , Basels Stellung im internationalen Handelsverkehr des Spätmittelalters, Basel 1972, S. 346f. 58 Die Summe seiner Aktivschulden lässt sich nicht errechnen, weil es meist dieselben Kredite waren, die er zirkulieren ließ, das heißt, sobald sie zurückbezahlt worden waren, gingen sie an den nächsten Interessenten über. 59 Das Schuldbuch des Basler Kaufmanns Ludwig Kilchmann, S. 57f., 59f., 66f., 70f., 73, 90, 93, 95f. Dazu zählen eine Rente von drei Pfund (mit einem Kapitel von 60 Pfund), die Kilchmann bei den Reuerinnen an den Steinen angelegt hatte, einhundert Pfund, die er 1494 Ludwig von Eptingen geliehen hatte, ein Hypothekarkredit in der Höhe von weiteren einhundert Gulden, den er 1485 dem Hutmacher Martin Ries, und ein Kredit in der Höhe von 40 Pfund, den er seinem Schwager Jakob Nagel gewährt hatte. 60 Ebd., S. 61f. Höhe Anzahl 20-100 7 100-500 23 500-1.000 12 1.000-1.500 6 1.500-2.000 4 P RIVATE S CHULD - UND G ESCHÄFTSBÜCHER 131 (gest. 1500) ein Darlehen in der Höhe von 1.100 Gulden, der Vater 1.000, der Sohn abermals einhundert. 61 Bei dem Kredit, den 1506 Hartmann von Andlau (gest. 1524) bei den Kilchmanns aufnahm, waren die Verhältnisse umgekehrt: Von Hans stammten 200, von Ludwig nur einhundert Gulden. 62 Gemeinsam als Hauptverkäufer agierten sie aber bloß ein einziges Mal, nämlich als sie 1501 selbst einen Kredit in Anspruch nahmen. Als Sicherheit fungierte ein auf den Grafen Eberhard von Württemberg ausgestellter Schuldbrief (der sich im Besitz des Vaters befand): „Item, ich, Ludwig Kilchmann, und Herr Hans Kilchmann, Ritter, geben alle Jahr 30 Gulden Zins [600 Gulden], drei Schillinge und ein Pfund für den Gulden, Murer, dem Gewandmann, seiner Frau und ihren Erben. [Das Geld] haben wir aufgenommen an Lichtmess im Jahr 1501. Dafür haben wir zu Unterpfand einen Brief gegeben, weist 60 Gulden Geld [1.200 Gulden] auf meinen Herrn von Württemberg. Dass sie den Brief hinter sich haben, haben sie mir schriftlich bestätigt. 63 Dieses Geld habe ich nach sieben Wochen auf Dienstag vor dem Liebfrauentag der Verkündigung wieder eingelöst.“ 64 Denselben Schuldbrief aktivierte Ludwig Kilchmann erneut, als er sich 1503 kurzfristig beim Großen Almosen (der städtischen Armenkasse) 600 Gulden auslieh. 65 Ohne Sicherheiten gab es gewöhnlich kein Geld, weder für Bischöfe oder Herzöge noch für Kaufleute. Aber keine Regel ohne Ausnahme. Außer mit seinem Sohn machte Ludwig Kilchmann keine gemeinsamen Geschäfte mit Verwandten, auch nicht mit den Brüdern seiner Frau, die wie er im Geldgeschäft tätig waren. Ein einziges Mal investierte er 1481, als seine Schwiegermutter noch lebte, 1.200 Gulden in die Handelsgesellschaft der Zscheckabürlin, dies auch in für Kaufleute bemerkenswert unverbindlicher Form: Die Gesellschafter konnten das Darlehen zurückgeben, wann immer sie wollten, lautet der entsprechende Schuldbucheintrag, genauso wie Kilchmann selbst das Geld jederzeit zurückverlangen konnte. Auf einen schriftlichen Beleg wollte er verzichten, eine weitere be- 61 Ebd., S. 48f., 70f. 62 Ebd., 67f. (1506), 70 (1493). 63 Der Terminus technicus für die schriftliche Bestätigung, einen Schuldbrief hinter sich zu haben, lautet bei Kilchmann „Kantnis“ (ebd., S. 53f., 57-59, 63f., 67f., 68f., 71, 82f., 84f.). 64 Ebd., S. 58: Item ich, Ludwig Kilchman, und her Hanß Kilchman, ritter, gen ally jor xxx gulden zinß, iij ß und ein lib fir ein gulden, Murer, dem tuogman, und siner frowen und iren erben, hend mir ufgenomen uf unßy lieby frowgen tag der lietmiß im xv c und ein jor. Dofir hend wir z underpfand gen ein brief, wiß lx gulden gelcz uf min her von Wirttenberg. Dorumb han ich von inen ein kantiß, daz sig den brif hinder inen hand. Diß gjelt han ich wider abgelest uf zigtag for unßy frowen tag der ferkundung, traf sig vij wugen. 65 Ebd., S. 58. Zum Großen Almosen vgl. G ABRIELA S IGNORI , Religion civique - patriotisme urbain. Concepts au banc d’essai, in: Histoire urbaine 27 (2010), S. 9-20. P RIVATE S CHULD - UND G ESCHÄFTSBÜCHER 132 merkenswerte, weil ungewöhnliche Geste, aus der großes Vertrauen zur Familie seiner Frau spricht. 1494 verkaufte Kilchmann diese Geschäftsanteile dann mit einem moderaten Aufschlag von 200 Gulden an den Mitgesellschafter Hans Bär (gest. 1502). Dieses Mal aber bestand er auf Brief, Siegel und Unterschrift. 66 Auch seine Schuldner rekrutierte Kilchmann nicht in der Verwandtschaft, mit Ausnahme seines Schwagers, des Junkers Jakob Nagel von der alten Schönstein, des Ehemanns von Margaretha Zscheckabürlin, Elisabeth Kilchmanns Schwester. Eine Sonderbehandlung erhielt Nagel aber nicht. Wie bei allen anderen größeren Kreditgeschäften verlangte Kilchmann auch bei ihm eine Sicherheit, die doppelt so hoch war wie die Darlehenssumme. 67 „Item, ich habe zehn Pfund Geld [200 Pfund] auf meinem Schwager Jakob Nagel, fallen auf den 20. Tag, und habe ihn zu mahnen in die Stadt Basel mit einem Pferd und habe ein Unterpfand, weist 20 Gulden Geld [400 Gulden] auf die Herrn Wilhelm und Ludwig von Diesbach und Bartholomäus [May], alle aus Bern, liegt hinter mir.“ 68 Als Unterpfand fungierten die 400 Gulden, die Nagel bei Wilhelm und Ludwig von Diesbach angelegt hatte, zwei Sprösslingen der berühmten Diesbach-Watt-Gesellschaft. 69 Die entsprechende Urkunde hatte Nagel bei Kilchmann hinterlegen müssen, eine Vorgehensweise, die eine Mehrfachbelastung der Schuldbriefe verhindern sollte. 70 Das Schuldbuch angelegt hatte Kilchmann nicht persönlich, sondern eine andere, im Schreiben versiertere Hand als die seine. Kilchmann konnte nur Zahlen wirklich schön und gut lesbar schreiben. Diese unbekannte Hand hatte Dutzende von Seiten des Schuldbuchs für den Erwerb von Grundzinsen und Ewigrenten ausgespart. Doch diese blieben allesamt leer. Nur der erste Teil des Schuldbuchs, der für Geldgeschäfte reserviert war, wuchs über die Jahre hinweg kontinuierlich an. Ludwig Kilchmann war demnach ausschließlich an Geldgeschäften interessiert. Egal wem oder wie er sein Geld verlieh, stets beliefen sich die Zinsen auf moderate fünf Pro- 66 Das Schuldbuch des Basler Kaufmanns Ludwig Kilchmann, S. 82.. Zur ‚Großen Gesellschaft‘ vgl. Anm. 30. 67 Ebd., S. 53, 71. 68 Ebd., S. 53: Item ich han x lib gelcz uf min schwo e gen Jocop Nagel, fallen uf den xx tag, und han in z manen in die stat Bassel mit einem pferd und han ein underpfand, wist xx gulden gelcz uf her Wilhelm und Ludwig von Disbacht und Bartelmeig, ally von Bern, lit hinder mir. 69 Vgl. U RS M ARTIN Z AHND , Die autobiographischen Aufzeichnungen Ludwig von Diesbachs. Studien zur spätmittelalterlichen Selbstdarstellung im oberdeutschen und schweizerischen Raume, Bern 1986. 70 Gegen die auch das Stadtrecht mit äußerster Härte vorging, vgl. Rechtsquellen von Basel, Nr. 143, S. 134. P RIVATE S CHULD - UND G ESCHÄFTSBÜCHER 133 zent der Darlehenssumme. Im Vergleich zu früher waren die Rahmenbedingungen für Geldgeschäfte im ausgehenden 15. Jahrhundert ausgesprochen verlässlich und berechenbar geworden. 71 Auf diese Weise legte Kilchmann Tausende von Gulden bei den Städten Basel und Solothurn an. 72 Größere Geldbeträge flossen auch an den Berner Kaufmann Mathis Murer und die Gebrüder Wilhelm und Ludwig von Diesbach, denen schon sein Schwager Jakob Nagel größere Summen Bargeld geliehen hatte. 73 Kilchmanns Kundenstamm bestand jedoch überwiegend aus kirchlichen und weltlichen Würdenträgern, darunter die Bischöfe von Basel, die Herzöge von Württemberg, Graf Wolf von Fürstenberg, die Herren von Andlau, Eptingen, Masmünster und Mörsberg sowie der Basler Junker Hans Heinrich von Baden (gest. 1514). Kilchmann arbeitete am liebsten allein; seine Schuldner agierten hingegen meist im Verbund mit einer bald größeren, bald kleineren Gruppe von Mitschuldnern, wie Johann Georg von Masmünster (gest. 1542), Abt des elsässischen Klosters Luders (Lure), der 1514 bei Ludwig Kilchmann einen Kredit von 2.000 Gulden aufnahm: „Item, auf meinen Herrn, den Abt von Luders, und dem gemeinen Kapitel, als Hauptverkäufer, Jakob von Masmünster, Simon von Masmünster, Konrad von Pfirt und Velti von Pfirt, als Mitverkäufer, um einhundert Gulden in Gold, fallen auf den Tag Johannes’ des Täufers.“ 74 Von einer Sicherheit beziehungsweise einem Unterpfand ist in diesem Fall nicht die Rede. Der Abt hatte seine Brüder und die Brüder wiederum hatten die Brüder ihrer Ehefrauen als Mitschuldner mobilisiert, die für die fristgemäßen Zinszahlungen hafteten. Für die adligen Kreditnehmer war die Heiratsverwandtschaft demnach nicht nur symbolisches Kapital, sondern eine sehr reale Sicherheit, auf die sie sich bei Bedarf stützen konnten. 75 Wie Johann Georg von Masmünster aktivierte auch Graf 71 R OLF S PRANDEL , Das mittelalterliche Zahlungssystem nach hansisch-nordischen Quellen des 13.-15. Jahrhunderts, Stuttgart 1975, S. 55-60; P ETER S PUFFORD , Handel, Macht und Reichtum. Kaufleute im Mittelalter, Darmstadt 2004, S. 33-36. 72 Vgl. J OSEF R OSEN , Der Kapitalverkehr der Stadt Basel im Mittelalter, in: Ders., Finanzgeschichte Basels im späten Mittelalter. Gesammelte Beiträge 1971-1987, Stuttgart 1989, S. 253- 271; G ILOMEN , La prise de décision en matière d’emprunts dans les villes suisses au 15 e siècle. 73 R OLAND G ERBER , Gott ist Burger zu Bern. Eine spätmittelalterliche Stadtgesellschaft zwischen Herrschaftsbildung und sozialem Ausgleich, Weimar 2001, S. 172f. 74 Das Schuldbuch des Basler Kaufmanns Ludwig Kilchmann, S. 44f.: Item uf min her, dem apt von Luder und dem gemein capitel, als houbverkeffer, Jocop von Maßminster, Simman von Manßminster, Conrat von Pfirt und Feltti von Pfirt, alß mitverkeffer, umb j c gulden in gold, fallen uf sant Johanß tag deß teffers. 75 M ARKUS B ITTMANN , Kreditwirtschaft und Finanzierungsmethoden. Studien zu den wirtschaftlichen Verhältnissen des Adels im westlichen Bodenseeraum, 1300-1500, Stuttgart 1991, S. 228- 251; M ARK H ÄBERLEIN , Brüder, Freunde und Betrüger. Soziale Beziehungen, Normen und P RIVATE S CHULD - UND G ESCHÄFTSBÜCHER 134 Wolf von Fürstenberg seine Heiratsverwandtschaft, als er im Jahr 1505 bei Ludwig Kilchmann einen Kredit in der Höhe von 1.100 Gulden aufnahm: „Item, auf meinen Herrn, Graf Wolf von Fürstenberg, und Herrn Kaspar von Mörsberg und Junker Hans Jakob von Mörsberg, seinem Sohn, beide Freiherren, als Hauptverkäufer, und Christoph von Hattstatt, Ritter, und Hans von Hausen, als Mitverkäufer, um 55 Pfund Geld, fällt der erste Zins auf den Matthiastag im 1505 Jahr, und [ich] habe ein Unterpfand, weist Donaueschingen, ist um 1.300 Gulden gekauft, und liegt das Unterpfand bei Peter Offenburg, von dem ich ein besiegeltes schriftliches Versprechen habe, dass er den Brief nicht ohne mein Wissen weggibt.“ 76 Als zusätzliche Sicherheit brachte der Fürstenberger die Stadt Donaueschingen zum Einsatz. Zu hoch scheint für Kilchmann das Risiko gewesen zu sein, sein Geld sonst nicht zurückzuerhalten. Den entsprechenden Pfandbrief hatte der Graf früher schon bei Peter Offenburg (gest. 1514) hinterlegt, wohl weil auch dieser ihm eine beachtliche Summe Geld geliehen hatte. Anders als seine Kunden vermied es Ludwig Kilchmann gewöhnlich, bei anderen Geld zu leihen. 77 Nur viermal nahm er kurzfristig Geld auf, wie es scheint, immer dann, wenn das eigene Geld in längerfristigen Kreditgeschäften blockiert war. Das nötige Bargeld lieh er sich aber nicht von seinesgleichen, sondern vorzugsweise von Institutionen wie dem Großen Almosen und dem Basler Spital, dem er 16 Jahre lang als Pfleger vorstand. 78 Stets aber war er sorgsam darauf bedacht, die Kredite möglichst schnell (binnen Jahresfrist) abzulösen. Eine ähnliche Verflechtung von Amt und Geschäft hatte Meltinger Jahre zuvor zu Fall gebracht. Schluss Wie Meltinger war auch Kilchmann zurückhaltend, was die eigene Bereitschaft anbelangt, bei anderen Geld aufzunehmen. Sonst aber könnten Kaufleute nicht verschiedener sein als die beiden etwa gleich alten Männer. Bei Meltinger übernahm Konflikte in der Augsburger Kaufmannschaft um die Mitte des 16. Jahrhunderts, Berlin 1998, S. 374-392. 76 Das Schuldbuch des Basler Kaufmanns Ludwig Kilchmann, S. 71: Item uf min her grof Wolffen von Firstenberg und her Casber von Mersperg und juncker Hanß Jocop von Mergsperg, sin sun, bed frigherren, als houbverkeffer, und her Cristoffel von Hatstat, ritter, und Hanß von Hu e ß, alß mitverkeffer, umb lv lib gelcz, fallen uf sant Mattis tag im xv c und v jor der erst zinß, und han ein wnderpfand brief, wist Thonoweschingen, ist erkoft umb tussig gulden und iij c gulden, und lit diß wnderpfand hinder Petter Offenburg, von dem han ich ein kanttiß under sin sigel, semlich brief nit wonhanden z gen on min wißen. 77 S TEINBRINK , Ulrich Meltinger. Ein Basler Kaufmann am Ende des 15. Jahrhunderts, S. 78f. 78 T SCHARNER -A UE , Die Wirtschaftsführung des Basler Spitals bis zum Jahre 1500, S. 42. P RIVATE S CHULD - UND G ESCHÄFTSBÜCHER 135 seine Frau regelmäßig die Geschäfte ihres Mannes, wenn dieser unterwegs war. 79 Kilchmanns Frau Elisabeth Zscheckabürlin tritt im Schuldbuch hingegen nirgends als handelndes Subjekt in Erscheinung. Zwischen dem, was seiner Frau gehörte, und dem, was ihm selbst gehörte, unterschied Kilchmann nicht. Meltinger war über seine Waren- und Geldgeschäfte aufs Engste mit der Stadt verflochten. Kilchmann hingegen verlieh sein Geld vornehmlich an auswärtige Geschäftspartner. Mit Waren handelte er nicht, nur mit Geld. Meltinger war und blieb Kaufmann bis zu seinem Tod, Kilchmann hingegen strebte nach Höherem, wie die Ausstellung eines Wappenbesserungsbriefs zeigt, den er für sich und seinen Neffen von Kaiser Maximilian erwirkte. 80 Aber erst die Heirat seines Sohnes mit der Achtburgerin Anastasia Sürlin eröffnete Vater und Sohn den Zugang zur Hohen Stube (der Basler Adelsgesellschaft), als deren Vertreter sie dann von 1490/ 1491 bis zu Ludwigs Tod (im Jahr 1518) alternierend im Basler Rat amtierten. 81 Kilchmanns Welt beschränkte sich weitgehend auf seinesgleichen. Er war Teil jener durch Konnubium zusammengeschweißten neuen Oligarchien, die an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert in den süddeutschen Städten das Sagen hatten. 82 Das heißt, Meltinger und Kilchmann waren nicht nur zwei diametral unterschiedliche Kaufmannstypen, auch ihre Vorstellungen von Politik waren grundverschieden. Kilchmann interessierte sich nicht für kleine Leute. 83 Der einzige Berührungspunkt zwischen ihm und ihnen bestand darin, dass er Jahre lang als Pfleger des Basler Spitals amtierte und am Ende seines Lebens zusammen mit seinem Sohn Hans eine Elendenherberge stiftete. 84 79 D OROTHEE R IPPMANN , Frauen in Wirtschaft und Alltag des Spätmittelalters. Aufzeichnungen des Kaufmanns Ulrich Meltinger, in: Eine Stadt der Frauen. Studien und Quellen zur Geschichte der Baslerinnen im späten Mittelalter und zu Beginn der Neuzeit (13.-17. Jh.), hrsg. von Heide Wunder, Basel u. a. 1995, S. 99-117. 80 Ausgestellt wurde der Wappenbesserungsbrief am 31. August 1498 (StABS PA 302.1). 81 H ANS F ÜGLISTER , Handwerksregiment. Untersuchungen und Materialien zur sozialen und politischen Struktur der Stadt Basel in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, Basel u. a. 1981, S. 300, Nr. 5. Der Ritterschlag seines Sohnes Hans erfolgte 1496. Der Ritterschlag war ein symbolisches ‚Surplus‘, weit wichtiger war das Konnubium mit dem Achtburgergeschlecht der Sürlins, das den beiden den Weg in die Hohe Stube ebnete (Das Schuldbuch des Basler Kaufmanns Ludwig Kilchmann, fol. 321 r : Jtern uf donsttag vor dem meitag im lxxxxvj jor ist her Hanß, min sun, z dem helgen grab gefarren und ist wider komen uf sunentag vor sant Kattrinen tag, o ch im lxxxxvj jor, macht xxviiij wugen und iij tag, und ist z Jerußlem uf die zit ritter geschlagen). 82 E BERHARD N AUJOKS , Obrigkeitsgedanke, Zunftverfassung und Reformation. Studien zur Verfassungsgeschichte von Ulm, Eßlingen und Schwäbisch Gmünd, Stuttgart 1958, S. 42-47. 83 F RANZ I RSIGLER , Kaufmannstypen, in: Stadt im Wandel. Kunst und Kultur des Bürgertums in Norddeutschland, 1150-1650. Ausstellungskatalog, hrsg. von Cord Meckseper, Bd. 3: Aufsätze, Stuttgart-Bad Canstatt 1985, S. 385-398. 84 G ABRIELA S IGNORI , Haus, Name und Memoria. Bürgerhäuser als Seelen- und Armenhäuser, in: Häuser, Namen, Identitäten, S. 81-91. Fazit Im Jahr 1478 wurde Hans Struss vor Gericht geladen, um die Besitzverhältnisse eines in der Vorstadt zum Kreuz gelegenen Hauses, das sich im Besitz eines Heini Wiberlin befand, klären zu helfen. Struss holte weit aus: Vor dreißig Jahren sei das Haus abgebrannt; danach habe es ein gewisser Bechtold Schobenkorn neu aufgebaut. Dieser Schobenkorn habe es später einem Konrad Seltensperg verkauft, der es seinem Bruder Heinrich vermacht habe. Heinrich wiederum habe es einem Clewin Lüdin verkauft, und von Lüdin sei es in den Besitz von Hans Schwäblin übergegangen, der es schließlich dem besagten Heini Wiberlin verkauft habe. Und, schließt Struss seinen Rückblick, syent och alle k ff hinder dem gericht bescheen und nie keiner gefertiget worden, ußgenomen Wiberlin, der wurde deß koffs vor gericht gefertiget. Mit einer einzigen Ausnahme wurden demnach sämtliche Verkäufe nicht vor, sondern „hinter dem Gericht“, unter Ausschluss der Gerichtsöffentlichkeit abgeschlossen. 1 „Gefertigt“ worden war einzig der Kaufvertrag von Wiberlin, und ausgerechnet dieser sollte zum Problem werden. Das irritiert! Wie konnte es passieren, dass obrigkeitlich so streng reglementierte Sachgüter wie Häuser am Gericht vorbei ihren Besitzer wechselten, mehrfach und über Jahrzehnte hinweg? Gründe, warum Käufer und Verkäufer auf etablierte Sicherungsinstrumente verzichteten, werden keine genannt. Wollten die Käufer etwa Schreibgebühren einsparen? Was immer der Beweggrund gewesen sein mochte, gerade die vielen „hinter dem Gericht“ getätigten Geschäfte, auch Geldgeschäfte, scheinen Craig Muldrews These zu bekräftigen, dass die vormoderne Wirtschaft zu gewichtigen Teilen auf einem aus heutiger Sicht ‚irrationalen‘ Vertrauen in die Zahlungsbereitschaft der jeweiligen Geschäftspartner basierte. Ein ganz anderes Bild entwerfen hingegen die zahlreichen Geschäfte, die die Parteien „zur größeren Sicherheit“ — so die zeitgenössische Formel — zuhauf vor das Schöffengericht in seiner notariatsgleichen Funktion als freiwillige Gerichtsbarkeit trugen. Diese vor Gericht verhandelten Geschäfte fördern eine im hohen Maß verrechtlichte Gesellschaft zutage, die ihr mangelndes Vertrauen in eine stupende Vielzahl verschiedener Gerichtsbücher einfließen ließ. Die Vielzahl der Bücher legt die Vermutung nahe, dass nicht Vertrauen, sondern Misstrauen, insbesondere bei Geldgeschäften, die zentrale, handlungsleitende Kategorie war. In diesem Sinne möchte ich abschließend die in der Einleitung geführte Diskussion nochmals aufgreifen und gleichzeitig thesenhaft die wichtigsten Ergebnisse dieser Arbeit zusammenfassen: 1 StABS ÄNA GA D 11 (1475-1480), fol. 80 r . F AZIT 138 1. Das Konfessat war ursprünglich ein für die Waren- und Geldgeschäfte unter (Fern-)Kaufleuten konzipiertes Sicherungsinstrument mit Wurzeln in der Antike. Erst im Verlauf des 14. und 15. Jahrhunderts entwickelte es sich immer ausschließlicher zu einem Sicherungsinstrument für sozial inklusive Kleinkredite. Für die sozial exklusiven Geschäfte (die Geschäfte unter ihresgleichen) benutzten die Kaufleute seit dem 14. Jahrhundert zusehends andere Bücher: Für Warengeschäfte standen Kaufhausbücher bereit; über alle anderen Geschäfte führten die meisten Kaufleute im 15. Jahrhundert eigene Geschäfts- oder Rechnungsbücher (die aber nur ausnahmsweise erhalten geblieben sind). Personelle Überschneidungen zwischen den privaten und den öffentlichen Schuldbüchern sind, wie wir im vierten Kapitel gesehen haben, im 15. Jahrhundert alles in allem aber erstaunlich selten. Das heißt zum einen, dass reiche Leute es vermieden, dass ihr Name in die Vergichtbücher gerieten, zum anderen, dass nicht alle reichen Leute mit ‚kleinen Leuten‘ Geschäfte machten, sondern lediglich eine kleine Gruppe, die ich provokativ als ‚Kredithaie‘ bezeichnet habe. Für diese Gruppe gilt, dass das soziale Gefälle zwischen den Kreditgebern und -nehmern zum Teil gewaltig war. Dementsprechend schufen die Kredite soziale, wirtschaftliche und politische Abhängigkeiten, aber sie schlugen paradoxerweise auch Brücken zwischen den finanzstarken und den vermögensschwachen Teilen der Stadtbevölkerungen, die sich auch in anderen Belangen noch nahestanden, etwa weil sie nebeneinander wohnten. Kreditwürdig waren, wie die Basler Schultbekenntnisse zeigen, nahezu alle Stadtbewohner, aber sie waren nicht alle zahlungsfähig, was auf Anhieb befremdet. Wer seinen Schuldner dazu zwang, vor Gericht ein Konfessat abzulegen, tat damit öffentlich kund, dass er (obschon er ihn offenkundig für kreditwürdig hielt) an dessen Zahlungsfähigkeit zweifelte. Das Misstrauen, das aus dem Konfessat spricht, wurde allerdings durch das Vertrauen in das Verfahren aufgewogen. Eine vor Gericht anerkannte Schuld musste, sollte die Rückzahlung aus welchen Gründen auch immer ausbleiben, nicht erst umständlich bewiesen werden. Wer diese Schuld nicht fristgerecht beglich, wurde unverzüglich der Stadt verwiesen. Die Verbannung traf die Geschäftstüchtigkeit des Schuldners im Kern; im 15. Jahrhundert wurde sie noch weiter eingeschränkt, als es dem verbannten Schuldner untersagt war zu klagen. Der Stadtverweis war von Anfang an weniger als Strafe, denn als Druckmittel gedacht; der Schuldner sollte dazu bewogen werden, im Interesse der eigenen Geschäfte seine Außenstände so schnell wie möglich zu begleichen (aus demselben Grund wurden Schuldner, die von auswärts kamen, umgekehrt in der Stadt festgehalten. Auch hierbei ging es einzig darum, ihre Geschäftstüchtigkeit einzuschränken). Die Verschriftlichung der Konfessate war hingegen von untergeordneter Bedeutung. Im Konfliktfall rekurrierte das Gericht nämlich noch im späten 15. Jahrhundert nicht auf das Gerichtsbuch, sondern verhörte die Gerichtsbeamten, die beim Konfessat qua Amt zugegen gewesen waren. Dennoch war das Verfahren ausgesprochen effizient, und das an das Verfahren herangetragene Vertrauen durchaus begründet. Fast F AZIT 139 alle öffentlich bekannten Schulden wurden fristgerecht bezahlt, wie ex silentio die Gläubigerlisten zeigen, die in die Verbotsbücher einflossen. 2. Wie das Konfessat basierte auch der Sacharrest (Verbot) prinzipiell auf Misstrauen. Es setzte jedoch erst ein, wenn die Gläubiger nach Ablauf der Rückzahlungsfrist zur Überzeugung gelangten, ihr Geld auf keinem anderen Weg als über die Pfändung zurückzubekommen. Mit dem Verbot wurde dem Zugriff des Schuldners entzogen, was er an Sachgütern besaß; sein Hab und Gut wurde durch das Verbot sozusagen ‚eingefroren‘. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurden die in die Verbotsbücher eingetragenen Gläubigerlisten immer länger. Gläubiger aber, die ihren Schuldnern ein Konfessat abgerungen hatten, sind, wie gesagt, nicht auf den Listen vertreten. Das Immerlängerwerden der Listen deutet darauf hin, dass sich die Wirtschaftslage besonders für den Mittelstand zunehmend verschlechterte; die Listen lassen aber auch vermuten, dass sich das Geschäftsgebahren der Kaufleute im Verlauf des 15. Jahrhunderts veränderte, in dem Sinn, dass ihre Bereitschaft zunahm, in Serie allen möglichen Leuten Geld zu leihen. Den Gläubigerlisten nach zu urteilen hielten sich Haben und Soll meist ziemlich genau die Waage, das heißt, die Summe der Schulden überstieg gewöhnlich das zu versteuernde Vermögen des Schuldners nicht, sodass der Eindruck entsteht, als hätten alle Beteiligten sehr genau gewusst, was einer ‚hatte‘ beziehungsweise versteuerte. Mit Schulden lebte es sich über die Jahre hinweg gut; kritisch wurde es erst, wenn die Zinszahlungen ins Stocken gerieten, unter anderem weil man in eine Schuldenkette geraten war oder fortgeschrittenes Alter oder Krankheit die Erwerbsfähigkeit einschränkte. Die Leidtragenden waren in diesen Fällen stets die Hinterbliebenen, denen nach der Zwangsvollstreckung wenig oder gar nichts mehr blieb, von dem sie hätten leben und mit dem sie hätten wirtschaften können. 3. Sämtliche spätmittelalterliche Wirtschaftszweige basierten zu einem Großteil auf Krediten, auch die ‚Hauswirtschaft‘. Die Häuser bildeten jedoch ein Subsystem, das zum Teil aus historischen Gründen seinen eigenen ‚Gesetzen‘ folgte, wie unter anderem das zeitextensive Frönungsverfahren zeigt, das wegen Schulden, Missbau oder ausbleibender Zinszahlungen in die Wege geleitet werden konnte. Noch im späten 15. Jahrhundert war in Basel kaum ein Haus frei von Zinsen, selbst die Häuser der Reichen nicht: Die einen waren mit Grund-, die anderen mit Hypothekarzinsen, die meisten aber mit beiden Zinsarten auf einmal beladen. Ab und an wurden Häuser in Ermangelung anderer Sachgüter „wegen Schulden“ gefrönt; seit den 1470er Jahren erfolgte die Frönung jedoch immer häufiger, weil Hausbesitzer die Zinsen über Jahre nicht bezahlten hatten oder weil sie die Häuser verwahrlosen ließen, in denen sie vermutlich nicht mehr wohnten. Dass Häuser rechtliches Sondergut waren, zeigt sich auch daran, dass noch in den ersten Dezennien des 15. Jahrhunderts meist nicht die Besitzer, sondern die Häuser namentlich gefrönt wurden. F AZIT 140 Sie waren das eigentliche Rechtssubjekt, das angesprochen wurde, wenn die Zinszahlungen ausblieben, nicht die (zu) häufig wechselnden Hausbesitzer; deswegen trugen die Häuser auch einen Namen. Ein Haus zu besitzen war in mittelständischen Kreisen das Ideal. Komplexe Finanzierungsmodelle erlaubten es auch Personen ohne Eigenkapital (in moderner Diktion), eine Liegenschaft zu erwerben. Gerade bei ihnen waren die Finanzierungsmodelle aber häufig prekär; zu diesen Modellen zählten die Kreditaufnahme in voller Höhe des Kaufpreises, die meist unmittelbar im Anschluss an den Hauskauf erfolgte, oder die Käufe „um die Beladung“, wenn die Häuser bis zum Anschlag mit Hypotheken überfrachtet waren, sodass der Marktwert des Hauses mit der Summe der Hypotheken deckungsgleich war. Diese Häuser kosteten zwar nichts; aber sie waren mit Zinsverpflichtungen belastet, die jährlich oder vierteljährlich aufzubringen manch einen Käufer finanziell überforderte. Trotzdem wurden alles in allem überraschend wenig Häuser zwangsversteigert, auch in den 1470er Jahren nicht, als sich die Wirtschaftslage für die ‚kleinen Leute‘ zusehends verschlechterte. Irgendwie fanden die Parteien immer eine pragmatische Lösung. Das gilt so nicht für die Verbote: Die Zahl der Flüchtigen, die das Weite suchten, weil sie außerstande waren, ihre Schulden zu begleichen, ist in den 1470er Jahren beachtlich. Ob Kleinkredit, Warenkredit oder Hypothekarkredit, der Kredit, das sollte deutlich geworden sein, bildete eine tragende Säule der spätmittelalterlichen Stadtwirtschaft. Eingebunden war er in ein komplexes Kontrollsystem, das für den Gläubiger das Risiko, sein Geld zu verlieren, letztlich minimierte. Je größer die soziale Distanz zwischen Gläubiger und Schuldner war, desto unsicherer war die Rückzahlung und desto naheliegender war es für den Gläubiger, auf das Gericht beziehungsweise die Gerichtsöffentlichkeit zu rekurrieren. Über den Gewinn der Kleinkredite erfahren wir nichts; hätten sich die Geschäfte nicht rentiert, hätten die Kaufleute ihr Geld aber nicht darauf verwendet. Vermutlich rechneten sich diese Geschäfte für sie nicht nur finanziell, sondern auch politisch. Wie dem auch sei, auf Seiten der Schuldner kreierten diese allzu großzügig gewährten Kredite, auf deren Rückzahlung niemand beharrte, solange die Zinsen regelmäßig bezahlt wurden, jedoch auch eine Vielzahl ‚hausgemachter‘ Probleme, auf die (auch) die spätmittelalterliche Stadtgesellschaft keine strukturellen, sondern bestenfalls individuelle Antworten fand. 4. Die Schuld- und Geschäftsbücher der Basler Kaufleute bestätigen in groben Zügen die Befunde der Gerichtsbücher, wenngleich personelle Überschneidungen äußerst selten sind. Jeder Kaufmann setzte bei der Kreditvergabe zwar etwas andere Akzente, dennoch zeigen letztlich auch ihre Bücher, wie wenig sozial exklusiv die professionellen Geldverleiher agierten. Davon weicht am äußersten Rand unseres Untersuchungszeitraums einzig Ludwig Kilchmann ab, dessen Kredite sich auf höchstem Niveau bewegten, sowohl personell als auch in Bezug auf die Höhe der gewähr- F AZIT 141 ten, meist längerfristigen Kredite. Kilchmann war offenkundig kein Kaufmann, sondern ein Banquier. Seine Kunden kamen auch nicht aus der Stadt Basel (wo er einen Großteil seines Geldes anlegte), sondern aus der Region. Anders als die vielen kleinen Schuldner, die in den Basler Gerichtsbüchern zumeist als Einzelakteure in Erscheinung treten, agierten die Adeligen, die sich bei Kilchmann Geld liehen, vorzugsweise im Familienverband. Demnach variierten die Spielregeln der spätmittelalterlichen Kreditvergabe nicht nur nach raum- und zeitspezifischen Gesichtspunkten, sondern weisen auch markante ständische beziehungsweise milieuspezifische Unterschiede auf, die zur Vorsicht gegenüber voreiligen Verallgemeinerungen mahnen. Anhang Schaubild 7: Der Nachlassarrest des Siegelgrabers Josten Burnhart Titel Vorname Name Beruf/ Institution Objekte Geldschuld bezahlt Cas par von Arx Kaufmann 2g 1 lb 5 ß 2 d Heinrich Clingenberg Schuhmacher 5 par schuch 15 ß 8 ½ ß <mine herren die rete> herr Jör g vom Keller 7 ß 4 ß Mathiß Meiger 2 lb 1 lb 3 ß herren zem Saffran 2g 1 lb 5 ß <Lützler herren> 1 huszinß 1 lb 7 ß 1 lb 7 ß Peter zem blawen Vo gel 17 ß 17 ß <Jacob Türmer Amtmann 6 stempfer> Henman von A 10 meczblanck 5 d mehr 5 ß 14 ß Hanns Zscheckapúrlin Kaufmann 9ß minus 2 d 5 ß 2 d Mathys Tischmacher <1 brennysen> 6 ß 4 d 3 ß 8 d <herr Bernhart Ri gel bůchtruker etlich buchstaben 2 g>* Jost von Spinal Kürschner 8 ß 14 d <Friderich trucker> Hans Folcz scherer 6 ß 4 d 3 ß 8 d Heinrich Vetters frow zinß von einem bett 10 ß 5 ß 10 d Friderich Landeck 14 ß 8 ß 2 d Hannß Hammer teschenmacher 12 ß 9 ß 5 d 1 Nach StABS GA G 2 (1471-1494), fol 2v; * = in Wellenlinie durchgestrichen. A NHANG 144 Schaubild 8: Der Nachlassarrest des Säcklers Jos Lindenmeigers (6. Mai 1473) Name Beruf Ort Vermögen Geldschuld bezahlt Hans Byrin Weinbrenner St. Leonhard 300 g 35 lb 6 lb 2 ½ ß Ludwi g Zscheckapúrlin Krämer St. Martin 5.000 g 5 lb 13 ß 1 lb minus 6 d Hanns Holl Bern 4 g minus 1 ort 15 ß Hans Mûnczer St. Leonhard 2.000 g 5 lb 4 ß 18 ß Die Tannhúserin St. Leonhard 350/ 500 g 30 g Hans Stehelin Schneider St. Leonhard 1.200 g 18 ½ ß 3 ß Die Wytolffin Gewandmann St. Peter 500 g 8 ß 18 pfen. Henßlin Blorer/ Blarer St. Leonhard 1.000 g 1 lb 3 ½ ß Die Brúnlerin St. Leonhard 50 g 2 lb 4 ½ ß 7 ß 10 d Cas par O e schenbach St. Alban 225 g 1 lb 3 ½ ß Ennelin von Louffen Magd n.n. 2 g 2 lb 6 ß Elsin Sußherrin St. Alban 50 g 30 ß 5 ß 3 d Hannß Malterer Säckler St. Leonhard 200 g 14 ß 2 ½ ß 1 d Hans zem Busch St. Martin 3.5000 g 5 lb 2 ß 17 ½ ß Crista von Busch Krämer St. Leonhard 300 g 6 lb 1 lb 1 ß Die Altenbachin St. Leonhard 600 g 3 lb 16 ß 13 ß 1 d Steffa Stein St. Martin 3 lb 10 ½ ß Steffa Beham Kürschner St. Leonhard 2.000 g 16 lb 2 ½ lb 6 ß Matyß von Metz Metz 3 g 7 ß 13 ß Haßman wyßgerwer n.n. 16 ß 8 d 3 ß Thoma Folmer von Strasbur g Straßburg 10 g 5 lb 5 ß 10 d Hannß Muner, der jung n.n. 14 g 10 ß 2 lb 18 ß Ludwig Smitt Kaufmann St. Peter 1.000 g 40 lb 1 ß A NHANG 145 Schaubild 12: Hypotheken auf freies, lediges Eigen (1475-1480) Preissegment ≥ 100 Gulden Preissegment < 100 Gulden Hausname Kaufpreis Hypotheken Hausname Kaufpreis Hypotheken Haus zum Arm 680 Gulden 200 Gulden Sommerau 86 Gulden — Sevo gelhof 650 Gulden — niedere Wind 80 Gulden — zum Bild 410 Gulden 300 Gulden Freudenstein 70 Gulden — Wackenfels 300 Gulden 200 Gulden schwarzer Wind 70 Pfund 20 Pfund zum Dolden 300 Gulden — N.N. 60 Gulden — Rotenhof 270 Gulden 100 Gulden hintere Ars 60 Gulden — Waldbach 250 Gulden 100 Gulden Wartemberg 50 Pfund 50 Pfund zum großen Holder 220 Gulden 200 Gulden N.N. 45 Gulden 45 Gulden Heidelberg 220 Gulden 180 Gulden Schleifstein 33 Pfund — Einhorn/ Krämergasse 200 Gulden — Niederburg 25 Gulden — Steinbock 200 Gulden 20 Gulden N.N. 24 Gulden 15 Gulden zum Haupt 181 Gulden — Einhorn/ Wienharts gasse 180 Gulden 100 Gulden Olsberg 180 Pfund 180 Pfund Kaisersberg 155 Gulden 50 Gulden Marschalkin Hof 140 Gulden — Erenmanns Haus 130 Gulden — Bell Hinden 120 Gulden 100 Gulden Liebenstein 120 Pfund 120 Pfund zum Nowen 100 Gulden 100 Gulden Gips grube 100 Gulden — Bibliographie Abel, Wilhelm: Agrarkrisen und Agrarkonjunktur. 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Orts- und Personenregister A, Henmann von ................................................................................................. 143 Abel, Wilhelm........................................................................................................ 85 Affenstetterin, Margreth......................................................................................... 76 Albrechtin .............................................................................................................. 32 Altenbachin.................................................................................................... 72, 144 Amberg, Hans ...................................................................................................... 112 Andlau, die von.................................................................................................... 133 - Hartmann .................................................................................................. 131 Antonius der Schweinehirt ..................................................................................... 16 Arnold, Wilhelm Christoph Friedrich .................................................................... 89 Arx, Kaspar von ............................................................................................. 70, 143 Augsburg................................................................................................................ 15 Babst, Hans............................................................................................................ 68 Baden, Hans Heinrich von................................................................................... 133 Bader, Wernlin und Frau ................................................................................. 64-66 Bär, Hans ............................................................................................................. 132 Bärenfels, die von ................................................................................................... 78 Bartenheim, Gred von.................................................................................... 64f., 84 Basel, Häuser - altes Haus ..................................................................................................... 96 - Atzenhof..................................................................................................... 101 - Bell Hinden................................................................................................ 145 - Birseck........................................................................................................ 130 - Einhorn ...................................................................................................... 145 - Erenmanns Haus ................................................................................ 119, 145 - Freudenstein............................................................................................... 145 - Gipsgrube................................................................................................... 145 - Goldeck...................................................................................................... 116 - Heidelberg.................................................................................................. 145 - Kaisersberg ................................................................................................. 145 - Kůnenhaus ................................................................................................... 78 - Lichtenberg ................................................................................................ 109 - Liebeck ............................................................................................... 105, 106 - Liebenstein ......................................................................................... 111, 145 - Liechtenstein .............................................................................................. 127 - Mädgeburg ................................................................................................... 82 - Marschalkin Hof ........................................................................................ 145 - neues Haus ................................................................................................... 96 O RTS - UND P ERSONENREGISTER 172 - Niederburg ......................................................................................... 110, 145 - Olsberg............................................................................................... 111, 145 - Roggenbach.............................................................................................. 102f. - Rotenhof .................................................................................... 113, 119, 145 - Schleifenstein.............................................................................................. 145 - Schürhof..................................................................................................... 101 - Seilers Keller ............................................................................................... 109 - Sevogelhof .................................................................................. 101, 119, 145 - Sommerau .................................................................................................. 145 - Steinbock ................................................................................................... 145 - Wackenfels ......................................................................................... 103, 145 - Waldbach ................................................................................................... 145 - Wartemberg ....................................................................................... 111, 145 - zum Arm ............................................................................................ 127, 145 - zum Barben ............................................................................................ 48, 52 - zum Bäumlein .............................................................................................. 83 - zum Bild..................................................................................................... 145 - zum Dolden ............................................................................................... 145 - zum Greifen ................................................................................................. 80 - zum großen Holder .................................................................................... 145 - zum Haupt ................................................................................................. 145 - zum hinteren Krebs .................................................................................... 117 - zum Hut....................................................................................................... 79 - zum Knopf ................................................................................................... 98 - zum Kopf ..................................................................................................... 42 - zum Kung ............................................................................................ 97, 115 - zum Kupferturm .......................................................................................... 96 - zum Leimen ................................................................................................. 83 - zum Löwen................................................................................................. 106 - zum Mohrenkopf ......................................................................................... 44 - zum neuen Haus .......................................................................................... 96 - zum niederen Wind.................................................................................... 145 - zum Nowen........................................................................................ 111, 145 - zum Papst..................................................................................................... 77 - zum Phönix .................................................................................................. 79 - zum Pilgerstab .......................................................................................... 105f. - zum Schlegel................................................................................................. 32 - zum Schlüssel ............................................................................................... 37 - zum schönen Ort .......................................................................................... 78 - zum schwarzen Rüden .................................................................................. 42 - zum schwarzen Wind ................................................................................. 145 O RTS - UND P ERSONENREGISTER 173 - zum Stäblin ................................................................................................ 128 - zum vehin Ort ............................................................................................ 118 - zum Widderhorn .......................................................................................... 97 - zur großen Blume ....................................................................................... 108 - zur hinteren Ars .......................................................................................... 145 - zur Judenschule .......................................................................................... 127 - zur Klause..................................................................................................... 98 - zur kleinen Blume .................................................................................... 107f. - zur Linde .............................................................................................. 48, 106 - zur schwarzen Henne.................................................................................... 32 - zur schwarzen Kanne .................................................................................. 127 Basel, Kirchen/ Klöster - Augustiner ............................................................................81, 93, 115, 115f. - Barfüßer (Franziskaner) ................................................................ 55, 117, 130 - Dom, Dompräsenz .........................................................81, 83, 93, 94f., 107f. - Dom, Domprobstei ...................................................................................... 81 - Dom, Kämmerei .................................................................................... 94, 95 - Dom, Münsterbau........................................................................................ 80 - Dom, St. Johannesbruderschaft ...................................................... 81, 97, 101 - Dominikaner (Prediger) ................................................................... 80-82, 95 - Elendenherberge ................................................................... 81, 109-113, 135 - Gnadental (Frauenkloster) ............................................................................ 76 - Kartause ..................................................................................... 81, 84, 94, 95 - Klingental (Frauenkloster) .......................... 46, 74, 81, 83, 105, 106, 107, 114 - Spital ................ 16, 81, 83, 84, 93, 96, 97, 105, 109, 110, 112-115, 134, 135 - St. Alban (Kloster) .................................. 43, 48, 49, 63, 70, 80, 81, 82, 93, 97 - St. Andreaskapelle ........................................................................................ 96 - St. Jakob an der Birs (Leprosenhaus) ...................................................... 76, 81 - St. Klara (Frauenkloster)............................................................................... 81 - St. Leonhard..................................................... 48, 71, 76, 81, 82, 93, 98, 110 - St. Martin................................................. 42, 48, 50, 70, 81, 82, 96, 103, 127 - St. Ulrich...................................................................................................... 65 - Steinenkloster (Reuerinnen) ................................................................. 81, 112 Basel, Topographie - Barfüsserkirche ............................................................................. 55, 117, 130 - Birsfelden ..................................................................................................... 63 - Birsig ...................................................................................................... 80, 98 - Eisengasse ......................................................... 48, 78, 96, 103, 105, 106, 127 - Eschemerthor ......................................................... 62, 83f., 97, 101, 115, 127 - Fischmarkt ................................................................................................. 113 - Freie Strasse ........................................................................................ 111, 128 O RTS - UND P ERSONENREGISTER 174 - Geblers schûren ...................................................................................... 65, 66 - Gelhart ......................................................................................................... 82 - Gerbergasse ........................................................................................ 110, 117 - Gerbern, unter den ....................................................................................... 77 - Heuberg ..................................................................................................... 111 - Käppeli ......................................................................................................... 84 - Kleinbasel ....................................................................................... 46, 51, 101 - Kornmarkt ............................................................................................. 48, 52 - Krämern, unter den ...................................................................................... 65 - Krämergasse........................................................................................ 102, 145 - Krämern, unter den ...................................................................................... 65 - Kuttelbrücke......................................................................................... 42, 116 - Leonhardsberg ...................................................................................... 98, 118 - Lyß............................................................................................................... 84 - Münsterplatz .............................................................................................. 101 - Nadelberg................................................................................................... 116 - Neue Brücke............................................................................................... 127 - Neue Gasse................................................................................................. 109 - Pantaleoner................................................................................................... 82 - Rennfeld....................................................................................................... 63 - Rhein ......................................................................................................... 108 - Rheingasse .................................................................................................. 129 - Rindermarkt, alter .............................................................................. 103, 104 - Salzturm ............................................................................................. 107, 108 - Schol, hinter der .......................................................................................... 82 - Spalen, an den ............................................................................................ 111 - Sprung, am ................................................................................................... 98 - Steinen, an den ........................................................................ 27, 65, 80, 112 - Trutgässlein .................................................................................................. 81 - Weiße Gasse ................................................................................................. 75 - Wienhartsgasse ........................................................................................... 145 Basel, Vorstädte - Eschemervorstadt ......................................................................... 97, 115, 127 - Neue Vorstadt .............................................................................................. 95 - Spalenvorstadt ........................................................................................ 43, 55 - St. Albansvorstadt........................................................... 43, 55, 62, 75, 82, 93 - Steinenvorstadt ........................................................................................... 114 - Vorstadt zum Kreuz...................................................................................... 94 Basel, Hans von ..................................................................................................... 51 Beckin, Elsbeth .................................................................................................... 118 Beham/ Behem, Stefan.................................................................. 48, 52, 72, 73, 144 O RTS - UND P ERSONENREGISTER 175 Bern ....................................................................................................... 72, 132, 133 Bertschin, Heinz .................................................................................................... 62 Besserer, Burkhard ............................................................................................... 109 Bibrach, Ursula von ............................................................................................... 27 Biggahenslin..................................................................................................... 64, 65 Bilger, Lienhard ..................................................................................................... 65 Birck, Peter und Luzia.......................................................................................... 105 Birin, Hans .................................................................................................... 72, 144 Bischof, Hans................................................................................................. 68, 122 Bischofin, Elsin ...................................................................................................... 94 Blattner, Hans........................................................................................................ 82 Blaubeuren............................................................................................................. 53 Blecher Henni und Elsin ...................................................................................... 111 Blenner, Agnes ..................................................................................................... 118 Blorer/ Blarer, Hänsli ................................................................................ 72, 89, 144 Bogkmännin .......................................................................................................... 61 Böpplin, Ennelin und Burkhard....................................................................... 49, 55 Böse, Konrad .......................................................................................................78f. Brandin, die alte............................................................................................... 65, 66 Breßler, Steffen ...................................................................................................... 14 Brombach, Gred von.............................................................................................. 27 Brucker, Uli ........................................................................................................... 74 Brun, Klaus ............................................................................................................ 32 Brúnlerin ....................................................................................................... 72, 144 Brünlin, Henmann ................................................................................................ 67 Brunn, Hans und Ennelin................................................................................ 43, 44 Brunn, Heinrich von........................................................................................ 54, 76 Brûyg ..................................................................................................................... 62 Büren, Gred von .................................................................................................... 65 Burnhart, Jost ...................................................................................................... 70f. Busch, Crista von ..................................................................................... 72, 89, 144 Busch, Hans zum ........................................................................................... 72, 144 Deggendorf (a.d. Donau) ..................................................................................... 110 Diebold der Söldner............................................................................................... 74 Diebold, Hans und Ennelin ................................................................................. 116 Diesbach, Ludwig und Wilhelm von.................................................................... 132 Donaueschingen .................................................................................................. 134 O RTS - UND P ERSONENREGISTER 176 Ehenheim, Peter von.............................................................................................. 32 Eich zer - Dietrich ........................................................................................................ 64 - Peter ............................................................................................................. 32 Elsi neben der Pfaffenstuben .................................................................................. 61 Endinger, Hansen .................................................................................................. 27 Engelfried, Hans .................................................................................................. 125 England ................................................................................................................. 25 Ensisheim (Elsaß)................................................................................................. 103 Enslinger, Oswald .................................................................................................. 32 Eptingen .............................................................................................................. 133 Eptingen, Ludwig von.......................................................................................... 130 Erenmann, Wernlin ................................................................................. 73-75, 119 Eschenbach, Heilmann von und Verena ........................................................ 72, 103 Ess - Erhart ........................................................................................................... 64 - Henni......................................................................................................... 63f. Esslinger................................................................................................................. 29 Europa ................................................................................................... 5, 12, 26, 85 Fassbinder, Kuni .................................................................................................... 65 Fassbinder, Lienhard .............................................................................................. 65 Fischer, Heinrich ................................................................................................... 97 Folmer, Thoma ............................................................................................. 72, 144 Folz, Hans...................................................................................................... 70, 143 Frien, Agnes ........................................................................................................... 80 Frischmann, Mathis ....................................................................................... 70, 143 Frölicher, Hans ................................................................................................ 38, 39 Frowin ................................................................................................................... 23 Fröwlerin ............................................................................................................... 74 Fürstenberg, Wolf von (Graf)..................................................................... 130, 133f. Fyrabend, Martin ................................................................................................... 97 Gallician, Michel ............................................................................................. 54, 76 Geist, Hans .......................................................................................................... 38f. Genf............................................................................................................... 39, 104 Gerhartin ............................................................................................................... 65 Giger, Hans ........................................................................................................... 68 Giger, Heinrich...................................................................................................... 95 Gilomen, Hans-Jörg......................................................................................... 31, 47 Glaser, Hans ......................................................................................................... 96, O RTS - UND P ERSONENREGISTER 177 Gottschalk, Magdalena ................................................................................ 103, 104 Graf, Fridlin......................................................................................................... 105 Graf, Lüti............................................................................................................... 98 Groebner, Valentin ................................................................................................ 92 Gründelin, Hans .................................................................................................. 114 Grutschen, Hermann ............................................................................................. 84 Guldin, Hans alias Hübschhans und Ennelin......................................................... 98 Gundelsheim (Heilbronn).................................................................................... 118 Habsheim (Elsaß)................................................................................................... 38 Haffner, Walther.................................................................................................. 106 Hagemann, Hans-Rudolf ....................................................................................... 59 Hägerin, Nesa ........................................................................................................ 61 Hall, Bartholomäus von ......................................................................................... 32 Hamburg ............................................................................................................... 23 Hammer, Hans .............................................................................................. 70, 143 Hannover................................................................................................................. 9 Hartmann, Friedrich alias zur Linde .................................................. 48, 50, 83, 128 Haßmann .............................................................................................................. 72 Heidelbeck, Wunnewald ...................................................................................... 101 Heidelerin, die alte ............................................................................................... 117 Heidenlin, Wilhelm ............................................................................................... 65 Heilprunn, Klaus ................................................................................................... 27 Helbin, Bertschin ............................................................................................ 62, 63 Hertenstein, Matern............................................................................................... 96 Hertnerin, Gred ..................................................................................................... 27 Herzogenbusch .................................................................................................... 104 Heusler, Andreas .................................................................................................... 25 Hilt, Peter ............................................................................................................. 46 Hirtlin, Hans ......................................................................................................... 32 Hirtzbach, Agnes von ............................................................................................ 66 Höcklin, Nikolaus.................................................................................................. 97 Hohenroden (Esslingen) ........................................................................................ 52 Hohensteg, Hans ................................................................................................... 82 Holl, Hanns .................................................................................................. 72, 144 Höwerst, Klaus ...................................................................................................... 64 Huberin ............................................................................................................... 130 Hüglin, Barbara ................................................................................................... 101 Hüningen (Elsaß)................................................................................................... 42 Hûremberg, Peter .................................................................................................. 46 Hütschi, Balthasar................................................................................ 44f., 126, 128 O RTS - UND P ERSONENREGISTER 178 Hütter, Kaspar ....................................................................................................... 64 Igel, Adelheid ......................................................................................................... 74 Ingold, Konrad .................................................................................................. 101f. Iselin, Michel und Elsin ................................................................................. 94, 113 Isenmann, Lienhard ............................................................................................... 38 Joachim.................................................................................................................. 72 Joner ...................................................................................................................... 65 Kammrer, Hans ..................................................................................................... 27 Karnow - Crista.......................................................................................................... 104 - Johann........................................................................................................ 104 Keller, Peter ......................................................................................................... 62f. Keller, Jörg vom ................................................................................................... 143 Kempf, Martin....................................................................................................... 36 Kenzingen, Els von ................................................................................................ 76 Kilchmann - Agnes.......................................................................................................... 101 - Friedrich..................................................................................................... 101 - Hans............................................................................................128-131, 135 - Hans Konrad .............................................................................................. 129 - Konrad ............................................................................................... 128, 129 - Ludwig ............................................................................... 101, 121, 128-135 - Martin ........................................................................................................ 129 - Ursula......................................................................................................... 129 King’s Lynn ............................................................................................................. 9 Kirsi, Hans ............................................................................................................. 98 Klein, Heinrich .................................................................................................... 123 Kleinhennin ........................................................................................................... 27 Klingenberg, Heinrich ................................................................................... 70, 143 Klüpfel, Klaus und Verena ............................................................................. 39, 127 Knebel, Hans (Münsterkaplan) ........................................................................ 54, 76 Knöringer, Konrad................................................................................................. 82 Köchin, Els .......................................................................................................... 117 Köhler, Peter .......................................................................................................... 42 Köln....................................................................................................................... 10 Konstanz ........................................................................................................ 25, 130 Körblisman ............................................................................................................ 46 Krug ...................................................................................................................... 29 O RTS - UND P ERSONENREGISTER 179 Kruter, Hans und Elsa ....................................................................................... 102f. Krütlin, Lienhard ................................................................................................... 32 Küffer, Elsi............................................................................................................. 83 Kunz, Heini ........................................................................................................... 28 Kupfernagel, Walter ............................................................................................. 122 Kuske, Bruno ......................................................................................................... 11 Lahr (Schwarzwald)................................................................................................ 36 Lampemberg, Jakob ............................................................................................... 77 Lanzman, Hans ...................................................................................................... 32 Landeck, Friedrich ............................................................................................... 143 Landös, Ludmann .................................................................................................. 84 Langmesser, Heinrich ............................................................................................ 46 Laufen, Ennelin von....................................................................................... 72, 144 Lauingen (a.d. Donau) ......................................................................................... 117 Lienhard, Peter ...................................................................................................... 96 Lindenmeiger, Els ................................................................................................ 72f. Lindenmeiger, Jos .......................................................................................... 71, 144 Lopez, Roberto Sabatino ........................................................................................ 12 Lübeck ................................................................................................................... 23 Luchsenhofin, Els................................................................................................... 51 Luchsin ............................................................................................................ 65, 67 Luders (Kloster) ................................................................................................... 133 Lüdin, Clewin ...................................................................................................... 136 Lützel (Kloster) .............................................................................................. 81, 143 Luhmann, Niklas ................................................................................................... 19 Lurlin, Magdalena............................................................................................ 43, 80 Magne der Gremper............................................................................................... 82 Magninen .............................................................................................................. 29 Malterer, Hans ............................................................................................... 72, 144 Mariastein (Kloster) ......................................................................................... 81, 83 Masmünster von .................................................................................................. 133 - Jakob .......................................................................................................... 133 - Johann Georg ............................................................................................. 133 - Simon......................................................................................................... 133 Mast, Gilg .............................................................................................................. 84 Maximilian (Ks) ................................................................................................... 135 May, Bartholomäus.............................................................................................. 132 Meder, Heinrich .................................................................................................... 32 Meiger, Hans ......................................................................................................... 32 O RTS - UND P ERSONENREGISTER 180 Meiger, Konrad...................................................................................................... 82 Meiger, Lienhard ................................................................................................... 74 Meiger, Mathis..................................................................................................... 143 Meiger, Peter ......................................................................................................... 55 Mellingen (Aargau) .............................................................................................. 128 Meltinger - Martin ................................................................................................ 126, 127 - Ulrich ......................................................................... 121, 125-128, 134, 135 - Ursula......................................................................................................... 128 Mennlin, Heinrich ........................................................................................... 60, 61 Metz, Mathis von........................................................................................... 72, 144 Milchbröckin, Hans ............................................................................................... 67 Miltenberg, Hartmann........................................................................................... 83 Möwerlin, Hans ..................................................................................................... 46 Möri, Heinzmann ............................................................................................ 62, 63 Mörsberg von....................................................................................................... 133 - Hans Jakob................................................................................................. 134 - Kaspar ........................................................................................................ 134 Mösi der Hufschmied ............................................................................................ 65 Muldrew, Craig.................................................................................... 9-11, 18, 137 Müller, Cüntzlin .................................................................................................... 60 Müllerin, Margret ............................................................................................ 32, 53 Münch, Lienhard ............................................................................................. 44, 45 München, Hans von .............................................................................................. 64 Münchenstein (Basel/ Land) ................................................................................... 98 Münzer, Hanns ............................................................................................. 72, 144 Münsterol, Heinrich von ........................................................................... 48, 51, 52 Murer der Gewandmann...................................................................................... 131 Muner, Hans, der jung................................................................................... 72, 144 Murer, Mathis...................................................................................................... 133 Mutin der Metzger................................................................................................. 84 Nagel, Jakon von der alten Schönstein ......................................................... 132, 133 Näherin, Margreth ................................................................................................. 50 Nördlingen ............................................................................................................ 15 Nürnberg ................................................................................... 15, 25, 56, 70, 107f. Obschlager, Margred.............................................................................................. 27 O e schenbach, Kaspar................................................................................ 28, 72, 144 Offemburg, Hans von ............................................................................................ 46 Offemburg, Hermann ......................................................................................... 65f. O RTS - UND P ERSONENREGISTER 181 Offemburg, Peter von .................................................................................... 74, 134 Offemburg, Stefan ............................................................... 121-122, 123, 124, 125 Oltinger, Konrad und Katharina ............................................................................ 41 Ospernellin, Agnes ................................................................................................. 72 Ottlin, Hans .......................................................................................................... 80 Peier/ Peiger, Hans.................................................................................................. 29 Peigerin, Gred ........................................................................................................ 27 Pfirt (Elsaß)............................................................................................................ 29 Pfirt, Konrad von ................................................................................................. 133 Pfrůnder, Michel und Elsin................................................................................ 115f. Philipp der Pastetenmacher .................................................................................... 55 Phlegler, Clewin..................................................................................................... 63 Planitz, Hans ......................................................................................................... 19 Postan, Michael M. ................................................................................................ 27 Prosper, Bastian und Anastasia ............................................................................. 110 Ramstein, Konrad von ......................................................................................... 113 Ratberg, Arnold von............................................................................................... 78 Reinach, Hans Erhart von .................................................................................... 101 Reutlingen ............................................................................................................. 78 Rhein ............................................................................................................. 94, 108 Rheinfelden, die von ............................................................................................ 65f. Rheinweiler (Markgräflerland) ............................................................................... 27 Richel, Bernhard und Anna........................................................................ 107f., 143 Riga ....................................................................................................................... 23 Ritter, Mangold ..................................................................................................... 64 Rot, Konrad ........................................................................................................... 74 Rot, Peter......................................................................................................... 54, 76 Rothänslin ............................................................................................................. 52 Rottweil ............................................................................................................... 125 Rutenzweig, Hans und Margreth ......................................................................... 109 Sattler, Clewin ....................................................................................................... 62 Schaffner, Hans.................................................................................................... 116 Schaffrat der Karrer ................................................................................................ 55 Scheidenmacherin, Ennelin.................................................................................. 117 Scherer, Walther ................................................................................................... 32 Scherer, Wilhelm ................................................................................................... 35 O RTS - UND P ERSONENREGISTER 182 Schilling - Balthasar....................................................................................................... 78 - Bernhard ...................................................................................................... 74 Schlierbach - Lorenz ........................................................................................................ 129 - Rudolf ................................................................................................ 102, 108 Schlifferin, Margreth .............................................................................................. 76 Schmid, Antonius .................................................................................................. 41 Schmid, Ludwig ................................................................. 32, 48, 51f., 72, 128, 144 Schmid, Martin.................................................................................................... 116 Schmitt, Adam ................................................................................................. 82, 84 Schmitter, Ulrich ........................................................................................... 46, 128 Schmitterin, Ennelin ............................................................................................ 118 Schobenkorn, Bechtold ........................................................................................ 137 Schottmännin, Verena ......................................................................................... 118 Schuzen, Peter........................................................................................................ 84 Schwäblin, Hans .................................................................................................. 137 Schwarz, Hans ....................................................................................................... 55 Schw arz wa ld ... .... .... ... .... .... .... .... .... .... .... .... .... .... ... .... .... .... .... .... .... .... .... .... .... ... .... 1 30 Seiler, Jodocus...................................................................................................... 111 Seiler, Lienhard ...................................................................................................... 43 Selinen, Anna......................................................................................................... 60 Seltensberg, Konrad und Heinrich ....................................................................... 137 Siber der Fischer .................................................................................................... 46 Sigenant, Ulrich ..................................................................................................... 82 Sigwaldin, Margreth............................................................................................. 118 Simon, Hans .......................................................................................................... 55 Sissach.................................................................................................................. 118 Solothurn....................................................................................................... 96, 133 Spänlihauer ...................................................................................................... 83, 84 Spinal, Jost von .............................................................................................. 70, 143 Spinn-nit-gern ....................................................................................................... 55 Spitz, Rudolf .......................................................................................................... 27 Spuri, Jakob ........................................................................................................... 36 Stehelin, Hans................................................................................................ 72, 144 Stein, Stefan ................................................................................................... 72, 144 Steinbrink, Matthias ............................................................................................ 126 Steinhuwerin, Gred................................................................................................ 27 Steinsulz, Hans .............................................................................. 43, 48-50, 54, 75 Stöbli, Elsin ........................................................................................................... 27 Stossen, Peter ......................................................................................................... 61 O RTS - UND P ERSONENREGISTER 183 Stralen, Diebold zer ............................................................................................... 72 Stralsund................................................................................................................ 23 Struss, Hans ......................................................................................................... 137 Straßburg ....................................................................................................... 72, 101 Streiffen, Jos........................................................................................................... 38 Ströwlin ................................................................................................................. 72 Stüllinger ............................................................................................................... 63 Sturm, Beate ............................................................................................................ 9 Stüsslingen, Hansen von ........................................................................................ 66 Stuttgart, Magdalena von ..................................................................................... 114 Stützenberg - Erhard ........................................................................................................ 123 - Klaus ............................................................................................ 64, 123-125 - Konrad ............................................................................................... 121, 123 Sulz, Jörg von............................................................................................... 103, 104 Sürlin - Anastasia..................................................................................................... 135 - Bernhard .............................................................................................. 74, 116 - Thomas .................................................................................................. 94, 95 Sußherrin, Elsin ............................................................................................. 72, 144 Tannhuserin .................................................................................................. 72, 144 Thann der Rebmann.............................................................................................. 62 Tieringer, Engelhard und Elsi .................................................................... 49, 54, 75 Tierstein von (Grafen) - Hans......................................................................................................... 123f. - Oswald ......................................................................................................... 74 Töss, Engelin von .................................................................................................. 95 Traietto, Elisabeth von ......................................................................................... 114 Trubelberg, Richard ............................................................................................... 38 Tscharner-Aue, Michaela von ................................................................................ 85 Tüfel, Klaus ........................................................................................................... 84 Tůmringer, Hans ................................................................................................... 42 Tůnower, Kaspar ............................................................................................. 94, 95 Türmer, Jakob ..................................................................................................... 143 Türst, Heinrich ...................................................................................................... 29 Überlingen ........................................................................................................... 52f. Ulin, Hans ........................................................................................................... 127 Ulli, Gredlin .......................................................................................................... 27 O RTS - UND P ERSONENREGISTER 184 Vetter, Heinrich............................................................................................. 70, 143 Vischer, Heinrich ................................................................................................... 97 Vögelin, Thomas.................................................................................................... 49 Vogesen ............................................................................................................... 130 Walch der Weber ............................................................................................. 65, 66 Walch, Klaus und Ennelin ............................................................................. 35, 114 Waldenburg ........................................................................................................... 79 Waldsee (Ravensburg) ............................................................................................ 53 Wangen, Hans von ............................................................................................... 27 Weber, Ludwig ...................................................................................................... 78 Wechter ................................................................................................................. 61 Weißhaupt, Konrad ............................................................................................... 96 Werd, Heinrich von ....................................................................................... 97, 115 Werdenberg, Heinrich von .................................................................................. 106 Werentzhouse (Elsaß) ............................................................................................ 29 Wiberlin, Heini ................................................................................................... 137 Wicken ................................................................................................................ 108 Wildin, Verena ................................................................................................ 65, 66 Winkler, Hensli ....................................................................................... 32, 48, 52f. Witolffin ........................................................................................................ 72, 144 Wûrstlin, Ennelin .................................................................................................. 61 Württemberg, Eberhard von (Graf)...................................................................... 131 Württemberg, Ulrich von (Hz) .................................................................... 130, 133 Wyher, Wernlin zum ............................................................................................. 78 Xel, Konrad ........................................................................................................... 28 Zeigler, Heinrich.................................................................................................... 74 Zeiglerin ................................................................................................................ 74 Zieglerin ................................................................................................................ 32 Zinkin, Elsin ........................................................................................................ 117 Zitvogel.................................................................................................................. 46 Zofigen, Ennelin von ........................................................................................... 118 Zschackin............................................................................................................... 76 Zscheckabürlin....................................................................................................... 32 - Elisabeth............................................................................................. 129, 135 - Hans............................................................................................. 70, 129, 143 - Ludwig ......................................................... 48, 51, 54, 70, 72, 76, 128f., 144 - Margaretha ......................................................................................... 130, 132 zum blauen Vogel, Peter ...................................................................................... 143 O RTS - UND P ERSONENREGISTER 185 Zum Luft, Ulrich ................................................................................................... 95 Zwilchbart, Hans ................................................................................................... 28 : Weiterlesen Spätmittelalterstudien Herausgegeben von Gadi Algazi • David Collins • Christian Hesse • Nikolas Jaspert • Hermann Kamp • Martin Kintzinger • Pierre Monnet • Joseph Morsel • Eva Schlotheuber • Hans-Joachim Schmidt • Gabriela Signori • Birgit Studt • Simon Teuscher Band 1 Karin Czaja, Gabriela Signori (Hg.) Häuser, Namen, Identitäten Beiträge zur spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Stadtgeschichte 2009, 174 Seiten, flexibler Einband ISBN 978-3-86764-165-4 Band 2 Christof Rolker, Gabriela Signori (Hg.) Konkurrierende Zugehörigkeit(en) Praktiken der Namengebung im europäischen Vergleich 2011, 220 Seiten 2 farb. Abb., flexibler Einband ISBN 978-3-86764-285-9 Band 3 Ludolf Kuchenbuch Die Neuwerker Bauern und ihre Nachbarn im 14. Jahrhundert 2013, 246 Seiten, fester Einband ISBN 978-3-86764-430-3 Band 4 Gabriela Signori (Hg.) Prekäre Ökonomien Schulden in Spätmittelalter und Früher Neuzeit 2014, 270 Seiten, fester Einband 978-3-86764-521-8 Klicken + Blättern Leseprobe und Inhaltsverzeichnis unter Erhältlich auch in Ihrer Buchhandlung. www.uvk.de : Weiterlesen Amelie Rösinger, Gabriela Signori (Hg.) Die Figur des Augenzeugen Geschichte und Wahrheit im fächer- und epochenübergreifenden Vergleich 2014, 180 Seiten ISBN 978-3-86764-515-7 Klicken + Blättern Leseprobe und Inhaltsverzeichnis unter Erhältlich auch in Ihrer Buchhandlung. www.uvk.de Der Begriff »historia«, meinte Isidor von Sevilla in seinen Etymologien, leite sich von »sehen« bzw. »erkennen« ab. Schon in der Antike hätten nur diejenigen Geschichte geschrieben, die die Ereignisse auch mit eigenen Augen gesehen hätten. In diesem vermeintlich »neutralen« Terrain des Evidenten, im körperlichen Dabeigewesensein und im sinnlichen Wahrnehmen liegt über die Jahrhunderte hinweg auch der Wahrheitsanspruch des Augenzeugen begründet. Die disziplinäre Heimat des Augenzeugen ist demnach die Geschichtsschreibung. Paradoxerweise finden wir in der Geschichte der Geschichtsschreibung die lebhaftesten Beteuerungen, nur selbst Gesehenes zu referieren, jedoch häufig in fiktionalen Geschichtswerken. Um diese Vieldeutigkeit des vermeintlich Eindeutigen in seiner medialen Beschaffenheit und seinen medialen Brechungen kreist der Sammelband, an dem Vertreter aus den Geschichts-, Literatur- und Medienwissenschaften mitgewirkt haben. Die Zeitspanne der Beiträge reicht von der antiken Geschichtsschreibung bis zu den massenmedialen Aufbereitungen des Zeitzeugen an der Wende vom 20. zum 21. Jahrhundert. Denn nur im Vergleich der Epochen und Disziplinen lässt sich erkennen, wie sich der Bezug zwischen Gesichte (Gesehenem) und Geschichte verändert.